Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen. Stück 9 Von der Zucht, dem Nutzen und Mästen des Rindviehes: Von der Zucht der Schweine und deren Mästung. Von den Ziegen, deren Zucht und Nutzen. Von der Schafzucht und dem Einschlachten derselben. Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen; AFWSVW-B, Teil 9 [Reprint 2021 ed.] 9783112460887, 9783112460870


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German Pages 148 [156] Year 1796

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Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen. Stück 9 Von der Zucht, dem Nutzen und Mästen des Rindviehes: Von der Zucht der Schweine und deren Mästung. Von den Ziegen, deren Zucht und Nutzen. Von der Schafzucht und dem Einschlachten derselben. Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen; AFWSVW-B, Teil 9 [Reprint 2021 ed.]
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Anweisung fut

Frauenzimmer die ihrer

Wirthschaft selbst vorstehen wollen»

Neuntes Stück von der Zücht, betrt Nutzen und Masten des NindSkehes.

Von der Zucht der Schweine Und deren Mästung.

Don den Ziegen, deren Zucht und Nutzen.

Von

der Schafzucht und dem Einschlachten derselben. Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen.

von

Berlin, tri Arnold Wevefr 179fr

Anweisung zu besserer Benutzung der

Viehzucht.

Don der Zucht, dem Nutzen und Mästen des Rind­ viehes.

Von der Zucht der Schweine und deren

Mästung. Von den Ziegen, deren Zucht und Nutzen»

Von der Schafzucht und dem Emschlachten dersel­

ben.

Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen.

von,

I. G. S.

Berlin, bei Avnold Wever, 179f*

aß die Viehzucht einer der wichtigsten Gegen­ stände in der Haus- und Landwirthschaft sey, wird wohl kein vernünftiger Mensch adleugnen könnens und jedem ist es einleuchtend, wie wenig eine sowohl als die andere, ohne dieselben bestehn kann. Dieses ist jedoch nur von der Hauswirthschaft auf dem Lande zu verstehen, in den Städten kann man lange den Nutze» nicht von der Viehzucht haben, es sey dann in den Haushaltungen der Brauer und Brandweinbrenner oder Besitzer von großen Garten und dergleichen, außerdem ist eS Glicht rathsam, und fast allezeit mit Schaden verbunden, wenn man sich damit abgeben wollte, es sey denn, wenn jemand sich die eine oder andere Art von Vieh zu seinem Vergnüge» anschaste und un­ terhielte, und dabei auf den Nutzen davon, keine Rück­ sicht nähme. Diesem allen ohnerachtet ist es doch höchst nöthig, daß ein Frauenzimmer, die eine Wirthschaft in der Stadt zu führen hat, davon unterrichtet sey und wisse, wie eine jede Art von Vieh behandelt, aufgezogen, und benutzt werden müsse, ohne welche Kenntniße sie sich bei vielen Gelegenheiten öfters lächerlich machen würde und A ihrer

L

Von der Zucht, dem Nutzen

ihrer Unwissenheit wegen beschämt die Augen nieder

schlagen müßte. Es ist demnach nicht überflüssig, wenn in diesem

Werke dem Unterricht von der Viehzucht ein eigenes Kapitel gewidmet wird, worin aber nur einzig und allein von denjenigen Thieren, die in der Hauswirthschaft be­ nutzet werden, geredet werden soll.

Dieser Aufsatz ist aus obigen Gründen hauptsächlich für Frauenzimmer in Städten bestimmt, daher werden Inayche Mebenumstände mit erwähnet werden, die de­

nen in diesem Fache schon geübter« Landwirthinnen als unbedeutende Dinge schon bekannt, den Ungeübtem

hingegen zu wissen

doch durchaus nothwendig sind.

Aber auch diejenigen, die schon mehrere Erfahrungen

gesammelt haben, werden es nicht jederzeit als ynnöthig ansehen, weil manches Vorkommen kann, was an

einem Otte so, und im zweiten auf «ine andere Weise ge­ macht oder benutzt wird.

Diejenigen Thiete, mit deren Zucht stian stchammeh-

resien in der Wirthschaftbeschastlgt, gehören alle entwe­ der unter die vierfüßigen Thiere oder zu den Vögeln. So lange fie gesund und lebendig, liefern fie uns Butter, Milch, Käse, Haare, Borsten, Eier, Federn, Mist rc. und wenn sie geschlachtet, benutzen wir davon Fleisch, Felle, Knochen, Hörner, und dergleichen mehr.. Alles dieses zusammen genommen, beweißt wie groß der Nut­

zen der Viehzucht an gehörigen Orte in der Wirthschaft seyn muß. Die vierfüßigen Thiere, welche die Hauptgegenstände

der häuslichen Ökonomie ausmachen sind

j) das

und Masten des Rindviehes.

3

i) das Rindvieh, s) die Schweine, z) die Schafe4) die Ziegen und an einigen Orten

5) die Kaninchen.

Diese Thiere sind fast alle, außer den Schafen, der' Aufsicht der Hausmutter und ihrm weiblichen Dienst-

Loten untergeordnet, welche für deren Fütterung, War­ tung, Mästung rc. besorgt seyn.

A. Von der Zücht, dem Nutzen und Masten, des Rlndvlehes. lange ein Ochse oder Kuh am Leben ist, stiften beide durch ihren Mist der Landwirthschaft einen außer­ ordentlichen Nutzen; nachstdem werden sie an mehrer»

Orten vielfältig znm Ziehen gebraucht; besonders er­

heblich ist der Vortheil, den man von der Milch, Butter und Käse in der Wirthschaft von den Kühen ziehet.

Mancher ist der Meinung, daß es vortheilhaster sey, schon erwachsenes Rindvieh zu kaufen, als sich erst

mir dem theuren Auffüttern der Kälber zur Zucht abzugeben. Wenn man alle die Kosten, so lange bis eine Kuh

vder Ochse, seinen ganzen Nutzen bring«, berechnet, so

kann man ihn hierin nicht ganz unrecht geben, jedoch kommt hiebei auch die Lage des Ortes, und die Menge

pnd Güte des Fmters so man selbst har, in Betrach­ tung, überdem gedeihet eigen gezogenes Vieh, mehren-

theils besser als angekauftes, dieses ist eine Bemerkung,

die schon viele erfahrne Landwirthe bemerkt und wahr



befun-

und Masten des Rindviehes.

3

i) das Rindvieh, s) die Schweine, z) die Schafe4) die Ziegen und an einigen Orten

5) die Kaninchen.

Diese Thiere sind fast alle, außer den Schafen, der' Aufsicht der Hausmutter und ihrm weiblichen Dienst-

Loten untergeordnet, welche für deren Fütterung, War­ tung, Mästung rc. besorgt seyn.

A. Von der Zücht, dem Nutzen und Masten, des Rlndvlehes. lange ein Ochse oder Kuh am Leben ist, stiften beide durch ihren Mist der Landwirthschaft einen außer­ ordentlichen Nutzen; nachstdem werden sie an mehrer»

Orten vielfältig znm Ziehen gebraucht; besonders er­

heblich ist der Vortheil, den man von der Milch, Butter und Käse in der Wirthschaft von den Kühen ziehet.

Mancher ist der Meinung, daß es vortheilhaster sey, schon erwachsenes Rindvieh zu kaufen, als sich erst

mir dem theuren Auffüttern der Kälber zur Zucht abzugeben. Wenn man alle die Kosten, so lange bis eine Kuh

vder Ochse, seinen ganzen Nutzen bring«, berechnet, so

kann man ihn hierin nicht ganz unrecht geben, jedoch kommt hiebei auch die Lage des Ortes, und die Menge

pnd Güte des Fmters so man selbst har, in Betrach­ tung, überdem gedeihet eigen gezogenes Vieh, mehren-

theils besser als angekauftes, dieses ist eine Bemerkung,

die schon viele erfahrne Landwirthe bemerkt und wahr



befun-

Von der Zucht, dem Nutzen

4

befunden haben.

Ueberdies kann auch noch der Fall

eintreten, daß man bei dem Einkauf des jungen Viehes

sehr leicht betrogen werden kann, welches der Käufer auf de« öffentlichen Viehmärkten jederzeit ausgesetzt ist; und weshalb es immer für rachsamer zu halten daß, wenn man Gelegenheit findet, von Leuten, di« sich ganz mit der Viehzucht beschäftigen, seinen Be­ darf von Vieh zu erhandeln, man sich bei dem Einkauf ausbedinge, aus dem ganzen Haufen aussuchen zu f"6n#.

«en,

und dann um

daS erwählte Stück

zu Hän­

deln, da alsdann so leicht kein Betrug zu besorgen ist. Folgends ist hiebey auch auf die Fütterung zu se­ hen, bei was für einer Art derselben, das gekauft«

Vieh erzogen und b»s dahin erhalten worden, ob eS dasselbe Futter wieder bekommt, oder ob es von dem vo­ rigen so sehr verschieden, daß es Nachtheil und Krank-heiten verursachen könne, wie solches hin und wieder

der Fall ist. Hat man schon mehr Vieh, so findet sich noch ein« andere Unannehmlichkeit, daß es lange dauert, bis daS zugebrachte und gekaufte Stück ruhig von der Heerde

angenommen wird, bis dahin wird es von allen und jeden stets verfolget und öfters so beschädigt, daß wen« man es nicht rettet, es auf immer unbrauchbar, oder wohl gar so verletzt wird, daß es davon stirbt.

Dieses alles hat man bei dem eigen aufgezogenen Rindvieh nicht zu besorgen, weil es von Anfang an bei der Heerde aufgefultert, sich -kennet, und folglich

einander selten beleidiget. Ferner ist bei der eigenen Zucht auch noch der Vortheil, daß man dazu- die Käl­

ber

und Masten des Rindviehes.

5

6er von den stärksten, gesundesten, und am meisten Milchgebenden- Kühen behalten und auffuttern kann. Dieses ist eine wichtige Sache, die wohl zu bedenken

und gewissermaßen in her Folge wegen der guten Vefchaffenheit des auf solche Art erhaltenen schönen Vie­

hes eilt hinlänglicher Ersatz für gehabte Kosten ist, di« ts bei der Auffutterung verursacht hat. Sv weib von der Anschaffung des Rindviehes durch

den Ankauf. Die zweite Art betrift die eigene Zucht, wobei dann folgendes zu beobachten vorfällt.

Eine Kuh,

so bald sie den Trieb zur Begattun-

«mpfiichet, fängt an unruhig zu werden, blökt öfterer als sonst, bekommt ein wildes Ansehn, verliert die Milch, und die, so man noch von ihr erhält, gerinnt

sehr leicht, und dergleichen Zeichen mehr.

Wird

hierauf nicht Acht gegeben, und der Stier zur rech­ ten Zeit zugelassen, so vergeht ihr der Trieb, mehren-

theils innerhalb 18 bis 24 Stunden, Und pflegt um

den 4t»ei und zwanzigsten Tag wieder zu kommen. Will der Trieb dazu bei einer Kuh stch nicht einfin­

den, fb suchen manche selbigen durch allerlei reizende Mittel zu erwecken, als zum Beifluel, durch Spani­

sche Fliegen, Hirschbrunst re.

Mit dergleichen Dingen,

wird aber öfters mehr Unheil, als Vortheil zu wege gebracht.

Giebt man den Kühen

hingegen gutes

Futter, und läßt sie daran nicht Mangel leiden, so fin­ det stch das Verlangen zur Begatmng bei ihnen von

selbst, ohne alle stemde Beihülfe.

Die gewöhnlichste Brunstzeit der Kühe fallt in den Frühling. Sie tragen eigentlich neun Monath und kal-

A 3

den

6

Von der Zucht, dem Nutzen

ben im Anfänge des zehnten oder eigentlich nach ago biS höchstens 286 Tage, jedoch können bei jungen Kühen, Sie das erstemal kalben, einige Tage daran fehlen.

Um die Zeit zu welcher sie etwa kalben möchten/

zu erfahren,

dienen folgende Merkzeichen.

Je mehr

die Zeit zum kalben herannahet, desto höher wird die Lage des Kalbes gegen den Rücken.

Wenn ferner die

beiden starken Sehnen, wodurch die Eisbeine an den Rückgrad befestigt sind,

schlafft sind,

so sehr nachgelassen oder er­

daß man sie durchs Anfühlrn gar nicht

mehr bemerken kann, so ist sicher daraus zu schließen, daß das Kalben innerhalb vier und zwanzig Stunden

erfolgen werde. Nach dieser letzter« Anzeige muß man sorgen, daß

die Kuh die rechte Stellung bekomme,nehmlich derMiff

muß bei den Hinterfüßen weggeraumt werden, damit sie vorne höher stehe, denn sollte sie bei dem Kalben vor­ ne niedriger stehen, so kann dieses der Kuh sehr nach­

theilig werden.

Es kann sich ohnehin ureigenen, daß

eine Kuh bei dem Kalben der menschlichen Hülfe bedarf,

deshalb ist es höchst nöthig, daß jemand stets dazu be­

reit sey, um nichts zu versäumen, und öfters bei Tag

und Nacht fleißig nachfehe. Diese Vorsicht ist deshalb mit nöthig, daß wenn die,

die Aufsicht habende Person bemerket, daß die Nabelschnur des Kalbes nicht vop selbst abgerissen, sie solche ablöst,

das Kalb mit etwas Salz bestreue,

damit die Kuh,

welcher es vorgelegt werden muß, solches mit desto grö­ ßerer Begierde belecke.

Menn

uO Mästen des Rindviehes.

7

Wenn ein Kalb nicht saugen will, si> untersuche

man seine Zunge, zuweilen.finden fich weiße Warzleitt unter derselben, diese müssen mit einer dazu geschickten

und scharfen Zange abgezwickt, und hernach die Wun­

den

mtt einem Gemische von Salzwasser,'Essig, und

klein gedrücktem, darunter gemengtem Knoblauch be­

strichen werden. Findey sich auf der Zunge rothe kleine Blattern, so schabe man sie mit einen stumpfen Messer, oder an-

derm dazu geschickten Werkzeuge ab, und zwar so kn#

ge, bis sie zu bluten anfangen; alsdann kann man

mit dem Schaben aufhören, und die Zunge mit ganz

fein geriebenem Schießpulver; abreiben. Ans den Blattern kommen wahrend der Operation kleine Kör­ per wie Hirsekörner gestaltet hervor, welche manZungen-

pürmey zu nennen pflegt; diese muß man, sobald sie sich entdecken, mit ganz schwachem Salzwasser qbwq-

scheu. Wer gutes Rindvieh ziehen will, muß nicht allein auf die Güte der Kühe Rücksicht nehmen, sondern

auch auf die Anschaffung und Erhaltung eines guten Stiers oder Bullens eben so viel Sorgfalt verwen­

den, als man bei der Pferdezucht wegen eines guten Zuchthengstes voraussetzt.

Die Kennzeichen eines guten Bullens erkennet man

daran, daß er stark, wohlgewachsen, und fett, rechte schwarze Augen, kurzen Kopf, kurze und schwarze Hörner, weiche Ohren, trotziges Ansehen, dicken Hals,

breite Schützern, geraden Rücken, fleischige Beine, sichern festen Gang, roth von Farbe, einen mit HaaA 4

re»

$

Von der Zucht, dem Nutzen

ten gut und stark besetzten Schwanz habe/ Und was der­ gleichen Merkmale mehr sind.

Sobald eine Kuh trächtig ist/ muß sie auf alle Wei­ fe geschonet, und besonders nicht vor den Pflug oder Wagen, gespannet werde«/ welches .überhaupt in kei­ nem Falle mit den Kühen geschehen sollte, weil sie dadurch am leichtesten in den Fall, zu verkalben, ge­ rathen können. Dagegen muß alle Sorge angewandt werden, eint Kuh aufs beste zu pflegen und zu futtern. Und auf alle Art zu verhindern, daß sie sich nicht durch Springen über Graben, Hecke« und dergleichen, Schaden thue. Man treibe sie auf die' fettesten Weiden, die Gras genug haben, und weder sehr feucht noch morastig sind.

Sechs Wochen vorher, ehe sie kalben, ist es gut sie in den Stall zu nehmen, und sie da mit reichlicherm

Futter als sonst zu versehen; ist es im Sommer, so gebe man ihnen Heu vnd Gras, im Winter aber Kleie^ Klee, oder Wicken und dergleichen.. Zu dieser Zeit müssen sie auch nicht gemolken wer­

den, weil sie alsdenn die Milch zur Erhaltung der Frucht selbst nöthig haben. Viele Kühe stehen lange vorher, ehe sie falben, scholl trocken. Andere haben ihr Euter bis fast auf den letzten Tag mit Milch angefüllt, und diese halt man für die besten Kühe, wenn gleich ihre Milch alsdenn viel schlechter und weniger tst, als zu andern Zeiten.

Es kommt einer trächtige Kuh sehr zu statten, wen« sie in der letzten Zeit in «inen besondern Stalle ge­ bracht

und Masten des Rindviehes.

9

bracht wird, wo man sie gut futtern und ihr weiche reine Streue geben kann.

Zehn oder zwölf Tage lang nach dem Kalben gebe

man ihr weiches Gras, Klee, oder Wicken und dabei Bohnen, Korn, oder Hafermehl mit Salzwasser ange­

feuchtet, zu fressen.

Nach Verfließung dieser Zeit aber ,

kann man nach und nach, wieder ayfangen, ihr das ge­ wöhnliche Futter zu reichen.

Soll das Kalb wohl gedeihen, so muß mau in dem

ersten Monathe

der Kuh die Milch nicht nehmen,

da ohnedies der Schade nicht so sehr groß ist, weil diese' erste Milch ohnehin nicht für die Beste gehalten wird.

Die allererste Milch kann ausgemolken und den,

Schweinen gegeben werden, und eben da- muß man

auch thun, wenn vor dem Kalben die Emer zu groß werden,

weil sie sonst schwellen.

Ist es aber schon

geschehen, daß das Euter bereits hart geschwollen, fix

kann äußerlich dasselbe mit zerlassener Butter bestrichen,

werde«. Wenn nach dem Kalben

der Tragesack von der

Kuh hangen bleibt, so muß derselbe weder abgerissen,

noch abgrschnitten werden, weil der Kuh dadurch großer Schaden zugefügt werden würde. Ebenso muß auch auf die Nachgeburt äußerst sorgfältig Acht gegeben werden, denn die Kühe sind ungemein begierig, dieselbe wenn

sie solche erreichen können, aufzufressen, ja sogar ande­

re nebenstehende Kühe fressen sie, wenn sie dazu gelan­ gen können»

Die Erfahrung hat es gelehret, daß alle

Kühe, welche die Nachgeburt gefressen haben, abzu­

zehren anfangen, und nach und nach vergehen, worauf A 5

ein

der Zucht, dem Nutzen

io

ein langsamer $ob erfolget- Dieserwegen müssen die Kühe so gekalbet haben, und alle die neben ihr stehen,,

kurz gebunden werden, damit sie solche nicht erreichen können.

Die jungen Kälber läßt man gewöhnlich sechs Wo­

chen lang saugen, und setzt sie alsdann ab, oder wenn

man sie ohne Saugen an der Mutter aufbringen will, gibt man ihnen acht bis vierzehn Tage lang die pure reine Milch; hernach aber vermischt man fie mit der Hälfte Wasser, diese Permischung aber muß von eben

dem Grad der Wärme seyn, den die Milch hat, wenn sie von der Kuh kömmt, denn fie mag wärmer oder

kälter seyn, so ist sie in asten beiden Fästen dem Kal«

be schädlich.

