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German Pages [594] Year 2011
Der Spanische Erbfolgekrieg
Stefan Smid
Der Spanische Erbfolgekrieg Geschichte eines vergessenen Weltkriegs (1701–1714)
2011 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Stefan Smid ist Professor für Zivilprozessrecht und Zivilrecht in Kiel. Neben insolvenzrechtlichen Lehrbüchern zählen zu seinen Veröffentlichungen ein Lehrbuch der Rechtsphilosophie und Arbeiten zur Geschichte des Insolvenzrechts.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Die Schlacht bei Denain, 24. Juli 1712; Ölgemälde von Jean Alaux, gen. Le Romain (© bpk Berlin)
© 2011 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Satz: WBD Wissenschaflicher Bücherdienst, Köln Druck und Bindung: General Druck, Szeged Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Hungary ISBN 978-3-412-20638-3
Vorwort
Mein Vater Klaus Smid hat mir vor sehr langer Zeit Winston Churchills Marlboroughbiographie geschenkt und damit ein Interesse am Spanischen Erbfolgekrieg geweckt, dass seither nicht erloschen ist. Die Anregung, dieser Epoche eine historische Darstellung zu widmen, stammt von Hans-Günther Scholtz. Meine Freundin und Frau, Dr. Silke Wehdeking, hat meine Literaturrecherchen stets mit sehr lebhafter Aufmerksamkeit begleitet und ist nicht müde geworden, ihre Ergebnisse mit mir zu erörtern, meine Tochter Julia und mein Freund Frank Jeroma haben die ersten Texte dieses Buches in seinem Anfangstadium gelesen und mich ermutigt, nicht aufzugeben. Meine Söhne Christian und Leopold haben von Prinz Eugen, dem Sonnenkönig gehört und mir die Zuversicht gegeben, dass Historiographie heute noch oder vielleicht sogar wieder auf Interesse stoßen kann. Johannes van Ooyen, Programmleiter des Böhlau-Verlages Köln, hat sich mit großem Engagement und nie endender Geduld diesem Projekt angenommen, wofür ich ihm zu außerordentlichem Dank verpflichtet bin. Dank schulde ich neben Dr. Silke Wehdeking auch Prof. Dr. Günter Baust: Beide haben sich der Mühe unterzogen, das Buch Korrektur zu lesen, ohne die an die Fertigstellung nicht zu denken gewesen wäre. Stefan Smid Strande, Juli 2010
Inhalt
Teil A Die lange Vorgeschichte des Konflikts: Drei Spanische Erbfolgekriege im 17. Jahrhundert und die Kriegskunst des frühen 18. Jahrhunderts
Kapitel 1: Der Kampf um das Gleichgewicht der europäischen Mächte
Wovon wird die Rede sein?................................................................................... 13 Ein Konflikt im Zwielicht.................................................................................... 16 Die absolutistische Herrschaft Ludwigs XIV. und die Vorherrschaft Frankreichs über das christliche Europa................................................................................... 17 Kapitel 2: Die Erbstreitigkeiten nach dem Tod Phillips IV.
Auftakt im Kampf um das spanische Erbe: Der Devolutionskrieg........................ 19 Die gescheiterte Niederwerfung der Vereinigten Provinzen: Der holländische Krieg......................................................................................... 34 Der Zenith des Sonnenkönigs und der Aufstieg des Hauses Österreich: Reunionsvollstreckungen, Reunionskrieg und Türkenkrieg.................................. 65 Die strategische Defensive und der Niedergang der Ambitionen Ludwigs XIV.: Neun Jahre Krieg gegen die Liga von Augsburg.................................................... 70 Der Sieg über das Osmanische Reich: Das Ende des Zweifrontenkriegs mit dem Friedenschluss von Karlowitz................................................................. 105 Die spanische Sukzession...................................................................................... 111 Die Okkupation der Spanischen Niederlande und des Herzogtums Mailand........ 117 Die Ressourcen Ludwigs XIV. und die Große Allianz........................................... 120 Kriegsziele............................................................................................................ 129 Die Gesamtlage und der Aufmarsch der Großen Allianz im Jahr 1701................. 129 Kapitel 3: Militärische Potentiale
Waffengleichheit der streitenden Parteien............................................................. 133 Heeresverfassung, Loyalität und Disziplin............................................................ 133 Bewaffnung, Arten und Uniformierung der Infanterie.......................................... 137 Organisation und taktischer Einsatz der Infanterie............................................... 142 Ausrüstung und taktischer Einsatz der Kavallerie.................................................. 146 Artillerie und Train............................................................................................... 150
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Inhalt
Befestigungen, Festungen und Belagerungen........................................................ 155 Die Beute des Siegers und das Los des Unterlegenen: Gefangenschaft.................. 159 Die Versorgung der Armeen................................................................................. 160 Das ruhmreiche Gesicht des Kriegs: Stellungskrieg und Seekrieg.......................... 164 Winter ................................................................................................................ 167 Die Bezahlung des Kriegs..................................................................................... 169 Das hässliche Alltagsgesicht des Kriegs: Der Kleine Krieg..................................... 172 Kriegskunst im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert........................................ 175 Teil B Die französischen Offensiven und die erfolgreiche Defensive der Großen Allianz (1701 bis 1705)
Kapitel 4: Der Auftakt
Kaiserliche Truppen fassen Fuß in Norditalien (1701).......................................... 177 Der Aufstand in Neapel und die Blockade Mantuas durch kaiserliche Truppen (Herbst 1701 und Winter 1702).......................................................................... 183 Der Kampf um die Lombardei: Der Handstreich von Cremona, die Belagerung Mantuas und das Detachement nach Neapel (Frühjahr 1702).............................. 184 Der Tod Wilhelms III., Queen Anne und die Große Allianz................................. 189 Marlborough wird zum Oberkommandierenden der englischen und holländischen Truppen.................................................................................. 191 Der Beginn der Feindseligkeiten an Rhein und Donau (1702)............................. 192 Kapitel 5: Kriegserklärungen
Die Kriegserklärungen des Kaisers, der Generalstaaten und Englands an Ludwig XIV.......................................................................................................... 193 Die Kriegserklärung Ludwigs XIV. an den Kaiser, die Generalstaaten und England........................................................................................................ 193 Die Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an Ludwig XIV......................................................................................... 194 Kapitel 6: Kampfhandlungen an allen Fronten (Frühsommer bis Winter 1702)
Vendômes Gegenoffensive in Norditalien: Von Cremona bis Mantua................... 194 Die Schlacht von Luzzara (15. August 1702)........................................................ 197 Der Ausgang des Feldzugs 1702 in Norditalien.................................................... 199
Inhalt
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Die Abreise Prinz Eugens aus Italien zu seinem Amt als Präsident des Hofkriegsrats (Dezember 1702)...................................................................... 201 Rhein und Donau (1702)..................................................................................... 201 Die Vorherrschaft der Großen Allianz zur See: Der Fehlschlag des Angriffs auf Cadiz und der Seesieg der Seemächte in der Schlacht von Vigo (12. Oktober 1702).............................................................................................. 211 Siegreich ohne Blutvergießen: Der Schlag gegen die Generalstaaten wird abgewehrt..................................................................................................... 219 Der Beginn des Cevennenkriegs........................................................................... 226 Kapitel 7: Von Höchstädt – zum Schellenberg – nach Höchstädt: Die Abwendung des Zusammenbruchs Österreichs (1703 bis 1704)
Manöver, Gegenmanöver und Belagerungskrieg in den Niederlanden (1703)....... 227 Kontrollverlust über Süddeutschland: Die Rückeroberung Landaus durch Tallard........................................................................................................ 229 Das letzte Aufleuchten des Waffenglücks Max Emanuels und die Zerschlagung der kaiserlichen Macht an der Donau in der ersten Schlacht von Höchstädt (1703).......................................................................................... 237 Das italienische Kriegstheater 1703 und der Frontwechsel Savoyens: Der Anfang vom Ende französischer Hegemonie in Norditalien........................... 244 Der Kuruzzenaufstand und der Verlust Ungarns (1703)....................................... 252 Marlboroughs Marsch ins Reich und die Verwüstung Bayerns (Sommer 1704).... 256 Blenheim: Die zweite Schlacht von Höchstädt..................................................... 267 Bis vor die Tore Wiens: Der Kuruzzenaufstand weitet sich zum Krieg aus (1704). 279 Italien................................................................................................................... 282 Das spanische Kriegstheater zu Land und zur See................................................. 288 Der Verlauf des Cevennenkriegs........................................................................... 294 Kapitel 8: Die Große Allianz verliert die Initiative an Frankreich (1705)
Diplomatie........................................................................................................... 296 Stillstand an Maas, Mosel und Rhein................................................................... 297 Vendômes Erfolge und die Rückschläge der Alliierten in Norditalien................... 303 Die Sendlinger Mordweihnacht und der Aufstand Bayerns................................... 310 Ungarn................................................................................................................. 319 Die Eroberung Kataloniens für Karl III................................................................ 319 Die Lage zur Jahreswende 1704/1705.................................................................. 319 Die Belagerung Gibraltars.................................................................................... 321
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Inhalt
Teil C Der Siegeszug der Großen Allianz und die Krise Frankreichs (1706 bis 1709)
Kapitel 9: Annus Mirabilis 1706: Der Triumph der Großen Allianz an allen Fronten Die Querelen in der Großen Allianz und die französische Offensive in den Niederlanden (Ende 1705 bis zum 22. Mai 1706)..................................... 335 Ramillies, 23. Mai 1706....................................................................................... 340 Die Eroberung der Spanischen Niederlande durch die Große Allianz................... 350 Die Einnahme von Menin.................................................................................... 355 Verhandlungen und letzte Erfolge der Alliierten 1706.......................................... 359 Turin und der Triumph kaiserlicher Waffen in Norditalien................................... 360 Rhein................................................................................................................... 365 Kapitel 10: Stillstand der Großen Allianz (1707)
Karl XII. und Marlborough in Altranstädt............................................................ 366 Die Durchbrechung der Stollhofener Linien und die Plünderung Württembergs durch Villars.................................................................................. 368 Verpasste Gelegenheiten in Brabant...................................................................... 369 Die gescheiterte Belagerung Toulons.................................................................... 369 Der Krieg des Kaisers gegen Papst Clemens XI..................................................... 373 Die politischen Folgen der Lage auf den Kriegsschauplätzen Oberitaliens und Spaniens........................................................................................................ 375 Kapitel 11: Endgültige Behauptung Flanderns durch die Große Allianz (1708)
Der Beginn der Kampagne an Rhein und Mosel: Ein Wettlauf zwischen Prinz Eugen und Berwick..................................................................................... 378 Die Unzufriedenheit in den Spanischen Niederlanden sowie die Einnahme von Gent und Brügge durch die Zwei Kronen............................... 380 Die Rückgewinnung der Initiative durch Marlborough und Prinz Eugen............. 382 Die Schlacht von Oudenaarde, 11. Juli 1708........................................................ 384 Die Optionen der kriegsführenden Parteien nach der Schlacht: Die Stunde Marschall Vaubans............................................................................. 397 Die Belagerung von Lille...................................................................................... 400
Inhalt
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Kapitel 12: Nach dem Blutbad: Übergang zum bloßen Belagerungskrieg (1709)
Überlegungen zu den kriegsentscheidenden Schlachten und der Alltag des Kriegs................................................................................................... 411 Der große Frost und die Friedensdiplomatie......................................................... 414 Der späte Beginn des Feldzugs 1709..................................................................... 417 Die Belagerung von Tournai................................................................................. 420 Der Versuch Villars, die Belagerung von Mons zu verhindern............................... 423 Malplaquet........................................................................................................... 425 Mons.................................................................................................................... 436 Kapitel 13: Von der Schlacht von Trencín bis zur Amnestie durch Josef I.: Der Kuruzzenaufstand . ....................................................................................... 439 Kapitel 14: Die Wende des Kriegs in Spanien zugunsten Phillips V. .................... 443 Kapitel 15: Die politische Folgen von Malplaquet
Dänemark, Preußen und das österreichische Kriegskabinett................................. 454 Karl XII. und die Bedrohung des Erblands durch die Hohe Pforte....................... 455 Teil D Der Zerfall der Großen Allianz und die Wiedergewinnung der Offensive durch den Sonnenkönig
Kapitel 16: Die letzten Erfolge der Alliierten (1710 und 1711)
Der Sturz des Duumvirats in England.................................................................. 457 Französische Zuversicht........................................................................................ 458 Douai, Béthune, Aire und St. Venant: Ludwig XIV. tauscht Festungen gegen Zeit............................................................................................ 460 Tod Josephs I. ..................................................................................................... 464 Bouchain: Der letzte alliierte Sieg......................................................................... 466 Das Ende des Kuruzzenkriegs............................................................................... 471 Kapitel 17: Der Krieg um die Kolonien
Die Kriege von King William und Queen Anne................................................... 471 Indien.................................................................................................................. 476
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Inhalt
Kapitel 18: Marlboroughs Sturz und der Krieg bis zum Frieden von Utrecht
England zieht sich aus dem Krieg zurück.............................................................. 477 Villars Sieg bei Denain (24. Juli 1712)................................................................. 479 Kapitel 19: Der letzte Triumph Carlos III. und der Sieg Phillips V. auf dem spanischen Kriegstheater 1710 bis 1712 ................................................ 484 Teil E Die Fortsetzung des Kriegs durch Kaiser und Reich und die Friedensschlüsse
Kapitel 20: Der Frieden von Utrecht
Voraussetzungen und Vorverhandlungen.............................................................. 495 Die Diplomaten und die Bedeutung des Utrechter Friedens................................. 497 Die Regelungen des Utrechter Friedenstraktats..................................................... 497 Der zweite Barrieretraktat..................................................................................... 498 Kapitel 21: Der Krieg kehrt in das Heilige Römische Reich zurück
Die Belagerung und Eroberung Landaus durch Villars......................................... 498 Die Eroberung Freiburgs...................................................................................... 501 Kapitel 22: Die Friedensverhandlungen in Rastatt
Die Aufnahme der Verhandlungen....................................................................... 502 Die Regelungen des Rastatter Friedenstraktats...................................................... 504 Der Friedensschluss von Baden............................................................................. 504 Der dritte, endgültige Barrieretraktat.................................................................... 504 Kapitel 23: Das blutige Nachspiel des Spanischen Erbfolgekriegs
Der Nordische Krieg............................................................................................ 505 Der Krieg der Quadrupelallianz........................................................................... 506 Anmerkungen ..................................................................................................... 509 Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................................................... 553 Register ............................................................................................................... 561 Kartenregister . .................................................................................................... 582
Teil A Die lange Vorgeschichte des Konflikts: Drei spanische Erbfolgekriege im 17. Jahrhundert und die Kriegskunst des frühen 18. Jahrhunderts Kapitel 1: Der Kampf um das Gleichgewicht der europäischen Mächte Wovon wird die Rede sein?
Der Sonnenkönig, Queen Anne, der Herzog von Marlborough, Prinz Eugen, der Türkenlouis, der Blaue Kurfürst Max Emanuel, aber auch Leibnitz,1 Jonathan Swift und Daniel Defoe2 – diese klangvollen Namen prägen das Zeitalter, das hier besichtigt werden soll. An seinem Anfang beginnt der Konflikt um das Erbe des spanischen Weltreichs mit dynastischem Stolz und hochmütigem Ehrgefühl des jungen Ludwig XIV. Die Herrschaften waren noch nicht wirklich zu Staaten geworden; ihre Gebiete waren in einander verschränkt. Am Ende der Epoche haben sich Staaten formiert mit eindeutig definierten Grenzen. Die Friedensschlüsse, die den Abschluss des Zeitalters der Auseinandersetzungen um die spanische Sukzession bilden, werden möglich, weil sich in England der Gedanke einer parlamentarischen kontrollierten Regierung durchsetzt, die wirtschaftlichen Interessen den Vorrang vor der kriegerischen Erringung von gloire gibt. An seinem Anfang steht die brennende Ungeduld, das gerade noch von Bürgerkriegen zerrissene Frankreich dadurch zu sichern, dass ihm die Übermacht über seine Nachbarn errungen werde; die Friedensschlüsse formulierten ein System des Gleichgewichts europäischer Mächte. Als der Konflikt um das spanische Erbe seinen Anfang nahm, standen einem übermächtigen Frankreich Ludwig XIV. die zerrissenen Fürstentümer des Heiligen Römischen Reichs, das an ihrer Ostgrenze durch die Osmanen tödlich bedrohte Habsburger Erbland und einem im Niedergang begriffenen Spanien, einem England, dessen Herrscherdynastie sich von dem Land abwandte, und einem an innerer Eifersucht die eigene Großmachtstellung riskierenden Holland, gegenüber. Als schließlich Friede geschlossen und der Konflikt beigelegt wurde, traten sich die Mächte gegenüber, die in den kommenden zwei Jahrhunderten das Bild Europas prägen sollten – Österreich hatte Ungarn zurückerobert, Spanien erlebte unter den Bourbonen eine Wiedergeburt, und England überflügelte die Vereinigten Provinzen als Seemacht und Garant des Gleichgewichts der europäischen Mächte, zu denen sich in den Kriegen Preußen gesellt hatte. Und auf der italienischen Halbinsel hatte sich Savoyen behauptet und gestärkt. In den Kriegen, die auf den Spanischen Erbfolgekrieg hinführten und in ihn einmündeten, wurden noch einmal mit enfesselter Wut die Feindschaften der Konfessionskriege ausgetragen. Sogar der Kampf zwischen Kaiser und Papst des Mittelalters führte noch einmal zu einem kriegerischen Konflikt. Am Ende dieser
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Kriege öffnet sich Europa einer Aufklärung, die, im 17. Jahrhundert vorbereitet, das kommende Zeitalter prägt. Die Soldaten marschieren unter den Klängen der Musik Jean-Battiste Lullys in die Hölle, die ihre Generalität zu den Klängen eines Vivaldis im Karneval in Venedig am Spieltisch verabredet hat. Beinahe die ganze Welt wird von den Kriegen erfasst, die um die Erbfolge in Spanien entbrennen; ob diese Kriege erste Weltkriege3 waren oder ein ganz Europa erfassender Konflikt, der Reflexwirkungen auf die Kolonien hatte, kann dahingestellt bleiben: Definiert man einen Weltkrieg als globale Auseinandersetzung aller Weltmächte, dann waren der Neunjährige Krieg und der Spanische Erbfolgekrieg keine Weltkriege, da Russland und China nicht an ihnen teilgenommen und der Krieg Russlands gegenüber dem in Europa, Amerika und Asien diplomatisch isoliert wurde. Freilich: Der Kampf um das spanische Erbe wird in allen Ländern Europas ausgetragen, er lässt die Bewohner Nordamerikas zu den Waffen greifen und um Fischfang- und Jagdrechte unter den Fahnen der Bourbonen oder der Großen Allianz ihrer Gegner ins Feld ziehen. Die Häupter der Irokesischen Nationen besuchen ihren Bündnispartner, die englische Königin, in ihrer Hauptstadt. Corsaren wie Jean Barth streifen über die Meere; an den Küsten Mexikos und des heutigen Venezuelas finden ebenso Seeschlachten statt wie im Mittelmeer, wo seitdem über Gibraltar der Union Jack weht. Und der blutige Nordische Krieg, in dem sich Russland seinen Platz in der Staatengemeinschaft erwarb, der tief in den Steppen bis nach Kleinasien getragen wurde und in dem das überwiegend asiatische Großreich der Osmanen teilnahm, wurde durch die Diplomatie zwar von dem Spanischen Erbfolgekrieg zu trennen versucht, gehört aber wegen der wechselseitigen Verflechtungen der kriegsführenden Mächte zu dem bunten Gesamtbild der unterschiedlichen Theater, auf denen das Drama des Konflikts ausgetragen wurde, von dem hier zu handeln sein wird. Der Spanische Erbfolgekrieg hat das europäische Staatensystem tief beeinflusst. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat seine Geschlossenheit in diesem Krieg erkämpft – und doch ist dieser große europäische Konflikt mit Ausnahme Englands dem europäischen Bewusstsein weithin entrückt. In Deutschland ist er kaum bekannt, in Frankreich und Spanien erscheint er weithin verdrängt. Als 1713 in Utrecht und 1714 in Rastatt zwischen den Alliierten auf der einen Seite und dem Allerchristlichsten König Frankreichs Frieden geschlossen wurde, gingen beinahe dreißig Jahre von Kriegen zu Ende. Am Ende der Kriege, die der Sonnenkönig gegen die Vereinigten Provinzen – und damit gegen England, dessen König seit 1688 der Statthalter der Generalstaaten war – , gegen den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und Fürsten dieses Reichs geführt hat, hatte sich nicht allein Europa verändert, sondern die Welt, soweit sie europäisch beeinflusst oder gar beherrscht war. Die zweite Hälfte des großen europäischen Konflikts am Ende des 17. Jahrhundert, dessen Anlass das Aussterben der spanischen Linie der Habsburger war, beendete die französische Vorherrschaft über Europa für die folgenden 80 Jahre. An die Stelle der Vorherrschaft Frankreichs über Europa trat die Herrschaft des Grundsatzes der balance of power.
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Die Vorherrschaft Frankreichs wurde seit 1679 systematisch unter dem Titel der politique des Réunions ausgebaut, die auf eine Vereinigung von allen Territorien zielte, denen durch französische Juristen nachzuweisen versucht wurde, jemals mit Frankreich verbunden gewesen zu sein. Die „Teutsche Libertät“, um die im Dreißigjährigen Krieg zwei Generationen zuvor mit unendlichem Leid gefochten wurde und die in den Friedensschlüssen in Münster und Osnabrück pro forma anerkannt wurde, war eine Ordnung der Vorherrschaft des absolutistisch-geschlossenen Frankreichs, die es durch die Reunionspolitik mit eigenen Mitteln an der Westgrenze des Heiligen Römischen Reichs, durch die schwedische Krone im Norden des Reichs ausübte. Vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts blieben die französischen Waffen in Europa unbesiegt und unbesiegbar. Nach dem Pyrenäenfrieden 1659 war Spanien als Vormacht Europas endgültig zur zweit-, wenn nicht drittklassigen Macht abgestürzt. Unter Berufung auf die Bestimmungen des Westfälischen Friedens konnte sich die Vormacht Frankreichs auf die unterschiedlichen Interessen des konfessionell zerrissenen Heiligen Römischen Reichs stützen. Die Habsburger des österreichischen Erblands führten den Kampf um ihre Territorien im Elsass und im allemannischen Vorderösterreich weithin auf verlorenem Posten. Allein die niederländischen Generalstaaten waren aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Stande, der bewaffneten Expansionspolitik der französischen Krone zu begegnen. Als Wilhelm von Oranien in der Glorious Revolution als Wilhelm III. die Stuarts ablöste, wurde England, das zuvor Bündnissen zunächst mit Spanien, später im 17. Jahrhundert auch mit Frankreich offenstand, mit den niederländischen Generalstaaten in den Kampf gegen Ludwig den XIV. hineingezogen. Wilhelm von Oranien war der natürliche Führer des protestantischen Europas.4 Erst mit ihm als Bindeglied der protestantischen zu den katholischen Mächten wurde eine Große Allianz europäischer Staaten gegen die französische Vorherrschaft, und erst damit die Eingrenzung und Beendigung dieser Vorherrschaft, möglich. Zugleich trat England endgültig in den Kreis der europäischen Großmächte. So wurde es überhaupt möglich, den Westfälischen Frieden mit seinem System der Eingriffsrechte zu einem System des europäischen Gleichgewichts umzuordnen: Im Prager Friedensschluss 1635 wurde – mit Ausnahme Hessen-Kassels, das als Kriegspartei weiter vom Reichsfrieden ausgeschlossen blieb – die Exekution gegen einen Reichsstand (die Kurpfalz) zum Krieg des Reichs gegen auswärtige Feinde, zu denen mit der Kriegserklärung Spaniens gegen Frankreich im selben Jahr auch Frankreich förmlich eintrat. Der Westfälische Friede machte Frankreich und Schweden zu Reichsständen, gab damit aber Frankreich und Schweden Eingriffsrechte in das Reich. Die im September 1702 erfolgte förmliche Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reichs gegen Frankreich war daher ein einschneidender Akt: Der Reichsstand Schweden war mit seinem Krieg gegen Dänemark, Sachsen-Polen und Russland beschäftigt; die Diplomatie Marlboroughs hatte es vor diesem Hintergrund nicht allzu schwer, Karl XII. von einer Intervention auf Seiten Frankreichs abzuhalten.5 Die Souveränität des Reichs war in
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gewisser Weise damit wiederbehauptet. Im Vorfeld hatten freilich einzelne Kreise sich darüber beschwert. Leopold I. habe mit einzelnen Reichsständen verhandelt, denen er Zugeständnisse gemacht habe, um sie zur Unterstützung gegen Frankreich zu bewegen. Das Reich werde dadurch ohne Einhaltung förmlicher Prozeduren in den Krieg gebracht.6 Schließlich kam es aber zu einem gemeinsamen reichsrechtlichen Vorgehen. Den Herzog von Braunschweig, von dem eine Koalition mit Frankreich erwartet wurde, zwang man durch gewaltsame Intervention lüneburgischer und hannoverscher Truppen in die Haager Große Allianz. August der Starke, der mit einem Bündnis mit Ludwig XIV. liebäugelte, wurde fest in die Sache der Großen Allianz eingebunden.7 So blieben von den Reichsständen allein Bayern und das wittelsbachische Churköln im französischen Lager; die Aktionen der Alliierten gegen Bayern hatten also den Charakter einer Reichsexekution. Die Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekriegs auf die Entwicklung Deutschlands waren also groß; der Gang der europäischen Geschichte wurde durch ihn mit Nachdruck beeinflusst: Ohne den Krieg, der in Utrecht und Rastatt beendet wurde, hätte es keine Politik eines Walpole und eines Lord Canning geben können, auf deren Grundlage die Koalition der napoleonischen Herrschaft ein Ende bereitet hat. Ein Konflikt im Zwielicht
Das Interesse am Spanischen Erbfolgekrieg ist in England nie wirklich erlahmt. Mit Winston Churchills lesenswerter Biografie seines Vorfahren John Churchill, des Herzogs von Marlborough, hat die Rolle Englands im Krieg, in dem England zur Großmacht wurde, gleichsam ein Gesicht, einen Helden bekommen. Es verwundert nicht, dass die Literatur zum Spanischen Erbfolgekrieg überwiegend aus England stammt – und überwiegend eine positive Darstellung der Rolle Marlboroughs verfolgt, was den Gang des Konflikts nicht in allen seinen Aspekten wirklich verständlich werden lässt. Prinz Eugen von Savoyen war der große Feldherr des Kaisers. Als Geistesverwandter und unverbrüchlich treuer Freund des Herzogs von Marlborough ist Prinz Eugen der zweite Held der englischen Geschichtsschreibung. Nachdem in den fünfziger und sechziger Jahren Biografien über ihn erschienen sind, wird sein Bild durch die Vereinnahmung des Feldherren im Dritten Reich überschattet. Das ist nicht minder unhistorisch und unsinnig, wie die gesamte nationalsozialistische Historiografie, trägt aber dazu bei, den Spanischen Erbfolgekrieg in ein wenigstens unattraktives Zwielicht zu tauchen, in dem er bestenfalls als kurioses Ereignis erscheint, wo die Kombattanten Spitzenhemden trugen (was aber allenfalls für die Generalität zugetroffen haben mag). Noch vor Prinz Eugen war Ludwig von Baden der große kaiserliche Feldherr, der sich in den Kämpfen gegen die Osmanen den Beinamen des Türkenlouis erworben hatte, noch bevor – nach dem Spanischen Erbfolgekrieg – Prinz Eugen den belgrader Sieg errungen hat, der in dem bekannten Lied gefeiert wird. Die englische Literatur
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teilt die Antipathie ihrer Helden gegen Ludwig von Baden; die deutsche Literatur schweigt – mit Ausnahmen zu Jahrestagen erscheinender Literatur.8 Nicht viel anders verhält es sich mit dem Kurfürst von Bayern, über den lediglich eine Biografie in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts aber dochkeine weitere Veröffentlichung darüber hinauserschienen ist. Auch er war den Zeitgenossen als bedeutender erfolgreicher kaiserlicher General bekannt. Aus der Sicht der Allierten erscheint Maximilian II. Emanuel als der große Schurke des Konflikts, der aus der Front gegen Ludwig XIV. ausschert, sich gegen „das Reich“ gestellt hat und durch Marlborough und Eugen seiner gerechten Strafe zugeführt worden ist. Der Fall Max Emanuels nahm mit dem Sturm auf den Schellenberg und der Schlacht von Höchstädt (oder Blenheim) seinen Lauf, zwischen denen Bayern verwüstet wurde. Am Jahrestag der höchstädter Schlacht sind in Bayern interessante Veröffentlichungen von Einzeluntersuchungen erschienen. Nicht allein die Bedeutung des Spanischen Erbfolgekriegs rechtfertigt eine Gesamtdarstellung dieses Konflikts; seine Dramatik macht ihn zum lohnenden Gegenstand. War der Dreißigjährige ein außerordentlich politischer Krieg, dessen militärischer Gang sich nicht ohne das Verständnis der vielfältigen Verwerfungen zwischen Reichsständen und europäischen Mächten erklären und verstehen lässt, ist der Spanische Erbfolgekrieg durch ein eigentümliches Primat militärischer Erwägungen gekennzeichnet. Die politischen Ziele der Haager Großen Allianz gegen Ludwig XIV. haben sich nachdrücklich mit den militärischen Erfolgen Marlboroughs und Prinz Eugens erweitert; ohne den Verlauf der Kampagnen können die politischen Auseinandersetzungen kaum nachvollzogen werden. Deren Darstellung steht im Mittelpunkt dieses Buchs. Die absolutistische Herrschaft Ludwigs XIV. und die Vorherrschaft Frankreichs über das christliche Europa
In dem Zeitraum zwischen 1668 bis 1715, in dem die Kämpfe um das Spanische Erbe ausgetragen wurden, traten drei Generationen von Akteuren auf die Bühne der Geschichte. Kein Herrscher oder Feldherr auf alliierter Seite hat diese Kriege von Anfang bis Ende erlebt. Allein Ludwig XIV. lebte und gestaltete die Epoche bis zu ihrem Ende. Bis zum Ende des Zeitalters ist Ludwig XIV. die beherrschende Person. Die Vormachtstellung Frankreichs, ohne die der Kampf um die spanische Sukzession nicht mit solcher Ausdauer und Erbitterung geführt worden wäre, ist unmittelbar an seine Person geknüpft. Ludwig XIV. kam am 5. September 1638 in Saint-Germain-en-Laye zur Welt. Die französische Monarchie hatte unter seinem Vater und seinem ersten Minister Richelieu eine Zeit der Stabilisierung und außenpolitischen Expansion erlebt, als nach dem Tod Richelieus Ludwig XIII. am 14. Mai 1643 starb. Der erst vierjährige Ludwig XIV. stand unter der Regentschaft seiner Mutter Anna von Österreich und Kardinal
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Mazarins, der Ludwig geradezu väterlich auf seine Rolle als Herrscher vorbereitete und ihn Schritt für Schritt an der Ausübung der Macht beteiligte. Unterwiesen in Staatsangelegenheiten, Recht, Geschichte und Militärstrategie, den wichtigsten europäischen Sprachen und Wissenschaften. war der 22-jährige König gut auf sein Amt vorbereitet, als Mazarin am 9. März 1661 starb. Mit den Worten „aujourd’hui le face de theatre change“ verkündete er dem Staatsrat, dass es nie wieder einen Premierminister geben werde, er fortan allein regiere und sein eigener Leitender Minister sei. Die Deklaration absoluter Herrschaft schockierte den Hof und die Minister. Deren Überzeugung, sie seien allein Zeugen einer kurzfristigen Attitude des jungen Mannes gewesen, der alsbald zu seinen Lieblingsbeschäftigungen des Balletts und des Theaters zurückkehren werde, erwies sich aber als gründlich verfehlt. Ludwig XIV. begann mit größter Energie die Staatsgeschäfte selbst wahrzunehmen – woran er sein Leben festhalten sollte. Die Regierung wurde umgebildet. Ein Großteil des Staatsrats wurde entlassen. Ludwig schloss selbst seine dominierende Mutter aus dem Staatsrat aus und befreite sich damit von jedem Einfluss, der ihn bis zum Tod Mazarins beherrscht hatte. Nur noch die wichtigsten drei Minister nahmen an den Sitzungen des Conseil d’haut teil. Keiner dieser Minister sollte wieder eine Stellung einnehmen können, wie sie Richelieu und Mazarin innehatten. Um zu demonstrieren, dass die Minister nurmehr rein dienende Funktionen hatten, übte Ludwig ein Exempel an Nicolas Fouquet, seinem ersten Finanzminister, den er bei einem von Fouquet ausgerichteten Schloss wegen Korruption und Hochverrat verhaften und durch den hoch befähigten und loyalen Jean-Baptiste Colbert ersetzen ließ. Fouquet hatte Staatsgelder veruntreut und ohne Genehmigung des Königs seinen Sitz festungsmäßig ausbauen lassen, was Ludwig, der durch seine Erlebnisse als Kindkönig in der Fronde traumatisiert war, nicht ganz grundlos als Vorbereitung einer Rebellion gegen seine Person interpretierte. Fortan wurden die Befestigungen der Adelssitze im Inneren Frankreichs geschleift und nurmehr – aber mit größter Konsequenz – die Grenzen fortifiziert. Mit der neuen Regierung wurde ein ebenso ehrgeiziges wie zunächst erfolgreiches Reformprogramm beschlossen. Die Förderung von Wirtschaft und Wissenschaft gründete auf einer effizienten Sanierung der Staatsfinanzen, die einen massiven Ausbau der Flotte ermöglichte, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur stärksten Europas, ja wohl der Welt wurde, und die es erlaubte, eine moderne stehende Armee bislang unbekannter Größe zu unterhalten, die durch eine funktionierende Bürokratie von Intendanturen organisiert und verpflegt wurde. Die Aristokratie verwandelte Ludwig in einen Hofadel, der keine eigenen Ambitionen, gestützt auf seine Gefolgschaften in der Provinz, mehr zu verfolgen in der Lage war.9 Dem Conseil d’Haute gehörten 1670 Michel de Tellier (seit 1664) und Jean-Battiste Colbert,10 Turenne11 und Telliers Sohn Louvois12 an, der im Rat im wörtlichen Sinne noch keinen Sitz hatte, sondern stehen musste.13
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Kapitel 2: Die Erbstreitigkeiten nach dem Tod Phillips IV. Auftakt im Kampf um das spanische Erbe: Der Devolutionskrieg
Die spanische Erbfolge und die Aufteilung des Imperiums der Habsburger war seit der Mitte des 17. Jahrhunderts Gegenstand von Auseinandersetzungen in Europa. Mit dem Pyrenäenfrieden des Jahres 1659 kam ein Krieg zum Ende, der seit 1635, also 24 Jahre zwischen Spanien und Frankreich getobt hatte. Im Friedensvertrag musste König Philipp IV. von Spanien (1605–1665) Gebietsverluste hinnehmen. Garant des Friedens sollte die dynastische Verbindung des Hauses Bourbon und der spanischen Linie der Casa d’Austria sein, die durch die Heirat seiner Tochter Maria Theresia (1638–1683) mit dem jungen Ludwig XIV. begründet wurde. Um diese Verbindung mit den gemeinsamen dynastischen Vorstellungen der Habsburger vereinbar zu machen, verzichtete Maria Theresia auf Ansprüche auf das Erbe ihres Vaters.14 Als Entschädigung wurde dem Bourbonen Ludwig XIV. im Gegenzug eine Mitgift in Höhe von 500 000 Goldécus zugesichert, die aber nach späteren Behauptungen Ludwigs nicht aus zur Auszahlung kamen. Am 17. September 1665 verstarb Philipp IV. Die Thronfolge des kränklichen Carlos II., Philipps Sohn aus zweiter Ehe, war unbestritten. Aber der französische König meldete umgehend Ansprüche auf Teile der Spanischen Niederlande mit dem Argument an, der Nachlass „devolviere“ auf die Nachkommen des Verstorbenen.15 Im Einzelnen machte Ludwig XIV. geltend, seine Ehefrau habe einen Anspruch auf die Herzogtümer Brabant und Limburg, Cambrai, die Markgrafschaft Antwerpen, die Herrschaft Mecheln, Gelderland, die Grafschaften Namur, Artois und Hennegau, ein Drittel der Freigrafschaft Burgund und ein Viertel des Herzogtums Luxemburg.[3] Als Rechtfertigung für die „Devolution“, welcher der erklärte Erbverzicht entgegenstand, gab Ludwig XIV. an, dass die versprochene Mitgift nicht ausbezahlt wurde und der Verzicht der Königin daher unwirksam sei. Das „ius devolutionis“16 beruhte auf dem brabantischen Erbrecht, welches das Erbrecht von Kindern (auch Töchtern) aus erster Ehe vor jenes der Kinder aus zweiter Ehe stellte. Französische Juristen zogen daraus den Schluss, dass die Spanischen Niederlande nicht an den noch minderjährigen spanischen Thronerben fielen, weil dieser aus der zweiten Ehe Philipps IV. hervorgegangen war. Maria Theresia hingegen stammte aus dessen erster Ehe und sei deshalb, und damit Ludwig XIV. als ihr Ehemann selbst, in Brabant erbberechtigt. Die Kritik an dieser Rechtsbehauptung, mittelalterliches Privatrecht werde damit dem modernen Staat dienstbar gemacht, der sachlich, institutionell und damit strukturiert sei, geht an der Lage der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorbei, denn der moderne Staat entwickelte sich aus der persönlichen Herrschaft, mit der das feudale „Gericht“17 abgelöst wurde. Allerdings führte bereits D’Isola für die kaiserliche Seite aus, dass die Devolution privates, nicht aber das Erbrecht der Dynastie beträfe. Daher sei die Souveränität über die fraglichen Gebiete der spanischen Niederlande nicht betroffen.18 Wie immer auch: Wo eine Rechts-
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behauptung aufgestellt wird, ist sie geeignet auf Widerspruch zu stoßen, der alsbald von der spanischen Regentin Maria Anna (1634–1696) erhoben wurde, die für ihren minderjährigen Sohn die Regierungsgeschäfte zusammen mit ihrem Beichtvater Kardinal Johann Eberhard Neidhardt (1607–1681) leitete. Maria Anna freilich verwahrte sich nicht gegen die Anwendung brabantischen Erbrechts, sondern wies Forderungen Ludwigs XIV. mit dem Hinweis auf die Wirksamkeit des Verzichts Maria Theresias auf jegliche Erbansprüche zurück. Damit war der Rechtsfall nicht mehr diplomatisch zu lösen. Ludwig entschied sich, ihn kriegerisch zu entscheiden. Der Krieg – die ultima ratio regis – bot ihm die Gelegenheit, mit dem beanspruchten Erbe auch noch gloire zu suchen und sich der Königskrone würdig zu erweisen. Spaniens Kräfte waren im Restaurationskrieg zur Wiedergewinnung des 1644 abgefallenen Portugal gebunden. Portugal wurde von Frankreich zunächst im Geheimen, dann jedoch auch offen unterstützt. Am 31. März 1667 kam es zum Abschluss eines förmlichen Bündnisvertrags. Im Westen der Spanischen Niederlande waren die Vereinigten Provinzen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts geradezu der natürliche Verbündete Frankreichs, mit denen Ludwig XIV. ein Defensivbündnis einging. Die Vereinigten Provinzen standen zu diesem Zeitpunkt im Krieg gegen England, der als Englisch-Niederländischer Krieg (1665–1667) in die Geschichte eingegangen ist. Die Generalstaaten befürchteten, Ludwig XIV. werde England nach der Restauration auf seine Seite bringen können und gingen auf die französischen Angebote ein, um nicht isoliert zu werden. Der holländische Ratspensionär Johan de Witt (1625–1672) schlug vor, die Spanischen Niederlande gemeinsam aufzuteilen. De Witt hatte an der Universität von Leiden die Rechte studiert und mit seinem älteren Bruder Cornelis de Witt im Jahr 1645 die Cavaliersreise durch Europa unternommen, die ihn an die Universität von Angers führte, von der er die Doktorwürde verliehen erhielt. In den folgenden Jahren arbeitete er als Anwalt in Den Haag. 1653 wurde de Witt Ratspensionär. Unter seiner Federführung wurde 1654 der Friede von Westminster geschlossen. De Witts Amtszeit war geprägt durch einen wirtschaftlichen Boom; die Vereinigten Provinzen erlebten den Höhepunkt ihres „Goldenen Zeitalters“. Nachdem 1665 der Krieg mit England erneut ausgebrochen war, war de Witt wiederum an den Verhandlungen beteiligt, die 1667 zum Frieden von Breda führten. Im Jahr 1667 erließen die Generalstaaten den Eeuwig edict (Ewigen Erlass), der die Abschaffung der Statthalterschaft, also den Sturz des Hauses von Oranien dekretierte und der durch die Unions-Harmonie 1670 von den Generalstaaten bundesweit übernommen wurde.19 Die Oranier waren dadurch bei den Generalstaaten in Misskredit geraten, dass Wilhelm II. mit bewaffneter Hand vor Amsterdam gezogen war,20 um seine Lage als konstitutioneller Statthalter zur absoluten Herrschaft auszubauen. Pläne der Aufteilung Flanderns wurden bereits seit 1663 diskutiert, wegen des Umfangs der bourbonischen Forderungen kam es aber nicht zu einer Einigung. Bünd-
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nisvorschläge der spanischen Krone lehnte de Witt ab, da er das militärische Potenzial Spaniens mit guten Gründen als zu gering einschätzte, als dass ein solches Bündnis gegen Ludwig XIV. hätte bestehen können. Der französische Gesandte erklärte zudem unumwunden, dass ein Bündnis der Niederlande mit Spanien einer Kriegserklärung an Frankreich gleichkommen würde. Nach alledem war Ludwig XIV. vom Wohlwollen der Vereinigten Niederlande überzeugt. Er versprach ihnen, im Konflikt mit England zu vermitteln und erklärte England schließlich selbst den Krieg, ohne dass sich die französische Marine in größerem Umfang engagierte. Die Spanischen Niederlande standen allerdings als Burgundischer Reichskreis entsprechend den Vereinbarungen von Augsburg des Jahrs 1548 zwischen Karl V. und dem Reich unter einer besonderen Beistandszusage des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Bei einem Angriff drohte Frankreich daher eine Erklärung des Reichskriegs durch die Reichsstände des Reichstags. Die Verluste des Dreißigjährigen Kriegs waren zwar noch nicht überwunden, eine geschlossene Intervention der Reichsstände hätte aber die Durchsetzung der Absichten Ludwig XIV. nachhaltig behindert. Daher schloß die Krone Frankreich mit den Fürstbistümern Münster, Kurmainz und Kurköln, den Fürstentümern Pfalz-Neuburg und Kurbrandenburg zweiseitige Verträge, in denen sich diese Reichsstände verpflichteten, ihre Territorien für fremde Truppen zu sperren und im Reichstag auf die Neutralität des Reichs zu drängen. Dadurch wurde der geplante französische Feldzug nach Osten hin gegen ein Eingreifen des Reichs abgeschirmt. Frankreich bediente sich dabei des Ersten Rheinbunds:21 Nach dem Dreißigjährigen Krieg bestimmten vor allem zwei Faktoren die Politik der Reichsfürsten. Zum einen wurde der erreichte Westfälische Friede als sehr unsicher wahrgenommen. Noch immer standen schwedische und niederländische Truppen im Reich. Der Krieg zwischen Frankreich und Spanien spielte sich hauptsächlich am Rhein und in den Spanischen Niederlanden, also auf Reichsgebiet, ab. Hinzu kamen Spannungen zwischen den deutschen Fürsten selbst. So war der Herzog von Lothringen nicht in die westfälischen Friedensakten miteinbezogen worden und unternahm weitere Kriegszüge in Frankreich und im Rheinland, das somit zu einem ständigen Unruheherd des Reichs wurde. Der Kurfürst von Brandenburg führte 1651 einen begrenzten Krieg um den Besitz des Herzogtums Berg. Die Reichsstände sahen Frankreich nicht als Gefahr an, sondern fürchteten Bedrohungen ihrer Libertät nach den Erfahrungen des Dreißigjährigen Kriegs vom einem zu starkem Habsburger Kaisertum. Die Erinnerung an das Restitutionsedikt von 1629 wirkte bei den meisten Reichsständen nach. Die Politik eines großen Teils der Reichsstände bemühte sich deshalb um die Sicherung des Friedens und um die Beschränkung der kaiserlichen Macht im Reich. Die Reichsstände begannen Gegengewichte zur Kaisermacht zu schaffen, wozu sie durch die Regelungen des Westfälischen Friedens legitimiert waren;22 den Reichsständen Bündnisrechte zu verschaffen, war Ziel der französischen Politik seit Richelieu.23 Bereits am 21. März 1651 gründeten die drei geistlichen Kurfürsten zusammen mit dem Pfalzgraf von Neuburg, dem König von Schweden als Herzog von Bremen
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und dem König von Frankreich als Protektor des Westfälischen Friedens24 in Reaktion auf das brandenburgische Vorgehen das defensive Kurrheinische Bündnis. Die am 19. Februar 1652 gegründete und protestantisch geprägte Hildesheimer Allianz aus Braunschweig-Lüneburg, Hessen-Kassel, Schweden für Bremen und Verden sowie später Paderborn, war Zentrum der reichsständischen Opposition auf dem Reichstag von 1653/54 und versuchte, die Macht des Kaisers durch die Verabschiedung von Wahlkapitulationen zu beschränken. Daneben begann sich gleichzeitig ein Bündnis unter Führung Brandenburgs zu formieren, das zum Ziel hatte, alle protestantischen Reichsstände im Nordwesten des Reichs zusammenzufassen. Die Lage erinnerte an das erste Jahrzehnt des Jahrhunderts: Als Reaktion auf diese Entwicklung kam es am 15. Dezember 1654 zur Gründung eines katholischen Bündnisses. Der Kölner Allianz gehörten zunächst Kurköln, Kurtrier, Münster und Pfalz-Neuburg an. Im folgenden Jahr erfolgte am 11. August auch der Beitritt von Kurmainz auf Basis des Kurrheinischen Bündnisses von 1651. Die Kölner Allianz verstand sich als Defensivbündnis zum Schutz der Territorien vor feindlichen Truppen. In reichspolitischer Hinsicht diente sie jedoch gleichzeitig dazu, ein Gegengewicht zum sich formierenden protestantischen Bündnis zu schaffen. Damit standen sich in der Wahrnehmung der Zeitgenossen, wie bereits zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, ein katholischer und ein protestantischer Block gegenüber, deren Interessen sich zumindest in dem Punkt der gemeinsamen Friedenserhaltung deckten. Laut dem Vertragstext sollten die Bündnispartner ein gemeinsames Heer von 7859 Mann zu Fuß und 1970 Reitern unterhalten. Durch den Beitritt des Kurfürsten von Mainz Johann Philipp von Schönborn (1605–1673) erhielt das Bündnis jedoch zusätzlich eine große politische Bedeutung. Der Kurfürst von Mainz hatte einen erheblich größeren Einfluss auf die Reichspolitik, als es die Ressourcen der von ihm beherrschten Territorien erlauben würden. Als Vorsitzender des Kurfürstenkollegiums führte er den Vorsitz bei der Wahl des römischen Königs und bei den Beratungen zur Aushandlung der Wahlkapitulation. Durch die Führung der Reichskanzlei nahm der Kurfürst von Mainz die ständigen Reichsgeschäfte wahr. In dieser Funktion war er primus inter pares im Reichstag. Daneben standen dem Kurfürsten von Mainz weitere Ämter im Reichshofrat und Reichskammergericht zu. Regional spielte er eine zentrale Rolle am Rhein als Direktor des Kurrheinischen Reichskreises. Aufgrund dieser Vorrangstellung übernahm Schönborn bald die Leitung der Allianz und formte sie zu einem Instrument um, mit dem er eine unabhängige Reichspolitik betreiben konnte. Am 9. Juli 1654 war Ferdinand IV. (1633–1654), der Sohn und als gewählter römischer König designierte Nachfolger Kaiser Ferdinands III. (1608–1657), früh verstorben. Der zweitgeborene Sohn des Kaisers, Leopold, war erst 14 Jahre alt. Seiner Wahl schienen unüberwindliche Hindernisse entgegenzustehen. Der Reichstag von 1653/54 war zu Ende gegangen, ohne die dringlichsten Probleme, wie die ständigen Wahlkapitulationen oder die Reichskriegsverfassung, gelöst zu haben. Die Einberufung eines neuen Reichstags war für 1656 angekündigt worden, doch da der Kaiser dort
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auf erhebliche Opposition der Reichsstände treffen würde, schob er die Einberufung hinaus. Die Reichsstände traten dem Kaiser massiv entgegen, da sie durch seine Politik die Regelungen des Westfälischen Friedens bedroht sahen. 12 000 kaiserliche Soldaten waren nach Norditalien in Marsch gesetzt worden, wo französische und spanische Truppen um Montferrat und das Herzogtum Mailand kämpften. Der Kaiser rechtfertigte sich damit, lediglich die italienischen Reichslehen vor dem Zugriff einer der Kriegsparteien zu schützen. Frankreich sah die Gelegenheit, die kaiserliche Position im Reich zu schwächen und beklagte, unter Bruch des Westfälischen Friedens, darin eine aktive Unterstützung Spaniens und drohte mit militärischen Reaktionen. Der offene Bruch mit Frankreich hätte den Kaiser gezwungen, Truppen auch am Rhein und in den Spanischen Niederlanden gegen Frankreich ins Feld ziehen zu lassen, und somit Nordwestdeutschland und das Rheinland erneut zu einem Kriegsgebiet zu machen – was die Ressourcen des Erzhauses nicht erlaubten. Hinzu kam, dass König Karl X. Gustav von Schweden (1622–1660) im Jahr 1655 das – katholische – Königreich Polen angriff. Da sich der Krieg mit der Beteiligung Brandenburgs, Dänemarks und schließlich auch des Kaisers und der Vereinigten Niederlanden auszuweiten begann, fürchteten die Reichsstände auch hier in einen Krieg verwickelt zu werden. Der damit ausgelöste neue Nordische Krieg (1655–1660) drohte sich zu einem gesamteuropäischen Krieg mit dem spanisch-französischen Krieg zu verdichten und das Reich erneut in Mitleidenschaft zu ziehen. Nach dem schwedischen Sieg in der Schlacht bei Warschau im Sommer 1656 wuchsen diese Befürchtungen besonders bei den katholischen Ständen. Angesichts dieser Lage begann Schönborn im Sommer 1656 mit der Formung einer überkonfessionellen Assoziation der mittleren Staaten des Reichs. Dafür bot es sich an, die Fürstentümer der Hildesheimer Allianz miteinzubeziehen und sich durch Bündnisse mit weiteren Kurfürsten mehr Einfluss zu verschaffen. Eine solche Allianz wollte Schönborn in zweierlei Hinsicht nutzen. Zum einen sollte sie ihre Mitglieder vor Übergriffen durch dritte Mächte schützen, zum anderen sollte sie den Kaiser politisch zwingen, seine Unterstützung für Spanien aufzugeben und somit den drohenden Konflikt mit Frankreich zu vermeiden. Der Versuch, das Kurfürstentum Bayern für diese Allianz zu gewinnen, scheiterte zunächst, und auch die Verhandlungen mit den Mitgliedern der Hildesheimer Allianz gestalteten sich schwierig. Erst mit dem Tod Kaiser Ferdinands III. am 2. April 1657 änderte sich die Situation. Auf den Tod des Kaisers folgte ein 15-monatiges Interregnum. Mazarin drängte vergeblich darauf, Leopold, den zweiten Sohn Ferdinands, von der Thronfolge auszuschließen, was die Reichsstände nicht akzeptierten. Sie waren aber bereit, den französischen Interessen dadurch entgegen zu kommen, dass ein Artikel XIII in die Wahlkapitulation des designierten Kaisers eingefügt wurde, der ihm verbot, Spanien im Kampf gegen Frankreich auf irgendeine Art zu unterstützen. Die alte familiäre Allianz der Zweige der Casa d’Autria war damit dahin: Leopold beschwor die Wahlkapitulation am 15. Juli 1658. Daraufhin folgten seine Wahl am 18. Juli und seine Krönung am 1. August 1658.
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Das Heilige Römische Reich und seine Stände waren beim spanischen Erbfall 1667 also paralysiert. Den österreichischen Habsburgern waren nicht allein durch ihre wirtschaftliche Ohnmacht juristisch, reichsrechtlich, die Hände gebunden. Spanien schien völlig auf sich gestellt gezwungen, einen Zweifrontenkrieg zu führen, für den es nicht mehr über die finanziellen und militärischen Mittel verfügte. Am 8. Mai 1667 übermittelte Ludwig XIV. dem spanischen Hof eine Deklaration, in der er seine Forderungen wiederholte. Diese Deklaration wurde von den französischen Botschaftern an jedem Hof Europas ebenso bekannt gegeben. Sie sollten den Feldzug Ludwig XIV. nicht als Krieg darstellen, sondern als den Einmarsch in Länder, die ihm bereits rechtmäßig gehörten. Der König selbst nannte die Invasion eine „Reise“ („voyage“), womit er mittelalterlichen Vorbildern, wie der bewaffneten Bereisung der von Eduard III. oder Henry V. prätendierten Gebiete, folgte. Nach dem Pyrenäenfrieden waren die französischen Streitkräfte reduziert worden. Dennoch betrug ihre Zahl 1665 immerhin 50 000 Mann,25 die bis zum Kriegsbeginn auf 82 000 Soldaten anwuchs. Zunächst lag der von Turenne approbierte „Kriegsplan“ der französischen Regierung darin, einige Festungen an der Peripherie der Vereinigten Provinzen zu belagern; Condé widersprach diesem Konzept zugunsten einer aggressiveren Politik.26 Im Frühjahr 1667 marschierten zwischen Mézières und der Kanalküste schließlich 51 000 französische Soldaten auf, die binnen vier Tagen zusammengezogen werden konnten. Die Hauptarmee bestand aus 35 000 Mann unter dem nominellen Kommando König Ludwig XIV. Befehlshaber war Maréchal Turenne. Henri de Latour d’Auvergne, Vicomte de Turenne, wurde am 11. September 1611 in Sedan geboren. Er entstammte dem hugenottischen Haus der La Tour d’Auvergne.27 Der politische Aufstieg der Familie vollzog sich im späten 16. Jahrhundert unter dem Vater Turennes Henri de La Tour d’Auvergne (1555–1623). Im Jahr 1591 kamen durch die Heirat des Prinzen mit Charlotte de la Marck (1574–1594) das Herzogtum Bouillon und das Fürstentum Sedan in den Besitz des Hauses. Dieser Schritt war von großer Tragweite, denn die beiden Territorien waren souveräne Staaten, sogenannte terres souveraines. Ihr Besitz machte Henri de La Tour d’Auvergne zum Duc de Bouillon und somit zu einem der Princes étrangers, als unabhängiger Herr dem französischen Königshaus direkt nachgeordnet und grundsätzlich thronberechtigt. Als zweitgeborenem Sohn war für Henri der militärische Werdegang vorgesehen, während sein Bruder Frédéric-Maurice (1605–1652) als Familienoberhaupt den Titel eines Duc de Bouillon erben würde. Beim Tod des Vaters gingen dessen Titel und Besitz 1623 auf seine Söhne über, wobei der junge Henri de La Tour d’Auvergne die Vizegrafschaft Turenne erhielt und den Titel eines Vicomte de Turenne trug. Er wurde wahrscheinlich bereits 1625 zu seinem Onkel nach Holland geschickt, wo er in niederländische Kriegsdienste trat. 1627 verließ er die Vereinigten Provinzen, um die Académie de Benjamin zu Paris zu besuchen, die er aber ebenso im Frühjahr 1628 wieder verließ, wahrscheinlich wegen der sich verschärfenden konfessionellen Spannungen, die es seiner calvinistische Familie ratsam erscheinen liessen, ihn nach Hause
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zu holen. Im Feldzug von 1629 diente der junge Turenne als volontaire im niederländischen Heer und nahm dabei an der Belagerung von Hertogenbosch teil. Hier wurden ihm erste militärische Aufgaben, wie das Kommando über eine Geschützbatterie und über Erkundungspatrouillen, übertragen. 1630 wechselte er als Oberst in französische Dienste, machte unter Jacques Nompar de Caumont einen Feldzug nach Lothringen und 1634 als maréchal de Camp unter La Valette einen Zug an den Rhein mit, wo er die Festung Mainz eroberte und 1638 Breisach belagerte. Zum Generalleutnant ernannt, kämpfte er von 1639 bis 1643 zuerst unter dem Grafen von Harcourt, dann unter Prinz Thomas von Savoyen, in Italien und nahm 1640 Turin ein. 1643 wurde Turenne zum Marschall von Frankreich ernannt und mit dem Oberbefehl über die französischen Truppen in Deutschland betraut. Er reorganisierte die Truppen im Elsass, überschritt im Mai 1644 den Rhein, entsetzte mit dem Herzog von Enghien (Condé) Freiburg und vertrieb die Kaiserlichen aus dem ganzen Rheingebiet. 1645 wagte er einen Einfall in Württemberg, wurde aber vom bayrischen Marschall Mercy in der Schlacht bei Mergentheim geschlagen und zum Rückzug hinter den Rhein gezwungen. Hier vereinigte er sich wieder mit Condé, und beide erfochten am 3. August bei der Schlacht bei Alerheim bei Nördlingen einen Sieg, worauf Turenne am 18. November noch Trier eroberte. Während der Fronde befand er sich zunächst im Exil. Er vereinigte nach der Verhaftung der Prinzen (18. Januar 1650) die Truppen der Fronde mit den spanischen und fiel von Belgien aus in Frankreich ein. Er eroberte Le Catelet, La Capelle und Rethel, wurde aber am 15. Dezember 1650 vom Marschall Duplessis bei Chamblanc geschlagen und söhnte sich 1651 mit der Königin Anna aus, für die er gegen die Aufständischen ins Feld zog und am 2. Juli 1652 den großen Condé, seinen ehemaligen Waffengefährten, vor Paris schlug und ihn bis an die Grenze von Flandern zurückdrängte. Im Krieg gegen Spanien hatte er 1658 bei Dünkirchen gesiegt, ganz Flandern besetzt und so den Pyrenäenfrieden von 1659 ermöglicht. 1660 wurde ihm der Titel maréchal général des camps et armées du roi verliehen. Turennes Erfahrungen im Dreißigjährigen Krieg hatten ihn gelehrt, dass Verpflegung und Versorgung der Truppen kriegsentscheidend sein konnten. Während die zur Vorherrschaft gelangende Doktrin die Orientierung an Magazinsystemen vorsah, behielt Turenne bei, was er in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs gelernt hatte und operierte mit vergleichsweise kleinen Heeren, die sich aus dem Land versorgten.28 Nördlich von der Hauptarmee formierte sich im Artois an der Kanalküste ein weiteres französisches Korps unter Marschall Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601– 1669), während ein weiteres Korps unter Generalleutnant François de Créquy, Marquis de Marines (1624–1687) den Schutz der Hauptarmee auf der rechten Flanke übernahm. Alle drei Truppenkörper sollten gleichzeitig in die spanischen Territorien einrücken.
