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German Pages [94] Year 1997
Peter Bichsel
Des Schweizers Schweiz Aufsätze
»Ich bin Schweizer. Wenn ich meiner Mutter sage: >Ich gehe nach Deutschland« oder >Ich gehe nach Frankreich« oder >Ich gehe nach Schweden«, dann sagt sie: >Du gehst also ins Ausland.« Für die Schweizer gibt es zwei Welten: das Inland und das Ausland.« Neben seinen poetischen Texten hat Peter Bichsei schon immer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, zu schweizerischen Verhältnissen und Themen Stellung zu nehmen. Peter Bichseis 1 9 6 7 geschriebener Text Des Schweizers Schweiz ist berühmt und von steter Aktualität. Er wurde für diese Taschenbuchausgabe um die Reden und Aufsätze
Sitzen
als
Pflicht,
Dem
Bestehenden
Schwierigkeiten
machen, Der Virus Reichtum, Die Armee ist tödlich und die Notizen zur Misere ergänzt. Peter Bichsei liebt den konstruktiven Streit, haßt jeden geistigen und gesellschaftlichen Stillstand. Das Motto des streitbaren Intellektuellen Peter Bichsei, der auch als solcher immer ein Poet bleibt, könnte der Schlußsatz des Titelessays sein: »Eine Demokratie ohne Diskussion wäre museal. Der innere Feind der Schweiz heißt pervertierter Bürgersinn. Die Igelstellung eingerollt und die Stacheln nach außen — ist zum Sinnbild unserer Unabhängigkeit geworden. Aber auch ein Igel muß sich zur Nahrungsaufnahme entrollen.« Peter Bichsei, geboren 1 9 3 5 in Luzern, lebt in Solothurn. Sein Werk erscheint im Suhrkamp Verlag und ist ab Seite 104 dieses Bandes verzeichnet.
Inhalt
Des Schweizers Schweiz
7 Sitzen als Pflicht 2.9
Dem Bestehenden Schwierigkeiten machen
43 D e r Virus Reichtum
55 Die A r m e e ist tödlich
79 Notizen zur M i s e r e
93
Ich bin Schweizer. Wenn ich meiner M u t t e r sage:
»Ich gehe nach
Deutschland« oder »Ich gehe nach Frankreich« oder »Ich gehe nach S c h w e d e n « , dann sagt sie: » D u gehst also ins A u s l a n d . « Für die Schweizer gibt es zwei Welten: das Inland und das A u s l a n d . Wenn ich ins A u s l a n d gehe, sagt meine M u t t e r : »Paß a u f , daß dir nichts gestohlen w i r d , gib deinen K o f f e r nicht aus der H a n d . « Schweizer tragen im A u s l a n d ihr G e l d in Beuteln unter dem H e m d oder eingenäht in die Unterwäsche. Für uns hat das Wort A u s l a n d immer noch den K l a n g v o n Elend. Wenn ich dort sage: »Ich bin Schweizer«, erwarte ich e t w a s , einen Ausruf des Erstaunens, Überraschung, H o c h a c h t u n g oder wenigstens Freundlichkeit. W ä h r e n d meines Berlinaufenthaltes passierte ich o f t den G r e n z ü b e r g a n g zwischen West- und Ost-Berlin. M a n hat dort das G e f ü h l , das m a n sich an andern Grenzen immer wieder abringen möchte: das G e fühl, in eine andere Welt zu k o m m e n , man empfindet A n g s t , man geht ins Unbekannte. M i r fiel a u f , daß ich an diesem Ü b e r g a n g immer viele Schweizer sah. Ich sprach nicht mit ihnen, und sie sprachen nicht, und ich w u ß t e doch, daß es Schwei-
/ei sind. Woran ich sie erkannte, w u r d e mir vorerst iiu In bewußt. Es schien mir ganz einfach selbstverständlich. Andere Nationalitäten ließen sich jedenfalls weniger deutlich unterscheiden. Ein nächstes M a l achtete ich genau d a r a u f , w o r a n ich sie erkenne, und ich konnte die Richtigkeit meiner B e o b a c h t u n g an mir selbst nachprüfen. Andere Nationalitäten nehmen ihren Paß erst vor dem Beamten aus der Tasche oder tragen ihn irgendwie und u n a u f f ä l l i g in der H a n d ; die Schweizer aber tragen ihren Paß gut sichtbar, ihren roten Paß mit dem weißen Kreuz. Er soll sie schützen, und die Tatsache, daß sie Schweizer sind, soll die G e f a h r abwenden, soll ihnen Vorteile bringen; sogar hier bei ostdeutschen Volkspolizisten, die sie nicht zu ihren Freunden zählen. Ich bin Schweizer. D a s hat also mehr zu bedeuten als einfach die A n t w o r t auf die Frage: »Woher k o m m e n Sie?« Darin soll der andere bereits persönliche Q u a l i f i k a tionen erkennen, w i e in der A n t w o r t :
»Ich bin