Wollte man den jungen Kälbern die Milch so bloss in einem Napf'hinsetzen, so würden sie nicht wissen,

dieselbe zu saufen, daher bedienet man sich folgenden

Handgrifs: die futternde Person steckt die verkehrte Hand in die Milch und streckt den Zeigefinger aus der­ selben in die Höhe und oben heraus, sie nähert alsdann

das Geschirre mit der Milch dem Maule des Kalbes, da denn dasselbe den Finger anstatt des Strichs Les Eu­ ters nimmt, daran saugt, und bei dieser Gelegenheit

die Milch hineiuschlürft.

Nach einigen Tagen hat

man den Umstand mit dem Finger nicht mehr nöthig, weil sich das Kalb bald selbst gewöhnet, die Milch oh­

nedem zu trinken.

Unterdessen gewöhnt man sie da­

durch nach und nach, daß ihm sehr feines Hen vorge­

legt wird. Ändere

imd Masten des Rindviehes.

11

Andere lassen sie sechs Tage lang ungestöhrt saugen

und bei der Mutter, woran sie sich warmen, liegen.

Wenn denn das Kalb in dieser Zeit schon so ziemlich zugenommen hat und gewachsen ist, so entfernet man es nach und nach von der Mutter, damit diese gescho­

ttet. Mnd nicht zu sehr entkräftet werde.

Sie lassen

es alsdann täglich dreimahl an der Mutter saugen und

meinen, daß es daran vollkommen genug habe. Wenn es hiebei recht' gut zu nehmen und fett werden soll, so geben sie ihm dabei noch obendrein täglich rohe

Eier, gekochte Milch und Brodkrumen, durch welche, Behandlung man in Zeit von vier bis fünf Wochen, ein ganz vortrefliches Kalb erhalten soll.

Hin und wieder hat man die Gewohnheit, die Käl­ ber gar nicht, oder doch nur ein paar Tage saugen zu lassen, und sie dann von der Mutter zu entfernen, je­ doch ist diese Art des Aufziehens mühsamer und nicht

so gedeihlich, als wenn man sie wenigstens vierzehn Lage hat saugen lassen.

Die Kalber werden entweder zur Vermehrung und

Erhaltung des bereits vorhandenen Vtehstandes aufge­ zogen, oder zum Schlachten bestimmt.

Zur Zucht er­

wählt man am liebsten diejenigen, die im April und Mat geboren werden, weil alsdann für Kuh und Kalb

die Witterung und das Futter am zuträglichsten sind, denn weiterhin geboren tritt der Winter zu früh für sie ein, weil sie selten schon so an Kräften zugenommen haben, daß.sie denselben immer ohne Nachtheil über­

stehen könyen. All-

i2

Von der Zucht, dem Nutzen

Alle Zuchtkälber setzt man «ach der sechsten oder achten Wochen ab, ehe dieses aber geschiehet, werden sie schon ein paar Wochen vorher zum Alleinfressen ge­ wöhnet, und ihnen abwechselnd gute- junges Gras oder feines Heu vorgelegt, oder man gibt ihnen auch kurzes angebrühtes und mit geschrotem Korne ver­ mengtes Hexel. Wollte man mit einenmale die Kalber von den Müttern nehmen, so schrein sie sich ganz heiser und verlieren alle Lust zum Fressen; dieses zu vermeiden fangt man schon einige Wochen vor dem Abfetzen an, sie öfters von der Mutter zu trennen, und dieses immer langer, je naher die Zeit des Abfttzens herankommt. Zu dem Ende pflegt in dem Kuhstaü Noch ein beson­ derer Abschlag für die jungen Kälber gemacht zu werden, wo man sie alsdann hinein bringt, und so oft sie sau­ gen sollen, zu der Mutter läßt. Habe« sie des Abends das Euter ausgesogen, so laßt man sie die ganze Nacht darin; auf solche Art werden beide die Entfettung "nach und nach gewöhnet, und ihre Sehnsucht ist weit geringer, wenn sie gänzlich getrennt werden. Im letz­ ter« Falle ist es am besten, sie wieder in einen andern Stall zu bringen, wo sie von der Mutter so weit entfer«et sind, daß beide sich einander gar nicht hören kön­ nen.

Dieß» Kälberställe aber müssen si> beschaffen seyn, daß sie im Sommer kühl und im Winter warm sind. Es läßt sich an dem Zittern der Kälber leicht bemerken, wenn die Ställe in Winter zu kalt sind, noch leichter daran, wenn hineingestelltes Wasser darin gefrieret. Da-

und Masten des Rindviehes

13

Daher müssen alle Oeffnungen in den Wanden und Thüren gut verstopft werden.

Hohe Ställe sind int

Sommer der Kühle wegen, so wie im Winter die nie­

drigen der Wärme wegen die besten.

Hat man nun

keine andere Ställe zum Abwechseln, so sind die hohen,

die besten, weil im Winter, in einer gewissen angemesse­ nen Höhe, Bäume darin gelegt werden können, die man mit Stroh bedeckt und auf diese Weise den Stall Niedrig und warm machet, im Sommer nimmt man

das Stroh,

um eine angenehme Kühle für sie zu Er­

halten , wieder «eg.

An frischer Streue muß es ihnen Nie fehlen, beson­

ders im ersten Winter ihres Alters, wo sie reichlich da­ mit versehen werden müssen, weil dieser eigentlich der

gefährlichste Zeitpunkt ihres Lebens ist.

Je nachdem

man nun die Kälber zum Stüllvieh oder Weidevieh bestimmt, darnach muß auch die folgende Fütterung

eingerichtet werden.

Die allerbeste Weise für beide

ist, ihnen im ersten Jahre wenig oder gar kein grünes

Futter zugeben, und sie lieber statt dessen mit dem fein­

sten und besten Heu, geschrotem Korne, und mit feinem' «»gemengten Hexet zu futtern. Mit dem Saufen muß man ebenfalls bedachtsam

verfahren, und sie zur rechten Zeit und mit gutem rei­ ne» frische» Wasser tränken.

Sie saufen weit' mehr-

wenn sie trocknes als angebrühtes Futter bekommen. Werden sie nicht zu rechter Zeit getränkt und sind dann sehr durstig geworden^ so können sie sich leicht verfan­

gen, welches ebenfalls zu befürchten ist, wenn sie erst­ lich faules oder abgestandenes Wasser «nd hernach gu­ tes und frisches bekommen.

Grüne-

Von der Zucht, dem Nutzen

i4

Grünes Futter verursacht den Kälbern

im ersten

Jahre leicht den Durchfall, wodurch sie außerordentlich 'geschwächt werden, oder wohl gar sterben können.

Wer nun Hemnangel hat und in die Nothwen­ digkeit gesetzt ist, sie der Gefahr vhNerachtet mir grü­

nem Futter zu futtern, der kann sich Noch einigerma­

ßen damit helfen, daß er Gras oder Klee und Heu zu Hexet

zusammensch neiden läßt oder Heu damit

vermengt»

Der zweite

wichtige Nutzen,

den

man in

der

Wirthschaft von den Kalbern hat, ist das Fleisch. Die­

ses hat vor allem andern Fleische der re in der Oeconomie

übrigen Thie­

den Vorzug, denn es ist da­

leicht verdaulichste, zarteste, folglich gesundeste und da­ bei auch wohlschmeckendeste Fleisch, daher es den

Kranken auch viel dienlicher, als alle andere Fleisch­ arten «st.

Diese gute Eigenschaft kommt aber nicht'

allem Kalbsteische in gleichem Grade zu, sondern nur demjenigen, wo die Kalber weder zu jung noch zit

alt geschlachtet worden, und es weder ihnen, stoch ihrer Mutter vor, bei und nach dem Kalben an ge­

höriger, Wartung gefehlt, noch am guten Futter ge­ mangelt hat»

Äon schlechten Äühen und die Mangel Und Noth

gelitteu haben, sind keine andere als schlechte Kälber zu erwarten,

geit,

und

werben

letztere nicht zu

wo sie noch am besten sind,

rechter

geschlachtet, si»

taugt ihr Fleisch vollends nichts.

Die rechte Zeit, ein Kalb zu schlachten, das so wie seine Mutter recht gut in Acht genommen wor­

den

und Mästen des,Rindviehes.



bett und keinen Mangel gelitten hat, ist, wann es zum allerwenigsten vierzehn Tage alt ist; bis dahin

ist das Fleisch so zu sagen unzeitig und vielmehr schleimlcht und zähe, weshalb es auch niemand erlaubt seyn sollte. Kalber unter diesem Alter zu schlachten

und noch weniger dergleichen Fleisch zu verkaufen.

Das beste Alter der Kalber, die zum Schlachten bestimmt sind, ist zwischen vier bis sechs Wochen, auch wohl, wenn sie ferner saugen oder mit Milch gefuttert werden, etwas langer. Es giebt reiche Tho­ ren, die ein besonderes Behagen an ungebornen Käl­ bern findett. 28em wird abet nicht schott bei dem

bloßen -Gedanken daran, ein gewisser Ekel aufstvsstn

und solche Leute ihr

unappetitliches

Gericht gerne

selbst verzehren lassen, welches in aller Absicht einem jeden zuwider seyn muß»

Kalbfleisch von einen Kalbe unter vierzehn Tagen, dder wo die Mutter, so lange sie trächtig gewesen, und als sie das Kalb gesaugt, bloß mit schlechtem trocknen» Futter, Z. B. Stroh und wenigem Heu,

isi unterhalten worden, ist nur schlecht, und kann bei

dem Kochen dadurch, daß es roth wird, sehr leicht erkannt werden. Dahingegen je mehr Milch die Käl­ ber genossen, desto weißer ist ihr Fleisch, letzteres, sucht man in England noch zu befördern, wenn sie den Kälbern einige Zeit vor dem Schlachte»' öfters

Kreide emgeben, und Aeer lassen. Keines von diesen Mitteln »st nachzuahmen, weil man nicht beweisen kann, daß das Fleisch durch diese Künsteleien ver­ bessert werde.

Die

16

Von der Zucht, dem Nutzen

Die Güte des Kalbfleisches nimmt mit dem zünehmendcn Alter der Kälber ab, und kommt dem Rindfleisch immer näher. Das Kalbfleisch kann jur Noth, wenn man so viel hat, daß es in einigen Tagen nicht verbraucht wer­ den kann, auch eingesalzen, und wenn es einige Ta­ ge im Pökel gelegen hat, heraüsgenommen und in Rauch gehangen werden. Aber weder die eine noch die andere Art der Zurichtung erhöht seinen Wohlge­ schmack. Im Rauche muß man es nur nicht zu hart wer­ den lassen, weil es leicht einen trocknen oder hölzer­ nen Geschmack bekommt»

Fast keine Art irgend eines Fleisches kann so gut in der Wirthschaft genutzt und in so vielerlei Gestal­ ten und so mancherlei Peränderungen auf den Tisch gebracht werden, als das Kalbfleisch. Das zweite Stück dieser Anweisung von der sechs und fünfzigsten bis zur achtzigsten S*eite, wo allein davon die Rede ist, imgleichen das vierte, fünfte und sechste Stück, geben Beispiele genug davon an, der außerordentliche Menge von Vorschriften zu allerlei Kalbfleischspeisen, die in allen Kochbücher« stehen, nicht zu gedenken.

Sv lange ein Kalb noch nicht ein Jahr alt ist, so heißt es noch immer ein Bullen- oder Ochskalb, ein Kuh- oder ein Färsekalb. Sind sie unter zwei Jahren, so pflegt man sie auch im ersten Jahre Ab­ setz - oder Zuchtkälber und- in zweiten, Stiere oder Färsen zu benennen. Nach

17

und Masten des Rindviehes.

Nach anderthalb Jahren gelangt ein Kuhkalb zu

feiner völligen, oder wie man zu sagen pflegt, mann­ baren Reife, ein Ochsenkalb aber erst, wenn es zwei

Jahre alt ist. Ist ein solches Kalb zu einem Bullen

bestimmt, so muß man ihn erst drei Jahre alt werden lassen, ehe man ihn zu den Kühen bringt, und dabei nicht langer als bis ins neunte Jahr lassen,

denn in dieser Zeit besitzet er das mehresie Feuer. Nach Verflreßung derselben schicken sich sowohl Kühe als Ochsen am besten zur Mast Md zum Schlach­

ten.

In

diesem Alter hat das Rindvieh noch ein

schmackhaftes Fleisch, welches sich aber an Güte ver­

ringert, so wie sie nach und nach älter werden. Die männlichen Kälber, die nicht zu Bullen, son­

dern zum Mästen oder Ziehen am Pflug oder vor dem Wagen 'bestimmt sind, werden alle im neunten

oder zehnten Monate ihres Alters geschnitten oder castriret.

Diejenigen, mit denen dieft Operation zu

dieser Zeit, welches eigentlich die rechte ist, vorgenomnien worden, erhalten ein viel besseres Ansehen

und gesetztern Körper, werden viel stärker, und kön­ nen mehr wie ein Jahr lang früher und besser gedrauchr werden, als andere, die früher geschnitten worden.

Manche verschneiden die Kälber sogleich nach dem Absetzen, oder einige wohl noch gar vorher, wett sie in den Gedanken stehen, daß sie, wenn die Kälber ja sterben, doch nicht so viel verlieren als wenn sie grö­

ßer und schon/o lange gefuttert worden sind.

Allein

man hat bemerket, daß dergleichen früh geschnittene Kalber, nie einen rechten völlige»», starken und dauer-

B

hasten

Von der Zucht, dem Nutzen

i8

hasten Körper erhalten haben, sehr hochbeinigt und zur Arbett hernach träge und faul werden.

Werden

sie im geringsten angestrengt,

sie sehr

so ermüden

leicht, und jum Schlachten werden sie nie so gut als die spät geschnittenen; sie können, wenn sie auch ge­

mästet werden, gar nicht ins Gewicht fallen, weil sie gemeiniglich hochbeinigt werden, und schmale Unter­ leiber erhalten.

Ueberhaupt, je shäter ein Ochskalb

geschnitten wird, desto besser wächst es zum Ochsen

heran» Die spät geschnittenen Ochsen, bekommen gemei­ niglich starke wohlgewachsene Hörner, einen kurze«

starken Hals, dicke und kurze Beine, fressen besser «Nd lassen sich viel eher und vvllkvmmner mäste«.

In England verschneidet man auch die Kuhkäl­ ber, und verschaft dadurch den Leckermäulern das

allerdelicateste Rindfleisch. Ob der vorzügliche Ge? Fleisches hinlänglicher Grund seyn

schmack dieses

mag, dieses Verfahren auch hier in Deutschland einzu­

führen , und ob es bei unserer gegenwärtigen Vieh­ zucht anwendbar sey, mögen andere, welche die Vor­

theile und Nachtheile desselben abwägen können, ent­ scheiden.

Das Alter deS Rindviehes

läßt sich einigerma­

ßen aus den Zähnen und an den Hörnern erkennen. Wenn die Kälber ohngefähr zehen Monate alt sind,

fallen ihnen die Vorderzähne ans, att. deren Stelle

aber erhalten sie gleich andere, die breiter, aber nicht so weiß sind»

Im

und Masten des Rindviehes.

r-

Im sechszehnten Monat verlieren sie, die nächsten -ei den mittelsten Zähnen, an deren Stelle anch dal-

wieder andere ;um Vorschein kommen. Nach Versiieflung von drei Jahren, hat ein Ochse, lauter neue Beiß- oder Schneidezahne,, die alrdann lang, ge­ rade und weiß erscheinen.

Diese werden mit zuneh­

mendem Alter imiuer mehr und mehr abgeschiiffen,

ungleicher und schwärzer.

Auf diese Veränderungen

hat das Verschneiden keinen

Einfluß- und dies ist

auch der Fall bei den Stieren und Kühen. Eben diese Äewandniß Hai es auch mit den Hör­

nern , welche bei allem Rindvieh, es seyn Ochsen, Stiere oder Kühe, nach dem dritten Jahr abfallen, und den neu nachwachsrnden Hörnern Platz machen,

welche sie hernach, so wie auch die Zähne, nie in der Art verlieren, daß sie wieder wüchsen. Das zweite Paar Hörner, wächst nicht immer auf

einerlei oder gleichförmige Art.

Nach dem erster»

Jahre oder iM vierten des Alters eines Ochsen bre­

chen zwei kleine spitzige, reine und glatte Hörner her­ vor, die gegen den Kopf zu in eine Art von Wulst ausgehcy. Im folgenden Jahre entfernt sich diese Wulst

vom Kopfe, und wird von einem hornichten Cylinder weiter getrieben, der zaus dem Kopfe hervorwächst

und sich wieder in eine Wulst endigt, und so weiter, denn die Hörner wachsen immerfort so lange da» Thier lebet.

Eben diese Wülste verwandeln sich hernach in

ringförmige Knoten, woran sich, weil sie deutlich irr B a

die

Von der Zucht, dem Nutzen

-o

die Auge» fallen, die Jahre dieser Thiere leicht ab­ zählen

lassen.

Man, rechnet in diesem Falle, die

Spitze des Horns bis an den ersten Ring für drey Jahr, jeden Strich aber zwischen den übrigen Ringen nur für ein Jahr. So ergibt fich ans der Summe

die Zahl der Jahre, wie alt ein Stück Rindvieh ist. Dieses gilt jedoch nur bis ohngefahr zum sechszehn­ ten Jahre; weiter hin sind die Kennzeichen an dem Hörne trüglich. Schlechte und sibelgewachsene Hörner geben dem

Viehe kein gutes Ansehn, und weil sich überdies ein solches Thier, dieserhalb gegen andere seines gleichem die bessere, stärkere und wohlgewachsene Hörner ha­

ben, nicht gut vertheidigen kann, so wird es furchtsam

und schüchtern; es wird von den andern oft gejagt, und vom Futter Hinweggetrieben, wodurch? es an Güte und Werth verliert und wohl gar öfters zu Schanden gestoßen wird, wenn es seinen Verfolgern Nicht ausweichen kann, und ihnen unterliegen muß. Hieraus ist zu sehen, wie gut es sey, wenn das Rindvieh, ein gutes Gehörne hat- weßhalb auch bei

der Viehzucht und dem Einkäufe so sehr darauf gese­

hen wird. Von Natur erhalt das Rindvieh nicht immer ein

ansehnliches Gehörne, man kann ihnen aber durch die Kunst zu Hülfe kommen.

Sv bald man siehet, daß

die Hörner eine fehlerhafte Richtung bekommen wol­ len, so darf man nur an der Spitze derselben den­

jenigen Theil wegfchneiden, der krumm zu wachsen anfangt. Als, zum Beispiel, das Horn wüch»

se

und Masten des Rindviehes.

21

fe zu weit nach der Seite, oder hinten nach dem Rücken zu heraus, so beschneidet man an der Seite

und hinten die Spitze des Horns so lange bis sie ge­

rade geworden. des

Hierdurch läßt sich der Wachsthum

Horns hinlenken, wohin man will und man

kann ihnen dadurch die gehörige Richtung geben. Es laßt sich aber nicht mit einmaligem Beschneiden

dahin bringen, sondern man muß es öfters, wohl an sechs bis acht Wochen lang wiederholen, oder so lan­

ge bis man siehet, daß sich das Horn dahin lenkt, wo man es hin haben will.

