Deutsche Grammatik 3596260515

Man kennt die ständige Klage aller Fremdsprachenlehrer: »Wie sollen wir die englische oder lateinische Grammatik erkläre

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German Pages [192] Year 1983

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Deutsche Grammatik
 3596260515

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Man kennt die ständige Klage aller Fremdsprachenlehrer: »Wie sollen wir die englische oder lateinische Grammatik erklären, wenn niemand die deutsche wirklich beherrscht?« Aber auch im täglichen Gebrauch des Deutschen - und natürlich beim Unterricht und Studium der deutschen Sprache - ergeben sich oft genug Fragen, die nur eine über­ sichtliche Grammatik beantworten kann. Professor Erben hat deshalb für den Fischer Taschenbuch Verlag eine Taschenbuch-Grammatik geschrieben, die für jeden erschwinglich und die leicht zu handhaben ist. Die kurzgefaßte Darstellung ent­ spricht den modernen Erkenntnissen der Sprachwissenschaft, alle Fachwörter werden erklärt, viele Beispiele sind der zeitgenössischen Literatur entnommen und geben den heutigen Sprachgebrauch wie­ der. Ein umfangreiches Register erleichtert das Nachschlagen. Diese »Deutsche Grammatik« dient nicht nur Lehrern, Studenten und fortgeschrittenen Schülern, sondern jedem, der sich ernstlich mit der deutschen Sprache beschäftigt. Professor Johannes Erben ist der Verfasser vom weitverbreiteten »Abriß der deutschen Grammatik«, Träger des Konrad-Duden-Preises der Stadt Mannheim, seit 1979 an der Universität Bonn.

Johannes Erben

Deutsche Grammatik Ein Leitfaden

Fischer Taschenbuch Verlag

Originalausgabe des Fischer Taschenbuch Verlages J - 25 Tausend: April 1968 26- 37, Tausend: Januar 1969 38 - 47. Tausend: April 1970 4H.“ 57. Tausend: Februar 1971 5R.- 70. Tausend: Dezember 1971 71.- 75. Tausend: Juni 1973 76.- 80. Tausend: April 1974 81.- 85. Tausend: Juni 1975 86.- 90. Tausend: Juni 1976 91 - 97. Tausend: Juli 1977 98.-102. Tausend: Februar 1980 103 .-107. Tausend: Januar 1983

Umschlagentwurf: Wolf D. Zimmermann (wdz-studio. Feldafing) Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main © Fischer Bücherei GmbH. Frankfurt am Main. 1968 Gesamthcrstellung: Hanseatische Druckanstalt GtnbH. Hamburg Printed in Germany 680-lSBN-j-596-26051-5

Meinem Vater, dem Leipziger Buchhändler Kurt Erben (13. 10. 1895-3.8. 1965)

Inhalt Vorwort Einige Vorbemerkungen über Sprache und Sprechen (A) sowie Sprach-Beschreibung und Grammatik (B) A. (§ 1-9) ’ B. (§ 10-12)

I.

n 13 13 19

Das Wort (§ 13-145)

A. Als Einheit der Sprache (sprachliches Zeichen bestimmter Struktur: § 13-37) 1. Allgemeine grammatische Eigenschaften (§ 13) 2. Aufbau und Gliederung (§ 14-37) a) Gestaltmerkmale (phonologische Wortstruktur: § 14-19) b) Inhaltsmerkmale (semantische Struktur des Wortes: § 20-27) c) Zusammengesetzte oder abgeleitete Wörter (kom­ plexe Strukturen :§ 28-34) d) Flektierte Wörter (flexivische Erweiterung oder Va­ rianz der Wortstruktur: § 35-37)

B. Als Leistungseinheit im Rahmen der Rede (die Funktions­ gemeinschaften der Wort-Arten: § 38-145) I. Das zustand- oder vorgangschildernde Aussagewort (Verb: § 45-92) a) Finite und infinite Formen des Verbs (§ 48-60) b) Zeitformen und Zeitstufung (Tempussystem: § 61-70) c) Wirklichkeits- und Möglichkeitsformen (die Modi >Aussageweisen!: § 71-86) d) Formen aktionaler Differenzierung (Aktionsarten: § 87-92) 7

23 23 24 24 27

32 36

38 44 46 54 62

72

2. Das Nennwort (Substantiv: § 93-124) a) Das »Dreiklassensystem« der Genera (§ 94-96) b) Einzahl- und Mehrzahl-Formen (§ 97-98) c) bestimmte (determinierte) und unbestimmte (indeter­ minierte) Formen (§ 99-106) d) Die »Fälle«, Kasus-Formen und Kasus-Gegensätze (§ 107-124) 3. Das Beiwort (Adjektiv - Adverb :§ 125—145) 1) infinite (unflektierte) und finite (flektierte) Formen (§ 126-139) a) ad-verbal (§ 127-13 3) a) prädikativ (§ 127-131) ß) adverbial (§ 132-133) b) ad-nominal (§ 134-139) 2) Grund-Form und Vergleichs-Formen (§ 140-145)

78 79 80

83 87 100

101 102 102 104 105 109

II. Der Satz (§ 146-214)

A. Gestalt und Leistung des einfachen Satzes (§ 146-173) 1. Allgemeines (§ 146-160) 2. Die einfachen Formen der »Seinsbestimmung« (a) und »Verhaltensbestimmung« (b) im heurigen Deutsch (§ 161-173) a) (§ 161-164) b) (§ 165-173)

123 123 125

B. Kompliziertere Satzkonstruktionen (§ 174-202) 1. Die Erweiterung des verbalen Satzkerns (§ 174-179) a) zu einer Kern-Gruppe (§ 174) b) zu einem »Satz-Rahmen« (§ 175-179) 2. Die Erweiterung der nicht-verbalen Glieder (§ 180-201) a) zu mehrwortigen Satzgliedern (§ 180-191) a) Die Gruppe des prädikativen Adjektivs (§ 180) ß) Die Substantiv-Gruppe (§ 181-191) b) zu Neben- oder Gliedsätzen (§ 192-201) 3. Einschübe (§ 202)

130 130 130 130 134 134 134 135 141 147

C. Das Problem der »Satzglieder« (§ 203-212)

147

8

113 113

D. Der Satz als Leistungscinheit im Rahmen der Rede (§ 213-214)

155

Anmerkungen zu den >Vorbemerkungen< und IA (§ 1-37) zu IB 1 (§ 38-92) zu IB 2 u. 3 (§ 93-145) zu II (§ 146-214)

158 159 162 163

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 1. Wissenschaftliches Schrifttum 2. Quellenschriften

166 172

Sachregister

173

Wortregister

In den Wissenschaften ist viel Gewisses, so­ bald man sich von den Ausnahmen nicht irremachcn laßt und die Probleme zu ehren weiß. J.W.v. GOETHE

Vorwort Über Anlage und Absicht dieser Darstellung sprechen die anschlie­ ßenden >Vorbemerkungen< (s. § 12). Vorweggenommen aber sei der Dank an meine Innsbrucker Assistenten, die mir als freundliche Helfer zur Seite standen: Frau Dr. Notburga Wolf sowie die Herren Dr. Horst Christoph, Dr. Hans Moser und Dr. Norbert Richard Wolf. Innsbruck, November 19Ö7

Einige Vorbemerkungen über Sprache und Sprechen (A) sowie Sprach-Beschreibung und Grammatik (B) § i

§2

A. Der Mensch ist trotz seiner Individualität ein Gemeinschafts­ wesen. >Wer außerhalb der Gemeinschaft steht, ist kein Mensch, sondern »entweder ein Tier oder ein Gott«. ohne Sprache kein entwickeltes und leistungs­ fähiges Denkern,2 »weil sie unentbehrliche begriffliche Stützen, syntaktische Haltepunkte, feste geistige Strukturen bietet, an denen sich das Denken emporzuranken vermag«.3 Das kleine Kind, dessen Sprech- und Denkfähigkeit noch wenig ent­ wickelt ist, wird daher von den Römern mit Recht als in-J'ans, eig. »noch nicht sprechend«, abgehoben. Es vermag noch nicht wirklichen Anteil am menschlichen Leben zu nehmen, gehört als »infantiles«, über das wichtigste »Organ« (lat. organum »Werkzeug«) des Menschen nicht verfügendes Wesen noch nicht voll zur menschlichen Gemeinschaft. In Anlehnung an den Psychologen K. Bühler kann man »das Organonmodell der Sprache«4 etwa so (Abb. s. u. § 2) darstellen. Die drei außersprachlichen Faktoren Sprecher (I), angespro­ chener Hörer (II) und besprochene (oder erzählte) Sachwelt (III) lassen sich im Deutschen mit den Rollenwörtem ich (I), du (II) und er, sie, es (III) allgemein benennen (s. u. § 53). Ein Sprecher (Ich) kann sich also an einen Hörer (ein Du) wenden und mit Hilfe des Zeichen=Mediums der gemeinsamen Sprache 13

auf einen Ausschnitt der Erfahrungswelt (ein Gemeintes: Er, Sie, Es) beziehen, worauf der Hörer mit einer Gegenrede reagieren, d. h. seinerseits zum Sprecher werden kann. Dies kann sich wechselseitig fortsetzen, bis beide den Redegegen­ stand hinreichend besprochen, ihre Empfindungen, Erfahrun­ gen, Einschätzungen der in Rede stehenden Sache oder Lage (auch des Ich oder Du) hinlänglich ausgetauscht haben. die Sachwelt möglicher Redegegenstände (III)

Gegenrede

Sprachgemeinschaft § 3

§4

Freilich dient die Sprache nicht nur zur zwischenmenschlichen Kontaktnahme und Kommunikation, zum Dialog. Jeder Sprecher kann sic auch monologisch verwenden, wenn es ihm weniger um Fühlungnahme und Informationsaustausch mit einem Hörer geht, als darum, sich auszusprechen, seine innere Bewegung und Gefühle auszudrücken (Sprechen als Aus­ drucks-Gebärde) oder aber, einen Sachverhalt ausführlich dar­ zustellen und sprachlich zu fixieren (Sprechen als sach-zugewandte Darstellung). Vor allem in diesem Falle kommt es meist zu schriftsprachlicher Fixierung, zur Umsetzung der akustischen in visuelle Symbole (Schrift-Zeichen), welche die Bemerkungen über den flüchtigen Augenblick der Rede hinaus festhalten - für den Sprecher selbst oder einen situationsfernen Leser. Unmittelbare mündliche Rede hat demgegenüber einen we­ sentlichen Vorteil: sie kann sich in hohem Grade auf die

14

§ 5

gemeinsame Sprechsituation des Sprechers und Hörers stützen und sprachliche Mittel sparen oder, was die »Alltags­ sprache« ausgiebig tut, nachlässiger und weniger sorgfältig handhaben (flüchtige Lautbildung, ungenaue Wortwahl, man­ gelhafte Durchführung grammatischer Konstruktionen).5 Die »Alltagssprache« kann sich das leisten, weil die Situation, über die man gar nicht hinaus will, »alle rein sprachlich verbliebenen Lücken ausfüllt, alle Unbestimmtheiten präzisiert!6 und der Hörer auch unvollkommene, abweichende Redeweisen (Ak­ tualisierungen) »auf das System bezieht!,7 also durch die gram­ matische Norm der - Sprecher und Hörer gemeinsamen Hochsprache identifiziert. Dies ist möglich, da - anders als die »Gebietssprachen« (Dorf-Mundarten, landschaftlichen Um­ gangssprachen) mit ihren regionalen Abweichungen der gram­ matischen Struktur und ihren Sonderzeichen für eine spezi­ fische Lebens- und Arbeitswelt - die »Alltagssprache das hoch­ sprachliche System voraussetzt!.7 Sie ist gewissermaßen eine Sparform, eine reduzierte Spielart der allgemeinen - gespro­ chenen und geschriebenen - Hochsprache, in der Wortwahl freilich oft ein »Imponiergehabe« zeigend, eine — z.T. aus der mundartlichen Grundschicht schöpfende - Vorhebe einerseits für ausdrucksstarke Wörter und Wendungen sowie anderer­ seits für fachsprachlicheTermini, die den Sprecher »aufder Höhe der Zeit« und als »dazugehörig« erscheinen lassen sollen. Die volle Leistung wird der Sprache jedoch nur dort ab­ verlangt, wo sie nicht durch die Situation entlastet ist, sondern wo eine komplizierte Situation sprachlich bewältigt, d. h. »zur Sprache gebracht« werden muß. Hier bietet sich am ehesten die Gelegenheit, die Anwendung (Aktualisierung) und die Leistungsfähigkeit des hochsprachlichen Systems zu beobach­ ten. Eine Skizze mag das Verhältnis zwischen Sprache und Rede (Sprechen, Anwendung von Sprache durch einen einzelnen Sprecher) veranschaulichen (s. Abb. § 5 Ende). Rede ist die individuelle Bewältigung (Bestimmung) einer Sachlage (Situation) durch ausgewählte Mittel der überindivi­ duellen (in einer Sprach-Gemeinschaft üblichen) Sprache, wobei die Rede gewissermaßen eine sprachliche Brücke zwischen Sprecher und Hörer bildet, im Hinblick auf eine Sache oder Lage eine Verbindung (Kommunikation) zwi­ schen den Partnern einer Sprechsituation herstellt; kurz: 15

Sprache ist ein Zeichen-System, Rede die akustisch oder optisch wahrnehmbare Zeichen-Praxis, d. h. partielle Aktua­ lisierung des Systems in einer bestimmten Sprechsituation.

Sachwelt möglicher Redegegenstände

Sprachliches Gesamtpotential der Sprachgemeinschaft. §6

Wenn auch der einzelne Sprecher nicht über das Gesamt­ potential an Ausdrucksmitteln verfugt, das allen Angehörigen seiner Sprachgemeinschaft grundsätzlich zu Gebote steht, und wenn auch die betreffende Hochsprache nur für die ausdrucks­ notwendig und schon benennbar gewordenen, also nicht für alle denkbaren Sachverhalte und Redegegenstände sprachliche Zeichen gebildet hat, kann grundsätzlich jede Situation sprach­ lich bewältigt werden. Dreierlei kommt hier zu Hilfe: I. die Anpassungsfähigkeit der sprachlichen Zeichen (Wörter), die zur Übertragung auf neue, ähnliche Sachver­ halte, zur Annahme neuer »Bczugsqualitäten« geeignet sind und - besonders in ironischer Redeweise - sogar den »Gegen­ 16

sinn« auszudrücken vermögen, andererseits - nämlich die Klasse der sogenannten Pronomina - geradezu als größen­ bezügliche Formwörter mit situationsbestimmtem Funktions­ werk (s. § 44) fungieren können; 2. die Vermehrbarkeit des Zeichenbestandes durch Wort­ bildung, d. h. Ableitung neuer Zeichen aus vorhandenen meist unter Zuhilfenahme bestimmter Bildungssilben (Sport: Sport-ler, Sport-ler-in) oder Zusammensetzung gängiger Ein­ zelwörter zu einer neuen sprachlichen Einheit (Sport-Platz), also im Bedarfsfälle: Aufbau komplexerer Zeichen nach pro­ duktiven Mustern; 3. die Kombinierbarkeit einzelner Zeichen, die sich nach gängigen Mustern zu einer Zeichenkette (syntaktischen Ver­ bindung, Wort-Gruppe) fügen lassen, also Zeichen-Reihung; es tritt gewissermaßen eine synthetische Benennungsgruppei,8 ein >BestimmungskomplexEin Wortfeld ist in struktureller Hinsicht ein lexikalisches Paradigma, das durch die Aufteilung eines lexi­ kalischen Inhaltskontinuums unter verschiedene in der Sprache als Wörter gegebene Einheiten entsteht, die durch einfache inhaltsunterscheidende Züge in unmittelbarer Opposition zueinander Stehen.!40 § 24 Ebenso wie ein Phonem in verschiedenen Spielarten und Ver­ bindungen auftreten kann, besteht ökonomischerweise die Möglichkeit, den gleichen »Namen« mit differenzierten »Bczugsqualitäten« zu verwenden, zur Gliederung verschiedener Sinnbezirke heranzuziehen. Das bedeutet: ein Wort kann unter Umständen mehr als einem »Feld (lexikalischen Para­ digma)« angehören, in verschiedenen Reihen stehen, wobei das eine oder andere semantische Unterscheidungsmerkmal besondere Bedeutung gewinnen oder aufgehoben werden, aktualisiert oder neutralisiert werden kann. Glas z. B. steht einerseits in der Reihe amorpher (Werk-)Stoffbezeichnungen wie Holz, Stein, andererseits in der Reihe der (Trink-)Gefäße neben Becher, Pokal, Kelch, Humpen u. ä.; gehen bezeichnet neben Wörtern wie laufen (schnell), schreiten (gemessenen Schrittes), stolzieren (gespreizt) die menschliche schrittweise Bewegung (zu Fuß), wobei vor allem die Opposition zu stehen und fahren (mit einem Fahrzeug) hervortritt, andererseits auch die menschliche Fort-Bewegung: gehen, sich entfernen,ßiehcn, davonstürzen u. ä.; schließlich treffen wir gehen, um eine weitere 29

§ 25

wichtige Verwendungsart noch herauszugreifen, auch in der Reihe der Wörter, die eine ordnungsgemäße Bewegung (von Maschinen, Apparaten, Geräten) bezeichnen: funktionieren, laufen, arbeiten. Die Gebrauchsnorm eines Wortes erlaubt dem Sprecher also diese oder jene Verwendung, wobei sprach­ üblicher Kontext (Umgebung, kombinierbare Nachbarwör­ ter), anfugbare erläuternde Zusatzzeichen und Situation dem Hörer das verständnisvolle Aufnehmen des gemeinten (»rich­ tigen«) Signal wertes erleichtern: Glück und Glas, Jenaer Glas, Spiegel-Glas, Wein-Glas, Gläs-chen; einige Schritte gehen, aus dem Zimmer gehen, (un)genau gehen. Auch die Frage eines Wirts, in der eindeutigen Situation einer Gaststube zum speisenden Gast gestellt: »Nun, wie finden Sie das Schnitzel.'1« zielt unmiß­ verständlich auf das Werturteil über die Speise, zu dem der Speisende gelangt sein muß. Nur, wenn dem Wirt auf humor­ volle Weise eine Abfuhr wegen der Kleinheit des Bratens gegeben werden soll, kann die Antwort des Gastes lauten: »Oh, ich habe die Kartoffeln auseinandergeschoben, und da lag es!« In der Regel verhindern Eindeutigkeit der Sprechsituation und Kontext echtes Mißverstehen. Ein Kontext wie ein Glas leeren (Trinkgefäß) oder sein Glas aufsetzen (Brillenglas, Brille) signalisiert unmißverständlich, wie das Zeichen gemeint und aufzufassen ist. Wir haben es hier wie auch sonst häufig mit festen Verbindungen oder >SinnkopplungenzerbrechlichDie Bedeutung, die ein Wort als einzelnes hätte, wird durch den Kontext auf die Meinung des Sprechers hin determiniert und fugt sich zum Ganzen des Sinnes. NomoSemantisches< und >sub-semantische Phänomene^43 Im übrigen



wird man jeweils zu prüfen haben, ob alle Vorkommensfälle . der gleichen Lautform tatsächlich Gebrauchsweisen desselben Wortes sind, oder ob mehrere Wörter gleicher Lautung (Homo­ nyme) angenommen werden müssen. Das Schloß an der Tür und auf dem Berg wird nicht von demselben Wort bezeichnet, ebensowenig wie das Anfahren (Losfahren) eines Autos und das Anfahren (unfreundliche Zurechtweisen) eines Menschen. Hier ist nicht durch gemeinsame semantische Merkmale die Zuge­ hörigkeit zum gleichen Wortfeld und zu demselben Zeichen gegeben, die >Einheit des Wortcs< nicht mehr >durch denselben Inhalt bei gleicher Lautung gesicherte44 § 26 Die Fähigkeit der Zeichen zu außergewöhnlicher, besonderer Anwendung (s. o. § 6 u. 24 Ende) erhöht die Leistungsfähig­ keit der Sprache und ist für die sprachliche Bewältigung der Welt durch den Sprecher unentbehrlich. Seine Muttersprache stellt ihm eine mehr oder minder differenzierte Skala einzelner Bezeichnungen zur Verfügung, wobei sich je nach Sachlage dieses oder jenes Wort als potentielle, d. h. durch Identifika­ tion zu erfüllende Bestimmung!45 anbietet, gewissermaßen eine »typisierte Einheit!,46 womit das zu Benennende als »Ver­ treter oder Beispiel einer Klasse erfaßt!47 wird. Weinglas kann für jedes Glas gebraucht werden, aus dem man Wein zu trinken pflegt, Tisch für jedes Gestell mit waagerechter Platte, gleichgültig ob groß/klein, rund/eckig, schwarz/braun u. dergl., soweit es als Exemplar der Klasse »Tisch« angespro­ chen werden kann und nicht ein Sitzmöbel ist, wo Stuhl oder Sessel zu verwenden wäre. Dadurch unterscheidet sich ein »Klassen«- oder »Gattungsname« (lat. nomen appellativum), mit dem gleichsam an jedes Exemplar der betreffenden Gattung »appelliert«, eine Größe als Vertreter einer Klasse angesprochen werden kann, vom »Individual«- oder »Eigennamen« (lat. nomen proprium), der ein bestimmtes Einzelwesen zu »iden­ tifizieren!48 hat, ihm als »Name« allein zugeordnet ist. Daraus erklärt sich, daß die Eigennamen keine Wortfelder bilden, da ein Feld sinnverwandter Wörter eine nuancierte »Vielfach­ benennung« der gleichen Sache darstellt. § 27 Ein - in die Ausdrucksmittel und Bezeichnungsweisen seiner Muttersprache hineinwachsendes - Kind wird sich natürlich zuerst die am häufigsten gehörten, meistgebrauchten, zentralen Wörter der einzelnen Felder aneignen, erst allmählich und mehr 31

oder minder vollkommen den Umkreis nuancierender Aus­ drücke. Das spricht durchaus nicht gegen die Anwendbarkeit und Nützlichkeit des »Feldbegriffs« bei einer sprachwissenschaft­ lichen Beschreibung der inhaltlichen Gliederung des Wort­ schatzes.49 Nur darf er ebensowenig wie der Begriff" des »Sy­ stems« allzu starr und streng definiert und gehandhabt werden.

