Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen: Stück 10 Von der Federviehzucht und insbesondere von der Gänze-, Enten-, Truthühner-, Schwanen- und Fasanenzucht [Reprint 2021 ed.] 9783112460863, 9783112460856


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Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen: Stück 10 Von der Federviehzucht und insbesondere von der Gänze-, Enten-, Truthühner-, Schwanen- und Fasanenzucht [Reprint 2021 ed.]
 9783112460863, 9783112460856

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Anweisung ffir Frauenzimmer die ihrer

Wirthschaft selbst vorstehen wollen.

Zehntes Stück «nthLltt

von der Federviehzucht und ins besondre von der Gänse« Enten- Truthühner- Schwanen- undFafanentucht. von

I. ®. S.

B « k l i n, 6 e i Arnold Wever

i 7 9 Ä.

Von brr

Federviehzucht und insbesondre von der

Gänse» Enten- Truthühner- Schwanen- und Fasanenzucht

von

I. G. S.

Berlin, bey Arnold Weher, 17- 6.

Vorrede. £?!& eine Wirthschaftsführerinn, sie sey auf dem

Lande oder in der Stadt, die Federviehzucht ver­ stehen, und in' Allen dazu gehörigen Stücken unterrichret seyn müsse, ist eine Sache die sich von

selbst verstehet.

In Absicht', einer Landwirthinn

kann eS auf keine Fall bestritten werden, nur von der Vorsteherinn einer Wirthschaft in Städ­ ten, möchte mancher wohl meinen, daß es nicht so

nothwendig sey; was würde man aber von einer

solchen Person urtheilen, die allerley Gerichte von Flügelwerk auf den Tisch brächte, und weder von dessen Zucht noch von dem rechten Gebrauch und

der Güte desselben, oder wie es durch die Erzie­ hung, Mast rc. verbessert werde, Antwort geben

könnet Jeder der das hörte, würde sie gewiß, wenn

nicht gleich für eine schlechte, doch wenigstens für eine unwissende Person ansehen, die sich für mehr

ausgiebrt als sie in der That ist. Dieses sind hinlängliche Bewegungsgründe,

warum nach der vorhergegangenen Anweisung zur Zucht der vierfüßigen Thiere, hier in diesem Theile, die Zucht des Federviehes folget.

Die

Die Vortheile einer gut eingerichteten Feder­ viehzucht sind in der Wirthschaft nicht minder wich­ tig als jene, und die vielerley Speisen und andere

Dinge, die uns selbige gewähret, machen sie uns

unentbehrlich, woraus denn folget, daß wer damit umgehet und das Federvieh benutzet, eS auch zu behandeln und zu beurtheilen verstehen müsse.

Hieher gehören nun die Gänse, Enten, Trut, Hühner und gemeinen Hühner, es sind denselben aber noch die Schwäne, Fasanen und Pfauen bey­ gefügt worden.

Letztere möchte mancher aus ver­

schiedenen Ursachen wohl nicht hierzu rechnen, in­

dessen findet man sie doch gegenwarligan so vielen

Oertern und Höfen in Deutschland, wo sie nicht zum bloßen Vergnügen allein, sondern auch Nutzen in

der Oeconomie, erzogen und gehalten werden. Hin

und wieder trift man sie in solcher Menge, besonders die Fasanen, an, daß man nicht allein damit hin­

länglich versorgt ist, sondern von dem Uebersiuß auch

noch

nach andern

Gegenden

versenden

und sogar auch der Mittelmann öfters davon ge,

meßen kann. Diese Thiere verdienen also Nicht, daß

man sie hier mit Stillschweigen übergehe, vielmehr ist es desto schicklicher, da voraus zu sehen ist, daß sie

in der Folge durch die Zucht noch immer mehr aus, gebreitet und nutzbarer gemacht werden können.

-- ,A.

l. Vom Hausgeflügel überhaupt» eine Art der Viehzucht gewährt wohl so diel Vergnü­

gen als die des Federviehes/ sie werde nun in große» bder in kleinen in Städten oder aufdem Lande betrieben,s» finden sich in hvheirund niedern Ständen ungemein viel Mensche»/ die es zu ihrem angenehmsten Zeitvertreib rech­ nen sich damit abgeben zu können, in der That gehört sie auch zu den unschuldigsten und angenehmsten Ver­ gnügungen welche uns die Natur gewähret» Sie er­

fordert nur wenige Mühe, daß so wohl derjenige der mit vielen Geschäften beladet! ist, schon so viel Zeit übrig be­

hält sich damit abzugeben, als auch derjenige, welcher

Beschäftigung und Arbeit gern vermeidet, dennoch ohne Anstrengung das Geschäft befolgen kann» Zwar ist Federviehzucht, so Wohl wir die des an­ dern Hausviehes mit Festen verknüpft, aber es ist auch

nicht ohne Nutzen, und bei einer klugen Wirthschafts­ Einrichtung, besonders auf dem Lande, übersteigt ge­ wiß derselbe bei weitem die Kosten die sie erfordert» Don den Haushaltungen in den Städten läßt sich die­

ses durchaus nicht behaupten; es kömmt dabei an> ob sie

groß oder klein, und worinn die Nahrungsgeschäfte be­ stehen. In kleinen Wirthschaften finden sich wenige/

A

in

2

Vom Hausgeflügel überhaupt»

in großen mehrere Abgänge, die zur FUtternng des FederViehes angewandt werden, nach dem nun das Verhaltniß zwischen diesen und der Zucht des Federviehes ist,

nach dem kostet denn auch diese Federviehzücht mehr oder weniger» Besser aber wird matt doch allezeit hierbei etwas vott

seinem Vermögen verwenden, äls wenn mast seist Ver­

gnügen in andern Dingen sucht, wodurch man um Ehre Gesundheit und Wohlstand gebracht wird.

Auf dem Lande gehöret eigentlich die Federviehzucht zu Hause, wenn sie gewissen Nutzen bringen soll, denn da finden sich so viele Abgänge von allerlei Dingen,

die bei derselben mit Vortheil angewandt werden kön­

nen, nicht einmahl zu gedenken, wie ein großer Theil des Jahres dahin gehet, wo sich diese Thiere selbst be­ köstigen Und ihr Futter suchen können, zu einer ander«

Zeit aber nur wenig bedürfen weil sie noch hin und wie­ der selbst was finden, und nur zu Winterszeit wenn der Erdboden Mit Schnee und Eis bedeckt ist, oder im Früh­ jahr wenn ihr Futter sparsam vorhanden, besser gefut­ tert werdest müssen» So wie der Nutzen bei den vierfüßigen Hausthiere«

nicht immer gleich und einerlei ist, indem eines mehr an­ dere weniger einbringen, eben so ist es auch mit dem

Feoervieh beschaffen, manches nutzt «Ur Mit seinem Flei­ sche wann es todt ist, manches mit seinem Fleische und

Federn zugleich, anderes bringt wieder Vortheile nicht allein wenn es todt, sondern auch wenn es lebend ist:

durch feine Eyer- Federn, Mist, Vertilgung des Unge­ ziefers rr. Zum Federvieh, oder zahmen Hausgeflügel gehö­

ren Ganse-

Emen, Hühner- Tauben, Truthühner, Pfau-

Vom Hausgeflügel überhaupt. Pfannen iiitb Fafahne».

z

Wie diese zu erziehe«, zu.

»-arten zu pflegen und zum Rußen zu verwenden, soll Lei einer jeden Art desselben ausführlich angezcigt werden. Ueberhaupt ist zu bemerken, daß dasselbe dem Landman­ ne mehr als dem Stadter zum Rußen gereichet, beson­

ders wenn ersierm so manche Dinge an Nahrungsmit­ teln abgeheü, die er nicht täglich, letzterer aber beständig:

haben kann, hingegen Haider Landmann wieder de»

Dortheil, seinen Tisch mit so mancherlei wohlschmecken­ den Gerichten von Flügelwerk zu besetzen, wozu man irr Städten nie so wohlfeil und gut gelangen kann, dazu, kömmt noch daß der Ueberfluß davon so wie von derr

Eyern, Federn sehr leicht verkauft werden können und

immer Abnehmer findet» Alle Vögel gewöhnen sich viel schwerer an den Um­

gang mit dem Menschen, als die vierfüßigen Thiere, und Unser Hausgeflügel hat fich nur durch die Länge der

Zeit an seine Gefangenschaft gewöhnt. Alle Vögel verlieren zu gewissen Zeiten des Jahrs

ihre alte Federn und statt deren wachsen ihnen wieder,

neue, diese Wechselung der Federn Nennt Man das Maur stern, oder die Vögel maustern sich.

Hiervon ist auch

das zahme Hausgeflügel nicht befreiet Und demselben

eben so gut unterworfen als das wilde. Dieser Zufall ist als eine würkliche Krankheit anzu­

sehen, bei der sie öfters viel ausstehen oder wohl gar sterben, sie verlierest zu der Zeit allen Trieb zur Fort­ pflanzung, üstd hören auf Eyer zu legen, wenn sie auch noch so gesund gewesen.

Mehkentheils ereignet sich

diese Mausterzeit gegett Ausgang des Sommers oder im Anfänge des Herbstes.

Der Ueberfluß, den sie als­

dann in allen Arten, an ihrer Nahrung finden, verur-

A 2

sacht

4

Vom Hausgeflügel überhaupt.

sacht dell geschwindelt Wachsthum bet neu herankommenden Federn, nach deren Vollkommenheit sie erst iviever gesund und zur Fortpflanzung ihres Geschlechts gereizet werden.

Wer Federvieh in solcher Menge zie­

het, daß er sich durch den Verkauf Vortheile und Nutzen

schaffen will, der muß es nach Beendigung der Maufferzeit das ist, noch vor dem Wmter thun, weil es als­

dann nicht allein in dem bestell Zustande ist, sondern auch den mehresten Abgang findet, dabei ist aber denn doch auch noch darauf zu sehen, daß man gleich jeder­

zeit so viel als möglich gutartiges Federvieh anschaffe und halte.

Eine Art findet vor der andern immer mehr.