Leichtathlet« oder »Ich bin B o x e r « oder »Ich bin Physiker«. Der E r f o l g bleibt selten aus. D e r andere reagiert wenigstens damit, daß er sagt: »Die Schweiz ist w u n derschön.« »Die Schweiz ist w u n d e r s c h ö n . « Wir fassen das nicht nur als K o m p l i m e n t a u f , w i r sind selbst d a v o n überzeugt. Wenn w i r den Satz hören, denken w i r nicht nur an Landschaftliches, son-
d e m an ein G a n z e s , und w e n n schon an L a n d s c h a f t liches, so erscheint uns auch diese L a n d s c h a f t als Leistung. Ein Lehrer hielt einen enthusiastischen Lichtbildervortrag über die Schweiz. In der Einleitung erzählte er, daß er einmal einem Freund aus Südfrankreich gesagt habe: »Südfrankreich ist s c h ö n « , und daß dieser geantwortet habe: schön.«
» N e i n , die Schweiz ist
Seit jenem erschütternden Erlebnis ver-
bringt der Lehrer seine Ferien nur noch in der Schweiz. So wenig braucht es, um einem Schweizer das zu bestätigen, w a s er bereits weiß. »Die Schweiz ist schmutzig«, das ist n a c h w e i s b a r falsch. N a c h w e i s b a r falsch sind f ü r uns auch die Sätze: »Die Schweiz ist u n f r e i « , »Die Schweiz ist rückständig«, »Die Schweiz ist r e a k t i o n ä r « , weil w i r d a v o n überzeugt sind, daß der Begriff >Schweiz< die B e g r i f f e >Freiheit< und >Fortschritt< zum vornherein beinhalte. D a ß das Ansehen der Schweiz im Ausland gelitten habe, gilt bei uns als P h ä n o m e n . Wir ziehen daraus den Schluß, daß m a n den andern den Sonderfall Schweiz besser erklären müsse. D a s Phänomen ist also sprachlicher A r t , das heißt, die andern kennen die W ö r t e r nicht mehr, mit denen man den Begriff Schweiz zu verbinden hat. J e d e n f a l l s steht oder fällt die Schweiz mit dem Ansehen, das sie genießt. D a s w i r d f ü r andere L ä n d e r nicht anders sein, überraschend ist nur, daß w i r
trotzdem von unserer geistigen Unabhängigkeit, von unserem S o n d e r f a l l , v o n unserem trotzigen Eigensinn überzeugt sind.
Z u m Bild der heutigen Schweiz gehört der Z w e i t e Weltkrieg. Wer ihn nicht als E r w a c h s e n e r erlebt hat, hat M ü h e , eine politische M e i n u n g zu vertreten. Wenn man in einer politischen Diskussion nach dem J a h r g a n g g e f r a g t w i r d , dann aus diesem G r u n d . D e r Krieg hat unser Selbstbewußtsein gestärkt. D a ß w i r verschont w u r d e n , beweist sozusagen alles, w a s w i r bewiesen haben wollen: die K r a f t unserer Armee, unsere Redlichkeit, die Stärke des Staates, die D e m o k r a t i e und die Gottgefälligkeit unseres L a n des. Wir Schweizer sind A n t i k o m m u n i s t e n . Deshalb bestärkt uns das Erlebnis des Krieges in unserem Antik o m m u n i s m u s . D a ß der Krieg gegen die Faschisten geführt w u r d e , ist bedeutungslos g e w o r d e n . Wir sind überzeugt, daß es unser Verdienst ist, verschont w o r d e n zu sein: das Verdienst General Guisans und unser aller Verdienst, denn w i r müssen mit unserem Verhalten, mit unserer A r m e e und mit der Schönheit unseres L a n d e s G o t t beeindruckt haben. Die Schweiz w a r w ä h r e n d des Krieges ein Paradies. Sie w a r die Z a u b e r f o r m e l f ü r die Verfolgten, das Gelobte L a n d . A u c h unsere L a n d s c h a f t b e k a m in den
Augen der Leidenden den Anstrich des Paradiesischen.
Der
Staat
Schweiz
und
die
Landschaft
Schweiz bildeten f ü r sie die Einheit, v o n der w i r selbst überzeugt sind. Weil die Einheit >Schöne Schweiz — gute Schweiz — fortschrittliche Schweiz - h u m a n e Schweiz< selbstverständlich ist, fassen w i r Kritik am einzelnen immer als Kritik am Ganzen a u f . Eine Kritik beginnt bei uns deshalb mit einem umständlichen Bekenntnis zum G a n z e n . Der Generalstreik und der Sozialismus am A n f a n g des J a h r h u n d e r t s werden nach w i e v o r von den Leuten nicht als Kritik am einzelnen, sondern als staatsfeindlich interpretiert. A u c h n a c h d e m die Sozialistische Partei groß und brav g e w o r d e n ist, w i r d niem a n d an einen Sozialisten denken, w e n n er an einen Schweizer denkt. Dieses nicht ganz Stubenreinsein ist denn auch alles, w a s die Sozialisten an O p p o s i tion zu bieten haben. Wir sind ein bürgerliches L a n d . M a n k a n n das auch positiv sagen: ein L a n d von Bürgern.
