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German Pages 273 Year 2019
Markus Brennauer
DEUTSCH LAUFEN Wenn sich Läufer übers Laufen unterhalten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Wozu ein Laufwörterbuch?!
abkacken
abreißen
abschießen
abziehen
angehen
anschlagen
anziehen
Athletik
ein- und auslaufen
ballern
Bergläufe
blau werden
blauer Zehennagel
bolzen
brennen
Brutto- / Netto-Zeit
Cross
Druckstelle
durchlaufen
durchziehen
eingehen
eskalieren
Fahrplan
finishen
fliegen
Flow
fressen
hart
heizen
Hindernisrennen
Hund
Intervalle = Tempoläufe
joggen
Kilometerschnitt
knüppeln
Kompression
kriechen
laufen
leichtfüßig
leere Kilometer
locker
Long Jog
lutschen
(der) Mann mit dem Hammer
marschieren
nüchtern
quälen
Regenerationslauf
reinrollen
rund laufen
Runner’s High
Schweinehund
Singletrail
stehen
stehen lassen
sterben
Tempo
Tempohärte
technisch anspruchsvoll
Tight
tödlich
Trail(running)
Trainingslager
Überdistanz – Unterdistanz
Übertraining
Ultra
umbiegen
Unterzucker
Umfang
verkrampfen
verstecken
Wohlfühltempo
Wolf (sich einen Wolf laufen)
Zeitlimit
Zwischenzeit
Impressum neobooks
Wozu ein Laufwörterbuch?! DEUTSCH LAUFEN
Wenn sich Läufer übers Laufen unterhalten
Markus Brennauer
Text Copyright © 2019 Markus Brennauer Alle Rechte vorbehalten
Läufer: „Gestern haben wir uns mal so richtig abgeschossen. Dabei habe ich am Schluss sogar die anderen abgezogen. Das war eine richtig harte Einheit an der Schwelle. Von Anfang an haben wir ein extrem hohes Tempo angeschlagen. Trotzdem hat Timo zwischenzeitlich sogar angezogen, und das, obwohl ich wie gesagt richtig schnell angegangen war. Mittendrin haben wir uns dann an den Fahrplan gehalten und unseren Stiefel durchgezogen. Teilweise war es schon krass zu sehen, wie leichtfüßig und locker Timo unterwegs war, während ich verkrampft und unrund gelaufen bin. Obwohl die Tempoläufe richtig tödlich waren, war es richtig geil.“ Wer bei dieser fiktiven Erzählung eines Läufers nur Bahnhof verstanden hat, für den ist Deutsch Laufen genau das Richtige. Laufen ist ja bekanntlich die einfachste Sportart der Welt ist. Setze einen Fuß vor den anderen und bewege dich dabei von A nach B, wobei B oftmals identisch mit A ist. Man braucht nicht viel mehr als ein paar Laufschuhe und geeignete Kleidung, wobei man rein theoretisch sogar auf Schuhe (manch einer vielleicht auch auf Kleidung) verzichten könnte. Laufen begeistert unzählige Menschen. Jeden Tag schnüren alleine in Deutschland Millionen Frauen und Männer ihre Laufschuhe und
machen die Stadtparks und Wälder unsicher. Nicht selten läuft man zu zweit oder in der Gruppe und unterhält sich über Gott und die Welt. Doch die Welt der Läufer dreht sich, wie könnte es auch anders sein, relativ oft um das Laufen selbst. Und sogar nach dem Laufen wird sich über das schönste Hobby der Welt ausgiebig unterhalten oder per Instagram, Twitter oder Strava die gerade gelaufene Laufrunde samt Foto in die digitale Welt hinausgesendet. Oftmals wird dazu ein passender Hashtag gesetzt. Wenn man Glück hat, versteht man als Nichtläufer diesen Hashtag, doch wenn man Pech hat, kann man mit ballern oder abschießen nur wenig anfangen. Hier fehlt der laufspezifische Background, um die Begriffe richtig einordnen und verstehen zu können. Aber nicht nur in der digitalen Welt benutzen Läuferinnen und Läufer viele Wörter, die man als Nichtläufer oder Laufanfänger ohne das entsprechende Hintergrundwissen nicht verstehen kann. Oder viel schlimmer: Es kommt zu Missverständnissen. Mit diesem Buch soll Laufanfängern der Einstieg in die umfangreiche Welt der Läufersprache erleichtert werden, aber auch erfahrene Läufer sollen so ihren Laufwortschatz erweitern. In der Laufliteratur wimmelt es von Ratgebern, die Ratschläge zu den wichtigen und unwichtigen Dingen geben, die man angeblich wissen muss, um beim Laufen auch ja nichts falsch zu machen. Fast könnte man glauben, dass die einfachste Sportart der Welt gar nicht so einfach ist, wie man glaubt, sondern hochkomplex sei. Doch eines erfährt man in keinem der unzähligen Laufbücher. Nirgends werden die Wörter erklärt, die Läufer untereinander verwenden, wenn sie sich frei und ungezwungen über ihre Lieblingsbeschäftigung unterhalten. Hier gibt es unzählige Nomen, Verben und Adjektive, die das Laufen in allen seinen Facetten beschreiben. Dabei hat jedes Wort seine eigenen feinen Bedeutungsunterschiede, die man oftmals erst nach vielen Jahren richtig verstehen kann. Dieses Lexikon soll es Laufanfängern, aber auch erfahrenen Läufern, ermöglichen, sich an Gesprächen in der Laufcommunity problemlos zu beteiligen, egal ob in der realen oder digitalen Welt. Dieser Ratgeber erklärt viele Laufvokabeln, sodass sich nicht nur der Laufanfänger relativ schnell im Dschungel der Begrifflichkeiten zurechtfindet. Die einzelnen Lexikoneinträge sind dabei sicherlich nicht erschöpfend. Zu komplex und vielschichtig ist der Läuferjargon, als dass die jeweilige Doppelseite pro Eintrag alle Feinheiten und Konnotationen eines Begriffes wiedergeben kann. Schließlich hängt es von vielen Faktoren ab, was der einzelne Läufer unter einem bestimmten Begriff versteht. So wird ein leistungsorientierter Wettkampfläufer mit 30-jähriger Erfahrung andere Assoziationen mit einem Begriff verknüpfen als ein Hobbyläufer, der seit wenigen Monaten läuft und
seine erste Wettkampfteilnahme plant. Doch gerade das macht die Läufersprache so spannend und vielschichtig. Und genau aus diesem Grund lieben es Läuferinnen und Läufer, ihre eigene Sprache zu verwenden und möglichst kreativ Verben, Adjektive und Nomen aus der Alltagssprache in die Laufsprache zu übertragen. Nach der Durchsicht dieses Lexikons hat man aber nicht nur seinen Wortschatz erweitert, sondern weiß sicherlich mehr über das Laufen als vorher. Außerdem wird man nun sehr wahrscheinlich das Laufen aus einem anderen Blickwinkel als zuvor betrachten, da die Lexikoneinträge mal humorvoll, mal ernst, mal philosophisch, mal rational und mal direkt oder über Umwege die Begriffe beleuchten und erklären. Ob man nach der Lektüre allerdings ein besserer Läufer sein wird, kann an dieser Stelle nicht mit 100%iger Sicherheit garantiert werden. Ob einem das Laufen nach Durchsicht des Buches mehr Spaß machen wird als vorher, ist auch nicht ganz sicher. Eines ist aber sicher. Wenn man die 77 Lexikoneinträge gelesen hat, wird man das Laufen besser verstehen als zuvor. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
abkacken
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampf, selten im Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering häufig hoffentlich selten ehrgeiziger Bahn- oder Straßenläufer sehr guter männlicher Laufkumpel 1 – 2
Laufen ist sicherlich nicht die einzige Sportart, die sich der Fäkalsprache bedient. Für alle, die kein Germanistik studiert haben: Als Fäkalsprache bezeichnet man Ausdrücke und Wörter in der deutschen Sprache, die sich sozusagen vom großen und kleinen menschlichen Geschäft ableiten, sich also mit den Ausscheidungen von Blase und Darm beschäftigen, kurz gesagt: mit Scheiße. Entschuldigen Sie diese vulgäre und rüde Ausdrucksweise, doch in allen Lebensbereichen und sozialen Schichten wird sich der Fäkalsprache bedient. Auch das Laufen macht da keine Ausnahme. Neben den in vielen Sportarten gebräuchlichen Begriffen wie verschissen oder verkacken gibt es den Ausdruck des Abkackens. Natürlich existiert dieser Terminus auch in anderen Sportarten. Doch vor allem im Laufsport passt er ziemlich gut zu einer Situation, die viele Läufer, egal ob Wettkampfsportler oder nicht, schon einmal kennengelernt haben. Man startet voller Optimismus in ein Rennen und schlägt das vorher festgelegte Tempo an. Manch einer beginnt auch etwas zu schnell, doch auf der ersten Hälfte der Strecke fühlt man sich gut und ist zuversichtlich, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt merkt man, dass das Tempo zu hoch ist und man von nun an langsamer laufen muss. Wenn man Glück hat, wird man nur unwesentlich langsamer, kommt aber noch mit einer einigermaßen vernünftigen Zeit oder Platzierung ins Ziel. Sollte man hingegen dermaßen langsam werden, sodass man seine eigenen Erwartungen bei Weitem nicht erfüllen kann, spricht der Läufer oder Trainer gerne von abkacken. „Ich habe heute voll abgekackt“, hört man den einen oder anderen Läufer enttäuscht von dieser Situation sprechen. Um dieses doch recht rüde Wort zu verwenden, muss man schon meilenweit von seiner erhofften Zeit oder Platzierung entfernt geblieben sein. Zudem suggeriert die Verwendung dieses Wortes auch immer ein gewisses Selbstverschulden an diesem Resultat. Dieses Selbstverschulden kann ein zu schnelles Anfangstempo sein, ein taktischer Fehler während des Rennens oder die auch oftmals vorkommende mentale Blockade, bei der es einem Läufer nicht gelingt, an diesem Tag an sein persönliches Limit zu gehen. Zwar wird dieser Ausdruck fast ausschließlich für den Wettkampf verwendet. Aber es ist durchaus zulässig, sich nach einem völlig missratenen Training
ebenfalls dieser derben Vokabel zu bedienen. Wenn sich Läufer übers Abkacken unterhalten Läufer: „Mein Kumpel hat beim Marathon gestern voll abgekackt.“ Übersetzung: „Mein Freund hat bei seinem Marathon versagt. Er war viel langsamer als erwartet. Die Zeit, die er sich vorgenommen hatte, hat er bei Weitem nicht erreicht. Dabei war er selbst schuld daran, denn er ist die Hälfte des Rennens deutlich schneller gelaufen als geplant. Aus diesem Grund ist er auf der zweiten Rennhälfte immer langsamer geworden und konnte sich noch gerade so ins Ziel retten.“
abreißen
Wortart Verwendungszweck
Verb Training, beim Orthopäden
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch hin und wieder oft Pechvögel, Mutige oder Fleißige Trainingspartner, Orthopäden je nach Bedeutung 1 – 8
Nicht nur unter den Läufern gibt es immer weniger Alleskönner. Früher gab es noch Universalgenies, die sich in vielen Fachbereichen auskannten und sich rühmen konnten, Experte in vielen wissenschaftlichen Disziplinen zu sein. Mittlerweile können das wohl nur noch sehr wenige Menschen von sich behaupten. Zu groß ist das Wissen der Menschheit mittlerweile geworden. Man muss sich zusehends auf einen expliziten Fachbereich spezialisieren, um mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Laufenden bleiben zu können. Das Laufen stellt hier keine Ausnahme dar. Auch der Wortschatz der Läufer wird immer ausführlicher, differenzierter und teilweise komplizierter. So gibt es durchaus Ausdrücke, die selbst im Läuferjargon verschiedene Bedeutungen haben. Dazu zählt auch der Begriff des Reißens. Zunächst einmal kommen wir zu der mit Abstand negativsten Variante dieses Wortes. Wenn sich ein Läufer etwas reißt oder sogar abreißt, ist das immer mit Schmerzen und einer längeren Laufpause verbunden. Nicht selten reißen ein paar Muskelfasern, vielleicht sogar ein Muskelbündel oder ein ganzer Muskel, manchmal aber auch Bänder oder Sehnen. Am häufigsten ist aber eindeutig das Verletzungsbild des Muskelfaserrisses sowie der Bänderriss, der häufig das äußere Sprunggelenk betrifft, das sogenannte Umknicktrauma. Natürlich ist dieses Reißen nicht auf den Laufsport beschränkt, sondern wird im Deutschen ganz allgemein dafür benutzt, wenn bestimmte Körperstrukturen durch übermäßige Belastung zerrissen werden. Nicht ganz so fatal ist es hingegen, wenn ein Läufer abreißen lässt. Dies geschieht vornehmlich in Rennsituationen, kann aber auch durchaus im Training passieren. Sobald man nicht mehr im Stande ist, dem Tempo seiner Kontrahenten oder Mitstreiter zu folgen, muss man abreißen lassen. Dabei ist oftmals, vor allem bei redegewandten Moderatoren, die Rede vom unsichtbaren Gummiband zwischen den einzelnen Athleten. Sobald dieses Band zerrissen ist, kann man den anderen Läufern nicht mehr folgen und man muss von nun an sein eigenes Rennen laufen. Der Begriff abreißen suggeriert zudem, dass der abgehängte Läufer im Normalfall keine Chance mehr hat, die entstandene Lücke wieder zu schließen. Im Training kann man natürlich auch abreißen lassen, sei es bei einem Dauerlauf oder bei Tempoläufen. Wichtig ist, dass man den Begriff nicht verwenden darf, wenn man bereits nach wenigen Metern nicht mehr seinen Konkurrenten folgen kann. Die Verwendung ist nur dann zulässig, wenn man einen beträchtlichen Teil der Distanz mit den anderen mitgelaufen war. Genauso
wenig ist der Begriff zulässig, wenn im Schlussspurt auf den letzten Metern eine kleine Lücke zwischen den um den Sieg sprintenden Athleten entsteht. Kommen wir zur Bedeutung des Wortes reißen, die man mit Stolz und Freude verwendet. Während er nur ungern zugibt, bei einem Rennen abreißen lassen zu müssen, verwendet er das Verb reißen mit der Präposition herunter umso lieber. Wenn ihnen ein befreundeter Läufer erzählt, dass er vergangene Woche mehr als 100 Kilometer heruntergerissen hat, dann schwingt ein nicht zu überhörender Stolz in seiner Stimme. Warum sagt er aber nicht einfach, dass er in den zurückliegenden sieben Tagen mehr als 100 Kilometer gelaufen ist? Um das zu verstehen, muss man einerseits selbst Läufer (gewesen) sein, andererseits muss man die konkrete Bedeutung des Wortes herunterreißen in genau diesem Kontext kennen. Zunächst einmal beinhaltet das Herunterreißen die Tatsache, dass die Kilometerzahl eine für diesen Läufer eher ungewöhnlich hohe Zahl darstellt. Außerdem möchte er damit betonen, dass ihm das relativ leicht gefallen ist, wenngleich es natürlich für ihn keine selbstverständliche Leistung war. Dadurch erhofft man, Respekt beim Zuhörer zu ernten. Denn selbst wenn dieser keine Ahnung hat, wie viele Kilometer der Läufer normalerweise pro Woche zurücklegt, so gibt das Verb herunterreißen Auskunft darüber, dass es eben doch keine allwöchentliche Leistung war. Manchmal möchte man damit auch hervorheben, dass man trotz widriger Umstände ein Training bzw. den Trainingsplan durchgezogen hat. Wenn man eine entsprechende Zahl von Kilometern heruntergerissen hat, also gut auf einen Wettkampf vorbereitet ist, dann kann man sogar eventuell noch etwas reißen. In diesem Satz wurde nicht das Reflexivpronomen sich vergessen, denn eine Verletzung ist das Letzte, was man sich nach einer gelungenen Wettkampfvorbereitung kurz vor dem Saisonhöhepunkt wünscht. Wer etwas im Wettkampf reißen kann oder möchte, der ist guter Hoffnung, sein selbst gestecktes Wettkampfziel erreichen zu können. Natürlich kann man auch einmal nichts reißen. Dann hat man weder sein vorher festgelegtes Ziel noch eine vordere Platzierung geschafft. Hier lässt sich durchaus eine Parallele zur Jägersprache ziehen. So spricht der Jäger von einem Riss, wenn ein Raubtier seine Beute erfolgreich erlegt hat. Ganz ähnlich verhält es sich bei einem Läufer, dessen Laufjagd nach seinem persönlichen Ziel von Erfolg oder gekrönt wird. Wenn sich Läufer übers Abreißen unterhalten
Läufer: „Ich habe gestern die 20 km trotz des Regens heruntergerissen.“ Übersetzung: „Obwohl es gestern geregnet hat und ich wirklich keine Lust auf diesen Dauerlauf hatte, habe ich die 20 km ohne zu meckern exakt nach Plan durchgezogen.“ Läufer: „Gestern habe ich nichts gerissen.“ Übersetzung: „Gestern habe ich beim Wettkampf nicht das erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Außerdem habe ich auch keine vordere Platzierung erzielt.“
abschießen
Wortart Verwendungszweck
Verb Intervalle, Tempodauerläufe
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
mittel hoffentlich nie häufiger als einem lieb ist Schnellstarter, Masochist Trainingspartner, Trainer, (Jäger) 5
Dieser Begriff, aus dem Jägerlatein entliehen, hat nichts mit einer Sommervariante des Biathlons zu tun, bei der man mit einem Gewehr durch die Gegend läuft und auf wehrlose schwarze Scheiben zielt, die bei erfolgreichem Abschluss durch eine weiße Klappe bedeckt werden. Genauso wenig wird hiermit eine martialische Trainingsmethode betitelt, bei der ein übereifriger Trainer, mit einem Gewehr bewaffnet, hinter einem Läufer her ist. Während der Jäger Tiere abschießt, zielt der Läufer auf sich selbst. Man könnte also von einem absichtlichen Suizid sprechen, der allerdings nur selten tödlich für den Betroffenen endet. Meist endet das läuferische Abschießen damit, dass man sich mit seinen Armen und Händen auf den Oberschenkeln abstützt und mit nach vorne geneigtem Oberkörper wie ein Maikäfer pumpt. Abschießen bedeutet nämlich im läuferischen Sinne einfach, dass man sich gerade bis an das absolute Limit oder darüber hinaus belastet hat. Wenn sich ein Läufer abgeschossen hat, dann hat er oder sie sich bis zum Äußersten verausgabt. Allerdings ist die Verwendung dieses Begriffes nicht für den Wettkampf zulässig, denn hier versteht es sich von selbst, dass man bis an seine Leistungsgrenze geht. Man darf diesen Ausdruck nur für das Training verwenden. Denn im Normalfall sollte man das Training so intensiv gestalten, dass man in den nächsten Tagen seine gewohnte Trainingsroutine fortsetzen bzw. das begonnene Training beenden kann. Wenn man sich im Training abschießt, muss man entweder das geplante Training abbrechen oder muss in den nächsten Tagen dafür büßen, indem man gezwungen wird Umfang oder Intensität zu reduzieren. Besonders leicht kann man sich abschießen, indem man zu schnell in einen Dauerlauf oder in ein Intervalltraining startet. Dann hat man sich schon zu Beginn des Trainings überfordert und muss mit den Konsequenzen leben. Man kann sich aber auch durchaus am Ende eines Intervalltrainings abschießen, wenn man z.B. das letzte 1.000m-Intervall zehn Sekunden schneller als geplant läuft. Man darf den Begriff des Abschießens nur dann verwenden, wenn die Erholungszeit nach einem Training länger als gewöhnlich dauert. Wenn man im Normalfall zwei Tage benötigt, um sich von einem anstrengenden Tempodauerlauf zu erholen, dann hat man sich nicht abgeschossen. Braucht der Körper allerdings drei oder vier Tage, dann hat man sich, aller
Wahrscheinlichkeit nach, zu intensiv belastet. Es gibt Läuferinnen und Läufer, die sich regelmäßig im Training abschießen, diese können sich über die Maße motivieren und im Training bis an ihre Grenzen und darüber hinausgehen. Viele andere Athleten hingegen können das nur im Wettkampf, denn hier können sie mental und körperlich über sich hinauswachsen. Für einen sinnvollen Leistungsaufbau sollte man sich im Training so wenig wie möglich abschießen. Einzige Ausnahme können gezielte Trainingseinheiten in der Gruppe sein, um einen außergewöhnlichen Reiz vor einem wichtigen Wettkampf zu setzen. Doch dieser gezielte Abschuss muss mit äußerster Vorsicht gesetzt werden. Denn wie so oft im Leben kann dieser Schuss auch nach hinten losgehen. Wenn sich Läufer übers Abschießen unterhalten Läufer: „Gestern habe ich mich beim Tempodauerlauf abgeschossen.“ Übersetzung: „Gestern bin ich viel zu schnell in meinen Tempodauerlauf gestartet. Deshalb war dieser Lauf viel härter als geplant und ich habe auf den letzten Kilometern mein Tempo deutlich reduzieren müssen.“ Läufer: „Heute werde ich mich bei den Intervallen voll abschießen.“ Übersetzung: „Heute werde ich bei den Intervallen alles geben. Ich werde versuchen, mit den anderen bis zum Schluss mitzuhalten, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass es mir äußerst schwer fallen wird. Ich bin aber bereit, bis an mein Limit oder darüber hinaus zu gehen.“
abziehen
Wortart Verwendungszweck
Verb nach einem Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch selten manchmal Verlierer oder Gewinner guter Lauffreund 7
Es gibt für Kinder kaum etwas Spannenderes als eine Packung PaniniFußballbilder zu öffnen, um herauszufinden, ob sie die Fotos der Profikicker für ihr Sammelalbum brauchen können. Falls ja, ziehen sie die Konterfeis der Fußballer ab und kleben diese ein. Ein Fußballer, der abgezogen wird, hat es also geschafft, mit seinem Hobby Geld zu verdienen. Dieses Privileg ist nur den allerwenigsten Läufern vorbehalten, so dass diese Bedeutung von abziehen sicherlich nicht gemeint sein kann. Nein, wer als Läufer oder Läuferin abgezogen wird, hat eher das Gegenteil erreicht, hat nicht die sportliche Spitze erklommen, sondern muss eine Niederlage verkraften. Denn im Läuferjargon bedeutet abziehen, dass man gerade eben von einem anderen Läufer überholt und im Wettkampf geschlagen wurde. Man kann aber auch im Training abgezogen werden. Nicht selten ist der letzte Lauf eines Intervalltrainings, wenn man es in der Gruppe absolviert, eine Art Ausscheidungsrennen. Hier gibt es keine Freunde mehr, keine Entschuldigungen. Es wird mitunter ein Kampf Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau ausgetragen. Wenngleich es natürlich meist die Männer sind, die so einen Lauf als willkommene Gelegenheit wahrnehmen, um das AlphaMännchen bis zum nächsten gemeinsamen Training zu küren. Da wird taktiert und auf den letzten Metern alles gegeben, um die Mitstreiter abzuziehen. Allerdings kann man nicht immer von abziehen sprechen, nur weil man vor den anderen das Ziel erreicht hat. Meist beinhaltet der Ausdruck, dass der Sieg oder die Niederlage dementsprechend deutlich ausgefallen ist. Ist der Läufer, von dem man geschlagen wurde, in der Regel vor einem im Ziel, spricht man nicht von abziehen. Ist der Abstand zu diesem aber größer als üblich, dann ist der Gebrauch dieses Verbs angebracht. Genauso angebracht ist dessen Verwendung, wenn man von jemandem besiegt wird, der in der Regel nicht vor einem das Ziel erreicht. Mit abziehen wird nämlich oftmals der etwas überraschende Charakter einer Niederlage betont. Falls man dieses Verb im Falle einer Niederlage selbst verwendet, zollt man seinem Kontrahenten zeitgleich eine gewisse Art von Respekt. Damit möchte man zum Ausdruck bringen, dass man von der Leistung des anderen mehr als nur beeindruckt ist. Dabei kann man allerdings kaum Rückschlüsse auf die eigene Leistung ziehen, denn das Wort abziehen ist in dieser Hinsicht nahezu
wertneutral. Verwendet man es dagegen als Sieger, so will man damit zum Ausdruck bringen, dass man an diesem Tag wirklich in sehr guter Form war und die Konkurrenz etwas überraschend relativ deutlich schlagen konnte. Ob man damit seine Gegner ein wenig demütigen möchte, hängt dabei vom Tonfall ab. Auf jeden Fall drückt man damit auch seine Freude darüber aus, dass man der oder die Schnellste war. Eine weitere Besonderheit ist, dass man abziehen nur rückwirkend verwendet. Erst nach einer Trainingseinheit oder nach einem Wettkampf kann man nämlich beurteilen, ob man jemanden abgezogen hat oder abgezogen wurde. Deshalb würde man nie den Satz „ich werde morgen die anderen abziehen" verwenden. Man darf durchaus sagen, dass man morgen gewinnen möchte. Selbst die Aussage „ich werde morgen gewinnen" ist zulässig. Aber abziehen kann man nur nach einem Wettkampf oder Training verwenden. Wenn sich Läufer übers Abziehen unterhalten Läufer: „Heute im Training habe ich die anderen ganz schön abgezogen.“ Übersetzung: „Heute im Training war ich besser als die anderen. Obwohl die anderen ebenfalls gut drauf und richtig schnell waren, konnte ich meine Teamkameraden abhängen. Das war ein wenig überraschend für mich. Ich freue mich total darüber.“ Läufer: „Gestern hat mich Regina abgezogen.“ Übersetzung: „Bei den Intervallläufen gestern war Regina immer einige Meter vor mir im Ziel. Ich habe immer versucht, zeitgleich mit ihr das Ziel zu erreichen, was mir aber nicht gelang. Das hat mich echt überrascht, denn normalerweise kann ich schon mit ihr mithalten. Aber gestern war sie richtig gut drauf. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet.“ anaerobe Schwelle
Wortart
Adjektiv + Nomen
Verwendungszweck Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus
Trainingsfachsimpelei hoch möglich öfter als man denkt Bestzeitenattackierer
Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
Laufcoach, Trainingsphysiologe 8
Eigentlich sollte sich dieses kleine Lexikon kaum oder gar nicht mit irgendwelchen trainingswissenschaftlichen Inhalten beschäftigen. Doch um den Begriff der anaeroben Schwelle kommt man einfach nicht herum. Denn zu oft benötigt man diesen, um andere lauforiginäre Ausdrücke erklären zu können. Deshalb soll zunächst dieser Terminus aus der Trainingslehre auf die einfachste Art und Weise erklärt werden. Wenn Läufer von der anaeroben Schwelle sprechen, meinen sie schlicht und einfach das Lauftempo, bei dem das Laufen gerade noch Spaß macht. Zumindest gilt das für die ersten Minuten bei diesem Tempo. Spätestens nach 15 oder 20 Minuten weicht der Spaß allerdings oftmals der Anstrengung und dem unangenehmen Gefühl, dass man seinen Körper ziemlich fordert. Wenn man langsamer als das Tempo an der anaeroben Schwelle läuft, kann man sich meist problemlos während des Laufens unterhalten. Läuft man hingegen schneller, sind nur Halbsätze oder einzelne Wörter möglich. Zudem muss man die Belastung relativ bald vorzeitig abbrechen. Spaß ist natürlich immer ein subjektiver Begriff, den jeder von uns anders wahrnimmt und interpretiert. Manch einem macht es gerade erst dann Spaß, wenn die Lunge und die Oberschenkel brennen und man sich selbst bis ans Limit fordert. Einem anderen vergeht vielleicht schon der Spaß, sobald sich die ersten Schweißtropfen bilden, weshalb er oder sie das Lauftempo reduziert. Wer sich also mit der recht schwammigen Erklärung nicht zufrieden geben will und zudem wissen möchte, warum einem der Spaß an der anaeroben Schwelle schnell vergehen kann, sollte unbedingt weiterlesen. Die anaerobe Schwelle wird oftmals wie folgt definiert: Es stellt das Tempo dar, welches man höchstens eine Stunde durchhalten kann. Diese Definition ist zwar schon wesentlich objektiver als der Versuch, diesen trainingswissenschaftlichen Begriff mit Spaß zu erklären. Doch auch hier gibt es Interpretationen-Spielraum. Denn woher soll man wissen, welche Geschwindigkeit man heute zu dieser Tageszeit bei diesem Wetter, in der aktuellen Tagesform auf dieser Strecke laufen kann? Es gibt zu viele Einflussfaktoren, die die Laufgeschwindigkeit bestimmen. Vor allem für unerfahrene Läufer ist diese Definition unbefriedigend und nicht allzu hilfreich. Denn diese können ihren Körper nicht so einschätzen, wie es nötig wäre, um die jeweilige Geschwindigkeit genau zu treffen. Erfahrene Läufer müssen über das richtige Lauftempo gar nicht erst nachdenken. Sie laufen
einfach los und spüren, was heute möglich ist. Wer aufmerksam gelesen hat, hat sich sicherlich an dem Wort „höchstens“ gestört. Denn eine ganze Stunde an der anaeroben Schwelle zu laufen, das schaffen nur die wirklich austrainierten, sehr erfahrenen Läufer. Nachwuchsläufer bzw. Laufanfänger können an ihrer anaeroben Schwelle hingegen nur 35 – 45 Minuten laufen. Spätestens jetzt wird sich bei vielen von Ihnen ein großes Fragezeichen über Ihren Köpfen materialisieren. Ist die anaerobe Schwelle nicht für alle Menschen gleich definiert? Darauf gibt es aus wissenschaftlicher Sicht eine klare Antwort, nämlich ja. Denn hier wird als anaerobe Schwelle die Laufgeschwindigkeit bezeichnet, bei der der Körper das aus dem Energiestoffwechsel anfallende Laktat (Milchsäure) gerade noch beseitigen kann. Laktatabbau- und Produktion sind im Gleichgewicht. Das Laktat entsteht in der Muskulatur, sobald die für die Muskelarbeit notwendige Energie nicht mehr ausschließlich mit Hilfe von Sauerstoff und Fett bzw. Kohlenhydraten gewonnen werden kann. Wenn die Energie nun unter Ausschluss von Sauerstoff … STOPP! Wir wollten ja jetzt nicht zu tief in die Materie einsteigen. Es reicht zu wissen, dass hohe Laktatmengen zur Übersäuerung führen. Und genau das führt zu einem unangenehmen Gefühl. Der Spaß am Laufen verfliegt. Die anaerobe Schwelle ist also weit mehr als eine rein wissenschaftliche Festlegung. Wenn Läufer von der Schwelle sprechen, meinen sie schlicht und einfach ein bestimmtes ansprechendes und forderndes Lauftempo. Wie sie nun genau diese Geschwindigkeit festlegen, bleibt jedem selbst überlassen. Die einen machen einen so genannten Laktattest im Labor, die anderen laufen einen Wettkampf. Manch einer gibt einfach mal im Training 50 Minuten Vollgas. Und es soll sogar Läufer geben, die einfach nur in sich hinein zu hören brauchen. Wenn sich Läufer über die anaerobe Schwelle unterhalten Läufer: „Meine Schwelle ist katastrophal.“ Übersetzung: „Im Moment ist meine Laufform nicht gut. Ich habe in den vergangenen Wochen nicht wie sonst trainieren können, deshalb kann ich nicht so schnell laufen wie ich es gerne hätte. Läufer: „Du musst unbedingt an deiner Schwelle arbeiten.“
Übersetzung: „Du musst in den nächsten Wochen ein bis zwei Mal pro Woche an deiner anaeroben Schwelle laufen. Dadurch wird sich deine Laufform deutlich verbessern. Am besten läufst du jeweils 8 – 12 Kilometer in einem Tempo, das du ungefähr 50 – 60 Minuten durchhalten kannst. Dabei musst du diese 8 – 12 Kilometer nicht am Stück laufen, sondern kannst diese in Intervalle unterteilen.
angehen
Wortart Verwendungszweck
Verb Vorstartgequatsche
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
sehr hoch möglich manchmal neugierige Zeiten- und Medaillenjäger gleichschnelle Mitkonkurrenten 5
Obwohl sich Laufen und Gehen grundsätzlich voneinander unterscheiden, bedient sich der Laufwortschatz erstaunlich vieler Verben, die das Wort gehen enthalten. Natürlich hat der Ausdruck angehen nicht im Geringsten etwas mit der zweitnatürlichsten Fortbewegungsart des Menschen zu tun. Was die in diesem Buch favorisierte Fortbewegungsart des Homo sapiens ist, muss hier an dieser Stelle wohl nicht genauer erläutert werden. Das Wort angehen bezeichnet im Läuferjargon das vom Läufer gewählte Tempo für ein Rennen oder eine Trainingseinheit kurz nach dem Start, wobei man es zu 90 % für Wettkämpfe benutzt. So kann man zum Beispiel einem Läufer die Frage stellen, wie schnell er heute angehen möchte. Dabei erhält man in der Regel keine Geschwindigkeit, sondern einen Kilometerschnitt oder eine Zeit als Antwort. Welche Art der Angabe zum Anfangstempo gewählt wird, hängt dabei maßgeblich von der Streckenlänge und der Wettkampfart ab. Handelt es sich um ein Bahnrennen, so wird der Sportler meist etwas in der Art antworten, dass er heute die erste Runde in 55 Sekunden laufen möchte. Anhand dieser extrem ambitionierten Zeit für eine 400m-Runde kann man bereits erahnen, dass es sich wohl um ein 800m-Rennen auf dem Tartanoval in einem Sportstadion handelt. Wenn man die Zeit für den ersten Kilometer nennt, so startet der Athlet sehr wahrscheinlich über 5 km oder 10 km, wahlweise auf der Bahn oder auf der Straße. Natürlich kann die exakte Zeitangabe für den ersten Kilometer nur dann erfolgen, falls die Strecke exakt vermessen und die einzelnen Kilometer markiert sind oder man mit einer einwandfrei funktionierenden GPS-Uhr an den Start geht. Sollten keine Kilometermarkierungen vorhanden sein, so kann der mit GPS ausgestattete Läufer auf den Kilometerschnitt zurückgreifen und antworten, dass er ungefähr in einem 4:40er-Schnitt loslaufen möchte. Weniger zahlenfixierte Akteure lassen sich hingegen zu allgemeinem Floskeln hinreißen wie: „Ich gehe das Rennen heute locker an.“ Natürlich beschränkt sich das Angangstempo nicht nur auf die ersten Meter oder den ersten Kilometer eines Rennens. Bei einem Marathonlauf ist es durchaus legitim, die Angangszeiten bis zur Halbmarathonmarke festzulegen. „Ich versuche, die erste Hälfte des Marathons in 1:45 Stunden anzugehen.“ Bemerkenswert ist am Wort angehen auch, dass es in bestimmten Konstruktionen die Frage nach der ungefähr beabsichtigten Zielzeit enthält. So enthält die Frage „was wollte ihr heute angehen?" nicht nur die Frage nach dem
Tempo zu Beginn des Rennens, sondern nach der anvisierten Zeit. Erfahrene Läufer, denen diese Frage gestellt wird, sind sich der Doppeldeutigkeit dieser Frage bewusst. Manche nennen aber trotzdem nur das Anfangstempo, denn sie wollen sich nicht auf eine mögliche Endzeit festlegen lassen. Andere Läufer hingegen verraten auf diese Frage hin sofort ihr gesamte Rennstrategie und ihren Fahrplan für das Rennen. Unzulässig ist hingegen der Gebrauch des Wortes angehen bei allen Teildistanzen, die über die Hälfte der Gesamtdistanz hinausgehen. Hierzu muss man das Verb durchgehen verwenden. Wenn sich Läufer übers Angehen unterhalten Läufer: „Wie schnell willst du heute angehen?” Übersetzung: „Mit welchem Tempo willst du heute in das Rennen starten bzw. wie schnell möchtest du heute den ersten Kilometer oder die erste Rennhälfte gestalten? Außerdem würde ich gerne wissen, was für eine Endzeit du dir heute vorgenommen hast.“ Läufer: „Ich werde heute ruhig angehen.“ Übersetzung: „Ich werde heute in einem Tempo in das Rennen starten, das etwas langsamer ist als mein maximal mögliches.“
anschlagen
Wortart Verwendungszweck
Verb Training und Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
niedrig durchaus möglich ab und zu Trainingsplan-Fetischist Selbstgespräch (innerer Monolog) 4
Dieses Verb hat in der deutschen Sprache gleich mehrere Bedeutungen, wobei die läuferische teils deutlich von der normalerweise gebräuchlichen Verwendung abweicht. Spätestens seit Martin Luther ist dieses Wort nahezu untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden, als er seine 95 Thesen in Wittenberg an die Tür der Schlosskirche schlug. Eine Revolution war in Gang gebracht worden, die sich bis in die Gegenwart bemerkbar macht. Diese immanent wichtige Bedeutung wird dem Anschlagen im Läuferjargon nicht zuteil. Hier passt vielmehr das Anschlagen, welches mit unliebsamen Hüftspeck und Kalorien zusammenhängt. Von hier ist es nun kein weiter Weg zu Läuferinnen und Läufern, die oftmals mit Argusaugen darauf achten, nicht zu viel Gewicht auf die Waage zu bringen. Sollte doch einmal die ein oder andere Kalorie anschlagen, wird einfach der Dauerlauf verlängert oder ein höheres Tempo angeschlagen, um den Nachbrenneffekt einer Trainingseinheit zu erhöhen. Das Anschlagen hat also irgendetwas mit dem Lauftempo zu tun, wobei sich der erfahrene Läufer nicht nur mit einer Bedeutungsvariante des Verbs zufrieden gibt. Zunächst einmal bedeutet das Tempo anschlagen nichts anderes, als dass man bewusst mit einer bestimmten Geschwindigkeit läuft. Bewusst ist hierbei das entscheidende Wort. Wer einfach nur durch die Gegend läuft und sich um das Lauftempo keinerlei Gedanken macht, hat kein bestimmtes Tempo angeschlagen. Genauso wenig darf dieses Verb im Zusammenhang mit einer lockeren Trainingsrunde in der Gruppe, in der sich vor allem über die vergangenen Tage unterhalten wird, genutzt werden. Ganz anders verhält es sich, wenn in der Gruppe jemand die Führung übernimmt und versucht, der Gruppe sein Tempo aufzuzwingen. Dann hat dieser Läufer ein bestimmtes Lauftempo angeschlagen, dem die Gruppe bewusst oder unbewusst folgt. Eine andere Definition dieses Wortes lässt sich anhand der Intensität festlegen. Läuft man im sogenannten Wohlfühlbereich, dann kann man nur bedingt den Begriff des Anschlagens verwenden. Denn dieses Tempo bereitet einem keinerlei Probleme bzw. zwingt einen nicht dazu, seinen gewohnten Laufrhythmus zu unterbrechen. Wenn man hingegen seinen Wohlfühlbereich verlässt, egal ob nach oben oder unten, entscheidet man sich ja bewusst dafür. Ein konkretes Tempo wird angeschlagen.
Manch Laufpurist wird nun vielleicht einwenden, dass man anschlagen nur dann benutzen darf, wenn man schneller als sein Wohlfühltempo läuft, also zum Beispiel bei Tempo- oder Intervallläufen. Denn viele assoziieren mit dem Begriff anschlagen zeitgleich Anstrengung. Man setzt sich durch das hohe Tempo kurzzeitig Schmerzen und eventuell negativen Gefühlen aus. Man verübt sozusagen einen Anschlag auf sich selbst, wobei man ja dadurch etwas Positives, nämlich einen Leistungszuwachs, erreichen möchte. Doch so eng darf man die Verwendung des Begriffs anschlagen nicht sehen. Denn wenn man absichtlich ein Tempo anschlägt, das langsamer als gewöhnlich ist, dann macht man dies ja ebenso mit purer Absicht. Man möchte vielleicht seinem Körper etwas Ruhe gönnen, trotzdem aber nicht auf seine gewohnte Laufrunde verzichten. Oder man möchte sich heute ausgiebig mit einem Lauffreund unterhalten, was zweifelsohne im langsamen Zuckeltrab besser funktioniert als im Wettkampftempo. Natürlich darf man dieses Wort auch für einen Wettkampf verwenden. Man hat sich im Vorfeld lange Zeit den Kopf darüber zerbrochen, welches Tempo man sich selbst und seinem Körper von Beginn an zutrauen darf. Mit dem Startschuss schlägt man nun die selbst gewählte Laufgeschwindigkeit an, wobei äußere Umstände (Wetter, Konkurrenten, Tagesform,…) eine Abweichung vom festgelegten Tempo notwendig machen können. Wenn sich Läufer übers Anschlagen unterhalten Läufer: „Sie hat ein mörderisches Tempo angeschlagen.” Übersetzung: „Sie ist richtig schnell losgelaufen. Das Tempo war grenzwertig hoch für sie. Von Beginn an hat sie Druck gemacht und lief an ihrem Limit.”
anziehen
Wortart Verwendungszweck
Verb beim Anfeuern
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch kaum häufig Motivationskünstler nächster Läufer, Vereinskollege 7
Wer kennt sie nicht? Die hippen Läufer in den Großstädten, die im Sommer mit schicken Shorts, eng anliegenden Laufshirts (meist mit coolen Botschaften) und den neuesten Laufschuhen durch den Stadtpark joggen. Stundenlang haben sich modebewusste Fitnessapostel, bevor sie sich aus ihrer Wohnung herauswagten, Gedanken gemacht, was sie für ihre Laufrunde anziehen sollten. Natürlich gibt es auch die ausschließlich sich auf die Funktionalität ihrer Laufklamotten beschränkende Läufergruppe, der Passform und eben Funktionalität wichtiger ist als ein stilvolles Auftreten. Für welches Outfit Sie sich auch immer entscheiden, um Ihrem liebsten Hobby nachzugehen, ohne sich geeignete Laufschuhe, Hose und Oberteil anzuziehen, werden wohl die wenigsten von uns zu ihrer Ausdauereinheit starten. Da sich das Anziehen von Laufkleidung nicht grundsätzlich vom Anlegen anderer Kleidung unterscheidet, kann selbstverständlich diese Bedeutung des Wortes anziehen nicht gemeint sein. Wenn Läufer von anziehen reden, dann beziehen sie sich fast ausschließlich auf das Lauftempo. Sobald an der Temposchraube gedreht wird, man die Laufgeschwindigkeit also erhöht, dann spricht der redegewandte Läufer vom Tempo anziehen. Dabei muss das Wort Tempo nicht zwingend verwendet werden, um in der Läufergemeinschaft korrekt verstanden zu werden. Da stehen Trainer oder Fans am Rande der Strecke und schreien so laut wie sie können: „Jetzt zieh‘ an.“ Das ist natürlich wesentlich leichter gesagt als getan. Denn meist geben Läufer im Wettkampf alles und können nicht auf Knopfdruck das Tempo beliebig erhöhen. Das wissen die fachkundigen Unterstützer an der Strecke, trotzdem können sie nicht anders, als die wohlmeinenden Worte in Richtung ihrer Schützlinge zu brüllen. Sie wollen einfach die Läuferinnen und Läufer aufmuntern und ihnen in der schwierigen Phase eines Rennens unterstützend zur Seite stehen. Zieh an kann also auch bedeuten, einfach nicht langsamer zu werden und sein Bestmögliches zu geben. Manchmal ist es aber tatsächlich eine direkte Aufforderung, das Lauftempo mit sofortiger Wirkung zu erhöhen. Sei es, um einen Konkurrenten noch einzuholen. Sei es, um die sicher geglaubte Bestzeit noch erreichen zu können. Sei es, um nicht mit dem Gefühl, nicht alles gegeben zu haben, das Rennen zu beenden. Die
Beweggründe sind oftmals verschieden, die Botschaft bleibt aber immer dieselbe. Wenn sich Läufer übers Anziehen unterhalten Fan: „Jetzt zieh an.“ Übersetzung: „Versuche zu beschleunigen. Lauf‘ so schnell wie du kannst und gib alles. Es ist nicht mehr weit bis ins Ziel. Reiß’ dich zusammen und hole noch einmal das Letzte aus deinem Körper heraus. Vielleicht holst du den Läufer vor dir noch ein. Vielleicht läufst du sogar Bestzeit und / oder gewinnst das Rennen.“
Anmerkung:
Sie sehen schon, die Bedeutung von jetzt zieh an ist stark kontext- und situationsbezogen, sodass letztendlich jede Läuferin und jeder Läufer diesen Zuruf selbst interpretieren muss. Wichtig ist vor allem, dass man als Läufer nicht sauer oder wütend auf denjenigen sein darf, der einem diesen gut gemeinten Rat zugerufen hat. Es ist klar, dass Sie vielleicht gerade voll am Limit laufen und kein Stückchen schneller können. Doch trotzdem wollen Ihre Unterstützer an der Strecke noch einmal alles aus Ihnen herausholen und Sie mit aller Kraft unterstützen.