Abgang, und eine ist vor der andern zur Erziehung nach Beschaffenheit des Ortes immer vorzüglicher und leich­ ter, wer folglich auf fernen Nutzen sehen will, muß die Art des Federviehes wählen, die er nicht allein zuiff

leichtesten verkaufen sondern auch mir der geringsten Mühe Ulld wenigsten Kosten erziehen kann. Wo viel Wasser ist, da kommen Enten und GansL gut fort, in Ermangelung dessen aber ist deren Erziehung, mit Mähe und Gefahr verbunden Hühner lassen sich

am allerleichtesten und nach diesen die Enten erziehen, die mehreste Mühe aber verursachen die Truthühner,

welche vor allen viel Sorge und Wartung erfordern unk» Lei allen diesen sterben doch oft die mehresten, an Krank­ heiten, ehe sie völlig heran gewachsen sind. Nächst gutem, zur rechter Zeit und ist gehöriger

Menge weder zu viel noch zu wenig gereichtem Futter, erfordert das Federvieh auch gesunde und nach ihren Ei­ genschaften bequem eingerichtete Stalle, wovon jede Art ihren eignen haben muß, dergleichen Ställe müssen

nicht kalt sein, denn das mehreste Federvieh liebt die Wär-

Vom Hausgeflügel überhaupt.

5

Wärme: ferner müssen sie trocken fein und auch durch öfteres Strohstreuen in erforderlichem Falle, dabei erhal­

ten werden, dahingegen ist es sehr gut,-wenn sie hoch

und gegen Mittag oder Morgen chre Lage haben.

In

nassen Stallen wird das Vieh leicht krank oder es stirbt,

oder zehr' wenigstens sehr ad.

Hat man hohe Ställe, so ist am besten man theile sie in zwei Stockwerke in den untern bringe man Enten

und Gänse im obern aber die Hühner, Truthühner rc. da letztere gerne aufiiegen, so werden sie sich gerne und bald zum Herauffliegen gewöhnen zumahl wenn es ihnen

dazd bequem eingerichtet worden. Es ist nicht genug daß jede Gattung ihren eignen Stall habe, sondern man muß auch einen eigenen für

jede Art des Brntmehes haben, wo es von allen andern abgesondert ruhig und ungestört für sich, auf den für ihn bequem eingerichteten Neste sitzen nnd brüten kann, widrigenfalls wenn dergleichen Vieh öfters gestöhret

wird, wenig junges Vieh zu erwarten ist, oder die Al­ ten verlassen wohl gar zuletzt Euer und Nest. Ueberhaupt müssen

alle Federviehsialle geräumig

sein, so daß das Vieh nicht darin zu dicht neben einan­

der sitzen darf, sonst wo es sich drangen muß entstehet

öfters Streit und Beißen, wodurch manches zu Schan­

den gehet oder wohl gar getödtet wird, Hühner und dergleichen schlafen nicht gerne auf ebenen Boden, daher muß man ihnen in ihren Ställen hrn und wieder Stangen oder Latten befestigen, worauf

sie fliegen und schlafen können, diese müssen aber Nicht rund sondern viereckig gehobelt sein, weil sie sich darauf

hequemer setzen und ruhen können.

A 3

Eine

6

Vom Hausgeflügel überhaupt. Eine andere nothwendige Regel bei der Federvieh­

zucht ist noch diese daß man eine verhältnißmäßige Menge des männlichen Viehes zu dem weiblichen halre,

denn wenn von den erster» zu wenig vorhanden, so wird bey dem Brüten aus vielen Eyern nichts herauskommen,

welches sehr oft der Fall bey geliehenen oder zum BeLrüten erkauften Eyern ist, daher man sich auf letztere Nie verlassen noch ihnen trauen darf.

Um den Federviehstand geschwind zu vermehren, pflegt man öfters die Eyer einer andern Gattung, zum Beispiel den Truthünern, weil sie groß sind und mehr

Eyer bebrüten können, unterzulegen.

Ist das auf diese

Art ausgebrütete junge Vieh zum Abschlachten oder zum

Verkauf bestimmt, Jo hat es nichts zu sagen, zur Zucht aber sollte man es nicht nehmen, denn es ist durch die Erfahrung bestätigt, daß sie zwar gute und auch zur

Fortpflanzung taugliche Eyer legen, sich selbst aber nie, rder doch ungerne zum Brüten bequemen wollen.

Alles Brutvieh muß besonders gut gewartet und des

Tages mehr als einmal darnach gesehen und gefuttert werdön, besonders lasse man es nie an frischen Wasser

zum Saufen fehlen. Die Zahl der unterzulegenden Eyer wird nach der Größe des Brutviehes bestimmt, nie muß man mehr unterlegen, als sie mit ihren Körper nnd Flügeln gut bedecken und erwärmen können. Ein gutes Nest erleichtert dem Viehe das Brüten ungemein, unser Hausgeflügel ist aber in dessen Verfer­

tigung lange nicht so geschickt, als die aüermehrsten wilden Vögel, davon sich manche dasselbe mit einer be­

wundernswürdigen Kunst bauen, man muß seinem zah­ men Geflügel also hierin zu Hülfe kommen und ihnen

Vom Hausgeflügel überhaupt.

7

-as Nesi so bequem als möglich und nach der Art wie sie es sich von Natur zu bauen gewöhnt sind, einzürich-

len suchen» Bei Empfindung des Hungers und Durstes, ver­

läßt das Brutvieh sein Rest Um beides zu stillen, dauert

diese Entfernung zu lange, so erkalten die Eyer und verderben.

Manches Stück Vieh hat diese Untugend

an sich, ein solches muß nicht wiederzum Brüten genom­

men werden, in den Fällen daß man dieses nicht abändern

kann, muß man genau auf sie acht haben, und die Mutter sobaldsie ihren Hunger oder Durst gestillet, wieder selbst

zum Neste bringen und darauf setze»».

Hder man hält

auch leichte Küssest oder wollene Deckest bereit, -ie mast so lange auf die warme Eyer leget, bis die Bruthenne, oder anderes Brutvieh wieder zurück kömmt, da mast denn diese wiedet wegnimmt. Nachdem die Witterung und der Ort -es Nestes

kälter oder wärmer ist, so kann sich auch das Brutvieh

längere oder kürzere Zeit von den Eyern entferyen, je­

doch darf es auf keinen Fall eine volle halbe Stunde dauern, wofern die Eyer nicht erkalte»» und verderbest

sollen. Keines unter unserm Hausgeflügel, ist mit einer

fb

guten Singstimme

begabt,

als

so

viele

der

wilden Vögel, dagegen ist ihr Geschrey unftrn Ohren

öfters höchst unangenehm.

Auch ist keine Art darun­

ter, wo sich ein Männchen nur zurinem Weibchen hielte,

sondern jedes Männchen hält sich zu so vielen Weibchen als es erlangen kann.

Daher kömmt es denn auch

-aß sich die Männchen weder unrs Bebrüte« der Eyer

noch um die Erziehung, und Fütterung oder Vertheidigung -er Jungen bekümmern. ' Eben dieses ist denn

A 4

auch

Vom Hausgeflügel überhaupt,

8

auch eine Urstich mit, wrßhalb das Hausgeflügel mehe Eyer legt als es wurde bebrüten können, denn wenn

man z. B. einem Hanshuhn die gelegten Eyer öfters wieder wegnimmt, so hat man schon gefunden daß viele

auf diese Art im Stande gewesen, bis an fünfzig Eyek

zu legen. Jedoch find die Tauben hiervon allein ausgenommen

wo fich nur ein Männchen und ein Weibchen zusammen halt, die bei dem Brüten abwechseln und bald der Tau­

hex bald die Täubin auf den Eyern sitzet. Das Ausbrüten der Eyer geschiehet einzig und allein

durch die Warme, weiter kann also das brütende Thier

zu dem Auskommen derJungcn Nichts beitragen als sel­ bige den Eyern mitzmheilen und gleichförmig von An­

fang an bis zum Aufbrechen der Eyer und Hervorkom­ men der Jungen zu erhalten.

Daß dieses gegründet

sei beweisen die glücklichen Versuche, da man Eyer ver­ mittelst der Warme des Mistes, Lampeufeuers, oder an­

derer Thiere, ja sogar des Menschen ausgebrütet. Manches Hausgeflügel siehet nicht darauf, was für Eyer ihm untergelegt worden, denn die Hühner pflegen

schon sehr an Schönheit und Größe übertrist und dieser erhebe liche Vorzug schon ein Beweis ist, daß es so wie andere Thiere veredelt werden kann > so ist maü doch bisher Nicht aufmerksam genüg hierauf gewesen, und hat zu die­ ser Veredlung nicht viel Fleiß angewandt, ob schon eine größere Sorgfalt für die Verbcßerung der Zucht deHausgeflügels auch diesen Zweig der HaüLwirthschast "Noch nützlicher machen würde»

ILSoit

14

II.

Von den Gänsen»

Me/ie wilden Gänse sind fast auf dem ganzen Erdboden

verbreitet und von diesen stammen eigentlich unsere zahtoen Gänse her. Jene sind kleiner haben einen längerü Hals und Nach Verhältniß ihres Körpers viel längere

Fluges.

Oben sind sie aschgrau, am Bauch etwas

blasser und am Halse gestreift.

Sie sind eigentlich Zug­

vögel, die von kleinen Fischen^ Wasseriysekten und

Sumpfpflanzen leben, zuweilen gehen sie auch auf die Saatfelder wo sie öfters beträchtlichen Schaden anrich­ ten, dabei sind sie.äußerst scheu, daß man sich ihnen mit großer Vorsicht naher« maß, wenn matt sie sthie-

sien will. Eigentlich gehören die Gänse sowohl ihrer Natur als ihrer Gestalt wegen zu den Waßervögeln, welches

ihr Schnabel vorzüglich ihre breite SchwiMmfüße Und

ihr daherrührender wacklichterGang zu erkennen geben» Sie halten sich auch am liebsten beim Wasser auf, und

Ikdeihen in wasserreichen Gegenden am allerbesten. Gänse, die beständig auf dem Lande leben müssen, werden öfters größer und schönet als die Wassergänse; das trift sich aber wohl nur alsdann wenn sie reichlich und besser gefüttert werden; erhalten hingegen beide

Arien gleiches Futter, so behalten die Wasserganse wohl den

Von den Gänsen. den Vorzug.

»5

Man kann dieses leicht an denjenigen be­

merken, die täglich dver die meiste Zeit des Jahres auf dem Wasser zubnngen, diese werden viel starker und bleiben gesünder, als solche die ihre Lebenszeit auf dem Lande zubringen müssen»

Man rechnet daß das Fleisch

und die Federn von zwei Waffergänsen so gut sey, alvvn drey Landgänsen. Der Ober-und Unterschnabel ist mit Reihen boN

kleinen Zahnen, auch sogar die Zunge an jeder Seit« der äußern Haut damit besetzt»

Rächst dem haben sie

das besondere an sich, daß wenn sie in Zorn gerathen,

so ziscken sie wie die Schlangen, beißen und schlagen mit ihren Flügeln ahf die heftigste Weise um sich. Sie sollen unter allem Hausgeflügel am längsten

leben, und willugby versichert, eine Gans von achtzig

Jahren gesehen zu haben, die man noch dazu ihrer Bös­ artigkeit wegen habe rödten müssen. Die Farbe der zahmen Gänse ist sehr verschieden,

bald ist sie ganz weiß, bald bunt, braun, aschfarbig rc.

das alles hat aber keinen Einfluß auf die Güte der Gän­ se, nur in Absicht der Federn hat man die weißen doch

lieber als die gefärbten.