Der Schweizer glaubt, politisch interessiert zu sein. Er ist s o g a r ehrlich davon überzeugt, daß er sich selbst eine politische M e i n u n g bildet, daß er unbeeinflußbar ist. D o c h die politische Auseinandersetzung neigt bei
uns zu Sentimentalisierungen. Die Fragen heißen nicht: Was ist falsch, w a s ist richtig? oder: Was dient der Sache, w a s dient ihr nicht? Die Fragen heißen: Was ist anständig, w a s ist unanständig? Was ist moralisch, w a s ist unmoralisch? Und mit dieser Fragestellung w i r d dann auch der politische G e g n e r b e k ä m p f t . Die Opposition w i r d nicht einer Irrlehre oder eines Irrtums bezichtigt, sondern der Unanständigkeit. M i t dem Satz: » D a s gehört sich nicht« richtet man gegen sie mehr aus als mit A r g u m e n t e n . Wir sind das L a n d der Freiheit und mit Schiller und mit den Ausländern davon überzeugt, daß w i r uns die Freiheit mit Revolutionen e r k ä m p f t hätten. Das ist nicht w a h r . Wir sind ganz und g a r nicht das L a n d der Revolutionen und w a r e n es nie. A b e r w i r glauben daran, daß unsere Schweiz eine typische Schweiz sei, und fügen unserem Bild der Schweiz kritiklos alles Positive bei, w a s Ausländer von der Schweiz halten. Wir haben uns a n g e w ö h n t , die Schweiz mit den Augen unserer Touristen zu sehen.
Ein
Durchschnittsschweizer
hält
von
der
Schweiz genau dasselbe, w a s ein Durchschnittsengländer v o n der Schweiz hält. Unsere Vorstellung von unserem L a n d ist ein ausländisches Produkt. Wir leben in der Legende, die man um uns gemacht hat.
Wir sind reaktionär. Unsere geschichtliche E n t w i c k l u n g ist eine ständige R e a k t i o n auf das A u s l a n d . Rudolf v o n H a b s b u r g w a r ein moderner Staatsmann. Die Waldstätter wollten es aber weiterhin so haben, w i e es immer w a r . D e r A u f s t a n d der Waldstätter w a r nicht ein A u f s t a n d gegen jahrelange Unterdrückung, sondern ein A u f s t a n d gegen N e u e r u n gen. N i c h t Revolutionen, sondern Reaktionen prägten unser L a n d . Wir sind mit unserer Z u r ü c k h a l t u n g nicht schlecht gefahren;
aber
wir
haben
deswegen
wohl
ein
schlechtes G e w i s s e n . A u s diesem G r u n d e versuchen w i r , in unserer Geschichte die V o r g ä n g e immer wieder als revolutionär, als heldisch, als idealistisch darzustellen. Wir glauben, daß die Urschweizer den G e d a n k e n der Freiheit in die Welt gesetzt hätten. D a ß das nicht so sein k a n n , läßt sich daran beweisen, daß sie bedenkenlos Untertanen beherrschten. Sie haben sich gegen die Fremden gewehrt, das ist alles; und es beeindruckt mich, daß sie mit wenig Idealismus, vierschrötig und s c h w e r f ä l l i g imstande w a ren, so e t w a s w i e einen Staat zu bilden. D a s scheint mir auch vorbildlich zu sein. W i r aber meinen, daß unsere
idealisierte,
pathetische,
heldische
Ge-
schichte ein leuchtendes Vorbild f ü r die Welt sei. Und die Welt nimmt uns das ab und glaubt an Blutzeugen der Freiheit.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die alten Eidgenossen
idealere
Gestalten
waren
als
mein
N a c h b a r und ich.