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Am 24. Mai 1667 überschritten die französischen Streitkräfte die Grenze zu den Spanischen Niederlanden.29 Sie waren auf einen Krieg schlechthin unvorbereitet und konnten auf absehbare Zeit auch nicht mit Unterstützung aus dem Mutterland rechnen; eine Feldarmee trat Ludwig XIV. daher zunächst nicht entgegen.30 Überhaupt waren die militärischen Einrichtungen in den Spanischen Niederlanden nicht einheitlich organisiert. Jede größere Stadt hatte ihren eigenen Verantwortungsbereich und kümmerte sich selbst um den Unterhalt der eigenen Verteidigungsanlagen, was regelmäßig dazu führte, dass die Festungsanlagen verfielen oder doch wenigstens nicht auf den neuesten Stand gebracht und auf Belagerungen nur unzureichend vorbereitet waren. Ihre Befehlshaber waren relativ unabhängig und nur dem Statthalter Marquis von Castel Rodrigo verantwortlich, dem auch die wenigen regulären spanischen Truppen unterstanden. Abgesehen davon standen ihm nur Milizen zur Verfügung, die jedoch nur im äußersten Notfall aufgeboten wurden. So gestattete es die geringe Zahl der verfügbaren Truppen nicht, eine Feldarmee aufzustellen. Die wenigen vorhandenen Streitkräfte wurden deshalb in die Festungen des Lands geworfen, um sich dort so lange wie möglich zu halten. Aus diesem Grund kam es während des gesamten Kriegs nur zu kleineren Scharmützeln und Belagerungen, nicht zu einer großen Schlacht. Am 10. Mai 1667 hatte Maréchal de Turenne den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte übernommen. Erstes Ziel bildete die Festung Charleroi, welche an der Sambre gelegen die Verbindungen zwischen den nördlichen und den südlichen spanischen Besitzungen dominierte. Der Marquis de Castel-Rodrigo besaß nicht die Mittel, um diesen wichtigen Ort zu behaupten, und räumte ihn, nachdem er alle Befestigungen hatte zerstören lassen. Auch das kam Ludwig XIV. zugute, da die Festung durch Vauban modernisiert wurde. Turenne besetzte Charleroi am 2. Juni und ließ die Befestigung durch Vauban neu errichten, um von dort aus gegen Mons oder Namur operieren zu können. Zu diesem Zweck lagerte die ganze Hauptarmee 15 Tage um Charleroi. Die Spanier verstärkten die Festungen von Mons und Namur. Doch Turenne umging Mons und nahm am 16. Juni 1667 Ath ein, welches die spanischen Truppen, überrascht vom unerwarteten Vormarsch der Franzosen, ohne Widerstand zu leisten, verließen. Die Befestigungen Aths wurden ebenso wie die der anderen eingenommenen flandrischen Städte unter der Leitung Vaubans ausgebaut;31 30 Jahre später belagerte Vauban seine Festung am Schluss des Neunjährigen Kriegs.32 Ziel Turennes war es nun, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Basen im Osten (Brügge, Gent, Brüssel, Namur) abzuschneiden. Er wandte sich deshalb als nächstes gegen Tournai. Am 21. Juni erreichte die Hauptarmee die Festung und schloss sie ein. Die Festung ergab sich wenige Tage später, und die Franzosen zogen am 25. Juni 1667 ein. Daraufhin wanderte die Hauptarmee entlang der Schelde nach Westen und belagerte dort vom 1. bis zum 7. Juli 1667 erfolgreich Douai. Inzwischen war weiter im Norden auch das Korps des Maréchal d’Aumont vorgerückt und hatte Flandern durch die Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni)
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und Furnes am 12. Juni 1667 vom Meer abgeschnitten. Danach nahm Turenne am 18. Juli Courtrai 1667 ein, und kurz darauf kapitulierte auch die spanische Besatzung von Oudenaarde (29. bis 31. Juli 1667) vor den Truppen d’Aumonts.33 Durch die französischen Vorstöße gelang es Turenne, die starken spanischen Hauptfestungen von Ypern, Lille und Mons zu isolieren. Anstatt jedoch diese Festungen sofort zu belagern, entschloss er sich, zunächst weiter gegen Antwerpen vorzustoßen, um die Schwäche der spanischen Truppen auszunutzen. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch zwischen Gent und Brüssel bei Dendermonde. Diese von 2500 Spaniern verteidigte kleine Festung behauptete sich gegen die französische Armee. Turenne zog sich deshalb Anfang August über Oudenaarde zurück und bereitete die Belagerung von Lille vor. Am 28. August 1667 wurde die Belagerung Lilles aufgenommen und eine 24 Kilometer lange Circumvallation errichtet. Ludwig XIV. versäumte keine Gelegenheit, an vorderster Stelle in den Laufgräben zu stehen, bis er von einem seiner Musketiere mit dem Ausruf „Gehen Sie weg, hier ist kein Platz für Sie“ weggezogen wurde, nachdem sein Page durch eine feindliche Kugel neben ihm getötet worden war.34 Am 25. September nahmen die Franzosen den gedeckten Weg, zwei Tage darauf ließ der Kommandant der Festung die Chamade schlagen.35 Diese Belagerung war das größte Unternehmen des gesamten Feldzugs. Die spanische Besatzung kapitulierte gegen freien Abzug. Da der Marquis de Castel-Rodrigo vom Fall der Festung noch nicht unterrichtet war, entsandte er noch eine mittlerweile auf 12 000 Mann angewachsene Feldarmee unter dem Grafen de Marchin, um Lille zu entsetzen. Am 31. August 1667 traf diese Armee auf das Korps des französischen Marquis de Créquy, das Turenne inzwischen zur Deckung der Belagerung herangezogen hatte. Dieses Gefecht entschieden die Franzosen für sich, während sich die Truppen des Marquis de Marchin (1601–1673) zurückziehen mussten. Nach der Eroberung von Lille unternahm Turenne nur noch eine weitere Unternehmung. Am 12. September 1667 eroberte er die Festung Aalst und unterbrach damit die Verbindungslinien zwischen Gent und Brüssel. Danach beschränkten sich die französischen Truppen auf die lockere Blockade von Ypern und Mons und gingen am 13. Oktober 1667 schließlich in ihre Winterquartiere. In Spanien hatten bereits im Juni 1667 die Vorbereitungen zur Entsendung einer Streitmacht nach Flandern begonnen. Die Regierung der Regentin brachte mehr als eine Million Pesos auf und bestimmte Juan José de Austria (1629–1679) zum Befehlshaber der vorgesehenen Streitmacht. Dessen Ruf als General war nach einigen Niederlagen im Krieg gegen Portugal angeschlagen, und da er die Lage in den Spanischen Niederlanden pessimistisch einschätzte, verzögerte er die Abfahrt über viele Wochen und Monate. Als Vorwand diente ihm dazu das Votum einer Theologiekommission, die sich gegen ein Bündnis mit den protestantischen Mächten England und den Niederlanden ausgesprochen hatte. Letztlich führten weitere innenpolitische Verwicklungen dazu, dass das spanische Heer nie in Flandern eintreffen sollte. Während die Operationen im Winter unterbrochen wurden, kam es zu wichtigen Entscheidungen in der europäischen Politik. Spanien versuchte, sich in eine vorteilhaf-
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tere Position zu bringen. Zunächst richtete die spanische Regierung ein Hilfegesuch an die Vereinigten Provinzen. Marquis de Castel-Rodrigo bat vor allem um finanzielle Unterstützung von zunächst zwei Millionen Gulden für Sold- und Lieferantenzahlungen, wofür er im Gegenzug die Zolleinnahmen aus dem Maas- und Scheldehandel an die Vereinigten Niederlande zu zedieren bereit war. Auch die Abtretung von Brügge, Ostende und Damme waren im Gespräch. De Witt scheute aber davor zurück, diese Offerten anzunehmen, da sie eine offene Konfrontation mit Frankreich nach sich gezogen hätten, und ging nicht auf diese Angebote ein. Erfolgreich war die spanische Krone dagegen dabei, sich auf der iberischen Halbinsel selbst den Rücken frei zu machen. Verhandlungen mit dem portugiesischen Hof führten am 13. Februar 1668 zum Frieden von Lissabon. Das befreite die militärischen Kräfte Spaniens zum Einsatz gegen Frankreich. Die Casa d’Austria hatte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf gegenseitigen Beistand setzen können – bei dem bis zum Triumph der kaiserlichen Heere unter Wallenstein Spanien der stärkere Partner war. Der wechselseitige Beistand der Habsburger versagte nun im ersten ernsten Konflikt mit Ludwig XIV. In Geheimverhandlungen mit dem Wiener Hof war Leopold I. von der französischen Diplomatie die Aufteilung des Spanischen Reichs angeboten worden.36 König Carlos II. von Spanien war ein sechsjähriges Kind, dessen schwerwiegende körperliche und geistige Gebrechen nicht erwarten ließen, dass er zur Regierung gelangen – und wenn dies der Fall sei, dass dies von langer Dauer sein werde. Da aber jedenfalls nicht zu erwarten war, dass Carlos II. einen legitimen Erben haben würde, stand fest, dass mit ihm die spanische Linie der Habsburger aussterben würde. Lobkowitz und Auersberg gehörten zur Fraktion an der Hofburg, die den Kampf gegen Frankreich um die an der Spanischen Straße liegenden Territorien für ebenso aussichtslos wie für die Entwicklung des Hauses Austria wenig förderlich hielten. Sie sahen die Zukunft des Erzhauses im Osten. Sie befürworteten daher einen Akkord mit Ludwig XIV. über das Spanische Erbe, um das Frankreich den Devolutionskrieg mit Spanien die Klinge kreuzte. Der Kaiser ging auf das französische Angebot ein. Er sollte Spanien selbst, dessen Kolonien und das Herzogtum Mailand erhalten. Frankreich beanspruchte im Gegenzug die Spanischen Niederlande, die Franche-Comté, Navarra und das Königreich beider Sizilien. Der geheime Teilungsvertrag wurde am 19. Januar 1668 vereinbart. Der Kaiser hatte damit keinen Grund mehr, gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen, denn dieses besetzte lediglich Territorien, die ihm vom Kaiser zugestanden worden waren. Den Akkord handelten sie mit dem Botschafter Ludwig XIV. Grémonville aus.37 Für die spanischen Verwandten Leopold I. konnte das nicht anders als ein Versuch der Teilung des spanischen Weltreichs verstanden werden. Die Hofburg bemühte sich daher um Geheimhaltung des Vertrags. Selbst die Besetzung Lothringens 1670 führte nicht zu einer Änderung der habsburgischen Appeasementpolitik. Doch gegen diese Politik regte sich Widerstand. Montecuccoli, der Ende der sechziger Jahre Gonzaga als Präsident des Hofkriegsrats abgelöst hatte, plädierte mit den Vertretern der
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antifranzösischen „Spanischen“ Partei38 und denen der „imperialen“ Partei, die einen antischwedischen und damit frankreichfeindlichen Kurs verfolgte,39 für eine Befreiung Lothringens, die Leopold I., unterstützt von Lobkowitz, aber dezidiert ablehnte.40 Der Vertrag wurde jedoch in den folgenden Jahren vom Kaiser nicht ratifiziert,41 um das Verhältnis zu Spanien nicht weiter zu belasten. Dass die österreichischen Habsburger zur Aufteilung des spanischen Weltreichs bereit waren, brachte sie auf alle Zeiten um jede Glaubwürdigkeit bei den spanischen Granden. 23 Jahre später sollte dies bei der Entscheidung für die bourbonische Sukzession nach Carlos II. den Ausschlag geben. Das Schicksal der von Ludwig XIV. beanspruchten Provinzen der Spanischen Niederlande war damit besiegelt. Das dynastisch fundierte Bündnis mit Wien, dass 200 Jahre erfolgreicher Kooperation begründete, hatte aufgehörte zu existieren. Spanien stand diplomatisch isoliert da.42 Der schnelle französische Vormarsch hatte die Generalstaaten indessen nachhaltig irritiert. Die Vereinigten Provinzen und Spanien hatten über 80 Jahre gegeneinander einen Krieg geführt, der die Identität der Vereinigten Provinzen begründet hatte. Doch ein erschöpftes Spanien stellte aus der Sicht der Generalstaaten einen Nachbarn dar, neben dem zu existieren erstrebenswerter war als neben dem aggressiven Frankreich Ludwig XIV.43 Daher lag es gegenüber dem aufstrebenden Frankreich im Überlebensinteresse der Generalstaaten, die spanische Herrschaft in Flandern und die spanischen Niederlande als Pufferstaat gegen Ludwig XIV. zu erhalten. „Gallus amicus non vicinus“ war die Devise der Generalstaaten.44 Daher unternahmen die Generalstaaten nachhaltige Bemühungen, ihren Krieg gegen England zu beenden, und schlossen trotz des sehr erfolgreichen Kriegsverlaufs am 31. Juli 1667 den Frieden von Breda, was den Weg dafür freimachte, eine Vermittlung im Krieg zwischen Frankreich und Spanien anbieten zu können. Diese Bemühungen wurden von Ludwig XIV. aber im September 1667 zurückgewiesen, der stattdessen noch auf ein Bündnis mit den Vereinigten Provinzen und eine Aufteilung der Spanischen Niederlande setzte. Die Verhandlungen blieben erfolglos, und die französische Führung begann, sich auf einen Krieg mit den Vereinigten Provinzen einzurichten. Die Führung der Niederlande unter de Witt war, aufgewachsen in den Endjahren des Dreißigjährigen Kriegs und der Allianz mit Frankreich, „profranzösisch“. Aber das Scheitern einer Einigung mit Ludwig XIV. zwang die Generalstaaten dazu, nach Verbündeten zu suchen, um nicht dem wachsenden Militärpotential der entstehenden Großmacht im Westen allein gegenübertreten zu müssen. Der englische König Charles II. hatte sogleich nach dem Frieden von Breda geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich aufgenommen, die gegen die Vereinigten Provinzen gerichtet waren. Aber gleichzeitig verhandelte er auch mit jenen über eine gemeinsame Allianz gegen Frankreich. Im ersten Fall würden ihn französische Subsidien unabhängig vom englischen Parlament machen; in letzterem Fall läge der Erfolg darin, die französisch-niederländische Allianz zu sprengen. Als Ludwig XIV. die englischen Angebote ablehnte, ging de Witt angesichts der französischen Annexionspolitik auf sie ein. Am 23. Januar 1668
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schlossen sich die Vereinigten Niederlande und England in einem Bündnis zusammen, dessen erklärtes Ziel es war, Spanien zur Abtretung einiger Territorien und Frankreich zur Begrenzung seiner Forderungen zu bringen. In einem geheimen Zusatzartikel wurde jedoch festgehalten, dass, wenn der französische König seine Forderungen erweitern oder seinen Eroberungszug fortsetzen sollte, die Allianz kriegerische Mittel anwenden würde, um Frankreich in die Grenzen von 1659 zurückzudrängen. Durch den Beitritt Schwedens zu diesem Bündnis wurde die erste Tripleallianz45 ins Leben gerufen, um auf diesem Weg dringend benötigte Subsidien zu erhalten. De Witt berief sich den französischen Diplomaten gegenüber darauf, dass dieses Bündnis nicht gegen Frankreich gerichtet sei, sondern solle allein Spanien zur Abtretung der geforderten Territorien bringen. Es liegt nahe, dass Ludwig und seine Minister darauf nicht hereinfielen. Es ging Ludwig XIV. unterdessen bei einem neuen Feldzug vor allem darum, möglichst weite spanische Gebiete zu erobern, um diese bei einem Friedensschluss austauschen zu können. Für diese Zwecke bot sich die Einnahme der spanischen FrancheComté an. Diese lag isoliert und war von spanischen Truppen fast völlig entblößt, denn Frankreich hatte die Neutralität dieser Freigrafschaft im vergangenen Krieg gegen Spanien respektiert und die spanischen Generäle rechneten mitten im Winter nicht mit einem Einfall der Franzosen. Ludwig XIV. wählte Condé als Befehlshaber zur Vorbereitung und Durchführung eines Winterfeldzugs gegen die Franche-Comté. Condé war als Anführer der FrondeAufstände in absentia zum Tode verurteilt worden und wurde nach seiner Rückkehr aus dem spanischen Exil 1668 erstmalig seit neun Jahren wieder mit einem militärischen Kommando betraut. Louis II. de Bourbon, prince de Condé, geboren am 8. September 1621 in Paris und gestorben am 11. Dezember 1686 in Fontainebleau, wurde als ältester Sohn Henris II. de Bourbon (1588–1646), dem dritten Prince de Condé geboren. Die Condés waren eine Seitenlinie der Bourbonen und waren nach diesen die mächtigste Familie Frankreichs. Louis erhielt eine außergewöhnlich gute akademische Erziehungseit 1629 auf dem Jesuitencollege von Sainte-Marie in Bourges. Erst nach sechs Jahren verließ Louis das College. Seinem Vater gelang es, die Ehe mit der gerade zwölfjährigen Claire Cleménce de Maillé zu vermitteln, einer Tochter des Maréchal Urbain de Maillé, Marquis de Brézé. Der Maréchal selbst hatte eine Schwester des Kardinal Richelieus geheiratet. Claire Cleménce war damit die Nichte des Kardinals, was Henri II. zu der berechtigten Hoffnung veranlasste, durch eine Verbindung mit der Familie des Kardinals weitere Vorteile und Einfluss am Hof zu gewinnen. Louis war an seiner Frau nicht interessiert, war sich aber bewusst, dass Richelieu seine politischen Ambitionen fördern und ihm zu einem Feldkommando im Heer verhelfen konnte. Die Ehe wurde am 11. Februar 1641 im Palais Cardinal in Paris geschlossen und zahlte sich sogleich aus. Nach einigen kleineren militärischen Kommandos erhielt Louis d’Enghien im Frühjahr 1643 den Befehl über die französische Armee an der Grenze zu den Spanischen Niederlanden. Die zahlenmäßig überlegene spanische Armee eröffnete den Feldzug mit der
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Belagerung der Grenzfestung Rocroi. Enghien zog zum Entsatz mit der französischen Armee heran. Statt zu manövrieren griff er die Spanier entgegen dem Rat erfahrenerer Offiziere am 19. Mai 1643 an. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der französischen Truppen brachte Louis den spanischen Truppen eine Niederlage bei, die, gleich, ob sie tatsächlich bereits das Ende der spanischen Militärmacht einläutete, doch einen schweren Schlag nach zwei Jahrzehnten spanischer militärischer Überlegenheit bedeutete. Die Schlacht von Rocroi machte Enghien schlagartig berühmt. Im folgenden Jahr 1644 führte Enghien das Kommando über die französischen Armeen in Deutschland. Gemeinsam mit Turenne führte er die blutige Schlacht bei Freiburg (3. bis 9. August 1644) und drängte die bayerische Armee vom Rhein ab. Im Jahr darauf besiegten Turenne und Enghien die kaiserlichen und bayerischen Truppen entscheidend in der Schlacht bei Alerheim (3. August 1645). Im Jahr 1646 verstarb Henri II. Louis trug fortan den Titel Prince de Condé und erbte das väterliche Vermögen. Als Inhaber aller Familienbesitztümer wurde er zum mächtigsten Adeligen in Frankreich. Er verfügte über großen Reichtum, weite Ländereien, königliches Blut, eine große Anhängerschaft und nach der Einnahme von Dünkirchen im selben Jahr über eine glänzende militärische Reputation. Condé versuchte, Einfluss auf die Regierungsgeschäfte der Regentschaft unter Anna von Österreich und Mazarin zu nehmen, wobei ihm half, dass er von seinem Vater auch dessen Platz im conseil d’etat geerbt hatte. Nach einem wenig erfolgreichen Feldzug in Katalonien, wo es ihm 1647 nicht gelang, die Stadt Lerida einzunehmen, übernahm Condé 1648 wieder das Kommando über die französischen Truppen in den Spanischen Niederlanden. Dort gelang ihm am 20. August 1648 in der Schlacht bei Lens ein entscheidenderer Sieg als der von Rocroi über die spanischen Truppen. Vor Lens wurde das spanische Heer fast vollständig aufgerieben. Während des 1648 beginnenden Fronde-Aufstands unterstützte Condé zunächst Kardinal Mazarin und die Regentin Anna von Österreich. In der Folgezeit wurde er de facto der einflussreichste Mann in Frankreich. Condés Verhältnis zu Mazarin gelangte aber bald auf einen Tiefpunkt. Es kam zu persönlichen Beleidigungen, die Mazarin nicht hinnahm. Von Januar 1650 bis Februar 1651 wurde Condé in der Festung Vincennes inhaftiert, was den Anlass zum zweiten Teil des Aufstands, jener der „Prinzen“, gab. Nach seiner Freilassung 1651 setzte er sich an die Spitze der Truppen der Fronde. Nach seiner Niederlage und Flucht wurde er am 27. März 1653 in absentia zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Seine Besitztümer wurden beschlagnahmt. Condé flüchtete nach Spanien und diente dem spanischen König Philipp IV. als General. Nach dem Pyrenäenfrieden 1659 wurde Condé amnestiert und kehrte nach Frankreich zurück. In der nachfolgenden kurzen Friedenszeit betätigte sich Condé u. a. als Mäzen und protegierte namentlich Molière, indem er ihm Privataufführungen des verbotenen Stücks Le Tartuffe ermöglichte. Condé war geprägt durch die Kriegsführung in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs. Sein Leitsatz lautete, den Feind zu fürchten, solange er sich entfernt von
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den eigenen Truppen bewegte, ihn aber zu verachten, wenn er vor den eigenen Linien stehe.46 Condé war beim Ausbruch des Devolutionskriegs ebenso wie Turenne auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn, und mit 46 Jahren kein junger Mann mehr. Wie Turenne setzte er sich für einen raschen, rücksichtslosen Feldzug ein. Als Gouverneur von Burgund war Condé am ehesten in der Lage, einen Angriff gegen die Freigrafschaft vorzubereiten. Für diesen Zweck wurde eine zweite Armee aus neu aufgestellten Truppen mit 14 000 Mann mit zehn Geschützen47 zusammengezogen. Wieder begleitete Ludwig XIV. den Feldzug persönlich. Der König verließ Saint-Germain am 2. Februar 1668, um zur Hauptarmee zu stoßen. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er die Nachricht vom Abschluss der Tripelallianz und den Hinweis, dass diese auch bereit war, Frankreich den Krieg zu erklären. Dennoch beharrte er auf dem einmal eingeleiteten Feldzug, weil er durch diesen ein geeignetes Faustpfand für spätere Verhandlungen zu erobern glaubte. Condé hatte den Vormarsch am 4. Februar 1668 begonnen und zog mit nur 1500 Mann am 7. Februar vor die Freie Reichsstadt Besançon, deren Bischof beherzt die Verteidigung aufnahm. Die Bürgerschaft nötigte ihn aber, in die Kapitulation einzuwilligen: Bereits am 7. Februar 1668 nahm Condé die Stadt ein.48 Am gleichen Tag gelang einem weiteren französischen Korps unter dem General François-Henri de Montmorency-Luxembourg (1628–1695) die Eroberung Salins. Beide Festungen hatten praktisch keine Gegenwehr geleistet. Nunmehr konzentrierte sich die französische Armee auf die Einnahme der Festung Dôle. Diese kapitulierte erst am 14. Februar 1668 nach einer kurzen viertägigen Belagerung, die nach einem Sturm, der von Luxemburg und Condé mit dem Degen in der Hand angeführt wurde, 400–500 französische Soldaten das Leben kostete.49 Nur fünf Tage später fiel am 19. Februar auch die Festung Gray an die Franzosen. Der spanische Marquis de Yenne hatte sich dem französischen König kurz zuvor ergeben und überredete nun den Gouverneur der Festung Gray zur Kapitulation.[21] Ludwig XIV. kehrte nach SaintGermain zurück, wo er schon am 24. Februar 1668 eintraf. Nach nur 17 Tagen war die ganze Freigrafschaft besetzt. Die lokale Bevölkerung war nach Jahrzehnten habsburgischer Misserfolge nicht abgeneigt, sich unter den Schirm des vom Kriegsglück verwöhnten Ludwigs zu begeben. Die Eroberung der Franche-Comté sollte zunächst nur der Auftakt zu einem umfassenden Feldzug im Frühjahr sein. Die Armee war auf 134 000 Soldaten vermehrt worden. Der Plan sah vor, dass der König und Turenne mit 60 000 Mann den verbliebenen Teil der Spanischen Niederlande erobern sollten. An der Spitze von 10 000 Mann sollte der Bruder des Königs, der Herzog von Orléans (1640–1701), in Katalonien einfallen, während der Condé mit 22 000 Mann in den Bistümern Metz, Toul und Verdun einen möglichen Vorstoß aus dem Heiligen Römischen Reich abzuwehren hatte. Nach dem Zustandekommen der Triple-Allianz suchten am 27. Januar 1669 de Witt und der englische Botschafter Temple im Haag den französischen Botschafter d’Estrees auf. Sie legten ihm die ersten Artikel des Vertrags der Triple Allianz vor, nicht aber den geheimen Artikel 3, der gemeinsame Zwangsmaßnahmen gegen Frank-
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reich vorsah. D’Estrees hielt an dem Recht Ludwig XIV., die Devolution Maria Teresas durchzusetzen, fest und prophezeite, welche Allianzen auch immer gegen Frankreich geschlossen werden würden, sie doch nur zu einem Krieg von 40 Jahren führten.50 Nachdem sich Ludwig XIV. der Franche-Comté als Faustpfand versichert hatte, stellte sich die Frage, ob er sich den Forderungen der Tripelallianz beugen oder den Krieg fortsetzen sollte. Kriegsminister Louvois sowie Turenne und Condé waren für eine Fortsetzung des Kriegs, weil ihnen die Gelegenheit gegenüber den geschwächten Spaniern günstig schien. Der Jurist Hugues de Lionne (1611–1671) und Finanzminister Jean-Baptiste Colbert (1619–1683) zogen hingegen einen schnellen Friedensschluss vor, weil die Kriegskosten unabsehbar waren (bisher hatte er über 18 Millionen Livres gekostet) und die außenpolitischen Bedingungen einen Erfolg fragwürdig erscheinen ließen, zumal Spanien am 13. Februar 1668 mit Portugal den Frieden von Lissabon geschlossen hatte. Ludwig XIV. sah seinen Staat noch nicht ausreichend gerüstet, um der Tripleallianz von Spaniern, Niederländern, Engländern und Schweden die Stirn bieten zu können, verkündete deshalb einen Waffenstillstand bis Ende März 1668 und leitete Verhandlungen ein. Die „Kriegspartei“ von Louvois, Turenne und Condé riet davon ab; Holland könne überrannt und ein Siegfrieden diktiert werden; der Waffenstillstand traf Turenne, wie er ausrief, wie ein Knüppel.51 Im April trafen sich die Parteien in Saint-Germain und handelten bis zum 13. des Monats einen Friedensvertrag aus. Vom 25. April an tagte schließlich ein Kongress unter dem Vorsitz des Nuntius von Papst Clemens IX. in Aachen,52 wo schließlich am 2. Mai 1668 der Frieden unterzeichnet wurde. In diesen Verhandlungen setzte die Tripelallianz ihre Forderungen durch: Frankreich räumte die Franche-Comté unter Einschluss der Freien Reichsstadt Besançon, zerstörte zuvor jedoch sämtliche Befestigungen der Städte Gray und Dole. Außerdem mussten sich die französischen Truppen aus den Spanischen Niederlanden zurückziehen. Allerdings blieben eroberte Städte in der Hand des französischen Königs, nämlich Lille, Tournai, Oudenarde, Courtrai, Furnes, Bergues, Douai mit la Scarpe, Binche, Charleroi, Ath und Armentiers. Der Aachener Friedensschluss führte nicht zu modernen Grenzziehungen, sondern hatte eine Gemengelage von konkurrierenden Herrschaften zur Folge, die für Ludwig XIV. Anlass für weitere Provokationen bot. Die Fortdauer der Feindseligkeiten brachte die Spanier dazu, die Generalstaaten als Verbündete zu suchen.53 Unverzüglich befahl Ludwig XIV. die Befestigung der eingenommenen und nach dem Aachener Friedensschluss ihm eingeräumten Städte, die nach den modernsten Methoden von Vauban in Angriff genommen wurden. Diese Städte wurden zur Ausgangsbasis künftiger Eroberungen. Mehr noch zeichnete sich aber ein strategisches Konzept Ludwig XIV. ab. Denn die Festungen wurden als Tore zu den französischen Territorien angesehen, die nicht primär den Zugang zu den umliegenden Landschaften gewährten, sondern die es durch Anlage von Fortifikation zu versperren galt. Die wichtigste Folge des Aachener Friedens war jedoch die geänderte Einstellung Ludwigs XIV. gegenüber den Vereinigten Provinzen.54 Der König gab ihnen, den ehe-
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maligen engen Verbündeten, nicht ohne Grund die Hauptschuld am Zustandekommen der Tripelallianz,55 deren Druck seinen Eroberungszug zum Stehen gebracht hatte. Die französische Außenpolitik der folgenden Jahre war deshalb ganz auf die Isolierung der Vereinigten Niederlande ausgerichtet, um diese bei einer sich bietenden Gelegenheit anzugreifen. Nachdem die Isolierung durch Bündnisse mit mehreren deutschen Fürsten, England und Schweden gelungen war, eröffnete Ludwig XIV. 1672 den Niederländischen oder Holländischen Krieg (1672–1679), der sich zu einem gesamteuropäischen Konflikt ausweiten sollte. Der heraufkommende Krieg gegen die Vereinigten Provinzen war gewiss ein Akt der Rache gegen diesen Staat, der den Siegeszug Ludwigs XIV. im Devolutionskrieg zum Stehen gebracht hatte; dahinter standen aber wenigstens auch ökonomische Erwägungen. Aufbau und Verstärkung der französischen Kriegsmarine war schon seit Beginn der Amtszeit Colberts gegen die holländische Handelsmacht gerichtet.56 Colbert, für den Holland Vorbild und Feindbild zugleich war, hatte schon zuvor Zollsperren gegen die Vereinigten Provinzen verhängt; der Handelskrieg wurde schon seit langem geführt und schlug nun in einen bewaffneten Konflikt um.57 Einstweilen aber bereiste Ludwig XIV. mit der Königin Maria Teresa die flandrischen Städte, die ihr huldigten.58 Die gescheiterte Niederwerfung der Vereinigten Provinzen: Der holländische Krieg
Zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Niederlanden herrschte ein tiefer wirtschaftlicher Interessengegensatz. Beide Staaten hatten deshalb zwischen 1652 und 1668 bereits zwei Kriege gegeneinander geführt. Der Frieden von Breda stellte deshalb lediglich einen praktischen Waffenstillstand dar. Beide Mächte konkurrierten auch im Ostseeraum miteinander, in dem wiederum die Königreiche Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft stritten. Dabei stand Dänemark traditionell den Niederlanden nahe, während sich Schweden an England anlehnte. Unter diesen Bedingungen war es natürlich, dass die Diplomaten Ludwigs XIV. sich in erster Linie an England und Schweden wandten. Ergebnis dieser Bemühungen war der seit dem Jahreswechsel angebahnte59 und am 1. Juni 1670 abgeschlossene geheime Vertrag von Dover60 zwischen dem Ludwig XIV. und König Charles II. von England, in welchem neben anderen Aspekten auch ein gemeinsames Vorgehen gegen den unliebsamen Konkurrenten, die Niederlande, vereinbart wurde. Der französischen Diplomatie war es also gelungen, die absolutistischen Bestrebungen Charles II. auszunutzen und die Triple Allianz zu sprengen; am 18. Dezember 1669 war der erste Entwurf des Vertrags von Dover verfertigt worden.61 In ihm wurde von den Vertragsparteien als gemeinsames Ziel die Zerschlagung der niederländischen Republiken vereinbart.62 Charles II. erhielt jährlich 2 000 000 livres an Subsidien, die sich im Kriegsfall auf 3 000 000 livres erhöhten, und im Fall eines Siegs sollte das englische Königreich die Insel Walcheren
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erhalten. Charles II. versprach sich davon budgetäre Unabhängigkeit vom Parlament, das nicht zuletzt aus diesem Grund dem Bündnis nachhaltigen Widerstand entgegensetzte.63 Wilhelm III. besuchte im November 1671 England, wo er von den Londoner Non-Conformists als moderater Calvinist begeistert aufgenommen wurde.64 Sein Onkel Charles II. weihte ihn in die Angriffspläne des Abkommens von Dover ein und versuchte, seinen Neffen zum Abfall von den Generalstaaten zu bewegen, die ihn in seinen Jugendjahren ja schlecht behandelt und mit dem Eeuwig Edict von der Statthalterschaft ausgeschlossen hatten.65 Wilhelm, der die Konversionspläne seines Onkels missbilligte, blieb aber den Vereinigten Provinzen loyal. Denn Wilhelm von Oranien war erbitterter Gegner Ludwig XIV., als dieser auf Forderung der Mutter Wilhelms das erste Mal 1660 Orange besetzte und dort die protestantischen Untertanen massiv zum Glaubenswechsel nötigte.66 Ludwig XIV. hatte einen Konflikt im Hause Oranien im Jahr 1660 genutzt, den Stammsitz des Hauses zu besetzen und seine Befestigung schleifen zu lassen.67 Orange war zwar 1664 zurückgegeben worden, wurde aber 1672 erneut von den Franzosen besetzt.68 Mit den Kurfürsten von Brandenburg bestand bereits seit 1669 ein Bündnis. Brandenburg aber nahm zunächst eine Stellung für die Vereinigten Provinzen ein. Die französische Diplomatie konnte dagegen zwei deutsche Staaten, die ein direktes territoriales Interesse gegenüber den Vereinigten Provinzen besaßen, zu Bündnisgenossen machen. Maximilian Heinrich von Köln, der Erzbischof von Kurköln, der von den Vereinigten Provinzen die Festung Rheinbergen und weitere Plätze zurückerobern wollte,69 und Christoph Bernhard von Galen, der Bischof von Münster, schlossen sich dem anti-niederländischen Bündnis am 4. Januar 1672 an, obwohl sie wenig früher am 11. Januar 1671 ihre Neutralität bekundet hatten. Die Einbeziehung Münsters und Kölns in das antiholländische Bündnis war von großer militärischer Bedeutung, was den Zeitgenossen deutlich war: Der Abschluss des Vertrags mit Ludwig XIV. wurde in Münster und Köln mit trunkenen Orgien gefeiert.70 Durch das Bündnis mit dem Kölner Erzbischof war der Rhein zu einem Korridor geworden, durch den sich die französischen Truppen nach Norden bewegen konnten.71 Bereits 1665 war der Bischof van Galen, der mehr Condottiere als Prälat war, in die Ostprovinzen der Generalstaaten eingefallen und konnte dort nur durch französische Hilfe vertrieben werden, die durch Entsendung 6 000 Mann Maison du Roi unter Marquis de Pradel gewährt wurde. Die französischen Truppen hausten in den Winterquartieren in Holland 1665/1666 wie der Feind selbst, wo sie die Bürger religiös verfolgten.72 Auch Schweden, das sich davon Vorteile gegenüber Dänemark versprach, schloss sich kurz darauf dem Abkommen an und erhielt von Frankreich im Gegenzug dringend benötigte Subsidien zugesichert. Damit war die außenpolitische Isolation Frankreichs überwunden und die Tripelallianz, die den ersten Eroberungszug Ludwigs XIV. Einhalt geboten hatte, zerschlagen.73 Ziel der französischen Diplomatie war die Isolierung der Vereinigten Provinzen.
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Im Winter 1670 wurde darüber hinaus ein weiteres Bündnis mit dem Kurfürstentum Bayern abgeschlossen, in dem Ansprüche auf österreichische Territorien von Ludwig XIV. unterstützt wurden. Nachdem Ludwig XIV. die beiden größten Fürsten im Heiligen Römischen Reich auf seiner Seite wusste, ließ er im April 1670 das Herzogtum Lothringen – mitten im Frieden – besetzen.74 Herzog Karl IV. von Lothringen (1604–1675) hatte im letzten Krieg der Tripelallianz seine Unterstützung angeboten und stellte damit einen potentiellen Gegner Frankreichs dar. Herzog Karl IV. von Lothringen hatte eine lange Karriere als Söldnerführer hinter sich, als er Anfang 1669 einen Krieg gegen die Pfalz vom Zaun brach; Ludwig XIV. befahl Crequi, ihn zu entwaffnen,75 der mit einem französischen Heer den Herzog vertrieb und innerhalb kurzer Zeit dessen Festungen eroberte. Obwohl er geplant hatte, den Krieg in dieser günstigen außenpolitischen Situation bereits 1671 zu beginnen, nutzte Ludwig XIV. dieses Jahr für eine weitere Absicherung seiner Pläne. Es schien erforderlich, Kaiser Leopold I. zu gewinnen. Schon im Januar 1668 hatten sich Frankreich und Österreich ja einander angenähert, als sie den geheimen Teilungsvertrag76 über die spanische Monarchie ausgearbeitet hatten. Und tatsächlich verpflichtete sich der Kaiser am 1. November 1671 in einem weiteren Geheimabkommen dazu, im Fall eines Kriegs nur dann einzugreifen, wenn deutsche oder spanische Interessen direkt betroffen würden. Leopold I. stand ohne Bayern und Brandenburg keine Unterstützung in einem Krieg zur Verfügung und ein Aufstand in Ungarn erforderte es, die Truppen in den Erblanden stehen zu lassen. Leopold I. hoffte, so die Ausbreitung des Konflikts zu einem gesamteuropäischen Krieg verhindern zu können. Die Unruhe in Ungarn und Siebenbürgen rührte aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg und der Intervention Bethlen Gabors auf der Seite des Winterkönigs her. In diese Lage stieß eine neue Offensive der Hohen Pforte. Montecuccoli war es zunächst vor der Schlacht von St. Gotthard an der Raab gelungen, durch erfolgreiches Manövrieren die türkischen Truppen auf der anderen Seite der Raab zu halten.77 Überraschend setzten die osmanischen Truppen dann aber am 31. Juli und 1. August 1664 bei der der Kaiserlichen unbekannt gebliebenen Furt von Eschersdorf auf das andere Ufer des Flusses in eine Biegung des mäandernden Flusses. Aus der Flussbiegung brachen Janitscharen und Spahireiterei gegen das kaiserliche Zentrum, dass sie zurückzudrängen vermochten. Gegen die vordringenden Elitetruppen setzte Karl von Lothringen zum Gegenangriff mit dem rechten kaiserlichen Flügel an, während der linke Flügel unter General Coligny die rechte Flanke des türkischen Zentrums fasste und damit einen Cannae-Effekt bewirkte.78 Die osmanischen Einheiten konnten sich aber der drohenden Umklammerung entziehen. In der einsetzenden Kampfpause vertraten Mitglieder des kaiserlichen Kriegsrats die Ansicht, es sei für diesen Tag genug; Montecuccoli und Karl von Lothringen setzten sich mit der Forderung nach einem energischen Generalangriff gegen die Türken durch, mit dem die Janitscharen und Spahis in den Raabbogen gedrängt und von dort in den Fluss getrieben wurden,79 wo 20 000 Mann ertranken und den Tod fanden.80
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In der Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zur Verschwörung von – katholischen – Notablen, die sich nach der von Montecuccoli gewonnenen Schlacht von St. Gotthard 1664 um die Früchte des Siegs über das Osmanische Reich durch den Frieden von Eisenburg (Vasvár)81 gebracht sahen,82 den sie als Preisgabe ungarischer Interessen betrachteten.83 Unter der Führung von Nicholas Zrinyi, dem Schwiegervater Ferenc Rackoczys II., der auch an prominenter Stelle teilnahm, verschworen sich Thomas Nádasdy, ein Günstling Leopold I., der aus den Gebieten der ungarischen Küstenregionen stammende84 Ferenc Frangepáni85 und andere Adelige, wie etwa der niederösterreichische Graf Tattenbach,86 denen es gelang, sich in den Besitz vieler Festungen zu setzen und in Tokai sogar den Gouverneur, Rüdiger von Starhemberg, gefangen zu nehmen.87 Osmanische Hilfe für den Aufstand blieb aber aus, und General Sporck gelang die Rückeroberung der von den Aufständischen eingenommenen Festungen und die Verhaftung der Rädelsführer. Der Verlauf des Holländischen Kriegs führte aber in den kommenden Monaten zu einem Meinungsumschwung bei Leopold I., als sich die spanische Krone auf die Seite der Generalstaaten stellte; im Juni 1671 kam es zwischen dem Erzhaus und dem Kurfürsten von Brandenburg mit dem Versprechen, dass jede Seite 12 000 Mann gegen Angriffe auf das Heilige Römische Reich stellen sollte, zum Abschluss eines Defensivbündnisses.88 Zuvor waren französische Magazine mit Vorräten zur Lieferung von 200 000 Rationen pro Tag89 in Bonn, Neuss und Kaiserswerth errichtet worden, was für die Generalstaaten deutlich machte, dass sie Ziel einer französischen Aggression waren.90 Das Unwetter, das sich über den Häuptern der Generalstaaten zusammenbraute, blieb ihnen nicht verborgen. Sie beschlossen daher, sechs Kavallerieregimenter mit 3 000 Mann und zehn Infanterieregimenter mit 14 000 Mann aufzustellen.91 Englische Truppen, die traditionell ein starkes Kontingent der Heere der Generalstaaten ausgemacht hatten, waren von Charles II. abgezogen worden; es blieben aber drei schottische Regimenter in Holland stehen, die auf zwei Regimenter „reformiert“ und mit Angehörigen aller protestantischer Staaten aufgefüllt worden waren.92 Deren militärische Verfassung war aber im Übrigen kläglich: Die Söldner waren zum großen Teil abgedankt, unerfahren und schlecht versorgt – in den Magazinen fanden sich dreißig Jahre alte getrocknete Fische,93 auch Kriegsbedarf war nicht oder nur sehr unzureichend vorhanden. Die Kavallerie bestand aus Kürassieren und wie im Dreißigjährigen Krieg aus „Reitern“, Karabiniers, die leichter gewappnet waren. Dragonerregimenter, also berittene Infanterie sollten im Kleinen Krieg eine erhebliche Rolle spielen. Die Infanterie bestand noch zu einem Viertel aus Pikenieren und im Übrigen aus Musketieren, die Luntenschlossmusketen führten.94 Im Winter 1671/1672 zog Ludwig XIV. seine Armee in einem Lager vor Dünkirchen zusammen,95 wo er im April 1671 30 000 Mann inspizierte.96 De Witt hatte vorbereitet, dass Wilhelm von Oranien mit Erreichung der Volljährigkeit am Ende seines 22. Lebensjahrs seinen Sitz im Staatsrat – dem Exekutivorgan
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der Generalstaaten – sollte einnehmen können,97 hatte dabei aber versucht, Wilhelms Stellung auf eine rein beratende Funktion zu beschränken.98 Wilhelm III. besuchte im November 1671 England, wo er von den Londoner NonConformists als moderater Calvinist begeistert aufgenommen wurde.99 Sein Onkel Charles II. weihte ihn in die Angriffspläne des Abkommens von Dover ein und versuchte, seinen Neffen zum Abfall von den Generalstaaten zu bewegen, die ihn in seinen Jugendjahren ja schlecht behandelt hatten.100 Wilhelm von Oranien war erbitterter Gegner Ludwig XIV., als dieser auf Forderung der Mutter Wilhelms das erste Mal 1660 Orange besetzte und dort die protestantischen Untertanen massiv zum Glaubenswechsel nötigte.101 Am 5. Januar 1672 wurde Wilhelm von Oranien nach langen Auseinandersetzungen hierüber mit Jan de Witt102 zum Generalkapitän der Truppen der Vereinigten Provinzen bestellt. Dabei bleib sein Amt eine reine Titularstellung; ihm blieb es untersagt, Patente (Marschbefehle) auszustellen, Einfluss auf die Regierung zu nehmen und für die Finanzierung der Truppen zu sorgen. Seiner Forderung, auf Lebenszeit bestellt zu werden, wurde nicht entsprochen, sondern eine Bestellung für die kommende Kampagne mit Aussicht auf Verlängerung vorgenommen.103 Seine Instruktionen wurden ihm in einer silbernen Kiste ausgehändigt.104 Das effektive Kommando über die Truppen lag bei den Felddeputierten der Provinzen,105 was ein einheitliches Kommando erheblich erschwerte, wenn nicht gar ausschloss. Im Januar 1672 endeten die diplomatischen Beziehungen der Generalstaaten zu Frankreich.106 Im März 1672 erfolgte die Kriegserklärung der Kronen Frankreichs und Englands an die Generalstaaten. Ludwig XIV. hielt zu Kriegsbeginn etwa 100 000 Mann unter Waffen, zu denen 30 000 Mann Kölner und Münsteraner Truppen stießen. Ihnen standen schwache holländische Truppen der Feldarmee sowie eine starke Garnison in Maastricht gegenüber:107 Unter der Herrschaft von de Witt vertrauten die zur größten Handelsmacht gewordenen Vereinigten Provinzen allein auf ihre Flotte.108 Nach dem siegreichen Ende des Dreißigjährigen Kriegs, der für die Vereinigten Provinzen ja ein 80jähriger Krieg gegen Spanien war, hatten die Generalstaaten die teuren Heere radikal abgebaut, deren kleine Restbestände sich beim Überfall Ludwig XIV. 1672 in einem dementsprechend schlechten Zustand befanden. Erst Ende des Jahrs stießen spanische Truppen zu Wilhelm von Oranien, die aber bei Kriegsausbruch nur 6 000 Mann zählten und bald alle Hände voll mit der Verteidigung der Spanischen Niederlande zu tun hatten.109 Neben dem jungen Prinzen von Oranien dienten Moritz von Nassau als Feldmarschall, Kilpatrick und Graf Styrum als Generalwachtmeister; nach dem Vorbild der maison du roi hatte man begonnen, eine Garde bestehend aus einem Infanterie-, einem Kavallerie- und einem Dragonerregiment aufzustellen, die aber die entmutigende Unterlegenheit der niederländischen Landstreitkräfte nicht auszugleichen imstande waren.110 Den Generalstaaten standen immerhin 569 Kompanien Fußvolk und 89 Kavalleriekompanien – zusammen 45 000 Mann – zur Verfügung,111 die aber weit
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zerstreut disloziert wurden. Die Grenzfestungen waren in einem schlechten Zustand und verfügten nach Feststellungen, die der Staatsrat Heiligabend 1671 getroffen hatte, weder über hinreichende Artillerie noch Munitionsvorräte.112 Das machte auch die in einem guten Zustand befindliche und durch den breiten Lauf der Waal geschützte Festung Nijmegen angreifbar, in der es an Pulver und Zündschnüren fehlte.113 Die gut befestigte Schenkenschans zwischen Waal und Rhein wurde durch den niedrigen Stand des Rheinpegels aufgrund der im April und Mai einsetzenden Trockenheit verwundbar.114 Des ungeachtet verlegten die Generalstaaten ihre Verteidigung in die Festungen vornehmlich der Ijsellinie von Doesburg, Zutphen, Deventer – in dem bei schlechtem Zustand der Wälle 4 000 Mann lagen115 – und Hattem im Süden nach Zwolle und Kampen im Norden.116 Schanzbauern wurden eilig aufgeboten, die Linie durch Verhaue und kleine Schanzen zu stärken.117 Obwohl den Generalstaaten schon hierfür keine ausreichenden Truppen zur Verfügung standen, wurden weitere Garnisonen an die Maas nach Hertogenbosch und weitere, kleinere Festungen geworfen, was sich später als katastrophal erweisen sollte.118 Insgesamt wurden 34 000 Mann zur Verteidigung von 69 Städten und Festungen auf diese verteilt. Das entsprach den Erfahrungen der Generalstaaten aus dem Krieg gegen Spanien, der durch Belagerungen und den Kleinen Krieg geprägt war. Der aggressiven Kriegsführung eines Turenne und Condé konnte damit nicht begegnet werden. Neben dem südlich liegenden isolierten Maastricht, in dem 5 600 Mann standen,119 die auf 8 400 Mann aufgestockt wurden,120 wiesen die Garnisonen eine Durchschnittsstärke von etwa 400 Mann auf,121 was für eine effektive Verteidigung völlig unzureichend war. Um die schwachen Garnisonen zu unterstützen, stand an der Ijssel ein Feldheer von gerade 9 200 Mann Infanterie und 4 800 Kavalleristen, was zusammen mit den Garnisonen eine Stärke von 22 000 Mann ergab, die den über 10 0000 französischen Soldaten122 entgegentreten sollten, die mit 97 Kanonen123 im Lager zu Charleroi zusammengezogen wurden und zu denen weitere 20 000 Mann Kölner Truppen unter Luxemburg zu zählen waren. Die „staatischen“ Truppen deckten eine unter dem Kommando des Feldmarschalls Johann Moritz von Nassau vom 28. bis zum 30. April notdürftig mit schwachen Brustwehren124 verstärkte, viel zu lange, weil dem gewundenen Lauf der Ijssel folgende Linie.125 Flankierungen und Reservestellungen waren nicht vorbereitet.126 Auf dieser Linie ruhten die Hoffnungen der Generalstaaten. Wilhelm von Oranien nahm am 6. Mai 1672 in Doesburg eine Revue der Armee ab,127 die der militärisch begabte Felddeputierte Van Beverningk exakt zählen ließ, um ein genaues Bild von der Truppenstärke zu erhalten. Er berichtete an de Witt, dass 9 200 Mann Infanterie und 4 800 Reiter bereit stünden. Wilhelms Sorge nahm täglich zu,128 aber van Beverningk weigerte sich, Truppen aus Holland und Brabant an die Ijssellinie zu verlegen.129 Die spanische Krone erkannte die Notwendigkeit, Ludwig XIV. entgegenzutreten: Wohldisziplinierte spanische Kavallerie stieß am 13. Juni 1672 bei Rhenen unterhalb
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Arnheims zu den Niederländern.130 Der Mangel an Truppen wurde aber durch diesen Zuzug nicht ausgeglichen und die Notlage Wilhelm von Oraniens durch die anhaltende Trockenheit verstärkt. Dazu kam die Unachtsamkeit der örtlichen Befehlshaber wie des Gouverneurs von Doesburg, der die Schleusen nicht rechtzeitig schließen ließ, was zu einem Dammbruch führte. Wilhelm III. ordnete dessen Reparatur und die Demolierung der Deiche bei Zwolle sowie der Zugangsstraßen an – vergeblich, da seit dem 28. Mai der Wasserstand weiter fiel. Nach Clausewitz Feststellung zerfiel der französische Feldzug von 1672 in zwei Teile, nämlich die Offensive gegen Holland und nach deren Stillstand an der Linie der fünf Posten die Defensive gegen Habsburg und Brandenburg.131 Turenne marschierte die Sambre herunter und vereinigte sich bei Vivré mit Condé, wo die einzige Maasbrücke zwischen Lille und Maastricht den Übergang ermöglichte. Condé und Turenne sahen indes die Schwäche der Stellung Wilhelms III. nicht.132 Statt der aus den früheren Kriegen gewohnten Energie gingen sie zögerlich vor; es kann nur darüber spekuliert werden, ob die Feldherren, an die kleinen, hochmobilen Truppen der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs gewöhnt, mit den großen Zahlen der neuen Armee überfordert waren. Anstatt die Ijselllinie zu forcieren wurde ein Beobachtungskorps unter Chamilly gegen Maastricht gelegt und Maaseyk, Tongeren und St. Truien besetzt, während die Hauptarmee unter Ludwig XIV., Condé und Turenne am 22. Mai 1672 über die Maas ging.133 Anstatt direkt nach Norden zu marschieren, wo ernsthafter Widerstand nicht zu erwarten gewesen wäre, ging Condé oberhalb Kaiserswerth am 28. Mai über den Rhein, um die von holländischen Truppen besetzten Orte förmlich zu belagern. Turenne rückte hierzu rechtsrheinisch vor und nahm Neuss, Kaiserswerth, Bonn und Dorsten ein.134 Die Franzosen drangen auch auf anderen Schauplätzen im Mai 1672 beinahe ungehindert über das neutrale Bistum Lüttich und Kleve nach Gelderland vor. Orsay wurde am 4. Mai, Wesel am 6. Mai, am Tag darauf Rheinbergen besetzt.135 Marseyk, obwohl es zum Erzbistum Lüttich gehörte und damit dem Kölner Verbündeten Ludwigs XIV. unterstand, widersetzte sich den Franzosen und fiel nach einer kurzen Belagerung durch Turenne am 14. Mai,136 womit ein Brückenkopf an der Maase errungen wurde, der von Chamilly besetzt und ebenso wie Tongres befestigt wurde.137 Der Rhein wurde bei Tolhuys138 überschritten.139 Die niederländischen Truppen am Tolhuys wurden von dem holländischen, aus Holstein stammenden, General Paulus Wirtz kommandiert.140 Es war ihm nur möglich gewesen, eine schwache Verteidigung in das Fort von Tolhuys zu werfen.141 Die Garnison war schon bereit, ohne den Widerstand nachzugeben, als der angetrunkene142 Herzog von Longeuville die niederländischen Soldaten provozierte, die Waffen wieder aufzunehmen. Longueville wurde von einer feindlichen Kugel getötet, Condés Hand durch eine Musketenkugel, die der Rittmeister Ossembroek abfeuerte,143 zerschmettert.144 Um den Übergang bei Tolhuis zu decken, hatte
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Ludwig XIV. am rechten Rheinufer145 in eigener Person eine Batterie errichtet, von der aus der holländischen Kavallerie „aufgespielt“ wurde und die sich anders als der glanzvolle Angriff unter Condé als entscheidender Akt des Gefechts erwies.146 Am 1. Juni 1672 setzte Condé bei Kaiserswerth vom linken auf das rechte Rheinufer über, wo der Gouverneur Van Santen nach kurzer Verteidigung kapitulierte.147 Um sich mit ihm auf diesem Ufer zu vereinigen ging Turenne bei Emmerich über den Rhein.148 Von hier aus beabsichtigten die Franzosen, den von den Holländern als Betuwe-Insel bezeichneten Landstrich zwischen Rhein und Waal zu besetzen.149 Nach der Eroberung Rheinbergs, Emmerich und Wesel vollzog das französische Heer einen Linksschwenk und griff die Ijssellinie – sechs Wochen nach Beginn der Kampfhandlungen – nach Nordosten an.150 Turenne nahm Arnheim am 15. Juni, das Fort von Nijmegen (die Kastenburg) am 16. Juni, die Schenkenschans am 19. Juni, die St. Andre-Schans am 21. Juni, Nijmegen selbst am 6. Juli, Crevecoeur am 19. Juli und Bommel am 22. Juli ein.151 Die unter dem pro forma Kommando des Königs stehenden Truppen nahmen am 24. Juni Zutphen,152 und unter dem Befehl Condés, der zum Connétable (Generalkapitän) ernannt worden war,153 am 30. Juni 1672 Utrecht ein,154 dessen Schlüssel Ludwig XIV. übergeben wurden.155 Garnisonen der Festungen der Vereinigten Provinzen kapitulierten eine nach der anderen ohne nennenswerten Widerstand.156 Turenne belagerte vom 16. bis zum 21. Juni 1672 Duisburg157 und setzte sich in Westfalen fest. Binnen kürzester Zeit waren 40158 bis 60159 befestigte Plätze eingenommen160 und deren Besatzungen gefangen genommen worden. Der zweite Abschnitt des Kriegs setzte ein. Die holländischen Verteidiger konnten eine vollständige Niederlage dadurch abwenden, dass sie zu den aus dem antispanischen Freiheitskrieg bewährten Maßnahmen griffen und vom 22. Juni 1672161 gezielt die Schleusen von Muiden öffneten, die zu besetzen die Franzosen versäumt hatten,162 und Deiche durchbrechen ließen,163 sodass die Zuider Zee sich in die Überschwemmungsgebiete bis zur Oude Hollandse Waterlinie ergossen.164 Die Überflutung des flachen Lands brachte den Vormarsch der Franzosen zum Halt. Die Holländer verfügten zur Verteidigung ihrer letzten Linie über 9 500 Mann, die auf fünf Posten verteilt wurden:165 Marschall Wirtz besetzte am 19. Juni mit 2 700 Mann Gorinchem am Waal. 500 spanische Infanteristen und 1 000 Mann spanischer und holländischer Kavallerie unter Louvigny besetzten am 18. Juni Schoonhoven am Nordufer des Lek, von wo aus Rotterdam und Dordrecht gedeckt wurden.166 Graf Horn bezog gerade noch rechtzeitig mit 1 300 Mann Stellung bei der Goede-van-Verwelle-Sluis zwischen Oudewater und Gouda, als die Franzosen Oudewater am 25. Juni einnahmen und drohten, auf Gouda vorzurücken.167 Der Weg von dem französisch besetzten Utrecht nach Leiden und Den Haag blockierte Wilhelm von Oranien, der mit 1 400 Mann holländischer Infanterie und 2 000 Kavalleristen bei Nieuwerbruig Stellung bezog. Den nördlichen Angelpunkt der Posten bildeten Schloss und Städtchen Muiden, von wo aus Amsterdam unschwer zu erreichen war. 1 800 Franzosen unter dem Duc de Rochefort waren über Wageningen vorgerückt und besetzten am 18. Juni Amersfort, von wo aus
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de Rochefort eine Partei von 180 Kavalleristen nach Naarden sandte, dessen Magistrat sich kampflos ergab. Von dort aus rekognoszierten die Franzosen Muiden wo, der Legende nach, der Magistrat zur Übergabe bereit war und nur ein beherztes Mädchen die Zugbrücke hochgezogen haben soll. In letzter Minute besetzte Moritz von Nassau, genannt „der Brasilianer“,168 den Ort, in den er 2 000 Mann warf.169 Seit 30. Juni versorgte Amsterdam Moritz von Nassau mit sechs eisernen Kanonen und Munition.170 Wirtz war darüber verzweifelt, dass die Bemühungen, das Wasser zu stauen, vergeblich blieben. Das Wasser fiel ständig bis zum 12. Juli, als festgestellt wurde, dass Bauern die Überschwemmungen vereitelten, um keinen Boden einzubüßen. Als diese Obstruktionen unterbunden wurden, gelang es Wirtz, bei Gorinchem zwei Boote mit zwei schweren Kanonen auszurüsten,171 auch auf dem Lek fuhren zwei Kanonenboote und Yachten auf allen Kanälen.172 Louvigny erhielt Ende Juni Zuzug von 200 bewaffneten Burghers aus Rotterdam und 79 Marinesoldaten.173 Im Juli 1672 war die Moral der holländischen Truppen nach dem ungeordneten Rückzug vor den Franzosen denkbar schlecht.174 Die Forts waren alles andere als in gutem Zustand. Die Besatzung musste dadurch gestärkt werden, dass Kavalleristen zu Fuß Dienst taten; Wilhelm von Oranien befahl den unter seinem Kommando stehenden Reitern bei Bodegraven daher, abzusitzen. Der Versuch Moritz von Nassaus, die nur 600 Infanteristen unter seinem Kommando auf diesem Weg zu verstärken, schlug fehl: Die Kavalleristen weigerten sich schlichtweg, als Infanteristen zu kämpfen. Ende Juli verbesserte sich die Lage etwas, als die Belagerung von Hertogenbosch aufgehoben wurde und Ludwig XIV. mit 8 000 Mann Maison de Roi nach Paris zurückging.175 Unter dem Kommando des Veterans des Dreißigjährigen Kriegs General Rabenhaupt wehrte sich Gröningen erfolgreich gegen den Ansturm des Bischofs von Münster.176 Aber noch war der Vormarsch Ludwigs nicht gestoppt. Mit der Einnahme Naardens177 war der Höhepunkt der Offensive freilich überschritten. Condé lag krank, von Podagraanfällen geschüttelt, in Utrecht.178 De Witt179 bot darauf Frieden zu Bedingungen an, die für Ludwig XIV. außerordentlich günstig gewesen wären und die Übergabe der von den Generalstaaten von den Spanischen Niederlanden gewonnenen Festungen einschlossen.180 Ludwig XIV. war indes entschlossen, die Vereinigten Provinzen auf Dauer zu einer unbedeutenden Macht zu reduzieren und verlangte unerfüllbare Konditionen.181 Mittlerweile wurden Friedenssondierungen aufgenommen. Aus einer heutigen Sicht unverständlichen Weise, aber wohl vor dem Hintergrund entstehender Versorgungsprobleme nachvollziehbar, ordnete Ludwig XIV. auf Anraten Louvois die Freilassung von 30 000 Gefangenen gegen ein geringes Lösegeld an182 – im 17. Jahrhundert ließ man, anders als im 20. Jahrhundert, Gefangene nicht kaltblütig verhungern. Die Generalstaaten entsandten den frankophilen Pieter de Groot183 nach Rhenen, der, am 26. Juni nach Den Haag zurückgekehrt, den Generalstaaten die von Ludwig erhobenen Forderungen überbrachte, die nicht anders als maßlos empfunden werden konnten, da
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ihre Erfüllung die Souveränität der Generalstaaten und die staatliche Existenz der Vereinigten Provinzen beseitigt hätte. Die Mehrheit der Herren sprach sich für die Annahme des Diktats aus, die nur an dem Veto Amsterdams scheiterte.184 Während der Groot darauf am 27. Juni Louvois Maastricht anbot, bestand der französische Kriegsminister auf der Einnahme von Herrschaften zwischen den Spanischen Niederlanden und den Vereinigten Provinzen, von denen eine Reihe Wilhelm von Oranien zustand.185 In der Sitzung der Generalstaaten am 7. Juli 1672 schlug die Stimmung um: Nach einer Rede des Amsterdamer Delegierten Van Beuningen ergriff die Versammlung die Bereitschaft zur Fortsetzung des Kriegs.186 Dazu trug ein entscheidender militärischer Erfolg bei, den die Generalstaaten auf ihrem eigenen Feld, dem Meer, errungen hatten. Am 7. Juni hatte de Ruyter bei Solebay gesiegt und die Bedrohung einer englischen Invasion Zeelands abgewendet.187 Gleichwohl noch in ihrer Existenz bedroht kam es in den Generalstaaten zu revolutionären Umwälzungen. Am 4. Juli 1672 wurde der von de Witt aus dem öffentlichen Leben gedrängte Wilhelm III. von Oranien als Generalkapitän des Lands mit umfassenden Vollmachten ausgestattet, die ihm zuvor verweigert worden waren.188 Eine englische Delegation mit dem Herzog von Buckingham bereiste in diesen Tagen die nicht besetzten Teile der Vereinigten Provinzen mit dem Ziel, Wilhelm von Oranien die verzweifelte Lage der Verteidiger vorzuhalten und ihn zu einem Friedensschluss um jeden Preis zu bringen. Wilhelm anwortete auf Buckinghams Ausruf, Wilhelms Sache sei verloren, er wisse einen Weg, der Niederlage zu entgehen – nämlich bei der Verteidigung des letzten Grabens zu fallen.189 Auch der Versuch Buckinghams, mit Verhandlungen, die er später in Antwerpen mit Monterey führte, einen Abzug der spanischen Truppen von der holländischen Front zu erreichen, scheiterte.190 In Groningen konnten die holländischen Truppen den Einheiten des Bischofs von Münster auch eine erste Niederlage zu Land zufügen. Im Juli wurde Wilhelm III. zum Statthalter der nicht besetzten Provinzen Holland und Zeeland ernannt. Wilhelm von Oranien war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt;191 zuvor war seine Ernennung mit Rücksicht auf die Unions-Harmonie abgelehnt worden.192 Im August brach die profranzösische Partei in den Vereinigten Provinzen mit der Ermordung der Brüder de Witt193 am 20. August 1672 zusammen. Cornelius de Witt wurde verhaftet und peinlich befragt; am 20. August wurde er seiner Ämter enthoben und verbannt.194 Sein Bruder begab sich zum Gefangenenport, um ihn zu besuchen und seine Freilassung zu erwirken. Der Mob rottete sich zusammen, ein Leutnant Van Valen schoss Jan de Witt nieder,195 nachdem sein Bruder vor seinen Augen erdolcht worden war.196 Die Gazetten in Paris behaupteten, Wilhelm von Oranien sei der Mörder – der Täter hinter den Tätern – der Brüder de Witt.197 Ob das zutraf, ist Gegenstand ebenso erbitterter wie nicht entscheidbarer Debatten. Wie auch immer: Der Umsturz führte dazu, dass Wilhelm von Oranien mit umfassenden Vollmachten ausgestattet wurde,198 aber die Unruhen nahmen einstweilen ihren Fortgang199 und beseitigten die Reste des republikanischen Regiments de Witts. Eine der ersten
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Maßregeln Wilhelm von Oraniens bestand daher darin, in den protestantischen Staaten Europas, namentlich des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, Söldnertruppen anzuwerben, die den Kern eines neuen stehenden Heers bildeten.200 1672 war dieses Heer erst im Entstehen begriffen, im Neunjährigen Krieg konnte es schon beanspruchen, professionell den französischen Soldaten gleichwertig zu sein. Dieses die Armeen des Dreißigjährigen Kriegs zahlenmäßig weit übertreffende Heer griff naturgemäß die Finanzen der kleinen Generalstaaten an.201 Zu der auch durch den Gefangenenaustausch verstärkten Armee stieß zudem Feldmarschall Waldeck202 als militärischer Fachmann.203 Ludwig XIV. und Luxemburg, der in Utrecht über 8 000 Mann Infanterie und 5 000 Mann Kavallerie verfügte,204 überschätzten die Widerstandskraft der schwachen fünf Posten und verharrten in ihren Stellungen. Einzig ein Angriff am 5. August auf die Kastelle Kronenburg an der Vecht und Coenerstedt an der Amstel brachte etwas Bewegung in die erstarrende Front.205 Am 10. Oktober rückte Wilhelm von Oranien gegen Woerden vor, gegen das Luxemburg am nächsten Tag einen Gegenangriff unternahm.206 Anders als im Frühsommer hielten die holländischen Truppen aber stand; in der fünfstündigen Schlacht fiel zwar ihr General Zuylestein, aber Luxemburg, der von seiner Position bei Utrecht Truppen an Turenne zur Abwehr des Großen Kurfürsten hatte abgeben müssen,207 konnte keine Vorteile erringen.208 Wilhelm von Oranien ging daraufhin fünf Wochen später am 23. November bei Maastricht über die Maas und schlug in einem Gefecht ein Kontingent unter General Duras.209 Die Krise des Herbstfeldzugs setzte ein, als der Frost die Wasserlinie zufrieren ließ. Moritz von Nassau hackte das Eis auf,210 aber Luxemburg setzte am 27. November zu einem neuen Angriffsversuch mit 9 000 Infanteristen und 1 400 Kavalleristen gegen die Wasserlinie an.211 Die Voraussetzungen waren günstig. Die holländischen Soldaten fassten die Waffen angesichts der klirrenden Kälte nicht an und verbargen ihre Hände,212 und die weitaus besser disziplinierten französischen Truppen schienen kaum mit ernsthaftem Widerstand rechnen zu müssen. Bei Zegveld, fünf Kilometer nördlich von Woerden, versuchte der Marschall Luxemburg in der Nacht zum 28., einen nicht zugefrorenen Kanal zu überqueren, den in der Tat 3 000 Mann auf einer Brücke überschritten, die daraufhin aber zusammenbrach, was bei diesen Witterungsverhältnissen den weiteren Vormarsch wesentlich erschwerte. Die über den Kanal vorgegangenen 3 000 Mann rückten weiter auf Mijdrecht vor, von wo aus ihnen, nach einem Gefecht mit holländischen Truppen wegen Fehlern der Verteidiger unter Graf Königsmark, der Rückzug auf ihr Lager bei Utrecht gelang.213 Einsetzendes Tauwetter hielt danach die Wasserstraßen bis Anfang Februar 1673 frei214 und machte weitere Operationen unmöglich. Im zweiten Jahr des Kriegs erwiesen sich die angelegten Überschwemmungen als unüberwindlich.215 Condé, den seine beim Rheinübergang erlittene Verletzung behinderte, blieb tatenlos vor den Über-
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schwemmungen liegen, Turenne wartete am Rhein auf das Eintreffen der kaiserlichen Truppen unter Montecuccoli und Luxemburg lag vor Maastricht.216 Das Eis auf den Wasserstraßen vor Amsterdam trug nicht, und die Entfernung Frankreichs nach Amsterdam erwies sich als ausschlaggebend, da die logistischen Probleme für Louvois, der mit einem Blitzkrieg gerechnet hatte, anwuchsen und die französischen Truppen nicht mehr hinreichend versorgt werden konnten.217 Mehr noch: Utrecht lag weit von Frankreich entfernt, denn die Spanischen Niederlande mit ihren zahlreichen Flussläufen und das Defilée durch Lothringen und die Landschaften den Rhein herab gestalteten die Verbindung zwischen dem König und der Armee schwierig. Ludwig XIV. war besorgt – er war kein Napoleon.218 Die Reaktion „der Franzosen“ auf diese Probleme war die Anwendung von Gewalt und Terror gegen die Zivilbevölkerung, die in Zukunft das Bild der französischen Kriegsführung prägen sollte. Es lässt sich wohl nicht mehr ausmachen, ob Louvois, Ludwig XIV., oder beide gemeinsam die nun das erste Mal angewendete Politik der verbrannten Erde befahlen. Jedenfalls berichtete die Pariser Gazette am 13. Januar 1673 darüber, das die von Franzosen bis dahin besetzt gehaltenen Städtchen Zwannerdam und Bodengrave bis auf die Grundmauern auf Befehl Luxemburgs niedergebrannt worden seien – was Proteste von Condé hervorrief.219 Unter Beteiligung Hugo Grotius nahmen die Generalstaaten Verhandlung mit Frankreich in Köln auf. Ihre Bereitschaft zu weitgehenden Zugeständnissen – namentlich einer Reduktion auf die sieben Kernprovinzen – wurde zurückgewiesen. Der Krieg nahm seinen Fortgang.220 Der Friedenskongress in Köln war aufgrund der erpresserischen Forderungen Ludwigs XIV. zum Scheitern verurteilt und „tot“, als am 30. August 1673 die Allianz zwischen den Generalstaaten, dem Herzog von Lothringen, dem Kaiser und Spanien geschlossen wurde.221 Am 14. Juli vereinigten sich die Armee des Königs, die Truppen unter Chamilly und die unter Turenne vor Hertogenbosch (Bois-le-Duc), von wo aus sie gegen Groningen vorgingen, dessen Erdwerke verfallen und mit zu wenig Geschütz gerüstet waren.222 Sein Gouverneur Oberst Rabenhaupt nahm gemeinsam mit 1 200 Mann unter dem Kommandanten Herzog v. Plön und dem Kavallerieoberst Stolzenburg aber eine beherzte Verteidigung auf, an der sich auch die bewaffnete Bürgerschaft tatkräftig beteiligte. Ein heftiges Bombardement der Stadt – ein erster Einsatz großer Belagerungsmörser – verbreitete zwar Angst und Schrecken, die Festung konnte aber nicht vollständig eingeschlossen werden und wurde daher versorgt, während die Belagerer zusehends in Not gerieten und am 27. August 1672 die Belagerung aufzuheben genötigt sahen. Ludwig XIV. war bereits am 26. Juli nach St. Germain abgereist.223 Rabenhaupt, mittlerweile General, detachierte nun den Oberst Jormann mit 2 000 Mann gegen die von Kölner und Münsteranern gehaltene Stadt Winstetten und deren Schanze, die Jormann im Sturm ebenso wie das feste Haus Wedde einnahm.224
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An den Planungen für den Feldzug des Jahrs 1673 wurden Turenne und Condé nicht mehr beteiligt.225 Die Differenzen zwischen den Veteranen und der modernen Führung unter Louvois hatten sich unabhängig von den bestehenden persönlichen Animositäten als unüberwindlich erwiesen: Louvois stellte von Paris aus exakte, ja minutiöse Anweisungen an die Generalität an der Front aus, was besonders Turenne strikt ablehnte,226 der sich – verständlicher Weise – dadurch in seiner Entscheidungsfreiheit auf dem Kriegstheater beraubt sah. Über den Auseinandersetzungen mit den beiden Größen Condé und Turenne geriet Louvois an den Rand königlicher Ungnade, konnte sich aber mit Condé, wenn schon nicht aussöhnen, doch insoweit auf einen modus vivendi einigen, als er ihm für das Jahr 1674 eine gut ausgestattete Armee zusagte227 – deren Kräfte dann allerdings andernorts fehlten und von dem gesundheitlich verfallenden Feldherren nicht mehr effektiv eingesetzt wurden. Wilhelm von Oranien wandte sich spät im Jahr gegen Tongres, von dem er aber nach Charleori abschwenkte, dessen Belagerung er am 16. Dezember 1672 aufnahm.228 Zur Unterstützung der Generalstaaten stieß ohne Kriegserklärung an Ludwig XIV. der spanische Befehlshaber Monterey mit 10 000 Mann.229 In letzter Minute hatte sich ein Trupp unter Montal mit 100 Reitern in die Festung geworfen, deren förmliche Belagerung Wilhelm von Oranien angesichts der vorgerückten Jahreszeit scheute; er hatte mit einem Überraschungscoup gerechnet, der aber fehlgeschlagen war.230 Die Serie erfolgloser Operationen der Generalstaaten231 wurde aber durch Erfolge gegen die Münsteraner abgelöst, denen es unter mittlerweile General Rabenhaupt gelang, mit vom Herzog von Curland geworbenen polnischen Truppen mit dem Streithammer in der Faust die Grabenanlagen von Coevorden im Sturm zu überwinden, die Hauptwache zu nehmen und die Überlebenden der Münsteraner Garnison gefangenzunehmen.232 Die Wasserlinie erwies sich für die französische Armee als unüberwindlich, obwohl der General Luxemburg mit Infanterie auf Schneekufen über die Eisflächen vorrückte.233 Im Dezember 1672 kam der verwandtschaftlich mit den Oraniern und konfessionell mit den Vereinigten Provinzen verbundene calvinistische Kurfürst von Brandenburg den bedrängten Generalstaaten zu Hilfe und warf sich auf die norddeutschen Verbündeten Ludwig XIV.234 Als im Frühjahr das Eis über den zugefrorenen Überschwemmungsgebieten Hollands zu tauen einsetzte, endete für Luxemburg die Möglichkeit der Operation gegen das Kernland der Vereinigten Provinzen.235 Sein Versuch, Boote auszusetzen und die Kampfhandlungen so fortzuführen, war nicht dauerhaft erfolgreich.236 Ludwig XIV. brach am 1. Mai 1673 aus St. Germain auf,237 verzögert durch Rücksicht auf die Marquise de Montespan, deren dritte Schwangerschaft mit Komplikationen verlief.238 Marie Thérèse, seine spanische Ehefrau, Madame de Vallière, die nicht mehr aktuelle Maitresse des Königs, reisten mit ihm in einer Kutsche und wurden nach Tournai gebracht,239 während Ludwig sich der Belagerung Maastrichts zuwandte. Dass der französische König in aller Öffentlichkeit mit Ehefrau und zwei Mätressen
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reiste, blieb ein singuläres Ereignis, mag aber die Hybris Ludwig XIV., ein Jahr nach dem Holländischen Krieg, illustrieren. Die bemerkenswerte Reisegesellschaft nahm mit den Truppen ihren Weg durch die Spanischen Niederlande, wiewohl der Krieg gegen Spanien noch nicht ausgebrochen war. Ziel war zunächst, dem Lauf der Schelde folgend, Gent. Dies war kein transitus innoxius, nachdem Charles II. für Ludwig XIV. ein Manifest veröffentlicht hatte, in dem er erklären ließ, der Gouverneur Monterey habe den Frieden von Aachen verletzt, als er im Dezember 1672 den Holländern bei der Belagerung von Charleroi Hilfestellungen gegeben hatte.240 An der Wasserlinie war ein militärischer Erfolg nicht zu erwarten. Das tat dem Feldzug Ludwig XIV. aber keinen Abbruch. Er fasste die Einnahme der isoliert liegenden Festung Maastricht ins Auge. Diese Festung wurde von dem renommierten Obristen Jacques de Fariaux241 gehalten. Für den Feldzug des Jahrs 1673 brachte die Verlagerung der Kämpfe um die Stadt die Aussicht, den von Vauban für Ludwig angestrebten Sperrgürtel gegen Norden und Nordosten zu komplettieren. Die Kapitulation der Festung am 1. Juli 1673 rief sowohl spanische Befürchtungen, die Spanischen Niederlande zu verlieren, als auch die Besorgnis des Kaisers hervor, die durch einen Vertrag, den Geheimverträgen Leopold I. mit Ludwig XIV. zum Trotz, im August 1673242 in den Krieg mit den Vereinigten Provinzen eintraten. Maßgeblich hierfür war nicht zuletzt, dass Frankreich Lothringen ebenso wie das neutrale Kurbistum Trier im Sommer 1673 ohne Kriegserklärung besetzte.243 Am 15. Oktober 1673244 erklärte der Allerkatholischste König Ludwig XIV. den Krieg.245 Damit weitete sich der Krieg auf die Spanischen Niederlande, auf Mittel- und Oberrhein und auf Norddeutschland und Skandinavien aus. Das Bündnissystem, das Ludwig XIV. bis 1672 feinsinnig hatte konstruieren lassen, brach zusammen. Eine Kernposition hatte Charles II. eingenommen, dessen Krone von einer Mittelmacht am Rande Europas sich anschickte, zur entscheidenden Macht auch auf dem Kontinent zu werden. Zugleich fiel der erste Verbündete, den die Generalstaaten hatten gewinnen können, von ihrer Sache unter dem Druck militärischer Misserfolge ab. Mit dem Großen Kurfürsten verband Wilhelm der gemeinsame Glaube und Jugenderlebnisse. In seiner Jugend hatte Wilhelm III. mit Friedrich Wilhelm von Brandenburg in Cleve gejagt und gemeinsam ein Wildschwein erlegt.246 Der Große Kurfürst versuchte, den Kaiser zum Beitritt zu einer antifranzösischen Liga zu bewegen, um den französischen Truppen den Durchmarsch in das Gebiet des Herzogtums Cleve verlegen zu können,247 dessen Festungen Truppen der Generalstaaten aufnahmen.248 1672 war der Große Kurfürst mit 12 000 Mann Infanterie und 8 000 Reitern, für die die Generalstaaten die Hälfte des Solds trugen,249 auf der Seite Hollands in den Krieg eingetreten,250 sammelte seine Truppen aber erst gegen Ende der Saison am 15. August 1672 um Halberstadt. Turenne hatte 1672 die brandenburgischen Besitzungen im Herzogtum Cleve verwüstet;251 die Festung Wesel musste sich den Franzosen ergeben;252 Turenne ging dort am 10. September 1672 über den Rhein.253 Vom Rhein aus avancierte Turenne in Eilmärschen, während jener er die Truppen der Kölner und Münsteraner Verbündeten an sich
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zog,254 an die Weser.255 Hier operierten die feindlichen Armeen, ohne das die Brandenburger Turenne aus ihren Besitzungen herausdrängen konnten, die erheblichen Schaden nahmen.256 Nachdem die Alliierten am 3. März bei Minden über die Weser gegangen waren, folgte ihnen Turenne bei Höxter am folgenden Tag. Die Herzoge von Braunschweig und Hannover zogen Truppen an der Leine zusammen.257 Später im März 1673 schlug Turenne seine Lager im Herzogtum Mark um Soest258 im Rheinland auf und blieb dort im Quartier, obwohl er von Louvois dringend zum Rückzug über den Rhein aufgefordert worden war.259 Herzog Philip Wilhelm von Neuburg ver mittelte einen Waffenstillstand durch seinen Kanzler Dietrich von Stratmann, der am 10. April 1673 zum Vorvertrag von St. Germain-en-Laye führte.260 Anfang Juni 1673 wandte sich der König ostwärts nach Brüssel. Am 6. Juni wurde bei Vossem vor Maastricht das Lager aufgeschlagen. Die ersten sechs Wochen glich der Vormarsch eher einer Reise als einem Feldzug. Im Lager von Vossem wurde am 21. Juni 1673 der endgültige Friedensvertrag mit dem Großen Kurfürsten unterschrieben.261 In der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1673 wurden die Gräben vor der Festung eröffnet: Maastricht wurde zum ersten Fall des systematischen Einsatzes von Approachen auf dem mitteleuropäischen Kriegsschauplatz, das sind drei sich den Festungswerken nähernde, parallel zu ihnen verlaufende Gräben.262 Laufgräben waren zwar bekannt und die Anlage von Parallelen wurde besonders durch die Osmanen bei der Belagerung von Candia auf Kreta praktiziert,263 aber durch Vauban in die systematische Form einer „wissenschaftlich“ fundierten Lehre von der Reduktion der Verteidigungskraft einer Festung gebracht. Die Parallelen waren eine Maßregel gegen den Beschuss der Verteidiger und boten Rückhalt gegen Ausfälle.264 Vor Maastricht focht 1673 neben John Churchill auch der junge Obristleutnant Villars.265 Generäle wie Condé oder Montecuccoli, und nicht zuletzt auch Turenne, der „Lehrer“ Marlboroughs,266 Protagonisten des Bewegungskriegs, standen dieser neuen Technik skeptisch gegenüber.267 Am 18. Juni nahm eine Batterie von 26 Belagerungsgeschützen den Beschuss auf und feuerte in den ersten dreißig Stunden nicht weniger als 5 000 Runden. In einem Sturm, in dem der berühmte d’Artagnan als Kommandeur der königlichen Musketiere fiel,268 zeichnete sich der junge Captain John Churchill aus.269 Die Belagerung Maastrichts machte Fortschritte, obwohl die Truppen in den Gräben bis zu den Knien im Wasser standen und alle 24 Stunden abgelöst werden mussten.270 Am 30. Juni 1673 ließ Fariaux Chamade schlagen.271 Die rasche Einnahme Maastrichts krönte – allerdings sehr früh in der Feldzugsaison des Jahrs – die Kampagne Ludwigs. Die Wirkung auf die deutschen Fürsten war, wie Ludwigs Botschafter am Reichstag zu Regensburg, Robert de Gravel berichtete, hervorragend. Maastricht schien als die Bestätigung der Machtentfaltung Frankreichs.272 Die Kapitulation Maastrichts nährte die Überzeugung Ludwig XIV., die Generalstaaten würden bei den Verhandlungen einer Friedenskonferenz in Köln jede Bedingung annehmen und dem unvermeidbaren Krieg mit Spanien, anders als sechs Jahre zuvor, nicht mehr im Weg stehen.273 Am 24. September erklärte Ludwig XIV. dem
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Allerkatholischsten König den Krieg, gestützt auf die Teilnahme Spaniens an dem Versuch der Belagerung Charlerois beinah ein Jahr zuvor.274 Allerdings waren die Fronten Frankreichs überdehnt, und es blieb Condé in den Niederlanden nichts anderes übrig, als gegen Spanien den Kleinen Krieg zu beginnen.275 Nach der Kapitulation Maastrichts zog Ludwig XIV. ins Elsass, wo er die Festungsanlagen von Seletstadt und Colmar hatte schleifen lassen. Am Hof Ludwig XIV. zu Nancy machte dem französischen König ein junger deutscher Fürst aus der Markgrafschaft Baden seine Aufwartung, Ludwig Wilhelm.276 Marquis de Rochefort zog am 19. August 1673277 vor Trier, dessen Kurfürst bis dahin noch wohlwollend neutral zu Frankreich stand, um eine französische Garnison in die Festung zu werfen. Das von Trier kontrollierte Moseltal war die Einbruchschneise, durch die kaiserliche Truppen sich den Vereinigten Provinzen kommunizieren konnten;278 Ludwig wollte Monterey zuvorkommen, Kontrolle über die Festung zu erlangen.279 Der Zug gegen Trier war also strategisch defensiv, wurde aber im Heiligen Römischen Reich als hochgradig aggressiver Akt angesehen. Am 7. September 1673 schlug die Garnison Chamade,280 und der Kurfürst Max Heinrich floh auf die Festung Ehrenbreitstein oberhalb von Koblenz. Die Wirkung auf die Fürsten des Heiligen Römischen Reichs war für die Stellung Frankreichs, das im Westfälischen Frieden die Stellung des Protektors der „Teutschen Libertät“ erlangt hatte, schlichtweg verheerend, die Kampagne trieb die Fürsten in die Arme des Kaisers.281 Noch Anfang Mai 1673 waren Ludwig und Louvois davon überzeugt, Turennes Einheiten nach Lüttich zurückzuführen, solange die kaiserlichen Truppen in Böhmen blieben. Am 23. Mai kam es aber zu einem Stimmungsumschwung. Turenne sollte bis Böhmen vorgehen und nur die Länder der Verbündeten der französischen Krone schonen.282 Ludwig untersagte Turenne auf seinem Marsch in einem persönlichen Schreiben ausdrücklich Plünderungen, die aber in dem zusehends feindlicher werdenden Umfeld nicht verhindert werden konnten, um die Armee überhaupt zu erhalten. Ermahnungen Louvois, die nach Beschwerden deutscher Fürsten an Turenne gerichtet wurden, konnte er schlicht nicht beherzigen, da er sonst seine Armee nicht hätte erhalten können.283 Im Mai und Juni 1673 marschierte Turennes Armee vom Herzogtum Berg über Hessen-Darmstadt bis nach Wetzlar.284 Dort lagerte er und zog wieder 7 000 Mann an sich, die er zur Verstärkung des Belagerungskorps vor Maastricht abgegeben und die nach der Kapitulation der Festung freigeworden waren.285 Im August hatte Montecucolli 10 000 Sachsen286 an seine in Böhmen lagernden Truppen gezogen und rückte nun mit einer Gesamtstärke von 40 000 Mann ins Reich ab.287 Am 17. September ging Montecuccoli nach zwei Wochen der Märsche und Gegenmärsche bei Würzburg über den Main288 und rückte gegen Frankfurt vor. Turenne besetzte nun am 28. September das Schloss von Aschaffenburg mit 550 Mann und zwei Geschützen,289 die er im Oktober auf 1 200 Mann verstärkte.290 Montecuccoli gelang es aber, Turenne, der nicht hinreichend über Magazine versorgt werden konnte, auszumanövrieren und nach der Einnahme Gelnhausens am 11. Oktober Wiesbaden
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zu erreichen.291 Am 27. Oktober 1673 ging Turenne dann bei Philippsburg über den Rhein292 und zog sich in den Elsass zurück, von wo er keinen Einfluss auf das weitere Geschehen in diesem Jahr nehmen konnte. Leopold I. zögerte zu diesem Zeitpunkt freilich noch vor der Aufnahme von Kämpfen zurück und befahl Montecuccoli, auf der rechten Rheinseite zu bleiben.293 Auf dem holländischen Kriegsschauplatz kam es zu Rückschlägen für Ludwig XIV., als Wilhelm von Oranien am 11. September 1673 Naarden von den Franzosen zurückeroberte.294 Am 20. August hatte Wilhelm die Stadt eingeschlossen, und nach Öffnung der Gräben wurden am 8. September 1673 die ersten Batterien gegen die Festung in Stellung gebracht. Der spanische Kavalleriegeneral Angousto unternahm in der Nacht vom 10. auf den 11. September einen Sturm auf den gedeckten Weg, der aber von den Verteidigern der Stadt behauptet wurde.295 Die Belagerer kamen aber gut voran, und der Kommandant Naardens, Du Pas, kapitulierte Ende September. Er wurde vor ein Kriegsgericht gestellt296 und zum Tod verurteilt. Die zunächst auf eine lebenslänglich ermäßigte Sentenz wurde auf Drängen Turennes aufgehoben und Du Pas begnadigt.297 Ludwig XIV. schrieb nun am 21. Oktober 1673 an Luxemburg, die Lage auf dem holländischen Kriegsschauplatz gebiete es, die 1672 eingenommenen Positionen teilweise zu räumen.298 Zur Organisation des Rückzugs konzentrierte die französische Führung das militärische Material in einem großen Magazin in Gavre, womit sich die Armee auf die Maaslinie zurückfallen ließ, um das Elsass zu decken.299 Marschall Bellefonds sprach sich vehement gegen diesen Rückzugaus; er liefe dem Ehrgefühl des französischen Offizierkorps zu wider. Ludwig XIV. ließ es nicht zu, dass sich Mobilisierung von gloire zur Bindung des Adels an die Krone gegen die Krone gewendet wurde. Bellefonds wurde seines Kommandos zugunsten des Comte de Lorges enthoben.300 Im folgenden Jahr 1674 hatte dies alles ein Nachspiel, als Gavre kapitulierte und den Holländern reiche Vorräte in die Hand fielen.301 Im Mai 1674 räumten die französischen Truppen dann auch die Schenkenschans, Zutphen, Arnhem und Nijmegen.302 Die Verbündeten Ludwig XIV. wurden nun wankend; sie mögen einen Spaziergang wie im Devolutionskrieg erwartet haben, während der Kampf gegen Holland sich ausweitete und zu einem großen Krieg mit ungewissem Ausgang wurde. Zur Jahreswende nahm der Bischof von Münster Kontakt zum Kaiser auf, wovon die Franzosen aber alsbald Kenntnis erlangten. Am 8. Januar besetzte daraufhin Turenne Ostenburg und erpresste von dem wankelmütigen Bündnisgenossen die Lieferung von Nahrungsmitteln und Fourage.303 Der Große Kurfürst, der versuchte, die französischen Truppen aus Westfalen zu verdrängen, manövrierte erfolglos gegen Turenne, der sich in Dortmund verschanzte.304 Die Brandenburger zogen sich darauf bis Hildesheim zurück, wo sie unter großem Mangel an Nachschub litten.305 Unterdessen war Turenne 1673 über den Rhein gegangen und zog nach der Manier des späten Dreißigjährigen Kriegs über das Württembergische, Kontributionen erhebend und seine Armee durch Plünderungen ernährend, an den Lauf des Main in Fran-
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ken.306 Dorthin zog ihm Montecuccoli, dessen Truppen sich in Böhmen gesammelt hatten, über die Pässe bei Pilzen entgegen; bei Marktbreit, Ochsenfurt307 und Rothenburg308 lagen sich die Heere gegenüber, bis es Montecuccoli gelang, Turenne auszumanövrieren und über den Main auf Koblenz vorzustoßen, wo er sich mit Wilhelm von Oranien vereinigte309 und den Rhein übertrat. Im Oktober ließ Montecuccoli eine Schiffsbrücke bei Mainz über den Rhein schlagen. Das aber war ein Bluff.310 Denn statt über den Fluss zu setzen marschierte Montecuccoli in Eilmärschen nach Koblenz und ging dort über die Brücke auf das andere Rheinufer und rückte gegen Bonn dessen Belagerung am 4. November aufgenommen wurde311 Beiden Feldherren gelang es, den Sitz des kölner Churfürsten nach kurzer Belagerung einzunehmen:312 Wilhelm von Oranien war am 16. Oktober mit 11 Infanterie- und 14 Kavallerieregimentern nach Venlo aufgebrochen, von wo er am 26. Oktober über Rheinbach vor Bonn zog,313 wo die Gräben am 5. November geöffnet wurden; bereits am 12. November kapitulierte die Festung.314 Die Eroberung Bonns hatte weitreichende Folgen. Auf Anweisung Louvois zog sich Luxemburg aus dem durch französische Kontributionserhebungen völlig ausgesogenen und verarmten Utrecht unter Aufgabe aller Eroberungen des Jahrs 1672 zurück.315 Der Wendepunkt des Kriegs ergab sich nicht nur aus den Anfangserfolgen Frankreichs, die der Sache der Vereinigten Provinzen Verbündete zuführten, sondern aus einem weiteren Erfolg der Holländer zur See, die eine Flotte aus französischen und englischen Schiffen besiegten: Eine Französisch-englische Flotte wurde in der Seeschlacht von Texel316 am 21. August 1673 von einem holländischen Geschwader unter Admiral de Ruyter geschlagen.317 An Bord der französischen Schiffe, die an Englands Gestaden zu Lande gezwungen wurden, befanden sich Landungstruppen, die in Holland eingesetzt werden sollten und nun in England vorläufiges Quartier nahmen, wobei es zu Ausschreitungen und Missstimmungen kam, die das Verhältnis der Bündnispartner nachhaltig belasteten.318 1672 kommandierte der Herzog von York die franco-englische Flotte, wurde aber 1673 durch Prinz Rupert abgelöst.319 Am 21. August 1673 traf seine Flotte, in der Spregge und D’Estrees kommandierten, auf die holländische Flotte unter De Ruyter und Tromp, die mit günstigem Wind auf die Verbündeten zuhielten:320 De Ruyter warf sich in ein scharfes Engagement mit Prinz Rupert, in dem die Holländer leicht die Oberhand behielten; Tromp und Spregge lieferten sich heftige Breitseiten, in deren Verlauf sie ihre Flagschiffe verlassen mussten – als sein Dingy getroffen wurde, ertrank Spregge. Währenddessen kreuzte D’Estrees ihre Route, ohne in den Kampf einzugreifen. De Ruyter wurde dadurch gerettet. Er war weit davon entfernt, der englisch-französischen Flotte eine vernichtende Niederlage zugefügt zu haben, behauptete aber die Seeherrschaft im Kanal und konnte die holländische Smyrnaflotte erfolgreich eskortieren. De Ruyter rettete Holland vor Ludwig XIV.; die Seeschlacht von Texel bildete die militärisch-politische Grundlage der Ereignisse, die zu den künftigen Großen Allian-
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zen führen sollten: Politisch hatte dieser taktische Erfolgs de Ruyters unerhört weitreichende Folgen. In England gewann in der öffentlichen Meinung die Empörung über das Verhalten D’Estrees – auf welchen Gründen es auch immer wirklich beruht haben mag – die Oberhand und der Druck auf Charles II., das Bündnis mit Ludwig XIV. aufzukündigen, wurde übermächtig. Auch zu Lande errungen die Verbündeten erste Erfolge. Am 12. November 1673 nahmen sie Bonn, den Sitz des Kurfürsten des Erzbistums Köln, ein.321 Jener war mit Ludwig XIV. verbündet und wechselte nun ebenso wie der Bischof von Münster die Seite.322 Damit aber war die Verbindung zwischen Flandern und der Pikardie mit den Truppen in Holland unterbrochen.323 Condé marschierte mit einem kleinen Heer durch die spanischen Niederlande auf Maastricht zu, wo er sich mit dem französischen Expeditionskorps unter Marschall Bellefonde vereinigte, um dessen Rückzug zu decken.324 Englische Zeitungen feierten den Sieg der Verbündeten bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem die englische Krone noch mit der französischen Krone verbündet war.325 Dass es Turenne im Juni 1673 gelungen war, den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auszumanövrieren und durch Plünderungen und Verwüstungen seiner rheinischen Provinzen zum Friedensschluss zu zwingen, wog den Verlust an Bündnispartnern nicht auf.326 England zog sich aber nach den verlorenen Seeschlachten mit dem Friede von Westminster aus dem Krieg gegen die Niederlanden im Februar 1674 zurück; auch Köln und Münster brachen das Bündnis mit Ludwig XIV. im Frühjahr 1674.327 Ludwig XIV. schrieb nach Bekanntwerden des Friedens von Westminster an Charles II., er verzeihe ihm und versicherte ihm die Fortdauer seiner Freundschaft.328 Politisch hatte nach dem Devolutionskrieg das Ansehen Ludwig XIV. besonders im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gelitten, vor allem durch die Kampagne Crequis gegen Lothringen 1670329 und die Einnahme der Freien Reichstadt Besançon. Verbündete wie der Kurfürst von Brandenburg wandten sich von Frankreich ab. Diese Kehrtwendung vieler Reichsstände wurde deutlich, als der Kaiser auf Hilfegesuch des Pfälzer Kurfürsten vom 28. Februar 1674 den Erlass eines Kommissionsdekrets in Regensburg am 17. März 1674 veranlasste, die Stände zu „einmütiger Zusammensetzung“ aufzufordern.330 Allerdings verstand sich das Kurkolleg durchaus nicht zu einer „Reichkriegserklärung“, von der im Schrifttum bisweilen die Rede ist.331 Vielmehr wurde am 31. März 1674 ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben,332 das im April und Mai ausgearbeitet wurde und nicht viel mehr als Erläuterungen zum Beschluss vom 31. März enthielt, in dem Ludwig XIV. nicht genannt, sondern den bedrängten Reichsständen Kurpfalz und Kurtrier Hilfe zugesagt wird, „damit sie des gewaltthätigen und feinseeligen Überzugs widerum befreyet“ werden.333 Auch das Rechtsgutachten nennt nicht Ludwig XIV., erläutert aber die zu treffenden Maßregeln zur Abwehr der Aggression an der Westgrenze des Reichs,334 namentlich die Versorgung der Auxiliarvölker. Eine Reichskriegserklärung scheint darin von Kaiser und Reichsständen zwar nicht
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gesehen worden zu sein;335 das Rechtsgutachten wurde aber namentlich von Wilhelm von Oranien so aufgefasst.336 Während die Bündnispartner vom Sonnenkönig abfielen, festigte sich so die antifranzösische Allianz. Der niederländisch-kaiserlich-spanischen Koalition schloss sich auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg wieder an. Die Abwesenheit der brandenburgischen Armee nutzte Schweden Ende 1674 für einen Einfall in der Mark Brandenburg. Der Bischof von Münster wechselte nun ebenfalls das Bündnis und nahm mit seinem Heer auf der Seite der anti-bourbonischen Koalition am Bremen-Verdener Feldzug teil. Aber die militärische Macht Frankreichs war alles andere als gebrochen oder auch nur angeschlagen: 1674 gingen die Alliierten zwar in die Offensive; Spanier belagerten Charleroi, die Niederländer Grave und Maastricht.337 Am 5. Mai 1674 sammelte aber Condé bei Tournai 44 Bataillone und 121 Schwadronen, zusammen 45 000 Mann,338 deren Versorgung sich aber zusehends als problematisch erwies. Ein Konvoi wurde am 17. Juni 1674 von spanischen Parteigängern abgefangen und ein weiterer ging in einem Scharmützel am 30. Juni 1674 verloren.339 Obwohl 1 000 Rinder ins Lager geführt werden konnten, verschlechterte sich die Lage Mitte Juli 1674, als Spanier weitere Konvois am 10. und am 12. Juli abfingen. Condé zog darauf auf Seneffe, wo es am 11. August 1674 mit dem heranrückenden Wilhelm von Oranien, zu dem ein kaiserliches Kontingent unter de Souches mit 20 000 Mann und einem aus 10 000 Frauen bestehenden Tross340 gestoßen war, zur ersten Schlacht dieses Kriegs auf niederländischem Theater kam,341 die im Wesentlichen durch die extrem hohe Zahl ihrer Opfer – bis zu 10 000 auf französischer und 15 000 auf alliierter Seite – bemerkenswert ist.342 Wilhelm von Oranien war mit seiner angeblich 65 000 Mann starken Armee nahe Seneffe in drei Kolonnen nach Westen marschiert,343 wobei er von Condé von einer Höhe beobachtet wurde, der seine Chance nahen sah. Die alliierten Truppen rückten in drei Kolonnen vor, rechts und links die Kavallerie und auf dem höher gelegenen Chemin de Royal die Infanterie.344 Villars rekognoszierte die alliierte Bewegung und berichtete, dass die Alliierten sich nicht zurückzogen, sondern ihre Marschrichtung änderten.345 Condé stand um vier Uhr morgens bei Belle.346 Vaudemont, der Sohn Karls V. von Lothringen, verteidigte Seneffe, das aber von Condé unter blutigen Verlusten gestürmt wurde.347 Morstal nahm das Dorf Seneffe ein.348 Die französische Kavallerie verfolgte die fliehenden bis zur Abtei von St. Nicholas.349 Wilhelm von Oranien hatte aber seine Truppen einschwenken und Stellung beziehen lassen. Heftiger Widerstand der Infanterie warf die französischen Reiter zurück, die sich in Gärten, hinter Hecken und Gräben verschanzt hatten.350 Die Stellung Wilhelms wurde in seinem Zentrum, von einem vor seinem aus holländischen Truppen gebildeten linken Flügel verlaufenden Geländeeinschnitt351 des durch ihn besetzten und befestigten Dorfs Faix, geschützt.352 Eine Diversionsbewegung Luxemburgs mit dem französischen rechten Flügel blieb ohne Folgen; Naoilles Angriff auf den spanischen rechten Flügel der Alliierten blieb stecken.