Ein Kennzeichen des Alters der Gänse gebe» di«

Füße, denn die jungen haben gelbe, die alten abep ro­ the Füße. Die gemeine Größe der Gänse beträgt vom Schna­

bel angerechnet bis an den Zehen drei Fuß und die Weite ihrer Flügel wenn sie ausgebreitet an fünftehalb Fuß.

Das ist aber keine fest bestimmte Größe, sondern

sehr veränderlich bald etwas mehr bald etwas weniger» Das Gewicht der Gänse ist sehr veränderlich, nach­ dem sie groß »des klein, fett oder mager, von acht bis



i6

SSott twrt ©anfcit»

zu achtzehn Pfunden.

In Marschländern trist man sie

öfters bis zu dreißig Pfunden schwer und noch darüber

am Das Männchen oder der Gänserich ist mit einem

Weibchen oder Gans Nicht zufrieden/ wenigstens ver­ langt er zwei ober drei, gemeiniglich hält man auf den Höfen zu sechs Gänsen einen Gänserich.

Die Güte der Gänft pflegt man gemeiniglich nach den Augen zu beurtheilen, sind diese hell und heiter-

so hätt man die Gans für gut und gesund, und das Gegentheil, wenn sie matt aussehen. Die pommerscheN Gänse verdienen ihrer Größe und Güte wegen billig den Vorzug vor allen andern und

durch diese würde die kleinere Gattung die man ander­ wärts hat, gewiß sehr verbessert werden können.

§ur Zucht sollte man keine ältere Gänse alsdiehöchjlens vier Jahr alt sind gebrauchen-.

Dieft Regel gilt

von beiden Geschlechtern. Manchen unkundigen wird es schwer die Gänse von dem Gänserich zu unterscheidenällein einGänfertch ist leicht au seine längere Füße, dickern

Kopf, Hals und Schnabel zu erkennen: wenn man

ihn fangt, so Macht er sich schon durch sein lauteres Geschrei oder krteschendes Gick Gack bekannt, dagegen

diue Gänsin schon geduldiger ist oder ganz und gar schweigt. Ihre Stimme ist mehr ein grobes Dartern als Schreien, sie ist kleiner als der Gänserich, hat ei­ nen kürzern und dünnern Hals und herabhängenden Le«

gebauch, der im Januar und Februar, wenn er mit Eyern gefüllt bemerkbarer ist.

Die Gänseriche haben

zuweilen auch dergleichen Bäuch, allein bey diesen rüh­ ret er von dem östern Ausrupftn der Federn her»

Die

Von den Gänsen.

17

Die Gänsezucht ist besonders dem Landmanne, vor­ züglich an Orten wo viel Wasser ist, nicht allein sehr nützlich, sondern auch so zu sagen fast unentbehrlich,

wofern er alle Vortheile welche die Landwirthschaft dar­ bietet, recht nützen will.

Außer dem Fleische und Fett

welche auf so mancherley Art zur Speise dienen, sind die Federn, bey dem vielem Gesinde, dem viel Betten gehalten werden müssen, gewiß kein unbeträchtlicher Ar­

tikel.

Zwar pflegt auf den Hütungsplätzen, wo ste

ihren Mist hinfallen lassen, das Gras gerne zu verge­ hen, oder eS wird wie gleichsam versengt, auch sagt

man, daß anderes Vieh nicht gerne, das an solchen Or­ ten gewachsene Gras fressen, wo zuvor Gänse gehütet

worden-väken, allein dieser Nachtheil der Gänsezucht wenn er auch für wahr angenommen würde, hebt doch lange nicht den Vortheil derselben auf, und man darf sich durch diesen geringen Schaden nicht davon abhal­

ten lassen.

Man hält die Gänse für sehr dummes Vieh; so daß

man einen einfältigen und unachtsamen Menschen öfters einen Gänsekopf oder eine dumme Gans nennet, eher

aber könnte man es von den Puten oder Truthünem sagen, die in Absicht ihrer Klugheit noch weit hinter den

Gänsen stehend

Dagegen muß man sich über ihre

Wachsamkeit wundern, indem sie durch das leiseste Ge­

räusch aus dem Schlaf geweckt werden und ein großes Geschrey anheben.

Uebrigens ist die Gans ein gesellschaftlicher Vogel,

sie lassen sich, ohne sich zu trennen in Heerden austreiben, wovon'sie sich nicht gerne absondern, und lernen sehr

leicht den Ruf und die Stimme ihres Hirten kennen.

So gesellig sie aber sonst leben, so zänkisch und beißig B

wer-

Von den Gänsen. werden sie zur Zeit der Begattung unter einander, zu­

weilen gerathen sie in solchen Zorn, daß sie sogar Men­ schen und Hunde mit Zischen Und grimmigen Beißen anfallen. So gerne diese Thiere nahe bey und auf demWasser leben, so gerne haben sie es doch, wenn sie des Nachts

im einen trocknen Stall sitzen und ruhen können, daher muß der Stall worein sie eingesperrt werden, vor Wind und Wetter wohl geschützt und nach Verhältniß ihrer

Anzahl geräumig genug sein, damit sie sich nicht unter­ einander beißen, oder Schaden zufügen.' Findet sich daß der Boden des Stalles feuchte ist, so muß man ihm öfters mit frischen Stroh bestreuen, damit sie des Nachts hübsch trocken und warm sitzen. Man thut Äber sehr wohl daran, wenn man nicht mehr oder höchstens dreißig Gänse in «inen Stall bringt,

denn sie verunreinigen sich leicht, beißen und schlagen sich, wobey die kleinen und jüngsten gemeiniglich sehv

leiden, hat man zu viel Gänse und nur einen Stall, so

muß man sie durch geflochtene Horden, Bretter, oder Verschläge von einander trennen. Zur Noth kennen sich die Gänse im Sommer selbst erhalten und ihr Futter suchen, welches sie fast allent­

halben im Wasser und auf dem Lande finden.

Im

Wasser haben sie die Wasserlinsen und allerley andere Sumxfgraser und Wurzeln, auf dem Lande aber zupfen

sie das Gras und besonders gerne das kurze sogenannte kleine Spitzgras ab. Ist aber wenig Wasser vorhanden, so ist es gut man gebe ihnen im Sommer ehe sie auf die Weide getrieben werden, etwas weniges aufgequollenes Futter in ihrem Getränke. Im Winter aber muß

man sie ordentlich füttern und tränken, sonst würden sie aus

Von den Gänsen. qus Mangel der Nahrung umkommen müssen.

19 Man

kann sie alsdann mit allerlei Körnern, als Hafer, Gerq

sie rc. außerdem aber, weil diese theuer sind , mit Tre­ bern, Afterkorn und Spreu, mit etwas Schrot ange­ mengt, füttern. Auch begnügen sie sich gerne mit ge­

stoßenen oder zerstampften Erdloffeln, Kohlblättern,

Morrüben, Leinbollen rc.

Je besser nun die Ganse int

Winter gefüttert und in acht genommen werden, desto eher fangen sie an ihre Eyer zu legen und desto eher be­ quemen sie sich auch zum Brüten.

Vor Schierling,

Bilsenkraut und Himberen muß man sie aber hüten, weil sie davon leicht sterben. Wenn es frieret und kein Schnee liegt, erwärmt

man ihnen das Wasser zum Saufen durch Vermischung mit warmen, liegt aber genugsam Schnee- so wissen sie

sich den Durst schon selbst mit Schnee zu stillen. Ihre ärgsten Feinde, die ihnen nach dem Leben trach­ ten, sind die Füchse und Marder.

Vor diesen Raub­

thieren, kann man sie durch wohlverwahrte Ställe und

im Sommer auf der Weide durch einen guten Hirten «nd Hunde schützen. Die jungen Ganse, wenn sie gut gefuttert werden,

legen zwar schon Eyer, wenn sie einjährig sind, jedoch

legen sie später und nicht so viel Eyer als die mehrjäh­

rigen, eben so ist es auch unsicherer mit ihrem Brüten als bei den zweyjährigen und altern Gänsen.

Eine

Gans legt gemeiniglich zehen auch wohl zuweilen bis

achtzehn Eyer.

Sie fangen damit um Lichtmeß öder

kurz hernach an, die Bauergänse aber, die öfters in

die Stuben genommen werden, wo sie sehr warm sitzen

pflegen noch früher anzufangen zu legen.

D 2

Man

Von dm Gänsen.

20

Man thut sehr wohl daran wenn man die Eyer nicht in der warmen Stube sondern an einem kühlen undtemperirten Orte verwahret, ingleichen wenn man auf jedem Eye, nebst dem Datum auch bemerket von welcher Gans das Ey gelegt worden.

Beides ist nothwendig zu beo­

bachten wofern man eine gute Zucht von Gänsen erhal­ len oder sich anschaffen will.

Das Datum Hilst, daß

man nicht zu alte Eyer zum Brüten nehme, und das Zeichen der Gans daß man zu Bruteyern nur diejeni-

gen wählen kann, die von gutlegenden Gänsen gelegt worden, weil bemerkt worden, daß die jungen von denjenigen Gänsen, die wenig oder sehr spat Eyerlegen,

und dereinst zur Zucht gebraucht werden sollen, die Ne­

ster in der Brutzeit gerne verlassen und diesen Fehler von ihren Müttern erben sollen.

Hat man nun keine andere als dergleichen Eyer, so ist es am besten die jungen zu verkaufen, und dage­ gen alte Gänse von besserer Art anzuschaffen.

Man kann auch zur Noth die Gänseeyer durch Trut­

hühner und gemeine Hühner ausbrüten lassen.

Die er­

ster» sind im Stande bis eilf die letzter» aber nur fünf bis sechs Eyer zu bebrüten, und dennoch ist es erforder­

lich, daß wenn man Hühner dazu gebrauchen will, man allezeit die stärksten und besten Bruthennen wählen

müsse. Was die Wahl der Gänse die man zum Brüten neh­

men will, so hat die Erfahrung gelehret, daß dazu im­ mer diejenigen die besten sind, welche bei dem Eyerlegen

viel Federn in dem Neste fallen und liegen lassen. Wenn man gewahr wird daß die Gänse anfangen,

Stroh in den Schnabel herum zu wagen, so ist es ein sicheres Zeichen daß sie legen und sich dazir ihr Nest zu-

be-

Von dm Gänsen« bereiten wollen.