Unser L a n d ist i z o , vielleicht 1 5 0 J a h r e alt. Alles andere ist Vorgeschichte und hat viel mit unseren L a n desgrenzen und w e n i g mit unserem L a n d zu tun. D a s Wichtigste dieser Vorgeschichte ist das Erringen der Unabhängigkeit. U n a b h ä n g i g k e i t ist nicht Freiheit, es gibt u n a b h ä n g i g e unfreie L ä n d e r . Auf dieser U n a b h ä n g i g k e i t konnte aber der Staat gegründet w e r d e n ; daß es ein freier Staat w u r d e , hat mit Teil sehr w e n i g , mit Winkelried fast nichts, aber sehr viel mit den Liberalen des f r ü h e n 1 9 . J a h r h u n derts zu tun. Ihnen habe ich meine persönlichen Freiheiten zu v e r d a n k e n . Sie haben sie gegen Widerstände u n d Mehrheiten durchgesetzt. Sie wollten einen Staatsgedanken durchsetzen, nicht nur wirtschaftliche Interessen. D e m o k r a t i e hieß f ü r sie, gemeinsam einen Staat bilden, nicht gemeinsam persönliche Vorteile aus dem Staat herausholen. Ihre N a c h k o m m e n w ü r d e n die Leute v o n 1 8 4 8 zu den Unanständigen zählen, denn die Liberalen w a ren die O p p o s i t i o n , die N e u e r e r , die >LinkeLand der ErinnerungSchriftsteller< sah. Für H e n r y M i l l e r ist das ein Beweis d a f ü r , daß Frankreich ein L a n d v o n Kultur ist. G ü n t e r G r a s s las in Z ü r i c h . Bei seiner A n k u n f t in Kloten schaute der Beamte in den Paß, d a n n schaute er strahlend G r a s s an und sagte: »Sie sind also G r a s s . « D a s erste Beispiel halten w i r f ü r typisch, das zweite f ü r untypisch. W a r u m ? Weil w i r immer noch nicht soweit sind, eine persönliche Ä u ß e r u n g v o n jemandem als persönliche Äußerung zu nehmen. Wir sehen immer wieder Nationalcharakter dahinter. Von netten Deutschen sagen w i r : »Sie sind nicht typisch deutsch.« Von unangenehmen Franzosen sagen w i r : »Sie sind nicht typisch französisch.« So glauben w i r auch, ein genaues Bild v o m Schweizer zu h a b e n , und ordnen all seine Handlungen positiv und negativ in typisch und untypisch ein. H a l b s t a r k e sind aus diesem G r u n d keine Schweizer.
(»Denen tut eine Rekrutenschule gut.«) N o n k o n f o r misten sind keine Schweizer. (»Die sollen in den Ostblock, w e n n es ihnen hier nicht gefällt.«) Dienstverweigerer sind keine Schweizer. Wer ungern arbeitet, ist kein Schweizer. Wer nicht dauernd mit Stolz verkündet: »Ich bin Schweizer«, der ist kein Schweizer. Und der >echte< Schweizer ärgert sich darüber, daß all diese Unschweizer ein Bürgerrecht haben und so den Fortbestand der typischen Schweiz nicht garantieren. Hätten die Leute v o n 1 8 3 0 und 1 8 4 8 den Fortbestand der typischen Schweiz garantiert, gäbe es das nicht, w a s w i r als Schweiz bezeichnen. Weil w i r uns f ü r typisch halten und auch glauben, f ü r typisch gehalten zu w e r d e n , fällt es uns schwer, etwas zu verändern. Wir haben Angst, untypisch zu w e r d e n . D e r E u r o p a g e d a n k e zum Beispiel, der in politischen R e d e n auch bei uns in S c h w u n g g e k o m m e n ist, ist uns nach w i e v o r f r e m d . D a ß w i r begeistert d a v o n sprechen (und sprechen dürfen), ist eigentlich der B e w e i s d a f ü r , daß keiner d a r a n glaubt, daß er zu verwirklichen sei. A u c h Henry Miller, den m a n sonst zu den Weltbürgern zählt, weil er Kritik an A m e r i k a übt, w i r d zu einem
gefährlichen
Nationalisten,
wenn
er
über
Frankreich schreibt. Jedes L a n d hat so seine ausländischen Nationalisten. Bitter w i r d es erst, w e n n w i r ihre Argumente zu unsern eigenen machen.
Unter den Schweizern gibt es Urner, Walliser, Berner, Z ü r c h e r , Basler, R o m a n e n , Tessiner, Welsche, Bauern, B e r g b a u e r n , Arbeiter, Großindustrielle, G e sunde, K r a n k e , Kriminelle usw. Vieles w i r d jeden einzelnen mehr prägen als die gemeinsame Politik. E u r o p ä e r haben im ganzen bestimmt soviel Gemeinsames w i e die Schweizer im ganzen. Wenn ich Schweiz meine, denke ich vorerst an den deutschsprachigen J u r a s ü d f u ß , K a n t o n Solothurn. Teile des K a n t o n s Bern, Teile des K a n t o n s A a r g a u liegen in der N ä h e und sind mir nicht fremd. Wenn ich nach Basel, Z ü r i c h , L u z e r n k o m m e , verstehe ich die Leute noch gut und stelle viel Gemeinsames auch außerhalb der Sprache fest, bezahle noch mit demselben G e l d , bin noch nicht im A u s l a n d , aber doch schon auswärts. Im Welschen und im Tessin bin ich bereits weiter w e g ; Italienisch kann ich nicht, Französisch macht mir M ü h e ; aber immer noch dasselbe G e l d , ähnliche Preise, ähnliche Vorschriften, dieselbe U n i f o r m der Soldaten. Ich freue mich darüber, daß sie mit dabei sind, die Tessiner, die Welschen, die R o m a n e n . Wir könnten uns gegenseitig daran hindern, typisch zu werden. D a ß außer Sprache und L a n d s c h a f t , außer persönlichen Umständen auch der Staat den M e n s c h e n beeinflußt, ist selbstverständlich. Es muß daher Gemeinsames geben. Ich weiß nicht, w a s es ist. Ich will es nicht wissen. D a s G e m e i n s a m e beeindruckt mich
nicht, Gemeinsamkeiten schläfern ein, führen zur Sei bstgerech tigkeit.