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Schweizer und das Regiment Picardie gelang es nicht, bei Faix die Holländische Garde aus ihren Stellungen zu drängen.353 Condé griff daraufhin den Geländeeinschnitt und das wie eine Bastion befestigte Faix354 an, welches er unter hohen Verlusten einnahm. Dagegen warfWilhelm von Oranien seine schwere Reiterei in den Kampf. Condés Versuch, seinen Angriff zu erneuern, scheiterte an der Erschöpfung seiner Truppen.355 Condé ließ sich in seiner Caleche an die Frontlinie fahren; nach 17-stündigen Gefechten war er zu erschöpft, zu Pferde zu sitzen.356 Seneffe hatte beide Seiten unerhörte Verluste gekostet, wie sie erst 35 Jahre später in der Schlacht von Malplaquet wieder auftreten sollten. Auch wenn die Alliierten die Schlacht von Seneffe militärisch nicht bestanden hatten, war die Bedeutung des Kampfs groß. Er machte deutlich, dass die Alliierten um jeden Preis bereit waren, Ludwig standzuhalten. Die europäische Lage hatte sich unverkennbar geändert. Ein Versuch der Alliierten, Oudenarde zu belagern, schlug nicht zuletzt wegen eines Zerwürfnisses zwischen dem kaiserlichen General de Souches und Wilhelm von Oranien fehl.357 Souches zog ins Rheinland – Freund und Feind sengend, brennend und plündernd.358 Die Belagerung Graves unter dem kaiserlichen General von Rabenhaupt endete zwar mit der Kapitulation der Besatzung unter Chamilly, die aber erst erklärt wurde, nachdem die Besatzung vom Verzehr der Pferde hatte leben müssen; die Belagerer erlitten extrem hohe Verluste.359 Ludwig XIV. konnte den Verlust Graves verschmerzen. Entscheidend war die Sicherung von Maastricht, für die eine Kommunikationslinie nach Frankreich durch die Besetzung kleinerer Festungen eingerichtet wurde.360 Der Gouverneur der neuen Besitzungen, D’Estrelles, bestach den Kommandanten der Festung Lüttich im neutralen Bistum,361 den Baron Vierzet. Durch Lüttich konnte die Verbindung mit Maastricht hergestellt werden. Die kaiserlichen Truppen hatten sich derweil Ende 1674 zwischen Huy und Dinant verschanzt und sahen den Aktivitäten der Franzosen tatenlos zu.362 Im Mai 1674 wurde das isolierte Franche Comté okkupiert;363 nach neuntägiger Belagerung, zu der Ludwig XIV. am 2. Mai gestoßen war,364 fiel am 15. Mai 1674 Besancon.365 Zur Vorbereitung des Holländischen Kriegs hatte Ludwig XIV. schon Ende 1671 mit Zustimmung des Trierer Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen Truppen und Nachschubtransporte durch das Trierer Land durchführen lassen. Ab Mai 1672 gab es regelmäßige Truppen- und Provianttransporte auf der Mosel. Allein in der Zeit von April bis August desselben Jahrs wurden 200 Versorgungsschiffe gezählt. Kaiserliche Truppen sollten von der Eifel her nach Norden marschieren, was ihm aber der Trierer Kurfürst verwehrte, der dem Übergang der Armee über den Rhein bei Koblenz aus Sorge um sein Land, das im Westen an Frankreich angrenzte, nicht zustimmte. Die kaiserlichen Truppen zogen gleichwohl von Koblenz aus rechtsrheinisch in südlicher Richtung weiter. Ludwig XIV. nahm daraufhin an, der Kurfürst habe den Kaiserlichen den Rheinübergang an anderer Stelle gestattet. In der Tat hatte es eine solche geheime Abmachung gegeben. Der Kurfürst war aber überzeugt, seine
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Neutralität dadurch nicht verletzt zu haben, zumal er die Truppentransporte der Franzosen durch sein Gebiet hindurch weiterhin erlaubte. Ludwig XIV. verstand diese Vorgänge jedoch als Affront, zumal der Kurfürst einige kaiserliche Kompanien zum Schutz seines Lands in Trier hatte stationieren lassen. Im Juli 1673 zog er eine 20 000 Mann starke Armee aus Holland ab und besetzte, von Luxemburg her kommend, große Teile des Trierer Lands. Von der Bevölkerung wurden 133 000 Livres als Kontribution für den Unterhalt seiner Truppen eingetrieben. Am 24. August 1673 hatten die Franzosen Trier vollständig eingeschlossen, aber noch nicht eingenommen. Die Aufforderung, sich zu ergeben, lehnte der Verhandlungsführer des Kurfürsten ab, woraufhin die Stadt unter Beschuss genommen wurde. Nach 14-tägiger Belagerung ergab sich die Garnison am 7. September 1673. 6 000 Franzosen besetzten die Stadt, die Verwaltung übernahm ein französischer Gouverneur. Die kurtrierischen und kaiserlichen Truppen, die sie verteidigt hatten, setzten sich per Schiff auf der Mosel in Richtung Koblenz ab. In der Folgezeit bauten die Franzosen die Stadt zu einer Festung aus. Um für die Abwehr eines möglichen Angriffs der kaiserlichen Truppen freies Schussfeld zu haben, ließen sie die Gebäude bis Ende 1673 außerhalb der Stadtmauern niederreißen. Im Frühjahr 1674 erhielt das Heer Verstärkung durch Truppen aus Mainz, Trier und der Kurpfalz. Im Juli trat auch der Große Kurfürst von Brandenburg der Koalition bei. Am 24. Mai erklärte der Reichstag zu Regensburg Frankreich den Krieg. Drei Armeen hatte man für den Einsatz gegen Frankreich aufgestellt, eine davon, die für den Einsatz an der Mosel in Köln zusammengezogen wurde. Sie bestand aus 2 500 lothringischen Reitern des Herzogs Karl IV. von Lothringen, 5 000 Mann, 3 000 Reitern und 14 Geschützen des Herzogs Georg Wilhelm von BraunschweigLüneburg und 800 Reitern des Herzogs Ernst August von Braunschweig-Lüneburg. Das Heer brach am 14. Juli 1675 in Richtung Trier auf. Am 4. August begannen die Kaiserlichen, die Stadt einzuschließen. Ludwig XIV. ließ daraufhin über Lothringen ein Entsatzheer mit 15 000 Mann und 11 Kanonen unter der Führung des Marschalls François de Bonne de Créqui in Marsch setzen. Über den Saargau kommend lagerte das Heer zunächst bei Tawern, unweit des späteren Schlachtfelds. Danach rückten die Franzosen weiter vor und hielten nun die Ebene unterhalb der (später nach dem kommandierenden kaiserlichen General benannten) Granahöhe, diese selbst und die angrenzenden niedrigen Terrassen am Rande des Liescher Bergs besetzt. Die Kaiserlichen lockerten darauf die Belagerung Triers und stießen mit ihrer Hauptmacht zur Konzer Brücke vor.366 Gleichzeitig überquerte ein weiterer französischer Truppenverband mit 2 800 Mann und 6 Kanonen unter General Granvalle die Mosel, um ebenfalls zur Konzer Brücke zu gelangen. Die Deutschen kamen ihnen jedoch zuvor, nahmen die zuvor von den Franzosen besetzte und teilweise zerstörte Konzer Brücke zurück, die von Pionieren wieder passierbar gemacht wurde. Flussaufwärts wurde eine Pontonbrücke über den Fluss geschlagen. Schon vorher hatte Grana mit dem von ihm befehligten „rechten Flügel“ des kaiserlichen Heers an dieser Stelle die Saar überquert
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und zwei bei Reinig auf der Mosel liegende Proviantschiffe der Franzosen erbeutet. Von dort aus nahm er die besetzte Granahöhe ein, auf der er sein Hauptquartier einrichtete. Aus dieser Lage heraus entwickelte sich am 11. August 1675 frühmorgens die Schlacht an der Konzer Brücke. General de Grana befehligte den Einsatz des ihm unterstellten rechten Flügels der kaiserlichen Truppen von der niedrigen Felsterrasse aus, von der er kurz zuvor ein Detachemant unter General de la Marck hatte werfen lassen.367 Sie bot ihm einen umfassenden Überblick über das gesamte Schlachtfeld. Das restliche kaiserlich-deutsche Heer überquerte die Saar über die Konzer Brücke und die daneben errichtete Pionierbrücke sowie durch eine Furt und griff von dort aus die Franzosen an. Créqui verfügte über so wenige Truppen, dass er keine zwei Schlachtlinien aufstellen konnte.368 Die Franzosen erlitten erhebliche Verluste: 2 000 gefallene und 1 600 in Gefangenschaft geratene Soldaten. Neben 80 Fahnen und Standarten erbeuteten die kaiserlichen Truppen alle 11 Kanonen und 200 Wagen mit Versorgungsgütern. Freilich waren auch mehr als 1 000 Kaiserliche gefallen. Nachdem sich die Franzosen moselaufwärts in Richtung auf Lothringen zurückgezogen hatten, sahen sich die kaiserlichen Truppen zu deren Verfolgung außerstande: Die Einnahme einer Festung galt als entscheidend; die Erkenntnis, dass die feindliche Armee Ziel der Kampfhandlungen sei, mögen Prinz Eugen und Marlborough später geahnt haben, blieb aber doch Friedrich II. und Napoleon vorbehalten. Die Kaiserlichen setzten daher die Belagerung Triers fort. Marschall de Créqui, war mit einigen seiner Offiziere nach Saarburg entkommen.369 Von dort aus schaffte er es, in einer lothringischen Reiteruniform verkleidet, nach Trier in die belagerte Stadt zu gelangen und das Kommando über die eingeschlossenen französischen Truppen zu übernehmen, deren Lage aber bald hoffnungslos wurde. Nachdem Crequi sich weigerte zu kapitulieren, meuterten seine Truppen370 – von denen später auf Befehl Ludwig XIV. jeder 20. Mann gehängt wurde. Sie öffneten den Kaiserlichen am 6. September 1675 die Stadttore. Crequi verschanzte sich im Trierer Dom, wo er sich nach einigem Widerstand ergab.371 Crequi wurde nach Koblenz in die Festung Ehrenbreitstein gebracht und wenig später vom Trierer Kurfürsten als Geste des guten Willens gegenüber Ludwig XIV. wieder freigelassen. Crequi zog – in seinem Korps ein junger Offizier namens Villars – 1675 vor Kehl; an eine Belagerung war aber wegen des unzureichenden Belagerungstrains nicht zu denken. Daher rückte das Corps vor Freiburg. Nachdem Villars Kavallerie ein Infanteriekontingent unter dem Herzog von Lothringen bei Waldkirch geschlagen hatte, wurden die Befestigungen Freiburgs mit Sturmleitern erstiegen.372 Ludwig sandte Turenne an den Mittelrhein und ins Elsass, um die unter Raimondo Graf Montecuccoli sich formierenden kaiserlichen Truppen aufzuhalten. Montecuccoli373 war in den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seines Ruhms angelangt. Der Autor militärwissenschaftlicher Untersuchungen374 wurde von den Zeitgenossen375 Condé und Turenne als ebenbürtig angesehen.376 Montecuccoli wurde am 21. Februar 1609 in Modena geboren. Er stammte aus einem alten, 1450 in den Grafen-, 1530 in den Reichsgrafenstand, und 1623 in den
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niederösterreichischen Herrenstand erhobenen, mittelitalienischen Adelsgeschlecht. Nach den für den Adel im 17. Jahrhundert üblichen Studien trat er 1625 als einfacher Söldner in das kaiserliche Heer ein und lernte das Kriegshandwerk „von der Pike auf“. Montecuccoli kämpfte von 1625 bis 1633 in Schlesien, in den Niederlanden, in West- und Norddeutschland. Montecuccoli nahm an der Schlacht von Nördlingen teil. 1635 nahm er als Oberstleutnant eines Kürrassierregiments Kaiserslautern ein, dessen Kommandanten er gefangen nahm. Er führte ein Regiment in den Schlachten von Wittstock und Brandeis, wo er verwundet gefangengenommen wurde. Montecuccoli verbrachte seine zweieinhalb Jahre währende Gefangenschaft teils in Stettin, teils in Weimar, und nutzte die Zeit zum intensiven Studium rechtsgelehrter, philosophischer, historischer und naturwissenschaftlicher Werke. In Stettin entwarf er sein Werk über die Kriegskunst. Im Jahr 1642 kehrte er nach einem Austausch wieder zum kaiserlichen Heer zurück. Bei Troppau schlug er ein schwedisches Korps und entsetzte Brieg. Als Generalwachtmeister nahm er Werbungen in Modena vor. 1643–44 kehrte er in kaiserliche Dienste zurück, wo er 1644 zum Feldmarschalleutnant und Hofkriegsrat ernannt wurde und übernahm das Kommando über Einheiten in Schlesien. 1645 sekundierte er mit seinem Korps dem Erzherzog Leopold auf dessen Zug gegen den Fürsten Rákóczi von Siebenbürgen und schlug 1647 die Schweden bei Triebel in Schlesien. In der Schlacht bei Zusmarshausen (7. Mai 1648) hielt Monteccucoli die Schweden durch Einsatz von – nicht mehr durch Pikeniere gedeckte – Musketiereinheiten auf. 1657 focht Montecuccoli auf Seiten des polnischen König Johann II. Kasimir gegen Rákóczi und die Schweden und zwang Rákóczi zum Frieden mit Polen. 1658 zum Feldmarschall ernannt und dem von den Schweden bedrängten Dänenkönig zu Hilfe gesandt, vereinigte er sich bei Küstrin mit den Truppen des Kurfürsten von Brandenburg, vertrieb die Schweden aus Jütland und Fünen, wandte sich darauf nach Pommern und eroberte Damgarten, Anklam, Demmin, Ueckermünde. Nach dem Frieden von Oliva 1660 wurde er Geheimrat und Gouverneur von Raab, erhielt darauf das Kommando gegen die in Siebenbürgen eingefallenen Türken, zwang dieselben, dieses Land zu räumen, musste sich aber, im wachsenden Zerwürfnis mit den ungarischen Kriegshäuptern, zurückziehen und vereitelte durch kluges Zögern alle Unternehmungen des feindlichen Heers bis zur Ankunft bayerischer, brandenburgischer, französischer und sächsischer Allianztruppen, die ihm den Sieg in der Schlacht bei Mogersdorf (1. August 1664) erfechten halfen, woraufhin er zum Generalleutnant ernanntwurde. 1668 ernannte man Montecuccoli zum Präsidenten des Hofkriegsrats.377 1674 überschritt Turenne bei Philippsburg den Rhein,378 schlug am 16. Juni 1674 den Herzog von Lothringen bei Sinsheim nahe Heidelberg. Weder die Alliierten, Herzog von Lothringen, General Caprara noch Turenne hatten ihre geplante Truppenstärke durch die erwarteteten Zuzüge erreicht. Anfang Juni 1674 ging Turenne mit nur 5 500 Kavalleristen und 3 500 Infanteristen über den Rhein, wo Lothringen und Caprara nur 6 000 Infanteristen und 1 500 Kavalleristen aufbieten konnten.379 Unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl von Lothringen hatten sich die kaiserlichen Gene-
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räle Caprara und Bournonville bei Heidelberg vereinigt, während Turenne bei Zabern stand, von wo er am 14. Juni bei Philipsburg auf das rechte Rheinufer vorging380 und über Hockenheim gegen Heidelberg avancierte.381 Am 16. Juni 1674 trafen die feindlichen Heere beim Ort Sinsheim aufeinander, das Caprara mit einer starken Einheit von Infanterie und Dragonern besetzen ließ,382 in dessen Front der französischen Truppen zugewandten Seite Hecken und Gärten lagen.383 Turenne formierte Infanterieeinheiten aus elsässischen Regimentern und abgesessene Dragoner unter La Ferté, die Sinsheim erfolgreich angriffen, denen die verschanzten Kaiserlichen des Infanterieregiments Strenig und detachierte Dragoner384 erhebliche Verluste zufügten. Dem Generalmajor Cezan gelang es aber, über eine zerstörte Brücke das Stadtor Sinsheims zu stürmen und im Ort 400 Gefangene zu machen.385 Die französischen Truppen durchquerten die Stadt und warfen sich auf eine nordöstlich zwischen dem Ort und der Anhöhe gelegene befestigte Abtei. Auf dieser Anhöhe hatten die Kaiserlichen Stellung bezogen. Sie wurden von Detachements der Regimenter Champagne, Turenne und Languedoc angegriffen. Nach der Einnahme der Abtei beherrschte Turenne ein schmales Defilée, das auf die Anhöhe führte, durch das Infanterie unter D’Albré geführt wurde; Turenne ordnete seine Truppen in zwei Linien an, deren erste ein Kavalleriekontingent im Zentrum mit Infanterie flankierte, während in der zweiten Linie die Infanterie im Zentrum, die Reiterei auf den Flanken stand. Der Angriff der ersten französischen Linie stockte und D’Albré fiel, doch der Gegenangriff der schweren Kavallerie Karl von Lothringens, deren gepanzerte Kürassiere nach dem Urteil Turennes der französischen Reiterei überlegen waren,386 kam nicht voran.387 Turenne setzte sich mit dem Degen in der Hand an die Spitze des Regiments Colonell, während auf dem linken französischen Flügel das Regiment Armagnac unter M. de Foucoult die Kaiserlichen zurückdrängte.388 Die nachrückende zweite französische Linie entschied den Tag; die Kaiserlichen verfügten nicht über hinreichend Infanterie und Artillerie, um ihrer Kavallerie beizustehen.389 1 300 Franzosen blieben auf der Walstatt, 2 000 Kaiserliche wurden getötet und 600 gefangengenommen.390 Turenne marschierte nun am Neckar entlang auf Zwingenberg zu.391 Der Sieg von Sinsheim gab ihm die Pfalz schutzlos preis, die von seinen Truppen ausgeplündert wurde.392 Der kaiserliche General Bournonville ging aber am 1. September über den Rhein und bedrohte Philipsburg; er wandte sich dann wieder zurück über den Rhein393 nach Straßburg.394 Turenne detachierte John Churchill mit 500 Mann,395 um die Bewegungen der Kaiserlichen zu beobachten und ging ebenfalls über den Rhein zurück. Eine Resumée der Schlacht von Sinsheim muss Clausewitz Urteil folgen, wonach ein weitreichender Erfolg der Franzosen schon wegen der geringen beteiligten Truppenstärken und der Fähigkeit der Alliierten, sich vom Schlachtfeld zurückzuziehen und den Zuzug an sich zu bringen, nicht erreicht worden ist, wohl aber der moralische Erfolg des erzwungenen Übergangs über den Sinzheim deckenden Flusslauf.396 Seinen Versuch, den Alliierten bei ihrem Rückzug auf Frankfurt Abbruch zu tun, gab Turenne durch den Abbruch der Verfolgung auf.397
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Am 4. Oktober 1674 stießen Kaiserliche unter Karl IV. von Lothringen erneut auf Turenne bei Entzheim, dass von zwei Bataillonen besetzt und zum rechten Flügel von weiteren drei Bataillonen und 37 Schwadronen gedeckt wurde; auf dem linken kaiserlichen Flügel standen 17 Bataillone und 27 Schwadrone.398 Die deutsche Infanterie war zum großen Teil „postiert“, also dem Gelände angepasst unter Ausnutzung von Gräben, Hecken und dem Dorf Enzheim selbst aufgestellt.399 Bournonville folgte damit den wenigen Beispielen aus dem Dreißigjährigen Krieg – etwa in der Schlacht von Lützen und der von Wolfrathausen, in denen Musketiere außerhalb der Tercii oder Linien eingesetzt worden waren. Turenne ließ zwischen dem Breusch-Bach und Lugolsheim seine Armee mit jeweils 18 Battaillonen in den Zentren des ersten und zweiten Treffens und auf deren Flanken mit jeweils 17 bzw. 14 Schwadronen aufmarschieren.400 Die Kavallerie verstärkte er durch Detachements von Musketieren,401 wie es in der schwedischen Kavallerie unter Gustav Adolph eingeführt worden war.402 Da die Kaiserlichen es unterlassen hatten, den Wald an der Breusch vor seinem rechten Flügel zu besetzen, warf er Musketiereinheiten hinein, die der kaiserliche Feldherr mit Musketieren und Dragonern wieder zu dislozieren versuchte; um den Wald entspann sich ein heftiges Gefecht.403 Daraufhin griffen Caprara und 18 Schwadronen den rechten Flügel der Franzosen an, die ein Karrée bildeten. Bis in die Abendstunden währte der Kampf, der keine Entscheidung brachte.404 Auch Enzheim wurde nicht zum durchschlagenden Erfolg der Alliierten: Turenne gelang es, zehn Geschütze der Alliierten zu erobern, die sich aber geordnet vom Schlachtfeld zurückziehen und sich mit den Truppen des Großen Kurfürsten zu einer Gesamtstärke von 55 000 Mann vereinigen konnten.405 In der Folgezeit eroberten französische Truppen die ganze Pfalz, die völlig verwüstet wurde.406 Dabei wurden die Ortschaften nicht zufällig in Folge von Plünderungen und Ausschreitungen, sondern systematisch durch den Einsatz von Mineuren und Pioniereinheiten zerstört;407 so wurde 1688 an den Steinmetz Bettin ein Werkauftrag vergeben, Frankenthal zu entfestigen.408 Er besiegte darauf Bournonville bei Enzheim am 4. Oktober, räumte anschließend das Elsass, trieb aber Anfang 1675 die Verbündeten wieder aus diesem Land. Nachdem er mehrere Wochen Informationen über die Lage des Feinds eingeholt hatte, rückte Turenne mit seiner Armee von den Vosgesen hinunter nach Turckheim, wo es am 5. Januar 1675 zur Schlacht kam.409 Turennes Truppen hatte eine Stärke von nur 30 000 Männern, denen er im Widerspruch zu der militärischen Doktrin der Zeit, die davon ausging, dass im Winter die Aktivitäten zum Erliegen kamen, die Strapazen des Übergangs über die Berge abverlangte, um mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite sich gegen die Alliierten wenden zu können. Im Herbst 1674 waren 30 000 kaiserliche und 20 000 Brandenburger unter dem Kommando des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg über den Rhein gegangen und hatten ihre Quartiere im Elsass aufgeschlagen. Turenne blieb siegreich.
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Die Generale Dünwald und Schultz versuchten Anfang 1675 bei Basel über den Rhein zu gehen, was ihnen aber durch den Magistrat der Stadt verwehrt wurde.410 Montecuccoli rückte darauf gegen Straßburg vor, um auf der dortigen Brücke über den Rhein zu gehen. Obwohl er keine eigenen Machtbefugnisse in Straßburg hatte, hoffte er doch, ähnlich wie Gustav Adolph 1632 Nürnberg für den Feldzug involvierte, 1675 Straßburg als Ausgangspunkt seiner Operationen zu nutzen und die dortigen Ressourcen für die Versorgung der kaiserlichen Armee heranziehen zu können.411 Turenne und Vaubrun rückten aber rechtzeitig am 22. Mai bis Seletstat vor, was auf den Straßburger Magistrat Eindruck machte, der den Kaiserlichen den Zutritt zur Stadt verwehrte.412 Montecuccoli zog darauf nach Philipsburg, das er am 24. Mai einschloss, aber nicht ernsthaft zu belagern beabsichtigte. Vielmehr zog er von Mannheim aus Brückenmaterial nach Speyer, wo er schließlich den Rhein überquerte.413 Darauf ging Turenne über den Rhein und traf im Juli bei Sasbach auf die Kaiserlichen unter Montecuccoli. Montecuccoli nahm bei Sasbach am 27. Juli 1675 eine defensive Stellung ein; er platzierte seine Artillerie auf einer Anhöhe über dem Ort.414 Das Zentrum des Kampfs befand sich bei der befestigten Kirche von Sasbach, in deren Schutz sich die Kaiserlichen verschanzt hatten. Die Artillerie beider Seiten lieferte sich ein blutiges Duell. Das ganze Dorf stand alsbald in Flammen. Zwischen zwei und drei Uhr nachmittags erkundete der siegessichere Turenne auf seinem Schimmel das Gelände. Ein Kanonier des Markgrafen Hermann von Baden namens Koch feuerte einen Schuss ab. Eine Kanonenkugel riss zunächst General St. Hilaire den Arm ab und traf dann Turenne in den Magen. Der Marschall stürzte vom Pferd und starb, unter einem Nussbaum liegend, umringt von seinem Gefolge. Der Tod Turennes führte zu Konfusion in den Reihen der Franzosen. Sie brachen die Schlacht ab und zogen sich über den Rhein zurück.415 Nach Turennes Tod herrschte zwischen Vaubrun und Lorges zunächst Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Vaubruns Tod im Treffen von Altenheim beendete zwar die Zwistigkeiten in der Führung der französischen Armee, die aber nicht zu offensiven Aktionen fähig war und von Lorges am 14. August 1675 nach Seletstat geführt wurde, wo am 19. Condé eintraf, um das Kommando zu übernehmen.416 Der große Feldherr, dem zugeschrieben wird, Lehrmeister Marlboroughs gewesen zu sein, ließ indes kein Vakuum im Kommando der französischen Armeen zurück. Condé übergab das Kommando über die Armee in Flandern Luxemburg, der sich als bester Feldherr des Sonnenkönigs zwischen 1675 und seinem Tod 1695 profilieren sollte,417 und ging selbst ins Elsass.418 Montecuccoli belagerte darauf erfolglos Hagenau und Saverne.419 Um seine mit der Eskalation des Kriegs beanspruchten Kräfte zu entlasten, drängte Ludwig XIV. seinen alten Alliierten Schweden zum Kriegseintritt gegen seine Gegner: Neben den Generalstaaten und dem Haus Habsburg waren dies die Brandenburger. Ende 1674 fiel ein schwedisches Heer unter Kommando von Reichsfeldherr Carl Gustav Wrangel in die militärisch kaum gesicherte Mark Brandenburg ein, während sich das brandenburgische Heer unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. im Krieg gegen Frankreich befand. In einem kurzen Sommerfeldzug 1675 gelang es dem Kurfürsten
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Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, das schwedische Heer zu schlagen und zurück nach Schwedisch-Pommern zu drängen. Ermutigt durch den brandenburgischen Sieg, folgte am 17. Juli 1675 die Verhängung der Reichsacht über den schwedischen König in seiner Eigenschaft als Reichsfürst in Pommern, Mecklenburg und Bremen-Verden und die Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reichs gegen Schweden. Der Westfälische Reichskreis und der Obersächsische Reichskreis wurden mit der Vollstreckung der Reichsexekution gegen die Schweden beauftragt. Wenig später folgte die Kriegserklärung Dänemarks an Schweden. In dem großangelegten Krieg sollten die Alliierten Dänemark und Brandenburg zuerst die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland erobern, um sich dann mit vollen Kräften den Kriegsschauplätzen in Schonen zuwenden zu können. Mit der Eroberung Bremen-Verdens, an der Südgrenze Dänemarks gelegen, sollte Schweden eine potenzielle Aufmarschbasis gegen Dänemark genommen werden. Eine weitere machtpolitische Erwägung war es, den Schweden Möglichkeiten zur Werbung und Rekrutierung von Söldnern zu nehmen. Die Kriegsplanungen im schwedischen Mutterland sahen vor, die militärische Entscheidung durch den Einsatz der schwedischen Flotte zu suchen, um im Fall eines als wahrscheinlich angesehenen Siegs über die dänische Flotte in der Ostsee, die norddeutschen Besitzungen zu entlasten und in einem weiteren Schritt auf Seeland zu landen. Vom Jahr 1674 an fungierte Ludwig XIV. als Stabschef, der von St. Germain aus arbeitete.420 Und doch hielt es den jungen 26-jährigen König nicht an seinem Schreibtisch. Er brach am 13. Mai 1675 wieder zur Front auf. Am 30. Mai stieß er zwischen Tirlemont und Namur zur Armee. So zog Ludwig XIV. im Mai 1675 an der Spitze eines Corps d’Observation ins Feld, das die Operationen von Korps unter Crequi und Rochefort deckte, deren mobilere Einheiten Huy und Limburg belagerten.421 Ende Juni 1675 war die Maas von Kaiserlichen „gesäubert“.422 Hier erlitten die Franzosen die einzige Niederlage in einer offenen Feldschlacht in diesem Krieg, als Crequis Korps, das die Hälfte seiner Stärke zum Fouragieren geschickt hatte, von Kaiserlichen bei Kons-Saarbrücken überfallen und empfindlich geschlagen wurde.423 Herzog Karl V. von Lothringen, der nach dem Tod seines Onkels Karl IV. im Jahr 1675 als kaiserlicher Generalleutnant Nachfolger Montecuccolis geworden war,424 konnte im Juni 1676 Philippsburg belagern und schließlich die wichtige Festung einnehmen;425 eine französische Entsatzarmee war nicht in der Lage, die Belagerung aufzuheben.426 Die Alliierten konnten diesen kleinen Vorteil aber nicht ausnutzen. Karl, der auch zur Wiedergewinnung seines Stammlands versuchte, 1677 nach Lothringen vorzustoßen, wurde von Crequi zurückgedrängt. Im Mittelmeer gelang es unter dem Kommando Duquesnes den Geschwadern Ludwigs XIV. dagegen, 1676 vor Stromboli, Agosta und vor Palermo die spanischholländische Flotte zu besiegen; bis zum Spanischen Erbfolgekrieg beherrschte das Lilienbanner das Mediteranée.427
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Auf dem niederländischen Kriegsschauplatz stießen die Alliierten unter Wilhem von Oranien bei Heurtise auf das Corps d’Observation, das sich aber verschanzt hatte; es kam nicht zur Schlacht. Die Alliierten versuchten vergeblich, Maastricht zurückzugewinnen, wobei sie erhebliche Verluste erlitten, bevor sie wegen des von Schomburg herangeführten Entsatzes die Belagerung aufzuheben gezwungen waren.428 Die Lage der Spanier in Flandern und Brabant verschlechterte sich 1676 dramatisch. Charles Sévin Marquis de Quincey wechselte mit Teilen der Garnison von Valenciennes die Seite. Man sollte dies ebenso wenig wie dreißig Jahre später den Seitenwechsel MérodeWesterloos als Zeichen von Charakterlosigkeit sehen; Quincey reagierte damit auf eine Serie von Eroberungen und Zerstörungen von Burgen und spanischen Stützpunkten durch Humiéres in den Monaten der Jahreswende 1675/1676 zuvor.429 Allerdings unternahm es Quincey sogleich, das Land zwischen Valenciennes und Cambrai zu plündern;430 seine Einheiten standen in dem zweifelhaften Ruf, sich aus gewöhnlichen Kriminellen und Straßenräubern zusammenzusetzen.431 Wohl eher sein Vorgehen als die Defektion führte zu der Drohung der spanischen Behörden, ihn zu köpfen, wenn er in ihre Hände fiele.432 Das Umland von Cambrai und Valenciennes wurde Schauplatz einer Reihe von Gefechten der „Partei“ Quinceys mit spanischen Truppen, die den Charakter regelrechter Schlachten, wie am 10. Juni 1676, annahmen.433 Valenciennes wurde am 22. Dezember 1676 blockiert, Cambrai am 28.;434 das Umland war in der Hand Quinceys, der sich mit den Spaniern ständig Gefechte lieferte.435 Die Versorgung der beiden Festungen wurde damit fast vollständig unterbunden.436 L’Humieres an der Schelde wandte sich am 28. Februar gegen Valenciennes. Valenciennes fiel am 17. März 1677, Cambrai am 18. April.437 Wilhelm von Oranien, der die alliierten Truppen bei Dendermonde sammelte, hatte keine Chance, die Festungen zu entsetzen.438 Am 17. April 1676 wurde das Lager vor der Festung Condé bezogen, in dem Ludwig XIV. am 21. April 1676 eintraf. Es war eine kurze und effiziente Belagerung nach dem Geschmack des Sonnenkönigs: Das von Vauban seit dem 23. April organisierte Bombardement führte alsbald zur Kapitulation des Kommandanten d’Ostrich. Die Franzosen unter Philippe d’Orleans begannen nun, St. Omer zu belagern.439 Diese Unternehmung erwies sich wegen der entschlossenen Verteidigung durch die Garnison als schwierig. Das Umland war überflutet und ständige Regenfälle machten die Aushebung der Parallelen beinahe unmöglich. In dieser Lage zog Wilhelm von Oranien zum Entsatz der Festung. Am Mont Cassel trafen die Alliierten am 11. April 1677 auf das Corps d’Observation unter Luxemburg. D’Humieres gelang es, den linken Flügel der Holländer zu zerschlagen, während Luxemburg den Angriff der Holländer aufhielt. Die Alliierten wurden vernichtend geschlagen und verloren 8 000 Gefallene und Verwundete, 2 000 Mann gerieten in Gefangenschaft, aber die französische Armee desintegrierte sich rasch – einzelne Trupps plünderten und gerieten außer Kontrolle.440 Daher blieb eine Verfolgung durch die Sieger, die 3 200 Mann eingebüßt hatten und den Wagentross der Unterlegenen plünderten, aus;441 die Niederlage war
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aber schlimmer als die bei Seneffe, da die gelichteten Reihen nicht mehr geschlossen werden konnten. Französische Streifzüge führten plündernde Dragoner durch das nurmehr nicht mehr systematisch verteidigte Land zwischen Gent und Antwerpen vor. Die Lage der Alliierten war verzweifelt; der spanische Widerstand brach zusammen. De Quinceys Truppen drangen bis vor Brüssel, dessen Vororte sie plünderten.442 Der Krieg eröffnete Versailles den Zugriff auf die Ressourcen Flanderns und Brabants; er schien die Mittel Ludwig XIV. zu mehren.443 Dennoch: In Frankreich wurden die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs spürbar; der Haushalt war an der Jahreswende 1677/1678 aufs Äußerste angespannt.444 Am Oberrhein gelang es zwar am 7. Oktober 1677 Karl V. von Lothringen, in der Schlacht zwischen Marlenheim und der Ruine von Kochersberg Créqui aufzuhalten, obwohl General Johann Helmuth Graf v. Schultz445 bei einem unvorsichtigen Rekognoszieren hatte Verluste hinnehmen müssen. Wie alle Schlachten im 17. Jahrhundert blieb das Gefecht doch – betrachtet man seine militärischen Auswirkungen – letztendlich folgenlos: Die Kaiserlichen wurden von dem französischen Feldherren ausmanövriert. Die Franzosen zogen vor die Hauptstadt Vorderösterreichs, ohne dass Lothringen in der Lage war, sie daran wirksam zu hindern: Am 9. November 1677 wurde Freiburg eingeschlossen. Die von 3 000 Mann unter dem Generalmajor Schütz verteidigte bastionierte Festung konnte sich nicht lange halten.446 Schon am 11. November gelang es den Belagerern, zwei Redouten im Schanzsystem vor der Festung einzunehmen.447 In die Mauerwerke der Vorstadt legten die französischen Batterien am 13. November eine Bresche.448 Schütz musste am Nachmittag um fünf Uhr449 Chamade schlagen lassen, und es wurde ihm unter klingendem Spiel der Abzug gewährt.450 Der Verlust Philippsburgs war mit der Einnahme der Hauptfestung Vorderösterreichs mehr als wettgemacht;451 nach der Einnahme Breisachs durch Bernhard von Weimar 40 Jahre zuvor standen französische Truppen nun mitten in Vorderösterreich, bereits zum Sprung gegen die westlichen Teile der Erblande. Den Franzosen gelang es, noch am 18. November Waldkirch zu „rasieren“.452 Créquis Versuch, sich im folgenden Jahr Rheinfeldens zu bemächtigen, konnte Karl V. von Lothringens Unterbefehlshaber Mercy abwehren;453 nach einem Gefecht verfolgten die Franzosen die nach Rheinfelden fliehenden Kaiserlichen bis auf die Festungsbrücke, die Mercy im letzten Augenblick niederbrennen ließ.454 Aber der kaiserlichen Verteidigungsfähigkeit war ein schwerer Schlag versetzt. Vom 1. bis zum 10. März 1678 wurde Gent, die drittgrößte Stadt der Spanischen Niederlande, und vom 15. März bis 25. März 1678 wurde Ypern belagert.455 Damit waren ureigenste Interessen Englands berührt, da seit jeher Gent als Zugang zu den europäischen Märkten angesehen wurde. Am 10. Januar 1678 wurde in Den Haag ein Vertrag zwischen Charles II. und den Generalstaaten über „die generelle Wiederherstellung des Friedens“ geschlossen; im Februar beschloss das Parlament, 40 000 Mann auszuheben und nach Flandern zu entsenden.456
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Wilhelm von Oranien gelang es, eine Armee zum Entsatz Mons zu führen, das von Luxemburg belagert wurde, der ihn freilich am 14. August 1678 in der Schlacht von St. Denis zurückschlug.457 Die finanzielle Erschöpfung der französischen Krone erlaubte es nicht, gegen die Allianz den Krieg auf Dauer fortzusetzen; auf englische Vermittlung wurden 1678 in Nijmegen Verhandlungen aufgenommen, die zum Abschluss von Friedensverträgen führten, die den Holländischen Krieg sowie damit verbundene Kriege beendeten. Am 11. August 1678 wurde zwischen Frankreich und der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, am 17. September 1678 zwischen Frankreich und Spanien, Separatfrieden geschlossen. Nurmehr kaiserliche Truppen standen im Feld, wurden aber kaum versorgt. Denn am 4. Februar 1679 stellte die Generalkriegskasse ihre Zahlungen ein – der Kaiser war bankrott.458 Als er in Wien am 29. März 1679 den Friedensschluss unterschrie,b behielt er sich dieWahrung der Rechte Herzog Karl V. von Lothringen vor.459 1677 bis 1678 war es der französischen Diplomatie gelungen, die patrizische Partei der Vereinigten Provinzen Wilhelm von Oranien zu entfremden.460 Am 5. Februar 1679 kam es zwischen Frankreich und Schweden auf der einen Seite und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation auf der anderen, am 19. März 1679 zwischen Schweden und dem Bistum Münster, und schließlich am 2. Oktober 1679 zwischen Schweden und den Vereinigten Provinzen zum Friedensschluss. Die Generalstaaten versicherten der französischen Krone ihre Neutralität gegenüber Frankreich und Schweden. Hierfür wurden ihnen die französisch besetzten Städte und Gebiete restituiert. In Flandern wurden Grenzen festgelegt und die Arrondierung des französischen Festungsgürtels ermöglicht. Das Elsass, Lothringen, das Herzogtum Bouillon, Freiburg sowie andere deutsche Gebiete zu beiden Ufern des Rheins wurden an Frankreich abgetreten, insbesondere die rechtsrheinische Festung Kehl, die als Brückenkopf diente. Spanien trat das Franche Comté ab, wodurch der Erste Aachener Frieden teilweise abgeändert wurde. Mazarin sprach von „Toren“ Frankreichs, Vauban von „Grenzlinien“.461 Nicht anders als im Frieden von Aachen wurde auch im Frieden von Nijmegen eine „Grenze“ gezogen, die sich in ein Feld ineinander verschobener Befestigungen und Herrschaften auffächerte.462 Aber die moderne Kriegsführung von Massenheeren brachte neue Ideen hervor. Vaubans befestigte Linien legten die Vorstellung von Grenzen nahe, die sich an den militärisch befestigten Linien orientierten, die natürlichen geografischen Gegebenheiten folgend errichtet wurden.463 Der Frieden von Nijmegen konnte daher nur einen provisorischen Charakter haben. Ludwig XIV. wurde vom Hotel de Ville in Paris der Beiname „Le Grand“ verliehen. In der Tat befand er sich auf dem Höhepunkt seines Ruhms;464 der Große Ludwig wurde der Sonnenkönig. Was war der Preis der gloire, für die Ludwig XIV. in den Krieg gezogen und die Völker hatte bluten lassen? Sieben Jahre Krieg hatte in Schlachten 250 000 Tote und
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Verwundete, von denen die meisten dem Tod geweiht waren, gekostet. Aus den Niederlanden schleppte sich ein trauriger Zug verkrüppelter Veteranen nach Paris, wo wenige von ihnen im neuen Hotel des Invalides Unterkunft und ein Gnadenbrot erwarten konnten. In kleineren Gefechten und Scharmützeln waren nach realistischen Schätzungen weitere 36 000 Mann getötet worden; die Verluste der Zivilbevölkerung hinzugerechnet hatte der Krieg nicht unter 350 000 Opfer gekostet.465 Der Zenith des Sonnenkönigs und der Aufstieg des Hauses Österreich: Reunionsvollstreckungen, Reunionskrieg466 und Türkenkrieg
Ludwig XIV. setzte von 1679 an sogenannte Reunionskammern ein, die mit Hilfe alter Verträge, in denen mittelalterliche Lehensverhältnisse geregelt waren, Ansprüche der französischen Krone über die historische Zugehörigkeit von Gebieten zu Frankreich in einem gerichtsförmigen Verfahren feststellen sollten. Die Tätigkeit der Reunionskammern kann nicht ohne Weiteres als juristisch-ideologische Ummäntelung kruder Machtansprüche abgetan werden, auch wenn dies aus der zunächst nationalstaatlich und später rechtsstaatlich geprägten Sicht des 19. und 20. Jahrhunderts so erscheint; allerdings haben bereits die Zeitgenossen in Versuchen wie z. B. den Arbeiten des französischen Juristen Antoine Aubéry, der in seinen „Des justes prétentions du roi sur l’empire“, die schlechte Rechtfertigung von Aggressionen gesehen und sich in der Folge über ihn beim französischen Hof beschwerten, dass der Autor in der Bastille landete.467 Grundlagen der Feststellungen dieser Gerichtsverfahren war der Unterschied zwischen der vorneuzeitlichen Herrschaft gegenüber dem modernen Territorialstaat. Die räumlichen Grenzen der alten Herrschaft waren fließend. Sie waren nicht in einer geografisch-geometrisch nachvollziehbaren Weise festgelegt, sondern durch Bezugnahmen auf familiäre und ständische Beziehungen definiert. Damit war für Organe des modernen Territorialstaats ein Füllhorn juridischer Anknüpfungspunkte geschaffen, um aus dem Anspruch der Herrschaft einer Grafschaft oder Stadt weitere Ansprüche auf territoriale Arrondierungen abzuleiten. Es leuchtet unmittelbar ein, dass derartige Ansprüche sich gewiss ebenso gut argumentativ aus Urkunden und Erbfolgen begründen ließen, wie sie Zweifeln ausgesetzt waren. 1683 verstarb mit Colbert der Fürsprecher einer Vermeidung kostspieliger Kriege; Louvois Einfluss nahm dramatisch zu und bestimmte die französische Politik der folgenden sechs bis sieben Jahre.468 Auf diese Weise wurden in den neun Jahren zwischen 1679 bis 1688 große Teile des Elsass, Luxemburgs, der Pfalz und des heutigen Saarlands in den französischen Staat eingegliedert. Die Spannungen zwischen dem durch den Devolutionskrieg und den holländischen Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Spanien und der französischen Krone verstärkten sich: Der Spanisch-französische Krieg der Jahre 1683 und 1684 brach ohne Kriegser-
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klärung aus und wurde ohne Friedensschluss beendet.469 Ludwig XIV. eroberte Courtrai und Dixmuide 1683. Armeen Ludwig XIV. gelang es, Luxemburg einzunehmen. Da Genua Spanien Unterstützung gewährt hatte, ließ Seigenely die Stadt von einer Flotte mit Mörsern in Brand schießen, 10 000 Brandbomben waren abgefeuert worden, bevor sich Genua ergab.470 Der französische König war durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedens zum Markgrafen des Elsass geworden, dessen zehn wesentlichen Städte gegen ihn und für den Erhalt der Bindung an das Heilige Römische Reich eintraten.471 Im Westfälischen Frieden war vom Kaiser im eigenen Namen und für das Haus Habsburg der Verzicht auf die Präfektur über die zehn elsässischen Reichsstädte und die Landgrafschaften Ober- und Unterelsass erklärt, aber den Reichsstädten, Straßburg, und Bischöfen die Reichsunmittelbarkeit zugesichert worden.472 Pomponne erkärte deshalb, diese Friedensartikel seien die Quelle von Unstimmigkeiten.473 Dabei wichen die Herrschaften der beanspruchten Territorien regelmäßig den festgestellten Rechtsansprüchen, zu deren Durchsetzung Ludwig XIV. eine überwältigende militärische Macht zur Verfügung stand. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war zu einem militärischen Widerstand nicht in der Lage; die Rheinbundpolitik Frankreichs wirkte nach. Gleichzeitig wurden Gebiete, für die wegen der offenkundigen Zugehörigkeit zum Reich ein Rechtsanspruch der französischen Krone auf eine Reunion nicht begründbar war, von Frankreich annektiert. Der eklatanteste Fall war die Annexion der Reichstadt Straßburg. Die von einer Söldnergarnison von 800 Mann, 4 600 Mann Miliz mit 260 Geschützen versehene Stadt wurde, nachdem Ludwig XIV. die Aufrechterhaltung ihrer Privilegien versprochen hatte, am 30. September 1681 ohne Gegenwehr besetzt.474 Das Heilige Römische Reich war gegenüber den Reunionen faktisch wehrlos, da sich unter Stevan Thököly der ungarische Adel mit tatkräftiger Unterstützung der Pforte gegen Habsburg erhob und die diplomatischen Missionen des Kaisers an der Pforte signalisierten, dass der Nachfolger des Großwesirs Mehmet Koprülü, Kara Mustafa, umfangreiche Rüstungen betrieb und Friedensverhandlungen abbrach. Die imperiale Partei an der Hofburg, die davon ausgegangen war, die Rheinfront habe den strategischen Vorrang, da Vorteile, die im Osten von den Türken errungen würden, alsbald wieder rückgängig gemacht werden könnten, sobald Ludwig XIV. in seine Schranken verwiesen sei, konnte dies angesichts der massiven Bedrohung aus dem Osten nicht mehr aufrechterhalten. Leopold I. blieb bei seiner Ablehung einer die Reunionen anzuerkennen, hielt aber militärisch im Westen still; die ausbleibende Einigung mit Ludwig XIV. führte aber dazu, dass Brandenburg, das nach dem Holländischen Krieg wieder mit Frankreich verbündet war, keine Truppen für den Kampf gegen die Osmanen stellte. Durch Vermittlung Papst Innocent XI. gelang es, ein Bündnis mit Jan Sobieski zu schließen, wonach Polen 40 000 und der Kaiser 60 000 Mann stellen sollten, die zunächst von Herzog Karl V. von Luxemburg kommandiert wurden; nach zähen Verhandlungen gelang es der österreichischen Diplomatie Max Emanuel von Bayern,
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dem eine Tochter des Kaisers versprochen war, zur militärischen Unterstützung des Bündnisses zu bewegen. Die Sammlung des Bündnisheers nahm den Sommer über in Anspruch; Karl V. von Lothringen verfügte zunächst über eine Feldarmee von nicht mehr als 30 000 Mann. Kara Mustafa hatte vor Belgrad eine Armee von 40 000 Mann Eliteeinheiten und 60 000 Mann Auxiliartruppen mit einem Train hervorragender Belagerungsartillerie zusammengezogen, die die Donau aufwärts zog und die, mit einem Detachement die kleine, aber wohlverteidigte Festung Gran belagernd auf Wien zog. Der kaiserliche Hof floh und nahm Quartier in Passau; in Wien kam es zu Empörungen der Bevölkerung und von Flüchtlingen, die sich in den Schutz der Festungswälle Wiens begeben hatten und durch den Kaiser im Stich gelassen fühlten. Das Chaos in der Stadt wurde alsbald von Rüdiger Graf Starhemberg, dem vom Kaiser eingesetzten Festungskommandanten, beseitigt und mit Truppen, die von Karl V. von Lothringen in die Stadt geworfen worden waren, eine effektive Verteidigung vorbereitet. Sechs Tage später wurde die Stadt von der osmanischen Armee eingekreist, die alsbald gegenüber der Burgbastei die Gräben aushoben, aber nur nach Norden bei Nussdorf Linien einrichteten, im Übrigen aber auf die Anlage einer Circumvallation verzichteten. Auf den westlichen Kriegschauplätzen waren Belagerungen eine blutige Angelegenheit. Der Krieg zwischen dem osmanischen Reich und dem Kaiser als Vertreter der Christenheit wurde mit äußerster Brutalität geführt, Türken schlachteten christliche Geiseln in den Laufgräben unter den Augen der Verteidiger ab, die türkische Gefangene hinrichteten und deren Köpfe auf Lanzen auf den Wällen aufpflanzten. In den überfüllten Quartieren in der Stadt brach die Ruhr aus, von der die Belagerer nicht verschont blieben, die bei der Anlage ihrer Lager keine hygienischen Rücksichten genommen hatten. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Türken kam aber zum Tragen; das Ravelin zwischen Burg- und Löwelbastei wurde zerschossen und gestürmt. Von ihrem Posten im Ravelin aus trieben die Osmanen Sappen gegen die Curtine voran; unter dem dauernden Beschuss brach ein Teil der Burgbastei in den Graben und es klaffte eine dreißig Fuß breite Bresche. Die Stadt war sturmreif. Starhemberg raffte sich von seinem Krankenlager auf, das ihn die Ruhr geworfen hatte und ließ die Bresche verpalisadieren. Ein Sturm von Janitschareneinheiten Kara Mustafas wurde zurückgeworfen, aber die Verteidiger konnten nur noch ein Drittel ihrer ursprünglichen Stärke und die Stadtmilizen aufbieten. Ende August hatte Karl V. von Lothringen das kaiserliche Heer im Raum Pressburg konzentriert, aus dem er die ungarischen Aufständischen vertrieben hatte und von wo er die Kommunikationslinien der Osmanen behelligte; Jan Sobieski zog mit 18 000 Mann in Eilmärschen heran, Max Emanuel mit 8 000 Mann bayerischer Truppen, und nach Konzentration der Truppen in der Tullner Senke übergab Karl zur Vermeidung von Rangstreitigkeiten dem polnischen König das Oberkommando. Am 12. September rückten die deutschen Truppen an der Donau nach Süden, wo sie bei Nussdorf auf
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die türkischen Schanzen trafen und deren Besatzungen eine nach der anderen angriffen und aus dem Feld schlugen. Die polnischen Truppen rückten mühsam über den Kahlenberg vor und warfen sich gegen 15 Uhr gegen die Lager auf der linken Flanke der Türken, die sich noch zwei Stunden wehrten, bis Kara Mustafa das Schlachtfeld unter Mitnahme der Kriegskasse verließ und den Rückzug organisierte. Die Reunionspolitik – die im Kleinen vom dänischen König Christian V. gegenüber seinen südlichen Nachbarn zu kopieren versucht wurde475 – verlief daher nicht allein in friedlichen Formen oder durch „Exekutionen“ vermeintlicher Rechtstitel. Der Versuch der Annexion Luxemburgs vollzog sich in Form einer Militäraktion, in der um die Festung Luxemburg das Land besetzt und verheert, Luxemburg aber in einer Weise blockiert wurde, die in eine reguläre Belagerung durch ein Korps von 27 000 Mann einmündete. Die Gräben wurden in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1684 eröffnet. Am 28. Mai 1684 war es gelungen, die Barlemont-Bastion sturmreif zu schießen. Die Festung kapitulierte am 3. Juni 1684.476 Die Belagerung Luxemburgs rechtfertigt es, von einem „Reunionskrieg“ zu sprechen. Wegen des Türkenkriegs gestanden Kaiser und Reich im Regensburger Stillstand vom 1. August 1684 Ludwig XIV. zu, für 20 Jahre nichts gegen die Reunionen zu unternehmen (militärisch oder politisch), so lange der Sonnenkönig sich mit dem bisher Erworbenen zufrieden gebe.477 An dem durch den Stillstand im Westen möglich gewordenen Feldzug gegen die Osmanen teilzunehmen hatte Ludwig XIV. seinem Adel halbherzig erlaubt; besonders Hugenotten nahmen die Gelegenheit wahr, Frankreich zu verlassen. Das kündete von den Reaktionen der Elite dieser Minderheit gegen das Revokationsedikt von Fontainebleau.478 Der Regensburger Vergleich bot durch die Mobilisierung brandenburgischer Truppen dem Kaiser die Möglichkeit einer Kampagne in Ungarn, die mit dem Scheitern der Belagerung von Ofen zwar nicht den erwünschten Erfolg brachte. Es gelang aber, eine Reihe von Festungen einzunehmen und damit dem kleinen Krieg durch türkische Streifparteien nach und nach die Grundlage zu entziehen. Neutra war nach moderner Manier mit Bationen befestigt und palisadiert, also wohl mit einem chemin couvert versehen; am 11. Juli 1685 gelang es den kaiserlichen Truppen, die Festung einzunehmen.479 Im Oktober des Jahres 1686 gelang den kaiserlichen Waffen unter Herzog Karl V. von Lothringen mit der Einnahme der ehemaligen ungarischen Hauptstadt Ofen (Buda) der bis dahin größte Erfolg.480 Die Festung war unter dem Kommando von Abdurrahman Pascha von einer zehntausend Mann starken Garnison verteidigt, die über 200 Kanonen verfügte. Anders als beim ersten Versuch, sich Ofens zu bemächtigen, gingen die Belagerer systematisch durch die reguläre Eröffnung von Laufgräben vor.481 Friedensangebote des Osmanischen Reiches wurden am Ende des Jahres noch zurückgewiesen. Die Wiedereroberung ganz Ungarns schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Die Beherrschung der Donau bringt die Herrschaft über Ungarn.482
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Der Großwesir war von dem unerwartet heftigen Widerstand überrascht und befahl die Einstellung der Angriffe. Zwar beschoss die osmanische Artillerie die kaiserlichen Stellungen weiter, doch den Truppen selbst wurde befohlen, Stellungen aufzuwerfen und sich dahinter zu verschanzen. Dadurch gewann der alarmierte rechte Flügel des kaiserlichen Heeres die notwendige Zeit, um in seine ursprüngliche Stellung zurückzukehren. Auch Karl von Lothringen wollte die eingenommene Stellung zunächst lediglich verteidigen, doch schließlich ließ er sich vom Kurfürst von Bayern und vom Markgrafen Ludwig von Baden davon überzeugen, dass mit einem großangelegten Gegenangriff der Tag gewonnen werden konnte. Der Aufmarsch des kaiserlichen Heeres war um 15:00 Uhr beendet. Zur gleichen Zeit nahm auch Süleyman Paşa den Angriff wieder auf. Erneut versuchten Sipahis unterstützt durch Janitschareneinheiten die linke Flanke der kaiserlichen Stellung zu umgehen. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden wehrte diesen Angriff mit 23 Schwadronen ab und ging anschließend selbst zum Gegenangriff auf die noch unvollendete osmanische Stellung über. An der Spitze des Angriffs drangen die Dragonereinheiten und Kavallerie der Generäle Rabutin und Prinz Eugens in die osmanischen Verschanzungen ein, wobei auch die Reiter aufgrund des schwierigen Geländes absitzen mussten. Der osmanische Widerstand brach zusammen und schon bald verwandelte sich der eingeleitete Rückzug des osmanischen Heeres in eine wilde Flucht. Während der ganzen Schlacht war lediglich der linke Flügel des kaiserlichen Heeres im Kampf gewesen. Vor der Front des rechten Flügels lag ein dichter Wald, der einen Angriff dieser Truppen nicht zuließ. Man hatte allerdings versucht, ein Umgehungsmanöver über den rechten Flügel zu unternehmen, um den Osmanen den Rückzug zu verlegen, doch in den Wäldern hatte sich die Kolonne verirrt. Die Verluste der kaiserlichen Truppen hielten sich mit etwa 600 Mann sehr in Grenzen. Die Osmanen verloren hingegen ihren gesamten Tross, mit 66 Geschützen den größten Teil ihrer Artillerie und bis zu 10 000 Tote. Allein die Beute des Kurfürsten von Bayern soll zwei Millionen Dukaten umfasst haben. Das Prachtzelt des Großwesirs und 160 Fahnen fielen in die Hände der Sieger. 1687 hatte der serbische Metropolit Üsküp (Skopje) verlassen, um in Moskau Unterstützung sowohl gegen die Osmanen als auch gegen die katholischen Österreicher zu suchen. Damit fand er kein Gehör; Russlands Ziel war die Eroberung der südlichen Steppen und der Balkan lag noch ausserhalb der Reichweite russischer Politik; der Grundstein der Konkurrenz zwischen der Habsburgermonarchie und dem Zarenreich war aber gelegt483, die im Spanischen Erbfolgekrieg zu ersten ernsten Konsequenzen zu führen drohte. Die Niederlage stürzte das Osmanischer Reich in eine tiefe innenpolitische Krise. Bereits vor der Schlacht bei Mohács war die Moral der osmanischen Truppen durch die ständigen Rückschläge signifikant gesunken. Nach der Schlacht kam es schließlich zu einem Aufstand der Janitscharen und Sipahis im Lager des Großwesirs. Dieser flüchtete nach Istanbul, doch eine Gesandtschaft der Aufrührer folgte ihm und erreichte
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bei Sultan Mehmed IV. seine Hinrichtung. Kurze Zeit später setzten die meuternden Truppen den Sultan selbst ab und setzten dessen Bruder Süleyman II. auf den Thron. Nach weiteren Ausschreitungen gegen Würdenträger und hohe Beamte setzte schließlich ein Volksaufstand dem Chaos ein Ende. Den kaiserlichen Truppen ermöglichte diese Schwäche der Osmanen die Eroberung großer Gebiete. Sie nahmen Esseg, Klausenburg, Valpó, Peterwardein, Karlowitz, Jllok, Pezoga, Palota und Erlau ein. Damit gerieten Slawonien und Siebenbürgen unter kaiserliche Kontrolle. Das Prestige, welches die Habsburger damit erlangten, veranlasste die ungarischen Stände auf dem Reichstag zu Pressburg den erst neunjährigen Erzherzog Joseph, am 9. Dezember 1687, zum ersten erblichen König von Ungarn zu krönen. Überdies verpflichteten sich die Ungarn ausdrücklich, von nun an den Thronfolger noch zu Lebzeiten seines Vaters zu krönen und verzichteten gleichzeitig auf ihr ius resistendi und ius contradicendi gegenüber dem König. Die seit dem Tod König Ludwigs II. 1526 anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern, den Osmanen, dem ungarischen Adel und den Fürsten von Siebenbürgen um die Stephanskrone, waren nun endgültig zugunsten Habsburgs beendet. Nach der formalen Bestätigung am 25. Januar 1688 war das Königreich Ungarn nunmehr Erbreich der Habsburger. Die strategische Defensive und der Niedergang der Ambitionen Ludwigs XIV.: Neun Jahre Krieg gegen die Liga von Augsburg
Am 22. März 1686 schlossen Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Leopold I. einen Vertrag zum gegenseitigen Beistand. Das Bündnis sollte einer weiteren französischen Expansion im Westen des Reichs einen Riegel vorschieben. Die vertragsschließenden Mächte sicherten einander verbindlich zu, für die Einhaltung des Westfälischen Friedens, des Friedens von Nijmegen und des am 15. August 1684 zwischen Frankreich sowie Kaiser und Reich geschlossenen Waffenstillstands von Regensburg zu sorgen. In Regensburg war neben der Waffenruhe vereinbart worden, dass die von Frankreich annektierten Reichsteile und -städte ihm 20 Jahre lang überlassen bleiben sollten. Am 9. Juli 1686 wurde in Augsburg von Leopold I., dem König von Spanien für Burgund, dem König von Schweden für Bremen und Verden, den Kurfürsten von Bayern und der Pfalz sowie dem Herzog von Holstein-Gottorp eine Liga geschlossen, die in England und Frankreich dem kommenden Krieg den Namen geben sollte.484 Das Reichsbündnis ergänzte den zuvor zwischen Leopold I. und dem Großen Kurfürsten geschlossenen Beistandspakt vom 22. März 1686. Die Liga von Augsburg war zu schwach, um Ludwig XIV. Widerstand entgegensetzen zu können; das in Magdeburg am 22. Oktober geschlossene Bündnis war dafür entscheidend, dass die in ihm zusammengeschlossenen europäischen Staaten sich überhaupt in den folgenden Jahren gegen die französische Militärmacht behaupten konnten.485
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Der „Bündnisfall“ trat ein, als Ludwig XIV. ungeachtet einer Verzichtsklausel im Ehevertrag seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte von Orléans nach dem Tod des kinderlosen Pfälzer Kurfürsten Karl. II. Erbansprüche auf die Pfalz erhob. Kurfürst Karl Ludwig v. d. Pfalz hatte seine Schwester Liselotte mit dem Herzog von Orleans in der Hoffnung verheiratet, durch dynastische Verbindungen der Expansion Frankreichs vorbeugen zu können.486 Im Heiratsvertrag hatte Liselotte auf die Erbfolge verzichtet, aber „Allodialien“ ausdrücklich von dem Verzicht ausgenommen. Über die Reichweite dieser Exemtion kam es geradezu zwangsläufig zu Misshelligkeiten. Das Allodium oder Allod bezeichnete im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Recht einen Besitz (fast immer Land oder ein städtisches Grundstück), dessen Eigentümer darüber frei verfügen konnte. Der Besitz war somit nicht an irgendwelche Leistungen bzw. Verpflichtungen des Inhabers gegenüber anderen Personen gebunden. Ein Allod konnte gemäß dem landesüblichen Recht frei vererbt werden. Ursprünglich waren von den Einkünften aus Allodialgütern nicht einmal Steuern an den Landesfürsten zu entrichten. In all diesen Eigenschaften unterscheidet sich das Allod vom Lehen, das dem Lehnsnehmer oder Vasallen eben nicht uneingeschränkt gehörte. Das Obereigentum am Lehen verblieb beim Lehnsherrn, der von seinen Vasallen unterschiedliche, zumeist durch das Gewohnheitsrecht bestimmte Leistungen verlangen konnte. Lehen ist nutzbares Eigentum, Allod dagegen ist volles Eigentum. Dies kommt auch im synonymen Begriff für Allod, Erbe und Eigen, zum Ausdruck. Der Besitz der Bürger im Geltungsbereich des Stadtrechts hatte in der Regel allodialen Charakter. Ebenso besaßen die kirchlichen Stifter ihr Land als Erbe und Eigen. Bei seiner Entstehung kann es nur das fahrende Gut im Gegensatz zum liegenden Gut bezeichnet haben.487 Dies hat sich in der Folgezeit aber verschoben: Ludwig XIV. begriff darunter die gesamte Fahrnis im Nachlass des Kurfürsten, wie insbesondere Kriegsgerät unter Einschluss der pfälzischen Artillerie,488 aber auch Gebietsteile wie das Herzogtum Simmern und die Grafschaften Sponheim und Lautern.489 Eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Anders als vor dem Devolutionskrieg und dem Holländischen Krieg sah sich Ludwig XIV. freilich nicht frei, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Er sah sich zum Handeln gedrängt, da sich die strategische Gesamtlage Frankreichs in Europa dramatisch verschlechterte: Frankreich sah sich wegen der wachsenden Schwierigkeiten James II. und der drohenden Invasion Wilhelm von Oraniens, Sorgen wegen kaiserlicher Erfolge gegen die Osmanen und Streitigkeiten über die Nachfolge im Kurbistum Köln bedroht, und trieb in einem Kompromiss aus Schwäche und Anmaßung in den Krieg.490 In Köln war der Erzbischof Max Heinrich verstorben, dessen erster Minister Kardinal Wilhelm Egon v. Fürstenberg, der seit 1682 Fürstbischof von Straßburg war, das Bündnis mit Ludwig XIV. garantierte.491 Ludwig XIV. hatte erhebliche Geldmittel eingesetzt, um das Domkapitel zur Wahl eines frankophilen Nachfolgers geneigt zu machen. Die Wahl wurde aber vom Papst nicht bestätigt, der Josef Clemens von Wittelsbach, den bis dahin nicht ordinierten Bischof von Freising,492 bestellte.493
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Für einen Präventivkrieg gegen Wilhelm von Oranien fehlte aber bis zum Herbst ein hinreichender, dem europäischen Publikum vermittelbarer Anlass.494 Auch wenn das erste Kriegsjahr und der Verlauf der Ereignisse in der Pfalz einen anderen Eindruck vermitteln mögen, ist doch nicht zu verkennen, dass weder die Armee noch die Kriegsflotte des Sonnenkönigs auf den Ausbruch des Kriegs 1688 vorbereitet waren.495 Frankreichs Flotte war nach ersten, später vernachlässigten Ansätzen unter Richelieu durch Colbert gleichsam aus dem Nichts erschaffen worden,496 der auf die immensen finanziellen Mittel als Finanzminister ohne Weiteres zugreifen konnte – was seinem Sohn und Nachfolger Seignelay nicht möglich war.497 Für Colbert war die Flotte gleichsam seine private Domäne,498 die auch in der Familie gleichsam vererbt wurde, während die Landstreitkräfte Louvois Bereich waren; zwischen den Streitkräften waren daher Rivalitäten ebenso ressortiell wie von den interessierten Clans angelegt. Seignelay standen Ende der achtziger Jahre bei Weitem nicht mehr die Mittel zur Verfügung, die beim Beginn des Colbertschen Flottenbauprogramms zwei Jahrzehnte zuvor zum Einsatz kamen. Er hielt aber an dem ehrgeizigen Programm der Vermehrung großer Kriegsschiffe fest, das er durch Einsparungen finanzierte, die durch das Aussetzen erforderlicher Reparaturen ebenso wie die Verringerung von Ersatzteillagern in den Arsenalen erzielt wurden.499 Numerisch war die Flotte daher zum Beginn des Neunjährigen Kriegs weiter stark angewachsen, was aber auf Kosten ihrer Einsatzfähigkeit erreicht worden war.500 Der Krieg, der nun ausbrach, wurde und wird in Frankreich als Orleanscher Krieg, in Deutschland als Pfälzer Erbfolgekrieg, in England als Krieg der Liga von Augsburg oder als englischer Sukzessionskrieg, in Nordamerika als King Williams Krieg bezeichnet. Die vielen Namen, mit denen die Geschichtsschreibungen der Nationen den Neunjährigen Krieg belegt haben, spiegelt seine Vielfalt und Komplexität.501 Zu Beginn des Neunjährigen Kriegs verfügte Ludwig XIV. über die stärkste Armee unter den europäischen Staaten, Frankreich aber war am Rande des Staatsbankrotts. Unter dem Verlust seines handwerklichen Werts wurde das Tafelsilber des Königshofs eingeschmolzen, um die Kosten des Kriegs zu finanzieren,502 von dem der Hof zu Versailles hoffte, dass er nur von kurzer Dauer sein werde. Die Alliierten waren numerisch, aber zu Beginn des Neunjährigen Kriegs durchaus auch noch qualitativ der französischen Kriegsflotte unterlegen. Die Vereinigten Provinzen, deren Aufstieg mit schwer bewaffneten Handelsschiffen begonnen hatte, sahen sich in den siebziger bis in die achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts einer modernen, spezialisierten französischen Kriegsflotte gegenüber,503 was sie zu Modernisierungen ihrer veralteten Flotte504 nach französischem Vorbild zwang. Die Überlegenheit der Flotte des Sonnenkönigs stand aber auf tönernen Füßen: Auch die englische Kriegsflotte war zwar unter Charles II. und James II. vernachlässigt worden – aber in beiden Seemächten schlummerten Werftkapazitäten und ein großes Reservoir von Seeleuten505 – Ende des 17. Jahrhunderts waren die holländischen Flotten mit 18 bis 24 000 Seeleuten außerhalb der Kriegszeiten bemannt,506 während Frankreich zwar bis zum
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Beginn der neunziger Jahre des 17. Jahrhunderts die maritime Vorherrschaft erlangt, aber seine Kapazitäten bis an ihre Grenzen ausgeschöpft hatte.507 Frankreich konnte nicht ebenso leicht auf ein Potential von Seeleuten zurückgreifen wie es den Seemächten möglich war; schon Colbert hatte sich daher um eine Balance zwischen den Interessen der Handelsflotte und der Kriegsflotte gesorgt.508 Zur Deckung deren Personalbedarfs hatte er ein Rekrutierungssystem nach „Klassen“ der seetauglichen Bevölkerung der Küstenregionen eingeführt. Der Versuch des Nachfolgers des 1690 verstorbenen Seignelay, Louis Phélypeaux Comte de Ponchartrain, die Insassen von Waisenhäusern zu Seekadetten zu machen, erbrachte wenige Resultate.509 Die Verfolgung der Hugenotten, die aufgrund ihrer Siedlungsgebiete an Frankreichs Küsten einen großen Anteil der Seeleute stellten, führte zu einem erheblichen Aderlass in der dem Dienst in der Flotte zur Verfügung stehenden Bevölkerungsteil,510 der zudem im Neunjährigen Krieg noch durch die Hungersnot von 1693 weiter geschwächt wurde.511 Dass die meisten der hugenottischen Seeleute, die das Land verließen, bei den Seemächten in Dienst traten, schadete der Sache Ludwigs XIV. nachhaltig.512 Daher fehlte es schon zu Beginn der achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts Frankreich an den erforderlichen Mitteln. Denn der der Bulk der Flotte, die gegen die holländische Küste und die Flotte der Vereinigten Provinzen hätte eingesetzt werden müssen, um die Seeherrschaft gegen die Alliierten zu behaupten, kreuzte nicht im Kanal, dem Atlantik und der Nordsee, sondern im Mittelmeer. Dort bombardierte D’Estrées Flottille noch im Juli 1688 Algier,513 gegen dessen Machthaber dauernd Krieg geführt wurde, um die Piraterie im Mittelmeer zu bekämpfen. Der Kanal schien bei Ausbruch des Kriegs Versailles durch die englische Flotte des Verbündeten James II. hinreichend gesichert514 – dies sollte sich bald und unumkehrbar ändern. Bereits im Verlauf des Neunjährigen Kriegs kamen im Übrigen strukturelle Nachteile der französischen Seemacht zutage. Neben der Flotte waren unter Colbert Häfen und Basiseinrichtungen der Kriegsflotte geschaffen worden, da nicht auf die Häfen der Handelsmarine zurückgegriffen werden konnte. Das Fischerdorf Brest wurde für die Hauptflotte mit einer Kapazität von 60 Schiffen ausgebaut,515 Rochefort wurde völlig neu, wenn auch wegen seiner ungünstigen Lage nicht mit großem Erfolg, gegründet.516 Auch Brest hatte gegenüber den Flottenbasen der Seemächte den Nachteil, sieben Tagesreisen von Paris und damit dem Entscheidungszentrum entfernt zu liegen.517 Im Mittelmeer wurde Toulon der Hafen für 50 Schiffe,518 während Marseille519 Galeerenhafen blieb. Dünkirchen520 blieb der Korsarenhafen, von dem aus Jean Barth seine Fahrten antreten sollte, ebenfalls Korsaren vorbehalten war St. Malo; beide Häfen boten nicht mehr als 10 Schiffen Schutz521 und waren als Ausgangspunkt für die Beherrschung des Kanals wenig wert. Von erheblichem strategischem Nachteil erwies es sich, dass die Entfernung zwischen den beiden Schauplätzen Kanal-Atlantik und Mittelmeer 1 500 Kilometer betrug und sich damit für die französische Führung in jeder Saison erneut die Frage stellte, auf welchem Kriegstheater mit welcher Kraft agiert werden sollte,522 da jede der beiden Flotten für sich genommen, ohne das sie sich
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gegenseitig sekundierten, einer vereinigten alliierten Flotte unterlegen war. Im Kanal konnte die französische Flotte sich nicht auf hinreichende Häfen stützen, sondern musste den weiten Weg bis Brest zurücklegen.523 Zunächst aber schien es, als könne Frankreich durch die Konzentration beider Flotten in Atlantik und Kanal die Übermacht und damit die Seeherrschaft erlangen: Am 2. Juni 1688 kam es zu einem Geplänkel, in dem Comte Anne Hilarion de Tourvilles Schwadron vor Cadiz eine spanische Flottille angriff, von der die französische Fahne nicht gegrüßt worden war.524 Am 24. September 1688 erließ Ludwig XIV. ein Manifest an den Kaiser, das einer Kriegserklärung gleichkam.525 Nach einige Geplänkeln begannen unter Leitung Vaubans am 27. September 1688 die ernsthaften Kampfhandlungen mit der Belagerung der Festung Philippsburg durch die französische Rheinarmee unter dem Oberbefehl des Dauphins Louis von Frankreich mit etwa 30 000 Mann. Ihm standen 52 Geschütze schwersten Kalibers und 24 Mörser zur Verfügung. Das wohl verproviantierte und munitionierte Philippsburg526 wurde von Graf Maximilian von Starhemberg mit einem Regiment mit etwas über 2 000 Mann verteidigt. Krankheiten verminderten die kampfbereite Mannschaft auf etwa 1 600 Mann. Den Verteidigern standen 17 Batteriestücke und 90 kleine Kanonen zur Verfügung, was den Mangel an Mannschaften, wichtiger aber noch das beinahe völlige Fehlen von Offizieren – Starhemberg standen fünf Offiziere zu vollem, einer zu halbem Sold zur Verfügung527 – nicht ausgleichen konnte. Starhemberg ließ die zunächst unbemannt gebliebene Rheinschanze auf dem linken Ufer mit einer schwachen Kompanie (die Quellen sprechen von 50 Mann) besetzen, nachdem die Franzosen gegen sie Laufgräben und eine Batterie errichtetet hatten. Vom 1. Oktober begannen die Franzosen, „die fliegende Brücke“ zwischen der Hauptfestung und der Rheinschanze zu beschießen, die darunter zusammenbrach. Als die Franzosen dann ihre Laufgräben gegen die Schanze eröffneten und am 4. Oktober 1688 mit dem Beschuss begannen, rief Starhemberg die Garnison des Außenwerks zurück. Die Verteidiger wurden im Schutz der Dunkelheit unbemerkt mit Schiffen über den Rhein in Sicherheit gebracht. Die Belagerungsanstrengungen der gegen den Rhein hin eher schlecht gesicherten Hauptfestung waren damit zwar um eine Woche verzögert worden, nun aber konnte Vauban Philippsburg mit einer in der Rheinschanze installierten Batterie unter Beschuss nehmen. Am 6. Oktober entwarf Marschall Vauban den Angriffsplan, die sowieso schon spärlichen Einheiten der Verteidiger durch drei gleichzeitige Angriffe an verschiedenen Punkten aufzuteilen, um so die Bastionen der Festung nacheinander erobern zu können. Die Sappeureinheiten kamen denn auch unter dem Schutz der Nebenangriffe trotz heftigen Beschusses der Kaiserlichen gut voran, aber die Arbeiten beim Hauptangriff wurden zunächst gar nicht eröffnet, da es noch an geeigneten Belagerungsmaterialien fehlte. Währenddessen wurden die Nebenangriffe bis zum 9. Oktober 1688 fortgeführt, wobei sich die Franzosen mit ihren Sappeuren bis an die Gräben der Bastionen heranarbeiten konnten.
