Der Strauß und seine Zucht


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Der Strauß und seine Zucht

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Band

23.

Der Strauss und seine Zucht

001

Dr. W. Bassermann

Wilhelm Süsserott Derlagsbuchhandlung Berlin

Bassermann

Der Strauß und seine Zucht

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Der Strauß und seine Zucht

von

Dr.

W.

Bassermann.

Mit einem Titelbild , alphabetischem Sachregister und Bilderanhang .

Wilhelm Süsserott Hofbuchhändler Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Berlin W. 30 . 1911 .

Copyright 1912 by Wilhelm Süsserott, Berlin W. 30 .

Seiner Hoheit

dem

Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft

ehrfurchtsvoll gewidmet vom

Verleger.

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Vorwort.

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Seitdem im Jahre 1881 A. Douglass sein bekanntes und weit verbreitetes Werk, betitelt : „ Ostriches and Ostrichfarming in South Africa" veröffentlichte, ein Buch, in welchem in vollendeter Weise alle zur damaligen Zeit bekannten Erfahrungen in der Technik der Straußenzucht verarbeitet sind, blieb die Literatur dieses Gebietes landwirtschaftlicher Betriebsmethoden beschränkt auf Veröffentlichungen in Zeitschriften verschiedener, Kolonialpolitik treibender Völker. Viele dieser Publikationen, namentlich diejenigen, welche in den letzten Jahren in der Kapkolonie von Prof. Duerden und seinen Mitarbeitern veröffentlicht wurden, bieten außerordentlich wertvolles, die ganze Straußenzuchtmethode in neue Bahnen lenkendes Material. Aber auch ältere Schriften enthalten wichtige Punkte ; dazwischen allerdings begegnen wir einer großen Menge von Artikeln und Notizen, deren Inhalt oft Wiederholtes, vielfach sogar unrichtig, wiedergibt. Dem praktischen Straußenfarmer, der, ferne der Heimat, ohne Bibliotheken und wissenschaftliche Institute nicht in der Lage ist, sich das vielartige Zeitschriftenmaterial zu verschaffen, war es bis jetzt unmöglich, einen Überblick über die Erfahrungen in der Straußenzucht zu gewinnen. Die vorliegende Schrift stellt einen Versuch dar, diesem Übelstande abzuhelfen . Es wurde erstrebt, in allgemeinverständlicher Weise und übersichtlicher Form alles das zusammenzubringen, was für den angehenden Straußenzüchter, und vielleicht auch manchen der älteren, zu wissen

VIII wertvoll wäre. Naturgemäß mußte die wissenschaftliche Seite der Fragen wenn sie auch nicht ganz vernachlässigt wurde — etwas in den Hintergrund treten, an ihrer Stelle mehr die praktischen Interessen des in der Praxis stehenden Farmers Berücksichtigung finden. Da die Straußenzucht ein noch keineswegs abgeschlossenes Forschungsgebiet darstellt, finden sich noch manche ungelöste Fragen ; auch solche, die eine Lösung gefunden zu haben scheinen, können noch vielfache Modifikationen erfahren. Es darf daher keineswegs der Anspruch erhoben werden, daß die mitgeteilten Wege zu dem Ziel einer einwandfreien Federnproduktion tatsächlich die einzig Gangbaren wären. Naturgemäß werden weitere Forschungen die Methoden verfeinern, die hier bezeichneten überholen und bald hier, bald dort die Fehler zeigen, die sich eingeschlichen haben. Doch darf die Hoffnung ausgesprochen werden, daß diese Arbeit den deutschen Kolonisten in ihrem Bestreben, die Straußenzucht auf deutschem Boden zu fördern , unterstützen möge, daß sie ihren Zweck erfülle als Baustein zu dem großen Gebäude unseres Kolonialreiches. An dieser Stelle möchte ich gleichzeitig die Gelegenheit wahrnehmen, Herrn Prof. Duerden in Grahamstown, Herrn M. Haitz in Berlin, sowie meinen verehrten Lehrern Herrn Geh. Rat Prof. Dr. F. Holdefleiß und Herrn Prof. Dr. W. Kückenthal in Breslau meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für die liebenswürdige Unterstützung, die sie mir bei der Niederschrift dieser Arbeit stets angedeihen ließen. Breslau , August 1911 .

Der Verfasser.

Inhaltsverzeichnis .

I. Über die Naturgeschichte des Straußen Äußere Merkmale. - RassenSeine Stellung im Tierreich . Lebensweise . - Jagdmethoden. gruppen. ―― Anatomie. II. Zur Geschichte der Straußenzucht . . Entwicklung der Zucht. - Klassifizierung der Betriebsmethoden. III. Die Feder • Bau der Feder. - Federnkleid . - Dauer des Federnwachstums. Federnarten. MarkttermiFedernschnitt . nologie. - Pointierung. Fehler der Federn. IV. Die Zucht des Straußen . 1. Einzäunung : Holzzäune. — Steinwälle . Drahtzäune Schuppen . 2. Gebäude : Kückenraum . Nistplatz. Kontrolle. 3. Paarung : Brunstzeit. 4. Brut: Elternhaus. -- Brutmaschine. Für und Wider Pflege 5. Aufzucht : Altersstufen. 6. Ernährung : Luzerne . - Körnerfutter. -- Opuntia • Stron7. Pathologie : Gelbleber. Taeni struthionis. Anthrax . gylus Douglassii. Paralyse. - Hippo-

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67 70% 74 75 80% 89 95

101 boscisstruthionis 112 Kastration 8. Behandlung : Vorzüge. 9. Züchtungsprinzipien Kreuzung. -- Individual115 auslese. Schläge. 121 V. Betriebsmethoden 121 1. Freiweidebetrieb • 127 2. Bruthofwirtschaft . 129 3. Kombinierter Betrieb 131 VI. Marktverhältnisse --Preisfaktoren. Eigenschaft der Straußenfeder. Federnmarkt. Export. Krisen und ihre Ursachen. Zurichtung der Feder. Literatur Sachregister Bilderanhang.

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1

1. Über die Naturgeschichte des Straußen. Die in verschiedenen Gegenden der Welt, hauptsächlich jedoch in Britisch-Südafrika, als Federproduzenten gezüchteten Struthioniden werden im System der Vögel unter die Gattung der Ratitae eingeordnet. Obgleich die Ratiten an Repräsentanten verhältnismäßig arm sind, müssen sie doch infolge der vielfältigen grundlegenden Abweichungen in ihrem anatomischen Bau von dem der anderen Vögel als eine selbstständige Ordnung aufgefaßt werden, welcher taxonomisch dieselbe Wertigkeit zuerkannt wird wie denjenigen Carinaten, in deren Unterordnungen alle anderen rezenten Vertreter der Klasse der Vögel vereinigt werden. Phylogenetisch sind die Ratiten an die unterste Stufe der jetzt lebenden Vögel zu verweisen, da sie in der großen Entwicklungsreihe der Vertebraten dasjenige, heute noch existierende Glied darstellen, welches die nächsten Verwandtschaftsverhältnisse zu den Reptilienformen zu verzeichnen hat. Ihre Entstehung ist nach Fürbringers und Gadows eingehenden Untersuchungen in die Tertiärzeit zu verlegen, und „ daß sie ihre Blütezeit im Pleistocaen erreichten", läßt sich aus verschiedenen fossilen Funden schließen. Ebenso wie bei den Carinaten läßt sich die Stammesgeschichte der Ratiten, auf die aus Versteinerungen im Solnhofer Schiefer bekannten Archornithes, resp. die mesozoischen Flugvögel zurückführen, und zwar scheint die Vermutung begründet, daß zu Ende der Juraperiode, zu einer Zeit also, zu der die Vögel schon eine ziemlich hohe Entwicklungsstufe erreicht hatten, die flugfähig bleibende Form der Carinaten sich von der die 1 Bassermann. Der Strauss und seine Zucht.

2 Flugfähigkeit verlierenden Ratitenform abzweigten. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist wohl nicht mehr zu bezweifeln, daß die typische Eigenschaft der Ratiten, die sich im Verluste der Flugfähigkeit äußert, erst sekundär erworben ist, daß diese Brevipennes sich also aus einer ziemlich primitiven, aber immerhin schon fliegenden Vogelform als einseitige Laufvögel entwickelt haben, wobei ihr außerordentliches Rennvermögen mit dem Verluste des Flugvermögens in ,,kompensatorischer Korrelation" zu stehen scheint. Indem sie manche der primitiven Eigenschaften ihrer Stammeltern beibehielten, andere jedoch durch Adaption an die völlig veränderte Lebensweise als Laufvögel zu pseudoprimitiven rückbildeten, stellen sie heute die primitivsten aller jetzt lebenden Vögel dar. Die Frage, ob die unter der Ordnung Ratitae zusammengefaßten Familien mono- oder polyphyletisch seien, ob sie alle zu derselben Zeit oder zu verschiedenen Epochen sich zu Laufvögeln umgebildet haben, ist infolge des nur mangelhaft vorhandenen fossilen Materials vorläufig noch nicht einwandfrei gelöst. Alle unter dieser Gattung zusammengefaßten Repräsentanten zeigen eine große Reihe übereinstimmender Abweichungen vom Bau der Carinaten, doch darf solchen Übereinstimmungen entwicklungsgeschichtlich kein allzugroßes Gewicht beigemessen werden, mindestens da nicht, wo es sich um pseudoprimitive Rückbildungen handelt. In diesem Falle muß der äußere Einfluß der Lebensbedingungen der, bei Laufvögeln ziemlich gleichmäßig auf die anatomischen Verhältnisse einzuwirken geeignet ist, als wichtiger Faktor für die Ähnlichkeit der erfolgten Umbildungen eingesetzt werden. In der Tat stehen mit dem Verluste der Flugfähigkeit viele der taxonomisch wichtigsten Charaktere in innigster Wechselbeziehung, während entwicklungsgeschichtlich eine allzunahe Verwandtschaft zwischen den einzelnen Ratitenstämmen nicht nachgewiesen werden kann . Bei den unter der Gattung Ratiten zusammengefaßten Vogelarten handelt es sich also keineswegs um phylogenetisch sehr nahe stehende Tiere , vielmehr sind die Unterschiede oft sehr bedeutend, ,,mindestens ebenso groß wie

3 -die, welche die Ordnungen der Carinaten voneinander trennen". Neben den zweizehigen Struthiones werden den Ratiten noch folgende Gruppen zugezählt : 1. Rheae , die dreizehigen Rhea-Arten, auch Nandu genannt, deren Vorkommen auf Südamerika beschränkt ist. 2. Casuarii , zu welchen der Helmcasuar Neu - Guineas, sowie Dromaeus, der neu-holländische Strauß in Südund Westaustralien gerechnet werden . 3. Apteryges , der Apteryx oder Kiwi der neu-seeländischen Region. 4. Dinornithes , von den Maoris Neu-Seelands Moa genannte Riesenvögel, die erst in den letzten Jahrhunderten ausgerottet wurden. 5. Aepyornithes , 6-7 Fuß hohe straußenähnliche Vögel Madagaskars, deren Vernichtung wohl auch in historischer Zeit stattgefunden hat. Obgleich auch die Federn der südamerikanischen Rhea trotz ihres geringen Wertes in den Handel gebracht werden (1899 in London : 160 000 lbs. im Wert von 32 000 £ . Lit. Nr. 66), auch Kasuar-,,Felle" gelegentlich zu verschiedener Verwertung auf den Londoner Markt kommen, besitzt allein die Gruppe der Struthiones eine wirtschaftlich und farmwirtschaftlich wichtige Bedeutung und soll daher in der vorliegenden Arbeit als einzige näher betrachtet werden. Das äußere Bild des Straußen ist in unserer Zeit Allgemeingut geworden. Auf den ersten Blick fallen zwei starke, hohe, nackte Beine auf, ein mächtiger eiförmiger, dicht befiederter, beim Weibchen einfarbig grau - brauner, beim Männchen schwarz und weiß gefärbter Rumpf ; darüber ein langer, bald schlangengleich sich windender, bald langausgestreckter dünner, unbefiederter Hals mit einem unwahrscheinlich kleinen Kopf, dessen große schöne Augen klug und treuherzig blicken. Bei näherer Betrachtung finden wir als Hauptmerkmale : der Kopf ist klein und kahl, bei manchen Straußen mit einer Hornplatte versehen, der horngelbe Schnabel, kurz, gerade , kräftig und stark zusammengedrückt, sein vorderes Ende klauenartig abgerundet. Die Nasenlöcher sind länglich, basal 1*

- 4 gelegen ; die braunen Augen sind groß und am oberen Augenlid mit wimpernartig gebildeten Federchen versehen. In der Höhe des Auges, dorsal gelegen , befinden sich beiderseitig, nach hinten und seitwärts gerichtet, die von knorpeligen Gebilden umgebenen, am Rande mit dichten Haarfederchen umstandenen, unbedeckten Ohröffnungen. Der Hals ist lang und faltig, nur spärlich mit Härchen und kleinen Flaumfedern besetzt, in der Farbe von blau-grau bis grellrot wechselnd. Der Rumpf ist gedrungen, dicht mit dunenartigen, gekräuselten Federn bedeckt ; auf der Bauchseite nach der Brust zu zeigt sich eine hornige Schwiele. Die kleinen verkümmerten Flügel endigen in zwei Klauen. Die Beine sind nackt, stark und zeigen gut entwickelte Muskulatur. Sie sind beschildert, seitlich gekörnt, haben dicke Tarsi und endigen in zwei nach vorn gerichteten Zehen, die den eigentlichen Fuß bilden. Die äußere Zehe mit vier Gliedern ohne Nagel ist kürzer als die innere, welche ebenfalls vier Glieder und einen kräftigen, abgestumpften Nagel hat. In Anpassung an die langen Wanderungen im Wüstensand sind die Sohlen der äußeren Zehen ähnlich denen der Kamele und Dromedare mit dicken Kissen unterlegt. Die jungen, eben ausgekrochenen Kücken, typische Nestflüchter, haben als Befiederung ein sogen. Erstlingskleid . Es besteht aus dunenartigen Neoptilen, welche an einem Schaft pinselförmig eine Reihe Nebenästchen zeigen. Mehrere dieser Äste verlängern sich und platten ab, so daß sie hornigen Stacheln nicht unähnlich werden und so den Kücken ein igelartiges Aussehen verleihen. Sie sind in regelmäßigen Fluren angeordnet, fleckig braun, gelb und weiß gefärbt und verleihen durch diese dem Steppenboden ähnliche Pfeffer- und Salzfärbung ihren Trägern hervorragenden Schutz vor Nachstellungen. Nach einiger Zeit verliert sich dies Dunenkleid, um einer geschlossenen Befiederung Platz zu machen. Mit zunehmendem Alter, durchschnittlich im Laufe des dritten Jahres, bei nahender Geschlechtsreife, hat sich die Befiederung ohne typische Mauserung nach und nach durch Federnabstoßung und Ersatz geändert. Das Federnkleid des erwachsenen Straußen ist bei der Henne dunkelschmutziggrau

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mit braunen Schattierungen und einzelnen weißen Federn an den Flügeln, beim Hahn von der bekannten satt-schwarzen Farbe mit weißen Flügel- und Schwanzfedern. Die Konturfedern sind lückenlos über den ganzen Rumpf verteilt, so daß Federnraine völlig fehlen. Ausgesprochene Dunenfedern kommen beim erwachsenen Straußen nicht vor. Die Flügelfedern, die bei allen Vögeln in Schwung- und Deckfedern zerfallen, zeigen 20-23 Armschwingen, 16 Handschwingen, während von unteren Deckfedern nur eine Reihe vorhanden ist. Die langen, schlaffen, weich und graziös hängenden Federn des Flügels und des Schwanzes, welchen der Afterschaft völlig fehlt, bilden nicht, wie bei den Carinaten ein geschlossenes Vexillum, vielmehr steht infolge der Rückbildung der verbindenden Häkchen jeder Nebenast getrennt für sich vom Hautschaft ab. Dieser bildet die genaue Mittellinie der Federn, worin der große Vorzug der Straußenfeder und eine Haupteigentümlichkeit ihrer Schönheit und ihres Wertes liegt. Die Fahne weist infolgedessen zu beiden Seiten des Schaftes eine gleiche Breite auf, während bei den Konturfedern sämtlicher Carinaten der Schaft auf der einen Seite liegt und so ein erheblicher Unterschied in der Breite der Fahnenteile hervorgerufen wird. Die Eier des Straußen sind groß, hartschalig, elfenbeinfarben, mit vielen im Grunde schwärzlich oder rötlich gefärbten Poren. Dieser Beschreibung entsprechen sämtliche Vertreter der Gattung Struthio, die auf Grund verschiedener Anordnungen der Porenkanäle und Grübchen in den Eischalen, sowie geringer Differenzen ihrer Größe und Hautpigmentierung in mehrere Arten gesondert werden. Da es sich um schwer zu definierende, und mit Ausnahme der Struktur der Schalen um kleine, histologisch noch nicht scharf umgrenzte Unterscheidungsmerkmale handelt, wird die Zahl der zu trennenden Arten in schwankenden Versionen angegeben. Vom zootechnischen Standpunkte und von diesem aus muß der noch nicht endgültig gelösten Frage an dieser Stelle Bedeutung beigemessen werden -- dürfte es sich jedoch nicht um Vertreter verschiedener Arten handeln, wenn wir den

Artbegriff in der zootechnisch üblichen Definition aufrecht erhalten : daß nur solche Tiere verschiedenen Arten angehören, welche sich entweder selbst nicht fruchtbar paaren oder doch nur solche Nachkommen erzeugen , die untereinander unfruchtbar, jedenfalls nicht bedingungslos fruchtbar sind. Daß diese Art- Definition auf Strauße nicht anzuwenden ist, beweist die Tatsache, daß sie, wie Duerden sagt, von allen Seiten des afrikanischen Kontinents kommend, ohne Schwierigkeit sich vermehren (freely interbreed). Auch ist auf DoubleFloss Farm bei Killowen einwandsfrei nachgewiesen, daß sie selbst und ihre Nachkommenschaft bedingungslos fruchtbar sind, da in diesem Betriebe schon seit Jahren der Herdenbestand aus Nachkommen einer Kreuzung zwischen Struthio camelus L. und Struthio australis Gurn. zusammengesetzt ist . Vielleicht könnte eine systematische Gleichstellung mit den der Rinderzucht bekannten Rassegruppen : Bos primigenius, brachyceros und frontosus zur Klärung der zootechnischen Wertigkeit der Unterscheidungsmerkmale zwischen den, jetzt in Arten gesonderten Repräsentanten der Struthioniden beitragen. In dieser Hinsicht werden die verschiedenen Formen für den Züchter wohl insofern beachtenswert werden, als die Vermutung nicht unbegründet erscheint, daß in Kreuzungsprodukten der Individuen verschiedener Rassengruppen spontane Variationen morphologischer Eigenschaften (Mutationen) ausgelöst werden könnten, die, wie wir später sehen werden, beim Straußen bisher noch nicht beobachtet wurden und deren Fehlen dem Züchter einige Beschränkungen in der Verbesserung seiner Produkte auferlegt. Die vier, heute zu unterscheidenden Rassegruppen der Struthioniden, wären folgendermaßen zu charakterisieren : 1. S. camelus L. Der afrikanische oder rothalsige Strauß besitzt eine Höhe von 2.5 m, während seine Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende gemessen 2 m beträgt. Sein Gewicht wurde im Durchschnitt auf 75 kg festgestellt. Ein leicht erkennbares Merkmal bildet der im unteren Fünftel des nackten Halses auftretende weiße Saum, der den Übergang zu den schwarzen Lichtfedern des unteren Halsteiles und des Rumpfes darstellt. Hals, Kopf und Bein-

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schilder sind beim Männchen rosa bis hellrot gefärbt, während das Weibchen an diesen Stellen hellbraune Färbung zeigt. Kopf und Hals sind spärlich mit weißen bis graubraunen, haarförmigen Flaumfedern besetzt. Die Eier sind glänzend, elfenbeinfarbig und glattschalig ; sie zeigen keinerlei Grübchen in der Schalenfläche, in welche nach Nathusius die Porenkanäle einzeln, ohne Gruppen zu bilden, einmünden „,und nur wie feine Nadelstiche zu erkennen sind." Die Eimaße sind 156,5X120,5. Seine Heimat ist das nördliche Afrika und Senegambien über die Gegend der Sahara nach Ägypten, in dessen nördlichen Teil er jedoch seit 1860 ausgerottet ist, ähnlich wie in Algier seit 1871. Im westlichen Asien findet er sich noch in Arabien und Südpalästina. 2. S. massaicus. Naum. (S. danaoides Willoughby). Der Massaistrauß ist seinem äußeren Aussehen nach dem S. camelus ähnlich, nur daß beim Männchen ein brauner Schimmer des schwarzen Gefieders zu beobachten sein soll. In der Struktur seiner Eischalen zeigt er einen ausgesprochenen Unterschied von der des rothalsigen Straußen, indem genau wie bei S. australis Gurn. die Grübchen, in welche die Porenkanäle gruppenweise münden, in dichter Anordnung gleichmäßig über das ganze Ei verteilt und in ihrem nur gering vertieften Grund rötlich oder schwärzlich gefärbt sind. Die Maße sind 150X122. Beheimatet ist er im Massai-Land, in Deutsch- und Englisch-Ostafrika . 3. S. molybdophanes Rchw.. Der Somali -Strauß oder Gorojo, von Forest nicht zu Unrecht „ la variété nègre de la famille" genannt, zeichnet sich durch bleifarbene, blaugraue Pigmentierung der nackten Hautpartien aus ; seine Beinschilder sind blaẞmennigerot. Auch ist er von geringerer Größe als 1 und 2. Seine Eier zeigen die Maße 154 × 121 und weisen eine ähnliche Anordnung der Porenkanäle auf, wie S. massaicus, nur daß die Grübchen weit weniger zahlreich stehen, und tiefer sind als bei diesen. Seine Heimat ist das Somali- und Gallaland. 4. S. australis Gurn . Der Sulu- oder Damarastrauß ist erheblich kleiner als S. camelus, und besitzt einen im allgemeinen zierlicheren Körperbau. Hals und Beine sind hell-

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grau gefärbt, um beim Männchen während der Brunstzeit einem Scharlachrot zu weichen. Der Hals ist dicht mit Flaum besetzt, der Kopf zeigt mit Ausnahme einer kahlen Stelle, der jedoch die den anderen Repräsentanten eigene Kopfhornplatte fehlt, ziemlich kräftige Borsten. Seine Eier sind denjenigen des S. massaicus vollständig gleich geartet. In wild lebendem Zustande kommt er in ganz Süd-Afrika vor, das im Norden durch Kunene und Sambesi zu begrenzen wäre. Obgleich auch verschiedentlich Zuchtversuche mit S. camelus angestellt worden sind, werden wir doch in der Hauptsache unsere Betrachtungen auf S. australis beschränken müssen, da er derjenige Vertreter der Struthioniden ist, der durch englische Bemühungen im Verlaufe der letzten 50 Jahre in domestiziertem Zustand zu einer Art Haustier umgewandelt wurde. Bevor wir uns näher mit der Naturgeschichte des Straußen beschäftigen, ist es von Interesse , gewisse typische Merkmale in seinem Bau zu betrachten, die, zum Teil wenigstens, die Ansprüche der Straußen an Haltung und Pflege zu erklären geeignet sind. Es kann jedoch nicht Aufgabe dieser Arbeit sein, eine anatomisch erschöpfende Beschreibung des Straußen zu geben. Auch kann auf die vom Standpunkte der Zoologie überaus interessanten, für entwicklungsgeschichtliche Forschungen besonders wertvollen primitiven, sowie pseudoprimitiven Abweichungen vom anatomischen Bau der Carinaten nicht näher eingegangen werden. Es sollen daher nur solche anatomische Anlagen berührt werden, die in ihren Beziehungen zu den Lebensäußerungen des Straußen für den Farmer und Züchter von besonderem Wert zu sein scheinen . Im wesentlichen schließe ich mich hierbei an Gadows Ausführungen an. (Lit. Nr. 11.) Der Bau der Straußen zeigt der Hauptsache nach eine völlige Übereinstimmung mit dem der übrigen Vögel. Die Haut setzt sich zusammen aus Epidermis und Cutis, welche in engem Zusammenhang mit der Bildung des Federkleides stehen und äußerst zart und dünn sind. Die Epidermis ist völlig drüsenlos , auch die den anderen Vögeln eigentümliche

Bürzeldrüse, deren Sekret zum Einfetten der Federn dient, fehlt vollständig. Als Gebilde der Haut sind Federn, Schuppen, Schnabel, Klauen und andere Hornteile anzusprechen. Auf die Entwicklung der Federn wird später eingegangen werden. Das Federnkleid des Rumpfes setzt sich aus Lichtfedern zusammen, die dicht über die ganze Oberfläche verteilt sind, ohne in Pterylae oder Federfluren angeordnet zu sein. Dementsprechend fehlen dem erwachsenen Strauße die Dunenfedern, die nur im Jugendstadium vertreten sind, wo dann andererseits auch Fluren und Raine beobachtet werden. Die Schuppen, denjenigen der Reptilien vollkommen gleichwertige Bildungen sind auf den Lauf beschränkt, an dessen Vorderseite sie mehrere hexagonale Quertafeln von ziemlicher Größe bilden. Nägel treten an der dritten Zehe, Krallen an dem ersten und zweiten Finger auf. Der Skelettbau zeigt infolge der Reduzierung des Flugvermögens ganz erhebliche Abweichungen von dem der Carinaten. An der Mehrzahl der Knochen ist die Pneumatizität zum großen Teil geschwunden, da eine Gewichtsersparnis bei den auf dem Boden sich fortbewegenden Tieren nicht so sehr erforderlich ist. Dies tritt schon beim Bau der Schädelknochen in Erscheinung, die im übrigen mit Ausnahme des Kiefergaumenapparates demjenigen der Carinaten ähnlich sind. Die Wirbelsäule läßt sich in die üblichen Hals- , Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Schwanzregionen einteilen, deren Trennung jedoch besonders in den Lenden- und Kreuzbeinwirbeln infolge vielfacher Verknöcherung nicht ganz exakt durchzuführen ist. Der Hals umfaßt 18 Wirbel, die infolge ihrer Verbindung durch Sattelgelenke eine außerordentliche Beweglichkeit zulassen. Die neun Brustwirbel sind von gedrungener Form und zeigen rundlichen Querschnitt. In ihnen sind die, das Sternum erreichenden Rippen eingelenkt. Die Lendenwirbel sind mit dem Becken knochig verbunden, die der Sakralregion untereinander und mit den Darmbeinen verwachsen. Die Schwanzwirbel zeigen gelegentlich eine Umbildung der letzten Wirbelkörper zu einer seitlich zusammengedrückten Knochenplatte, doch fehlt in der Regel diese , Pygostyl genannte Verschmelzung , die bei den Fliegern als

10 Insertionspunkt für die Steuerfedern von Wert ist. Die an den Brustwirbeln angehefteten Rippen sind klein und flach gedrückt, der Wirbelzahl entsprechend beiderseitig 9, während vorn und hinten je 2 falsche Rippen auftreten, denen der Sternalteil fehlt. Das Brustbein des Straußen hat durch den Verlust der Flugfähigkeit eine starke Umwandlung erfahren. Ihm fehlt die Carina, der als Muskelansatzstelle wichtige, knochige und knorplige Kamm, den fast alle Carinaten in mehr oder minder starker Ausbildung aufweisen. Es stellt eine nach der ventralen Seite ausgebuchtete, nur mit einer verdickten Knorpelbildung verstärkte Knochenplatte dar, deren 'Bild an ein kielloses Fahrzeug erinnert (rates) und als typisches Merkmal sämtlicher Straußenvögel die Benennung Ratitae im Gegensatz zu den mit einer carina versehenen Carinatae veranlaßt hat. Die tiefgreifendsten Umänderungen, welche die Lebensweise auf den anatomischen Bau des Straußen ausgeübt hat, treffen wir jedoch in der Bildung ger Fortbewegungswerkzeuge. Die bei allen anderen Vögeln getrennt auftretenden Knochen des Schultergürtels, Scapula und Coracoid, sind bei 1 den Straußen jederseits zu einem einzigen verwachsen, der die Pfanne des Schultergelenkes trägt. Nach Gadow kann der schmale, dorsale Ast als Homologon der Scapula angesprochen werden. Der zentrale Teil dürfte dem Coracoid gleichzustellen zu sein, das jedoch gefenstert ist, so daß der vordere Teil als ein, an den Bau der Reptilienschulter erinnernder Knochen, das Procoracoid angesehen werden muß. Diese Bildung tritt zwar auch bei anderen Vögeln im Embryonalstadium auf, (so beim Huhn am 5. und 6. Tage der Bebrütung), wird jedoch im ausgewachsenen Zustand meist vollständig reduziert. Ein mit dem Flugverluste in engstem Zusammenhange stehendes Merkmal ist in dem Fehlen der bei allen Carinaten auftretenden Schlüsselbeine zu sehen, deren Hauptzweck darin besteht, durch ihre V-förmige Anordnung (furcula) derjenigen Kraft entgegenzuwirken, welche die Oberarmknochen beim Fluge ausüben. Eine ähnlich reduzierende Einwirkung der Lebensweise zeigen die Vorderextremitäten . Die Flügel sind in allen

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im und stark (Brevipennes) verkümmert Verhältnis zum übrigen, massiven Körperbau sehr schwächlich ausgebildet. An das Gelenk des Schultergürtels schließt sich der Oberarm an, ein kräftiger, langer Knochen, bei dem die Reduktion der früher vorhandenen Pneumatizität in dem nur noch durch eine seichte Vertiefung angedeuteten Foramen pneumaticum ersichtlich ist. An seinem distalen Ende folgt der Unterarm aus zwei Knochen : Ulna und Radius, bestehend, die annähernd gleich stark entwickelt sind. Auch hier tritt der Gegensatz zu den Fliegern zutage, bei welchen die Elle stets bei weitem der kräftigere Knochen zu sein pflegt. Die Hand besteht aus zwei Handwurzelknochen, auf welche drei Mittelhandknochen folgen, deren Basis vollständig verwachsen ist. Entsprechend den Metacarpalia I, II, III sind Daumen, Index und Mittelfinger vorhanden. Der Daumen besteht aus zwei, der Index als längster aus drei und der kleinste Mittelfinger aus zwei Gliedern. Daumen und Index sind stets mit einem Nagel versehen, nach Parker hat auch der dritte Finger die Neigung, einen kleinen Nagel zu bilden. In ähnlichem Maße wie der Knochenbau der Flugorgane durch Nichtgebrauch reduziert ist, zeigt derjenige der Beine , als alleiniger Fortbewegungs- und Verteidigungsorgane, eine besonders kräftige Ausbildung. Schon der Beckengürtel weist eigenartige Beschaffenheit auf. Er ist eng verwachsen mit der Wirbelsäule, indem sich Darm-, Sitz- und Schambein mit den Sakralwirbeln und ihren Querfortsätzen verbinden. Die Darmbeine überlagern die Lenden- und Kreuzwirbel dachförmig. Die langen, schmalen Schambeine liegen abwärts nach hinten und sind an der Ventralseite durch Symphyse zu einem großen Bogen vereinigt. Auch dies solcherart geschlossene Becken ist eine Abweichung vom Bau der Carinaten, bei welchen die Schambeine stets getrennt bleiben und so ein offenes Becken bilden, was bei den relativ großen Eiern eine Die Gelenkpfanne der HinterRaumersparnis bedeutet. extremität, das Acetabulum, wird in seinem vorderen Teile durch das Schambein, im hinteren durch das Sitzbein und im oberen durch das Hüftbein gebildet. Das Bein besteht aus mehreren Knochen, die, wie bei allen Wirbeltieren eine der Knochen

12 Vorderextremität parallele Anordnung zeigen.

Der Ober-

schenkel ist dick und massig, nach vorn gebogen. Der Unterschenkel, erheblich länger als der noch völlig der Form des Rumpfes eingegliederte Femur, ist aus Tibia, Fibula und einem Teil der proximalen Tarsalia zusammengesetzt. Das Schienbein bildet den Hauptbestandteil des Unterschenkels , an den sich das Wadenbein als kleiner, rudimentärer Knochen anlegt. Am distalen Ende vereinigt sich die Tibia mit dem nur embryonal als getrennte Knochen nachweisbaren oberen Teil der beiden Fußwurzelknochen , deren unterer Teil vom Unterschenkel durch das Intertarsalgelenk getrennt, mit den zwei Mittelfußknochen zum sogen. Laufknochen verwächst. Dieser ist außerordentlich lang gestreckt und dünn und weist an seinem unteren Ende zwei Gelenkhöcker für die beiden Zehen auf. Diese entsprechen der dritten und vierten Zehe anderer Vögel und sind beide nach vorn gerichtet. An Muskeln wäre zu erwähnen, daß entsprechend der Reduktion der Flügelknochen eine starke Verkümmerung der Flugmuskulatur aufgetreten ist, wie sich ja schon aus der Rückbildung der Crista sterni schließen läßt . Der bei allen Fliegern stark ausgebildete Musculus pectoralis major ist z. B. fast völlig verschwunden. In Korrelation hierzu steht eine besonders starke Entwicklung der Hinterextremitätsmuskulatur. Von Wichtigkeit ist hierbei die Art der Fortbewegung des Straußen; sie geschieht in der Weise , daß in dem Augenblicke in welchem der Fuß den Boden berührt, sämtliche Gelenke spitze Winkel bilden, wodurch das Bein seine stärkste Verkürzung erfährt. Im Momente des Aufhebens wird das Bein gestreckt, so daß die einzelnen Abschnitte in stumpfen Winkeln zueinander zu stehen kommen. Haughton vergleicht das Bein mit einem vierfach gelenkigen Hebel, dessen vier Gelenke Hüfte, Knie, Intertarsal- und Zehengelenk darstellen. „ Der Erfolg der plötzlichen Verlängerung des Beines liegt darin, den ganzen Körper des Vogels wie durch einen Katapult vorwärts zu schleudern , indem der Fuß als Stützpunkt dient. Während der Körper des Tieres derart durch die Luft geschleudert wird, kommen diejenigen Muskeln, welche die verschiedenen Gelenke beugen, zur Einwirkung

13 Es ist zur Vollkommenheit dieses Mechanismus notwendig, daß die größtmögliche Kraft der Muskeln im Strecken oder Geradebiegen des Beines ausgeübt werde, . . . die geringste Anstrengung jedoch genüge , um das Bein in Vorbereitung zu dem nächsten Sprung zu beugen. " In der Tat sehen wir auch den Musculus femori-tibialis, dessen Aufgabe darin besteht, den Unterschenkel zu strecken, mit großer Muskelmasse ganz besonders stark ausgebildet. M. ischio -flexoris dagegen ist weniger kräftig entwickelt, da ihm die Beugung des Unterschenkels, die mit weit geringerer Anstrengung verknüpft ist, obliegt. Die Fortbewegung des Straußen ist daher nicht als ein Laufen, vielmehr als Springen zu charakterisieren, das ähnlich ausgeführt wird, wie der Sprung eines Känguruhs, nur abwechselnd von Bein zu Bein, wodurch naturgemäß eine außerordentlich große Schrittweite (in voller Flucht wurden 4 m gemessen) und dementsprechend eine ganz hervorragende Geschwindigkeit (nach Andersson legt er, gejagt, die englische Meile in 1/2 Minute zurück) erzielt werden kann. Das Auge ist sehr hoch entwickelt und zeigt im allgeBemerkenswert ist meinen den Typus des Vogelauges. jedoch, daß das mit Wimpern besetzte obere Augenlid eine größere Beweglichkeit besitzt als das untere. Das Riechorgan ist dagegen verhältnismäßig einfacher gebaut, die Nasenlöcher sind eng und mit borstigen Federn bedeckt. Das Gehörorgan ist nicht besonders gut ausgebildet, obgleich der äußere Gehörgang Anlagen zur Muschelbildung zeigt und die Ohröffnung von Federn entblößt ist. Bezeichnend ist, daß diejenigen Höhlen, welche in der Umgebung der Paukenhöhle im Basioccipitale und im Basisphenoid gelegen sind, und deren Größe in Korrelation zu der Schärfe des Hörvermögens der Vögel steht, besonders klein sind. Während also Gehör und Geruch relativ wenig entwickelt sind, verfügt der Strauß über ein stark ausgeprägtes Sehvermögen. Von besonderer Wichtigkeit dürfte die Kenntnis des Verdauungskanals sein. Die Mundhöhle wird in ihrem vorderen Abschnitt durch das verhornte Epithel des Schnabels gebildet, während der hintere Teil von einer drüsenreichen Schleim

14 haut überzogen ist . Die Zunge ist kurz, dreieckig , hart und ziemlich reduziert. Der Schlund ist beträchtlich erweiterungsfähig, doch fehlt ihm der Kropf. Er ist starkwandig, mit feinen Drüsen übersät und verengert sein weites Lumen nach dem Vormagen hin, in den er allmählich übergeht. Dieser „ erweitert sich dann zu einem enormen, glattwandigen Zwischenschlund" , der „ einen nach dem After hin sehenden runden Sack von ungefähr 20 cm Weite und ebenso großer Länge bildet. Durch dieses Herab- und Vorbeirücken des Vormagens, dorsalwärts vom Muskelmagen, ist letzterer ganz aus seiner Lage gebracht worden und um ungefähr 150 Grad Die großen um seine Querachse gedreht worden. Drüsen des Vormagens sind ganz auf die dorsale Seite desselben beschränkt, reichen dort aber über eine Strecke von 30 cm . Die Gesamtzahl der Drüsenöffnung beträgt ungefähr 300." (Gadow. ) Diese Verschiebung des Vormagens ist darauf zurückzuführen, daß der Strauß zu besserem Zermahlen seiner Nahrung große Mengen von Steinen und Sand in seinen Drüsenmagen aufnimmt, deren Gewicht einen starken Zug auf die dehnbaren Vormagenwände ausübt. Da der Vormagen nur schwach muskulös ist, findet in ihm hauptsächlich die Vermischung der Nahrung mit Drüsensekreten statt, während die eigentliche Zerkleinerung erst in dem ventral gelegenen Muskelmagen vor sich geht. Dieser ist 11:14 Zentimeter , besitzt dicke Muskelwände , die glänzende Sehnenspiegel aufweisen und deren Cuticula stark verdickt ist. Der Darm zeigt eine Weite von 2 cm, ist hellrötlich und dünnwandig . „ Die Schleimhaut des Duodenums (der ersten Darmschlinge) und des Dünndarms trägt blattförmige , sehr dünne, aber fast 0,5 cm lange, wellig wogende Zotten." In das Duodenum, dessen Schlinge die Bauchspeicheldrüse umfaßt, münden die Ausführungen des Pankreas und der Leber . Am Übergange des Dünndarmes in den Enddarm liegen zwei Blinddärme, Coeca, deren Länge ungefähr 70 cm beträgt und die gemeinschaftlich beginnend sich erst nach einigen Zentimetern teilen ; „ sie erweitern sich bis zu 5 cm. Durchmesser, laufen allmählich spitz zu und sind in ihrer ganzen Länge dem Ileum (Dünndarm) und Duodenum angelötet. Im Innern bil-

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den ihre Wände eine linksgewundene Spiralfalte von ungefähr 20 Umdrehungen. Zotten finden sich nicht." Der Enddarm erweitert sich hinter der Einmündung der Coeca auf 4-5 cm Durchmesser auf eine Strecke von 250 cm, um sich in den letzten 500 cm vor seiner Einmündung in die Kloake zu verengen. Nach Cuvier beträgt die Gesamtlänge des Darmes eines ausgewachsenen Straußen 1440 cm. Besonders auffallend ist die Länge der Coeca und des Enddarmes, worin sich eine Anpassung an die pflanzliche, aus schwerlöslichen Nährstoffen zusammengesetzte Nahrung zeigt. Die Leber, die bei den Vögeln eine besondere Größe zu erreichen pflegt, ist beim Straußen verhältnismäßig klein . Die stark ausgeprägte Commissur teilt sie in zwei Lappen, die beide nach unten eine herzförmige Masse bilden und deren linker Flügel infolge einer tiefen Incision zweilappig erscheint, während der rechte nur geringe Einkerbungen zeigt. Ihre Farbe ist braunrot, im Embryonalstadium infolge ihrer Blutleere meist hellbraun gelb. Die Gallenblase fehlt vollständig, was als Folgeerscheinung der Zusammensetzung der Nahrung gelten kann. Bei dem fett- und wasserarmen Futter genügt eine allmähliche Sekretion der Galle, die daher nicht zu einmaliger Massenabsonderung in einer als Reservoir dienenden Blase aufgespeichert zu werden braucht. Die Luftwege weisen keine besonderen Abweichungen von denen der Carinaten auf. Der Eingang zur Luftröhre wird durch die Stimmritze, einen länglichen Schlitz, gebildet, der im Grunde der Mundhöhle , ventral von dem oberen Ende der Speiseröhre, gelegen ist. Der Kehldeckel wird durch eine quer vor der Stimmritze gelegene Hautfalte angedeutet. Der obere Kehlkopf (Larynx) entbehrt, wie bei allen Vögeln, stimmbildender Anlage, da die Stimmritzenränder keine Stimmbänder besitzen, sondern starr sind. Die Luftröhre , ventral von der Speiseröhre auf der Mittellinie des Halses gelegen, ist durch knorpelige, auch im späteren Alter nicht verknöchernde Ringbildungen versteift, etwas dorsiventral zusammengedrückt, so daß ihr Lumen breiter als tief erscheint. Kurz bevor sich die Tracheen in die beiden Bronchen gabelt, liegt der außerordentlich einfach gebaute untere Kehl-

16 kopf, die Syrinx. Sie ist völlig muskellos und ohne das den stimmbegabten Vögeln eigene äußere Stimmband. Das Brüllen in der Brunst des Hahnes und die wenigen den Dunenjungen eigentümlichen Locktöne werden durch sogen. innere Paukenhäute hervorgerufen, welche an den letzten Trachealringen angeheftet sind. Die Bronchen treten medioventral in die schwammigen Lungen ein und erweitern sich dort zu dem Vestibulum, einem „,ampullenförmigen Raum, von welchem in ventrimedialer Richtung 4 größere, in einer geraden Längsreihe dicht hintereinander folgende Bronchen - die Ventralbronchen - abgehen. Nach hinten setzt sich das Vestibulum direkt in den großen, von Huxley als Mesobronchium bezeichneten geraden Stammbronchus fort ....." (Schulze , Lit. Nr. 103.) . Von ihnen aus durchziehen Lateralbronchen und Parabronchen (Lungenpfeifen) das gesamte Lungengewebe, wobei die letzteren „ ein allseitig anastomosierendes System von Luftkapillaren" bilden. Die Lungen sind auf der dorsalen Seite des Thorax gelegen und reichen vom ersten Thoraxrippenpaar bis zu den Nieren. Anschließend an verschiedene Bronchen finden sich die bei allen Vögeln vertretenen Luftsäcke, fünf an jedem Lungenflügel, die ihrerseits wieder mit verschiedenen pneumatischen Höhlen im Sternum, Coracoid und der Wirbelsäule korrespondieren. Das Blutgefäßsystem entspricht der dem Vogelbau typischen Anordnungen. Das in zwei Kammern geschiedene Herz ist kegelförmig, stumpf und verhältnismäßig kurz und liegt in der Mittellinie des Körpers auf dem Brustbein. Die nach unten weisende Spitze ist von den beiden Leberlappen umschlossen. Infolge des äußerst regen Stoffwechsels schlägt das Herz sehr lebhaft. Der Bau und die Verteilung der Arterien und Venen weisen keine Sonderheiten auf. Bemerkenswert ist das Auftreten des Brutflecks bei Männchen und Weibchen, woraus sich der Schluß ziehen läßt, daß die Arbeit des Brütens von beiden Geschlechtern gleichmäßig ausgeübt wird. Dieses, Plexus incubatoris genannte, nur bei Vögeln auftretende Merkmal, stellt sich nach Bresslau (Lit. Nr. 10) äußerlich als ,,eigentümliche, in erster Linie

17 durch Federnlosigkeit ausgezeichnete Modifikation gewisser Hautstellen" während der Brutzeit dar, die unpaar an der Unterseite des Rumpfes am Bauch gelegen ist. Nach Barko w handelt es sich hierbei um einen scharf von der umgebenden Haut abgegrenzten Fleck, der in seiner besonderen Bildung (es fehlt ihm der Panniculus adiposus, in welchem die Federn wurzeln) schon bei jungen Tieren zu beobachten ist. Der Brutfleck zeigt eine außerordentlich starke Blutgefäßversorgung, indem sich ein dichtes Arteriennetz unter den unbefiederten Teilen der Haut bildet ; es wird aus der Arteria thoracica externa und der Arteria cutanea abdominalis gespeist. Die Vena cutanea abdominopectoralis verzweigt sich an derselben Stelle in ein weites Netz, dessen Venen die Arterien begleiten, sie an Stärke übertreffen und unter dem unbefiederten Teile der Haut den ganzen von den Arterien freigelassenen Raum einnehmen, so daß ein Convolut von Arterien und Venen das Wesentlichste des Brütorganes ausmacht. (Barkow , über den Brutfleck bei Podiceps subcristatus.) Entwicklungsgeschichtlich scheint der Plexus incubatoris als Übergang zu dem Mammarapparate der Säugetiere anzusprechen zu sein . Die Milz, in der Farbe der Leber ähnelnd, ist von länglich zylindrischer Form und liegt der rechten Seite des Drüsenmagens an. Das Urogenitalsystem zeigt wiederum einige, nur beim Straußen vorkommende Eigentümlichkeiten. Die Nieren sind große längliche Gebilde, rechts und links der Wirbelsäule liegend und reichen vom unteren Lungenrande bis an die Beckenwirbel. Der ventrale Teil der Nieren ist ziemlich glatt und läßt einen kleinen vorderen Lappen von dem dicken ungefärbten Caudalteil unterscheiden, die beide durch einen schmalen Verbindungsteil vereinigt werden. Die dorsale Fläche der Niere ist vielfach gelappt. Die Harnleiter sind in ihrer ganzen Länge tief in die Nierenmasse eingebettet", worin sich Struthio von allen übrigen Vögeln unterscheidet, und münden in die Kloake. Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus Hoden, Nebenhoden und Samenleiter. Bassermann. Der Strauss und seine Zucht. 2

18 Die ziemlich großen, besonders während der Brunstzeit stark entwickelten Hoden sind von länglicher Form und liegen beiderseits in der Bauchhöhle am oberen Ende der Nieren und sind beide gleichmäßig ausgebildet. Die Nebenhoden sind kleine, fast nur zur Begattungszeit erkennbare Gebilde, die der medialen Seite der Hoden angeheftet sind. Accessorische Geschlechtsdrüsen sind nicht vorhanden. Die Samenleiter laufen an der ventralen Seite der Niere , dem Harnleiter entlang zur Kloake. Von den ursprünglich paarig angelegten Eierstöcken und Eileitern des Weibchens ist stets nur der linke funktionsfähig, der rechte fast völlig zurückgebildet. Der Eierstock ist traubenförmig und liegt am Kopfende der Niere derselben Seite, dicht unter dem benachbarten hinteren Leberrande." Die Zahl der Eier beträgt mehrere hundert, die sich in allen Entwicklungsstadien befinden. Der Eileiter zerfällt in den eigentlichen Eileiter, den Uterus und die Scheide. Der Eileiter liegt mit einem weiten Trichter (Infundibulum) dem Eierstock an und nimmt die sich ablösenden Eidotter auf. Das Infundibulum verengert sich zu einem darmartig geschlungenen Schlauch, in welchem das Eiweiß abgesondert wird. Diesem schließt sich der Uterus an, in dem sich die harte Eischale bildet. Von hier wandert das Ei in die kurze Scheide, die ihrerseits wieder links vom linken Harnleiter in die Kloake mündet. Die Kloake dient als Ausführungsgang für den Kot, den Harn und die Produkte der Geschlechtsorgane. Zwischen Kloake und Wirbelsäule ist die Bursa fabricii gelegen, deren Funktion bei den Carinaten unklar ist, die sich aber beim Straußen zu einer Art Harnbehälter ausgebildet hat ; im Gegensatz zu den anderen Vögeln ist daher bei ihm Defäcation und Micturation auf zwei zeitlich getrennte Akte verteilt. An der ventralen Seite der Kloake ist beim männlichen Straußen die ca. 20 cm lange erektile Rute angeheftet. Sie ist ,,dreikantig, mit 3-4 cm breiten Seiten und nur als Ganzes ausstülpbar". In Erektion ist sie nach unten und vorn gekrümmt, während sie im schlaffen Zustand, in welchem sie bei jeder Entleerung von Kot und Harn aus dem After ausgestülpt wird, in der Mitte nach oben und rückwärts eingeknickt ist. Auf ihrer Dorsal-

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seite ist eine tiefe Rinne ausgebildet, in welche die Samen aus den Samengängen gelangen.