Diese Selbstgerechtigkeit macht die Schweiz unveränderbar, und ich erschrecke beim G e d a n k e n , in zwanzig J a h r e n in einer Schweiz leben zu müssen, die aussieht w i e diese. Wir haben uns sehr daran gew ö h n t , M u s e u m zu sein. Es macht uns Spaß, v o n Ausländern bewundert zu w e r d e n , und w e r von einem S o n d e r f a l l Schweiz< spricht, meint damit das >Museum SchweizHouse of ParliamentMeine Herrendie Funktion entwikkelt das O r g a n . Ich w e r d e Ihrem A u f r u f Folge leisten, doch nach zwei J a h r e n einfacher militärischer Übungen müssen Sie mir gestatten, einen Menschen zu töten, eine Alte zu erstechen, ein M ä d c h e n zu schänden, eine Bibliothek in B r a n d zu stecken und eine Kirche auszurauben^ « Das habe ich nie gesagt. Und jener, der es geschrieben hat — E n n i o Flaiano in seinem »Nächtlichen Tagebuch« —, der hat das in Wirklichkeit auch nicht gesagt. Er mußte als Unterleutnant am italienischen Äthiopien-Feldzug teilnehmen,
und
er hat
später in
seinem
Roman
»Tempo di uccidere« darüber geschrieben — einem der schönsten und traurigsten Bücher, die es gibt. Den Abschnitt in seinem Tagebuch hat er viel später geschrieben, als Fiktion, als Utopie, als Vorstellung. Daß m a n auch nicht gehen k a n n , nicht gehen muß,
nicht gehen sollte - das wußte ich schon damals, als ich einrückte in dieser Kaserne hier, in der w i r jetzt sitzen. Es gäbe Geschichten darüber zu erzählen, v o n einem dummdreisten sadistischen Feldweibel, v o r dem uns niemand in Schutz n a h m , Geschichten v o n guten Kollegen, einem freundlichen Leutnant. Ich m a g sie hier nicht erzählen. Ich erinnere mich, w i e w i r um unser Leben rannten, w e n n abends etwas schief ging mit der Straßenbahn, mit dem Bezahlen in der Beiz. M e i n Bettnachbar hatte es einmal nicht ganz ges c h a f f t - eine M i n u t e zu spät —, und ich sah nachts, wie er aus dem Dachfenster kletterte, und ich rannte hinauf, und ich hielt ihn an den Füßen zurück, und er wollte raus und runterstürzen, und ich schrie um Hilfe, lag nun selbst auf dem D a c h ; ich hielt seine Füße, meine K a m e r a d e n meine. Wir haben es ges c h a f f t — er k a m ins K r a n k e n z i m m e r , und dann haben w i r ihn nie mehr gesehen. Ein Schwächling halt. N u r eine M i n u t e zu spät w a r f ü r ihn G r u n d genug, sein Leben w e g z u w e r f e n . M a n diszipliniert mit der Angst - mit der Todesangst. Die A r m e e ist auch in Friedenszeiten tödlich. Die A r m e e ist auch ästhetisch.
