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German Pages 708 [712] Year 1995
REPERTORIUM DER GRIECHISCHEN CHRISTLICHEN PAPYRI II TEIL 1
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PATRISTISCHE TEXTE UND STUDIEN IM A U F T R A G DER
PATRISTISCHEN KOMMISSION DER AKADEMIEN DER WISSENSCHAFTEN IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
HERAUSGEGEBEN VON
H. CH. BRENNECKE UND E. MÜHLENBERG
BAND 42
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1995
REPERTORIUM DER G R I E C H I S C H E N CHRISTLICHEN PAPYRI II K I R C H E N V Ä T E R - PAPYRI T E I L 1: B E S C H R E I B U N G E N
IM NAMEN D E R PATRISTISCHEN A R B E I T S S T E L L E MÜNSTER H E R A U S G E G E B E N VON
K U R T A L A N D (f) U N D H A N S - U D O ROSENBAUM
WALTER D E GRUYTER · BERLIN · NEW Y O R K 1995
® Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Repertorium der griechischen christlichen Papyri / im Namen der Patristischen Arbeitsstelle Münster hrsg. von Kurt Aland und Hans-Udo Rosenbaum. - Berlin ; New York : de Gruyter. Teilw. hrsg. von Kurt Aland. - Literaturangaben NE: Aland, Kurt [Hrsg.] 2. Kirchenväter-Papyri. Teil 1. Beschreibungen . - 1995 (Patristische Texte und Studien ; Bd. 42) ISBN 3-11-006798-6 NE: GT
ISSN 0553-4003 © Copyright 1995 by Walter de Gruyter & Co., 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin
In piam memoriam Kurt Aland (28.3.1915 - 13.4.1994) Am 13. April 1994 hat der Tod Prof. D. Kurt Aland, D.D., D.Litt. die Leitung der Patristischen Arbeitsstelle und die Aufsicht über das Repertorium der griechischen christlichen Papyri für immer aus der Hand genommen. Kurt Aland starb ohne vorangehendes Siechtum, ohne langes Leiden. Das war der einzige Trost in unserer Trauer; denn trotz seines hohen Alters kam sein Tod für alle, die ihm näher standen, völlig überraschend. Bis zuletzt hatten die geistige Frische und der wissenschaftliche Tatendrang ihn nicht verlassen. Sinnfällig bezeugt das die über die Jahrtausendgrenze noch ein gutes Stück hinausreichende Planung für die Fortführung des Repertoriums, die er 14 Tage vor seinem Hinscheiden der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften auf deren Aufforderung hin zugesandt hatte. Die Gebrechen des Körpers, die sich als Tribut an das Alter auch bei ihm gelegentlich bemerkbar machten und meist mit den Folgen seiner im 2. Weltkrieg erlittenen Verwundungen in Zusammenhang standen, hat er nach Kräften ignoriert oder zu verbergen getrachtet. Nie hat er ihnen erlaubt, daß sie Herr über sein Planen und Handeln wurden. Sein Schaffen hat sich in viele Richtungen erstreckt: Es reichte von der Textkritik des Neuen Testaments (die in der Herstellung des Textes für die 26. und 27. Auflage des Nestle-Aland gipfelte), der Bereitstellung von Hilfsmitteln für eine Philologia Sacra, die sich hinter ihrer profanen Schwester nicht sollte verstecken müssen (Vollständige Konkordanz zum Neuen Testament, grundlegende Neubearbeitung des Wörterbuchs zum Neuen Testament von Bauer, die soeben in 2. Auflage erschienene sog. Kurzgefaßte Liste der Griechischen Handschriften des Neuen Testaments, das Repertorium der griechischen christlichen Papyri, Bd. I: Biblische Papyri und die 4 Bände über Text
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In memoriam K. Aland
und Textwert der griechischen Handschriften des Neuen Testaments, um wenigstens die umfangreichsten Arbeiten zu nennen) über die Erforschung der Alten Kirchengeschichte, der Kirchengeschichte der Reformationszeit, die Anfänge des Pietismus und des Luthertums in Amerika (Mühlenberg-Ausgabe) bis hin zu Fragen der deutschen Literaturgeschichte, wo ihn vor allem Thomas Mann zur Beschäftigung reizte. Wie die seinen „Supplementa" (Berlin, 1993) beigegebene Bibliographie zeigt, hat Kurt Aland ein wissenschaftliches Werk hinterlassen, das weit über 500 Titel umfaßt. Und doch war das keineswegs diffuse πολυπραγμαχεία, denn zumindest Alands großen Schriften ist eine übergreifende Thematik gemeinsam: die Frage nach den Anfängen. Der Anfang von Entwicklungen war das, was Kurt Aland immer am meisten fasziniert hat. Das zeigt sich nicht nur bei seiner Suche nach dem Urtext des Neuen Testaments, sondern zum Beispiel auch bei der Behandlung der Anfänge der Kindertaufe, der Untersuchung über die Grundlagen des Verhältnisses von Kirche und Staat, der leidenschaftlichen Diskussion über die Initia Lutheri sowie der Edition der Pia Desideria Speners als der Grundurkunde des Pietismus und die Herausgabe der Briefe Mühlenbergs als Zeugnisse für die Anfänge des Luthertums und die „Ecclesia plantanda" in Nordamerika. Diese Reihe ließe sich fortsetzen mit der Wessenberg-Ausgabe und dem Dokumentationsband über die Kirche nach dem (II. Vatikanischen) Konzil, die deshalb noch genannt seien, weil sie zugleich sein Interesse für den Neubeginn von Entwicklungen und die Weite seines Blicks über den Tellerrand der eigenen Konfession hinaus bezeugen. Dieses Interesse an den Anfängen war letztlich auch das Agens und der leitende Gesichtspunkt für die detaillierte Erfassung der frühen Papyrusüberlieferung der Kirchenväter, wie sie in diesem Band vorgelegt wird. Diese Arbeit lag Kurt Aland immerhin so sehr am Herzen, daß er die Beaufsichtigung des Projekts, die mit einer Menge „leidigem Papier- und Verwaltungskram" verbunden war, und die Leitung der Patristischen Arbeitsstelle Münster, deren Ausstattung auf einen Gelehrten und Wissenschaftsorganisator seines Zuschnitts keine besondere Anziehung ausgeübt haben kann, auch nach seiner Emeritierung nicht aus der Hand gegeben hat. Für diese Jahrzehnte einer gedeihlichen Zusammenarbeit bin ich ihm herz-
In memoriam Κ. Aland
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lieh dankbar, vor allem dafür, daß er mir bei der Erarbeitung und Anfertigung des Bandes von der Heuristik bis zur drucktechnischen Gestaltung, die in der Arbeitsstelle selbst durchgeführt wurde, freie Hand gelassen hat und steuernd nur dann eingriff, wenn er darum gebeten wurde (was freilich mit Regelmäßigkeit geschah, denn wer wird ohne Not auf den erfahrenen und dazu noch bequem zugänglichen Rat einer solch allseits anerkannten Kapazität verzichten wollen). Als der immer unzeitige Tod Kurt Aland die Leitung aus der Hand nahm, lag der Band zu einem Drittel in einer ersten Druckfassung vor; er fand an ihm „nichts auszusetzen", und jeder, der ihn näher gekannt hat, wird wissen, daß damit aus seinem Munde ein hohes Maß von Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht war, denn daß er „nicht genug loben könne", hat er aus Anlaß seines 75. Geburtstages selbst als sein größtes Manko bezeichnet. Die restlichen zwei Drittel bedurften noch der Korrektur, mit der Erstellung der Register war gerade begonnen worden; von den Nachträgen zu Band I, die zusammen mit den Registern den zweiten Halbband ausmachen sollten, existierten zwei Drittel eines Rohmanuskripts. Die Abfassung der Einleitung für Band II hatte Prof. Aland sich selbst vorbehalten. Aber außer einem Zettel, auf dem er sich in seiner winzigen Schrift ein paar Gesichtspunkte für seine (in Gedanken sicher schon sehr viel weiter fortgeschrittenen) Ausführungen notiert hatte („1. Patristiker und Papyrologen gegenüber Pap. - Brückenfunktion des Bandes. 2. Neue Papyri seit 1945. 3. Zeitlich besonders nahe Pap. an den KV. 4. Spez.: besonders wichtige. 5. Editionen z.T. alt, infolgedessen manche Änderungen (Fotos!) - Beispiele. 6. Aber auch sonst. Änderungen - Beispiele; Handbuch(l). 7. Anlage der Beschreibungen. 8. II 2"), ist in seinen nachgelassenen Papieren nichts gefunden worden. Daß dieser Zettel das Abdeckblatt einer Zigarrenkiste war, wird die wenig wundern, die seine Leidenschaft für eine gute Zigarre und seine Sparsamkeit bei Dingen des täglichen Bedarfs gekannt haben. Natürlich werden die aufgeführten Gesichtspunkte bei der Erstellung der Einleitung die gebührende Berücksichtigung finden, stellen sie doch für diesen Band den letzten Ratschlag
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In memoriam Κ. Aland
jenes Mannes dar, der nicht nur der „Chef der Arbeitsstelle, sondern auch mein Lehrer und, was mir mehr ist als all dies, ein väterlicher Freund und Ansprechpartner in allen Wechselfällen des Lebens gewesen ist. Möge er die Ruhe finden, die ihm glaubend vor Augen war, als er vor Jahren Hebräer 4,9-10 als das Schriftwort aussuchte, das ihn auf seinem letzten Gang begleiten sollte. Münster, den 13.4.1995
Hans-Udo Rosenbaum
Vorwort Ein Band wie dieser kann nur mit einem Dank beginnen. Denn wer sich vornimmt, ein Repertorium zu erstellen und dabei jedes aufgelistete Stück in vollem Umfang wenigstens im Foto vorher in Augenschein genommen haben will, muß die Unterstützung vieler in Anspruch nehmen. Die Liste der Institutionen, denen hier für Hilfe zu danken wäre, dürfte sich von dem Verzeichnis der Aufbewahrungsorte nur in wenigen Punkten (die im Beschreibungsteil jeweils näher gekennzeichnet sind) unterscheiden. Ich bitte all diese Einrichtungen und ihre Mitarbeiter um Verzeihung, wenn ich ihnen meinen Dank an dieser Stelle nur summarisch ausspreche. Daß ohne ihre Mithilfe das Ziel einer autoptischen Berichterstattung nicht einmal hätte angestrebt werden können, werden sie selbst leicht ermessen und ihren Anteil am Zustandekommen dieses Bandes entsprechend hoch einschätzen. Darüber hinaus hat es (in diesen Institutionen, aber auch außerhalb) einzelne gegeben, deren Hilfsbereitschaft und tatkräftige Unterstützung jedes (ich wage nicht zu sagen normale) Maß so weit übertraf, daß es nicht nur unhöflich, sondern auch unredlich wäre, ihren besonderen Anteil an diesem Buch unerwähnt zu lassen. Da ich indessen vermeiden möchte, daß einer von ihnen auf den falschen Gedanken kommt, bei der Reihenfolge der Namen könne es sich auch um eine Rangfolge handeln, ordne ich meine Danksagungen nach geographischen (und innerhalb dieser Bereiche nach alphabetischen) Kriterien und beginne aus Gründen der Höflichkeit bei jenen, die ihre Wirkungsstätte außerhalb von Deutschland haben. Zu großem Dank verpflichtet bin ich Herrn Charles Astruc, dem „Conservateur en chef" der Bibliothèque Nationale in Paris. Jeder, der sich die Beschreibungen der Pariser Papyri in diesem Band ansieht, besonders aber die von KV 20 und KV 67, wird angesichts der komplizierten Zuordnungsverhältnisse schnell ermessen, welches Maß an geduldiger Erklärungsbereitschaft (und wieviele Briefe) hier nötig waren, bis das Ergebnis (wie ich hoffe) einigermaßen klar und einsichtig war. Besonderen Dank schulde ich auch Herrn Prof. Roger S. Bagnali, dem es
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durch sein tatkräftiges Einschreiten vor Ort nicht nur gelang, uns das Photo eines (nach Aussage der Bibliothek nicht auffindbaren) Papyrus zu beschaffen, sondern der für uns auch den KV 48 inspizierte und analysierte und uns auf diese Weise half, unsere Theorie über den Rotulus-Charakter dieses Stückes zu verifizieren. Voller Dankbarkeit sind wir auch gegenüber Herrn Dr. Hans Braun, dem Direktor der Fondation Bodmer und Herrn Prof. Rodolphe Kasser, die uns ihre Ressourcen, wo immer möglich, zur Verfügung gestellt haben und unsere Anfragen mit Engelsgeduld und großer Akribie zu beantworten wußten. Wenn der schwierigere Codex-Aufbau von KV 55 + KV 58 + KV 84 + 0205 jetzt als einigermaßen geklärt betrachtet werden kann, so ist das, wie im KV 55 die Anmerkungen 5 und 10 - 12 deutlich machen, vorrangig ihr Verdienst. Ganz außerordentliche Verdienste um das Repertorium hat sich auch Herr Prof. Adam Bülow-Jacobsen erworben. Obwohl durch seine Unesco-Mission in Kairo (vgl. ZPE 56, 1984, ρ 139) arbeitsmäßig stark belastet, fand er doch die Zeit, für uns die bis dato unzugänglich gebliebenen Orígenes-Papyri aus dem Turafund zu photographieren und uns über den Erhaltungs- und Aufbewahrungszustand einiger Didymus-Papyri Kenntnis zu geben. Er hat damit für unsere Beschreibungen von KV 63, KV 70 und KV 73-75 erst die Grundlage geschaffen, obwohl zuzugeben ist, daß gerade die Edition der Tura-Papyri im Normalfall so mustergültig ist, daß nur an wenigen Stellen Änderungen oder Ergänzungen nötig wurden. Auch Herrn Prof. Antonio Carlini möchten wir auf diesem Wege für seine stete Hilfsbereitschaft, vor allem im Zusammenhang mit den Hermas-Papyri, für die er in ganz besonderer Weise kompetent ist, unseren herzlichen Dank aussprechen. Oft setzte er uns in den Besitz seiner Artikel und Beiträge, noch bevor sie erschienen waren. Unserer Arbeit hat er auf diese Weise sehr genützt. Seine unermüdliche Hilfsbereitschaft uns gegenüber hat auch Herr Dr. Revel Coles oft unter Beweis gestellt. Er half nicht nur mit Photos aus, wo andere Quellen versagten, sondern wußte auch in uns aussichtslos scheinenden Situationen oft einen Rat, der unsere Bemühungen dann schließlich doch ans gewünschte Ziel brachte. Auch ihm gebührt daher ein herzliches Dankeschön.
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Durch außergewöhnliche (sich über Jahrzehnte erstreckende) Großzügigkeit in der Zugänglichmachung ihrer großen Schätze ist uns die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien im Gedächtnis geblieben. Sie hat uns im Jahre 1973 nicht nur für 14 Tage den Zugang zu allem geöffnet, was wir zu sehen wünschten, und uns darüber hinaus mit herzlicher Gastfreundschaft bedacht (ein besonderer Dank gebührt hier Herrn Michael Fackelmann), sondern uns darüber hinaus im Anschluß an unseren Besuch mit Photos all jener Stücke versehen, die für diesen Band und die folgenden Bände von Interesse waren. Wir danken Frau Prof. Helene Loebenstein, seiner Zeit Direktorin der Papyrussammlung, für dieses außerordentliche Entgegenkommen auch an dieser Stelle von ganzem Herzen. Daß Herr Prof. Hermann Harrauer Frau Loebensteins Nachfolge nicht nur im Amt, sondern auch in der freundlichen Behandlung unserer Anfragen angetreten hat, sei ebenfalls dankbar vermerkt. Und daß dieser Geist nicht nur auf die Leitung der Papyrussammlung beschränkt ist, hat sich erst jüngst in der Korrespondenz mit Herrn Dr. Diethart auf die erfreulichste Weise bestätigt. Einen lang geschuldeten Dank möchten wir auch Herrn Professor Manfredo Manfredi vom Istituto Papirologico «G. Vitelli» an dieser Stelle abstatten, der für uns zu einer Zeit, als das Repertorium noch in den allerersten Anfängen steckte, die ersten Beschreibungen gegengelesen und mit sehr hilfreichen Kommentaren versehen hat und uns auch später durch die Bereitstellung von Photos (vor allem die PSI-Papyri betreffend) immer wieder zur Dankbarkeit verpflichtet hat. Unseren Dank hat auch Herr Prof. Albert Pietersma verdient, der uns nicht nur seine Arbeiten an den Papyri der Chester Beatty Library in Dublin geraume Zeit vor Drucklegung zugänglich machte, sondern vorübergehend auch die Photos der von ihm ans Licht gebrachten bzw. identifizierten Stücke zur Verfügung stellte, so daß wir unsere Arbeit an diesen Beschreibungen viel früher und auf sehr viel breiterer Basis beginnen konnten, als das sonst möglich gewesen wäre. Als letztem in dieser Abteilung möchten wir schließlich Herrn William Voelkle, seiner Zeit Associate Curator of Medieval and Renaissance Manuscripts in der Pierpont Morgan Library, unseren Dank aussprechen: er hat uns
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nicht nur die gewünschten Fotos der Colt-Papyri (vgl. K V 28) beschafft, sondern in einem zusätzlichen Arbeitsgang mit größter Genauigkeit die in der Edition fehlenden Maßangaben am Original ermittelt und mitgeteilt. Wenn ich den großen Dank, den ich Herrn Prof. Koenen für Kritik und Hilfe (ausdrücklich für beides) schulde, an dieser Stelle einbringe, so hat das einen einfachen Grund: Dem geographischen Ort seiner Tätigkeit nach gehört er offenkundig in den ersten Abschnitt, seiner landsmannschaftlichen Zugehörigkeit nach unzweifelhaft in den zweiten. So schien der Platz „in between" der angemessene zu sein, um für die zahllosen Informationen und sonstigen Hilfestellungen zu danken, mit denen er unser Unternehmen seit 1980 immer wieder begleitet hat. Ich hoffe, er findet, daß sich sein Aufwand gelohnt hat. In der einheimischen Abteilung haben vor allem Mitglieder des Herausgeberkreises der ZPE in mancherlei Hinsicht den Nachweis geliefert, daß die seit 1971 das Titelblatt der ZPE zierende Widmung «papyrologorum amicitiae et stelocoparum» keine leere Floskel ist: Dem Alphabet folgend ist hier als erstem Herrn Prof. Dieter Hagedorn zu danken, der die Freundlichkeit hatte, das Manuskript gewissermaßen im Rohzustand zu begutachten. Etliche Verbesserungen und Ergänzungen sind ihm zu verdanken, und auch die Anregung, den Beschreibungen grundsätzlich einen Abschnitt F: (= publizierte Fotos) hinzuzufügen, geht auf ihn zurück. Seine empfehlende Stellungnahme hat uns darüber hinaus sehr ermutigt und uns an einer Reihe von Stellen zu einer nochmaligen Überarbeitung motiviert. Daß wir seiner Skepsis gegen unsere Deutung der Lücken in K V 11 (vgl. K V 11, Anm. 47) nicht gefolgt sind, möge er uns verzeihen. Dieses widerborstige Verhalten ändert nichts an'der herzlichen Dankbarkeit, die wir für seine Unterstützung hegen. Zu ganz besonderem Dank sind wir auch Herrn Prof. Reinhold Merkelbach verpflichtet. Die Liberalität, mit der er uns in seiner damaligen Funktion als Leiter des Instituts für Altertumskunde in Köln nicht nur die gesamten Tura-Bestände des Instituts zugänglich machte, sondern auch Photos anderwärts gelagerter Tura-Papyri leihweise zur Verfügung gestellt hat, hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hinzu kamen wertvolle Anregungen (wie e t wa die, seltene Orthographica und Nomina sacra mit Stellenangaben zu zitieren), die wir damals umso bereitwilliger aufgenommen und befolgt haben, als
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wir noch ziemlich am Anfang unserer Beschreibungen standen. Seine Großzügigkeit ist allenfalls mit jener zu vergleichen, die wir in Wien erfahren haben. Daß dieser Geist sich offenbar von Generation zu Generation vererbt hat, haben wir schließlich noch am Beispiel von Frau Prof. Bärbel Kramer e r fahren dürfen, die uns ohne jedes Zögern ihre Photos von KV 16 und 64 (offenbar die einzig existierenden) zur Verfügung stellte und unsere Anfragen derart freundlich und wohlwollend beantwortete, daß wir uns durch den Briefwechsel mit ihr in unserer Arbeit sehr bestärkt gefühlt haben. Zu danken haben wir daneben auch den Herren Dr. Günter Pöthke und Dr. habil. Kurt Treu(t), die uns in einer Zeit, in der das nicht ganz einfach und nicht unbedingt ungefährlich war, mit Photos aus Jena und dem Osten Berlins versorgt und unsere Anfragen mit Akribie und Langmut beantwortet haben; ein sprechendes Beispiel dafür bietet KV 78, Anm. 4. Damit kommen wir gewissermaßen zum innersten Kreis derer, die unseren Dank verdient haben. Ihr Anteil wird leider häufig unterschätzt, weil solcher Beistand im Normalfall schneller erreichbar ist und daher oft als alltäglich und selbstverständlich empfunden wird. Dem möchten wir mit Nachdruck entgegentreten und sprechen daher gerade diesen Personen und Institutionen einen ganz besonders herzlichen Dank aus: An erster Stelle danken wir der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, daß sie das Projekt eines Repertoriums der griechischen christlichen Papyri in ihr Programm übernommen und so die Durchführung überhaupt erst ermöglicht hat. Daß es ihr Ende 1994 möglich war, das Unternehmen und den Abschluß des Bandes durch die Wiederzuweisung einer studentischen Hilfskraftstelle und durch Bereitstellung von Finanzmitteln für die Aktualisierung der technischen Ausstattung und der Bibliothek zu fördern, ist mit Dankbarkeit zur Kenntnis genommen worden, und daß dies zu einem Zeitpunkt geschah, als die Arbeitsstelle nach dem Tode von Herrn Prof. Aland der Leitung beraubt war, ist als ermutigendes Signal für die künftigen Bände von mir mit besonderer Dankbarkeit registriert worden. Wir danken der Patristischen Kommission der Akademien der Wissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, daß sie unsere Arbeit 1992 durch einen Zuschuß zu einem Werkvertrag unterstützt und den Band W93 für ihre
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Reihe der Patristischen Texte und Studien angenommen hat. Wir danken dem Verlag Walter de Gruyter nicht nur dafür, daß er einen namhaften Betrag bereitgestellt hat, damit die schwierige Drucklegung in der Arbeitsstelle selbst erledigt werden konnte, sondern auch dafür, daß er nach dem Tode von Herrn Prof. Aland auch die dadurch entstandenen Verzögerungen geduldig ertragen hat. Unser Dank gilt auch der Münsteraner Forschungsstelle Gregor von Nyssa, die uns für die Beschreibung und die Überprüfung der Verfasserfrage bei KV 27 ihr (z.T. noch unpubliziertes) Lexikonmaterial zugänglich gemacht hat, und ihrem Leiter, Herrn Prof. Wolf-Dieter Hauschild, der mit Anfang dieses Jahres auch die Leitung der Patristischen Arbeitsstelle und damit die Verantwortung für den weiteren Fortgang des Repertoriums übernommen hat. Zu danken habe ich ferner Herrn Priv. Doz. Peter Pilhofer, der mehrfach Identifizierungsversuche für uns übernommen hat und in einem Fall (vgl. KV 9a) zu unserer beider Freude auch erfolgreich war. Anlaß zum Danken habe ich auch gegenüber meinen studentischen Mitarbeitern, die mir seit Beginn der Arbeit an Bd. II des Repertoriums als Hilfskräfte oder „Werkverträgler" helfend zur Seite gestanden haben. Zu nennen sind hier Siegfried Fels (1979-80), Dirk Backendorf (1979-80), Uwe Schmidt (1979-82), Christa Klingenberg (1979-82), Susanne Schinck (1981-85), Ute Hagemann (1981-85), Werner Dresken (1985-86), Sven Quitkat (1985-86), Mathias Glaser (seit 1995) und Stefan Tütken (seit 1995) als studentische Hilfskräfte, sowie Dr. Beate Czapla (geb. Hintzen), die per Werkvertrag die redaktionelle Überarbeitung der fertigen Manuskriptteile (und die Bearbeitung der Nachträge für Bd. II 2) übernommen hatte und Thorsten Müller, der auf derselben Rechtsgrundlage das Rohmanuskript in den Computer eingegeben und so de facto die Drucklegung besorgt hat. Sie alle haben ihre Aufgabe getreulich erfüllt, manchmal sogar über das vereinbarte Maß und das Vertragsende hinaus. In diesem Zusammenhang muß ich auch meine Tochter Andrea erwähnen, die mir nicht nur bei Computer-Fragen mit Rat und häufig auch mit Tat zur Seite gestanden hat, sondern 1993 innerhalb kürzester Frist auch erhebliche Teile des Manuskripts, das der Kommission zur Begutachtung vorgelegt
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werden sollte, (in Heimarbeit und ohne jede Gegenleistung) erneut abgeschrieben hat, weil es infolge der vielen Korrekturen und Nachträge, die sich im Laufe der Jahre ergeben hatten, für einen Gutachter sonst nicht zumutbar gewesen wäre. Mein ganz spezieller Dank aber gilt dem Institut für neutestamentliche Textforschung, seinen Mitarbeitern (vor allem Frau Dr. Köster, Herrn Mink und Herrn Welte, die mir geholfen haben, wo immer sie konnten) und ganz besonders seiner Leiterin, Frau Prof. Barbara Aland. Ihr danke ich für eine sich über viele Jahre erstreckende, freundschaftliche Unterstützung des Repertoriums in materieller und ideeller Hinsicht. Bereitwillig erlaubte sie der Arbeitsstelle die Mitbenutzung der technischen Gerätschaften des Instituts, ohne die unsere Arbeit oft gar nicht hätte in Angriff genommen werden können; das gilt vor allem für die Fotoausrüstung, deren Benutzung die Grundlage für die Erstellung eines Teils unserer umfangreichen Fotosammlung war (vgl. den Tätigkeitsbericht der Arbeitsstelle im Jahresbericht der Heidelberger Akademie für 1990, ρ 108), das gilt aber auch für die Kopiergeräte und Buchbindeeinrichtungen, die uns bei der Erstellung unserer Fachbibliothek zur Papyruskunde sehr gute Dienste getan haben; und schließlich gilt das auch für den Computerbereich, wo das INTF mit ihrer Billigung mehrfach Textidentifizierungsversuche für uns durchgeführt hat. Auch die Archivalien und Unterlagen des Instituts haben uns im Bedarfsfalle ohne jeden bürokratischen Aufwand zur Verfügung gestanden. Überhaupt hat sie unsere Arbeit stets mit lebhaften Interesse verfolgt und durch fachlichen Rat unterstützt. Für all dies gebührt ihr aufrichtiger Dank. Daß ich im Gegenzug in einigen schwierigen Fällen bei papyrologischen Unternehmungen des Instituts mit meinem Erfahrungsschatz habe raten und helfen können, macht mir die Last der abzutragenden Dankesschuld etwas leichter. In allen anderen Fällen muß ich darauf vertrauen, daß die Helfer und Förderer ihre Bemühungen durch den Band selbst belohnt sehen: Multis adiumento sit, quod adiutaverunt multi! Münster, den 21.4.1995
Hans-Udo Rosenbaum
Inhaltsverzeichnis
In piam memoriam Kurt Aland
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Verzeichnis der Abkürzungen I. Biblische Bücher IL Allgemeines III. Inventare IV. Literatur
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Einführung I. Funktion, Anlage und Gestaltung XLIII 1. Die Auswahlkriterien XLIII 2. Die Form der Darstellung L 3. Das Schema der Beschreibungen LI 4. Die Anwendung des Schemas LUI a) Die Abschnitte 1+2 LIII - Die Ordnungskriterien LIII - Sonderfälle und Ausnahmen LIV - Schwierigkeiten LV - Nachträge (a- und b-Nummern) LVII - Sonstige Angaben und Verweise in der Sigelzeile . . LVIII - Zur sprachlichen Gestaltung LVIII b) Die Abschnitte 3 - 7 LIX c) Die Abschnitte 8 - 2 0 LXIII
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Inhaltsverzeichnis
5. Die weitere Planung II. Zum Inhalt 1. Neue Texte und Kontexte, Korrekturen und Ergänzungen a) Neue Texte b) Neue Zusammenhänge c) Berichtigung edierter Texte d) Ergänzungen 2. Bedeutung der KV-Papyri für Textüberlieferung und Textverständnis a) Didymus und Orígenes - Der Turafund Didymus Orígenes b) Melito c) Hirte des Hermas Fundüberlieferung Redaktionsgeschichtliche Fragen im Spiegel der Papyri Überlieferungsgeschichtliche Probleme und Besonderheiten Seitenzählung in den Hermas-Papyri d) Andere Autoren III. Notabiliora 1. Autoren 2. Datierungen 3. Fundorte 4. Überlieferungsformen a) Rolle b) Einzelblatt c) Codex 5. Orthographica, Nomina sacra 6. Besonderheiten
LXV LXVII LXVIII LXVIII LXX LXXII LXXIV LXXV LXXV LXXV LXXVIII LXXXIII LXXXV LXXXV LXXXVIII XCIV XCVII XCVIII CVI CVI CX CXIII CXV CXVI CXVIII .CXVIII CXXVI CXXVII
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Beschreibungen der KV-Papyri [-] Alexander IL, Osterfestbrief (verweis) 1. Alexandrinische Weltchronik [A] Moskau, Puschkin Museum / Staatliches Museum der bildenden Künste, Inv. Nr. (Golenischtschew) 310 [Β] Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. Κ 11630 [392 - VIII. Jhdt.; wahrscheinlich V I M ] 2. Aristides, Apologie 5, (3) 4; 6,1-2 Oxford, Ashmolean Museum, P. Oxy. XV 1778 [IV. Jhdt.] 3. Aristides, Apologie 15, (5) 6 - 16,1 London, British Library, Inv. Nr. 2486; P. Lond. Lit. 223 [IV. Jhdt.] 4. Barnabasbrief 9,1-6 Florenz, Biblioteca Laurenziana, PSI VII 757 [III.-V. Jhdt.] [-] Barnabasbrief 6,10 ( v e r w e i s ) 5. Basilius von Caesarea, aus den Briefen 5. 6. 293. 150. 2 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 6795; BKT VI, i n [IV.-V. Jhdt.] 6. Basilius von Caesarea, In hexaemeron II 1 Paris, Sorbonne, Inv. Nr. 2131; P. Rein. II 62 [V. Jhdt.] 7. Basilius von Caesarea, (Erotapokriseis) Regulae brevius tractatae Oxford, Ashmolean Museum, P. Ant. III 111 [VI.-VII. Jhdt.] 8. Basilius von Seleucia, Homilie XXII Florenz, Istituto Papirologico >G. Vitellk, PSI XV 1453 [V.-VI. Jhdt.] [-] Benjamin I., Osterfestbrief ( v e r w e i s )
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[9.] Clemens Alexandrinus (?), Über die Prophetie (?) Washington, Smithsonian Institution, Freer Gallery of Art Washington MS V [III.-IV. Jhdt.] 9a. [A] Clemens Alexandrinus, Stromata VI 8, 65, 2-3
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von anderer Hand:
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H
10.
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12.
[Β] Johannes Chrysostomus, In illud: Domine non est in homine (Jer. 10,23) cap IV = KV 50a [C] Clemens Alexandrinus, Stromata VI 8, 69, 2-3 + VI 8, 70, 2+4 [Auszüge] = KV 9b Köln, Institut für Altertumskunde, Inv. Nr. 1763, P. Köln 7. 297 IlV. Jhdt. für [A] / V. Jhdt. für [B]+[C]] 40 Clemens Alexandrinus, Stromata VI 8, 69, 2-3 + VI 8, 10, 2+4 [Auszüge] = KV 9a [C] [V. Jhdt.] 46 Clemens Romanus, Ad Corinthios I 4 8 , 5 + 6 ( v e r w e i s ) 47 Cyrill von Alexandria, De adoratione in spiritu et veritate, Buch V I I E - I X A [A] London, University College, P. Cyrill [B] Paris, Musée du Louvre, E 10295 [C] Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G. 19899 - 19908; MPER NS IV 53 [D] Dublin, Trinity College, Select Box Inv. 99 + 100 [VI.-VIII. Jhdt.] 48 Didymus der Blinde, Kommentar zu Genesis 1,1 - 17,6 [A] Kairo, Ägyptisches Museum SR Nr. 3728 [B] Privatbesitz [VI.-VII. Jhdt.] 57 Didymus der Blinde, Kommentar zu Psalm 20,1-31,3b; 32,14a-35,13b; 36,9a-36,12b; 36,21-24b; 36,28-44,4a [A] Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, sine numero [Β] Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [C] Köln, Institut für Altertumskunde, P. Colon, theol. 1 + 53-60
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[D] London, British Library, P. 2921A-D [E] USA [VI.-VII. Jhdt.] 13. Didymus der Blinde, Kommentar zu Ecclesiastes 1,1-2,14; 3,1-4,12; 5,8-6,6.11-12; 7,1-8,8; 9,8-10,20; 11,1-12,6 [A] Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [Β] Köln, Institut für Altertumskunde, sine numero [C] Mailand, Univ. Statale, Istituto di Papirologia, inv. 1095 [VI. Jhdt.] 14. Didymus der Blinde, Kommentar zu Hiob 1,1-6,29; 7,20-8,21; 9,10-15,22; 15,26-16,2 [A] Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [B] Köln, Institut für Altertumskunde, P. Colon, theol. 52 [VI. Jhdt.] 15. Didymus der Blinde, Kommentar zu Sacharja 1,1 - 14,21 [A] Kairo, Ägyptisches Museum [Β] Köln, Institut für Altertumskunde, P. Colon, theol. 2 [C] Privatbesitz [VI.-VII. Jhdt.] 16. Didymus der Blinde (?), Aus dem Johanneskommentar, Über Joh. 6,3-33 Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [VI. Jhdt.] 17. Didymus der Blinde, Protokoll eines Dialogs mit einem Ketzer Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [VI. Jhdt.] [18.] Didymus der Blinde (?), Christologisches Werk Gießen, Universitätsbibliothek, Inv. Nr. 272; P. land. V 69 [IV. Jhdt.] [-] Dioscorus von Aphrodito ( H i n w e i s ) 19. Dorotheus, Visio 1-343 Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XXIX [IV.-V. Jhdt.]
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19a. Dorotheus, Ad Abraham Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XXX [IV.-V. Jhdt.] 20. Ephraem, Sermo in pulcherrimum Joseph Paris, Bibliothèque Nationale, Suppl. Gr. 1379 [VI.-VII. Jhdt.] 21. Euseb von Caesarea, Historia ecclesiastica IV 7,9; 8,2-5; 10; 11,1-2 + 9 +11-12; 13,8-14,1 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29278a b; P. Rainer Cent. 30 [VI.-VII. Jhdt.] 22. Euseb von Caesarea, Historia ecclesiastica VI 43,7-8.11-12 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 17076 [III.-IV. Jhdt.] [23.] Euseb von Caesarea, Vita Constantini, II 26E - 29A London, British Library, Inv. Nr. 878 verso [IV. Jhdt.] [24.] Euseb von Caesarea, Brief an Karpian; Kanonstafeln New York, Metropolitan Museum of Art, 14.1.198-9; P. Mon. Epiph. 584 [VI.-VII. Jhdt.] [-] Euseb von Caesarea, Praeparatio evangelica VI 11,46; 50-51 [=KV 6 0 ] (Verweis)
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171
197
199
201
204 205
25. Gregor von Nazianz, Briefe 80 + 90 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29788 Β [V.-VI. Jhdt.] 206 25a. Gregor von Nazianz, Oratio 28 (Theologica Ii), 21,25-31; 28. 23,18 - 24,4 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29407 [V. Jhdt.] 210 26. Gregor von Nyssa, Anthologie aus der Vita Mosis Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 5863; BKT VI, i v [V.-VII. Jhdt.] 214
Inhaltsverzeichnis
XXIII
[27.] Gregor von Nyssa (?), (?) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 19935 [VI.-VII. Jhdt.] 28. Pseudo-Gregorius Thaumaturgus, XII capita de fide New York, Pierpont Morgan Library, P. Ness. II 9 [VII. Jhdt.] 29. Hirte des Hermas, Visiones, Mandata, Similitudines (frr) New York, Pierpont Morgan Library, Pap. G 190, P. Amherst II 190 [V.-VI. Jhdt.] 30. Hirte des Hermas, Visiones I 1,1-111 13,4 Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XXXVIII [IV.-V. Jhdt.] 31. Hirte des Hermas, Visio V 5 + 7 Birmingham, Central Library of the Selly Oak Colleges, Inv. Nr. 22a; P. Harr. I 128 [V. Jhdt.] 32. Hirte des Hermas, [A] Mandata V 3 - VI 2 Oxford, Asmolean Museum, Inv. Nr. 48 5B.107/D; P. Oxy. L 3526 [B] Similitudines II 4-10 London, British Library, Inv. Nr. 2067; P. Oxy. IX 1172; P. Lond. Lit. 224 [IV. Jhdt.] 33. Hirte des Hermas [fr A] Mandatum VIII 9-10; 11-12; [fr B] Similitudines V 7,3-4; VI 1,2-4; [fr C] Unidentifizierter Text Prag, Staatsbibliothek, P. Wessely Pragenses Gr. II 516 + Gr. III 1228 + Gr. IV 164 = P. Prag. I 1 [IV.-V. Jhdt.]
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XXIV
Inhaltsverzeichnis
34. Hirte des Hermas, Mandata II 6 - III 1 Ann Arbor, University of Michigan, Inv. Nr. 44-H; P. Mich. II 130 [II.-III. Jhdt.] 35. Hirte des Hermas, Mandata IV 4,4 - V 1,2; V 1, 3-4 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 5104 [V. Jhdt.] 36. Hirte des Hermas, Mandata XI 19-21 + XII 1, 2-3 Gießen, Universitätsbibliothek, Inv. Nr. 45; P. land. I 4 ferste
Hälfte.jy
Μ
]
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280
282
37. Hirte des Hermas, Similitudines II 7-10 + IV 2-5 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 5513; BKT VI, n ι [III.-V. Jhdt.] 285 38. Hirte des Hermas, Similitudines II 8 - IX 5,1 Ann Arbor, University of Michigan, Inv. Nr. 917; P. Mich. II 129 [III. Jhdt.] 289 39. Hirte des Hermas, Similitudo VIII 1, 1-12 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 6789; BKT VI, π 2 [VI. Jhdt.] 298 40. Hirte des Hermas, Similitudo VIII 4, 1-5 + 4,5 - 5,2 Oxford, Ashmolean Museum 40 5B.91/G(a); P. Oxy. L 3527; [III. Jhdt.] 301 41. Hirte des Hermas, Similitudo VIII 6,4 - 7,3 + 7,4 - 8,3 London, British Library, Pap. 2467; P. Oxy. XIII 1599; P. Lond. Lit. 225 [IV.-VI. Jhdt.] 303 42. Hirte des Hermas, Similitudo IX 20,3-4 + 22,1 Oxford, Ashmolean Museum, 39 5B.117/K(l-4)b; P. Oxy. L 3528 [II.-III. Jhdt.] 306 43. Hirte des Hermas, Similitudo X 3,2-5 + 4,3-4 Oxford, Bodleian Library, MS Gr th f 10(P), P. Oxy. III 404 [III.-IV. Jhdt.] 309 Η Hirte des Hermas ( V e r w e i s e + H i n w e i s ) 311
Inhaltsverzeichnis
XXV
44. Hippolyt von Rom (?), Chronik der Weltgeschichte (?) Allentown (USA), Muhlenberg College, P. Oxy. VI 870 [VI. od. VII. Jhdt.] 312 45. Ignatius von Antiochien, Ad Smyrnaeos III 3 - XII 1 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 10581; BKT VI, ι [V. Jhdt.] 314 46. Irenaeus, Adversus haejeses III 9,2-3 Cambridge, University Library, Add 4413; P. Oxy. III 405 [II.-III. Jhdt.] ' 317 47. Irenaeus, Adversus haereses V 3,2 - 12,2 + 12,2 - 13,1 Jena, Philologisches Seminar der Universität, P. Jen. Irenaeus [III.-IV. Jhdt.] 321 48.Isaías Abbas, Oratio IV 6-7 New York, Columbia University, Inv. Nr. 553; P. Col. VIII 192 [V.-VI. Jhdt.] 328 49. Isaias Abbas, Oratio XXI 1 Florenz, Archivio di Stato, Mostra N ° 4 [VI-IX. Jhdt.] 334 [50.] Johannes Chrysostomus, Homilie 29,2 (über Johannes) (Exzerpte) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 26132B (r) [VI. Jhdt.] 337 50a. Johannes Chrysostomus, In illud: Domine non est in homine (Jer. 10,23) cap IV Marginalie, s. unter KV 9a [Β] [V. Jhdt.] 340 51. Pseudo - Johannes Chrysostomus, Homilie über Ps 50 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 6788A [V.-VI. Jhdt.] 341 52. Pseudo - Johannes Chrysostomus, In decollationem Praecursoris Manchester, John Rylands Library, R 55247; P. Oxy. XIII 1603 [V.-VI. Jhdt.] 344 H
Johannes Chrysostomus (?), Homilie (?) P. Antinoopolis III 111 s. KV 7
(verweis)
346
XXVI
Inhaltsverzeichnis
53. Julius Africanus, Kestoi 18 London, British Library, Inv. No. 2040; P. Oxy. III 412 P. Lond. Lit. 174 [III. Jhdt.] 347 [-] Julius Africanus, Kestoi (Hinweis) 351 [53a.] Marceil von Ancyra (?), Aus einem Florilegium (?) San Cugat del Vallès (Barcelona), Seminario de Papirologia de la Facultad Teológica, P. Palau Rib. inv. 68 + 207 [IV.-V. Jhdt.] 352 54. Melito von Sardes, Passahomilie, §§ 1-104 [A] Dublin, P. Chester Beatty XII = Inv. Nr. 167-168; 171-173 [Β] Ann Arbor, University of Michigan, Inv. Nrs. 5553 (a-d) [III-IV. Jhdt.] 359 55. Melito von Sardes, Passahomilie §§ 6-105 Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XIII [III.-IV. Jhdt.] 366 56. Melito von Sardes, Passahomilie §§ 57-63 Oxford, Bodleian Library, MS Gr th d 4 (P); P. Oxy. XIII 1600 [IV.-V. Jhdt.] 383 [57.] Melito von Sardes (?), De veritate (?) Oxford, Ashmolean Museum, P. Oxy. XVII 2074 [V. Jhdt.] 385 58. Melito von Sardes (?), Hymnus zur Ostervigil (?) Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XII [III.-IV. Jhdt.] 387 [59.] Melito von Sardes (?), De prophetia (?) Oxford, Bodleian Library, MS Gr th f 9; P. Oxy. I 5 [III.-V. Jhdt.] 390 60. Orígenes, Genesiskommentar III zu Gen. 1,14 Papyrus Fackelmann 2 [Münster, Institut für neutestamentliche Textforschung, Leihgabe] [IV. Jhdt.] 393 [61.] Orígenes (?), Genesiskommentar (?) zu Gen 1,28
Inhaltsverzeichnis
XXVII
Gießen, Universitätsbibliothek, P. bibl. univ. Giss. 17 [III.-V. Jhdt.] 398 62. Orígenes (?), Genesiskommentar (?), aus Buch VIII (?) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29829 + 29883; [IV.-V. Jhdt.] 402 63. Orígenes, Homilie über 1. Sam. 28,3-25, Auszüge Kairo, Ägyptisches Museum JE 88747, Lage S, ρ 12-14 [VI.-VII. Jhdt.] 408 64. Orígenes (?), Aus einer Homilie über die Stufenpsalmen Kairo, Ägyptisches Museum, sine numero [VI. Jhdt.] 414 65. Orígenes (?), Fragment eines Kommentars zu Joel (?) oder einer Homilie Rochester (USA), Colgate Rochester Divinity School, Ambrose Swabey Library, ohne Nummer, P. Oxy. XIII 1601 [VII.-VIII. Jhdt.] 428 66. Orígenes, Homilienfragment [Ende der 35. Lukashomilie Anfang einer Matthäushomilie (?)] Bologna, Biblioteca Universitaria Pap. 12; Inv. Nr. 122822 P. Bon. I 1 [III. Jhdt.] 431 [67.] Orígenes (?), Homilie zu Joh 3,5 oder 1. Kor 2,13sq (?) [A] Paris, Institut de Papyrologie, Université de ParisSorbonne, Inv. Nr. 828 = P. Bouriant 3 [Β] Paris, Bibliothèque Nationale, Supplément grec nr. 1099 [C] Paris, Bibliothèque Nationale, Fonds copte 135 Β 17 [III.-V. Jhdt.] 434 68. Orígenes (?), Aus den verlorenen Büchern des JohannesKommentars (?) Florenz, Istituto Papirologico „G. Vitelli", PSI inv. 2101 [III. Jhdt.] 446
XXVIII
Inhaltsverzeichnis
69. Orígenes (?), [Evangelien-Kommentar? / Aus den verlorenen Büchern des Johannes-Kommentars? / Psalmen-Kommentar? / Homilie?] London, British Library P. Egerton 3 (= P. Lond. Christ. 2) [III. Jhdt.] 449 70. Orígenes, Römerbriefkommentar, Auszüge aus Tom. V und VI Kairo, Ägyptisches Museum JE 88748, Lage α* und [VI.-VII. Jhdt.] 452 71. Orígenes (?), Fragmente einer Homilie (Ad Pioniam ?) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29832 [IV.-V. Jhdt.] 461 72. Orígenes, De principiis III 1.6+7; III 1.8 Amsterdam, Archaeologisch-Historisch Instituut der Universiteit, Allard Pierson Stichting, Inv. Nr. 194; P. Amst. I 25 [III.-IV. Jhdt.] 464 73. Orígenes, Peri Pascha I + II Kairo, Ägyptisches Museum, JE 88746 [V.-VII. Jhdt.] 467 74. Orígenes, Contra Celsum, Auszüge aus Buch I und II Kairo, Ägyptisches Museum JE 88747, Lagen α, β, γ, 8 (p l - l l ) [VI.-VII. Jhdt.] 481 75. Orígenes, Disputatio cum Heracieida episcopisque collegis de Patre et Filio et anima Kairo, Ägyptisches Museum, JE 88745 [V.-VII. Jhdt.] 505 [76.] Orígenes (?), Aus einer Homilie (?) Chicago, Jesuit-Krauss-McCormick Library BH 88407.1; P. Oxy. III 406 [III. Jhdt.] 517 [77.] Orígenes (??), Onomasticon (Namen, die mit Jota beginnen) Oxford, Ashmolean Museum, Papyrology Rooms; P. Oxy. XXXVI 2745 [III. - IV. Jhdt.] 520
Inhaltsverzeichnis
XXIX
[-] Orígenes ( V e r w e i s ) 522 78. Osterfestbrief Alexander IL, Patriarch von Alexandria 704-729 Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 10677; BKT VI, ν [VIII a . Jhdt. (713, 719 oder 724)] 523 79. Osterfestbrief Benjamin I. (?), Patriarch von Alexandria Köln, Institut für Altertumskunde Inv. 20390, P. Köln 5, 215 [VII. Jhdt.] 530 80. Osterfestbrief (Verfasser ?) Heidelberg, Papyrus Sammlung, Inv G 550 [VII.-VIII.] 535 81. Osterfestbrief (Verfasser ?) London, British Library, Pap. 729, P. Grenfell II 112 [577 oder wahrscheinlicher 672] 537 82. Palladius von Helenopolis, Dialogus de vita S. Joannis Chrysostomi VI 67-72 + 90-94 Manchester, John Rylands Library, P. Rylands III 508 [V. Jhdt.] 542 83. Phileas-Apologie Dublin, Chester Beatty Library, P. Chester Beatty XV P h i l [IV. Jhdt.] 546 84. Phileas-Apologie [A] Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XX [Β] Dublin, Chester Beatty Library, ohne Nummer [IV. Jhdt.] 550 [-] Pseudo - Gregorius Thaumaturgus ( V e r w e i s ) . . . 560 H Pseudo - Johannes Chrysostomus ( v e r w e i s ) 560 85. Romanus Melodus, Die drei Jünglinge im Feuerofen Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29430 [V.-VII. Jhdt.] 561 86. Romanus Melodus, Weihnachtshymnus II ς 3-11 + η lb-7 Amsterdam, Archaeologisch-Historisch Instituut der Universiteit, Allard Pierson Stichting, Inv. Nr. 198; P. Amst. I 24 [VI.-VII. Jhdt.] 563
XXX
Inhaltsverzeichnis
[-] Serapion, Brief ( V e r w e i s ) 568 87. Severus von Antiochien, (Auszug aus) 'Τπαχοή Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 26189 [VI.-VII. Jhdt.] 569 88. Sextussprüche (Auszüge, in christlicher Überarbeitung) San Cugat del Vallès (Barcelona), Seminario de Papirologia de la Facultad Teológica, P. Palau Rib. inv. 225v [IV.-V. Jhdt.] 572 89. Theonas (?), Epistula contra Manichaeos Manchester, John Rylands Library, Gr Ρ 469, P. Rylands III 469 [III. Jhdt.] 575 90. Theophilus, Patriarch von Alexandrien, Περί κατανύξεως Oxford, Ashmolean Museum, P. Oxy. XXXI 2531 [VI. Jhdt.] 578
Abkürzungen I. B I B L I S C H E B Ü C H E R
Altes Testament (Septuagintareihenfolge)
Gen
Genesis
Ex
Exodus
Lev
Leviticus
Num
Numeri
Deut
Deuteronomium
Jos(ue)
Josua
Jud(icum)
Richter
Ruth
Rut
Regn(orum) I - I V
Samuel 1 - 2 ; Könige 1-2
Par(alipomenon) I, II
Chronik 1, 2
E s d r ( a e ) I, II
E s r a ; Nehemia
Est(her)
Ester
Jdt
Judit
Tob (it)
Tobit
Mac(habaeorum) I - I V
Makkabäer 1 - 4
Ps(almi)
Psalmen
Od(ae)
Oden
Prov(erbia)
Sprüche
Eccl(esiastes)
Prediger
Cant(icum)
Hoheslied
Hiob
Hiob
Sap(ientia)
Buch der Weisheit
Sir(acides)
Jesus Sirach
Ps(almi) Sal(omonis)
Psalmen Salomos
Os(ee)
Hosea
Am(os)
Amos
Mich(aeas)
Micha
Joel
Joel
Abd(ias)
Obadja
Jon(as)
Jona
Nah(um)
Nahum
Hab(acuc)
Habakuk
Soph(onias)
Zephanja
Agg(aeus)
Haggai
Zach(arias)
Sacharja
Mal (achias)
Maleachi
Is(aias)
Jesaja
XXXII Ier(emias) Bar(uch) Thr(eni) seu Lam(entationes) Ep(istula) Ier(emiae) Ez(echiel) Sus (amia) Dan(iel) Bel
Abkürzungen Jeremía Baruch Klagelieder Brief des Jeremía Hesekiel Susanna Daniel Bel und D r a c o
Neues Testament Matth (Mt) Mark (Mk) Luk (Lk) Joh (Jh; Johev; Johannesev) Apg Rom 1. 2. Kor Gal Eph Phil Kol 1. 2. Thess 1. 2. Tim Tit Phlm Hebr Jak 1. 2. Petr 1. 2. 3. Joh Jd Apk
Matthäusevangelium Markusevangelium Lukasevangelium Johanne s evange lium Apostelgeschichte Römerbrief 1. 2. Korintherbrief Galaterbrief Epheserbrief Philipperbrief Kolosserbrief 1. 2. Thessalonicherbrief 1. 2. Timotheusbrief Titusbrief Philemonbrief Hebräerbrief Jakobusbrief 1. 2. Petrusbrief 1. 2. 3. Johannesbrief Judasbrief Apokalypse
II. A L L G E M E I N E S
? (?) A a.a.O. Abb. A.D. Anm. AT
keine (ausreichende) Information Zweifel an der Richtigkeit der Angabe Anfang (bei Datierungen hochgestellt) am angegebenen Ort Abbildung Anno Domini Anmerkung Altes Testament
Abkürzungen Β Bd. bes. c. / ca Cod(d) col(l) Diss. E ead ebda. ed(d) ed. pr. etc. fase. fol(l) fr(r) Η Hs(s). id Inv. / inv. Jhdt. / Jh. Kap. kgl. lin(n) lit(t) I.e. M Mass. Ms(s) ND Nr. NT NS / N.S. o.e. P. p(p) phil. hist. PI. p. Chr. n. r S. sc. s.o. sq(q) s.u.
XXXIII
Breite (bei Maßangaben) Band besonders circa Codex (Codices) Kolumne(n) Dissertation Ende (bei Datierungen hochgestellt) dieselbe an der soeben zitierten Stelle herausgegeben von / Herausgeber (nach Namen) Erstausgabe / editio princeps und so weiter fasciculus, usw. / Faszikel, Heft Blatt (Blätter) Fragment(e) Höhe (bei MaBangaben) Handschrift (en) derselbe / dieselben Inventar, Inventory, etc. Jahrhundert Kapitel königlich Zeile(n) Buchstabe(n) loco citato (am angegebenen Ort) Mitte (bei Datierungen hochgestellt) Massachusetts Manuskript (e) Nachdruck Nummer Neues Testament Neue Serie, New Series, etc. (in) opere citato (im erwähnten Werk) Papyrus Seite(n) philosophisch historisch Plate, Tafel post Christum natum recto Seite scilicet (nämlich) sieh oben folgende sieh unten
XXXIV s.v. Tab. tav. Tom. usw. u.U. ν vgl. z.B.
Abkürzungen unter dem Stichwort Tabula, Tafel tavola, Tafel Tomus und so weiter unter Umständen verso vergleiche zum Beispiel
III. INVENTARE
P. P. P. P. P.
Berolin. Colon, theol. Vindob. G Vindob. Κ Palau Rib.
Papyri Berolinenses Papyri Colonienses theologicae Papyri Vindobonenses Graecae Papyri Vindobonenses Copticae Papiros del fondo Palau Ribes
IV. LITERATUR
Abkürzungen, die hier vermißt werden, sind bereits in den Literaturangaben der jeweiligen Beschreibung aufgelöst. AB Aeg APF AStP Athenaeum
Ausenda, Contributo
Bauer-Al and
BASP BHG3
Analecta Bollandiana, Brüssel Aegyptus, Mailand Archiv für Papyrusforschung, Leipzig American Studies in Papyrology, Toronto The Athenaeum, Journal of English and Foreign Literature, Science, the Fine Arts, Music and the Drama, London 1828-1921 [Nr. 1-4737] P. Giovanni Ausenda, Contributo allo studio dell'omiletica cristiana nei papiri greci dell' Egitto, Aeg 20 (1940), pp 43-47 Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des NT und der frühchr. Literatur von W. Bauer, 6., völlig neu bearbeitete Auflage, edd. K. und B. Aland, Berlin-New York 1988 The Bulletin of the American Society of Papyrologists, [Atlanta (Georgia)] F. Halkin, Bibliotheca hagiographica graeca, Tome I-III, Brüssel 3 1957
Abkürzungen BIFAO BKT VI
Blass-Debrunner-Rehkopf
Byzan BZ Cavallo-Maehler, G r e e k Bookhands
ChronEg C lavis I - IV
V
Coles
csco DACL XIII,1
DOP
Doutreleau, Que savons-nous
Ehrhard, Überlieferung
Bulletin de l ' I n s t i t u t Français, de Orientale, Kairo Berliner K l a s s i k e r t e x t e Bd. VI: Texte, hrsg. von C. Schmidt und Berlin 1910 F. Blass-A.Debrunner, G r a m m a t i k mentlichen Griechisch, b e a r b e i t e t kopf, 17. Auflage, Göttingen 1990
XXXV l'Archéologie Altchristliche W. Schubart, des n e u t e s t a von F. Reh-
Byzantion, Brüssel Byzantinische Zeitschrift, Leipzig G. Cavallo—H. M a e h l e r , G r e e k Bookhands of the Early Byzantine Period A . D . 300-800, London 1987 Chronique d ' E g y p t e , Brüssel Clavis Patrum G r a e c o r u m cura et studio M. G e e r a r d , Volumen I: Patres Antenicaeni, Turnhout 1983; Volumen II: Ab Athansio ad Chrysostomum, Turnhout 1974; Volumen III: A Cyrillo Alexandrino ad Johannem Damascenum, Turnhout 1979; Volumen IV: Concilia, Catenae, Turnhout 1980; cura et studio M. G e e r a r d et F. Glorie, Volumen V: Indices, Initia, Concordantiae, Turnhout 1987 R. A. Coles, Location-List of the Oxyrhynchus Papyri and of other G r e e k Papyri published by the Egypt Exploration Society, in: G r a e c o - R o man Memoirs, No. 59, London 1974 Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, Louvain Papyrus, in: Dictionnaire d ' A r c h é o l o g i e C h r é tienne et de Liturgie, ed. F. Cabrol et H . L e clercq, Bd. 13,1 (Os-Papyrus), coli 1370-1520 (Leclercq), Paris 1937 Dumbarton Oaks Papers, Cambridge (Mass.) L. Doutreleau, Que savons-nous a u j o u r d ' h u i des papyrus de Toura? RechSR 43 (1955), pp 161-176 A. Ehrhard, Überlieferung und Bestand der hagiographischen und homiletischen Literatur der Griechischen Kirche von den Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, TU 50.51.52,1+11, Leipzig (-Berlin) 1937.1938.1943.1952
XXXVI
Abkürzungen
Gardthausen, Palaeographie
V. Gardthausen, Griechische Palaeographie I, Leipzig 1911 2 und II, Leipzig 1913 2 , mit einem Index von B. Noack, A m s t e r d a m 1983 Die griechischen christlichen Schriftsteller Leipzig ( - Berlin)
GCS GGA Gignac I + II
Göttingische G e l e h r t e Anzeigen, Göttingen F. T. Gignac, A G r a m m a r of the G r e e k Papyri of the Roman and Byzantine Periods, Volume I: Phonology, Mailand ohne Datum, ca 1975; Volume II: Morphology, Mailand 1981
Gn Guéraud, Note préliminaire Guéraud, Note prélim. Haelst Horsley, New Documents
HThR JEArch JEH JOB JThS JWCI KGP Kl. Pauly Koenen-Doutreleau, Nouvel inv.
Krüger, Oxyrhynchos
Liddell-Scott-Jones
(LSJ)
/
Gnomon, München O. Guéraud, Note préliminaire sur les papyrus d ' O r i g è n e découverts à Toura, RHR 66 (1946), pp 85-108 J. van H a e l s t , Catalogue des papyrus littéraires juifs et chrétiens, Paris 1976 G. H. R. Horsley, New Documents Illustrating Early Christianity, Volume II, North Ryde (Australien) 1982; Volume III, 1983; Volume IV, 1987; Volume V, 1989; Volume VI, 1992 H a r v a r d Theological Review, Cambridge (Mass.) The Journal of Egyptian Archeology, London Journal of Ecclesiastical History, London Jahrbuch der österreichischen Byzantinistik, Wien Journal of Theological Studies, Oxford Journal of the Warburg and Courtauld Institute, London Kurzberichte aus den Gießener Papyrussammlungen, Gießen Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike, Stuttgart L. Koenen—L. Doutreleau, Nouvel inventaire des Papyrus de Toura, RechSR 55 (1967), pp 547-564 J. Krüger, Oxyrhynchos in der Kaiserzeit. Studien zur Topographie und Literaturrezeption. Europäische Hochschulschriften, Reihe III ( G e schichte und ihre Hilfswissenschaften) Bd. 441, Frankfurt am Main 1990 A G r e e k - E n g l i s h Lexicon, compiled by A. G. Liddell and R. Scott, A New Edition revised and augmented by H. S. Jones with the Assistence of R. McKenzie, London 9 1 9 4 0 (zahlreiche Nachdrucke); vgl. ferner: LSJ, A Supplement, ed. by E. A. Barber, P. Maas, M. Scheller and M. L. W e s t , Oxford 1968, sowie
Abkürzungen
McNamee Montevecchi MPER
MPER IV MPER XVII MusHelv Musurillo
NedThT NKHJ NTS P. Amh. P. Amst. P. Ant. P. Bodmer P. H a r r . P. land. P. Köln P. Lond. Lit. P. Mich. P. Mon. Epiph. P. Ness. P. Oxy. P. Prag. I P. Rainer Cent
P. Rein. II Pack2
XXXVII
die Addenda von R. Renehan, G r e e k L e x i c o graphical Notes, Hypomnemata 45 (1975) und 74 (1982) Κ. McNamee, Origen in the Papyri, Classical Folia 27 (1973), pp 2 8 - 5 3 O. Montevecchi, La Papirologia, Mailand 1 9 8 8 2 (mit Nachträgen) Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Papyrus Erzherzog Rainer), Neue Serie IV. Folge: Griechische literarische Papyri christlichen Inhaltes I., Baden bei Wien 1946 XVII. Folge: Griechische literarische Papyri christlichen Inhaltes II, Wien 1993 Museum Helveticum, Basel H . A. Musurillo, The Need of a New Edition of H e r m a s , Theological Studies 12 (1951 ), pp 382-387 Nederlandse theologisch tijdschrift, Wangeningen Nederlands kunsthistorisch jaarboek, 's-Gravenhage New Testament Studies, Cambridge The Amherst Papyri, London Die A m s t e r d a m e r Papyri, Zutphen The Antinoopolis Papyri, London Papyrus Bodmer, Cologny-Genève The Rendel Harris Papyri of Woodbrook College, Birmingham, Cambridge 1936 Papyri Iandanae, Leipzig Kölner Papyri, K ö l n - O p l a d e n Catalogue of the Literary Papyri in the British Museum, London 1927 Michigan Papyri, Ann Arbor u.a. The Monastery of Epiphanius at Thebes, Part II New York 1926, Mailand 1977 [NO] Excavations at Nessana, London und Princeton The Oxyrhynchus Papyri, London Papyri G r a e c a e Wessely Pragenses, Papyrologica Florentina XVI, Florenz 1988 Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der P a pyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Papyrus E r z h e r z o g Rainer, Wien 1983 Les papyrus Théodore Reinach, Kairo 1940 R. A. Pack, The G r e e k and Latin Literary Texts f r o m G r e c o - R o m a n Egypt, Ann Arbor 1965 2
XXXVIII ParPass PG Philologus PO PSI
PTA PTS Puech, Les nouveaux écrits
RAC RechSR REG Rep I RHE RHPhR RHR RPh RQu
SaD SB VI
SBA SC Sc ScCat Schmidt, Ref. I Ref. II Seider, Paläographie II
Abkürzungen Parola del passato, Neapel Patrologiae cursus completus. A c c u r a n t e J a c ques-Paul Migne, Series G r a e c a , Paris Philologus. Zeitschrift für das klassische A l t e r tum, Wiesbaden Patrologia orientalis, Paris Papiri greci e latini (Pubblicazioni della Società Italiana per la ricerca dei papiri greci e latini in Egitto), Florenz Papyrologische Texte und Abhandlungen, Bonn Patristische T e x t e und Studien, Berlin-New York H . - C . Puech, Les nouveaux écrits d ' O r i g è n e et de Didyme découverts à Toura, RHPhR 31 (1951), pp 293-329 Reallexikon für Antike und Christentum, S t u t t gart Recherches de science religieuse, Paris Revue des études grecques, Paris Κ. Aland, Repertorium der griechischen christlichen Papyri I, PTA 18, Berlin-New York 1976 Revue d ' h i s t o i r e ecclésiastique, Louvain Revue d ' h i s t o i r e et de philosophie religieuses, Straßburg Revue de l ' h i s t o i r e des religions, Paris Revue de philologie, de l i t t é r a t u r e et d ' h i s t o i r e anciennes, Paris Römische Q u a r t a l s c h r i f t für christliche A l t e r tumskunde und für Kirchengeschichte, Freiburg i.Br. Studies and Documents (VIII + XII) Sammelbuch Griechischer Urkunden aus Ägypten, fortgeführt von Emil Kießling, Bd. VI 2, Wiesbaden 1960 und VI 5, Wiesbaden 1963 Sitzungsberichte der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Sources chrétiennes, Paris Scriptorium, Anvers Scuola cattolica, Mailand C. Schmidt, (Referat über) Christliche T e x t e A P F 1 (1901), pp 120-122; 539-544 A P F 2 (1902), pp 381-385 R. Seider, Paläographie der griechischen Papyri, Band II: Tafeln. Zweiter Teil, L i t e r a r i s c h e P a pyri, Stuttgart 1970
Abkürzungen Sitzb. Akad. Wien StPap ThLZ ThQ TRE Treu, Ref. I Ref. II Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref. Ref.
III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI
TU Turner (Typology) VigChr ZÄA ZBW ZNW ZPE
XXXIX
Sitzungsberichte der Akademie der W i s s e n s c h a f ten in Wien, Philosophisch-historische Klasse Studia papyrologica, Barcelona Theologische Literaturzeitung, Leipzig Theologische Q u a r t a l s s c h r i f t , Tübingen Theologische Realenzyklopädie, Berlin-New York K. Treu, R e f e r a t . Christliche Papyri 1940-1967, APF 19 (1969), pp 169-206 Christliche Papyri II, A P F 20 (1970), pp 145-152 III, A P F 21 (1971), pp 207-214 IV, APF 2 2 / 2 3 (1974), pp 367-395 V, APF 2 4 / 2 5 (1976), pp 253-259 VI, A P F 26 (1978), pp 149-159 VII, APF 27 (1980), pp 251-258 VIII, A P F 28 (1982), pp 91-98 ix, APF 29 (1983), pp 107-110 X, A P F 30 (1984), pp 121-128 XI, APF 31 (1985), pp 59-71 XII, A P F 32 (1986), pp 87-95 XIII, A P F 34 (1988), pp 69-78 XIV, APF 35 (1989), pp 107-116 XV, APF 36 (1990), pp 95-98 XVI, APF 37 (1991), pp 93-98 T e x t e und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, Leipzig (-Berlin) E. G. Turner, The Typology of the Early Codex, Philadelphia 1977 Vigiliae Christianae, A m s t e r d a m Zeitschrift für ägyptische Sprache und A l t e r tumskunde, Berlin Z e n t r a l b l a t t für Bibliothekswesen, Leipzig Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der ä l t e r e n Kirche, Berlin Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bonn
EINFÜHRUNG
So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das möglichste getan hat.
Goethe, Italienische Reise, Caserta 16.3.1787
I. Funktion, Anlage und Gestaltung 1. DIE AUSWAHLKRITERIEN
Der hier vorgelegte zweite Band des Repertoriums versteht sich als eine Art Handbuch und Nachschlagewerk für die Papyrusüberlieferung der griechischen christlichen Literatur der Väterzeit. Die Rechtfertigung für diese thematische Begrenzung ergibt sich im wesentlichen bereits aus den Ausführungen, die K. Aland dazu im Vorwort von Rep I gemacht hat 1 , zumal die Rezensenten, soweit sie sich überhaupt mit den Auswahlkriterien des Projekts auseinandergesetzt haben, Alands Position bisweilen zwar kritisiert, letztendlich aber doch akzeptiert haben: Mit der Feststellung „Trois termes sont donc à definir: grec, chrétien et papyrus" hat Bogaert (RHE 2, 1977, ρ 349) die Problematik aur den Punkt, genauer gesagt, auf die drei entscheidenden Punkte gebracht. Zur Begrenzung auf das Griechische (was im konkreten Fall den Ausschluß lateinisch oder koptisch überlieferter Texte bedeutet) sind kaum kritische Stellungnahmen anzutreffen, und so hoffen wir auch für den vorliegenden Band auf das gleiche Verständnis. Denn zwar ist zuzugeben, daß Pack und van Haelst die lateinischen Texte miteinbezogen haben, aber bei den koptischen Stücken (meist Übersetzungen aus dem Griechischen und daher auch für eine griechische Textüberlieferung nicht ohne Interesse) kann von einer systematischen Aufnahme nicht entfernt die Rede sein. Wir halten diese Abstinenz für legitim, denn non omnes possunt omnia. In derselben Weise wie den griechischen hätten wir jedenfalls den lateinischen oder gar den koptischen Bereich nicht bearbeiten können. In bezug auf die Kategorie «christlich» hat es ebenfalls kaum Beanstandungen gegeben, jedenfalls keine, die auf die Gestaltung des vorliegenden Bandes hätte Einfluß haben können. Wo in dieser Frage Anmerkungen gemacht worden sind, bezogen sie sich auf die (meist gebilligte) Eingliederung eindeutig
^pp 3sqq; zum Grundsätzlichen vgl. auch H.-U. Rosenbaum, Patristik und Papyrologie (Grundsätzliche Erwägungen zum Projekt des Repertoriums der griechischen christlichen Papyri), Proceedings of the XVI International Congress of Papyrology, edd. R. S. Bagnali, G. M. Browne, Α. E. Hanson, and L. Koenen, American Studies in Papyrology 23 (1981), pp 633-642; doch sind die praktischen Erwägungen das entscheidende Moment gewesen.
XLIV
Funktion, Anlage und Gestaltung
2 vorchristlicher Stücke in den AT-Teil . Vergleichbare Einreden sind im vorliegenden Band von vornherein zu vermeiden gewesen: Die Schriften eines Philo und eines Josephus, deren Einbeziehung (mit Rücksicht darauf, daß beide, dem Verständnis der Zeit entsprechend, Eingang in die erste eigenständige G e schichte der christlichen Literatur, den Schriftstellerkatalog de viris illustribus des Hieronymus, gefunden haben, und in Anbetracht der Bedeutung, die Philo für die Väterexegese des AT hat) hätte erwogen werden können, mußten nämlich ausgeschlossen werden, und zwar aus denselben Gründen, aus denen sie auch in den Patrologien und modernen Geschichten der christlichen Literatur keine Berücksichtigung mehr finden: Ihre Aufnahme wäre eine ungerechtfertigte Vereinnahmung jüdischen Schrifttums, die die Alte Kirche zwar unbefangen vollzogen hat, die heute aber nicht mehr zu verantworten ist. Daß weitergehende Ansprüche nicht laut geworden sind und daß die schon mit Rep I angekündigte Beschränkung auf die christliche Literatur (die aus der Sicht des Literaturhistorikers z.B. ja weder selbstverständlich noch unbedenklich ist) keinen weiteren Einwänden begegnete, dürfte im übrigen darauf zurückzuführen sein, daß diese Ausgrenzung der christlichen Literatur nicht nur im theologischen Bereich, sondern auch in der Papyrologie Tradition hat^. Wir fügen uns in diese Tradition ein und hoffen auf die gleiche Duldung, die diese Scheidung in christliche und profane Literatur auch sonst findet. Schwerwiegendere Einwände (zumeist von Papyrologenseite) hat es nur bei der dritten Kategorie, der Beschränkung auf den Beschreibstoff Papyrus, gegeben: Wenn G. Cavallo (Sc 2, 1979, ρ 306) unter Bezugnahme auf Alands Vorwort in Rep I behauptet: „Sono presi in considerazione non solo i papiri veri e propri ma anche i manufatti di pergamena editi nelle collezioni di 'papiri' giacché — è chiaro — la materia scrittoria non pu costituire criterio selettivo", so ist das natürlich ein Mißverständnis (und so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was Aland geschrieben hatte), aber es ist ein fruchtbares Mißverständnis, weil es unverklausuliert zeigt, was ein Schrift-Gelehrter wie Cavallo vom Repertorium erwartet hatte. Diese Erwartungshaltung zeigt sich auch anderwärts. So meint J. Bingen (ChronEg 53, 1978, Nr. 105, ρ 184) „il y a quelque arbitraire à dichotomiser en plus les livres sur papyrus et sur parchemin". O. Montevecchi hätte sich gewünscht, in Rep I „trovarvi tutti i testi biblici di 2
Vgl. G. Cavallo, Se 2 (1979), ρ 306; J. Bingen, ChronEg 53 (1978), Nr. 105, ρ 184 („fort bien de l'avoir fait"); P.-M. Bogaert, RHE 2 (1977), ρ 350 („personne ne s ' e n plañidera"); R. P. Gordon, Book-List, (Hull) 1977, ρ 35 („few will be disposed to disagree with him"). 3 Die Scheidung in „christlich" und „profan" ist in der Papyrologie schon relativ alt (vgl. z.B. APF 1, 1901); sie hat sich heute (zumindest als Gliederungsprinzip) überall durchgesetzt. Eine Ausnahme (die durch die Beschränkung auf das Kodikologische möglich geworden ist) bilden die Listen in Turners Typology of the Early Codex.
Auswahlkriterien
XLV
provenienza egiziana" und bezeichnet die Ausgrenzung der übrigen Schriftträger als ein „seguire un criterio più rigorosamente restrittivo" (Aeg 53, 1978, ρ 317). Und P . - M . Bogaert schließlich, der lieber nach Stücken, die „grâce aux bibliothèques médiévales et modernes" auf uns gekommen sind, und solchen, die das „résultat d une découverte" sind, trennen möchte, nennt das Auswahlkriterium des Repertoriums drakonisch und hält die getroffene Entscheidung für „trop rigoureuse", und er meint, sie sei der Brauchbarkeit des Repertoriums abträglich („nuit à l ' u t i l i t é " , RHE 2, 1977, ρ 350). Dennoch ist auch von der Seite dieser Kritiker schließlich Alands Konzeption akzeptiert worden. So heißt es bei Bingen, Alands Argumentation „ ne manque pas de pertinence" (ρ 184); S. Daris (StudPap 16, 1977, ρ 5θ) ergänzt: „ P e r quanto concerne i criteri generali, questi appaiono accettabili, una volta que, a torto o a ragione, si sia a c c e t t a t a la dicotomia tra papiri e pergamene e sia stato deciso di escludere queste ultime." Montevecchi erkennt an, daß Aland „ h a i suoi motivi, e li espone" (p 317). Bogaert stellt an den Anfang seiner oben zitierten Einwände die Feststellung „ c e choix est légitime" (ρ 350) und T. C. Skeat fügt Alands Argumenten noch ein weiteres hinzu, wenn er sagt: „It may be added ... that strict limitation to papyri imposes its own automatic time limit since except for a couple of doubtful exceptions none of the texts h e r e listed is later than the ninth century, and the size of the volume is thus kept within reasonable bounds" (JThS NS 29, 1978, ρ 176).
In Anbetracht dieses Echos hielten wir es für vertretbar, die ursprüngliche Konzeption nicht zu ändern. Zur Erklärung ist hinzuzufügen, daß das Repertorium der griechischen christlichen Papyri nach dieser Konzeption nur der erste Teil eines größeren Projekts ist, dessen Ziel die Verzeichnung aller griechischen christlichen Handschriften insgesamt war. Die Gliederung nach Schriftträgern hatte zunächst also rein arbeitstechnische Ursachen; die Behandlung der jetzt noch vermißten Schriftträger war demnach nicht grundsätzlich ausgeschlossen, sondern sollte zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Allerdings hat sich die Personal- und Finanz situât ion der Patristischen Arbeitsstelle Münster, der diese Aufgabenstellung zugewiesen war, in der Zwischenzeit erheblich verschlechtert. In dieser Situation ist durchaus überlegt worden, die große Konzeption ganz aufzugeben und dafür den vorliegenden Band auf die Behandlung aller Schriftträger mit KV-Texten auszudehnen. Aber diese Ausweitung hätte eine zusätzliche und vermutlich ganz erhebliche Verlängerung des Bearbeitungszeitraums bedeutet. So haben wir uns für die Beibehaltung des in Bd. I befolgten Konzepts entschieden, um wenigstens insoweit die Kontinuität zu wahren. Diese Entscheidung mag bedauert werden, denn daß ein Band
XLVI
Funktion, Anlage und Gestaltung
mit der Beschreibung der Pergamente aus patristischer Zeit und (vermutlich) ein weiterer mit einer Darstellung der Ostraka, der Holz- und Bleitafeln und was sonst noch als Schriftträger in Betracht kommen mag, nicht nur seine Verdienste hätte, sondern in manchen Bereichen (z.B. beim Hirten des Hermas und den anderen »Apostolischen Vätern«) deutlich vermißt werden wird, kann ja gar nicht bestritten werden. Allerdings ist die Situation jetzt insofern günstiger, als darauf verwiesen werden kann, daß durch van Haelsts Catalogue (der dem Vernehmen nach in einer korrigierten und ergänzten Fassung erneut vorgelegt werden soll) eine Grundorientierung leicht zu gewinnen ist. So wird die von uns vorgenommene Spezialisierung nicht negativ zu Buche schlagen und kann um so eher als das verstanden werden, was mit ihr beabsichtigt ist: eine Vertiefung eines bestimmten Bereichs in eine einmal (durch Rep i ) fest vorgegebene Richtung. Daß eine Konkurrenz zu dem von uns regelmäßig mit Respekt und großem Nutzen herangezogenen Werk Josef van Haelsts weder beabsichtigt noch gegeben ist, ist damit hoffentlich ebenso deutlich zum Ausdruck gebracht wie die Tatsache, daß hier keine Doppelbearbeitung vorliegt, die durch Kooperation hätte vermieden werden können, sondern eine (wie wir hoffen, fruchtbare und willkommene) Ergänzung. Daß wir in vielerlei Hinsicht (und gerade auch dort, wo wir glauben, Fortschritte erzielt zu haben) auf seinen Schultern stehen, wollen wir in diesem Zusammenhang gerne und dankbar anerkennen. Sein „Catalogue" und die (insgesamt 16) „Referate" von Kurt Treu über „Christliche Papyri" im Archiv für Papyrusforschung 4 (die sich j a durch die Fortführung des van Haelstschen Nummernsystems als Fortsetzung des „Catalogue" zu erkennen geben) waren neben den Editionen oft die einzigen Vorarbeiten, auf die wir zurückgreifen konnten. Um dem Benutzer aber in dem Bereich, den das Repertorium abdeckt, (nicht nur detaillierte Informationen zu vermitteln, sondern auch) eine schnelle Orientierung zu ermöglichen, haben wir uns entschlossen, dem Band ein relativ opulentes Inhaltsverzeichnis voranzustellen. Mit seinen Angaben [über Laufnummer, Autor, Werk(inhalt), Lagerungsort, Zuordnungsmerkmale und Datie-
4
V g l . Abkürzungsverzeichnis, ρ XXXIX
Auswahlkriterien
XL VII
rungsrahmen] wird es dem Benutzer, dem an einem schnellen Überblick gelegen ist, zumindest bis zum Erscheinen des Registerbandes hoffentlich gute Dienste leisten. Während die Unterscheidung im Bereich der Schriftträger durch keine Ausnahme durchbrochen ist, waren wir bei der (viel schwerer durchzuführenden) inhaltlichen Abgrenzung weniger rigide: Der Begriff «Kirchenväter» (KV) ist von uns sehr weit gefaßt worden. Ganz und gar außer acht gelassen haben wir dabei die dogmatische Dimension, die diesem Begriff (vor allem im orthodoxen und katholischen Raum) eignet. Daß also die Schriften der als Ketzer verurteilten Alexandriner Orígenes und Didymus (um nur die prominentesten Beispiele zu nennen) einbezogen werden mußten, hat nie einem Zweifel unterlegen. Aufgenommen sind auf diese Weise alle griechischen Papyrustexte christlichen Inhalts, die nicht bereits eine Nummer in Band I des Repertoriums (Rep i) fuhren, einem bestimmten Autor aus patristischer Zeit zugewiesen worden sind und einen gewissen literarischen Anspruch erheben dürfen; die Sigle KV, die wir gewählt haben, weil sie uns besonders einprägsam erschien, steht also gewissermaßen pars pro toto. Nicht aufgenommen sind gemäß dieser Definition die von uns sogenannten Adespota (jene Stücke also, für die die Zuweisung an einen bestimmten Autor bislang nicht gelungen ist und die gemeinsam und mit vollem Text in Band III erscheinen werden); unberücksichtigt geblieben ist weithin auch das profane Schrifttum christlicher Autoren. Diesem Kriterium sind z.B. die zahlreichen Texte aus der Feder des Dioscorus von Aphrodito, die jüngst Leslie MacCoul zusammengetragen und neu ediert hat, zum Opfer gefallen. Daß uns die Nichtberücksichtigung trotzdem nicht ganz leicht gefallen ist, mag man daraus ersehen, daß wir durch einen „Hinweis" (vgl. ρ 165) auf die Existenz dieses Schrifttums wenigstens meinten, aufmerksam machen zu sollen. Dagegen ist das Julius-Africanus-Fragment (KV 53) und das Stück aus Hippolyts Weltchronik (KV 44), die beide unter dasselbe Verdikt hätten fallen können, uneingeschränkt aufgenommen worden, und zwar nicht nur deshalb, weil alle vergleichbaren Zusammenstellungen unangefochten ebenso verfahren, sondern auch mit Rücksicht darauf, daß die Kestoi ein sehr trümmerhaft erhaltenes Werk mit einem sehr bunten Inhalt sind, bei dem nicht mit letzter Sicherheit e r -
XL V i l i
Funktion, A n l a g e und G e s t a l t u n g
kennbar ist, ob hier ausschließlich profane Inhalte transportiert werden, während bei der Weltchronik zumindest die christliche Ausrichtung unbestritten ist 5 . Einen Grenzfall stellen sicher auch die Sextusspriiche (KV 88) dar; denn ihren theologischen Anstrich verdanken sie einer christlichen Überarbeitung (Ende des 2. Jhdt.?), ihr literarischer Anspruch ist eher gering, und daß die Gleichsetzung des Sextus mit Papst Xystus (II.) (zumindest) ein Mißverständnis Rufins ist, hat schon Hieronymus polemisch herausgestellt. Andererseits scheint diese Spruchsammlung zwar in der frühen Kirche einiges Ansehen besessen zu haben 6 , aber es gibt (abgesehen von den Apophthegmata Patrum, von denen indessen bislang keine Papyrusüberlieferung bekannt geworden ist) ir. unserem System keine Kategorie, der wir sie mit größerem Recht hätten zuordnen können. So sind sie hier faute de mieux in den vorliegenden Band eingefügt worden und stehen hier etwa mit der gleichen (gleichwohl geringen) Berechtigung wie in den Patrologien und Geschichten der frühchristlichen Literatur, wo ihnen auch regelmäßig ein Plätzchen angewiesen wird 7 . Nicht ganz unproblematisch ist auch die Aufnahme der Osterfestbriefe. Allerdings handelt es sich hier mehr um eine Frage des Wie, nicht des Ob; denn daß es sich dabei um theologisches Schrifttum handelt, kann gar nicht zweifelhaft sein: Die Mitteilung des Osterdatums ist eigentlich nur der äußere (wenn auch per definitionem notwendige) Anlaß dieser Enzykliken. Schwierig 5
V g l . z.B. A l t a n e r - S t u i b e r
8
, ρ 166: „Hippolyt
schrieb seine Weltchronik,
zu zeigen, daß die ... Hoffnungen auf das Kommen des 1000-jährigen
um
Reiches
töricht seien".
6
Für die Erwähnung und Benutzung dieser S e n t e n z e n im Schrifttum der A l t e n
Kirche (Orígenes, der den V e r f a s s e r einen sapiens et der diese S e n t e n z e n aus dem Griechischen
fidelis vir nennt; Rufin,
ins Lateinische
übersetzt und b e -
richtet, der Legende g e l t e Papst Xystus II. als ihr V e r f a s s e r , sowie
Hierony-
mus, der u n t e r s t e l l t , Rufin t e i l e diese Auffassung, und der deshalb heftig gegen ihn p o l e m i s i e r t ) vgl. H. Chadwick, The S e n t e n c e s of S e x t u s
(s. KV
88
unter
L:), pp 102-137. η
V g l . Harnack, G e s c h i c h t e der altchristlichen Literatur II 2, pp 190-192; Quasten I 170sq / 1220) usw.
II 239; Bardenhewer II 643; Altaner 78sq; Clavis I 1115
(vgl.
Auswahlkriterien
XLIX
war aber die Aufnahme im Sinne der Definition da, wo diese Stücke zwar eindeutig als Fragmente eines Osterfestbriefes zu erkennen waren, aber trotzdem keinem bestimmten Autor zugewiesen werden konnten. Auch hier konnten wir uns aus praktischen Erwägungen im Interesse der Benutzer nicht dazu durchringen, eine Trennung vorzunehmen und die Beschreibung der Stücke mit unbekannter Herkunft auf den Adespota-Band zu verschieben. Dieser Entschluß hatte allerdings die Konsequenz, daß diese Stücke nicht nach dem Alphabet der Autorennamen eingeordnet werden konnten. Identifizierte und Unidentifizierte stehen ihres gemeinsamen Anliegens wegen gemeinsam unter O (wie Osterfestbrief); soweit Verfassernamen bekannt sind oder mit nachvollziehbaren Gründen vermutet werden (Alexander II.; Benjamin I.), ist an entsprechender Stelle (vgl. ρ 1 und ρ 38) auf die entsprechende KV-Sigle verwiesen. Daß der vorliegende Band auf diese Weise nicht mit KV 1, sondern mit einem Verweis beginnt, glaubten wir, dabei in Kauf nehmen zu sollen. Und das umso mehr, als auch KV 1 selbst der vorgegebenen Definition der Zuweisbarkeit an einen festen Autor insofern nicht genügt, als ein Verfasser oder Gestalter für die „Alexandrinische Weltchronik" nicht namhaft gemacht werden kann. Vermutlich wird sich daran aber nichts ändern (handelt es sich doch um ein literaturhistorisches, nicht um ein papyrologisches Problem). So sahen wir keinen Sinn darin, die Beschreibung des Stückes auf den Adespota-Band zu verlagern. Vielmehr lag uns daran, dieses bedeutende Zeugnis frühchristlicher Kunst womöglich stärker im Bewußtsein der Patrologen zu verankern und es dem Schweigen, mit dem es in den patrologischen Handbüchern meist übergangen wird, ein wenig zu entreißen. Wir halten diese Entscheidung auch deshalb für vertretbar, weil überhaupt nur auf diese Weise, d.h. bei etwas großzügiger Anwendung dieses Ordnungskriteriums, auch solche Schriften die angestrebte Berücksichtigung finden konnten, die von Anfang an unter Pseudonym aufgetreten sind (wie der Barnabasbrief, vgl. KV 4) oder von der Forschung als falsch zugeordnet erkannt wurden (wie bestimmte Predigten des Gregorius Thaumaturgus und des Johannes Chrysostomus, vgl. KV 28, KV 51, KV 52). Grundsätzlich ausgeschlossen worden sind dagegen die hagiographischen und liturgischen Texte, da diese im Grunde eine eigene Kategorie bilden und ihnen deshalb auch ein eigener Band zugedacht ist (Band 4 oder 5 nach der
L
Funktion, Anlage und Gestaltung
bisherigen Planung). Allerdings gibt es auch hier zwei Ausnahmen, deren Berücksichtigung sich indessen als Grenzfall wohl erklären und rechfertigen läßt: KV 82, Palladius, Dialogus de vita Joannis Chrysostomi sowie KV 83 und KV 84, die sogenannte Phileasapologie. Bei der Chrysostomus-Vita zeigt schon die Dialogform, daß hier literarische Ziele im Vordergrund stehen und das Stück also nicht zu Unrecht dem vorliegenden Band einverleibt worden ist. Bei der Phileasapologie (de facto ein Verhörprotokoll, bei dem die verschiedenen Textformen zugleich die Stufen einer literarischen, wenn auch hagiographischen Tendenzen folgenden Überarbeitung erkennen lassen) liegen die Dinge nicht ganz so klar. Allerdings braucht die Grundsatzdiskussion hier nicht geführt zu werden: Da KV 84 zu einem Sammelcodex gehört, in den mit Melitos Passahomilie unbestritten patristische Literatur Eingang gefunden hat, war für uns klar, daß die Gesamtbeschreibung des Codex nicht noch einmal (vgl. 0205 in Rep I und Rep II 2) verschoben werden durfte und daß die Phileasapologie also auf jeden Fall behandelt werden mußte. Wenn aber die Beschreibung der einen Handschrift nicht abgewiesen werden konnte, lag es nahe, die Beschreibung der anderen anzuschließen. Jedenfalls glauben wir, mit dieser Entscheidung auf das Verständnis der Benutzer hoffen zu dürfen. Eine gewisse Zuordnungsschwierigkeit könnte man bei pedantischer Betrachtungsweise schließlich noch bei der Einordnung von KV 17 (Protokoll eines Dialogs zwischen Didymus und einem Ketzer) und KV 75 (Niederschrift eines Lehrgesprächs zwischen Orígenes und dem Bischof Herakleides samt seinen Amtsbrüdern) konstatieren: Daß weder Didymus das Protokoll noch Orígenes die Niederschrift verfaßt, d.h. zu Papyrus gebracht haben, ist ja evident. Aber ihr Anteil am Zustandekommen dieser Schriften ist doch so überwältigend, daß sie als deren Autoren gelten müssen; die Einordnung dieser Werke unter ihrem Namen halten wir von daher für gerechtfertigt. 2. ZUR FORM DER
DARSTELLUNG
In seiner (bereits oben erwähnten) vergleichenden Rezension von Rep I und van Haelsts Catalogue hat J. Bingen 8 die dichtgedrängte (weil stark schematisierende) Darstellungsweise von Rep I beklagt und gleichzeitig dem „style moins 8
ChronEg 53 (1978), Nr. 105, ρ 186.
Schema der beschreibungen
LI
déshumanisé du Catalogue" den Vorzug gegeben. Dieser Vorwurf eines unmenschlichen bzw. entmenschlichten Stils hat uns damals sehr betroffen gemacht und unterschwellig gewiß auch Auswirkungen auf die Überlegungen für die formelle und sprachliche Gestaltung dieses zweiten Bandes gehabt. A l l e r dings hätte sich die Art der Präsentation auch ohnedies ändern müssen. Denn so wenig wir bei Bd. I daran gezweifelt haben, daß jene schematisierte, die Daten und Fakten auf engstem Raum zusammendrängende Darstellungsweise in Anbetracht der zahlreichen Vorarbeiten, die es für Bd. I gab, durchaus am Platz und gut geeignet war, einen schnellen und doch umfassenden Überblick über die vielgestaltige Materie zu gewährleisten, so sehr waren wir davon überzeugt, daß die Präsentationsform für Bd. II eine andere werde sein müssen, und zwar deswegen, weil die Voraussetzungen andere waren: Einen Uberblick bietet van Haelsts Catalogue nunmehr in befriedigender Weise.
Worauf es uns jetzt verstärkt ankam, war eine vertiefte (d.h. auf die Papyri selbst oder Fotos davon, nicht auf die Aussagen der Ausgaben vertrauende), umfassende, zugleich aber ins Detail gehende und den Befund argumentativ behandelnde Darstellung. Dafür bedurfte es einer Darstellungsform, die diesen Anforderungen angemessen ist, die nicht nur vollständige Sätze an die Stelle der bloßen Stichworte setzte, die auch die Periode nicht verschmähte und da, wo es nötig schien, die getroffene Feststellung durch Anmerkungen erläuterte oder qualifizierte. Mit einem Wort: Die Beschreibungen haben sich in vielerlei Hinsicht dem Stil angenähert, wie er in Beiträgen wissenschaftlicher Fachorgane gepflegt wird. 3 . D A S S C H E M A DER
BESCHREIBUNGEN
Das heißt allerdings nicht, daß wir auf jedes Schema verzichtet haben. Vielmehr folgt jede Papyrusbeschreibung, die wir bieten, einem festen 20-teiligen Grundmuster: 1) KV-Sigle (= Laufnummer) 2) Verfasser, Schrift (Inhalt des Papyrus) 3) Aufbewahrungsort und Einordnungs- bzw. Zuordnungsmerkmale, Fondsnummern 4) Hinweise auf weitere Codexteile (wenn das im Kopf erwähnte Stück Teil eines größeren Ganzen ist) 5) Zuweisungsmerkmale in anderen Listen und Zusammenstellungen 6) Datierungen
LU
Funktion, Anlage und Gestaltung
7) Fundort, Fundumstände, Fundgeschichte, Schicksal der Handschrift Die Punkte 1 bis 7 sind klar gegeneinander abgegrenzte Beschreibungsteile, die immer und immer an gleicher Stelle zu finden sind. Die Reihenfolge der nächsten Abschnitte (8-13) ist nicht so festgefügt, sondern wechselt je nach Aufbau der Beschreibung und deren innerer Logik; auch lassen sich nicht bei allen Papyri Angaben zu allen Kategorien machen. Wenn also Angaben nicht vorhanden sind, die nach dem Beschreibungsschema in diesem Bereich erwartet werden, so liegt das im Normalfall daran, daB diese Angaben im konkreten Fall nicht zu erheben sind; Fehlanzeige wird in solchen Fällen nicht besonders erstattet. Behandelt werden die folgenden Kategorien (die jeweiligen Stichwörter werden, vor allem bei längeren Beschreibungen, durch Kursivsatz hervorgehoben):
8) Überlieferungsform [Codex, Rolle, Einzelblatt oder fr(r) davon] 9) Design [Codex- oder Rollenaufbau, Klebungen, Ränder; Beigaben zur Handschrift] 10) Textgliederung und andere Verständnishilfen [inscriptio, Subscriptio, Zwischentitel; Coronis, Paragraphos, Spatium, Ekthese, Eisthese; Interpunktionszeichen und Lesehilfen wie Akzente, Trema, Spiritus] 11) Maße, Buchstabenzahl pro Zeile, Zeilenzahl pro Seite, Rekonstruktionen, Zuweisung zu Turner-Groups (bei Codices) 12) Charakterisierung der Schrift; regelmäßig wiederkehrende Abkürzungen (Ny-Strich, at-Cauda) 13) Korrekturen und ihre Durchführung [Streichung, Expungierung, Umstellung, Nachträge (Ancora), Wiederholung von Lesarten auf dem Rand, ζ in incertis, Alternativ-Lesarten] Die folgenden Abschnitte lig festgelegt:
sind dagegen in ihrer
Reihenfolge
wiederum
völ-
14) Orthographische Eigenheiten und Besonderheiten grammatischer Natur (soweit sie auf den Abschreiber zurückgehen) 15) Nomina sacra und andere Kürzungen, die dem Codex eigentümlich sind 16) Bemerkungen und Hinweise auf Eigenheiten der Handschrift, die das Beschreibungsschema sprengen 17) E: (= Editionen des jeweiligen Papyrus) 18) L: (= Literatur zur Handschrift, jedoch nicht zur Interpretation des Inhalts); gelegentlich mit kurzer Inhaltsangabe oder Hinweis auf die besondere Bedeutung
Schema der Beschreibungen
LUI
19) F: (= veröffentlichte Fotos des jeweiligen Stückes oder eines Teils davon) 20) Anmerkungen. 4. ZUR ANWENDUNG DES SCHEMAS
a) Abschnitte 1 und 2 Da Inhalt und Aussehen der Sigelzeile (Beschreibungsschema, Abschnitt l ) entscheidend von der Gestaltung der Autorenzeile (Abschnitt 2) abhängt, ist es sinnvoll, beide Abschnitte zusammen zu behandeln. Die Ordnungskriterien
Wie bereits erwähnt (vgl. ρ XLIX), richtet sich die Reihenfolge der aufgenommenen Stücke (und damit die Laufnummer der KV-Sigle) nach der alphabetischen Abfolge der Verfassernamen. Tragen verschiedene Verfasser denselben Namen (vgl. KV 5 - 7 und KV 8 sowie KV 25 und KV 26 - 27), so entscheidet die alphabetische Reihenfolge der kennzeichnenden Beinamen. Sind mehrere Stücke demselben Werk eines Verfassers zuzuordnen, so rangiert das inhaltlich früher einsetzende vor dem späteren; maßgebend ist dabei die Abfolge in der (kritischen) Ausgabe des Textes (die in komplizierten Fällen auch in der Autorenzeile genannt ist). Übergreifende Texte haben dabei die Priorität vor den kleineren Fragmenten. Als Beispiel kann der Hirte des Hermas (KV 29 - KV 43) dienen, der (nach Maßgabe der kritischen Ausgaben) in der Reihenfolge Visiones, Mandata, Similitudines aufgelistet wird und infolgedessen mit den Fragmenten aus dem alle 3 Teile enthaltenden KV 29 beginnt, während der nur die Visiones bietende KV 30 erst die nächste Position einnimmt, und so weiter, bis KV 43 mit einem Text aus Similitudo X den Schluß bildet. Ist ein und derselbe Autor mit Stücken aus verschiedenen Werken vertreten, so muß der Werktitel über die Abfolge (innerhalb dieses Bereichs) entscheiden. Ein solcher Fall kommt aber insgesamt nur 7mal vor, nämlich bei Basilius von Caesarea (KV 5-7), Didymus (KV 11-18), Dorotheus (KV 19+19a), Euseb (KV 22-24), Gregor von Nazianz (KV 25+25a), Orígenes (KV 60-77) und Romanus Melodus (KV 85+86). Aber Auffindeprobleme (die aus dem Umfang der Beschreibungen in Verbindung mit einer großen Zahl von Schriften resultieren könnten) kann es eigentlich nur bei Didymus und Orígenes geben; bei den übrigen 5 sind nur 2-3 Schriften auseinander zu halten, wobei entweder (a) der
LIV
Funktion, Anlage und Gestaltung
erste Buchstabe des ersten Hauptwortes im Titel den Ausschlag gab, oder (b) sicher Zugewiesenes vor unsicheren Zuweisungen und somit die Authentica vor den Dubia und Spuria rangieren. Welches Prinzip jeweils bestimmend ist, mag dabei nicht immer auf Anhieb erkennbar sein; dennoch dürfte es in der Praxis keine Probleme geben, da das Ganze j a leicht überschaubar ist. Sonderfälle und Ausnahmen Anders liegen die Dinge bei Didymus und Orígenes. Bei Didymus sind mit 2 Ausnahmen nur Schriften (zumeist Kommentare) zu biblischen Büchern (oder Teilen davon) erhalten. Von daher bot es sich an, die kanonische Reihenfolge der biblischen Bücher (vgl. das Abkürzungsverzeichnis, ρ X X X I ) zum Ordnungsmerkmal zu erheben. An der Spitze der Didymuspapyri steht daher der Genesiskommentar (KV ll), den Beschluß dieser Schriftengruppe macht das Kommentarfragment zu Joh 6,3-33 (KV 16); die beiden übrigen sind angehängt, wobei das „Christologische Werk" am Ende steht, weil seine Zuweisung an Didymus nicht gesichert ist. Von den 18 Stücken (KV 60-77), die (zu Recht oder Unrecht) dem Orígenes zugewiesen sind, thematisieren zumindest 11 biblische Texte (KV 60-70). So haben wir auch hier die Reihenfolge der biblischen Bücher zum Gliederungsprinzip erhoben und gleichzeitig diesen E l f e r - B l o c k an den Anfang der Origeniana gestellt. K V 71 haben wir an diesen Block angehängt, weil das Stück aus demselben Codex stammt wie K V 62 und mithin auch auf einen biblischen Text Bezug nehmen dürfte. Als nächstes folgen die Schriften mit systematisch-theologischem Inhalt (De principiis = KV 72 und Peri Pascha I+II = KV 73, wobei man letztere auch als Auslegung von Exodus 12 hätte verstehen und unter die Exegetica einreihen können). E s schließen sich die Auszüge aus der Apologie Contra Celsum (KV 74) an; ihr folgt die Niederschrift der Disputation mit dem Bischof Herakleides (KV 75), die man wegen ihres Inhalts auch unter die Systematica hätte stellen können. Den Schluß bilden 2 Dubia (KV 76 und K V 77) und ein Verweis. Diese Anordnung ist zumindest im letzten Drittel nicht unbedingt zwingend und wird daher sicher nicht jedermann befriedigen; aber selbst eine Auflistung nach den rein mechanischen Gesichtspunkten der sogenannten Preußischen Bibliotheksordnung (erster Buchstabe des ersten Hauptwortes des Titels) hätte
Schema der Beschreibungen: Abschnitte 1+2
LV
angesichts der z.T. nur vage zu formulierenden Werktitel und der unsicheren Zuweisungen kaum zu besseren Ergebnissen geführt. Wir hoffen, daß auch hier das umfangreiche Inhaltsverzeichnis eine rasche Orientierung ermöglicht. Schließlich muß noch von 4 Ausnahmen die Rede sein, die auch schon in anderem Zusammenhang (vgl. pp XLVIIIsq) als Ausnahmen vorgestellt wurden, nämlich die Osterfestbriefe (KV 78-81), die Phileasapologie (KV 83+84), die Alexandrinische Weltchronik (KV l ) und der Barnabasbrief (KV 4). Warum die Osterfestbriefe in dieser Form und an dieser Stelle (unter 0 ) aufgenommen worden sind, haben wir oben (pp XLVIIIsq) bereits erklärt, auch von der Alexandrinischen Weltchronik, für die kein Verfasser namhaft gemacht werden kann, war dort bereits die Rede. Gleiches gilt für die Phileasapologie, in der Phileas zwar der Mittelpunkt des Geschehens, aber natürlich nicht der Verfasser ist; der bleibt, den Gesetzen des Genres entsprechend, anonym. Sein Name fällt also als Ordnungsmerkmal aus. Neben der Anonymität bereitet ein weiteres Phänomen der urchristlichen Literatur, nämlich die Pseudonymität, der Einordnung nach Verfassernamen Schwierigkeiten. Indessen ist die Überzeugung, daß der Barnabasbrief nicht von dem gleichnamigen Paulusbegleiter und Apostel stammen kann (wie Klemens und Orígenes noch meinen und auch die handschriftliche Überlieferung in einer Voll-Bibel, dem sog. Codex Sinaiticus, zu signalisieren scheint), so allgemein (vgl. Altaner-Stuiber 8 , ρ 54), daß wir glauben, dieses Pseudonym (ohne Klammerung der Sigle) für die Einordnung benutzen zu können, ohne daß jemand daraus den Schluß zieht, wir wollten die alte Behauptung einer apostolischen Verfasserschaft damit wiederbeleben. Schwierigkeiten
Aber das Prinzip der Einordnung und Reihung der Stücke nach dem Autorennamen bereitet auch noch in drei weiteren Bereichen Schwierigkeiten, und zwar einmal dort, wo die Zuweisung einer Schrift, die bereits aus der (mittelalterlichen Bibliotheks-) Überlieferung bekannt ist und nun zusätzlich eine Papyrusüberlieferung erhält, erwiesenermaßen falsch oder wenig wahrscheinlich ist; sodann dort, wo die Zuweisung einer Schrift, die nur eine Papyrusüberlieferung hat, (noch) nicht allgemein akzeptiert ist; und schließlich dort, wo die Zuweisung einer Schrift an einen bestimmten Autor (aus Unkenntnis, Mangel an Interesse oder sonst einem unmaßgeblichen Grund) zwar nicht bestritten
LVI
Funktion, Anlage und Gestaltung
worden ist, gleichwohl aber einer ernsthaften Überprüfung nicht standhält. Schwierigkeiten im ersten Fall gibt es dann, wenn die Fehlzuweisung als solche zwar erkannt und korrigiert worden ist, die Forschung aber den wahren Verfasser nicht namhaft zu machen vermochte. In solchen Fällen hat man sich in der Patrologie zumeist damit geholfen, daß man den als falsch erkannten Verfassernamen weiterbenutzte, ihm aber ein «Pseudo-» voranstellte. Wir sind diesem Verfahren gefolgt und haben darüber hinaus den Altnamen als Grundlage für die alphabetische Einordnung verwendet: Pseudo-Gregorius Thaumaturgus ist also unter G zu finden (vgl. KV 28), Pseudo-Johannes Chrysostomus unter J (vgl. KV 51 und KV 52, wobei aus der unmittelbaren Abfolge nicht geschlossen werden darf, daß hinter beiden Stücken von uns derselbe Autor vermutet würde). Zur Sicherheit haben wir bei Ρ (vgl. ρ 560) einen Verweis angebracht. Für die Schwierigkeiten, die sich aus Bereich 2 ergeben können, sei nur daran erinnert, mit welcher Verve van Haelst nach dem Erscheinen seines «Catalogue» in mehreren Stellungnahmen 9 von Nautin dafür gescholten worden ist, daß er die Passahomilie uneingeschränkt dem Melito zugeschrieben hatte, obwohl diese Zuweisung (die van Haelst ja nur von den Spezialisten übernommen hatte) ansonsten in der Forschung bis heute akzepziert ist. Es auf diesem Gebiet jedermann recht zu machen, wird deshalb wohl in jedem Fall unmöglich sein. Was nun den dritten Fall anbelangt, so müssen wir zugeben, daß uns dieses Problem erst im Laufe der Arbeit klargeworden ist. Es stellte sich dabei nämlich heraus, daß einige der bislang vorgeschlagenen Autoren- (und Werk-) Zuweisungen nicht mehr waren als vage Einfälle, denen eine nachvollziehbare Begründung durchaus fehlte. Extreme Beispiele dafür sind KV 9, wo die Zuweisung aufgrund eines einzigen und dazu außerordentlich dürftigen Arguments erfolgt ist 1 0 , und KV 27, wo die Durchmusterung des (in Münster, im Forschungsvorhaben Gregor von Nyssa, Leitung Prof. Dr. W.-D. Hauschild, vollständig zugänglichen) Lexikonmaterials eindeutig ergibt, daß dieses Stück dem 9
Vgl. KV 54, Anm. 1.
10
V g l . KV 9, Anm. 1.
Schema der Beschreibungen (Nachträge)
LVII
Gregor von Nyssa nicht gehören kann. In Anbetracht dieser Situation haben wir uns für die Lösung dieser Probleme zu einem gemischten Verfahren entschlossen, von dem wir hoffen, daß es möglichst viele Benutzer zufrieden stellen wird. Wir haben nämlich einerseits ohne Rücksicht auf unser eigenes Urteil zunächst einmal alle Stücke aufgenommen, für die (nach unserer Kenntnis) jemals eine Zuweisung an einen bestimmten Autor (womit sich normalerweise auch die Zuweisung an eine bestimmte Schrift verbindet) vorgeschlagen worden ist. Andererseits haben wir die Nummernsigle der jeweiligen Stücke, deren Zuweisung uns nicht hinreichend gesichert erschien, in eckige Klammern gestellt, um so unsere Zweifel auf Anhieb erkennbar zu machen, schreiben also nicht KV 9, sondern [KV 9]. Zusätzlich haben wir durch Fragezeichen den Teil der Zuweisung markiert, den wir für verdächtig halten. Die jeweilige Begründung für diese Maßnahme findet sich in den Anmerkungen. Wo die Fragezeichen in der Autorenzeile nicht zu einer Klammerung der Nummernsigle geführt haben, hielten wir die Bedenken gegen die vorgenommene Zuweisung für erwähnenswert, aber nicht durchschlagend. Nachträge (a- und b-Nummern) Normalerweise ist die Zählung der 96 behandelten Papyri (hinzu kommen 3 Hinweise, vgl. pp 165, 311, 351) durch fortlaufende arabische Ziffern erfolgt, an fünf Stellen (KV 9a; 19a; 25a; 50a; 53a) tauchen jedoch zusätzlich a-Nummern auf, einmal sogar eine b-Nummer (KV 9b). Dies ist regelmäßig ein Hinweis darauf, daß diese Stücke noch nach dem eigentlichen Manuskriptabschluß eingearbeitet wurden 11 . ^ D a s war möglich, weil die Fertigstellung des Bandes bis zur Erstellung der Repro-Vorlage (Drucker: Hewlett-Packard Laserjet 4P; Rechner: Atari Mega ST 1; Software: Signum 2) in den Händen der Arbeitsstelle lag. Wenn in der zweiten Hälfte des Bandes keine a-Nummern mehr auftauchen, so deshalb, weil wir uns entschlossen haben, jenseits der Origenes-Nummern stattdessen eine Neunumerierung vorzunehmen. Das erschien durchführbar, weil sich die Zahl der Querverweise hier (anders als im vorderen Teil, wo sie schon wegen der Turapapyri zwischen den Didymus- und den Origenes-Stiicken relativ groß ist) in überschaubaren Grenzen hielt. Die jetzigen Nummern KV 82, KV 86 und KV 87 sind ebenfalls nach Manuskriptabschluß eingearbeitet worden.
LVIII
Funktion, Anlage und Gestaltung
W e i t e r e Neufunde oder Neuzuweisungen, die nach dem Erscheinen dieses Bandes bekannt werden, sollen zu gegebener Zeit in einem Nachtragsband nach dem Muster von Rep II 2 zusammengefaBt werden, d.h. sie e r h a l t e n eine f o r t laufende Nummer (in der Reihenfolge des Bekanntwerdens, beginnend mit KV 91 ) und gleichzeitig einen Zuordnungsverweis [post KV (folgt eine Zahl zwischen 1 und 90)], der die Eingliederung in den vorliegenden Band vollziehen soll. Dieses V e r f a h r e n ist (wie wir nach der Erarbeitung des Nachtragbandes Rep II 2 inzwischen auch aus der Praxis wissen) sicherlich keine Ideallösung; aber da sich das ursprünglich ins Auge gefaßte L o s e - B l a t t - V e r f a h r e n aus technischen Gründen nicht verwirklichen ließ (vgl. Rep I, ρ 11), scheint uns dies die einzige Möglichkeit, um dauerhaft in der vorgegebenen Ordnung Nachträge zu verzeichnen.
Sonstige Angaben und Verweise in der Sigelzeile Zahlen und Sigla, die in Klammern hinter der KV-Nummer stehen, sind ein Hinweis darauf, daß das jeweilige KV-Stück Teil einer größeren Einheit ist. Ein Beispiel wäre KV 55 [0205] (vgl. KV 58 und KV 84), wo durch die Angabe [0205] in eckigen Klammern darauf hingewiesen wird, daß der Papyrus, der Melitos Schrift Peri Pascha enthält, ein Teil des (in Rep I behandelten) Sammelcodex 0205 ist, während die beiden Angaben in runder Klammer anzeigen, daß diese Stücke (aus dem vorliegenden Band oder aus Rep I) ebenfalls zu diesem Ensemble gehören. Dagegen ist (anders als in Rep I, wo die S a m m e l - und Mischhandschriften zu einem O-Teil zusammengefaBt sind) auf ein Sammelsigel verzichtet worden, weil sonst ein Chaos in der Bezifferung unvermeidbar gewesen wäre. Da wir aber den Hinweis auf die kodikologischen Zusammenhänge nicht missen wollten, haben wir den Hinweis in der Kopfzeile und den Abschnitt 4 (s. dort) in das Beschreibungsschema eingeführt. Die Beschreibung des Gesamtcodex e r folgt allerdings nur an einer Stelle; bei der Beschreibung der übrigen Teile wird auf die K V - N u m m e r mit der Gesamtbeschreibung verwiesen.
Zur sprachlichen Gestaltung Zum Schluß dieses Abschnitts noch eine Bemerkung zur sprachlichen Gestaltung der Verfasser- und Werkzeile: Puristen werden möglicherweise beanstanden, daß sich ihre Formulierung nicht im Rahmen einer einzigen Sprache bewegt, sondern bei den Werktiteln teils lateinisch (45mal, davon 3mal in latinisiertem Griechisch), teils deutsch und 2mal sogar (vgl. KV 87+90) griechisch gehalten ist 1 2 . Aber jeder, der eine Vereinheitlichung durchzuführen 12
K V 27 ist ohne Titel.