Die Lebensweise und Gewohnheiten des Straußen eingehend kennen zu lernen, ist für den rationellen Züchter ein Haupterfordernis. Die relativ kurze Zeit der Domestizierung dieses Riesen unter den Vögeln, der das jüngste unserer Haustiere genannt werden könnte, war noch nicht imstande, seine Natur an künstlich geschaffene Umgebungs- und Nahrungsverhältnisse in so hohem Maße zu gewöhnen, wie dies im Laufe der Jahrtausende bei unseren Nutztieren der Fall Vielmehr zeigt sich immer wieder, daß er vorläufig unter Bedingungen, die seinem Leben in der Freiheit am engsten angepaẞt sind, sich wohler fühlt als unter stark abgeänderten Verhältnissen. Seine Empfindlichkeit äußeren Einflüssen gegenüber, die schon bei nur vorübergehender Schädigung seiner Gesundheit eine erhebliche Wertminderung seiner Produkte eintreten läßt, verlangt ein eingehendes Studium sämtlicher Faktoren, welche zum Wohlbefinden der Strauße beitragen, bevor sie mit dauerndem Erfolg unter völlig veränderten Bedingungen gezüchtet werden können. Da wir von diesem Ziel noch weit entfernt sind, auf dem Weg zur Kenntnis der Physiologie der Strauße noch kaum die ersten, tastenden Schritte ausgeführt haben, wird es vorläufig von größter Bedeutung für eine rentable Straußenzucht bleiben, bis in die kleinsten Details die Ansprüche und Lebensbedingungen des wild lebenden Straußen zu berücksichtigen, und soweit es sich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen vereinbaren läßt, auf den Farmbetrieb zu übertragen. Der Strauß ist ein Bewohner der Steppe, und trockenes , warmes Klima scheint das Haupterfordernis zu seinem Gedeihen darzustellen. Er lebt meist gesellig ; findet man gelegentlich einen einzelnen Vogel, so handelt es sich meist um eine Versprengung durch Raubtiere, oder er ist ein von seinen jüngeren , kräftigeren Konkurrenten vertriebener alter Hahn. In der Regel trifft man sie in Herden , die ihrer Zahl 2*

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nach außerordentlich schwanken. Ich konnte solche von 6 Stück, dann wieder bis zu 30 beobachten. Sie bevorzugen lichtes Buschland der endlos weiten Sandfläche afrikanischer Steppenregionen , Gegenden, die nach Wohltmanns Einteilung zu den Grasflurformationen und Savannenformationen I und II zu rechnen wären. Die Büsche und Gräser, einem nährstoffreichen Boden entsprossen, bieten mit ihrem reichen Alkaligehalte zusagende, wenn auch spärliche Nahrung. Obgleich der Strauß seiner ganzen Konstitution nach ein Wandervogel ist, zeigt er doch große Anhänglichkeit an seine Geburtsstätte, so daß er ohne äußeren Zwang seine Heimat nicht verläßt und seine Streifzüge auf einen Umkreis von 30-40 km beschränkt. Das Wandern scheint ihm ein inneres Bedürfnis zu sein. Viele Reisende berichten , daß sie ihn in gänzlich wasserlosen Gegenden, in denen auf Meilen weder Busch noch Strauch zu sehen war, angetroffen haben. Im Zustand der Erregung, auf der Flucht erreicht er mit seinen kräftigen, weit ausgreifenden Beinen eine erstaunliche Geschwindigkeit, welche die Jagd zu Pferde außerordentlich anstrengend und in der Mehrheit der Fälle aussichtslos gestaltet. ,,Zur Zeit, wann er hochfahrt, erhebt er sich und verlachet beide, Roß und Mann," berichtet schon die Bibel. Aber auch ohne ersichtliche Ursache legt er große Strecken zurück, wie sich überhaupt in seinem ganzen Wesen eine ständige Unrast äußert. Alle seine Bewegungen sind hastig und übereilt, der stets in Schlangenwindungen spielende Hals, die großen, erstaunt blickenden Augen geben ihm das Aussehen eines neugierigen , furchtsamen, stets beschäftigten Wesens, dem die stille Beschaulichkeit seiner ruhig äsenden Zuzeiten vierbeinigen Kameraden fremd zu sein scheint. kann man ihn dann allerdings in absoluter Ruhe sehen, wie er , in tiefe Gedanken versunken, minutenlang dasteht, ohne irgendwie von seiner Umgebung Notiz zu nehmen . Seinem kleinen Gehirn entsprechend zeigt er keine besonders hervorragende Verstandeskraft. Scharf ausgebildet ist nur das Gesicht, so daß er auf große Entfernungen - manche Reisende sprechen von 12 km - im buschfreien Gelände jede noch so geringe Veränderung der Gegend aufmerksam wahrnimmt

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und scheuen Auges verfolgt. Gehör, Geruch und Geschmack sind dagegen anscheinend sehr gering entwickelt ; dies läßt sich besonders aus dem wahllosen Aufpicken und Verschlucken der unglaublichsten Gegenstände schließen. Der Gefahr des Verschlungenwerdens entgehen nur solche Dinge, deren Größe oder Schwere sie vor dem gierigen Schnabel bewahren. Tabakspfeifen, Messingleuchter, Schlüsselbunde, Nägel und Münzsammlungen hat man neben Steinen aller Art im Straußenmagen gefunden. So erwähnt Brehm als Inhalt eines Straußenmagens Sand, Werg und Lumpen, 3 Eisenstücke, 9 englische Kupfermünzen, eine kupferne Türangel, 2 eiserne Schlüssel , 17 kupferne , 20 eiserne Nägel, Bleikugeln, Knöpfe, Kiesel usw. Was seine Ernährungsweise betrifft, so ist er omnivor zu nennen, und zwar omnivor im wahrsten Sinne des Wortes obgleich er eine Vorliebe für Pflanzennahrung zeigt. In der Hauptsache ernährt er sich von Gräsern , Blättern , Früchten, Beeren und Samen, wie sie die ziemlich spärliche Vegetation zur Verfügung stellt. Doch verschmäht er es nicht, gelegentlich Eidechsen, kleine Vögel, Schlangen und hauptsächlich zu Zeiten der Heuschreckenplage Heuschrecken zu verzehren. Von besonderer Wichtigkeit für seine Ernähnurg sind knochenbildende Salze, die ihm in den, an Alkalien außerordentlich reichen Gewächsen der Steppenvegetation zur Verfügung stehen. Es ist beobachtet worden, daß er solche salzreichen Pflanzen jeder anderen Nahrung vorzieht. Hat er zusagende Kost gefunden, so frißt er mit eiliger Hast, oft ziemlich große Bissen auf einmal schlingend. Diese sammeln sich, dem Schwergewicht folgend, zu mehreren an der tiefsten Stelle der Speiseröhre , die bei gesenktem Kopf der Schlund darstellt, an, bis sie oft zu recht beträchtlichen Klumpen anwachsen. Macht dann der Strauß eine Pause in seiner Mahlzeit und erhebt den Kopf, so sieht man diesen Klumpen, deutlich sich am Halse abhebend, die Speiseröhre entlang gleiten. Oft kann man mehrere solcher Klumpen übereinander beobachten, die, sobald der Kopf zu neuer Nahrungsaufnahme gesenkt wird, wieder nach vorn rutschen, um schließlich nach einigem Auf und Ab auf ihrem weiteren

22 Weg durch den Verdauungstrakt endgültig zu verschwinden. Die große Hast, mit der der Strauß seine Nahrung aufzunehmen pflegt, ist wohl eine Folgerscheinung seines Nomadenlebens. Die ererbte Erfahrung lehrt ihn, die gebotene Gelegenheit ausgiebigst zu nutzen, um längeren Fastenzeiten auf Wanderungen durch futterlose Wüstenstriche ohne Beschwerden begegnen zu können. Aus demselben Grunde zeigt er, wie viele andere Steppenbewohner mit schwankenden Ernährungsquellen (Kamele, Dromedare mit dem Fetthöcker, Fettsteiß- und Fettschwanzschafe u. a. m.) , die zur Regenzeit in reichem Überfluß schwelgen, während der langen trockenen Monate jedoch bitterem Mangel ausgesetzt sind, eine hervorragend ausgeprägte Fähigkeit, große Fettlager anzusetzen, die ihm in Zeiten der Not als Reservestoffe dienen. Analog dem Bären, der im Winterschlaf die aufgespeicherten Fettmassen zur Erhaltung seines Organismus verbraucht, kann auch der Strauß längere Zeiten absoluter Dürre ohne Gefahr des Verhungerns ertragen. Die Nahrungsaufnahme geht ungefähr derart vor sich, daß die Tiere einer Herde in größeren Abständen voneinander grasen. Sie legen beim Fressen oft große Strecken zurück, da sie , sich von einer Pflanze zur anderen wendend, viele verschmähen, und doch nur solche zusagende Nahrung zu sich nehmen, die an ihrem Wege gelegen ist. Das Weiden nimmt daher auch den größten Teil des Tages in Anspruch, so daß sie mit der Füllung ihres Magens den ganzen Vormittag sowie den Spätnachmittag beschäftigt sind. Trotzdem ist die tatsächlich aufgenommene Nahrungsmenge sehr gering im Verhältnis zu ihrer Körpergröße. Da der Strauß des Kropfes entbehrt, muß er zur Zerkleinerung der zelluloseDiese reichen Nährstoffe sogen. Mahlsteine aufnehmen. werden schon von den Kücken in den ersten Tagen nach dem Ausschlüpfen vor Aufnahme irgendwelcher Nahrung gefressen. Interessant ist, daß unter diesen Verdauungssteinen niemals Kalk oder Marmor zu finden ist, daß vielmehr solche Gesteinsarten von den Vögeln stets gemieden werden ; sie würden sich auch in kurzer Zeit in den an Salzsäure reichen Magensäften zersetzen , ohne ihren Zweck erfüllen zu können.

23 Die Ansicht, daß das Wasserbedürfnis der Strauße minimal sei, wobei manche ältere Forscher sogar so weit gehen, zu vermuten, daß Strauße überhaupt kein Wasser zu sich nehmen, kann heute nicht mehr aufrecht erhalten werden. Die Erfahrung lehrt, daß diese Vögel zwar längere Durstperioden ohne erhebliche Schädigung aushalten können, daß sie aber, an der Wasserstelle angelangt, viel und gierig saufen ―― nach längerem Dursten auch völlig brackiges Wasser. Andersson berichtet darüber in seinem „ Birds of Damaraland" : „ Wenn Strauße an einer Quelle trinken, scheinen sie weder zu hören, noch zu sehen. Während unseres Aufenthaltes an einer solchen, wo ich in kurzer Zeit acht dieser prächtigen Vögel tötete, erschienen sie regelmäßig jeden Mittag und , obwohl ich mich nicht an sie heranschleichen konnte, ließen sie mich doch in Schußweite kommen und zogen sich nur Schritt für Schritt zurück." Zu ihrem Wohlbefinden scheint demnach ein tägliches Quantum Wassers erforderlich zu sein. Nach Mitteilungen des Dr. Gosse baden die Strauße des Senegal häufig, während der heißen Jahreszeit. Sie waten vorsichtig in tiefes Wasser, bis nur noch der Kopf und die Hälfte des Halses sichtbar bleiben und halten sich mehrere Stunden in diesem kühlenden Bad auf; nach Schreiner sollen sie sogar gute Schwimmer sein. Schmerz und Freude durch Töne auszudrücken, ist dem Straußen nicht gegeben er erscheint den größten Teil des Jahres stumm. Nur zur Zeit der Brunst läßt der Hahn laute, klagende Schreie hören, die als Kampfruf den anderen Hähnen und den Hennen als Lockruf gelten. Der Schrei wird mit völlig geschlossenem Schnabel ausgestoßen und erfolgt stets in drei Tönen, von denen der zweite um einige Töne höher ist als die beiden anderen. Schreiner schildert ihn treffend, indem er ihn mit bonou widergibt, das mit geschlossenem Munde in drei Silben auszusprechen wäre. Der Schrei ist auf große Entfernungen zu hören und hat viel Ähnlichkeit mit dem Brüllen des Löwen. Um zu schreien, muß der Strauß im Laufen anhalten, denn er scheint den Ton nur stillstehend bilden zu können. Außer diesem Brunstruf haben

24 beide Geschlechter noch ein ärgerliches Zischen und die Kücken ein ,,kläglich zitterndes klares Schreien im höchsten Diskant". Die Paarungszeit beginnt kurz vor dem Einsetzen der Regenperiode und dauert 7-8 Monate. Ob der Hahn im wilden Zustande polygam lebt oder sich nur einer Henne anzuschließen pflegt, ist eine vielumstrittene Frage. Tatsache ist, daß in den Herden, welche man aus der Ferne bequem beobachten kann, die an ihrem schwarz- weißen Gefieder leicht kenntlichen erwachsenen Hähne stets in der Minder-

heit sind. Doch ist niemand in der Lage zu konstatieren, wie viele der unscheinbar schmutziggrauen Vögel Weibchen, wieviele unausgewachsene Hähne im Jugendkleid darstellen. Fällt es doch sogar dem erfahrenen Züchter schwer, trotz täglicher Beobachtung im ersten Jahre mit Sicherheit das Geschlecht all seiner Tiere festzustellen. Tatsache ist allerdings, daß die Hähne um den Besitz mehrerer Weibchen erbittert kämpfen und sich gegenseitig schwere Verletzungen zufügen, ein Vorgang, den wir bei den meisten polygam veranlagten Tieren beobachten können ; und da die Zucht den Beweis erbracht hat, daß ein Hahn zur regelmäßigen Befruchtung von 2–3 Hennen vollauf genügt, ist sehr wohl anzunehmen, daß unter den Straußen die Polygamie herrscht. Allerdings läßt die Tatsache, daß Männchen und Weibchen sich im Brutgeschäft regelmäßig abwechseln, Zweifel an der polygamen Veranlagung aufkommen, doch sind in der Gefangenschaft Fälle vorgekommen, daß ein Hahn und drei Hennen ein und dasselbe Nest bebrüten. Auch wird der Umstand, daß in den Nestern wild lebender Tiere Eier von verschiedener Größe aufgefunden werden, nicht zu Unrecht als Schreiner ein Beweis für die Polygamie erwähnt. kommt zu dem Schlusse, daß der Hahn von Natur aus monogam ist, daß jedoch im Durchschnitt stets eine größere Anzahl Hennen als Hähne in mannbarem Zustande vorhanden seien, da infolge der Kampflust der Hähne und durch ihre Stellung als Verteidiger der Herde gegen Raubtierangriffe viel mehr Männchen zugrunde gehen als Weibchen. Diese überzähligen Hennen drängen sich den Hähnen während der

25 Brunstzeit auf, so daß daraus eine Art ungewollter Polygamie entsteht. Obgleich es sich auch hierbei nur um eine Theorie handelt, scheint sie doch bei der Erfahrung Schreiners vor allen anderen Berücksichtigung zu verdienen. Zur Zeit der Brunst wird der Hahn von großer Unruhe befallen, sein Hals und seine Beine nehmen lebhaft rote Färbung an, sein ganzes Wesen zeigt eine fieberhafte Aufregung, und das sonst friedfertige, scheue Tier wird wild und bösartig aggressiv. Von Zeit zu Zeit führt er vor seiner Auserwählten Liebestänze auf, indem er sich auf den Lauf niederläßt, die Flügel mit ihren prächtigen Schmuckfedern, die bestimmt als sekundäre Geschlechtscharaktere anzusprechen sind, spreizt und Kopf und Hals in rhythmischem Takte hin und herbewegend mit seltsam metallischem Klang seine Flügel auf den Boden schlägt, wobei er jedesmal den ganzen Körper von einer Seite zur andern wirft. Hat er sich eine bestimmte Henne ausgesucht, so rennt er, ohne an Nahrungsaufnahme zu denken, oft 3-4 Tage hinter ihr her, bis sie ihm endlich, nach einem harten Kampf, bei welchem nach Oudot „ la coquetterie n'a rien à voir, les coups de pied remplaçant les caresses", unterlegen ist. Hierbei kauert sich die Henne nieder, und der Hahn betritt sie in sitzender Stellung, indem er die Läufe wagerecht auf den Boden ausstreckt. Von diesem Moment an verläßt ihn die Henne nicht mehr, bis die Jungen ausgeschlüpft sind. Die Arbeit des Nestbereitens liegt dem Hahne ob. Mit der Brust auf dem Boden kauernd, scharrt er mit seinen langen Beinen eine seichte Vertiefung um sich her, letzte Unebenheiten durch Drehen und Wälzen des Körpers ausgleichend. Mit dem Schnabel baut er auf dem Neste sitzend einen kleinen Wall aus Sand und kleinen Steinen um sich herum, der das Herausrollen der Eier verhindern soll. In dieses Nest legen die Hennen 16-20 Eier, bisweilen auch mehr, wobei dann meist vor Beginn der Bebrütung alle Eier über 14-16 aus dem Nest entfernt werden. Vielfach werden die Eier in einiger Entfernung außerhalb des Nestes abgelegt, die dann der Hahn mit der Spitze seines Schnabels oder auch den Hals zur Harke krümmend, vorsichtig in die Vertiefung des

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Nestes hineinrollt. Die häufig um das Nest umherliegenden Eier brachten manche Forscher auf die Vermutung, daß sie den eben ausgeschlüpften Kücken zur Nahrung dienen sollten. Doch haben eingehende Beobachtungen vieler Züchter diese Ansicht widerlegt. Auch daß die Strauße als „ Mathematiker unter den Vögeln" die Eier auf die Spitze stellen , um Raum zu sparen, oder daß die Henne ihre Eier derart anordnet, daß in der Mitte des Geleges eine Lücke bleibe , ist wohl das Resultat zufälliger gelegentlicher Beobachtungen, die keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit machen können. Besteht die Familie aus einem Hahn und mehreren Hennen, so findet sich häufig eine außerordentlich große Anzahl von Eiern in dem Neste. So berichtet Forest von Nestern mit 80, 90 , ja sogar 150 Eiern, die oft von mehreren Hennen zusammen bebrütet werden, natürlich zum Schaden der Nachzucht, da nur ein äußerst geringer Teil zum Ausschlüpfen kommt, die meisten Eier bei dem Bebrüten schon zertreten und verdorben werden. Bei monogamen Paaren wird das Brutgeschäft meistens von der Henne begonnen. Sie dreht sich erst mehrmals auf dem Nest herum , setzt sich dann für einige Stunden, um darauf nach kurzer Pause auf den Eiern zu bleiben. Hahn und Henne lösen sich dann regelmäßig bei der Brutarbeit ab, wobei die Henne ungefähr von 8 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags, der Hahn die übrige Zeit des Tages und die ganze Nacht auf den Eiern zubringt. Daß der Hahn von Natur aus für das Brutgeschäft bestimmt ist, zeigt die besonders starke Ausbildung des Plexus incubatoris während der Brutzeit. Wie auch bei manchen anderen Vögeln spielen die Schutzfärbungen während des Brütens eine besondere Rolle. Die am Tage auf dem Nest sitzende Henne ist in ihrem grauen Gefieder von dem sie umgebenden Erdboden kaum zu unterscheiden, während das Schwarz des Hahnes sich vorzüglich der nächtlichen Dunkelheit anpaßt. Die stärkere Wärmeentwicklung des Hahnes macht ihn außerdem geeigneter, in den kühlen subtropischen Nächten die Eier auf der wünschenswerten Temperaturhöhe zu erhalten, und seine größere Kraft verleiht ihm mehr Chancen, die meist zur Nachtzeit erfolgenden

27 Raubtierangriffe abzuschlagen. Während der Strauß auf seinen Eiern sitzt, breitet er den Körper gut über alle Eier aus und hält mit lang ausgestrecktem Halse aufmerksam Ausschau. Bei Annäherung von Menschen und Tieren legt er Hals und Kopf platt auf den Boden, wodurch er fast vollständig unsichtbar wird, da seine Färbung mit der Umgebung völlig übereinstimmt. Nur in äußerster Gefahr verläßt er sein Nest. Aus diesem instinktiven Zusammenkauern mag die Fabel entstanden sein, daß der Strauß, um sich zu retten, den Kopf in den Sand versteckt. Durch diese Legende wurde der an sich schon nicht allzu große Verstand des Straußen in Mißkredit gebracht. In Wirklichkeit scheint diese Anpassung in außerordentlich vielen Fällen erfolgreich gewesen zu sein, da sie sich sonst nicht durch Vererbung eingebürgert hätte, bis dann dem scharfen Auge und dem Verstand des Menschen gegenüber dieser primitive Schutz nicht mehr standhalten konnte. Auch die weitverbreitete Ansicht, daß Strauße ihre Eier der Bebrütung durch die Sonne und den heißen Sand überlassen, beruht auf falscher Überlieferung. Es ist zwar nachgewiesen, daß gelegentlich Hahn und Henne das Nest auf einige Zeit verlassen, doch kehren sie stets nach kurzer Abwesenheit an ihr Geschäft zurück ; es ist sogar beobachtet worden, daß der Hahn seine Genossin mit Gewalt zu dem Neste zurücktreibt, wenn er glaubt, sie habe die Eier schon allzulange sich selbst überlassen. Infolge der außerordentlich großen Sonnenwärme wäre auch ein Verlassen der Eier auf längere Zeit für den im Ei sich entwickelnden Keim überaus schädlich. Hat man doch häufig eine Temperatur von 65 ° C. in dem der Sonne ausgesetzten Sande nach-. gewiesen, während jede auch nur vorübergehende Erwärmung der Eier über 42 ° C. das Absterben des Keimlings zur Folge hat. Es handelt sich daher tagsüber bei der Brutarbeit des Straußen nicht um Zuführung von Brutwärme, sondern namentlich um das Abhalten der Sonnenstrahlen. Die Brutdauer beträgt Gadow nach 42 bis selten 42-48, länger. 60 Tage, in der Regel Schwankungen sich zum dieser Art finden nicht

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in den . Vorteil der später ausschlüpfenden Jungen meisten Fällen bei den Eiern ein und desselben Nestes. Da die brütenden Eltern in Sorge um die schon ausgeschlüpften Jungen das Nest verlassen, so wird häufig eine große Anzahl solcher Spätlinge zugrunde gehen, da die Eier nicht zu Ende bebrütet werden. Die Ursachen dieser Schwankungen sind auf verschiedene physiologische Vorgänge im Ei zurückzuführen. Da bald nach der Befruchtung des Eies durch das Spermatozoon der Furchungsprozeß des Keims noch im mütterlichen Organismus einsetzt, ist es von großer Bedeutung, wie lange das Ei sich bis zur Ablage im Mutterleib befunden hat. Wird durch irgendwelche äußeren Umstände die Eiablage verzögert, so wird die Entwicklung in diesem Fall bei Erscheinen des Eies weiter fortgeschritten sein, als wenn vom Augenblick der Befruchtung bis zum Austritt aus der Kloake die normale Zeit verstrichen ist. Weitere Einflüsse auf die raschere oder weniger rasche Entwicklung des Embryos sind darin zu suchen , ob das Ei bald nach dem Legen erkaltet, oder ob ihm durch ein längeres Sitzenbleiben der Henne oder infolge von Sonnenbestrahlung noch weiterhin Wärme zugeführt worden ist. Da diese Verhältnisse für jedes Ei wieder andere sein werden und außerdem während der Bebrütung eine absolut gleichmäßige Zuführung der Brutwärme für alle Eier ausgeschlossen ist, ist es unmöglich, daß alle Kücken eines Nestes zu derselben Zeit ausschlüpfen . Daß der Hahn den Jungen beim Ausschlüpfen behilflich ist, wird von fast allen älteren Schriftstellern angeführt. Die Erfahrungen der Zucht dürften auch diese Beobachtung ins Reich der Fabel verweisen oder doch als ganz vereinzelte Vorgänge charakterisieren, die keinesObwohl die Strauße ,,Nestwegs die Regel darstellen. flüchter" sind, ist es ihnen in den ersten Stunden, ja oft Tagen nach dem Ausschlüpfen unmöglich, sich fortzubewegen . Die Beine, Lauf und Zehen sind, namentlich in ihren Gelenken, geschwollen, ebenso wie Hals und Kopf, so daß sie meist erst nach 24 Stunden sich aufzurichten vermögen. Bis dahin verbleiben sie im Nest, ohne viel Lebenszeichen von sich zu geben, nur gelegentlich nach

29 Steinen oder Insekten pickend . Erst am zweiten Tag „ finden sie ihre Beine" und versuchen es in possierlicher Weise herumzuspringen, wobei sie in ihrer Ungeschicklichkeit über alle möglichen Hindernisse, nicht zum mindesten die eigenen Beinchen purzeln, um sogleich wieder aufzustehen und von neuem die schwierige Kunst des Laufens zu erlernen. In den ersten zwei Tagen nehmen die Kücken noch keine Nahrung auf, da sie aus dem Eidotter, der in die Bauchhöhlem it aufgenommen ist, genügend Nährstoffe ziehen können, um sich über die erste Zeit der Angewöhnung an die neue Umgebung hinwegzuhelfen. Als erstes werden dann die Kieselsteine , die zur Verdauung unbedingt notwendig sind, verschluckt und die Magenmühle für das kommende Futter vorbereitet. Ähnlich der Glucke bei unseren Haushühnern führen die Straußeneltern ihre Jungen umher, wobei wiederum der Hahn die Hauptarbeit auf sich nimmt. In eifriger Geschäftigkeit scharrt er mit seinen langen Beinen im Sande, durchsucht den Boden nach Nahrung und zerkleinert sie für seine unbehülflichen Jungen. Um die Jungen gegen Angriffe zu schützen, scheuen die Eltern keine Gefahr. Manche Reisende, unter ihnen auch Andersson , berichten von der seltsamen List, zu der sowohl der Hahn als auch gelegentlich die Henne ihre Zuflucht nehmen, um die Verfolger von den Jungen abzulenken. Zu diesem Zweck stellt sich das Tier schwer verwundet, fällt auf den Boden, richtet sich mühsam auf und fällt wieder nieder, um auf diese Weise die Aufmerksamkeit des Verfolgers auf sich zu lenken. Die außerordentlich große Flüchtigkeit wird auch in den meisten Fällen diese List rechtfertigen. Das Aussehen der Kücken weicht von dem der Erwachsenen erheblich ab. Kurz nach dem Ausschlüpfen sind die jungen Tiere von der Größe unseres Haushuhns, und ihre igelartigen Stachelfedern, die nach allen Seiten abstehen, gewähren einen seltsamen Anblick. Nach Heuglin ist der Scheitel lebhaft roströtlich, mit wenigen schwarzen Tigerflecken bedeckt. Der Hals ist schmutzig-weiß, ins Fahle spielend, Wangen, Ohrgegend und Kinn sind reiner weiß. Die Halsseiten zeigen braun-schwärzliche Längsstreifen,

30 Nacken und Hinterhals sind durch drei deutliche ebenso gefärbte Längsstreifen geziert . Die Brust ist fahl-weiß, der Bauch schmutzig- weiß, während der Rücken auf weißlichem Grunde mit etwas krausem, hellstrohgelblichen und glänzend schwarzen, im spitzigen Teil abgeplatteten, lanzettförmigen Borsten bekleidet ist. Bald nach den ersten Wochen führen die jungen Strauße ihre seltsamen Tänze auf. Es ist das ein sehr kompliziertes Manöver, bei welchem schnelle, sich regelmäßig wiederholende Bewegungen ausgeführt werden ; ein wildes Drehen nach der einen, dann plötzlich wieder nach der anderen Seite, den Körper bald lang ausgestreckt, mit hoch erhobenem Kopf, dann wieder geduckt, Hals und Kopf dicht über dem Boden, ungestümes Rennen, unterbrochen durch plötzliches Anhalten, Hakenschlangen und erneutes Drehen - kurz, ein regelrechter Tanz, den meist die ganze Herde gemeinsam ausübt. Ohne Vorbild führen junge Kücken dieses Spiel aus, ein Zeichen, daß es auf Vererbung beruht — doch ist nicht zu leugnen, daß das Beispiel der anderen und vielfaches Üben die jungen Tiere dazu anspornt, die Kunst in der Vollendung zu erlernen. Zweifellos ist diese Eigenschaft auf den bei vielen Vertretern des Tierreiches beobachteten Vorgang zurückzuführen, daß dieses Spiel als instinktive Vorbereitung auf die späteren Gefahren des Daseins dient. Durch die Ausübung solcher Tänze gewinnen die Strauße eine außerordentliche Gewandtheit, die ihnen im Kampf ums Dasein von großem Nutzen ist, und es ihnen ermöglicht, ihren mannigfachen Feinden unter den Fleischfressern zu entgehen. Noch eine andere Eigenheit des Straußen dient zu dem Zweck, die Nachstellungen durch Raubtiere zu erschweren. Es ist dies das sog. „,Totstellen" der Jungen. Duerden schildert es folgendermaßen : „Als ich eines Tages über eine Straußenfarm fuhr, kam ich in die Nähe eines Straußenpaares, das von ungefähr 1 Dtzd. eine Woche alter Kücken umgeben war. Wir stiegen von dem Wagen ab und rannten plötzlich unter Geschrei gegen diese Gruppe. Die älteren Vögel ergriffen sofort die Flucht, während die Kücken sich zerstreuten und so plötzlich und vollständig verschwan-

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den, daß im Augenblick niemand wußte, wohin sich zu wenden, um ihnen zu folgen. Nachdem wir so einige Momente ruhig stehen blieben und unsere Augen sich an die Umgebung gewöhnt hatten , fanden wir einige Kücken ganz nahe vor uns liegend, daß wir beinahe auf sie getreten wären. Ihre Körper lagen platt auf dem Boden, Kopf und Hals lang ausgestreckt. Die Ähnlichkeit des schwarz und grau gefleckten Körpers der Kücken mit dem steinigen Boden und der spärlichen Vegetation war so vollkommen, daß nur mit großer Schwierigkeit die verschiedenen Tierchen entdeckt werden konnten. Die Kücken ließen uns herankommen und sich aufheben, waren schlaff und bewegungslos , als ob sie tot wären und erholten sich erst, nachdem sie ein Stück weit getragen worden waren." Dies Totstellen zeigt einen durch natürliche Selektion erblichen Instinkt und bietet in der Tat die einzige Möglichkeit für die jungen, schwächlichen und ziemlich unbeholfenen Kücken, der Nachstellung ihrer Feinde zu entgehen. Vom erwachsenen Straußen sind nur ganz seltene Fälle bekannt geworden, in welchen dieser Instinkt zutage getreten ist. Die außerordentliche Flüchtigkeit und im Notfall sogar die Kraft seiner Beinstöße bieten ihm genügenden Schutz. Auf der Flucht nimmt der Strauß diejenige Haltung ein, bei der sein Körper den geringsten Luftwiderstand verursacht. Der Kopf wird mit gebogenem Hals tief gehalten, bleibt aber ungeachtet der raschen Bewegung vollständig ruhig. Die Flügel werden ganz leicht vom Rumpfe abgehoben und etwas nach hinten gerichtet, dagegen nicht, wie ältere Forscher berichten, seitlich abgespreizt. Eine Unterstützung des Laufens durch Flügelbewegungen findet daher nicht statt. Nur bei scharfen Wendungen, beim Schlagen von Haken werden die Flügel ausgebreitet, um die Stabilität zu erhöhen. Sieht der Strauß keine Rettung mehr in der Flucht, so sucht er durch kräftiges Stoßen seiner Beine den Verfolger unschädlich zu machen. Der Tritt wird mit großer Wucht ausgeführt, so daß ein einziger Stoß genügt, um Arm- oder Beinknochen des Menschen zu zersplittern ; da er außerdem nach vorn und abwärts gerichtet ist, so pflegt die scharfe Klaue der inneren Zehe tiefe

32 Rißwunden zu schlagen. Auf solche Weise war der Strauß genügend ausgerüstet, um das Fortbestehen seiner Art, trotz mancher Feinde unter den Säugetieren zu gewährleisten, und das Gleichgewicht zwischen hungrigem Verfolger und gejagtem Flüchtling konnte sehr wohl aufrecht erhalten bleiben. Erst das weite Vordringen des Menschen war geeignet, dieses Gleichgewicht zuungunsten des Straußen zu stören. Die scharfen Sinne in Verbindung mit logischem Denkvermögen verliehen ihm zu viele Vorteile gegenüber diesem ungefährlichen und dabei unklugen Tiere , so daß ernstliche Befürchtungen wach wurden, daß der Beutegier des Menschen die ganze Familie der Struthiones zum Opfer fallen könnte. Zu allen Zeiten waren die Jäger bemüht, auf raffinierteste Weise dieser außerordentlich wertvollen Vögel habhaft zu werden. Strabo nennt die Struthophages, welche sich in Straußenfelle einhüllten, um unbemerkt an die ahnungslosen Tiere sich heranschleichen zu können. Diese Methode wird noch heute von Hottentotten angewandt, deren Verkleidung sogar das menschliche Auge zu täuschen vermag, so daß Fälle bekannt sind, in welchen weiße Jäger Hottentotten in Straußenfellen für die ersehnte Jagdbeute hielten und durch Schüsse verletzten. In Arabien wird die Henne während des Brütens mit leichter Mühe getötet, da sie mit Todesverachtung auf ihren Eiern sitzen bleibt, den Kopf auf den Boden preßt und mit regungslosem Auge, Erbarmen heischend, auf den Angreifer blickt. Der Jäger vergräbt das Blut der Henne, legt diese auf dem Neste zurecht und wartet, in einer Grube versteckt, die Ankunft des Hahnes ab. Canon Tristram erzählt, daß in der Sahara die Straußen zu Pferde und auf Dromedaren zu Tode gehetzt werden. Die Jäger der Stämme östlich vom M'zab trainieren ihre Pferde durch lange Ritte in heißer Mittagshitze, um die reiche Beute zu erjagen. Sie hetzen die Strauße gegen den Wind, da sie wissen, daß seine Flügel eine Flucht gegen den Wind erschweren und die Strauße ihren Verfolgern entgegenlaufen. Buschleute und Bewohner der Halbinsel Somali töten sie mit vergifteten Pfeilen oder fangen sie in geschickt angelegten Gruben und mit dem Lasso. Oder sie lauern ihnen an der Wasserstelle

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auf und schießen mit Vogeldunst nach den empfindlichen Hälsen, wobei sie mehrere mit einem Schusse töten. Die Abu Rôf erlegen sie durch den Wurf mit einer harten 2-3 Fuß langen Keule, welche wie ein australisches Boomerang gekrümmt ist und aus hartem Akazienholz hergestellt wird. Die Eisa halten zahme Straußenhennen, um die wilden Vögel zu überlisten, wie es die Inder mit den Elefanten machen. Auch behaupten sie, die Strauße durch die zarten schmeichelnden Töne einer Ringflöte betören zu können. Der Europäer machte sich alle bekannten Jagdmethoden zunutze . Große Expeditionen wurden ausgerüstet und außerordentlich reiche Beute machte die größten Unkosten solcher Streifzüge bezahlt. Der Erfolg war aber, daß die Strauße sich immer mehr zurückzogen und der seit Jahrtausenden sich langsam abspielende Vorgang, daß Straußen und straußenähnliche Vögel nach und nach aussterben, wurde in erschreckender Weise beschleunigt. Fossile Funde des Straußen im Pliocaen des Himalaya, im oberen Miocaen von Samos, sowie im Eocaen Europas, bieten uns ein Bild von der ursprünglich weiten Verbreitung des noch heute existierenden Typus ; da uns Überreste von straußenähnlichen Vögeln über Afrika, Südamerika und Australien führen, können wir sogar annehmen, daß die Gattung Struthio in prähistorischen Zeiten über die ganze Welt verbreitet war. Das Alter der fossilen Funde zeigt uns, daß sie sich zu einer Zeit entwickelten , zu der noch keine spezialisierten fleischfressenden Säugetiere in Erscheinung getreten waren , was allein die Umbildung vom fliegenden Vogel in den an die Erde gebundenen Flüchtling ermöglichte. Denn seitdem den Riesenvögeln in den verschiedensten Raubtieren gefährliche Feinde erwachsen waren, unterlagen sie immer häufiger im Kampfe ums Dasein und verschwanden immer mehr von der Erdoberfläche. Wo dann noch der Mensch sich zu seinen Verfolgern gesellte, war sein Untergang besiegelt. Einen solchen Vorgang können wir in historischer Zeit in Neuseeland verfolgen, wo die Moas genannten Dinornithen von den Maoris ausgerottet wurden. Hochstetter erwähnt die interessante Tatsache , daß die Bassermann . Der Strauss und seine Zucht. 3

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als Kannibalen berüchtigten Maoris erst nach dem Erlöschen der Moas, die auf dem mangelhaft mit Pflanzen und Tieren besetzten Neuseeland die einzige Nahrung der eingewanderten Menschen gebildet hatten, zur Menschenfresserei übergingen. Ähnlich wie den Moas wäre es zweifellos in kurzer Zeit dem Straußen gegangen, wenn nicht die Kulturvölker durch strenge Jagd- und Schongesetze diesem sinnlosen Vernichtungskampfe vorgebeugt hätten.