Ich besitze ein
schwarzes Feuerzeug im A r m e e l o o k — geschwärzter Stahl —, ich besitze eine Stereoanlage — schwarz - im A r m e e l o o k . M i r ist alles gräßlich, w a s mich an Ar-
mee erinnert — aber gegen Armeeästhetik kann ich mich nicht wehren. Ich bin nicht nach Ramstein (nach dem Unfall bei einer Flugdemonstration) gegangen. D a s interessiert mich nicht. A b e r jene, die gegangen sind, sind nicht gegangen, um Krieg und Tod zu sehen, sondern nur ein bißchen Militärästhetik, Flugästhetik - sie sind wirklich schön, die M a s c h i n e n . Durch menschliches Versagen seien sie abgestürzt, ein grauenhaftes Ereignis an einem wunderschönen Tag mit w u n d e r s c h ö n e n V o r f ü h r u n g e n von w u n derschönen M a s c h i n e n . D a s ist doch kein Versagen, wenn M a s c h i n e n , die gebaut w e r d e n , um zu töten, es auch tun. Ab und zu tun sie es selbst und lassen sich v o n ihrer B e s t i m m u n g durch M e n s c h e n nicht abhalten. M i l i t ä r ist tödlich. A b e r die anderen haben auch M i l i t ä r - töten auch. Wenn w i r nicht bereit sind zu töten, dann töten sie. Und sie, die anderen, sind nicht neutral, und sie sind nicht h u m a n und nicht liberal und nicht eine Milizarmee und keine demokratische. Ein paar J a h r e nachdem ich hier in dieser K a s e r n e w a r , habe ich in Prag tschechische oder russische Soldaten - ich kann das nicht unterscheiden — exerzieren sehen. Und das sah ganz genau gleich aus, w i e wir exerzierten hier in Basel, und der O f f i z i e r schrie genau gleich, und die Schuhe klapperten genau gleich. Und ich erkannte einige meiner K a m e r a d e n im tschechischen Z u g -
zweithinterste R e i h e , M i t t e links - ein Ungeschickter, immer einen halben Schritt zu spät w i e ich, und Schritt f ü r Schritt durch zunehmende A n g s t ungeschickter. Ich hätte hingehen k ö n n e n und sagen: » L a ß mich mal, ich habe d a s gelernt in der Schweiz, und ich k a n n das so gut und schlecht w i e d u « , und ich w ä r e nicht a u f g e f a l l e n , und ich hätte die Befehle verstanden, ohne ein Wort Russisch oder Tschechisch zu verstehen. W a r u m sind die A r m e e n , die es nur gibt, weil es die anderen A r m e e n auch gibt, und nur, weil die andere A r m e e eine G e f a h r ist — w a r u m sind sie alle genau gleich? U n d alle f ü r den Frieden, alle f ü r die Verteidigung, alle f ü r die Disziplinierung, alle zum genau gleichen Exerzieren? D a s ist doch eigenartig. U n d w a r u m darf ich als Schweizer Bürger und Schweizer S o l d a t v o n dieser A r m e e weniger wissen als der russische Geheimdienst, und der russische Soldat w o h l w e n i g e r über seine A r m e e als der amerikanische Geheimdienst? Wohl weil G e h e i m h a l t u n g i m m e r Geheimhaltung v o r dem eigenen Bürger ist. D e r eigene B ü r g e r gefährdet die A r m e e , niemand so w i e der eigene Bürger. Ob sich d a s w o h l auch umkehren läßt? M i r fällt es f u r c h t b a r schwer, hier zu sprechen. Eine G r i p p e w ä r e mir jetzt lieb. Ich hätte mich vor dieser Veranstaltung so gern gedrückt w i e v o r dem Militär-
dienst—das habe ich nicht getan—leider
also kann
ich es auch hier nicht tun. A b e r ich fürchte mich, ich h a b e Angst. Ich hatte immer Angst, w e n n ich ans M i l i t ä r dachte. Ich träume nachts o f t d a v o n - u n d es sind kleine Spießerträume über einen kleinen R o s t f l e c k an meinem M e s s e r , über einen kleinen Fehler, der einen ins G e f ä n g n i s oder aufs D a c h der Kaserne bringen könnte. Ich weiß, daß ich mich mit dem Schreiben dieses Textes wiederum um meinen guten Schlaf bringen w e r d e — ich werde wieder d a v o n träumen, daß ich eine M i n u t e zu spät einrücke, und ich werde schweißgebadet erwachen. M i r w ä r e es lieb, diese Sache zu verdrängen. Ich habe diese Initiative f ü r die A b s c h a f f u n g der A r m e e aus diesem G r u n d e nicht mitunterschrieben. Ich wollte nicht darüber sprechen müssen, darüber nachdenken müssen. N u n ist sie zustande g e k o m m e n , und niemand braucht mich zu fragen, w i e ich stimmen werde. Denn meinen Freund Franz hat es auch umgebracht. Franz w a r nie so ängstlich wie ich. Franz ließ sich nicht auf die K a p p e scheißen. Die O f f i z i e r e fürchteten sich v o r Franz und quälten ihn. Und w e n n w i r schon v o n der A r m e e sprechen, dann doch noch diese lustige Geschichte. M a n w a r i m W K oben auf der Alp. Die Soldaten zu Fuß, die O f f i z i e r e mit dem Jeep. Als sie wieder zurück w a r e n im Tal, nachts um elf, sagte der H a u p t m a n n : »Füsilier Ast, ich habe