§ 28

c) Zusammengesetzte oder abgeleitete Wörter (komplexe Strukturen) Schon ein flüchtiger Blick in ein Wörterverzeichnis der deutschen Sprache zeigt, daß man es dabei z. T. mit sehr komplexen Zeichen zu tun hat. Wir treffen Zusammen­ setzungen von Wörtern, die auch selbständig gebraucht werden: Sport-Platz, Zwei-Mann-Boot, feuer-fest, jeder-mann, da-von. Und es begegnen uns abhebbare Bestandteile des Wortes, die zwar häufig - mit verschiedenen Wörtern ver­ bunden, d. h. als Affix (zu lat. affixum >Angeheftetes, AngekettetesMein Liebling — mein Peigling — mein Ling! Er-werb-ung, oder durch Tilgung, d.h. Rückbildung: Er-werb, oder aber durch Zusatz weiterer Affixe: Ge-sell-e, Ge-sell-schajt —» ver-ge-sell-schajt-en, Ver-ge-sell-schaft-ung. § 29 Nicht selten treffen wir komplexe Bildungen wie Un-dankbar-keit, Ver-un-treu-ung, wo ein Grundmorphem (Dank, treu) von gebundenen Morphemen beiderlei Art umgeben, ja sogar eine Verkettung mehrerer Präfixe oder Suffixe erfolgt ist. Offensichtlich sind hier Großformen entwickelt, die ge­ fäßartig gleichsam ein gesamtes Urteil über Wesen, Charakter und Verhaltensweise eines Menschen gegenüber anderen be­ grifflich zusammengefaßt enthalten: Er dankt nicht, handelt/ist un-dank-bar. Er ist nicht treu, verhält sich un-treu, ver-un-treut das anvertraute Vermögen anderer. Mit dem einen Namen Un­ dankbarkeit oder Veruntreuung wird dann etwas als eine »Größe« angesprochen, mit der man im menschlichen Zusammenleben rechnen muß. Er kann noch ein weiteres Zusatzzeichen er­ halten, d. h. mit einem »Bestimmungswort« zusammengesetzt werden: Vermögens-Veruntreuung, oder selbst als »Bestim­ mungswort« vor ein anderes »Grundwort« treten: Veruntreu­ ungs-Delikt (mit dem »Fugen-Morphcm« -s zur Markierung der »Kompositions-Fuge«). § 30 Die Vielgliedrigkeit zahlreicher deutscher Wörter läßt er­ kennen, wie sehr man nach genauer Benennung der zu be­ zeichnenden Größen strebt-durch Wortbildung, d. h. Aufbau ■ komplexer Zeichen. Indem man »möglichst viel in den einen Namen hineinnimmtgcistesungegenwärtig< (R. Musil) 52 in: nicht geistes-gegenwärtig', Alles(besser)wisser in: Mensch, der alles (besser) u/eiß eine Zerlegung also in die zugrundeliegende syntaktische Ver­ bindung, die mit Hilfe des Morphems -er (— Signal eines Agens) »zusammengebildet« worden war. §31 Der volkstümliche Begleitdialog zu einer Zeichnung von H. Zille, die ein Liebespaar im Sportruderboot darstellt, erweist das Bestreben, unbekannte Komposita syntaktisch aufzulösen (um­ zuformen) und damit verständlich zu machen: »Mutta, wat is'n det da for’n Boot?« «Det is'n Doppelskuller!« «Die beeden skullen aber lange!« Umgekehrt zeigt die von A. Bach53 berichtete kindliche Entstellung der alten Kaiserhymne: Wonne-Gans (< Wonne ganz), Kaiser-Tier (< Kaiser dir) die Neigung, gereihte Zeichen als Komposita aufzufassen, obwohl Pausierung und Akzentuierung eigentlich die richtige Gliederung (Segmen­ tierung) ermöglichen müßten. Bei vertrauterem Text sichern ja auch solche prosodische Mittel vor Mißverständnissen und helfen unterscheiden, ob gemeint ist: Wir / haben / mittags / Sonne oder Wir / haben / Mittagssonne.54 §32 Fest eingebürgerte Bildungen wie Jung-geselle oder Jung-frau müssen selbstverständlich nicht allein vom Wortbildungstyp oder Kontext (syntaktisch) her verstanden werden, sondern haben einen bestimmten Wortinhalt, der nicht einfach eine Addition der Einzelinhalte von jung und Geselle/Frau darstellt, sondern als spezifische Bedeutung des komplexen Zeichens gelernt werden muß. Er ist in seiner Besonderheit abgehoben von sinnverwandten Wörtern (einerseits z. B. Hagestolz, an­ dererseits Mädchen u.ä.), also gestützt durch das zugehörige Wortfeld, in dem diese Wörter einen festen Platz und beson­ deren Stellenwert haben. Bei Wörtern wie Stief-mutter, Schwieger-vater, Aber-glaube oder auchglimpf-lich ist dies ohne­ hin selbstverständlich. Sie wird niemand aus einer syntak­ tischen Umformung heraus verstehen wollen, wie dies etwa

34

bei Landesvatcr (—» Vater/vätcrlicher Regent eines Landes), Unglaube (-» nicht gläubig/glaubend) oder schriftlich (—» durch Schrift/in Form der Schrift) möglich ist. § 33 Abschließend sei festgestellt, daß auch komplexe Zeichen im allgemeinen die grammatischen Eigenschaften fester sprach­ licher Einheiten haben, als Wörter isolierbar, umstellbar, ersetzbar und durch besondere Betonung aus der Zeichen­ kette hervorhebbar sind. Auch normalerweise schwachtonige Silben einer komplexen Bildung können zuweilen eine nachdrückliche Betonung erhalten, bedingt durch eine situationsentsprechende Emphase: Wollen Sie es kaufen oder vdr-kaufen? (normale Betonung: Ver­ käufen) ; das ist un-menschlich, un-möglich (normale Betonung: ün-menschlich, ün-möglich) oder als stellungsbedingte Betonungs­ variante: dä-von (in ausdrucksstarker Spitzenstellung) halte ich nichts I ich halte nichts da-von; die all-gemeine Not / die Not ist all­ gemein. Wortinhaltlich bedingt ist hingegen die verschiedene Betonung von blüt-arm (>arm an Blut«) und blut-ärm (»sehr arm«), von übersetzen (»über einen Fluß bringen«) und übersetzen (»in eine andere Sprache übertragen«). Im übrigen gilt für komplexe Wörter, die nicht präfixkomponiert oder Eigennamen sind, meist Anfangsbetonung der ersten Silbe (vgl. jedoch oben § 19): Sport-Platz, frucht-bar. §34 Nur z.T. ist die komplexe Einheit unfest, bei grammatischen Dienstwörtern wie im/in dem, dahin (geht er)(da (geht er) hin und bei einigen präfixartigen Bestimmungsgliedern des Verbs: aufstehen/steht auf, zurück-werfen/wirft zurück, frei-geben/gibt frei u. dergl. Eher kreuzen sich die Tendenzen, ein komplexes Wort-Zeichen als feste Einheit aufzubauen, mit den Prinzipien der deutschen Syntax, die dem Verb eine besondere Rolle zuweisen (Klammerbau, s. § 177). Dies bewirkt in solchen Fällen die Unfestigkeit der komplexen Worteinheit und die Fähigkeit zur »Distanz-Stellung« der verbalen Kompositions­ glieder, die nicht-verbale Redeteile »inkorporieren« können. Die Besonderheiten der Wortbildung hängen also mit den Funktionen der einzelnen Wort-Arten (s. § 39) zusammen; und die wortbildenden Morpheme wirken nicht nur allgemein als »Grenzsignal« (Randbegrenzung) des Wortes, sondern im besonderen geradezu als grammatische Signale, als »FunktionsAnzeiger«; z. B. die Suffixe -heit, -ung (= Substantiv, »Dmg«-

35

Wort), -bar, -lieh (= Adjektiv, »Eigenschafts«-Wort), -ein, -ieren oder meist auch Präfixe wie zer-, ent- (= Verb, »Tätigkcits«-Wort). Über Wortartwechsel durch Wortbildung s. §43. §35

d) Flektierte Wörter (flexivische Erweiterung oder Varianz der Wortstruktur)

Das Deutsche gilt zu Recht als eine Sprache, die in hohem Grade »synthetisch« ist, also neue komplexe Zeichen aus Grundmorphemen aufbaut. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die vielfältigen Möglichkeiten der Wort-Bildung (s. o. unter c), sondern auch wegen des Reichtums an FlexionsFormen. Flexion heißt >Biegung< (zu lat. ftexid), d.h. Form­ abwandlung der W örter zum Ausdruck grammatischer Kate­ gorien (vgl. z. B. die Plural-Formen § 98) oder grammatischer Beziehungen (vgl. etwa die rollenkennzeichnenden KasusFormen § 108). Genauere Betrachtung zeigt, daß die meisten deutschen Wörter in bestimmten flexionsparadigmatischen >Veränderungsreihengenerelle Bedeutung der Wortart«,2 die >kategoriale Grundbedeutung«.3 Die Wortarten enthalten gleichsam eine »kategoriale Abbildung« der Welt, wenn sie auch nicht einfach ein sprachliches Korrelat der Seinsstruktur sind. Vielmehr sind sie Formen des geistig­ sprachlichen Zugriffs (s. o. § 8 u. 23), der Analyse und klassi­ fizierenden Erfassung (Prägung) der (Sachwelt-)Phänomene. >Das Substantiv stellt das Bezeichnete als Ding dar, das Ad­ jektiv als Eigenschaft und das Verb als Tätigkeit«,4 ohne daß es sich in der Wirklichkeit um »Dinge«, »Eigenschaften« oder »Tätigkeiten« handeln muß. Diese kategoriale Grund­ prägung wird am ehesten sichtbar, wenn wir Wörter ver­ schiedener Wort-Art, doch gleicher lexikalischer Bedeutung vergleichen: Fieber (als »Ding« festgestellt, als meßbare Größe gefaßt), yiebfejr-ig (als »Eigenschaft« oder »Zustand« des cha­ rakterisierten kranken Menschen hingestellt), fieber-n (als »Tä­ tigkeit« des Patienten ausgesagt); ähnlich Dank, dank-bar, dank-en sowie dank, wo dieselbe Erscheinung in verschiedener kategorialer Grundprägung als »Ding« (Substanz), »Eigen­ schaft« (Qualität), »Tätigkeit« (Prozeß) und »Beziehung, Ver­ hältnis« (Relation) dargestellt und ausgesagt wird. Es besteht also keine »naturgegebene«, von der »Sache geforderte« Zu­ ordnung zwischen Sach-Phänomen und Wort-Art, wenn auch einige Sachbereiche vorzugsweise von bestimmten Wortarten erschlossen werden. Die Farberscheinungen z. B. werden im heutigen Deutsch vor­ wiegend adjektivisch, die Glanzerscheinungen verbal gefaßt: 39

§ 41

Die Dinge sind rot, blau, weiß (nicht: Die Dinge * roten, weißen, selten und nur vom Himmel oder Gebirge: blauen). Die Dinge glänzen, leuchten, funkeln (selten: sind blank, licht, am ehesten noch: sind glänzen-d, leuchten-d). Einerseits herrscht also die Vorstellung der «Farbträger« vor, andererseits die der >GlanzsenderSeinsbestimmung< oder >VerhaltensbestimmungIstoder Tut-Prädikationsich bei außerindogermanischen Sprachen die Sache nach »Ist« hin verschiebt«.8 Es wird sich zeigen, daß sich der deutsche

40

§ 42

Satz im wesentlichen durch das Zusammenspiel von drei »höheren«, stark vertretenen und in ihrem Wortbestand noch immer vermehrbaren Wortarten konstituiert, die kategorial aufeinander abgestimmt und besonders in ihrer Fügungswcisc sowie Stellung zueinander festgelegt sind: Aussagewort (Verb, gemeinhin eigentlicher Träger der Aussage des ge­ schilderten Geschehens oder Seins als prädikatbildender Satz­ kern), Nennwort (Substantiv, Benennung der geschehen­ umgebenden Wesenheit, d. h. der mit dem dargcstclltcn Geschehen zusammenhängenden, als beteiligt angesehenen Größen), Beiwort (Adjektiv - Adverb, Charakterisierung des ausgesagten Geschehens/Seins bzw. daran beteiligter Größen), wobei besonders >die Polarität von Substantiv und Verbum dem Satz im Deutschen ein bestimmtes Gepräge gibt«.9 Mit den genannten Wortarten können außer den kategorialen Grundbedeutungen noch einige damit verbundene gramma­ tische Einzel-Kategorien in die Zcichenkette cingcbracht (integriert) werden, welche die inhaltliche Grundprägung der Wortarten gleichsam im einzelnen verwirklichen helfen. Hängt die »Syntagmatik« (Fähigkeit zu bestimmten Kombi­ nationsweisen und Gruppenbildungen) dieser Wortarten mit der jeweiligen kategorialen Grundbedeutung zusammen, so die »Paradigmatik« mit den grammatischen Einzelkate­ gorien, die paradigmatisch, d. h. in charakteristischen Ver­ änderungsreihen (Paradigmen) der Flexion (s. o. § 35) struk­ turell ausgeprägt sind, so daß diese Wortarten gleichsam einen Kreis charakteristischer Formen, verschieden strukturierte >Bündel von morphologischen Oppositionen, an denen sie teilnehmen«,10 um sich haben. Mit diesen grammatischen Kategorien der Wortarten seiner Sprache stehen dem Sprecher gewissermaßen >geistige Verfahrensweisen«11 zur Verfügung, die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der betreffenden Sprache, bestimmte >Unterschcidungen< machen zu können.12 Indem wir vereinfachend einige wichtige und charakteristische Merk­ male hervorheben, können wir die drei »höheren« Wortarten der deutschen Hochsprache von heute grammatisch defi­ nieren : I. Verb (Aussagewort) = die Wortklasse mit Personal­ endungen und der grundsätzlichen Eignung, mit »Personal­

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§ 43

pronomina« (s. § 53 f.) kombiniert zu werden, ferner mit einem verbalen Hilfsmorphem des Typus sc//(-O) und dem (gründ-) formbildenden Morphem -en: er ruh-t/er soll ru/t-en; 2. Substantiv (Nennwort) = die Wortklasse mit Kasus­ endungen und der grundsätzlichen Fähigkeit, adjektivische Pronomina (Possessiva, Demönstrativa, besonders die Formen des »Artikels«, s. § 99ff.) vor sich oder ein Relativpronomen (s. § 187ff.) hinter sich treten zu lassen; 3. Adjektiv - Adverb ~ die Wortklasse mit Steige­ rungsmorphemen (Verglcichsformen) und der grundsätz­ lichen Kombinierbarkeit mit davortretenden Gradbezeich­ nungen wie sehr, allzu, überaus, mehr (als); seiner Satzrolle nach selbst als Bei-wort solcher Wörter der Klasse I und 2 oder auch der eigenen Klasse 3 einsetzbar, zu denen im Sprach­ gebrauch die Möglichkeit einer semantisch-syntaktischen Bin­ dung besteht (s. § 126): Ein ruhig-er-es Wesen, der ruhig-er-e Schlaf. Er ist/schlaft sehr (allzu füberausfmehr als) ruhig, (sehr viel) ruhig-er als andere Kranke, ist der ruhigste, schläft am ruhigsten. An dieser grundsätzlichen Strukturierung ändert nichts, daß einzelne Angehörige dieser Wortklassen »defektiv« (nicht voll flexibel oder kombinierbar) sind, also nicht an allen para­ digmatischen und syntagmatischen Eigenschaften oder Merk­ malen teilhaben: gelingen, Furcht, tot (vgl. aber: esgeling-t; seine Furcht, die; mehr tot als lebendig, mause-tot). Jede Wortart hat ihren festen Grundbestand an Wörtern, die an allen wichtigen Leistungen und Gestaltmerkmalen der Wortart teilhaben, doch ist eine Schichtung (»Sub-Klassen«) erkennbar: Ein Teil des Wortbestandes ist für die eine oder andere Teilfunktion spezia­ lisiert oder speziell geprägt (z. B. ist das nicht steigerungsfähige und nicht mit ist kombinierbare Beiwort ärzt-lich nur gebildet, um den Begriff Arzt einem Substantiv wie etwa Praxis attribuienen zu können); andere Wörter fügen sich nur gelegentlich der Funktionsgemeinschaft an, ohne für die Dauer deren Gesetz zu folgen und ohne sich gänzlich deren inhaltlicher und formaler Prägung zu unterwerfen (vgl. etwa eine gelegentliche »Sub­ stantivierung« wie das Lachen). Zwar gehört jedes Wort der deutschen Sprache ständig oder vorwiegend einer bestimmten Wortklasse an, doch ist Wortart-Wechsei möglich, die Freiheit des >Austauschs Sb. Les-er, Les-ung, Adj.les-bar, les-er-lich; b) Sb. Gast —> Vb. gast-ieren, —* Adj. gast-lich; c) Adj. sauber —* Sb. Sauber-keit, Säuber-ung, —> Vb. sä'uber-n.--------Auch Komposition mit einem Grundmorphem anderer Wort­ art kann den Wortartwechsel ermöglichen: Les-e-Stojf, les-elustig; gast-frei; sauber-machen. 2. durch syntaktische Überführung in die Satzrolle einer anderen Wortart - eine Möglichkeit, die vor allem dem Beiwort offensteht: Schöne Dinge —> Schön-es / das Schön-e (zur substantivischen Bezeichnung eines Wertes geworden und damit zum selbstän­ digen Satzglied, >Handlungsfaktor . . . für Prädikate das helle Leuchten der Sterne, —> hell leuchtende Sterne. Syntaktische Überführung eines Substantivs wird möglich durch Verbindung mit einem (Hilfs-)Verb wie sein oder werden: Feind feind sein, er ist (uns sehr) feind; doch wird gemeinhin ein wortbildendes Morphem zu Hilfe genommen, also eine strukturelle Umpragung zum Adjektiv oder Verb bevorzugt: Feind —> feind-lich, be-feind-en. Neben diesen drei großen, ausbaufähigen (»offenen«) Wort­ arten, denen über 90% des deutschen Wortschatzes zuge­ hören und die in semantischer wie syntaktischer Hinsicht einen besonderen Rang haben, stehen drei kleine, in ihrem Wort­ bestand kaum wesentlich vermehrbare (»geschlossene«) Grup­ pen von vielgebrauchten »Dienst-Wörtern«, in deren gleichbleibendem Bestand sich jeweils wieder einige »Sub­