Die bösen und stößigen Ochsen und Kühe bän­

digt man am besten, oder benimmt ihnen diese böse

Gewohnheit, wenn ihnen die Spitzen an den Hör­ nern abgesägt werden. Sobald sie alsdann nur von ihrem Gegenpart einmal übenvunden werden, so ver­ lieren sie den Muth und ihre Untugend, andere zu

stoßen. Die Kalber, die zur Zucht bestimmt werden, er­

ziehet man entweder zu Weide- oder Stallvieh. Ist im ersten Falle die Weide, wohin sie getrieben wer­

den, nur schlecht oder mittelmäßig, so muß man den

Kälbern, wenn sie auch schon zwei bis drei Jahre alt sind, des Morgens und Abends dennoch grünes öder trocknes Futter, so gut als es die Milchkühe

bekommen,'geben.

In solcher ununterbrochenen gu­

ten Fütterung muß das junge Vieh so lange bis es

ganz ausgewachsen ist, erhalten werden.

Sv müssen

auch die zur Stallfutterung bestimmten Kälber in der Fütterung nie verabsäumet werden, wenn man gutes tüchtiges Vieh daraus erziehen will.

B 3

Das

zz

Von der Zucht, dem Nutzen

Das letzte, was Wan noch hauptsächlich;u beob-" achten hat, ist, daß man die jungen Färsekälber nie zu früh, und zum wenigsten nicht eher, als wenn sie vier Jahr alt sind,, von den Bullen belegen lasse. Sollen es gute und dauerhafte Kühe werden, so ist es am besten, sie, so lange bis sie fünf Jahre alt sind/ davon abjuhalten. Derselbe Fall findet bei den Ochskälbern statt. Wenn man will, daß ein tüchtiges Stück Vreh dar­ aus werden soll, so müssen selbige nicht eher zum Ziehen angespannt werden, als bis sie völlig ausge­ wachsen, und das gehörige Alter erreicht haben. Dieses kann im fünften Jahre geschehen, wenn sie für einen dreispännigen Pflug bestimmt sind, komme« sie aber in einen zwetspannigen, so muß man schon bis jum sechsten Jahre warten. Das bisher Angeführte ist die eigentliche Grund­ lage eines guten Vrehstandes, auf dessen Verbesserung Nicht Sorgfalt genug gewandt werden kann, wenn man hernach den möglichst größten Nutzen von dem Rindvieh ziehen will.

Die Fütterung der Kühe und Ochsen ist fast einer­ lei, jedoch erfordert eine milchende Kuh, besseres Futter und eine sorgfältigere Pflege. Von einer milchenden Kuh verlangt man, daß sie wohl bei Lei­ te, lebhafte Augen, einen leichten Gang und viele gute Milch gebe. Eine gute Milch muß weder zu dick noch zu dün­ ne, und in Ansehung ihres Zusammenhanges so be­ schaffen seyn, daß ein davon abgenvmmenes Tröpf­ chen,

und Masten des Rindviehes.

23

chen, seine Rundung behält und nicht aus einander fließt. Ihre Farbe muß schön weiß seyn; alle Milch welche ins gelbliche oder bläulichte fällt, ist nicht viel werth. Sie muß keinen Geruch, nach irgend einem Kraute oder andern Dingen haben. Insgemein ist die Milch im Sommer besser, als im Winter. Ganz junge Kühe geben dünne, und alte Kühe magre und im Winter dicke Milch; die beste erhält man von Kühen, die sich in ihrem mittlern Alter befinden. Dieser Unterschied der Milch ist Urfach, daß die eine mehr Käse, die andere mehr Butter, und eine dritte mehr Molken gibt.

Nach der Beschaffenheit^ Menge und Güte der Milch, hie eine Kuh von einer Kalbszeit bis zur an­ dern gibt, wird ihr Werth geschähet. Die Vorzüge, die eine Kuh hierin vor der andern hat, werden sehr leicht sichtbar, wenn zwei neben einander stehende Kühe gleiches Futter und gleiche Wartung genießen; auf das viel oder weniger Fressen allein kommt es hier nicht an, weil man oft erfahren hat, daß de» daraus gezogene Schluß, den Werth einer Kuh zu bestimtnen, trüglich gewesen ist. Jedoch ist diese Pro­ be nicht in einer kurzen Zeit auszumitteln, sondern man muß einen länger« Zeitpunkt oder wohl gar, der völligen Gewißheit wegen, ein ganzes Jahr da­ zu nehmen, weil selten zwei oder mehrere Kühe, in gleichen Zeiten nach dem Kalben Milch von gleicher Güte und Menge geben.

Wer Gelegenheit hat, die frische Milch zu verkau­ fen, kann seine Kühe am höchsten nutzen; dagegen B 4 die-

24

Von der Zucht/ t>em Nutzen

diejenigen, welche solches nicht können, und folglich von dem Ueberfluß der Milch, Butter und Käse ma­

chen müssen, weniger Vortheil davon haben. Die Fütterung des Rindviehes ist von verschiedener

Art. Man unterscheidet nicht allein Weide« und Skallfutterung, sondern auch noch Sommer- und

Winterfutterung. Das Weidevieh wird im Sommer auf die Wei­ de getrieben. Diese ist mancherlei Ursachen we­ gen, sehr verschiedest, und hat in den Nutzen, die Gü­

te und Größe des Rindviehes den größten Einfluß, und bestimmt, ob die Skallfutterung vortheilh'after

sey oder nicht. Bei den Rindviehweiden kommt es sehr darauf an: i) Ob sie nahe oder entfernt liegen;

a) Ob sie von großem oder geringem Umfange

sind; 3) Ob die Weide hinreichend für die Anzahl des Rindviehes ist, und daher eine volle oder knap­

pe Weide genannt werden kann, oder

4) Ob es eine magre Weide ist, die zwar groß, aber doch nicht für das Bedürfniß der Heerdt

hinreichet.

5) Eine Fettweide nennt man im Gegentheil, wenn das Vieh einen Ueberfluß

an gutem schönem

Grase hat. .Auf dergleichen Weiden, die man gewöhnlich in Brüchern und auf Werdern an­

trift, nützt man die Kühe am besten, und das Mastvieh

gedeihet

darauf

am vortreflichsten.

Endlich

6) hat

und Masten des Rindviehes. 6) Hat man noch

25

niedrige Weiden, oder Niede­

rungen, das sind solche Gegenden, die zuweilen von dem Wasser überschwemmt werden , welche dieserl-alb öfters für das Rindvieh, wegen des

-auf dem Grase angesetzten Schlammes, sehr un­

gesund sind und Krankheiten zuwege bringen. Diesen sind entgegengesetzt 7) die hohen Weiden, welche, wofern sie nicht in

Fünstlichen Wiesen,

sondern tnsandigtetn, und

dürrem Boden bestehen, die armseligsten sind, wo­

bei das Vieh selten gedeihen kann.

8) Nach Beschaffenheit des Grases und dem Gedei­

hen des darauf weidenden Viehes, theilt man auch die Weide ein in süße und saure Weide. 9) Die Feldhütung ist

nach

Beschaffenheit

des

Ackers bald besser,, bald schlechter, und so ist cs auch 10) mit der Waldhütung beschaffen.

Mancher dieser Weiden, die von schlechter Be­ schaffenheit sind,, muß ein Landwirth auf die vortheis-

hafteste Art zu verbessern suchen, wozu ihm viele, vorzüglich in jetziger Zeit herausgegebene öconomische Schriften, Anweisung geben werden. In Absicht des Weideviehes aber merke man sich,

vornehmlich noch folgende Regeln:

1) Ehe das Gras im Frühjahre noch nicht recht

herangewachsen ist, treibe man sein Vieh nicht heraus, und,

um dieses abwarten zu können,

versorge man sich allezeit, so viel möglich, mit

hinlänglichem Winterfutter für dasselbe. B 5

Wird daS

Von der. Zucht, dem Nutzen

26

das Vieh zu früh auf die Weide gebracht", so läuft man nicht allein Gefahr, daß das Vieh von Krankheiten überfallen wird, sondern die Weide wird auch für den ganzen nachfolgenden Sommer verdorben. 2) Das Rindvieh muß des Morgens, wenn das Gras noch von Thau sehr naß ist, nicht ausge­ trieben werden, und 3) dann ist es sehr nöthig, daß man, ihm des Mor­ gens, ehe man es herausbringt, und des Abends, wenn es wieder in Stall kommt, etwas Futter vorlegt. Anfangs, in Frühjahre kann dieses in dem besten Heu, einige Wochen aber nach dem Austreiben in schlechter»! Heu, oder wohl gar Stroh bestehen.

4)

Kommt das Vieh von der Weide Abends in den Stall, so muß vorher gut gestreut werden, damit es, welches aus vielerley Ursachd nöthig ist, ein gutes reines Lager finde.

5) Findet das Vieh auf den Weiden nicht genug oder knappes Futter, so muß ihm noch Gras, Klee, oder andere Futterkräuter, im Stalle, gegeben werden. 6) Damit das Vieh so viel möglich nicht der strengsien Hitze ausgesetzt werde, pflegt man es gerne, wenn die Weide nicht zu entfernt ist, im Som­ mer des Mittags einzutreiben. Bei dem allem aber muß man

7)

auch dafür sorgen, daß es hinlänglich - und zn rechter Zeit getränket werde. Je besser das . Wasser hierzu ist, desto besser ist es für die Ge­ sund-

imd Masten des Rindviehes fundheit des Viehes.

27

Fließendes Wasser ist wohl

hier das allerbeste, wenn man es haben kann.

Bei der

Stallfutterung

wird

dem

Rindviehe,

hauptsächlich grünes Futter gegeben, welches in sol­ cher Menge vorhanden seyn ckuß, daß es daran nie­ mals fehlet.

Es kommt aber hierbei nicht allein auf

die Menge, sondern auch auf die Güte des GrafeS

und der Futterkräuter an. Unter allen diesen Krautern hat sich nach vielfäl­ tigen Erfahrungen, der Klee bei der

Stallfutterung

am vorzüglichsten empfohlen. Die Arten desselben, deren man sich bedienet, und

die vor andern besonders

angepriesen

worden, sind

die Esparcette, unser gemeine rothe oder Wiesenklee und die bekannte

Luzerne, wie auch einige andere,

weniger nützliche.Arten mehr.

Die Melilothen oder

der Steinklee ist zwar auch ein gutes

Futterkraut,

«ur ist er darum nicht anzurathen, weil die Milch ei» nett Geschmack

davon annimmt.

Im Stalle muß das Vieh, Morgens, Mittags

und Abends gefuttert werden, dabei ihm aber nicht

alles

mit einemmale

hingegeben, sondern Portion­

weise vorgelegt werden, und zwar nicht eher eine an­

dre, bis die vorhergehende aufgezehret ist. Das zu futternde Gras oder

oder mit Thau werden.

Klee

muß nie naß

belegt, abgeschnitten und

verfuttert

Sehr zu empfehlen ist die Methode, den

Klee oder das Gras mit Hexet vermischt dem Viehe

zu geben, wobei aber die öftere Reinigung der Krip­

pen, nicht aus der Acht zu lassen ist. Kühen

28

Von der Zucht, dem Nutzen Kühen" schadet der Klee so leicht nicht, aber die

Ochsen, wenn sie einige Sommer hindurch damit ge­

futtert worden, werden davon leicht anbrüchig und endlich fäulisch.

Ein Vorbannngsmittel dagegen ist,

wenn man sie nicht eher mit Klee futtert, als bis es

Blüten bekommen hat; noch sicherer wie bei allen Übrigen Mästungsweifen, Ist überhaupt zu bemerken, daß, wen» man auf nichts weiter Rücksicht zu nehmen hat, und nur gutes Fleisch

und viel Fett zu haben wünscht, kein anderes oder äl­

teres Rindvieh zur Mästung nehmen muß, als was.

sechs, sieben bis höchstens acht Jahr alt ist, und weder durch vieles Ziehen, noch durch irgend eine Krank­ heit abgemergelt worden, sondern vielmehr stark und

gesund ist.

Diese Regel gilt durchaus, und Umstände

machen davon nur eine Ausnahme.

Die Stallmastung ist, so wie das Futter, sehr

verschieden , bei allen Arten aber derselben, sie mögen Namen haben wie sie wollen, wenn sie nach Wunsch

und zum größten Vortheil betrieben werden sollen, muß Ordnung, Reinlichkeit, und dienliche Zubereitung des Nahrhaften Futters beobachtet werden.

Matt kann zwar das Rindviehmästett

jtt allen

JahrSzeiten vornehmen, allein der Winter, Herbst und -das Frühjahr sind doch dazu die schicklichsten, und das Vieh pflegt wegen der kühlern Witterung alpdann mit

viel besserm Appetit zu fressen.

Hieraus ist aber nicht

der Schluß zu machen, als wenn auch strenge Kalte nichts schade, im Gegentheil ist diese bei dem zu mä­

stenden Vreh eben so sehr zu vermeiden, als große Hitze. Zu dem Ende müssen im Winter so bald es friert, alle

Oessnungen verstopfet werden, besonders wenn nur we­ nige Stücke Vieh in einem Stalle beisammen stehen,.

L a

find

z6

Von der Züchte dem Nutzen

sind aber mehrere oder viele darin, so erwärmet ihre Ausdünstung denselben schon hinlänglich.

Werl aber durch die zu vielen Dünste die Luft zu sehr

«verderbt, und "für das Vieh zuletzt ungesund werden könnte, so müssen die Ställe von Zeit zu Zeit geöffnet,

und frische Luft Hinetngelassen werden,

welches am

allerbesten des Mittags, wenn die Sonne am höchsten

siehet, geschehen kann. Dagegen muß man in Sommer bei der Hitze, da­ mit es im Stalle nicht zu warm werde, der Luft einen

sieten Durchzug verstatten.

Mücken und Fliegen verfolgen und beunruhigen das Rindvieh aller Orten, und auch hier im Stalle

würde das Rindvieh Nicht sicher seyn, sondern demselben

von ihnen so zugesetzt werden, daß es schlechterdings nicht ruhig, und fein Futter mit Gemächlichkeit verzeh­

ren könnte.

Das beste Mittel nun dagegen ist, daß

man den Stall so finster als möglich macht, und da­ durch verhindert,

daß sie nicht so leicht und häufig

Hinern kommen.

Das folgende, was man überhaupt bei der Stall­

mästung zu beobachten har, ist die so sehr nothwendige Reinlichkeit.

Diese erstreckt sich nicht sowohl auf den

Stall, die Krippen und das Lager, als auch auf das

Vieh selbst. Soll die Mast gedeihen, so ist die Reinlich­ keit ein Hauptpunkt bei derselben.

Das Vieh ist vvn

Natur selbst schon dazu geneigt, sich reinlich zu hakten, da es bald auf diese, bald auf eine andre Att sich von dem Unrath auf seiner Haut zu befreien suchet. Man siehet es hei den Katzen, dem Federvieh, Rindvieh, den

Schwei-

und Masten des Rindviehes.

37

Schweinen rc. eins hilft sich durch Reiben, ein anderes durch Lecken, manche durch Baden und dergleichen mehr.

Am besten wird man dieses an den Pferden ge­

wahr, bei welchen, wenn sie nicht täglich gestriegelt und geputzt werben, auch das beste Futter nicht anschlagt. Weiln man ein Stück Rindvieh täglich zweimal oder wenigstens einmal gut striegelt, mit einer Bürste

nachbürstet,

und zuletzt mit einem Staublappen de«

übrigen Staub abwischt, so wird man sich in kurzer Zeit von dem Nutzen dieses Verfahrens überzeugen kön­ nen.

Das Vieh wird sich nicht so viel lecken, und folg­

lich nicht so viel ausgehende Haare und andere Unrei­ nigkeiten, welche die Verdauung des Flitters hindern,

verschlucken. Die Unreinigkeiten locken hie Jnseckten an, durch deren Stechen sowohl, als durch das Jucken, das von

dem Staub, Mist und andern Dingen auf der Haut entstehet, sie beunruhigt und von Schlafe abgehalte«

werden; nicht zu gedenken, daß dadurch öfters Unge­ ziefer sich einnistet, und wohl gar Krankheiten entstehen. Außer dem schon angeführten Striegeln, unterlasse man auch nicht, einen Mastvieh fleißig reine Streue z«

geben, damit es rein upd weich liege. In dieser Hin­ sicht und auch wegen des Mistes ist es nicht undienlich, wenn das dazu bestimmte Stroh vor dem Unterstreue« einmal durchgeschnitten wird. Der daraus entste­ hende Mist muß hinter den Füßen des Viehes täglich und überhaupt um den zweiten oder dritten Tag ganz und gar weggeschaft werden,

damit das Vieh stets

rein liege.

E3

Viele

z8

Von der Zucht, dem Nutzen Diele Spinnweben geben einen schlechten Beweis

von der Reinlichkeit eines Stalles und desjenigen, der

die Aufsicht darüber hat, falls auch nur wenige darin

gedultet werden. Das Federvieh und besonders die Hüner müssen

garnicht herein gelassen werden,weil sie Unordnung verUrsachen. Sie verunreinigen die Krippen durch ihren Unrath, 'kratzen das Futter herum, suchen das beste heraus, und verlieren nicht selben vvN ihren Federn, Vie, wem, sie das Vieh in Magen bekommt, sich in

den Falten desselben anlegen, und weil sie unverdaulich

sind, allerlei der Gesundheit nachtheiltge Vorssälle bei

ihm zuwege bringen können. Dieser Umstand und manche andere, als Staub, UN getrocknetes altes Futter, angetrockneter Schteiin

aus dem Maule des Rindviehes und dergleichen mehr, erfodorn, daß nicht eher reines Futter in die Krippen

hinein gelegt werde, als bis sie zuvor aufs sorgfältigste

rein gemacht und ausgewaschen worden, damit auch nicht einmal ein Geruch von dem Hauche des Thieres darin zurück bleibe.

Eben diese Reinlichkeit muß auch bei dem Futter in Ächt genommen werden. Es ist bekannt, daß an den mehresten Orten nicht viel daraus gemacht wird, wenn man dem Diehe das Wurzelwerk mit Erde und allem Unrath ungewaschen, oder das

Heu unausgestaubt hingiebt.

Vicht darauf gesehen,

Auch wird

daß das zum Hepel bestimmte

Stroh rein, trocken und ohne üblen dumfigeu und an­ dern widrigen Geruch sey, ingleichen, ob das Wasser

und Masten des Rindviehes.

Z9

womit das Vieh getranket wird, rein oder unrein sey.

Man ist schon zufrieden, wenn das Vieh nur frißt und sauft, ohne darauf zu sehen, ob es mit Lust, oder von Hunger und Durst geplaget zum Fressen und Saufen gezwungen wird. Listen diesen Fehlern muß man vor­ beugen, wenn man sich bei der Mästung nicht mit lee­

ren Hoffnungen täuschen will. Sobald ein Stück Vieh zur Mast angestellt wird,

muß man auch anfangen eine gute Ordnung beim Fut­

tern zy beobachten.