II. Zur Geschichte der Straußenzucht. Straußenfedern waren schon in den ältesten, uns durch Überlieferung bekannten Zeiten als Schmuck beliebt. Schon die ersten Abbildungen von Menschen auf den Bauwerken in Nimrud zeigen Gewänder, die mit solchen Federn geziert sind. Die Könige der alten Ägypter und ihre Großen trugen weiße Straußenfedern, deren, zu beiden Seiten des Schaftes gleich breite Fahne, ihnen als Sinnbild der Gerechtigkeit diente. Die Bibel erwähnt an mehreren Stellen den Straußen, den ewig Wandernden und verbietet sein Fleisch als unrein. Xenophon, Pausanias, Herodot, sie alle kennen ihn, bald als Fleisch- bald als Federnlieferanten. Im Mittelalter erscheinen zum ersten Male Straußenfedern auf den europäischen Märkten, wo sie sich seitdem stets behauptet haben, denn immer erfreuten sie sich als Schmuck der Vornehmen einer großen Beliebtheit ; und doch finden wir nirgends eine Andeutung davon, daß in früheren Jahrhunderten Strauße zum Zweck ihrer Federngewinnung als Haustiere gehalten oder gezüchtet worden wären. Der gesamte Bedarf an Straußenfedern wurde aus den auf der Jagd erbeuteten Erträgen gedeckt. Erst im Anfange des 19. Jahrhunderts erscheinen Berichte aus Nordafrika, wonach in Mursuk, ebenso in Lockna , Hun und Wadan im Gebiete von Tripolis, Strauße in Ställen gehalten werden, deren Federn in zwei Jahren dreimal geerntet wurden. Auch aus den westlichen Teilen Senegambiens drang die Nachricht, daß dort Strauße zur Fleischgewinnung gemästet wurden und, völlig der Federn beraubt, viel Fett ansetzten . Die ersten authentischen Nachrichten 3*

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aus Südafrika datieren aus dem Jahre 1818, in welchen Jules Verrieux in seinen Reiseberichten erzählt, daß in AlgoaBay ein weißer Farmer namens Carsten 6 zahme Strauße in seinem Besitz hatte, nämlich 2 Hähne und 4 Hennen. Diese Vögel wurden morgens und abends in der Nähe des Farmhauses gefüttert, trieben sich den Tag über auf freiem Felde herum, brüteten auch im Felde, um dann mit ihren Jungen wieder nach dem Hofe zurückzukehren. Auch Sparrman's Reisewerk aus den Jahren 1818-1820 bringt verbürgte Nachrichten über Anfänge von Straußenzucht im Kapgebiete, wobei er erzählt, daß er auf verschiedenen Burenfarmen zahme Strauße getroffen habe, die tagsüber mit den Rinderherden auf dem Felde ihre Nahrung suchten und zur Nachtzeit in die Nähe der Behausung kamen, wo ihnen ein wenig Körnerfutter verabreicht wurde. Die geernteten Federn wurden von den Farmern zu Staub- und Moskitowedeln verarbeitet und kamen nur selten in den Handel, wenn gelegentlich Straußenjäger diese Farmen berührten und ihre reiche Beute an wilden Straußenfedern durch einige aufgekaufte Produkte dieser ersten gezähmten Tiere vervollständigten . durch die Weitere Kreise wurden jedoch erst Saint - Hilaire Geoffroy J. Arbeiten von der Tiere Domestikation und über Akklimatisation aufmerksam Straußen den auf 1848 Jahre im Gosse (Lit. dann veröffentlichte 1857 gemacht. Nr. 42) als erster eine größere Abhandlung : „ Des avantages que présenterait en Algérie la domestication de l'autruche". Zu gleicher Zeit setzte ein französischer Kaufmann A. Cha got einen Preis von 2000 Frcs. aus, für erfolgreiche Züchtung des Straußen und stellte selbst, wenn auch mit wenig Glück, Akklimatisationsversuche an. Die Frage der Möglichkeit der Straußenzucht gewann durch diese Vorgänge das lebhafte Interesse aller französischen Kolonialfreunde, so daß im Jahre 1859 die Société d'acclimatisation de Paris sich der Frage annahm. Dieses Jahr kann somit als eigentliches Geburtsjahr einer systematisch betriebenen Domestikation des Straußen festgesetzt werden. Um Züchtungsversuche anzuregen , setzte die Gesellschaft erhebliche Geld-

37 preise aus : „ für erfolgreiche Domestizierung des Straußen in Algier, am Senegal oder in Europa". Der Preis fiel dem damaligen Direktor der Akklimatisationsgärten in Ham in Algier, Herrn Hardy, zu, in dessen Garten ein Straußenpaar von einem Gelege von 8 Eiern ein Junges zum Ausschlüpfen brachte, das auch am Leben erhalten werden konnte. Seitdem wurden von mehreren Franzosen mit mehr oder weniger Geschick und Erfolg Züchtungsversuche in Algier angestellt. Trotz eifriger Propaganda von seiten der Direktoren der Akklimatisationsgärten Algiers, unter denen namentlich die interessanten Veröffentlichungen Forest's Erwähnung verdienen, war jedoch von einer Betätigung der Landwirte auf diesem Gebiete sowie von einem Bekanntwerden der Resultate und Methoden der Zucht in den französischen Kolonien nichts zu bemerken. In verschiedenen Gegenden Europas wurden zwar zu derselben Zeit erfolgreiche Versuche mit der Akklimatisation dieser wertvollen Tiere begonnen ; so vom Fürsten Demidoff in San Donato bei Florenz, dem ersten Straußenzüchter in Europa , sowie von anderen Zoologen im Zoologischen Garten in Marseille und Grenoble und im Buen Retiro in Madrid. Doch blieb es auch hier bei Versuchen, die praktische Konsequenzen nach sich zu ziehen nicht vermochten. Wie schon auf anderen Gebieten, so war es auch diesmal den Engländern gegeben, die von anderen unter erheblichen Kosten erprobte Theorie in einer gesunden, systematisch betriebenen und vor allem überaus einträglichen Praxis auszubauen. Wirtschaftliche Farmer der Kapkolonie hatten schon, bevor noch irgendwelche Versuche mit Fortpflanzung in der Gefangenschaft angestellt worden waren, wild gefangene Vögel in Umzäunungen gehalten, um in kürzeren Zeitabschnitten die wertvollen Federn zu ' gewinnen. Nach authentischen Mitteilungen war es im Jahre 1866, daß die ersten Straußenzuchten der Kapkolonie in Beaufort-West und Oudtshoorn eingerichtet wurden. Vier Jahre später, 1870, fanden die erfolgreichen Anfänge Nachahmer im Georgedistrikt und von diesem Zeitpunkt an nahm der neue Zweig des afrikanischen Landwirtschaftsbetriebes seinen Siegeszug durch das ganze Land. Die englischen

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Farmer der östlichen Provinzen nahmen die Sache ernsthaft in ihre Hand und große Kapitalien wurden in dem bald hochgeschätzten und teuer bezahlten neu gewonnenen Haustier investiert. Oranjefreistaat und Natal öffneten willig dem geldbringenden Vogel ihre Tore und selbst die Betschuanenhäuptlinge machten sich an die Zähmung der, in großer Menge bei ihnen heimischen Steppenbewohner und schützten sie durch Jagdgesetze von drakonischer Strenge. Es ist geradezu staunenswert, den Riesenaufschwung zu beobachten, den in der kurzen Spanne weniger Dezennien die StrauBenfarmerei in Britisch-Südafrika genommen hat. Ein ähnliches Aufblühen eines neuen Betriebes konnte in der Landwirtschaft noch zu keiner Zeit beobachtet werden und wird nur annähernd durch die großen Umwälzungen erreicht, welche die Züchtung der Merinos für die Schafzucht hervorrief. Einige Zahlen geben uns über den fast unglaublich raschen Fortschritt in der Straußenhaltung Auskunft. 1865 erwähnt der Zensus über Vieh in Südafrika 80 zahme Strauße. 10 Jahre später, 1875, erscheinen unter dieser Rubrik schon 32 247. Bis 1880 war der Bestand auf 150 000 angewachsen. Die rapide Steigerung von 1875-1880 ist wohl namentlich darauf zurückzuführen, daß durch A. Douglass im Jahre 1873 die künstliche Brut mit Hilfe der Incubatoren eingeführt wurde, wodurch eine unverhältnismäßige Erhöhung der Vermehrungsziffer der Strauße möglich gemacht wurde. 1882 trat ein starker Umschwung ein, da infolge der Überproduktion die Federnpreise so tief sanken, daß alle weniger gut fundierten Betriebe aufgegeben werden mußten und auch große Unternehmungen nur mit erheblichen Opfern die Krise überdauern konnten. Von 1886 an, erholten sich die Preise , so daß 1888 : 152 415 Strauße registriert wurden. 1889 war wieder ein Jahr des Rückschlags, da große Trockenheit und das Überhandnehmen der parasitären Erkrankungen größere Verluste in den Straußenbeständen hervorrief. Wir sehen die Zahl der Straußen in diesem Jahre auf 149 684 sinken. Doch erholte sich die Zucht bald wieder, so daß 1891 : 154 880, 1904 : 357 970 Strauße ge-

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zählt werden konnten, und diese Steigerung wurde allerdings nicht mit unerheblichen, bald durch Überproduktion , bald durch den verheerenden Krieg hervorgerufenen Schwankungen bis heute beibehalten. Besonders in den letzten 5 Jahren wuchs die Verbreitung der Straußenzucht mit erstaunlicher Schnelligkeit ; 75 Prozent aller Einkommensteuer entrichtender Farmer bezeichnet sich heute als Straußenzüchter, und Prof. Duerden in Grahamstown, wohl der berufenste Straußenforscher unserer Zeit schätzt nach brieflicher Mitteilung den heutigen Bestand an zahmen Straußen in BritischSüdafrika auf eine Million und glaubt mit seiner Schätzung noch hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben zu sein. Als im Jahre 1881 verschiedentlich Strauße nach anderen Erdteilen ausgeführt wurden, und die florierenden Betriebe in Buenos Aires und Montevideo sowie in Kalifornien und Arizona dem lukrativen Unternehmen in Südafrika eine ernsthafte Konkurrenz zu bieten drohten, wurde 1883 auf Strauße und Straußeneier ein dem Ausfuhrverbot gleichkommender Exportzoll gelegt, der für jedes Ei 100 Mark und für jeden ausgewachsenen Vogel 2000 Mark betrug. Diese Bestimmungen reichten jedoch nicht aus, den Export lebender Strauße gänzlich zu unterbinden , so daß in neuester Zeit vom kapländischen Parlamente beschlossen wurde, unter Strafandrohungen von 1-2 Jahren Gefängnis die Ausfuhr von Straußen nach außerafrikanischen Ländern, die nicht unter englischer Oberhoheit stehen, gänzlich zu untersagen . Die Verschärfung dieser Bestimmungen beweist, daß die amerikanischen Straußenfarmen, die sich trotz des hohen Ausfuhrzolles Zuchtmaterial aus Südafrika verschafft hatten, eine empfindliche, wenn auch nicht gefährliche Konkurrenz auf dem Federnmarkt darstellten und daß die englischen Farmer gewillt sind , sich das Monopol der Federnproduktion nach Kräften zu wahren. Zu demselben Zwecke werden in neuerer Zeit eingehende Versuche mit der Akklimatisation der Strauße in Australien und Neu- Seeland angestellt, wo sich zum Teil schon recht rentable Betriebe entwickelt haben , die von ihrem Schwesterland Südafrika mit Rat und Tat ausgiebigst unterstützt werden. Ob allerdings das Monopol

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dauernd in Händen englischer Farmer bleiben wird, muß die Zukunft lehren. Die Weststaaten Nordamerikas zeigen mit 22 000 Straußen ( 1905) vielversprechende Anfänge und auch Südamerika scheint in seinen klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnissen günstige Vorbedingungen zur gesunden Weiterentwicklung der schon bestehenden Betriebe zu bieten. Nordafrika dagegen ist es bisher nicht gelungen, konkurrenzfähige Unternehmungen zu zeitigen. Die Mißerfolge dürften darauf zurückzuführen sein, daß aus betriebstechnischen Gründen stets die feuchten Seegegenden zur Anlage von Zuchten bevorzugt wurden, die infolge ihres, dem Straußen unzuträglichen Klimas, für einen rationellen Betrieb ungeeignet zu sein scheinen . In den ersten Jahrzehnten der Straußenzuchtbestrebungen, zu einer Zeit also , in der genauere Kenntnisse über das Wesen des Straußen und seine Ansprüche an Haltung und Pflege erst zu sammeln waren, sehen wir von den verschiedenen Züchtern Versuche mit den mannigfaltigsten Systemen der Straußenhaltung ins Werk gesetzt. Die Federnpreise waren überaus hoch, so daß auch bei ungünstiger Wirtschaftsweise und großen Verlusten ein gewisser Reingewinn stets zu buchen war. Erst das Sinken der Federnpreise auf ein relativ niedriges Preisniveau erzeugte das Bestreben , solche Betriebe einzurichten, die den verschiedenen wirtschaftlichen und klimatischen Faktoren angepaßt, eine gesunde Rentabilität versprechen konnten. Infolgedessen haben sich drei, trotz mancher verwischender Übergänge und vielerlei Ineinandergreifens ziemlich genau zu unterscheidende Betriebsmethoden herausgebildet, deren jeweilige Anwendung und Prägnanz eben durch die wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen der betreffenden Farm bestimmt wird. Zu unterscheiden sind :

1. Der Freiweidebetrieb , wo auf billigem, naZusammensetzung türlichem Weidefeld, dessen der der Strauße Heimat ähnlich ist, bald in ausUmzäunungen, bald gedehnten unter Aufsicht geübter Hirten die Strauße sich das Jahr über ihre

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- 41 Nahrung selbst suchen und nur zu Zeiten außerordentlicher Trockenheit ein gewisses Beifutter erhalten. Bruthofwirtschaft , 2. Die in welcher die Vögel beschränkten, auf durch Zäune voneinander getrennten Höfen gehalten werden, neben geringen ein dem Vorrat an Luzerne, 'mit der Teil des Hofes angebaut ist, völlig auf die Ernährung durch Futtermittel angewiesen sind, und ganz wie unsere Nutztiere gewartet und gepflegt werden. 3. Der kombinierte Luzerne- und Freiweidebetrieb , eine Verqickung dieser beiden Methoden, wobei freier Auslauf mit regelmäßigen Beifuttergaben, sowie ausgedehnten Luzernenweiden verbunden wird.

III. Die Feder. Die Straußenhaltung verfolgt zwei Ziele : 1. Die Vermehrung des Herdenbestandes durch natürliche Fortpflanzung, die Zucht ; 2. die Erzielung der höchsten Marktfähigkeit der Produkte der ausgewachsenen Strauße, die Federgewinnung. Vergleichen wir die Straußenzucht mit bekannten, jedermann geläufigen landwirtschaftlichen Betriebsarten, so fällt uns eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Wollschafzucht ins Auge. Bei dieser wird allerdings in neuerer Zeit, seitdem die Wollpreise durch die billigen Produktionsbedingungen überseeischer Schäfereien gesunken sind, der Fleischerzeugung mehr und mehr Aufmerksamkeit gewidmet, ein Punkt, der bei der Straußenzucht nicht berücksichtigt zu werden braucht. Das Fleisch der Strauße ist zwar eßbar, wird auch von manchen Eingeborenenstämmen verzehrt und ähnelt etwas grobfaserigem Jung-Rindfleisch . Das Fleisch der völlig auf Luzerne gezogenen Vögel soll sogar recht schmackhaft und verhältnismäßig zart sein. Da jedoch der Strauß, soweit sich das bei der Jugend der systematisch betriebenen Zucht dieser Tiere beurteilen läßt, auch in vorgeschrittenem Alter seine Zeugungs- und Produktionsfähigkeit nicht verliert, kommt eine Schlachtverwertung der auszumerzenden Tiere gar nicht, jedenfalls vorläufig nicht in Frage. Forest empfiehlt zwar, ihn als Fleischproduzenten in Algier zu züchten, doch können sich die immerhin recht erheblichen Unterhaltungskosten der Strauße nur bei hoher

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Verwertung ihrer Produkte rentieren, was niemals durch Erzeugung eines mäßigen Fleisches erreicht werden könnte . Die Feder stellt ein Produkt so vieler und vielartiger Faktoren dar, die bei der Zucht und Haltung der Vögel Berücksichtigung verdienen, daß es im Interesse größerer Verständlichkeit wünschenswert scheint, sich zunächst das erstrebte Endziel klarzumachen und dann die verschiedenen Methoden zu betrachten, nach welchen das gewünschte Produkt zu erreichen wäre. Der Strauß besitzt wie seine Anverwandten, die Carinaten, in seinen verschiedenen Altersstufen verschiedene Kategorien von Federn. Wenn auch die Erstlingsfeder in ihrer Vollendung von wesentlich anderem anatomischen Bau ist als die Federn des Jugend- und Erwachsenen - Kleides, so zeigt doch die Entwicklung sämtlicher Federn in den Hauptpunkten eine gewisse Übereinstimmung. Der Bau der Feder geht , in großen Zügen betrachtet, auf folgende Weise vor sich : Am 5. oder 6. Tage der Bebrütung treten auf der Hautoberfläche des Embryos kleine Höckerchen auf, die sich in schachbrettartiger Anordnung über den ganzen Körper verteilen. Die Ursache dieser kleinen Erhebungen ist in einer durch vermehrten Blutandrang hervorgerufenen Wucherung des Cutisgewebes zu suchen, unter deren Einfluß eine mehrfache Schichtenbildung der Epidermis vor sich geht. Der Höcker wird größer und senkt sich nach und nach in die unter ihm gelegenen Gewebe ein, wodurch eine kleine Papille, der sogen. Federnkeim, entsteht. An ihrem Grunde tritt eine Arterie ein, die sich in ein stark verzweigtes Kapillarnetz auflöst, um dann als Vene wieder auszutreten. Die Papille, auch Pulpa genannt, ist diejenige Stelle, aus deren Zellen sich die Feder mit all ihren verschiedenen Bestandteilen entwickelt. Sie ordnet die ihr zunächstliegenden Zellen zu radiär gelagerten keilförmigen Gruppen an, die, kleine Leisten oder Säulen bildend, in die Pulpa eindringen, und deren jede einzelne ihre bestimmte Funktion beim Aufbau der verschiedenen Federngebilde übernimmt. So zeigt sich an der, der Unterseite der Feder entsprechenden Stelle der Papille eine größere Zellen-

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gruppe, aus welcher der Schaft hervorgeht, während sich aus den anderen, kleineren Gruppen die Gebilde zweiter Ordnung, die Äste, Nebenäste und Häkchen entwickeln. Diese Epithelleisten zeigen ein reges Wachstum und, mehr und mehr verhornend, schieben sie sich über die Hautoberfläche heraus. In der Follikel zeigt die in Bildung begriffene Feder das Aussehen eines dünnen, langgestreckten Hornstäbchens , auf dessen Oberseite deutlich der markerfüllte Hauptschaft zu erkennen ist. Die rechts und links von ihm gelegenen Äste erscheinen in ihrer engen Lagerung wie ein homogenes Horngebilde, doch lassen sie in leichter Zeichnung ihre Differenzierung erkennen, die schon hier, wie die mikroskopische Beobachtung zeigt, bis in alle Einzelheiten durchgeführt ist. An der Unterseite befindet sich die mit Blut- und Lymphgefäßen reich durchsetzte Papille (Medulla, Duerden), die mit weiterschreitendem Wachstum der Feder sich zurückzieht und an dem oberen Nabel von der Spule aufgenommen wird. In der an der unteren Seite des Schaftes vorhandenen Rinne ist der aus vielen ineinandergesteckten Kapseln bestehende , von der Papille zurückgelassene Überzug zu bemerken, der jedoch zum größten Teile vom Vogel weggeputzt wird und nur, fast bei allen Federn, an der scheinbaren Ursprungsstelle , dem Umbilicus superior, als horniges Häutchen gefunden wird. Die ganze Feder ist bis nach ihrem Austritt aus der Haut von einem überaus feinen, durchsichtigen Hornüberzug der Federscheide bedeckt, die von Zeit zu Zeit vom Vogel selbst mit seinem Schnabel abgestreift wird ; erst dann lösen sich die eng an den Schaft gelagerten Äste von diesem ab, d. h. die Feder öffnet sich. Je mehr die Feder ihrer Vollendung entgegengeht, desto weiter bildet sich die Pulpa zurück, indem das die Feder mit Nährstoff versorgende Blut sich allmählich aus der Pulpa herauszieht. Die stets sich neubildende Hornkappe der Pulpa wird in regelmäßigen , am unteren Ende der Spule sich stark verkleinernden Abständen zurückgelassen und liegt an ihrem Rande eng den Wänden der Spule an, wobei stets die konkave Seite dieser Kappen nach der Papille zeigen. In dem distalen Teil der Spule, der in den

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Schaft übergeht, sind diese Kappen nicht mehr so eng mit den Wandungen der Spule verbunden, sondern liegen ihr nur leicht an und erscheinen wie eine Reihe ineinander geschachtelter, durch Luftschichten getrennter Düten, welche in ihrer Gesamtheit Federseele genannt werden. Nach Beendigung des Federnwachstums, d. h. wenn die Feder „ reif“ geworden ist, schnürt sich die Spule oberhalb der durch eine Hornkappe überlagerten Pulpa ein und stellt ein fertiges, durch keinerlei physiologische Vorgänge mehr abänderungsfähiges Gebilde dar. Die reduzierte Pulpa ragt jedoch ein kleines Stückchen in den untersten Teil der Spule hinein, zeigt indessen in der Regel keinerlei Funktion, bis sie durch Entfernen der Feder aus den Follikel zu frischem Wachstum angeregt wird und derselbe Bildungsgang von neuem beginnt. Da die Federn, zarte und empfindliche Gebilde, durch mechanische Einflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen werden, muß von Zeit zu Zeit ein Ersatz erfolgen. Dies geschieht bei der Mehrzahl der Vögel durch das Abstoßen der reifen Federn in der an das Häuten der Reptilien erinnernden, periodisch auftretenden Mauser. Beim Straußen dagegen ist der Vorgang ein anderer , indem bei ihm das Federnkleid unablässig das ganze Jahr hindurch nach uns unbekannten Regeln erneuert wird. Der anatomische Aufbau der fertigen Straußenfeder des erwachsenen Tieres zeigt racemöse Verzweigung (im botanischen Sinne) und läßt folgende Teile unterscheiden : 1. Kiel oder Hauptschaft (Scapus, Rhachis), das feste, hornige Gerüst, das in der Mitte der Feder entlangläuft und der Fahne zur Stütze dient. Es zerfällt in einen unteren, nackten Teil, die Spule, und den oberen, rechts und links mit der Federfahne besetzten Schaft. Das Längenverhältnis von Spule zu Schaft wechselt je nach den Körperstellen, an welchen die Federn sich befinden, doch dürfte im Durchschnitte 1 :2 zutreffend sein . Die Spule ist ein rundes, röhrenartiges Horngebilde, dessen inneres Lumen neben der Federnseele nur Luft enthält. In ihrem letzten Drittel nach dem Schafte zu verdickt sich die der Rückseite der Feder entsprechend gelegene Röhrenwand durch Unterlagern von

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lufthaltigen Markzellen, die, immer stärker sich schichtend, allmählich nach dem Schaft überleiten. Der Schaft wird von dem Punkte an gerechnet, an welchem sich die ersten Äste abzweigen. Sein Inneres ist vollkommen von starkwandigen, lufthaltigen Markzellen erfüllt, sein Querschnitt wechselt in der Form , nach der Spitze sich immer mehr verjüngend. Am untersten Ende des Schaftes ist er oval, mit beiderseits kleinen Einschnitten an den Stellen, an welchen sich die Äste ansetzen. Nach der Spitze zu zeigt er eine merkliche Abflachung der Außenseite, während die innere einen Spitzbogen bildet. An dem größten Teil des Schaftes ist auf der dem Vogelkörper zugewandten Innenseite eine deutliche Rinne ausgeprägt, die nach dem distalen Ende zu sich langsam ausgleicht. An der Grenze zwischen Spule und Schaft, an derjenigen Stelle, an welcher die nach unten konvergierenden Fahnenteile zusammenstoßen, findet sich der obere Nabel mit dem oben beschriebenen Hornüberzug der Papille. 2. Die Äste (Rami) zweigen sich beiderseits vom Hauptschaft ab. Zunächst in äußerst spitzem Winkel, mit dem Schafte gleichgerichtet verlaufend, biegt der Ramus in kurzer Entfernung seitlich ab, um in seinem letzten Drittel, beschwert durch sein eigenes Gewicht und dasjenige der ihm anhaftenden Strahlen, einen graziösen Bogen zu bilden. Die dem untersten Teil des Schaftes ansitzenden Äste sind von zartem, flaumigem Bau, während die übrigen eine kräftigere, steifere Struktur besitzen. Am distalen Ende des Schaftes verkürzen sich die Äste etwas und bilden den vollen abgerundeten Kopf. 3. Strahlenoder Nebenäste (Radii) verhalten sich den Rami zu wie diese zum Schaft. Sie kleine , stellen platt gedrückte Hornhalme dar, Ansatzstelle quer deren zu der Längsrichtung des Ramus orientiert ist. Solcherart sitzen sie dichtgedrängt dem Ramus an, bilden aber in ihrer Gesamtheit einen nach unten etwas kleineren Winkel als 180 ° mit diesem, so daß Ramus und Radii ein leicht dachförmiges Aussehen erhalten.

47 4. Wimpern (Ciliae) und Häkchen (Hamuli ) stellen vereinzelte, mikroskopisch kleine Nebengebilde der Radii dar, die infolge Nichtgebrauches der Feder zum Fluge fast völlig reduziert sind. Äste, Strahlen und Wimpern bilden gemeinsam die Fahne (Vexillum, vom Federnhändler Halm genannt) , die infolge der starken Reduktion der Ciliae jedoch im Gegensatz zu den Federn der Carinaten keine Verbindung zwischen den Strahlen benachbarter Äste zeigen. Auf diesen Umstand ist der graziöse weiche Fall der Straußenfeder zurückzuführen, worin ihr besonderer Wert als Schmuckstück beruht. Das Federnkleid des Straußen ist, wie schon oben erwähnt, in den aufeinanderfolgenden Entwicklungsperioden völlig verschieden zusammengesetzt. Obgleich infolge Fehlens der regelmäßigen Mauser die Übergänge von einem Gefieder in das andere verwischen, können wir doch ziemlich scharf getrennte Stadien unterscheiden. Das Nestkleid besteht aus den sogen. Erstlingsfedern, welche eine Länge von 10 cm erreichen . „ Über der 1 cm langen , kräftigen Spule erheben sich bis 30 Hauptstrahlen in büschelförmiger Anordnung, welche mit wimperntragenden Nebenstrahlen dicht besetzt sind. Einige der Hauptstrahlen sind länger als die übrigen, werden in der oberen Hälfte astlos und verbreiten sich zu plattenförmigen, mit Mark gefüllten Gebilden (Klee)." Diese verhornten Hauptstrahlen sind es, die dem Kücken das igelartige Aussehen geben. Die Färbung ist das schon beschriebene Schwarzbraun, das am Halse zu typischen Streifen angeordnet ist. Schon nach wenigen Wochen werden die Erstlingsfedern durch das sogen. Kückenkleid in ersetzt, Federn dessen sich die Spulen der Erstlingsfedern hineinschieben, und derart diese längere für ihrer 'Zeit an Spitze festhalten . Kückenkleid Das hat Monat im 8. verdrängt völlig das Nestkleid (ein Beispiel für den langsam und gradatim vor sich gehenden Federnersatz) , und seine einzelnen Federn , deren anatomischer Aufbau der Feder der erwachsenen Straußen ähnelt, verjüngen sich nach der äußeren Spitze zu, durch Verkürzen der distalen Äste,

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so daß sie den Namen „,Spadonas" auf Grund ihrer speerartigen Form mit Recht verdienen. Die Spadonas sind an der Spitze hellbraun bis gelb, dunkelgrau an der Basis gefärbt, wodurch die Tiere ein fleckiges Aussehen erhalten. Als drittes Federnkleid ist das Jugendkleid zu nennen, dessen Entwicklung im 18. Monat beendet ist. Die Jugendfedern sind von einheitlich tiefgrauer Färbung und stimmen sowohl im Bau wie in ihrem Aussehen mit demjenigen der alten Vögel überein, indem die Spitze abgerundet ist und die Fahnenteile von der Basis zur Spitze in ziemlich gleichmäßiger Breite verlaufen. Beim Hahn wird noch das sogen. ,,Bont" - Stadium unterschieden, in welchem er graue, schwarze und weiße Federn auf seinem Körper vereinigt. Mit dem zweiten Jahre, mitunter auch etwas später, trägt der Strauß sein Erwachsenenkleid (adult Färbung bekannten plumage) mit der schwarzen Hahnes, des von der die weißen Federn des und der Schwanzes Flügel grell abstechen, während die Henne das Schiefergrau des Jugendkleides mit einigen helleren Federn beibehält und nur einzelne ihrer Flügelfedern sich weißfärben. Um den Betrieb einer Straußenfarm regelmäßig verlaufen zu lassen, ist es unbedingt notwendig, die Zeitdauer der Entwicklung einer Straußenfeder möglichst genau zu fixieren, um dementsprechend den Zeitpunkt der Federnernte festsetzen zu können. Da die Feder im Grunde ein Produkt des vermehrten Blutandranges zu den Hautzellen darstellt, ist ihr Wachstum abhängig von all den Faktoren, welche die physiologischen Funktionen des Straußen beeinflussen. Jede noch so geringe Schwankung dieser Funktionen macht sich sofort an ihren Produkten bemerkbar. Unter relativ günstigen Bedingungen kann im Durchschnitt angenommen werden, daß eine Feder von dem Augenblick, in welchem die Pulpa durch Entfernung der alten Spule zu neuem Wachstum angeregt wird, bis zu dem Zeitpunkte, zu dem sie ihre volle Entwicklung und größte Schönheit zugleich also den höchsten Wert — erreicht hat, 6 Monate benötigt. Obgleich in diesem Stadium die Feder noch nicht

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,,abgestorben" ist, d. h. die Pulpa und mit ihr die blutführenden Adern noch ein erhebliches Stück in die Spule hineinragen, ist es doch angemessen, die Federn zu ernten, da sie durch längeres Stehenlassen zu sehr gefährdet wären. Sie wird dementsprechend im oberen Drittel der Spule , also an einem Punkte, an welchem die Pulpa nicht mehr verletzt werden kann, abgeschnitten, während die Spule in dem Federfollikel zurückbleibt, um vollständig auszutrocknen. Dieser Vorgang nimmt weitere 2 Monate in Anspruch, so daß von Entspulen (Ausziehen der vertrockneten Spule und damit Anregen der Pulpa zu erneuter Federnbildung) zu Entspulen ein Zeitraum von mindestens 8 Monaten verstreichen muß. Wird, wie dies auf manchen Farmen zur Forcierung des Federnwachstums üblich ist, die Spule in einem noch unreifen Zustand entfernt, so rächt sich dies meist durch eine schmälere oder verkrüppelte Feder. Ein allzu langes Belassen der Spule in dem Follikel hat allerdings ebenfalls seine Nachteile, indem die Pulpa in diesem Falle völlig rückgebildet wird und längere Zeit vergeht, bis sie zur Bildung einer neuen Feder schreitet. Dies wird namentlich noch verzögert, wenn sich der Strauß in mangelhafter Kondition befindet, wodurch der Blutandrang zu der Papille naturgemäß verringert wird und der Federnersatz oft für längere Zeit unterbleibt. Neben den allgemein gültigen Grundsätzen muß daher auch in gewisser Hinsicht der individuelle Zustand des Tieres für die Wahl des Zeitpunktes des Entspulens maßgebend sein. Findet also der Federnschnitt zur Zeit der höchsten Reife , das Entspulen sofort nach völligem Austrocknen der Spule statt, so ergibt sich für je 8 Monate eine Federnernte, was 3 Ernten in 2 Jahren gleichkommt : dem Maximum der Produktionsfähigkeit der Strauße. Die Praxis lehrt jedoch, daß niemals mit Bestimmtheit gerechnet werden kann, daß sämtliche Federn des Individuums, noch weniger die Federn sämtlicher Individuen einer Herde nach Verlauf dieser Zeit die Reife erlangt haben. Ursachen der verschiedensten Art, deren Natur festzustellen und zu würdigen noch nicht vollständig gelungen ist, können erhebliche Verzögerungen von 3 Bassermann. Der Strauss und seine Zucht. 4.

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und 4 Wochen bewirken. Um einen tieferen Einblick in die Art des Federnwachstums zu gewinnen, stellte Prof. Du erden interessante Versuche an, die ihm ermöglichten, genaue Daten über die tägliche Wachstumsmenge der Feder unter den verschiedensten äußeren Bedingungen zu ermitteln. Er knüpfte einen dünnen Faden, eng genug, um eine Verschiebung zu verhindern, jedoch nicht zu eng, um die Entwicklung der Feder nicht zu hemmen, dicht über der Hautoberfläche um den Federnschaft. Mit zunehmendem Wachstum der Feder muß dieser Fadenring sich mehr und mehr von der Haut entfernen, wobei festgestellt werden kann, um wieviel die Feder in einem gewissen Zeitraum gewachsen ist. Indem nun die Strauße veränderten Bedingungen unterworfen werden, ist bei genauer Kontrolle die Gelegenheit gegeben, ausfindig zu machen, welche Umstände das Wachstum sowohl fördernd als hemmend beeinflussen. Im Interesse der Straußenzucht wäre es wünschenswert, wenn auf möglichst vielen Farmen derartige Beobachtungen gemacht werden könnten ; denn nur aus dem Vergleich einer großen Anzahl derart gewonnener Resultate ist es möglich , richtige Schlüsse zu ziehen. Im Durchschnitt ergaben Duerdens Messungen an gesunden Vögeln unter normalen Ernährungsverhältnissen ein Tageswachstum von 5 mm ; kränkelnde Vögel dagegen zeigten ein solches von nur 3,5 mm. Es konnte sogar festgestellt werden, daß bei schwerer Krankheit das Wachstum für eine Woche und länger gänzlich unterblieb. Je nach den Verhältnissen des Klimas und der Ernährung, beeinflußt wohl auch durch die Überzeugung des Züchters, existieren zwei verschiedene Jahresumtriebe in der Straußenwirtschaft, deren jeder, entsprechend den äußeren Umständen, seine innere Berechtigung hat. Nach dem einen findet die Federnernte alle 8, nach dem anderen alle 12 Monate statt. Zu Beginn der Zuchtbewegungen war es üblich, die Feder vollständig auszurupfen, und zwar geschah dies in der Absicht, den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Da zunächst die gesamte Nachfrage nach Straußen-

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federn durch die Jagd gedeckt wurde, dem getöteten Tiere jedoch die Feder selbstredend ausgerupft werden konnte, war der Federnhändler an solche Exemplare gewöhnt und zahlte für derartige, damals „ Blutfedern" genannte Ware erheblich höhere Preise als für geschnittene Federn. Das Rupfen der Feder vom lebenden Tiere ist jedoch mit erheblichen Schädigungen verbunden. Da zur Zeit der schönsten. Entwicklung der Feder die Pulpa noch zu einem recht erheblichen Teil in die Spule hineinragt, treten starke Verletzungen dieses mit Blutgefäßen eng durchzogenen Organes auf. Diese Blutungen lassen sich schwer stillen, Fieber stellt sich ein, und nur allzu häufig endet diese tierquälerische Erntemethode mit dem Tod des Patienten. Aber auch, wo dieser schlimme Ausgang vermieden wird, bleibt die verletzte Pulpa unfähig, eine fehlerfreie Feder zu reproduzieren, vielfach verkümmert sie sogar derart, daß ein Ferdernersatz überhaupt nicht mehr stattfindet und hierdurch der Wert der Zuchttiere erheblich vermindert oder ganz in Frage gestellt wird. Der französische Gelehrte und Straußenzüchter Oudot , der als einer der ersten ein ziemlich umfassendes Werk über seine Forschungen auf diesem Gebiete veröffentlichte, beschreibt allerdings in ziemlicher Ausführlichkeit eine Methode, nach welcher die Federn ohne schlimme FolgeDanach soll die erscheinungen gerupft werden könnten. Spule mit Daumen und Zeigefinger fest zusammengepreßt und durch energische und doch vorsichtige Drehung von der Pulpa gelöst werden. Natürlich muß mit diesem Vorgehen so lange gewartet werden, bis die Pulpa nur noch wenig in die Spule ragt, was für die Feder nicht sehr zuträglich ist, da sie durch Zufälligkeiten aller Art erheblichen Wertminderungen ausgesetzt ist. Heute hat die Methode des Rupfens - wenigstens für die wertvollen Flügel- und Steuerfedern - keinen praktischen Wert mehr. Durch ergiebiges Angebot erstklassiger, geschnittener Federn, die außerdem den Vorzug des geringeren Gewichtes der Einzelfedern besitzen , hat sich der Markt an dieses neue Produkt gewöhnt, so daß wohl kein größerer Farmbetrieb mehr existiert, in welchem diese Federn gerupft werden . Viel4*

mehr werden überall die Federn kurz unterhalb der unterster Rami abgeschnitten und die Spulen in der Haut belassen, bis sie derart ausgetrocknet sind, daß durch ihr Entfernen eine Verletzung der Pulpa nicht mehr zu befürchten ist. Um ein möglichst gleichmäßiges Wachstum sämtlicher marktfähiger Federn eines Vogels zu erzielen, ist es unbedingt notwendig, im 6. Lebensmonat die Erstlingsfedern zu schneiden, sowie im 8. Monat das Entspulen vorzunehmen. Da die Jugendfeder, wie wir gesehen haben, sich mit ihrer Spitze in die Spule der Erstlingsfeder hineindrängt, kommt es vor, daß auf diese Weise die immerhin schon wertvollen Spadonas an ihrer Spitze Verletzungen erleiden. Andererseits sind jedoch nicht sämtliche Federnkeime derart rege, daß sie trotz der noch in dem Follikel befindlichen Erstlingsfeder die Jugendfeder entwickeln, so daß ein ungleichmäßiges Wachstum eingeleitet wird, das auch bei späteren Ernten nur schwer wieder zu regulieren ist. Schnitt und Entspulen der Erstlingsfeder hat also mit peinlichster Sorgfalt vorgenommen zu werden, da jeder Fehler von grundlegender, für das ganze Leben des Vogels und seinen Wert als Federnproduzent ausschlaggebender Bedeutung werden kann. Bei den folgenden Ernten ist in der Wahl des Zeitpunktes ein größerer Spielraum gelassen, innerhalb dessen verschiedenen anderen, außerordentlich wichtigen Faktoren Rechnung getragen werden kann. Mit Ausnahme der Jugendfeder, läßt sich die Entwicklung einer neuen Feder durch Belassen oder Entfernen der alten Spule beeinflussen, da die Pulpa in der Regel erst durch das Entspulen zur Neubildung einer Feder angeregt wird. Es ist daher dem Züchter in die Hand gegeben, das Wachstum der Feder in die für dasselbe günstigste Jahreszeit zu verlegen. Theorie und Praxis sind sich darüber einig, daß schon in den ersten Entwicklungsstadien der Charakter der Feder fixiert wird. Befindet sich z. B. der Vogel zur Zeit des Entspulens in schlechtem Gesundheitszustand oder infolge mangelhafter Futterverhältnisse in minderwertiger Kondi-

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tion, so wird die spätere Feder schlecht und fehlerhaft bleiben, auch wenn für Verbesserung der Kondition des Tieres Sorge getragen wird. Es ist daher zu beachten, daß die Vögel sich zur Zeit des Entspulens in bestem Ernährungszustand befinden, was am einfachsten dadurch zu erreichen ist, daß man mit dem Entfernen der Spule so lange wartet, bis nach langer Trockenheit das erste Grünfutter gewachsen ist. Manche Farmer gehen sogar so weit, die Vögel bis ca. 14 Tage vor dem Entspulen in ihrer Kondition etwas herunterkommen zu lassen, da es außerordentlich schwierig ist, den gegen äußere Einflüsse so empfindlichen StrauBen für längere Zeit hindurch in bester Verfassung zu erhalten. Sie legen daher das ganze Gewicht einer in jeder Hinsicht rationellen und vollkommenen Haltung und Fütterung auf die letzten 8-14 Tage vor dem Entspulen , wodurch die Bildung des neuen Federkeimes in einer Zeit allgemeinsten Wohlbefindens hervorgerufen wird. Es ist eine unter Straußenzüchtern bekannte Tatsache, daß das Entspulen im Juni oder Juli, also zu einer Zeit absoluter Trockenheit, stets große Verluste in der nächsten Federnernte zur Folge hat. Neben der durch den Mangel an grünem Futter verursachten Schwächung der Kondition tritt aber gerade in diesen Monaten noch ein anderer Umstand in Erscheinung, der die physiologischen Verhältnisse im Straußen zu ändern geeignet ist, nämlich die Brunst. Der auf der Höhe seiner Entwicklung stehende Geschlechtstrieb, sowie in Verbindung damit eine ausgiebige sexuelle Tätigkeit, nehmen eine große Menge Stoffwechselprodukte für sich in Anspruch und entziehen auf diese Weise dem in der Entwicklung begriffenen Federnkeim ein erhebliches Teil notwendiger Baustoffe. Aber auch in entgegengesetzter Weise macht sich das Geschlechtsleben in der Federnentwicklung bemerkbar. Wie schon erwähnt, stellen die Schmuckfedern sekundäre Sexualcharaktere dar, die in dieser Eigenschaft in engsten Beziehungen zur Paarung stehen. Dieser Umstand erklärt die praktische Erfahrung, daß unter natürlichen Verhältnissen das Gefieder des Hahnes sich zu Beginn der Brunstzeit, also in den Monaten Mai und Juni, im

54 Stadium der schönsten Entwicklung befindet. Wird bei der Federnernte diesen beiden, zur Erzielung fehlerfreier und vollendet schöner Produkte außerordentlich wichtigen Faktoren genügend Rechnung getragen, so wird der Federnschnitt in die Zeit kurz vor der Paarung verlegt werden. Mit dem Entspulen wird dann vernünftigerweise gewartet, bis die Hauptperiode der Paarung vorüber ist, wobei gleichzeitig sich die Möglichkeit bietet, die Entwicklung der neuen Feder zu einer Zeit zu veranlassen, in welcher nach den ersten Regenschauern die Weide mit frischem Grün überzogen ist und hinreichende Nahrung bietet, um die Vögel in erstklassige Kondition zu bringen. Wie bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben deckt sich aber aus wirtschaftlichen Gründen auch hier nicht immer die Erzielung des vollkommensten Produktes mit der höchsten Rente. Denn ein Betrieb, der unter Berücksichtigung der erwähnten Faktoren geleitet wird, ermöglicht nur eine Federnernte pro Jahr, während auf Grund der sechsmonatigen Wachstumsperiode, zuzüglich der zwei Monate bis zur Reife der Spule ein achtmonatiger Turnus erreicht werden kann und erreicht wird . Der Achtmonate - Umtrieb kann alerdings nur unter günstigen Verhältnissen aufrecht erhalten werden und verlangt eine von den Nachteilen längerer Trockenheit und intensiver Kälte möglichst unabhängige Haltung der Federntiere. Die Vorbedingungen zu einer derartigen Wirtschaftsweise : hoher Futterzustand, erreichbar durch Luzerne und Kraftfutterbeigabe, regelrechte Stallhaltung und individuelle Pflege, verlangen jedoch einen derart höheren Kostenaufwand, daß der infolge der häufigeren Ernte erzielte Mehrverdienst wohl tatsächlich nur ein scheinbarer ist und von den höheren Betriebskosten verschlungen wird. In manchen Gegenden ist der Achtmonate-Umtrieb allerdings nicht zu umgehen, wenn nämlich die klimatischen Verhältnisse durch geringe Unterschiede zwischen Sommer und Winter derartig liegen, daß die Vegetation eine Winterresp. Trockenheitsruhepause nicht aufweist. In diesem Fall, der hauptsächlich an der Küste auftritt, ist es unmöglich, die Spulen über ihre tatsächliche Reifezeit in dem Follikel zu be-

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lassen, ohne die nachfolgende Feder zu gefährden. Da die Spulenreife zwei Monate nach dem Federnschnitt erreicht ist, muß das Entspulen alle acht Monate vorgenommen werden, wenn die nächste Ernte nicht mißraten soll. Welchen Einfluß ein regelmäßig durchgeführter Achtmonate-Turnus auf die Kondition des betreffenden Tieres auf die Dauer ausübt, ist mit Sicherheit noch nicht festgestellt worden ; doch sprechen nach Duerden mancherlei Erfahrungen in speziellen Fällen dafür, daß bei solchem forcierten Betrieb die Produktionsfähigkeit abgeschwächt und ein rascherer Ersatz des Herdenbestandes nötig gemacht wird. Auf der Mehrzahl der Farmen , welche Durchschnittsverhältnisse aufzuweisen haben , ist daher der Jahresturnus üblich. Hierbei kann ohne kostspieligen Futtergaben , durch kluge Verwendung der natürlichen Verhältnisse die zur Produktion der Feder günstigste Kondition des Vogels nutzbar gemacht werden, und die erhebliche Verbilligung des Betriebes gleicht aller Wahrscheinlichkeit nach den Ausfall am Rohertrag im Verhältnis zum Achtmonatsbetrieb zum größten Teile aus. Genaue Berechnungen sind allerdings darüber nicht angestellt worden ; es wäre dies wohl auch mit großen Schwierigkeiten verbunden, da die Produktionsbedingungen für beide Betriebsarten in ihrem Verhältnis zu den Marktwerten zahlenmäßig allzugroßen Schwankungen unterworfen sind, als daß eine Zahl oder ein Zahlenverhältnis einigermaßen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben könnte. Diese Arten des Federnschnittes und Entspulens gelten in der Hauptsache nur für die Schwanz- sowie die außerordentlich wertvollen Schwungfedern der Flügel. Die weniger hoch , aber immer noch gut bezahlten Deckfedern der Flügel und des Schwanzes werden meist Auf manchen Farmen werden in anderer Art geerntet. sie zur Vereinfachung der Betriebe ausgezogen, wobei die doppelte Manipulation des Schneidens und EntspuDa jedoch auch für diese Federn lens gespart wird. eine gewisse Entwertung eintritt, wenn sie erst nach völligem Ausreifen der Spule entfernt werden, hat auch hier das Rup-