meine M ü t z e oben vergessen, gehn Sie schauen, ob sie noch da ist.« Und Franz ging, vier Stunden berga u f , zwei Stunden bergab, und er w a r zurück zum Appell am M o r g e n , ging zum H a u p t m a n n
und
sagte: »Befehl a u s g e f ü h r t , nachgeschaut, die M ü t z e ist wirklich noch dort oben.« D a f ü r k a m er in die Kiste, selbstverständlich, und d a f ü r w u r d e er bekannt. Die Geschichte w i r d o f t erzählt. D a s w a r der Franz — eine himmeltraurige Geschichte —, denn in dieser demokratischen Schweiz gibt es kein einziges Gesetz, das den H a u p t m a n n an dieser Geschichte hindern w ü r d e . Ein J a h r später sollte Franz wieder einrücken. Franz w a r kein ordentlicher M e n s c h , und das Z u s a m m e n suchen der Ausrüstung w a r nicht so leicht. A b e r er kriegte sie zusammen und packte, und er stand am andern M o r g e n rechtzeitig a u f , zog die U n i f o r m an und die Schuhe, und da riß ihm ein Schuhbändel. Da kriegte er so eine Wut und schmiß den Schuh in die Ecke und ging wieder ins Bett. Er erwartete, daß er nun geholt w ü r d e , aber er w u r d e nicht geholt oder nicht gefunden. Er erzählte die Geschichte, eine lustige Geschichte - ich f a n d sie auch lustig, und ich f a n d sie mutig —, so mutig w ä r e ich nicht gewesen. Und es dauerte Wochen, bis die Vorladung k a m . So lange hat er auch noch gelebt. Als sie k a m , hat er sich aufgehängt. Jetzt lebt er nicht mehr. Die A r m e e ist tödlich. Der H a u p t m a n n lebt w o h l noch — w a s könnte er
denn f ü r einen G r u n d h a b e n , nicht mehr zu leben. Immerhin sei zu bedenken, w e r der Schweiz die A r mee w e g n i m m t , der ijimmt sie auch diesem H a u p t mann w e g . M e i n e m Dienstkollegen Rene nehme ich sie ungern w e g . Wir hatten es so gut z u s a m m e n als Sanitäter im K r a n k e n z i m m e r . Wir hatten schöne G e s p r ä c h e , gute G e s p r ä c h e . Er konnte gut erzählen, und er erzählte v o n seiner großen Familie und von seiner Arbeit in der Fabrik am B a n d — seit dreißig J a h r e n schon. U n d er ließ mich keine Kiste tragen, und er putzte, und er räumte a u f , und er tat alles. U n d dann sagte er: »Weißt du, das tu ich gern, weil das immer noch besser ist als am B a n d sitzen.« »Für dich ist das w o h l etwas anderes«, sagte er. Was ist das f ü r eine Welt, in der einzelne in der A r mee weniger entfremdete Arbeit zu leisten haben als zu H a u s e . N e i n , dem R e n e könnte ich die A r m e e nicht w e g nehmen. A b e r vielleicht stimmt Rene doch ganz heimlich gegen die A r m e e - vielleicht. Es w a r ihm ein großes Problem, daß sein D i r e k t o r auch hier im Dienst w a r als K o r p o r a l , nur K o r p o r a l . W ä r e er als Oberst hier gewesen, das w ä r e kein Problem gewesen. A b e r Soldaten und K o r p o r a l e duzen sich. D a s ist doch schön — der Direktor und der Arbeiter —, Rene w a r sehr f r o h , daß sie sich drei Wochen lang ausweichen konnten.
A b e r das sind doch keine A r g u m e n t e , das sind doch keine
Argumente,
das
sind
doch
keine
Argu-
mente. Ich habe R e n e nie mehr gesehen, aber ich weiß, er w i r d f ü r die A r m e e stimmen. D a s ist ein A r g u m e n t . U n d viele w e r d e n f ü r die Armee stimmen, u n d das w e r d e n A r g u m e n t e sein. R e n e k a n n sich diesen Staat, den ich mir ab und zu vorstelle — und der mir in der Schule erklärt w u r d e und an den ich glauben will -, R e n e k a n n sich diesen Staat nicht vorstellen. Für ihn ist der Staat einer, der den Steuerzettel schickt, der Parkverbote aufstellt, der Bußen ausstellt, w e n n m a n das Parkverbot mißachtet, und z w a r zu Recht. Der Staat ist f ü r R e n e so etwas w i e Frühling, S o m m e r , H e r b s t und Winter — der geschieht einfach -, der schickt Zettel, und dann muß man. M a n muß sogar abstimmen, und z w a r richtig. N i r g e n d s ist R e n e so sehr mit diesem Staat - v o n dem er weiß, daß er demokratisch ist und frei ist und gut ist -, nirgends ist er mit diesem Staat so sehr in K o n t a k t g e k o m m e n w i e im M i l i t ä r . Er stellt sich den Staat so v o r w i e das M i l i t ä r - als ein M u ß . Er hat den Eindruck, w e n n die A r m e e abges c h a f f t w ü r d e , w ä r e der Staat a b g e s c h a f f t - und den brauchen w i r doch, sonst parkiert jeder, wo er will. D a s ist das Elend — Rene weiß z w a r , daß er in einer D e m o k r a t i e lebt, er selbst aber ist kein D e m o k r a t ge-