Das erste,

was man einrichtet

und festsetzt, ist die Tageszeit, an welcher man dem Vtehe das Futter gibt.

Zu. solchen Zeiten muß man

ihm nie, wie faules Gesinde gerne zu thun pflegt, das Fut­ ter auf einmal sondern in kleinen Portionen nach und

nach, wenn es das erste ausgefressen hat, geben, zuvor aber

immer die Krippe rein auswjschen, und das zurückge­ bliebene alte Futter ausräumen.

Je öfter nun das

Vreh sein Futter in kleinen Theilen zugetheilt erhält,

desto besser wird es fressen und zunehnren, wiedrigenfalls verlieren die Thiere die Freßlust, lassen das Futter

liegen, welches dann unnöthiger Weise umkommt, und vereiteln also die ganze Mästung.

Das grüne Futter, welches don einer Portion übrig

bleibt und bis zur andern aufbewahrt werden muß, lasse man ja nicht in Körben oder auf Haufen liegen, sondern streue es unter der Zeit, bis es vorgelegt wird,

aus einander, damit es sich nicht erhitze, dumpsig wer­ de, oder einen widrigen Geruch annehme.

Man kann allenfalls das tägliche Futter in sechs Theile theilen, und einen jeden zu einer gesetzten Stun-

«4

de

Von der Zucht, dem Nutzxn



geben, so wie man aber hierin attgefangen hat, so muß man auch bei diesen einmal bestimmten Stunden, die ganze Masizeit durch unverändert bleiben.

Die ganze Mastzeit kann füglich in drei gleiche Pe­

rioden gekheilet werden, nämlich in den Anfang, das Mitte« und Ende.

In dem ersten Zeitraum gewöhnt

man das Vieh zur Mästung,- und futtert allein auf Er­ haltung von Fletsch; gemeiniglich macht man im Herbst oder Frühjahr mit aüeriei Erdfrüchten, als, Kohl, Rü­

ben re. den Anfang, gibt ihm aber dabei auch oft Mehl­ trank.

So wie das Mastvieh zunimmt,

kann auch da-

Futter von Tag zü Tag verbessert werden.

In der

-weiten Periode gibt man dann volles und gutes Futter,

ynd endlich in der dritten, wenn es bald fett ist und

nicht mehr so viel fressen kann, bricht man nach und nach etwas davon ab. Den Appetit und Durst zu vermehren streuet man auch wohl etwas Salz aufs Futter, oder in die Krippe,

oder in den Trank, oder löset es in Wasser auf,und bespren­

get damit das Futter. Denn Salz das erweckt nicht allein die Begierde zum Fressen, sondern es ist der Ge­

sundheit halber dem Viehe auch zuträglich. Bei dem allersorgfältigsten Mästen würde das Vieh

nicht zunehmen, wenn es dabei arbeiten sollte und keine Muhe hätte. Die letztere ist demselben so zuttäglich, daß es auch bey wenigerm guten und mäßigen Futter

an Fleisch und Fett zunimmt, welches bei starker Be­ wegung nie geschiehet, und hierin liegt auch der Unter­ schied, warum das im Stalle gemästete Vieh fast im­ mer

und Mästen des Rindviehes.

41

nter fleischiger und fetter wird, als dasjenige, was auf

der Weide fett gemacht wird. Dasjenige Vieh, was noch nie gezogen, wird alletnal besser und fetter werden, als was schon einige Jah­

re vor den Pflug oder Wagen gespannt gewesen ist. Soll von dem letzter« eins gemästet werden, und nian

will es gerne so gut wie möglich haben, so lasse man es, wenn man es thun kann, ein ganzes Jahr lang, ehe es gemästet wird, gar nicht ziehen. Noch besser ist

es, wenn ein solches Thier besagte Zeit über schon im

Voraus besser im Futter gehalten wird. Die Mastfutterung ist eben so sehr unterschieden, als das Futter, das man dazu anwendet; besonders aber theilet man es in grünes und trocknes Futter.

Von beiden aber ist wieder bald dieses, bald jenes

besser als das andere.

So ist das trockne Gras besser

als nasses, es sey nun.von Regen oder Thau; Gras

von fettem Boden besser als das vom magern; Klee und Wicken besser als Gras; HeU bester als Gras; Weis­ kohl besser als Rüben; rokhe gemeine! Erdrosseln besser,

als die großen Vieherdtoffeln; Kohlrüben besser als

Turnips und Beete, alle aber werden von der trock­

nen Fütterung übertroffen, auch wird man nie so gu­ tes Fleisch davon erhalten, als von trocknen, Heu und

geschrotenen Körnern. Wenn man diesem zufolge mit dem grünen Fut­ ter ein Stück nie vollkommen nnd aufs beste mästen kann, so kann man jedoch mit Beihülfe und zugefüg­

ten Kornfrüchten ein viel besseres, und manchmal, nach

Beschaffenheit drö Thieres, noch vortreflicheres Fleisch C 5

erhal-

Von der Zucht, dem Nutzen

42

erhalten, als man zuweilen von bloßem trocknen Futter,

allein

bekommt."

Wenn nun aus obigen Gründen das trockne Fut­

ter viel zuträglicher bei der Mästung ist, als daS

grüne, fb muß hingegen auch das Hexel und über­

haupt alles geschnittene Futter, so kurz und klein ge­ schnitten oder gestampft werden

als möglich; dieses

befördert die Verdauung, und das Mastvieh wird desto eher wieder hungrig, folglich begieriger zum Fressen.

Anstatt dem Viehe das ganze Heu oder getrock­ neten Klee zu geben, ist es viel besser, dasselbe mit

dem Strohe zugleich ganz fein auf der Hexellad« zu schneiden. Wurzelwerk und Früchte

oder Kräuter stampft

man ganz klein, und vermischt sie mit dem Hexel.

In Ermangelung derselben kaun unter jedes Futter etliche Händevoü Schrot, Korn, Haber, Gerste oder Wicken gemischt, oder zwischen jedem Futter einge­ weicht besonders für sich allein gegeben werden. Das Einweichen oder Quellen der

Körner ist

Vicht zu verwerfen, allem weit rathsamer und auf

jede» Fall ist das Schroten doch immer besser, ünd befördert die geschwindere Mästung mehr als daS

Einquetten, daher es denn auch immer vottheilhaster

wird befunden werden. Es ist zwar vorhin grsagt worden, wie eine Art

des grünen Futters immer den Vorzug vor der an­ dern habe.

An Orten/ wo man unter allen ^diesen

verschiedenen Gewächsen die

Wahl hat, kann man

sich darnach richten und seine Wahl treffen, allein

selten

und Masten des Rindviehes.

43

selten findet man werter, die eine solche vortrefliche Lase habens daß sie alles dieses hervorbringen.

Daher muß Man sich in diesem Falle damit be­ gnügen, daß man von solchen Gewachsen, die man selbst anbauen kann, diejenigen wählet, welche man für die besten hält.

In gutem Grasboden pflegt man doch gerne auch ein und das andere Futtergewachs mit darunter zu" geben, denn durch solche Vermischung wird das Gras anhaltender. In sandigem Boden kann man sich durch daS Säen des Buchweitzens helfen, den man zur Zeit, wenn er blühet, abmähen und zu Hexel geschnitten mit futtern kann. An andern Orten, wh schwerer Boden ist, säet man auch Haber, welchen mau so lange stehen läßt, bis er Körner angesetzt hat, oder man säet auch Haber und Wicken durcheinander gemischt, beide zu­ gleich; die Wicken müssen so lange stehen bleiben, bis sie Schoten bekommen, alsdann können sie^ so wie der Haber,- der allein gesaet worden, abgemahet und unter den Hexet oder allein für sich geschnitten werden.

Vor allem aber sind die schon angeführten Kleeartttt, als Esparcette, Luzerne und der rothe Klee zur Mästung zu empfehlen, zumal wenn sie nnrer das Stroh geschnitten werden. Da der Klee die Eigenschaft hat, daß das Vieh nach dem häufigen Genuß davon zuweilen gefährlich ans-

Von der Zucht, dem Nutzen

44

aufgeblähet wird/ so ist das Schneiden desselben un­ ter den Hexet, und wenn er nicht jung, sondern wenn

er schon in der Blüte stehet, abgeschnitten wird, ein gu­ tes

Vorbauungsmittel dagegen.

Ferner hüte man

sich, ihn, wenn er naß geworden ist, oder wenn er

in Haufen gelegen und sich erhitzt hat, wodurch er diese böse Eigenschaft am allerersten erhalt, zu futtern.

Eben so müssen

auch andere zum Futter aufbe­

wahrte grüne Gewächse, als Kohlblatter und derglei­

chen nicht auf Haufen hingelegt werden, damit sie sich nicht erhitzen, und erwähnte böse Eigenschaft er­ halten.

Zur Mästung des Viehes mit Wurzelwerk, bedie­ net man sich, der Mohrüben, weißen Rüben, der Tornips, Erd - oder Unterkohlrabi, der Strünke vom wei­ ßen Kopfkohl, der Erdrosseln rc.

Alle diese

benannte

Mastfutterwurzeln, werden

slein gestampft, unter das Strohhexel mit darunter geschnittenem Heu gemischt, und das Mastvieh damit

sodann gefuttert.

verschiedenen

Dieses Futter kann man zu drei

Zeiten des

Tages geben,

dazwischen

aber zweimal langes gutes Heu oder, noch besser, Klee-,

heu vorlegen. Kürbisse wenn sie mit unter das Fntter gemischt

werden, geben zwar dem Fleische eines Thieres, das damit.genähret worden, einen angenehmen Geschmack,

allein das Talg nimmt davon bei ihm eine sehr gelbe

Farbe an. Die Erdtoffeln sind zwar ein gutes Futter für das

Vieh, allein zum Mästen sind sie nicht zu empfehlen, zumal

und Masten des Rindviehes.

4$

zumal wenn sie in schlechtem Boden gewachsen und

nicht sehr mehlicht find.

Am besten nutzen sie, wenn

sie gekocht und zerrieben werden, und alsdann mit Kleie oder Schrot vermengt, dem Viehe zum Getränk

gegeben werden.

Die weißen Rüben sind zu wasserigflund zur Mast

Nicht dienlich, weil das Vieh wenig Fleisch und Fett ansetzt, welches erstere noch überdem einen widrigen Rübengeschmack davon anzunehmen pfleget.

Besser als diese hat man die Mohrüben befunden, und diese sind deshalb als rin vvrtrefliches Mastfut­ ter gerühmt worden. Das Fett erhält von diesem Futter ebenfalls «ine gelbe Farben

Eben so vorzüglich wie diese, sind auch die großen englischen Rüben,

die unter dem Namen Tornips

oder Dtckrüben bekannt sind.

Sie sind sehr ergiebig,

und wenn sie in den rechten ihnen angemessenen Bo-,

den

gesäct

werden, wachsen sie zuweilen zu einer

Schwere von acht und mehrer« Pfunden heran. Diese 'Rüben sind durchgehends als ein gutes Futter

anerkannt worden, zumal da man vom Ausgang des Sommers an und den ganzen Herbst hindurch, ein gutes Futter davon haben,kann, und sie sich überdem

auch den Winter hindurch bis ins Frühjahr erhalten

lassen. Man verfuttert sie auf eben die Art, wie an­ der Wurzelwerk, nämlich zerstoßen und unteb den Hexel gemischt.

Gemeiniglich pflegt das Vieh viel

Fleisch und Fett darnach anzusetzen.

Allen diesen aber sind die Kohlrüben, Kohlrabi, Unterkvhlrabi oder Wracken, wie sie hin und wieder

ge-

Von der Zucht, dem Nutzen

46

genannt werden^ weit vorzuziehen, denn sie geben

nach den Körnern das meiste und beste Fleisch und

Talg; weßhalb sie mit dem- größten Nutzen bei der Mästung gebraucht werden können.

Sie sind sehr nahrhaft, und wenn die Kühe da­ mit gefuttert werden, schlagen sie sehr zur Milch.

Sie sind überdies von Dauer und können, ■ wenn man sie vor dem Frost sichert, leicht den ganzen Winter

hindurch

aufbewahrt, und also zu allen Zeiten als

Viehfutter benutzt werden.

Wenn bei dem Aufbrühen gehörig damit verfah­ ren wirb, und die klein gestoßenen Rüben nicht bloß mit heißem Wasser begossen, sondern mit dem Brüh­

wasser recht tüchtig gekocht, und alsdann mit dem

Clrohhexel vermischt werden, so ist eine gehäufte Metze davon im Stande, eine Kuh in gutem gehöri­

gem milchreichem Zustande zu erhalten. Außerdem frißt sie das Rindvieh ungemein gerne, ja sogar das Krallt scheinet ihm ein Leckerbissen zu seyn, wonach

die Kühe ebenfalls gute Utto wohlschmeckende Milch

geben.

Sir haben

zwar nicht so viel mehlartige

Theile als die Erdtoffeln, aber dem ohnekachtet zeigt

doch die Erfahrung, daß sie viel.nahrhafter als diese

sind. Ob gleich nun viele von diese« erwähnten Ge­

wachsen ungemein so erzeugen sie doch

vorcheilhaft zur

Mästung sind,

lange nicht so viel Fett und

Fleisch, als von trocknen Früchten und Körnern zu erwarten ist, da man durch Beobachtungen und Ver­

suche ivilt gefunden haben, das geschrvtenes Korn oder Mehl

47

und Masten des Rindviehes, Mehl dem Gewichte nach wohl an vierzig bis

fünf#

zigmal zuträglicher- sey als grünes Futter, das heißt,

daß man bei der Mästung von einem Pfunde Mehl,

so viel an Fleisch und Fett gewinne, als mit vierzig bis fünfzig Pfund grünem Futter oder Wurzelwerk,

noch genauere Versuche anznstellen

worüber jedoch

sind.

Unstreitig

gewähret

die Mästung, mit trocknen»

Futter oder mit Körnern das derbste und beste Fleisch

und- Fett, zumal

wenn

dabei

zugleich gutes Heu,

oder noch besser, trvckNer Klee mit üttgewendet wird. Dasjenige, was

hier, unter Körnern oder trock-

Nem Futter verstanden wird, ist jede Mehlreiche Ge­

treideart als: Weitzen, Korn, Gerste, Haber, Erk*

sen, Linsen, Wicken, Bohnen, Buchweitzen rc.

Das

Verhältniß dieser Korttarten in Absicht des Vortheil­ haften Gebrauchs derselben zur Mästung,

natürlichen Schwere vollkommen gleich.

ist ihrer

Je schwerer

sie sind, desto mehr befördern sie, eins vor dem andern, die Mästung.

Gut ist es, wenn man diese Frucht,

arten in Wasser aufquellen läßt, noch vvrtheilhafter aber, wenn sie zuvor in der Mühle geschroten werden.

Dieses Schrot ist, wenn man es nach Hause be­

kommt,, gemeiniglich etwas feucht, weil es in der

Mühle angefeuchtet worden; und daher muß es nicht

sogleich

in Hausen

oder Kasten

geschüttet werden,

ehe und bevor es nicht von dieser Feuchtigkeit abge­ trocknet und dabei öfter umgeschippet worden.

Wi­

drigenfalls wird es dumpfig, und bekommt einett Hütern widrigen Geschmack, weshalb das Vieh es auch

48

Von der Zucht, dem Nutzen

auch nicht fressen will, und wenn es ja der Hunger

dazu zwingt, so wird man doch wenig Vortheil da­ von zu erwarten haben. Will man sich dieser Mühe und des Schrotens auf der Mühl« überheben, nnd statt dessen das Vieh

mit aufgequollenen Früchten futtern, so muß man

sie in einen Zober oder andre Gefäße schütten, mit dreimal so vielem kalten Wasser übergießen und auf diese Weise zwölf Stunden weichen lassen; nachher schüttet man alles

in einen großen eingemauerten

Kessel und unterhalt so. lange ein gelindes Feuer da­ unter, bis alle Körner bei stetem Umrühren so er­ weicht worden sind, daß sie sich leicht zerdrücken lassen und eine Art von Milch von sich geben.

Wenn nun während desselben, die Körner mehrentheils zerplatzt sind, so wird alles, in Zober gefüllet,

darin mit Hexet vermischt und dem Vieh in die Krippen geschüttet. Bleibt von dem, Anfquellwasser etwas

übrig, so gibt man ihnen solches unter das

Getranck. Ist es im Winter und es frieret zu stark, so kann

man das vorhergehende Einweichen, anstatt es in ei­ nem Zober zu verrichten, es sogleich in dem Mauer­ kessel anstellen, nur muß man das Korn, mit dem

zum Aufquellen darauf gegossenen Wasser durch ge­ lindes Kohlenfeuer erwärmen, bis es lauwarm ge­

worden, und dann so lange stehen lassen, bis man es durch ein abermaliges gelindes Feuer, wie vorher

erinnert worden, bis zum Aufptatzen erwärmet hat.

Soll

und Mästen des Rindviehes.

49

Soll auch das wenige Feuer ersparet, und das Korn bloß durch kaltes Wasser bis zum Aufbersten gequellt werden, so muß diese. Arbeit in einer Tiene,

die ein Zapfloch hat, angestettet und das Wasser da­ durch öfters abgelassen und. frischet wieder aufge­ gossen werden, damit das Korn nicht zu sauern an­

fange.

Bei "der Mästung mit Körnern hat man auch flei­ ßig Acht ju geben Ursach, ob diese auch nicht von dem Viehe unverdaut wieder durch den Mist abge­

hen ; rühret dieser Vorfall nicht von dem fehlerhaften Einquellen des Kornes her, wie es sich wohl mannich-

mal. zutragen kann, so muß man demselben dadurch

abhelfen, daß man das eingeweichte und genugsam: gequollene Korn, ehe man es dem Viehe gibt, zu­ vor in einem Trog oder in einem andern dazu ge­ schickten Gefäße zerstampfet.

Wicken und Bohnen sind ganz vortrefliches Mast­ futter, und

geben recht derbes Fleisch

und Fett.

Das Schrot und Mehl davon scheint Anfangs dem Vieh nicht recht zu behagen, in kurzem aber gewöhnt es sich dazu, und dann fressen sie es sehr gerne.

Es

ist aber besser, sie mit Gerstenschrot zu vermischen, wodurch der bitterliche und dem Viehe widerliche

Geschmack gröstentheils verdeckt wird. Von den Erbsen und Linsen kann man eben das

sagen, denn sie haben mit, den Wicken und Bohnen in allen Stücken gleiche Eigenschaften. Unter allen diesen erwähnten Mastfuttern mag man nun wählen, welches man will, und dasselbe

D

mag

Zs

Von der Zucht, dem Nützen

mag auch noch so vortreflich seyn, so wird man doch, wenn matt einzig und allein die ganze Mastzeit bet einem und ebendemselben Futter bleibt, die Mästung nie zur größten»Vollkommenheit bringen, wofern man nicht zuweilen eine Veränderung oder Abwechselung, mit dem Futter anstellet, denn das. ist das beste Mit­ tel, wofern das Vieh nur gesund ist, selbiges bei der Freßlust zu erhalten, und wenn das ist, wird man Mit Vergnügen wahrttehMen, wie das Dich augen­ scheinlich in kurzer Zeit zunimmt» Der Sey vder die Träber, welche bei dem DierLrauen übrig bleiben, sind nichts allein ein gutes Fut­ ter für die Kühe/ fdndrrn werden auch mit Nutzen bei der Mästung gebraucht; man glaubt aber, daß sie zwar rin gutes Fleisch, hingegen weniges Fett geben»

Besser aber als diese sind die Träber, welche bei bem Stärkemachen aus dem Weizen übrig bleiben; Liefe geben, wenn gleich der mehlichte Theil oder die Stärke davon abgeschieden ist, dennoch ein gant vorzügliches Mastfutter ab» Ueberhaupt bestehet ei­ gentlich der größte Vortheil bei einer Stärkefabrik Larin, daß Man sie mit einer Anstalt zür Mästung des Rindviehes öder der Schweine derbindet. Bei rem Starketüachen fallen nicht allein die Träber ab, sondern der graue Schlamm, der sich bei dem Abwas schen der Stärke obenauf absondertz, kann abgenom­ men, getrocknet und in Stücken geschnitten lange Zeit aufbewahret werden» Dieser aufgetrocknete Schlamm darf, wenn er ver­ futtert werden soll, nur in Wasser «ingeweicht und dann

und Mästen des Rindviehes.