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Klassen« spezieller Funktion erkennen lassen: Größenbezüglichc Form Wörter mit situationsbestimmtem Funktionswert (Pro-nomina und Pronominaladverbien), Fügewörter (Prä­ positionen, Konjunktionen und Konjunktionaladverbien) so­ wie Satzadverbien (modale oder emotional-expressive Partikeln). Produktive wortbildende Morpheme haben sie nicht, formbildende (Flexions-)Morpheme nur - in beschränk­ tem Umfang - die Pronomina. Auch formal selbständige Hilfsmorpheme treten ihnen nicht zur Seite, sondern um­ gekehrt ist es Aufgabe dieser »Dienstwörter«, die Satzrolle (syntaktische Funktion) der anderen, »höheren« Wortarten und die grammatischen Beziehungen zwischen ihnen sowie zwi­ schen komplexeren sprachlichen Einheiten (Wortgruppen, Sätzen) anzuzeigen oder kennzeichnen zu helfen, wobei sie selbst vor allem durch eine charakteristische Stellung, Fü­ gungsweise (Umgebung) und Betonung erkennbar werden. Ausdruckswörter wie Au! Oh! I! stehen außerhalb des Systems der Wortarten. Sie treten nicht als wirkliches Aufbau­ element einer Zeichenkette auf, sind nicht wie die anderen als potentielle Bestimmungen einer Situation dienenden Klassen satzfähig, sondern als primitive, globale Kundgaben der Empfindung einer Situation gewissermaßen satzwertig, Vor­ stufe einer Satzaussage oder parenthetisch »zwischengeworfene« Äußerungen (Inter-jektionen) der Überraschung oder des Schmerzes, der Lust oder Unlust. Inden folgenden Abschnitten (1-3) werden die drei »höheren« Wortarten etwas genauer vorgestellt, die Klassen der » Dienst­ wörter« jeweils da charakterisiert, wo sie als Begleitwörter mit im Spiele sind (vgl. im übrigen Abriß § 307, 332ff., 3 77 ff)-

§45

I. Das zustand- oder vorgangschildernde Aussagewort (Verb)

Wir fassen zunächst die große, schätzungsweise ein Viertel des Gesamtwortschatzes ausmachende Klasse von Wörtern ins Auge, die mit dem üblichen lateinischen Fachwort verba geradezu als die »Wörter« schlechthin bezeichnet werden. Sie erfüllen offensichtlich eine besonders zentrale Funktion im 44

Rahmen des Satzes, sind ja geradezu - als »prädikatbildender Satzkern« - eigentlicher Träger der (Satz-)Aussage, der aus­ sagenden (Seins- oder Verhaltens-jBestimmung einer Situa­ tion (s.o. § 41); kurz, sie dienen als zustand- oder vorgang­ schilderndes Aussagewort (vgl. die griech. Bezeichnung des Verbs rhima, eigentlich »Rede, Aussage, im Gegensatz zu onoma >Namedas an Eigenheiten von Nomen und Verb, »Kasus« und »Tempus« Teil-nehmendeFügungspotenz< des finiten Verbs entsprochen und die >LeerstelleAsthetenpräteritumEs ist die große Vakanz gewesen, und sie hat schon vier Wochen gedauert . .. Da ist einmal der Lehrer Wagner zu uns auf Besuch gekommen .. . Zu­ fällig habe ich an diesem Tage eine Forelle gestohlen gehabt (! Beto­ nung der Vollendung in der Vergangenheit durch Zusatz von gehabt bzw. gewesen), und der Fischer ist zornig zu uns gelaufen* L. Thoma.43 Hoch- und literatursprachlich wird das »Ästhetenpräterium« nicht selten in ironischer Feierlichkeit gebraucht und bezieht seine besondere Wirkungausdem Gegensatz zum Perfekt, das eigentlich am Platze wäre: >Ein Herr lustwandelt auf dem Perron .. ., einen Hund an der Leine führend. Nie sah ich ein hübscheres Hündchen* Th. Mann.44 § 69 Neben der rückschauenden Zusammenfassung und »retro­ spektiven« Feststellung gibt es die »prospektive«, futurische Ausdrucksform des Ausblicks und der Erwartung. Sie dient zur nachdrücklichen Ankündigung eines erwarteten, künftigen Geschehens/Seins, das noch nicht im Augenblick des Sprechens festzustcllcn ist, aber demnächst aktuell »wird«: > Wir kriegen eine andere Witterung, Resi, Sie werden es sehen* H. Ca60

§ 70

rossa45 (nicht: Sie sehen es). Durch die Anwendung des Hilfs­ verbs werden findet der Abstand zum Erwarteten und Ange­ kündigten deutlichen Ausdruck. Modales spielt ohne Zweifel oft herein: Dir werde ich helfen (Drohung). Du wirst das tun (Forderung). Er wird schon kommen (Annahme) u. ä. Doch wird dies eher durch Situation und Kontext signalisiert als durch werden. Im übrigen stehen dafür eigentliche »Modalverben« zur Ver­ fügung - im Dienste der >drei Grundkategorien, unter denen wir uns auf die Zukunft einstellen: das Müssen, das Wollen, das Sollen«.46 So ist die Aussage eines Schülers deutlich abgestuft: Wir werden einen Aufsatz schreiben (neutrale Ankündigung). Wir müssen einen Aufsatz schreiben (Zwang der Schulgesetze). Wir wollen einen Aufsatz schreiben (eigene Entscheidung). Wir sollen einen Aufsatz schreiben (Wille des Lehrers). Ähnlich: >(Taube) »Es soll nicht wieder vorkommen, Herr Direktor.« (Di­ rektor) »Es wird nicht wieder vorkommen, Taube«< H. v. Cra­ mer.47 >Ich habe nicht gesagt, er wird dich verklagen, aber er kann es!< Chr. Ferber.48 Das Hilfsverb werden ermöglicht also eine einfache Ankündigung künftigen Geschehens/Seins, dessen Eintritt und Zustandekommen man mit Sicherheit erwartet. Futur und Perfekt heben den Verbalprozeß anders als das nichtgliedernde Präsens von der Gegenwart des Sprechers ab, rückschauend-feststellend oder vorausschauend-ankündigend: >Gut, sie haben nicht alles zerschlagen (in der Haussuchung). Sie werden abermals kommen, das wird vergeblich sein< G. B. Fuchs.49 Auf der Ebene des Präteritums, der »erzählten Welt«, entspricht als futurum praeteriti«50 die Fügung von würde und Infinitiv, die Ausdrucksform der imaginativen Vorwegnahme«:51 Man spürte es in den Gliedern, das Wetter würde umschlagen. Jürgen wußte, daß die Sonne kommen würden E. Wiechert.52 Dem äußerst selten ge­ brauchten Futur II (futurum exactum), das einen Vollzug fiir einen künftigen Zeitpunkt feststellt, entspricht im System dann das futurum praeteriti Morgen um drei Uhr werden/würden alle Teilnehmer versammelt sein und ihre Meinung vorgetragen haben. In der »erlebten Rede«, der erzählerischen Wiedergabe des Bewußtseinsstroms einer Romangestalt, kann das Präteritum und Plusquamperfekt seine übliche Vergangenheitsbedeutung verlieren und gleichsam an die Stelle von Präsens und Perfekt treten (vgl. Abriß § 133): 'Hatte Hans es vergessen, fiel es 61

ihm erst jetzt(!) wieder ein, daß sie heute)!) mittag ein wenig zu­ sammen spazieren gehen wollten? Und er selbst (Tonio) hatte sieh seit der Verabredung beinahe unausgesetzt darauf gefreut!< Th. Mann.53 Die Zeitbestimmungen jetzt und heute mittag beziehen sich auf die Situation der Romangestalt, nicht des Erzählers, d. h. sie dienen zur Orientierung im Bereich der »erzählten Welt«. Das »futurum praeteriti« rückt entsprechend in die Rolle der futurischen »erden-Umschreibung ein: Übrigens werde ich nächstens >Don Carlosi lesen!« sagte er rasch . . . Tonio Kröger ging ganz verklärt . . . Hans würde >Don Carloss lesen . . . vielleicht brachte er ihn noch dazu, ebenjalls Verse zu schreiben? . . . Aber daß er >Don Carloss las, würde trotzdem nicht schadens Th. Mann.54

§ 71

c) Wirklichkeits- und Möglichkeitsformen (die Modi Aus­ sageweisen zum Anzeigen/Aussagen geeignete Aus­ drucksweisei) ist die Normalform einer Aussage, deren Gel­ tung nicht durch eine Modalform des Verbs eingeschränkt werden soll - eigentlich eine neutrale Aussageform modaler Indifferenz ohne besonderes Modus-Morphem. Erst in der Opposition zur »Möglichkeitsform«, zum formal abgehobenen Konjunktiv (lat. modus coniunctivus >zur Verbindung dienende, vorzugsweise im untergeordneten Nebensatz übliche Aussage­ weisei) gewinnt sie spürbar modalen Charakter. X. -»Man sagt, sie sei glücklich!?« (unverbürgt, als Behauptung referiert). Y. »Sie ist glücklich!« (als wirkLich gegeben hingestellt). Weil der Indikativ nicht einfach ein »Modus der Realität«, sondern im Grunde eine neutrale Aussageform modaler Indifferenz ist, treffen wir Indikativformen wie (er) schweig-t (Konjunktiv: er schweig-e) nicht nur in Sätzen wie: Also, er schweigt. Nun schweigt er, sondern auch: Schweigt er wirklich? Er schweigt sicher (nicht). Ich glaube, er schweigt. Ich weiß nicht, ob er schweigt. Wenn er schweigt, sind seine Helfer vor Strafe sicher. 62

§ 72

'

§ 73

Hier wird der Geltungsgrad der Aussage durch andere sprach­ liche Formen eingeschränkt: durch Intonation und Position: Schweigt er wirklich? (= die >interrogative Modalität! der Entscheidungsfrage),55 durch subjektive Leitverben (ich glaube) oder Satzadverbien (sicher, nicht), einen konjunktionalen Vor­ spann (ich weiß nicht, ob oder wenn . ..). Es verwundert nicht, daß wir den Indikativ oft auch dort antreffen, wo normalerweise ein anderer Modus fungiert: Du bleibst hier! (statt des modus impcrativus >der Befehlsform. . . er sei kein Schwätzer . . . man irre sich sehr, wenn man nur dergleichen in ihm sähet Th. Mann.63 >Er behauptete steif und fest, man könne diese . . . Götterfratzen nicht fotografieren, sonst (d. h. andernfalls/falls man das täte) wären sie sofort tot< M. Frisch. 64 Bei Umformung in direkte Rede kann der im Dienste einer »Hypothese« stehende Konjunktiv II beibehalten werden: »Man kann sie nicht fotografieren, sie wären sofort tot.« § 82 Trotz einigermaßen klarer Aufgabenverteilung der Modi zeigen sich wie auch sonst Überlappungen. Hervorgehoben sei vor allem das Auftreten des Konjunktivs I im als ofc-Satz, wo sonst der Konjunktiv II herrscht: West hält die Fibel das zitternde Kind / Und rennt, als ob man es jaget A. v. DrosteHülshoff.65 >Sie . . . »ersuchten Küsse, als ob nichts seit E. Käst­ ner.65 Sogar der Indikativ findet sich vereinzelt, der überall da öko­ nomischerweise vorzudringen sucht, wo entsprechende sub­ jektive Leitverben und konjunktionale Einleitungen wie als ob, daß oder damit den Geltungsgrad der Aussage hinreichend ein­ schränken und ihre syntaktische Abhängigkeit signalisieren.66 §83 Umgekehrt treten Formen des Konjunktivs II im Bereiche mittelbarer Aussage (indirekter Rede) auf, nicht als »hypothe­ tische« Einschläge (s. o.), sondern offensichtlich als deutlichere Konjunktivformen bevorzugt (Ersatzfunktion). Anstelle der gar nicht (1. Person Singular sowie I. und 3. Person Plural, s. o. § 77) oder wenig vom Indikativ abgehobenen Formen des Konjunktivs I, die >bei den meisten Verben kein vollständiges Systemt67 bilden, werden präteritale Konjunktivformen ge­ braucht. Klassisches Beispiel der Ersatzfunktion: Man glaubt, er komm-e persönlich (Konjunktiv I), aber: Man glaubt, sie kämen persönlich (Konjunktiv II, nicht: komm-en = Indikativ Präsens). Aus einem Bestreben zur Vereinfachung werden nicht selten auch dort die deutlicheren und klangvolleren Formen des Kon­ junktivs II gewählt, wo die des Konjunktivs I hinreichend abge­

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hoben sind; also statt Man sagte, du kommest/er komme persönlich auch: du kämest/er käme.66 Damit wird die eindeutige formale Kennzeichnung der Aussage als »mittelbar«, als berichtete Rede, verstärkt und - mehr oder minder - auch die Distanzierung des Sprechers von dieser Aussage, für deren Richtigkeit er keine Gewähr übernehmen kann, die nach seinem Urteil wahrschein­ lich nicht real ist. Der Konjunktiv II ist in erster Linie eben doch ein modus irrealis. § 84 Mit der Zeitenfolge (consecutio temporum) hat das Auftreten des Konjunktivs II in der indirekten Rede nichts zu tun. Dem Indikativ Präsens der uneingeschränkten direkten Rede steht bei der Umformung in indirekte Rede entweder eine Form des Konjunktivs I oder - zur Vermeidung einer Undeutlich­ keit - des Konjunktivs II gegenüber. Und das gilt auch für die Hilfsverben in Perfekt-, Plusquamperfekt- und Futurkon­ struktionen, so daß das »Tempussystem« des Konjunktivs sehr vereinfacht ist: Man sagt, ich komme/käme gern (aktuell), ich sei/wäre gern gekommen (vollzogen), ich werde/würde gern kommen (künftig, erwartet). Ein Satz wie Man sagt, Sie hätten sich sehr verändert weist nicht die Kategorie des »Plusquamperfekts« auf (s o. § 66), sondern die Umsetzung einer Perfektkonstruktion in den modus coniunctivus der indirekten Rede. Dabei wird Du hast dich sehr verändert zu Du habest/hättest dich sehr verändert und Sie haben sich sehr ver­ ändert zu Sie hätten sich sehr verändert (Variante des Konjunktivs I fehlt bei der 3. Person Plural). § 85 Die unzulängliche formale Abhebung des Konjunktivs I im Paradigma der modernen deutschen Hochsprache wird nicht nur durch die Möglichkeit der Einschaltung des Konjunktivs II ausgeglichen, sondern zusätzlich durch die Bevorzugung ge­ eigneter Verben, die von ihrer deutlicher ausgeprägten Flexion und Semantik her geeignet sind, als »Hilfsverben« zu fungieren. Das gilt nicht nur von den Verben sein, haben und werden, die in jedem Text einen Löwenanteil an Konjunktivformen stellen, sondern vor allem von den sogenannten »Modalverben«: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen.69 Davon können jedoch nur sollen, wollen und mögen als »Umschreibungen« oder »Ersatzfugungen« des Konjunktivs oder Imperativs angesehen werden. 70

§ 86

Imperativisch (s. o. § 72): Schweig(t)! Du sollst (Ihr sollt) Wir wollen gehen! schweigen! Gehen wir! Konjunktivisch, mittelbare Aufforderung: Er komme Modalfeldes< einzuführen, in dessen sprachliche Bewältigung sich »Modal­ formen« des Verbs und »Modalverben« - unterstützt durch »Modaladverbien« (wie vielleicht, sicher, schon) - teilen. Zu er­ gänzen bleibt der Hinweis, daß das »Modalfeld« mit dem »Temporalfeld« zusammenhängt. Als Übergangsglied fun­ giert werden, das nicht nur als futurische Ausdrucksform ge­ braucht werden kann (s. o. § 69), sondern oft auch — mit dem Infmitiv»durativer« Verben (s.§ 8yf.) verbunden-zum Ausdruck der >vermuteten Gegenwart< oder »vermuteten Vergangenheit^4 dient, d. h. einer Erwartung, die sich auf gegenwärtige oder frühere Zustände bezieht: Er wird schlafen/geschlafen haben. Das wird falsch sein/wird falsch gewesen sein. Die Form des Konjunk­ tivs II würde, die Ausdrucksform der »imaginativen Vorwegnahme< (s.o. § 70), findet sich häufig im konditionalen Haupt­ satz statt undeutlicher oder unüblicher Formen des Konjunk­ tivs II: Wenn er zu mir käme, erklärte ich ihm unseren Plan/trüge ich ihm unseren Plan vor männlichweiblichkcins von beidennur im Plural gebrauchte Substantive< im Unterschied zu Singularia-tantum wie Schnee, Regen, Kälte, Trost, Furcht, Liebe, Raub, wo ein Plural höchstens durch Zusammensetzung mit einem anderen Wort oder mit Hilfe wortbildender Morpheme gebildet werden kann, also im Bedarfsfälle ein anderes Wort zu Hilfe geholt werden muß: Schnee-arten, Regen-fälle, Tröstung-en, Be-fürcht-ung-en, Lieb-schaft-en, Räub-er-ei-en). Auch Pluralformen mit einer Sonderbedeutung stehen außerhalb des Gegensatzes Singular-Plural, d. h. zu Bretter (— >BühneUnkostenGewebezersetzung die Tag-e, Wort-e, Kenntniss-e; der Strahl, das Bett, die Zahl —* die Strahl-en, Bett-en, Zahl-en; der Geist, das Ei —> die Geist-er, Ei-er; der Uhu, das Auto, die Bar —> die Uhu-s, Auto-s, Bar-s. Plural-anzeigend wirkt auch Vokalwechsel des Grundmorphems; a, 0, u —»• ä, ö, w (»innere« Flexion): der Nagel, das Kloster, die 8

Mutter die Nägel, Kloster, Mütter. Dieser Vokalwechsel ist oft auch mit den Pluralendungen -f und -er verbunden: der Gast, das Floß, die Nacht —> die Gast-e, Flöß-e, Nächt-e; der Gott, das Tuchdie Gött-er, Tüch-er (daneben: Tuch-e, nicht für ein­ zelne Exemplare, sondern Tuch-Arten). Im einzelnen ist die Verteilung nur historisch zu erklären; vgl. Abriß § 274-278. Ohne deutliche Pluralendung sind im wesentlichen nur einige Maskulina und Neutra auf -el, -en, -er, bei denen weder wie im Falle von Vetter(n), Stachel(n) die Pluralendung der »schwachen« Flexion noch Vokalwechsel (»Umlaut«, z. B. Tochter - Töchter) üblich geworden ist: der Braten, Hammel, Lehrer; das Laken, Rätsel, Feuer —> die Lehrer(-O) etc. Hierzu gehören auch die »neutralen« Verkleinerungsbildungen auf -chen und -lein (das Mädchen - die Mädchen) sowie die Sammel­ namen des Typus Ge-birge (Plural: die Ge-birge), doch lassen Begleitwörter und Kontext kaum Mißverständnisse aufkom­ men: Das Mädchen sing-t. Die Mädchen sing-en (über den Anteil des Verbs an der grammatischen Kategorie des Numerus s.o. § 50). Die Formgleichheit von die (fern. Sing.) und die (Plur.) stört hierbei nicht, da - vielleicht gerade deshalb Feminina in der Regel eine deutliche Mehrzahlform haben: die Klasse/Wand/Mutter - die Klassen/Wände/Mütter. Bei MaßAngaben des Typus drei Schritt Abstand, drei Glas Bier, drei Mark (Zoll) macht das Zahlwort gleichsam ein besonderes Pluralmorphem entbehrlich, auch wird nicht wie außerhalb dieser formelhaften Fügung (z. B. große Schritte/Glaser) die Individualität einzelner »Exemplare« ins Auge gefaßt, doch ver­ lieren Feminina auf -e (Plur. -n) ihre - nicht zu einer zusätzlichen Silbe führende - Pluralendung als Maßangabe nicht: drei Tasse-n Tee, drei Tonne-n Weizen, drei Minute-n/Stunde-n/ Woche-n Aufenthalt (danach auch drei Tag-e, Monat-e, Jahr-e). Eine Reihe von Fremdwörtern sind noch nicht in das Flexions­ system des Deutschen eingefugt (z. B. Modus-Modi, TempusTempora, Index-Indizes) oder schwanken zwischen fremden und heimischen Beugungseleinentcn (z. B. Thema-Themata/Themen, Atlas-Atlantenj Atlasse, Balkon-Balkons/ Balkone, Konto-Konti/ Kontos/Konten).