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Danach wurde von einem weiteren Vordringen abgesehen, da man erst die Vollendung der Geschützbatterien abwarten wollte. Bei Tagesanbruch des 10. Oktober 1688 wurden die Laufgräben des Hauptangriffs geöffnet und der Sturm auf Philippsburg begann. Währenddessen wurde die Festung und Festungswerke unaufhörlich mit Mörsern beschossen. Mit dieser Terrorwaffe528 wurden die Gebäude innerhalb der sie schützenden Festungsanlagen zerstört und sogar die Brunnen verschüttet. Nachdem die Breschbatterien gangbare Breschen geschossen worden waren, wurde ein Generalangriff versucht, der aber in heftigem Gegenfeuer der Garnison unter hohen Verlusten der Stürmenden ins Stocken geriet. Bis zum 12. Oktober 1688 wurden die Sappen näher bis an die Contrescarpe vorgetrieben. Am nächsten Tag konnten die Belagerer ein Ravelin im Sturm einnehmen. Am 14. Oktober 1688 unternahmen die Verteidiger einen Ausfall, mit dem sie bis in die feindlichen Laufgräben vordringen konnten, wo sie die Belagerungswerke zu zerstören unternahmen. Erst als die Franzosen unter Generalleutnant Catinat einen Gegenangriff starteten, musste der Ausfalltrupp sich unter hohen Verlusten wieder zurückziehen. Ein weiterer Ausfall gegen einen weiteren „Angriff“ – also weitere Grabensysteme der Belagerer – war ebenso wenig erfolgreich und wurde blutig zurückgeschlagen. Die wachsenden Verluste der Verteidiger waren groß. Sie nötigten Starhemberg, einen Waffenstillstand anzusuchen, um die Verwundeten zu bergen und zu versorgen. Catinat willigte einem Waffenstillstand unter der Bedingung zu, dass nur französische Soldaten als Träger benutzt werden durften. Catinat handelte nicht uneigennützig, sondern ließ zwei Ingenieuroffiziere, als Soldaten verkleidet und als Träger fungierend, den Zustand der Festungswerke und die Umgebung ausspionieren, von denen er erfuhr, dass ein Graben nur zwei Fuß Wassertiefe hatte, und dass im Sumpf vor der Festung, der bisher als fast undurchdringlich galt, ein mehrere Meter breiter Damm existierte. Während der nächsten Tage wurden im strömenden Regen die Arbeiten an den Approchen weitergeführt und neue Batterien gebaut. Am 17. Oktober 1688 unternahmen die Belagerten erneut einen Ausfall, mit dem sie aber den Belagerungswerken keinen Abbruch zu tun vermochten. Allerdings erlitten die Franzosen große Verluste. Während der nächsten Nacht begannen die Belagerer, das Wasser aus dem Wallgraben abzulassen. Am 18. Oktober gelang es den Belagerten trotz dieser Anstrengungen noch, ein Geschütz zu zerstören und eine Pulverkammer zu sprengen; der Fortgang der Belagerungsarbeiten konnte damit aber nicht aufgehalten werden. In der Nacht des 19. auf den 20. Oktober 1688 unternahmen es die Franzosen, sich im Graben, dem sie das Wasser abgegraben hatten, vor dem rechten Hornwerksflügel festzusetzen, wobei sie aufgrund starken Feuers der Verteidiger große Verluste erlitten. Nach einem intensiven vorangegangenen Bombardement der vorgeschobenen Batterien auf das Hornwerk wurden die Geschütze der Verteidiger weithin zum Schweigen gebracht, und am 20. Oktober 1688 setzten die Belagerer zum Großangriff auf das Werk an, dessen Besatzung sich unter dem vorangegangenen Beschuss in Deckung
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begeben hatte. Den Franzosen gelang es, das Hornwerk gegen verzweifelten Widerstand einer kleinen Truppe unter Graf Arco, der dabei fiel, einzunehmen. In Philippsburg hatte sich die Lage dramatisch verschlechtert. Nach Zerstörung der Brunnen stand nurmehr schlammiges Wasser zur Verfügung, und die Weinvorräte waren weitgehend aufgebraucht. Die Bürger der Festung forderten die Kapitulation, und ihnen schloss sich die Garnison an, die lange keinen Sold erhalten hatte. Die Franzosen setzten dabei mit großer Energie die Arbeiten an den Sappen und der Sicherung der eroberten Werke und Bastionen fort. Anhaltende kleinere Ausfälle der Verteidiger behinderte die Fortschritte der Belagerung, konnten sie aber nicht aufhalten. Am 26. Oktober 1688 kam Vauban zu dem Schluss, dass ein Sieg nur noch von einem früh einbrechenden Winter oder durch Entsatz verhindert werden könnte. Und wie es sich herausgestellt hatte, wäre der Winter vor dem Entsatz gekommen, denn der Kaiser hatte noch nicht die Mittel, ein weiteres Heer aufzustellen, um Philippsburg zu entsetzen; ein angekündigter Versuch des Landgrafen von Hessen-Kassel blieb aus.529 Noch am selben Tag befahl Vauban die Mittelbastion des Kronwerks mit 18 24-pfündern und 36-pfündern zwei Tage hindurch zu beschießen. Am 28. war diese Mittelbastion nur noch eine Ruine, wurde aber immer noch verteidigt. In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 1688 erkundeten zwei Freiwillige die zerstörte Mittelbastion des Kronwerks und die Besatzungen. Ihre Berichte ermutigten Vauban, den allgemeinen Angriff zu befehlen. Zur Stunde des Angriffs saß Graf Maximilian von Starhemberg im Kriegsrat mit seinen Offizieren zusammen, um über eine Kapitulation zu diskutieren. Alle Offiziere waren schon seit Tagen der Meinung, dass man kapitulieren sollte, allein Graf Starhemberg war dem entgegengetreten. Die Franzosen konnten sich nun im Kronwerk festsetzen. Der kaiserliche Kommandant befahl einen Gegenangriff, zu dem die Kaiserlichen aber nicht mehr bewegt werden konnten. Vauban blieb dies nicht verborgen. Der von ihm befohlene Generalsturm trieb nach kurzem Widerstand die Kaiserlichen in den Cavalier im Inneren des Kronwerks zurück. Ihr Widerstand konnte die Angreifer nicht aufhalten. Am Ende des Tags war das Kronwerk verloren und die Verteidiger beschränkten sich nur noch auf die Verteidigung der Hauptfestung. Starhemberg sah, dass mit den entmutigten und stark geschwächten Truppen kein weiterer Sturm mehr abgewehrt werden konnte. Am 30. Oktober 1688 kapitulierte die Festung nach 32 Belagerungstagen. Die Belagerten erhielten ehrenvollen freien Abzug und sicheres Geleit nach Ulm. Am 1. November 1688 verließ Starhemberg mit rund 1 500 Mann, 100 Wagen und 6 Geschützen die Festung. Nachdem die Franzosen die Festung besetzt hatten, fanden sie darin unter anderem noch 150 000 Pfund Pulver, 22 000 Kugeln, 1 600 Säcke Getreide und 124 Geschütze jeglichen Kalibers vor. Die Verluste der Franzosen bei der Belagerung betrugen nach ihren eigenen Angaben 587 Tote und 1013 Verwundete, während die Kaiserlichen etwa 600 Mann zu beklagen hatten. Sourdes und D’Asfeld besetzten unterdessen ohne größere Mühe weitere feste Plätze im Kurfürstentum Köln und D’Humieres im Erzbistum Lüttich.530
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Am 10. Oktober 1688 wurden französische Kontributionsbefehle bis hinein nach Württemberg entstand,531 wo Montclar seine Truppen bei Heilbronn konzentrierte,532 das Ausgangspunkt eines Trupps von 1 000 Dragonern und mehreren 100 Infanteristen und Feuquières wurde, der ganz Südwestdeutschland ausplünderte, ohne auf Gegenwehr zu stoßen.533 Nach kurzer Belagerung, seit dem 12. Oktober, fiel Mannheim am 15. Oktober 1688, am 20. Oktober Frankenthal.534 Die deutschen Fürsten rückten angesichts des unverhohlenen Aggressionsakts des Sonnenkönigs gegen die deutschen Fürsten von Frankreich ab; der Sonnenkönig erschien ihnen nicht mehr als Garant der Teutschen Libertät und des Westfälischen Friedens. Im Concert von Magdeburg am 15. Oktober 1688 schlossen sich Ernst-August von Hannover, Johann Georg II. von Sachsen, der Große Kurfürst und Karl von Hessen-Kassel der Liga von Augsburg an.535 Der Krieg wurde gleichsam einseitig geführt; französische Truppen belagerten, marschierten, plünderten, aber ein Gegner trat ihnen nicht in den Weg.536 Die Reichsstände kamen erst am 22. Oktober 1688 in Magdeburg überein, 22 000 Mann an den Rhein zu senden,537 deren Einmarsch in das Württembergische zum sofortigen Rückzug der Franzosen führte,538 die dabei Festungswerke wie den Hohenasperg539 bei Ludwigsburg sprengten. Die europäische Lage änderte sich dramatisch mit der Landung Wilhelms von Oranien auf Einladung von sieben Angehörigen der anglikanischen Kirche und des Adels, die wegen der prokatholischen Politik des Königs beunruhigt waren. Am 5. November 1688 landete Wilhelm III. in Brixhem; James II., der nach einer von John Churchill maßgeblich mitbestimmten Offiziersverschwörung im Wesentlichen des Zugriffs auf seine Armee beraubt war, konnte dem Oranier nicht entgegentreten, der damit als Statthalter der Niederlande und Ursurpator der englischen Krone in Personalunion den Ressourcen der Vereinigten Provinzen die Englands hinzufügte. Damit war das überwältigende Übergewicht der französischen Macht wenigstens ausgeglichen. Die Glorious Revolution war in der tat „glorios“, nicht weil sie mit dem Sieg einer Partei endete – auch wenn das politische Schicksal des Hauses Stuart mit ihr besiegelt werden und deren Kronprätendenten wie James II. das französische Exil nurmehr zu erfolglosen und katastrophalen Abenteuern in Irland und Schottland verlassen sollten. Die Parteien des Bürgerkriegs, die sich in den Anhängern der High Church und der royalistischen Sache bei den Tories und den parlamentarischen Disenters und Low Church-Anhängern bei den Whigs wiederfanden, wurden durch die Unterstützung Wilhelm von Oraniens durch gemäßigte Tories repräsentiert und in den darauffolgenden Jahren in eine Lage versetzt, in der beide Parteien eine Auseinandersetzung um eine gemeinsame englische Politik zu führen gezwungen waren, und dafür die geeigneten Formen in Gestalt der parlamentarischen Strukturen vorfanden.540 Wilhelm von Oranien war für die Rolle, diese Strukturen einer parlamentarisch verfassten Monarchie sich entwickeln zu lassen, geradezu prädestiniert. Seit 1672 war
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er der Organisator des Widerstands gegen die Aggressionspolitik Ludwig XIV., die, zu Recht oder zu Unrecht, unter den protestantischen Staaten – und spätestens seit der Annexion Straßburgs 1681 – auch von den katholischen Reichsständen als unmittelbare Existenzbedrohung angesehen wurde; für die Protestanten wurde der Kampf immer stärker seit den Dragonnaden zu einem Religionskrieg, da sie sahen, das jedes annektierte oder reunierte Gebiet, wie die elsässischen Städte, religiösen Restriktionen unterworfen wurden.541 Da sich Wilhelm von Oranien aber in seiner Personalunion als „Stadthouder“ der Generalstaaten und englischer König ausschließlich dieser kontinentalen Aufgabe verschrieben hatte, war er der Monarch, der die Parteienstruktur Englands nur unter dem Gesichtspunkt einer Vereinbarkeit mit dem Kampf gegen den Sonnenkönig betrachtete, aber keinerlei Ambitionen hatte, einer Partei zum Sieg zu verhelfen – zumal er sich, wie als Stadthouder so als König – immer zuerst als Monarch anstatt als Parteivertreter sah.542 Er war gleichsam ein König des nationalen Ausgleichs, womit der Weg zur transozeanen Expansion und der Errichtung eines englischen Imperiums gebahnt war.543 Tories und Whigs wurden so in einem sehr modernen Sinn zu politischen Instrumenten, auch wenn sich in ihren Auseinandersetzungen noch konfessionelle Widersprüche spiegelten.544 Die Whigs, die in den Jahren vor der Glorious Revolution den Putsch Monmouths unterstützt hatten, waren Wilhelm zu „republikanisch“; er konnte sich auf den Tory Lord Danby stützen, dessen Parteiung eher royalistisch gesonnen war. Damit wurden die Tories aus dem jakobitischen Lager gelöst.545 Zugleich wurde ihre Bindung an die anglikanische High Church zwar nicht aufgehoben, aber politisch relativiert, da Wilhelm von Oranien Calvinist blieb.546 Die Whigs aber machten sich dem König unverzichtbar, da sie mit ihrer parlamentarischen Macht halfen, ihn neben der in der Sukzession stehenden Queen Mary mit gleichem Recht zu inthronisieren.547 James II. floh auf den Kontinent und erhielt von Ludwig XIV. Exil in St. Germain, wo er eine von Ludwig XIV. finanzierte prächtige Hofhaltung einrichtete.548 Die Hoffnung Versailles auf einen baldigen Frieden war damit dahin.549 Denn mit dem Beginn der Glorious Revolution fiel Englands immer unverhohlener zum Katholizismus neigender bisheriger Souverän nicht nur als Bündnispartner Ludwig XIV. aus, sondern es wurde klar, dass der Sonnenkönig einer neuen europäischen Allianz gegenüberstand: Unter dem Kommando von Max Emanuel, des Kurfürsten von Bayern, hatte die Belagerung Belgrads Anfang August 1688 begonnen. Am 6. September 1688 war die Stadt eingenommen worden, sodass kaiserliche Truppen von der Donaufront freigesetzt werden konnten. Die kaiserliche Macht Habsburgs fing an, sich in eine österreichische Großmacht zu verwandeln:550 Aus dem regionalen Pfälzer Konflikt wurde ein europäischer Krieg. Am 26. November 1688 erklärte Ludwig XIV. den Generalstaaten den Krieg. Die französische Strategie, die auf einen Angriff als Mittel der Verteidigung gesetzt hatte, musste nun darauf reagieren, sowohl am Rhein als auch in Flandern alliierten Armeen entgegen zu treten. Sie reagierte darauf mit der „Glacistheorie“:551
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Das Glacis ist im neuzeitlichen Festungsbau eine von der Feldseite her leicht ansteigende Erdanschüttung vor dem Graben. Es dient den Verteidigern auf den Wällen als Schussfeld und bietet durch die Vermeidung von toten Winkeln Angreifern möglichst wenig Deckung. Anders als bei provisorischen, befestigten Lagern, diente sie bei einer permanenten Festung auch als Brustwehr, die einen gedeckten Weg vor Schusswirkung schützte und eine Verteidigung des Grabens ermöglichte. Das Glacis war im Idealfall unbebaut und nicht mit Bäumen bewachsen, um gegnerischen Truppen jede Möglichkeit zur Deckung zu nehmen. Dabei wurde zunächst durch „raser“ und „dèmolir“ die Entfestigung – nach der Vaubanschen Definition dieser Aktionen: der Abriss – von Fortifikationen von dem maréchal général des logis aux camps et armées du roi Jules Louis Bolé de Chamlay bereits am 27. Oktober 1688 befohlen und vorgenommen.552 Im November verschärfte sich die französische Politik. Am 17. ordnete Louvois an, Mannheim dem Erdboden gleichzumachen.553 Eben ein solches Glacis im großen Maßstab anzulegen wurde mit einer systematischen Zerstörungswelle versucht, um den feindlichen Truppen einen Einfall in das französische Elsass zu erschweren: Die Wüstlegung der Pfalz sollte den vorrückenden Feind der Fouragemöglichkeit, aber mehr noch, jeden Quartiers berauben554 und damit dem bis 1688 angelegten französischen Festungsgürtel ein Glacis vorlegen.555 Für dieses Programm von Befestigung und Entfestigung sind die Zerstörungen von Heidelberg und Mannheim und der um die Städte liegenden Dörfer zu Beginn des Jahrs 1689 der Höhepunkt dieses Werks.556 Den im Jahr 1689 vollzogenen Aufmarsch der kaiserlichen und Reichstruppen hinderte diese Glacisbildung nicht wirklich;557 die Alliierten zogen südlich des verwüsteten Speyer auf das linksrheinische Ufer, um von dort zu operieren. Hans Adam von Schöning siegte am 11. März 1689 über den Marquis de Sourdes und den Comte de Vertillac. Herzog Karl V. von Lothringen zog dann mit 50 000 Mann, Bayern, Sachsen, Hessen und Kaiserlichen, den Rhein entlang und nahm am 11. März Neuss am 16. März Siegburg ein, Soest wurde bombardiert, dann am 23. Mai Kaiserswerth, das förmlich vom 21. bis 26. Juni belagert wurde. Bonn kapitulierte am 10. Oktober.558 Am 26. Juni 1689 ergab sich Kaiserswörth den Allierten, in deren Reihen Menno v. Coehorn – noch im Rang eines Infanterieoffiziers, aber bereits als technischer Leiter der Arbeiten – an der Belagerung teilnahm.559 Der Kaiser erklärte darauf Ludwig XIV. den Reichskrieg. Auf der Grundlage der Liga von Augsburg 1689 traten England, Savoyen und die Niederlande dem Bündnis gegen die französischen Expansionsbestrebungen zur Wiener Großen Allianz bei. Der Kaiser und die deutschen Fürsten konnten 1689 am Rhein ein Heer mit etwa 100 000 Soldaten aufstellen. Dieses Heer wurde in drei Armeekorpse aufgeteilt. Das erste Korps mit 30 000 Mann unter dem Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg sollte von Köln aus gegen die Franzosen vorgehen. Das zweite Armeekorps unter Herzog Karl von Lothringen war mit 40 000 Mann für die Belagerung von Mainz vorgesehen. Der Kurfürst Max Emanuel von Bayern sollte sich mit 30 000 Mann in Heilbronn versam-
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meln, um Schwaben und die badischen Gebiete zu schützen. Graf Maximilian von Starhemberg, bereits zum Feldmarschall ernannt, wurde mit seinem Regiment dem Armeekorps von Karl von Lothringen unterstellt. Die Franzosen fuhren währenddessen mit der Zerstörung und Brandschatzung von pfälzischen und badischen Städten und Ortschaften fort. Darum schickte Karl von Lothringen im Mai 1689 Graf Maximilian von Starhemberg mit ein paar Regimentern nach Koblenz, um die Stadt und die Umgebung vor den Franzosen zu schützen. Als Karl von Lothringen gegen Ende Mai beim Rendezvouspunkt in Frankfurt am Main ankam, war er wenig erfreut. Der Aufmarsch sollte eigentlich am 25. Mai 1689 abgeschlossen sein, doch bisher waren nur die hessischen und ein kleiner Teil der kaiserlichen Truppen in Frankfurt angekommen. Teilweise befanden sich die Truppen sogar noch in ihren Heimatländern. Mit der versprochenen Versorgung sah es nicht besser aus. Der Artillerietrain stand noch in Böhmen. Die Initiative blieb bei den Franzosen, deren Rüstungen des Vorjahrs es ihnen erlaubten, wertvolle Zeit vor den Truppen der Augsburger Liga ins Feld zu gehen. Unter dem Befehl Marschall Duras waren alle brauchbaren Schiffe auf das linke Rheinufer gebracht und die Mainmündung bei Mainz mit versenkten Schiffen blockiert worden, was die Versorgung der kaiserlichen Truppen über den Main behinderte. Schanzbauern wurden aufgeboten, um die Befestigungen der Festung Mainz auszubessern und mit weiteren Erdwerken zu versehen, deren Besatzung Verstärkungen zugeführt wurden. Die Feldarmee von 30 000 Mann bezog ihr Lager nahe Mainz, um einem Rheinübertritt der Kaiserlichen entgegentreten zu können. Karl von Lothringen lieh sich Geschütze und Munition bei den umliegenden Fürstentümern aus, befahl, alle verfügbaren Schiffe auf der Mosel und Lahn nach Koblenz bringen zu lassen und sandte dahin einen Brückenbaumeister, wo eine Schiffsbrücke über den Rhein geschlagen wurde, auf die die Truppen des Kurfürsten von Hannover marschieren, um sich dort mit dem Korps Graf Maximilians von Starhemberg zu vereinigen. Karl von Lothringen brach am 30. Mai 1689 von Frankfurt nach Mainz auf, um die rechtsrheinische Schanze, die als Brückenkopf diente, anzugreifen. Schon am Abend des 1. Juni 1689 ließ er die Schanze von hessischen Truppen des Reichskontingents angreifen. Die Gegenwehr der schwachen Besatzung brach schnell zusammen und die Verteidiger zogen sich über die Brücke nach Mainz zurück. Karl von Lothringen ließ die Schanze und die Brücke zerstören und zog sich ebenso ins Lager zurück. Am nächsten Tag entsandte der Herzog zwei weitere Regimenter nach Koblenz und ließ sie noch vor Fertigstellung der Pontonbrücke auf Flößen über den Rhein gehen, um sich im Linksrheinischen mit den Truppen von Graf Maximilian von Starhemberg zu vereinen. Mitte Juni traf der junge Kurfürst Max Emanuel von Bayern im Lager ein. Er versuchte, den Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen dazu zu bewegen, die Belagerung der Festung Philippsburg, die den Rheinlauf sperrte, gemeinsam aufzunehmen.
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Karl von Lothringen trat dem energisch entgegen und der Kurfürst von Sachsen lehnte es ab, an dem Projekt Max Emanuels teilzunehmen, da er sich nicht einem jüngeren Fürsten unterordnen wollte. Karl von Lothringen gelang es aber, den Kurfürsten von Bayern für den Feldzug nach Mainz zu gewinnen. Das Heer wurde in drei Corps geteilt, die an unterschiedlichen Stellen den Rhein überqueren und auf Mainz marschieren sollten. Die Bayern sollten zwischen Mannheim und Oppenheim den Rhein übersetzen, während die Sachsen und Hessen bei Bingen und die Kaiserlichen bei Koblenz die Überquerung wagen sollten. Duras konnte seine Truppen nicht aufteilen, um an allen drei Orten eine Rheinüberquerung zu verhindern. Am 25. Juni 1689 erreichte die vereinigte kaiserliche Streitmacht die von Franzosen besetzte Stadt Mayen, vor der Karl von Lothringen Lager bezog, um von seinem Ziel – der Einnahme Mainz – abzulenken. Marschall Duras ließ sich täuschen und detachierte Einheiten der Mainzer Garnison zur Festung Mont Royal, da er zur Überzeugung gelangt war, dass diese Festung das Angriffsziel des Herzogs sei. Die Festung war auf Befehl Louvois auf kurtrierischem Gebiet errichtet worden, der den Bau durch Vorlage gefälschter Papiere zu legitimieren versucht hatte.560 Am 1. Juli 1688 brach Karl von Lothringen von Mayen in Eilmärschen Richtung Mainz auf. Es gelang den Kaiserlichen, bereits am 3. Juli die Mosel zu überqueren. Marschall Duras ließ darauf die Garnison in Mainz wieder verstärken, glaubte aber nicht, dass Mainz ernsthaft bedroht sei. Denn die Stadt war durch eine starke Garnison verteidigt, die über große Vorräte verfügte. Für einen Belagerer gab sich keine Möglichkeit der Fourage, da das Umland verwüstet worden war. Duras zog sich daher mit seiner Armee nach Landau zurück, dessen Festungswerke verstärkt wurden. Karl von Lothringen zog währenddessen weiter nach Mainz, wo er am 16. Juli 1689 mit der Kavallerie anlangte und die Stadt einschloss. Am 17. Juli 1689 trafen die kaiserlichen Infanterieeinheiten ein; zwei Tage später erreichten die Sachsen und Hessen dass Belagerungskorps. Die Truppen Max Emanuels stand am Oberrhein, um Schwaben gegen eine französische Diversion zu schützen und die Belagerung zu decken. Er traf am 26. Juli in Begleitung Prinz Eugens mit drei Regimentern im Lager ein und die Gräben wurden eröffnet. Mit Max Emanuel war der Belagerungstrain herangeführt worden, und der Bau von Geschützbatterien wurde aufgenommen. Die Belagerer erlitten dabei erhebliche Verluste, darunter auch Prinz Eugen von Savoyen, der am 4. August 1689 durch eine Musketenkugel leicht verwundet wurde. Am 7. August 1689 wurde Karl von Lothringen die Nachricht überbracht, dass sich Marschall Duras am 5. August 1689 in Richtung Heidelberg in Marsch gesetzt hatte, zu dessen Deckung Graf Dünnewald mit 4 000 Mann nach Süden detachiert wurden. Am 8. August 1689 nahmen die Kaiserlichen die Bastionen Bonifaz und Alexander aus einer großen Batterie von dreißig 24-pfündern und einer kleinen Batterie von vier Mörsern unter Beschuss, was so erfolgreich war, dass schon am Abend die dort platzierten Geschütze zum Schweigen gebracht werden konnten. Ein nächtlicher Ausfall vom 9. auf den 10. August 1689 von 400 Mann in der Garnison wurde von sächsischen
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Einheiten erfolgreich zurückgeschlagen. Ein am nächsten mit etwa 800 Mann unternommener weiterer Ausfall traf auf die hessischen Truppen. Den Franzosen gelang es, die Gräben zu erreichen und sie auf eine Länge von 50 Metern zuzuschütten, bevor sie von herbeigeeilten Reserveeinheiten zurückgetrieben wurden. Karl von Lothringen beorderte am 12. August 1689 das Korps von Graf Dünnewald von Heidelberg wieder zurück, da sich Marschall Duras in Richtung Philippsburg – eine Spur der Verwüstung geplünderter und zerstörter kleinerer Städte hinter sich lassend – zurückgezogen hatte. In der Nacht auf den 16. August 1689 erreichten die Kaiserlichen die Contrescarpe und konnten sich an einigen Stellen am Fuß des Grabens vor den Bastionen festsetzen. Gegen Mittag des nächsten Tags unternahm die Garnison mit 2 000 Soldaten und 400 Arbeitern den größten Ausfall der ganzen Belagerung. Obwohl die Kaiserlichen in dem Abschnitt der Parallele, auf die der Ausfall zielte, in der Unterzahl waren, konnten sie nach einstündigem Kampf den Angriff zurückschlagen. Auf die Nachricht, Marschall Duras sammle zum Entsatz von Mainz seine Truppen bei Philippsburg und ziehe Schiffe an sich, ließ Karl von Lothringen Ende August rheinaufwärts ein Schanzen aufwerfen und den Rhein mit durch Ketten verbundenen Schiffen sperren. Gegen den Rhein ließ er darüber hinaus Batterien errichten. Am 5. September 1689 rückte von Norden her ein kleines französisches Korps heran, während Marschall Duras vom Süden her in Richtung Mainz vorging. Karl von Lothringen berief anschließend den Kriegsrat mit den Kurfürsten ein, der zum Schluss kam, einem Entsatz durch den Sturm der Festung am nächsten Tag zuvorzukommen. Am 6. September 1689 gegen 16 Uhr stürmten 10 000 Mann, nach intensiver Feuerbereitung durch Beschuss der Wälle und Bastionen aus 100 Kanonen und 48 Mörsern, die Festung. Die Verteidiger feuerten aus allen Rohren und fügten den Angreifern grauenhafte Verluste zu, doch nach einem dreistündigen Kampf konnten sich die kaiserlichen Truppen im Graben der Festungswerke festsetzen. Der Angriff der kurfürstlichen Truppen war noch erfolgreicher. Die Kaiserlichen verloren 2 000 Tote und Verwundete, die kurfürstlichen Truppen erlitten Verluste in Höhe von 1 500 Mann, darunter Prinz Eugen von Savoyen, der abermals verwundet wurde, aber die Belagerer hatten Positionen erreicht, die eine erfolgreiche Verteidigung ausschlossen. Die französische Besatzung kapitulierte daher am 8. September 1689 um 9 Uhr morgens. Marschall Duras trat den Rückzug an, bei dem seine Truppen erneut das Gebiet verwüsteten, um es zu entfestigen, um für einen potentiellen Aufmarsch gegen Frankreich keine Stützpunkte zu belassen. Auch die französischen Truppen unter dem Kommando von Ezéchiel du Mas, Graf de Mélac legten zahlreiche Städte, Dörfer, Burgen und Schlösser der Kurpfalz, von Kurtrier und der Markgrafschaft Baden in Schutt und Asche.561 Den Fackeln melacscher Truppen fielen Mannheim, Heidelberg mit seinem Schloss (1693), Speyer mit dem Kaiserdom (1689) und dem zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörenden Schloss Staffort zum Opfer.
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Der Krieg war am Rhein, wo er begonnen hatte, in eine ruhigere Phase getreten. Die Machtergreifung Wilhelm von Oraniens zog den Schwerpunkt der Kampfhandlungen an die Küsten. Die französische Flotte schien von 1689 an eine kriegsentscheidende Rolle zu spielen. Denn sie wurde dazu eingesetzt, den von James II. in Irland eingesetzten Vizekönig Tyrconnel mit Truppen zu verstärken und mit Nachschub zu versorgen.562 Allerdings kamen dabei zunächst nur drei Fregatten zum Einsatz, was zur Niederhaltung der alliierten Flotten keineswegs ausreichte.563 Der Versuch, eine jakobitische Rebellion in Schottland zu entfachen, schien mit einem Sieg der stuarttreuen Highländer in der Schlacht am Pass von Killiecrankie am 27. Juli 1689 Erfolg zu haben; in der Schlacht von Dunkeld am 18. August 1689 wurden die Truppen James II. aber zerstreut und konnten nicht mehr für die Sache einer Restauration gesammelt werden.564 Die Irlandkampagne James II. war von Anfang an deshalb problematisch, weil er und seine französischen Verbündeten verkannten, dass die Iren nicht an einem Austausch der Träger englischer Fremdherrschaft, sondern an Autonomie interessiert waren, die James II. nicht zu gewähren bereit war.565 Dennoch ließ sich die Kampagne in Irland aus der strategischen Sicht Ludwig XIV. gut an, die den französischen Truppen auf dem europäischen Festland Erfolge sicherte, da sie Wilhelm III. daran hinderte, in Flandern das Kommando zu übernehmen und wenigstens 20 000 Mann englischer Truppen band.566 Wilhelm III. musste den Krieg in Irland deshalb rasch gewinnen, auch deshalb, weil die Loyalität der neuen englischen Untertanen brüchig war und viele Notable wie John Churchill trotz seiner maßgeblichen Beteiligung an der Glorius Revolution weiter gute Verbindungen zum Hof nach St. Germain pflegten.567 Die systematische Kriegsführung durch seinen General Schomberg konnte er, auf dem Kriegstheater 1690 angekommen, nicht aufnehmen – was zu Verwerfungen mit dem alten hugenottischen Berufssoldaten führte.568 Gabaret kommandierte den Konvoi, der James II. mit französischen Truppen am 17. März 1689 von Brest nach Kinsale übersetzte, wo er am 22. März 1689 ankam. Schon am 1. April 1689 war Gabaret wieder in Brest. Wilhelm III. wurde durch diesen Erfolg völlig überrascht. Die englische öffentliche Meinung569 war gegen Frankreich gerichtet, und der König reagierte mit seiner Kriegserklärung an Frankreich am 17. Mai 1689.570 Chateau-Renault war mit der Mittelmeerflottille am 11. April 1689 Richtung Brest in See gestoßen, wo er mit 25 großen Kriegsschiffen und einer Anzahl Fregatten am 6. Mai 1689 eintraf. Es entstand eine problematische Lage, als Chateau-Renault am 10. Mai bei Bantry Bay vor Anker lag, wo er Truppen und Nachschubmaterial an Land bringen wollte. Während dies geschah, näherte sich die alliierte Flottille unter dem neuernannten Admiral Arthur Herbert (später Lord Torrington). Die alliierte Flotte drohte die französische Flotte in der Bucht „einzukorken“. Ein landabfallender Wind erlaubte es aber Chateau-Renault auszulaufen und zu verhindern, in der Bucht eingeschlossen zu werden.571 In den folgenden Stunden wurde eine im Ergebnis zwar unentschiedene Seeschlacht ausgetragen, in deren Verlauf Herberts Schiffe immerhin
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solche Schäden erlitten, dass an eine weitere Aktion gegen die Franzosen nicht zu denken war. Chateau-Renault konnte nun ungehindert den von den Jakobiten dringend benötigten Nachschub nach Kinsale bringen.572 Diese Anfangserfolge konnten aber nicht ausgebaut werden. Rooke segelte durch die irische See, es gelang, am 7. August 1689 das seit dem 7. Dezember 1688 belagerte und einer von einem presbyterianischen Prediger geführten Bürgermiliz verteidigte573 Londonderry574 zu entsetzen und die Landung Schombergs bei Belfast am 22. August zu decken. Rooke bedrohte Cork und Dublin, wo das schwache Geschwader der drei Fregatten De Quesne-Monniers lag.575 Tyrconnel konnte sich für James II. auf ein Rekrutierungspotential von wenigstens 120 000 Katholiken in Irland stützen, während die protestantische Bevölkerung nur einen Bruchteil ausmachte und daher zwar ortskundige und motivierte Kämpfer stellte, die aber zahlenmäßig einem Abnutzungskrieg nicht gewachsen waren. Da Wilhelm III. eine schnelle Entscheidung herbeiführen musste,576 begann er mit umfangreichen Werbungen. Dabei kam ihm zugute, dass er mit dem Vergleich von Altona vom 30. Juni 1689 über das Herzogtum Holstein-Gottorp sein gegen Schweden gerichtetes Bündnis mit dem Sonnenkönig aufgab. In dem sich anbahnenden großen Krieg blieb Dänemark zwar neutral, um nicht einen erneuten Konflikt mit Schweden heraufzubeschwören,577 vermietete aber seine Truppen an Wilhelm III. Die dänische Armee galt als hochmodern. Sie war in den Jahren zwischen 1675 und 1679 reformiert worden, hatte früher als in anderen europäischen Armeen die Pike abgeschafft, die Luntenschloss- durch die Steinschlossmuskete ersetzt und das Sockelbayonett eingeführt.578 Diese Truppen kamen 1690 auf dem irischen Kriegsschauplatz an. Am 4. Juni 1690 brach Wilhelm III. von Kensington Palace auf und ging bei Carrickfergus in Irland am 14. Juni 1690 um 16 Uhr an Land.579 Ihm standen 22 000 Mann Infanterie in 46 Bataillonen, 14 000 Mann berittene Truppen in 23 Kavallerieregimentern und fünf Dragonerregimentern zur Verfügung, denen ein gut ausgerüsteter Artillerietrain folgte. Die Armee bestand aus Schotten unter James Douglas, Engländern, Niederländern unter Baron Ginkel und dem Majorgeneral Overkirk, Iren unter dem Herzog von Ormonde, Hugenotten, Deutschen und den angeworbenen Dänen, die unter dem Kommando Prinz Georgs von Dänemark, des Ehemanns von Prinzessin Anne, standen.580 Mit diesen Truppen marschierte Wilhelm III. südwärts in Richtung auf Dundalk, von wo aus die Armee James II. am 23. Juni nach Ardee aufbrach, wo sie den 25. und 26. damit verbrachte, ihre zum Teil frischen Rekruten im Waffenhandwerk zu unterweisen.581 Die erfahrenen Regimenter waren nach Frankreich verschifft worden, wo sie den Kern der „Wild Geese“, der irischen Regimenter im Dienst des Sonnenkönigs bildeten, um die Schwächung der französischen Armee durch die Landung französischer Regimenter in Kinsale auszugleichen. Tyrconnel, der eine defensive Strategie zur Ermattung Wilhelm III. verfolgen wollte, konnte sich gegen den Stuartkönig durchsetzen.582 Nach Rekognoszierungen, die Wilhelm III. mit 1500 Kavalleristen und Dragonern am 27. Juni gegen Ardee unternommen hatte, zog
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sich die jakobitische Armee am 28. Juni acht Kilometer nach Drogheda zurück. Dort bezog sie in Kornfeldern, Gärten und Wiesen Lager mit dem Rücken zum Boyne.583 Am 29. Juni erreichte die Vorhut der Oranischen Armee unter Sir John Lanier die Höhen vor Drogheda, von wo aus Wilhelm das Lager der jakobitischen Armee überblicken konnte. Er hielt mit dem Herzog von Ormonde, Graf Solms, Schomberg und anderen führenden Offizieren einen improvisierten Kriegsrat ab. Der niederländische General Scravenmoer zählte nur die Fahnen von 45 jakobitischen Regimentern.584 Die Kavallerie James II. beeilte sich, Fourageure wieder an sich zu ziehen und organisierte gegen die Truppen Wilhelm III. einen Reiterschirm. Wilhelm inspizierte nun die Häuser, die bis zum Oldbridge-Ford an dem Nordufer des Boyne vereinzelt standen und nahm auf einem kleinen Hügel 200 Meter von der nördlichen Seite des jakobitischen Lagers einen Imbiss ein. Zwischen rekognoszierenden Levesons Dragonern unter Kapitän Thomas Pownal, die ihre Pferde im Boyne tränkten, und irischen Truppen kam es zu einem ergebnislosen Feuergefecht, während dessen Verlauf die Iren an einer Hecke zwei Sechspfünder aufpflanzten, die gegen Wilhelm, der wieder zu Pferd gestiegen war, und seine Entourage das Feuer eröffneten. Wilhelm wurde am Schulterblatt verletzt und blutüberströmt in sein Lager zurückgebracht.585 Tags darauf ließ Wilhelm abgesessene englische und niederländische Kavallerie gegenüber Oldbridge Stellung beziehen, wo sie von leichten irischen Feldgeschützen unter Feuer genommen wurde und Verluste erlitt; protestantische Artillerie wurde herangebracht und es entspann sich ein Feuergefecht, das den Tag über andauerte.586 James widersetzte sich dem Drängen von Lauzun, dem Kommandanten des französischen Expeditionskorps, und Tyrconnels, sich zurückzuziehen, da er glaubte, in Connaught nicht über genügend Magazine zu verfügen, um seine Armee zu versorgen, und da er die Wirkung eines Rückzugs auf die Moral der zahlreichen Rekruten fürchtete.587 Die jakobitische Infanterie hatte am Südufer des Boyne an dem Ford von Oldbridge Stellung bezogen. In der Nacht des 30. Juni wurde James unsicher und befahl den Rückzug; der Bagaggetrain bewegte sich nach Süden Richtung Dublin und die Zelte wurden abgerissen, was von den Protestanten bemerkt und als Zeichen gewertet wurde, dass sie bei ihrem Vormarsch am kommenden Tag nicht mehr auf ernsthaften Widerstand treffen würden. Generalleutnant Richard Hamilton hatte mit einem Detachement Dragoner zu einem Ford Nahe Drogheda östlich von Oldbridge Stellung bezogen; der Rest der Kavallerie platzierte sich unter dem Kommando von Sir Neil O’Neill bei der Brücke von Slane westlich von Oldbridge und dem Ford von Rosnaree Stellung.588 In der Nacht vom 30. auf den 1. Juli nahmen aber die englischholländischen Verbände die Brücke von Slane ein und rückten mit dem gesamten rechten Flügel der protestantischen Armee vor.589 James wurde sich darüber klar, dass er Gefahr lief, dass seine sich zurückziehende Armee von Truppen Wilhelm III. angegriffen werden könnten, widerrief den Rückzugsbefehl und ließ die Truppen wieder Stellung beziehen.590
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Gegen morgen wurden in den Reihen der Armee Wilhelms grüne Büsche zur Identifizierung ausgegeben, in der jakobitischen Armee ein Stück weißes Papier, das am Hutband befestigt wurde.591 Am frühen Morgen ritt Wilhelm durch das Lager von Tulyallen im Schein von Fackeln und ließ unter Schomburg und Overkirk Brigadegeneral Charles Trelawneys Infanteriebrigade, zwei Kavallerie und drei Dragonerregimenter unter Oberst Eppinger mit fünf Feldstücken über die Brücke von Slane nach Südwesten vorrücken. Damit hatte Wilhelm seine Armee in zwei Teile geteilt, was bei Wittstock Banér gelungen war und später bei Fleurus Luxemburg gelingen sollte, aber am Boyne schon deshalb hochgradig riskant war, weil beide Armeeteile durch den Fluss voneinander getrennt waren.592 Schomburg rückte nun gegen den Ford von Rosnaree vor, während O’Neill von den französischen Truppen unter Lauzun Verstärkung erhielt, die den Jakobiten eine Überlegenheit an Infanterie gaben. Lord Portland gruppierte nach dem Vorbild Gustav Adolphs und Turennes (bei Sinzheim und Enzheim) Infanterieeinheiten zwischen die Kavallerie.593 James, dem wegen der Hügel auf dem Nordufer des Boyne verborgen geblieben war, dass die Bewegung über Slane und Rosnaree nicht von der protestantischen Hauptmacht ausgeführt wurde, schwächte sein Zentrum bei Oldbridge, von dem er Richtung Roughgrange südwestlich Truppen abzog, wo es zum Zusammenstoß mit Schomburgs Flügel kam.594 Wilhelm fürchtete um Schomburgs Korps und sandte Generalleutnant James Douglas mit 12 000 Mann Verstärkung, die am späten Vormittag zu Schomburg stießen und ihm eine konventionelle Schlachtordnung mit Kavallerieflügeln um ein Infanteriezentrum einzunehmen erlaubten. Vor Oldbridge standen die Irischen Garden und Kavallerieeinheiten Tyrconnells, gegen die Sir John Hamners Brigade auf der linken, hugenottische Regimenter im Zentrum und die Holländische Blaue Garde auf der Rechten in Kolonnen von acht bis zehn Gliedern unter dem Schlag der Trommeln an drei Stellen über den Boyne gingen; am Südufer empfing sie ein heftiges Musketenfeuer aus kürzester Entfernung von jakobitischer Infanterie, die hinter Hecken Stellung bezogen hatte.595 Dennoch gelang es der Blauen Garde, sich zu formieren und auf Oldbridge zuzugehen, wobei sie aber von der antrabenden Reiterei unter Tyrconnell angegriffen wurde. Jemand hörte, wie Wilhelm „Meine arme Garde“ murmelte: Die modern mit Feuersteinmusketen und Bayonetten ausgerüsteten Truppen hatten keine Pikeniere mehr, unter deren Schutz sie sich gegen einen Kavallerieangriff hätten begeben können. Die hochdisziplinierte Garde gab aus ihrem ersten Glied eine Salve ab, gefolgt von einer Salve der drei hinteren Glieder und einer weiteren des ersten Glieds, das nachgeladen hatte, bevor die Infanterie Bayonette aufsteckte und sich den Reitern Tyrconnells entgegenstellte und sie zum Rückzug zwang. Zu ihrer Linken bildeten sich bei den vorrückenden Truppen Sir John Hamners Lücken, die der jakobitische Generalleutnant Richard Hamilton durch einen Angriff des Bataillons des Earl of Antrim ausnutzen wollte; die Truppen folgten aber seinem Befehl nicht. Irische Kavallerie durchbrach im protestantischen Zentrum die
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hugenottischen Bataillone, erlitt dabei zwar heftige Verluste, die Hugenotten begannen aber nach dem Verlust ihres Kommandanten zurückzuweichen.596 Schomburg ritt nun zu seinen Glaubensbrüdern und feuerte sie zur Fortsetzung des Kampfs an, wobei er – wahrscheinlich durch einen Schuss aus der Muskete eines Hugenotten – getötet wurde.597 Berwicks irische Life Guard beteiligte sich am Angriff gegen Hamners Truppen, die sie zurückdrängten, ohne den protestantischen Brückenkopf gefährden zu können. Gegen 11 Uhr gingen die dänischen Truppen und Engländer unter Oberst John Cutts – der später als „der Salamander“ im spanischen Erbfolgekrieg Berühmtheit erlangen sollte – an tieferen Stellen über den Boyne.598 Es gelang ihnen, am Südufer Fuß zu fassen und sich zu formieren. Gegen 14 Uhr hatten die protestantischen Truppen bei Oldbridge die Oberhand gewonnen. James beabsichtigte, gegen Douglas´ Truppen einen Entlastungsangriff vorzunehmen, von dem er aber wegen des ungünstigen Defilées Abstand nahm.599 James ordnete den Rückzug auf Duleek an, der von der französischen Brigade mit sechs Feldgeschützen gedeckt wurde. Die Protestanten gaben die Verfolgung auf.600 Die Jakobiten waren geschlagen, ihre Armee aber weitgehend intakt.601 Es gelang ihnen, sich an die Shannonlinie auf Connaugh zurückzuziehen, wo es zwar nicht hinreichend Fourage und Proviant gab, aber mit Limerick eine Hafenstadt. Damit konnte die Komunikation nach Frankreich gesichert werden. Der Versuch der Alliierten unter Douglas, Athlone einzunehmen, musste Anfang Juli wegen des unerwartet starken Widerstands der Jakobiten aufgegeben werden, aber Wilhelm III. zog Anfang 1690 vor Limerick, dessen schwach besetzte Forts den Protestanten einzunehmen gelang.602 Ein hugenottischer Deserteur, der zu den Jakobiten überlief, verriet, welchen Weg der Belagerungtrain nehme, und auf Befehl Tyrconnels zog Generalleutnant Sarsfield mit 600 Mann, zu denen er raparees – durch englische Unterdrückungsmaßnahmen in den bewaffneten Kampf getriebene Freischärler – unter Daniel „Gallopping“ Hogan band, dem Train entgegen.603 Da dies im Lager Wilhelms III. ruchbar wurde, entsandte Graf Solms zum Schutz des Konvois Sir John Lanier mit 400 Kavalleristen und 200 Dragonern.604 Den Jakobiten gelang es am 12. August 1690 bei Ballyneely jene zu überfallen und zu zerstreuen, wobei viele Kanonenkugeln verloren gingen, 49 Pontons und zwei Kanonen (durch Sprengung der Läufe) zerstört wurden, 500 Pferde weggeführt oder getötet und 5,5 Tonnen Pulver vernichtet wurden.605 Unterdessen eröffnete man die Gräben gegen Limerick eröffnet. Am 20. August stürmten 100 holländische Grenadiere mit 400 Pionieren die Befestigungen, wurden aber unter hohen Verlusten abgewiesen.606 Den Belagerern gelang es am 22. August 1690, einen Turm zu beschießen, von dem aus jakobitische Scharfschützen die Belagerungsarbeiten gestört hatten,607 und am 27. August kam es nach heftigem Beschuss durch die Breschbatterien zum Einsturz von Befestigungen, die in den Graben rutschten und eine sturmreife Bresche schlugen.608 500 dänische Grenadiere unter Cutts und ein Bataillon der holländischen Blauen Garde setzten zum Sturm an, wurden aber durch die nach der Schlacht am Boyne keineswegs demoralisierten irischen Truppen zurückgeschlagen.609
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Das schlechte Wetter hielt an und behinderte die Belagerer, denen die Munition ausging, da ihr Nachschub ja unterbrochen worden war. Wilhelm III. hob daher am 30. August die Belagerung auf, und die protestantische Armee zog sich zurück.610 Um die jakobitische Armee auf Connaugh zu beschränken, gab Wilhelm III. dem Drängen des ihm als potentiellen Überläufer verdächtigten Earl of Marlborough nach, mit englischen Truppen Cork und Kinsale einzunehmen. Die englische Flottille mit Kriegsschiffen, Brandern und holländischen Transportschiffen erreichte am 21. September 1690 die Mündung des Lees, die durch Blockhäuser auf kleinen Cork vorgelagerten Inseln geschützt war, von denen aus jakobitische Besatzungen mit Geschützen das Feuer gegen die Engländer eröffneten. Sie wurden alsbald durch die Schiffartillerie vertrieben, und Marlborough schiffte seine Truppen aus, die sich 10 Kilometer auf Cork hin in Marsch setzten.611 Berwick hatte sie wegen der ungünstigen Anlage ihrer Forts für unhaltbar angesehen und geraten, sie niederzubrennen, aber ihr Kommandant Roger Mac Eligott nahm die Verteidigung mit 4 000 Mann auf. Marlborough leitete einen, der Herzog von Württemberg als Kommandeur der dänischen Truppen in Irland den anderen Angriff auf die Stadt, während Generalleutnant Tellau mit dänischer Kavallerie gegen mögliche jakobitische Interventionen von Limerick einen Schirm am Blackwater-Fluss unterhielt.612 Nachdem Scarvenmoer am 23. September ein Fort beschossen und die Besatzung in die Flucht getrieben hatte und nachdem die Bombardements vom 28. September einen Sturm vorbereitet hatten, kapitulierte MacEligott am 29. September 1690.613 Marlborough, der sich zur Vermeidung von Eifersüchteleien wegen des Rangestäglich im Oberkommando mit Württemberg abwechselte, zog nun vor das von 2 000 Mann gehaltene Kinsale.614 Dessen 70-jähriger Kommandant Sir Edward Scott wollte beim Heranziehen des Feinds die Stadt niederbrennen, was durch englische Truppen unter Sir Edward Villiers mit einem Trupp Kavallerie verhindert werden konnte.615 Scott warf sich in das Fort Charles, das über 94 Kanonen verfügte, aber von der Landseite her nur durch einen Graben geschützt war. Das von Oberstleutnant Cornelius O’Driscoll verteidigte Fort St. James wurde von Generalmajor Tellau am 2. Oktober gestürmt, wobei O’Driscoll und einige 100 Verteidiger den Tod fanden, als das Pulvermagazin explodierte. Marlborough, der wegen des einbrechenden schlechten Herbstwetters über den Fortgang der Kampagne besorgt war, eröffnete die Gräben gegen Fort Charles am 4. Oktober, konnte aber erst am 12. mit sechs 24-Pfündern und zwei Mörsern, die zwei Tage vorher angekommen waren, den Beschuss der Festung beginnen, unter dem die Wälle nach zwei Tagen sturmreif zusammengebrochen waren, sodass Scott die weiße Fahne hisste.616 Der Garnison von 1 200 Mann wurde der Abzug nach Limerick gestattet.617 Im Winter 1690/1691 führten die Kriegsparteien den kleinen Krieg gegeneinander; die Jakobiten litten in Connaugh furchtbaren Mangel, der nur durch das Leiden der verhungernden Flüchtlinge und der von den eigenen Truppen geplünderten Zivilbevölkerung übertroffen wurde.