5r

Dann mit dem Hexet vermischt werden, so ist er rin­ der gedeihlichsten Futter fürs Vieh»

Das letzte und jur Mästung anwendbare Futter, dessen wir erwähnen wollen, ist der Brandweinstrank dder das Brandweinsspülicht welches in den Blasen nach­ dem Sei' Brandwein davon abgejvgen worden, übrig bleibet. Dieser Trank ist durchgehends als ein sehr nutzbares Futter anerkannt worden. Wenn er gleich bei manchem, vornehmlich bei jun­ gem Vieh, nicht immer ohne Nachthell für beständig kann gefuttert werden, so kann doch das Mastvieh ohne Schaden zü besorgen, von Anfang der Mästung bis zü Ende, da es fett genug ist, damit gerränket werden. Mau hält aber dafür, daß das damit ge­ mästete Rindvieh, nur ein aufgeschwemmtes und leich­ tes Fleisch und dabei wenig Fett ansetze» Wenn man nun nicht selber sein Rindvieh mä­ sten kann und solches kaufen mvß, sich aber vor der­ gleichen, mit Brandweinstrank gemästetem Vieh hüten wollte, so darf man nur dem zu verkaufenden Stücke «ach den Zähnen sehen; sind diese schwarz, so ist dar­ an zu erkennen, daß sie damit gemästet worden sind» Das Bullenfleisch ist unter- allen andern Arten des Rindfleisches das allerschlechteste; es hat einen beson­ dern, eigenen widrigen Geruch und Geschmack, und bei dem Kochen schäumt es ohne Unterlaß, daher maw auch die Bullen nicht gerne schlachten läßt, ohne sie vorher zu verschneiden.

Nach hieset mit ihnen vorgenommenen Operation muß man sie noch wenigstens ein Jahr lang gehen D» last

Von der Zucht/ dem Nutzen

52

lassen, und alsdann erst kann man sie zur Mast an­

stellen,

wenn

man ein

gutes Fleisch davon habe»

will. Das Fleisch von alten abgemergelten Kühen, ist

ebenfalls schlecht, und hat weder Saft noch Kraft. Sind dagegen die Kühe nicht alt gewesen und gut­ gefuttert worden, so ist das Fleisch recht gut, und von anderm Rindfleisch nicht zu unterscheiden, ja zuweillen wohl noch vorzüglicher.

Erne Kuh, die gemästet wird und dabei viel Mitch gibt, wird allemal weit schwerer und langsamer fett werden als eine andere; dabey aber »st auch wieder in Erwägung zu ziehen, daß eine- solche Mastkuh

einen großen Theil ihres Futters durch die Milch

wieder bezahlet, welche Vortheile sich die Viehmäster nnd Gärtner in großen Städten sehr wohl zu Nut­ ze zu machen wissen. Kühe lassen sich überhaupt

leichter mästen als Ochsen, und ihre Mästung gehet desto geschwinder von statten, wenn sie mit mehlrei­ chem und kräftigem Futter betrieben wird.

Ehe man

aber eine Kuh mästet, muß man sich zuvor versichern, daß sie nicht trächtig ist, und die Mast vereitelt.

Uebngens werden die Kühe, welche nicht gemolken werden, auf eben die Art behandelt als die Mastoch­ sen.

Dergleichen Kühen muß matt das Melken nach nnd nach abgewKhnen, und sich insonderheit, wenn

die Milch stark zustießt, damit nicht übereilen, «och vielwcruzer plötzlich und mit einemmale ungemolken

stehen lassen, wodurch heftige und schädliche - Entzün­ dungen zuwege gebracht werden.

Da-

und Masten des Rindviehes.

53

Das Abgewöhnen stellet man folgendermaßen an:

sind die Kühe sonst dreimal Les Tages gemolken wor­ den, so werden sie statt dessen nur zweimal, gemolken,

und ist dieses eine Zeitlang geschehen, so melkt matt

sie nur einmal, und endlich läßt man es ganz und gar unterbleiben,

Hat man auch die Absicht bei . ei­

ner zu mästenden Kuh, die Milch so viel wie möglich, dabei mit zu nutzen, so muß zuletzt, wenn die Mast

gut und nicht ohne Nutzen beendigt werden soll, das Melken derselben eingestellt werden. In England und an einigen andern Orten pflegt

man auch die,Kuhkälber zu verschneiden, welcher Ge­ brauch bei uns wohl schwerlich eingeführt werden

möchte und

auch nicht rathsam seyn würde.

Das

Fleisch solcher verschnittenen Kühe soll außerordent­

lich zart seyn, alles andere Rindfleisch weit übertreffen, und sich an Geschmack sehr dem Wildpret nähern. Außer diesen bisher genannten Fleischarten gibt es auch noch Fleisch von jungen dreijährigen gemästeten

Rindern, das in Absicht des Geschmacks gewiß vor. allen übrigen deü Vorzug verdient. Wenn Kälber dazu bestimmt sind, so muß man sie schön von der Mutter an zu Schrottrank gewöhnen, denn, wenn sie älter sind, lassen sie sich schwer dazu bringen und

dann hat auch die ganze Mast gewiß kein Gedeihen. Wenn zum Schlachte« bestimmte Kälber ein gu­

tes schönes, wohlschmeckendes und fettes Fleisch ha­ ben sollen, so müssen die Mütter vorzüglich gut gefut­

tert werden, damit sie für das junge Kalb stets über-

stüssge und fette

Milch haben, und ihnen zu dem D 3

Ende

54

Von der Zucht, dem Nutzen

Ende nahrhafte und mehlreiche Getränke geben; schiehet das nicht, so bleibt das Kalb mager und das Fleisch ist bei dem Kochen immer roth. Je mehr Milch das Kalb erhält, desto weißer ist das Fleisch. Auch vor dem Kalben muß eine Kuh schon gut ge­ pflegt und gefuttert werden, ..wenn sie ein tüchtiges und starkes Kalb bringen soll; außerdem wird es elend und schlecht zur Welt komme». So lange das Kalb, welches geschlachtet werde» soll, an der Kuh saugt, muß man ihm alle Milch lassen und die Mutter schlechterdings nicht melken, sonst wird nichts daraus.

Ganz junge Kälber zu schlachten ist nicht rathfam; das Fleisch ist Nicht reif, und hat keinen guten Geschmack, Eigentlich muß man sie drei Wochen oder zum allerwenigsten vierzehn Tage alt werden lassen. Zu alt ist auch nicht gut, wenn es nämlich um wohlschmeckendes Kalbfleisch zu thun ist. Je mehr sie an Alter zunehmen, desto mehr verliert es nach und nach seine Feinheit, und kömmt dem Rindfleisch immer naher,

Ost ist der Fall, daß die Kälber, zumal wenn dio Kühe nicht von großer Art sind, klein ausfallen; oft will man auch gern recht bald, die Milch von der Kuh in der Wirthschaft benutzen, und wünscht doch -auch zugleich, große Kälber und ansehnliche Braten davon, die ins Gewicht, fallen, zu erhalten, um desto größer» Gewinn davon ziehen oder sie desto theurer verkaufen zu können. Diesen Zweck erreicht man am leichteste», wenn man die Kälber mästen oder stop-

und Masten des Rindviehes. stopfen laßt.

5$

Der Nutzen dieftr Bemühung bestehet

erstlich bartit, daß man weit größere Kalber bekommt,

und dann zweitens, auch darin, daß man die Milch von der Kuh, die sonst das Kalb zu seiner Nahrun-

durchauS haben mußte, desto eher gebrauchen kann.

Beides zusammengenommen, die beträchtlichere Grö­ ße des Kalbes und die frühere Benutzung der Milch bezahlen

die angewandten Kosten und Mühe sehr

reichlich.

Dieses Mästen oder Stopfen der Kalber geschie­

het an einigen Orten, mit Weck (einer Art spitzigem «reißen Brod oder Schrippe) und Milch, auf folgen­ de Weise, und zwar dreimal des Tages, nämlich des

Morgens, Mittags und Abends.

Zuerst läßt man

das Kalb nur etwas an der Kuh saugen, doch so,

daß es nicht davon satt werde; dann wird über den tn längliche Stücke geschittenen Weck etwas Kuh­

milch gemolken, daß er fich davoy erweichet, und hernach dein Kalbe ein Stück nach dem andern in

Hals gesteckt.

Dieses muß aber ganz gemächlich ge­

schehen. Eine Magd, die damit nicht ymzugehen weiß, darf es nur einmal sehen, so hat sie das gan-

ze Kunststück erlernet.

So oft nun ein Kalb elne solche Portion bekom

men hat, eben so oft muß ihm auch sogleich ein fri­ sches Er darauf gegeben werden. Man steckt ihm dasselbe ins Maul, drückt ihm die Kinnladen zusam­ men und dadurch zugleich das Ei mit entzwei, da es

dann das Kalb sogleich samt der Schale herunter

schlucket.

D 4

Die

5-5

Von der Zucht, dem Nutzen Die Eier nach dem Stopfen noch nachzugeben, ist

eine höchst nöthige Sache;

es wird durch selbige,

den sonst öfters erfolgenden Durchfällen und Verstop­

fungen, welche bei den Kälbern tödliche Krankheiten

sind, vorgebeuget.

Die übrige Milch, welche die Kuh noch behält, b»

man sie das Kalb nicht ganz hat aussaagen lassen, wird alsdann vollends ausgemolken. Kälber können auch mit gekochtem Weizen gestop-

fet. werden.

Diesen muß man die ersten Tage über,

und, so lange bis sie es gewöhnet sind, ganz weich kochen, hernach aber darf er nur ettvas weniger ge­

kocht werden.

Diesen

so erweichten

Weizen gibt

man den Kälbern mit lauwarmer oder beinahe kalter

Milch, auf oben beschriebene Weise und jedesmal zum Schluß ein Ei nach.

Man kann

auch

Brod

und allerlei lBrodbro-

eken, Drodrinden und Wasser hierzu gebrauchen. Es dürfen selbige nur in Wasser eingeweichtz und

dem Kalbe nach und nach eingesteckt werden; hierauf gibt man ihm ein Ei und läßt sie ein weuig an der

Kuh saugen. Oder rnan kann auch Brod auf Koh» len, oder an einem heißen Ofen bähen, es sodann einweichen und damit, wie vorhin gesagt worden, verfahren, nur muß nie vergessen werden, jedesmal ein Et nachzugeben.

Daß die Eier außerordentlich nähren und dem

Kalbfleisch ein sehr schönes Ansehn geben, ist allen Schlächtern bekannt, allein die Eier sind zu der Zeit,

wenn die Kälber am häufigsten sind, immer am theu­

ersten.

und Masten des Rindviehes

57

ersten. Wenn das nicht wäre, so könnte man auch dieKAber, mit bloßen .Eiern ganz allein vortreflich stopfen.

Wer sich aber durch die Kosten nicht abschrecken laßt, der erhalt zwar gutes Fleisch, es kommt aber fein Ruhen dabei heraus. Hier wäre nun wohl der Ort, wo von der Be­

nutzung des Fleisches und Fettes, vom Kochen und Braten, vom Einpökeln- Rauchern re. des Rind - und Kalbfleisches, Anweisung gegeben werden sollte.

Al­

lein alles dieses finden die Leserinnen schon in tzen vorhergehenden Theilen ausgeführet, wohin sie denn

zum .Nachsehen verwiesen werden. Die Benutzung der Hörner/ Felle, Haare und an­ derer Abgänge bei dem Schlachten,

gehört nicht in

das Fach eines Frauenzimmers, daher solches auch hier mit Stillschweigen übergangen wird.

B. Don der Schweinezucht und dereu Mästung. 28enn gleich das Schwein, für das allerverächrlichsie unter den Hausthieren gehalten wird, und weder durch Arbeit noch auf irgend eine andere Weise, seinen Miß etwa ausgenommen, Vortheil bringet, so ist es doch wegen seines

Fleisches,

nnd da

es

nicht mit so

vieler Mühe, und weniger Sorgfalt, als bei

an­

dern Thieren erforderlich ist, kann gehalten werden, eins der allernutzbarsten.

Daher ist auch die Zucht

derselben in ganz Europa und in einem großen Theil des übrigen Erdbodens so allgemein verbreitet, und bei uns

in Deutschland so zur Nothwendigkeit geworden, daß D 5

zur

und Masten des Rindviehes

57

ersten. Wenn das nicht wäre, so könnte man auch dieKAber, mit bloßen .Eiern ganz allein vortreflich stopfen.

Wer sich aber durch die Kosten nicht abschrecken laßt, der erhalt zwar gutes Fleisch, es kommt aber fein Ruhen dabei heraus. Hier wäre nun wohl der Ort, wo von der Be­

nutzung des Fleisches und Fettes, vom Kochen und Braten, vom Einpökeln- Rauchern re. des Rind - und Kalbfleisches, Anweisung gegeben werden sollte.

Al­

lein alles dieses finden die Leserinnen schon in tzen vorhergehenden Theilen ausgeführet, wohin sie denn

zum .Nachsehen verwiesen werden. Die Benutzung der Hörner/ Felle, Haare und an­ derer Abgänge bei dem Schlachten,

gehört nicht in

das Fach eines Frauenzimmers, daher solches auch hier mit Stillschweigen übergangen wird.

B. Don der Schweinezucht und dereu Mästung. 28enn gleich das Schwein, für das allerverächrlichsie unter den Hausthieren gehalten wird, und weder durch Arbeit noch auf irgend eine andere Weise, seinen Miß etwa ausgenommen, Vortheil bringet, so ist es doch wegen seines

Fleisches,

nnd da

es

nicht mit so

vieler Mühe, und weniger Sorgfalt, als bei

an­

dern Thieren erforderlich ist, kann gehalten werden, eins der allernutzbarsten.

Daher ist auch die Zucht

derselben in ganz Europa und in einem großen Theil des übrigen Erdbodens so allgemein verbreitet, und bei uns

in Deutschland so zur Nothwendigkeit geworden, daß D 5

zur

§8

Von der Schweinezucht

zur Unterhaltung einer Wirthschaft das frischejSchweine-

fleisch sowohl als das eingepökelte, imgleichen Würste, Schinken, Speck uud dergleichen mehr, ganz unent« '-ehrliche Lebensmittel geworden sind, nicht zu gedenken, daß fast alle Speisen von diesem Thiere so beliebt find, daß fit vielen andern Gerichten von den mehrsten Men­

schen vorgezogen werden. Einen besonderen Vorzug erhält das Schweinefleisch noch dadurch, daß so man­ cherlei Dauerspeisev, die. sowohl in der Wirthschaft als auf Reisen sehr angenehm sind, davon zubereitet wer­

ben können.

Zur Zucht guter Schweine werden eben sowohl

schöne große und gesunde Thiere erfordert, als bei an­

dern Thiergeschlechtern, wenn man schönes Vieh davon zu erziehen Willens ist.

Zuvor aber, ehe ich hierüber was weiteres anführe, will ich nur einige Merkwürdigkeiten der Schweine an­ führen, darunter denn auch ihr Fett zurechnen, ist, wel­

ches in Ansehung seiner Dichtheit und natürlichen Be­ schaffenheit, wie auch wegen seiner Lage im Leibe, von dem Fette fast aller übrigen vierfüßigen Thiere ab­

weicht.

Bei denjenigen Thieren, als Pferden, Hun­

den, Katzen re. die kein Talg haben, findet man immer Fett und Fleisch mit einander verbunden oder in glei­

cher Mischung. Bei dem Widder, Hirsch und andern mehr fitzt der Talg am Ende des Fleischest Der Speck des Schweines hingegen ist weher mit Fleisch vermischt, poch bloß an den Enden des Fleisches angewachsen; er

umhüllet vielmehr den ganzen Körper des Schweines und stellet zwischen der Haut und dem Fleisch- eine ganze, starke ununterbrochene Lage vor.

Hie-

und deren Mästung.

59

Hierin haben alst> die Schweine viele Aehnlichkeit mit den Wallfischen und andern dergleichen Seethieren.

Ein zweiter besonders merkwürdiger Umstand bei

den Schweinen ist.der, daß fie niemals einen von ihren ersten Zahnen verlieren. fe, Ziegen,

Pferde, Esel, Rinder, Scha­

Hunde re. ja auch der Mensch verlieren

alle mit einander die.ersten Schneidezahne. Diese Milchzähne fallen ihnen aus, ehe fie mannbar werden; es kommen aber bald wieder andere an deren Stelle.

Die Milchzahne der Schweine hingegen bleiben , an­ statt auszufallen und wieder.ersetzt zu werden, ft» lange das Thier lebet, in einem fortdauernden Wachsthum., Die untern und obern Kinnbacken find jeder mit sechs auf einander passenden Zähnen bewaffnet; die

Zähne des obern Kinnbackens find aber auf eine Art, die in der Natur ihres gleichen nicht hat, ganz an­ ders, als die Zähne des untern Kinnbackens gebildet.

Anstatt scharf und schneidend zu seyn, haben sie viel­ mehr eine lange, cylindrische und an den Enden so stumpfe Figur, daß fie mit dep Zahnen des untern

Kinnbackens fast einen rechten Winkel machen und

mit ihren Spitzen sehr schief auf einander treffen.

Die Schweine find noch überdies mit Fängern,

Oder sehr langen krummen Zähnen versehen, die fich von den andern dadurch unterscheiden, daß fie aus hem Rüssel hervyrstehen und so lange fortwachsen als das Thier lebet. Sie find vorne zirkelförmig gebo­

gen, flach und schneidend, werden zuweilen wohl neuit Zoll lang, und stecken sehr tief ist den Zahnhöhlen.

Die Schweine haben vier dergleichen Zähne oder Hann

6o

Von der Schweinezucht

Hauer, und zwar in jedem Kinnbacken zwei, wovon

ihnen die untersten die nützlichsten, zu gleicher Zeit aber auch die allergefährlichstey sind, weil sie damit jv schlagen, und sich unter einander selbst und andere

Thiere damit zu verwunden gewohnt sind. Die Sauen haben zwar

auch vier dergleichen

Zahne, selbige sind aber bei diesen lange nicht so stark als bei den Ebern, und wachsen auch säst gar nicht

so aus den Seiten des Rüffels hervor. Außer allen diesen Zähnen haben sie noch oben

und unten, und an beiden Seiten acht und zwanzig Backenzähne: Die Schweine scheinen unter den Thieren fast die

ungeschicktesten zu seyn, und ihr Naturell an den Un­

vollkommenheiten ihrer Gestalt großen Antheil zu neh^ men. Sie beweisen sich in allen ihren Handlungen

außerordentlich plump. Ihr Naturell ist Dummheit, Trägheit und Unge­

schicklichkeit.