Athletik
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
neutral häufig kann nicht selten genug sein Six-Pack-Inhaber, der Pflichtbewusste Trainer 0 – 1
Bei vielen Läuferinnen und Läufern führt allein der Gedanke an Athletik zu Schweißausbrüchen und Panikattacken. Viele ziehen einen harten und langen Dauerlauf einer 30-minütigen Athletik-Trainingseinheit vor. Kein anderer Trainingsinhalt lässt Läuferinnen und Läufer so kreativ werden, wenn es darum geht, Ausreden zu finden, warum sie heute kein Athletik-Training machen können. Da wird ein wichtiger Termin vorgetäuscht, ein flauer Magen nach dem Dauerlauf als Vorwand genommen, das vergessene Handtuch oder die farblich nicht passende Isomatte als willkommene Ausrede verwendet. Schließlich möchte man sich nicht auf den blanken Boden legen, um die Athletikübungen durchzuführen. Das wäre viel zu unbequem. Sie bemerken schon, mit Athletik sind anscheinend Trainingsübungen gemeint, die man an Ort und Stelle ausführt, meist auf einer weichen Bodenmatte oder einem anderen bequemen Untergrund. Diese Übungen sollen die oftmals bei Läuferinnen und Läufern vernachlässigten Muskeln stärken, also eigentlich alle Muskeln mit Ausnahme der Beinmuskulatur. Doch selbst Oberschenkel, Hüfte oder Wade profitieren durch ein regelmäßiges Athletiktraining. Als Athletik bezeichnet man ein Krafttraining ohne Geräte oder Zusatzgewichte, nur mit dem eigenen Körper, bei dem man vor allem die Muskeln des Oberkörpers stärken möchte. Der Übungsauswahl sind dabei fast keine Grenzen gesetzt. Von den althergebrachten, fast allen bekannten Übungen wie Sit-Ups oder Liegestütz bis zu Übungen aus dem Yoga ist fast alles erlaubt: Gerade Bauchmuskeln, die schrägen Bauchmuskeln, Bizeps, Trizeps, oberer Rücken, unterer Rücken, Po, Waden, Fußmuskeln, die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Alle Muskeln werden durch ein gutes Athletiktraining beansprucht. Seit einigen Jahren ist übrigens auch außerhalb der Läufergemeinde Athletiktraining in aller Munde. Allerdings heißt es hier nicht Athletik, sondern Pilates. Seit Jahrzehnten schon quälen sich Generationen von Läuferinnen und Läufer mehrmals die Woche auf diversen Turnhallenböden und absolvieren dort fleißig eine Übung zur Stärkung der Oberkörpermuskulatur nach der anderen. Das Six-Pack gehört bei leistungsorientierten Läuferinnen und Läufern fast schon zum Standard. Denn für einen effektiven Laufstil ist eine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur absolut unerlässlich. Lange bevor Pilates, Yoga und die unzähligen weiteren Trainingsarten ohne
Gewichte und Maschinen den Einzug in die Gesellschaft fanden, hatte die Läufergemeinde diese Übungen bis zum Exzess betrieben. Obwohl das Athletiktraining schon immer zu einem umfassenden und kompletten Lauftraining dazugehörte, ist es immer noch der unbeliebteste Trainingsinhalt für die meisten Läuferinnen und Läufern. Da hilft es auch nichts, wenn Trainer und so gut wie alle Laufratgeber fast schon dogmatisch auf die Notwendigkeit des Athletiktrainings hinweisen. Vor allem Läufer, die aus der Leichtathletik kommen, wissen um die Wichtigkeit des unliebsamen Muskeltrainings. Doch obwohl der Name der Sportart bereits das Wort Athletik enthält, gehört es für viele dieser Athleten nicht automatisch zum Trainingsalltag dazu. Doch warum fürchten sich viele Läuferinnen und Läufer vor dem Athletiktraining? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Es macht keinen Spaß! Da quält man sich 20 oder 30 Minuten an Ort und Stelle, die Muskeln brennen, man spürt keinen Fahrtwind und wird auch nicht mit dem typischen Runner’s High belohnt. Kein Wunder also, dass sich viele Laufsportler davor drücken, auch wenn die meisten sehr wohl wissen, dass ihr Körper und ihre Laufleistung davon profitieren würden. Wenn sich Läufer übers Athletik unterhalten Laufcoach: „Morgen macht ihr bitte 30 Minuten Athletik.“ Übersetzung: „Morgen stehen 30 Minuten Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht auf dem Programm. Macht bitte verschiedene Übungen zur Stärkung von Bauch, Rücken, Po und Arme. Jede Übung soll 30 – 60 Sekunden dauern, wiederholt jede Übung mindestens zweimal. Zwischen den Übungen könnt ihr 20 – 30 Sekunden Pause machen.“
ein- und auslaufen
Wortart Verwendungszweck
Verb davor und danach
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
neutral manchmal mindestens einmal die Woche Tempoliebhaber Mitläufer 4
Für viele Leistungssportler ist dieser Lexikoneintrag höchstwahrscheinlich überflüssig. Doch für die Nichtsportler unter Ihnen ist er unentbehrlich. Denn sowohl Ein- als auch Auslaufen kann durchaus missverstanden werden. Bei einem Fußballspiel laufen die Mannschaften zu Beginn eines Spieles auf den Platz ein, gehen oder traben also von der Umkleidekabine auf die Mitte des Fußballplatzes. Aber die Fußballer haben sich bereits einige Minuten vorher eingelaufen. Sie haben sich also warmgelaufen. Einige von Ihnen werden sich nun sicherlich denken, warum sich Läufer für das Lauftraining einlaufen bzw. warmlaufen sollten. Bei einem normalen Dauerlauf entfällt das explizite Einlaufen meistens. Allerdings wird es nahezu von jedem Läufer bewusst oder unbewusst unberücksichtigt, denn die wenigsten von uns starten gleich mit ihrem geplanten Tempo in den Dauerlauf. Meist beginnt man etwas langsamer und rollt langsam in den Dauerlauf hinein, wird also innerhalb der ersten 10 – 15 Minuten schneller, bis man sein geplantes Tempo erreicht. Bei intensiven bis hochintensiven Belastungen ist es allerdings unabdingbar, dass man sich zunächst einige Minuten einläuft, um das Herzkreislaufsystem und sämtliche andere Körpersysteme auf Betriebstemperatur zu bringen. Manch einer gibt sich mit fünf Minuten zufrieden. Vor allem ältere Athleten hingegen benötigen aber schon einmal 15 – 25 Minuten, um richtig in Schwung zu kommen. Das Auslaufen findet dann immer nach einer Belastung statt, um den Organismus wieder etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Nach einer harten Trainingseinheit joggt man deshalb noch einige Minuten im ganz lockeren Tempo umher. Nach einem normalen Dauerlauf entfällt das Ausfallen bzw. man gestaltet die letzten Minuten eines Dauerlaufs etwas ruhiger. Ein- und Auslaufen sind also fester Bestandteil eines jeden vernünftigen Trainingsplans. Vor allem das Auslaufen nach einer harten Trainingseinheit macht nicht nur trainingswissenschaftlich Sinn, sondern ist mitunter der schönste Teil des Trainings. Kaum etwas macht mehr Spaß, als sich nach einem gelungenen Training im langsamsten Lauftempo zu unterhalten und über die vergangenen Minuten noch einmal zu fachsimpeln. Die Laune der Läuferinnen
und Läufer ist dabei meist auf dem Höhepunkt, denn das Runner’s High macht sich nun bei allen breit. Wenn sich Läufer übers Ein- und Auslaufen unterhalten Läufer: „Wollen wir zum Einlaufen gehen?“ Übersetzung: „Wollen wir mit dem Training starten, indem wir uns gemeinsam für einige Minuten warmlaufen?“ Läufer: „Lass uns noch gemeinsam locker drei Rasenrunden auslaufen.“ Übersetzung: „Nachdem wir unser Tempotraining geschafft haben, sollten wir noch drei Runden auf dem Rasenplatz ganz locker traben. Damit beseitigen wir das Laktat und andere durch das schnelle Laufen angefallenen Substanzen. Außerdem können wir uns dabei noch über das Training unterhalten.“
ballern
Wortart Verwendungszweck
Verb Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal sind vorprogrammiert so oft wie möglich tempogeile Spaßläufer, Downhill-Raketen Laufjunkies, Trailläufer 10
Wenn es keinen Spaß macht, dann ist es kein Ballern. Damit wäre schon die erste Eigenschaft dieses in den vergangenen Jahren immer mehr in Mode kommenden Laufverbs erklärt. Wer keinen Spaß fühlt, trotz der damit verbundenen Anstrengung, hat nicht geballert. Die Anstrengung resultiert dabei aus der Tatsache, dass man richtig schnell läuft. Und zwar so schnell, dass man völlig aus der Puste kommt und dieses Tempo nicht viel länger als einen oder zwei Kilometer halten kann. Dabei gibt es durchaus verschiedene Arten des Ballerns. Da haben wir zunächst einmal das Ballern am Ende eines Dauerlaufs. Nehmen wir an, Sie sind 12 Kilometer in einem lockeren Tempo gelaufen und haben nur noch einen Kilometer bis zur Ihrer Haustür. Die Beine fühlen sich gut an, Sie sind frohen Mutes und fühlen sich so richtig zufrieden. Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt, Ihren Körper aus dieser Wohlfühlzone herauszuholen und noch einmal richtig zu fordern. Gesagt, getan. Sie beschleunigen deutlich und erhöhen das Tempo. Diese Tempoforcierung lässt Ihre Atemfrequenz in Sekundenschnelle deutlich ansteigen, der Puls nähert sich gefährlich seinem Maximalwert. Während dieses extrem schnellen Kilometers fühlen Sie sich trotz der immensen Anstrengung noch ganz gut und können Ihren Körper kontrollieren. Trotzdem sehnen Sie das Ende der Belastung herbei. Wenn Sie dann diesen Tempoabschnitt beendet haben, fühlen Sie sich noch besser als zuvor. Sie schweben förmlich auf Wolke sieben und sind im Läuferhimmel angekommen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie schnell Sie auf diesem letzten Abschnitt unterwegs waren. Für jeden von uns führt ein anderes Tempo zu diesem erhabenen Gefühl. Hauptsache, Sie haben sich wirklich richtig angestrengt. Manchmal wird der Begriff des Ballerns auf das schnelle Bergablaufen reduziert. Vor allem in der Trailrunning-Szene ist dies gerne der Fall. Dabei spielt es nicht unbedingt eine Rolle, ob der schnelle Downhill am Ende, in der Mitte oder gar zu Beginn des Laufes erfolgt. Wichtig ist nur, dass man die Beine in einer Bergab-Passage so richtig wirbeln lässt. Bergab erreicht man natürlich erheblich höhere Geschwindigkeiten als bergauf, weshalb die Belastung auf Füße, Knie und Hüfte deutlich größer ist. Doch dabei kann beim richtigen Ballern keine Rücksicht genommen werden. Hier heißt es, das ungewohnt hohe Tempo in vollen Zügen zu genießen. Wer dabei Angst vor eventuellem Muskelkater oder anderen Verletzungen hat, sollte es lieber lassen. Denn zum Ballern gehört, wie
bereits oben erwähnt, der Spaß. Und wer beim schnellen Bergablaufen Angst vor Stürzen oder Verletzungen hat, kann keinen richtigen Spaß erleben. Natürlich muss man dem schnellen Bergablaufen schon einen gewissen Respekt entgegenbringen, schließlich kann in den Bergen jede Menge passieren, weshalb man unbedingt mit höchster Konzentration bergab laufen sollte. Doch wer die optimale Kombination aus Speed, Respekt, Konzentration und Spaß findet, dem wird diese Art des Ballerns ein ganz besonderes Hochgefühl verpassen. Kommen wir noch zu einer weiteren Spielart des Ballerns. Während die beiden oben genannten Varianten oftmals spontan zu Tage treten, gibt es auch ein geplantes Ballern. Manch Baller-Purist wird hier widersprechen und sagen, dass wirkliches Ballern nur dann gegeben ist, wenn man sich spontan dazu entscheidet. Doch man kann, so finde ich, sich bereits im Vorfeld eines Laufes vornehmen, heute mal so richtig zu ballern. Ob das nun im Rahmen intensiver Intervallläufe stattfindet oder bei einem Tempodauerlauf, spielt dabei keine Rolle. Denn falls man sich vornimmt, heute zu ballern, dann freut man sich auf das schnelle Laufen. Und diese pure Freude am Speed ist die wichtigste Grundvoraussetzung um vom Ballern sprechen zu können. Wenn man hingegen bergauf läuft, kann man nicht ballern. Dies liegt einfach schlicht und einfach daran, dass man bergauf nicht schneller laufen kann als im Flachen. Selbst die weltbesten Bergläufer können das nicht. Obwohl das schnelle Bergauflaufen Spaß machen kann und ohne Zweifel sehr anstrengend ist, ist ein Kriterium für das Ballern nicht erfüllt. Das gibt es keine Diskussion. Ballern muss drei Kriterien erfüllen: Speed, Anstrengung und Spaß. Punkt! Wenn sich Läufer übers Ballern unterhalten Läufer: „Die letzten zwei Kilometer habe ich voll geballert.“ Übersetzung: „Bei meinem Dauerlauf bin ich die letzten zwei Kilometer richtig schnell gelaufen. Ich habe noch einmal fast alles gegeben und war deutlich schneller als bei meinem restlichen Dauerlauf. Das Tempo hätte ich nur noch wenige Meter halten können. Es hat sich richtig geil angefühlt, mal so schnell zu laufen und den Körper ans Limit zu bringen.“
Bergläufe
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training und Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch können entstehen hängt von der Topographie ab Ans-Limit-Geher, Schwerkraftgegner Alpinisten, Laufpuristen 2 – 10 (abhängig von Trainingswirkung)
Manchmal ist Kontext das Wichtigste. Zwischenmenschliche Kommunikation kommt zwar oftmals auch ohne aus, doch meistens braucht es eben Kontext. Wahrscheinlich wären viele Missverständnisse und Konflikte in der Vergangenheit zu vermeiden gewesen, wenn man manche Worte nicht aus dem Kontext gerissen hätte oder der Zuhörer oder Leser den Kontext mitberücksichtigt hätte. Ohne Kontext kann man den Begriff Bergläufe auch nicht richtig einordnen, denn zum korrekten Verständnis muss zunächst unbedingt geklärt werden, ob man vom Training oder vom Wettkampf spricht. Spricht man vom Wettkampfgenre der Bergläufe, dann sind damit Läufe gemeint, die fast ausschließlich nach oben führen. Das Ziel ist dabei nicht zwangsläufig ein Gipfel. Der Wettkampf an sich muss sogar nicht einmal an einem Berg per Definition stattfinden. Manchmal reicht auch ein namenloser Hügel, wobei hier nicht näher auf geographische Definitionen, was denn nun ein Berg ist oder nicht, eingegangen werden soll. Es gibt auch keine vorgeschriebene Mindestanzahl an Höhenmetern, die überwunden werden muss, damit sich ein Berglauf als ein solcher nennen darf. Es gibt nicht einmal eine konkrete Wegstrecke, die der Lauf mindestens nach oben führen muss. Nicht selten gibt es Bergläufe, die zunächst im Flachen verlaufen, bis endlich die Steigung beginnt. Manch Berglauf führt die Läuferinnen und Läufer sogar wieder zurück ins Tal bzw. besteht eben nicht nur aus Bergaufpassagen. Läufe hingegen, deren Profil wellig und deren Ziel nicht oben an einem Gipfel (oder knapp darunter) ist, werden mittlerweile meistens als Traillauf bezeichnet. Die Zahl der Trailläufe ist dabei aktuell deutlich höher als die der Bergläufe. Das ausschließliche Nach-Oben-Rennen ist oftmals nur den Spezialisten vorbehalten, wohingegen Trailrunning die breite Läuferschar anspricht. Bergläufe gibt es nichtsdestotrotz in vielen Variationen, angefangen beim 4 Kilometer langen Sprint mit 300 Höhenmetern, bis hin zu hochalpinen Abenteuern mit 1.500 Höhenmetern. Eine etwas neuere Variante des Berglaufs ist das Vertical. Hier ist die Steigung meist irgendwo bei 20 - 30 %, die Distanz selten länger als drei oder vier Kilometer. Bergmarathons erfreuen sich auch immer größerer Beliebtheit, wobei hier die Zahl der Höhenmeter die Marke von 2.000 meist deutlich überschreitet. Die Hochsaison der Bergläufe ist selbstverständlich der Sommer, wenn die Gipfel schneefrei und die klimatischen Bedingungen selbst im Hochgebirge angenehm
sind. Dabei beschränken sich im deutschsprachigen Raum die Bergläufe bei Weitem nicht nur auf die Alpen. Auch in den Mittelgebirgen gibt es tolle Veranstaltungen. Spricht man nun von Bergläufen im Rahmen des Trainingsbetriebs, ist damit nicht zwangsläufig ein Lauf gemeint, der mehrere hundert oder tausend Höhenmeter einen Berg hinaufführt. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob man den Plural bemüht oder den Singular benutzt. Verabredet man sich mit einem Lauffreund zu einem Berglauf, ist damit ein Lauf gemeint, der nahezu ausschließlich bergauf führt und oftmals einen Gipfel oder eine Alm oder Wirtschaft als Ziel hat. Verabredet man sich hingegen zu Bergläufen, dann sind damit meist Intervallläufe gemeint. Bei diesen intensiven Belastungen läuft man eine festgelegte Wegstrecke, die nahezu ausschließlich bergauf führt. In der Pause trabt man denselben Weg wieder nach unten. Falls man einen ganz langen Anstieg zur Verfügung hat, könnte man diesen Anstieg z.B. jeweils eine Minute schnell und eine Minute langsam im Wechsel hinauflaufen. Doch meist steht nur ein kürzerer Anstieg zur Verfügung, sodass in der Pause bergab gelaufen wird. Typische Bergläufe haben oft eine Distanz zwischen 150 – 400 Metern, dauern also irgendetwas zwischen 30 Sekunden und 3 – 4 Minuten. Ob man nun sechs, acht, zehn oder zwölf Mal nach oben läuft, ist je nach Trainingszustand und Wettkampfziel verschieden. Auf jeden Fall nutzen Trainer und Athleten Bergläufe, um die Beinkraft und Kraftausdauer zu verbessern. Für viele Läufer sind Bergläufe eine Angst-Einheit, denn bei den flotten Intervallen kann man sich relativ schnell abschießen. Denn wehe man startet zu schnell in die Bergläufe. Dann ermüdet die Muskulatur schneller als im Flachen. Wer schon einmal das Gefühl kennengelernt hat, mit müden Beinen berghoch laufen zu müssen, der kann vielleicht nachvollziehen, warum Bergläufe zu den hochintensivsten Belastungen eines Läuferlebens gehören, und einem durchaus Angst machen können. Wenn sich Läufer über Bergläufe unterhalten Läufer: „Am Wochenende werde ich an einem Berglauf teilnehmen.“ Übersetzung: „Am nächsten Wochenende werde ich bei einem Wettkampf teilnehmen, der nur berghoch führen wird. Das Ziel wird oben am Berg
sein.“ Läufer: „Am Wochenende werde ich Bergläufe machen.“ Übersetzung: „Am nächsten Wochenende werde ich im Training mehrere Male eine bestimmte Strecke nach oben laufen. In der Pause trabe ich die gleiche Wegstrecke wieder nach unten. Berghoch werde ich mich jedes Mal ziemlich anstrengen, schließlich will ich ja mehr Kraft und Kraftausdauer in den Beinen bekommen.“
blau werden
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Verb während des Wettkampfs
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
unproblematisch häufig einmal ist schon zu oft Alles-Riskierer, unbelehrbarer Optimist Laufkumpel 1
Gemeinhin wird unter blau sein ein Zustand beschrieben, bei dem man nur noch eingeschränkt Herr seiner Sinne ist. Dieser durch ein Zuviel an Alkohol hervorgerufene Zustand widerfährt in der deutschen Gesellschaft vielen Männern und Frauen regelmäßig, wobei die Grenzen zwischen ein wenig blau sein und richtig blau sein fließend sind. Spricht man hingegen beim Laufen von blau sein, dann gibt es keine fließenden Übergänge. Beim Laufen ist dieser Zustand absolut. Hervorgerufen wird dieser durch ein Zuviel von Laktat in der arbeitenden Beinmuskulatur. Das Laktat ist die Milchsäure, die entsteht, wenn die Energie in der Muskulatur unter Ausschluss von Sauerstoff produziert wird. Das ist meistens der Fall, sobald man zu schnell läuft (schneller als das Tempo an der anaeroben Schwelle) oder kurzfristig viel Kraft mobilisieren muss, wie z.B. beim Bergauflaufen. Durch das Laktat werden die Beine schwer und bleiern. Hinzu kommen Schmerzen und ein großes körperliches Unbehagen. Man ist nicht mehr Herr seiner Beine. Man versucht zwar, die Muskeln in den Beinen zu aktivieren. Doch wenn die Muskulatur blau wird, ist sie für die Befehle aus dem Gehirn nahezu unempfänglich. Das Laktat in den Beinen verhindert, dass man die aktuelle Belastung weiterhin aufrechterhalten kann. Dieser Mechanismus schützt den menschlichen Körper davor, gänzlich zu übersäuern. Würde dieser Schutzmechanismus nicht funktionieren, könnte sich ein Mensch im Extremfall selbst so sehr übersäuern, dass die Zellen im Körper ihren Dienst einstellen würden. Man würde sterben. Letztendlich beschützt der Zustand des Blauwerdens den Läufer davor, sich selbst ins Grab zu laufen. Natürlich kann man durch regelmäßiges Training die Grenzen verschieben. So können z.B. 800m-Spitzenläufer Laktatwerte tolerieren, die bei einem untrainierten Menschen sofort zum Tod führen würden. Diese hochspezialisierten Läufer haben durch jahrelanges Training ihren Körper so programmiert, dass er auch mit höchsten Laktatspitzen umzugehen weiß. Doch selbst die Weltklasse-Läufer werden spätestens auf der Zielgerade blau und können nur unter höchstem Willenseinsatz ihr Tempo einigermaßen aufrechterhalten. Dass es diesen Läufern in diesem Moment richtig schlecht geht, kann man aber als Betrachter von außen nur bedingt wahrnehmen, da sich der Laufstil kaum ändert. Einzig der Gesichtsausdruck verrät meistens, dass der Körper voll in der Säure steht. Bei nicht ganz so austrainierten Athleten kann man hingegen oftmals am Laufstil erkennen, dass diese gerade gegen die
Übersäuerung in ihrem Körper ankämpfen. Blau werden darf man im Übrigen nicht mit dem berühmten Mann mit dem Hammer verwechseln. Denn diesen vermeintlichen Handwerker lernen eigentlich nur ausschließlich Langstreckenläufer (Marathonläufer) kennen. Nun kommen wir natürlich zur Frage, die vielleicht den meisten von uns unter den Nägeln brennt. Warum nennt man diesen Zustand blau werden. Hier gibt es keine eindeutige Antwort. Manch einer meint bei Läufern, die gerade gegen hohe Laktatwerte in der Beinmuskulatur ankämpfen, eine bläuliche Färbung ihrer Lippen oder Haut ausmachen zu können. Manch einer sieht die Parallele mit dem durch Alkohol versursachten Zustand. Denn beide Male ist man nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Letztendlich gibt es keine wirklich richtige oder falsche Erklärung. Die Redensarten blau sein und blau machen gehen vermutlich auf die Gewinnung blauer Farbe im Mittelalter zurück. Damals wurde aus dem Kreuzblütengewächs Färberwaid blaue Farbe gewonnen, indem man die Weidblätter mit Urin bedeckte und in der Sonne gären ließ. Bald fand man heraus, dass diese Gärung noch besser funktionierte, wenn man Alkohol hinzugab. Da Alkohol teuer war, ging man dazu über, dass die Färber den Alkohol tranken und den mit Alkohol versetzten Urin über die Blätter gaben. Danach war die Arbeit getan. In den nächsten Tagen musste das Gebräu nur hin und wieder umgerührt werden. Dabei wurden die Färber natürlich blau. Sie hatten also die nächsten Tage mehr oder weniger frei, machten also blau und waren betrunken vom vielen Alkohol. Wenn sich Läufer übers Blauwerden unterhalten Läufer: „Meine Beine waren schon nach der Hälfte des Rennens völlig blau.“ Übersetzung: „Meine Beine waren bereits nach der Hälfte des Rennens schwer und völlig kraftlos. Ich konnte mein Tempo nicht mehr halten und musste das Tempo deutlich reduzieren.“ Läufer: „Der geht gerade völlig blau.“ Übersetzung: „Dieser Sportler bewegt sich gerade oberhalb seines Leistungsmaximums und muss jetzt dafür büßen. Er wird eindeutig
langsamer.“
blauer Zehennagel
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Nomen wenn es weh tut
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
Achtung: Ekelfaktor keine alle paar Monate oder Jahre Neue-Laufschuhe-im-Wettkampf-Träger Podologe, Fußpfleger, Schuhverkäufer 1
Die Farbe Blau hat für Läuferinnen und Läufer eine besondere Bedeutung. Keine Farbe hat eine so wichtige Funktion wie diese. Läufer können nicht nur blau werden oder blau gehen, sondern sogar diese Farbe annehmen. Da gibt es blaue Lippen, die nicht selten bei Kälte und Unterzucker auftreten können. Da gibt es blaue Beine, die zwar nicht wirklich eine bläuliche Färbung annehmen, aber völlig kraft- und saftlos werden. Da gibt es blaue Flecken, die Läufer nicht so oft haben wie Team- oder andere Sportler. Und da gibt es blaue Zehennägel. Die blauen Zehennägel unterscheiden sich aber deutlich von anderen sprachlichen Blauheiten im Läuferjargon. Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings schon. Sämtliche bläulichen Zustände des Läufers bzw. des Läuferkörpers sind negativ behaftet, so auch der blaue Zehennagel. Dieser ist eine Verletzung, die Läuferinnen und Läufer jeden Leistungsniveaus treffen kann. Lang- und Ultrastreckenläufer sind davon öfter betroffen als Mittelstreckenläufer, oder als solche Läufer, die im Training nicht länger als 30 Minuten unterwegs sind. Allerdings ist diese zeitliche Einschränkung kein Ausschlusskriterium für blaue Zehennägel. Ein blauer Zehennagel ist nichts anderes als ein blutunterlaufener Zehennagel. Das Blut sammelt sich unter dem Nagel, denn es kann nicht abfließen. Dort gerinnt es, die eigentlich rote Flüssigkeit wird dunkler und erscheint mit der Zeit dunkelbläulich, fast schwarz. Ganz abgesehen davon, dass die Karriere als Fußmodell spätestens zu diesem Zeitpunkt für ein paar Monate ausgesetzt werden muss, gibt es noch andere negative Konsequenzen, die mit der Farbänderung einhergehen. In den ersten Tagen spürt man eine erhöhte Druckempfindlichkeit, schließlich beansprucht das Blut unter dem Zehennagel Platz. Aus diesem Grund wird der Nagel wenige Mikro- oder Millimeter angehoben, ein nicht wirklich angenehmer Prozess. Bei starken Blutungen kann der Nagel so weit vom Nagelbett weggedrückt werden, sodass dieser abfällt. Die Ästhetik eines schönen Fußes ist nun endgültig zerstört, zudem kann das ein geregeltes Lauftraining in den nächsten Tagen und Wochen erschweren. Bei leichten Blutungen lässt das Drückgefühl innerhalb weniger Tage nach. Bis auf die Verfärbung verspürt man keine weiteren Beschwerden. Ursache für die Einblutung sind die unzähligen kleinen Aufpralltraumata, die bei jedem Laufschritt entstehen können. Bei jedem Fußaufsatz bewegt sich der Fuß im Schuh nach vorne. Ist zwischen den Zehen und dem vorderen Schuhrand zu
wenig Platz, stoßen die Zehen jedes Mal gegen die Zehenbox des Laufschuhs. Geschieht das oft genug, reagiert der Körper wie bei einer Prellung mit einem blauen Fleck. Das Gewebe wird überbeansprucht und kann den andauernden Stoßbelastungen nicht mehr Stand halten. Verhindern kann man dieses Verletzungsbild, indem man die Laufschuhe so kauft, dass im Stehen zwischen dem längsten Zeh und dem vorderen Schuhrand mindestens eine Daumenbreite Platz ist. So hat der Fuß ausreichend Bewegungsspielraum und prallt nicht an das vordere Ende des Schuhes. Doch nicht nur ein zu enger Schuh kann Schuld an einem blauen Zehennagel sein. Manchmal können auch schlecht sitzende, zu enge Socken verantwortlich dafür sein. Ungewohnt langes Bergablaufen kann ebenfalls dazu führen. Schließlich rutschen die Füße aufgrund der Hangabtriebskraft ein Stückchen weiter nach vorne als im Flachen oder bergauf. Dass sich zu lange Zehennägel negativ auswirken können, muss wohl nicht näher beschrieben werden. Wenn der Zehennagel einmal blau ist, kann man eigentlich nicht viel dagegen unternehmen. Manch rabiater Läufer schwört darauf, mit einer heißen Nadel ein kleines Loch in die Mitte des Zehennagels zu brennen, damit das Blut abfließen kann. Ob diese Maßnahme sinnvoll ist oder nicht, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Viel wichtiger ist, hier noch einmal darauf hinzuweisen, dass man bereits im Vorfeld alles unternehmen sollte, damit es erst gar nicht zu einem blauen Zehennagel kommt. Wenn sich Läufer über blaue Zehennägel unterhalten Läufer: „ Ich habe mir gestern meine Großzehe blau gelaufen.“ Übersetzung: „Gestern habe ich es aus irgendeinem Grund geschafft, dass sich Blut unter meinem Zehennagel ansammelt. Dadurch hat sich der Zehennagel bläulich verfärbt. Der Druck des Blutes auf den Nagel ist unangenehm und völlig überflüssig.“
bolzen
Wortart Verwendungszweck
Verb Respekt bekunden
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch möglich hin und wieder, wenn man Bock dazu hat Vollblutläufer, Endorphinjunkie tempogeile Laufkumpel 9
Fußball-WM 2018. Fassungslos sitzt Deutschland vor den Fernsehgeräten. Südkorea hat soeben das 1:0 geschossen. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw ist bei der Fußball-WM in Russland in der Vorrunde ausgeschieden. Damit hatte niemand im Vorfeld gerechnet. Natürlich wird sofort im Anschluss auf vielen Fernsehkanälen, in den Tageszeitungen und in den Kneipen diskutiert, warum die DFB-Auswahl nicht zu ihrer gewohnten Stärke fand. Natürlich gab es unzählige Antworten auf diese Frage. Eine dieser Antworten beschäftigt sich auch bestimmt damit, dass es in Deutschland immer weniger Bolzplätze gibt. Diese kleinen Rasenplätze in städtischen Gebieten stehen den Kindern und Jugendlichen, aber auch fußballbegeisterten Erwachsenen zur Verfügung, um ihrer Leidenschaft außerhalb eines Fußballvereins nachzugehen. Dort kann man also nach Herzenslust bolzen. Doch damit hat das Bolzen im läuferischen Sinne gar nichts gemeinsam. Wenn Läufer bolzen, jagen sie dabei nicht irgendeinem Ball nach oder begeben sich in Zweikämpfe mit ihren Gegnern. Läufer können alleine oder gemeinsam mit anderen bolzen. Es spielt dabei auch keine Rolle, ob ein Wettkampf oder nur ein Training auf dem Plan steht. Wenn eine Läuferin oder ein Läufer bolzt, dann läuft er oder sie einfach nur schnell. Dieses schnell unterliegt dabei keinen objektiven, sondern nur rein subjektiven Maßstäben. Dann ob jemand bolzt oder nicht, hängt nicht von seinen läuferischen Fähigkeiten ab, sondern von seiner mentalen Einstellung in dieser Sekunde. Bolzen kann nur jemand, der sich in diesem bestimmten Moment mit voller Hingabe dem Laufen zuwendet und alles andere um sich herum vergisst. Nur wer sich mit 100 % Einsatz auf die Aufgabe fokussiert, kann bolzen. Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wo der Unterschied zwischen bolzen und laufen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit liegt. Falls ein Läufer vor dem Training sagt, dass er heute so richtig bolzen wird, meint er nicht damit nur, dass er sich vorgenommen hat, an sein läuferisches Limit zu gehen. Er möchte an jenem Tag auch herausfinden, wo sein Limit liegt. Er freut sich darauf, in den nächsten Minuten oder Stunden zu ergründen, wozu sein Körper imstande ist. Das kann natürlich nur geschehen, wenn man mental dazu bereit ist, sich voll auszubelasten. Der Begriff bolzen suggeriert auch automatisch, dass man von Beginn einer
Belastung an alles daran setzt, seinen Körper an die Grenze seiner Belastungsfähigkeit zu bringen. Allerdings ist insofern Zurückhaltung geboten, da man ja das Tempo bis zum Ende der Trainingseinheit oder des Wettkampfes durchhalten möchte. Das gehört nämlich ebenfalls zum korrekten Verständnis des Begriffs bolzen dazu. Wenn man bei einem 10km-Dauerlauf bereits nach drei Kilometern sein Tempo reduzieren muss, dann kann man streng genommen nicht davon sprechen, dass man heute gebolzt hat. Sollte man erst auf dem letzten Kilometer oder gar den letzten Metern einbrechen, darf man hingegen sehr wohl von bolzen sprechen. Sobald jemand anderes davon spricht, dass ein Lauffreund gebolzt hatte, schwingt auch immer ein gewisser Respekt in dieser Aussage mit. Es braucht nämlich eine gehörige Portion Mut, um vom Start weg das Tempo so hoch zu halten, dass man ständig an seinem Limit läuft. Außerdem respektiert man die Leistung des anderen, wenn man von bolzen spricht, egal wie schnell dieser jemand war. Das gilt auch für einen selbst. Rückblickend drückt man durch die Verwendung dieses Ausdrucks aus, dass man selbst mit seiner Leistung sehr zufrieden, vielleicht sogar überrascht war. Der feststehende Terminus Tempo bolzen muss in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt werden. Er gilt sowohl für Wettkämpfe, aber auch vor allem für Tempoläufe und Tempodauerläufe. Von Beginn an wird die Laufgeschwindigkeit grenzwertig hoch gewählt, sodass bei weiteren Intervallen kaum eine Steigerung möglich ist. Dem Begriff bolzen liegt allerdings auch eine ästhetische Komponente zugrunde. Zwar können prinzipiell sämtliche Läufer bolzen, doch oftmals trifft dieses Verb vor allem auf Athleten zu, die über einen nicht ganz so leichtfüßigen Laufstil verfügen. Man sieht ihnen an, dass sie sich gerade an ihrem Leistungslimit bewegen. Die Anstrengung ist ihnen quasi ins Gesicht geschrieben. Man sieht und spürt die Leistungsbereitschaft, die jede Muskelfaser ihres Körpers ausstrahlt. Bei Läufern, die auf jedem Intensitätsniveau gleich aussehen, fällt es schwer, den 100%igen Willen zur Leistungsbereitschaft zu erkennen. Das ist natürlich nicht fair. Denn gerade diese Athleten sind es, die die besten Leistungen abrufen können, da sie selbst unter größten körperlichen Schmerzen ihren ökonomischen Laufstil beibehalten können. Wenn sich Läufer übers Bolzen unterhalten
Läufer: „Heute werden wir so richtig Tempo bolzen.“ Übersetzung: „Heute werden wir im Training alle an unser Limit gehen. Von Anfang an werden wir uns nichts schenken und ein richtig hohes Tempo anpeilen. Auch wenn es hart wird und schmerzt, wollen wir versuchen, weiterhin unser Bestes zu geben und auf gar keinen Fall langsamer zu werden.“
brennen Wortart Verwendungszweck
Verb schmerzhaftes Training, Schlussspurt
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal kaum möglich in der Wettkampfsaison häufig Wettkampfläufer, Laktatliebhaber ärgster Gegner 2
Ich komme nun zu einem extrem vielschichtigen Begriff, der im Läuferlatein gleich mehrere Bedeutungen aufweist. Natürlich brennt jede Läuferin und jeder Läufer für unsere Sportart und nicht selten brennt es uns Läufer unter den Fingernägeln. Denn schließlich wollen wir so schnell wie möglich aus dem Büro in die freie Natur, um dort unserer liebsten Nebenbeschäftigung nachzugehen. Für uns Läufer gibt es aber noch viel mehr Bedeutungen, wobei zunächst einmal die nicht ganz so positiven genannt und erläutert werden sollen. Da wäre zunächst das Brennen, welches sich vor allem bergauf, bei Tiefschnee oder ungewohnt schnellem Tempo einstellt. Vor allem die Flachlandläufer unter uns kennen dieses Phänomen. Man läuft entlang der Isar in München, an der Binnenalster in Hamburg oder auf dem Flugfeld Tempelhof in Berlin. Auf einmal stellt sich eine Unter- oder Überführung oder eine kleine Bogenbrücke in den Weg. Die Muskulatur muss in den Bergauf-Modus schalten, die Oberschenkelvorderseite muss nun deutlich mehr Kraft aufwenden als im Flachen. Innerhalb weniger Sekunden brennen die Oberschenkel. Wie erklärt man nun jemandem, der dieses Brennen noch nie erlebt hat, dieses durchaus unangenehme Gefühl? „Am besten gar nicht“, so lautet zumindest meine spontane Antwort darauf. Man muss diese Reaktion des Oberschenkels selbst erleben. Gehen Sie dazu entweder solange eine Treppe hinauf, bis Sie eine eindeutige Rückmeldung ihrer Oberschenkel-Vorderseite wahrnehmen oder gehen Sie in die Hocke, wie es ein Skiabfahrtsläufer macht. Verharren Sie in dieser Position, bis die Schmerzen nahezu unerträglich werden. Dann erleben Sie dasselbe Phänomen wie ein Läufer, der bergauf seine Oberschenkelmuskulatur an die Leistungsgrenze bringt. Doch bei einem Läufer können nicht nur die Oberschenkel brennen, sondern auch die Lunge. Dieses Gefühl am eigenen Körper zu erfahren, gestaltet sich schon etwas schwieriger als bei den Oberschenkeln. Denn diese unangenehme Empfindung in unserem Atemorgan kann erst bei entsprechender Intensität wahrgenommen werden. Wenn das Lauftempo deutlich schneller als die Geschwindigkeit an der anaeroben Schwelle ist, kann die Lunge quasi Feuer fangen. Läuft man ein Tempo, das man nur ein oder zwei Minuten durchhalten kann, ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, diesen Zustand zu erreichen. Ist man darüber hinaus noch unzureichend aufgewärmt, die Luft kühler als 0° C
oder im Sommer mit Ozon getränkt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit sprunghaft. Zunächst spürt man nur eine Art Belegtheit auf seinem Atemorgan. Mit zunehmender Laufdauer kommt ein Stechen hinzu und Schleim bildet sich. Im Endstadium röchelt und pfeift die Lunge, ein Geschmack aus Eisen und Blut wird auf der Zunge bemerkbar. Vor allem Läuferinnen und Läufer, die selten bis nie in solche Geschwindigkeitsbereiche vordringen, erleben dieses Brennen. Durch regelmäßiges Training in diesem Intensitätsbereich kann man seine Lunge allerdings an diese Belastungen gewöhnen. Oftmals treten die brennenden Lunge und die brennenden Oberschenkel gemeinsam auf. Eine deutlich positivere Bedeutung hat das Wort brennen bei Läufern, wenn sie davon sprechen, dass es einen unter den Fußsohlen brennt. Abgesehen von irgendwelchen Nervenschädigungen- oder Verletzungen, die so ein Gefühl an der Fußsohle auslösen können, ist es durchaus ein Kompliment oder soll die eigene Leistung hervorheben. Denn hiermit ist gemeint, dass man aufgrund seiner hohen Laufgeschwindigkeit so viel Reibungsenergie erzeugt hat, dass die Luft zwischen Laufschuh und Fußsohle quasi brennt. Wenn sich Läufer übers Brennen unterhalten Läufer: „Meine Lunge und Oberschenkel haben furchtbar gebrannt.” Übersetzung: „Der Lauf war extrem anstrengend für mich. Ich hatte große Schmerzen in den Oberschenkeln und in der Lunge. Aufgrund des hohen Tempos waren meine Oberschenkel völlig überfordert, sodass die Milchsäure in die Muskulatur geschossen wurde. Diese Schmerzen haben mich dazu gezwungen, langsamer zu werden. Zeitgleich hat meine Lunge vermehrt Schleim gebildet, was ebenfalls ein brennendes und extrem unangenehmes Gefühl ausgelöst hat.”
Brutto- / Netto-Zeit
Wortart Verwendungszweck
Nomen häufig
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal immer wieder oft beim Studium der Ergebnisliste Marathonis, Sekundenzähler Lauftreffkollegen, Altersklassengenossen 8
Netto ist das, was am Ende auf meinem Konto landet. Beim Laufen landet selten etwas auf dem Konto des Läufers. Nur die wenigsten Spitzenläufer können von ihrem Sport leben. Ganz zu schweigen natürlich von den Millionen Hobbyläufern, die für die Teilnahme an Laufwettkämpfen Startgelder bezahlen müssen, deren Summe auf dem Konto durch das Laufen also schrumpft. Trotzdem beschäftigen sich unzählige Läuferinnen und Läufer des Öfteren mit den Begriffen netto und brutto, und das nicht nur im Zusammenhang mit ihren Lohn- oder Gehaltseingängen. Auch für Läufer ist dabei das Netto wichtiger und von größerer Bedeutung als das Brutto. Dabei gilt folgende Faustformel. Je größer ein Wettkampf ist, also je mehr Teilnehmer an der Startlinie stehen, desto größer ist der Unterschied zwischen Netto- und Bruttozeit. Die Bruttozeit bei einem Wettkampf ist die Zeit, die vom Startschuss bis zum Überqueren der Ziellinie vergeht. Die Nettozeit hingegen ist die Zeit, die vom Überqueren der Startlinie bis zum Erreichen des Ziels verstreicht. Je weiter vorne man im Starterfeld steht, desto geringer ist der Unterschied zwischen diesen beiden Werten. Obwohl bei nahezu allen größeren Laufveranstaltungen beide Werte auf den Ergebnislisten auftauchen, kommt es nicht selten zu kleinen Drängeleien, um möglichst weit vorne im Starterfeld zu stehen. Aber warum ist das so? Zunächst einmal ist es einfach Ungeduld und Unvernunft. Einige Läuferinnen und Läufer wollen einfach aus Prinzip vorne stehen, in dem unsinnigen Glauben, dadurch eine schnellere Zeit erzielen zu können. Dabei ist gerade hier, ganz vorne im Feld, die Gefahr am größten, zu schnell in ein Rennen zu starten. Manch Athlet möchte vorne stehen, um gesehen zu werden. Hierzu, so denke ich, bedarf es keiner weiteren Erläuterung. Es gibt aber auch Athleten, bei denen es mehr als sinnvoll ist, dass sie möglichst weit vorne stehen. Dies gilt dabei nicht nur für diejenigen Läuferinnen und Läufer, die um den Gesamtsieg und die Top 10-Plätze konkurrieren, sondern auch für die zahllosen engagierten Altersklassenathleten, die in ihrer Altersklasse ganz oben auf dem Treppchen landen wollen. Denn zur Ermittlung der Rangfolge wird oftmals nicht die Nettozeit, sondern eben die Bruttozeit herangezogen. Es kann also zu der paradoxen Situation kommen, dass jemand mit einer Marathon-Nettozeit von 2:50:00 Stunden nicht Sieger in seiner Altersklasse wird, sondern ein anderer Athlet mit einer Nettozeit von 2:50:01
Stunden. Wie kann das sein? Wenn der vermeintlich schnellere Läufer eine langsamere Bruttozeit (in unserem Beispiel 2:50:10 Stunden) als sein Kontrahent (Bruttozeit: 2:50:05 Stunden) hat, wird bei der Siegerehrung tatsächlich der Läufer mit der schnelleren Bruttozeit, aber langsameren Nettozeit als Erster aufgerufen. Dies machen viele Veranstalter aus folgendem Grund: Als Sieger soll der Athlet gekürt werden, der auch als Erster die Ziellinie überquert. Diese Regelung mag zunächst vielleicht unfair erscheinen, doch sie ist mehr als sinnvoll. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Beim Berlin-Marathon sprinten drei Athleten um den Sieg. Im Ziel trennen die Drei weniger als eine Sekunde. Der Sieger jubelt, freut sich über seinen Triumph, lässt sich vom Publikum feiern, gibt die ersten Siegerinterviews und kann sein Glück kaum fassen. Doch wenige Minuten später kommt der Veranstalter und verkündet, dass der Zweitplatzierte der eigentliche Sieger ist, da dieser eine schnellere Nettozeit hat. Er stand beim Start 5 Meter von der Startlinie entfernt, weshalb er diese erst zwei Sekunden nach dem Startschuss überqueren konnte, wohingegen der Sieger in der ersten Startreihe stand. Um genau solche Situationen zu verhindern, wird zur Ermittlung der Platzierungen fast ausschließlich die Bruttozeit herangezogen. Das kümmert 99 % der Teilnehmer nicht, schließlich laufen sie nicht um vordere Platzierungen. Für sie ist ausschließlich die Nettozeit von Bedeutung. Diese Zeit ist auch die, die sie ihren Freunden und Bekannten erzählen und die sie in ihr persönliches Lauftagebuch eintragen werden. Und hier gilt, nicht wie auf dem Konto, je weniger desto besser. Wenn sich Läufer über Brutto- und Nettozeit unterhalten Läufer: „Meine Nettozeit war zwei Minuten schneller als meine Bruttozeit.“ Übersetzung: „Bei meinem letzten Wettkampf stand ich einige Meter von der Startlinie entfernt. Nach dem Startschuss setzte sich das Läuferfeld ganz langsam in Bewegung, sodass ich erst zwei Minuten danach die Startlinie überquerte. In diesem Moment drückte ich den Knopf meiner Laufuhr, meine persönliche Nettozeit begann.“ bummeln
Wortart
Verb
Verwendungszweck Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit
bei taktischen Rennen, zum Quatschen hoch höchstens auf der Marathonmesse oft für die Feierabendrunde
Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
Genussläufer, Taktikfüchse Trainer, Laufpartner 8
Lass‘ uns heute doch einfach mal in der Stadt bummeln gehen. Dieser Satz wird wohl den wenigsten Läufern über die Lippen kommen. Läuferinnen hingegen werden ihn des Öfteren zu ihrem Partner oder einer Freundin sagen. Natürlich lieben es auch die männlichen Läufer zu bummeln, vornehmlich über Marathonmessen oder durch Sportkaufhäuser. Das mag ein Vorurteil sein, doch nach wie vor ist das Shoppen von Klamotten eine weibliche Domäne, wenngleich es mittlerweile viele Männer (auch Läufer) gibt, die großen Wert auf modische und stylische Kleidung legen. Während also in unserer aufgeklärten Gesellschaft beim Bummeln immer noch ein geschlechterspezifischer Unterschied zu erkennen ist, gibt es diesen beim läuferischen Bummeln nicht. Wobei, diese Aussage ist nicht ganz richtig, denn das läuferische Bummeln scheint doch mehrheitlich eine männliche Domäne zu sein. Läuferinnen und Läufer, die bummeln, laufen schlicht und einfach langsamer als erwartet. Sie laufen langsamer als es ihr Leistungsvermögen ihnen ermöglichen würde. Dabei kann man sowohl im Training als auch im Wettkampf bummeln, wobei der Terminus meistens als Synonym für ein langsames Wettkampftempo benutzt wird. Wenn man im Training bummelt, dann läuft man langsamer als vorher vereinbart. Lautet die Vorgabe zum Beispiel, bei einem Intervalltraining die 1.000m-Abschnitte in 4:30 Minuten zu laufen, man aber nur 4:50 Minuten läuft, dann kann man vom Bummeln sprechen. Allerdings darf man diesen Begriff nur dann benutzen, wenn die Läuferinnen und Läufer absichtlich 4:50 Minuten laufen, und sich dabei nicht über die Maßen anstrengen. Sollten sie an diesem Tag einfach nicht in der Lage sein, die 4:30 Minuten zu schaffen, und eben 4:50 Minuten ihr aktuell läuferisches Limit darstellt, dann kann von bummeln nicht die Rede sein. Denn wie im normalen, nichtläuferischen, Leben suggeriert das Wort bummeln automatisch Entspannung. So wie man beim Bummel durch die Stadt zwanglos an den Schaufenstern vorbeiflaniert, so ist das läuferische Bummeln ebenfalls ein entspannendes und lockeres Laufen. Sowohl Läuferinnen und Läufer bummeln im Training hin und wieder gerne, vor allem natürlich beim Auslaufen oder während eines lockeren Dauerlaufs. Im Wettkampf hingegen ist das Bummeln eine vornehmlich männliche
Eigenschaft, vor allem bei Meisterschaftsrennen. Bei unzähligen deutschen Meisterschaften, aber auch Europa- und Weltmeisterschaften sowie olympischen Spielen, wird man als Zuschauer oftmals Zeuge folgender Situation. Nach dem Startschuss stürmen die männlichen Läufer wie von der Tarantel gestochen los. Doch spätestens nach 200 Metern scheint es fast so, als ob das Läuferfeld zum Stehen kommt. Denn niemand möchte sich an die Spitze des Feldes setzen und Windschatten für die anderen Läufer bieten. Das Feld bummelt nun durch die Gegend, wobei das Tempo immer langsamer und langsamer wird. Die Schar der Läufer schiebt sich immer enger zusammen. Es wird gestoßen, gerempelt und nicht selten kommt jemand bei diesem Gedränge zu Sturz. Spätestens mit dem Läuten der Glocke für die letzte Runde ändert sich das Bild schlagartig. Alle drängen nun nach vorne und versuchen sich für den Schlussspurt in die beste Position zu bringen. Nicht selten gab es deshalb schon olympische Vorläufe oder Finals, die meilenwert entfernt vom Weltrekord gewonnen wurden. Läuferinnen fehlt hingegen etwas die Gelassenheit der männlichen Kollegen. Meist wird von Beginn an ein hohes Tempo angeschlagen. Kaum eine Läuferin will sich auf den Schlussspurt verlassen. Man könnte nun sagen, dass es nicht die fehlende Gelassenheit ist, die die Läuferinnen davon abhält, langsam zu laufen. Vielmehr sind sich viele Läuferinnen darüber bewusst, dass sie im Schlussspurt keine Chance haben, während die männlichen Laufkollegen anscheinend so sehr von ihren Sprintqualitäten überzeugt sind, dass sie es nicht für notwendig halten, während des Rennens einige Konkurrenten durch ein hohes Tempo abzuhängen. Man könnte auch behaupten, dass es den männlichen Läufern an Mut fehlt, um durch ein hohes Tempo bereits vor der letzten Runde eine Entscheidung herbeizuführen. Es würde hier an dieser Stelle zu weit führen, die Gründe dafür zu erörtern, warum Männer bei Meisterschaften öfter bummeln als Frauen. Fest steht nur, dass das Bummeln zu Meisterschaften genauso dazugehört wie Goldmedaillen. Wenn sich Läufer übers Bummeln unterhalten Läufer: „Die bummeln ganz schön.“ Übersetzung: „Das Läuferfeld läuft sehr langsam. Keiner will die Führung übernehmen, niemand alleine gegen den Wind laufen. Jetzt wird erst einmal nichts Außergewöhnliches passieren. Erst auf dem letzten Kilometer oder auf der letzten Runde wird die Post abgehen und das Tempo deutlich erhöht
werden.“ Läufer: „Ich habe den Dauerlauf verbummelt.“ Übersetzung: „Ich war heute beim Dauerlauf deutlich langsamer als geplant. Eigentlich hätte ich ja schneller laufen können, aber irgendwie hatte ich keine Lust dazu. Das musste heute mal sein. Ich wollte mich mal beim Laufen wirklich entspannen, da war mir das Tempo vollkommen egal.“
Cross
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch häufig im Herbst und Winter häufig, sonst nie Matschliebhaber alte Laufhaudegen 5
Gibt man bei Google das Wort Cross ein, so wird man viele Ergebnis-Seiten durchsuchen müssen, bis man auf Läufer bzw. die Sportart Laufen trifft. Zunächst stößt man auf Motorräder, die mit ihrem grobstolligen Reifenprofil durch Matsch und Wiesen pflügen. Motocross heißt diese Sportart, bei der sich wagemutige Männer (manchmal auch Frauen) auf ihren lauten Maschinen oftmals in schwindelerregende Höhen begeben, wenn sie bei einem der zahlreichen Hügel und Rampen der Schwerkraft trotzen und kurzzeitig durch die Luft segeln. Diese Sportart ist sehr populär, ganz im Gegensatz zur läuferischen Variante des Cross-Sports. Das Crosslaufen ist vielen Läufern unbekannt, denn diese Art des Laufens wird meist nur von den extrem leistungsorientierten Läufern betrieben. Selten trifft man auf Crossläufen den typischen Volks- oder Hobbyläufer. Um zu verstehen, warum das so ist, wird zunächst einmal erklärt, was Crosslaufen eigentlich ist. Als Crosslauf werden Wettkämpfe bezeichnet, die im Gelände stattfinden, meist auf Wiesen oder Feldern. Es geht über Stock und Stein, bergauf und bergab, durch Matsch, Sand oder anderes schwieriges Geläuf. Dabei darf man den Crosslauf nicht mit dem aktuell im Trend liegenden Trailrunning verwechseln, wobei die Übergänge teilweise fließend sind. Früher gab es keine Trailläufe. Da wurden Läufe auf unbefestigten oder nur teilweise befestigen Wegen als Wald- oder Crossläufe bezeichnet. Der Begriff Cross kommt vom englischen Cross Country, was so viel wie quer durch die Landschaft bedeutet. Streng genommen sind also die vielen Trailläufe nichts anderes als Crossläufe. Denn schließlich läuft man hier ebenfalls durch die Gegend, fernab von Städten und asphaltierten Straßen. Trotzdem würde kaum ein Veranstalter in unserer Zeit auf die Idee kommen, seinem Lauf den Zusatz Cross zu verpassen. Denn heutzutage unterscheidet sich ein Crosslauf von einem Traillauf gleich in mehreren Bereichen. So sind Crossläufe in der Regel zwischen drei und zehn Kilometer lang und verlaufen nur selten auf irgendwelchen Wegen oder Pfaden. Die Strecken führen über Wiesen und Felder, die durch Flatterband gekennzeichnet sind. Die Teilnehmer tragen zu 99% Spikeschuhe, also spezielle Wettkampfschuhe mit 9 – 15 Millimeter langen Nägeln unter der Sohle. Mit diesen Schuhen hat man auf dem oftmals rutschigen Untergrund besseren Halt und Kontrolle. Crossläufe finden zudem nahezu ausschließlich im Herbst und im
Winter statt. Man darf aber Crossläufe nicht mit den immer beliebter werdenden ObstacleRaces (Hindernis-Rennen) verwechseln, bei denen man über Mauern klettern, durch eiskaltes Wasser schwimmen oder andere Hindernisse überwinden muss. Allerdings ist eine Verwechslungsgefahr so gut wie ausgeschlossen. Denn bei klassischen Crossläufen sind einerseits die Teilnehmerfelder wesentlich kleiner, andererseits sind dafür die teilnehmenden Läufer deutlich schneller. Bei Crossläufen treffen sich meist nur die schnellsten und besten Sportler aus der Region. Hier treffen ambitionierte Bahnläufer auf Spitzenstraßenläufer, hier begegnen sich Mittel- und Langstreckenläufer zum direkten Duell gegeneinander. Bei Crosslaufmeisterschaften ist es gut möglich, dass sich die besten Marathonläufer und 1.500m-Spezialisten im Wettkampf gegenüberstehen. Nicht nur aus diesem Grund verirren sich kaum Hobbyläufer zu Crossläufen, denn das Niveau bei diesen Veranstaltungen ist meist recht hoch. Crossläufe werden von vielen Bahn- und Straßenläufern als Vorbereitungswettkämpfe im Winter genutzt, um ihre Ausdauer und Kraft zu schulen und so ein wenig Abwechslung in das oftmals harte und umfangsbetonte Training zu bekommen. Wenn man sich Crossläufe im internationalen Vergleich ansieht, gibt es innerhalb dieser Laufvariante gravierende Unterschiede. So ist z.B. der Crosslauf in Großbritannien ein wahres Massenereignis, das sogar von den Medien dementsprechend begleitet wird und sich großer Popularität erfreut. Nicht selten treffen sich hunderte der besten Läufer zu den Geländeläufen, wobei die Strecken meist äußerst anspruchsvoll aufgrund des tiefen und matschigen Geläufs sind. Kein Wunder also, dass die britischen Athleten bei Crosslauf-Weltund Europameisterschaften oftmals vorne mitmischen. In den USA oder in Südeuropa ist der Crosslauf ebenfalls deutlich beliebter und bekannter als in Deutschland. Allerdings sind dort die Streckenverhältnisse nahezu konträr zu den britischen Bedingungen. Meist laufen die Athleten auf mehr oder weniger perfekt geschnittenem Rasen, nicht selten auf Golfplatzniveau. Bei diesem Geläuf ist deutlich weniger Konzentration und Kraft gefragt als bei den mittel- und nordeuropäischen Kursen. Wenn sich Läufer über Cross unterhalten
Läufer: „Beim gestrigen Crosslauf war es richtig hart.“ Übersetzung: „Der Wettkampf gestern war echt anstrengend. Der Lauf ging über matschige Wiesen, tiefe Pfützen und dauernd bergauf und bergab. Ständig wurde der Laufrhythmus unterbrochen. Es war wirklich ganz schön kalt, vor allem als die Läufer vor mir den Schlamm und das Wasser mit ihren Spikes mir ins Gesicht gespritzt haben. Bereits nach einem Kilometer waren meine Beine müde, da es auf dem weichen Untergrund viel anstrengender war als auf Asphalt. Ich habe mich aber durchgekämpft und war nach etwas mehr als 20 Minuten im Ziel.“
Druckstelle
Wortart Verwendungszweck
Nomen während oder nach dem Lauf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch selten bei Unachtsamkeit sehr häufig Weichei Empathische Mitläufer 5
Bitte drücken. Bitte ziehen. Nicht selten erleichtern diese Hinweise auf Türen die Bedienung derselbigen. Meist befindet sich die Druck- oder Ziehstelle unterhalb des Aufklebers, der ein peinliches Hin- und Her-Gezerre an der Tür verhindern soll. Da Läufer nur selten durch Türen hindurchlaufen, kann als Druckstelle sicherlich nicht die Klinke oder ein Griff an einer Tür gemeint sein. Es ist auch nicht die Stelle auf einer Strecke, an der Druck gemacht werden muss, also das Tempo erhöht werden soll. Druckstellen sind natürlich nicht nur Läuferinnen und Läufern bekannt, sondern auch Wanderern, Skilangläufern, Radfahrern, Skifahrern, Nordic Walkern... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Alle, die längere Zeit Schuhe an den Füßen tragen, können davon betroffen sein. Besonders gerne trifft es bei Läufern die Zehen, die durch das Laufen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Wenn man etwas zu enge Schuhe trägt oder die Schnürung zu wenig straff ist, kann es passieren, dass die Füße bei jedem Schritt im Schuh nach vorne rutschen und gegen den vorderen Schuhrand prallen. Im günstigsten Fall entsteht so eine Druckstelle, die man durch eine leichte Rötung an der betroffenen Stelle feststellt. Im ungünstigsten Fall bildet sich eine schmerzhafte Blutblase oder der Zehennagel wird blau. Als Folge der Schwellung unterhalb des Zehennagels könnte der Zehennagel so aufgebogen werden, dass er abfällt. Eine Druckstelle könnte man also durchaus als Vorstufe einer schmerzhaften Blase bezeichnen. Aber Druckstellen können auch an anderen Stellen am Fuß auftreten. Nicht selten tritt sie an der Oberseite des Fußes, dem Rist, auf. Sobald man die Schuhe zu eng schnürt, drückt der seitliche Übergang der Schuhzunge auf den empfindlichen Rist. Wie bei allen Druckstellen merkt man zu Beginn der Belastung nichts oder nur wenig von dem zukünftigen Unheil. Wenn man schon zu Beginn eines Laufes merkt, dass der Schuh drückt, kann man eventuell noch reagieren und die Schnürung lockern oder die Sockennaht korrigieren.