21

.Wenn man dieses bemerkt und sie den

Anfang mit Legen gemacht haben, muß man auf sie acht

geben, welche Gänse nach den vorhin ««gezeigten Kenn­

zeichen die besten zum brüten sind, und sich solche be­ merken.

Wenn die Zeit zum Eyerlegen und Brüten heran­ gekommen, so ist es höchst nöthig den Gänsen in Be­

reitung ihres Nestes hülfreiche Hand zü leisten.

Am

besten ist es, das Nest von Stroh mit untermischten Nes­ sel - Wurzeln zu machen.

Letztere werde« deswegen ge­

nommen, weil die Ganse den Geruch davon sehr lieben und die jungen es auch gerne haben mögen.

Zu dem Brut-und Legenestern wählt man gerne

warme Ställe und Oerter, wo sie, ohne beunruhigt zu

werden sitzen können.

Das Nest selbst, damit es zusam­

men halten kann, umgiebt man mit ganz schmalen Bret­ tern worüber sie bequem steigen können, solches dient

gleichfalls dazu,

daß die Nester beim Brüten desto

trocknet bleiben.

Die Höhlung des NesteS muß nicht allzu tief ge­

macht werden, damit die Eyer Platz behalten, nicht über einander, sondern recht gut eins neben dem andern

liegen können. Sobald die Nester fertig find, so müssen auch die

Gänse dahin gewöhnt werden, sonst wo das nicht ge­

schiehet, so pflegen sie ihre Eyer an den ersten den besten Ort zu legen, es sey im Stall, oder auf dem Hofe im

Mist oder wo sie zukommen.

Vor dieses Herumlegen

muß man sich besonders hüten, denn sie pflegen sich da­

hin, wo sie einmahl ihre Eyer gelegt haben gerne zu ge­ wöhne» und es kostet hernach viel Mühe sie davon abzu­ halten.

D

3

Sol-

Von den Gänsen

22

Sollen sie sich demnach in den Stall und in den ih­

nen zubereitete Nest zu legen gewöhnen, so muß man sie in der Legezeit immer des Abends betasten, und die­ jenigen, welche Eyer haben bei den Nestern einsperren,

und nicht eher herauslassen, als bis sie ihre Eyer ge­

legt haben. Je besser die Ganse im Winter gepflegt und gefüttert

werden, desto früher fangen sie auch an zu legen und zu brüten, welches besonders wegen des letzter« bei Er-

jiehung der Jungen von gutem Nutzen ist, und wonach man sich mit der Verfertigung der Nester zu richten hat. Die Ganseeyer sind die größten von alle Hausge­

flügel und übertreffen hierin noch die Eyer der Truthü-

ner.

An Farbe sind sie ganz weiß.

Zu den Speisen

nimmt man sie nicht gerne, weil sie eben keinen sonder­ lichen Geschmack haben. Die Eyer von Gänsen, wozu kein Gänserich gesollt/ men, taugen natürlicherweise zum Brüten ganz und

gar nichts, weil in Ewigkeit kein junges darin entste­

hen kann, auch muß man dazu nicht die Eyer von ein­ jährigen Gänsen sondern dazu die grösten Eyer von den

altern Gänsen aussuchen.

So wie bei den Hühnern so ereignet es sich auch bei

den Gänsen, nimmt man ihnen die Eyer jedesmahl aus dem Neste hinweg, so leczen sie eine lange Zeit fort viele

Eyer, läßt man sie ihnen aber liegen und sie sehen daß

ihr Nest voll genug ist, so hören sie auf zu legen und

fangen an zu brüten. Eine Gans ist wohl im Stande an achtzehn Eyer zu bebrüten, aber es ist doch nicht anzurathen ihr so

viele unterzulegen, das gewöhnlichste ist, ihr nut zehn, oder höchstens zwölf zum Bebrüten zu geben,

unter sechs

Von den Gänsen. sechs Stück aber müsse« es niemals sein.

23 Man nimmt

hierzu lieber eine ungerade Zahl Eyer, als elfe, drei» zehn rc. nicht etwa aus Aberglauben, sondern weil die ungeraden im Liegen eher einen langlichten als ganz runden Raum einnehmen, der zu dem länglichten Kör­

per der Brutgans eher passet, und folglich besser bebrü­

tet werden kann, welches aber bei einer geraden Zahl von Eyern nicht gut angehet. Die warme und kalte Witterung hat auch hier bey

-em Bebrüten einen Einfluß, gemeiniglich kommen die

jungen Ganse nach vier Wochen oder zwischen dem sechs und zwanzigsten und dreißigsten Tage ans, gemeinhin bei warmer Witterung um ein, oder ein paar Tage frü­ her als bey kalter. Wenn die Ganse vierzehn Tage auf den Eyern ge­ sessen, so kann man schon wissen, aus welchen Eyern junge heraus kommen werden oder nicht, wer Hch Hie­

von überzeugen will, der darf nur die Eyer nehmen, und sie in laulichtes Wasser legen; diejenigen die sich darin ein wenig bewegen, enthalten gewiß schon kleine Gänse, diese kann man sicher wieder unterlegen und

erwarten daß man kleine Gänse daraus bekommen wer­ de, schwimmen sie oder liegen sie aber ganz still im Wasser

so sind sie ganz gewiß faul, können ohne Bedenken weg­ geworfen, und dürfen nicht wieder untergelegt werden, denn sie würden am Ende der Brutzeit wenn dieIungen

auskommen denselben im Wege liegen daß sie von der Mutter nicht recht erwärmt werden könnten. Während die alten Gänsen''brüten, müsse« sie mit.

mehr Sorgfalt und besser gefüttert werden, als es chnst außer der Zeit geschiehet.

Man kann sie alsdann mit

klein geschnittenem Brod und Wasser, oder auch mit

Von den Gänsen.

24

Hafer und Gerste, die zuvor eingeweicht worden, fut­

tern.

Es ist aber nicht genug daß sie dieses in hinläng^

kicher Menge bekommen, sondern sie müssen es auch

täglich zu rechter Zeit in den einmal festgesetzten Stun­ den und an dem einmahl dazu bestimmten Orte erhal­

ten.

Verstehet man es hierinnen nur einmahl, sh kann

schon daraus erfolgen, daß die Eyer erkalten, oder die Gänse werden das Brüten überdrüßig, verlassen das

Rest mit den Eyern, und alle Mühe und Kosten sind

alsdann vergeblich angewandt. Damit dieses vermieden werde ist es am besten-ih­ nen das Futter so nahe am Neste als es, ohne daß es

feucht oder naß davon werden könne, zu setzen.

An

Wasser zum saufen muß es ihnen auch nicht fehlen, da­

her setzt man ihnen, so oft sie frisches Futter bekommen

auch frisches Wasser darneben, um bey dem Fressen auch

zugleich ihren Durst stillen zu können. Die Gänse folgen gerne so wie jedes andere Thier ihren Naturtrieben, und dieser bestehet bey ihnen auch darin

daß sie sich gerne baden, welches ihnen überhaupt zu ihrer Gesundheit sehr dienlich ist, auch sogar wenn sie brüten.

Hat man daher in der Nahe ihres Stalles

oder Nestes ein stehendes, oder noch besser fließendes Wasser, so erlaube man ihnen zuweilen von ihrem Neste

auf einige Minuten dahin zu gehen und sich zu baden, es muß dieses aber nicht zu oft, sondern nur um den vierten oder fünften Tag ohngefahr geschehen, unter­

dessen daß sie dieses verrichten, muß man ja die Eyer mit warmen Tüchern bedecken damit sie nicht kalt wer­

den und die jungen darin ersterben.

Mangelt aber die

Gelegenheit daß sich die alten brütenden Ganse in frey­ em Wasser baden können, so setzt man ihnen ein Haß

Von den Gänsen.

25

oder einen Zober mit Wasser hin, worin fle sich gleichfalls baden können, dieses muß aber eine solche Stellung

Len, daß sie leicht hinein und wieder heraussteigen können, ohne sich Schaden dabei zu zufügen, ingleichen muß es auch in solcher Entfernung angebracht sein, daß weder ihr

Nest noch die Gegend daherum, dadurch feucht oder naß gemacht werde. Dieses Baden ist auch in der Folge in Absicht der

jungen auskommenben kleinen Gänse von gutem Nutzen,

denn durch das Baden entledigen sich die Alten von ih­ ren sogenannten Gänseläusen, die den Jungen sehr be­ schwerlich fallen,und ihnen Krankheiten zuziehen können.

Wenn mehrere Gänse in einem Stall ihre Nester

haben und zu gleicher Zeit brüten, so geschiehet es nicht

selten, wenn sie sich ganz und gar allein überlassen sind, daß sich zwei Gänse zugleich auf ein einziges Rest setzen,

wodurch die Eyer nothwendiger weise in dem andern Neste erkalten und zu Grunde gehen müssen. Deshalb darf man nicht ein oder zwey mahl des Tages, sondern mehrere Mahle Hinsehen ob alles noch in guterOrdnung

sey, und jede Gans auf chrem eigene» Neste sitze. Findet inan dieses nicht, so müssen sie dahin gebracht werden,

wohin sie gehören.

Am besten verhindert man diesen

Vorfall, wenn man die Gänse selbst vom Neste nimmt, sie in seiner Gegenwart fressen und saufen läßt, und sie wieder auf ihr, ihnen gehöriges Nest zurück bringt.

Alles Brutvieh pflegt beym Brüten öfters die unter­ habende Eyer umjukehren,

dieses ist höchst nöthig

denn dadurch werden alle Eyer gleichförmig bebrütet, und die Natur selbst hat diese Thiere hierzu angewiesen,

zuweilen aber unterlassen es doch Manche Gänse, indem

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Falle

Von den Gänsen.

26

Falle muß man denn es schon selbst thun, während dessen daß die Gans vom Neste weg ist.

Wenn die Ganse brüten oder Junge haben, sind sie sehr böse und fallen jeden, besonders wem sie nicht ken­ nen mit aller ihrer Wuth an. So lange sie brüten lass«

man sich ihnen keinen Fremden nahen, wenn sie aber schon die Jungen herumführen, kann man sie schon des­

halb absirafen und es ihnen abgewöhnen, besonders fallen alsdann die Gänseriche, die sich zu der Zeit als Beschützer der Alten und Zungen ansehen, gerne Kinder

und alte Leute an.