Schema der Beschreibungen: Abschnitte 3-7
LIX
versucht, wird sehr schnell feststellen, daß er mit einem solchen Unterfangen an Grenzen stößt und zumindest einige seiner Titelformulierungen reine Kunstprodukte und für weite Benutzerkreise unverständlich oder mit den Usancen der in der Beschreibung zitierten Literatur nicht in Übereinstimmung wären. Die wissenschaftliche Praxis verfährt in diesen Dingen offenbar wenig konsequent. Wir sind diesem Usus gefolgt und haben jeweils die Formulierung g e wählt, die uns die geläufigste oder die am leichtesten verstehbare schien. Zum Zwecke einer eindeutigen Zuordnung haben wir auch 2mal das Griechische beibehalten, denn diese beiden Schriften sind in den Patrologien usw. entweder unter dem Titel, den sie im Papyrus führen (KV 90) oder überhaupt (KV 87) völlig unbekannt. Da schien das griechische Original die plausibelste und klarste Lösung. Ähnlich pragmatisch sind wir bei den Verfassernamen verfahren, wo wir ebenfalls die unserem Urteil nach geläufigste Form gewählt haben. Bleibt nur zu hoffen, daß unser Urteil mit dem der Benutzer übereinstimmt und wir mit beiden Maßnahmen die benutzerfreundlichste Form der Präsentation gefunden haben. b) Abschnitte 3 - 7 Nachdem mit der Behandlung der beiden Kopfzeilen auch die grundsätzlichen Fragen zur Sprache gekommen sind, läßt sich das Übrige weitaus summarischer abhandeln, denn hier sind nur gelegentlich Bemerkungen zum Verständnis und zur Handhabung notwendig. Zu Abschnitt 3 (Aufbewahrungsort) ist anzumerken, daß (soweit möglich) die Städtenamen in ihrer deutschen Form aufgeführt werden (also Florenz, nicht Firenze, aber Cologny-Genève), die besitzenden Institutionen dagegen normalerweise in der Landessprache. Nur bei Besitzern in slawisch- und arabisch-sprachigen Ländern haben wir die in der deutschen Fachliteratur gängigen Bezeichnungen gewählt (vgl. KV 1; 11-17; 33; 70; 73-75). Was die Signaturen und Aufbewahrungsmerkmale betrifft, so haben wir versucht (durch Nachfrage bei den besitzenden Institutionen) diese Bezeichnungen auf den neuesten Stand zu bringen, was uns im Normalfall auch gelungen ist (nur aus Kairo und Moskau sind wir ohne Antwort geblieben). Gleichwohl sind auch die überholten Bezeichnungen, und zwar in Klammern (vgl. z.B. bei
LX
Funktion, A n l a g e und Gestaltung
KV 20), hinzugesetzt, weil sie in der (älteren) Literatur noch anzutreffen sind. Bei Zugehörigkeit zu einem Fonds oder (daraus häufig resultierend) einer Publikation in Reihenwerken haben wir auch deren Ordnungsmerkmale aufgeführt; die dabei verwendeten Abkürzungen sind die der „Checklist" 1 3 . Von Abschnitt 4 (Informationen über die Zusammengehörigkeit des jeweils behandelten Stückes mit anderen Codexteilen) war bereits oben (p LVIIl) die Rede; ergänzend ist darauf hinzuweisen, daß hier auch die anderen Stücke verzeichnet sind, die in irgendeinem physischen Zusammenhang mit dem jeweils beschriebenen Papyrus stehen (vgl. z.B. KV 23 den Hinweis auf den Urkundentext Sammelbuch VI 2, Nr. 9217, der sich auf der Rectoseite befindet). Als gesonderten Abschnitt (Abschnitt i ) bieten wir die Referenz-Nummern anderer Listen. Ständig genannt werden dabei van Haelst (Catalogue), Pack (The Greek and Latin Literary Texts, 2. Aufl.), Montevecchi (La Papirologia, 2. Aufl.), Treu (Referate I - X V l ) und Turner (Typology of the Early Codex). Wird einmal eine dieser fünf Zusammenstellungen nicht genannt, so ist daraus zu schließen, daß das beschriebene Stück in der betreffenden Liste nicht e r scheint. Besondere Fehlanzeige wird nicht erstattet, zumal dieses Fehlen in den allermeisten Fällen j a keinen Fehler signalisiert. So fehlen bei Turner natürlich die Rollenfragmente, bei Treu solche Stücke, die vor 1940 publiziert sind und bei allen natürlich all jene Papyri, die nach dem Erscheinen der j e weiligen Zusammenstellung in das Bewußtsein der Öffentlichkeit getreten sind. Wo allerdings unsere Angaben von den Angaben dieser Listen abweichen, darf man auch da, wo dies nicht ausdrücklich vermerkt ist (was selten g e schieht, nam arbore deiecta quivis colligit ligna), davon ausgehen, daß unsere diesbezüglichen Äußerungen durch wiederholte Kontrollen abgesichert sind. Neben diesen ständigen Zeugen finden sich in diesem Rubrum sporadisch auch Zusammenstellungen verzeichnet, die nur einen Teilbereich abdecken (z.B. Koenen-Doutreleau, Nouvel inventaire, für die Tura-Papyri und McNamee, Origen in the Papyri, für die Origenes-Papyri). Zugegebenermaßen unterliegt die 13
J . F. Oates, R . S . Bagnali, W . H . Willis, and K . A . W o r p , Checklist of Editions
of G r e e k Papyri and O s t r a k a , B A S P Supplements 4 ,
4
Abkürzungsverzeichnis
Benutzers
folgt).
ist
zur
Bequemlichkeit
des
1992 (eine Auflösung gleichwohl
im er-
Testi r e c e n t e m e n t e pubblicati
LXI
hier getroffene Auswahl einer gewissen Willkür. Ob wir auch die Nummern der «Testi recentemente pubblicati» aus der Zeitschrift Aegyptus hier anführen sollten, ist mehrfach überlegt, dann aber ad negativum entschieden worden; diese Entscheidung wurde getroffen, weil es sich bei diesem Verzeichnis nur begrenzt und erst neuerdings um eine unseren Themenbereich systematisch erfassende Zusammenstellung handelt, die überdies in den alten Bänden mehrfach Doppelnumerierungen aufweist [z.B. 1020-1119, 1047-1406 (1047-1119 ist also sogar dreifach besetzt), 8155, 12039] und damit auch für statistische Überlegungen nur bedingt brauchbar ist. Aber im Nachhinein sind wir mit der getroffenen Entscheidung nicht mehr ganz zufrieden, vor allem deswegen nicht, weil wir diese Rubrik für unsere Arbeit doch ständig benutzt und ausgewertet haben. So mag es einen gewissen Ausgleich bilden, wenn wir an dieser Stelle die im Repertorium II verarbeiteten Nummern auflisten und auf diese Weise der Nützlichkeit dieses Arbeitsinstruments eine späte Reverenz erweisen: KV 2 - Aeg 3/1922, ρ 84, Nr. 366 II KV 3 - Aeg 5 / 1 9 2 4 , ρ 244, Nr. 1030 + Aeg 8/1927, ρ 349, Nr. 1765 II KV 4 - Aeg 5/1924, ρ 340, Nr. 1191 II KV 6 - Aeg 26/1946, ρ 191, Nr. 6261 II KV 7 - Aeg 47/1967, ρ 254, Nr. 11688 II KV 12 - Aeg 4 4 / 1 9 6 4 , ρ 315, Nr. 10947 II KV 14 - Aeg 67/1987, ρ 198, Nr. 20320 II KV 15 - Aeg 40/1960, ρ 82, Nr. 10403 II KV 16 - 67/1987, ρ 198, Nr. 20231 II KV 17 - Aeg 60/1980, ρ 238, Nr. 15347 II KV 21 Aeg 66/1986, ρ 205, Nr. 19358 II KV 24 - Aeg 9/1928, ρ 140, Nr. 1949 II KV 27 - Aeg 55/1975, ρ 279, Nr. 13741 II KV 28 - Aeg 30/1950, ρ 238, Nr. 7164 II KV 30 - Aeg 71/1991, ρ 243, Nr. 23345 II KV 32 Aeg 65/1985, ρ 119, Nr. 17842 II KV 33 - Aeg 6 8 / 1 9 8 8 , ρ 207, Nr. 21225 II KV 34 - Aeg 8/1927, ρ 339, Nr. 1606 + Aeg 14/1934, ρ 306, Nr. 3015 II KV 35 - Aeg 51/1971, ρ 232, Nr. 12636 II KV 36 - Aeg 61/1981, ρ 226, Nr. 15842 II KV 38 - Aeg 14/1934, ρ 306, Nr. 3014 II KV 40 - Aeg 65/1985, ρ 119, Nr. 17843 II KV 42 - Aeg 65/1985, ρ 119, Nr. 17844 II KV 47 - Aeg 4 4 / 1 9 6 4 , ρ 104, Nr. 10938 II KV 49 - Aeg 3 4 / 1 9 5 4 , ρ 95, Nr. 7477 IIa KV 53a - Aeg 4 8 / 1 9 6 8 , ρ 151, Nr. 12084 + Aeg 62/1982, ρ 261, Nr. 16978 II KV 54 - Aeg 14/1934, ρ 306, Nr. 3007 II KV 60 - Aeg 60/1980, ρ 238, Nr. 15348 II KV 66 - Aeg 2 8 / 1 9 4 8 , ρ 214, Nr. 6851 + Aeg 34/1954, ρ 95, Nr. 7476 II KV 67 - Aeg 8/1927, ρ 164, Nr. 1574 II KV 68 - Aeg 6 4 / 1 9 8 4 , ρ 241, Nr. 17510 II KV 72 - Aeg 60/1980, ρ 238, Nr. 15350 + Aeg 61/1981, ρ 226, Nr. 15841 II KV 75 - Aeg 29/1949, ρ 138, Nr. 6929 II KV 77 - Aeg 52/1972, ρ 168, Nr. 12784 II KV 79 - Aeg 67/1987, ρ 197, Nr. 20315 II KV 80 - Aeg 69/1989, ρ 197, Nr. 21737 II KV 84 - Aeg 4 4 / 1 9 6 4 , ρ 104, Nr. 10936 + Aeg 70/1990, ρ 260, Nr. 22858 II KV 90 Aeg 46/1966, ρ 106, Nr. 11372.
LXII
Funktion, Anlage und Gestaltung
Abschnitt 6 liefert den Datierungsrahmen. Die genannten Datierungen stammen aus den Editionen und der Sekundärliteratur. Da das Datieren nach paläographischen Kriterien eine schwierige Kunst ist, die man den Spezialisten überlassen muß, haben wir uns mit unserem eigenen Urteil im Normalfall zurückgehalten und nur da, wo sich aus den vorgeschlagenen Datierungen Anstöße oder Schwierigkeiten ergeben, auf diese aufmerksam gemacht. Im Rubrum Fundort, Fundgeschichte usw. (Abschnitt 7 ) haben wir (fast) alles zusammengestellt, was über das Schicksal einer Handschrift zu unserer Kenntnis gelangt ist 1 4 . Bei größeren Funden, die mehrere KV-Stücke umfassen (wie z.B. die Tura- und die Bodmer-Papyri), haben wir nur an einer Stelle Bericht erstattet, und zwar (aus technischen Gründen) bei den Stücken, zu denen sich (in den Editionen oder der zugehörigen Sekundärliteratur) die ergiebigsten Informationen fanden; bei den anderen Stücken aus diesem Fund wird auf diesen Bericht verwiesen. Ein Fragezeichen (ohne vorherige Ortsangabe), das wir (abgesehen von den Bodmer-Papyri, deren Herkunft trotz aller Bemühungen wohl immer noch nicht als endgültig geklärt gelten kann) bei 31 Stükken (vgl. ρ CXIIl) setzen mußten, bedeutet, daß wir über den Fundort des betreffenden Stückes keine Informationen besitzen. Daß diese Stücke aber, soweit es sich um Funde handelt (und das dürfte bei der Mehrzahl der Fall sein, denn nur von KV 20 und KV 60 wissen wir sicher, daß sie nicht aus Bodenfunden stammen, sondern durch die Auflösung eines Buchdeckels auf uns gekommen sind), aus dem Boden Ägyptens stammen, wird man dennoch wohl voraussetzen dürfen, zumal von den behandelten 96 Stücken nur eines, nämlich KV 28 (Fundort: Nessana) mit Sicherheit nicht ägyptischer Herkunft ist. Ein Fragezeichen hinter einer Ortsangabe (vgl. KV 54) besagt, daß diese Angabe bloß erschlossen oder jedenfalls nicht zweifelsfrei gesichert ist. Die Namen der Orte werden normalerweise in ihrer antiken (griechischen) Form geboten. Wo diese nicht bekannt oder geläufig ist (wie z.B. bei „Tura"), haben wir die in der Literatur geläufige Form (nach deutscher Umschrift) angegeben. Wenn
14
N u r in zwei Fällen (die beide die Tura-Papyri betreffen) hat uns eine (wie uns schien, berechtigte) Bitte um Diskretion zu etwas vageren Angaben veranlaßt.
Schema der Beschreibungen: Abschnitte 8-20
LXIII
neben der griechisch-hellenistischen Form (z.B. durch die zitierte Sekundärliteratur) koptische oder arabische Namensformen in der Beschreibung erwähnt werden, haben wir sie (durch Schrägstriche abgetrennt) ebenfalls beigegeben. c) Abschnitte 8 - 20 Das meiste in diesem Bereich versteht sich wohl von selbst; so lassen sich die Erklärungen auf einige Abschnitte beschränken. Drei Bemerkungen sind zu Abschnitt 11 (Maßangaben) erforderlich: 1) Alle Angaben (und das ist vor allem bei Fragmenten von Interesse) werden nach der sog. Rahmenmethode gegeben, d.h. in beide Meßrichtungen sind die am weitesten hinausragenden Punkte als Meßpunkte gewählt. 2) Bei den Maßangaben stehen die Angaben über die Höhe voran. Um alle Unsicherheiten zu vermeiden (vgl. die berechtigte Kritik Treus, Ref. VI, ρ 15l), haben wir den Angaben für die Höhe stets ein H, den Angaben über die Breite regelmäßig ein Β in Klammern beigefügt. 3) Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen sind alle Angaben an (maßstabsbewehrten) Fotos kontrolliert. Abweichungen von den Angaben der Editoren werden in den Anmerkungen diskutiert. Bei den rekonstruierten Maßen handelt es sich durchweg um unsere eigenen Rekonstruktionen; zumindest haben wir die Rekonstruktionen der Editoren, wo wir sie übernommen haben, vorher noch einmal überprüft. Bei den Codices haben wir, soweit möglich, eine Zuordnung zu den von Turner, Typology, festgelegten Gruppen („Turner-Groups") versucht. Wenn unsere Zuordnung gelegentlich von Turners eigenen Zuordnungen abweicht (vgl. ρ CXIXsqq), so deshalb, weil die Daten, die Turner zugrunde legen konnte, sich in solchen Fällen anhand unserer Fotos als unzureichend oder falsch erwiesen haben. Diese Fotos waren auch die Grundlage für die Erhebung der Orthographies (Abschnitt 14) die (vor allem in älteren Publikationen) von den Editoren bisweilen vernachlässigt worden sind. Dabei sind wir so verfahren, daß wir für die häufigsten Vertauschungen (ει : ι; £ :αΐ; ο : ω und umgekehrt), zumindest bei den umfangreichen Manuskripten, statistische Erhebungen angestellt haben (vgl. z.B. K V 11, ρ 69: 2-3mal pro Seite), weil dies in gewisser Weise auch ein Gradmesser für die Qualität eines Manuskripts sein kann (jedenfalls soweit
LXIV
Funktion, Anlage und Gestaltung
sie vom Schreiber der Handschrift abhängt), und daß diese Vertauschungen auch den Diorthoten und frühen Benutzern dieser Handschriften keineswegs gleichgültig waren, zeigen die häufigen Korrekturen in diesem Bereich. Seltenere orthographische Abweichungen haben wir (einer Anregung von Prof. Merkelbach folgend, dem wir in einem frühen Manuskriptstadium einige Beschreibungen zur Begutachtung vorlegen durften) mit genauer Stellenangabe aufgeführt, wobei sich mehr oder weniger deutlich herauskristallisiert hat, daß diese Abweichungen auf wenige Wörter beschränkt sind. Genaueres werden allerdings erst die Register in Bd. II 2 ausweisen. Einen solchen genauen Stellennachweis haben wir auch bei den Nomina sacra (Abschnitt 15) verwendet und solchen Nomina sacra beigegeben, die den Rahmen des Üblichen sprengen. Dabei haben wir den Begriff der Nomina sacra weit gefaßt und darunter alle Nomina zusammengefaßt, die durch Überstreichung in den Handschriften als gekürzt gekennzeichnet werden. Außerdem werden hier auch jene Nomina sacra einer Handschrift aufgeführt, bei denen die Markierung der Abbreviatur (aus Nachlässigkeit) nicht erfolgt ist, doch wird auf diesen Tatbestand natürlich besonders hingewiesen. Wenn Nomina, die üblicherweise in Abbreviatur geschrieben werden, in einem aktuellen Fall mit vollem Buchstabenbestand („piene") geschrieben werden, so ist dies natürlich ebenso vermerkt wie die (seltene) Tatsache, daß die Kürzung auf andere Weise angezeigt wird (vgl. z.B. KV 4 durch Punkte statt durch Überstreichung). Unter der Sigle E: (Abschnitt 17) werden die papyrologischen Editionen des betreffenden Stückes aufgeführt, unter L: (Abschnitt 18) die auf die Handschrift bezogene Literatur, und zwar nur diese. Beiträge über den Inhalt und über interpretatorische Fragen finden sich hier dagegen nicht. Unter F: (Abschnitt 19) sind die publizierten Fotos aufgeführt. Diese Kategorie geht auf einen Hinweis des Gutachters (Prof. Hagedorn) zurück. Sie ist daher nach Abschluß des eigentlichen Manuskripts angefügt; da solche Fotos meist im Z u sammenhang mit den jeweiligen Editionen stehen, sind die bibliographischen Angaben (unter Verweis auf die volle Angabe unter E: und L:) hier meist in sehr abgekürzter Form gegeben. Um Vollständigkeit haben wir uns bemüht, sind uns aber gerade bei den paläographischen Paradestücken nicht sicher, ob wir sie immer erreicht haben.
Die weitere Planung
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Wie stets, so sind wir auch in diesem Fall für Hinweise dankbar, die wir gegebenenfalls in einem Ergänzungsband oder im nächsten Band des Repertoriums berücksichtigen könnten. 5 . D I E WEITERE P L A N U N G
Zum Abschluß dieses Kapitels noch ein Wort über die weitere Planung: In Arbeit befindet sich Bd. II 2. Er wird den vorliegenden Band registermäßig aufschlüsseln. Abweichend von der bisherigen Praxis soll Bd. II (nicht zuletzt wegen des großen Umfangs der meisten Beschreibungen) auch ein detailliertes Sachregister erhalten, in dem vor allem die orthographischen, paläographischen und kodikologischen Besonderheiten in alphabetischer Ordnung zu finden sind; außerdem natürlich, soweit sinnvoll, all jene Register, die der Benutzer von Band I her gewohnt ist (Überlieferungsformen, Aufbewahrungsorte, Fundorte, Datierungen, Nomina sacra usw.); eine Übersicht über die Zuordnung der vorkommenden Codexmaße zu den von Turner, Typology, erarbeiteten Gruppen (die ursprünglich hier Platz finden sollte) findet sich dagegen bereits auf ρ CXIXsqq. Außerdem wird dieser Band die Neuentdeckungen und Nachträge sowie die Korrekturen zu den Biblica von Band I enthalten. Auf diesem Gebiet hat es nämlich seit dem Erscheinen des ersten Bandes doch erhebliche Zuwächse gegeben: Unsere internen Listen stehen zur Zeit bei 0208 (+3), AT 172 (+19), NT 99 (+11), Var 65 (+31 ) und Ap 38 (+7), so daß hier mehr als 70 neue Stücke zu beschreiben sind. Hinzu kommen eine Reihe von Ergänzungsfunden zu bereits beschriebenen Stücken und Korrekturen aufgrund neuer Erkenntnisse (am spektakulärsten wohl die Auflösung von 01 in drei individuelle Rollen). Der darauf folgende Band (Bd. Iii) wird sich mit jenen Papyri beschäftigen, deren Zugehörigkeit zur frühchristlichen Literatur durch äußere Merkmale (Nomina sacra, Schrifttyp, Inhalt) außer Frage steht, die aber bislang keinem festem Autor zugewiesen werden konnten. Weit über 100 Stücke haben wir hier inzwischen zusammengetragen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich dabei um bereits (z.B. als Wartetexte) publizierte Stücke handelt. Durch Computereinsatz und unter Verwendung der CD-ROM des Thesaurus-Linguae-Graecae-Unternehmens in Irvine und eines entsprechenden Suchprogramms hoffen wir erhebliche Teile davon
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Funktion, Anlage und Gestaltung
identifizieren zu können. Außerdem ist geplant den Beschreibungen in jedem Fall eine Edition beizugeben. Über die weitere Planung (Christliche Briefe; Hagiographica et Liturgica; Christliche Dokumente und Urkunden vor 400) ist eine Entscheidung zur Zeit noch nicht gefallen.
II. Zum Inhalt Zu seinen Lebzeiten hat Kurt Aland häufig davon gesprochen, daß dem vorliegenden Band eine „Brückenfunktion" zukomme (vgl. auch ρ XIX). Was er damit meinte, hat er zuletzt in einem Brief (vom 5.11.1992 an einen Kollegen) etwas ausführlicher dargelegt; daraus sei deshalb der entsprechende Abschnitt hier angeführt. Dort heißt es: „Bei den Theologen sind die Papyri weithin terra incognita, und bei den Papyrologen ist das Interesse am Inhalt oft begrenzt. Für die Theologen gibt der Hirte des Hermas ein gutes Beispiel. Zwar haben die Neutestamentler die Apostolischen Väter neu entdeckt - bisher haben sie aber trotz aller Ermahnungen darauf verzichtet, diese nicht nur gleichzeitigen, sondern in ihrem Ansehen den Schriften des NT weithin gleichgeachteten Schriften für ihre Arbeiten heranzuziehen. Jetzt stürzen sie sich mit Gewalt darauf: Aber die erstaunlich zahlreichen Neufunde an Hermas-Papyri sind ihnen bis dahin überhaupt nicht zum Bewußtsein gekommen. Das wird sich hoffentlich durch diesen Band ändern, wenn ich auch ziemlich pessimistisch bin, was die Zeitdauer angeht. Und wie es bei den Papyrologen aussieht, wissen Sie selbst am besten. Nicht umsonst beschränken sich die Angaben hier oft auf das Stichwort «christlich». Wenn es sich durchsetzen sollte, daß beide Gruppen bei Ihrer Arbeit für die Papyri von vornherein zu diesem Band greifen, sobald christliche Texte zur Debatte stehen, dürfte sich im gegenseitigen Austausch für die Patristik ein wesentlicher Fortschritt ergeben." Um die hier beschriebene Brückenfunktion zu verstärken, sei im Folgenden einiges von dem zusammengestellt, was auf beiden Seiten der Brücke auf ein besonderes Interesse sollte rechnen können. Zu diesem Zwecke werden wir die auffälligsten Ergebnisse sowie die Anomalien und Kuriositäten innerhalb unserer Papyrusüberlieferung in einem Kapitel zusammenstellen; ein weiteres soll jene Papyri besonders herausstellen, die für die Überlieferung eines Autors von einzigartiger oder zumindest doch überragender Bedeutung sind; und ein drittes will schließlich die neuen Erkenntnisse und Einsichten, die wir bei der systematischen Durchdringung unserer Papyrusüberlieferung gewonnen und in den
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Zum Inhalt
Beschreibungen (zumeist in den Anmerkungen) einzeln niedergelegt haben noch einmal im Zusammenhang vorstellen. 1. NEUE TEXTE UND KONTEXTE, KORREKTUREN U N D ERGÄNZUNGEN
Um mit dem letzteren zu beginnen, so kann und soll hier natürlich nicht die Rede sein von all den kleinen Korrekturen und Ergänzungen, die zu den technischen Angaben zu machen waren; hier mag der allgemeine Hinweis genügen, daß ihre Zahl nicht unerheblich ist, weil solche Angaben vor allem in den älteren Publikationen nicht immer mit der notwendigen Akribie erfolgt sind, und daß ein solcher Mangel nicht gleichgültig ist, weil er spätestens dann unangenehme Folgen zeitigt, wenn derlei Daten (wie ζ. B. in Turners grundlegendem Werk über die «Typology of the Early Codex») zur Grundlage weiterführender Arbeiten gemacht werden müssen oder wenn sie die Zusammenführung von Codexteilen oder Fragmenten verhindern (wie z.B. im Falle von KV 5 und KV 26, wo die Kontrolle dieser Angaben den Beweis geliefert hat, daß von einer Unvereinbarkeit der technischen Daten, die einer Zusammenführung angeblich im Wege steht, gar keine Rede sein kann). Auch die des öfteren angebrachten Korrekturen (als Beispiel vgl. KV 11, Anm. 118-120) und die vorgeschlagenen neuen Lesungen oder neuen Vorschläge zur Deutung bestimmter paläographischer oder kodikologischer Phänomene sollen hier nicht noch einmal in komprimierter Form zusammengestellt werden; hier werden die Register des 2. Halbbandes die nötigen Informationen bieten. a) Neue Texte An dieser Stelle soll vielmehr auf das aufmerksam gemacht werden, was in einem Repertorium, das zunächst ja nur den Forschungsstand zusammenfassen und überschaubar machen will, nicht unbedingt erwartet werden kann. Dazu gehören in erster Linie jene Text(stück)e, die im Repertorium erstmalig zugänglich gemacht werden. In diesem Zusammenhang wäre (der numerischen Reihenfolge des Repertoriums folgend) zunächst KV 6 (Basilius, In hexaemeron) zu nennen. Denn hier ist es gelungen, 2 weitere Zeilen (über den vom Editor vorgelegten Bestand hinaus) zu transkribieren (vgl. KV 6, Anm. 4). Als nächstes wäre KV 9a+b + 50a (Clemens Alexandrinus, Stromata, +
Neue Texte
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Johannes Chrysostomus, Homilie zu Jer. 10,23) zu erwähnen. Bei diesem merkwürdigen Kölner Fragment (P. Köln 7, Nr. 1763), von dem bisher nur der Haupttext des Recto mit einem Stück aus den Stromata des Clemens Alexandrinus identifiziert war (=KV 9a), ist es uns geglückt, auch die Herkunft der Marginalie auf dem Recto (ein Stück aus einer Chrysostomus-Predigt = KV 50a) und des Versotextes (ein intermittierender Text, ebenfalls aus den Stromata des Clemens = KV 9b) festzustellen und dem Leser zugänglich zu machen (vgl. KV 9a, Anm. 2+4). Bei KV 10 (Cyrill, De adoratione) haben wir dann 2 bislang vagabundierende Fragmente textlich zuordnen können (vgl. KV 10, Anm. 4). Anderes aus diesen (auf 4 Bibliotheken verteilten) Stücken hat sich aber weiterhin einer Zuordnung entzogen. Sanz (vgl. KV 10, Anm. 3) hat gemeint, diese Zuordnungsschwierigkeiten seien ein Hinweis darauf, daß möglicherweise nicht alle bekannt gewordenen Fragmente zum Cyrill-Codex gehörten. Nach den Erfahrungen, die wir mit KV 20 und anderen (vgl. KV 10, Anm. 3) gemacht haben, halten wir es für wahrscheinlicher, daß die Textform dieser Fragmente so stark vom Migne-Text (und das ist bislang die einzige gedruckt zugängliche Textform) abweicht, daß ein endgültiges Urteil erst möglich sein wird, wenn die existierenden Textformen in einer kritischen Ausgabe vorliegen. Selbst im Zusammenhang mit den Tura-Papyri (vgl. KV 11-17; 63; 64; 70; 73-75), die (auch von den besonderen Bedürfnissen des Repertoriums aus geurteilt) hervorragend ediert sind, haben wir im Textbereich noch einige neue Erkenntnisse gewinnen können. So können wir mit einiger Sicherheit sagen, daß der oder besser gesagt die Einlegestreifen [denn aus den Fotoaufnahmen, die Prof. Bülow-Jacobsen freundlicherweise in Kairo für uns gemacht hat, ging hervor, daß in der Sammelhandschrift KV 70+74+63 (Origenes, Contra Celsum + In Romanos + In 1. Sam. 28,3-25) mindestens 3 solcher Streifen vorhanden sind], daß diese Pergamentstreifen also, nicht Teil einer Bibelhandschrift sind, wie van Haelst annahm (vgl. Catalogue Nr. 20), sondern aus einer patristischen Handschrift stammen. Den Text dieser Streifen haben wir, soweit möglich, den Benutzern dieses Bandes zugänglich gemacht (vgl. KV 74, Anm. 2). Leider ist es uns nicht gelungen, von den neuentdeckten Streifen auch Fotos der Rückseiten zu erlangen, so daß einige Fragen offen geblieben sind.
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Zum
Inhalt
Einen neuen Text bietet schließlich noch KV 86, Anm. 4, wo wir wahrscheinlich gemacht haben, daß nicht nur das Recto (wie der Editor meint), sondern auch das (von derselben Hand beschriftete) Verso des erhaltenen Blattes Text aus dem zweiten Weihnachtshymnus des Romanus Melodus bietet, und zwar (wie das Recto) in einer von den bisher bekannten Textformen stark abweichenden Überarbeitung. b) Neue Zusammenhänge In KV 47, und damit kommen wir zu einer zweiten Gruppe unserer besonderen Hinweise, ist dann zwar kein neuer patristischer Text zu vermelden. Immerhin gelang es uns (vgl. KV 47, Anm. 3), den auf dem Verso der Irenaeus-Rolle stehenden (und gleichwohl als ersten aufgebrachten) Text, der bis dato nur als «mythologisch» klassifiziert war, durch Analyse der lesbaren Passagen mit dem Auferstehungsmythos von Isis und Osiris in Zusammenhang zu bringen. Entgegen dem ersten Anschein ist diese Feststellung auch für den Irenaeus-Text von Belang, denn auf diese Weise wird deutlich, daß die beiden Texte nicht zufällig Vorder- und Rückseite derselben Rolle bilden, sondern offenbar deshalb zusammenstehen, weil den Abschreiber das beiden Texten gemeinsame Thema der Auferstehung interessierte. Zugleich erscheint auch die Annahme plausibel, daß von «Adversus haereses» nie mehr als das berühmte (vgl. KV 47, Anm. 7) Stück über die Auferstehung des Fleisches (Adv. haer. V 1-14) aufzunehmen geplant war. Wenn dies in Ergänzung zum Isis-Osiris-Mythos und dazu (wie der Fundort Edfu zeigt) in einer Hochburg der Horusverehrung geschah, so eröffnet das für die Wirkungsgeschichte des Irenaeus doch bemerkenswerte zusätzliche Perspektiven. Das gilt mutatis mutandis auch für KV 48 (isaias Abbas, Asceticon), dessen Text auf einer kleinen Rolle parallel zur Schmalseite und zur Faserrichtung steht, während sich auf der Gegenseite (ebenfalls parallel zur Schmalseite, aber quer zur Faserrichtung stehend) ein Kaufvertrag befindet. Nun hat der erste Herausgeber dieses Textes (ohne nähere Begründung, vermutlich aber von der Feststellung beeindruckt, daß der Asceticon-Text parallel zur Faser stand) behauptet, der Isaias-Abbas-Text sei der zuerst aufgebrachte; der Kaufvertrag sei sekundär und deshalb ein bis zwei Generationen später. Der zweite Herausgeber ist erst jüngst dieser Annahme gefolgt. Indessen hat sich bei ge-
Neue Zusammenhänge
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nauerer Analyse gezeigt, daß es sich um einen Rotulus handelt, bei dem der Kaufvertrag, wie in solchen Dokumenten üblich (vgl. KV 48, Anm. 2), quer zur Faser und (wie an der Art der Überlappungen bei den in regelmäßigen Abständen auftretenden Kolleseis deutlich erkennbar wird) auf der Innenseite der Rolle steht. Daraus ergibt sich mit einiger Sicherheit, daß der innenstehende Kaufvertrag der Primärtext sein muß. Diese Einsicht hat natürlich Konsequenzen, und zwar nicht nur für die Datierung (vgl. KV 48, Anm. 4), sondern auch für die Wirkungsgeschichte des Textes und möglicherweise auch für die (nicht ganz eindeutig geklärte) Frage der Verfasserschaft. Für erwähnenswert halten wir in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnis, daß der Schreiber der soeben erwähnten Sammelhandschrift KV 70+74+63 identisch ist mit dem Schreiber einer weiteren (allerdings wesentlich kleineren) Sammelhandschrift aus Tura, nämlich dem KV 64+16 (Orígenes, In Pss. 119-133 + Didymus, In Johannem 6,3-33). Offenbar ist bislang niemand in der Lage gewesen, die Tura-Papyri einmal im Original oder auf Fotos miteinander zu vergleichen; denn die Identität der Schrift springt in die Augen. Daß uns im Zusammenhang einer Anfrage diese Erkenntnis von der Herausgeberin der kleinen Sammlung, Frau Prof. Kramer, umgehend bestätigt wurde, hat uns trotzdem gefreut, zumal dies in einer unsere Arbeit sehr ermutigenden Form geschah. Zugleich ist durch diese Erkenntnis nämlich der Grad der Wahrscheinlichkeit für die Annahme gestiegen, daß es sich bei KV 64+16 ebenfalls um einen Exzerpte-Codex handelt (vgl. KV 64, Anm. 2), eine Einsicht, die für die Herstellung und Interpretation des Textes nicht ohne Folgen bleiben kann. Über die Notwendigkeit verschiedener Textumstellungen (vgl. KV 64, Anm. 2 am Ende) müßte unter diesem Aspekt noch einmal nachgedacht werden. In einem neuen Zusammenhang erscheinen schließlich auch die beiden in KV 5 und KV 26 beschriebenen Berliner Papyri mit Auszügen aus einigen Briefen des Basilius und der Vita Mosis des Gregor von Nyssa. Die Editoren haben darauf bestanden, daß es sich bei diesen beiden Gruppen von Anthologiefragmenten um die Reste von zwei verschiedenen Codices handeln müsse. Sie taten das, obwohl ihnen bewußt war, daß eine Reihe von Eigenschaften dieser Fragmente wie literarisches Genos, Charakter der Schrift, Gestaltung
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Zum Inhalt
der Überschriften, Lesehilfen, sonstige Ausstattung und Orthographie stark für eine Zusammengehörigkeit sprachen; denn sie meinten, daß (die rekonstruierte) Blattgröße und (der rekonstruierte) Lagenaufbau eine Zusammenführung der Fragmente unmöglich mache. Eine genaue Überprüfung gerade dieser Characteristica hat aber mit hinreichender Sicherheit ergeben, daß diese Meinung auf falschen Voraussetzung beruhte: Die Divergenzen in der Blattgröße erwiesen sich als die Folge eines Meßfehlers (bzw. der fehlerhaften Übertragung der Meßdaten). Und die behaupteten Ungereimtheiten im Lagenaufbau ließen sich leicht durch die (auch vom Inhalt her plausible) Annahme ausräumen, daß die beiden auf die Außenpositionen verwiesenen Fragmente nicht zu derselben Lage gehören wie der Rest, sondern jeweils das Ende bzw. den Beginn einer weiteren (vorangehenden bzw. folgenden) Lage repräsentieren, so daß wir es also nicht mit den Resten von 1 Lage, sondern mit den Überbleibseln von 3 Lagen zu tun haben. Unter dieser Voraussetzung erweist sich der Lagenaufbau des vereinigten Codexes als völlig regelmäßig. Wenn KV 5 und KV 26 aber zum selben Codex gehören, so rückt die Datierung, die Cavallo-Maehler auf Grund paläographischer Kriterien für KV 5 vorgeschlagen haben (IV/V Jhdt.), den Codex sehr nahe an die Entstehung der Anthologie heran; denn die Vita Mosis ist ein Spätwerk Gregors, das kaum vor 391 entstanden sein dürfte (vgl. D.L. Balás, Gregor von Nyssa, TRE 14, ρ 176, 51-53). Eine Entstehung der Anthologie im ägyptischen Bereich scheidet damit wohl aus, denn der Verfasser müßte ja (mindestens) ein vollständiges Briefcorpus und ein komplettes Exemplar von Gregors Vita Mosis zur Verfügung gehabt haben, und das erscheint erscheint um 400 für Ägypten doch etwas unwahrscheinlich. Es handelt sich möglicherweise (vgl. aber ρ CXI) um einen (späteren) Import, der eher ein (in Ägypten zu lokalisierendes) Interesse an der behandelten Thematik als an Basilius und Gregor signalisiert. Was es unter diesen Umständen mit der (allerdings auch von einem anderen Überlieferungszweig gebotenen, vgl. KV 5, Anm. 6) Reihenfolge der Basiliusbriefe für eine Bewandtnis hat, ist noch ungeklärt, da der Papyrus für die Textherstellung bislang keine Verwendung gefunden hat. c) Berichtigung edierter Texte Einen besonderen Hinweis verdient schließlich auch die Korrektur der
Berichtigung edierter Texte
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Textherstellung in KV 11 (vgl. dort Anm. 38 unter b). Sie resultiert daraus, daß der Editor eine Korrektur des Schreibers (genauer gesagt eine Ancora) auf ρ 177 des Codex mißdeutet und demzufolge die Textreihenfolge falsch hergestellt hat: Gen. 19a einerseits und Gen. 19b-20 andererseits bilden entgegen der Auffassung des Herausgebers nicht zwei getrennte, sondern ein durchgehendes Lemma, dem ein auf beide Verse Bezug nehmendes Keimenon folgt; die Ausgabe ist entsprechend zu korrigieren. Außerdem sind wir bei dieser Handschrift der festen Überzeugung (vgl. pp 66sq), daß zumindest einige der Liikken, die KV 11 in reichem Maße aufweist, nicht mechanischen Ursprungs sind, sondern das Ergebnis sorgfältiger Überlegung sein müssen, denn der Abbruch des Textes erfolgt in diesen Fällen (vgl. KV 11, Anm. 47) immer so, daß die Themenstellung der fehlenden Passage gerade noch erkennbar bleibt, und das kann, besonders da, wo der Satz syntaktisch nicht zu Ende geführt wird, schwerlich Zufall sein. Allerdings ist diese Deutung nicht unbestritten, jedenfalls hat unsere Argumentation Prof. Hagedorn, dem das Manuskript im Rohzustand zur Begutachtung vorgelegen hat, nicht zu überzeugen vermocht. Zum Ende dieses Abschnitts sei noch auf eine kleine Korrektur eingegangen, damit wenigstens an einem Beispiel klar wird, daß auch solche Kleinigkeiten für das Verständnis eines Papyrustextes durchaus ihre Bedeutung haben und nicht von vornherein als quantité négligeable abgetan werden dürfen. Diese Korrektur findet sich in KV 32, bezieht sich also auf einen Hermas-Papyrus. Dieser Papyrus ist dadurch auffällig, daß er eine von der Normalüberlieferung abweichende Textfolge bietet: Auf das Textende von παραβολή β (=Sim. Ii) folgt die Zwischenüberschrift »παραβολή 8« (=Sim. IV); danach bricht der Text ab. Nun stellt sich die Frage, ob es sich bei dieser Zwischenüberschrift um die Subscriptio zum vorangegangenen oder die Inscriptio zum folgenden Gleichnis handelt, oder anders gefragt, ob hier ein Zähl- oder Schreibfehler, eine Änderung der Textreihenfolge oder eine Textauslassung vorliegt. Diese Frage schien beantwortet, als Roberts eine Ergänzung zu dem bis dato bekannten Stück publizierte, in der er (lin 40 der Edition) die Zwischenüberschrift »εντολή ς « (=Mand. Vi) transkribierte; da sie sich eindeutig auf den folgenden Text bezog, schien ex analogia klar, daß es sich bei diesen
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Zum Inhalt
Zwischenüberschriften um Inscriptiones handeln muß. Doch eine genaue Inspektion des Photos (die von Dr. Revel Coles nach autoptischer Kontrolle des Originals bestätigt wurde) ergab, daß die korrekte Transkription dieser Zeile »εντολ[ « hätte lauten müssen. Es läßt sich also auch hier gar nicht erkennen, wohin diese Überschriften zu beziehen sind, und damit ist auch die Frage wieder offen, wie die Unregelmäßigkeit in der Textreihenfolge nach Sim. II zu deuten ist. Daß die von Roberts vorgeschlagene Lesung dennoch viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, steht dabei nicht zur Diskussion (vgl. ρ XCVl). d) Ergänzungen Eine besondere Hervorhebung verdienen zum Schluß dieses Abschnitts u. E. noch die Ausführungen über den bislang unedierten KV 20 (Ephraem, In pulcherrimum Joseph): Obwohl es sich dabei um denjenigen KV-Papyrus handelt, der der Forschung am längsten von allen bekannt ist (Montfaucon veröffentlichte 1708 ein Faksimile von 5 Bruchstücken, vgl. KV 20, E : und Anm. 43), ist die von uns vorgelegte Beschreibung die erste Bestandsaufnahme, der es einigermaßen gelungen ist, die Angaben über Zahl, Umfang und Reihenfolge der Fragmente zuverlässig zu erheben, für die meisten von ihnen die textliche Zuordnung vorzunehmen und so Inhalt und Gestalt dieses Codex, der zu den seltenen Exemplaren der zweikolumnig geschriebenen Papyrushandschriften gehört (dazu vgl. KV 60, Anm. 5) und sich nach der Rekonstruktion auch wegen seiner Abmessungen (vgl. KV 20, Anm. 36) als eine Ausnahmeerscheinung erwiesen hat, genau zu bezeichnen. Von einer Edition oder Mitteilung des nur noch schwer lesbaren Textes (ein kleines Textstück bietet Annm. 21 ) mußten wir allerdings absehen, denn unsere vorläufigen Texttranskriptionen zeigen, daß der Text des Papyrus mit keiner der uns zugänglichen Textformen in Einklang zu bringen ist. Auf dieser Basis sind plausible Ergänzungen und zuverlässige Textrekonstruktionen (die auf der Grundlage einer textkritischen Ausgabe keine unüberwindliche Schwierigkeit bedeuten dürften) zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum möglich. Leider lag die Erarbeitung einer textkritischen Ausgabe aus zeitlichen Gründen außerhalb unserer Möglichkeiten; wir bedauern das vor allem deshalb, weil eine solche Ausgabe anscheinend auch unter papyrologischen Gesichtspunkten lohnen würde; es steht nämlich zu vermuten, daß noch weitere
Bedeutung für die Textüberlieferung
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Stücke der Josephsgeschichte, die bislang als Adespota figurieren (vgl. KV 20, Anm. 2 am Ende), ebenfalls zu dieser Schrift gehören und ihr nur deshalb nicht zugewiesen werden konnten, weil die entsprechende Textform bislang nicht erreichbar ist. Auf jeden Fall glauben wir aber einem künftigen Editor von «In pulcherrimum Joseph» nützliche Vorarbeiten geleistet zu haben. 2. D I E B E D E U T U N G
DER K V - P A P Y R I
FÜR T E X T Ü B E R L I E F E R U N G
UND
TEXTVERSTÄNDNIS
Kommen wir damit zur zweiten Quelle, aus der sich das Interesse an diesem Band speisen könnte, den Besonderheiten und der Bedeutung der hier zusammengestellten Papyrusüberlieferung der patristischen Texte selbst, a) Didymus und Orígenes - Der Turafund Hier sind zunächst einmal jene Stücke besonders herauszustellen, die die Überlieferung einer Schrift allein tragen. Das beeindruckendste Beispiel in dieser Beziehung sind die in Tura gefundenen Papyrusblätter, die ausschließlich Texte von Didymus und Orígenes tragen. Durch diesen Fund (914 foli mit KV-Texten + 1 fol mit Kurzschrift, vgl. KV 73, ρ 47l) hatte sich der damalige Gesamtbestand an KV-Papyri (etwa 250 foli 1 ) mit einem Schlage beinah verfünffacht. Und auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wo die Zahl der Blätter mit KV-Text (nach der in Anm. 1 beschriebenen Zählweise) bei 1314 liegt, macht der Tura-Bestand knapp 70% aus. Didymus
Vor diesem Fund war Didymus (313-398) in der Geschichte der griechisch-sprachigen altchristlichen Literatur wenig mehr als ein mit Respekt genannter Name, den wir in der Hauptsache nur durch eine Reihe von Testimo-
1
Dabei ist jedes Fragment, das ein Blatt repräsentiert, als volles Blatt gezählt, und jede Rollenkolumne, ob fragmentiert oder nicht, als eine Seite; große Unsicherheitsfaktoren für die Berechnung sind KV 1 und KV 9, wo eigentlich niemand sagen kann, wieviel foil durch die 12 (KV l ) bzw. 39 (KV 9) frr repräsentiert werden. Wir haben die 12 frr von KV 1 in 3 foil und die 39 Kleinstfrr von KV 9 in 5 foil umgerechnet und geben natürlich zu, daß dies ein ziemlich willkürliches Verfahren ist. - Als KV-Texte haben wir alle Texte gezählt, die in diesen Band Eingang gefunden haben, also auch jene, deren KV-Sigle in Klammern steht (vgl. ρ LVIl), nicht aber die Pergamente.
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Zum Inhalt
nien und Fragmenten kannten. Die Frage der Verfasserschaft jener Werke, die unter diesem Namen erhalten geblieben waren, war zumindest teilweise umstritten. Einen bequemen Überblick (nicht nur über den Turafund, sondern auch) über die erhaltenen Reste seines Werkes bietet jetzt B. Kramers Artikel Didymus von Alexandrien in TRE VIII (l98l), auf den Seiten 742-744. Danach sind von Didymus 13 alttestamentliche und 9 neutestamentliche Kommentare durch Testimonien, Fragmente und Übersetzungen bekannt 2 ; auf dieselbe Weise wissen wir von 12 Schriften dogmatischen Inhalts, die ihm sicher zugewiesen werden können; hinzu kommen 2 weitere, bei denen die Verfasserschaft des Didymus umstritten ist 3 .
Der Turafund hat 7, z.T. ungemein voluminöse Schriften, deren Zuweisung an Didymus jetzt von niemandem mehr angezweifelt wird, ans Licht gebracht (vgl. KV 11 - KV 17). Dabei handelt es sich fast durchgängig um Kommentare zu alttestamentlichen Büchern; Ausnahmen sind KV 16, ein Papyrus, der das Johannesevangelium kommentiert und damit der einzige Repräsentant der neutestamentlichen Kommentare ist, und KV 17, der der dogmatischen Sphäre zuzurechnen ist. Durch diese Kommentare können wir uns nunmehr zumindest ein authentisches Bild von seiner alttestamentlichen Exegese machen und gewinnen gleichzeitig zuverlässige Kriterien für die Überprüfung der Dubia. Für De trinitate hat die Anwendung dieser Kriterien bereits zu Diskussionen geführt (vgl. Kramer, I.e. ρ 743), die aber noch kein endgültiges Ergebnis gebracht haben. Auch über den alexandrinischen Schulbetrieb geben diese Texte erheblichen Aufschluß. Und selbst für den Text des NT, um ein Gebiet zu nennen, das für 2AT: Kommentare zu Genesis, Exodus, Regnorum I+II (= 1 Kommentar), Psalmen, Proverbia, Ecclesiastes, Canticum, Hiob, Sacharja, Jesaja, Jeremía, Daniel, Hosea. NT: Kommentare zu Matthäus, Johannes, Apostelgeschichte, 1+2 Korinther (= 2 Kommentare), Galater, Epheser, Katholische Briefe, Apokalypse. 3
Al s echt gelten: Dogmatum volumen, Contra Arianos libri II, De spiritu saneto, Liber ad Rufinum quare moriantur infantes. Contra Manichaeos, Ad philosophum. De incorporeo, De anima, De fide, De virtutibus. De Filio, Sermo sancii Didymi de theophania. Zunehmend umstritten sind: De trinitate, Contra Eunomium IV-V. Inzwischen ausgeschieden wurden: Adversus Arium et Sabellium, der Traktat über die Seraphenvision und die 7 pseudathanasianischen Dialoge. Für das in Tura aufgetauchte Protokoll über eine Auseinandersetzung mit einem Ketzer (KV 17) gab es bislang kein Zeugnis.
Tura-Papyri und Didymusüberlieferung
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die Didymusforschung etwas am Rande liegt, sind große Zugewinne möglich 4 . Allerdings muß man hier vor übereilten Schlüssen warnen: Es gibt nämlich eine Reihe von Anzeichen dafür, daß gerade in den Tura-Papyri (aber vermutlich auch anderswo) der Text der biblischen Zitate (und keineswegs nur der Text der für Veränderungen bekannt anfälligen Lemmata) nicht mehr der ist, den Didymus und Orígenes zitiert haben, sondern daß er aus Bibelhandschriften stammt, die den Abschreibern zur Hand oder aus Textformen, die ihnen geläufig (und wahrscheinlich mit ihnen zeitgenössisch) waren 5 . Wir müssen also damit rechnen, daß uns hier nicht der Bibeltext des 3. bzw. 4. Jahrhunderts begegnet, als die Schriften verfaßt wurden, sondern der des 6. oder 7. Jahrhunderts, als die Tura-Schriften abgeschrieben wurden. Kirchenväterzitate können anscheinend den gleichen Veränderungen unterliegen wie die neutestamentlichen Texthandschriften; selbst sie sind also nicht automatisch Zeugen für den Bibeltext zur Zeit des jeweiligen Kirchenvaters. ''Ein verstärktes Interesse am Bibeltext der Kirchenväter zeigt sich z.B. in der vierten Auflage des Greek New Testament (edd. B. und K. Aland, J. Karavidopoulos, C.M. Martini und B.M. Metzger, 1993) und in der (optisch allerdings) erdrückenden Auflistung der KV-Belege in den beiden Bänden der Lukas-Ausgabe des International Greek New Testament Project (Oxford 1984 + 1987), wo Didymus indessen kaum berücksichtigt ist; für ihn vgl. vor allem B. D. Ehrman, Didymus the Blind and the Text of the Gospels, Atlanta 1986, der indessen die Möglichkeit, daß der NT-Text des Didymus noch einer bewußten nachträglichen Veränderung unterlegen haben könnte, nicht genügend in Betracht zieht. Zum Grundsätzlichen vgl. G. D. Fee, The Use of Greek Patristic Citations in New Testament Textual Criticism: The State of the Question, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 26,1, pp 246 - 264, wo aber das Problem der bewußten Adaption der Kirchenväterzitate an einen dem Abschreiber vertrauten Text ebenfalls keine hinreichende Berücksichtigung findet. 5
Vgl. KV 11 (p 68 und Anm. 49), KV 13 (Anm. 14), KV 14 (pp 125sq und Anm. 32), KV 15 (p 140 und Anm. 53), KV 63 (p 410 und Anm. l), KV 64 (pp 416 und 421 sowie Anm. 15, 16 und 21 ), KV 70 (Anm. 6 und 14), KV 74 (Anm. 92 und 93); vgl. auch Scherers Ausgabe von KV 75, ρ 446: „Plus tard les correcteurs ont voulu parfois rétablir l'exactitude littérale des citations. ... leur zèle ... défigure le texte au lieu de l'améliorer" und seine Ausgabe von KV 70, p 66: „on est en droit de supposer que le copiste disposait d une édition du Commentaire où le texte des citations scripturaires avait été partiellement remanié et «normalisé», selon un procédé dont les extraits du Contre Celse nous donnent une idée précise".
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Zum Inhalt
In welcher Weise die Didymus-Codices aus Tura auch in anderen Bereichen (vor allem in der Kodikologie) unseren Kenntnisstand erweitert haben, darüber wird an anderer Stelle noch zu reden sein. Orígenes
Welche Bereicherung die Papyrusüberlieferung für die Kenntnis des Orígenes bedeutet, zeigt sich am schnellsten, wenn man Harnacks 1893 noch ohne Kenntnis der Papyrusüberlieferung verfaßte Übersicht über den Bestand an griechisch erhaltenen Origenes-Schriften 6 mit dem heutigen Kenntnisstand vergleicht. Dabei wird man daran erinnert (und man wird gut daran tun, dies im Sinn zu haben, wenn sich die Frage stellt, ob ein Neufund dem Orígenes zugewiesen werden kann), dafi das Schrifttum, das Orígenes der Nachwelt hinterlassen hat, von einer kaum glaublichen Fülle und Reichhaltigkeit gewesen sein muß: Epiphanius hat die Zahl der Werke auf (rund ?) 6000 beziffert (Panarion 64,63); von Rufin wurde er dafür zwar (vgl. Hieronymus, Apol. adv. libros Rufini III 23) als „delirus senex" verunglimpft, aber Hieronymus hat Epiphanius in Schutz genommen (ebda.), und Harnack (p 333) hat dazu gemeint: „Dass die Zahl keine genaue sein soll, liegt auf der Hand; aber auch das ist andererseits zuzugeben, dass eine ähnliche Zahl herauskommen konnte, wenn man die kleinen Homilien usw. einzeln zählte und wenn man bedenkt, dass die Schriften auf Papyrusrollen von mäßigem Umfang standen." Hieronymus hat in dem b e rühmten Brief an Paula (Ep. 33, ed. Hilberg CSEL 54, pp 255-259) ein Titelverzeichnis mitgeteilt, wobei er das Schrifttum des Orígenes mit dem des V a r rò vergleicht und die Überlegenheit des Orígenes feststellt. Dabei hat er sich (von wenigen Ausnahmen abgesehen) auf die Schriften und Predigten zum Alten und Neuen Testament beschränkt, ist aber (nach meiner Zählung, die Abgrenzung ist nicht immer ganz eindeutig) trotzdem auf ca. 750 libri und ca. 175 Titel gekommen. An anderer Stelle (Apol. adv. libros Rufini II 22) spricht er von 2000 Büchern, die das Verzeichnis des Euseb im dritten (leider untergegangenen) Buch der Pamphilus-Vita angeführt habe. Von all dem ist, wie Harnack zeigt, in griechischer Sprache beklagenswert wenig auf uns gekommen: In der griechischen Originalsprache vollständig erhalten ist von den Werken des Orígenes nur seine Verteidigung des Christentums „Contra Celsum", seine kleine Schrift „De oratione" (mit einer E x e gese des V a t e r - U n s e r ) , seine „Exhortatio ad martyrium" und sein Brief an Julius Africanus, der die Kanonizität der Susanna-Geschichte behandelt. Von all seinen exegetischen Arbeiten (Kommentare, Scholien, Predigten), die fast die
^A. von Harnack, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius, 2. e r weiterte Auflage mit einem Vorwort von K. Aland, Teil I: Die Überlieferung und der Bestand, 1. Halbband, Leipzig 1958, pp 332-405.
Tura-Papyri und Origenesiiberlieferung
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gesamte Bibel thematisiert haben müssen, ist nur wenig unversehrt geblieben: da ist einmal die Predigt über die Hexe von Endor (l. Sam. 28, 3-25), die eine eigene Überlieferung gehabt zu haben scheint und nicht in eine Predigtsammlung integriert war, hinzu kommen 20 von den 45 Jeremia-Homilien. Mit anderen Worten: von den insgesamt 574 Homilien, die wir aus Testimonien oder Übersetzungen kennen, haben insgesamt nur 21 im Originaltext überlebt. Umfangreiche griechische Bruchstücke von erheblichem Umfang haben wir dann noch vom Matthäuskommentar, wo wir 8 von 25 Büchern besitzen, und vom Johanneskommentar, wo 8 von 32 Büchern den Ansturm der Zeiten überlebt haben. Bruchstücke von nennenswertem Umfang gibt es ferner von den Arbeiten über die Psalmen (auf denen das Schwergewicht der exegetischen Bemühungen des Orígenes geruht zu haben scheint) und über die Genesis, wo die Philokalie und die Praeparatio evangelica des Euseb größere Partien aufbewahrt haben; auch von den Lukashomilien hat sich einiges erhalten. Das Riesenwerk der Hexapla hat sich noch in Umrissen rekonstruieren lassen. Von weiteren Werken besitzen wir noch ein paar Stücke, die die Katenen überliefern, oder ein Zitat, das sich in der Philokalie oder sonst bei einem Kirchenvater (meist Euseb) findet; aber die Hauptmasse ist in der griechischen Überlieferung verloren.
Dieser Bestandsaufnahme Harnacks wäre ohne die Papyrusfunde bis heute nur wenig hinzuzufügen. Daran zeigt sich deutlich, wie sehr die Papyri unsere Kenntnis des griechischen Orígenes doch erweitert und bereichert haben: Von den 18 Stücken (KV 60 - KV 77), die auf Papyrus erhalten und mit Orígenes als Verfasser in Zusammenhang gebracht worden sind, waren 2 bis dahin (fast) völlig unbekannt, nämlich KV 73, Peri Pascha I+II sowie KV 75, Disputatio cum Heracieida, die beide vermutlich in ein und demselben Codex zusammengestanden haben (vgl. KV 73, Anm. 2). Von Peri Pascha I besaßen wir zwar, freilich ohne es zu ahnen, 5 Katenenfragmente; doch führten die entweder nur ganz allgemein die Zuweisung „Orígenes" oder sie hatten überhaupt keine Zuweisung. Erst der Textvergleich mit dem Tura-Papyrus (vgl. Nautins Ausgabe auf pp 52-63 und die erneute Untersuchung dieser Bruchstücke in der Ausgabe von Witte, pp 20-30) ließ ihre Herkunft erkennbar werden. Das Gleiche gilt für Stücke aus dem Oktateuch-Kommentar des Prokop von Gaza, der ganz und gar ohne die Nennung seiner Quellen auskommt. Nautin gelang es hier, 11 Zitate aus Peri Pascha I sicher nachzuweisen (Nautin, pp 63-75); Witte hat weitere Stücke identifiziert [vgl. pp 30-37, 59; zur weiteren Textgeschichte vgl. Nautin, pp 83-90, und, in kritischer Distanz zu Nautin, Witte, pp 48-55].
LXXX
Zum Inhalt
Auf diese Weise haben wir nicht nur eine früher gänzlich unbekannte Schrift des Orígenes hinzugewonnen, sondern verfügen bei Peri Pascha I sogar über 2 Überlieferungsstränge, die sich nicht nur deshalb glücklich ergänzen, weil der Papyrus stellenweise schwer beschädigt ist und sein Text an solchen Stellen ohne die Hilfe der Katenen und Zitate kaum herstellbar wäre, sondern auch deshalb, weil textgeschichtliche Untersuchungen ergeben haben, daß wir damit zwei voneinander abweichende Texttraditionen besitzen, deren gemeinsamer Archetypus „das in der Bibliothek von Caesarea zu lokalisierende Manuskript" ist (Witte, ρ 50). Der zweite Teil der Schrift (Peri Pascha Ii) bedeutet dagegen völliges Neuland. Dennoch hat weder die Tatsache, daß Abhandlungen, die mit dem Osterfest in Zusammenhang stehen, in dem oben erwähnten Katalog des Hieronymus nicht erwähnt sind 7 , noch das Fehlen von Testimonien für den zweiten Teil irgendwo zu begründeten Zweifeln an der Authentizität dieser Schrift g e führt. Das Zeugnis der Subskriptionen (vgl. KV 73, Anm. l ) ist dafür wohl zu eindeutig. Neuland, und zwar in jeder Beziehung, betreten wir auch bei der zweiten Hälfte dieser Sammel(?)-Handschrift, der Dialektos cum Heracieida (KV 75). Daß Orígenes solche Dialektoi, d.h. Lehrgespräche im amtlichen Auftrag, häufiger geführt hat, wußten wir schon vorher, und zwar durch ihn selbst, durch Euseb und durch Hieronymus. Orígenes selbst berichtet darüber in einem Briefe an liebe Freunde in Alexandria (von dem Rufin, De adulteratione librorum Origenis 7, ein Stück aufbewahrt hat); dort heißt es, er habe eine solche Auseinandersetzung (im Jahre 230) in Athen geführt und könne das unredigierte Originalprotokoll noch vorweisen (ed. Simonetti, Corpus Christianorum 20, pp 11 29 - 12 42). Die Angaben des Hieronymus (vgl. De viris illustribus 54; Apol. adv. libros Rufini 2,18sq; Ep. 33 im Werkverzeichnis des Orígenes) sind anscheinend von dieser Mitteilung abhängig. Euseb dagegen, der seine Berichterstattung zu diesem Gegenstand (H. e. VI 33, 1-3) bewußt unvollständig hält,
7
Genannt werden dort nur 8 Osteipredigten, aber daß es sich bei KV 73 nicht um Predigten handelt, gilt seit Nautin (pp lOlsq; vgl. Witte, pp 60sq) als erwiesen.
Tura-Papyri und Origenesiiberlieferung
LXXXI
wählt als Beispiel eine andere Auseinandersetzung, und zwar die mit Beryll von Bostra (auf die auch Hieronymus, De viris ill. 60, kurz anspielt). Aber über den Ablauf solcher Disputationen oder gar von der Debatte mit Heraklides selbst, die nach Scherers ansprechender Vermutung (ed. pr., pp 54sq) in der Arabia stattgefunden haben dürfte, war bisher nichts bekannt. So erhalten wir durch den Turafund erstmals authentischen Einblick in ein Betätigungsfeld des Orígenes, das uns bislang nur vom Hörensagen bekannt war; denn an der Authentizität des so gewonnenen Bildes besteht kein Zweifel, zumal die Autorschaft des Orígenes nicht nur durch die Subscriptio erwiesen wird, sondern auch durch jene Kriterien, die er selbst als Merkmale der Echtheit seiner Disputationen bezeichnet hatte: Stil, Thematik und Lehrinhalte (vgl. Scherer, ed. pr., ρ 51 unter Bezugnahme auf den bereits erwähnten Brief des Orígenes C C 2 0 , ρ 1 2 56-58).
Nicht unbeträchtlichen Zuwachs an Wissen über den originalen Orígenes gewinnen wir aus dem Turafund auch in bezug auf den Römerbriefkommentar (KV 70). Hier gab es in der Originalsprache zuvor nur Katenenbruchstücke und 2 Passagen in der Philokalie, von der die erste (infolge eines Zitierfehlers) erst durch das Turaexzerpt richtig zugeordnet werden konnte (vgl. Scherer, ed. pr., ρ 17). Allerdings sind Einschränkungen zu machen: KV 70 bietet nur Text aus Tomos V und VI, also aus 2 von ursprünglich 15 Büchern. Und dieser Text ist überdies so ausgedünnt, daß aus Tomos V nur etwa 20% und aus Tomos VI etwa 25% überliefert sind (vgl. Scherer, ρ 17). Dennoch ist auch dies noch ein kostbarer Schatz, denn soweit Text vorliegt, enthält er keine Paraphrase, sondern weitgehend den originalen Wortlaut; es handelt sich dabei zudem um einen Text von höchster Qualität, der anscheinend ziemlich direkt (jedenfalls über nur wenige Zwischenglieder) auf die Caesarea-Ausgabe zurückgeht; allerdings gilt dies erwiesenermaßen nicht für den zitierten Bibeltext (vgl. oben, Anm. 4). Zugleich haben wir mit diesem Fund ein Instrument in die Hand bekommen, mit dessen Hilfe sich die Zuverlässigkeit der (10 Tomoi umfassenden) Rufiniiberarbeitung kontrollieren läßt (vgl. die Arbeit von Chadwick, KV 70, L:). Neu, und damit beschließen wir unsere Ausführungen über die Bedeutung des Turafundes für die Überlieferung der Werke des Orígenes, ist auch der
LXXXII
Z u m Inhalt
Auszug (vgl. KV 64, Anm. 2) aus der Predigt über die Stufenpsalmen, der aber wegen seines Exzerptcharakters ebenfalls nur bedingt als echte Erweiterung des Bestandes an vollständig erhaltenen griechischen Schriften des Orígenes gelten kann. Daß die Zuweisung an Orígenes zudem nicht ganz so gut gesichert scheint wie bei den anderen Turastücken, kommt wertmindernd hinzu. Immerhin ist sie wohl besser gesichert als bei einigen der übrigen Predigtfragmente auf Papyrus (vgl. z.B. KV 65, KV 67, KV 69 und KV 76); denn die Fundumstände (nur Didymus- und Origenespapyri in Tura) sind doch ein starkes Indiz. Außerdem (und das gilt auch für die Stücke, die nicht aus Tura stammen) darf man bei der Zuweisung von Predigtfragmenten an Orígenes keine allzu peniblen Maßstäbe anlegen. Schließlich kennen wir (vgl. oben) nur knapp 4% des ursprünglichen Bestandes im griechischen Original, so daß schon wegen der dürftigen Vergleichsbasis ein zuverlässiges Urteil kaum möglich ist; das gilt umso mehr, als die Bandbreite der Möglichkeiten bisher niemand zu bestimmen vermocht hat. Hinzu kommt, daß die Predigten des Orígenes anscheinend auch formal aus dem Rahmen des Üblichen fallen. Schon Euseb hat hier seine Schwierigkeiten und nennt sie in merkwürdig untechnischer Terminologie επί του κοινοί! λ ε γομένας διαλέξεις (Η. e. VI 36,l). Und die Mitteilung, erst nachdem er jenseits der Sechzig gewesen sei, habe Orígenes erstmalig erlaubt, daß Schnellschreiber diese διαλέξεις mitschrieben (ebda.), macht das Urteilen nicht leichter. Denn selbstverständlich werden unter der Hand Mitschriften veranstaltet worden sein (mit allen Fehlern und Mängeln, die aus einem solchen Verfahren resultieren), und außerdem handelt es sich bei diesen „Predigten" offenbar sehr häufig um Stegreifprodukte, so daß stilistische und theologische Kriterien, die meist die einzigen Anhaltspunkte für eine Zuweisung sind, zwangsläufig immer wieder einmal versagen müssen. Andererseits hat es auch neben und nach Orígenes vermutlich eine Reihe von Predigern gegeben, die in Begrifflichkeit und theologischer Haltung von Orígenes abhängig waren, so daß es heute (zumal bei Fragmenten) kaum möglich ist, eine eindeutige Entscheidung zu treffen. So bleibt die Frage der Zuweisung solcher Stücke eine dornige Materie, bei der man zu eindeutigen Ergebnissen nur dann gelangen wird, wenn man in den opera quae supersunt eine
Papyri und Melitoiiberlieferung
LXXXIII
sichere Bestätigung findet. Daher bringen die unsicher zugewiesenen Stücke, wiewohl sie die einzigen Überlieferungsträger des von ihnen gebotenen Textes sind, der patristischen Wissenschaft, unbeschadet des Interesses, das sie in anderer Hinsicht verdienen mögen, im Blick auf die Erweiterung der Quellenbasis nur wenig Zugewinn. b) Melito Aber Didymus und Orígenes sind bei weitem nicht die einzigen christlichen Autoren, die von Papyrusfunden in erheblichem Umfang profitiert haben. Ein Spitzenplatz auf der Liste der „Zugewinnler" gebührt sicherlich auch Melito. Melito muß zu seiner Zeit (2. Hälfte des 2. Jhdt.) ein bekannter Mann und fruchtbarer Schriftsteller gewesen sein. Daß er schon kurz nach seinem Tode im Zusammenhang mit dem Osterfeststreit (zwischen Rom und Kleinasien) von Polykrates, dem Bischof von Ephesus und Stimmführer der Kleinasiaten als Kronzeuge aufgerufen und dabei unter die μεγάλα οτοιχεΓα der Asia gerechnet wurde (vgl. Euseb, H. e. V 24,2+5), ist für den Grad seiner Bekanntheit ein beredtes Zeugnis. Die große Zahl seiner Werke ergibt sich aus den Titelverzeichnissen bei Euseb (H. e. IV 26,1-14) und Anastasius Sinaita (Viae dux 12sq). Allerdings ist die Abgrenzung und Bedeutung der Titel in beiden Verzeichnissen nicht immer ganz klar; S. G. Hall hat in seiner Ausgabe (Melito of Sardis, Oxford 1979, ρ XIII - XVl) neben der Passahomilie noch 21 Titel gezählt.
Aber ohne die Papyrusüberlieferung besäßen wir von Melitos Schriften bestenfalls Fragmente, von denen die griechischen bei Hall auf 9 Druckseiten bequem untergebracht sind (pp 62sqq), während die Passahomilie in dieser Ausgabe immerhin 30 Druckseiten beansprucht. Durch die 3 Papyrusfunde (KV 54 - KV 56) besitzen wir jetzt von dieser Melito-Schrift eine beinah vollständige Uberlieferung; allerdings hat das Ganze einen Schönheitsfehler: die Passahomilie steht nämlich leider in keinem der oben erwähnten Verzeichnisse von Melitos Werken. Aus diesem Umstand entstand eine Debatte über die Zuweisung der Schrift, die heute allerdings als für Melito entschieden gelten darf (vgl. KV 54, Anm. l). Somit darf behauptet werden, daß wir durch die 3 Funde erstmalig in einem zusammenhängenden Kontext Einblick in das theologische Denken Melitos gewinnen und ihn gleichzeitig als einen versierten Rhetor der asianischen Richtung kennenlernen, der die zeitgenössischen Vorwürfe über die christlichen Bildungsdefizite Lügen straft. Neben diesen sind 2 weitere Bruchstücke zu nennen (KV 57 + KV 58), die vielleicht ebenfalls aus dem
LXXXIV
Zum Inhalt
Werk des Melito stammen, doch sind diese Zuweisungen wesentlich schwächer begründet; außerdem ist der Umfang dieser Fragmente zu gering, als daß man von ihnen eine wesentliche Erweiterung unseres Kenntnisstandes erwarten dürfte. Allerdings ist KV 58 als frühes liturgisches Fragment auch dann von erheblichem Interesse, wenn es nicht von Melito stammen sollte. Daß 3 Handschriften (bzw. Teile davon) von derselben Melitoschrift aus dem Sande Ägyptens emporgetaucht sind, obwohl von diesem Autor doch sonst kaum etwas erhalten ist, wird man schwerlich für Zufall halten wollen: Durch die neuentdeckte Schrift des Orígenes (KV 73) und Eusebs Bemerkung (H. e. IV 26,4), Klemens von Alexandrien habe sein eigenes Buch über das Passa ausdrücklich εξ αιτίας της του Μελίτωνος γραφής geschrieben, wissen wir, daß das Thema Ende des 2. und Anfang des 3. Jahrhunderts wegen der Streitigkeiten um den Ostertermin und wegen der Differenzen in der Deutung von Passa (passio oder transitus) auch in Alexandrien und Ägypten Konjunktur hatte 8 . Warum diese Schrift allerdings auch im IV. und V. Jahrhundert noch abgeschrieben wurde, und warum sie in Sammelcodices (deren apokryphe Komponente unübersehbar ist) integriert wurde, bleibt eine ungelöste Frage. Vielleicht waren asketische Tendenzen, die in Melito Anhalt gefunden hatten (vgl. Euseb, H. e. V 24,5 Μελίτωνα τον εύνοΰχον, τον έν άγιω πνεύματι πάντα πολιτευοάμενον), dafür bestimmend. Im Kontext dieser Fragestellung verdient daneben aber auch die Beobachtung Lucchesis Erwähnung, der im Zusammenhang mit der reichhaltigen (inzwischen 6 Stücke zählenden) koptischen Überlieferung darauf hinweist, daß wir es zumindest bei den Fragmenten aus dem «Weißen Kloster» mit Stücken aus einem Lektionar zur Karwoche zu tun haben 9 . Falls ähnliche 8 Einen thematisch geordneten Überblick bietet das (auch ins Französiche und Deutsche ubersetzte) Buch von R. Cantalamessa, La Pasqua della Chiesa antica, Traditio Christiana 4, Turin 1978 (franz. von F. Morard, Bern 1980; deutsch von A. Spoerri, Bern 1981). 9
nous conforte ... dans notre opinion personelle suivant laquelle nous aurions affaire, en ce qui concerne les manuscrits du Monastère Blanc, à des extraits de Lectionnaire (pour la Semaine sainte)", E. Lucchesi, Encore un témoin du «Peri Pascha» de Méliton de Sardes, VigChr 41 (1987), pp 290sq.
Zur Papyrusüberlieferung des Hirten des Hermas
LXXXV
Verwendung auch für die griechischen Stücke und für andere Klöster in Betracht käme (was sehr wahrscheinlich ist), fände die auffallend starke Repräsentanz von Peri Pascha in den ägyptischen Papyri eine plausible Erklärung 1 0 . c) Hirte des Hermas Welchen Stellenwert die Fundüberlieferung für den Hirten des Hermas hat, ergibt sich schon aus einem Vergleich mit der Bibliotheksüberlieferung des griechischen Originals; letztere ist auf 2 (dazu unvollständige und erst im 19. Jhdt. bekannt gewordene) Handschriften beschränkt, nämlich den berühmten Bibelcodex aus dem Katharinenkloster, den sog. Codex Sinaiticus 11 , der allerdings nur bis Mand. IV 3 (= 31,6 Whittaker) reicht, und eine aus dem 14./15. Jhdt. stammende Athoshandschrift, die von häufigen Auslassungen gekennzeichnet ist und den Schluß (Sim. IX 30,3 bis Ende) gänzlich verloren hat, gleichwohl aber über weite Strecken die einzige griechische Textbasis bildet 12 . Die Fundüberlieferung
Innerhalb dieser Fundüberlieferung spielen die Papyri eine überragende Rolle: den 15 Papyri (KV 29 - KV 43) stehen nur 4 Pergamentfunde gegen-
W e l c h e n Schub die Melito-Forschung durch diese Funde erfahren hat, zeigt heute am übersichtlichsten die „kritische
Bibliographie"
dem Titel „15 Jahre Forschung zu Melito von Sardes
von H.
(1965 -
Drobner
1980)",
mit
VigChr
36 (1982), pp 313 - 333; sie weist 75 Arbeiten nach. Der Unterschied zu früher wird auf einen B l i c k deutlich, wenn man dagegenhält: R . M . Mainka,
Me-
lito von Sardes. Eine bibliographische Übersicht, Clarentianum 5 (1965), pp 225 - 255; diese „Übersicht" beginnt mit dem Jahre 1 8 3 8 , ist ab 1936 vollständig, reicht bis 1964 und bietet insgesamt 101 Titel, wobei die Nrs. 1 - 1 0 antike
Te-
stimonien sind. 11
London, British Library Add. 43725; zur Fundgeschichte und zum
dieser Handschrift vgl. j e t z t K . Aland, Konstantin von Tischendorf
Schicksal
(1815-1874),
Neutestamentliche Textforschung damals und heute, Sitzungsberichte der
Säch-
sischen Akademie der Wiss. zu Leipzig, Phil. hist. K l a s s e , Bd. 132.2,
Berlin
1993, der auch die Vorwürfe gegen Tischendorf als haltlos erweist. 12
A t h o s , G r e g o r i o s - K l o s t e r 96. Eine Abschrift des Simonides, die sich in der
Leipziger UB befand (Codex Graecus 9), scheint
durch Kriegseinwirkung
loren. Eine Photoausgabe der Athosblätter wurde von Kirsopp Lake,
ver-
Facsimiles
of the Athosfragments of the Shepherd of Hermas, Oxford 1907 herausgegeben.
LXXXVI
Z u m Inhalt
über 1 3 ; damit ist der Hirte des Hermas natürlich die mit Abstand am häufigsten auf Papyrus überlieferte patristische Schrift. Aber dieser Vergleich ist noch zu wenig aussagekräftig. W i e exorbitant diese Papyrusüberliefererung des H i r t e n in Wirklichkeit ist, b e g r e i f t man erst richtig, wenn man sie mit der Papyrusüberlieferung der Schriften des n e u t e s t a mentlichen Kanons v e r g l e i c h t 1 4 . Dabei zeigt sich, daß selbst diese Schriften in bezug auf die Papyrusüberlieferung entweder hinter dem H i r t e n des H e r m a s deutlich zurückstehen oder ihn nur unwesentlich ü b e r t r e f f e n : Nur das Johannesevangelium, für das 22 Papyrushandschriften bzw. F r a g m e n t e davon bekannt sind (von denen sich aber bei genauerem Hinsehen 5 als H e r m e n i e n h a n d s c h r i f ten und 2 als Lektionare erweisen und somit keine T e x t h a n d s c h r i f t e n im s t r e n gen Sinne sind), und das Matthäusevangelium mit 18 (meist nur als kleine Fragmente auf uns gekommenen) Papyrusrepräsentanten (von denen allerdings einer ebenfalls zu einer Lektionarhandschrift gehört) sind der H e r m a s ü b e r l i e ferung knapp überlegen, die paulinischen Briefe nur, wenn man sie unter Einschluß des H e b r ä e r b r i e f e s als Corpus erfaBt und annimmt, daß jedes E i n z e l fragment eine Corpushandschrift r e p r ä s e n t i e r t . Aber selbst in diesem eher unwahrscheinlichen Fall kommt man für das ganze Corpus Paulinum nur auf 21 Repräsentanten. Und alles andere bleibt hinter der H e r m a s ü b e r l i e f e r u n g z a h lenmäßig weit zurück.
Umso erstaunlicher ist es, daß aus dem ansonsten nur in lateinischer und äthiopischer Übersetzung vorliegenden Schluß des Werkes (Sim. IX 30,3 - X 5) in den Papyri so verhältnismäßig wenig zu Tage gekommen ist. Nur der Schluß von KV 29, fr h (ν) mit Sim IX 30, 3 (Ende) - 4 (Anfang) und der leider stark mutilierte KV 43 mit Sim. X 3, 2-5 + X 4, 3-4 bieten Text aus diesem Bereich. Daß das mit den redaktionsgeschichtlichen Gegebenheiten des Hermasbuches zusammenhängen könnte (Sim. IX und Sim. X gelten als „sekundär
13
P . Hamburg, inv. Nr. 24 (Haelst 663), P. Berolin. 13272 (Haelst 664), Oxy. XV 1783 (Haelst 659) und P. Oxy. XV 1828 (Haelst 665).
P.
D i e s e r V e r g l e i c h erscheint auch deshalb als angemessen, weil es gute A r gumente für die Annahme gibt, daß der H i r t e zumindest in Ägypten das A n s e hen einer kanonischen Schrift hatte: dafür spricht nicht nur die Integration in den Codex Sinaiticus, sondern auch der Respekt, mit dem Clemens A l e x a n d r i nus und Orígenes ihn zitieren (vgl. den Überblick über die »Benutzer« in der Ausgabe von Whittaker pp XIXsq und die Ausführungen bei A. Carlini, La tradizione t e s t u a l e del Pastore di E r m a e i nuovi papiri, in: G . Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5, 1987, pp 23 sq).
Redaktionsgeschichtliche
Fragen
LXXXVII
dazugestellt" 1 5 , wobei die Fragen, wann und durch wen diese Zutat erfolgt ist und auf welche Weise die Endgestalt des Hermasbuches überhaupt zustande gekommen ist, noch in der Diskussion stehen) , ist m.W. bisher nicht behauptet worden. Vermutlich zu Recht, denn höchstwahrscheinlich bietet die Tatsache, daß Papyruscodices vor allem am Anfang und am Ende gegen Blattverlust und Zerstörung besonders anfällig sind, für dieses Phänomen die beste Erklärung. Redaktionsgeschichtliche Fragen im Spiegel der Papyri Anders verhält es sich mit den übrigen Besonderheiten, die die Papyrusüberlieferung des Hermasbuches bietet. Hier ist doch des öfteren der Versuch unternommen worden, diese Papyrusüberlieferung für die Lösung redaktionsgeschichtlicher Fragen, vor allem für den Nachweis eines unabhängig vom Gesamtwerk bzw. vor der Endredaktion umlaufenden (von Hilgenfeld so genannten) Hermas apocalypticus (=Vis. I-IV), fruchtbar zu machen. In diesem Zusammenhang ist vor allem auf die Arbeiten von A. Carlini hinzuweisen 16 , der sich um die diesbezügliche Auswertung überlieferungsgeschichtlicher Gegebenheiten sehr bemüht hat. Aber er ist natürlich weder der erste noch der einzige. Schon die Editoren der in Betracht kommenden Hermas-Stücke haben auf Anhaltspunkte häufig aufmerksam gemacht. Einen
Überblick über
den Stand der
chen P r o b l e m e bietet
Brox,
„im b r e i t e n Konsens
mit
^N.
Erforschung
der
I.e., pp 2 8 - 3 2 und 1 8 1 - 1 8 4 ;
der
Forschung"
(p
28 ;
im
redaktionsgeschichtlier selbst
spricht
wesentlichen
B r o x , D e r Hirt des H e r m a s übersetzt und e r k l ä r t , in: K o m m e n t a r
Apostolischen
Vätern,
Ergänzungsreihe
zum
sich
handelt
Kritisch-exegetischen
es
zu den
Kommentar
über das NT, Bd. 7, Göttingen 1991, ρ 3 0 . ^ F o l g e n d e Artikel sind besonders zu nennen: a ) L a tradizione Pastor di H e r m a s e il p r o b l e m a d e l l ' Rainer
manoscritta
unità di composizione d e l l '
C e n t . , pp 9 7 - 1 0 0 ; b ) P. Michigan 130 (inv. 4 4 - H ) e il p r o b l e m a
unicità di redazione del P a s t o r e di E r m a , P a r P a s s piri e stratificazione
testuale
nei P a t r e s
38
Apostolici,
dell'
( 1 9 3 8 ) , pp 2 9 - 3 7 ; c ) Atti
del
del
opera, in: P.
XVII
Pa-
Congresso
internazionale di papirologia, Neapel 1 9 8 4 , Bd. 2 , pp 3 6 7 - 3 7 2 ; d) Un nuovo t e s t i mone
delle
Visioni di E r m a ,
e ) L a tradizione t e s t u a l e del testo, ed. G. C a v a l l o , blema
della
datazione
Atene
del P a s t o r e
e
Roma,
N.
di E r m a
B a r i 1 9 8 7 , pp 2 1 - 4 3 ;
di Ρ land I 4
orientali 4 2 , 1992, pp 1 7 - 3 0 .
del
S.
30
(1985),
e i nuovi papiri,
Pastore
f) Testimone di E r m a ,
pp
197 - 2 0 2 ;
in: L e
e testo: Studi
strade il
pro-
classici
e
LXXXVIII
Zum Inhalt
sich dabei um den Konsens mit der deutschen Forschung, allerdings hat sich jetzt auch A. Vezzoni, Il Pastore di Erma, Versio Palatina, Edizione critica, traduzione italiana, commento, Florenz 1994, pp 36sq in diesem Sinne geäußert) für eine einheitliche Verfasserschaft aus: „ein und derselbe Autor hat die Teile [sc. Vis. I - IV; Vis. V + Mand. I - XII + Sim. I - VIII; Sim. IX + Χ] verfaßt und den P(astor) H(ermae) zusammengestellt", I.e., ρ 28. Aber die Thesen einer kollektiven Verfasserschaft (Peterson, Frühkirche, Judentum und Gnosis, Studien und Untersuchungen, Rom-Freiburg-Wien 1959, N D Darmstadt 1982, ρ 238) oder einer Abfassung durch 2, 3 oder noch mehr Autoren (vgl. S. Giet, Hermas et les Pasteurs. Les trois auteurs du Pasteur d'Hermas, Paris 1963 und W. Coleborne, A Linguistic Approach to the Problem of Structure and Composition of the Shepherd of Hermas, Phil. Diss. Newcastle, Australia, 1965 und weitere kleinere Arbeiten zum gleichen Thema und mit demselben Ergebnis im Anschluß daran) sind auch in neuerer Zeit noch durchaus virulent; gerade für die Anhänger dieser Thesen sind überlieferungsgeschichtliche Anhaltspunkte für ein getrenntes Kursieren der einzelnen Teile natürlich von besonderem Interesse.
Uns scheint allerdings, daß die papyrologischen Voraussetzungen für die vorgetragenen Theorien nicht immer so sicher und eindeutig bestimmt sind, wie es in diesen Darlegungen den Anschein hat, und wir wollen deshalb unsere diesbezüglichen Ergebnisse an dieser Stelle noch einmal zusammenfassen. Den größten Sensationswert in dieser Beziehung hätte, wenn sich die Basis als tragfähig erwiese, ohne Zweifel der lange verkannte KV 36. Obwohl schon 1912 publiziert, wurde die Zugehörigkeit dieses fr zum Hirtenbuch erst 1979 (Lenaerts) bzw. 1980 (Gronewald) in zwei unabhängig voneinander entstandenen Arbeiten erwiesen (vgl. KV 36 E:). Gronewald übernahm die ursprüngliche Datierung ins IV. Jhdt., Lenaerts hielt auch eine etwas frühere Abfassungszeit (III. - IV. Jhdt.) für möglich. Den Sensationscharakter gewann das Stück erst dadurch, daß Peter Parsons auf einem Kongreß im Kreise von Fachkollegen 1984 die Frage stellte, ob man dieses Stück aufgrund des paläographischen Befundes nicht wesentlich früher, nämlich in die erste Hälfte des II. Jhdt. datieren müsse (vgl. KV 36, Anm. l). Parsons selbst hat diese These allerdings nicht publiziert, und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich ist sie nur dadurch geworden, daß Carlini sich mit ihr auseinandergesetzt hat, um die Konsequenzen einer solchen Frühdatierung deutlich herauszuarbeiten: Da der Canon Muratori (linn 73sqq) die Entstehung des Hermas-Buches in die Zeit Pius I. (142 - 155) verlegt und mit dieser Zeitangabe der Termin der Endre-
Redaktionsgeschichtliche Fragen
LXXXIX
daktion gemeint sein muß (vgl. dazu Brox, ρ 23, mit Zustimmung zitiert von Carlini, Testimone, ρ 27), so ergibt sich aus dieser Frühdatierung unausweichlich, daß sowohl Visiones I-IV als auch Visio V (Apocalypsis) + Mandata + Similitudines schon sehr früh (jedenfalls mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vor der Mitte des II. Jhdt. ) eine je eigenständige Existenz geführt haben müßten. Das wäre zwar denkbar, allerdings würde damit der schon von Harnack vertretenen und gerade im deutschsprachigen Raum weitgehend akzeptierten 1 7 These, wonach nicht nur der jeweilige Autor der einzelnen Bestandteile, sondern auch der Endredaktor ein und derselbe Mann gewesen sein soll, der Boden entzogen. Folgerichtig hat Carlini (der einer Frühdatierung zunächst mindestens nicht ablehnend gegenüberstand) gegen diese Annahme Einspruch erhoben 1 8 . Wie man sieht, lassen sich also durchaus nicht alle Ergebnisse der redaktionsgeschichtlichen Forschung mit der Annahme einer Frühdatierung von KV 36 in Einklang bringen. Von daher stellt sich natürlich die Frage, ob man im Zweifelsfalle dem kleinen fr wirklich die Beweislast aufbürden kann, oder anders gesagt, es stellt sich die Frage, wie sicher das Fundament dieser Frühdatierung eigentlich ist. Die Paläographen und Papyrologen, die Carlini um der Wichtigkeit der Sache willen um ihr Urteil gebeten hat, haben uneinheitlich votiert (vgl. KV 36, Anm. l ) und Carlini selbst, der die Diskussion ja erst richtig in Gang gebracht hat, ist inzwischen „molto esitante" (ebda.). Mit anderen Worten: als Beweismittel für die Bestätigung redaktionsgeschichtlicher Forschungsergebnisse ist KV 36 nach dem augenblicklichen Stand der Erkenntnis anscheinend nicht geeignet, da die schmale Materialbasis eine solch folgenschwere Neudatierung nicht sicher genug trägt. Unsicherheiten dieser Art gibt es bei KV 38, dem zweiten in Betracht kommenden Stück, nicht: Obwohl bestimmte Buchstabenformen eher ins IV. Jhdt. zu weisen scheinen (vgl. KV 38, Anm. 9), ist die Datierung ins III. Jhdt. unumstritten; nur über die genaue Position innerhalb der Jahrhundertgrenzen
17
18
Vgl. Brox, 1. c. (Anm. 16), pp 180sqq und R. Staats, TRE 15, pp 102sqq.
Testimone (s. oben Anm. 16 f), ρ 27: „non necessariamente stesso".
dall'
autore
xc
Zum Inhalt
gibt es Meinungsverschiedenheiten. Auch die Materialbasis ist groß genug; denn neben dem KV 30 gehört KV 38 zu den umfangreichsten Hermas-Papyri. Über seinen besonderen Wert für die Textherstellung sind sich alle Editoren des Hermas-Textes einig. Darüber hinaus verfügt der Papyrus über eine Besonderheit, die ihn auch für die redaktionsgeschichtliche Betrachtungsweise interessant macht: KV 38 ist nämlich der Innenteil eines (ursprünglich recht umfangreichen) Ein-Lagen-Codex, und auf einer Reihe der erhaltenen Blätter ist noch die (sekundäre, vgl. KV 38, ρ 240) Seitenzählung erkennbar. Mit deren Hilfe hat Bonner 1 9 den ursprünglichen Umfang des Codex zu rekonstruieren versucht und ist bei seiner Rückrechnung zu dem Ergebnis gelangt, auf dieser Grundlage müsse der Codex mit Mand. IV l E n d e oder IV 2 A n f a n s , allergünstigsten Falles mit Mand. IV 1 Anfang begonnen haben (pp 8/9). Da aber nach dem Stand der literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Erkenntnis (auch nach heutiger Meinung) an keiner der genannten Stellen ein Buchbeginn gelegen haben kann und außerdem zwischen den Seiten, die die (heute nicht mehr erhaltenen) Seitenzahlen 86 und 87 getragen haben müssen, unzweifelhaft eine Lagenmitte liegt, kam Bonner (p 9) zu dem (unter der Prämisse des Ein-LagenCodex plausiblen) Schluß, daß der Codex erst nach dem Verlust der ersten sechs foil durchgezählt worden sein könne (Reste-Zählung). Da diese foil nach Bonners Berechnungen für den Text von Visio V bis Mandata I I I E l l d e ausreichen würden (p 9) und die aktuelle Lagenmitte, die in Sim. VII 3 (=Whittaker, ρ 64, lin 16 αΙΙναγκης) liegt, seiner Meinung nach nur dann mit der physischen Mitte des Gesamtcodex identisch wäre, wenn der Gesamtcodex nach vorn nicht über Visio V hinausgereicht hat (p 9), so ergab sich für ihn, daß P. Mich. 129 (=KV 38) ursprünglich mit Visio V begonnen haben müsse, der Codex mithin als Beleg für die Einzelexistenz des zweiten Teils des HermasBuches gewertet werden könnte (p 13). Nun ist aber wegen der unglücklichen Überlieferungsverhältnisse im Schlußteil des Hirten (Sim. IX 30, 5 bis Schluß sind mit Ausnahme der wenigen Buchstaben, die KV 43 bietet, griechisch nicht überliefert) der Gesamtumfang des Hirtenbuches nicht genau feststellbar, die
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C . Bonner (ed.), A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas 2 - 9 ) with a Fragment of the Mandates, Ann Arbor 1934, pp 7-14.
(Similitudes
Zur Papyrusüberlieferung des Hirten des Hermas
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Codexmitte mithin nicht genau bestimmbar. Bonners Folgerung wäre letztlich also ein Zirkelschluß, wenn sie nicht zusätzlich abgesichert werden könnte. Diese Absicherung erfolgt (allerdings ohne ausdrücklichen Bezug) durch die Feststellung, der Michigan-Codex sei beinah der größte der (bis dahin) b e kannten Ein-Lagen-Codices (p Ii). Es wäre also unwahrscheinlich, daß ein solcher Codex auch noch den Visionen I-IV (die nach unseren Berechnungen in diesem Codex etwa 51-52 pp in Anspruch genommen haben dürften) Platz geboten haben sollte. Dieses Ergebnis erschien überzeugend; es ist deshalb auch allenthalben akzeptiert worden; einer genauen Untersuchung hält es dennoch nur bedingt stand. Das hat zwei Ursachen: Zum einen sind inzwischen erheblich umfangreichere Ein-Lagen-Codices bekannt; Turners List of Single-Quire-Codices (Typology, pp 59sq) weist Ein-Lagen-Codices mit Umfängen von 224 pp (OT 195 = Rep I, AT 129), 236 pp (OT 183 = Rep I, 010) und 280 pp (C 7) nach; von ihnen kannte Bonner nur den ersten, den er deshalb als Ausnahme behandeln konnte. Auf diese Weise wird die Absicherung, die Bonners Berechnungen vor der Gefahr des Zirkelschlusses bewahrt hatte, hinfällig und die Resultate sind damit fragwürdig. Zum anderen scheinen uns Bonners Berechnungsgrundlagen („a plain printed text without footnotes", ρ 8) ein wenig zu pauschal. Präzisiert man sie aber (vgl. KV 38, Anm. 8), so ergeben sich aus unseren Umfangsberechnungen Zahlen, die uns zu der Schlußfolgerung nötigen, daß KV 38 ursprünglich auf jeden Fall mehr als bloß den zweiten Teil des Hermas-Buches (mit Vis. V + Mand. + Sim.) enthalten haben müßte. Allerdings haftet auch unseren Berechnungen der Unsicherheitsfaktor an, daß wir den Umfang des (griechisch nicht erhaltenen) Schlußteils nur extrapolieren konnten; außerdem macht uns natürlich die Beobachtung zu schaffen, daß der (im Griechischen fehlende) Schluß des Hermasbuches offenkundig nicht ausreicht, um die aus Symmetriegründen im hinteren Teil zu ergänzenden (40 und mehr) Codexseiten zu füllen. Man müßte folglich entweder mit einer Vielzahl von Leerseiten am Codexende rechnen (was aber nicht so unwahrscheinlich ist, wenn man zugleich annimmt, daß diese Leerseiten später herausgetrennt wurden und gerade dies der Grund für den Verlust der Anfangsblätter war) oder man müßte zu der Annahme Zuflucht nehmen, daß KV 38
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Zum Inhalt
ursprünglich Teil einer Sammelhandschrift war, in der auf den Hirten noch weitere Schriften folgten (und wenn man an die Überlieferung des Hirten im Codex Sinaiticus oder in KV 30 denkt, erscheint uns auch diese Annahme keineswegs unmöglich). Ganz befriedigend sind deshalb auch unsere Lösungsvorschläge nicht. Aber die Skepsis gegen die Vorschläge Bonners bleibt und die redaktionsgeschichtliche Forschung sollte sich deshalb vielleicht auf eine Bestätigung ihrer Ergebnisse durch KV 38 (wenn überhaupt, dann) nur unter Vorbehalt berufen. Ähnliche Überlegungen wie für KV 38 sind in jüngerer Zeit auch für KV 42 angestellt worden. Roberts, der Editor dieses Stückes, hat nämlich gemeint, auch dieser Papyrus liefere einen Beweis dafür, daß Visio V + Similitudines + Mandata unabhängig von den Visionen in Umlauf gewesen seien (vgl. KV 42, ρ 307). Doch hat unsere Nachprüfung diese Annahme eher widerlegt als bestätigt. Indessen ist hier die Textbasis ohnehin so schmal, daß man vor weiterreichenden Folgerungen auch dann warnen müßte, wenn die Basisdaten über jeden Zweifel erhaben wären. Als letztes Beweisstück für die physische Bestätigung redaktionsgeschichtlich gewonnener Ergebnisse bleibt somit nur noch der erst jüngst bekannt gewordene Papyrus Bodmer XXXVIII (=KV 30) übrig. An ihm hat sich die Diskussion neu entfacht; denn hier scheint nun endlich ein sicherer Real-Beleg für die Theorie einer getrennten Existenz der beiden Teile des Hermasbuches vorzuliegen. Und in der Tat sind die Schwächen, die den Beweiswert der bisher genannten Stücke herabgemindert haben, hier nicht erkennbar: KV 30 ist der Anfangsteil eines Ein-Lagen-Codex (nach anfänglichen Fehlinterpretationen scheint diese Aussage inzwischen gesichert, vgl. KV 30, Anm. l). Er enthält die Visionen I—III und damit das angebliche Visionenbuch fast vollständig. Daß das Ende von Visio III und die gesamte Visio IV fehlen, liegt offenkundig nur daran, daß das innere Doppelblatt verlorengegangen ist; zumindest ist dies die plausibelste Erklärung der vorliegenden Phänomene, wiewohl mit dieser Erklärung nicht alle Zweifel ausgeräumt werden können (vgl. KV 30, Anm. 20). Jedenfalls ist die Annahme, daß in der Lagenmitte noch mindestens jene 26 Doppelblätter fehlen könnten, die man für den zweiten Teil des Hermasbuches in Ansatz bringen müßte, doch mehr als unwahrscheinlich. Dennoch sind gegen
Redaktionsgeschichtliche Fragen
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die Inanspruchnahme von KV 30 als Beleg für die Einzelexistenz der Visiones Bedenken anzumelden. Allerdings sind die ganz anderer Natur als alles, was bisher vorgebracht wurde. Sie leiten sich nämlich aus der Tatsache ab, daß KV 30 kein autonomes Manuskript, sondern Teil einer (von 6 verschiedenen Händen geschriebenen) Sammelhandschrift ist. Daß in eine solche Sammlung nur solche Schriften oder Teile einer Schrift aufgenommen wurden, die zum Gesamtthema passen, wäre naheliegend. Träfe diese Voraussetzung zu, so wäre KV 30 natürlich kein Beleg für die eigenständige Existenz der Visiones, sondern nur für die Amputation eines Volltextes 2 0 . Nun haben Kasser und Cavallo in ihrer Beschreibung des Codex (vgl. KV 30, ρ 237) vorgeschlagen, diese Sammelhandschrift in Zukunft als «Codex (Bodmer) des Visions» zu bezeichnen, offenbar deswegen, weil sie das Thema «Visiones» für bestimmend hielten. Nun wird man diese Bezeichnung einerseits nicht zu sehr pressen dürfen; denn wenn man die Titel der bislang noch unpublizierten Stücke in die Betrachtung mit einbezieht, fällt es schwer zu glauben, daß diese Thematik als leitender Gesichtspunkt für die Zusammenstellung noch über KV 19 hinaus bis zum Ende des Codex durchgehalten ist; Klarheit kann hier wohl erst die Edition bringen. Andererseits wird man aber behaupten dürfen, daß das Thema Visiones zumindest in den beiden ersten Dritteln des Codex beherrschend ist, und man könnte das letzte Drittel, wenn sich zeigen sollte, daß es thematisch mit den beiden anderen nur schwach oder gar nicht in Zusammenhang steht, als Anhang betrachten, der in seiner Diffusität den Gesamteindruck nicht mehr wesentlich zu verändern vermag. Wenn dies richtig ist und das Thema «Visiones» sich als der beherrschende Gesichtspunkt der Sammlung erweist, dann liegt allerdings die Vermutung nahe, daß die Visiones I-IV in der Tat aus einem vollständigen Exemplar des Hirten amputiert sind und der Rest deswegen beiseite gelassen wurde, weil er die Thematik gestört hätte. Als Beleg für eine ursprünglich selbständige Existenz dieses Bereichs käme KV 30 dann jedenfalls nicht mehr in Betracht. Es ist allerding zu beachten, daß es bisweilen schwerFállt, für die auf Papyrus überlieferten Sammelhandschriften aus dem griechisch-christlichen Bereich das Generalthema Uberhaupt festzustellen (vgl. z.B. KV 54 sowie KV 55+58+84). Insofern ist der hier erhobene Einwand sicher nicht ganz zwingend.
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Zum Inhalt
Als Fazit wird man feststellen müssen, daß für die literarkritisch und redaktionsgeschichtlich gut begründete Annahme einer ursprünglich getrennten Existenz von Visio I-IV einerseits und Visio V bis Similitudo X andererseits ein überlieferungsgeschichtlicher Beleg von hinreichender Stringenz nach wie vor fehlt. Selbst bei KV 30 und KV 38, die als Beweismittel noch am ehesten in Frage kämen und als solche auch angeführt werden, scheint bei penibler Betrachtung des hier vorgelegten Materials Skepsis durchaus angebracht. Überlieferungsgeschichtliche Probleme und Besonderheiten
Daneben weist die Papyrusüberlieferung des Hirten eine Reihe von Eigentümlichkeiten auf, die einer besonderen Erwähnung durchaus wert sind. So mußte an zwei Stellen in den Beschreibungen darauf hingewiesen werden, daß eine Textrekonstruktion mit Hilfe der bekannten Textformen nur schwer (und stellenweise gar nicht) möglich ist. Das war der Fall bei KV 31 (vgl. ρ 256), wo der leider sehr mutilierte Text aus Visio V 5 einen größeren Umfang gehabt zu haben scheint als die sonstige Überlieferung vermuten läßt. Aber die unprofessionelle Behandlung des einzigen Nomen sacrum, das vorkommt, und die Orthographie (Vertauschung von υμιν und ημιν) lassen darauf schließen, daß wir es hier mit einem Privat-Text zu tun haben, dessen Zuverlässigkeit zu wünschen übrig läßt. Die Suche nach Spuren einer vorredaktionellen Textform wird trotz der exponierten Stellung des Fragments (in der Nähe der Nahtstelle zwischen jenen beiden Komplexen, aus denen die Endgestalt des Hirten erwachsen sein soll) kaum zum Erfolg führen. Ähnlich liegen die Dinge auch bei KV 34, einem Text mit Mand. II 6 III 1, der auf der Rückseite einer Urkundenrolle vom Ende des 2. Jhdt. steht. Auch hier sind erhebliche Abweichungen vom Normal-Text zu konstatieren; aber auch hier hat man aus dem verwendeten Material, der unregelmäßigen Schrift, den Fehlern und dem unregelmäßigen Gebrauch der Nomina sacra wohl mit Recht den Schluß gezogen, daß es sich um eine Abschrift zu rein privatem Gebrauch, möglicherweise die eines Schülers, handelt. Jedenfalls würde das die eigenwillige Textgestalt ein Stück weit erklären und das Fragment trotz seines hohen Alters (wenn die Datierung standhält, vgl. KV 34, Anm. 3 ) aus textkritischer Sicht gleichzeitig zum testis eleminandus machen. Daß das Stück aber
Überlieferungsgeschichtliche Probleme
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die Beweislast tragen kann, die Roberts ihm zugedacht hat, als er es in Anspruch nahm, um die Existenz des Christentums im Faijum des 2. Jhdt. nachzuweisen, scheint uns ebenfalls zweifelhaft (vgl. KV 34, Anm. 4). Ein anderes Problem, das durch die Papyrusiiberlieferung virulent wird, ist die Frage der Zählung der Similitudines. Zumindest im KV 32 scheint ein gestörter Textablauf vorzuliegen, denn auf den Text von Sim. II (heutige Zählung) folgt die Zeile (Überschrift oder Subscripts?) „παραβολή S'". Ein ähnliches Phänomen findet sich in der frühen Überlieferung auch an anderer Stelle, so z.B. in P. Hamburg, inv. 24 (=Haelst 663), einem Pergamentfragment des 4. oder 5. Jhdt., wo auf den Text von Sim. IV (heutiger Zählung) die Zeile „παραβολή ς ' (=6)" folgt, an die sich der Text von Sim. V (heutiger Zählung) anschließt (womit die Deutung dieser Zeile als Subscript s ausscheidet). Auch der von L.-Th. L e f o r t 2 1 (aus mehreren zuvor getrennt publizierten Kairener und Pariser Fragmenten aus dem 6. und 7. Jhdt.) zusammengetragene koptische „Codex A" (Lefort, ρ VII) zeigt (wo sie erhalten ist) eine solch abweichende Numerierung: Sim IV (heutiger Zählung) wird dort als fünfte gezählt, Sim. V 1 . 1 - 2 , 1 als sechste und Sim V 2.2 »qq als siebente. Allerdings war, wie die letzte Angabe zeigt, die Einteilung und Zählung in diesem Codex offenbar sehr viel feingliederiger als sonst bekannt ist. In ihm fehlten zudem (wie eine Riickrechnung Leforts anhand der erhaltenen Seitenzahlen vermuten läßt) Visiones I-IV und im AnschluB an den Text von Sim. VIII 10,5 erscheint (in großer Schrift und eigener Zeile) das Wort „APXH", das (der Rest des Blattes ist verloren, der Text setzt erst bei Sim. IX 2,7 wieder ein) vermuten läßt, daß der Rest der Similitudines vom Abschreiber (und seiner Vorlage?) als selbständiger Abschnitt (mit neu einsetzender Zählung?) aufgefaßt wird. Dies alles ist in der sonstigen Hermasüberlieferung bestenfalls gelegentlich und in Ansätzen nachweisbar. Ob Codex A für einen ganzen Traditionsstrang der Hermas-Überlieferung repräsentativ ist, scheint daher durchaus fraglich. 22 Aus dem Befund des Hamburger Fragments haben Schmidt-Schubart den Schluß gezogen, „die griechische Uberlieferung des Hermas" habe „in der Alexandrinischen Kirche von alters her eine abweichende Numerierung" gehabt (p 1078). Daß dies in dieser Zuspitzung nicht stimmen kann, zeigt heute ein Blick auf den KV 38, und dieser Blick genügt, wie Lefort (i.e., ρ VII, Anm. 18) zutreffend bemerkt, um festzustellen, „qu'aucune division spéciale n ' é t a i t propre à l'Égypte". 21
L.-Th. Lefort, Les Pères apostoliques en copte, CSCO 135, Löwen 1952, zuvor schon in Le Muséon LI, 1938, pp 239-276. ΛJ
Κ.(sic) Schmidt - W. Schubart, Ein Fragment des Pastor Hermae aus der Hamburger Stadtbibliothek, SBA 1909, 2. Halbband, pp 1077-1081.
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Zum Inhalt
KV 32 kann zur Lösung dieses Zähl- und Gliederungsproblems nichts Neues beitragen; dazu ist der Befund zu vieldeutig; auch der 1983 publizierte Ergänzungsfund hat hier (entgegen dem ersten Anschein) keine Klarheit gebracht (vgl. pp LXXIIIsq und KV 32, pp 268 sq). Gut möglich zwar, daß dieser Papyrus zusammen mit P. Hamburg, inv. 24 und Codex A einen gemeinsamen Traditionsstrang bildet. Aber andere Deutungen sind ebenfalls denkbar: es könnte sich bei der Zeile „παραβολή S ' " z.B. um eine Subscriptio handeln und ein schlichter Zählfehler ist ebensowenig auszuschließen wie die Möglichkeit, daß Sim. III wegen Homoioarktons ausgefallen ist oder umgestellt wurde. Der geringe Umfang des Fragments läßt eine eindeutige Lösung nicht zu. Ähnliches gilt auch für KV 37, ein Rollenfragment aus dem Faijum, das man mit KV 32, P. Hamburg inv. 24 und Codex A gelegentlich im gleichen Atemzug erwähnt findet 2 3 . Aber bei näherer Betrachtung liegen die Dinge hier doch grundlegend anders: Selbst wenn man die unter Einbeziehung von Sim. III rekonstruierte Rollenhöhe für zu groß hält und deshalb annimmt, daß Sim. III im Text gefehlt hat, so würde es sich ja auf alle Fälle um einen realen Verlust handeln, der (anders als in den vorgenannten Stücken) durch Umnumerierung nicht zu kompensieren wäre. Das wäre aber in der Überlieferung singular (und textgeschichtlich daher als bloßer Überlieferungsfehler zu werten, der auf die Gesamtüberlieferung keinen weitergehenden Einfluß ausgeübt hat). Ein Zusammenhang könnte höchstens mit KV 32 bestehen, allerdings nur dann, wenn man sich auch hier für die Option «Auslassung» entscheiden und die anderen Deutungsmöglichkeiten beiseite lassen könnte. Dafür gibt es aber keinen hinreichenden Grund. Unter diesen Umständen ist es wohl besser KV 37 als Zeugnis für den Nachweis einer auf alter Überlieferung beruhenden, von der heutigen aber abweichenden Zählung ganz unberücksichtigt zu lassen. Die Seitenzählung in den Hermas-Papyri Zum Schluß dieses Abschnitts über die Hermaspapyri noch der Hinweis auf ein Phänomen, das auch sonst vorkommt 2 4 , das in den Hermas-Papyri 23
So z.B. bei Wessely, vgl. die KV 37, Anm. 3 zitierte Äußerung.
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Vgl. z.B. NT 45 und KV 64.
Seitenzählung in den Hermas-Papyri
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aber gehäuft anzutreffen ist: eine problematische Seitenzählung. Von den 15 in diesem Band verzeichneten Hermas-Papyri stehen 2 auf (Fragmenten von) Rollen (KV 34 + KV 37); sie kommen folglich für eine Seitenzählung nicht in Betracht. Auf 6 von ihnen ist eine Seitenzahl nicht vorhanden oder wegen Beschädigung des Randes nicht erkennbar (KV 30; KV 31; KV 33; KV 36; KV 39 und KV 43).
Etwa die Hälfte weist also eine Seitenzählung auf (KV 29, fr k; KV 32; KV 35; KV 38; KV 40; KV 41 und KV 42); aber in den meisten Fällen sind die Zahlen nicht plausibel. In mindestens 4 Fällen ergeben sich bei der Rückrechnung Schwierigkeiten, nämlich bei KV 35, KV 40, KV 41 und KV 42; hier kommt man zu brauchbaren Ergebnissen nur, wenn man voraussetzt, daß es sich um eine Restezählung handelt, d.h. wenn man annimmt, daß die Seitenzahlen erst aufgebracht wurden, als der Codex bereits Blattverluste erlitten hatte. Möglicherweise gehört auch KV 38 in diese Kategorie, doch sind die Zahlen der Rückrechnung von den Soll-Zahlen nicht so deutlich verschieden, daß man sich seiner Sache sicher sein könnte. Ein Problem ganz anderer Art kommt hinzu: In mindestens 3 Fällen (KV 32, KV 38, KV 41), vermutlich aber auch in KV 40, ist die Seitenzählung deswegen fehlerhaft, weil die (durch den Text) als solche ausgewiesene Blattvorderseite eine gerade Ziffer trägt. In einem Codex, dessen Zählung auf der ersten Seite mit 1 beginnt, ist eine solche Konstellation natürlich nicht möglich. Aber dies von vornherein als bloßen Paginierfehler abzutun, hindern zwei Gründe, nämlich die Häufigkeit des Vorkommens (in ca 60-70 % aller in Betracht kommenden Fälle) und die Deutung, die Kenyon (in seiner Ausgabe) und Skeat (in einer erneuten Analyse des Codexaufbaus) in bezug auf ein vergleichbares Phänomen in NT 45 gegeben haben 25 . Beide sind nämlich der Überzeugung „that p. 1 of the codex must have been the second of the first quire" (Skeat, ρ 27). Dieser Deutung des Phänomens würde man sich (zumal 25
Vgl. F. G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri, Fase. II, The Gospels and Acts, Text, London 1933, ρ VIII und T. C. Skeat, A Codicological Analysis of the Chester Beatty Papyrus Codex of Gospels and Acts (P 45), Hermathena CLV, Winter 1993, pp 27-43.
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die Stücke in etwa aus dem gleichen Jahrhundert stammen) auch in den vorliegenden Fällen gern anschließen, doch scheint das zumindest bei KV 40 und KV 42 nicht möglich, da es sich hier um Restezählungen handeln muß, die ja schwerlich mit einer ungezählten Leerseite begonnen haben werden. Vielleicht hängt das Ganze damit zusammen, daß diese Stücke aus Sammelhandschriften (ähnlich dem Sinaiticus oder KV 30 + 19 + 19a usw.) stammen, die mehr als den Text des Hirten enthielten, so daß der Hirte deshalb auch nicht auf einer ungeraden Seite beginnen mußte. Aber das ist natürlich nur Spekulation. d) Andere Autoren Wenn wir auch meinen, daß die zuvor genannten Texte und Autoren von der Papyrusüberlieferung besonders deutlich profitiert haben, so glauben wir deshalb doch nicht, daß diese Überlieferung für die anderen Autoren ohne Bedeutung wäre. So ist die Alexandrinische Weltchronik (KV l ) nur durch diesen Papyrus überhaupt bekannt und die Apologie des Aristides hat durch die Papyri (KV 2 + KV 3) zumindest insofern gewonnen, als wir dadurch ein Instrumentarium in die Hand bekommen haben, mit dessen Hilfe wir die Vertrauenswürdigkeit der Uberlieferungsträger, nämlich des Barlaam-Romans 2 6 und der syrischen Übersetzung kontrollieren können. Offenbar sind beide nur beschränkt zuverlässig: Während der Barlaam-Roman nämlich einen um etwa 10 1 gekürzten Text bietet (vgl. KV 2, Anm. 2), scheint die syrische Fassung doch nicht unerheblich zu erweitern. Daß ausgerechnet der früher viel gescholtene 2 7 Aristides (vgl. J. Geffcken, Zwei griechische Apologeten, Leipzig 1907, pp XXXVIII sqq) der einzige Apologet ist, der eine Papyrusüberlieferung aufweist, ist schon erstaunlich; daß einer dieser Papyri (KV 3) aber zu einer Sammelhandschrift (0206) gehört, in 7 ft ¿D
E i n e kritische Ausgabe fehlt z.Z. noch; sie wird in der Arbeitsstelle München der Patristischen Kommission vorbereitet (vgl. die alljährlichen Tätigkeitsberichte der Kommission im Jahrbuch der Heidelberger Akademie seit 1990).
?7 Inzwischen hat eine etwas positivere Beurteilung eingesetzt, vgl. die Einleitung zur Ausgabe von C. Alpigiano, Aristide di Atene, Apologia, Florenz 1988.
Andere Autoren
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der auch der Text des Hohen Liedes zu finden war (AT 96), hat sich bislang noch jeder durchschlagenden Erklärung entzogen. Auch unser Hinweis, es könne sich bei 0206 um ein Florilegium zum Thema Kirche handeln, ist nicht mehr als ein erster Versuch. Bei Basilius dem Großen scheint die Anthologie aus seinen Briefen (KV 5) und Gregors «Vita Mosis» (KV 26), zu der vermutlich ursprünglich noch weitere Schriften gehörten (vgl. KV 5, Anm. 2 am Ende) zunächst keinen Zuwachs an Erkenntnis zu bringen, zumal der Text Kürzungen aufweist und gelegentlich bloße Paraphrasen enthält. Auffällig ist allerdings die Reihenfolge der Briefe, die so ganz aus dem Rahmen des Gewohnten fällt. Umso erstaunter ist man zu erfahren, daß es einen Traditionsstrang gibt (vgl. KV 5, Anm. 2 am Ende), der exakt dieselbe Reihenfolge aufweist. In Anbetracht der Frühdatierung, die für die Anthologie vorgeschlagen worden ist (vgl. KV 5, Anm. 4), kommt diesem Faktum natürlich erhebliche Bedeutung zu. - Daß KV 6 bislang bei der Textherstellung des «In hexaemeron» keinerlei Berücksichtigung gefunden hat, wird dagegen wohl an der überreichen Bibliotheksüberlieferung dieser Schrift liegen; aber das hohe Alter des Papyrus sollte ihm eigentlich zumindest einen Ehrenplatz sichern. - Und was schließlich die ErotapokrisenÜberlieferung des KV 7 anbetrifft, so ist darauf hinzuweisen, daß sie (wie man der Anordnung entnehmen kann, vgl. KV 7, Anm. 2) einen Traditionsstrang r e präsentiert, der bislang noch unediert ist; auch dieser Papyrus verdient also die Aufmerksamkeit der Editoren. Auch der große Cyrill - Papyrus mit «De adoratione» (KV 10) ist für die Editionen (die freilich über den Migne-Status noch nicht hinausgekommen sind) noch terra incognita. Wie gelegentliche Textvergleiche (vgl. KV 10, Anm. 10) gezeigt haben, wäre eine erhebliche Verbesserung des Ist-Zustandes nicht nur wünschenswert, sondern auch möglich. Völliges Neuland betreten wir im Falle von KV 19: Visio Dorothei. Dieser Papyrus bringt uns nicht nur einen bislang völlig unbekannten Autor in das Gesichtsfeld, er erweitert auch erheblich Bestand und Kenntnis frühchristlicher Dichtung. Das gilt auch für KV 19a, Dorotheus, «Ad Abraham». Von KV 20, Ephraem, «In pulcherrimum Joseph», ist bereits unter einem anderen Blickwinkel die Rede gewesen (p LXXIV). Daß eine vollständige Edition einen wesentlich verbesserten Text zu Tage fördern und die Zuordnung
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weiterer Fragmente ermöglichen würde (vgl. KV 20, Anm. 2 am Ende), ist keine Frage. Die Voraussetzungen dafür sind durch die Beschreibung jedenfalls wesentlich verbessert worden. Die Bedeutung einiger Euseb - Papyri (vor allem KV 22 und KV 23) besteht in ihrem frühen Abfassungsdatum. Wenn diese Datierungen standhalten, ist die Möglichkeit, daß es sich nicht um eusebianischen Text, sondern um den Text seiner Quellen und Vorlagen handelt, durchaus ernsthaft in Betracht zu ziehen. Der frühe Zeitpunkt der Abfassung ist wahrscheinlich auch ein Gesichtspunkt, der KV 25a Gregor von Nazianz, «Oratio 28», ein gewisses Interesse verschaffen könnte, denn ansonsten ist die Überlieferung der 5 theologischen Reden, von denen Oratio 28 die zweite ist, so unglaublich reich (vgl. KV 25a, Anm. 3, wo von 1200 bis 1500 Hss die Rede ist), daß von einer Stemmatik und einer kritischen Ausgabe, die den Namen verdient, bisher nur geträumt werden kann. Welche Rolle der vorliegende Papyrus dabei spielen könnte, ist deshalb völlig unklar. Über die besondere Bedeutung des Jenaer Irenaeus - Papyrus (KV 47) ist schon an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang (vgl. ρ LXX) gesprochen worden. So können wir uns hier auf KV 46 konzentrieren. Diese Rollenfragmente aus Buch III von «Adversus haereses» sind vor allem durch ihr frühes Entstehungsdatum außerordentlich bemerkenswert; denn nach Überzeugung der Spezialisten (vgl. KV 46, Anm. 3) muß die Rolle (ihren Fundort) Oxyrhynchus erreicht haben „not long after the ink was dry on the author's manuscript" (Roberts) 28 . Das würde auf die Kirchengeschichte Ägyptens südlich des Deltas und unsere Vorstellungen von der Geschwindigkeit der Textverbreitung innerhalb der christlichen Gemeinden ein ganz neues Licht werfen. Allerdings bleibt unseres Erachtens die Vorstellung, daß die Rolle nicht sofort, sondern erst später (z.B. im Zusammenhang des Pilgertourismus) nach Oxyrhynchus gelangt ist, eine ernstzunehmende Möglichkeit. Daß aus den Werken des Johannes Chrysostomus auch in der Papyrusüberlieferung etwas auftauchen würde, durfte man erwarten, denn „der litera28
C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief (Schweich Lectures 1977), London 1979, ρ 53.
in Early
Christian
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rische Nachlaß des Chrysostomus übertrifft an Umfang die Werke aller anderen Väter" 2 9 . Aber die Ausbeute ist doch sehr mager, denn die vorhandenen Zeugnisse (KV 50 sqq) dokumentieren doch eher die Rezeption des Chrysostomus als sein literarisches Wirken: Bei KV 50 haben wir es möglicherweise mit einem Exzerpt zu tun, das sich ein Prediger des 6. Jhdt. für seine eigene Predigt angefertigt hat, und bei KV 50a handelt es sich um eine Marginalie, die sich jemand (als Sachparallele?) auf den (üppigen) oberen Rand einer Handschrift (mit Text aus den Stromata des Clemens von Alexandria) notiert hat 3 0 . Und auch die beiden untergeschobenen Stücke (KV 51 und KV 52) bezeugen zwar den angesehenen Namen des Chrysostomus, nicht aber seine Werke. Das nährt den Verdacht, daß die Papyrusüberlieferung (den Schlußfolgerungen Treus 31 entgegen) doch regional ausgerichtet ist. Andererseits mag auch die Feindschaft zwischen Chrysostomus und dem alexandrinischen Patriarchen Theophilus für diesen Zustand ein Stück weit verantwortlich sein. jq Wilhelm von Christ's Geschichte der griechischen Literatur, Sechste Auflage umgearbeitet von Wilhelm Schmidt und Otto Stählin, II. Teil, 2. Hälfte (Handbuch der Altertumswissenschaften VII 2.2), München 1961 (Nachdruck der Aufl. von 1924), ρ 1459. ΊΟ " I n welchem Zusammenhang beide Texte mit dem intermittierenden ClemensText der Rückseite (=Verso) stehen, ist völlig unklar. Fest steht nur, dafi die beiden Clemenstexte nur inhaltlich zusammengehören. Paläographisch sind sie durch etwa ein Jahrhundert voneinander getrennt. Das könnte Anlaß zu der Vermutung geben, daß wir es hier gar nicht mit dem Fragment eines Codexblattes, sondern mit einem Stück von einer Rolle zu tun haben, das als Notizzettel o. ä. Verwendung gefunden hat; jedenfalls wUrde eine solche Annahme die zunächst freigebliebene Rückseite erklären. Die äußere Form des Fragments (auf das KV 9b und KV 50a ja erst aufgebracht worden sind, als es seine jetzige Gestalt bereits hatte) spricht allerdings mehr für ein Codexblatt als Ausgangsmaterial (vgl. KV 9b, Anm. 2), denn ein solcher Ausriß hätte sonst ja die ganze Rolle zerstört. Die Herkunft aus einer Rolle wäre also nur akzeptabel, wenn man gleichzeitig annimmt, daß die ganze Rolle ausrangiert und zu Notizzetteln verarbeitet worden wäre. Das ist denkbar und so läßt sich also durchaus in beide Richtungen argumentieren. Für die Codexform spricht nur der breite Rand. J
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K . Treu, Papyri und Patristik, Kairos 16 (1974), ρ 108: „Insgesamt aber kann man nicht sagen, daß die ägyptischen Väter in den griechischen Papyri vor den auswärtigen merkbar bevorzugt wären."