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§99

c) bestimmte (determinierte) und unbestimmte (indeter­ minierte) Formen

Wie das Grundmorphem reis(-en) eindeutig als »finites« Verb geprägt und auf eine bestimmte Situation bezogen (aktuali­ siert) wird durch Zusatz von Personalendung und -pronomen (ich reis-e, er reist-t = mögliche Antworten auf die Frage: wer reis-t?), so als Substantiv durch Zusatz einer adjektivisch gebrauchten pronominalen »Bestimmtheits-Partikel«; diese kann verschiedener Art sein, z. B. »exemplarisch« (als ein Exemplar der substantivisch bezeichneten Klasse) nennend, >klassifizierendidentifizierendGelenk, Glied') ein >Ausdrucksmittel der Opposition »Deterrniniertheit/Indeterminiertheit«< im Deutschen.3 Dem Hörer gegenüber ermög­ lichen sie die Unterscheidung zwischen bekannt und un­ bekannt. >Der identifizierende Artikel stellt Begriffe vor, die in einem gegebenen Horizont hegen; das klassifizierende ein dagegen fuhrt neue Begriffe in den Horizont eine4 A. Ich mache eine Reise. B. Wie lange dauert denn die Reise? A. Die Reise wird etwa eine Woche dauern. § ioo Die Flexions-Formen von der, die das: Einzahl: Nm der (A den D dem G des), Nn das (= A — D dem G des), Nf die ( = A-D/G der), Mehrzahl: N die (= A - D den G der): von ein: Nm ein (A einen D einem G eines), Nn ein (= A - D einem G eines), Nf eine (= A - D/G einer).

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Die Flexion des »Negationsartikels keim5 stimmt mit ein über­ ein, nur daß kein ebenso wie das gleichflektierte Possessiv­ pronomen mein (dein, sein) auch über Pluralformen verfügt: N keine (= A - D keinen G keiner). Über die Abkürzungen s.o. § 53. Weitere Einzelheiten auch des Formenbestands der übrigen adjektivisch gebrauchten Pronomina, die - abgesehen von unflektierten Formen (wie dies, manch) - iin wesentlichen nur im Genitiv (z. B. dies-es/jed-es Kindes, im Unterschied zu: klein-en Kindes) von der »pronominalen« Adjektivflexion (s. § 135) abweichen, vgl. Abriß § 393, 396, 444 (Zusammenfassung). § 101 Der Informationswert des »bestimmten« Artikels ist, wie oben ausgeführt, »Als-bekannt-SetzungSonne lohte, Fels glühte, Baum starrte streng, Vogel sang rauh< H. Hesse.8 Andererseits gibt es bei Eigennamen gemeinhin nur danh den Zusatz von der, die, das, wenn angesichts mehrerer »Exem­ plare«, d.h. Träger desselben Namens ein identifizierender Hin­ weis erforderlich scheint: der kleine Max - der große Max, das' alte Berlin - das neue Berlin; die Stein (statt: Frau von Stein) (Freiherr v.) Stein, die «Roland« (Schiffsname) — Roland (Held der Karlssage), der Lessing unserer Zeit (= ein weiteres Exemplar dieser Gattung, d. h. der Eigenname ist als Gattungsname gesetzt und daher mit dem Artikel verbunden) - (G. E.) Lessing, der Teltow (Name eines Landstriches) - Teltow (Name einer Stadt), die Aue (Flurname) - Aue (Stadtname), d. h. »Rauinnameni werden »von Siedlungsnamen durch den Gebrauch des Artikels unterschieden!.9 Im übrigen zeigt sich, daß der Artikel bei

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geographischen Namen häufig ilexikalisiert ist, also zum Namen als Vokabel gehört«:10 der Balkan, die Alpen, der Rhein, die Donau, die Türkei, die Vereinigten Staaten (Berg- und Flußnamen haben meist den Artikel, Ländernamen, wenn sie fein, oder plur. sind, also: Österreich und die Schweiz, Belgien und die Nieder­ lande). Bei Personennamen hat der Artikel, sofern er nicht aus grammatischen Gründen (Kasusverdeutlichung: das Ei des Kolumbus) erforderlich wird, oft eine besondere stilistische Funktion, kennzeichnet beim Vornamen {der Hans, die Grete) «alltäglich-vertraulichen Umgang«,11 bei Familiennamen Distan­ zierung (der Hitler). Weiteres: Abriß § 415. § 103 Der Opposition Ich mache eine Reiseldie Reise. Ein Hund/Der Hund liegt am Eingang entspricht im Plural: Ich mache Reisen! die Reisen. Hunde/Die Hunde liegen am Eingang. Reisen, Hunde = indeterminiert (O-Artikel), die Reisen, die Hunde = determiniert: alle Reisen und Hunde, die Sprecher und Hörer gesprächsweise im Auge haben, d. h. die bezeichnet >abgrenzende »Gesamtheit« in der jeweiligen Situation, während die Nullform »Nichtgesamtheit« meint«.12 Bei nicht numerusfähigen Substantiven besteht hingegen nur folgende Opposition: Gold/Das Gold liegt auj dem Tisch. Vieh/ Das Vieh ist auf der Weide. Fleiß!Der Fleiß hat ihn schon immer vorangebracht. Das Gold, das Vieh, der Fleiß — determiniert: all das und nur das Gold/Vieh bzw. der Fleiß, wovon Sprecher und Hörer wissen und sprechen. Das Oppositionsglied ein Gold, ein Vieh, ein Fleiß existiert normalerweise in der Hochsprache nicht, höchstens in charakterisierenden, artverdeutlichenden Fügungen wie ein reines, glänzendes Gold, ein schönes, gesundes Vieh, ein ungeheurer, zäher Fleiß, oder verneint: kein Gold, kein Vieh, kein Fleiß. § 104 Die obengenannten Oppositionen bestehen nur bei einem wirklichen Situationsbezug. Geht es nicht um die Verständi­ gung über »individuelle« Größen der Erfahrungswelt, sondern um »generelle« Größen, d. h. allgemeine Aussagen über eine gesamte Gattung oder Klasse von Erscheinungen, so werden diese Gegensätze aufgehoben (neutralisiert). Bei nicht numerusfähigen Substantiven sind d-(er, ie, as) und O-Artikel gleichwertig: Das Gold/Gold ist ein Edelmetall. Das BlutjBlut ist ein besonderer Saft. Der Fleiß/Fleiß ist eine mensch-

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liehe Tugend. Bei numerusfähigen Substantiven sind d-(er, le, as) und ein, das gewissermaßen ein Exemplar als stellvertretend für die gesamte Gattung auswählt, austauschbar: Der Hund/Ein Hund ist ein Säugetier. Hierzu stellen sich sogar artikellose Zwillingsformeln wie Hund und Katze sind Säugetiere. Aufge­ hoben ist hier zugleich der Gegensatz »Einzahl-Mehrzahl«, da es nicht auf gezählte Individuen, sondern den Gattungsbegriff ankommt, so daß auch Die Hunde/Hunde sind Säugetiere mit den vorgenannten Singularformen funktionsgleich sind. Vgl. im übrigen Abriß § 412-4. § 105 Außerhalb unmittelbarer Situationsbezogenheit stehen auch artikellose Fälle wie Lehrer sein, Unterricht halten, in Gang bringen, wo das Substantiv lediglich seinen Begriff einem »Funktionsverb« als Inhaltswert der verbalen Aussage inte­ griert. Doch kann hier ein deutlicher Situationsbezug her­ gestellt, also »klassifiziert« oder »identifiziert« werden: Er ist ein guter Lehrer, ist der Lehrer seines Sohnes. Er hält einen guten Unterricht, hält den Unterricht für die Abschlußklasse (vgl. Abriß § 233-40. Bei den präpositionalen Fügungen mit »Funktionsverben« handelt es sich meist um formelhafte Wendungen ohne Artikel oder mit verschmolzenem Artikel, der weniger einen Situations­ bezug herstellt als den Kasus (meist Dativ) verdeutlicht: in Gang bringen, im Gange sein {in kann wohl mit schwachtonigem dem, aber nicht mit den zur Worteinheit verschmelzen, außer­ dem ist die Kennzeichnung des Dativs wie auch sonst not­ wendiger) ; zum Kochen bringen, beim Kochen sein; zur Diskussion stellen (aber: in der Diskussion sein, weil nur das vokalisch auslau­ tende zu mit der zur Worteinheit verschmilzt, s. u. § 118 sowie Abriß § 348, 412). Eine Auflockerung dieser Formeln durch erneuten Situationsbezug ist jedoch ebenfalls möglich: in einen geordneten Gang bringen, bei dem täglichen Kochen der Suppe. §106 Die genannten Funktionen des Artikels sind überlagert durch »grammatische« Aufgaben, die in bestimmten Fällen, wo mit vermindertem Situationsbezug auch die obengenannten Gegensätze zurücktreten, entscheidend für den Artikelge­ brauch werden. Wie andere Begleitwörter des Substantivs, doch wegen seines allgemeinen Funktionswerts besonders dazu geeignet, dient der Artikel d-(erjie/as - es/er/em/en) auch zum Ausdruck von Genus, Numerus und Kasus des nach­

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folgenden Substantivs: der See (mask. = >stchendes Binnen­ gewässer^ - die See (fern. — »offenes Mcergerader, nicht gebeugter, unabhängiger Fall«) von den Casus obliqui («schiefe, abhängige Fälle«) abgehoben ist: N der Student, Bauer, Bote, G D A des/dem/den Student-en, Bauer-n, Bote-n (= Plural: dielder/den Student-en, Bauer-n, Bote-n). Bei den übrigen Substantiven ist der Nominativ weder im Singular noch im Plural vom Akkusativ abgehoben. Die Kenn­ zeichnung der Rolle im Satz ist also weitgehend den Begleit­ wörtern des Substantivs überlassen, vor allem dem »Artikel« (s. o. § 99) und anderen pronominalen Substantivbegleitern sowie dem Adjektiv mit seiner »pronominalen« Flexion (s. u. § 135): der/dies-er/gut-er Tag (Nom.) - den/dies-en/gut-en Tag (Akk.). Im übrigen wird das Kasussystem durch beziehungverdeut­ lichende Präpositionen wie von, für, zu ergänzt und unter­ stützt (s.u.); auch die Wortstellung und Betonung kom­ pensiert Mängel der Flexion und kennzeichnet die Satzrolle des Substantivs: Die Schwester (Nom.) ruft Max. Max ruft die Schu'dster (Akk.). § 109 Die Rollenverteilung im deutschen Kasus-System Grundlegend ist die Opposition zwischen dem Casus rectus (Nominativ) und den Casus obZiqui (Genitiv, Dativ, Akkusativ); . diese signalisieren syntaktische Zu- und Unterordnung, womit eine sachliche Zuordnung zum Bereich einer Größe (Zu­ gehörigkeit) oder eines Verbalprozesses (Betroffensein, Wir­ kung) ausgedrückt werden kann. Der Nominativ hingegen kann als >zur Nennung dienender Fall« allein und syntaktisch unabhängig gebraucht werden, bei vokabelmäßiger Nennung eines Substantivs: Kind (Antwort auf die Frage: Was heißt engl. child?), bei An- oder Ausrufen: Kind! Im Satze aber nennt der Nominativ gleichsam das besprochene Thema, eine Größe, über die etwas ausgesagt wird, d. h. er ist in traditio­ neller Bezeichnung der Kasus des ».Subjekts« (zu lat. subiectum >das der Aussage zugrunde Gelegte«, also der >Satzgegenstand«, das >Themadas über das »Subjekt« Ausgesagte Anfügung«): Sein Vater, Bürgermeister des Ortes/ Vorsitzender des Verbandes//städtischer) Angestellter; Feldmarschall Blücher, mein Neffe Fritz, die Stadt Brandenburg (titelartige Be­ stimmungsglieder, Bezeichnungen von Stand, Beruf, Ver­ wandtschaftsgrad oder Gattung treten vor Eigennamen); das Rauchen, ein menschliches Laster (oder auch als Nominalgruppe mit einem »Genitiv der Identität« oder »genitivus definitivus«: das menschliche Laster des Rauchens). Weiteres s. u. § 185. § 110 Der Akkusativ hingegen ist der Kasus des »Objekts« (zu lat. obiectum >das einer Verbal-Handlung EntgegengestellteZiclgröße< :15 Der Bauer pflügt den Acker/baut ein Haus. Der Lehrer unterrichtet die Schiiler/hält Unterricht. Auch einem Intransitivum wird es gelegentlich als Akkusativ des »Inhalts« hinzugesetzt, verdeutlichend und den Verlauf betonend (s. o. § 91): Er schläft einen tiefen Schlaf, reitet Galopp. Bei Verben des Nennens wie heißen, nennen, schelten kann sogar ein zweiter Akkusativ als Bestimmung des benannten Objekts, »Objekts-Prädikati’v« hinzutreten: Man nennt einen großen Künstler Meister, heißt/schilt den Mann einen Lügner (rückführbar auf einfache »Seins«-Bestimm ungen: Der Künstler ist ein Meister. Der Mann ist ein Lügner). Auch die Verben (ab)fragen, abhören, lehren, kosten können einen 90

zweiten Akkusativ als Bezeichnung des Inhalts (der Frage oder Lehre) bzw. der Wertangabe zu sich nehmen (vgl. jedoch u. § ii 3): Die Mutter fragt ihn/hört ihn das Ciedicht ah, lehrt die Tochter das Stricken, fragt die Freundin hundert Dinge. Die Reise kostet die Firma tausend Mark. § in Der Genitiv spielt als Objektskasus kaum noch eine Rolle. Einzige obligatorische Ergänzungsbestimmung ist er nur bei bedürfen, entraten, ermangeln, gedenken, wo die Bezugsgröße des Mangels oder Gedenkens im Genitiv angefugt wird. Als Bezeichnung des »Sachobjekts« findet sich der Genitiv neben dem personenbezogenen Akkusativobjekt transitiver Verben (besonders des Beschuldigens oder Beraubens): Sie berauben den Pförtner des Schlüssels/entheben ihn des Amtes, beschuldigen den Zeugen des Meineids/überführen ihn des Mordes/würdigen ihn keiner Antwort. Darüber hinaus bei einer Reihe reflexiver Verben wie sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, entäußern. §112 Der Dativ schließlich signalisiert weniger eine >ZielZuwendgrößezum Wohle seiner F., für seine F., seiner F. zugewandtdaß er seiner Tänzerin ganz vergaßt Th. Mann.17 >Wer des Lichts begehrt,/ muß ins Dunkel gehn* M. Hausmann.18 Die im älteren Deutsch bestehende Opposition zwischen das Brot essen (alles) - des Brotes essen (etwas davon) hat keine Gültigkeit mehr, ebenso wenig die Opposition zwischen Dativ und Akkusativ beim gleichen Verb: der Mutter rufen (sich rufend an die Mutter wenden) - die Mutter rufen (durch Rufen zum Kommen veran­ lassen,jetzt allein üblich, außer der präpositionalen Konstruktion: nach der Mutter rufen). Doch findet sich zuweilen die Alternative von Dativ der Person oder Akkusativ der Sache: Ich glaube dem Freunde/glaube die Geschichte. Sie singt dem Direktor vor/singt ein Lied vor. Beide Ergänzungsbestimmungen schließen sich jedoch nicht aus, sondern können nebeneinander vorkommen: Ich glaube dem Freund die Geschichte. Sie singt dem Direktor ein Lied vor. Vgl. o.: den Kindern erzählen/eine Geschichte erzählen, wo je nach Bedarf Sachobjekt oder Partner allein oder beide genannt werden können, in klarer Rollenverteilung zwischen Dativ und Akkusativ. Bei den Verben (ab)fragen, abhören, kosten, lehren mit doppeltem Akkusativ neigt das Sprachgefühl dazu, den personenbezogenen Akkusativ durch den Dativ zu er­ setzen: Man lehrt den Codern) Schüler das Schwimmen. Das kostet den (-» dem) Mann das Leben. >Und dieses Zögern kostet seinem Sohn das Kaiserreich* St. Zweig.19 Ebenso tritt bei einem Verb wie versichern (mit Akkusativ der Person und Genitiv der Sache) für den Akkusativ ebenfalls zuweilen der Dativ ein und für den Genitiv der Akkusativ: Der Minister versichert die (-^-den) Beamten seines Vertrauens (—*■ sein Vertrauen). Hier kommt der

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Dativ als Bezeichnung des Partners, der »Zuwendgröße« ins Spiel, durch seine besondere Leistung vom Akkusativ, der Bezeichnung der »Zielgröße« (= betroffene oder bewirkte Sache bzw. als »Objekt« Aufgefaßtes) abgehoben. Dies wird auch dort deutlich, wo Dativ und Akkusativ gleichermaßen gebraucht werden können: beim Typus Er klopft dem/den Mann auf die Schulter (möglich nur bei Verben der körperlichen Berührung, nicht: Er sieht dem/den Mann ins Gesicht. Hier ist nur der Dativ möglich, nicht der akk. Objekt-Kasus). Echte »fakultative Varianten« ohne Unterschiede der Sehweise oder Stilwerte liegen in all diesen Fällen nicht vor. § 114 Möglich ist allerdings ein Rollen wechsel. Zwar bleibt bei der Umformung einer »Tut«- in eine »Ist«-Prädikation gemein­ hin die Verteilung der Kasus unverändert: Der Junge (N) studiert —*■ Der Junge (N) ist StudentIstudienbeflissen. Er schuldet dem Vater (D) Geld (A) —» Er ist dem Vater (D) Geld (A) schuldig. Das schadet dem Kranken (D) —» Das ist dem Kranken (D) schädlich. Er bedarf des Trostes (G) —» Er ist des Trostes (G) be­ dürftig. Akkusativische, dativische und genitivische Substantive können grundsätzlich in gleicher Rolle als Ergänzungsbestimmungen prädikativer Adjektive auftreten. §115 Bei der Umformung einer aktivischen Konstruktion in eine passivische tritt jedoch sichtbar ein Rollenwechsel ein, d. h. Akkusativ und Nominativ können gleichsam die Plätze wechseln: Der Bauer (N) pflügt den Acker (A) —> Der Acker (N) wird (durch den Bauern) gepflügt. Die »Subjektfähigkeit« des Akkusativs gilt als grammatisches Merkmal echter transitiver Verben, bei denen wirklich ein Objekt von einem übergreifenden Prozeß getroffen oder ge­ schaffen wird. Der Bauer hat einen Acker ( = Besitzverhältnis) ist nicht umkehrbar (s. o. § 58). Genitivische und dativische Ergänzungsbestimmungen bleiben im Passiv unverändert, ab­ gesehen vom Typus Der Vater (N) bekommt die Zeitung ge­ bracht («— Man bringt dem Vater die Zeitung. S. o. § 58). §116 Ähnliches zeigt sich bei der Umformung der finiten in eine infinite Gruppe: Der Hund (N) bellt Ich höre den Hund (A) bellen oder: ich verbiete dem Hund (D) zu bellen. Der Träger der Infinitiv-Handlung wird hier durch ein akkusati­ visches oder dativisches Substantiv bezeichnet, je nachdem,