Man darf aber nur diese Herren bei

dem Hals ergreifen, und sie so ein wenig zappeln lassen, oder noch dazu auf den Rücken mit einem Stöckchen

etwas durchklopfen, so werden sie bald friedlicher wer­ den, und keinem mehr zu nahe kommen. Sie können

zwar keine tiefe Wunden beißen, allein wenn sie Theile treffen die mit Kleidern nicht recht gut bedeckt sind, so hinterlaßt ihr Biß doch blaue Flecke, die zuweilen wenn sie an empfindlichen Orlen sind, sehr unterlaufen und von schlimmen .Folgen sein können- Durch ihr Schlagen

mit den Flügeln, womitsie ihr Beißen begleiten, köniten sie Kindern schon beträchtlichen Schaden zufügen,

weshalb man ihnen dieses mit allem Fleiß abgewöhnen muß.

Sind sie nur ein oder ein paar mahl für ihre

Bosheit auf benannte Art abgestraft worden, so hüten

sie sich schon in der Folge dafür, und begnügen sich, die ihnen zu nahe kommende Personen anzuzischen. Bey dem Brüten rechnet man wegen der Kosten auf vier Gänse, ohngefähr einen Scheffel Hafer zum Futter.

Den- Gänsen die zum Brüten bestimmt sind, muß man die Bauchfedern nicht abrupfen, weil sie solche höchst nöthig zur Fütterung des Nestes und Erwär­ mung

Von den Gänsen. mutig der Eyer gebrauchen.

27

Die Federn fallen ihnen

während des Brütens entweder selbst aus, oder sie rup­ fen sie sich aus.

Mache Ganse sind so sorgsam, Haß

sie, wenn sie vom Neste gehen, mit diesen ausgefallenen Federn die Eyer unterdessen bedecken, damit sie nicht

kalt werden. Wenn nach vierwöchentlichrm Brüten die jungen

Ganse nicht alle mit einmahl auskommen, welches ge­ schehen kann, wenn die Eyer nicht öfters umgekehrt und

gleichförmig bebrütet werden, oder aus andern Ursachen und es kommen einige ein oder ein paar Tage eher aus dem Ey, so muß man diese frühere Jungen, zuvor nn Neste unter der Alten abtrocknen lassen, sie hernach

wegnehmen, und an einem warmen Orte in Wolle oder

Federn setzen, bis die übrigen auch ausgekommen und dann wieder zu der Mutter und den übrigen bringen. Es kann sich aber doch ereignen daß unter denen zurück­ gebliebenen Eyern einige faule waren, damit nun die alte Gans dieserwegen nicht länger vergeblich sitzen und brüten darf,und die bereits ausgeschlüpften rangen Gäns­

chens darunter leiden, so kann man, die noch nicht aus­ gekommenen Eyer, am acht und zwanzigsten Tage, noch­

mals probiren und in lauwarmes Wasser legen, aus de­

nen die sich alsdann nicht bewegen, wird gewiß nichts

rind können immer weggenommen werden. Die frühen jungen Gänse die schon im März kom­

men hält man für sehr gut, wenn aber in diesem Mo­ nathe noch schlimmes und kaltes Wetter einfällt und

wohl gar noch viel Schnee lieget, dann ist wohl wenig oder gar kein Vortheil dabei, sicherer ist es wenn sie erst

im April kommen, alsdann ist doch schon eher günstige­ re

28

Von den Gänsen.

re Witterung und es findet fich auch schon eher grünes

Futter, welches für sie das allerzuträgchltstelist. Ehe die jungen Gänse nichtvie'r und zwanzig Stun­ den alt sind, darf man für ihr Futter nicht sorgen, her­

nach aber muß man sie wenigsten drei Tage lang mit klein gehackten hartgekochten Eyern, die mit Weizen­ kleie , klein gekrümeltem Brodle und ganz fein gehack­ ten kleinen Brennesseln vermischt sind, füttern, dabey aber hält man sie doch gerne die ersten acht Tage lang nebst ihrer Mutter noch eingesperrt, wenn aber die Son­ ne warm scheinet so kann man sie wohl in den Mit­

tagsstunden mit der Alten etwas herauslassen, hernach

aber wieder gleich in ihr Behältniß bringen. Die folgenden acht Tage verändert man schon xfyf

Futter, und giebt ihnen statt des erster» Hirse, oder Heide­ grütze, oder kleingehackte junge Brennnesseln oder junge grüne zerhackte Gerstensaat mit Weizenkleye vermischt

und in der Folge Gerste oder Haferkörner oder Schrot

mit Wasser angefeuchtet und dergleichen mehr. Die erst zum Brüten gebraucht werden, älter müssen sie aber nicht

seyn, diejenigen die nur ein jährigsind, brüten nicht so gut als die ältern.

Um Lichtmeß saugen sie an zu legen und darin, fahren sie bis gegen Ostern fort. Die- Jungen wenn sie aus den Eyern kommen sind außerordentlich

zärtlich.

Wollen die Truthühner also zu früh zu

brüten anfangen, so daß die Jungen schon in kalter Witterung kommen könnten, so legt man noch keine Eyer unter, sondern läßt sie auf dem Neste immer

nach ihrem Belieben sitzen und dabey fressen und sau­

fen, zur gelegenen Zeit werden ihnen denn die Eyer unter gelegt, so daß die Jungen erst im Monath May auskommen müssen.

Man legt ihnen nicht gerne mehr als fünfzehn »der sechzehn Eyer unter.

Wer gerne niehr Hähne

als Hühner verlangt, muß unter den Eyer«, die lan­

gen .vorne sehr spitzigen, mit einem krausen Wirbel versehenen auswahlen. Die Truthähne treten die Hühner nicht so oft als

die gemeinen Hähne, daher legen die Truthühner auch nicht so viel Eyer als die gemeinen Hühner, und aueben der Ursache müssen m der Legezeit die Truthähne Nie von ihren Hühnern entfernet seyn. Die Truthühner legen gemeiniglich einen Tag um

den andern, oder zwey Tage hintereinander und ruhen -en drillen, dabey haben sie die üble Gewohnheit die Eyer bald hier bald dorthin zu tragen, sie suche« sich dazu gerne dunkle Oerter au-, in Heeke«, Dusihwerk, Reisig-

Von den Truthühnern.

n?

Reisighaufen oder wo sie diese nicht finden, in den» Stroh, langem Grase rc. wo sie mühsam zusammen zu suchen sind, durch das Einsperren in dunkle Stalle

kann man dieses verhindern, nur muß man sie nicht

zu lange von dem Hahne entfernen. Die ersten Eyer sind selten fruchtbar, weshalb

man sie nicht zum Unterlegen oder Brüten nehmen muß.

Wenn die Truthühner brüten wollen, zeigen

sie solches dadurch von selbst an, daß sie auf dem Neste sitzen bleiben, dieses muß man wahrnehmen

vnd ihnen die Eyer zum Brüten unterlegen.

Kein Vogel übertrift d,ie Truthenne im Eifer zur» Brüten, und hierin gehen sie so weit daß wenn man ihnen nicht ihr Fressen und Saufen hmsetzte sie ehe^

auf den Neste vor Hunger und Durst umkonimen

würden, als

sich davon

entfernen.

Dieser Trieb

zum Brüten gehet so weit daß wenn die erste Brut vollendet, sie noch wohl eine zweite anfangen. Wenn die Truthähne zum Neste gelange» können,

pflegen sie wohl die Unart zu haben und die Eyer zu

zerbrechen, dieses und daß sie die Ruhe und Still« lieben mag wohl Ursach seyn, warum sie zum Brüte» gerne dunkle und entfernte Oerter lieben.

Hierin

muß man ihnen willfahren und ihre Vrütnester an ruhigen und dunklen Oertern, wo sie nichts störet zu­ rechte machen.

Wenn zuvor gesagt worden daß zweyjährige Trut­

hühner besser als die einjährigen zum Brüten wären, so bestehet der Grund davon hierin zugleich mit, daß

diese früher legen, sich eher zum Brüten bequemen

und die Jungen besser führen.

Wenn man mehrere

zum Brüten setzen will, so ist es sehr rathsam, wenn

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es

ii8

Von den Truthühnern

es geschehen kann, sie alle zugleich zu setzen und brüten

zu lassen. Man hat davon den Vortheil daß wenn die Jungen zugleich guskommen, die Mühe ihrer, Er­

ziehung und Fütterung ungemein dadurch erleichtert wird. Bey dem Brüten setzt man ihnen ihr Futter und Saufen neben das Nest hin, daß sie es errei­ chen können, oder man muß sie täglich ein mahl vom ^Neste nehmen, vollauf füttern, tranken und hernach wieder auf das Nest setzen.

Sogar die Truthähne hat man schon dahin ge­

brach« daß sie Junge ausgebrätet haben. suche sind folgendermaßen gelungen.

Diö Ver­

In einer dunklen

Kammer ist ein Nest gemacht und darin die zum Brüten bestimmte Eyer gelegt worden, dem Truthahn hat man

denn unter dem Leibe die großen Federn ausgerupfet, -die dadurch kahl gewordene Stelle ist dann mit Branntwein, worin Pfeffer eingeweicht, gewaschen, und dem

Hahne selbst etwas Branntwein eingegeben.

Hierdurch

und durch di« Dunkelheit der Kammer wird er ganz be­ täubt, das Waschen mit dem Branntwein verursacht

'ihm ein Brennen, das alles zusammen genommen reitzt

wen Hahn auf die ihm untergelegten Eyer sitzen zn -bleiben und sie zu bebrüten.

Nach vier und zwanzig

.Stunden setzt man ihm das Futter bey dem Neste nnd

erleuchtet den Ort etwas, damit er bey dem Fressen

sehen kann, und so fährt man täglich fort.

Hierzu

samt man sich der alten ausgedienten Truthähne bedieSie sind in den Stücken, daß sie die Jungen

>nen.

besser führen, mehr durch ihren größer« Körper erwär­ men und besser gegen Raubvögel re. vertheidigen, als

die Hühner, denselben viel vorzuziehen. Den

Do« dm Truthühnem.

119

De» Trieb bett die Truthühner jum brüten haben,

kann man noch auf eine andere Art nutzen, wenn may gerne im Winter junge Küchlein von Hühnereyern ha­

ben wollte.

Um fie nun dazu zu bringen, setzt yray sie

um Allerheiligen oder in der Adventszeit unter Körbe, dre wie Nester gemacht sind, dann macht man sie be­

trunken, bedeckt den Korh und die Truthühner mit ei­ nem Tuch, daß nichts als ihr Kopfheraus siehet; dann

fetzt man den Körb an einen dunkeln Ort uyd schiebt ihnen einige nachgemachte Eyer unter; hierauf macht

mau sie des Tagetz noch zwey bis drey, mahl betrunken

und gewöhnet sie svleyergestalt zum Brüten, obschon sie yvch nicht gelegt haben.