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Daß auch Theophilus selbst jetzt mit einem Stück in diesem Band vertreten ist (KV 90), das vermutlich sogar den bislang unbekannten Gesamttitel dieser Schrift bewahrt hat, mag eine Laune der Überlieferungsgeschichte sein, die unseren Verdacht einer regionalen Ausrichtung der Papyrusüberlieferung aber weitere Nahrung gibt. Ob KV 53, Julius Africanus, «Kestoi», zu Recht in den vorliegenden Band aufgenommen worden ist, kann durchaus angezweifelt werden (vgl. oben ρ XLVIl). Daß das Fragment trotz seines geringen Umfangs sehr interessante Informationen über diesen (offensichtlich synkretistisch geprägten, aber dennoch zweifelsfrei christlichen) Zeitgenossen und Briefpartner des Orígenes enthält, steht dagegen fest. So können wir durch Vergleich mit der Bibliotheksüberlieferung des Mittelalters feststellen, daß die Verderbtheit des Kestoi-Textes bis in die Anfänge zurückreicht (vgl. KV 53, ρ 348); wir erfahren weiterhin, daß von den 3 in den antiken Quellen genannten Umfangsangaben für sein Werk (9, 14 oder 24 Bücher) vermutlich die letzte (aus der Suda) die richtige ist, denn das fr zeigt die Subscriptio Κεοιος ιη (=18); und schließlich liefert uns das Stück noch einige wichtige biographische Details für Julius Africanus (vgl. KV 53, Anm. l), die uns Aufschluß über seine Herkunft, seine Tätigkeit und seine Stellung geben. Das dürfte wohl genügen, um die Berücksichtigung dieses Stückes weiterhin zu rechtfertigen. Zweifel anderer Art sind bei KV 53a angebracht; denn die Autorschaft des Marceli von Ancyra ist für diese Stücke eher schwach begründet. Deshalb ist die Beschreibung (wie die a-Nummer verrät) auch erst nachträglich eingefügt worden (als feststand, daß alle Stücke, für die eine Identifizierung, mit welchem Grad an Sicherheit auch immer, vorgeschlagen worden war, aufgenommen werden sollten). Aber die Einbeziehung dieser Stücke, die von der Schrift und den Schreibergewohnheiten aus geurteilt mit einer Reihe anderer (vgl. KV 53a, ρ 352) eng zusammengehören müssen, erschien uns wegen ihres trinitarischen und christologischen Inhalts aus theologischen Gründen wichtig und wünschenswert. Mit dem Gesamtkomplex werden wir uns allerdings erst im Adespota-Band (vgl. ρ L X V ) auseinandersetzen können; wir hoffen aber, daß die hier gegebene Probe besonders die Spezialisten zu weiterer Beschäftigung reizen wird; von ihren Erkenntnissen hoffen wir, in Bd. III dann zu profitieren.
Andere Autoren
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Daß die Osterfestbriefe, entgegen dem ersten Anschein in diesem Band des Repertoriums sehr wohl ihren Platz haben, haben wir bereits an anderer Stelle dargelegt (vgl. pp XLVIII sq und ρ LV). Über die Bedeutung, die gerade diese Stücke (KV 78 sqq) für die paläographische Fragen (leider nur der Spätzeit) haben, müssen nicht viele Worte gemacht werden. Wo ihre Datierung erhalten oder erschließbar ist, sind diese Fixpunkte handschriftlicher Entwicklung auch für die Altersbestimmung anderer Schriften von unschätzbarem Wert. Eine entsprechend zentrale Rolle spielen sie für die Datierungsfragen der Spätzeit in den Paläographien. Natürlich sind diese Dokumente aus der Kanzlei des jeweiligen Patriarchen mit besonderer Sorgfalt geschrieben, und das zeigt sich nicht nur an der Schrift selber, sondern auch an der Ausstattung, wie z.B. der besonders sorgfältigen Kennzeichnung der Zitate, die zum Standard der Osterfestbriefe zu gehören scheint. Aber auch für die Geschichte des Christentums in Ägypten enthalten sie interessante Informationen. So können wir, um wenigstens ein Beispiel zu nennen, anhand der Osterfestbriefe feststellen, daß sich die Zählung der Fastentage vor Ostern und damit auch die Fastenpraxis erst in der Zeit, die zwischen der Abfassung von KV 78 und der von KV 81 liegt, grundsätzlich geändert hat (anders ergeben die Datumsangaben nämlich keinen Sinn; vgl. in KV 78 mit KV 81 jeweils die Anm. l). Der besondere Wert des Pallaàius-Fragments aus der John Rylands Library in Manchester (KV 82) liegt in seinem hohen Alter. Es ist eines von jenen (gar nicht so seltenen) Stücken, die von der Abfassung des Textes nur durch wenige Jahrzehnte getrennt sind. Umso wertvoller Gronewalds Erkenntnis, daß der Papyrus die um 600 Jahre jüngere Bibliotheksüberlieferung des Mittelalters im wesentlichen bestätigt (vgl. KV 82, Anm. 2 + 5). KV 83 und KV 84 ( P h i l e a s a p o i o g i e ) , deren Berücksichtigung nur durch die besonderen Überlieferungsbedingungen (KV 84 ist Teil einer Sammelhandschrift) zu rechtfertigen war (vgl. ρ L), sind vor allem auch deswegen von Interesse, weil hier 2 Entwicklungsstufen einer Märtyrerakte (vom Verhörprotokoll zum erbaulichen Bericht) am konkreten Gegenstand zu beobachten sind: Während der Text von KV 83 offenbar dem ursprünglichen Verhörprotokoll noch nahe steht, verrät sich KV 84 durch seine Phrasierung und durch formale Änderungen als Überarbeitung mit deutlich erbaulicher Tendenz (vgl. KV 83, pp
CIV
Zum Inhalt
547 sq und Anm. 8). Die Textdifferenzen zwischen beiden Fassungen sind z.T. so erheblich, daß Textlücken in KV 83 durch den besser erhaltenen Text von KV 84 nicht aufgefüllt werden können. Daß Romanus Melodus, von dessen (nach der Legende 1000) Kontakien immerhin 85 bekannt und 60 als echt erwiesen sind 3 2 , auch in der Papyrusüberlieferung Ägyptens mit 2 Stücken vertreten wäre, durfte man nicht unbedingt erwarten. Daß beide Stücke vermutlich noch aus dem 6. Jahrhundert stammen, in dessen erster Hälfte die άκμή des Romanus nach heutiger Überzeugung (vgl. KV 85, Anm. 2) gelegen haben dürfte, vergrößert die Überraschung noch und zeigt zugleich den Grad der Beliebtheit dieses Dichters auch außerhalb seiner unmittelbaren Wirkungsstätte Konstantinopel 33 . Allerdings scheint zumindest KV 86 in einer von der sonstigen Überlieferung stark abweichenden Form vorzuliegen; doch sind „Überarbeitungen" im Werk des Romanus keine Seltenheit (vgl. KV 86, Anm. 3); der relativ frühe Zeitpunkt, zu dem das geschehen sein müßte, ist (wenn der zeitliche Ansatz stimmt) allerdings erstaunlich. Daß Severus, 512 - 518 Patriarch von Antiochien, nunmehr durch ein Fragment vertreten ist (KV 87), bedeutet dagegen zunächst einmal keine Uberraschung. Denn obwohl er die Mehrzahl seiner Werke vor 518 und somit in Konstantinopel und Antiochien verfaßt hat (nicht zufällig scheint der weitaus überwiegende Teil seines Schrifttums, wiewohl ursprünglich griechisch geschrieben, nur in Syrisch erhalten zu sein), „paßt" dieser Fund, wie Treu und Diethart dargelegt haben, „in das Bild seiner Wirkungsgeschichte" (s. KV 87, Anm. l). Denn als Severus 518 (wegen seiner Ablehnung des Chalcedonense und des Henotikon) seines Amtes enthoben in Alexandrien Aufnahme gefunden hatte, 32
Vgl. B. Kötting, LThK 2 , Bd 9, coli 16sq, die anderen Handbücher
entspre-
chend. 33
Das umgekehrte Phänomen beobachten wir im Falle des Severus von Antiochien (vgl. den nächsten Abschnitt), dessen Hymnen trotz seiner monophysitischen Grundhaltung in den Oktoëchos, das „Gesangbuch" der Orthodoxen Kirche, Eingang gefunden haben (vgl. Altaner-Stuiber, Patrologie, 8 1978, ρ 506 d); Musik (und auch die dazugehörenden Texte) ist offenbar in der Lage, auch dogmatische Grenzen zu überschreiten.
Andere Autoren
CV
war er auch dort (vgl. seine Auseinandersetzungen mit Julian von Halikarnaß) weiterhin schreibend aktiv. Ob allerdings die Schrift ,,'ϊπακοή" aus dieser Zeit stammt, ist völlig ungewiß; denn wir kennen ihren Titel und ihren Inhalt nur aus der Kateneniiberlieferung (vgl. KV 87, Anm. 3), in der das Werk zweimal zitiert wird, wobei das eine Zitat fast den gleichen Textumfang hat wie der vorliegende Papyrus (dieser ist um 4 Zeilen länger, wobei unklar bleibt, ob diese 4 Zeilen noch zum Text der ,,'ϊπακοή" gehören). Erkennbar ist nur, daß wir es nicht mit dem Rest einer Texthandschrift zu tun haben. Wahrscheinlich haben Treu und Diethart Recht, wenn sie vermuten, daß sich eine beliebte Passage aus der ,,'ϊπακοή" verselbständigt hat und auf verschiedenen Wegen tradiert worden ist (vgl. KV 87, Anm. 3 am Ende). Wir haben es hier offenkundig mit einer der unberechenbaren Zufälligkeiten der Überlieferungsgeschichte zu tun. Umso höher ist es zu bewerten, daß die Identifikation dieses Stückes gelungen ist. Da die Behandlung des Theophilus und des Fragments aus seiner Schrift Περί καχανύξεως (KV 90), die den Abschluß des Beschreibungsteils bildet, an anderer Stelle bereits vorweggenommen ist (vgl. oben ρ Cil), soll der Hinweis auf die Epistel gegen die Manichäer (KV 89) den Beschluß des vorliegenden Abschnitts bilden. Ob wirklich Theonas (Patriarch von Alexandrien 283-300) der Verfasser dieser ersten erhaltenen Kampfansage gegen die Manichäer ist, steht nicht ganz sicher fest, da die Datierung (und Zuweisung) dieses Stückes ausschließlich auf paläographischen Kriterien beruht. Daß es sich bei diesem Stück um keinen Osterbrief handeln könne, hat Roberts mit Nachdruck vertreten; sein Hauptargument ist die Erkenntnis, daß wir es mit dem Schluß der Schrift zu tun haben, der nach dem uns bekannten Formular die Angaben über den Termin des Osterfestes enthalten müßte. Das ist hier eindeutig nicht der Fall. Aber darf man voraussetzen, daß das Formular bereits so verfestigt war? Wie dem auch sei, angesichts der Publikation des Kölner Manikodex 34 , der auf Mani und seine Lehren ein ganz neues Licht wirft, wird auch dieses Stück sicherlich wieder auf ein verstärktes Interesse hoffen dürfen. 34
V g l . L. Koenen und C. Römer, Der Kölner Manikodex, Abbildungen und diplomatischer Text, PTA 35, Bonn 1985.
m . Notabîliora Die Aufgabe eines Repertoriuras besteht in erster Linie darin, das Material aufzuarbeiten, zusammenzustellen und dem Benutzer in übersichtlicher Form zur Auswertung bereitzustellen. Die Auswertung selbst durchzuführen, liegt außerhalb seines Horizonts. So wollen wir uns an dieser Stelle auch darauf beschränken, einige Hinweise für eine solche Auswertung zu geben, indem wir zum einen auf Eigenheiten, Besonderheiten und Kuriositäten der Überlieferung der patristischen Papyri aufmerksam machen und zum anderen die Hauptkategorien der Einzelbeschreibungen in einen größeren Zusammenhang stellen. Beginnen wir mit dem letzteren. 1. AUTOREN
Der Indexband der Clavis Patrum Graecorum 1 , weist etwa 450 Namen griechisch schreibender christlicher Autoren a u s 2 ; das Repertorium der patristischen Papyri behandelt 37 Autoren 3 . Dieses Verhältnis von etwa 1 zu 12 (das sich noch weiter zu Ungunsten der Papyri ändern würde, wenn die Rechnung statt auf die Autoren auf die Zahl der Werke abstellen würde) zeigt deutlich, daß die Papyrusüberlieferung nur eine geringe Auswahl des Gesamtbestandes erfaßt. Von daher wäre es vielleicht nicht uninteressant zu wissen, ob hier nur der schiere Zufall waltet oder ob Kriterien erkennbar werden, denen dieser Überlieferungsprozeß gehorcht. Naheliegend wäre die Annahme, daß vorwiegend regionale (sprich 1 Clavis Patrum Graecorum Volumen V: Indices, Initia, Concordantiae cura et studio M. Geerard et F. Glorie, Turnhout 1987. 2 Eine exakte Zahl zu geben, ist unmöglich (wer vermöchte schon zu sagen, wieviele Autoren sich beispielsweise hinter der Bezeichnung Pseudo-Chrysostomus verbergen). Aber um die hier angestrebte allgemeine Vorstellung zu vermitteln, reicht sie sicherlich aus. 3 Das ist eine Maximalangabe, bei der für jeden Osterfestbrief ein eigener Verfasser angenommen wird und bei der wir davon ausgehen, daß hinter den beiden Pseudo-Chrysostomus-Stücken zwei verschiedene Verfasser stehen.
Autoren
CVII
ägyptische 4 ) Belange Berücksichtigung finden. Kurt Treu, der sich mit der Frage unter dem Vorzeichen der christlichen Papyri, soweit ich sehe, bisher als einziger befaßt hat, ist in der Beurteilung dieses Problems merkwürdig zurückhaltend und gespalten: einerseits meint er (vgl. oben ρ CI, Anm. 31 ), eine Bevorzugung ägyptischer Autoren sei nicht erkennbar, andererseits weist er ausdrücklich darauf hin, daß die uns überlieferten Papyri „nicht aus den großen Zentren der Theologie und Kultur" stammen, „sondern aus den Städten und Dörfern der ägyptischen Provinz, allenfalls aus den Klöstern" (i.e., ρ 113) kommen (und folglich, so wird man diesen Satz doch interpretieren dürfen, lokales Colorit aufweisen müssen). Und auch sein Gesamturteil fällt zwiespältig aus: „Da Ägypten durch die Papyri einen eigenen Reichtum hat, vor allen anderen Gebieten der antiken Oikumene, steht es uns stellvertretend für die anderen, aber doch auch und zunächst für sich selbst" (i.e., ρ 114). Uns dagegen scheinen die regional-ägyptischen Belange erkennbar zu überwiegen: In bezug auf Clemens (KV 9, KV 9a, KV 9b), Didymus (KV 11 - KV 18) und Orígenes (KV 60 - KV 77) bedarf es zum Beweis dieser These keiner langen Diskussion, angesichts ihrer Lehr- und Leiterfunktion an der alexandrinischen Katechetenschule sind die Verhältnisse hier klar. Selbst die Tatsache, daß Orígenes 232 Alexandria verlassen mußte (vgl. KV 60, Anm. l), hat sein Ansehen dort kaum gemindert. In manchen Kreisen scheint es durch die Frontstellung eher noch gestärkt. Auch im Falle der alexandrinischen Patriarchen Cyrill (KV 10), Theonas (KV 89) und Theophilus (KV 90) sowie im Falle der Verfasser der Osterfestbriefe (KV 78 - 81 ) sind die Dinge von vornherein klar. Und bei der Phileasapologie, d.h. dem Protokoll des Verhörs des Bischofs Phileas von Thmuis vor dem Praefectus Aegypti Culcianus (KV 83 + KV 84) sind die Bezüge zu Ägypten erst recht mit Händen zu greifen. Nicht ganz so offensichtlich sind diese Bezüge bei Palladius von Helenopolis in Bithynien (KV 82) und Severus von Antiochien (KV 87); aber beide ^Nur für KV 28 (Fundort: Nessana) steht außerägyptische Herkunft sicher Test. KV 20 und KV 60 stammen aus den Innereien eines Einbanddeckels; bei KV 20 war es der Einband einer lateinischen Handschrift, so daB auch für ihn eine Entstehung außerhalb Ägyptens wahrscheinlich ist; bei KV 60 wissen wir Uber die Herkunft gar nichts.
CVIII
Notabiliora
waren nach Ägypten verbannt (vgl. KV 82, Anm. 2 und KV 87, Anm. l). Daß der Dialogue des Palladius (im Jahre 408) am Verbannungsort des Palladius in Syene in Oberägypten entstanden ist, wissen wir sicher; daß die ' ϊ π α χ ο ή des Severus an seinem Zufluchtsort Alexandrien geschrieben ist, dürfen wir allerdings nur annehmen (können es z.Z. jedenfalls weder ausschließen noch beweisen). Auch den Hirten des Hermas (KV 29 - KV 43) dürfen wir trotz seiner römischen Herkunft in besonderem Maße für Ägypten in Anspruch nehmen: Wie die Zitate bei Clemens und Orígenes zeigen (vgl. ρ LXXXVI, Anm. 14), genoß die Schrift hier (und anscheinend nur hier, denn aus den anderen Reichsteilen werden schon Ende des 2. Jhdt. kritische Stimmen laut) gewissermaßen kanonisches Ansehen. Dieses Faktum dürfte auch die große Zahl und das hohe Alter der Funde erklären. Ganz im Verborgenen blieb für lange Zeit die besondere Beziehung, die zwischen Melitos Osterpredigt (KV 54 - KV 56) und Ägypten besteht. Erst Lucchesis Hinweis auf die Verwendung dieser Schrift im Weißen Kloster (das damit wohl schwerlich allein stand) macht das (relativ häufige) Auftauchen gerade dieser Schrift plausibel (vgl. ρ LXXXIV, Anm. 9). Daneben dürfte auch der Irenäustext über die Auferstehung (KV 47) wegen des auf der Rückseite stehenden Textes über Horns und Osiris (der vermutlich ebenfalls über die Auferstehung handelt) seine Existenz einem spezifisch ägyptischen, vermutlich sogar in Edfu zu lokalisierenden Interesse verdanken; und daß Ägypten am Ende des 2. Jhdt. ein Gebiet mit starker gnostischer Prägung war, ist seit W. Bauers „Rechtgläubigkeit und Ketzerei" (Tübingen 1934) allgemein anerkannt. Daß dort ein Werk wie das des Irenäus über und gegen „die fälschlich so genannte Gnosis" (KV 46 und KV 47) auf Interesse stoßen mußte, liegt auf der Hand. Möglicherweise hat dieses Interesse sogar das überaus schnelle Erscheinen dieser Schrift in Ägypten (wenn sie denn wirklich so kurz nach ihrer Abfassung bereits an ihren späteren Fundort gelangt ist, vgl. pp C und CXI) bewirkt. Schließlich können wir darauf hinweisen, daß auch der Barnabasbrief, vor allem wegen seiner intensiven Allegorese, meist mit Alexandrien als Entstehungsort in Verbindung gebracht wird. Auch hier wäre also eine besondere ägyptische Bezugslage gegeben. Und daß auch die Anthologie KV 5 + KV 26 möglicherweise ein spezifisch ägyptisches Interesse spiegelt, hatten wir schon
Autoren
CIX
auf ρ LXXII hervorgehoben. Diese Auflistung belegt aber nicht nur die ägyptische Färbung der Fundiiberlieferung, sie zeigt außerdem, daß gerade jene Autoren, die durch besonders zahlreiche und besonders umfangreiche Funde im Repertorium vertreten sind, zu Ägypten in besonders enger Beziehung stehen. Das verstärkt noch den aus ihrer schieren Zahl gewonnenen Eindruck von der Präponderanz der ägyptischen Belange. Vor allem für die neutestamentliche Textkritik, in der der alexandrinische und der (sich daraus entwickelnde) ägyptische Text einen besonderen Stellenwert hat, ist diese Erkenntnis von nicht zu unterschätzender Brisanz; denn wenn sie sich auch für diesen Bereich als richtig erweisen sollte und somit die älteste erreichbare Textform ein ägyptischer Regionaltext wäre, müßte die Frage nach dem Repräsentationswert und der allgemeinen Geltung eines solchen Texts verschärft gestellt werden. Daß auf der anderen Seite immer noch eine Reihe von Autoren verbleiben, für die ein unmittelbarer Bezug zu Ägypten nicht erkennbar oder gar nicht vorhanden ist, bleibt unbestritten; es soll ja auch gar nicht behauptet werden, daß nach Ausweis der Funde das Interesse in Ägypten auf Ägyptisches fixiert gewesen wäre, aber daß Ägyptisches im Vordergrund des Interesses steht, sollte man nicht versuchen in Abrede zu stellen 5 . Daß eine Überlieferung mit diesen Schwerpunkten für den Rest des Reiches repräsentativ sein soll, scheint eher unwahrscheinlich. Daß dagegen in allen Reichsteilen die jeweiligen Autoren der Region und jene, deren Schrifttum auf die Belange der Region besonders einging oder in der Region zu Ehren gekommen war, einen gewissen Vorzug genossen haben, während andere nur Berücksichtigung fanden, wenn sie reichsweite Bekanntheit und Bedeutung erlangt hatten, scheint die plausiblere Annahme. Daß daneben auch die Launen der Überlieferung immer eine Rolle spielen, kann und soll gar nicht geleugnet werden. 5
Außerdem muß man berücksichtigen, daß Byzanz nach der monophysitischen Abspaltung Ägyptens im 5. Jhdt. (nach Chalcedon) immer wieder versucht hat, in Alexandria „orthodoxe" Patriarchen einzusetzen. Auch diese werden ihre Spuren hinterlassen haben, zumal sie ihre Ansprüche im Normalfall nur mit Hilfe des Militärs durchsetzen konnten. Wenn man so will, spiegelt auch und gerade das Nebeneinander von Schriften, für die ein unmittelbarer Bezug zu Ägypten erkennbar ist, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist, genuin ägyptische Verhältnisse wieder.
CX
Notabiliora 2. DATIERUNGEN
Stellt man sich die Datierungen der Patristischen Papyri zusammen, ergibt sich folgendes Bild: * = Handschrift zeitgenössisch zur Abfassung des Werkes^ {} = Teil einer Sammelhandschrift (s. Anm. 17) Aufgeführt sind nur die Datierungen, die uns am plausibelsten
erschienen.
Tabelle (a) Saec.
Π *KV 34 *KV 36
Π/ΠΙ *KV 42 *KV 46
m KV KV KV *KV *KV *KV {*KV KV
37 38 40 53 66 68 69) 76
m/iv *KV 22 KV 43 KV 47 KV 61 *KV 72 KV 77 *KV 89
IV KV 2 KV 3 KV 9 KV 9a KV 18 *KV 23 KV 32 KV 41 KV 54 KV 55 { KV 58) KV 60 *KV 83 {*KV 84}
IV/V KV 4 *KV 5 *KV 19 { KV 19a} {*KV 26} { KV 30} KV 33 KV 56 KV 59 KV 62 KV 65 KV 67 KV 71 KV 88
Tabelle (b) V
Saec. KV KV KV KV KV KV KV KV KV KV
V/VI 6 *KV 8 9b KV 25 50 a} KV 29 25a KV 51 31 KV 52 35 45 53a 57 82
Vl/Vll VI VI/VII VII KV 1 KV 7 KV 28 KV 11 KV 10 *KV 79 KV 12 KV 20 KV 21 KV 13 KV 14 KV 24 KV 15 KV 27 KV 16 KV 44 KV 17 KV 49 KV 63 KV 39 *KV 48 { KV 70} KV 50 KV 73 { KV 64} { KV 74} *KV 81 Í KV 75} KV 85 KV 86 KV 90 KV 87
VII/VHI *KV 80
VIH *KV 78
^Als zeitgenössisch bezeichnen wir Stücke, die zu Lebzeiten oder innerhalb der ersten 50 Jahre nach Ableben des Verfassers zu Papyrus gebracht worden sind.
Datierungen
CXI
Dazu 3 Bemerkungen: 1. Die Zahl der zeitgenössischen Stücke (nämlich 23 von 96 oder knapp 24%) ist keineswegs besonders hoch. Das wird einem sofort klar, wenn man sie mit den Zahlen vergleicht, die Krüger für die profane Literatur in Oxyrhynchus herausgearbeitet hat 7 . Die Annahme, daß die IrenausRolle (KV 47) vielleicht noch zu Lebzeiten des Irenaus nach Oxyrhynchus gelangt sein könnte (vgl. ρ C und CVIIl), ist also vielleicht doch plausibler als bei isolierter Betrachtung erkennbar. Überhaupt ist der zeitliche Abstand, der zwischen der Entstehung einer Schrift und ihrer Verbreitung liegt, bisweilen doch kürzer als man für gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Wenn also (um ein aus der neutestamentlichen Textkritik bekanntes Beispiel zu wählen) der Papyrus NT 52 (3> 52 ) um 125 geschrieben ist, so läßt sich damit die Entstehung des Johannesevangeliums um 90 weder beweisen noch bestreiten; eine Entstehungszeit um 110 oder 120 wäre mit einer solchen Papyrusdatierung durchaus vereinbar. Umgekehrt könnte gegen eine Datierung des î> 5 2 in das Jahr 100 (das durch die Ansetzung „um 125" immer noch gedeckt wäre) die Entstehungszeit „um 90" nicht als Gegenargument geltend gemacht werden. 2. Auffällig ist zunächst auch die (relativ hohe) Konzentration von Handschriften aus dem 4. bzw. dem 4-5. Jhdt. (Tab. a) sowie aus dem 6. bzw. dem 6-7. Jhdt. (Tab. b). Für Tabelle (a) gibt es allerdings eine naheliegende Erklärung: Nach dem Aufhören der Verfolgungen (in denen nach Ausweis der Mär-
η
„Willis hat gezeigt, daß die Autoren, deren Werke uns in ptolemäischen Papyri erscheinen, fast ausschließlich Zeitgenossen der Manuskripte waren. Das gleiche gilt für die Autoren, die wir nur in byzantinischen Papyri finden. In der römischen Literaturrezeption sind dagegen lediglich 32 % der in den kaiserzeitlichen Papyri erscheinenden Autoren zeitgenössisch, während 22 % der Autoren der hellenistischen Epoche und 46 % dem 4. Jahrhundert v. Chr. und den früheren Jahrhunderten angehören", Krüger, Oxyrhynchos, ρ 225 (unter Bezug auf W. H. Willis, A Census of Literary Papyri from Egypt, Greek, Roman and Byzantine Studies 9 (1968), pp 205-41 (bes. pp 216 sq).
CXII
Notabiliora
tyrerakten auch die Handschriftenbestände gelitten hatten 8 ) und infolge der rasanten Zunahme des Christentums nach der konstantinischen Wende war der Bedarf an „christlicher" Lektüre natürlich stark gewachsen. Die Befriedigung dieses Bedarfs muß zu verstärkter Produktion geführt haben, und dieses Phänomen spiegelt sich offensichtlich noch in der Statistik der Funde. Größere Schwierigkeiten macht dagegen die Interpretation der Tabelle (b) mit ihren besonders hohen Werten für das 6. bzw. 6-7. Jahrhundert. Allerdings stammt fast die Hälfte der Stücke und damit ein gutes Drittel der Handschriften aus dem Tura-Fund. Läßt man diese Handschriften (und den nicht aus der Fundüberlieferung stammenden KV 20) unberücksichtigt, weil hier der Rahmen des Normalen bei weitem überschritten (und die Statistik verfälscht) wird, so ist der verbleibende Rest nicht größer als der Bestand in den angrenzenden Jahrhunderten. Demnach wäre es denkbar, daß die Zufälligkeiten der Fundgeschichte für diesen statistischen „Ausreißer" verantwortlich sind. Andererseits wäre auch denkbar, daß die Wiederbelebung des Origenismus 9 , dem das oberhalb von Tura gelegene Arsenioskloster ja durchaus zugetan gewesen sein soll (vgl. KV 75, ρ 47l), hierbei einen maßgeblichen Anteil hatte. 3. Die extrem niedrigen Zahlen vor Erreichen des 4. und nach Erreichen des 7. Jhdt. entsprechen dem Gang der historischen Entwicklung. Da die Geschichte des nicht-gnostischen Christentums, aus dem die patristischen Schriften stammen, in Ägypten frühestens um die Mitte des 2. Jhdt. (wieder 1 0 ) be8
V g l . z.B. die Acta Sancti Euplii II und die Passio Sancti Phillipi IV (D. R. Bueno, Actas de los Mártires, Madrid 1962, pp 1053, 1060); beide schildern Martyrien aus der Diokletianischen Verfolgung. Allerdings waren von diesen Maßnahmen wohl vorwiegend die biblischen Schriften betroffen. ^Vgl. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von H. Jedin, Bd. II (Die Reichskirche nach Konstantin dem Großen), Zweiter Halbband [Die Kirche in Ost und West von Chalcedon bis zum Frühmittelalter (451-700) von K. Baus, H. G. Beck, E. Ewig, H. J. Vogt], Freiburg, Basel, Wien 1975, Sonderausgabe 1985, pp 28sqq, 72sq. 10
W e n n es judenchristliche Anfänge in Ägypten gegeben hat, so sind diese o f fenbar zusammen mit dem Judentum dort (im Gefolge der Niederschlagung jüdischer Revolten) weitgehend untergegangen, jedenfalls nicht zu weiterer Entfaltung gelangt, vgl. C. H. Roberts, Manuscript, Society and B e l i e f , London 1979, pp 55sqq.
Fundorte
CXIII
ginnt, war eine größere Anzahl patristischer Texte aus dieser Zeit, etwa der Apostolischen Väter oder der Apologeten, von vornherein nicht zu erwarten. Ähnlich gering waren die Erwartungen für das 7. Jhdt. und die Folgezeit. Natürlich sind die Gründe hier andere: Zum einen hatte das Koptische die griechische Sprache immer mehr zurückgedrängt; sodann findet Papyrus als Beschreibstoff aus den verschiedensten Gründen immer seltener Verwendung und schließlich war die Verbreitung christlicher Literatur durch den militärischen Sieg des Islam zwar nicht unmöglich geworden, unterlag aber, wie das christliche Leben überhaupt, erheblichen Einschränkungen. So darf es nicht verwundern, daß die einzigen literarischen Dokumente, die aus dieser Zeit auf Papyrus in Griechisch überliefert sind, entweder gar nicht aus Ägypten stammen (KV 28) oder daß es sich dabei um die offiziellen, behördlich genehmigten Sendschreiben alexandrinischer Patriarchen, eben die Osterfestbriefe handelt. Insgesamt scheint die Statistik der Funde jedenfalls ein getreues Spiegelbild der historischen Entwicklung des Christentums in Ägypten zu sein. Das spricht andererseits auch für die Zuverlässigkeit der hier vorgelegten Datierungen. 3. FUNDORTE
Die Bestimmung der Fundorte der patristischen Papyri ist ein ebenso dorniges Problem wie die Feststellung ihrer Enstehungszeit: Bei den (82 bzw.) 83 Handschriften, die wir in diesem Band beschrieben haben, befindet sich an der entsprechenden Stelle des Beschreibungsschemas in 31 Fällen 1 1 ein Fragezeichen, das den Benutzer darauf hinweist, daß wir über keinerlei Information verfügen. Häufig liegt das daran, daß die Stücke im Handel erworben sind und das Wissen um die Herkunft auf dem Wege verloren gegangen ist oder bewußt nicht preisgegeben wird. Von den Stücken, deren Herkunftsort (mehr oder weniger genau) bekannt
üNämlich KV 1 / 2 / 3 / 6 / 9a + 9b + 50a / 18 / 21 / 23 / 25 / 25a / 29 / 31 / 33 / 39 / 45 / 49 / 53a / 62 / 72 / 78 / 79 / 80 / 81 / 82 / 83 (Aphroditopolis?) / 85 / 86 / 87 / 88 / 89
CXIV
Notabiliora
ist, stammen die meisten, nämlich 18, aus Oxyrhynchus12. Den zweiten Rang nimmt das Faijum ein, doch zeigt die Regionalbezeichnung schon an, daß das Wissen über die Herkunft meist nur vage ist (nur selten werden die Örtlichkeiten genauer bezeichnet). Insgesamt kommen 9 Hss. aus diesem Gebiet 13 . Das dritte große Fundzentrum ist Tura, das von allen Fundstätten Alexandria, dem Zentrum des ägyptischen Christentums und wahrscheinlich auch sein Ausgangspunkt, am nächsten liegt. Tura ist zugleich die einzige Fundstätte über deren Lage und Umstände wir genaue Kenntnis haben (vgl. KV 73, pp 467-471). Aus der Steinbruchhöhle von Tura stammen insgesamt 9 Codices 14 , über deren Bedeutung (vgl. pp LXXVIsq. und LXXIX-LXXXIl) und außerordentlichen Umfang (vgl. pp CXXV) wir bereits an anderer Stelle berichtet haben oder noch berichten werden. Der Rest ist ziemlich gleichmäßig von Norden nach Süden über das Niltal verteilt. Aphroditopolis ist anscheinend mit 2 Stücken vertreten, nämlich mit KV 54 und mit KV 66, für das die Gegend um Alâlme, südlich von Aphroditopolis diviniert worden ist. Aphroditopolis ist auch als Herkunftsort für die Chester-Beatty-Papyri in Anspruch genommen worden (vgl. KV 83, Anm. l), aber ob KV 83 auch daher stammen könnte, war für uns nicht erkennbar. Antinoopolis ist mit 1 Fundstück verbucht (KV 7). Das etwas weiter südlich gelegene Hermupolis trägt mindestens zwei Fundstücke bei (KV 22 und KV 61, vielleicht kommt auch KV 36 aus dieser Stadt). Abu Mana in der Nähe von Dishna ist neuerdings als Fundort der Bodmer-Papyri (im vorliegenden Band KV 19 + 19a + 30 + weitere, sowie KV 55 + 58 + 84) in der Literatur genannt worden (vgl. KV 30), aber im Namen der Bibliotheca Bodmeriana ist R. Kasser dieser Hypothese mit Energie entgegengetreten und hat auf Ed-Debba als wahrscheinlichem Fundort insistiert. Panopolis wird zweimal als Fundstätte 12
Nämlich KV 2 / 8 / 32 / 40 / 42 / 43 / 44 / 46 / 52 / 53 / 59 / 65 / 68 + 69 / 76 / 77 / 90.
56 /
57/
13
Nämlich KV 5 + 26 / 9(?) / 10 (El Deir = „Das Kloster" nördlich von Hawara) / 34 / 35 / 37 / 38 (Theadelphia) / 50 / 51. 14
N ä m l i c h KV 11 / 12 / 13 / 14 / 15 / 16 + 64 / 17 / + 75.
63 + 70 + 74 /
73
Überlieferungsformen
CXV
genannt; bei KV 67 garantieren die Innenteile dieser kuriosen Doppelblätter (vgl. ρ CXVIl) diese Herkunft, bei KV 47 wird auch Apollinopolis Magna als Fundort genannt. Ein Stück (KV 24) hat schließlich auch das Epiphaniuskloster in Theben zum Bestand beigesteuert. Diese ungleichmäßige Verteilung der Papyrusfunde läßt eine gewisse Schwerpunktbildung erkennen. Für Oxyrhynchus ist das nicht weiter erstaunlich, denn wie stark das Christentum hier vertreten war, ist bekannt 15 . Ähnliches scheint für das Faijum, wo einige der frühesten christlichen Papyri herstammen [vgl. in Rep I die Nummern 05 / 08 / 0104 (=3>45) / 0105 (=3>46) / 0106 (=3>53) / 0203 / AT 28] zu gelten. Wie die Papyri der 01 verraten, scheint das Judentum dem Christentum hier schon früh den Weg bereitet zu haben. Auffällig ist außerdem, daß des öfteren Klöster in unmittelbarer Nachbarschaft der genannten Fundstätten erwähnt werden [z.B. das Arsenioskloster im Zusammenhang mit den Turafunden, das Weiße Kloster im Zusammenhang mit Panopolis (KV 67) und dem Osterfestbrief KV 78 und El Deir im Faijum (KV 10)]; vgl. auch die Fundgeschichte der Bodmer-Papyri, KV 30, Anm. 14. Offensichtlich sind ihre Interessen und Bedürfnisse an der Verbreitung der patristischen Literatur beteiligt, vermutlich sogar entscheidend beteiligt. 4.
ÜBERLIEFERUNGSFORMEN
Die Vorherrschaft des Codex im christlichen Bereich 1 6 , die schon bei den biblischen (und hier besonders stark bei den neutestamentlichen) Handschriften 15
„Ende des 3. Jahrhunderts gab es bereits zwei Kirchen in der Stadt, die Nord- und die Südkirche (P. Oxy. 43v., I.IO und III.19). Anfang des 5. Jahrhunderts standen schon zwölf Kirchen (His. Mon.5.If.) und 5 3 5 / 3 6 waren es bereits mindestens 37 Kirchen und etwa 20 Klöster, darunter auch mindestens zwei Nonnenklöster.", Krüger, Oxyrhynchos, ρ 105. Vgl. auch die Zusammenstellung der Fundorte in Rep I, ρ 454. Wie das Datierungsregister zeigt, sind darunter auch einige relativ frühe Stücke (vgl. AT 8, AT 19, AT 21, NT 77, Ap 9, alle aus dem 2. oder 3. Jhdt.). 16
V g l . C. H. Roberts and T. C. Skeat, The Birth of the Codex, London 1983 (bes. pp 35- 44). Danach ist klar, daß der Codex zwar keine christliche Erfindung ist, daß es aber die Schreiber christlicher Texte gewesen sein müssen, die seine Verwendung durchgesetzt haben.
CXVI
Notabiliora
zu beobachten war, wird durch die patristischen Papyri bestätigt. a) Rolle Die 96 Beschreibungen KV 1 - KV 90 (hinzu kommen noch einige ungezählte mit Verweischarakter) repräsentieren (82 oder) 83 Handschriften 17 . Von diesen sind 62, d.h. knapp drei Viertel, Codices oder Teile bzw. Fragmente davon. Echtes Rollenformat 1 8 haben nur die Osterfestbriefe (KV 78 - KV 8l), die anscheinend grundsätzlich auf Rollen geschrieben werden 1 9 . Rollenform hat auch KV 89, der zwar (wahrscheinlich) kein Osterfestbrief, aber jedenfalls doch ein Sendschreiben war und vielleicht deshalb Rollenform hat. Echte Rollen (im Sinne der Definition von Anm. 18) sind außerdem noch KV 37 (Hirte des Hermas), KV 46 (irenäus, Adv. haer.) und KV 53 (Julius Africanus, Kestoi), wo sogar eine (sonst nur selten anzutreffende) Kolumnenzählung auftaucht; in allen drei Fällen könnten (gehobene?) buchhändlerische Ansprüche für die Wahl der Rollenform ausschlaggebend gewesen sein, bei KV 53 natürlich auch der (weithin wahrscheinlich profane) Inhalt 2 0 . Auch KV 47 (irenäus, Adv. haer. V) könnte man noch zu dieser Kategorie der echten Rollen rechnen, denn die Hauptmasse des Irenaus-Textes steht - parallel zur Faser - eindeutig auf der l^Die Reduktion erklärt sich daraus, daß einige Stücke in Sammelhandschriften usw. stehen. So bilden KV 5 + KV 26 eine kodikologische Einheit, ebenso KV 9a + KV 9b + KV 50a; KV 16 + KV 64; KV 19 + KV 19a + KV 30 und einige andere ; KV 55 + KV 58 + KV 84 und einige andere; KV 62 + 71; KV 63 + KV 70 + KV 74; KV 68 + KV 69 und vielleicht auch KV 73 + KV 75. In diesen Fällen kann natürlich nur die größere kodikologische Einheit gezählt werden.
ι ft Damit ist gemeint, daß die Texte auf der Innenseite schriebenen Rolle parallel zur Faser stehen.
einer bislang
unbe-
^ J e d e n f a l l s ist bislang kein Osterfestbrief in Codexformat gefunden worden. Gewisse Schwierigkeiten bietet möglicherweise KV 81, bei dem es sich um einen Rotulus handeln könnte. Daß auch KV 9a (d.h. der Papyrus in seiner ursprünglichen Form) eine Rolle war, ist nicht gänzlich auszuschließen, aber der relativ breite äußere Rand, den als Interkolumnium zu interpretieren wir uns nicht entschließen konnten, hat uns veranlaßt, das Stück doch unter die Codices zu subsumieren.
Rollen
CXVII
Innenseite der Rolle; aber die merkwürdige Art der Rückseitenbeschriftung, die nur erklärbar ist, wenn man annimmt, daß der mythologische Text hier schon stand, als der Irenäustext aufgebracht werden sollte (vgl. KV 47, ρ 32l), weckten doch erhebliche Zweifel. Solche Zweifel sind auch im Falle von KV 8 (Basilius von Seleucia, Homilie) und KV 52 (Homilie eines Pseudo-Chrysostomus) nicht unangebracht: Obwohl in beiden Fällen mehr als eine Kolumne erkennbar ist, und in beiden Stücken die Texte parallel zur Faser (und somit wohl auf der Innenseite) stehen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es sich hier um eine Art Resteverwertung handelt (daß also entweder leere Endstücke einer beschriebenen Rolle oder Stücke von einer sog. IndustrieRolle verwandt wurden); denn die formale Gestaltung (vgl. z.B. das völlig ungewöhnliche Nomen sacrum αγλους in KV 52 und die Zeichen und Häkchen, die als ekphonetische Zeichen gedeutet werden, in KV 8, sowie das seltene Phänomen, daß das Verso beschrieben ist, während das Recto leer bleibt) macht doch einen wenig professionellen Eindruck, und so ist Treus Vorschlag, KV 8 als Einzelblatt anzusehen, sicher plausibel. Für KV 52 sind Vorschläge in diese Richtung allerdings bisher nicht gemacht worden; aber Beweise im stringenten Sinne liegen natürlich in beiden Fällen nicht vor. Daß Rollen außerdem häufiger (jedenfalls häufiger als heute erkennbar) die ursprüngliche oder zumindest die frühere Publikationsform patristischer (für den Buchhandel bestimmter?) Schriften waren, läßt sich gelegentlich noch an der Ausstattung der Codices ablesen (vgl. KV 15, Anm. 5 und KV 74, ρ 484). Daneben gibt es noch 2 Fragmente von opisthographischen Rollen (KV 34 und KV 77) und die Überlieferung auf Rotuli (also in parallel zur Schmalseite beschrifteten Rollen oder Teilen davon). Sicher nachgewiesen ist die Rotulus - Form für KV 48, doch handelt es sich dabei um ein Opisthograph (vgl. KV 48, Anm. 4); denkbar wäre sie auch im Falle von KV 8, KV 17 und KV 81. Über die Abmessungen der vorkommenden Rollen läßt sich nur wenig sagen, da zumeist nur ein Fragment von ihnen erhalten ist; das gilt für KV 8, KV 46, KV 52, KV 72, KV 80 und KV 81. Bei KV 89 (ca. 25 cm Rollenhöhe) und KV 37 (ein Rollenfragment, das man sowohl mit einer Höhe von 25 cm als auch mit einer Höhe von 30-32 cm rekonstruieren kann) sind wir auf sehr unsichere Schätzungen angewiesen. Nur in den beiden verbleibenden Fällen sind
C XVIII
Notabiliora
die rekonstruierten Höhenangaben gut begründet: KV 53 (3. Jhdt.) hat eine r e konstruierte Rollenhöhe von 27-28 cm, KV 79 (7. Jhdt.) eine solche von 33 cm. Die beiden opisthographischen Rollen haben eine rekonstruierte Höhe von 20 cm (KV 34, 2 . M . , Ende; die Rectobeschriftung erfolgte Mitte des 2. Jhdt.) bzw. von 23-24 cm (KV 47, 4. Jhdt.; die Rectobeschriftung ist gleich alt). Bei KV 47 läßt sich begründen, daß die Rolle nie länger als 1,90m gewesen ist (vgl. KV 47, Anm. 7). Die große positive Ausnahme bildet der KV 78, der berühmte Osterfestbrief des Patriarchen Alexander II. (8. Jhdt.), der eine Rollenhöhe von 41 cm und eine rekonstruierte Rolenlänge von etwa 5,00 m aufweist (von denen 459,7 cm vollständig erhalten sind, nur das Protokollon ist fragmentiert). b) Einzelblatt 5 Stücke sind schließlich als Einzelblatt überliefert, nämlich KV 27 (mit leerer Recto-Seite), KV 50 (mit einer Breite von 45 cm) sowie KV 85, KV 87 und KV 88 (wo man in allen 3 Fällen auch die Herkunft aus einer Rolle oder einem Codex nicht völlig ausschließen kann). Zum Teil unterstreicht die Überlieferung auf Einzelblatt noch den subliterarischen Charakter der so tradierten Stücke. Zweifel, ob wir das Stück wirklich unter die Belege für Codices rechnen sollen, haben wir bei KV 25, weil hier die beiden Briefe des Gregor von Nazianz nur als Füllsel für die letzte Seite des ansonsten Texte des Pamprepius bietenden Codex benutzt werden. Obwohl es fest in einen Codex integriert ist, hat das Stück letztlich doch Einzelblattcharakter. c) Codex Diese Negativliste zeigt deutlich genug, daß die eigentliche Überlieferungsform patristischer Schriften der Codex ist. Das ist natürlich gesagt unter der Voraussetzung, daß der aktuelle Bestand ein einigermaßen repräsentatives Spiegelbild der tatsächlichen Gegebenheiten liefert. Formate Spätestens seit Turners „Typology of the Early Codex" wissen wir, daß die Abmessungen der Codices von Fall zu Fall zwar stark divergieren können,
Codexformate (Turner-Groups)
CXIX
daß es aber innerhalb dieses scheinbaren Chaos eine Ordnung gibt - eben die von Turner gefundenen und nach ihm benannten Turner-Groups, denen sich die einzelnen Codices zuordnen lassen. Da wir eine ganze Reihe solcher Codexmaße erstmalig rekonstruiert oder durch Überprüfung gesichert haben, mag es sinnvoll erscheinen (in Ergänzung und Wiederholung von Turners Angaben), die Werte hier zusammenzustellen. Ausgangsbasis dieser Zusammenstellung sind 62 Codices oder Fragmente davon 2 1 ! Leider haben wir längst nicht alle soweit rekonstruieren können, daß wir einigermaßen gesicherte Aussagen über das Blatt- (und damit über das Codex-) Format machen können. Folgende Fragmente sind daher ohne sichere Zuordnung geblieben: KV 1 (vielleicht Group 3) / KV 2 (vielleicht Group 9 oder 10) / KV 6 (vielleicht Group 5) / KV 9 / KV 9a + KV 9b + KV 50a / KV 18 / KV 22 / KV 23 / KV 25a (die Größe des Schriftspiegels macht die Zuordnung zu Group 1 allerdings fast unausweichlich) / KV 31 (vielleicht Group 9, Aberrants l ) / KV 35 / KV 42 / KV 43 / KV 44 / KV 51 (auf jeden Fall großformatig) / KV 59 / KV 60 (vielleicht Group 5, Subclass oder Group 3, Aberrants) / KV 65 / KV 66 / KV 76 / KV 77 / KV 82 / KV 86. Insgesamt sind das 22 Codex-Repräsentanten, so daß die folgende Übersicht noch Auskunft gibt über 40 Stücke. Dabei bedeutet ein Sternchen vor der Sigle, daß wir Turners Gruppenzuweisung geändert haben, weil sie auf falschen Voraussetzungen (z.B. fehlerhafte Angaben der ed. pr.) beruhte, während ein Pluszeichen darauf hinweist, daß die Zuordnung in Turners Werk noch fehlt: Übersicht22 Group 1 (The largest size) Abteilung „Broad and very tall" +KV 21 [ 3 4 / 3 5 (Η) χ 26/26,5 (Β)]
21
D a s Repertorium beschreibt 96 Schriften, das entspricht 83 Handschriften (vgl. ρ CXVI, Anm. 17). Davon sind 21 Rollen, Rotuli oder Einzelblätter.
22
Turner sieht die Breite als den die Gruppenzugehörigkeit bestimmenden Faktor und stellt diese Variable deshalb bei seinen Mafiangaben nach vorn. Wir folgen dem Usus des Repertoriums, in dem aber (H) und (B) jeweils kenntlich gemacht sind, so daß Verwirrung aus diesem Verfahren nicht entstehen kann.
cxx
Notabiliora
Abteilung „Less broad, still very tall (35 cm. H and more)" KV 10 [34 (Η) χ 21,5 (B)]; Turner 35 (H) +KV 72 [36 (Η) χ 20 (B)] +KV 25 [Schriftspiegel bereits 36/37 (Η) χ 19 (Β)] Group 2 Abteilung „Nearly square" KV 11 [26/27 (Η) χ 22/23 (Β)] KV 12 [27 (Η) χ 24,5 (Β)] KV 13 [28 (Η) χ 23,5/24 (Β)] KV 15 [28 (Η) χ 23 (Β)] KV 16+64 [28,5 (Η) Χ 22 (Β)] +KV 20 [32,5 (Η) χ 32,5 (Β)] +KV 24 [27 (Η) χ 22,4 (Β)] +KV 28 [31 (Η) χ 30 (Β)] Group 3 [c. 23/21 (Β) χ 32/31 (Η)] KV 40 [30 (Η) χ 21 (Β)] [vielleicht +KV 1: 31/32 (Η) χ 21/23 (Β)] [vielleicht KV 60 (zur Abteilung „Aberrants") Group 4 [20 (Β) χ 25 (Η)] KV 41 [24,5 (Η) χ 19,8 (Β)] +KV 67 [25,2 (Η) χ 19 (B)] oder Group 5, Subclass
+KV +KV KV +KV KV +KV
19 29 45 62 63 83
Group 5 [18 (Β) Χ 30 (Η)] + 19a + 30 [28,5 (Η) Χ 17,5 (Β)] [29 (Η) χ 17 (B)] [31 (Η) χ 19,5 (B)] + 71 [25/30 (Η) χ 18/19 (B)] oder Subclass + 70 + 74 [27,5 (Η) χ 18,2 (Β)] [27/28 (Η) χ 18/19 (Β)]
*KV KV KV +KV [KV [KV [KV
5 36 61 67 6 60 62
Group 5, Subclass of [18 (Β) Χ 25 (Η)] + 26 [25 (Η) χ 17,6 (Β)]; Turner: Group 7 [21,5/22 (Η) χ 17/18 (Β)] [22,7 (Η) χ 17,5 (Β)]; Turner: 18/17 (Β) χ 24 (Η) [25,2 (Η) χ 19 (Β)] oder Group 4 vielleicht] vielleicht] + 71 vielleicht, sonst Group 5]
Group 5, Aberrants of KV 53a [21 (Η) Χ 19 (Β)]
Qualität des Materials
CXXI
Group 6 [16 (Β) Χ 28 (Η-)] +KV 33 [28 (Η) χ 17 (Β)] Abteilung „Aberrant" KV 25 [25 (Η) χ 16 (Β)], SO Turner, lieber Group 7 [KV 26: 21/25 (Η) Χ 16,2/17,3 (Β)]; SO Turner aufgrund fehlerhafter Daten der ed. pr., s. Group 5, KV 5 + 26 Group 7 [c. 15 (Β) Χ 25 (Η)] Abteilung „Aberrants 1" KV 3 [19,5 (Η) χ 13,1 (B)] KV 32 [20,5 (Η) χ 14,5 (β)]; Turner: 13,5 (Β) +KV 39 [22 (Η) χ 14,5 (B)] +KV 49 [20 (Η) χ 15 (Β)] +KV 90 [20 (Η) χ 14 (B)j Abteilung „Aberrants 2" KV 14 [25 (Η) χ 15 (B)] [KV 5, Turner aufgrund fehlerhafter Daten der ed. pr., s. Group 5, KV 5 + 26] [KV 68 + 69 vielleicht, falls nicht Group 9] [KV 73 + 75: 32 (Η) Χ 14,4 (Β), S. Group 8] *KV 25 [25 (Η) χ 16 (B)]; Turner: Group 6 Group 8 [(B) half (H), 14/12 (Β) X 30/25 (H)] *KV 38 [27 (Η) χ 12 (B)]; Turner: 11,5 (Β) KV 54 [27 (Η) χ 13,5 (B)]; Turner: 14 (Β) χ 27 (Η) +KV 56 [25 (Η) χ 13 (B)] *KV 73 + 75 [32 (Η) Χ 14,4 (Β)]; Turner: Group 7, Aberrants of [vielleicht KV 2] Group 9 KV 55 + 58 + 84 [16 (Η) χ 14,2 (Β)] +KV 57 [14,5 (Η) χ 11,8 (Β)] +KV 68 + 69 [16 (Η) χ 15 (Β)]; oder Group 7, falls (H) ca. 20 Abteilung „Aberrants 1" (Not square, i.e. range in (B) is similar, but difference between (Β) and (H) is 3 cm. and more) [vielleicht KV 2]
+KV
Group 10 [Less than 11cm. (B) and "square"] 4 [14 (Η) χ 10/11 (B)]
Die Qualität des verwendeten Materials Die Qualität des verwendeten Papyrusmaterials ist bei den patristischen Papyri oft schlecht, günstigstenfalls durchschnittlich. Von wirklich guten Quali-
CXXII
Notabiliora
täten wird nur höchst selten berichtet 2 3 . Positives hören wir nur von KV 7 (p 33), KV 25, KV 38 (p 291), der als „thin and well polished" bezeichnet wird, und KV 49 (p 335), der allerdings vor seiner Beschriftung bereits eine Beschädigung aufweist. Von guter Qualität scheint uns auch KV 60 (den wir aus eigener Anschauung kennen) gewesen zu sein; doch handelt es sich hier um ein Fragment und unser Urteil ist deshalb mit Vorsicht aufzunehmen. Vor allem aber das Ausgangsmaterial für die Tura-Papyri (KV 11 - KV 16, KV 63, KV 64, KV 70, KV 73, KV 74, KV 75), die einen erheblichen Teil des Gesamtbestandes ausmachen (vgl. ρ LXXV) und aus denen wir für kodikologische Fragen soviel lernen können, ist nach Aussage der Editoren durchweg von minderer Qualität, denn meist handelt es sich um Palimpseste, und das wiederverwendete Material wies schon vor seiner (erneuten) Beschriftung zahlreiche Defekte auf. Auch KV 5, KV 17, KV 30 (p 239), KV 35, KV 49 (p 335) werden ausdrücklich als von schlechter Qualität beschrieben. Aus diesem Befund Rückschlüsse auf die soziale Lage der Besitzer zu ziehen, wäre vermutlich dennoch verfehlt. Der eigentliche Grund wird darin liegen, daß es sich hier um Gebrauchsliteratur handelt, die oft auch nur für privaten Gebrauch gedacht war und deshalb buchhändlerischen Ansprüchen nicht zu genügen brauchte. Umso überraschender ist dann die Beobachtung, daß uns in KV 12, KV 49 und KV 75 satinierte Seiten (zu den Details vgl. KV 75, Anm. 4) begegnen. Ein plausibler Grund für dieses Phänomen hat sich bisher nicht finden lassen. Vielleicht sollte die Konsistenz des Materials auf diese Weise gesichert werden. Lückenhaft ist auch unser Wissen in bezug auf die Blattherstellung. Zwar wissen wir, daß die Blätter normalerweise von einer Industrie-Rolle geschnitten wurden. Aber wie das Rohmaterial jeweils aussah, ist nur unvollständig zu
^ U n s e r e Angaben in diesem Bereich sind unvollständig. Das hat 2 Gründe: a) Da wir in den meisten Fällen auf Photos angewiesen sind, haben wir in dieser Frage naturgemäß kein eigenes Urteil, können also von uns aus keine Angaben machen, b) Die Editoren geben zu dieser Frage häufig keine Auskunft; das ist aber nur natürlich, denn die meisten Stücke sind fragmentiert oder weisen Lagerungsschäden auf. Bei den Fragmenten fehlt für eine Aussage über die Qualität die Materialbasis, und bei stark lädierten Stücken ist eine zuverlässige Äußerung über den Originalzustand meist ebensowenig möglich.
Codexaufbau
CXXIII
erheben. Denn auf den Photos ist normalerweise nicht zu erkennen, ob die Blätter Klebungen aufweisen (was auf eine sparsame Verwendung des Ausgangsmaterials schließen ließe) und die Editionen berücksichtigen dieses Phänomen erst seit neuerer Zeit. Allerdings ist festgestellt worden (vgl. KV 30, Anm. 25), daß sich die Kollemaweiten, die vorher unterhalb von 32,5 cm l a gen, seit dem 4. Jhdt. erheblich vergrößert haben. Codexaufbau
Auch in bezug auf den Codexaufbau ist bei den patristischen Papyri eine gewisse Entwicklung festzustellen, die mit der allgemeinen Entwicklung einhergeht. In den Tura-Papyri ist die Mehrblatt-Lage in allen Codices anzutreffen, bei weitem vorherrschend ist der Quaternio (vgl. KV 64, Anm. 8). Von den 130 Lagen aus Tura sind nur 10 keine Quaternionen (sondern Quinionen oder Ternionen); gelegentlich wird auch ein Zusatzblatt oder wie z.B. auch in KV 25, das nicht aus Tura stammt, ein Binio eingefügt. Binionen als autonome Lagen sind in unserem Material nicht sicher nachweisbar. Vielleicht (aber der Grad der Wahrscheinlichkeit ist sehr niedrig) ist KV 45 ein Repräsentant dieser Gattung. In fast allen Fällen ist der Grund für die Abweichung noch erkennbar: Text- und Beschreibstoffmenge sind nicht kongruent. Auch in KV 10, dem großen Cyrill-Codex, sind nur Quaternionen anzutreffen. Ein Codex, der nur aus Unionen besteht wie KV 28, ist jedenfalls die absolute Ausnahme (die vielleicht in dem Genos des „Glossars", mit dem der Codex begann, begründet liegt). Die Lagen werden gewöhnlich gezählt und die Lagenzahl steht auf dem oberen Rand der ersten Seite. Nur wenn Textbeginn und Lagenbeginn nicht übereinstimmen (wie in KV 13), kann sie auch nach innen rücken. Gelegentlich (vgl. KV 10) wird sie auf der letzten Seite wiederholt. In der Mitte der Lage findet sich häufig noch der Pergamentstreifen (meist mit Resten von Text, also aus gebrauchtem Material hergestellt), der den Papyrus vor der einschneidenden Wirkung des Heftfadens, der die Lagen miteinander verband, schützen sollte. Das Zusammenlegen der Blätter zu einer Lage folgte normalerweise einem festen Schema: Entweder „like faces like", mit einem Recto als
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Notabiliora
Außenseite 2 4 oder eine stetige Abfolge von Recto und Verso. Natürlich läßt sich die Beschaffenheit der Lagen und Codices nur an Handschriften studieren, die einigermaßen vollständig oder doch zu erheblichen Teilen erhalten sind (Fragmente sind in dieser Beziehung nur selten ergiebig). Leider ist dies häufig nur bei den späteren Stücken der Fall. Umso kostbarer sind auch in dieser Beziehung die wenigen Codices aus den früheren christlichen Jahrhunderten. Hier sind 3 Ein-Lagen-Codices wenigstens soweit erhalten geblieben, daß man diese Eigentümlichkeit sicher feststellen kann. Es handelt sich um die (von 6 verschiedenen Händen geschriebene) Sammelhandschrift KV 19 + KV 19a + KV 30 + 7 weitere Schriften, die nach van Haelsts ansprechender Vermutung aus dem Schulmilieu stammen könnte, sowie KV 38, der berühmte Hermas-Codex und KV 54, eine Sammelhs. aus dem 4. Jhdt., die neben zwei Apokrypha (Ap 2 + Ap 3) auch den Text der Passahomilie des Melito beherbergt. Sie haben alle die Versoseite des ersten Blattes außen. Beschrieben wurden die Codexblätter im Normalfall ganzseitig; aber in 5 oder 6 Fällen können wir auch eine zweikolumnige Beschriftung nachweisen, und zwar bei KV 20, wo wegen des großen Blattformats eine ganzseitige Beschriftung dem Leser sicher Schwierigkeiten bereitet hätte, sowie bei KV 40, KV 60 und KV 68 + 69 (wenn beide Stücke zum gleichen Codex gehören). In diesen Fällen hat man (vor allem wegen der Schönheit der Schrift) den Eindruck, daß hier das Aussehen der Rolle imitiert werden soll, so daß man besondere (buchhändlerische) Ansprüche als Motiv hinter dieser Gestaltung vermuten darf. Ein Sonderfall scheint KV 44 zu sein, wo es inhaltlich um Völkerlisten geht; vermutlich sind diese Listen blockweise geschrieben worden (vielleicht sogar in mehr als 2 Kolumnen); daß diese Art der Beschriftung auch im Normaltext weitergeführt wurde, ist eher unwahrscheinlich. Neben den Lagen- finden wir häufig auch Seitenzahlen; aber sie stammen meist von einer späteren Hand und sind in erstaunlich vielen Fällen nachweislich fehlerhaft (vgl. pp XCVI sqq); auch bei den bislang meist (auch von uns) 24
V g l . KV 10 / KV 11 / KV 12 / KV 13 / KV 14 / KV 15 / KV 20(?) / KV 29 / KV 63 + 70 + 74 / KV 73 + 75; daß der Ternio 16 + 64, der ebenfalls nach dem Prinzips des „like faces like" aufgemacht ist, eine Versoseite außen hat, läßt vermuten, daß hier ein Doppelblatt verlorengegangen ist.
Eigentümlichkeiten
cxxv
als Folienzählung verstandenen Angaben auf den Fragmenten des KV 62 handelt es sich möglicherweise um falsche Seitenzahlen. Vielleicht ist Turners Vorschlag (vgl. KV 62, Anm. 7, zweiter Teil), die Fragmente als Außenblätter eines Quaternio aufzufassen trotz aller Einwände im Ergebnis doch richtig. Zum Schluß noch ein Wort über den Umfang der Codices. Hier haben die Turahandschriften, die z.T. über 400 Seiten aufweisen, Dimensionen eröffnet, die zuvor kaum für möglich gehalten worden wären. Im einzelnen gibt es die folgenden beeindruckenden Zahlen: KV 11: urspr. 260 pp (erhalten: 222 pp + 14 frr) KV 12: urspr. 345 pp (erhalten: 318 - 320 pp) KV 13: urspr. 380 oder 384 pp (erhalten: 278 pp) KV 14: urspr. 412 pp (erhalten: 388 pp) KV 15: urspr. 418 pp (erhalten: 412 pp) KV 63 + 70 + 74: erhalten: 100 pp KV 73 + 75: erhalten: 96 pp Die Ausnahmestellung dieser Handschriften wird sofort klar, wenn man die restliche Überlieferung dagegen hält (allerdings muß man sich mit dem begnügen, was erhalten ist, da sich über den ursprünglichen Umfang meist nur spekulieren läßt). Folgende Umfange sind noch erwähnenswert: KV 10: erhalten: 108 pp KV 19 + 19a + 30: 88 pp (rekonstruiert) KV 55: erhalten: 68 pp KV 38: erhalten: 62 pp KV 54: erhalten: 56 pp KV 28: erhalten: 32 pp KV 83: erhalten: 28 pp Eigentümlichkeiten Zum Ende dieses Abschnitss über die Codices seien noch einige Eigentümlichkeiten und Abweichungen von der Norm vermerkt. Ein Kuriosum ist natürlich KV 67: Zur Herstellung dieses Codex wurde eine Rolle (mit Aktenstücken aus der Severerzeit) zu Blättern zerschnitten, die dann Schriftseite gegen Schriftseite zusammengeklebt und zu einem Codex (der nur noch Versoseiten
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als Beschreibseiten hatte) zusammengefügt worden sind. Daß ein solches Verfahren öfter angewendet worden ist, zeigt P. Vindob G 39882 2 5 (ebenfalls Panopolis, 2. Jhdt., allerdings ohne erneute Beschriftung). Allerdings kennen wir den oben beschriebenen Zustand nur noch aus Berichten; denn natürlich hat die neugierige Frage, was für ein Text wohl auf den Innnenseiten zu lesen wäre, dazu geführt, daß diese „Doppelblätter" wieder in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt wurden, mit der (natürlich unbeabsichtigten) Folge, daß die u r sprüngliche Zuordnung und Reihenfolge dieser Blätter in Vergessenheit geraten und damit zum Problem geworden waren. Zwei Kuriositäten anderer Art sind aus einem der Bodmer-Papyri zu berichten: In KV 55 beobachten wir das seltene Phänomen, daß ein Wechsel des Faserverlaufs mitten auf der Seite erfolgt (vgl. KV 55, Anm. 12 und KV 58 und die den ed. pr. beigegebenen Photos). Zu erklären ist diese Erscheinung wohl daraus, daß hier das quer zum Faserverlauf angeklebte Protokollon der Industrierolle bei der Codexherstellung mitverwendet wurde. Im christlichen Bereich ist dies bislang der einzige uns bekannt gewordene Fall; man wird deshalb wohl davon ausgehen dürfen, daß dieses Verfahren auch dort nicht das übliche war. Von der anderen Kuriosität gibt es in der ed. pr. ebenfalls ein Photo. Es zeigt die Rückseite eines Blattes, das (abgerissen war und nun) mit seinem Außenrand (der verbliebene Innenrand war offenbar dafür nicht breit genug) an den im Falz stehengebliebenen Steg angenäht worden ist. Diese von einem erheblichen Pragmatismus zeugende, die Text- und Seitenfolge mißachtende Art der Reparatur hat die Jahrhunderte zwar überdauert, aber das Doppelblatt als solches ist im Mittelknick irgendwann doch auseinandergebrochen und hat so bei den Bearbeitern dieser Handschrift Verwirrung ausgelöst. 5. ORTHOGRAPHICA, NOMINA SACRA
Da die Register noch nicht vorliegen, läßt sich zur Behandlung der Orthographica z.Z. wenig sagen. Nur darauf kann bereits jetzt hingewiesen werden, daß diese Dinge (trotz der Verwirrung, die hier bisweilen herrscht) für den antiken Schreiber (und Benutzer) nicht gleichgültig waren. Immer wieder kann Corpus Papyrorum Raineri XVII B, ed. P. Sijpesteijn, Wien 1991.
Besonderheiten
C X XVII
man (vor allem in den Tura-Codices) feststellen, daß der (oftmals mißlungene) Versuch unternommen wird, auch hier korrigierend einzugreifen. Im übrigen wird man feststellen, daß Vokalvertauschung (von ι : ει, at : ε und o : ω einmal abgesehen) ein relativ seltenes (auf bestimmte Wörter beschränktes) Phänomen ist, dagegen scheint die Vertauschung von Ny und Sigma im Auslaut häufiger zu sein als man gewöhnlich annimmt. Und in der Formenlehre beobachtet man die Phänomene, die auch aus den zeitgenössischen Urkunden- und Dokumentenpapyri bekannt sind, wie z.B. hybride Formen in der Deklination (etwa den Akkusativ χειραν ) und Augmentunterdrückung bei der Konjugation. Doch sind diese Phänomene in den patristischen Papyri natürlich weitaus seltener. Auch bei den Nomina sacra müssen ein paar Hinweise genügen. Im großen und ganzen ist das System verfestigt, aber innerhalb des Systems gibt es (vor allem bei den entstehungsgeschichtlich jüngeren Nomina sacra) eine erhebliche Streubreite, und auch darüber, ob man ausschreibt oder kürzt, besteht in diesem Bereich keinerlei Einmütigkeit. Gelegentlich gibt es auch Ausnahmen, die das kanonische System sprengen, so etwa das oben (p CXVIl) bereits erwähnte αγλους (KV 52) und die Anomalien von KV 55. In einigen wenigen Fällen scheint auch der Punkt (statt oder zusätzlich zur Überstreichung) noch nachweisbar (vgl. KV 4 und KV 70). Alles weitere wird sich aus dem Register des 2. Halbbandes ergeben müssen, das die Nomina sacra ausführlich belegen wird. 6. BESONDERHEITEN
Zum Schluß dieser Einleitung soll wie angekündigt noch auf einige Besonderheiten hingewiesen werden, die sonst im Wust der Materialien leicht untergehen könnten. Daß uns in KV 1 einer der ganz wenigen Illuminateli auf Papyrus vorliegt, ist schon erwähnt worden; auch auf die ekphonetischen Zeichen in KV 8 ist schon Bezug genommen worden. Einen besonderen Hinweis verdient auch noch einmal der KV 15, der nicht nur wegen seines großen Umfangs denkwürdig ist. Hier wird außerdem durch auf die Blätter geklebte „Nasen" dem Benutzer das Auffinden der einzelnen Bücher erleichtert (vgl. ρ 133), auch ein vorgezeichneter Schriftspiegel ist hier erkennbar, und durch genaue Kontrolle hat Dou-
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treleau festgestellt, daß der Schreiber etwa 3 mal pro Zeile sein Schreibgerät in die Tinte taucht. Noch erstaunlicher ist die Tatsache, daß hier ein Dutzend verschiedener Korrektoren am Werk waren, von denen einige keine andere Aufgabe hatten als Jotazismen zu beseitigen und die Trennung zu korrigieren. Hinzu kommen noch einige Glossatoren, die sich z.T. mit bissigen Kommentaren ein Denkmal gesetzt haben. Wenn man sich das Entstehen einer kontaminierten Überlieferung vergegenwärtigen will, muß man sich nur vorstellen, der Codex hätte einmal als Abschreibvorlage dienen müssen. Seltene Abkürzungen finden sich in KV 25 (¡i = μεια; φ = φαοιν). Die Aufgabe der Scriptio continua und die bewußte Wortabteilung ist in unserem Material erstmalig und durchgehend in KV 27 zu beobachten. Eine etwas barocke und wenig professionelle Art des Schreibens und Korrigierens zeigt sich im KV 30 (Asterisk zur Hervorhebung, Tilgung durch Einrahmung, Randlesarten zur Sicherung einer Korrektur im Text usw.). Auch von KV 46 als einem Zeugnis aus der Lebenszeit seiner Verfassers (Irenaus) ist bereits mehrfach die Rede gewesen. KV 55 scheint nicht nur durch das eingenähte Codexblatt von Interesse, der Codex weist auch ein vorgesticheltes Linearium auf und enthält ziemlich singulare Nomina sacra. Origenes-Stücke aus dem Tura-Fund sind z.T. durch einen ziemlich lockeren Umgang mit Bibelzitaten gekennzeichnet; KV 63 + 70 + 74 kürzt sie in einer Weise, daß nur jemand, der den Text im Kopf oder in der Hand hatte, noch nachvollziehen konnte, was gemeint war. Wenn der Herausgeber meint, der (auch sonst stark kürzende) Text sei nur um der Bibelzitate willen geschrieben worden, so ist er offenbar ein Opfer seiner eigenen Gründlichkeit geworden: In der Ausgabe (wo alle Abkürzungen aufgelöst sind) gewinnt der Bibeltext natürlich ein Übergewicht, das er in der Handschrift nicht hat. Vor der unreflektierten Übernahme dieser Texte (als Belege für Lesarten des Bibeltextes) kann man nur warnen. Und so wie wir diesen Absatz mit einem Unicum begonnen haben, wollen wir ihn und damit die ganze Einleitung auch mit einer Besonderheit beschließen: KV 89 soll das letzte Stück sein, das genannt wird; es ist das früheste antimanichäische Dokument, das wir besitzen. Aber wie so viele andere Stücke in diesem Band ist es leider nur ein Fragment.
BESCHREIBUNGEN
ι Alexander Π., Osterfestbrief
-
s. KV 78
KV 1 Alexandrimsche Weltchronik (vom Schluß des Werkes ?) 1
[A] Moskau, Puschkin Museum / Staatliches Museum der bildenden Künste, Inv. Nr. (Golenischtschew) 310 [B] Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. Κ 11630
Haelst Nr. 631; Pack 2 Nr. 2244; Turner Nr. 370
392 2 um 400 Va V V od. später V-VI VI VI M VI od. VII VII VII od. VIII 2
(Bréhier, ρ 621) (Roberts, ρ 191; Kornemann, ρ 475; Bethe, ρ 5; Diringer, Writing, ρ 244) (Bauer/Strzygowski, ρ 83; Schubart, ρ 111; Delbrueck, ρ 201; C e cche 11 i/Fur 1 ani/S a Imi, ρ 76; Kopt. Kunst, ρ 450; Horak, ρ 97) (Wulff, ρ 287; Bilabel, ρ 46; Gerstinger, RAC II, ρ 748) (Wessely, ρ 93; Weitzmann, Byzan 16, ρ 132; NKHJ 5, ρ 262; Akten ρ 265; Bonicatti, ρ 93; du Bourguet, ρ 133) (Gerstinger, Die griechische Buchmalerei, ρ 13) (Serruys, ρ 498; Gardthausen, ρ 251; Irigoin, ρ 41, Nr. 60; Cavallo/Maehler, Greek Bookhands, ρ 82) (Cavallo, Γράμματα 'Αλεξανδρινοί, ρ 5l) (Cavallo, Ricerche sulla maiuscola biblica, ρ 116) (Lietzmann, ρ 415) (Waltz, ρ 496; Kurz, ρ 22)
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Alexandrinische Weltchronik
Fundort: ? [Die Moskauer frr wurden um die Jahrhundertwende von W. Golenischtschew „bei Schech Ali in Gizeh" (Bauer/Strzygowski, ρ l ) erworben; über die Herkunft des Wiener fr hat die Herausgeberin (U. Horak) keine An29 (aus ursprünglich 72 kleinen und kleinsten Bruchstücken zusammengesetzte) Cod frr in Moskau, zu denen jetzt das Wiener fr [3,9 cm(H) χ 4 cm(B)] in Ergänzung von fr I A des Moskauer Bestandes, an das es sich nahtlos anschließt, hinzutritt; die ersten 17 Moskauer frr und das Wiener fr repräsentieren insgesamt 7 (vermutlich nicht unmittelbar aufeinanderfolgende) foil (= Tafeln 3 ); ob die verbleibenden 12 frr (vgl. Taf Vili) diesen 7 foli zuzuordnen oder Repräsentanten weiterer foli sind, ist ungewiß. Die frr zeigen (neben dem Text) zahlreiche (farbige) Miniaturen4. Taf l(r): 3 frr (A/B/Wiener fr), die Reste von 3 stereotypen Frauenbüsten zeigen, von denen je 4 (in 3 Reihen untereinander) nebeneinander gestanden haben müssen; die auf fr Β erhaltene Unterschrift Σεπτεμς weist die Miniaturen als Monatsbilder aus, ergänzt durch die zweizeilige Angabe der Jahreszeit τρο[πη] I εαρινή über der Miniatur; das Wiener fr ergänzt jetzt die obere Gesichtshälfte des Juli (fr A) und bietet oberhalb des Kopfes Teile der Jahreszeitbezeichnung: [τροπ]η I [ο]πωρ[ιυη]; die Miniaturen sind durch eine horizontale hellbraune Doppellinie eingerahmt. Taf l(v): ohne Miniaturen, die frr enthalten Reste eines Kanons der hebräischen, ägyptischen und attischen Monate; die Monatslisten stehen in 3 coli nebeneinander, über den coli finden sich die Anfänge einer dreizeiligen Überschrift, die in einer spitzen, rechtsgeneigten Unziale geschrieben ist; lin 3 (Blindzeile) wird durch Zeilenfüller („in Gestalt eines kopfstehenden V, eines horizontal liegenden V mit nach rechts weisender Spitze und einer horizontalen Wellenlinie", Horak, ρ 97) aufgefüllt. Taf Il(r): S frr (A-E) mit Inselnamen und einer dazugehörigen Inselkarte [„Sie gehören dem Diamerismos (Verteilung der Erde unter Noes Nachkommen nach der Genesis) an; erhalten ist die Aufzählung der Inseln Chams nebst den ihm zugefallenen nördlichen Küstenländern", Bilabel, ρ 47]; Reste von Inselnamen finden sich vor allem auf den frr Α-C, die zusammen 9 Textzeilen umfassen (lin 7 ist in der Lücke zwischen den frr A und B+C ganz verschwunden); Bruchstücke der Karte zeigen die frr B-Ε, welche die Inseln als nebeneinanderliegende Vierecke mit eingeschriebenen Namen zeigen; unter der Inselkarte finden sich noch Reste einer lin. Taf Il(v): die frr enthalten Reste von Bildern, die Gebäude der kleinasiatischen Provinzen zeigen; die frr B, D und E lassen jeweils eine ,'Subskrip-
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tion unter der Miniatur erkennen. Taf Ill(r): 1 fr mit zwei Miniaturen, die durch einen vierzeiligen Prophetenspruch voneinander getrennt sind; die obere Miniatur stellt α β [ δ ι ο υ ς ] 5 dar (daneben noch ein Rest einer weiteren G e s t a l t ) , die unt e r e Jonas im Rachen des Walfisches; unter dieser Miniatur sind Spuren eines dreizeiligen Spruches erhalten. Taf IIl(v): Miniatur mit zwei Propheten (Nahum und Habakuk) und Reste zweier Prophetensprüche; oberhalb der Miniatur sind die Endbuchstaben zweier linn erhalten, unter dem letzten Wort steht in kleinerer Schrift Ναουμ als Bildbeischrift; unterhalb der Miniatur sind gut lesbare Reste eines fünfzeiligen Spruches erhalten. Taf IV(r): 1 f r 6 mit zwei Miniaturen und Text; im oberen Teil sind die E n d buchstaben von S linn einer Regentenliste erhalten, rechts neben dem Text ist eine stehende Figur zu erkennen; im unteren Teil sind die Büsten von sechs römischen Königen erhalten, rechts davon sind Reste zweier Beischriften (Σερουιος und Τ α [ ρ ] κ υ ν [ ι ο ς ] ) zu erkennen. Taf IV(v): im oberen Teil des fr sind Buchstabenreste von 14 linn einer col e r h a l t e n unter der Textkolumne stehen 3 Büsten lakedämonischer Könige (eine vierte Königsfigur ist in Andeutungen erkennbar). Taf V(r): 1 fr mit Resten von 12 linn und 3 Königsbüsten; 10 linn (SchluB einer makedonischen Königsliste) stehen über der Bilderreihe, am Ende des Textes findet sich ein SchluBzeichen in Form einer k u r zen geschwungenen Linie; unter der Büstenreihe stehen, durch einen Zierstrich getrennt, zwei weitere linn als Subskription zu den Königsbüsten. Taf V(v): e r h a l t e n sind die Endbuchstaben von 5 linn, rechts neben dem Text sind die Reste des Purpurmantels einer aufrecht stehenden Figur zu erkennen; den AbschluB bildet eine Reihe von dicht aneinander gedrängten Büsten mit hohen phrygischen Mützen („lydische Könige", Horak, ρ 236). Taf Vl(r): 2 gut e r h a l t e n e f r r mit Text und Miniaturen; fr A: 21 linn, von denen bei 17 linn vollständig die Zeilenanfänge e r h a l t e n sind, bei den letzten 4 linn sind die Zeilenanfange abgebrochen; die linn, die Fastenangaben enthalten (linn 1, 3, 5, 17), sind jeweils durch v o r g e s t e l l t e Jahreszahlen, durch größere Anfangsbuchstaben und A u s rücken der Zeilenanfänge charakterisiert (die Fasten jedes Jahres u m f a s s e n je 2 linn und sind durch vorgesetzte Paragraphenstriche voneinander getrennt); fr B: umfaßt sozusagen die gesamte S c h r i f t spiegelhöhe der Taf = 31 linn, vollständig e r h a l t e n sind die Z e i lenenden von 26 linn, während von den linn 1, 30 und 31 nur noch Spuren zu erkennen sind und von den linn 8 und 29 nichts mehr e r h a l t e n ist; wegen der Miniaturen am rechten Rand sind die linn von unterschiedlicher Länge (23-31 litt); die Miniaturen stellen oben ein sitzendes nacktes Kind dar (der neugeborene Honorius)
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Alexandrinische Weltchronik
und darunter die Beine eines auf der E r d e liegenden Mannes (die Leiche des Maximus), neben den linn 17-21 die Mumie des a l e xandrinischen Patriarchen Timotheos (τιμο I θεος als Beischrift links neben der Mumie), darunter die Figur des Theophilos (Nachfolger des Timotheos; Beischrift rechts neben dem Kopf). Taf Vl(v): fr A: am r e c h t e n und unteren Rand sind R e s t e von 4 Miniaturen mit nur schwer lesbaren Beischriften erhalten, von dem Text sind die Zeilenenden von den l e t z t e n 16 linn erhalten; die Miniatur rechts oben zeigt wohl die Reste der Kaisergestalt von Valentinian I., dessen Tod im Text mitgeteilt wird; die Miniatur darunter bildet die Figur des Gegenkaisers Eugenios ab, der auf einem Hügel sitzt, darunter ist das Serapeum d a r g e s t e l l t , gegen das sich zwei Mönche mit erhobenen A r m e n wenden (abgebildet am u n t e r e n Rand des fr); fr B: 3 Miniaturen links am Rand, von dem Text sind nur die Anfangsbuchstaben der linn e r h a l t e n (die Zeilenanfänge der linn 10-16 fehlen ganz); den linn 6 und 17 sind jeweils J a h r e s a n g a ben vorangestellt; die Miniatur links oben zeigt eine große K a i s e r gestalt mit Weltkugel und links daneben eine kleinere G e s t a l t ebenfalls mit Weltkugel (vermutlich Theodosius und Honorius); die Miniatur darunter zeigt nahezu vollständig eine aufrecht stehende G e s t a l t (Patriarch Theophilus von Alexandria), die in der linken Hand ein Buch hält und die rechte Hand erhoben hat; die dritte Miniatur auf fr Β bildet ein Gebäude ab (das Serapeum von A l e x andria), unter dem Rundbogen des Serapeums steht eine Plastik des Gottes Serapis. Taf Vll(r): 5 f r r (A-E), deren Miniaturen biblische Szenen abbilden, von dem Text sind wenige litt erhalten; fr A zeigt eine Frauengestalt mit der Beischrift Αννα (wohl die Prophetin), links davon Reste einer Männergestalt (der Oberpriester Heli?); auf fr Β sind jeweils 4 litt von 2 linn und ein Bruchstück einer Miniatur zu erkennen; fr C zeigt mit Beischrift die G e s t a l t des Zacharias, der in der linken H a n d ein Buch hält; die frr D und E gehören zusammen und zeigen von links nach rechts die G e s t a l t e n eines alten Mannes, eines Kindes und eines E n g e l s 1 . Taf VIl(v): fr A: Figurenreste zeigen eine thronende M i t t e l f i g u r 8 , rechts davon drei Männer und Reste eines tiefer stehenden Oranten; über der Miniatur sind Reste von 2 linn erhalten, die wohl zu einem Bibelzitat g e h ö r e n 9 ; unter der Abbildung sind schwach die Zeilenenden von 4 linn zu erkennen; fr B: e r h a l t e n sind 3 Zeilenenden eines Bibelspruches; fr C: erhalten sind Reste einer Frauenbüste (mit der Beischrift Αννα) und links davon ein schwarz umrissenes Rundstück; der Miniatur geht ein Bibelspruch voran, von dem 4 Z e i l e n enden e r h a l t e n sind; nach dem Bibelspruch folgt ein Schlußzeichen; frr D+E: abgebildet sind zwei Frauengestalten, die r e c h t e wird durch Beischrift als Maria ausgewiesen, die Jesus im A r m hält
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(die andere daher wohl Elisabeth); über der Abbildung sind die Endbuchstaben der letzten beiden linn eines Bibelspruches erhalten; Punkt und Schlußzeichen hinter der letzten lin. Taf VIIl(r/v): 12 kleine frr (Α-M) aus verschiedenen foil, die auf Rekto und Verso überwiegend Miniaturenreste und schwache Spuren von einzelnen litt zeigen. Eine detaillierte Beschreibung ist jetzt durch U. Horak erfolgt; daraus sei folgendes erwähnt: fr A(v): „Rest einer Monatsbüste" (Horak, ρ 237, Nr. 96), gehört somit vielleicht zu Taf I; fr B(v): Reste von zwei Männern („vielleicht der ... miles Hieremias und der centurio Apronianus aus der Kreuzigung", Horak, ρ 237, Nr. 98); fr C(v): Reste einer Frauengestalt mit Kind auf dem Schoß („Maria sitzend mit dem Kind ..., vielleicht Fragment einer Anbetung der Könige", Horak, ρ 237, Nr. 100); fr D(r): Reste einer jugendlichen Gestalt („ein Kaiser", Horak, ρ 237, Nr. 101 ); fr D(V): Unterkörper einer aufrecht stehenden Gestalt, die ein Buch hält („ein Heiliger", Horak, ρ 237, Nr. 102); fr E(r): Beine und Rocksaum einer Figur („vielleicht Johannes in der Taufe Christi", Horak, ρ 237, Nr. 103); fr E(v): Schüssel mit einem bärtigen Menschenkopf („Kopf des Johannes oder des Holofernes", Horak, ρ 237, Nr. 104). 10
Rekonstruiertes Blattformat: mindestens 30 cm(H) χ 24 cm(B) . „Der Text ist in einer aufrechten, groben, jedoch buchmäßigen Unziale von einer Hand mit braunschwarzer, leicht löslicher Tinte geschrieben" 11 , die Schrift gehört zum Typ der Alexandrinischen Majuskel (vgl. Cavallo-Maehler, pp 23 und 82) 1 2 . Abweichend davon auf Taf l(v) die rechtsgeneigte Spitzunziale, die außerdem für einige Beischriften verwendet wurde. Kurz plädiert dafür, daß beide Schriften von der gleichen Hand stammen: „There can be no doubt that the »pre-Coptic« and the »slanting« uncial were used side by side by the same scribe" (Kurz, The Date, 1973, ρ 21; zum Phänomen vgl. KV 10). Die unterschiedliche Zeilenlänge und die am Ende einer lin oft kleiner und enger werdenden litt sprechen dafür, daß die Miniaturen zuerst gemalt wurden und der Text dann dazwischen geschrieben wurde; Buchstaben und Zeilenabstände sind nicht auf allen Seiten von gleicher Größe; auch die Zeilenlängen differieren. Für einzelnes vgl. vor allem die Beschreibung von Tafel Vl(r). Doppelpunkt [Taf l(v), lin 6; Ill(r), lin 4]; häufig Punkt am Ende eines Bibelspruches; Paragraphoi sowie Ausrückungen und Vergrößerung des Buchstabens am Anfang einer Zeile als Hilfsmittel der Textgliederung finden sich auf Taf Vl(r), fr A. Lesehilfen sind Spiritus asper über o [Taf Vl(r), linn 7, 17,
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Alexandrinische Weltchronik
18], Apostroph nach αντ [Taf Vl(r), lin 2l] und Diärese bei ι [Taf Vl(r), lin 21]; Zahlen sind durch einen übergesetzten horizontalen Strich gekennzeichnet; lx v-Strich [Taf Vl(v), lin 24]; häufiger findet sich zur Bezeichnung der Suspensionskürzung ein Abkürzungszeichen in Form eines modernen Schlußsigmas [Taf Vl(r) 1 3 ]. Der Text ist sehr korrekt geschrieben, Bauer weist lediglich zwei Orthographies nach: so liest er einmal auf Taf VIl(v), fr B, linn 3-4 ταπε I [νωΰΐν] statt χαπείνωΰΐν, also ε : ει 1 4 , im anderen Fall 'Ιδων statt Ειδών [Taf Vl(v), lin 22], wobei es sich hier nicht unbedingt um ein Orthographicon handeln muß, da beide Formen lexikalisch als gleichberechtigt ausgewiesen sind. Nomina sacra·. Ιηλ; xu. Ε: Α. Bauer -J. Strzygowski, Eine Alexandrinische Weltchronik. Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. Goleniscev (Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, phil. hist. Klasse 51, 2), Wien 1905 [„Von dem ersteren stammt die endgültige Zusammensetzung, Ordnung und Erklärung der ursprünglichen 72 Fragmente, von dem letzteren die Erklärung der Miniaturen", Bilabel, ρ 46] / Fr. Bilabel, Die kleineren Historikerfragmente auf Papyrus, Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 149, Bonn 1922, Nr. 13, pp 46-57 [Mit etlichen Verbesserungen] / U. Horak, Illuminierte Papyri, Pergamente und Papiere I, in: Pegasus Oriens (Materialien zur Kunst und Kultur des Orients und des Christentums bis zum Ende der byzantinischen Epoche), Wien 1992, Nr. 19: Ein neues Fragment zur Alexandrinischen Weltchronik, pp 97-102 [Nur P. Vindob. Κ 11630]. L: D. Serruys, Contribution à l'étude des „Canons" de l'onciale grecque, Mélanges offerts à E. Chatelain, Paris 1910, ρ 498 / / Wilpert, Beiträge zur christlichen Archäologie XIII. Das Bild des Patriarchen Theophilos in einer Alexandrinischen Weltchronik, RQu 24 (1910), pp 3-29 / J. Strzygowski, Wilperts Kritik meiner Alexandrinischen Weltchronik, RQu 24 (1910), pp 172-175 / O. M. Daiton, Byzantine Art and Archaeology, Oxford 1911 [Neudruck New York 1961], pp 459sq / C M. Kaufmann, Handbuch
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der christlichen Archäologie, Paderborn 21913, pp 463sqq / L. Bréhier, Illuminated Manuscripts, The Catholic Encyclopedia IX, New York 1913, ρ 621 / V. Gardthausen, Griechische Paläographie, Leipzig 21913, ρ 251 / Η. Lietzmann, Ein Psalterfragment der Jenaer Papyrussammlung, Neutestamentliche Studien, Georg Heinrici zu seinem 70. Geburtstag dargebracht, Untersuchungen zum NT Bd. 6, Leipzig 1914, ρ 65 = Kleine Schriften I, Leipzig 1958, ρ 415 / C. Wessely, Aus der Welt der Papyri, Leipzig 1914, ρ 93 10. Wulff, Handbuch der Kunstwissenschaft, Die Altchrist liehe Kunst, Altchristliche und byzantinische Kunst I, Berlin 1914, ρ 287 / F. Zucker (Bericht über Lietzmann, Ein Jenaer Ps fr), BZ 23 (1914-19) pp 434sq / 0. M. Dalton, East Christian Art, Oxford 1925, ρ 317 / Η. Gerstinger, Die griechische Buchmalerei, Wien 1926, ρ 13 / W. Neuss, Die Kunst der alten Christen, Augsburg 1926, ρ 119 / R. Delbrueck, Spätantike Kaiserporträts. Von Constantinus Magnus bis zum Ende des Westreichs. Studien zur spätantiken Kunstgeschichte 8, Berlin-Leipzig 1933, pp 201sq / P. Waltz, Sur trois épigrammes „démonstratives" de l'Anthologie Palatine, Mélanges offerts à A.-M. Desrousseaux, Paris 1937, ρ 496 / Dora Roberts, Zwei Fragmente aus Antinoe, ZNW 37 (1938), pp 189-191 / E. Kornemann, Gestalten und Reiche. Essays zur alten Geschichte, Leipzig 1943, ρ 475 / Κ. Weitzmann, Illustrations for the Chronicles of Sozomenos, Theodoret and Malalas, Byzan 16 (1944), ρ 132 / E. Bethe, Buch und Bild im Altertum, Leipzig-Wien 1945, ρ 5 / W. Koehler, An Illustrated Evangelistary of the Ada School and its Model, JWCI 15 (1952), ρ 56 / C.-R. Morey, Early Christian Art. An Outline of the Evolution of Style and Iconography in Sculpture and Painting from Antiquity to the Eighth Century, London 1953, pp 78sq / H. Gerstinger, Buchmalerei, RAC II, Stuttgart 1954, ρ 748 / Κ. Weitzmann, Observations on the Milan Iliad, NKHJ 5 (1954), ρ 262 / D. Diringer, The Illuminated Book, Its History and Production, London 1958, ρ 29 / C. CecchellhG. Furlani-M. Salmi (Edd.), The Rabbuia Gospels, 01ton 1959, ρ 76 / J. Irigoin, L'Onciale grecque de type copte, JOB 8 (1959), ρ 41 / M. Bonicatti, In margine ai problemi della cultura figurativa d' Alessandria nella tarda antichità, Commentari 10 (1959), ρ 93 / Cl. Vandersleyen, Chronologie des préfets d'Egypte de 284 à 395, Brüssel 1962,
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Alexandrinische Weltchronik
pp 169-181 / D. Dirmger, Writing, New York 1962, ρ 244 / W. Schubart, Das Buch bei den Griechen und Römern, Heidelberg 3 1962, ρ 126 / Koptische Kunst: Christentum am Nil, Ausstellung Villa Hügel, Essen 1963, Nr. 623, pp 450sq / K. Weitzmann, Akten des VII. Internationalen Kongresses für christliche Archäologie, Berlin 1965, ρ 265 / P. du Bourguet S. /., Die Kopten, Baden-Baden 1967, ρ 133 / G. Cavallo, Ricerche sulla maiuscola biblica, Florenz 1967, ρ 116 / J. Beckwith, Early Christian and Byzantine Art, Harmondsworth 1970, ρ 32 / 0. Kurz, The Date of the Alexandrian World Chronicle, Kunsthistorische Forschungen Otto Pacht zu seinem 70. Geburtstag, Salzburg 1973, pp 17-22 / G. Cavallo, Γράμματα 'Αλεξανδρινά, JOB 24 (1975), pp 23-54 / Cavallo-Maehier, Greek Bookhands, ρ 82 / U. Horak, Illuminierte Papyri (vgl. E:), Verzeichnis illuminierter edierter Papyri, Pergamente, Papiere und Ostraka, pp 235-237, Nrr. 78-106 [vgl. Anm. 4]. F: A. Bauer-J. Strzygowski, Eine Alexandrinische Weltchronik. Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. Goleniscev (Denkschr. Wien. Akad. 51, 2), Wien 1905 (Taf I - VIII; in Farbe) / / Wilpert, Beiträge zur christlichen Archäologie XIII. Das Bild des Patriarchen Theophilos in einer Alexandrinischen Weltchronik, RQu 24 (1910) [z. T. abweichende Interpretation der Miniaturen] / C. M. Kaufmann, Handbuch der christlichen Archäologie, 21913, Abbildung 177 / 0. Wulff, Altchristliche und Byzantinische Kunst 1,1914, Abbildung ρ 270 / R. Delbrueck, Spätantike Kaiserporträts. Von Constantinus Magnus bis zum Ende des Westreichs, 1933, ρ 201 / D. Diringer, The Illuminated Book, 1958, ρ 29, Abb. 1-4 / id, Writing, 1962, ρ 64 / Koptische Kunst: Christentum am Nil, Ausstellung Villa Hügel, Essen 1963, Nr. 623 / G. Cavallo, Ricerche sulla maiuscola biblica (Tafelband), tavola 106 / J. Beckwith, Early Christian and Byzantine Art, 1970, piate 57 / O. Kurz, The Date of the Alexandrian World Chronicle, Kunsthistorische Forschungen Otto Pacht zu seinem 70. Geburtstag, 1973, ρ 19 / A. Porro, Manoscritti in maiuscola Alessandrina di contenuto profano. Aspetti grafici codicologici filologici, Scrittura e civiltà 9, Turin 1985, Tav. V a (am Ende des Bandes) / U. Horak, Illuminierte
KV 1 - Golenischtschew 310 + P. Vindob. Κ 11630 / Anm. 1 - 7
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Papyri (vgl. E:), Tafel 6 (im Tafelteil am Ende des Bandes) [nur P. Vindob. Κ 11630 r (farbig) und ν (schwarz-weiß)]. Nur bei Bauer-Strzygowski sind die Moskauer frr vollständig abgebildet, das Wiener fr findet sich nur bei Horak.
1 Die Chronik schildert die Geschichte Alexandrias bis zur Zerstörung des S e rapeums (391) durch den Patriarchen Theophilus von Alexandria; den Text illustrieren Miniaturen in koptischem Stil. Es ist „wahrscheinlich der SchluB des Werkes e r h a l t e n " (Bilabel, ρ 46). ¿
D i e Kunsthistoriker votieren zumeist für eine Entstehung im V. Jhdt., die P a läographen t r e t e n zumeist für ein (100 Jahre) späteres Datum ein. Vgl. dazu auch die Übersicht bei Otto Kurz, The D a t e , 1973, ρ 17. Die Diskussion krankt ζ. T. daran, daß zwischen Entstehungszeit der Chronik und E n t s t e hungszeit der Handschrift nicht immer sauber geschieden wird. Wir geben aus paläographischen Gründen der Datierung ins VI. Jhdt. den Vorzug. o J
B a u e r / S t r z y g o w s k i verwenden statt fol die Bezeichnung „Tafel", die auch für die folgende Auflistung übernommen wurde. Bilabel behauptet: „Es sind R e s t e von mindestens 16 verschiedenen, doppelseitig beschriebenen B l ä t t e r n eines größeren W e r k e s ... vorhanden", doch scheint diese Angabe auf einer G l e i c h setzung von »Tafel« und »Seite« zu beruhen. Was unter diesen Umständen mit der Angabe „Der ursprüngliche Umfang ist auf 60 B l ä t t e r zu schätzen" (Bilabel, ρ 46) anzufangen ist, ist schwer einzuschätzen, zumal nicht gesagt wird, auf welche Fakten oder Beobachtungen sich diese Rekonstruktion stützt. ^ Der Zielsetzung des Repertoriums entsprechend berücksichtigt die folgende Beschreibung in e r s t e r Linie die Schrift; für die Illuminationen vgl. die B e schreibungen von U. Horak, pp 235 (Nr. 78) - 237 (Nr. 106), die sehr detailliert auf die künstlerische Gestaltung, die Nuancen der Farbgebung usw. eingehen. Die ungewöhnliche Schreibung ist durch die Einleitung des Spruches ([A]ßSiους ειπεν) gesichert. ^ Bauer hat dieses fr aus zwei Stücken zusammengesetzt, die er verbunden hat, so daß man genauer von 2 frr sprechen müßte.
miteinander
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Wegen der umstrittenen Lesung der nur schwach e r h a l t e n e n Beischrift über dem Kopf der Kindesgestalt ist eine sichere Zuordnung der Miniaturen nicht möglich: Z a c h a r i a s / J o h a n n e s oder Symeon/Jesus? (Vgl. B a u e r / S t r z y g o w s k i , ρ
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KV 1 - Ann». 8 - 1 4
79). Horak, ρ 237, Nr. 94, gibt die Deutung: „Der greise ZAXAPIAC ..., der den kleinen heiligen Johannes im Arm hält ..., rechts ein Engel." 8
Vgl. Bauer/Strzygowski, ρ 123. Horak, ρ 236, Nr. 90, liest die „Beischrift Samuel" und gibt als Deutung der Szene „Samuel inmitten der Brüder Davids, der selbst rechts unten als König dargestellt ist". ' Gegen die Deutung der 2. lin als Beischrift spricht der Punkt am Zeilenende, der sich bei den Beischriften sonst nicht findet. Die Maßangabe ist der Ausgabe von Bauer/Strzygowski (p 15sq) entnommen, da uns selbst keine mit Maßstab versehenen Fotos aus dem Puschkin-Museum vorliegen (eine Antwort auf unsere Anfrage ist bisher ausgeblieben). Die Tafeln lassen jedoch einige Zweifel an der Richtigkeit der Bauerschen Blattrekonstruktion aufkommen, da auf keinem fr ein repräsentativer oberer oder unterer Rand erhalten ist, der einer genauen Rekonstruktion zugrunde gelegt werden könnte. Turner war der Meinung: „[22 χ 32] or [25 χ 33] is to be preferred" (Typology, ρ 119, Anm. 49). Eine Gruppenzuweisung hat er nicht vorgenommen. Wenn seine Annahme richtig ist, gehört der Codex zur „Group 3 (c. 23/21 χ 32/31)". ü Bauer/Strzygowski, ρ 12. 1Λ Die ausführlichste Beschreibung der Schrift findet man bei O. Kurz, 1973, ρ 20: „The letters are of unequal size. Tall and narrow ones alternate with others which take up the space of two normal letters. Of the narrow letters the Theta shows a crossbar which projects on both sides, and often joins the letter of the following or preceding one. The broad letters which take up the space of two normal ones are Κ, Π, T, and Ω. Κ is of curious but not unusual shape, the vertical left shaft completely separated from the rest of the letter. Π is the most characteristic of the individual letters. It shows not one, but two horizontal bars [sieht also aus wie ein Doppel-Tau]. ... Δ and Λ show at the apex a projection which bends over to the left ... Φ ist very large and sometimes of inflated size. ... Where O and θ occure as initials they show the traditional round and not the oval form. Ligatures are very common." ^ Der Gebrauch dieser Abkürzung weist keine Regelmäßigkeit auf, sie steht für die unterschiedlichsten Buchstabenfolgen jeweils am Ende eines Wortes. ^ B a u e r s Lesung erscheint allerdings etwas fraglich, da man ohne weiteres in lin 3 noch ein ι hinzufügen könnte, zumal die hellere Farbe des Fragmentrandes vermuten läßt, daß eine Schicht des Papyrus abgesprungen ist.
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KV 2 Âristides, Apologie 5, (3) 4
[r]
6,1-2
[ν]
Oxford, Ashmolean Museum, P. Oxy. X V 1778
Haelst Nr. 623; P a c k 2 Appendix Nr. 2; Montevecchi, ρ 325; Turner Nr. 502; Clavis I 1062, 1 b; Coles, ρ 37
IV (Grenfell/Hunt, ρ 1; Neppi Modona, ρ 323) Fundort: Oxyrhynchus; fr eines Doppelblattes aus einem Cod; 12 c m ( H ) χ 14,6 cm(B); erhalten ist ein schmaler Streifen 1 von fol ( l ) [Recto enthält nur das Wort μιαφοις (= μιαροις?), auf dem Verso ist nichts erkennbar] und die oberen zwei Drittel (vgl. Anm. 2) von fol (2) (recto: 14 unvollständige linn, verso: 18 unvollständige linn); der äußere Rand hat eine Breite von ca 2 cm am Zeilenende (auf dem r) und 3 cm am Zeilenanfang (auf dem v), der innere eine solche von 1 - 1 , 5 cm; für den oberen Rand sind anscheinend 2 cm anzusetzen, der untere Rand ist nicht erhalten. Die Schriftspiegelbreite liegt bei etwa 7 cm, die Blattbreite bei 10 - 11 cm. Eine Rekonstruktion der Höhe(n) ist eigentlich nicht möglich, da weder die syrische Überlieferung (die häufig stark erweitert), noch der im Barlaam-Roman erhaltene griechische Text (der des öfteren kürzt) eine hinreichend sichere Grundlage b i e t e n 2 . Die Buchstabenzahl pro lin schwankt kaum (14-18 litt, meist 15 litt); die Reihenfolge der foil und ihre Position innerhalb der Lage ist unbestimmt 3 ; im identifizierten Teil geht Recto dem Verso voran. Schöne, leicht rechtsgeneigte Unziale, die sich der „sloping pointed majuscule" des 4. Jhdt. zuordnen l ä ß t 4 ; keine Satzzeichen; keine orthographischen
12
Besonderheiten. Nomen sacrum:
Aristides - Apologie / Anm.
1 - 3
ανθρωπων ausgeschrieben.
Ε: B. P. Grenfell-A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri XV, London 1922, Nr. 1778: Aristides, Apology, pp 1-6 / A. Neppi Modona, L'>Apologia< di Aristide e il nuovo frammento di Ossirinco, Bilychnis 19 (1922), pp 317-327 / C. Wessel'y, Les plus anciens monuments du christianisme, PO 18, 3 (1924), pp 500sq / C Vorn, L'Apologia di Aristide, Lateranum NS 16, 1-4, Rom 1950, ρ 115 [erneuter Abdruck nach Grenfell-Hunt] / C. Alpigiano, L'Apologia di Aristide e la tradizione papiracea, Civiltà classica e cristiana 7 (1986), pp 333-357. L: P. W. Derouau(x), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 320 / C. Alpigiano (ed), Aristide di Atene, Apologia, Biblioteca Patristica 11, Florenz 1988, pp 28. 30sq. 74. 76. F: P. Oxy. XV (vgl. E:) (am Ende des Bd.), Plate I [nur vom Recto].
^ E t w a 0,3 c m ( H ) χ 4 cm(B); μιαιροις muß das letzte Wort der Z e i l e 7 sein. Allerdings scheint der B a r l a a m - T e x t in dem Bereich, der auch durch den Papyrus abgedeckt ist, nur wenig kürzer (ca 10%) zu sein; wenn diese Beobachtung auch für den verlorenen Teil des Blattes gilt, wird man nicht fehlgehen, wenn man die Gesamtlänge der Seite auf 25-27 Zeilen schätzt; das würde einer Schriftspiegelhöhe von 13-14 cm entsprechen; bei einem angenommenen unteren und einem erhaltenen oberen Rand von jeweils 2 cm ergäbe sich d a r aus ein B l a t t f o r m a t von 17-18 cm(H) χ 10-11 cm(B); damit ließe sich der Codex entweder den „Aberrant 1" der „Group 9" bei Turner („not square, i. e. range in Β is similar, but difference between Β and Η is 3 cm or more") oder der „Group 10 (less than 11 cm Β and »square«)" zuordnen, aber für beide Gruppen wäre er kein sonderlich repräsentatives E x e m p l a r . •^Wenn μιαροις (statt μιαιροις) eine zutreffende Konjektur ist, würde man es am ehesten der Passage über die Erde (vgl. 4, 3 quod sordes stercoris ... r e cipit) oder über das W a s s e r (vgl. 5, 1 μιαίνεται και φθείρεται und 5, 2 ut
KV 2 - Anm. 4
13
stercus hominum purget et avehat et sordes omnes abluat) zuordnen, aber auch 9, 8 (per concubitum cum masculis se inquinant) wäre (bei entsprechender Phrasierung) nicht auszuschließen, so daß sich kein eindeutiger Hinweis für die korrekte Position gewinnen läßt. 4
V g l . C a v a l l o - M a e h l e r , G r e e k Bookhands, Nr. 2b (= P. Chester Beatty XI = A T 105). C h a r a c t e r i s t i c a : Die Horizontale des Pi ragt seitlich nicht über die Vertikalen hinaus, der Mittelteil des My ist rund, reicht aber nur bis zur h a l ben Buchstabenhöhe hinab, die linke Diagonale des Alpha wird durch eine Schlaufe gebildet, der Kopf des Phi besteht aus einem flachen Oval, die H o r i zontale des Tau wird an den Enden durch Punkte v e r s t ä r k t , die rechte Diagonale des D e l t a überragt die linke. Das Omikron ist etwas verkleinert. Ypsilon reicht bis weit unter die Linie, die Arme des Kappa sind sehr lang und steif, die Mittelhaste des Omega ist nur angedeutet.
14
KV 3 [0206; AT 96]
Âristides, Apologie IS, (5) 6 - 16,1
London, British Library, Inv. Nr. 2486; P. Lond. Lit. 223 Auf der anderen Hälfte des Doppelblattes 1 steht:
[AT 96] Cant 5, 12 - 6, 10 (P. Lond. Inv. Nr. 2486 / P . Lond. Lit. 209 + P . Barcelona Inv. Nr. 84) für eine Gesamtbeschreibung des Codex vgl. 0206 [im zweiten Halbband]
Haelst Nr. 624; P a c k 2 Appendix Nr. 3; Montevecchi, ρ 325; Turner Nr. 503; Clavis I 1062, 1 c
I V a (Milne, ρ 73) IV (Turner, Typology, ρ 128) Fundort: ? 1 Doppelblatt aus einem Cod; 19,5 cm(H) χ 26,3 cm(B); fol ( l ) enthält Cant (= AT 96), fol (2) eine Passage aus der Apologie des Aristides; die Reihenfolge der foil ist unsicher (vgl. die Darstellung des Sachverhalts in 0206); das Aristidesblatt ist in seinem jetzigen Erhaltungszustand c a 1 c m schmaler als das Canticumblatt; vermutlich ist ein Teil des äußeren Randes abgebrochen; Schriftspiegel: 15 cm(H) χ 10,5 cm(ß); fol (2) recto: 27 unvollständige linn, fol (2) verso: 24 unvollständige linn; Buchstabenzahl p r o lin schwankt zwischen 28 und 39 litt (meist 34 - 36 litt). Turner hat den Codex seiner «Group 7 (c. 15B χ 25H), Aberrants 1» zugeordnet. Mittelgroße, rechts geneigte Unziale, die zum frühen Typ der „sloping pointed majuscule" gehört 2 ; keine Interpunktion; Abschnittstrennung durch Spatien; 1 χ Spiritus lenis in Form eines Winkels; 1 χ v-Strich; Diärese bei t im An-
KV 3 - British Library Inv. Nr. 2 4 8 6
15
laut; Zahlzeichen (Cardinalia) überstrichen (für weiteres vgl. 0206). Rekonstruktion: Ob die Apologie dem Hohelied folgte oder voranging, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; für die erste Möglichkeit spricht der (allerdings keineswegs regelmäßig befolgte) Brauch, bei der Faltung das Recto nach innen zu nehmen, sowie die deutlich engere Beschriftung des Aristidesblattes, die im hinteren Teil wahrscheinlicher ist als im vorderen. Entsprechend unsicher ist die Rekonstruktion der ganzen Lage: Wenn das Hohelied der Apologie vorangeht, so muß man für den auf Cant 6, 4 folgenden Rest des Hoheliedes ca 2,5 (Milne meint 3-4) Seiten ansetzen, während nach Milnes Berechnungen (Milne, ρ 14) für den fehlenden Anfang der Apologie 13 Blatt (= 26 Seiten) in Anschlag zu bringen sind; das ergibt eine Lage von 8 (wenn man Zwischenblätter usw. hinzurechnet 9) Doppelblatt. Im umgekehrten Fall (Apologie vor Hohelied) hätte man für den Aristidesschluß (incl. des Erhaltenen) 6 bis 7 Seiten und für den Anfangsteil des Hoheliedes (incl. des Erhaltenen) 9 bis 10 Seiten, für die ganze Lage also 15 bis 17 Seiten anzusetzen. Das vorliegende Doppelblatt wäre danach also Teil eines Quaternio. Da indessen die Herkunft aus einem Ein-Lagen-Codex nicht ausgeschlossen werden kann, müssen alle Schlußfolgerungen aus dem vorgetragenen Ergebnis Spekulation bleiben, zumal angesichts des Inhaltes (im Canticum Beschreibung der „Braut", was in allegorischer Interpretation als Beschreibung der Kirche verstanden wird, und Beschreibung der christlichen Lebensform in der Aristides-Apologie) nicht ausgeschlossen werden kann, daß es sich um eine Anthologie zum Thema „Kirche" handelt, die erhaltenen Stücke also sehr viel enger zusammengestanden haben könnten. Zum Text: In lin 2 (r) ist mit ziemlicher Sicherheit αγναι ως (nicht και, wie Milne schreibt) παρθένοι zu lesen. Orthographies: ει : i; νκ : γκ (ενκρατευονται lin 4 r); Nomina sacra: θς, θυ, θω; κς, κυ. Ε: Η. J. M. Milne, A New Fragment of the Apology of Aristides, JThS 25 (1924), pp 73-77 / G. Krüger, Aristides, Apologie 15, 6 - 16, 1 im Urtext, ThLZ 49, (1924), coll 47-48 / C. Vona, L'Apologia di Aristide, Lateranum, NS 16, 1-4, Rom 1950, ρ 116sq (erneuter Abdruck der Edition von
16
Aristides - Apologie / Anm.
1 - 2
Milne unter Normalisierung der Orthographie) / D. R. Bueno (ed), Padres Apologistas Griegos (s II), Biblioteca de Autores Cristianos Bd. 116, Madrid 1954, ρ 148sq (erneuter Abdruck der Edition von Milne). L: J. de Zwaan, A Gap in the Recently Discovered Greek of the Apology of Aristides 16, 1, HThR 18 (1925), pp 109-111 / H. J. M. Milne, Catalogue of the Literary Papyri in the British Museum, London 1927, ρ 186 [= Nr. 223] / C. Alpigiano, L'Apologia di Aristide e la tradizione papiracea, Civiltà classica e cristiana 7 (1986), pp 333-357 [mit neuen Lesungen] / C. Alpigiano (ed), Aristide di Atene, Apologia, Biblioteca Patristica 11, Florenz 1988, pp 28. 30sq. 116-122. Literatur zum Canticum-Teil und zum Gesamtcodex bei 0206.