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welchen Kasus das übergeordnete finite Verb fordert: hören (A), verbieten (D). Im Falle: Der Hund (N) beißt das Kind (A)/nähert sich dem Kinde (D) wechselt ebenso nur N in A: Ich sehe den Hund (A) das Kind (A) beißen/sich dem Kinde (D) nähern oder in D: Ich verbiete dem Hund (D), das Kind (A) zu beißen/sich dem Kinde (D) zu nähern. §117 Bei einer Umformung der verbalen Gruppe in eine Sub­ stantiv-Gruppe wechseln N und A nicht nur die Plätze, sondern die Opposition wird formal aufgehoben: Der Bauer (N) pflügt den Acker (A) —> Das Pflügen des Bauern (genitivus subiectivus >das Subjekt, den Handelnden darstellender Genitivdas Objekt, die »Zielgröße« bezeichnender Genitiv«). Im nomi­ nalen Bereich herrscht also der Genitiv. Der ad verbale Dativ kann ebenfalls in einen adnominalen Genitiv transformiert werden, wenn ein Besitz- oder Zugehörig­ keitsverhältnis ausgedrückt wird: Der Hund (N) gehört dem Vater (D) —» Der Hund des Vaters. Ich verbinde dem Freund (D) die Hand (A, bezeichnet einen Körperteil der dativisch genannten Person) —» die Hand des Freundes (= genitivus possessivus; statt dessen ist mundartlich und umgangssprachlich auch adnominal der »possessive« Dativ beibehalten: dem Vater sein Hund). Die Transformation in einen Genitiv ist hingegen unmöglich in Fällen wie Der Hund (N) gehorcht dem Vater (D). Hier ist nur die Umformung in eine präpositionale Gruppe möglich —* der Gehorsam (des Hundes) gegenüber dem Vater oder in eine AdjektivGruppe: Der Hund ist dem Vater gehorsam. §118 Das System der nominalen Kasusformen wird ergänzt durch Präpositionen (zu lat. praepositio >das Vorangestellte, Vor­ wort«). Präpositionen sind beziehungverdeudichende Füge­ wörter, daher auch >Verhältniswörter< genannt. Sie dienen dazu, Nennwörter (Substantive) an Nennwörter anzuschließen sowie Nennwörter an Aussagewörter (Verben) oder an Bei­ wörter (Adjektive), d. h. Größen in ein bestimmtes Verhältnis zu anderen oder zu einem Geschehen/Sein zu setzen. Wie der Name sagt, stehen Präpositionen gewöhnlich vor dem angefügten Substantiv {durch Zuversicht), und zwar vor allen anderen Bestimmungsgliedern des Substantivs (durch eine große Zuversicht, durch gewisse Umstände). Doch findet sich auch Nach­ stellung, ausschließlich z. B. bei halber, fakultativ z. B. bei

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wegen: gewisser Umstände halber/wegen oder: wegen gewisser Umstände (weniger gewählt als in Nachstellung). Vereinzelt wird das Substantiv von einer zweigliedrigen Präposition um­ rahmt: um (dieser Umstände) willen. In der üblichen Voranstellung verschmelzen eine Reihe von Präpositionen mit schwachtonigem (de)m: bei-m, hinter-m, über-m, unter-m, vor-m, zu-m (auf Vokal oder r endend) sowie am, im, vom (mit Ersatz des auslautenden -n durch -m des bestimmten Artikels); ferner mit (de)r: zu-r oder (da)s: an-s, auf-s, durchs, für-s, gegens, hinter-s, ins, übers, ums, unters, vor-s. Die Alltagssprache ist solchen Ab­ kürzungen besonders aufgeschlossen und zeigt auch Verschmel­ zungen mit (de)n: hinter-n, über-n, unter-n. Doch auch in der Hochsprache (s. o. § 4) sind mehr oder minder formelhafte Fügungen mit am, aufs, beim, ins, zum u. a. üblich. Vgl. ital. al, del (< a il, di il) und frz. au, du (< a le, de le). §119 Von Fügewörtern wie und, daß unterscheiden sich die Präpo­ sitionen vor allem durch ihre »Rektion« (zu lat. rectio eig. >Lenkung, Regierung fremdsteif, trocken, ungeschmeidig«). §139 Abschließend läßt sich sagen: Das attributive, größencharak­ terisierende Beiwort steht in der Regel syntaktisch deter­ minierend (»stark« flektiert) oder selbst determiniert (»schwach« flektiert) vor der substantivischen Größenbezeichnung,'ge108

gebenenfalls zwischen pronominalem Bestimmungsglied und Substantiv: ein schönes Bild. Nachstellung findet sich nur ge­ legentlich, wobei die flexivische Bindung zum Substantiv auf­ gegeben und eine Annäherung zum prädikativen Gebrauch vollzogen ist: ein Bild, schön und eindrucksvoll (nachgestellt meist-von volksliedhaften Formeln wie Röslein rot abgesehen eine umfang reichere Gruppe). Weiteress. u. § 183 sowie Abriß § 299§140 2) Grund-Form und Vergleichs-Formen

Das Beiwort ist die Wortklasse mit Steigerungs-Morphemen (Vergleichsformen). Dies hängt mit seiner Grundleistung zu­ sammen: zu charakterisieren, abstufend-wertend zu kenn­ zeichnen. Neben der Grundstufe (»Positiv«, zu lat. gradus positivus) findet sich gemeinhin eine Vergleichsstufe (»Kom­ parativ«, zu lat. gradus comparati vus) und Höchststufe (»Super­ lativ«, zu lat. gradus superlativus): Dieser Wagen ist/fährt schnell, schnell-er als jener, am schnellsten von allen. Er J'ühlt sich hier tvohl, tvohl-er als sonst, am wohl-sten. Auch attributiv gebrauchte Beiwörter können »gesteigert« werden, d. h. SteigerungsMorpheme zu sich nehmen; diesen werden dann die üblichen Flexionsendungen (s. § 135 f.) angefugt: der schnell-e, schnell­ ere, schnell-st-e Wagen. Der Komparativ wird durch das Suffix -er gebildet, der Super­ lativ durch -(e )st. §141 Endet das Grundmorphem auf -e oder -el, so wird das e ausge­ stoßen: müd(e)-er, ed(e)l-er. Bei Adjektiven auf-rn, -er kann der Vokal ausgestoßen werden: bitt(e)r-er, trock(e)n-er, teu(e)r-er (die Regel bei einem vorausgehenden Zwielaut). Die Super­ lativ-Endung -est bleibt nach den dentalen Konsonanten -d, -t, —s, -ß, -sch, -z sowie -x unverkürzt, sofern diese eine tonstarke Silbe abschließen: weit-est, ivild-est, rasch-est (aber: passend-st). Die Vergleichsformen werden oft noch durch Vokalwechsel des Grundmorphems abgehoben (a, 0, u —» ä, ö, ü) lang, läng-er, längst; grob, gröb-er, gröb-st; kurz, kürz-er, kürz-est; vereinzelt auch durch Konsonantenveränderung: hoch, höh-er, höchst; nahe, näh-er, nächst. Wenige Beiwörter lassen ein grundver­ schiedenes Morphem ersatzweise als Vergleichsform eintreten: gut, besser, best; viel, mehr, meist; u/enig, minder, mindest (neben:

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wenig-er, wenigst); bald, eher, ehest (neben: bald-ig-st); gern, lieber, liebst. Zur Flexion: Die Komparative werden wie die Grundformen »stark« oder »schwach« flektiert: ein schnell-er-er Wagen/der schnell-er-e Wagen. Bei prädikativer oder adverbialer Anwendung bleiben sie unflektiert: Der Wagen ist fährt schneller. Der attributiv gebrauchte Superlativ wird ebenso wie eine Grundform flektiert: (ein) schnell-st-er Wagen/der schnellst-e Wagen. Bei prädikativem Gebrauch hingegen wird der Super­ lativ gewöhnlich mit der/die/das verbunden und »schwach« flektiert, wenn »die Höchststufe ... mit dem Subjekt identifi­ ziert wirdGlum war (= verhielt sich) bei diesen Gelegenheiten am nettesten zu ihrs H. Böll;44 oder, wenn die’ Befindlichkeit an einem Höchst- oder Tiefstpunkt ausgedrückt: werden soll: >Aber am vergnügtesten (von allen) war sein Lehrbubt; H. Hesse.45 Dies gilt nicht nur beim Vergleich verschieden-:1, artiger Größen, sondern auch, wenn man verschiedene Formen,,: Abschnitte oder Entwicklungsphasen derselben Größe ver­ gleicht: Hier ist der Fluß am tiefsten/breitesten. Jetzt ist dort dies Not am größten. § 142 Die im Niederländischen und Englischen verbreitete Steige-j rung mit Hilfe eines vorgesetzten mehr und meist ist im Deut-? sehen auf wenige Fälle eingeschränkt: Das Zimmer ist mehr langt, als breit (Vergleich zweier Eigenschaften derselben Sache). lEine^ mehr alltägliche (als ungewöhnliche) Geschichtet M. Frisch.46! Er war der am meisten kritische Beobachter (Vermeiden vonj Suffixketten wie -ischeste). Es ist der am meisten zerstörte/meist- j zerstörte Ort (Steigerung eines Partizips II). Er war uns mehr" feind als den anderen (im Grunde ein substantivisches Prädikativ). Andererseits spielt im Deutschen die Steigerung durch davor­ tretende Bestimmungsglieder verschiedener Art eine große Rolle: abgrund-tief, baum-lang, erz-faul, hoch-fein, spring-lehen110

dig, über-reich, ur-alt, welt-weit. Häufig treten auch Grad­ adverbien und gradierende Beiwörter vor Grund- wie Ver­ gleichsformen: ganz (sehrjaußerordentlich/überaus) schön; viel (bedeutend/erheblich/weitaus/wesentlich) schneller; weitaus/bei wei­ testem der Schnellste, der denkbar Schnellste, der Allerschnellste (= der Schnellste von allen). Einen ausreichenden oder einen zu hohen Grad bezeichnen genug (nachgestellt) und zu (voran­ gestellt): Er ist alt genug, zu alt. § 143 Wenige Beiwörter entziehen sich der Steigerung; es sind solche, die keine vergleichende oder wertende Abstufung zulassen: grün, kupjern. Vorwiegend beziehen sie sich auf ausgesprochene Grenzfälle oder -zustande, zu denen nur ein Gegensatzbegriff denkbar ist: tot (lebendig), möglich (unmöglich), schriftlich (münd­ lich), nackt (bekleidet), diesseitig (jenseitig). Doch ist auch hier meist eine gewisse Stufung möglich; nut Hilfe von mehr: Er ist mehr tot (nackt) als lebendig (bekleidet): oder mit Hilfe inten­ sivierender Bestimmungsglieder: dunkel-grün, mause-tot, splitter­ faser-nackt. > »Er ist tot« ... »Ganz tot und begraben?« < Th. Mann.47 §144 Im Gegensatz zum Positiv, zur einfachen Setzung, dient der Komparativ als Vergleichsform, bezieht die vom Beiwort ausgedrückte »Eigenschaft« also auf eine Vergleichsgröße: Max ist fleißig (Positiv). Max ist fleißiger als Ludwig (Komparativ). Im Unterschied zur Gleichsetzung: Max ist sofleißig wie Ludwig ist die komparativische Fügung ein Ausdruck der Ungleich­ setzung zweier Größen: Dem Subjekt (Merkmalsträger) wird die »Eigenschaft« in höherem Grade zugesprochen als der Vergleichsgröße. Diese wird in der Regel mit als (in einigen Formeln wie mehr denn je auch mit denn, alltagssprachlich oft mit wie) angeschlossen, kann jedoch auch unausgedrückt blei­ ben: Max ist fleißiger; Der fleißigere Schüler macht gute Fort­ schritte. Gilt im Normalfalle der Komparativ als Steigerungsform der zugehörigen Grundstufe, so kann er in einigen Fällen auch auf den »Gegenpol« bezogen werden, d. h. es gilt die umgekehrte Reihe: jung - älter - alt; schlecht - besser - gut; schwer - leichter leicht; klein - größer - groß; wenig - mehr - viel. So verstehen sich Wendungen wie eine ältere Dame (nicht mehr ganz »jung«, aber noch nicht »alt«); leichtere Aufgaben (keine »schweren« mehr, aber auch noch keine »leichten«). > »Ich hoffe, es geht Ihnen besser?«

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»Danke, besser, aber nicht gut«< Th. Mann.48 Der Komparativ wirkt hier also nicht eigentlich »steigernd«, sondern einschrän­ kend, abschwächend. § 145 Der Superlativ dient zum Ausdruck der »Höchststufe«. Hier­ bei geht es in der Regel nicht um den Vergleich zweier Größen, sondern um die Einschätzung einer Gruppe von mehr als zwei Größen auf den Grad der in Rede stehenden Eigen­ schaft und um die >Hervorhebung des einzelnen, mit einer Eigenschaft behafteten Gegenstandes aus einer Reihe anderer, mit der gleichen Eigenschaft behaftetere49 Max ist der flei­ ßigste (Schüler) in der Klasse. Bleibt diese Gruppe oder Reihe ungenannt, so findet sich der »absolute« Superlativ, auch »Elativ« (zu lat. elativum »das Herausgehobene»), der lediglich einen hohen Grad der be­ treffenden »Eigenschaft« ausdrückt. Dies zeigt sich in adver­ bialen Formeln wie ergebenst danken, strengstens verbieten, doch nicht selten auch bei attributiver Verwendung des Superlativs: Liebster Onkel! Ich bin bei bester Gesundheit. >Ein leisestes Gesurrt A. Haushofer.50 >Von zartester Haut überzogene R. Musil. 51

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II. Der Satz A. Gestalt und Leistung des einfachen Satzes

§146 1. Allgemeines

Hochsprachliche Rede ist in der Regel nicht Minirnaläußerung eines einzigen Wortes, sondern Fügung einer mehrgliedrigen Kette sprachhcher Zeichen, Setzung einer Element-Mehrheit zur sprachlichen Bestimmung einer Situation. Sic besteht aus dem Komplex eines Satzes oder, wenn es die Sachlage erfor­ dert, aus einer dialogischen bzw. monologischen Satz-Reihe (s.o. § 2f). »Satz« bezieht sich also im Regelfälle auf eine Mehrheit sprachlicher Zeichen, die im zeitlichen Nach­ einander der Elemente geäußert, doch als gleichzeitig geltend, als komplexe Einheit gemeint und gesetzt sind - ein >Bestimmungskomplexsuprascgmentalein dem Spannungsverhältnis von echter Voraussetzung und echter Nachsetzung «Hier Ahorn« (am Telephon) . .. »Jacobi?« »Ja, Kreß« < C. Hubalek.26 >Ein. Wolf? War das ein Wolf?< E. Wiechert.27 Es sind oft nur andeutende oder globale Bestimmungen einer Situation, > s i t u ative Benennungen«28: A. »Feuer! Dort ein Feuer/«B. »Schreck­ lich!« »Eine Wegbiegung. Panzer. Eins. Zwei. Drei. Ein ganzes Rudelc (letzte Meldung eines Panzerspähwagens) C. Hubalek.29 Vor allem die Lyrik nutzt zweigliedrige verblose Sätze, ver­ zichtet auf das mit dem Verb gesetzte >temporal-personale Koordinatensystem« (s. o. § 61), >um Gegensätze und nicht korrespondierende Vorstellungen aneinanderzubinden«30 und um Erscheinungen außerhalb der rational-kausal bestimmten »Wirkwelt« des handelnden Menschen zur Sprache zu bringen oder vielmehr zeichenhaft anzudeuten: >Der Himmel/ hinter Krä­ hen. I Die Erde / Eis. /... Leichnam /fern von allem, / ewig - / auf den Nägeln/fremden Schnees < H. Bender.31 Weiteres: Abriß § 294f. § 162 Der Normaltypus des hochsprachlichen Nominalsatzes hat einen verbalen >Prädikationsanzeiger«,32 das tverbum abstractumc22 sein oder ein anderes »existenzbezeichnendes« oder »identifizierendes« Verb. Es gilt also meist die Strukturformel S“ - Vpn - S“/A: Großvater ist Katholik (klassifizierend) / ist katholisch (charakterisierend). S" = Substantiv im Nominativ, A = Adjektiv als »SubjektsPrädikativ«, Vpn = Verb mit Prädikatsnomen (nominalem Prädikatsteil). Die Reihenfolge der nominalen Glieder ist hier umkehrbar, doch erhält ein Prädikativum in Spitzenstellung, als »Ansatz« (s. o. § 150) afTektischen Ausdruckswert: Katholik/ katholisch// ist Großvater! Eine wichtige Variante mit füge­ wörtlich angeschlossener Artangabe ist: Er gilt als Katholik/ katholisch. Sein Leben besteht aus (— ist) Arbeit. Weiteres s. o. § 121 u. 129 und über das Verhältnis zur Apposition § 109. § 163 Es gibt hier wie sonst fakultative Ergänzungsbestimmungen, z. B. Anna ist (den Kindern) eine gute Mutter. Das Mittel ist (dem Patienten/Jur den Patienten)schädlich. Außerdem gibt es die Mög­ lichkeit, Seinsbestimmungen auch mit Hilfe »transitiver« (z.T. aber nicht passivfähiger) Verben zu machen, d. h. nach dem Modell des »Handlungssatzes« (s. u. § 170) S” - V« - S“. 24

Sa bezeichnet dabei allerdings nicht eine vom . Handlungsträger (Agens) unabhängige »Zielgröße«, sondern eine Eigenschaft oder Wirkung (Bedeutung) der besprochenen Größe (S11). Es gibt solche Seinsbestiinmungen 1. in Form einer possessivischen Zuordnung: Fritz hat Fieber (neben: Fritz ist fiebrig). Wir haben jetzt Ruhe/ Hochbetrieb/Flut/ Ebbe (neben: Bei uns ist jetzt Ruhe . . .). So kann man »unter der täuschenden Maske eines Handlungssatzes eine Lebensbefind­ lichkeit dem Menschen zusprechen«,33 ebenso »kann mit »haben« über ein Befinden geurteilt werden«:34 Er hat es schwer/leicht/ gut (— Für ihn ist es schwcr/leicht/gut). 2. in Form eines Hinweises auf die Wirkung, Rolle oder Bedeu­ tung, die eine besprochene Größe hat bzw. hervorbringt: Gebirge bedeutenjbilden Grenzen/stellen Grenzen dar (— Gebirge sind Grenzen). 3. in Form der unpersönlichen »Existenzaussage« mittels es gibt (eigentlich »die Situation bringt hervor, bietet dar«): Es gibt hier viele Forellen (= Hier sind viele Forellen, süddt.: Hier hat’s v. F.). § 164 Der offensichtlich zu den »»Verhaltensbestimmungen« über­ leitende Typus S" - V(a t pn) -- Sa/R- Sa/A läßt die Seinsbestimmung als Nenn-Akt eines Handlungsträgers (Agens) erscheinen, der für die Art der Bestimmung verantwortlich ist: Christus nennt Gott Vater/barmherzig (= Gott ist der Vater/ barmherzig), Christus nennt sich Sohn/erhöht, oder als »Ansicht« einer nominativisch genannten Größe: Schiller betrachtet (oder sieht) die Weltgeschichte als das Weltgericht (an = Die Welt­ geschichte ist nach Schiller das Weltgericht). Sn = Substantiv im Nominativ, Sa — Substantiv im Akkusativ, R = Reflexivpronomen (Rückbezug auf den Nennenden), A = Adjektiv als »Objekts-Prädikativ«, V (a - pn) — Verb mit Akkusativobjekt und Nomen (Substantiv/Adjcktiv) als »ObjektsPrädikativ«. Weiteres s. o. § 110 u. 128. Andererseits kann - zur Betonung der Verlaufsphase (s. o. § 91) - ein Vorgang als Seins- oder Zustandsbestimmung ge­ schildert werden, gewissermaßen eine »Nominalisierung« des Verbs: Die Mutter ist gerade beim Waschen. Vgl. auch die Aus­ drucksvariante des »»Zustandspassivs« (§ 56).