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fen erhebliche Nachteile , so daß sich trotzdem das Schneiden empfehlen wird. Der Umstand, daß bei diesen Kategorien von Federn die Reife ungefähr zwei Monate früher eintritt als diejenige der Schwungfedern, läßt immerhin eine Vermehrung der Erntearbeit insofern ersparen, als die Spulen der Deckfedern entfernt werden können , wenn die Vögel zum Schneiden der Schwungfedern eingefangen sind. Ob und inwieweit allerdings bei diesem Vorgehen die unzweifelhaft günstige Schutz- und Wärmeeinwirkung der Deckfedern auf das Wachstum der Flügel- und Schwanzfedern aufgehoben wird und in welchem Maße dies den Bau der wertvolleren Federn ungünstig beeinflußt, müßte noch eingehend untersucht werden. Die Methoden, nach welchen der Züchter den Straußen zum Zweck der Federnberaubung an Fluchtversuchen und kräftiger, oft gefährlicher Gegenwehr hindert, sind naturgemäß äußerst zahlreich . Auf manchen Farmen sind sogen. Shoots gebaut, Pferche, die in einen engen Gang auslaufen, in welchen der Strauß so fest eingeklemmt ist, daß er sich nicht bewegen kann. Wieder andere treiben den Straußen in eine Ecke des Kraals, fassen ihn am Hals und blenden ihn, indem sie einen dichtgewirkten Strumpf über Kopf und Hals ziehen. Die von Oudot ausführlich beschriebene Methode, nach welcher der Strauß in einen Kasten mit abklappbaren Seiten getrieben wird, war wohl zu kompliziert, als daß sie sich hätte einbürgern können. Mosenthal beschreibt eine recht praktische Art, wobei eine ganze Herde Straußen dicht in einen engen Kraal getrieben wird, so daß sie sich gegenseitig an jeder Bewegung hindern und so dem Farmer gestatten, sich zwischen die Tiere drängend, jede nötige Manipulation an ihnen vorzunehmen, ohne den gefahrvollen Beinstößen ausgesetzt zu sein. Diese Methoden haben alle mehr oder weniger Berechtigung, ohne daß die eine oder andere besondere Vorzüge aufweisen könnte. Von großer Wichtigkeit ist es, daß schon bei der Ernte die Federn möglichst derart sortiert werden, daß die Federnbündel den vom Markte an sie gestellten Anforderungen gerecht werden können. Ähnlich wie bei dem Wollmarkt sind

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in der Straußenfedernbranche technische Bezeichnungen entstanden, die für den Kenner den Wert und die Qualität der Ware eng umschreiben. Da sich jedoch die Handelsbezeichnungen fast unabhängig von irgendwelchen zoologischen Begriffen, hauptsächlich nach der Verwertbarkeit herausgebildet haben, ist es wichtig, zunächst die Federn nach ihren verschiedenen Kategorien am Straußen selbst zu betrachten. Wie schon oben bemerkt, besitzt der erwachsene Strauß keine Dunen. Sämtliche Federn fallen daher unter den Begriff Konturfedern. Unter diesen lassen sich nach Größe , Färbung und Stärke der einzelnen Teile Struktur und Anordnung ist bei allen die gleiche , ungefähr folgende Arten unterscheiden : 1. Flügelfedern (Remiges), an Unterarm, Hand und Finger 35-37 an jedem Flügel. Sie stellen die größten und schönsten Federn des Straußen dar und sind beim Hahn weiß oder schwarzweiß, bei der Henne weiß bis grau gefärbt. 2. Schwanzfedern (Rectrices), die den Schwanz bildenden Federn, ca. 10 an der Zahl, sind zwar etwas kleiner als die Remiges, doch größer und wertvoller als die übrigen. stellen Flügeldeckfedern oberen 3. Die die überdar, Federn von Reihen mehrere Oberarm Unterund am angeordnet , einander

entspringen und den proximalen Teil der Flügelfedern bedecken . nur 4. Untere Flügeldeckfedern sind vorhanden in und liegen einer Reihe an der Unterseite der Flügelfedern . Sie zeichnen sich dadurch weich aus, daß sie besonders und zart sind. 5. Die Rumpffedern , mit Ausnahme einiger nackter Partien den ganzen Rumpf bedeckend, sind stets zu klein und wertlos, um verwendet zu werden. 6. Am Kückenkleid ' des Straußen lassen sich dieselben Arten von Federn unterscheiden , die sich jedoch alle durch ihre Verjüngung nach der Spitze zu von denen des Er-

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wachsenenkleides leicht trennen lassen. Sie werden meist mit dem Namen Spadona s bezeichnet. Aus diesem Rohmaterial sind die vierlei, oft schwer zu bestimmenden, an Nuancen äußerst reichen Abstufungen der Federnhändler entstanden. Am leichtesten wird sich ein Überblick gewinnen lassen, wenn wir an der Hand der in den regelmäßigen Marktberichten angeführten Sorten die für den Händler typischen Merkmale zu registrieren suchen. Da der Hauptmarkt für Straußenfedern in London stattfindet, hat sich die Terminologie im Anschluß an die englische Sprache entwickelt. Eine annähernde Übertragung derselben ins Deutsche hat die Export- und Importfirma J. E. Arbib in Berlin vorgenommen und durch ihre Beherrschung des Imports nach Deutschland in weitesten Kreisen eingebürgert. Ich werde daher die, auch bei den Marktberichten in deutschen Zeitungen stets angeführten Bezeichnungen für die rein englischen Ausdrücke einsetzen. Vorauszuschicken wäre , daß sämtliche Sorten nach Primen, Secunden und Terzen abgestuft sind, womit die Qualität der Federn einer Klasse näher bezeichnet wird. Zu Primen wird eine allen Anforderungen der betreffenden Ein Farbfehler , Sorte entsprechende Feder gerechnet . starke Schnabelhiebigkeit , sowie andere kleine Defekte werden sie zu den Secunden verweisen, während ein Fehlen des Kopfes, auch bei sonst tadelloser Beschaffenheit, sowie starke Haarigkeit die Charakterisierung als Terze bedingt. Die Einteilung lang, mittel und kurz bezieht sich auf die Länge des Schaftes. Die kurz unter den letzten Ästen abgeschnittene Feder wird senkrecht an ein mit Maßeinteilung versehenes Brett gestellt und ihre Länge nach der , von den letzten Rami des Kopfes erreichten Höhe abgelesen. Alle Federn von mehr als 40 cm Länge gehören zu „ lang". „ Mittel " wird von 22-40 cm gerechnet, während ,,kurz" alle solchen Federchen umfaßt, deren Länge 22 cm nicht erreicht. Folgende Kategorien entnehme ich dem Bericht über die Londoner Straußenfedernauktion vom 6.- 10 . Juni 1910. (,,Confectionair" vom 23. Juni 1910.) :

59 1. Weiß (whites) . Diese entsprechen den Flügelfedern des Hahnes, umfassen jedoch nur diejenigen Federn, die keinerlei Pigment aufweisen. Es fallen daher nicht alle 70 Flügelfedern des Hahnes unter diese Rubrik, sondern nur etwa 50, während die anderen infolge ihrer Färbung den Byocks eingeordnet werden müssen. Der Bericht führt als verschiedene Grade an : Beste Blutware, geschnitten leicht ; Primen ; Secunden ; Kopflose und Terzen. 2. Femina (Feminas) umfassen alle Flügelfedern der Henne, einerlei, ob sie weiß, oder mehr oder weniger grau pigmentiert sind. Weiße Femina lassen sich von den ,,weißen" an einer leichten Trübung des Schaftes, sowie an kleinen, kaum sichtbaren Flecken an der Rückenlinie mancher Rami unterscheiden. Der Qualität nach finden sich folgende Stufen : Beste weiße ; Helle Primen ; Secunden ; Gering und schmal ; Terzen ; Geringe Terzen ; Dunkle. 3. By ock (Fancies) sind die an dem Oberarm wachsenden Flügelfedern des Hahnes, die den Übergang von den weißen zu den schwarzen Federn bilden. Sie sind schwarz und weiß gefärbt und zeigen, da die beiden Farben streng getrennt, in seltsamen Zeichnungen sich über die Feder erstrecken, ganz besonders reizvolles Aussehen, das bei schönen Exemplaren Liebhaberpreise erzielen kann . Eingeteilt sind sie in lang, mittellang und kurz ; die letzten beiden Klassen werden hauptsächlich unter den oberen Flügeldeckfedern zu finden sein. 4. Coden (Tails, Boos) werden alle Schwanz- und Schwanzdeckfedern genannt, die bei dem Hahne weiß, bei der Henne grau gefärbt sind . Eine besondere Unterart dieser Federn sind die Schwarzfußcoden, (Black-Butt- Boos oder B. B. Boos) , welche zwischen den Coden und den Federn des Rumpfes gelegen sind. Sie zeigen eine schwarze Färbung der unteren Rami, während die distal gelegenen Nebenäste weiß sind. Die bei weißen Coden häufig zu beobachtende Gelbfärbung ist auf Beschmutzung durch Kot und Harn zurückzuführen. Eingeteilt sind sie in : Weiße lange ; Mittellang gute ; Schwarzfuß ; Graue.

Helle

femina

gut ;

Femina

II ;

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5. Schwarz Ka p (Blacks ) stellen die oberen Flügeldeckfedern dar. Die unterste Reihe ergibt die längsten, die oberen kürzere Federn, während die oberste Reihe gewöhnlich ihres geringen Wertes wegen am Straußen belassen wird. In der Färbung zeigen sie alle Schattierungen von Schwarz, von rostbraunem, grauem bis zu violettem Schimmer. Als beste Farbe gilt das satte, tiefe, glänzende Schwarz ohne irgendwelche andere Farbenbeimengungen. Es werden folgende Unterabteilungen angeführt : Lange, geschnitten, beste ; Mittellang, gut ; Mittellang, Mittelware ; Kurz ; Gering und Sehr kurz. 6. Grau Kap (drabs) sind die dem Schwarz Kap entsprechenden Federn der Henne. Auch sie sind in allen Nuancen von grau vertreten, doch herrscht eine Vorliebe für hellere Töne. Häufig sind die Mittellinien der Äste etwas dunkler gefärbt, wodurch anmutige Schattierungen der Fahne hervorgerufen werden. Solche Grau Kap lang, die über 55 cm Länge und eine entsprechende Breite aufweisen, jedoch noch nicht zu Femina gerechnet werden können, werden als „,femmy" bezeichnet. Ihre Gradierung ist dieselbe wie bei Schwarz Kap . 7. F10 B (Floss). Als Floß werden die unteren Flügeldeckfedern angesprochen. Die schwarzen stammen vom Hahne, die grauen von der Henne. Ihrem Aussehen nach sind sie Schwarz resp. Grau Kap, mittel und kurz außerordentlich ähnlich, doch sind sie viel zarter und weicher gebaut. Dem Gefühl nach sind sie auch außerordentlich seidig und weich, wobei sie meist zur Wolligkeit neigen. Ihre Länge übertrifft selten 35 cm. 1 Infolgedessen lassen sie sich meist als mittellange und kurze unterscheiden. 8. Spadones (Spadonas) umfassen alle Federn des Jugendkleides und lassen sich wiederum in sämtliche Grade einordnen. Meist handelt es sich jedoch um Exemplare mit schlechtem haarigen Kopfe, dessen letzte Äste stets verkümmert und oft zu harter Spitze zusammengewachsen sind. In der Farbe wechseln sie von dunkelgrau bis weiß, meist zeigen sie eine hellere Färbung im oberen Drittel. Beliebt sind sie ihres schönen Schaftes und der an manchen

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Stellen außerordentlich großen Breite ihrer Fahne wegen. Doch erzielen sie durchweg recht niedrige Preise und werden nur in die allgemeinen Unterabteilungen : Weiße, Helle, Femina und Graue sortiert. 9. Freeks und Blondinen können Federn aller Klassen genannt werden, wenn sie besondere, selten vorkommende Farbentöne aufweisen. Derartige Federn sind immer nur in wenigen Bündeln auf den Auktionen vertreten und von Liebhabern gesucht. Aus der Nachfrage des Marktes hat sich für die Federn naturgemäß ein Idealtypus gebildet, den zu erreichen, sich die Züchter durch Kreuzung und rationelle Haltung ihrer Tiere bestreben. Nach eingehenden Erkundigungen über die erwünschten Eigenschaften einer Straußenfeder, welche durch Thornton (Lit. Nr. 109) bei verschiedenen englischen Firmen von Ruf eingezogen wurden, ergaben sich die folgenden Punkte, welche bei der Zucht besonders berücksichtigt zu werden verdienen : Der Schaft muß dünn, leicht und biegsam sein ; die Länge der Feder soll 45-60 cm und darüber betragen, da bei sonst vollkommener Beschaffenheit die längsten Federn die höchsten Preise erzielen. Ebenmaß und Breite der Faline ist besonders erwünscht und zwar soll Spitze und Basis des Halmes möglichst dieselbe Breite aufweisen, da sogen. fußenge Federn im Handel ebenso verpönt sind, wie solche mit schlecht ausgebildetem Kopf. Auch ist von großer Wichtigkeit, daß beide Seiten der Fahne, vom Schaft aus gerechnet, gleich breit sind, da schon eine kleine Verschiedenheit der Länge der Äste erheblich auf den Preis drückt. In der ' Struktur der einzelnen Gebilde soll die Feder von absoluter Gleichmäßigkeit sein. Die einzelnen Äste sollen gleich lang, an allen Stellen gleich dicht und möglichst in rechtem Winkel vom Schaft abstehen. Bei großer Biegsamkeit sollen sie so viel Elastizität besitzen, daß sie nicht schlaff vom Schaft herunterhängen, sondern sich in ihrer ganzen Länge selbst tragen (selfsupporting flue). Solche Federn heißen hart und sind im Handel besonders gesucht, während schlaffe, vom Schaft abhängende Äste der Feder das Beiwort wollig

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S

verschaffen und ihren Marktwert vermindern. Die bei verkaufsfertigen Federn als besonders schön angesprochenen Locken können künstlich hervorgerufen werden und sind bei der Zucht infolgedessen weniger zu berücksichtigen, noch dazu, da zu Locken neigende Federn leicht einen wolligen Eindruck hervorrufen. Die von den Ästen sich abzweigenden Strahlen sollen dicht stehen und lang sein, da sie auf das einheitliche Aussehen der Feder von großem Einfluß sind. Der Kopf, also das distale Ende der Feder soll sich durch lange, dicht stehende Äste auszeichnen und kurz und plump sein ; lang ausgestreckte dünne Spitze ist fehlerhaft. Von ausschlaggebender Bedeutung ist die natürliche Färbung der Feder und zwar ist es wichtig, daß sie in jeder Hinsicht denjenigen Anforderungen entspricht, welche an die betreffende Klasse gestellt werden, der sie ihrem Charakter nach zuzuzählen ist. So sind weiße Flecken in Schwarz Kap nur dann angängig, wenn sie scharf begrenzt sind, helle, verschwommene Stellen wirken wertvermindernd. Jede der Federnarten soll dem Gefühl seidig weich sein und deutlich schimmernden Glanz zeigen, wobei aber wiederum mit Seidenweiche leicht vereint auftretende Wolligkeit zu vermeiden ist. Ähnlich wie in anderen Zuchtbetrieben, in welchen sich ein zu erstrebendes Ziel fixieren läßt, haben sich auch zu der Beurteilung von Straußenfedern Pointierungsverfahren ausgebildet ; folgende Systeme haben sich in Fachkreisen eingebürgert : 1. Europäische Methode : 12 a) Länge der Feder 12 b) Breite der Feder 6 c) Fahne, volles Kopfende 9 Gleichmäßigkeit 99 12 breites Fußende 99 10 d) Dichte 12 e) Härte 12 f) Stärke des Halmes 10 g) Schnabelhiebe 5 h) Schaft

100

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2. Methode von Port Elisabeth : a) Länge b) Breite c) Dichte d) Form e) Schnabelhiebe

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60 Die Idealfeder wird vorläufig wohl noch von keinem Betriebe erreicht und stellt, was bei der Kürze der methodischen Zuchtbestrebungen leicht erklärlich ist, ein außerordentlich schwer zu erreichendes Produkt dar. Die verschiedenen Schläge der Strauße zeigen stets diese oder jene, vom Markte nicht gewünschte Federneigenschaft, so daß der, eine wirklich vollkommene Feder aufweisende Schlag erst noch gezüchtet werden muß. Außerdem hat jedoch die Straußenzucht mit erheblichen Schwierigkeiten zu rechnen , welche daraus entstehen, daß das endgültige Produkt mit der allgemeinen Konstitution des produzierenden Tieres in engsten Beziehungen steht. Bei dem äußerst komplizierten Bau der Feder spielt naturgemäß jede, auch noch so geringe Schwankung im Gesundheitszustand des Vogels eine große Rolle, und die unscheinbarsten Ursachen zeitigen Mängel aller Art, die den Wert der Feder stark beeinflussen ; schwächliche, für Krankheiten empfängliche Tiere sind also nur selten imstande, fehlerfreie Federn zu entwickeln. Neben mancherlei Fehlern, die in Abweichungen von dem Idealtypus der Federn bestehen, tritt als Hauptfeind die, sogar in dem Pointierungsverfahren als solcher berücksichtigte Schnabelhiebigkeit (Bar) auf. Seltsamerweise wird dieser Fehler bei keinem Klassiker der Straußenzucht, weder bei Mosenthal und Harting , noch bei Oudot oder Douglass erwähnt, obgleich die weite Verbreitung dieser mangelhaften Bildungen in unseren Tagen den Schluß zuläßt, daß auch in den 70er und 80er Jahren Schnabelhiebe in Straußenfedern aufgetreten seien. Denn sie zeigen sich sowohl beim domestizierten als auch beim wildlebenden Straußen, und neuere Forschungen haben ergeben, daß auch die Federn anderer Vogelgattungen (nachgewiesen wurde

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es bei Tauben) nicht ganz frei von solchen Erscheinungen sind. Lange Zeit war man sich über die Art der Entstehung der Schnabelhiebe völlig im unklaren. Wie schon die deutsche Bezeichnung verrät, vermutete man, daß der Vogel selbst sie durch allzu eifriges Putzen der Feder mit seinem Schnabel hervorgerufen habe. Auch die Theorie, daß Hautparasiten die Erreger seien, hatte bis vor kurzem eifrige Anhänger, die ihre Überzeugung in Wort und Schrift verfochten. Erst in den letzten Jahren, seitdem Prof. Duerden in eifrigen Forschungen die ersten näheren Kenntnisse über die Physiologie der Strauße vermittelte, wurde die Ursache der „ Bar"-Bildung einwandfrei von demselben Forscher nachgewiesen. eines ,,Das Aussehen Bars ist allen Interessenten für Strauße und Straußenfedern nur allzu bekannt. Er besteht aus einem Bruch oder Fehler der regelmäßigen Bildung der Fahne, der wie ein schmaler Strich quer über die Feder weggeht ... Auch kann die äußere Seite des Schaftes auf derselben Höhe gekerbt sein. Betrachtet man einen einzelnen Bar sorgfältig, so sieht man, daß er einen Defekt an derselben Stelle eines jeden Astes darstellt, wobei der tatsächliche Fehler in mangelhafter Ausbildung der Strahlen (Radii) besteht ... Das ganze Aussehen legt die Vermutung nahe, daß an der Stelle des Bars die Feder zu einem Zeitpunkt, als sie noch weich und in der Entwicklung war, einer Schrumpfung oder einem Druck ausgesetzt wurde, und daß dieser Druck die normale Ausbildung der Fahne und des Schaftes verhinderte, so daß sich die Feder später bei der Reife nicht richtig entfalten konnte." Duerdens Abhandlungen über die Natur der Schnabelhiebigkeit sind außerordentlich interessant, und ich verweise auf die im „,Agricultural Journal for the Cape of Goodhope" erschienenen Experiments Serien : with ostriches." In diesen geradezu klassischen Aufzeichnungen gibt er einen hervorragenden Überblick über den Gang seiner Studien und die Art, wie und auf Grund welcher Erfahrungen und Versuche er sich nach und nach zu dem unwiderlegbar richtigen Schlusse durchgearbeitet hat. Hier sei

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nur in kurzem auf das tatsächliche Ergebnis seiner reichhaltigen, geschickten Experimente hingewiesen : Das Wachstum der Feder geht auch unter günstigsten Bedingungen nicht in völlig gleichmäßiger Weise vor sich, sondern wechselt in der Stärke der einzelnen Teile, je nachdem zur Zeit ihrer Bildung der Blutzufluß zu den federbildenden Zellen der Oberhautschichten vermehrt, resp. vermindert war. Starke, regelmäßig auftretende Schwankungen im Blutandrang resultieren aus der wechselnden Intensität der physiologischen Vorgänge im Tierkörper bei Tage und bei Nacht. Die kühle Nachttemperatur, in Verbindung mit dem allgemeinen Ruhezustande des Tieres, setzt die Stoffwechseltätigkeit in merklicher Weise herab und vermindert den Blutdruck in den Verästelungen der Kapillaren, während die reichliche Bewegung im Verlaufe des Tages, die Nahrungsaufnahme sowie andere Lebensfunktionen den Stoffumsatz erhöhen und vermehrten Blutzufluß zu den Hautzellen verursachen können. Bei einer noch im Wachstum begriffenen Feder lassen sich in schwacher Andeutung an der Unterseite die Tages- und Nachtringe unterscheiden, wobei das Tageswachstum sich durch größere Stärke der gebildeten Federteile von dem schwächeren Nachtwachstum abhebt. Naturgemäß werden diejenigen Zellen, die am weitesten von der Blutzuflußstelle entfernt sind und nur durch Vermittlung der Lymphgefäße gespeist werden, bei Verminderung des Blutandranges am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden. In diesem speziellen Falle handelt es sich um diejenigen Zellen, deren Obliegenheit es ist, die Gebilde zweiter Ordnung, also Rami und Radii, aufzubauen . Äste und Strahlen werden demnach an den Stellen des Nachtwachstums besonders schwach entwickelt sein und äußeren, mechanischen Einwirkungen nur geringen Widerstand entgegensetzen können. Reift die Feder unter günstigen Bedingungen aus, SO verschwinden die Unterschiede des Tages- und Nachtwachstums mehr und mehr und lassen nur ganz feine, kaum fühlbare Unebenheiten im Schafte zurück. Kommt jedoch zu dem schwächeren Nachtwachstum eine anormale Verminderung des Blutdrucks in der Pulpa hinzu, wie sie durch 5 Bassermann. Der Strauss und seine Zucht.

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extreme Kälte, durch mangelhafte Ernährung oder schlechten Gesundheitszustand des Vogels verursacht werden kann, so wird infolge des vermehrten äußeren Drucks, mit welchem die den Federkeim umgebenden Hautzellen auf diesen einwirken, an der von Anfang an schwächer ausgebildeten Stelle der Feder eine Schrumpfung auftreten. Diese Schrumpfung wird die am schwächsten entwickelten Gebilde des Federkeims am schwersten verletzen, so daß die Fahne bei ihrer späteren Entfaltung an Ästen und Strahlen den schnabelhiebigen Defekt aufweist. Die Frage, auf welche Art dieser gefährliche Fehler zu vermeiden wäre , deckt sich also mit der Frage, wie die Vögel in gleichmäßig guter Kondition zu erhalten sind , eine Frage, welche nur durch wissenschaftliche Forschung, die mit der Praxis Hand in Hand geht, ihre restlose Beantwortung finden kann. Mit der Vervollkommnung einwandsfreier Lebensbedingungen des domestizierten Straußen wird das Auftreten der Schnabelhiebigkeit in den Federn sich von selbst verringern. Neben den Schnabelhieben treten noch mancherlei andere Fehler in der Feder auf, deren Ursache meist in Schwankungen der Gesundheit des Tieres zu suchen ist ; sie äußern sich bald in ungleichmäßiger Entwicklung der Fahne , bald in völligem Fehlen oder unregelmäßigem Stand der Äste. Interessant ist, daß eine Feder, welche, sei es durch mechanische oder durch physiologische Einwirkungen an ihrem Wachstum verhindert wurde und dasselbe vollständig einstellte, auch nach Beseitigung der Fehlerquelle nicht in ihrer unterbrochenen Entwicklung fortfährt, sondern in sich abstirbt, um einer neuen Platz zu machen. Auch äußere , nicht in der Natur des Vogels liegende Ursachen können den Wert der Straußenfeder verringern . Die schweren Schädigungen durch Verletzung der Pulpa bei unvorsichtigem Entspulen sind schon beschrieben worden. Auch das verspätete Schneiden der Federn, nachdem sie schon längere Zeit ihre Reife erreicht haben, setzt sie manchen verderblichen Einflüssen aus. Gewöhnlich verlieren sie ihren seidigen Glanz, werden auch wohl bei den Kämpfen der Hähne ausgetreten oder von den Dornen der Akazienbüsche zerrissen.

IV. Die Zucht des Straußen. Neben der Erzielung einer guten, marktfähigen Qualitätsfeder, welche immerhin als Hauptzweck der Straußenhaltung weitestgehende Rücksicht verlangt, liegt es im Wesen der Straußenzucht, die Vergrößerung der Herde und die Beschaffung von Verkaufstieren auf dem Wege der natürlichen Fortpflanzung zu vermitteln. Da es bei den meisten wildlebenden Tieren mit großen Schwierigkeiten verknüpft, wenn nicht überhaupt unmöglich ist, in der Gefangenschaft eine gesunde und lebensfähige Nachkommenschaft zu erzielen, hat der Strauß selbst, durch seine Fähigkeit, auch bei beschränkter Bewegungsfreiheit, seine Brut Ohne die großzuziehen, die Domestizierung ermöglicht. Garantie, den Bestand der Herde aus sich selbst vermehren und ergänzen zu können, hätte die Straußenhaltung niemals ein rentables Unternehmen dargestellt, und erst nachdem diese prinzipielle Frage durch Experimente französischer Forscher einwandsfrei beantwortet war, konnte der Schritt vom wildlebenden Tiere zum Haustiere gemacht werden. Es bedurfte nur noch einer Beschränkung des Auslaufes, um jederzeit eine Kontrolle über die zum Privateigentum gewordenen Tiere ausüben und sie ihrer wertvollen Federn berauben zu können, und der als Haustier" bezeichnete Zustand war erreicht. Allerdings Haustier nur im primitivsten Sinne. Die Haltung eines Geschöpfes in stets erreichbarer Nähe, verbunden mit der Sorge für sein und seiner Nachkommenschaft Wohlbefinden, mit der Absicht, aus einer Eigenschaft dieser Tiere materiellen oder ideellen Vorteil 5*

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zu ziehen. Heutzutage muß der Begriff Haustier noch dahin ausgedehnt werden, daß durch zielbewußte Zuchtwahl eine Abänderung des Tieres in der Richtung verfolgt wird , die eine möglichst hohe Verwertung der Produkte dieser Eigenschaft erwarten läßt. Von diesem Gesichtspunkte aus verdient der Strauß, wie wir später sehen werden, trotz eifriger Bestrebungen auch in dieser Hinsicht Einwandfreies zu leisten, vorläufig nur in beschränktem Maße den Namen Haustier, und es muß der nächsten Zukunft überlassen bleiben, durch kluge Auswahl der zur Zucht zu verwendenden Tiere diesem Ziele näherzukommen. Zur Anlage einer Straußenfarm eignen sich fast alle Gegenden Südafrikas, welche die zur Rinder- und Schafzucht notwendigen Vorbedingungen erfüllen. Wie schon erwähnt, ist ein Haupterfordernis zur Erzielung einer guten Kondition der Herde eine möglichst genaue Anpassung an diejenigen Bedingungen, unter welchen die Straußen in der Freiheit gedeihen. Die Erfahrung lehrt, daß der Strauß am besten auf Carooländereien fortkommt, deren alkalireiche Vegetation sämtliche Nährstoffe, deren er zu seiner Entwicklung bedarf, in ausreichendem Maße bietet, Nolte (Lit. Nr. 76) definiert den für den Nichtafrikaner unverständlichen Ausdruck Caroo folgendermaßen : „ Das Wort Caroo ist der Hottentottensprache entlehnt und bedeutet trocken, dürr. Der Boden der Carooebenen ist aus Lehm und sandigem Ton mit Teilen von Eisenocker gebildet, meist sehr alkalienreich. Abhängig von der Natur des Bodens ist die Vegetation eine spärliche. Das Mesenbryanthemum und andere saftige Pflanzen, einige Arten von Goteria und Astern, deren Wurzeln wie Knollen von Liliaceen mit vielfachen Fasern unter der äußeren Schale versehen sind, um sie gegen den erhärteten Ton zu schützen , gedeihen allein dort. Sobald die Regen fallen, beginnen die Samen zu keimen, und in erstaunlich kurzer Zeit ist die trockene Wüste mit saftigem Grün bedeckt, und kurz darauf schmücken tausende von Blumen die ganze Oberfläche. Die Büsche außer verschiedenen Lyciums gehören fast ausschließlich den Kompositen an." Da diese Steppe die eigentliche Heimat der Straußen

69 darstellt, so werden Tiere, die in derartigen Gegenden gehalten werden, naturgemäß eine gute Entwicklung zeigen. Doch ist immerhin die Kenntnis der Nahrungsbedürfnisse des Straußen so weit vorgeschritten, daß auch unter völlig veränderten Verhältnissen ein guter Gesundheitszustand zu erreichen ist und die Anlage einer Straußenfarm keineswegs auf die Gegend der Caroosteppen beschränkt bleibt. Sogen. Süß- und Sauergrasfarmen entsprechen unter normalen Verhältnissen völlig den Ansprüchen eines Straußen, obgleich bei miẞlichen Regen- und Temperaturbedingungen die Sauergrasfarmen einen gefährdeten Wirtschaftsbetrieb darstellen. Überraschend war der Beweis, den Hagenbeck durch seine Straußenzucht in Stellingen bei Hamburg für die große Akklimatisationsfähigkeit der Strauße erbrachte. Ob allerdings diese Art der Straußenhaltung unter derart veränderten Verhältnissen auf die Dauer gute Resultate erzielen wird, muß die Zukunft lehren. Die Vermutung liegt nahe, daß die nassen und kalten Winter bei der Empfindlichkeit der Strauße äußeren Einflüssen gegenüber eine ungünstige Wirkung auf die Federnbildung ausüben wird ; und ob der Analogieschluß erlaubt ist, daß , ähnlich wie bei Säugetieren der Winterpelz , sich beim Straußen ein Wintergefieder entwickeln würde, dessen Federn eine entsprechende dichtere Anordnung der Rami und Radii und dadurch einen höheren Marktwert ergeben würden, kann ohne weiteres nicht entschieden werden. Wenn es auch nicht unmöglich ist, daß ein solcher Fall eintreten könne , so ist es doch nach den Erfahrungen in Südafrika weitaus wahrscheinlicher, daß im Gegenteil aus einer solchen Zucht weniger gute Federn sich ergeben werden. Jedenfalls muß die Ansicht Hagenbecks (Lit. Nr. 108 ), daß ein deutscher Landwirt, der große Weideflächen zur Verfügung hat, mit Vorteil Straußenzucht betreiben könne, vorläufig als eine durch keine Tatsachen erwiesene Vermutung angesprochen werden. Sollten auch tatsächlich den Kapfedern gleichwertige Produkte in Deutschland zu erzielen sein, so werden doch die äußerlich ungeeigneten Verhältnisse große Anforderungen an die Sorgfalt der Pflege und Haltung stellen ; ein solcher Betrieb wird .

-70 mit ungleich höheren Unkosten zu rechnen haben als ein afrikanischer, so daß die wirtschaftlichen Bedingungen, wie dies bei Hagenbeck in Stellingen der Fall ist, außerordentlich günstige sein müssen, wenn die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens nur einigermaßen gewährleistet werden soll. Trotzdem die Verschiedenheit der Haltung bei den obenerwähnten drei Methoden einschneidende Unterschiede in der Art des Betriebes mit sich bringt, geht im großen ganzen überall Haltung und Zucht der Tiere auf dieselbe Weise vor sich.

1. Einzäunung. Welcher Art die Farm auch sei, das erste Erfordernis bilden gute Zäune. Je nach der Gegend und den natürlichen Hilfsmitteln, die zu Gebote stehen, werden verschiedene Arten von Einzäunungen angewandt. Bietet ausgedehnter Wald- und Buschbestand hinreichende Mengen Holz, so wird rationellerweise eine Lichtung des allzu dichten Busches zugleich mit der Materialgewinnung erzielt, indem man Holzzäune errichtet . In Entfernungen von 1-12 m werden je 2 ca. 12 m lange Pfähle in 20 cm Abstand voneinander eingerammt und durch dickes oder dünnes, horizontal angeordnetes grobes Flechtwerk miteinander verbunden. Da jedoch nur wenige Gegenden derartigen Holzreichtum aufweisen, daß sich ohne Schädigung solch große Quantitäten Holz ausschlagen ließen ; außerdem sich die Herstellungskosten im Vergleich zu der relativ kurzen Lebensdauer eines solchen Zaunes zu teuer stellen ; noch dazu , da durch das Faulen der Pfähle und Verdorren des Flechtswerks in kurzen Zwischenräumen viele Reparaturen nötig werden, kommt diese Methode nur in seltenen Fällen in Frage . Ähnlich Verhältnisse den liegen die bei immerUmzäunungen häufiger durch hin anzutreffenden Steinwälle. Farm Herrscht der auf Überfluß an großen und mittelgroßen Steinen, oder sind solche leicht in der Nähe des beabsichtigten Zaunes zu beschaffen, so empfiehlt es sich, Mauern ohne Bindemittel durch kunst-

-71 gerechtes Übereinanderschichten von Steinen zu erbauen. Hierbei genügt eine Höhe von 1,25 m, die eine Breite an der Basis von ca. 1 m und an der oberen Kante von 40 cm bedingt, um in wirksamer Weise die Vögel am Ausbrechen zu verhindern. Der Bau eines solchen Zaunes ist jedoch ungeheuer langwierig, so daß in Fällen, in denen eine rasche Verzinsung des Kapitals wünschenswert scheint, die Verwendung dieser Methode unangebracht wäre. Die beste und deshalb wohl auch am weitesten verbreitete Art der Einfriedigung ist die durch Drahtzäune , wie sie in allen Gegenden der Welt, deren Klima und Vegetation den Weidebetrieb verlangen, gang und gäbe ist. Am geeignetsten scheinen Zäune von 5 verzinkten Drähten mittlerer Dicke (2 bis 22 mm) , deren oberster 1,50 m, der unterste 0,25 m über dem Boden angebracht wird, während die übrigen dementsprechend in Abständen von 0,30 m voneinander geführt werden sollten. Die Pfosten, welche aus den fast überall vorhandenen Buschbeständen geschlagen werden können, werden am besten in einer Länge von 2 m genommen und 40-50 cm tief in den Boden eingelassen. Der Abstand von Pfosten zu Pfosten wird zweckmäßig auf 3-3,50 m berechnet. Um zu verhindern , daß bei Temperaturschwankungen eine allzu große Spannung auf die Drähte ausgeübt wird, ist es ratsam, alle 300-400 m einen neuen Zaun beginnen zu lassen. Ebenso auch bei Geländeunebenheiten. Die jeweiligen Endpfosten sind besonders kräftig zu wählen und 0,75 bis 1 m tief in den Boden einzurammen. Da diese Pfosten einen besonders starken Zug auszuhalten haben, ist es empfehlenswert, sie in Beton einzubetten und durch Pflöcke und Drahtseilchen in den Boden zu verankern. Die Drähte sollten niemals an den einzelnen Pfosten angenagelt werden ; da sich der Draht bei großer Hitze ausdehnt, bei Kälte jedoch zusammenzieht, wird sich bei den erheblichen Temperaturunterschieden der subtropischen Tage und Nächte, jedes Drahtteilchen in steter Bewegung befinden. Hierdurch wird entweder die zur Befestigung dienende. Krampe gelockert oder der Draht an der betreffenden Stelle zum Zerreißen neigen. Vielmehr sollte jeder Pfosten an den

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den Drähten entsprechenden Stellen durchlocht werden, wodurch zwar viel Arbeit verursacht wird, aber erhebliche Reparaturkosten vermieden werden und in der Tat die einzige Möglichkeit geboten ist, einen wirklich dauerhaften Zaun herzustellen. Sehr gut bewährt sich auch die Methode , nach welcher die Zäune in Argentinien und in manchen Gegenden Nordamerikas errichtet werden, die auch in Afrika in Ländereien mit geringen Buschbeständen Beachtung verdienten. Danach werden Pfosten nur in Entfernung von 250-300 m aufgestellt, die Drähte jedoch durch 1,50 m hohe schmale T- Eisen geführt, die an den betreffenden Stellen durchbohrt sind und in Abständen von 3-3,50 m aufgereiht werden. An den jeweiligen Endpfosten werden für jeden einzelnen Draht kleine, mit Sperrhaken versehene Winden angebracht, durch deren Anziehen bzw. Nachlassen sämtliche Drähte stets in der gewünschten Spannung erhalten werden können . Eine derartige Anlage verlangt zwar erhebliche Ausgaben, doch garantieren solche Zäune eine außerordentlich große Haltbarkeit ; Reparaturen kommen bei regelmäßiger Kontrolle der Drähte nur selten vor, und die Lebensdauer eines solchen Zaunes ist mindestens auf die vierfache Zeit eines gewöhnlichen Drahtzaunes zu berechnen, so daß die einmalige Mehrausgabe durch Ersparnisse an Reparatur und Neuanschaffung bei weitem gerechtfertigt wird. Die Kosten der Errichtung eines Drahtzaunes sind naturgemäß je nach der Lage der Farm, dem Preise der Materialien und der Leichtigkeit der Beschaffung derselben außerordentlich schwankend. Doch gilt als Durchschnittspreis in Britisch-Südafrika 1,50-2, M. als vollkommen ausreichend für den laufenden Meter eines gewöhnlichen 5drahtigen Zaunes . Neben den mancherlei Vorteilen weisen die Drahtzäune gegenüber Holzzäunen und Steinmauern darin einen großen Nachteil auf, daß sie auf größere Entfernung von den an Zäune nicht gewöhnten Tieren nicht als Hindernis anerkannt werden. Sind die Vögel in Erregung, so kommt es häufig vor , daß sie in wilder Flucht mit großer Gewalt gegen die Drähte rennen , wobei sie entweder durch. die Wucht des Anpralls mit ihrem durch Hornschwielen ver-

73 stärkten Brustbein den Draht zerreißen oder aber Beinbrüche davontragen, eine Verletzung, die meistens den Tod des Tieres zur Folge hát. Durch Einflechten von Zweigen zwischen die Drähte kann der Zaun besser gekennzeichnet werden; doch bringt dies den Nachteil mit sich, daß die Drähte weniger straff angezogen werden können und infolgedessen der Zaun in seiner Festigkeit erheblich gefährdet ist. Immerhin gewöhnen sich die Tiere bald an die Drähte, wenn auch meist erst dann, wenn sie mehrfach in schmerzliche Berührung mit denselben gekommen sind ; doch gehören erfreulicherweise schwere Unglücksfälle zu den Ausnahmen. Lebende Zäune aus Aloe oder Feigenkaktus können immer nur auf kurze Entfernungen hergestellt werden, wo sie dann im ganzen recht günstig wirken und sich aus dem Grunde besonders eignen, daß sie gleichzeitig ein gutes Futtermittel zu Zeiten der Dürre abgeben können. Als schwerwiegender Nachteil ist jedoch der Umstand anzusehen, daß solche Hecken Unterschlupf für Ungeziefer aller Art und Größe bieten, welches bei dem überaus dichten Wachstum mit keinem Mittel zu vertreiben ist. Neben dem Zweck, die Strauße in ihrer Bewegungsfreiheit zu beschränken und dem Farmer stets Gelegenheit zu geben, Besitzerrechte an ihnen auszuüben, muß die Einzäunung auch in ihrer Eigenschaft als Schutz der Vögel vor Raubtieren berücksichtigt werden. Besonders gefährlich für Kücken, aber auch für die Eier und die erwachsenen Vögel Im Handel werden schakalist der diebische Schakal. sichere Zäune geführt, die auch einen wirksamen Schutz gegen diese gefährlichen Räuber bieten, doch ist ihre BeGanz entschaffung mit erheblichen Kosten verbunden. behren wird sie der Straußenzüchter nicht können, doch kann er bei kluger Einrichtung seines Betriebes die Verwendung solcher Zäune auf gewisse Triften beschränken. Jedenfalls liegt es in seinem eigensten Interesse, den Kampf gegen solches Raubzeug mit Fallen, Gift und Selbstschüssen auf das energischste zu betreiben. Größere Raubtiere wie Leoparden und Geparde lassen sich gewöhnlich durch einfache Zäune abhalten. Hat ein solches Tier die Erfolglosig-

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keit, den Zaun zu durchklettern, erprobt, so wird es in den meisten Fällen gar nicht versuchen, das Hindernis zu überspringen, sondern an demselben entlangtrotten, um einen günstigeren Platz zum Hindurchschlüpfen ausfindig zu machen; ein weiterer Grund, die Drähte gut instandzuhalten und straff anzuspannen. Doch ist das Vorhandensein irgendwelchen Raubzeugs unverträglich mit einem rationellen Betriebe und die Vernichtung aufs dringendste anzuraten. Größe und Einteilung der Farm in verschiedene Triften wechseln mit den jeweiligen Betriebsarten und sollen später eingehend besprochen werden. 2. Gebäude. Neben den Zäunen bedarf es auf einer Straußenfarm nur wenig toten Inventars. Meist findet sich die Straußenhaltung nur als Nebenbetrieb zur Rinder- oder Schafzucht, so daß die auf der Farm schon bestehenden Einrichtungen und Anlagen auch der Straußenzucht zugute kommen. Auf derartige Baulichkeiten, wie Brunnen, Wirtschaftsgebäude, Farmhaus usw. brauchen wir daher nicht näher einzugehen. Ein unumgängliches Erfordernis sind ausreichende Räumlichkeiten zur Unterbringung von Brutöfen , sowie der Straußenkücken bis zu ihrem vollendeten dritten Monat, da die äußerst empfindlichen Tierchen in dieser Zeit sorgfältig vor Nässe und Nachtkälte geschützt werden müssen. Am zweckmäßigsten werden dazu aus Backsteinen 1-2 größere Räumlichkeiten an die schon bestehenden Wirtschaftsgebäude angegliedert, deren Ausdehnung dem Umfang der beabsichtigten Zucht entsprechen muß. Der Raum für die Brutöfen verlangt keinerlei besondere Aufwendungen , da hölzerner Boden, Trockenheit, leichte Lüftbarkeit und möglichst gleichbleibende Temperatur ( 16-17 ° C.) die einzig zu erfüllenden Bedingungen sind . Bei dem Aufzuchtraum für die jungen Kücken ist es vorteilhaft, für die kalten Frostnächte eine Heizvorrichtung einzubauen. Zweckmäßig und billig scheint hierfür eine Einrichtung, wie sie Hagenbeck in Stellingen getroffen hat. Der mit Sand bedeckte Boden des Raumes ist aus Zementbeton hergestellt und unter-

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kellert resp. erhöht, so daß er durch eine einfache Warmwasserröhre von unten erwärmt werden kann. Besondere Rücksicht ist darauf zu nehmen, daß ohne Schwierigkeiten der Kückenraum jederzeit gereinigt und desinfiziert werden kann. Empfehlenswert ist ferner, wenn auch nicht unbedingt notwendig, möglichst in allen Triften den erwachsenen Straußen offene Schuppen zur Verfügung zu stellen, wo sie vor Regen und Kälte Schutz suchen können. Allerdings müssen die mit äußerst geringen Verstandesgaben dotierten Vögel erst nach und nach daran gewöhnt werden, sich den schädlichen Witterungseinflüssen zu entziehen ; suchen sie doch nicht einmal im wilden Zustand Deckung vor Wind und Regen unter den Büschen auf, sondern bleiben frierend und traurig auf offener Fläche stehen. Jedenfalls lassen es die schweren Schädigungen, welchen die Vögel durch nasse Kälte ausgesetzt sind, in hohem Maße angebracht erscheinen , nach Kräften Abhilfe zu schaffen , wobei in den meisten Fällen verbesserte Produkte die erhöhten Unkosten rechtfertigen werden.