F: —
1 Infolge der getrennten Behandlung dieses Doppelblattes bei Milne (Nr. 209 = Canticum; Nr. 223 = Aristides-Apologie, s. o.) ist das Canticum-Stiick auch in Rep I nur bei den A T - P a p y r i behandelt worden. Es gehört aber zugleich unter die Mischhandschriften und wird jetzt zusätzlich unter der Nr. 0206 geführt. ^ Vgl. C a v a l l o - M a e h l e r ,
G r e e k Bookhands Nr. 2a (= P. Herrn. Rees
dem K V 3 viele Characteristica gemeinsam hat: Alpha in zwei Formen (einmal
mit runder, einmal mit langer spitzer
linken Diagonale),
Beta
tief unter
die Grundlinie
4),
mit
verschiedenen
Schlaufe
anstelle
hinabreichend,
beim
der
Delta
ragt die rechte Diagonale über die linke hinaus (bildet eine Art Kappe), Kappa mit langen, steifen Armen, My mit tiefem, rundem S a t t e l , Omikron sehr klein, Phi mit flachem Kopf und betonter Oberlänge. Geringfügig abweichend sind das Ypsilon, dessen Vertikale zwar auch tief unter die Grundlinie hinabreicht, dabei aber in einer nach links schwenkenden Cauda endet, das Pi, dessen zontale über die Seitenbegrenzung
der Vertikalen
das nicht unter die Grundlinie hinabreicht.
hinausreicht
und das
HoriJota,
17
KV 4 Barnabasbrief 9, 1 - 6
Florenz, Biblioteca Laurenziana, PSI VII 757
Haelst Nr. 626; Montevecchi, ρ 324; Treu, Ref. I, ρ 187; Turner Nr. 503a; Clavis I 1050
III I I I E - IV
(Roberts bei Kraft-Prigent, ρ 53, Anm. 3) (Kraft-Prigent, ρ 53)
IV - V
(Vitelli, ρ 40; Kraft, VigChr 21, ρ 151; Naldini, ρ 23)
Fundort: ?;
fr eines Blattes aus einem Cod; 11 cm(H) χ 6,3 cm(ß); 21 unvollständige (etwa zu 2 Dritteln erhaltene) linn auf recto (wahrscheinlich) und verso (sicher); rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin meist zwischen 20 und 25 litt (auf dem Recto haben die Zeilen im Durchschnitt weniger litt als auf dem Verso); Verso geht dem Recto voran; erhalten sind in etwa die äußeren zwei Drittel des Blattes, so daß der Schriftspiegel ursprünglich eine Breite von 7 - 8 cm gehabt haben wird; am oberen Rand fehlt maximal eine Zeile, so daß die Schriftspiegelhöhe bei etwa 12 cm gelegen haben dürfte. Der untere Rand hat eine Breite von 1 cm, der obere, der nicht erhalten ist, wird kaum breiter gewesen sein. Der äußere Rand mißt ca 1,6 cm, der innere ist erfahrungsgemäß etwas schmaler und wird deshalb nicht wesentlich breiter als 1 cm gewesen sein. Daraus ergäbe sich ein rekonstruiertes Blattformat von ca 14 cm(H) χ 10 - 11 cm(B). Damit könnte man ihn Turners „Group 10 (less than 11 cm Β and >square 1,230 = Cod ρ 5 2 [ 2 8 ] (nach iva); I,299 = Cod ρ 68[10] (nach καν); 1,377 = Cod ρ 8 5 [ 9 ] (nach οταν); 11,141 = Cod ρ 124 [10] (2mal nach καν); 11,276 = Cod ρ 157[7] (nach καν); V.208 = Cod ρ 413[2] (nach 'ίνα); vgl. Doutreleau, SC 83, ρ 182. 72
τον statt to 1,123 = Cod ρ 28 [ i l ] ; Χεγων statt λ ε γ ω 1,266 = Cod ρ 60 [23]; εχειν statt εχει 11,71 = Cod ρ 109[22]; Βηοααιδαν statt Βηθΰαιδα 111,84 = Cod Ρ 203 [1]; ε π α γ γ ε λ λ ο μ ε ν ο ν statt -μενού ( ο / ο υ + red. ν) IV,170 = Cod ρ 320 [27] ; τολμηοειεν statt -θειε IV,295 = Cod ρ 351 [ 9 ] ; λ ό γ ω ν statt λ ο γ ω V,99 = Cod ρ 384 [13], 73
φ υ λ α ο ο η ς statt -σση (im L e m m a Sach 3,7) 1,225 = Cod ρ 51 [17]; π ρ ο ο θ ε π ι β ' θ ' ε ν τ α statt π ρ ο θ - 11,281 = Cod ρ 158 [ i l ] ; οντάς statt οντα 111,262 = Cod ρ 253[20], 74
το statt τον 11,137 = Cod ρ 123 [15] und 111,281 = Cod ρ 260 [26]; Χοραζι statt - ζ ι ν 111,84 = Cod ρ 2 0 3 [ 4 ] ; τη statt την V.185 = Cod ρ 4 0 7 [ 3 0 ] . 75 επιδημία statt -μιας IV,267 = Cod ρ 344 [12] ; καρδία statt -διας IV,301 = Cod ρ 3 5 2 [ 2 8 ] .
76
ε π τ α π λ α ο ι ω ν statt -οιως IV,117 = Cod ρ 307 [14/15]; ης statt ην IV,139 = Cod ρ 313[13]; τεμενον statt - ν ο ς IV,194 = Cod ρ 326[23]; χορτος statt -τον IV,216 = Cod ρ 332[14]. Vielleicht gehören hierher auch einige Mischfälle, an deren Entstehung die ν / ς - V e r t a u s c h u n g beteiligt gewesen sein könnte, wie z.B. υμιν statt υμεις (ι/ει + ν / ς ) 11,5 = Cod ρ 94 [3θ]; ως statt ov 11,69 = Cod ρ 109 [13] ; πεπιοτευμενων statt -μένους ( ω / ο υ + ν / ς ) 111,109 = Cod ρ 211 [19] sowie την ετακηρον ζωην statt της επικηρου ζωης ( ν / ς bzw. ο / ο υ mit redundantem ν) 111,181 = Cod ρ 231 [3]. 77
Doutreleau, SC 83, ρ 162 bietet folgende Beispiele: αμαρταννω 1,199 = Cod ρ 46 u. ö.; γέννημα statt des üblich gewordenen γενημα 11,57 = Cod ρ 106 + II,127 = Cod ρ 121 u.ö. ist zwar im Stadium vor der Korrektur noch nachweis-
KV 15 - Anm. 78 - 84
157
bar, wird aber durchgängig korrigiert; „γίνομαι et γεννάω sont plusieurs fois confondus dans les formes où ils se rapprochent l ' u n de l ' a u t r e : par ex. εγεννηθησαν (pour εγενη-) (IV 203 [=Cod ρ 329, lin 6 Ed. im Zitat Jer 5,8]), γενηοαντος (pour γεννηα-) (II 22 [=Cod ρ 98, lin 30 Ed.]), γενηθεντος (pour γεννη-) (IV 233 [=Cod ρ 336, lin 28 Ed.]) ... - επιοχαννοντες I 247 [=Cod ρ 56, lin 16 Ed.]; III 313 [=Cod ρ 270, lin 13/14 Ed.] (pour εφιοτανοντες). φθαννοντος (V 80 [=Cod ρ 378, lin 8 Ed.])" (Doutreleau, SC 83, ρ 162). 78
V,167 = Cod ρ 404, lin 5+8 Ed.; V,168 = Cod ρ 404, lin 13 Ed.; V,169 = Cod ρ 404, lin 17 Ed. (Loch im Papyrus in V,165+171). 79 „γίνομαι and γινωοκω are the normal spellings in Roman papyri, but the older orthography γ ι γ ν - becomes more common in the Byzantine period" (Gignac I 176). „nombreux exemples et prédominance des formes avec μ" (Doutreleau, SC 83, ρ 163). Für Jeremía vgl. Anm. 59; aufierdem: μωϋοης, aber μωοεως [wo?, in der von Doutreleau, SC 83, ρ 163, genannten Stelle 11,6 (=Cod ρ 95) kommt der Name nicht vor, vielleicht ist 111,6 (=Cod ρ 183, lin 11 Ed.) gemeint], ferner ιεζεκιηλ / εζζεκιηλ / ιεζζεκιηλ / ιεζεκιηλ sowie οαλωμων (Genitiv -ωνος oder -ωντος) / οαλαμων (1,393 = Cod ρ 88, lin 26 Ed.). 82
διήλθαμε ν V.9 (=Cod ρ 359[ll], vgl. εξηλθας V,37 (=Cod ρ 366[8]) im Zitat von Hab 3,13 und εγκατελιπα IV,186 (=Cod ρ 325[7]) im Zitat von Jer 12,7; ειπα IV.116 (=Cod ρ 307[6] ), daneben noch einige Male in Schriftzitaten; für den Wechsel γεναμενος - γενομενος vgl. die Beschreibung nach Anm.-Ziffer 67. Daß die Art der Formenbildung nicht ganz gleichgültig war, zeigen die Korrekturen bei εγκατελιπα V,40 und εξεβαλας V,151. ρεριζομενους 1,232 (=Cod ρ 53[ΐθ], in einer Paraphrase von Eph 3,17); ρερυθμιομενος 11,140 (=Cod ρ 124[ό]; ρεριφθαι 1,372 (=Cod ρ 84[9]). 84
111,63 = Cod ρ 197[25] auch ^ς ο κς [=1. Petr 2,3, wo der ursprüngliche Text zwar χρηοτος ο κύριος lautet, aber die Variante χριοτος (als Nomen sacrum geschrieben) auch von den NT-Handschriften Ρ 7 2 , K, L, 049 geboten wird].
158
KV 16 [KV 64] Didymus der Blinde ( ? ) \ Aus dem Johanneskommentar (Vorlesungsmitschrift?), über Joh. 6,3-33 [= Cod ρ 8, lin 3 - Cod ρ 12, lin 3 8 ] 2
Im vorderen Teil des Ternio steht:
KV 64 Origenes(?), Aus einer Homilie über die Stufenpsalmen [= Cod ρ 3, lin 1 - Cod ρ 8 , lin 2] und eine Doxologie [Cod ρ 2, lin l ] Die folgende Beschreibung beschränkt sich auf die Wiedergabe der Grunddaten; für die Details vgl. die ausführliche Beschreibung des Ternios bei KV 64, Orígenes, Aus einer Homilie über die Stufenpsalmen.
Kairo, Ägyptisches Museum, ohne Nummer
Haelst Nr. 647b; Treu Ref. XIII, ρ 157; Doutreleau, Que savons-nous, Cod Vili; Koenen-Doutreleau, Nouvel inv., Cod VIII; Kurzbezeichnung: JoT
VI (Kramer ZPE 16, ρ 166 = PTA 34, ρ 1 8 ) 3 Fundort: Tura, gefunden 1941. Für die Fundgeschichte vgl. KV 73. Teil eines Codex (Turner: «Group 2, nearly square»). Format: 28,5 cm(H) χ 22 cm(B); Schriftspiegel: 24 cm(H) χ 16,5 cm(B); oberer Rand: 1-2 cm; unterer Rand: 2-4 cm; Außenrand: 3,5-4 cm; Innenrand: 1,5-2 cm; Zeilenzahl: 3 8 - 4 4 ; Buchstabenzahl: ca 60 Die Schrift ist die gleiche wie im Origenes-Exzerpte-Codex KV 63+70+74. Korrekturen von gleicher Hand. Ordentliche Orthographie.
KV 16 - Tura—Johanneskommentar (JoT) / Anm. 1 - 3
159
Nomina sacra: s. KV 64, Orígenes, Aus einer Homilie über die Stufenpsalmen. E: B. Kramer, Didymos der Blinde, Kommentar zum Johannesevangelium (JoT), Kap 6,3-33, in: Kleine Texte aus dem Tura-Fund, PTA 34, Bonn 1985, pp 58 -103. L: L. Koenen-W. Müller-Wiener, Z u den Papyri aus dem Arsenioskloster bei Tura, ZPE 2 (1968), pp 41-63 (ohne spez. Bezug) / B. Kramer, Eine Psalmenhomilie aus dem Tura-Fund, ZPE 16,2 (1975), pp 164-213; unter Weglassung der Register wiederholt in: B. Kramer, Kleine Texte aus dem T u ra-Fund, PTA 34, Bonn 1985, pp 15-55 / 0. Guéraud in: 0 . Guéraud et P. Nautin, Sur la Pâque, Paris 1979, pp 15-21 (zusammenfassender Bericht über den Tura-Fund). F: B. Kramer, Didymos der Blinde, Kommentar zum Johannesevangelium (JoT), in: PTA 34, Bonn 1985, Tafel I-IV (am Ende des Bd.).
1 „Der Text nennt keinen Namen eines Verfassers und gibt auch keinen Anhaltspunkt zur Datierung" (Kramer, ZPE 16, ρ 174 = PTA 34, ρ 26). Die Anwendung der allegorischen Methode, die christologische Deutung der Psalmen und die Verwendung des exegetischen Schemas von διόρθωοις, άνάγνωοις, έξήγηοις und κρίοις weisen auf einen Alexandriner. Da in Tura überdies nur Schriften des Orígenes und des Didymus gefunden worden sind, wird auch die vorliegende Schrift einem von beiden gehören. Stilistische Vergleiche und Untersuchung des Sprachgebrauchs deuten für KV 16 auf Didymus, für KV 64 auf Orígenes (vgl. Kramer, ZPE 16, pp 174-177 = PTA 34, pp 26-29). j
3
Vermutlich Exzerpte, vgl. KV 64, Anm. 2.
Wegen der großen Ähnlichkeit in der Schrift (vgl. KV 64, Anm. 2) sind auch die zum Origenes-Exzerpte-Codex (KV 74 + 70 + 63) vorgeschlagenen Datierungen zu berücksichtigen.
160
KV 17 Didymus der Blinde, Protokoll eines Dialogs mit einem Ketzer 1 [(r) linn 12-25] [(r) linn
1 - 1 2 ] : Schluß einer Predigt über das Beten; (v) unbeschriftet
Kairo, Ägyptisches Museum, ohne Nummer;
Haelst Nr. 1090; Treu, Ref. VI, ρ 157 (Nr. 1090); Ref. VII, ρ 257 (Nr. 1090, „umzustellen auf 647a"); Ref. XIII, ρ 72, Nr. 647a; Kurzbezeichnung: PrT
VI (Kramer, ρ 201 ) Fundort: (Einer der drei langgestreckten, saalartigen Stollen der Steinbruchhöhle 35, unterhalb des Arseniosklosters bei) TURA (12 km südlich von Kairo) 2 , gefunden 1941. Für die Fundgeschichte vgl. KV 73. Papyrusblatt, 22 cm(H) χ 28,3 cm(B), „Teil einer Rolle vertikalen Typs" (Kramer, PTA 34, ρ 107) bzw. „Ende einer Rolle mit Schrift quer zur ursprünglichen Schmalseite" (Treu, Ref. XIII), am wahrscheinlichsten aber (s.u.) wegen des verschiedenartigen Inhalts ein (aus einem Rollenende hergestelltes) Einzelblatt, obwohl „die Art der umfangreichen Beschädigung (parallel zur Schreibrichtung) ... zeigt, daß das Blatt in gerolltem Zustand beschädigt wurde" (Kramer, PTA 34, ρ 107); erhaltene linn: 25; die Buchstabenzahl pro Zeile schwankt zwischen 92 (lin 23) und 124 (lin 2), bewegt sich aber im oberen Teil (lin 1-15) meist zwischen 105 und 110, im unteren Teil überwiegend zwischen 95 und 100 litt pro lin, 2 Zeilen mit 51 litt (lin 11) bzw. 77 litt (lin 25) laufen blind aus. linn 12-17 sind gegenüber linn 1-11 um etwa 3 litt eingerückt, offenbar um die beiden Teile gegeneinander abzusetzen; „der Anfang der Zeilen 18-25 verschiebt sich wohl unwillkürlich mit jeder Zeile etwas weiter
KV 17 - Tura—Protokoll eines Dialogs (PrT)
161
nach rechts" (Kramer, PTA 34, ρ 109), gleichzeitig wird das Zeilenende nicht voll ausgenutzt; unterer Freirand α 6,5 cm, Seitenrand links: 1,2 cm (oben) 2,2 cm (unten), Seitenrand rechts: 0,7 cm (oben) - 2,3 cm [unten, „es läßt sich nicht mehr feststellen, ob oben ein Rand oder nur ein sehr großer Abstand zur vorhergehenden Zeile war" (Kramer, PTA 34, ρ 107)]. Der Papyrus war schon vor seiner Beschriftung etwas beschädigt, wie das Herumschreiben um ein Loch in lin 8 zeigt. Eilige, rechtsgeneigte, leicht kursive Schrift (der Hand des Ecclesiastesund Psalmenkommentars von Tura im Charakter ähnlich), häufige Ligaturen und Abkürzungen; Absätze und kleine Spatien zur Textgliederung; doppelte Schrägstriche {//) zur Kennzeichnung von Zitaten oder eines inhaltlichen Einschnitts; einmal Hochpunkt (lin 17), häufig Punkte zur Kennzeichnung von Abkürzungen (s.u.); Korrekturen von erster Hand; Teil I (über das Beten) und Teil II (Didymus, Protokoll) stammen von derselben Hand, ein inhaltlicher Zusammenhang ist nach Meinung der Herausgeberin indessen nicht erkennbar. Orthographische Besonderheiten: Einige nicht assimilierte Formen (lin 4: ΰυνπεπηγεν, lin 9: ενγυς, lin 11: ουνοιτουμεν), einmal Verstoß gegen die Aspirationsregel (lin 20: ουκ ομοουοιως), und ziemlich häufig die bekannten Erscheinungen des Vokalismus (ε : αϊ; ει : t; t : ει; ω : o). Abkürzungen: L (= γενέοθαι, lin 21 ) sowie einige Suspensionskürzungen, z.T. mit Punkt hinter dem letzten geschriebenen Buchstaben des gekürzten Wortes (lin 21: αιμ. = αίματος, lin 22: κεκ[οι]νωυηκ. οαρκ. και αιμ. = κεκοινωνηκεν ΰαρκός και αίματος), z.T. nur mit Punkt hinter einer gekürzten Phrase (linn 16 + 20: ερωτηθοερετ. = ερωτηθείς ó αιρετικός) 3 , z.T. ohne jede Kennzeichnung (lin 20: ερετ = αιρετικός). Nomina sacra: ανος; θς, θυ; κς, κϋ; πϋς; πνκον (ohne Überstreichung); χς- F · Ob das vorliegende Blatt ursprünglich in einem größeren Kontext stand, läßt sich nur schwer sagen. Immerhin fällt auf, daß in Abschnitt I (über das Beten) „vor der erhaltenen ersten Zeile noch ein guter Teil Text fehlen" müßte (Kramer, PTA 34, ρ 107). „Vielleicht hat der Schreiber zur Protokollniederschrift ein bereits zu einem Viertel (mit Teil i ) beschriebenes Blatt benutzt; möglicherweise steht der Protokollanfang auf einem anderen Blatt"
162
Didymus der Blinde - Protokoll eines Dialogs / Änm.
1 - 3
(Kramer, PTA 34, ρ 109). Dies ist allerdings eine Annahme, die die Einordnung des vorliegenden Stückes in die Kategorie „Einzelblatt" voraussetzt (s.o.). Ε: B. Kramer, Protokoll eines Dialogs zwischen Didymus dem Blinden und einem Ketzer, ZPE 32 (1978), pp 201-211; wieder abgedruckt in: ead, Kleine Texte aus dem Tura-Fund, mit einem Beitrag von Michael Gronewald, PTA 34, Bonn 1985, pp 107-117. L: L. Koenen-W. Müller-Wiener, Z u den Papyri aus dem Arsenioskloster bei Tura, ZPE 2 (1968), pp 41-63 (zum Fund allgemein) / 0. Guéraud in: 0 . Guéraud et P. Nautin, Sur la Pâque, Paris 1979, pp 15-21 (zusammenfassender Bericht über den Tura-Fund) / B. Kramer, Art. Didymos in: TRE Vili, Berlin-New York 1981, pp 741-746 / G. H. R. Horsley, New Documents IV, North Ryde 1987, Nr. 107, pp 196sq / K. Treu, Christliche P a pyri XIII, APF 34, Leipzig 1988, ρ 72 (Nr. 647a). F: B. Kramer, Protokoll, ZPE 32 (1978), Tafel I.
1 Wohl aus der Anhängerschaft des Apollinaris von Laodicea. 2 Die Bemerkung der Editorin, „der vorliegende Text wurde ... im Arsenioskloster bei Tura entdeckt" (PTA 34, ρ 107), darf man wohl nicht pressen. Ob lin 19 διδυμ. (= Δίδυμος) oder διδυερ (= Διδύμου ερωτήοαντος) zu lesen ist, war für die Herausgeberin nicht zu entscheiden.
163
[KV 18] Didymtu der Blinde ( ? ) \ Christologiechcg Werk [Schluß einer Abhandlung 2 im
Anschluß an Ps 67 (68)]
Gießen, Universitätsbibliothek, Inv. Nr. 272, P. land. V 69
Haelst Nr. 648; Pack 2 , Appendix Nr. 22; Montevecchi, ρ 326; Turner Nr. 518
IV (Sprey, ρ 165; Ausenda, ρ 46; Gundel, ρ 30) Fundort: ? (erworben 1926 in Madinet el-Faijum); fr eines Cod fol (?), vom Ende eines Cod (oder einer Schrift); ca 10 cm(H) χ 9 cm(B); recto: 16 unvollständige linn (col ist oben und rechts abgerissen); rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin schwankt zwischen 36 und 43 litt; unterer Rand: ca 1 cm, Innenrand: ca 2 cm (Beginn von lin 6 etwas ausgerückt); verso: am oberen Fragmentrand geringe Reste von 4 linn; am Ende der 4. lin ein Schlußzeichen (Diple?), zwei Punkte und ein Schrägstrich; der übrige Teil des Versos ist leer. Relativ kleine, gedrängte Schrift mit erheblicher Annäherung an die Kursive; 1 χ Spiritus asper; Diärese bei i. Orthographica: o : ω; ΣΙ : ε [αρειοκω : αρεοκω (?, lin 8)]. Nomina sacra: θς, θ ω 3 ; κς; ουνου, ουνον, ουνων, ουνους; πηρ, πρς; οροιι 4 ; ϋς; Cauda (zur Bezeichnung der Suspensionskürzung) bei καί (5x), άπόοτολος (lin 4) und είοίν (lin 12). E: J. Sprey, Papyri Iandanae V, Leipzig-Berlin 1931, pp 165-169 (Nr. 69).
164
Didymus der Blinde - Christologisches W e r k / Anm.
1 - 4
L: P. G. Ausenda, Contributo allo studio dell'omiletica cristiana nei papiri dell'Egitto, Aeg 20 (1940), ρ 46 / H. G. Gundel, Die literarischen Papyri in der Gießener Universitätsbibliothek, KGP 12 (1962), ρ 21 (Nr. 36) / id, Katalog der literarischen Papyri, KGP 39 [(1977), zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage von KGP 12], ρ 30 (Nr. 36). F: H. G. Gundel, Katalog der literarischen Papyri (vgl. L), Abb. 8b.
^ Die V e r f a s s e r s c h a f t des Didymus ist nicht gesichert, es kommt möglicherweise auch Orígenes (Sprey, ρ 166) oder einer ihrer Schüler in Frage; nach A u senda muß der V e r f a s s e r aber auf jeden Fall aus der alexandrinischen Schule kommen. ^Ausenda spricht von einer Homilie über Ps 67 (68). o Der Kürzungsstrich fehlt, nach Meinung springfehlers; er liest daher θ(ε)ω.
des Editors
infolge
eines
Augen-
^ Diese einmalige Abkürzung für den Genitiv αταυροΰ gibt wenigstens der Editor an. Üblicherweise wird dieses Nomen sacrum jedoch als Staurogramm geschrieben, also nicht αρου, sondern öf)ou, wobei das £ meist deutlich größer ist als das vorangehende Sigma. Die Autopsie anhand des Fotos ergab jedoch, daß das Sigma und der strittige Buchstabe deutlich auf gleicher Höhe abschlossen, was eher für ein normales Rho spräche. Den bei einem S t a u r o g r a m m ansonsten immer vorhandenen Querstrich könnte man vielleicht auch hier feststellen, doch läßt der schadhafte Papyrus keine sichere Aussage zu. Es wäre also möglich, daß οταυρου hier tatsächlich durch ö - ρ - ο - υ abgekürzt ist; allerdings ist der l e t z t e Buchstabe s t a r k beschädigt und die Lesung ορς (= οωχηρος) daher nicht ausgeschlossen, vom Sinn her vielleicht sogar vorzuziehen.
165
Dioscorufl von Aphrodito Das Oeuvre des Dioscorus (im wesentlichen Geschäftsprosa und Gelegenheitsgedichte aus Anlaß von Geburtstagen und Hochzeiten oder zum Lobe eines Wohltäters sowie einige Ethopoiien) kam für eine Aufnahme ins Repertorium wegen seines profanen Inhalts (trotz der durchaus christlichen Färbung der Diktion) nicht in Betracht, zumal der große Umfang der Überlieferung dieses Schrifttums von ca 40 Papyri (anders als etwa im Falle der Kestoi des Julius Africanus) eine Ausnahme nicht zuläßt. Eine hervorragende Zusammenstellung dieser Texte (mit Edition und Kommentar) bietet jetzt Leslie S. Β. MacCoul, Dioscorus of Aphrodito, His Work and his World, in: The Transformation of the Classical Heritage 16, Berkeley-Los Angeles-London 1988, Kap. III, pp 57-146.
166
KV 19 [KV 30 und KV 19a] Dorotheui, Visio
Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Papyrus Bodmer XXIX
[Cod ρ 27, lin 1 - ρ 35, lin 21] Treu, Ref. XII, ρ 89 (Haelst Nr. 648a)
IV E - V a (Kasser-Cavallo, Nouvelle description, Ρ 123sq) Im selben Codex stehen neben KV 19a und KV 30 noch 7 weitere (bislang unedierte) metrisch gestaltete Stücke christlichen Inhalts. Für eine ausführliche Beschreibung des Gesamtcodex vgl. KV 30 (Hirte des Hermas) Ε: A. Hurst-0. Reverdin-J. Rüdhardt, P. Bodm. XXIX, Vision de Dorothéos (Edité avec une introduction, une traduction et des notes). En Appendice: Description et datation du Codex des Visions par R. Kasser et G. Cavallo [im Text abgekürzt als „Description"; diese Beschreibung ist z.T. überholt], Cologny-Genève 1984 / Α. Η M. Kessels and P. W. van der Horst, The Vision of Dorotheus (P. Bodm. XXIX) edited with introduction, translation and notes, VigChr 41 (1987), pp 313-359. L: E. Lucchesi, En marge de la «Vision de Dorothéos» 102 (1984), pp 397-398 / M. Fantuzzi, La visione di Doroteo, Atene e Roma N.S. 30 (1985), pp 186-197 / J. Irigoin, Rez. (zur ed. pr. des Ρ Bodmer 29 von Hurst-Reverdin-Rudhardt), Sc 39 (1985), pp 332-334 / F. Vian, A propos de la „Vision de Dorothéos", ZPE 60 (1985), pp 45-49 / P. W. van der Horst-Α. H.
Dorotheus - Visio
167
M. Kessels, Het Visioen van Dorotheiis, NedThT 40,2 (1985), pp 97-111 (Übersetzung und kommentierende Anmerkungen) / E. Livrea, Rez. (zur ed. pr. des Ρ Bodmer 29 von Hurst-Reverdin-Rudhardt), Gn 58 (1986), pp 687-711 (mit zahlreichen Vorschlägen zur Textgestaltung) / D. von Bereitem, Des soldats chrétiens dans la garde impériale, Observations sur le texte de la Vision de Dorothéos (Papyrus Bodmer XXIX), Studii Clasice 24 (1986), pp 155-163 / K. Treu, Christliche Papyri XII, APF 32 (1986), ρ 89sq (= Ref. XII) / F. Gonnelli, Visio Dorothei (P. Bodmer XXIX) V. 69, ZPE 67 (1987), ρ 79-81 / E. Livrea, La Vision de Dorothéos, Proceedings of the XVIII International Congress of Papyrology (Athens 25-31 May 1986), Vol I, Athen 1988, pp 445-451 (verweist auf den gnostischen Hintergrund, identifiziert den Verfasser „avec Dorothée évêque de Tyr, né à Antioche en 255, mort en 362 sous Julien l'Apostate", pp 450sq) / Th. Geizer, Zur Visio Dorothei: Pap. Bodmer 29, MusHelv 45 (1988), pp 248-250 / J. Bremmer, An Imperial Palace Guard in Heaven: The Date of the Vision of Dorotheus, ZPE 75 (1988), pp 82-88 / G. Agosti, Alcuni omerismi nella „Visio Dorothei" (P. Bodmer XXIX), Orpheus Ν. S. 10 (1989), pp 101-116 / L. S. Β. MacCoul, A Note on the Subscription of the Vision of Dorotheus, ZPE 83 (l990), ρ 292 / E. Livrea, Ancora sulla „Visione" di Doroteo, Ειχαομός 1 (l990), pp 183-190 / J. L. Fournet, Un éthopée de Cain dans le Codex des Visions de la Fondation Bodmer, ZPE 92 (1992), pp 253-266. F: Der Ausgabe von Hurst-Reverdin-Rudhardt liegt ein kompletter Photosatz der Visio bei [auf der letzten Seite ist auch der Beginn von (= KV 19a) zu sehen].
168
KV 19a [KV 30 und KV 19] Dorotheus ( ? ) \ Ad Abraham
Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Papyrus Bodmer XXX 2 [«Codex Visionum» ρ 35, lin 22 — ρ 36, lin 17]
IV E - V a
(Livrea, ρ 175)
Im «Codex Visionum» stehen neben KV 30 und KV 19 noch 7 weitere (bislang unedierte) metrisch gestaltete Stücke christlichen Inhalts. Für eine ausführliche Beschreibung des Gesamtcodex vgl. KV 30 (Hirte des Hermas), bei der KV 19a aber nur soweit Berücksichtigung gefunden hat, wie das vor dem Erscheinen der Edition möglich w a r 3 . Das Folgende ist als Ergänzung zu verstehen, wobei wir die wichtigsten Daten noch einmal wiederholen.
Beim «Codex Visionum» handelt es sich um einen Ein-Lagen-Codex. KV 19a steht an dritter Stelle und beginnt auf derselben Seite, auf der KV 19 endet, nämlich der Recto-Seite ρ 35, und endet auf dem folgenden Verso (ρ 36). KV 19a ist von Hand C geschrieben (gleiche Hand wie Visio Dorothei). Blattformat: 28,5 cm(H) χ 17,5 cm(B). Über die Randbreiten sind keine (neuen) Mitteilungen möglich, da Livrea auf diesbezügliche Angaben verzichtet hat. Fotos sind seiner Ausgabe nicht beigefügt. Das Stück besteht zunächst aus der (durch eine Rahmung verzierten) Überschrift IIPOC ΑΒΡΑΑΜ (lin 22, mit je einem achtstrahligen Stern rechts und links), es folgen 3 Stichen (linn 23-25), die als υπε[ρθ]ετα („Versi sovrapposti", Livrea, ρ 180) bezeichnet werden. Die Bezeichnung selbst steht rechts neben der Überschrift. Nach diesen Zeilen erscheint lin 26 eine Zwischenbemerkung (,,κατα όχοιχειον"), die auf die akrostichisch-alphabetische Gestaltung der folgenden 24 Hexameter-Stichen hinweist. Von diesen 24 sind 9 auf ρ 35 erhalten, während zwei weitere, die mit κ bzw. λ begonnen haben müssen, hier infolge der Beschädigung des Blattes im unteren Teil verloren gegangen
Dorotheus, Ad Abraham - P. Bodmer X X X / Anm. 1
169
sind. An diese 24 Zeilen schließt sich eine weitere Zeile mit einer Zwischenbemerkung an („i[a λοιπά] προοθεΐα" = „Versi aggiuntivi", vgl. Livrea, ρ 180). Den Schluß bilden 3 (durch diese Zwischenüberschrift angekündigte) Stichen, von denen der letzte vielleicht (vgl. Anm. l) den Namen des Dorotheos enthalten hat. Diärese: Organisches Trema (εκπροϊαλλε, Ad Abraham, lin 3 4 ; υϊα linn 4.23.28 - nicht bei υιος lin 17) und unorganisches Trema über anlautendem Jota (Ypsilon, außer in den vorgenannten υιος- bzw. υια-Stellen, ist im Anlaut nicht erhalten) stehen regelmäßig. Apostroph zur Bezeichnung der Elision kommt einmal vor (lin 25 δ'οξυ), fehlt aber an 4 weiteren Stellen, an denen man ihn erwarten würde. Ähnlich zufällig scheint die Setzung des (Ad Abraham, linn 26 und 27 korrekt einen Sinnabschnitt bezeichnenden) Hochpunktes zu sein. Orthographica sind rar: nur zweimal (Ad Abraham, linn 13 und 25) läßt sich die Vertauschung von ι und ει nachweisen. Auch Korrekturen (einer anderen Hand?) hat Livrea nur zweimal ausgewiesen. Nomina sacra werden durchweg piene geschrieben (vgl. Ad Abraham, lin 2 ουρανον, lin 8 θεος, lin 17 υιος sowie κύριε linn 26 und 27, wo die Lesung indessen unsicher ist). E: E. Livrea, Un poema inedito di Dorotheos: Ad Àbramo, ZPE 100 (1994), pp 175-187. L: E. Lucchesi, En marge de la «Vision de Dorothéos», AB 102 (1984), pp 397sq; für weiteres s. KV 30. F: Ein Foto der Codexseite 35, auf der der Anfang von Ad Abraham steht, findet sich auf der letzten Seite der bei KV 19 genannten Fotos; vom Rest ist ein Foto bislang nicht zugänglich.
1 Die Zuweisung beruht auf einer Konjektur Livreas, der das (unvollständig erhaltene) erste Wort der letzten Zeile in Δωρο[θεο]ν auflöst, dazu aber im
170
KV 19a - Anm.
2 - 4
Apparat (p 180) bemerkt: „33 Δωρό[θεο]ν Li(vrea): δώρο[ν èò]v H(urst) R(udhardt), at neutrum cum vestigiis plane congruit". Die Ergänzung (und damit die Zuweisung) ist also keineswegs gesichert (so auch H. Braun in seinem Anm. 2 zitierten Schreiben). 2 Freundliche Mitteilung des Direktors der Fondation Martin Bodmer, Dr. Hans Braun, vom 11.2.1994, der zugleich darauf hinweist, daß „Livrea den Text ohne Erlaubnis der Fondation veröffentlicht und auch gegen Treu und Glauben gegenüber den Genfer Editoren des besagten Codex gehandelt hat". — Livrea, der in seiner Edition auf die Mitteilung der P. Bodmer-Nr. verzichtet, hat die Grundlagen (in Anm. 1 seiner Edition, ZPE 100, ρ 175) wie folgt beschrieben: „Ho potuto studiare questo testo inedito grazie alla cortesia di A. Hurst e di J. Rudhardt, che hanno inviato a Firenze una prima trascrizione dei testi non pubblicati del ms. bodmeriano ... Per la possibilità di collazionare in situ il testo del poema Ad Abramo devo ringraziare la Bibliothèque Bodmérienne et la Fondation Hardt." — Zum Ganzen vgl. jetzt auch die „Mitteilung der Bibliotheca Bodmeriana", die „Stellungnahme von E. Livrea" und die „Stellungnahme von A. Hurst und J. Rudhardt" in ZPE 103 (1994), ρ 154. •'Für eine vollständige Einbeziehung von KV 19a war die Drucklegung bereits zu weit fortgeschritten. * Die Zählung beginnt mit der Überschrift als lin 1 (= lin 22 der Papyrusseite 35). Die beiden (unten auf ρ 35) fehlenden Zeilen werden als linn 15 und 16 beziffert.
171
KV 20 Ephraem1, Sermo in pulcherrimum Joseph2 (Assemani, Tom. Gr. II, pp 32-40)
Paris, Bibliothèque Nationale, (4026, seit Dezember 1973) Suppl. Gr. 1379, vormals: Phillipps ms 28967
Haelst Nr. 1220; Pack 2 Appendix Nr. 24; Montevecchi, ρ 326; Turner Nr. 520; Haeberlin Nr. 178; Clavis II 3938
VI - VII (Mercati, Note papirologiche, ρ 375; Irigoin, ρ 36) VII (Montfaucon, ρ 215; Gasnault, ρ 85; Turner, pp 36. 130) Fundort und Fundumstände: Die Bibliothek von St. Martin in Tours besaß noch im 18. Jhdt. eine aus der Mitte des 8. Jhdt. stammende (lateinische) Handschrift des Hiobkommentars des Philippus, eines Schülers des Hieronymus (Bibliotheksnr. 88); bei der (schon damals einsetzenden) Auflösung des Codexeinbandes traten als Einlage Reste von zwei zusammengeklebten Schriftstücken zutage. Die Besonderheit der Einlage, die dazu diente, den Buchdeckel auszupolstern, liegt darin, daB „mit stark lädierten griechischen Papyrusblättern 25 z.T. verstümmelte Pergamentstücke sehr verschiedener Größe abwechseln, die mit merovingischen Schriftzügen bedeckt sind" (Bischoff, ρ 26). Ein fr der griechischen Papyrusreste ist dann erstmalig 1709 in der Palaeographia Graeca von Montfaucon veröffentlicht worden, dem die Stücke bei einem Besuch der Bibliothek (ca 1703) gezeigt worden waren und der sich durch den Subprior Dom Leon Le Chevalier eine Pause hatte anfertigen lassen. Im Gefolge der franz. Revolution gelangte die Hs. mitsamt Einband in die öffentliche Bibliothek von Tours (Ms 1296; vgl. den Katalog von J. L. Chamel aus dem Jahre 1807, ρ 192), kam dort aber zwischen 1807 und 1826 abhanden. Bei dieser Gelegenheit wurde sie offensichtlich auch in 3 Bestandteile zerlegt (Einband/Titelblatt/Buchblock), deren Geschicke nunmehr getrennt verlaufen. Der Einband (und damit die Papyrusblätter) kam in die Bibliothek von Sir Thomas Phillipps und erhielt dort die Nr. 28967. G. H. Pertz (1844), J.-B. Pitra (1847) und H. Schenke (1892) erwähnen ihn in ihren Berichten und Beschreibungen 3 . Aber 1937 (Ehrhard, Überlieferung, ρ 707) gelten die Stücke wieder als verschollen; doch 1941 berichtet Mercati (Aeg 21, pp 91sq) von ih-
172
E p h r a e m - In pulcherrimum Joseph
r e m endgültigen „ritrovamento". Am 18.11.1967 ist der Papyrus dann bei einer Auktion des Hauses S o t h e b y 4 in London durch den Buchhändler Hans Peter Kraus aus New York erworben und ein halbes Jahr später - im Juni 1968 - an die Pariser Nationalbibliothek weitergegeben w o r d e n 5 . Dort wurden die griechischen Stücke r e s t a u r i e r t und unter G l a s g e b r a c h t 6 . Die Identifizierung der Stücke erfolgte bereits 1920 durch M e r c a t i 7 anhand der wenigen Z e i l e n von Montfaucons Faksimile (vgl. Anm. 43). Seine F e s t s t e l lung „che il testo del papiro non solo è migliore di quello d e l l ' A s s e m a n i , ... ma o f f r e anche lezioni preferibili a quelle dei migliori m a n o s c r i t t i " 8 ist mit der Erweiterung der T e x t b a s i s 9 nicht gänzlich hinfällig geworden, bedarf aber der Modifikation (vgl. den folgenden Abschnitt sowie Anm. 2).
Die Rekonstruktion der von einem Codex stammenden Blätter und die textliche Zuordnung der frr wird durch zwei Faktoren erschwert, z.T. sogar unmöglich gemacht, nämlich durch das Fehlen einer kritischen Ausgabe (vgl. Anm. 2) und den desolaten Erhaltungszustand der Blätter, der durch die hervorragenden konservatorischen Leistungen nur zum Teil wettgemacht werden konnte. Die fehlende Ausgabe macht sich insofern nachteilig b e m e r k b a r , als für eine Rekonstruktion häufig eine hinreichende Textbasis fehlt; denn der Papyrus bietet weder den „textus decurtatus" (Clavis II, ρ 389) der Ausgabe A s s e m a nis, noch die Langfassung des Baroccianus 148 (vgl. Anm. 2); er verfolgt eine mittlere Linie und weicht in Textumfang, Wortstellung und Phrasierung von beiden genannten T e x t f o r m e n in erheblichem Umfang ab. Der Erhaltungszustand ist einer Rekonstruktion insbesondere dadurch feindlich, dafi die Blätter (neben ihrer sonstigen Mutilierung) außerdem noch in ihre beiden Schichten (Recto-Schicht und V e r s o - S c h i c h t ) auseinandergefallen sind (zur vollen Dokumentation eines Blattes sind also 4 Fotos nötig). Diese Separierung ist allerdings nicht blattweise erfolgt, sondern nur an einzelnen S t e l len, und da die Schrift der Blattaußenseiten auch auf den Innenseiten (z.T. recht deutliche) Spuren hinterlassen hat, ist es auf S c h w a r z - W e i ß - F o t o s sehr schwierig, die Inseln einer erhaltenen Schreiboberfläche von den sie umgebenden Schriftspuren der Innenseiten zu scheiden. Wir beginnen daher zunächst mit der Bestandsaufnahme der frr in der Reihenfolge, die ihnen die Pariser Konservatoren gegeben haben und behandeln die textliche Zuordnung der f r r und die „Rekonstruktion und Reihenfolge" der Blätter in einem gesonderten Abschnitt, auf den wir bei der Bestandsaufnahme jeweils verweisen.
Bestand I l 1 0 : (Zuordnung?) 2 kleine frr; fr [a]: 7,5 cm(H) χ 5 cm(B); fr [b]: 10,7 cm (Η) χ 6,3 cm(B); auf fr [b]r finden sich in schwachen Schriftspuren die Anfänge von 13 linn; fr [a]r enthält quer zur Faser 5 Schriftzeilen von
KV 20 - Paris, Bibliothèque Nationale, Suppl. Gr. 1379
173
einer deutlich anderen Hand 1 1 ; es handelt sich um 2 Absprengsei von einer Recto-Seite, die Gegenseite ist ein Blattinneres und daher leer. I 2: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 5) 3 frr; das größte fr mißt 12,5 cm(H) χ 4,5 cm(ß); verso: Reste von 13 linn (es handelt sich um ein Absprengsei einer Verso-Seite, bei der Gegenseite handelt es sich also um ein Blattinneres, das keine Schrift trägt); die beiden übrigen (wesentlich kleineren) frr bestehen nur aus wenigen Fasern ohne erkennbare Schriftspuren. I 3: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 6 r ) 1 stark zerfasertes fr, auf dessen Recto aber 2 coli deutlich zu erkennen sind: 13,5 cm(H) χ 18,7 cm(B); recto: Interkolumnium: 2,5 cm; col 1: 13 unvollständige linn; col 2: 9 z.T. nur noch in Spuren erhaltene linn; .es handelt sich u m ein Absprengsei von einer Recto-Seite; die Gegenseite ist also ein Blattinneres, auf dem aber gelegentlich Spuren der von außen eingedrungenen Schrift zu erkennen sind. In der oberen rechten Ecke ist außerdem eine Textinsel (mit Resten von 5 linn) des Versos haften geblieben. Wo Zeilenenden deutlich erkennbar sind, haben sie am Schluß den Hochpunkt. I 4: (Zuordnung?) 5 winzige, z.T. nur aus wenigen Fasern bestehende f r r (Absprengsei von einem Verso) mit einigen Schriftspuren (von den ersten 2-3 linn einer Verso-Seite). I 5: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 6 r) 1 löchriges fr, dessen B e standteile oft nur noch durch wenige Fasern miteinander verbunden sind. Auf dem Recto sind 2 coli deutlich unterscheidbar: 13,2 cm(H) χ 15 cm(B); recto: Interkolumnium: 2,5 cm; col 1: schwache Schriftspuren von 11 linn; col 2: die Anfänge von 9 linn; es handelt sich um ein Absprengsei von einer Recto-Seite, auf der Gegenseite finden sich schwache Spuren der von außen durchgedrungenen Beschriftung. Die beiden erkennbaren Zeilenenden schließen mit einem Hochpunkt. I 6: (Zuordnung?) 4 (wahrscheinlich nicht zum gleichen fol gehörende) frr, d a bei handelt es sich (mit Ausnahme von fr [b]?) u m Absprengsei einer Verso-Seite, nur bei fr [a] ist (auf der Hälfte des f r ) auch die Recto-Seite erhalten; ansonsten zeigen die Gegenseiten ein Blattinneres: fr [a]v: 6,5 cm(H) χ 5 cm(B); Reste (jeweils 4-5 litt) von 4 beschriebe-
174
Ephraem - In pulcherrimum Joseph
nen linn und einer Blindzeile (nach lin l); fr [b]: 2 cm(H) χ 2,5 cm(B), es gehört (nach Ausweis des Fotos von der Seite) mit fr [a]v zusammen; daß das nicht möglich ist, zeigt nicht nur die abweichende Farbe des Papyrus, sondern auch die Tatsache, daß die Buchstaben der beiden frr nun zueinander kopfstehen; auf dem Foto der Gegenseite fehlt f r [b] merkwürdigerweise. Wahrscheinlich sind die beiden Stücke im Glasrahmen nur zufällig zusammengerutscht (die Tatsache, daß die Position der f r r auf dem Foto der Recto-Seite nicht dieselbe ist wie auf dem Foto der Verso-Seite spricht jedenfalls für diese Annahme). Außerdem handelt es sich bei diesem fr (das 3 Zeilen erkennen läßt, aber insgesamt nur 7 litt zeigt) nach unserem Eindruck (vom Foto her!) um das Absprengsei einer Recto-Seite. fr [c]v: 11,8 cm(H) χ 7,3 cm(B), 6 Zeilenenden (mit 1-4 litt), in der vorletzten Zeile mit Nomen sacrum θς; möglicherweise vom Innenteil beider Blatthälften eines Doppelblattes (Zeilenanfänge sind jedoch nicht vorhanden), fr [d]v ist nur noch in einigen Fasern erhalten. II 1: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 4 r) 1 in der oberen Hälfte e t was lückenhaftes fr mit j e einer col auf Recto und Verso: 29,5 cm(H) χ 17,3 cm(B); recto: oberer Rand (nur noch auf wenigen cm erhalten): 4,3 cm; unterer Rand: 3,2 cm; links von der Schrift befindet sich auf dem Recto eine Randpartie von 5,5 c m Breite. Knickspuren (die auf dem Foto allerdings nur schwer zu erkennen sind) machen es wahrscheinlich, daß nur 2,0 cm davon den Innenrand (einer Innencol) bilden, während die restlichen 3,5 cm zur gegenüberliegenden Doppelblatthälfte zu gehören scheinen. Im unteren Teil erscheinen schwache Schriftspuren, die aber von einer anderen Hand zu stammen scheinen. Das fr zeigt 28 nur im Mittelteil fast vollständige linn (die Zeilenenden sind abgebrochen). Schriftspiegelhöhe: 22,7 cm. Es scheint keine Zeile zu fehlen, so daß sich die ursprüngliche Zeilenzahl mit 28 angeben läßt. Die (rekonstruierte) Kolumnenbreite dürfte bei etwa 10,5 c m gelegen haben. Die rekonstruierte Buchstabenzahl liegt (soweit erkennbar) zwischen 15 und 19 litt pro lin. Die Gegenseite zeigt in der Hauptsache ein Blattinneres. Nur einige Textinseln stammen von der Verso-Seite,
K V 20 - P a r i s , Bibliothèque Nationale, Suppl. G r . 1379
175
die mit dem fr in Rahmen I V 3 identisch ist, sie lassen sich in die dortigen Lücken gut einpassen. II 1 und IV 3 sind die Kreuzlagen eines einzigen Blattes. II 2: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, foil 1 - 3 ) 3 frr von 3 verschiedenen Blättern. Das größte davon (= zugleich Repräsentant von fol 1) mißt 32 cm(H) χ 13 cm(B) und zeigt den Innenteil eines Doppelfol; dieses läßt auf dem Verso noch gut die ursprüngliche Blatthöhe (32 cm), die Schrift spiegelhöhe (21,6 cm), die Breite des oberen (4,3 cm) und des unteren Randes (6 cm) sowie die Innenrandbreiten entlang des gut sichtbaren Blattfalz ' (ca 2,6 cm am Zeilenende; 3,5 cm vor Zeilenbeginn) erkennen. Auf dem Verso sind 27 Zeilenenden einer Innencol zu sehen (die 28. ist bestenfalls zu erahnen) sowie der erste Buchstabe mehrerer Zeilen der gegenüberliegenden Doppelblatthälfte, außerdem natürlich die dazwischenliegenden Ränder (2,6 cm nach Ende, 3,6 cm vor Beginn der Zeile). Die Buchstabenzahl pro Zeile (die sich mit 15-20 litt pro lin rekonstruieren läßt) zeigt in einigen Zeilen erhebliche Abweichungen, weil die Zeilen (unter deutlicher Engstellung und gleichzeitiger Verkleinerung der letzten Buchstaben) in den Rand hineinragen. Soweit erkennbar enden alle Zeilen mit einem Hochpunkt (der bei Ny-Strich unterhalb desselben hinter den letzten ausgeschriebenen Buchstaben gestellt wird). Anlautendes Jota ist durch Trema bezeichnet, beim Eigennamen Ιωοηφ wird (in 3 von 4 Fällen) die nichtgriechische Herkunft durch einen Apostroph kenntlich gemacht. Das Recto ist zu erheblichen Teilen abgesplittert; erhalten geblieben ist auf dem breiten Doppelblatt-Rest nur ein schmaler Streifen (mit 3 - 4 litt) von 16 Zeilen, auf dem schmalen Doppelblatt-Stück sieht man das Ende (2 litt) von 8 linn; die Ränder dazwischen weisen dieselbe Breite auf wie auf dem Verso. Das obere der beiden kleineren frr ist aus mindestens 2 Stücken zusammenmontiert (ob sie wirklich zusammengehören, erscheint vom Text her fraglich, angesichts der textlichen Eigenständigkeit des Papyrus aber nicht unmöglich). In dieser Montage zeigt es auf dem Verso ein wenig vom Rand und die Anfänge von 13 linn. E s handelt sich um ein
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Absprengsei von einer Verso-Seite; die Gegenseite ist also ein Blattinneres und demzufolge (bis auf wenige Spuren) leer. Das fr repräsentiert fol 2. Bei dem unteren der beiden kleinen frr [Maße: ca 7 cm(H) χ 9 cm(ß)] haben wir den Eindruck, daß die Einglasung gegenüber den beiden anderen frr nicht ganz konsequent ist; denn soweit wir feststellen können, ist seine Recto-Seite zusammen mit den Verso-Seiten der beiden anderen frr montiert. Natürlich ist eine solche Aussage anhand eines Fotos nicht unbedenklich, indessen scheint die Rekonstruktion diese Annahme zu bestätigen. Das fr zeigt also (auf der Recto-Seite, wie wir meinen) etwas Rand (wie es scheint, mit einer Marginalie von gleicher Hand in kleinerer Schrift) und die Anfänge von 9 Zeilen. Die Gegenseite halten wir für ein Blattinneres, die Buchstabenspuren für eingedrungen. Wir glauben deshalb, daß dieses fr ein Repräsentant (der oberen inneren Ecke) von fol 3 ist. Diese Annahmen werden bestätigt durch das mittlere Fragment in Rahmen IV 1 (ein Recto-Absprengsel), dessen Zeilen sich (nach Ausfall von 1-2 litt pro lin) unmittelbar an II 2 anschließen lassen. Aus dieser Zusammenlegung ergibt sich unten in diesem Bereich eine Zeilenlänge von 15-17 litt pro lin. II 3: (Zuordnung?, vielleicht fol 8, vgl. Anm. 22) 1 stark mutiliertes fr mit Resten von 1 col: 29,8 cm(H) χ 20 cm(B); auf Recto und Verso sind nur noch vereinzelt einige litt erhalten; nur in der rechten oberen Ekke des Verso sind einige Zeilenenden zu lesen. II 4: [vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 1 (Außencol) sowie Anm. 22] 2 frr, beide in Form eines Längsstreifens, die jeweils eine col repräsentieren, das kleinere fr mißt 28,7 cm(H) χ 5,3 cm(B); auf dem Recto sind nur noch die Zeilenenden von wenigen lirai erhalten, auf dem Verso sind die Anfänge von 15 linn in Spuren erkennbar; der etwas ausgefaserte obere Rand hat eine Höhe von ca 5 cm. Das größere fr mißt 31,3 cm(H) χ 8,3 cm(B). Recto: der obere Rand ist ausgefranst (einzelne Faserstränge erreichen eine Höhe von 2,5 cm); unterer Rand: 6 cm; Außenrand: 2,7-3,4 cm; 28 (vielleicht 29) linn, von denen nur die Enden erhalten sind; die linn 15-17 fehlen ganz. Verso:
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unterer Rand: 6,2 cm; Außenrand: 4 cm; 28 linn, von denen nur noch die Anfánge erhalten sind. Wo die Zeilenenden gut lesbar sind, ist auch der Hochpunkt am Schluß gut zu erkennen. II 5: [vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 1 (Außencol)] 3 frr, von denen 2 nur noch aus wenigen Fasern bestehen; das dritte fr ist ein Recto-Absprengsel und mißt 21 cm(H) χ 7 cm(ß); es enthält die Mittelpartien von 27 linn. II 5 bildet (zusammen mit dem großen fr aus II 4 ) die Außencol der Recto-Seite von fol 1. Die Gegenseite ist ein Blattinneres mit ganz kleinen Textinseln (maximal 2 litt) vom Verso. III 1: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, foli 8 und 9) Die unteren zwei Drittel eines fol, auf dem beide coli gut zu erkennen sind. Maße: 16,7 cm(H) χ 22,8 cm(ß); Außencol (r): 14 Zeilenenden; Innencol (r): 18 fast vollständige linn (Ausfälle nur an den Zeilenenden und durch kleinere Löcher innerhalb des fr); Interkolumnium: 2,6 cm (an einigen Stellen reichen die Zeilen noch ca 1 cm in das Interkolumnium hinein, die litt stehen dort dann sehr eng und sind stark verkleinert). Das Verso ist weitgehend abgesprengt, nur 6 Zeilen unten auf der Außencol sind als Textinsel erhalten geblieben. Wo Zeilenenden deutlich lesbar sind, ist auch der Hochpunkt am Schluß zu sehen. III 2: (Zuordnung?) Absprengsei von der unteren Hälfte einer Verso-Seite, auf der Spuren von 11 linn einer col zu sehen sind, von denen zumindest die letzte aus einem Girlandenornament 1 2 zu bestehen scheint. Maße: 15,8 cm(H) χ 21,7 cm(ß); unterer Rand: 4 cm. Die Gegenseite ist ein Blattinneres. III 3: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 3 r) Stark mutiliertes Blattfragment, das die gesamte Breite und zwei Drittel der Höhe repräsentiert. Maße: 21,7 cm(H) χ 31,3 cm(ß); recto: oberer Rand (nur auf wenigen cm in der rechten Ecke, dafür aber wohl in voller Höhe erhalten): 4,2 cm; Innenrand links am Zeilenanfang 1 3 : 4,8 cm (mit Schriftspuren einer anderen Hand quer zur Schreibrichtung); der Außenrand ist bis auf wenige cm ausgefranst oder weggebrochen; Interkolumnium: 2,5 cm; die Innencol hat 22 unvollständige linn, von denen die linn 8 und 17 auffällig weit ins Interkolumnium hineinragen (bei gleichzeitiger Engstel-
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lung und Verkleinerung der Buchstaben); die Außencol bietet noch 21 z.T. sehr lückenhafte linn. III 3 ist die Recto-Seite eines in seine Kreuzlagen aufgespaltenen Blattes, dessen Verso-Seite in Rahmen IV 4 vorliegt. Die Gegenseite ist mithin ein Blattinneres, auf dem die (von der Verso-Beschriftung) eingedrungenen Tintenspuren z.T. noch gut lesbar sind. Eine echte Textinsel des Verso (= IV 4) findet sich (mit den Enden und Anfängen der letzten 4 linn) unten rechts und links des I n terkolumniums (das hier 2,2 cm breit ist). III 4: (Zuordnung?, vgl. Anm. 22) 1 stark mutiliertes fr mit den Resten einer col; es besteht de facto aus 3 langen Steifen (mit 3 bis höchstens 5 litt pro lin), die durch ein paar textlose Fasern miteinander verbunden sind 28,4 cm(H) χ 15,8 cm(B); verso: unterer Rand: 6 cm; Spuren der übrigen Ränder sind nicht erhalten; Teile von 27 deutlich erkennbaren linn. Bei III 4 handelt es sich um ein Verso-Absprengsel; die Gegenseite ist mithin ein Blattinneres (mit nur ganz wenigen Schriftspuren). III 5: (vgl. Anm. 22) mehrere unzusammenhängende f r r 1 4 , das größte fr mißt 10,7 cm(H) χ 9,6 cm(B); auf dem Recto dieses fr (das ein Absprengsei ist, die Gegenseite ist mithin ein Blattinneres) sind die Mitte des Doppelblattes und Spuren von 2 coli zu erkennen; Innenrand links am Zeilenanfang: 3,3 cm; Innenrand rechts am Zeilenende: 3,3 cm; der R e staurator ordnet diesem fr ein weiteres fr zu, das zu demselben Blatt zu gehören scheint; es weist auf dem links vom Zeilenanfang liegenden Innenrand quer zur Schreibrichtung Schriftspuren einer (wesentlich kleineren) Hand auf. Die übrigen (sehr kleinen) f r r bieten Reste von 3-6 Zeilen mit 1-3 (gut lesbaren) litt pro lin. Auf der Gegenseite sind nur noch schwach einige Schriftspuren zu erkennen; es handelt sich mithin um Absprengsei. IV 1: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 3) 3 kleine frr, die im Rahmen übereinander angeordnet sind; alle drei sind Absprengsei einer Rectoseite; das obere mißt 6,6 cm(H) χ 5,1 cm(B); es zeigt die Enden von 6 linn. Das mittlere fr mißt 4,3 cm(H) χ 5,4 cm(B); erhalten sind die Zeilenenden von 4 linn, die mit den Anfängen in II 1 (unten) zusammengehören; die Gegenseite ist ein Blattinneres, die dort sichtbaren
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Spuren von 4 linn sind von der Versoseite her eingedrungen (nur wenige litt sind lesbar). Das untere fr mißt 5 cm(H) χ 4,3 cm(ß); es enthält weder auf dem Recto noch auf dem Verso lesbare Schriftspuren. Die beiden unteren fr hängen noch durch eine Faser zusammen. IV 2: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 7 r+v) 1 in der unteren Hälfte stark mutiliertes Blattfragment mit 2 coli, das in der Höhe 2 / 3 eines fol und in der Breite (abgesehen von den lädierten Rändern) ein vollständiges fol repräsentiert: 25 cm(H) χ 3 5 1 5 cm(B). Recto: Außenrand rechts vom Zeilenende der Außencol: 4,8 cm; Innenrand links vom Zeilenanfang der Innencol: 4 , 4 1 6 cm; unterer Rand: 4,6 cm; Interkolumnium: 2,5 cm. Verso: Innenrand (vor Zeilenbeginn der Innencol) 4,4 cm (vgl. Anm. 16); Außenrand (rechts von der Außencol) 5,3 cm. U n terer Rand nicht sicher feststellbar (anscheinend hat die Versoseite eine Zeile weniger, wahrscheinlich 5,5 cm); Interkolumnium: 2,2 cm. Von beiden Seiten ist die texttragende Schicht zu erheblichen Teilen abgesplittert, aber vor allem auf dem Recto ist die Schrift so tief ins Blattinnere eingedrungen, daß trotz der Absplitterung der Oberschicht erhebliche Textteile lesbar geblieben sind. IV 3: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 4 ν ) 1 fr mit 1 col, das zwar einige Lücken aufweist, aber die Blatthöhe vollständig repräsentiert und an einer Stelle noch die Mitte des Doppelblattes erkennen läßt: 33,3 cm(H) χ 19,2 cm(B). Verso: Oberer Rand: 5,5 cm; unterer Rand: 5,9 cm; Innenrand rechts am Zeilenende: 5,7 cm, aber wahrscheinlich (Knickspuren?) gehören 2,3 cm zur gegenüberliegenden Doppelblatthälfte. Schriftspiegelhöhe: 21,2 cm; 27 unvollständige linn, bei den linn 1-6 fehlen die Zeilenanfänge (Absplitterung); lin 9 reicht auffällig weit in den Rand hinein. Von der Rectoseite sind nur der obere Rand und eine Textinsel mit den (stetig kürzer werdenden) Enden von 12 linn erhalten. Der Rest ist abgesprengt. Das Foto zeigt also im wesentlichen ein Blattinneres (auf dem Buchstaben nur selten und schemenhaft zu e r kennen sind). Der obere Rand hat eine Breite von 4,7 cm. Soweit e r kennbar enden die Zeilen alle mit einem Punkt. IV 3 bildet zusammen mit II 1 die beiden auseinandergesprengten
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Kreuzlagen ein und desselben Blattes. IV 4: (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 3 ν ) die oberen 3 / 4 eines Blattes mit 2 coli: 24,5 cm(H) χ 32 cm(ß). IV 4 ist die Versoseite eines Blattes, dessen Recto von II 2 (unten), IV 1 (Mitte), vor allem aber von III 3 gebildet wird. Diese beiden Blattschichten sind Repräsentanten der beiden auseinandergesprengten Kreuzlagen ein und desselben Blattes, wobei die Scheidung nicht ganz sauber ist, denn auf der Gegenseite von IV 4 (die demnach ein Blattinneres ist) sind vor allem auf der Außencol erhaltene Textinseln der Rectoseite haften geblieben. Verso: Oberer Rand: 5,1 cm; Innenrand am Zeilenende der Innencol: (mindestens) 4,3 cm (wieviel davon zur gegenüberliegenden Doppelblatthälfte gehört, ist unklar). Außenrand links vom Zeilenanfang: 3,6 cm; Interkolumnium: 2,6 cm; Außencol: 21 fast vollständig erhaltene linn; durchschnittlich 12-15 litt pro lin; Innencol: 22 meist unvollständige linn mit 14-19 litt pro lin. Auf den Rändern (z.T. in den Text hineinragend) und im Interkolumnium finden sich Schriftspuren einer wesentlich kleineren (aber wohl auch griechisch schreibenden) Hand, die quer zur Schreibrichtung des Ephraem-Textes verlaufen. Für die Maße usw. der Rectoseite vgl. III 3; bei IV 4 (r) sind vor allem der obere Rand (4,7 cm) und die Breite des Interkolumniums (2,7 cm) einigermaßen erkennbar. Rekonstruktion und Reihenfolge der Blätter
Der Codex hat aus Blättern bestanden, die in zwei Kolumnen auf jeder Seite beschrieben waren. Die Kolumnen sind (von der Transkription aus zu urteilen) nicht immer von gleicher Breite: Neben (den häufigen) coli von 19-21 litt pro lin durchschnittlicher Breite gibt es (gelegentlich) auch solche mit 12-15 oder 15-17 Buchstaben pro Zeile. Zusammenhängende Doppelblätter sind nicht erhalten geblieben. Allerdings zeigt bereits das große fr in Rahmen II 2 einen Blattfalz 1 7 mit einem schmalen Rest der gegenüberliegenden Doppelblatthälfte. Leider haben die dort erkennbaren Zeilenanfänge (bzw. Zeilenenden auf der Gegenseite) für eine Identifikation des Textes bisher nicht ausgereicht, so daß unklar bleibt, welche Position das durch diesen schmalen Randstreifen
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repräsentierte Blatt im Codex (bzw. in der Lage) ursprünglich eingenommen hat. Blatt 1: I m m e r h i n ist k l a r , daß dieses große fr in II 2
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die Iimenkolumne eines
Blattes zeigt. Die Versoseite dieses fol läßt sich textmäßig (trotz zahlreicher Differenzen im einzelnen) der Passage Ass. II 32 E4 - 33 Al zuordnen; der Textvergleich mit den anderen identifizierten frr zeigt, daß wir es hier mit dem Repräsentanten des ersten erhaltenen Blattes zu tun haben. Die Rectoseite zu dieser col läßt sich als Überbleibsel jenes Textes deuten, der uns in Ass. II 31 F4 - 32 A8 (?) vorliegt. Allerdings ist die Zuweisung wegen der geringen Menge erhaltener Buchstaben und wegen der offensichtlich (von den uns zugänglichen Textformen) stark abweichenden Textgestalt höchst unsicher. Wenn sie zutrifft, ging auf diesem Blatt das Recto dem Verso voran. Die Außenkolumne dieses ersten Blattes wird durch 2 frr aus 2 verschiedenen Rahmen dargestellt, nämlich durch das große fr in Rahmen II 4 und das (einzige) fr in Rahmen II 5 (das nur eine Absplitterung von einer Rectoseite ist, als Gegenseite auf dem Foto also eine leere Blattinnenseite zeigt); die beiden frr gehören eng zusammen: f r II 5 ist z.T. von II 4 (groß) abgesplittert. Der (kombinierte) Text beider frr entspricht auf der Rectoseite in etwa dem von Ass. II 32 B1 - 32 C7; die Versoseite (von II 4) zeigt Text aus Ass. II 32 C7 - E4. Damit ist die Reihenfolge Recto vor Verso gesichert. Ergebnis: fol 1 wird repräsentiert durch frr II 2 + II 4 (groß) + II 5; der Text enspricht in etwa Ass. II 31 F4 - 33 Al (etwa 56 Ass. Ii-Zeilen bzw. ca 93 Barocc. 148-Zeilen). Blatt 2: Die Rekonstruktion von Blatt 2 macht zunächst Schwierigkeiten. Sicher ist nur, daß fol 1 mit Ass. II 33 Al geendet und daß fol 3 mit Text von Ass. II 33 E3 begonnen hat, d.h. fol 2 muß in Ass. II 33 Al begonnen und mit Ass. II 33 E2 geendet haben. Das Problem liegt darin, daß diesem Textbereich überhaupt nur das kleine fr, das in der linken oberen Ecke des Rahmens II 2 untergebracht ist, zugeordnet werden kann. Die Identifikation seiner Rectoseite 1 9 (da es sich um ein Absprengsei handelt, trägt nur sie Text) mit Ass. II 33 D4-8 ist aber höchst unsicher und mit keiner der uns zugänglichen Textformen
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sauber durchführbar. Hinzu kommt, daß weder die bei Ass. II gebotene Textmenge (33 linn = 1205 litt) noch die des Baroccianus 148 (70 linn = 1411 litt) zur Füllung von 4 coli à 28 linn von 15-20 litt (ca 1680-2240 litt) ganz ausreicht. Wir sind also gezwungen, entweder mit einem sehr erweiterten oder mit einem sehr weitläufig (12-13 litt pro lin maximal) geschriebenen Text zu rechnen. Gegen eine weite Beschriftung spricht die Tatsache, daß die Rekonstruktion von II 2 (oben) zu Zeilen mit 20-23 litt pro lin führt. Für einen erweiterten Text kann als Anhaltspunkt das Faktum ins Feld geführt werden, daß der Papyrus auch sonst ein durchaus eigenständiges Textprofil zeigt und die Textdifferenzen zwischen den beiden anderen erreichbaren Textformen (wie schon der divergierende Buchstabenbestand zeigt) in diesem Bereich nicht unerheblich sind. Wenn die Rekonstruktion (trotz allem) richtig ist und unser Eindruck, daß es sich bei II 2 um ein Recto handelt, zutrifft, so müßte bei fol 2 das Verso dem Recto vorausgegangen sein; denn daß ein Text, der Ass II 33 D4-8 entspricht, ziemlich ans Ende des Blattes gehört, leidet wohl keinen Zweifel. Dies wäre dann möglich, wenn der Codex nach dem Schema des „like faces like" aufgebaut war, und da sich dieses Schema im weiteren Verlauf bestätigt, ergibt sich daraus auch eine gewisse Bestätigung für die vorgenommene Anordnung. Ergebnis: fol 2 wird repräsentiert durch (das Recto-Absprengsel) fr II 2 (oben). Textmäßig müßte es in etwa Ass. II 33 A2 bis 33 E2 (in einer erweiterten Fassung) geboten haben. Blatt 3: Die Rekonstruktion des 3. Blattes, von dem ungefähr die oberen zwei Drittel (mehr oder weniger gut) erhalten sind, ist vor allem im Hinblick auf die Textverteilung schwierig. Denn dieses Blatt ist (ähnlich wie fol 1; vgl II 4 und II 5) in seine beiden Schichten (recto und verso) auseinandergefallen, und zwar so, daß Textinseln des Verso zum einen Teil noch auf der Rückseite der Rectoschicht haften (und umgekehrt) und sich zum anderen Teil völlig verselbständigt haben. Erst durch das Überblenden der beiden Blatt-Schichten wird der Text einigermaßen herstellbar. Erschwert wird die Rekonstruktion zusätzlich dadurch, daß Tinte von den beschriebenen Außenschichten ins Blattinnere vorgedrungen ist und dort Schriftspuren hinterlassen hat, die bisweilen noch
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lesbar sind, so daß es beim Transkribieren zu irritierenden Dubletten kommen kann. Für die Rectoseite befindet sich die Hauptmasse des Textes in Rahmen III 3 (die Gegenseite, ein Blattinneres, ist bis auf die Rest-Inseln des VersoTextes und die durchgeschlagenen Buchstaben leer). Die Hauptmasse des Verso-Textes findet sich in Rahmen IV 4 (für die Gegenseite gilt das für III 3 gesagte mutatis mutandis entsprechend). Zur Recto-Seite (und nur zu dieser, denn es handelt sich um ein Absprengsei und die Buchstabenspuren auf der Gegenseite sind von außen bis ins Blattinnere eingedrungen) gehört ferner das untere von den beiden kleinen frr in II 2, das Zeilenanfänge mit einem Text zeigt, der Ass. II 33 E3-6 entspricht. Die dazugehörenden Zeilenenden finden sich auf dem mittleren fr in Rahmen IV 1 (ebenfalls ein Recto-Absprengsel); zwischen beiden frr fehlen jeweils nur 1-2 litt pro lin. Mit diesem Text muß die Rectoseite begonnen haben, die beiden Recto-Absprengsel bilden also die obere linke Ecke der Innenkolumne. Der Text des Gesamtblattes [II 2 (unten) + IV 1 (Mitte) + III 3 (=r) / IV 4 (=v)] ist grosso modo dem von Ass. II 33 E3 - 34 D3 (=42 Assemani-Zeilen, dem entsprechen hier in etwa 132 Baroccianus 148-Zeilen) zuzuordnen. Eine genaue Zuweisung ist oft schwierig, denn Assemani-Text und Barocc. 148 unterscheiden sich in diesem Bereich (auch im Umfang) ganz erheblich voneinander [Barocc. 148 ist wesentlich ausführlicher] und der Papyrus geht teils mit dem einen, teils mit dem anderen, teils mit keinem. Das Recto geht dem Verso voran, das Schema „like faces like" wird dadurch bestätigt. Ergebnis: fol 3 wird repräsentiert durch II 2 (unten) + IV 1 (Mitte) + III 3 = Recto und IV 4 = Verso; es enthält Text, der in etwa Ass. II 33 E3 - 34 D3 entspricht; wegen der großen Schwankungen in der Überlieferung ist die Umfangsbestimmung des Textes und seine Zuordnung schwierig. Das Recto geht dem Verso voran. Blatt 4: fol 4 ist durch die Vorder- und Rückseite einer am Außenrand stark beschädigten, sonst aber gut erhaltenen Kolumne repräsentiert, die Teile von allen 27 Zeilen bietet. Auch dieses Teilblatt ist (in der gleichen Weise wie bei
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fol 1 und fol 3) auseinandergesplittert: Die Hauptmasse der Versoseite befindet sich in Rahmen IV 3, die der Rectoseite in Rahmen II 1. Der Text dieser col entspricht in etwa Ass. II 34 D6 - E4 (Verso) bzw. Ass II 34 Fl - 35 A4 (Recto). Eine genaue Abgrenzung ist nicht möglich, da die Textform gegenüber dem Assemani-Text deutlich erweitert ist, ohne sich deshalb mit der des Barocc. 148 zu decken, der ebenfalls eine Langform bietet. Das Verso geht dem Recto voran („like faces like") und da die Texte von Verso und Recto dieser col inhaltlich aneinander anzuschließen scheinen (die kleine Lücke von E 5-8 könnte durch eine abweichende Textform bedingt sein), liegt trotz des breiten Randes [vgl. Bestand, II 1 (r)] zunächst der Schluß nahe, daß es sich hier um eine Außenkolumne handelt. Dem steht aber entgegen, daß (unter Zugrundelegung des Assemani-Textes) auch der Text des vorausgehenden Blattes fast unmittelbaren Anschluß hat (was bei einer Außenkolumne nicht möglich ist). Eine Lösung dieser Schwierigkeit läßt sich aber mit Hilfe des Barocc. 148 herbeiführen, der gerade im Bereich zwischen Ass. II 34 E4 und E5 (und damit auf der Grenze zwischen Recto- und Versoseite der Papyruskolumne) eine Passage (von 1087 litt mit ausführlicher Erzählung der Träume des Pharao) bietet, die im Assemani-Text fehlt. Wenn man nun in Analogie dazu auch für den vorliegenden Papyrus mit einem Langtext rechnet, löst sich die Schwierigkeit: 2 coli à 27 bzw. 28 linn mit jeweils 19-20 litt ergeben 1045-1120 litt, die Barocc. 148-Passage läßt sich also gut einfügen. Die aus IV 3 und II 1 bestehende, fol 4 repräsentierende Kolumne muß demnach eine Innenkolumne sein. Das gesamte Blatt 4 entspricht damit 89 Barocc. 148-Zeilen (denen nur 22 Assemani-Zeilen gegenüberstehen). Vielleicht gehört auch die Verso-Absplitterung I 2 zu diesem Blatt, denn die (zumindest in einigen linn) relativ sicheren Lesungen und Ergänzungen 2 0 lassen vom Inhalt her an Ass. II, ρ 34 (Behandlung von Gen 40+41) denken, doch war weder mit dem Text Assemanis noch mit dem Barocc. 148 eine Rekonstruktion möglich. Ergebnis: fol 4 wird repräsentiert durch II 1 und IV 4; dies ist eine Innenkolumne, die textlich Ass. II 34 D6 - E4 (Verso) bzw. 34 Fl - 35 A4 (Recto) entspricht. Die Außenkolumne muß eine Passage enthalten haben, die für uns in der Barocc. 148-Tradition faßbar wird, aber im Ass. Ii-Text fehlt. Das Verso geht dem Recto voran.
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Blatt 5: Das nächste (mit einiger Sicherheit textlich und kodikologisch fixierbare) Stück ist eine Kombination aus den Recto-Absplitterungen I 5 und I 3, die zusammen 2 coli einer Rectoseite repräsentieren. Der jeweils erhaltene Teil läßt sich in etwa mit Ass. II 36 E3 - E7 (= I 3, großes fr) und Ass. II 36 E8 F4 (= I 5) für die Außencol sowie Ass. II 37 A4+5 (= I 3, kleines fr) und Ass. II 37 A6 - B2 (= I 5) für die Innencol zur Deckung bringen. Zwischen dem Ende von fol 4 (Ass. II 35 A4) und Ass. II 36 E3 liegt Text, der dem Gegenwert von 77 Assemani-Zeilen bzw. von 188 linn in der Baroccianus 148-Fassung entspricht. Leider divergieren die Zahlen, die wir in bezug auf den Umfang für das Verhältnis von Assemani- und Baroccianus-Text zum Text des Papyrus bisher erhoben haben, zu stark, als daß sich verläßliche Umfangsschätzungen daraus herleiten ließen. Außerdem wissen wir natürlich nicht, ob (und in welchem Umfang) Kürzungen vorgenommen worden sind. Dennoch erscheint es (vor allem nach den Erfahrungen mit fol 4, wo ein erweiterter Text angenommen werden mußte) unwahrscheinlich, daß die genannte Textmenge auf einem einzigen Papyrusblatt gestanden haben sollte. Vielmehr scheint die Annahme plausibel, daß sie sich auf die Blätter 5 und 6 verteilt hat, und zwar so, daß sie fol 5 vollständig und von fol 6 die Verso-Seite bedeckt hat. Ein fr, daß fol 5 repräsentiert, hat sich nicht finden lassen. Daß das bisher gültige Anordnungsschema („like faces like"), demzufolge bei fol 5 das Recto dem Verso vorausgegangen wäre, auch weiterhin Gültigkeit hat, ist unter diesen Umständen nichts weiter als eine plausible Vermutung. Blatt 6: Falls dieses Anordnungsschema aber wirklich fortbesteht, dann können die oben (bei der Beschreibung von Blatt 5) genannten frr aus den Rahmen I 3 und I 5 (vom Textabstand aus geurteilt) entweder die Rückseite von fol 6 oder die Vorderseite von fol 7 gebildet haben, denn dies sind die beiden zunächst folgenden Rectoseiten. Für eine Entscheidung ist ein Blick auf das nächste identifizierte fr nützlich. Gemeint ist das fr in Rahmen IV 2, das Recto und Verso von den unteren beiden Dritteln eines (allerdings auch im erhaltenen Bereich stark mutilierten) Blattes zeigt und einen Text bietet, dessen Anfang auf dem Recto liegt und sich mit Ass. II 37 B7 - Cl identifizieren läßt. Ver-
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sucht man (auf der Basis des Assemani-Textes, der aber in diesem Bereich dem Papyrus-Text zumindest vom Umfang her zu entsprechen scheint) eine Rekonstruktion, so stellt man schnell fest, daß das obere Drittel des durch IV 2 repräsentierten Blattes nicht ausreicht, um den Text von I 3 + I 5 und den Ergänzungen dazu aufzunehmen. Daraus folgt: I 3 und I 5 sind Repräsentanten der Rectoseite (= Rückseite) von fol 6, die textmäßig im Bereich von Ass. II 36 D (7?) begonnen und bei 37 Β (3?) geendet haben dürfte; das entspräche einem Gesamtumfang von 29 Assemani-Zeilen bzw. 50 Baroccianus 148-Zeilen. Zugleich erfährt die Hypothese einer Anordnung „like faces like" durch diese Zuordnung eine erneute Bestätigung. Blatt 7: Durch das Gesagte ist fol 7 bereits weitestgehend bestimmt. Es wird r e präsentiert durch das fr in Rahmen IV 2. Das Recto geht dem Verso voran; der Beginn der Rectoseite muß etwa bei Ass. II 37 Β (4?) liegen; identifizierbar ist auf dem Recto (trotz z.T. abweichenden Textes) Ass. II 37 B7 - Cl (für die Innencol) und 37 D 6-7 (für die Außencol); das Verso könnte bei Ass. II 37 E5 begonnen und in 38 C (6?) geendet haben; hier sind Ass. II 37 F6+7 (für die Außencol) und Ass. II 38 A7+8 (für die Innencol) trotz Textabweichungen identifizierbar. Insgesamt dürfte das Blatt den Text von ca 60 Assemani-Zeilen bzw. 100 Baroccianus 148-Zeilen enthalten haben. Blatt 8: Das letzte fr, das wir haben einordnen können, befindet sich in Rahmen III 1; es enthält auf dem Recto Textstücke, die mit Ass. II 39 D8 - El in der einen und Ass. II 40 A3-7 in der anderen Kolumne identifizierbar sind, während das (ansonsten fast völlig abgesprengte) Verso in der Mitte der einen Kolumne Reste von Ass. II 40 Cl-3 zu bieten scheint. Dieser Befund reicht für die Feststellung, daß auch fr III 1 ein Blatt repräsentiert, auf dem das Recto dem Verso vorangeht. Falls das Anordnungsschema beibehalten worden ist, kann es sich daher um einen Repräsentanten von fol 8 nicht handeln, denn hier müßte die Reihenfolge umgekehrt lauten. Wir müssen daher davon ausgehen, daß (neben fol 5) auch fol 8 völlig verloren gegangen ist. Diese Annahme wird durch die Lückenberechnung gestützt, denn zwischen dem (erschlossenen) Ende von fol 7 bei Ass. II 36 C (6?) und dem Anfang von fr III 1 (das mehr
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oder weniger deutlich Spuren von 18 Zeilen, aber keine Andeutung eines Randes erkennen läßt und deshalb wohl aus der Blattmitte stammt) fehlen etwa 58 Assemani-Zeilen, was in diesem Falle 118 Baroccianus 148-Zeilen entspricht; nach den bisherigen Erfahrungswerten ist das eine Textmenge, die praeter propter auf einem Papyrusblatt unterzubringen ist (wobei einige Zeilen durchaus auf fol 9 übergelaufen sein können). Blatt 9: Blatt 9 wird also repräsentiert von fr III 1; dabei geht, wie gesagt, das Recto dem Verso voran. Der Text Ass. II 39 D8 - E l gehört zur Innenkolumne, der Text Ass. II 40 A3-7 zur Außenkolumne des Recto. Wegen des geringen Abstands muß Ass. II 40 Cl-3 in der Außencol des Verso gestanden haben; das wird durch das Foto bestätigt. Vielleicht gehört auch III 2 (als Abschluß) zu diesem Blatt. Ohne Zuordnung sind bei diesem Rekonstruktionsversuch die frr in den Rahmen I 1, I 2, I 4, II 3, II 4 (kleineres fr), III 2, III 4, III 5 und IV 1 geblieben. Das liegt nur in 4 Fällen an dem zu geringen Bestand identifizierbarer Buchstaben auf den jeweiligen frr [nämlich bei I 4, II 4 (kleineres fr), III 2 (vgl. aber bei fol 9), III 5 2 1 ] ; in den verbleibenden 5 Fällen hat das seinen Hauptgrund darin, daß der (allerdings geringe) Buchstabenbestand zwar einzelne Wörter (oder signifikante Teile davon) erkennen läßt, daß diese Wörter aber infolge der (nachweisbar stark) abweichenden Textform des Papyrus in den beiden uns zugänglichen Überlieferungsformen des Textes nicht oder nicht in einer (zum fr) passenden Phrasierung oder Textfolge anzutreffen sind 2 2 . Solche frr werden wohl erst dann sicher zugeordnet werden können, wenn in der mittelalterlichen Überlieferung eine Textform bekannt wird, die der des Papyrus nahe steht. Das gilt umso mehr als die Vertrauenswürdigkeit solcher Zuweisungen zusätzlich dadurch eingeschränkt wird, daß es sich bei diesen frr durchweg um Absprengsei handelt, bei denen die beschriebene Rückseite als Kontrollinstanz fehlt. Zusammenfassung:
42 f r r 2 3 , die von den Restauratoren auf 20 Rahmen verteilt worden sind (vgl. Anm. 6); sie stammen allem Anschein nach von 7 (maximal aber 10) f o i l 2 4 ; diese sind recto und verso jeweils in 2 coli beschrieben 2 5 . Zusammen-
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hängende Doppelblätter sind nicht erhalten 2 6 . Die Anordnung der Blätter folgt dem Schema „like faces like". Bei diesem Schema und ohne zusammenhängende Doppelblätter kann man über die Position der Lagenmitte bestenfalls spekulieren (vgl. Anm. 13). Die erste erhaltene Seite ist ein Recto. Die Zahl der Zeilen pro col liegt zwischen 27 und 29 (meist 28, vgl. Anm. 33; „wenigstens 30 Zeilen", wie Bischof, ρ 26, und ihm folgend van Haelst meinen, waren dagegen nirgendwo nachweisbar); die Zahl der Buchstaben pro Zeile schwankt erheblich: es gibt coli, wo sie zwischen 12 und 15 und andere, wo sie näher bei 20 liegt, häufiger kommt es vor, daß weit auf den Außenrand oder ins Interkolumnium geschrieben wird, in solchen Fällen kann die 20er-Grenze auch um einige litt überschritten werden. Soweit erkennbar, enden alle Zeilen mit einem Punkt. M e r c a t i hat (Note papirologiche, ρ 3 7 4 ) aufgrund dieser lerdings treten,
auf einer
sehr s c h m a l e n T e x t b a s i s
es handle sich (bei K V
„strofe t e t r a s t i c h e "
gliedere.
(vgl. Anm. 4 3 ) ,
2 0 ) um einen „sermone
Diese
These
hat
er
Beobachtung, die
Meinung
metrico",
in Osservazioni,
(1932), ρ 190, noch e r w e i t e r t und gemeint, ein siebensilbiges
der
alver-
sich in
ChronEg
Metrum
len zu können. V o n einer strophischen Gliederung ist auf den Fotos nichts sehen, und was das M e t r u m betrifft,
so haben unsere
und sogar
ohne
Allerdings Tatsache,
9-silbige bleibt daß
der
Zeilen Punkt
Worttrennung
ergeben,
an j e d e m am
daß
ein
Zeilenende
Zeilenende
nach
Transkriptionen
Schema
6,
feststellbar
bemerkenswert, Möglichkeit
7
feststel8
wäre.
ebenso
(allerdings
zu
7,
die gibt
es Ausnahmen) gemieden wird.
Maße: Oberer Rand: 4,2-5 c m 2 7 ; unterer Rand: c a 6 c m 2 8 ; Außenrand: (mindestens) 4,4 c m 2 9 (die Schrift ragt am Zeilenende oft in den Rand hinein, es handelt sich also um einen Durchschnittswert); Innenrand: 3-4 cm ( ? ) 3 0 ; Interkolumnium: c a 2,5 c m 3 1 ; Kolumnenbreite: 10-11 c m 3 2 ; Kolumnenhöhe: 21,5-22,5 c m 3 3 ; Blatthöhe: 32,5 c m 3 4 ; Blattbreite: 32,5-33 c m 3 5 . Das ergibt ein rekonstruiertes Codexformat von 33 cm(H) χ 33 cm(B); der Codex gehört damit wohl an die Spitze jener großen Quadratformate, die Turner als besondere Abteilung seiner „Group 2" zugeordnet h a t 3 6 . (Turner selbst hat wegen fehlender Angaben auf eine Einordnung verzichtet). Die Schrift ist bereits von Mercati als eine gut lesbare Unziale des koptischen Typs mit ihren bekannten Besonderheiten (großes Φ mit kreisförmigem Kopf, E, 0 , O und C sind schmal und bisweilen rechtsgeneigt, Δ, Η, Μ, Ν, Π,
K V 20 - P a r i s , Bibliothèque Nationale, Suppl. G r . 1379
189
Τ und ω sind dagegen recht breit) bezeichnet worden 3 7 , sie gehört genauer gesagt zur sogenannten Alexandrinischen Majuskel 3 8 . Abgesehen von den bereits erwähnten Punkten (in Hoch-, Tief- oder Mittelstellung) am Zeilenende haben wir weitere Spuren einer Zeichensetzung nicht entdecken können 3 9 . Auch Spiritus und Akzente waren nicht nachweisbar. Dagegen haben wir für den Apostroph mehrfach Belege gefunden, so z.B. häufig (aber wohl nicht regelmäßig) hinter Ιωοηφ, d.h. zur Bezeichnung eines nichtgriechischen Eigennamens und einmal (II 1, lin 2) bei to]ut'i[öuv, d.h. zur Kennzeichnung der Elision. Außerdem ist auch das Trema über anlautendem Jota belegt 4 0 . Die Orthographie scheint gut zu sein 4 1 . Als Abkürzung findet sich (häufig, aber nicht immer) der Ny-Strich am Ende der Zeile (der Zeilenendpunkt steht dann unmittelbar unterhalb des Striches). Worttrennung am Zeilenende wird (wenn auch nicht ausnahmslos) vermieden. Nomina sacra: θς, θυ, θ ν 4 2 . Ε: Β. Montfaucon, Palaeographia Graeca, Paris 1708, ρ 214 (Teiledition 4 3 ) / G. Mercati, Note papirologiche, Frammenti dell'Omelia Εις τον πάγκαλον ίωΰήφ di S. Efrem Siro, Biblica 1 (1920), pp 371-375 (Teiledition 4 3 ). Für die Textausgaben der Schrift als solcher vgl. Anm. 2. L: C. Paoli, Del papiro, Florenz 1878, pp 54sq / C. Haeberiin, Griechische Papyri, Z B W 14 (1903), ρ 476 (Nr. 178) / F. Mayence, Note papyrologique, RHE 4 (1903), ρ 238 (Nr. 57) / S.-G. Mercati, Osservazioni sul testo e sulla metrica di alcuni papiri cristiani, ChronEg 7, N o s 13-14 (1932), (pp 183-201) ρ 190 / A. Ehrhard, Überlieferung, TU 50, Leipzig 1937, ρ 707 (Nachträge) / Β. Bischoff, Ein wiedergefundener Papyrus und die ältesten Handschriften der Schule von Tours, Archiv für Kulturgeschichte 29 (1939), pp 25-38 / S.-G. Mercati, Ritrovamento dei frammenti papiracei di S. Martino di Tours, Aeg 21 (1941 ), pp 91sq / J. Irigoin, L'onciale grecque de type copte, 1959, ρ 36 (Nr. 33) / P. Gasnault, Documents financiers de Saint-Martin de Tours de l'époque mérovingienne, Journal des Savants (1970), pp 82-93. Vgl. auch Anm. 3.
190
Ephraem - In pulcherrimum Joseph / Anm. 1 - 3
F: P. Gasnault, Documents financiers (vgl. L), Pl. 1 [= II, 1 (r)] /Mercati, Note papirologiche, ρ 372 und Montfaucon (p 214) [vgl. E] bieten eine Nachzeichnung (vgl. Anm. 43). Vgl. auch Anm. 4.
^ „Impossibile adhuc videtur scripta graeca, quae sub nomine Ephraemi traduntur, cum certitudine in authentica, dubia et spuria distinguere" (Clavis II, ρ 366). 2 Die Schrift hat bislang keine kritische Edition erfahren und war uns gedruckt nur in der Ausgabe von J. S. Assemani, Sancti Patris nostri Ephraem Syri opera omnia quae exstant Graece, Syriace, Latine in sex tomos distributa, Romae 1732-1746, Tomus II (1743), pp 21-41 erreichbar [zitiert als Ass. Ii]. Die Ausgabe von Thwaites (Τα του όοίου πατρός 'Εφραϊμ του Σύρου, Oxford 1709, ρρ 234-276), die nach Mercatis Angaben (vgl. Anm. 7+8) von Assemani nachgedruckt worden ist, war uns nicht ereichbar. Beide Ausgaben, die wohl auf die Handschrift Baroccianus 192, foli 176-184 zurückgehen [so jedenfalls D. Hemmerdinger-'HXiáSou, Vers une nouvelle édition de l ' E p h r e m grec, TU 78, 1961, ρ 74 (Nr. 7); Mercati, Note papirologiche, ρ 374, meint dagegen, die Ausgaben fußten auf dem Codex Baroccianus 147], bieten einen Kurztext, der mit der Behandlung von Gen 46 endet. Als weiteres Hilfsmittel haben wir den Codex Baroccianus 148, foil 277-298 v (= Halkin, BGH III, 2200 b) herangezogen (für den Teil des Textes, den KV 20 abdeckt vgl. die foil 2 8 6 r - 2 9 1 r ) . Diese Hs. bietet einen Langtext (wobei der überschießende Schlußteil beinahe als Texthandschrift für Gen 47-50 gelten könnte). Von beiden Textformen weicht der Text des Papyrus (soweit kontrollierbar) nicht unerheblich ab. Ob sich in den anderen Hss. (vgl. Clavis II 3938) eine Textform befindet, die mit der des Papyrus zur Deckung zu bringen ist, war für uns nicht feststellbar. Daß auch die bei van Haelst Nr. 571 [vgl. Treu, Ref. Χ, ρ 65 (Nr. 969c) und Treu, Ref. XIV, ρ 108 (Nr. 571 )] genannten Stücke aus einer Josephsgeschichte inhaltlich mit In pulcherrimum Joseph in Zusammenhang stehen, ist denkbar. •^Vgl. Gasnault, Documents financiers, ρ 84, Anm. 12: „G.-H. Pertz, Reise nach London und Middlehill vom Julius bis September 1844, dans Archiv, t. IX (1847), p. 490: «Papyrusbruchstücke mit Stellen eines Verzeichnisses wie es scheint fränkischer Kriegsdienstpflichtiger.» J.-B. Pitra, Second rapport à M. le Ministre de l'instruction publique et des cultes, sur quelques recherches littéraires dans les principales bibliothèques d'Angleterre, dans Archives des missions scientifiques, t. I, Paris 1850, p. 560. Le rapport de dom Pitra est daté de Middlehill, 15 novembre 1849. H. Schenkl, Bibliotheca patrum latinorum britannica, t. I, il, Wien, 1892, p. 154, n ° 2148: «Phillipps 28967. Papyrusfragmente (Griechisch, auch viel merowingische Cursive).»"
KV 20 - Anm. 4 - 13
191
^ Bibliotheca Phillippica. Medieval manuscripts: New series: part III. C a t a l o gue of f o r t y - t w o manuscripts of the 7 t h century to the 17 t h century, London 1967, pp 11-13 (mit Foto am Anfang) [nach Gasnault, ρ 84, Anm. 15]. ^ V g l . G a s n a u l t , Documents financiers, pp 84sq. ^ E s handelt sich um 20 Rahmen (sc. 19 G l a s folgender Zählung: I 1 - I 6; II 1 - II 5; III 1 bezeichnen die römischen Z a h l e n „quatre boîtes Ch. A s t r u c vom 31.3.1983), in denen die Rahmen
und 1 Plexiglasrahmen) mit - III 5; IV 1 - IV 4. Dabei de format divers" (Brief von aufbewahrt werden.
^ M e r c a t i , Note papirologiche, pp 371-375. ® A.a.O., ρ 374. ^ V g l . Gasnault, Documents financiers, ρ 85: „Le déchiffrement de l'ensemble des f r a g m e n t s auquel procèdent actuellement les conservateurs de la Bibliothèque national chargés des manuscrits grecs, M. Charles A s t r u c et M l l e Marie-Louise Concasty, confirme entièrement c e t t e identification remarquable". — Leider ist diese Arbeit nicht zu Ende gekommen: „La mort p r é m a t u r é e de Marie-Louise Concasty (en mai 1977) ... m ' a laissé encore moins de temps q u ' a u p a r a v a n t ... pour en venir à bout" (Brief Ch. A s t r u c vom 31.3.1983). Die Fixpunkte hatte A s t r u c indessen bereits durchaus zutreffend bestimmt: „Dans l ' é t a t où en est r e s t é ce travail, j e crois pouvoir dire que ces morceaux identifiés s ' échellonnent, par rapport à l ' é d i t i o n , entre la p. 32 et la p. 40: le premier passage r e p é r é avec certitude = éd. Assemani p. 32 A8 - C7; le dernier = éd. citée, p. 39 F5 - p. 40 A6" (ebda.). - Uns haben diese V o r a r beiten nicht zur Verfügung gestanden; unsere Aussagen beruhen auf eigenen Transkriptionen. l ^ D i e Beschreibung folgt der Numerierung der Pariser Nationalbibliothek (vgl. Anm. 6). " A m Foto läßt sich Art und A l t e r der Schrift nicht identifizieren; Spuren davon finden sich noch auf weiteren frr und werden dort jeweils angegeben. Ob Zusammenhänge mit der Schrift auf den P e r g a m e n t s t r e i f e n (vgl. Fundumstände) bestehen, läßt sich ebensowenig klären. ^ Z u lesen ist υιο[ν?] und (eine Zeile t i e f e r ) α]γιον, beides W ö r t e r , die in der Schlußdoxologie der Kurzfassung vorkommen (ohne daß der Text damit zu r e konstruieren wäre). Dennoch legt dies im Zusammenhang mit dem [Schluß(?)-] Ornament die Vermutung nahe, daß das fol ans Ende der Schrift gehört. Ob es sich dabei wirklich in voller Breite um den Innenrand dieses Blattes handelt, läßt sich mit letzter Sicherheit nicht sagen; die Maße scheinen (im
192
KV 20 - Anm. 14 - 21
Vergleich zu den übrigen f r r ) eher gegen eine solche Annahme zu sprechen; außerdem sind etwa auf der H ä l f t e des Randes Knickspuren erkennbar, die den Verdacht nähren, daß ein Teil des fr (l,8 cm) zur gegenüberliegenden Doppelb l a t t h ä l f t e gehört. Allerdings weist die Rectoseite in Höhe der Z e i l e n 7-9 eine sich über die ganze Seite hinziehende (3 Zeilen hohe) Reihe von Zeichen (in Form einer arabischen l ) auf, die sich über die volle Randbreite (von 3,3 cm) erstrecken. W e n n man also annehmen will, daß ein Teil des Randes zum gegenüberliegenden Blatt gehört, muß man entweder voraussetzen, daß sie zu einem Zeitpunkt aufgebracht worden sind, als III 3 nicht (mehr) zum Codex bzw. zum Lagenverband gehörte (und da die Ränder für eine w e i t e r e Beschriftung durch eine spätere Hand benutzt worden sind, ist das nicht auszuschließen) oder man sieht in diesem Übergreifen auf die Gegenseite einen Beweis dafür, daß es sich bei dem breiten Innenrand von III 3 um eine Lagenmitte handelt, die dann zwischen fol 2 und fol 3 gelegen haben müßte. Da eine solche Annahme aber zu kodikologischen Abnormitäten führt, ist es nicht sehr verlockend, sie weiter zu verfolgen. ^ V o m R e s t a u r a t o r so vereinigt, daß der Rahmen j e t z t 6 unzusammenhängende Stücke enthält. ^ M ö g l i c h e r w e i s e hat sich das Blatt infolge der Restaurierungsarbeiten etwas ausgedehnt. Denkbar wäre auch, daß ein Teil des Innenrandes zur gegenüberliegenden H ä l f t e des Doppelblattes gehört; doch sind Knickspuren wegen der Ausfaserung des Randes auf dem Foto nicht erkennbar. ^ Daß ein Teil davon zur gegenüberliegenden D o p p e l b l a t t h ä l f t e gehört (wie die Abweichung von den sicher f e s t s t e l l b a r e n Randbreiten zu signalisieren scheint), läßt sich anhand des Fotos weder behaupten noch v e r w e r f e n . ^ D i e s e r B l a t t f a l z ist eindeutig, weitere (vor a l l e m von der Randüberbreite her erschlossene) finden sich bei I 5, II 1, II 2, III 3 und IV 3. 1o Die anderen beiden f r r in diesem Rahmen gehören nicht zu fol 1; für sie vgl. fol 2 und fol 3(r). Rahmen II 2 ist die Textseite dieses Stückes zwar zusammen mit der Versoseite von II 2 (groß) [vgl. fol l ] montiert; wir haben indessen den Eindruck, daß es sich um eine Rectoseite handelt, sind uns u n s e r e r Sache aber nicht ganz sicher, da wir nur vom Foto aus urteilen können. 20
Z . B . lin 1: Ν ΦΑΡ[Αω]; lin 8: [TO]N ΙωΟΗ[Φ]; lin 9: ΕΚΡ[Ι]Ν[ΕΝ o.ä.]; lin 12: M E n C T [ A N E C O.ä.]. 21 Wobei das mittlere fr in der oberen Reihe vielleicht mit Ass. II 38 B3 OTI [H]M[EIC TO ΠΡΟΤΕΡΟΝ]
KV 20 - Anm. 22 - 26 ψετ[δ]ομε[νοι Ε Κ [ΘΗΡΙΟΥ
ειπομεν]
ΠΟΝΕΡΟΤ]
[Τ] O N [ l e j a n o K A I [HC]ΑΝ
193
ANAIPEIC0AI]
ΧΕΙΜΑΖΟΜΕΝΟΙ]
[I]ΝΑ [ΔΕ Τ Η Ν Τ Π Ο Ν Ο Ι Α Ν
TAT]
[ Τ Η ] Ν [...]
zu identifizieren ist; aber es fehlt natürlich jede Sicherheit. Die übrigen zen sind noch unergiebiger.
Fet-
22
Das gilt in besonderem Maße für I 2, wo schon in der Rekonstruktion von fol 2 ein Zusammenhang vermutet wurde und für IV 1 (mittleres fr), das mit Ass. II 33 E l s q (und deshalb ebenfalls mit fol 2) in textlichem Zusammenhang stehen könnte; das gilt aber auch für das Recto von II 3, dessen lin 3 (bpcoTOC, ein Wort, das weder im Assemani- noch im Baroccianus 1 4 8 - T e x t vorkommt) und lin 4 ( r ] E r O N E N ) man mit Ass. II 39 B8 (εκ του θηρίου βιβρωοκόμενος; Ass. II 40 B6: ουκ έβρώθην ist aus kodikologischen Gründen weniger wahrscheinlich) oder auch mit Ass. II 28 E 7 - 8 (και γ έ γ ο υ α αύτοΰ βρώμα) in Zusammenhang bringen und damit entweder als Repräsentanten des (ansonsten v e r l o r e n e n ) fol 8 oder als Repräsentanten eines noch vor fol 1 liegenden Blattes ansehen könnte, sowie für I 6, das womöglich zu Ass. II 37 B1 (und damit zu fol 5 oder 6) gehört, nur daß von den 3 Zeilen, die lesbar sind, die l e t z t e mit dem bekannten Wortbestand nicht rekonstruierbar ist. In etwas abgeschwächter Form gilt das auch für III 4, das jeweils ca 3 (maximal 5) Buchstaben von insgesamt 27 Zeilen (d.h. beinahe von der kompletten S c h r i f t spiegelhöhe) zeigt, ohne daß mit den zu Gebote stehenden T e x t f o r m e n eine Identifikation möglich war, und für I 1, wo sich für die Lesungen ΚΓΡίω und Κ Η Π auf dem großen fr (2. bzw. 3. lin von unten) kein passender Z u s a m m e n hang gefunden hat. 23 Diese Angabe ist nicht frei von einer gewissen Willkür: G e z ä h l t sind diejenigen frr, die die R e s t a u r a t o r e n als Einzelstücke angesehen haben. Wo die R e s t a u r a t o r e n mehrere kleine Stücke zu einem größeren zusammengefügt haben, ist nur das größere Stück als ein fr gezählt. Seine Berechtigung bezieht dieses V e r f a h r e n daraus, daß sich diese Zusammenfügungen bei der Textidentifizierung in der Regel bewährt haben. Unsicherheiten bestehen vor a l l e m bei III 5 (vgl. Anm. 14). Außerdem ist es so gut wie unmöglich, auf den Fotos die Zahl der E i n z e l - (oder T e i l - ) Fragmente noch genau festzustellen. 24
Wir zählen Blatt 1 bis 9; für foil 5 und 8 gibt es keinen eindeutigen R e p r ä sentanten (vgl. aber Anm. 22); daß II 3 (r) ein vor dem jetzigen Blatt 1 liegendes Blatt r e p r ä s e n t i e r t , ist nicht gänzlich auszuschließen (vg. Anm. 22). 25
Das ist deutlich erkennbar in I 3+5; III 1+3; IV 2+4.
^ F ü r f r r , die möglicherweise oder sicher Teile beider D o p p e l b l a t t h ä l f t e n zei-
194
KV 20 - Anm. 27 - 31
gen, vgl. II 2 (großes f r ) [sicher] und II 1, III 5, IV 3 [wahrscheinlich] sowie IV 2 [möglich, vgl. Anm. 16]; daß beide H ä l f t e n (bzw. Teile davon) identifiz i e r b a r e n Text, tragen, kommt nicht vor. 27
I I 1: 4,3 cm; III 3: 4,2 cm; IV 3 (v): 5 cm; IV 3 (r): 4,7 cm; IV 4 (v+r): 4,7 cm. Der Rand scheint in allen Fällen vollständig e r h a l t e n zu sein. 28
V g l . II 2 (r, großes fr), II 4, III 4 (ν), IV 3 (v); in II 1 (r) [3,3 cm] ist der Rand wohl unvollständig, ebenso in IV 2 (v) [4,6 cm]; in III 2 finden wir einen Rand von 5 cm, doch handelt es sich hier um den Abschluß der Schrift (?) durch eine Girlande, die sehr wohl auf den unteren Rand gemalt sein kann (legt man den eigentlichen Textabschluß zugrunde, kommt man ebenfalls auf eine Randbreite von ca 6 cm). 29 Die Außenränder haben die exponierteste Stellung im Codex und sind dementsprechend am schlechtesten erhalten. Zu vergleichen sind II 4 (r+v), wo 3,4 cm e r h a l t e n sind, und IV 4, wo sich an der b r e i t e s t e n Stelle 3,6 cm m e s sen lassen, doch ist hier mit Sicherheit etwas weggebrochen, sowie IV 2, wo 4,4 cm (sowohl r e c t o nach Zeilenende als auch verso vor Zeilenanfang) e r h a l ten sind. Aber auch in IV 2 sind die Ränder stark mutiliert, so daß noch größere Randbreiten möglich erscheinen. 3
®Die Breite des Innenrandes war für uns nicht immer sicher f e s t s t e l l b a r , da auf den Fotos (vor a l l e m bei abgesplitterten Stücken) nicht sicher zu erkennen ist, wo der Falz liegt. Die sicherste Auskunft liefert das große fr in II 2, das eine Doppelblattmitte zeigt. Hier finden wir auf dem Verso 3 c m (nach Ende der Z e i l e ) und 3,2 cm (vor Anfang der Zeile); die W e r t e auf dem Recto weichen davon etwas ab: 2,6 cm nach Ende und 3,5 cm vor Anfang der Zeile. Damit deckt sich der Befund in III 5 (Verso des großen fr), wo wir am Ende und am Anfang der Zeile 3,3 cm gemessen haben. In den übrigen Fällen (vgl. II 1, III 3, IV 2 - 4 ) sind wir unsicher: II 1 zeigt einen Rand von 5,5 cm, möglicherweise v e r l ä u f t eine Knickspur im Abstand von 2 cm (so daß der Rand hier e x t r e m schmal wäre). III 3 zeigt einen Rand von 4,8 cm, aber schwach erkennbare Knickspuren deuten darauf hin, daß nur 3,4 cm zu dieser Doppelb l a t t h ä l f t e gehören (zur Problematik vgl. auch Anm. 13); IV 2 zeigt (stark a u s g e f a s e r t e ) Ränder von 4,4 cm bzw. 4,8 cm, ob davon etwas zur anderen D o p p e l b l a t t h ä l f t e gehört, ist nicht erkennbar. IV 3 (ebenfalls stark a u s g e f a s e r t ) zeigt einen Rand von 5,7 cm, aber schwache Knickspuren begründen die Annahme, daß nur 3,4 cm zu dieser Doppelblatthälfte gehören. Auf dem Verso von IV 4 haben wir 4,3 cm gemessen, wieviel davon zum Gegenblatt gehört, können wir nicht f e s t s t e l l e n (die Analogie zu III 3, das ja mit IV 4 ein Blatt bildet, legt die Annahme nahe, daß der Innenrand auch hier 3,3 cm b e t r a g e n hat). 31
So I 3, I 5, III 3 und IV 2. 2.6 cm haben III 1, III 3 und IV 4.
KV 20 - Anm. 32 - 42
195
• ^ V o l l s t ä n d i g e Kolumnenbreiten sind nur IV 4 (innencol: 10,5 cm, Außencol: 10,3 c m ) und III 3 (innencol: 10,9 cm, Außencol: 9,6 c m ) erhalten. Einen brauchbaren W e r t liefert III 1 (r): 12,2 cm (aber der Rand ist nicht recht deutlich, möglicherweise ragen die MeBpunkte besonders weit in den Rand hinein). Vollständig erhaltene Kolumnenhöhen finden sich bei II 1 (r) [28 linn, 22,5 cm]; II 2 (v) [27 linn, 21,5 cm]; II 4 (großes fr r+v) [28 linn, 21,7 cm] und IV 3 (v) [27 linn, 21,9 cm]. Eine einigermaßen vollständige Blatthöhe zeigt nur IV 3 (v), wo wir 32,4 cm gemessen haben (allerdings ist der untere Rand etwas a u s g e f a s e r t , also vielleicht eher 33 cm). IC Eine vollständige Blattbreite scheint nur IV 2 vorzuliegen; hier haben wir 34,1 cm gemessen; aber möglicherweise (vgl. Anm. 30) gehört ein Teil davon (1-1,5 cm ?) zur gegenüberliegenden Doppelblatthälfte. Bisher beginnt diese Abteilung mit dem Avitus-Codex (Paris, Bibliothèque Nationale 8913), der die Maße 28 cm(B) χ 33 c m ( H ) hat, allein das zeigt schon die Ausnahmestellung von KV 20. Vgl. auch KV 28 bei Anm. 4. 37
Mercati, Note papirologiche, ρ 375.
38
C a v a l l o - M a e h l e r , Nr. 22b (= P. Oxy. 1820), eine Hs., die ins 6. Jhdt. gesetzt wird, kommt KV 20 sehr nahe. " ^ D o c h ist dabei zu bedenken, daß der Zustand des Papyrus (auf einem Foto!) darüber s e l t e n ein klares Urteil zuläßt. Sowohl Trema als auch Apostroph ganz deutlich z.B. II 2 (großes fr), Verso lin 14 ϊ ω ο η φ ' . ^ Nur s e l t e n sind uns bei unseren Transkriptionen die bekannten Phänomene des Vokalismus begegnet: 2mal Verwechslung von ει und ι [II 2 (großes fr), Verso, lin 1 ζηλοτυπειας statt - π ι α ς ; III 3, Recto, erhaltene lin 10 π ε π ν ο ι ς statt πετει-], einmal von ι und η [II 2 (kleines fr oben), Recto, lin 1 χη statt τι], zweimal von αι und ε [II 2 (großes f r ) Verso, lin 4 εοτε statt εοται und lin 19 αιβ[ραιος statt εβ[ραιος] und einmal von o und ω [IV 3, Verso, lin 10 δοτηρι statt δωτ-], außerdem einmal Ausfall des Sigma [II 1, Recto, lin 26 εκτοματος statt εκ οτομ-; aber korrekt in I 5, Recto, rechtes fr, lin 3]. N a t ü r lich kann diese Auflistung keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. ^ N u r θ ε ο ς (und seine Flexionsformen) werden gekürzt; (soweit erkennbar) piene.
alles
andere
steht
196
KV 20 - Anm. 43
^ Montfaucon hat 5 Stücke zur Dokumentation des Schrifttyps durch Nachzeichnung faksimiliert; Mercati hat dieses Faksimile wiederholt, die Stücke mit einer Zählung (Α-E) versehen und ediert. Es entspricht Stück A einem Teil des fr in Rahmen IV 4, nämlich Außencol, Recto, linn 6-17 (eine Textinsel, die haften geblieben ist, während der übrige Rest der Rectoseite abgesprengt und zum größten Teil in III 3 zu finden ist; natürlich hat Mercati III 3 für seine Ergänzungen nicht nutzen können, sie sind daher unzureichend). Der Text korrespondiert in etwa mit dem von Ass. II 34 A (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol 3). Stück Β findet sich jetzt in Rahmen II 4; es zeigt linn 3 - 5 vom Recto des großen fr. Der Text korrespondiert in etwa mit Ass. II 32 Bl. Das mit II 4 sehr eng zusammengehörende fr in II 5 (vgl. Rekonstruktion und Reihenfolge, fol l ) hat Mercati für seine Ergänzungen nicht benutzen können, sie entsprechen daher nicht dem Text. Stück C ist eine Recto-Textinsel auf der Gegenseite von IV 4 (innencol, lin 9sq), von der ansonsten die Recto-Schicht abgesprengt ist (und sich im Rahmen III 3 befindet). Der Text entspricht Ass. II 33 Fl sq. Woher die Stücke D und E (jeweils eine Halbzeile) stammen, ist mit den uns zugänglichen Textformen nicht identifizierbar. Auch Mercati, der A bis C lokalisiert hat, hat für sie keine Einordnung vorzuschlagen vermocht.
197
KV 21 Euecb von Caesarea, Historia ecclesiastica IV 7,9; 8,2-3.4-5; 10; 11,1-2.9.11; 12; 13,8-14,1
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29278a b; P. Rainer Cent. 30
Treu, Ref. XI, ρ 62 (Haelst Nr. 649a)
VI - VII (Lenaerts, pp 275sq) Fundort: ?; 2 frr aus einem Cod mit 2 coli (= innere untere Partie von zwei Doppelfoll, wobei fr [a] das Doppelfol in der Lagenmitte, fr [b] das nächstäußere repräsentiert). Die vollständige Rekonstruktion der Lage ist nicht mehr möglich, die Anordnung muß jedoch nach dem Prinzip „like faces like" erfolgt sein, also r/v, v/r II r/v, v/r. Der Text verteilt sich wie folgt auf die frr: fr [a] recto, links: ρ 4, col II (h.e. IV 10) rechts: ρ 5, col I (h.e. IV 11,1-2) fr [a] verso, links: ρ 6, col II (h.e. IV 11,9) rechts ρ 3, col I (h.e. IV 8,4-5) fr [b] recto, links: ρ 8, col II (h.e. IV 13,8-14,1) rechts: ρ 1, col I (h.e. IV 7,9) fr [b] verso, links: ρ 2, col II (h.e. IV 8,2-3) rechts: ρ 7, col I (h.e. IV 11,11; 12) Maße: fr [ a] : 12 cm(H) χ 21,8 cm(B); fr [b]: 11,7 cm(H) χ 17,5 cm(B); unterer (erhaltener) Rand: 4-4,5 cm; innerer (erhaltener) Rand: an beiden Seiten 2-2,5 cm; rekonstruiertes Codexformat: 34-35 cm(H) χ 26-26,5 cm(B); rekonstruierter Kolumnenspiegel: 26 cm(H) χ 9-9,5 cm(ß); damit gehört der Codex
198
Euseb, H.e. IV 7,9 - 14,1 (frr) / Anm. 1
zu Turners „Group 1, The Largest Sizes"; erhaltene Zeilenzahl zwischen 5 und 12 linn, rekonstruierte Zeilenzahl: 33-34 linn; Buchstabenzahl pro lin schwankt zwischen 14 und 24 litt (meist 17-22 litt). Die Schrift ist eine Unziale des koptischen Typs. Hochpunkt [zur Bezeichnung eines Zitatendes (fr [b] verso, col II, lin 2) oder eines großen Sinneinschnitts (fr [a] recto, ρ 4, col II, lin 10 = Kapitelende)] oder zusammen mit einer Paragraphos zur Kennzeichnung eines Zitatbeginns; Spitzwinkel mit Punkt im linken Freirand zur Kennzeichnung von Zitaten (beginnt ein Zitat innerhalb einer Zeile, wird die restliche lin freigelassen); Trema bei ι und υ im Anlaut; v-Strich; Korrekturen interlinear von gleicher Hand; links unten im Freirand in der Nähe des Blattfalz' ein Zeichen ähnlich einem Sütterlin-Z mit unklarer Bedeutung. Keine orthographischen Besonderheiten. Nomina sacra: θν; ανων. E: J. Lenaerts, Eusebe (lies Eusèbe), Histoire ecclésiastique IV, 7, 9; 8, 2-3; 45 (lies 4-5); 10; 11, 1-2; 9; 11; 12; 13, 8-14 1 (lies 14, l) 1 , in: Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Papyrus Erzherzog Rainer (P. Rainer Cent.) Nr. 30, Wien 1983, pp 275-280 1 . L: K. Treu, Christliche Papyri XI, APF 31 (1985), ρ 62 (Nr. 649a). F: Festschrift P. Rainer Cent. (vgl. E:), Tafelband, Tafeln 50 + 51
^Die Seitenbezeichnungen der auf Tafel 51 abgebildeten frr [a] und [b] verso sind vertauscht: Die Angabe des oberen fr gehört zum unteren und umgekehrt. Auch die V e r s - und Kapitelzahlen zur Bezeichnung des Inhalts sind in der Überschrift der Edition etwas verunglückt.