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Lauzun war nach Frankreich zurückgezogen worden und auf Drängen Tyrconnels und der irischen Notablen durch den durch Dragonaden bekanntgewordenen General Saint Ruth ersetzt worden,618 der am 9. Mai 1691 zusammen mit den Generalen D’Usson und Tessé in Limerick eintraf.619 Ende Mai war Ginkel, der acht Bataillone, ein Regiment Dragoner und sechs Regimenter Kavallerie unter sich hatte,620 nach Vereinigung mit Douglas am 6. Juni, der sieben Bataillone und 19 Schwadronen Kavallerie und Dragoner heranführte,621 mit einem Train von neun 24-Pfündern und einem 18-Pfünder gegen Mullinger gezogen, wo er ein verschanztes Lager errichtete, das als Basis für die Belagerung Athlones diente, die am 19. Juni aufgenommen wurde.622 St. Ruth, der zum Entsatz herangezogen war,623 gelang es, am 28. Juni Verstärkung in die Stadt zu bringen,624 nachdem am 21. und 22. Juni eine Bresche in das Kastell von sechs 24-Pfündern und acht 18-Pfündern geschossen worden war.625 Ginkel stand nun erheblich unter Druck; die Nachrichten aus den Niederlanden waren schlecht und sein erstes eigenständiges Kommando stand vor dem Scheitern, da der Belagerungsarmee die Fourage ausging. Am 30. Juni gelang es aber durch den Shannon watenden Grenadieren, die gegen das feindliche Musketenfeuer Kürase der Kavallerie trugen, die Befestigungen zu stürmen. Durch Erdwerke zwischen der Stadt und St. Ruths Lager wurden die Franzosen gehindert, schnell den Verteidigern zur Hilfe zu kommen und Athlone fiel in die Hände der Protestanten. St. Ruth, der über eine intakte und, anders als ein Jahr zuvor, kampferfahrene Armee von 14 000 Infanteristen in 35 Bataillonen, 2 500 Kavalleristen und 3 500 Dragoner verfügte, zog sich auf Aughrim zurück. Er nahm dort am 12. Juli 1690 Stellung: Sein linker Flügel unter Generalmajor Dominic Sheldon lehnte sich an die Ruine der Burg Aughrin an.626 Die erste Linie bildeten in der Burg 200 Musketiere und in einem Hohlweg zwei Infanterie-Bataillone. Hinter der Ruine nahmen unter dem Kommando Luttrells die Kavallerieregimenter Sarsfiel, Henry Luttrell, John Parker und Nicholas Purcell sowie zwei Infanterieregimenter Aufstellung. Das Zentrum bildeten Infanterieeinheiten, die auf einer Anhöhe postiert wurden, vor der sich ein Bachlauf mit einem Sumpf an seinen Ufern befand. Auf dem rechten Flügel standen zwischen der Kirche von Killcommondor und der Tristaunbridge die Kavallerieregimenter Sutherland, Abercorn, Emund Pendergast und Tyrconnell; die Tristaunbridge wurde durch Dragonereinheiten gehalten. Dort kam es durch Conyghams Brigade mit Unterstützung der Kavallerieregimenter Portland und La Forest zum Angriff durch die Truppen Ginkels, der aber ins Stocken geriet.627 Im Zentrum griffen darauf am Nachmittag die Bataillone Charles Herbert, Thomas Erle, John Foulkes und Gustavus Hamilton, bis zur Brust durch den Sumpf watend, das Zentrum der Jakobiten an.628 Nach einem kurzen Anfangserfolg wurden sie zurückgeworfen und Herbert und Erle mit vielen Gemeinen gefangengenommen. Ginkel ließ schon in der Dämmerung die Royal Horse unter Sir Francis Campton und weitere Kavallerie gegen die Burgruine vorrücken.629 St. Ruth war nicht beunruhigt, sondern setzte im Gegenteil darauf, dass ein Gegenangriff Luttrells die Schlacht entscheiden würde; er hatte bis zum Abend die
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Schlacht zwar nicht für sich entschieden, aber doch Vorteile errungen. Eine feindliche Kanonenkugel köpfte ihn; Luttrell, der bereits Kontakt mit den Engländern aufgenommen hatte, um seine Zukunft nicht an die verlorene jakobitische Sache zu verlieren, zog sich unter leichtem Widerstand gegen Limerick zurück.630 Das entschied die Schlacht und das Schicksal der Sache James. 2 000 Iren, die ihre Waffen niedergelegt hatten, wurden von den Siegern abgeschlachtet.631 Ginkel hatte kaum 10 % seiner Truppenstärke eingebüßt und für die Große Allianz einen glänzenden Sieg errungen, der Truppen für das Hauptkriegstheater in den Niederlanden freimachte. In Deutschland – genauer: im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation – kam es Anfang 1690 zum Abschluss der Entwicklung, die sich seit der Belagerung Wiens durch die Türken sieben Jahre zuvor mit der vollzogenen Stärkung der kaiserlichen Macht abgezeichnet, und die durch den Affront zwischen den deutschen Fürsten und Ludwig XIV., und nicht zuletzt durch das Revokationsedikt von Versailles, seine Flankierung gefunden hatte. Leopold I. verfügte nun nicht nur über einen sieben Jahre andauernden durchaus erfolgreichen Krieg im Osten und durch die dramatische Vermehrung seines Machtgebiets gestärkte Hausmacht, sondern seine kaiserliche Autorität selbst war erheblich gesteigert. Der Kaiser konnte eine politische Autorität in die Waagschale werfen, wie sie seit Ferdinand II. in Memmingen 1629 oder selbst im Prager Frieden 1635 nicht mehr anzutreffen war. Am 17. Januar 1690 wurde auf dem Reichstag in Augsburg ohne nennenswerte Opposition Joseph I. zum Römischen König gewählt;632 auch die Reichsstände, die eigene Ambitionen auf die Königs- und Kaiserkrone hegten, wie die Wittelsbacher, rührten sich dagegen nicht. Der Schwerpunkt der Kampfhandlungen verlagerte sich in die Spanischen Niederlande, wo Ludwig XIV. in der Schlacht von Fleurus am 1. Juli 1690633 und Steenkirke in der Schlacht von Neerwinden am 29. Juli 1693 glänzende, aber den Krieg nicht entscheidende, Siege errangen. Am 1. Juli 1690 stießen französische Truppen unter François-Henri de Montmorency-Luxembourg bei Fleurus auf alliierte Truppen aus den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Großbritannien, deren Oberbefehl Fürst von Waldeck innehatte, da Wilhelm III. in Irland gegen die Truppen James II. kämpfte. Der Marschall von Luxemburg stand 1690 mit 37 Bataillonen und 91 Schwadronen, zusammen etwa 40 000 Mann, in den Spanischen Niederlanden. Von der Maas führte General Bouffler 15 000 Mann Verstärkung heran. Auf Seiten der Alliierten kommandierte der spanische Feldherr Castagnaga 15 000 Mann einschließlich hannoverscher und englischer Truppen, während unter General Waldeck 32 000 Mann niederländische Truppen sowie 8 000 Mann eines Lütticher Aufgebots und 10 000 Brandenburger Truppen standen. Luxemburg marschierte Anfang Mai von St. Armand an der Scarpe und ging bei Condé über die Schelde, die er bei Leuze unterhalb Oudenaardes erneut überquerte und bei Deuze am 22. Mai über die Lys ging. Von dort ließ er um Gent herum fouragieren, bis Castagnaga mit seinem Korps am 16. Juni erschien.634
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Zu diesem Zeitpunkt verfügte Luxemburg über 18 Bataillone und 38 Schwadronen. Auf die Nachricht, dass Waldeck sich in Marsch gesetzt habe, zog Luxemburg an die Sambre, wo er sich mit Gournays Korps von neun Bataillonen und 23 Schwadronen vereinigte; Bouffler ließ unter Rubantel 18 Bataillone und 30 Schwadronen in Richtung der Truppen Luxemburgs in Marsch setzen, der schließlich nach Detachierungen über 41 Bataillone und 91 Schwadronen verfügte und sich am 29. Juni der Furt über die Sambre am Einfluss der Orneau bemächtigte, wo er am 30. Juni 1675 Richtung Brüssel bei Fleurus den Fluss durchquerte. Am 1. Juli 1690 verfügte Waldeck über 38 Bataillone und 50 Schwadronen, zusammen etwa 32 000 Mann, während Luxemburg 40 Bataillone und 80 Schwadronen, zusammen etwa 40 000 Mann befehligte. Er formierte ein Infanteriezentrum mit zwei aus jeweils sieben Bataillonen gebildeten Linien.635 Luxemburg teilte seine Armee – ähnlich der Disposition, die Banèr bei Wittstock getroffen hatte – und detachierte seinen linken Flügel unter Gourney,636 um Waldecks Front zu binden, während sein rechter Flügel die Alliierten in der linken Flanke fasste. Waldeck rechnete mit einem konventionellen Angriff auf der Front der Alliierten. Sein linker Flügel wurde von den vorrückenden Franzosen zersprengt. Der Rückzug wurde von den im Zentrum stehenden 14 Infanteriebataillonen gedeckt, die ein großes Karree formierten. Luxemburg gelang es, auch dieses Karree zu zerschlagen, indem er Artillerie heranführen und die dichtgedrängte alliierte Infanterie beschießen ließ.637 Die Infanterie bei St. Armand ergab sich am folgenden Tag.638 Luxemburg verlor 3 000 Mann, die Verbündeten 9 000. Die Dispositionen Luxemburgs in der Schlacht muteten in einem napoleonischen Sinne modern an, nicht aber die Konsequenzen, die er zog: Luxemburg unterließ jede Verfolgung Waldecks, der sich durch Zuzug von Garnisonen wenige Wochen später auf einen Stand bringen konnte, der zahlenmäßig über dem des Schlachttags lag. Mit dem Tod Louvois am 16. Juli 1691 war ein „Scharfmacher“ aus dem conseil d’en haut ausgeschieden; an seine Stelle trat Pomponne, der für einen Friedensschluss eintrat.639 Nach Louvois, der über drei Jahrzehnte eine wichtige Säule der Staatsmacht war, umgab sich der Sonnenkönig mit einem Stab jüngerer Berater, deren Stellung schwächer war als die der alten Ratgeber. Deren Rat zog er heran, um seinen Feldkommandeuren Weisungen zu erteilen.640 Die offensiven Dispositionen eines Turennes und eines Condés wurden zugunsten von einer linearen Strategie, und damit gegenüber den großen Feldherren nicht mehr „fließenden“, sondern eher starren Art der Verteidigung, aufgegeben.641 Die neue Strategie wurde Ende 1691 deutlich, als Vauban, Bouffler und Villars Ende 1691 Einwendungen gegen die Räte im Hinblick auf einen als zu gewagt erscheinenden Angriff gegen Ostende erhoben.642 Aber der Krieg nahm seinen Fortgang. Im Jahr 1691 brachte es die Flandernarmee Ludwig XIV. auf 70 Bataillone und 204 Schwadronen, zusammen etwa 80 000 Mann. Im April gelang es dieser überlegenen Streitmacht, Mons einzuschließen und am 10. April bereits unter Gewährung freien Abzugs der Besatzung zur Kapitulation zu bringen.643 Bei der Belagerung von Mons
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1691 übernahm der nun 54-jährige Sonnenkönig noch einmal persönlich das Kommando. Er scheint damals sich des Kriegsglücks nicht mehr sicher gewesen zu sein, denn er befahl aus den umliegenden französischen Garnisonen Kavallerieeinheiten zur Bedeckung des Belagerungskorps. Die Belagerungsarmee war, gemessen an dem zu erreichenden Erfolg viel zu zahlreich. Die Fourage wurde daher rasch aufgezehrt.644 Nun aber trug die Schlacht vom Boyne auf alliierter Seite Früchte, als Ende Mai Wilhelm III. auf dem Kriegsschauplatz mit englischen Truppen erschien, was zu einer Pattsituation führte. Beide Könige lagen einander gegenüber, beobachteten sich, ohne dass es zu einer Schlacht gekommen wäre.645 Dieses gegenseitige Manövrieren setzte sich auch 1692 fort. Die Armee des Königs bestand aus 67 Bataillonen und 209 Schwadronen, etwa 150 000 Mann, zu denen 37 Bataillone und 90 Schwadronen unter Luxemburg und an der Maas 16 Bataillone und 60 Schwadronen unter Bouffler kamen. Am 20. Mai wurde ein Rendezvous bei Mons abgehalten und am 22. Mai Namur eingeschlossen. Der Versuch Wilhelm III., die Stadt durch einen Vormarsch gegen Luxemburg an der Mehaigne zu retten, scheiterte.646 Namur kapitulierte am 5. Juni, das Fort Wilhelm am 23. Juni, und unter Gewährung freien Abzugs der verbleibenden 4 500 Mann der Garnison kapitulierte schließlich am 1. Juli 1692 die Citadelle.647 Bei der Belagerung hatte aber die Equipage de vivre – der Versorgungsfuhrpark der französischen Truppen – in einem Maß gelitten, dass an ein weiteres Vorgehen auf Enghien nicht mehr zu denken war.648 Wilhelm III. stand in seinem Lager bei Hal, von wo aus er die 100 Bataillone und 266 Schwadronen unter dem Kommando Luxemburgs in ihrem Lager bei Steenkirke anzugreifen beabsichtigte: Er ließ die alliierte Infanterie in einer Linie auf einer Breite von 18 Bataillonen mit etlichen Linien hintereinander Richtung Steenkirke längs der Senee vorrücken.649 Die langwierigen Vorbereitungen auf alliierter Seite hatten aber das Überraschungsmoment verpuffen lassen, und es kam zu einem langwierigen Infanteriegefecht, bei dem Luxemburg seine Dragoner absitzen und mit der blanken Waffe vorgehen ließ, während die angreifenden alliierten Infanteristen sich taktisch in die Defensive gedrängt hinter spanischen Reitern verteidigten.650 Erst im darauffolgenden Jahr errang Ludwig XIV. noch einmal für kurze Zeit die Seeherrschaft zurück. Die englische Flotte war dadurch geschwächt, dass Russel die Braut Carlos II. Maria Anna v. Neuburg nach Coruňa brachte.651 Auf seinem Totenbett gab Seignelay Admiral Tourville die Order, unverzüglich anzugreifen und die Schlacht zu suchen.652 Dabei konnten weder die Flotte noch Privatiers unter Forand die Landung Wilhelm III. bei Carrifergus verhindern.653 Aber bei Beachy Head stießen am 10. Juni 1690 die feindlichen Flotten aufeinander. Die französische Flotte hatte nach Vereinigung von Chateau-Renault und Tourville mit 75 Linienschiffen und 23 Feuerschiffen die zahlenmäßige Überlegenheit über die Alliierten erlangt, die 56 Linienschiffe zählten. Der englische Admiral Herbert, später Lord Torrington war von Queen Mary angewiesen worden, eine Schlacht zu schlagen,654 und segelte mit dem Wind; während seine Vorhut nach rechts abdrehte und
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mit der Luftseite parallel zu den Franzosen segelte, ließ sich Herbert nach links abfallen. Damit war es den französischen Schiffen möglich, auch die auf den unteren Decks gelegenen Geschützbatterien zu nutzen, da die Leeseite höher über der Wasserlinie lag und eine Überflutung nicht zu befürchten war. Die unter Cornelis Eversen segelnde niederländische Vorhut der Alliierten traf auf Chateau-Renault und das Zentrum unter Tourville und war somit einer erdrückenden Übermacht ausgesetzt. Die Alliierten verloren 11 Schiffe. Gegen Abend gelang es aber Admiral Herbert, sein Geschwader mit den Gezeiten aus der Schlacht zu ziehen. Folge der Schlacht war, dass die französische Flotte 1690 den Kanal beherrschte. Torringten aber konservierte die alliierte Flotte als „fleet in beeing“ – als in den Häfen liegendes Drohpotential.655 An dieser Stelle kam das wirtschaftliche Potential der Seemächte zum Tragen, die einen Monat nach Beachy Head die Verluste wettgemacht und die Schäden behoben hatten.656 Die Zahl der einsatzfähigen französischen Schiffe sank demgegenüber auf 61.657 Die französische Flotte konnte ihren Sieg nicht ausbauen, da ein Geschwader unter Shovell, das in der irischen See lag, Tourville die Sorge schaffte, im Rücken angegriffen zu werden.658 Die Seeherrschaft fiel trotz der Niederlage bei Beachy Head den Alliierten zu. Die Engländer belagerten Limerick, und von Galway wurde am 14. September 1690 das französische Expeditionscorps evakuiert.659 In dieser Lage trat Ponchartrain die Nachfolge des kurz nach Beachy Head verstorbenen Seignelays an.660 Unter seiner Amtszeit verschob sich das Gewicht der Operationen zur See ins Mittelmeer, um die Feldzüge in Catalonien und gegen Victor Amadeus von Savoyen zu unterstützen.661 Im Krieg um Irland kapitulierte Limerick am 13. Oktober 1691.662 Ludwig XIV. plante nun für das Jahr 1692, in der Hoffnung, James II. könnte eine wachsende Unzufriedenheit mit Wilhelm III. nutzen, eine Landung in England.663 Die alliierten Flotten waren aber vor den französischen auf See und konnten den Invasionsplan vereiteln, was Ludwig XIV. dazu brachte, Tourville zu befehlen, die Schlacht mit der alliierten Flotte zu suchen; seine ordre trug das Postskriptum, dies sei sein Wunsch, der einer Auslegung nicht unterzogen werden dürfe.664 Ponchartrain, der mit James II. auf dem Cotentin bei den Invasionstruppen stand, die um La Hogue zusammengezogen waren, wiederholte Tourville gegenüber den Befehl des Sonnenkönigs und setzte hinzu, Tourville solle die Schlacht auch suchen, wenn es ihm nicht gelänge, sich mit einem Geschwader unter D’Estrées zu vereinigen.665 Die Franzosen hatten damit gerechnet, der englische Admiral Russel sei so unzufrieden mit der oranischen Herrschaft, dass mit seinem Überlaufen zu James II. zu rechnen sei. Russel aber, dessen Flotte sich mit einem niederländischen Geschwader im Kanal vereinigt hatte und über 80 Linienschiffe zählte, dachte nicht an einen solchen Schritt, sondern hatte seine Offiziere auf Wilhelm und Queen Mary schwören lassen.666 Die Flotten trafen am 29. Mai 1692 vor Barfleur aufeinander. Tourville griff geradewegs mit seiner Flotte von etwas mehr als 40, zum Teil nur schwach bemannten Lini-
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enschiffen die Gezeitenströmung von der Küste in den Kanal nutzend das Zentrum des Geschwaders Russels an; dort konnte er zeitweise sogar ein numerisches Übergewicht erlangen, das sich aber nicht auswirkte.667 Bei schwachem Wind bombardierten sich die feindlichen Flotten den späten Vormittag über gegenseitig ohne größere Wirkung. Gegen ein Uhr kam aber ein Wind auf, der es dem alliierten Flügel unter Almonde gelang, die Franzosen zu überflügeln.668 Die Schiffe hatten bis dahin keine Seite verloren, aber das Flaggschiff Tourvilles und die Soleil Royal hatte ebenso gelitten wie Russels Britannia. Tourville gelang es, die französische Flotte gegen Abend in einem Nebel, der sich über das Wasser legte, aus der Schlacht zu ziehen. Die einbrechende Dunkelheit und der Nebel, der das Geschwader vor den Alliierten geschützt hatte, ließ die französische Flotte aber ihren Zusammenhalt verlieren. Das Geschwader war am nächsten Morgen an der gesamten Ostküste des Cotentin zerstreut. Einige Schiffe verloren sich weit nach Osten, von wo sie den Rückweg nach Brest um Schottland herum antraten. Drei Schiffe versuchten, im Hafen La Hogues Zuflucht zu finden, wovon eines im Hafen zerschellte. Am 2. Juni 1692 führte Russel den coup de grace: Die Soleil Royal, Admirable, und Triomphant wurden wegen ihres schlechten Zustands bei Cherbourg an den Strand gesetzt und von englischen Landungstruppen verbrannt; weitere Schiffe, die um La Hogue herum lagen, von alliierten Seesoldaten in Ruderbooten angegriffen und ebenfalls in Brand gesetzt; Voltaire berichtet, einige Schiffe seien von ihren eigenen Offizieren in Brand gesetzt worden, um sie nicht in alliierte Hände fallen zu lassen.669 Insgesamt verloren die Franzosen dabei 15 Linienschiffe.670 In Brest brach Panik aus: Die dort liegenden 45 Linienschiffe wurden in den inneren Hafen und zum Teil in Flußläufe weiter im Landesinneren zurückgezogen,671 was den Unwillen des Sonnenkönigs erregte. Die Folge von La Hogue war eine vollständige und anhaltende Demoralisierung des französischen Seeoffizierkorps.672 Die Seeherrschaft ging nun dauerhaft – trotz vereinzelter Rückschläge – auf die Alliierten über. Tourvilles673 hatte zwar nicht sehr viele Schiffe, aber die Herrschaft über den Kanal eingebüßt,674 was Invasionen Schottlands und die Verstärkung jakobitischer Truppen in Irland wenigstens erheblich erschwerte.675 Allerdings gelang es Tourville,676 bei Lagos am 26. Juni 1693 einen Konvoi von 400 Handelsschiffen, der von einer Eskorte unter Rooke begleitet wurde, anzugreifen, nachdem Rooke ausmanövriert worden war.677 93 Schiffe gingen dabei verloren.678 Das war ein herber Verlust, der die französische Seemacht völlig ausgelöscht hätte, wäre die französische Flotte in einem solchen Ausmaß geschlagen worden. Englands ökonomische Stärke war aber zu diesem Zeitpunkt bereits so übermächtig, dass Lagos unangenehm, aber keine Katastrophe war, sondern im Gegenteil die Überlegenheit der englischen Seemacht deutlich werden ließ. Auch ein weiterer großer französischer Erfolg bestätigte paradoxer Weise nur die englische Vorherrschaft auf den Meeren: Im nächsten Jahr gelang es einem französischen Geschwader, am 27. Juni 1693 den 200 Handelsschiffe umfassenden SmyrnaKonvoi, der von einem Begleitschutz von acht englischen und fünf holländischen Linienschiffen unter dem Kommando Rookes gedeckt wurde und Waren aus dem vorderen
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Orient nach England und in die Niederlande bringen sollte, an der Küste Portugals auf der Höhe von Lagos anzugreifen. Rooke gelang es, durch verbissenen Widerstand 90 Handelsschiffe bis nach Irland zu bringen; die von den englischen und holländischen Kaufleuten erlittenen Verluste waren aber außerordentlich hoch. Das war aber nur ein letztes Aufbäumen der französischen Flotte, die 1694 nur noch 55 Linienschiffe einsetzen konnte.679 Bis in das Jahr 1695 wurde, auch unter dem Eindruck La Houges, aber wesentlich auch wegen der drastischen Steuermindereinnahmen in Folge der Fehlernte und der daraus folgenden Hungersnot 1693, das Budget der Flotte um 40 % gekürzt.680 An die Stelle von Schiffneubauten wurden die Arsenale von Brest unter der Leitung Vaubans mit Erdwerken befestigt.681 Die Engländer unter Sir Clowdesley Shovell bombardierten darauf mit Bombenketschen – flachen Schiffen, auf denen Mörser stationiert waren – St. Malo, wo gegen die französischen Schiffe auch Höllenmaschinen eingesetzt wurden.682 Auch im Mittelmeer tauchten nun starke alliierte Flotten auf. Die französischen Geschwader blieben 18 Monate untätig im Hafen von Toulon liegen.683 Die englische Flotte konnte im Mittelmeer erst Fuß fassen, als sie 1694 auf 1695 in den Häfen der geschützten Bucht von Cadiz vor Anker gehen und überwintern konnte; dies hatte einen durchschlagenden Effekt für ihre Wirkung gegen die französische Mittelmeerflotte in der Saison 1695684 und erklärt, weshalb die Alliierten mit solchem Nachdruck zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs versuchten, Cadiz in ihre Gewalt zu bekommen. Vauban schlug mit seinen „Memoirs de course“ 1695 vor, einen fundamentalen Wechsel in der Strategie der Seemacht Frankreichs zu vollziehen – womit er auf die Praktiken der eigenen Seefahrer reagierte: Der guerre d’escadre wurde weitgehend aufgegeben und an seine Stelle trat der guerre de course: Der Staat vermietete seine Kriegsschiffe685 an Privatleute (Privateers), die als Korsaren streifend feindliche Konvois überfielen, um Beute zu machen. Das Korsarengeschäft zog alsbald Investoren686 an, die – unter ihnen Vauban687 – die Finanzierung des guerre de course als lukratives Spekulationsgeschäft entdeckten. Motiv der Corsaren und ihrer Finanziers war Gewinnstreben: das des Staats und die effiziente wirtschaftliche Kriegsführung gegen die wirtschaftliche Basis der Seemächte.688 Mit dem guerre de course verwandelte sich der Neunjährige Krieg von einem Kampf für gloire in einen ökonomischen Konflikt.689 Die französische Flotte ging nun zu dem von Vauban empfohlenen Kaperkrieg über, der sehr erfolgreich betrieben wurde. Der berühmte Corsar Jean Barth, der zunächst unter Ruyter gefochten und erst 1679 unter französische Fahnen getreten war,690 und andere Piraten fügten den Alliierten bis 1696 einen Verlust von 4 000 Schiffen zu.691 Piraten, die insbesondere die Atlantikroute der Tierra Ferme-Flotte, der Westindienund Neuspanienflotten Spaniens behelligten, waren durchaus nicht geneigt, sich ohne Rücksicht auf Verluste gegen Linienschiffe zu engagieren. Bei ernsthaftem Widerstand ließen sie regelmäßig vom Kampf ab.692 Corsaren wie Barth oder im Spanischen
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Erbfolgekrieg Ducasse operierten häufig in stärkeren Verbänden (wenn auch nicht in escadre, also Flotten) und waren daher durchaus ernst zu nehmen. Hatte Frankreich zwar seine Seeherrschaft verloren, bot es doch alle Kräfte auf, um seine Übermacht über die Armeen der Alliierten an Land zu behaupten. Die SollStärke der französischen Armeen erreichte Anfang 1693 40 0000 Mann.693 Am Oberrhein war Markgraf Ludwig Wilhelm von Leopold I. mit dem Oberkommando über das aus Truppen des fränkischen und schwäbischen Kreises gebildeten Reichskontingent betraut worden. Die Reichstruppen zählten kaum mehr als 20 000 Mann, mit denen sie einer Übermacht von 50 bis 80 000 Franzosen entgegentreten mussten.694 Der erneuten Eroberung Heidelbergs konnte daher nicht begegnet werden; Offensivbewegungen mussten daher zugunsten einer aktiven Defensive zurückgestellt werden. Markgraf Ludwig Wilhelm bezog darauf ein fortifiziertes Lager bei Heilbronn, aus dem Einfällen nach Schwaben entgegengetreten werden konnte.695 Der Türkenlouis mit seinen langjährigen ungarischen Erfahrungen war die richtige Wahl für die Defensive am Rhein. Er hatte den Kleinen Krieg von Reitertrupps gegen die Osmanen gründlich kennengelernt.696 Daher forderte er von Leopold I. Hussarenkontingente aus Ungarn für die Rheinfront an.697 Trotz seiner numerischen Schwäche gelang es ihm, mit dem Kleinen Krieg von Parteigängern überlegene französische Truppen zu binden und an Offensivbewegungen zu hindern.698 Vom Jahr 1695 an forcierte der Markgraf die Bildung der Schwarzwaldlinien zwischen Hausach über eine geschwungene Linie westlich von Hornberg und Tribach nach Westen neben Staufen bis Rothaus, die später am Rhein errichteten Linien von Stollhofen und weiterer dauerhafter Großverschanzungen wie die Kinziglinien von Fort Kehl über Offenburg nach Ortenburg und die Linien am Speyerbach,699 die feindliche Offensivbewegungen zum Erliegen brachten.700 Den Bau der Stollhofener Linien hatte als subalterner Offizier bereits 1689 Prinz Eugen empfohlen.701 Während an Ober- und Mittelrhein Plünderungen, Märsche und Contremärsche das Bild prägten, kam es auf dem flandrischen Kriegschauplatz zu erheblichen Kampfhandlungen. Am 18. Juli 1693 griff der Herzog von Württemberg die französischen Linien bei Ypern mit 15 000 Mann an, die die Franzosen in die Flucht schlugen und deren Gräben zuschütteten.702 Die Hauptarmee unter Wilhelm III. wurde dadurch aber geschwächt. Sie hatte sich – 50 000 Mann stark – zwischen Neerwinden und Landen verschanzt, wo sie am 29. Juli 1693 von Luxembourg mit 80 000 Mann angegriffen wurden.703 1693 bezog Wilhelm III. ein befestigtes Lager vor der nicht mit Festungsanlagen fortifizierten Stadt Lüttich mit 20 bis 30 Bataillonen, während seine Hauptmacht um Löwen stand. Ludwig XIV. rückte von Namur Richtung Huy vor, wobei sogleich Versorgungsprobleme auftraten, da sich die Equipage de vivre erneut als unzureichend erwies und die Versorgungstrains von ständigen raids spanischer, von Charleroi her operierender Parteigänger bedroht wurden, die in einen Überfall auf Versorgungskonvois am 15. Juli unter Befehl Graf Tillys mündeten. Graf Tilly blieb zwar schließlich
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Karte 1: Die Linien Markgraf Ludwig Wilhelms (1702)
Karte: Sandra Hülsmann
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erfolglos, aber die Franzosen waren beschäftigt und der Herzog von Württemberg konnte in die Linien von Espierres eindringen und im Feindesland Kontributionen erheben.704 Die Lage besserte sich für die Franzosen aber, als Marschall d’Harcourt am 19. Juli Huy einschloss, dass bereits am 23. Juli kapitulierte. Die Schlacht von Neerwinden oder Landen, die sich darauf entfaltete, war nicht sehr sophisticated angelegt. Wilhelm von Oranien hatte in einem konvexen Bogen zwischen Landen über Romsdorf nach Neerwinden hinziehend eine verschanzte Stellung eingenommen.705 Da die Franzosen die über Nacht alles andere als gut mit Karren, Planwagen, Fässern und anderen provisorisch eingesetzten Materialien befestigte Frontlinie706 der Alliierten konzentrisch angreifen konnten, waren sie in einem Vorteil, den sie an der schmalen Frontlinie von Steenkirke im Vorjahr nicht gehabt hatten.707 Luxemburg unternahm von sechs Uhr morgens an auf die alliierten Schanzen bei Neerwinden Angriffe, die aber erfolglos blieben, aber Feuquiéres Angriff auf Romsdorf Luft verschafften.708 Ein Gegenangriff der Kavallerie Wilhelm von Oraniens wurde von Feugiéres zurückgewiesen.709 Nun zahlte sich die Übermacht Luxemburgs aus; viele Alliierte Infanteristen wurden ins Wasser getrieben. Das Ergebnis war grauenhaft. 12 000 Toten und Verwundeten und 2 000 Gefangenen auf Seite der Alliierten standen 8 000 französischer Mann-Verluste gegenüber. Die Alliierten verloren allerdings 84 Geschütze – was darauf zurückzuführen sein mag, dass die 4 000 Schritt hinter der Front verlaufende Kleine Geete einen Rückzug der Artillerie unmöglich gemacht hat.710 Für die Zeitgenossen war ein Zeichen des Siegausmaßes der Verlust einer Unzahl von alliierten Fahnen. Luxemburg wurde im Volksmund nach der Schlacht von Neerwinden als „Le Tapissier de Notre Dame“ bezeichnet.711 Auch diese Schlacht, die an Heftigkeit und Verlusten an Senneffe heranreichte, blieb militärisch folgenlos. Am 27. September 1694 gelang es Wilhelm III., Huy zurückzuerobern.712 Vom 17. bis 24. Juni 1695 belagerte er das Fort Knokke.713 Vauban wurde von Luxemburg mit der Durchführung der Arbeiten der folgenden Belagerung von Charleroi betraut, die er mit Bedacht und systematisch unter Schonung der Ressourcen an Menschen und Material zum Erfolg brachte.714 Er fühlte sich veranlasst, zu fordern, es solle weniger Blut vergossen und mehr Pulver verschossen werden:715 „Brûlons de la poudre, et vesons moins de sang“. Die Festung war nicht besonders stark, die Belagerten unterhielten aber Gegenminen, mit denen vorrückende Truppen auf dem Glacis in die Luft gesprengt werden konnten. Vauban hielt es für angemessen, drei oder vier Tage Verzögerung in Kauf zu nehmen, um die Gegenminen auszuschalten und dadurch einen hohen Blutzoll zu vermeiden,716 den die Alliierten später bei Namur, im Spanischen Erbfolgekrieg vor Lille und bei anderen Belagerungen hinzunehmen bereit waren. Das niederländische Kriegstheater erstarrte nun in dem Belagerungskrieg, der aus der Zeit des 80-jährigen spanisch-niederländischen Kriegs den Zeitgenossen noch gut in Erinnerung war, und der auch einige Jahre später den Spanischen Erbfolgekrieg kennzeichnen sollte. Der Schwerpunkt des Kriegs wanderte aber nach Süden.
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Victor Amadeus von Savoyen hatte sich nach dem ihm gegen seine waldigensischen Untertanen abgepressten Ausrottungsfeldzug im Vaudois in Geheimverhandlungen mit dem Kaiser und dem spanischen Vizekönig von Mailand Fuensalidas von Ludwig XIV. zu lösen begonnen,717 der daraufhin Anfang 1690 Catinat mit einer Armee nach Piemont entstandte, der nahe Turin bei Avigliana am 9. Mai 1690 ein Lager bezog.718 Zuvor hatte Victor Amadeus mit Max Emanuel und Prinz Eugen beim venezianischen Karneval die Einzelheiten eines antifranzösischen Vorgehens in Norditalien abzustimmen begonnen, was Anfang Juni zum Abschluss eines förmlichen Bündnisabkommens führte.719 Catinat wandte sich gegen Cavour, das er am 2. August 1690 einnahm.720 Mit einer schwachen, durch 8 000 Infanteristen und 2 000 Kavalleristen spanischer Einheiten unterstützten Truppe wurde Victor Amadeus von Catinat am 18. August 1690 bei Staffarda zur Schlacht gestellt. Prinz Eugen und Commercy ließen sich von dem auf eine Entscheidungsschlacht setzenden savoyardischen Herzog verleiten, sich auf die Herausforderung einzulassen.721 In der Schlacht büßten die Verbündeten 4 000 Mann ein.722 In der Schlacht von Staffarde wäre die Streitmacht Victor Amadeus restlos vernichtet worden, hätte nicht der junge Prinz Eugen den Rückzug gedeckt.723 Daher gelang es den Kaiserlichen und Piemonteser, sich in Montcalieri zu sammeln und ein befestigtes Lager zu beziehen, während Catinat seinerseits Truppen in Racconigi verschanzte, ohne den Sieg von Staffarda weiter auszunutzen.724 Immerhin: Catinat hatte sich 1690 als außerordentlich befähigter Feldherr bewiesen, der die Initiative in der Hand behielt.725 Im Lager der Verbündeten kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem spanischen General Fuensalida und Prinz Eugen über das Thema der Kriegsführung,726 während Catinats einheitliches Kommando es ihm ermöglichte, schnell und unproblematisch zu reagieren. Catinat hatte durch den Feldzug des Jahrs 1690 freie Hand erlangt, seine Kommunikation in die Dauphiné durch Einnahme von Susa im November 1690727 zu sichern. Der Winter ließ den Kriegsführenden keine wirkliche Ruhe. Im Kleinen Krieg wurde Casale von den Franzosen am 8. Januar 1691 überrascht, während Prinz Eugen Schloss Vignale am 28. Januar 1691 angriff.728 Prinz Eugen sah, dass die den Verbündeten zur Verfügung stehenden Mittel völlig unzureichend waren. Er stellte dem Hofkriegsrat vor, dass entweder das Kriegstheater geräumt, oder ihm genügend Truppen zur Verfügung gestellt werden sollten,729 um die kaiserliche Autorität gegen malcontente Fürsten wie den Herzog von Mantua wiederherstellen zu können. Aber trotz Zuzugs von 4 000 Schweizern und 5 000 Kaiserlichen Anfang 1691 gelang es Catinat am 5. April, Nizza einzunehmen.730 Der Versuch, Carmagnola einzunehmen, scheiterte, aber Prinz Eugen gelang es, mit 2 500 Reitern Pulver in das seit Anfang Juni belagerte Cuneo zu bringen.731 Catinat erfuhr von diesem Vorhaben und sandte dem kaiserlichen Feldherrn 4 000 Mann Infanterie und Dragoner entgegen, die Prinz Eugen aber auszumanövrieren verstand.732 Die Festung konnte darauf am 28. Juni 1691 entsetzt werden,733 woraufhin sich die Franzosen ungeordnet zurückzogen.
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Ein weiteres Jahr kleiner Belagerungen, Kämpfe von Parteigängern und Streiftruppen folgte.734 Aus ihrem Lager von Marsaglia marschierten unter dem Kommando des piemontesischen Marchese di Parella das Zentrum der Verbündetenarmee am 21. Juli 1692 nach Barcelonnette ab.735 Unter dem Feldmarschall Schomburg zogen Truppen der „Religionnaires“ (also von Hugenotten und Waldigensern) aus den nördlichen Alpentälern Savoyens nach Süden, während Kavallerieeinheiten unter Pállfy das Piemont deckten.736 Kaiser Leopold I. stellte am 25. Mai 1693 zu Laxenburg das Patent aus, mit dem Prinz Eugen zum Feldmarschall ernannt wurde.737 Victor Amadeus unternahm im Jahr 1693 die Belagerung der von französischen Truppen gehaltenen Festung Pinerolo. Catinat zog dagegen starke Entsatzkräfte zusammen, mit denen er am 4. Oktober 1693 bei Marsaglia die savoyardischen Truppen unter Victor Amadeus empfindlich schlug.738 Victor Amadeus hatte seinen rechten Flügel, den er in eigener Person gemeinsam mit Feldmarschall Caprara kommandierte, an einen Bach angelehnt, es aber übersehen, dass er seine linke Flanke durch Besetzung der Anhöhe Piosaca schützen musste. Den linken Flügel kommandierten der spanische General Leganés und der habsburger General Commercy, während das Zentrum der Verbündeten von Prinz Eugen befehligt wurde. Catinat nutzte diese Unvorsicht und besetzte die Höhe, von der aus er den ungeschützten linken Flügel Victor Amadeus aufrollen konnte,739 der von den Franzosen zerstreut wurde.740 Die Verbündeten büßten 10 000 Tote und Verwundete und 2 000 Gefangene ein – Schomburg starb schwer verwundet bald darauf in Turin;741 die Truppen des Sonnenkönigs büßten 3 000 Mann ein. Victor Amadeus nahm daher die Gelegenheit war, als Tessé im Auftrag des Sonnenkönigs Geheimverhandlungen einzuleiteten.742 Prinz Eugen bemühte sich, mit allen ihm zu Gebote stehenden diplomatischen Mitteln seinen Verwandten „bei der Stange“ zu halten.743 Die Verbündeten konnten sich noch auf gemeinsame Operationen gegen Casale verständigen, dessen Blockade im September und Oktober 1694 zu funktionieren begann. Die Garnison der Festung spürte den ersten ernsthaften Mangel; der einbrechende Winter führte aber zu einem Stillstand der Kampagne.744 Bis in den April des kommenden Jahrs 1695 konnten die Operationen wegen des schlechten Wetters nicht aufgenommen werden. Feldmarschall Gschwind ließ in der Nacht vom 26. auf den 27. April 1695 die Laufgräben eröffnen. Die Arbeiten wurden durch heftige Regenfälle ernsthaft behindert; das Erdreich vor der Festung war so aufgeweicht, dass es nicht gelang, Batterien zu platzieren.745 Ein für den Anfang Mai angesetzter Sturm musste daher auf den 20. Mai verschoben werden, der dann aber erfolglos blieb. Immerhin kamen die Verbündeten bis zum 1. Juli an die Palisaden – den gedeckten Weg – und konnten sich in der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1695 auf der Contrescarpe eingraben. Der Marquis de Crénan kapitulierte darauf am 11. Juli 1695746 auf ausdrücklichen Befehl Ludwig XIV.,747 der damit den durch Tessé angeknüpften Kontakt zu Victor Amadeus zu vertiefen versuchte. Das gelang ihm. Prinz Eugen als kaiserlicher Befehls-
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haber auf dem Kriegsschauplatz wurde bei den Übergabeverhandlungen völlig übergangen. Die vertragsschließenden Parteien kamen überein, den Platz zu schleifen.748 Formell schwächte dies die französische Position, was es aber Victor Amadeus erlaubte, die Seite zu wechseln und in das Lager Ludwig XIV. zu wechseln, ohne dabei Gefahr zu laufen, von dem übermächtigen französischen Nachbarn erdrückt zu werden. Der Akkord um Casale stellte einen ersten großen Schritt hin zu einem Ludwig XIV. stärkenden Sonderfrieden dar.749 Es verwundert nicht, dass zwischen den Noch-Verbündeten die Spannungen unerträglich wurden. Im August kam es zwischen Gschwind und Parella zu einem Streit, der in Tätlichkeiten ausartete.750 Prinz Eugen zögerte nun nicht, sondern wies Commercy an, sich in den Besitz Casales zu setzen.751 Bereits am 30. Mai 1696 kam der Vertrag zwischen Victor Amadeus und Ludwig XIV. zustande, unter den der Sonnenkönig im Juli 1696 seine Unterschrift setzte und damit den neuen Bündnispakt besiegelte.752 Zwischen Leganés, Prinz Eugen und Parella kam es zu Verhandlungen, in denen Prinz Eugen gegen einen Bündnisbruch durch Savoyen protestierte.753 Noch am 30. Juni desselben Jahrs hatte Victor Amadeurs seinem Verwandten und den Spaniern unter Leganés zugesichert, am Bündnis festhalten zu wollen. Prinz Eugen ließ sich davon aber nicht blenden, denn am 12. Juni war der Waffenstillstand zwischen Victor Amadeus und Catinat in Kraft gesetzt.754 Prinz Eugen erklärte daraufhin gegenüber der Hofburg, den Krieg nach einer „defection“ von Victor Amadeus fortsetzen zu wollen.755 1695 musste Catinat seine Offensivpläne zusammenstreichen, da ihm das Geld für die Anmietung der erforderlichen Ochsenkarren fehlte.756 Am 29. August 1696 schloss Victor Amadeus den Frieden von Turin und wechselte auf die Seite Ludwig XIV.,757 woraufhin Catinat mit dem Herzog von Savoyen Anstalten machte, das Herzogtum Mailand anzugreifen. Das kam aber nicht mehr zur Ausführung, weil am 7. Oktober 1696 die Konvention von Vivegrano geschlossen und ein Waffenstillstand in Norditalien vereinbart wurde.758 Durch den Vertrag von Turin erlangte Victor Amadeus das meiste dessen zurück, das Frankreich im vorangegangenen dreiviertel Jahrhundert gewonnen hatte.759 Das Kriegsende in Norditalien setzte französische Kräfte frei, die Ludwig XIV. ohne Zögern auf dem niederländischen Schauplatz einsetzte. Am 5. Januar 1695 starb Luxemburg. Mit ihm ging viel an Elan verloren, der von Turenne und Condé begründet worden war. Luxemburgs Nachfolger wurde Villeroi, dem es nicht gelang, zu verhindern, dass Wilhelm III. Namur einnahm. 8 000 Mann der Garnison zogen ab, aber die Alliierten hatten 20 000 Mann verloren.760 Am 16. Mai 1697 wurden die Hauptstraßen, Flussübergänge und Furten, Abteien und Gehöfte in einem Umkreis von mehreren Meilen um Ath durch 16 000 Mann Kavallerie, die von drei Richtungen konzentrisch auf das Umland der Festung marschierten, besetzt.761 Sie bereiteten damit das Feld für das Belagerungskorps von 50 Bataillonen und 50 Schwadronen, zusammen 40 000 Mann unter Marschal Nicolas Catinat, der mit seinen Truppen drei Lager um Ath bezog und von zwei Korps mit
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insgesamt 140 000 Mann unter Louis Francois Herzog von Bouffler und Francois de Neufville, Herzog von Villeroi, gedeckt wurde.762 Die Alliierten waren durch diesen Angriff völlig überrascht. Sie litten unter dem Dilemma, unter dem jeder Verteidiger der Städte Flanderns und Brabant ausgesetzt war – und das auch im Spanischen Erbfolgekrieg die Generalstäbe in Unruhe versetzte –, da die Vielzahl der Plätze eine ausreichende Garnisonierung regelmäßig nicht erlaubte: Da neben Ath auch Brussel und Oudenaarde bedroht waren lag in Ath nur eine Garnison von 3 600 Wallonen, Italienern, Deutschen und Holländern, die von dem 65-jährigen Ferdinand-Gaston-Lamorald de Croy, Graf von Roeux befehligt wurden. Dem Marquis de Conflans wurde angetragen, den Befehl über die Regimenter in Ath zu übernehmen; er wurde aber mit anderen konföderierten Offizieren gefangengenommen, bevor er sich in den gedeckten Weg werfen konnte.763 Die Untätigkeit Roeuxs überließ das Kommando dem jungen Prinzen Anton Günther von AnhaltZerbst. Catinat gewährte den Damen von Stand in Ath Passporte; die Garnison war damit von unnützen Essern befreit und nahm Vorbereitungen auf, der Belagerung zu widerstehen. Roeux ordnete an, alle Gebäude im Umfeld der Stadt niederzubrennen, unterließ es aber, die Hecken und Gärteneinfriedungen im Umfeld der Stadt niederzuwerfen, die den Belagerern Schutz bieten konnten.764 In der Nacht des 22. Mai 1697 wurden die Gräben „geöffnet“, nachdem Catinat und Bouffler die Truppen inspiziert hatten.765 Die technische Leitung der Belagerung war Vauban übertragen, nach dessen Rat Catinat unter General René de Froullay Graf Tessé einen „Angriff“ am rechten und unter Ferdinand Graf von Marsin einen „Angriff“ am linken Flügel sowie unter dem Ingenieur Mesgriny einen Scheinangriff organisierte, um die Kräfte der Garnison zu überspannen.766 In der ersten Nacht wurden durch zwei Schichten von jeweils 1600 Arbeitern767 zwei Approachen (Annäherungsgräben) unter dem Schutz beweglicher hölzerner Schilde und fortlaufend durch nachgeführte und jeweils mit etwa einem Kubikkilometer ausgehobenen Erdreich gefüllte Schanzkörbe und Faschinen geschützt ausgehoben und mit einer ersten Parallele etwa 600 Meter entfernt von der Festung verbunden.768 Nach und nach wurden die Gräben vertieft, der Schutzwall zur Festung erhöht und verstärkt, sodass Infanterie sich in ihnen relativ gefahrlos bewegen konnte; die Gräben wurden dann auf bis zu vier Meter Weite verbreitert, um den Transport von Geschützen mit Pferdegespannen nach vorne zu ermöglichen.769 In der Nacht vom 24. Mai 1697 wurden die Approachen bis auf etwa 300 Meter vom gedeckten Weg vorangetrieben und mit der zweiten Parallele verbunden. Nachdem die Arbeiten bis dahin ohne Verluste geblieben waren, intensivierte sich das Musketenfeuer der Belagerten und die Belagerer erlitten 50 Mann Verlust. Erst am fünften Tag der Belagerung wurde der Artillerietrain unter Brigadier Jean-Baptiste de Vigny eingesetzt und die Geschütze in vorbereitete Stellungen hinter acht Meter starken, gegen Artilleriebeschuss Sicherheit gewährenden Brustwehren durch die Mannschaften vorgezogen.770 Am 27. Mai 1697 wurde der Artilleriebeschuss der Festung aufgenommen; 34 schwere Geschütze wurden in Breschbatterien eingesetzt, 44 Geschütze wurden gegen
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die individuellen Belagerer gerichtet,771 die ein – indirektes – Ricochetfeuer gegen den gedeckten Weg dadurch unterhielten, dass mit niedrigerer Pulverladung die Kugeln vor den Palisaden aufschlugen, sie nach dem Abprall vom Boden übersprangen und die auf dem gedeckten Weg stehenden Mannschaften erreichten,772 die dadurch gezwungen wurden, ihre Stellung zu verlassen und Deckung zu suchen. Die Ravelins wurden durch zwei Batterien von jeweils 12 Mörsern beschossen, weitere Mörser zerstörten mit gigantischen 540-pfündigen Bomben eine Schleuse, die das Wasser der Oberen Dender aufstaute. Vauban gelang es damit, den Festungsgraben, der durch das zurückgehaltene Wasser geflutet war, zwar nicht trockenzulegen, aber passierbar zu machen.773 Nach Errichtung von erhöhten Geschützplattformen und Stellungen für Grenadiere, aber ohne dass eine dritte Parallele gegraben wurde, konnte gegen schwachen Widerstand der Verteidiger am 29. Mai 1697 der gedeckte Weg eingenommen werden.774 Durch Ricochetfeuer und den Beschuss durch Mörser waren die Verteidiger der Ravelins weitgehend außer Gefecht gesetzt und Überlebende in ein kleines Reduit getrieben, das den Ravelin beherrschte.775 Über Behelfsbrücken wurde das Ravelin gestürmt. Mineure gruben unterirdische Gänge vom gedeckten Gang aus, durch die der Graben von den Angreifern erreicht werden konnte, und in den Palisaden wurden Geschützstellungen errichtet, von denen aus die Bastionen bestrichen werden konnten.776 Bis zum 5. Juni 1697 wurde eine praktikable Bresche geschossen, durch die bis zu dreißig Mann vorgehen könnten. Der Kommandant ließ die Chamade schlagen und der Garnison wurde der Abzug durch die Bresche bei der Porte de Namur gewährt.777 Die Belagerung von Ath war ein Musterstück der Belagerungskunst Vaubans,778 dem es gelang, mit niedrigen Verlusten durch einen effizienten Einsatz779 von Artillerie und Ingenieurkunst die Belagerten kaltzustellen. Das Jahr 1697 sah noch ein weiteres bemerkenswertes Ereignis, das von den Zeitgenossen als Zeichen des fortschreitenden Verfalls der spanischen Macht wahrgenommen wurde. Die mit Bastionen nach italienischer Manier des frühen 17. Jahrhunderts für dortige Verhältnisse wohl befestigte Stadt Cartagena an der Küste des heutigen Kolumbiens, wurde Opfer eines französischen Angriffs unter Pointis. Cartagena war mit seinen natürlich geschützten Ankerplätzen Zielhafen der Tierra Ferme-Flotte, die von Cadiz Quecksilber zur Silbergewinnung bzw. -verarbeitung in das Vizekönigreich Peru brachte, in dem die Silberminen von Potosi lagen. Pointis erpresste von der Stadt eine hohe Brandschatzung; um die Verhandlungen ungestört führen zu können, hatte er den Corsaren Ducasse dazu bewogen, das auf einem Berg oberhalb Cartagenas liegende Kloster zu plündern. Das hielt Ducasse aber nicht davon ab, sich auf die Stadt zu werfen und sie unter Bruch des zwischen Pointis und der Bürgerschaft geschlossenen Vertrags zu stürmen und ebenfalls auszurauben. Der Sonnenkönig hatte dennoch beinahe vollständig auf den Schlachtfeldern triumphiert. Aber 1694 hatte eine Hungerwelle Frankreich erfasst und zu furchtbaren Verlusten an Menschenleben geführt.780 Der Staatsbankrott war nahe.781
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Hans Wilhelm Bentick, Earl of Portland und Marschall Bouffler traten zu Geheimverhandlungen zusammen.782 Der Frieden von Rijswik wurde in einer Villa in einem Vorort Den Haags verhandelt, die Wilhelm von Oranien gehörte und in dessen einem Flügel die französische Delegation, in dem anderen die der Vereinigten Provinzen, Einzug hielt.783 Mit dem Frieden von Rijswijk am 20. September und 30. Oktober 1697 kam dieser Krieg zum Ende,784 der alle Mächte ökonomisch stark angespannt, England aber gestärkt hinterließ, seine Wirtschaft modernisiert und seine Seeherrschaft begründet, Frankreich aber in den Staatsbankrott geführt hatte. Die Friedensbedingungen sahen die Anerkennung des Königtums Wilhelm III. als König von England durch Ludwig XIV. unter Abgabe seines Versprechens, nichts gegen dieses Königtum zu unternehmen, vereinbart unter Verzicht auf alle alten und neuen Ansprüche; Rückerstattung von Pondichéry in Ostindien an Frankreich und die aller weiterer Eroberung an die Alliierten unter Ausnahme einiger Landschaften an der katalanischen Grenze, welche bei Frankreich verblieben. Zurückzugeben waren Barcelona, Places de Gironne, Rose, Belver, alle in den spanischen Provinzen vollbrachte Reunionen (z. B. Luxemburg, Brabant); Frankreich wurde der Besitz des Westens von Santo Domingo versichert. Ferner wurden alle durch Reunionen und Eroberungen Frankreichs annektierten Reichsgebiete an das Reich mit Ausnahme des Elsass restituiert. Die Bestimmungen des Friedens von Nijmegen 1678/1679 bezüglich der Versorgung französischer Reunionen über Reichsterritorien wurden aufgehoben und der Bischof von Straßburg wurde wieder eingesetzt. Straßburg wurde allerdings auf ewig für französisch erklärt. Den Bewohner der neuen französischen Territorien wurde das Recht zur Emigration binnen Jahresfrist eingeräumt. Der Krieg hatte die Grenzen Europas weit überschritten. Cartagena war durch französische Flottenverbände eingenommen worden. Unter Duquesne-Gution segelte ein starker französischer Verband im Oktober 1690 vor Madras. Dort lag eine englischholländische Flotte, die der französische Admiral durch ein Bombardement in die Knie zu zwingen versuchte, was sich als Fehlschlag erwies und die Franzosen zwang, sich zurückzuziehen und vor einsetzenden Stürmen andernorts Zuflucht zu suchen. Dieser Fehlschlag wurde von den Alliierten ausgenutzt: Holländische Truppen belagerten im September 1693 Pondicherry, dessen französischer Gouverneur nach kurzem Widerstand Chamade schlagen ließ und die Festung übergab.785 Die kaiserlichen Diplomaten traten in den Rijswiker Friedensverhandlungen in einer Weise zurückhaltend auf, dass dies als Schwäche gedeutet wurde. In der Tat wollte sich der Kaiser nicht durch eine Fortsetzung des entschiedenen Kriegs schwächen, sondern wollte seine Kräfte für die bevorstehende Auseinandersetzung um das spanische Erbe konservieren.786 Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden wurde durch den Rijswiker Frieden und die Abrüstung der Reichstruppen nicht minder als durch die Erteilung der Neunten Kurwürde an das protestantische Hannover vom Kaiser entfremdet.787
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Der Sieg über das Osmanische Reich: Das Ende des Zweifrontenkriegs mit dem Friedenschluss von Karlowitz
Der Ausbruch des Neunjährigen Kriegs zwang Kaiser Leopold I. den größten Teil seines Heers am Rhein zu konzentrieren. Dennoch gelang es den Kaiserlichen, 1689 Belgrad einzunehmen, doch bereits im folgenden Jahr ging die Stadt sowie ganz Serbien, das im Vorjahr von osmanischen Stützpunkten gesäubert worden war, wieder verloren. Für das Jahr 1691 wurden dem kaiserlichen Befehlshaber Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden frische Kräfte zur Verfügung gestellt. So stießen 6 000 Preußen und 2 000 Bayern zu der bei Buda versammelten Armee, die damit über etwa 50 000 Soldaten und einen Artilleriepark von 90 Geschützen verfügten. Das kaiserliche Heer rückte über Esseg am südlichen Ufer der Drau und der Donau gegen Belgrad vor, wo das türkische Heer lagerte. Nahe Peterwardein legte der Markgraf von Baden dabei eine Versorgungsbasis an, von der aus der Nachschub unter dem Schutz einer Flussflottille auf der Donau dem Heer folgte. Als sich die Kaiserlichen am 12. August Semlin näherten, entdeckten sie das zahlenmäßig weit überlegene osmanische Heer, das etwa 90 000 Mann stark war und über 200 Geschütze verfügt haben soll. Die Osmanen nahmen eine stark verschanzte Stellung ein. Zwei Tage lang lagerte das kaiserliche Heer in Schlachtordnung vor Semlin und erwartete einen osmanischen Angriff, der jedoch nicht erfolgte. Stattdessen erlitt das kaiserliche Heer starke Ausfälle durch die große Hitze und mangelnde Versorgung. In langsamen Märschen zogen sich die kaiserlichen Truppen darauf bis zum befestigten Ort Slankamen zurück. Zwischen dem Städtchen und einem Gebirgszug ließ Ludwig von Baden das kaiserliche Heer in Stellung gehen. Das osmanische Heer war den Kaiserlichen gefolgt und lagerte am 16. August 1691 vor deren Stellung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Stärke der beiden Heere durch Krankheiten, Desertion und Hitzetoten stark abgenommen. Während die Kaiserlichen noch etwa 33 000 Soldaten umfassten, konnte der Großwesir Köprülü Fazil Mustafa, ein Bruder Mehmet Koprülüs, noch etwa 50 000 Mann aufbieten. In der Nacht vom 17. zum 18. August ließ der Großwesir das osmanische Lager heimlich abbrechen. Zur Deckung platzierte er seine Reiterei vor der kaiserlichen Stellung und zog mit dem Rest seines Heers unter Mitnahme des Trosses über Kercsedin südlich um die rechte Flanke der kaiserlichen Truppen herum. Die osmanische Streitmacht bezog dann westlich der Kaiserlichen auf einer Anhöhe an der Donau eine neue Stellung, in der sie sich sofort zu verschanzen begann. Später folgte auch die osmanische Reiterei auf diesem Weg und gewann Anschluss an den rechten osmanischen Flügel. Damit befand sich das kaiserliche Heer in einer prekären Lage. Es war sowohl von seiner Rückzugs- als auch von seiner Nachschublinie abgeschnitten. Die auf der Höhe verschanzten und zahlenmäßig weit überlegenen Osmanen führten zudem eine überlegene Flotte auf der Donau heran. Am Morgen des 18. August fiel bereits ein dringend benötigter von Peterwardein kommender Provianttransport in die Hände der Osmanen.
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Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden war nunmehr gezwungen, die osmanische Stellung unverzüglich anzugreifen, um das kaiserliche Heer aus der Umklammerung zu befreien. Dazu musste es zuvor jedoch seine Position verändern. Bis zum Mittag des 19. August vollzogen die kaiserlichen Truppen den Schwenk in westliche Richtung, ohne von den Osmanen dabei gestört zu werden. Köprülü Mustafa wusste, dass die Kaiserlichen gezwungen waren, gegen seine befestigte Stellung anzurennen und war sich darüber im Klaren, dass er selbst ausharren musste, um seine Vorteile zu wahren. Um drei Uhr nachmittags standen die Truppen des Markgrafen bereit. Auf dem rechten Flügel stand Feldzeugmeister Karl Ludwig de Souches mit 20 Bataillonen an der Donau. Hinter diesen befand sich aufgefahren auf einer Anhöhe fast die gesamte Artillerie der Armee, um das osmanische Lager samt seinen Befestigungen beschießen zu können. Im Zentrum stand General Hans Albrecht von Barfus mit dem preußischen Hilfskorps, 17 Bataillonen und 31 Eskadronen. Auf dem linken Flügel war das Kavallerie-Korps mit 85 Eskadronen und 16 Bataillonen unter Feldmarschall Johann Heinrich von Dünewald aufmarschiert. Die einzige Reserve bildete eine weitere Kavallerie-Einheit unter dem Prinzen von Holstein hinter dem rechten Flügel. Die Dispositionen des Markgrafen sahen vor, mit dem linken Flügel (Dünewald) anzugreifen und den osmanischen rechten Flügel zu zersprengen. Die Osmanen sollten so aus ihren Verschanzungen geworfen und anschließend in die Donau gedrängt werden. Damit die Janitscharen in den Befestigungen dem bedrohten Flügel nicht zu Hilfe kommen konnten, sollten sie durch Angriffe des kaiserlichen Zentrums und rechten Flügels festgehalten werden. Der linke Flügel der Kaiserlichen ging um drei Uhr nachmittags zum Angriff über. Der Markgraf ließ nach Manier Gustav Adolphs und Turennes die Infanterie- und Kavallerieverbände des Flügels in sich sekundierend schachbrettförmig versetzten Formationen aufstellen. Dadurch und durch das schwierige Terrain wurde der Vormarsch verzögert. Stattdessen kam entgegen dem ursprünglichen Angriffsplan der rechte kaiserliche Flügel, der eigentlich nur zur Entlastung gedacht war, zuerst in ein schweres Gefecht. Die Geschütze wurden bis auf 200 Schritte herangefahren und die osmanischen Schanzen unter Beschuss genommen. Danach erfolgte der Angriff der kaiserlichen Grenadiere. Unter dem persönlichen Kommando des Feldzeugmeisters de Souches brachen sie in die osmanischen Stellungen ein, wurden dann aber von den Osmanen wieder zurückgeschlagen, die dabei von 300 französischen Artilleriespezialisten unterstützt wurden. Dabei fiel Feldzeugmeister de Souches und die kaiserlichen Bataillone wichen zurück. Der folgende Gegenangriff der Janitscharen brachte den kaiserlichen rechten Flügel in eine kritische Lage, schon allein, weil nach dem Tod des Kommandierenden die einheitliche Führung fehlte. Nur durch den Einsatz der großen Kanonen-Batterie und den Einsatz von vier Kürassier-Regimentern der Reserve (Prinz von Holstein) konnten der osmanische Vorstoß unter großen Schwierigkeiten abgewiesen werden. Anstelle Feldzeugmeister de Souches übernahm nun Guido von Starhemberg den Befehl über den rechten Flügel und führte diesen zu einem zweiten Angriff nach vorn, der von den Osmanen ebenfalls abgewiesen wurde. Obwohl er
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dabei selbst durch einen Pfeil verwundet wurde, kommandierte Starhemberg auch einen dritten erfolglosen Sturmangriff. Die Ausfälle, besonders unter dem Offizierskorps wogen inzwischen so schwer, dass der gesamte kaiserliche rechte Flügel kaum mehr verwendungsfähig war. Gleichzeitig ging die osmanische Fluss-Flottille gegen die kaiserlichen Schiffe vor. Dank ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit gelang ihr schnell die Überwindung der kleinen kaiserlichen Flotte. Damit war auch die letzte Verbindungslinie des kaiserlichen Heers zu seinen Basen unterbrochen. Währenddessen rückte der linke kaiserliche Flügel in dem unübersichtlichen Gelände weiter vor und verlor dabei die Verbindung zum Zentrum. In diese sich öffnende Lücke führte Köprülü Mustafa den Angriff seiner gesamten Reiterei. Die Sipahi durchbrachen die ersten Linien der kaiserlichen Truppen, warfen deren Kavallerie zurück und brachen schließlich auch in das zweite Treffen ein. Dort trafen sie auf den Widerstand der preußischen Verbände. General von Barfus ließ einige Bataillone einschwenken und griff mit diesen die Flanken der osmanischen Reiterei an. Die Reiter wurden auf diese Art in heftiges Kreuzfeuer genommen, erlitten schwere Verluste und flüchteten schließlich. Der Markgraf von Baden reorganisierte nun persönlich die Truppen des linken Flügels. Er zog aus den bisher vermischten Infanterie- und Kavallerieverbänden Düneburgs die Eskadronen nach links hinaus und verstärkte sie mit der Reserve-Kavallerie des Prinzen von Holstein. Die vereinigte kaiserliche Kavallerie stieß bei dem folgenden Angriff auf die osmanische Reiterei, die sich nach ihrem misslungenen Angriff sammelte und gerade in zwei großen „Klumpen“ stand. Da ihre Aufstellung noch nicht vollendet war, konnte sie dem Angriff der Kaiserlichen keinen geordneten Widerstand entgegensetzen. Nach dem ersten Anprall flüchtete ein Teil der osmanischen Reiter nach Westen, während sich die Mehrzahl in das osmanische Lager und dessen Befestigungen flüchtete. Das gab dem kaiserlichen linken Flügel die Gelegenheit, über die entblößte osmanische Flanke in das Lager des Großwesirs hinein anzugreifen. Die Janitscharen verteidigten sich zunächst noch nach allen Richtungen, doch als der Großwesir Köprülü Mustafa selbst im Kampf fiel, brach auch unter ihnen Panik aus. Bis zum Einbruch der Nacht machten die Kaiserlichen im Bereich des osmanischen Lagers alle Feinde nieder. Unter den Gefallenen waren auch der Befehlshaber und 15 Obristen der Janitscharen, sowie 18 Paschas. Das osmanische Lager fiel mit dem gesamten Tross und der Artillerie mit 158 Kanonen in die Hände der kaiserlichen Truppen. Ihre Verluste waren mit 7 000 Soldaten sehr hoch. Die Osmanen verloren hingegen bis zu 25 000 Mann, was etwa der Hälfte der effektiven Stärke entsprach. Der Rest des Heers war zersprengt oder auf der Flucht und musste in den folgenden Wochen erst wieder gesammelt werden. Die Standarte des Großwesirs, sowie sämtliche Flaggen aller Paschas hatten erobert werden können. Der Markgraf schrieb Leopold I., er glaube „nicht, dass in diesem Seculo ein schärferes und blutigeres Gefecht vorbeigegangen, in dem die Türken wie verzweifelte Leut gefochten und mehr als ein Stund lang sozusagen die Victori in Händen gehabt“. Im zerstörten Osmanenlager bot sich den Siegern ein Bild des Grauens. Zahllose Tote, „Menschen, Pferdt, Essel und Camehl hoch übereinander gelegen“, schrieb der Mark-
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graf an seinen Onkel Hermann. Die geflohenen Feinde hatten überdies ihre gesamte Habe zurückgelassen, sodass den Europäern reiche Beute in die Hände fiel: 154 Kanonen, 10 000 Zelte, 5 000 Pferde, daneben Tausende von Kamelen und Büffeln sowie die gesamte türkische Kriegskasse, 54 Kisten mit Kupfermünzen. Auch die osmanischen Fahnen sowie die Rossschweife des Großwesirs und anderer gefallener Würdenträger fielen den Christen in die Hände: „…Euer K.M. haben zum Zeichen Dero Victori Hundert Vier und Fünfzig, wie die beylag zeiget, allerhand groß und Kleine metallene Stuck, Sehr vill Fahnen, worunter des groß Vezier und aller Bassa Haupt Fahnen, und das ganze Lager Sambt Camel und maulthiern erobert…“, berichtete der Sieger seinem Kaiser. Tatsächlich war der kaiserliche Sieg bei Slankamen 1691 in erster Linie deshalb bedeutend, weil sich das kaiserliche Heer dadurch aus der osmanischen Umfassung befreien konnte. Die Situation, in der es sich nach der Umgehung seiner Flanken befunden hatte, war so bedrohlich, dass eine Niederlage leicht mit dem Verlust des ganzen Heers hätte enden können. Dieser Verlust wäre in dem langjährigen Zweifrontenkrieg der Habsburger kaum zu ersetzen gewesen und hätte zweifellos große strategische Nachteile mit sich gebracht. Außerdem kostete die Niederlage bei Slankamen die Osmanen so schwere Verluste, dass sie unfähig waren, in jenem oder dem folgenden Jahr erneut die Offensive zu ergreifen. Dies war eine spürbare Entlastung für das kaiserliche Heer, welches zu diesem Zeitpunkt am Rhein gegen französische Truppen kämpfte. In zweiter Linie ergab sich aus dem Sieg eine Reihe von lokalen Vorteilen auf dem ungarischen Kriegsschauplatz. Obwohl die Festung Belgrad nunmehr kaum durch osmanische Truppen gedeckt war, hielt sich Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden für zu schwach, um den Ort einzunehmen, zumal nach dem Verlust seiner Donau-Flottille eine gesicherte Versorgung des Heers unmöglich schien. Stattdessen zogen sich die Kaiserlichen zunächst über die Donau nach Norden zurück, bevor sie unter anderem Lippa, Brod und Gradiska eroberten und schließlich eine Belagerung von Großwardein begannen, das jedoch erst am 5. Juni 1692 eingenommen wurde. Kaiser Leopold I. ernannte aufgrund seines erfolgreichen Feldzugs Ludwig Wilhelm von Baden zum Generalleutnant des kaiserlichen Heers, also zum Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen. Der spanische König verlieh dem Markgrafen zusätzlich den Orden vom Goldenen Vlies. Der Krieg nahm nach der Schlacht von Slankamen freilich keinen spektakulären Verlauf mehr. Das osmanische Reich erholte sich und Reformen gaben ihm die Kraft, den Krieg um die habsburgischen Eroberungen weiter aufrechtzuerhalten; Ludwig von Baden war zur Organisation der Kriegsführung durch die südwestdeutschen Reichskreise an den Rhein abgezogen worden. Der Frieden von Rijswik setzte allerdings Kräfte der Kaiserlichen für den Krieg im Osten frei. Prinz Eugen, der 1693 zum Feldmarschall ernannt worden war, kehrte auf Empfehlung Rüdiger von Starhembergs, des Präsidenten des Reichhofkriegsrats, von der italienischen Front auf den osmanischen Kriegsschauplatz zurück. Der inkompetente und erfolglose Oberbefehlshaber Kurfürst
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Friedrich August von Sachsen, legte nach entmutigenden Misserfolgen sein Kommando nieder, was dadurch erleichtert wurde, dass er nach dem Tod Jan Sobieskis zum König von Polen gewählt worden war. Die Armee befand sich erneut in einem desolaten Zustand: Von der Sollstärke von 70 000 Mann waren nur 35 000 kampffähig, die Kriegskasse war leer und die Verpflegung miserabel. Eugen musste in personam bei Samuel Oppenheimer einen Kredit aufnehmen, um wenigstens Verpflegung und Sold für seine Armee in ausreichendem Maß zur Verfügung zu haben. Allerdings hatte der Feldherr einen Stab hervorragender Unterführer mit sich: Guido von Starhemberg und Karl-Thomas von Vaudémont788 sollten sich im Großen Spanischen Erbfolgekrieg auszeichnen, erstgenannter zu Prinz Eugens Kritiker, aber auch zum selbstständigen und durchaus erfolgreichen Befehlshaber auf den Kriegstheatern Oberitaliens, Ungarns und Spaniens werden, Karl von Lothringen-Commercy789 wurde zum alter ego Prinz Eugens, seinem besten Vertrauten, Graf Sigbert Heister790 und Graf Johann Ludwig Bussy-Rabutin791 spielten später in Ungarn eine nicht immer glückliche Rolle – jeder dieser Generäle war aber hochkompetent und zusammen bildeten sie 1697 einen gut funktionierenden Stab. Die von Salomon Oppenheimer finanzierte und aufgebaute Donauflottille unter dem Kommando des Schweizers Vizeadmirals Francois-Louis de Pesme de Saint-Saphorin792 flankierte und unterstützte die Bewegungen des kaiserlichen Heers. Eugens erste taktische Maßnahme war das rasche Zusammenziehen der in Oberungarn und Siebenbürgen operierenden Truppen, um eine möglichst große Streitmacht gegen die Türken aufbieten zu können. Da aus Peterwardein die Meldung kam, dass sich der Sultan mit einer Armee und der gesamten Donauflottille bereits in Belgrad befinde, blieb ihm nicht viel Zeit. Nur fünf Tage nach seiner Kommandoübernahme (17. Juli) begann er einen Gewaltmarsch Richtung Peterwardein. Nach der dortigen Vereinigung mit den Truppen aus Oberungarn und Siebenbürgen, umfasste die kaiserliche Armee zwischen 50 000 und 55 000 Mann. Als die kaiserliche Armee vor Peterwardein eintraf, hatte die türkische Streitmacht die Festung bereits erreicht. Den Monat August hindurch lagen sich die Armeen gegenüber und führten den Kleinen Krieg mit Streiftrupps gegeneinander. Anfang September brachen die Osmanen die taktischen Geplänkel ab und zogen der Theiß entlang nach Norden, um sich der Festung Szegedin zu bemächtigen. Prinz Eugen ließ die kaiserlichen Truppen der osmanischen Streitmacht folgen, wobei es Einheiten der kaiserlichen Kavallerie, die ihre osmanischen Widersacher ständig beunruhigte, gelang, den türkischen Pascha Dschaafer gefangenzunehmen. Dschaafer berichtete Prinz Eugen, der Plan zur Erstürmung Szegedins sei wegen der Verfolgung durch das christliche Heer aufgegeben worden. Der Sultan beabsichtige, die Theiß bei Zenta zu überqueren und sich nach Temesvár ins Winterlager zurückzuziehen. Darauf beschloss Prinz Eugen, die Verwundbarkeit des osmanischen Heers beim Übergang über die Theiß auszunutzen. Am Nachmittag des 11. September 1697 fand Prinz Eugen auf dem westlichen Ufer einen aus Schanzen und Erdwällen errichteten Brückenkopf der
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Türken vor, der die Flussüberquerung sicherte. Als die kaiserlichen Truppen aufmarschierten, wurde auf der Pontonbrücke, die über die Theiß führte, die Artillerie und der Tross auf das östliche Flussufer geschafft, auf der sich bereits der Sultan und die osmanische Kavallerie befanden. Die Osmanen hatten nicht damit gerechnet, dass es den Kaiserlichen gelingen werde, vor Abschluss des Flussübergangs bei Zenta zu sein. Die kaiserlichen Truppen schwenkten in Linie aus dem Anmarsch heraus und gingen zum Angriff über. Die Verteidigungsstellung der Osmanen wurde halbmondförmig konzentrisch umstellt. Heister befehligte den rechten Flügel mit 14 Bataillonen und 53 Schwadronen, Commercy und Rabutin das Zentrum mit 21 Bataillonen. Zunächst war dies noch nicht sehr elaboriert und lief auf einen Frontalangriff hinaus. Streiftrupps berichteten aber, sie hätten nördlich von der türkischen Pontonbrücke Sandbänke im Fluss entdeckt. Prinz Eugen ergriff diese Gelegenheit sofort. Er ließ die Sandbänke von Dragonern und leichter Artillerie besetzen, um die türkische Abwehrstellung auch in ihrem Rücken unter Beschuss zu nehmen: Starhembergs linker Flügel führte mit 16 Bataillonen und 59 Schwadronen eine weit ausholende Bewegung auf den Sandbänken in der Donau aus, von denen die Schiffsbrücke der Türken beschossen werden konnte.793 Nach kurzem, aber intensivem Beschuss der türkischen Stellungen, denen die Geschütze fehlten, um das kaiserliche Feuer zu erwidern, ging die Linie kaiserlicher Truppen zum Sturmangriff über. An der Spitze seines Dragonerregiments führte Prinz Eugen die Angreifer in dem nun durchgeführten Frontalangriff persönlich an. Die Schanzen wurden schließlich überwunden. Der Widerstand des osmanischen Heers brach innerhalb der Schanzen zusammen. Die Türken wurden in den Fluss getrieben. Es war ein vollständiger Sieg. Vom Tag von Zenta an war der Name Prinz Eugen in ganz Europa zu einem Begriff geworden. Der nach Temeschvar geflohene Sultan verlor an die 25 000 Mann, die gesamte Artillerie und den gesamten Verpflegungsvorrat. Demgegenüber betrugen die Verluste der Kaiserlichen 28 Offiziere und 401 Tote. Im Winter 1697 unternahm Prinz Eugen einen Streifzug tief nach Serbien. Eine Vorhut unter Oberst Kyra von 2 000 Infanteristen und 300 Mann berittener Grenzmiliz und Commercy, denen sich Vaudémont, Starhemberg und Gronsfeld anschlossen,794 rückte über Esseg nach Süden vor, erreichte am 11. Oktober Brod und ging auf einer Schiffsbrücke über die Save. Der Krieg schleppte sich aber wieder mit Aktionen wie einem Vorstoß unter Obrist Déak hin, bis es aufgrund englischer Vermittlung zu Verhandlungen in dem Dorf Carlowitz kam. Dort einigten sich die Parteien „uti possidentis“795 – also auf der Grundlage des militärisch erlangten Besitzstands – 1699 auf den Friedensschluss. Seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren die Osmanen Manövriermasse im strategischen Haushalt der Bourbonen.796 Mit den Siegen von Mohacs, besonders dem Sieg von Zenta und dem Frieden von Karlowitz waren die österreichischen Habsburger das erste Mal seit Wallensteins Generalaten auf den mitteleuropäischen Schlachtfeldern unangefochten siegreich.797 Montecuccolis Sieg bei St. Gotthard an der Raab eröffnete die 20-jährige Episode eines Friedens bei gleichzeitigem kleinen Grenzkrieg. Margraf Wilhelms Sieg bei Slankamen führte zu einem Ermattungskrieg. Beide Siege waren für
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das Erzhaus von unschätzbarem Wert. Sie gaben ihm die Herrschaft über Ungarn – also ein Gebiet, das bis nach Siebenbürgen hinein, also das heutige Rumänien, reichte. Zenta und der damit erfochtene Friede von Carlowitz reichten noch wesentlich weiter. Sie sicherten den Habsburgern nicht allein die Herrschaft entlang der Donau abwärts über Ungarn. Vielmehr wurde die osmanische Großmacht für die folgenden beiden Jahrzehnte von kriegerischen Aktivitäten an der Ostgrenze der Länder des Erzhauses ausgeschlossen und als de facto Verbündeter des Sonnenkönigs neutralisiert. 1680 konnte die Reunionspolitik mit Rückendeckung des Osmanischen Reichs geführt, der Neunjährige Krieg in Rijswik von Ludwig XIV. zu einem glimpflichen Ende gebracht werden, weil bis Carlowitz die bedeutenden Armeen des Osmanischen Reichs im Feld standen. Der bevorstehende Konflikt um das spanische Erbe sah dagegen Ludwig XIV. zunächst einmal allein einem Erzhaus gegenüber, das seinen Rücken frei hatte. Zenta und Carlowitz waren es, die den Spanischen Erbfolgekrieg gegenüber der „türkischen Frage“ isolierten. Die spanische Sukzession
Die Kriegsparteien und Friedensschließenden waren nach neunjährigen Kämpfen in einem Maß erschöpft, das ein dauerhafter Frieden zu erwarten war – obwohl die europäischen Höfe sich des Umstands bewusst waren, dass eine Lunte am Pulverfass neuen Zündstoff glimmte: Nachdem mit Carlos I. (dem römischen Kaiser Karl V..) die spanische Herrschaft der Habsburger glanzvoll imperial begründet und im Dreißigjährigen Krieg eine letzte tragische Blüte unter Philipp IV. und seinem Kanzler Conde-Duque Olivarez erlebt hatte, wurde der Niedergang des spanischen Imperiums augenfällig in der kränkelnden Gestalt Carlos II. Der Tod des kinderlosen Königs musste die Erbfolgefrage aufwerfen. Schon 1668 hatte Hugues de Lionne, Mitglied des Conseil en d’haut, mit Vertretern Kaiser Leopold I. den vorteilhaften Geheimvertrag ausgehandelt, der die spanischen Besitzungen für den Todesfall Karls II. aufteilte.798 Spanien war zwar nach dem Untergang seiner Militärmacht im Dreißigjährigen Krieg799 nur noch ein Schatten einstiger Größe, die den Zeitgenossen aber noch wohlbewusst gewesen sein muss. Das iberische Mutterland war nach den Kriegen des 17. Jahrhunderts, Seuchen und Hungersnöten der 1680-iger Jahre verarmt und entvölkert.800 Aber trotz beginnender Vorherrschaft Hollands und Englands auf den Weltmeeren bestand das weltumspannende Kolonialreich von Florida bis zu Kap Horn, mit ausgedehnten asiatischen Besitzungen und Handelsplätzen, nach wie vor. Auch dauerte die spanische Herrschaft über das westliche Mittelmeer an. Spanien war zwar schwer angeschlagen, doch immer noch ein wertvoller Preis, um den zu streiten es sich lohnte.801 Das iberische Kernland war dabei, sich nach Abwertungen der Währung 1680 und 1686 wirtschaftlich zu erholen; die Bevölkerung, deren
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Zahl nach einem drastischen Rückgang zu Beginn des 17. Jahrhunderts stagniert hatte, begann wieder zu wachsen. Die Kolonien, besonders das Vizekönigreich Peru, das den gesamten südamerikanischen Kontinent mit Ausnahme der portugiesischen Kolonie Brasilien bedeckte, waren zwar entgegen den in Europa vorherrschenden Illusionen von einem in Gold und Silber schwelgenden El Dorado verarmt; Peru hatte ein Staatsdefizit von über 5,5 Millionen Pesos, ohne das bis 1706 irgendwelche nennenswerten Einnahmen erzielt werden konnten. Ein Erdbeben, das die Hauptstadt Lima zerstört hatte, der Zwang, Befestigungen gegen Übergriffe von Piraten zu bauen, wie in Cartagena, überhaupt die wachsenden Ausgaben für die Unterhaltung stehender Truppen, führten zum Ruin der lateinamerikanischen Territorien. Für das spanische Mutterland war dies nicht nur negativ: Das Ausbleiben des amerikanischen Silbers führte zu Preisstabilität und einer ersten Widerbelebung der einheimischen Produktion.802 Das spanische Kolonialreich war nach alledem nicht mehr wegen seiner Bodenschätze reizvoll, da die Minen mit den Abbaumethoden der Wende vom 17. und 18. Jahrhundert nicht mehr sinnvoll ausgebeutet werden konnten. Die spanischen Kolonien waren aber als Absatzmärkte für die europäischen Handelsmächte von unschätzbarem Wert.803 Wem Spanien zufiel, der konnte im Kampf um die Vorherrschaft in Europa einen erheblichen Vorteil ins Feld führen. Das spanische Reich umfasste neben den Herrschaften auf der iberischen Halbinsel die balearischen Inseln, Sardinien, das Königreich beider Sizilien, also der Mezzogiorno, das Herzogtum Mailand und die Spanischen Niederlande. Die Kolonien waren begehrte Handelsplätze, auch wenn das indianische Silber kaum noch floss und nurmehr in die Kassen der Kreditgeber der allerkatholischsten Könige Spaniens wanderte.804 Ludwig XIV. trat mit Ansprüchen aus seiner Ehe mit der Tochter Philipp IV., Maria Teresa, auf den Plan – die aber als Infantin (Thronfolgerin) feierlich auf ihr Erbe Verzicht geleistet hatte. Um eine Vereinigung der beiden Kronen zu vermeiden, kam eine Thornfolge durch den Dauphin oder den zweiten Sohn Ludwig XIV. ins Gespräch. Die verstorbene jüngere spanische Prinzessin Margarita hatte keinen Verzicht geleistet; ihr Witwer, Kaiser Leopold I. sah sich daher als Kronprätendent. Aus naheliegenden Gesichtspunkten erklärte er aber die Bereitschaft, seine Ansprüche seinem Sohn, dem Erzherzog Karl (dem späteren Kaiser Karl VI.), zu überlassen. Über die geringste Hausmacht verfügte als dritter Anwärter Joseph Ferdinand, der Sohn Antonia von Österreichs und Kurprinz von Bayern.805 Um das Gleichgewicht der Mächte zu wahren, schlossen für die Generalstaaten und England, dessen Rolle durch seinen erfolgreichen Seekrieg gegen Frankreich gestärkt war, im Palast Wilhelm III. in Loo im September 1698 den Ersten Teilungsvertrag, der vorsah, dass der am 28. Oktober 1692 in Wien geborene Joseph Ferdinand806 mit der spanischen Krone unter Zusicherung von Handelsrechten die überseeischen Kolonien Spaniens erhalten, der Dauphin das Königreich beider Sizilien sowie weitere Gebiete erhalten und Erzherzog Karl mit dem Herzogtum Mailand abgefunden werden sollte. Das hieraus mit dem Kaiser resultie-