Denn nicht selten führen schlecht sitzende oder qualitativ minderwertig verarbeitete Socken zu Druckstellen an verschiedenen Positionen. Nicht nur aus diesem Grund empfiehlt es sich, spezielle Laufsocken in der Sockenschublade zu haben. Spätestens bei längeren Läufen, die vielleicht noch bergauf und bergab
führen, zahlt sich das aus. Wenn es dann noch nass wird, merkt man den Qualitätsunterschied meist doppelt. Aber auch teure Laufsocken aus geeigneten Materialien von führenden Herstellern können Druckstellen erzeugen, falls sie Falten werfen, die man nicht korrigiert. Sollte sich ein Steinchen im Schuh befinden, kann dieses auch auf die Fußsohle drücken. Wenn sich Läufer über Druckstellen unterhalten Läufer: „Von meinem gestrigen Dauerlauf habe ich schmerzhafte Druckstellen unterhalb meines linken Zeigezehs.“ Übersetzung: „Ich habe an der Spitze meines Zeigezehs eine leicht gerötete Stelle, die vor allem bei Druck schmerzt. Als ich heute Morgen in meine Socken geschlüpft bin, habe ich sofort einen leichten Druckschmerz verspürt. Wahrscheinlich habe ich mir meine neuen Laufschuhe eine halbe Nummer zu klein gekauft.“
durchlaufen
Wortart Verwendungszweck
Verb bei exakt vermessenen Wettkämpfen
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal möglich sehr häufig Zeitenfetischist, Auf-Nummer-sicher-Geher Trainer, GPS-Uhr 7
Deutsche Sprache, schwierige Sprache. Deutsch ist nicht gerade bekannt dafür, dass es leicht zu erlernen ist. Das liegt nicht nur an der teilweise etwas umständlichen Grammatik, sondern auch an den vielen Wortbildungsmöglichkeiten im Deutschen. Da kann man doch tatsächlich Präpositionen vor Verben setzen, und schon hat man ein völlig neues Wort. Wer das Grammatik-Grundwissen der 6. Klasse wieder vergessen hat, für den gibt es jetzt schnell einen kurzen Auffrischungskurs. Präpositionen sind Wörter wie auf, mit, vor, durch, zwischen, unter, über. Verben sind Tun-Wörter, geben also an, was man macht. Die Kombination dieser beiden Wortarten führt zu einer Unzahl neuer Wörter. Das Verb laufen kann ebenfalls mit vielen Präpositionen kombiniert werden. Eine Möglichkeit ist dabei das Wort durchlaufen, das sogar mehrere Bedeutungen innerhalb der Laufgemeinde hat. Kommen wir erst zu der wahrscheinlich offensichtlichsten. Spricht jemand davon, dass er die gesamte Strecke durchgelaufen sei, meint dieser jemand damit, dass er die Laufstrecke ohne Geh- oder Stehpause bewältigt hat. Allerdings bedeutet das nicht, dass man über die gesamte Dauer des Laufs gelaufen ist. Dieser Widerspruch erklärt sich wie folgt. Mit Durchlaufen ist gemeint, dass man keine Steh- oder Gehpause einlegen musste, weil man aufgrund mangelnder Kondition nicht mehr in der Lage war zu laufen. Wenn man hingegen kurz Halt gemacht hat, um sich hinter einem Busch zu erleichtern, oder man bei einem Wettkampf an einer Versorgungsstation einen Schluck Wasser im Stehen eingenommen hat, dann ist man die Distanz in diesem Sinne durchgelaufen. Nicht ganz eindeutig ist die Lage, wenn man aufgrund des Streckenprofils oder des Untergrunds gegangen anstatt gelaufen ist. Vor allem bei Trail- oder Bergläufen, bei denen durchaus Streckenpassagen mit mehr als 15 % Steigung enthalten sind, ist es oft sinnvoller zu gehen anstatt zu laufen. Bergauf ist man nämlich unter Umständen gehend schneller und kräfteschonender unterwegs als im Laufschritt. Zudem ist das Gehen bei technisch sehr anspruchsvollen Streckenabschnitten oftmals die sicherere Variante. Ob man dann noch streng genommen vom Durchlaufen einer Strecke sprechen darf, muss jeder für sich entscheiden. Meiner Meinung nach dürfte man von sich selbst behaupten, die Strecke durchgelaufen zu sein, schließlich hat man die Definition im Abschnitt
zuvor erfüllt. Eine etwas andere Bedeutung erhält das Verb, sobald man das Partizip II benutzt. Das Partizip II, auch Partizip Perfekt genannt, ist die Form eines Verbs, die man benutzt, wenn man die zweite Vergangenheit (das Perfekt) bemüht. Am einfachsten wird das an einigen Beispielen deutlich: Ich bin gelaufen. Dann habe ich geduscht. Danach habe ich noch etwas gegessen. Sagt man nun, dass man die 10 km in 45:30 Minuten durchgelaufen sei, bedeutet das nicht, dass man einen 10km-Lauf eben in dieser Zeit geschafft hat. Um das als Nichtläufer verstehen zu können, ist wahrscheinlich etwas Kontext nötig. Einen Sinn gibt die Aussage nämlich erst dann, wenn man weiß, dass unser fiktiver Läufer gestern einen Halbmarathon gelaufen ist und für die ersten 10 km eben genau 45:30 Minuten gebraucht hat. Das Durchlaufen gibt hier also eine Zwischenzeit an. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Wettkampf oder eine Trainingseinheit handelt. Man kann nämlich auch im Training diese Konstruktion verwenden. Läuft jemand 1.000m-Intervalle und braucht für jedes Intervall 4:00 Minuten, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass er die 500m-Marke nach ungefähr 2:00 Minuten durchläuft. Wenn sich Läufer übers Durchlaufen unterhalten Läufer: „Ich bin meinen ersten Marathon durchgelaufen.“ Übersetzung: „Bei meinem ersten Marathon bin ich vom Start bis ins Ziel gelaufen. Ich brauchte keine Geh- oder Stehpause.“ Läufer: „Er will morgen die 5 km in 16:30 Minuten durchlaufen.“ Übersetzung: „Bei den morgigen 10km-Meisterschaften will er für die erste Hälfte 16:30 Minuten brauchen.“
durchziehen
Wortart Verwendungszweck
Verb bei exakt vermessenen Wettkämpfen
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
kritisch vorprogrammiert gelegentlich Hardcore-Läufer und Geschichtenerzähler Laufgurus, Clubkameraden 9
Das Wort durchziehen hat in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungen, wobei von Magnetkarten bis Joints viele verschiedene Dinge durchgezogen werden können. Wenn Läufer hingegen etwas durchziehen, dann ist das nichts Materielles. Läuferinnen und Läufer ziehen immer nur abstrakte Begriffe durch. Allerdings gibt es auch unzählige Athleten, denen es eben nicht gelingt, etwas durchzuziehen. Zunächst muss geklärt werden, was denn überhaupt alles von Läuferinnen und Läufern durchgezogen werden kann, wenn man den Laufterminus des Durchziehens bemüht. Hierzu gehören: Dauerläufe, Intervallläufe, Wettkämpfe, Krafttraining, komplette Wettkampfvorbereitungen, Diäten, Ernährungspläne, Trainingspläne, … Sie bemerken bereits an der Aufzählung, dass sich diese Begriffe unter den großen Überbegriffen Wettkampf und Training bzw. Wettkampfvorbereitung zusammenfassen lassen. Sobald ein Läufer etwas durchgezogen hat, meint man damit, dass er etwas geschafft hat, was er oder sie sich vorgenommen hat. So ist es z.B. jemandem gelungen, ein komplettes 12-wöchiges Marathonvorbereitungsprogramm von Anfang bis Ende durchzuziehen. Zwar gibt diese Aussage nicht unbedingt Auskunft darüber, ob alle Trainingseinheiten in diesem 12-Wochen-Block wie gewünscht absolviert werden konnten. Jedoch weiß der eingeweihte Zuhörer zumindest, dass die Vorbereitung mehr oder weniger nach den Vorstellungen und Planungen des Athleten ablief. Der Begriff des Durchziehens hat auch immer automatisch eine respekteinflößende Komponente. Mit diesem Begriff möchte man beim Zuhörer den Eindruck erwecken, dass man trotz widriger Umstände (egal wie diese ausgesehen haben mögen) seinen Plan nicht fallen gelassen, sondern zu Ende gebracht hat. Da gibt es den Läufer, der trotz Seitenstechen, Magenbeschwerden, Schwindelgefühl, Blasen an allen Zehen und wundgeriebenen Brustwarzen einen 10km-Straßenlauf bis zum Ende durchgezogen und nicht aufgegeben hat. Es gibt aber auch den Läufer, der einen 100km-Ultramarathon ohne alle diese oben genannten Beschwerden durchgezogen hat. Der vielleicht während des Rennens nur seinen inneren Schweinehund besiegen musste, ansonsten aber ein perfektes
Rennen zeigte. Daran erkennt man, dass manche Laufsportenthusiasten den Begriff des Durchziehens relativ leichtfertig und häufig verwenden, wohingegen andere sehr sparsam mit diesem Ausdruck umgehen und ihn nur für außergewöhnliche läuferische Situationen benutzen. Es gibt durchaus Läufer, die diesen Begriff mehr oder weniger missbrauchen. Denn nur weil man eine Trainingseinheit oder ein Rennen nicht vorzeitig beendet hat, darf man nicht ohne weiteres das Wort durchziehen bemühen. Nicht jede Leistung hat dieses Prädikat verdient, wobei die Verleihung des Prädikats einerseits von der erbrachten Laufleistung des Erzählenden, aber auch von der läuferischen Klasse des Zuhörers abhängt. So kann jemand mit der Aussage „ich habe gestern einen 10km-Dauerlauf bei Wind, Regen und 8°C Außentemperatur durchgezogen“ bei einem Läufer, der immer nur im Fitnessstudio auf dem Laufband trainiert, Respekt und Anerkennung ernten. Ein hartgesottener Allwetterläufer wird dieser Aussage nicht viel mehr als ein müdes Lächeln entgegenbringen und sich insgeheim fragen, was diese Trainingseinheit mit durchziehen zu tun hat. Seien Sie also vorsichtig damit, wann Sie diesen Begriff verwenden. Eine inflationäre Nutzung schmälert nämlich den respekteinflößenden Charakter dieses Verbs bei ihren Zuhörern. Wenn sich Läufer übers Durchziehen unterhalten Läufer: „Wir haben am Wochenende unseren langen Dauerlauf wie geplant durchgezogen.” Übersetzung: „Wir konnten unseren Dauerlauf am Wochenende wie geplant laufen. Obwohl wir uns im Vorfeld nicht ganz sicher waren, ob wir ihn schaffen würden, haben wir es am Ende geschafft. Wir sind wirklich stolz darauf und denken, dass unsere Leistung einen gewissen Respekt verdient.”
eingehen
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampfanalyse
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch sehr unwahrscheinlich hoffentlich nicht allzu oft mutige Alles-oder-Nichts-Läufer Psychologen, verständnisvolle Laufpartner 1
Nichts ist für einen Läufer deprimierender, als wenn sie oder er eingeht. Dabei hat das nicht unbedingt etwas mit dem im Alltag gebräuchlichen Begriff des Eingehens zu tun, wobei man durchaus Parallelen dazu finden kann. Denn schließlich werden Läufer, die eingehen, oftmals genauso wie die Klamotten, die in der Waschmaschine zu heiß gewaschen werden, kleiner. Das mag jetzt für die Unkundigen unter Ihnen seltsam klingen, doch Läufer sollten sich in der Regel beim Laufen groß machen und nicht kleiner werden. Es ist also für Läuferinnen und Läufer doppelt unangenehm, wenn sie entweder in einem Wettkampf oder bei einem Training eingehen. Falls man als Läufer so richtig eingeht, bedeutet das schlicht und einfach, dass man sein angeschlagenes Tempo nicht mehr halten kann. Mit fortschreitender Trainings- oder Wettkampfdauer wird man immer langsamer und langsamer, obwohl man mit Leibeskräften versucht, dagegen anzukämpfen. Das ist natürlich vor allem während eines Wettkampfs extrem enttäuschend für den Betroffenen. Besonders, wenn man bereits kurz nach der Hälfte oder sogar früher eingeht. Geschieht das erst auf der Zielgerade, ist das meist kein so großes Problem. Es sei denn natürlich, man fällt auf den letzten Metern vom ersten auf den vierten Rang zurück. Vor allem mutige Läuferinnen und Läufer sind oft von dem Risiko des Eingehens betroffen. Denn wer zu Beginn eines Rennens ein etwas zu hohes Tempo anschlägt, wird nur selten dafür belohnt. Meist folgt die Bestrafung für den Mut auf der zweiten Rennhälfte. Die Beine werden schwer, die Atmung wird heftiger, man fühlt sich hundeelend und verflucht seine eigene Courage. Nur die mental stärksten Läuferinnen und Läufer geben weiterhin 100 % ihres Leistungsmaximums, obwohl sie Sekunde um Sekunde, Platz um Platz, verlieren. Natürlich gibt es auch Läuferinnen und Läufer, die eine neue persönliche Bestzeit laufen oder siegen, obwohl sie am Ende eingegangen sind. Eingehen ist eben kein absolutes Ereignis, denn schließlich empfindet und fühlt jeder Läufer anders. Für den einen ist bereits ein Zeitverlust von 30 Sekunden bei einem Halbmarathon ein katastrophaler Einbruch. Ein anderer würde nie im Leben von eingehen reden, auch wenn er oder sie die letzten drei Kilometer bei einem Marathon gehen muss und dadurch nicht unter der anvisierten 4-StundenMarke bleibt. Es kann sogar passieren, dass Zuschauer der Meinung sind, dass der von ihnen
beobachtete Läufer geraden eben eingeht, dieser selbst aber das gar nicht so empfindet. Bei der Beurteilung spielen nämlich nicht nur objektive Kriterien (Zeit, Tempo, Platzierung) eine Rolle, sondern auch subjektive. Es gibt Läufer, deren Laufstil und Gesichtsausdruck dem Außenstehenden vermitteln, dass er oder sie gerade eingeht. Man hat den Eindruck, der Läufer wird langsamer, weil z.B. der Laufschritt kürzer und der Oberkörper immer weiter nach vorne gebeugt wird. Doch trotz dieser Beobachtungen kann es unter Umständen möglich sein, dass das Lauftempo kaum geringer wird, der Läufer also streng genommen nicht eingeht. Im Training hat das Eingehen meist weit weniger negative Konsequenzen, wobei der körperliche Schmerz nicht unbedingt geringer ist. Manchmal ist dieser sogar größer, da man sich nicht im Wettkampfmodus befindet, der ja bekanntlich so manchen Schmerz vergessen lässt. Sowohl bei Dauerläufen als auch bei Intervallläufen kann man eingehen, wobei das zu hohe Anfangstempo der Hauptgrund dafür ist. Wer z.B. 4 x 2.000 m in 8:00 Minuten laufen möchte, den ersten 2.000er aber fatalerweise in 7:40 Minuten läuft, muss unter Umständen für das zu hohe Tempo büßen. Wenn es einen ganz hart trifft, muss man bereits ab dem zweiten Lauf richtig kämpfen. Mit etwas Glück erwischt es einen erst im letzten Lauf. Man kann aber auch eingehen, obwohl man sich penibel an den Fahrplan hält oder man sich bis kurz vor dem Ziel gut fühlt. Es kann einen ohne Vorankündigung treffen, was sicherlich schon unzählige Marathonläufer als Mann mit dem Hammer erlebt haben. Das Wort eingehen impliziert allerdings, dass man den Wettkampf oder das Rennen so wie geplant beendet und nicht vorzeitig aufgibt. Auf jeden Fall gehört das Eingehen einfach zum Laufsport dazu. Wer in seinem Läuferleben noch nie eingegangen ist, hat noch nie versucht, sein eigenes Limit auszuloten. Hat noch nie die Gefühle durchlebt, die ein wahrer Läufer zumindest einmal in seiner Laufkarriere durchlebt haben muss. Wenn sich Läufer übers Eingehen unterhalten Läufer: „Gestern bin ich im Training voll eingegangen.“ Übersetzung: „Die letzten zwei Intervalle meines Tempoprogramms waren gestern extrem langsam. Nachdem ich die ersten 5 Intervalle noch in der
vorgegebenen Zeit geschafft hatte, konnte ich das Tempo am Ende einfach nicht mehr halten. Obwohl ich alles versucht habe, ist es mir einfach nicht mehr gelungen, die Zeitvorgabe zu schaffen. Das war echt deprimierend und hat ganz schön wehgetan.“
eskalieren
Wortart Verwendungszweck
Verb geiles Training, herausragendes Rennen
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering sehr wahrscheinlich leider viel zu selten Laufenthusiast, Wundertüte überraschte Mitläufer, Trainer 10
Wann immer man den Begriff Eskalation hört, denkt man unwillkürlich an etwas Negatives. Sobald in den Nachrichten die Rede von der Eskalation der Lage ist, rechnet man mit dem Schlimmsten und hofft, dass die Folgen der Eskalation nicht zu gravierend ausfallen. Politische oder wirtschaftliche Eskalationen ziehen oftmals Konsequenzen nach sich, über die man sich im Vorfeld durchaus bewusst war. Doch hin und wieder rechnen selbst die die besten und kundigsten Experten nicht mit einer Eskalation der Lage, und sind davon dann genauso überrascht wie der unwissende Bürger oder Zeitungsleser. Manchmal gelingt es den politischen Führern oder erfahrenen Wirtschaftsbossen, die Lage in den Griff zu bekommen und den Normalzustand wieder schnell herzustellen. Doch egal wie man es dreht und wendet, eine Eskalation gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Situationen hat selten bis nie positive Folgen. Bestenfalls können künftige Generationen rückblickend daraus lernen, wie sie in Zukunft eine solche Eskalation verhindern können. Dass allerdings der Mensch aus der Vergangenheit Rückschlüsse auf sein eigenes Handeln und Tun schließt, ist leider selten bis nie der Fall. Die Fehler der Vergangenheit wurden in der Geschichte der Menschheit schon viel zu häufig wiederholt. Bei Läufern ist der Begriff der Eskalation bei Weitem nicht so ausgeprägt und komplex zu sehen. Im Gegensatz zum normalen Sprachgebrauch ist dieses Wort im Läuferjargon nämlich positiv besetzt und zieht selten negative Konsequenz nach sich. Sobald ein Läufer eskaliert, bedeutet dies schlicht und einfach, dass er viel schneller läuft als er sich das selbst und vor allem die Außenstehenden vorstellen konnten. Das kann natürlich insbesondere im Schlussspurt eines Rennens passieren, aber auch durchaus in einem Intervalltraining, sobald die letzten Intervalle deutlich schneller ausfallen als die vorherigen. Wenn jemand die Aufgabe erhält, 8 x 1.000 m in 3:30 Minuten mit zwei Minuten Pause zu laufen, und dabei bei den letzten drei Läufen auf einmal 3:10 Minuten läuft, dann spricht man schon einmal von einer Eskalation. Es ist allerdings nur dann zulässig, von einer Eskalation zu sprechen, wenn der Athlet das überraschend hohe Tempo auch bis zum Schluss durchhält und nicht kurz vor dem Ziel einbricht. Denn sollte das geschehen, dann ist der Athlet zwar kurzzeitig eskaliert, hat aber aufgrund dieser Eskalation nun mit der negativen Konsequenz des Scheiterns zu leben. Das kommt dann eher einer Eskalation im
gebräuchlichen Sinne gleich, die ja immer negative Begleiterscheinungen mit sich bringt. Die läuferische Eskalation ist hingegen nur dann eine solche, wenn ein positives Ende der für alle Beteiligten unerwarteten Situation eintritt. Wenn sich Läufer übers Eskalieren unterhalten Läufer: „Jonathan ist heute im Training eskaliert.“ Übersetzung: „Jonathan war heute im Training wesentlich schneller als erwartet. Ich aber auch Jonathan hatten nie damit gerechnet, dass er das hohe Tempo bis zum Ende durchhalten kann.“ Läufer: „Beim Halbmarathon gestern ist Juliane voll eskaliert und Bestzeit gelaufen.“ Übersetzung: „Beim Halbmarathon gestern hat Juliane mit einem fulminanten Schlussabschnitt ihre persönliche Bestzeit deutlich verbessert. Lange Zeit sah es so aus, als ob sie ihre Bestzeit zwar verbessern könnte, aber eben nur ein wenig. Mit diesen letzten schnellen Kilometern hatte keiner gerechnet, am wenigsten sie selbst noch ihre Trainerin.”
Fahrplan
Wortart Verwendungszweck
Nomen vor dem Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch wahrscheinlich viel zu oft akribischer Vorausplaner Coach, Laufbetreuer 6
In den letzten Jahren setzt sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Läufergemeinde vermehrt ökologisches Gedankengut durch. Immer mehr Laufveranstalter achten darauf, die Umwelt zu schonen. Da wird auf Plastikeinwegbecher bei den Getränkestationen verzichtet, da wird Strom gespart, da wird den Teilnehmern die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ans Herz gelegt. Vor allem die Trailläufe sind hier oftmals Vorreiter, was nicht nur daran liegt, dass die Strecken teilweise durch Naturschutzgebiete oder andere landschaftlich reizvolle Gegenden führen. Manch Veranstalter verlinkt deshalb auf seiner Homepage die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel, um die Teilnehmer auf diese Möglichkeit der Anreise am Wettkampftag aufmerksam zu machen. Bei den großen Stadtmarathons, aber auch bei vielen kleineren Veranstaltungen, gilt die Startnummer als Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. Es lohnt sich also für Läufer, den Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel am Wettkampftag im Kopf zu haben. Erstens sparen sie dadurch Geld, ersparen sich den Stress der Anreise mit dem PKW und verringern so den CO2-Ausstoß. Doch viel wichtiger für viele Läuferinnen und Läufer ist ein ganz anderer Fahrplan. Diesen Fahrplan erstellen sich vor allem die Teilnehmer verschiedener Stadtläufe, allen voran bei den Marathons. Die meisten Athleten haben sich nämlich ein Zeitziel vorgenommen, dass sie am Tag X erreichen wollen. Spätestens, wenn sie ihren ersten Marathon erfolgreich gefinisht haben, soll beim nächsten Mal eine bestimmte Zeit erreicht werden. Die ambitionierten Läufer nehmen sich sogleich die 3-Stunden-Marke vor, andere geben sich mit 4 Stunden zufrieden. Eliud Kipchoge peilte die 2-Stunden-Marke an. Was immer man sich auch als Zielzeit setzt. Um sie zu erreichen, muss man einem Fahrplan folgen. Dieser Fahrplan legt im Vorfeld des Laufes fest, wann man an einem bestimmten Punkt der Strecke sein muss bzw. möchte. Wer z.B. einen Marathon in exakt 3 Stunden schaffen möchte, sollte nach der Hälfte der Distanz in etwa 1:30 Stunden auf seiner Uhr stehen haben. Diese Zwischenmarke ist natürlich leicht zu berechnen, und bedarf keiner allzu großen Gedächtnisleistung, um sie sich zu merken. Allerdings kann eine Kontrolle seiner persönlichen Laufzeit erst bei der Halbzeit für ein Erreichen des Zeitziels zu spät sein. Deshalb berechnen viele Athleten und Trainer Zwischenzeiten für verschiedene Streckenabschnitte, wobei
die ganz akribischen unter den Läufern jeden einzelnen Kilometer im Vorfeld notieren. So darf der 3-Stunden-Läufer pro Kilometer 4:14 Minuten brauchen, was folgenden Fahrplan nach sich ziehen würde: KM 1: 4:14 Min. - KM 2: 8:28 Min. - KM 3: 12:42 Min. - KM 4: 16:56 Min. usw. Da man sich unmöglich jeden einzelnen Kilometer bei einem Marathon merken kann bzw. möchte, übernimmt diese Aufgabe entweder ein Betreuer an der Strecke oder man steckt sich einen laminierten oder mit einer Plastikhülle geschützten Zettel in die Laufhosentasche. Manch einer notiert sich seinen persönlichen Fahrplan auf den Unterarm oder auf die Handrückseite. Mittlerweile kann man natürlich auch sein Handy oder die GPS-Uhr zur Fahrplan-Auskunft benutzen, was die grauen Zellen während des Laufs enorm entlastet. Doch nicht nur bei Marathon- oder Straßenläufen orientieren sich Läuferinnen und Läufer an ihrem persönlichen Fahrplan. Auch Bahn- und Trailläufer orientieren sich oftmals daran. Die Bahnläufer tun dies meist, um persönliche Bestzeiten erreichen, wohingegen die Trailläufer so die Cut-Off-Zeiten (siehe Zeitlimit) im Auge behalten. Aber nicht jeder Fahrplan muss so exakt ausformuliert sein. Manchmal ist der persönliche Fahrplan nur eine grobe Orientierung. So nimmt sich manch Läufer vor, die erste Hälfte der Distanz locker zu laufen und dann zu beschleunigen. Ein anderer will sich erst einmal an einem anderen Läufer orientieren und dann auf den letzten Kilometern entscheiden, ob er das Tempo nur hält oder nun Gas geben will. Ein LaufFahrplan muss also nicht zwangsläufig wie ein Fahrplan der Deutschen Bahn bis auf die letzte Minute durchgetaktet sein. Natürlich gibt es nicht nur im Wettkampf, sondern auch im Training persönliche Fahrpläne. Dadurch stellt man sicher, sich selbst nicht zu überlasten und das richtige Tempo zu treffen. Wenn sich Läufer über den Fahrplan unterhalten Läufer: „Ich laufe heute nur nach Fahrplan.“ Übersetzung: „Ich orientiere mich heute nur nach den vorher festgelegten Zwischenzeiten. Egal was mein Körper mir sagt, ich werde versuchen, die einzelnen Zwischenzeiten exakt zu treffen.“ Läufer: „Mein Fahrplan für morgen steht noch nicht fest.“
Übersetzung: „Ich weiß noch nicht, wie ich morgen in das Rennen starten soll. Ich bin mir nicht sicher, wie gut meine Form ist. Deshalb werde ich erst einmal nach Gefühl loslaufen und während des Rennens entscheiden, was ich meinem Körper zutrauen kann und was nicht.“
finishen
Wortart Verwendungszweck
Verb (Anglizismus) erster Marathon, Ultraläufe
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal kaum je länger die Strecke, desto öfter Minimalziel-Läufer Arbeitskollegen, Besenwagenfahrer 8
Es gibt wohl kaum ein Wort im Läuferjargon, das Heerscharen von Läuferinnen und Läufern wichtiger wäre: finishen. Für 90 % der laufenden Menschen, die an Wettkämpfen teilnehmen, ist es das Hauptziel ihres Tuns. Wer an die Startlinie eines Marathons tritt (zumindest zum ersten Mal), will in erster Linie finishen, will das Ziel erreichen. Die Zeit spielt dabei für viele eine eher untergeordnete Rolle. Für viele Laufanfänger ist es zunächst einmal die Distanz, die im Vordergrund steht, die bewältigt werden muss. Man könnte das Finishen auch als eine Art Mantra bezeichnen, das viele Läuferinnen und Läufer begleitet. Wichtig ist zunächst, dass man das Wort finishen immer und ausschließlich für einen Wettkampf benutzen darf. Man kann keinen Trainings-Dauerlauf finishen. Natürlich könnte es passieren, dass man sich im Training das Ziel setzt, zum ersten Mal in seinem Leben 10 Kilometer zu laufen. Wer das schafft, hat auf jeden Fall die 10 Kilometer besiegt, hat aber nicht gefinisht. Denn um finishen zu können, muss es ein physisches Ziel geben. Die Körperlichkeit des Ziels wird dabei durch eine Ziellinie oder ein Zielbanner markiert. Es bedarf also zwingend eines Wettkampfs, um einen 10-Kilometer-Lauf zu finishen. Dabei spielt das Finishen in der Karriere eines Läufers immer eine andere Rolle, wobei sich die Prioritäten und Ansprüche in dieser Hinsicht ständig ändern und weiterentwickeln. Ein blutiger Laufanfänger will zunächst seinen allerersten Wettkampf, völlig egal in welcher Zeit und über welche Distanz, erfolgreich beenden. Meist wird ein 5km- oder 10km-Lauf ausgesucht. Dieses Spielchen wiederholt sich dann, sobald man sich auf die nächstlängere Wettkampfstrecke traut. Der Halbmarathon dient dabei oftmals als Zwischenstation für den Marathon, dem heiligen Gral für viele Läufer. Doch dieser heilige Gral ist wie das Original nicht immer so leicht zu finden. So kann es nämlich passieren, dass man zwar das Ziel erreicht, aber den Lauf nicht gefinisht hat. Wie kann das sein? Das hängt mit dem nicht ganz so ominösen Zielschluss zusammen. So wird z.B. bei den meisten 10km-Wettkämpfen das Ziel nach 90 Minuten geschlossen. Wer erst nach Ablauf dieser Zeitvorgabe das Ziel erreicht, hat den 10km-Lauf nicht gefinisht, obwohl er das Ziel erreicht hat. Das klingt in den Ohren von Nichtläufern paradox, aber so ist es tatsächlich. Bei vielen großen Stadtmarathons ist das Zeitlimit irgendwo zwischen 6:30 und 7:30 Stunden zu finden.
Die Zeitlimits hindern also oftmals Laufanfänger oder nicht ganz so ambitionierte Läuferinnen und Läufer am erfolgreichen Finishen. Doch auch extrem ausdauernde oder erfahrene Athleten können nicht immer erfolgreich finishen. Vor allem bei den immer mehr in Mode kommenden Ultra-Trailläufen ist das Zeitlimit für viele Teilnehmer gar nicht so leicht einzuhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass es bei Ultraläufen, die in der Regel länger 42 Kilometer sind, bereits auf der Strecke Zeitlimits gibt, die eingehalten werden müssen. Wer also z.B. bei einem 50km-Lauf nicht innerhalb von zwei Stunden die ersten 10 Kilometer schafft, wird disqualifiziert und muss das Rennen beenden. Selbst wenn man sich nun darüber hinwegsetzen und weiterlaufen würde, und vor der Zielschlusszeit das Ziel erreichen würde, hätte man nicht gefinisht. Als Belohnung für das erfolgreiche Finishen eines Wettkampfs erhält man dann bei großen Stadtmarathons oder auch anderen Laufveranstaltungen eine Finisher-Medaille oder ein Finisher-Geschenk. Wer sich bis jetzt im Übrigen immer noch fragt, woher das Wort finishen stammt, bekommt jetzt die mehr als offensichtliche Erklärung geliefert. Finish kommt aus dem Englischen und bedeutet Ziel. Noch Fragen? Wenn sich Läufer übers Finishen unterhalten Läufer: „Mein Ziel ist es, den Marathon zu finishen.“ Übersetzung: „Für den Marathon habe ich mir vorgenommen, das Ziel vor Ende des Zielschlusses zu erreichen. Die Zeit spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle. Ich möchte nur ins Ziel kommen und nicht das Rennen vorzeitig durch Aufgabe, sei es durch eine Verletzung oder vor Erschöpfung, beenden.“
fliegen
Wortart Verwendungszweck
Verb wenn Laufen einfach nur Spaß macht
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch selten kann nicht oft genug verwendet werden Gazelle, Laufverrückte lachende, erstaunte Menschen 10
Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. Dieses Sprichwort der tschechischen Lauflegende Emil Zatopek ist eigentlich selbsterklärend. Lebewesen sind durch die Art und Weise, wie sich fortbewegen, definiert. Dass vielleicht nicht jeder Vogel fliegt, nicht jeder Fisch schwimmt, und nicht jeder Mensch läuft, sei hier nur am Rande bemerkt. Doch eigentlich ist der Mensch zum Laufen geboren, wird erst zum vollständigen Menschen, wenn er sich frei bewegt. Natürlich bewegen sich auch Menschen hin und wieder im Wasser fort und schwimmen. Selbst den Luftraum hat die Menschheit erobert. Mit speziellen Fluganzügen gelingt es mittlerweile manchem Extremsportler, für mehrere Minuten in der Luft zu bleiben und wie ein Vogel der Schwerkraft zu trotzen. Aber auch Läufer sind im Stande, hin und wieder zu fliegen. Dabei unterscheidet man einerseits das rein subjektive Gefühl des nahezu schwerelosen Dahingleitens, andererseits die vom äußeren Betrachter als mühelos, anmutig und leichtfüßig bezeichnete Art der Fortbewegung. Wenn jemand über die Tartanbahn oder den Waldboden fliegt, dann wirkt es fast so, als ob für diesen Läufer oder für diese Läuferin die physikalischen Gesetze in diesem Moment nicht mehr gültig sind. Jede Art von Reibung oder Luftwiderstand scheint in diesem Augenblick verschwunden zu sein, denn wie sonst könnte der Athlet so locker und leicht sein Tempo halten. Wenn man als Betrachter von außen jemanden über den Laufuntergrund fliegen sieht, hat dies nicht nur eine rein physikalische Komponente, also die Geschwindigkeit, sondern auch eine Ästhetische. Denn fliegen können nur Athleten, bei denen die Laufbewegung als leichtfüßig, grazil und mühelos erscheint. Natürlich setzt das Prädikat des Fliegens auch eine gewisse Geschwindigkeit voraus. Denn wie bei einem Flugzeug, das erst bei relativ hohen Geschwindigkeiten abhebt und die Schwerkraft überwinden kann, müssen auch Läufer eine kritische Laufgeschwindigkeit überschreiten, ab der man von fliegen sprechen kann. Hier gibt es allerdings nicht wie bei Flugzeugen eindeutige mathematische Formeln, die die genaue Geschwindigkeit berechnen, die zum Abheben nötig ist. Bei Läufern zählt der rein subjektive Eindruck, den man als Betrachter wahrnimmt. Manch Läufer scheint bereits bei 12 km/h über den Asphalt zu schweben, wohingegen der vielleicht eher schwerfällig erscheinende Läufer, der mit 19 km/h über die Tartanbahn poltert, nie dieses Prädikat erhalten wird.