199
KV 22 Euseb von Caesarea, Historia ecclesiastica VI 43,7-8 (r) 43,11-12 ( v ) 1 + 2
Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 17076
Treu, Ref. VI, ρ 154 (Nr. 649a Haelst) ca III 1 IIIE - I V
IV
a
(Müller, Festschrift, ρ 405) (Müller, StPap X V , ρ 15l) (Lenaerts 2 )
Fundort: Hermupolis Magna (Grabung Rubensohn 1905/06 3 ); 1 fr aus einem Cod; 3,5 cm(H) χ 3,3 cm(B), an allen Seiten abgebrochen; Zeilenzahl: 7 (r), 5 (v); rekonstruierte Buchstabenzahl: ca 30-33 (einmal 28, einmal 3 8 4 ) litt pro lin; zwischen (r) und (v) fehlen 965 litt, das entspricht ca 30 linn, die Seite wird daher ursprünglich etwa 37 linn umfaßt haben; rekonstruierter Schriftspiegel: ca 19 cm(H) χ 13 cm(B); das Recto geht dem Verso voran; mittelgroße, sorgfältige Buchschrift; Spiritus asper in der Form des nach rechts offenen Haibetas (lin 5: ó / lin 12 ύπερ), Gravis (lin 6: πιστής), Akut (lin 13: χαρίς); keine orthographischen Besonderheiten; keine Nomina sacra (möglich). E: W. Müller, Bruchstücke untergegangener griechischer Literatur, in: Festschrift zum 150 jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung Bd. 8, Berlin 1974, Nr. 17, ρ 405 („Prosa unbestimmt") / (die Identifizierung erfolgte durch:) J. O'Caliaghan, Eusebio: Historia ecclesiàstica VI 43, 7-8.11-12 en P. Beri. Inv. 17076, StPap 14 (1975), pp 103-108.
200
Euseb, H.e. 43,7-8 (r) und 43,11-12 (ν) / Anm. 1 - 2
L: W. Müller, (in einem Brief an J. O'Callaghan), Über P. Beri. Inv. 17076, StPap 15 (1976), ρ 151 (mit einer Nachkollation). F: W. Müller, Über P. Beri. Inv. 17076, StPap 15 (1976), Tafel vor Seite 151.
^Es wird angenommen, daß Buch I-VII der H . e. noch vor dem Ausbruch der Diokletianischen Verfolgung (303) erschienen ist. Es muß sich hier also e n t w e der um eine der Urschrift der H. e. zeitlich sehr nahe stehende Handschrift oder um ein Bruchstück des bei Euseb an dieser Stelle zitierten Briefes des Römischen Bischofs Cornelius (251-253) an Bischof Fabius von Antiochen handeln, etwa „aus einer Urkundensammlung zum novatianischen Schisma" (Treu, ρ 155). Daß das Schisma Novatians und die Frage der Behandlung der Lapsi nach dem Ende der Dezischen Verfolgung (die zumindest vordergründig im Novatianischen Schisma eine große Rolle spielt) auch in Ägypten bekannt und von Interesse war, zeigen die Briefe des Dionys (248-265 Bischof) von Alexandria an Novatian (Euseb, H.e. VI 45) und Fabius von Antiochien (Euseb, H.e. VI 44,2-6). 2
J . L e n a e r t s , in: P. Rainer Cent. [s. KV 2l], Nr. 30, ρ 276, Anm. 5: „Je crois pour ma part que le papyrus [= KV 22] se situe à une date plus r é c e n t e au IVe s.". o S o M ü l l e r , Bruchstücke, ρ 405. Uber diese Grabung ist ansonsten anscheinend bislang wenig bekannt. K. Preisendanz, Papyrusfunde und P a p y r u s f o r schung, Leipzig 1933, berichtet (p 179) zwar über eine Grabung in Aschmûnên (Hermupolis), datiert sie aber auf 1904; 1905/06 grub Rubensohn hauptsächlich in Elephantine (vgl. Wilcken, APF 5, 1913, ρ 201 und Rubensohns Bericht in: Elephantine Papyri I, bearbeitet von O. Rubensohn ... Berlin 1907). J
' ' S c . lin 3 (ν). Die Zeile enthält 2 Z a h l e n (die mit Buchstabenziffern t r a n s kribiert werden); außerdem passen die Schriftspuren mit dem sich ergebenden Rekonstruktionstext nicht gut zusammen. O ' C a l l a g h a n (StPap 14, ρ 107, Anm. 6) hat deshalb noch eine zweite Rekonstruktion (mit ausgeschriebenen Zahlen und besser passendem Rekonstruktionstext) zur Sprache gebracht, die aber mit einer durchschnittlichen Zeilenlänge von 42 litt pro lin auf dem Verso (gegenüber 31,7 litt pro lin auf dem Recto) arbeiten muß.
201
[KV 2 3 1 ] Euseb von Caesarea, Vita Constantini II 26E - 29A [Aus dem 1. Edikt Konstantins an die Provinzialen des Ostens]
Treu, Ref. I, ρ 189
London, British Library Inv. Nr. 878 verso [auf dem Recto (des großen fr) befindet sich eine Eingabe der Stadt Arsinoe an die kaiserliche Kanzlei in Steuerangelegenheiten aus dem Jahre
319
oder
320, Sammelbuch VI 2, Nr. 9217]
kurz nach 320 (Skeat, ρ 128; Jones, ρ 197; Kießling, ρ 127) 330 - 350 (Turner bei Skeat, Appendix, ρ 200) IV (Kenyon-Bell, ρ XLIl)
Fundort: ?
1 großes + 2 kleine frr eines fol 1 ; das große fr mißt 24 cm(H) χ 17 cm(B), die beiden kleinen 2,8 cm χ 1,5 cm bzw. 0,9 cm χ 2,2 cm; das große fr hat 2 z.T. stark mutilierte coli; col 1 zeigt Spuren von 2 linn, col 2 hat 22 unvollständige linn. Unterer Rand: 2,5 cm. Rekonstruierte Buchstabenzahl von col 2: 70-80 litt pro lin; rekonstruierte Zeilenzahl von col 2: 26 (es fehlen wohl die ersten 4 linn der col); geht man davon aus, daß auch die erste col 26 linn enthielt, so sind, da die letzten 2 linn von col 1 fehlen, 22 linn nach oben zu ergänzen. Rekonstruierte Buchstabenzahl von col 1: ca 60-70 (da die Rekonstruktion der zweiten, wenigstens in Spuren vorhandenen lin der ersten col 63 litt ergibt); würde man für alle linn
202
Euseb - Vita Constantini II 26-29 / Anm. 1
von col 1 ein Buchstabenmittel von 63 litt annehmen, ergäbe sich, daß der Text des Ediktes mit dem Beginn von col 1 einsetzte. Kleine, geübte, jedoch nur schwer lesbare Kursive (keine Buchschrift); lmal Apostroph bei Doppelkonsonanz (t't); Querstriche zur Trennung der beiden coli; Orthographica: t : ει, ει : ι; ε : αι, at : ε; ου : υ; η : οι (textkritisch unklar). Keine Nomina sacra. E: T. C. Skeat, Britain and the Papyri (P. Lond. 878), Aus Antike und Orient, Festschrift Wilhelm Schubart zum 75. Geburtstag, Leipzig 1950, pp 126-132 / A. H. M. Jones (mit einer Appendix von T. C. Skeat), Notes on the Genuineness of the Constantinian Documents in Eusebius's Life of Constantine, JEH 5 (1954), pp 196-200 / E. Kießling, Sammelbuch Griechischer Urkunden aus Ägypten VI 2, Nr. 9218 [„Fragment einer Eingabe (?)"], Wiebaden 1963, pp 127-128. L: F. G. Kenyon - H. I. Bell, Greek Papyri in the British Museum III, London 1907, ρ XLII / M.-Th. Lenger, Rezension zu T.C. Skeat, Britain and the Papyri, ChronEg 26 (1951 ), pp 430sq / W. Schubart, Zu Skeat: Britain and the Papyri, Festschrift Friedrich Zucker zum 70. Geburtstag, Berlin 1954, pp 343-348 / K. Aland, Eine Wende in der Konstantinforschung?, Forschungen und Fortschritte 28 (1954), coli 213-217 / F. Winkelmann, Die Textbezeugung der Vita Constantini des Eusebius von Caesarea, TU 84 (1962), pp 66-70 / E. G. Turner, Greek Papyri, An Introduction, Oxford 1968, ρ 100 (mit Anm. 5 auf ρ 183) / J. Bingen, Rez. von J. van Haelst, Catalogue, ChronEg LUI (Nr. 105), 1978, pp 185-187, bes. ρ 187. F: —
1 Ob es sich um ein Einzelblatt handelt, was Tür eine Urkunde spräche, oder um ein Stück aus einer opisthographischen Rolle, was wahrscheinlich machen würde, dafl es sich um einen Text aus Eusebs Vita Constantini handelt, ist
KV 23 - Anm. 1
203
nicht ganz klar; aber wenn die e r s t e Zeile des Blattes mit der e r s t e n Zeile des Edikts zusammengefallen sein sollte, spräche dieser Befund nicht eben für die H e r k u n f t aus einer Texthandschrift; auch die (kursive) Schrift spricht gegen eine solche Annahme. Dagegen scheint nicht nur die Frage der Authentizität der in die Vita Constantini eingebrachten Dokumente, sondern auch die der V e r f a s s e r s c h a f t nicht zuletzt durch den vorliegenden Papyrus zugunsten Eusebs entschieden (vgl. F. Vittinghoff, Eusebius als V e r f a s s e r der „Vita Constantini", Rheinisches Museum für Philologie, N.S. 96 (1953), pp 330-373, bes. 334: „Endgültig und ausweglos widerlegt aber jetzt ein Papyrusfragment, das ein Stück aus dem 1. Edikt Constantins an die östlichen Provinzialen enthält, jene Z w e i f l e r [sc. an der V e r f a s s e r s c h a f t Eusebs]. Zwar sagt die Echtheit der U r kunden nicht unbedingt auch etwas über die Abfassung der Vita durch Euseb aus ... . Aber das Gesamtgebäude der Thesen Grégoires ist doch durch den Nachweis erschüttert."). Aus diesem Grunde ist das Stück hier trotz aller möglichen Einwände (vgl. z.B. Bingen, ChronEg Nr. 105, ρ 187: „Je n ' a u r a i s pas inséré le n° 649 [= KV 23] ..., un document qui est un copie officielle d ' u n édit de Constantin cité par Eusèbe") gegen die H e r k u n f t aus einer T e x t handschrift (in K l a m m e r n ) aufgnommen worden.
204
[KV 24 1 ] Euseb von Caesarea, Brief an Karpian; Kanonstafeln
New York, Metropolitan Museum of Art, 14.1.198-9; P. Mon. Epiph. 584
Haelst Nr. 650; P a c k 2 Appendix Nr. 25; Montevecchi, ρ 326; Treu Ref. XII, ρ 90; Turner Nr. 521
vor 650 (Crum, Mon. Epiph. I, ρ 103) VI - VII (Turner, ρ 130) Fundort: Epiphaniuskloster zu Theben; 1 fol eines Cod, (2 Spalten von Kanon II und Kanon III [v], Kanon IV und 2 Spalten von Kanon V [r]); 1 fr aus dem Brief an Karpian (Anfang des Briefes, wobei Überschrift und erste lin fehlen [r], Wortreste aus der Textmitte [v] ); Ornamentfragmente. Die Kanonstafeln weisen die aus späteren Handschriften bekannte Gliederung und ornamentale Gestaltung auf (auf Säulen ruhende Rundbögen); zwischen den einzelnen Spalten sind kurze Inhaltsangaben angebracht; der Freiraum zwischen den Bögen ist durch einfache Ornamente gefüllt; das Verso geht dem Recto voraus; rekonstruiertes Blattformat: 27 cm(H) χ 22,4 cm(B), daher wohl Turner «Group 2, nearly square»; das fr des Briefes an Karpian besteht aus 8 unvollständigen linn auf dem Recto und 5 (in Spuren 6) unvollständigen linn auf dem Verso; 4,3 cm(H) χ 1,8 cm(B); rekonstruierte Schriftspiegelbreite des Recto: 12 cm; rekonstruierte Buchstabenzahl des Recto: 34 litt pro lin; Zeilenlänge des Verso deutlich geringer und schwankend (17-23 litt); zwischen recto und verso fehlen ca 360 litt (etwa 10-11 linn); die Ableitung einer Rekonstruktion fällt schwer, da der Text des Briefes nicht fortlaufend geschrieben, sondern offensichtlich auf den jeweilig verbleibenden Frei-
K V 24 - Anm. 1 /
Euseb, P r a e p a r a t i o ev. V I l l , 4 6 + 5 0 s q
205
räum unterhalb der Kanonsspalten verteilt worden ist; kleine, wohlgestaltete Unziale (aber keine Buchschrift) mit gelegentlicher Annäherung an die Kursive; Schrift auf dem Verso beträchtlich größer als auf dem Recto, ebenso die Zeilenabstände; den oberen Rand des Brieffragmentes (verso) füllt ein breiter, farbiger Streifen. Keine orthographischen Besonderheiten. Nomen sacrum: [κυ] (recto des Kanonfragmentes). E : W. E. Crum-H. G. Evelyn-White, The Monastery of Epiphanius at Thebes II, New York 1926 (reprinted 1973), pp 122-123, 302-305 / C. Nordenfalk, Canon Tables on Papyrus, DOP 36 (1982), pp 29-38 (Abb. 1-3.6). L: H. E. Win lock- W. E. Crum, The Monastery of Epiphanius at Thebes I, New York 1926 (reprinted 1973), ρ 103. F: Crum -Evelyn- White (vgl. E:), Plate Vili + I X / Nordenfalk (vgl. E:), Abb. 1-3.6.
1 V e r m u t l i c h handelt es sich um die R e s t e einer V i e r - E v a n g e l i e n h a n d s c h r i f t , der
der
Karpianbrief
und
die
Kanonstafeln
waren. Die Aufnahme erfolgt daher unter
dem
Evangelientext
Klammer.
Euseb von Caesarea, Praeparatio evangelica VI ll,46(v); VI ll,50-5l(r) s. KV 60, Anm. 1
in
vorangestellt
206
KV 25 Gregor von Nazianz, Briefe 80 + 90 (GCS 53, pp 71 + 77)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29788 Β Den Hauptinhalt der Codexblätter bilden Gedichte des Pamprepius (Eidyllion auf die Tageszeiten; Enkomium auf Theagenes und anderes) [P. Vindob. G 29788 A + C, Β " » " ™ ] 1
Haelst Nr. 652; Pack 2 Appendix Nr. 27 [Pamprepius: Nr. 1334]; Montevecchi, ρ 326; Turner Nr. 522a [Pamprepius: Nr. 240]
V-VI (Gerstinger, ρ 87) VI (Derouau[x], ρ 322)
Fundort: ? 2 (aus 7 frr zusammengesetzte) unvollständige Doppelblätter (Binio2) + ein achtes fr, das ein weiteres (das vorangehende ?) Blatt repräsentiert; der Binio stammt offensichtlich vom Ende des Codex, dessen Hauptinhalt anscheinend die Gedichte des (heidnischen Dichters) Pamprepius aus Panopolis gebildet haben. Die beiden Briefe des Gregor (die von der gleichen Hand geschrieben sind wie die Pamprepius-Stiicke) füllen die unteren zwei Drittel der vorletzten Seite (fol 4r, lin 16-40), die letzte Seite (fol 4v) ist leer. Das Blatt mit den Gregor-Briefen hat 40 linn, während die übrigen Blätter „44-46 sehr eng stehende Zeilen" aufweisen (Gerstinger, ρ 4). „Die Aufeinanderfolge der beiden Doppelblätter in diesem Binio war derart, daß das Verso ... auf das Recto ... zu liegen kam, so daß also die ungeraden Blattseiten Verso, die geraden Recto aufweisen und beim aufgeschlagenen Buche jeweils eine Recto- (links) neben eine Versoseite (rechts) zu liegen
KV 25 - P. Vindob. G 29788 Β
207
kam" 3 . Rekonstruiertes Doppelblattformat: ca 25 cm(H) χ 32 cm(ß); rekonstruiertes Format von fol 2: ca 25 cm(H) χ 16 cm(ß) 4 ; Schriftspiegel: 21-22 cm(H) χ 12-12,5 cm(B) [d ie Stichen des Pamprepius-Gedichts auf diesem Blatt haben eine durchschnittliche Länge von knapp 11 cm; die (nicht stichisch geschriebenen) Gregor-Briefe ragen daher ca 1 cm weiter in den rechten Rand = Außenrand hinein]; oberer Rand (fast vollständig erhalten): 1-1,5 cm; (in Analogie zu fol l ) rekonstruierter unterer Rand: ca 2-2,5 cm; Außenrand (nur auf wenigen cm erhalten): 1,6 cm; Innenrand (fast vollständig erhalten): 1,5 cm. „Die Falzbreite des Doppelblattes [= Abstand zwischen den beiden Schriftspiegeln des Doppelblattes] beträgt 3,5-4,5 cm; die Faltung ist noch deutlich zu erkennen, ebenso die in annähernd gleichen Abständen angebrachten vier Löcher, durch die dereinst der Heftfaden der Lage gezogen war" (Gerstinger, ρ 4) 5 . Brief 80 steht auf 11 linn; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 26 (in der zentrierten Überschrift) - 42, meist 40-41 litt. Brief 90 steht auf 14 linn; rekonstruierte Buchstabenzahl: 14 (in der zentrierten Überschrift) - 49, meist 43-45 litt. Die Hand ist eine senkrecht stehende, die Bilinearität meist einhaltende Unziale, die in vielerlei Hinsicht den Händen Α-C des Codex Visionum (KV 19+19a+30) zu vergleichen ist 6 . Die Qualität des Papyrus ist gut; seine Farbe ist rotbraun, die Schrift tiefschwarz. Diärese bei ι und υ im Anlaut; Kürzung von μετά (ρ) und φάοιν (φ 7 ); bei απο (Brief 90, lin 3) sind die Buchstaben übereinander geschrieben; vielleicht war auch επιοκοπος in der Überschrift von Brief 80 (nach dem κ) gekürzt. Ein Apostroph zur Kennzeichnung eines nichtgriechischen Eigennamens findet sich einmal, und zwar Brief 80, lin 5 (δαυειδ'). Eine Paragraphos trennt die Briefe vom Pamprepius-Text und voneinander 8 . Der Text ist reich an Schreiberversehen (meist Haplographien). Orthographica: ει : i; η : ot (Brief 80, lin 8: απηματα statt αποιμ-). Nomina sacra: θω (δαυειδ, μητηρ, πατήρ und πνευματικόν sind ausgeschrieben).
208
G r e g o r von Nazianz - Briefe 80 und 90 / Anm.
1 - 2
Ε: H. Gerstinger, Pamprepios von Panopolis, Eidyllion auf die Tageszeiten und Enkomion auf den Archon Theagenes von Athen nebst Bruchstücken anderer epischer Dichtungen und zwei Briefe des Gregorios von Nazianz im Pap. Gr. Vindob. 29788 Α-C, Sitzb. Akad. Wien 208 (1928), pp 87-91. L: P. W. Derouau(x), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 322 / P. Gallay (ed), Grégoire de Nazianze, Lettres, Tome I, Paris 1964, pp XXXV. 103.111 / (im wesentlichen gleich) id, Gregor von Nazianz, Briefe (GCS 53), Berlin 1969 pp LIsq.71.77. F: (für das Pamprepiusfragment A[r] findet sich ein Faksimile bei Gerstinger [vgl. E:], nach Seite 24).
^ = E. Heitsch, Die griechischen D i c h t e r f r a g m e n t e der römischen Kaiserzeit, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse, Dritte Folge, Nr. 49, Göttingen 2 1963, Nr. 35 (3+4); a l l e r dings scheint die Zuweisung an Pamprepios nicht gesichert, vgl. z.B. Kl. Pauly, Bd. IV s. v. Pamprepios (R. Keydell) und H . Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner II, Byzantinisches Handbuch im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft, Fünfter Teil, Z w e i t e r Band, München 1978, ρ 112 (bes. Anm. 15). 2 „Eine eingehende Prüfung ... ergab, daß die beiden Doppelblätter aus ein und derselben Kodexlage stammen und in dieser dereinst unmittelbar aufeinander folgten und weiter, daß jene Lage überhaupt nur aus diesen beiden Blättern bestanden hatte, also ein Binio war" (Gerstinger, ρ 4) - „Daß dereinst der ganze Kodex aus Binionen bestanden habe, ist fraglich, ... da man diese [ l e t z t e Lage] ja auch sonst in H a n d s c h r i f t e n ohne Rücksicht auf die n o r m a l e Blattzahl der Lagen nur nach Bedarf des Textes beliebig größer oder kleiner zu machen p f l e g t e " (ebda.); zu diesem Problem vgl. auch Turner, Typology, ρ 61: „I do not know of any Codex composed solely of twos" und die dazugehörige Anm. 13 (p 70): „But the composition has been argued for Aristophanes BKT V 2, ρ 99 (10) on the basis of the numeration θ (top l e f t ) and ξε (top right)"; ρ 88, Anm. 6 nennt Turner diese Argumentation „attractive". - Die Einschätzung des Lagenaufbaus durch Gerstinger beruht natürlich auf der Annahme, daß die l e e re letzte Seite und die Auffüllung der v o r l e t z t e n mit G r e g o r - B r i e f e n ein si-
KV 25 - Anm.
3 - 8
209
cheres Indiz für ein Codex-Ende sind. Trotz der immer wieder auftretenden L e e r s e i t e n innerhalb der Tura-Codices scheint die Annahme (wegen der K o m bination von L e e r s e i t e und F ü l l t e x t ) doch plausibel. -i G e r s t i n g e r , ρ 4; Gerstinger meint ferner, diese Blattfolge sei im A l t e r t u m tunlichst vermieden worden; vgl. aber die Zusammenstellungen bei Turner, Typology, pp 58-61 über die „Single-Quire Codices". ^ Gerstinger nennt (p 3) ein Codexformat von „zirka 25 χ 16 cm". Mit diesen Maßen hat Turner den Codex (unter der Nr. 240) seiner „Group 6 (c. 16B χ 28H), A b e r r a n t " zugeordnet; vielleicht wäre eine Zuordnung zu „Group 7 (c. 15B χ 25H)" erwägenswert. ^ Wegen der stichischen Schreibweise ist die Falzbreite nur schwer festlegbar. Wenn man daher die von der Gegenseite durchscheinenden Zeilenanfänge zur Bemessungsgrundlage macht, kommt man auf eine Falzbreite von 3 cm. ^ Gerstinger verweist auf Schubart, Griechische Paläographie, München 1925 [Nachdruck: 1966], ρ 142 (doch handelt es sich dabei um rechtgeneigte Schriften) sowie auf den Menandercodex Kairo JE 43227 (vgl. C a v a l l o - M a e h l e r Nr. 16b), ebenfalls eine „sloping majuscule"; aber Rechtsneigung hat die v o r l i e gende Hand nicht. •7 Gerstinger, ρ 91, hält auch die Deutung des Strichs als Tilgungszeichen für möglich, zumal φαβιν in den Hss., die der Mauriner Ausgabe zugrunde liegen, fehle. o Ein von Gerstinger erwähntes Schlußornament in Form einer unterbrochenen Linie ist auf dem uns zur Verfügung stehenden Photo nicht ( m e h r ? ) erkennbar.
210
KV 25a Gregor von Nazianz 1 , Oratio 28 (Theologica Π) 2 21, 25-31 (ν) 23,18 - 24,4 (τ) 3
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 29407; Sanz, Dissertation (ungedruckt) Nr. 13b, pp 95sq 4 ; MPER XVII 11
V
(Treu-Diethart, ρ 2 4 5 )
Fundort: ?
„Hellbrauner, rundum abgebrochener, beidseitig beschriebener Papyrus" (Treu-Diethart, ρ 24); wohl fr eines Codexblattes; das Verso geht dem Recto voran. Tinte: schwarz. Erhalten sind (Reste aus der Mitte von) 6 linn auf dem Verso (oberhalb der ersten lesbaren Zeile ist die Unterlänge eines lit erkennbar, die mithin eine weitere Zeile repräsentiert) und 5 linn auf dem Recto (auch hier sind oberhalb der ersten und unterhalb der letzten Zeile Reste von ein oder zwei Buchstaben zu erkennen). Maße: 4,1 cm(H) χ 6,3 cm(B). Rekonstruierte Buchstabenzahl pro Zeile: 47-52 (v); 43-51 (r). Rekonstruierte Zeilenzahl pro Seite: 5 8 6 . Rekonstruierter Schriftspiegel: etwa 36-37 cm(H) χ 19 cm(B) 7 . Wenn die Rekonstruktion richtig ist, gehört der Codex, dessen Repräsentant P. Vindob. G 29407 ist, in Turners „Group 1: The largest sizes" und wäre von seinen Maßen her am ehesten dem Galen-Codex, Pack 2 456 [40,4 cm(H) χ 21,5 cm(B)] zu vergleichen, der aus dem 6. Jhdt. stammt und 38-41 linn pro Seite aufweist (= Turner 84). Obwohl die kodikologischen Erfahrungswerte eine solche Rekonstruktion (im Grenzbereich) nicht völlig ausschließen, wird man die Möglichkeit, daß dieser Codex keinen Volltext (sondern nur Exzerpte oder einen gekürzten Text) enthalten hat, nicht gänzlich außer Betracht lassen wollen 8 . Die (leicht rechtsgeneigte) Schrift weist den Papyrus nach der Mitteilung
Gregor von Nazianz, Oratio 28 - P. Vindob. G 29407 / Anm. 1
211
von Treu-Diethart ins 5. Jhdt. (vgl. Anm. 4). Der allgemeine Duktus der Schrift macht diesen Ansatz plausibel. Indessen lassen einige Buchstabenformen (vgl. das Beta, dessen unterer Bogen unter die Zeile hinabreicht, das Delta, das die Ecke, die die aufsteigende Diagonale für gewöhnlich mit der Basislinie bildet, stark abrundet, das unterhalb der Zeile endende Lambda und das minuskelhafte Xi) auch eine spätere Datierung möglich erscheinen. Daß das Pi nicht den in der späten sloping majuscule üblichen runden Kopf hat, könnte dagegen den Frühansatz von Sanz erklären. Orthographische Abweichungen sind nicht nachweisbar, και ist (durchgängig ?) gekürzt; die Kürzung wird durch eine weit hinabreichende Cauda bezeichnet. Nomina sacra: δαδ; θυ. E: Κ. Treu-J. Diethart, Griechische literarische Papyri christlichen Inhaltes II, in: Mitteilungen aus der Papyrus Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Neue Serie, herausgegeben von der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek, XVII. Folge Textband, Wien 1993, Nr. 11, Gregor von Nazianz, Oratio 28 (Theologica Ii) § 21,24-32; 23,17-24,3, pp 24sq. L: — F: K. Treu-J. Diethart (vgl. E:), Tafelband, Wien 1993, Tafel VII (il).
1 Oratio 28 gehört zu einem Corpus von 5 (als „theologische" bezeichnete) Reden (Or. 27-31). Die Authentizität dieses Corpus ist in Frage gestellt worden von R. Wekenborg, Les cinq Discours théologiques, attribués à Grégoire de Nazianze, en partie oeuvre de Maxime Héron le Cynique, alias Evagre le Pontique d'Antioche, Antonianum 48 (1973), pp 476-507. Dazu meint Norris: „The authenticity of the Theological Orations as works by Gregory Nazianzen is still the best explanation of the evidence we possess" [F. W. Norris, Faith Gives Fullness to Reasoning, The Five Theological Orations of Gregory Nazianzen (= Supplements to VigChr, Volume XIII), Leiden-New York-Kopenhagen-Köln 1991, ρ 71; vgl. auch id, The Authenticity of Gregory Nazianzen's Five Theological Orations, VigChr 39 (1985), pp 331-339]. Im übrigen hat auch
212
K V 25a - Anm.
Wekenborg Abrede
2 - 6
für die Reden 27 und 28 die Verfasserschaft
des G r e g o r
nicht
in
gestellt.
Diese fünf theologischen Reden stammen wohl aus G r e g o r s Zeit als Bischof (der orthodoxen Minderheit) in Konstantinopel [379-381]; man nimmt gewöhnlich an ( v g l . SC 250, ρ 10), daß sie in einer fortlaufenden Serie im Sommer/Herbst des Jahres
380
in der
Anastasia-Kapelle
zu Konstantinopel
gehalten
worden
sind; die a l l e r l e t z t e Sicherheit fehlt ( v g l . Norris, Faith, pp 80.107). „Das Rekto wurde mit H i l f e von «Pandora» von W . Clarysse
identifiziert,
das V e r s o von K . Treu" (Treu-Diethart, ρ 24). 2 Die
Reihenfolge
der
Reden
innerhalb
des
Corpus
ist
( v g l . Norris, Faith, pp 74sq), auch Einzelüberlieferung
sehr der
wenig
gefestigt
Theologica
bekannt. Dennoch kommt Norris (Faith, ρ 107) schließlich zu der
II
ist
Überzeugung:
„Although it cannot be proved ... there is a legitimate case that 28
belonged
to the original plan and was the second in the series." ^ Zitiert nach (Rede, Kapitel und Z e i l e ) der Ausgabe collaboration de M . Jourjan), G r é g o i r e
von P. G a l l a y
(avec
de Nazianze, Discours 27-31
la
(Discours
Théologiques), SC 250 (pp 144.150), Paris 1978. Der Ausgabe liegen die 10 ä l testen Handschriften zugrunde; sie bezeichnet sich (vgl. ρ 18) daher selbst vorläufig, denn nach einer s a y - G . Lafontaine, V e r s
Schätzung
von J. Mossay
une édition critique
[in: M .
de G r é g o i r e
74 (1979), ρ 629] liegt die Zahl der Hss., die
mindestens
als
Sicherl-J.
Mos-
Nazianze,
RHE
de
eine der
Theologi-
schen Reden enthalten, zwischen 1200 und 1500. „ D i e Angabe
in
der
Signaturenkonkordanz
[sc.
Sanz
Nr.
18, S.
128
f]
falsch." Freundliche Mitteilung von J. Diethard vom 23.3.94, für die wir
ist
herz-
lich danken. ^ D a z u heißt
es bei
seinerseits [vor
Treu-Diethart,
ρ
24
ergänzend:
„Sanz
hat
den
Papyrus
der Identifizierung!] in das 4. Jh. datiert. Ins 5., 6. Jh. weist
z.B. 26c bei C a v a l l o - M a e h l e r , Greek
Bookhands."
^ Diese Rekonstruktion der Zeilenzahl
beruht bei Treu-Diethart
auf
folgenden
Überlegungen: „7 Z e i l e n der Handschrift entsprechen 8 Z e i l e n im Druck [von SC
250],
Zeilen
eine
der
Seite
der
Handschrift."
Handschrift Wir
haben
ergibt das
58+8=66
wie
folgt
Druckzeilen
überprüft:
gleich
Zwischen
58 dem
letzten W o r t von lin 6 der Edition und dem ersten von lin 9 fehlen 2423 litt; die 10 (in ihrem U m f a n g ) und
9-13
der
Edition)
einigermaßen
haben
sicher
zusammen
476
rekonstruierbaren litt;
das
ergibt
Zeilen einen
(2-6
Durch-
schnittswert von 47,6 litt pro lin-, demnach fehlen (2423 : 47,6 = 50,903361) 51 linn;
denen
sind
die
7 erhaltenen
W e r t von 58 linn pro Seite unter
hinzuzufügen,
ergibt. Ein solcher
den 513 griechischen Papyruscodices
(bzw.
wodurch Wert frr
sich
ebenfalls
ist ungewöhnlich, davon),
für
die
ein denn
Turner,
Typology, pp 102-185 hierzu Angaben macht, finden sich zwar 20 (oder knapp
KV 25a - Anm.
7 - 8
213
4%), die mehr als 55 linn pro Seite aufweisen, aber 19 davon sind IV. Jhdt. oder älter (14 sogar III. Jhdt. oder ä l t e r ) und nur 1 E x e m p l a r stammt aus dem V. Jhdt. Für das VI. und VII. Jhdt. gibt es keinen Beleg. Im Bereich der griechischen Papyri christlichen Inhalts gibt es bisher überhaupt nur einen Beleg (aus dem III. Jhdt.), nämlich Rep. I, 010 = H a e l s t 315. η
' F o l g e n d e W e r t e liegen dieser Rekonstruktion zugrunde: In der längsten R e c t o - Z e i l e stehen 14 litt auf 5,5 cm; für die Durchschnittszeile (47,6 litt, s. Anm. 5) werden also (5,5 : 14 χ 47,6 = 18,7) ca 19 cm benötigt; in vertikaler Richtung nehmen 4 linn 2,5 cm ein; 58 linn (vgl. Anm. 5) benötigen mithin (2,5 : 4 χ 58 = 36,25) 36 bis 37 cm. Auch dies ist ein ungewöhnliches Maß, wenn man bedenkt, daß selbst die gröBten bekannten C o d e x - F o r m a t e die 40 c m - M a r g e in der Höhe nur ganz g e ringfügig überschreiten (vgl. Turner, Typology, ρ 14, Group 1, N r r . 447, 457, 236, 84). Q
Diese Möglichkeit haben T r e u - D i e t h a r t allerdings nicht in Betracht gezogen; sie meinen (p 25) vielmehr: „Ein Kodex mit 58 Zeilen zu gegen 50 Buchstaben ist ein Zeichen dafür, daß der Kopist viel Text auf wenig Raum unterbringen wollte. Auf der Basis der Kalkulation dieses einen Blattes ergibt sich, daß die ganze Rede 6,2 Blatt füllte, alle fünf theologischen Reden zusammen 22,2 Folien, das gesamte Corpus der 45 Reden Gregors 207 Folien. 26 Quaternios wären 208 Blatt." Nach ihrer Meinung zeigt diese Hochrechnung, „daß ein P a pyrus-Kodex, der sämtliche Reden enthält, möglich ist. Man e r w a r t e t dann eine sorgfältige Schrift. Der Stil des Fragments weist aber eher auf das H a n d e x e m plar eines Theologen, dem es darauf ankam, den wichtigen Text auf knappem Raum zusammengefaßt vor sich zu haben" (ebda.).
214
KV 26 [KV 5] Gregor von Nyssa, Anthologie aus der Vita Mosi«1
Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 5863 [„in der ägyptischen abtheilung .. in der mappe 154 b " (Landwehr, ρ 3)] / BKT VI i v Zum gleichen Codex gehören höchstwahrscheinlich:
[KV 5] Basilius, Anthologie aus den Briefen, P. Berolin. 6795 und einige bislang unidentifizierte Fragmente 2 .
Haelst Nr. 653; Pack 2 Appendix Nr. 28; Montevecchi, ρ 326; Turner Nr. 523
[IV - V V spätestens VII VII 2 · H ä l f t e
(Cavallo-Maehler Nr. 7a, ρ 20)] 3 (Landwehr, ρ 4; Schmidt-Schubart, ρ 38) (Blass, ρ 35) (Musurillo, ρ V, vgl. unten Anm. l)
Fundort: Faijum („aus den erwerbungen des jahres 1879", Landwehr, ρ 3; „die handschrift stammte ;.. wohl aus einer grösseren öffentlichen bibliothek Arsinoes", Landwehr, ρ 19); 16 frr von 8 foli sowie 5 noch nicht identifizierte (der Schrift nach zu urteilen aber hierher gehörende) frr 2 eines Cod; je 2 der 8 Blätter (nämlich pp 7/8 + 9/10, d.h. das Mittelblatt einer Lage, und pp 5/6 + 11/12 der Ausgabe in BKT Vi) lassen sich so zusammensetzen, daß man ihre Zusammengehörigkeit als Doppelblätter für gesichert ansehen kann; für das dritte Doppelblatt (pp 3/4 - 13/14, BKT-Zählung), das aus völlig unzusammenhängenden frr besteht, ist diese Möglichkeit nicht gegeben, doch ist seine Position als Teil derselben Lage vom Inhalt her einigermaßen gesichert 4 . Noch unsicherer ist die Einordnung der von Schmidt-Schubart zu einem 4. (äußeren) Doppelblatt zusammengefüg-
KV 26 - P. Berolin. Inv. Nr. 5863
215
ten frr (die Landwehr noch nicht zuordnen konnte): sie haben keinerlei physischen Zusammenhalt und scheinen darüber hinaus Repräsentanten von zwei weiteren Lagen zu sein (vgl. die schematische Zusammenstellung bei der B e schreibung des Lagenaufbaus und deren Auswertung). Maße: Das Doppelblatt mit den pp 3 / 4 + 13/14 (BKT-Zählung) besteht aus 6 unzusammenhängenden frr; 3 davon bilden Blatt 3 / 4 , ihre Größe gibt Landwehr (nach der Rahmenmethode gemessen) mit 8 cm(H) χ 12 cm(ß) + 8 , 6 cm(H) χ 8,3 cm(B) + 6,7 cm(H) χ 5,6 cm(B); von pp 13/14 sind ebenfalls 3 frr erhalten, die aber unmittelbar aneinanderstoßen, die Maße dieses Blocks gibt Landwehr mit 10,9 cm(H) χ 10,6 cm(ß) [unsere Nachmessungen am Photo haben 11,2 cm(H) χ 10,4 cm(B) ergeben stimmen also mit Landwehrs Messungen grosso modo überein]; Landwehr hat dieses Doppelblatt als Bogen I a + b bezeichnet. Das folgende Doppelblatt (pp 5 / 6 + 11/12 B K T = Bogen II Landwehr) besteht nach Landwehrs Angaben aus 4 frr, die sich (zumindest an einigen Stellen) nahtlos zu einem Doppelblatt zusammenfügen lassen, die Größe dieses zusammengesetzten Bogens beziffert Landwehr mit 5,2 cm(H) χ 35,4 cm (Β) [Nachmessungen am Photo ergeben 11 cm(H) χ 37 cm(B); die Angabe Landwehrs über die Höhe ist mit Sicherheit falsch, die Art des Fehlers legt die Vermutung nahe, daß auch seine Messungen nicht am Original erfolgt sind]; das innere Doppelblatt der Lage (pp 7-10 B K T = Bogen III Landwehr) ist aus 3 Stücken fast übergangslos zusammengesetzt, seine Größe gibt Landwehr mit 10,4 cm(H) χ 35,2 cm(B) [Nachmessung: 11 cm(H) χ 35,6 cm(B)]. Die beiden äußeren Blätter (pp 1/2 + 15/16 BKT), die wohl weder ein Doppelblatt bilden noch zu der gleichen Lage gehören wie der Rest (vgl. die schematische Übersicht zum Lagenaufbau) bestehen aus insgesamt 3 unzusammenhängenden frr; ihre Zugehörigkeit zur Gregor-Anthologie ist erst von Schmidt/Schubart erkannt worden: pp 1 / 2 B K T = fr III Landwehr (p 21: „Breite 5,4 cm. Höhe 3,5 cm", durch Nachmessung bestätigt) + fr I Landwehr (p 19: „Breite 8 , 8 cm. Höhe 8,1 cm", Nachmessung: 8,7 cm χ 8,7 cm); pp 15/16 BKT: das fr fehlt bei Landwehr, es mißt nach unserer Messung 3,6 cm(H) χ 6,7 cm(B). Schmidt/Schubart geben ein rekonstruiertes Blattformat von 22 cm(H) χ 16 cm(B); dabei kann es sich, was den Wert für die Höhe betrifft, natürlich nur um eine Schätzung handeln; denn von allen Blättern sind nur frr der obe-
216
Gregor von Nyssa - Aus der Vita Mosis
ren Blatthälften erhalten; aber auch der Wert für die Breite ist nur näherungsweise zu ermitteln, da die Verbindungen zwischen den einzelnen frr sehr unstabil sind oder sogar nur auf Zusammenrückung beruhen. So ist es nicht verwunderlich, wenn unsere Messungen (an maß stabsbewehrten Photos) mit den Werten der Herausgeber nur in etwa übereinstimmen; Toleranzen von 1 bis 2 cm wird man in Kauf nehmen müssen. Im einzelnen haben wir (am Innenblatt der L a g e 5 ) folgende Werte ermittelt: Oberer Rand: 3 cm [Landwehr: 2,8 (bei Bogen Ii), 3 cm (bei Bogen III), 3,4 cm (bei der Rekonstruktion, ρ 3)]. Seitenränder: Wenn das Photo nicht täuscht, liegt der Falz beim Innenblatt der Lage nicht genau in der Mitte des Doppelblattes, so daß sich für die vordere Hälfte (pp 7/8 BKT-Zählung) eine Breite von 17,3 cm ergibt, während die zweite Hälfte (pp 9/10) eine Breite von 16 c m aufweist; auf die Seitenränder wirkt sich diese Phänomen (anders als beim Schriftspiegel) indessen nicht aus. Folgende Werte wurden ermittelt: äußerer Rand: 2,7 cm ; innerer Rand: 2,2 cm (p 10 BKT) bis 2,4 cm (p 7 BKT) [Landwehr nennt Werte von 2,7 cm (Bogen II) bis 2,8 cm (Bogen III) für den Außenrand und 2,5 (Bogen III) bis 2,6 cm (Bogen Ii) für den Innenrand]. Ein unterer Rand ist nirgendwo erhalten. Die Schriftspiegelbreite beträgt 11,2 cm (p 10 BKT-Zählung) bzw. 12,3 cm (p 7 BKT-Zählung). Da die Anthologie im Bereich der Vita Mosis des öfteren mit Umstellungen, Paraphrasen und Kürzungen arbeitet, ist eine Rekonstruktion der Zeilenzahl und mithin der Schriftspiegelhöhe mit großen Unsicherheit s faktoren belastet. Schmidt/Schubart operieren mit 25 Zeilen 6 . Aber nur die Übergänge von ρ 3 nach ρ 4 und von ρ 4 nach ρ 5 (BKT-Zählung) liegen textmäßig so eng beieinander, daß man die Rekonstruktion einer Seite mit Aussicht auf Erfolg versuchen kann. Danach scheint ρ 3 in der Tat 25 Zeilen gehabt zu haben. Aber wenn man bei der Bestimmung der Zeilenzahl von ρ 4 diese Zahl zugrundelegt, stößt man auf Schwierigkeiten; denn es wären dabei unter der Voraussetzung eines unangetasteten Volltextes auf 3 Zeilen (linn 98-100 BKT) 170 Buchstaben unterzubringen, was bei einer normalen Zeilenlänge von 29-35 (meist 32) litt, wie sie im erhaltenen Teil der Seite anzutreffen ist, nicht möglich ist; allerdings scheint die letzte erhaltene Zeile von
217
KV 26 - P. Berolin. Inv. Nr. 5863
p 4, dadurch daß sie mit dem überlieferten Text nicht zu rekonstruieren ist, bereits einen Hinweis darauf zu enthalten, daß im verlorenen Bereich geändert, d.h. gekürzt worden sein könnte. Wenn dies zutrifft, fällt ρ 4 für eine Rekonstruktion der Zeilenzahl aus; trifft es nicht z u , wird man mit 27 (max. 28) Zeilen rechnen (und für ρ 3 u. U. eine entsprechende Erweiterung in Ansatz bringen) müssen 7 . So wird man sich wohl mit der Auskunft begnügen müssen, daß die ursprüngliche Schriftspiegelhöhe zwischen 15 und 19 c m gelegen haben dürfte. Es ergäbe sich demnach ein rekonstruiertes Schriftspiegelformat von 15-19 cm(H) χ 11-12,5 cm(B). Mit den Maßen der Basilius-Anthologie-Fragmente wären diese Angaben noch kompatibel, ein durchschlagendes Argument gegen die Zugehörigkeit beider Stücke zum selben Codex wäre von hier aus nicht zu gewinnen. Womöglich noch unsicherer ist die Rekonstruktion des ursprünglichen Blattformats. Hier schlagen wir vor [oberer Rand 3 c m + Schriftspiegelhöhe 15-19 cm + (in Analogie zum oberen Rand) geschätzter unterer Rand von 3 cm =]: 21-25 cm(H) χ 16,2-17,3 cm(ß) [= Außenrand 2,7 c m + Innenrand 2,3 cm + Schriftspiegelbreite 11,2-12,3cm]. Der Codex scheint damit in Turners „Subclass of Group 5, 18 χ 25" zu gehören [Turner selbst hat ihn unter Berufung auf die Maßangaben der Editoren seiner „Group 6 (16B χ 28H) / Aberrant" zugewiesen]. Zeilenzahl pro Seite: 25 - 28 (s.o.) [Landwehr: 23-24 limi 6 ; Schmidt/ Schubart: 25] Buchstabenzahl pro lin: liegt in 90% der Fälle zwischen 28 und 34 litt, meist zwischen 29 und 32 l i t t 8 [Landwehr 27-30; Schmidt/Schubart: ca. 30]. Lagenaufbau: p (BKTZählung)
Faserverlauf
Zahl der erhaltenen Zeilen/BKT-Zählung
Inhalt nach GNO VII,1 9 [=BKT]
1
ν
15+1 lin in Spuren/1-16
5,7-16 [=1-15]
2
r
15/26-40
5,26-6,8 [=26-35] +35,22-36,3 [=36-40] 51,24-52,13 [=51-72]
3
r
22/51-72
4
ν
23/76-98
5 6
r ν
11/101-111 11/126-136
52,15-20 [=76-83] +54,9-20 [ = 8 4 - 9 8 ] 55,1-8 [=101-111] 55,20-56,1 [=126-134a]
Gregor von Nyssa - Aus der Vita Mosis
218
7
r
12+2 linn Überschrift auf oberem Rand/ 151-162
8 9
ν ν
11/176-186 12/202-212
10
r
11+2 linn in Spuren /226-236(238)
11
ν
11/251-261
12
r
11/276-286
13
ν
11/301-311
14
r
12/326-337
15 16
r ν
6/351-356 6/376-381
+59,9-11 [=134b-136] 59,24-25 [=151-152] +67,12-18 [=154b-162] [153-I54a enthält eine aus dem Text formulierte Überschrift] 62,13-20 1 0 [=176-186] 69,2-3 [=201-202] + 70,1-3 [=207-210] [203 -206 scheint eine aus 69,21 heraus formulierte Überschrift zu enthalten; ebenso 211-212 aus 70,8-9] 70,23-71,6 [=228b-236] [226-228a enthalten eine aus dem Text formulierte Überschrift] 71,20-72,2 [=251-258a] +72,7-10 [=258b-261, z.T. leicht paraphrasierend] 73,11-12 [=276-278] + 73,1-4 [=281-286] [279 -280 enthält eine aus dem Text heraus formulierte Überschrift] 75,7-9 [301-303] + 75,11-14 (mit kleinen Auslassungen [306b310a] +75,16-17 [310b -311] [304-306a enthält vermutlich eine Zwischenüberschrift] 76,10-12 [326-329a, als Frage formuliert und so zur Zwischenüberschrift erhoben] 107,3-7 [351-356] 108,3-5 [377-379] [376 nur in Spuren; 380sq mit dem überlieferten Text nicht rekonstruierbar]
KV 26 - P. Berolin. Inv. Nr. 5863
219
An dieser Übersicht wird zweierlei klar: Während die Zugehörigkeit von pp 7-10 (BRI) und 5/6 + 11/12 (BKT) zur selben Lage auch vom Inhalt her einigermaßen gesichert scheint, muß man sowohl zwischen ρ 2 und ρ 3 als auch zwischen ρ 14 und ρ 15 einen großen inhaltlichen Abstand konstatieren, der es unwahrscheinlich macht, daß die Seiten 1/2 und 15/16 zur selben Lage gehören wie der (inhaltlich relativ eng zusammengehörende) Rest. Hinzu kommt, daß die Blätter 1/2 und 15/16 hinsichtlich des Verhältnisses von Faserverlauf zur Schriftrichtung mit dem Rest nicht in Einklang zu bringen sind. Denn von pp 3 - 14 finden wir eine geregelte Seitenfolge [ r / v - r / v - r / v (Lagenmitte) - v/r - v/r - v/r], während die beiden Außenblätter diese Harmonie stören. Beide Beobachtungen zusammengenommen führen zu der Vermutung, daß nur die Seiten 3 bis 14 zu ein und derselben Lage gehören (möglicherweise zu einem Ternio, doch können natürlich ein oder mehrere Doppelblätter verlorengegangen sein). Die Seiten 1/2 und 15/16 scheinen dagegen Repräsentanten von 2 weiteren Lagen zu sein; dabei müßten (regelmäßigen Lagenaufbau vorausgesetzt) pp 1/2 wegen der Abfolge v / r aus dem hinteren, pp 15/16 wegen der Abfolge r / v aus dem vorderen Teil einer Lage stammen. Wenn diese Vermutung zutrifft, ist damit zugleich das stärkste Argument von Schmidt/Schubart gegen die Zusammengehörigkeit von Gregor- und BasiliusAnthologie , nämlich die angeblichen Divergenzen im Lagenaufbau, hinfällig geworden. Vielmehr ist der Lagenaufbau in beiden Stücken anscheinend derselbe und die Zusammengehörigkeit daher sehr wahrscheinlich 11 . Klebungen (Kolleseis): Nach Landwehrs Beobachtungen (vgl. ρ 7 + 10) weisen Bogen II (= pp 5/6 + 11/12 BKT) und Bogen III (= pp 7-10 BKT) in der Doppelblatt-Mitte Klebungen auf (was ziemlich ungewöhnlich wäre 1 2 , aber mit Hilfe des Photos weder bestätigt noch widerlegt werden kann 13 ). Deutlich erkennbar ist die Faltung in der Doppelblatt-Mitte; auch die Löcher der Fadenheftung sind dort, wo der Mittelteil erhalten ist, klar zu sehen. Die Farbe des Papyrus ist rotbraun, die der Tinte schwarzbraun („von sepiafarbe", Landwehr ρ l). Da der Kontrast zwischen Tinte und Beschreibstoff nicht sehr groß ist, und die Schrift oft abgeblättert und verwischt ist, ist (bei einer Buchstabenhöhe von 3-5mm, vgl. Landwehr ρ 3) gute Lesbarkeit nur noch selten gegeben.
220
G r e g o r von Nyssa - Aus der V i t a Mosis
„Die Schrift ist eher etwas besser als im Basileiusbuch" (Schmidt/Schubart, ρ 39), auch die Linksneigung ist etwas weniger ausgeprägt; aber wenn Landwehr sagt: „Die schrift beider handschriften scheint dieselbe zu sein. Doch wird das auge beim ersten anblick nur getäuscht, denn bei sorgfältiger Untersuchung stellen sich Verschiedenheiten ein" (p l ) und daraus auf zwei verschiedene Hände schließt (p 2), so ist das bei einer „informal hand" wie der vorliegenden sicherlich überzogen 1 4 . Vielmehr ist davon auszugehen, daß die Basilius-Blätter und die Gregor-Blätter von ein und derselben Hand stammen und damit zur selben Handschrift gehören. Die Abgrenzung der einzelnen Anthologie-Exzerpte gegeneinander erfolgt (soweit erkennbar) wie bei der Basilius-Anthologie durch Blindzeilen, deren Freiraum wiederum (jedenfalls meistens) durch einen waagerechten Strich mit einem nach links offenen Halbkreis an seinem linken Ende wieder ausgefüllt wird; diesem Strich geht anscheinend ein Doppelpunkt voraus 1 5 . Der Binnengliederung dient dann die Paragraphos (BKT-linn 31; 35; 107; 129; 134; 152; 210; 233; 253; 258; 278; 280; 329; 376), die z.T. mit der Exzerpte-Gliederung zusammenfällt, z.T. aber auch nur kleinere Sinnabschnitte (die dann häufig zusätzlich am Hochpunkt kenntlich sind) bezeichnet und (wie die Überschneidung der Gliederungssysteme zeigt) wahrscheinlich aus einer Volltext-Vorlage übernommen ist. Als Satzzeichen dient normalerweise der Hochpunkt [l6mal, davon 2mal (linn 210 + 278 BKT) am Ende eines Abschnitts, was entweder beweist, daß er als starker Trenner gemeint sein muß, oder daß auch er (vgl. oben s.v. Paragraphos) aus einer Volltext-Vorlage übernommen ist]. Einmal (lin 102 BKT) kommt ein Punkt in Tiefstellung (am Satzschluß) vor. Einmal (lin 154 BKT, inmitten der Zeile) findet sich der Doppelpunkt als Satzzeichen·, er steht am Ende eines Fragesatzes, und Schmidt/Schubart haben ihn deshalb als Fragezeichen gedeutet; allerdings hat diese Frage zugleich Überschriftcharakter, so daß die Deutung als starker Trenner (zwischen Themenstellung und -ausführung) wahrscheinlicher i s t 1 6 . Als Lesezeichen 1 7 kommen alle drei Formen des Akzents, der Spiritus asper und der Apostroph vor. Von den Akzenten tritt am häufigsten (50mal) der Akut auf; er steht meist in Übereinstimmung mit den modernen Akzentregeln, wird aber bei Diphthongen über den ersten Buchstaben gesetzt. Etwa
KV 26 - P. Berolin. Inv. Nr. 5863
221
halb so häufig (26mal) findet sich der Zirkumflex, der die Gestalt eines nach unten offenen Kreisbogens hat; auch er steht bei Diphthongen nicht auf dem zweiten, sondern auf dem ersten lit oder zwischen beiden. Am seltensten ist der Gravis (9mal); er erscheint „dem ursprünglichen Gebrauch gemäß, als Zeichen der schwächer betonten Silbe" (Schmidt/Schubart, ρ 39) [τον lin 77 BKT, μεν lin 101 BKT, διαφοράς lin 105 BKT, αρετή ν lin 155 BKT, ti lin 203 BKT, χριοταταις lin 228 BKT, χαχαβας lin 231 BKT; zusammen mit dem Akut im selben Wort: λέγων lin 90 BKT; zusammen mit dem Zirkumflex im selben Wort: πλήρη (=πλήρη) lin 133 BKT]. Der Spiritus asper erscheint 22mal, zumeist, um eine bestimmte Lesung sicherzustellen [so bei ως, dem Relativpronomen (όν, ω, όοα), dem Artikel (ό, ή) sowie bei εαυτους, όλου, ούτως, ύπο und ύδωρ mit seinen Flexionsformen]. Der Apostroph findet sich limai und dient ausschließlich der Kennzeichnung der Elision [ α λ λ ' , δ ' , δ ι ' , ε π ' / ε φ 1 , καθ', π α ρ ' ] , die in diesen Fällen regelmäßig durchgeführt ist. Das Trema kommt als organisches Trema im Inlaut (Μωϋοης linn 203 + 377 BKT) und bei anlautendem υ nach vorrangehendem Vokal (ϋδαιι linn 226 + 233 BKT) vor; daneben (im Anlaut über ι und υ) nach Konsonant auch als unorganisches Trema: ϊδον[τες] lin 8 BKT ϊοχορηται lin 33 BKT, ϊοης lin 53 BKT, ϋ[πο] lin 377 BKT; es steht aber nicht regelmäßig. Das Jota subscriptum ist unterschiedlich behandelt: z.T. fehlt es ganz, z.T. wird es als Jota adscriptum dem entsprechenden Vokal beigeschrieben, z.T. erfolgt diese Beischreibung unter gleichzeitiger Hochstellung; daß eine dieser Schreibweisen bevorzugt würde, ist nicht erkennbar. Der Ny-Strich am Zeilenende findet sich etwa genau so häufig wie das ausgeschriebene Ny; ein besonderes Phänomen bietet lin 64 BKT, wo sich innerhalb der Zeile ΐω~ λ ο γ α τ findet; die Auflösung zu των λόγων ergibt im Kontext keinen Sinn, weshalb Schmidt/Schubart (p 41 ) die Meinung vertreten: „vermutlich hat der Schreiber ... ein hochgesetztes Jota seiner Vorlage mißverstanden. Daher ist diese Stelle kein Beispiel für Verwendung der Kürzung des Ν durch einen Strich innerhalb der Zeile, die nur am Ende vorkommt"; ist diese Deutung richtig, müßte auch das hochgestellte Jota aus der Vorlage übernommen sein. Die Worttrennung erfolgt stets in offener Silbe, auch bei einsilbigen Wör-
222
Gregor von Nyssa - Aus der Vita Mosis
tern (vgl. lin 8 7 / 8 8 BKT: ο υ - [ κ ] ) 1 8 . Auf den äußeren Seitenrändern finden sich häufiger bestimmte Zeichen, deren Bedeutung aber nur zum Teil erkennbar ist. So haben Schmidt/Schubart die Schriftspuren in Höhe der lin 51/52 B K T als Autorenzuweisung gedeutet 1 9 ; in lin 8 2 (Ende) finden wir ein Antisigma, dem zu Beginn von lin 8 3 ein auf den Rand gerücktes Sigma folgt; Schmidt/Schubart haben gemeint, das Antisigma scheine auf eine Auslassung zu deuten, für das folgende Sigma haben sie jedoch keine Erklärung gegeben. Mehrfach findet sich auch ein Kreuz auf dem Rand (z.B. in Höhe von linn 226, 281, 326 BKT); in der Basilius-Anthologie wurde damit auf jene Textteile aufmerksam gemacht, die die Grundlage für die Kapitelüberschriften bildeten; ob diese Bedeutung auch hier vorliegt, ist schwer zu sagen, weil in der Gregor-Anthologie nur einmal (p 7 B K T ) eine solche (wie im Basilius-Teil auf dem oberen Rand stehende) Überschrift erhalten ist. Unverständliche (und meist nur in Spuren als kleine Bögen oder Häkchen erhaltene) Zeichen finden sich in Höhe der linn 76, 202/203, 211, 226; daß sie textkritische oder gliedernde Bedeutung haben ist wenig wahrscheinlich. Die Orthographie ist erstaunlich gut: nur einmal ist eine Vertauschung von δ und t nachweisbar (lin 157 B K T μητε statt μηδε, also in einem Wort, in dem das auch sonst häufig vorkommt); mit einem lapsus calami rechnen die Herausgeber an zwei Stellen (lin 254 B K T tpö statt τοο und lin 301 B K T πολυτιμω[τερος] statt ποτιμωτερος); einmal (lin 232 B K T ) findet sich ein supra lineam geschriebenes alio, dessen Sinn allerdings dunkel ist. Sonstige Abweichungen vom Text der Voll-Handschriften sind bewußte Änderungen des E x zerptors, die aus der literarischen Form der Anthologie resultieren. Nomina sacra: θυ, θν; πρα; αν[ος] (der Kürzungsstrich ist wegen eines Defekts im Papyrus nicht erhalten); [θς] und [χς] o.ä. dürfen aus Platzgründen erschlossen werden. E : H. Landwehr, Griechische handschriften aus Fayyûm, II. Excerpte aus der schrift Gregors von Nyssa Θεωρία εις τον του Μωυόέως βίου; III. Anhang zu I [vgl. Philologus 43, ρ 106] und II, Philologus 4 4 (1885), pp 1-21 / C. Schmidt-W. Schubart, IV. Anthologie aus der Vita Mosis des Gregor von
KV 26 - P. Berolin. Inv. Nr. 5863 / Anm. 1 - 2
223
Nyssa, BKT VI (1910), pp 38-54 [zitiert als Schmidt/Schubart oder BKT]. L: F. Blass, Fragmente griechischer Handschriften im Königl. ägyptischen Museum zu Berlin, ZÄA 18 (1880), pp 34sqq / C. Haeberlin, Griechische Papyri, ZBW 14 (1897), pp 474sq (Nr 173) / F. Mayence, Note papyrologique, RHE 4 (1903), ρ 237 (Nr 48) / P. W. Derouau(x), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 322 / J. Daniélou, Gregoire de Nysse: La vie de Moise, SC l b i s , Paris 1955, ρ XXXII / H. Musurillo [s. Anm. 9], Leiden 1964, ρ Vsq [vgl. auch die Literatur bei KV 6, Basilius-Anthologie aus seinen Briefen]. F: —
1 Die von Schmidt-Schubart eingeführte und hier übernommene Bezeichnung dieser Stücke als „Anthologie" ist etwas unscharf. Genauer gesagt handelt es sich hier um eine zwar thematisch auswählende und ordnende (vgl. die Ü b e r schriften), dabei auch kürzende, umstellende und gelegentlich paraphrasierende, innerhalb der ausgewählten Partien den Text aber meist g e t r e u wiedergebende und der T e x t f o l g e der vollständigen Schrift meist folgende Art von T e x t w i e dergabe, wie wir sie z.B. auch aus den Catenen kennen. Die Beschreibung, die Musurillo, ρ V von A r t und Inhalt des Papyrus gegeben hat („papyrus altero dimidio saeculi post Christum natum septimi scripta exhibet collectionem e x c e r p t o r u m ad vitam asceticam pertinentium"), scheint dagegen eher irreführend. Die Identifizierung dieser Stücke gelang (zwischen 1880 und 1885) Prof. W. M ö l l e r , Kiel (vgl. Landwehr, ρ 3). Für eine genauere Abgrenzung des Inhalts vgl. die schematische Übersicht bei Beschreibung des Lagenaufbaus. ?
Schmidt-Schubart schreiben dazu: „Bei den folgenden Stücken ist die Identifikation bisher nicht gelungen; es ist aber anzunehmen, daB auch sie der Vita Mosis angehören". - Eine Überprüfung mit Hilfe des Computers (ibykus + C D - R O M des Thesaurus Linguae G r a e c a e ) , die P. Pilhofer, Münster, für uns durchführte, ergab für eine Zuordnung dieser F r a g m e n t e zur Vita Mosis (oder den Basilius-Briefen) keinerlei Anhaltspunkte. Daraus ist zu schliefien, daB diese f r r entweder anderen Schriften zugerechnet werden müssen (für fr lv ergäbe sich eine vage Möglichkeit einer Identifizierung mit G r e g o r von Nyssa,
224
KV 26 - Anm.
3 - 9
Ad Simplicium de fide, ed. Müller, ρ 293,12sqq) oder ist) daß sie aus den paraphrasierenden Teilen stammen.
(was
wahrscheinlicher
o Eine Datierung des vorliegendes Papyrus haben C a v a l l o - M a e h l e r zwar nicht vorgenommen; angesichts der (sehr wahrscheinlichen) Zusammengehörigkeit dieser Anthologie-Fragmente mit denen der Anthologie aus den Basiliusbriefen (KV 5 ) fanden wir es aber hilfreich, die Ansetzung, die sie für die Basiliusfragmente gegeben haben, auch hier zu erwähnen. ^ Noch vorsichtiger Landwehr: „Ob die beiden b l ä t t e r zu einem bogen I zusammenzufügen sind, sehe ich mich ausser stände zu entscheiden." (p 2). ^ U n s e r e Messungen erfolgten am Innenblatt der Lage (pp 7-10 BKT-Zählung), weil dies die am besten und vollständigsten erhaltenen Stücke sind. Die weil „sich (vgl.
Zeilenzahl-Rekonstruktion von Landwehr (23-24 linn) ist nicht tragfähig, er von der falschen Voraussetzung ausgeht, „der text der p. 2" schließe unmittelbar an den von p. 1 an, ebenso p. 3 an p. 2 und p. 4 an p. 3" Landwehr, ρ 2).
^Aber selbst dann, wenn man sich für die erste Möglichkeit (25 linn) entscheidet, dürfte die Differenz zur Basilius-Anthologie (27 linn) wegen der schmalen Berechnungsbasis nicht ausreichen, um die Zusammengehörigkeit der beiden Stücke a limine a b z u s c h l i e ß e n , zumal als w e i t e r e r Unsicherheitsfaktor (falls die Photos nicht täuschen) hinzukommt, daß die Buchstabendichte nicht auf allen Seiten die gleiche gewesen zu sein scheint. So stehen auf einem fr von ρ 1 (BKT) 9 Zeilen auf 6,8cm, was bei 25 linn zu einer Schriftspiegelhöhe von 18,8cm (bei 27 linn von 20,4cm) führt; auf ρ 3 finden wir 11 linn auf 7,2cm, was auf eine Schriftspiegelhöhe von 16,4cm (25 linn) bzw. 17,7cm (27 linn) schließen läßt; für ρ 7 lauten die W e r t e : 11 linn auf 6,6cm (= 15,0 bzw. 16,2cm Schriftspiegelhöhe), für ρ 10 (der gegenüberliegenden D o p p e l b l a t t h ä l f t e ) 10 linn auf 6,2cm (=15,5 bzw. 16,8cm Schriftspiegelhöhe); auf ρ 12 schließlich finden wir 8 linn auf 5,2cm und kommen entsprechend auf eine Schriftspiegelhöhe von 16,3 (bei 25 linn) bzw. 17,6cm (bei 27 linn). ® Bei diesen Angaben ist zu berücksichtigen, daß es keine vollständig erhaltene Zeile gibt. Rekonstruierte Zeilen von 36 litt und mehr (p 2, lin 30 BKT: 42 litt; ρ 3, lin 68 BKT: 37 litt; ρ 15, lin 352 BKT: 36 litt) sind auf jeden Fall suspekt. Gregorii Nysseni o p e r a auxilio aliorum virorum doctorum edenda c u r a v e runt W e r n e r u s Jaeger + Hermannus Langerbeck, Volumen VII, pars I: Gregorii Nysseni de vita Moysis edidit H e r b e r t u s Musurillo, Leiden 1964 (ND 1991 ) [ z i tiert nach Seite und Zeile].
KV 26 - A n n . 10 - 18
225
Da es über die Zusammensetzung des Doppelblattes mit den Seiten 7-10 (BKT) nichts zu diskutieren gibt, ist die abweichende Textfolge gesichert. H Gegen Schmidt/Schubart, bei denen es ρ 38 heißt: „jedoch spricht dagegen der Umstand, daß wir beim Basileioskodex ein Mittelblatt haben, das die S. 5-8 enthielt, und ferner die Beobachtung, daß bei der Gregorhandschrift im Anfang Verso vorangeht, am Ende aber Rekto. Damit ist bewiesen, daß die erhaltenen Stücke je einer zusammenhängenden Blätterfolge angehören, sowohl bei Basileios wie bei Gregor; sie entstammen also zwei verschiedenen Büchern". ιΛ Vgl. Turner, Typology, ρ 48: „Whereabouts in the sheets of this codex could the kolleseis occur? Not, of course, at the very center of the sheet, because folding would then very quickly break the back of the sheet and the book". io Vielleicht steht die zuvor beobachtete Asymmetrie der Doppelblatthälften (vgl. oben bei Seitenränder) mit diesem Phänomen in Zusammenhang. ^ Zwar stellen sowohl Landwehr als auch Schmidt/Schubart die Unterschiede in der Schrift besonders heraus, können aber die übergroße Ähnlichkeit nicht gänzlich in Abrede stellen und erklären diese Ähnlichkeit damit, daß sie beide Schriften „wenn auch nicht auf denselben Schreiber, so doch auf denselben Buchhändler zurückfuhren" (Schmidt/Schubart, ρ 38), oder sehen darin den „beweis, dass es wohl möglich war, dass zu derselben zeit von zwei verschiedenen händen ... in fast gleichseienden buchstabenformen geschrieben wurde" (Landwehr, ρ 2). - Beides ist als Erklärung wenig überzeugend. 15
B K T - l i n n 83; 152 (ohne Halbkreis); 202 (Halbkreis nicht mehr erkennbar); 210; 278; 303; [nur in lin 83 ist der Strich mit Halbkreis und vorangehendem Doppelpunkt gut erkennbar, in allen anderen Fällen erlaubt der schlechte Erhaltungszustand des Papyrus kein sicheres Urteil]. l ^ Ü b e r die Verwendung des Dikolons vgl. Turner, Greek Manuscripts of the Ancient World, 2 1 9 8 7 (Bulletin Supplement 46), pp 8 - 9 ; aber auch die Möglichkeit, daß der waagerechte Strich mit Halbkreis (s.o. s.v. Paragraphos) v e r gessen wurde oder keinen Platz mehr fand, ist nicht auszuschließen; für eine Verwendung des Doppelpunkts als Fragezeichen sind uns dagegen keine Belege bekannt. l^Auf unseren Photos sind die Akzente meist nur sehr schlecht oder gar nicht zu erkennen; wir hängen hier in der Hauptsache von der (allerdings sehr minutiösen) Verzeichnung durch Schmidt/Schubart ab. Die oben aufgelisteten Phänomene beschränken sich auf die identifizierten Texte. Aus dem Bereich der unidentifizierten Fragmente (BKT ρ 51 ) ist noch
K V 26 - Anm. 19
226 Folgendes
erwähnenswert: Auf fr
2(r)
lesen
Schmidt/Schubart
in
lin
5
die
Kürzung ϊ ω und meinen, sie könne „wohl nur in ' Ιω(άννης) aufgelöst werden" [für eine Stellungnahme reicht die Qualität der Photos nicht aus]. ^ „Vor
dem H ein tief hinabgehender
ΓΡΗ(ΓΟΡΙΟΤ) scheint möglich", ρ 4 1 .
Strich,
davor
eine
undeutliche
Spur:
227
[KV 27] Gregor von Nyssa ( ? ) \ (?)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, P. Vindob. G 19935
Haelst Nr. 1182; Treu, Ref. VI, ρ 158
VI - VII (Sanz, ρ 82; Bauer, ρ 214) Fundort: ?; 1 fr eines Einzelblattes; 21 cm(H) χ 10,5 cm(ß); verso 5 + 1 unvollständige linn, recto leer; leicht rechtsgeneigte Spitzunziale; Wort-Abteilung 2 ; Hochpunkte; Farbe des Papyrus: braun; keine Orthographica; keine Nomina sacra. Ε: P. Sanz, Christliche Papyri aus der Papyrussammlung der Nationalbibliothek zu Wien (handgeschriebene Dissertation), Wien 1936, pp 82-84 / J. B. Bauer, Einige christliche Stücke aus der Wiener Papyrussammlung, APF 22/23 (1974), pp 214-216.
L: —
F: —
1 Der Text des Papyrus wurde mit Hilfe des Lexikonmaterials (Gregor-Lexikon, Thesaurus Linguae Graecae) des Forschungsvorhabens Gregor von Nyssa in Münster überprüft. Anhaltspunkte für eine Herkunft aus den Werken des Gregor von Nyssa haben sich dabei nicht ergeben. Weitere Nachforschungen sind Bd. III vorbehalten, der die Adespota zusammenstellen wird. 2 So auch Bauer, ρ 214; allerdings ist die Scriptio continua nicht durchgängig aufgegeben, so daß die Abteilung nach Wörtern auch auf Zufall beruhen kann.
228
KV 28 Pseudo - Gregorius Thaumaturgus, ΧΠ capita de fide (PG 10, coll 1127-1136) 1
New York, Pierpont Morgan Library, P. Ness. II 9 [= frr von Cod pp 23-29] Auf den frr, die die pp 1 - 2 2 repräsentieren,
finden sich R e s t e
des
(frühesten
Z e u g e n des) sog. C y r i l l g l o s s a r s 2 (= P. N e s s . II 8).
Haelst Nr. 654; [Pack 2 Nr. 2119 = Cyrillglossar]; Montevecchi, ρ 327; Treu, Ref. I, ρ 190; Turner Nr. 524
VIIa
( C a s s o n - H e t t i c h , Ρ 148)
Fundort: Nessana / Nitzana 3 (bei den Grabungen von H. D. Colt, 1935 - 1936); „Less than a quarter of the original codex is preserved. The upper twothirds has been torn off and is lost. The lower third has been torn vertically in half; the outer half containing the outer margins is lost and we have the inner half containing the binding edge" (Casson-Hettich, ρ 148). Die erhaltenen Codex-Reste repräsentieren insgesamt 8 Unionen, d.h. Lagen, die jeweils aus einem Doppelblatt bestehen; er hatte also 16 foil = 32 pp. Die Recto-Seiten liegen immer innen. Die Seite 30 ist (zumindest in ihrem unteren Teil) unbeschrieben gewesen 4 ; pp 31 + 32 sind vollständig verloren. Der Innenrand hat eine Breite von ca 3 cm, die Abmessungen des unteren Randes schwanken zwischen 2 und 5 cm 5 . Da weder der obere noch der äußere Rand erhalten ist, ist die Rekonstruktion des Blattformats ziemlich spekulativ; dennoch wird man nicht sehr fehlgehen, wenn man den Codex den großen Quadratformaten von Turners „Group 2" zurechnet; 31 cm(H) χ 30 cm(ß) scheint uns jedenfalls ein plausibler W e r t 6 . Die Beschreibung der foil im einzelnen: fol 12 (recto: ρ 23 / verso: ρ 24):
KV
28
- P. Ness. II
9
229
ρ 23 (= linn 1-10 7 ): 10 unvollständige linn; lin 1: Schluß von Kapitel VII, linn 2-4: Kapitel VI, linn 5-6: Kapitel V, linn 7-10: Kapitel IV; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: sehr schwankend, 14-62 litt, meist 45-50 litt; es fehlen ca 12-14 linn mit den Kapiteln XII-VIII und dem Anfang von VII; die drei erhaltenen Kapitelanfänge auf ρ 23 sind numeriert (lin 2: Ζ, lin 5: H, lin 7: θ ) und sind vom übrigen Text jeweils dadurch abgesetzt, daß die Einleitungsformel ,,εΐ τις λέγει" über den Zeilenanfang hinaus in den Rand reicht. Bei Kapitel VI und IV ist das jeweils letzte Wort ,,άναθεμαΐίζεΰθω" eingerückt (lin 4 und 10). ρ 24 (= linn 11-21): 11 unvollständige linn; linn 1-2: Schluß von Explicatio I, linn 3-5: Explicatio II, linn 6-11: Anfang von Explicatio III; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 43-56 litt, meist 50 litt; es fehlen ca 16-17 linn mit den Kapiteln III—I und dem Anfang von Explicatio I. fol 13 (verso: ρ 25 / recto: ρ 26): ρ 25 (= linn 22-29): 8 linn, von denen nur die Zeilenanfänge erhalten sind; Explicatio VI-VII; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 37-58 litt, meist 50-55 litt; es fehlen ca 17-18 linn mit dem Ende von Explicatio III und sowie die Explicationes IV-V; die einzelnen Explicationes sind jeweils durch die Ekthese des ει (von ε'ί τις λέγει) voneinander abgesetzt; sie sind wie die vorangehenden Kapitel numeriert - allerdings in umgekehrter Reihenfolge: XII-I (die einzig erhaltene Zahl ist 6 = ς in lin 6); ρ 26 (= linn 30-38): 9 linn, von denen jeweils nur wenige litt am Zeilenende erhalten sind; linn 1-2: Ende von Explicatio X, linn 3-9: Explicatio XI; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 38-55 litt, meist 43-46 litt; es fehlen ca 14 linn mit den Explicationes Vili, IX und dem Anfang von X; auffällig auf dieser Seite ist das langgezogene Schlußsigma des jeweils letzten Wortes der linn 4-8. fol 14 (recto: ρ 27 / verso: ρ 28): ρ 21 (= linn 39-46): 8 linn, von denen nur die Zeilenanfänge erhalten sind; Erklärung XII; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 43-52 litt, meist 46 litt; es fehlen ca 14-15 linn mit dem Ende von Explicatio XI und dem Anfang von XII; ρ 28 (= linn 47-54): 8 unvollständige linn, von denen die ersten beiden
230
Pseudo-Gregorius Thaumaturgus - XII capita de fide / Anm. 1
nur noch in Spuren vorhanden sind; Explicatio XII; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 43-50 litt; es fehlen ca 11-12 linn mit einem Teil von Explicatio XII. fol 15 (verso: ρ 29 / recto: ρ 30): ρ 29 (= linn 55-64): 10 linn, von denen jeweils nur wenige litt am Zeilenanfang erhalten sind (die linn 1-3 sind nur noch in Spuren vorhanden); Schluß von Explicatio XII; rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: ca 44-47 litt, meist 45 litt; es fehlen ca 10 linn mit einem Teil von Explicatio XII; ρ 30: unbeschrieben (im erhaltenen Teil). „The poor quality of the papyrus, the nature of the contents and the simple structure of the codex suggest a private note book rather than a library volume" (Casson—Hettich, ρ 148); ähnlich Turner, Typology, ρ 61 (3): „a very rough note book". Schwungvolle, leicht rechts geneigte Semiunziale mit sehr feinem Strich von geübter Hand. Apostroph zur Kennzeichnung einer Abbruchkürzung (γενομ für γενόμενος, ρ 24, lin 20); Kürzung von άνθρωπος am Zeilenende von ρ 24, lin 19 (ανθρω^, ein Schlußsigma ist vermutlich von anderer Hand hinzugefügt worden); dreimal ein Akzent [p 24, lin 19: ò (statt ó); ρ 28, lin 50: ζωοποιοίιν (für -oîiv); ρ 28, lin 52: περιξήροις]; keinerlei Interpunktion. Orthographies: ει : ι; ι : ει; ο : ω (?). Nomina sacra: θν; πρς; ϋν (aber an anderer Stelle υιος); χν; άνθρωπος, άνθρωπου, άνθρωποι sowie ουρανος sind ausgeschrieben. E: L. Casson-E. L. Hettich, Excavations at Nessana II, Literary Papyri, Princeton 1950, Nr. 9, pp 154-158. L: id, eodem loco Nr. 8, pp 148 (zum Codexaufbau insgesamt) / C. J. Kraemer, Excavations at Nessana III, Non-Literary Papyri, Princeton 1958, ρ 9. F: (Veröffentlichte Fotos existieren nur vom Cyrill-Glossar: Casson-Hettich, plates 7 + 8).
KV 28 - Âtim. 1 - 5
231
1 Bemerkenswert ist die Reihenfolge der XII capita, die offensichtlich die der syrischen Version ist. In ihr erscheinen die zwölf Kapitel in umgekehrter Reihenfolge, werden aber in der ' g r i e c h i s c h e n ' Reihenfolge gezählt (l-12). D e m nach entspricht Kapitel I in der syrischen Version inhaltlich dem Kapitel XII in der griechischen Fassung. Auffällig ist ferner, daß die Reihenfolge der » E r klärungen« gleich der griechischen ist, die Zählung aber in umgekehrter Reihenfolge erfolgt ( l 2 - l ) . Unser Text entspricht also nur in der Anordnung der Kapitel der syrischen Version, während bei der Anordnung der Explicationes vermutlich zwei Traditionen vermischt worden sind. Eine weitere Übereinstimmung von P. Ness. II 9 mit der syrischen Version b e steht darin, dafi die »Kapitel« zusammengefaßt am Anfang stehen und die » E r klärungen« am Schluß nachgestellt werden. 2 Die Identifizierung erfolgte durch Paul Mass, vgl. Paul Mass, Ein KyrillosGlossar auf Papyrus, BZ 44 (1951 ) [= Festschrift für Franz Dölger zum 60. Geburtstag hrsg. von J. M. Hoeck], ρ 209. o .. Uber die Nessana-Papyri vgl. jetzt I. F. Fikhman, La papyrologie et les c o l lections de papyrus en Israel, in: Proceedings of the 20" 1 International Congress of Papyrologists, Copenhagen, 23 - 29 August, 1992, c o l l e c t e d by A. Biilow-Jacobsen, Kopenhagen 1994, pp 540 - 549, bes. pp 546 - 548; hier findet sich (ρ 5 4 8 ) auch eine Angabe über den vermuteten Entstehungsort dieser P a pyri: „Les fouilles menées à l ' e s t du village, où se trouvaient les t e r r e s des soldats byzantins, au sud et à l ' e s t de l ' é g l i s e S a i n t e - M a r i e (église du sud), ont permis de découvrir quelques chambres qui servaient probablement de chambres d ' é t u d e . C ' e s t ici, croit-on, que furent écrits les papyrus découverts par les Américains". ^ Da die XII capita auf ρ 29 zu Ende abgeschrieben sind, wird wohl auch der obere Teil der Seite unbeschrieben gewesen sein. ^Fiir die Feststellung der Maße am Original danken wir h e r z l i c h H e r r n W i l l i am Voelkle, Assoc. Curator of Mss an der Pierpont Morgan Library; die Mitteilung e r f o l g t e mit Brief vom 15.6.1982. ^ Ä h n l i c h C a s s o n - H e t t i c h , ρ 148: „The height, without the top margin, must have been about 28.5 cm and the width, without the outer margin, 25-7 cm." Vgl. auch KV 20 (bei Anm. 36). η
Die Editoren zählen nach Zeilen, die zur b e s s e r e n Orientierung jeweils K l a m m e r n hinter der Seitenangabe stehen.
in
232
KV 29
Hirte des Hermas, Visiones, Mandata, Similitudines (frr) fr a (r): Visio I 2,2-4 fr a (ν): Visio I 2,4 - 3,1 frr b+c (r): Visio III 12,3 frr b+c (v): Visio III 13,3-4 fr d (r): Mandatum XII 1,1 fr d (v): Mandatum XII 1,3 fr e (r): Similitudo IX 2,1-2 fr e (ν): Similitudo IX 2,4-5 Similitudo IX 12,2-3 fr f (r): fr f (v): Similitudo IX 12,5 Similitudo IX 17,1 fr g (r): fr g (ν): Similitudo IX 17,3-4 fr h (r): Similitudo IX 30,1-2 fr h (ν): Similitudo IX 30,3-4 frr i+k: nicht weiter identifiziert.
(GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS (GCS
48 48 48 48 48 48 48 48 48 48 48 48 48 48
2, 2-4; 2,4 - 3,1; 20,3; 21,3-4; 44,1; 44,3; 79,1-2; 79,4-5; 89,2-3; 89,5; 94,1; 94,3-4; 107,1-2; 107,3-4;
pp 2,22 - 3,5) Ρ 3, 7-11) Ρ 18, 13-16) pp 18,23 - 19,1) Ρ 42, 18-19) Ρ 43, 1-3) Ρ 77, 16-19) Ρ 77, 24-27) Ρ 86, 4-6) Ρ 86, 12-14) Ρ 90, 19-21) Ρ 91, 2-4) Ρ 97, 26-28) Ρ 98, 3-6)
New York, Pierpont Morgan Library, Pap. G 190 / P. Amherst II 190 1
Haelst Nr. 655 und 1113 (vgl. Anm. l); Pack 2 Appendix Nr. 29; Montevecchi, ρ 327; Schmidt, Ref. II, Nr. 1; Turner Nr. 525; Musurillo Nr. 1
V e oder V I a V - VI VI
(Cavallo, Ricerche, ρ 115) (Cavallo, JOB 24, pp 37 und 5l) (Grenfell-Hunt, ρ 195; Wessely, ρ 472; Schmidt, ρ 381)
Fundort: ?; 8 frr von 7 foil und 2 nicht lokalisierte frr aus einem Cod mit einer col; Fragment a b c
Größe Zeilenzahl 14 cm(H) χ 12 cm(ß) 23 5 cm(H) χ 9,5 cm (B) 6 6,3 cm(H) χ 5,5 cm(B) 1 7
2
2
Rand ca 2 cm Innenrand ca 5 cm Außenrand ca 2 cm Innenrand
KV 29 - P. Amherst II 190 d e
4 cm(H) χ 3,8 cm (Β) 6,8 cm(H) χ 7,6 cm(B) 11,2 cm(H) χ 17 cm(B)
6 11 8
g h
4.7 cm(H) χ 3,8 cm(B) 5.8 cm(H) χ 5,4 cm(B) 0,6 cm(H) χ 2,5 cm(B) 14,6 cra(H) χ 5,5 cm(B)
8 9 2
k
7(r); 5 ( v ) 3
233 kein Rand ca 2,5 cm Innenrand ca 2 cm Innenrand, ca 5 cm Außenrand, ca 6 cm Unterrand kein Rand kein Rand kein Rand ca 5 cm Oberrand, ca 5 cm Außenrand
Rekonstruierte Buchstabenzahl: 14-21 litt pro lin, meist 16-18 litt pro lin; rekonstruierte Zeilenzahl: 27-28 linn (frr f, g); 28 linn (fr d); 29 linn (fr h); 29-30 linn (fr e); 30 linn (frr a+b+c); rekonstruiertes Blattformat: ca 29 cm(H) χ 17 cm(B); rekonstruierter Schriftspiegel: ca 18 cm(H) χ 10 cm(B); damit dürfte der Cod Turners „Group 5 (18x30)" zuzuordnen sein 4 . Man wird davon ausgehen dürfen, daß es sich bei dem schmalen Rand (ca 2 cm) jeweils um den Innenrand handelt, während der breite Rand (ca 5 cm) den Außenrand darstellt, denn bei jedem der identifizierten frr geht der Text des Recto dem des Verso voraus. Allerdings lassen sich aus dieser Tatsache kaum klare Rückschlüsse auf den ursprünglichen Lagenaufbau des Cod ziehen, da zu viele Unsicherheitsfaktoren im Spiel sind. Nur, daß es sich nicht um einen Ein-Lagen-Codex gehandelt haben kann, wird man (regelmäßigen Aufbau vorausgesetzt) mit einigem Zutrauen behaupten dürfen. Aufgrund der in seinem Oberrand (r) erhaltenen Notiz (wohl von späterer Hand) ' ϊ ς / ομ[.] ' 5 gewinnt das noch nicht lokalisierte fr k für die Frage des Lagenaufbaus besondere Bedeutung: Wenn man davon ausgeht, daß es sich bei der zweiten Zahl (24.), deren letzte Stelle nur zu ahnen ist [durchgestrichenes Δ (?)], um eine Seitenzahl handelt, so könnte es sich bei der ersten (16) um eine Lagenzählung (Quaternionen ?) handeln. Wenn man weiterhin davon ausgeht, daß fr k aufgrund der Lagenzählung dem ersten Blatt der 16. Lage angehörte, so ließe sich όμ[.] am einfachsten zu ΰμα ergänzen. Und in der Tat sieht es so aus, als stünde über der letzten Ziffer [durchgestrichenes A (?), vgl. oben] ein A. Wie eine Überschlagsrechnung 6 ergab, würde der Text des gesamten 'Hirten' in diesem Codex etwa 300 Seiten in Anspruch genommen haben, so daß eine Seitenzahl von 241 durchaus passend und fr k etwa
234
Hirte des Hermas - Visiones, Mandata, Similitudines (frr)
m Bereich von Sim IX 12,4sqq anzusiedeln wäre. Dieses Ergebnis steht in gutem Einklang mit der Tatsache, daß die Papyrusbeschaffenheit und -färbe von fr f, das das untere Viertel eines fol ist und als Sim I X 12,2-3(r), 5(v) identifiziert werden konnte, mit der Beschaffenheit von fr k in auffälliger Weise übereinstimmt. Auf jeden Fall scheint es aber wahrscheinlich, daß fr k wirklich zu diesem Codex gehört und, wenn dem so ist, der Codex den Text des 'Hirten' vollständig enthalten hat 7 . Leider wird eine genaue Identifizierung von fr k aufgrund der geringen Textreste (vgl. Anm. 3 ) und der Divergenzen in der Überlieferung der in Betracht kommenden Passage äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein. frr b und c gehören zu einem fol; fr h (ν) ist bislang der einzige griechische Zeuge für diesen Passus des 'Hirten 1 . Aufrechte Unziale des koptischen Typs; Hochpunkte; Doppelpunkte; einmal Apostroph (αλλ'); zweimal v-Strich; Diärese bei t und υ im Anlaut; einmal Paginierung (fr k, s.o.), wahrscheinlich von anderer Hand. Orthographies: αι : ε; ε : αϊ; ει : t; Verschreibungen: καιοχυρως statt και ισχυρώς; εις statt έιοί; ΰιογγυλωυ statt οτρογγύλων. Nomina sacra: α νους; θς; κς, κν, κε; [ π ν ] α 8 . Ε: Β. Grenfelì-A. S. Hunt, The Amherst Papyri II, London 1901, pp 195-200 / C. Wessely, Les plus ancients monuments du christianisme, PO XVIII 3 (1924), pp 472-477. L: Α. Deißman, Die Amherst-Papyri II, Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 251, München, 31. Oktober 1901, pp lsq / C. Schmidt, Christliche Texte, APF 2 (1902) [= Ref. Ii], pp 381sq / F. Mayence, Note papyrologique, RHE 4 (1903), ρ 237 / J. Irigoin, L'Onciale grecque de type copte, JOB 8 (1959), ρ 36 (= Nr. 32) / G. Cavallo, Ricerche sulla maiuscola biblica, Florenz 1967, ρ 115 / Μή Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas, GCS 48, Berlin 1967 2 , ρ XIV / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 1968 2 , ρ 58 / G. Cavallo, Γράμματα ΆλεξανδρΓνα, JOB 24 (1975), pp 23-54 / H.-U. Rosenbaum, Patristik und Papyrologie, Proceedings of the 16 t h International Congress of Papyrology, AStP 23 (1981), pp
KV 29 - P. Amherst II 190 / Anm. 1-2
633-641 [ρ Documents scritta del dell'opera,
235
641 zu P. Amh. II 197 a = 190 b+c] / G. H. R. Horsìey, New II, 1982, Nr. 98 (16), ρ 161 / Α. Carlini, La tradizione manoPastor di Hermas e il problema dell'unità di composizione in: P. Rainer Cent. (1983), Textband, pp 97-100.
F: Grenfell-Hunt, The Amherst Papyri II (vgl. E:), Plate XXIV [von fr b(v); c(v); d(r); e(r); g(r); h(v)] / G. Cavallo, Ricerche (vgl. L:), Tafelband, Nr. (= p) 102 [nur fr e(r)].
1 In Amherst Papyri II, ρ 203, geben Grenfell-Hunt zu Nr. CXCVII folgende Beschreibung: „Three fragments, the largest measuring 6,3 χ 5,5 cm, from a papyrus book. Frag, (a) recto 11. 3 - 6 ηλθεν[, και ενε[, εν τη π [ , κς την[. About the sixth century A. D." Wie uns von Seiten der Pierpont Morgan Library durch Mrs. Ch. Stenstrom im Schreiben vom 19. 3. 1980 mitgeteilt wurde, ist das hier beschriebene Fragment identisch mit der Nr. 190 c. Die unterschiedlichen Mafiangaben für das Fragment (5 χ 5,5 cm, ρ 197; 6,3 χ 5,5 cm, ρ 203) sind wohl daraus zu erklären, daß eine sich nach unten erstreckende Faser im ersten Fall nicht mitgemessen wurde, während das im zweiten Fall offenbar getan wurde. Welches die beiden anderen unter Nr. 197 erwähnten Fragmente sind, läBt sich nicht mit Sicherheit klären, doch sieht es so aus, als ob es sich auch dabei um bereits unter Nr. 190 edierte Stücke handelt. Hätten wir nicht die Angabe, daß fr 190 c ' t h e largest' von den drei unter Nr. 197 erwähnten Stücken sein soll, so könnte man meinen, daß es sich um fr 190 f und fr 190 k handelt, da diese, wie eine nähere Inspektion zeigte, die Nummer '197' tragen, wie das auch bei fr 190 c der Fall ist. Es läßt sich wohl mit Sicherheit nur noch sagen, daß aufgrund irgendeines unglücklichen Zufalls dieselben (vielleicht sogar ursprünglich mehr als drei) frr unter zwei verschiedenen Nummern geführt und publiziert wurden (wahrscheinlich stammt die unterschiedliche Numerierung noch aus der Zeit, als noch nicht erkannt war, daß all diese frr zusammengehören) und daß dieser Irrtum inzwischen korrigiert wurde, denn „there is no glazed papyrus with the number 197 - it is missing" (so die briefliche Mitteilung von W. Voelkle, Assoc. Curator of MSS, vom 15. 7. 1981). Somit ist auch die Haelst-Nummer 1113 zu streichen, denn die dort bezeichneten Fragmente sind genausowenig existent wie P. Amh. II 197. Frau Stenstrom und Herrn Dr. Voelkle danken wir herzlich für ihre Hilfe. 2 Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich diese Angaben sowohl auf das Recto, als auch auf das Verso.
236
KV 29 - Anm.
3 - 6
τ Die Angabe einer Zeilenzahl fällt bei diesem, nicht näher identifizierten Fragment schwer, da nur die äußersten Enden der Zeilen in Buchstabenresten, teilweise sogar nur in Spuren erhalten sind. Die hier angegebenen Zahlen beziehen sich auf Zeilen im oberen Teil des Fragments, die zumindest noch durch einigermaßen deutliche Spuren angedeutet werden. Doch ist auch bei diesem Fragment davon auszugehen, daß die Gesamtzahl der Zeilen (ca 12-13 linn sind erkennbar) auf dem Recto und auf dem Verso dieselbe war. ^An diesen Maßangaben scheitert die von Schmidt-Schubart erwogene (bei van Haelst referierte) Zusammenlegung mit KV 39 (vgl. KV 39, bei Annm. 6). ^ Der Schrägstrich, der wohl als Trennungszeichen dient, hat am oberen Ende eine kleine Cauda nach links. Grenfell-Hunt, ρ 200, transkribieren dieses Notât folgendermaßen: „> q Σ μ . " und bieten dazu die folgende Erklärung: „Of the numbers at the top 2 4 [ · ] probably refers to the page, 16 to the division into sections adopted by the scribe". — Aber von einer solchen Abschnittszählung weiß die übrige Überlieferung eigentlich nichts; eine Ausnahme bildet vielleicht KV 32, wo (lin 40 der Edition) vor der Zwischenüberschrift παραβολή δ' ein bislang in seiner Bedeutung ungeklärtes (und von anderen, unleserlichen Buchstabenspuren begleitetes) Uberstrichenes Theta zu erkennen ist, das der Editor (p 16) ebenfalls als Sektionszählung deuten will. Deißmann, Beilage zur Allgemeinen Zeitung, ρ 2, erinnert in diesem Zusammenhang an die antiken Stichometrien. Da aber Seitenzahl und Lagenzahl gut zusammenpassen, scheint uns die vorgetragene Lösung die nächstliegende. ^ Das ist natürlich gesagt unter der Voraussetzung, daß wir es hier nicht mit einer Sammelhandschrift zu tun haben, die noch weitere Texte und dafür nur Auszüge aus dem »Hirten« enthielt; doch gibt es für die Annahme einer solchen Sammelhandschrift keinerlei Anhaltspunkte. 7
Dieser Uberschlagsrechnung liegen für den Codex folgende Werte zugrunde: 17 litt pro lin; 29 linn pro ρ (=493 litt pro p); 240 pp entsprechen 118320 litt. Whittakers Ausgabe rechnen wir mit 57 litt pro Vollzeile (Blindzeilen sind ausgezählt, sie entsprechen auf pp 1-87 der Ausgabe 33 Vollzeilen). 240 Codexseiten entsprechen 2076 Whittaker-Zeilen. Ein Beginn mit Visio V scheint dabei zwar nicht völlig ausgeschlossen, denn der Text von Visio V bis Schluß bestand nach unseren Überschlagsrechnungen aus 117766 litt (vgl. KV 38, Anm. 8), d.h. aus knapp 239 pp. Eine Seitenzahl 241 könnte deshalb (wenn überhaupt, dann) nur ganz am Ende auftauchen. Man müßte also annehmen, daß für die letzte Seite noch eine (sorgfältig bezeichnete) neue Lage angefangen worden wäre; das aber scheint uns nicht plausibel. ®Ob hier [fr a (ν), lin 3] wirklich eine Kürzung vorlag, läßt sich nicht mehr entscheiden.
237
KV 30 [KV 19 und KV 19a]
Hiite dei Hermas, Visiones 11,1 - III 13,4 [GCS 48: 1,1 - 21,4; pp 1,1 - 19,l]
Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Papyrus Bodmer XXXVIII [Cod ρ 1, lin 1 - ρ 22, lin 38 x ] Im selben Codex steht:
- Papyrus Bodmer XXIX: KV 19, Visio Dorothei [Cod ρ 27, lin 1 - ρ 35, lin 21 2 = 343 + ? Verse, vgl. Anm. 36] - Papyrus Bodmer XXX: KV 19a, Ad Abraham [Cod ρ 35, lin 22 - ρ 36, lin 17 3 ; 27 Verse] - [unediert 4 ] Προς δίκαιους [Cod ρ 36, lin 18 - ρ 40, lin 11 5 ; 174 Verse] - [unediert] [...] tou δεοποχου Ιηοου [Cod ρ 40, lin 12 - ρ 41, lin 16; 25 Verse auf 42 linn] - [unediert] Τι αν ειποι ο Καιν αποκχεινας τον [Αβελ] [Cod ρ 41, lin 17 6 bis lin 39; 19 Verse auf 22 linn] - [unediert] Ο δεοπο[χ]ης προς τους πα[...]τας [Cod ρ 41, lin 4 0 7 - ρ 42, lin 31] - [unediert] [....]ν ο Αβελ αναιρηθεις υπο του Καιν [Cod ρ 42, lin 32 8 - ρ 45, lin 2 9 ; 69 Verse auf 105 linn] - [unediert] [...?...]νη0ας [ ]vxou [Cod ρ 45, lin 3 1 0 - ρ 46, lin 35; 79 Verse] - Hymnenfragmente (mit jeweils 4-5 linn) [von Cod ρ 4 7 / 4 8 ] 1 1 Als Gesamtbezeichnung für den Codex haben K a s s e r - C a v a l l o , 99, Anm.
ι «Codex (Bodmer) des Visions»
Description ρ
vorgeschlagen;
Treu Ref. XII, ρ 89 (Nr. 648a Haelst) [Dorotheus] + ρ 90 (Nr. 654a Haelst) [Hermas]
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Hirte des Hermas - Visiones I - III 13,4
IV E - V a (vgl. Kasser-Cavallo, Nouvelle description, PP 123sq) 12
Fundort: ? (vielleicht Ed-Debba 13 , ca 5 km ostnordöstlich von Nag Hammadi 14 ). Die Nachrichten über die Fundumstände und den weiteren Weg der Bodmer Codices sind ebenso ungesichert wie die über den Fundort. Die Nachricht zwar, daß die Codices in einem Krug s t e c k t e n 1 5 , als sie gefunden wurden, ist noch unwidersprochen geblieben. Aber schon der Zeitpunkt der Entdeckung ist offenbar nicht unumstritten: während nach der Behauptung Tanos (bei Kasser, vgl. Anm. 14) die Jahre 1950 oder 1951 in Betracht kommen, nennt Robinson (Discovering, ρ 4; allerdings ohne auf andere Datierungen einzugehen) das Jahr 1952 , und wenn Robinson am Ende seiner Nachforschungen zu dem Ergebnis kommt 1 7 , es habe sich um einen Zufallsfund aus einer (womöglich ungesetzlichen, jedenfalls von Fellachen durchgeführten) Grabung 1 8 gehandelt, und die Funde (oder zumindest Teile davon) seien danach innerhalb von Ägypten ca 3 Jahre lang durch verschiedene Hände 19
gegangen , wobei die Codices, vor allem zu Anfang, Schaden genommen hätten, erst danach seien sie schließlich (z.T. auf illegalem Wege) außer Landes gebracht worden und nach Europa gelangt, so stößt auch dies bei Kasser auf grundsätzliche Bedenken und heftige Kritik (vgl. oben Anm. 14).
44 foil eines Ein-Lagen-Codex von ursprünglich (mindestens?) 48 foil (das Mittelblatt mit den Seiten 23-26 ist nach Meinung der Herausgeber verloren gegangen 20 ). Der Codex beginnt mit einer Verso-Seite, und bis zur Lagen (= Codex)Mitte sind, wie bei Ein-Lagen-Codices üblich, die ungeraden Seiten immer Verso-Seiten, die geraden immer Recto-Seiten; in der zweiten Lagenhälfte ist die Verteilung dann naturgemäß umgekehrt (v/r ... v/r II r / v ... r/v). Auf ρ 7 (= fol IVa) stehen am Innenrand (in Höhe der linn 2, 4 und 5, unmittelbar neben dem Falz) einzelne Buchstaben, die offenbar (insgesamt 3) Zeilenenden repräsentieren. Sie stammen (vgl. Carlini, ed. pr. ρ 29, Anm. 10) von der zweiten Hälfte des Doppelblatts, d.h. von Cod ρ 42 ( θ δεοπο[τ]ης προς χους πα[...]ΐας = Hand F). Daraus ist zu schließen, daß die Doppelblätter erst nach ihrer vollständigen Beschriftung zusammengelegt und in der Mitte gefaltet wurden. Die Blätter liegen heute alle getrennt; ein Doppelblatt ist nicht erhalten
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geblieben 2 1 . Es hat sogar den Anschein, als ob das Auseinanderfallen der Doppelblätter bereits begonnen hatte, als der Codex noch in Gebrauch war; jedenfalls sind auf den besser erhaltenen Blättern rechts und links neben dem Falz Einstichlöcher zu sehen, die darauf schließen lassen, daß die (ausgerissene ?) Fadenheftung erneuert wurde (vgl. Kasser, Nouvelle description, ρ 110). Zusammen mit den kleinen frr des Codex Visionum „que le marchand avait vendus dans des boîtes separées" (Hurst-Reverdin-Rudhardt ρ 11) sind auch 2 Pergamentstreifen erhalten [3,9 cm(ß) χ 6,5 cm(H) + 3 cm(B) χ 6,5 cm(H)], von denen mindestens einer aus der Mitte des vorliegenden Codex zu stammen scheint 2 2 . Zumindest im vorderen T e i l 2 3 sind die 3 äußeren Blätter stark mutiliert, aber auch die anderen Blätter sind nie ganz unbeschädigt geblieben, allerdings sind häufig nur die Außenränder und die randnahen Textpartien betroffen. Von einem Kairoer Zwischenhändler (offenbar demselben, der das auch bei den Nag Hammadi Codices gemacht hat) sind die größeren Stücke mit einem transparenten Klebefilm von sehr schlechter Qualität zusammengeklebt worden; dieser Film löst sich allmählich auf und setzt Schmutz an, so daß der Papyrus an diesen Stellen unlesbar geworden i s t 2 4 . Das Material für diesen Papyrus, das auch schon vor der Beschriftung Defekte hatte (z.B. tiefe Rillen, durch Traktion beim Trocknen entstandene Spalten und Löcher, Unebenheit der Oberfläche), ist von bescheidener Qualität; nach Kassers Meinung läßt das auf privaten Gebrauch schließen („cahiers d ' é c o liers par exemple", Kasser, Nouvelle description, ρ 112); in dieselbe Richtung weist seiner Ansicht nach die ungwöhnliche Größe der Kollemata (ebda., Anm. 17; vgl. unten Anm. 25), die dadurch entstanden sei, daß (anders als bei hochkarätigen Qualitäten) die minderwertigen Teile beim Zuschneiden nicht entfernt worden seien. Wie 4 deutlich erkennbare Kolleseis und der (von den Bearbeitern trotz des stellenweise nur noch fragmentarischen Zustands nachgewiesene) blattübergreifende Faserverlauf zeigen, stammt das Material für diesen Papyrus-Codex von einer vorgefertigten Rolle; diese war (mindestens) 29 cm hoch und (mindestens) 4,20 m lang (wobei 3,90 m durch die erhaltenen Blätter repräsentiert sind). Die einzelnen Kollemata haben eine Breite von 105-115 c m 2 5 ; sie sind
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Hirte des Hermas - Visiones I - III 13,4
von durchaus unterschiedlicher Qualität und F a r b e 2 6 ; die zuerst abgeschnittene Partie bildete das äußere, die zuletzt abgeschnittene (wahrscheinlich) das innere Doppelblatt des Codex; auch die übrigen Doppelfoll sind in der Reihenfolge des Abschneidens übereinandergelegt und beschriftet worden. In der Nähe der Kolleseis finden sich Leimspuren; sie sind ein weiterer Hinweis auf die mindere Qualität des Materials. Blattformat: 28,5 cm(H) χ 17,5 cm(ß). Kasser hat die Handschrift Turners „Group 5 (18 χ 30)" zugeordnet (Nouvelle description, ρ HO). Die Randbreiten27 variieren (je nach Schreiber und Inhalt, aber auch unabhängig davon); vor allem die Seiten mit Texten in Versform sind recht unterschiedlich gestaltet. Nach Kassers Darstellung hat der linke Rand (gleichgültig, ob Innen- oder Außenrand) im allgemeinen die Tendenz, nach unten hin breiter zu werden (auf der oberen Blatthälfte nur wenig, im unteren Teil e t was mehr); aber auch das Umgekehrte (oben breiter als unten) kommt v o r 2 8 , ohne daß ein besonderer Grund erkennbar würde. Auf den beigegebenen Photos ist diese Tendenz (wohl wegen der Verkleinerung auf c a 63% der Originalgröße) kaum noch erkennbar. Die Breite des Innenrandes bewegt sich zwischen 1 und 2 c m 2 9 , die des Außenrandes zwischen 3 und 4 cm; die Zeilenenden ragen (auch im Prosabereich, d.h. beim Hirten des Hermas) des öfteren in den j e weiligen Rand hinein 3 0 ; allerdings ist im Hirten des Hermas „la marge droite beaucoup plus regulière qu'elle ne sera dans la seconde moitié du cahier" (Kasser, Nouvelle description, ρ 109). Der obere Rand hat im Hermas-Bereich eine Breite von 3 - 4 cm, im Dorotheus-Bereich von 2,5-3,2 cm und im Carmina-Teil (gemäß der Tabelle bei Kasser, vgl. Anm. 3 0 ) von 2-2,4 cm. Der untere Rand schwankt im Hermas-Bereich zwischen 3,4 und 4,8 cm, im Dorotheus-Bereich, wo nur zweimal ein unterer Rand erhalten ist, zwischen 2,4 und 2,6 cm und im Schlußteil zwischen 2,3 und 2,9 cm. Offensichtlich werden die Ränder mit zunehmender Beschriftung immer kleiner. Für den Schriftspiegel gilt logischerweise das Umgekehrte. E r hat im Hermas-Bereich eine durchschnittliche Größe von c a 21 cm(H) χ 13,5 c m ( B ) 3 1 , im Dorotheus-Teil von 23,2 cm(H) χ 13,5 cm(B) und im CarminaTeil von 23,7 cm(H) χ 13,5-17 (?)cm(B). Die Zeilenzahl pro Seite schwankt zwischen 35 und 46; im Hermas-Be-
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reich liegt sie zwischen 35 und 40, ohne daß hier ein signifikanter Unterschied zwischen den Händen A und Β zu erkennen w ä r e 3 2 . Im Dorotheus-Bereich (= Hand C) liegt sie zwischen 39 und 4 2 3 3 . Der Rest ist nicht kontrollierbar. Die Büchstabenzahl pro Zeile liegt im Hermas-Teil normalerweise zwischen 27 und 33; Zeilen mit weniger oder mehr Buchstaben (24 bzw. 40 litt pro lin) kommen vor, sind aber selten; ein deutlicher Unterschied zwischen Hand A und Β ist nicht feststellbar. Die Zeilen im Dorotheus-Teil (= Hand C) sind infolge der stichischen Schreibung der Hexameter (soweit das an den wenigen ganz vollständigen Zeilen zu kontrollieren ist) meist etwas länger (34- 40 litt pro lin). Für den Rest sind z.Z. noch keine Angaben möglich 3 4 . Schrift: Die Bearbeiter des Codex haben 6 verschiedene Hände unterschieden und folgende Zuordnung vollzogen 3 5 : Hand A schreibt Cod ρ 1, lin 1 - ρ 10, lin 40 (Hermas, Visio I 1,1 - 10,2) [337 linn] Hand Β schreibt Cod ρ 11, lin 1 - ρ 22, lin 38 (Hermas, Visio I 10,2 - III 21,4) 3 6 [446 linn] Hand C schreibt Cod ρ 27, lin 1 - ρ 36, lin 17 (Visio Dorothei Vers 1 3 4 3 3 7 + Ad Abraham) [345 linn] Hand D schreibt Cod ρ 36, lin 19 - ρ 40, lin 11 (Text von Προς δίκαιους ohne den Titel ρ 36, lin 18, der von E stammt) + Cod ρ 41, lin 40 (Titel: Ο δε(3πο[τ]ης προς τους πα[...]τας) + Cod ρ 41, linn 41-42 (Vorspruch zu Ο δεοπο[τ]ης προς τους πα[...]τας) [170 linn] Hand Ε schreibt Cod ρ 36, lin 18 (Titel: Προς δίκαιους) + Cod ρ 40, lin 12 41, lin 39 ([...] του δεοποτου ίηοου + Τι α ν ειποι ο Καιν αποκτεινας τον [Αβελ] + Haupttext von Ο δεοπο[τ]ης προς τους πα[...]τας) [67 linn] Hand F schreibt Cod ρ 42, lin 1 - Ende (letzte Zeile Vorspruch und Haupttext von Ο δεοπο[τ]ης προς τους πα[...]τας + [...] ο Αβελ αναιρηθεις υπο του Καιν + [...]νηοας [....]ντου + Hymnenfrr) [278 linn 3 8 ] Nachprüfbar ist diese Differenzierung der Schreiber zur Zeit nur für die Hände A bis C. Dabei ergibt sich: zumindest im Duktus (aufrecht stehende
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Schrift, eng stehende Buchstaben von meist identischem Aussehen) sind diese 3 Hände einander sehr ähnlich; erst ein Vergleich der Strichführung 39 und eine genaue Untersuchung bestimmter Buchstabenformen 40 fördert Unterschiede zu Tage. Hand A, deren Buchstaben im Laufe des Schreibens etwas kleiner werden, zeichnet sich dadurch aus, daß sich viele Buchstaben in ein Quadrat einfügen lassen; sie wirkt dadurch harmonisch und ausgewogen; Grundstriche und Aufstriche sind deutlich unterschieden. Das Alpha (meist mit einer nach links schwenkenden Cauda an der Spitze) ist eckig, ebenso das My; der senkrechte Strich des Ypsilon, des Tau und anderer Buchstaben endet häufig (aber keineswegs regelmäßig) in einer kleinen nach links abschwenkenden Cauda; Omega wirkt etwas vergrößert. Hand Β hat in vielerlei Hinsicht größte Ähnlichkeit mit Hand C, ist aber etwas größer und großzügiger geschrieben. Wie in Hand A haben das Alpha (meist mit Cauda an der Spitze) und das My die eckige Form, aber das Omega hat die normale Größe. Von A unterscheidet sie sich vor allem durch die dünne Strichführung und den etwas oblongeren Charakter der Buchstaben. In Hand C sind die Buchstaben etwas kleiner als in den vorigen Händen; aber die Ähnlichkeit mit Β ist unübersehbar; auch hier ist das Alpha an der Spitze meist mit einer Cauda versehen und eckig, allerdings sitzt der parallel zur Grundlinie verlaufende Mittelstrich etwas höher; wie in Β haben die vertikalen Striche von Ypsilon, Tau usw. am unteren Ende häufig die nach links schwenkende Cauda. Omega wirkt etwas vergrößert; die Strichfiihrung ist sehr viel breiter als in B. Die Schriften A bis C ähneln in vielerlei Hinsicht der Schrift von KV 25, die allerdings ins 5. oder 6. Jhdt. gesetzt wird. Für die Hände D bis F sind wir ausschließlich auf die Beschreibungen von Kasser angewiesen: „L'écriture D, d'abord très fine et petite, s'agrandit ... progressivement" (Kasser, Nouvelle description, ρ 121 ); das Alpha (mit Cauda) ist auch hier ekkig, doch hat der Mittelstrich oft Linksgefälle; die Spitze in der Mitte des ebenfalls eckigen My hat eine nach links schwenkende Cauda, beim Tau ist eine solche Cauda dagegen nicht nachweisbar. „Cette écriture donne un peu
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une impression générale d'instabilité" (ebda, ρ 121). Die Hand E ist eine etwas maniriert wirkende sehr große Schrift („gigantesque", ebda.), der es deshalb häufig nicht gelingt, die jeweiligen Verse auf einer Zeile unterzubringen; Grund- und Aufstriche kontrastieren sehr stark. Alpha und My sind gerundet; der Sattel des My reicht bis auf die Grundlinie. „Cette écriture donne, en définitive, une impression génénerale d'application un peu enfantine" (ebda.). Auch bei Hand F handelt es sich um eine relativ große Schrift, der es ebenfalls nicht immer gelingt, einen Vers auf seiner Zeile unterzubringen. Doch wird sie ab Cod ρ 45 kleiner (vielleicht ein Hinweis auf einen weiteren Schreiber). My ist gerundet; Alpha zeigt leichte Variationen, hat aber immer die eckige Form; Ypsilon hat, wie in den anderen Händen, die links schwenkende Cauda an seiner Basis. Die schlechte Qualität des Papyrus beeinträchtigt die Gleichmäßigkeit und Ausgewogenheit dieser Schrift. Der ι/-Strich am Ende einer Zeile anstelle des ausgeschriebenen Buchstabens findet sich bei Hand A und Hand Β (ohne erkennbaren Unterschied) in etwa 30X der Fälle; bei Hand C ist dieses Phänomen dagegen eine Rarität 4 1 . Für die Hände D - F fehlt noch die Edition und damit das Material. Lesehilfen: Im Hermas-Teil (Hände A+B) ist die Diärese bei anlautendem Jota mit 2 Ausnahmen 4 2 durchgängig bezeichnet (bei Composita meist auch nach der Fuge); auch bei anlautendem Ypsilon ist das Trema häufig anzutreffen 4 3 . Hand C weist hier ebenfalls große Stringenz auf: Von den 44 Stellen, an denen man das Trema (im Anlaut oder in der Compositum-Fuge) erwarten würde, ist es in der Tat an 35 Stellen gesetzt; über Jota fehlt es an 3, über Ypsilon an 6 Stellen. (Organisches) Trema im Inlaut findet sich ebenfalls, und zwar an 9 S t e l l e n 4 4 . Elision findet sich bei den Händen A+B bei αλλά, άπό, διά, επί, χατα und μετά, sie wird aber nicht regelmäßig durchgeführt, vor allem bei άλλα halten sich die Schreibungen mit und ohne Elision beinahe die Waage; nur in einem Falle aber (Cod ρ 2, lin 35: α λ λ ' ) wird sie durch einen Apostroph gekennzeichnet; es liegt daher die Annahme nahe, daß dieser Apostroph unbewußt aus der Vorlage übernommen worden i s t 4 5 . Im Dorotheus-Teil (Hand C ) liegen die Dinge naturgemäß anders: Des
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Versmaßes wegen ist hier die Elision weitaus häufiger, auch finden wir sie sehr viel öfter (allerdings keineswegs regelmäßig) markiert 4 6 . Diese Markierung erfolgt normalerweise durch einen Apostroph 4 7 , nur bei δε durch einem Hochpunkt; dabei findet man den Hochpunkt, vor allem wenn die Buchstaben sehr eng stehen, gelegentlich über dem (einem elidierten folgenden) Vokal, so daß man wohl annehmen darf, daß diese Elisionsmarkierung nachträglich (und von anderer Hand ?) eingetragen worden ist. Einen Apostroph nach ούχ finden wir bei Hand A zweimal (Cod ρ 3, lin 38 + ρ 4, lin 29); an den übrigen 13 Stellen fehlt eine solche Markierung, ebenso in Hand Β und C. Auch in bezug auf die Akzente unterscheidet sich Hand C geringfügig von den Händen A und B; denn während in A und Β keinerlei Akzente nachweisbar sind, weist Hand C an insgesamt 6 Stellen Akzente auf: dabei treffen wir viermal auf einen A k u t 4 8 und zweimal auf einen Zirkumflex (in Apex-Form) 4 9 . Indessen dürfte es sich auch dabei um eine unwillkürliche Übernahme aus der Vorlage handeln, denn ein plausibler Grund für die Setzung ist nicht erkennbar. Maßnahmen zur Textgliederung sind nur selten getroffen. Sie beschränken sich im wesentlichen auf die Markierung der Titel zu Anfang und zu Ende der einzelnen Stücke. Dabei begnügt man sich im Bereich der Hand A (Cod ρ 1, lin 1 ) bei der ersten Zwischenüberschrift »οραο[ις α ] « mit der Zentrierung. Daß diese Überschrift wirklich von Hand A selbst stammt, hat Carlini zudem (mit Recht) bezweifelt 5 0 : „L' inscriptio è decisamente anomala" 5 1 und „Si trova nel margine alto nettamente al di fuori dell'area di scrittura" 5 2 und „La forma dell'α occhiellaia non è propria della mano A cosi come la forma angolare che assume f annello del p " 5 3 . Die zweite Zwischenüberschrift »ο[ραοις β] « (Cod ρ 5, lin 3l) war offenbar von kleinen Spitzwinkeln eingerahmt; dieser Rahmung geht ein Asterisk voran. Die Überschrift steht jedoch nicht in einer eigenen Zeile, sondern füllt die blind auslaufende letzte Zeile von Visio I; das legt die Vermutung nahe, daß diese Zwischenüberschrift nachträglich eingefügt worden ist. Ähnliches gilt für die dritte Zwischenüberschrift (Cod ρ 9, lin 10) »ο[ραοις γ ] « ; auch sie steht in einer Blindzeile und hat eine Rahmung aus kleinen Spitzwinkeln; al-
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lerdings fehlt der Asterisk; statt dessen steht zwischen dieser und der nächsten Zeile am Zeilenanfang die einzige im ganzen Codex erhaltene Paragraphes (Gabelform); außerdem ist auf dem Außenrand durch ein Ornament 5 4 auf den Beginn der dritten Visio hingewiesen. Wie der von Hand Β geschriebene Anfang von Visio I V gestaltet war und ob die Schrift eine Subscriptio hatte, ist wegen des Verlusts des inneren Doppelblattes nicht mehr erkennbar. Der stichisch geschriebene Text von Hand C beginnt mit der schriftspiegelzentriert auf dem oberen Rand stehenden Überschrift »Οραοις Δωροθέου«, die durch eine Girlande von kleinen, eng beisammenstehenden »S« von allen Seiten eingerahmt wird. Den Abschluß dieser Schrift bildet die ebenfalls schriftspiegelzentriert geschriebene Subscriptio »τέλος της οραοεως«, die oberhalb und unterhalb der Zeile von einer S-Girlande begleitet ist. Im Freiraum links neben dem Wort τέλος steht (über- und unterstrichen, sowie rechts, links und u n t e n 5 5 von einer S-Girlande eingerahmt) die Zahl » 1 0 « , die die Zahl der noch auf dieser Seite stehenden Stichen der Visio Dorothei angibt 5 6 ; darunter folgt (ebenfalls schriftspiegelzentriert und oberhalb und unterhalb der Zeile mit einer S-Girlande versehen) die Zeile »Δωροθέου Κυιντου ποιητο[υ] « . Beide Zeilen sind auf dem verbliebenen Freiraum rechts und links der Zeilen jeweils durch einen achtstrahligen Asterisk zusätzlich und unübersehbar hervorgehoben. In der nächsten Zeile folgt dieser Subscriptio (wiederum schriftspiegelzentriert geschrieben) die Inscriptio des nächsten Gedichts »Προς Αβρααμ«; auch sie ist oben und unten durch eine S-Girlande verziert; den seitlichen Abschluß bildet j e ein achtstrahliger Asterisk; im Freiraum neben dem rechten Stern finden sich noch Buchstaben (vgl. Anm. Ii). Auf diese Inscriptio folgt eine Art Vorspruch von 3 Normalzeilen; in der nächsten Zeile findet sich dann in schriftspiegelzentrierter Schreibweise die Bemerkung »κατα οτοιχειον«, die auf die akrostichisch-alphabetische Anordnung der folgenden Verse hinweist. Über die Art der Textgliederung und Überschriftengestaltung der anderen Hände sind z.Z. noch keine Angaben möglich. Eine Interpunktion ist im Hermas-Teil (Hände A+B) nicht nachweisbar. Im Dorotheus-Teil (Hand C ) findet sich dagegen an 16 Stellen, an denen Elision
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H i r t e des H e r m a s - Visiones I - III 13,4
nicht in Betracht kommt, ein Hochpunkt, der damit zwei verschiedene Funktionen hat. Zu Beginn und Ende einer direkten Rede ist er einige Male anzutreffen 5 7 . Auch als Worttrenner (zur Abwehr von Mißverständnissen) scheint er gelegentlich aufzutauchen. Allerdings fehlt jede Regelmäßigkeit; wahrscheinlich sind diese Punkte unbewußt aus der Vorlage übernommen worden; ihr gehäuftes Auftreten in der zweiten Hälfte der Visio Dorothei ist wohl ein Hinweis auf die nachlassende Konzentration des Schreibers. Obwohl die Ränder z.T. stark zerstört sind, ist doch erkennbar, daß sie gelegentlich der Anbringung von Gliederungselementen sowie Korrekturen und Ergänzungen zum Text gedient haben. Von dem Ornament auf dem rechten Außenrand zur Markierung eines neuen Abschnitts (Cod ρ 9: οραοις γ), der Verwendung einer Paragraphos (ebda, auf dem Innenrand) und der (nachträglichen?) Anbringung der (ersten Zwischen-) Überschrift auf dem oberen Rand von Cod ρ 1 und der Stellung des (mit einer S-Girlande gerahmten) Originaltitels der Visio Dorothei auf dem oberen Rand von Cod ρ 27 war bereits die Rede. Eine erste Korrektur (im Bereich der Hand A) findet sich auf dem rechten (= inneren) Rand von Cod ρ 6, in Höhe von lin 6 . Hier wird ein im Text unterpunktetes αναμνηοαι durch μνημονευΰαι ersetzt. Im Bereich der Hand Β ist eine Benutzung der (erhaltenen) Ränder nicht erkennbar. Im Bereich von Hand C dagegen sind auf beiden Rändern einige M a l e 5 8 Korrekturen anzutreffen; dabei wird der korrigierte Text, wenn er zu dicht am Haupttext steht, durch eine buchstabengroße geschlängelte senkrechte Linie abgetrennt; da die Randgrenze wegen der stichischen Schreibweise in C oft nicht eingehalten werden konnte, war diese Maßnahme der Deutlichkeit wegen hier erforderlich. Einer besonderen Betrachtung bedürfen noch die marginalen Zeichen in Höhe der Verse 19 und 316: Bei Vers 19 macht die Ed. pr. keinerlei Angaben, die Ausgabe von Kessels-van der Horst notiert im Apparat zur Stelle: „19. in marg(ine) sin(istra) legitur ^ "; vermutlich handelt es sich aber um eine (nach unten weisende) Ancora, die anzeigen soll, daß zu dieser Stelle auf dem (verlorenen) unteren Rand Text nachgetragen war; die Ausgabe müßte hier also eine Lücke signalisieren. Ähnliches gilt vielleicht für Vers 316, wo die Ed. pr. ein (nicht weiter erklärtes) ψ druckt, das Kessels-van der Horst unberücksich-
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247
tigt lassen; allerdings ist die äußere Gestalt dieses Zeichens nicht so eindeutig. Im übrigen vgl. auch die Ausführungen zu Cod ρ 7 auf ρ 238 (unten). Korrekturen. Die wichtigsten Beispiele für Korrekturen im Bereich der Hände A und Β hat Carlini (Anm. 39 seiner Einleitung zur Ausgabe) bereits zusammengestellt (der Rest ist der Ausgabe leicht zu entnehmen): Korrektur eines Einzelbuchstabens findet sich Cod ρ 3 (= fol IIa), lin 14 (Tilgung durch Überpunktung), Cod ρ 9 (=Va), lin 17 (Ersetzung eines π durch ein γν supra lineam ohne Tilgung des Falschen), Cod ρ 11 (=VIa), lin 10 (Ersetzung eines o durch ein α supra lineam ohne Tilgung des Falschen), Cod ρ 22 (=XIb), lin 30 (fälschliche Überpunktung eines beweglichen Ny, vielleicht aber auch nur Tintenspur durch Absetzen des Stilus beim Korrigieren). Möglicherweise handelt es sich auch bei der Überstreichung des Jota adscriptum Cod ρ 6, lin 25 um eine Tilgung. Einfügung eines Einzelbuchstabens supra lineam findet sich Cod ρ 3 (=IIa), lin 14 sowie Cod ρ 9 (=Va), lin 6 und Cod ρ 14 (=VIIb), lin 35. Einfügung ganzer Wörter supra lineam ist Cod ρ 11 (=VIa), linn 8 + 30 anzutreffen. Tilgung ganzer Wörter oder Passagen kommt zweimal vor: Cod ρ 6 (= fol Illb), lin 10 (ein Wort) und Cod ρ 22 (=XIb), linn 16-18. In beiden Fällen wird die Tilgung (in unüblicher Weise) durch Einrahmung mit einer S-Girlande (wie bei der Hervorhebung der Überschriften) markiert. Die Einfügungen (und deshalb dem Schriftbild nach zu urteilen eine Ausnahme bildet die erste Glosse (?) von anderer Hand auf Anm. 20).
auch wohl die anderen Korrekturen) könnten im Regelfall vom Schreiber selbst stammen; Überschrift (vgl. oben bei Anm. 53) und die dem unteren Rand von Cod ρ 22 (=XIb) (vgl.