§ 165 b) Hat man sich andererseits für eine »Verhaltensbestim­ mung« oder >»Tut«-Pradikation entschieden, so findet sich

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- abgesehen von alltagssprachlichen Sonderfällen der Erspa­ rung des Verbs (Kaffee? Später. Jetzt dorthin!) - gemeinhin der Typus des Verbalsatzes. Er hängt in seiner besonderen Struktur ab von der Wahl des verbalen Aussagekems. Die traditionelle Einteilung in intransitive und transitive Verben wird freilich den Verhältnissen nicht voll gerecht (s. o. § 46). Man hat beim Verb grundsätzlich mit einer >Fügungspotenz Übereinstimmung«) ver­ bunden; vgl'. Formabstimmungen wie Das Haus brenn-t/Die Häuser brenn-en. Es besteht also im allgemeinen Überein­ stimmung hinsichtlich der Kategorien »Person« und »Nume­ rus«. §166 Für sich stehen Fälle wie Eine Menge Bücher standen auf dem Tisch, wo die Vorstellung einer Mehrheit dominiert, obwohl der Sammelname Menge eigentlich die Singularform des Verbs erforderte, und Das sind Neuigkeiten!,wo das »kollektive« das auf eine Mehrheit von Nachrichten hinweist. Darüber hinaus be­ steht vielfach isemantische Kongruenz«.36 Verben wie bellen, wiehern, blühen, wachsen, fließen, wehen, wimmeln, arbeiten setzen einen Handlungsträger bestimmter Beschaffenheit vor­ aus, weisen auf ein bestimmt geartetes Agens hin: Der Hund bellt. Das Pferd wiehert. Die Pflanze blüht. Ein Organismus wächst. Eine Flüssigkeit fließt. Der Wind weht. «Wenn in solchen Syn­ tagmata das eine Lexem ersetzt wird, muß auch das andere ersetzt werden«,37 es sei denn, eine Bezeichnung gleicher »Klasse« tritt ein: Die Pflanze/Tulpe/Linde blüht. Der Hund/Fuchs/WolJ bellt. Die Flüssigkeit/Der Bach/Fluß fließt langsam. Es besteht also, ein Verhältnis wechselseitiger Zuordnung, wenn auch Sub­ stantive wie Hund, Pflanze, Flüssigkeit nicht nur auf die Verben bellen, blühen, fließen angewiesen sind. Zu einigen »unpersön­ lichen« Verben können nur Vorgangsbczcichnungen als »Sub­ jekts-Nominativ« treten: Eine Veränderung/Ein Unglück geschieht oder es: Es regnet. Genaueres s.o. § 55. § 167 Der einfachste Typ der »Verhaltensbestimmung« hat also die Struktur S“ - Vi: (Der) Vater schläft (= «Vorgangssatz«30). 126

Sn — Substantiv oder substantivisches Pronomen im Nomi­ nativ, Vi — intransitives, »nicht zielendcsRaumLagesatzes< mit der Struktur S° - Vp« - Sp/ Sa: Fritz geht/fährt zum Arzt. Fritz liegt/wohnt im Spital. Seine Wiederherstellung dauert/ währt einen Monat. Er geht drei Kilometer/Stunden. Sn = Substantiv im Nominativ, Sa — S. im Akkusativ, Sp = S. in präpositionaler Fügung, Vp/.i = Verb mit akkusativischer oder präpositionaler »Lagegröße*.40 Nur formal das gleiche »Satzmuster« aufweisend, doch funktional zu unterscheiden ist der Typus Der Reisende wartet auf den Zug (Präpositional­ objekt = erwartet den Zug, die Bezugsgröße des Verbal­ prozesses, nicht eine Ortsangabe bezeichnend, s. o. § 124). § 169 Partnerbezogene Verben ermöglichen die Bestimmung einer Situation als partnerbezogene Handlung mit der Satz­ struktur S“ - Vd - Sd: Mitschüler helfen/begegnen/danken/ drohen/folgen/gratulieren/mißtrauen/winken/zürnen Fritz. S" = Substantiv im Nominativ, Sd = S. im Dativ als Bezeich­ nung der »Zuwend«- oder »Bezugsgröße«, des »Partners«, Vd = Verb mit dativischer Rektion. Weiteres s. o. § 112. § 170 Objektbezogene Verben, welche die akkusativische oder ge-

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nitivische Bezeichnung einer »Zielgröße« fordern, konstituie­ ren einen >Handlungssatzdaß gerade an den Valenzbeziehungen vielfach die semantischen Beziehungen strukturell greifbar und formal beschreibbar werden«.42 Dies für jedes Verb anzugeben, ist Aufgabe eines Lexikons der deutschen Sprache. Die Grammatik kann nur allgemein die

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grundsätzlich gegebenen und sprachüblichen Strukturmuster oder Baupläne vorstellen. Man tut dabei gut, Grundformen des Aufbaus einer sprachlichen Kette von Ausbau formen und Varianten (Spielarten der Grundformen) zu unter­ scheiden und jeweils zu prüfen, ob eine umformende Rück­ führung aufeinfachere Strukturen möglich ist. Vgl. im übrigen § 212 und Abriß § 487 fr.

B. Kompliziertere Satzkonstruktionen

§ 174 1. Die Erweiterung des verbalen Satz-Kerns

a) zu einer Kern-Gruppe Die sprachliche Kette des Satzes kann mehrere »gleichgeschaltete« finite Verben (mit gleichem Subjekt) enthalten. Doppel­ setzung desselben Verbs findet sich zum Ausdruck der Inten­ sität eines Vorgangs (s. o. § 91): >Du gehst und gehst. .. Wir gehen, gehen auf leicht federndem . . . Grunde . . . wir wandern, • wandern und sehen . . . < Th. Mann.43 Parallelsctzung verschie­ dener gleichgeordneter Verben fuhrt die einzelnen Varianten oder Akte eines komplexen Geschehens eindringlich auf: XY klebt, leimt, kittet alles. Das Publikum klatscht, schreit, pfeift. Zu den einzelnen Kernen solcher Gruppen können entsprechende Ergänzungsbestimmungen treten, ja die Kerne sich unter Um­ ständen zu »Aussagerahmen« (s. u. b) erweitern: >Er sang und zechte Wein bei den wahnsinnigen Gelagen, pflückte die schnell' welkende Blume der Lust, sah in die starren trunkenen Augen der Weiber, sah in die starren blöden Augen der Betrunkenen, sah in die erlöschenden Augen der Sterbenden, liebte die verzweifelten' .fiebernden Frauen, half Tote hinaustragen .. . < H. Hesse.44 i § 175 ’b) zu einem »Satz-Rahmen«

Hier handelt es sich nicht um eine Verbindung gleichgeord­ neter finiter Verben, sondern um eine >subordinative: KetteVorgangsgefugcDie Bäuerin lag (= war) bis zur Nase unter einem rotgewürfelten Federbett ver­ grabens H. Carossa.47 Das Dorf geht (= wird) an die Feinde ver­ loren. Man nimmt/hält die Feinde gefangen. Wir sehen finden/ glauben/lassen/halten die Tür verschlossen. Das Anglied kann auch ein »reiner« oder - bei entsprechender >Statusrektiondurch einen Infinitiv mit zu abgeschlossen wirdi.49 Vgl. Abriß § 137, 569, 593. §177 In der Regel nimmt das Anglied (abhängige Verb) im selb­ ständigen Satz die Position am Satzende ein, gleichgültig ob es sich um einen Aussage-, Befehls- oder Fragesatz handelt. Es bildet gleichsam den satzschließenden Teil eines »Aussage­ rahmens« oder einer verbalen »Klammer«. Möglicherweise hinzutretende Ergänzungsbestimmungen treten - das erste Glied (der »Ansatz«) eines Aussagesatzes ausgenommen - da­ zwischen, sie füllen den verbalen Aussagerahmen, werden davon umspannt: Mau lernt in dieser Fahrschule Autofahren. Hilft Anna der Mutter Geschirr spülen? Max hat seine Prüfung mit »gut« bestanden. Wird diese Ware denn nicht verteilt/ kommt sie denn nicht zur Verteilung? Bringt diese Ware doch endlich zur Verteilung! Auch andere, dem finiten Verb funk­ tional eng verbundene Glieder können den satzschließendcn Rahmenteil bilden: Er geht an dieser Erkenntnis zugrunde. Der Wagen fahrt nach langen Bemühungen endlich an, kommt nach langen Bemühungen in Gang. Man setzt in diesem Herbst die Preise endgültig fest, nimmt an dieser internationalen Regelung teil. Bei Hinzutreten eines Hilfsverbs treten diese Glieder unmittelbar vor den Infinitiv oder das Partizip II: Er wird an dieser Erkenntnis zugrunde gehen/ist an dieser Erkenntnis zugrunde gegangen. Man muß in diesem Herbst den Preis endgültig festsetzen/hat in diesem Herbst den Preis endgültig festgesetzt. Zusammenschreibung erfolgt gewöhnlich dann, wenn das starktonige Ergänzungsglied des Verbs mit diesem eine begriffliche Einheit spezifischen Inhalts bildet: Die faulen Schüler werden bestimmt sitzenbleiben (nicht versetzt werden), aber: Ihr sollt im Omnibus sitzen bleiben. Sie werden das gütmachen (vergütend ausgleichen) — Sie werden das güt machen. Er wollte jedenfalls sichergehen (sich vergewissern) Er wollte sicher (>gewiß, wohlAusklammerungGold wird gemünzt aus den verborgenen Schätzern St. Zweig.51 >Das fängt an wie ein Märchen< H. Mann.52 Zur »Verkürzung des Spannungsbogens durch Vorwegnahme des Verbs< neigt besonders die gesprochene Sprache. >In der lebendigen, natürlichen Rede (auch auf der hochsprachlichen Ebene) zeigt sich ein starker Widerstand gegen das schreib­ sprachliche Gesetz der Umklammerung.«53 Man erreicht da­ durch eine für den Hörer übersichtlichere Gedankenführung, aber auch eine nachdrückliche Hervorhebung der nachgestellten, ausgeklammerten Gruppe. Allerdings wird meist nur ein Teil der Ergänzungsbestimmungen ausgeklammert, besonders von umfangreicheren Satzgliedern, welche die Aufnahmefähigkeit des Rahmens überbelasten: Er kam schneller zurück als erwartet (ausgewogener und rhythmisch schöner als Er kam schneller als erwartet zurück). Er würde doch glauben, eine Pflicht der Dank­ barkeit zu versäumen (neben: Er würde doch eine Pflicht der Dank­ barkeit zu versäumen glauben). Er hat einen Wunsch geäußert, der kaum erfüllbar ist (neben: Er hat einen Wunsch, der kaum erfüllbar ist, geäußert). Aber nicht in Fällen, wo keine Verkürzung des Spannungsbogens erforderlich ist, also nicht: Ich werde anrufen // Max (ihn). Ich werde kommen // morgen. Hier gilt in normaler Hochsprache nur: Ich werde Max (ihn) anrufen. Ich werde morgen kommen. Bei den unfesten Zusammensetzun­ gen des Verbs mit präfixartigen Bestimmungsgliedern besteht z. T. die Neigung, Grundverb und Bestimmungsglied ungetrennt zu lassen, besonders bei anerkennen und übersiedeln: >Er aner­ kannte sein Schicksal H. Hesse.54 >In jenen ersten Novembertagen übersiedelte Wetchy in die Stadt< H. Broch.55 Andererseits zeigen Gelegenheitsbildungen durchaus den »Aussagerahmen« der hoch­ sprachlichen Norm: >Ich führe es sofort hier urauf« C. Zuckmayer.56

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§ l8o 2. Die Erweiterung der nicht-verbalen Glieder

a) zu mehrwortigen Satzgliedern a) Die Gruppe des prädikativen Adjektivs Wir erinnern hier nur kurz daran, daß das adjektivische Prädikativum nicht selten weitere Ergänzungsbestimmungen vor sich nehmen und eine nominale Gruppe begründen kann. Hierin ähnelt es dem Verbum, mit dem es häufig im Grund­ morphem und in der »Rektion« übereinstimmt: Der Patient ist // der Ruhe (G) bedürftig (Er bedarf der Ruhe). Das Mittel ist // dem Patienten (D) schädlich (Es schadet dem Patienten). Er ist // mir (D) 10 Mark (A) schuldig (Er schuldet mir 10 Mark). Der Arzt ist // zur Operation (P) bereit (Er bereitet sich zur Operation). Alle sind// sich (refl. D) in dieser Frage (P) einig (Sie einigen sich in dieser Frage). Die Ergänzungsbestimmungen sind z. T. fakultativ und weglaßbar: Das Mittel ist (dem Patienten) schädlich. Der Arzt ist (zur Operation) bereit. In anderen Fällen ändert sich der Wortinhait des Adjektivs, wenn die Zusatzbestimmung fehlt oder gesetzt wird (s. o. § 173): Der Patient ist bedürftig (>armder // zur Operation bereite // Arzt. Der Bauer pflügt den Ackernder // den Acker pflügende // Bauer (s.o. § 60). 2. durch das Auftreten infinitivischer (a) und nebensätzlicher (b) Bestimmungsglieder im Nachfeld zahlreicher Substan­ tive. a) Infinitivische Bestimmungsglieder treten vor allem zu Substantiven, die eine - auf ein Geschehen gerichtete-Fähigkeit, Neigung, Forderung u. ä. bezeichnen: Die Kunst zu schmeicheln/ sich anzupassen/den Leuten nach dem Munde zu reden; das Bedürfnis zu arbeiten/sich auszusprechen/mit jemandem zu reden; die Er­ mahnung aufzupassen; der Gedanke (Vorsatz/Glaube/Verzicht), etwas zu leisten; oder eine Eigenschaft, die sich in einer Handlung äußert: Die Kühnheit, neue Wege zu gehen; die Güte/Torheit, allen beizustehen; oder auch zu Substantiven, welche Ursache, Möglichkeit, Folge, Zweck u. ä. eines Geschehens nennen: Die Zeit (Gelegenheit/der Ort/Grund) zu handeln, das Recht (Mittel), eine Wendung herbeizuführen; die Freude (Überraschung), ihn wiederzusehen (wiedergesehen zu haben). Solche Substantiv­ gruppen sind meist rückführbar auf verbale Aussagen: Seine Kunst zu schmeicheln —> Er kann schmeicheln. Sein Glaube, etwas zu leisten —* Er glaubt, etwas zu leisten. Die Kühnheit, neue Wege zu gehen —» Neue Wege zu gehen ist kühn. Wie bei einem folgenden Relativsatz (s. u. b) steht das verbale Glied der Infinitivgruppe am Ende der Wortgruppe: Die Kühnheit, neue Wege zu gehen/ Die Kühnheit, die neue Wege geht. §187 b) Nebensätzliche Bestimmungsglieder sind vor allem Relativsätze (zu lat. relativus >sich auf etwas beziehend, be­ züglich! und re-ferre, re-latum >zurückbringenBenati liebte es, seinen Kunden Ratschläge ... zu geben, was ja sein Beruf ihm nahelcgte< W. Bergcngrucn.65 In präpositionaler Fügung erscheinen an Stelle von durch was, über was, mit was u. dergl. entsprechende Pronominaladverbien (s.o. § 124): Er verwechselte die Schlüssel, wodurch er in eine große Verlegenheit kam/worüber er sich später sehr ärgerte; nur die Genitivfügung wes-halb, wes-wegen bleibt pronominal: Er fühlte sich unwohl, weshalb er sich bald hinlegte. Pronominaladverbien treten auch bisweilen für sachbezogene Präpositionalverbindungen wie mit dem, durch die, auf dem ein: Der Schlüssel, womit er die Haustür aufschloß; eine Äußerung, wodurch eine lebhafte Diskussion ausgelöst wurde; das Blatt, worauf sein Name geschrieben stand. Relativisches wo findet sich nur nach Ortsangaben und Zeitbestimmungen: In einem Hause, wo (auch: in dem) er oft zu Gast war. Dort, wo er geboren ist. >Heute, wo alles Mögliche durcheinander geredet wird< R. Musil.66 Weiteres: Abriß § 434-42. 139

§ 189 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, das relativische Anglied vom Kern der substantivischen Bezugsgröße zu trennen und etwa aus dem verbalen »Aussagerahmen« des Hauptsatzes »aus­ zuklammern« (s.o. § 179): 'Hunderte Töne waren zu einem drahtigen Geräusch ineinander verwunden, aus dem einzelne Spitzen vorstanden, längs dessen schneidige Kanten liefern R. Musil.67 Wird die relativische Aussage nicht einer besprochenen Größe (3. Person) zugeordnet, sondern dem Sprecher (1. Person) oder Angesprochenen (2. Person), so muß das Personalpronomen dem Relativum hinzugefugt werden: Ich oder Für mich, der ich ihn nicht kannte. § 190 Können Relativsätze grundsätzlich an jedes Substantiv an­ geschlossen werden, so konjunktional eingeleitete Neben­ oder Gliedsätze (s. u. § 195) nur an Abstrakta wie Hoffnung, Frage. Hier liegt meist nominale Verdichtung einer verbalen Aussage vor: Er hofft, uns wiederzusehen (Subjektsgleichheit) / Er hofft, daß wir ihn besuchen (Subjektsverschiedenheit) —>■ Seine Hoffnung, uns wiederzusehen (s. o. § 186) / daß wir ihn besuchen. Seine Frage, olffwohcr Erfragt, ob (oder woher) wir ihn kennen wir ihn kennen. Es scheint, als sei er aufmerksam —» Der Anschein, als sei er aufmerksam oder einer prädikativen Aussage: Daß wir ihn treffen, ist gewiß/ist eine gute Aussicht Die Gewißheit/Die gute Aussicht, daß wir ihn treffen; auch mit Trennung von Kem und nebensätzlichem Anglied: Wir haben die Gewißheit erlangt, daß wir ihn treffen. Die Gewißheit haben wir jetzt, daß wir ihn treffen. Selbst konjunktionsloser Anschluß ist möglich, bei »be­ richteter«, indirekter Rede: Er glaubt, er werde gesund —» Sein Glaube, er werde gesund. > Trotz der Gewißheit, dies sei Hans, sperrte er .. . das Bild in eine entlegene Schubladen F. Werfel.68 § 191 Dem substantivischen Kem kann auch eine Kette gleich­ geordneter oder voneinander abhängiger Gliedsätze folgen: Waterländer, die er wählt, die er kaufte M. Frisch;69 rein Myste­ rium, das über Dummheit und Gescheitheit hinäusliegt, und um das man sich doch muß kümmern dürfens Th. Mann;70 >Menschen, die ein Prinzip haben, das besser ist als überlegende Vernunft^ K. Jas­ pers;71 rein Mädchen . . ., dem es auffällig erschiene, daß er im Keller wohnt< I. Aichinger.72 Dabei kann der abhängige Glied­ satz auch in den syntaktisch übergeordneten eingeschoben