3. Die Paarung. Obgleich die Erfahrungen der Zucht bewiesen haben , daß ein Hahn für 2-3 Hennen vollkommen ausreicht, werden besonders in extensiven, einfachen Betrieben, in welchem eine genaue Überwachung der Paarung und Brut nicht möglich ist, männliche und weibliche Vögel in gleichem Verhältnis in der Herde gehalten. Ein Überwiegen der weiblichen Tiere würde, wie wir gesehen haben, verheerende Wirkungen auf die Brutpflege ausüben, da sie stets ihre Eier in die Nester anderer Hennen zu legen pflegen und sich das Recht auf die Brutarbeit zu erkämpfen suchen. Hierbei werden viele Eier zertreten oder aber, was häufig der Fall ist, lassen sich die rechtmäßigen Besitzer des Nestes in ihrer Brut stören , ja sogar ganz vertreiben. Anders gestaltet sich diese Frage bei intensiver Wirtschaft, wo gewöhnlich auf einen Hahn zwei Hennen gerechnet werden. Wo es der Betrieb zuläßt, ist es empfehlenswert, die Tiere

76 nicht vor Vollendung des dritten Jahres zur Paarung zuzulassen, da sie erst dann ihre volle Reife erlangt haben. Paarung und Brutgeschäft gehen im Zustande der Domestikation auf dieselbe Weise vor sich wie in der Freiheit. Das Nahen der Brunstzeit zeigt sich in den Vorbereitungen des Nistplatzes, die der Hahn in fieberhafter Unrast betreibt. Unter normalen Verhältnissen dauert die Paarungsperiode, je nach Gegenden wechselnd, von Juli bis März , während in ungünstigen Jahren der Beginn derselben bis zum August und September verzögert werden kann. Während dieser ganzen Zeit ist es äußerst gefährlich , sich dem überaus bösartigen Hahne ohne Verteidigungswaffe zu nähern ; ein langer, am Ende gegabelter Stock oder ein dichter Dornbuschzweig bietet jedoch für gewöhnlich ausreichenden Schutz. Von vielen Züchtern werden interessante Mitteilungen gemacht, mit welcher Wut und Erbitterung der Hahn während der Brunstzeit jeden Eindringling, auch seinen sonst vertrauten Wärter, verfolgt und nicht selten zum Krüppel macht. Mit gesträubtem Gefieder , den Hals scharf zurückgelegt, stürzt er sich auf seinen Feind und bearbeitet ihn mit wuchtigen, vorwärts gerichteten Stößen seiner kraftvollen Beine, deren Gefährlichkeit durch den harten, wenn auch abgestumpften Nagel erheblich gesteigert wird. Gewöhnlich genügt es, dem anstürmenden Tiere den Gabelstock oder Dornbusch in Höhe des Kopfes entgegenzuhalten, um ihn von seinen Angriffsideen abzubringen . Hat man aber versäumt, sich mit einer derartigen Waffe zu versehen, so soll es das beste Mittel sein, sich platt auf den Boden zu legen, ohne ein Glied zu rühren. In seinem äußerst geringen Fassungsvermögen besitzt der Strauß nicht die Fähigkeit der logischen Schlußfolgerung, die leblose Masse mit dem verhaßten, noch eben sich bewegenden Eindringling zu identifizieren, und wendet sich, ohne den Menschen weiter zu beachten , sofort wieder seiner gewohnten, hastigen und völlig zwecklos scheinenden Geschäftigkeit zu . Wenn dieses Mittel auch wenig angenehm zu sein scheint, so dürfte es doch sicherer und gefahrloser sein als ein anderes, dessen Anwendung von manchen Züchtern empfohlen wird ,

77 nämlich den Straußen am Halse zu fassen. Gelingt es einem, den Hals des attackierenden Vogels mit festem Griff zu umschließen, so ist er gänzlich wehrlos, und festes Zusammendrücken der Luftröhre macht ihn derart matt, daß es gelingt, den schützenden Zaun zu erreichen . Allerdings gehört viel Kaltblütigkeit und Gewandtheit dazu, den beweglichen Hals zu packen, während man Gefahr läuft, von einem schmerzenden, vielleicht sogar lebensgefährlichen Stoß der Beine getroffen zu werden. Die Hennen dagegen zeigen keinerlei Erregung während der Paarungsperiode und der ganzen Brutzeit. Erst wenn die Jungen ausgeschlüpft sind, wird es gefährlich, in ihre Nähe zu kommen, da sie ihre junge Brut mit großer Erbitterung verteidigen und in der Kraft und Methode ihrer Kampfesweise den Hähnen nicht nachstehen. Infolge des beschränkten Auslaufs ist die Henne verhindert, sich wie in der Freiheit dem Hahne zunächst zu entziehen oder durch langes Rennen Zuchtwahl zu üben , indem sie sich nur demjenigen ergibt, der sie einzuholen vermochte. Doch fehlt auch in der Gefangenschaft nicht der erbitterte Schlußkampf, dem schließlich die völlige Unterwerfung und eine , die ganze Brutperiode über dauernde Anhänglichkeit folgt. Befinden sich, wie das in extensiven Betrieben meist der Fall sein wird, mehrere Paare in derselben Trift, so kann man häufig erregte Eifersuchtsszenen , sowohl der Hähne als auch der Hennen , beobachten, welchen durch dröhnende Beinstöße verständlicher Ausdruck verliehen wird. Haben sich die Paare gefunden, so ist es die Aufgabe es Züchters, für günstige Nistgelegenheit Sorge zu tragen. Gewöhnlich hat zwar der Hahn schon durch Scharren und Wälzen einen Platz für die zu legenden Eier vorbereitet, doch ist es vorteilhaft, wenn in der Auswahl und Herrichtung des Nestes von seiten des Farmers nachgeholfen wird . Am besten wird der Platz in der Nähe von Büschen gewählt, welche vor Wind und allzu greller Sonnenbestrahlung einigermaßen Schutz gewähren. Jedenfalls muß er aber fern von allen lärmenden Geräuschen des Farmbetriebes verlegt

78 werden, damit die brütenden Vögel keinerlei Störungen ausgesetzt sind. Um die Eier vor stehender Nässe und Überschwemmung zu bewahren, ist es durchaus erforderlich, den Platz auf einer Bodenerhebung anzulegen ; aus demselben Grunde ist es strengstens zu vermeiden, die Vögel in Gehegen brüten zu lassen, die mit Luzerne angepflanzt sind. Dabei wird entweder die Möglichkeit genommen, die Luzerne zur richtigen Zeit zu bewässern, wodurch diese in hohem Maße geschädigt würde, oder man läuft Gefahr, bei einer Bewässerung des gleichmäßig nivellierten Landes die Eier zu verderben und die Eltern an der Durchführung des Brutgeschäftes zu verhindern. Um jegliche Nässe von den Eiern fernzuhalten, ist es ratsam, an der Stelle, an welcher das Nest gemacht werden soll, eine Grube von 0,75 m Tiefe und 1,50 m Durchmesser auszuheben und diese zu 34 ihrer Tiefe mit Kies anzufüllen. Die ausgeworfene Erde wird dann fein zerkrümelt auf die Oberfläche des Kieses gestreut, und das Nest ist fertig. Sollte die Henne aus irgendwelchen Gründen eine andere Stelle zum Legen bevorzugen, so gewöhnt man sie leicht durch ein wenig Körnerfutter an das neue Nest. Außerdem werden die schon vorhandenen Eier an den neuen Platz gebracht und der alte, von den Hennen bis dahin benutzte Nistplatz durch Verbauen mit Dornbüschen unbrauchbar gemacht. Die Paarung und damit der Beginn des Legegeschäftes fällt in den Winter und das früheste Frühjahr , also in die Zeit vor den ersten Regenfällen. Da dies nun der Zeitpunkt ist, zu welchem die Vegetation völlig vertrocknet ist und die Natur die spärlichste Nahrung zur Verfügung stellt, anderseits aber im Interesse der zu erzeugenden Nachzucht es wünschenswert ist, daß beide Eltern zur Zeit der Begattung sich in guter, kräftiger Kondition befinden, ist es zweckmäßig, auch im extensivsten Betrieb in Form von Mais, Gerste oder sonstigen Körnerfrüchten ein Kraftfutter zu verabreichen. Es ist ein wissenschaftlich bewiesener Erfahrungsgrundsatz , daß der Gesundheitszustand beider Eltern im Augenblick der Befruchtung ausschlaggebend ist für die Entwicklung des Keimes, so daß neben der Zuchtwahl die Fütte-

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rung der älteren Tiere einen wesentlichen Faktor zur Erzielung einer gesunden, kräftigen Nachzucht darstellt... Die Behauptung, welche von manchen Züchtern unter anderem auch von Douglass - aufgestellt worden ist und von Zeit zu Zeit immer wieder in der Straußenliteratur auftaucht : daß die Strauße im domestizierten Zustande weniger willig dem Paarungsgeschäfte obliegen und dementsprechend weniger Eier legen als in der Freiheit, ist von Duerden experimentell widerlegt worden. Allerdings gibt er zu, daß unter ungesunden Verhältnissen, wo die Vögel in engen Gehegen unter überreicher Nahrungszufuhr gehalten werden , der Paarungstrieb und die Fähigkeit, Eier zu legen, gänzlich sistiert werden kann. Unter normalen Bedingungen trifft dies jedoch keineswegs zu. Nach seinen , durch geregelte Buchungen erhaltenen Daten legt eine Henne im Durchschnitt alle 2 Tage ein Ei. Unterbrechungen finden höchstens infolge schlechter Witterung , wie andauernder Kälte und Nässe, statt, Unterbrechungen, die sich auf acht Tage und länger erstrecken können . Bei günstigen Temperaturverhältnissen läßt sich die Produktion von einem Ei pro zwei Tagen durch regelmäßiges Entfernen der gelegten Eier die ganze Brutperiode hindurch aufrechterhalten. Prof. Duerden führt in seiner Abhandlung über das Eierlegen der Strauße (Lit. Nr. 22, VI) Buchungen an, die während vier Monaten, also ungefähr 23 der Paarungsperiode , auf Double Floss -Farm in Killowen geführt wurden. Die Art, wie solche Register aufgestellt werden sollten, ist praktisch und für jeden systematischen Farmbetrieb empfehlenswert ; sie ist allerdings nur in solchen Betrieben anwendbar , in welchen das Ausbrüten der Eier durch eine Brutmaschine vorgenommen wird. Jeder Hahn wird mit zwei Hennen in eine Umzäunung gebracht, so daß durchschnittlich pro Tag ein Ei aus dem Nest genommen werden kann. Um das Legen anzuregen, ist es zweckmäßig, ein in Porzellan oder Gips imitiertes Ei in das Nest zu bringen. Das jeweils entfernte Ei wird mit Tinte mit der Nummer des Hahnes versehen, gebucht und vorsichtig in einen kühlen Aufbewahrungsort gebracht. Ist dann etwa nach Verlauf eines Monats die not-

80 wendige Anzahl Eier gesammelt (25-30 Stück), so werden die Eier eines jeden Geleges, die also sämtlich von demselben Hahn befruchtet sind, getrennt von den anderen , in eigeren. Inkubatoren ausgebrütet. Diese Betriebsart läßt eine hervorragende Kontrolle sowohl über die Höhe der Individualpotenz als auch die Treue der Vererbung der einzelnen Zuchttiere zu und ermöglicht, eine strenge Zuchtwahl regelrecht durchzuführen. Aus leicht verständlichen Gründen läßt sich diese peinlich genaue Methode nur in intensiven Betrieben durchführen, da bei extensivem Betriebe eine derartige Kontrolle nur mit ausgedehntem und kostspieligem Apparat ausgeübt werden könnte. Durch Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen, sowie durch Auswahl der besten Legevögel läßt sich die Eierproduktion in gewissem Maße steigern, ein Umstand, der für solche Betriebe, welche vorzüglich auf Verkauf von Zuchttieren hinarbeiten, von großer Bedeutung ist. Nach Prof. Drew ,,ist kein Grund vorhanden, warum bei Straußen das Maximum 1 Ei alle 2 Tage betragen sollte, da die äußerste Grenze der Legemöglichkeit in der Fähigkeit liegt, die als Nahrung aufgenommenen Stoffe zu assimilieren und in die Bestandteile des Eies umzuformen“.

4. Die Brut. Das Brutgeschäft kann entweder auf natürlichem Wege durch abwechselndes Brüten der beiden Elternvögel, oder aber auf künstliche Art durch besonders konstruierte Brutmaschinen ausgeführt werden. Überläßt man das Brutgeschäft den Vögeln, so wird die Henne ca. 12--16 Eier in das Nest legen, und das Brüten wird im großen Ganzen auf dieselbe Art vor sich gehen, wie wir es beim wildlebenden Straußen kennen gelernt haben. Bald nach Einsetzen der Brutarbeit verliert der Straußenhahn die Neigung und Fähigkeit zur Paarung. Um die Tiere bei dem anstrengenden Brutgeschäft in verhältnismäßig guter Kondition zu erhalten, ist ihnen regelmäßiges Beifutter zu verabreichen, wobei zu berücksichtigen ist, daß Hahn und Henne infolge ihres abwechselnden Sitzens zu verschiedenen Zeiten

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gefüttert werden müssen. Es ist Sorge zu tragen, daß die Tiere in keiner Weise gestört oder belästigt werden, und für den Fall, daß unter gewöhnlichen Bedingungen auch anderes Vieh auf derselben Trift gehalten wird, ist dieses während der Brutzeit aus der Nähe der brütenden Vögel zu entfernen. Nach dem 42. Tage schlüpfen die Jungen aus, und zwar keineswegs alle an demselben Tage . Hierbei treten die im ersten Teile angeführten Verhältnisse in Kraft, die zu einer verschiedenen Brutdauer der einzelnen Eier führen. Doch darf hierbei als Regel angesehen werden, daß diejenigen Eier, die zuletzt gelegt sind, zuerst ihre Reife erlangen. Haben die Eltern aber einmal das Nest verlassen, um sich um ihre zuerst ausgeschlüpften Jungen zu bemühen, so ist keine Hoffnung mehr vorhanden, daß sie zur BeendiEs ist gung ihres Brutgeschäftes dorthin zurückkehren. daher anzuraten, unter solchen Umständen die beinahe ausgebrüteten Eier zu sammeln und sie in eine Brutmaschine oder eine Hülle von warmem Rindermist und wollenen Decken zu verbringen, wo dann meist ein gewisser Prozentsatz wenigstens zum Ausschlüpfen kommt. Bei natürlicher Bebrütung ist es möglich, daß Witterungsverhältnissen unter günstigen ein Straußenausbrütet, Gelege Kücken paar vier wenn die den ersten regelmäßig nach Tagen den Eltern weggenommen werden. Mit ziemlicher Sicherheit kann jedoch auf drei Nester gerechnet werden, während bei vollständiger Aufzucht der Jungen durch die Straußeneltern nur unter günstigsten Verhältnissen zwei Gelege erzielt werden können. Durchschnittlich kommen 95% der bebrüteten Eier zum Ausschlüpfen, was bei zwei Gelegen à 16 Eiern pro Paar und Jahr ca. 30 Kücken bedeutet, im Vergleich zu anderen Gattungen der höheren Tiere ein außerordentliches Nachzuchtergebnis. Doch ist darin, wie so häufig in der Natur, nur ein Mittel zu erkennen , die Art, trotz der großen Sterblichkeit und der vielen Gefahren, welche den Kücken bis zur Erlangung der Reife drohen, zu erhalten : das weitverbreitete Prinzip der Schrotflinte, durch Überproduktion von Möglichkeiten ein einzelnes Ereignis, das aus irgendBassermann. Der Strauss und seine Zucht. 6

82 welchen Gründen nicht unmittelbar herbeigeführt werden kann, in Bausch und Bogen zu erzielen". (O. zur Straßen , Tierpsychologie.) Der Betrieb mit Brut maschinen stellt sich wesentlich anders dar. Wie schon oben erwähnt, werden die Eier regelmäßig aus dem Neste entnommen, und da infolgedessen die Straußeneltern nicht zum Brüten kommen, eine Funktion, die beim Straußen nur durch eine bestimmte Anzahl Eier ausgelöst zu werden scheint, fällt die sonst regelmäßig durch das Brutgeschäft verursachte Pause von 6-7 Wochen weg. Die Produktion an befruchteten Eiern kann daher auf das Höchstmaß von einem Ei pro zwei Tage und jede Henne gesteigert und einen großen Teil der Paarungszeit hindurch aufrecht erhalten werden. Hat man die genügende Anzahl von Eiern aus den Nestern entnommen , so werden sie in die Brutmaschine gebracht und dort einem, den natürlichen Vorgängen genau abgelauschten Verfahren unterworfen. Das Prinzip des Ausbrütens beruht in einer dauernden Zufuhr genau bestimmter Wärmemengen, welche zur Entwicklung des Embryos im Ei notwendig sind. Die Keimscheibe, aus der sich der Keimling entwickelt, ist an der Oberfläche des Nährstoffe enthaltenden Dotters gelegen. Da dieser durch die Chalazen an den beiden Polen des Eies schwebend aufgehängt ist, hat er die Möglichkeit, in jeder Lage des Eies sich so zu orientieren, daß der Keimfleck nach oben gerichtet ist, wodurch ihm stets direkte Brutwärme zugeführt werden kann. Bei der Art der Unterbringung der Eier in den Brutapparat ist daher dieser Umstand besonders zu berücksichtigen. Genaue Beobachtungen haben ferner ergeben, daß die Wärmemenge, die von dem brütenden Vogel zu den verschiedenen Entwicklungsstadien des Keimes dem Ei mitgeteilt werden, in einer Mosenstets gleichmäßig auftretenden Kurve sinken. thal und Harting geben die Wärme der Straußenhenne auf 40 ° C. ( 104 ° F. ) an . Da jedoch anzunehmen ist, daß der Kontakt zwischen der brütenden Henne und den Eiern nicht so eng hergestellt werden kann, daß absolut keine Wärme verloren geht, setzen sie die Wärme ihrer Brut-

83 maschine für die Dauer der ersten Wochen der Inkubation auf 38,8 ° C. (102 ° F.) fest. Bei natürlicher Bebrütung erfolgt durch zeitweiliges Verlassen des Nestes sowohl eine Verminderung des Brutfiebers bei den Eltern als auch eine, wenn schon geringe Abkühlung der Eier. Außerdem mag sein, daß aus uns unbekannten physiologischen Ursachen eine gewisse Verringerung der Temperatur des brütenden Vogels stattfindet. Jedenfalls lehrt die Beobachtung der natürlichen Bebrütung, sowie die Empirie der Inkubatorentechnik, daß es angebracht ist, die Temperatur der Maschine gegen Ende der Bebrütung sinken zu lassen. Die ersten 23 Tage wäre daher die Brutmaschine auf 38,8 ° C. ( 102 ° F.) zu erhalten, in der vierten Woche dagegen auf 37,7° C. (100 ° F.) und von der 5. Woche an auf 36,6 ° C. (98 ° F.) zu vermindern. Um eine derart auf Grade genau berechnete Wärme den Eiern gleichmäßig zuführen zu können, bedarf es außerordentlich exakt arbeitender Apparate. Die große Nachfrage nach solchen Maschinen hat eine Unmenge von Systemen gezeitigt, die alle mit ziemlich gutem Erfolge arbeiten. Zum Teil basieren sie auf dem von Cantilo (1840) erfundenen Hydroinkubator, welcher stete Zufuhr von heißem Wasser benötigt, oder aber sie verfolgen die von Douglass zuerst erprobte und der Straußenzucht angepaßte Methode. Auf die einzelnen der im Handel geführten Inkubatoren näher einzugehen, würde zu weit führen. Eine stets beigegebene verständliche Gebrauchsanweisung gibt genügend Anleitung, die Handhabung einer solchen Maschine zu erlernen. Bezeichnend für die Theorie der Inkubatoren, sowie von historischem Interesse ist der von Douglass patentierte ,,Eclipse"-Inkubator, dessen Beschreibung in Nobles Hand1 book of the Capecolony folgendermaßen gegeben wird : ,,Der Inkubator besteht aus einer hölzernen Kiste , die ca. drei Quadratmeter umfaßt, oben offen ist und 25 Eier aufnehmen kann. Sie liegt auf einer Kupfer- oder Zinkpfanne, welche 3 Zoll tief ist und im übrigen dieselbe Größe wie die Kiste hat. Die Pfanne wird mit heißem Wasser gefüllt und besitzt 3 oder 4 Löcher, durch welche die Wärme und das ver6

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dunstende Wasser in die Kiste eindringen kann. Die Temperatur wird durch eine Petroleumlampe, welche unter der Pfanne brennt, auf gleicher Höhe erhalten. In manchen Fällen jedoch wurde gefunden, daß der Rauch der Lampe den jungen Kücken beim Ausschlüpfen schadet, so daß man die Lampe in einem anderen Raum brennen läßt und die Pfanne durch die Trennungswand hindurchleitet. Die Wärme kann durch regelmäßigen Gebrauch des Thermometers reguliert werden. . . . . Die Inkubationszeit beträgt 42 Tage. Die Eier werden umgewendet und gelüftet, indem man täglich ein- oder zweimal die Deckenüberlagen von der Kiste entfernt. 14 Tage vor Beendigung der Inkubationszeit werden die Eier gegen das Licht gehalten und auf ihren Inhalt geprüft. Eine Woche darauf werden sie leicht, aber sorgfältig an der Spitze mit einem scharfen, stählernen Instrument durchlöchert, um schwächlichen Kücken zu erleichtern, die Schale zu durchbrechen." Auf Farmen, auf welchen Brutmaschinen in Betrieb genommen werden sollen, ist es natürlich notwendig, einen eigenen Raum für den Inkubator herzurichten. Da die Eier unter diesen unnatürlichen Verhältnissen äußerst empfindlich sind, müssen Zug und Erschütterung aufs strengste vermieden werden. Um sich möglichst vor Verlusten, die durch Bebrüten unbefruchteter Eier entstehen können, zu schützen, wäre es sehr wertvoll, genaue Methoden zu besitzen, nach welchen die Befruchtung eines Eies mit Sicherheit nachgewiesen werden könnte. Eine solche Methode existiert nicht, trotz mancherlei ,,unfehlbaren" Kennzeichen, die von Berufenen und Unberufenen verkündet zu werden pflegen . Einigermaßen zutreffende Anhaltspunkte gibt Oudot in seinem Buche über Straußenzucht in Algier an. Sog. Frühjahrseier, also die zu Beginn der Paarungszeit gelegten, weisen einen größeren Prozentsatz der Befruchtung auf als später gelegte Eier. Guter Gesundheitszustand der Eltern und ungestörte Ruhe während der Begattung bieten gewisse Garantien für erfolgreiche Befruchtung. Wichtig ist es, die Eier in möglichst frischem Zustande der Brutwärme zu unter-

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ziehen, da erfahrungsgemäß nach dem 20. Tage der Keim abzusterben geneigt ist. Auch ein ruhiges Tragen der Eier mit peinlicher Vermeidung irgendwelcher Erschütterungen ist dringend zu empfehlen, da durch übermäßiges Schütteln die Keimfähigkeit leidet und sogar völlig verloren gehen kann. Jedenfalls sollten solche Eier, die getragen oder gefahren worden sind, einige Tage kühl aufbewahrt werden, da häufig die Keimkraft nur vorübergehend beeinflußt ist und durch Ruhe wieder hergestellt werden kann. Das Alter des Eies ist ein schwerwiegender Faktor für die Fähigkeit der Keimentwicklung und kann mit ziemlicher Genauigkeit an der Ausdehnung des Eiluftraumes bestimmt werden. Er entsteht durch Verdunstung der Eiflüssigkeit durch die Porenkanäle und zeichnet sich als helle Region in dem gegen das Licht gehaltenen Ei ab. Beim Straußenei erscheint er am 4. oder 5. Tage und wird langsam größer. Ist ein unbefruchtetes Ei in den Inkubator gebracht, oder stirbt der Keim in den ersten Stadien der Entwicklung ab, so wird es nach einigen Tagen in Fäulnis übergehen. Ou dot erwähnt, daß bei dem faulenden Straußenei die gelbliche Ausschwitzung, die bei anderen Vogeleiern zu beobachten ist, nicht vorkomme. Da diese schmutzig- gelbe Färbung der Eier dadurch hervorgerufen wird, daß die Gase, welche durch die Zersetzung der organischen Eisubstanz entstehen , durch die Porenkanäle diffundieren und hierbei Flüssigkeitsteilchen mit sich reißen, dürfte die Beobachtung von dem Fehlen dieser Vorgänge auf die Eier des von Oudot beschriebenen Struthio camelus zu beschränken sein . Es könnte dies leicht damit in Übereinstimmung gebracht werden, daß die einzeln verlaufenden Porenkanäle, in ihren Mündungen verstopft, ein Diffundieren der Gase nicht zulassen. Darauf sind auch nach Oudots Angaben die von ihm beobachteten Explosionen faulender Straußeneier zurückzuführen, in deren Inneren der Druck der Oxydationsgase so stark wird, daß die Schale ihm nicht mehr standhalten kann. Bei Struthio australis ist dieser Fall nicht oder doch nur äußerst selten beobachtet worden ; jedenfalls wird er meines Wissens in der Literatur an keiner Stelle erwähnt.

86 Hat man die ausgebrüteten Eier mit der nötigen Sorgfalt ausgewählt, so wird die Zisterne des Brutapparates mit kochendem Wasser angefüllt, das bis auf 42,2 Grad Celsius (108 Grad F. ) abgekühlt wird. Bei dieser Temperatur werden die Eier in den Apparat gebracht, worauf die Wärme langsam auf 38,8 Grad C. (102 Grad F.) zu reduzieren ist , auf welcher Höhe sie dann für die Dauer der ersten 23 Tage regelmäßig erhalten werden muß. Eine Kontrolle der Temperatur hat mindestens alle drei Stunden zu erfolgen. Das Lüften und Umwenden der Eier wird zweckmäßig morgens und abends vorgenommen und darf je nach der Außentemperatur 10-15 Minuten in Anspruch nehmen. Auch hierbei, besonders bei solchen Brutmaschinen, in welchen die Eier in Schubladen gelegt werden, ist eine Erschütterung äußerst nachteilig. Die Brutdauer ist zumeist die gleiche wie bei natürlicher Bebrütung, wenn auch bei sorgfältiger Handhabung der Maschine ein gleichmäßigeres Ausschlüpfen erzielt werden kann. Gewöhnlich sind die Kücken kräftig genug, die angebohrte Schale im richtigen Moment zu durchbrechen, sobald die in das Ei diffundierende Luft zur Deckung des Sauerstoffbedarfes nicht mehr genügt. Doch ist es ratsam im Verlaufe der letzten Wochen des öfteren die Eier zu kontrollieren, um im Notfalle nachhelfen zu können , wenn die Jungen verklebt oder zu schwach sein sollten. In einem Betriebe mit Inkubatorenbrütung, in welchem die Eier der Strauße regelmäßig entfernt wurden, ist es wünschenswert, ein letztes Gelege den Eltern selbst zur Brut zu überlassen . Der Zeitpunkt, zu welchem diese Brut anfangen soll, ist jedoch so zu legen, daß mit Sicherheit darauf gerechnet werden kann, daß die Kücken noch zu einer Zeit günstiger Temperatur- und Futterbedingungen zur Welt kommen, da sonst ihre Aufzucht in Frage gestellt werden könnte. Durch das Ausüben des Brutgeschäftes wird den Straußeneltern Gelegenheit gegeben, das Paaren zu unterbrechen und dadurch nach und nach die Brutperiode zu beschließen, was auf die Kondition der Vögel entschieden einen günstigen Einfluß ausübt. Die natürliche sowohl wie die maschinelle Methode ha-

87 ben beide begeisterte Anhänger und erbitterte Gegner. Beide Lager verfechten ihre Sache mit derart treffenden Gründen, daß es dem Laien und angehenden Straußenzüchter schwer wird, sich ein abschließendes Urteil darüber zu bilden, welches das bessere System sei, und welches von beiden er in seiner Zucht mit Vorteil anwenden könne. Vom rein technischen Standpunkte aus betrachtet, haben beide Systeme gleichermaßen ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Was die natürliche Methode als besonders günstige Umstände bezeichnen kann, muß beim Inkubator unter der Rubrik der Nachteile erscheinen und genau ebenso verhält es sich auf der anderen Seite. Bei der natürlichen Brutmethode kommen folgende Momente in Betracht : Als die naturgemäßere hat sie von vornherein mit geringerem Risiko zu rechnen. Der größte Teil der Sorge um die Eier wird den Eltern-Vögeln aufgebürdet, die schon von Natur aus mit dem nötigen Instinkt begabt sind, solche, zur Erzielung einer möglichst gesunden und zahlreichen Nachzucht notwendigen Maßregeln zu treffen. Es bedeutet dies also eine erhebliche Entlastung des Betriebsleiters, verbunden mit einer nicht zu unterschätzenden Vereinfachung und infolgedessen Verbilligung des gesamten Betriebes. Auf der anderen Seite jedoch werden die Strauße infolge der steten Inanspruchnahme durch das Brutgeschäft in hohem Maße am Eierlegen gehindert, da mit jeder Brut eine Pause von 50-60 Tagen verbunden ist, wodurch die Gesamtproduktionsfähigkeit ganz erheblich reduziert wird. Die große Anstrengung des fortgesetzten Brütens schwächt die Kondition der Tiere , und die Beschädigungen, welche die wertvollen Federn erleiden, stellen uns vor die Frage , entweder die Federn zu schneiden und dadurch dem Vogel einen Teil der notwendigen Brutwärme zu entziehen, oder aber auf die Produktion erstklassiger Federn zu verzichten. Der Inkubator dagegen versetzt uns in die Lage, diese recht schwerwiegenden Nachteile zu vermeiden. Die Eierproduktion kann in ganz anderer Weise erhöht werden, da in den 60 Tagen erzwungener Ruhe des brütenden Vogels

88 von unbeschäftigten Paaren ca. 25-30 Eier erwartet werden können. Außerdem ist, wie schon erwähnt, die Kontrolle, die durch Benutzung der Brutmaschine auf die Zuchtwahl ausgeübt werden kann, nicht gering zu veranschlagen, denn nur eine derart genaue Buchführung über die Beschaffenheit der Nachzucht eines Vogels ermöglicht eine systematische Verbesserung der Zucht. Da ferner bei der Paarung die Federn eine wesentliche Rolle nicht spielen, steht es jederzeit frei, die Vögel im richtigen und für die Feder günstigsten Moment ihres Schmuckes zu berauben. Jedoch ist keineswegs zu unterschätzen, daß die Verwendung der Brutmaschine äußerst zweischneidig ist. Sie verlangt absolut genaue Kontrolle , unablässige Aufsicht und vorsichtigste Sorgfalt, wenn sie mit dauerndem Erfolge arbeiten soll. Der kleinste Verstoß gegen die , auf eingehenden Forschungen basierenden Vorschriften kann mit dem Verlust sämtlicher in dem Apparate sich befindenden Eier bezahlt werden müssen. Das größere Risiko liegt also nicht so sehr in dem System selbst, als in der mehr oder minder stark ausgeprägten Geschicklichkeit und Gewissenhaftigkeit des Betriebsleiters. Daß mit der Brutmaschine ganz hervorragende Resultate erzielt werden können, hat schon ihr Erfinder Douglass bewiesen, indem er von 6 Vögeln (4 Hennen und 2 Hähnen) in einem Jahre mittelst Inkubators 130 Kücken ausbrüten konnte und im Laufe vieler Jahre einen Durchschnitt von 93,5 Prozent aufstellte. Die Behauptung mancher Verfechter des natürlichen Systems, daß die Inkubatorkücken eine höhere Sterblichkeit aufwiesen als die von den Eltern ausgebrüteten Jungen, ist unbegründet, da diese, in vereinzelten Fällen beobachtete Tatsache auch durch andere, nicht beachtete Umstände verursacht sein konnte. Wie aus dieser andeutungsweisen Gegenüberstellung gefolgert werden kann, ist von farmtechnischen Gesichtspunkten aus weder das eine noch das andere System absolut zu verwerfen. Welchem von beiden daher im speziellen Falle der Vorzug zu geben wäre, müßte von den jeweiligen wirtschaftlichen Bedingungen abhängig gemacht werden. So wird in arbeitsextensiven Wirtschaften , in welchen die Frage

89 der Rentabilität es verbietet, dem einzelnen Tiere allzu große Sorgfalt zuzuwenden ; wobei also mehr auf Quantität als auf vorzügliche Qualität der Produkte Wert gelegt werden muß, die natürliche Methode der Bebrütung angebracht sein. Ein solcher Betrieb wird auch nur in geringem Maße auf den Verkauf von Zuchttieren hinarbeiten können und sein Interesse darauf beschränken , den eigenen Herdenbestand in rationeller Weise zu vermehren. Zu diesem Zweck wird stets die Menge der Nachzucht, welche auf natürlichem Wege erreicht werden kann, vollauf genügen. Ganz wird jedoch auch dieser Wirtschaftsbetrieb den Inkubator nicht entbehren können. Durch Zufälligkeiten irgendwelcher Art können. die Strauße in ihrer Brutarbeit gestört werden und die schon angebrüteten Eier verlassen, in welchem Falle die Brutmaschine die begonnene Arbeit zu Ende bringen kann. Anders dagegen liegen die Verhältnisse bei intensiven Betrieben. Die hohen Bodenwerte verlangen eine erschöpfende Ausnutzung sämtlicher Produktionsmöglichkeiten und zwingen den Farmer, in jeder Hinsicht Qualitätszucht zu betreiben, sowohl in Verkaufstieren als auch in dem endgültigen Produkt der Feder. Eine völlig einwandfreie Qualität beider Verkaufsobjekte kann jedoch nur durch Benutzung der Brutmaschine erreicht werden.

5. Aufzucht. Die Aufzucht der jungen Kücken geht bei beiden Methoden ziemlich auf die gleiche Weise vor sich. Die von den Straußen selbst ausgebrüteten Jungen werden tagsüber bei den Eltern gelassen, wo sie sich bald unter den wärmenden elterlichen Flügel kauern, bald angeleitet durch die Alten, ihre ersten Gehversuche machen und schon in den ersten Tagen possierlich unbeholfen den vielerlei Insekten nachstellen. Zur Nachtzeit . und bei eintretendem Regen müssen sie unbedingt unter Dach gebracht werden, was häufig mit Schwierigkeit verknüpft und nicht ganz gefahrlos ist, da beide Eltern zu dieser Zeit besonders bösartig sind. Es empfiehlt sich, die alten Strauße in eine besondere , enge Einzäunung zu treiben und sie während dieser Manipulation

90 von ihren Jungen zu trennen. Nahrung pflegen sie erst am dritten Tage aufzunehmen. Inkubatorkücken werden am besten während der ersten Tage in dem zu diesem Zweck erbauten gewärmten Raume gehalten, in welchem ihnen Steinchen und Sand zur Verfügung stehen. Vielfach wird auch eine sogen. künstliche Glucke eingestellt ; diese besteht aus einer nach unten und vorn offenen Kiste, von deren Decke eine große Anzahl wärmender Baumwollstreifen herunterhängen, zwischen welche sich die kleinen Kücken mit Vorliebe verkriechen. Doch genügt es auch, die Jungen für die ersten Stunden in einen Korb mit weichen Baumwolldecken zu setzen, wobei aber zu beachten ist, daß die Tierchen nicht unter der Umhüllung ersticken. Am dritten Tag sollten sie mit Kleie , Brotkrumen und Wasser versehen werden, vom vierten ab können sie in eine vor dem Aufzuchtraum befindliche Einfriedung gebracht und reichlich mit junger Luzerne und anderem Grünfutter gefüttert werden. Auf diese Weise gelangen sie in dasselbe Altersstadium, welches die natürlich ausgebrüteten Kücken erreicht haben müssen, wenn sie den Eltern weggenommen werden, um von nun an in der Hut eines kleinen Hütejungen zu bleiben, an den sie sich leicht gewöhnen und dessen Ruf sie willig Folge leisten. Bevor wir den Straußen in seiner ferneren Entwicklung verfolgen, ist es wichtig, die einschlägigen Bezeichnungen der verschiedenen Altersstufen, wie sie im Straußenhandel üblich sind, sowie ihre äußeren Merkmale kennen zu lernen. Douglass hat folgende, auch heute noch gültigen Altersstadien gekennzeichnet : ,,Strauße werden gewöhnlich bis oder zu 7 8 Monaten Kücken genannt . . . . Von da bis zu einem Jahr heißen sie junge Vögel. Von 1-4 Jahren Rupf- oder Federvögel. In den nächsten beiden Jahren werden sie als richtig 4- oder 5-jährige bezeichnet ... Nachdem sie gebrütet haben, werden sie garantierte Brutvögel genannt und haben zum letztenmal ihren Namen gewechselt. Die Unterscheidungsmerkmale der verschiedenen Altersstufen zeigen sich ungefähr folgendermaßen- wobei berück-

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sichtigt werden muß, daß ein frühreifer Vogel manche Merkmale späteren Alters haben wird, während ein zurückgebliebenes Tier desselben Alters manche jüngere Zeichen aufweist : 62 Monat : Die Kielfedern sind schnittreif ; einige der Körperfedern haben auszuwechseln begonnen. Manche Hähne zeigen gelbe Färbung an der Vorderseite der Beine. 12 Monate : Das zweite Wachstum der Kielfedern sollte sich zeigen. Bei einigen Hähnen sollten schwarze Federn auftreten, alle Hähne an Beinen und Schnabel weiß gefärbt sein. 2 Jahre : Sämtliche Erstlingsfedern sollten vom Rücken verschwunden sein, die Hähne ganz oder doch beinahe schwarz aussehen. Die meisten der kleinen, weißen Bauchfedern sollten je nach dem Geschlecht durch ,,Kap schwarz" oder „ Kap grau" ersetzt sein. 3 Jahre : Am ganzen Körper sollte keine Erstlingsfeder mehr zu finden sein. Zuletzt verschwinden sie an derjenigen Stelle, wo der Hals in den Rumpf übergeht. Jede Spur weißer Bauchfedern ist verschwunden. Die Befiederung hat ihre höchste Vollkommenheit erreicht. Einige Hähne zeigen rote Färbung an der Vorderseite der Beine und am Schnabel. 4 Jahre : Die Vögel sind geschlechtsreif; ihre Fortpflanzungsorgane sind vollständig entwickelt. Die Hähne zeigen. während der Brunstzeit an den hinteren Sehnen der Beine rosa Färbung, während die Vorderseite des Beines oder Schnabels scharlachrot sind. Fast alle Feinheit der Füße, Beine und Körperformen ist verschwunden. 5 Jahre und darüber : Die einzigen Merkmale sind ein groberer Gesamteindruck der Beine und des Körpers und Vergröberung der Schuppen an der Vorderseite der Beine und Füße." Die ersten drei Monate sind für die Existenz der StrauBen außerordentlich gefährlich. Sei es, daß die Kücken im Inkubator oder auf natürliche Weise zum Ausschlüpfen gekommen sind, in beiden Fällen sind sie äußerst empfindlich , und in jedem Jahre muß man mit einem recht beträchtlichen Prozentsatz an Sterblichkeit rechnen . Neben allen erdenk-

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lichen äußeren Unfällen, wie Verluste durch Schakale und andere Raubtiere, sowie sonstige, nicht vorherzusehende Zufälligkeiten, welche zum Tode dieser Tierchen führen können, treten eine Anzahl Krankheiten auf, die nur die StrauBenkücken und auch diese nur in den ersten drei Monaten befallen. Unter diesen ist ein in den 70er Jahren zum ersten Male beobachtetes, seitdem aber im ganzen Straußenzuchtgebiet Südafrikas heimisch gewordenes, typhöses Fieber hauptsächlich zu erwähnen, das auf Grund der gleichzeitig auftretenden krankhaften Veränderungen der Leber „ Gelbleber" (Yellow liver) genannt wird. Da die Ursachen dieser Krankheiten trotz eingehender Studien noch nicht mit Sicherheit erkannt worden sind, kann nur durch Förderung des allgemeinen Gesundheitszustandes dagegen angekämpft werden. Auch für die gefährlichen Parasiten sind die Tiere in ihren ersten Lebensmonaten besonders stark empfänglich. Beinbrüche, die bei der Sprödigkeit der jungen Knochen aus dem geringsten Anlaß entstehen können, sind, weil meist tödlich, sorgfältig zu vermeiden, kurz, die Pflege der Kücken während der ersten drei Monate kann nicht vorsichtig genug ausgeübt werden. Nach den ersten vier Tagen empfiehlt es sich , die kleinen Tiere unter Aufsicht eines Hütejungen auf frisch wachsende Luzernentriften zu schicken, da die jungen Triebe ihnen besonders bekömmlich sind. Futter sollten sie überhaupt so viel bekommen wie sie aufnehmen mögen, wobei hauptsächlich auf solche Nahrung zu sehen ist, die geeignet scheint, die Verdauungswege offen zu halten, wie junge, grüne Luzerne, klein geschnittene, entdornte Blätter des Feigenkaktus, grüne Salate und Kohl aller Art. Wasser muß stets reichlich zur Verfügung stehen und zwar reines, nicht brackiges Wasser, um alle nachteiligen Einflüsse auf den gerade in dieser Zeit besonders empfindlichen Magen nach Kräften zu vermeiden. Da die kleinen, nur perlhuhngroßen Kücken große Mengen anorganischer Salze benötigen, um die rasch wachsenden Knochen genügend zu festigen, ist es unumgänglich nötig , ihnen regelmäßig größere Mengen Knochenmehl oder zerhackter Knochen zu verab-

93 reichen. Ein Haupterfordernis für das Wohlbefinden der kleinen Zöglinge ist viel Bewegung, freier Raum, in dem sie nach Herzenslust ihre Sprünge und Tänze ausführen können, ohne Gefahr zu laufen, sofort an enge Zäune anzurennen. Halten doch auch die Eltern, die ihre Jungen zur Aufsicht bei sich behalten, die Kücken den ganzen Tag über im Laufen, ohne daß irgendwelche nachteilige Folgen dabei beobachtet werden. Vor Witterungsumschlägen sind sie ganz besonders zu bewahren, auch ist es günstig, sie tagsüber in warmem Schatten zu halten, und bei Regen und Sonnenuntergang sofort in den Aufzuchtraum zu bringen, der ihnen in den drei ersten Monaten regelmäßig zum Nachtaufenthalt dienen soll. Nässe und Kälte sind diejenigen Faktoren, welche besonders schädlich auf die Entwicklung der Tiere einwirken und sie für ihr ganzes Leben in ihrer Zucht und Federnproduktion beeinträchtigen können. Auch auf die Entwicklung ihrer Psyche kann in diesen ersten Zeiten außerordentlich günstig eingewirkt werden. Jagen und plötzliches Erschrecken sollte vermieden werden, und wenn sie häufig besonders zusagendes Futter mit der Hand gereicht bekommen, werden sie vollständig zahm und zutraulich, ja sie können mit ihrer nimmer rastenden Neugier, mit der sie alles irgendwie Auffällige und Ungewohnte in Augenschein nehmen, geradezu aufdringlich werden. Gewöhnlich verliert sich ihr zutrauliches Wesen, sobald sie in größeren Herden gehalten werden, doch zeigen derartige mit der Hand groß gezogene Vögel niemals den Grad von Wildheit, den sie ohne solche Pflege erreichen. Es ist verschiedentlich die Frage aufgeworfen worden, ob die Domestikation im Laufe der Straußengenerationen auch in dieser Hinsicht Veränderungen hervorgerufen habe. Von der Mehrzahl der Forscher wird diese Frage verneint ; Oudot erzählt zwar einige Episoden, in welchen hervorgehoben wird, daß der Strauß seinen Wärter kennt und sehr wohl von Fremden zu unterscheiden vermag. Doch auch hier konnte die Freundschaft zu seinem Pfleger der agressiven Wut während der Brunstzeit nicht standhalten. Hier handelte es sich um ein völlig in Gefangenschaft gehaltenes Exemplar,

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das ähnlich wie in unseren zoologischen Gärten täglich von demselben Manne sein Futter erhielt, was mit der Art der Haltung in einem extensiveren Betrieb absolut unvereinbar wäre. Diese Tiere, die doch immer mehr oder weniger in ihrem ursprünglichen Zustand leben, weisen daher nur in geringem Maße eine Gewöhnung an den Menschen auf ; eine größere Vertrautheit wird unter solchen Verhältnissen auch kaum zu erreichen sein, denn es ist ein alter Erfahrungssatz , daß sogar Pferd und Rind, diese seit Jahrtausenden domestizierten Haustiere vollständig verwildern, sobald sie unter ähnlichen Bedingungen auf Steppenweide gehalten werden. Die mancherlei Verluste , welche den Farmer bei dieser, gewissermaßen künstlichen Kückenaufzucht trafen, veranlaßte verschiedene tonangebende Züchter, es zu versuchen, die Kücken völlig wie in wildem Zustand durch die Straußeneltern selbst aufziehen zu lassen ; doch waren die Resultate , die hierbei erzielt wurden, keineswegs zufriedenstellend ; einmal war der Erfolg für die Kücken durchaus kein nachhaltiger ; die Unfälle mehrten sich vielmehr erheblich, ohne daß ein sichtlicher Rückgang in den Krankheiten zu beobachten gewesen wäre. Ein großer Nachteil dieser natürlichen Aufzuchtmethode liegt jedoch darin, daß die schon durch anstrengende Brutarbeit heruntergekommenen ElternTiere durch die dauernde Sorge um ihre Kücken außerordentlich in ihrer Kondition geschädigt wurden und infolgedessen weitaus schlechtere Federernten lieferten, als dies bei künstlicher Aufzucht der Jungen der Fall gewesen wäre. Da es bei einer rationell betriebenen Zucht von großer Wichtigkeit ist, jedes einzelne Tier in seiner Entwicklung verfolgen zu können, um sich ein richtiges Bild über den züchterischen Wert jedes Brutvogelpaares, über die Stärke und Richtung der Vererbung der jeweiligen Eltern machen. zu können, ist es ratsam, die Tiere schon in früher Jugend zu kennzeichnen. Bei langjähriger eingehender Beschäftigung mit Straußen wird es dem Fachmann zwar möglich sein, die einzelnen Vögel zu kennen und von anderen , scheinbar völlig gleichaussehenden Tieren an kleinen, dem Laien unauffälligen individuellen Eigenheiten zu unterscheiden.