Ihre Gefräßigkeit ist außerordentlich, denn sie ver­

achten nichs, Früchte, Koth/ Aas oder was ihnen Diese Freßbegierde scheint von dem Bedürfniß, ihren Magen beständig,

vorkommt, alles ist ihnen gleich.

augefüllt zu hüben und t>o«v Mangel des Geschmacks,

herzurühren. Die Härte ihrer Haut und die Dicke des Specks

«rachen sie gegen Schläge und Stöße unempfindlich,

und man hat gesehen, daß sie schon lebendig von

Mausen und Ratzen auf dem Rücken angrftrsten wor­

den

und deren Mästung.

61

Len sind, ohne daß sie, große Schmerzen darüber zu empfinden, sich geäußert haben. Dem allen vhnerachtet besitzen sie doch «inen äu­

ßerst starken Geruch, vermittelst dessen sie die süßen Wurzeln, Gewürme und dergleichen in der Erye aus­ wittern, und mit ihren Rüsseln ausgraben.

Daher

gewöhnt man sie in manchen Ländern, wie die Hun­ de, zum Ausgraben der Trüffeln.

Finden sie auf dem Felde auch Fraß genug, so eilen sie doch mit großem Geschrei, des Abends nach Hause, und fressen da, als ob sie den ganzen Tag hätten hungern müssen, so daß, wer dieses niemals gesehen hat, sich von ihrer Freßbegierde keinen Be­

griff machen kann.

Unter zweihundert drei und vier­

zig Gewachsen, die ihm vorgelegt worden, hat man bemerkt, chqß sie davon zwei und siebenzig gefressen, die übrigen ein hundert und ein und siebenzig aber nicht angerühret haben.

Am größten ist ihre Gefräßigkeit, wenn eine San viele Ferkel hat; alsdann ist sie ssast nicht zu sättigen; daher es dann auch kömmt, daß sie, wenn sie nicht

Futter, vollauf haben, ihre eigene Jungen zerreißen und fressen. Todte Leichname der Menschen, wenn sie nicht tief

genug eingegraben sind, wühlen sie auf und fressen sie; ja man hat sogar Beispiele, daß sie sich an ganz

kleine Kinder gemacht, sie zerrissen und gefressen haben. Wenn sie nicht zur Mast gefuttert werden, so fut­

tert man sie des Abends und Morgens »der wenig­

stens

62

Von der Schweinezucht

stens des Abends, wenn sie nach Hause kommen, mit Trank oder allerlei Küchenabgangen. Dabei werden sie im Frühjahre auf die unangebauten Aecker, im Sommer auf wüste Heiden und Anger, und im Herb­ ste auf die Getreidestoppeln getrieben, mit sich da, so­ viel Nahrung als sie finden können, zu suchen. Im Wimer aber muß man ihnen zu Hause mehr und öfter Futter geben. Sie lieben vorzüglich sumpfigte werter, um theils Rohr, Binsen und allerlei Wasserpflanzen, besonders deren Wurzeln aufzusuchen - cheils um sich darin ztt legen, welches chnrn sehr zu behagen scheinet. Außerdem fressen sie allerlei Gewürme, JnseckteN und andere kleine Thiere, deren sie habhaft werden können, als Made«, Schnecken, Käfer, Eydexen, Schlangen, Maulwürfe, Mäuse und was ihnen alles vorkommt.

Sonst ist noch jü bemerken, daß die Schweine mit schlechter»« Futter zufrieden find, wenn es nur saf­ tig, oder mit lauem Wasser verdünnt ist, und sie da­ bei reichlich zü saüfeN habest.

Der Thau, Reif, Schnee Und Regen ist ihnen nachtheilig, und Seifen - oder Salzwasser öfters töd­ lich ; letzteres behauptet man auch vom Pfeffer, wenn sie davon etwas ins Fressen bekommen; allein an sich ist er ihnen kein Gift, sondern nur in so fern, wenn sich derselbe in den Schlund anhängt und daselbst Entzündungen verursacht. Sie müssen einen trocknen und wärmest Stall haZen, welcher, so wie der Koben, so reinlich als möglich ge-

und deren Mästung.

63

-ehatzen werden muß, zumal da der üble Geruch von

ihrem Miste doch nicht weg zu bringen möglich ist;

aus dieser Ursache, sucht man auch ihre Stätte gerne an den entlegensten Oertern des Hofes anzubringen.

Sw müssen aber so abgetheUt seyn, daß Eber, Sauen und Ferkel von einander getrennet sind.

Wenigstens muß öfters in den Ställen- rein Stroh gestreuet-werden, sonst können sie gar nicht gedeihen. Cs gibt verschiedene Arten der Schweine, als, un­

sere gemeine zahme Schweine, das wilde Schwein, das Bisamschwein und andere mehr. Auf die Beschrei­

bung der erster« Art, von der hier die Rede ist, wollen

wir Uns nicht weiter rinlassen, da jedermann dasselbe genau genug kennet und die übrigen, außer dem wilden

Schwein, uns tu unserm Hauswesen nichts angehen. Die Zahl der Schweine, welche Ulan zü halten int Stande ist, muß in der Wirthschaft nach der Gegend, wo man wohnet, und nach der Menge der Nahrungs­

mittel, die man für sie hat, benrtheilt und festgesetzt

werden. Becker,

Müller,

Brauer,

Brandweinbrenner,

Stärkemacher und alle solche Leute, oder wer sonst viel Abfall von Korn, Obst, Gartengewächs, Rüben, Erd­

toffeln rc. hat, kann mit Nutzen Schweine halten.

Wer die Schweine nicht zur Mästung allein, sott?

her« auch zur Zucht hält, der muß zuerst auf einen gu­ ten Eber oder Beier sehen; ein solcher muß breit, kurz, dick und untersetzt seyn, einen kurzen stumpfen Rüssel,

kleine feurige Augen, große und herabhängende Ohren,

einet»

64

Voll der Schweinezucht

ritten lang gestreckten dicken Hals, schmächtigen Bauch, schmalen Rücken, breite Keulen, viel Haare und schwarze Borsten haben; weil man bemerkt hat, daß die weißen Schweine schwächer sind. Die Eber sind nicht so hitzig als die Sauen; daher gehen letztere ihm auch nach, und setzen ihn dadurch in Brunst.

Kein Eber oder Beier muß zu den Sauen gelassen werden,.bevor er nicht zwei Jahr alt ist, und so bald als er das siebente Jahr erreicht hat, muß man ihn wieder davon entfernen, verschneiden und mästen.. Zwar bleiben sie bis ins fünfzehnte Jahr noch tüchtig, allein nach dem siebenten Jahre sind sie zu einer guten Zucht untauglich. Sonst kann ein Schwein, wenn es gut gehalten wird, immer ein Alter von zwanzig Jahren erreichen.

Eine gute Zuchtsau muß langgestreckt und kurzbeinigt seyn, einen spitzen Kopf, lange Seiten, einen dicken und breiten Bauch, wenigstens zwölf lange Zitzen haben, und von einem fruchtbaren Stamme seyn.

Die Sauen sind schon in neunten Monat oder er­ sten Jahre zur Fortpflanzung fähig, allein man laßt sie demohrrrrachtet doch nicht eher zum Eber, als bis sie erst zwei oder zum allerwenigsten anderthalb Jahre alt sind. Länger als bis ins siebente Jahr muß mau sie nicht gehen lassen, denn bis dahin taugen sie nur zur Zucht; nach diesem werden sie geschnitten, Und können jN Speckschweinen gemästet werden.

Un«

und deren Mästung

65

Unter allen Thieren mit gespaltenen Klauen wirft eine Sau die mehresiett Jungen.

Gewöhnlich bringen

sie acht bis zehn Ferkel, zuweilen auch wohl nur vier, aber man hat auch sehen Fälle, daß sie zwanzig bis

vier und zwanzig geworfen haben.

Sie sind siebenzehn bis achtzehen Wochen trächtig, binnen welcher Zeit man sich sehr hüten muß, daß

sie nicht auf den Rüssel geschlagen werden, sonst ver­ jüngen sie sehr leicht; auch müssen sie während dieses Zeitpunkts besonders gut gefuttert werden, wenn man schöne Ferkel erwarten will, und die Sau selbige, wenn sie geworfen sind, nicht fressen soll.

Wenn

gleich die

Zucht der jungen

Schweine

nicht mit so vieler Mühe, als bei andern Thieren verbunden ist, so müssen

sie

demohnerachtet

nicht

ohne darauf gerichtete Achtsamkeit gelassen werden. Zuvörderst muß man verhüten, daß

die Säue

nicht eben im Winter werfen, weil alsdann die Fer­ kel der Kälte wegen nicht forlkommen können; dieserwegen muß man den Eber nicht immer mit den

Säuen austreiben lassen.

Hingegen kommen die Fer­

kel, welche um Ostern aus geworfen, werden, in die beste Zeit.

Dieses so zu treffen, lasse man den Eber

im December zu den Säuen.

Sollen aber die Saue

zweimal im Jahre werfen, so läßt man den Eber in der Mitte des März und zu Ende des Ortobers

zu ihnen; alsdann fallen die Ferkel zu Lichtmeß und

um die Erudtezeit. Nach drei Wochen können die Ferkel schon mit

auf die Weide getrieben werden, und nach sechs Wo, E chen

Von dek Schweinezucht

66

chen setzt man sie ab, denn länger dürfen sie nicht saugen. In der vierten Woche fangt man an, sie zum

Fressen zu gewöhnen, indem man ihnen Erbsen weich kochet, und in einem flachen Troge vorwirst.

Znwei?-

len haben sie lange, spitze, schwarze Zahne, die sie am Fressen hindern; beißen sie sich solche nicht selbst

ab, so muß man sie,ihnen mit einer Zange abbrechen.

Täglich gibt man ihnen etwas weniges zu fressen, und da ihnen der Sonnenschein sehr zuträglich ist, so

läßt man sie, wenn solche warm scheinet, gerne aus dem Stalle heraus. Zugleich können sie auch mit saurer Milch oder einem Trank von Mehl undj Was­

ser gefuttert werden; nur gebe man ihnen keine But­ termilch, die allen Schweinen überhaupt schädlich ist.

Nachdem sie sechs Wochen alt geworden, gewöh­ net man sie von der Mutter ab, welches sehr leicht

angehet, da man sie nur ein paar Lage allein ein­

sperren darf, denn in der Zeit pflegt die Mutter alle Milch zu verlieren und nimmt sie alsdann nicht wie­

der au. Diese Absetzferkel füttert man alsdann ferner mit

weichem Futter, als Abgängen von Milch, Mehl und andern dergleichen Dingen, welches sich auch thun läßt, wenn die Mutter durch irgend einen Zufall ge­ storben wäre.

In den Ställen müssen sie oft frische Streu Ha­ den, damit sie warm und trocken liegen, denn voll einem einzigen kalten und nassen Nachtlager können

ste krank werden.

Wenn sie mit den Beinen so dicht zusam-

und deren Mästung.

67

zusammen gehen, daß sie auf einem Teller stehen könnten, so ist dieses eine Folge davon; gemeiniglich sterben sie auch darnach.

Werden sie aber hierin und in der Fütterung gut gehalten, so wachsen sie geschwind heran, nur Korn uud rohe Gerste müssen sie nicht haben; ersteres scheint ihnen zu hitzig zu seyn, letztere hat harte Schalen, die sie nicht verdauen und sich in den Ge­ därmen anhängen. Dagegen aber ist ihnen gutes Spülicht mit Mehl, angebrühte Kleie- Erdtoffeln ic. desto gedeihlicher. Alles andere Futter aber wird in Absicht des Gedeihens von der sauern Milch über­ troffen; sie wachsen darnach so schnell heran, daß man darüber erstaunen muß. Ein junges Schwein, welches zwölf Wochen lang nach dem Absetzen damit gefuttert worden, ist eben so gut als ein anderes, das anderthalb Jahre bei schlechtem Futter alt geworden ist. Junge und alte Schweine kann man durch allzu warmes Futter sehr leicht verbrühen, und auf immer verderben, dieserhalb gebe man ihnen ihren Trank nie anders als nur lauwarm.

Die Ferkel von dem ersten Wurf einer jungey Sau sind nicht gut zu Zuchtschweinen, auch läßt man einer Sau, die man durch das Saugen so vieler Ferkel nicht abmatten will, nicht mehr als achte, da­ von ; die übrigen können lieber nach vierzehen Tagen abgeschlachtet oder verkauft werben. Dor dem sechsten Monat muß man kein Schwein

verschneiden lassen, denn geschiehet es früher so wer-

E2

68

Von der Schweinezucht

den sie unansehnlich, bekommen hohe Füße und einen schmalen Leib. Geschiehet es aber zur benannten Zeit so erhalten sie einen festen Körper ünd nehmen

Gegen Martini ist, wenn nicht mehr so viele, Fliegen sind, die so gerne ihre Eier,

an Fleisch gut zu.

wie in Sommer der Fall ist, in die dadurch gemachiten Wunden legen, die allerbeste Zeit dazu. Somacht auch die zulstatke Hitze int Sommer, und

die zu -große Kalte im Winter, diese Operation, gefährlich. Einen verschnittenen jungen Beier nennt man alsdann

einest Borg,

und eine verschnittene

Sau eine Börgin. Als eine Besonderheit der Schweine ist Noch an-

zumerken, daß ihr Geruch den Pferden höchst zuwi­ der, und den Krebsen sogar tödtlich ist; denn wenn man nur mit einen Kober voll Krebse durch eine Heerde Schweine fährt, oder sie kommen ihnen sonst

nur zu nahe, so sterben sie alle mit einander. Ein anderer merkwürdiger Umstand, ist eine Krankheit, die den Schweinen nur alleist eigen ist, und das find die Finnen, in ihrem Fleisch und Speck.

Lange erkannte man dieses nicht, bis endlich der Herr Hofdtaconus Götze es entdeckte, daß es. wahre Blafenwürmer wären, deren Erzeugung und Eutwickelung

durch ein unordentliches und schädliches Futtern be­

fördert wird.

Das Fleisch ist indessen nicht so schäd­

lich, als man sich gewöhnlich einbildet, ob es gleich immer widerlich zum Essen bleibt.

Am allerersten enstehen die

Finnen, wenn die

Schweine in Winter zu karg gefuttert werden, daß

sie

und deren Mästung

69

sie gänzlich von Fleisch herabkommen- indem man

glaubt, daß sie sich im nächsten Sommer auf der Weide schon wieder erholen sollen.

Dieser Fehler ist

die allergemeinste Ursache der Finnen. Den größten Beweiß hiervon geben die Säue, welche, da sie oh­

nehin sehr von dem Ferkeln abgemergelt sind, wenn

sie nicht recht gut gefuttert werden, die mehr-sten Fin­ nen haben. Was dann hiebei noch das schlimste ist, so erben die Ferkel schon alsdann diesen Zufall von

den Sauen.

Wenn die jungen Schweine abgefeht worden, so

bringe man sie «icht gleich unter die ältern, denn sie würden stets von den größer« gebissen und von dem Fressen vertrieben werden, wodurch sie ganz und gar zurück kommen würden. Rathsam ist es also, jeden

Wurf der jungen, Schweine für sich allein zusammen zu lassen und zu futtern, bis sie stark genug sind, daß

man (re unbesorgt zu. den größer« bringen kann. Wenn bei dieser Sorgfalt die jungen Schweine wohl gehalten und recht gut gefuttert worden, so find

zwei Stück derselben, die nur ein Jahr alt sind, mehr werth als drei schlecht gefutterten,-die.drei bis VierJahre alt sind, und man hat voy solchen Schweinen

noch das allerniedlichste und beste Fleisch.

Futtert

man sie gar noch dazu so lange, bis sie zwei Jahr alt

sind, denn alter sollte man sie zum Schlachten nicht werden lassen, so erhält man die allerbesten Schinken,

Speck, Würste, Fleisch re. von ihnen, womit dieselben Sachen von Schweinen, dieschlecht, oder bald schlecht

bald gut gefuttert worden, oder wenn sie noch so gut E 3

uß.

Erstlich die Ge­

fahr

und deren

Mästung.

97

fahr vor Feuer, welche, wie jedermann weiß/ öfters,

traurige Folgen gehabt hat, und zweitens, daß der Speck nicht zuviel Wärme erhalte, oder zu sehr der

veränderten

Witterung

ausgesetzt

werde.

Beim-

Rauchern im Schornsteine lassen sich alle diese Feh­ ler nicht vermeiden, deßhalb wird solches Fleisch auch

nie so schön als in einer Räucherkammer und sehr leicht abschmeckend.

Noch kann dem letzter« Uebel in etwas vorge«

beuget werden, wenn man neben dem Nauchfange irt der Küche eine Stelle hat, wo der Rauch aufgehal­

ten werden kann, daß man da anfänglich das Fleisch, um es nicht sogleich in die Wärme über das Feuer unter den Nauchfang zu bringen, aufhänget; es wird sodann ein kleines Schmauchfeuer einigemal darunter

angemacht und das Fleisch auf solche Art angerau-

chert.

Freilich hat dieses wieder die Unbequemlichkeit,

daß der RaUch m

die Küche tritt, allein dafür be­

kommt man auch gut geräuchertes Fleisch, und jedety

sieht eS ja frei, hierin zu thun was er will.

Hernach

kaun das Fleisch, wenn es einmal so angerauchert.ist, in den Nauchfang, soviel wie möglich von dem Feuer entfernet und gesichert, aufgehängt werden, oder, wenn

die Küche so beschaffen ist, daß der Rauch in genugsa.'mer Menge aus dem Schornstein in dieselbe heraustritt,

daß das Fleisch vollkommen damit geräuchert wird, fs kann es auch an eben dem Orte so lange hangen blei­

ben.

Ist Rauch genug in der Küche, so hat das geräu­

cherte Fleisch auch' hier vor denk ist dem Nauchfange geräucherten einen Vorzug.

Erstlich geschiehet das

Räuchern langsam, das Fleisch wird besser durchdrun-

G

gen

98

Von der Schweinezucht

gen, und hängt immer kühl«; in dem Rauchfange hin­ gegen ist es öfters zu warm; das Rauchern geschiehet zu heftig, und so wie der Rauch eindringt/ so ziehen sich auch viele von demselben noch nicht abgesonderte Ruß­ theile, mit in das Fleisch hinein, welche den guten Ge­ schmack verderben, und überdem wird die ganze-Oberfiäche des Fleisches mit Ram überzogen, welcher dassel­ be auch nicht lieblich machen kaun.