In Hand C sind die Korrekturen weitaus zahlreicher: 33 (meist kleinere) Eingriffe in den Text sind noch zu erkennen. Dabei handelt es sich meist um die Einfügung eines oder mehrerer vergessener Buchstaben (maximal eines Wortes) supra l i n e a m 5 9 . Supra lineam wird auch der Buchstabe (oder die Buchstabengruppe) gestellt, der (die) einen falschen (oder vermeintlich f a l s c h e n 6 0 ) Buchstaben oder eine Gruppe solcher Buchstaben ersetzen soll;
248
Hirte des Hermas - Visiones I - III 13,4
das geschieht, ohne daß der zu tilgende Buchstabe noch besonders markiert wird 6 1 . Wie leicht sich daraus Verwechslungen ergeben können, liegt auf der Hand. Gelegentlich werden solche Interlinearkorrekturen der Deutlichkeit halber auf dem rechten Rand wiederholt 6 2 . Darüber hinaus gibt es (auf beiden Rändern) einige echte Marginalkorrekturen; sie scheinen sich normalerweise auf Buchstaben oder Wörter am Zeilenende zu beziehen, wenn sie auf dem rechten Rand s t e h e n 6 3 , auf den Zeilenanfang, wenn sie auf dem linken Rand anzutreffen s i n d 6 4 ; allerdings sind auch 2 Marginalkorrekturen erhalten, die ein Wort innerhalb der Zeile korrigieren 6 5 . Daß diese Korrekturen vom Schreiber des Textes selbst stammen, ist unwahrscheinlich; ganz sicher kann man da (wegen des ganz anderen Duktus der Schrift) bei der Korrektur in Höhe von Vers 92 sein; aber auch an den in Anm. 53 aufgeführten Stellen ist das wegen der Rundform des Alpha ziemlich sicher auszuschließen. So wird man annehmen dürfen, daß der Text von mindestens zwei Korrektoren durchgesehen worden ist. Neben Einfügungen und Abänderungen 6 6 sind im Bereich der Hand C auch Tilgungen zu beobachten. Tilgung eines Buchstabens 6 7 finden wir Vers 326; Tilgung eines Wortes treffen wir zweimal an, nämlich Vers 131, wo ein versehentlich zweimal geschriebenes βαλων einmal krude ausgestrichen wird, und Vers 295, wo ein zweimal geschriebene γερανών einmal durch eine gestrichelte Einrahmung aus dem Text entfernt wird. Für einen vermuteten Nachtrag (zu Vers 19 und Vers 316) vgl. oben ρ 246 die Ausführungen über die Ränder. Orthographie. Ein Jota adscriptum (vgl. Gignac I 183sqq) finden wir im Bereich der Hände A und Β (Hirte des Hermas) nur einmal: [εν] πον[ηρι]αι μεγαλ[η] (Cod ρ 6, lin 25 = Illb, 25), aber selbst dieser Fall ist nicht eindeutig, denn das Jota ist überstrichen, was möglicherweise als Tilgung verstanden werden muß. In allen anderen Fällen bleibt das stumme Jota ungeschrieben 6 8 . Im Bereich der Hand C ist das erkennbar anders; hier ist das Jota mutum in fast der Hälfte aller möglichen F ä l l e 6 9 als Jota adscriptum beigefügt. Die Worttrennung am Zeilenende gehorcht im Bereich der Hände A und Β normalerweise 7 0 den üblichen Gesetzen (Trennung in offener Silbe oder in der Kompositum-Fuge); nur in Silben, die mit Sigma + Konsonant beginnen, wird
KV 30 - P. Bodmer XXXVIII
249
das Sigma durchgängig der vorangehenden Silbe zugeschlagen 7 1 . Im Bereich der Hand C kommt Worttrennung wegen der stichischen Schreibweise nicht vor. Vokalvertauschung haben wir bei den Händen A und Β 7 2 in dem für diese Zeit üblichen Umfang: ι statt ει 4mal (davon 3mal iSov statt ειδον), ει statt ι 34mal (mit einer gewissen inneren Stringenz); ot statt υ 2mal (Cod ρ 19, lin 6 λοιμαινει 7 3 statt λυμ- und lin 7 λοιμα[ινεται] statt λυμ-); οι statt ι vielleicht lmal (Cod ρ 3, lin 14 οχοι'ο'νιων statt χιονινων, also offenbar nur infolge einer unvollständigen Korrektur); η statt ε v i e l l e i c h t 7 4 lmal (Cod ρ 8, lin 7 / 8 ημε[ληοεν] statt εμε-); o statt ω 3 m a l 7 5 , ο statt ου v i e l l e i c h t 7 6 lmal, o statt α 1 oder 2 m a l 7 7 , ω statt ου l m a l 7 8 ; sonstige Vorkommnisse 7 9 beruhen wohl auf bloßer Verschreibung oder Verlesung. Eine Vertauschung der Konsonanten liegt vor bei der Schreibung ψυγαγ[ωγων] (Cod ρ 15, lin 35) statt ψ υ χ α γ - 8 0 und der Schreibung εγλεκτος statt εκλ- (Cod ρ 8, lin 3 ) 8 1 ; der Ausfall des Schlußsigma (vgl. Gignac I 124) ist 3mal zu beobachten 8 2 , ein ausgefallenes Ny (vgl. Gignac I 116sqq) in Cod ρ 17, lin 2 (δύναται statt δύνανται) und 10,14 (ενευει statt ενν-, was sich allerdings auch als Simplifikation deuten ließe). Eine eindeutige Haplographie finden wir dagegen nur an 2 S t e l l e n 8 3 . Die Assimilation in der Kompositumfuge wird vor Guttural und Labial r e gelmäßig durchgeführt 8 4 , unterbleibt aber gelegentlich vor dem Nasal M y 8 5 . Die Handhabung der Aspirationsregel ist anscheinend unsicher, doch verrät sich das fast ausschließlich bei der Schreibung von ουκ und ο υ χ 8 6 . Im Bereich der Visio Dorothei (Hand C) ist die Erhebung der orthographischen Eigenheiten und Abweichungen wegen des fragmentarischen Zustands des T e x t e s 8 7 und den daraus resultierenden Verständnisschwierigkeiten, wegen der prosodischen Unzulänglichkeiten 8 8 und der dichterischen Freiheiten 8 9 ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, auf das deshalb an dieser Stelle verzichtet wird. Dasselbe gilt für die übrigen Hände, für die das Material aber ohnehin noch nicht vorliegt. Nomina sacra (im Hermas-Teil): άνθρωπος (Cod ρ 1, lin 21, ebenso auch α[νθρ]ωπος 12,7, aber) ανος (3,3l) und οίνε (18,15); θς, θυ, θω, θν (aber θεαν); κς; κ ϋ κω, κν, κε (aber durchgängig κυρία); ουρανος (ΐ,29), [ουρ-]ανου
250
Hirte des Hermas - Visiones I - III 13,4
(l,32), [ουρανοί] (3,3), ουρα[νοις] (2,4) und ουρανοις (2,24), aber: ουνο[ν] (5,3), ουνους (5,8); πνα, πν[ω]ν, π ν ω [ ν ] ; πρς (20,4); ïï[\j] (aber υιοι 1 5 , l ) . In den übrigen Stücken kommen Nomina-sacra-Kürzungen (mit Rücksicht auf das Metrum?) nicht vor; auffällig ist die durchgängige Schreibung Χρηοχος in Hand C. Der Hermas-Teil des Codex könnte als erster positiver griechischer Handschriftenbeleg für die (durch KV 38 und einen Teil der Übersetzungen via negativa und ansonsten nur literarkritisch begründete) Annahme angesehen werden, daß der Block Visiones I-IV als autonome literarische Einheit in Umlauf war. Allerdings wird die Beweiskraft durch die Integration in einen Codex Visionum doch erheblich geschwächt 9 0 . E: ¡[A . Hmst-O.
Reverdin-J.
Rudhardt, Papyrus Bodmer XXIX, Vision de Do-
rothéos (Edité avec une introduction, une traduction et des notes). En Appendice: Description et datation du Codex des Visions par R. Kasser Cavallo
et G.
[im Text oben abgekürzt als „Description"; diese Beschreibung ist
z.T. überholt], Cologny-Genève 1984 / der Horst,
Α. Η. M. Kessels
and P. W. van
The Vision of Dorotheus (Pap. Bodmer 29) edited with introduc-
tion, translation and notes, VigChr 41 (1987), pp 313-359]] /
A. Carlini, Pa~
pyrus Bodmer XXXVIII, Erma: Il Pastore (la-Illa visione), (Edito con introduzione e commentario critico, con la collaborazione de L. Giaccone). Appendice: Nouvelle description du Codex des Visions p a r R. Kasser avec la collaboration de G. Cavallo et J. van Haelst [im Text abgekürzt als Nouvelle description, sie ersetzt die überholte Codexbeschreibung in der Ausgabe des P. Bodmer 29], Cologny-Genève 1991; s. KV 19a. L : [ E . Lucchesi,
En marge de la «Vision de Dorothéos», AB 102 (1984), pp
397-398 ]] / A. Carlini, Un nuovo testimone delle visioni di Erma, Atene e Roma N. S. 30 (1985), PP 197-202 / [[Ai. Fantuzzi, La visione di Doroteo, Atene e Roma N.S. 30 (1985), pp 186-197 /
J. Irigoin,
Rez. (zur ed. pr.
des P. Bodmer 29 von Hurst-Reverdin-Rudhardt), Sc 39 (1985), pp 332-334 /
F. Vian, A propos de la „Vision de Dorothéos", ZPE 60
45-49 / P. W. van der Horst-Α.
H. M. Kessels,
(1985), pp
Het Visioen van Doro-
KV 30 - P. Bodmer XXXVIII / Anm. 1
251
theiis, NedThT 40,2 (1985), pp 97-111 (Übersetzung und Anmerkungen)
/
E.
Livrea,
Rez.
(zur
ed. pr.
des P .
kommentierende Bodmer
29
von
Hurst-Reverdin-Rudhardt), Gn 58 (1986), pp 687-711 (mit zahlreichen V o r schlägen zur
Textgestaltung) /
D.
von Berchem,
Des
soldats
chrétiens
dans la garde impériale, Observations sur le t e x t e de la Vision de
Do-
rothéos (Papyrus Bodmer XXIX), Studii Clasice 24 (1986), pp 155-163]] /
K. Treu, Christliche Papyri XII, APF 32 (1986), pp 89sq [= Ref. XII] / A. Carlini, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G. Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23 - 43 / [[ F. Gonnelli,
Visio Dorothei (P. Bodmer XXIX) V. 69, ZPE 67 (1987), pp
79-81 / E. Livrea,
La Vision de Dorothéos, Proceedings of the XVIII In-
ternational Congress of Papyrology (Athens 25-31 May 1986), Vol I, Athen 1988, pp 445-451 (verweist auf den gnostischen Hintergrund,
identifiziert
den Verfasser „avec Dorothée évêque de Tyr, né à Antioche en 255, mort en 362 sous Julien l'Apostate", pp 450sq) /
Th. Gelzer,
Zur Visio Doro-
thei: Pap. Bodmer 29, MusHelv 45 (1988), pp 248-250 / G. Agosti, omerismi nella „Visio Dorothei" (P. Bodmer
XXIX),
Orpheus
Alcuni
Ν. S. 10
(1989), pp 101-116]] / J. M. Robinson, The First Christian Monastic Library, in: Coptic Studies, Acts of the Third International Congress of Coptic Studies Warsaw, 20-25 August, 1984, ed. by Wl. Godlewski, Varsovie (Warschau) 1990, pp 371-378 / [ [ I . S. B. MacCoul, A Note on the Subscription of the vision of Dorotheus, ZPE 83 (i990), ρ 2921 / A. Blanchard, Sur le milieu d'origine du papyrus Bodmer de Ménandre, ChronEg 66, Nrs. 131-132, 1991, pp 211-220 (bes. ρ 213, Anm. 11, zur Herkunft der Bodmer Papyri) /[[ J. L. Fournet, Un éthopée de Cain dans le Codex des Visions de la Fondation Bodmer, ZPE 92 (1992), pp 253-266]]. V g l . A n m . 9 0 .
F: Ein kompletter Satz Fotos des Hermas-Teils befindet sich (als Beigabe in einer Tasche) am Ende der Ausgabe von Carlini (vgl. E:); für den Dorotheus-Teil vgl. KV 19.
1
Eine eigene Seitenzählung hat der Codex nicht. Wir übernehmen die Zählung
252
KV 30 - Anm.
2-11
aus der «Nouvelle description» von Kasser in der Appendix von Carlinis A u s gabe des P. Bodmer XXXVIII; die Zählung der «Description» von K a s s e r - C a vallo in der Appendix der Ausgabe des P. Bodmer XXIX ist durch die Neubeschreibung überholt. Dieser Neubeschreibung zufolge sind (mindestens) die Seiten 23-26 ursprünglich vorhanden gewesen (sie sollen den Rest von Visio III und die ganze Visio IV enthalten haben, vgl. Carlinis Einleitung zur Ausgabe ρ 12 und K a s s e r , Nouvelle description, ρ 108) und werden deshalb in das Z ä h l s y stem integriert (vgl. aber unten Anm. 20). 7 Seite 35, linn 20 und 21 enthielten die Subscriptio, ρ 1, lin 1 die Inscriptio. Vor der Subscriptio lin 20 findet sich die Angabe ιθ, die offensichtlich die Zahl der noch auf dieser Seite stehenden 19 Zeilen (=Verse) bezeichnet [vgl. Anm. 5, sowie Kasser Nouvelle description, ρ 127, unter Berufung auf Lucchesi ρ 397, Anm. 14; die Auflösung ΐ(ηθους) θ ( ε ο ς ) in der Editio princeps ist damit wohl erledigt, ebenso der Vorschlag von MacCoul, s. u. Anm. 56]. o Seite 35, lin 22 steht der Titel; es folgen 3 linn Text, danach lin 26 die Bemerkung «κατα οτοιχειον», die auf den akrostichisch-alphabetischen Aufbau des folgenden Gedichts a u f m e r k s a m macht; ρ 36, linn 14-17 sind Anhang („appendice", K a s s e r , Nouvel description, ρ 117) bzw. Zusatz, vgl. KV 19a. ^ Die Angaben über die unedierten Stücke fußen auf K a s s e r - C a v a l l o , D e s c r i p tion, pp 117-119 und auf K a s s e r , Nouvelle description, pp 126-128. Aus H u r s t Reverdin-Rudhardt, P. Bodmer X X I X , ρ 12 geht hervor, daß es sich um Stücke „dans une langue épique, en h e x a m è t r e s ou en distiques" handelt. ^ Zeile 11 endet mit αμην "ία, wobei ΐ α der Zahl der auf dieser Seite stehenden 11 V e r s e des Gedichts entspricht (vgl. Anm. 2). ^ Titel auf lin 17. - Für die Wortabteilung' ειποι o (statt ειποιο bei Kasser, Nouvelle description, ρ 125) vgl. Fournet, Une éthopée, pp 253sq. η
Titel auf lin 40, danach noch 2 Zeilen auf dieser Seite.
8
Titel auf lin 32; es folgen 8 Verse = 13 linn auf dieser Seite; ρ 43 hat 46 linn, ρ 44 hat 44 linn.
' Z e i l e n - und V e r s z a h l sind hier wohl identisch (vgl. K a s s e r , Nouvelle description, ρ 118). 10
Zeile 10 enthält den Titel.
Einer Beobachtung Lucchesis folgend („Le titre immédiatement suivant Προς Αβραάμ est flanqué du c h i f f r e ϋπε [ε mit Fragezeichen und unterpunktet] = 485. C ' é t a i t sans doute le total des vers ... ", AB 102, 1984, p 397) hat K a s -
KV 30 - Anm. 12 - 13
253
ser die Zahl der Hymnenverse mit 63 berechnet (Nouvel description, ρ 115, Anm. 19), doch sind Zweifel an dieser Berechnung nicht unbegründet: Daß die Lesung der l e t z t e n Z i f f e r äufierst unsicher ist, wie Lucchesi ausdrücklich (p 397, Anm. l ) v e r m e r k t , ist dabei die geringste Schwierigkeit; daß aber die beiden zum Vergleich herangezogenen Z a h l e n im Dorotheus- und im C a r m i n a Teil des Codex (vgl. Anm. 2 + 5) nur die auf der gleichen Seite vor ihnen stehenden V e r s e , nicht aber alle V e r s e des Gedichts oder gar die nachfolgenden zählen, ist schon gravierender; und daß schließlich die Überstreichung (die die Buchstabenfolge ja erst zur Zahl macht und in den zum Vergleich h e r a n gezogenen Fällen immer mit aller wünschenswerten Deutlichkeit zu sehen ist) im vorliegenden Fall fehlt, macht die Deutung als Zahlzeichen doch recht unsicher, zumal das Τ auch noch ein deutliches T r e m a trägt (das aber anscheinend als Überstreichung gedeutet worden ist). Und selbst wenn wirklich eine Zählung gemeint sein sollte, w ä r e dafür, daß die Zählung V e r s e (und nicht e t wa Z e i l e n ) meint, der Erweis erst noch zu erbringen. Für eine Berechnung wäre dieser Unterschied zwischen Zeilen und Stichen aber keineswegs i r r e l e vant, denn die Hände E und F, auf die es hier ankommt, kommen für einen Stichos oft mit einer Zeile nicht aus. So ist diese Angabe mit Vorsicht zu b e trachten. Livrea (in seiner Ausgabe von KV 19a) transkribiert jetzt ϋπ.[..]ετα (ρ 177), was er als ύπέ[ρθ]ετα auflöst (p 178) und mit „Versi sovrapposti" ü b e r setzt. Damit scheint uns das Richtige getroffen. ιη Eine einheitliche Datierung des Gesamtcodex ist schwierig, da nach Meinung der Bearbeiter 6 verschiedene Hände zu unterscheiden sind, die zwar untereinander eine erhebliche Ähnlichkeit aufweisen, daneben aber (vor a l l e m in einigen Buchstabenformen) doch eine Reihe distinktiver M e r k m a l e zeigen, die A n laß zu einer Differenzierung geben. Dabei hängt die Datierung des G e s a m t c o dex entscheidend davon ab, wie dieses Konglomerat von Händen zu i n t e r p r e tieren ist. Zwei Positionen standen sich nach Kassers Darstellung im Kreise der Bearbeiter und Editoren gegenüber: Die eine ist die Position C a v a l l o s . Er weist Hand A und D dem 4. Jhdt., Hand C, E und F dem 5. Jhdt. zu, während Hand Β nicht eindeutig festlegbar sei und beiden Jahrhunderten angehören könne (Nouvelle description, pp 123sq); das Phänomen als solches erklärt er folgendermaßen: „comme le montre la convergence des éléments codicologiques et graphiques, on a d m e t t r a que le Codex des Visions a été écrit au début du V e siècle, en collaboration étroite, par divers scribes ayant repu une f o r m a tion professionelle diachronique" (ebda.). Die zweite Position geht auf van H a e l s t zurück, der den Codex als ein Schulheft (aus dem koptischen Milieu) und die Schriften dementsprechend als Schülerschriften interpretiert ( „ l ' œ u v r e d ' é l è v e s coptes à qui leur maître apprend à se familiariser également avec des t e x t e s grecs", ebda. 124), auf die man die strengen (nur für professionelle Schreiber geltenden) paläographischen Kriterien nicht anwenden könne; er schlägt deshalb die zweite H ä l f t e des 4. Jhdts als Entstehungszeit vor.
254
KV 30 - Anm. 14
1Ì 1J A l s o etwas nördlich des 26. Breitengrades, nicht zu verwechseln mit dem Debba nördlich des 18. Breitengrades. Für eine auf Autopsie gründende Lagebeschreibung von Debba vgl. James M . Robinson, From the Cliff to Cairo, in: Colloque international sur les textes de Nag Hammadi (Québec, 22-25 août 1978), ed. par Bernhard Bare, Bibliothèque copte de Nag Hammadi, Section «Études» 1, Québec-Louvain 1981, ρ 29: „In this part of Egypt the Nile flows from east to west; just before it turns north, there is a small bend moving south and then curving around to the north. ... Near the tracks and highway, on the right or to the south within the bend, there are two villages that p r e viously shared the name al-Dâbbah, the one to the west formerly designated al-Dâbbah Bahari, being the location of the monastery a l - M a l â k , but now c a l l ed al-Rahmaniyah Qibli, the other further east formerly designated al-Dâbbah al-Sharqiyah, but now designated al-Sayyid, just north of the monastery of St. Palamon (also named Abü Sayfayn)". ^ E i n e gesicherte Auskunft ist offenbar unmöglich; für den aktuellen Erkenntnisstand vgl. die zusammenfassende Darstellung der verschiedenen Positionen bei R. Kasser, Status quaestionis 1988 sulla presunta origine dei cosidetti Papiri Bodmer, Aeg 68 (1988), pp 191-194 und Nouvelle description, ρ 105, Anm. 5. Kasser selbst favorisiert offensichtlich die Angabe «Debba» und beruft sich dafür auf die Aussage eines befreundeten Antiquars, eines „témoin particulièrement honnête et digne de foi" (gemeint ist anscheinend der am 8.2.1972 v e r storbene Phokion J. Tano), der ihm 1971 wenige Wochen vor seinem Tode anvertraut habe „que tutti questi documenti furono trovati verso l ' a n n o 1950 o 1951 a «Dabba» o «Debba» (Ed-Debba, 5 km ad est, leggermente nord-est di Nag Hammadi" (Status quaestionis, ρ 192). Dennoch ist er sich seiner Sache nicht sicher („Non diremmo tuttavia: sicuro", ebda., Anm. 5) und das nicht ohne Grund; denn dieser Aussage des Antiquars steht die der persönlichen Sekretärin Martin Bodmers in der Zeit des Ankaufs gegenüber, die 1988 „con tutta sicurrezza" (Status quaestionis, ρ 193) behauptet hat, der Fundort habe nicht in der Umgebung von Nag Hammadi, sondern in der Gegend von Assiut, dem alten Lycopolis, gelegen, und zwar „in un quartiere periferico o in un villagio vicino alla città chiamato, secondo lei, «Mina» o «Minia»"; den Widerspruch zu der Aussage des Antiquars erklärt sie damit, daß dieser nur die Herkunft des Codex Bodmer XVII (Rep. I, NT 74), der einen anderen H e r kunftsort habe, im Auge gehabt haben werde. Die entscheidende Schwäche dieser Erklärung liegt darin, daß der einzige Ort, der mit dem Namen «Min(i)a» zu identifizieren wäre, das ca 120 km von Assiut entfernte «Minieh» wäre (aber vielleicht war die Bezeichnung ursprünglich nur als Richtungsangabe gemeint: an der Straße nach Minieh o.ä.). Auf das unmittelbare und mittelbare Zeugnis von Beteiligten der ersten Stunde beruft sich J. M. Robinson, der für Abu Mana, einen Ort in der Nähe von Dishna (5 km nordwestlich von Dishna, 22 km nordöstlich von Nag Hammadi und folglich noch nordöstlich von EdDebba und dem Pachomius-Kloster) als Fundort der Bodmer-Papyri eingetreten ist (vgl. Bulletin of the Institute of Antiquity and Christianity VII, März 1980,
KV 30 - Anm. 15 - 16
255
pp 6 - 7 . The First Christian Monastic Library, pp 371sq und Blanchard, ChronEg 66, Nrr. 131/132, 1991, ρ 213, Anm. I i ) . Allerdings wird diese Angabe Robinsons von Kasser (Nouvelle description, ρ 106, Anm. 5 und Status quaestionis, pp 192sq) in ungewöhnlich scharfer Form als unwissenschaftlich und oberflächlich zurückgewiesen; vor allem wird aber kritisiert, daß sie nicht als Hypothese, sondern als erwiesene Tatsache vorgebracht wurde. Als eine weitere Position in dieser Frage berichtet Kasser (Nouvelle description, ρ 105, Anm. 5) die bislang unveröffentlichte These van Haelsts, derzufolge die Bodmer-Papyri und was der Herkunft nach dazugehört, „proviendrait en fait d ' u n e école d'Akhmîm (Panopolis)". Das kann richtig sein (und nach Kassers Angaben stützt sich diese These „sur des arguments d ' u n e poids considérable" (ebda.); dennoch muß H e r kunftsort und Fundort natürlich nicht unbedingt Ubereinstimmen, so daß die F r a ge nach dem Fundort durch diese These unter Umständen gar nicht berührt wird. Die vorsichtige Behauptung eines Zusammenhangs zwischen den BodmerPapyri und Panopolis durch E. G. Turner [vgl. G r e e k Papyri, Oxford 1968, ρ 53: „The proved connexion of P. Bodmer I and P. Beatty Panop. with Panopolis ... is not evidence that would be sufficient in a court of law to establish Panopolitan origin for either the Menander codex or the rest of the manuscripts enumerated. There may have been more than one find (it is said for instance, that P. Bodmer XVII did not belong to the original find). ... Yet these pointers are worth bearing in mind, especially as Panopolis was noted for its monasteries"] ist von ihm nach Auskunft von J. M. Robinson wieder aufgegeben worden [vgl. The Discovering and Marketing of Coptic Manuscripts: The Nag Hammadi Codices and the Bodmer Papyri, in: The Roots of Egyptian Christianity, edd. B.A. Pearson & J.A. Goehring, Philadelphia 1986, ρ 2, Anm. 2: „In a letter of 13 October 1980 Turner requested that I publish his retraction on the basis of my identification of the provenience of the Bodmer Papyri"]. Für Panopolis als Herkunftsort der Bodmer-Papyri sind auch G. D. Kilpatrick, The Bodmer and Mississippi Collection of Biblical and Christian Texts, in: Roman and Byzantine Studies 4 (1963), pp 33sqq, und T.C. Skeat, JThS 29 (1978), ρ 179, eingetreten; C. Η. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, London 1979, Addenda (nach ρ 88) erschien diese Herkunftsbestimmung „very probable". Für einen eventuellen Zusammenhang mit den C h e s t e r - B e a t ty-Papyri vgl. KV 83, Anm. 1, sowie Blanchard, ChronEg 66, Nrs. 131/132 (1991), ρ 213. ^ V g l . J. M. Robinson, The Discovering (s. Anm. 14 am Ende), ρ 11 und C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, London 1979, ρ 7. 16
So auch Α. Η. M. Kessels und P. W. van der Horst, The Vision of Dorotheus (Pap. Bodmer 29), VigChr 41 (1987), pp 313-359, die sich ρ 313, Anm. 3 auf das (unseres Wissens auch jetzt noch nicht erschienene, ihnen aber im Ms. zugängliche) Buch von J. M. Robinson, The Story of the Bodmer Papyri, the
256
KV 30 - Anm. 17 - 23
First Christian Monastic Library, berufen. ^ R o b i n s o n , The Discovering ... (vgl. Anm. 14, am Ende), pp 21sqq. 1o Als Finder wird ein junger Kameltreiber namens H a s a n bezeichnet. Diese Angabe wird in Robinsons Beitrag in Coptic Studies (The First Christian Monastic Library) ρ 371 etwas modifiziert. Hier heißt es: „The discovery of the Dishna Papers [= Bodmer Papyri] was made late in 1952 by H a s a n Muhammad a l - S a m m i n and Muhammad Khalil al-Azzüzi, both of whom come f r o m Abü M a n a ' "Bahri" ... H a s a n and Muhammad were digging for sabakh some 300 meters out f r o m the foot of the Jabal Abü M a n a ' at a l - Q u r n a h („the corner"), when H a s a n uncovered a large earthen jar containing the books." Als Mittler oder Zwischenhändler werden ein Goldschmied (Discovering, ρ 15) und ein Priester der Koptischen Kirche (Discovering, ρ 14) genannt; erst am Schluß der K e t t e steht nach dieser Darstellung der aus Zypern stammende Antiquar Tano in Kairo (Discovering, ρ 21 ), der offensichtlich den Verkauf an Martin Bodmer durchgeführt hat. Nach Cologny kamen die Bodmer Papyri (und damit auch der vorliegende Papyrus) dieser Darstellung zufolge „in the summer of 1956 via Cyprus", [vgl. Anm. 4 bei K e s s e l s - v a n der H o r s t (s.o. Anm. 16)]. 20
Ganz unbedenklich ist diese Annahme indessen nicht; denn am Ende des H e r m a s - T e i l s (Cod ρ 22 = Xlb) befinden sich auf dem unteren Rand Spuren einer Glosse (?), die erkennbar von einer anderen Hand stammen; Carlini (p 102 seiner ed. pr. hat sie als ]ορα τι γ [ ρ α φ ε ι transkribiert, was Kasser mit der Bemerkung „hypothèse aussi ingénieuse que satisfaisante" kommentiert (Nouvelle description, ρ 125, Anm. 4l). Aber eigentlich würde man eine solche Glosse eher am Ende einer Schrift (und nicht 3 bis 4 Seiten vorher) e r w a r t e n . - Andererseits sind auch die Argumente, die für eine solche Annahme sprechen [der Text endet sehr abrupt mitten im Satz; 4 Seiten würden ziemlich genau ausreichen, um das Ende von Visio III und die ganze Visio IV aufzunehmen; Visiones I-IV, ohne Visio V, ohne Mandata und ohne Similitudines, bilden literarkritisch b e t r a c h t e t eine selbständige (vom Rest des Buches ursprünglich unabhängige? - vgl. Anm. 90) Einheit], durchaus überzeugend; wir haben uns daher trotz unserer Bedenken der Meinung der Herausgeber angeschlossen. D i e s e r Tatbestand hat die Rekonstruktion des Codex anscheinend sehr e r schwert. Er war letzlich der Grund dafür, daß die e r s t e Rekonstruktion in der Appendix der Ausgabe des P. Bodmer XXIX (Visio Dorothei) aufgegeben und in der Edition des P. Bodmer XXXVIII (Hirte des H e r m a s ) durch eine neue ersetzt werden mußte, da sich herausgestellt hatte, daß nur der H i r t e des H e r m a s die e r s t e Schrift des Codex gewesen sein konnte. Vgl. K a s s e r , Nouvelle description, pp 109sq.
KV 30 - Anm. 24 - 30
257
" Photos des tinedierten hinteren Teils waren uns nicht zugänglich. ^ K a s s e r , Nouvelle description, ρ 106, vor allem Anm. 6. 2S
Das erste Kollema hat eine Länge von 112 cm; das zweite mißt 105 cm; das dritte ist 116 cm lang; die Länge des vierten ist nicht bestimmbar, weil das innere Doppelfol des Cod nicht erhalten ist. Diese Kollemabreiten sind durchaus unüblich; vgl. Turner, Typology, ρ 48: „The widest kollema I have noted is 32,5 cm". Auch Irigoin hat in seiner Besprechung der ed. pr. des P. Bodmer XXIX [Sc 39 (1985), pp 332-334] auf ρ 333 Bedenken geäußert. Doch Kasser (Nouvelle description, ρ 111, bes. Anm. 14) hat jetzt ähnliche Kollemata-Weiten nachgewiesen [z.B. im Menander-Codex P. Bodmer XXV, im Savary Codex und in einigen Nag Hammadi-Codices, wo Weiten zwischen 50 und 162 cm vorkommen (vgl. M. Krause, Koptologie und Papyrologie, Atti del XVII Congresso internationale di papirologia II, Neapel 1984, ρ 743)]. Auch Turner hat seine Meinung modifiziert, vgl. The Terms Recto and Verso, The Anatomy of the Papyrus Roll, Actes du X V e Congrès International de Papyrologie, Papyrologica Bruxellênsia 16, Brüssel 1978, ρ 62. ^ Das erste Kollema besteht aus sehr dickem (sonst meist zu Kartonage verarbeitetem) Papyrus von weißlicher Farbe; das zweite und dritte ist hellbraun, von mittlerer Stärke und guter Qualität, doch weisen beide Preßfalten auf; das vierte ist wiederum von sehr schlechter Qualität und zeigt große Farbunterschiede. 77
In voller Breite sind Seitenränder nur vorhanden auf den Seiten 3 / 4 , 5/6 und 9/10, obere und untere Ränder nur auf den Seiten 7 / 8 , 13/14 und 17/18. 28
Vgl. pp 11/12, 13/14 und 15/16.
^ Die hier gemachten Angaben gelten nur für die publizierten (und durch Photos kontrollierbaren) Teile des Codex, nämlich Visiones I—III aus dem Hirten des Hermas und das Gedicht des Dorotheus. Sie gelten nicht für KV 19a und die noch unpublizierten Carmina, Ethopoiien und Hymnen, pp 36-48, wo (wohl wegen der z.T. stichischen Schreibweise) anscheinend andere Verhältnisse herrschen (vgl. Kasser, Nouvelle description, ρ 115: „Surtout dans les textes en vers, les lignes sont de longueur très irrégulière" sowie Anm. 30). ^ K a s s e r hat (Nouvelle description, pp 116sqq) in einer Tabelle die Randbreiten, soweit möglich, seitenweise angegeben. Leider sind die dort gemachten Angaben (soweit die Photos ein Urteil erlauben) nicht sehr hilfreich. So wird, um eines der eklatanteren Beispiele anzuführen, für den (am Zeilenende liegenden = rechten) Innenrand der Seite 18 (fol IXb) als Randbreite 6-20 mm angegeben, offenbar deshalb, weil einige Zeilen auf den Rand hinausragen, während andere nicht ganz voll sind; daß im großen und ganzen ein Rand von
258
KV 30 - Anm. 31 - 39
etwa 1,5 cm eingehalten wird, ist aus dieser Mitteilung nicht erkennbar; die Angabe 6-20 mm weist also nur darauf hin, daB wir es mit einem Flatterrand von einer gewissen Amplitude zu tun haben, läßt aber die gedachte Normalbreite auBer Acht; wir haben daher davon abgesehen diese Angaben Kassers hier zu wiederholen und übernehmen statt dessen die Durchschnittswerte aus der Tabelle 6 auf ρ 122, die Rechenschaft gibt über die verschiedenen Randbreiten der einzelnen Hände (Angaben in mm): Hand oberer Rand unterer Rand linker Rand rechter Rand außen innen außen innen A 37 15 37 16 33 29 ? Β 33 15 33? 42 15 C 28 18 26 25 15 33 D 27 23 15 29 25 25 E 20 18? 30 18? 20? 28? F 8? 10? 18 30 10? 28 Carlini, ed. pr., hat auf der am besten erhaltenen Seite 14 einen Schriftspiegel von 21,5 cm(H) χ 12 cm(B) gemessen (vgl. ρ 13 seiner Ausgabe). 32
35 linn: lmal (A); 36 linn: 5mal (A: 2/B: 3); 37 linn: 6mal (Α: 1/B: 5); 38 linn: 7mal (A: 4 / B: 3); 39 linn: 2mal (A: 1/B: l); 40 linn: 2mal ( A : l / B : l ) . 33
39 linn: 2mal; 40 linn: 3mal; 41 linn: 3mal; 42 linn: lmal.
Kasser, Nouvelle description, ρ 122, Tabelle 6, nennt für die einzelnen Hände folgende Durchschnittszahlen: Hand A: 37 litt/lin; B: 37; C: 40; D: 45; E: 42?; F: 43. Das könnte den Eindruck hervorrufen, als hingen die Schwankungen ursächlich mit den verschiedenen Händen zusammen; in Wirklichkeit aber sind auch die Schwankungen bei ein und demselben Schreiber nicht unerheblich. 3
^Vgl. Kasser, Nouvelle description, pp 118-124.
Außerdem vermutlich das verlorene Doppelblatt in der Lagenmitte mit weiteren 150-160 linn. 37
V g l . Hurst-Reverdin-Rudhardt, P. Bodmer XXIX, ρ 11: „On dénombre 343 vers conservés plus ou moins bien selon l ' é t a t du papyrus, ... mais il semble qu'il faille encore compter avec la disparition complète d'une quinzaine de vers qui occupaient le bas des pages." Insgesamt hätte man also mit ursprünglich ca 360 Versen (= Zeilen) zu rechnen, was unwahrscheinlich ist. 3
® Vorausgesetzt, daß die 63 errechneten Verse (vgl. oben Anm. I i ) stimmen und dann auch 63 Zeilen entsprechen (was unwahrscheinlich ist).
KV 30 - Anm. 40 - 49
259
Vgl. Carlinis Edition ρ 13 (für Hand A und B) sowie Kasser, Nouvel description, pp 119-122. 4
® Die Unterschiede in der Strichstärke wären allerdings auch durch einen Stiluswechsel zu erklären, so auch Carlini, ed. pr. ρ 13. Drei Vorkommnisse insgesamt (Cod ρ 28, lin 15; 32,10 und 32,31), was einem Anteil von etwa 3% entspricht. In allen 3 Fällen handelt es sich zwar um ausgesprochene Langzeilen, aber es gibt eine ganze Reihe ähnlich langer Zeilen, in denen das End-Ny dennoch ausgeschrieben ist. ιλαρός Cod ρ 3, lin 23 und ιλαρωτερ[αν] Cod ρ 21, lin 35 (vgl. Carlini, ρ 32, Anm. 38. Daneben aber ίλατευ[ο]εται 3,10 und ϊ λ α ρ α 5,30. 4
·* Carlini, ρ 32, Anm. 38 hat immerhin 22 Ausnahmen nachgewiesen, eine Regel für Setzung oder Nichtsetzung ist nicht erkennbar. 44
Vers 47 (= Cod ρ 28, lin 6) τοϊο[ς]; 59 (= 28,18) αποπροϊηοεν; 60 (= 28,19) υπερώια; 63 (= 28,22) [,..]ϊων; 139 (= 30,17) εϊκτην; 210 (= 32,6) ηϋοεν; 223 (= 32,19) Μοϋοεα; 232 (= 32,28) + 288 (= 34,5) γυϊα; 257 (= 33,13) π α ϊ ς . Dagegen ist 232 (= 32,28) βαπτϊοθεντα (wenn die Lesung richtig ist) wohl als Schreiberversehen zu qualifizieren. 4
^A1s Beleg für die Regellosigkeit der Durchführung hat Carlini, ed. pr. ρ 32, Anm. 38 die unterschiedliche Behandlung von ά λ λ ά angeführt, dessen End-Alpha in Cod ρ 2, lin 35, in 13,21 und 21,7 vor Vokal elidiert wird, in 4,11+14 und 12,17 dagegen unelidiert bleibt. 4
^ 4 0 markierte Elisionen haben die Herausgeber (auf deren Augen man im wesentlichen angewiesen ist; denn anhand der Photos ist eine sichere Entscheidung kaum möglich) notiert: 18mal S' + 4 Wörter, die auf S' enden (ηδ'; ουδ'; τοιαδ'; toS'); 4mal τ' + 9 Wörter, die auf τ' oder (z.B. wegen folgender Aspiration) auf θ ' enden (δεαποτ'; επλεχ'; 2mal επειτ'; εφατ'; 2mal μαλιοχ'; οιοθ'; ουθ'); 2mal α λ λ ' ; 2mal ε π ' (wenn man Vers 147 hinzunehmen darf); lmal γ ' . 4
^ E i n deutlich (auch auf den Photos erkennbarer) Apostroph findet sich in Vers 6 (=Cod ρ 27, lin 6) οιοθ', Vers 44 (=28,3) ουδ', Vers 58 (=28,17) τ', 73 (=28,32) α λ λ ' , 111 (=29,30) επ', 147 (=30,25) ] π ' , 158 (=30,36) τ', 245 (=33,1) μαλιστ', 248 (=33,4) τ', 261 (=33,17) μαλιοτ', 306 (=34,23) δεοποτ', 308 (=34,25) γ ' , 312 (=34,29) επλεχ', 338 (=35,14) επειτ'. 48
Vers 86 (Cod ρ 29, lin 5) δομεοτικοιο (sic!); 211 (=32,7) επίνιζε und κατάχευαι; 267 (=33,22) χάλκειος. 49
Vers 5 (Cod ρ 27, lin 5): ύπνος und Vers 311 (Cod ρ 34,28); επιατήι.
260
KV 30 - Anm. 50 - 57
- ^ C a r l i n i , Einleitung zur Edition, ρ 14; außerdem hält Carlini die Ergänzung zu οραοις α und die Deutung als e r s t e Zwischenüberschrift, die auch Kasser, Nouvelle description, ρ 125 vorschlägt, zwar für möglich, nennt sie aber zugleich unbefriedigend, weil ein G e s a m t t i t e l dann ja fehle; er hält deshalb auch eine Lesung ' θ ρ ά ο [ ε ι ς ' Ε ρ μ α ] für annehmbar, weist aber ρ 60 (zu fol la, lin l ) darauf hin, daß eine solche Überschrift in der handschriftlichen Ü b e r l i e f e rung bislang nicht nachweisbar ist. ^ Carlini, ed. pr. Einleitung, ρ 14. Carlini, ed. pr. Kommentar zu fol la, lin 1, ed. pr. ρ 60; allerdings steht auch die Überschrift zur Visio Dorothei auf dem oberen Rand, ohne daß deshalb Zweifel an ihrer Ursprünglichkeit b e s t e h e n . 53 Carlini, ed. pr. Einleitung, ρ 14; ein α occhiellaia kommt auch in den K o r r e k t u r e n der Visio Dorothei vor, vgl. Vers 44 (χα), 165 (μεγα), 169 (παντα), 221 (αυτών) und 289 (αυτός): vielleicht ist der Schreiber in beiden F ä l l e n d e r selbe. ^ Es handelt sich um ein Omikron mit Cauda nach unten; dieser Cauda folgen in senkrechter Richtung 3 nach unten offene Spitzwinkel; rechts und links n e ben dem u n t e r s t e n Spitzwinkel sind Spuren von jeweils einem (vermutlich achtstrahligen) Asteriscus erkennbar; der Rest ist z e r s t ö r t ; v e r m u t l i c h s e t z t e n sich die Spitzwinkel nach unten fort, so daß ein Kreuz entstand, dessen Längsbalken schließlich in einem G a m m a endete. Etwas n e u t r a l e r bei Carlini, Einleitung zur Edition, ρ 30, Anm. 28: „segno ornamentale ... costituto da segni circonflessi in serie verticale a f o r m a r e una colonna con al sommo un agnello due asterischi ... a sei b r a c c i oguno dei quali termina con elementi". Daß die Rahmung oben fehlt, liegt an dem zu geringen Abstand zur vorigen Zeile. • ^ V g l . Anm. 2; L. S. B. MacCoul hat den Vorschlag gemacht, die Zahl isopsephisch zu v e r s t e h e n und als αμήν zu lesen, aber in Anbetracht der Z a h l e n am Ende der anderen Stücke ist die Deutung Lucchesis wohl vorzuziehen. ->^Vers 14 (=Cod ρ 27, lin 14): zu Beginn eines Relativsatzes; Vers 207 (=32,3): am Satzende; 208 (=32,4): zu Beginn einer direkten Rede; 209 (=32,5): am Ende einer direkten Rede; 214 (32,10): Sinneinschnitt; 222 (=32,18): Sinneinschnitt(?); 252 (=33,8): Beginn einer direkten Rede; 254 (=33,10): Sinneinschnitt(?); 264 (=33,20): Beginn einer direkten Rede; 266 (=33,22): Ende einer direkten Rede; 268 (=33,24): Ende einer direkten Rede; 271 (=33,27): W o r t a b teilung(?); 274 (=33,30): Sinneinschnitt(?); 308 (=34,25): Wortabteilung(?); 328 (=35,4): Sinneinschnitt; 334 (=35,10): Sinneinschnitt. Auffällig ist die Häufung auf den Seiten 32 und 33.
KV 30 - Anm. 58 - 69
261
CO
Insgesamt 16mal sind solche Marginalien noch nachweisbar, sc. auf der Höhe von Vers 19 (=Cod ρ 27, lin 19), 92 (=29,11), 159sq (=30,37sq), 165 (=31,1), 169 (=31,5), 173 (=31,9), 174 (=31,10), 212 (=32,8), 254 (=33,10), 257 (=33,13), 258sq (=33,14sq), 312 (=34,29), 313 (=34,30), 318 (=34,35), 332 (=35,8). Ihre Zahl muß ursprünglich größer gewesen sein. Im übrigen vgl. unten die Beschreibung der K o r r e k t u r e n (bei Anm. 59sqq). 59
S o Vers 16 (Sinn?), 51, 87, 106, 114, 119, 141, 171, 173 (am Rand holt), 289, 326.
wieder-
Vgl. Vers dürfte.
handeln
16 und Vers
45, wo es
sich um
Schlimmbesserungen
61
V e r s 16, 44, 45, 141, 145, 174, 221, 232, 237, 239.
62
V e r s 173, 174, 257, 258.
63
V g l . Vers 92, 165, 169, 332(?).
^ V e r s 212 und wahrscheinlich auch Vers 312 und 318, doch sind hier die Zeilenanfänge nicht erhalten; 254 ist unvollständig erhalten und daher nur schwer einzuordnen. ^ V e r s 159 μένος statt δέμας (auf dem linken Rand) und 313 οτοι statt οτευ auf dem r e c h t e n Rand); über die Marginalie in Höhe von Vers 7 läßt sich keine Aussage machen, da hier nur die Trennlinie erhalten ist. ^ Z u denen auch die Umstellung Vers 257 gehört (statt η ποτε μη τις soll es dort μη τις ποτε heißen; auch Vers 92 (ωι statt ιω könnte hierher gehören, doch scheint dem noch ein Buchstabe voranzugehen, dessen Lesung aber unsicher ist). ^ N ä m l i c h ein Alpha (A), durch Punkt rechts und links neben der Spitze. Cod ρ 15 (Villa), lin 25 hat der Editor ein weiteres Jota adscriptum rekonstruiert, gibt aber keine nähere Begründung. ^ ' U m genau zu sein, in 20 von 45 möglichen Fällen, nämlich Vers 2 ([κοο]μωι), 19 (εωι), 63 (θυρηιοι), 76 (θυρηιοιν), 87 (πραιποοιτωι), 92 ([...]πφωι), 154 (ιωηι), 192 (μεγαρωι), 241 (εωι), 253 οηισ[ι] (vgl. ed. K e s s e l s - v a n der H o r s t , App. zur Stelle; ein wohl fälschlich gesetztes Jota adscriptum findet sich außerdem am Ende von Vers 261, dazu vgl. Gignac II 406), 271 (θεωι), 275 (ευρηιε + νηπιεηισιν), 301 (αυτωι), 311 (θυρεηιοιν + επιοτηι), 314 ( π λ η γ η ι ο ι ν ) , 330 (θυρεηιοιν), 335 (θυρεηιοιν), 343 ([αοιδ]ωι). Die auffällige Zunahme der Vorkommnisse gegen Schluß ist Z u f a l l und nicht das Ergebnis nachlassender Konzentration.
262
70
K V 30 - Anm. 70 - 82
ε κ - λ ε ι ο θ η ν α ι Cod ρ 3, lin 2/3 beruht wohl
auf einer
falschen
Wortabtei-
lung, α - ν ο δ ι α (Cod ρ 1, lin 20) läßt die W o r t f u g e , wie in Papyri häufig, unbeachtet, ebenso Cod ρ 9, lin 13/14 ε - π η γ γ ε ι λ α τ ο und Cod ρ 17, lin 20/21
[ε]-
νεργειας. 71 11
εσ-uv
νειο-θαι
Cod ρ 3, linn 28/29; 7,29/30;
ε ο - χ α τ α 4,31/32; α ν α γ ι ν ω σ - κ ο υ ο α
πρεο-βυτερους
10,11/12;
υο-τερηματα
11,14/15; ο υ ν τ ε λ ε ι ο - θ η ο ε τ α ι 13,9/10; εΰ-τιν 17,25/26; εο-τε 28,21/22. Der Herausgeber
hat bei der Rekonstruktion
6,7/8;
10,37/38;
αρ-
νεανιο-κων
19,29/30; εο-τηκυια
mutilierter
Zeilen
auf
diese Eigenart Rücksicht genommen. 7?
73
V g l . Carlini, Einleitung zur ed. pr. ρ 31, Anm. 35 Nicht λοιμανει, wie die ed. pr. irrtümlich druckt.
^Vielleicht
liegt
hier
auch ein morphologisches
Phänomen vor
(Analogiebil-
dung zu der entsprechenden Form von μ έ λ λ ε ι ν ) . 7S
Cod ρ 10, lin 1 εξομολογουμην statt κ α τ ω ρ θ - ;
statt εξωμ-; Cod ρ 14, lin 19 κ α τ ο ρ θ ω ο α ν τ ο
Cod ρ 21, lin 16 π ν α
... εχων
statt
εχον.
Die beiden
ersten
F ä l l e lassen sich auch als A u s f a l l des temporalen Augments deuten, v g l .
Gig-
nac II 232sq. ^ ε ν ε κ α τούτο statt τουτου (wohl bloße Verschreibung; fehlt im Apparat). Cod ρ 11, lin 10 (ουτη statt αυτη, aber bereits vom Schreiber selbst korrigiert); Cod ρ 20, lin 29 οροματι statt οραμ78
wieder
(Schreibfehler?).
ουκ εχωοιν statt ουκ εχουοιν (im Hauptsatz, Cod ρ 15, lin 3).
79 ,y
ai statt α, Cod ρ 19, lin 24; της εκκληοιαις statt ε - ο ι α ς ; α statt αυ, Cod ρ
18, lin 28: μετα τ ω ν statt μετ αυτών; ου statt αι, Cod ρ 16, lin 31 ανουδευ[οαμεν]ος
statt
αναιδ-.
Schreibungen bei diesem
Trotz Wort
der
ständig
wechselnden
dürfte das auch für
die
Bezeichnungen (sonst
nicht
und
belegte)
Schreibung βιβλιριδ[ι]ον statt βιβλαρ- Cod ρ 6, lin 8 gelten. A u f einen L e s e fehler geht dagegen wohl ε τ ε λ ε ο ο ν statt - ο ε ν Cod ρ 16, lin 30 zurück. O A
A b e r wahrscheinlich hat auch das z w e i t e γ seinen T e i l zu dieser
Verwechs-
lung, die dann eine bloße Verschreibung wäre, beigetragen. 81
V g l . Gignac I 175 III.
82
Cod ρ 8, lin 10 ται; Cod ρ 10, lin 20 ονοματο dot; Cod ρ 15, lin 12
τα οχιομας.
KV 30 - Anm. 83 - 89
8
263
^ C o d ρ 4, lin 18 αυτου (?); Cod ρ 14, lin 17 λατομμενους.
8
^ C o d ρ 1, lin 33 εμβλεψας; 3,11 ουμβουλευομενου; 3,35 ε]γκρατης; 4,22 ε γ γραφησοντοα; 4,33 ουμφορα; 8,12 εγκρατεια; 9,19 εμφανιοθηοομαι; 10,7 ουμψελλιον; 11,7 ουμψελλιον; 13,32 ουμφωνουντες; 14,3 ουμφωνηοαντες; 14,6 ουμφωνουοιν; 17,8 ουμβηοεται; 17,16 εμβλεψαοα; 17,25 εγκρατεια; 18,5 ε γ κ ρ ά τειας; 19,10 αουγκραοια; 20,9 αυμψελλιον; 20,26 ουμψελλιου (vgl. Carlini, ed. pr. Einleitung, ρ 32, Anm. 37). 85
V g l . Carlini, ed. pr. Einleitung, ρ 32, Anm. 37: Cod ρ 8, lin 13 ενμεινης und 15,18 ενμενουοιν; vgl. andererseits 7,18 εμ[μει]νατε, 10,22 ε]μμενεις und 10,22/23 εμ[μεινον], ουκ vor Aspirata (Cod ρ 3, lin 23 ιλαρός, 3,38 ενεκα, 6,14 ηυριοκον, 16,19 εαυτοις, 19,17 εξετε; ουχ korrekt in 11,11 ορας, 13,17 οτι, 15,23 ο λ ο τ ε λ ε ι ς und 18,15 ορας. Die einzige Stelle, die zur Kontrolle außerdem in Frage käme (Cod ρ 18,22/23 μετα [ημέρας τρ]εις fällt wegen der offenbar unterlassenen Elision aus.
Ο *7
In dem j a nur 22 linn voll erhalten oder sicher rekonstruierbar sind und der überdies nicht frei von Schreibfehlern ist [vgl. z.B. οχιομαις statt σχιοταις Vers 83 oder μ α γ α statt μεγα Vers 35 sowie (trotz Gignac II 134,5) π ά ν τ ε ς statt π α ν τ α ς Vers 259] . 88
Vgl. ed. pr. Einleitung ρ 36 und vor allem Vian, ZPE 60 (1985), pp 4 5 - 4 9 .
QQ
Vgl. z.B. die wohl meist aus prosodischen Gründen vorgenommene Konsonantenverdoppelung zur Erzielung einer Positionslänge, ein Phänomen, das im Inlaut allerdings schon bei Homer belegt ist: ενιμμεγαρ[οΐ0ΐν] statt ενι μ ε γ Vers 11; ενιμμ[εθ(5οια]ι statt ενι μεα- Vers 17; απομμεγαροιο statt α π ο μ ε γ Vers 57; οοαμμεγαροιο[ι] statt οοα μ ε γ - Vers 87; τεοοαρκας statt τε σαρVers 195; ε θ ε λ λ ο ν statt εθ ε«ι»λον (?) Vers 225. In dieselbe Kategorie gehört auch wohl die (ebenfalls aus Homer bekannte) Schreibung von ει statt ε (vgl. τετελειομενον statt - λ ε ο μ ε ν ο ν Vers 98) und ου statt o (z.B. ουνομα statt ovVers 105). Aber wie weit der Dichter diese Freiheit ausgedehnt hat und was eventuell auf das Konto des Abschreibers geht, ist kaum f e s t s t e l l b a r . Ob also Schreibungen wie οτιχοντα statt οτειχ- Vers 119, τρειομακαρες statt τριομVers 31, εφημενους statt εφειμ- Vers 275, αλιτητε statt -τηται V e r s 194 sowie ]οοετο statt [απ]ωοετο Vers 71 und ]ov statt [ θ η γ ] ω ν Vers 141 wirklich als Erscheinungen des Vokalismus zu b e w e r t e n sind, dürfte sich kaum mit genügender Sicherheit sagen lassen. Ähnliches gilt auch für Schreibungen wie ov statt ο, ευρυ statt ευρυν und ηομην statt ημην sowie für die Korrektur von ως zu ων Vers 16, die man allesamt durchaus den bekannten Unsicherheiten bei der Setzung des Ny bzw. Sigma finale (vgl. Gignac I 120-132) zurechnen
264
KV 30 - Anm. 90
könnte. Nur die gelegentlichen Unsicherheiten bei der Nasalierung (vgl. εκπ α γ κ λ ο ν statt ε κ π α γ λ ο ν Vers 8; ανκαλιδεοοι statt α γ κ α - Vers 163; ενανκ[ statt ε ν α γ κ [ ) sind als solche einigermaßen sicher einzuordnen. Zum Problem vgl. D. Hellholm, Das Visionenbuch des Hermas als Apokalypse, I: Methodologische Vorüberlegungen und makrostrukturelle Textanalyse, in: Coniectanea Biblica, New Testament series 13,1, Lund 1980, ρ 11 und Ph. Henne, Hermas en Egypte. La tradition manuscrite et l ' u n i t é rédactionelle du Pasteur, in: Cristianesimo nella storia 11 (l990), pp 237-256, bes. ρ 246 [dort auch der Hinweis auf die Ablehnung dieser Annahme durch R. Joly, Hermas et le Pasteur, VigChr 21 (1967), pp 201-218, bes. ρ 204 und R. M. Grant, Rezension zu St. Giet, Hermas et les Pasteurs, Gnomon 36 (1964), pp 357sqq, bes. ρ 358] sowie Ph. Henne, L ' u n i t é du Pasteur d ' H e r m a s , Tradition et r é daction, Cahiers de la Revue Biblique 31, Paris 1992 (pp 45-65 stellen eine aktualisierte Fassung von Hermas en Egypte dar; zusammenfassend jetzt N. Brox, Der Hirt des Hermas übersetzt und erklärt, Kommentar zu den Apostolischen Vätern, Ergänzungsreihe zum Kritisch-exegetischen Kommentar über das Neue Testament Bd. 7, Göttingen 1991, pp 25-32 und 181-184. Naturgemäß wurde die Diskussion um diese These in der Literatur vor 1991 ohne die Kenntnis des vorliegenden Papyrus geführt. Carlini nimmt KV 30 als physischen Beleg dafür, daß Visiones I-IV einerseits sowie Visio V, Mandata und Similitudines andererseits 2 ursprünglich getrennt umlaufende Einheiten waren, vgl. seine zusammenfassende Darstellung in: A. Vezzoni, Il Pastore di Erma, Versione Palatina (Edizione critica, traduzione italiana, commento di Anna Vezzoni, introduzione di Antonio Carlini), Il Nuovo Melograno -XIII, Florenz 1994, ρ 14sq. Ähnlich bereits in seinen A u f sätzen „P. Michigan 130 (inv. 4 4 - H ) e il problema d e l l ' u n i c i t à di redazione del Pastore di Erma, ParPass 208 (1983), pp 29 - 37" und „La tradizione manoscritta del Pastor di Hermas e il problema d e l l ' u n i t à di composizione d e l l ' o p e r a , P. Rainer Cent. I, pp 97 - 100", wo (ρ 97) alle überlieferungsgeschichtlichen Indizien für ein selbständiges Umlaufen von Visiones I-IV aufgelistet werden. Uns scheint es wie Henne (Hermas en Egypte, ρ 254) und anders als Carlini (zuletzt in: Testimone e testo: il problema della datazione di Ρ land I 4 del Pastore di Erma, Studi classici e orientali 42, 1992, pp 17-30, bes. ρ 29) für das 4 . / 5 . Jhdt. plausibler, daß aus einem kompletten Exemplar des Hirten nur die Visionen abgeschrieben wurden, weil der Rest zum Inhalt eines Codex Visionum nicht paßte (Visio V unterscheidet sich von I-IV dadurch, daß sie den Titel 'Αποκάλυψις führt, während I-IV die Bezeichnung "Οραοις t r a gen; sie ist de facto eine Art Prooemium für die folgenden Mandata und Similitudines). Aber solange nicht der gesamte Codex publiziert ist und eindeutig feststeht, ob es sich durchgängig um einen Codex Visionum handelt (KV 19a und die Titel der noch unveröffentlichten Stücke scheinen nicht für diese Annahme zu sprechen), läßt sich ein endgültiges Urteil kaum gewinnen.
265
KV 31 Hirte des Hermas, Visio (Άποκάλυφις) V 5(r) + 7(v) [GCS 48: 25, 5+7; pp 22, 20-22 (r); 22,24 - 23,2 (v)]
Birmingham, Central Library of the Selly Oak Colleges, Inv. Nr. 22a / P. Harr. I 128
Haelst Nr. 656; Pack 2 Appendix Nr. 30; Montevecchi, ρ 327; Treu, Ref. I, ρ 190; Turner Nr. 526; Musurillo Nr. 6
V
(Powell, ρ 97) 1
Fundort: ? 1 fr aus dem unteren Teil eines fol aus einem Cod mit einer col; 10 cm(H) χ 7,5 cm(ß); je 8 unvollständige linn auf recto und verso; unterer Rand: ca 2,5 cm; Seitenrand: ca 1,5 cm (vielteicht mehr). Rekonstruierte Buchstabenzahl: 17-21 litt pro lin, meist 17-19 litt. Rekonstruierte Zeilenzahl: 13-14 linn pro Seite. Rekonstruiertes Blattformat: 17-18,5 cm(H) χ ca 13 cm(B) 2 . Rechtsgeneigte Majuskel (zu vergleichen wäre z.B. Cavallo-Maehler, ρ 42, Nr. 17b und ρ 49, Nr. 20b); besonders charakteristisch ist das Ypsilon, dessen rechter Arm mit dem Standbein eine durchgehende Diagonale bildet, das My mit breitem Sattel und unterhalb der Zeile beginnendem Aufstrich, das zweizügig geschriebene runde Alpha, das unter die Zeile reichende Lambda und das verhältnismäßig grofiköpfige Phi. Bräunliche Tinte; auf recto und verso zentriert gestellte Zierleiste [bestehend aus Diplen, die in eine Linie übergehen (r) bzw. einer Linie, die in Diplen übergeht (v)] im unteren Freiraum. „There are reasons for thinking that in size at any rate the text of our papyrus on the lost part of the verso differed from the printed text" (Kilpa-
266
K V 31 - Hirte des Hermas, Visio V 5+7 / Anm. 1 - 3
trick, ρ 205). Orthographies: οα statt s; ημιν statt υμιν (?). Nomen sacrum: κυρίου (sic 3 ). E : J. E. Powell, The Rendel Harris Papyri, Cambridge 1936, ρ 97 (Nr. 128, Christian Fragment) / G. D. Kilpatrick, A New Papyrus of the Shepherd of Hermas, JThS 48 (1947), pp 204sq. L: M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas, GCS 48, Berlin 1967 2 , ρ XV / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 1968 2 , ρ 59 / G. H. R. Horsley, New Documents II, 1982, Nr. 98 (l4), ρ 161.
F: —
1 Das Fragment wurde identifiziert und erneut veröffentlicht von G . D. Kilpatrick, der keine Datierung erwähnt
und sich
somit
offenbar
der von
Powell
vorgeschlagenen anschließt. o Diese Angaben sind blofie Schätzwerte, da nur der untere und ein seitlicher Rand
erhalten
sind. Für
weitere
Rekonstruktionen
reicht
das
Material
nicht
aus. Mit den genannten Abmessungen wäre der Codex in Turners „Group
9,
Aberrant 1 (not square i.e. range in Β is similar, but difference between
Β
and Η is 3 c m or more)" einzuordnen. 3
Die Wiedergabe dieses Nomen sacrum ist bei Kilpatrick weder im T e x t (wo
, , κ ΰ " steht) noch im Apparat („κυρίου Ρ " ) ganz korrekt.
267
KV 32 [A] Hiíte des Hermai, Mandata V 3 - VI 2 (GCS 48: 34,3 - 35,2; pp 30,22 - 32,l) Oxford, Ashmolean Museum, Inv. Nr. 48 5B.107/D(2-4)b; P. Oxy. L 3526 Treu, Ref. XI, ρ 62, [Haelst Nr. 661 (2)]; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 352 [Β] Hirte dei Hermas, Similitude II 4-10 (+ Überschrift θ[..] παραβολή S ) (GCS 48: 51, 4-10; pp 48,21 - 50,4.17) London, British Library, Inv. Nr. 2067; P. Oxy. IX 1172; P. Lond. Lit. 224 Haelst Nr. 661; Pack 2 Appendix Nr. 35; Montevecchi, ρ 327; Turner, Nr. 530; Musurillo Nr. 11; Coles, ρ 26; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 352
IV
(A: Hunt, ρ 12; Wessely, ρ 477; Β: Roberts, ρ 14)
Fundort: Oxyrhynchus; zwei mutilierte foil aus einem Cod mit einer col; das Blatt [A] ist aus einem großen und 6 kleinen frr restauriert; [Β] ist ein großes fr. Größe der frr: [A] mißt 17,5 cm(H) x 10,5 cm(B); [Β] mißt 19,2 cm(H) x 12,9 cm(B); Zeilenzahl: [A] und [B] recto haben 25 linn, [A] verso hat 24 linn, [Β] verso hat 23 linn. Oberer Rand: ca 1,5 cm [Β]; äußerer Rand: ca 1,5 cm [A] und [B]; innerer und unterer Rand nicht vollständig erhalten (vielleicht auch 1,5 cm). Rekonstruiertes Blattformat: ca 20,5 cm(H) χ 14,5 cm(B); Schriftspiegel: ca 17,5 cm(H) χ 11,5 cm(B) 1 ; der Cod ist damit den „Aberrants 1" von Turners „Group 7 (c. 15B χ 25H)" zuzurechnen. Rekonstruierte Buchstabenzahl: [A] hat 28-36 litt pro lin, meist 32-35 litt (lin 35 enthält 44 litt, jedoch stehen 9 litt supra lineam; lin 39 enthält nur 25 litt - mit dieser Zeile endet Mand. V, und die nächste Zeile bietet, vgl. ρ 269 oben und Anm. 9, die Subscripts bzw. Inscriptio ενΐολ[); [Β] hat 33-41
268
Hirte des Hermas - Mand. V 3 - VI 2; Sim. II 4 - 1 0
litt pro lin, meist 35-37 litt (lin 4 7 enthält nur 20 litt, da dort Sim. II zu Ende ist; lin 48 enthält Überschrift oder Subscripts παραβολή δ 2 ). Mittelgroße, rechts geneigte Halbkursive, α und κ fallen durch starke Ubergrößerung auf, o durch seine geringe Größe „u has a waved tail" (Hunt, ρ 12); Diärese als Lesehilfe bei ι und υ im Anlaut, bei Komposita auch in der Wortfuge; die beiden Punkte über dem α in [A] lin 8 (r) haben nach Meinung von Roberts (p 16, App. zur Stelle) die Aufgabe, „to mark a deletion". Akzente nicht sicher feststellbar 3 ; als Lesehilfe findet sich ferner zweimal Spiritus asper ([A]: linn 20 und 36), für den Spiritus lenis gibt es keinen Beleg; mehrfach Apostroph zur Bezeichnung der Elision (in [A] bei επ' und αλλ'); keine Interpunktion (vgl. aber Anm. 7); einzelne Korrekturen (wahrscheinlich von zweiter H a n d 4 ) , teilweise sind fehlende Buchstaben oder Wörter oberhalb der Zeile ohne weitere Kennzeichnung nachgetragen ([A]: linn 35 und 45; [ Β ] : linn 13.20.27.41.47) oder einzelne Buchstaben werden in das jeweilige Wort nachträglich eingefügt ([A]: lin 8 und 14); längere Textänderungen sind nicht festzustellen. Fehlerhafte Paginierung (vgl. Anm. 6) bei [Β] oben rechts auf der Seite: o (r) und o a 5 (v), bei [A] aufgrund des fehlenden oberen Randes nicht feststellbar, doch geht auch hier das Recto dem Verso voran. Aus den Seitenzahlen in [Β] läßt sich errechnen, daß der Cod ursprünglich wohl den gesamten Text des 'Hirten' enthielt; Mand. V 3 - V I 2 [A] stünden nach unserer Rechnung auf den Seiten 4 2 / 4 3 des C o d 6 . Daß in [Β] auf der Verso-Seite o a ' , lin 23 (= letzte Zeile der Seite) auf den Text von παραβολή β ' die Zwischenüberschrift: ,,θ. . 7 παραβολή S " folgt, zeigt, daß die Reihenfolge und / oder der Bestand in diesem Codex nicht mit der Zählung und dem Bestand der modernen Ausgaben in Einklang zu bringen sind. Genaueres über die Art der Divergenzen ließe sich vielleicht dann sagen, wenn feststellbar wäre, ob diese Zwischenüberschrift als Subscripto zum Vorhergehenden oder als Inscriptio zum Folgenden zu verstehen i s t 8 . Eine Lösung der Frage e x analogia schien der neugefundene Teil des Papyrus (= [ A ] ) ZU ermöglichen, denn als Zeile 40 seiner Edition druckt Roberts hier: „εντολή ς ' " , und da in Zeile 41 auf diesen Zwischentitel in der Tat der Text von Mandatum VI folgt, schien klar, daß es sich dabei (und damit auch
KV 32 - P. Oxy.
L 3526 und IX
1172
269
im Fall von παραβολή §') um eine Inscriptio handelt. Indessen trügt der Schein, denn Zeile 40 ist bei Roberts nur ungenau wiedergegeben, die korrekte Transkription der Zeile hätte lauten müssen: ,,εντολ[. .]" 9 . Wenn aber das Zahlzeichen für die εντολη-Zählung nicht erhalten ist, ist natürlich auch keine Entscheidung in der vorliegenden Frage möglich, denn εντολ[η ε ' ] wäre eine genauso plausible Ergänzung wie εντολ[η ς ' ] . Daß παραβολή γ ' (z.B. wegen Homoioarkton zu παραβολή 8') gänzlich ausgefallen oder umgestellt worden ist, wäre ebenfalls denkbar und auch die Annahme einer abweichenden Zählung wäre plausibel. Für diese Möglichkeit spricht die Tatsache, daß es noch weitere Handschriften gibt (vgl. oben pp XCVsq), die das gleiche Phänomen bezeugen, ohne die anderen Deutungen zuzulassen. Die Frage von Schmidt-Schubart nach dem Beginn dieser abweichenden Zählung 10 ist auch heute noch nicht konkret, d.h. mit Hilfe neuer Funde, zu beantworten, aber die Hypothese von Ph. Henne (der P. Oxy. L 3526 allerdings noch nicht berücksichtigt hat) ist doch sehr ansprechend 11 . Vgl. pp XCVsq. Orthographical ε : ai; ει : ι, ι : ει; ει : η. Nomina sacra: θυ, θω; κϋ, κω, κν, κε; [π]να, πνς, πνϊ; die Formen von άνθρωπος sind stets ausgeschrieben. Ε: [Α]: Ο. Η. Roberts, in: Bowman et alii (edd), The Oxyrhynchus Papyri L, London 1983, pp 14-17 / [B]: A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri IX, London 1912, pp 11-16 / C. Wessely, Les plus anciens monuments du christianisme, PO XVIII 3 (1924), pp 477-479. L: [Β]: Η. J. Μ. Milne, Catalogue of the Literary Papyri in the British Museum, London 1927, pp 186sq / M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas (GCS 48), Berlin 1967 2 , ρ XVI / R. Joly, Hermas le Pasteur (SC 53), Paris 1968 2 , ρ 59 (der in der Anm. auf ρ 416 gegebene Hinweis auf PO IV 2 beruht auf einem Irrtum, denn dort ist nicht Sim. II, 4-10 abgedruckt, sondern Mand. XI, 9-10) / G. Sgherri, Textkritische Bemerkungen zu Hermas 51, 5, VigChr 31 (1977), pp 88-93 / G. H. R. Horsley, New Documents II, 1982, Nr. 98 (lO), ρ 161 / A. Carlini, La tradizione manoscritta del Pastor di Hermas e il problema dell'unità di com-
270
Hirte des Hermas - Mand. V 3 - VI 2; Sim II 4-10 / Anm. 1 - 8
posizione dell'opera, in: P. Rainer Cent. (1983), Textband, pp 97-100 / id, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G. Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43 / Ph. Henne, Hermas en Egypte. La tradition manuscrite et l'unité rédactionelle du Pasteur, in: Cristianesimo nella storia 11 (1990), pp 237-256, bes. pp 250sq. F: —
^ Diese Maße ergeben sich aufgrund der uns vorliegenden Photos. Turner, ρ 131 mißt das Schriftbild 11 cm(ß) χ 17 cm(H) und nennt ein Blattformat von 13 cm(B) χ 20 cm(H). 2 Derartiges findet sich auch in P. Mich. 129 (KV 38). Hier handelt es sich eindeutig um Inscriptiones, die der gleichen Numerierung folgen wie unsere Ausgaben [vgl. C. Bonner, A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas, in: HThR 18 (1925), ρ 123], "*In [Β], lin 2 liest Hunt einen Zirkumflex über κείται, den er jedoch als fraglich transkribiert. Auf dem Photo ist lediglich ein kurzer Strich über ε zu erkennen, der nicht eindeutig als Akzent zu identifizieren ist. ' ' D i e Korrektur in [B], lin 27 scheint später als die ursprüngliche Beschriftung des Codex erfolgt zu sein; hier werden Buchstaben ergänzt, die durch Löcher im Papyrus nicht mehr lesbar waren. Ansonsten weist die Schrift der Korrekturen auf eine gleichzeitige Hand hin. ^Aufgrund der von der eigentlichen Handschrift verschiedenen Buchstabenform des Alpha ist anzunehmen, daß auch die Paginierung von einer späteren Hand nachgetragen wurde. ^ Dieses Ergebnis basiert auf folgender Kalkulation: Vor Sim. II 4 stehen (ein vollständiges Hermasbuch unter EinschluB der Visiones vorausgesetzt) 1145 Whittaker-Zeilen; wir rechnen die Whittaker-Zeile zu 57 litt und kommen so auf 66385 litt vor Sim. II 4. Die Codex-Seite rechnen wir mit 950 litt (P. Oxy. 1172 Recto ausgezählt) und kommen so (66385 : 950 ~ 69,87) auf ca 69 Codex-Seiten vor Sim. II 4. Vor Mand. V 3 stehen (696 Whittaker-Zeilen à 57 litt + 706 litt =) 40378 litt; bei 950 litt pro Codex-Seite dürfte Mand. V 3sqq also in etwa (40378 : 950 ~ 42,5) auf ρ 42 des Codex gestanden haben.
KV 32 - Anm. 9 - 1 2
271
Obwohl die Umrechnung plausible (die Vollständigkeit des Hermas-Buches bestätigende) Werte ergibt, kann auch hier (für ein ähnliches Phänomen vgl. KV 38, Anm. 7, KV 41, bes. Anm. 3, sowie KV 62) mit der Zählung nicht alles in Ordnung sein; denn in einem Codex, dessen Seitenzählung auf der ersten Seite mit 1 beginnt, können die Seiten 70 und 71 nicht auf ein und demselben Blatt stehen; bei einer groben Überschlagsrechnung zeigt dieser Fehler aber offenbar keine Auswirkungen; wir schließen daraus, daß es sich um einen bloßen Zählfehler bei ansonsten intaktem Codex (und nicht um eine Rest-Zählung nach Blattverlusten) handelt. ^ Die Bedeutung des iiberstrichenen Theta [dem offensichtlich noch mindestens ein weiterer Buchstabe (ε ?) folgt und ein interlinearer Strich (wie von einer Paragraphos) vorangeht] ist unklar. Hunt (pp 15sq, Kommentar zu lin 48) meint dazu: „The other number, if it be a number, which stands in front of παραβολή may refer to some such larger division into sections as is apparently also indicated by P. Amh. 190 (k). There are traces of ink in front of the (quite doubtful) θ, but whether another figure preceeded is not clear". Tintenspuren vor dem θ sind auf unseren Fotos nicht erkennbar. Zur Frage der Sektionszählung vgl. KV 29, Anm. 5. ®Hunt (p 15, Kommentar zu lin 48) meint dazu: „This line may be regarded as an explicit or an incipit, though at the bottom of a column the former is more natural". ' Mitteilung von Dr. Revel Coles (dem wir für seine Unterstützung danken) vom 12. 5. 1986. Schmidt - W. Schubert, Ein Fragment des burger Stadtbibliothek, SBA 1909 (2. Halbband), P. Hamburg, inv. 24 = Haelst 663]; vgl. ρ 1078: gen Funde vorbehalten festzustellen, an welcher ferung eingesetzt hat".
herzlich
Pastor Hermae aus der Hampp 1077-1081 [Publikation von „Nur das bleibt einem künftiStelle die verschiedene Bezif-
Ph. Henne, Hermas en Égypte, ρ 251: „Le cas de l'Oxyrhynchus Papyrus 1172 est tout différent [von dem des KV 37, vgl. dort Anm. 3] puisque le texte de la Deuxième Similitude est immédiatement suivi du titre παραβολή S. Giet avait déjà suggéré que >nos deuxième et troisième Paraboles étaient respectivement comptées troisième et quatrième < [Hermas et les Pasteurs, Paris 1963, p 52], Cela paraît d'autant plus vraisemblable si on admet que P o x 1172 est le témoin d'une version du Pasteur, où HMand XII, 3,4 - 6,5 était comptée comme la Première Similitude".
Ill KV 33 Hirte des Hermas, Mandatum VIII 9-10 (v); 11-12 (r) (GCS 48: 38, 9-10; 11-12 = pp 35, 20-26; 36, 5-10) [fr A] Similitudines V 7, 3-4 (r); VI 1, 2-4 (v) (GCS 48: 60, 3-4; 61, 2-4 = pp 58, 9-15; 59, 1-6) [fr B] Unidentifizierter Text [fr C]
Prag, Staatsbibliothek, P. Wessely Pragenses Gr. II 516 + Gr. III 1228 + (Stücke aus ?) Gr. IV 164 = P. Prag. I 1
Treu, Ref. XVI, ρ 95 (Haelst Nr. 658a)
IV E - V a
(Carlini, ρ 17)
Fundort: ? 2 größere frr (A+B), die ihrerseits wiederum aus mehreren kleinen frr nahtlos zusammengesetzt sind, und ein kleines fr (C) von jeweils einem fol eines Cod mit einspaltiger Beschriftung (mit einer Kollesis in fr A). fr A: 14,5 cm(H) χ 16,5 cm(B), verso vor recto; verso stehen 13 linn, recto 11 linn. fr Β: 14 cm(H) χ 10,2 cm(B), recto vor verso; beide haben je 24 linn. fr C: 4,5 cm(H) χ 2 cm(ß), verso stehenn 6 linn, recto 4 linn. Oberer Rand: fr A(v) 2 cm, fr A(r) 2,5 cm; fr B(r) 2 cm, fr B(v) 2,2 cm; fr A(r) zeigt rechts (am Ende der Zeile, bis zu 1,5 cm) und links (am Anfang der Zeile, bis zu 2 cm) Reste der seitlichen Ränder; ein unterer Rand ist nicht erhalten. Rekonstruierte Zeilenzahl: 24 linn (fr A) bis 28 linn (fr B) 1 . Rekonstruierte Buchstabenzahl: 20-28 (meist 23-26) litt pro lin auf fr A
KV
33 - P. Prag. I 1
273
bzw. 21-27 (meist 22-26) litt pro lin auf fr B. Carlini (p 17) hat aus diesen Angaben auf ein Blattformat von 28 cm(H) χ 17 cm(B) geschlossen und den Codex Turners „Group 6 (16B χ 28H)" zugewiesen, natürlich ist diese Zuweisung mit einem großen Unsicherheitsfaktor belastet. Den Umfang der Lücke zwischen fr A und fr Β hat Carlini auf 26 foil berechnet, dem können wir uns grosso modo anschließen 2 . Die Schrift hat die Tendenz, die Buchstaben breit zu ziehen; auf die Einhaltung der Bilinearität wird keinerlei Wert gelegt, vor allem Jota und die Vertikale des Kappa reichen oft weit nach oben, während das Rho oft weit nach unten strebt; kursive Elemente (wie das mit nach oben offener Schleife geschriebene α und einige Ligaturen) sind häufiger zu beobachten; auffällig ist auch der starke Wechsel in den Buchstabenformen (α und o meist klein; δ, κ, λ, ν, ε, θ, ö meist breit auseinander gezogen; ω breit und hoch, φ mit großem Kopf); Sigma, Kappa und Lambda sind meist mit einem schwungvollen Bogen versehen, was auf Einflüsse aus der Kanzleischrift zurückgehen dürfte; trotzdem wird man die Schrift wohl der Alexandrinischen Majuskel zurechnen dürfen (vgl. Cavallo-Maehler, ρ 23). Orthographica: ει : ι (3mal); ausgefallenes v-finale [fr A(v), lin 1 αυτω statt αυτών]; redundantes v-finale [und dadurch Entstehung einer hybriden Form; fr B(r), lin 4 οαρκαν]. Nomina sacra: [αν] ος, ανων; θυ, θω; κς (davon lmal auf fr C), κε; Ι ν α . Die Integration von fr C ist bisher (trotz des Nomen sacrum) nicht gelungen; die Zugehörigkeit zum Codex steht aber außer Zweifel. E: A. Carlini, in: R. Pintaudi - R. Dostálová - L. Vidman, Papyri Graecae Wessely Pragenses (P. Prag, i), Papyrologica Florentina Vol XVI, Nr. 1, Florenz 1988, pp 17-25. L: R. Pintaudi, Propempticon, Nuovi frammenti papiracei del Pastore di Erma, Studi classici e orientali 33 (1983), pp 117sq / Αή Carlini, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G. Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43.
274
H i r t e des H e r m a s - Mand. VIII und Sim. V - VI / Anm. 1 und 2
F: Pintaudi-Dostálová-Viéman, Papyri Graecae Wessely Pragenses (vgl. E:), Tav. I - III (am Ende des Bandes).
1 Auf fr B(r) lassen sich mehr als 28 linn rekonstruieren, wenn man (was C a r lini nicht tut) die Überschrift vor Sim. VI 1 miteinrechnet. ^ Unter der Voraussetzung, daß der Cod mit Visio I 1 angefangen hat (also einen V o l l t e x t bot) und unter Zugrundelegung von 26 litt pro lin und 26 linn pro Seite müssen nach unseren Berechnungen ca 75 pp vor fr A und 125 pp vor fr Β gestanden haben; da fr Β ungefähr in der Mitte des Codex gestanden haben dürfte, erhält man für den Gesamtcodex einen Umfang von etwa 250 pp = 125 foil; das scheint plausibel.
275
KV 34 Hîrte des Hermas, Mandata II 6 — III 1 1 (GCS 48, 27,6-28,1= ρ 24) (ν) Urkundentext 2 aus der 2. Hälfte des 2. Jhdts. (r)
Ann Arbor, University of Michigan, Inv. Nr. 44-H; P. Mich. II 130
Haelst Nr. 657; Pack 2 Appendix Nr. 31; Montevecchi, ρ 327; Treu, Ref. XII, ρ 90 (Haelst Nr. 657); Musurillo Nr. 8
IIe (Bonner, A Papyrus Codex, Ρ 129 3 ; Derouau(x), Ρ 320) um 200 (Bonner, A New Fragment, Ρ 207; Neppi Modona, Ρ 177) Fundort: Faijum ( ? ) 4 , (1921 in Kairo erworben 5 ); 1 fr einer opisthographischen Rolle mit 2 coli; 12,1 cm(H) χ 8,7 cm(ß) [gemessen nach der Rahmenmethode]; col lv: 16 linn, deren Anfänge (ca 3 litt) fehlen; col 2v: die Anfänge von 6 linn (l-2 litt); rekonstruierte Buchstabenzahl col lv: 17-23 litt (meist 19-22); bei col 2 ist eine Rekonstruktion nicht möglich, weil der von P. Mich. II 130 gebotene Text von den bekannten Textiiberlieferungen offenbar nicht unerheblich abweicht, jedenfalls führt der Versuch einer Rekonstruktion auf der Basis bekannter Formen der Textüberlieferung zu keinem befriedigenden Ergebnis; mit einem Unsicherheitsfaktor ist deshalb auch die Rekonstruktion der Zeilenzahl, die nach Bonners Schätzungen etwa 28 betragen haben soll, behaftet. Akzeptiert man indessen diese Schätzung, so läßt sich die ursprüngliche Höhe der Rolle mit etwa 20 cm angeben, der Schriftspiegel einer Kolumne dürfte dann etwa bei 18 cm(H) χ 7,5 cm(B) liegen; oberer Rand: ca 1 cm; Breite des Interkolumniums: 1,5 cm. Es handelt sich um einen hellen Papyrus von guter und dünner Qualität. Die Schrift ist eine etwas unregelmäßige aufrecht stehende Halbkursive, keine Buchschrift also im klassischen Sinne: beim Eta fehlt die obere Hälfte
276
Hirte des H e r m a s - Mandata II 6 - III 1
des zweiten vertikalen Strichs, so daß es die Form eines lateinischen h annimmt; Rho und Phi haben deutliche Unterlängen, der vertikale Strich des Kappa eine deutliche Oberlänge; der Kopf des Phi ist dreieckig; die Gabel des Ypsilon klafft weit auseinander, während die Vertikale oft verschleift ist. Das Omikron ist von mittlerer Größe (und meist höher als breit); die Oberlänge des Sigma ist lang und läuft parallel zur Grundlinie, sie dient gelegentlich zur Ausfüllung von Freiraum; Jota und Eta (bisweilen auch andere litt) beginnen regelmäßig mit einem Aufstrich. Die Buchstaben haben nicht durchgängig die gleiche Form. Als Lesezeichen dient ein kurzer waagerechter Strich, nach Meinung des Herausgebers in verschiedenen Funktionen: col 1, lin 3 ersetzt er einen Akut (über einem o), lin 4 einen Gravis oder Spiritus asper (über η), auch in 5 weiteren Fällen vertritt er möglicherweise einen Spiritus asper 6 . Außerdem findet sich (col 1, linn 7+12) ein Punkt auf der Grundlinie zur Trennung aufeinandertreffender Vokale (ω.ω, u ) , in lin 7 käme dafür auch eine Deutung als Interpunktion in Betracht 7 . Ein (organisches) Trema findet sich über anlautendem Jota in col 1, lin 10 (εδωχα 'ίνα). Kolumne 1, lin 14 (=Ende von εντολή β ) läuft blind aus; der Freiraum wird (ob vollständig, ist wegen eines Defekts im Papyrus nicht zu erkennen) durch einen waagerechten Strich ausgefüllt. In col 1, lin 15 befinden sich unter dem letzten Buchstaben des (als Überschrift schriftspiegelzentriert stehenden) Wortes ευτ]ολη[ Spuren eines Striches, die als Reste einer Rahmung der Überschrift gedeutet werden könnten (vgl. Bonner, A Papyrus Codex, ρ 136); da links davon aber noch weitere Tintenreste zu erkennen sind, handelt es sich unseres Erachtens eher um die Überbleibsel einer Einfügung supra lineam. Die Abschrift, aus der das fr stammt, ist wahrscheinlich für den persönlichen Gebrauch des Schreibers [eines Schülers (?), vgl. Anm. 7] angefertigt worden; dafür sprechen die Benutzung der Rückseite einer dokumentarischen Rolle, die ungleichmäßige Schrift, die Art der Verwendung von Lesehilfen und die Unregelmäßigkeit im Nomina-Sacra-Gebrauch. Vielleicht erklärt sich auch die Textgestalt, die mit der (allerdings sehr diffusen) sonstigen Überlieferung in col 1 nur schwer, in col 2 gar nicht in Einklang zu bringen ist, auf diese
KV 34 - P. Mich. II 130 / Anm. 1 - 2
277
Weise. Wenn die Datierung standhält (vgl. Anm. 3), gehört das vorliegende fr zusammen mit KV 36 und KV 42 (bei denen die Frühdatierung aber ebenfalls umstritten ist) zu den ältesten Text-Zeugen des Hermas-Buches. Orthographicon: ει statt i 8 . Schreibfehler vermutet der Editor in col 1, linn 1 + 3 9 . Nomen sacrum: θεω (ausgeschrieben 1 0 ). E : C. Bonner, A New Fragment of the Shepherd o f Hermas (Michigan Papyrus 4 4 - H ) , HThR 20 (1927), pp 105-116 / id, A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas (Similitudes 2 - 9 ) with a Fragment of the Mandates, Ann Arbor (1934; Reprinted 1979), pp 129-136 [Neue Lesungen] / A. Neppi Modona, Un altro frammento papiraceo del 'Pastore d ' E r m a ' , Bilychnis 30 (1927), pp 177sq (eine Rezension der Erstedition). L: P. W. Derouaufx), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J . de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 320 / M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas (GCS 48), Berlin 1967 2 , ρ X V / R. Joly, Hermas le Pasteur, S C 53, Paris 1968 2 , ρ 59 [J. behandelt zunächst P . Mich. 129 und P . Mich. 130 als einen Codex, doch wird dieser Fehler in den Corrigenda der zweiten Auflage (p 416) berichtigt] / G. H. R. Horseley, New Documents II, North Ryde 1982, Nr. 98 (l), ρ 160 ΙΑ. Carlini, P. Michigan 130 (inv. 4 4 - H ) e il problema dell' unicità di redazione del Pastore di Erma, ParPass 38 (1983), pp 29-37 [Wiederabdruck des Textes von Bonner, A Shepherd; neue Rekonstruktionsund Lesevorschläge] / id, Erma, teologo de civitate Aquilegia, Messagero Veneto vom 17.9.1984 / id, L a tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G . Cavallo, L e strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43. F: C. Bonner, A New Fragment of the Shepherd of Hermas (vgl. E:), HThR 20 (1927), 2 Tafeln vor ρ 105.
278
KV 34 - Anm. 1 - 4
1
Obwohl der Text mit der (allerdings an dieser Stelle sehr diffusen) sonstigen Uberlieferung teils nur schwer, teils gar nicht in Einklang zu bringen ist, sind Bedenken gegen diese Zuweisung bisher nicht erhoben worden.
y „On the recto are the ends of some entries regarding the size of different tracts of land" (Bonner, A Papyrus Codex, ρ 129). „The writing may be assigned to the third quarter of the second century" Bonner stützt sich für diesen Ansatz auf eigene paläographische Studien, die ihre Bestätigung finden durch eine Mitteilung von A. S. Hunt. Da indessen auch das Dokument auf der Recto-Seite in dieselbe Zeit gesetzt wird, ist dieser Ansatz nicht unproblematisch, da zwischen Erstgebrauch und Wiederverwendung einige Jahrzehnte zu liegen pflegen. Die Schrift (vor allem wenn es sich um eine Schülerschrift handeln sollte, vgl. oben ρ 276 sowie Anm. 7) ist nicht unbedingt ein sicherer Anhaltspunkt für eine solche Datierung. Wir würden eine Datierung ins 4. Jhdt. vorziehen und verweisen zum Vergleich auf Cavailo-Maehler, ρ 18, Nr. 6a („Late IV"). 4Vgl. Bonner, HThR 20, ρ 106: „The word αιγιαλού ( ' s h o r e - l a n d ' ) occurs, and is of importance as showing that the papyrus came from the Fayum" [ähnlich in A Papyrus Codex, ρ 129; vgl. auch D. Bonneau, Aigialos (αιγιαλός), la „terre riveraine" en Egypte, d ' a p r è s la documentation papyrologique, Yale Classical Studies 28, Papyrology, Cambridge 1985, pp 131-143, wo das Recto des vorliegenden Papyrus aber keine Erwähnung findet], - Allerdings müssen Herkunftsort und Fundort nicht identisch sein: Eine solche Gleichsetzung wird indessen im Zusammenhang mit seiner These, daß das frühe Christentum in Ägypten nicht auf Alexandrien beschränkt gewesen sein kann, durchgeführt und begründet von C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, London 1979, ρ 5, wo es heißt: „It is scarcely credible that a disused local register should be carried several hundred miles to Alexandria to have the verso of the roll inscribed with a christian text and then be returned to the province where it originated^ [2 p. Mich 130 = H(aelst) 657]". - Außerdem scheint uns eine solche Annahme nicht so unglaublich, wie sie in der zugespitzten Formulierung von Roberts klingt: Wenn der Schreiber von KV 34 wirklich ein Schüler war, so scheint es uns nicht unwahrscheinlich, daß dieser Schüler sein Schreibpapier (eben eine gebrauchte, nicht länger benötigte Rolle) zum Studium mit nach Alexandrien nahm, hier dem Christentum begegnete, den Hirten (der offenbar Verwendung im Katechumenenunterricht fand, vgl. Staats, Hermas, TRE 15, ρ 107) abschrieb und die Abschrift bei einem Besuch oder bei seiner endgültigen Rückkehr in die Heimat mitnahm. Wenn aber begründete Zweifel sowohl an der Datierung (vgl. Anm. 3) als auch an der Beziehung zu Alexandrien bestehen, dann erscheint die Inanspruchnahme dieses Fragments als Beleg für die Existenz des Christentums im Faijum des 2.Jhdts. doch etwas prekär.
KV 34 - Anm. 5 - 10
279
5
Vgl. Bonner, HThR 20, ρ 105 und A Papyrus Codex, ρ 129. Die etwas v e r spätete Bekanntgabe dieses Stückes resultierte daraus, daß die kleinen frr des Ankaufs (anders als die großen Stücke, die im British Museum restauriert wurden) unbearbeitet blieben („The rubbish was sent over in two small tin boxes"). Zur Entdeckung kam es (mehr zufällig) durch Frank E. Robbins. ^ Bei der Bemerkung von C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief, London 1979, ρ 21: „The scribe of the third century Codex of The Shepherd of Hermas in Michigan 5 [ 5 =H(aelst) 657] not only is lavish in the use of r e a d ing aids, but at times added marginal notes and corrections; he seems to have been working from two copies" dürfte es sich wohl um einen Irrtum handeln; wahrscheinlich meint Roberts (den im gleichen Band veröffentlichten) P. Mich. 129 = Haelst 660 = KV 38. η
Vielleicht sind diese Lesezeichen ein Hinweis darauf, daß dies ein Text aus dem Umfeld der Schule ist; auch die Benutzung eines bereits beschriebenen Papyrus weist in diese Richtung (vgl. E.G. Turner, G r e e k Papyri, Oxford 1968, ρ 89); allerdings bereitet das frühe Datum einer solchen Annahme natürlich Schwierigkeiten, zumal, wenn das Stück wirklich aus dem Faijum stammt; vgl. aber Anm. 3 und 4. ® Vielleicht ist außerdem col 1, lin 4 auch δωοειν statt δωοιν zu lesen (vgl. Bonner, A Papyrus Codex, ρ 135). ' „Line 1. The τ before εοτιν must be due to a slip of some kind" (A Papyrus Codex, ρ 134) und „Line 3. There can be no doubt that the scribe wrote απλουοιοτητι instead of απλοτητι, but I now regard it as a slip of the pen r a ther than a hitherto unknown vulgarism" (ebda., ρ 134). In der Lücke von lin 2 nimmt der Herausgeber aus Platzgründen eine Schreibung κΰ an.
280
KV 35 Hirte des Hermas, Mandata IV 4, 4 - V 1, 2 [r] ; V 1, 3-4 [v] [GCS 48: 32,4 - 33,2; 33,3-4 = ρ 29, 1-7. 12-16]
Berlin, Staatliche Museen (Ägyptische Abteilung), P. Berolin. 5104
Haelst Nr. 658; Montevecchi, ρ 327; Treu, Ref. IV, ρ 378 vor V (Montevecchi, ρ 327 1 ) frühestens V (Treu, VigChr 24, ρ 36) Fundort: Faijum; erworben 1877/81 1 fr aus der Mitte der oberen Hälfte eines fol aus einem Cod mit einer col; 9,7 cm(H) χ 3,2 cm(B) 2 . 10 unvollständige linn (r), 11 unvollständige linn (v); oberer Rand: 2,6 cm. Rekonstruierte Buchstabenzahl: recto 22-28, meist 25 litt pro lin (lin 4 läuft wohl blind aus und enthält deshalb nur 11 litt 3 ; zwischen lin 4 und lin 5 besteht ein etwas größerer Abstand als zwischen den übrigen Zeilen); verso: 19-24, meist 21-23 litt pro lin. Zwischen recto und verso fehlen 11 bis 12 linn, woraus sich eine rekonstruierte Zeilenzahl von 21-22 linn pro Seite ergibt; rekonstruierte Höhe des Schriftspiegels: ca 14-15 cm; rekonstruierte Schriftspiegelbreite: ca 10 cm. Eine Rekonstruktion des Blattformats ist nicht möglich, da der untere Rand und die seitlichen Ränder fehlen. Ziemlich grober, dunkelbrauner Papyrus; kräftige schwarzbraune bis schwarze Tinte. Grobe, unregelmäßige (aber doch gut lesbare) Schrift einer ungeübten Hand, die weder Zeilenhöhe (die Buchstabenhöhe liegt aber meist zwischen 2,5 und 4 mm) noch Richtung durchhält; Buchstaben meist rechtsgeneigt, bisweilen aufrecht; einige Buchstaben (besonders α) sind manchmal etwas übergrößert; ihre Form ist uneinheitlich: „z.B. α links unten spitz oder gerun-
KV 35 - P. Berolin. 5104 / Anm. 1 - 4
281
det, oben Häkchen oder Schleife, Abstrich auf oder tiefer unter der Zeile endend, Grundstrich waagerecht oder schräg, gerade oder gerundet" (Treu, VigChr, ρ 36), doch sind nicht alle litt so uneinheitlich; einzelne Ligaturen; keine Satz- oder Lesezeichen. Paginierung (mit hellerer Tinte) ξβ auf dem Verso; sie ist anscheinend nicht sofort mitgeschrieben worden; eine Überschlagsrechnung zeigt außerdem, daß 60 Seiten zu wenig Platz bieten, um den vorangehenden Text von Visio I 1 an vollständig aufzunehmen (nötig wären nach unserer Rechnung etwa 90 pp, Horsley, ρ 161, meint 75 pp), aber es sind viel zu viel, wenn man den Codex (vgl. KV 38) mit Apokalypsis V beginnen lassen wollte, denn dann würden 20 pp ausreichen; rechnet man 60 pp zurück, landet man mitten in Visio III, was wenig Sinn macht (für ein ähnliches Problem vgl. KV 40); möglicherweise erfolgte die Paginierung erst, als der Codex schon defekt war (vgl. KV 38); allerdings lassen die differierenden Zeilenlängen und die ungleichmäßige Schrift, die auf eine Privatabschrift zu deuten scheinen, stringente Schlüsse nicht zu. Orthographicon: ει : ι. 4 Nomina sacra: κς, χ [ω]; π ν ς ; ausgeschrieben: πν[ευματα]; [α]νθρωπω. Ε: Κ. Treu, Ein neuer Hermas-Papyrus, VigChr 24 (l970), pp 34-39 / G. H. R. Horsley, New Documents II, Nr. 98, 1982, pp 159-162 (Wiederholung von Treus Edition).
L: —
F: —
1 Die Angabe beruht vermutlich auf einem MiBverständnis, da Montevecchi sich auf Treu beruft. ^Maßangaben des Editors; eine Nachmessung am Photo ergab 10,2 cm x 3,2 c m . Es läßt sich allerdings nicht ganz ausschließen, daß der Rest der Zeile die Inscriptio εντολή ε' bzw. die Subscriptio εντολή δ' enthielt. 4
Bei του πονηρού πνεύματος.
282
KV 36 Hirte des Hermae, Mandata X I 1 9 - 2 1 [v] ; X I I 1 , 2-3 [ r ] [ G C S 48: 43, 19-21; 44, 2-3 = pp 42, 9-15; 42, 22 - 43, 2]
Gießen, Universitätsbibliothek (Papyrussammlungen), Inv. Nr. 45, P. land. I 4
P a c k 2 2846 („Prose, medicine?"); Treu, Ref. VIII, pp 93sq (Haelst Nr. 659a); Gundel, Kurzberichte 39, Nr. 28 [„Medizinisches (?) Fragment"]
jj erste Hälfte
III - IV IV
Testimone, pp 23sq, nach Vorschlag von Parsons 1 ) (Lenaerts, ρ 356; Treu, ρ 93) (Schäfer, ρ 12; Gronewald, ρ 53; Gundel, ρ 27) (q^ì,^
Fundort: ? (1907 gekauft in Eschmunên / Hermupolis Magna); 1 fr aus dem Oberteil eines fol aus einem Cod; 11,5 cm(H) χ 6,5 c m ( ß ) 2 ; erhalten sind 12 Zeilenenden auf dem Verso und 13 Zeilenanfänge auf dem Recto; oberer Rand: 2 cm; äußerer Rand: erhalten sind 3,5 cm; rekonstruierte Buchstabenzahl pro Zeile: 26-32 litt, meist 27-28 litt; r e konstruierte Zeilenzahl pro p: 22; rekonstruierter Schriftspiegel: 17 cm(H) χ 13 cm(B); rekonstruiertes Blattformat: 21,5-22 cm(H) χ 17-18 c m ( ß ) 3 ; der Cod gehört damit wohl zu Turners „Group 5, Subclass" oder deren Aberrants. Aufrecht stehende, elegante Unziale (frei von Ligaturen). Orthographies: ει statt t. Nomina sacra: ανο[ΰς]; κε; (aber lin 11 r ανθρ[ωπους]), auch [πνεύμα] lin 11 ν und [θεου] lin 3 r scheinen, soweit die rekonstruierte Buchstabenzahl Schlüsse zuläßt, gekürzt gewesen zu sein. E : E. Schäfer, Papyri Iandanae I, Voluminum codicumque fragmenta Graeca cum amuleto Christiano, Leipzig 1912, Nr. 4 : Fragmentan argument! incerti,
K V 36 - P. land. I 4 / Anm. 1
283
pp 12sq / J. Lenaerts, Un papyrus du Pasteur d'Hermas: P. land. I 4, ChronEg LIV/Nr. 108 (1979), pp 356-358 / M. Gmewald, Ein verkannter Hermas-Papyrus (P. land. I 4 = Hermae Pastor, Mand. X I 19-21; XII 1, 2-3), ZPE 40 (l980), pp 53-54 [unabhängig von Lenaerts]. L: H. G. Gundel, Katalog der literarischen Papyri in der Gießener Universitätsbibliothek (Zweite durchgesehene und erweiterte Auflage des Kurzberichtes 12, 1962), KGP 39 (1977), ρ 27 (Nr. 28) / G. H. R. Horsiey, New Documents II, 1982, Nr. 98 (5), ρ 160 / A. Carlini, La tradizione manoscritta del Pastor di Hermas e il problema dell'unità di composizione dell' opera, in: P. Rainer Cent. (1983), Textband, pp 97-100 / id, Testimone e testo: il problema della datazione di Pland I 4 del Pastore di Erma, Studi classici e orientali 42 (1992), pp 17-30. F: E. Schäfer, Papyri Iandanae I (vgl. E:), Tafel III / Carlini, Testimone (vgl. L:), Tav. II (nach ρ 24), a (= ν) + b (= r).
^ V g l . Carlini, Testimone, ρ 23: „Riesaminando Pland I 4 per una rassegna critica dei papiri di E r m a fatta al Convegno della F I E G di Dublino del 1984,
Peter
Parsons si chiedeva se potesse essere mantenuta la datazione al sec. IV o non si dovesse assegnare questo papiro a l l a prima metà del sec. II d.C." Dabei hatte Parsons auf Vergleichsmaterial hingewiesen, zugleich aber Cautelen eingebaut: „(a) the dating is based on a photo ...; (b) the surviving sample of writing is very small; ( c ) one must always reckon with archaism or incompetence"
(ebda;
Parsons selbst hat seinen Beitrag bislang nicht publiziert). Mit Rücksicht
auf
die Auswirkungen einer solchen Frühdatierung hat Carlini weitere Experten b e fragt, von denen G . Cavallo, G . Messeri und S. Funghi der Frühdatierung zugestimmt haben, während G . Bastianini und M.
Manfredi
(„inclini
a vedere
in
Pland I 4 un prodotto de imitazione", ρ 2 4 ) ihre „perplessità" äußerten und M. Gronewald daran erinnerte, daß die Buchstabenformen, auf die sich die Früdatierung stütze, auch im 4. Jhdt. nachweisbar seien. — Die Schwierigkeit, daß die Überlieferung über die Entstehung des Hermasbuches (Canon Muratori: zur Zeit Pius I., 1 4 2 - 1 5 5 )
mit dieser
Frühdatierung
nicht
in Einklang
steht,
versucht
Carlini dadurch zu lösen, daß er an die These einer Vorgeschichte des H e r m a s buches anknüpft, in der Visio I - I V einerseits und der Rest andererseits noch getrennt umgelaufen sein sollen, und Pland I 4 dieser Epoche zuschreibt. Zweifel
284
KV 36 - Anm.
2 - 3
bleiben (vor a l l e m wegen der schmalen Materialbasis) bestehen. In einem Brief vom 20.8.1994 schreibt Prof. Carlini (nachdem ich ihm meine Bedenken gegen eine solche Frühdatierung mitgeteilt hatte): „Per quanto riguarda Pland. I 4, le Sue osservazioni sono s e n z ' a l t r o giuste. Io stesso sono molto esitante, ma non ho voluto p a s s a r e senza discussione il p a r e r e molto autorevole espresso da Peter Parsons sulla retrodatazione del testimone e ho c e r c a t o di p r o p o r r e una spiegazione nel caso che la retrodatazione fosse conf e r m a t a in modo incontrovertibile. Ma gli argomenti paleografici sono scivolosi e non consentono di costruire in modo solido". 2 So Lenaerts; Gundel gibt die Mafie mit 11,6 c m ( H ) χ 7 cm(B), Schäfer mit etwa 11 c m ( H ) χ 6 cm(B) an, das Photo bestätigt die Angaben von L e n a e r t s . o Diese Rekonstruktion von Lenaerts ist nicht ganz ohne Probleme; sie setzt offenbar die 267 zwischen (v) und (r) fehlenden Buchstaben in 10 Zeilen um, dabei ist anscheinend aber unberücksichtigt geblieben, dafi zwischen dem Ende von Mandatum XI und dem Anfang von Mandatum XII unter Umständen mit einer Zwischenüberschrift gerechnet werden muß (vgl. KV 32 = P. Oxy IX 1172), so daß zu den Angaben für die Höhe eventuell 1 - 2 cm hinzuzurechnen sind.
285
KV 37 Hirte des Hermas, Similitudines II 7-10 [col I]; IV 2-5 [col Ii] [GCS 48: 51, 7-10; 53, 2-5: pp 49,10 - 50,3; 50,22 - 51,10]
Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 5513 / BKT VI, π ι
Haelst Nr. 662; Pack 2 Appendix Nr. 36; Montevecchi, ρ 327; Musurillo Nr. 2 III
(Schmidt - Schubart, ρ 13; Wessely, ρ 468; Seider II, ρ 124; Haelst, ρ 238; Pack, ρ 153; Montevecchi, ρ 327) III-IV (Ehrhard, ρ 303 [ThQ], ρ 225 [ZBW]) spätestens V (Diels-Harnack, ρ 428; Haeberlin, ρ 41l) V (Mayence, ρ 236) Zur Datierung vgl. auch Anm. 5.