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rende Zerwürfnis war nicht von Dauer, da der Erste Teilungsvertrag hinfällig wurde: Der Graf Merode-Westerloo und der Marquis de Bedmar begleiteten Max Emanuel an das Sterbelager seines Sohns im Palast in Brüssel, wohin der junge Kurprinz erst im Jahr 1698 übersiedelt war.807 Mit dem Tod des bayerischen Kurprinzen am 6. Februar 1699,808 nach seiner am 15. Januar ausgebrochenen schweren Krankheit, musste die spanische Erbfolge erneut austariert, nach dem Wegfall der nicht ohne Mühe gefundenen Geschäftsgrundlage neu verhandelt werden. Der Teilungsvertrag Wilhelms mit Ludwig XIV. war ein fait accompli, der vom House of Commons als verfassungswidrig angesehen wurde und zum Impeachment Somersets führte.809 Die Tory-Mehrheit im House of Commons veranlasste daher Wilhelm dazu, den Whig Somerset zu entlassen;810 die Ministerien blieben aber weiter „gemischt“.811 Robert Harley, der gemäßigte Führer der Tories, gelang es aber, die Tories in den Monaten des Sommers 1701 „auf Linie“ zu bringen und für die Teilnahme Englands am Spanischen Erbfolgekrieg einzustimmen,812 nachdem sie sich für den Act of Settlement – die konstitutionelle Festlegung auf die Hannoveraner Sukzession – ausgesprochen hatten813 – die Anerkennung James III. durch den Sonnenkönig, aber auch die Verletzung der englischen Handelsinteressen, die der Sonnenkönig zugleich mit der Anerkennung James mit dem Verbot des Imports englischer Waren814 verletzte. Durch die exklusive Verleihung des asiento an ein französisches Handelshaus815 wurde auch von den durch die Tories vertretenen Gutsherren als affront empfunden. Die Kurfürstin von Hannover war als Tochter der „Winterkönigin“ Elisabeth Böhmen (der Kurfürstin von der Pfalz) die Enkelin James I.,816 während die nach dem Grad der Verwandtschaft am nächsten in der Erbfolge stehenden Savoyer Herzöge katholisch waren und unter dem Schirm Frankreichs standen, daher für die Sukzession in England nicht in Betracht kamen.817 Für die Verfassungsentwicklung Englands hatte das erhebliche Bedeutung, denn von nun an unternahm Wilhelm nichts mehr, ohne zuvor seine Minister zu konsultieren, was danach zur ständigen Übung wurde.818 Der Tory Rochester, der die Funktion eines Premiers wahrnahm, trat dafür ein, sich auf eine Kolonialkriegsführung zu beschränken.819 Neuwahlen im Januar 1702, die Wilhelm auf Rat des Whigs Robert Spencer des 2nd Earl of Sunderland durch Auflösung des Unterhauses erzwungen hatte, führten zu einer Stärkung der Whigs. Die Tories waren über die Parlamentsauflösung empört und verbittert.820 Das Unterhaus als Ganzes sprach sich aber für den Krieg gegen den Sonnenkönig aus.821 Die Karten waren neu gemischt, da die kaiserliche Macht einen erheblichen Zuwachs erfahren hatte. Der Frieden von Karlowitz zwischen Kaiser und der Pforte beendete wenigstens vorerst die Gefahr eines Zweifrontenkriegs und setzte militärische Mittel des Kaisers für Unternehmungen zur Sicherung der spanischen Sukzession frei; die Neigung namentlich der Seemächte zu einem erneuten Waffengang war aber mehr als gering, was sich besonders in Forderungen nach der Reduktion der englischen Armee durch das Unterhaus niederschlug, denen die Krone bereitwillig Rechnung trug. Der französi-
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sche Botschafter in London, der spätere Marschall Tallard,822 hatte Wilhelm III. davon überzeugt, dass es für das Gleichgewicht der Kräfte in Europa unerträglich sei, wenn die Kronen Spaniens und der Erzhäuser sowie die Kaiserkrone wieder in habsburgischer Personalunion vereinigt seien.823 Zwischen Wilhelm III. und Ludwig XIV. wurde daher ein Kompromiss erzielt, der die Grundlage des Zweiten Teilungsvertrags (11. Juni 1699) wurde. Darin einigten sich die Parteien auf Erzherzog Karl als spanischen Thronfolger, dem die überseeischen Gebiete und die Spanischen Niederlande unter der Voraussetzung zufallen sollten, dass sie nie mit den Erblanden und der Kaiserkrone verbunden werden durften. Unter den Spanischen Niederlanden hat man sich – im Wesentlichen – ein Gebiet vorzustellen, dass etwa dem heutigen Belgien entspricht. Die Spanier und Franzosen des 17. Jahrhunderts bezeichneten dieses Gebiet als „Flandern“ – womit politisch die Grafschaften Flandern, Brabant und Hainault umschrieben waren.824 Am 25. März 1700 unterschrieben die Generalstaaten den Zweiten Teilungsvertrag,825 England und Frankreich ratifizierten den Zweiten Teilungsvertrag ebenfalls, der weiter vorsah, dass der Dauphin neben dem Königreich beider Sizilien das Herzogtum Mailand überantwortet erhalten sollte. Damit wäre eine massive Schwächung habsburgischer Positionen in Norditalien verbunden gewesen. Der Kaiser lehnte daher eine Ratifizierung des Vertrags, trotz massiver diplomatischer Bemühungen der Generalstaaten, ab. Leopold I. vertraute darauf, dass Carlos II. unter dem Einfluss seiner Neuburger Frau keine andere Wahl haben würde, als zugunsten der Erbfolge des österreichischen Habsburger seine letztwillige Verfügung zu errichten.826 Die Teilungsverträge hatten das Konfliktpotential der Spanischen Erbfolge daher nicht abgebaut, sondern vordergründig nur die Habsburger isoliert. Die Tinte unter dem Zweiten Teilungsvertrag war noch nicht trocken, als der Botschafter Ludwig XIV. am spanischen Hof sich um eine testamentarische Einsetzung des französischen Prinzen als Erben des dahinsiechenden Carlos II. bemühte. Die Königin, Anna von Pfalz-Neuburg, setzte sich vergeblich gegen den Widerstand der profranzösischen Kirche für die Thronfolge Erzherzog Karls ein, und am 7. Oktober 1700 unterzeichnete der Sterbende die Erbeinsetzung des Herzogs von Anjou. Das kam nicht überraschend. Denn die öffentliche Meinung in Spanien war nach 60 Jahren des Niedergangs und der Korruption unter dem letzten spanischen Habsburger nicht an einer „deutschen“ Sukzession interessiert; im Juni 1700 hatte sich der Kronrat ausdrücklich für eine französische Lösung ausgesprochen.827 In den 59 Artikeln des Testaments Carlos II. kam es auf die Regelung von Artikel 13 an, mit dem die Erbverzichtserklärungen Annas und Maria-Teresas widerrufen wurden.828 Ohne die Kontrolle über das Herzogtum Mailand wären die Habsburger sowohl außerstande gewesen, Spanien oder auch die Spanischen Niederlande zu halten, sodass die Weigerung des Kaisers, den Zweiten Teilungsvertrag zu unterschreiben, nur zu verständlich war.829 Andererseits musste die Habsburger Partei in den Kabalen um das Testament Carlos II. zwangsläufig verlieren, da sie nicht über die Mittel
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verfügte, das gesamte Erbe anzutreten und daher nur durch eine Teilung gewinnen konnte.830 Am 1. November 1700 starb Karl II. Im Ratssaal hatten sich Adelige, der französische Botschafter Blécourt und der österreichische Botschafter Harrach versammelt. Der Herzog d’Abrantes trat aus dem Sterbezimmer, würdigte den französischen Botschafter keines Blicks und ging mit strahlender Miene auf Harrach mit den Worten zu: „Señor, mit größtem Vergnüge“ – es wird berichtet, dass er hier eine Atempause einlegte, „ja mit herzlicher empfundener Freude“, und wieder einen Augenblick innehaltend umarmte er Harrach, „mit größter Genugtuung nehme ich heute vom Großen edlen Haus Österreich Abschied“. Harrach verließ wortlos den Saal.831 Wien verfiel nach dem Bericht des französischen Borschafters Villars kurz nach dem Eintreffen der Nachricht vom Tod Carlos II. wieder in die „gewohnte Insolenz“;832 aber dennoch war es für Leopold I. ausgemacht, nicht auf das ungeteilte spanische Erbe verzichten zu wollen. Die Region, in der es den österreichischen Habsburgern sowohl möglich als auch unabweisbar war, sich mit Ludwig XIV. bewaffnet darüber auseinanderzusetzen, war Oberitalien, mit dem Ziel, den Bourbonen das Herzogtum Mailand streitig zu machen. Hierzu musste die Hofburg die Kommandostrukturen seiner Armeen regeln. Ludwig von Baden war in dieser Zeit durchaus nicht mehr der unangefochtene Kandidat für den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen, da sich eine spürbare Entfremdung des „Türkenlouis“ gegenüber dem Kaiser abzeichnete. Der Markgraf war als deutscher Reichsstand in scharfer Opposition gegen die Erhebung Hannovers zur neunten Kur. Hinzu kam, dass sich Ludwig wegen einer Erbschaftsangelegenheit seiner lauenburgischen Frau schlecht, ja ungerecht behandelt fühlte.833 In einem gemeinsamen Diner, das Villars für Prinz Eugen, Ludwig von Baden, Commercy und Vaudémont 1701 in Wien gab, wurde die Verstimmung Ludwigs deutlich. Villars berichtete unverzüglich nach Versailles über Chancen, den Türkenlouis – immerhin Ludwig XIV. Patenkind – auf die Seite Frankreichs ziehen zu können.834 Nun reagierte Leopold I. in ungewohnter Schnelligkeit. Am 11. April 1701 sicherte er Ludwig von Baden eine dessen Interessen wahrende Regelung der schwelenden Erbschaftsangelegenheit zu und machte ihm darüber hinaus nicht unerhebliche finanzielle Zusagen für den Fall der Übernahme des Oberkommandos der Rheinarmee. Die Krise um die Person Ludwigs von Baden war damit behoben;835 es blieb aber zwischen Prinz Eugen und seinem Vetter, mit dem er seit dem Beginn der Türkenkriege sich in gutem Einvernehmen gewusst hatte, ein Misstrauen bestehen, dass später die Operationen an Rhein und Donau spürbar beeinträchtigen sollte. „Dynastische Interessen“ können nicht erklären, weshalb die österreichischen Habsburger trotz der keineswegs überwundenen Erschöpfungen der vorangegangenen großen Kriege im Osten und Westen ohne zu zögern zu den Waffen griffen. Geostrategische Erklärungen flankieren die Ehrbegriffe der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert: Nach den Erfahrungen seit dem Holländischen Krieg, besonders denen des Neunjäh-
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rigen Kriegs, war für das Erzhaus die Verbindung zu den Seemächten von wesentlicher Bedeutung. Diese Verbindung konnte nur über Vorderösterreich, die verbündete Pfalz und die Spanischen Niederlande hergestellt werden, die daher nicht unter bourbonische Kontrolle fallen durften. Zugleich musste das Erbe im Herzogtum Mailand nicht allein deshalb angetreten werden, weil dort Reichinteressen auf dem Spiel standen, sondern weil die bourbonische Kontrolle Norditaliens die Erzlande von Tyrol her unmittelbar bedroht hätten. Damit waren die militärischen Strukturen, mit denen das Erzhaus in den heranbrechenden Konflikt gehen sollte, aber noch nicht bereinigt. Denn im April 1701 starb der Hofkriegsratspräsident Rüdiger von Starhemberg.836 Villars glaubte, Prinz Eugen sei dessen geradezu geborener Nachfolger.837 Der Kaiser und seine Berater verfielen aber darauf, den 60-jährigen Graf Heinrich Franz Mansfeld zum Präsidenten des Hofkriegsrats zu ernennen,838 dessen Gegnerschaft zu Prinz Eugen, wohl auch dessen Inkompetenz die Kriegsführung der Kaiserlichen in den ersten beiden Jahren des Konflikts nachhaltig behindern sollte. Für das Interesse des französischen Staats war der Erwerb der spanischen Krone wegen der strategischen Lage Spaniens nicht sehr interessant; dafür sprachen allein dynastische Interessen. Und so erklärte sich der ansonsten fette, apathische Dauphin vehement für die Annahme der Erbschaft.839 Ludwig XIV. teilte den Ständen in Madrid Ende 1700 mit, das Testament des toten Königs respektieren zu wollen – was zwangsläufig auf den Bruch des Zweiten Teilungsvertrags hinauslief. Schon der Frieden von Nijmwegen hatte zwar Europa zehn Jahre Ruhe gewährt, erwies sich der Sache nach aber als bloßer Waffenstillstand;840 mehr noch galt dies für den Frieden von Rijswik. Ludwig XIV. war dazu gezwungen, die Erbfolge des Herzog von Anjou zu akzeptieren, da andernfalls automatisch die Habsburger Erbfolge eingetreten und damit die Einkreisung Frankreichs fortgedauert hätte.841 In dieser Lage schien die Annahme der Erbschaft die Alternative mit der größten Aussicht auf eine friedliche Erledigung der Erbfolgestreitigkeiten zu bieten. Nicht das Testament und seine Annahme durch Ludwig XIV., sondern seine spätere Interpretation und seine Nutzung durch den Sonnenkönig machten den Krieg unvermeidbar.842 Ludwig XIV. blieb nun keine andere Wahl, als der Sukzession seines Enkels auf dem spanischen Thron nachzugeben, obwohl sein Außenminister De Torcy ernsthaft davon abriet, um nicht in der Person Erzherzog Karls als spanischem König die Einkreisungslage Frankreichs zu erneuern.843 Ludwig XIV. sah sich bei der Annahme der Erbschaft seines Enkels mit einem Krieg, jedenfalls mit dem Kaiser konfrontiert, hatte dabei aber die Aussicht auf Neutralität der Seemächte. Die Ausschlagung der Erbschaft hätte zu einer Einkreisung durch das Haus Habsburg ohne die Aussicht auf Frieden geführt.844 Behauptete die „englische“ Doktrin, dass die Sukzession eine Angelegenheit menschlicher Rechtsakte sei, ging Ludwig XIV. von der Verwirklichung des göttlichen Willens in der Sukzession aus. Philip von der gottgewollten Thronfolge auszuschließen, wäre daher als Verstoß gegen Gottes Willen erschienen.845 Er erkannte daher durch einen im
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Februar 1701 beim Parlament registrierten Schriftsatz die gottgegebene Thronfolgeberechtigung Philip von Anjous ausdrücklich an, was dem übrigen Europa als harsche Provokation erschien.846 Dass dies die Spannungen mit den Seemächten ansteigen ließ, liegt auf der Hand. In der französischen Elite wurde diese Entwicklung mit Sorge wahrgenommen. Auf Anraten des Botschafters am Hof von St. James, Tallard, ließ Ludwig XIV. dem Ratspensionär Heinsius versichern, dass er sich an den Zweiten Teilungsvertrag halten werde. Der am 22. Dezember 1641 in Delft geborene Anthonie Heinsius stammte aus einer alten Patrizierfamilie und studierte Rechtswissenschaft in Leiden. 1679 wurde er Pensionär in Delft. 1682 reiste er als Diplomat nach Frankreich, wurde aber am dortigen Königshof so rücksichtslos behandelt, dass er Frankreich zu hassen begann, von der aristokratischen zur statthalterlichen Partei überging und ein eifriger Anhänger des König-Statthalters Wilhlems III. wurde. Ein Ratspensionär (Raadspensionaris) war der Staatssekretär von Holland und Westfriesland zur Zeit der Republik der Vereinigten Niederlande, der zwar als besoldeter Beamter nicht zu den Regenten gehörte, aber tatsächlich nicht bloß die Geschäfte seiner Provinz, sondern infolge des Übergewichts von Holland die der ganzen Republik leitete und besonders die auswärtige Politik führte. Einer der diplomatischen Trümpfe, die Ludwig XIV. zur Jahreswende 1700/1701 noch in der Hand hielt, war die Spaltung, die sich über die Frage der Anerkennung Philip V. zwischen den Seemächten und Leopold I. ergab.847 Diese Vorteile gab er aber aus der Hand. Nach dem Morgenempfang des 16. November 1700 fanden sich auf Wunsch des Königs dessen Enkel, der Herzog von Anjou, und der spanische Gesandte Castel de los Rios im Kabinett Ludwigs XIV. ein. Castel de los Rios war wenige Jahre zuvor völlig verarmt in Versailles angekommen, hatte sich aber bei Ludwig XIV. Gehör verschaffen können und war aufgrund von Gunstbezeugungen des Sonnenkönigs vor dem Ruin bewahrt worden. Der Gesandte kniete vor dem Herzog von Anjou nieder und huldigte ihm als seinen König, Philip V., woraufhin Ludwig die Türen öffnen ließ und den Versammelten verkündete, nach Willen des Himmels und aufgrund des Wunschs des spanischen Volks sei der durch seine Geburt hierzu Berufene der König von Spanien, den er vor den Erschienenen ermahnte, ein guter Spanier zu werden und doch nie zu vergessen, dass er Franzose sei. Der Gesandte rief daraufhin aus „Il n´y a plus de Pyrénées“ (die Pyrenäen gibt es nicht mehr). Die Okkupation der Spanischen Niederlande und des Herzogtums Mailand
Anlässe wie Morgenempfänge waren öffentlich zur Schaustellung von Staatsgeschäften; die Nachrichten aus Paris verbreiteten sich daher alsbald an den europäischen Höfen. Der Konflikt war damit aber noch nicht zum Krieg gediehen, denn die Thronfolge des Enkels Ludwigs XIV. war jedenfalls aus der Sicht der Seemächte solange akzepta-
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bel, wie die Trennung der Kronen Frankreichs und Spaniens aufrechterhalten blieb, und die Sicherheit insbesondere der Generalstaaten durch Wahrung ihrer bestehenden Garnisonen in den westlichen Festungen der Spanischen Niederlande gewährleistet wurde, die ihnen im Frieden von Rijswik 1687 eingeräumt worden waren.848 Betrachtet man die Karte der Niederlande wird die Bedeutung dieser Garantie deutlich. Von der Mündung der Straße von Dover in die Nordsee im Nordwesten bis Venlo an der Maas im Nordosten beschrieb der Festungsgürtel der Spanischen Niederlande einen Halbkreis, der sie und damit die im Norden und Nordosten gelegenen Generalstaaten nach Süden gegen französische Angriffe abschirmte. Nieuport und Ostende an der Küste, Oudenaarde an der Schelde, Ath am Zusammenfluss von Dender und Leuze, Courtrai, Mons, Namur am Zusammenfluss von Sambre und Maas, Charleroi, Leau, Maastricht und Venlo waren ein ernstzunehmendes Hindernis von Truppenbewegungen in die Niederlande.849 Souverän der Spanischen Niederlande aber war der spanische König; Philipp V. zog schon am 18. Februar 1701 in Madrid ein. Der 17-jährige sprach kein Wort spanisch,850 aber erschien seinen neuen Untertanen nach der Agonie der vorangegangenen Jahre als Hoffnungsträger. Am 8. Mai 1701 nahm der junge König die hommage von den Würdenträgern der Königreiche Spaniens im Kloster San Jerónimo entgegen.851 Sein Großvater hatte ihm eine Königin ausgesucht, die 13-jährige Marie Louise de Savoy. Philipp hatte am 12. Oktober 1701 die Cortes Cataloniens in Barcelona eröffnet, wo seine junge Frau zwei Tage später eintraf.852 Im Februar 1701 erklärte Ludwig XIV., sein Enkel, der König von Spanien, habe das französische Thronfolgerecht. Damit war die Garantie, die der englischen Krone die spanische Sukzession nach dem Testament Carlos II. hatte erträglich erscheinen lassen, dahin. Die englische Kaufmannschaft wurde schokiert, als der Sonnenkönig den französischen Kaufleuten das asiento zusicherte,853 also das Privileg, die spanischen Kolonien mit schwarzen Sklaven zu versorgen.854 Das asiento spielte für den Fortgang des Kriegs eine erhebliche Rolle. Dieses Privileg stand den Portugiesischen Kaufleuten zu, die aber nicht über hinreichenden Schiffsraum verfügten, den sie von Engländern mietweise erlangten, die dadurch wesentlich an dem asiento partizipierten.855 England und Frankreich hatten nach den Jahren des vorangegangenen Kriegs nur unwesentliche Handelsbeziehungen. Haupthandelspartner Englands waren die Vereinigten Provinzen, danach Deutschland und Portugal. England konnte daher einen nachhaltigen Handelskrieg gegen Frankreich führen, ohne selber nennenswerte Einbußen befürchten zu müssen.856 Im gleichen Monat setzte der Sonnenkönig seine Truppen in Marsch, um den belgischen Festungsgürtel zu besetzen, der in den Bestimmungen des Friedensschlusses von Nijmegen holländischen Garnisonen zur Sicherung der Generalstaaten geöffnet worden war.857 Es genügt nicht, hier von einem Handstreich zu sprechen: Bis auf Maastricht, das ungewöhnlich gut besetzt war, fielen alle Festungen ohne nennenswerten
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Widerstand in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1701 in die Hand französischer Truppen.858 Die „holländischen“ Garnisonen wurden gefangengenommen und mit den Generalstaaten über deren Repatriierung Verhandlungen aufgenommen. Antwerpen und damit die Scheldemündung, Gent, Brügge und nicht zuletzt die Hauptstadt Brüssel huldigten dem neuen König; die spanischen Truppen, die in Belgien stationiert waren, standen von nun an wenigstens für die folgenden sechs Jahre im Lager Frankreichs: Sie blieben damit dem dynastischen Wechsel zum Trotz (der angesichts des Verfalls der spanischen Verhältnisse unter dem letzten Habsburger eine Wendung zum Besseren versprach und dessen Rechtstitel nicht erkennbar abwegig waren) der spanischen Krone loyal. Der Fürstbischof von Lüttich war eng an Frankreich gebunden; die Festungen von Lüttich, Huy und Roermond am Lauf der Maas zwischen Huy und Venlo schlossen damit die Kette der von Frankreich gleichsam über Nacht erlangten Plätze. Während französische Armeen gestützt auf die Depots und Bereitstellungsräume dieser Festungen nach Norden einfallen konnten, war eine umgekehrte Bewegung blockiert. Im Vorgriff auf die weiteren Ereignisse: Am Sterbebett des am 16. September 1701 verstorbenen exilierten James II. verkündete der Sonnenkönig in Versailles, den Prinzen von Wales – James Eduard, The Old Pretender – als rechtmäßigen englischen König anzuerkennen. Damit lagen nicht allein die Teilungsverträge, sondern eine bedeutsame Klausel des Friedensvertrages von Rijskwik in Trümmern, obwohl Tallard als Gesandter in London nicht müde wurde zu betonen, der Sonnenkönig habe allein den Titel anerkannt, aber keine Unterstützung gegen Wilhelm III. gewährt.859 Seit 1688 war den Engländern klar, dass die Kriege gegen Ludwig XIV. auch Kriege um die englische Sukzession – die protestantische oder eine der Stuarts – wurden; Ludwig XIV. hat mit seiner Anerkennung des Sohns James II. im Jahr 1701 dies nur noch unterstrichen.860 Wer in England gegen eine Rückkehr der Stuarts war, musste Partei im Kampf gegen Frankreich ergreifen. Ludwig XIV. hatte sich bei diesem weiteren Akt der Entfremdung der europäischen öffentlichen Meinung von seiner Überzeugung von der Unantastbarkeit der Stellung des Monarchen leiten lassen; das Publikum sah darin allein den Machtanspruch des Sonnenkönigs, wie Parkers861 Darstellung zeigt, Ludwig XIV. habe mit James II. Europa versklaven wollen. Torcy nahm scharf Stellung gegen die Akklamation des Sonnenkönigs für James III.;862 er kritisierte, dass alles, was Frankreich durch die Anerkennung der Sukzession der Stuart gewinnen könne, es dadurch verliere, dass die englische Nation entfremdet werde.863 Zeitgleich mit der Inbesitznahme der Spanischen Niederlande wurden im Februar und März 1701 französische Truppen von Toulon nach Genua verschifft und marschierten von dort aus in das Herzogtum Mailand als den bedeutendsten Besitz Spaniens in Norditalien ein. Und zwar nachdem vom Herzog von Savoyen mit einer Bündniszusage von der Republik Genua der Stellung von 8 000 Mann Infanterie und 2 500 Mann Kavallerie, nicht ohne Druck erlangt,864 Durchzugsrechte gewährt wurden,865
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und Frankreich sich der wohlwollenden Neutralität der Repubik Venedigs866 versichert hatte. Das Herzogtum Mantua, ein Reichslehen, wurde mit Zustimmung des Herzogs von französischen Truppen besetzt.867 Dass die durch den Frieden mit dem Osmanischen Reich gesichert scheinende Südostflanke der Habsburger durch den mit französischen Geldern finanzierten Kurruzenaufstand des Fürsten Råkoczy in Ungarn und Siebenbürgen beunnruhigt wurde, zeichnete sich beim Abmarsch der kaiserlichen Truppen nach Italien ebenso ab wie die offene Parteinahme des bayerischen Kurfürsten für die französische Seite. Erst die gewaltsame Besitzergreifung der Barrierefestungen durch französische Truppen, deren spanische Garnisonen sich schon für Philip V. erklärt hatten und von denen für Frankreich keine Gefahr ausging,868 beendete die Versuche Wilhelm von Oraniens, zu akkordieren. Denn anders als in Norditalien, wo österreichische Truppen standen, oder wohin sie sich auf den Marsch begeben hatten, war die Sukzession durch Philip in den Spanischen Niederlanden in keiner Weise angefochten.869 Bis dahin war die Vermeidung des Kriegs eines wahrhaft großen Königs würdig, doch das Vorgehen Ludwig XIV. stellte seinen Wahlspruch „nec pluribus impar“ auf eine letzte Probe.870 Wie dreißig Jahre zuvor standen sich Wilhelm von Oranien und der Sonnenkönig in tödlicher Feindschaft gegenüber. Die Ressourcen Ludwigs XIV. und die Große Allianz
Die Sonne Ludwigs XIV. strahlte in ihrem Zenith; die Aussichten für den erneuten Waffengang mit den europäischen Mächten schien mehr als günstig. In seiner Hand vereinigte sich die größte Militärmacht seines Zeitalters. Die Armeen Spaniens mögen bei Weitem nicht mehr die Qualität gehabt haben, die sie noch bis zum Feld von Rocroi haben ihren Gegnern schrecklich sein lassen. Sie wurde aber geführt von erfahrenen Offizieren. Mit den finanziellen Mitteln der Allianz mit Frankreich waren sie daher ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Die französischen Armeen mochten im Pfälzer Erbfolgekrieg die Aura 40-jähriger Unbesiegbarkeit eingebüßt haben. In der Wahrnehmung der Zeitgenossen waren sie aber nicht allein die zahlenmäßig, sondern, aufgrund ihrer professionellen Führung und der Zentralisierung aller Entscheidungen in der Person des Sonnenkönigs, eindrucksvollste und schlagkräftigste Armee Europas. Nach dem Vertrag von Rijswik hatte Ludwig XIV. anders als das englische Parlament seine Truppen nicht abgedankt.871 Ludwig XIV. war sich des Umstands bewusst, dass Wilhelm von Oranien nicht mehr über eine Armee verfügte.872 Die Habsburger Dynastie, deren Erbfolgerechte schlechthin beiseite geschoben worden waren, war zwar – jedenfalls zeitweise – von der Sorge wegen der Türkengefahr aus dem Südosten ledig; die Erblande, das Böhmen, Mähren, die Lausitz und Schlesien, der Streifen ungarischer Grenzländer, die Besitzungen in Norditalien waren gewiss eine kompakte Landmasse, namentlich Böhmen, Mähren und Schlesien waren
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Kornkammer und Sitz der Manufakturen; die alpinen Erblande waren immer noch Sitz von Montanunternehmen. Ungarn war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Grenzprovinz,873 die zwar über großen Reichtum an landwirschaftlichen Produkten verfügte, aber durch permanenten kleinen Krieg beuunruhigt und der Herrschaft des Adels ausgeliefert war: Auf die Rüstungen der Comitate, die eigene Milizen aushoben, hatte der Hofkriegsrat bis zur Präsidentschaft Prinz Eugens keinen Einfluss.874 Gegenüber Tallard sorgte sich Ludwig XIV. um ein mögliches Übergewicht des Kaisers in Europa nach dem Friedensschluss von Carlowitz.875 Das war aber angesichts des wirtschaftlichen Zustands der Erblande nicht gerechtfertigt. Die kaiserliche Hofkammer, die für die Finanzverwaltung zuständig war, hatte für Innerösterreich und Tyrol keine Befugnisse. Unmittelbar war sie allein für Böhmen und Mähren zuständig, während in den Erblanden eigene überkommene Kompetenzen vorherrschten und eine zentralisierte Finanzverwaltung verhinderten.876 Oberund Unterösterreich, die Steiermark, Böhmen und Mähren hatten eine reiche und vielfältige Landwirtschaft und ein effizientes Handwerk an der Schwelle zur Manufaktur.877 Silberminen in Tyrol und Oberungarn waren der Notanker, mit dem der ständig drohende Staatsbankrott immer wieder abgewendet werden konnte.878 Die Türkenkriege hatten aber aus dem ständig an seiner Ostgrenze mit kurzen Märschen der türkischen Heere bedrohten Wiener Umland eine Herrschaft werden lassen, die nach der Rückeroberung Ungarns, Serbiens und Siebenbürgens in ihrer Ausdehnung und ihrem natürlichen Reichtum in Europa nur von Frankreich übertroffen wurde.879 Eine Gesamtbetrachtung ließ die Schwächen des Habsburgischen Austria aber überwiegen. Die Finanzen waren durch die Türkenkriege und den Pfälzer Erbfolgekrieg nicht weniger als ruiniert, die Heere dementsprechend schlecht gerüstet und versorgt. Um die gröbsten Bedürfnisse der Rüstung zu decken, musste der Hof zu Güterverkäufen Zuflucht nehmen.880 In Ungarn schwelte Unruhe – die Ruhe im Südosten war trügerisch. Der Tod Philip IV. 1665 und der danach folgende Devolutionskrieg war eine faustgroße Wolke am Himmel der europäischen Verhältnisse, die sich mit dem Tod Carlos II. 1700 zu einem Gewittersturm zusammengeballt hatte.881 Kaiser Leopold I. konnte der Teilung des spanischen Erbes nicht zustimmen, da dies der Position des Hauses Austria die Legitimität in den Augen des spanischen Adels genommen hätte.882 Austria musste daher zu den Waffen greifen; ein Zurückweichen vor der französischen Expansion wäre mit dem Stand des Hauses Habsburg nicht vereinbar gewesen und hätte jedenfalls das Habsburger Kaisertum in Frage gestellt. Unter den Fürsten des Heiligen Römischen Reichs standen der Erzbischof von Köln und der Kurfürst von Bayern fest im Lager des Sonnenkönigs. 1692 löste Max Emanuel als Statthalter der Spanischen Niederlande den Marquis de Gastaňaga ab.883 Seine Regentschaft während der kurzen Friedenszeit war insofern durchaus erfolgreich, als dass der Verwaltungsfachmann Bergeyck mit Reformen des Finanzsystems begann.884 Max Emanuel verhandelte erfolglos mit dem Kaiser darüber,
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Bayern gegen die erbliche Krone des Königreichs beider Sizilien (Neapel) einzutauschen.885 Max Emanuel war den Seemächten freilich suspekt. Denn im Rahmen der von Bergeyk eingeleiteten Haushaltssanierung886 hatte Max Emanuel Schutzzölle errichtet und Einfuhrsteuern für Tuche erheben lassen, die den Nerv englischer Handelsinteressen trafen.887 Sie führten aber neben der Sparpolitik Bergeycks auch zu Belastungen der Bevölkerung. Unruhen zwangen Max Emanuel, Bergeyck am 25. Mai 1699 zu entlassen.888 Die Statthalterschaft der Spanischen Niederlande war für die europäische Politik unkalkulierbar geworden. Ludwig XIV. machte ihm demgegenüber sowohl in Fragen der Statthalterschaft als auch einer möglichen „Erhöhung“ Bayerns erhebliche Zusagen, die Bayern an die Seite Frankreichs banden,889 obwohl Max Emanuels Seitenwechsel im Jahr 1688 aus französischer Sicht nach wie vor zu Zweifeln an diesem Bundesgenossen führten, der aber durch seinen Gesandten Ferdinand Solar Graf de Monasterol in Versailles seine Bündnistreue zu versichern begann.890 Im Januar 1701 erkannte Max Emanuel die Thronfolge Philipp on Anjous als Philipp V. an.891 Maximilian Emanuel II. kam am 11. Juli 1662 in München zur Welt. Nach dem Tod des Vaters 1679 trat Max Emanuel, zunächst noch bis 1680 unter der Vormundschaft seines Onkels Maximilian Philipp von Leuchtenberg, die Regierung im Kurstaat an und modernisierte das bayerische Heer nach französischem Vorbild. Sein noch von seinem Vater angehäufter Staatsschatz gab ihm auf dem Parkett der europäischen Politik Unabhängigkeit; zunächst verfolgte er aber die im Dreißigjährigen Krieg eingschlagene Linie eines Bündnisses mit dem habsburgischen Kaiser und besiegelte diesen Bund durch Heirat mit dessen Tochter Maria Antonia, der einzigen Tochter aus der „spanischen“ Ehe Leopold I.892 Als die Türken im Großen Türkenkrieg 1683 Wien belagerten, kam der bayerische Kurfürst dem Kaiser militärisch zu Hilfe; er hatte die fiskalischen Mittel Bayerns zur Einrichtung des ersten bayerischen stehenden Heers genutzt.893 Mit bayerischer Beteiligung gelang es, Wien von den Türken zu befreien. Durch große Tapferkeit erwarb sich Max Emanuel den Ruf eines herausragenden Feldherrn. Nach der Erstürmung Belgrads 1688 wurde der „Blaue Kurfürst“ (seine türkischen Gegner nannten ihn wegen seiner blauen Uniform Mavi Kral894) als Türkenbezwinger in ganz Europa bekannt, und es erfolgte die Ernennung zum Generalissimus und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies durch den Kaiser. Den Herzog von Mantua band der Sonnenkönig durch einen am 22. Februar 1701 geschlossenen Geheimvertrag an sich.895 Im April 1701 hatte sich mit dem Vertrag von Turin auch Herzog Victor Amadeus von Savoyen auf die Seite des Sonnenkönigs gestellt,896 der nach seinem Seitenwechsel 1696 im Neunjährigen Krieg und nach den Teilungsverträgen, die Savoyens Ansprüche auf das Spanische Erbe unberücksichtigt ließen, in eine problematische Lage geraten war. Diese Lage wurde lebensgefährlich, als mit dem Testament Carlos II. Savoyen durch die Besitzergreifung Mailands infolge der bourbonischen Nachfolge von allen Seiten durch bourbonische Territorien eingeschlossen wurde und keine direkte Verbindung mehr zu potentiellen Verbündeten in der ja noch nicht formierten Großen Allianz bestand. Der Bündnisvertrag mit Frank-
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reich bot so die besten Überlebensaussichten und wurde durch die Verheiratung von Maria Louisa, der Tochter Victor Amadeus, mit Philipp von Anjou, bekräftigt.897 Nach wie vor unschlüssig auf dem Weg in ein Bündnis mit dem Sonnenkönig, befanden sich mit den Herzögen von Wolfenbüttel und Sachsen-Gotha auch zwei protestantische Fürsten.898 Die übrigen Fürsten waren auf ihre Verpflichtungen gegenüber dem Heiligen Römischen Reich durchaus ansprechbar: Hannover und Lüneburg machten sich (berechtigte) dynastische Hoffnungen auf den englischen Thron, Preußen war damals noch „reichstreu“, die südwestdeutschen Fürsten fürchteten die Expansion des Sonnenkönigs.899 Der als Churfürst von Mainz das Amt des Reichskanzlers wahrnehmende Lothar Franz von Schönborn war zwar um eine gemeinsame friedenserhaltende Politik von katholischen und protestantischen Reichständen bemüht. Zunächst kam für ihn eine Allianz katholischer und protestantischer Stände kaum in Betracht. Denn er war durchaus noch ein katholischer Fürst der Gegenreformation, dem die Häresie noch als Bedrohung des rechten Glaubens erschien.900 Nach dem Rijswiker Frieden hatten nämlich die konfessionellen Spannungen im Heiligen Römischen Reich zugenommen. Die französische Politik nach dem Tod Carlos II. ließ die konfessionellen Gegensätze aber zusehends in den Hintergrund treten; die Reichsstände waren sich bewusst, dass sie sich für den bevorstehenden Krieg einigen mussten.901 Der Kaiser nahm 1695 bis 1697 eine Haltung gegen die Politik Ludwig Wilhelms von Badens und Lothar Franz von Schönborns für die Stärkung der Reichsarmee ein und förderte die stehenden Armeen Brandenburgs, Sachsens und Hannovers.902 Gegen diese kaiserliche Politik versuchte Lothar Franz von Schönborn, ein „Drittes Deutschland“ der kleinen Reichsstände zu bilden, was am Rhein auf eine Neutralitätspolitik hinauslief, die in ihren Wirkungen profranzösisch war.903 Der Botschafter Ludwigs XIV. an den rheinischen Höfen, Charles Francois de la Borde d’Iberville904 versuchte dies für die französische Politik zu nutzen und forderte Mainz zur Neutralität auf.905 Als Erzbischof Johann Clemens Churfürst von Köln sich gegen eine Neutralisierung der rheinländischen Fürstentümer und für ein Bündnis mit dem Sonnenkönig erklärte, wurde Lothar Franz von Schönborn das Scheitern seiner Neutralitätspolitik klar.906 Als d’Iberville Lothar Franz zur Abgabe einer Erklärung für den Zweiten Teilungsvertrag aufforderte, lehnte er eine solche Loyalitätsadresse zugunsten der französischen Politik ab.907 Damit befanden sich die neutralistischen Kräfte im Reich unter Lothar Franz von Schönborn aber in einer schwierigen Lage, denn ein Überlaufen zum Kaiser war geradezu selbstmörderisch. Die Reichsarmee befand sich nach dem Urteil Ludwig Wilhelms von Badens in einem desolaten Zustand908, und die Seemächte waren nicht bereit, den Kaiser zu finanzieren909, was seine Fähigkeit, im Reich Verbündete zu gewinnen, drastisch herabsetzte. Graf Wratislaw, der Neffe des Kanzlers Graf Kinsky, wurde in den Haag entstand, um über eine Allianz zu verhandeln910, aber dessen Bemühungen standen an der Jahreswende 1700/1701 erst am Anfang. Ende 1700 wurden Breisach und Freiburg durch den Kaiser garrisoniert, um Vorderöster-
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reich zu schützen.911 Unterdessen begann besonders der fränkische Kreis mit Truppenaushebungen, die aber von Frankreich als Beginn einer Unterstützung seiner Politik im Reich interpretiert wurde912; Rousseau de Chamoy, Sonderbotschafter Frankreichs bei den Kreisen und in Regensburg forderte den fränkischen Kreis sogar zu weiteren Rüstungen auf.913 Chamoy drohte Lothar Franz von Schönborn mit Sanktionen, sollte er sich dem Kaiser zuwenden. Die Armee, die Ludwig XIV. bei Landau, zwei Tagesmärsche von Mainz entfernt zusammenzog, erhöhte den Druck auf den Mainzer Churfursten.914 Die Politik Ludwig I hatte noch an der Wende der Jahre 1700/1701 zu einer völligen Entfremdung zwischen dem Kaiser und Lothar Franz von Schönborn geführt.915 Lothar Franz von Schönborn versuchte, mit Max Emanuel zu einer Übereinkunft zu gelangen916 und die mainzer Bemühungen um eine Neutralisierung des Oberrheins alarmierten den Kaiser.917 Der Tiefpunkt der Beziehungen zwischen Kaiser und Reichskanzler wurde erreicht, als Lothar Franz von Schönborn die fränkische Armee bei Neckarsulm konzentrierte und im Sommer die assoziierten südwestdeutschen Stände in Heilbronn versammelte.918 Zwischenzeitlich hatte aber Wratislaw von London aus auf Lothar Franz von Schönborn einzuwirken versucht und ihm versichert, Whitehall erwarte von dem Reichskanzler, er werde die Stände des Heiligen Römischen Reiches in dem zu erwartenden Kampf gegen Frankreich einigen919; eine profranzösische Neutralitätspolitik beschädige das Reich in einer irreparablen Weise.920 Mit dem Abschluss der Großen Allianz am 7. September 1701 änderte sich das Bild des diplomatischen Theaters für die kleinen Reichsstände völlig, denn Lothar Franz von Schönborn konnte sich nun sicher sein, dass ihn die Seemächte mit Subsidien stützen und nicht im Stich lassen würden.921 Und der Kaiser versprach, Mainz verteidigen zu wollen.922 Persönliche Adressen des Kaisers ergingen am Jahresende 1700 an die Kurfürsten, Reichsstände und die Kreise, denen das Verteidigungswesen des Reiches anvertraut war. Seit dem 5. Dezember 1697 war in Frankfurt am Main ein Assoziationskongreß der „vorderen“ Reichskreise, nämlich Schwaben, Franken, Bayern, Oberrhein und Westfalen, zusammengetreten.923 Schon 1693 hatten sich der schwäbische und der fränkische Kreis assoziiert und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden zu ihrem Oberbefehlshaber gewählt.924 Der Türkenlouis wurde von den Franzosen sehr ernst genommen; nach seiner Ernennung durch Leopold I. zum Befehlshaber am Rhein nahm die Spionagetätigkeit heft zu.925 Im Verlauf der folgenden Monate stellten der oberrheinische, der fränkische, schwäbische und der westphälische Kreis zahlenmäßig nicht unerhebliche Truppenkontingente bereit.926 Auch der bayerische Kreis – dem ausser Kurbayern wohlhabende geistlichen Stifte und nicht zuletzt das Erzbistum Salzburg angehörte – machte Truppenzusagen; es gelang aber Max Emanuel, diese Kontingente an sich zu ziehen und damit für die Große Allianz wenigstens für einen erheblichen Zeitraum zu neutralisieren.927
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Das Heilige Römische Reich, aber auch die Vereinigten Provinzen, die nun schon seit bald 13 Jahren in Personalunion durch ihren Statthalter König Wilhelm III. mit England verbunden waren, wurden durch die Ereignisse des Frühjahrs 1701 in ihrer Existenz in Frage gestellt. Ihre Armee, professionell und schlagkräftig, gut mit allen Bedürfnissen versehen und finanziert durch die Handelsmacht der Vereinigten Provinzen, konnte freilich weder ohne Bündnis den französischen Armeen widerstehen noch an eine Rückeroberung des von Ludwig XIV. besetzten Festungsgürtels denken. England stand am Beginn seiner Seemacht. Die englische Armee hatte sich erste Anerkennung in den Kriegen des späten 17. Jahrhunderts erworben, galt aber als klein und unerfahren. England konnte die Besetzung der Scheldemündung kaum hinnehmen, die seit dem 14. Jahrhundert den Zugang zu den europäischen Märkten gewährte; mit der Anerkennung des Prinz of Wales durch Ludwig XIV. war jeder Gedanke an Neutralität ausgeschlossen. Dem Betrachter, der mit dem Wissen einer späteren Generation die Ereignisse Revue passieren lässt, mag es erscheinen, als habe Ludwig XIV. vom Dezember 1700 bis zum September 1701 schlechthin vabanque gespielt. Allerdings hatte der Sonnenkönig im Frühjahr 1701 vor dem Hintergrund der beschriebenen, ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen auf der einen Seite und dem Zustand, in dem sich seine Widersacher befanden auf der anderen, guten Grund, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken, da seine Gegner zersplittert und uneins waren. Frankreich hatte zu diesem Zeitpunkt eine Einwohnerzahl von etwa 19 Millionen, Spanien von fünf bis sechs Millionen.928 In England lebten etwa fünf Millionen Menschen,929 in den Vereinigten Provinzen zwei Millionen und in den Habsburger Erblanden, Böhmen und Mähren sowie Ungarn etwa vierundeinhalb Millionen Menschen. Das Heilige Römische Reich hatte die Bevölkerungszahl zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs noch nicht wieder erreicht; in ihm mögen 20 Millionen Menschen gelebt haben.930 Die Kaiserlichen stellten der Großen Allianz wenigstens 82 000 Mann an Sollstärke von insgesamt 108 000 Mann unter Waffen, die Vereinigten Provinzen stellten mit 100 000 Mann das stärkste Kontingent einschließlich angemieteter Soldtruppen zur Verfügung, zu denen Seesoldaten hinzuzurechnen waren, England stellte 40 000 Mann, davon waren 18 000 Engländer, Schotten und Iren, zu denen Soldtruppen hinzukamen.931 Die deutschen Fürsten waren naturgemäß außerstande, sich auch nur annähernd mit der französischen Militärmacht messen zu können. Sie unterhielten nur kleine Kontingente – um 1690 das Herzogtum Jülich-Berg immerhin 14 000 Mann,932 Sachsen um 1700 eine Armee von 20 000 Mann und Preußen 30 000 Mann, Dänemark 23 000 Mann, die in Dänemark stationiert waren,933 Hannover 22 000, die durch Subsidien Englands aufgrund einer Konvention vom 21. Juni 1702 unterhalten wurden934 (später erfolgten Verlängerungen der zunächst nur für den Feldzug 1702 geltenden Konvention935) und Hessen-Kassel um 1688 eine Armee von 10 000 Mann.936
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Eine vergleichbare Armee unterhielt außerhalb des Heiligen Römischen Reichs nur das Herzogtum Savoyen mit 23 000 Mann im Jahr 1695.937 Jede dieser kleinen Armeen war kein ernstzunehmender Gegner. In Bündnissen wie den großen Allianzen summierten sie sich zu übermächtigen Gegnern des Sonnenkönigs. Und diese Bündnisse waren für die deutschen Fürsten in dem Maß zusehends attraktiv, wie die französische Politik sich den deutschen Fürsten gegenüber in Abkehr von der Politik Richelieus und Mazarins als expansionistisch und agressiv erwies. Die exorbitanten Kosten des Unterhalts der Kontingente der deutschen Fürstentümer konnten durch Vermietung an die Seemächte auf diese abgewälzt werden; die Großen Allianzen lohnten sich daher für die deutschen Fürsten auch wirtschaftlich. Noch während die Kampfhandlungen zwischen kaiserlichen und französischen Truppen in Norditalien im Frühsommer 1701 in Italien begannen, setzten im Lager der Gegner des Sonnenkönigs diplomatische Bemühungen ein, um erneut eine Allianz zu formieren. Zunächst waren die Zahlen der aktuellen Truppenstärken der Alliierten im Krisenjahr 1701 nicht beeindruckend. Die Generalstaaten hatten 45 000 Mann unter Waffen und das Potential, kurzfristig weitere 35 000 aufzustellen, England 7 000, denen 180 000 französische Truppen gegenüberstanden.938 Die Rüstung Englands war indes keine so gigantische Aufgabe, wie es die kleine Zahl seiner reduzierten 7 000-Mann-Armee erscheinen ließ. Die Flotte war von der Reduktion nur in geringem Maße betroffen, da sie – anders als noch unter Charles I. – dem Parlament nicht als Instrument absolutistischer Gewaltausübung verdächtig erschien.939 Sie wies einen Friedensstand von 15 000 Mann aus und konnte mit geringen Anstrengungen kriegstüchtig gemacht werden. Das Parlament bewilligte nach dem Tod Wilhelms Queen Anne gar eine Aufstockung auf 40 000 Mann.940 Aber auch die Armee war gleichsam aus dem Stand wieder auf die alte Sollstärke zu bringen. Denn die Abdankungen hatten dazu geführt, dass die Soldaten, die für Wilhelm von Oranien bei Steenkirke und Namur geblutet hatten, von der öffentlichen Meinung als Pest der Nation verunglimpft,941 ohne Unterhalt und Arbeit gezwungen waren, sich als Wegelagerer oder durch Bettelei am Leben zu erhalten. 1702 bedurfte es daher keiner press-gangs, um Soldaten zu werben, die bereitwillig dem Rühren der Werbetrommel folgten.942 Die Werbung für die Regimenter, die über den Kanal und den Golf von Biskaya fahren sollten, fand ihren Wiederhall in den zeitgenössischen Liedern: „Over the hills and over the main To Flanders, Portugal and Spain Queen commands and we’ll obey Over the hills and far away.”943 Treibende Kraft war die niederländisch-britische Partei, die freilich bei dem – wie zu zeigen sein wird – de facto sich bereits im Krieg befindlichen Kaiser aus nahelie-
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genden Gründen auf offene Ohren stieß. Das Problem lag in der Mobilisierung von Kriegsanstrengungen der Reichsstände. Wilhelm III. bestellte John Churchill, den späteren Herzog von Marlborough, zum Botschafter der niederländisch-britischen Diplomatie. Vom Frühsommer 1701 setzte eine rege Reisetätigkeit ein. Intensive Verhandlungen führten dann zur Formierung der Großen Allianz, die neben den Hauptkoalitionären die Bereitstellung von Hilfskontingenten durch Württemberg, Baden, die Kurpfalz, Hannover und Lüneburg, Preußen und Mecklenburg sicherstellte. Preußen wurde durch die Königswürde (Krönung am 15. Januar 1701); der Herzog Ernst-August von Braunschweig-Lüneburg durch die Erteilung einer weiteren, protestantischen Kurwürde in das Lager der Großen Allianz eingebunden. Dänemark, das dynastisch durch die Ehe von Anne Stewart mit dem Prinzen George von Dänemark mit England verbunden war, trat der Großen Allianz bei und stellte sein Heer weitgehend mietweise in Solddienste der Seemächte und Österreichs; damit war auch Holstein in den Krieg auf Seiten der Großen Allianz verwickelt. Der Tory Marlborough, dessen Vater als Cavalier für Charles I. zu den Waffen gegriffen und unter dem Sieg Cromwells stark gelitten hatte, gehörte mit seiner den Whigs angehörenden Frau Sarah944 und dem mit ihm verschwägerten Sidney Godolphin und anderen gemäßigten Tories dem Hof Prinzessin Annes an, die in Opposition zu Wilhelm stand. Anne Stuart neigte den Tories zu, war aber in der Glorious Revolution von ihrem Vater abgefallen und blieb bei ihrer Anti-Stuart-Politik, um eine Sukzession des Sohns James II., des Old Pretender, zu verhindern.945 Marlborough war mit anderen Heerführern von James II. abgefallen und hatte zum Sieg Wilhelms beigetragen, ohne den Kontakt zu dem gestürzten König je ganz aufzugeben. Nicht allein wegen einer Spionageaffäre, in die er in den neunziger Jahren während des Neunjährigen Kriegs verwickelt war und die zu seiner zeitweiligen Inhaftierung und dem Verlust seiner Stellungen am Hof des Oraniers führte, stand Marlborough bei Wilhelm von Oranien in Ungnade. Denn Marlborough sammelte um sich die Unzufriedenen in der englischen Armee, die sich durchaus nicht zu Unrecht von den holländischen Generälen im Gefolge Wilhelms um ihre Karriere gebracht fühlten. Wilhelm konnte England nur durch die Unterstützung gemäßigter Tories in den Krieg führen; neben Robert Harley brauchte er dazu die Unterstützung Marlboroughs, der damit seine Parteigänger der Anti-Holland-Partei besonders in der englischen Armee mitbrachte. Marlborough war zudem ein herausragender Höfling mit hervorragenden Umgangsformen und schien so für die diplomatische Mission im Haag bei der Formierung der Großen Allianz bestens geeignet.946 Marlborough war ja als General nur durch die Schlacht von Segmour 1685 gegen Monmouth und die Belagerungen in Irland im Neunjährigen Krieg bekannt. Aus beiden Ereignissen haben seine Biografen auf sein Talent geschlossen, den Zeitgenossen wäre das doch als sehr gewagt erschienen. Dennoch löste sein Erscheinen im Mauritshuis im Haag im Juli 1701947 bei den Generalstaaten nicht minder Freude aus als die Nachrichten über die Erfolge Prinz Eugens
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in Oberitalien, über die im Folgenden zu berichten sein wird. Denn mit ihm hatte sich der Repräsentant der antiholländischen Fraktion in England dem Kriegsprojekt Wilhelms III. angeschlossen.948 Marlborough war daher mehr als ein bloßer Gesandter im Dienst seines Königs;949 er repräsentierte eine starke Tendenz der englischen Gesellschaft, der dritten Kraft, und sprach auch für den Hof der Thronfolgerin Anne. England nahm nach alledem am Spanischen Erbfolgekrieg nicht teil, weil sein Monarch es so wollte; zunächst war Wilhelm von Oranien außerstande, der Entwicklung auf dem Kontinent englische Machtmittel entgegenzusetzen. Erst als die öffentliche Meinung in England wahrnahm, welche Interessen auf dem Spiel standen, schlug sie um und folgte dem König in den Krieg. Denn es ging um existentielle englische Interessen: die protestantische Sukzession des Hauses Hannover als Garant der Souveränität Englands gegenüber dem katholischen Haus Stuart im Schlepptau Frankreichs auf der einen und der Durchsetzung im Kampf um Kolonien auf der anderen Seite.950 In England obsiegten bei den Wahlen zum Unterhaus die Whigs951 über die friedensfreundlicheren Tories. Rüstungen zu See und zu Land wurden forciert,952 und am 31. Mai 1701 wurde John Churchill durch Wilhelm III. trotz aller Vorbehalte zum Oberbefehlshaber der sich in Holland versammelnden Streitkräfte ernannt; dieser Bestellung folgte jene zum außerordentlichen Gesandten bei den Generalstaaten.953 Am 22. März 1701 ergingen Ultimaten der Generalstaaten und Englands an Ludwig XIV. Im Verlauf des Jahrs 1701 hatte sich mit dem Entstehen der Großen Allianz das Bild radikal verschoben. Zum Anfang des Jahrs stand der Sonnenkönig vereinzelten Opponenten gegenüber; diese hatten sich nun zu einer Allianz zusammengeschlossen, die den Rahmen der Wiener Großen Allianz überschritt. Es sollte sich erweisen, dass die erstarkte Rolle Englands in dieser neuen Großen Allianz zu einer hartnäckigeren Kriegsführung beitrug, als sie den Pfälzischen Erbfolgekrieg auf Seiten der damaligen Alliierten ausgezeichnet hatte. Erst am 7. September 1701 kam es in Den Haag zur Bildung der Haager Großen Allianz als Tripleallianz zwischen den Seemächten und England. Der Sache nach wurde vereinbart, für den status quo ante bellum zu kämpfen; für die Seemächte kam es entscheidend auf den Handel mit Ost- und Westindien sowie die Sicherung der Barrierefestungen an.954 Der Allianzvertrag sah nicht die Sukzession Erzherzog Karls vor, denn die Generalstaaten hatten Philipp V. anerkannt, allerdings auch, um ihre Truppen aus den Barrierefestungen herauszubekommen.955 Damit stellte sich der Allianzvertrag gleichsam als Dritter Teilungsvertrag dar.956 Freilich war damit der Krieg nach wie vor nicht erklärt. Die Generalstaaten verhandelten bis in den April 1702 mit der französischen Krone.957 Zunächst wurden Reichsstände, deren Loyalität zweifelhaft war, Ziel erster militärischer Aktionen. Die im Raum Königslutter dislozierten Truppen BraunschweigWolfenbüttels, die mit französischem Geld angeworben waren, wurden im März 1702
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durch hannoversch-lüneburgische Truppen unter Führung des hannoverschen Generals Sommerfeld gefangengesetzt.958 Kriegsziele
Die Große Allianz trat 1701 noch nicht dafür ein, den Habsburgern die gesamte spanische Erbschaft zu sichern. Leopold I. trat ihr daher nur unter großen Vorbehalten widerstrebend bei.959 Die Große Allianz focht also für die Teilung des Weltreichs.960 Zugleich führten diese beschränkten Kriegsziele paradoxer Weise dazu, die spanischen Granden auf die Seite Philip V. zu bringen, der ihnen als Garant für den Erhalt der Unversehrtheit des spanischen Weltreichs erschien. 1712 berief sich Bolingbroke gegenüber seinen Kritikern auf die Anfänge der Großen Allianz, die 1701 noch nicht dafür eingetreten war, den Habsburgern die gesamte spanische Erbschaft zu sichern, sondern für die Teilung des Weltreichs in den Kampf getreten war.961 Art. 5 des Vertrags der Großen Allianz sah ausdrücklich vor, dass die Spanischen Niederlande einzunehmen seien, um den Franzosen die Barrierefestungen wegzunehmen, damit diese Landstriche den Vereinigten Provinzen als „Deich, Bollwerk und Barriere“ gegen Frankreich dienen könnten.962 Die Haager Große Allianz forderte für den Kaiser Mailand, das Königreich beider Sizilien, die Balearen (naheliegende Gründe englischer Interessen sind dabei deutlich) sowie die spanischen, habsburgischen Niederlande; die Sukzession Phillip V. waren sie im Übrigen anzuerkennen bereit. Der Herzog von Anjou sollte die spanische Krone unter dieser Voraussetzung tragen, und auch die überseeischen Kolonien beherrschen dürfen, dass die spanische nicht mit der französischen Krone vereinigt werde.963 Marlborough bestand auf einer Vertragsklausel, nach der jede von englischen Waffen eroberte spanische oder französische Herrschaft in Westindien England zufallen sollte.964 1702 wurde der Bündnisvertrag durch eine Klausel ergänzt, in der die Generalstaaten und der Kaiser England die Unterstützung der Hannoveraner Sukzession zusicherten.965 Die Gesamtlage und der Aufmarsch der Großen Allianz im Jahr 1701
Ludwig XIV. und seine Entourage hatten allen Bündnissen der Gegenseite zum Trotz Grund zum Optimismus: Philipp V. war bereits in seinem Königreich eingetroffen, dessen überseeische Besitzungen ihm huldigten. Im Norden in den Spanischen Niederlanden war nach der Weigerung der Generalstaaten, Phillip V. anzuerkennen,966 der Festungsgürtel besetzt, der Frankreichs Grenzen nach Nordosten schützte; zwar waren kaum ausreichend Truppen vorhanden, um die zu den Generalstaaten nach Norden
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gelegenen Städte und Festungen hinreichend zu bemannen, aber Werbungen und Rüstungen schritten zügig voran.967 Nach der Besetzung der Barrierefestungen fanden zwischen Frankreich und den Seemächten noch Verhandlungen statt. Die Okkupation war ein fait accompli, denn Ludwig XIV. verfügte über eine Armee, und die Seemächte – noch – nicht.968 Der Abzug der holländischen Truppen wurde nach zähen Verhandlungen von Ludwig XIV. widerstrebend gewährt; immerhin, die Spanischen Niederlande waren fest in seinem Griff. Kurköln und Kurbayern standen fest an Frankreichs Seite. Erzbischof Joseph Clemens räumte durch den Vertrag vom 18. November 1701 die Rheinfestungen Frankreichs: Kaiserswerth, Rheinsberg und Lüttich nahen französische Besatzungen.969 Gegenüber Kaiser und Reich begründete der Erzbischof sein Vorgehen mit einer Bedrohung seitens der Pfalz; bei den Truppen, die zu seiner Hilfe geeilt seien, handele es sich um burgundische Kreistruppen – also Einheiten eines deutschen Defensionskreises.970 Er berief sich dabei juristisch auf die Teutsche Libertät, wie sie in der Goldenen Bulle und im Westfälischen Frieden festgeschrieben sei: Er handle nicht anders als die deutschen Fürsten 1658 bei der Gründung des Rheinbunds.971 Seinem Bruder Max Emanuel gegenüber berief sich Joseph Clemens auf die Teutsche Libertät.972 Dies trieb den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in die Arme der Großen Allianz, der er als erster Reichsstand am 1. Dezember 1701 beitrat.973 Um jeder Bedrohung aus Vorderösterreich und seinem Verbündeten, der Markgrafschaft Baden, siegreich zu begegnen, waren bei Breisach Redouten aufgeworfen;974 trotz der Linien des Markgrafen von Baden bei Stollhofen stand dem Rheinübergang und der Kommunikation mit Bayern kein ernstliches Hindernis im Weg. Die spanischen Besitzungen in Neapel hatten – trotz erheblicher Widerstände – Philipp V. gehuldigt. Französische Truppen standen nun nicht nur im spanischen Mailand, sondern auch in Mantua, also auf Reichsgebiet. In den Niederlanden hatte Marschall Bouffler über 40 französische und 23 spanische Bataillone Infanterie sowie 50 französische Schwadronen und 43 spanische Schwadronen Kavallerie unter seinem Kommando, im luxemburgischen Villeroi, später Tallard, die Marschälle Grammont und Montrével im Kurfürstentum Köln, am Rhein Marschall d’Huxelles mit zusammen etwa 37 Bataillonen und 92 Schwadronen und in Norditalien zunächst Tessé, später Catinat, über 40 Bataillone und 56 Schwadronen das Kommando. Zusammen näherte sich diese Armee einer Stärke von 250 000 Mann.975 Um der Bedrohung aus dem Kölnischen entgegenzutreten, wurden im Verlauf des Frühherbsts 1701 in Düsseldorf pfälzische Truppen, in Cleve 7 000 Preußen stationiert.976 Die nach dem Frieden von Rijswik reduzierte Armee der Generalstaaten wurde im Verlauf des Sommers verstärkt; im Spätherbst 1701 trafen 10 000 Engländer in Breda ein. Am Rhein stand der Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden mit 28 Bataillonen kaiserlichen Truppen und Verbänden des schwäbischen und des fränkischen Kreises. Offensivbewegungen waren nicht möglich. So befestigte der Markgraf zum Schutz der
Die Erbstreitigkeiten nach dem Tod Phillips IV.
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Pfalz gegen das Elsass Landau, ließ Linien und Erdwerke bei Neustadt a. d. Haardt aufwerfen und errichtete die Stollhofener Linien.977 Die kleineren, meist südwestdeutschen, fränkischen und rheinischen Herrschaften, die sich in dem Nördlinger Bund zusammengeschlossen hatten, stellten der Reichsarmee ihre kleinen Kontingente zuverlässig zur verfügung.978 Dagegen waren die bewaffneten großen Reichsstände dem Druck der Stellung von Kontingenten gegenüber souveräner und konnten es sich erlauben, die konstitutionellen Verpflichtungen missachtend, ihre Truppen als Mieteinheiten gegen Subsidien in den Dienst der Seemächte zu stellen.979 Ludwig Wilhelm genoss als einer der führenden Befehlshaber der kaiserlichen Truppen des späten 17. Jahrhunderts ein hohes Renommée. Er wurde am 8. April 1655, sieben Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs, im Hôtel de Soissons in Paris als Sohn des Erbprinzen Ferdinand Maximilian von Baden (1625–1669) und Ludovica (Luise) von Savoyen-Carignan (1627–1689) geboren, deren Bruder Eugéne-Maurice de Savoie-Carignan, Graf von Soissons war, der Vater des berühmten Prinz Eugen, dem Cousin Ludwig Wilhelms. Er wurde nach seinem Großvater Markgraf Wilhelm (1593–1677) und seinem Taufpaten Ludwig XIV. getauft. Der junge Ludwig Wilhelm begann seine militärische Laufbahn 1674 im Alter von 19 Jahren mit dem Eintritt in die kaiserliche Armee, sein militärischer Lehrmeister war Raimund von Montecuccoli im Holländischen Krieg. Wegen seines hervorragenden Verhaltens bei der Einnahme der Festung Philippsburg verlieh ihm Kaiser Leopold I. 1676 ein Infanterieregiment. Als 1677 sein Großvater starb, wurde er regierender Markgraf von Baden-Baden. Nach dem Frieden von Nijmegen ernannte der Kaiser Ludwig Wilhelm zum Obristfeldwachtmeister zu Pferd und zu Fuß. Während er in den Türkenkriegen als „Türkenlouis“ Ruhm errang, wurden seine eigenen Besitzungen in Baden von den Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört, so auch 1689 sein Stammsitz in Baden-Baden. Wie gezeigt, gab der Kaiser ihm gegenüber dem 38 Jahre alten Prinzen Eugen von Savoyen den Vorzug.980 Leopold I. wartete nicht auf die politischen Entwicklungen innerhalb der Seemächte, sondern nahm das Spiel in Oberitalien auf.981 Prinz Eugen übernahm den Befehl über die Truppen der kaiserlichen Italienarmee. François-Eugène de Savoie-Carignan gehörte dem europäischen Hochadel an. Seine Familie besaß Verbindungen zu den spanischen und österreichischen Habsburgern genauso wie zu den französischen Bourbonen und deutschstämmigen Häusern Wittelsbach und Baden-Baden. Eugen war der fünfte Sohn von Eugen Moritz von SavoyenCarignan, Graf von Soissons,[11] General und Gouverneur Ludwigs XIV., und Olympia Mancini; Kardinal Jules Mazarin war sein Großonkel. Er wuchs am Hof Ludwigs XIV. auf und war für die geistliche Laufbahn bestimmt. Bereits als Kind (1678) war er im Besitz zweier Abteien, weshalb er am französischen Hof „der kleine Abbé“ genannt wurde. Eugen neigte jedoch der Militärlaufbahn zu und bat um das Kommando über ein Bataillon, welches ihm aufgrund seines Stands zugestanden hätte. Der König lehnte dies jedoch mit Verweis auf seinen schmächtigen Körperbau, tatsächlich wohl eher deshalb ab, weil er die Neigungen und den Lebenswandel des jungen Manns scharf
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missbilligte. Nicht minder wird entscheidend gewesen sein, dass Prinz Eugens Mutter seit drei Jahren in Verbannung lebte, da sie unter dem dringenden Verdacht stand, ihren eigenen Mann vergiftet zu haben. Eugen begab sich ohne Zögern an die Donau, wo Kara Mustafas Kriegszug ihm Chancen bot: Er erhielt in Österreich zwar ein Offizierspatent, das Regiment ritt aber bereits unter Heißler von Heitersheim Angriffe gegen den osmanischen Nachschub bei Wien, das zu diesem Zeitpunkt gerade von den Türken belagert wurde. Der junge Oberstleutnant Eugen zog dann mit dem Entsatzheer nach Wien und kämpfte in der Schlacht am Kahlenberg an der Seite seines Cousins Ludwig Wilhelm von Baden. Ende 1683 erhielt Eugen als Oberst ein eigenes Dragonerregiment. Am 16. Oktober 1685 wurde er Generalfeldwachtmeister (entspricht einem Generalmajor), am 31. Januar 1688 Feldmarschalleutnant, 1690 General der Kavallerie und am 25. Mai 1693 Feldmarschall. 1696 befehligte er die kaiserliche Armee in Oberitalien und verließ Oberitalien gemäß dem Vertrag von Vigevano. 1697 wurde er zunächst Stellvertreter des Oberbefehlshabers in Ungarn. Seit dem 5. Juli 1697 befehligte Eugen (als Oberbefehlshaber) den habsburgischen Gegenstoß in Ungarn während des Großen Türkenkriegs. Seinen Ruf als Feldherr begründete der entscheidende Sieg in der Schlacht bei Zenta (in der Vojvodina) am 11. September 1697, wo er die Hauptmacht des osmanischen Heers bei einem Flussübergang vernichten konnte. Unmittelbar danach nahm er Sarajevo ein, wobei die Stadt durch einen Brand fast völlig zerstört wurde. Die unmittelbare Folge war der Friede von Karlowitz 1699, bei dem Österreich Türkisch-Ungarn, Siebenbürgen und Slawonien erwarb. Eugenio von Savoie, wie er selbst unterschrieb,982 blieb kulturell Franzose und Savoyarde. Dieser Mann übernahm das Kommando über die Tialienarmee, die ihren Sollstand von 120 000 bei Weitem nicht erreicht hatte. Ihr gros stand im deutschen Reichsgebiet, in Ungarn, Böhmen, und einzelne Einheiten – die Regimenter Gratz und PfalzZweibrücken – standen sogar in Tarragona. Diese Regimenter machten sich – wohl im Übrigen unbehelligt – auf ihren Weg durch Südfrankreich bis nach Vorderösterreich.983 Für den Norditalienischen Kriegschauplatz standen vorerst 25 Bataillone (15 000 Mann) Infanterie und 36 Schwadronen mit 6 000 Mann Kavallerie mit 26 Geschützen und 350 Bagagewagen zur Verfügung.984 Gegen Jahresende nahmen auch die Seemächte die Kampfhandlungen auf dem niederländischen Theater auf: Am 16.Dezember 1701 beschoss holländische Artillerie das von Franzosen besetzte Fort Salzette.985 Bevor nun der Gang der Kampfhandlungen, die damit im Norden eingesetzt hatten und in Norditalien bereits seit Monaten tobten, behandelt wird, sollen zunächst die Techniken der kämpfenden Parteien geschildert werden, ohne deren Verständnis es nicht immer leicht ist, den weiteren Verlauf nachzuvollziehen.
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Kapitel 3: Militärische Potentiale Waffengleichheit der streitenden Parteien
Der Dreißigjährige Krieg war lange Zeit mit der Entschlossenheit und Bitternis seiner Führung tief im Bewusstsein wenigstens der Deutschen gegenwärtig. Mag eine Seite zeitweise militärisch überlegen gewesen sein, wie es mit dem Auftreten einer professionellen Version des oranischen Modells der Kriegsführung unter der Ägide Gustav II. Adolphs von Schweden der Fall war, scheinen sich daraus hervorgehende Ungleichgewichtigkeiten alsbald durch entsprechende Adaptionen der militärischen Fertigkeiten durch die Gegenseite nicht anders als durch Angleichungen, die aus dem Verzehr von Ressourcen und der allgemeinen Erschöpfung herrührten, ausgeglichen zu haben. Der Spanische Erbfolgekrieg war durch die Gleichheit der militärischen Techniken beider Seiten gekennzeichnet. Auch nur im Ansatz lassen sich Ungleichgewichte zwischen den Parteien des Spanischen Erbfolgekriegs kaum ausmachen. Beide Seiten befanden sich technologisch und taktisch gleichermaßen auf der Höhe der zeitgenössischen Kriegskunst. Im Folgenden wird von Unterschieden in der taktischen Formation von Infanterie und Kavallerie zu berichten sein; hier ist darauf hinzuweisen, dass damit aber nur auf Nuancen verwiesen wird, die zu vereinzelten Vorteilen auf dem Schlachtfeld geführt haben mögen.986 Sie waren ebenso wenig kriegsentscheidend wie das Repetiergewehr auf den Schlachtfeldern des nordamerikanischen Sezessionskriegs, zumal anders als in jenem Fall die Unterschiede sich durch die beiden Lager hindurchzogen. Die Vermutung erscheint nahe, dass, wenn insbesondere in den niederländischen und englischen Truppen für die Infanterie das Peletonfeuer987 und für die Kavallerie das Chargieren mit blanker Waffe einexerziert und im Gefecht befohlen wurde, damit nicht zwingend technisch eine überwältigende taktische Überlegenheit antrainiert wurde. Vielmehr drängt sich bei der Lektüre von Relationen der Gefechtslagen des Spanischen Erbfolgekriegs auf, dass die Form des Exerzierens im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren der Führung der Truppen bei einer technisch begriffenen „Waffengleichheit“ zu einem Gefälle in der Moral – der Entschlossenheit – der Truppen der gegnerischen Kräfte geführt hat. Heeresverfassung, Loyalität und Disziplin
Nach dem Westfälischen Frieden vollzog sich in der Verfassung europäischer Armeen ein Wandel, der mit dem Regierungsantritt Ludwig XIV. in Frankreich988 und mehr oder weniger auch in den Armeen begann. Es genügt nicht, diesen Wandel mit klangvollen Bezeichnungen zu belegen und ihn als Übergang von „Landsknechtskontingenten“ zu „gepressten“ Armeen zu bezeichnen.
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Das Sachproblem hat John A. Lynn989 mit dem Übergang von zusammengesetzten Vertragsarmeen zu staatlichen Kommissionsarmeen treffend beschrieben. Vom späten 15. bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs waren Armeen aus drei Elementen zusammengesetzt: Um einen kleinen Kern der eigenen Haustruppen des Souveräns – Garde, Trabanten, Leibregimenter usf. – scharten angeworbene Söldnereinheiten und von Adeligen angeworbene Privatarmeen, die zu mehr oder weniger dauerhaften Verbänden zusammengefügt wurden. Ihnen konnten (wie im Fall der Armee des Markgrafen von Baden-Durlach oder des Herzogs Christian von Braunschweig) lokale Milizen angeschlossen werden, die (wie bei Wimpffen) durchaus über eine erhebliche Kampfkraft verfügen konnten, aber häufig mit dem Vorbehalt aufgestellt wurden, nicht außerhalb ihres Lands oder Landstrichs dienen zu müssen. Privatarmeen, wie beispielsweise die von Ernst Graf von Mansfeld oder die von Bernhard von Weimar ausgehobenen Einheiten, waren nicht an sich loyal. Ihr Dienst musste angekauft werden, und die Kondottiere konnten den Dienstherren wechseln. Mansfeld stand nacheinander im Sold des Winterkönigs, Englands der Vereinigten Provinzen, verhandelte aber durchaus auch mit Liga und Kaiser; Bernhard von Weimar stand nach der Schlacht von Nördlingen im Sold Ludwig XIII. Das damit dem System innewohnende Loyalitätsproblem kam nach dem Westfälischen Frieden besonders in Frankreich zum Ausbruch, als die vom Herzog von Epernon zum Kampf für Ludwig XIII. angeworbenen Truppen von ihrem Herren in der Fronde gegen den König geführt wurden.990 Der durch seine Ermordung vereitelte Abfall Wallensteins vom Kaiser hin zu den Schweden im Jahr 1634 war auf kaiserlicher Seite der spektakuläre Fall von Illoyalität eines Kriegunternehmers. Die Disziplin der Kontrakttruppen hing von ihrer Führung durch den Kriegsunternehmer ab, der noch in den ersten 20 Jahren des Dreißigjährigen Kriegs bei der Werbung auf einen guten Ruf unter den Anzuwerbenden angewiesen war – was neben der Verlässlichkeit bei der Soldzahlung und einem Gewissen, das Überleben garantierenden militärischen Talent nicht zuletzt Großzügigkeit in Fragen militärischer Disziplin voraussetzte. Blieb die Soldzahlung aus, versuchten sich diese Truppen durch Plünderungen schadlos zu halten. In Truppenkontingenten wie denen des Reichs, in denen die Sicherstellung einer regelmäßigen Besoldung gegenüber den Verhältnissen des Dreißigjährigen Kriegs nicht wirklich verbessert war, kam es zu Plünderungen; Markgraf Ludwig Wilhelm sah sich regelmäßig gezwungen, die Obristen anzuschreiben, um sie zu mahnen, Exzessen entgegenzutreten.991 Die absolutistischen Fürsten folgten dem Sonnenkönig in der Abkehr von der Errichtung solcher für sie und ihre Bevölkerung hochgradig gefährlichen Kontraktarmeen unter der Führung von Kriegsunternehmern. Mit der Verstaatlichung der Gewalt wurden Militärunternehmer durch förmliche staatliche Einrichtungen abgelöst:992 An ihre Stelle traten Kommissionsarmeen, die allein dem sie errichtenden Fürsten verpflichtet waren.993 Die Beziehung zwischen Souverän und Kriegsunternehmer wurde durch die zwischen dem Souverän als Kriegsherren und Inhaber der Armee und einem
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ihm loyal verbundenen Offizierskorps abgelöst.994 Dieses aus dem Adel gebildete Offizierskorps fand in der Armee den Ort, den standesgemäßen Ruhm995 zu erwerben und, soweit es sich nicht um durch Primogenitur im Weg der Erbfolge versorgte Abkömmlinge handelte, sich Einkommensquellen aus der Inhaberschaft von Regimentern zu erschließen. Die Offiziere waren daher durch die Personalunion von Inhaberschaft und Oberkommando in der Person des Fürsten an diesen gebunden. Wallenstein, Manfeld, der Halberstädter und noch Bernhard von Weimar führten nicht Befehle ihres „Kriegsherren“ aus. Wallenstein wandte sich 1632 nicht nach Bayern, um die Schweden zu vertreiben, und noch ein Turenne befolgte durchaus nicht die ihm von Louvois übermittelten Befehle.996 War der Kriegsunternehmer sein eigener Herr und führte den Krieg auf eigene Faust, ohne weiteren Befehlen seiner Vertragspartner unterworfen zu sein, änderte sich dies mit der Kommissionsarmee: In Frankreich beaufsichtigte seit Le Tellier997 die Ministerialbürokratie durch Intendanten, Kommissare und Inspektoren998 die Offiziere; sie achteten darauf, dass die Offiziere die ihnen anvertrauten Gelder zur vorschriftsmäßigen Versorgung und Ausrüstung der Gemeinen nutzten und nicht durch die Angabe fiktiver Ist-Stände Mehrbeträge für sich vereinnahmten und unterschlugen, wie es in allen Armeen aller Staaten des 17. Jahrhunderts zur gängigen Praxis gehörte.999 Andere Staaten wie England folgten diesem Beispiel der Einrichtung von Visitationen durch entsprechende Kommissare und Inspektoren. Im System Louvois waren Kommissariate1000 dafür verantwortlich, Revuen anzustellen und den Zahlenbestand der Truppen festzustellen, während Intendaten lokale Verwaltungsbeamte waren, die die Versorgung der Armee sicherstellen sollten.1001 Inspektoren dagegen waren militärische Kontrolleure.1002 Dadurch wurde die Versorgung der Gemeinen sichergestellt und sie wurden der Notwendigkeit enthoben, sich zur Selbsterhaltung aufs Plündern zu verlegen. Regelmäßiger Sold und regelmäßige Versorgung mit dem Lebensbedarf bildeten die Grundlage der Truppendisziplin. Patriotische Gefühle waren kaum dafür maßgebend, dass die Soldaten ihren Dienst taten – auch in einem Krisenjahr wie 1709 stand nicht „die Nation“, sondern die Person Ludwig XIV. Mittelpunkt:1003 Zwar waren die gemeinen Soldaten ebenso wie das Offizierkorps durch ihren Eid an den Souverän gebunden. Es wäre aber verfehlt, z. B. die Rekrutierungserfolge des Frühjahrs in Frankreich auf eine patriotische Grundstimmung zurückzuführen – die nackte Verzweiflung der Großen Hungersnot trieb die Männer zu den Fahnen. Dort war es die schiere Gewalt eines brutalen Drills, der die Ordnung in den Massen aufrechterhielt, die, anders als das aus dem Adel rekrutierte1004 Offizierskorps, nicht durch einen Ehrenkodex gelenkt werden konnten.1005 Denn die Massen der Gemeinen rekrutierten sich neben eine sichere Existenzgrundlage suchenden Angehörigen des ländlichen und städtischen Proletariats aus den Insassen von Gefängnissen, Schuldtürmen und Irrenanstalten – allerdings in Frankreich im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs auch aus dem Ersatz, der den stehenden Regimentern aus Milizregimentern1006 gestellt wurde.