95 Doch ist bei einer ausgedehnten Herde auch darauf kein sicherer Verlaß, so daß es vorzuziehen ist, die Tiere auf einwandfreie Art kenntlich zu machen und über die wichtigsten Punkte ihrer Entwicklung Buch zu führen. Wie bei allen extensiven Betrieben, in welchen das Individuum eine geringere Rolle spielen muß, als in intensiven Wirtschaften, bietet das Brennen ein vorzügliches, zweckentsprechendes Mittel das Tier zu kennzeichnen. Am vorteilhaftesten wird beim Straußen der Unterschenkel, also der oberste, sichtbare Teil des Beines, mit dem Zeichen der Farm, der Nummer des Eltern-Paares und eventl. mit dem Jahrgang versehen, womit alle Fragen über die Herkunft des Vogels an der Hand der Bücher beantwortet werden können. Das Eisen, mit welchem der Brand ausgeführt wird, muß zu einer scharfen Kante ausgefeilt sein, und glutrot nur einen Augenblick auf die Haut gepreßt werden, um allzugroße, schwer heilende Brandwunden zu verhindern . Um ein Verwechseln tunlichst auszuschalten, ist es gut, diese Zeichnung möglichst in den ersten Monaten vorzunehmen und jährlich zu wiederholen, wenn die verharschende Wunde sie unkenntlich gemacht haben sollte. Haben die Tierchen den dritten Monat erreicht, so ist die Hauptgefahr überstanden ; ihre Konstitution ist gefestigt und Krankheitsfällen weniger zugängig. Von dieser Zeit können die Tiere Tag und Nacht im Freien gehalten werden, doch ist es zweckmäßig, wo es sich mit rentabler Wirtschaft vereinigen läßt, ihnen im offenen Schuppen Schutz vor Kälte und Nässe zu bieten. Immerhin beanspruchen sie vom dritten Monat an keine besondere Aufsicht mehr und verlangen nicht mehr Pflege als die erwachsenen Vögel. Die ungefähr gleichaltrige Nachzucht eines Jahres wird zusammen als eine Herde behandelt, und in den allgemeinen Farmbetrieb eingestellt. Nach dem sechsten Monat findet dann der erste Federnschnitt statt, der je nach dem auf der Farm üblichen Turnus alle acht bis zwölf Monate wiederholt wird. '

6. Ernährung. In der Kenntnis der physiologischen Vorgänge im Strau-

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Ben stehen wir noch ziemlich auf der untersten Stufe. Zwar haben die Arbeiten Prof. Duerdens über die Entwicklung der Feder und ihre Defekte einiges Licht auf die Verhältnisse zwischen Federnwachstum und Ernährung geworfen. Eine exakte Methode einer rationellen Straußenfütterung ist jedoch noch keineswegs erforscht und bildet noch immer eine der vielen offenen Fragen, die ihrer Beantwortung entgegengehen müssen, bevor der Strauß definitiv in die Rubrik unserer Haustiere eingereiht werden kann. Neben dem Erhaltungsfutter, dessen notwendige Zusammensetzung auf empirischem Wege mit ziemlicher Genauigkeit festgestellt werden konnte, verdient das Produktionsfutter besondere Berücksichtigung. Die Samenerzeugung des brünstigen Hahnes, die Eierproduktion der Henne und die Neubildung der geschnittenen Federn beider Geschlechter, stellen, als Vorgänge des animalen Lebens, ein Plus an Energieaufwand dar, welches einen erhöhten Stoffumsatz und Stoffverbrauch im tierischen Körper bedeutet. Dieses vermehrte Bedürfnis nach Baumaterialien muß durch eine vermehrte Zufuhr von Nährstoffen, Produktionsfutter, ausgeglichen werden. Dem vermehrten Nährstoffbedürfnis der Tiere während der Paarung wird auf intensiveren Wirtschaften wenigstens in gewissem Maße Rechnung getragen. Von wissenschaftlichem Interesse und von hohem praktischen Wert wären jedoch genaue Kenntnisse über die Art, Menge und Zusammensetzung der zu verabreichenden Futtermittel. Ganz unbekannt ist es, soweit ich die neuesten Forschungen überblicken kann, in welcher Beziehung eine vermehrte Ernährung zur Federnproduktion steht, und inwieweit durch Zuführung von nährstoffreicheren Futtermitteln die Federnbildung quantitativ und qualitativ beeinflußt werden könnte. Daß Beziehungen zwischen Ernährung und Federnentwicklung vorliegen, ist bei der Natur der Feder als Produkt des vermehrten Blutandranges zu den Oberhautzellen völlig unbestreitbar. Auch spricht die Erfahrung dafür, daß Tiere, die ganz auf Luzerne gezogen werden, schwerere und weniger elastische Federn produzieren als solche, die auf natürliche Weise gehalten sind.

97 Auch ist bekannt, daß Ernährungsschwankungen die Federnentwicklung stören, ja bisweilen vollkommen hemmen. Bei der Ähnlichkeit der Federnbildung mit der Wollerzeugung der Wollschafe kann man schon jetzt annehmen, daß durch Futtergaben von bestimmtem Nährstoffverhältnis die Entwicklung der Feder einigermaßen befördert werden kann. Welcher Art dies Futter jedoch sein muß, welche Mengen einen Erfolg versprechen, dies festzustellen, muß die Aufgabe der Straußenforschung sein. Auch über die Art des Erhaltungsfutters der Strauße sind bis jetzt keine exakten Kenntnisse vorhanden. In der Mehrzahl der Betriebe wird man noch auf Jahre hinaus die natürliche Weide, deren Zuträglichkeit für die Straußen erprobt ist, ausnutzen und von einer rationellen Fütterung absehen können, da meist die Art der Straußenhaltung eine derart intensive Wirtschaftsweise noch nicht zuläßt. Doch wird die stets anspruchsvoller werdende Nachfrage ZugeAuch in ständnisse von seiten der Züchter verlangen. arbeitsextensiveren Betrieben muß mehr und mehr Gewicht auf erstklassiges Zuchtmaterial gelegt werden, wodurch bei dem Unvermögen derartiger Wirtschaften die Zucht aus sich selbst dauernd auf der gewünschten Höhe zu erhalten, spezivische Qualitätszuchten in größerem Umfange hervorgerufen werden. Rationelle Qualitätszucht jedoch ohne genaue Kenntnis der Nährstoffbedürfnisse und der zweckmäßigsten Ernährungsmethode der zu züchtenden Tiere ist undenkbar. Günstige praktische Resultate zeigten, daß Luzerne in jeder Art verabreicht, ein ganz vorzügliches Straußenfutter abzugeben geeignet ist. Luzerne, eine den Legimunosen angehörende perennierende Futterpflanze gedeiht in subtropischen ariden Gegenden bei günstigen Bewässerungsverhältnissen in hervorragender Weise ; sie läßt jährlich 5 bis 6, in guten Jahren noch mehr Schnitte zu, kann aber auch mehrfach abgeweidet werden, wobei sie sich auch nach intensivster Bestockung bei einmaliger Bewässerung äußerst rasch und vollständig erholt. Auf die verschiedenen Anbauund Bewässerungsmethoden an dieser Stelle näher einzuBassermann. Der Strauss und seine Zucht. 7

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gehen, würde zu weit führen. Es sei erwähnt, daß sie sowohl bei Überfluten mittelst gestauten Wassers der periodisch abkommenden Flüsse als auch bei regelmäßiger ca. alle 40 Tage erfolgender Reihen- oder Konturen-Bewässerung angepflanzt wird und ihre Kultur infolge der Langlebigkeit der Pflanze nur alle 10-15 Jahre ein Umpflügen und Neubepflanzen des Schlages verlangt, wodurch die hohen Anlagekosten sich auf einen langen Zeitraum verteilen lassen. Sie ist sowohl als Mast- wie als Milchfutter in subtropischem Rinderzuchtbetriebe rühmlichst bekannt und als billiges, leicht zu beschaffendes Kraftfutter überall hoch geschätzt. Luzerne wird den Straußen, je nachdem der Betrieb es verlangt, als Weide, Grünfutter und Heu verabreicht. Grünfutter und Heu wird meist zusammen mit Körnerfutter gegeben, und zwar 3-4 Pfd. Grünfutter, resp . 2-3 Pfd . Heu pro erwachsenen Vogel und Tag. Während das Grünfutter keiner besonderen Zubereitung bedarf, sondern den Tieren frisch geschnitten vorgeworfen werden kann, ist es angebracht, das Heu am Tage vor der Verabreichung klein zu schneiden und diesen Häcksel mit Wasser zu befeuchten, da sonst leicht eine Verstopfung der Verdauungswege eintreten kann. Beim Schnitt der Luzerne ist zu berücksichtigen, daß sie sehr bald nach erreichter Blüte verholzt und große Einbuße an verdaulichen Nährstoffen erleidet. Sie muß daher spätestens dann geschnitten werden, wenn ein Viertel des Feldes die typischen blauen Blüten zeigt. Das Heu darf vor dem Einbringen nicht allzu stark abtrocknen und muß vorsichtig beim Verladen behandelt werden, da sonst die Blätter, welche die nährstoffreichsten Teile der Pflanze darstellen, allzu leicht abfallen und den Wert des Heues erheblich verringern. Als Futter für Straußenkücken ist grüne Luzerne fast ganz unentbehrlich, da es die Verdauung der kleinen Tiere anregt und den Stoffwechsel stets in Ordnung hält. Stopfendes Heu sollte den jungen Tieren möglichst selten verabreicht werden. Neben Luzerne , die immerhin als allgemeinstes Futtermittel die meiste Rücksicht verdient, wird als Grünfutter sowohl wie als Heu mit gutem Erfolge vor der Körnerreife ge-

99 schnittene Gerste, Hafer und Raps sowie Grünmais verabreicht, deren Anbau unter Bewässerung oder „ auf Regen“ meist ohne allzu große Schwierigkeit gelingt. Zur Zeit der Brunst wird zur Ausgleichung des durch die Paarungsfunktionen erhöhten Stoffverbrauches vielfach Körnerfutter in Gestalt von Mais (Mealies) und Gerste gefüttert und zwar wird ein Pfund pro Kopf und Tag für ausreichend angesehen. Allzu große Gaben von Körnerfutter sind zu vermeiden ; die aufregende Wirkung dieses Kraftfutters erhöht die Unrast und Wildheit der Tiere, wodurch die Federnbildung und überhaupt die allgemeine Kondition geschädigt werden kann. In Gegenden, in welchen die klimatischen Verhältnisse den Anbau von Futtermitteln nicht gestatten, sowie zu Zeiten außergewöhnlicher Trockenheit und Dürre bieten Blätter und Früchte des Feigenkaktus mit ihren wasserhaltigen Geweben ein vorzügliches Futter. Die scharfen Dornen können entweder durch Sengen, Eindämpfen oder Zerkleinern der Kakteen unschädlich gemacht werden, zu welchem Zwecke verschiedene gut funktionierende Maschinen im Handel erhältlich sind. Werden die Blätter nicht mit der Maschine, sondern mit dem Messer zerschnitten, so ist es vorteilhaft, die Dornen vorher an offenem Feuer abzusengen. Für spätere Zeiten werden vielleicht die dornenlosen Opuntiaarten, die durch Kreuzung und Ausnutzung leicht abändernder Varietäten von dem bekannten kalifornischen Pflanzenzüchter Luther Burbank gezüchtet wurden, berücksichtigt werden müssen. Vorläufig scheinen sie jedoch in ihrer Dornenlosigkeit zu wenig konstant zu sein, so daß bei ihren verhältnismäßig großen Ansprüchen an Boden und Pflege sowie den außerordentlich hohen Preisen und abschreckenden Bezugsbedingungen in nächster Zeit eine Verwendung dieser an sich gewiß sehr wertvollen Pflanzen für die Praxis sich schwierig und unrentabel gestalten wird. Zu erwähnen wäre noch, daß zur Zeit der alle paar Jahre in Afrika auftretenden Heuschreckenplage die omnivore Veranlagung des Straußen gute Dienste leisten kann. Weide , Luzerne und 7*

100 alle anderen, diesen Schädlingen zugänglichen Futterpflanzen halten dem dichten Ansturm nicht lange stand, so daß die Ernährung der Strauße auf längere Zeit gefährdet wäre , wenn nicht die Heuschrecken selbst in großen Mengen gesammelt und roh oder gedämpft den Straußen als Nahrung verabreicht würden. Auf diese Art können die wertvollen Tiere vor dem Verhungern geschützt werden, wenn sie auch bei diesem einseitig animalischen Futter auf die Dauer nicht besonders gut zu gedeihen pflegen. Die Frage der Ernährung wird allerdings naturgemäß in den meisten Betrieben dadurch gelöst werden, daß die Straußen ihren Bedarf an Nährstoffen auf der Weide, aus den Pflanzen der natürlichen Vegetation, dem sogen. Veldt decken. Hierbei sind Caroo, Süß- und Sauergrasgegend zu unterscheiden, deren jede eine nach klimatischen und geologischen Verhältnissen wechselnde Zusammensetzung der Flora der betreffenden Steppe oder Savanne aufweist. Da Caroo vielerlei niedere Büsche, wie Monechma divariaticum mit rötlichen Blüten und Pentzia virgata, der typischen Carropflanze mit grau-grünen Blättern und gelben Blüten enthält, die mit zahlreichen alkalihaltigen Chenopodeenformen und mehreren Granimeenarten untermischt sind , gibt sie für Strauße ein ganz hervorragendes Futter ab. und Sauergrasgegenden fehlt dagegen häufig das nährstoffreiche Element der niederen Büsche, indem ihre Flora sich namentlich aus mehreren hundert Arten von Granimeen sowie einigen Cyperaceen zusammensetzt, so daß in solchen Betrieben die natürlichen Nährstoffe der Weide oft nicht vollkommen ausreichen. Namentlich wird sich bald der Mangel an Zuführung anorganischer Salze im Gesundheitszustand der Herde bemerkbar machen, so daß die zum Aufbau des Knochengerüstes hauptsächlich erforderlichen Mengen an P₂ O, auf andere Weise den Tieren zugänglich gemacht werden müssen. Zu diesem Zweck wird gutes, phosphorsäurereiches Knochenmehl oder größere Quantitäten zerkleinerter Knochen (1 bis 11½ Pfund pro Vogel) verabreicht, denen regelmäßig eine Hardvoll Schwefelblüten zugesetzt werden sollten.

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7. Pathologie. Wie wir schon des öfteren zu erwähnen Gelegenheit nehmen mußten, ist die Empfindlichkeit des Straußen äußeren Einflüssen gegenüber außerordentlich groß. Schon ein Wechsel in der Umgebung oder ein Abweichen von der gewohnten Ernährungsmethode kann große Unpäßlichkeiten zur Folge haben, und es sind Beispiele bekannt, daß Tiere, die in ihrer frühen Jugend durch weiten Transport oder nangelhafte Ernährung gelitten haben, oft mehrere Jahre brauchen, um sich vollständig zu erholen. Ganz besonders empfindlich sind die Jungen in den ersten 3 Monaten ihres Lebens. Die Sterblichkeit ist in dieser Zeit außerordentlich hoch, und häufig gehen die Tierchen ohne ersichtliche Ursache ein, nachdem sie 1-2 Tage die Nahrungsaufnahme verweigert und kränkelnd traurig umhergestanden haben. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Störungen der Verdauung, wobei Verstopfungen die meisten Opfer verlangen. Das beste Mittel besteht darin, genügend grünes, laxierendes Futter (grüne Luzerne, Feigenkaktus) zu verabreichen, und zwar jeweils kleine Rationen in kurzen Zeitabständen. Seit der Mitte der 70er Jahre trat in fast allen Betrieben ein heute von allen Straußenfarmern gekanntes und gefürchtetes Übel auf, die sogen. Gelbleberkrankheit (Yellow liver). Ihren Namen erhielt diese oft geradezu seuchenartig auftretende Krankheit davon, daß bei der Obduktion an diesem Übel verendeter Tiere stets krankhafte Veränderungen der Leber beobachtet werden können, welche statt der gesunden braunroten Farbe ein gelblich-braunes Aussehen zeigt. Allerdings bestreiten manche Forscher, daß dies eine Folgeerscheinung der Krankheit sei, indem sie die Tatsache anführen, daß die Leber des gesunden Küchleins stets eine gelblich-braune Farbe aufweist. Beim Vogelembryo sowie beim jungen Vogel ist dies auch tatsächlich der Fall, bei letzterem allerdings nur in den ersten Tagen, und zwar ist diese auffallende Erscheinung auf die große Blutleere dieses Organs zurückzuführen. Ob in der Tat die gelbe Farbe der Leber dadurch hervorgerufen werden kann, daß die Kücken

102 in den ersten Tagen nach dem Ausschlüpfen von den in die Bauchhöhle aufgenommenen Dotterresten leben, scheint zu wenig bewiesen. Auch könnte diese Tatsache nicht erklären, warum auch bei Tieren im Alter von drei und vier Monaten dieselbe Färbung der Leber zu konstatieren ist, sobald sie an der Gelbleberkrankheit eingegangen sind, so daß doch wohl die Ursache dieser Leberanomalie in dem Leiden zu suchen sein wird. D. Hutcheon charakterisiert diese Krankheit folgendermaßen : ,, Gelbleber stellt eine Art Atrophie der Leber dar, mit gleichzeitiger krankhafter Verfettung der Zellen. Die Leber zeigt bei sofort nach eingetretenem Tode vorgenommener Obduktion eine unterschiedliche gelbe Färbung. Die Schnittfläche ist einförmig glatt, nicht körnig wie bei der gesunden Leber. Bauch- und Brusthöhle enthalten größere Mengen einer serösen, klaren Flüssigkeit ; die Muskelfasern sind blaß und weich ; Herzund Blutgefäße sind angefüllt mit hellem, wässrigem Blute , so daß alle äußeren Anzeichen auf hochgradige Blutarmut schließen lassen. Die Anomalie scheint hervorgerufen durch mangelhafte Verdauung der in großen Mengen im Magen angehäuften Futterstoffe." Über die Ursache dieser gefährlichen Krankheit, die in vielen Betrieben, welcher Art sie auch seien, alljährlich viele Opfer verlangt, gehen die Ansichten der Fachleute sehr weit auseinander. Vorausschicken möchte ich, daß bis heute noch nicht erforscht werden konnte , wodurch diese Krankheit hervorgerufen wird, so daß allen derartigen Vermutungen nur insofern Wert beigemessen werden darf, als sie den Weg zur Kenntnis der tatsächlichen Ursachen weisen könnten. Schon Douglass in seinem 1881 erschienenen Buch zieht verschiedene Möglichkeiten in Betracht, ohne zu einem entscheidenden Resultat kommen zu können, und noch heute stehen wir auf demselben Punkte. Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die Theorie von D. Hutcheon , der die Ansicht ausgesprochen hat, daß es sich bei der Gelbleber nicht um eine ansteckende , die Tierchen von außen infizierende Krankheit handle, sondern, daß ihr Ursprung in der mangelhaften Ausbildung der Verdauungsorgane zu suchen sei, die auf angeborener Schwäche

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der betreffenden Organe beruhe. Hieraus ergibt sich der Schluß, daß die eigentliche Ursache nicht in den betroffenen Tieren selbst, sondern in den Eltern-Tieren zu suchen ist. Ob das forcierte Eierlegen in intensiven Betrieben und die Inkubatorenausbrütung zu diesem Vererbungsfehler beitragen, scheint zweifelhaft, da Gelbleber ebenso häufig solche Betriebe heimsucht, in welchen Brut und Aufzucht unter beinahe natürlichen Bedingungen den Eltern - Tieren überlassen wird. Indessen scheint mir jedoch hier der Punkt zu sein, an welchem die wissenschaftliche Forschung ansetzen müßte , um diese wichtige Frage endgültig zu lösen. Die Geschichte des Auftretens der Gelbleberkrankheit läßt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die Annahme zu, daß sie erst nach mehrjähriger Domestikation einsetzte , nachdem also die Zuchttiere schon einige Zeit hindurch ziemlich veränderten Lebensbedingungen ausgesetzt waren und infolgedessen einer Degeneration nicht mehr die Urwüchsigkeit des wildlebenden Tieres entgegensetzen konnten. Alle übrigen Vermutungen, daß ein Zusammendrängen vieler Kücken auf einen engen Raum, Mangel an Bewegung, nicht genügender Schutz vor Kälte und Nässe, unzweckmäßige Ernährung und was sonst noch angeführt wurde, die Krankheit verursache , sind insofern nicht völlig zu verwerfen, als durch eine solch ungemäße Haltung eine schon vorhandene, angeborene Schwäche ausgebildet und verschlimmert zu werden pflegt. Allein für sich scheinen jedoch all diese zuletzt angeführten unzweckmäßigen Verhältnisse die Gelbleberkrankheit nicht hervorrufen zu können, da auch bei sorgfältigster Ernährung und Haltung solche Erkrankungen nicht völlig vermieden werden können. Soweit die Ursachen dieser Krankheiten also zu übersehen sind, scheint durch eine rein medizinische Behandlung des Patienten nichts zu erreichen zu sein. Genaue Einhaltung einer absolut rationellen Fütterung der Eltern-Tiere zur Zeit der Paarung und sorgfältige Pflege und Ernährung der jungen Tiere wird noch am ehesten Erfolg versprechen. Die Gefahr der Gelbleberkrankheit schwindet mit dem 6. Monat, ältere Tiere pflegen nur äußerst selten davon befallen zu werden.

104 Neben der Gelbleberkrankheit treten zuweilen noch andere Erkrankungen bei jungen Straußen auf, die zwar seltener, aber meist von tödlichem Ausgang begleitet sind. Mangelhafte Pflege sofort nach dem Ausbrüten verursachen Lungenaffektionen, und die davon befallenen Tiere sind rettungslos verloren. Eine diphtheritisähnliche Erkrankung der Luftröhre ist gelegentlich beobachtet worden, ohne jedoch epidemisch aufzutreten. Traumatische Verletzungen, welche sich die Kücken durch Ungeschicklichkeit und Unfälle aller Art zuziehen, heilen gewöhnlich leicht und ohne Komplikationen, doch sind Knochenbrüche meist gefährlicher Natur. Die Knochen der jungen Kücken sind außerordentlich spröde und heilen nur selten, und auch dann sind stets Verkümmerungen die Folge. Bodenunebenheiten in den Triften sollten daher strengstens vermieden werden, und schon aus diesem Grunde sollte man in jeder Hinsicht vorsichtig mit den jungen Straußen umgehen, sie weder jagen noch erschrecken. Bei weitem die häufigsten Erkrankungen werden bei jungen Straußen ebenso wie bei erwachsenen durch entoparasitisch lebende Platt- und Rundwürmer hervorgerufen . Hierbei kommen hauptsächlich zwei Arten in Betracht : Taenia struthionis , der Straußenbandwurm und Strongylus douglassii, der sogen. Drahtwurm . Die Taenia struthionis L. war schon seit langer Zeit beNach kannt; schon Linné erwähnt sein Vorkommen. Forest wird er bei Struthio camelus in Algier nicht beobachtet, indessen dürfte er auf den Farmen Südafrikas ungeheuer weit verbreitet sein. Trotz dieses häufigen Vorkommens ist der Lebenslauf dieses Parasiten noch keineswegs geklärt, indem bis heute nur das im Darm des Straußen vorkommende geschlechtsreife Tier näher untersucht werden konnte, welches eine Länge von 60-100 cm erreichen kann und dessen am Kopf gelegene Haftorgane aus 5 Saugnäpfen und einem mit chitinigen Häkchen umgebenen Rostellum bestehen. Dieser Bandwurm entspricht in seinem Bau so vollständig den bei anderen Wirbeltieren beobachteten Taenien, so daß auch für ihn die Notwendigkeit eines Wirtswechsels

105 auf dem Weg seiner Entwicklung vom Ei über Finne zum geschlechtsreifen Tier anzunehmen ist. In welchem Tiere die Finne zur Ausbildung kommt, konnte für Taenia struthionis bisher noch nicht nachgewiesen werden, ein Umstand, der jegliche Vorkehrungen zur Prophylaxe gegen Infektion außerordentlich erschwert. Taenia struthionis wird meist bei jüngeren Tieren angetroffen und bildet für seinen Wirt, den Straußen, keine Gefahr, solange diesem ausreichende Nahrung geboten wird und er sich in gutem Gesundheitszustand befindet. Meist äußert sich das Leiden in Verdauungsstörungen und allgemeinem Kräfteverfall des kranken Vogels. Trotz dieser relativen Ungefährlichkeit ist es stets empfehlenswert, die Bandwürmer zu bekämpfen, und es ist auf den meisten Straußenfarmbetrieben Sitte, sämtliche Vögel, ob sie Symptome zeigen oder nicht, alle sechs Monate mit abtreibenden Mitteln zu behandeln. Am besten wird die Medizin dann eingegeben, wenn sie zum Federnschnitt und zum Entspulen eingefangen sind. Als gutes Mittel gilt eine, je nach dem Alter des Patienten wechselnde Menge von Petroleum . Robertson empfiehlt 3-6 Unzen (4-1) Petroleum auf nüchternen Magen. Gute Erfolge wurden auch verschiedentlich mit Terpentin erzielt. Besonders günstige Resultate zeitigte jedoch die Verwendung von ,,Camala", einem spezifischen Abführmittel für Würmer, welches aus den Früchten von Mallotus philippinensis hergestellt wird und ein schwarzes Pulver, die Drüsen und Körnchen dieser Pflanze enthält. Am besten wird es mit Milch oder Wasser gemischt oder mit angefeuchtetem Mehl zu Pillen gedreht, verabreicht, und zwar für Kücken von 1 Monat 1 Drachme (2,6 g), für jeden weiteren Monat 1½ Drachme mehr und 8 Drachmen (20,8 g = 1 Unze) bei Tieren von 18 Monaten und darüber (Robertson). Weitaus gefährlicher als der nur selten den Tod des befallenen Tieres verursachende Bandwurm ist Strongylus douglassii. Dieser in außerordentlichen Mengen auftretende Fadenwurm wurde zuerst 1879 von Douglass entdeckt und von D. Spencer Cobbold , welcher ihm als erster untersuchte und beschrieb, nach seinem Entdecker benannt.

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Über die Natur dieses Parasiten und seine Lebensweise, sowie über die Art der Infektion der Strauße durch ihn hat W. Robertson (Lit. Nr. 89) interessante Untersuchungen angestellt. Der Strongylus ist 4-7 mm lang, das Weibchen stets größer als das Männchen, rund und langgestreckt, von durchsichtigem Weiß, so daß ihn die entzündete Magenschleimhaut rötlich erscheinen läßt. Seine Oberfläche ist glatt, nur leicht quer gestreift ; sein Körper gleichmäßig dick in seinem Verlaufe, nur gegen den Mund zu sich plötzlich verjüngend. Der kleine Kopf ist hakenförmig eingedreht. Hauptsächlich kommt er in großen Mengen an der oberen, an Drüsen reichen Wandung des Vormagens vor, wo er sich in den Schleimhäuten anheftet und mit einem von den entzündeten Drüsen und Schleimhäuten abgesonderten schleimigen Überzug bedeckt wird, der sich gleichzeitig über eine große Anzahl von Drüsenausgängen lagert und sie in ihrer Funktion stört. Hierin liegt namentlich die große Gefahr des Strongylus, indem ein großer Teil der Magensäfte absondernden Drüsen außer Tätigkeit gesetzt wird. Infolgedessen kann die aufgenommene Nahrung nur zum geringen Teil durch die Drüsensekrete zersetzt und so dem Stoffwechsel zugängig gemacht werden, so daß ein mit vielen derartigen Parasiten befallener Vogel in seiner Verdauungsfunktion stark gehindert wird und nach einiger Zeit an Entkräftung zugrunde geht. Während manche Strongyliden zur Entwicklung geschlechtsreifer Tiere die Umbildung der Eier außerhalb des Wirtstieres zu Rhabditislarven vornehmen müssen, bevor sie den Wirt von neuem infizieren können , fällt diese Forderung für Strongylus douglassii anscheinend weg, da nachgewiesen ist, daß Strauße durch Verfüttern frischen Kotes von solchen Tieren, die mit Strongyliden behaftet waren, stets durch die im Kot befindlichen Eier infiziert wurden. Die Inkubationszeit der Strongyluseier wurde von Robertson auf 17-20 Tage geschätzt. Tatsächlich weisen wohl alle Strauße eine gewisse Anzahl solcher Parasiten auf, die jedoch bei gutem Ernährungszustand nicht überhand nehmen und infolgedessen keine merkliche Schädigung auf den Straußen ausüben. Erst, wenn durch äußere Um-

107 stände eine Verringerung der Kondition des Vogels hervorgerufen wird, oder eine Neuinfektion stattgefunden hat, beginnt die Wurmplage gefährliche Formen anzunehmen. Robertson zählte annähernd 3-7 Millionen Würmer in verschiedenen von ihm untersuchten Vögeln. Die äußeren Anzeichen sind ein mattes, krankes Aussehen, während die Faeces kalkig weiß werden. Typisch ist das Verweigern der Aufnahme von Körnerfutter, das bei der Entzündung der Magenschleimhäute Schmerzen bei der Verdauung hervorrufen würde. Die Behandlung muß sowohl in Prophylaxe als auch in medizinischem Eingriff bestehen. Da die Infektion direkt aus dem Kote des Straußen erfolgt, ist es ratsam , wo die Betriebsverhältnisse es irgend zulassen, ein häufiges Reinigen der Kräle und Triften vorzunehmen. Namentlich alte, schon lange den Straußen zugängliche Luzernenweiden sind ein gefährlicher Infektionsplatz, da allem Anschein nach die Eier der Strongyliden eine große Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit besitzen. Neuangelegte Farmen pflegen daher stets weniger unter dieser Plage zu leiden als solche, bei denen die Tiere in verschmutzten und seit Jahren nicht mehr gereinigten Krälen gehalten werden. Die medizinische Behandlung gegen diesen außerordentlich gefährlichen Feind der Straußen muß sich darauf beschränken, sein Vorkommen in gewissen Grenzen zu halten, da eine vollkommene Ausrottung durch seine Lebensgewohnheit ungeheuer erschwert wird. Aus vorläufig noch nicht bekannten Gründen, wahrscheinlich verursacht durch die Art der Ernährung dieses Wurmes, sucht er stets und ausschließlich die drüsenreichsten Gegenden der Magenwandung auf, welche völlig auf die Dorsalseite des Vormagens beschränkt sind. Es ist daher sehr schwierig, mit irgendwelchen flüssigen oder festen Medikamenten auf diese Parasiten einzuwirken, da mit Rücksicht auf die Schwerkraft erst der ganze Vormagen mit den Flüssigkeiten angefüllt sein muß, wenn das Gegenmittel an die in die obere Magenwandung festsitzenden Würmer gelangen soll. Ein weiteres Hemmnis stellt die gegen gewöhnliche Medikamente außerordentlich widerstandsfähige, an Eiweiß reiche Schleimschicht dar,

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welche nur durch wenige Substanzen angegriffen werden kann. Zur Lösung dieses Überzuges muß zunächst eine ausreichende Dosis Paraffinöl verabreicht werden, welche zweckmäßig mit reichlich Milch gemischt eingegeben wird. Paraffinöl als spezifisch leichtere Flüssigkeit wird sich mit der Milch nicht vermischen, sondern an der Oberfläche schwimmen, so daß die Milch gewissermaßen als s/v. v. Leiter dient, auf welcher fußend das Paraffin die Schleimdecke erreichen und lösen kann. Ist auf solche Weise dieses Hindernis beseitigt, so muß eine die Würmer selbst abtötende Medizin wiederum als Flüssigkeit verabreicht werden. Medikamente in fester Form oder in Kapseln zu geben, ist absolut zu vermeiden, da sie nur auf die Unterseite des Magens einwirken und durch ihre Konzentration auf eine Stelle, ohne irgendwelchen Einfluß auf die Würmer ausüben zu können , schwere Entzündungen der Schleimhaut hervorrufen würden. Als wirksames Gift wird eine Mischung von Karbolsäure, Terpentinspiritus und Wasser angewandt. Hutcheon empfiehlt hierzu folgende, genau detaillierte Behandlungsmethode : die im Kraal gehaltenen Tiere müssen 18 Stunden ohne Nahrung gelassen werden. Hierauf erhalten sie die Paraffingabe zum Zweck der Lösung der Schleimschicht in folgenden Quantitäten :

Paraffin-Öl

Milch

Alter des Patienten

Unzen

21124

6 Wochen 8 "" 10 99 3 Monate 6 " 9 99 12 " 18 "" 24

1 3

6 8 10 12

Gramm

Unzen

Gramm

20,8 31,2 41,6 83,2 166,4 249,6 332,8 416,0 500,0

1 2 3

20,8 31,2 41,6 83,2 166,4 249,6 332,8 416,0 500,0

8 10 12

Nach Verabreichung dieser Dosis müssen sie noch drei Stunden im Kraal behalten werden, worauf sie dann für drei Tage ins Feld oder auf Luzerneweiden gehen können . Nach

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dieser Pause läßt man sie wieder 18 Stunden fasten, um sie auf die Behandlung mit Karbolsäure und Terpentin vorzubereiten.

3 Monate 6 " 9 n 12 18 24 ""

Terpentin

Karbolsäure

Warmes Wasser

Drachme

Gramm

Diachme

Gramm

Uuze

Gramm

112233

Alter des Patienten

5,3 5,3 10,6 10,6 15,9 15,9

1 2 2,5 3 3,5

5,3 10,6 13,25 15,9 18,5 21,2

2,5 5 6,25 7,5 9 10

104,0 208,0 250,0 311,0 374,0 416,0

1 2

3 3

Hierauf müssen sie wiederum mindestens drei Stunden ohne Nahrung bleiben, wonach sie leichtes Körnerfutter erhalten können. Nach weiteren drei Stunden ist es zulässig , die Patienten auf die Weide zu treiben. Diese Behandlung weist jedoch einige Nachteile auf. Karbolsäure erregt als ätzendes Gift derartige Schmerzen, daß der Allgemeinzustand des Vogels in hohem Maße geschädigt wird und eine solche Behandlung das Auftreten von Schnabelhiebigkeit in den Federn unbedingt zur Folge haben muß. Auch die Anwendung von Kupfersulfat, in geringen Mengen in Wasser gelöst, kann besonders für junge Vögel gefährlich werden. Robertson empfiehlt daher ein neues Mittel, mit welchem er gute Erfolge erzielt habe. Er verfolgt den Zweck, indirekt auf die Würmer einzuwirken, indem er zunächst Kalk eingibt, um dann eine Ammoniaksalzlösung hinzuzufügen. Hierbei spielt sich im Magen des Tieres eine ziemlich stürmische chemische Reaktion ab, bei welcher das jedem tierischen Leben äußerst schädliche Ammoniak frei wird und nach vorangegangener Paraffingabe unbehindert auf den Strongylus einwirken kann. Als besonders praktisch zur Erzielung dieses Vorganges im Straußenmagen beschreibt er folgende Methode : Früh morgens wird der Vogel in den Kral gebracht und muß den Tag über hungern. Abends 5 Uhr wird ihm, wie oben geschildert, eine Dosis Paraffin verabreicht. Eine Nahrungsaufnahme darf auch nach dieser nicht stattfinden, vielmehr wird am nächsten Morgen die

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Kalk- und Ammoniaksalzlösung eingegeben. verhältnis gibt er folgendermaßen an :

Monat

HO - 2 +

4 6 9 12 24

Das Mengen-

Ammoniaksalz

Kalk

1/2 Teelöffel 1 " 11/2 99 20 g 40 99

1/2 Teelöffel " 11/2 " 20 g 40 ""

Kalk sowie Ammoniaksalz werden einzeln in Wasser gelöst, je in eine Flasche gefüllt und in rascher Folge dem Straußen eingegeben. Einer Futteraufnahme liegt nunmehr nichts im Wege, doch muß die Nahrungsmenge nicht allzu reichlich bemessen werden, da die Strauße sich nach dem langen Fasten leicht überfressen. Eine nachteilige Wirkung dieser Behandlung ist bisher nicht beobachtet worden. Welche Behandlungsmethode jedoch angewandt werden mag, in jedem Falle wird der Magen des betreffenden Tieres derart geschwächt sein, daß es ratsam ist, wenn irgend angängig, die Vögel bis zur völligen Wiederherstellung einer besonderen Diät zu unterwerfen. Leicht verdauliches Futter in kleinen, häufig zu wiederholenden Rationen verabreicht, bringt die Patienten am raschesten in gute Kondition. Laxierendes Grünfutter in Verbindung mit einigem kräftigenden Körnerfutter wird unter solchen Umständen angebracht sein. In neuerer Zeit sind zwei weitere Entoparasiten beobachtet worden, deren einer in verschiedenen Geweben eingebettet zu sein pflegt. Dieser wird in verschiedenen Größen nebeneinander gefunden, manche von 1-2 Fuß, andere jedoch nur von 2-3 Zoll Länge. Scheinbar handelt es sich um eine unbeschriebene Art „ Nematoden" (Duerden). Wesen und Wirkung dieses Wurmes ist bis jetzt ebensowenig erforscht wie bei dem, von Jowett (Lit. Nr. 53) geschilderten neuen Strongylus, der in den Coeca des Straußen beobachtet wurde.

111 Die Frage , ob die von Creplin (Lit. Nr. 16) zuerst beschriebene Ascaris ischnoptera, die nach seinen Angaben im oberen Dickdarmteile gefunden wurde , tatsächlich eine eigene Art darstellt, oder ob sie mit dem Strongylus identisch ist, möchte ich hier aufwerfen. In wesentlichen Punkten stimmt Creplins Beschreibung seiner Ascaris mit den Aufzeichnungen Cobbolds (Lit. Nr. 14) über Strongylus douglassii überein. Die von Leisering im Magazin für die gesamte Tierheilkunde ausgeführte Krankheitsgeschichte der allem Anschein nach mit Ascaris ischnoptera behafteten Straußen zeigt völlig die gleichen Symptome, wie sie die mit Strongyliden infizierten Tiere aufweisen. Sollte Ascaris ischnoptera und Strongylus douglassii ein und dasselbe Tier darstellen, so müßten an Stelle Douglass - Cobold (1879) Creplin und Leisering ( 1853) als erste Entdecker dieses Parasiten angesprochen werden. Unter den durch Bazillen hervorgerufenen Krankheiten des Straußen sind folgende wiederum durch Robertson (Lit. Nr. 89) in ihren Ursachen und Folgeerscheinungen festgestellt: Anthrax oder Milzbrand befällt den Straußen gelegentlich im Gegensatz zu anderen Vögeln, die eine Immunität gegen diesen Krankheitserreger zu besitzen scheinen. Die Symptome sind dieselben wie bei Blutschlag überhaupt. Es treten ohne vorhergehende Anzeichen Geschwülste auf, die Temperatur steigt rasch und führt stets nach wenigen Stunden den Tod herbei. Die Infektion findet durch Nahrungsaufnahme statt, namentlich wohl durch Verfüttern von Knochen solcher Tiere, die durch Milzbrand gefallen sind, da die Dauersporen sich oft jahrelang in den Knochen lebensfähig erhalten können. Die Pasteursche MilzbrandSchutzimpfung hat sich auch hier als Präventivmaßregel bewährt, sobald Anthrax auf einer Farm in Erscheinung tritt. In den letzten Jahren war häufig eine durch Bakterien hervorgerufene Paralyse der Glieder zu beobachten. Es handelt sich hierbei namentlich um die Beine, die im Intertarsalgelenk steif gebeugt werden, sowie die Zehen, so daß der Vogel nicht mehr aufstehen kann, sondern auf den Lauf-

112 knochen sitzend, umherkriecht. Die Krankheit tritt plötzlich auf und scheint auch völlig gesunde Tiere heimzusuchen. Schmerzen scheinen keine aufzutreten, auch bleibt der Appetit gut, so daß es gelang, ein Tier 7 Monate lang zu erhalten, ohne jedoch eine Besserung des Zustandes hervorrufen zu können. Der Obduktionsbefund zeigte stets normale Verhältnisse, nur fanden sich in allen Fällen Entzündungen des Duodenums und der Coeca. Verursacht wird diese Lähmungserscheinung durch die auf das Rückenmark einwirkenden Toxine bisher noch nicht beschriebener Bakterien, mit deren Lebensbedingungen sich Robertson eingehend beschäftigt. Auf welche Weise die Infektion stattfindet, konnte noch nicht nachgewiesen werden, doch vermutet Robertson , daß sie bei Aufnahme verdorbenen Futters und fauligen Wassers vor sich gehe. An äußeren Straußenparasiten ist am weitesten die Straußenmilbe , Pterolichus bicaudatus, verbreitet, welche jedoch weder auf die Kondition des Vogels, noch auf die Beschaffenheit der Feder irgendwelchen Einfluß auszuüben scheint. Nach Duerden ernährt sie sich durch die ausgetrocknete hornige Scheide, welche die Feder bei ihrem Austreten aus der Oberhaut umgibt. Etwas gefährlicher ist das Vorhandensein der sogen. Straußenfliege , Hippoboscis struthionis, welche durch Blutsaugen Hautentzündungen verursacht und den Straußen veranlaßt, sich zu beißen und dabei seine Federn zu verletzen. Einen unmittelbaren Einfluß auf die Feder übt jedoch die Hippoboscis nicht aus . Als Gegenmittel kann ein Nikotinbad oder eine Waschung mit 5 % igem Paraffin angewandt werden .