So hätte z.B. nie jemand behauptet, dass oben genannter Emil Zatopek über die Laufbahn schweben oder gar fliegen würde. Zatopek war ein arbeitender Läufer, dessen Spitzname Dampflokomotive nicht von ungefähr kam. Obwohl er Olympiasieger über 5.000 m, 10.000 m und im Marathonlauf wurde, war sein Laufstil weit davon entfernt als fliegend bezeichnet zu werden. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass er sich selbst als fliegend wahrnahm. Denn es gibt Tage im Leben eines Läufers, an denen man das Gefühl hat, durch den Wald oder den Park zu fliegen. An solchen Tagen fühlt man sich schwerelos und erreicht mühelos das angestrebte Tempo. An solchen Tagen scheint die Schwerkraft mit etwas weniger als den 9,82 Newton den Körper gen Boden zu ziehen. An solchen Tagen scheint man kaum den Boden zu berühren, man fühlt sich beschwingt und leicht. Nach diesen Momenten sehnt man sich in seinem Läuferleben, dafür lebt und läuft man. Man möchte am liebsten gar nicht mehr aufhören und unendlich lange weiterlaufen. In diesem Augenblick fühlt man sich als Mensch, der nach Zatopeks Aussage von Natur aus zum Laufen geboren ist. Wenn sich Läufer übers Fliegen unterhalten Läufer: „Gestern bin ich den Berg hinauf geflogen.“ Übersetzung: „Gestern bin ich fast mühelos den steilen Anstieg hinauf gelaufen. Im Gegensatz zu sonst fiel es mir außerordentlich leicht, die Steigung zu überwinden. Ich brauchte deutlich weniger Zeit für den Anstieg als ich eigentlich gedacht hatte.“ Reporter: „Auf der Zielgerade flog Dieter Baumann an den Kenianern vorbei.“ Übersetzung: „Auf der Zielgerade überholte Dieter Baumann seine kenianischen Konkurrenten. Mit seinem raumgreifenden und leichtfüßigen Schritt sah es fast so aus, als ob er über die Laufbahn schweben würde, wohingegen die anderen Läufer verbissen und verkrampft das Nachsehen hatten. Hätte man nicht die Kenianer als Maßstab gehabt, hätte man es nie für möglich gehalten, dass Dieter Baumann gerade eben die letzten 100 Meter unter 12 Sekunden gelaufen war.“
Flow
Wortart Verwendungszweck
Nomen (Anglizismus) sobald Laufen Selbstzweck ist
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch kaum individuell höchst verschieden Carpe-Diem-Läufer beste Lauffreunde 10
Csikszentmihályi. So schwierig wie dieser Name auszusprechen ist, so einfach ist das, was der Wissenschaftler in seiner Forschungsarbeit in den 1970er-Jahren beschrieb. Mihály Csikszentmihályi hatte erkannt, dass Menschen unter bestimmten Umständen einen Flow erleben können. Damit ist ein Zustand gemeint, in dem man völlig in einer Aufgabe aufgeht bzw. in seinem Tun vertieft ist. Man lebt in diesem Moment nur für das, was man gerade erlebt, was man gerade tut. Man findet darin die absolute Erfüllung, ist mit sich im Reinen, ist glücklich und zufrieden, möchte nichts lieber tun als gerade das, was man mit voller Hingabe macht. Der Flow war geboren und der Sport schien die perfekte Bühne für das FlowErlebnis zu bieten. Wo kann man sich besser verlieren als in körperlicher Betätigung, die meist keinem konkreten Zweck dient, sondern rein zum Vergnügen betrieben wird? Wo kann man eher die Probleme des Alltags vergessen und für eine bestimmte Zeit alle Sorgen hinter sich lassen? Wo kann man Geist und Körper so perfekt miteinander harmonieren lassen, sodass der Geist auf das Wesentliche beschränkt, der Körper aber umso mehr gefordert wird? Man könnte noch viele solcher Fragen stellen, die Antwort darauf wäre in den meisten Fällen der Sport. Wenn man dann noch die Frage stellen würde, welche Sportart wohl die geeignetste wäre, um in den perfekten Flow zu kommen - die Antwort darauf können Sie sich wohl schon denken, genau: das Laufen. Was nun folgt, ist quasi die Quadratur des Kreises. Wie soll man einem NichtLäufer erklären, wie man während eines Laufes den totalen Flow wahrnimmt? Doch dieses kleine Büchlein wäre kein vollständiges Lexikon, wenn man es nicht wenigsten versuchen würde. Zunächst einmal muss man wissen, dass sich der Flow beim Laufen erst nach einer gewissen Zeit einstellt. Niemand ist vom ersten Meter direkt in diesem Zustand. Es braucht ein paar Kilometer, zumindest so lange, bis der Körper warm gelaufen ist. Dann kann es aber relativ schnell gehen. Man ist im Flow. Dabei ist nicht bei jeder Läuferin oder jedem Läufer der Flow-Zustand identisch. Aber es gibt durchaus einige Gemeinsamkeiten. Viele nehmen in diesem Moment nur noch das für das Laufen Essentielle wahr: den Weg. Der Blickwinkel verengt sich auf das schmale Band direkt vor einem, auf das man einen Schritt nach dem nächsten setzt. Die Landschaft, die Geräusche, die
visuellen Eindrücke um einen herum werden aus dem Bewusstsein herausgefiltert. Übrig bleiben nur die jeweils nächsten Meter direkt vor einem. Man hört nicht einmal sich selbst atmen, denkt an nichts, spürt keine Anstrengung, muss sich nicht auf die Bewegung fokussieren. Man ist in seiner Tätigkeit versunken. An einem richtig guten Tag wird man in diesem Zustand immer schneller und fliegt durch die Landschaft. Denn da die Laufbewegung automatisch stattfindet, ist die Laufökonomie perfekt, keine Energie wird für unnötige Gedanken oder Bewegungen verschwendet, die nichts mit dem Laufen zu tun haben. Aber nicht bei jedem Lauf kommt man in den Flow. Wahrscheinlich gelingt dies einem nur in den seltensten Fällen. Denn oftmals geschieht zu viel um einen herum, man ist zu sehr mit sich selbst und den Gedanken des Alltags beschäftigt. Wenn dann noch irgendetwas zwickt oder zwackt oder es anstrengender als sonst ist, dann wird man sich nur schwerlich im Laufen verlieren können. Manch einer hat wohl noch nie den Flow-Zustand in seiner absoluten Ausprägung erlebt. Dazu bedarf es durchaus einer gewissen Übung und einiger läuferischen Erfahrung. Denn erst, wenn das Laufen ein absolut fester Bestandteil des Lebens geworden ist und man keine unnötige Energie für Gedanken an die richtige Lauftechnik verschwendet, ist das Gehirn bereit auf Stand-By zu schalten. Das ist nämlich zwingende Voraussetzung, um sich beim Laufen in sich selbst zu verlieren und seine gegenwärtige Existenz rein auf das Laufen zu beschränken. Den Flow-Zustand kann man übrigens ganz einfach in einem kurzen Satz zusammenfassen: Ich laufe, also bin ich. Wenn sich Läufer über den Flow unterhalten Läufer: „Wenn ich so richtig im Flow bin, dann merke ich gar nicht, dass es eigentlich anstrengend ist.“ Übersetzung: „Sobald ich laufe und dabei in einen Zustand komme, bei dem ich nichts mehr um mich herum wahrnehme, da das Laufen in diesem Moment das einzig Wichtige in meinem Leben ist, dann merke ich selbst bei höchstem Tempo nicht, wie anstrengend es eigentlich ist. In solchen Situationen gibt es nur das Laufen in meinem Leben, nichts anderes.“
fressen
Wortart Verwendungszweck
Verb Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering durchaus wahrscheinlich ein paar Mal pro Jahr Trainingsweltmeister, Kilometersammler zu beeindruckende Laufkollegen 9
Obwohl viele gute Läuferinnen und Läufern spindeldürr sind und selten ein Gramm Fett zu viel ihren durchtrainieren Körper ziert, essen die meisten von ihnen deutlich mehr als ein durchschnittlicher Mensch. Das liegt natürlich an dem erhöhtem Kalorienbedarf, den die vielen Laufkilometer mit sich bringen. Trotzdem stopfen sich die wenigsten Läufer gedankenlos das Essen in den Mund, sondern achten auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Man kann hier also nicht unbedingt von fressen reden, sobald Laufsportler ihre Nahrung zu sich nehmen. Auch wenn es vielleicht bei einer Gruppe von jungen männlichen Nachwuchsathleten nach einem langen Dauerlauf gemeinsam am Mittagstisch, die einen Teller Nudeln nach dem nächsten in sich hineinstopfen, anders aussehen mag. Das Wort fressen darf man bei Läuferinnen und Läufern aber guten Gewissens verwenden, sobald Kilometer gesammelt werden. So fressen Laufsportler einen Kilometer nach dem anderen im Trainingsprozess. Mit jedem Schritt nehmen sie sozusagen an Gewicht zu. Läufer fressen also einen Kilometer nach dem anderen, nehmen diesen in sich auf. Der Körper verdaut diese Kilometer, die Leistungsfähigkeit des Sportlers nimmt im Normalfall zu. Allerdings ist die korrekte Verwendung des Begriffs fressen nicht für jeden gelaufenen Kilometer ganz passend. Vor allem in Phasen großen Trainingsumfangs wird das Wort fressen gerne verwendet. Bei der Nahrungsaufnahme spricht man ja bekanntlich von fressen, wenn man ohne Maß und Anstand Essen in sich hineinstopft. Nicht umsonst entleiht man sich diesen eigentlich den Tieren vorbehaltenen Akt der Nahrungsaufnahme. Hier bricht das Animalische im Mensch hervor. Beim Laufen darf man dieses Wort also auch nur dann verwenden, falls man etwas mehr Kilometer als sonst zurücklegt. Nicht selten benutzt man es im Trainingslager, schließlich schafft man hier deutlich mehr Meter als üblich. Wenn man den Ausdruck Kilometer fressen bemüht, möchte man zudem damit zum Ausdruck bringen, dass man eigentlich schon an seinem läuferischen Limit angekommen ist, sich aber trotzdem größte Mühe gibt, noch mehr Kilometer abzuspulen. Hier verhält es sich ähnlich wie bei einem ausgiebigen Mahl. Obwohl man schon längst keinen Hunger mehr hat, isst man einfach weiter. Der eine isst aus Anstand weiter, weil noch so viel Essen auf dem Teller liegt. Der andere kann trotz eines bis zum Zerreißen gespannten Magens einfach nicht
aufhören, zu groß ist die Versuchung der noch auf dem Buffet liegenden Köstlichkeiten. Dass dies nicht unbedingt gesund ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Beim Laufen kann das Zuviel an Kilometern ebenfalls negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Der Körper ist eigentlich schon ausreichend mit Laufkilometern belastet, trotzdem rafft man sich auf, zieht die Laufschuhe an und begibt sich auf die Runde, um noch mehr Kilometer zu sammeln. Was beim Essen der volle Magen ist, sind beim Laufen die müden Muskeln und die eventuell schmerzenden Knochen und Sehnen. Das Wort fressen soll also beim Zuhörer suggerieren, dass man etwas mehr läuft als es wahrscheinlich gut für einen wäre bzw. dass man unter Umständen dafür büßen muss. Man könnte es natürlich auch dahingehend interpretieren, dass man vom Laufen einfach nicht genug bekommen kann. Denn wer kennt dieses Gefühlt nicht bei einer Packung Chips oder Schokolade. Obwohl einem fast schon schlecht ist, kann man einfach nicht aufhören, noch einmal in die Tüte zu greifen oder sich noch ein Stück Schokolade abzubrechen. Wenn sich Läufer übers Fressen unterhalten Läufer: „Das Kilometerfressen macht mir Spaß.“ Übersetzung: „Mir macht es Spaß, viele Kilometer zu laufen. Obwohl ich schon mehr als sonst üblich in den letzten Tagen gelaufen bin, freue ich mich darauf, noch mehr Kilometer zu schaffen.“
hart
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv Training, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal kaum regelmäßig Memme, Mitleidhascher Leidensgenossen 3
I t’s a hard life. Das wussten schon die Musiker von Queen um Freddie Mercury. Natürlich bezog sich dieser Songtitel nicht auf das Laufen, schließlich soll die natürlichste Fortbewegung des Menschen Spaß und Freude bereiten. Das tut es auch in den meisten Fällen. Aber nichtsdestotrotz bemühen selbst die überzeugtesten und begeistertsten Läuferinnen und Läufer dieses Adjektiv hin und wieder. Doch was meinen Laufenthusiasten damit, wenn sie hart in Verbindung mit ihrem liebsten Hobby verwenden? Eine harte Trainingseinheit ist eine Trainingseinheit, die anstrengend ist. Hinzu kommt, dass man sowohl mental als auch körperlich kämpfen muss, um einen harten Lauf durchzustehen. Dabei spielt es absolut keine Rolle, wie lang dieser Lauf ist. Ein 200m-Lauf kann genauso hart sein wie ein 100km-Ultra-Run. Hier werden sehr wahrscheinlich Nichtläufer als auch viele Läuferinnen und Läufer sofort Einspruch erheben. Wie um alles in der Welt soll ein mehrstündiger Lauf, vielleicht sogar noch über Stock und Stein, genauso anstrengend wie ein 30sekündiger Sprint sein? Genau aus diesem Grund verwendet man nun nicht das Adjektiv anstrengend, sondern eben hart. Denn während anstrengend wenig Spielraum für Interpretationen bereithält, ist das Wort hart eher dazu geeignet, dem subjektiven Empfinden eines Individuums gerecht zu werden. Wenn ein Lauf hart war, bedeutet das, dass die Belastung extrem fordernd und man selbst an seinem Leistungsmaximum unterwegs war. Man musste gegen den Schmerz, ständig gegen den inneren Schweinehund ankämpfen. Zwischendurch war man sich nicht sicher, ob man die Belastung durchstehen und das Ziel erreichen würde. Das gilt natürlich vornehmlich für sehr lange Läufe. Bei kürzeren Läufen ist das Erreichen des Ziels, auch wenn es hart war, meist nicht das Problem. Hier dominiert eher die Angst, das Tempo reduzieren zu müssen oder die Furcht vor dem Schmerz, die die ungewohnt harte Belastung mit sich bringen kann. Man muss also über seinen Schatten springen und sich selbst überwinden. Läuferinnen und Läufer müssen also des Öfteren hart gegen sich selbst sein, um ihre Ziele zu erreichen. Das gilt für das Training, genauso wie für den Wettkampf. Obwohl man vielleicht gerade überhaupt keine Lust dazu hat, die gemütliche Wohnung zu verlassen, um bei Regen eine anstrengende Trainingseinheit zu absolvieren, rafft man sich auf und geht nach draußen. Man zeigt Härte gegen sich selbst. Sobald man dann erst einmal läuft, muss man
schon wieder hart gegen sich selbst sein. Denn hin und wieder möchte der Körper einfach nicht so schnell laufen wie man es von ihm verlangt. Hier bleiben manche Athleten hart gegen sich selbst, andere geben dem Wunsch des Körpers nach und werden langsamer. Meistens ist also ein Lauf hart, wenn er eine bestimmte Intensitätsgrenze übersteigt. Doch manchmal ist es auch die schiere Länge einer Trainingseinheit. So kann ein 30km-Dauerlauf, obwohl man ganz locker läuft, hinten raus hart werden. Das bedeutet, dass die letzten Kilometer, obwohl man nicht beschleunigt, einem schwer fallen. Der Grund dafür spielt keine Rolle. Äußere Umstände wie Wind, Hitze oder Regen können genauso daran schuld sein wie ein schwieriger Laufuntergrund oder das Streckenprofil. Manchmal hat man aber einfach keine Lust mehr. Es kann also gut möglich sein, dass ein Lauf hart wird, weil einem die Motivation fehlt. Manchmal weiß man schon im Vorfeld eines Trainings, aber natürlich auch eines Wettkampfs, dass es heute hart werden wird. Man stellt sich also darauf ein, leiden und an sein persönliches Limit gehen zu müssen. Ob man trotz dieses Wissens im Wettkampf oder im Training tatsächlich hart gegen sich selbst sein wird, steht aber auf einem anderen Blatt geschrieben. Wenn sich Läufer über das Adjektiv hart unterhalten Läufer: „Die Läufe gestern waren ganz schön hart.“ Übersetzung: „Die Läufe gestern waren sehr anstrengend. Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass es so wehtun würde. Ich musste mich echt selbst überwinden, um die Belastung nicht vorzeitig abzubrechen.“
heizen
Wortart Verwendungszweck
Verb schnelle Trainingsläufe
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normal durchaus möglich viel zu selten selbstbewusste Tempoläufer fachkundige Läufer 9
Das Wort heizen ist in der Läufersprache ein sehr vielschichtiger Begriff. So unterscheidet man das Heizen von verheizen und einheizen. Dabei haben alle drei Ausdrücke natürlich durchaus ihre Gemeinsamkeiten (schließlich lassen sich alle diese Verben vom Nomen Hitze ableiten). Doch die Unterschiede sind nicht übersehbar. Während verheizen und einheizen oftmals im Zusammenhang mit einem Trainer benutzt werden, ist das Verb heizen ein originär dem Läufer vorbehaltener Begriff. Wenn ein Läufer oder eine Läuferin richtig durch die Gegend heizt, scheint die Luft und / oder der Asphalt sprichwörtlich zu brennen. In solchen Momenten überträgt sich die schier unendlich erscheinende Energie des Läufers auf die Umgebung. Man sieht von außen dem Läufer oder der Läuferin an, dass er oder sie in wirklich bestechender Form ist und gerade mit größtmöglichem Einsatz unterwegs ist. Dabei spielt der Laufstil keine Rolle. Ein Läufer kann über die Bahn heizen, und dabei einen völlig verkrampften und verspannten Eindruck hinterlassen. Genauso wie dies ein Athlet kann, der leichtfüßig, grazil und entspannt über die Bahn zu schweben scheint. Es spielt bei der Verwendung dieses Verbs auch die absolute Geschwindigkeit oder die Position im Läuferfeld nicht unbedingt eine Rolle. Natürlich ist man geneigt, bei schnelleren und sich weiter vorne im Feld befindlichen Läufern diesen Terminus zu verwenden. Doch im Endeffekt kann jeder Läufer durch die Gegend heizen. Wichtig ist nur, dass man dem Athleten ansieht, dass er gerade seine gesamte Energie in die Laufbewegung steckt. Man braucht zudem nicht die Wettkampfsituation. Der Begriff sollte fast ausschließlich für das Training verwendet werden, wenngleich er streng genommen nur dem Tempodauerlauf oder dem Intervalltraining vorbehalten ist. Denn das Heizen bedingt immer den vollen Einsatz des Athleten, was bei einem normalen Dauerlauf nicht unbedingt gefordert ist. Eine Komponente wurde in der bisherigen Definition noch nicht erwähnt. Wer heizt, hat dabei Spaß. Nur werde Freude am hohen Tempo und an der Anstrengung empfindet, wird im Nachhinein dieses Verb verwenden. Mit stolzer Stimme wird man seinen Freunden erzählen, dass man geheizt ist. Es ist also in seiner Bedeutung dem Ballern sehr ähnlich. Allerdings darf ballern nur dann verwendet werden, sobald man einen Teilbereich der Strecke sehr schnell läuft. Und zwar so schnell, dass man das Tempo auf gar keinen Fall über die
Gesamtdistanz halten könnte. Das Tempo beim Heizen kann hingegen sogar über die gesamte Dauer des Trainings durchgestanden werden. Wenn sich Läufer übers Heizen unterhalten Läufer: „Die Läufer heizen durch den Wald.“ Übersetzung: „Die Laufgruppe läuft gerade mit atemberaubender Geschwindigkeit durch den Wald. Fast jeder Läufer aus der Gruppe befindet sich an seinem läuferischen Limit. Die einzelnen Gruppenmitglieder schenken sich nichts und sind nicht gewillt, auch nur 0,1 km/h langsamer zu werden.“ Läufer: „Morgen heizen wir die Zugspitze rauf.“ Übersetzung: „Morgen wollen wir gemeinsam so schnell wie möglich auf die Zugspitze hinauf rennen. Wir werden nur das Nötigste mitnehmen und ohne Rücksicht auf Verluste von Anfang an so schnell wie möglich laufen. Wir werden zu jedem Zeitpunkt unser Bestes geben und uns am Leistungslimit bewegen. Nur im Notfall werden wir langsamer machen oder eine Pause einlegen.“
Hindernisrennen
Wortart Verwendungszweck
Nomen Synonym für „Obstacle-Race“
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normal oft selten kenianischer Volksheld, Abenteuerlustige Traditionalist 7
Manchmal stellen sich im Leben Hindernisse in den Weg, die es gilt, zu überwinden. Beim Laufen verhält es sich da nicht anders, wobei sich manche Läuferinnen und Läufer komplett freiwillig Barrieren aufbauen. Dabei gibt es beim Laufen, wie im richtigen Leben, viele verschiedene Arten von Hindernissen. Und hier wird es jetzt etwas kompliziert. Denn unter dem Begriff Hindernisrennen verstehen nicht automatisch alle laufbegeisterten Mitläufer dasselbe. War vor 30 Jahren, ja sogar noch vor 10 Jahren, dieses Wort im Läuferjargon nur einfach besetzt, gibt es mittlerweile zumindest zwei Auslegemöglichkeiten, dieses Wort zu verstehen. Nehmen wir uns zunächst die originäre und traditionelle Bedeutung des Wortes vor. Den Ursprung findet man in der Leichtathletik. Dort ist das Hindernisrennen seit jeher fester Bestandteil des Disziplinkanons, zumindest bei den Männern. Die Frauen dürfen erst seit etwa 20 Jahren über die Hindernisse springen und die Erfrischung in Form des Wassergrabens genießen. Dieser Wassergraben ist eines von fünf Hindernissen auf dem 400-Tartanbahn-Oval, die pro Runde überwunden werden müssen. Die anderen vier Hindernisse sind starre Hürden, die für die Männer 91 cm, für die Frauen 76 cm hoch sind. Vor dem Wassergraben, der 3,70 m lang ist und dessen Wasser vom Ende des Grabens bis zum Beginn gleichmäßig tiefer wird (90 cm), steht ebenfalls ein 91 cm bzw. 76 cm hohes Hindernis in Form einer Hürde, auf die die Athleten meist mit einem Fuß hinauftreten und sich dann abstoßen, um möglichst im flachen Wasser zu landen. Beide Geschlechter müssen jeweils 3.000 m laufen, also 7,5 Runden, wobei in der ersten halben Runde der Wassergraben ausgelassen wird. Diese Hindernisrennen sind fester Bestandteil bei Olympischen Spielen und Leichtathletik-Weltmeisterschaften und seit Jahrzehnten, zumindest bei den Männern, eine Domäne der kenianischen Läufer. Doch mittlerweile denken nur noch Leichtathleten und Kenner der Laufszene an diese klassische Variante des Hindernisrennens. Die große Mehrheit der laufenden Bevölkerung sieht ganz andere Bilder vor dem inneren Auge aufblitzen, wenn der Begriff Hindernisrennen fällt. Hier erscheinen schlammverdreckte, vor Kälte zitternde Recken und Helden, die mit letzter Kraft eine fünf Meter hohe Holzwand überwinden. Sie fallen entkräftet in ein hüfthohes Schlammbecker, gefüllt mit 5° C kaltem Wasser, wo sie sich gemeinsam anfeuern und zu Höchstleistungen antreiben. Die Obstacle-Races, bei denen mehrere Hindernisse (meist 15 – 25) auf 10 – 25 Kilometer Länge
gemeistert werden müssen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und ziehen tausende von Teilnehmern an. Hier steht nicht unbedingt der pure Leistungsgedanke im Vordergrund wie bei den klassischen Hindernisrennen auf der Bahn. Zwar ist es natürlich körperlich extrem anstrengend und belastend, so ein Rennen, vor allem bei Kälte, zu überstehen. Doch letztendlich spielen dabei Zeit und Platzierung keine Rolle. Denn trotz der mitunter schmerzverzerrten Gesichter, trotz durchgefrorener Leiber, trotz zerkratzter Oberschenkel, trotz Krämpfen in den Waden, fast alle Teilnehmer versuchen mit einem Lächeln das Ziel zu erreichen. Viele der Athleten gehen verkleidet an den Start und sehen das Event als Teamerlebnis. Das resultiert nicht zuletzt daraus, dass viele Hindernisse nur gemeinsam überwunden werden können. Da sieht man den verschworenen Männerstammtisch, der sich geschlossen in rosafarbener Ballettausrüstung an den Start wagt. Da sind die fünf Freundinnen, die sich als Amazonen verkleidet auf den völlig durchweichten Wiesen- und Matschparcours begeben. Da findet man das Handballteam, das sich als mittelalterliche Ritter verkleidet auf das Abenteuer Obstacle-Race einlässt. Hier ist der Läufer im klassischen Wettkampfoutfit der Exot. Zu tausenden stehen die Wettkämpfer an den Startlinien der großen Events und versuchen gemeinsam das Abenteuer zu überstehen. Wenn sich Läufer über Hindernisrennen unterhalten Läufer: „Die 3.000m-Hindernis erfordern Kraft und Ausdauer.“ Übersetzung: „Die Rennen über die klassische Hindernisdistanz erfordern im hohen Maße Kraft und Ausdauer. Das Überspringen der Hindernisse und vor allem des Wassergrabens erfordert Mut und Kraft. Dazu braucht man eine gute Technik, um möglichst wenig Energie zu verschwenden. Wer über die 3.000 m Hindernis erfolgreich sein möchte, braucht dieselbe Ausdauer wie ein 5.000m-Läufer.“ Läufer: „Hindernisrennen erfordern Kraft und Ausdauer.“ Übersetzung: „Ein Hindernisrennen ist eine Mischung aus Laufevent und Abenteuer. Da man meist länger als zwei Stunden unterwegs ist, sollte man über eine dementsprechende Ausdauer verfügen und zumindest in der Lage sein, die Distanz im Training ohne Hindernisse durchlaufen zu können.
Hinzu kommen die verschiedenen Hindernisse, für die man nicht nur Kraft in den Beinen, sondern auch in den Armen und im Oberkörper benötigt. Zudem braucht man Mut und ein Team. Denn gemeinsam kann man viele Hindernisse deutlich einfacher überwinden als alleine.“
Hund
Wortart Verwendungszweck
Nomen Läufe im Stadtpark, Wald, Feld, …
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch keine sehr oft alle Läufer (vor allem deutsche) Herrchen und Frauchen 4
Tier mit vier Beinen, das sich Läuferinnen und Läufer regelmäßig in den Weg stellt, wahlweise den laufenden Zweibeinern hinterherläuft oder in die Wade zwickt. Das ist für einige Läufer die Definition von Hund. Viele Menschen sehen aber in den Vierbeinern auch einen treuen Begleiter, der sie auf der Laufrunde begleitet. Andere lassen sich sogar von ihren Hunden ziehen und nehmen gemeinsam mit diesen an Laufwettkämpfen teil, dem sog. Carni-Cross. Dabei sind die Hunde über eine Leine mit ihren Herrchen und Frauen verbunden und übertragen so ihre Energie auf diese. Natürlich gibt es auch die Läufer, die Hunden relativ neutral gegenüberstehen und sie bei ihren Läufen zwar wahrnehmen, aber sich nicht groß darum kümmern. Kommen wir noch einmal zu der erstgenannten Gruppe, die wahrscheinlich die größte unter der Läufern darstellt. Fast jeder Läufer kann von einem negativen Erlebnis mit einem Hund berichten. Oftmals kommt dabei das Herrchen oder das Frauchen ebenfalls nicht allzu gut weg. Der will doch nur spielen. Der tut nichts, der ist brav. Zu oft haben wir schon im Vorbeilaufen diese Sätze gehört, kurz bevor uns ein Hund angesprungen ist. In den meisten Fällen bekommt man bis auf ein wenig Hundesabber und einem kurzen Schrecken nichts ab. Doch manchmal hinterlässt ein Hund auch bleibende Eindrücke. Da hilft es oftmals auch nicht, das Tempo zu verringern oder kurz stehen zu bleiben. Bei schlecht erzogenen Hunden (aber auch bei wirklich braven Hunden) geht manchmal der Jagdinstinkt mit ihnen durch, wenn sie uns als vermeintlich davongaloppierende Beute wahrnehmen. Da heißt es dann ruhig bleiben und Stärke sowie Selbstbewusstsein ausstrahlen, um dem Hund zu signalisieren: Mit mir nicht. Natürlich können das nicht alle Läufer. Viele nähern sich dem besten Freund des Menschen mit Vorsicht, manchmal sogar Angst, die der Hund zu riechen scheint. Jetzt kommt es auf das Herrchen an, das den Hund zurückhalten muss. Was natürlich nur klappt, falls dieser an der Leine ist. Eigentlich ist in 99,99 % aller Gemeinden in Deutschland Anleinpflicht. Doch einige Hundebesitzer halten sich nicht daran. Dann kommt es nicht selten zu Konflikten zwischen Läufern und Hundehaltern, wenngleich sich meist beide Parteien um eine friedliche Lösung bemühen. Trotzdem ist es für die Mehrheit der Läufer immer eine spannende Angelegenheit, sobald sie sich Hunden nähern, egal ob angeleint oder nicht. Es gibt aber auch viele Läuferinnen und Läufer, die ihren Hund auf die tägliche Laufrunde mitnehmen. Entweder trabt der Hund an der Leine neben her oder folgt dem Herrchen oder Frauchen auch ohne. Hier dürfen Vierbeiner und
Zweibeiner ihren Bewegungsdrang ausleben und der schönsten Nebenbeschäftigung der Welt nachkommen. Diese schönste Nebenbeschäftigung kann man sogar im Wettkampf mit dem Hund gemeinsam erleben. Bei normalen Wettkämpfen ist es meistens verboten, mit einem Hund an der Seite zu laufen. Beim Carni-Cross hingegen ist es Pflicht. Hier vereinen Mensch und Hund ihre Kräfte und laufen gemeinsam. Über eine Leine sind beide miteinander verbunden, wobei in der Regel der Hund vorneweg läuft und einen Teil seiner Energie somit auf den Läufer überträgt. Kein Wunder also, dass fitte Läufer mit Unterstützung ihres Hundes wesentlich schneller laufen können als ohne dessen Zugkraft. Kommen wir noch einmal zu der eher konfliktbehafteten Beziehung zwischen Läufer und Hund zurück. Der Hund ist nicht der natürliche Feind des Läufers. Vielmehr ist es der Hundehalter, der oftmals nicht nachvollziehen kann, warum ein freilaufender Hund eine potentielle Bedrohung für die Läuferschaft darstellt. Natürlich passiert in 99,99 % der Fälle nichts. Doch der Spaß am Laufen wird für die Läuferinnen und Läufer deutlich weniger, wenn sie bei der Ausübung ihres Hobbys ständig darum fürchten müssen, von einem Hund angefallen zu werden. Man verringert zwangsläufig seine Laufgeschwindigkeit, nimmt eine verkrampfte Haltung ein und rechnet mit dem schlimmsten. Man kann sich also gut vorstellen, wie sich ein ängstlicher Läufer fühlt, der durch einen vielbelebten Stadtpark läuft und öfter als ihm lieb ist, auf einen nicht angeleinten Hund trifft. Wenn sich Läufer über Hunde unterhalten Hundehalter: „Der tut doch nichts. Der will nur spielen.“ (Typischer Spruch von Hundehaltern gegenüber Läufern) Übersetzung: „Mein Hund ist brav und wird Sie weder angreifen noch beißen. Es kann aber sein, dass er ein paar Meter mit ihnen mitlaufen oder Sie eventuell anspringen wird. Aber das ist halb so schlimm, schließlich verstehen Sie sicherlich, dass ich den Hund nicht angeleint habe, schließlich braucht der Hund seinen Auslauf. Außerdem macht es doch nichts, wenn Sie kurz stehen bleiben oder ihr Tempo verringern müssen.“
Anmerkung des Autors: Ich persönlich besitze keinen Hund. Ich habe keine
Angst vor Hunden, musste aber schon dutzend Male wegen Hunden meinen Lauf unterbrechen. Ich wurde noch nie gebissen.
Intervalle = Tempoläufe
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal selten maximal zweimal pro Woche Selbstoptimierer, ehrliche Läufer Trainer, Leidensgenossen 5
Was wäre ein Läuferleben ohne Tempoläufe? Es wäre herrlich, einfach nur herrlich. Man würde einfach nur tagein, tagaus Dauerläufe machen. Immer nur so schnell laufen, wie man gerade Lust hat. Man würde ausschließlich in seinem Wohlfühltempo unterwegs sein, mit seinen Laufkameraden über den neuesten Klatsch quatschen und dabei die Seele baumeln lassen. Man würde die Natur und die Umgebung in sich aufsaugen, das Zwitschern der Vögel und die wärmenden Strahlen der Sonne genießen. Man würde zu keinem Zeitpunkt auf die GPS-Uhr oder das Handy blicken, um seine Laufgeschwindigkeit oder die bereits zurückgelegte Distanz zu kontrollieren. Es wäre das Läuferparadies. Es gibt in diesem Läuferparadies aber ein paar gravierende Probleme. Bevor wir uns aber diesen Problemen widmen, muss zunächst einmal geklärt werden, was Tempoläufe sind. Tempoläufe sind Läufe von unterschiedlicher Zeitdauer oder Streckenlänge, die von Pausen unterbrochen werden. Diese Pausen können im Stehen, im Gehen, im langsamen Traben oder im flotteren Lauftempo verbracht werden. Die Dauer der Pausen kann dabei zwischen wenigen Sekunden oder mehreren Minuten variieren. Manchmal wird die Pausendauer als Laufdistanz vorgegeben, wobei zwischen 100 Metern und 2 Kilometern alles möglich ist. Die Streckenlängen der einzelnen Läufe können zwischen 100 Metern und mehreren Kilometern (allerdings selten mehr als 4 oder 5) abwechseln. Je nachdem, auf welche Wettkampfdistanz man sich vorbereitet. Die Pausen können zudem so gestaltet werden, dass man sich entweder nahezu komplett erholt oder eben nicht. Hier gibt es unzählige Variationen, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll. Egal wie lang die Tempoläufe (ein Synonym für Tempoläufe sind Intervalle bzw. Intervallläufe) oder Pausen sind, eines haben alle Tempoläufe gemeinsam. Man läuft schnell. Man schlägt ein Tempo an, das einem nicht leicht fällt und das einen aus seiner Komfortzone herausholt. Meistens ist die Geschwindigkeit bei diesen Läufen höher als die Geschwindigkeit, die man bei seinem nächsten Wettkampf anstrebt. Wer es sich z.B. zum Ziel gesetzt hat, in 8 Wochen bei einem 10km-Wettkampf die 50-Minuten-Marke zu knacken, könnte im Training 6 x 1.000 Meter in 4:50 Minuten mit jeweils 400 Meter lockerer Trabpause laufen. Und hier wird bereits das erste Problem deutlich. Ohne Tempoläufe wird es sehr
schwierig, sich auf Dauer zu verbessern. Zunächst reicht es, nur Dauerläufe zu machen, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Sobald man aber ein bestimmtes Niveau erreicht, wird es schwierig, sich ohne Tempoläufe zu verbessern. Natürlich werden Sie zu Recht einwenden, dass nicht jede Läuferin oder jeder Läufer an Wettkämpfen teilnimmt bzw. nicht immer Bestzeiten oder vordere Platzierungen erreichen möchte. Hier stimme ich Ihnen zu. Das nächste Problem ist da schon etwas gravierender, zumindest meiner Meinung nach. Es macht einfach Spaß, mal ohne Rücksicht auf Verluste schneller als sonst zu laufen. Der Fahrtwind prescht einem ins Gesicht. Die Umwelt fliegt förmlich an einem vorbei. Man spürt jede Faser seines Körpers. Oftmals ist man über sich selbst erstaunt, was der eigene Körper imstande ist zu leisten. Zudem ist es ein tolles Gefühl, wenn man Tempoläufe in der Gruppe macht. Wenn mehrere Läuferinnen und Läufer nebeneinander ihr Bestes geben und sich alle an ihrem Limit bewegen. Das schweißt unglaublich zusammen, außerdem kann man in solchen Situationen über sich hinauswachsen. Und genau diese Situationen machen einen Großteil des Reizes aus, den das Laufen mit sich bringt. Sobald man den letzten Tempolauf geschafft hat und sich mit den Händen auf den Knien abstützend im Ziel befindet, wird der Körper regelrecht mit Hormonen und Cannabinoiden geflutet. Dieser Zustand aus Erschöpfung, Stolz und Erleichterung ist genial. Er reicht zwar nicht ganz an das Runner’s High heran, das einen nach einem erfolgreichen Wettkampf regelrecht in Euphorie versetzt, viel fehlt aber nicht. Nicht nur aus diesem Grund machen viele leistungsorientierte Läufer zwei Mal pro Woche Tempoläufe. Es gibt aber auch genug Läuferinnen und Läufer, die darauf verzichten. Das muss und darf jeder für sich entscheiden. Wenn sich Läufer über Tempoläufe unterhalten Läufer: „Ich hab‘ schon ein bisschen Angst vor den Tempoläufen.“ Übersetzung: „Ich habe Respekt vor der anstrengenden und harten Trainingseinheit heute Abend. Ich werde deutlich schneller laufen als sonst, sogar schneller als im Wettkampf. Die Läufe, die ich mache, werden mich extrem fordern. Ich werde von Beginn an fast an mein Leistungsmaximum gehen müssen. Hoffentlich stehe ich die Läufe so wie geplant durch.“
joggen
Wortart Verwendungszweck
Verb lockeres Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
sehr hoch relativ oft bei Läufern kaum bis nie bequemer Schweißtropfenvermeider Nichtläufer 5
Glaubenskriege gibt es, seit der Mensch die Religion für sich entdeckt hat. Völlig egal, wann oder wo auf dieser Welt, immer wieder gab und gibt es Kontroversen um die einzig wahre Religion. Für einige Menschen ist das Laufen eine Art von Religion. Da gibt es bestimmte Rituale, an die man sich als Läufer zu halten hat. Da gibt es Glaubengrundsätze und Gebote, die nicht gebrochen werden dürfen. Laufen beinhaltet für viele eine grundsätzliche Lebenseinstellung. Für die Laufatheisten hingegen, die also nicht der Glaubensgemeinschaft der Läufer angehören, sind viele dieser Rituale oder Gebote nur schwierig bis kaum nachvollziehbar. Sie können es außerdem natürlich nicht verstehen, warum manche Dinge kein wirklich gläubiger Läufer hören will. Das ist so ähnlich wie mit der Bibel, dem Koran, der Tora oder den Schriften des Hinduismus. Hier wird jedes Wort auf das Genaueste gelesen, interpretiert und bewertet. So kann für verschiedene Gläubige der gleichen Religion ein- und derselbe Satz ganz verschiedene Bedeutungen haben, an denen sich leider schon Kriege entzündet haben. Unter Läufern brechen Gott sei Dank selten bis nie Kriege aus. Doch bei einem Wort scheiden sich die Geister: joggen. Für viele Läuferinnen und Läufer ist dieses dem Englischen entnommene Verb eine persona non grata. Sie sehen es als Beleidigung an, wenn man sie als Jogger oder Joggerin bezeichnet. Meist wird diese Bezeichnung von Nichtläufern gewählt, für die es oftmals keinen großen Unterschied macht, ob man nun das deutsche Laufen oder das denglische Joggen verwendet. Für sie bezeichnen beide Verben ein- und dasselbe. Nämlich die sportliche Fortbewegungsvariante, bei der bei jedem Schritt zumindest zeitweise beide Füße keinen Bodenkontakt mehr haben. Viele Läuferinnen und Läufer hingegen sehen in beiden Verben nicht ein- und dasselbe. Für sie ist Jogging eine Variante des Laufens, allerdings die weit weniger sportliche. So assoziieren viele Läufer mit dem Joggen automatisch Unsportlichkeit, Langsamkeit und Bequemlichkeit. Jogging ist nur etwas für vermeintlich Unsportliche, die vielleicht sogar nur mit einer Jogginghose, Joggingschuhen und einem Baumwollhemd ihre Runde mit Schlappschritt und kaum erkennbarer Flugphase durch den Stadtpark drehen. Wer läuft, ist nämlich deutlich schneller und eben sportlicher unterwegs als der gemeine Jogger, so die Meinung vieler Läuferinnen und Läufer. Dabei spielt es nicht unbedingt eine
Rolle, ob diese Läufer ihrem Hobby eher ambitioniert, also mit Leistungscharakter, oder aus anderen Beweggründen nachgehen. Da nimmt man es einem Arbeitskollegen oder einem Verwandten sehr übel, wenn dieser einen selbst als Jogger bezeichnet. Beim Joggen fehlt vielen Läuferinnen und Läufer der Leistungsaspekt, auf den sie bei ihrem liebsten Hobby nicht verzichten möchten. Als Jogger wird man in ihren Augen sofort zum Softie degradiert, der sich nur so weit anstrengt, dass man geradeso nicht ins Schwitzen gerät und unter gar keinen Umständen außer Atem kommt. Doch vielen Läufern ist es völlig egal, ob sie nun von der Außenwelt als Läufer oder Jogger wahrgenommen bzw. genannt werden. Das liegt daran, dass sie keinen Wert darauf legen. Zudem muss man als Läufer immer bedenken, dass Nichtläufer oftmals den Bedeutungsunterschied gar nicht kennen und keinerlei wertende Meinung mit ihrer Äußerung abgeben wollen. Wenn natürlich ein leistungsorientierter Läufer einen Laufkumpan auf einmal als Jogger bezeichnet, könnte damit sehr wohl ein kleiner Seitenhieb beabsichtigt sein. Denn Läufer untereinander bezeichnen sich eigentlich nicht als Jogger. Wenn sich Läufer übers Joggen unterhalten Läufer: „Ich gehe nachher 30 Minuten joggen.“ Übersetzung: „Ich werde nachher eine ganz gemütliche Runde drehen. Dafür werde ich ungefähr 30 Minuten brauchen, wobei ich keinerlei Wert auf das Tempo legen werde. Außerdem werde ich so laufen, dass mein subjektives Anstrengungsgefühl relativ niedrig sein wird.“
Kilometerschnitt
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal möglich immer absolut jeder Läufer jeder Gleichgesinnte 8
Jetzt wird es mathematisch. Viele Läuferinnen und Läufer sind wandelnde Taschenrechner, wobei diese Spezies langsam ausstirbt. Das liegt nicht daran, dass die Gehirne von Läuferinnen und Läufern durch die Ausübung ihres Hobbys degenerieren. Vielmehr liegt das an der fortschreitenden Technik. GPSUhren, Handy-Apps und zahlreiche andere technische Helfer führen dazu, dass immer weniger Läufer gezwungen werden, ihren Kilometerschnitt per Kopf auszurechnen. Der Kilometerschnitt ist dabei sozusagen die Währung der Läufer, vor allem natürlich der leistungsorientieren. Um es genauer zu sagen: Vor allem für die Läufer, die auf der Bahn oder auf der Straße wettkampfmäßig unterwegs sind, ist der Kilometerschnitt die ultimative Objektivierung ihrer Leistung, die einen umso größeren Wert besitzt, je kleiner diese Zahl ist. Doch auf für Trailläufer oder für Läufer, die nicht an Wettkämpfen teilnehmen, hat der Kilometerschnitt durchaus eine wichtige Bedeutung. Der Kilometerschnitt gibt die Zeit in Minuten und Sekunden an, die man für einen Kilometer benötigt hat. Schnitt ist dabei die Abkürzung für Durchschnitt. Wer z.B. einen 10km-Wettkampf absolviert und dafür exakt 50:00 Minuten braucht, hat für diesen Wettkampf einen Kilometerschnitt von 5:00 Minuten pro Kilometer zu Buche stehen. Während diese Rechnung selbst für die schlechtesten Mathematiker unter den Läufern noch mit Leichtigkeit im Kopf zu lösen ist, verhält es sich bei krummen Distanzen und Zeiten anders. Wer kann schon im Kopf den Kilometerschnitt berechnen, wenn man für 12,7 Kilometer 53:27 Minuten benötigt? Was früher noch mühsam mit Stift, Papier und eventuell einem Taschenrechner ausgerechnet werden musste, übernimmt mittlerweile die GPS-Uhr oder die Handy-App. Hier erscheint sofort nach dem Lauf der Kilometerschnitt für den gerade eben zurückgelegten Lauf. Kein mühsames Multiplizieren und Dividieren ist mehr notwendig. Manche Apps berechnen mittlerweile sogar das so genannte SAT (auf Steigung angepasstes Tempo), das die Zeit pro Kilometer in Bezug auf die Höhenmeter umrechnet. Wer also z.B. für einen Kilometer 5:40 Minuten gebraucht hat und während dieses Kilometers 40 Höhenmeter überwunden hat, hat ein ungefähres SAT von 5:00 Minuten pro Kilometer. Natürlich könnte man noch viele andere Faktoren berücksichtigen, wie
Temperatur, Wind oder Streckenuntergrund, um den Kilometerschnitt vergleichbarer zu machen. Doch so weit sind selbst die besten Apps noch nicht. Für viele Läufer ist es aber auch gar nicht so wichtig, ob der Kilometerschnitt ihre Laufleistung in aller Objektivität wiederspiegelt. Vielmehr stellt er für viele eine grobe Orientierung ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit dar. Zudem kann man so seine Läufe auf identischen Strecken über die vergangenen Wochen und Monate vergleichen. Stellt sich jetzt noch die Frage, warum Läuferinnen und Läufer nicht die in vielen Sportarten übliche Geschwindigkeitsangabe in km/h verwenden? Das liegt unter anderem daran, dass es in vordigitaler Zeit wesentlich schwieriger war, die Laufgeschwindigkeit in km/h zu berechnen, als eben in Minuten pro Kilometer. Außerdem war und ist es für viele Läuferinnen und Läufer, die auf einer 400m-Rundbahn trainieren, wesentlich einfacher, ihre Zwischenzeiten anhand des Kilometerschnitts zu berechnen. Wer vorhat, einen Kilometer in 4:00 Minuten zu laufen, kann relativ schnell berechnen, dass das 24 Sekunden pro 100 Meter, also 1:36 Minuten für eine 400m-Runde sind. Wenn man dagegen nur die Angabe in km/h hätte, was bei einem 4er-Schnitt 15 km/h wären, würde es schon viel komplizierter werden, die 100m- bzw. 400m-Zeit zu berechnen. Wie Sie vielleicht schon im Satz zuvor gemerkt haben, sind Läufer sehr pragmatisch. So wird aus einem Kilometerschnitt von 4:00 Minuten pro Kilometer ganz einfach ein 4er-Schnitt. Kein Wunder also, dass auch ein VierDreißiger-Schnitt oder ein Sechs-Zwölfer-Schnitt einfacher und schneller über die Lippen kommt als ein Tempo von 6:12 Minuten pro Kilometer. Wenn sich Läufer über den Kilometerschnitt unterhalten Läufer: „Ich muss einen 4:12er-Schnitt rennen, um unter 3 Stunden zu bleiben.“ Übersetzung: „Um mein Ziel für den nächsten Marathon zu erreichen, nämlich unter 3 Stunden zu bleiben, darf ich pro Kilometer 4:12 Minuten benötigen.“ Läufer: „Der 5er-Schnitt war echt locker heute.“ Übersetzung: „Der Dauerlauf heute war lockerer als erwartet. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Tempo von 12 km/h, also 5 Minuten pro Kilometer, recht hart werden würde. Aber irgendwie waren die Beine echt
frisch und erholt, sodass mir das Tempo unerwartet einfach gefallen ist.“
knüppeln
Wortart Verwendungszweck
Verb Gruppentraining
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
schwierig sehr wahrscheinlich manchmal ehrgeiziger Tempoliebhaber Läufer derselben Leistungskategorie 6
Die Sportsprache ist eine durchaus martialische Sprache. Man bedient sich gerne dem ein oder anderen schlagkräftigen Ausdruck. Sportjournalisten tragen zu diesem Phänomen bei, indem sie in ihren Reportagen und Moderationen sogar nicht davor zurückschrecken, Kriegsrhetorik zu verwenden. Da wird schon mal vom Krieg auf dem Fußballplatz oder der totalen Zerstörung des Gegners gesprochen. Das Laufen ist hier keine Ausnahme, wie man nicht nur anhand dieses kleinen Lexikons erkennen kann. Jedem von uns fällt irgendein Begriff zu unserem liebsten Hobby ein, den man mit Krieg oder Gewalt in Verbindung bringen kann. Obwohl das Laufen wohl eine der friedlichsten Sportarten der Welt ist, wird gerne der Knüppel aus dem Sack geholt. Doch damit schlagen wir nicht andere. Wenn überhaupt, schlagen wir uns selbst. Metaphorisch betrachtet ist das allerdings nicht ganz richtig. Denn durch unser Verhalten können wir sehr wohl dazu beitragen, dass andere indirekt durch uns Schmerzen und Qualen erleiden müssen. Damit meine ich nicht unbedingt den Lauftrainer, der seinen Schützling zu einem knallharten Intervalltraining verdonnert und von ihm verlangt, an seine Schmerzgrenze und darüber hinaus zu gehen. Ich meine viel mehr das gemeinsame Training, bei dem man sich unter Umständen gegenseitig zu Höchstleistungen antreibt. Hier wird gemeinsam geknüppelt. Dabei spielt die Art des Trainings keine Rolle. Man kann bei einem Dauerlauf genauso knüppeln wie bei einem Intervalltraining. Man kann auch alleine knüppeln, doch passender ist die Verwendung dieses Begriffs beim Gruppentraining. Dabei gilt nicht unbedingt das Sprichwort: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Man könnte es eher so formulieren: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid. Aber auch das wäre nicht ganz passend. Wenn man bei einem gemeinsamen Lauftraining knüppelt, dann versucht man auf Biegen und Brechen mit der Gruppe mitzuhalten. Es kann also passieren, dass man bereits ab dem ersten Kilometer oder eben ab dem ersten Lauf an seinem Leistungslimit unterwegs ist. Falls natürlich alle Gruppenmitglieder in etwas das gleiche Leistungsniveau haben, dann wird das Knüppeln umso heftiger und schmerzhafter ausfallen. Denn dies bedeutet, dass sich höchstwahrscheinlich niemand aus der Gruppe nach vorne lösen kann oder nach hinten verabschieden muss, sondern das zunächst alle gleich schnell laufen werden. Mit fortschreitender Dauer des Trainings wird dann die Tagesform, die
Leidensbereitschaft und die Motivation die entscheidende Rolle spielen, wer trotz größter Ermüdung noch eine Schippe drauf legen kann. Dies ist natürlich mit Schmerzen verbunden, man knüppelt sich also gegenseitig bzw. man kann durch eine Tempoverschärfung selbst dafür sorgen, dass man selbst und die anderen körperliche Schmerzen erleiden. Was für viele nach einer negativen Erfahrung aussieht, beschreiben viele Läuferinnen und Läufer als gewinnbringende, durchaus freudvolle Erfahrung, wenngleich der Spaß und die Freude meist erst mit Beendigung des Trainings eintreten. Man ist stolz auf das Geleistete und freut sich gemeinsam mit den anderen, das Training trotz größter Anstrengung gut überstanden zu haben. Dabei wird im Nachhinein oftmals festgestellt, dass man heute an sein persönliches Limit gehen musste, was vielleicht vorher gar nicht so geplant war. Hin und wieder nimmt man sich allerdings bereits vor dem gemeinsamen Training vor, heute zu knüppeln. Dieses planmäßige Vorgehen bedeutet nichts anderes, als dass man gleich gemeinsam ohne Rücksicht auf Verluste von Beginn des Trainings an Vollgas geben wird. Im Wettkampf übrigens kann man nicht knüppeln, denn in einem Wettkampf geht man ja meist immer an sein Limit und versucht sein Bestes zu geben. Wenn sich Läufer übers Knüppeln unterhalten Läufer: „Heute Abend werde ich mit den anderen so richtig knüppeln.“ Übersetzung: „Heute Abend werde ich mit den Mitgliedern meiner Trainingsgruppe ein richtig hartes Intervalltraining absolvieren. Ab dem ersten Lauf werden wir uns nichts schenken und uns von Anfang an am Limit bewegen. Dabei wird niemand die anderen davonziehen lassen wollen. Das verspricht größte Anstrengung aber auch irgendwie Spaß. Ich freue mich schon auf diese grenzwertig harte Belastung, die sicherlich teilweise schmerzvoll sein wird. Doch ich weiß, dass ich nach dem Training euphorisiert sein werde und hoffentlich auf meine Leistung stolz sein kann.“
Kompression
Wortart Verwendungszweck
Nomen vor dem Laufen am Kleiderschrank
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal gut möglich je nach Glaube selten bis häufig der sensible Farbenfrohe Fashion-Victims, Phlebologe 7
Hier scheiden sich in der Läuferwelt die Geister. Manch einer kann nicht mehr ohne, wohingegen andere liebend gerne darauf verzichten. Manche sind sogar so verrückt danach, dass sie selbst nach dem Laufen nicht genug davon bekommen können. Für viele ist es sogar eine mittlere Katastrophe, wenn sie einmal ohne einen Wettkampf bestreiten müssten. Die Rede ist von der Kompression, genauer gesagt von Kompressionskleidung. Normalerweise sind Läuferinnen und Läufer freiheitsliebende Wesen, die sich nur ungern in ihrem Tatendrang einengen lassen. Die Bewegung in der Natur (und wenn es nur der Stadtpark um die Ecke ist) vermittelt ein Stück Ungebundenheit in unserer oftmals mit Terminen überfrachteten, durchgeplanten Welt. Viele werden an der Auslebung ihrer tatsächlichen Wünsche ausgebremst und würden am liebsten die Fesseln der Gesellschaft sprengen. Es mag also verwunderlich klingen, dass gerade Läufer so sehr auf die einengende Klamotten stehen. Damit sind nicht die handelsüblichen Lauftights gemeint, die ein Maximum an Bewegungsfreiheit bei niedrigem Gewicht und wärmender Funktion erfüllen. Es sind tatsächlich Kleidungsstücke gemeint, die extrem eng am Körper anliegen. Des Läufers liebste Kompressionsklamotten sind dabei zweifelsfrei die Socken, die von den Zehenspitzen bis knapp unterhalb des Kniegelenks reichen. Während Frauen oftmals gerne die knallige Variante in Pink, Gelb oder Neongrün wählen, greifen die Männer meist auf unverfängliches Schwarz zurück. Gab es früher quasi nur einen Hersteller, haben mittlerweile auch einige etablierte Sportartikelhersteller den Trend erkannt und produzieren nebst Kompressionssocken auch Kompressionshosen und Kompressionsshirts. Selbst Kompressions-Schlafanzüge gibt es schon, in die der kompressionsaffine Läufer nach dem Laufen schlüpfen kann. Nichtläufer werden sich nun zu Recht die Frage stellen, warum man anstatt luftiger Laufklamotten die auf den ersten Blick unangenehmen Kompressionsutensilien anzieht. Die Antwort darauf sorgt wahrscheinlich sogar für noch mehr Verwirrung. Denn aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine verlässlichen Aussagen darüber, ob Kompressionskleidung einen Leistungsvorteil beim Laufen bringt oder nicht. Würde man durch Kompressionssocken schneller laufen, wäre es mehr als nachvollziehbar, sich vor einem Lauf in die engen Funktionsfasern hinein zu quetschen. Allerdings ist
die Studienlage dazu nicht eindeutig. Viele Läufer schwören aber trotzdem darauf, dass ihnen die Kompressionssocken helfen, besser und schneller zu laufen. Der vielbeschworene Placebo-Effekt lässt grüßen. Anders sieht es hingegen aus, wenn man die Wirkung der Kompressionskleidung in Bezug zur Regeneration setzt. Zieht man sich nach dem Training kompressive Kleidung an, so wird der venöse Rückström des Blutes erleichtert. Der Transport von Stoffwechselprodukten kann schneller erfolgen. Man erholt sich effektiver. Natürlich gibt es auch hier individuelle Unterschiede. Doch der aktuelle Stand der Forschung scheint relativ eindeutig zu sein. Fragt man nun Läuferinnen und Läufer, warum sie trotz der nicht einheitlichen Studien und Ergebnisse zum Thema Kompressionskleidung nicht darauf verzichten mögen, erhält man zwangsläufig viele verschiedene Antworten. Die häufigste ist aber auf jeden Fall die, dass der leichte Druck ein angenehmes Gefühl auf der Haut und in der Muskulatur erzeugt. Außerdem wärmt diese zweite Haut und bietet ein gewisses Maß an Schutzgefühl. Darüber hinaus sind Kompressionssocken für viele Läuferinnen und Läufer eine Art Statement, mit dem sie zum Ausdruck bringen wollen, dass sie den Laufsport ernsthaft betreiben und nichts dem Zufall überlassen wollen. Wenn man natürlich ganz böse sein möchte, dann könnte man den Kompressions-Aposteln unterstellen, an eine höhere Macht zu glauben, die der Kompressions-Kleidung innewohnt. Doch das wäre ungerecht, schließlich herrscht in Deutschland Glaubensfreiheit. Wenn sich Läufer über Kompression unterhalten Läufer: „Ohne meine Kompressionssocken laufe ich nicht.“ Übersetzung: „Wenn ich bei einem Wettkampf starte, brauche ich unbedingt meine enganliegenden Wadenstrümpfe. Sie vermitteln mir ein Gefühl von Leichtigkeit und pushen mich nach vorne. Ohne die Socken kann ich heute keine gute Leistung abrufen.“
Anmerkung des Autors:
Ich selbst trage beim Laufen keine Kompressionskleidung. Ganz selten allerdings schlüpfe ich nach dem Training, vor allem falls meine Waden verhärtet sind, in Kompressionssocken.