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Die Großmächte – besonders Frankreich und die Generalstaaten – warben neben aus Landeskindern zusammengesetzten Einheiten auch ausländische Regimenter an.1007 In Frankreich bildeten die irischen Regimenter (die Wild Geese) einen geschlossenen Block ausländischer Söldner neben den Schweizern, die traditionell unter französischen wie auch seit deren Befreiungskrieg unter holländischen Fahnen dienten.1008 Diese Truppen wurden in eigenen Regimentern mit eigenen Offizieren in der Heimatsprache1009 geführt; ihre Loyalität war außerordentlich und vielfach, wie im Fall der Iren, der konfessionell bedingten Exilsituation geschuldet. Verstöße gegen die einzuhaltende Disziplin wurden drakonisch mit Leib- und Lebensstrafen geahndet.1010 Wo, wie in den Reichskontingenten, die Besoldung und Versorgung der Truppen nur mit Mühe und unregelmäßig gewährleistet werden konnte, wurde seit 1693 vom Oberbefehlshaber Markgraf Ludwig Wilhelm mit dem „Aufknüpfen bei Exzessen“ nicht nur gedroht.1011 Strikte Disziplin war erforderlich, da, wie im folgenden Abschnitt näher beschrieben werden soll, von den Infanteristen zweierlei erwartet wurde: Sie mussten in Linie aufrecht stehend feindlichem Feuer und nicht zuletzt Angriffen feindlicher Reiterei trotzen. Dabei mussten eine Reihe von Handgriffen ohne nachzudenken zum Laden des Gewehrs schnell ausgeführt werden. Die Einübung dieser Handgriffe und der Erwerb der Fähigkeit, den richtigen Platz in Reih und Glied einzunehmen und zu halten, setzte den unnachgiebigen Drill voraus, der die Kommissionsarmeen von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an prägte.1012 Der Drill setzte einen hohen Zeitaufwand voraus. Die Werbung frischer Truppen im Frühjahr und ihre Übung auf dem Marsch, wie er noch im Dreißigjährigen Krieg üblich war, genügte bei Weitem nicht, die mechanische Funktionsweise der Infanterie sicherzustellen, die für die Lineartaktik condicio sine qua non war. Die Ausbildung setzte daher einen hohen Aufwand voraus und wurde dafür besonders abgestellten Spezialisten wie dem Chronisten Capitain Parker1013 anvertraut. Rekrutiert wurden „Freiwillige“, die zum Teil durch Einschüchterung gepresst wurden; deren Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren, während das des Subalternkorps bei 44 Jahren lag.1014 In unterschiedlichem Maß wurde auf Insassen von Gefängnissen zurückgegriffen; in Frankreich kam dabei die Rekrutierung von Schmugglern und Schuldnern in Betracht, da der Militärdienst nicht als Strafe begriffen werden sollte, sondern als Gnade, in deren Genuss nicht jeder gewöhnliche Kriminelle kommen sollte.1015 Zu den regulären Linienregimentern kamen in Frankreich Milizen, mit denen die Linienregimenter ergänzt wurden, aber nicht deren Qualität erreichten;1016 Marsin klagte 1703, 7 700 Milizionäre, die ihm zugeschickt worden waren, seien allein reif für die Hospitäler.1017 Die Armeen der Söldnerführer des 16. und frühen 17. Jahrhunderts zogen mit einem die Zahl der Kombattanten um ein Vielfaches übertreffenden Tross1018 ins Feld, den die Kommissionsarmeen reduzierten, aber nicht völlig beseitigten. In den Dörfern und Weilern um das Lager der Armee sammelten sich Prostituierte – die gegen Ende
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des 17. Jahrhunderts aus den Lagern zu verbannen versucht wurden,1019 Kleinhändlerinnen (vivandiéres),1020 Spieler, Bettler und Kinder, die der Armee folgten und ihr Dienstleistungen aller Art anboten;1021 man rechnete damit, dass auf ein Bataillon (ca. 400 Mann im Durchschnitt), 15 bis 20 Frauen kamen.1022 Bewaffnung, Arten und Uniformierung der Infanterie
Der Fusilier1023 als gemeiner Soldat zu Fuß war zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit einer Muskete (franz.: fusil) bewaffnet, die in aller Regel mit einem Steinschloss versehen war. Die Waffe war im Durchschnitt ca. 160 cm lang und 4,5 kg – mit aufgesetztem Bayonett bis zu 5,8 kg1024 – schwer.1025 Luntenschlossmusketen1026 waren noch anzutreffen – eher in französischen und spanischen Einheiten als denen der Großen Allianz –, bildeten aber zusehends die Ausnahme. Mit dem unerhörten Verschleiß, dem die Ausrüstung in den Kampagnen ausgesetzt war, wird die Luntenschlossmuskete alsbald vom Schlachtfeld verbannt und allenfalls Garnisonen im Hinterland ausgegeben worden sein. Allerdings wird noch den Besatzungen von Lüttich und Landau gestattet, mit brennenden Lunten und Kugeln im Mund abzuziehen;1027 ob dies nur noch einer Reminiszenz an die außer Gebrauch getretene Waffe und als besondere Ehrenbezeugung gedacht war oder die konkrete Bewaffnung widerspiegelt, lässt sich nicht entscheiden. In Frankreich1028 scheint sich aus fiskalischen Gründen der Wechsel von der Lunten- zur Steinschlossmuskete langsamer als bei den Seemächten und den Nordischen Staaten vollzogen zu haben, was den Seemächten und ihren dänischen Verbündeten in den ersten Kriegsjahren geringfügige Vorteile gab. Die Steinschlossmuskete erlaubte eine höhere Feuergeschwindigkeit von bis zu zwei Schuss, die ein geübter Fusilier unter Idealbedingungen hat abgeben können. Die Ladung bestand aus einer Bleikugel mit einem Kaliber von durchschnittlich 18 mm und einem Gewicht von über 30g,1029 wobei die französischen Kugeln 1/24 Pfund Blei, die englischen mit 1/16 Pfund Blei erheblich schwerer und durchschlagskräftiger waren.1030 Der Ladevorgang war erheblich erleichtert worden, nachdem der Däne Jan Zeger Ende des 17. Jahrhunderts die Verbindung der Kugel mit der Kartusche entwickelt hatte.1031 Die Handhabung der Steinschlossmuskete vollzog sich folgendermaßen: Der Schütze spannte den Hahn der Muskete bis zur ersten, gesicherten Stellung (Ruhrast). Aus einem an der Patronentasche hängenden Zündkrautfläschchen schüttete er nun auf die geöffnete Pulverpfanne ein mit Schwefel angereichertes Schwarzpulver, das die Glut durch eine Bohrung am unteren Ende des Laufs in die eigentliche Treibladung brennen sollte. Nach Schließen des Pfannendeckels wurde die Waffe senkrecht gehalten, aus der Patronentasche eine Papierpatrone mit der Treibladung aus Schwarzpulver genommen und die Patrone aufgebissen. Die Ladung wurde dann durch die Mündung in den Lauf geschüttet, die zusammengeknüllte leere Papierhülle als Pfropfen
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darauf gestopft und mit dem hölzernen Ladestock1032 beide auf den Boden des Laufs gerammt. Bei der Länge der Muskete war eine Körpergröße des Fusiliers von weniger als 160 cm nicht hinnehmbar, weil eine kleinere Person die Waffe nicht hätte handhabenkönnen; der Fusilier mit einer Körpergröße von 170 cm genügte den Anforderungen.1033 Dann entnahm der Schütze die Kugel der Kugeltasche, führte sie wiederum in die Laufmündung ein, rammte sie mit dem Ladestock fest und befestigte den Ladestock nach erfolgter Operation in Halterungen des Schafts unter dem Lauf oder legte ihn griffbereit anderweitig ab. Der gespannte Hahn, in den ein Feuerstein eingeschraubt ist, schlägt bei Betätigung des Abzugs auf einen im rechten Winkel vom Pfannendeckel nach oben reichenden Stahlfortsatz, wodurch der Funken geschlagen wird, der das Zündkraut in der Pfanne mit einer Stichflamme entzündet und durch den Zündkanal die Treibladung zur Explosion bringt.1034 Der Schuss führt zu einem starken Rückstoß. Ein Anlegen der Steinschlossmuskete an der Schulter ist deshalb nicht tunlich; der Fusilier legt zum Abfangen des Rückstoßes und zur Vermeidung von Verletzungen die Muskete an seiner rechten Brust an. Ein gezielter Schuss mag mit leichten Jagdflinten nicht ausgeschlossen gewesen sein, war aber für die Infanterie im Gefecht kaum möglich. Die Stichflamme auf der Zündpfanne nahm dem Schützen jedenfalls beim Schussvorgang die Sicht; Schwarzpulver führt zu einer Rauchentwicklung, die allen Kombattanten alsbald die Sicht nahm oder doch nachhaltig erschwerte. Der Feuerstein verbrauchte rasch. Nach 20 Schuss konnte er stumpf geworden sein, was eine Auswechselung durch Lösen der Spannfeder erzwang. War dies noch möglich, führte die regelmäßig ebenfalls nach einer Serie von 20 bis 30 Schuss eintretenden Verrußung des Zündkanals dazu, dass die Waffe einer eingehenden Reinigung unterzogen werden musste, also im Gefecht ausfiel. Alsbald waren Gesicht und Hände des Fusiliers mit einer schwarzen Rußschicht bedeckt. Die Uniform, ihre Borten, Spitzenverzierungen wurden binnen kürzester Zeit verdreckt, wenn sie es nicht nach anhaltenden Märschen schon vor dem Gefecht waren. Diese Uniform war bereits stärker national vereinheitlicht als im Pfälzer Erbfolgekrieg; allerdings lassen sich zum äußeren Erscheinungsbild der Kriegsgegner nur allgemeine Grundzüge angeben: In Frankreich1035 hatte sich für Linienregimenter ein licht- bis hellgrauer, weit geschnittener Uniformrock durchgesetzt. Dessen Farbe wurde durch „pudern“1036 aufgefrischt, worunter man sich vorzustellen hat, dass Kreide aufgetragen wurde,1037 was einen besseren Effekt als jede Wäsche hatte, die Farben ausbleichte. Die Regimenter unterschieden sich durch unterschiedliche Farben der Aufschläge und entweder horizontal oder vertikal aufgesetzte Rocktaschen in leicht differierenden Designs. Spielleute – Trommler und Pfeifer – trugen den königlichen Livre, waren daher in ein dunkleres königsblau gewandet mit Schwalbennestern auf den Schultern und stark verzierten Ärmeln. Besondere Regimenter – z. B. Royal Italienne, gekleidet in einem braunen Rock oder das schwedische Regiment Sparre mit einem hellblauen Rock,1038
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um nur zwei Beispiele zu nennen – konnten davon abweichen. Die Aufschläge an den Ärmeln waren meist mit gefalteten Hemdaufschlägen oder Spitzen verziert. Schweizer Regimenter in französischen Diensten trugen regelmäßig einen roten Rock; Gleiches galt für viele irische Regimenter. Die spanischen Truppen trugen das Weiß, das die katholischen Mächte des 18. Jahrhunderts auszeichnete und gegenüber anderen Farben den Vorteil hatte, sehr leicht durch Kreide wieder in Form gebracht werden zu können, ohne die Uniform aufwändig reinigen zu müssen. Unter den Verbündeten Frankreichs trugen die kurkölnische Infanterie blaue, die kurbayerischen Fußtruppen hell-(bayerisch-)blaue Röcke. Auf Seiten der Großen Allianz war die Grundfarbe des im Schnitt dem französischen Uniformrock gleichenden Rocks der englischen Infanterie durchgehend und ohne festzustellende Ausnahmen ein bis ins Karmesin reichendes Rot; die Infanterie Hannovers, Lüneburgs und Braunschweigs trug ebenfalls weithin rote Röcke, es waren aber regimentsweise auch blaue Röcke möglich. Die Infanterie der Generalstaaten trug überwiegend hell- bis mittelgraue Röcke; auch weiße und blaue (bei oranischen Regimentern) Röcke wurden nachgewiesen. Schweizer im Sold der Generalstaaten trugen rote Röcke, schottische Regimenter blaue – wobei dabei auch andere Farben vorkamen. Die preußische Infanterie trug bereits das preußische Blau, wobei der Uniformrock noch nicht den knappen Schnitt späterer Zeiten aufwies. Blau war auch die Farbe der Fußtruppen Holsteins und Mecklenburgs. Die habsburgischen Truppen trugen einen hell- bis mittelgrauen Rock. Auch auf Seiten der Großen Allianz waren die Farben der Aufschläge und das Design der Rocktaschen Unterscheidungsmerkmal der Regimenter, und die Spielleute trugen oftmals die Livrefarben des Regimentsinhabers. Die Kopfbedeckung bildete in allen Armeen ein ausladender, regelmäßig schwarzer Dreispitz, der nicht selten ebenfalls mit Spitzen oder Bordüren verziert war. Eine oft schwarze lederne Patronentasche wurde mittels eines ledernen Schultergurts getragen; Schwert – Degen oder Säbel – und Bayonetscheide wurdean einem um die Hüften über dem Rock getragenen Gürtel mitgeführt. Unter dem Rock wurde eine Weste getragen, die entweder beige bzw. lederfarben gehalten war oder die regimentseigenen Farben der Aufschläge aufgriff. Die Farben der Hosen waren auch regimentsweise verschieden und reichten von Weiß über Grau zu Blau, Grün, Rot usf. Traf die Steinschlossmuskete einen Gegner, richtete sie verheerende Verletzungen aus.1039 Ihre Reichweite betrug etwa 800 m; effektiv war sie bis zu einer Reichweite von 200 bis 250 m gegen geschlossene feindliche Formationen.1040 In der Schlacht von Ramillies verfingen sich in den Falten des Rocks des französischen Offiziers de la Colonie Musketenkugeln, die wegen der geringen Geschwindigkeit, die sie nach Zurücklegen einer längeren Entfernung hatten, keinen Schaden mehr anrichteten.1041 Einzelne Ziele zu treffen konnte bis zu einer Reichweite von 50 m erwartet werden.1042 Die furchtbare Wirkung des Musketenschusses wurde noch dadurch relativiert, dass der komplexe Ladevorgang unter Gefechtbedingungen geradezu zwangsläufig
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zu Ausfallerscheinungen und Fehlleistungen des Fusiliers führte. Nach der Schlacht von Gettysburg im Nordamerikanischen Sezessionskrieg wurden durch die siegreichen Nordstaatler 27 000 Musketen gefunden, von denen 3 000 korrekt ent- und 6 000 korrekt geladen waren. 12 000 Musketen waren doppelt geladen, 6 000 Musketen hatten bis zu zehn Ladungen, ohne abgefeuert worden zu sein. Nun ist dieses Beispiel1043 für den Spanischen Erbfolgekrieg nicht ohne Weiteres zu übernehmen, da es sich auch im dritten Kriegsjahr bei der Südstaatenarmee bei all ihrem Heroismus um eine nur halbprofessionelle Bürgerarmee gehandelt hat; die Fusiliere hatten alle einen unmenschlichen Drill durchlaufen, der im Gefecht seine Wirkung gezeigt haben wird. Dessen ungeachtet wird auch im Spanischen Erbfolgekrieg die Anspannung jedes Einzelnen seine Folgen gehabt haben. Jedes Regiment verfügte neben den Fusilieren über eine Kompanie Grenadiere.1044 Diese Eliteeinheiten waren neben der Steinschlossmuskete mit von Hand zu werfenden Explosivkörpern bewaffnet, die zumeist aus einer innen hohlen Eisenkugel, seltener aus Zinn, Holz, Ton oder aus Glas, gefertigt waren und deren Schwarzpulverfüllung mittels einer in einem Zündkanal sitzenden Lunte zur Explosion gebracht wurde. Die bis in unsere Tage gebräuchliche Bezeichnung „Granate“ leitet sich aus dem spanischen „grenada“ ab:1045 Der Sprengkörper hatte üblicherweise ungefähr die Größe eines Granatapfels. Die zum Schutz des Zündkanals aufgesetzte Schutzkappe wurde zwischen den Zähnen des Grenadiers abgezogen, nachdem er die Granate der mitgeführten großen Tasche entnommen hatte. Die in einer perforierten Blechhülle mitgeführte glimmende Zündschnur wurde dann angeblasen und mit ihr die Granatzündschnur gezündet, sogleich durch eine weit ausholende Bewegung Schwung genommen und die Granate fortgeschleudert.1046 In der offenen Feldschlacht traten die Grenadiere an den Flügeln ihres Bataillons als stabilisierende Eliteeinheit; sie gebrauchten dabei im gemeinsamen Feuer mit den Fusilieren die Steinschlossmuskete, die Granate kam dabei durchaus zum Einsatz, zwar nicht gegen feindliche Infanterie; sie wurde aber gegen die Hufe feindlicher Pferde geschleudert.1047 Deren doch recht primitive technische Beschaffenheit verbot ihren Einsatz im offenen Feld, da sie dort für den Freund ebenso, wenn nicht gefährlicher war als für den Feind. Beim Sturm auf Verschanzungen wie die in der Schlacht von Malplaquet, stets aber im Belagerungskrieg wurden Granaten geworfen. In „The British Grenadier“ heißt es: „When ’er we are commanded to storm the palisades Our leaders march with fuses (fusils), and we with hand grenades We throw them from the glacis, about the enemies’ eras Sing tow row, row, row, row, row, row, for the British Grenadiers.”1048 Traf der Wurf in einen begrenzten Raum wie einen Graben, ein Haus, einen Unterstand usf. konnte die Granate ihre Wucht entfalten; gegen einen Verhau oder gegen
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Palisaden konnte sie die Wirkung eines vorangegangenen Artilleriebeschusses erweitern. Schon die ersten Grenadiere, die im Dreißigjährigen Krieg in Belagerungen auftraten, trugen als Kopfbedeckungen Mützen wie die Monmouth-Caps, um durch weitausladende Hüte nicht im Wurf behindert zu werden. Dies wurde bis zum Spanischen Erbfolgekrieg ausgebaut, in dem Grenadiere – mit Ausnahme der französischen Infanterie, die auch für die Grenadiere am Dreispitz festhielt – verschiedene Formen von mitraartigen Kappen, die bisweilen aus Zipfelmützen mit einem hochaufgestellten Stirnschild aus reich verziertem Stoff oder feingeschlagenen ziselierten Metallplatten bestanden. Die Handhabung der Granate war naturgemäß hochgradig gefährlich. So berichtete der schottische Grenadier Donald McBane, wie ihm eine Granate in der Hand explodierte und viele Soldaten in seinem Umstand tötete – das McBane diesen Vorfall überlebte, grenzte an ein Wunder.1049 Die Pike, die immerhin in Heeren Karls XII. noch mit einer Kompanie zur Bedeckung der Fahnen des Bataillons berichtet wird, gab es wohl zum Beginn des Kriegs noch in der französischen,1050 der spanischen Armee1051 und den Einheiten vereinzelter Reichsstände; ein Dekret Philipps V. vom 29. Januar 1703 verfügte die Abschaffung von Musketen, Arkebusen und Piken,1052 was zeigt, dass diese drei Waffen noch in weiterem Gebrauch gestanden haben müssen. Ihr Sinn bestand im Schutz der Musketiere vor feindlicher Kavallerie.1053 Sie verschwand aber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mehr und mehr vom Feld;1054 je weniger Pikeniere im Zentrum des Bataillons standen, desto weniger effektiv konnte die Pike zum Schutz der Musketiere eingesetzt werden.1055 Luxemburg berief sich vor Ludwig XIV. bei seinem Plädoyer für die Ablösung der Pike durch das Bayonet auf die Erfahrungen der Kaiserlichen im Türkenkrieg bis 1698.1056 Ihr Ersatz durch die Schweinfeder1057 – einen vor der Front in den Boden gerammten kurzen, dem Jagdspieß entlehnten Spieß1058 – oder die „cheveaux-frise“1059 (Spanische Reiter, in X-Form durch einen Horizontalbalken fixierter Spieß – auch „Schweinsfederbalken“ genannt)1060 war wegen deren Unbeweglichkeit nur äußerst unvollkommen. Mit Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs war die Pike als Infanteriewaffe aber überflüssig geworden. Allerdings lässt sich nachweisen, dass z. B. in den spanischen Infanterieregimentern weiterhin Pikenierkompanien eingestellt waren, wie Mérode-Westerloo über die Schlacht von Eckeren 1703 berichtet.1061 Die Diskussion, ob sie zur Verstärkung der Infanterie erforderlich sei, hielt zwar an, blieb aber folgenlos.1062 An ihre Stelle trat das Bayonet:1063 Das Spund- oder Steckbayonet war schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Gebrauch, das seinen Namen davon ableitet, dass es – wie ein Messer gestaltet – mit seiner kürzeren stumpfen Seite in den Lauf der Muskete eingeführt wurde. Das war unpraktisch: Ein gleichzeitiges Feuern der Waffe mit aufgesetztem Bayonet war ausgeschlossen. Der Wechsel von dem Beschuss einer angreifenden Kavallerieeinheit zu deren Abwehr mit der blanken Waffe war daher umständlich und noch keine
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überzeugende Alternative zur Pike. Nicht viel anders war dies durch das Tüllen- oder Hülsenbayonet, das halbkreisförmig um die Mündung der Muskete aufgesetzt wurde und dem Schützen zwar das Laden der Waffe ermöglichte, ihn dabei aber erheblich behinderte. Der Durchbruch wurde mit dem Sockelbayonet1064 erzielt, das mit einer durch eine Z-förmig mit der Klinge verbundene kurze Röhre auf der Mündung der Waffe befestigt wurde und so deren Gebrauch als Feuerwaffe nicht ausschloss; es musste auch beim Laden nicht abgenommen werden. Unteroffiziere blieben wie in den beiden Jahrhunderten zuvor mit Stangenwaffen ausgerüstet, namentlich einer Hellebarde, Offiziere trugen eine kurze Demi-Pique oder ein Sponton. Hellebarde und Sponton dienten mehr noch als zur Abwehr eines Gegners als Erkennungs- und Signalinstrument und nicht zuletzt zur Ausrichtung der Linie, nicht selten zur Durchsetzung der Disziplin gegen die eigenen Soldaten. Alle Infanteristen waren mit einem Schwert bewaffnet.1065 Das der Fusiliere hatte üblicherweise eine gerade, das der Grenadiere eine säbelförmig geschwungene Klinge.1066 Es soll nicht in Abrede gestellt werden, dass diese Waffe im Nahkampf, namentlich bei Belagerungen, eine Bedeutung gehabt haben mag. In der Feldschlacht hatte sie wohl eher eine Zierfunktion.1067 Organisation und taktischer Einsatz der Infanterie
Geringfügige Unterschiede zwischen der Organisation der Fußtruppen der verschiedenen Nationen kann hier vernachlässigt werden, denn die organisatorische Einheit aller Infanterietruppen im Spanischen Erbfolgekrieg war das Regiment.1068 Kontinentale Regimenter konnten mehrere Bataillone von einer Sollstärke von etwa 800 Offizieren und Mannschaften umfassen, mit Ausnahme der Garde hatten englische Regimenter nur Bataillonsstärke,1069 französische verfügten regelmäßig über zwei Bataillone. Die effektive Feldstärke von Regimentern hat stets stark geschwankt1070 und im Verlauf von Kampagnen Einschnitte erlitten. Das Regiment bestand aus einer Zahl von fünf bis zu 13 Kompanien,1071 worunter regelmäßig eine die Grenadierkompanie war. Grenadierkompanien fochten an der Seite ihres Regiments; sie wurden aber, wie Grenadierkompanien beim Sturm auf den Schellenberg oder bei der Belagerung von Bouchain, zu besonderen Sturmeinheiten zusammengefasst.1072 Österreichische Regimenter umfassten mit einer Sollstärke von 2 300 Mann gar 16 Kompanien. Die Kompanie wurde von einem Hauptmann (Kapitän), einem Leutnant, Fahnenträger bzw. im Fall der Grenadierkompanie einem Seconde-Lieutenant und bis zu sechs Unteroffizieren geführt.1073 Regelmäßig verfügte sie über zwei Trommler, mit denen Signale gegeben wurden.1074 Den Offizieren war nicht die Aufgabe zugedacht, sich persönlich in das Getümmel eines Gefechts zu wer-
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fen, sondern die Truppen zu lenken, insbesondere sie zu positionieren und für ihren geordneten Zusammenhalt zu sorgen.1075 Vielfach wird die Ansicht vertreten, in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs habe sich eine Abkehr von einer tiefen Aufstellung des Fußvolks zu einer weniger tief gestaffelten Aufstellung vollzogen. Das tief gestaffelte tercio spanischen Vorbilds, das insbesondere das Bild der ligistischen und kaiserlichen Heere bis Anfang der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts prägte, sei durch Vorläufer einer linearen Aufstellung abgelöst worden. In der Tat hatte sich mit Beginn des 18. Jahrhunderts diese „lineare“ Taktik durchgesetzt. Die Infanterie bildete damit das Rückrad der Schlachtordnung. Die einzelnen Bataillone hielten – zur Wahrung der eigenen Ordnung – zu den neben ihnen aufmarschierenden Bataillonen einen Abstand von etwa 40 Schritt; in aller Regel wurde in zwei oder drei Linien aufmarschiert, wobei die nachfolgenden Linien einen Abstand von 400 bis 800 Schritt hielten.1076 Die Infanterie marschierte allerdings vor dem Gefecht – im Idealfall – in Kolonnen von sechs oder mehr Gliedern bataillonsweise auf;1077 ein Vorgehen in der Linie wäre äußerst langsam gewesen, man wollte den Zusammenhang nicht gefährden und verhindern, dass sie in Unordnung geriet.1078 Schon kleinere Hindernisse konnten ein Durcheinander hervorrufen.1079 Auf dem Marsch zog sich der Zusammenhalt einer Kolonne oftmals auseinander; das Erscheinungsbild der Truppen wurde uneinheitlich.1080 Eine Marschleistung von 20 Kilometern am Tag galt als das Höchste, was den Truppen auf schlechten Wegen abverlangt werden konnte.1081 Im Sommer waren Märsche unerhört strapaziös; in den schweren Uniformen wurden hohe Köpertemperaturen erreicht, die mit den Anstrengungen nicht selten zu Ohnmachten und gar zum Tod der Marschierenden führen konnten.1082 Mit den Truppen ging ein ungeheurer Gestank der schweißtriefenden Soldaten einher.1083 Bei Gelegenheiten wie dem Sturm auf den Schellenberg oder beim Angriff des alliierten linken Flügels auf die französischen Verschanzungen auf der räumlich außerordentlich engen Lichtung vor dem Bois du Sars und dem Bois du Landrecies in der Schlacht von Malplaquet mag diese Kolonnenformation1084 im Gefecht aus schierer Not beibehalten worden sein, weil sie Zeit bei der im übrigen räumlich wohl kaum möglichen Entfaltungsparte und die Wucht der tiefen Staffelung gegen einen Verteidiger verhieß. Aber dies waren Ausnahmefälle, die von den Zeitgenossen auch als solche erlebt wurden. Regelmäßig entfaltete sich die Marschkolonne beim Erreichen des Schlachtfelds durch ein seitliches Abschwenken der Bataillone. Dieses Deployieren1085 war ein gefährlicher Vorgang; wurde die Infanterie dabei angegriffen, war sie weitgehend schutzlos.1086 Das bataillonsweise Abschwenken bedurfte einer sorgfältigen stabsmäßigen Vorbereitung; jede Ungenauigkeit führte bestenfalls zu Verzögerungen, schlimmstenfalls zu Durcheinander, das mit Einsetzen von Gefechtshandlungen kaum noch zu korrigieren
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war. Turenne als der gemeinsame Lehrmeister aller namhaften Feldherren des Spanischen Erbfolgekriegs – insbesondere Marlboroughs1087 – hat dies in seinem bonmot „ordre, contre-ordre, disordre“ zum Ausdruck gebracht. Der Erfolg in der Schlacht hing wesentlich davon ab, dass es gelang, diese Manöver des Übergangs von der Annäherungskolonne zur kilometerlangen Linie mit Truppen, deren Stärke 20, 50, ja 100 000 Mann betragen konnten, zügig und in einer Ordnung zu vollziehen, die auf einer intensiven Vorbereitung der ordre du battaille beruhten.1088 Es liegt auf der Hand, dass logistische Fähigkeiten wie die eines William Cadogan immer stärker in den Vordergrund traten. Die feindlichen Infanteriekräfte traten sich somit in Linie aufrecht gegenüber, obwohl damit der Einzelne dem feindlichen Feuer ein schutzloses Ziel zu bieten schien. Auf die eingeschränkte Wirkung des feindlichen Gewehrfeuers ist bereits hingewiesen worden. Ein gegen eine Linie anrückender Verband hatte unter ernsthaftem Feuer der feindlichen Infanterie eine Strecke von 300 m1089 zurückzulegen, bevor es zu einem Gefecht mit der blanken Waffe gekommen wäre. Da diese Strecke in guter Ordnung zurückgelegt werden musste, also nicht in einem Laufschritt, sondern einem schnellen Marschschritt, ist von einer Dauer von ca. 12 bis 15 Minuten auszugehen, bis die gegnerischen Einheiten aufeinandertrafen. Nur die schwedische Armee legte den Weg zur feindlichen Linie ohne innezuhalten zurück und hielt erst kurz vor dem Feind an, um auf ihn aus nächster Nähe eine Salve abzugeben. Die Infanterie der Armeen des Spanischen Erbfolgekriegs feuerte nach der Annäherung einer Seite aus einer kurzen Entfernung von 50 m aufeinander – es wird in diesem Zusammenhang von einem statischen Feuergefecht gesprochen;1090 zeigte eine Seite Auflösungserscheinungen ging die andere vor. Zu einem Bayonetkampf kam es jedenfalls in den großen Feldschlachten allenfalls am Rande in Gefechten um Dörfer wie in Ramillies oder Autré Église.1091 Die Linie war aber stärker verwundbar durch die gegnerische Artillerie, deren Wirkung durch einfache Schutzmaßnahmen wie das Niederlegen begegnet werden konnte, das Marlborough in der Eröffnungsphase der Schlacht von Höchstädt (Blenheim) den englischen Infanteristen des linken alliierten Flügels befahl.1092 Trotz der Gefahren für den Einzelnen gewährleistete die Linie Zusammenhalt, der Schutz gegenüber dem Gegner gewährte eine doch geringere Verwundbarkeit als die gedrängten Massen der Kolonne und eine Optimierung der Feuerkraft: Je flacher die Aufstellung bezogen wurde, desto mehr Feuerkraft konnte gegen den Feind gerichtet werden.1093 Beim Abschwenken reduzierten die Bataillone die Zahl ihrer Glieder der Marschformation auf vier1094 – bei französischen, spanischen, aber auch kaiserlichen Truppen – oder im Fall der niederländisch-englischen Truppen drei Glieder. Dass in den ersten Kriegsjahren französische Truppen fünfgliedrig antraten, wird zum Teil behauptet, kann aber dahingestellt bleiben; zeitgenössische Quellen und Illustrationen zeigen dies nicht. Ein in Sollstärke fünfgliedrig aufgestelltes Bataillon hatte eine Frontlänge von
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etwa 350 m, die vier- und erst recht die dreigliedrige Aufstellung bot eine nicht unerhebliche Frontverlängerung, was zu einer Verstärkung der Feuerkraft führte.1095 Die Auflösung der Linie war regelmäßig mit dem Verlust der Fähigkeit zur weiteren Operation verbunden. Wie die Linie agierte, unterschied sich nachdrücklich. Es lässt sich nach einer Faustregel sagen, dass die Truppen auf französischer Seite gliederweise feuerten:1096 Nachdem das erste Glied geschossen hatte knieten sich die Mannschaften1097 nieder und es folgte das Feuer des zweiten Glieds, woraufhin sich die Prozedur wiederholte. Es mag ein Glied in Reserve gehalten worden sein. Ob beim gliederweisen Feuern ein Nachladen durch die vorderen Glieder, die geschossen hatten, möglich war, ist eher zweifelhaft: Die geschilderten Ladehantierungen ließen sich kaum im Knien, keinesfalls aber liegend vollziehen. Das machte das Bataillon angreifbar, weil es jedenfalls für die Dauer des Nachladens – also bis zu eine Minute – feuerunfähig blieb. In einer Minute konnte der Gegner aber bereits dem Bataillon an den Kragen gehen, da ein Infanterist in einer Minute bis zu 70 m zurücklegen konnte. Das gliederweise Feuern hatte einen weiteren Nachteil. Die Kommandos mussten über die gesamte Frontlänge des Bataillons gegeben werden, die um die 400 bis 500 m betrug, was besonders beim allgemeinen Lärm und der Verwirrung im Gefecht Missverständnisse und Fehldeutungen nahelegte. Engländer, Infanterie der Generalstaaten und preußische Truppen schossen peletonweise; die Technik unterschied sich unmaßgeblich. Das in Linie aufgestellte Bataillon wurde in Abschnitte unterteilt, von denen einige feuerten, während andere in verschiedenen Phasen nachluden und einige zum alsbaldigen Feuer bereitstanden.1098 Dadurch „rollte“ das Feuer ständig die Front des Bataillons entlang, ohne durch eine Ladephase unterbrochen zu werden. Wo sich Infanterieeinheiten gegenüberstanden, zeigen die Quellen einen Vorteil des peletonweisen Feuers: Es ermöglichte eine bessere Kontrolle durch Offiziere und Unteroffiziere, durch die Verbesserung der Feuerdisziplin und die Regelmäßigkeit des Feuers wurde eine Zermürbung des Gegners erreicht und schließlich war mit den „fertig“ geladen haltenden Fusilieren stets ein Drittel des Bataillons als Feuerreserve vorhanden.1099 So berichtet Parker – allerdings vom Hörensagen von der Begegnung der Royal Regiments of Ireland – dem britischen und dem jakobitischen Wild Geese bei Malplaquet, von deren Gleichheit in Ansehung an Tapferkeit, Moral und Initiative er ausging. Die jakobitischen Truppen feuerten Glied nach Glied, was sich dem Peletonfeuer als unterlegen erwies, wobei Parkers Schilderung die Funktionsweise des Peletons nicht wirklich erkennen lässt.1100 Im Eifer des Gefechts, besonders um einen mit Elan vordringenden Gegner abzuwehren, konnte auch bataillonsweise gefeuert werden. Das war eine taktische ultima ratio, denn blieb die Salve ohne Eindruck auf den Feind, musste das Bataillon das Weite suchen.
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Gegen den Angriff von Kavallerie ahmte die Infanterie vom Beginn des 18. Jahrhunderts an bis in die napoleonischen Kriege das alte tercio nach und schwenkte die Linie zur Formierung eines Karrées nach hinten ab,1101 das bayonetbewehrt durch Reiter allein kaum aufzubrechen war; die Artillerie war noch nicht so beweglich, dass sie stets wie durch Luxemburg bei Fleurus an ein Karrée erfolgversprechend hätte herangeführt werden können. Die niederländischen und englischen Bataillone verfügten über ein bis zwei sehr leichte – eineinhalb bis dreipfündrige – Geschütze, die beim Sturm der holländischen Garde auf Taviers eine entscheidende Rolle gespielt haben.1102 Vom Beginn des Kriegs an spielte neben Belagerungen von befestigten Plätzen der Kampf um Feldfortifikation eine Rolle. Um eine Schanze zu verteidigen, war das sogenannte Parapetschießen gemeinsame Übung aller zeitgenössischen Armeen, das sich als Fortleben des Karakolierens der Arquebusiere des 16. Jahrhunderts darstellte: Das Bataillon wurde hierzu in einer tieferen – meist sechsgliedrigen – Formation aufgestellt, das jeweils vordere Glied trat auf das Parapet (der zum Überschießen der Brustwehr erhöhte Tritt), feuerte, ging ins letzte Glied zurück und gleichzeitig trat das nachfolgende Glied vor, wodurch ein kontinuierliches Feuer unter dem Schutz der Brustwehr erreicht wurde. Ausrüstung und taktischer Einsatz der Kavallerie
Im Spanischen Erbfolgekrieg stellte die Reiterei ein Viertel bis ein Drittel der auf dem Schlachtfeld präsenten Truppen dar; die folgenden Zahlen beruhen auf Angaben von David Chandler:1103 1704
Höchststädt (Blenheim)
35 000 von 108 000
32,4 %
1706
Ramillies
33 000 von 122 000
27 %
1708
Oudenaarde
41 000 von 170 000
24,1 %
1709
Malplaquet
50 000 v0n 183 000
27,3 %
Die schwere Kavallerie war schon im Dreißigjährigen Krieg keine Adelsreiterei mehr. Kavallerieeinheiten gehörten ebenso wie die Infanterie in den Verband des professionellen stehenden Heers; sie waren aber durch die erforderliche Montierung und Kosten zur Erhaltung der Pferde um ein Vielfaches teurer als die Infanterie.1104 Kürassiere und Karabiniers waren nicht zwingend unterschiedliche Kavalleriearten. Einheiten der schweren Kavallerie waren mit einem Paar von Radschlosspistolen ausgestattet, mit einer Lauflänge von ca. 35 bis 40 cm,1105 die an der Vorderseite des Sattels in ledernen oder hölzernen Holstern mitgeführt wurden. Es gehörte zu den allgemeinen Übungen, den Griff der Pistole nicht senkrecht zu halten, sondern waagrecht,
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um die Pulverpfanne nach oben gewandt zu positionieren. Das hatte den Vorteil, dass die Bewegung des Pferds nicht zu einem Ausschütten des Pulvers führen konnte; ein Zielen war damit nur in Form einer groben Ausrichtung möglich. Die Radschlosspistole war damit eher als Nahkampfwaffe wirklich effektiv. Zur allgemeinen Ausrüstung des schweren Reiters gehörte zudem das Kavallerieschwert bzw. der Kavalleriesäbel, das bzw. der an der linken Hüfte an einem Ledergurt gehalten und üblicherweise mit der rechten Hand geführt wurde: Der schwere Degen war sowohl Hieb- als auch Stichwaffe, die im Kavalleriegefecht ebenso zum Einsatz kam wie in der Verfolgung fliehender Gegner furchtbare Wirkung zeigte. Der Karabiner, eine Steinschlossmuskete1106 mit einem verkürzten Lauf, wurde an einem Ledergehänge an der rechten Seite, mit einem Schnapphaken befestigt, getragen. Das Feuern dieses Gewehrs vom Pferd aus war gewiss wenig zielgenau; ein Nachladen durch den Reiter im Sattel war eher ausgeschlossen. Kürassiere leiteten ihre Bezeichnung von der Rüstung ab, die von der schweren Reiterei zu Beginn des 17. Jahrhunderts getragen wurde. Der Vollharnisch gehörte zu Beginn des 18. Jahrhunderts ebenso wie der Halbharnisch mit Oberarm- und Oberschenkelrüstzeug der Vergangenheit an. Kaiserliche Kürassiereinheiten und dänische Kürassiere trugen den Brustharnisch, z. T. mit oder ohne Rückenteil. Auch einige wenige französische Kürassiereinheiten trugen dieses Rüstungsstück. Englische Kürassiere trugen diese Bezeichnung nur noch, waren aber nicht mehr mit einem Harnisch ausgerüstet. Kaiserliche Kürassiere trugen als Kopfschutz die Zischägge.1107 Das war aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Ausnahme. Die Kürassierregimenter der übrigen Nationen trugen den Dreispitz, der mit einem Metallhut oder einem Metallkreuz ausgestattet war.1108 Die kaiserlichen Kürassiere trugen unter dem Harnisch einen hellen Lederkoller, wie er schon im Dreißigjährigen Krieg gebräuchlich war. Englische schwere Reiter trugen einen englisch-roten Rock mit regimentsweise unterschiedlichen Aufschlägen, die auch die blauen, hell-, mittel- und dunkelblauen Röcke der Reitertruppen der Generalstaaten und der anderen Bündnispartner auszeichneten und auch für die französischen Reitertruppen regimentsweise Unterscheidungen ermöglichten: Der Rock der maison de roi war in königsblau, der der Linienreiterei überwiegend in grau, der der irischen Reiter in rot gehalten. Hohe schwere Stiefel schützten die Knie des Reiters beim Anreiten in dicht geschlossenen Formationen; ihr Leder war so fest, dass ein Reiter, der unter ihnen noch Gamaschen trug, vor Pistolenschüssen relativen Schutz genoss.1109 Dragoner waren seit dem Ende des 16. Jahrhunderts eine berittene Infanterie, die über Musketiere und sogar – wenn auch selten und schon während des Dreißigjährigen Kriegs in dieser Waffengattung nicht mehr anzutreffende Pikeniere – verfügte. Pistolen besaßen diese Reiter meist nicht.1110 Dragoner fochten selten zu Pferd, üblicherweise zu Fuß1111 und galten daher als ideale Einheiten zur Besetzung von kleinen
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Außenposten, von denen aus fouragiert und Außenposten des Gegners belästigt oder eingenommen wurden.1112 Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs verwischten die Grenzen zur schweren Kavallerie; der „deutsche Reiter“ war der Typus des berittenen Soldaten, der zu Pferd und zu Fuß kämpfte, und dessen Wert nicht zuletzt in der Fähigkeit lag, weite Strecken durch das wüst liegende Land eilig zurückzulegen und dem Feind hier und da unverhofft Abbruch tun zu können. Englische und niederländische Dragoner galten dagegen bereits als die leichteren Schlachtenreiter; den schweren Reitern waren sie in Ausrüstung, Waffenhandhabung und taktischem Einsatz angenähert1113 – namentlich trugen sie auf beiden Seiten der kriegsführenden Parteien schwere Kavalleriestiefel, die einen Einsatz zu Fuß naturgemäß erschwerten; sie wurden auf dem Schlachtfeld mit der schweren Reiterei kavalleristisch eingesetzt; infanteristische Einsätze waren nicht ausgeschlossen,1114 beschränkten sich aber nach Manier ihres Einsatzes im Dreißigjährigen Krieg auf den Belagerungs- und Festungsdienst. Beim Sturm auf den Schellenberg wie bei der Passage durch die Linien von Brabant 1705 ritten Dragoner zur Unterstützung der vorgehenden Grenadiere mit Faschinen vor, um damit Gräben zuzuschütten,1115 Gleiches berichtet Captain Parker von dem Durchbruch durch die Linien nec plus ultra.1116 Sowohl in Frankreich als auch England wurden berittene Grenadiere eingesetzt.1117 Die Dragonereinheiten Frankreichs waren dagegen nach wie vor jedenfalls in den ersten Jahren des Spanischen Erbfolgekriegs berittene Infanterie. Noch bei Ramillies besetzten sie ganz nach überkommener Dragonerart Dörfer und Weiler wie im Holländischen und im Neunjährigen Krieg und beispielsweise im Spanischen Erbfolgekrieg das Dorf Taverniers zu Fuß, was katastrophale Folgen nach sich zog, da beim Überrollen der Schweizer Regimenter, die Posten hinter Taverniers bezogen hatten, durch die Niederländer die abgesessenen Dragoner ihre nach hinten gebrachten Pferde nicht mehr erreichen konnten. Im Dreißigjährigen Krieg waren in großem Umfang zunächst auf kaiserlicher und ligistischer Seite kroatische und polnische Reiter eingesetzt worden; die daraus entstandenen Husarenregimenter standen auch im Spanischen Erbfolgekrieg in kaiserlichen und bayerischen Diensten; auch die französische Krone unterhielt Husarenregimenter.1118 Diese Truppen waren für den Einsatz in der Feldschlacht kaum zu gebrauchen.1119 Neben Dragonern waren sie die Truppengattung für den kleinen Krieg und Rekognoszierungen. In der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs und im englischen Bürgerkrieg war die Kavallerie wieder zur bestimmenden Waffengattung geworden. Das Kavalleriegefecht auf den Flügeln einer Schlachtordnung mündete in die Flucht der geschlagenen Partei und damit zum Sieg der Partei, deren Kavallerie die Oberhand erlangt hatte, wenn – und dies war entscheidend – es den Kommandeuren gelang, ihre Truppen zum Einsatz auf dem Schlachtfeld erneut zu ordnen. Die Disziplin der Reitertruppen des Spanischen Erbfolgekriegs war demgegenüber verbessert.
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Der Angriff gegen eine noch intakte Infanterieeinheit war auf dem Schlachtfeld kaum sinnvoll – und lässt sich im Spanischen Erbfolgekrieg jedenfalls nicht als taktische Maßregel nachweisen. Die großen Kavalleriegefechte zwischen Blindheim und Oberglauheim in der Schlacht von Höchststädt und zwischen Taverniers und Ramillies in der Schlacht von Ramillies waren nicht unbedingt der coup de grâce,1120 aber doch der entscheidende Akt, in dem sich entschied, welche Seite die Verfügung über ihre Kavallerie einbüßte, und welche Seite mit ihrer gegenüber der feindlichen Kavallerie siegreichen Reiterei dann in der Tat mit dem Anfallen der Infanterie den coup de grâce ausführen konnte. Bei Oudenaarde suchte die preußische Kavallerie den Kontakt mit den an der Schelde aufmarschierenden Franzosen, die Schlacht entwickelte sich aber zu einem Infanteriegefecht, das napoleonische Konzeptionen vorwegnahm; das manœuvre au derrier am alliierten linken Flügel über den Boser Couter1121 unter dem Kommando Oranges und Overkirks lief durch den Einbruch der Nacht ergebnislos aus. Die französische Kavallerie des Pfälzer Erbfolgekriegs hatte das von Gustav Adolph II. in der Mitte des Dreißigjährigen Kriegs zugunsten des Antrabens mit blanker Waffe aufgegebene Karakolieren1122 (nach Caracole, Schnecke) wieder praktiziert,1123 in dem die Reiter an den Feind herantrabten, dort kurz anhielten und eine oder beide Pistolen, vielleicht auch einen Karabiner, abfeuern, um dann wegzuschwenken und sich auf ihre Ausgangsposition zurückfallen zu lassen, um dort erneut zu laden. Gut ausgeführt kann das Karakolieren zu einer erheblichen Belästigung des Feinds bei gleichzeitiger Minimierung der Verluste der karakolierenden Kavallerieeinheit führen; doch dies scheint weithin der Theorie anzugehören. Denn das Manöver der Karakole setzt erhebliche Übung voraus und trägt die Gefahr mit sich, dass die Rückwärtsbewegung von den Reitern als Einladung verstanden wird, sich völlig und endgültig aus dem Gefecht abzusetzen, jedenfalls kann die Caracole aber vom Fußvolk als eine solche Absetzbewegung fehlgedeutet werden und damit zu Unordnung im der Gesamtdisposition der Schlachtordnung führt. Die Taktik, vor dem Feind anzuhalten, um ihn mit Pistolen zu beschießen, und erst danach den Angriff fortzusetzen, gehörte zwar nach der Verbannung aus der Praxis durch Turenne Ende des 17. Jahrhunderts wieder zu den Übungen der französischen Reiterei,1124 die damit einen Teil ihrer Wirkung einbüßte,1125 da das Schießen zum Verlust des élans des Angriffs beiträgt.1126 Im letzten Drittel des Kriegs setzte sich Villars aber dafür ein, wieder zum Angriff mit der blanken Waffe zurückzukehren.1127 Es wird John Churchill, Herzog von Marlborough, zugeschrieben, dass er – nicht anders als Karl XII. – der englischen Kavallerie das Abfeuern von Schusswaffen beim Angriff untersagt und sie darauf eingestellt hat, mit dem blanken Schwert auf den Feind loszugehen.1128 Nun darf man sich hier nicht den Angriff in voller Karriere oder im Galopp vorstellen, da dabei die Ordnung des Angreifers verlorengegangen wäre.1129 Der Angriff sollte in enger Formation, buchstäblich „Stiefel an Stiefel“ zunächst im schnellen Schritt, der in Trab1130 überging, erfolgen. Erst kurz vor dem Feind verfiel die
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Einheit in eine schnellere Gangart – und dies wohl auch nur unter der Voraussetzung, dass die Formation des Gegners unter dem Eindruck des Angriffs Auflösungserscheinungen zeigte. Andernfalls ist es kaum vorstellbar, dass die Pferde zum Weitergehen zu bewegen gewesen wären. Hollywood liefert kaum Bilder, anhand derer man sich das Geschehen eines Reitergefechts vergegenwärtigen könnte. Es gab keine „hell-for-leather charges“.1131 In den großen Kavalleriegefechten wird sich daher kein Aufprall zwei in schneller Gangart aneinander reitender Truppen vollzogen haben, da dies beide Seiten in Verwirrung gestürzt und die Reitereien beider Seiten mit dem Zusammenstoß unbrauchbar geworden wären. Die Einheiten werden sich – ohne zu karakolieren – beschossen, bei einem unmittelbaren Kontakt auch mit dem Degen gefochten haben, wobei diese Begegnungen wohl immer nur Minuten gedauert haben werden, nach denen sich die Reiter wieder der Kontrolle über ihre Pferde versicherten, ihre Kohärenz wieder zu gewinnen versuchten, um dann den Kampf zu erneuern. Gegen eine stehende Linie Infanterie, gar gegen ein Karree wie bei Elixheim, war ein Kavallerieangriff sehr riskant und verlustreich: Zwischen 100 und 50 m Entfernung war das Musketenfeuer insbesondere gegen die Pferde höchst effektiv. Von 30 m Entfernung an konnte die Kavallerie nur durchbrechen, wenn eine Panik in der feindlichen Infanterie ausbrach. Nun würden die Pferde scheuen; ein Durchbruch hing dann davon ab, ob verwundete Pferde in Schmerz und Angst weiter vorgingen und die Linie durchbrachen.1132 La poursuite a l’outrance war Praxis der schwedischen Kavallerie Karl XII.; nach Ramillies hat Marlborough eine entschlossene Verfolgung des Gegners ins Werk gesetzt, die wohl aber eher wegen der völligen Demoralisierung der Franzosen, insbesondere nach dem Abfall eines Großteils der spanischen Truppen und der Bereischaft der Stände, Carlos II. zu huldigen, als wegen der Dauer der Verfolgung selbst höchsten Erfolg zeitigte.1133 Das Pferd war ein ebenso kostbares wie vergängliches Gut. Im Verlauf einer Kampagne gingen bis zur Hälfte aller Pferde ein.1134 Artillerie und Train
Vor dem Arsenal, in dem das Heeresgeschichtliche Museum in Wien untergebracht ist, können neben anderen Läufen französischer Geschütze besichtigt werden, die Prinz Eugen auf den Schlachtfeldern Flanderns in die Hände gefallen sind. Ludwig XIV. ließ die Geschützläufen unter dem Motto gießen „Ultima ratio regis“ – das letzte Mittel der Könige.1135 Die Artillerie war zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur anerkannten eigenständigen Waffengattung geworden. Die Kanonen zum Anfang des 18. Jahrhunderts glichen in Kalibern und Lafetten ihren Vorgängern, deren Gebrüll auf den Schlachtfeldern vom Weißen Berg bis Neer-
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winden in den vorangegangenen 80 Jahren erklungen war.1136 Transport, Lozierung, aber auch die Handhabung durch die Mannschaften unterschieden sich vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zu den napoleonischen Kriegen kaum.1137 Die Geschütze waren außerordentlich schwer – das Feldgeschütz wog durchschnittlich drei Tonnen. Sie waren nur mit höchsten Mühen zu bewegen. Die Straßen in Europa waren bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts in der Winterzeit bis in das Frühjahr aufgeweicht und nicht passierbar.1138 Von höchster Bedeutung waren daher Flussläufe und – in Norditalien und den Niederlanden Kanäle –Wasserstraßen,1139 auf denen durch Wind, die Strömung oder Treideln bewegte Transportkähne große Mengen an Gut fortbewegen konnten. Die Räder wurden von den Wagen montiert und die Kutschen und Karren auf ihren Achsen auf Flöße und Kähne gehieft.1140 Konnten die „Stücke“ nicht auf Wasserstraßen1141 bewegt werden, die gerade deshalb zu höchster strategischer Bedeutung gelangten, mussten sie mühsam über Straßen und Wege fortbewegt werden, die sich mit jedem Regenfall in einen bodenlosen Morast1142 verwandelten und Fortbewegungen wenn nicht zum Erliegen brachten, so doch zu einer außerordentlich kräftezehrenden Anstrengung machten.1143 Einmal auf dem Schlachtfeld positioniert, war das Schicksal der Artillerie vom Erfolg der beiden anderen Waffengattungen abhängig. Befestigte Magazine wurden folglich an schiffbaren Flüssen angelegt, von denen aus die operierenden Armeen versorgt werden konnten.1144 Um die Versorgung einer Armee sicherzustellen, operierte sie an Wassterstraßen entlang, wie beispielsweise Villars im Jahr 1709 an der Schelde.1145 Die Wasserläufe auf dem Hauptkriegsschauplatz der Niederlande waren massiv befestigt. Die Maas wurde durch Venlo, Maastricht, Lüttich, Huy und Namur, die Lys durch Gent, Courtrai und Menin, die Schelde durch Tournai, Oudenaarde und Antwerpen, die Dender durch Ath, Alost, Grammont und Dendermonde und die Senne durch Brüssel, Mecheln und Hal kontrolliert.1146 Wer die Wasserwege nutzen wollte, musste sich die Herrschaft über diese Festungen verschaffen. Eine berittene Artillerie, die im Gefechtsverlauf durch Stellungswechsel mobil in den Kampfverlauf eingreifen konnte, gab es noch nicht; sie trat erst mit Friedrich II. auf und erlangte ihre wahre Bedeutung erst in den Napoleonischen Kriegen. Die mit der Infanterie vorgehende Bataillonsartillerie, der bereits gedacht wurde, bestand aus sehr leichten Stücken, die von Mannschaften mitgeführt wurden, die im engen räumlichen Bereich ihren Beitrag leisten, aber bei Weitem nicht die Wirkung der schweren Feldstücke entfalten konnten. Die Ursprünge der Artillerie seit insbesondere den französischen Anstrengungen im Krieg Heinrichs V. und ihrer Formation durch Charles VIII. in seinem italienischen Feldzug 1494 lagen zum Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs schon recht lange zurück; seit den frühen Zeiten war die Artillerie eine zunftmäßig verfasste Angelegenheit. Artilleristen standen denn auch am Rand der Heeresverfassung. Schon im Dreißigjährigen Krieg begann sich dies zu ändern. Im Verlauf der Kriege der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Artillerie professionalisiert und in die Organisation des Heers einbezogen worden.
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Nicht anders als die anderen Waffengattungen setzt das Verständnis der Wirkungsweise der Artillerie eine stark differenzierte Betrachtungsweise voraus. Ihre große Bedeutung erlangte die noch immer sehr schwerfällige Artillerie im Seekrieg. Denn dort konnten die Geschütze im Vergleich zum Land mühelos in großen Mengen konzentriert bewegt werden. Löst man eine militärtechnologische Betrachtung von anderen kultursoziologischen Faktoren ab, lässt sich ohne Weiteres behaupten, dass die Konstruktion mehrerer übereinander angeordneter Kanonendecks, auf denen Geschütze zu beiden Breitseiten des Schiffs nebeneinander hinter verschließbaren Geschützluken angeordnet waren, auf den Kriegschiffen seit Beginn des 16. Jahrhunderts die Überlegenheit der europäischen über die Nationen anderer Kontinente begründet hat1147 – jedenfalls soweit Kolonisatoren die fruchtbaren Küsten heimgesucht und unterworfen haben. Das Artilleriegefecht zur See zeichnete bereits die Kämpfe zwischen Spanien und seinen Gegnern, Christian IV. und schwedischen Feinden im Dreißigjährigen Krieg, und kurz danach zwischen Cromwells England und den Generalstaaten aus.Auch zur See setzte sich im deutlichen Gegensatz zur taktischen Disposition der mit überwiegend Galeeren geführten mediterranen Seeschlacht die Lineartaktik durch. Die als Linienschiffe bezeichneten Schlachtschiffe fuhren in jeweiliger Linie1148 aneinander heran. Die auf massiven Lafetten mit vier kleinen speichenlosen massiven Rädern (es war ja nur der Rückstoß zu bewältigen)1149 montierten statischen1150 Geschütze konnten wirkungsvoll durch „Breitseiten“ eingesetzt werden – und waren so lange außerordentlich beweglich, wie nicht durch feindlichen Beschuss Takelage oder Ruderanlage des Trägerschiffs entscheidend beeinträchtigt und das Agieren auf Deck stark behindert wurde. Zu Land schloss die Fortbewegung den Gebrauch der Geschütze kategorisch aus. Entweder wurde, bei besonders schweren Stücken, namentlich der Belagerungsartillerie, der Lauf von der Lafette abgehoben und auf einer besonderen vierrädrigen Transportvorrichtung bewegt. Mörser – also Wurfkanonen – mussten immer auf diese Weise transportiert werden, da sie aus statisch-physikalischen Gründen nicht auf Achsen gelagert werden mussten, die den Rückstoß nicht aushalten konnten. Feld- und Belagerungsgeschütze wurden im Übrigen mit dem in der im Lafettenschwanz befindlichen verstärkten Öffnung auf den Dorn einer sogenannten zweirädrigeinachsigen Protze gehoben, vor deren Deichsel im Fall leichter Bataillonsgeschütze ein Pferd oder zwei Pferde hintereinander,1151 ansonsten mehrere Zugtierpaare, gespannt wurden.1152 Schwere Belagerungsgeschütze wurden von Ochsengespannen,1153 die anderen Stücke von Pferdepaaren gezogen. Jede Vorstellung mit galoppierenden, vorgehenden, aufgeprotzten Geschützen gehörte den Napoleonischen Kriegen und dem amerikanischen Sezessionskrieg an; für den Spanischen Erbfolgekrieg ist sie schon deshalb absurd, weil die Begleitmannschaften zu Pferd oder zu Fuß den Protzenzug begleiteten und sich die Fortbewegung im Schritt vollzog.
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Chandler1154 geht davon aus, dass die Bewegung von 25 24-pfündern den Einsatz von 470 Pferden voraussetzte. Der große Convoy Marlboroughs zu den Belagerungslinien vor Lille 1708 umfasste nicht weniger als 16 000 Pferde und 80 schwere Kanonen, 20 Belagerungsmörser und 3 000 Wagen mit den dazugehörigen Ausrüstungsgegenständen.1155 Die Bespannungsmannschaften wurden durch Verträge angeworben.1156 Es verwundert daher nicht, dass sich – abgesehen von den Kriegsschiffen einer Nation – die Geschütze überwiegend in Festungen und Zeughäusern fanden – in übrigens erstaunlich großen Beständen.1157 Ein Belagerungstrain wurde aus den dargestellten technischen Gründen von den Feldarmeen nicht ohne ausgesprochenen Anlass mitgeführt; der Train von Feldgeschützen entsprach zahlenmäßig bei Weitem nicht den großen Zahlen von Stücken, die sich in den Arsenalen befanden, sondern war eng durch die objektiven logistischen Möglichkeiten beschränkt. David Chandler1158 berichtet über folgende Zahlen: Jahr
Bezeichnung der Schlacht
Stärke des Siegers
Zahl der Geschütze Geschütze auf 1 000 Mann
Stärke des Verlierers
Zahl der Geschütze
Verlorene Geschütze
Geschütze auf 1 000 Mann
1704
Höchstädt (Blenheim)
52 000
60
1,15
56 000
90
72
1,61
1706
Ramillies
62 000
120
1,93
60 000
70
54
1,16
1709
Malplaquet
110 000
100
0,91
80 000
60
16
0,75
Die unterschiedlichen Stücke und ihr Gewicht differierten von Nation zu Nation nicht unerheblich; ihre Bezeichnungen waren ebenfalls höchst uneinheitlich. Nach dem Gewicht der verschossenen Vollkugel lassen sich schwere 48-pfünder und 24-pfünder (Demi-canon d’Espagne oder Demi-canon de France) als Belagerungsartillerie ausmachen, letztere konnten auch als schwere Feldartillerie eingesetzt werden, wie auf englisch-niederländischer Seite bei Ramillies.1159 16-pfünder (Demi-Canon d’Espagne) und 12-pfünder (Quart-Canon d’Espagne), bildeten den Hauptbestand an schwerer Feldartillerie, die von 9-pfündern, 8-pfündern (Demi-Culverin), 6-pfündern (La moyenne), 4-pfündern (courte-moyenne) und den kleineren Bataillonsgeschützen begleitet wurden.1160 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kamen Papier- und Leinwandkartuschen in Gebrauch.1161 Verschossen wurde eine Kugel aus Gusseisen oder ein Kanister, in dem kleine Kugeln oder Splitter zum Einsatz auf kürzerer Entfernung gegen geschlossene Einheiten lagen, die sich nach dem Austritt aus dem Lauf verstreuten.1162 Zur Kontrolle des richtigen Kalibers wurden die Kugeln durch einen Ring – den pasabala – geführt.1163 Verschossene Eisenkugeln konnten Brustwehren von Befestigungen auf 900 m Entfernung zerstören und auf kürze Entfernung massive Erdschanzen in Mitleidenschaft ziehen.1164 Diese massiven Kugeln hatten einen ricochet-Effekt1165 auf
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leidlich trockenem Grund, der flachen, über das Wasser springenden Steinen gleicht: Sie sprangen nach dem Auftreffen auf den Erdgrund (oder ein Opfer) weiter, sodass sie eine Reihe von Verlusten verursachen konnten, die regelmäßig tödliche Folgen hatten. Der so Getroffene verlor entweder Gliedmaße oder erlitt so nachhaltige innere Verletzungen, dass jegliche Hilfe zu spät kam. Die französische Artillerie war im Regiment des Fuiliers du Roi (d’Artillerie) organisiert, das ca. 270 Offiziere und 3 800 Mannschaften umfasste.1166 Zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs gab es in England kein Gegenstück hierzu; die Organisation unter Leitung eines „Master-Gunners“ erreichte aber eine Quasi-Regiments-Form nach niederländischem Vorbild.1167 Die Bedienung des Geschützes erfolgte durch eine erhebliche Zahl von Kanonieren und Hilfskräften. Der Konstabler hielt einen Zündstock, der in eine Spitze mündete, zu deren Seiten zwei Klemmen für die glimmende Lunte angebracht waren und mit dem das Zündkraut im Zündkanal entbrannt wurde. Zunächst wurde mit einem Wischer der Lauf ausgewischt, um zu verhindern, dass Glutreste die neue Ladung zur Unzeit entzündete. Während des weiteren Vorgangs hielt ein Artillerist einen Finger in das Zündloch, ebenfalls um eine Entzündung während des Ladevorgangs zu verhindern. Mit einem korkenzieherähnlichen Instrument (dem sogenannten Wurm) wurden von einem oder mehreren gegebenenfalls Ladungsrückstände entfernt. Sodann wurde mit einer Schaufel Pulver eingeführt, mit dem Rammer ein Pfropfen nachgesteckt und festgerammt, diese Prozedur wiederholte sich mit dem in den Lauf eingeführten Geschoss, das von einem besonderen Artilleristen herbeigetragen und eingeführt wurde. Der Konstabler zielte. Um das Geschütz auszurichten wurde durch Artilleristen mit schweren Stangen (den Ladebäumen) über den Lafettenlauf das Geschütz herumgehoben, gegebenenfalls auf diese Weise oder durch den Einsatz der Hände über die Räder die Stellung des Geschützes verändert. Die Elevation des Laufs wurde durch einen Keil, der mittels eines Hammers zwischen ihn und die Lafette getrieben wurde, verändert. Nun traten die Mannschaften ein gutes Stück zurück und der Konstabler, der – zur Vermeidung des Rückstoßes – seitlich hinter dem Stück Aufstellung genommen hatte, zündete mittels Einführung der am Zündstock angebrachten Lunte in den Zündkanal. Als Wurfgeschütze, die fast ausschließlich in Belagerungen eingesetzt wurden, dienten Mörser. Sie sollten als Geschosse, deren Schussbahn in einer steilen Kurve verlief, Hindernisse überwinden und hinter den Befestigungsanlagen liegende Ziele zerstören. Mit Granaten, die mittels einer Lunte kurz vor dem Abfeuern im Lauf entzündet wurden, konnten Gebäude in Brand geschossen werden – Mörser sind auch Terrorgeschütze und wurden etwa von Ludwig XIV. und François Michel Marquis de Louvois1168 als solche geschätzt.1169 Sowohl schwere Belagerungsmörser als auch Fußmörser waren extrem großkalibrig. Der Lauf ruhte auf einem massiven Holzblock. Seine Elevation wurde wie im Fall von Kanonen mit Keilen justiert; eine Neuausrichtung zur Seite war oft nur unter höchsten Mühen möglich – im Belagerungsgeschehen stand die Schuss-
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richtung in aller Regel fest. Der niederländische General Coehoorn1170 entwickelte einen leichten Fußmörser, der, von zwei bis vier Mann getragen, im Grabenkampf effektiv war. Mörser konnten Städte in Brand setzen, wie in Genua 1684 geschehen.1171 Sie dienten bei Belagerungen aber auch dazu, in Werke zu feuern, und der Besetzung die Verteidigung von Ravelins und Bastionen unmöglich zu machen. Haubitzen als Wurfgeschütze der Feldartillerie werden erwähnt, steckten wohl aber noch in den Anfängen ihrer Entwicklung. Noch in den Feldzügen Friedrichs II. galten sie als sehr inakkurat. Zur Artillerie gehörte der Train von Pulver- und Kugelwagen;1172 erstere waren aus Sicherheitsgründen oft verdeckt, die übrigen offene Karren oder Planwagen. Vielfach waren etwas seltener zweirädrige Karren anzutreffen, aber auch vierrädrige Wagen.1173 Mitgeführt wurden auf einer Achse montierte Feldschmieden, deren vorderer Teil auf einer Dornprotze lagerte. Von erheblicher Bedeutung auf den von Wasserläufen durchzogenen Kriegsschauplätzen der Niederlande und Norditaliens waren Pontontrains,1174 die von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an zum notwendigen Bedarf einer Armee auf dem Marsch zählten.1175 Sie bestanden aus auf vierrädrigen Fuhrwerken aufgebockten, teils mit Blech verstärkten, teils aus Häuten nach Art von Faltbooten konstruierten großen tragfähigen Booten, die mit der Breitseite zum Ufer nebeneinander in Flussläufen verankert und mit Holzwegungen belegt zu provisorischen Brücken konstruiert wurden, was preiswerter und zuverlässiger war, als den Dienst von Fährleuten in Anspruch zu nehmen. Befestigungen, Festungen und Belagerungen
Im Spanischen Erbfolgekrieg wurden spektakuläre Schlachten geschlagen. Will man diesen Konflikt charakterisieren, fällt aber auf, dass er in jeder Hinsicht von Belagerungen geprägt war. Von Turenne stammt das Wort, die spanischen Könige hätten über die Generalstaaten die Oberhand gewonnen, hätten sie nicht die Städte belagert, sondern im Wechsel zwischen riskanten Schlachten und dem kleinen Krieg um die Dörfer den Feind niedergeworfen und die großen befestigten Plätze ignoriert – die, der Kontrolle des Lands beraubt, hätten aufgegeben werden müssen. Der Feldzug Marlboroughs nach Ramillies 1706 ist dafür ein schlagender Beleg – ebenso wie die blutige Belagerung Lilles 1708 dem Sieg von Oudenaarde nicht wirklich genutzt zu haben scheint. Die moderne Festungsbaukunst setzte im Italien des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts ein. Vor die Stadtmauern wurden aus Erde – bisweilen um einen gemauerten Kasemattenkern – aufgeworfene Bastionen gelegt, die zur Feindseite gemauert oder mit Grassoden belegt waren. Zwischen den Bastionen wurden häufig offene halbmondförmige oder Dreieckswerke (Ravelins) gelegt, die mit den Bastionen ein Kreuzfeuer vor
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dem Festungswall (der Kurtine) sicherstellten. Die Übernahme und Verfeinerung dieser festungsarchitektonischen Methoden erfolgte in den Generalstaaten und den Spanischen Niederlanden während der Kriege von den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts bis zum Westfälischen Frieden, zu deren Perpetuierung die systematische Befestigung der Städte entscheidend beitrug. Vauban hat die Festungsbaukunst weiter verfeinert und gleichsam verwissenschaftlicht.1176 Die modernen, durch Vauban systematisch ausgebauten Festungen waren durch ein System gekennzeichnet, das von innen nach außen durch Kurtinen (Wälle), die durch Bastionen flankiert wurden und denen Tenaillen, niedrige Vorwälle in einem Graben vorgelagert waren. Zur Deckung der Front der Kurtinen waren ihnen Ravelins, dreieckige zur Kurtine hin offene Werke vorgelagert, hinter denen der Graben verlief. An der Außenfront des Grabens, der Kontrescarpe, verlief der sogenannte gedeckte Weg, der durch Palisaden geschützt vor dem abgeschrägten Glacis verlief. Dem Ravelin konnte eine Redoute, ein bastionsartiges, aber ebenfalls zur Festung hin offenes Vorwerk vorgelagert sein, das wiederum durch ein Hornwerk geschützt sein konnte.1177 Durch dieses System war ein gleichförmig gestaltetes Terrain geschaffen, das der Belagerer zu überwinden hatte. Sebastian le Prestre de Vauban wurde am 15. Mai 1633 zu St. Leger de Foucheret in Burgund als Sohn verarmter adeliger Eltern geboren. Er trat 17-jährig in die spanische Armee in das von Condé befehligte Regiment als Kadett ein. Bald ging er zum Ingenieurkorps. Nach seiner Gefangennahme trat er in französische Dienste. Er zeichnete sich vor St. Menehould und 1654 vor Skenai aus. 1658 befehligte er als Brigadier und General vor Gravelingen, Ypern und Oudenaarde. 1662 befestigte er Dünkirchen, dann Fort Louis und Mardyk. 1668 wurde er Gouverneur von Lille, baute die Citadelle und verstärkte die Werke der Festung, die als eines seiner Meisterwerke galt. In diese Zeit fällt die Befestigung weiterer flandrischer Städte. 1669 wurde er Generalinspekteur aller französischen Festungen, 1689 erhielt er den Oberbefehl an der flandrischen Küste, 1697 leitete er die Belagerung von Ath. Im Jahr 1703 wurde er zum Marschall ernannt. Mit der Entwicklung der Parallelen und durch die Anwendung des Ricochetschusses systematisierte und verwissenschaftlichte er die Belagerungskunst. Die Schleuse von Gravelines und der Hafen von Toulon sind sein Werk. Der Gang der Belagerung war nach Vorstellung Vaubans ein mechanisches Unternehmen, wie von einer Maschine1178 mit wenig Reibungsverlusten effektiv1179 betrieben. Eine Belagerung war ein großes barockes Spektakel nach dem Stil Ludwig XIV.,1180 der an keiner Feldschlacht, aber an vielen Belagerungen persönlich teilgenommen hatte. Das liest sich sehr chivaleresk, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Belagerungen besonders für die Belagerer den Einsatz unerhörter Geldmittel für Kontraktarbeiter und Material, große Verluste an Menschenleben an Infanterie in den Grabenkämpfen und unterirdischen Kämpfen bei der Anlegung von Minen und Gegenminen unter unmenschlichen Bedingungen in Schlamm und Regen bedeuteten; zu den Ausfällen durch Feindeinwirkungen kamen die durch Krankheiten, die den schlechten
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hygienischen Bedingungen in den überfüllten Camps der Belagerer und den Folgen des Klimas ihren Tribut zollten. Ebenso wie die Festung nach rationalen Gesichtpunkten konstruiert war, wurde ihre Einnahme systematisch betrieben; Vaubans System hatte das Ergebnis der Belagerung vorhersehbar gemacht.1181 Zunächst wurde 300 bis 400 m vor den Festungswerken ein Laufgraben gegenüber der Stelle, die der Belagerer einzunehmen gedachte, angelegt, der verschiedene Geschützstellungen miteinander verband. In Form zickzackförmiger Approachen wurde unter dem Schutz von Faschinen und Schanzkörben in Richtung auf die Festung gegraben, bis ein weiterer, breiter Laufgraben in Entfernung von etwa 200 m von der Festung parallel zum ersten Laufgraben ausgehoben wurde. Nach Anlage erneuter Zickzack-Approachen konnte eine weitere, dritte Parallele angelegt werden, mit der die Belagerer etwa 40 bis 50 m durch das Glacis an den gedeckten Gang heran gelangten, vor dem sie sich einrichteten. Nun setzte ein unerbittlicher Nahkampf von der dritten Parallele zum gedeckten Gang ein. Die Überlebensdauer einer ernsthaft belagerten Festung ließ sich aus Daten wie dem Ausbau und Zustand der Festungswerke, der Verproviantierung und Munitionierung sowie der Zahl und Güte der Besatzung, der Stärke der Belagerer und dem Stand des Fortgangs der Belagerungsanstrengung ablesen: Man rechnete für die Einschließung des Platzes, die Sammlung von Schanzmaterial (Schanzkörbe, Holz, das nicht selten aus dem Abbruch umliegender Dörfer gewonnen wurde, Errichtung von Zelten und Unterkünften der Belagerer usf., und nicht zuletzt die Errichtung einer die Belagerer gegen Entsatzversuche schützenden Circumvallation) mit neun Tagen, weitere neun Tage wurden dafür veranschlagt, mit den Parallelen und Approachen den gedeckten Gang zu erreichen sowie weitere vier Tage für dessen Einnahme. Für den Abstieg in den Graben und dessen Überquerung bis zum Ravelin rechnete man weitere drei Tage; auch im Festungsgraben mussten die Belagerer versuchen, sich einzugraben und vor dem Widerstand der Besatzung zu schützen. Um das Ravelin einzunehmen und sich dort einzurichten waren weitere drei Tage veranschlagt; für die Überquerung des Hauptgrabens in Richtung auf zwei Bastionen erneut vier Tage. Für Minenarbeiten, mit denen eine Bresche in Kurtine oder auch eine Bastion geschlagen werden konnte, waren wiederum vier Tage zu veranschlagen; für die Einnahme der Bresche zwei Tage. Da gut geführte Verteidiger einer Festung gegen die Belagerer Ausfälle und andere Störungen veranstalteten und gegebenenfalls Entsatzversuche unternommen wurden, rechnete man noch einen Vorsichtsfaktor von vier Tagen ein. Die Kapitulationsverhandlungen wurden mit zwei Tagen berechnet, alles in allem ergaben das 48 Tage.1182 Gleichwohl war eine Belagerung trotz dieser Berechenbarkeit kein „Tanz“, sondern oft eine blutigere Angelegenheit als eine Feldschlacht.1183 Für den Kommandeur war die Entscheidung, ob der Widerstand fortgesetzt werden solle, nicht einfach. Er musste abwägen, keinesfalls unehrenhaft zu früh, aber auch keinesfalls kriegsrechtswidrig zu spät, die Chamade schlagen zu lassen, wie vom Zeitgenossen, Brigadegeneral Richard Kane, betont wurde.1184
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Wasserführende Gräben, Regenfälle und Morast, der Erd- und vor allem Minenarbeiten erschwerte, die Unterbrechung der Zufuhr des immensen Bedarfs an Munition und Lebensmitteln der Belagerten und andere Wechselfälle konnten dazu beitragen, dass die Dauer einer Belagerung diesen Schätzwert der professionellen Soldaten zum Teil weit überschritt. Missgeschicke der Belagerten, eine schlechte Führung und eine vor Beginn der Belagerung nicht ausreichend durchgeführte Munitionierung und Verproviantierung konnte die Belagerung abkürzen; das Gleiche gilt von erfolgreichen Handstreichaktionen der Belagerer wie bei der Einnahme von Bonn 1703. Vom Kommandant der belagerten Festung wurde Aushalten erwartet, bis seine Mittel erschöpft und Entsatz nicht zu denken war;1185 bei Eroberung des gedeckten Gangs konnten Verhandlungen ehrenvoll aufgenommen werden.1186 Die großen Festungen konnten aber auf sich gestellt die sie umgebenden Landstriche nicht vor raids des Feinds schützen. Um große Landstriche zu schützen, wurden daher „Linien“ – landgezogene Systeme von Feldbefestigungen – errichtet,1187 um den zu verteidigenden Landstrich unabhängig von der Jahreszeit von feindlichen Einfällen freizuhalten. Zum Bau von Linien wurden die Truppen herangezogen, zu deren Unterstützung aber Schanzbauern angeworben und besoldet werden mussten.1188 Die Errichtung derartiger Linien war kostenintensiv, lohnte sich aber, da der verteidigte Landstrich störungsfrei bewirtschaftet werden konnte.1189 Umgekehrt dienten Linien dazu, die Handlungsfreiheit des Gegners einzuschränken.1190 Zum einen bestanden diese Feldbefestigungen aus einzelnen Forts mit sehr unterschiedlichen Grundrissen, die als Erdwerke aufgeworfen über Holzböden zur Aufstellung von Kanonen verfügten und deren Brustwehren innen durch Schanzkörbe oder Holzverkleidungen Festigkeit verliehen wurde. Die ersten Linien wurden an der Waal und der Ijssel von den Generalstaaten gegen Spinola mit Gräben, Überschwemmungsgebieten, Erdschanzen und Holzbefestigungen um 1605 aufgeworfen.1191 Auf Initiative Mazarins entstanden später an der Maas Linien mit 38 Redouten. Unter den Linien des Spanischen Erbfolgekriegs darf man sich aber kein Befestigungssystem nach Art der Schützengrabensysteme des Ersten Weltkriegs vorstellen; diese haben in der Tat einen architektonischen Vorläufer in den Vaubanschen Parallelen des Belagerungskriegs. Einzelne systematisch angelegte Feldbefestigungen wechselten sich mit verbarrikadierten Dörfern ab, die untereinander an Flussläufe angelehnt waren, deren Passagen mit sogenannten Verhauen unpassierbar gemacht wurden; ein Verhau wurde oft dadurch konstruiert, dass Bäume mit der Krone in Richtung auf den erwarteten Anmarschweg des Feinds gefällt, Äste angespitzt und von Fall zu Fall mit Palisaden verstärkt wurden. In Flandern und Norditalien kamen Überschwemmungsgebiete hinzu.1192 Diese Linien waren nicht bemannt, sondern dienten dazu, einer defensiven Armee die Möglichkeit zu geben, den Gegner zu beobachten und unter ihrem Schutz manövrierend den Vormarsch zu wehren. Solche Hindernisse zu stürmen war außerordentlich verlustreich, wie Malplaquet, aber sogar Denain zeigte. Als der Herzog von
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Württemberg 1693 die Linien durchbrach, die zwischen Dünkirchen und der Schelde aus Überschwemmungen, Stichgräben und Verhauen errichtet worden waren, erklärte Vauban, sie seien nur geeignet, dauerhaft Streiftrupps abzuwehren und im Übrigen ein Mittel der Verzögerung des Gegners, nicht der dauerhaften Verteidigung.1193 Friedrich der Große sprach sich gegen die Übung der Anlage von Linien aus; sie seien nie wirklich zu halten, da für sie nie hinreichend Besatzungen zur Verfügung ständen.1194 Dahinter stand gewiss die offensive Ausrichtung Friedrichs; für eine manövrierende, sich in einem pre carré bewegenden Armee waren dagegen Linien das Instrument, sich Rückhalt zu verschaffen. Neben diesen dauerhaften Anlagen wurden Feldbefestigungen zu operativ-aktuellen Zwecken angelegt. Sie konnten immense Bedeutung erlangen, wie sich in der Schlacht von Malplaquet zeigte. Die Beute des Siegers und das Los des Unterlegenen: Gefangenschaft
Die siegreiche Schlacht – aber auch die erfolgreiche Belagerung – bot für die Sieger erhebliche Vorteile. Parker berichtet über die Verteilung der bei der zweiten Schlacht von Höchstädt erzielten Beute an das 18. Regiment (Royal Irish), die für den Obristen £ 72 bis zu 20 Shilling für den Gemeinen reichten; Parker erhielt £ 14.1195 Das Los des in der Schlacht Unterlegenen konnte die Gefangenschaft sein; nicht selten teilte dieses Los der kapitulierende Belagerte. Der adelige Offizier hatte die Chance, für eine einigermaßen gute Behandlung durch seinen Gegner zu sorgen: Der in der großen Schlacht von Höchtstädt 1704 verwundete und durch alliierte Offiziere gefangengenommene Baron de Montigny-Langost wandte 150 Louis d’Or auf, um eine gute Behandlung sicherzustellen.1196 Cadogan, der am 16. August 1706 bei einem Streifzug gefangengenommen worden war, berichtete, zivilisiert behandelt worden zu sein1197 und wurde alsbald von Vendôme freigelassen, der sich damit für die gute Behandlung eines eigenen Offiziers durch Marlborough erkenntlich erweisen wollte. Die Beurlaubung gefangener Offiziere auf Ehrenwort war keine Ausnahme, wie der Fall des bei Oudenaarde in Gefangenschaft geratenen Generalleutnants Biron zeigt.1198 Die gefangenen Offiziere mussten sich mit eigenen Mitteln erhalten. So sandten die Alliierten einen Trompeter zu Mérode-Westerloo, damit dieser die persönliche Habe zu den bei Blindheim in Gefangenschaft geratenen Conde de Montfort und Prince de Rubempré senden.1199 Die Mannschaften konnten mit solcher Courtoisie nicht rechnen – auch wenn Ludwig XIV. für die Versorgung der von den Alliierten gefangengehaltenen Truppen finanzielle Mittel bereitstellen ließ.1200 Relativ sicher war es aber auch für den Gemeinen, ausgetauscht zu werden. Auf dem italienischen Kriegsschauplatz gab es hierzu „Kartelle“:1201 So wurde ein Sergeant mit zwei Gemeinen, ein Hauptmann mit 12,
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ein Obrist mit 48 „verrechnet“.1202 Marlborough war bemüht, das bei der Einnahme Tongres durch die Franzosen 1703 gefangengenommene englische Regiment Queens und das der Generalstaaten Elst gegen die Besatzung von Huy auszutauschen, die nach ihrer Kapitulation in Gefangenschaft hatte gehen müssen.1203 Oft wurden diese Truppen gar nicht interniert, sondern begaben sich unter entsprechendem – von den Erklärenden als verbindlich angesehenen – Ehrenwort ihrer Offiziere in eine von ihren eigenen Armeen gehaltene Festung, um dort, ohne die Waffen erneut gegen den Feind zu ergreifen, auf ihren Austausch zu warten. Dieses Verfahren eines Gefangenenaustauschs allerdings war nicht zwingend geboten. So wandte sich Cadogan Ende 1708 entschieden dagegen, weil das Verhältnis zwischen gefangenen Franzosen und gefangenen Alliierten 4:1 betrug.1204 Gefangengenommen wurden nicht nur Mannschaften und Offiziere, sondern auch die Frauen der letzteren, wenn man ihrer habhaft wurde. So entging die Frau des Comte de Mérode-Westerloo am 1. Juli 1703 nur knapp der Gefangenschaft nach der Schlacht von Eckeren, da die Alliierten ein Tauschobjekt gegen die von Truppen der Zwei Kronen gefangengenommene Frau des Comte de Tilly brauchten.1205 Die Versorgung der Armeen
Bis zum Jahr 1703 wurde der Sold der englischen Truppen der Regimentsobristen ausgezahlt, die ihn an die Truppen weitergaben – oder für sich behielten. Die damit verbundenen Misstände wurden 1703 durch die Schaffung des Amts eines Controllers of Army & Accounts beseitigt.1206 Man rechnete damit, dass sich eine Armee von 60 000 Mann auf dem Marsch von einem Landstrich von 20 mal 140 km Tage ernähren kann, wenn dieser Landstrich noch von Plünderungen unberührt war,1207 wobei dann nur 10 % der verfügbaren Viktualien konsumiert würden. Armeen, die sich auf einem engen Kriegstheater gegenüberstanden, führten naturgemäß zu einem höheren Grad der Ausbeutung der Nahrungsmittel einer Region. Selbst eine regelmäßig besoldete Armee findet dann kaum die Mittel, die sie zu ihrer Subsistenz benötigt. Bleibt der Sold aus, und ist der jeweilige Landstrich bereits „ausgesogen“, werden die Soldaten plündern. Von den Folgen für die Disziplin abgesehen, wird dann wie im Dreißigjährigen Krieg nurmehr ein kleiner Krieg um das tägliche Brot geführt werden und größere Truppenkonzentrationen allein unter Aufbietung höchster Anstrengungen möglich sein, ohne diese Konzentrationen zusammenhalten zu können. Auch eine siegreiche Schlacht kann unter solchen Bedingungen nicht ausgenutzt werden, wie der Lauf der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Kriegs deutlich hervortreten lässt.1208 60 000 Mann führten etwa 40 000 Pferde mit sich, die täglich nicht weniger als 1 000 Tonnen Futter verbrauchten; ein Pferd hat einen Tagesbedarf von 3 1/2 bis 5 kg Hafer und 4 bis 5 kg Heu.1209 Für die logistischen Instrumente des 17. bis in das 19.