8. Die Kastration.. Die Kastration männlicher und weiblicher Tiere wird beim Straußen hauptsächlich zu dem Zwecke ausgeführt, um schwächliche oder fehlerhaft gebaute Tiere von der Paarung auszuschließen. Ähnlich wie bei unseren anderen Haustieren ruft die Entfernung der Reproduktionsorgane tiefgreifende Änderungen in der Entwicklung des betreffenden Tieres hervor. Kampflustige, außerordentlich wilde Tiere



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werden vollkommen ruhig und zahm, und selbst wenn sie infolge ihrer Nervosität durch kein Mittel in gute Federnkondition zu bringen waren und immer krank und ausgehungert aussahen, erholen sie sich bei ihrer nunmehr sehr bedächtigen Lebensweise in ganz erstaunlichem Maße, wodurch die Federnproduktion überaus günstig beeinflußt wird. Einmal wird bei verringerter Kampflust der Prozentsatz an geknickten und verletzten Federn auf ein Minimum herabgesetzt, und außerdem macht sich die Hebung des allgemeinen Gesundheitszustandes in der vollkommeneren Entwicklung der Feder bemerkbar . Bei unserem Haushahne ist z. B. beobachtet worden, daß die Kapaune ein reicheres Gefieder aufweisen als die Hähne. Entgegen den Vermutungen von A. Douglass , der eine solche Operation als zu schwierig und gefahrvoll verwirft und dem Caponisieren nur eine schwache Zukunft prophezeite, ist durch vielfache praktische Versuche des Regierungstierarztes der Kapkolonie S. Elley (Lit. Nr. 26) einwandsfrei nachgewiesen worden, daß bei einiger Vorsicht und Beobachtung peinlichster Antisepsis diese Operation von jedem mit solcherlei Eingriffen einigermaßen vertrauten Laien vollzogen werden kann. Indem ich zur genauen Orientierung auf seine klaren Ausführungen verweise, muß ich mich hier auf ihre Hauptgesichtspunkte beschränken. Strauße, welche kastriert werden sollen, müssen den 18. Monat überschritten haben. Die günstigste Zeit ist nach dem zweiten Federnschnitt, da die Kastration die Entwicklung der typisch männlichen Eigenschaften hemmt und deshalb gewartet werden muß, bis sich die charakteristisch schwarzen und weißen Federn ausgebildet haben. Hennen sollten nicht älter als 22 Jahre alt sein, da bis zu diesem Alter der Eierstock zwar genau erkannt, aber doch immer noch mit nur geringen Blutungen herausgeschnitten werden kann. Vor der Operation müssen die Vögel mindestens 18 Stunden lang im Kral ausgehungert werden, da Magen und Eingeweide leer sein müssen. Hierauf wird der Vogel eingefangen, durch die Rupfkappe geblendet, vorsichtig auf die linke Seite gelegt und gefesselt. Mittels Bassermann, Der Strauss und seine Zucht. 8

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eines eigens konstruierten, über den Kopf zu stülpenden Inhalationsapparates werden die Tiere durch wiederholte kleine Dosen Chloroforms narkotisiert, und erst wenn der Vogel gefühllos geworden ist, kann die Operation begonnen werden. Die Beine werden etwas nach vorn gezogen, wodurch der zu operierende Körperteil in den Winkel zwischen Bein und Schambein zu liegen kommt. Direkt unter dem Kamme des Schambeines und parallel zu diesem muß, nach vorhergegangener Desinfektion der Stelle, ein Schnitt von 10 cm Länge, direkt hinter dem Beine beginnend, ausgeführt und bis auf die Membran, welche die Eingeweide bedeckt und an ihrem bläulichen Schimmer zu erkennen ist, vertieft muß langsam werden. Diese Membran - Peritoneum und vorsichtig mit der gut desinfizierten Hand durchbrochen werden. Die Hoden liegen ca. 7 cm von dem Einschnitt entfernt nach vorn, direkt zwischen der Ansatzstelle der Beine und eng an die obere Bauchwandung angelagert. Bei noch nicht geschlechtsreifen Vögeln stellen sie ein festes Gebilde von 30 :5 mm in der Form unserer Gewehrgeschosse dar , während geschlechtsreife Hähne sehr stark entwickelte Hoden besitzen, welche in Form und Größe einem großen Entenei ähnlich sind. Die Bindegewebe, welche die Hoden umgeben, werden leicht mit dem Finger abgestreift und die Hoden selbst durch einige energische Bewegungen abgedreht. Bei Hennen ist, wie bei der Mehrzahl der Vögel, nur ein Eierstock, und zwar der linke , ausgebildet, der an derselben Stelle wie der linke Hoden des Hahnes gelegen ist. Um den Eierstock zu entfernen, wird genau derselbe Schnitt wie bei dem Hahne ausgeführt. Bei Vögeln, die noch nicht zur Paarung zugelassen worden sind, und nur um solche kann es sich in der Regel handeln, fühlt sich der Eierstock wie eine Menge kleiner Beeren an, die an einer Membran der Bauchhöhle befestigt sind. Diese Membran muß fest zwischen die Finger gepreßt und sorgfältig losgelöst werden, da auch aus zurückgebliebenen Teilen derselben sich neue Eier entwickeln können . Starke Blutungen werden mit Watte ausgetrocknet, und das Peritoneum mit 3-4, das Muskelgewebe mit 4-5 Stichen zugenäht. Hierauf wird der

115 Inhalierapparat weggenommen, der Vogel in eine hockende Stellung gebracht, so daß er beim Erwachen leicht aufstehen kann, und bleibt nun sich völlig selbst überlassen ; ein Aufscheuchen ist strengstens zu vermeiden. Nach der Operation ist es ratsam, die Patienten einige Tage lang in gesonderte ruhige Triften zu bringen und durch geschulte Hirten hüten zu lassen, damit sich die Heilung ohne Komplikationen vollziehen kann. Bei Berücksichtigung der erforderlichen Antisepsis zeigt der Strauß eine gute ,,Heilhaut" , so daß nur mit sehr geringen Verlusten bei dieser Operation zu rechnen ist, Verlusten, die kaum einen höheren Prozentsatz erreichen als bei der Kastration unserer anderen Haustiere.

9. Züchtungsprinzipien. Der große Unterschied, der von den Federhändlern zwischen Federn erster Qualität und etwas geringerer Ware im Preise gemacht wird, muß den rationell arbeitenden Farmer dazu veranlassen, nur derartige Vögel in seiner Herde zu halten, die eine, den Marktanforderungen möglichst vollkommen gerecht werdende Feder produzieren. Die StrauBenzüchtung muß daher als Ziel verfolgen, nur solche Tiere hervorzubringen, die selbst in jeder Hinsicht einwandsfreie Federn erzeugen und gleichzeitig diese Eigenschaft in vollem Umfang treu vererben. Zunächst muß dabei der Umstand berücksichtigt werden , daß der Strauß auch bei der Anlage, gute Federn zu produzieren, durch äußere Einflüsse, wie schlechte Witterung, Nahrungsmangel und Krankheiten in einer gesunden Entwicklung der Federn gestört wird. Es dürfen daher nur solche Exemplare zur Erzeugung von Nachzucht in Frage kommen, die selbst auf Grund einer guten, robusten Konstitution sich als widerstandsfähig gegen solche Einwirkungen gezeigt haben. Äußere Anzeichen für eine solche sind noch wenig erprobt worden, doch kann man aus dem Aussehen des Tieres und seinem Wesen auf den körperlichen Zustand ziemlich treffende Schlüsse ziehen. Kräftiger Bau der Beine, weiche, glatte Haut der nackten Körperstellen und lebhaftes Temperament dürften einige Anhaltspunkte bieten. 8*

116 Wie bei allen Lebewesen zeigen sich jedoch auch beim Straußen individuelle Unterschiede, die sich auf alle Organe seines Körpers beziehen und derart eng mit seinem Keimplasma zusammenhängen, daß sie in mehr oder minder großer Treue sich auf seine Nachkommen vererben. Solche Unterschiede zeigen sich demgemäß auch in dem Bau der Feder. Da jedoch durch die Ansprüche des Marktes die erwünschten Eigenschaften der Federn streng fixiert sind, eine Abweichung von dieser Norm nach der einen oder der anderen Seite stets eine, wesentliche Wertverminderung zur Folge hat, kann nur eine Feder, die eben diese Forderungen alle in sich vereinigt, als Idealfeder gelten. Es haben sich nun im Laufe der Jahre verschiedene Schläge in Südafrika entwickelt, die bald diese, bald jene Eigenschaft der Feder in hervorragendem Maße aufzuweisen vermögen. Ein sich rein vererbender Schlag von Vögeln, die eine Idealfeder erzeugen, konnte jedoch bis heute noch nicht gezüchtet werden . Vielmehr werden stets von neuem diejenigen Schläge , die bei der Kreuzung eine dem Idealtypus nahe kommende Feder zu bringen versprechen, gepaart und so wenigstens eine Generation von Tieren geschaffen, die ein besonders wertvolles Produkt zu liefern imstande sind. Da die Nachkommen solcher Kreuzungsprodukte stets zu einem größeren Prozentsatz wiederum geringwertige Federn produzieren, wird von diesen nicht weiter gezüchtet, vielmehr jedesmal eine neue Kreuzung der in sich rein erhaltenen Schläge hervorgerufen . Denn nach der Ansicht Duerdens , der auch auf diesem Gebiete grundlegende Forschungen anstellte, scheint beim Straußen anders wie bei anderen Haustieren die Möglichkeit einer Höherzüchtung durch Veredelungsauslese nicht durchführbar zu sein. Es sollen die späteren Generationen von Kreuzungsprodukten verschiedener Schläge stets einen geringwertigen Durchschnitt ergeben. Meines Ermessens dürfte es noch zu früh sein, hierüber ein abschließendes und die Züchtungsmethoden auf bestimmte Bahnen beschränkendes Urteil zu fällen. Die Straußenzucht stellt einen, im Verhältnis zu unseren Haustierzuchten so jungen Betrieb dar,

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daß bei der langsamen Vermehrung dieser Tiere und den, doch erst seit relativ kürzerer Zeit in ausgedehntem Maße nach allen Regeln der Züchtung betriebenen Versuchen, noch keineswegs alle einschlägigen Fragen über die Vererbung bei bestimmter regelmäßig durchgeführter Auslese auf ihre Anwendbarkeit für Strauße geprüft sein können. Daß bis jetzt noch keinerlei Mutationen, d. h. spontane Variationen morphologischer Eigenschaften beobachtet werden konnten, ist wohl kein genügender Grund, der Vermutung Raum zu geben, daß überhaupt ein Auftreten von Mutationen nicht möglich sei. Daß diese Eigenschaft auch bei unseren Haustieren, die doch infolge jahrhundertelanger Zucht eine große Umbildungsfähigkeit erreicht haben, nur äußerst selten beobachtet werden kann, ist eine bekannte Tatsache, und der Umstand, daß Mutationen bei Pflanzen häufiger bemerkt zu werden pflegen, ist lediglich darauf zurückzuführen, daß eine unverhältnismäßig größere Anzahl von Pflanzen und Pflanzengenerationen der Beobachtung und Untersuchung des einzelnen zugänglich sind. Es darf daher wohl nicht gänzlich aus dem Bereich der Möglichkeit gewiesen werden, daß auch bei Straußen in einem späteren Zeitpunkte der Zucht solche spontane Variationen auftreten und mit Erfolg nutzbar gemacht werden können. Es wäre zu erwägen, ob ein planvolles Durchkreuzen der verschiedenen Rassengruppen nicht imstande wäre, durch Vermischung derart verschiedenen Keimplasmas das Entstehen solcher Mutationen zu befördern, die eine Tendenz nach der Produktion einer Idealfeder zeigen. Ob bei der heute gebräuchlichen und von Duerden empfohlenen Methode sämtliche Möglichkeiten die fluktuierende Variabilität zur Verbesserung der Feder auszunutzen, erschöpft werden, müßte durch langjährige Durchführung systematisch betriebener und alle einschlägigen Fragen berücksichtigender Veredelungsauslese - Züchtung untersucht werden. Die Erfahrungen der Züchter sprechen zwar bis jetzt noch nicht dafür , daß auch beim Straußen diese Züchtungsmethode eine dauernde Verbesserung ermögliche, die, wie es bei Pflanzen- und Tierzüchtung in vie-

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len Fällen nachgewiesen wurde, darin besteht, daß die individuellen Schwankungen sich um ein höheres Mittel gruppieren" (Fruwirth , Lit. Nr. 38) . Doch darf wohl deshalb der, von Duerden allerdings geleugnete „,cumulative effect", dessen Wirksamkeit viele Stammbäume anderer Zuchten beweisen, nicht ohne weiteres negiert werden. Die Vermutung liegt nahe, daß Züchtungsversuche von dem auf eine Rente angewiesenen Farmer nicht in der Rigorosität zu Ende geführt wurden, wie sie die Beantwortung einer solchen Frage notwendig machen würde. Sind hervorragende Individuen zweier Schläge gekreuzt worden, so wird ,,die Nachkommenschaft weniger zur Variation geneigt sein, sondern mehr eine einheitliche Zwischenform beider Eltern darstellen" (Hoffmann , Lit. Nr . 50) , also solche Tiere aufweisen, die eine erwünschte Qualitätsfeder produzieren. ,,Die vermehrte Veränderlichkeit mit den atavistischen Rückbildungen bringt erst die Nachzucht der Halbbluttiere . Noch schroffer wird der Gegensatz bei 14 Blut" (s . o.) . Die Produkte der Halbbluttiere werden, wie auch Duerden zugibt, stets zu größerem Prozentsatz eine unerwünschte Federnqualität ergeben, während nur ein ganz geringer Teil die hervorragenden Eigenschaften der Eltern beibehalten wird. Die Durchführung eines solchen Züchtungsprinzips muß daher für den Farmer, der auf eine regelmäßige Produktion guter Federn angewiesen ist, auf die Dauer zu kostspielig werden. Er wird demnach, wie dies ja auch der Fall ist, zu einem solchen System zurückkehren, wo er Individuen derjenigen Schläge, die sich in der Federnqualität ergänzen und in ihrer Eigenart rein erhalten werden, kreuzt, und lediglich die Federnproduktion der Halbbluttiere ausnutzt, eine Nachzucht von ihnen jedoch vermeidet. Hier müßte die Tätigkeit staatlich subventionierter Versuchsfarmen einsetzen, die auf Erzielung einer Rente nicht angewiesen sind. Nur so könnte einwandsfrei festgestellt werden, ob nicht doch durch eine, viele Generationen hindurch sachgemäß durchgeführte Veredelungsauslese, bei der durch . Inzucht die Tendenz nach der gewünschten Federneigenschaft unterstrichen werden müßte, ein in sich konsolidier-

119 ter, seine hervorragenden Qualitäten treu vererbender Schlag entwickelt werden könnte. Daß ein solcher, den Anforderungen des Federnmarktes entsprechender Vogeltypus die gesamte Straußenzucht nach und nach auf eine andere. Basis stellen würde, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Art, nach welcher die Individualauslese zu erfolgen hat, ist beim Straußen wesentlich anders als in den übrigen Tierzuchtgebieten. Korrelationen zwischen Körperform und Federneigenschaft konnten bei den geringen Unterschieden im Aussehen der Tiere nicht festgelegt werden. Die Auswahl muß daher auf eine genaue Beobachtung des Tieres in seinem Verhalten äußeren Einflüssen gegenüber und in seinen Produkten begründet werden. Unter denjenigen Schlägen, die gegenwärtig in Südafrika rein gezüchtet werden, sind nach Duerden die beDer Lovemore - Evans - Schlag , dessen Eigentümlichkeit eine zwar relativ kurze, doch dichte, wohlgeformte Feder ist, die mit einer Neigung zur Kräuselung, starke Üppigkeit und seidenen Glanz des Halmes vereint, sowie der Barber - Schlag mit breiten, etwas losen Federn, deren Äste, in einem ziemlich spitzen Winkel vom Schaft abzweigen. Eine Kreuzung dieser beiden Schläge ergibt stets hervorragenge Federnqualitäten der Nachzucht . Um die Bestrebungen der Straußenzüchter zu fördern, hat die Regierung ein „ Ostrich- Studbook" angelegt, in welches die aus solchen Schlägen hervorgehenden Zuchtvögel eingetragen werden. Daß die Frage der Zuchtverbesserung das Interesse weiterer Kreise gewonnen hat, beweist die Tatsache, daß Zuchtvögel auf Grund eines solchen Pedigrees ganz erstaunliche Preise auf dem Straußenmarkt erzielen . Während Strauße mittlerer Qualität mit 200-400 Mark erworben werden können, werden für hoch gezüchtete Tiere stets 5-10 000 Mark gefordert und bei der relativen Seltenheit wirklich guter Tiere willig gezahlt. Auch die Nachkommenschaft bekannt guter Zuchthähne erzielt schon im

120 jugendlichen Stadium, als Kücken, weitaus höhere Preise wie Brutvögel mittlerer Qualität, während Kücken unbekannter Abstammung mit 50-100 Mark bezahlt werden können . Interessant ist zum Vergleich, das Jahr 1881/82 heranzuziehen, in welchem nach Forest der höchste Preis für ein Paar Zuchtstrauße 1000 Mark betrug.

V. Betriebsmethoden. Die in vorstehenden Kapiteln beschriebenen Vorgänge werden sich mit gewissen Modifikationen in sämtlichen Betrieben auf ähnliche Weise abspielen. Durch die Haltung der jeweils gleichaltrigen Tiere, der Zuchtvögel und der kastrierten und sonst an der Paarung zu verhindernden Vögel auf getrennten Triften wird sich die Notwendigkeit ergeben, verschiedene Herden zusammenzustellen, die ihren Zweck und ihren Ansprüchen entsprechend auf Weiden verschiedener Qualität unterzubringen sind. In der Regel wird man junge, sowie besonders wertvolle Tiere auf frisch wachsende Triften bringen, während die anderen Herden zur Nachweide aufgetrieben werden ; hieraus resultiert ein beständiger Umtrieb auf der Farm, der das Vorhandensein mehrerer Einzäunungen voraussetzt. Wie groß diese zu bemessen sind, wie viele Tiere auf ein bestimmtes Areal gerechnet werden können, in welcher Weise Fütterung und Haltung der Vogel sich regeln läßt, unterliegt je nach der Art der angewandten Methode großen Schwankungen und soll im einzelnen näher besprochen werden. 1. Freiweidebetrieb. Der Freiweidebetrieb verfolgt den Zweck, auf billigem Boden bei möglichster Beschränkung des toten Inventars eine möglichst große Anzahl von Straußen unter annähernd natürlichen, nur geringe Pflege und geringen materiellen Aufwand beanspruchenden Lebensbedingungen nutzbringend in Gefangenschaft zu halten. Da die Freiweide einen typisch extensiven Betrieb darstellt, verlangt sie als Haupt-

122 bedingung einen billigen, leicht zu verzinsenden Boden. Infolgedessen beschränkt sie sich auf Gegenden, die in klimatisch-geologischen oder wirtschaftlichen Verhältnissen weniger günstiger veranlagt sind, da nur solche geringe Bodenpreise aufweisen können . Aus diesen die Produktionskraft der betreffenden Ländereien hemmenden Bedingungen resultiert eine relativ geringe Bevölkerungsdichte, auf Grund deren eine für europäische Begriffe ungewohnte Ausdehnung der einzelnen Besitzungen möglich wird, wozu allerdings auf der anderen Seite die ziemlich mangelhafte Fruchtbarkeit des Landes nötigt. Der Freiweidebetrieb basiert, wie die große Mehrzahl der Rinder-, Schaf- und Pferdezuchten in subtropischen, ariden Gegenden, auf den von der Natur bald mehr, bald minder reichlich zur Verfügung gestellten Nährstoffen der heimischen Vegetation. Im speziellen Falle kommt hauptsächlich die engere Heimat der Strauße, die Caroo, sowie die sogen. „ Süß- und Sauerveldt-Gegend" in Betracht. So zusagend auch diese Ernährungsweise für die Strauße sein mag, so sind diese Gegenden doch infolge mangelhafter und ungünstig verteilter Niederschläge nicht fruchtbar in unserem Sinne des Wortes. Vielmehr ist der Pflanzenwuchs spärlich, so daß zur ausreichenden Ernährung einer relativ kleinen Herde große Areale zur Verfügung stehen müssen. Langjährige Erfahrung und eingehende Berechnung hat für Britisch-Südafrika im Durchschnitt ergeben, daß auf mittelguter Steppenweide zum Jahresunterhalt eines Straußen 15-20 acres (6-8 ha) gerechnet werden müssen. Die Farmgröße beträgt auf solchem Boden ca. 3000-6000 Capscher Morgen (2800-5250 ha) ; rechnet man hiervon die Hälfte auf Straußenzucht (obgleich eine durchgehende Trennung der weidenden Strauße von den Rindern wohl selten vorgenommen wird) , so beträgt die Bestockungsfähigkeit einer Fläche von 2000-3000 ha nur 250-500 Vögel. Immerhin gibt eine derart rationelle Bestockung einige Garantie, daß auch in schlechten Jahren bei übermäßiger Trockenheit das Weidefutter genügen wird, um die Strauße in der gewünschten Kondition zu erhalten. Auf diesen Punkt muß besondere Rücksicht genommen werden ; denn die Verab-

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reichung von gekauftem Kraftfutter ist unter solchen Verhältnissen außerordentlich kostspielig, und es hat Fälle gegeben, wo in besonders ungünstigen Jahren viele Farmer ihre Strauße ins freie Feld hinausließen, da sie sich vor die Frage gestellt sahen, entweder teures, mit barem Gelde zu bezahlendes Futter zu kaufen und dadurch finanziellem Ruin entgegenzugehen, oder, um die Tiere nicht verhungern zu lassen, ihnen die Freiheit zu geben, wobei allerdings die schwache Hoffnung bestehen konnte, daß die, an ihrer Heimat hängenden Tiere sich schon derart an die Farm gewöhnt hatten, daß sie mit eintretender Regenzeit zu ihrem Besitzer zurückkehren würden. Um solche Fälle zu vermeiden, ist es daher auch im extensivsten Betrieb zu erstreben, wo es irgend angängig ist, Luzerne als Futtermittel zu bauen ; wenn möglich, auch kleine Flächen mit Raps und Mais anzulegen, um wenigstens einigermaßen von den Launen der Witterung unabhängig zu werden. Wo die Wasserverhältnisse weder den Anbau von Luzerne , noch von Mais gestatten, muß mindestens für das Vorhandensein von Feigenkaktus gesorgt werden, der absolut anspruchslos ist und auch bei lange anhaltender Trockenheit seinen Nährwert behält. Im Freiweidebetrieb unter primitivsten Verhältnissen werden die Strauße von Hirten gehütet. Haben sie sich erst durch kleine, täglich verabreichte Körnerfutterration daran gewöhnt, in der Gegend des Farmhauses zu bleiben, so folgen 30-40 Stück willig einem Hirten. Sie werden dann ähnlich dem Rindvieh derjenigen Betriebe, die sich noch im ersten Entwicklungsstadium südafrikanischer Farmerei befinden, frühmorgens nach verschiedenen Richtungen in das Feld getrieben, den Tag über draußen geweidet und gegen Abend in die auf dem Hofe befindlichen Kräle gebracht. Der Kralbau verdient besondere Aufmerksamkeit. Mit der alten Methode, zum Zwecke der Einpferchung der Tiere Dornbüsche zu fällen und im Kreise aufzuschichten, muß endgültig gebrochen werden. Solche Dornkräle, das Unreinlichste und dadurch Ungesundeste, das in dieser Hinsicht er-

124 dacht werden kann, dürfte nur als äußerster Notbehelf betrachtet werden. Ungeziefer aller Art hält sich in den unzähligen kleinen Zwischenräumen zwischen Ästen und Dornen auf, so daß an eine Reinigung überhaupt nicht gedacht werden kann . Das einzige Mittel, zur Vermeidung von Seuchen und zur Vertilgung der mancherlei Parasiten eine Desinfektion vorzunehmen, besteht in dem Abbrennen der vertrockneten Dornbüsche und dem Verlegen des Krals an einen anderen Ort. Daß diese Art des Vorgehens dem wichtigsten Prinzip eines jeden Farmbetriebes, der Stabilisierung und Beschränkung auf eine bestimmte Lokalität, direkt entgegenarbeitet, bedarf keiner näheren Erklärung. Drahteinzäunungen wären auch für diesen Zweck, weil sehr reinlich , das Vorteilhafteste, wenn sie für das Auge einen genügenden Abschluß bilden würden. Da jedoch bei StrauBen, welche in größerer Menge auf einen relativ kleinen Raum zusammengedrängt werden, auch das geringste ungewohnte Geräusch panikartigen Schrecken auszulösen vermag, rennen sie in der Dunkelheit gegen die unsichtbaren Drähte an und sind gefährlichen Verletzungen ausgesetzt. Vorzuziehen sind daher Kräle aus Steinmauern , die entweder aus Bruchsteinen oder Ziegeln regelrecht aufgebaut werden und mit einem, in Kalkmilch gelösten Mittel leicht desinfiziert werden können. Für gute Drainage des Kralplatzes ist Sorge zu tragen, damit die ungeheuren Wassermassen, welche oft in kurzer Zeit zur Erde niederstürzen , leicht abfließen können. Da Nässe und Schmutz die Federn in ihrem Aussehen besonders schädigen, ist es wichtig, daß der Boden des Krals stets eine gewisse Trockenheit aufweist. Der Kot ist wegen der in Unmengen in ihm enthaltenen Entozoeneier regelmäßig zu entfernen , und gelegentliches Ausbrennen einer Schicht dürren Grases auf dem Kralboden kann den Kampf gegen Schädlinge aller Art erheblich unterstützen. Der Betrieb, in welchem die Strauße unter Aufsicht von Hirten geweidet werden, hat viele Nachteile, die ihn nur unter absolut primitiven Verhältnissen angebracht erscheinen lassen. Die Gefahr, daß die Tiere dem Hirten entlaufen, um in ihren wilden Zustand zurückzukehren, ist besonders

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zur Brutzeit zu groß, als daß der große materielle Wert, den die Strauße zu repräsentieren pflegen, nicht, wo es irgend angängig ist, einen wirksameren Schutz verlangte. Infolgedessen sind die meisten Farmen mit ausgedehnten Umzäunungen versehen, wobei große Areale durch Drähte abgegrenzt werden. Je nach dem Herdenbestand einer Farm und der Güte der Weide wechselt die Ausdehnung und Zahl solcher Triften. Neben großen Abteilungen im Umfang von 200-300 ha, in welchen die Herden nach Altersstufen getrennt gehalten werden, sind kleinere Weideplätze für einzelne Paare eingerichtet, wobei ca. 30 ha auf das Paar gerechnet zu werden pflegt. Bei der Anlage solcher großen und kleinen Triften ist zu beachten, daß große Bodenunebenheiten, wie tief eingerissene Flußtäler, Felsenpartien und steile Hänge, vermieden werden, da sonst die Strauße allzuvielen Unfällen ausgesetzt sind . Ist die Vegetation einer Farm merkbar verschiedenartig zusammengesetzt, so sollte Wert darauf gelegt werden, diejenigen Teile des verfügbaren Landes der Straußenzucht zugängig zu machen, welche süße Gräser und hauptsächlich die alkalireichen Caroobüsche aufweisen. Fehlen diese, den Vögeln absolut notwendigen Nährstoffe in den vorhandenen Pflanzen, so muß Knochenmehl in reichlicher Menge verabreicht werden, da sonst ein zufriedenstellender Gesundheitszustand der Herde nicht zu ermöglichen ist. Allzu dichter Buschbestand ist der schädlichen Dornen wegen zu lichten. Wasser in jeder einzelnen Trift ist kein unbedingtes Erfordernis, wenigstens nicht bei erwachsenen Straußen, die bei grünem Futter mehrere Wochen ohne Wasseraufnahme existieren können. Es wird daher genügen, die einzelnen Herden einen über den anderen Tag nach der Tränke zu treiben. Immerhin ist es vorteilhaft, wenn jede Weide ihre eigene Wasserstelle aufzuweisen hat, ein Idealzustand, der jedoch nicht allzuhäufig erreichbar ist. Nasse, lehmige Stellen dürfen in der Einzäunung nicht enthalten sein, da sich die Vögel darin wälzen und dabei ihre Federn verletzen. Doch lieben sie, ähnlich unseren Haushühnern , Sand- und Staubbäder zu nehmen. Um eine zweckmäßige Beweidung der einzelnen Triften zu er-

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möglichen, ist es günstig, die Felder abwechselnd auch mit Rindern und Schafen zu beschicken. Die Strauße sind etwas wählerisch in bezug auf die Art der Futterpflanzen, die sie zur Nahrung aufnehmen. Manche Pflanzen verschmähen sie vollständig, während sie von anderen nur die Blätter von den Stengeln abstreifen, wobei natürlich eine Ausnutzung der Weide nicht stattfinden kann. Der Auftrieb von vierfüßigen Grasfressern gibt den vom Straußen bevorzugten Pflanzen die Möglichkeit, neue Triebe anzusetzen, während das allzu üppige Wachstum der anderen in Schach gehalten wird. Der Freiweidebetrieb hat große Vorzüge aufzuweisen und kann unter passenden Verhältnissen in seiner Extensität gute Erträge liefern. Die Anpassung an die natürlichen Lebensbedingungen verlangen nur einen geringen Grad der Pflege, um die Tiere in gewünschter Kondition zu erhalten, so daß bei geringen materiellen Aufwendungen günstige Resultate erzielt werden können. Allerdings ist streng zu berücksichtigen, daß das Prinzip der äußersten Extensität in der Anlage und der Durchführung des Betriebes auf jede Weise zu wahren ist, damit das Anlagekapital, welches durch den Erlös an Straußenfedern und Zuchttieren zu verzinsen ist, durch keinerlei irgendwie vermeidlichen Ausgaben erhöht werde. Totes Inventar sowie die für den einzelnen Straußen aufgewandte Arbeit ist auf ein zulässiges Minimum zu beschränken ; die Sorge für das einzelne Tier hat sich auf die ersten drei Monate zu konzentrieren, während von diesem Zeitpunkte ab die Herden mehr und mehr sich selbst überlassen bleiben müssen ; jegliche, für die Aufzucht der Kücken aufgewandte Arbeit wird sich jedoch auch in solchen Betrieben rentieren. Infolge der Vereinfachung der gesamten Anlage wird es naturgemäß unmöglich sein, eine in allen Teilen einwandfreie Nachzucht zu erzielen, da die Paarung meist dem Zufall überlassen bleiben wird. Immerhin wird die Verwendung guter Zuchttiere einige Garantie für die Reinheit des Herdenbestandes bieten, besonders, wenn von Zeit zu Zeit für Blutauffrischung gesorgt wird . Im allgemeinen wird jedoch der Freiweidebetrieb darauf angewiesen

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sein, mehr auf die Quantität als auf die Qualität der zu liefernden Produkte zu sehen. 2. Bruthofwirtschaft. Anders liegen die Verhältnisse bei der Bruthofwirtschaft, deren Existenzbedingungen in einer rentablen Verzinsung hohen Bodenkapitals bestehen. Naturgemäß verlangen solche Betriebe eine äußerst intensive Bewirtschaftung, die wieder nur unter besonders vorteilhaften klimatizwei Gründe, aus denen schen Verhältnissen möglich ist sich das seltene Vorkommen der reinen Bruthofwirtschaften erklären läßt. Infolge der Höhe der Bodenpreise und der Besiedelungsdichte derartig günstiger Ländereien, sind solche Betriebe von relativ kleinem Umfang. Der Weideauslauf für die Straußen muß daher in hohem Maße eingeschränkt werden, woraus die Notwendigkeit entsteht, den auch in diesen Gegenden ohne künstliche Bewässerung spärlichen Pflanzenwuchs durch den Anbau von Futterpflanzen zu ersetzen. Bruthofwirtschaft ist also nur zulässig bei gut funktionierendem, auch bei langer Trockenheit nicht versiegendem Bewässerungssystem, durch welches eine regelmäßige Kultur von Futtermitteln erst ermöglicht wird. Als Hauptfutter wird die, in diesen Gegenden bei genügender Wasserzufuhr vorzüglich gedeihende Luzerne angepflanzt, und sowohl als grüne Weide wie als Heu den Straußen zugängig gemacht. Je nach der Güte des Bodens und der Möglichkeit, rationelle Bewässerung anzuwenden, wird die Kapazität eines bestimmten Areals zur Aufnahme von StrauBen schwanken, doch kann man ungefähr 10-15 ausgewachsene Strauße auf 1 ha Luzernenfeldes rechnen. Wie unterschiedlich jedoch die Güte einer solchen Weide zu bewerten ist, erhellt aus dem Umstande, daß Luzerne, die nur durch periodisch fließende Ströme 1-2 mal im Jahre überflutet werden kann, höchstens 6 Vögel pro Hektar zuläßt. Die verschiedenen Einfriedungen werden daher durch die Größe der Farm und die Höhe der Bestockung in ihrer Ausdehnung bestimmt und dementsprechend eingerichtet. Ähnlich der freien Veldt-Weide wird ein gewisser Umtrieb ein-

128 gehalten, indem junge oder zu kräftigende Vögel auf eben bewässerte, frisch wachsende Luzerne gebracht, die älteren und weniger schonungsbedürftigen Tiere dagegen in zweiter Linie auf die Triften aufgetrieben werden. Da Strauße auch bei Luzerne nur die Blätter abzustreifen pflegen, die etwas härteren, besonders zur Blütezeit rasch verholzenden Stengel stehen lassen, werden zur völligen Ausnutzung der Weide entweder zusammen mit den Straußen, oder nachdem sie die Einzäunung verlassen haben, Rinder oder Pferde in die Triften verbracht. Neben solchen Luzernenschlägen, deren Größe 2-3 ha betragen mag, und auf welchen das Gros der Herden, die Kücken, 1-, 2- und 3jährige, letztere nach Geschlechtern getrennt, sowie reine Federvögel gehalten werden, sind in derartigen Betrieben noch besondere Bruthöfe eingerichtet. Da Bruthofwirtschaften ausgesprochene Qualitätszucht darstellen, wird in der Regel das Inkubatorensystem zur Anwendung gebracht werden müssen. Dies gibt die Möglichkeit, jedem Zuchthahn 2 Zuchthennen zuzuteilen , welche dann in kleinen, ca. 1-2 preußischen Morgen großen Einzäunungen gehalten werden und zwar ausschließlich während der Paarungsmonate. Um solche, gewöhnlich nahe beieinander gelegene Bruthöfe wirksam gegeneinander abzugrenzen, werden am besten in Abstand von 1-12 m zwei Zäune errichtet und der Zwischenraum mit einer lebenden Hecke ausgefüllt, da sonst die kampflustigen Vögel durch den gegenseitigen Anblick allzusehr in der Ruhe des Paarungsgeschäftes gestört werden. Die Bruthöfe weisen ferner einen Schuppen auf, in dessen Nähe der Nistplatz angelegt wird und sind auf einer Seite mit schattenspendenden Bäumen bepflanzt, damit den häufig äußerst wertvollen Zuchttieren in jeder Hinsicht Schutz vor den Unbilden der Witterung geboten werden kann . Meist wird auch ein Teil der Einzäunung mit Luzerne angepflanzt. Diese Art der Haltung bedeutet den höchsten, in der praktischen Straußenzucht bis jetzt erreichten Grad von Domestikation, wenn wir die für uns nicht in Betracht kommenden Tiere der zoologischen Gärten ausschalten wollen. Die in ihrer Entwicklung begriffenen jungen Tiere , sowie die Federvögel werden bei

129 rationell betriebener Bewässerung und richtiger Bestockung. im größten Teil des Jahres ihr Nährstoffbedürfnis auf den ihnen zur Verfügung gestellten Luzernenfeldern decken können und wenige, besonders trockene Monate ausgenommen, keines Beifutters bedürfen. Anders wird es mit den Zuchtvögeln gehalten, welche regelmäßig, in der Art unserer Haushühner gefüttert werden müssen. Durch Steigerung der Rationen anregender Futtermittel ist es dem Züchter in die Hand gegeben, die Produktion an gesunden, befruchteten Eiern zu vermehren. Ebenso ist es möglich, durch die Art des Kraftfutters, zu dem alle Sorten von Körnerfrüchten gehören, Anfang, Dauer und Ende der Brunstperiode zu regulieren, so daß der Hoffnung Raum gegeben werden kann, daß ähnlich wie bei unseren anderen Haustieren auch bei den Straußen sich die scharfen Unterschiede zwischen Brunst- und Ruheperiode nach und nach verwischen lassen werden. Körnerfutter und Luzernenheu , auf Vorrat aufgestapelt, machen die Bruthofwirtschaft von den meisten Witterungszufälligkeiten unabhängig, wodurch die Aufrechterhaltung eines intensiven Betriebes das ganze Jahr hindurch ermöglicht wird. 3. Kombinierter Betrieb. Eine Kombination zwischen Bruthofwirtschaft und Freiweidebetrieb wird häufig die Möglichkeit geben, die vorhandenen Bedingungen vollständig auszunützen, ohne durch verteuerte Wirtschaftsweise die Rentabilität einer solchen Anlage in Frage zu stellen. Vielfach werden Wasser- und Bodenverhältnisse die Anpflanzung von Kulturgewächsen nur in beschränktem Maße zulassen, so daß es angebracht sein wird, neben einigen Luzernenschlägen für ausgiebigen Auslauf auf das freie Feld zu sorgen. Für derartige Betriebe lassen sich natürlich keine allgemein gültigen Zahlen angeben, wie viele Strauße auf einer gewissen Fläche gehalten werden können, weil je nach den Verhältnissen bald größere, bald kleinere Areale für den Anbau von Futterpflanzen zu Gebote stehen. Doch wird 100 Strauße auf 250 ha ungefähr zutreffend genannt werden können . Für das Paar 9 Bassermann. Der Strauss und seine Zucht.

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ausgewachsener Strauße sollten also annähernd 5 ha guter natürlicher Weide zur Verfügung stehen, auf der bei normalen Regenverhältnissen einen großen Teil des Jahres hindurch ausreichende Nährstoffe vorhanden sein werden. Zu Beginn der Brunstperiode wird dann zweckmäßigerweise mit der Verabreichung von Körnerfutter und Luzernenheu begonnen, während die jüngeren sowie die ausgesprochenen Federvögel noch einige Zeit von dem natürlichen Pflanzenwuchs ernährt werden können. Während der Trockenzeit, zu der alle nicht bewässerten Pflanzen einen großen Teil ihres Nährwertes einbüßen, werden die Vögel zweckmäßig morgens und abends gefüttert und den Tag über auf der natürlichen Weide belassen, während besonders wertvolle Tiere und solche, deren Gesundheitszustand kräftige Nährstoffzufuhr verlangt, am besten ganz auf Luzerne gehalten werden. Welche Art der Bebrütungsmethode der Züchter in diesem Betriebe anzuwenden gedenkt, ist von den speziellen Zwecken seiner Anlage abhängig zu machen. Will er nur auf Erzeugung einer guten Feder hin arbeiten, seinen Herdenbestand aber durch Zukauf guter Zuchthähne von Zeit zu Zeit wieder aufbessern, so wird im Interesse der Billigkeit und Bequemlichkeit des Betriebes die natürliche Andererseits wird eine gute Methode angebracht sein. Nachzucht und der Verkauf rassereiner Zuchtvögel die Mehraufwendungen an Geld und Arbeit, die durch den Inkubatorenbetrieb verursacht werden, vollständig bezahlt machen.