kriechen
Wortart Verwendungszweck
Verb miserables Training oder Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal nahezu unmissverständlich häufig bei Leistungsorientierten selbstkritische Selbstoptimierer Laufraketen 2
Läufer lieben Synonyme. Wie Sie vielleicht schon bei den anderen Lexikonartikeln gemerkt haben, sind Läuferinnen und Läufer ganz heiß darauf, ihre Fortbewegungsart mit möglichst vielen bedeutungsähnlichen Begriffen zu beschreiben. Da wird geflogen, marschiert, geheizt, gerollt oder sogar hin und wieder gegangen. Der Einfallsreichtum der Läufergemeinde scheint schier unerschöpflich. Manchmal soll schnelles, manchmal langsames Laufen und manchmal irgendetwas dazwischen beschrieben werden. Meist erschließt sich für Nichtläufer die Bedeutung des Lauf-Synonyms, manchmal aber auch nicht. Beim Kriechen gibt es nur sehr wenig Interpretationsspielraum. Hier wird sofort ersichtlich, dass es sich um eine langsame Variante des Laufens handeln muss. Allerdings ist wie so oft im Leben ein wenig Kontext nötig, um dieses Verb in seiner gesamten Bedeutungsweise verstehen zu können. Schließlich bewegen sich Läuferinnen und Läufer meist deutlich schneller als die meisten Kriechtiere, vor allem als deren prominenteste Vertreter, die Schnecken. Zunächst einmal muss bekannt sein, ob man im Wettkampf oder im Training kriecht. Wer im Wettkampf den Kriechgang einlegt, ist sicherlich meist noch schneller unterwegs als in einem normalen Training. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass das Verb kriechen für Läufer tatsächlich so etwas Ähnliches bedeutet wie das bodennahe Fortbewegen der Tiere. Meist wollen die Sportler nämlich darauf hinweisen, dass sie ihre Beine kaum noch vom Boden abheben konnten und sich der Körperschwerpunkt gefährlich nahe dem Untergrund annäherte. Man kann sich das relativ leicht vorstellen. Während die Sieger auf den letzten Metern aufrecht und mit federndem Schritt in Jubelpose dem Ziel entgegen laufen, sieht man bei den Verlierern hin und wieder Teilnehmer, die gebückt und mit schleichendem Schritt die Ziellinie überqueren. Wer hier kriecht und wer fliegt, ist kaum zu übersehen. Doch nicht immer ist es so offensichtlich, dass da gerade jemand angekrochen kommt. Denn streng genommen gibt es keine rein objektiven Bewertungsgrundlagen, wann man vom Kriechen sprechen darf und wann nicht. Natürlich tendiert man recht schnell dazu, dem oben beschriebenen Verlierer das Verb kriechen zuzuordnen. Aber vielleicht fühlt sich gerade dieser Läufer nicht als kriechendes Etwas, sondern erlebt sich als Raketengeschoss. Vielleicht ist er am Ende seiner Kräfte, mobilisiert noch einmal alle seine Reserven und ist stolz auf seine Leistung. Auch wenn es für den äußeren Betrachter nicht so aussehen
mag, dieser Mensch leistet gerade etwas Großartiges. Andererseits gibt es Läuferinnen und Läufer, die augenscheinlich mit hohem Tempo über die Laufbahn schweben, die aber von sich selbst behaupten würden, dass sie über die Tartanbahn kriechen. Wie kommen sie zu dieser abstrus erscheinenden Meinung über sich selbst? Sehr wahrscheinlich wären sie wohl gerne ein paar Sekunden schneller gelaufen oder es fühlte sich nicht so gut an wie erwartet. Damit lässt sich nun endgültig die wahre Bedeutung des Wortes kriechen als Synonym für das Laufen erklären. Sobald man trotz intensiven Einsatzes und großer Willensanstrengung nicht sein normales Laufgefühl- und / oder Tempo erreicht, spricht man davon, dass man gekrochen ist. Meist ist man deutlich langsamer als erwartet. Es spielt dabei keine Rolle, ob man den Leistungseinbruch erklären kann oder nicht. Kriechen ist kriechen, der Grund dafür ist nicht relevant. Wenn sich Läufer übers Kriechen unterhalten Läufer: „Heute Morgen bin ich echt nur durch die Gegend gekrochen.“ Übersetzung: „Bei meinem Dauerlauf heute Morgen kam ich nicht wirklich in Schwung. Ich habe sofort gemerkt, dass heute nichts geht. Obwohl ich versucht habe, zwischenzeitlich das Tempo zu erhöhen, bin ich immer wieder sofort in das langsame Tempo zurückgefallen. Es hat sich auch nicht wirklich gut angefühlt heute. Trotzdem habe ich den Dauerlauf durchgezogen, auch wenn ich deutlich länger als erwartet gebraucht habe.“
laufen
Wortart Verwendungszweck
Verb Training, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
sehr hoch nie extrem häufig alle alle 10
Eigentlich hätte das der erste Eintrag dieses kleinen Wörterbuchs sein sollen. Aber bekanntlich steht der Buchstabe L nicht am Anfang des Alphabets. Denn nichts ist wichtiger, als zu wissen, was Läuferinnen und Läufer eigentlich unter dem Begriff laufen verstehen. Es mag vielleicht zunächst etwas seltsam klingen, in einem Wörterbuch über das Laufen den Begriff des Laufens zu erklären bzw. zu definieren. Doch glauben Sie mir, wir Läufer sind ein besonderes Völkchen, für das ihre Lieblingssportart fast schon eine Religion ist. Dabei hat das Laufen zunächst einmal recht wenig mit Glauben zu tun. Es geht zunächst schlicht und einfach um Fakten. Laufen ist eine Bewegungsart. Dabei müssen zumindest zeitweise beide Füße in der Luft sein, dürfen also keinen Bodenkontakt haben. Alles andere ist kein Laufen. Da gibt es keine Diskussion, das ist keine Glaubensfrage. Sobald immer ein Fuß Bodenkontakt hat, ist es kein Laufen, sondern Gehen. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch die Geschwindigkeit ist, wie lange die Flugphase ist oder wie es aussieht. Soweit zur rein objektiven Definition des Laufens. Innerhalb der Laufgemeinschaft gibt es allerdings ein paar mehr Definitionen, was denn eigentlich Laufen ist. Da ist Laufen nicht gleich Laufen. Da gibt es die Gilde der Geschwindigkeitsfanatiker. Für diese ist Laufen nur dann Laufen, wenn eine bestimmte kritische Geschwindigkeit überschritten wird. Hier definiert jede Läufergruppe ihr eigenes Tempo. Da kann es schon sein, dass ein Tempo von langsamer als 10 km/h nicht mehr als laufen akzeptiert wird. Hier gibt es keine festgesetzten Grenzen. Natürlich mag dies diskriminierend sein, denn nicht jeder möchte oder kann wie eine Gazelle durch die Landschaft schweben. Aber Läufer sind da manchmal gnadenlos. Doch so engstirnig sind die wenigsten Läuferinnen und Läufer. Da wird jeder akzeptiert, der sich laufend fortbewegt. Etwas anders sieht es dagegen aus, wenn man ganz offensichtlich geht, also keine Flugphase mehr aufweist. Dann ist Schluss mit der Freundschaft. Jemand, der geht, läuft nicht. Punkt! Natürlich darf man während eines Dauerlaufs, ja sogar während eines Wettkampfs, gehen. Manchmal braucht man eine kurze Verschnaufpause, bleibt an einer Versorgungsstation stehen und nimmt ein Getränk oder möchte vielleicht kurz die Landschaft genießen. Aber wer bei einem Marathon die Hälfte der Distanz geht, weil er einfach nicht fit genug ist, um zu laufen, darf nicht von sich behaupten, einen Marathon gelaufen zu sein. Das gilt selbst dann, wenn man vor
dem offiziellen Zeitlimit das Ziel erreicht. Kommen wir noch zu einer viel diskutierten Frage in der Laufgemeinschaft. Muss man eine bestimmte Zeitdauer unterwegs sein, damit man vom Laufen sprechen kann? Hier orientiere ich mich an der offiziellen Richtlinie für einen Running-Streak. Es gibt Läuferinnen und Läufer, die Tag für Tag laufen und so möglichst viele Tage ohne Unterbrechung schaffen möchten. Damit diese Serie als fortgesetzt gilt, hat man sich darauf geeinigt, dass man dazu mindestens jeden Tag eine Meile am Stück laufen muss, also exakt 1.609 m. Alles darunter wird nicht als Lauf gezählt. Wie lang man dafür brauchen darf, ist hingegen nicht festgelegt. Man muss allerdings laufen und darf während dieser Meile nicht ins Gehen verfallen. Da nun das Laufen und ein Lauf definiert wurden, soll an dieser Stelle noch kurz darüber geschrieben werden, wann man sich selbst einen Läufer oder eine Läuferin nennen darf. Ich denke, dass sollte jeder für sich selbst entscheiden. Schließlich gibt es diejenigen, die bereits seit Jahren zweimal pro Woche die Laufschuhe schnüren, genauso wie diejenigen, die jeden Tag laufen, aber sich einmal im Jahr für vier Wochen eine Auszeit vom Laufen gönnen. Dazwischen gibt es viele Abstufungen. Läufer zu sein sollte kein Privileg sein. Jeder, der sich als Läufer sieht, sollte auch selbstbewusst in die Welt hinaus schreien: Ich bin Läufer. Wenn sich Läufer übers Laufen unterhalten Läufer: „Ich gehe heute laufen.“ Übersetzung: „Ich werde heute mindestens 1,6 Kilometer am Stück laufen. Dabei werden bei jedem Schritt zumindest für einen kurzen Zeitraum beide Füße den Boden verlassen. Wie hoch dabei das Tempo sein wird oder wie lange ich für meinen Lauf brauche, spielt dabei keine Rolle.“ Läufer: „Ich werde gleich laufen.“ Übersetzung: „Ich werde gleich Spaß haben.“
leichtfüßig
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal kaum möglich viel zu selten neidvoller Bewunderer Gazelle 9
Es gibt im Deutschen mannigfaltige Adjektive, die unsere Sprache lebendig und anschaulich darstellen, darunter aber nur sehr wenige zum Thema Füße. Den meisten von uns wird hier sehr wahrscheinlich nur barfuß einfallen, den Fußfetischisten hingegen wahrscheinlich ein paar mehr. Läufer sollten eigentlich auch zumindest im gewissen Maße Fußfetischisten sein, da die Füße für das Laufen von größter, sogar immanenter (um ein weiteres Adjektiv zu bemühen) Bedeutung sind. Schließlich müssen sie bei jedem Schritt das mehrfache Körpergewicht abfangen und tragen uns tausende von Kilometern. Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Trotzdem gibt es Läufer, die diese Aufgabe leichtfüßig lösen. Obwohl das Adjektiv in Läuferkreisen nicht missverstanden werden kann, könnte es durchaus sein, dass nicht-laufaffine (noch sein Adjektiv) Personen zumindest die exakte Bedeutung nicht ganz von alleine richtig erschließen können. Ein leichtfüßiger Läufer ist jemand, bei dem die Laufbewegung nicht nur spielerisch aussieht, sondern augenscheinlich mit wenig Energieaufwand erfolgt. Dieser scheint förmlich durch die Gegend zu schweben. Wenn man solche Athleten sieht, wird einem klar, warum der Mensch das ausdauerndste Lebewesen auf unserem Planeten ist. Warum der Homo sapiens zumindest theoretisch jedes andere Landtier in dieser Fähigkeit übertreffen kann. Leichtfüßige Läuferinnen und Läufer kennzeichnen sich durch einen extrem ökonomischen, meist auch ästhetisch ansprechenden Laufstil aus. Hier scheinen sämtliche Körperbewegungen auf die horizontale Fortbewegung ausgerichtet zu sein. Die Arme schwingen in Laufrichtung, der Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt, die Hüfte ist aufrecht, die Knie werden bei jedem Bodenkontakt nur leicht gebeugt und die Füße scheinen wie eine Feder vom Boden abzuprallen. Um als leichtfüßig zu gelten, sollte der Fuß beim Laufen nicht über die Ferse aufsetzen, sondern muss zunächst mit dem Vor- oder Mittelfuß diesen berühren. Bei extrem leichtfüßigen Athleten berührt in Folge die Ferse nicht den Boden, sodass das Sprunggelenk die gesamte Energie des aufprallenden Körpers abfangen muss. Es gibt zwar durchaus auch Athleten, die über die Ferse aufsetzen und deren Laufstil leichtfüßig erscheint, doch werden diese nie den Grad an Leichtfüßigkeit erreichen wie ein Vorfußläufer. In Perfektion ist das oftmals bei kenianischen oder äthiopischen Weltklasseläuferinnen- und Läufern zu
beobachten, die nicht nur aufgrund ihrer geringen Körpergröße und dem damit verbundenen niedrigen Körpergewicht extrem leichtfüßig erscheinen. Natürlich können auch Europäer, Asiaten oder Amerikaner leichtfüßig über den Asphalt schweben. Doch bedarf es zur Verwendung des Adjektivs meist einer Mindestgeschwindigkeit. Ein Läufer, der mit 10 km/h unterwegs ist, wird wohl nur selten als leichtfüßig bezeichnet werden, wenngleich auch Weltklasseathleten durchaus mit diesem Tempo ein- oder auslaufen. Natürlich gibt es keinen festgelegten Mindestwert, ab welcher Geschwindigkeit ein Laufstil oder ein Athlet als leichtfüßig beschrieben werden kann. Denn nur weil man einen Marathon mit 18 km/h laufen kann, ist man lange noch nicht leichtfüßig. Man darf sich also durchaus geehrt fühlen, wenn man von anderen den Titel eines leichtfüßigen Läufers verliehen bekommt. Sollte es einem zudem gelingen, seinen leichtfüßigen Laufstil auch bei totaler Ermüdung beizubehalten, dann hat man es als Läufer zumindest im ästhetischen Sinn an die Spitze geschafft. Meist gilt dies auch für den ökonomischen Thron. Denn leichtfüßiges Laufen beinhaltet auch immer eine energetische Komponente, da bei solch einem Laufstil wenig bis gar keine Energie verschwendet wird. Es gibt aber auch durchaus Läufer, die verkrampft versuchen, leichtfüßig (also auf dem Vorfuß) zu laufen, obwohl sie mit einem anderen Laufstil besser fahren würden. Aus diesem Grund muss jeder Athlet (in Verbindung mit einem Trainer) versuchen, den optimalen Laufstil für sich zu entwickeln. Wobei das Ziel nicht darin bestehen sollte, am Ende dieser Entwicklung als Leichtfuß bezeichnet zu werden. Wenn sich Läufer über das Adjektiv leichtfüßig unterhalten Läufer: „Wahnsinn wie leichtfüßig sie den Berg hinaufläuft.“ Übersetzung: „Das ist kaum zu glauben. Obwohl sie so schnell bergauf läuft, ist ihr die Anstrengung kaum anzusehen. Ihre Füße haben einen unglaublichen kurzen Bodenkontakt, sie schwebt förmlich nach oben. Es sieht einfach nur schön aus, wie sie die Steigung überwindet. Das ist Laufen!“
leere Kilometer
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Nomen überflüssiges Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal zu 100 % eher selten planloser Genussläufer, der Zwanghafte Trainingsplan-Modifizierer 2
Mit den leeren Kilometern verhält es sich so ähnlich wie bei den leeren Kalorien. Leere Kilometer, aber auch leere Kalorien, kann man sich eigentlich sparen. Man spricht in der Trainingslehre von leeren Kilometern, wenn sie für den Leistungsfortschritt nichts bringen. Was nun genau leere Kilometer sind, kann man nicht pauschal für jede Läuferin und jeden Läufer beantworten. Für den Hobbyläufer, der zwei- bis dreimal pro Woche die Laufschuhe schnürt, gibt es kaum leere Kilometer. Hier könnte man höchstens von halbleeren Kilometern sprechen. Beim ambitionierten Leistungs- oder Wettkampfläufer hingegen sollten leere Kilometer im Trainingsprozess möglichst vermieden werden. Leere Kilometer sind also gelaufene Kilometer, die für den Leistungsfortschritt nichts bringen. Natürlich werden sich jetzt sicherlich viele von Ihnen die Frage stellen, ob leere Kilometer wirklich existieren. Schließlich übt jeder gelaufene Meter einen Reiz auf den Körper aus. Ganz im Gegensatz zu jeder Minute, die wir faul auf der Couch liegen und nichts tun. Um diese Frage zu klären, müssen wir etwas tiefer in die Trainingslehre vordringen. Wenn jemand jeden Tag läuft und das jeden Tag mit demselben Tempo, dann wird dieser Läufer nicht besser werden, sondern wird in seiner Leistung stagnieren. Voraussetzung ist natürlich, dass jeder dieser Läufe auch gleich lang ist. Um tatsächlich besser zu werden, muss man aus seinem Wohlfühltempo ausbrechen und hin und wieder Intervalle oder schnellere Dauerläufe in sein Training einstreuen. Leistungsorientierte Läufer wissen über diesen Sachverhalt und absolvieren regelmäßig solche Trainingsprogramme. Zwischen den intensiven Belastungen werden die normalen Dauerläufe eingebaut, wobei das Tempo richtig gewählt werden muss. Läuft man zu schnell, überfordert man den Körper und man kann sich von den intensiven Einheiten nicht erholen. Läuft man hingegen zu langsam, so signalisiert man dem Körper, dass er an Leistung abbauen kann. Denn der Körper ist ein sehr ökonomisches Gebilde. Sobald er nämlich merkt, dass er überflüssige Muskeln oder andere Bausteine (Mitochondrien, …) hat, die er für das Weiterexistieren nicht benötigt, lässt er diese langsam verschwinden. Leere Kilometer sind also vor allem sehr langsam gelaufene Kilometer, die dem Körper signalisieren, dass er an Leistung verlieren kann. So würde z.B. ein 10km-Dauerlauf in 50 Minuten einem WeltklasseMarathonläufer kaum etwas bringen. Ein Hobbyläufer mit einer 10km-Bestzeit
von 42 Minuten würde hingegen sehr wahrscheinlich von so einem Lauf profitieren. Wenn sich Läufer über leere Kilometer unterhalten Läufer: „Die 30 Minuten heute waren eigentlich nur leere Kilometer.“ Übersetzung: „Der 30-minütige Dauerlauf war heute eigentlich völlig sinnlos und umsonst. Dieser Lauf hat mir nichts gebracht. Dadurch werde ich nicht besser. Es wäre besser gewesen, meinem Körper Ruhe zu gönnen und meine Gelenke, Sehnen und Muskeln nicht unnötig mit diesem Dauerlauf zu belasten.“
locker
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv spaßiges Training, gelungener Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal keine häufig Lebensläufer redefreudiger Laufpartner 9
Kaum ein anderes Adjektiv wird von Läuferinnen und Läufern, aber auch von Trainerinnen und Trainern, so oft bemüht wie locker. Kein anderes Wort beschreibt nämlich die Leichtigkeit des Laufens, die man so oft wie möglich spüren möchte. In unserer Leistungsgesellschaft, in der nicht immer alles locker und flockig von der Hand geht, möchte man das Gefühl der Lockerheit, das Gefühl des Flows, wenigstens in der Freizeit erleben. Deshalb sind auch die meisten Trainingseinheiten für Läufer eher locker. Eine lockere Trainingseinheit ist eine Übungseinheit, bei der man sich nicht über die Maße anstrengen muss und die man problemlos am nächsten Tag wiederholen könnte. Von einer lockeren Trainingseinheit sollte man sich spätestens nach 24 Stunden wieder komplett erholt haben, manch Trainingswissenschaftler setzt sogar nur 12 Stunden dafür an. Die Erholungszeit ist ein rein objektiver Maßstab, um ein Training als locker zu definieren, doch meist ist der Begriff locker eine eher subjektive Angelegenheit. So kann das Lauftempo an sich bzw. die gesamte Trainingseinheit als locker eingestuft werden. Man kann einen Sieg locker nach Hause laufen oder einfach nur ganz locker einen Wettkampf genießen. Allerdings ist das keinem objektivem Maßstab unterworfene Adjektiv locker eine höchst individuelle Angelegenheit, die vor allem beim Gruppentraining extrem unterschiedlich wahrgenommen wird. So ist für manchen Athleten ein Dauerlauf bei 80 % seiner maximalen Herzfrequenz eine lockere Angelegenheit, wobei ein anderer Läufer die exakt gleiche Intensität als anstrengend oder zumindest als nicht mehr locker wahrnimmt. Ob also ein Lauf als locker oder nicht empfunden wird, ist oftmals eine mentale Geschichte. Es gibt Tage, an denen man einen Lauf, obwohl man sich fast am Limit befindet, als locker einstuft. Das liegt daran, dass man einfach ein gutes Gefühl hat, wohlwissend, dass man kaum schneller laufen könnte. Dann gibt es aber Tage, an denen selbst ein ganz langsamer Dauerlauf, den man eigentlich in 99 % aller Fälle als locker beschreiben würde, eben nicht locker ist. Warum das so ist, ist dabei für Läuferinnen und Läufer nicht immer begründbar. Hier liegt ein wenig das Unberechenbare im Laufen versteckt, denn ein rein objektiv betrachtet lockerer Lauf ist für den Einzelnen nicht automatisch eine als locker empfundene Trainingseinheit.
Eine andere Bedeutung erfährt das Adjektiv locker, wenn man es in Beziehung mit dem Laufschritt benutzt. So kann eine Läuferin oder ein Läufer über einen lockeren Laufstil bzw. Laufschritt verfügen. Dabei ist das Wort locker nahezu wortwörtlich gemeint, denn ein lockerer Laufstil ist dadurch charakterisiert, dass nur die an der Laufbewegung beteiligten Muskeln angespannt werden, die restliche Muskulatur aber entspannt und eben locker bleibt. Das harmonische Zusammenspiel der Muskulatur führt zu einem meist ästhetischen und vom laufkundigen aber auch laufunkundigen Betrachter leichtfüßig wirkenden Laufschritt. Diese Lockerheit ist also einerseits schön anzusehen, andererseits aber auch sehr effektiv. So predigen vor allem die Sprinttrainer ihren Athleten das Gebot der Lockerheit. Für die oftmals muskelbepackten schnellsten Frauen und Männer der Welt ist es von größter Bedeutung, während der nur wenige Sekunden andauernden maximalen Belastung die nicht für die Sprintbewegung notwendigen Muskeln locker zu lassen. Ob ein Sprinter locker bleibt oder nicht, erkennt man oft an der Gesichtsmuskulatur. Ist diese nicht angespannt, schlabbert sie wie die Lefzen eines Hundes auf und ab. Ist sie hingegen angespannt, sind die Gesichtszüge verzerrt, wodurch viel unnötige Energie verschwendet wird. Diese Angespanntheit überträgt sich nicht selten auf andere Muskeln, im schlechtesten Fall sogar auf die Beinmuskulatur, die dann nicht mehr optimal arbeitet. Das erkennt man meist von außen daran, dass der Sprinter fest wird, also nur noch verkrampft läuft, was meist auch mit einer Reduzierung der Laufgeschwindigkeit einhergeht. Was für Sprinter gilt, gilt natürlich auch für Langstreckenläufer. Denn wer bei mehrstündigen Belastungen ständig verkrampft und angespannt läuft, verschwendet viel Energie. Locker bleiben ist hier mindestens genauso wichtig. Doch nicht nur die körperliche Lockerheit ist für Läuferinnen und Läufer von großer Bedeutung. Auch die mentale Lockerheit entscheidet oftmals über Sieg und Niederlage. Wer mental zwar fokussiert, aber nicht angespannt in ein Rennen geht, erlebt einen Wettkampf mit mehr Freude, und kann Niederlagen entspannter wegstecken. Diese Lockerheit spielt auch für die Motivation an sich eine wichtige Rolle. Viele Athleten, egal ob Weltklasse oder Hobbyklasse, beenden ihre Wettkampfkarriere oftmals, weil sie mit einer zu verkrampften Einstellung an den Start gehen und dem Druck nicht mehr Stand halten können. Ihnen fehlt die innere Lockerheit. Für diese Athleten ist ein gelungener Wettkampf mit Bestzeiten, Siegen und Erfolgen verbunden. Sie können sich
nicht am Wettkampf selbst erfreuen, sondern messen sich und ihre Leistung an oftmals überhöhten Ansprüchen. Lockerheit ist also auch durchaus eine psychologische Komponente, die man im Laufe einer Karriere erlernen, eben aber auch verlernen kann und die oftmals darüber entscheidet, wie lange eine Läuferkarriere dauert. Wenn sich Läufer über das Adjektiv locker unterhalten Läufer: „Mir hat gestern die Lockerheit gefehlt.“ Übersetzung: „Bei meinem Wettkampf gestern bin ich viel zu verkrampft an den Start gegangen. Ich war viel zu verbissen und wollte den Erfolg unbedingt. Diese hohe Erwartungshaltung hat dazu geführt, dass ich viel zu verkrampft gelaufen bin, also viel zu viel Energie verschwendet habe.“ Lauftrainer: „Du musst locker bleiben.“ Übersetzung: „Du musst einfach den Spaß am Laufen in den Vordergrund stellen. Mach‘ dir nicht zu viele Gedanken über Zeiten und Platzierungen. Erfreue dich einfach an der Laufbewegung selbst, an der Landschaft oder einfach an deinen Lauffreunden. Wenn du locker bleibst, wird sich der Erfolg ganz von alleine einstellen. Zudem hast du somit viel mehr Spaß und kannst ein Negativerlebnis schneller wieder vergessen.“ Läufer: „Das wird ein lockerer Dauerlauf.“ Übersetzung: „Wir machen heute den Dauerlauf in einem ganz gemütlichen Tempo. Lasst uns dabei nicht auf die Uhr schauen, sondern einfach nur den Lauf genießen. Am besten unterhalten wir uns über Gott und die Welt, sodass wir fast vergessen, dass wir gerade laufen. Keiner von uns sollte heute außer Atem kommen oder den Lauf in irgendeiner Art und Weise als anstrengend empfinden.“
Long Jog
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Nomen (Anglizismus) geheiligter Sonntags-Dauerlauf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch kaum einmal pro Woche stinknormaler (Marathon-) Läufer 0815-Läufer 9
Es gibt nur wenige Lauf-Fachtermini, die im ersten Moment selbsterklärend sind. Hierzu gehört zweifelsfrei der Long Jog. Denn was kann man schon an den beiden Wörtern long und jog falsch verstehen? Glauben Sie mir, man kann nicht nur bei den einzelnen Wörtern eine Menge falsch verstehen, sondern vor allem, wenn man beide kombiniert. Natürlich ist selbst der laufunerfahrenste Mensch auf dieser Welt, der des Englischen ein wenig mächtig ist, in der Lage, den Long Jog in die Kategorie Laufsport einzusortieren. Und dass es kein allzu kurzer Lauf sein kann … na ja, diese Erklärung spare ich mir. Der Long Jog wird in der Trainingslehre als mindestens 90-minütiger Dauerlauf definiert. Das Tempo beim längsten Dauerlauf der Trainingswoche spielt meist nur eine untergeordnete Rolle. Denn ansonsten würde er ja Pace Jog oder so ähnlich heißen. Beim Long Jog ist tatsächlich nur die Dauer von Bedeutung, zumindest bei einem Großteil der Läufer. Denn durch den langen Dauerlauf sollen vor allem Gelenke, Knochen, Sehnen, Muskeln und Bänder an die lange Laufbelastung gewöhnt werden, was auch durch langsames Tempo problemlos gelingt. Zudem soll der Fettstoffwechsel verbessert, sowie insgesamt der Stoffwechsel ökonomisiert werden. Wenn man also den Begriff Long Jog verwendet, weiß jeder in der Laufcommunity, dass damit der längste Dauerlauf innerhalb einer Trainingswoche gemeint ist, der meist deutlich länger ausfällt als die anderen Dauerläufe. Doch wie lang dieser nun tatsächlich ist, wird dadurch nicht ersichtlich. Die Länge des Long Jogs ist nämlich von mehreren Faktoren abhängig. Natürlich ist der Long Jog umso länger, je länger die angepeilte Wettkampfdistanz ist. Ein Marathonläufer muss im Training, so die meist einhellige Trainermeinung, zumindest einmal 35 Kilometer gelaufen sein. Je nach Zielzeit ergibt sich so eine Trainingsdauer von 2:00 – 4:00 Stunden, wobei die 2:00-Stunden-Marke einzig und allein den Spitzenläufern vorbehalten bleibt. Manch Trainer verfolgt auch die Philosophie, dass ein Athlet im Training einmal so lange unterwegs sein muss, wie er oder sie für den Marathon brauchen wird. Allerdings gilt das nur für Läuferinnen und Läufer, die weniger als drei Stunden unterwegs sein werden. Denn länger als drei Stunden sollte man beim Long Jog eigentlich nicht laufen.
Doch um sich vor allem für die immer mehr in Mode kommenden Ultraläufe vorzubereiten, die schon einmal einen halben Tag dauern können, darf ein Long Jog durchaus 4 – 5 Stunden in Anspruch nehmen. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich in den vergangenen Wochen und Monaten dementsprechend darauf vorbereitet hat. Aber nicht nur Marathon- oder Ultraläufer profitieren vom wöchentlichen langen Dauerlauf. Selbst Mittelstreckenläufer bauen in der Vorbereitungsphase (meist im europäischen Winter) längere Dauerläufe in ihren Trainingsplan ein, wobei hier meist bei 90 Minuten Schluss ist. Zudem ist das Tempo oftmals höher als bei reinen Langstreckenläufern. Long ist also relativ zu sehen. Für den einen Athleten ist long alles, was länger als 45 oder 60 Minuten ist. Ein anderer spricht erst ab drei Stunden oder länger von einem Long Jog. Und für ganz Ambitionierte existiert der Begriff Long Jog gar nicht. Denn Jog kommt ja bekanntlich von joggen. Viele Läufer würden nie in ihrem Läuferleben davon sprechen, dass sie joggen würden. Das liegt daran, dass mit joggen meistens langsames und gemütliches Laufen gemeint ist. Und viele leistungsorientierte Athleten würden niemals behaupten, dass sie langsam laufen würden. Sie würden also anstatt Long Jog den Begriff langer Dauerlauf verwenden. Wenn sich Läufer über den Long Jog unterhalten Läufer: „Der Long Jog ist die wichtigste Trainingseinheit in der Marathonvorbereitung." Übersetzung: „Der lange Dauerlauf ist die wichtigste Trainingseinheit in der Marathonvorbereitung. Dieser Dauerlauf ist dabei der mit Abstand längste in der Trainingswoche."
lutschen
Wortart Verwendungszweck
Verb immer, wenn man Kraft sparen möchte
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
meist gegeben sehr gut möglich häufig bei großen Läuferansammlungen Hinterherläufer der Typ vor dir 4
Radfahrer und Triathleten kennen sicherlich die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs, genauso wie es die meisten Wettkampfläufer tun. Das läuferische Lutschen hat dabei natürlich nichts mit Eis, Lollis oder Karamellbonbons zu tun, die man genüsslich im Mund zergehen lässt. Viele Läufer (vor allem Marathonund Ultraläufer) nehmen während des Trainings oder des Wettkampfs zuckerhaltige Gels, Bonbons oder Riegel zu sich, die man unter Umständen auch kurzzeitig lutscht. Doch dieses Lutschen ist damit nicht gemeint. Genauso wie das Lutschen eines Eis am Stiel Lust und Spaß bereitet, und einem so das Leben etwas erleichtert, so erleichtert das läuferische Lutschen ebenfalls ein wenig das Läuferleben. Mit Lutschen ist gemeint, dass man sich während eines Wettkampfes oder während eines Trainings in den Windschatten eines Mitstreiters begibt und so Kraft spart. Obwohl der Windschatteneffekt beim Laufen deutlich geringer als beim Radfahren ist, ist er doch spürbar. Wie viel Energie und Kraft man sich dadurch erspart, hängt natürlich von den äußeren Umständen ab. Bei starkem Gegenwind ist es extrem angenehm, wenige Zentimeter hinter einem anderen her zu laufen. Natürlich hängt es auch von der Statur des vornewegeilenden Läufers ab. Ist dieser breitschultrig und größer als man selbst, dann ist der Gegenwind deutlich reduziert. Wie viel Energie oder Kraft man wirklich im Windschatten eines Mitstreiters spart, ist wissenschaftlich (im Gegensatz zum Radfahren) nicht belegt. Allerdings sprechen erfahrene Läufer von Ersparnissen bis zu 3 Prozent. Das klingt nach nicht viel. Doch bezogen auf eine 10km-Bestzeit von 40 Minuten, würde das etwas mehr als eine Minute ausmachen. Nicht umsonst gibt es bei vielen hochklassigen Rennen oftmals Tempomacher, die sich vor das Läuferfeld spannen, um so den Läufern etwas den Wind zu nehmen. Während eines Wettkampfs zu lutschen, ist also mehr als verständlich. Doch selbst im Training macht es manchmal Sinn zu lutschen. Vor allem an Tagen, an denen man nicht zu 100 % fit oder mental nicht ganz auf der Höhe ist. Durch das Lutschen gelingt es manchmal, eine Trainingseinheit durchzustehen, die man alleine niemals geschafft hätte. Ganz wichtig ist noch zu erwähnen, dass man nur vom Lutschen sprechen darf, wenn man sich nicht bei seinem Windschattengeber revanchiert. So wechseln sich oftmals Läuferinnen und Läufer in ihrer Führungsarbeit ab. Da läuft
zunächst der eine für einen Kilometer vorneweg, auf dem nächsten Kilometer übernimmt der andere die Spitze. So kann jeder einmal vom Windschatten profitieren. Sollte noch ein dritter Läufer in dieser Gruppe sein, der zu keinem Zeitpunkt die Initiative ergreift und nach vorne geht, dann lutscht dieser Läufer. Die anderen beiden nicht. Laut dieser Definition hätte auch Eliud Kipchoge bei seinem inoffiziellen Marathon-Weltrekord von 1:59:40 Stunden in Wien andauernd nur gelutscht. Schließlich waren immer fünf Läufer in einer V-Formation vor ihm gelaufen, um ihm den optimalen Windschatten zu bieten. Allerdings ist in der Läufersprache meist nur dann vom Lutschen die Rede, falls man sich vor dem Rennen nicht mit den anderen abgesprochen hat. Wissen die Tempomacher im Vorfeld Bescheid, dass sich jemand an ihre Fersen hängt, so spricht man streng genommen nicht vom Lutschen. Ob man dieses Verb nun im Zusammenhang mit Kipchoges Fabellauf benutzen soll oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn sich Läufer übers Lutschen unterhalten Läufer: „Heute im Training habe ich nur gelutscht.“ Übersetzung: „Heute bei den Tempoläufen im Training bin ich nur hinter den anderen her gelaufen. Ich hatte keine Kraft und keine Lust, selbst für das Tempo zu sorgen und mich an der Führungsarbeit zu beteiligen. Ich habe den Windschatten der anderen ausgenutzt, um ein wenig Kraft zu sparen.“
(der) Mann mit dem Hammer
Wortart Verwendungszweck
Redewendung wenn man nicht mehr kann, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch fast nie regelmäßig Gel-Vergesser, Übermotivierte Notfall-Assistent, Verpflegungshelfer 1
Was hat man nicht schon alles bei Laufwettkämpfen gesehen? Da laufen Frauen und Männer in nur allen erdenklichen Verkleidungen. Vom Gartenzwerg, über Superman bis hin zu Krankenschwestern, Richtern oder Anzugträgern gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt. In München schreckt man z.B. auch nicht davor zurück, in Dirndl oder Lederhose anzutreten, wobei viele der verkleideten Läuferinnen und Läufer oftmals für einen guten Zweck unterwegs sind. Ganz selten sieht man hingegen Läuferinnen und Läufer, die sich als Handwerker verkleiden. Dabei könnte man sich durchaus vorstellen, als Schmied, Schreiner oder Heizungsinstallateur einen Marathon zu absolvieren. Mit einem echten Hammer durch die Gegend zu laufen, wäre also keine gar keine so abwegige Idee. Diesen Mann mit dem Hammer trifft man aber nur selten. Trotzdem macht ein nicht geringer Anteil der Läufer während ihres Wettkampfs mit dem in Läuferkreisen unbeliebten Kameraden Bekanntschaft. Dabei könnten sie gerne darauf verzichten. Als Mann mit dem Hammer bezeichnet man schlicht und einfach die Situation in einem Langstreckenrennen (meist Marathon oder länger), in der man unfreiwillig langsamer wird. Trotz aller Willenskraft kann man das bisherige Tempo einfach nicht mehr halten. Man muss die Laufgeschwindigkeit reduzieren. Der Grund dafür ist einfach: Zu Beginn einer intensiven Belastung gewinnt die Muskulatur ihre Energie hauptsächlich mit Hilfe von Sauerstoff und Kohlenhydraten. Die Kohlenhydratvorräte im Körper werden also verbrannt, wobei diese relativ schnell aufgebraucht werden. Fügt man z.B. während eines Marathons nicht von außen durch Nahrung oder Getränke Kohlenhydrate zu, so sind die Reserven selbst bei austrainierten Athleten nach 30 – 35 Kilometern zu Ende. Dies gilt allerdings nur, wenn man an seinem persönlichen Leistungslimit läuft. Was dann geschieht, ist schnell erklärt. Sobald die Kohlenhydrate verbraucht sind, kann der Körper nur noch Fette und Sauerstoff zur Energieproduktion verwenden. Dabei wird aber deutlich weniger Energie freigesetzt, als bei der Verbrennung von Kohlenhydraten und Sauerstoff. Die Folge der geringeren Energieproduktion: Man wird langsamer. Dieses mehr als unangenehme Gefühl zwingt einen zu einer deutlichen Temporeduzierung. Dabei macht der Mann mit
dem Hammer auch nicht vor Weltklasseläufern halt, die sich entweder unzureichend auf den Marathon vorbereitet oder während des Laufs zu wenig Energie zu sich genommen haben. Der Mann mit dem Hammer ist also eine Metapher. Natürlich kann man der persona non grata auch bei anderen Wettkämpfen als beim Marathon begegnen, meist natürlich bei längeren. Allerdings beschränkt sich der Mann mit dem Hammer nicht nur auf Wettkämpfe. Genauso kann man ihn im Training treffen, wobei das unter Umständen weit gravierendere Folgen haben kann als im Wettkampf. Hier sind meist andere Läuferinnen und Läufer oder Zuschauer um einen herum, die einem helfen können. Denn manchmal führt der Mann mit dem Hammer dazu, dass man unter Umständen den Lauf beenden muss, da der Körper mit dem plötzlich auftretenden Energiedefizit einfach nicht zurechtkommt. Viele Sportler können dann nur noch gehen, was angesichts der oftmals großen Distanzen bis ins Ziel recht lange dauern würde. Zudem kommen zu der körperlichen Schwäche hin und wieder auch Schwindel und andere Bewusstseinsstörungen hinzu. Schließlich hat der Körper alle Kohlenhydrate verbrannt und das Gehirn arbeitet nun mal fast ausschließlich mit diesem Energieträger. Im Training ist man dagegen oftmals auf sich alleine gestellt. Wenn man dann noch im tiefsten Wald oder in den Bergen unterwegs ist, mehrere Kilometer vom nächsten Haus oder der nächsten Straße entfernt, dann kann die Begegnung mit dem Mann mit dem Hammer schnell zu ernsthaften Konsequenzen führen. Deshalb sollte man immer entweder ein Handy sowie eine Notration Kohlenhydrate bzw. Zucker mit dabei haben. Wenn sich Läufer über den Mann mit dem Hammer unterhalten Läufer: „Ich habe Angst vor dem Mann mit dem Hammer.” Übersetzung: „Ich habe bei meinem nächsten Marathon Angst davor, dass ich einbreche. Bis Kilometer 30 sollte es kein Problem sein, doch was danach geschieht und wie es mir gehen wird, weiß ich nicht. Es kann gut sein, dass ich auf einmal keine Energie mehr habe, langsamer werde und unter Umständen sogar das Rennen beenden muss.”
marschieren
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal häufig relativ selten mutige Vorneweg-Stürmer begeisterte Zuhörer 8
Läufer lassen sich in zwei verschiedene Spezies einteilen: Einzelgänger und Herdentiere. Die einen lieben es, alleine ihre Runden durch die Natur zu drehen. Andere brauchen unbedingt die Gesellschaft eines anderen oder einer Gruppe, ansonsten würden sie keinen Schritt vor die Tür setzen. Trotzdem meint der Läufer oder Trainer mit marschieren nicht, dass die Läufer in einer Gruppe im Gleichschritt durch den Wald oder im Stadion unterwegs sein müssen. Vielleicht abgesehen von einer Truppe Soldaten, die im Gleichschritt ihren morgendlichen Dauerlauf gemeinschaftlich in der Grundausbildung absolvieren. Unter marschieren versteht der Trainer oder Läufer, dass man das eigene Tempo bis nahe an sein persönliches Limit erhöht, meist verbunden damit, dass man sich an die Spitze des Läuferfeldes oder der Gruppe setzt. Das muss natürlich nicht zwingend in einem Wettkampf geschehen, sondern kann auch im Training passieren. Man braucht streng genommen nicht einmal eine Gruppe, man kann auch alleine marschieren. Um diesen Läuferbegriff im richtigen Moment einzusetzen, müssen allerdings einige Rahmenbedingungen erfüllt sein. So spricht man nur von marschieren, wenn der Marschierer, also der Läufer, der auf das Tempo drückt. In diesem Moment einen guten Eindruck hinterlässt. Man sieht diesem Athleten das Selbstbewusstsein an. Jede einzelne Körperzelle verströmt in dieser Situation die Zuversicht, dass das angeschlagene Tempo nicht zu schnell ist. Man darf auch nur dann vom Marschieren sprechen, wenn der Athlet an seinem läuferischen Limit unterwegs bzw. sich langsam diesem annähert. Ist jemand seinen Konkurrenten deutlich überlegen, weil seine 10km-Bestzeit fünf Minuten schneller ist als im Vergleich zu den anderen, dann ist dieses Verb unangebracht. Alle Läuferinnen und Läufer müssen sich ungefähr auf demselben Leistungsniveau befinden. Denn gerade diese Tatsache verlangt ja Mut und Risikobereitschaft. Schließlich bietet man ja den anderen Läufern nun die Möglichkeit, sich im Windschatten ein wenig auszuruhen. Es ist also ein schmaler Grat. Gelingt es einem, durch das höhere Tempo, seine Kontrahenten müde zu laufen und im besten Fall abzuhängen. Oder verschwendet man mit dieser Aktion überflüssige Energie, die man sich besser für den Schlussspurt aufbewahren sollte? Wie auch immer das Rennen ausgeht, man attestiert dem Marschierer automatisch Mut und bringt ihm mit dieser Äußerung Respekt entgegen. Denn
alleine vornweg zu marschieren, ist eine sehr mutige Aktion, die sich viele Läuferinnen und Läufern nicht zutrauen. Es spielt im Übrigen keine Rolle, ob man mit seiner furchtlosen Aktion Erfolg haben wird oder nicht. Falls man eventuell einbrechen sollte und vielleicht im schlimmsten Fall sogar das Rennen als Letzter beendet, darf man nach dem Rennen durchaus zu diesem Athleten sagen, dass er schön vorneweg marschiert sei. Um das Verb marschieren verwenden zu dürfen, spielt es allerdings eine sehr entscheidende Rolle, wann man die Führung übernimmt. Setzt man sich bei einem Bahnrennen erst ein oder zwei Runden vor dem Ziel an die Spitze, dann ist dieser Begriff nicht angebracht. Man muss schon relativ früh im Verlauf eines Rennens oder eines Dauerlaufs den Weg an die Spitze der Gruppe finden. Je früher man dieses Wagnis eingeht, desto größer ist schließlich der Mut, desto größer ist das Risiko zu scheitern. Sobald man im Training den Begriff marschieren verwendet, bringt man damit zum Ausdruck, dass man sich in guter Form befindet. Man gibt seinem Gesprächspartner zu erkennen, dass man selbstbewusst von Beginn an ein hohes Tempo gewählt hat. Es spielt dabei keine Rolle, ob man alleine oder in einer Gruppe läuft. Schließlich kann man auch, zumindest im läuferischen Sinne, sehr gut alleine marschieren. Wenn sich Läufer übers Marschieren unterhalten Läufer: „Der marschiert heute aber richtig vorne weg." Übersetzung: „Dieser Läufer will es heute aber wissen, indem er sich an die Spitze des Läuferfeldes setzt und das Tempo hoch hält. Er läuft gerade so schnell wie er kann. Respekt für diesen Mut." Läufer: „Gestern bin ich richtig marschiert." Übersetzung: „Gestern ist es mir gelungen, ein hohes Tempo für lange Zeit zu halten. Dabei habe ich mich echt gut gefühlt. Ich konnte überraschend lange mit dieser hohen Intensität laufen. Ich bin wirklich selbst überrascht von mir."