Die vielen Umstände, die hier zusammen kommen, als Witterung, Warme, Kälte, Luft, Beschaffenheit vnd Menge des Rauchs und dergleichen mehr, alledieses bestimmt die längere und kürzere Zeit, wenn man das Fleisch aus dem Rauche nehmen muß, daher sich hierüber keine festen Regeln geben lassen; es bleibt demnach der Hausmutter überlassen zu entscheiden, wemt es Rauch' genug erhalten hat. Bei den Speckseiten , kommt es nicht so genau dar­ auf an, ob sie etwas mehr oder weniger geräuchert sind, weil sie aus weniger Fleisch uhb mehr Fett beste­ hen. Die Schinken aber, die Mehr Fleisch alS Fett sind, können bei zu wenig Rauch nicht genug durch­ drungen, bei ju vielen qber zu stark' ausgedörrt un­ hart werden, wodurch sie daS Angenehme verlieren, welche- ihnen doch den Borzug vor anderm geräu­ cherten Fletsche gibt. Deswegen muß man sich auch desouders hüten, sie dem Feuer oder der Wärme zrt nahe zu bringen.

Bei^ Schinken von alten Schweinen, läßt sich schon in Voraus vermuthen, daß sie nicht sonderlich an Geschmack, vnd besonders zähe ausfallen. Die­ sem

und deren

Mästung.

99

ftm Fehler glaubt man dadurch abhelfen z« können,

wenn diese Schinken vor dem Salzen mit einem höl-

jernen Schlägel recht mürb« geschlagen werden, oder wenn man sie in starker Kälte durch und durch frie­

ren, hernach in kaltem Wasser nach und nach wieder aufthauen läßt, dann aber in eine Lake von ©als und Essig, von derselben ganz bedeckt, leget, worin sie alsdann mit einem reinen Brette und Steine be­

schweret, drei bis vier Wochen liegen und alsdann erst in den Rauch aufgehängt werden. Es gibt auch einige, welche die Schinken, nur

eine Woche nach dem Einsaljen, in ihrer Lake liegen lassen, sie hernach zwischen zwei mit Steinen be­

schwerte Bretter legen, und sie solcher Gestalt in eine

Presse bringen, um die darin befindliche Lacke heraus zu pressen. Ist dies geschehen, so salzen sie solchen von neuem auf das rohe Fleisch, welches nicht mit

der. Haut bedeckt ist, reiben das Salz recht stark ein,

lassen so den Schinken etwa drei Tagt liegen un­

hangen ihn dann in Rauch. Daß diese Art zu räuchetn, Vorzüge vor der all­ gemeinen haben sollte,

sagen und auch

läßt sich eben nicht gewiß

nicht vermuthen; umständlicher ist

Uebrigens soll ein Schinken oder eine Speckseite, wovon die Haut abgezogen worden, als­ dann, wie gewöhnlich geschiehet, die gehörige Zeit in

sie gewiß.

die Lake gelegt, hierauf in grobe Leinewand genähet,

und so in Rauch aufgehangen, einen ganz vorzüglich

guten Geschmack erhalten und dabei weniger Salz er­ fordern und beiweitem nicht solange räuchern dürfen.

& 9

Es

loo

Von der Schweinezucht

Es wäre nun noch etwas öon dem Fette der Schweine zu sagen übrig.

Man erhält es entwe­

der bei dem Kochen ,des Fleisches, oder durch Auslas­ sen der Schweineliesen, oder drittens durch Ausbraten des

Specks, oder endlich vom Braten des Fleisches. Letztere beide sind für die Gesundheit, und zu anderm Gebrau-, che, da sie schon bei dem Braten etwas brenzlich gewor­

den und das schöne Ansehen verloren haben, schon

nicht so dienlich Und brauchbar als dasjenige, welches man aus dem Zerlassen der Schweineliesen erhält» Bei dem Auslassen oder AusörateN des Fettes

muß man die Schweineliesen sowohl als den Speck, welcher hier bei uns selten dazu gebraucht, wird, zuvor in kleine Stücke zerschneiden und gleich auslassen, sonst wenn es lange so zerschnitten da liegt, trocknet es aus,

und verursacht, daß es bei dem Auslassen, da alle Feuchtigkeit bereits vorher verflogen, nicht so schöne

weiß wird.

Eher thut man dann und wann, wenn

man es ausschmilzet, einen halben Lössel voll Wasser hinzu, davon es sich dann bis fast ganz zuletzt weiß herausschmelzen läßt. Jedoch muß jederzeit der Kessel mit dem Schmalze zuvor, der Sicherheit halben, vom Feuer abgenommen werden, weil es sonst, wenn alle Fruchtigkeit verraucht wäre, tun sich herum und ins

Feuer spritzen könnte.

Je kleiner die Stücken geschnits

ten sind, desto eher kömmt das Schmalz heraus und

desto, weisser bleibt es. Zur Vorsicht muß der Kessel nicht weiter als etwa,

halb voll, und zuvor besonders rein geschäuert seyn, weil das Fett das Kupfer besonders gerne angreift.

und deren Mästung

TOI

Das Feuer darf nicht stark, sondern nur ganz ge­ linde seyn und so bald man flehet, daß ohngefähr die Hälfte ausgeschmolzen ist, fängt man an daS Flüssige

auszuschöpftn.

Soll das Schmalz recht schön seyn, so laßt man die erste Hälfte in ein besonderes Gefäß und die zweite auch für fich; das letzte und braunste aber, bringe man

nie, weder zu dem zuerst oder zuletzt ausgelassenen

Schmalze. Vielen ist es angenehm, wenn dem Schmalze ein anderer angenehmer Geschmack beigebracht wird. Die­

ses thun einige, wenn sie bei dem Ausschmelzen einige

Borsdvrfer Aepfel mit in den Kessel legen, wovon das Schmalz den angenehnzen Geschmack annimmt; andere werfen abgeschälte Zwiebeln anstatt der Aepfeln darun­ ter, welche dem Schmalze ihren Geschmack noch stärker

mittheilen. Das Schmalz erhalt sich wohl eine Zeitlang allein,

zuletzt wird es aber doch gelb, ranzig und zum Essen untauglich. Manche glauben es durch das Salzen

langer erhalten zu können; bei dem Fleische hat das Salz diese Eigenschaft, es vor dem Verderben zu be­ wahren, bei Schmalz aber und anderm Fette hat es diese Wirkung nicht; das Schmalz verdirbt eben sobald

mit, als ohne Salz.

Wird es in hölzerne Gefäße gethan, so-hat man

bemerkt,, daß es sich nicht lange gehalten hat; am besten sind die steinerne Töpfe oder große Glaser dazu

befunden worden. Folgendes ist die beste Weise, auf dir man das Schmalz, arp längsten gut und eßbar er­ halten kann.

G 3

Schon

io2

Von der Schweinezucht

Schon bei dem Auslassen des Schmalzes muß man darauf bedacht seyn, daß nicht viel Feuchtigkeit darin bleibe, welches daran zu erkennen, daß es sehr knistert, wenn ein Tropfen davon ins Feuer getröpfelt wird. Wenn es zum Dauern ausgeschmolzen wird, pnd an der weißen Farbe nicht viel gelegen ist, so kann man das Zugießen von etwas wenigem Wasser, wie vorhin gesagt worden, ganz weglaffen. So wie das Schmalz ausgelassen ist, fülle man es sogleich noch warm in steinerne Töpfe, damit keine Zwischen­ räume entstehen, wie gewiß geschehen würde, wenn man es kalt hinein bringen wollte. So bald es kalt geworden, mache man oben auf dem Rande des Top­ fes einen andern Rand von weichem Wachs, oder, welches leicht angehet, ein Stück von einem gelben WachSstocke herum und drücke beide Enden zusammen, daß es wie ein ganzer Ring werde. So bald man dann den aufgelegten Wachsring etwas durchs Er­ wärmen erweicht hat, drückt man einen erdenen Teller, oder Stürze oder einen blechernen Deckel so stark darauf, daß er aller Orten gleich auflieget und so fest anschließt, daß keine Luft mehr in den Topf hinein dringen kann. Zur Vorsicht kann man wohl noch etwas weiches Wachs abermals herumlegen; ist die Sache aber gut gemacht worden, so ist dieses nicht nöthig. Zu dem Wachsringe kann man auch sehr gut das Baumwachs gebrauchen, welches noch besser -als Wachsstock ist. Auf diese Weise, und wen» die Töpfe recht rein gewesen sind, läßt sich das Schmalz wohl Jahr und Tag gut «ud eßbar er# halten^

Die

und deren Mästung

ISZ

Die bei dem Ausschmelzen zurückgebliebenen Grie­ ben, wenn sie verspeist werden sollen, muß man nicht

lange aufheben, sondern gleich verbrauchen, indem sie

sehr bald-ranzig werden und sie sodann niemand

mehr genießen kann.

Nächstdem

aber kann man

auch die Grieben, wenn sie noch frisch sind, zum Fettmachen der Gemüse und verschiedener Vorkosten anwenden.

Die mannichfaltigen Speisen und die fb vielerlei

Arten von Würsten, die alle von dem Fleisch und

den Eingeweiden der Schweine bereitet werden, kann man nicht herzählen; eine große Anzahl derselben ist

schon hin und wieder angeführct worden; eS würde überflüssig seyn, noch mehrerer Zubereitungen zu er­

wähnen.

Uebrigens flehet man hieraus,, daß daS Schwein ein sehr nutzbares Hausthier ist, und in der Wirth­ schaft große Vortheile zuwegebringt, denn es darf

von ihm nichts weggeworfen werden, das nicht zu nutzen

wäre.

Sogar sein Mist wird sowohl zum

Dünger, als auch mit warmem Menschenharn vermi­

schet, zum Walken mancher Tücher gebraucht.

Das

Fleisch frisch gekocht, gebraten oder eingepökelt, wird von den mehresten gerne genossen, und der Speck,

die Schinken und allerlei Arten von Würsten finden noch mehr Liebhaber.

Das

Schmalz dient nicht

allein zur Speise, sondern auch zur Arzenei und man­ chen andern Dingen. Die Zähne brauchen die Künst­ ler zum Poliren, die Blase dient zu Tobacksbeuteln,

zum Verbinden und vielen andern Dingen, daS Ein« G 4

geweide

io4

Von der Schweinezucht:t

geweide und Gehirn zu Würsten, so wie auch die Gedärme. Die Borsten gebraucht man zu Kehrbesen, Bürsten, Pinseln und dergleichen mehr, und von

den übrigen

Haaren werden

an

manchen

Seile und Taue zum Fischfänge bereitet.

Orten

Aus der

Haut werden die dauerhaftesten Bücherbände verferti­ get, welche, wie man an den alten Büchern siehet,

hundert und mehrere Jahre alt geworden sind.

Man

kann auch aus der Haut Pergament, Siebe, ja so­

gar Schuhsolen, und wie in Weinschläuche verfertigen. 7 Auch lebendig ist das

Spanien geschiehet,

Schwein nühlO, denn,

kann es gleich durch Arbeit oder auf andere Wei­

se feine Unterhaltungskosten Nicht verdienen, so ist es doch auch mit dem schlechtesten Futter zufrieden, und zerstöret oder frißt

manches Ungeziefer, das vielen

Schaden verursachen würde; und haben die NordAmerikaner nicht den Schweinen die Vertilgung der

schädlichen Klapperschlangen, die sie ganz auffressen, z» verdanken? Sie fressen die schädlichen Grasrau­ pe» auf den Wiesen und die Heuschrecken auf den

Feldern, wenn sie dahin getrieben werden.- Kurz, sie sind in unserer Hauswirthschast unentbehrliche Thiere geworden.

C. Von

los

C. Von den Ziegen, deren Zucht und Nutzen. Unsere Hausziegen, sind und bleiben immer, wenn man sie Schaden zu thun verhindert, ein nützliches Hausthirr, und scheinen von dem Steinbock oder dem wilden Bock abzustammen.

Sie sind als ein Mittel­

thier zwischen dem Schaf und dem Reh zu betrach­ ten, indem sie vieles von beiden gemein haben. In kalten Gegenden pflegen sie etwas größer zu werden

als anderwärts, die gemeinste Größe eines Ziegen­

bocks in unserm Himmelsstrich ist etwa vier Fuß lang und zwei bis zwei und einen halben Fuß hoch. Die Ziegen sind ungemein lebhafte, muthwillige

und mumere Thiere'» ihr größtes Vergnügen bestehet

im Springen, Klettern, Streiten ic.

Sie lassen sich

sehr leicht an die menschliche Gesellschaft gewöhnen; aber ihres lebhaften Temperaments wegen, fallen sie

zuweilen auch Menschen mit übermüthigen Stößen an. Sie schweifen überaus gerne herum und lassen sich da­

her ungerne, und mit vieler Mühe in-Herden zusammen Halten.

Sie haben einen kurzen haarichten Kopf und ein etwas wildes Ansehen, die Augen sind groß und eirund, und die Ohren stehen, wie die Hörner, weit von einan­ der ab.

Die Hörner werden zuweilen zwei Fuß lang

rmd sind beinahe bis an die Spitze hohl. Gz

Der Schwanz

ist

106

Von den Ziegen,

ist kurz, der Bart aber bestehet aus langen zotichten Haaren. Sie sind gewöhnlich schwarj' oder weiß, oder beides zugleich. Am Leibe haben sie zweierlei, kur­ ze wvllichte, und darüber auf fünf Zoll lange andere stärkere Haare. Die Ziege hat einen längern und plattern Kopf, schmälern Hals, schmächtigern Leib, kürzeres und feineres Haar, wie auch kürzere und gera­ dere Hörner.

Ein Ziegenbock, der zur Zucht gebraucht wird, muß jung, wohlgewachsen, und ob er schon von einem Jahre an fähig zur Fortpflanzung ist, dennoch nicht unter zwei Jahre, alt seyn, wenn er zu den Ziegen gelassen wird. Er muß ferner von großem Wüchse, kurzem fleisihichten Hals, kleinem Kopf, starken Füßen, schwarzen dicken und weichen Haaren seyn, und einen langen, starken Bart habe«. Von den Ziege« hält man diejenigen für die besten, die einen langen Leib, ein breites Kreuz, derbe Ober­ schenkel, einen leichten Gang, starke Euter, lange Striche, auch lange dichte Haare haben. Ihr Vermehrungstrieb äußert sich zwar öfters das ganze Jahr hindurch, am meisten aber im September, October und November, wo sie alsdann am sichersten trächtig werden. Es ist dieses auch die beste, Zeit, denn, da sie im sechsten Monate die Junge» bringen, so kom­ men diese also mit dem ju«ge« Grase zugleich im Früh­ ling an.

Sie bringen alsdann ein, zwei oder, wiewohl selten, gar drei junge Ziegen, wozu sie aber nur bis ins sie, bente

deren Zucht und Nutzen.

107

bente Jahr tüchtig sind; bis ins zweite Jahr hält

man sie von dem Bock entfernet. Die jungen Ziegen dürfen nur vier Wochen lang

saugen; und so bald sie vierzehn Tage alt sind, fan­ gen sie schon an zu fressen, nur muß man ihnen als­

dann kein Gras geben, weil sie davon den Durchfall bekommen und mehrentheils daran sterben; sie fressen es auch nicht einmal gerne. Das gesundeste und beste Futter

für die

junge» Ziegen ist das getrocknete

Weinlaub, oder statt dessen allerlei anderes getrocknete Laub von Baumen und Gesträuchen.

Reines frische-

Wasser ist das beste Getränck für sie; auch kann man ihnen einen Tränk von Erdrosseln machen, davon

müssen die Jungen aber nur wenig bekommen, denn zuviel schadet ihnen; zuträglicher ist solcher Trank den alten trächtigen Ziegen, denen er besser bekommt. Zur Weide sind den Ziegen alle niedrige und

sumpfichte Gegenden und fette Wiesen oder Weiden

offenbar schädlich; daher man auch in ebenen Gegen­ den selten Ziegen zu halten pflegt, denn man hat be­ merkt, daß sie daselbst selten gutes Fleisch ansetzen

und auch gar nicht gedeihen wollen.

In Ländern, die unter warmen Himmelsstrichen liegen, werden die mehresten Ziegen gehalten. Man siehet aber, daß sie sich sehr nach dem Clima, wo sie sich befinden, gewöhnen. In Frankreich würden sie

umkommen, wenn man sie unter freiem Himmel deS Nachts im Winter lassen wollte, dagegen sie in Nor­

wegen und Schweden schon mehr Kälte vertragen kön-

IOK

Von den Ziegen,

könne», wo sie den ganzen Wintex durchs wofern sie nicht Junge haben, in den Wäldern hleiben müssen.

Will man von den Böcken gutes Fleisch haben; so müssen sie, wenn sie sechs Monate alt sind, schon

geschnitten werden.

Siehet man aber mehr auf die

Haut, so geschiehet das Verschneiden, wenn sie zwei

Jahr alt sind, weil sie alsdann völlig ausgewachsen sind und ihre ganze Größe und Stärke erreicht haben. Roch ist zu bemerken, daß die Ziegen, eben so

wie die Schafe, und zu eben der Zeit, und in derselben Ordnung die Vorderzahne wechseln. Ihr Alter ist also, wie bei den Kühen, nicht nur nach den Kno­

ten an den Hörnern, sondern auch nach diesen Zäh­ nen zu erkennen.

Ihre Nahrung auf der Weide sind allerlei Kräu­ Die wilden Kastanien

ter und Pflanzengewächse.

und Brombeersträuche sind ihnen Lieblingsspeisen, da­

gegen sind sie keine Freunde von fettem Wiesengras, welchem sie alle trockne Kräuter und Graser, die auf Bergen und Anhöhen wachsen weit verziehen.

Gras,

welches noch vom Thaue naß ist, wenn es gleich den Schafen höchst schädlich ist, schadet ihnen nichts, viel­

mehr bekommt es ihnen gut.

Von fünf hundert sechs und siebenzig Kräutern, die man ihnen zum Fressen vorgeworfen hat, haben sie

vier hundert neun und vierzig gefressen, ein hundert

und sieben und zwanzig aber liegen lassen. Hieraus siehet man, daß eine Ziege zu.erhalten, nicht viel

kosten kann. Eine'

deren Zucht und Nutzen.

109

Eine besondere Merkwürdigkeit ist, daß ihnen der Schierling, der andern Thieren und den Menschen so tödlich ist, nichts schadet, wenn sie auch ein ganzes Bündel davon fressen; auch die Wolfsmilch, wenn sie solche fressen, schadet ihnen weiter nichts, als daß sie

davon purgiren«

Da sie so sehr die Freiheit lieben, so wird bei einer Heerde von fünfzig Stücken schon ein sehr guter Hirte mit einem muntern Hunde erfordert, um sie' in

Ordnung zu halten. Denn wenn sie die Tücke ankommt,

so ist schon eine einzige Ziege im Stande einen Hund wohl eine Stunde lang zu beschäftigen; laufen die andern wohin sie wollen.

unterdessen

In Waldern

Und Gebüschen ist gar nichts mit ihnen attzufangett, denn da zerstreuen sie sich im Augenblick und lassen sich durch Nichts zusammen halten. Sind ihrer Nur sehr wenige, so läßt MaN sie init deN Schafen auf die Weide treiben. Sie lecken fepr gerne Salz und saufen weit öfter als die Schafe. KönNett sie unbemerkt in einen Garten kommen,

so richten sie daselbst die größten Verwüstungen an; Nichts ist sicher vor ihnen, besonders halten sie sich

dann viel dicke

und dem Einschlackten derselben. 141 dies« Substanz in sich hat, und daher leichter als Kuh - und anderer Käse zu verdauen ist.