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werden: sDiese Behauptung, die fürjeden, der nicht Sachkenner ist, provokatorisch klingt< P. Bockeimann.73 sFeindschaft. . ., die er, da sie ihm selber nicht gemütlich war, . . . überzuckerte Die starke Füllung der Einzelglieder, die nicht selten wuchernd ausartet, ist eines der hervorstechendsten syntaktischen Merk­ male unserer heutigen Schriftsprache.!75 Andererseits bieten die Baugesetze der deutschen Sprache grundsätzlich die Möglich­ keit, statt »unhandlicher« Substantivgruppen die komplexe Einheit eines fest zusammengesetzten mehrgliedrigen Wor­ tes zu gebrauchen: Halle (, die)für Flugzeuge (bestimmt ist) -n» Flugzeughalle, mineralisches Wasser —» Mineralwasser, die Pflicht, sich zu melden —* Meldepflicht. Man hat damit gleichsam einen größeren Baustein gewonnen, spart durch die festgelegtc Reihenfolge und »Anreihungsbeziehung« zwischen den Kom­ positionsgliedern Beziehungswörter und flexivische Mittel und hat außerdem die Möglichkeit der begrifflich-lexikalischen Dif­ ferenzierung, kann also die neu gewonnene Zusammensetzung zum »Gefäß« für einen neuen Inhalt machen; vgl. z. B. Bären auf dem Eis - Eisbären (spezifische Art weißer Bären, die - nach diesem dauernden Merkmal benannt - im Eismeer leben), der Cang (Verlauf) desJahres-derJahrgang (was in einem bestimmten Jahr in die Wiegen, in die Weinfässer oder auf den Büchermarkt gegangen ist) sowie die sprichwörtliche Wendung: Die Pfarrer bauen den Acker Gottes und die Ärzte den Gottesacker (Friedhof). Weiteres: Abriß § 215 und 267t. § 192 b) zu Neben- oder Gliedsätzen

Auch >Nebensätze können Repräsentationsformen von Satz­ gliedern und damit selbst Satzglieder seine76 Man kann sie daher auch als »Gliedsätze« bezeichnen und im einzelnen »Subjektsätze« (Wer arbeitet, muß auch essen. Daß er uns hilft, ist sicher), »Objektsätze« (Was er erstrebte, hat er errungen. Jeder weiß, daß sie fleißig ist), »Prädikativsätze« (Er ist, was man einen Literaten nennt. Sie werden, was ihre Vor­ fahren gewesen sind), »Adverbialsätze« (Sooft er Zeit hat, musiziert er) und »Attributsätze« (Häuser, die Zentral­ heizung haben. Vorwürfe, daji er unsachlich gewesen sei; s. o. § 187 fr.) unterscheiden. Geht man davon aus, daß die (Satzbau-)Planstelleri neben dem finiten Verb normalerweise von 141

Nomina, also nicht-verbalcn Zeichen, besetzt werden, so kann man das Eintreten von Gliedsätzen für bestimmte Satzglieder nur als »Verbalisierung« ansehen, als »Entfaltung« nominaler Satzglieder zu verbalen Gliedsätzen. Offensichtlich ist das in Fällen wie Lügner werden bestraft / Wer lügt, wird bestraft. Er kam in der Dämmerung / Er kam, als es dämmerte. Aber auch wo nicht gleiche Grundmorpheme in nominaler oder verbaler Ausprägung vorliegen, bringt das Auftreten eines »Gliedsatzes« stets ein finites Verb ins Spiel, stellt also die Ein­ beziehung oder »Einbettung« einer aussagenden Bestimmung (Prädikation) in den Verband eines (Haupt-)Sätzes dar. Diese ist in verschiedener grammatischer Form möglich: Ein Fach­ mann erklärt die Formel —» Die Erklärung der Formel durch einen Fachmann // ist allen Interessierten willkommen (= »Nominalisierung« als Form der Einbeziehung eines Satzinhalts in einen Anschlußsatz). —>■ Das II ist allen Interessierten willkommen (= »Pronominalisierung« als Vorstufe einer vollen Einbeziehung, das nimmt rückvcrweiscnd und stellvertretend die vorige Aus­ sage auf). —* Daß ein Fachmann die Formel erklärt, // ist allen Interessierten willkommen ( = volle Eingliederung des Verbalsatzcs als Glied eines komplexen Satzgefüges). Im letzten Falle erfolgt also die Umgestaltung einer »Satz-Reihe« (s.o. § 146) zum grammatisch verbundenen »Satz-Gefüge« aus Glied- und Hauptsatz. 93 Pronomina oder hinweisende adverbiale Partikeln markieren gleichsam als >PlatzhalterIch möchte wissen, was du siehst. Siehst du etwas? -> Ich möchte wissen, ob du etwas siehst. Konjunktionale Fügewörter sind die flexionslosen Konjunktionen (zu lat. coniunctio >das verbindende Wort, Bindewortc), soweit sie subordinierend (syntaktisch unterordnend) sind, also Bindewörter wie bevor, nachdem (temporale K.); obwohl, wenngleich (konzessive K.); falls, wenn (konditionale K.); da (ja), weil (kausale K.); damit, (auf) daji (finale K.); (so/als) daß (konsekutive K.); als ob, indem (modale K.). Genaueres: Abriß § 332, 358-76, 422-7 sowie 434-42. Die meisten subordinierenden Konjunktionen schlie­ ßen Adverbialsätze als »Umstandsbestimmung« der Haupt­ satzhandlung an. Ob und daß können Subjekt- und Objekt­ sätze einleiten: Ob/Daß er kommt, ist ungewiß. Sie wissen nicht, ob/daß er kommt. Sie treffen sich hier mit den Interrogativa: Sie wissen nicht, wer/was kommt und den »verallgemeinernden« Relativa: Wer (= Jeder, der) kommt, ist willkommen. Was (=■ Alles, was) kommt, ist willkommen oder wird hingenommen. Diese können auch einen Gliedsatz in der Rolle eines »Dativ­ objekts« anschließen: Wem (— Jedem, dem) sie gewogen sind, ' gewähren sie alle Unterstützung: Soll die Planstelle eines »Prä­

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positionalobjekts« durch einen Gliedsatz besetzt werden, so muß im Hauptsatz ein Pronominaladverb als zusätzliches Verbindungsstück stehen: Er besteht darauf, daß ich ihm das Buch zurückgebe. Es ist entbehrlich, wenn das »Präpositionalobjekt« nicht obligatorisch, sondern fakultativ ist: Er märtet (darauf), daß der Zug ankommt. Er erinnert sich (daran), daß er dort gewesen ist. Bei abhängigen Fragen gilt dasselbe: Ich erkundige mich (danach), ob er schon eingetroffen ist/wer ihn abgeholt hat. § 196 Pronominales oder konjunktionales Anschlußstück und finites Verb bilden einen »Rahmen« oder eine »Klammer«, worin sich alle übrigen Ergänzungsbestimmungen des Gliedsatzverbs gruppieren. Hierbei gilt grundsätzlich die gleiche Anordnung der Satzglieder wie im selbständigen Satz. Vgl. Der Vater schenkte den Kindern Apfel —» weil // der Vater den Kindern Apfel // schenkte. Der Vater schenkte die Apfel den Kindern —» weil // der Vater die Apfel den Kindern // schenkte. Die sinnwichtigste Bestimmung rückt also gemeinhin ans Ende, vor das satzschließende Verb. Demgemäß streben pronominale Bestimmungen, die sich auf Bekanntes beziehen, an den An­ fang (über das reflex. sich s. § 171): weil // sie der Vater den Kindern schenkte, weil II ihnen der Vater die Apfel schenkte, weil 1/ sie ihnen der Vater schenkte, weil II er sie ihnen schenkte. §197 »Ausklammerung« ist aus denselben Gründen wie beim verbalen »Satz-Rahmen« (s. o. § 179) möglich. Vgl. >Ein einsamer Mensch, der sich nur sicher und wohl Jiihlt im engsten Kreise seiner Familie-. St. Zweig.78 Ach freue mich doch, daß du dir die Zeit genommen hast für den Besuchs D. Meichsner.79 Eine Unsicherheit, die er sich große Mühe gab, zu verbergen (neben: die zu verbergen er sich große Mühe gab). Der »Ersatzinfinitiv« (s. o. § 67) steht auch im Gliedsatz stets am Ende, also nach dem finiten Verb: Ich habe ihm nicht helfen können dem ich nicht habe helfen können oder: weil ich ihm nicht habe helfen können. Weiteres: Abriß § 567-9. § 198 Indirekte (berichtete) Rede kann der Struktur selbständiger Aussage folgen. Vgl. Wir sind dabeigewesen und haben den Vorfall miterlebt Wir seien dabeigewesen und hätten den Vorfall miterlebt (neben: ob oder daß wir dabeigewesen seien und den Vorfall miterlebt hätten).

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In einem erzählenden Text mit Redeeinführung zitierte direkte Rede ist »syntaktisch stets als abhängiges Glied der überge­ ordneten Redeeinfuhrung anzusehens,8Ü also bereits durch die »Fügungspotenz« von sie sagten/sagten sie als abhängig gesetzt, indirekte Rede ohne Konjunktion außer dem »Leitverb« noch durch die Konjunktivform des Verbs (s. o. § 76 ff). Es gibt also eine Stufung verstärkter Eingliederung und Kennzeichnung der syntaktischen Abhängigkeit: Sie sagten:» Wir sind dabeigewesen« --?■ Sie sagten, sie seien dabeigewesen Sie sagten, daß sie dabeigewesen seien. Ähnliches gilt für »berichtete« Wahrnehmungsinhalte: Ich sehe (es): er ist krank —> Ich sehe, daß er krank ist. § 199 Auch sonst weisen einige Gliedsatzarten die Möglichkeit auf, mit oder ohne konjunktionale Einleitung zu erscheinen - eine strukturelle Möglichkeit des Deutschen, >die Mitteilungs­ perspektive fein und mannigfaltig abzutöncnc81 Nur stimmt die uneingeleitete Spielart nicht zur Struktur des selbständigen Aussagesatzes wie bei der indirekten Rede, sondern eher zum »Partnersatz« (s.o. § 149). 1. Konzessivsatz (Einräumung): Obwohl die Arbeit schwer ist —» Sei die Arbeit auch schwer (s.o. § 75). 2. Konditionalsatz (Bedingung): Falls du kommst, können wir alles besprechen —» Kommst du (eigentlich die Struktur der Ent­ scheidungsfrage), so können wir alles besprechen oder Komm (ein Befehlssatz in konditionaler Funktion), dann können wir alles besprechen. > Bringe zwei hochgezüchtete und ausgeprägte Formen des Lebens nebeneinander, so entsteht zwischen ihnen beiden eine Leeres R. Musil.82 3. »irrealer« Vergleichssatz (^wasi-Satz): Er tut, als ob er schliefe —» Er tut, als schliefe er. Wortfolge und Betonung kennzeichnen-abgesehen vorn Modus des Verbs - die uneingeleitete Spielart jeweils als abhängige, gliedhafte Setzung. Weiteres: Abriß § 192 und 570. § 200 Abschließend sei darauf hingewiesen, daß - wie bei den einwortigen Satzgliedern - Beziehungen zwischen Funktion und Stellung bestehen, nicht nur beim »Attributsatz«, der in der Regel einer Bezugsgröße folgt. Überwiegend vorange­ stellt sind: Sätze, die den Träger des Hauptsatz-Geschehens nennen (Subjektsätze) oder auch Voraussetzungen irgend­ welcher Art (Konditionalsätze; Temporalsätze, die zeitlich vorausgehende Zustände oder Vorgänge angeben; Kausal­

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Sätze, die zunächst auf eine bekannte Ursache hinweisen: Da ja...'). Vorwiegend nachgestellt werden Gliedsätze, die Ziel oder Inhalt der Hauptsatz-Handlung nennen (Objekt­ sätze), ferner solche, die Absicht (Finalsätze) und Folge (Kon­ sekutivsätze) angeben, eine nachträgliche Verdeutlichung (Modalsätze), gewichtige Begründung (Kausalsätze mit weil) oder Einschränkung (Exzeptivsätze des Typus..., es sei denn . . .) bieten. Voran- oder Nachstellung hängen auch davon ab, ob der Glied­ satz wesentlich Neues aussagt, den eigentlichen Schwerpunkt der Aussage bildet (Wir wissen, daß er dort war) oder nur Bekanntes wicderaufnehmend fcststellt (Daji er dort war, wissen wir). Die eigentliche Mitteilung kann also int Gliedsatz liegen, ja der übergeordnete (Haupt-)Satz nur aus dem verbalen Kern der Aussage bestehen: Wer dort gelebt hat, weiß, daß das Klima sehr beschwerlich ist. Auch kann in besonderer Sprechsituation der übergeordnete Satz gänzlich erspart werden: Daji sie so blind sind! Über ausdrückliche Wiederaufnahme eines voranstehen­ den, besonders eines uneingeleiteten Gliedsatzes durch fakulta­ tives dann, so s. § 193, 199 u. Abriß § 571-5. § 201 Über Satzglied- und Gliedsatzketten ist schon im Zu­ sammenhang mit der Substantivgruppe (s. o. § 191) gespro­ chen worden. Wie sonst ein mehrwortiges Satzglied aus einer Erweiterungsgruppe (Reihung gleichwertiger und gleich­ geordneter Elemente) oder Bestimmungsgruppe (Kern und untergeordnete Bestinnnungsglieder) bestehen kann, kann auch der Gliedsatz Element einer Reihe gleichgeordneter Nebensätze sein: »Sie rechnen aus, wieviel heute jede Minute über die Brücke gehen und wieviel in zehn Jahren über die Brücke ge­ gangen sein werden/ H. Böll83 oder Glied einer Kette von Nebensätzen verschiedenen Grades, die jeweils Bestimmungs­ ergänzungen eines - gewöhnlich vorausgehenden - über­ geordneten Satzes sind: »Ichfühlte, daß all das in dieser Zeit nicht mehr so gültig sein konnte, wie es Jahrhunderte hindurch gültig ge­ wesen wart C. Hubalek,8'1 >. . . wo die Zeitungsleser abends in Kapstadt. . . tief aufseufzten, wenn sie lasen, daß in Alaska zwei Mädchen im Eis erfroren waren. . .< W. Borchert.85 Zuweilen ist der abhängige Satz dem übergeordneten eingeschoben, so daß eine »Ve r h a k u n g « von Gliedsätzen verschiedenen Grades eintritt: Sie vereinbarten, daß, wenn keine andere Benachrichtigung

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erfolgte, die Tagung am 15. März stattfinden sollte (Einschub nach der Konjunktion) oder: daß die Tagung, wenn keine andere Ihihiclirwhtigungerfolgte, am 15. März stattfinden sollte (Einschub nach dem 1. Satzglied). Eine Gliedsatzkette kann jedoch dem Hauptsatz auch vorausgehen: Als man Max fragte, ob er an der Fahrt teilnehmen würde, die für Mai geplant war, sagte er ja. Weiteres: Abriß § 576-80.

§ 202 3. Einschübe

Oft wird der Satzbau durch erläuternde, begründende oder einschränkende Einschaltungen, Parenthesen (zu gnech. parfrithesis >Zwischensatz gestellte«. Je nach der Rektion persönlich gedachten oder ei­ des Verbs spricht man vom ner Person zugehörigen Din­ Akkusativ-, Genitiv-, Dativ­ gen), aufdie sich ein Geschehen oder Präpositionalobjekt. bezieht (s. o. § 112): Er lauscht dem Redner. Er lauscht dem Vortrag. Er lauscht auf seine Worte. e) der Art eines Das »Prädikativ(um), Prä­ a) Seins (Wesens, Zustands, dikatsteil , Prädikatsnomen«, zu s. o. § 109 f., 127 f. u. 132): lat. praedicativus »behauptend, Karl ist Berliner. Fritz ist aussagend«. Im einzelnen un­

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fleißig/gerecht. Fritzchen nennt Anton Onkel. Ilse putzt das Messer blank.

terscheidct man das »SubjektsPrädikativ« und das »ObjektsPrädikativ«, je nachdem ob Wesen/Zustand der Subjekt­ oder Objektgröße charakteri­ siert wird.

ß) Geschehens I (Vorgang, ' Handlung, Verhalten, s.o. § 132): Er arbeitet fleißig. Das »Adverbiale«, »adver­ Er verfährt gerecht. biale« Bestimmung, »Um­ f) der Richtung, Lage oder standsbestimmung«, zu lat. adUmstände (s. o. § 168 u. 171): vcrbialis >nebcnwörtlichbeiZimmer im Erdgeschoß. Va­ legenin einer Schlange/Reihe wartend stehen, um etwas zu erwerbem). Hiervon zu unter­ scheiden sind Fälle wie: Man setzt die Maschine in Gang — Man setzt den Kuchen in den Ofen. Man bringt den Antrag zur Abstim­ mung - Man bringt ihn zur Kanzlei. Diese - jeweils das erste Beispiel dieser Paare - sind Erscheinungen des »nominalen Aus­ baus« unseres Verbalsystems, »Funktionsverbformeln« zur Zeitphasenhaften Abstufung des Verbalprozcsses (s o. § 90). Beide Spielarten haben gemein, daß sie den satzschließenden Teil des verbalen Aussagerahmens bilden können: Die Wache trat heute ins Gewehr. Man setzte die Maschine heute in Gang. Nur in Fällen der »Ausklammerung« (s. o. § 179) können andere Bestimmungen hinter solche Verbergänzungen treten: Die Wache trat öfter ins Gewehr als sonst. Eine Austauschbarkeit der Elemente ist bei einem mehrgliedrigen »Verballexem«, das als »Vokabel« gelernt wird, gar nicht gegeben, bei »Funktionsverb­ komponenten« nur innerhalb einer bestimmten Reihe: in Gang setzen —> in Betrieb/ Umlauf]Brand setzen ( = einen Verbalprozeß veranlassen, zum Anlaufen bringen). Nicht gegeben ist weiter­ hin die Erweiterungsfähigkeit und die Ersetzbarkeit dieser

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prädikatzugehörigen Wortgruppe in Gang, ins Gewehr, in Ehren durch ein Einzelwort, während in Kirchen z. B. zu sogar in den katholischen Kirchen auf dem Lande erweitert oder durch dort ersetzt werden kann. Auch die Erfragbarkcit durch ein Interrogativum besteht nicht. Auf die Frage »Wohin geht er?« kann die Antwort nur lauten: Er geht zur Stadt/zur Versammlung/ Sitzung .... aber nicht: Er geht zugrunde. Auch das Reflexiv­ pronomen (s. o. § 156 u. 171) nimmt in Fällen wie Er schämt sich, besinnt sich auf seine Pflichten, ärgert sich darüber, macht sich aus dem Staube keine echte Planstelle neben dem Verb ein, die ebensogut mit einem - für sich eintretenden - Substantiv besetzt werden könnte.93 Anders in einem Falle wie: Der Bauer ver­ wünscht sich, nicht seinen Sohn. Er denkt an sich und andere. Er stieß sich/seinem Bruder ein Loch in den Kopf, obwohl im letzten Falle die Dative nur >bedingte Glieder«94 sind (—> Er stieß ein Loch in seinen/seines Bruders Kopf). § 212 Im übrigen gilt es, »verkappte« Seinsbestimmungen zu durchschauen: Er hat Fieber. Gebirge bilden Grenzen. Es gibt hier viele Forellen (—-> Er ist fiebrig. Gebirge sind Grenzen. Hier sind viele Forellen, s o. § 163). Hat man das sprachliche Spiel der (Rollen-)Vertretungen und der Umformungsmög­ lichkeiten durchschaut, so gelingt es auch, komplizierte Strukturen auf einfachere zurückzufiihren. Dabei kann die »Pronominalisierung« oder »Proadverbialisierung« sehr nützlich sein: Unser Gastgeber, der heute etwas ungnädig ist, legt die schönen Blumen aus unserem Garten auf den Tisch —> Er legt sie darauf (also: S" - V(i* P) - Sa - Sp). Bei Analysen zu beachten sind auchprosodischeMittel (Betonung, Pausen­ verteilung). Sätze wie Das ist natürlich genug (engl. That's natural enough) - Das ist natürlich genüg ( That’s naturally enough) sind eben weder formal noch inhaltlich identisch;95 ebenso wenig: Er ist glücklich angekommen - Er ist glücklich ängekommen. Man kann ruhig darüber sprechen - Man kann ruhig darüber sprechen. In Paris (Ortsangabe) kann man sich verlieben — In Paris (Präpositionalobjekt) kann man sich verlieben. Beachtet man die meist eindeutige Intonation und Situation (auch Kontext-Mitwirkung), so bedarf es gar nicht erst der gewiß nützlichen Ersatz- und Umformungsproben, um die - unter der ähnlichen «Oberflächenstruktur« verborgene - verschieden­ artige «Tiefenstruktur«96 zu ermitteln: Das ist (zu) natürlich.