Sind sie einmahl dazu gewöhn

vet, so legt man ihnen statt der nachgemachtey, wirk­ liche Hühnereyer unter, durch dieses Mittel kann u»ay

dazu gelangen, im Winter junge Küchlein zu haben,. Der Stall wyrin sie brüten sollen, muß reinlich und

Wit Stroh bestreuet seyn, und die Nester wenn mehrere

brüten sollen, können nach der Reihe an der Wand an­ gebracht und paßend zu dem Körper der Truthenne ge­ macht werden.

Hienn legt man hie Eyer und setzt auf

jedes Nest eine Henne, der man wo möglich ihre eignen Eyer, wenn sie nach dem Legen gezeichnet worden, zk

bebrüten giebet.

Alle Stallfenster oder Löcher wodurch

Licht htnemfattt müssen dann sorgfältig verstopft werden,

damit es finster sey, und Vie Truthahne, dre aus Begierde

die Hühner zu treten alle Eyer zerbrechen würden, ent» fernet werden.

So lange sie brüten darf man nur täglich einmahf »ach ihnen sehen, den Stall öffnen und sie futtern, auch

wen» fie nicht sogleich wieder auf ihr Nest selbst gehen,

H 4

sie

i2o

Von den Truthühnern

-sie darauf fetzen, weiter hat man wahrens des Brüten-, nichts zu besorgen. Es dauert acht und zwanzig auch wohl zuweilen

dreyßig Tage ehe die jungen Truthühner auskommen.

Mit dem sechs und und zwanzigsten Tage fangt man an. Die Eyer zu untersuchen- ob sie angepickt sind, undckömmt ihnen dabey mit Behutsamkeit zu Hülfe, findet man zü-

tzleich daß die mehresten von der Beschaffenheit sind, so Muß man die Mutter nicht nochmahl aufheben- sende»« stille auf drin Neste ohne Futter, so lange sitzen lassen, Dis die Jungen alle aus den Eye»'N aüsgeschlüpfet sind. "Beobachtet man dieses nicht und führt fort, die Mütter «m nachzufehen, öfters aufzuheben, so entziehet man

denen noch feuchten ausgefchlüpften Jungen die n§ithige Wärme, sie erkalten davon sehr leicht und sterben

davon gemeiniglich. So bald dje Jungen trocken und so stark sind, daß die Mutter ohne Gefahr das Nest verlassen kann, laßt

man sie wieder zu»n Fressen. Hat »nan nun zwey oder mehrere Truthühner deren Jungen zu gleicher Zeit auökommen und man will eine oder die andere nochmals zum Brüten gebrauchen, so nimmt man, während daß d»e Mütter,

nach dem Auskriechen der Jungen zmn

«rstenmahle wieder fressen, die kleinen Trmhühnchen von zwei) Hennen und setzt sie unter einer einzigen. Der andern Truthenne, der man die Jungen wegge-jtommen, macht man ein neues reines Nest, legt ohnge/

führ zwanzig bis zwey und zwanzig Hühner oder Enteneyer darin, und laßt sie dieselben ebenfalls nochaus-

brüten, wozu sie sich sehr willig finde». Kein Federvieh ist so zärtlich und gegen alles so emprsindlich als die jungen Truthühner, sie müssen alsoviel

sorg-

121

Von den Truthühnern.'

sorgfältiger als jedes andere behandelt werden. Es muß ihnen zu einer Zett nicht an Wärme- zu einer andern

nicht an Schatten und niemals an angemessenem Fut?

ter uNd reinem Wasser zum Saufe» fehlen. Die Hering»

sie rauhe Witterung, Kalte, starke Sonnenhitze, Thau oder Rege« sind höchst schädlich für ihre Gesundheit und halten sie in ihrem Wachsthum zurück.. Sogar die

Brennnesseln welche das andere junge Federvieh nicht achtet, sind ihnen schädlich, 'wenn sie um Würmer zu suchen darunter herumlaufen, denn ihre Füße sind so zart daß sie von dem Brennen derselben krüpplicht wer, den.

Da man aber doch nicht stets bey ihnen seyn und

davor hüten LanN, so sollen sie, wenn man, sobald sie aus dem Eygekommen, ihnen die Füßemit Branntwein

wäscht, davon so abgehärtet werde», daß ihnen hernach

das Brennen der Nesseln nichts schaden könne.

Den neu ausgeschlüpften Jungen darf man die

ersten vier und zwanzig Stunden, nichts zu freßen geben «ad Ma« hat weiter nichts zu thun als/ daß man die Mütter mit denselben nach Verfließung dieser

Zeit von den übrigen Brüthennen die noch brüten ab­

sondere, damit die letzter« nicht gestöhrrt werden. Sobald sie nun einen Tag alt sind, giebt man ihnen hart gesottene und recht klein gehackte Eyer und fri­ sches Wasser zum Saufen, mit diesen^ Futter fähret

man drey Tage lang fvvt alsdann aber kann es schon verändert werden^ indem man recht weich gekochte Erbsen

fein zerreibet, und» nebst etwas feingehackten Zwiebeln oder Schnittlauch unter die Eyer mischet.

Nach acht

Tagen aber kann man die Eyer ganz weg lasse« und ihnen statt dessen drey mal des Tages eiy Futter oder

Gemisch, von gekochten fein geriebenen Erbsen, Milch,

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«ein

122

Von den Truthühnern»

klein grfcharbten Salat, Schafgarbe, kleinen Nesseln­ asch wohl mit Wettzen - Gersten oder Habrrgrütze, in Milch gekocht, geben. Dabey kann man ste wenn schönes Wette« ist, auf ernen verschloßenen Grasplatz oder sonst eine grüne Stelle hintreiben, wo, sie sich allerley Würmer, Fliegen oder Insekten suchen und fressen könne«, welches ihnen sehr gesund, und zuträg­ lich ist. Sind ste erst vierzehn Tage alt, fix giebt man ihnen -los ein Futter das ans dem dritten Theil von gekoch­ te« , zerriebenen Erbsen und zwey Driitheile fei« ge­ stampften grüne« Kräutern worunter man auch Wer­ muth nehmen kann, bestehet. Zuweile« bröckelt man ihnen auch wohl Brod vor, oder man giebt ihnen ein Futter von klein gestampften Salat, Nesseln, Wer­ muth, mit etwas Roggen, oder Grrstenschrot und Hirse vermischt, «worunter man auch weichm Käse mischen kann. Sie sind anfangs sehr dumm und einfaltig, daher muß man ste öfters zum Futter hinbringen, selbigemit den Fingern zeigen und zum fressen nöthigen, nur muß man ste nicht mit den Hande» viel, besser gar Nicht anfaßen, man zerdrückt oder verschiebt ihnen leicht die jungen Federn, welches sie nicht allein schmerzt sondern ihnen auch nachtheilig ist. Eben so muß man auch die Vorsicht gebrauchenihnen ihr Futter nicht auf hartes Erdreich, Steine, Bretter und dergleichen zu geben, ehe sie nicht vier Woche« alt sind, sondern auf eine« weichen oder san­ digen Boden, oder besser einen alte« Sack, denn sie können sich leicht ihre kleinen Schnäbel die sehr weich sind verletzen und davon gar krepiren. Mit

Von ven Truthühnern.

123

Mit dem zuletzt erwähnten Futter wird bis zur Erndte fortgefahren wobey man sie weun es irgend die Witterung erlaubet auf das Feld treiben leist, wo sie sich an Negenwürmery, Schnecken-,. Infekten,

Kräutern und dergleichen ziemlich satt fressen können. Wenn sie bey dieser Wartung nur stets frisches reines

Wasser zum Saufen erhalten und man sie bey ungesiümen Wetter, Regen und Gewitter nur gleich iit

Schutz bringt, jo werden sie vor den gewöhnlichen Krankheiten ziemlich gesichert bleiben und nicht jo

viele, als ohne diese Vorsicht sterben. In der Erndte treibt man sie iy. die Stoppeln,

oder auf die abgemahete» Wiesen, daselbst finden sie, Würmer, Heuschrecken, Käfer, Körner und dergleichen

genug, daß man sie zu Hause zu füttern nicht nöthig hat. Sie werden hierbey stark und groß genug daß man gegen Michaelis diejenigen, die man nicht für feine eigene Küche, oder zur Zucht gebrauchen will ver­

kaufen kann. Während der Zeit daß sie aus dem Ey gefchlüpfet bis dahin daß sie völlig ausgewachsen sind,ereignen sich mit ihnen mancherley Veränderungen, auf die man bey

ihrer Zucht acht zu geben Ursach hat, weil sie öfter­ einen Einfluß auf ihre Gesundheit haben.

Das erste

was zu bemerken ist, ist daß die Jungen anfangs als

ein unbehülflicher Wollklumpen aussehen, woran ein

großer Kopf mit trüben Augen. Unterdessen ehe sie sechs Wochen alt werden, kommen zwischen diesen wollichten Federn, erst die eigentlichen Federn hervor. Nach diesen fangen die Schwülen oder der fleischige

Auswuchs am Kopfe und Halse an, zum Vorschein zn

kommen, worauf ihnen daselbst im dritten Monathe,

die

124

Von den Truthühnern.

die Federn ausznfallen und diese Theile kahl zü werde»

beginnen, in kurzen zeigt sich denn auch die bey den

Alten am Kinn befindliche schlaffe Haut.

Hierauf

.wachsen sie zusehends schnell in die Höhe, die Männ­

chen verlieren ihre pipende Stimme und fangen an sich wie die alte» aufzublähen, zu brüsten und gleich­

mäßig zu kullern, wie auch bey der geringsten Gelegen­ heit mit einander zu kämpfen. .In den ersten Wochen, bekommen sie zuweilen zwey

oder drey Federn am Hintern, deren ihre Kiele sind

voller Blut, ziehet man diese nicht behutsam aus sowerde« sie krank. Im ersten Jahre ihres Alters mausern sich die Trut­

hähne nicht, sondern die Federn wachsen mit dem Kör­ per immer fort, werden größer und dunkler an Farbe.

Um die Jungen abzuhärten, daß ihnen Kälte und

' nasse Witterung nicht schade, und sie leichter zu erzie­ hen wären, hat man schon Versuche gemacht, und sie,

so bald sie aus dem Ey gekommen, in kalt Wasser ge­

steckt. An andern Orten hat man sie im Freyen auf Wiesen-mo nur kleine bretterne Häuser, um sie doch

einigermaßen zu schützen, hingestellt werden, gehen

legen und brüten lassen.