Bei der

Verfertigung der Schafkäse kommen keine besondere

Handgriffe vor, indem sie wie die Süßemilchskäse gelabet, Und ferner so behandelt werden. Wie diese ge­ macht werden, findet man im siebenten Stück dieser

Anweisung auf der einhundert und vierten Seite be­ schrieben. Nur ist in Ansehung der Schafkäse noch zu erinnern, daß sie an vielen Orten, als Gewürz­

käse von ansehnlicher Größe verfertigt werden.

Meh-

krntheils werden Nelken, englisches Gewürze und Kar­ damom darunter genommen. Wenn der Schafkäse zu trocken geworden, so darf matt nur ein Loch darein

bohren und in solches so lange Wein oder Brand­

wein gießen, bis man glaubt, daß er genug davon eingesogrn; alsdann läßt man ihn so lange stehen,

bis er mürbe und weich geworden. So viel Liebhaber sich zu diesem Käse finden, so

wenige hat die Butter, wegen ihres fb unangenehmen Geschmackes; daher sie auch nur allein für das Ge­ sinde auf dem Lande gebraucht wird.

Sie muß auch

überdies, weil sie nicht lange dauert, bald verspeist

werden. Das Schastalg ist sehr weiß und zu vielen Din­ gen besser zu gebrauchen, als das von Rindern; be­ sonders ist es schön zu Lichtern w. VoN dem Herz, den Lungen, Nieren, der Leber Und den Kaldaunen können durch angebrachte Verän­

derungen mancherlei Gerichte bereitet werden; auch salzt man dir Kaldaunen an einigen Orten ein. Di« Därme werden zu den feinen Würsten oder den so

bekannten

Saucißchen

genommen,

K

besonders

aber

braucht

i42

Von der Schafzucht

braucht man die mehresten jur Verfertigung der Vio-lin- und Harfensatlen. Aus den rohen Knochen wird Leim gekocht, und mit den gebrannten und praparirten, werden allerlei Metalle poliret. Ans den Fetten machen sich gemeine Leute hin unb wieder Pelze und Röcke; sind sie aber gegerbt, so wer­ den sie von vielen Handwerckern, als: Schustern,Schnei­ dern, Pergamentmachern, Buchbindern, Beutlern re. verarbeitet, und auch in gemeinen Leben bei vielen an­ dern Handthierungen verbraucht. Aus den Lämmer­ fellen macht man die dänischen glasirten Handschuhe, aus den Hammelfellen Pergmnent und Oelhaut, aus den Schaffellen ebenfalls Pergament. Das feinste Per­ gament geben die Feile der ungebornen Lämmer. Die Wolle allein macht das Schaf schon zu einem der nützlichsten Thiere, indem es eine Sache ist, womit wir uns kleiden, und ohne welche wir nicht mehr fertig werden können, nicht zu gedenken, daß durch die Ver­ arbeitung derselben nicht Tausende, sondern wohl Mil­ lionen Menschen ernähret werden. An den mehresten Orten scheeret man den Schafen die Wolle nur einmal und zwar uiu Pfingsten aus ab, an manchen andern hin­ gegen zweimal, und zwar das ersteinal ohngefahr drei Wochen nach Ostern; das heißt dann die Winterwolle, und das zweitemal eine Woche vor Michaelis, welches die Sominerwolle ist. Ueberhaupt aber nennt man beide Arten von der letzter» zweischürige, die erstere aber einschiffige Wolle, welche letztere viel besser und theurer ist als die zweischürige. ' Auf jedem Fell ist dreierlei Wolle, nämlich auf dem Rücken und am Halse die Kernwolle, auf dem Schwanz und an den Schenkeln die Mittelwolle, und drittens die, Wolle von dem Bauch, der Kehle und den übrigen Theilen des Leibes, welches die schlechteste ist. Diese Sorten werden von eignen Leuten, ehe sie verarbeitet -vird, ausgesucht und abgesondert. Die Lämmerwolle gehöret mit zu der schlechten Sone. Auf was und auf wie vielerlei Art die Wolle., verarbeitet wird, und zu wre mancherlei Tüchern rc. sie gebraucht wird, ist nicht möglich hier anzuführen. Von

und dem Einschlachten derselben. 143 Von unsern einfchürigen Schafen gibt ein Lamm dhngefähr anderthalb, ein Hammel vier, und ein Bock vier bis fünf Pfund Wolle. Der Mist ist in der Landwirthschaft ein Hauptnutzen. Er theilt den Aeckern eine überaus große Fruchtbarkeit mit. Daher man denn auch die Horden angelegt, um ihnen den Nachtdünger zu geben. Zwei Jahre nach demDüngen geben die gedüngten Aecker reiche Erndten, und sechs Jahre lang bemerkt man noch Spuren von der Düngung. Auch zum Walken der Tücher braucht man den Schafmlst und Oel.

E. Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen. Es ist hier nicht die Nede von den wilden, sondern

von den zahmen Kaninchen. Erstere gehören für die Jägerei, hatten stch in der Wildniß auf, genießen der Frei­ heit, und werden ordentlich wie anderes Wild gejaget. Hingegen leben die zahmen bei den Menschen, werden von ihnen gefuttert und erzogen; sie gehören folglich zm; häuslichen Wirthschaft und stehen unter der Aufsicht der Hausmutter. Es ist also wohl der Mühe werth, ihrer hier-zu erwähnen. Die zahmen Kaninchen sind etwas größer als die wilden, sonst haben sie beide ein und eben dieselben Ei­ genschaften und Kennzeichen; auch ist es eine ausge­ machte Sache, daß die zahmen oder Hauskaninchen von den wilden abstammen. Matt hat sie von allen Farben, als gelbe, rothe, weiße, schwarze, graue, blaue rc. die ganz schwarzen sind die seltensten. Sie haben über den Augen eine Nickhaut, und überhaupt sehr viel Aehnliches mit den Hasen. Hier bei uns werden sie wohl mehr des Vergnü­ gens als des Nutzens tvegen gehalten. In Frankreich, K 2 Eng-

und dem Einschlachten derselben. 143 Von unsern einfchürigen Schafen gibt ein Lamm dhngefähr anderthalb, ein Hammel vier, und ein Bock vier bis fünf Pfund Wolle. Der Mist ist in der Landwirthschaft ein Hauptnutzen. Er theilt den Aeckern eine überaus große Fruchtbarkeit mit. Daher man denn auch die Horden angelegt, um ihnen den Nachtdünger zu geben. Zwei Jahre nach demDüngen geben die gedüngten Aecker reiche Erndten, und sechs Jahre lang bemerkt man noch Spuren von der Düngung. Auch zum Walken der Tücher braucht man den Schafmlst und Oel.

E. Von der Kaninchenzucht und ihrem Nutzen. Es ist hier nicht die Nede von den wilden, sondern

von den zahmen Kaninchen. Erstere gehören für die Jägerei, hatten stch in der Wildniß auf, genießen der Frei­ heit, und werden ordentlich wie anderes Wild gejaget. Hingegen leben die zahmen bei den Menschen, werden von ihnen gefuttert und erzogen; sie gehören folglich zm; häuslichen Wirthschaft und stehen unter der Aufsicht der Hausmutter. Es ist also wohl der Mühe werth, ihrer hier-zu erwähnen. Die zahmen Kaninchen sind etwas größer als die wilden, sonst haben sie beide ein und eben dieselben Ei­ genschaften und Kennzeichen; auch ist es eine ausge­ machte Sache, daß die zahmen oder Hauskaninchen von den wilden abstammen. Matt hat sie von allen Farben, als gelbe, rothe, weiße, schwarze, graue, blaue rc. die ganz schwarzen sind die seltensten. Sie haben über den Augen eine Nickhaut, und überhaupt sehr viel Aehnliches mit den Hasen. Hier bei uns werden sie wohl mehr des Vergnü­ gens als des Nutzens tvegen gehalten. In Frankreich, K 2 Eng-

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England rc. hält man schon mehr auf die Kaninchen, zücht unb hat dazu ordentliche Gehege angelegt. Sie sind sehr possierliche Thiere, die einem mit ihren wuu« derlichen Sprüngen, besonders, wenn sie jung sind, viel Vergnügen machen. Sie putzen sich mit ihren Füßen wie die Katzen, und werden so zahm, daß sie auf einen gegebnen Ruf oder ein gewisses Pfeifen alle aus ihren Hohlen hervorspringen, ihr Futter aus den Han­ den nehmen und sich von demjenigen, der sie futtert, gerne streicheln und anfassen lassen. Doch können sie auch kratzen und beißen, wenn sie beleidigt werden und sich vertheidigen wollen. Die wilde Kamnchen sind in Europa, Asien und Afrika zu Hause; sie bauen sich ihre Höhlen in der Erde, und leben von allerlei Feld - und Gartenfrüchten, oder wilden Gewachsen. Die zahmen halt man hin und wieder in den Stäl­ len beim Rindvieh, bei Ziegen, Pferden rc. um nichts von dem Futter dieser Thiere umkommen zu lassen. Allein nicht nur des Schadens wegen, den sie durch ihr Winiren anrichten können, sondern auch, weil sie gerne in die Krippen kriechen, und das Futter mit ihrem Un­ rath verunreinigen, oder von ihren Haaren unter dassel­ be bringen, wovon das Vieh gerährliche Zufälle bekom­ men kann, sollte man sie gänzlich daraus verbannen, und dagegen in Stallen halten, die mit starkem Hol; ausgeschälet und dicht mit Stroh belegt seyn mühen, oder man bringt sie in eigne Kaninchenberge, die entwe­ der mit Wasser oder einer Mauer umgeben sind, um ihnen das Durchgraben zu verwehren; damit sie aber doch auch in dett Stallen nicht ganz ohne Befriedigung ihrer natürlichen Triebe leben dürfen, so verfertigt man ihnen hölzerne schmale, röhrenförmige Behältnisse, mit einzelnen Brettern darzwiscben, und offenen Eingängen, die den Löchern der Taubenschlage ähnlich sind, und besitzt damit alle Wände der Stalle. Bei sechs bis acht Weibchen darf nur ein Bock seyn; sind ihrer mehrere so kämpfen sie so lange mit einander, bis einer unterlieget, der auf die grausamste Art getödtet wird, denn des Ueberwinders Rache gehet so weit, daß, ehe er feinen Nebenbuhler tobtet, ihm juerst die Hoden adbeißt

und ihrem Nutzen.

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abbeißt und auszureissen sucht. Auch die Weibchen heißen aus Eifersucht einander, wenn sie sehen, daß das Männchen mit einem oder dem andern sich in ihrer Gegenwart abgibt. Das Weibchen tragt dreißig Tage, und macht sich, ehe es wirft, von allerhand weichen Sachen ein Lager, welches es mit seinen eignen Haaren ausfütkert und darin zu seiner Zeit vier bis acht Junge zur Welt bringt. Die Jungen sind neun Tage blind, und so bald sie vierzehn Tage alt geworden, kommen sie aus ihrem Lager hervor. Sowohl die Böcke als die Weibchen haben die Gewohnheit, daß sie sobald sie in der Abweßnheit der Mütter zu einem Neste gelangen können, alle Jungen tobten und verzehren, daher die. Mütter, so oft sie genöthigt sind, ihrer Nahrung nachzugehen, oder sich zu entfernen, ihre Höhlen sorgfältig verstopfen. Sie saugen die Jungen sechszehn bis ein und zwanzig Tage, lassen sich aber schon in den ersten acht Tagen nach dem sie geworfen wieder belegen, daher sie sechs bis siebenmal des Jahres Hecken und sich unglaublich vermehren können, wofern ihnen nicht Hindernisse in Weg gelegt werden; denn auch die Jungen, so bald sie nur sieben Monate alt sind, fangen schon an sich zu be­ gatten und wieder Junge zu zeugen. ’• Ihr Unterhalt ist ihnen leicht zu verschaffen und kostet nicht viel, denn sie fressen fast alles Gartenge­ wächs und begnügen sich auch mit den Abgängen desselben, oder mit allerlei Grasarten, Laub, Heu rc. Rüben und Kohl aber fressen sie am liebsten. Mu Hafer kann man sie sehr fett futtern. Wer sich gerne Kaninchen halten will, muß sich fol­ gende Regeln bemerken und sie in Obacht nehmen: 1) Im Sommer gebe man ihnen mehrenthetls nasses oder grünes Ftttter. 2) Man wechsele aber auch dann und wann damit ab, und futtere sie alsdann mit trocknem oder ge­ mischtem Futter, wobei sie gesund bleiben. 3) Wenn sie feuchtes Futter haben, darf man ihnen kein Wasser geben; wohl aber, wenn sie trocknes erhalten. 4) In der Heckezeit muß man das Weibchen bet Dersertlgung seines Lagers und bei Säugung seiner K 3 Jun-

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Jungen durchaus nicht stören, sondern so lange davon wegbleiben bis die Jungen hervor kommen. Gehet man einmal zu dem von der Mutter ver­ stopften Neste und öfnet es mit der Hand, so ver­ laßt fie, sobald sie das gewahr wird, Nest und Junge. Den Bock aber entferne man während die-ftr Zeit, denn, wenn sie Gelegenheit finden, so tödten sie gerne die Jungen. 5) Bei der Kalte müssen sie kein feuchtes, und noch weniger gefrornes Futter bekommen, am wenigsten Krauter, die sie mit ihrem Urin benetzt haben. Sio bekommen davon den Durchfall und sterben.

Sie werden von Hunden und Katzen verfolgt, am mehrestcn aber von den Mardern Jltihen, und Ratzen. Der erheblichste Schaden, den sie anrichten können, geschiehet durch ihr Wühlen in der Erde, alles übrige kann sehr leicht vermieden werden. Der Ruhen, den sie bringen, bestehet theils in ihren Fellen, die ein gutes Pelzwerk abgeben und womit ein großer Handel getrieben wird; die schwarzen hält man für die allerbesten. Sie dienen zu Unterfuttern, Muffen, Ausschlagen re. Einige Fette, die ein schönes graues Ansehen haben, werden ost von Betrügern oder aus Irrthum, Vehe ge­ nannt und dafür verkauft. Die Haare werden sehr von den Hutmachern gesucht und auch zu Strümpfen und andern Zeugen verarbeitet. Ihr Mist wird in Absicht des Düngers dem Ziegenmisie gleich geachtet, ist aber in der Wirthschaft nicht sehr beträchtlich. Der letzte Nutzen, den man von den Kaninchen hat, bestehet in dem Fleische. Es wäre zu wünschen, daß man bei uns mehr dazu gewöhnet wäre, und nicht so viele Menschen einen solchen Widerwillen dagegen harten; die Kaninchenzucht würde dadurch be­ fördert und mit Vortheil betrieben werden können. Da sie mit so geringen Kosten zu erhalten sind, und sich so f H'< vermehren, wie viele Armen würden dabei einen Theil ihres Unterhaltes finden, und öfterer als sonst ein Gericht Fleisch auf ihrem Tische haben? In England, Frankreich, Spanien rc. werden sie sehr häufig gezogen u:.-d auf dre größten Tafeln gebracht; warum kann denn das

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das bei uns nicht auch geschehe«/ die wir doch alles so gerne nachahmen? Sollte sich jemand finden, der gerne ein Gericht vor» Kaninchenfleisch essen wollte,dem zu Gefallen sollen hier­ einige Vorschriften erfolgen. Kaninchenpastete, kalt zu essen. Man spicke die Ka­ ninchen mit mittelmäßigem Speck, würze sie, wie ge­ wöhnlich, mit feinem Gewürze, und mache einen feine« Teig dazu, schlage das Kaninchen hinein, und lasse die Pastete ungefähr anderthalb Stunden backen. Ebendieselbe, warm zu essen. Man spickt die Kanin­ chen ebenfalls und schlagt sie in einen feinen Teig, würzt sie mit Salz, Pfeffer, Muskatennuß, Nelken, Speck, Lorbeerblättern und einer Schalotte, und streicht die Pastete mit Ei wie gewöhnlich an. So laßt man sie zwei Stunden backen, und wenn man sie anrichtet, drückt man Pomeranzensaft hinein. Eine Kaninchentorte. Man schneidet die jungen Kaninchen in Stücke, passirt sie in der Pfanne mit ge­ schmolzenem Speck, ein wenig geröstetem Mehl, feinen Krautern und kleinen Zwiebeln, sodann würzt man alles mit Salz, Pfeffer und ein wenig Brühe. Wenn es nun kalt geworden ist, so macht man eine Torte von' feinem Teige, füllt sie mit Morcheln, Trüffeln, geschnitte­ nem Speck, und macht den Deckel von eben dem Teige. Man läßt sie anderthalb Stunden Backen, und wenn sie halb gar ist, thut man die Sauce, in welcher man sie in der Pfanne passirt hat, hinein, und drückt im Auf­ trägen Pomeranzensaft dazu. In den jetzigen Zeiten sind wir auch besser mit den Angorischen Kaninchen oder sogenannten Seidenhasen bekannt geworden. Sie sind etwas größer als unsere gemeinen, und haben einen rundern und dickern Kopf. An Farbe sind sie eben so unterschieden als die gemeinen, nur ihr seidenartiges Haar ist etwas kraus und an fünf Zoll lang. Uebrigens kommen sie in allen Eigenschaften mit unseren hiesigen Kaninchen überein. Nasse vertragen sie gar nicht, daher sie viel Stroh zur Streue haben müssen. Ihren Aufenthalt kann man ihnen in Kammern geben, die mit Bohlen oder Dielen auögelegt, worin aber.solche Gänge von Bret-

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Brettern ängelegt sind, deiett bei den gemeinen Kanind)eu erwähnet worden. Diese Kammern müssen aber im Winter bei strenger Kalte auch etwas erwärmt wer­ den können, damit sie nicht erfrieren. Ihre Nahrung bestehet auS a >en den Dingen, die bei unsern Kaninchen angeführt worden; vorzüglich wohl befinden sie sich bei einem Gemische von Hafer, Kleie und Wasser. Gras und Heu legt man ihnen in kleinen Raufen vor, Und futtert sie des Tages dreimal. Man läßt die Männchen und Weibchen niemals zu­ sammen , als nur wenn letztere belegt werden sollen. Zu dem Ende setzt man beide an einen Ort allein. Nach geschehener Begattung trennen sie sich von selbst. Sie tragen eben so lange, und bringen eben so viel Jun­ gen zur Welt als die gemeinen Kaninchen. Die Junge« des ersten Wurfs kommen selten davon. Wenn viele Ärännchen bei einem Wurfe lind, muß man sie nach dem zweiten Rupfen verschneiden, sie tragen alsdan« mehr und bessere Wolle. Dieses weiße seiden- oder wollenähnliche Haar ist ganz vvrtrefiich; alle vierzehn Lage muß es gekämmt Und alle sieben Wochen abgeschoren werden. Es gibt, tote die Floretseidt, das schöne Garn zu Strümpfen und Handschuhen, das vortrefiichste Gewebe, mit spa­ nischer Wolle, Seide und Baumwolle vermischt, und die schönsten Hüte» Auserdem ist ihr Fleisch eßbar, Und kann eben so zUbereitet werde« als das Fletsch der gemeinen Kanin­ chen. Daher ist es denn wohl werth, sie immer mehr an unser Klima zu gewöhnen, und gemeiner und wo möglich einheimisch zu machen.