VI. Marktverhältnisse. Zu Beginn der Straußenzuchtbestrebungen wurden die Federn zahmer Straußen auf europäischen Märkten mit einigem Mißtrauen betrachtet. Noch 1876 schreiben Mosenthal und Harting in ihrem Buch über Straußenzucht : ,,Der Unterschied zwischen der Feder eines wilden und eines zahmen Vogels ist dem Kenner sofort bemerkbar. Die sogen. ,,zahme Feder" ist viel steifer und besitzt nicht den graziösen natürlichen Fall der wilden Feder, hat ,,galleries" (wohl Schnabelhiebe) im Kiel und wird, auch wenn sie hergerichtet und gelockt ist, nach einiger Zeit wieder steif." Er prophezeit ihnen, selbst bei rapider Zunahme eine Zukunft als ,,staple article" und nicht die einer „,drug in the market". Auch die Klassifikation der öffentlichen Markt- und Auktionsberichte stellt als bestes Material wilde, sogen. ,,bloodfeathers" an die Spitze, und sogar ,,wild white III " rangiert noch über ,,tame white finest quality". Langsam, aber stetig nahm die Wertschätzung der zahmen Feder zu. Mit ein Grund, jedoch gewiß nicht der hauptsächlichste mag der gewesen sein, daß das Angebot an wilden Federn nicht nur im Verhältnis zu zahmen, sondern auch tatsächlich infolge der vielen, einschneidenden Jagdschongesetze und Jagdverbote zurückging und auf dem Markte keine führende Rolle mehr spielen konnte. Hauptsächlich eroberte sich jedoch das Produkt des in der Gefangenschaft gezüchteten StrauBen die Nachfrage des europäischen Marktes durch die Zielbewußte und systeeigene Qualitätsverbesserung. matische Zucht resultierte schließlich in einem einwandsfreien Produkt, das der wilden Feder in keiner Weise nachstand und lieferte den Beweis, daß der Züchter selbst 9*

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seinen Absatz weitgehend beeinflussen kann, ohne von den Vorurteilen des Marktes völlig abhängig zu sein. In der Tat hat sich das Urteil über das Verhältnis von zahmen zu wilden Straußenfedern völlig umgekehrt, so daß mir die Straußenfedernimportfirma E. J. Arbib mitteilte, daß allerdings ein großer Unterschied zwischen zahmen und wilden Federn gemacht werde : ,,Wilde werden im allgemeinen nicht so gerne gekauft und erzielen niedrigere Preise." Gegner der Straußenzuchtbewegung und allzu große Zweifler pflegen die These ins Feld zu führen, daß es unklug wäre, große Summen in der Produktion eines Modeartikels zu investieren. Wenn wir untersuchen, worin die Eigenschaften liegen, die der Straußenfeder Jahrhunderte hindurch die Begehrung der Menschen sicherte, und zwar namentlich derjenigen Individuen, die jeweils die Vertreter einer höheren Kulturstufe darstellten (Könige , Häuptlinge , Aristokratie) , so sehen wir, daß sie auf Grund ihrer ausgesuchten, graziösen Schönheit die Fähigkeit besitzen muß, ästhetische Forderungen zu befriedigen. Die Straußenfeder darf daher keineswegs wie andere Elemente der Kleidung als Modeartikel bezeichnet werden, da ihr Besitz nicht lediglich der Freude an Abwechslung wegen oder um „ der Richtung des Tages" zu folgen, erstrebt zu werden pflegt ; vielmehr wird sie der Kategorie des Schmuckes eingerechnet werden müssen, da sie, wie z. B. Edelsteine, in der ihr eigenen schönen Form auch unabhängig von der wechselnden Mode von der großen Mehrheit der Menschen stets als ästhetisch schön empfunden werden wird. In gewissem Grade wird sie natürlich , wie jeder Schmuck überhaupt, den Schwankungen der Mode unterliegen, doch darf mit Sicherheit angenommen werden, daß die Straußenfeder so wenig wie Diamanten oder Perlen jemals vollständig aus der Mode kommen wird. Betrachten wir die den Federnpreis bedingenden Faktoren, so sehen wir im Laufe des letzten Jahrhunderts eine tiefgreifende Umwandlung vor sich gehen. Der Preis eines Objektes wird stets eine Resultante vielartiger und verschieden großer Komponenten darstellen, wobei bald die-

133 jenigen der Konsumtion, bald die der Produktion dominieren und auf die Richtung der Preisresultante einen ausschlaggebenden Einfluß ausüben. Zunächst wurde der Preis der Federn diktiert durch ihre physische Seltenheit, die zur Folge hatte, daß das beschränkte Angebot bei weitem hinter der Nachfrage zurückblieb. Die Produktionsbedingungen der Ware mußten also unter den wertbestimmenden Faktoren den Ausschlag geben. Durch die Erzeugung der Feder im Farmbetrieb fiel mit einem Schlage die Seltenheit als dominierende Komponente weg, da an ihre Stelle nur die Höhe des „ Kapitals- und Arbeitsaufwandes“ trat. Diese war im Straußenzuchtbetriebe relativ gering, so daß naturgemäß das Angebot die Nachfrage bald überflügeln mußte ; noch dazu, da ein, bei den zunächst noch hohen Federnpreisen leicht erzielbarer Reingewinn das überaus rasche Aufblühen der Straußenzuchten hervorrief. Die Komponenten der Produktion traten infolgedessen in ihrem Einfluß auf den Federnpreis hinter den nunmehr dominierenden Konsumtionskomponenten zurück. Unter diesen sind als wesentlich hervorzuheben : 1. Der tatsächliche Schönheitswert der Straußenfeder, der ihr in der Konkurrenz mit anderen Schmuckfedern leicht zum Siege verhilft ; 2. ihre relativ geringe Haltbarkeit, die einen häufigeren Ersatz notwendig macht, wenn sie nicht, durch den Gebrauch leidend , ihren Zweck als Schmuckgegenstand zu dienen, verfehlen soll ; 3. und hauptsächlich die Tatsache, daß, wie Forest sagt, die Straußenfedermode demokratisiert. Dieser Punkt scheint mir unter den wertbestimmenden Faktoren gegenwärtig der gewichtigste zu sein, da nur auf ihn der Umstand zurückgeführt werden kann, daß, nachdem sich die Federnpreise einmal den neuen Bedingungen angepaßt hatten, trotz ständig steigenden Angebots die Preisschwankungen sich um ein gleichbleibendes und für den Straußenzüchter befriedigendes Mittel gruppieren. Daß tatsächlich die Mode der Straußenfeder aufgehört hat, ein Vorrecht der Vornehmen oder Begüterten zu sein und jährlich mehr in den breiteren Volksschichten sich einbürgert, konnte zunächst in England beobachtet werden, wo schon

134 die Hüte der einfachen Frauen aus dem Volk Straußenfedernschmuck aufweisen, und diese Tendenz macht sich seit einigen Jahren auch in Deutschland und Österreich geltend. Unbestreitbar ist allerdings, daß dieser Faktor erst dann in Funktion treten konnte, als die Straußenfedern erheblich billiger geworden waren ; seitdem aber trägt er in hervorragendem Maße zur Konsolidierung des Federnpreises bei. Wollen wir die Statistik zur Begründung der oben angeführten Vorgänge heranziehen, so kann nicht ohne weiteres aus der Menge des Angebotes und der Höhe des Durchschnittspreises pro lb. die tatsächliche Intensität der Nachfrage berechnet werden. Hierbei ist namentlich zu berücksichtigen, daß sich das Angebot aus ungeheuer verschieden zu bewertenden Federnqualitäten zusammensetzt, ⚫ die bei der Berechnung des Gesamtgewichtes nicht in Erscheinung treten, wohl aber die Höhe des erzielten Gesamtgewinnes erheblich beeinflussen. Wie groß der Unterschied des Preises pro lb. nach Federnqualität zu sein pflegt, sollen folgende Marktberichte des „ Grahamstown Feather-Market“ zeigen :

Preis pro 1b in Mark Qualität 30. November 1909

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Super prima Ordinary Weiße I Weiße II Weiße III Weiße, minderwertig Femina, super Femina, hell Femina II Femina, minderwert. 1 Byocks Schwarz Kap, lang sup . Schwarz Kap, lang Schwarz Kap, mittel Schwarz Kap , kurz Schwarz Kap, mindw.

380,00-700,00 275,00-350,00 150,00-190,00 60,00-110,00

190,00-320,00 220,00 10,00 85,00-190,00 55,00-130,00 50,00- 70,00 10,00- 25,00 0,50 - 9,00

18. Januar 1910

1500,00-800,00 300,00-450,00 200,00-270,00 170,00 - 180,00 75,00-120,00 40,00- 55,00 300,00-450,00 150,00-280,00 70,00-135,00 20,00 50,00 130,00-150,00 70,00-130,00 45,00 - 65,00 10,00- 35,00 1,50 6,00

135

Preis pro 1b in Mark Qualität 30. November 1909

17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

Grau Kap, lg. super Grau Kap, lang Grau Kap, mittel Grau Kap, minderw . Schwarz Floß Grau Floß Spadones hell Spadones hell, sup. Spadones dunkel Kücken Coden weiß , sup . Coden weiß Coden hell u farb. Coden dunkel

45,00- 80,00 5,00 - 15,00 0,50- 7,00 7,50- 20,00 5,00-20,00 10,00- 15,00

1,00 -

2,50

22,50- 42,50 12,00 - 25,00

18. Januar 1910 55,00 95,00 30,00 40,00 7,007,50 0,50 1,25 5,00- 13,00 4,00- 12,50 11,00-38,00 45,00- 85,00 1,00- 8,00 0,25 0,75 55,00-125,00 12,50- 30,00 4,00- 22,00 1,00- 3,00

Werden daher in dem Gesamtangebot der Straußenfedern große Mengen schlechter Qualität auf den Markt gebracht, so wird naturgemäß trotz eventuell gleichbleibender oder sogar steigender lb.-Zahlen die Angabe über den erzielten Gesamtpreis sinken , obgleich der Preis für die einzelnen Federnqualitäten gleichgeblieben oder bei bevorzugten Klassen sogar gestiegen ist. Aus statistischen Zahlen allein , ohne Berücksichtigung solcher, die gelieferte Federnqualität betreffender Umstände , lassen sich daher keine exakten Schlüsse ziehen. Wir ersehen aus beigehefteter Tabelle¹), daß zunächst nur geringe Mengen von Straußenfedern aus der Kapkolonie erportiert wurden. Solange es sich bei dem Angebot lediglich um wilde Straußenfedern handelte, darf als Durchschnitt wohl 100-120 Mark angenommen werden. Vom Jahre 1864 macht sich ein Sinken des Preises auf 80 und 75 Mark geltend . Dieser Preisrückgang fällt zusammen mit dem erstmaligen größeren Angebot von sog. „, zahmen" Federn und läßt sich einmal darauf zurückführen, daß die Federn des gezüchteten Straußen tatsächlich zunächst von geringer Qualität waren, dann aber namentlich auf die Zurückhaltung 1) Am Schlusse des Buches.

136 der Zwischenhändler, die das Aufnahmebedürfnis des Marktes für ein derart vermehrtes Angebot unterschätzten. Als sich der Markt auch größeren Quantitäten gewachsen zeigte, schnellte der Preis trotz außerordentlich steigenden Angebotes ganz erheblich in die Höhe, bis er 1878 mit 145 Mark seinen Höhepunkt erreichte. Die Dringlichkeit der Nachfrage ermöglicht auch weiterhin bis 1883 befriedigende Preise, die den Straußenzuchten ausnehmend gute Verzinsung sicherten. Eine Folge davon sehen wir in dem ungeheuer raschen Anwachsen des Bestandes an Straußen in diesen Jahren, wo neue Straußenzuchten in großer Menge gegründet wurden. Unterdessen war jedoch das erste Bedürfnis des Marktes befriedigt ; das rücksichtslose Verdienenwollen der Farmer, die auch ihre schlechtesten Federnqalitäten auf den Markt gaben, verschlechterte außerdem die Durchschnittsqualität in hohem Maße. Die unverhältnismäßige Steigerung der Produktion durch Vermehrung der Produktionsquellen zusammen mit einer geringeren Qualität der Ware mußte zu einer die Nachfrage überholenden Überproduktion führen. Der unter solchen Umständen unvermeidliche Preissturz (von 83 Mk. auf 43 Mk.) brachte für die Straußenfarmer eine empfindliche Krise, unter deren Einwirkung ungezählte Farmbetriebe eingestellt werden mußten . In den der Krise folgenden Jahren sehen wir in der Technik der Straußenzucht eine Umwandlung vor sich gehen, indem in Anpassung der Produktionskosten an den Preis rationellere Betriebsmethoden und größere Ausnutzung der investierten Kapitalien in Gebrauch kommen. Diese Umwandlung, die mit der Eliminierung vieler nicht genügend fundierter Betriebe Hand in Hand ging, machen sich in einem relativen Stillstand des Federnexports geltend, der im Jahre 1891 seine niederste Ziffer erreicht. Dieser auffallende, plötzliche, Rückgang des Exportes im Jahre 1890 und 1891 ist allerdings eine Folge des trockenen und an Krankheiten Die niederen Exportreichen Jahres 1889 aufzufassen. ziffern, verbunden mit einer ausgesprochenen Tendenz der Mode verursachten im Jahre 1890 und 1891 ein erneutes Steigen der Federnpreise ein Zeichen für die tatsächlich

137 bestehende

Dringlichkeit der Nachfrage .

Diese

höheren

Preise gewährten den Straußenzüchtern, die ihren Betrieb einem niedern Preisstand angepaßt hatten, hohe Gewinne . Eine große Menge Farmer und Nichtfarmer fingen daher in diesem Jahre an, sich mit der Zucht dieser Tiere zu beschäftigen, neue ergiebige Produktionsquellen zu schaffen und so naturgemäß in kurzer Zeit wieder eine Überproduktion hervorzurufen . Die Folge war dementsprechend eine erneute Krise im Jahre 1894, bei der deutlich zu beobachten ist, wie das plötzliche Anschwellen des Angebotes mit einem starken Preisrückgang beantwortet wird. Auch diese Krise konnte nur langsam überwunden werden und erstreckt sich in ihren Nachwehen bis 1897 ; doch gesundeten die Verhältnisse nach und nach, und der steigende Konsum vermochte dem stetig nur mit geringen Schwankungen sich mehrenden Angebote ziemlich gleichbleibende Preise zu gewähren. Vom Jahre 1906 an datiert jedoch ein unverhältnismäßig rascher Aufschwung der Straußenzucht, der durch Lösung und Vereinfachung mancher betriebstechnischer Fragen, sowie durch weitgehende Propaganda von seiten der Regierung hervorgerufen wurde und in den steigenden Federnpreisen des Jahres 1907 noch eine Unterstützung fand. Einer derart vermehrten Produktion, wie sie 1908 und 1909 erfolgte, konnte auch die durch eine wachsende Vorliebe der Mode erhöhte Nachfrage keine bleibenden Preise sichern. Das Sinken der Preise ist in diesen Jahren tatsächlich weit erheblicher, als es die Durchschnittspreise anzuzeigen vermögen, da eine rationelle Federnlieferung von seiten der Farmer eine bessere Durchschnittsqualität der exportierten Federnmenge erzielte. Da die Jahre 1910 und 1911 ein gleiches prozentuales Anwachsen der Produktion aufweisen, wie die vorhergehenden Jahre, sind sich, wie Duerden betont, die Farmer Südafrikas wohl bewußt, daß sie augenblicklich einer schwierigen Situation gegenüberstehen. Ohne eingreifende Maßregeln wird eine Krise im Jahre 1912 nicht umgangen werden können. Bei oberflächlicher Beobachtung dieser Vorgänge könnte man den Eindruck gewinnen , als ob es sich bei der Straußen-

138



feder um ein Produkt handle , dessen Eigenschaft als Schmuckartikel eine gesunde Regelung der Marktverhältnisse nicht zulasse. Bei näherer Untersuchung der Art und Veranlassung der Krisen müssen wir jedoch zu einer Widerlegung dieser, allerdings ziemlich naheliegenden Schlußfolgerung kommen. Es handelt sich keineswegs um sogen. Zufallskrisen, deren Ursachen nach Julius Wolf (Nationalökonomie als exakte Wissenschaft) in der „,Unberechenbarkeit der Nachfrage, insbesondere der der Mode unterworfenen " zu suchen wäre, sondern um reguläre Marktkrisen, wie sie ,,aus dem Preisgesetz (dem Gesetz des Grenzwertes), insbesondere bei übergroßen Ernten mit übermäßigem Sinken der Fruchtpreise im Gefolge" entspringen. Die Schuld an den Krisen liegt also nicht in einer Unberechenbarkeit der Nachfrage, da diese eine außerordentlich gleichmäßige Tendenz und stark ausgeprägte Fähigkeit zeigt, auch weiterhin sich beträchtlich auszudehnen ; auch wäre die Spannkraft der Nachfrage annäherungsweise aus den Erfahrungen der letzten 50 Jahre leicht zu berechnen. Die tatsächlich ungesunden Verhältnisse werden also keineswegs durch den Konsum hervorgerufen, sondern durch die Produktion. Die Möglichkeit, Straußenfedern zu produzieren, ist vorläufig noch bei weitem nicht erschöpft, da noch große, für Straußenfarmzwecke geeignete Flächen ungenutzt zur Verfügung stehen und die in geregeltem Betriebe außerordentlich steigerungsfähige Vermehrungsziffer der Straußen eine wesentliche Erhöhung des Bestandes an Federvögeln in kurzer Zeit zuläßt. Eine Steigerung im Federnpreise, die eine hohe Verzinsung der in Straußenzuchten angelegten Kapitalien verspricht, ruft regelmäßig die Gründung einer großen Menge junger Farmbetriebe hervor, die auf eine rasche und hohe Verwertung ihrer Produkte bei den guten Preisen spekulieren. Erleichtert wird ihr Entstehen durch die verhältnismäßig einfachen und nur relativ geringe Geldmittel erfordernden Methoden der Federnerzeugung . Durch solcherart vermehrte Produktion muß sich in Kürze das Angebot übermäßig steigern und dadurch die Nachfrage bei weitem überflügeln. Der unausbleibliche Preissturz unterbindet die

139 Rentabilität solcher Spekulationsbetriebe , die, weil nicht genügend fundiert, in der darauffolgenden Krise zugrunde gehen müssen. Das Angebot wird langsam fallen, jedenfalls im Verhältnis zu der Nachfrage geringer werden, wodurch im Laufe der Jahre wieder ein Steigen der Preise hervorgerufen wird und so zwangsläufig erneutes Anwachsen der Produktion bis zur Überproduktion und Krise zur Folge haben muß. Die Ursache solcher Krisen ist also in dem Wesen der Federnproduktion begründet, nicht jedoch in dem Schwanken der Nachfrage. Daß diese Verhältnisse vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus ungünstig zu beurteilen sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn die Schwankungen im Federnpreis werden nicht nur den Untergang solcher Spekulationsfarmen hervorrufen, sondern auch die gesunden und vorsichtig geleiteten Stammfarmen in ihrer Rentabilität in gewissem Maße beeinflussen. Der kaufmännisch geschulte Besitzer solch rationeller Anlagen wird es in der Regel vermeiden, eine Preissteigerung mit teuren und eben nur bei solch hohen Preisen rentierenden Erweiterungen seines Betriebes zu beantworten. Er wird daher von Schwankungen im Preise in seiner Existenz nicht gefährdet werden, und wenn auch seine Reineinnahmen vorübergehend sich verringern , so stellt doch sein Betrieb ein durchaus gesundes Unternehmen dar, das im großen Durchschnitt der Jahre eine befriedigende Rentabilität gewährleistet. Immerhin könnten durch Vermeiden solcher Krisen auch die Verhältnisse der Stammfarmen wesentlich gebessert werden. Da die Bedingungen, die solche Krisen hervorrufen, aus sich selbst sich nicht verändern werden, müßte von außen Abhilfe geschaffen werden. Es wäre zu erwägen, ob ein Zusammenschließen und gemeinschaftliches Vorgehen aller rationell geleiteten Betriebe das Entstehen von Spekulationsbetrieben nicht verhindern könnte. Allerdings müßten sich diese Stammfarmen bewußt werden, daß sie selbst es in der Hand haben, die Ausdehnung solch neuer Betriebe zu bestimmen, indem sie ja durch den Verkauf von Straußen erst die Möglichkeit neuer Anlagen bieten. Es handelt sich letzten Endes um die rech-

140 nerisch zu beantwortende Frage, ob der Ausfall an Einnahmen, der durch Nicht-Verkauf von Zuchttieren an Spekulationsbetriebe entstehen wird, durch gesunde, stets gleichbleibende Federnpreise ausgeglichen werden kann. Trotz der außerordentlich hohen Preise, die für Zuchtstrauße bezahlt zu werden pflegen, dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß eine solche Gesundung der Marktverhältnisse auch eine Gesundung der Straußenzucht mit sich bringen würde. Ein weiteres Mittel zur Verhinderung der Krisen könnte vielleicht darin gefunden werden, daß ähnlich wie auf dem Diamantenmarkte, die Menge des Angebotes reguliert und der Nachfrage angepaßt würde . Ob allerdings diese Mittel zur Abschwächung krisenartiger Schwankungen tatsächlich praktisch durchführbar sind, müßte erst noch erprobt werden. * * * Nachdem noch Ende der 70er Jahre Ägypten sowohl nach Menge wie nach Qualität die Führung unter den Straußenfedernlieferanten inne hatte ( 1878 exportiert Ägypten Straußenfedern im Werte von 250 000 £ , während sich der Export aus Südafrika, der an zweiter Stelle rangiert, nur auf 230 000 € beläuft), hat sich seitdem Britisch-Südafrika den ersten Platz erobert (1906 Ägypten 36 412 £, Südafrika 1 406 119 £ ) und wird ihn auch bei steigender Konkurrenz anderer Länder ohne Schwierigkeit wahren können. Während in früheren Jahren ein großer Teil der zumeist aus Nordafrika stammenden Federn in Paris auf den Markt gebracht wurden, hat sich schon bald nach Beginn der Straußenzuchtbewegung der Schwerpunkt nach London verlegt, und der Londoner Federnmarkt befriedigt heute fast ausnahmslos den europäischen und nordamerikanischen Federnkonsum. Nur ein minimaler Prozentsatz von Straußenfedern wird über Antwerpen nach den europäischen Städten gebracht, und ein kleiner Teil, hauptsächlich ägyptischer Federn, wird direkt über Marseille nach Paris verfrachtet. Doch können diese verschwindenden Posten einen Einfluß auf die Preisverhältnisse nicht ausüben. Die große Menge

141 der Straußenfedern wird in London auf Auktionen verkauft, wo als Käufer die Händler und Fabrikanten von New York, Berlin, Wien und Paris auftreten. Diese Auktionen finden alle zwei Monate statt und zeitigen, wie folgende Zahlen, die ich der Freundlichkeit der Firma J. E. Arbib verdanke, erhellen, einen erheblichen Umsatz : Februar - Auktion April 99 Juni 99 Juli 99 Oktober Dezember 99

lbs. 99 99 99 99 99

98 000 102 000 99 600 101 000 115 000 119 000

Summa für 1909 lbs. 635 650 1910 Februar - Auktion 99 99 April

lbs. 110 000 99 117 000

£ 99 99 99 99

63

1909 99 99 99 99 99

204 000 211 000 242 000 247 000 259 000 267 000

£ 1 430 000 £ 99

269 000 287 000

Die Straußenfedern werden von Händlern und Aufkäufern in der Kolonie entweder direkt vom Züchter oder auf den Wochenmärkten in Oudtshoorn, Grahamstown und Port Elizabeth erworben und in sogen. ,,Lots" in großen; sortierten Kisten verpackt und auf den Londoner Markt in. Mincing-Lane gebracht. Besonderer Vorliebe erfreuen sich hierbei die sogen. ,,Bank-Lots ", d. h. Federn, die bei verschiedenen Banken von den Farmern beliehen werden und dafür bekannt sind, daß sie stets beste und nur ganz rationell gebündelte Ware darstellen. Da auf den Auktionen eine genaue Prüfung der einzelnen Federn nicht durchzuführen ist, muß sich der Käufer durch oberflächliches Untersuchen eines. Bündels mit einigen vertrauten Handgriffen von dem Wert der Ware überzeugen können. Er stellt daher die Anforderung, daß die Federn genau nach Farbe, Größe und Qualität sortiert und in Bündel zusammengepackt werden, die an den Spulenenden der Feder mit Bindfaden so fest umwunden sein müssen, daß sie sich auch bei vielem Anfassen und Befühlen nicht lösen. Trotzdem der Käufer imstande ist, sich nach dem Befühlen ein ziemlich genaues Bild von der Qualität der Ware zu machen, wird er doch namentlich nach dem

142

-

außenliegenden Federn der Bündel sich ein Urteil bilden, über den Inhalt desselben aber erst nach dem Kaufabschluß sich vergewissern können. Finden sich in den von verschiedenen Aufkäufern gelieferten Lots häufiger schlecht oder gar betrügerisch sortierte Bündel, so wird sich unter den Konsumenten vielfach die Abneigung bilden, für Lots des betreffenden Maklers die notierten Preise zu zahlen. Da gewöhnlich ein Aufkäufer einen oder mehrere Distrikte repräsentiert, fällt dies Odium auf die Farmer zurück, die solche Ware geliefert haben. So sind manche Distrikte Südafrikas ihrer unreellen Pakete wegen berüchtigt, andere dagegen wieder vorteilhaft für besonders reine Bündelung bekannt und entsprechend beliebt. Auch sollen die einzelnen Bündel nicht zu groß sein, da solche durchweg recht schlechte Preise erzielen. Die Packung der Kiele soll nur eine solche Dicke aufweisen, daß sie bequem eine Hand füllt. Nach M. Haitz ist nur in der allzu umfangreichen Bündelung der Grund zu suchen, warum Ware aus Port Elizabeth häufig unter der Preisnotiz gekauft wird. Um diesen Anforderungen des Marktes gerecht werden zu können, ist es daher unumgänglich notwendig, schon beim Schnitt die einzelnen Federnarten getrennt zu sammeln. Vor dem Verkauf müssen sie nochmals nach Qualität und Farbenunterschieden streng sortiert werden, da nur auf diese Weise Einheitlichkeit der Bündelung ermöglicht wird. Douglass gibt eine ausführliche Beschreibung der Methoden, die er zum Sortieren und Bündeln seiner Federn anzuwenden pflegte, und seine Ausführungen enthalten manche noch heute gültigen Winke für die Praxis. Eine Zurichtung der Feder vor der Bündelung hat zu unterbleiben . Wie verschiedene Federnfabrikanten schriftlich und mündlich zu vertreten pflegen, ist es z. B. im Interesse ihres Betriebes ganz unerwünscht, wenn die Straußenfedern, wie Douglass ausführt, zunächst schon auf der Farm gewaschen werden. Es ist zwar nicht zu leugnen, daß die Feder in gewaschenem Zustand sich besser präsentiert, daß der Halm dichter erscheint, indem die Nebenäste sich völlig ablösen und so der Feder ein volles Aussehen

143 verleihen, doch zeigen die meisten Aufkäufer eine starke Abneigung gegen derartige schwer zu beurteilende Ware. Der Farmer wird auch meist nicht in der Lage sein, die Wäsche in der Weise vorzunehmen, wie sie der Fabrikant für seine Zwecke als die zuträglichste erkannt hat, so daß aus gewaschenen Federn bei der Zurichtung nicht nur nicht weniger, sondern häufig vermehrte Arbeit entsteht. Der Gang der Behandlung der Straußenfeder wird je nach dem Absatzgebiet, für das der betreffende Fabrikant arbeitet, in seinen Details vielfach wechseln. Im großen ganzen kann jedoch folgende Behandlungsweise als Standard angesehen werden. Die auf der Auktion gekauften Federn werden, nach Klassen und Qualität geordnet, jede für sich behandelt ; und zwar werden die Federn zunächst ca. 24 Stunden in Wasser eingeweicht, um sie von dem anhaftenden Schmutz zu säubern und der Einwirkung der Chemikalien zugänglicher zu machen. Die Art der chemischen Behandlung wird gewöhnlich als Fabrikationsgeheimnis gewahrt. Es handelt sich sowohl um ein Ausbeizen der Pigmentelemente aus den Federteilchen, bei welchem Vorgang die Verwendung von Wasserstoffsuperoxyd eine große Rolle spielt als auch um ein Färben mit den jeweiligen Modefarben. Die von Duflot in Paris seinerzeit erfundene Methode des Entfärbens ist seitdem verbessert und modifiziert worden, so daß es heute möglich ist, die graue Farbe so weit zu entfernen, daß mit der darauffolgenden ,,Auffärbung auf Weiß“ solcherart behandelte graue Femina ein den weißen Terzen vergleichbares leuchtendes Weiß annehmen können. Nachdem die Federn die gewünschte Farbe erlangt haben, werden sie zu mehreren in kleine Bündel gebunden, größere und wertvollere auch einzeln auf lange Bindfäden aufgereiht, in einen sehr warmen Raum gebracht, dessen Temperatur 100-120 ° C. betragen muß. In diesem werden sie einige Zeit lang geschwungen, bis die mit Wasser vollgesogene Feder völlig ausgetrocknet ist und die zarten bis dahin verklebten Nebenäste sich von den Rami loslösen. Eine andere Methode besteht darin, die einigermaßen abgetrocknete Feder mit Puder trocken zu reiben, wodurch oft

144 noch ein schöneres Aussehen erreicht wird. Da die natürliche Feder niemals eine solche Dichtigkeit aufweist, wie sie die Mode verlangt, muß sie vor dem Verkauf bearbeitet und hergerichtet werden. Dies geschieht in der Weise , daß eine besonders große und schöne, meist männliche Feder als Decke benutzt wird, eine weibliche, weniger vollkommene zur Unterlage dient und zwischen beiden als Mittellage sonst ziemlich wertloses Material, wie Floß, Kopflose oder sonstwie mangelhafte Federteile eingenäht werden. Um dem Kopf der Verkaufsfeder einen besonders eleganten Fall und die von der Mode gewünschte Dichte des Halmes zu geben, wird gewöhnlich eine kurze, aber vollköpfige Feder unter die Unterfeder genäht, womit dann aus 4, 5 und noch mehr gewachsenen Federn eine Verkaufsfeder fertiggestellt ist. Um der aus solch verschiedenartigem Material verfertigten Modefeder eine einheitliche Form zu geben, d. h. die Nebenäste mehrerer Federn als einen Halm wirken zu lassen, müssen noch verschiedene Handgriffe angewandt werden.. Zunächst werden die Nebenäste gekräuselt, und zwar in der Art, daß stets mehrere nebeneinander stehende Ästchen gemeinsam zwischen dem Daumen und einem stumpfen Stahlmesser mit leichtem Druck mehrmals hindurchgezogen werden. Da auch nach diesem Eingriff die Federn noch nicht die gewünschte Eleganz in der Biegung des Schaftes und der Ästchen zeigen, wird die ganze Feder über verschieden geformte, warme Eisenbolzen mit leichtem Bürstenstrich gebügelt, und zwar die Seiten des Halmes über längliche, der Kopf über runde Bolzen, bis schließlich das vollendet schöne Produkt erreicht ist, wie wir es auf den Hüten unserer Damenwelt zu sehen gewohnt sind. Je nach dem Verwendungszweck werden die Federn natürlich verschiedenen Prozessen unterzogen, doch würde es zu weit führen, alle diese Methoden näher zu beschreiben. In der Hauptsache handelt es sich bei der Verwendung der Straußenfeder um Damenschmuck, an dessen Form und Aufmachung naturgemäß je nach den Schwankungen der Mode verschiedene Anforderungen gestellt werden. Eine solche zeigt sich in der in unseren Tagen großer Beliebtheit sich erfreuenden

145 Pleureusen-Feder, die durch Anknüpfen, resp. Ankleben von Nebenästchen an die dem Schafte anhaftenden Rami, die Breite des Halmes zu verdoppeln sucht. Doch sind solche Schwankungen von geringer Dauer ; Pleureusen waren z. B. vor ca. 25 Jahren stark gesucht, um dann auf 14 Jahrhundert vom Markte zu verschwinden und anderen Formen der Straußenfedernverwendung Platz zu machen, wie sie in der Gestalt von Boas, Panaches, Kostümbesätzen, sogen. Touren u. a. m. in reicher Abwechslung von der Mode gewünscht und wieder verworfen werden. Das große Kontingent der minderwertigen Federn findet, soweit sie nicht als billige Schmuckfedern hergerichtet werden können, seine Verwendung in der Fabrikation von Staubwedeln.

Bassermann. Der Strauss und seine Zucht.

10

146

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Tabelle über den Straussenfederntransport aus Süd - Afrika.

1805 1846 1858 1864 1865 1868 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909

Preis in Mark

Durchschnitt in Mark pro lb.

Bemerkungen

1 327 1 852 17 873 17 522 16 167 25 508 26 923 31 581 36 829 49 569 59 941 65 496 81 226 96 582 163 065 193 612 253 954 247 179 233 411 251 084 288 568 268 832 259 967 229 137 212 276 198 046 257 102 259 933 350 404 353 651 322 453 355 196 369 778 373 182 412 832 412 337 445 417 490 066 470 381 471 024 547 697 598 297 637 815 792 725

3 000 160 000 235 000 1 635 000 1 214 720 1 263 860 3 015 380 3 178 080 3 193 540 4 112 800 6 098 660 6 820 400 7 868 120 11 837 180 13 075 120 17 672 640 17 884 820 21 679 780 18 627 600 19 329 580 10 705 560 10 924 600 7 311 740 6 955 840 7 317 680 10 278 960 9 364 420 10 341 180 9 231 040 9 548 280 10 555 640 10 390 780 12 101 160 14 971 300 16 840 000 17 536 020 16 780 980 17 900 800 18 900 020 21 179 760 21 623 740 28 122 380 36 284 200 34 667 840 41 961 700

120 127 85 70 78 70 118 101 112 123 113 120 145 135 108 92 86 95 83 43 38 27 27 32 48,4 47,2 40,2 35 27 30 32 34 40 45 42 41 40 38 45 46 51 61 54 53

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Jahr

Straußenfedern in lbs .

Literatur. Es wurde versucht, alle Schriften und Aufsätze, die mir im Verlaufe meiner Studien über den Straußen und seine Zucht vor Augen kamen, möglichst vollzählig an dieser Stelle anzuführen . Doch kann dieses Verzeichnis keineswegs den Anspruch auf Lückenlosigkeit erheben . Die mit † bezeichneten Schriften sind zu der Arbeit herangezogen, während ein o vor der Angabe des Verfassers darauf hinweist, daß die betreffenden Ausführungen mir nicht zugänglich gewesen sind. Natur und Haus 1. o Alberts : Künstliche Straußenzucht. Jhg. 12 , pp. 33-35 2. Andersson : Birds of Damaraland. Armstrong , F : Treatment for Worms - agr. journ. Cape 3. of Good Hope, 1899 . Rev 4. Autr uche , l' , Son éléva . e dans les fermes du Cap scient. 8. Ann. T. 15, Nr. 19, pp . 443-445 . Bassermann , Über die Straußenzucht. - Journ . f. Ornith , 5. 1911 , pp. 149-164. 6. o Bell : Emu and ostrich farming in the Highlands of Dum friesshire. - Trans.-Journ . proc. Dumfries . - Galloway na hist. antiqu . soc. Nr. 13, pp . 46–67. Berthold , H.: Rationelle Straußenzucht in Südafrika7. Ztschr. f. Kol - Pol., Kol. - Recht und Kol . -Wirtsch. 1909 . 8. o Biliard , Jules : Notes sur l'élevage des autruches et l'incubation artificielle des oeufs . - Montpellier, 1883. 8º. 9. Brehm's Tierleben . Leipzig. 1911 . 10. Bresslau , E.: Entwicklung des Mammarapparats der monotremen Marsupialier und einiger Placentalier. I. Echidna . 1907. Bronn , H.: Klassen und Ordnungen des Tierreichs . Bd . VI, 11 . 1, 2. Vögel von Gadow und Selenka. Leipzig 1891. 12. Campell : Ei eines ausgestorbenen Straußvogels. Auszug von Boettger. Zool. Garten, 40. Jhg. Nr. 6 pp . 195-196 . 13. Cawston : (1899 ) : The mode of incubation of the ostrich . -The Ibis (7) vol 5 july pp . 481/82. Cobbold , T. Spencer : New Entozoon from the ostrich . 14. Journ. linn. soc. London zool , vol. 16, Nr. 91 , pp. 184-188 . 10*

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90.

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Sachregister.

Acetabulum 11 . Aepyornis 3. Aeste 44, 46. Alterstufen 90 f. Ammoniaksalz 109. Anatomie des Straußen 8ff. Anthrax 111. Apteryx 3. Archornithen 1 . Arten 5. Ascaris ischnoptera 111 . Aufzucht 29, 89 ff. , 94, 126 . Ausschlüpfen aus dem Ei 28.

Bad 23. Bauklots 141 . Bar 63 ff. Barber-Schlag 119. Bauchspeicheldrüse 14. Becken 11 . Beckengürtel 11 . Befruchtung 28. Begattung 25. Bein 3 , 4. Beinknochen 11 . Bestockung 122 , 127 , 129 . Betriebsmethoden 40, 121 . Black 6 . Blinddarm 14. Blondine 61. Blutfedern 51 , 131 . Blutgefäßsystem 16f. Bont 48 . Boos 59. Brennen 95. Brevipennes 1 . Bronchen 15.

Brüllen des Hahnes 15, 16, 23. Brunstzeit 25, 76, 129 , 130. Brustbein 10. Brustschwiele 4 . Brut 26, 80 ff. 99 natürliche 80 f. , 87. 99 künstliche 82f. , 88. " Beifutter während der 80 . Brutdauer 27. Bruthofwirtschaft 41 , 127 . Brutfleck 16 , 17 . Brutmaschine 82. Wärmezufuhr der 83. 99 Raum für die 84. 99 Brutvogel 90. Bursa fabricii 18. Bürzeldrüse 9. Byocks 59. Camala 105 Caponisieren 113. Carinaten 1 Caroo 68, 100. Casuarius 3. Ciliae 47. Coeca 14. Coracoïd 10 . Crista sterni 12. Damarastrauß 7 . Defaecation 18. Dinorius 3, 33. Diphtheritis 104. Dornkral 123 f. Drab 60. Drahtzäune 72 ff. Dromaeus 3.

154 Drüsenmagen 14. Dünndarm 14. Dunenkleid 4. Duodenum 14 . Ei 5. 99 Ablage 25, 79f., 82 . "" Nachweis d. Befruchtung 84 f. Eierstock 18, 113. Eileiter 18. Einzäumung 70ff. , 125 , 127 . Entspulen 49, 53 . Erhaltungsfutter 96, 97. Ernährung 21 , 95. Erstlingsfeder 43, 47. Erstlingskleid 4. Erwachsenenkleid 48. Exportzoll 39.

£"

Fancies 59. Farmanlage 68. Farmgröße 122. Feder 5, 42 ff. "2 Bau der 43 ff. " Entwicklung der 52. "" Idealtypus der 61 . " Papillen der 43. "" Pointierung der 62f. "" Sortieren der 56, 141 f. Tages- und Nachtwachstum der 65. "9 Wachstumsdauer der 48 f. "" wilde 131 . "" zahme 131 . " Zurichtung der 142 ff. Federfluren 9. Federnernte 50, 52. Federnexport 135, 140 f. , 146. Federnmarkt 140f. Federnpreise 134. Federnpreises, Factoren des , 132 f. Federnqualitäten 134 Federnschnitt 49, 52 , 55 . Federnterminologie 58f. Federscheide 44. Federvogel 90. Feigenkaktus 99, 123. Femina 59.

Femur 12. Fettablagerung 22. Finne 105 . Fleischgewinnung 42. Floß 60. Flügeldeckfedern 57 . Flügelfedern 57. Flügelknochen 11 . Flugmuskulatur 12. Follikel 44. Fortbewegung 12, 31. Freeks 61 . Freiweidebetrieb 40, 121 ff. Furcula 10. Gallenblase 14. Gebäude 74f. Gehör 20. Gehörorgan 13. Gelbleberkrankheit 92, 101 ff. Gerste 99. Geschichte 35 ff. Geschlechtsdrüsen, acczessorische 18 . Geschmack 21 . Geschwindigkeit 13. Gesicht 20. Glucke, künstliche 90 . Gorogo 7. Grünmais 99.

Haarigkeit der Feder 58. Hafer 99 . Häkchen 47. Halm 47. Hals 3, 4. Hamuli 47. Harnleiter 17. Haut 8. Herden 19, 20. Herz 16. Heuschrecken 99f. Hippoboscis struthionis 112. Hirten 123. Hoden 17, 18, 114. Hornplatte 3. Hüftbein 11 . Hydroincubator 82.

155 Individualauslese 119 . Infundibulum 18. Inhalationsapparat 114. Incubator 82, 128 Intertarsalgelenk 12 . Inzucht 118. Jagdmethoden 32f. Jahresumtrieb 50 , 54f. Jugendkleid 48.

Kalk 109. Karbolsäure 108. Kastration 112. Kasuarfelle 3. Kehldeckel 15. Kehlkopf 15 . Kiel 45 . Kiwi 3. Kloake 18. Knochenmehl 100 , 125 . Kombinierter Betrieb 41 , 129. Kopf 3 . Körnerfutter 99. Kralbau 123 ff. Krallen 9 . Kreuzung 116. Krisen, im Federnmarkt 136 ff. Kropf 14. Kücken 4, 29. "" Aufzucht der, durch die Eltern 29, 94. 29 Äußeres 29. Ernährung 92. Kückenkleid 47 . Kupfersulfat 109. Laufknochen 12. Larynx 15. Lebensweise 19 ff. Leber 14 , 15 Lichtfedern 9 Liebestänze 25 . Lockruf 23. Lots 141 . Lovemore-Evans- Schlag 119. Luftröhre 15 Luftsäcke 16. Luftwege 15f.

Lungen 16. Luzerne 96, 97f. , 123, 127. Magendrüsen 14 Mageninhalt 21 . Mahlsteine 22. Mais 99, 123. Moori 3. Marktbericht 134 f. Marktverhältnisse 131 ff. Massaistrauß 7 . Mauserung 4, 45. Mealies 99. Medulla 44. Metacarpalia 11 . Micturation 18 Milch 108. Milz 17. Milzbrand 111 . Moa 3 , 33. Mundhöhle 13. Muskeln 12. Muskelmagen 14 . Mutationen 117.

Nägel 9. Nahrungsaufnahme der Erwachsenen 22. Nahrungsaufnahme d . Kücken 29. Narkotisierung 114. Nasenlöcher 3. Nebenäste 44 , 46. Nebenhoden 17, 18 . Nest 25 , 77 f. Nestkleid 47 . Niere 17. Nikotinbad 112. Ohr 4 . Opunta 99 . Paarung 24ff. , 75 ff. Paraffin 108 , 109, 112 . Paralyse 111 . Pathologie 101 . Paukenhöhle 13. Pedigree 119. Penis 18 .

156 Peritoneum 114. Petroleum 105. Plexus incubatoris 16, 17, 26. Pneumaticität 9 , 11 . Polygamie 24. Porenkanäle 5 , 7 . Preise für Zuchtvögel 119 . Prime 58. Procoracoid 10. Produktionsfutter 96. Pterolichus bicondatus 112. Pulpa 43. Pygostyl 9.

Radii 46. Radius 11 . Rami 46 . Raps 99, 123. Rassengruppen 6. Ratitae 1 . Rectrices 57. Remiges 57. Rhabditislarve 108. Rhachis 45. Rheae 3. Riechorgan 13 . Rippen 10. Rumpffedern 57. Rupfen 51 , 56. Rupfkappe 113. Rupfvogel 90.

Samenleiter 17 . Sandbäder 125. Scapula 10 . Scapus 45. Schädelknochen 9. Schambein 11. Scheide 18. Schläge 116, 119. Schlund 14. Schlüsselbein 10. Schnabel 3. Schnabelhieb 63 ff. Schongesetze 34. Schrittweite 13. Schultergürtel 10. Schuppen 9.

Schutzfärbung 27. Secunde 58. Sehvermögen 13. Sitzbein 11 . Skelett 9. Somalistrauß 7 . Spadonas 48, 58, 60. Speculationsfarmen 138f. Spule 44ff. Stammesgeschichte 1 . Stammfarmen 139. Statistik der Federnausfuhr 135f., 146 . Stellingen 69. Stimmritze 15 Strahlen 46. Strauß, Äußeres 3. fossil 33. Straußenbandwurm 104 f. Straußenfliege 112. Straußenmilbe 112 Straußenzucht, Entwicklung der 38 ff. Strongylus douglassii 104, 105 ff. Struthio 3. 99 camelus 6, 101. "" massaicus 7. " molybdophaues 7. "" australis 7. Struthophagen 32. Studbook 119. Sulustrauß 7. Syrinx 16 . Taenia struthionis 104 f. Tails 59. Tary 30. Tarsalia 12. Terpentin 105, 108. Tege 58 . Tibia 12 Totstellen 30. Ulna 11 . Urogenitalsystem 17 f. Uterus 18.

157 Variabilität, fluktuierende 117. Variationen, spontane 117. Veldt 100. Verdauungskanal 13 ff. Verdauungsstörung 101 , 1 ( 5. Veredelungsauslese 116. Verletzungen 104. Versuchsfarmen, staatliche 118 . Verteidigung 31 . Verwandtschaft 2. Vexillum 5. Vormagen 14.

Wasseraufnahme 125. Wasserbedürfnis 23. Weiß-Whites 59. Wimpern 46. Wirbel 9. Wolligkeit der Feder 62. Würmer 104 ff.

Zehen 4. Zucht 67 ff. Züchtungsprinzipien 115 ff. Zuchtversuche 36, 37. Zunge 14.

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Deutsch - Südafrika im 25. Jahre deutscher Schutzherrschaft. Skizzen und Beiträge zur Geschichte Deutsch- Südafrikas von Dr. Wilhelm Külz . In diesem zirka 400 Seiten starken Werke, das folgende Hauptthemata behandelt : I. Die territoriale Entfaltung der deutschen Schutzherrschaft, II. Entstehung und Werdegang der deutschen Plätze und Bezirke , III. Werden und Wirken der Truppe, IV. Verwaltung und Rechtsprechung, V. Deutsches Kultur- und Geistesleben , VI. Deutsches Wirtschaftsleben , gibt der aus seiner Tätigkeit in Südwestafrika in kolonialen Kreisen rühmlichst bekannte und nach der mehrfach geäußerten Ansicht der dortigen Presse zu den besten Kennern des Landes gehörende Verfasser einen ausführlichen Rechenschaftsbericht über alles , was in den ersten 25 Jahren deutscher Herrschaft in diesem Schutzgebiet erhofft, erstrebt und geschaffen, was gefehlt und was unterlassen worden ist. Die bisher erschienenen Besprechungen zählen das Buch ausnahmslos zu den besten größeren Werken über Südwestafrika. Preis broschiert M. 6.-, gebunden M. 7.-. Von demselben Verfasser erschien :

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