Den Jungen ist man anfangs

blos mit einem Futter aus weichem Käse, gehackten -Nesseln, Salat rc. mit Gersten Schrot vermischt zu Hülfe gekommen, von beiden Versuchen wird versichert

daß sie gut ausgefallen und die Jungen ohne viele

Mühe gesund geblieben und groß geworden sind. Bis sie zwey Monathe alt sind, und die Köpfe anfangen roch zu werden, so lange sind sie den mehresten Krankheiten unterworfen, und so lange stehet man in Gefahr eine« Theil der Jungen zu verlieren, hernach

aber

Von den Truthühnern.

125

aber kann man schon sicherer auf ihr Fortkommen rech­ nen. Zu dieser Zeit kann man auch den Anfang machen sie nut ungeschroteten Körnern j« füttern. Wenn sie mit Vortheil verkauft werden sollen, so muß es geschehen wenn sie ohngefähr vier Monathe alt find und damit sie den Käufern desto angenehmer wer­ den, so muß man sie, wenn sie nach der Erndte nicht mehr in die Stoppeln gehen, zu Hause desto reichlicher futtern. Diejenigen so man 'den Winter über behalten will kann man mit Körnern, Spreu, Kartoffeln und allerley andern Dingen füttern, fällt aber im Winter heftiger Frost ein daß sie die mehrest« Zeit im Stalle bleiben, so giebt man ihnen gerne des AbendS und Morgens ein Futter, des Mittags über Kartoffeln, die gekocht zer­ drückt und kalt gemacht worden, auf welche Weise sie ihnen am besten gedeihen. Dabey hüte man sich daß kein Funer gefroren sey, denn selbiges schadet ihnen eben so sehr als das zu heiße.

Weder in der Krippe woraus sie fressen noch im Sauftrvge muß Eis geduldet werden, sondern so oft man ihnen etwas giebt, ist erst die Krippe zu reinige« und letzteres von allem Eise zu befreien, am besten man gebe ihnen beydes im Stalle wo es so leicht nicht frieret, und das Wasser mache man durch Zugießen von war­ men laulicht. Die Vorsicht wegen des Eises ist höchst nöthig, denn wenn sie etwas davon verschlucken, so ist es ihnen höchst schädlich. Ist hingegen dir Kälte im Mutter nicht strenge, oder wenn gelinde Witterung einfällt, so, kann man das Mittagsfutter ersparen und sie -r- Mov, -en-

it6

Von den Truthühnern.

gens mit Gerste des Abends aber mit gekochten Kar­ toffeln abfpeisen. Großen Schaden und Nachtheil richten sie nicht an, es sey denn daß nicht Acht auf sie gegeben würde, und sse unversehens in die Garten gelangen, wo sie durch Auskratzen des Samens und Abfressen der Blüten rc. an den Gewachsen oder auf dem Felde auf der Saat, schon Unheil genug anrichten können. Haben kleine Kinder rothe Kleidungsstücke oder sonst etwas rothes an sich, so nehme man sie vor den Truthähnen in acht besonders lasse man sie nicht allein gehen wo diese sich aufhalten, sie würden über die Kinder herfallen, und könnten ihnen, da sie sich zu wehren noch nicht im Stande sind, viel Schade« zufügen. Weiter ist ihnen nichts böses nachzusagen als daß sie sich selber zuwei­ len durch ihre Zancksucht und Streit ums Leben brin­ gen, wenn sie nicht von einander gebracht werden. Desto mehr Feinde haben sie, vornehmlich in der Ju­ gend, an den Habichten, Sperbern und Falken. Sie selbst wissen nicht wie gefährlich ihnen diese sinh, allein äuf die Warniing ihrer Mutter, die diese Raubvögel in der größten Entfernung in der Lüft entdecket, ver­ kriechen sie sich in der größten Geschwindigkeit, die ganz kleinen unter die Flügel ihrer Mutter, die großen aber ins Gras oder Nächstes Gebüsch, das sie finden. Ist die Gefahr vorbey so weiß die Alte durch ihre lockende Stimme sie so gleich zusammen zu rufen und alle versammlen sich wieder bey ihr. Die Wiesel und Ratten obgleich sie hauptsächlich

»ur den Eyern nachtrachtrn, kann man ebenfalls so gut wie jene unter' ihre Feinde rechnen. Nicht weniger auch ihre Läuse und die Milben, die wenn sie sich sehr »er-

Von den Truthühnern.

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vermehren die Truthühner sehr herunterbringen und gar tödt-en können. Das beste Mittel gegen die letzrern ist das Salzwasser, wenn man sie damit wäscht, wonach sie sich bald vertieren» Daß sie viel und mehrern Krankheiten unterworfen» laßt sich schon aus ihrer Weichlichkeit vorausschließen, besonders sterben die mehrefien, ehe sie zwey Monathe alt werden. Ein kritischer Zeitpunkt ist es für sie, wenn ihnen zu dieser Zeit am Kopfe und oben am Halse die fleischigen Drüsen hervorbrechen, wovon sie die mehreste Zeit erkranken, alsdann muß man sie vor kalter und nasser Witterung sehr in Acht nehmen, und kann ihnen zur Stärkung so wohl als zum Heraustreiben, dieser Fleischknoten, ein Pfefferkorn einstecken und dabey etwas Wein unter, ihr Wasser gießen vder in das Futter mengen» Zuweilen entstehen ihnen auf der Zunge kleine Bla­ sien, die sie wenn sie fressen wollen, schmerzen müssen, diese zu vertreiben legt man rostiges Eisen in das Wasisier und laßt sie davon saufen, bis sie vergehen. Es kann bey dem Hüten sich ereignen, daß sie von dem Schierling fressen, dieser ist ihnen außerordentlich schädlich, manche können noch gerettet werden, wen» man ihnen, so bald dieser Unfall bemerket wird. Baumdl eiugiebt. Der rothe Fingerhut ist gleicherweise ein heftiges Gift.für sie, diejenigen die davon geftessen haben, ge? rathen in einen Taumel oder Schwindel, bekomme» heftige Zuckungen, und wenn sie zu viel gefressen, fanx gen sie an abzunchmen, und bekommen zuletzt die Aus­ zehrung, woran sie gemeiniglich sterben. Treibt ma». sie daher in Gärten oder ander Otten wo diese Kräu­ ter

rrtz

Von den Truthühnem

ter wachsen, so ist kein anderes Mittel die jungen Trut­ hühner zu erhalten, als beide Gewächse zuvor sorgfältig zu vertilgen. Es wird sich mancher wundern, wenn er hört, oder gesagt wird, die Truthühner bekämen das Fieber, die Sache ist aber doch gegründet. Diese Krankheit äußert sich daran, daß ihnen die Federn an den Flügeln dick und aufgeblasen werden. Das beste Mittel dagegen ist, man ziehe ihnen diese Federn aus, und gebe ihnen zu Zeiten Weitzenbrod-Krumen in Wein etngetaucht. Zugleich bereite man ihnen Gerstenwaßer zum Saufen, worin Hammerschlag oder Eisenschlacken gelegt worden: und unter das Futter menge man ihnen etwas weniges recht fein gescharbte Raute und Beyfuß. Giebt man den jungen Truthühnern nicht täglich frisches Futter, sondern älteres was öfters sauer ge­ worden, so bekommen sie ganz gewiß den Durchfall oder die Ruhr. Der Unrath der von ihnen gehet ist weiß und ganz flüssig, so daß anstatt daß sie ihn wie gewöhnlich von sich fallen lassen sollten, ihn vielmehr »on sich spritzen und zuletzt daran sterben. Das beste und einzige bekannte Mittel dagegen ist, daß sie stets frisches Futter bekommen welches nicht alt geworden. Außer den vorhin erwähnten Blasen auf der Zunge, werden sie auch an eben diesem Theile wiewohl seltener als die gemeinen Hühner mit dem Pips befallen. Dieser Zufall ist eigentlich eine Verhärtung der Haut die sich vorne unter der Zunge anfängt nach und nach davon weiter gehtt und wenn es nicht verhindert wird zuletzt bis Den ersten Magen erstrecket. Die Truthühner die damit befallen werden sind nicht vermögend ihr Futter aufzu» nehmen und wenn die Krankheit zu wett gegangen, es itt

Von den Truthühnern.

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zu verdaue«, alsdantt ist auch kein Mittel Mehr vor­ handen- sie vom Tode zu retten. Man muß dennoch bey Entstehung dieser Krankheit, sogleich zu Hülfe kom­ men, die an der Zunge entstandene hatte Haut behutsam ablösen und ihnen einer Haselnuß groß gesalzene But­ ter, mit etlichen schwarze« Pfefferkörnern uttd eine Kreuzspinne emgeben. Gewöhnlich rühret diese Krank­ heit wohl von der Nachlaßigkeit desjenigen her der die Truthahne füttert, wenn sie schlechtes Wasser und Nicht zu rechter Zeit bekommen; dentt eigentlich rührt dieses Uebel vcin unreinen Saufen her. Die Gicht ist ebenfalls eine böse Krankheit für sie, und ob sie gleich zuweilen schon so idie sie aus dem Ey kommen, damit befallen sind, so wird ihnen selbige doch die mehreste Zeit, durch Erkaltung, durch unzeitige Er­ wärmung am Ofen und besonders unordentliche.Fütte­ rung zugezogett. In einer bessern, diesem entgegenge­ setzten Behandlung dieser kleinen Thiere, bestehet die sicherste Kur. Manchmahl schwillt ihne« auch der Kopf auf oder wird ihnen gleichsam aufgeblasen,-dieses ist eine ihrer gefährlichsten Krankheiten, woran sie schon den zweiten Tag sterben können, das Waschen mit abgekochtem Gersienwasser ist bisher noch als eins der besten Gegenmittel dafür befunden worden» Es trifft sich, daß matt die Truthühner nach dem Futter laufen siehet, ohne daß sie davon fressen, dabey sehen sie ganz niedergeschlagen und traurig aus, nimmt man sie auf, untersucht de« Kropf und findet daß er dick und hart ist, so ist dieses ein sicheres Zeichen der Unverd.rulichkeit. Dieser Fehler rühret davon her, wenn sie zu mehlichtes Futter, das zu trocken und nicht I gleich-

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Von den Lmthühttem,

gleichförmig durcheinander angefeuchtet gewest»/ be­ kommen haben wenn sie hierauf sogleich saufen, so ist es natürlich, daß sich dieses Futter in dem Kropf zusam­

menballet, und harte Klumpen daraus entstehen, die alsdann nicht weiter zur Verdauung nach dem Magen

gelangen können. Dieser Krankheit sind durch benann­ te Verwahrlosung beide Theile, sowohl Alte als Junge unterworfen, jedoch mit dem Unterschiede, daß bey letz­ ter» keine Rettung vorhanden, erster» aber durch eine

Operation zuweilen noch zu helfen stehet.