nüchtern
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv nur im Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch häufig häufig vormittags oder am frühen Morgen Fettstoffwechsel-Ankurbler der kleine (oder große) Hunger 5
Bevor hier irgendwelche Missverständnisse aufkommen sollten, muss gleich Folgendes vornweg erwähnt werden. Läuferinnen und Läufer trinken nicht mehr Alkohol als der Durchschnitt. Es gibt zwar dazu keine belastbaren Studien, allerdings haben Umfragen und Studien zumindest ergeben, dass sich Läufer in der Regel etwas gesünder und bewusster ernähren als der Rest der Bevölkerung. Das ist sicherlich auch nicht großartig verwunderlich, schließlich ist ein gesunder und leistungsfähiger Körper die Grundvoraussetzung für ein regelmäßiges Lauftraining. Anders herum will man natürlich durch das Laufen einen fitten und gesunden Körper bekommen. Es scheint also quasi überflüssig, darüber zu schreiben, ob Läufer im nüchternen Zustand laufen oder eben nicht. Jetzt kommt aber die große Überraschung: Läufer absolvieren ihre Trainingseinheiten mehrheitlich in einem nicht nüchternen Zustand. Wie sich jetzt die meisten aufmerksamen Leser schon denken können, kann sich der Zustand der Nüchternheit in diesem Kontext nicht auf die Abstinenz von Alkohol beschränken. Ansonsten müsste ja schließlich die Mehrheit der Laufenden einen gewissen Grundpegel benötigen, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Nüchtern bezieht sich in diesem Zusammenhang darauf, ob in der Muskulatur und in der Leber die Kohlenhydratspeicher aufgefüllt sind oder nicht. Ist dies der Fall, dann läuft man nicht nüchtern. In diesem Zustand ist der Körper leistungsfähig, man kann den Lauf im Vollbesitz seiner Kräfte beginnen. Startet man hingegen im nüchternen Zustand in ein Lauftraining, setzt man sich freiwillig erschwerten Bedingungen aus. Wobei man hier zwischen den Zuständen nüchtern und komplett nüchtern unterscheiden muss. Jemand, der komplett nüchtern einen Dauerlauf beginnt, hat nicht nur eine Mahlzeit ausgelassen, sondern hat in den Vortagen aktiv daran gearbeitet, die Kohlenhydratspeicher zu entleeren. Man könnte diesen Zustand wie folgt beschreiben. Stellen Sie sich ein Formel 1- Auto vor, das seine volle Leistung nur mit einem speziell dafür produzierten Treibstoff entfaltet. Am Vortag haben Sie den Tank zu 90 % leer gefahren. Sie wollen nun ein paar Testrunden auf der Rennstrecke drehen, es steht ihnen aber der Supertreibstoff nicht mehr zur Verfügung. Sie greifen zu minderwertigem, handelsüblichem Benzin und fahren los. Sie merken sofort, dass das Auto nicht mehr so spritzig ist und gar nicht mehr in die hohen Drehzahlbereiche kommt. So ähnlich ist das auch bei einem
Nüchternlauf. Man kommt kaum in Schwung. Die Beine fühlen sich leer an. Man kann zwar ein gewisses Grundtempo relativ problemlos erreichen, doch ein hohes Tempo ist nicht möglich. Die Kohlenhydrate, der Supertreibstoff für die Muskulatur, stehen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Ihre Muskeln sind gezwungen, mit dem minderwertigen Treibstoff Fett vorlieb zu nehmen. Man läuft nun quasi in dem Zustand, in dem man sich am Ende eines Marathons befindet, allerdings ohne die muskuläre Ermüdung durch die vielen tausend Schritte zuvor. Für Nichtläufer stellt sich nun zwangsläufig folgende Frage: Warum tut man sich das um Gotteswillen an? Um das zu verstehen, muss man ein wenig in die Funktionsweise des menschlichen Stoffwechsels eintauchen. Dabei gilt folgende Faustregel: Je mehr Mitochondrien eine Muskelzelle aufweist, desto ausdauernder ist sie. Die Mitochondrien sind hauptsächlich für die Energiegewinnung verantwortlich. Das Ziel eines jeden Läufers, der schneller und ausdauernder werden will, ist es, die Zahl der Mitochondrien zu erhöhen. Das funktioniert zunächst durch Lauftraining (egal ob im nüchternen Zustand oder nicht) wunderbar. Ab einem gewissen Ausdauerniveau wird es aber natürlich immer schwieriger, die Zahl der Mitochondrien zu erhöhen. Dann greift man auf das Nüchterntraining zurück. Dadurch erhofft man sich, da ja fast nur noch ausschließlich Fett als Energieträger zur Verfügung steht, den Stoffwechsel dazu zu bringen, besser mit dem Treibstoff Fett umzugehen. Und das gelingt durch eine Neubildung von Mitochondrien. Neueste Studien haben nämlich gezeigt, dass umso mehr Mitochondrien gebildet werden, je weniger Kohlenhydrate zur Energiegewinnung zur Verfügung stehen. Allerdings haben diese Studien nicht beweisen können, dass man dadurch auch wirklich schneller oder ausdauernder wird. Hier muss in den nächsten Jahren noch einiges erforscht werden. Nüchtern zu laufen ist also (wahrscheinlich) eine Möglichkeit, seinen Körper noch fitter zu machen, wobei ich jedem rate, der das noch nicht ausprobiert hat, vorsichtig in das Experiment zu starten. Denn wirkliche Nüchternläufe sind gewöhnungsbedürftig und vor allem zu Beginn nicht vergleichbar mit normalen Läufen. Man fühlt sich schlapp und müde und verflucht sich, warum man vorher nichts gegessen hat. Doch mit der Zeit wird es besser, der Körper gewöhnt sich daran. Wenn sich Läufer über das Adjektiv nüchtern unterhalten
Läufer: „Ich bin heute Morgen meinen Dauerlauf komplett nüchtern gelaufen.“ Übersetzung: „Heute Morgen bin ich in den Dauerlauf gestartet, ohne vorher etwas zu frühstücken. Außerdem habe ich am Vorabend fast komplett auf Kohlenhydrate verzichtet. Nach meinem harten Tempolauftraining gestern Abend habe ich fast ausschließlich Eiweiße und Fette zu mir genommen. So bin ich heute mit nahezu komplett leerem Kohlenhydratspeicher in den Dauerlauf gestartet.“
quälen
Wortart Verwendungszweck
Verb richtig fiese Trainingseinheiten
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
niedrig könnten passieren unerwartet selten Masochist sadistischer Trainer? 3, bei Masochisten bis 8 möglich
Muss man sich selbst quälen können, um ein guter Läufer zu sein? Oder anders herum gefragt: Sind erfolgreiche Läufer masochistisch veranlagt? Hierauf gibt es eine ganz klare Antwort: NEIN. Denn Läuferinnen und Läufer betreiben ihr Hobby aus Leidenschaft. Vielleicht haben manche aus ganz profanen Gründen wie Abnehmen oder etwas für die Gesundheit tun angefangen. Doch bei vielen hat sich daraus eine innige Beziehung zum Laufen entwickelt, die sie nie wieder beenden wollen. Müssen sie aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen doch einmal damit aufhören, sind die meisten todtraurig und sehnen sich nach der Wiederaufnahme ihres liebsten Hobbys. Natürlich gibt es auch Menschen, die regelmäßig laufen, obwohl sie eigentlich gar keine rechte Lust dazu haben. Sie müssen sich regelrecht dazu aufraffen. Doch selbst diese Zeitgenossen würden wohl kaum davon sprechen, dass das Laufen für sie eine Qual darstellt. Und selbst falls sie es tun würden, dann wäre das Wort quälen nicht korrekt verwendet, zumindest nicht in der Läufersprache. Obwohl also die meisten Läuferinnen und Läufer ihr Hobby lieben, verwenden viele von ihnen den Begriff quälen im Zusammenhang mit ihrer Leidenschaft. Wie oft habe ich schon von Lauffreunden oder Vereinskameraden gehört, dass sie sich gestern richtig quälen mussten. Wenn sie davon reden, schwingt nicht selten eine Art von Stolz in ihrer Stimme. Man lobt sich selbst dafür, das anstrengende und harte Training nicht vorzeitig beendet, sondern bis zum Ende durchgezogen zu haben. Meist signalisiert man seinem Gegenüber damit, dass man sich bereits zu Beginn des Trainings schlecht fühlt. Trotz Müdigkeit oder schlechter Beine hat man aber alles versucht, um die Zeit- oder Tempovorgaben weitestgehend zu erfüllen. Ob das gelungen ist, steht dabei auf einem anderen Blatt. Wenn ein Läufer davon spricht, dass er sich gequält hat, will er vor allem darauf aufmerksam machen, dass er die Trainingseinheit am liebsten abgebrochen hätte, sich aber doch irgendwie motivieren konnte, eben nicht vorzeitig aufzugeben. Natürlich erfährt der Zuhörer automatisch, dass es dem Erzähler nicht gut gegangen ist, dass er sich schlechter als sonst gefühlt hatte. Nicht jeder, der ein anstrengendes Training mit vollem Einsatz geschafft hat, hat sich auch automatisch quälen müssen. Es gibt Tage, da toleriert man die Anstrengung relativ problemlos, obwohl man sich gerade an seinem läuferischen Limit bewegt. Es gibt aber auch solche Tage, an denen es einem schwerfällt, die Anstrengung zu akzeptieren und sie zu ertragen. Oftmals startet man an eben an
diesen Tagen schon müde und gestresst in das Training und hat keine rechte Lust auf die zu erwartende Schinderei. Hier spielt die mentale Komponente eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer sich mental nicht auf die bevorstehende harte Einheit einstellt, der muss sich aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich mehr quälen als jemand, der bereits im Vorfeld akzeptiert, dass es heute sehr anstrengend wird. Natürlich mag auch der müde Körper eine Rolle spielen, der dem Gehirn signalisieren will, dass er es heute ruhiger angehen lassen möchte. Doch oftmals ist es der Kopf, der darüber entscheidet, ob das Training zu einer Qual wird oder nicht. Es ist also eine ziemlich subjektive Angelegenheit, ob jemand das Lauftraining als Qual empfindet oder nicht. Deshalb sollte man als Lauffreund, aber auch als Nichtläufer, die Aussage des anderen akzeptieren, dass er sich quälen musste. Es gibt nämlich nichts Schlimmeres, als wenn jemand versucht, die Leistung des anderen herunterzuspielen. Natürlich mag es sein, dass man selbst einen 10kmLauf in 50 Minuten im flachen Gelände bei 18° C und schönstem Wetter niemals als Qual empfinden würde. Doch falls ein anderer genau das tut, sollte man sein eigenes Empfinden hinten anstellen und dem anderen zumindest ein gewisses Maß an Akzeptanz entgegenbringen. Manchmal sorgen natürlich äußere Umstände dafür, dass man sich beim Laufen mehr anstrengen muss als normal, oder sich tatsächlich selbst quälen muss. Hierzu gehören extreme Wetterbedingungen wie starker Gegenwind, Platzregen, unerwartete Hitze oder große Kälte sowie plötzlich auftretende Blessuren wie schmerzhafte Blasen, Druckstellen oder wund gescheuerte Körperstellen. Natürlich könnte man stehen bleiben, den Lauf beenden und der Qual ein Ende setzen. Doch für die meisten Läuferinnen und Läufer kommt diese Option nicht in Frage. Sie laufen weiter. In diesem Fall ist dann die zu Beginn des Lexikonartikels gestellte Frage doch nicht so ohne weiteres mit nein zu beantworten. Wenn sich Läufer übers Quälen unterhalten Läufer: „Gestern habe ich mich ganz schön quälen müssen.“ Übersetzung: „Die gestrige Trainingseinheit war extrem hart für mich. Ich habe mich von Beginn an nicht so gut gefühlt und habe mich sehr schwer getan, das vorher geplante Tempo einzuhalten. Trotzdem habe ich das Training ordentlich durchgezogen und bin stolz darauf, es nicht
abgebrochen zu haben.“
Regenerationslauf
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training, Fast-Ruhetage
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch möglich hin und wieder fleißiger Kilometersammler langsamerer oder schneller Laufkumpel 7
Jetzt wird es kompliziert. Regeneration bedeutet so viel wie Erholung. Die Phase der Regeneration benötigt der Körper, um sich von einer vorausgehenden Belastung zu erholen. Wir alle kennen das nur zu gut. Nach einem stressigen Tag im Büro, auf der Baustelle, im Geschäft, im Außendienst oder zuhause mit den Kindern wünscht man sich nichts mehr, als sich für einen Moment entspannen zu können. Man braucht Erholung vom Stress des Tages, wobei dieser Stress körperlich, emotional oder psychisch sein kann. Jeder von uns hat seine eigenen Strategien entwickelt um sich geistig und / oder körperlich wieder zu erholen. Für viele ist körperliche Bewegung nach einem langen Arbeitstag das Mittel der Wahl. Durch die sportliche Betätigung wird der Stress der vergangenen Stunden quasi vergessen gemacht. Danach fühlt man sich oftmals zufrieden, wohl und ausgeglichen. Das Laufen ist hierbei eine der beliebtesten Sportarten. Wer jetzt eins und eins zusammenzählt, wird allerdings nicht auf das korrekte Ergebnis kommen. Denn ein Regenerationslauf ist nicht das, was Sie nach diesen einleitenden Gedanken denken könnten. Ein Regenerationslauf ist ein relativ kurzer Dauerlauf, der die Regenerationsprozesse im Körper nach einem harten Training oder Wettkampf unterstützen soll. Dieser Lauf findet entweder in den Tagen danach statt, oder wie bei Profis, mitunter noch am selben Tag einige Stunden später. Das soll heißen, dass man hier zum Zwecke der Erholung läuft. Für viele Läuferinnen und Läufer mag dies ein unüberwindbarer Widerspruch sein. Wie kann man sich bei einem Dauerlauf, bei einer sportlich anspruchsvollen Betätigung, von einer anderen sportlichen Betätigung erholen können? Um das zu erklären, muss man gleich eines vorneweg klären. Nicht jede Läuferin und jeder Läufer ist in der Lage, einen Regenerationslauf zu machen. Hierzu ist ein gewisses Fitnessniveau unerlässlich, weshalb der Regenerationslauf vornehmlich den leistungsorientierten Vertretern des Laufsports vorbehalten bleibt. Kommen wir zu den nackten Zahlen: Ein Regenerationslauf sollte maximal 30 – 40 Minuten dauern und irgendwo im Bereich von 65 – 75 % der maximalen Herzfrequenz stattfinden. Das Tempo sollte also mindestens 90 Sekunden pro Kilometer langsamer sein als das eigene Marathontempo, besser wären 90 – 150 Sekunden. Und hier beginnt schon das Problem für viele Laufbegeisterte. Bei 65 % der maximalen Herzfrequenz sind einige Läuferinnen und Läufer gezwungen zu gehen. Von einem Regenerations-Lauf kann also keine Rede sein. Dasselbe gilt, wenn sie sich an ihrem Marathontempo orientieren. Wer fünf Stunden für
die 42,195 Kilometer benötigt, kann gar nicht so langsam laufen, wie es für einen vernünftigen Regenerationslauf notwendig wäre, ohne nicht dabei in einen flotten Gehschritt zu verfallen. Das mag ein Problem sein. Doch streng genommen ist es keins. Denn Läuferinnen und Läufer dieser Leistungsklasse brauchen keine Regenerationsläufe in ihr Training einbauen. Regenerationsläufe sind vielmehr den Athleten vorbehalten, die nahezu jeden Tag trainieren oder mitunter sogar zweimal täglich. Der lockere ErholungsDauerlauf wird dabei vor allem an den Trainingstagen genutzt, an denen vormittags eine harte Trainingseinheit auf dem Plan steht. Um den Gesamtumfang der Trainingskilometer zu erhöhen, ohne dabei den Körper zu überfordern, wird am Nachmittag noch einmal ganz locker für 30 – 40 Minuten gejoggt. Doch warum lässt man es für diesen Tag nicht einfach gut sein, legt die Beine hoch und gönnt dem Körper Ruhe? Die theoretische Überlegung dahinter ist, dass sich der Körper durch einen langsamen und kurzen Dauerlauf schneller erholt als durch Nichts-Tun. Durch die erhöhte Durchblutung der Laufmuskulatur sollen die Stoffwechselvorgänge, die für die Regeneration notwendig sind, beschleunigt werden. Das klappt natürlich nur, wenn der Regenerationslauf keine neue Belastung für den Körper darstellt, man also bereits ein überdurchschnittliches Leistungsniveau besitzt. Darüber hinaus möchten vor allem leistungsorientierte Läufer durch einen Regenerationslauf ihre Kilometerumfänge nach oben schrauben, ohne den Körper zu sehr zu belasten. Als Athlet muss man deswegen sehr feinfühlig sein, um herauszufinden, ob ein Regenerationslauf wirklich das Mittel der Wahl ist. Denn manchmal ist weniger besser als mehr. Wenn sich Läufer über den Regenerationslauf unterhalten Läufer: „Ich werde heue Nachmittag noch einen Regenerationslauf machen.“ Übersetzung: „Ich werde heute Nachmittag noch einmal ganz locker 30 Minuten laufen gehen. Nach der anstrengenden Trainingseinheit von heute Vormittag möchte ich damit meine Muskulatur lockern und die Erholungsprozesse im Körper beschleunigen. Zudem möchte ich durch die paar Kilometer den Gesamtumfang meines Trainings erhöhen.“
reinrollen
Wortart Verwendungszweck
Verb auf den ersten Kilometern
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal sehr wahrscheinlich sehr häufig vernünftiger Langsamstarter Lauftreff-Mitglieder 6
Es gibt vieles, was Nichtläufer in Bezug auf Läufer nicht verstehen können. Es geht los bei der Tatsache, dass Läufer überhaupt laufen. Das ist für viele schon absolut nicht nachvollziehbar. Es geht weiter, dass sich ein Großteil der Laufgemeinde bei Wind und Wetter aus dem Haus traut, wohingegen sich viele Nichtläufer lieber auf der Couch hinter dem Fernseher verstecken. Eine grauenhafte Vorstellung für viele, die noch nie das erhebende Gefühl genießen durften, nach einem Dauerlauf bei 5° C und Dauerregen unter der wohlverdienten warmen Dusche zu stehen. Man könnte die Liste endlos fortsetzen, was Nichtläufer an unserem grandiosen Hobby nicht nachvollziehen können. Ganz oben auf dieser Liste würde dann sehr wahrscheinlich der Begriff des Reinrollens stehen, der für Nichtläufer nur sehr schwer nachvollziehbar ist. Dies liegt daran, dass es für viele unbegreiflich ist, dass man als erfahrener Läufer erst nach einigen Kilometern so richtig im Laufrhythmus ist, es also ein wenig Zeit braucht bis es richtig läuft. Nichtläufer sind nämlich oftmals der irrigen Meinung, dass ein Lauf mit zunehmender Dauer immer anstrengender wird. Für sie gilt die Faustformel: je länger die Belastung, desto anstrengender. Das mag vielleicht noch für Laufanfänger gelten, die sich über Wochen und Monate an immer längere Distanzen heranwagen und zu Recht stolz darauf sind, im Verlauf ihres regelmäßigen Trainings immer weiter und länger laufen zu können. Doch selbst für Laufanfänger ist das Reinrollen in einen Lauf keine Unmöglichkeit. Nur fällt bei ihnen die Zeitspanne, bis sie richtig reingerollt sind, meist deutlich kürzer aus als bei erfahrenen Läufern. Es gibt nicht wenige Läufer, die die ersten vier oder fünf Kilometer benötigen, bis sie richtig warm werden. Erst nach diesen Aufwärmkilometern erreicht ihr Körper die optimale Betriebstemperatur, alle Systeme laufen nun ordnungsgemäß. Das Laufen dieser Kilometer bezeichnet man als reinrollen. Zu Beginn des Laufs sind die Muskeln und Sehnen noch steif, die arbeitende Muskulatur ist unzureichend durchblutet. Kurz gesagt, der Körper ist nicht bereit für das Laufen. Doch bereits nach wenigen Minuten ändert sich das. Die Muskeln werden locker, die Adern weiten sich, der Puls steigt. Die Durchblutung ist nun optimal, der Körper ist nun auf die Belastung eingestellt. Vor allem bei kalten Außentemperaturen bedarf es einiger Zeit, bis der Körper die notwendige Betriebstemperatur erreicht. Doch selbst im Hochsommer dauert
es ein wenig, bis alle Systeme zu sportlichen Höchstleistungen bereit sind. Um dem Körper ausreichend Zeit zu geben, startet man meist in einem ruhigen Tempo in den Lauf. Genau dieses langsame Tempo zu Beginn gehört zum korrekten Verständnis des Begriffs reinrollen dazu. Man hört in seinen Körper hinein und steigert langsam das Tempo. Erfahrene Läufer vertrauen ihrem Gefühl. Sie merken genau, wann sie in den Lauf hineingerollt sind, wann der Körper die optimale Betriebstemperatur erreicht hat. Sobald das der Fall ist, ist das Reinrollen beendet. Warum diese ersten Minuten eines Laufes als reinrollen bezeichnet werden, ist relativ leicht zu erklären. Das Verb rollen beschreibt eine runde Bewegung, die nahezu ohne Reibung auskommt. Gerade zu Beginn eines Laufs ist die innere Reibung im Körper erhöht. Das Blut ist dickflüssiger, also zäher. Die Gelenke, Sehnen und Muskeln müssen noch geschmiert werden. Nach wenigen Minuten körperlicher Aktivität wird die Laufbewegung runder, da die innere Reibung abnimmt. Natürlich ist ein physikalisch reibungsloses Laufen nie möglich. Doch rein gefühlstechnisch kann man durchaus den Zustand des reibungslosen Laufens erreichen. Fragen Sie dazu einfach irgendeinen Läufer aus ihrem Bekanntenkreis. Denn jeder Läufer hat dieses Gefühl schon einmal erlebt, wenn man geradezu schwerelos über den Singletrail schwebt. Es gibt aber auch Tage, an denen man einfach nicht in einen Lauf hinein rollt. Egal wie lange man läuft, es fühlt sich einfach nicht gut an. Diese Tage erlebt man immer wieder. Die Gründe hierfür können vielschichtig sein, sollen aber nicht weiter erläutert werden. An diesen Tagen ist es völlig in Ordnung, den Lauf vorzeitig zu abbrechen und nicht zwanghaft die vorher festgelegte Runde zu Ende zu laufen. Denn schließlich wollen wir Läufer ja vor allem Spaß haben. Wenn sich Läufer übers Reinrollen unterhalten Läufer: „Heute will ich ganz locker in den Dauerlauf reinrollen.“ Übersetzung: „Heute möchte ich ganz behutsam und langsam in den Dauerlauf starten. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper heute etwas länger als sonst brauchen wird, um seine optimale Betriebstemperatur zu erreichen.“ Läufer: „Lass‘ uns erstmal ganz easy reinrollen.“ Übersetzung: „Lass‘ es uns heute zu Beginn ganz locker angehen. Lass‘ uns
lieber zu langsam als zu schnell starten. Sobald wir merken, dass wir richtig warm sind, können wir ja das Tempo erhöhen. Aber wir müssen nichts überstürzen. Wir können ja dann während des Laufs spontan entscheiden, ob wir Gas geben oder weiterhin entspannt durch die Gegend traben.“
rund laufen
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Verb mitten im Training oder Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal möglich immer öfter erfahrener Lebensläufer langjährige Lauffreunde 8
Nahezu jedem von uns ist die Redensart es läuft rund bekannt. Sie bedeutet, dass etwas genauso wie geplant abläuft, dass ein Vorgang zur vollständigen Zufriedenheit beendet wird. Vom Fußball-Nationaltrainer bis zu Vorständen großer deutscher Firmen benutzen viele Menschen diese oft bemühte Floskel. Auch Läuferinnen und Läufer verwenden dieses Wortspiel in genau dieser Art und Weise. Denn wenn es rund läuft, dann läuft es im wortwörtlichen Sinn rund. Aber ein Wettkampf oder ein Training kann nicht nur rund laufen, sondern auch ein Läufer selbst kann rund laufen. Das hat nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, ob er oder sie ein Training oder einen Wettkampf so wie geplant absolviert. Läuft jemand rund, bedeutet das, dass diese Person einen lockeren und ökonomischen Laufschritt besitzt, der von außen betrachtet mühelos und anmutig aussieht. So würden wahrscheinlich die meisten Trainer und Zuschauer den Laufstil eines Mo Farah, eines Eliud Kipchoge, einer Tirunesh Dibaba, eines Arne Gabius oder einer Konstanze Klosterhalfen als rund bezeichnen. Wenn man sich dagegen die tschechische Lauflegende Emil Zatopek oder die bis vor kurzem schnellste Marathonläuferin aller Zeiten, Paula Radcliffe, ansieht, wird man hier weniger von einem runden Laufstil sprechen. Bei beiden trifft allerdings das Adjektiv unrund ebenfalls nicht zu. Ein Laufstil kann nämlich auch unrund sein. Dies betrifft vor allem Läufer, die verletzt sind und versuchen, das in Mitleidenschaft gezogene Körperteil zu schonen. Aber auch Athleten, die gegen Ende eines Wettkampfes mit Müdigkeit und Erschöpfung kämpfen, verändern ihren Laufstil in Richtung unrund. Man sieht diesen an, dass sie gerade mit Schmerzen und Erschöpfung, kurzum mit ihrem ganzen Körper kämpfen und langsam aber sicher die Kontrolle über ihre Extremitäten und Rumpfmuskulatur verlieren. Es passiert nicht selten, dass man gegen Ende eines Wettkampfes in der Hüfte einsinkt, der Oberkörper immer weiter nach vorne fällt, und man bei jedem Fußaufsatz quasi am Boden kleben bleibt. Man merkt selbst, dass der eigene Laufstil nicht mehr dem Optimum entspricht und man bei jedem Schritt mehr Energie aufwenden muss als sonst. Auch dem Betrachter von außen fällt dies auf. Es gibt aber auch Athleten, die von Natur aus einen eher unrunden Schritt an den Tag legen. Hier können Krafttraining, Dehnen oder Übungen aus dem Lauf-ABC
Abhilfe schaffen und den Weg zu einem runderen Laufstil ebnen. Ein runder Laufstil ist auch meistens gleichzusetzen mit einem schnelleren und ökonomischeren Laufen. Denn bei einem runden Laufstil verpufft so wenig Energie wie möglich pro Laufschritt. Der Begriff rund für einen kraftsparenden, man könnte auch sagen, für den perfekten Laufschritt, kommt dabei nicht von ungefähr. Betrachtet man nämlich das Fußgelenk eines Läufers während der Laufbewegung, so vollzieht es einen sowohl beim Nachvorne-, als auch beim Nachhinten-Schwingen einen fast perfekten Halbkreis. Je mehr Ecken und Kanten dieser imaginäre Halbkreis besitzt, desto unrunder und eckiger ist der Laufstil. Die Ökonomie der Laufbewegung verschwindet. Wenn sich Läufer übers Rundlaufen unterhalten Läufer: „Das sieht echt rund bei ihr aus.“ Übersetzung: „Der Laufstil dieser Läuferin ist so gut wie perfekt. Es sieht wirklich schön aus, wie sie einen Fuß vor den anderen setzt. Es ist beeindruckend, mit wie wenig Krafteinsatz ihr es gelingt, dieses hohe Tempo zu halten.“ Läufer: „In der letzten Runde bist du extrem unrund gelaufen.“ Übersetzung: „Auf der letzten Runde hat sich dein Laufstil deutlich verschlechtert. Man konnte regelrecht sehen, wie die Müdigkeit und die Erschöpfung deinen ganzen Körper in Besitz genommen haben. Die Bodenkontaktzeit des Fußes wurde länger und länger. Du bist in der Hüfte immer mehr eingeknickt und deine Arme und dein Gesicht haben sich ganz schön verkrampft. Das sah nicht mehr schön aus. Man konnte sehen, dass du extrem gekämpft hast.“
Runner’s High
Wortart Verwendungszweck
Nomen + Adjektiv (Anglizismus) nach dem Training oder Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch durchaus möglich sehr oft Endorphinjunkie abstinente Nichtläufer 10
Wie bei vielen Anglizismen, also Ausdrücken aus dem Englischen, ist es auch bei diesem extrem schwierig ein deutsches Äquivalent zu finden. Des Läufers Hochgefühl wäre wohl die wörtliche Übersetzung. Doch damit ist die Bedeutung des bei nahezu allen Läuferinnen und Läufern bekannten Ausdrucks noch lange nicht geklärt. Eines ist aber auf jeden Fall unumstritten: Viele von uns lieben die Sportart Laufen vor allem wegen des Runner’s High. Man könnte vielleicht sogar so weit gehen und sagen, dass es der wichtigste Grund überhaupt ist, regelmäßig die Laufschuhe zu schnüren. Das ist natürlich etwas überspitzt, schließlich verfolgen die meisten Läufer viel mehr Ziele, als einfach nur durch das Laufen high zu werden. Läufer sind ja keine Junkies, die nur auf der Suche nach dem nächsten Schuss sind. Obwohl, vielleicht ist dieser Vergleich gar nicht so abwegig. Das Runner’s High beschreibt ein Gefühl, einen Zustand, den Läuferinnen und Läufer nach einem Lauf erleben. Viele beschreiben es als ein Hochgefühl, das sich wenige Sekunden oder Minuten nach Beendigung der Trainingseinheit einstellt. Sobald der Puls nach unten geht und die Atemfrequenz sinkt, fluten Hormone, Botenstoffe, Cannabinoide und Endorphine den Körper und das Gehirn. Der Hormonlevel steigt bereits während des Laufens deutlich an, um die Leistungsbereitschaft des Körpers zu erhöhen. Vornehmlich Adrenalin und Noradrenalin sorgen dafür, dass die Schmerzwahrnehmung sinkt und andere Vorgänge im Körper stattfinden, die die Laufleistung positiv beeinflussen. Dieser erhöhte Adrenalinspiegel bleibt natürlich kurzzeitig auch nach Beendigung der Belastung erhöht. Doch das führt nicht zum Runner’s High. Früher dachte man, dass die im Gehirn ausgeschütteten Glückshormone, die Endorphine, für den beseelten und rauschähnlichen Zustand nach dem Laufen verantwortlich seien. Mittlerweile vertritt man jedoch die Ansicht, dass körpereigene Cannabinoide dafür zuständig sind. Die sogenannten Endocannabinoide ähneln den Cannabinoiden der Marihuana-Pflanze. Diese Stoffe lösen bei Läufern ein angenehmes Gefühl aus, das bis zur Euphorie führen kann. Zudem wird die Schmerzempfindlichkeit drastisch gesenkt. Manche berichten auch, dass Ängste verschwinden und man sich mutiger und selbstsicherer fühlt. Noch ist sich die Wissenschaft nicht ganz sicher, was das Runner’s High auslöst. Doch Läuferinnen und Läufern kann es eigentlich egal sein, warum sie sich nach dem Laufen in einem euphorisierten Zustand befinden.
Allerdings gibt es zwischen den Sportlern große Unterschiede, was die Ausprägung des Runner’s High betrifft. Manche spüren es nur nach hochintensiven Belastungen. Bei manchen hat sich ein Gewöhnungseffekt eingestellt, sodass sie immer höhere Dosen der Droge Laufen brauchen, um dieselben Empfindungen zu fühlen wie zu Beginn ihrer Laufkarriere. Es gibt aber auch die Glücklichen, die trotz jahrzehntelanger Lauferfahrung nach jeder Trainingseinheit den Zustand des Runner’s High genießen können und dürfen. In einem aber sind sich alle Läufer einig. Man fühlt sich nach dem Laufen besser als vorher. Wenn sich Läufer übers Runner’s High unterhalten Läufer: „Ich war gestern voll im Runner’s High.“ Übersetzung: „Nach meinem gestrigen Dauerlauf war ich überglücklich. Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben. Alle Probleme, die mich sonst beschäftigen, verblassten. Ich fühlte mich großartig und hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. Selbst noch Stunden nach dem Lauf war ich total entspannt und zufrieden.“
Schweinehund
Wortart Verwendungszweck
Nomen mal vor, mal nach dem Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal fast unmöglich im Winter sehr oft, im Sommer selten bequemer Schönwetterläufer Laufapostel 2
Viele von Ihnen werden jetzt sicherlich denken, dass dieser Lexikoneintrag schlichtweg überflüssig ist. Schließlich ist der Schweinehund ein nahezu allen Menschen bekanntes Wesen, das in uns allen lebt. Bei einigen ist er größer, bei anderen kleiner. Andere können sehr gut mit ihm umgehen, manch einer von uns kämpft jeden Tag mehr oder minder erfolgreich gegen ihn an. Wieder andere geben ihrem inneren Schweinehund in beständiger Regelmäßigkeit nach und ergeben sich fast kampflos. Doch für uns Läufer ist die Beziehung zu unserem inneren Schweinehund eine ganz besondere, die einer eingehenden Klärung bedarf. Diese innige Beziehung führt dazu, dass wir Läufer im Vergleich zur nichtlaufenden Bevölkerung nicht unbedingt dasselbe meinen, falls wir vom inneren Schweinehund sprechen. Da ist zunächst der relativ sanftmütige innere Schweinehund. Dieser begegnet uns Läuferinnen und Läufern immer dann, wenn wir bereits zu einem lockeren Dauerlauf gestartet sind. Wir sind seit acht Kilometern unterwegs, noch sechs Kilometer liegen laut Plan vor uns. Irgendwie fühlt es sich aber heute nicht so gut an wie sonst. Entweder zwickt die Wade oder die Temperaturen sind empfindlich kühl. Es regnet. Der knurrende Magen, der an das baldige Abendessen denkt, will unbedingt nach Hause. Man müsste dazu einfach an der nächsten Kreuzung links anstatt rechts abbiegen, schon wäre man in wenigen Minuten an der Wohnungstür. Anstatt der geplanten 14 Kilometer wäre man dann zwar nur 9 gelaufen, aber immerhin hat man ja etwas getan. Was machen da schon 5 verpasste Kilometer? Sie merken vielleicht bereits jetzt, der innere Schweinehund meldet sich zu Wort. Dieser möchte möglichst schnell die Belastung beenden, obwohl es eigentlich gar nicht wirklich anstrengend ist. Aber zu groß sind die Verlockungen, die einen in der Wohnung erwarten. Die Verlockung kann die heiße Dusche sein, ein leckeres Essen oder einfach nur ein gemütlicher Abend auf der Couch. Jetzt heißt es stark bleiben oder dem Schweinehund nachgeben. Den meisten von uns Läufern gelingt es in solchen Situationen mit Leichtigkeit, ihm zu widersprechen und unsere geplante Runde fortzusetzen. Etwas anders sieht es da schon bei anstrengenden Belastungen wie Tempoläufen aus. Sobald man seinen Körper an die Grenzen treibt, bellt der innere Schweinehund mit größtmöglicher Lautstärke und Aggressivität. Wenn die Lunge brennt, der Puls sich nahe des Maximus befindet, die Oberschenkel und Waden Vollgas geben und die Schmerzen im Körper immer größer werden,
möchte man sich dem inneren Schweinehund unterwerfen und die Belastung beenden. Als Kompromiss kann man die Laufgeschwindigkeit reduzieren oder die Belastungsdauer verkürzen, umso den Schweinehund zumindest ein wenig zu besänftigen. Hier gelingt es nur fokussierten und willensstarken Personen, sich gegen ihr ungeliebtes Haustier zu stellen. Dabei spielt es natürlich durchaus eine Rolle, ob man sich in einem Wettkampf oder in einem harten Training befindet. Im Wettkampf fällt es einem oft leichter, seinen inneren Schweinehund zu besiegen, schließlich ist hier das Ziel deutlich zu erkennen. Am schwierigsten ist es für Läuferinnen und Läufer allerdings oftmals, wenn sie noch gar nicht mit dem Laufen begonnen haben. Wenn man gemütlich auf der Couch liegt, es draußen regnet und man gerade etwas schläfrig wird, dann meldet sich der innere Schweinehund mit ungekannter Vehemenz. Eigentlich war man vor zwei Stunden noch voll motiviert und hatte sich auf sein Training gefreut. Doch jetzt, als man eigentlich loslaufen möchte, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, sich von der Couch zu erheben, die Laufklamotten anzuziehen und nach draußen ins Freie zu gehen. Es scheint, als ob der innere Schweinehund mit fletschenden Zähnen vor einem steht und den Weg nach draußen versperrt. Jetzt muss man die richtigen Tricks kennen, um den Kampf gegen den schier übermächtigen Gegner zu gewinnen. Selbst hochmotivierte Spitzenläufer sind davon betroffen und müssen nun sämtliche Selbstüberlistungsstrategien anwenden, um in ihr Lauftraining zu starten. Wenn sich Läufer über den Schweinehund unterhalten Läufer: „Mein innerer Schweinehund hat heute keine Bestzeit zugelassen.“ Übersetzung: „Ich konnte mich heute einfach nicht überwinden. Aus irgendeinem Grund konnte und wollte ich heute nicht ans Limit gehen. Ich konnte mich nicht so quälen wie sonst, so wie es nötig gewesen wäre, um eine neue Bestzeit zu laufen.“ Läufer: „Mein innerer Schweinehund hat mich heute am Training gehindert.“ Übersetzung: „Ich hatte heute einfach keine Lust zum Laufen.“
Singletrail
Wortart Verwendungszweck
Nomen (Anglizismus) Training, Wettkampf, Abenteuer
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal durchaus möglich inflationär sonnengegerbter Kappenträger Running-Crew 9
Bis vor wenigen Jahren existierte dieser Begriff in der deutschen Laufsprache nicht. Im 20. Jahrhundert, das gefühlt schon eine Ewigkeit zurückliegt, gab es nur wenige englische Wörter, die ihren Weg in den deutschen Laufsport gefunden hatten. Der Singletrail gehörte nicht dazu. Ob diese Entwicklung, dass Anglizismen immer mehr die deutsche Sprache beeinflussen, als positiv oder negativ zu bewerten ist, soll an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Mit Singletrail wird im Laufsport ein schmaler Weg bezeichnet, auf dem Überholen fast unmöglich ist. Dieser führt entweder durch einen Wald, durch die Berge oder einfach nur durch den Stadtpark. Eigentlich kann man überall auf einen Singletrail treffen. Wichtig ist nur, dass dieser Weg einen kleinen Hauch von Einsamkeit und Abenteuer vermittelt. Auf einem Singletrail will man kurzzeitig die breit ausgetretenen Pfade verlassen. Ein Singletrail sollte im Optimalfall technisch anspruchsvoll sein, aber eine normale Laufgeschwindigkeit zulassen. Was eine normale Laufgeschwindigkeit ist, ist natürlich von Läufer zu Läufer individuell verschieden. Genauso verhält es sich mit dem technischen Anspruch. Für den eher unerfahrenen Trail-Läufer ist jeder schmale Waldweg, den vielleicht nur alle paar hundert Meter eine Baumwurzel quert, ein koordinativ herausfordernder Abschnitt. Der erfahrene Trail-Läufer hingegen spricht vielleicht erst dann von einem Singletrail, wenn kniehohe Felsen, knöcheltiefe Pfützen, loses Geröll und furchteinflößende Wildtiere den Weg säumen. Im Zeitalter vor Instagram, Twitter, Facebook & Co war ein Singletrail nichts weiter als ein einfacher Pfad. Es ist kaum zu glauben, aber bereits damals zog es Läufer in die Natur und auf Singletrails. Nur hat man damals dieses Erlebnis für sich alleine genossen und nicht jedem anderen Internetnutzer per Foto oder Video mitgeteilt, dass man gerade einen geilen Singletrail zwischen Hinterhochhausen und Unterapfeldorf entdeckt hat. Und selbst Wettkämpfe auf den schmalen Wegen sind keine ganz neue Erfindung. Sie merken vielleicht schon, dass der Autor gerade ein bisschen seine Neutralität aufgibt. Dabei ist er selbst seit kurzem ein begeisterter Trail-Läufer, der gerne auf Singletrails unterwegs ist. Wobei er dies auch schon gemacht hatte, als diese noch als Waldpfad oder Wanderweg bezeichnet wurden.
Der in den Alpen und Mittelgebirgen ausgeschilderte Wanderweg ist bei vielen Läuferinnen und Läufer als ultimativer Singletrail in aller Munde. Kein Wunder also, dass viele Touristenregionen, vor allem in Österreich, unzählige Wanderwege mittlerweile auch als Trail-Laufrouten ausschildern. Hier kann die immer größer werdende Schar der Trail-Läufer nach Lust und Laune ihrem Hobby frönen. Das erklärt auch, warum ein richtiger Singletrail meist ein paar Höhenmeter in seinem Profil aufweisen muss, um so genannt werden zu dürfen. Das Prädikat Singletrail wird nicht einfach jedem x-beliebigen schmalen Weg zuteil. Ein bisschen bergauf und bergab sollte der Abschnitt schon enthalten. Im Flachland muss ein Weg diese Bedingung nicht unbedingt erfüllen, aber er würde dadurch eine Aufwertung erfahren. Die Länge des Singletrails spielt übrigens keine Rolle, hier gibt es keine Regeln oder Vorgaben. Wenn sich Läufer über Singletrails unterhalten Läufer: „Gibt es auf deiner Laufrunde Singletrails?“ Übersetzung: „Gibt es auf deiner Laufrunde schmale und technisch anspruchsvolle Wege? Ich meine damit Wege, bei denen man bei jedem Schritt achtsam sein sollte, da man immer damit rechnen muss, dass eine Wurzel, ein Stein oder andere unerwartete Hindernisse vor einem liegen.“ Läufer: „Der Weg hinauf zum Gipfel ist ein richtig geiler Singletrail.“ Übersetzung: „Der Wanderweg hinauf zum Gipfel ist ein richtig gut zu laufender Pfad. Er ist schmal, technisch anspruchsvoll, macht aber richtig Laune und man muss nur selten seine Laufgeschwindigkeit reduzieren. Hier sind alle Facetten geboten. Mal muss man über einen kleinen Bach hüpfen, mal über Wurzeln, manchmal muss man auch kleine Treppenstufen und Felsen überwinden. Da der Weg so schmal ist, muss man zwar hin und wieder Wanderern oder anderen Läufern ausweichen, aber das trübt den Laufspaß kaum.“
stehen
Wortart Verwendungszweck
Verb schlechter Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal wahrscheinlich bei kluger Renneinteilung selten Harakiri-Läufer standfester Lauffreund 2
Stehen ist das Gegenteil von Laufen. Fertig! Dazu kann ich nur sagen: falsch! Das Laufen kann man nicht so einfach in irgendwelche mathematische Formeln oder Axiome pressen. Laufen = Fortbewegung . Stehen = keine Fortbewegung. Ganz so einfach ist es nicht. Spätestens hier merkt man, dass Mathematik und Germanistik zwei völlig unterschiedliche Fachrichtungen sind. Während die Mathematik wenig Spielraum für Interpretationen bietet, sind bei der Analyse der Sprache viele Freiheiten erlaubt, ja sogar erwünscht. Wenn also Läuferinnen und Läufer das Wort stehen benutzen, meinen sie damit nicht unbedingt, dass man sich in diesem Moment nicht von der Stelle bewegt, dass also v = 0 („v“ steht für Geschwindigkeit) ist. Neben dem Terminus jemanden stehen lassen gibt es mindestens zwei lauforiginäre Bedeutungen des Verbs stehen. Die erste davon beschäftigt sich mit einer rein subjektiven Empfindung eines Läufers bei der Ausübung seines liebsten Hobbys, meist in Zusammenhang mit einem Wettkampf. Dabei hat es mitnichten etwas damit zu tun, dass die Geschwindigkeit eines Läufers auf 0 sinkt, man also wirklich stehen bleiben muss. Vielmehr gibt das Wort stehen die Hilflosigkeit wieder, mit der man konfrontiert ist, sobald man das selbst ausgewählte Tempo nicht mehr halten kann. Nehmen wir an, Sie starten etwas schneller als geplant in ein 10km-Rennen. Sie fühlen sich gut, auch wenn Sie recht schnell merken, dass Sie sich absolut am Limit befinden. Trotzdem denken Sie nicht daran, Ihr Tempo zu reduzieren. Doch nach sechs Kilometern meldet sich Ihr Körper unmissverständlich mit folgender Nachricht: Ich kann und will das Tempo nicht mehr halten. Ich werde jetzt sofort das Tempo drosseln, ob du willst oder nicht. Obwohl man selbst nun mit größter Willensanstrengung versucht, gegen die unmissverständliche Botschaft des Körpers anzukämpfen, geschieht das Unvermeidliche. Man wird langsamer. Das wäre an sich nichts Besonderes. Den Leuten an der Strecke wird es wahrscheinlich im ersten Moment gar nicht großartig auffallen, dass Sie Ihr Tempo nicht mehr halten können. Es sei denn natürlich, dass Sie aus einer Läufergruppe herausfallen oder die Temporeduzierung besonders drastisch ausfällt. Für Sie selbst fühlt es sich auf jeden Fall an, als ob Sie massiv an Geschwindigkeit einbüßen. Es kommt Ihnen selbst fast so vor, als ob Sie stehen bleiben würden. Diese subjektive Empfindung lässt sich mathematisch nicht in eine Formel packen oder an einer fix definierten Geschwindigkeitsreduzierung festmachen. Für den einen fühlt sich eine Geschwindigkeitsreduktion von einem
Prozent bereits katastrophal an, ein anderer mag dieses Empfinden erst bei 20 % Verringerung seiner Laufgeschwindigkeit empfinden. In beiden Fällen benutzen Läuferinnen und Läufer im Nachhinein gerne das Verb stehen. Allerdings nur dann, wenn sie die Temporeduzierung als etwas extrem Negatives erleben. Sollten sie diese akzeptieren und damit leben können, wird nicht davon gesprochen, dass man beim Wettkampf fast gestanden sei. Besonders eindrücklich ist dieses Stehenbleiben natürlich dann, falls man im direkten Vergleich zu seinen Konkurrenten zurückfällt. Aus diesem Grund ist dieser Begriff nahezu ausschließlich dem Wettkampf vorbehalten. Eng damit verbunden ist die andere Bedeutung des Verbs stehen für Läuferinnen und Läufer. Denn oftmals geht eine zwangsweise Reduzierung des Lauftempos mit einem Ansteigen der Milchsäure im Körper einher. Dieser Anstieg geschieht dann, wenn die für die Aufrechterhaltung des Lauftempos notwendige Energie nicht mehr durch die Verbrennung von Sauerstoff, Fetten und Kohlenhydraten gewonnen werden kann. In diesem Fall greift der Körper auf einen Stoffwechselweg zurück, bei dem Kohlenhydrate ohne Sauerstoff zu Energie umgewandelt werden. Dabei entstehen aber als Abfallprodukte nicht nur Wasser und CO2, sondern auch Laktat (Milchsäure). Die Beine werden schwer, die Muskeln brennen, man muss das Tempo reduzieren. In diesem Fall sprechen Trainer und Läufer gerne davon, dass man in der Säure steht. Wenn es also jemanden im Wettkampf richtig böse erwischt, so steht man in der Säure. Es fühlt sich an, als ob man stehen bleiben würde und wird auch noch von seinen Gegnern stehen gelassen. Ein absolut ätzendes Gefühl. Wenn sich Läufer übers Stehen unterhalten Läufer: „Es hat sich angefühlt, als würde ich stehen.“ Übersetzung: „Beim letzten Wettkampf bin ich urplötzlich langsamer geworden. Ich konnte das Tempo nicht mehr halten und musste die anderen davonziehen lassen. Das hat sich echt scheiße angefühlt.“ Läufer: „Ich bin voll in der Säure gestanden.“ Übersetzung: „Auf einmal haben die Muskeln in meinem Oberschenkel zu brennen angefangen. Die Beine wurden richtig schwer. Es hat ganz schön geschmerzt und war alles andere als ein angenehmes Gefühl.“
stehen lassen
Wortart Verwendungszweck
Verb + Verb beim Blick nach hinten
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal unwahrscheinlich selten bei Siegläufern, beim Rest oft Frontläufer heimliche Bewunderer 10 (Aktiv) – 1 (Passiv)
J emanden stehen lassen = jemanden im Wettkampf oder Training deutlich abhängen. Damit könnte dieser Lexikoneintrag bereits beendet werden, wenn nicht doch zwischen jemandem stehen lassen und jemanden abhängen ein kleiner aber feiner Unterschied bestehen würde. Beiden Wörtern gemeinsam ist, dass sich ein schnellerer Läufer von einem langsameren entfernt. Doch damit sind die Gemeinsamkeiten auch fast schon beendet. Kommen wir gleich zum wohl wichtigsten Bedeutungsunterschied. Jemand, der einen anderen stehen lässt, wird im Verlauf des Trainings oder Wettkampfs von dem Abgehängten nicht mehr eingeholt. In den meisten Fällen gilt das zwar auch, wenn man das Verb abhängen benutzt. Doch hier besteht eine kleine Chance, dass sich die Verhältnisse noch umkehren. Nicht umsonst gibt es solche Sätze in der Läufersprache wie: Zwischenzeitlich hatte er mich berghoch abgehängt. Doch ich konnte die Lücke wieder schließen und kam deutlich vor ihm ins Ziel. Wer also jemanden stehen lässt, erreicht mit beinahe 100%iger Wahrscheinlichkeit zuerst das Ziel. Jemanden stehen lassen soll außerdem im Vergleich zu abhängen hervorheben, dass man deutlich schneller war als der andere. Es schwingt dabei sogar immer ein wenig Respekt mit, vor allem falls der Abgehängte davon spricht, stehen gelassen worden zu sein. Damit bringt er zum Ausdruck, dass er nicht unbedingt damit gerechnet hatte, in diesem Maße von seinem Mitläufer bzw. Kontrahenten distanziert zu werden. Diese Leistung verdient Anerkennung und versetzt einen selbst ein wenig in Staunen. Falls man selbst davon spricht, jemand anderen stehen gelassen zu haben, möchte man damit mitnichten die Leistung des anderen schmälern, sondern seine eigene Performance an diesem Tag hervorheben. Damit bringt man die Überraschung über seine eigene Leistung zum Ausdruck und signalisiert dem Gesprächspartner, dass man mehr als zufrieden mit sich selbst und dem Geleisteten ist. Allerdings sollte man diesen Begriff nur verwenden, wenn man ungefähr gleich starke Gegner geschlagen oder im Training abgehängt hat. Denn man kann nur Läuferinnen oder Läufer stehen lassen, die in etwa derselben Leistungskategorie angehören wie man selbst. Dabei spielt es nicht unbedingt
eine Rolle, ob man im Normalfall ein Prozent besser, ein Prozent schlechter oder gleich gut wie der andere ist. Ist der Zeitunterschied im Ziel größer als erwartet, dann ist die Verwendung des Begriffs stehen lassen zulässig. Man darf ihn auch dann benutzen, wenn man kurz vor dem Ziel mit einem überraschend schnellen Schlussantritt die Gegner abhängen kann. Obwohl man vielleicht nur wenige Sekunden oder sogar nur Sekundenbruchteile die Ziellinie vor den anderen überquert, hat man die anderen stehen gelassen. Mitläufer, die deutlich schlechter als man selbst sind, kann man hingegen nicht stehen lassen, da diese ohnehin keine Chance hatten, schneller zu sein. Das hängt damit zusammen, dass man dieses Verb nur auf seine direkten Konkurrenten anwenden sollte, die zumindest theoretisch die Chance hätten, einen zu schlagen. Wer jemanden stehen lassen mit Mitläufern verwendet, die im Normalfall nicht die Chance haben, den anderen zu besiegen, ist respektlos gegenüber seinen Mitkonkurrenten. Kommen wir noch zur ursprünglichen Bedeutung des Ausdrucks. Die originäre Bedeutung des Wortes stehen bedeutet so viel wie sich nicht von der Stelle bewegen. Durch das eigene Beschleunigen oder das eigene hohe Tempo wirkt es so, als ob die anderen stehen bleiben würden. Man sollte also immer beide Parteien mit einem Blick sehen können, um beurteilen zu können, ob man den anderen stehen lässt oder nicht. Wenn sich Läufer übers Stehenlassen unterhalten Läufer: „Ich habe meinen Trainingskameraden gestern Abend voll stehen gelassen.“ Übersetzung: „Bei den gestrigen Intervallläufen war ich schneller als meine Vereinskameraden. Es war etwas überraschend für mich, dass ich so deutlich vor ihnen war. Ich habe mich richtig gut gefühlt und war bei jedem Lauf einige Meter vor ihnen im Ziel, obwohl die anderen versucht haben, mit mir mitzuhalten.”