Fundort: Faijum; 2 direkt aneinanderpassende frr einer Papyrusrolle mit dem unteren Teil von 2 coli [insgesamt 18 cm(H) χ 15 cm(B)]; linke col: 15 cm(H) χ 10,5 cm (Β) mit 30 linn; rechte col: 13,5 cm hoch, nur die Anfänge von 23 Zeilen (1,5-2 cm) erhalten; unterer Rand: col I = 2,7 cm; col II = 1,7 cm, da der Text hier offenbar 2 Zeilen länger ist; „dass Col. I zwei Zeilen weniger hat als Col. II, ... erklärt sich daraus, dass der Schreiber das neue Cap. mit neuer Col. beginnen wollte" (Diels-Harnack, ρ 428, Anm. 2); Interkolumnium: gut 2 cm; Text befindet sich auf recto; verso unbeschrieben; Buchstabenzahl: 26-33 litt pro lin, meist 27-30 litt 1 ; zwischen dem Ende von col I und dem Anfang des Erhaltenen auf col II fehlen ca 27 linn 2 , so daß sich eine rekonstruierte Zeilenzahl von ca 50 und eine rekonstruierte Schriftspiegel- oder Kolumnenhöhe von ca 25 cm ergäbe 3 . Teilweise stark nach rechts geneigte, zierliche, jedoch nicht besonders
286
Hirte des Hermas - Sim. II 7-10; I V 2 - 5
sorgfältige Unziale des 3. Jahrhunderts (Buchschrift), die in vielerlei Hinsicht der von KV 53 stark ähnelt; keine Interpunktion, keine Akzente; 1 χ Spatium zur Bezeichnung des Absatzes (col I, lin 11 hinter ορθώς). „Unter Ζ. 30" von col I hat Seider, ρ 125, App. zur Stelle, eine „Paragraphos" konstatiert, die wir indessen weder auf unserem noch auf Seiders Photo verifizieren konnten. Orthographica (jeweils nur 1 χ): ει : ι (γεινονχαι : γίνονται); υ : οι (υδαοιν : οιδαοιν 4 ); νκ : γκ (ενκαχαλειφθηοεται : εγκαταλειφθηοεχαι); χ : γχ (εντυχανοντες : εντυγχανοντες). Nomina sacra: θυ, θω; κϋ, [κ]ω, κν; ausgeschrieben: ανθρωποις. Ε : Η. Diels-A. Harnack, Über einen Berliner Papyrus des Pastor Hermae, SBA (1891), pp 427-431 / A. Ehrhard, Die Berliner Hermas-Fragmente auf Papyrus, ThQ 74 (1892), pp 294-303 / id, Hermasfragmente auf Papyrus, Z B W 9 (1892), pp 223-226 / C. Schmidt-W. Schubart, Altchristliche Texte, BKT VI (1910), Nr. II 1, pp 13-17 / C. Wessely, Les plus anciens monuments du christianisme, PO XVIII 3 (1924), pp 468-471. L: U. Wilcken, Tafeln zur älteren griechischen Paläographie nach Originalen des Berliner Museums, Leipzig - Berlin 1891, ρ I X / J. P. Mahaffy, The Academy 39 (l89l), Nr. 998, ρ 587 [Unter der Rubrik „Correspondence" ein Brief datiert auf: „Dublin, June 15, 1891", der unter der Überschrift „Discovery of a Fragment of «The Shepherd of Hermas»" die Mitteilung macht „Mr. Bernhard, my colleague ... brings me the news that he has found the text in the second Similitude of the Shepherd of Hermas"] / F. Mayence, Note papyrologique, RHE 4 (1903), ρ 236 (Nr. 43) / W. Wattenbach, Anleitung zur griechischen Palaeographie, Leipzig 1895 3 , ρ 18 / C. Haeberlin, Griechische Papyri, Z B W 14 (1897), pp 411sq, Nr. 170 / M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirte des Hermas, GCS 48, Berlin 1967 2 , pp XIV sq / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 1968 2 , ρ 59 IR. Seider, Paläographie der griechischen Papyri, Band II: Tafeln. Zweiter Teil, Literarische Papyri, Stuttgart 1970, Nr. 46, pp 124sq / A. Carlini, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G . Cavallo, L e strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43 / Ph. Henne, Her-
KV 37 - P. Berolin. 5513 / Anm. 1 - 3
287
mas en Egypte. La tradition manuscrite et l'unité rédactionelle du Pasteur, in: Cristianesimo nella storia 11 (l990), pp 237-256, bes. pp 250sq. F: U. Wilcken, Tafeln zur älteren griechischen Paläographie (vgl. L:), Leipzig-Berlin 1891, Tafel III 5 / R. Seider, Paläographie der griechischen Papyri, Band II (vgl. L:), Tafel XXIII (nach Seite 124).
1 Diese Angaben beziehen sich ausschließlich auf die linke, bis auf die ersten Zeilen nahezu vollständig erhaltene Kolumne. Über die Buchstabenzahl der rechten Kolumne läßt sich mit Sicherheit kaum mehr sagen, als daß ein deutlicher Schwerpunkt bei 32 litt pro lin liegt. Ob die Extremwerte wirklich bei 24 und 36 litt liegen (wobei durch Heranziehen von textkritischen Varianten, von denen eine nur durch die äthiopische Übersetzung bezeugt ist, bereits Zeilen mit 22 und 40 litt beseitigt wurden), läßt sich, da man mit weiteren Textvarianten rechnen muß, wohl kaum sagen. Wohl keinesfalls mehr. 3
M . Whittaker (GCS 48, ρ 50, App. zu lin 17: „Das vierte Gleichnis folgt in Pber [ = K V 3 7 ] a u f d a s z w e i t e " ) und c Wessely (PO XVIII 3, 471: „La I I I e Similitude manque; comparez le fragment de Hambourg, recto 12, différent du numérotage ordinaire de même que la version copte") behaupten ohne weitere Begründung [vermutlich aber unter dem Eindruck der Angaben von Wessely (innsbrucker Zeitschrift für kath. Theol. 1887, ρ 508) und Diels (Über die Berliner Fragmente der 'Αθηναίων πολιτεία von Aristoteles, Abh. der Berliner Akad. der Wiss. 1885, ρ 7), wonach die Normalzahl der Zeilen auf Papyrusrollen aus dem Faijum zwischen 27 und 35 liegt], daß Sim. IV unmittelbar auf Sim. II folgte; daran ist richtig, daß παραβολή γ ' nicht vorhanden ist; aber das kann durchaus mechanische Gründe haben, da der obere Teil der coli weggebrochen ist; jedenfalls ist die unter Einbeziehung von παραβολή γ ' r e konstruierte Kolumnenhöhe von ca 25 cm kein ausreichender Grund, auf ein völliges Fehlen von Sim. III zu schließen, da Rollen mit einer Höhe von 30-32 cm (an die man hier denken miißte) durchaus belegt sind (vgl. E. G. Turner, The Terms Recto and Verso - The Anatomy of the Papyrus Roll, Actes du XV e Congrès International de Papyrologie, Brüssel, 1978, pp 61sq). Gegen die Annahme einer geringeren Kolumnenhöhe siehe auch Diels-Harnack, ρ 428, Anm. 3 sowie Ehrhard, ThQ, ρ 299. Zur Rollenhöhe allgemein vgl. jetzt auch A. Bülow-Jacobsen, ' Magna in latitudine earum differentia' (Pliny, NH XIII 78), ZPE 60 (1985), pp 273sq. Wenn Bülow-Jacobsen Recht hat und latitudo bei Plinius, NH XIII 78, wirklich die Rollen/iö/ie meint, dann bewegt sich die
288
KV 37 - Anm.
4 - 5
hier rekonstruierbare Rollenhöhe von über 30 cm zwar jenseits der Obergrenze der Höhenmaße (selbst der feinsten Qualitäten), die in dieser Interpretation der Pliniusstelle bei ca 24 cm liegt; aber Turner (l. c.) hat darauf hingewiesen, daß im 4. Jhdt. offensichtlich ein Wandel in der Herstellung (und verbunden damit zu größeren Maßen) eingetreten sein muß. Ph. Henne, Hermas en Egypte, der sich pp 250sq erneut mit der Frage befaßt hat, weist darauf hin, daß zwar nicht die Rollenhöhe als solche, wohl aber die Beschriftung mit 50 linn pro col eine Rarität sei; dennoch kommt er (p 25l) zu der Überzeugung, „que le Papyrus de Berlin 5513 ne présente plus la Troisième Similitude, parceque celle-ci figurait dans la partie supérieure aujourd'hui perdue." Zum Problem des Fehlens von Sim. III vgl. auch KV 32 sowie pp XCIV sqq. ^Vielleicht beeinflußt durch das im folgenden auftauchende υδωρ, dessen korrekter Dativ Plural υδαοιν ist. ^Faksimile mit kurzer Beschreibung und vierzeiliger Leseprobe unter der Uberschrift: „Bruchstück einer unbekannten (?) christlich-theologischen Schrift". Die Datierung bleibt de facto offen, denn ρ IX heißt es nur: „Die zierliche Schrift hat ganz die Eigenthümlichkteiten der jüngeren Unciale, insofern die Buchstaben nach rechts geneigt sind, und der Kreis durch das Oval ersetzt ist. Sie erinnert merkwürdig an das bekannte fragmentum mathematicum Bobiense ... Doch muss die vorliegende Handschrift schon wegen des Rollenformats um Jahrhunderte älter sein als jenes Fragment angesetzt wird (VIII Jahrh. n. Chr. ...)". — Schon Ehrhard (ZBW, ρ 225) hat das mit der Bemerkung kommentiert: „Ich kann eine wahre Verwandtschaft zwischen dem Fragm. Bobb. und dem Fragm. Berolin. nicht constatiren."
289
KV 38 Hirte des Hermas, Sinrilitudines II 8 - IX 5,1 [GCS 48: 51, 8 - 82, 1: pp 49, 21 - 80, 9]
Ann Arbor, University of Michigan (Manuscript Room of the Library), Inv. Nr. 917 1 ; P. Mich. II 129
Haelst Nr. 660; Pack 2 Appendix Nr. 34; Montevecchi, ρ 327; Turner Nr. 529; Musurillo Nr. 7 [in den Editionen meist als M bezeichnet]
(Ghedini, ρ 579; D. G. 1 0 , ρ 336; Derouau[x], ρ 319; Pack, ρ 153; Montevecchi, ρ 327) nicht später als 250 (Bonner, HThR 18, ρ 121) 2. Hälfte III (Bonner, ed. pr. ρ 16; Joly, ρ 61; Haelst, ρ 237) III
III e
(Turner, ρ 131)
Fundort: ?; vielleicht Theadelphia oder Lykopolis/Assiut (möglicherweise in einem Krug 2 ); erworben 1922 in 2 Etappen 2 . 31 meist unvollständige foil (darunter noch 6 zusammenhängende Doppelfoll) aus dem Innenteil 3 eines Ein-Lagen-Codex mit einer col, sowie einige kleinere, nicht lokalisierte frr; ein Stück Heftfaden hat sich in der Nähe der Lagenmitte gefunden (Bonner, ed. pr., ρ 9). Größtes erhaltenes Doppelblattformat: 24,3 cm(H) χ 22,2 cm(ß); Außenrand: ca 2,5 cm, oberer Rand: ca 3 cm, unterer Rand: ca 3,5 cm, Innenrand (des Doppelfols): ca 2,5 cm; Höhe des Schriftspiegels: um 20 cm, Breite des Schriftspiegels schwankt (vgl. Buchstabenzahl!), meist um 8 cm; es ergibt sich ein rekonstruiertes Doppelblattformat von ca 27 cm(H) χ 24 cm(B) 4 , mithin ein Codex-Format von 27 cm(H) χ 12 cm(B); die Zeilenzahl schwankt zwischen 28 und 34 linn pro Seite (meist 30-32 linn); Buchstabenzahl 5 schwankt
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Hirte des Hermas - Similitudines II 8 - IX 5,1
zwischen 13 und 26 litt pro lin (meist 16-22 litt). Turner, „Group 8 (B half Η, Β 14/12 χ Η 30/25)" (vgl. Anm. 4). Rekonstruktion des Codex 6: Bei den erhaltenen foil handelt es sich um die Innenblätter eines Ein-Lagen-Codex; bis zur Lagenmitte (zwischen fol 15 / erhaltene Seite 30 und fol 16 / e.S. 31 ) geht das Verso dem Recto voraus, danach das Recto dem Verso. In der ersten Hälfte fehlen 2 Blatt (nämlich das Gegenblatt des erhaltenen fol 31 vor dem erhaltenen fol 1 und, zwischen den erhaltenen foli 3 und 4, das Gegenblatt zu fol 28). In der zweiten Hälfte fehlt das vorletzte Blatt (zwischen den erhaltenen foli 30 und 31, d.h. das Gegenblatt zu fol l). Da die (von späterer Hand stammende) Paginierung auf einigen Seiten noch erhalten ist, läßt sich bestimmen, welche Ziffer die erste und die letzte erhaltene (= 62.) Seite getragen haben müßten; danach ist erhaltene Seite 1 = Cod ρ 5 5 7 , erhaltene Seite 62 = Cod ρ 120; rechnet man die 54 vorangehenden Seiten am Hermas-Text zurück, müßte die erste gezählte Seite etwa mit Mand. IV 2 (besser: mit IV 3) begonnen haben; da das Werk aber nach Bonners (bisher unwidersprochen gebliebener) Meinung nicht an dieser Stelle eingesetzt haben kann (ed. pr., ρ 9; vgl. indessen KV 40, bei Anm. 4), ist die erste numerierte Seite vermutlich nicht der Beginn des ursprünglichen Cod. Die Paginierung wurde also wahrscheinlich erst zu einem Zeitpunkt vorgenommen, als Teile des Codex bereits verloren waren. Bonner vermutet (ed. pr., ρ 9; vgl. jetzt auch KV 30), daß der ursprüngliche Codex mit Vis. V eingesetzt habe und dann bis zum Ende der Hermas-Schrift ging; in diesem Fall müßten vor der ersten numerierten Seite weitere 11 bis 12 pp (= 6 foil) ergänzt werden; die Mitte zwischen Vis. V und dem Ende des Werkes entspricht aber nach Bonners Meinung in etwa der erhaltenen Lagenmitte (die zwischen den numerierten pp 86 und 87 bei Sim. VII 3 liegt). Wenn nun seit der Paginierung vorne 54 Seiten (= 27 foil) verloren gegangen sind, müssen vorausgesetzt, es handelt sich tatsächlich um einen Ein-Lagen-Codex - hinter der erhaltenen Seite 62 (Paginierung 120) 26 foil fehlen (die Reduzierung um ein fol ergibt sich daraus, daß die erhaltene zweite Hälfte ein fol mehr aufweist), es ergibt sich also eine Rechnung von [27] + 16 + 17 + [26]= 86 foil = 172 pp zur Zeit der Paginierung; ergänzt man die damals schon verlorenen Außenblätter (6 Doppelfoll) sowie ein äußeres Schutzblatt (l Doppelfol), dann ergibt
KV
38
- P. Mich. II
129
291
dies einen plausiblen Codexumfang von 50 Doppelfoll = 100 foil = 200 pp 8 . Wohlgeformte, etwas rechtsgeneigte Unziale, eher Brief- als Buchschrift; durchaus vergleichbar mit Cavallo-Maehler, ρ 10, Nrr. 2 a+b; die meisten der dort genannten Characteristica [„A, sometimes with markedly curved diagonal; Δ with its descending diagonal capping the ascending one; ...; Κ with very rigid arms; M with its middle curve sometimes descending from a hook 9 ...; Τ descending well below the baseline; ω with well rounded curves" (wobei die Mittelvertikale oft deutlich kleiner ist als die Außenvertikalen und gelegentlich völlig verschwindet)] sind auch für die Schrift von KV 38 konstitutiv. Tinte: schwarz. An zwei Stellen wird eine Tilgung (mehrerer litt) durch Überpunktung angezeigt, an drei weiteren Stellen erfolgt die Tilgung durch Streichung der fehlerhaften Buchstaben, in einem dieser Fälle wird das Richtige oberhalb der Zeile nachgetragen; an allen fünf Stellen handelt es sich offensichtlich um eine Selbstkorrektur des Schreibers. An 4 Stellen (erhaltene Seite 18, lin 6; 20,30; 21,20; 22,7+8) finden sich auch Notate auf dem Rand, zwei davon (20,30; 21,20) sind anscheinend [koptische(?), vgl. L. Th. Lefort, Les Pères apostoliques en copte, CSCO 136, ρ 18, Anm. 44] Glossen, die aber (durch die Zerstörung des Randes) stark mutiliert sind. Daneben finden sich Berichtigungen und Ergänzungen von zweiter sowie Ausbesserungen (durch Nachziehen der Schrift) von dritter Hand (sehr viel jünger, vgl. Bonner, ed. pr., pp 8+13); Paginierung (auf der Mitte des oberen Randes) stammt von einer weiteren (ebenfalls späteren) Hand (vgl. Bonner, ed. pr., pp 7+17), erhalten sind die Zahlen ξ (= erhaltene Seite 5); ξα (= e.S. 6); [ξ]? (= e.S. 7); π [ζ] (= e.S. 3l); πη (= e.S. 32); πθ (= e.S. 33); q [γ] (= e.S. 37); ç ç (= e.S. 40); q l (= e.S. 4l); 7η (= e.S. 42); ^ θ ] (= e.S. 43); ρ (= e.S. 44); p[i]8 (= e.S. 58); ρ[ις] (= e.S. 60); [ ρ ] ι θ (= e.S. 61 ). Papyrus von guter Qualität, „thin and well polished" (Bonner, ed. pr., ρ 6) „soft and almost silk-like in pliability" (ebda., ρ 11); v-Strich (selten); Hochpunkte zur Bezeichnung von Sinneinschnitten stehen häufig, die Paragraphes dagegen fast ausschließlich am Ende der jeweiligen παραβολή 1 0 ; (kleinere) Spaden; Diärese bei 1 und υ 1 1 ; Spiritus asper 1 2 ; zweimal Apostroph zur Bezeichnung der Elision bei αλλ' (31,4 + 61,14); Trennung am Zeilenende (sogar über die Seite hinweg) meist nach Aussprache 1 3 .
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Hirte des Hermas - Similitudines II 8 - I X 5,1
Orthographies: „The orthography o f the papyrus is in general very good" (Bonner, ed. pr., ρ 20, die auch der folgenden Aufstellung zugrundeliegt) α : o (γεγονατα statt γεγονότα, erhaltene Seite 7, lin 15); ει : ι [stets b e i λίαν, μικρός, γινώοκω, γίνομαι, τιμωρία, τιμωρέω, ΰφραγίς, ίδεα; beim Aorist (εν)κατέλιπον; bis auf eine Ausnahme auch bei θλίβω; sonst beschränkt sich dieses Orthographicon auf (seltene) Einzelfalle; der Schreiber scheint also die Absicht gehabt zu haben, langes Jota grundsätzlich durch ει zu bezeichnen]; ι : ει (5mal); ι : υ (πηχιαια statt πηχυ-, e.S. 33, lin 16); o : ω (εορακειν statt εωρ-, e.S. 33, lin 20; ansonsten mit ω), ω : ο (ελαφρωτερον statt -φροτερον, e.S. 32, lin 13; ωρθινος statt ορθ-, e.S. 4 , lin 24); 8 : τ (δηλαυγεστερον statt τηλ-, e.S. 26, lin 18); die Assimilation ist in der Kompositionsfuge nicht regelmäßig durchgeführt: νγ : γ γ (z.B. e.S. 8 , lin 5 ενγραφηοη statt εγγραφ-); ν κ : γ κ (z.B. e.S. 6, lin 1 ενκραχευοη statt εγκρατ-); νμ : μμ (ενμενουοιν statt εμμεν-, e.S. 48, lin 6); die Isolierung zeigt sich auch vor Sigma und Zeta (z.B. e.S. 17, lin 24 ΰυνζητων statt όυζη-). Für Besonderheiten in der Formenlehre vgl. Bonner, ed. pr., pp 20-22, der ρ 20 feststellt, daß „it is probable that many o f these features proceed from the author himself." Sie sind also nicht unbedingt Characteristica des Papyrus (-schreibers). Dennoch seien die wichtigsten Phänomene hier erwähnt. J e lmal Fehlen des syllabischen Augments (αποτελεΰθη, erhaltene Seite 62, lin 11) und des temporalen Augments (ενεχθηοαν, e.S. 36, lin 15, vgl. auch das allerdings schon geläufige ευρεθηοαν e.S. 36, lin 8); -καν (statt -καοιν) als Endung der 3. PI. Ind. Perf. Akt. finden wir in e.S. 31, lin 5 (μετανενοηκαν) und e.S. 4 0 , linn 18-19 (τετηρηκαν); die 3. PI. Ind. Impf. Akt. von διδόναι und Komposita ist in die thematische Konjugation übergegangen und endet fast durchweg auf -ουν (z.B. επεδιδουν statt επεδιδοοαν in e.S. 34,5.14.19.23.27; 35,6 usw.), Ausnahme: 4 4 , 8 - 9 : επεδιδοΰαν; abweichende Formen von διδόναι finden wir außerdem in 22,15 (εδιδει) und 39,27 (δίδων). In dieselbe Kategorie der Konjugationsabweichungen gehören auch απεθοντο (43,19) und εότανοντο (34,22.26; 35,1.5-6.15.19.27.30), das indessen von ίοτανομαι gebildet sein könnte. Eine vergleichbare Sekundärbildung könnte auch in 11,10 ηκουκως statt ακηκωος vorliegen (vgl. Gignac II 299). Ein gewisses Problem bildet die Form παθουνται (statt des klassischen πείόονται, vgl. Blaß-Debrunner-Rehkopf, § 74,8) in 53,18-19, die Bonner, ρ 113 (zur Stelle) als Präsens verstanden wissen will.
KV 38 - P. Mich. II 129
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Für ην als Konjunktivform statt j¡ finden sich zwei Belege (11,12 und 13,10). Eine hybride Deklinationsform liegt in 19,25 [προβαοιν (statt προβατοις)] vor. Nomina sacra: θς, θυ (auch ohne Überstreichung 1 4 ), θω (auch ohne Überstreichung 1 4 ), θν; κς, κδϋ [(!), erhaltene Seite 33, lin ΙΟ], κϋ, κω, κν, Έ (auch ohne Überstreichung 1 4 ); [πρς] in Lücke ergänzt; r u a (auch ohne Überstreichung 1 4 ) für πνεύμα und πνεύματα, πνς, [πνί] in Lücke ergänzt; ϋΐς, ülv [bei profanem Gebrauch ausgeschrieben; υϊου, ϋιω (ί), ütov] ; stets ausgeschrieben sind άνθρωπος und ουρανός. E: C. Bonner, A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas (Similitudes 2-9) with a Fragment of the Mandates, University of Michigan Studies, Humanistic Series XII, Ann Arbor 1934. L: C. Bonner, A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas, HThR 18 (1925), pp 115-127 / J. Lebon, Rezension zu Bonners Edition, RHE 30 (1934), pp 648sq / G. Ghedini, Nuovi codici del 'Pastore' di Erma, ScCat 62 (1934), pp 576-580 / H. Ch. Puech, Rezension zu Bonners Edition, Comptes Rendus de l'Académie des Inscriptions (1934), pp 206-211 / P. Collari, Rezension zu Bonners Edition, RPh 9 (1935), pp 311sq / D. G.15, Rezension zu Bonners Edition, Aeg 15 (1935), pp 336sq / M. Dibelius, Rezension zu Bonners Edition, GGA 198 (1936), pp 139-143 / P. W. Derouaufx), Transcription et diffusion par les papyrus in; J . de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, pp 319sq / M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas (GCS 48), Berlin 2 1967, pp X I I - X I V / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 2 1968, pp 59-62 / G. H. R. Horsley, New Documents II, 1982, Nr. 98 (2), ρ 160 / A. Carlini, L a tradizione manoscritta del Pastor di Hermas e il problema dell'unità di composizione dell'opera, in: P. Rainer Cent. (1983), Textband, pp 97-100 / id, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in; G . Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43. F: C. Bonner, A Papyrus Codex of the Shepherd of Hermas (vgl. E:), Ann Arbor 1934, Plate I-V (am Ende des Bandes).
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KV 38 - Anm. 1 - 2
1 „Under this number twenty-six separate mounts are comprised. ... The labels of the mounts are also marked with numbers corresponding to the pages of the manuscript in its present state, that is, without taking account of the leaves lost at the beginning or of two that have disappeared between preserved portions. A table of the mounts and the pages that they contain is given below ... Mount No. Pages Mount No. Pages 1 1-2 15 29-30 2 3-4 16 31-32 3 5-6 17 45-46 4 7-8 18 47-48 5 9-10 49-50 19 6 11-12 20 51-52 7-8 13-14, 15-16 21 53-54 9 17-18, 4 3 - 4 4 22 55-56 10 19-20, 41-42 23 57-58 11 21-22, 39-40 24 59-60 12 61-62 23-24, 37-38 25 13 25-26, 35-36 26 unplaced and 14 27-28, 33-34 doubtful The sheets or double leaves mentioned above (mounts 9 to 14) belonged to the middle of the book" (Bonner, ed. pr., ρ 5; vgl. aber unsere Anm. 3). „It is quite likely, that these fragments [= die frr von Mount 26] are in no way connected with the Η er mas-Papyrus. They were found with it, and that is the only connection" (Mitteilung von Mrs. Helen Butz, Acting Head, D e partment of Rare Books and Special Collections, University Library, University of Michigan, Ann Arbor vom 2.9.1982; nach Einsichtnahme in die Photos, die uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden sind, schließen wir uns dieser Beurteilung an und sagen herzlichen Dank für die erwiesene Hilfe). τ ¿
V g l . C. Η. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, London 1979, ρ 6sq: „A characteristic of some of these texts is that they were found burried or said to have been found burried in jars ... . To name only a few ... there are besides the Chester Beatty and Bodmer Collections the Freer manuscripts in Washington and the Michigan Shepherd of Hermas". Nach Rob e r t s ' Meinung wäre das Buch, als es unbrauchbar geworden war, einer aus dem Judentum übernommenen christlichen Sitte entsprechend, begraben worden. Woher Roberts dieses Wissen über die Fundumstände hat, ist allerdings nicht erkennbar; jedenfalls stehen seine Angaben im Widerspruch zu den Mitteilungen Bonners, der auf ρ 4 seiner Ausgabe über die Geschichte des Ms folgendes berichtet: „The codex of Hermas was acquired during the year 1922 in two unequal portions. The larger ... belonged to a lot of papyri purchased jointly by the British Museum and the University of Michigan. ... The leaves of Hermas were bought from a well-known dealer in Cairo, who said ... that they came from B a t n - e l - H a r i t , the ancient Theadelphia. ... Shortly after this another lot of smaller pieces and fragments of papyri was bought for the two
KV 38 - Anm.
295
3 - 8
cooperating institutions by Dr. D. L. Askren, of M e d i n e t - e l - F a y u m . ... Dr. Askren obtained these fragments f r o m a native of Assiut, a circumstance which might suggest that they came f r o m that part of Egypt ... . A s is usual with papyri that are bought, not taken from the ground ... , it is impossible to be sure where the find was actually made". Ί
J
Das eigentliche Mittelblatt ist allerdings nicht als Doppelblatt vorhanden, es handelt sich vielmehr um die bei aufgeschlagenem Codex auf das Innenblatt folgenden 3 Doppelblätter. ^ Der von Bonner e r m i t t e l t e W e r t 25 cm(H) χ 22,5 oder 23 cm(B) erschien uns aufgrund der z.T. erhaltenen b r e i t e n Ränder zu gering angesetzt. Turner hat die von Bonner e r m i t t e l t e n W e r t e übernommen und den Codex dementsprechend der zweiten Abteilung seiner „Group 8, Less than 12 cm broad" zugeordnet; nach unseren Maßangaben gehört er in die e r s t e Abteilung „B half Η, Β 14/12 χ Η 30/25". ^ H a l b z e i l e n wurden bei der Zählung nicht berücksichtigt. ^ W i r folgen hier der Rekonstruktion vgl. Am. 8.
Bonners, jedoch nicht
ohne
Vorbehalt,
η
Die e r s t e erhaltene Seite, auf der eine Paginierung vorhanden ist, ist die erhaltene Seite 5; sie trägt die Nummer ξ = 60 und ist eindeutig die V o r d e r seite des Blattes; die Vorderseite eines Blattes kann aber normalerweise keine gerade Z a h l tragen, da sonst der Codex mit einer Seite 0 oder 2 anfangen müßte; der Fehler in der Paginierung, der hier offensichtlich vorliegt, setzt sich mindestens bis zur Seite ξ8 [= 64, ρ 7 der erhaltenen Seiten (zwischen e.S. 6 und e.S. 7 fehlt ein Blatt)], höchstens aber bis zur l e t z t e n Seite vor der Lagenmitte fort, da die zweite H ä l f t e der Lage (p 31 ) wieder richtig mit einer ungeraden Seitenzahl (πζ = 8 7 ) einsetzt; rechnet man von hier aus (um 30 e r h a l t e n e und 2 verlorene Seiten) zurück, ergibt sich 55 als Zahl für die erste e r h a l t e n e Seite (unter der Bedingung, daß der Fehler nicht schon vor Cod ρ 55 einsetzte, andernfalls trug sie die Zahl 56); wo der Fehler genau behoben wurde, läßt sich nicht feststellen, da zwischen ( e r h a l t e n e r ) Seite 7 und ( e r h a l t e n e r ) Seite 31 die Seitenzahlen allesamt v e r l o r e n gegangen sind. Auffällig ist, daß das ξ auf erhaltener Seite 7 eine deutlich andere Form hat als auf e.S. 6. Liegt hier eine konkurrierende Zählung vor? Vgl. auch KV 32 (bes. Anm. 6) und KV 41 (bes. Anm. 3). ®Unsere Kontrollrechnung kommt allerdings zu abweichenden Zahlen, die durchaus geeignet sind, die gezogenen Folgerungen ein wenig in Frage zu s t e l len. G r u n d l a g e für unsere Rechnungen ist die Ausgabe von W h i t t a k e r , deren Zeilen wir zur Ermittlung des Gesamtumfangs ausgezählt haben; als Z e i l e n länge nehmen wir einen W e r t von 57 l i t t / l i n . Die Papyruszeile von KV 38
296
KV 38 - Anm. 8 Forts.
rechnen wir mit 19 l i t t / l i n , die Seite mit 30 linn bzw. 570 litt. Danach enthält der Text von Visio V 1 (Whittaker, ρ 22, lin 6) bis zur Lagenmitte des Codex (Whittaker, ρ 64, lin 18 εξαΙΙναγκης) 57.003 litt; das entspricht genau 100 Codex-Seiten. Wenn der Codex mit Vis. V 1 begonnen hat, muß er einen Umfang von 200 pp gehabt haben. Für die zweite H ä l f t e haben wir folgende W e r t e e r mittelt: Griechisch (einigermaßen) vollständig erhalten ist der Text bis Sim. IX 29, 4 (der griechische Text von Sim. IX 30 wird der b e s s e r e n Abgrenzung wegen dem lateinischen Bereich zugeschlagen); er reicht von Whittaker, ρ 64, lin 18 bis ρ 97, lin 25; dieser Text enthält 51.011 litt; aus Symmetriegründen blieben also für den lateinischen Rest (Sim IX 30 bis Ende) ein Äquivalent von 5.992 griechischen litt bzw. 10-11 pp in KV 38. In der lateinischen Fassung der Palatina (ed. A. Vezzoni, Il Pastore di E r m a , Versione Palatina, Florenz 1994) hat diese Passage 8.062 litt; um diese Zahl gewichten zu können stellen wir einen V e r g l e i c h mit der unmittelbar vorangehenden, lateinisch und griechisch ü b e r l i e f e r t e n Passage Sim. IX 29 an und kommen zu dem Ergebnis, daß hier 663 litt der lateinischen Fassung 802 litt der griechischen Fassung entsprechen; unter der Voraussetzung, daß diese Proportion r e p r ä s e n t a t i v ist, müssen die 8.062 litt der lat. Fassung 9.752 litt der griech. Fassung entsprochen haben. Damit kommen wir für die zweite C o d e x h ä l f t e auf eine G e s a m t buchstabenzahl von 60.763 litt; das entspricht 106-107 Codexseiten; aus Symmetriegründen müßte dann aber auch die e r s t e C o d e x h ä l f t e 6 pp mehr gehabt haben als bisher angenommen. Das reicht zwar nicht aus, um Visiones I-IV unterzubringen, doch wird deutlich, daß die Annahme eines Codexbeginns mit Visio V nicht unbedingt auf sicherem Fundament steht. Daß die hier vorgelegten Z a h l e n nicht r e a l i t ä t s f e r n sind, zeigt überdies eine Kontrollrechnung: E r h a l t e n ist in der ersten Lagenhälfte der Text ab W h i t t a k e r , ρ 49, lin 21 ([πλου]αιοι); von dort bis zur Lagenmitte stehen (auf der Basis u n s e r e r V o r aussetzungen) 18.641 litt; das entspräche 32-33 Codexseiten. Vorhanden sind in diesem Bereich 30 pp; da aber zwischen den e r h a l t e n e n B l ä t t e r n 3 und 4 ein Blatt verlorengegangen ist, kommen wir in der Tat auf 32 pp. Unsicher bleibt natürlich die Umfangsbestimmung des lateinischen Bereichs. Aber wenn man bedenkt, daß die Handschrift A, die für die Überlieferung der zweiten H ä l f t e des H i r t e n weithin die einzige griechische Textgrundlage d a r s t e l l t , gewöhnlich einen kürzenden und von häufigen Auslassungen b e t r o f f e n e n Text bietet, kann man sich kaum vorstellen, daß unsere Z a h l e n wesentlich nach unten, d.h. in Richtung auf Bonners Z a h l e n zu korrigieren sind. Bonners Behauptung: „In the Michigan codex we now have a book which never contained the Visions" (ed. pr., ρ 14) scheint j e d e n f a l l s überzogen; denn auch vom G e s a m t u m f a n g des Codex aus läßt sich für diese Annahme kein Argument mehr gewinnen; zwar war seiner Zeit die Feststellung: „The Michigan codex of H e r m a s is t h e r e f o r e only one, though almost the largest, of several known single-quire books" z u t r e f fend, doch sind inzwischen weit umfänglichere E x e m p l a r e gefunden worden, vgl. Turner, Typology, Table 6, List of Single-Quire Codices, pp 5 8 - 6 0 . Vgl. auch das Kap. „Auswertung" s.v. H e r m a s .
KV 38 - Anm.
9-15
297
' Dazu b e m e r k e n C a v a l l o - M a e h l e r , ρ 10: „a f e a t u r e of particular relevance to dating since it is not found either before or a f t e r IV cent." Das würde eine Datierung des KV 38 ins 4. Jhdt. begünstigen. Andererseits heißt es an gleicher Stelle auch: „One must, however, remember that this type of hand is a l ready found at the end of III century". ^ Diese Paragraphos besteht aus einem w a a g e r e c h t e n Strich von etwa 4 Buchstabenbreiten Länge, der etwa eine Buchstabenbreite auf den Seitenrand hinausragt und dort durch einen kleinen senkrechten Strich abgeschlossen wird. Wegen der D e f e k t e im Papyrus ist sie allerdings nur zwischen Sim. II und III, III und IV, V und VI sowie VII und VIII sicher nachzuweisen. Einmal (nach Sim. VIII 6,3) steht sie auch als Gliederungsmoment innerhalb eines G l e i c h nisses. ü Man e r w a r t e t das organische und unorganische T r e m a (die beide ohne e r kennbare Regel vorkommen) an 106 Stellen, findet es aber nur an 62; davon l m a l im Inlaut (e.S. 58,8 βεβηκυίαν, es fehlt 60,15 εοτηκυιαι) und 3mal bei Formen von ύιός. Über anlautendem Jota steht es weitaus regelmäßiger (sc. in 51 von 65 möglichen F ä l l e n ) als über anlautendem Ypsilon (sc. in 6 von 36 Fällen). In der Wortfuge finden wir Jota mit T r e m a nur einmal (ουνϊε e.S. 12,26).
1? 1¿ D e r Spiritus hat die Form des nach rechts offenen r e c h t e n Winkels, g e l e gentlich mit v e r s c h l e i f t e r Ecke, was seine Entstehung aus dem H a l b e t a erkennen läßt, und langer Vertikale. Er steht 21mal, offenbar (wenn auch nicht r e gelmäßig) zur Vermeidung von Fehllesungen bei den K a r d i n a l z a h l w ö r t e r n εις, έν, εξ, bei den einschlägigen Formen des Relativpronomens (ή, oí, ά, ύ ν , οίς, ούς, ά ς ) sowie einmal (l5,24) bei αύτη. ^ V g l . z.B. erhaltene Seite 5, lin 2 ουίκ οιδατε und 11,30 παΐραυτον. Trennung in der W o r t f u g e kommt bei Komposita aber vor (ουνΙιων 1,10; εκίλεξαμενος 6,12; εξίελθοντος 6,27; ουνίεοιν 59,20). Ausnahmen von beiden Regeln sind εοίχιν (22,31), α π ε ν ε χ ί θ η ν α ι (61,22) und immer ραβίδος (vgl. z.B. 41,27). Eine Besonderheit ist ζωΙοντος (20,7). ^ Zu den fehlenden Überstreichungen schreibt Bonner jedoch in seinen „Supplementary Notes and Corrigenda" (pp 125sq): „There is some doubt whether the scribe of this manuscript ever omitted the stroke above abbreviated nomina sacra, unless by an occasional oversight. There a r e several places where it cannot be seen, but in most of them the papyrus is injured. It would therefore have been b e t t e r to print the stroke above all such abbreviations". 15
= Giordani ?
298
KV 39 Hirte des Hermas, Similitudo VIII1, 1-12 [GCS 48:67,1-12 = pp 65,19 - 70, 2; 70, 4-8. 9-13. 15-19]
Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 6789; BKT VI ii 2
Haelst Nr. 666; Pack 2 Appendix Nr. 40; Montevecchi, ρ 326; Turner Nr. 534; Musurillo Nr. 3
VI
(Schmidt-Schubart, ρ 17; Wessely, ρ 471)
Fundort: ? Zwei unmittelbar aneinanderpassende frr eines Doppelblattes aus einem Cod mit einer col; es muß sich dabei entweder um eine Ein-Blatt-Lage (Unio) oder (wahrscheinlicher) um das Innenblatt einer Mehr-Blatt-Lage handeln, da der Text des 2. Blattes unmittelbar an den des ersten anschließt [fol l(r) I fol l(v) II Lagenmitte II fol 2(v) I fol 2(r)p; da an der Bruchstelle der beiden frr kein Buchstabe fehlt, ist die ursprüngliche Blattbreite erhalten: 14,5 cm; erhaltene Höhe: 15,5 cm; erhaltene Zeilenzahl: fol l(r): 17 limi; fol l(v): 16 linn; fol 2(ν): 14 linn; fol 2(r): 13 linn. Oberer Rand: ca 3 cm; innerer Rand: ca 2 cm; äußerer Rand: ca 3,5 cm; rekonstruierte Buchstabenzahl: 12 (lx) - 22 (lx) litt pro lin, meist 16-18 litt; rekonstruierte Zeilenzahl: 19 linn [fol l(v), fol 2(v)]; für fol l(r) läßt sich die Zahl der Zeilen nicht mit Sicherheit rekonstruieren; wenn hier der NormalText des 'Hirten' gestanden hat, so kommt man auf 23 linn 2 . Geht man davon aus (wie die Editoren), daß der Papyrus in Übereinstimmung mit der lateinischen Übersetzung einen Teil des Textes ausgelassen hat, so ergibt sich eine Zeilenzahl von 20. Rekonstruiertes Doppelblattformat 3 : ca 22 cm(H) χ 29 cm(B); ursprüngli-
Hirte des Hermas - Similitudo VIII 1,1-12 / Anm.
1 - 2
299
ches Codexformat mithin ca (mindestens) 22 cm(H) χ 14,5 cm(ß); der Codex gehört damit wohl in Turners „Group 7 (c. 15B χ 25H)" oder zu den „Aberrants 1" dieser Gruppe 4 . Rekonstruierter Schriftspiegel 5 : ca 15,5 - 17,5 cm(H) χ 9 cm(ß). Große, aufrechtstehende Unziale koptischen Typs; wenig sorgfältige Schrift; Korrekturen [fol l(r), lin 4: ιοχυρος vom Schreiber durch Punkte getilgt]; 1 χ v-Strich [fol l(v), lin 15]; Diärese bei t (2x bei Formen von ιοχημι); Orthographicon: st : i; keine Nomina sacra. Die Vermutung von Schmidt-Schubart (p 20), P. Berol. Inv. Nr. 6789 könne mit P. Amherst 190 zusammengehören, erweist sich trotz einer gewissen Ähnlichkeit der Schrift schon durch die an derselben Stelle von den Editoren selbst aufgezeigten Bedenken als unhaltbar. So ist es vor allem das größere Format von P. Amherst 190, das eine Zusammengehörigkeit unmöglich erscheinen läßt 6 . E: C. Schmidt-W. Schubart, Altchristliche Texte, BKT VI, Berlin 1910, pp 17-20 / C. Wessely, Les plus anciens monuments du christianisme, PO XVIII 3 (1924), pp 471sq. L: M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirt des Hermas, GCS 48, Berlin 2 1967, ρ XV / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 2 1968, ρ 59 / G. H. R. HoTsley, New Documents II, 1982, Nr. 98(l7), p 161. F: —
1 Schmidt-Schubart verwenden die Termini 'recto' und ' v e r s o ' ohne Rücksicht auf den Faserverlauf im Sinne von Vorder- und Rückseite. Wessely, ρ 472, ist (wahrscheinlich aus diesem Grund) bei fol 2 eine Verwechslung unterlaufen. Wenn die Annahme dieser Zeilenzahl auch nicht allzu wahrscheinlich ist, so scheint sie doch nicht ganz unmöglich zu sein, wenn man berücksichtigt, daB die Beschriftung des Fragments äufierst unregelmäßig ist. fol l(r) zeigt nämlich auf dem erhaltenen Teil bereits 17 linn, während z.B. bei fol 2(v), das
300
KV 39 - Anm.
3 - 6
wahrscheinlich 19 linn umfaßte, nur 14 linn erhalten sind [da der e r h a l t e n e Teil von fol 2(v) um eine Z e i l e kürzer ist als der von fol l ( r ) , müßte man j e doch zum u n m i t t e l b a r e n Vergleich einen W e r t von 15 linn a n s e t z e n ] . Es e r g ä be sich also, daß der Schriftspiegel von fol l ( r ) — selbst bei einer Annahme von 23 linn — nur noch um 2 linn länger sein müßte als der von fol 2(v). J e doch läßt sich hier aufgrund der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren kaum ein sicheres Ergebnis erzielen (vgl. auch Anm. 3). ο Hierbei sind die für die Breite genannten Z a h l e n sicher, da die volle B l a t t breite e r h a l t e n ist. Für die Höhe des Blattes dagegen und die Schriftspiegelhöhe lassen sich keine sicheren W e r t e ermitteln. Eine Schriftspiegelhöhe von ca 17,5 cm würde sich ergeben, wenn man bei fol l ( r ) eine Zeilenzahl von 23 zugrundelegt; bei 20 linn hätte man hier ca 15,5 cm. Für fol l ( v ) ergibt sich bei einer rekonstruierten Zeilenzahl von 19 eine Schriftspiegelhöhe von ca 15,5 cm, während für fol 2(v) die Höhe des Schriftspiegels bei derselben Zeilenzahl ca 16,5 cm b e t r a g e n haben müßte. Die rekonstruierte Blatthöhe ließe den unteren Rand im Bereich von 1 - 3 cm schwanken, so daß man gegebenenfalls auch einen etwas größeren W e r t zugrundelegen könnte. ^ T u r n e r , dem diese Maßangaben anscheinend nicht vorlagen [vgl. die F r a g e zeichen in der Tabelle (Turner, ρ 132)], hat auf eine Zuordnung v e r z i c h t e t . 5
6
Vgl. Anm. 3.
Das rekonstruierte Einzelblattformat von P. Amherst 190 beträgt ca 29 cm(H) χ 17 cm(B) (die Breite ist bei fr f vollständig e r h a l t e n und somit sicher). Vgl. KV 29.
301
KV 40 Hiite des Hermas, Similitude Vili 4, 1-5 (v); 4,5 - 5,2 (r) [GCS 4 8 : 7 0 , 1 - 71,2 = pp 69,17 - 7 0 , 1 (v); 70, 4-15 (r)]
Oxford, Ashmolean Museum 40 5B.91 / G(a); P. Oxy. L 3527
Treu, Ref. XI, ρ 63 (Haelst Nr. 666a); Krüger, Oxyrhynchos, ρ 353
IIIa
(Roberts, ρ 17)
Fundort: Oxyrhynchus; 3 aneinanderhängende frr eines fol aus einem Cod mit ursprünglich wohl zwei coli 1 ; 19 cm(H) χ 10,5 cm(B); verso geht recto voran; auf verso und recto befinden sich je 26 linn; zwischen verso und recto fehlen ca 7-8 Textzeilen. Oberer Rand: ca 2,5 cm; äußerer Rand: ca 1 cm; Interkolumnium: mindestens 1 cm; der untere Rand ist nicht erhalten. Rekonstruiertes Blattformat (nach Roberts, vgl. aber Anm. l) ca 30 cm(H) χ 21 cm(B); Schriftspiegel der col: ca 22 cm(H) χ 8,5 cm(ß); der Codex ist damit wohl Turners „Group 3 (c. 23/21 χ 32/31)" zuzurechnen, in der so frühe Codices bisher allerdings nur einmal vertreten sind. Rekonstruierte Buchstabenzahl: 18-23 litt pro lin 2 , meist 20-23 litt. „Regular and rounded Roman capital with occasional serifs" (Roberts); gegen Ende der Zeile ist die Schrift oft gedrängt; Diärese bei ι im Anlaut; Akzente, Spiritus und Interpunktion nicht feststellbar; Spatium am jeweiligen Satzende; einzelne Korrekturen: Tilgung von ουκ (r lin 19) durch Überpunktung; fehlendes ι (v lin 11) supra lineam nachgetragen; Zählung πβ und π γ über der Mitte der coli, vermutlich auf coli und nicht auf Seiten bezogen 3 . Die Rückrechnung ergibt, daß der Cod mit dem Anfang von Mandata IV begonnen hätte 4 . Dieser Textabschnitt, der auch durch M (= KV 38) und A (eine
302
KV 40 - P. Oxy. L 3527 / Anm. 1 - 4
junge Athoshs.) überliefert wird, ist textlich näher an M als an A, weist j e doch 7 singulare Lesarten auf. E: C. H. Roberts, in: Α. K. Bowman et alii (edd.), The Oxyrhynchus Papyri L , London 1983, pp 17-20. L: A. Carlini, La tradizione testuale del Pastore di Erma e i nuovi papiri, in: G. Cavallo, Le strade del testo, Studi e commenti 5 (1987), pp 23-43.
F: —
1 Roberts
hat
aus den Proportionen
des Schriftspiegels
geschlossen,
daß
der
Codex j e 2 coli pro Seite hatte, von denen hier die äußere erhalten sei. Von der inneren col ist jedoch nirgendwo eine Spur erkennbar, so daß man auch auf eine col pro Seite schließen könnte; das Blattformat wäre dann mit ca 30 cm(H) χ 11,5 c m ( B ) zu rekonstruieren. Der Codex wäre damit den „Aberrants 1 (much higher than broad)" von Turners „Group 8 (B half Η, Β 1 4 / 1 2 χ Η 3 0 / 2 5 ) " zuzurechnen, in der interessanterweise überwiegend Codices aus dem 3. Jhdt. vertreten sind; allerdings müßte man in diesem Falle die Annahme eines Zählfehlers in Kauf nehmen, da die Vorderseite eines Blattes unter normalen Umständen nicht mit einer geraden Zahl (πβ) gezählt werden kann (vgl. aber K V 32, Anm. 6, KV 38, Anm. 7, KV 41 sowie KV 62, Anm. 7). 2 Die Zeilen 12, 14, 15 und 26 (v) wurden bei der Rekonstruktion nicht beachtet, da sie nicht präzise genug ergänzt werden können. o
Faßt man die Zählung als Seitenzählung auf, so kommt man nur dann zu ei-
nem plausiblen Ergebnis, wenn man voraussetzt, daß dem ' H i r t e n '
noch ca 15
foil mit einer anderen Schrift vorausgegangen wären (vgl. auch KV 35). ^Interessant ist, daß auch M (= KV 38), jedenfalls dann, wenn man der Riickrechnung die dort erhaltene Seitenzählung zugrundelegt, mit Mandata IV b e gonnen haben müßte; allerdings wird vom Editor (zu Recht?, vgl. KV 38, Anm. 8 ) vermutet, daß der tatsächliche Anfang dieses Codex bei Visio V lag. Die naheliegende Folgerung, P. Oxy. 3527 sei von M nach dessen Verstümmelung kopiert worden, ist jedoch nicht zulässig, da die Textunterschiede zu groß sind. Wahrscheinlich ist auch KV 40 nach dem Verlust seines Anfangs, der zufällig mit dem verlorenen Anfang von M übereinstimmte, durchgezählt worden.
303
KV 41 Hirte des Hermai, Similitudo VIII6, 4 - 7 , 3 [GCS 48: 72, 4 - 73,3 = pp 71, 26 - 73, 2] (v) VIII7, 4 - 8 , 3 [GCS 48: 73, 4 - 74, 3 = pp 73, 2 - 74, 2] (r) London, British Library, Pap. 2467; P. Oxy. XIII 1599; P. Lond. Lit. 225
Haelst Nr. 667; Pack 2 Appendix Nr. 41; Montevecchi, ρ 327; Turner Nr. 535; Musurillo Nr. 12; Coles, ρ 34; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 352
IV VI
(Grenfell-Hunt, ρ 15) (Wessely, ρ 504) 1
Fundort: Oxyrhynchus. „The leaf was found with dated third-century documents, but the writing hardly suggests so early a date" (Grenfell-Hunt, ρ 15). 1 fast vollständig erhaltenes fol aus einem Cod mit einer col; 24,5 cm(H) χ 19,8 cm(B); Turner hat den Cod seiner „Group 4 (c. 20 χ 25)" zugewiesen; je 28 linn auf recto und verso; Buchstabenzahl: 30-46 litt pro lin, meist 31-40 litt (lin 28, die letzte Zeile des Verso, läuft blind aus und enthält nur 18 litt). Oberer Rand: ca 3,5 cm; innerer Rand: ca 3 cm; äußerer Rand: ca 4 cm; unterer Rand: ca 3,5 cm (r), ca 2 cm (v); Schriftspiegel: ca 18 cm(H) χ 13 cm(B) (r), ca 20 cm(H) χ 12,5 - 13,5 cm(ß) (v); auf dem Verso ist in den linn 5 und 6 (teilweise) und von lin 7 an bis zum Ende der Seite die ursprüngliche Schrift ausgelöscht und von einer 2. Hand wieder ergänzt. Sehr komprimiert wirkende 2 , mittelgroße, aufrecht stehende Halb-Unziale, die die Tendenz hat, den letzten Strich von Alpha, Kappa und Lambda übertrieben lang zu gestalten; die zweite Hand versucht, den Stil der ersten Hand nachzuahmen, ist aber breiter und weniger geübt; infolgedessen verbraucht sie offenbar mehr Schreibfläche und schreibt deshalb die beiden letzten Zeilen in
304
KV
41
- P. Oxy.
XIII
1599
den unteren Rand hinein. Paginierung: oß (ν), ογ (r) 3 . Apostroph zur Trennung der Doppelkonsonanten λ ' λ und κ ' κ , sowie einmal nach Rho am Wortende (γαρ', lin 53) und einmal zur Bezeichnung der Elision in einer Wortfuge (και'οικία, lin 13) 4 ; Diärese bei υ im Anlaut (anlautendes Jota kommt nicht vor); Hochpunkte und Spatium zur Bezeichnung des Sinneinschnitts (meist Satzende). Gelöschte Dittographie in lin 1; mehrere Auslassungen infolge von Homoioteleuton und einmal Haplographie [vgl. εβλαοφτμμτροαν ed lin 53 = (r) lin 25]; teilweise vom ansonsten bekannten Text abweichende Wortstellung. Orthographica: ι : ει; νπ : μπ; sonstige Besonderheiten: μαλ'λιοτα : μαλι5 οτα (lin 5); τους ημαρτηκοιες : τους ημαρτηκοτας 6 (linn 5sq); μετανενοηκοτες : - τας 6 (lin 9); αι ραβδαι : αι ράβδοι (lin 19); δόξας : δόξης 7 (lin 32) 8 . Nomina sacra: θυ; κϋ, κν. Ε: Β. Ρ Grenfell-A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri XIII, London 1919, pp 15-19 / C. Wessely, Les plus anciens monuments du christianisme, PO XVIII 3 (1924), pp 504-506. L: H. J. M. Milne, Catalogue of the Literary Papyri in the British Museum, London 1927, ρ 187 / P. W. Derouau(x), Transciption et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Briissel-Paris 1947, pp 319sq / M. Whittaker, Die Apostolischen Väter I: Der Hirte des Hermas, GCS 48, Berlin 2 1967, ρ XVI / R. Joly, Hermas le Pasteur, SC 53, Paris 2 1968, ρ 59 / G. H. R. Horsley, New Documents II, North Ryde 1982, Nr. 98(l2), ρ 161 / A. Carlini, La tradizione manoscritta del Pastor di Hermas e il problema dell'unità di composizione dell'opera, in: P. Rainer Cent. (1983), Textband, pp 97-100. F: —
KV 41 - Anm. 1 - 7 1
305
Druckfehler ?
2 Nur dadurch ähnelt das äußere Erscheinungsbild stark dem von KV 30, die einzelnen Buchstabenformen weichen dagegen voneinander ab (Alpha zweizügig und nicht mit geradem Mittelstrich, Ypsilon nicht V-förmig, My mit tiefem rundem Mittelsattel usw.).
•'Diese Zählung ist (für ein ähnliches Phänomen vgl. KV 32, Anm. 6; und KV 38, Anm. 7; KV 40, Anm. 1; vgl. außerdem KV 62, Anm. 7) erkennbar fehlerhaft, denn in einem Codex, dessen Seitenzählung auf der ersten Seite mit 1 beginnt, können die Seiten 72 und 73 nicht auf ein und demselben Blatt stehen. Auch die Riickrechnung macht Schwierigkeiten: Das erhaltene fol hat 2020 litt, eine durchschnittliche Seite also 1010 litt (konkret hat die VersoSeite, deren letzte Zeile blind ausläuft und die zudem etwas lockerer beschriftet ist, 964 litt, die Recto-Seite 1056 litt). Vor dem erhaltenen fol 72/73 fehlen also, ein vollständiges mit Visio I 1 beginnendes Hermas-Buch vorausgesetzt, (1010 χ 71 =) 71710 litt. Rechnet man die Whittaker-Zeile zu 57 litt, entspricht das ungefähr (71710 : 57 ~ 1258,07) 1258 Whittaker-Zeilen. Zählt man diese 1258 linn zurück, so landet man im Bereich von Visio III 11. Das reicht, um die Annahme abzuwehren, der Codex könne mit Visio (Apokalypsis) V begonnen haben; dennoch bleibt das Ergebnis unbefriedigend. Wir nehmen daher an, daß der Codex ursprünglich zwar mit Visio I 1 begonnen hat, daß die Zählung aber erst aufgebracht wurde, als der Codex bereits eine Reihe von Blättern (vermutlich 11 - 12 foil) verloren hatte (Reste-Zählung).
^ Die Beschreibung dieses Phänomens durch die Editoren ist unvollständig; bei ihnen (vgl. P. Oxy. XIII, ρ 15) heißt es lediglich: „An apostrophe is sometimes used to mark elision or divide double consonants". ^ Zu dieser häufiger nachzuweisenden Gemination vgl. Gignac I 156. ^ Zur Vermischung von Akkusativ und Nominativ vgl. Gignac II 131 b. ^ Zum Phänomen vgl. Gignac II 3sqq; aber δόξα gehört nicht zu den Wörtern, bei denen diese Genitiv-Bildung häufig ist. ® Die Schreibung διχοοτατεουντες (statt -οχατουντες) in lin 21 ist ein Druckfehler in der Ausgabe von Wessely; das Foto bestätigt eindeutig die Schreibung von Grenfell-Hunt.
306
KV 42 Hirte des Hermas, Similitude IX 20, 3-4 [GCS 48: 97, 3-4 = ρ 93, 1-3] (r) IX 22, 1
[GCS 48: 99, 1
= ρ 93, 21sq] (v)
Oxford, Ashmolean Museum, 39 5B.117 / Κ (1-4) b; P. Oxy. L 3528
Treu, Ref. XI, ρ 63 (Nr. 667a Haelst); Krüger, Oxyrhynchos, ρ 353
IIE - IIIa
(Roberts, ρ 21)
Fundort: Oxyrhynchus; Oberteil eines fol aus einem Cod mit 1 col. Recto geht verso voran. 2,9 cm(H) χ 8,6 cm(ß) 1 ; oberer (erhaltener) Freirand: 1,5 cm; Seitenrand: 2 cm (verso = Rand am Zeilenanfang), 1,5 cm (recto = Rand am Zeilenende); erhaltene Zeilenzahl: jeweils 3 unvollständige linn auf recto und verso (auf dem Verso sind jedoch viel weniger Buchstaben erhalten, da ein gut Teil der oberen Papyrusschicht abgesprengt ist); rekonstruierte Buchstabenzahl: 26 litt pro lin auf dem Verso, 29-31 litt pro lin auf dem Recto. Die Rekonstruktion der Zeilenzahl ist problematisch, da der ursprüngliche Hermas-Text in der Uberlieferung schlecht gesichert ist. Nach der Ausgabe von Whittaker (die zwar auf der einzigen die vorliegende Passage auf Griechisch bietenden, den Text aber stark kürzenden Hs. A fußt, aber die ausführlichere lateinische und äthiopische Überlieferung zur Textgestaltung heranzieht) beläuft sich die Summe der zwischen recto und verso fehlenden Buchstaben auf 948 litt (Roberts: 942 litt); das ergibt unter Einbeziehung des vorliegenden fr einen Gesamtbetrag von 1037 litt auf der rekonstruierten Seite [der Text ist damit um 85 litt (Roberts: 102) länger als jener der Hs. A]. Daraus (vgl. Anm. 3) ergibt sich eine Zeilenzahl von 35 linn. Roberts meint allerdings, daß der vorliegende Pa-
Hirte des Hermas - Similitudo IX 20,3-4; 22,1 / Anm. 1 - 2
307
pyrus wahrscheinlich einen noch umfangreicheren Text geboten habe 2 . Im oberen Freirand des Recto findet sich (von anderer Hand hinzugefügt) die Zahl ριθ (=119); Wenn dies eine Seitenzahl ist, dann handelt es sich bei dem vorliegenden fr um die Reste der Seiten 119 und 120 eines Cod. Nun vertritt Roberts (und Treu folgt ihm hier) die Ansicht, diese Seitenzahl „affords proof that ... the Similitudes circulated independently of the Visions and the Mandates " (p 21 ), womit er offenbar meint, der Cod müsse mit Visio V begonnen haben. Dies ist jedoch nicht haltbar 3 . Der Versuch einer Rekonstruktion des Blattformats ist unter den gegebenen Umständen aussichtslos. Schrift: klein, mit gerundeten Buchstaben, sehr sorgfältig, regelmäßig und elegant; Buchstaben fast alle von der gleichen Größe und (mit Ausnahme von ρ und Papyri Palau Ribes< (die aus mehr als 2000 Papyri besteht und ihre Existenz dem Mäzenatentum des 1984 verstorbenen Sr. Josep Palau-Ribes i Casamitjana verdankt) die „Seminari de Papirologia del Centre Borja de Sant Cugat del Vallès" (ρ 33). 4
Die Zusammenlegung vollzog J. O ' C a l l a g h a n , StPap XX (1981), pp 49-52: „De todo lo dicho resulta que el papiro de nuestro fondo «Texto patristico sobre la controversia cristológica», en adelante deberá tener la sigla PPalau Rib. inv. 68+207" (p 52). ^Hier herrscht etwas Verwirrung: Die Angaben über den Aufbewahrungsort („Florence, Istituto Papirologico «G. Vitelli»") und den Beschreibstoff („Parchemin") sind unrichtig. Für die Verlagerung nach Florenz vgl. die Notiz bei A. Carlini, Il più antico testimone di Sesto Pitagorico, P. Palau Rib. inv 225v, Rivista di Filologia e di Istruzione classica 113 (1985), ρ 7, Anm. 1: „II papiro que in Papiri letterari greci figura con la segnatura P. Pis. inv. 4 è stato donato alla Bilioteca Medicea Laurenziana." ^„Probablemente del segundo cuarto de siglo, inmediatamente después de Concilio de Nicea (325)". ^ „A la segunda mitad del siglo IVp, sin excluir los inicios de Vp". Q
j
„I papiri di Barcellona sono stati attribuiti dall editore al sec. IV; un nuovo esame delle caratteristiche paleografiche dei vari frammenti induce ad abbassare, anche se non di molto, questa cronologia: la scrittura rappresenta un incontro f r a maiuscola e κοινή con una componente cancelleresca e va riferita più che alla fine del sec. IV ai primi decenni del sec. V." Dazu die Anm. (3), ρ 173: „Questa formulazione e dovuta a G. Cavallo. Un confronto paleografico può essere istituito anche con P. Colon. Inv. 1170, publicato da L. Koenen ... e datato IV-V sec. Anche l ' a n a l i s i del linguaggio del papiro pisano, come nota H. Musurillo, porta piuttosto al sec. V." 9
Für die Pisaner Stücke hat Carlini angemerkt: „Di incerta provenienza,
ac-
358
KV 53a - Anm. 10 - 16
quistati sul mercato antiquario egiziano" (bei Concolino Mancini, ρ 171). ^ Solá geht davon aus „que coinciden el recto y el verso del papiro con la primera y la segunda página del texto" (Anm. 1, ρ 21). Dazu steht allerdings seine Bemerkung (p 26) im Widerspruch, es befinde sich auf dem Verso eine Randnotiz „en el margen interior"; denn das ist nur möglich, wenn das Verso dem Recto vorangeht. Da es aber nicht sehr wahrscheinlich ist, dafi eine Randbemerkung auf den Innenrand geschrieben wird, wird es sich hier wohl um einen Lapsus handeln (zumal Solá, ρ 21, selbst festgestellt hat „carece de margen interior"); wir halten daher die Reihenfolge Recto-Verso mit Solá für die gegebene und behaupten dementsprechend, daB die Randbeschriftung auf dem Aufienrand erfolgt ist. Auch O'Callaghan, PLit. Palau Rib., ρ 89, bestätigt jetzt diesen Tatbestand. ^ Das Verso hat eine Zeile weniger. Wollte der Schreiber auf jeder Seite eine bestimmte Textmenge unterbringen? — Das wäre dann (neben den Abschnittszeichen, die es in den anderen Stücken gibt) ein weiterer Hinweis darauf, daß wir es hier wirklich mit einem Florilegium zu tun haben. 11 Unter Außerachtlassung der letzten, aus einem Wort bestehenden Zeile. ^Unorganisches und organisches Trema über anlautendem ι und υ, aber nur in 50% der in Betracht kommenden Fälle; organisches Trema im Inlaut bei αϊδιον (r,13). 10
O Callaghan, StPap 20 (in den diversen Transkriptionen pp 49.50.51 ) liest θ(εω), aber das ist wohl ein Druckfehler (in PLit. Palau Rib. 13, ρ 91, Transkription lin 4 jetzt beseitigt). ^ Diese Art der Kürzung des Jesusnamens (in allen Kasus) ist gut bezeugt, aber die Lesung ist (auf dem Foto) sehr schwer nachzuvollziehen. O'Callaghan (p 51 ) sagt dazu: „La η, aunque incompleta, se reconoce fácilmente, pues se conserva su trazo horizontal. De la ι queda un vestigio muy tenue. El «episema» que afecta a este «nomen sacrum» se ve perfectamente."
359
KV 54
[0204]
Melito von Sardes 1 , Pauahomilie §§ 1 - 104 2
[A] Dublin,
Chester Beatty Hälfte (= Inv. (= Inv. Nr. 168 (= Inv. Nr. 173
Library, P. Chester Beatty XII [ p xç, untere Nr. 167 v, untere Hälfte) sowie pp κ θ + λ r+v), λε + λς (= Inv. Nr. 171 r+v), [λζ]+[λ]η r+v), [μα]+[μβ] (= Inv. Nr. 172 r+v)]]
[Β] Ann Arbor, University of Michigan, Inv. Nrs. 5553a [[(= pp κζ + κη), 5553b (= pp λα + λ[β] ), 5553c (= pp λ γ + λδ), 5553d (= pp [λθ] + μ)] Im selben Codex steht:
[Ap 3] Henochapokalypse (επίΰΐολη Ενωχ) [Ap 2] Ezechielapokryphon Eine detaillierte Beschreibung des Gesamtcodex findet sich in der Neubearbeitung von 0204 im 2. Teil dieses Bandes; die hier vorliegende Beschreibung beschränkt sich auf den Melito-Teil.
Haelst Nr. 677; Pack 2 Appendix Nr. 46; Montevecchi, ρ 328; Treu, Ref. I, ρ 191; Turner Nr. 543; Clavis I 1092a
III - IV IVa IV IV - V
(Montevecchi, ρ 328; Treu, Ref. I, ρ 191) (Cavallo-Maehler, ρ 12) (Kenyon, 1941, ρ 12; Bonner SaD 8, ρ 9; Black-Denis, ρ 7; Treu, Ref. I, ρ 186; Turner, pp 132. 145. 185) (Seider, Paläographie II, ρ 151 )
Fundort: ? [Aphroditopolis (?), Schmidt ZNW 30, ρ 293; Paap, pp 36sq (Nrs. 165. 169. 171)]. Die Blätter stammen aus zwei Ankäufen, die beide zu
360
Melito von Sardes - Passahomilie § § 1 - 104
Anfang des Jahres 1930 erfolgten; der Umstand, daß zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Blätter sich nur in 3 Fällen beim selben Erwerber wiedergefunden haben, „suggests that the finders divided the manuscript, leaf by leaf, on the spot" (Bonner, SaD 8, ρ 5); vgl. KV 83, Anm. 1. Die Passahomilie steht auf den beiden Schlußblättern der ersten Hälfte und den sieben erhaltenen (mit ihrem Gegenblatt allerdings nicht mehr zusammenhängenden) Blättern der zweiten Hälfte eines Ein-Lagen-Codex von ursprünglich mindestens 28 foil; das letzte Blatt mit dem Schluß der Homilie (vgl. Anm. 2) ist verloren. (Für den Inhalt der übrigen foil, den genauen Aufbau des Cod und die Probleme der Rekonstruktion vgl. 0204 im 2. Teil dieses Bandes). Die (von einer jüngeren Hand stammende) Seitenzählung des Codex ist meist erhalten; sie fehlt (wegen eines Defektes im Rand des Papyrus) auf den Codex-Seiten 37 [λζ], 39 [λθ], 41 [μα] und 42 [μβ]. Die Homilie beginnt auf der Mitte der Codex-Seite κς [[ρ 26 = fol Xlll(r); [A] Inv. Nr. 167j mit der schriftspiegelzentriert gesetzten Inscriptio Μελειτων . Vom Text bietet diese Seite noch 17 (z.T. stark mutilierte) Zeilen; 3 weitere Zeilen sind nach Bonners Vermutung verloren. Inhalt: §§ 1-4. Der weitere Aufbau ist folgender: κζ [= fol XIV(v); (Β), Inv. Nr. 5553a], 41 linn + 1 lin verloren; §§ 4-14 κη [= fol XlV(r); (Β), Inv. Nr. 5553a], 42 linn + 1 (?) lin verloren; §§ 14-20 Lagenmitte = Codexmitte
κθ [= fol λ [= fol λα [= fol X[ß] [= fol λ γ [= fol λδ [= fol λε [= fol λς [= fol M [= fol [λ]η[= fol M [= fol
XV(r); (A), Inv. Nr. 168], 38 linn + 4 linn verloren 4 ; §§ 21-26 XV(v); (A), Inv. Nr. 168], 44 linn + 4 linn verloren 4 ; §§ 27-35 XVl(r); (Β), Inv. Nr. 5553b], 42 linn + 2 linn verloren 4 ; §§ 35-42 XVl(v); (B), Inv. Nr. 5553b], 37 linn + 5 linn verloren 4 ; §§ 42-47 XVII(r); (Β), Inv. Nr. 5553c], 40 linn + 4 linn verloren 4 ; §§ 47-52 XVIl(v); (Β), Inv. Nr. 5553c], 38 linn + 3 linn verloren 4 ; §§ 53-58 XVIII(r); (A), Inv. Nr. 171], 39 linn + 2-3 linn verloren 4 ; §§ 58-66 XVIIljv); (A), Inv. Nr. 171], 37 linn + 2 linn verloren 4 , §§ 66-71 XlX(r); (A), Inv. Nr. 173], 40 linn + 2-3 linn verloren 4 , §§ 72-78 XIX(v); (A), Inv. Nr. 173], 37 linn + 2 linn verloren 4 , §§ 79-83 XX(r); (Β), Inv. Nr. 5553d], 40 linn + 1 lin verloren 4 , §§ 83-90
KV 54 - P. Chester Beatty XII / University of Michigan, Inv. Nr. 5553 361
μ [= fol XX(v); (Β), Inv. Nr. 5553d], 36 linn + 2 linn v e r l o r e n 4 , § § 90-94 [μα] [= fol XXl(r); (A), Inv. Nr. 172], 38 linn, § § 94-99 [μβ] [= fol XXl(v); (A), Inv. Nr. 172], 37 linn + ? linn 5 verloren, § § 100-104 Die 2. Hälfte von § 104 und der ganze § 105 sowie die Subscriptio fehlen; sie standen wahrscheinlich auf Seite μγ. In ihrem jetzigen Zustand haben die Blätter meistens eine Größe von 23,8 cm(H) χ 13,5 cm(B); die Beschädigungen liegen überwiegend in der unteren Blatthälfte und reichen oft mehrere Zeilen weit in den Text hinein. Rekonstruiertes Biattformat: 27 cm(H) χ 13,5 cm(B); rekonstruierter Schriftspiegel: 23 cm χ 11 cm. Turner hat den Codex seiner „Group 8 (B half Η , Β 14/12 χ Η 30/25)" zugewiesen. Erhaltene Zeilen pro Seite: 36-42; rekonstruierte Zeilenzahl: 38 (zweimal) bis 48 [einmal, vielleicht muß hier mit Textausfall (gegenüber KV 55) gerechnet werden], meist 41-43. Buchstabenzahl pro Zeile: 23 (vgl. 0204, Anm. 21) bis 35, meist 30-33. Schrift: Gut lesbare, leicht rechtsgeneigte, etwas unregelmäßige Unziale (für die Einzelheiten vgl. 0204 im Rubrum Schrift). Tinte schwarz; Strichführung breit; am Zeilenende Tendenz zur Engstellung der Buchstaben. Gelegentlich Ligaturen. Ny-Strich kommt vor, doch steht der ausgeschriebene Buchstabe wesentlich häufiger (vgl. 0204, Anm. 26). Das organische und unorganische Trema im Anlaut über Jota und Ypsilon steht mit größerer Regelmäßigkeit als im Henoch-Teil (vgl. 0204, Anm. 27); die Schreibungen [δω]ρεαις ϋδε αχιμως (statt δ. du δε α., Seite μ, lin 3) und δια t o m o ϋφοοτηρες (statt δ. τ. οι φωοτηρες, Seite [μα], lin 2l) geben Anlaß zu der Vermutung, daß der Schreiber seinen Text nicht immer verstanden hat. Organisches Trema im Inlaut findet sich in 2 / 3 der erwarteten Fälle. Der Apostroph steht in seinen bekannten Funktionen zur Bezeichnung nichtgriechischer Eigennamen, zur Kennzeichnung der Nasalierung, zur Markierung der Doppelkonsonanz sowie gelegentlich nach εκ und oux und ausnahmsweise auch zur Bezeichnung der Elision (für Einzelbelege vgl. die Anm. 30-34
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Melito von Sardes - Passahomilie § § 1 - 104
bei 0204). Eine Textgliederung ist im Melito-Teil (anders als im Henoch-Teil) fast vollständig unterblieben. Nur eine (Gabel-) Paragraphos ist zweimal nachweisbar: beim ersten Mal Seite λ[β], lin 27 bezeichnet sie deutlich erkennbar e i nen Abschnitt, beim zweiten Mal (ρ [λ]η, lin 33) erfüllt sie wohl nur die Funktion eines Zeilenfiillers (vgl. 0204 bei Anm. 40), allerdings beginnt die nächste Zeile mit (der einzigen nachweisbaren) Ekthese. Aus inhaltlichen Gründen scheint ein Sinneinschnitt an dieser Stelle dennoch unmöglich (vgl. auch Anm. 41 von 0204). Eine Interpunktion ist im Melito-Teil nicht nachweisbar. Korrekturen sind selten und stammen durchweg vom Schreiber selbst (für die Durchführung vgl. die entsprechenden Ausführungen bei 0204); einige sind nur unvollständig durchgeführt (vgl. Seite λβ, lin 3; λγ, 12 und μβ, 12). Die Trennung entspricht der heutigen Regel, doch werden ö und Konsonant gelegentlich getrennt. Orthographies: Im Bereich des Vokalismus fallen besonders die häufigen Verwechslungen von ει und ι (5 bis 6mal pro Seite), o und ω (7 bis 8mal pro Seite), sowie von αι und ε (l bis 2mal pro Seite) auf; ein Unterschied zum Henoch-Teil ist nur im letzten Fall erkennbar; offensichtlich liegt das aber daran, daß die von diesem Wechsel am meisten betroffene Form, nämlich die 2. Pers. Plural der Verben, im Henoch-Teil wesentlich häufiger vorkommt als im Melito-Teil; Rückschlüsse auf die (verschiedene) Qualität der Vorlage läßt dieser Unterschied jedenfalls nicht zu. Die übrigen Phänomene des Vokalismus sind dagegen nur wenig belegt: Vertauschung von υ und οι ist 9mal nachweisbar (vgl. 0204, Anm. 46). Eine Verwechslung von ou statt ω sowie von ε (oder at) statt α und i-Laut statt ε-Laut ist im Melito-Teil nur jeweils einmal zu konstatieren (vgl. 0204, Anm. 4 8 und 49). Im Bereich des Konsonantismus findet sich am häufigsten das Fehlen, die Redundanz oder die Vertauschung von ν und ς am Silbenende (für die Belege vgl. Anm. 51 zu 0204). Untereinander vertauscht werden gelegentlich auch die Dentale (0204, Anm. 52) und die Gutturale (0204, Anm. 53). Daneben ist Simplifikation (zweimal) und Gemination (3mal) zu beobachten; für das Phänomen der Denasalierung gibt es bei Melito nur einen (höchst unsicheren, vgl. 0204,
KV 54 - P. Chester Beatty XII / University of Michigan, Inv. Nr. 5553 363
Anm. 55) Beleg. Wie in KV 55 gibt es auch hier Schwierigkeiten mit der Schreibung des Wortes εχθρός: an 2 (von 6) Stellen (λγ 8 und und μβ 15) finden wir die Schreibung ohne θ. Alles weitere kommt (im ganzen Codex) nur einmal vor und beruht vermutlich auf bloßer Verschreibung (vgl. 0204, Anm. 57). Daneben gibt es noch eine Reihe von Dittographien, Haplographien und Textmißverständnissen, die nach Meinung der Herausgeber (vgl. Kenyon 1941, ρ 12) bereits auf die Vorlage zurückgehen könnten. Nomina sacra: ανς, ανον 6 ; θς, θυ, θν 7 ; ίς, ïïï, tv; ιηλ, ιολ, ΐΰρλ 8 ; κς, κϋ, κν; πρ 9 ; πνα, πνς, πνϊ 1 0 ; χς, χϋ, χν; 'Ιερουοαλήμ, μήτηρ, ουρανός und υιός werden nie gekürzt. E: C. Bonner, The Homily on the Passion by Melito Bishop of Sardis, with Some Fragments of the Apocryphal Ezekiel, SaD XII, London-Philadelphia 1940 [= SaD XII] / M. Testuz, Papyrus Bodmer XIII, Méliton de Sardes, Homélie sur la Pâque, Bibliotheca Bodmeriana 1960, pp 28-31 [„Les deux premières pages [von KV 55] sont tirées du manuscrit A [= KV 54]. Les parties du texte entre crochets, lacunes de A, ont été reconstituées d'après le latin (L)."] / Eine Reihe wichtiger neuer Text- und Lesevorschläge findet sich bei S. G. Hall, JThS 19 (1968), pp 476sqq (s. unter L:). L: F. G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri, Gnomon 8 (1932), pp 46-49 [= Kenyon 1932] / id, The Chester Beatty Biblical Papyri, Fase. I, London 1933 / id, The Homily on the Passion by Melito Bishop of Sardis, Mélanges F. Cumont, Annuaire de l'Institut de philologie et d'histoire orientale et slave 4, Brüssel 1936, pp 107-119 / C. Bonner, The Last Chapters of Enoch in Greek, SaD VIII, London 1937, ρ 17 / id, The New Homily of Melito and its Place in Christian Literature, Actes du V e Congrès International de Papyrologie, Brüssel 1938, pp 94-97 / id, Two Problems in Melito's Homily on the Passion, HThR 31 (1938), pp 175-190 / F. G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri (Descriptions and Texts of Twelve Manuscripts on Papyrus of the Greek Bible), Fasciculus VIII [2]: Enoch and Melito, Plates, London 1941, pp 5-12 [= Kenyon 1941] / P. W.
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Melito von Sardes - Passahomilie § § 1 -104 / Anm. 1
Derouaufx), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 321 / A. Wifstrand, The Homily on the Passion, VigChr 2 (1948), pp 201-223 [mit Textvorschlägen] / C. Bonner, The Text of Melito's Homily, VigChr 3 (1949), pp 184-185 (weist einige von Wifstrands Lesevorschlägen als bloße Konjekturen ohne Anhalt im Papyrus zurück) / B. Lohse, Die Passa-Homilie des Bischofs Meliton von Sardes, Textus Minores XXIV, Leiden 1958 / 0. Perler, Méliton de Sardes, Sur la Pâque et fragments, SC 123, Paris 1966 / A. Orbe, Imago spiritus, A proposito de S. Melitón: Peri Pascha 56, Greece and Rome 48 (1967), pp 792 - 795 (ρ λδ, lin 25 πνς" ist haltbar) / 5". G. Hall, The Melito Papyri, JThS NS 19 (1968), pp 476-508 / id, Melito Περί Πάοχα 1 und 2, Kyriakon (Festschrift Johannes Quasten, Vol. I) Münster 1970, pp 236-248 / J. Smit Sibinga, Melito of Sardis. The Artist and his Text, VigChr 24 (1970), pp 81-104 / L. Tornea, Melitone - La Pasqua, Vol. 1 (introduzione, testo critico, traduzione), Collana di studi greci LVII, Neapel 1973, pp 11-16 / J. Ibañez Ibañez-F. Mendoza Ruiz, Meliton de Sardes - Homilía sobre la Pascua, Pamplona 1975 (mit ausführlicher Bibliographie, vor allem zu theologischen Fragen auf pp 257sqq) / S. G. Hall, Melito of Sardis, On Pascha and Fragments, Oxford 1979, pp XVII (vgl. auch den textkritischen Apparat). F: F. G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri VIII [2], London 1941 (Die Fotos des Melito-Teils stehen auf den mit f. 13. r. bis f. 21. v. bezeichneten Tafeln) / C. Bonner, SaD 12 (vgl. E:), Plate I (am Ende des Bandes; zeigt Cod ρ λ[β]).
1 Die Zuweisung der Passahomilie an Melito wurde von Nautin heftig bestritten [vgl. P. Nautin, L'homélie de „Méliton" sur la passion, RHE 44 (1949), pp 429-438; id, Le dossier d'Hippolyte et de Méliton, Patristica 1, Paris 1953, pp 53-55, id, (Rezension zu van Haelsts Catalogue) REG 91 (1978), pp 213sq], Einen Überblick über die Gegenargumente bieten Β. Lohse, Die Passa-Homilie des Bischofs Meliton von Sardes, Textus Minores 24, Leiden 1958, pp 59sq und Hall (s. unten) ρ XX. Andere haben Anstofi an dem Versuch genommen, die
KV 54 - Anm.
365
2-10
Homilie mit den zwei Büchern über das Passa zu identifizieren, die Euseb (der die vorliegende Homilie offenbar nicht kennt) h. e. 4,26. 3sq nennt und zitiert. Einen Überblick über diese Diskussion findet man jetzt bei S. G. H a l l , Melito of Sardis, On Pascha and Fragments, Oxford E a r l y Christian Texts, Oxford 1979, pp XXsq, der (ρ X X I ) zu dem Ergebnis gelangt: „Thus while the exact relation of the homily to the two books On the Pascha reported by Eusebius remains uncertain, the difficulties are not substantial enough to call in question the authenticity of the homily." Es fehlen der Schlufi von § 104 und der ganze § 105. o
, Voran geht ein Ornament und die Subscriptio επιοτολη ενωχ ; für eine naue Beschreibung vgl. 0204, Anm. 15-17.
ge-
* Die Lückenberechnung beruht auf einem Vergleich mit KV 55; sie weicht hier und im folgenden von Bonners Schätzungen z.T. ab. (Für Bonners Angaben vgl. die Auflistung in 0204). ^ E i n Vergleich mit KV 55 zeigt, daß hier noch etwa 10-11 linn Text fehlen; ρ μβ [= fol XXl(v)] kann ursprünglich kaum mehr als 40 linn gehabt haben. 7 - 8 linn müssen also noch auf fol X X I l ( r ) gestanden haben (vgl. 0204, Anm. 19). ^ Die Kürzung ist die absolute Ausnahme: Von 23 Vorkommnissen sind nur diese beiden (λδ 21 und μβ 32) gekürzt; ein besonderer Sinn ist nicht erkennbar. ^Von 15 Vorkommnissen bleibt nur κζ 16 (zweites Vorkommen) ungekürzt. Bonner, SaD 12, ρ 10 versucht dafür eine inhaltliche Begründung zu geben: „the second, which is written in full, may be rendered >a divinity< or >divinefil ... très mince< susmentionné: c ' e s t plutôt une sorte de ficelle, 0 1 mm environ). La forme de la cassure-usure périphérique de ce folio montre q u ' a u moment où ce codex a été sorti du sol par ceux qui l ' o n t trouvé, ce folio était placé à l ' e n v e r s , haut des pages en haut certes, mais p. 36 en face de la page 34, et p. 35 en face de la p. 37 (le texte montre à l ' é v i d e n ce que les paginations 34, 35, 36 et 37 sont correctes). Ce folio (par u s u r e ? ) s ' é t a i t donc détaché de son quaternion dans l ' a n t i q u i t é déjà. On a voulu r é parer (tant bien que mal) cet accident en recousant le folio à son cahier, pour éviter que ce folio se perde. On ne pouvait cependent le coudre que dans sa marge (à env. 7 mm du bord), et pour éviter autant que possible de porter
KV 55 - Anm. 12 - 14
377
atteinte au texte, on a choisi pour cela la marge la plus large, qui était aussi la marge extérieure; ce qui a obligé le réparateur à tourner le folio à l ' e n vers (cf. supra). On peut supposer que le début et la fin de ce >fil double très mince< étaient noués respectivement en haut et en bas de la ficelle avec laquelle avait été cousu le quaternion dès sa fabrication." — Auf weitere Nachfrage bestätigt Prof. Kasser mit Brief vom 27.8.93, daß das Gegenblatt (pp 49/50) von diesem Vorgang nicht in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Erklärung: der Bruch, der die Näharbeiten für fol 35/36 notwendig machte, erfolgte „non pas dans le pli central, mais à environ 1 cm de ce pli, dans la marge intérieure de la page 35". In der Mitte zerbrach das Doppelblatt nach diesem Befund also erst zu einem späteren Zeitpunkt. Für diese Auskünfte und für die Geduld, mit der unsere Anfragen immer wieder prompt beantwortet wurden, sind wir Herrn Prof. Kasser sowie dem Direktor der Bodmeriana, Herrn Dr. Hans Braun, zu großem Dank verpflichtet. In seinem Bericht (vgl. Anm. 5) hat Kasser auf ein merkwürdiges Phänomen aufmerksam gemacht: Die Recto-Seiten ΝΓ und ΞΔ haben im oberen Drittel einen Faserverlauf quer zur Schrift (sind also in diesem Bereich eigentlich Versos), während die Verso-Seiten ΝΔ und ΕΓ nur in den unteren zwei Fünfteln der Seite wirkliche Versos sind (auf den oberen Fünfteln läuft der Text parallel zur Faser). Für Fotos von diesem Phänomen vgl. das Foto bei Testuz nach ρ 152 und das bei Perler (s. KV 56 unter F:). Zu erklären ist diese Merkwürdigkeit wohl dadurch, daß das (quer zur Laufrichtung der Industrierolle geklebte) Protokollon zur Herstellung der foil ΝΓ/ΝΔ bzw. ΞΓ/ΞΔ (die also ursprünglich ein Doppelfol gebildet haben müssen) mitverwendet wurde. l ^ D i e Homilie endet (mit dem Wort αμην als einzigem) in der 17. Zeile. In diese Blindzeile ist von gleicher Hand eine Subscriptio eingefügt: MEAITQNOC ΠΕΡΙ ΠΑ I (lin 18) CXA (am Ende der lin). Auf dem unteren Rand folgt (in kleinerer Schrift, aber wohl von gleicher Hand) die Segensformel: (lin 19) ιρηνη τω γραψαντι και τω αναγινωοκοντι I (lin 20) και τοις αγαπωοι τον κν εν αφελοτητι καρδίας. Auffallig die (sonst nicht verwendete) Kreuzform für das Psi, die ein weiterer Hinweis auf einen koptischen Schreiber sein könnte. Die Frage, ob auch für die Petrusbriefe Hand b anzusetzen ist, ist jetzt durch Junack-Grunewald-Aland, Das Neue Testament auf Papyrus, ρ 20, eindeutig beantwortet: „Testuz zieht 4 Hände in Betracht, ... Turner 6 ..., wobei er auch für 3>72 [= NT 72] verschiedene Schreiber annimmt; er urteilt allerdings nur nach dem Foto der Seite 1 von P. Bodmer VII, wo die Schrift nachgezogen und somit kein paläographisch sicheres Urteil möglich ist; daß der Judasbrief [und damit auch die übrigen Stücke der Hand b] und die Petrusbriefe von einer Hand geschrieben sind, wird man hingegen nach Kenntnis aller Fotos sicher behaupten können."
378
KV 55 - Anm. 15 - 16
15 15 Vgl. dazu jetzt Junack-Grunewald-Aland, ρ 19sq: „Für P.Bodmer VIII (l. und 2. Petrusbrief) ist der recto/verso-Verlauf folgender: 1. Quaternio 2. Quaternio 3. Quaternio (?) [Seite 1 und 2 verloren]
Der Faserverlauf in den geprüften Lagen ist eindeutig, in der ersten Lagenhälfte steht r ° vor v ° , in der zweiten v ° vor r ° . Dieser Aufbau folgt den Rekonstruktionen von Testuz (ed. pr., S. 8 und 29) und des Verfassers des besagten Briefes der Bodmeriana [s. Anm. 5]. Nicht einig sind sie sich jedoch hinsichtlich der Beurteilung der Seiten 31 ff. des Papyrus. Testuz nimmt an, daß nach dem 2. Quaternio noch zwei Einblattlagen eingefügt wurden, somit also vier Lagen mit insgesamt 40 Seiten vorauszusetzen sind: deren letztes Blatt sei unbeschrieben geblieben und diente als Deckblatt. Sieht man sich j e doch den Lagenaufbau der Petrusbriefe an, so wird man sagen müssen, daß die Rekonstruktion von Testuz in diesem Punkt falsch ist, und man wird dem »Rapport« [s. Anm. 5] zustimmen, daß Seite 31 ff. eine Mehrblattlage ist, mindestens ein Ternio, dessen Rest verloren ist. Zu einem ganz anderen Urteil kommt Turner, allerdings mit dem oben erwähnten Vorbehalt: die Seiten 1-6 gehören noch zur vorhergehenden Lage, einem Ternio (?), dessen erste Hälfte vom SchluB der Phileas-Apologie und den Psalmen 33 und 34 gebildet wird; ab Seite 7 folgt ein Quaternio, ein weiterer ab Seite 23, dessen letztes Blatt leer ist (Deckblatt). Bei den Petrusbriefen ist noch teilweise der Faden der Heftung vorhanden, ebenso in der Mitte jeder Lage ein Pergamentstreifen zum Schutz gegen die Heftung ...; bei der Beschreibung des Lagenaufbaus der Petrusbriefe ist dieser Befund ein wichtiger »Material-Beweis« für die Richtigkeit der Annahmen von Testuz u.a." ^ D a wir über keine Fotos verfügen, sind wir auf die Angaben von Testuz angewiesen. Dort heißt es (ed. pr., ρ 15) dazu: „Les divisions les plus grandes du texte sont indiquées par des «paragraphes» sous forme de flèches placées en marge. Ces flèches sont tracées de façons diverses. ... Elles sont placées quelquefois à des endroits qui ne correspondent pas bien à des divisions logiques du dévelopement de la pensée". Das Foto von Seite Λζ (Testuz, nach ρ 98) zeigt eine Gabelparagraphos. Eine genauere Beschreibung der Paragraphos gibt Torraca pp 19sq. Danach finden sich insgesamt 26 Paragraphoi in der Passahomilie. Sie haben meist die Gabelform, bestehen in einigen wenigen Fällen aus einem bloßen Strich. Sie reichen fast immer 3 bis 4 litt in den Text hinein und bezeichnen ein Abschnittsende in der Zeile darunter oder darüber. Ihre Anwendung ist offenbar wohlüberlegt: Nur in 2 Fällen (H 5 / 6 und IZ 3 / 4 ) entspricht ihnen kein gedanklicher Einschnitt. Einen Sonderfall bildet ρ NH linn 3+4, wo zwei Paragraphoi mit Zeilenabstand aufeinander folgen und eine dritte am Rande steht. Dabei bezeichnet die erste (korrekt) einen Sinneinschnitt, ebenso die zweite, deren Strich aber zugleich als Nomen-sacrum-
379 Überstreichung dient, während die dritte (offenbar wieder k o r r e k t ) einen w e i t e r e n Einschnitt markiert. l ^ B e i Testuz (ed. pr., ρ 15) heißt es nur „placées en marge", doch scheint diese Beschreibung ungenau, wenn man das Foto von Seite Ας zum Vergleich heranzieht. D a z u heißt es bei Testuz (ed. pr., ρ 15): „Une chose qui c o n t r a s t e avec les autres t e x t e s du recueil est la présence d ' u n e ponctuation, très fréquente, sous la forme d ' u n point placé en haut des c a r a c t è r e s , dans les premières pages du texte; ce point s ' a l l o n g e et devient une apostrophe, et même un petit trait oblique, quand on s ' a p p r o c h e des dernières pages de la copie. C e t t e ponctuation a été employée probablement pour mettre en évidence le style particulier de Méliton, avec ses assonances caractéristiques". Diese Erklärung hat T o r r a c a (ρ 18) modifiziert; unter Berufung auf W e l l e s z , pp 32, 137sq und 249sqq meint er: „si t r a t t a del cosidetto canto ecfonetico. Appare, quindi, evidente che gli apici usitati nel papiro rispondevano allo scopo di segnare le pause della lettura liturgica ... i segni usati costituiscano un prezioso e interessante p r o dromo della notazione ecfonetica". ^ „ S u r les voyelles initiales d ' u n mot, on trouve assez souvent un signe qui a f f e c t e diverses formes: un trait oblique semblable aux accents aigus de l ' i m primerie ([p] 3 [du m a n u s c r i t ] / [ l i g n e ] 7, 4 / 1 et 17), ou un petit trait horizontal (27/9); quelquefois le signe est courbé, et s ' i l est p l a c é en oblique, il ressemble a l ' e s p r i t doux imprimé ( 4 4 / 7 ) , tandis que s ' i l est horizontal, il devient presque une demi-lune, avec les branches en haut (9/15) — Ces signes indiquent la p r é s e n c e d ' u n esprit rude ou d ' u n esprit doux, mais leur forme varie au gré du scribe et non pas suivant leur signification" (Testuz, ed. pr., ρ 15). Nach Ausweis der Edition gibt es 21 Vorkommnisse; b e t r o f f e n sind v o r wiegend die kleinen „kleinen" W ö r t e r [ 8 m a l ύ π / ύ π ο ; 4mal ó, sowie je einmal ύϊοις (ς 1), 'Αδάμ (ΜΘ l O / l l ) , έπι (Μς 11/12), ύλην (ΚΑ 6 / 7 ) , ύμων (Ε 13), ούς (ΛΒ 8), ώ (ΜΔ 4) und ώοϊ (= ωΰεί); das einzige längere Wort ist ύ φ α ν θ η (Θ 15). „La diérèse est employée, mais parcimonieusement. E l l e se trouve principalement sur ι ... Ici [= in KV 55] elle est mise à l ' i n i t i a l e , au milieu ou à la fin d ' u n mot, et pas forcément au voisinage d ' u n e autre voyelle. Le scribe l ' e m p l o i e très irrégulièrement: il en met quatre à la page 20, une à la page 19, et aucune dans les six pages qui précèdent" (p 16). Insgesamt lassen sich nach Ausweis der Edition 29 Vorkommnisse registrieren. Unter die Kategorie »organisches Trema< f a l l e n dabei zumindest die folgenden 5: υϊων E 7, ύϊοις ζ 1, Ηοαϊας ΛΖ 14, Καϊφας NE 13 und αι(=ε)βραϊκη Νς 7. Vielleicht könnte man auch καταοκευή Κ 5 und βροχοϋς Μς 8 / 9 (die sonst kaum zu e r k l ä r e n sind) dieser K a t e g o r i e zuschlagen; völlig unerklärbar bleibt ωοϊ KZ 9. Die restlichen stehen (als organisches oder unorganisches T r e m a ) über anlautendem Jota, da-
380
KV 55 - Anm. 21 - 29
von lOmal bei iva, 3mal finden wir es bei (ε)ϊκονα, zweimal bei ίοακ, je einmal bei Ιακώβ, ϊδιος, ϊδου, (ε)ϊπ(ε)ιν, ϊοτααθαι und καθϊδρυιε (=-ται; wie häufig bei (Composita nach der Wortfuge). 21
ΙΘ 2 τυγ· χάνει, Λ 1 επενεγ κατο, Λ 2 π ρ ο ο η ν ε γ κ ε ν , Μς 9 μ α ο τ ι γ γ α ς , Μς 12/13 ε π ε ν ε γ κ ο ν , Νς 12 αναγ · καζομενε (=-ναι). 22
Μ Θ 10 κ α θ · οδηγη, ΝΑ 13 καθ· ο8ον.
2
·^ ΜΑ 4 Μο(=ω)υοη· εκτεθείς, ΜΔ 6 αφαγη· εδει [im zweiten Fall ließe sich der Punkt auch als Interpunktion verstehen; was den ersten Fall betrifft, so meint Torraca (p 21 ), dieser Punkt habe (wie sonst der Apostroph) hier die Funktion, einen nichtgriechischen Eigennamen zu kennzeichnen; das zweimalige Aufeinandertreffen von η und ε könnte also auch rein zufällig sein]. 24
25
2
ΜΔ 7 α λ λ ο υ χ . K E 6, MA 9 α λ λ ' .
^ M Z 7 λιμωτ'των.
27
Ας 14 Δαουιδ'.
2 ® υ : οι (Ζ 10 αμυρον statt αμοιρον; AH 2 / 3 ανυγει statt ανοίγει); t : η (Κ 10 αχριοτον statt αχρη-; ΞΓ 8 / 9 ακαταλιμτον statt ακαταλημπτον); η : ει (ΚΓ 7 αληθη statt αληθει). Nicht belegbar ist dagegen der Wechsel von ει zu ε (bei ελικετο statt ειλκετο ΛΓ 7 handelt es sich wohl um Metathese); von daher bestehen gegen die Lesung εγεινετο = εγενετο, die Testuz mehrfach vollzogen hat (Γ 5; Θ 12; IE 6; IZ 6; ΚΘ 3; AA 6), wohl Bedenken; allerdings findet sich Ξ 15 ανεοτημι statt ανιοτημι.
So kommt ζωη l i m a i vor, davon 7mal mit ω; in den verbleibenden 4 Fällen ist das ω einmal (IZ 5) supra lineam durch ein o ersetzt, ansonsten (Ας 10; MZ 3; HA 16) steht o; umgekehrt sind die Verhältnisse bei Μωυαης: bei 8 Vorkommnissen findet sich 5mal (AE 12; Ας 8; M 1; M 5; MA 4) eine Form mit o; zweimal lesen wir die ω-Form mit Überstreichung der beiden Anfangsbuchstaben (Δ 15 Μωυοι; E 3 Μωυοεως) und einmal finden wir eine klare ωSchreibung (ς 15). Weitere Belege sind φοβεροτερον (statt -ρωτερον) ΙΑ 7 / 8 und A 12/13; αποδυροντο (statt απωδ-) IE 3; τον αθων (statt αθον) KÇ 13; προοδοιπορει (statt προωδ-) AB 3; προοικονομηοεν (statt προωικ-) ΛΓ 13/14; το μέλλων (statt το μέλλον) ΛΔ 2; ούτος (statt -τως, die Editoren ziehen allerdings ούτος vor) AH 2; επενεγκων (statt -κον) Μς 12/13; οκοπιζων (statt -ζον) ΝΗ 12/13 sowie εκοκυαας (statt εκωκ-) Ν θ 9. Die Stellen IE 3; AB 3 und ΛΓ 13/14 lassen sich auch als Unterlassung der Augmentierung verstehen.
KV 55 - Anm. 30 - 39
381
1Λ IB 5 / 6 ενεγκαλιοαμενος statt ε ν α γ κ - ; ΛΑ 16/17 εχρηματιοεν statt εχρημετιζεν; ΛΒ 14 α ν α λ υ ε τ ο statt α ν ε λ - ; Λς 12 ήμερες statt - ρ α ς . 31 ΙΔ 6 εδαριοθη statt ηδ-; ΙΘ 1 γεινετε statt γ ί ν ε τ α ι ; ΛΑ 16/17 εχρηματιοεν statt εχρεμετιζεν; ΛΒ 4 ετοιμαοι(ν) statt ητοιμαζεν; ΛΖ 5 Ιερημιας statt Ιερεμίας; ΛΗ 4 / 5 διηγηοηται statt -οεται; ΝΗ 5 / 6 παρτ)θχηματιατε statt π α ρ ε οχηματιοται. 32 Δ 8 ω statt ου; ΛΔ 4 τούτου statt τούτο; ΛΗ 7 εις του ου statt εις το ου; Λς 1 εν τη Αιγυπτω statt εν γ η Αιγυπτου (bei gleichzeitiger Verwechslung von τ und γ); ΜΓ 10 απηρνηοου statt - ο ω . 33 Ζ 13 π ν ε ς statt π ν ο ς ; ΝΒ 15 απεκατεοτηοεν statt α π ο κ α τ - ; Νς 2 α π ε κ τ ε ι νας statt α π ο κ τ - . Als Erklärung kommt ein L e s e f e h l e r oder Deaugmentierung in Betracht. ΜΓ 9 ηδοξαοας statt ηδοξηαας; ΜΘ 3 / 4 ορμασας statt ορμιροας; NZ 1 οιγην statt αιγαν; ΝΘ 16 / Ξ 1 ηνεοτη statt ανεατη. oc K H 3 γεναμενου statt γ ε ν ο μ - und NZ 11 ετραμηοε statt ετρομ-.
JJ
3
^ E i n e n W e g f a l l des auslautenden Sigma beobachten wir Δ 1 (o statt ος), E 12 (δήμου statt δήμους), Θ 12 (ω statt ως), ΙΓ 14/15 (του πρώτοτοκου statt τους πρωτοτοκους), ΛΕ 15 (του statt τους); vielleicht gehören auch die beiden S t e l len mit beweglichem Sigma (KA 12 und Νς 5 / 6 ουτω statt ούτως) in diese Kategorie. Ausgefallenes Ny finale finden wir E 11 (αυτο statt αυτόν), IH 8 (με statt μεν), KA 2 und 5 (τούτο statt τούτον), KH 11/12 (τειμη statt τιμήν), Λς 15 (οφαγη statt οφαγην); eine Redundanz zeigt sich KA 6 / 7 (αυτών statt αυτω). Auch eine Verwechselung von Ny und Sigma ist m e h r f a c h nachweisbar: E 5 (εοπερας statt εοπεραν), Θ 2 (την statt της), Κς 6 (επι της γ η ς statt επι την γην), ΜΖ 16/17 (επι οτρωμην [sic] μ α λ α κ η ν statt επι οτρωμνης μαλακής), ΜΘ 8 (αναπλαοοομενον statt -μένος), ΝΒ 5 (ερυθραν statt - θ ρ α ς ) . Insgesamt gibt es 19 Vorkommnisse dieses Phänomens. 3
^ Λ Β 4 λ η μ θ ε ν statt λημφθεν; MA 11 αναλημθεις statt - λ η μ φ θ ε ι ς ; MB 1 λημθεις statt λημφθεις; ΝΔ 7 α ν α π ε μ θ η statt - π ε μ φ θ η [allerdings ist diese Fehlschreibung nicht durchgängig, vgl. z.B. ΝΔ 6 λημφθη]. 38
IB 15 εκθρος statt εχθρός; KZ 11 αιχρον statt εχθρον; Ν 6 / 7 εκθρον statt εχθρον [die beiden restlichen Stellen (ΞΑ 4 und ΝΓ 15) weisen nur deshalb die korrekte Schreibung auf, weil das Theta supra lineam nachgetragen ist]. 39
Vor a l l e m das Wort μαστός ist hier b e t r o f f e n ( θ 3 und Λ 3 μαοθους, IÇ 3 μαοθων, ΛΑ 3 μαοθοις; die Schreibung mit Tau kommt nicht vor), ferner χιτων
382
KV 55 - Anm. 40 - 45
(Θ 12 und 15 κιθων bzw. κιθωνα; beide Schreibweisen sind v i e l f a c h belegt, vgl. Gignac I 93sq). In diese Kategorie gehören auch die verschriebene Seitenzahl Χ θ (=ΚΘ) und Schreibungen wie α ι % χ ' χ ε ι ς (statt εκχεεις ΜΓ 15) und π ε πονευται (statt π ε φ ο - NH 2) sowie die Ersetzung der Endungen - θ ι und - τ α ι durch -τι und - θ α ι (ΙΓ 1 α π α λ λ α γ η τ ι statt - γ η θ ι und ΛΓ 12 τετελεοθαι statt - λ ε ο τ α ι ; zumindest im l e t z t e n Fall könnte auch unverstandener Text die U r s a che sein). Als Ursache dieser Phänomene gilt „bilingual i n t e r f e r e n c e " (vgl. Gignac I 95), sie weisen also auf eine Herkunft aus koptischem Milieu (südlich des Deltas). In dieselbe Richtung weist die Schreibung διγνυτε (statt δεικνυται) ΙΘ 7 (vgl. Gignac I 63,5). 4
® A m meisten b e t r o f f e n ist das Wort μάοτιξ und seine Flektionsformen (μανοτιγγ α E 1, μ α ν ο τ ι γ γ ο ς E 2, μ α ο τ ι γ γ α ς Μς 9, μαατιγγας Μζ 13, μα[[ν]]οτιγγες NE 9); redundante Nasalierung finden wir auch bei der Präposition εκ mit folgendem G a m m a - A n l a u t (Λς 11, ΛΘ 9, NB 10: εγ γης; ΝΓ 1 εγ γενετής). Auf der anderen Seite steht ε υ α ν γ ε λ ι ω ΚΓ 5 (an 5 weiteren Stellen dagegen korrekt) und ε ν κ α τ ε λ ι π ε ς ΝΘ 12/13. Neben den Beispielen, die unter dem Aspekt der Nasalierung bereits in Anm. 40 genannt sind vgl. Νς 2 εμ μέθης (aber εν μεβω Nç 3) oder Λς 11 ενπροοθεν (aber ΛΖ 9 εμβαλωμεν) usw. 4
^ΙΓ 9 αλλωοιν (statt ημαξας). 43
(statt αλωοιν); Λ 3 τιθθηνους (statt
τιθη-); NÇ 2 ημμαξας
Κ Β 7, 14, 17; ΚΓ 14.
44
ΜΖ 6, 11, 17 steht ης, nur ΜΖ 9 steht ηοθα; KV 54 liest an a l l e n Stellen ηοθα. 4
^ E 12 επεριζωομενοι. statt περιεζωο-; Ζ 7 εοφραγιοται statt σφραγίζεται ( M e t a t h e s e ? ) ; ΙΔ 6 εδαριαθη statt ηδαρ-; ΙΕ 3 αποδυροντο statt α π ω δ - ; ΛΒ 3 προοδοιπορει statt προωδ-; ΛΒ 14/15 α ν α λ υ ε τ ο statt α ν ε λ - ; ΛΓ 13/14 προοικονομηοεν statt προωικ-; ΝΒ 15 απεκατεοτηοεν statt α π ο κ - ; Νς 2 α π ο κ τ ε ι ν α ς statt α π ε κ τ - ; ΝΘ 1 6 / Ξ 1 ηνεβτη statt ανεατη. Einiges könnte sich natürlich auch aus den Phänomenen des Vokalismus e r k l ä r e n (vgl. Anm. 29 bis 31).
383
KV 56 Melito von Sardes 1 , Paisahomilie §§ 57-63 Oxford, Bodleian Library, MS. Gr. Th. d (4) (P); P. Oxy. XIII 1600 Haelst Nr. 679; Pack 2 Appendix Nr. 47; Montevecchi, ρ 328; Treu, Ref. I, ρ 191 und Ref. IV, ρ 378; Turner Nr. 544; Clavis I 1092c; Coles, ρ 34; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 352
IV e V
(Cavallo, Bd. 1, ρ 67) (Grenfell-Hunt, ρ 19)
Fundort: Oxyrhynchus;
1 beschädigtes fol aus einem Cod, sowie 1 kleineres fr mit Schriftspuren auf dem Recto (nicht näher identifiziert). Das Recto geht dem Verso voran. 22,5 cm(H) χ 7,8 cm(ß) 2 ; (erhaltener) Außenrand: 2,1 cm; (erhaltener) unterer Rand: 2,3 cm; rekonstruiertes Blattformat: ca 25 cm(H) χ 13 cm(ß); rekonstruierter Schriftspiegel: ca 20 cm(H) χ 8,5 cm(B); erhalten sind jeweils 29 unvollständige linn auf recto und verso; rekonstruierte Zeilenzahl pro Seite: 30. Rekonstruierte Zeilenlänge schwankt zwischen 14 und 21 litt pro lin (meist 16-18 litt); zwischen recto und verso sind 17 litt (= 1 lin) zu ergänzen. Der Codex gehört wohl zu Turners "Group 8 (B half Η; Β 14/12 χ Η 30/25)". Wohlgeformte Rundunziale (Bibelunziale); Hochpunkte zur Bezeichnung der Elision 3 und zur Kennzeichnung nichtgriechischer Eigennamen 4 ; einmal Apostroph 5 ; dreimal Randzeichen (r, lin 19 ' ε ' ; r, lin 21 ' δ ' ; ν, lin 38 koptisches Pef), wahrscheinlich von zweiter Hand; ihre Bedeutung ist unklar. Keine Orthographica nachweisbar. Nomina sacra: χϋ; χ ϋ 6 .
Soweit erkennbar, war der Text von KV 56 dem von KV 54 und KV 55
384
Melito von Sardes, Passahomilie - P. Oxy. XIII 1600 / Anm. 1 - 6
qualitativ überlegen. E: B. P. Gienfell-A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri XIII, London 1919, pp 19-21 (vor der Identifizierung) / S. G. Hall, The Melito Papyri, JThS NS 19 (1968), pp 504-508 (keine diplomatische Wiedergabe). L: A. Ehrhard, Überlieferung (TU 50), ρ 63 IC. Bonner, The New Homily of Melito and Its Place in Christian Literature, Actes de V e Congrès international de papyrologie, Brüssel 1938, pp 94-98 (Identifikation des Papyrus) / G. Cavallo, Ricerche sulla maiuscola biblica, Florenz 1967, Band 1, ρ 67. F: G. Cavallo, Ricerche (vgl. L:), Band 2, Tafel 47 (nur recto).
1 Zur Zuschreibung der Passahomilie an Melito vgl. KV 54, Anm. 1. Die Identifizierung des zunächst unerkannt gebliebenen Textes, der unter der Überschrift "Treatise on the Passion" veröffentlicht wurde, erfolgte 1938 durch Bonner (vgl. L:). So die Maßangabe der Erstedition; unsere, am Papyrusfoto vorgenommenen Berechnungen führten jedoch zu etwas anderen Werten: maximal 22,1 cm(H) χ 8,7 cm(B); die übrigen oben angegebenen Maße (Rand, rekonstruiertes Blattformat und Schriftspiegel) sind ebenfalls vom Foto aus ermittelt worden. Recto, lin 1 w . 4
R e c t o , lin 22 Αβελ·; lin 26 Ιωοηφ·.
5
Recto, lin 16 α λ λ ' .
6Aus Platzgründen war άνθρωπος (vgl. Recto, lin 10/11 ) piene 'Ιοραήλ (vgl. Verso, lin 9) dagegen gekürzt.
geschrieben,
385
[KV 57] Melito von Sardes (?), De veritate f?) 1
Oxford, Ashmolean Museum; P. Oxy. X V I I 2074
Haelst Nr. 680; P a c k 2 Appendix Nr. 49; Montevecchi, ρ 328; Turner Nr. 546; Coles, ρ 39; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 353
V
(Hunt, ρ 18; Bonner, ρ 50)
Fundort: Oxyrhynchus; 2 z.T. stark beschädigte foil aus einem Cod; fol 1: 14,5 cm(H) χ 11,8 c m ( B ) 2 ; oberer Rand: ca 2,5 cm, unterer Rand: ca 2 cm; Schriftspiegel: 10 cm(H) χ 8,8 cm(B); fol 2: 4,7 cm(H) χ 4,7 cm(ß); fol 1 (r): 21 unvollständige linn, fol 1 (ν): 20 unvollständige linn; fol 2: jeweils 9 unvollständige linn auf recto und verso; (rekonstruierte) Zeilenlänge schwankt zwischen 20 und 26 litt pro lin. Mittelgroße, aufrechte, gut lesbare Unziale (Alexandrinische Majuskel); Tinte braun; fol 2 von hellerer Papyrusfarbe; Tintenflecke auf fol 2; Doppelpunkte; einmal v-Strich; keine Orthographies. Die Sätze auf dem größeren fr werden meist durch Γ ου εΓ eingeleitet, gefolgt von einem femininen Artikel und einem Vergangenheitspartizip; angeredet ist möglicherweise ' α λ ή θ ε ι α ' (s. Bonner, ρ 51 ). Nomina sacra: κε; πρς; πνα. Ε : Α. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri XVII, London 1927, pp 18-21 / C. Bonner, The Homily on the Passion by Melito Bishop of Sardis, with Some Fragments on the Apocryphal Ezekiel, SaD XII, London und Philadelphia 1940, pp 50-55 (wiederholt Hunts Text ohne Veränderungen).
386 Melilo von Sardes, De veritate (?) - P. Oxy. XVII 2074 / Anm. 1 - 2
L: A. Ehrhard, Überlieferung (TU 50), ρ 64. F: —
^Das Stück wurde in den P. Oxy. ediert unter der Überschrift: „Apostrophe to Wisdom"; dabei wurde der zunächst naheliegende Gedanke, es handle sich um „an address to the Virgin Mary" verworfen. Ehrhard (der das Stück für gnostisch hält) hat diese Entscheidung ausdrücklich gebilligt, denn „unter den griechischen Marienreden des 4. und 5. Jahrhunderts befindet sich keine einzige, die sich in metaphysischen Ausdrücken und Aussagen über die Theotokos erginge" (p 64). Die Identifikation geht auf Bonner zurück, der es aus philologischen Gründen schwierig fand, das Recto, lin 1/2, im Akkusativ stehende Wort οοφίαν zugleich als angeredetes Subjekt der folgenden Prädikationen zu nehmen und deshalb αλήθεια als Gegenstand dieser Prädikationen einführte und zu begründen suchte. Da eine Schrift Melitos De ventate dem Titel nach bekannt ist und ihm der hymnische Stil zum Stil des Melito zu passen schien, schlug er (mit aller Vorsicht) diese Identifikation vor: „The suggestion that P. Oxy. 2074 may be a part of Melito's περί αληθείας is only tentative. It may serve a usefull purpose if it leads to a more careful study of this interesting fragment" (p 55). Weder Perler noch Hall (vgl. L: bei KV 54-56) haben das Fragment jedoch in ihre Melito-Ausgaben übernommen; auch in der Clavis (vgl. I 1092) ist es unter den Melito-Stücken nicht erwähnt. ^ Das Blatt ist (unter Berücksichtigung der Abstände für verlorene Buchstaben und Zeilenteile) im Zuge der Restaurierung aus den 3 noch vorhandenen frr so geschickt wieder zusammengesetzt worden, daß die oben genannten Werte für das restaurierte Blatt dem ursprünglichen Blattformat sehr nahe kommen dürften. Der Codex würde damit in die Gruppe der kleinen Quadratformate gehören und somit Turners „Group 9 (>Square (διγενουο > περι π α ο χ α s I Çc I Ρ) und die Subsriptio Lage III 7 = Cod ρ 39 (ω[ριγενουο πε]ρι π α ο χ α α), der nach ca. 4 Freizeilen die Inscriptio >ß < folgt, gut gesichert. Ob Peri Pascha der Dialektos (falls beide Schriften Teil ein und desselben Codex sind, vgl. Anm. 2) folgte oder voranging, ist nicht sicher f e s t s t e l l b a r : die Reihenfolge, in der sich der Codex bei Übergabe befand (vgl. pp 477sq, Rubrik Fundumstände), war offenbar bereits gestört, und die Tatsache, daß die l e t z t e Lage von KV 73 nur aus einem Doppelblatt besteht, bei dem die l e t z t e n 2 3 /4 Seiten unbeschrieben sind, kann keine Entscheidung in dieser Frage bringen, denn auch der Text der Dialektos endet 4 J / 4 Seiten vor Ende der Lage mit l e e r e n Seiten, von denen allerdings die beiden letzten v e r l o r e n gegangen sind. 2 So Nautin. Damit folgt er offensichtlich Guéraud (Note prélim., ρ 92) und K o e n e n - D o u t r e l e a u (Nouvel inv., ρ 547). In gleicher Weise äußert sich auch Puech, Les nouveaux écrits, ρ 307. Zur Begründung dieser Auffassung heißt es bei Nautin, ρ 23: „II est probable qu' ils [= die Lagen von Peri Pascha] f o r maient un seul codex avec le Dialektos, p u i s q u ' i l s ont le même format et ont été placés dans la même liasse". Daß der Diorthot in beiden Schriften d e r s e l be ist (vgl. Nautin, ρ 28), könnte man als weiteres Argument hinzufügen; a l lerdings wird es etwas dadurch entwertet, daß dieser Diorthot auch im G e n e sis-Kommentar des Didymus (KV l l ) nachweisbar ist. A n d e r e r s e i t s gibt es b e achtliche Gegengründe. Die wichtigsten hat Nautin bereits selbst genannt: a) „ L ' é c r i t u r e est ... proche de c e l l e du Dialektos mais ne paraît cependant pas
KV 73 - Anm. 3 - 1 1
477
être de la même main" (ρ 24); b) „les deux cahiers du Dialektos ont une numération distincte" (p 23). Auch sonst gibt es kleine Abweichungen: So steht in Peri Pascha die Lagenzahl oben links, in der Dialektos oben rechts auf der ersten Seite, und die Breite der Ränder wechselt in Peri Pascha (abhängig davon, ob die Zeile am AuBenrand oder in der Buchmitte beginnt), während in der Dialektos die Randbreiten weitestgehend konstant sind. Die Frage des Formats bereitet dagegen nur scheinbar Schwierigkeiten, denn Scherer gibt in seiner Editio princeps (ρ 2) der Dialektos die Mafie eines Doppelblattes zwar mit 32 cm χ 29,8 cm (was auf eine Einzelblattbreite von 14,9 cm umzurechnen wäre), während Nautin die Breite eines Blattes von Peri Pascha nur mit 14,4 cm beziffert (Guéraud, Note prélim., ρ 92 und — ohne Scherers Angaben zu diskutieren — auch Koenen-Doutreleau, Nouvel inv., ρ 547 sowie Turner, Typology, ρ 20 geben die Breite mit 14,5 cm), aber die Nachmessungen am Foto haben Nautins W e r t e bestätigt. Es handelt sich also möglicherweise um einen Sammelcodex mit zwei Zählserien (vgl. den E x z e r p t e - C o d e x KV 74+63+70). •^Die Schrift der Disputatio wird von Scherer (Entretien d ' O r i g e n e avec Héraclide et les évêques ses collègues sur le Père, le Fils, et l ' â m e , Publications de la Société Fouad I de Papyrologie, Textes et Documents IX, Kairo 1949, ρ 8) auf das Ende des VI. oder den Anfang des VII. Jhdt. gesetzt, Turner datiert sie auf das VI. Jhdt., ohne nähere Qualifikation. ^ Die nun folgende Beschreibung beschränkt sich auf jenen Teil des Codex, der Peri Pascha enthält. Die negativen Zeilenzahlen gehen auf Nautins Ausgabe zurück und sind dort (p 153) wie folgt erklärt: „Dans le cahier II (p. 17 à 32 incluse), le haut des pages manquant, les lignes sont numérotées à partir du bas de la page (-5; -10, etc.)." ^Bei den folgenden Maßangaben handelt es sich um Mittelwerte. ^Typology, ρ 20; Turner bezieht diese Angabe zwar auf das Dialektosmanuskript (KV 75), da er beide Handschriften aber unter einer gemeinsamen Nummer führt, wird der vorliegende Papyrus mitgemeint sein. ^Die Verteilung ist wie folgt: 13mal 37, 12mal 36, 5mal 35, 3mal 34; wegen des Titels hat ρ 39 des Papyrus nur 29 geschriebene Zeilen, die letzte Seite der Schrift (p 50) hat nur 11 Zeilen; 15mal läßt der Zustand der Seiten eine zuverlässige Zählung nicht zu. Nautin (p 24) gibt nur den Mittelwert an (35-37 Zeilen). ® Nautin (p 24) gibt als Mittelwert 17-24 Buchstaben an, die E x t r e m w e r t e sind nicht erwähnt (in 2,18 findet sich sogar eine Zeile mit nur 8 Buchstaben, doch ist hier das Zeilenende aus Gründen der Gliederung freigelassen).