Man macht

nämlich oben an der Seite am Kropfe mit einem recht scharfen Messer einen Schnitt, der eben groß genug ist,

um die verhärteten Klumpen herauszunehmen.

Wenn

dieses verrichtet, nähet man die Wunde wieder zusam­

men, bestreicht sie mit brauner geschmolzener Butter, und futtert das Truthuhn nur ganz mäßig und öfter, so heilet die Wunde in sehr kurzer Zeit wieder zusam­ men. Bey der Operation ist noch diese Vorsicht in Acht zu nehmen, daß der Schnitt weder vorne an der Brust,

am allerwenigsten aber nicht zu tief herunter gemacht werde, weil alsdenn das Getränk wieder durch die

Wunde herauslaufen, und der Grund von neuem zu

dieser Krankheit gelegt werden würde. Die Verstopfung heilet man mit Sennesblätter,

welche zu Pulver gerieben werden, das mit Mehlteig zu Pillen, in der Größe von Erbsen gemacht wird.

Diese benetzt man etwas und giebt ihnen täglich ein paar Stück davon. Zuletzt ist noch zu bemerken, daß sobald man be-

Nrerkt, daß ein oder mehrere krank werden, man sie so­ gleich von den übrigen Gesunden absondere, damit sie sich

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izi

sich einander nicht anstecken und ihre Krankheiten mit­

theilen, als wozu die Truthühner sehr geneigt sind..

Ferner daß unter denen Krautern die man an gesun­

den und kranken Tagen geben kann, die großen Hunds­ kamillen, Nesseln, Klettenkraut,-Fenchel, Wermuth, Beyfuß, Sallat,

Bete, Mangold, Kohlblatter und

allerley Arten Früchte die allerzuträglichsten sind.

Nach so vieler Mühe, die eine Hallsmutter bey der Truthühnerzucht hat, frägt es sich, welcher Nutzen ist

davon zu erwarten? die Beantwortung dessen hängt mehrentheils von dem Werthe des Futters ab; wohnt

man auf dem Lande, wo es nicht an guter Gelegenheit mangelt und wo man wohlfeiles Futter für sie genug

hat, da bleibt der Vortheil wohl noch immer beträchtlich, ist es aber in der Stadt, oder an einem Orte, wo matt

schlechte Gelegenheit hat, und das Futter theuer ein­ kaufen muß, da ist es vergebliche Mühe Nutzen bey der Truthühnerzucht zu suchen.

Die Federn taugen nicht viel, in guten Betten kann

man sie garnicht, allenfalls noch in den ganz schechten gebrauchen, jedoch muß man sie mit keinen andern ver­ mischen, sondern für sich allein einstopfen.

Von den Eyern ist nicht viel zu sagen, als daß sie eben so wie die Hühnereyer benutzt werden können,

welche, wenn sie frisch gekocht, manche noch verziehen, andere aber als nicht so gesund ansehen. Das wichtigste was von den Truthühnern zu be­

nutzen ist, ist das Fleisch derselben.

Es ist ungemein

schmackhaft, zart, leichtverdaulich, gesund und nahr­

haft. Das von den Hähnen ist besser als von den Hüh­

nern, von castrirten jungen Hähnen.

Ueberhanpt ge­

hören die Braten davon zu den vorzüglichsten.

2-

Man-

che

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Von den Truthühnern.

che kochen die einjährigen, jungen Truthühner und be­ reiten kräftige Suppen davon» Ungemästet langen weder die Hahn« noch die Hüh­ ner sehr viel und die davon bereiteten Speisen können nicht sonderlich schmackhaft werden». Wollte man sie ganz mager verkaufen, so ist es auch nicht rathsam, denn wenige Käufer geben sich mit der Mast ob; und diejenigen, die es thun bezahlen das wenigste,die mehresten haben auch nicht einmahl Gelegenheit dazu; das beste Ist also, sie mögen verkauft oder für sich selbst gebraucht werden sollen, sie zuvor zu mästen, denn sind sie auch eine angenehme Waare, die man nimmer bald los wird. Das Mästen der Truthühner kann auf veschriedene Art verrichtet werden, wo immer eine mehr oder weni­ ger Zeit, Müh« und Kosten als Vie andere erfodert. Sie sollen nach der Reihe angeführet werden, und jeder kann sich denn die Art und Weise wählen, die ihnen am besten und vortheilhastesten zu seyn scheinet. Was die Truthähne und Hühner anbelangt, so sind die zweyjährigeu die allertauglichsten dazu, und den Jungen besonders aber ganz Alten weit vorzuziehen. DieMast an sich selbst geschiehet: Entweder auf die ganz gemeine Art, wenn man sie gehörig und genugsam mit ordinairer Gerste futtert, wobey sie schon ziemlich fett werden. Diese Mästung gehet aber nicht so geschwind als man glauben mag, oder wie bey den Gänsen, sondern nur nach und nach, deßwegen man Geduld dabey haben muß. 'Besser und eher gelingt schon die Mast, wenn matt sie wie die Gänse stopfet, zu welchem Ende man aus Gerstenschrot kleine länglichte Nudeln macht, und sie damit stopfet. Sie sollen auf diese Weise mehr Fettansetzen,

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setzen, als wenn sie Körner bekommen, allein diese Mä­ stungsart der Truthühner ist lange nicht so gewöhnlich

als die erstere gemeine oder nachfolgende. Die letzte Weise geschiehet, wenn die Truthahne oder Hühner zuvor verschnitten worden, und dann erst gemästet werden. Die Lüsternheit der Menschen ist wohl die Ursach und Erfinderinn dieser für die Thiere so

schmerzhaften Behandlung, der fie stch unterwerfen

müssen, blos um den Gaumen des Wollüstlings eine kurze Zeit zu reitzen.

Von den auf diese Art verstüm­

melten Thieren nennt man die Hähne Kapaunen, die

Hühner aber Poularden.

Sie werden nach dieser mit

ihnen vorgenommenen Operation nicht allein größer,

sondern auch weit fetter, zarrer und wohlschmeckender als fie in ihrem natürlichen Zustande gewesen seyn würden.

Die Thiere, so man hierzu bestimmt, müssen

aber nicht zu alt seyn, und besonders muß man mit den

Hähnen nicht so lange warten, bis sie anfangen wollen zu treten. Die späte Zucht taugt weder zu Kapaunen

noch zu Poularden.

Bey den letztem oder Truthüh­

nern ist der Brachmonath wenn fie halb erwachsen sind die allerfchicklichsie Zeit dazu.

Das ganze Verfahren bestehet darin, daß den Thie­

ren di? zur Fortpflanzung, nöthigen Theile

aus dem

Leibe genommen werden. Das Verschneiden der Truthähne ist von dem der

Haushähne etwas unterschieden, wie es sich in der Folge im Kapitel von der Hühnerzucht auch zeigen

wird.

Die Ursach ist: weil der Leib der erstem länglich

ist, und man, wenn der Schnitt wie bey dm Haushah­

nen gemacht wird, nicht mit dem Finger zu den Testikeln gelangen kann, die oben an dem Rücken befindlich sind.

3 3

Es

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Von den Truthühnern.

Es muß dazu also eine bequemere und Nähere Stelle

gewähret werden und diese findet sich an der linken

Seite. Wenn demnach der junge Truthahn auf den beyden stachen Handen lieget, so werden ihm die Füße durch die beiden Daumen zurück gebogen und fest gehalten.

Alsdann wird an der linken Seite, an der Stelle wo die Keule anlieget, das Fleisch dünne ist, und nur in

einer weißen und darunter liegenden braunen Haut be­

stehet, ein Einschnitt von ohngefahr anderthalb Zoll ge­ macht. Die schlaffen Hoden, die an eben dem Orte wie bey den gemeinen Haushähnen liegen, löset man aufs behutsamste ab und höhlt sie mit gebogenen Fin­

gern heraus.

Sie sind merklich größer als' bey den

Haushahnen und folglich eher und besser zu finden. Zur Heilung steckt man ein Stückchen Butter in die

Wunde, heftet sie zu, bestreicht sie mit Baumöl oder

Butter und streuet Aiche darauf.

Zuletzt schneidet

inan ihnen noch den Rüstel oder das fleischigte Horn ab «nd bestreicht die Stelle ebenfalls wie die Bauchwunde

mit Oel oder Butter und Asche.

Bey der Heilung

hat man nun weiter nichts zu thun, als sie acht Tage

eingesperrt zu halten.

Das Verschneiden der Truthühner oder Trutpoularden ist von dem der gemeinen Haushähue nicht un­ terschieden, sondern in allen Stücken gleich.

Hinter

dem Steiße findet sich eine Erhabenheit, an derselben werden die Federn ausgerupft. Wenn dann mit einem ubtiien Messer hier ein Schnitt gemacht wird, so kömmt die Mutter zum Vorschein, diese wird so weit

hervorgedrückt daß sie zur Wunde, die nicht zu groß seyn

muß, heraus.kömmt; diese wird wo sie angewachftnabgeschnitr

Von den Truthühnern, geschnitten.

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Manche nahen dann die Wunde, wen»

sie vorher wie bey den Truthähnen etwas Butter hineinge-

steckt, zu und bestreichen sie mit Butter oder streuen Asche darauf.

Andere aber bestreichen blos die Wunde

mit Butter ohne sie zuzunahen und bestreuen sie mit Asche, wo sie dann auch bald vou selbst zuheilet.

Zu­

letzt schneidet man ihnen das kleine fleischigte Horn auf dem Kopf und die kleinen Globen an den Backen ab.

Wenn sie sich ausgeheilet kann man sie wieder frey gehen

lassen und sie werden geschwind groß und stark werden.

Diese Operation ohne Erfahrung und Unterricht vvrzunehmen ist aber doch nicht jedem zu rathen, weil

durch ein geringes Versehen diese Thiere so beschädigt werden können daß sie davon sterben müssen.

Wer sich

also hiermit abgeben will und keinen hat, der ihm hierin Unterricht geben kaun, der thut wohl daß er sich zuvor an geschlachteten Truthühnern übe, die Lage der Hoden

und Mutter kennen lerne, um die Stelle zu finden

wo die Operation