sterben
Wortart Verwendungszweck
Verb ich kann nicht mehr
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering durchaus möglich mindestens einmal im Läuferleben lebenslustige Allesgeber gläubige Laufatheisten 2
Jeden Tag auf dieser Welt sterben unzählige Läufer. Jeden Tag stehen diese Athletinnen und Athleten allerdings wieder von den Toten auf, ohne dass dabei irgendeine metaphysische oder göttliche Kraft schuld daran ist. Diese Wiederauferstehung ist auch nicht damit zu erklären, dass Läuferinnen und Läufer über eine Superkraft verfügen, die sie dem Rest der Menschheit in irgendeiner Art und Weise überlegen macht. Wenn Läufer sterben, bedeutet dies einfach, dass sie in diesem Moment ihr Lauftempo deutlich reduzieren müssen. Dabei müssen sie fast unmenschliche Schmerzen aushalten, die schon bei manchem Sportler den Wunsch aufkommen ließen, jetzt doch lieber zu sterben als weiterlaufen zu müssen. Dieses nicht wörtlich gemeinte Sterben ist ein Vorgang, der unerwartet und plötzlich jeden Läufer treffen kann. Oftmals kündigt sich der Läufertod allerdings oftmals vorzeitig an. Das plötzliche Sterben betrifft vor allem Sportler, die sich gerade in einem Wettkampf befinden, meist auf kürzeren Strecken. Durch das sehr hohe Tempo, angefangen bei der längsten Sprintdistanz, den 400 Metern, bis hin zu den 1.500 Metern, kommt es zu einer Übersäuerung der Muskulatur. Diese Übersäuerung (Azidose) führt nicht nur zu großen körperlichen Schmerzen, sondern zwingt den Läufer dazu, sein Lauftempo deutlich zu verringern. So wurde manch Zuschauer eines 800m-Rennens schon Zeuge davon, wie ein Athlet den sicher geglaubten Sieg auf den letzten 100 Metern aus der Hand geben musste. Nicht selten wird bei diesen dem Tode geweihten Läufern die Schrittlänge kürzer, die Körperhaltung verkrampfter, der Gesichtsausdruck verzweifelter. Kurz um, der Körper will eigentlich die aktuelle Belastung sofort beenden. Einzig der Wille des Athleten kämpft noch dagegen an, wobei dieser Kampf eigentlich nur einen Sieger kennt: den Körper. Schwankend und sich kaum noch auf den Beinen haltend, taumeln die Läufer in Richtung Ziellinie, wo sie nicht selten stürzen und erst einmal minutenlang auf dem Boden liegen bleiben. Doch nicht nur Langsprinter oder Mittelstreckenläufer sind vom vermeintlichen Läufertod betroffen. Auch Langstreckenläufer können sterben. Allerdings ist bei diesen nicht unbedingt das Übersäuern schuld. Hier spielt vielmehr die muskuläre Ermüdung eine Rolle oder der fehlende Treibstoff (die Kohlenhydrate). Dieses Sterben zieht sich allerdings, nicht wie beim Mittelstreckenläufer, unter Umständen über mehrere Minuten hin. Die Beine werden müde. Mit zunehmender Belastungsdauer werden die Schmerzen im
Körper immer größer. Man versucht zwar, mit aller Macht dagegen anzukämpfen. Allerdings weiß ein erfahrener Athlet, dass er dem Tod nicht mehr von der Klinge springen kann. Man kann eventuell etwas Zeit gewinnen, indem man das Tempo reduziert, aber der Prozess des Sterbens hat bereits gewonnen. Geschieht das im Training, kann man natürlich, wenn man sich z.B. auf einer Rundbahn im Stadion befindet, dieses beenden und so dem Sterben zuvorkommen. Ist man allerdings irgendwo im Gelände unterwegs, muss man dem Tod ins Auge blicken und versuchen, irgendwie damit klar zu kommen. Entweder bricht man die Belastung ab und wechselt ins Gehen, oder man reduziert das Tempo dermaßen, dass man nicht ganz stirbt. Das ist der Vorteil des Sterbens beim Laufen (zumindest im Training), man kann nur ein bisschen sterben. Im Wettkampf hingegen laufen viele weiter, obwohl sie wissen, dass die in diesem Moment angeschlagene Intensität mit hoher Wahrscheinlichkeit zum vorzeitigen Läufertod führen wird. Man riskiert es, das Ziel nicht zu erreichen bzw. deutlich über der anvisierten Zielzeit zu bleiben. Hier von läuferischem Selbstmord zu sprechen, ist durchaus legitim und möglich, wobei manch Athlet bereits im Vorfeld eines Wettkampfes weiß, dass er sich unter Umständen selbst ins Grab laufen wird. Doch oftmals zwingt einen der Wettkampfverlauf dazu, dieses Risiko einzugehen. Wenn man z.B. nicht alleine laufen möchte, sondern lieber in der Gruppe. So kann es geschehen, dass die Gruppe eine Winzigkeit schneller ist als das für einen optimale Renntempo. Eventuell geht es gut, und man kommt mit neuer persönlicher Bestzeit ins Ziel. Dieses Experiment kann aber auch schief gehen. Im Extremfall muss man das Rennen vorzeitig beenden, man wird sozusagen selbst Gast seiner eigenen Beerdigung. Nicht jeder Läufer muss also in seinem Läuferleben sterben. Allerdings sollte jeder richtige Läufer diese Erfahrung zumindest einmal erlebt haben. Denn wann hat man schon einmal die Gelegenheit, von den Toten wieder auferstehen zu können. Wenn sich Läufer übers Sterben unterhalten Läufer: „Gestern beim Dauerlauf bin ich am Ende voll gestorben.“ Übersetzung: „Gestern beim Dauerlauf konnte ich gegen Ende mein Tempo nicht mehr halten. Ich wurde immer langsamer und langsamer. Ich musste gegen starke Erschöpfung und Schmerzen ankämpfen und kam nur noch mit letzter Kraft zuhause an.“
Läufer: „Heute werde ich bei den Intervallen sterben.“ Übersetzung: „Heute werde ich bei den Intervallen alles geben. Ich werde versuchen, mit den anderen bis zum Schluss mitzuhalten, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass es mir äußerst schwer fallen wird. Ich bin aber bereit, bis an mein Limit oder darüber hinaus zu gehen.“
Tempo
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch kaum möglich immer Trainingsplan-Abarbeiter Trainingsplan-Analysierer 7
Viele Läufer verfluchen es. Viele Läufer sehen es als heilig an. Für viele Läuferinnen und Läufer ist es das Hauptkriterium zur Bestimmung ihrer Laufleistung. Es entscheidet darüber, ob eine Trainingseinheit als locker, anstrengend oder hart empfunden wird. Es ist sozusagen die Währung des Läufers, deren Wert darüber entscheidet, wie wertvoll das Training ist. Das Tempo ist die Variable, die mitunter den größten Einfluss auf das Läuferleben hat. Das Tempo ist also die aktuelle Laufgeschwindigkeit, wobei es hier zwischen locker, hart und tödlich viele subjektive Nuancen gibt. Rein objektiv betrachtet kann man das Tempo natürlich auch einteilen. Hier gibt es das regenerative Tempo, also den Geschwindigkeitsbereich, der deutlich langsamer als das Maximum ist und das man nahezu unendlich lange durchhalten könnte. Es gibt das ruhige Dauerlauftempo, welches von den meisten als angenehm anstrengend definiert wird, das man ein bis zwei Stunden ohne Probleme durchhalten kann. Das flotte Dauerlauftempo kann man zwar auch so lange laufen, allerdings nicht ohne dabei deutlich außer Atem zu kommen. Während man sich beim angenehmen Dauerlauftempo noch problemlos unterhalten kann, ist das beim flotten nicht mehr ganz so einfach. Hier beschränkt sich die Konversation oftmals auf kurze Teilsätze. Fast gänzlich unmöglich wird die Unterhaltung beim Wettkampftempo, wobei das natürlich von der angestrebten Wettkampflänge abhängt. Je kürzer der geplante Wettkampf, desto höher das Tempo. Das richtig gewählte Tempo spielt natürlich für die Entwicklung der Laufleistung eine mehr als entscheidende Rolle, doch eine ausführliche Darstellung würde an dieser Stelle zu weit führen. Trotzdem sei hier auf einen Läufer- und Trainerspruch hingewiesen, der einer kurzen Erläuterung bedarf: Nicht der Umfang tötet den Läufer, sondern das Tempo. Diese sehr martialisch anmutende Läuferweisheit mag zunächst für den nicht laufaffinen Leser etwas merkwürdig erscheinen, schließlich ist doch ein 90minütiger Dauerlauf eine durchaus belastende Angelegenheit. Das ist auch sehr wohl richtig. Doch viel wichtiger in der Ermittlung der Gesamtbelastung ist hierbei das Tempo. Denn ein 90-minütiger Dauerlauf, ausgeführt in einem sehr langsamen Tempo, ist wesentlich weniger belastend als ein 45-minütiger Dauerlauf, bei dem man sich ständig am individuellen Leistungsmaximum
bewegt. Theoretisch kann ein austrainierter Läufer jeden Tag einen Marathon laufen. Vorausgesetzt, er lässt sich Zeit. Dass das natürlich mit der Zeit auf Knochen, Gelenke, Sehnen und Muskeln geht, ist selbstverständlich. Doch ist das viel weniger belastend, als wenn derselbe Athlet beispielsweise jeden Tag einen Halbmarathon schnellstmöglich bewältigen würde. Das Tempo ist also für die Gesamtbelastung des Organismus von entscheidender Bedeutung und hat schon manchem ambitionierten Läufer sprichwörtlich das Genick gebrochen. Wenn sich Läufer übers Tempo unterhalten Läufer: „Das Tempo war heute härter als erwartet.“ Übersetzung: „Der Dauerlauf war anstrengender als ich im Vorfeld erwartet hatte. Eigentlich hätte dieser entspannt sein sollen, da die Laufgeschwindigkeit deutlich langsamer als mein Maximaltempo war. Normalerweise empfinde ich diese Laufgeschwindigkeit als locker und angenehm. Keine Ahnung, was heute los war, aber ich musste mich echt ein wenig quälen.“ Läufer: „Welches Tempo wollt ihr heute laufen?" Übersetzung: „Wie schnell wollt ihr heute laufen?"
Tempohärte
Wortart Verwendungszweck
Nomen Bahnwettkämpfe
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal sehr wahrscheinlich selten 400m-Runden-Dreher Leichtathletik-Experten 5
Wer es sich ganz einfach machen möchte, schlägt in diesem Buch einfach die Seiten zu den Lexikoneinträgen Tempo und hart auf und zählt eins und eins zusammen. Wer diesen vermeintlich korrekten Weg einschlägt, landet aber schneller als ihm lieb ist auf dem Holzweg. Denn der Begriff Tempohärte lässt sich nur bedingt mit Hilfe der Erläuterungen erklären. Während der Eintrag zu Tempo sehr hilfreich ist, führt einen der andere sehr wahrscheinlich auf die falsche Fährte. Natürlich hat das Wort Tempohärte etwas damit zu tun, dass die Laufgeschwindigkeit hoch und damit für den Läufer sehr anstrengend ist. Besitzt jemand diese, verfügt er oder sie über die Eigenschaft, eine Laufgeschwindigkeit nahe des Leistungsmaximums möglichst lange zu halten. Eine solche Definition ist allerdings zu kurz gegriffen, denn sie umfasst nicht einmal annähernd alle Bedeutungen und Feinheiten dieses vor allem dem Wettkampfsport vorbehaltenen Terminus. Widmen wir uns zunächst der klassischen Leichtathletik, den Wettkämpfen auf der Bahn. Nach einer langen und akribischen Vorbereitung über den Winter und das Frühjahr, stehen meist im Mai die ersten Wettkämpfe auf dem 400m-Oval auf dem Programm. Die Mittelstreckenläufer nehmen die 800 m oder 1.500 m in Angriff, die Langstreckenläufer wählen die 5.000 m oder 10.000 m für ihren Saisoneinstieg. In den letzten Wochen vor diesen Wettkämpfen tasten sich die Athleten im Training an die notwendigen Geschwindigkeiten heran und absolvieren das ein oder andere Mal Tempoläufe. Dadurch wollen sie die Körper an das Tempo gewöhnen. Einerseits müssen sie in den schnellen Laufschritt hineinfinden. Andererseits wollen sie ihren Körper dazu bringen, das angestrebte Wettkampftempo so lange wie möglich zu halten. Diese Fähigkeit ist die Wettkampfhärte. Bei den ersten Wettkämpfen auf der Bahn kann man das angestrebte Wettkampftempo meist nicht ganz bis zum Ziel halten. Man ist mit den hohen Laktatwerten überfordert und muss gegen die Schmerzen der Übersäuerung ankämpfen. Man verfügt noch nicht über die notwendige Tempohärte, weshalb man eventuell noch nicht an seine persönliche Bestzeit herankommt. Im Verlauf der Saison gewöhnt man sich und seinen Körper allerdings an die Übersäuerung. Das gelingt einerseits durch die Wettkämpfe, andererseits durch immer schnellere und anstrengendere Trainingseinheiten. Man entwickelt Tempohärte
und kann im Optimalfall bei den nächsten Rennen seine persönliche Bestleistung erreichen und verbessern. Bei Straßen- oder Trailläufern ist Tempohärte eher weniger gefragt, denn diese müssen nur selten mit hohen Laktatwerten und dem daraus resultierenden Übersäuern kämpfen. Zudem ist das Tempo aufgrund der längeren Wettkampfdauer nicht so hoch wie bei Wettkämpfen auf der Bahn. Hier ist eher die reine Ausdauer notwendig um das Ziel zu erreichen, egal ob man gewinnen möchte oder nicht. Natürlich realisieren Spitzenläufer im Marathon außerordentlich hohe Geschwindigkeiten (20 km/h). Bei diesem hohen Tempo ist es mehr als zulässig, davon zu sprechen, dass die Läuferinnen und Läufer über ein hohes Maß an Tempohärte verfügen müssen. Für diese spielt die Distanz keine Rolle. Denn aufgrund ihres ausgezeichneten Trainingszustandes können sie den Marathon ohne Probleme finishen. Allerdings geschieht es sehr oft, dass sie das Rennen vorzeitig beenden, da sie ihr Tempo nicht mehr halten können und ihre anvisierten Zeitziele oder Platzierungen nicht mehr erreichen können. Für viele Läufer im Mittelfeld spielt die Tempohärte bei den langen Straßen- und Traildistanzen hingegen eine untergeordnete Rolle, für manchen Teilnehmer sogar gar keine. Für diese Läuferinnen und Läufer zählt alleine das Ankommen, natürlich vor dem Zeitlimit. Das spiegelt sich auch im Training wieder. Hier wird vor allem das Augenmerk auf die Distanz gelegt, das Tempo bei den meisten Trainingseinheiten wird als locker empfunden. Tempoläufe oder andere anstrengende und schnelle Trainingsinhalte werden vernachlässigt oder nicht berücksichtigt. Man könnte also sagen, dass nur Läuferinnen und Läufer, denen es um Bestzeiten geht, an ihrer Tempohärte arbeiten müssen und deswegen im Training hin und wieder an ihr persönliches (Tempo-) Limit gehen müssen. Wenn sich Läufer über Tempohärte unterhalten Läufer: „Ich habe noch nicht die notwendige Tempohärte für die 1.500 m.“ Übersetzung: „Bei meinem letzten 1.500m-Wettkampf habe ich das geplante Tempo nicht bis ins Ziel halten können. Am Ende bin ich langsamer geworden, weshalb ich deutlich über meiner Bestzeit geblieben bin. Ich muss im Training noch intensiver trainieren und öfters das dafür
notwendige Tempo laufen.“ Lauftrainer: „Ihr fehlt noch die Tempohärte.“ Übersetzung: „Meine Athletin hat im Training bislang vor allem weniger intensive Trainingseinheiten absolviert. Bis jetzt haben wir nur ganz wenige Läufe im Wettkampftempo gemacht, weshalb sie auf der letzten Runde noch große Probleme hatte, das Tempo zu halten.“
technisch anspruchsvoll
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv + Adjektiv Trailrunning, Crosslauf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal gut möglich immer öfter Asphalthasser, Landschaftsläufer Bergziegen, Geländegänger 8
Früher war alles besser. Dieses Sprichwort wird oft bemüht und gilt in gewisser Weise auch für den Laufsport. Wie einfach war doch früher das Laufen. Da hat man sich noch keine Gedanken darüber gemacht, was man nach einem Lauf in den sozialen Medien posten muss. Man hat sich noch keine Gedanken darüber gemacht, welche Funktionsmaterialien zu welcher Außentemperatur und zu welchem Wetter passen. Es gab nur eine sehr begrenzte Auswahl an Laufschuhen. Laufuhren zeigten maximal die Uhrzeit an und konnten die Zeit messen. Mittlerweile hat die Technik aus dem einfachsten Hobby der Welt eine hochkomplexe Angelegenheit gemacht. Eine moderne Laufuhr kann tausende Parameter messen, die man sich nach dem Training auf dem Handy oder PC ansehen kann. Diese Werte können einem natürlich weiterhelfen, doch oftmals ist der Datenwust nicht wirklich hilfreich. Zu schnell verliert man sich in den Zahlenkolonnen, die zwar durchaus sehr interessant sein können, doch für einen tatsächlichen Leistungsfortschritt oftmals keine aufschlussreichen Informationen liefern. Die Technik für das Laufen wird also immer anspruchsvoller, ausgereifter und komplexer. Doch diese Technik ist in diesem Lexikoneintrag nicht gemeint. Auch die Lauftechnik, also möglichst effizient einen Fuß vor den anderen zu setzen, ist hier nicht von Bedeutung bzw. steht zumindest nicht im Mittelpunkt dieser Phrase. Denn wenn das Laufen eine technisch anspruchsvolle Sportart wäre, dann würde sie nicht von Millionen Menschen auf der Welt mit solcher Begeisterung, Hingabe und Leidenschaft betrieben. Dabei laufen die meisten Läuferinnen und Läufer auf technisch nicht anspruchsvollen Wegen oder Strecken. Die Mehrheit dreht ihre Laufrunden in Stadtparks oder auf asphaltierten Wegen. Hier muss man sich nicht auf den Untergrund konzentrieren, sondern kann sich voll und ganz der Laufbewegung widmen, muss nicht groß darüber nachdenken, wo man seinen nächsten Schritt hinsetzt. Viele lieben gerade diese Monotonie, doch immer öfter versuchen etliche Läuferinnen und Läufer eben aus dieser Eintönigkeit auszubrechen. Und dafür wählen immer mehr Sportler technisch anspruchsvolle Wege. Solche Wege bestechen durch unebene Untergründe, natürliche Hindernisse, bieten ein ständiges Auf und Ab und lassen so dem laufbegeisterten Athleten kaum eine Sekunde Zeit zu entspannen. Hier muss man weitsichtig laufen, muss den Boden vor sich aufmerksam sondieren und studieren, um zu wissen, wo die nächsten Fußaufsätze erfolgen müssen. Dabei muss man Steinen, Wurzeln, Löchern,
Ästen, rutschigen Blättern, Bachläufen oder anderen Hindernissen und Unebenheiten ausweichen. Kein Schritt gleicht dem anderen. Man muss seine Schritte verkürzen oder verlängern, das Lauftempo passt sich den Gegebenheiten an. Anspruchsvolle Bergaufpassagen wechseln mit rasanten Downhills, schmale Singletrails führen durch Wälder oder alpines Gelände. Nicht selten verhindern Schnee oder Matsch einen gleichmäßigen Laufrhythmus. Je öfter der Laufrhythmus unterbrochen wird, desto technisch anspruchsvoller ist ein Weg, desto beliebter ist er bei echten Trailläufern. Diese suchen gerade nach ausgesetzten und schwierigen Streckenabschnitten, die keine Langeweile aufkommen lassen. Sie lieben es, wenn man bei jedem Schritt penibel darauf achten muss, wo der nächste Fußaufsatz erfolgt. Sie lieben es, wenn das Lauftempo ständig zwischen Gehen und Sprinten wechselt. Sie lieben es, die Läuferhighways der Stadt zu verlassen. Dazu bedarf es nicht unbedingt der Alpen oder der Mittelgebirge. Oftmals reicht es, einige Meter neben den ausgetretenen Pfaden zu laufen. Schon ergibt sich ein völlig neues Lauferlebnis. Natürlich definiert jeder Läufer für sich, was eine technische anspruchsvolle Laufstrecke ausmacht. Für manche ist schon ein einfacher Waldweg eine koordinative Herausforderung, der seine volle Aufmerksamkeit und Konzentration abverlangt. Andere fühlen sich hier pudelwohl, haben aber Probleme bei schmalen Wanderwegen in den Alpen (Stichwort Höhenangst) und meiden deshalb solche Strecken. Für die Bergziegen unter den Läufern fängt der Spaß erst da an, wo die Mehrheit der Läuferinnen und Läufer aufgrund des Geländes in den Gehschritt verfällt. Hier haben die trittsichersten Läufer großen Spaß und hüpfen von einem Felsen zum nächsten. Dass natürlich die Gefahr eines Sturzes bei technisch anspruchsvollen Strecken zunimmt, darf hier nicht verschwiegen werden. Doch jeder Läufer sollte sich seiner Stärken und Schwächen bewusst sein und sein Tempo den Gegebenheiten und seiner eigenen Trittsicherheit anpassen. Was Läufer mit technisch anspruchsvoll meinen Läufer: „Ich liebe technisch anspruchsvolle Strecken.“ Übersetzung: „Ich liebe Laufstrecken, die mich herausfordern. Dabei wechselt ständig der Untergrund, sodass ich mich dauernd auf den Weg konzentrieren muss. Meist geht es bergauf und bergab und nur selten eben dahin. Wenn der Weg zudem richtig schmal wird, ich andauernd Tempo
und Schrittlänge aufgrund der Beschaffenheit des Untergrunds wechseln muss, dann bin ich in meinem Element. Berge und Wälder sind die optimalen Regionen dafür.“
Tight
Wortart Verwendungszweck
Nomen (Anglizismus) Training (Winter)
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal relativ wahrscheinlich November – März häufig selbstbewusste Outdoorfans windschnittige Aerodynamiker 6
Kaum etwas spaltet die Läufergemeinde mehr. Die einen lieben sie, die anderen tolerieren sie, andere hassen sie. Kein anderes Kleidungsstück wird kontroverser diskutiert als dieses Stück Stoff. Manche können sich keine Laufrunde ohne vorstellen, andere würden sich für kein Geld der Welt in die eng anliegenden Hosen hineinquetschen. Die einen schwören auf die Funktionalität der modernen Kunstfasern, wohingegen die Gegner meist aufgrund mangelnder Ästhetik die Finger davon lassen. Konsens besteht nur dahingehend, dass man unter keinen Umständen Leggings dazu sagen darf. Das ist in Läuferkreisen verpönt, schließlich sind Leggings modische Kleidungsstücke, die kaum etwas mit den hochfunktionellen Tights gemeinsam haben. Wer sich dennoch in stinknormalen Leggings auf die Runde in den Stadtpark traut, braucht sich nicht über hämische und abwertende Blicke der anderen Läufer wundern. Diese erkennen nämlich schon aus mehreren Kilometern, ob jemand tatsächlich die Frechheit besitzt, mit Baumwoll-Leggings die heiligen Laufwege der Stadt zu missbrauchen. Tights weisen nämlich gleich mehrere eindeutige Merkmale auf, die sie von Leggings unterscheiden. Fangen wir mit dem offensichtlichsten an. Eine Tight ist zum Laufen gemacht, Leggings nicht! Wer jetzt denkt, dass man doch Leggings problemlos zum Laufen anziehen könnte, ist wohl auch der Meinung, dass eine Jeans die optimale Wahl für einen Marathon darstellt oder Badesandalen für einen Traillauf absolut ausreichend sind. Eine Tight muss aus Polyester oder einer anderen Funktionsfaser bestehen, die den Schweiß von der Haut weg transportiert. Außerdem muss eine Lauftight unauffällig gestaltet sein. Unauffällig heißt, dass die Grundfarbe in 99 % der Fälle schwarz ist, vielleicht hin und wieder auch grau. Dazu gesellen sich Symbole, Farbakzente, Streifen oder reflektierende Muster, die der Tight eine gewisse modische Note verleihen. Ganz selten mischen sich grelle Farben darunter, wobei weiße, gelbe, rote oder blaue Farbakzente erlaubt sind. Eine funktionelle Lauftight besitzt darüber hinaus eine Schlüsseltasche (das wäre zumindest praktisch), aber ansonsten keinen großen Schnickschnack. Kommen wir nun dazu, warum Tights bei Läuferinnen und Läufern beliebt bzw. unbeliebt sind. Vor allem Männer (meist die ganz männlichen Männer) weigern sich strikt, ihre Männlichkeit und ihre Beine in das enge Beinkleid zu pressen. Der figurbetonte Polyesterschlauch lässt nämlich kaum Spielraum für Fantasie.
Hier kommt alles unterhalb der Hüfte meist eindeutig zum Vorschein, was manch männlichem Ego zu wider läuft. Allerdings betrifft das nicht nur das männliche Ego, sondern auch externe Betrachter und vor allem Betrachterinnen. Nicht jede männliche Läuferstatur in Tights ergibt ein ästhetisch ansprechendes Bild. Manch Mensch fühlt sich sogar von dem Anblick tiefst erschüttert und verstört. Dasselbe gilt aber auch durchaus für Läuferinnen. Aus diesem Grund tragen mittlerweile viele Läuferinnen und Läufer eine luftige Short über der Tight, um Mitmenschen mögliche unangenehme Einblicke zu ersparen. Natürlich gibt es aber viele Athleten, denen eine Tight absolut steht und die nahezu über jedem ästhetischen Empfinden stehen. Hier ist vor allem (zumindest aus meinem männlichen Blickwinkel betrachtet) das weibliche Geschlecht prädestiniert, wobei ich auch nichts gegen den Anblick durchtrainierter Männerbeine in eng anliegenden Laufhosen habe. Ich möchte und darf in diesem Zusammenhang auch nicht verschweigen, dass ich sehr oft in Tights laufe, ohne dabei eine Short darüber zu ziehen. Ich besitze sogar mehrere ¾-Tights, die ich in der Übergangszeit bei hohen einstelligen Temperaturen trage. Zudem befinden sich in meinem Schrank auch Kompressionstights. Die Bewegungsfreiheit der Tights, kombiniert mit ihrer wärmenden Funktion, machen sie einfach unschlagbar. Wenn sich Läufer über Tights unterhalten Läufer: „Ich ziehe heute meine Wintertight an.“ Übersetzung: „Ich werde heute in meiner wärmenden, eng anliegenden Hose, die extra für Temperaturen unter 0° C angefertigt wurde, meine Runden drehen.“ Läufer: „Tights sind nichts für mich.“ Übersetzung: „Ich laufe grundsätzlich nur in weiten Hosen. Ich mag es nicht, wenn sich meine Körpersilhouette durch die Funktionsfasern hindurch erahnen lässt.“
tödlich
Wortart Verwendungszweck
Adjektiv Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering möglich selten schmerztoleranter Haudrauf-Läufer treue Läuferseelen 2
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Laufen eine der sichersten Sportarten der Welt ist. Natürlich gibt es mehr Verletzungen als beim Schach, aber im Vergleich zu vielen Mannschaftssportarten oder gar zu Risikosportarten ist es relativ gefahrlos. Es wird zwar jedes Jahr in den Medien sensationsheischend darüber berichtet, wenn wieder bei einem großen Marathon ein Teilnehmer an Herzversagen stirbt. Doch das ist die Ausnahme der vielbeschworenen Regel. Denn kaum eine Bevölkerungsgruppe lebt gesundheitsbewusster als Läufer. Trotzdem verwenden viele Läuferinnen und Läufer gerne das Adjektiv tödlich. Da können ganz normale Läufe tödlich werden, obwohl sie auf einem flachen Kiesweg durch den hiesigen Stadtpark bei moderaten Temperaturen und guter Luft stattfinden. Meist sind es allerdings Wettkämpfe oder schnelle Läufe im Gelände, die auch hartgesottene Läufer beinahe ins Grab befördern. Dabei sind sie medizinisch gesehen wahrscheinlich genauso weit vom Tod entfernt wie ein kerngesunder Mitdreißiger, der gerade am Schreibtisch sitzt und eine E-Mail tippt. Wobei, höchstwahrscheinlich sind Läufer, die gerade eine zumindest verbal gesehene Nahtoderfahrung machen, etwas näher am Läuferhimmel als der Schreibtischtäter, der bestenfalls in der Cloud unterwegs ist. Doch genug mit den Wortspielen. Wann benutzt ein Läufer nun das Adjektiv tödlich? Immer, sobald ein Lauf deutlich anstrengender als erwartet ist, man mit sich selbst kämpfen muss und sich am Limit bewegt, dann kann man das Wort tödlich verwenden. Dabei gilt dieser Begriff nie für einen gesamten Lauf oder die ganze Trainingseinheit, auch wenn man später im Freundeskreis gerne darüber so berichtet. Meist ist es das Ende einer harten Trainingseinheit oder der Mittelteil. Wenn man gerade einmal die Hälfte der Distanz geschafft hat und eigentlich jetzt sofort aufhören möchte, dann wird es schnell tödlich. Man wünscht sich, dass die Belastung jetzt sofort sein Ende finden dürfte, man würde sogar den Tod der Weiterführung der schmerzhaften körperlichen Qualen vorziehen. Doch der willensstarke Läufer kämpft gegen die mörderischen Schmerzen an, wählt also den schwierigen Weg. Er gibt nicht dem Verlangen seines Körpers nach, langsamer zu werden oder gar abzubrechen. Prädestiniert dafür sind Läufe im hügeligen oder bergigen Gelände. sobald man
schon im Flachen mit höchster Anstrengung unterwegs ist und sich vor einem ein steiler Anstieg auftut, stellt man sich die Frage, wie man denn da jetzt hoch kommen soll. Dann kann es schnell tödlich werden. Allerdings wird es nur dann tödlich, falls man keinen Millimeter von seiner bisherigen Einstellung abweicht, also weiterhin bereit ist, an sein Leistungsmaximum zu gehen. Wenn man am Ende des Anstiegs mit letzter Kraft ankommt, kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen kann und dann trotzdem sofort versucht, im folgenden Flachoder Bergabstück wieder Vollgas zu geben. Dann ist die Belastung für diesen Moment eine tödliche. In dieser Situation fühlt man sich dem Tod näher als dem Leben. Man hat den subjektiven Eindruck, dass man sich unter gar keinen Umständen auch nur einen Deut mehr anstrengen könnte. Falls man es doch tun würde, würde man sofort sterben. Unter bestimmten Umständen könnte man eventuell sogar noch eine Schippe drauflegen. Unter Todesangst kann der Mensch zusätzlich die sogenannten autonom geschützten Reserven mobilisieren. Diese vom Körper zurückgehaltene Leistungsreserve soll in lebensbedrohlichen Situationen das Überleben sichern. Nicht selten berichten Menschen in Extremsituationen darüber, dass sie Gegenstände bewegen konnten (manchmal sogar Autos), die sie im normalen Leben unmöglich hoch heben hätten können. Doch warum hält der Körper seine Kräfte für solche Notfälle zurück? Es ist ein Schutzmechanismus. Denn im Notfall bringt der Körper sich gefährlich nahe an sein absolutes Leistungsmaximum. Dieses Maximum kann der Organismus nur für kurze Zeit leisten, ohne Schaden zu nehmen. Wer vor Todesangst mehrere Minuten vor einem gefährlichen Tier oder Ähnlichem flüchtet, bringt sein Herz in große Gefahr. Deshalb kann man diese autonom geschützten Reserven im Normalfall nicht abrufen, man entgeht einer wirklich tödlichen Belastung. Wenn man also im Wettkampf oder in einem harten Training das Gefühl hat, dass es tödlich anstrengend ist, ist man von einer wirklich Tod bringenden Situation noch ein gutes Stück entfernt. Wenn sich Läufer über das Adjektiv tödlich unterhalten Läufer: „Das Training war absolut tödlich.“ Übersetzung: „Das Training war extrem anstrengend. Ich war an meinem absoluten Leistungsmaximum und hätte nicht eine Sekunde schneller laufen können. Die Schmerzen waren fast unerträglich. Trotzdem habe ich
versucht, nicht nachzulassen. Ich hätte auf gar keinen Fall schneller laufen können.“
Trail(running)
Wortart Verwendungszweck
Nomen, Verb (Anglizismus) Training, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
sehr hoch wenige inflationär² extrovertierte Querdenker gesamte Läuferschaft 10
Kaum ein Begriff hat in den letzten Jahren mit so einer Vehemenz den Weg in die Läufersprache gefunden. War vor einem Jahrzehnt das Wort trail meist nur Wanderern aus dem angloamerikanischen Sprachraum ein Begriff, kennt mittlerweile jeder Läufer, der etwas auf sich hält, den englischsprachigen Ausdruck für schmalen Weg oder Pfad. Wer also auf einem Trail unterwegs ist, läuft auf einem Weg, der selten breiter als einen Meter ist und durch oftmals etwas unwegsames Gelände führt. Nicht selten säumen Steine, Wurzeln, Felsen oder andere Hindernisse diesen Pfad, der das exakte Gegenteil zu asphaltierten Straßen darstellt. Trailrunning bezeichnet also eine Variante des Laufens, bei dem mehrheitlich auf solch Wegen gelaufen wird. Nicht selten gibt es dabei noch eine Menge Höhenmeter bergauf und bergab zu überwinden, die den Läuferinnen und Läufern Kraft, Ausdauer und Konzentration abverlangen. Diese Veranstaltungen schießen aktuell regelrecht aus dem Boden, wobei alle Streckenlängen vertreten sind. Vom 10km-Trail bis zum Ultra-Trail über 100 Meilen ist alles dabei, wenngleich natürlich die eher kürzeren Strecken von 30 – 60 Kilometer das Gros der Events ausmachen. Allerdings ist nicht immer Trailrunning drin, wo Trailrunning draufsteht. Manch Veranstalter macht sich den Hype um das Thema Trailrunning zunutze und nennt seine Veranstaltung xxx-Trail, obwohl vielleicht nur 20 % der Strecke über schmale Wege und Pfade verlaufen. Da wird aus einem Landschafts- oder halben Straßenlauf ganz schnell einmal ein Traillauf. Nicht nur aus diesem Grund hat der Begriff des Trails in letzter Zeit im deutschen Laufsprachgebrauch eine kleine Wandlung durchgemacht. Mittlerweile werden nämlich auch breitere Wege als Trail bezeichnet, die mitunter auch relativ leicht zu belaufen sind. Für so manchen Stadtläufer, der durch die großen Parks in Berlin, München, Hamburg oder Köln flitzt, ist bereits ein ausgetretener Wiesenpfad oder ein mit Kies bedeckter, drei Meter breiter Weg durch den Stadtpark ein Trail. Da mag so mancher Bewohner der deutschen Mittelgebirge oder der österreichischen Alpen nur lachen, für den ein Weg erst dann als Trail bezeichnet werden kann, wenn er mit mindestens 10 % Steigung aufweist und man von Wurzel zu Wurzel, von Felsen zu Felsen, und am besten noch über rauschende Bäche springen muss.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Running in Trailrunning. To run bedeutet offensichtlich laufen. Doch sehr viele Teilnehmer eines Trailruns sind oftmals nur gehend unterwegs. Je schwieriger und anspruchsvoller ein Trailrun ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit dafür, die Teilnehmer gehen (oder ist es wandern?) zu sehen. Dabei hängt der Schwierigkeitsgrad von verschiedenen Faktoren ab. So spielen Streckenlänge, Profil, Klima und Untergrund eine entscheidende Rolle. Natürlich gibt es Streckenprofile, die es selbst den absoluten Profis unmöglich machen, durchgehend zu laufen. Nicht selten gibt es Streckenabschnitte, bei denen man gehender Weise schneller und ökonomischer unterwegs ist. Trotz extrem anspruchsvoller Strecken werden aber die Profiläufer- und Läuferinnen einen Großteil davon laufend zurücklegen. Wenn sich Läufer übers Trailrunning unterhalten Läufer: „Lass‘ uns heute einige Trails in unseren Dauerlauf miteinbauen.“ Übersetzung: „Lass‘ uns morgen beim Dauerlauf so oft wie möglich abseits der Straßen und Feldwege laufen. Wann immer sich die Möglichkeit bietet, sollten wir einen schmalen Wiesen- oder Waldpfad in unsere Strecke miteinbauen. Wir könnten auch in die Berge und dort entlang der Wanderwege laufen. Hauptsache es geht dauernd bergauf und bergab.“ Läufer: „Nächste Woche nehme ich an einem Traillauf teil.“ Übersetzung: „Nächste Woche mache ich bei einem Wettkampf mit, bei dem der Großteil der Strecke über schmale Wege verläuft. Wir müssen dabei durch Wälder, über Wiesen und Hügel laufen. Meist ist der Weg so schmal, dass man nur bedingt überholen kann. Außerdem hat die Strecke einige Höhenmeter.“
Trainingslager
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training²
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal keine sehr häufig im Frühjahr Laufurlauber meine Vereinscrew 9
Der Begriff Trainingslager weckt bei vielen Läuferinnen und Läufern positive Erinnerungen und lässt die Augen vor Freude strahlen. Denn zu keinem Zeitpunkt des Jahres kann man sich so sehr auf sein liebstes Hobby konzentrieren. Manch anderer denkt vielleicht mit einem leichten Grausen an das vergangene Trainingslager zurück, denn hier wird intensiver und umfangreicher trainiert als sonst, nicht selten zwei Mal am Tag. Das Trainingslager wird wie folgt definiert: Das Trainingslager ist ein festgelegter Zeitraum, in dem meistens in einer Gruppe ein vorher festgelegter Trainingsplan absolviert wird. Dazu fährt man meistens in klimatisch günstige Orte. In dieser Zeit wird mehr trainiert als in normalen Trainingswochen, wobei das gesamte Leben dem Training untergeordnet wird. Das ist natürlich nur eine Idealvorstellung eines Trainingslagers. Zu dieser gehört auch, dass ein Trainingslager nur aus Essen, Schlafen und Laufen bestehen sollte. In Wirklichkeit gelingt es den wenigsten Läuferinnen und Läufern, in einem Trainingslager so konsequent zu leben. Ein perfekter Tag in einem Trainingslager würde so aussehen. Aufstehen um 7:30 Uhr. Frühstück: 8 Uhr. Um 10 Uhr folgt die erste Laufeinheit. Um 12:30 Uhr wird zu Mittag gegessen, danach kommt ein Mittagsschlaf oder gemütliches Zusammensitzen bei Kaffee und eventuell einem Stück Kuchen. Gegen 17 Uhr folgt die zweite Trainingseinheit. Um 19:30 Uhr trifft man sich zum Abendessen, danach lässt man den Tag in geselliger Runde (natürlich ohne Alkohol) zu Ende gehen. Gegen 22 Uhr geht man zu Bett, um dem Körper ausreichend Schlaf zu gönnen. Wer über ausreichend Geld und Selbstdisziplin verfügt, kann diesem Ideal sehr nahe kommen. Wobei Selbstdisziplin wesentlich wichtiger als das Geld ist. Natürlich kann man sich in einem All-Inclusive-Hotel einquartieren, sodass man sich um die Verpflegung keine weiteren Gedanken machen muss. Wer hier Geld sparen möchte, kann auch nur ein Apartment buchen und sich selbst versorgen. Durch das gemeinsame Kochen wird die Trainingsgruppe zusammengeschweißt, was sich im Laufe der Saison positiv auswirken kann. Die meisten Läuferinnen und Läufer bevorzugen für ihre Trainingslager die südlichen Gefilde, wobei es deutsche Athleten sehr oft ans Mittelmeer zieht. Die ideale Zeit ist das Frühjahr, also bevor die ersten großen Straßenläufe sind oder bevor die Bahnsaison startet. Ganz ambitionierte Läufer fliegen dagegen bereits
im Dezember oder Januar nach Südafrika oder in weiter entfernte Destinationen, um dem kalten europäischen Winter zu entfliehen. Die Profis absolvieren mitunter sogar drei oder vier Trainingslager pro Jahr, wobei diese durchaus schon einmal 3 – 4 Wochen dauern können. Nicht selten werden dabei Orte aufgesucht, die auf 2.000 m über dem Meeresspiegel liegen. Durch das sogenannte Höhentraining erhoffen sich Trainer und Athleten einen weiteren Leistungszuwachs, da der Körper durch den geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft gezwungen wird, mehr rote Blutkörperchen zu bilden. Ein ganz entscheidendes Kriterium für ein Trainingslager ist der höhere Trainingsumfang. Nicht selten läuft man in dieser Zeit 30 – 50 % mehr als sonst üblich. So soll der Körper auf ein neues Leistungsniveau gehoben werden. Das führt nicht selten zu Verletzungen. Wenn sich Läufer übers Trainingslager unterhalten Läufer: „In den Osterferien fahren wir ins Trainingslager.“ Übersetzung: „In den Osterferien fahren wir für zehn Tage nach Italien. Dort werden wir jeden Tag laufen. Durch unseren Lebensstil dort wollen wir unsere Leistung optimieren. Wir werden uns in dieser Zeit fast ausschließlich auf das Laufen konzentrieren und alle anderen Handlungen dem Laufsport unterordnen. Dabei wollen wir einerseits Spaß haben, aber auch unseren Körper an sein Limit bringen, ohne uns dabei zu verletzen oder durch ein Zuviel an Training die Saison zu gefährden.”
Überdistanz – Unterdistanz
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf, (Training)
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal gering selten akribischer Wettkampfplaner Spontanwettkämpfer 5
Obwohl dieses kleine Büchlein eine Art Lexikon ist und Lexika objektiv Begriffe erklären sollen, ist der Begriff Unterdistanz für jeden Läufer ein rein subjektives Wort. Natürlich gibt es eine sachliche Beschreibung dafür, doch letztendlich muss jede Läuferin und jeder Läufer für sich selbst definieren, was eine Unterdistanz ist. Für manchen ist ein Marathon bereits eine Unterdistanz, wohingegen für andere ein 3.000m – Rennen bereits eine Überdistanz darstellt. Es scheint also für die Definition dieses Begriffs notwendig, die Vorlieben eines Läufers zu kennen. Der eine liebt es, stundenlang unterwegs zu sein. Der andere bevorzugt die kurze Variante und legt selten mehr als 10 Kilometer am Stück zurück. Diese Unterscheidung ist dabei nicht unbedingt auf Wettkämpfe beschränkt, sondern bezieht sich durchaus auf die Trainingsroutine, schließlich sind beileibe nicht alle Läufer gleichzeitig Wettkämpfer. Aus diesem Grund muss man hier auch zwischen Unterdistanzen bei Wettkämpfen und denen im Training unterscheiden, wobei eine strenge Unterscheidung eigentlich nur bei Wettkämpfen möglich ist. Von einem Unterdistanz-Wettkampf spricht man, wenn man an einem Wettkampf teilnimmt, der kürzer als die übliche Hauptwettkampf-Distanz ist. Es stellt sich jetzt natürlich zwangsläufig die Frage, wie man das Wort Hauptwettkampf-Distanz definiert? Ist dies die Streckenlänge, die man am häufigsten im Wettkampf läuft? Oder ist es die Distanz, bei der man die besten Resultate erzielen möchte? Hier muss man zwischen den leistungsorientierten und den eher spaßorientierten Wettkämpfern unterscheiden. Beide Orientierungen liegen nur selten in Reinform vor, wobei sämtliche Nuancen dazwischen existieren. Aus diesem Grund sollen beide Extrembereiche betrachtet werden. Außerdem muss man für eine korrekte und ausführliche Definition die Streckenlänge der Hauptwettkampf-Distanz berücksichtigen. Für den nahezu ausschließlich auf Bestzeiten und Erfolge fixierten Marathonläufer gibt es sowohl im Wettkampf als auch im Training fast ausschließlich Unterdistanzen. Da man eigentlich nur zwei, maximal drei Marathons pro Jahr laufen kann – wenn man bei diesen Bestzeit laufen möchte – müssen die restlichen Wettkämpfe auf kürzeren Distanzen stattfinden. Auch im Training wird im leistungsorientierten Training kaum weiter als 40 Kilometer gelaufen, wenngleich es auch in der Weltklasse durchaus ein paar Ausnahmen gibt. Unterdistanz-Wettkämpfe werden von diesen Athleten genutzt, um an der
Tempohärte zu arbeiten, also an der Fähigkeit, ein höheres Tempo als Marathontempo möglichst lange durchzuhalten. Für einen klassischen Bahnläufer, der als Saisonhöhepunkt die 1.500 m bei den deutschen Meisterschaften laufen möchte, sind 800m-Wettkämpfe das Mittel der Wahl zur Schnelligkeitsausdauer-Verbesserung. Im Training wird zwischen Unter- und Überdistanzen abgewechselt, wobei der routinemäßige Dauerlauf streng genommen eine Überdistanz darstellt. Für Trail-Läufer ist es schwierig, eine Unterdistanz zu definieren, schließlich haben viele Wettkämpfe im Trailbereich keine normierten Streckenlängen. Hier ist die Wettkampfdauer eher entscheidend. Wer als Saisonhöhepunkt eine Teilnahme am Zugspitz Ultratrail über 102 Kilometer mit seinen ca. 5.500 Höhenmetern anstrebt und dafür voraussichtlich 15 Stunden brauchen wird, für den ist eigentlich alles eine Unterdistanz (mal abgesehen von den Frauen und Männern, die auch vor noch längeren Rennen nicht zurückschrecken). Wer nun keinen Saisonhöhepunkt hat oder wem es egal ist, welche Zeit oder Platzierung er beim nächsten Wettkampf erzielt, für den gibt es den Begriff Unterdistanz eigentlich nicht. Denn um festlegen zu können, was für einen selbst eine Unterdistanz ist, muss man vorher festlegen, auf welche Streckenlänge oder Wettkampfdistanz das Training ausgerichtet ist. Wer nun im Training und im Wettkampf immer länger als eine Stunde unterwegs ist, für den ist ein 5kmWettkampf oder eine 40-minütiger lockerer Dauerlauf eine Unterdistanz. Es soll aber auch tatsächlich Läufer geben, für die es unter der eigenen Würde ist, einen Dauerlauf oder Wettkampf zu absolvieren, der kürzer als eine selbst festgelegte Distanz ist. Denen kann man nur sagen, dass es absolut keine Rolle spielt, wie weit oder lang man läuft. Jeder Lauf zählt! Wenn sich Läufer über Unterdistanzen unterhalten Läufer: „Ich laufe in den nächsten Wochen verstärkt Unterdistanzen.“ Übersetzung: „Um mich auf meinen Hauptwettkampf vorzubereiten, werde ich zunächst bei kürzeren Wettkämpfen antreten. Dadurch hoffe ich, meine Form zu verbessern.“ Läufer: „Unterdistanzen machen Spaß.“
Übersetzung: „Schnelle und kürzere Läufe als üblich gefallen mir. Ich habe Spaß dabei, mal deutlich schneller als bei meinen langen Läufen zu laufen.“
Übertraining
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal möglich relativ selten überehrgeizige Kilometersammler Orthopäden und Ärzte 1
Viel ist gut, mehr ist besser. Nach dieser Devise agieren viele Läuferinnen und Läufer. Vor allem die ehrgeizigen, vorwiegend männlichen Zeitgenossen kennen oftmals keine Grenzen, wenn es um die reine Anzahl der Kilometer geht. Was schert mich mein Körper? Die Zahlen und Statistiken sind viel wichtiger. Da muss die vorgegebene Zahl an Wochenkilometern um jeden Preis geschafft werden, egal wie es einem geht. Wer nicht auf seinen Körper hört, sondern den reinen Zahlen hörig ist, der kann ganz schnell ins Übertraining geraten. Als Übertraining beschreibt man einen körperlichen Zustand, der dann eintritt, wenn man seinem Körper über einen längeren Zeitraum zu viel zugemutet hat. Dieser Zustand ist geprägt von Lustlosigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, hoher Infektanfälligkeit und geringerer Leistungsfähigkeit. Es gibt noch viele andere Symptome des Übertrainings, doch das würde zu weit führen, auf alle näher einzugehen. Wichtig ist nur zu wissen, dass man oftmals gar nicht merkt, dass man in diesen Zustand geraten ist. Viele werde nun sicherlich denken: Warum sollte man das nicht merken, wenn man seinen Körper ruiniert und ihn kaputt trainiert? Die Antwort darauf ist ganz einfach. Viele wollen es einfach nicht merken und hören einfach nicht auf die Signale ihres eigenen Körpers. Zudem ist unser Körper extrem robust und funktioniert auch noch im Übertrainingszustand fast einwandfrei. Na ja, fast einwandfrei. Dieses fast merkt man nämlich oftmals nur im Wettkampf. Die Trainingsleistungen sind normal bis gut, man erwartet nun im Wettkampf eine gute bis sehr gute Leistung. Doch aus irgendeinem Grund bleibt man deutlich unterhalb seiner Zielvorgabe, muss vielleicht sogar vorzeitig aufgeben. Man ist ratlos und weiß nicht so recht, weshalb es am Tag X nicht so richtig funktionieren wollte. Viele Läuferinnen und Läufer ziehen daraus leider oftmals den falschen Schluss, indem sie das Trainingspensum erhöhen oder die Intensität steigern. Man setzt seinen Körper noch größerem Stress aus. Jetzt können neben geringerer Leistungsfähigkeit die noch viel schlimmeren Symptome wie Überlastungsverletzungen oder Erkrankungen auftreten. Jetzt hilft nur noch eins: Pause. Und diese Pause ist lang. Oftmals muss man für Monate sein Training deutlich reduzieren oder ganz pausieren, um dem Körper die Gelegenheit zu geben, sich von den Strapazen der Monate zuvor zu erholen. Jetzt heißt es geduldig sein und auf zu intensive Trainingsreize zu verzichten, auf ausreichend Schlaf zu achten und genau auf die Signale seines Körpers zu hören.