154

Das ist (selbstverständlich) genug. Er ist (zufrieden) angekommen und glücklich. Er ist (glücklicherweise) erfreulicherweise) angekommen. Man kann (ruhig bleibend/gelassen/leidenschaftslos) darüber sprechen Man kann (doch/getrost) darüber sprechen. Dort kann man sich ver­ lieben - Darein kann man sich verlieben. Der Hörer solcher Sätze kann auch nicht erst Ersatz- und Verschiebeproben vornehmen. Deshalb werden die richtigen grammatischen Beziehun­ gen zwischen den Elementen (Gliedern) einer sprachlichen Kette gemeinhin durch Morpheme, Anordnungs- oder Betonungsformen dem Hörer signalisiert.97 Die Formu­ lierung eines Kochrezepts wie Man schneide drei Tage alte Semmeln wirkt eben nur gedruckt zweideutig, so daß Graf Bobby angesichts des Semmelberges feststellen konnte: «Dabei schneid' ich erst seit zwei Tagen.«

§213 D. Der Satz als Leistungseinheit im Rahmen der Rede

Eine schwierige Sachlage ist meist nicht mit der Konstruktion eines einzigen Satzes zu bestimmen. So ist der Sprecher oft gezwungen, den besprochenen Gegenstand in einer Reihe von Sätzen monologisch darzustellen oder ihn dialogisch in Rede und Gegenrede (s. o. § 2) zu erörtern. In jedem Falle entsteht ein Ganzes (Integrum): das sprachliche Gefüge eines Textes (zu lat. textus iGewebe, Zusammenhang der RedeUnd (anreihend, doch ohne »Planstelle« im angereihten Satz, daher weglaßbar) eines Nachmittags enthüllte Jürgen seinen großen Plan< E. Wiechert.100 Oder (eine Alternative eröffnend) sehen Sie eine andere Möglichkeit? Denn (Anschluß einer Begründung) er hat schon zu viel Zeit geopfert. Auch aber ist ein wichtiges Mittel der Anknüpfung und Weiterführung. Es bringt zum Aus­ druck, >daß ein neues Moment erscheint, das nicht erwartet werden konnten101 So wirken Konjunktionen und Partikeln (Satzadverbien) auch gleichsam als »Steuerungswörter«, steuern den Ablauf der Redeführung und das verständnisvolle Auf­ nehmen des Hörers. In einem dialogischen Text werden natür­ lich auch die Rollenwörter der ersten (ich, wir) und der zweiten (du, ihr, Sie) Person und die Fragewörter eine stärkere Bedeutung gewinnen, dazu - mehr oder minder - auch >Kontaktwörter»Ich wollte nur sagen, daß . . . meine Schwester immer krank ist. . .« »Krank ist deine Schwester?«fragt sie. »Was für eine Krankheit?«« F. Werfel.103 >Der spurte. . . (nach 1933). Er ist der geborene Spuren H. Böll. 104 »Sie verständigten sich untereinander durch Blicke und Zeichen ... Die Zeichengebung (zusammenfassende Wiederaufnahme) betraf nun die Einnahme der Vespererfrischungen (Ankündigung des neuen »Themas«)« Th. Mann.105 Hier spielen also Wortbildung und Syntax zusammen. Zur Wiederaufnahme kommt die Variation und

156

die genauere Ausführung eines Teil-Themas, das sich bei der Textgestaltung ergibt. Zuweilen bleiben gedankliche Zwi­ schenglieder unausgedrückt. Dennoch ist die Konstanz und Zusammengehörigkeit der zusammenwirkenden syntaktischen Teilketten unzweifelhaft gesichert. Sic scheinen zwar formal­ grammatisch gesehen voneinander unabhängig, obwohl durchgehenderTempus-Gebrauch, Intonation, Verweisungen, Wie­ deraufnahmen auch formal die Zusammengehörigkeit sichern. Semantisch betrachtet aber sind es »Sinnschrittc«, durch die der Sprecher den Hörer - mehr oder minder schnell, geradeswegs oder umständlich ausführend - zur gewünschten Kenntnis der jeweiligen Sachlage leitet. Sie konstituieren im Wirkungs­ zusammenhang des Textes ein Sinn-Ganzes. >Konstitutionsregeln< für >TextsortenEinfache Sätzen Die Sinnschritte sind hier durch Hervorhebung der »Sinnwörter« (dominierenden Vorstellungen)107 markiert: >Während ich stehe fällt der Schatten hin / Morgensonne entwirft die erste Zeichnung / Blühn ist ein tödliches Geschäft / ich habe mich einverstanden erklärt / ich lebe< H. Heißenbüttel.108

157

Anmerkungen Zu den Vorbemerkungen< und I A (§ 1-37)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32

Aristoteles, zitiert bei Landmann, Anthropologie 245. Kainz, Einführung 67. Gipper, Denken 156. Bühler, Sprachtheorie 24fr. Vgl. auch Koschmieder, Beiträge I44f. Vgl. Trier, Alltagssprache II9. Trier, Alltagssprache H9f. Brinkmann, Konstituierung 172. Koschmieder, Beiträge 81.' Hartmann, Berücksichtigung 466. Bühler, Sprachtheorie 30 und 75 f. Koschmieder, Beiträge 134. Weisgerber, Gestaltung 79 ff und 205 ff. Bühler, Sprachtheorie 30. Weisgerber, Gestaltung 80 u. ö. Martinet, Grundzüge 20. Koschmieder, Beiträge i03ff Hartmann, Wort 52ff, bes. 57. Hartmann, Modellbildungen 373. Hartmann, Grammatik 8 Hartmann, Begriff 13. Schulze, Schriften 45. Schulze, Schriften 5. Menzerath, Aufbau 76. Erben, Wortbildung 85 und 88. Sapir, Sprache 38 f. Sapir, Sprache 38. Porzig, Wunder 53. Vgl. Freudenberg, Phonem 6f. Trubctzkoy, Grundzüge 41. Essen, Phonetik 163. Vgl. Trost, Diphthonge 149 und Futaky, Affrikaten 23. Jakobson-Halle, Grundlagen 18 (Anm. 1). Weiteres bei Kloster Jensen, Silbe, bes. 33C 158

33 Vgl. Duden, Aussprachewörterbuch und Krech, Wörterbuch sowie zur Problematik der umgangssprachlichen Betonungsschwankun­ gen Pilch, Lautsystem 260ff. 34 Porzig, Wunder 56. Zur Problematik des Begriffs »Bedeutung« s. den entsprechenden Artikel in sprachwissenschaftliches Wörter­ buch^ hg. von J. Knobloch, Lieferung 4, Heidelberg 1967, 255fr. 35 Porzig, Bedeutungsbeziehungen 7off. 36 Coseriu, Solidaritäten 293 ff. 37 Coseriu, Solidaritäten 294. 38 Hartmann, Wort 57. 39 Weisgerber, Sinnbezirk 24. 40 Coseriu, Solidaritäten 294. 41 Grebe, Hof 392. 42 Weinrich, Linguistik 43, vgl. ebda 31. 43 Glinz, Grundbegriffe 17 ff. und 24. 44 Porzig, Einheit 167. 45 Hartmann, Grundzüge 95, vgl. auch ebda 104. 46 Hartmann, Grundzüge 109. 47 Hartmann, Grundzüge 104. 48 Fleischer, Name 377. 49 Vgl. Gipper, Inhalt 445. 50 zit.: Erben, Abriß § 217. 51 Hartmann, Grundzüge 101 (Anm.). 52 zit.: Erben, Wortbildung 85. 53 Bach, Freuden 115. 54 Vgl. Seiler, Word 768. 55 Brinkmann, Sprache 1. 56 Admoni, Sprachbau 42. 57 Admoni, Sprachbau 43.

Zu I B 1 (§ 38-92) Bloomfield, Language 202 ff, 247 fr., 266ff. Hartmann, Beitrag 26. Otto, Stand 26 f. Leisi, Wortinhalt 24. Weisgerber, Gestaltung 304ff. Vgl. hierzu Trubetzkoy, Grundzüge 6 und Koschmieder, Beiträge 160. 7 Hartmann, Berücksichtigung 471 f. und: Wortart 63 (Anm. 85), sowie 179; im übrigen Erben, Abriß § 90, 492 f. 8 Hartmann, Wortlaut 179.

1 2 3 4 5 6

59

9 Brinkmann, Sprache 460 und 465; hinsichtlich anderer Sprachen vgl. Sapir, Sprache 113. 10 = ,different bundles of morphological oppositions in which they participate« Trnka, Classification 424. 11 Weisgerber, Grundzüge 319. 12 Seiler, Modelle 17. 13 Brinkmann, Austausch 3. ■4 Hartmann, Typologie 46. 15 Weisgerber, Stufen 79. 16 Hartmann, Typologie 46. 17 Admoni, Sprachbau 161. 18 zit.: Erben, Abriß § 395. 19 zit.: Erben, a.a.O., § 122. 20 Weiteres bei Weisgerber, Sinnbezirk 31 f. und 39. 21 Weisgerber, »Passiv« 59. 22 Kolb, Passiv 185. 23 in: Bingel, Gedichte 21. 24 Rupp, Deutsch 25; vgl. auch Erben, Abriß § 79. 25 Hilty, Tempus 285, vgl. auch 281 f. 26 Bühler, Sprachtheorie 126. 27 Fourquet, Syntax 142 (Anm.). 28 Bühler, Sprachtheorie 373. 29 Bühler, Sprachtheorie 374; vgl. auch 132 und 138. 3° Brinkmann, Sprache 324. 31 Admoni, Sprachbau 187. 32 Brinkmann, Sprache 329. 33 zit.: Erben, Abriß § 132. 34 zit.: Erben, ebd. 35 Weinrich, Tempus 56. 36 Weinrich, Tempus 59. 37 Weinrich, Tempus 51. 38 Koschmicder, Beiträge 145. 39 Weinrich, Tempus 125. 40 zit.: Erben, Abriß § 128. 41 Werke 9, 247. 42 J. Trier (mündlich): zit. Erben, Abriß § 139. 43 Lausbufaengeschichten 14. Weitere Belege: Duden-Grammatik 105 und Folsom, Syntax 29. 44 Werke 9, 428. Weiteres bei Kluge, Vergangenheitsformen 74ff. 45 zit.: Erben, Abriß § 143. 46 Spranger, Perspektiven 3. 47 in: Schmitthenner, Hörspiele 364. 48 in: Schmitthenner, Hörspiele 420. 49 in: Bingel, Gedichte 28. 160

5° 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 7° 71 72 73 74

75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86

Jorgensen, Grammatik 3, 42t. Brinkmann, Sprache 356. Magd 27. Werke 9, 203. Werke 9, 213. Friedmann, Modalität 292. zit.: Folsom, Syntax 28. zit.: Erben, Abriß § 162. Paul, Grammatik 4, 168. Genaueres: Erben, Konjunktiv 13 5 f. Brinkmann, Sprache 356. Frisch, Homo 53. Frisch, Homo 25. zit.: Flämig, Konjunktiv 17. Frisch, Homo 50. Beide Belege bei Echtermeyer-Wiese, Gedichte 468 und 686. Vgl. Erben, Abriß § 160 Anm. 395, 176 Anm. 422, 177, 370. Kruisinga, Einführung 111. Moser, Formenausgleich 98. Vgl. die Statistik bei Flämig, Modus 7. brauchen gewinnt alltagssprachlich immer mehr den Charakter eines »Modalverbs« und wird dabei wie die funktionsverwandten müssen, sollen oft ohne zu gebraucht, s. Grebe, Sprachnorm 152 f. Vgl. Wewrke, Untersuchungen 124. in: Landmann, Witz 247. Sprache 3245ff. (Anm. 1). Schröder, Rez. 35. Vgl. im übrigen Erben, Abriß § 59 und 67 (S. 69 Anm. 3). Flämig, Aktionsart 11. Admoni, Sprachbau 172. Brinkmann, Sprache 251 ff. Polenz, Funktionsverben 27. Vgl. Erben, Abriß § 107 sowie Petkov, Ausdrucksmittel 556 und 558. Schlachter, Aktionsartkriterium 46. Werke 2, 474. Werke 2, 512. in: Bingel, Gedichte 21. Homo 59. Polenz, Funktionsverben 25. zit.: Erben, Abriß § 112,2.

161

Zu I B 2 u. 3 (§ 93-145)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

Vgl. Brinkmann, Sprache 43 und 4?ff. Brinkmann, Sprache 62. Donccva-Marcva, Artikel 38 ff. Brinkmann, Sprache 64. Vater, System 120. Reichling, Bedeutung 11 f. Fleischer, Name 377. zit.: Erben, Abriß § 416 Ende. Fleischer, Name 377 und: Funktion 148 f. Fleischer, Name 377. Fleischer, Funktion 151. Vgl. auch Fourquet, Aufbau 178. Fleischer, Funktion 134. Kurylowicz, Esquisses 44. Hartmann, Typologie 70. Glinz, Form 165. Glinz, Form 165. Werke 9, 268. zit.: Erben, Abriß § 242. zit.; Duden-Grammatik 489. Weiteres bei Jorgensen, Grammatik 2, 12f. und Erben Abriß § 356. zit.: Paul, Grammatik 3, 258. Brinkmann, Sprache 437. Brot 73. Werke 9, 227. Werke 2, 120. Werke 2, 97. in: Schmitthenner, Hörspiele 371. Werke 2, 258. Ansichten 224f. zit.: Erben, Abriß § 313. zit.: Erben, Abriß § 303. Regula, Grundlegung 55 (Anm. 1). in: Schmitthenner, Hörspiele 345. zit.: Erben, Abriß § 305, ebda weitere Belege. Dieses ^fhöne Beispiel verdanke ich Herrn Dr. A. Hoppe (Bonn). Genaueres bei Ljungerud, Nominalflexion 242f. Wendt, Sprachen 75. zit.: Duden-Grammatik 295. Stück 316. Stück 346. Stück 356. Brinkmann, Sprache 109. 62

43 44 45 46 47 48 49 5° 51

Brinkmann, Sprache 106. zit.: Erben, Abriß § 322. zit.: Erben, ebd. zit.: Erben, Abriß § 324. Werke 2, 788. Werke 7, 233. Sommer, Syntax 39. zit.: Erben, Abriß § 326. zit.: Erben, ebd.

Zu II (§ 146-214)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 >7 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Hartmann, Berücksichtigung 466. Hockett, Course 168. Essen, Grundzüge 58. Hartmann, Sprache 46 im Anschluß an Hjelmslev. Vgl. Seiler, Modelle 18 und 26 f. Bierwisch, Strukturalismus 121. Weisgerber, Stufen 138. Brinkmann, Sprache 473 ff. Flämig, Grundformen 345. Fourquet, Syntax 137. Boost, Untersuchungen 30. Isacenko, Satzintonation 58 und 60. Isacenko, Satzintonation 45. Essen, Satzmelodie 83 und Grundzüge 45 ff. Krivonosov, Wechselbeziehung 573 ff. Hartmann, Berücksichtigung 471. Hartmann, Wortart 179. Hartmann, Wortart 145 (Anm. 225). Bühler, Sprachtheorie 173. Vgl. ebda 251 und zum >Begriff der Valenz< im übrigen G. Helbig, Valenz ioff. Isacenko, Verhältnis 14. Isacenko, Verhältnis 8. Regula, Grundlegung 28. Regula, Grundlegung 178. Vgl. auch Gipper, Bausteine 174ff. und 2ioff. Fourquet, Syntax 142 (Anm.). Neumann, Sinneinheit 145. S. auch Brinkmann, Sprache 458f. in: Schmitthenner, Hörspiele 113. zit.: Erben, Abriß § 612. Admoni, Sprachbau 111. in: Schmitthenner, Hörspiele 112. 163

Ader, Lyrik 319. in: Bingel, Gedichte 67. Hartmann, Typologie 118. Brinkmann, »Habcn«-Perspektive 183. Brinkmann, »Haben«-Perspektive 189. Admoni, Sprachbau 170. Leisi, Wortinhalt 68 f. Coseriu, Solidaritäten 298. Brinkmann, Sprache 522ff. (faßt den Begriff des »Vorgangssatzes« allerdings sehr weit, s. Abriß § 273). 39 Regula, Satzfügkunde 444, 40 Glinz, Form (Beilage zur 4. Auflage) 6. 41 Brinkmann, Sprache J42ff. 42 Helbig, Distribution 8. 43 Werke 2, 772. 44 zit.: Erben, Abriß § 534. 45 Bech, Studien I, 25. 46 Glinz, Form 395. 47 zit.: Erben, Abriß § 599. 48 Bech, Studien 1, r5 f. 49 Bech, Gesetze 296. 50 Rath, Verben 2i7ff. 51 zit.: Erben, Abriß § 531. 52 zit.: Admoni, Sprachbau 273. 53 Polenz, Sprachnormung 83 und 85. 54 zit.: Erben, Abriß § 217 Anm. I 217. 55 Broch, Versucher 520. 56 Stück 364. 57 Morciniec, Wort 145. 58 zit.: Erben, Abriß § 261 Anm. I 635. 59 Behaghel, Syntax 3, 356 und 4o8ff. 60 Millowitsch, Auge 392. 61 Rath, Analyse 16. 62 Über Fälle der Konkordanzdurchbrechung s. Erben, Abriß § 127 und Winter, Genitiv 25. 63 zit.: Brinkmann, Sprache 487. 64 Mötsch, Apposition 92. 6j zit.: Erben, Abriß § 437. 66 zit.: Erben, a.a.O., § 439. 67 zit.: Erben, a.a.O., § 434. 68 zit.: Erben, a.a.O., § 157. 69 Frisch, Prosa 60. 70 Werke 2, 826. 71 Jaspers, Vernunft 9. 30 31 32 33 34 35 36 37 38

164

72 73 74 75 76 77 7» 79 80 81 82 83 84 85 86 87

88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 I°5 106 107 108

Aichinger, Wo ich wohne 14. Bockeimann, Gründe 134. Frisch, Prosa 61. Eggers, Syntax 54. Hartung, Sätze 12. Hartung, Sätze 18,54 f., 8 iu.ö. so wie Erben, Abriß §3 74/5,3420.3 78. zit.: Erben, a.a.O., § 568. Schmitthenner, Hörspiele 255. Michel, Bedingungen 530. Benes, Verbstellung 18. zit.: Erben, Abriß § 570 Anm. II 281. zit.: Erben, a.a.O., § 576. Schmitthenner, Hörspiele 125. Schmitthenner, Hörspiele 167. de Saussure, Grundfragen 82. Vgl. z. B. C. F. Hockett: >A sentence is a grammatical form which is not in construction with any other grammatical form: a constitute which is not a constituent« Course 199. Vgl. Isacenko, Ellipse 166ff. Eggers, Wandlungen 58. Ähnlich ders., Gegenwartssprache 485. Eggers, Wandlungen 59. Kaufmann, Grammatik XIX. Kaufmann, Grammatik 18. Vgl. Kaufmann, Grammatik 2of. und Engel, Satzbaupläne 58. Engel, Satzbaupläne 60. S. auch o. § 156 u. 157. wie Bach, Introduction 40 meint: >The same string may be the result of several different derivations.< Ähnlich Chomsky und Glinz, Syntax 94. Bierwisch, Strukturalismus 111. Vgl. zum Grundsätzlichen: Seiler, Modelle 17t., 2of. und 26. Weinrich, Syntax 115. Weinrich, Syntax 115. zit.: Erben, Abriß § 335. Brinkmann, Konstituierung 170. Brinkmann, Syntax 85. Werfel, Lied 3of. Böll, Ansichten 228. Werke 2, 879. Hartmann, Problem 59. Erben, Grundzüge 16 (Anm.) und 155. in: Bingel, Gedichte 18.

165

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur i. Wissenschaftliches Schrifttum

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Sachregister (Die Ziffern verweisen auf die Paragraphen des >Leitfadens