worden. Er kennt nur diesen Staat, der M a c h t ausübt, und nirgends k a m er ihm so nahe w i e im Militär, nirgends machte er so viel A n g s t , nirgends w a r er so unausweichlich mächtig. So gefährdet die A r m e e d a u e r n d die D e m o k r a t i e , die sie schützen will. In der A r m e e hat der demokratische Staat seine absolutistische E r s c h e i n u n g s f o r m , seine feudalistische E r s c h e i n u n g s f o r m - und ich nehme an, daß sie zum Beispiel in einem sozialistischen L a n d auch die Funktion hat, Sozialismus zu relativieren. A b e r es fällt mir schwer, hier zu sein und all dies zu sagen. Ich habe, als K i n d dem G e n e r a l G u i s a n die H a n d gedrückt — 1 9 4 0 in Luzern. Ich mag zum Beispiel alte verrauchte Beizen, in denen der General noch an der W a n d hängt. Ich denke dabei nicht an M i l i t ä r und A r m e e , nicht einmal an den General — es ist f ü r mich nur ein Requisit v o n verrauchten Beizen, die ich m a g . Ich fühle, w e n n ich über diese Sache nachdenken m u ß , wie konservativ ich selbst bin. Und ich erinnere mich, w i e mein Vater 1 9 3 9 einrückte - ein richtiger Soldat. Später h a b e ich ihn mal besucht mit meiner M u t t e r . Er tat in der N ä h e Dienst und w a r auf S o n n t a g s w a che. Wir durften nur auf vier M e t e r an ihn heran. Ich durfte ihn nicht berühren, nicht streicheln. Und er mich auch nicht. D a s w a r ganz schrecklich f ü r den F ü n f j ä h r i g e n , das w a r brutal, unmenschlich. Die A r mee k a n n keine Rücksicht nehmen auf G e f ü h l e , sie
ist unmenschlich, sie ist tödlich, sie nimmt einem die Väter und m a c h t sie hart. Als die R u s s e n kürzlich erklärten, sie w ü r d e n alle chemischen W a f f e n vernichten, da beeilten sich Bern und die Schweiz zu erklären, daß jede H o f f n u n g darauf gefährlich sei, denn ein Restrisiko bleibe. (Restrisiko ist ein Wort der Atomenergie-Propagierer. E i n m a l ist m a n bereit, es in K a u f zu nehmen, ein anderes M a l nicht — bei der totalen Tödlichkeit nimmt m a n ' s in K a u f . ) Und w o auch A b r ü s t u n g immer versucht w i r d , die Schweiz schreit immer als erste u n d meist als einzige auf. M a n fürchtet sich bei uns viel mehr vor einer möglichen U n b r a u c h b a r k e i t der A r m e e als vor einem Krieg. Unsere A r m e e ist eine Friedensarmee. Sie hat ihre politische und gesellschaftliche Funktion im Frieden. Weltweite A b r ü s t u n g könnte diese Funktion gefährden. Sie w i r d nicht a b g e s c h a f f t w e r d e n . A b e r es gibt — auch ohne uns — eine schweizerische Urangst d a v o r , daß
man
sie
nicht mehr mit
Krieg
begründen
könnte. Eine friedliche Welt ist f ü r viele gar nicht so w ü n schenswert, w i e sie behaupten müssen. Krieg ja, um Gottes willen ja - aber nicht hier, heißt die Parole. Wir Schweizer leben d a u e r n d im Krieg — er ist nur a b w e s e n d . M i r fällt dazu nichts ein, fast gar nichts. Ich fürchte,
daß nicht nur die sogenannten anderen unfähig sind zur D i s k u s s i o n darüber. Ich selbst bin es auch. A b e r ich möchte gesagt haben, so w i e Ennio Flaiano gesagt haben möchte: »Als ich jung w a r , w u r d e ich eines Tages einberufen, um meinen Militärdienst zu leisten, aber ich verweigerte ihn aus Gewissensgründen. M a n sagte mir, es handle sich nicht d a r u m , in den K r i e g zu gehen, sondern nur d a r u m , zwei J a h r e lang täglich einige einfache militärische Übungen a u s z u f ü h r e n , die meinen K ö r p e r stärken und meinen C h a r a k t e r bilden w ü r den. >Meine Herrendie Funktion entwickelt das O r g a n . Ich w e r d e Ihrem A u f r u f Folge leisten, doch nach zwei J a h r e n einfacher militärischer Ü b u n g e n müssen Sie mir gestatten, einen M e n schen zu töten, eine Alte zu erstechen, ein M ä d c h e n zu schänden, eine Bibliothek in B r a n d zu stecken und eine Kirche auszurauben^ « Ich möchte mir eine Schweiz ohne A r m e e vorstellen können, in Wirklichkeit vorstellen können oder auch nur als Utopie vorstellen können. Ich k a n n es mir nicht vorstellen — weil die andern, die andern, die Leute, das Volk, das Publikum A l s o noch einmal Ennio F l a i a n o : » K o l l e k t i v n a m e n dienen dazu, Verwirrung zu stiften.
>Völk,
Publikum...