Ansonsten kommt man aus dem Zustand des Übertrainings nur sehr schwer wieder heraus. Es gibt übrigens auch noch eine zweite Variante des Übertrainings. Bei dieser Variante fühlt man sich mehr oder weniger etwas überdreht, ist voller Tatendrang und fühlt sich eigentlich gut. Doch wie bei der anderen Variante erlebt man in Wettkämpfen regelmäßig Einbrüche und kann die selbst gesteckten Ziele bei Weitem nicht erreichen. Auch hier hilft nur Pause, denn man hat seinen Körper gnadenlos überfordert. Der Körper reagiert in diesem Fall auf die Überforderung, allerdings mit einem überreizten Zustand. Man befindet sich sozusagen dauerhaft im Flucht-Modus. Der Körper rechnet immer wieder damit, körperlichen Grenzbelastungen ausgesetzt zu sein. Denn letztendlich sind harte Trainingsreize für den Körper nicht von Fluchtsituationen zu unterscheiden. Wenn also Läuferinnen und Läufer vom Übertraining sprechen, haben sie sich in irgendeiner Art und Weise überfordert, haben es also mit ihrem liebsten Hobby übertrieben. Wenn sich Läufer übers Übertraining unterhalten Läufer: „Das Übertraining hat mich zu einer Pause genötigt.“ Übersetzung: „In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich mehr trainiert als mir gut tat. Ich habe nicht genug auf ausreichend Erholung und Schlaf geachtet und habe die Signale meines Körpers nicht registriert. Jetzt habe ich die Quittung dafür erhalten und komme einfach nicht an meine erhofften Ziele und Zeiten heran. Ich muss Pause machen.“
Ultra
Wortart Verwendungszweck
Nomen oder Adjektiv Training, Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch sehr gut möglich immer häufiger neugierige Grenzenausloter Lang-Langstreckenläufer 9
Ultra = Extrem. Auf diese einfache Formel lässt sich die Bedeutung dieses dem Lateinischen entstammenden Wortes reduzieren. Alles was Ultra ist, befindet sich außerhalb der Norm, ist laut Duden übertrieben. Aus dieser Definition ergibt sich aber unweigerlich folgende Konsequenz. Sobald sich die Normen verschieben, kann es passieren, dass etwas, was zuvor das Prädikat Ultra erhalten hatte, wieder normal ist. Und das geschieht in unserer sich immer schneller entwickelnden Gesellschaft sehr häufig. Der Laufsport ist da keine Ausnahme. Ultra = Ultra-Lauf. Was noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten als Extremoder Ultra-Lauf bezeichnet wurde und für unglaubwürdiges Staunen in der Laufgemeinschaft sorgte, ist heutzutage oftmals nicht mehr als eine Randnotiz wert. Trotzdem haben sich die Grenzwerte im Laufsport, ab wann ein Lauf als Ultralauf bezeichnet wird, noch nicht verschoben. So wird jede Laufdistanz, die länger als die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer ist, als Ultralauf bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Lauf auf der Straße, im Wald, im Gebirge oder in der Wüste stattfindet. Es ist auch völlig egal, ob der Kurs viele Höhenmeter aufweist oder flach ist. Sobald die Strecke länger als eben diese 42 Kilometer ist, ist es per Definition ein Ultra. Nun stellt sich natürlich die Frage, wer diese Definition festgelegt hat. Das ist schwierig zu sagen, aber diese klare Abgrenzung ist auf jeden Fall historisch bedingt. Alle olympischen Laufdistanzen sind sozusagen die normalen Distanzen. Bis in die 1970er standen vor allem die Wettkämpfe auf der 400mRundbahn im Fokus der Sportler und der Öffentlichkeit, also die Strecken von 100 bis 10.000 Meter. Damals galt man schon als verrückt, wenn man den Marathon als seine Lieblingsdisziplin auserkoren hatte. Dies änderte sich in den nächsten Jahrzehnten. Die Wettkämpfe auf der Straße wurden immer beliebter, die Stadtmarathons schossen quasi aus dem Boden. Parallel dazu gab es allerdings auch schon Meisterschaften und Wettkämpfe über längere Distanzen. Die Anzahl der Athleten, die sich an 50 km, 100 km oder an noch längere Strecken heranwagte, war aber gering. Seit der Jahrtausendwende rücken aber nun immer mehr eben diese langen Distanzen in den Vordergrund. Die Ultraläufe von einst, damals nur von wenigen betrieben, rücken immer mehr in den Mittelpunkt der Laufszene. Vor allem die Ultraläufe in den Bergen und in anderen landschaftlich reizvollen Gegenden erfahren regen Zuspruch. Dafür kämpfen die klassischen Wettbewerbe im Stadion mit Nachwuchsproblemen.
Sollte diese Entwicklung so weiter gehen, dann könnten die Ultraläufe von heute in einigen Jahrzehnten die normalen Läufe werden. Vielleicht werden dann nur noch Läufe, die länger als 100 Kilometer sind, als Ultraläufe bezeichnet werden. Ein weiterer Begriff in der Laufszene ist der des Ultratrails. Der UTMB (Ultratrail Mont Blanc) ist die wichtigste und größte Traillaufveranstaltung der Welt. Auf den verschiedenen Distanzen von 40 bis 170 Kilometern machen tausende Teilnehmer die Landschaft um das beeindrucke Mont-Blanc-Massiv unsicher. Das Besondere dabei ist, dass man sich für eine Teilnahme qualifizieren muss, was die Exklusivität dieses Wettkampfes noch steigert. Der bekannteste und größte Ultratrail in Deutschland ist der ZUT (Zugspitz Ultratrail). Es gibt im Übrigen keine feste Definition, ab welcher Streckenlänge oder ab welchem Höhenprofil ein Lauf als Ultratrail bezeichnet werden darf. Bleibt noch der Begriff des Ultraläufers. Hier sollte jeder Läufer selbst entscheiden, ob er sich das Prädikat Ultra voranstellen möchte. Ist man bereits Ultraläufer, nur weil man einmal in seinem Leben eine Distanz über 42 Kilometer gelaufen ist? Oder müssen es mindestens 50 % der gelaufenen Wettkämpfe sein? Müssen es überhaupt Wettkämpfe sein? Die Antwort darauf darf ein jeder für sich selbst festlegen. Wenn sich Läufer über einen Ultra unterhalten Läufer: „Ich werde nächsten Monat bei einem Ultra starten.“ Übersetzung: „Ich werde im nächsten Monat bei einem Wettkampf teilnehmen, der länger als 42,195 Kilometer sein wird.“
umbiegen
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal durchaus wahrscheinlich viel zu selten Fighter der Typ hinter dir 8 – 9
Man kann sich ja bekanntlich für jemanden verbiegen, also seine Persönlichkeit soweit verändern, dass man jemand anderem gefällt oder eben nicht mehr aneckt. Das ist natürlich auf Dauer sehr schwierig und führt dazu, dass man sich immer verstellen und mehr oder weniger eine zweite Persönlichkeit annehmen muss. Läufer sind meist Originale, verbiegen sich also nur selten für jemanden. Denn meist wissen Läuferinnen und Läufer ganz genau, was sie wollen. Sie gehen oftmals ihre eigenen Wege und leben ihr Leben selbstbestimmt. Sie leben nach ihrem eigenen Rhythmus und lassen sich nur selten verbiegen. Genauso wenig wie sich die meisten Läufer kaum verbiegen lassen, mögen es die meisten Läuferinnen und Läufer nicht, wenn sie umgebogen werden. Dies geschieht, falls überhaupt, auf den letzten Metern eines Rennens, im Kampf Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau. Schulter an Schulter sprintet man der Ziellinie entgegen. Keiner der beiden Kontrahenten gibt auch nur einen Millimeter nach. Der Puls schlägt mit maximaler Frequenz, die Beine wirbeln über den Boden. Man kämpft mit letzter Kraft, um diesen Zweikampf nicht zu verlieren. Wenn man dann den Schlussspurt knapp für sich entscheidet, kann man mit Fug und Recht behaupten, den Gegner gerade eben umgebogen zu haben. So wie es einen enormen Kraftaufwand braucht, um einen Nagel oder andere harte Gegenstände zu verbiegen oder eben umzubiegen, so kostet es auch eine Menge Energie, im Schlussspurt seine Gegner abzuhängen. Damit man diesen Begriff richtig verwendet, muss man sich aber im Klaren darüber sein, dass man nicht jeden Gegner, den man bei einem Wettkampf bezwingt, zugleich auch umgebogen hat. Das gilt wirklich nur für solche Rennkonstellationen, bei denen man auf den letzten Metern einen Kontrahenten im Schlussspurt niederringt. Eventuell kann man ihn auch dann benutzen, wenn man bei einem Langstreckenrennen die letzten Kilometer gemeinsam in einer Gruppe mit anderen Leidensgenossen unterwegs war und sich andauernd bemüht hat, das Tempo hochzuhalten um die anderen abzuhängen. Sollte einem dies gelingen, so kann man auch durchaus von umbiegen sprechen. Doch am besten passt der Begriff, falls man auf den letzten Metern den Schlussspurt für sich entscheiden kann. Wenn man kurz vor dem Ziel noch wenige Meter oder sogar nur Zentimeter zurückliegt, die Lücke schließt und quasi mit dem letzten Schritt die Ziellinie vor seinen Kontrahenten überquert. Dann passt der Ausdruck des
Umbiegens wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Wenn sich Läufer übers Umbiegen unterhalten Läufer: „Ich habe Sebastian auf der Zielgerade noch umbiegen können“. Übersetzung: „Mir ist gelungen, Sebastian kurz vor dem Ziel zu überholen. Zu Beginn der Zielgerade lag ich noch knapp hinter ihm zurück. Doch dann mobilisierte ich meine letzten Kräfte, setzte mich neben ihn und konnte ihn noch überholen. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet. Das war echt ein geiler Schlussspurt mit einem positiven Ausgang für mich.“
Unterzucker
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch keine über 60 Minuten hin und wieder Kohlenhydratriegel-Vergesser der nächstbeste Zuckerlieferant 1
Wer kennt dieses Gefühl nicht. Man hat Hunger, man friert ein wenig, fühlt sich leer, verspürt eine leichte Schläfrigkeit und kann eigentlich nur noch an Essen denken. Der Körper und vor allem das Gehirn sind auf Nahrungssuche, genauer gesagt auf der Suche nach Zucker, nach möglichst leicht verdaulichen Kalorien. Viele Läuferinnen und Läufer kennen das Gefühl. Vor allem direkt nach langen Dauerläufen, wenn die Kohlenhydratspeicher leer gelaufen sind und der Körper nach Energie dürstet. Man befindet sich im Zustand der Unterzuckers. Da der Körper bzw. die Muskulatur beim Laufen hauptsächlich auf Kohlenhydrate und Fette als Energieträger zurückgreifen, müssen Läuferinnen und Läufer deutlich mehr Kohlenhydrate zu sich nehmen als die nichtlaufende Bevölkerung. Dieses Mehr hängt natürlich maßgeblich davon, wie oft und wie lange man läuft. Je mehr Kilometer man läuft, desto mehr Kohlenhydrate benötigt man. Zwar könnte der Körper theoretisch fast ausschließlich mit Fetten den Energiebedarf decken. Doch dies klappt nur bei niedrigen Laufgeschwindigkeiten und erfordert vom Läufer sehr viel Willenskraft und einen extrem austrainierten Fettstoffwechsel. Zudem macht es sehr viel weniger Spaß. Deshalb starten die meisten Läufer mit einem bis zum Rand gefüllten Kohlenhydratspeicher in ihre Läufe. Während des Laufens wird nun dieser Speicher zunehmend entleert. Bei Läufen bis zu einer Stunde Dauer bei mittlerer Intensität reicht der Speicher bei den meisten Läufern. Man spürt keinerlei Leistungseinbruch. Doch danach könnte es kritisch werden. Jetzt besteht die konkrete Gefahr, in den Unterzucker zu geraten. Man wird langsamer, fühlt sich unwohl und verliert im schlimmsten Fall die Kontrolle über seinen Körper. Manch ein Läufer fällt sogar in Ohnmacht, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Zucker versorgt werden kann. Um dem entgegenzuwirken, muss man entweder rechtzeitig die Belastung abbrechen oder während des Laufs Zucker oder Kohlenhydrate aufnehmen. Dabei sind spezielle Getränke, die schnell verwertbare Kohlenhydrate bzw. Zucker enthalten, das Mittel der Wahl. So kann der Magen maximal 80 - 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen, wobei nicht jeder die Nahrungsaufnahme während des Laufens gleichermaßen verträgt. Nicht selten führt dies zu Übelkeit oder Seitenstechen, was dann ebenfalls zum Abbruch der Belastung oder zu reduziertem Tempo führen kann.
Unterzucker geht übrigens oftmals mit dem so genannten Mann mit dem Hammer einher. Bei Marathonläufen wird damit der Moment bezeichnet, bei dem keinerlei Kohlenhydrate mehr der Muskulatur zur Verfügung stehen, man das Tempo deutlich drosseln muss. Kommen wir noch einmal zum Begriff des Unterzuckers. Dieser rührt von der Tatsache her, dass der Blutzuckerspiegel im Blut immer weiter sinkt, bis er einen gewissen Wert unterschreitet. Bevor der kritische Wert unterschritten wird, sollte man schon Zucker oder Kohlenhydrate zu sich genommen haben. Schließlich dauert es einige Minuten, bis die Nährstoffe den Weg aus dem Magen in die Muskulatur finden. Aus diesem Grund nehmen Läuferinnen und Läufer oftmals bereits nach 30 Minuten die ersten Kohlenhydratgels- oder Riegel zu sich, obwohl sie sich noch fit und wohl fühlen. Hier gilt wie so oft im Leben die Devise: Besser vorsorgen als erst zu handeln, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Wenn sich Läufer über Unterzucker unterhalten Läufer: „Nach 30 Kilometern war ich voll im Unterzucker.“ Übersetzung: „Bei meinem langen Dauerlauf gestern ist mein Blutzuckerspiegel nach 30 Kilometern unter den kritischen Wert gesunken. Ich habe gespürt, wie mich die Kraft verließ, mir kalt und schwindelig wurde und ich deutlich langsamer wurde. Ich hatte Angst, nicht mehr nach Hause zu kommen oder sogar in Ohnmacht zu fallen. Ich bin dann ganz langsam weiter gelaufen und habe mich noch nach Hause gequält.“
Umfang
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal durchaus möglich ziemlich oft pedantischer Kilometerzähler Trainingspartner, Laufcoach 7
Beim Wort Umfang denken die meisten Menschen vielleicht zunächst an ihren Bauch. Denn schließlich ist Übergewicht nicht nur in Deutschland, sondern mittlerweile weltweit auf dem Vormarsch. Der Bauchumfang ist dabei das wichtigste und ausschlaggebende Kriterium, ob eine Person gefährliches Übergewicht hat oder nicht. Denn nichts ist für den Körper gefährlicher als das sogenannte viszerale Fett (Bauchfett). So erhöht ein Bierbauch eindeutig das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes.
Natürlich ist auch für Läuferinnen und Läufer der Bauchumfang von großer Bedeutung. Schließlich achten sportliche aktive Menschen mehr auf ihre Gesundheit als Bewegungsmuffel. Aber in der Regel gehören Läuferinnen und Läufer nur selten der Gruppe der Übergewichtigen an, was nicht bedeutet, dass manch Marathonläufer ein kleines Bierbäuchlein vor sich herschiebt.
Wenn unter Läufern die Rede vom Umfang ist, dann bezieht sich das zu 99,99999999 Prozent aller Fälle auf den Kilometerumfang. Das ist sozusagen das Bruttokriterium der Trainingsleistung. Für viele Läufer, aber auch Trainer, steht der Kilometerumfang im direkten Zusammenhang mit der Wettkampfleistung und ist die wichtigste Stellschraube im Trainingsprozess. Stolz erzählt man sich, dass man vergangene Woche 80 Kilometer geschafft hat und so seinen Kilometerumfang im Vergleich zur Vorwoche um 20 Prozent steigern konnte. Verlegen muss manch Läufer zugeben, die Umfänge in den vergangenen Wochen nicht ganz geschafft zu haben und im Schnitt nur 45 der geplanten 50 Kilometer zurückgelegt zu haben.
Der Wochenumfang gibt also die gelaufenen Kilometer in einer Woche, meist einer Kalenderwoche, an. Seltener wird auch über Monats- oder auch Jahresumfänge gesprochen. Die Anzahl der Kilometer pro Woche könnte man durchaus als eine heilige Zahl bezeichnen, die unter allen Umständen erreicht werden muss. Koste es, was es wolle. Für viele Läuferinnen und Läufer hat deswegen der Umfang Vorrang vor der Intensität, obwohl diese für die
Leistungsentwicklung von mindestens genauso großer Bedeutung ist. Hat man sich zum Beispiel vorgenommen, in dieser Woche 60 Kilometer zu schaffen, und am Samstagabend stehen erst 42 zu Buche, dann muss man notgedrungen am Sonntag 18 Kilometer laufen, obwohl man eigentlich nur 12 laufen wollte. Nicht selten kommt es zu solch paradoxen Situationen, in denen der geplante Wochenumfang manchen Läufer dazu zwingt, von seinen Plänen abzuweichen.
Manchmal ist auch die Rede vom umfangbetonten Training. Damit ist die Phase einer Saison gemeint, in der der Umfang wichtiger als die Intensität ist. So gibt es zum Beispiel in einer 16-wöchigen Marathonvorbereitung Phasen, in denen die Anzahl der Kilometer höher ist als in anderen, in denen eher die Intensität zählt. Wie hoch der Umfang eines Läufers ist, also die Anzahl der gelaufenen Kilometer, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Was ist seine Wettkampfdistanz? Wie viel Erfahrung bringt er oder sie mit? Wie viel Zeit kann und möchte der Athlet investieren? Wie schnell möchte sie beim Wettkampf sein? Wie viel Zeit hat der Athlet für die Regeneration? Wie hoch ist der Stress neben dem Laufsport? Der Kilometerumfang ist also eine höchst individuelle Angelegenheit.
Noch wesentlich individueller ist der Trainingsumfang zu gestalten. Der Trainingsumfang beinhaltet nicht nur die gelaufenen Kilometer, sondern alle anderen Trainingsinhalte, die ein Läufer berücksichtigen sollte. Der Trainingsumfang wird deshalb in Stunden oder Minuten angegeben. So kommt zum Beispiel nach jedem Dauerlauf noch 10 Minuten Dehnen hinzu. An manchen Tagen wird ein 60-minütiges Krafttraining absolviert, aber auch Yoga, Pilates oder andere Sportarten werden beim Trainingsumfang berücksichtigt. Der Trainingsumfang ist dabei keine Zahl, über die sich Läufer unterhalten. Diese Zahl ist eher für Triathleten interessant, da sie die Zeit, die sie schwimmend, radfahrend und laufend verbringen, zusammenaddieren. So können sie sich nämlich untereinander vergleichen, genauso wie es Läuferinnen und Läufer mit dem Kilometerumfang machen.
Wenn sich Läufer über den Umfang unterhalten
Läufer: „Ich habe meinen Umfang in den vergangenen Wochen enorm gesteigert.“
Übersetzung: „In den vergangenen Wochen bin ich deutlich mehr gelaufen als sonst. Dabei bin ich Woche für Woche mehr Kilometer gerannt als in den Wochen zuvor.“
verkrampfen
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
gering sehr wahrscheinlich manchmal unentspannter Läufer Mentalcoach 2
Ein Krampf ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Jeder von uns kennt dieses mehr als unangenehme Gefühl, wenn beispielsweise der Wadenmuskel krampft. Man möchte sofort aufschreien und fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an das betroffene Körperteil. Am besten dehnt man den krampfenden Muskel sofort. Denn das ist die beste Möglichkeit, um ihn zu entspannen. Ein Krampf entsteht meist dadurch, dass der Muskel entweder überfordert wurde oder man zu wenig getrunken, zu wenig Magnesium oder zu wenig Kalium zu sich nimmt.
Ein Mensch, der hingegen verkrampft läuft, hat in diesem Moment keinen Krampf, ist also nach wie vor Herr über seine Muskulatur. Ganz im Gegensatz zu den Menschen, die einen Krampf erleiden. Diese können den betroffenen Muskel nicht mehr kontrollieren. Ein verkrampfter Läufer hingegen könnte sofort diesen Zustand ändern. Doch das ist leichter getan als gesagt.
Jemand, der verkrampft läuft, spannt Muskeln an, die für die Laufbewegung nicht oder nur wenig angespannt werden müssen. So eine Person läuft nicht selten mit einem völlig verkrampften Gesicht durch die Gegend, hat die Hände zu einer Faust geballt, als wolle er gerade einen Stein zerquetschen und hat die Schultern nach oben in Richtung Nacken gezogen. Darüber hinaus tritt der Bizeps des Oberarms hervor und die Zornesfalte zwischen den Augen ist deutlich zu erkennen.
Zudem ist der Laufstil eines verkrampft laufenden Menschen alles andere als schön anzusehen. Hier wird nicht die Freude am Laufen vermittelt, sondern der Kampf des Läufers mit seinem Körper und der Anstrengung. Dass so ein Laufstil nicht ökonomisch und einer guten Leistung sogar abträglich ist, bedarf an dieser Stelle keiner weiteren Erklärung.
Oftmals betrifft dieses Phänomen etwas überehrgeizige Männer, die sich zu viel
vornehmen oder zu schnell in den Wettkampf starten. Sobald sie bemerken, dass sie ihre Laufgeschwindigkeit nicht mehr halten können, versuchen sie mit aller Gewalt dagegen anzukämpfen. Sie hoffen, durch den Einsatz sämtlicher Oberkörpermuskeln die müden Beine unterstützen zu können. Doch das ist ein Trugschluss. Dadurch geht noch viel mehr Energie verloren, denn die angespannten Muskeln wollen natürlich ebenfalls versorgt werden, weshalb von den Energieträgern weniger für die arbeitenden Beinmuskeln übrigbleiben.
Doch nicht nur körperlich kann man verkrampfen. Bei vielen Läuferinnen und Läufern ist das Verkrampfen auf das Mentale bezogen. Nicht selten tritt das Verkrampfen auf der psychischen und physischen Ebene zeitgleich ein. Wenn beispielsweise jemand bei einem Wettkampf 200 Meter vor dem Ziel überholt wird, und damit nicht gerechnet hat, führt dieser überraschende Moment nicht selten zu einer unerwünschten Überreaktion. Erschrocken dadurch, versucht man sofort zu reagieren. Doch anstatt locker zu bleiben und die Schrittfrequenz zu erhöhen, reagieren viele Läuferinnen und Läufer mit einer Art Notfallplan. Man schaltet quasi in den Kampfmodus und aktiviert sämtliche Muskeln. Dabei würde es ausreichen, die Beinmuskeln in höherem Maße zu aktivieren.
Das mentale Verkrampfen muss aber nicht zwingend mit einem übermäßigen Anspannen der Oberkörpermuskulatur einhergehen. Man verkrampft sozusagen im Gehirn, wird unflexibel und übersieht mehrere Lösungsmöglichkeiten. Wird man zum Beispiel während eines Rennens überholt, meldet sich im Gehirn bei manchem Läufer sofort die Angst vor der Niederlage. Dieses Gefühl unterdrückt andere rationale Gedanken und führt zu einer Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten. Am klügsten wäre es, erst einmal so weiterzulaufen wie bisher und weiterhin locker zu bleiben. Doch wenn man mental verkrampft, bleibt einem diese Möglichkeit verwehrt, da man zu viel Energie mit den negativen Konsequenzen der gerade erlebten Situation verschwendet. Hier heißt es klaren Kopf zu bewahren und sich bereits im Vorfeld mit allen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.
Wenn sich Läufer übers Verkrampfen unterhalten
Lauftrainer: „Lauf nicht so verkrampft.“
Übersetzung: „Spanne nur die für die Laufbewegung notwendigen Muskeln an. Fokussiere dich auf die Laufbewegung und lasse die Oberkörpermuskulatur entspannt. Bleib‘ locker und mach‘ dich von negativen Gedanken frei.“
Läufer: „Immer wenn ich überholt werde, verkrampfe ich.“
Übersetzung: „Immer wenn mich ein Konkurrent überholt, verändere ich mein Bewegungsmuster und denke daran, wie schlecht ich sein muss. Anstatt einfach weiterzulaufen, denke ich mir, dass heute nicht mein Tag ist und gebe innerlich das Rennen auf.“
verstecken
Wortart Verwendungszweck
Verb Wettkampf
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal möglich immer, wenn man Kraft sparen möchte schlaue Hinterherläufer Taktikcoach 8
Im Moment müssen sich die deutschen Spitzenläuferinnen alles andere als verstecken. Denn im internationalen Vergleich sind sie so stark wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Die deutschen Männer hingegen können international nicht vorne mitmischen, zu groß ist die afrikanische Konkurrenz. Trotzdem muss sich niemand mit seiner Leistung verstecken. Denn egal wie schnell jemand ist, jede Leistung verdient Respekt und Anerkennung. Ein jeder versucht sein Bestes zu geben. Nur, wer das nicht tut, hätte vielleicht einen Grund, sich vor den anderen zu verstecken. Doch Läuferinnen und Läufer müssen sich in unserer Gesellschaft nicht verstecken, denn sie tun etwas für ihre Gesundheit und gehen der natürlichsten aller Sportarten nach.
Weshalb und wann sollte sich also ein Läufer verstecken? Hierauf gibt es mehrere Antworten. So lohnt es sich besonders dann, sobald ein Sturmtief heraufzieht und der Wind dadurch stark von vorne bläst. Es macht aber auch Sinn, sich zu verstecken, wenn man in einem Wettkampf einfach nur Kraft sparen will und bis zum Schlussspurt damit warten möchte, an der Konkurrenz vorbeizuziehen. Falls man eine Bestzeit anstrebt, ist es auch ratsam, sich so lange wie möglich zu verstecken. Denn dadurch kann man sich mental entspannen und sich einfach nur auf sich selbst konzentrieren.
Wer immer noch nicht ganz genau weiß, was nun mit verstecken gemeint ist, für den folgt jetzt die definitive Erklärung:
Ein Läufer, der sich während eines Wettkampfs versteckt, übernimmt nicht die Spitze des Läuferfeldes und bleibt immer im Windschatten seiner Konkurrenten.
Man versucht also so wenig wie möglich aufzufallen, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Erst am Ende eines Rennens zeigt man sich und überholt, wenn man noch über ausreichend Reserven verfügt, den ein oder anderen Mitstreiter. Bis dahin versucht man so dicht wie möglich hinter den Konkurrenten
herzulaufen, um nicht unnötig dem Wind ausgesetzt zu sein. Außerdem kann man, falls die Läuferinnen oder Läufer vor einem ebenfalls das geplante Tempo anschlagen, sich voll auf sich selbst und sein Rennen konzentrieren und muss nicht selbst dauernd auf die Zeit und das Tempo achten.
Man kann sich aber auch während eines Trainings durchaus verstecken. Vor allem wenn man mit etwas stärkeren Trainingspartnern zusammen läuft, ist es durchaus legitim, die anderen vorne im Wind laufen zu lassen und sich selbst dahinter zu verstecken.
Wenn sich Läufer übers Verstecken unterhalten Läufer: „Heute habe ich mich im Feld versteckt.“
Übersetzung: „Heute bin ich während des Wettkampfs immer hinter einem anderen Läufer hergelaufen. So konnte ich mich immer im Windschatten aufhalten und Kraft sparen. Zu keinem Zeitpunkt musste ich alleine gegen den Wind laufen. Das war sehr entspannend. Denn ich musste mich immer nur auf die Schritte meines Vordermanns konzentrieren und musste mich nicht selbst um die Tempoarbeit kümmern.“
Wohlfühltempo
Wortart Verwendungszweck
Nomen Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch keine häufig entspannte Genussläufer eloquente Mitläufer 9
Jede Läuferin und jeder Läufer hat ihr bzw. sein eigenes Wohlfühltempo. Selbst wenn zwei Läufer gleich groß, gleich schwer und gleich alt sind und über die exakt selbe Leistungsfähigkeit verfügen, kann man im Vorfeld nicht mit Gewissheit sagen, dass für beide das Wohlfühltempo an diesem Tag identisch sein wird. Man kann nicht einmal davon ausgehen, dass sich beide Läufer bei ihrem Wohlfühltempo gleich wohl fühlen. Dieser Begriff bedarf also einer ausführlichen Definition, wenngleich Sie sich sicherlich jetzt schon denken können, dass diese nicht auf jede Situation auf dieselbe Art und Weise anzuwenden bzw. bei jedem Lauf anders zu verstehen ist.
Als Wohlfühltempo bezeichnet der gemeine Läufer die Laufgeschwindigkeit, die er gerade in diesem Moment am liebsten bei seinem Dauerlauf laufen möchte. Man könnte es auch wie folgt definieren: Man nehme einem Läufer das Handy oder seine GPS-Uhr weg, setzt ihn alleine in die Landschaft, schaltet seinen Kopf aus und gibt ihm einfach mit den auf Weg, dass er eine Stunde nach Lust und Laune laufen soll. In diesem von allen Zwängen befreiten Zustand wird er nun völlig unbewusst ein Tempo wählen. Das ist das Wohlfühltempo.
Man kann nun mindestens zwei Fraktionen unterscheiden. Die schnelle Fraktion wählt unterbewusst ein relativ hohes Wohlfühltempo. Es ist deutlich näher am Wettkampftempo angesiedelt als bei der langsamen Fraktion. Die Langsamen wählen eine Geschwindigkeit, die sie mit Leichtigkeit mehrere Stunden durchhalten könnten. Das ist für die schnelle Gruppe völlig unvorstellbar. Für sie liegt das Wohlfühltempo in einem Bereich, der sie zwar in den ersten 45 Minuten nicht allzu sehr fordert, aber spätestens nach 60 Minuten doch zu einer Belastung werden würde. Hier kann man bereits erkennen, dass natürlich das Wohlfühltempo von der Länge des Dauerlaufs abhängt. Allerdings würden beide Fraktionen, sollte die Vorgabe ein 45-Minuten-Dauerlauf sein, automatisch in ihre Muster zurückfallen.
Zu welcher Fraktion man gehört, hat dabei übrigens nichts mit der Leistungsfähigkeit zu tun. Natürlich hat der Weltklasseläufer ein höheres
Wohlfühltempo als ein Laufanfänger. Doch wenn man diese beiden Extreme außen vorlässt, lässt sich nicht unbedingt immer ein Zusammenhang erkennen. Es gibt nämlich durchaus Spitzenathleten, die am liebsten mit einem Tempo von 5:00 Minuten pro Kilometer laufen würden, wenn da nicht ihr Trainingsplan wäre. Auf der anderen Seite läuft manch Hobbyathlet bei jedem Dauerlauf schneller als das oben genannte Tempo, obwohl er im Wettkampf vielleicht gerade einmal 40 Minuten auf 10 Kilometer schafft.
Für beide Fraktionen gilt aber gleichermaßen, dass das Wohlfühltempo nicht jeden Tag identisch sein muss. Je nach Tagesform und Müdigkeit können 10 – 30 Sekunden pro Kilometer langsamer oder schneller im Vergleich zum Vortag möglich sein. Es gibt sogar Tage, an denen man bei einem 10km-Dauerlauf nur unwesentlich langsamer als im Wettkampf unterwegs ist, ohne es wirklich als anstrengend zu empfinden. Allerdings sind diese Tage extrem selten und bleiben eine Ausnahme. Das ist auch gut so, denn so ein hohes Tempo würde auf Dauer den Körper überfordern. Hier kommen wir auch sogleich zu einem kleinen Problem mit dem Wohlfühltempo. Es ist nämlich nicht unbedingt das Tempo, das für einen Leistungsfortschritt das beste wäre. Ist das Wohlfühltempo zu schnell, überfordert man den Körper auf Dauer. Ist man zu langsam, verbessert man sich nicht. Das ist natürlich nur für leistungsorientierte Läufer ein Problem. Wenn man allerdings nicht jeden Tag läuft, verkraftet der Körper ein zu schnelles Wohlfühltempo.
Das Wohlfühltempo muss außerdem nicht während des gesamten Laufs gleich bleiben. Lässt man mal das Streckenprofil und klimatische Veränderungen während des Laufs außen vor, so kann es durchaus passieren, dass man während der ersten 20 Minuten ein anderes Wohlfühltempo hat als zwischen Minute 20 und 40. Das liegt einerseits an der Entleerung der Energiespeicher und der Dehydrierung, andererseits kann aber auch die Motivation eine Rolle spielen. Während man in den ersten 20 Minuten noch so recht keine Lust hat, könnte im späteren Verlauf die Freude am Laufen zunehmen, sodass man unbewusst schneller wird. Anders herum ist das natürlich auch jederzeit möglich.
Viele Läuferinnen und Läufer merken meist relativ schnell, ob sie gerade in ihrem Wohlfühltempo unterwegs sind. Denn dabei fällt ihnen das Laufen lockerer als sonst. Der Laufschritt ist kraftsparend, effizient und man fühlt eine gewisse Art von Leichtigkeit und Entspanntheit. Dieser Zustand ist nicht ganz leicht zu beschreiben und man muss ihn selbst erlebt haben.
Wenn sich Läufer übers Wohlfühltempo unterhalten Läufer: „Mein Wohlfühltempo liegt meist bei 5:30 Minuten.“
Übersetzung: „Die meisten meiner Dauerläufe laufe ich mit einem Tempo von 5:30 Minuten pro Kilometer. Dabei fühle ich mich richtig wohl und kann den Lauf so richtig genießen. Bei dieser Geschwindigkeit fühlt sich mein Laufschritt richtig locker und gut an. So macht mir Laufen am meisten Spaß.“
Wolf (sich einen Wolf laufen)
Wortart Verwendungszweck
Redensart schmerzhafter Wettkampf, Training
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
normal sehr wahrscheinlich ohne Vaseline oft Raubeinige geschmeidige Laufgenossen 1
Der Wolf ist zurück in Deutschland. Immer öfter liest und hört man diese Schlagzeile in den Medien. Lange Zeit gab es auf deutschem Boden keine Wölfe. Doch langsam erobert er wieder seine alten Reviere zurück und streift durch die Wiesen und Wälder. Dass er dabei auch zwangsläufig dem einen oder anderen Läufer begegnen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Allerdings haben diese ungewollten Begegnungen nichts mit der Redensart sich einen Wolf laufen zu tun.
Wölfe sind bei Läuferinnen und Läufer sehr unbeliebte Tiere, was nicht daran liegt, dass diese hin und wieder eine Schafherde reißen oder sich den bewegungshungrigen Menschen in den Weg stellen. Als Wolf bezeichnet man in der Läufergemeinde eine schmerzhafte Reizung der Haut, die man sich durch das Laufen zugezogen hat. Betroffen sind dabei meist die Körperstellen, die einer erhöhten Reibung durch die Laufbewegung ausgesetzt sind.
So kommt es nicht selten vor, dass man bei Halbmarathons oder bei deutlich längeren Distanzen Läufer sieht, die mit Schmerz verzerrtem Gesicht an ihrer Laufhose herumnesteln. Denn diese haben sich zwischen den Oberschenkeln wund gelaufen. Bei jedem Laufschritt gleiten die Innenseiten der Oberschenkel aneinander vorbei und berühren sich dabei leicht. Was bei kürzeren Trainingsläufen meist kein Problem darstellt, kann vor allem bei ungewohnt langen Laufbelastungen, wie eben einem Marathon, zu ungeahnten, extrem unangenehmen Erlebnissen führen.
Im Extremfall färbt sich die Laufhose rot ein, da die oberste Hautschicht sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde und feinste Blutgefäße verletzt wurden. Dabei betrifft dieses Problem nicht nur Läuferinnen und Läufer mit dickeren Oberschenkeln. Auch Athleten mit dünnen Oberschenkeln sind davon betroffen, vor allem aber Männer. Viele männliche Läufer schlüpfen bei einem Wettkampf in eine etwas kürzere Hose, als in die, die sie normalerweise beim Training tragen. Dort, wo bei Trainingsläufen noch eine dünne Textilschicht einen großen Teil der Reibung abbekommt, trifft nun Hautschicht auf Hautschicht. Die
ungeschützte und zarte Männerhaut ist die ständige Belastung nicht gewohnt. Die Folge sind schmerzhafte Hautabschürfungen, die nicht selten zu einer Veränderung des Laufschrittes führen. Doch das hilft meist nichts. Sobald man den Wolf zwischen den Beinen spürt, ist es schon zu spät.
Aber nicht nur zwischen den Oberschenkeln kann man auf das Raubtier treffen. Zwischen Oberarm und Oberkörper, also an den Achseln, kann man dasselbe Phänomen erleben. Die unzähligen Schwungbewegungen der Arme entlang des Oberkörpers können genauso zu schmerzhaften Hautirritationen führen. Hier sind Männer und Frauen meist im gleichen Maße betroffen. Allerdings ist die Wahl des Laufoutfits durchaus entscheidend dafür, ob man sich an dieser Körperstelle einen Wolf läuft oder nicht. Wer im Training immer nur T-Shirts trägt, also ein Laufoutfit mit Ärmeln, erlebt im Wettkampf sein schmerzhaftes Wunder, wenn er auf ärmellose Laufkleidung zurückgreift.
Es gibt aber noch eine dritte Körperstelle, an der sich fast ausschließlich Männer schmerzhafte Verletzungen durch die monotone Laufbewegung zuziehen: die Brustwarzen. Manch Zuschauer konnte in der Vergangenheit schon Teilnehmer eines Volkslaufs beobachten, die mit zwei seltsamen roten Punkten auf ihren weißen Laufshirts ins Ziel kamen. Grund dafür waren blutige Brustwarzen. Durch das ständige Auf und Ab reibt das dünne Oberteil an der empfindlichen Körperstelle und wetzt Schritt für Schritt eine dünne Hautschicht nach der anderen ab. Dass diese Art der Laufverletzung nur Männer betrifft, liegt an der textilen Grundausstattung der Läuferinnen. Da diese entweder einen Lauf-BH, Sport-BH oder ein Lauftop mit eingenähtem BH tragen, entsteht keine Reibung. Diese Oberteile bewegen sich im Gleichklang mit der weiblichen Brust, wohingegen die männliche und das maskuline Lauf-shirt nicht im selben Rhythmus auf und ab wippen.
Um dem Wolf entgegenzuwirken, kam man die Brustwarzen mit Pflaster oder Tape abkleben. Die anderen Körperstellen werden am besten vorher mit Gleitmitteln eingerieben, wobei es mittlerweile extra für den Laufsport entwickelte Mittel gibt, die die Reibung extrem herabsetzen und die Haut vor
dem Wundscheuern schützen.
Wenn sich Läufer über Wölfe unterhalten Läufer: „Ich habe mir einen bösen Wolf gelaufen.“
Übersetzung: „Ich habe mich gestern zwischen den Oberschenkeln wund gerieben. Bereits nach einigen Kilometern habe ich ein Brennen an den Innenseiten gespürt, das Schritt für Schritt schlimmer wurde. Als ich endlich zuhause ankam, war ich sogar blutig. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich eine ungewohnt kurze Hose anhatte.“
Zeitlimit
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf, (Training)
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
problemlos wenige je länger die Strecke, desto häufiger Sekunden- und Minutenzähler Laufveranstalter 3
Wenn Läuferinnen oder Läufer vor etwas Angst haben, dann vor dem Zeitlimit. Allerdings trifft dies nur auf eine begrenzte Auswahl der Laufenden zu. Meist sind es die eher etwas langsameren. Zudem kann man vor dem Zeitlimit nur in einem Wettkampf Angst haben, denn im Training gibt es kein (offizielles) Zeitlimit. An der Klammer erkennen sie schon, dass es auch außerhalb eines Wettkampfs durchaus Zeitlimits gibt. Diese setzt man sich allerdings selbst oder werden von einem Trainer oder der Trainingsgruppe bewusst oder unbewusst festgelegt. Wer jetzt vollkommen verwirrt ist, was Läuferinnen und Läufer unter Zeitlimit verstehen, dem soll mit den nächsten Zeilen der Zustand der Verwirrung genommen werden.
Kümmern wir uns zunächst um das höchst offizielle Zeitlimit, welchem man sich mit der Anmeldung zu einem Wettkampf freiwillig aussetzt. Nahezu jeder Wettkampf, egal ob 5 oder 100 Kilometer, besitzt eines. Bei einem 5kmStraßenlauf beträgt es vielleicht 45 Minuten. Bei einem anspruchsvollen 100kmLauf durch das Hochgebirge können es auch gerne 24 Stunden werden. In dieser Zeit muss man das Ziel des Wettkampfs erreichen, ansonsten kommt man nicht in die Wertung und muss das Rennen vorzeitig beenden. Was zunächst als reine Schikane aussehen mag, ist für die ordnungsgemäße Durchführung eines Wettkampfs unerlässlich. So muss der Veranstalter einen Zeitrahmen festlegen, den er den Teilnehmern, den Helfern und Betreuern, aber auch nicht direkt am Lauf beteiligten Personen, mitteilen kann. So müssen z.B. die Teilnehmer des Berlin-Marathons nach spätestens 6:15 Stunden das Ziel am Brandenburger Tor erreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleiben die Strecken- und Straßenabsperrungen erhalten. Die Anwohner und die Verantwortlichen der Stadt Berlin wissen also, dass bis dahin die Stadt bzw. bestimmte Streckenabschnitte den Läufern gehören. Danach erobern die Autos wieder die Straßen. Ohne ein Zeitlimit wäre eine vernünftige Planung für alle Beteiligten und Unbeteiligten nicht möglich.
Doch es gibt nicht nur das Ziel-Zeitlimit. Vor allem bei Trail- und Ultraläufen gibt es Zwischenmarken, die man nach einer bestimmten Zeit erreichen muss. Das schützt nicht nur den Veranstalter vor einem übermäßig in die Länge
gezogenen Zeitplan, sondern auch die Teilnehmer selbst. So gibt es z.B. beim Eiger Ultra Trail über 101 Kilometer nicht weniger als 13 Posten, die man vor einer bestimmten Uhrzeit erreicht haben muss. Gelingt dies einem nicht, so wird man gnadenlos aus dem Rennen genommen. Damit werden sowohl die Teilnehmer aussortiert, die sich nur unzureichend auf die Grenzbelastung Ultralauf vorbereitet haben. Außerdem schützt sich der Veranstalter vor möglichen gefährlichen Situationen. Denn Läuferinnen und Läufer, die das Zeitlimit nicht erreichen, bringen mitunter nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch Helfer, die eventuell die Teilnehmer suchen oder unterstützen müssen. Das gilt natürlich vor allem für Veranstaltungen im Hochgebirge oder in unzugänglichen Gegenden. Doch primär sind die Zeitlimits Schutz für die Teilnehmer selbst.
Aber nicht nur in Wettkämpfen trifft man auf Zeitlimits. Viele Athleten setzen sich im Training Zeiten, die sie erreichen wollen. Vor allem beim Intervalltraining wird vorher oft festgelegt, wie lange man heute für einen festgelegten Streckenabschnitt brauchen möchte. Da wird vorher mit sich selbst oder seinen Laufkameraden vereinbart, dass man z.B. sechs Mal 1.000 Meter in 4:30 Minuten laufen möchte. Dazwischen hat man immer zwei Minuten lockere Trabpause. Natürlich wird man bei Überschreitung der Zielzeit nicht aus dem Training herausgenommen bzw. muss das Training vorzeitig beenden. Doch für viele Läuferinnen und Läufer sind diese Zeitvorgaben heilig und nicht wenige sind von sich selbst enttäuscht, wenn sie ein Intervall langsamer laufen als vorher festgelegt. Manchmal kann es auch durchaus sinnvoll sein, das Training zu beenden, falls man sich zu sehr von den Zeitangaben entfernt. Da man die Zeitvorgaben so gewählt hat, dass diese realistischer Weise zu erreichen sind, signalisiert ein deutliches Verfehlen, dass der Körper eine Pause braucht. Ein hartes Intervalltraining macht also keinen Sinn. Zeitlimits sind auch hier ein Schutz für die Gesundheit des Athleten. Sollten natürlich die Zeitlimits im Training unrealistisch gesetzt werden (egal ob deutlich zu schnell oder zu langsam), dann sind sie sinnlos.
Wenn sich Läufer übers Zeitlimit unterhalten Läufer: „Das Zeitlimit beim Berlin Marathon ist 6:15 Stunden.“
Übersetzung: „Spätestens 6:15 Stunden nach dem Startschuss muss der Läufer das Ziel am Brandenburger Tor erreicht haben. Gelingt ihm das nicht, wird er vom Veranstalter aus dem Rennen genommen und kann dieses nicht mehr beenden. Er wird disqualifiziert.“
Läufer: „Ich habe mein Zeitlimit einer Stunde nicht ganz erreichen können.“
Übersetzung: „Ich hatte mir vorgenommen, meine Laufrunde unter einer Stunde zu schaffen. Normalerweise schaffe ich das immer. Doch irgendwie habe ich mich heute einfach nicht gut gefühlt, sodass ich etwas länger gebraucht habe. Das nervt mich.“
Zwischenzeit
Wortart Verwendungszweck
Nomen Wettkampf, (Training)
Sozialverträglichkeit Missverständnisse Verwendungshäufigkeit Läufertypus Gesprächspartner Beliebtheits-Skala
hoch durchaus möglich sehr oft generalstabsmäßiger Planer Mitläufer kurz vor dem Startschuss 5
Für viele Läuferinnen und Läufer haben Zwischenzeiten fast heiligen Charakter. Denn auf dem Weg zur Erlösung haben diese einen extrem hohen Stellenwert und müssen unter allen Umständen eingehalten werden. Die läuferische Erlösung ist dabei natürlich die Bestzeit, die so manchen Athleten in höchste Verzückung versetzt und dem Himmel ein Stück näher kommen lässt. Was für den gläubigen Buddhisten das Nirwana ist, ist für den wahrhaftigen Läufer der persönliche Rekord. So ein Rekord bedarf harten Trainings und eventuell der ein oder anderen Entbehrung. Doch vor der Bestzeit kommt die Zwischenzeit. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Im alltäglichen Sprachgebrauch beschreibt die Zwischenzeit tatsächlich die Zeitspanne zwischen zwei Ereignissen bzw. zwischen zwei Tages- oder Uhrzeiten. Bei der läuferischen Zwischenzeit ist hingegen keine Zeitspanne gemeint, sondern eine exakt definierte Zeitdauer. So orientiert sich zum Beispiel ein Marathonläufer an den Kilometermarkierungen, wobei vor allem die 10km-, die Halbmarathon- und die 30km-Marke von großer Bedeutung sind. So sollte jemand, der den Marathon unter 3:00 Stunden laufen möchte, nach der Hälfte der Distanz eine Zwischenzeit von etwa 1:29 – 1:31 Stunden aufweisen. Da bei großen Stadtmarathons jeder Kilometer markiert ist, könnte man also 42 Zwischenzeiten nehmen. Ob das Sinn macht, ist natürlich fragwürdig. Schließlich wissen nur die wenigsten Läuferinnen und Läufer für jede einzelne Kilometermarke die angepeilte Zeitvorgabe.
Für Bahnläufer ist die jeweilige Rundenzeit nach 400 Metern von entscheidender Bedeutung und unter Umständen sogar wichtiger als die bislang abgelaufene Zeit. Natürlich weiß ein 5.000m-Läufer, der die 15-Minuten-Marke knacken möchte, dass er für jeden Kilometer drei Minuten benötigen darf. Doch weiß er vor dem Rennen ebenso, dass er pro Runde 72 Sekunden brauchen darf, um sein Ziel zu erreichen. Aus diesem Grund stehen oftmals Trainer oder Betreuer direkt neben der Laufbahn und rufen die Zwischenzeiten ihren Athleten zu. Die meisten teilen ihren Athleten die jeweilige Rundenzeit mit, sodass dieser sofort registrieren kann, ob die gerade eben gelaufene Runde zu schnell oder zu langsam war. Vor allem in der Mitte oder gegen Ende des Rennens ist das für
den Athleten wesentlich besser und einfacher zu verarbeiten. Würde man hingegen zum Beispiel nach 3.600 Metern die Gesamtzeit von 10:51 Minuten nennen, müsste der Athlet im Kopf haben, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur 10:48 Minuten haben dürfte. Doch nur die wenigsten Athleten haben in diesem Moment die notwendige Konzentration, um sich alle Zwischenzeiten ins Gedächtnis rufen zu können oder vielleicht sogar nachzurechnen, wie schnell oder langsam sie unterwegs sind.
Eine Zwischenzeit kann also die bislang abgelaufene Zeit sein oder eine Zeit für einen bestimmten Streckenabschnitt.
Nicht nur im Wettkampf, sondern auch im Training werden oftmals Zwischenzeiten genommen. Allerdings stehen auf der persönlichen Laufrunde nur selten Kilometerschilder. Aus diesem Grund mussten in grauen LäuferVorzeiten Kreuzungen oder andere markante Wegmarkierungen herhalten, um Zwischenzeiten zu nehmen. Da hieß es eben nicht, dass man heute nach 4 Kilometern einen Zwischenzeit von 23:15 Minuten hatte. Sondern es fiel ein Satz wie: An der großen Eiche auf der Kapellenwiese hatte ich 25:30 Minuten. Das kann man sich heutzutage kaum noch vorstellen. Musste man sich damals entweder die Zwischenzeit merken, da die Uhr am Handgelenk keine Zeiten speichern konnte oder noch selbst den Zwischenzeit-Kopf drücken, erledigen das heute GPS-Uhren oder Handys für einen. Die Zwischenzeiten werden von den Alleskönnern am Handgelenk automatisch genommen und gespeichert. Meist geschieht das nach einem Kilometer. Man kann aber auch andere Streckenintervalle einstellen oder ganz einfach einen Knopf an der Uhr oder das Display selbst drücken. Danach kann man sich dann per Handy, Laptop oder Tablet die gerade gelaufene Runde auf der digitalen Landkarte ansehen, wobei die einzelnen Kilometerabschnitte einzeln dargestellt werden. Über die unzähligen sozialen Netzwerke und Laufcommunitys kann man dann sogar die Laufrunden und Zwischenzeiten der Internetgemeinde bereitstellen. Diese kann die Runden nachlaufen und neue Bestzeiten aufstellen. Strava & Co lassen grüßen.
Wenn sich Läufer über die Zwischenzeit unterhalten Läufer: „Die Zwischenzeiten haben eigentlich das ganze Rennen über gepasst.“
Übersetzung: „Während des Wettkampfes bin ich exakt so schnell gelaufen wie ich wollte. Vor dem Rennen hatte ich mir ausgerechnet, welche Zeit ich wann haben dürfte. Bei jeder Kilometermarke hatte ich die vorher errechneten Zeiten einhalten können. Nur gegen Ende des Rennens wurde ich etwas langsamer, sodass ich meine angestrebte Zielzeit knapp verpasst habe.“
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