478
KV 73 - Anm. 12 - 18
' Die auffällige Schreibung von έϊδωμεν ist wohl ebenso als A n l a u t t r e m a (Jotazismus!) zu deuten wie in κατισχύει (beim {Compositum in der W o r t f u g e ) . l ^ A u c h andere in griechischen W ö r t e r n nicht vorkommende Buchstabenkombinationen f a l l e n wohl in diese Kategorie: vgl. die (wohl auf einem Mißverständnis beruhende) Schreibung η ι δ ' ο υ statt η ιδού in 13,5, wo ιδ gestrichen zu sein scheint und durch ein iiberschriebenes Γ e r s e t z t w e r d e n soll; das Ny der darüber stehenden Zeile hat eine nach links schwenkende Cauda, die man auch als N y - S t r i c h des darunter (an v o r l e t z t e r S t e l l e ) stehenden W o r t e s v e r s t e h e n kann, also η γ ' ο υ ( ν ) , da das letzte Wort (τοις) nachträglich eingefügt scheint; aber einen e r t r ä g l i c h e n Sinn gibt auch diese Lesung nicht; ist ομον gemeint? ^ „ L e o est écrit au-dessus du μ et le υ est figuré par accroché au-dessous de la courbe du μ", Nautin, ρ 26.
un petit
serpentin
12 ¿ 42,24 vor einem Lemma und 11,33, wo sich eine plausible E r k l ä r u n g als Satzzeichen oder Lesehilfe kaum geben läßt; möglicherweise dient er hier zur Expungierung (vgl. KV 67).
^ D e r Punkt in Tiefstellung in 1,30 (φαο.εκ) soll offenbar eine Lesehilfe d a r stellen, beruht aber auf einem Mifiverständis (gemeint ist das hebräische Wort φαβεκ); oder hat er hier konjunktive Bedeutung ? ^ Nicht a l l e F ä l l e sind sicher; ob man z.B. mit Nautin in 50,2 ε λ λ ε ι π ω ς lesen will oder die vom Papyrus gebotene Form ε λ λ ι π ώ ς stehen läßt (vgl. LiddelScott-Jones s.v.), ist eine G e s c h m a c k s f r a g e . ^ Die unzureichende Beachtung dieser jotazistischen Phänomene hat in Nautins Ausgabe an zwei Stellen zu unnötigen Textänderungen geführt: 9,28 (κειτο zu κείται) und 36,19-20 (περιζωαετο zu περιζωΟεται), beide Male in einem Bedingungssatz; dabei zeigt die exakte P a r a l l e l e (zu 9,28) in 8,36-9,5, daß Orígenes hier εί mit dem Optativ in der Protasis und Futur I in der Apodosis verwendet; entsprechend ist 9,28 zu v e r f a h r e n und κεοιτο (ι = οι) h e r z u s t e l l e n . 36,19-20 ist, wie Nautin richtig gesehen hat (p 46: „même faute en 9,28"), eine genaue P a r a l l e l e , entsprechend ist hier περιζωοαιτο (ε = αι) zu lesen. Β. W i t t e hat diese Vorschläge jetzt in seine Ausgabe übernommen (vgl. ρ 98, lin 22 und ρ 128, lin 23). ^ D o c h sind diese Fälle fast alle unsicher, sei es, daß beide Formen auch sonst gleichwertig nebeneinander vorkommen (εορακα - εωρακα; Σαλωμωντος Σαλομωντος), sei es, daß sich eine von beiden Formen nicht mit Sicherheit als unsinnig erweisen läßt (z.B. 14,32, wo sich das οημαινον durchaus halten läßt, wenn man es auf das ganze Zitat bezieht und nicht auf ο αωτηρ, wie Nautin, ρ 44, der deshalb in οημαινων ändert), sei es, daß der Zustand des T e x t e s eine sichere Entscheidung nicht zuläßt (vgl. 10,18 λ ε γ ο [ = λ έ γ ω ν ) .
KV 73 - Anm. 19 - 28
479
17
V g l . 8,1-2: καταλημψιν / 8,34: λημψομεθα / 9,27: λημψομεθα / 14,35: λημφθηοεται / 16,34: λημψεως / 24,-1: λημψονται / 40,15: λημψιν; dagegen nur einmal π ε ρ ι λ ι φ θ ε ν τ ω ν in 40,21. Daß diese Assimilation „généralement" nicht durchgeführt sei (so Nautin, ρ 27), wird man indessen nicht behaupten dürfen, denn Bildungen wie εν[κε]ιμενοι (3,28), π α λ ι ν γ ε ν ε ο ι α ς (4,32+33), ουνγραφει (34,31), ουνκρινοντες (40,30-31), ενκαταοπειρας (49,36), ενχαραξεων (50,1), [ο]υνπο0ΐα (21,-10), ε ν λ ι π ε ι (22,-5), Ουνπληρωτικους (39.25), Ουνπληρωτικος (42,9+10-11) stehen, wie auch der A p parat der Ausgabe deutlich zeigt, andererseits Formen gegenüber wie ουμβαλων (1,34), βυμβολον (4,29+39,2), ουγγενειας (35,35), εμφραξαι (36,6), ανεμποδιοτως (37,30), εμφανεατερον (37,33), εμπυρον (40,18), εμφανή (42,24), ουμφερει (49,3), ε λ λ ι π ώ ς (50,2). Das Verhältnis ist also beinahe 1 zu 1. 19
An den übrigen Stellen (16,31 / 25,-5 / 42,18) findet sich stets die Schreibung τεοοαρες. 2
® Sicher 9,6+9 οικοδομηΟεν statt ωκοδόμηοεν und höchstwahrscheinlich auch 1,28 εξελ[λη]νειοθαι, wofür Nautin εξηλ[λη]νίΰθη schreibt und damit eine durch die J o t a z i s m u s - R e g e l n nicht gedeckte Veränderung von αι zu η in Kauf nehmen muß; angesichts der häufigen P e r f e k t f o r m e n in dieser Passage könnte man vielleicht auch εξελληνιοται (ohne Augmentierung) lesen, müßte dann aber die in diesem Papyrus nicht belegte Verwechslung von τ und θ akzeptieren; auch eine völlige Verderbnis ist nicht auszuschließen. 21
Vgl. Blaß-Debrunner-Rehkopf § 43.
22
Nautin zählt 85.
Nautin, ρ 25, nennt zwar in seiner Aufstellung auch ανος (6,19), bringt aber in der Textedition das Nomen sacrum ohne Klammern, als wäre es ausgeschrieben. Der Beleg für ανους (35,23) fehlt in Nautins Verzeichnis, ρ 25. 2
^ F ü r θ ς und seine flektierten Formen gibt Nautin, ρ 25, keine Stellenbelege, er nennt hier auch den Dativ θω, doch bieten weder die Ausgabe noch unsere Fotos dafür einen Beleg. 25
Die Genitivstelle (16,2) fehlt in Nautins Aufstellung, ρ 25. Ein gewisses Int e r e s s e kann in diesem Zusammenhang auch die Stelle 16,30 beanspruchen, wo ein offenkundig falsches (denn vom Sinn her muß hier eine Zahl stehen) ΐ ν vom Diorthoten in Γη korrigiert wird (und von Nautin vielleicht zu Unrecht, vgl. aber die Rezension von Schwartz, ρ 25, in ν" geändert wird); Ursache des Fehlers ist aber auf jeden Fall das Mißverstehen der Zahl als Nomen sacrum.
480
KV 73 - Anm. 29 - 31
^ Zu Recht hat Nautin (unter Zugrundelegung des handschriftlichen Befundes, vgl. den Apparat zu 40,10) auch den Vokativ κε (der nur in 40,10 vorkommt) in seine N o m i n a - s a c r a - L i s t e (p 25) aufgenommen; in der Ausgabe (und Witte folgt ihm hier) hat er die Stelle allerdings beseitigt, indem er (unter S t r e i chung des vorangehenden ω) κει[....]η in κει[μεν]η ändert. Dagegen ist κν (ohne Stellenangabe) aus der Liste zu streichen; es ist weder in den Fotos noch in der Ausgabe zu verifizieren. 27 In Nautins Verzeichnis nicht aufgenommen, vgl. aber 48,6. Ist (wahrscheinlich wegen der Unsicherheit der Lesung, vgl. 40,31, wo außer dem Kürzungsstrich kaum etwas zu erkennen ist) von Nautin nicht in sein Verzeichnis aufgenommen worden. ^ Genitiv und Akkusativ von Nautin, ρ 25, nicht genannt [vgl. aber 1,9; 1,35; 7,3; 14,2; 28,-12 (Gen.) und 10,13 (Akk!)]; an zwei weiteren Stellen (13,10; 14,33) liest Nautin ö-ρς (was als βταυρός aufzulösen wäre), doch eine autoptische Prüfung der Fotos ergibt, daß an beiden Stellen eindeutig ορς steht; in seiner Ausgabe selbst löst Nautin beide Stellen dann richtig als ο(ωτη)ρ(ο)ς auf. Auch für den Nominativ lassen sich noch zwei weitere Belege anführen: 16,26 und 27,-6. • ^ N i c h t bei Nautin, ρ 25, vgl. aber den Apparat zu 48,28. 31 In seiner Zusammenstellung, ρ 25, behauptet Nautin: „Les exceptions sont rares: 14,28 υιον; 39,13 υιων". Aus der Ausgabe selbst (und durch die Fotos bestätigt) w ä r e n noch hinzuzufügen: υιον 39,4; υιων 16,7; υ[ιοις] 40,26; α ν θ ρ ω π ω 42,3; πάτερων 43,26 und 46,11; οταυρω 46,27; die Formen μητρί und μητέρα werden stets piene geschrieben.
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KV 74 [KV 63 und KV 70] Orígenes, Contra Celsum, Auszüge1 aus Buch I und Π
Kairo, Ägyptisches Museum, J(ournal d')E(ntrée) 88747 [S(pecial) R(egister) 3074], Lagen α, β, γ, S (ρρ 1-11). Zum selben Codex gehören:
KV 63 Orígenes, Homilie über 1. Sam. 28,3-25 (in Pythonissam), Auszüge, (Lage S, pp 12-14; pp 15 und 16 sind verloren) KV 70 Orígenes, Römerbriefkommentar, Auszüge aus Tom. V und VI (zu Rom. 3,5 - 5,7), Lage α*, 3 beschriebene Pergamentstreifen, die als Schutz gegen die Fadenheftung gedient haben 2 Haelst Nr. 685 (+686+687; vgl. 20); Pack 2 Appendix Nr. 57 (+54+56); Montevecchi, ρ 328; Treu, Ref. I, pp 191sq; Turner Nr. 551; Guéraud, Note prélim., Manuscrit Β; Doutreleau, Que savons-nous, Cod II; Koenen-Doutreleau, Nouvel inv., Cod II; McNamee, ρ 34; Clavis I 1476
VI (Turner, Typology Nr. 551, ρ 133) VI - VII (Turner, Typology, ρ 17) VIIa (Scherer, Cels., ρ l ) Fundort: (Einer der drei langgestreckten, saalartigen Stollen der Steinbruchhöhle Nr. 35, unterhalb des Arseniosklosters bei) TURA (12 km südlich von Kairo). Für die Fundgeschichte vgl. KV 73. Codex von 50 foli (= 100 pp), bestehend aus 5 Quaternionen und einem Quinio (= Lage , der letzten Lage des Codex). Anordnung der Seiten durchgängig nach dem Prinzip „like faces like", wobei die erste Seite der Quaternionen aus einem Recto besteht, während der Quinio mit einem Verso
482
Orígenes - E x z e r p t e aus Contra Celsum I und II
beginnt 3 . Die einzelnen Lagen sind am oberen Rand der ersten Lagenseite (5-6 cm von der „Schnittkante" entfernt) mit einer Zählung versehen (Zahlzeichen über- und unterstrichen); doch gibt es, wie auch sonst in Sammelcodices (vgl. KV 55), zwei Zählserien, sc. Serie I mit den Lagen α-δ, die die Contra-Celsum-Exzerpte und die Auszüge aus der Homilie zu 1. Sam. 28,3sqq enthalten, danach Serie II wiederum mit einer Lage α (von uns α * genannt) und einer weiteren Lage, die ungezählt b l e i b t 4 und zusammen mit Lage α * die Auszüge aus dem Römerbriefkommentar bietet, ρ 15 und ρ 16 der Lage δ sind verloren gegangen: sie waren möglicherweise unbeschriftet, doch haben P. und M. Th. Nautin (Homélies, ρ 14) vermutet, „que les extraits de l'homélie [se. in Pythonissam] se continuaient en page 15", weil der Exzerptor den Schluß des jeweiligen Werkes in den beiden anderen Fällen durch Wiederholung des Titels in Form einer Subscriptio anzeige, eine solche Subscriptio am Schluß der Homilie (p 14 von Lage δ) aber fehle. Die Seiten 13 - 20 der letzten L a ge (= < ß * > ) sind leer. Obwohl die Lagen sich aus dem Codexverband gelöst haben und die Lagenzählung nicht durchläuft, besteht über die Zusammengehörigkeit der beiden Lagenkomplexe wegen ihrer Übereinstimmung in Format, Schrift und Textbehandlung (Auszüge!) Einmütigkeit 5 . Der Erhaltungszustand ist von Lage zu Lage verschieden; am besten erhalten ist Lage β der Contra-Celsum-Exzerpte. Durch unsachgemäße B e handlung nach der Entdeckung der Blätter hatte der Codex sehr gelitten, und selbst nach der mühevollen Restaurierung durch Guéraud 6 ist das Manuskript unvollständig geblieben: Lage α (Quaternio): Von der Lage sind nur noch Einzelblätter erhalten; die Seiten 5 / 6 sind nur noch durch Reste von 5 linn und durch den unteren Rand repräsentiert; die Seiten 15/16 weisen eine erhebliche Beschädigung in der Mitte auf; die übrigen Seiten ( l / 2 , 3 / 4 , 9/10, 13/14) sind nur an den Rändern oder gar nicht ( 7 / 8 , 11/12) beschädigt (vgl. Scherer, Cels. pp 4sq). Lage β (Quaternio): Leichte Beschädigungen am Seitenrand, Text fast vollständig erhalten. Lage γ (Quaternio): Nur das Innenblatt ist vollständig, der Rest besteht aus Fragmenten. Lage δ (Quaternio): Die Seiten 15/16 sind verloren (sie waren vermut-
KV 74 - Kairo, Ägyptisches Museum, JE 8 8 7 4 7
483
lieh unbeschrieben), der Rest ist bis auf kleine Einbußen am Rand so gut wie vollständig. Die Exzerpte von Contra Celsum reichen bis Seite 11 (der Rest enthält die Auszüge aus der Homilie über die Hexe von Endor, vgl. KV 63). Lage α * 7 (Quaternio): Seiten 1/2 stark mutiliert; Schrift stark abgerieben; ein Loch im oberen Teil des Blattes; im übrigen nur Verluste am Außenrand, die nur gelegentlich den Text erreichen; für weiteres vgl. KV 70. Lage (Quinio): Einige Löcher, aber im wesentlichen gut erhalten; beschrieben sind nur die Seiten 1 - 12, der Rest ist leer; für weiteres vgl. KV 70. Insgesamt handelt es sich um einen Papyrus von mäßiger Qualität, der schon vor seiner Beschriftung Löcher, Faserabspaltungen usw. aufwies. Zum Teil (beispielsweise auf dem Innenblatt der Lage ß) wurden die Löcher geflickt, was dadurch sichtbar wird, daß die Flicken einen anderen Faserverlauf aufweisen als der Rest der Seite, oder daß die Qualität des verwendeten Flickmaterials deutlich von der des übrigen Blattes absticht. Die Doppelblätter weisen, soweit der Erhaltungszustand ein Urteil erlaubt, mindestens eine, meist aber zwei Klebungen (Kolleseis) auf, was beweist, daß die Blätter von einer längeren, vorgefertigten Rolle abgeschnitten sind. An den äußersten Kanten stehende (einfache, doppelte oder dreifache) Schrägstriche (oder Reste davon) werden von Scherer dementsprechend als Reste einer Zuschneidemarkierung interpretiert 8 . In den (gut erhaltenen) Lagen β und S wird die gemeinsame Herkunft von derselben (Industrie-) Rolle durch den Faserverlauf bestätigt (vgl. Scherer, Cels., pp 2sq), in den anderen Lagen ist der Nachweis wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht zu führen. Die Klebungen haben eine Breite von 2-3 cm. Die Breite der Kollemata (d.h. die Blattbreite zwischen den Klebungen) beträgt 18-21 c m 9 . Legt man die Doppelblätter von Lage β in ihrer ursprünglichen Reihenfolge (sc. Doppelblatt 2-3-4-1) aneinander, so ergibt sich eine Gesamtlänge von 147 cm, was einer durchschnittlichen Blattbreite von knapp 18,4 cm und einer Doppelblattbreite von 36,8 cm entspräche 1 0 . Aufmachung: Der Codex beginnt mit einer Inscriptio 11 . Die Auszüge aus Buch I reichen zunächst bis Seite 13 von Lage ß 1 2 . An ihrem Ende findet sich
484
Orígenes - Exzerpte aus Contra Celsum I und II
eine Subscriptio, sie lautet: προς ιον επιγεγραμμενον κελοου αληθη λογον τομ· α. Sie steht am Fuß der Seite und ist vom Text durch eine Koronis (und eine Reihe von Tilden zur Füllung der letzten Zeile) getrennt. Unmittelbar daran schließt sich eine Kollationsnotiz an, sie lautet: μετεβληθη και αντεβληθη εξ αντίγραφου ίων αιπου ωριγενους βιβλι[ων]. [Ein ähnliches Notât findet sich auch in der (textkonstituierenden) Contra-Celsum-Handschrift Vaticanus Graecus 386 1 3 ]. Beide Notate sind in den Codex integriert und (anders als die „Lauftitel", vgl. unten) nicht später nachgetragen; Subscriptio und Kollationsvermerk sind offenbar aus der Vorlage übernommen. Buch II von Contra Celsum hat keine eigene Inscriptio, es schließt sich übergangslos an die Nachträge zu Buch I an. Ein Gliederungsvermerk ist indessen vorhanden, er steht Lage 8, ρ 8,13 und lautet (in vergrößerter Schrift): τομος β (danach bleiben zwei Zeilen frei). Ihm folgt (Lage δ, ρ 8,14 - ρ 11,19, der Rest von ρ 11 bleibt leer) ein Nachtrag zu Buch II. Aus der für einen Codex wenig plausiblen Stellung dieses Gliederungsvermerks und dem Fehlen jeden Titels vor Buch II hat Scherer, Cels., ρ 6 den Schluß gezogen, daß die unmittelbare Vorlage der vorliegenden Abschrift zwar ein Codex, dessen Vorlage aber eine Rolle gewesen sein dürfte, weil sich nur unter dieser Vorraussetzung diese Merkwürdigkeit erklären lasse. Durch die Wiederholung des gleichen Phänomens in den Auszügen aus dem Römerbriefkommentar zwischen Tom. V und VI findet er diese Annahme bestätigt (vgl. Scherer, Rom. ρ 4). Diese Rolle dürfte dann aber schon die Contra-Celsum-Stücke, die Hexe-von-Endor-Homilie und den Römerbriefkommentar enthalten haben. Darauf scheint auch der Plural im Titel / Zwischentitel Lage , 12,36sqq (των ... εξηγηπκων) hinzuweisen. Die Frontseiten der Lagen ß-δ tragen, gewissermaßen als eine Art Lauftitel, das Wort κελοου. (Die Lagen α* und beginnen jeweils mit einer Inscriptio, α* in der vollen Form [vgl. unten], aber in einer verkürzten Fassung, die deshalb möglicherweise auch als „Lauftitel" zu verstehen ist). Diese „Lauftitel" stammen anscheinend von derselben Hand wie der Text, sind wahrscheinlich aber erst nachträglich hinzugefügt worden. Ein solches Verfahren der Betitelung jeder Lage ist ungewöhnlich; es sollte vermutlich dem Benutzer die Orientierung erleichtern und zusätzlich die Reihenfolge der Lagen absichern, solange die Sammlung noch nicht zu einem Codex zusammengefügt war.
KV 74 - Kairo, Ägyptisches Museum, JE 88747
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In Lage δ, ρ 12,1 beginnt die Homilie über die Hexe von Endor (in Pythonissam); diese Schrift führt den Titel (inscriptio): 72, K, L, 049 diesen „Fehler" bieten. ^ O r i g è n e et oblation, ρ 165, Anm. 2: „ C ' e s t continuellement que le copiste confond les voyelles. Pour ω = ου voir Scherer ρ 126,12 et 13; 132,2; 136,2; 140,19"; vgl. ferner 148,2 (korrigiert). ^ Stehengeb lieben sind nur 5,20 (το statt κατωρ-).
τω) und 8,34
(κατορθωμεν
statt
?7 Doch ist die Augmentierung schon in klassischer Zeit auf das Attische beschränkt (vgl. Liddell-Scott-Jones s.v.). Scherers Änderung hier ist natürlich vom Standpunkt des modernen Herausgebers durch das sofort folgende ηυχετο gerechtfertigt, den antiken Schreiber bzw. Korrektor hat das Nebeneinander beider Formen aber offenbar nicht gestört. Vgl. A. D. Nock, ρ 284: „One [sc. correction] is of special interest, since, if I am not mistaken [s. jedoch Liddell-Scott-Jones] it adds a word to the lexicon. ... As it is, they [= the changes made by the corrector] have authority and Professor J. Whatmough assures me that there is nothing against such an onomatopoeic coinage; ... βαβιζω, βαβυζω, and βαϋιζω are known as modern Greek forms. We are dealing here with the spoken rather than the written word." ^ Das Adjektiv und andere Ableitungen bleiben (wie üblich) ungekürzt; in 7,10 kommt einmal ανθυ vor, das dann in ανθρωπιου korrigiert wird; dabei handelt es sich um eine unvollständige Korrektur, gemeint ist α-πινου.. Das Adjektiv und andere Ableitungen bleiben (wie üblich) ungekürzt, ebenso Suo θεοί (2,24) und Suo θεούς (2,6.27.29). Aber κύριος in 7,1. •^Von Scherer bei der Auflistung der Nomina sacra (ρ 14) nicht erwähnt. TT
Korrigiert aus πηρ. Gekürzt auch in der Wendung ουκ εοτιν το άγιου πνα.
516
KV 75 - Anm. 35 - 36
•^Aber πνεύματος (6,19), da korrigiert aus αωματος. Nur einmal in Abbreviatur, an zwei weiteren Stellen (2,11; 28,19sq) ausgeschrieben: ϋϊον.
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[KV 76] Orígenes ( ? ) \ Aus einer Homilie (?)
Chicago, III. 60615, Jesuit-Krauss-McCormick Library (1100 East 55 th Street) BH 88470.1 2 ; P. Oxy. III 406
Haelst Nr. 1152; Ausenda, Contributo, ρ 46 (Nr. 5); Coles, ρ 13 (vgl. Anm. 2); Krüger, Oxyrhynchos, ρ 351
III
[Grenfell-Hunt, ρ 10; Leone, ρ 52 (Anm. 3); vgl. Anm. 5]
Fundort: Oxyrhynchus 1 fr von einem Codexblatt mit 12 Zeilenanfängen auf dem Verso und 10 Zeilenenden auf dem Recto. 10,1 cm(H) χ 7,5 cm(B); oberer Rand: 3 cm; Seitenrand 3 : 1,5 cm. 2/3 des Verso werden von dem Bibelzitat Is 6,10 (= Mt 13,16-17 = Apg 28,27) 4 in Anspruch genommen. Von daher ist es möglich, die Zeilenlänge zu bestimmen: Rekonstruierte Buchstabenzahl pro lin: 18-23 (meist 20-22) litt. Die Schrift ist eine „large upright uncial hand" (Ed. pr. ρ IO). Zum Vergleich wäre Cavallo-Maehler 2b heranzuziehen 5 . An Lesezeichen kommt nur das Trema (im Anlaut über Jota und bei υϊος) vor. An der einzigen in Betracht kommenden Stelle (Recto, lin l) ist das Ny am Ende der Zeile durch Ny-Strich ersetzt. Abweichungen im orthographischen Bereich sind nicht nachweisbar. Nomina sacra: θυ; εοτρνος (Σταυρωμένος, Recto, lin 9 = Ed. pr., lin 21; vgl. unten Anm. l); χς. Ε: Β. P. Grenfell-A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri III 405-406, London 1903, pp 10+12.
518
Orígenes (?) - Homilienfragment (?) / Anm. 1
L: A. Leone, I tipi di scrittura nei papiri greci del V.T. dal Hip all' VIIIp circa, StPap 14, 1975, pp 51-67, bes. ρ 52, Anm. 3. F: P. Oxy. III (vgl. E:), Plate I (am Ende des Bandes)/ StPap 14, 1975 (vgl. L:), vor ρ 59 (beide Fotos zeigen nur das Verso).
1 Die Zuweisung geht letztlich zurück auf (einen überinterpretierten Hinweis bei) Ausenda, Contributo, ρ 46, Nr. 5, der für das Zitat aus Is 6,10 (= Mt 13,15 = Apg 28,26-27), das die lesbaren zwei Drittel der Recto-Seite des vorliegenden fr ausmacht, auf „Origene, Omelia 7 in Esodo C. Β. [= GCS, Orígenes] VI, 211,26" verwiesen hatte. Julian Krüger, Oxyrhynchos in der Kaiserzeit, Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Vol 441, Frankfurt 1990, hat das Stück dann in seiner Liste der in Oxyrhynchus gefundenen „Papyri aus dem Bereich des Christentums oder Judentums" unter Hinweis auf van Haelst Nr. 1152 (wo es aber unter den „Textes non identifiés" steht) und Ausenda ohne jede Begründung dem Orígenes zugewiesen: „406. Theologisches Fragment (Orígenes) (V. Haelst 1152 und Aeg 20 (1940) S 43ff.)" Nun läßt sich die Zahl der Stellen, an denen das J e s a j a - Z i t a t im K V - B e reich vorkommt, noch erheblich vermehren. Allein für Orígenes nennt Biblia Patristica III: Origène, Paris 1980, ρ 118, 23 Stellen, von denen aber anscheinend keine mit dem Text auf der Recto-Seite des fr zur Deckung zu bringen ist. Allerdings ist das ebensowenig eine Widerlegung der Zuweisung wie die Tatsache, daß ein Suchlauf durch das T h e s a u r u s - L i n g u a e - G r a e c a e - M a t e r i a l (wie er für uns freundlicherweise vom Institut für neutestamentliche T e x t f o r schung in Münster mit Hilfe des Suchprogramms durchgeführt wurde) nicht nur für Orígenes, sondern auch für die übrigen in Betracht kommenden Autoren ohne jeden Erfolg blieb, denn einerseits läßt dieses Programm die lateinische Uberlieferung des Orígenes (in der die meisten Zitate der J e s a j a Stelle vorkommen) notgedrungen unbeachtet, und andererseits ist bei dem j ä m merlichen Erhaltungszustand der Werke des Orígenes (gerade was seine P r e digten angeht) mit Funden bislang unbekannt gebliebener Stücke durchaus zu rechnen. Für eine Zuweisung an Orígenes spricht daneben vielleicht das Nomen sacrum εοτρνος (= έοταυρωμένος) auf dem Recto (lin 21 der Ed. pr.); denn solche Kürzungen bei Formen von αταυρόω finden sich (abgesehen von den NT-Papyri 4 5 - 4 7 sowie 66 und 75) nur in Origenes-Papyri (vgl. KV 71+73). Vermindert wird der Wert dieses Arguments allerdings dadurch, daß diese Papyri (mit Ausnahme von KV 73, wo diese Kürzung aus einer ä l t e r e n Vorlage übernommen sein könnte) aus der Zeit kurz vor oder nach 200 stammen; es
KV 76 - Anm. 2 - 5
519
könnte sich um eine (auch örtlich b e g r e n z t e ? ) Modeerscheinung dieser Zeit handeln, die nicht auf das Schrifttum eines bestimmten Autors beschränkt war. Summe: Für eine berechtigt erscheinende Zuweisung an Orígenes reichen die Indizien zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls nicht aus. Die in der Location-List von R. Coles angegebene Anschrift ist überholt (Neue Anschrift: 5555 South Woodlawn/ Chicago, Illinois 6037). Zudem wird der Papyrus nicht mehr im Seminary aufbewahrt: „McCormick Seminary joined its library with two other libraries in 1975, forming the Jesuit-Krauss-McCormick Library, where the papyrus is now kept. Any mention of the papyrus should indicate that it is owned by McCormick Theological Seminary, but held in the Jesuit-Kraus-McCormick Library" (Freundliche Mitteilung von Kenneth Sawyer, Jesuit-Krauss-McCormick Library, dem wir für diese Auskunft h e r z lich danken; zu Dank verpflichtet sind wir in diesem Zusammenhang auch den H e r r e n Prof. Keenan, Chicago, und Dr. Revel Coles, Oxford, die uns bei der Spurensuche sehr behilflich waren. 3 Ob das Verso dem Recto voranging oder umgekehrt, ist beim gegenwärtigen Stand der Textidentifikation nicht erkennbar; deshalb ist auch nicht f e s t s t e l l bar, ob es sich bei dem erhaltenen Seitenrand um einen Innen- oder einen AuBenrand handelt. ^Und zwar in seiner neutestamentlichen Form, d.h. ohne αυτών hinter ώοίν. 5 Cavallo-Maehler datieren diese Hand zwar in das frühe 4. Jhdt., weisen aber gleichzeitig darauf hin, „that this type of hand is already found at the end of III century" (p 10). Von daher braucht an der Datierung des fr nichts geändert zu werden. Eine Beschreibung der Schrift findet sich bei Leone, StPap 14,1, 1975, ρ 52, Anm. 3: „il P. Oxy. III 406 (Citazione da Isaia Vi) del IIIp ... r e ca caratteristiche che lo legano indubbiamente al clima della «onciale biblica»: tratti ascendenti da sinistra a destra filiformi, linee verticali marcate, modulo quadrato delle lettere, anello del Φ angolato, il Ρ e lo Τ che rompono inferiormente il bilinearismo".
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[KV 77] Orígenes 1 (??), Onomasticon (Namen, die mit Jota beginnen) [Verso einer Rolle] D i e R c c t o - S c i l c d e r R o l l e z e i g l ein L a n d r e g i s t e r
( E n d e 2. J h d t . )
Oxford, Ashmolcan Museum, Papyrology Rooms; P. Oxy. XXXVI 2745
Haclst Nr. 1158; Treu, Ref. IV, ρ 380; Krüger, Oxyrhynchos, ρ 353
IIIe (Turner bei Rokcah, JThS 19, 1968, ρ 70) III IV (Rokcah, P. Oxy. XXXVI, ρ l ) Fundort: Oxyrhynchus; fr einer opisthographischcn Rolle, 16,7 cni(H) χ 16 cm(B), mit (Resten von) 4 coli, wobei die Namcnscoll (35 hebr. Eigennamen aus dem AT in griechischer Umschrift, die alle mit Jota beginnen) und die Dcutungscoll alternieren; von der ersten col sind nur 2 Zcilcncndcn erhalten. Die Breite des Intcrkolumniunis beträgt im Mittel 1,5 cm. Gute Buchschrift, die in Duktus und Buchstabcnformcn große Ähnlichkeit mit Cavallo-Machlcr 2b (= AT 105) hat. Orthographica: „There arc obvious mistakes in some of the Greek words in the list, with for example, ουντελεοα being used instead of ουντελεια, and with an unknown Greek form, ανανεναυΰμενος, appearing. There is therefore little to wonder at in the corrupt transcription of some of the Hebrew names." (Rokcah, JThS 19, 1968, ρ 71 ). Nomen sacrum: θυ. E: D. Rokcah, in: The Oxyrhychus Papyri XXXVI, London 1970, pp 1-6, Nr. 2745: Onomasticon of Hebrew Names. L: D. Rokcah, A New Onomasticon Fragment from Oxyrhynchus and Philo's Etymologies, JThS 19 (1968), pp 70-82.
KV 77 - Orígenes (??), Onomasticon / Anm. 1
521
F: Oxyrhynchus Papyri XXXVI, Plate I (vgl E:).
1 Zur Verfasserschaft schreibt Rokeah (p 2): „Our papyrus contributes to a more definite negative judgement upon P h i l o ' s knowledge of Hebrew. Since this anonymous work clearly preceeded Philo' s, its first compilation should be placed in the late third or early second century B.C." Dazu zitiert er einen Kommentar E. G. Turners: „Mr. Rokeah wishes to maintain his confidently expressed opinion that 2745 can be linked with an onomasticon compiled before the time of Philo and utilized by him. It must, however, be pointed out that the use of a nomen sacrum ... demonstrates that this text was copied by a Christian scribe, not a Jewish one, and was probably written in a Christian ambience. Origen is said by Jerome (Corpus ChristianoTum LXXII 59-60) to have worked in this field, and certainly to have compiled an Interpretation of New Testament Hebrew names. J e r o m e ' s words >laboravil ut, quod Philo quasi Iudaeus omiserat, hie [Orígenes] ut Christianus imp l c r e U , might be taken to mean that he supplemented P h i l o ' s interpretation of Old Testament Hebrew names. It therefore becomes necessary to ask, as Mr. Rokeah does not do, whether this text is a copy of part of an onomasticon compiled by Origen. Its palaeographical date is entirely suitable." Diese Argumentation hat offenbar auch O. Montevecchi überzeugt, denn sie spricht (La papirologia, ρ 286) von einer „copia di un Onomasticon di Origene (Ρ Oxy., XXXVI, 2745)", allerdings ohne den Papyrus dann auch in die Liste der Origenes-Papyri aufzunehmen. Aber Namen aus dem NT sind natürlich nicht sicher nachweisbar, zumal die häufig vorkommenden Namen zu fehlen scheinen (vgl. Treu). Die V e r f a s serschaft des Orígenes kann also bestenfalls vage vermutet werden. Für ein weiteres (allerdings namentlich nicht zugewiesenes) Onomasticon fr [Namen und andere Hebraica, die mit A, I, Κ und M beginnen] vgl. van Haelst Nr. 1136 = Institut für Papyrologie der Llniversität Heidelberg, P. Heid. G 1359 (r; verso ist leer) [Ed. pr. durch A. Deißmann, Die Septuaginta-Papyri und andere altchristliche Texte, Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrussammlung I (Nr. 5), Heidelberg 1905, pp 86-93 (Tab. 57c), wiederholt bei Ch. Wessely, Les plus anciens monuments du Christianisme, PO IV 2, Paris 1908 (Neudruck 1946), Nr. 27, pp 202-205; vgl. ferner K. Preisendanz, Papyri Graecae Magicae (2. verbesserte Auflage mit Ergänzungen von Preisendanz und Heitsch, herausgegeben von A. Henrichs, Stuttgart 1974) Ρ 14, pp 222sq; A. J. Festugière, L ' I d é a l religieux des Grecs et l ' É v a n g i l e , Paris 1932, ρ 284, Anm. l]. Weil es sich um ein (vielfach gefaltetes) Einzelblatt handelt, ist die Deutung als Onomasticonfr allerdings umstritten (Festugière: Schulübung; Deißmann und Preisendanz: Amulett).
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Orígenes
Für eine Bücherliste aus dem 4. Jhdt mit 2 Titeln von Werken des Orígenes (l: durch Defekt im Papyrus nicht erkennbar; 2: Johanneskommentar) vgl. oben ρ 311 den Hinweis zum Hirten des Hermas.
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KV 78 Oiterfestbrief Alexander Π., (monophysitischer) Patriarch von Alexandria (705-730) 1
Berlin, Staatliche Museen, P. Berolin. 10677; BKT VI ν
Haelst Nr. 621; Pack 2 Appendix Nr. 1; Montevecchi, ρ 325
V I I I a [713, 719, 724] 1
(Schmidt-Schubart, pp 93sq)
Fundort: Die Rolle wurde 1905 von 0 . Rubensohn in Kairo 2 erworben: Wie das Protokollon zeigt, war dieses Exemplar des Briefes an Gennadius 3 , den Abt des Schenuteklosters (Weißes Kloster) in Sohag gerichtet; aus der Bibliothek dieses Klosters muß es deshalb letztlich stammen. Textmäßig fast vollständige, heute aber in mehreren Teilen (vgl. Anm. 4 am Ende) verwahrte Rolle mit 11 coli auf dem Recto (das Verso ist leer); Höhe: (angeblich) 45 cm; Länge: (angeblich) mehr als 5 m, sie besteht aus 20 Blättern, „wie Herr Konservator Ibscher auf Grund der Klebungen festgestellt hat" (Schmidt-Schubart, ρ 55), mit einer ursprünglichen Breite von jeweils 25 cm (Abstand zwischen 2 Klebekanten 23 cm); Schriftspiegel einer col: (angeblich) 38 cm(H) χ 38-40 cm(B) 4 ; meist 33-34 linn pro col; durchschnittliche Buchstabenzahl pro lin: 54-63 litt. Der Anfang der Rolle (bis col IV) ist stark beschädigt; er bestand ursprünglich aus einem Schutzstreifen aus Papyrus, der durch einen aufgesetzten Pergamentstreifen verstärkt war (in voller Rollenhöhe, Breite: ?; nach Ausweis des Fotos sind ca 18 cm erhalten, vermutlich hatte er Kolumnenbreite, vgl. Anm. 4 am Ende unter ); dieser war mit überlappender Klebung (Breite: ?) vor die eigentliche Rolle geklebt; nur Reste davon sind noch vorhanden (vgl. Anm. 4 am Ende, unter ). Dieses erste Kollema diente offenbar als
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Osterfestbrief Alexander II.
Schutzblatt, wobei die parallel zur Rollenkante verlaufenden Fasern außen liegen. Auf dieser Außenseite (aber quer zur Faser und damit quer zur sonstigen Schreibrichtung) steht der Name des Adressaten und zwar in doppelter Ausführung: zum einen in normaler Schrift, zum anderen in einer etwa limai so großen Kanzleischrift. Auf der innenliegenden Gegenseite (Fasern senkrecht zur Oberkante der Rolle) stand das (im jetzigen Zustand der Rolle arg ramponierte) Protokoll in griechischer und arabischer Sprache 5 , denn: „Kurz vor der Zeit unseres Osterbriefes hatte der auch Ägypten beherrschende Kalif den alten christlich-byzantinischen Papierstempel durch den muhammedanischen ersetzt" (Schubart, Einführung, 1918, ρ 180). „Schöne Kanzleischrift, die dem sogenannten koptischen Typus sehr nahesteht" (Schmidt-Schubart, ρ 56) 6 ; Farbe der Papyrusrolle: hellbraun; Akzente (meist Zirkumflex); Spiritus asper (häufig); Spiritus lenis (selten); Apostroph (vor allem nach ρ, ξ, κ, sowie nach nicht-griechischen Eigennamen); in zwei Fällen Apostroph auch im Wortinneren: φιλ ' ανον und αφεγκ'τον; Diärese bei ι und υ im Anlaut; v-Strich; deutliche Satzgliederung durch Kommata, Hochpunkte, Spatien und übergroße Zierbuchstaben zu Beginn einer neuen Periode; darüberhinaus 3mal „ein mit Schnörkeln verziertes Kreuz" am Rand zur Textgliederung; Korrekturen von gleicher Hand; Ornamente als Zeilenfüller am Ende des Briefes, Kennzeichnung der Zitate durch einfache Diple im Intercol (zu Beginn jeder zitierten Zeile). Orthographica: αι : ε; ει : ι, ι : ει; η : οι; ου : ω; υ : η. Nomina sacra:1 ανος, ανου, άνω, ανον, ανων, ανοις, α νους; mit άνθρωπος zusammengesetzte Formen: φιλ α νου, φιλανον; θς, θυ, θω, θν; ϊς, ϊϋ, ϊν; κς, κΰ, κω, κν κε; ουνω, ουνων, ουνους; Formen von επουράνιος: επουνιος, επουνιων; πηρ, πρς, πρι, πρα, πρων; Formen von πατρικός: πρΐκων, πρϊκοις; πνα, πνς, πνϊ; πνϊκην, ΙΤικως; σηρ, δρς, öpl; ΰς, ûïï, ϋν; χϋ, χω, χν; mit χριοτός zusammengesetzte Formen: φιλοχν. Eine Überstreichung der Nomina sacra ist nicht durchgängig vorgenommen, teilweise sind sie nur halb, teilweise gar nicht überstrichen. Bei den Komposita ist stets nur der abgekürzte Teil überstrichen. Im Osterfestbrief werden zitiert: der angebliche Brief des Felix (vgl. KV 79), Brief des Julius, Pseudo-Dionysius Areopagita, Athanasius, Cyrill, Ps 78 (79),1.4.6.10 und 1. Tim 6,3-5 sowie Joh 1,14 und 1,18 (mit ausführlicher E x e -
KV 78 - P. Berolin. 10677
525
gese). Der SchlufigruB besteht aus Rom 16,16c und 2. Kor 13,12. „He must have been aware that this very quotation was Athanasius ' favorite ending for his paschal letters" (MacCoull, ρ 39).
E: C. Schmidt-W. Schubart, Osterfestbrief des Alexander, Patriarchen von Alexandrien, BKT VI v , Berlin 1910, pp 55-109 [mit Zeilenzählung 1-326] / W. Schubart, Einführung in die Papyruskunde, Berlin 1918, ρ 181 [reproduziert die Papyruszeilen 146-163 und 244-326] / H. Leclercq, Papyrus, DACL 13,1, Paris 1937, coli 1430-1433 [enthält nur von col IX der Rolle die untere Hälfte mit den linn 268-285, wobei der Text von Schmidt-Schubart reproduziert wird]. L: W. Schubart, Papyri Graecae Berolinenses, Bonn 1911, pp XXXII-XXXIII (Nr. 50ab) / V. Gardthausen, Palaeographie II, Leipzig 1913, ρ 240 / W. Schubart, Griechische Palaeographie, Handbuch der Altertumswissenschaft I 4,1, München 1966 (Nachdruck der ersten Auflage 1925), pp 144-146.172.174 / P. W. Derouau(x), Transcription et diffusion par les papyrus, in: J. de Ghellinck, Patristique et Moyen Âge, Bd. II, Brüssel-Paris 1947, ρ 324 I J. Irigoin, L'onciale grecque de type copte, JOB 8 (1959), pp 30sq (Nr. 2) / R. Seider, Paläographie der griechischen Papyri, Bd. II, Stuttgart 1970, pp 168sq (Nr. 66) / G. Cavallo, Γράμματα Άλεξανδρΐνα, JOB 24 (1975), pp 23-54, bes. pp 41sq.45-47.51 / S. Bernadinello, Cronologia della maiuscola greca di tipo alessandrino (contributo paleografico), Se 32 (1978), pp 251-255 / id, Nuovi prospettive sulla cronologia del Pap. Grenf. II 112, Se 34 (1980), pp 239sq / R. Barbour, Greek Literary Hands A.D. 400-1600, Oxford 1981, ρ 3, Nr. 8; ρ 31 / G. Cavallo-Η. Maehler, Greek Bookhands, London 1987, Nr. 52a, pp 114sq / l. S. B. MacCoull, The Pascal Letter of Alexander II, Patriarch of Alexandria: A Greek Defence of Coptic Theology under Arab Rule, DOP 44 (l990), pp 27-40. F: Schmidt-Schubart (vgl. E:), Tafel I + II / W. Schubart, Papyri Graecae Berolinenses (vgl. L:), Nr. 50ab / R. Seider, Paläographie, Bd. II (vgl. L:), Tafel XXXVI, Nr. 66 / G. Cavallo, Γράμματα Άλεξανδρίνα (1975), tavola 17, nach ρ 36 (vgl. L:) / R. Barbour, Greek Literary Hands (vgl. L:), ρ 3,
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Osterfestbrief Alexander II. / Anm. 1
Nr. 8 [von col V, linn 141-148] / Cavallo-Maehler, (vgl. L:), ρ 115 (Nr. 52a) [zeigt col VII (nicht VIII, wie Cavallo-Maehler irrtümlich schreiben) linn 8-15 (oberes Foto = linke col-Hälfte, unteres Foto = rechte col-Hälfte) = linn 192-199 ed. pr.].
1
D a laut Osterfestbrief (linn 309-311) das O s t e r f e s t auf einen 16. April fallen sollte, kommen im 8. Jhdt. (auf das wegen des zweisprachigen „Papierstempels" die Suche eingeschränkt werden kann) für die Abfassung der Schrift nur die Jahre 713, 719 und 724 in Frage, welche sämtlich in die Regierungszeit A l e x a n d e r II. f a l l e n (vgl. Schmidt-Schubart, ρ 94). Bernadinello ist der Ü b e r zeugung, die Abfassung des Textes zeitlich noch weiter eingrenzen zu können: Da die 40-tägige Fastenzeit, die sich (lin 305) ausdrücklich auf 8 Wochen verteilt (und mithin die Sonnabende und Sonntage nicht mit einbezieht), nach Ausweis von lin 305 am 26. Mechir = 10 Tage vor den Kaienden des März = am 20. Februar beginnt, kann es sich nach Bernardinellos Meinung [Sc 32 (1978), pp 251sqq] nicht um ein Schaltjahr handeln, da in diesem F a l l e die F a stenzeit einen Tag später begonnen haben müßte. In einem zweiten Beitrag [Sc 34 (1980), pp 239sq] hat er diese Ansicht insofern modifiziert, als er f e s t stellt, daß eine solche Schlußfolgerung in bezug auf den Römischen Kalender nicht zwingend ist, da der Schalttag (Bisextilis) zusammen mit dem vorangehenden als ein Tag gerechnet wird; indessen, meint er, habe diese Erkenntnis für die Datierung des vorliegenden O s t e r f e s t b r i e f e s keine Bedeutung, da das Datum j a durch die dreifache Datierung gesichert sei. Anders deutet diesen Befund L. S. B. MacCoull, die aufgrund innerer Kriterien (der Brief behandelt das Problem der Sichtbarkeit Gottes, und MacCoull sieht darin eine Verteidigung gegen den 721 ergangenen Befehl des Kalifen, a l l e K r e u z e und Bilder in christlichen Kirchen usw. zu zerstören, weil sie der islamischen G o t t e s v o r s t e l lung widersprachen) zu der Überzeugung gelangt ist, 724 sei das am besten passende Datum; sie schreibt pp 27sq: „a leap year did not have to add an e x t r a day" und fügt Anm. 9 hinzu: „The point is that the scribe could have made, and I think did make, a mistake, by omitting an alpha". Damit käme nur das Schaltjahr 724 in Betracht. Ein solcher Fehler an so z e n t r a l e r S t e l l e ist u.E. eher unwahrscheinlich und die Apologie für die Bilder erscheint uns vor dem Erlafi des Kalifen (und in der Vorbereitungsphase dazu) sinnvoller als danach; wir würden daher dem Jahr 719 den Vorzug geben. C a v a l l o - M a e h l e r , die sich der Argumentation Bernadinellos angeschlossen haben, plädieren für „A.D. 713 or 719". Interessant im Vergleich zu KV 81 ist die unterschiedliche Zählung der Fastentage. W ä h r e n d sie im vorliegenden Text auf 8 Wochen verteilt werden, t r e f f e n die Berechnungen in KV 81 nur zu, wenn man von einer Fastenzeit von fortlaufenden 40 Tagen (ohne die Unterbrechung durch Samstage und Sonntage)
KV 78 - Anm.
2 - 4
527
ausgeht. Die Zählweise hat also offensichtlich binnen eines halben Jahrhunderts (672 bis 724) gewechselt. τ So Schmidt-Schubart, ρ 55; dagegen behauptet Leclercq, DACL col 1430: „le rouleau fut acheté à Akhmîn en 1905", ähnlich MacCoull, ρ 27; beide sind auf den Widerspruch zu den Angaben der ed. pr. nicht eingegangen. o „Legible in both Copticstyle uncials and the tall, impressive Greek chancery lettering is the name Γενναθίω, «To Gennadius» (spelled with the fricative to be expected in eigth-century pronunciation). His title, visible in the line of uncials, appears as π ρ ^ , restored by Schmidt and Schubart as πρωτοπρεοβυτερος (-τερω), but surely more correctly understood as προεοτώς, monastic superior, the correct form of address for the head of Shenoute's monastery" (MacCoull, ρ 28). Der Normalschriftzeile geht das Chrisma voran. Daß davor noch Text stand, ist möglich. „Nach dem Chrisma noch Spuren von zwei Buchstaben sichtbar, dazwischen ein Buchstabe verloren" Von dem ersten Teile der Adresse sind noch drei Buchstaben erhalten, nämlich Η " Η " Π ; wahrscheinlich gehören diese Abkürzungen zur Titulatur des Absenders ... . Name und Titel des Adressaten sind durch einen Doppelpunkt von dem Vorhergehenden getrennt." (Schmidt-Schubart, ρ 62). ^ Dies alles sind die Angaben der ed. pr., die in dieser Form zwar Eingang in die Sekundärliteratur gefunden haben, so allerdings nicht ohne weiteres zur Deckung zu bringen sind: Wenn die Rolle nämlich aus 20 Einzelblättern von ursprünglich jeweils 25 cm Breite zusammengesetzt ist und die Klebungen, in denen sich 2 Blätter überlappen, eine Breite von 2 cm haben, so kann die eigentliche Rolle bestenfalls [l χ 25cm + 19 χ (25cm - 2cm) = ] 462 cm lang gewesen sein. Und selbst dann, wenn man das offenbar später aufgeklebte Schutzoder Deckblatt hinzurechnet, fehlen 15-20 cm an 5 m. Andererseits ergibt die Addition der Werte für die Breite der 11 Textkolumnen (38-40 cm) bereits eine Länge von 4,18-4,40 m; hinzuzurechnen sind die Werte für das Schutzblatt sowie für 2 AuBenränder (am Anfang und am Ende des Schrift-Areals) und 10 Interkolumnien. Leider haben die Editoren über die Breite der AuBenränder und des Intercol nichts mitgeteilt und die diesbezüglichen Fotos (die publizierten sowohl wie die der Arbeitsstelle) lassen ebenfalls keine verläßliche Aussage zu (weil sie nie zwei nebeneinanderliegende coli zeigen). Angesichts dieser Ungereimtheiten und Defizite haben wir die Staatlichen Museen zu Berlin um autoptische Kontrolle und Ergänzung der Angaben gebeten. Unter dem Datum des 26.5.1994 schreibt uns Herr Dr. G. Poethke folgendes: „la: Die Rolle ist als solche nicht mehr erhalten, sondern in die einzelnen Schriftkolumnen zerschnitten. Demnach existieren hier 12 Glasplatten (l Platte mit dem Protokoll, bestehend aus 5 Fragmenten; 11 Platten mit Text gemäß Edition in BKT Vi). b: Die Interkolumnien unregelmäßig l - 4 c m ; Schriftspiegel am linken Rand
528
KV 78 - Anm.
5 - 6
durchweg genau eingehalten, dagegen ist am r e c h t e n Rand festzustellen. 2: vorhandene Länge der Rolle ohne Protokoll, also Kol. I - X I = 459,7cm. Nimmt man für das Protokollblatt eine den anderen Kolumnen ähnliche Breite an, so ergibt sich eine geschätzte G e s a m t l ä n g e für die Rolle von ~ 500cm. 3: Höhe der Rolle ~ 41cm (gemäß Kol. Vi); Höhe des Schriftspiegels 37-37,5 cm; Breite des Schriftspiegels 3 8 - 4 1 c m (vgl. lb). Randbreiten (z.T. nicht e r h a l t e n ) oben 1,5cm, unten bis 2,5cm." Für diese Auskünfte und die darin zum Ausdruck kommende H i l f s b e r e i t s c h a f t danken wir H e r r n Dr. Poethke herzlich. ^
1
έν ονόματι τ[ο]ΰ θ(εο)ΰ [του ελεήμονος] |
3
\b'ismii\lâh ar-ra[hm£n ar-rahTm],
4
6
2
και φ ι λ α ν θ ρ [ ώ π ο υ ] ,
ο ύ κ ε[οτι]ν θ(εό)ς εί μή [ό θεός μόνος], | 5 Μ α α μ ε τ άπόοτ[ολος θ(εο)υ],
[la il¡aha illa Allah wahi]dun, Muhammad [rasül Allah]
[nach MacCoull, DOP 44 (l990), ρ 27; vgl. Schmidt-Schubart, pp 61sq]; linn 7 und 8 sieht man „nur Reste von Buchstaben, die griechischen Duktus zeigen" — lin 9 steht, „wie in Z. 3 e l - r a h m a n e[l] ..., und zwar in größerem Abstände von dem auf der r e c h t e n Seite ursprünglich Geschriebenen. Deshalb möchte man vermuten, daß die vorhergehenden beiden Zeilen 7 und 8 den A n fang des Protokolls noch einmal in griechischer und Z. 9 die arabische U b e r setzung wiederholt haben." (Schmidt-Schubart, ρ 61 ). „Die Wellenlinien, die bei allen griechisch-arabischen Protokollen die einzelnen Zeilen behufs Ausfüllung der l e e r e n Stellen einfassen, sind nicht mehr erhalten, nur in Z. 2 sieht man neben dem e r s t e n W o r t e noch R e s t e davon." (ebda.). ^ Zum Terminus „Kanzleischrift" vgl. jetzt aber Cavallo, Γράμματα, ρ 30, Anm. 32, und ρ 52, Anm. 151, wo es heißt: „Inaccettabile la tesi dello Schubert, G r i e chische Palaeographie, cit. 144-146 e 156, a guidizio del quale la maiuscola alessandrina sarebbe una scrittura c a n c e l l e r e s c a a d a t t a t a a l l ' u s o librario." Cavallo selbst ordnet die Schrift seiner „classe stilistica e canone-tipizzazione ad a l t e r n a n z a di modulo" (p 51 ) zu, die er als die „vera e propria maiuscola alessandrina" (p 40) b e t r a c h t e t und charakterisiert sie (pp 45sq) wie folgt: „II disegno è più sottile, il trattegio più rigido, spezzato, artificioso; per quanto riguarda singole l e t t e r e — a p a r t e il modulo proporzionalmente più s t r e t t o di omicron, theta, sigma, epsilon, indizio sicuro di età più avanzata — significative differenze presentano: alpha (mentre in P. G r e n f . II 112 anche quando l ' o c c h i e l l o superiore della l e t t e r a si richiude, dato lo spessore maggiore del t r a t t o , questo si p r e s e n t a come u n ' a s t a ingrossata discendente, n e l l ' a l t r o papiro, invece, sia che i due elementi costitutivi d e l l ' o c c h i e l l o superiore rimangano staccati sia che si coniungano conservano c a r a t t e r e di individualità conferendo t a l v o l t a alla l e t t e r a la forma di due occhielli sovrapposti di cui l ' i n f e r i o r e è leggermente più ampio del superiore); delta e lambda (in tali forme il ripiegamento d e l l '
KV 78 - Anm. 7
529
estremità superiore del secondo t r a t t o obliquo sporgente, modesto nel documento più antico, risulta in BKT VI 55-109 [=KV 78] più deciso ed arcuato, e nel delta in p a r t i c o l a r e t a l e accentuazione è r a f f o r z a t a dalla circostanza che il ripiegamento stesso non corrisponde al movimento iniziale del tratto, ma è aggiunto in un secondo tempo a m o ' d i apice con movimento sinistrorso); kappa (gli elementi obliqui a destra d e l l ' a s t a verticale, sia quando il tratteggio della l e t t e r a è in due tempi sia quando è in tre, nient ' affatto o lievemente ad arco, in p a r t i c o l a r e quello inferiore, in P. G r e n f . II 112, si presentano nel documento più tardo incurvati verso 1 ' interno tendendo a chiudersi a tenaglia); rho e phi (in BKT VI 55-109 il primo mostra l ' a s t a e s a g e r a t a m e n t e prolungata al di sotto del rigo di base, e il secondo risulta ingrandito ed angolato a sinistra); omega (tondeggiante in P. G r e n f . II 112, p r e s e n t a n e l l ' a l t r o papiro il t r a t t o iniziale t r a c c i a t o in senso v e r t i c a l e discendente sicché la prima curva si risolva quasi sempre in un angolo). Accentuata è poi nella l e t t e r a f e s t a l e più tarda la presenza di ispessimenti a bottone ale estremità inferiori dei t r a t t i verticali e alle estremità dei t r a t t i orizzontali (quasi sempre sia a sinistra che a destra nel pi e nel tau, di frequente e solo a sinistra nel delta e nel theta), laddove invece nella l e t t e r a più antica s ' i n c o n t r a n o r a r e , moderate apicature." ^In der Textedition fanden sich drei ungewöhnliche Nomina sacra: θ: θεος (col 3, lin 65), π ς : πατρός (col 5, lin 139) und πνμα: πνεύμα (col 5, lin 126). Schon nach einem kurzen Vergleich mit den Papyrusfotos wurde es offensichtlich, daß es sich in allen drei Fällen um D r u c k f e h l e r handelte. Anstatt θ ist θ ς , anstatt π ς ist πρς (im Apparat der Editoren erscheint dieser Fehler nicht) und anstatt πνμα ist π ν α zu lesen.
530
KV 79
Osterfestbrief des Patriarchen Benjamin I. (?) J
Köln, Institut für Altertumskunde der Universität, Inv. 20390, P. Köln 5, 215
Treu, Ref XIII, ρ 73 (Nr. 676a Haelst)
VII2
(Römer, ρ 77)
Fundort: ? 4 (teils fragmentierte, teils mutilierte) coli aus einer Rolle; der Osterfestbrief steht auf der Recto-Seite entlang der Faser; auf der Verso-Seite der ersten col befindet sich ein Vertragstext, der von 2 verschiedenen Händen ebenfalls entlang der Faser (und mithin transversa Charta) geschrieben ist; "die Schrift dieses Vertragstextes ist in das 7. Jhdt. zu datieren" (Römer, ρ 8l). Col I läßt sich aus insgesamt 7 frr rekonstruieren; dabei bilden frr A - D die obere Hälfte der col; fr E (dessen Zugehörigkeit und Plazierung als E r gänzung zu fr A nicht ganz gesichert ist 3 ), fr F (in Ergänzung zu fr C ) und fr G (in Ergänzung zu D ) repräsentieren die untere Hälfte; die Ergänzung zu fr Β fehlt; eine gesicherte Plazierung von fr Η ist nicht möglich. Die frr A - G messen alle ungefähr 15cm(H) χ 4,5 cm(B), fr Η ist 2 cm χ 2 cm g r o ß 4 . Coli II - IV (obwohl ebenfalls ziemlich mutiliert) hängen (textmäßig oder physisch) doch soweit zusammen, daß sie sich zu einem Rollenstück von c a . 30 cm(H) χ 8 2 c m ( ß ) zusammenfügen lassen. Ein oberer Rand ist nirgendwo erhalten, der untere Rand dagegen fast vollständig; e r hat eine Höhe von 2,7cm. Eine ursprüngliche Rollenhöhe von 33 cm scheint daher plausibel.
KV 79 - Köln, Institut für Altertumskunde, Inv. 20390
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Die einzelne col hat ursprünglich eine Breite von etwa 28 cm gehabt, ihre Schriftspiegelhöhe beträgt (rekonstruiert 5 ) ca 29,3 cm. Ein Interkolumnium ist nirgendwo vollständig erhalten, es muß breiter als 2,5cm gewesen sein 6 . Die Zeilenzahl pro col dürfte zwischen 31 und 33 linn 7 gelegen haben. Zweimal gibt es Nachträge auf dem unteren Rand in kleinerer Schrift (von anderer Hand ? 8 , vgl. Römer, ρ 101, zu 111,32-33). Die Buchstabenzahl pro Kolumnenzeile schwankt zwischen 42 und 55 litt (liegt aber meist zwischen 44 und 48). Die Schrift „zeigt alle Charakteristika der Buchhand des sogenannten »koptischen Typs«" (Römer, ρ 83), und zwar in einem etwas fortgeschritteneren Stadium 9 . Die Tinte ist schwarz. Satzanfänge werden durch übergroße Buchstaben herausgehoben, Zitate werden durch Spitzklammern (Diplen) 1 0 im Text, die im linken Interkolumnium wiederholt werden, gekennzeichnet (vgl. Römer, ρ 82). „Vor der Zeile, in der der Ostertermin angegeben wird, findet sich ein mit Schnörkeln verziertes Kreuz (Kol. IV Z . 19)" (Römer, ρ 82), von dem im Photo allerdings bestenfalls Spuren zu erkennen sind. In Kolumne II steht vor Zeile 24 ein θ, in Kolumne II vor Zeile 9 ein T , sowie ein ΐ α vor der ersten Nachtragszeile auf dem unteren Rand von Col III. „Es sieht so aus, als ob durch die Zahlen am Rand die wichtigsten Textstellen herausgehoben werden sollten. Dabei wurden längere Abschnitte in fußnotenartigen zusätzlichen Zeilen unter der Kolumne zusammenfassend charakterisiert" (Römer, ρ 102). Allerdings scheint es plausibler anzunehmen, daß dies nicht durch den Schreiber des Verfassers geschah (vgl. Anm. 8). Treu, APF 34 (1988), ρ 73 hat die Zahlen als „durchgängige Randnumerierung der angeführten Testimonien" gedeutet. „Von Akzenten findet man nur den Zirkumflex auf ων (Kol. III Z . 25). Spiritus lenis kommt dreimal vor (Kol. III Z . 27 und zweimal Kol. IV Z . 16), fünfmal der Apostroph (Kol. I Ζ . 10A, Kol. II Z . 12, Kol. III Z . 12, 28 und 31). Trema wird über Anfangsiota verwendet (Kol. I Z . 2F und 16B, Kol. II Z . 14 und 17). An Interpunktionszeichen gebraucht der Schreiber den Punkt oben und unten sowie das Komma. Hochpunkte erscheinen am Satzende, die unteren Punkte teilen die Sätze in kleinere Abschnitte" (Römer, ρ 82). Die Punkte beanspruchen meist ein eigenes Spatium von der Ausdehnung eines mittelbreiten Buchstabens. Der Ny-Strich am Zeilenende kommt gelegentlich vor 1 1 . Col I,
532
Osterfestbrief des Patriarchen Benjamin I. / Anm. 1
lin 12 findet sich eine Diple innerhalb der Zeile; ihre Bedeutung ist unklar; Römer vermutet, daß sie Bezug zum Textnachtrag auf dem unteren Rand der col hat; aber möglicherweise handelt es sich nur um einen etwas üppiger ausgefallenen Spitzwinkel, der einen Zitatbeginn markiert. Die Orthographie ist sehr gut; Abweichungen von der Norm sind nicht zu beobachten. Auch die Elisions- und Aspirationsregeln sind, soweit erkennbar, strikt eingehalten. Auch das bewegliche Ny steht korrekt 12 . Bei der Trennung wird allerdings (wie häufig) ö vom folgenden Konsonanten getrennt (vgl. col II, linn 22/23 θε]οπα0-χι[των). Nomina sacra: [ανο]ν, ανε; θς, θυ, θω, θν; ΐϋ; κω, χν; πνΐ; πνΐχην; χς, χωEs finden sich Zitate aus dem Brief des Ignatius an die Römer sowie aus einem angeblichen Brief des Felix von Rom an Maximus von Alexandrien περί οαρκώοεως και πίοτεως („dieser Titel taucht in anderen Quellen nur als Zwischentitel a u f , Römer, ρ 97), der in Wirklichkeit apollinaristischen Ursprungs sein dürfte, aber auch in anderen Osterfestbriefen Verwendung findet. Von 2 (bzw. 3) weiteren Zitaten ist nur die Anfangsmarkierung und ein paar litt erkennbar, eine Identifizierung deshalb nicht möglich.
E: C. Römer, Osterfestbrief des Patriarchen Benjamin I (?), in: Kölner Papyri (P. Köln), Band 5, bearbeitet von M. Gronewald, K. Maresch und W. Schäfer mit Beiträgen von B. Kramer, C. Römer, D. Hagedorn und H. Schäfer, Papyrologica Coloniensia VII, Nr. 215, Opladen 1985, pp 77-106. L: — F: C. Römer, (vgl. E:), Tafeln XXX-XXXIV (am Ende des Bandes).
l „ D a s Osterdatum 2.4. trifft zu auf 579 und 584 (Damian I.), 663 (Benjamin I.), 674 (Agathon I.). Ed. weist den Brief Benjamin zu. ... Dieser koptische Patriarch war allerdings ein so enragierter Griechengegner, daß es schwerfällt, ihn als Autor eines qualitätvollen griechischen Briefes zu denken. So bleibt der auch erwogene Agathon ... eine Möglichkeit" (Treu, Ref. XIII, ρ 73).
KV 79 - Anm.
2-10
533
2
Das ist die Datierung aufgrund paläographischer Kriterien, die gewissermaßen den Rahmen bildet; falls die Zuweisung an Benjamin I. jedoch richtig ist, kommt nur der Anfang des Jahres 663 in Betracht; falls Agathon der V e r f a s ser ist, ist der Brief auf Anfang 674 zu setzen. Die inhaltlichen (theologischen) Berührungspunkte zwischen diesem Brief und den anderen Schriften Benjamins, die Frau Römer ρ 84 aufgezeigt hat, sind zu allgemein als daB sie einen sicheren Anhaltspunkt für eine Entscheidung bieten könnten. o Das Stück kam erst später in die Kölner Sammlung. „Die Zugehörigkeit ... scheint durch die Schrift, Verwendung der Zeichen ... und die Form des F r a g ments ... sehr gut möglich" (Römer, ρ 81), aber es hat eine „hellere Färbung" (ebda.). Das fr hat einen unteren Rand, gehört also zum U n t e r t e i l , und trägt auf der Rückseite ebenfalls Teile des V e r t r a g s t e x t e s von der gleichen Hand (wie in col A); dennoch könnte fr E „auch aus einer Kolumne vor unserer K o lumne I stammen" (Römer, ρ 8 2 ) . ^ Die Angabe der Ausgabe zu Tafel X X X (=col i): „Kolumne I (verkleinert; 50%)" kann so nicht stimmen, da die Rollenhöhe auf der Photographie bereits 28 cm b e t r ä g t ; vermutlich ist 90% zu lesen (vgl. die Buchstabengröfien auf dem Photo von Col IV, das ebenfalls auf 90% verkleinert ist). ^ E s fehlt überall mindestens die erste Zeile. ^ V g l . den linken „Rand" auf dem Photo des unteren Teils der col III, der b e reits eine Breite von 2,3cm hat. ^ c o l I: mehr als 29 (+ 1 lin Nachtrag bzw. Zusammenfassung auf dem unteren Rand); col II: mehr als 30; col III: 31 (+ 2 linn Nachtrag bzw. Z u s a m m e n f a s sung auf dem unteren Rand, col IV: 31 (erhalten 30). Q Auch in koptischer Unziale geschrieben und in den Buchstabenformen mit der Schrift des H a u p t t e x t e s scheinbar identisch; das unerklärt gebliebene Zeichen zwischen ΐ ά und dem Beginn des Randtextes könnte aus dem Bereich der T a chygraphie stammen; das wiederum würde für einen nachträglichen Bearbeiter (ζ. B. aus der Empfängergemeinde) sprechen, der sich zusammenfassende Notizen zur s c h n e l l e r e n Orientierung gemacht hätte. 9
Danach „kann der Kölner Osterfestbrief nur deutlich nach dem Osterfestbrief P. G r e n f . II 112 aus dem Jahre 577 und vor dem Berliner Osterfestbrief aus dem J a h r e 724 entstanden sein" (Römer, ρ 86) [zu den D a t e n vgl. KV 78, Anm. 1 und KV 81, Anm. l]. 10
Die besonders sorgfältige Kennzeichnung der Z i t a t e festbriefen zum Standard der Ausstattung zu gehören.
scheint
in den
Oster-
534
KV 79 - Anm. 11 - 12
ü Da die Zeilenenden sehr häufig weggebrochen sind, läßt sich über die Häufigkeit der Verwendung nichts Zuverlässiges sagen. ^ Die Schreibung εατί liest eindeutig εβτιν.
' Απριλλίου ist ein Versehen der Ausgabe; der Papyrus
535
KV 80 Osterfeetbrief (Verfasser nicht identifiziert 1 )
Heidelberg, Institut für Papyrologie der Universität, Inv. G 550 (alte Inv. Nr. 652), P. Heid. IV 295
Haelst Nr. 676; Treu, Ref. XIII, ρ 72
VII - VIII
(Römer, ρ 39)
VIII
(Cavallo-Maehler, ρ 114)
a
Fundort: ?, 1 fr (aus dem vorderen T e i l 2 ) einer Rolle, aus dem oberen Teil einer col; die Rückseite ist leer. Maße: 25 cm(H) χ 7,7 cm(B). „Das Papyrus fragment ist an drei Seiten abgebrochen. Der obere Rand ist erhalten" (Römer, ρ 39), er hat eine Höhe von etwa 4 cm. Erhalten sind Reste von 21 linn (mit bis zu 12 litt; Minimum 3 litt). Nach der Identifizierung eines Kyrill-Zitats (linn 15-18) läßt sich die ursprüngliche Zeilenlänge möglicherweise in etwa 3 rekonstruieren: sie müßte zwischen 52 und 65 Buchstaben betragen haben (vgl. Römer, ρ 39). Satzanfänge werden (wie in anderen Osterfestbriefen auch) durch übergroße Buchstaben herausgehoben. Der Zitatbeginn ist durch eine etwas geschweifte Spitzklammer („an ε-shaped flourish", Cavallo-Maehler, ρ 114) angezeigt. „Der Schreiber gebraucht den Punkt oben, unten und in der Mitte, wobei der Hochpunkt Satzende anzeigt. Komma [lin 10] wird wie der mittlere und untere Punkt zur Einteilung der Sätze in kleinere Sinnabschnitte verwendet" (Römer, ρ 39). Akzente kommen im fr nicht vor. „Zweimal findet sich ein Spiritus asper (Z. 12 und 16 in εις)", (Römer, ρ 40). Bei der Schrift handelt es sich um ein typisches Exemplar aus der Spät-
536
KV 80 - Osterfestbrief / Anm. 1 - 3
phase der Maiuscola alessandrina, zu der auch KV 78 gehört (für eine ausführliche Beschreibung vgl. KV 78, Anm. 6). Nomen sacrum: ϋς Das Zitat linn 15-18 stammt aus dem Brief des Kyrill von Alexandria an Valerian, den Bischof von Ikonium (PG 77, 257D - 260A).
E: C. Römer, Osterfestbrief, in: Griechische Texte der Heidelberger Papyrussammlung (P. Heid. IV) hrsg. von B. Kramer und D. Hagedorn mit Beiträgen von C. Römer, Β. H . Kraut und F. Montanari, Heidelberg 1986, Nr. 295, pp 39-42. L: F. Bilabel, Neue literarische Funde in der Heidelberger Papyrussammlung, in: Actes du V e Congrès international de Papyrologie, Oxford, 30 août - 3 septembre 1937, Bruxelles 1938, pp 72-84, bes. ρ 82 („Ich erwähne nur in transeundo Reste zweier griechischer Osterfestbriefe"; der zweite angebliche Osterfestbrief erwies sich als ein „Theologisches Fragment", jetzt publiziert als P. Heid. IV, 296 von C. Römer) / G. Cavallo-Η. Maehler, Greek Bookhands, London 1987, ρ 114 (Nr. 52b). F: C. Römer, Osterfestbrief, (vgl. E:), Tafel V (Nr. 295) / Cavallo-Maehler, (vgl. L:), ρ 114 (Nr. 52b) [zeigt linn 4-2l].
1 „Aus den fragmentarischen Zeilen geht deutlich hervor, daß ein monophysitischer Patriarch den Brief geschrieben hat" (Römer, ρ 40). η Weil im vorderen Teil die dogmatischen Erörterungen stattfanden, die offensichtlich auch Gegenstand des vorliegenden fr sind. •^Gut gesichert ist das Ergebnis indessen nicht: Einerseits ist es unmöglich, den Kyrill-Text (in Konkordanz mit dem Buchstabenbestand des fr) auf 3 etwa gleich langen Zeilen unterzubringen (es ergibt sich eine Divergenz von 8 bis 13 litt, je nach dem, wie man die Rekonstruktion anlegt, und das ist in unmittelbarer Abfolge auch dann etwas viel, wenn man berücksichtigt, daß Unterschiede in dieser Größenordnung bei so langen Zeilen nicht sehr ungewöhnlich sind). Römer rechnet damit, daß die Stelle bei der Übernahme in den Osterfestbrief „offensichtlich leicht verändert" wurde (p 42).
537
KV 81 Osterfestbrief (Schluß) [Verfasser nicht identifiziert; vgl. Anm. l]
London, British Library, (P. Lond. III) 729; P. Grenfell II 112
Haelst Nr. 675; Montevecchi, ρ 330 577 1
672 1
(Grenfell-Hunt, pp 163-165; Kenyon, Palaeography, ρ 118; Mayence, ρ 237; Kenyon-Bell, Catalogue, ρ XXIX; Schubart, Palaeographie, ρ 156; Cavallo, pp 42-45.51; Bernadinello, Sc 34, ρ 240) (Schmidt-Schubart, ρ 92; Thompson-Kenyon-Gilson, New Palaeographical Society, Table of Plates, Anm. zu Nr. 48; Irigoin, pp 40.48; Bernardinello, Sc 32, ρ 253; vgl. Anm. 1 am Ende)
Fundort: ?; „erworben 1896" (Haeberlin, ρ 477) fr einer Rolle oder eines Rotulus (?) 2 ; 21,3 cm(H) χ 33,5 cm(ß) (nach unserer Messung; 8 1/2 χ 13 1/2 in. nach ed. pr.); auf der Vorderseite befindet sich eine col von 30 cm Breite, die Rückseite ist leer; 22 fast vollständige linn, Buchstabenzahl pro lin schwankt zwischen 51 und 61 litt (meist 55 litt); linker Rand ca 2,5 cm. Sorgfältige Unziale koptischen Typs (Alexandrinische Majuskel, vgl. KV 78, Anm. 6); Diärese bei ι (im Anlaut); Zirkumflex (in Form des Rundbogens) über ι und υ (anscheinend in der Funktion des Trema). Hochpunkte und Punkte auf halber Zeilenhöhe (meist mit folgendem Spatium, linn 7+13 auch mit folgender Blindzeile) stehen normalerweise zur Textgliederung, nur lin 12 (zwischen φαμενοθ und μηνός) hat der Punkt die (üblicherweise dem Apostroph zukommende) Funktion, den ungriechischen Wortausgang eines nichtgriechischen Namens zu kennzeichnen. Spitzwinkel am Rand zur Kennzeichnung des (die ersten 9 Zeilen einnehmenden) Cyrillzitats, doch fehlen sie linn 7-9. Zahlzeichen
538
KV 81 - Osterfestbrief
überstrichen. Orthographica: ει : ι, ι : ει; τεοοεραχοοτης statt τεοοα-, lin 12. Nomina sacra: θς, θν; πρί; πνϊ; ορς; χϋ. Das fr enthält in den Zeilen 1 bis 9 ein (von C. H. Turner identifiziertes) Zitat aus Cyrill, Kommentar zu Joh. 19,28 (Cyrilli Archepiscopi Alexandrini in D. Joannis Evangelium ed. post Aubertum Ph. E. Pusey vol. III, Nachdruck Brüssel 1965, ρ 93, linn 14-23; das Zitat weist zu Anfang einige Abweichungen von Puseys Text auf, die wohl der Adaption zuzuschreiben sind).
Ε: B. P. Grenfell-A. S. Hunt, Greek Papyri, Series II: New Classical Fragments and Other Greek and Latin Papyri, Oxford 1897, Nr. CXII, pp 163-167. L: C. Haeberlin, Griechische Papyri, ZBW 14 (1897), ρ 477 (Nr. 180) / F. G. Kenyon, The Palaeography of the Greek Papyri, Oxford 1899, ρ 118 / F. Mayence, Note papyrologique, RHE 4 (1903), ρ 237 (Nr. 52) F. G. KenyonH. I. Bell, Greek Papyri in the British Museum, Catalogue with Texts, London 1907, ρ XXIX, Nr. 729 [P. Lond. Ill] / Ε. M. Thompson-F. G. Kenyon-J. P. Gilson, The New Palaeographical Society, Facsimiles of Ancient Manuscripts, I 3, London 1903sqq, pi 48, Table of Plates [Anm. zu pl. 48: „The Editors have altered the suggested date of this MS. from A.D. 577 (?) to A.D. 672 (?) for reasons stated in Plate 203."], London 1914 / C. SchmidtW. Schubart, Osterfestbrief des Alexander, BKT VI (1910), ρ 92 / W. Schubart, Palaeographie I: Griechische Palaeographie, Handbuch der Altertumswissenschaft I 4,1,1925 [Nachdruck München 1966], ρ 156 / J. Irigoin, L'onciale grecque de type copte, JÖB 8 (1959), pp 29-51 / G. Cavallo, Γράμματα Άλεξανδρΐνα, JÖB 24 (1975), pp 23-54 / S. Bernaréinello, Cronologia della maiuscola greca di tipo alessandrino (contributo paleografico), Se 32 (1978), pp 251-255 / id, Nuove prospettive sulla cronologia del Pap. Grenf. II 112, Se 34 (1980), pp 239sq. / Cavallo-Maehler, Greek Bookhands Nr. 37, pp 82 sq F: Thompson-Kenyon-Gilson, The New Palaeographical Society (vgl. L:), pi 48 / G. Cavallo, Γράμματα 'ΑλεξανδρΓνα (vgl. L:), tavola 12 nach ρ 36 [nur linn 9-19, an beiden Seiten unvollständig] / Cavallo-Maehler (vgl. L:)
KV 81 - Anm. 1
539
1 Da der Karsamstag laut O s t e r f e s t b r i e f , e r h a l t e n e lin 14, auf einen 29. P h a r muthi, d.h. auf einen 24. April fällt und linn lsqq außerdem Cyrill von A l e x andrien (gestorben 4 4 4 ) zitiert wird, kommen für die Abfassung des Briefes nur die Jahre 482, 577 und 672 in Frage. G r e n f e l l - H u n t , die eine Datierung ins 5. Jhdt. aus paläografischen Gründen zu Recht ablehnen, geben 577 den Vorzug, obwohl sie der Auffassung sind, daß „the evidence of the handwriting would perhaps be more in favour of 672 than 577" (p 164). Ihr Haupteinwand gegen 672 lautet: „In that year there was no Orthodox P a t r i a r c h at A l e x a n dria" (p 165); einem monophysitischen Patriarchen aber glaubten sie, ein Gebet für den regierenden Kaiser in Byzanz (vgl. erhaltene linn 18sq) angesichts des permanent gespannten Verhältnisses nicht zutrauen zu sollen, obwohl ihnen durchaus bewußt war, daß die Erwähnung eines solchen Gebets u.U. nicht mehr als eine traditionelle Floskel zu sein brauchte. Diesen Argumenten ist die Forschung zunächst gefolgt. Doch begannen (vor a l l e m nach dem Bekanntwerden von KV 78, dessen Schrift der von KV 81 sehr ähnlich ist) nach anfänglichem Schwanken (vgl. die bei L: zitierte Umdatierung durch Thompson-KenyonGilson in einer Anmerkung im Inhaltsverzeichnis und die divergierenden Ansätze bei Schmidt-Schubart einerseits und Schubart, Palaeographie, andererseits) die paläographischen Gesichtspunkte deutlich in den Vordergrund zu t r e t e n . So meint Irigoin, der Berliner (KV 78) und der Londoner (KV 81) Osterfestbrief gehörten von der Entwicklungsgeschichte der Schrift aus b e t r a c h t e t näher zusammen, und kommt daher zu dem Ergebnis: „La plus r e c e n t e (P. Berlin 10677) a été copiée dans le premier quart du Ville siècle l ' a u t r e (P. G r e n f e l l II 112) est presque certainement de 672." Dagegen ist Cavallo (vgl. Γράμματα, pp 4 2 - 4 5 ) wieder fur die Frühdatierung eingetreten; für ihn ist das Jahr 577 aus inhaltlichen und aus paläographischen Gründen (vgl. die Ausführungen, die wir KV 78, Anm. 6 zitiert haben) „decisamente preferibile" (ρ 44); V e r f a s s e r des Briefes ist dementsprechend nach seinem D a f ü r h a l t e n der melkitische Patriarch Johannes II., da der monophysitische P a t r i a r c h Petros IV. sich in diesen J a h ren nicht habe in Alexandria aufhalten dürfen. Einen neuerlichen, aber ganz anders g e a r t e t e n Vorstoß für das Jahr 672 unternahm dann Bernadinello, der nicht auf Grund paläographischer Ü b e r l e gungen, sondern mit H i l f e des Kalenders eine Lösung herbeiführen wollte, was die Datierung sozusagen auf zwei Beine gestellt h ä t t e . Seine Argumentation ist in etwa die: da die 40-tägige Fastenzeit mit einem 29. Pharmuthi (= 24. April) endete, muß sie nach seiner Berechnung eigentlich mit einem 20. Phamenoth (=16. M ä r z ) begonnen haben. Indessen wird dieser Beginn im Text mit ά π ό ι θ ' του φ α μ ε ν ώ θ μηνός angegeben, was seiner Meinung nach im Gemeinjahr dem 15. M ä r z entspräche, und nur in einem Schaltjahr dem 16. M ä r z des Julianischen Kalenders. Daraus zieht er den Schluß, es müsse sich also, falls kein Schreib- oder Rechenfehler vorliege, bei dem b e t r e f f e n d e n Jahr um ein Schaltjahr handeln. Wenn Bernardinellos Berechnungen unbestreitbar wären, schlösse sich damit 577 von selbst aus, und das Schaltjahr 672 w ä r e als A b fassungsdatum des Briefes endgültig etabliert. Indessen sind gegen dieses V o r gehen m e h r e r e Bedenken am P l a t z . So scheint es in der damaligen Praxis
540
KV 81 - A n m . 2
mehr darauf a n g e k o m m e n zu sein, daß der Beginn der Q u a d r a g e s i m a mit dem W o c h e n a n f a n g z u s a m m e n f i e l (der 19. P h a m e n o t h ist ein M o n t a g ) als d a r a u f , daß sie g e n a u 40 Tage d a u e r t e . M a n wird den Begriff τεΰβερακοοτη daher wohl nicht p r e s s e n dürfen. A l s B e r e c h n u n g s g r u n d l a g e für eine Rückrechnung scheidet er damit wohl aus (vgl. dazu auch H a l l - C r e h a n , A r t . F a s t e n / F a s t e n tage III 2 Alte Kirche und M i t t e l a l t e r , TRE XI, ρ 51, linn 20sqq; ebenso A r b e s m a n n , R A C VII, 1969, col 516sq; leider ist in beiden D a r s t e l l u n g e n von den O s t e r f e s t b r i e f e n aus der Z e i t nach Athanasius kein G e b r a u c h g e m a c h t worden). Vor a l l e m ist bei B e r n a d i n e l l o aber ü b e r s e h e n , daß die eintägige V e r s c h i e b u n g zwischen d e m Julianischen K a l e n d e r (mit dem S c h a l t t a g 29.2.) und dem g r i e c h i s c h koptischen K a l e n d e r (mit dem S c h a l t t a g 1. Thoth = 29. August im Julianischen K a l e n d e r ) nur zwischen d e m 29.8 und dem darauf folgenden 29.2 v o r k o m m t (vgl. B a g n a l l - W o r p , The Chronological Systems of Byzantine Egypt, Studia A m s t e l o d a mensia ad epigraphicam, ius antiquum et p a p y r o l o g i c a m p e r t i n e n t i a V i l i , Z u t p h e n 1978, ρ 95). D e s h a l b scheint auch die E r k e n n t n i s , daß der Bisextilis des r ö m i schen K a l e n d e r s (laut C e l s u s und Ulpian) nicht g e s o n d e r t g e z ä h l t wird, ohne Belang. Indessen war es diese Erkenntnis, die B e r n a d i n e l l o 1980 (Nuove p r o spettive ... Sc 34, pp 239sq) dazu v e r a n l a ß t e , seine D a t i e r u n g w i e d e r a u f z u g e ben und zu e r k l ä r e n : „In conclusione di quanto sin qui e s p o s t o l ' a r g o m e n t a z i o n e più valida r e s t a la c i r c o n s t a n z i a t a e a c u t a analisi p a l e o g r a f i c a del C a v a l l o , che data Pap. G r e n f . II 112 nel 557 [sic!, lies 577] ad e s c l u d e 672. P e r t a n t o la mia p r e c e d e n t e c o n c l u s i o n e deve e s s e r e abbandonata" (p 240). Z u m A b s c h l u ß sei a n g e m e r k t , daß die in Ägypten auf den O s t e r f e s t b r i e f des Athanasius von 334 z u r ü c k r e i c h e n d e Sitte, die Q u a d r a g e s i m a zu h a l t e n (und dem Usus des A b e n d l a n d e s e n t s p r e c h e n d auf 40 f o r t l a u f e n d e Tage zu b e s c h r ä n k e n ) , eher für den f r ü h e r e n A b f a s s u n g s t e r m i n spricht, denn „die j e t z i g e Sitte der g r i e c h i s c h e n K i r c h e , die Q u a d r a g e s i m a auf 8 W o c h e n , a l s o g e n a u 8 χ 5 Tage zu b e r e c h n e n [vgl. KV 78], ist ... seit dem s i e b t e n J a h r h u n d e r t a u f g e k o m m e n und hat sich dort nach und nach ü b e r a l l d u r c h g e s e t z t " (H. A c h e l i s , A r t . F a s t e n in der K i r c h e , in: R e a l e n c y k l o p ä d i e für p r o t e s t a n t i s c h e Theologie und K i r c h e , 3. A u i l a g e 1 8 8 8 , Bd. V, ρ 776, linn 5 6 - 5 8 ) . 2 Die e d . pr. hat sich zu dieser F r a g e nicht g e ä u ß e r t (sie spricht
durchgängig
von „the p a p y r u s " ) , aber van H a e l s t (Nr. 675) nennt das Stück „ f r a g m e n t volumen". D i e s e r Deutung m a c h e n 2 Dinge Schwierigkeiten: einmal
lig g e r a d e n , g l a t t e n Ränder an beiden Seiten (links e t w a 3 cm, r e c h t s als 1 cm, meist geht die S c h r i f t bis an die B l a t t k a n t e ) , und zweitens
d'un
die a u f f ä l weniger
die p a r a l l e l
zur S c h r i f t v e r l a u f e n d e n 8 Knicke, die den Papyrus in 9, a n n ä h e r n d g l e i c h b r e i t e (von unten nach oben: 2 c m + 1,8 c m + 2,4 c m + 2,4 c m + 3 c m + 2,7 cm + 3 c m + 2,3 c m + 1,7 c m ) S t r e i f e n gliedern. Da diese Knicke d u r c h das
Platt-
D r ü c k e n einer n o r m a l , d.h. in Schreibrichtung a u f g e w i c k e l t e n R o l l e nicht e n t s t a n den sein können,
liegt
der V e r d a c h t
nahe, daß es sich bei d e m
vorliegenden
Stück in W i r k l i c h k e i t um den Rest eines Rotulus handelt (über R o t u l i vgl. KV 48, A n m . 4). L e i d e r ist auf u n s e r e m Foto nicht mit l e t z t e r Sicherheit zu e r k e n nen, ob die S c h r i f t p a r a l l e l zur F a s e r v e r l ä u f t , doch neigen wir mehr zu
der
KV 81 - Anm. 2 (Ende)
541
Annahme, daß sie senkrecht zur Faser steht. Ist diese Annahme richtig, so ist das Stück (wie bei Rotuli üblich) transversa Charta beschrieben.
542
KV 82 Palladius von Helenopolis, Dialogue de vita S. Joanrns Chrysostomi VI 67-72 + 9 0 - 9 4 (ed. Malingrey 1 )
Manchester, John Rylands Library, P. Ryl. III 508
P a c k 2 2888
V
(Roberts, Catalogue III, ρ 136; Gronewald, ρ 3 3 2 )
Fundort: ?; erworben 1917 3 . 1 fr eines Codexfol 4 mit Resten von jeweils 8 Zeilen auf Verso und R e c to; der Textverlauf zeigt, daß das Verso dem Recto voranging. Maße: 5,2 cm(H) χ 4 , 4 cm(B); rekonstruierte Buchstabenzahl pro Zeile: 27-32, meist 27 oder 28; erhaltene Buchstaben pro Zeile: 4 - 8 , meist 5 - 7 5 ; die Seite hatte ursprünglich also c a 34 Zeilen; zwischen Verso und Recto fehlen (auf der Grundlage von Malingreys Text) 737 Buchstaben, d.h. c a 26 Z e i l e n 6 . Daraus ergibt sich ein Schriftspiegel von etwa 22 cm(H) χ 15,5 c m ( B ) 7 . D a keine vollständigen Ränder erhalten sind (vgl. Anm. 4 ) , ist eine Rekonstruktion des Blattformats nicht möglich 8 . Unter der Voraussetzung, daß der Codex nur diese Schrift (ungekürzt) enthalten hat, dürfte er einen Umfang von 190 bis 200 Seiten gehabt haben; das vorliegende fr dürfte dann aus dem 17. oder 18. fol stammen. Bei der Schrift handelt es sich um eine „bold, slanting hand in reddish brown ink" (Roberts, ρ 133); zum Vergleich wäre Cavallo-Maehler, Greek Bookhands, Tafel 16b heranzuziehen; die dort genannten Characteristica 9 treffen (soweit sich das bei der geringen Zahl erhaltener Buchstaben überhaupt sagen läßt) auf die vorliegende Schrift voll zu. Lesehilfen oder Zeichen zur Textgliederung sind im erhaltenen Teil nicht
KV 82 - P. Ryl. III 508 / Anm. 1 - 3
543
erkennbar. Orthographische Abweichungen: μετριοπ]αθων statt -θως verso, lin 5 1 0 . Für Nomina sacra gab es im vorliegenden Textbereich keine Gelegenheit. Die Identifizierung des Textes, der seit seiner Auffindung ohne Zuordnung war („it obviously belongs to a prose work, but there is nothing to give a clue to its nature", Roberts, Catalogue, ρ 133) gelang M. Gronewald. E: C. H. Roberts, Catalogue of the Greek and Latin Papyri in the John Rylands Library, Manchester, Vol. Ill: Theological and Literary Texts (Nos. 457-551), Manchester 1938, pp 136sq (mit einer Vorbemerkung auf ρ 133) / M. Gronewald, Palladius, Dialogus de vita s. Ioannis Chrysostomi in P. Ryl. III 508, in: ZPE 89 (1991 ), pp 33-34 (Identifizierung und Neuedition).
L: — F: —
1 Palladlos, Dialogue sur la vie de Jean Chrysostome, Introduction, Texte critique, Traduction et Notes par Anne-Marie Malingrey avec la collaboration de Philippe Leclercq, Bd. 1+2, Paris 1988 (= SC 341 + 342); die Ausgabe übernimmt die Kapitelzählung der Editio princeps und zählt innerhalb der Kapitel die Zeilen fortlaufend. 2 Gronewald schreibt: „Der Papyrus ist etwa 600 Jahre älter als die einzige vollständige Handschrift des «Dialogus», der Medicaeus-Laurentianus IX 14 (M)"; als dessen Entstehungszeit wird das X. bis XI. Jahrhundert angenommen. Der Dialog ist um 408 (in Syene in Oberägypten, dem Verbannungsort des Palladius) entstanden; der Papyrus liegt also sehr nahe an der Entstehungszeit des Dialogs. 3 Im „Preface" der Erstedition (Roberts, Catalogue III, ρ XII) heißt es dazu: „The present volume contains all the theological and literary texts from those collections" [scil. „the miscellaneous collection acquired in 1917 and that bought for the Library by the late B. P. Grenfell in 1920"]. Und etwas später: „The provenance of the great majority of the papyri in this volume is uncertain; a number of those purchased in 1920 were said to come either from the Fayûm or from Oxyrhynchus". Nach Auskunft der ρ 132 „509, 510, and 511 were ac-
544
KV 82 - Anm.
4 - 9
quired in 1920, the rest [mithin also auch 508] in 1917". ^ A u f der V e r s o s e i t e folgt den l e t z t e n e r h a l t e n e n Buchstaben in j e d e r Z e i l e etwas F r e i r a u m , der sich nur als Rest des (inneren oder äußeren, j e d e n f a l l s des) r e c h t e n Randes e r k l ä r e n läßt. Auf der R e c t o s e i t e ist V e r g l e i c h b a r e s nicht zu beobachten; v i e l m e h r sind hier die e r s t e n Buchstaben j e d e r Z e i l e durchweg verloren. ^ W o d u r c h die Bemerkung G r o n e w a l d s „Der Papyrus b e s t ä t i g t
in e r f r e u l i c h e r -
weise die V e r l ä ß l i c h k e i t
des
der
mittelalterlichen
Überlieferung
«Dialogus»"
doch einigermaßen r e l a t i v i e r t wird, zumal die U b e r l i e f e r u n g im hier B e r e i c h k e i n e r l e i D i v e r g e n z e n hat. Immerhin läßt aber
erhaltenen
die T a t s a c h e , daß der
T e x t sich mit H i l f e der m i t t e l a l t e r l i c h e n U b e r l i e f e r u n g so s t ö r u n g s f r e i r e k o n s t r u i e r e n läßt, darauf schließen, daß in der Tat auch im r e k o n s t r u i e r t e n
Teil
keine g r a v i e r e n d e n Abweichungen vorhanden gewesen sein können. ^ G r o n e w a l d , ρ 33: „ca 25 Zeilen". η
G r o n e w a l d , ρ 33: „15 cm B r e i t e und 21 cm Höhe".
® Die Angabe bei G r o n e w a l d , ρ 33 („Das ergibt einen u n g e f ä h r e n S c h r i f t s p i e g e l des Kodex von 15 cm B r e i t e und 21 c m Höhe. Damit gehört er n a c h Typology of the early codex» in Group 7 A b e r r a n t s
1") b e r u h t
«Turners
offensichtlich
auf einer V e r w e c h s l u n g von Schriftspiegel und B l a t t f o r m a t , denn die von T u r ner, Typology, ρ 19 für Group 7, A b e r r a n t s 1 gegebenen
M a ß e [die
zwischen
15,5 c m ( B ) χ 22,5 c r a ( H ) und 13/12 cm(B) χ 20,5 c r a ( H ) liegen] sind Angaben über
das
Turners
Blattformat.
Codices
B e z i f f e r u n g ) die
Nrs.
mit *104a
vergleichbarem [P.
Oxy.
Schriftspiegel
2747
mit
wären
(in
Ilias
II;
Homer,
S c h r i f t s p i e g e l 15(B) Χ 22.8(H); B l a t t f o r m a t 18.8(B) Χ 28,3(H); 38 linn;
V/VI
s. ; T u r n e r , G r o u p 5], *149 [Pack 2 911, H o m e r , Ilias XIII, 512sqq; S c h r i f t s p i e gel 15,4(B) χ 2 1 / 2 2 ( H ) ; B l a t t f o r m a t 21(B) Χ 32(H); 33 Z e i l e n ; V s.;
Turner,
Group 3], * 4 5 5 [Pack 2 2934, T e r e n z ; Schriftspiegel 15-16(B) X 22(H);
Blatt-
f o r m a t ca 22(B) χ 31(H); 33-34 Z e i l e n ; IV s.; T u r n e r , Group 3], * 4 8 1 [Pack 2 2969, Index zum Cod. Iust.; Schriftspiegel 14.3(B) χ 22.5(H); B l a t t f o r m a t 22.4(B) χ 34.3(H); 30 Z e i l e n ; VI s.; T u r n e r , G r o u p l ] . Diese 4 Beispiele gen genügen, u m zu zeigen, daß in F ä l l e n wie dem v o r l i e g e n d e n eine
ca mö-
Hoch-
rechnung vom S c h r i f t s p i e g e l auf das B l a t t f o r m a t und damit eine Einordnung in T u r n e r s G r u p p e n nicht möglich ist. ^„«Sloping majuscule» c h a r a c t e r i z e d by M with its middle strokes curve that touches or comes very close to the b a s e l i n e " scending b e l o w the b a s e l i n e "
forming a
Λ sometimes
Π with short curved top" (p 40). Die
de-
Datie-
rung von T a f e l 16b („second half of V") stimmt mit der Meinung von Roberts über das P a l l a d i u s - F r a g m e n t Uberein.
KV 82 - Anm. 10
Zur Vertauschung von ν und ς finale vgl. Gignac I 131sq.
546
KV 83
[0207]
Meas-Apologie
Dublin, Chester Beatty Library, P. Chester Beatty X V P h i l Im selben Codex befinden sich außerdem:
- Pss 1 - 4,1
(Chester Beatty X V P s s = AT 161, Rahlfs 2151)
Treu Ref. XII, pp 91-92 (710a Haelst) IVa
(Turner bei Pietersma, Acts, ρ 14 und Inedita, ρ 14)
Fundort: 20 frr eines Codex aus der vorderen Hälfte einer Lage, die ursprünglich insgesamt aus sieben Doppelblättern bestanden hat (frr aus der hinteren Hälfte = Chester Beatty XV P s s ), d.h. aus den ersten 14 Seiten der Lage; das Material ist stark zerfasert, es ist kein Blatt vollständig erhalten; das größte fr mißt 21 χ 14,5 cm (vgl. Plates 15-16); es sind Ränder von 3-4 cm innen, mindestens 2,5 cm außen, bis zu 2,25 cm unten und 1,5 cm oben erhalten; die in der Höhe am besten erhaltene ρ 5 enthält 23 Zeilen; die Buchstabenzahl pro Zeile ist unterschiedlich: meist 18-22, maximal 30 Buchstaben; die Zeilen sind oft nicht voll ausgeschrieben, da die Fragen und Einwürfe des verhörenden Präfekten κουλχιανός und der δικολόγοι a linea beginnen; die Schriftspiegelhöhe von ρ 5 beträgt bei einer Zeilenhöhe von etwas mehr als 1 cm ca 24,5 cm, die Schriftspiegelbreite ca 12,5 cm; addiert man zu dem rekonstruierten Schriftspiegel von 24,5 χ 12,5 cm die durchschnittlichen Werte der Randbreiten hinzu, ergibt sich für das Doppelblatt eine Größe von 27-28 cm(H) χ 37-38 cm(B), d.h. ein Kodexmaß von 27-28 cm(H) χ 18-19 cm(B); dies würde zur Gruppe 5 der Papyruskodizes bei Turner 2 passen. Die Schrift steht aufrecht und ist nach Turner „closer to the official
KV 83 - P. Chester Beatty
XVphil
547
chancellery cursive than to a bookhand" 3 , vergleichbar mit P. Cair. Isid. (A. D. 297), P. Cair. Isid. 57 (A.D. 315), P. New York Univ. (A.D. 302, Seider 4 8 (A.D. 321/322) und einigen Texten aus dem Abinnaeus Archiv (ca 340-350), besonders P. Lond. 234 (= Seider 49) und P. Lond. 2 3 2 4 . Das Ny am Ende einer Zeile wird zur Auffüllung der Zeile z.T. breitgezogen (pp 6,15; 8,1; 10,6); als Lesehilfe zeigt sich regelmäßig das Trema über ι (pp 2,11; 3,1; 7,10; 12,3; 13,1) und υ (pp 8,1; 9,2; 13,9.20) im Anlaut und einmal über υιού (ρ 17,9); einmal (vgl. 5,2 κρι]ΐ'τον = κρειττων) findet sich der Apostroph zur Bezeichnung der Doppelkonsonanz. Zur Textgliederung wird der Hochpunkt benutzt [pp 7,4; 8,3; 10,2.4; 12,3; 13,1 (?); 14,2], außerdem findet sich viermal ein Spatium, um einen Sprecherwechsel zu markieren (pp 2,3; 4,4; 6,12.16) 5 . Sobald der verhörende Präfekt als redend eingeführt wird (meist in der Form κουλκιανος αυχω ειπεν, mit gelegentlichen Erweiterungen), wird der Name ausgerückt außer in 2,3, wo stattdessen ein Spatium benutzt wird, und in 7,9, wo der Schreiber die Ekthesis anscheinend vergessen hat, das gleiche geschieht bei der Einführung der δικολόγοι (vgl. 10,9 und l l , 3 + 8 ) 6 ; die Zeile davor läuft mehrfach blind aus. Orthographies1·. Vokalvertauschungen: α : ο (ρ 4,1 ); αι : ε (ρ 10,4); ε : αι (ρρ 5,16; 7,3; 10,5); η : ι [ρρ 12,3 χρηΰΐου; 13,15(?) ; 14,1; 14,14(?) χρηβτου]; ι : ει (ρρ 4,12; 5,6.20.22; 6,2; 10,1.4.6; 11,4; 13,1.3) ω : ο (ρ 4,1). Phänomene des Konsonantismus: Fehlerhafte Aspiration (ρ 10,3: ουχ ολιγην); keine Assimilierung des ν vor κ (ρ 12,2); ein Ny-finale ist ausgefallen in 10,1 (ωό ά). Außerdem ist offensichtlich ελενηοτι für ελληνίΰτι (ρ 4,11; Simplifikation + ε:η und η:ι) und απεκρανατο für απεκρινατο (ρ 3,23) geschrieben; letzteres ist wohl als bloße Verschreibung zu werten. Es findet in diesem Teil (im Gegensatz zum Psalmen-Teil) keine Kürzung der nomina sacra statt, aber stellenweise ist ειπεν zu ει' gekürzt 8 . Der (besser erhaltene) Text von KV 8 4 unterscheidet sich in Umfang, Phrasierung (und Tendenz) von dem hier in KV 8 3 vorliegenden so erheblich, daß e r für Lückenberechnungen etc. kaum herangezogen werden kann; für die Einzelheiten vgl. Pietersma, The Acts, pp 13-29, der die Meinung vertritt, daß das Ausrücken des Präfekten-Namens, die Phrasierung der Einleitungsformel,
548
Phileas-Apologie / Anm.
1 - 3
die die Suprematie des Verhörenden noch klar zum Ausdruck bringt, und die unterlassene Kontraktion der Nomina sacra deutliche Hinweise darauf sind, daß KV 83 noch eng(er) am ursprünglichen Verhandlungsprotokoll ist (als KV 84 und die lateinischen Akten), während KV 84 sich durch seine Tendenz erkennbar als Überarbeitung verrät. E: A. Pietersma, The Acts of Phileas Bishop of Thmuis (including Fragments of the Greek Psalter), P. Chester Beatty XV (With a New Edition of Bodmer XX, and Halkin's Latin Acta), Cahiers d'Orientalisme VII, Genf 1984. L 9 : Α. Pietersma, Greek and Coptic Inedita of the Chester Beatty Library, Bulletin of the International Organisation for Septuagint and Cognate Studies 7 (Fall 1974), pp 13-15 / K. Treu, Christliche Papyri XII, APF 32 (1986), pp 91-92 [Für weiteres vgl. die Literaturangaben bei KV 84]. F: Α. Pietersma, The Acts (vgl. E:), Plate 1-26 [am Ende des Bandes].
^ . C . Skeat hat in seiner Rezension (JThS 29, 1978, ρ 179) zu Recht mißbilligt, daß in Rep. I die Angaben über den Fundort der Chester-Beatty-Papyri diskrepant sind und den korrekten Sachverhalt wie folgt beschrieben: „It will be recalled that in the case of the former [= die Chester-Beatty-Papyri] Kenyon originally suggested that they might have come to light in a church or monastery in the Fayûm, though making it clear that this was no more than guesswork. Subsequently Carl Schmidt, through his contacts with native dealers, came to the conclusion that the papyri had been found in the vicinity of Atfih, the ancient Aphroditopolis". Ob KV 83 mit diesem Fund in Verbindung zu bringen ist, war für uns nicht hinreichend erkennbar. Vgl. auch KV 54 und KV 84. Möglicherweise deutet das Auftauchen eines zu P. Bodmer XX gehörenden Fragments (vgl. KV 84, Anm. l ) auf einen Fundzusammenhang zwischen den Bodmer- und den Chester-Beatty-Papyri. 2
Vgl. E.G. Turner, The Typology of the Early Codex, University of Pennsylvania Press, 1977, pp 16-17 τ
Turner bei Pietersma, Acts, pp 13-14
KV 83 - Anm.
4 - 9
549
4 Vgl. Turner bei Pietersma, Acts, ρ 14 ->Vgl. Pietersma, Acts, ρ 13 6
η
Vgl. Pietersma, Acts, ρ 13, 28 Vgl. Pietersma, Acts, ρ 13
ο Vgl. Pietersma, Acts, ρ 26: „Regarding the abbreviation of είπεν Martin already observed that it occurs »dans les protocoles originaux« [Martin, Papyrus Bodmer XX, Genf 1964, ρ 11] and Emmet and Pickering [The Importance of P. Bodmer XX, Prudentia 7, 1975, ρ lOO] emphazise with reference to Coles [Reports of Proceedings in Papyri, Payrologica Bruxellensia 4, Brüssel 1966, ρ 45] that ει' »appears as a regular feature in reports of proceedings from the middle of the third century onwards (dominating the full ειπεν) and suggests that P. Bodmer XX could be placed early in the evolution of the text from an original protocol.« That ει' is well attested in reports of proceedings is, of course, undeniable; but equally undeniable is the fact that a mixture of the abbreviated and full forms, such as we have in Be [= KV 83] is older than the consistent use of ε ι ' , which is dominant from circa A.D. 250 on." " Die zahlreichen Anzeiger-Rezensionen zur Edition von Pietersma wurden nicht aufgenommen, da sie keine neuen Informationen zum Gegenstand bieten.
550
KV 8 4 [0205] [KV 55 und KV 58]
Measapologie
[A] Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, P. Bodmer XX [Β] Dublin, Chester Beatty Library, ohne Nummer 1 im selben Codex befinden sich außerdem:
-
Protevangelium Jacobi (P. Bodmer V = Ap 17; Haelst Nr. 599) 3. Korinther (P. Bodmer X = Ap 25; Haelst Nr. 611) 11. Ode Salomonis (P. Bodmer XI = Ap 6; Haelst Nr. 568) Judas (P. Bodmer VII = NT 72; Haelst Nr. 557) Melito, Passahomilie (P. Bodmer XIII = KV 55; Haelst Nr. 678) Hymnus zur Ostervigil von Melito (?) (P. Bodmer XII = KV 58; Haelst Nr. 681) - Psalm 33 und 34 (P. Bodmer IX = AT 60; Haelst Nr. 138) - 1. und 2. Petrus (P. Bodmer VIII = NT 72; Haelst Nr. 548) Die Phileasapologie steht vor den Psalmen (ansonsten ist die obige Reihenfolge die des Codex). Haelst Nr. 710; (Pack 2 Appendix Nr. 48); Montevecchi, ρ 330; Treu, Ref. I, ρ 193 + Ref. XVI, ρ 95; (Turner Nr. 545); BHG A u c , 1513k; Clavis I 1672
erste Hälfte IV (nach 303)
(Martin, p 11) 2
Fundort: ?; zur Fundgeschichte der Bodmer-Papyri vgl. KV 30; für die Chester Beatty Papyri vgl. KV 83, Anm. 1. 7 in sehr unterschiedlichem Zustand erhaltene foli aus einem Sammelcodex (nur das 6. und 7. fol sind einigermaßen vollständig erhalten; die übrigen, aus relativ kleinen Einzelfragmenten zusammengesetzt, sind mehr oder weniger lückenhaft), sowie mehrere kleine, bislang nicht piazierte frr. Auf der Rück-
KV
84
- P. Bodmer
XX
551
seite des 7. fol beginnt P. Bodmer IX (Ps 33 und 34 = AT 60). 15,5 cra(H) χ 14 cm(ß); rekonstruiertes Doppelblattformat: 15,5 cm(H) χ 28 cm(B); Buchstabenzahl: 16 (lx) - 27 (lx) litt pro lin 3 , meist 21-24; Zeilenzahl: 16-18 linn pro p; ρ 17, die das Ende des Werkes enthält, bietet nur 6 Textzeilen (lin 6 besteht aus nur 2 litt) sowie die zwischen 2 waagerechten Linien stehende, zweizeilige, nur die rechte Seitenhälfte in Anspruch nehmende Schlußformel: ιρηνη τοις αγειοις I παύει; darunter das Zeichen ^ (= Anchhieroglyphe 4 ); der Rest der Seite ist frei. Ein Titel der Schrift findet sich nur am Anfang und lautet: 1 απολογεια φ[ί]λεου επιοκοπου I 2 θμουεως αρχ[ον]ιος δε Αλεξαν I 3 δρειας πεμ[πι]ον προοαχθΠ 4 τος και μετεπειτα χε[λει]ωθΓ. Ober-, Unter-, Außen- und Innenrand sind zumindest in Resten bei fast allen foil erhalten, sichere Angaben über die Maße der Ränder und die Größe des Schriftspiegels sind z.Z. jedoch nicht möglich, da die Angaben dazu in Martins Ausgabe fehlen und neue, mit Maßstab versehene Fotos gegenwärtig nicht angefertigt werden konnten. [Die der Ausgabe beigegebenen Fotos scheinen im Maßstab 1 : 1,1 zu verkleinern; unter Berücksichtigung dieser Beobachtung kommen wir zu folgenden Werten: oberer Rand 2 cm; unterer Rand 2 cm; äußerer Rand links der Schrift 2,2 - 2,7 cm (mit fortschreitender Seitenzahl breiter werdend); äußerer Rand rechts der Schrift ca 2,5 cm (Flatterrand); innerer Rand links der Schrift 2,4 cm; innerer Rand rechts der Schrift: erhalten maximal 1,6 cm (ursprünglich wahrscheinlich 2-3 mm breiter; Flatterrand); Schriftspiegel etwa 11,5 cm(H) χ 9,8 cm(B).] KV 84 stammt von »Hand d« des Gesamtcodex (vgl. die Gesamtübersicht bei KV 55 auf ρ 366). Es handelt sich um eine ziemlich sorgfältige und regelmäßige Unzialschrift; selten Ligaturen; nur wenige Korrekturen 5 ; teilweise Auslassungen bzw. Dittographien infolge von Homoioarkton; auffälliges Zunehmen von Versehen gegen Ende des Textes (offenbar bedingt durch nachlassende Aufmerksamkeit); Diärese bei ι (bei jedem der mit ι anlautenden Wörter) und υ (nur lmal bei ϋγ[ιεις, ρ 8, lin 14); häufig v-Strich; lmal Hochpunkt (p 2, lin 10), ansonsten keinerlei Interpunktion; lmal Apostroph zur Trennung von γ und κ (ουγ'κεχωρηχαι, ρ 7, lin 9); regelmäßig steht der Apostroph zur Bezeichnung der Abruchkürzung bei είπε ν (ει'); lmal Setzung von akutähnlichen Zeichen (wohl als Lesehilfen bei το ναι' ναι' και to ου ου', ρ 7, lin llsq);
552
Phileasapologie
die Silbentrennung am Zeilenende ist normalerweise in Ordnung, doch werden ö und folgender t-Laut getrennt. 3mal Paginierung (in der Mitte des oberen Randes): ρλγ (ρ 5), ρλε (ρ 7), ρλς (ρ 8), wohl von jüngerer Hand. Orthographies: ε : ai; εε : ει (2mal bei Formen von δέομαι); ει : ι, ι : ει; ο : ω (όοφροουνη : οωφροουνη, 2,14); [für νκ : γκ gibt es zwar zwei Stellen, die diesen Fall belegen könnten, doch handelt es sich dabei zum einen um die E r gänzung [...] ενκ[ριθ]ειοα (ρ 6, lin 9), zum anderen um die offenbare V e r schreibung ουνκρητω für οηκρηΐω (ρ 16, lin 4 ) , so daß kein sicherer Beweis für das Vorkommen dieses Orthographicons beigebracht werden kann; ansonsten liegt die normale Schreibweise vor, vgl. ρ 7, lin 9 : ουγ'κεχωρηται]. Weitere Besonderheiten: οκεψεοθαι : οκεψαοθαι (ρ 16, lin 12sq 6 ); ε : o (z.B. υπ[ερ]ΐεο0ερακεντ[α] : υπερτεσοερακοντα, ρ 1, lin 9, so Martin; Pietersma, The Acts, ρ 89 liest υπ[ο] τ[ε]