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Jahrhundert bis hin zur Entwicklung der Eisenbahn war die Beschaffung dieser Mengen aus Magazinen neben der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln nicht zu bewältigen; Futter zu transportieren setzte erheblich größeren Frachtraum voraus, als dies bei Mehl der Fall ist, sodass eine Armee stets auf Grünfutter angewiesen war.1210 Eine Armee musste daher von ihren Lagern aus fouragieren;1211 dabei marschierten bis zu 2 000, nicht selten sogar mehr Soldaten aus den Lagern, um frisches Heu zu schneiden.1212 Friedrich der Große hat in seinen kriegswissenschaftlichen Schriften für Feldzüge in Böhmen und Schlesien darauf hingewiesen, das Heranführen von Futter auf Wagen sei wegen der schlechten Versorgungslage ein Problem; man müsse mit Feldzügen warten, bis grünes Futter gewachsen sei,1213 woran er sich freilich nicht immer gehalten hat. Jedenfalls hat Friedrich auf die Notwendigkeit hingewiesen, Fourageuren immer eine starke und gefechtsbereite Bedeckung zu geben.1214 Aus dem alliierten Lager von Rousselaer ist ein „Memoirs for a foruaging foray between Sarren & Hantseuen“, mit dem 30. Juni 1706 datiert, erhalten, das Einzelheiten einer solchen Aktion regelt.1215 Die Kavalleristen ritten barfuß ohne ihre Stiefel, die sie bei der Feldarbeit behindern würden,1216 unter Schutz eines Infanterieschirms aus dem Lager. Das Fouragieren war regelmäßig Anlass für Gefechte mit dem Gegner.1217 Der kleine Krieg schlug hier oft in größere Begegnungen um;1218 Detachements wurden ausgesandt, um feindliches Fouragieren zu behindern.1219 War das Umland buchstäblich leergefressen, musste das Lager verlegt werden. Die Heere blieben so in ständiger Bewegung begriffen. Versorgt wurde die Armee mit Brot, das die Basis der Lebensmittel der Soldaten bildete.1220 Die Versorgung fand mit Mehllieferungen an Bäckereien mit transportablen Öfen in Stützpunkten der Armee statt, von denen bestimmte Vorräte in Kästen auf charelles, vierrädrigen Karren, zu den Truppen gebracht wurden.1221 Die Theoretiker berechneten, dass ein Heer sich nicht weiter als fünf Märsche von seinem Magazin entfernen dürfe; in der Mitte, zwei Märsche von der Armee, drei vom Magazin entfernt, sollte sich die Bäckerei befinden. Neun Tage blieb das in den Feldbäckereien gebackene Brot nur genießbar; wenn nun die Wagen sich hin- und herbewegten und ein Tag für Ruhe und Aufladen eingelegt wurde, so konnten die Truppen alle fünf Tage frisches Brot erhalten, und es blieb ein Spielraum für unvorhergesehene Zufälle, was sehr nötig war, da ein anhaltender Regen die Wege für Lastfuhrwerke unpassierbar machen konnte.1222 Auf dem Marsch wurden von étapiers das Brot an die Mannschaften verteilt, die von ihren Offizieren Quartieren zugewiesen wurden, wo sie utensile, also Geschirr, Bettzeug, Kerzen usf., gestellt bekommen sollten.1223 Die Kontingente der Reichsarmee waren in einer weniger vorteilhaften Lage. Denn sie wurden nicht zentral versorgt, sondern hingen von der Versorgung durch die jeweiligen Kreise ab, was naturgemäß nachhaltig störungsanfällig war.1224 Wegen ihrer Bedeutung für den Zusammenhalt der Armee wurden nicht die Armeen selbst, sondern ihre Stützpunkte und Magazine Ziel feindlicher Unternehmun-
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gen,1225 sieht man von seltenen Aktionen wie denen Marlboroughs, Prinz Eugens oder Villars ab.1226 Auf Betreiben Kardinal Mazarins hat Michel Le Tellier mit dem Aufbau eines Systems von Magazinen begonnen, aus denen die Armee versorgt werden konnte; daraufhin hat sein Sohn Michel, Marquis de Louvois, der Staatssekretär im Jahr 1662 wurde, aufgebaut. Soweit Truppen aus Magazinen in Festungen ohne längere Transporte versorgt werden konnten, bot die Anhäufung von Lebensmitteln und getrocknetem Heu einen Vorsprung vor dem Feind, da mit der Kampagne begonnen werden konnte, bevor das Gras gewachsen war und für die Versorgung der Kavallerie zur Verfügung stand.1227 Allerdings wurde damit das im Dreißigjahrigen Krieg gebräuchliche Kontributionssystem1228 nicht abgedankt, sondern perfektioniert.1229 Denn es blieb immer ein Bedarf offen, der nicht aus Magazinen und von dort abgehenden Transporten gedeckt werden konnte und aus dem Land zu befriedigen war.1230 Die merkantilistische Staatsregie der Wirtschaft tat ein Übriges, diesen Bemühungen Durchsetzungsfähigkeit zu verleihen, die in vergleichbarer Form in den Generalstaaten und England, mit mehr oder eher weniger Erfolg auch von den Reichsständen kopiert wurden. Die „Hegung“ des Kriegs, bedeutete keinesfalls die Eindämmung brutalster Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, wie die Beispiele der Plünderung der Pfalz in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts und die Plünderung der Güter des Herzogs von Mantua 17011231 oder der Mérode-Westerloos 1705,1232 die Verwüstung Bayerns durch die Truppen Prinz Eugens und des Herzogs von Marlborough zeigt. Das Bild der „gezähmten Bellona“ gibt daher nur cum grano salis die Wirklichkeit der „Kabinettskriege“1233 wieder – in der Tat leiteten Ludwig XIV. und sein Kabinett die Operationen in den Kriegstheatern bis in Detailfragen.1234 Das Bild verweist eher auf die Verfeinerung der Techniken: Ein Gegensatz zwischen dem „totalen“, unbeherrschbaren Dreißigjährigen Krieg und einem guerre controlée ist kaum festzustellen.1235 Freilich wurde der Krieg dadurch „zivilisiert“, dass strikte Disziplin um den Preis alltäglicher Versorgung der Soldaten durchgesetzt wurde. In den 50 Jahren, die zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs lagen, war aus der Tugend, die eigenen Truppen aus Magazinen verpflegen zu können, die Not geworden, die eigenen Bewegungen nurmehr anhand gesicherter und wohlversorgter Linien und Depots, geschützt durch verschiedene Festungen und befestigte Plätze, auf Flussläufen als Garant sicherer Fortbewegung von Nachschub an Artillerie, Munition und Verpflegung zu organisieren. Die Beweglichkeit der immer kleiner gewordenen, aus dem Land lebenden – plündernden und das Land von Freund und Feind verheerenden – Armeen des Dreißigjährigen Kriegs war damit einer systematischen, an Topografie und Ökonomie ausgerichteten gehegten Kriegsführung gewichen; wo die systematische Versorgung nicht
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mehr funktionierte, und das Land die Versorgung der Truppen nicht gewährleistete, diktierten aber wieder wie im Dreißigjährigen Krieg die Bewegungen.1236 Die Versorgung der Magazine innerhalb des von den eigenen Kräften kontrollierten Festungsgürtels erfolgte ebenso wie die Versorgung der Armee auf dem Marsch durch Großlieferanten wie den kaiserlichen Oberkriegsfaktor Samuel Oppenheimer1237 oder den Kontraktoren Solomon und Moses Medina, Mynheer Hecop, Vanderkaa, besonders aber Antonio Machado und Jacob Pereira.1238 Antonio Machado und Jacob Pereira waren die Providiteurs-Generäle.1239 Sie versorgten – regelmäßig, täglich – Armeen von bis zu 100 000 Mann, von denen durchaus auch an der Jahrhundertwende noch mit einem zahlreichen Tross zu rechnen war. Diese Kontraktoren waren naturgemäß bei schlechter Verpflegung nachhaltiger Kritik ausgesetzt und nicht immer zuverlässig1240 – es ist aber nicht zu übersehen, dass sie außerordentliche logistische Leistungen erbrachten; in einer Zeit, in der wenige Städte eine Einwohnerzahl von mehreren 10 000 überschritten, gelang es diesen Kontraktoren, Armeen täglich mit Lebensbedarf zu beliefern, die zu einer Zahl von bis zu 100 000 Mann Ende des ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunders, regelmäßig aber mit 20 bis 30 000 Mann den Umfang von Großstädten hatten. Dies war den sephardischen Kontrakteuren möglich, da sie international tätig waren, sodass es etwa Jacob Peireras Sohn Isaac Pereira gelang, das Landungskorps in Irland unter Schomburg von England aus zu versorgen.1241 Wo die Versorgung von Magazinen nicht ausreichte und Kontrakteure nicht oder nicht ausreichend liefern konnten, verfielen die Armeen auf Plünderungen zurück, die aber immer unzureichend bleiben mussten. Einen Ausweg fanden – jedenfalls auf dem irischen Kriegsschauplatz während des Neunjährigen Kriegs – die Befehlshaber in der Organisation lokaler Märkte,1242 die jedenfalls zeitweise eine gewisse Versorgung mit Gemüse, Obst und lokalen Handwerksprodukten gewährleisteten. Ein Sonderfall war die „Versorgung“ der Offiziere. Es galt als nobili officium der Heerführer, ausgewählte Teile des Offizierskorps, wenigstens aber diejenigen, die Funktionen von Stabsoffizieren wahrnahmen, an ihrer Tafel zu bewirten. So unterhielt Tallard eine Tafel von 100 bis 200 Gästen beim ersten und zweiten Halt der Armee auf dem Marsch,1243 wofür er zwei Maultiertrains mit entsprechendem Tischgeschirr und Delikatessen mit sich führte.1244 Über eine solche Einladung berichtet Mérode-Westerloo,1245 der morgens mit Hühnchen, geräucherter Zunge und Wein bewirtet wurde. Die Versorgung der Armeen schloss mit Ausnahme der englischen Armee unter Marlborough1246 noch keinen regelmäßigen Sanitätsdienst ein;1247 Bemühungen Turennes1248 blieben im Ansatz stecken. Louvois organisierte auf dem Papier ambulances, die aber im Feld eher Ausnahmeerscheinungen blieben.1249 Vor Schlachten und bei Belagerungen wurden Ad-hoc-Hospitäler eingerichtet. Das Los der Verwundeten dort war gelinde gesagt grauenhaft. Bevor schwer Verwundete geborgen werden konnten, lagen sie auf dem Schlachtfeld, wo sie nur zu oft marodierenden Plünderern aus den Reihen versprengter Soldaten, Trossweibern oder Bauern zum Opfer fielen.1250 Nur wer über Geld verfügte, konnte überhaupt mit Hilfe rechnen; Mérode-Westerloo berichtete, er
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habe nach der Schlacht von Höchstädt auf eigene Kosten für die Pflege der verwundeten Spanier und Flamen gesorgt, die in Ulm lagen.1251 Für die nach einem Krieg abgedankten Veteranen waren das Hôtel des Invalides seit 1674 in Paris1252 und sein Gegenpart, das Royal Hospital in Chelsea (1682) eingerichtet, in denen aber nur wenige Glückliche Unterkunft gefunden haben. Auf das Gros der abgedankten Soldaten wartete ein Leben in Elend, in dem Bettelei oder Straßenraub,1253 der Tod im Straßengraben, am Strick oder die Galeere das Schicksal des Einzelnen ausmachte. Das ruhmreiche Gesicht des Kriegs: Stellungskrieg und Seekrieg
Die bisherigen Überlegungen erlauben eine nähere Betrachtung des Kriegsalltags, als sie durch die traurig-triumphalen Glanzlichter der großen Schlachten möglich wäre. Denn die großen Schlachten waren die seltene Ausnahme des Spanischen Erbfolgekriegs. Marlborough, der die Schlacht als das kriegsentscheidende Ereignis suchte, hat fünf große Schlachten geschlagen, aber 26 Belagerungen durchgeführt.1254 Der Grund dafür lag nicht darin, dass sich die Feldherren der Zwei Kronen diesen Begegnungen listig entzogen, wie es die Lektüre vieler englischer Autoren von Winston Churchill bis Falkner Glauben machen mag, sondern weil die Gelegenheit zum Schlagen einer Schlacht von vielen Imponderabilien abhing – der Versorgung des Heers mit einem Vorrat von Brot für vier bis sechs Tage, mit dem rechtzeitigen Heranführen der Artillerie, dem Wetter, der Nutzung des Überraschungsmoments – oder umgekehrt der Fähigkeit des Gegners, wie in den Linien von Brabant 1705 oder bei Malplaquet 1709 durch die Franzosen oder des Deckungsheers unter Marlborough bei Lille 1708 Verschanzungen anzulegen, deren Erstürmung hohe Verluste herbeiführte. Höhepunkte des Spanischen Erbfolgekriegs waren daher nicht Feldschlachten, sondern Belagerungen von festen Plätzen. Die kurze Analyse der Vaubanschen und Coehornschen Festungsbaukunst hat deutlich gemacht, dass der Belagerungskrieg auf dem geometrisch genau umschriebenen Feld zwischen dem Rand des Glacis und der Enceinte (dem Festungswall) als Krieg der Maulwürfe der Wirklichkeit des Spanischen Erbfolgekriegs ein brutales und hässlich-schmutziges Gesicht verlieh. Dessen Alltag aber war das Manövieren der Armeen – allein schon um der Fourage willen – und das sich immer wieder für eine mehr oder weniger lange Zeit bestimmte Verschanzen in festen Stellungen, wie in den Linien von Brabant oder der Linie des non plus ultra Villars.1255 Der kleine Krieg (petit guerre oder, wie Lynn1256 und sein Schüler Satterfield1257 es nennen: der Partisanenkrieg) beherrschte das Bild des Landkrieges im 17. und 18. Jahrhunderts. Auch der Seekrieg entwickelte sich mit dem Übergang vom guerre d’escadre zum guerre de course zu Erscheinungsformen, die dem Kleinen Krieg an Land durchaus entsprachen.
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Die Holzschiffe an der Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts hatten eine maximale Tonnage von etwa 2 000 Tonnen, da ansonsten die statische Leistungsfähigkeit des Holzes, Seegang und Wind zu widerstehen, überschritten worden wäre.1258 Diese Holzschiffe waren bei längerem Liegen im Wasser Fäulnis ebenso wie Muschelbefall ausgesetzt, der ihre ohnedies geringe Manövrierfähigkeit beeinträchtigte. Die für die Lineartaktik1259 des Seegefechts bevorzugten schweren Kriegsschiffe mit 80 bis zu 100 Kanonen an Bord waren zudem wegen ihrer Schwerfälligkeit nur eingeschränkt seetauglich;1260 zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs hatte sich bei allen Parteien eine Durchschnittsgröße von Schiffen mit 60 bis 70 Kanonen eingependelt.1261 Die Schiffe waren geeignet, mit dem Wind zu segeln. Gegen den Wind zu segeln war problematisch und führte jedenfalls dazu, dass Formationen nicht mehr gehalten werden konnten.1262 In Seeschlachten wurden Schiffe oft nicht durch feindliche Treffer versenkt. Unter die Wasserlinie zu zielen erwies sich im Allgemeinen als sinnlos, da der Schuss einer Eisenkugel durch den Aufprall auf das Wasser in einem Maße der Energie beraubt wurde, dass die Schiffsplanken nicht durchgeschlagen werden konnten. Auch über der Wasserlinie konnte die Energie der Kugeln den bis zu 40 cm starken Schiffsplanken nichts Entscheidendes anhaben.1263 Lecks konnten alsbald von den Schiffszimmerleuten geflickt werden. Aber durch Beschuss des Schiffskörpers kam es häufig vor, dass die Statik des Schiffs zerstört und die feindliche Artillerie auf den Geschützdecks zum Schweigen gebracht wurde. Letztere Taktik wurde von den englischen Flotten präferiert, während französische Seeleute vorzugsweise die Takelage1264 der Gegner beschossen.1265 Seeschlachten fanden regelmäßig in Küstennähe statt. Manövrierunfähige Schiffe behinderten die eigenen Verbände oder wurden an die Küsten getrieben, wie die „Magnamine“ und die „Lys“ im Verband de Pointis am 21. März 1705.1266 Diese Schiffe zerbrachen oder brannten ebenso wie die Schiffe, deren Pulvervorräte getroffen wurden, aus und sanken. Im Übrigen wurden Brander – Feuerschiffe – als die entscheidende Waffe im Seegefecht1267 eingesetzt, die mit dem Wind gegen die feindlichen Schiffe getrieben wurden.1268 Seeschlachten unter Einsatz großer Flotten (der guerre d’escadre) waren nicht an sich entscheidend;1269 anders als es die Vernichtung der Spanischen Armada 1588 glauben machen konnte, wurden Flotten nicht vollständig aufgerieben, sondern zerstreut und für eine Saison handlungsunfähig gemacht.1270 Die Kontrolle der Meere war den Flotten der schwerfälligen Holzschiffe nur sehr eingeschränkt möglich.1271 Das Leben an Bord war hart. Die Ernährung war schlecht, denn das mitgeführte Wasser wurde faulig und die Lebensmittel verdarben nach kurzer Zeit; Konservierung durch Pökeln führte zu Mangelerscheinungen.1272 Die Sterblichkeit unter den Seeleuten war daher extrem hoch.1273 Die Seeschlachten folgten der Lineartaktik, die auch den Landkrieg beherrschte: Die Schiffe ordneten sich hintereinander in Linien an, die von den schwersten Schiffen, die bis zu 100 Kanonen trugen und den Schiffen niedrigerer „Klassen“ voran-
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fuhren, angeführt wurden; beide Linien fuhren parallel zueinander und beschossen sich.1274 Bewaffnete Handelsschiffe, aber auch Schiffe, die weniger als 50 Kanonen trugen, konnten wegen ihrer geringen Feuerkraft nicht in der Linie mithalten. Die zu Linien aufgefahrenen Flottenverbände waren selbst zu einfachen Manövern, schon wegen der Unbeweglichkeit der Schiffe, aber auch wegen des Fehlens der Möglichkeit, Kommandos verlässlich zu übermitteln, nicht in der Lage. Noch vor dem guerre d’escadre beherrschte der guerre de course das Bild: Im Seekrieg wurde durch die Zwei Kronen ebenso wie in den 100 Jahren des Kriegs der Seemächte gegen Spanien systematisch versucht, die Handelsverbindungen der Seemächte zu stören, von denen zunehmend die Wirtschaft der Vereinigten Provinzen und Großbritanniens abhängig wurde;1275 die Seemächte unternahmen dagegen Raids gegen die Verbindungen Spaniens zu seinen Kolonien. Vauban hat die Bedeutung des guerre de course erkannt und 1695 ein „mémoire concernant la course ou la capreriere“ verfasst.1276 Einzelne Kaperer, die aber durchaus auch in Verbänden segelten, mögen sich Gefechte geliefert haben, die den Bildern aus holländischen Gemälden der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zu Filmen Erol Flynns die Vorstellung von Seeschlachten geprägt haben; der Regelfall war aber mit Ausnahme des Zerstörens der feindlichen Takelage nicht der gegenseitige Artilleriebeschuss, sondern das Ausmanövrieren, Breitseitsgehen und das von französischen Privatiers zur Schonung der angestrebten Prisen praktizierte Entern1277 (Vorgänge, die Artillerieeinsatz technisch nicht erlaubten).1278 Corsairs und Privatiers nahmen eine wichtige Rolle im Warenverkehr in den zweieinhalb Jahrzehnten von 1688 bis 1714 durch den Verkauf ihrer Prisen war.1279 Corsairs segelten nicht allein auf französischer Seite: Holländische Kosaren segelten von den Häfen Middelburg und Flushing.1280 Der Seekrieg war aber außerordentlich kostspielig. Flotten benötigten Werftkapazitäten und absorbierten ungeheure Mengen an Artillerie und Munition. Die französische Flotte, die technisch, seemännisch und in ihrer Stärke den Alliierten an der Jahrhundertwende noch ebenbürtig war1281 und ihnen zuletzt in dem Sieg in der Seeschlacht von Beachy Head1282 hatte die Stirn bieten können, musste mit etwa 50 000 Seeleuten und Marinesoldaten bemannt werden1283 – also in einer Mannschaftstärke, die der einer Armee entsprach. Die Zeitgenossen nahmen wahr, dass die großen Kriegsflotten den französischen Staatshaushalt erschöpft hatten.1284 Colbert förderte mit der Einrichtung des conseil de construction1285 die Standardisierung des Schiffbaus, der noch im späten 17. Jahrhundert durch Augenmaß, Erfahrungswerte und Überlieferungen bestimmt und in den die Erkenntnisse der Mathematik erst Eingang zu finden sich angeschickt hatten.1286 Die academie des sciences leistete dabei wichtige Zuarbeiten.1287 Die Werften produzierten über das Jahr Schiffe und beschäftigten einen Stamm von Facharbeitern. Sie leisteten aber dadurch Saisonarbeit, dass im Frühjahr die Schiffe armiert wurden;1288 sie wurden aufgeriggt und die Kanonen wurden an Bord gebracht, die während der Winterpause im Arsenal an Land
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gelagert wurden. Deren Läufe waren wegen ihres Gewichts unerlässlich für das sichere Auslaufen der Schiffe.1289 Zur Bewältigung all dieser umfangreichen Arbeiten wurde das Stammpersonal durch Heere von Wanderarbeitern aufgestockt.1290 Die kriegsführenden Parteien des Spanischen Erbfolgekriegs waren technisch für den Seekrieg gleichermaßen befähigt. Dagegen war die Finanzierung ebenso wie die personelle Ausstattung der Flotten selbst ein den Kriegsverlauf mitbestimmender Faktor. Genossen die Flotten des Sonnenkönigs zum Beginn des Neunjährigen Kriegs der Liga von Augsburg noch eine leichte zahlenmäßige Überlegenheit über die der Alliierten, hatte sich dieses Verhältnis bereits 1693/1694 umgekehrt.1291 Im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs erlangten die alliierten Flotten – im Wesentlichen die der englischen Krone – eine erdrückende zahlenmäßige Überlegenheit über die der Zwei Kronen; die Schiffsbauindustrie Englands – die unter dem Sekretär der Admiralität Samuel Pepy in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur größten Industrie des Lands ausgebaut worden war1292 – und Hollands produzierte vier mal so viel Schiffe wie die Frankreichs und Spaniens.1293 Frankreich konnte und musste seine Armeen zu Land finanzieren. Für die immensen Kosten des Erhalts der Flotte reichten schlichtweg die Mittel des Sonnenkönigs nicht aus. Die Gelder, die in die Flotte geflossen waren, machten sich also nicht bezahlt, sie waren verloren und die Flotte verfiel im Verlauf des Kriegs.1294 Die Engländer folgten dem spanischen Prinzip des Consolat del Mer, wonach neutrale Güter auf Feindschiffen frei, aber Feindgut auf neutralen Schiffen der Konfiskation unterworfen war. Die Holländer folgten dem Prinzip der Freiheit der Meere, wonach freie Schiffe freie Güter transportierten. Frankreich verschrieb sich dagegen dem Grundsatz la robe d’ennemi confisque celle d’ami, wonach Freundgüter auf Feindschiffen und Feindgüter auf Freundschiffen der Konfiskation unterworfen wurden.1295 1690 behandelten die Alliierten nach der vorangegangenen Fehlernte auch Korn aus dem Baltikum als Konterbande.1296 Winter
Mitte bis Ende Oktober, spätestens im November kamen die Kampfhandlungen im Rahmen von Großoperationen wie Belagerungen und Schlachten im Großen und Ganzen zum Stillstand. Die mit dem 14. Jahrhundert einsetzende Kleine Eiszeit erfuhr ihren Kulminationspunkt im ganzen 17. Jahrhundert mit der wahrscheinlich längsten Periode anhaltend kalter Bedingungen während des Jahrtausends. Die Temperaturen lagen um wenigstens 1 °C unter dem Mittelwert der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und waren noch deutlich niedriger im späten sogenannten MaunderMinimum (1675–1715).1297 Kalter Regen machte die Straßen unpassierbar, Eisgang erlaubte den Transport auf Flüssen und Kanälen nur noch in äußerst eingeschränktem Umfang, wenn nicht auch die Wasserstraßen zufroren und unpassierbar wurden. Ein
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Überleben in den nach heutigen Begriffen de facto unbeheizten Behausungen war nur durch enges Zusammenrücken von Mensch und Vieh denkbar. Selbst für Wölfe und Briganten schränkte diese Jahreszeit ihre Aktivitäten ein; auch der Kleine Krieg nahm an Intensität ab. Der Winterfeldzug Turennes 1674 auf 1675 und die Rückeroberungen von Gent und Brügge im Dezember 1708 durch Marlborough sind von den Zeitgenossen mit Staunen wahrgenommene Ausnahmen, die diese Regel bestätigten. Die Armeen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts gingen wegen der unausweichlichen klimatischen Bedingungen im Spätherbst in die Winterquartiere.1298 Deren Sicherung war zwangsläufig eine wesentliche, weil überlebensnotwendige Sorge der Generalität.1299 Nur dort war in enger räumlicher Beziehung zu Magazinen überhaupt eine Versorgung der erheblichen Massen an Menschen und Vieh, Pferden und Zugochsen, mit Lebensmitteln und gespeicherter getrockneter Fourage denkbar und ein Schutz gegen die Eiseskälte möglich. Winterquartiere zu beziehen schloss Kampfhandlungen nicht aus. Je dichter die Quartiere an denen des Feinds lagen, desto wahrscheinlicher war es, dass es durch Streif- und Parteigängeraktionen zu Kampfhandlungen kam.1300 Dabei ist zu bedenken, dass die während der Wintermonate über ihre Quartiere zerstreuten Truppen oftmals weniger leicht zu kontrollieren waren als während der Monate, in denen sie im Feld standen.1301 Kleinere und kleinste Kommandos mochten Fourage einbringen. Ihr Verhalten war von dem schlichter Räuberbanden aber kaum zu unterscheiden. Solche Aktivitäten neigten dazu, Kampfhandlungen hervorzurufen. Soweit der Kleine Krieg der Posten und Überfälle im Winter fortgesetzt wurde, bildete, da eine Fortbewegung zu Fuß kaum zu ertragen war, die Reiterei die dominierende Truppenart.1302 Während Parteigänger ihre Streiftätigkeiten fortsetzten, soweit dies nur möglich war, und damit das in den Wintermonaten ohnehin beschwerliche Leben der Bevölkerung unerträglich werden ließen, fanden in ihren Winterquartieren die regulären Truppen Erholung nach den Strapazen der vorangegangenen Feldzüge; Montierungen wurden ausgebessert oder ausgetauscht, Waffen repariert oder ergänzt. Die Stäbe nahmen Rekrutierungen vor. Reisen waren in der Winterszeit nur unter äußersten Anstrengungen möglich, der Reisende setzte sich in der eisigen Kälte der Gefahr aus, zu erfrieren. Aber für die Feldherren, die vielfach wie Prinz Eugen, die französischen Marschälle wie Tallard und Villars und insbesondere Marlborough, für die Große Allianz Diplomaten waren, durfte auch der strengste Winter kein Hindernis bilden, die Höfe der Alliierten oder, wie im Fall der Franzosen, Versailles als Gravitationspunkt ihrer Aktivitäten zu besuchen. Im Winter wurden damit die Dispositionen für die kommende Kampagne getroffen. Die Armeen bezogen Winterquartiere;1303 die Fusiliere nähten Knöpfe an ihre Röcke, die Diplomaten der Alliierten räumten Irritationen in der Allianz aus und sicherten insbesondere an den Höfen der deutschen Fürstentümer die Bereitstellung der Miettruppen für das Frühjahr. Wo dies nicht gelang, wie im Jahr 1706 und im Jahr 1713, war der Erfolg der Kampagne in Frage gestellt. Und die Feldherren mussten
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sich politische Rückendeckung an ihren Höfen besorgen, die in manchen Fällen während der vorangegangenen Kampagnen durch Intrigen oder, wie in England und den Generalstaaten, durch die Fragestellungen eines, wenn auch erst in seiner Entwicklung begriffenen, parlamentarischen Systems gefährdet waren; Marlboroughs Aufstieg und Fall illustriert dies eindrucksvoll. Die Bezahlung des Kriegs
Geld war (und ist), wie Prinz Eugen es einmal gegenüber der Hofkammer betonte, der nervus belli, der täglich, ja stündlich angewendet werden müsse.1304 Das Bild der Spanischen Erbfolgekriege wäre nicht vollständig, wenn der nervus belli ausgeblendet bliebe.1305 „Der Krieg“ schafft keine Werte, sondern vernichtet sie. Der Krieg ernähre den Krieg, wird behauptet. Das ist aber nie richtig. Plündern die Truppen, weil sie „aus dem Land“ leben, ernährt die ausgeplünderte Bevölkerung die Soldaten und „ernährt den Krieg“. „Aus dem Land“ leben zu müssen begrenzt die Zahl der Kombattanten, die auf diese Weise versorgt werden; und ihre Versorgung wird mit der Dauer des Kriegs ungewisser. Es liegt eine Berechnung der Gesamt-Kriegskosten des Piemonts für die Jahre 1703 bis 1710 vor:1306 Grund
Schäden in Mill. fl. verursacht durch Feinde
Schäden in Mill. fl. durch Truppen der eigenen Seite
Brände
0,7
4,0
Gestohlenes Vieh
1,5
0,3
15,0
3,5
Verdorbener Wald
3,8
2,3
Verdorbener(s) Wein, Korn etc.
1,3
1,5
Brandschatzungen
3,2
–
Sonstige gestohlene Güter
Die regelmäßige Versorgung der Armeen durch Magazine und Kontrakteure – munitionnaires1307 – setzte einen erheblichen finanziellen Aufwand voraus. Steuereinnahmen konnten diese Ausgaben nicht decken, denn das Steuererhebungssystem, das Steuerpächtern vertraute, konnte die Belastungen der Bevölkerung nicht ohne Weiteres erhöhen, sollte nicht die Gefahr von Aufständen den Nutzen in Frage stellen.1308 Nach dem Aufstand der Fronde von 1648 bis 16531309 war der Machtanspruch der souveränen Jurisdiktionsorgane – der parlements – gebrochen worden,1310 sodass eine durch Kreditaufnahmen gedeckte Haushaltspolitik nicht auf die Unterstützung der Stände gegründet werden konnte. Sie war allein Sache des Souveräns. Auch die Reformen
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eines Colberts hatten daher in Frankreich keine Alternative zur Kreditaufnahme geboten, die regelmäßig zu hohen Zinssätzen erfolgte und Frankreich nach dem Neunjährigen Krieg der Liga von Augsburg und im Spanischen Erbfolgekrieg in den Staatsbankrott trieb. Das System der Versorgung der französischen Armeen aus Magazinen barg Risiken. Clausewitz tadelte die massenhafte Verschwendung von Ressourcen: An eine Armee von 100 000 Mann seien 1694 150 000 Rationen ausgegeben worden.1311 Die Vereinigten Provinzen hatten bereits im Jahr 1609 eine Nationalbank errichtet. Marlborough, der von 1685 bis 1692 Gouverneur der Hudson Bay Company war und in Amsterdam intensiv mit der modernen Finanzwirtschaft seiner Zeit in Berührung gekommen war, hatte in besonderem Maß einen Sinn für den Zusammenhang effektiver Kriegsführung und ihrer Finanzierung.1312 Die Vereinigten Provinzen und England waren wirtschaftlich in der Lage, lang anhaltende Kriege zu finanzieren.1313 Die Kriege Wilhelm III. – der Neunjährige Krieg der Liga von Augsburg und der Spanische Erbfolgekrieg – haben einen dramatischen Anstieg der Steuern ebenso wie den nachhaltigen Ausbau der Zivilverwaltung in England hervorgebracht.1314 Man kann sagen, dass die Anerkennung des Old Pretender als englischem König durch Ludwig XIV. 1701 eine allgemeine Stimmung zugunsten eines starken stehenden Heers in der englischen Gesellschaft verankert hat, das zwangsläufig die Ausbildung moderner Staatsstrukturen erforderlich machte.1315 Steigende indirekte Steuern zogen Preissteigerungen nach sich, wie Brewer1316 für den Spanischen Erbfolgekrieg am Beispiel des Kerzenpreises demonstriert hat. Ausschlaggebend aber war, dass England das Steuersystem dadurch aus dem Zugriff privater Finanzunternehmer – die nach wie vor das Bild in Frankreich beherrschten – lösen konnte, dass im Jahr 1694, also mitten im Neunjährigen Krieg, die Bank of England als finanzmarktpolitisches Instrument der Regierung gegründet wurde.1317 Dies wurde von der öffentlichen Meinung – die sich in einer Vielzahl von Publikationen artikulierte, die nach dem Ende der Zensur mit Auslaufen des Licenting Act 1694 zirkulierten1318 – auch genau verstanden: Die Restauration der Stuarts hatte die sich im Bürgerkrieg herausgebildete englische bürgerliche Gesellschaft nicht beeinträchtigt; die Glorious Revolution hatte ihr nurmehr weiteres Selbstbewusstsein verliehen, das sich in der zu Beginn des 18. Jahrhunderts verbreiteten Erkenntnis artikulierte, die militärischen Erfolge Englands seien im Wesentlichen seinem wirtschaftlichen Gewicht zu verdanken.1319 In der Tat war das 17. Jahrhundert Zeuge einer erheblichen Ausweitung des englischen Überseehandels (der Grund der Rivalität mit den Vereinigten Provinzen war), der sich seit dem Jahr 16881320 auf sprunghaft sich vermehrende leistungsfähige Werft- und Zuliefermanufakturen stützen konnte, die zugleich die größten kriegswirtschaftlichen Unternehmungen darstellten.1321 Treibstoff dieses „industriellen“ Booms war die Leistungsfähigkeit der Kreditwirtschaft. Nach zeitgenössischen Schätzungen wurden zwei Drittel aller wirtschaftlichen Transaktionen nicht bar abgewickelt, sondern stützten sich auf Kredit, der wegen der Flexibilität der britischen Kreditmärkte
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leicht und günstig zu haben war.1322 Frankreich beendete den Spanischen Erbfolgekrieg bankrott, England als erste Finanzmacht,1323 was nicht ohne die Bereitstellung von Kredit zu günstigen Bedingungen durch die Bank von England möglich gewesen wäre.1324 Diese Nationalbanken konnten langfristige Darlehen zu niedrigen Zinssätzen vermitteln. Ihre politische Voraussetzung war die Repäsentation des bürgerlichen Publikums, das die Finanzmärkte kontrollierte. In England war das Unterhaus zwar kein repräsentativ zusammengesetztes Vertretungsorgan im Sinn der Vorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts; Landgemeinden stellten teilweise mehr Stimmen als große Städte, und der Adel konnte bisweilen erheblichen Einfluss auf die Wahlen nehmen, die überhaupt in keiner Weise in ihrem Ablauf Standards freier und geheimer Wahlen genügten.1325 Aber das Parlament entschied über die Finanzierung von Kriegen,1326 was eine breitere Kreditbeschaffung ermöglichte, als sie Ludwig XIV. offenstand. Die Beschaffung von Lebensmitteln den Kontrakt-Armeen zu überlassen, war eine der Not gehorchende Tugend der kriegsführenden Souveräne des Dreißigjährigen Kriegs. In den dabei vorkommenden Ausschreitungen wurden erheblich mehr Mittel vernichtet, als den Armeen zugeführt. Feldherren wie Gustav Adolph und Wallenstein waren daher dazu übergegangen, ein geregeltes System der Erhebung von Kontributionen einzuführen. In allen Armeen war bis zum Anfang der sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts die Erhebung von Kontributionen Sache des lokalen Gouverneurs von Festungen oder Kommandanten von Standorten.1327 Ludwig XIV. und seine Fachleute, Le Tellier und Louvois, nahmen die Verantwortung der Eintreibung von Kontributionen den Gouverneuren und Standortkommandanten ab. Die Eintreibung von Kontributionen wurde damit in die Hand einer formalen Verwaltung gelegt: Mit Ordonnance vom 23. September 1673 wurden in Frankreich die „bureaus de contribution“ eingerichtet,1328 deren Intendanten für die Überwachung der örtlichen Befehlshaber, aber auch die Sorge für die Straßen,1329 die für die Logistik lebenswichtig waren, die Zuständigkeit erlangten. Die Intendanten der bureaus de contribution waren für ein oder mehrere departements zuständig, so im Holländischen Krieg Robert in Dünkirchen, Gabourcy in St. Venant, La Peletier de Souzy für Courtrai, Douai und Ath mit Sitz in Lille, Talon in Oudenaarde, Damorezau für Le Quesnoy und Philippeville mit Sitz in Charleroi, Dumouceau in Maastricht und Chaüel in Thionville.1330 Intendanturen wurden nach französischem Vorbild auch in anderen Armeen, wie etwa der spanischen, eingerichtet. Die Intendanten waren in Frankreich unmittelbar dem Kriegsministerium unterstellt, an das sie berichteten. Damit griff das Kriegsministerium über sie unmittelbar in das Geschehen auf den Kriegstheatern ein, so durch das Anwerben von Spionen, Auftragsmördern oder Entführungskommandos.1331 Auf dem Kriegstheater waren die Intendanten, nicht die militärischen Befehlshaber, zur Ausstellung von Passports zuständig,1332 die nicht allein an Zivilpersonen, sondern auch an feindliche Soldaten ausgehändigt werden konnten.1333 Diese Pässe waren eine teure Handelsware,1334 die
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zur Finanzierung der Garnisonen und der Bereicherung korrupter Beamter nicht unerheblich beitrug. Ebenfalls zu den Aufgaben der Intendanturen gehörte die Stellung von Salvaguardia für solche Ortschaften, die ihre Loyalität bekundet hatten.1335 Auf französischer Seite trugen die den Ortschaften gestellten Wachen Bandeliers mit der Aufschrift „Sauveguarde de Roi“;1336 ihre wesentliche Aufgabe neben der Abwehr von Briganten bestand darin, die Schutzbefohlenen vor Übergriffen der eigenen, französischen Truppen zu bewahren. Wer den Loyalitätseid verweigerte, war der Konfiskation seines Vermögens ausgesetzt, deren Durchführung ebenfalls im Zuständigkeitsbereich der Intendanturen lag.1337 Im Mittelpunkt der Aufgaben der Intendanten stand die Beitreibung von Kontributionen. Die zwangsweise Beitreibung von Mitteln konnte die Kriegsantrengungen nicht finanzieren, trug aber auf französischer Seite bis zu einem Fünftel zum Kriegsetat bei. Allerdings höhlte dieses Mittel die Fähigkeit zur Kriegsführung mittelfristig aus, da die Kontributionszüge und Terrorakte die Bevölkerung reduzierten – die in Städte floh und das Land auch dort wüst liegen ließ, wo es nicht wie die Pfalz 1688/1689 systematisch verheert wurde; die Kontributionen vernichteten also ihre eigene wirtschaftliche Grundlage.1338 Das hässliche Alltagsgesicht des Kriegs: Der Kleine Krieg
Der Alltag des Kriegs an der Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts war durch eine Atmosphäre ständiger Unsicherheit und Gewalttätigkeit geprägt.1339 Das Bild des Spanischen Erbfolgekriegs war vom petit guerre1340 geprägt, von Kommandos von Dragonern, Husaren, bisweilen schwerer Kavallerie und kommandierten Infanterie-, meist Grenadiereinheiten, durch Überfälle, Hinterhalte,1341 das Begleiten der für die Versorgung der Hauptarmee unverzichtbaren Konvois bis hin zur systematischen Verwüstung von Landstrichen. Mittel der Intendanten bei der Eintreibung von Geldern durch Kontributionen waren die in den Garnisonen stehenden Truppen, aus denen Detachements1342 mit einer Stärke zwischen mehreren 1 000 und – etwa für Sabotageunternehmen – 1343 einigen wenigen Männern1344 gebildet wurden. Diese Streif trupps – im zeitgenössischen Wortgebrauch Partisanen oder Parteigänger – terrorisierten durch Drohung mit Brandstiftungen und Plünderungen die Bevölkerung.1345 Der Kleine Krieg als der Kampf um Außenposten1346 galt als die Schule des Kriegs.1347 Zu diesem Geschäft, das gleichsam eine durch entsprechende Ordonnancen abgesegnete und effektuierte Form des Raubens, Sengens und Mordens war, die den Dreißigjährigen Krieg ausgezeichnet hatte, konnten reguläre Truppen schlecht herangezogen werden. Die raparees, die das Bild des Kriegs in Irland von 1689 bis 1692 prägten, rekrutierten sich aus Deserteuren, Kriminellen, Plünderern.1348 Denn reguläre Einheiten hatten wegen des an sie regelmäßig zu zahlenden Solds kein gesteigertes Interesse, sich der – nicht gefahrlosen – Kontributionsbeitreibung zu widmen,1349 die damit
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Detachements irregulärer, oftmals außerhalb formaler Einheiten gebildeter Truppen anvertraut wurde1350 und die, wie im Fall der Mannschaften Marquis de Quinceys, sich aus Straßenräubern und anderen Kriminellen rekrutierten, deren Geschäfte in Friedenszeiten sich wenig von ihren Kriegsgebräuchen unterschieden, wie überhaupt die Parteigänger nicht selten Briganten glichen.1351 Sie wurden, soweit sie nicht aus regulären Einheiten abgezogen wurden, von den Offizieren rekrutiert und auf eigene Kosten aus dem Anteil an der erzielten Beute unterhalten.1352 Ihre Uniformierung war naturgemäß uneinheitlich und nicht selten „Ersatz“, sodass der Auftritt der Parteigänger ihren Vorläufern im Dreißigjährigen Krieg geähnelt haben mag, lässt man die allgemeine Entwicklung der Mode außer Betracht. Wie die Männer Vierzets, der nach der Übergabe der Festung von Lüttich einen lebhaften Kleinkrieg an Maas und Rhein führte, unterschieden sich Parteigänger daher nicht zwingend von der Bevölkerung, in der sie nach Partisanenart abtauchen, in Dörfern Quartier nehmen konnten,1353 wenn sie nicht in unzugänglichen Wäldern1354 zur Vorbereitung von Überfällen Quartier nahmen. Die Grenzen zwischen dem Eintreiben von Kontributionen und nacktem Raub und Erpressungen war fließend.1355 Zwischen den Armeen wanderten Kaufleute, Deserteure, Kleriker, Prostituierte, Marketender und entwurzelte Flüchtlinge hin und her, aus deren Mitte Nachrichten übermittelt und Informationen wie auch Desinformationen verbreitet wurden:1356 Zeitgenössische Relationen berichten von feindlichen Spionen, die als „Bauern“ verkleidet waren, worunter man verschiedene ländliche Bevölkerungsgruppen verstand, denen gemein war, dass sie ihre Waren, Tonpfeiffen mit Tabak, Eier, Speck, und Dienstleistungen an wechselnden Orten, in den Lagern beider Parteien, darboten und damit viel herumkamen und Informationen sammeln konnten. Im Habit des Bauern traten Parteigänger nicht selten auf; sie wurden als Spione und Kidnapper eingesetzt.1357 In der ersten Rolle versorgten sie ihre Partei mit Informationen über den Gegner, in der zweiten schalteten sie unliebsame lokale Gegner aus oder erpressten Lösegelder.1358 Das freie Erscheinungsbild der Parteigänger stand in drastischem Widerspruch zu der strikten, drakonischen Disziplin regulärer Truppen, deren Kommandeure bestrebt waren, ihre Mannschaften von Partisanen fernzuhalten.1359 Das taktische Bild der Aktionen von Partisanen waren Überfälle und Scharmützel. Zur Eintreibung von Kontributionen dienten exemplarische Feuerüberfälle, mit denen Dörfer, die Zahlungen verweigert hatten, gestraft und die Nachbarn in Angst und Schrecken versetzt wurden: Partisanen plünderten das unglückliche Dorf, setzten es danach in Brand und lagerten sich vor ihm zum Zeichen, wer die Macht im Land habe.1360 Dabei stießen Streiftrupps immer wieder auf Gegenwehr lokaler Milizen;1361 Prinz Eugens Fourageure mussten diese Erfahrung vor Mantua 1703 ebenso machen wie die Franzosen 1674 mit bewaffneten Boers.1362 Die Streiftätigkeit der Parteigänger war für die Armeen beider Seiten ebenso ein Fluch wie unerlässliches Mittel der Selbstverteidigung. Die Rekognoszierung wurde durch die Streifparteien geleistet.1363
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Umgekehrt waren die Armeen auf dem Marsch durch Partisanenangriffe höchst verwundbar, wie die Schlacht von Wynendael 1708 zeigt. Bis zum Ende des Spanischen Erbfolgekriegs wird über Parteigänger geklagt,1364 die aus dem Schutz unwegsamer Wälder operierend die Armeen behelligen und ihnen erhebliche Verluste zufügten, die Satterfield am Beispiel Condés vor Seneffe 1674 mit 540 von 40 000 Mann in 60 Tagen, also 1,35 % der Iststärke in zwei Monaten, beziffert.1365 Auf dem Marsch1366 mussten daher die Gewehre geladen geschultert werden. Solange Luntenschlossmusketen in Gebrauch waren, mussten die Lunten bereitgehalten und zwei Kugeln im Mund geführt werden. Stehts war gefechtsbereiter Abstand zu halten und zu schweigen, um Befehle hören zu können.1367 Die Armee war aber auch im Lager durch Parteigänger verwundbar, die Fouragetrupps angriffen; der Fourageüberfall1368 war geradezu der alltägliche Fall des Kleinen Kriegs im Spanischen Erbfolgekrieg,1369 der im Zusammenhang mit Großoperationen1370 ebenso ständig vorkam wie Überfälle auf Konvois.1371 In diesem Kampf der Detachements von 20, 30 oder mehr Kavalleristen, Dragonern und Infanteristen war nicht an ein Gefecht in der Lineartaktik zu denken; wie in den Kolonien wurde ein Gefecht, das der Tirallieurtaktik entsprach, geführt.1372 Schon im 17. Jahrhundert waren Pikeniere in dem Kampf entlang von Hecken und Hinterhalten fehl am Platz; der Schnapphahn – also der mit einem Steinschlossgewehr bewaffnete Fusilier – war der Protoyp dieses Kampfs.1373 Überfälle setzen Schnelligkeit voraus; sie waren das Geschäft von Dragonern, die mit Musketen, schweren Degen und Jagdmessern, Mousquetons (Schusswaffen mit kurzem, aus Kupfer oder Messing geformten, konisch geformtem Lauf, der sich nach vorn erweitert. Der Mousqueton wird mit 5–8 Kugeln geladen und wirkt kartätschenartig)1374 und Petarden bewaffnet waren, also halbhohlkugelförmigen Gusseisenbehältern, die mit Schwarzpulver gefüllt waren und mit drei bis vier „Ohren“ an eine Tür oder an ein Tor geschraubt und über ein Zündloch mit einer Zündschnur, oder später mit einem Radschlossmechanismus mittels einer Zugleine, gezündet wurden, um ein Loch zu sprengen oder Tür und Tor zu zertrümmern.1375 So gerüstet kämpften die Parteigänger um Dörfer, Friedhöfe, Schanzen und Verhaue und befestigte Bauernhöfe.1376 Der Herzog von Württemberg, der schwäbische Kreis und Ludwig XIV. schlossen 1692 ein Abkommen, in dem der Einsatz vergifteter Kugeln verboten, nicht minder wichtig aber vereinbart wurde, dass Kontributionen nur von Trupps von mehr als 19 Infanteristen oder 15 Kavalleristen erhoben werden dürften; kleinere Trupps sollten als gemeine Räuber behandelt werden1377 – Jaques Callots „Miseres de la Guerre“ illustrieren, welchen Unterschied dies für die auf handhafter Tat Angetroffenen machte.
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Kriegskunst im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert
Nach der Rezeption und Adaption antiker Vorbilder, namentlich der Schriften Vergetius in der Schule Moritz von Oraniens, bildeten sich bereits im Dreißigjährigen Krieg auf kaiserlicher Seite mit Graf Raimond Montecuccoli oder auf französischer Seite mit Turenne große eigenständige Versuche einer Verwissenschaftlichung der Kriegsführung heraus. Montecuccolis Satz, die eigenen Kräfte zu konservieren und die des Feinds zu konsumieren, reagiert auf die Anforderungen einer Kriegsführung, die ihre eigenen Ressourcen ökonomisch einzusetzen bestrebt war. Ein Turenne war gewiss ebenso zu einer beweglichen Kriegsführung in der Lage wie ein Montecuccoli. Dennoch trat an die Stelle des großen Zugs, der den Dreißigjährigen Krieg auszeichnet, ein Manövrieren, um Tempo, Zugang zu Flussläufen, Festungen, Offenhalten von Versorgungslinien zu erlangen. Die erst mit Friedrich II. und Napoleon wieder in das Bewusstsein getretene Vorstellung, dass der Kriegserfolg die Vernichtung der gegnerischen Streitkräfte voraussetzt, wurde angesicht des Dispositivs der Kriegskunst des späten 17. Jahrhunderts als abenteuerliches Riskieren der eigenen mühsam und teuer aufgestellten Truppen angesehen, die schon deshalb nur schwer zu ersetzen waren, weil ihre Ausbildung einen langwierigen Prozess voraussetzte. Die Feldschlacht erschien als Hazardspiel, das es zu vermeiden galt, solange nicht eine deutliche Überlegenheit der eigenen Seite ihr Risiko als deutlich geringer als einen Erfolg erscheinen ließ. Belagerungen – eine nicht minder, wenn nicht gar kostspieligere und blutige Angelegenheit – galten als unvermeidbar, wenn nicht der Gegner durch geschicktes Manövrieren aus seinen Positionen zu drängen war – was gegenüber den hochprofessionellen Heerführern beider Seiten naturgemäß nur selten gelang. Die „Kabinettskriege“ des späten 17. und des 18. Jahrhunderts erscheinen so als sehr künstliche Form der Kriegsführung, der bei äußerlicher Betrachtung des Manövrierens und Gegenmanövrierens etwas Balletthaftes anzuhaften scheint, zu dem JeanBattiste Lully die Musik verfasste.1378 Aber der Krieg ist nie ein verfeinerter Tanz, und diesseits seiner Betrachtung als Kunst ist er zu allen Zeiten gewalttätig – und so war es auch der Spanische Erbfolgekrieg:1379 Gegen Ende des Siebenjährigen Kriegs klagte Friedrich II., er sei als Feldherr in den Krieg gezogen und sei in dessen Lauf zum Parteigänger geworden. Wie im Dreißigjährigen Krieg und wie 50 Jahre später war, wie sich gezeigt hat, auch das Bild des Spanischen Erbfolgekriegs vom „Kleinen Krieg“1380 geprägt. Marlborough kannte Vegetius,1381 während Prinz Eugen ebenso wie später Friedrich II., der ihn zu den „klassischen“ Autoren der Militärliteratur rechnete, seinen Beifall den Reflexionen des spanischen Marquis de Santa Cruz spendete, in dem der Militärtheoretiker „von den Gelegenheiten, wo man zu schlagen suchen muß“ spricht. Weder die Überlegenheit in der Zahl noch in der Qualität der Truppen, meint er, seien ein sicheres Mittel wider die verschiedenen Zufälle, die eine Niederlage verursachen
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können. „Nichts“, so Santa Cruz, sei „ungewisser als der Ausgang einer Schlacht“. „Ihr dürft keine Schlacht wagen, wenn der Platz nicht sehr günstig ist oder wenn ihr die Stärke beider Heere nicht genau kennt.“ Als Teilnehmer des Spanischen Erbfolgekriegs hat der 1655 in Paris geborene Jacques François de Chastenet, Marquis von Puységur, in seiner „Art de la guerre“ seine Erfahrungen als Obristleutenant und seit 1690 Generalquartiermeister bei dem Marschall von Humières, dann bei dem Herzog von Luxemburg, theoretisch aufgearbeitet. Puysegur hatte erheblichen Anteil an den Operationsplänen Ludwigs XIV. Der 1648 geborene Feuquières schrieb militärische Denkwürdigkeiten, die Friedrich der Große so hoch schätzte, dass er sie an seine Offiziere zur Lektüre verteilen ließ und befahl, dass den Kadetten daraus bei den Mahlzeiten vorgelesen werden solle. Seine eigenen militärischen Schriften schließen sich oft eng an Feuquières an. Feuquières schrieb: „Weil die Schlachten Haupt-Actiones einer Armee sind und oftmals dem ganzen Kriege oder wenigstens fast allezeit dem Feldzug den Ausschlag geben, so soll man solche nicht anders liefern, als wenn es die Nothdurft erfordert und wichtige Ursachen dazu vorhanden sind. Die Gründe, den Feind aufzusuchen und mit ihm zu schlagen sind: Wenn man ihm an Anzahl und Güte der Truppen überlegen; wenn die feindlichen Generale uneinig sind oder verschiedenes Interesse haben oder wenig geschickt sind und sich unachtsam zeigen; wenn es gilt, einen belagerten Platz zu entsetzen; wenn zu befürchten ist, daß die Armee auseinanderginge, dafern man dem nicht durch einen Erfolg zuvorkäme, ferner wenn dem Feinde Sucurs bevorsteht; wenn man bereits Vorteile davon getragen, und endlich, wenn man gemeinet ist, den ganzen Krieg vermittelst einer Schlacht auf einmal zu entscheiden. Hingegen wird man zur Vermeidung eines Treffens bewogen, wenn man von einem Sieg weniger Nutz zu erhalten als Nachtheil von einer Niederlage zu befürchten hat, wenn man dem Feind weder an Zahl noch Tüchtigkeit der Truppen gleicht, wenn man selbst Hilfe erwartet, wenn man den Feind vorteilhaft postiret findet oder aber Ursache zu hoffen hat, die feindliche Armee durch Verzug und Vermeidung des Treffens zu zerstreuen.“
Teil B Die französischen Offensiven und die erfolgreiche Defensive der Großen Allianz (1701 bis 1705)
Kapitel 4: Der Auftakt Kaiserliche Truppen fassen Fuß in Norditalien (1701)
Noch vor der formellen Gründung der Großen Allianz und den Kriegserklärungen des Kaisers und des Reichs an Frankreich begannen die Kampfhandlungen in Norditalien im Frühsommer 1701. Zur Sicherung des norditalienischen Nachlasses Karls II. war es zu spät. Prinz Carl Vaudémont, der spanische Gouverneur Mailands, hatte von Karl II. den Befehl erhalten, soviel kaiserliche Truppen aufzunehmen, wie ihm geschickt wurden; nachdem dieser Zuzug aber ausblieb, kamen die Franzosen den Kaiserlichen zuvor und vermochten Vaudémont auf die Seite Philipp V. zu ziehen. Nach Mailand und Mantua wurden Rodigo, Solferino, Gazzoldo und schließlich Mirandola besetzt.1 Die französischen Truppen standen damit an einer Linie, die vom Gardasee reichend bis zum Po durch den Lauf des Etsch beschrieben wurde. Im Norden bildeten die venezianischen Festungen von Verona und Peschiera eine Arrondierung der französischen Linie, die bis nach Legnago reichte, da die Kaiserlichen angesichts der erheblichen Überlegenheit der französisch-spanischen Kräfte die venezianische Neutralität jedenfalls achten mussten. Tessé war es misslungen, die Republik Venedig auf die Seite der Zwei Kronen zu ziehen. Das hätte den Weg der Kaiserlichen aus Tyrol gesperrt, solange die Pässe nördlich Verona in französisch-spanischer Hand waren.2 Daher blieb für Prinz Eugen ein Vormarsch der Kaiserlichen im Osten über venezianisches Gebiet möglich, sodass Prinz Eugen die Überquerung der tridentinischen Alpen vornehmen konnte, die – von den Fachleuten jedenfalls mit Artillerie und Kavallerie für undurchführbar gehalten – mit Hannibals Alpenüberquerung verglichen wurde.3 Während er erfolgreich Diversionen4 gegen die schwer verschanzten französischen Stellungen um den Monte Balbo befahl, die den gangbareren am Gardasee führenden Weg deckten,5 ließ Prinz Eugen die halsbrecherischen Saumpfade in der Val Fredda und im Tal von Teragnolo durch Faschinen, gefällte Bäume und Steinbrecharbeiten verbreitern. Unter großer Unterstützung durch die Tyroler Bevölkerung gingen die Arbeiten langsam, aber stetig voran. Unbemerkt von den Franzosen gelang es Ende Mai Prinz Eugen, die Pferde der Kavallerie am Zügel geführt, die Armee in Breonio an mantovanisches Gebiet heranzuführen. Die Artillerie und der Train folgten nach, die Geschützläufe und die zerlegten Laffetten auf Schlitten von Mannschaften gezogen,
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ebenso die Wagen zerlegt und die Zugtiere am Zügel geführt; Abstufungen wurden mit Flaschenzügen an improvisierten Kränen überwunden. Prinz Eugen marschierte von Breonio parallel zum Etsch nördlich Veronas über Stallavena (4. Juni 1701) auf S. Martino östlich von Verona, von wo er persönlich bis Zevio rekognozierte.6 Eine wesentliche Maßregel für den Gebrauch seiner Truppen, deren Kavallerieanteil überproportional und nach Maßstäben der Zeit für die durchschnittene Landschaft ungeeignet war, bestand in der Bildung von Streiftrupps, mit deren einem Pálffy bis Carpi am Etsch südlich Legnago vorging und sich durch List in den Besitz der dortigen Fähre setzte.7 Bis zum Eintreffen Prinz Eugens in Roveredo hatte Generalfeldzeugmeister8 Guido von Starhemberg, der Neffe des Verteidigers von Wien und Präsident des Hofkriegsrats Rüdiger von Starhemberg, das Kommando über die kaiserliche Armee in Oberitalien inne.9 Die kaiserliche Armee erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt (8. Juni 1701) noch vom Depot in Roveredo über das Hauptlager zu S. Martino bis zum Pállfyschen Korps in Carpi. Um den 6. Juni 1701 erging Befehl, gegenüber französischen Truppen von den Waffen Gebrauch zu machen. Der französische Oberbefehlshaber Marschall Catinat antwortete mit dem Versuch eines Brückenschlags westlich von Verona über die Etsch bei Bussolongo und Pescantina, der mit erheblicher Gegenwehr der Kaiserlichen, die um ihre Versorgungslinien besorgt waren, begegnet wurde. Prinz Eugen stand damit ein Gegner gegenüber, dessen Professionalität und Kompetenz anerkannt war – und der nicht zuletzt Prinz Eugen vor nicht einmal zehn Jahren auf den Schlachtfeldern von Staffarda und Marsiglia empfindlich geschlagen hatte.10 Am 27. Juni 1701 überschritt Prinz Eugen dann bei Castelbaldo die Etsch11 und wandte sich nach Canda und Castelguglielmo am Kanal Bianco, der ost-westlich zwischen der Etsch und dem Po verläuft und in den Tartaro mündet. Guido von Starhemberg blieb in Castelbaldo zurück, um die Stellung in den Trentiner Alpen zum Gardasee zu halten und Bewegungen der Franzosen zu rekognoszieren, über die er regelmäßig Prinz Eugen berichtete.12 Am 29. Juni 1701 wurde bei Castelguglielmo der Kanal Bianco überschritten. Der Versailler Hof war besorgt und Catinat, der über überlegene Kräfte verfügte, fürchtete eine Überquerung des Po mit einem Marsch auf Neapel oder einen Angriff auf Mantua. Der Übergang über die Etsch und den Kanal Bianco setzte die Kaiserlichen in den Stand, die künstliche „Insel“ Villabuona zu kontrollieren, die durch den Kanal Bianco, den Kanal Malopera und den Tartaro gebildet wird. Prinz Eugen ließ dann einzelne Trupps den Po überschreiten, um gegen den Feind zu streifen,13 was Catinat und seinen Stabschef Villar14 glauben ließ, dass sich die Kaiserlichen nach Süden wenden wollten. Er konzentrierte daraufhin seine Verbände um Ostiglia,15 dass er verschanzen ließ, um von dort ebenfalls über den Po zu gehen. Um das übrige Mailand zu schützen, behielt er die Monte Balbo-Stellung bei und zersplitterte seine Truppen.
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Freilich gelang es Catinat, im Raum Legnago Truppen zu konzentrieren und die heranmarschierenden Einheiten des Herzogs von Savoyen an sich zu ziehen.16 Zwischenzeitlich war Carpi an der Etsch von den Franzosen wieder besetzt und mit Verschanzungen versehen worden.17 Südlich von Carpi lag das Sumpfgebiet des Valli Veronesi nur etwa 1 200 Meter von der Etsch entfernt. Dieses Defilé bildete den einzigen Zugang zum Mincio. Es verlieh Carpi seine strategische Bedeutung. Der Ort selbst war durch Saint-Frémont verbarrikadiert worden. Etwas südlicher befand sich eine weitere verschanzte Stellung, der wiederum noch eine weitere bei dem Dorf Castagnaro vorgelagert war. Vom dortigen befestigten Friedhof zog sich eine Feldschanze bis zum Ufer des Kanals Bianco. Am Abend des 8. Juli 1701 wurden die kaiserlichen Truppen in Marschbereitschaft versetzt, wobei nur die höchsten Offiziere über das Marschziel informiert wurden. In der Nacht führte Prinz Eugen von Savoyen eine Kolonne von 8 Bataillonen und 18 Schwadronen in einer Stärke von 4 000 Mann und 1 800 Reitern über den Kanal Bianco, während der Prinz von Commercy mit einer zweiten Abteilung von 8 Bataillonen und 15 Schwadronen mit einer Stärke von 4 000 Mann und 1 500 Reitern eine andere Route über den Tartaro einschlug. Nachdem der Brückenschlag unbemerkt geblieben war, setzten die Truppen gegen drei Uhr in der Früh über. Beide Kolonnen wandten sich dann nach Norden gegen Carpi. Die linke Kolonne des Prinzen Commercy kam dabei in dem schwierigen Gelände nicht voran und musste schließlich hinter der rechten Kolonne des Prinzen von Savoyen auf dem Kanaldamm marschieren. Um den Angriff zu unterstützen, wies Prinz Eugen von Savoyen Oberst Wirich Philipp Graf Daun an, mit 20 Geschützen und zwei Regimentern Infanterie am Kanal Bianco, auf der Höhe der Feldschanze von Castagnaro, Stellung zu beziehen. Eine weitere Stellung wurde von Feldzeugmeister Börner mit 12 Geschützen auf dem jenseitigen Ufer der Etsch, gegenüber Carpi selbst bezogen. Nach einem zweistündigen Marsch erreichte die kaiserliche Angriffskolonne bei Tagesbeginn die französische Stellung von Castagnaro, welche schnell eingenommen wurde. Saint-Frémont führte mit den drei Kompanien französischer Grenadiere und aus Carpi herbeigeeilten Dragonern jedoch einen Gegenangriff aus, der die Österreicher wieder aus der Schanze warf. Der zweite österreichische Angriff, unterstützt durch das Artilleriefeuer von jenseits des Kanals, zwang Saint-Frémont schließlich zur Räumung von Castagnaro und zum Rückzug auf Carpi. Dabei gewannen die Franzosen dadurch etwas Zeit, dass einige Grenadier-Trupps weiterhin die Kirche und den Kirchturm des Orts verteidigten. Erst durch die Drohung der Österreicher, die Kirche in Brand zu stecken, wurden sie zur Aufgabe gebracht. Saint-Frémonts Truppen wurden trotzdem von kaiserlichen Kavallerie-Regimentern verfolgt, sodass es ihnen nicht gelang, schon in der zweiten Schanze bei Catarane neuen Widerstand zu organisieren. Erst bei Carpi gelang dies, zumal Prinz Eugen die Verfolgung hatte einstellen lassen, da auch seine Truppen durch den schnellen Vormarsch in Unordnung gekommen waren. Da er auch annahm, dass sich die Franzosen in Carpi verstärkt
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haben könnten, wollte er den Angriff auf diesen Ort erst vorbereiten. Dadurch ließ er den Franzosen Zeit, Verstärkungen heranzuziehen, Carpi zur Verteidigung einzurichten und das Magazin in der Stadt vorsorglich zu evakuieren. Saint-Frémont hatte bei Beginn des Gefechts einen Boten mit der Bitte um Verstärkung zu Marschall de Tessé geschickt. Dieser hatte den Gefechtslärm bis San Pietro di Legnago gehört und war mit den Bereitschaften seines Korps nach Carpi aufgebrochen. Unterwegs erfuhr er von dem Boten, das Castagnaro gefallen war. Er sandte deshalb die Nachricht nach San Pietro di Legnago, so schnell wie möglich alle verfügbaren Truppen nach Carpi in Marsch zu setzen. Als er kurz darauf erfuhr, dass Saint-Frémont Castagnaro zurückerobert habe, zweifelte er, dass es sich um einen ernsten österreichischen Vorstoß handele und widerrief seinen Befehl zur Konzentration der Truppen. Als die Kaiserlichen sich formiert hatten und auf Carpi marschierten, traf Marschall de Tessé ein. Um den Ort zu verteidigen standen lediglich zwei Kürassier-Regimenter, drei Regimenter Dragoner sowie die Reste der schwachen Infanterie-Kompanien zur Verfügung. Da das Gelände sehr durchschnitten und für Kavallerie ungeeignet war, kämpften zwei Dragoner-Regimenter defensiv zu Fuß. Das Regiment D’Albert und das Kürassier-Regiment Ruffey griffen die kaiserliche Aufstellung an. Während die Ruffey-Kürassiere in der Front attackierten, führte De Tessé persönlich die D’AlbertDragoner gegen den linken Flügel Prinz Eugens. Dort warfen sie in drei hintereinander folgenden Angriffen das kaiserliche Kürassier-Regiment Neuburg zurück. Um diese Krise zu bewältigen musste Prinz Eugen das Kürassier-Regiment Voudémont und einige Abteilungen Infanterie an seinen linken Flügel werfen. Nachdem der französische Angriff jedoch abgeschlagen war, machte sich die zahlenmäßige Übermacht der Kaiserlichen bemerkbar und sie begannen, die französischen Einheiten zu umfassen. Noch einmal griff eine Abteilung französischer Dragoner die Österreicher an, um sich genügend Raum für einen Rückzug zu verschaffen. Unter dem hinhaltenden Widerstand der abgesessenen Dragoner zogen sich die Franzosen nach Westen zurück. Auf halbem Weg nach San Pietro di Legnago traf Marschall de Tessé bei Villa Bartolomea auf sechs Bataillone und die gesamte Kavallerie, die ihm aus dem Lager gefolgt waren. Obwohl er dadurch eine bedeutende Verstärkung erhalten hatte, entschied sich Marschall de Tessé dazu, den Kampf um Carpi nicht zu erneuern und marschierte zurück in das Lager bei Legnago. Die Kaiserlichen blieben nördlich von Carpi stehen, da sie nach dem Nachtmarsch und der Schlacht zu einer Verfolgung nicht imstande waren. Während der ganzen Schlacht war der Angriff der französischen Kavallerie auf das Regiment Neuburg die verlustreichste Episode des Kampfs. Der Oberstleutnant des Regiments Neuburg war gefallen. Prinz Eugen hatte selbst eine leichte Schusswunde am Knie erlitten. Zwei Pferde wurden unter ihm erschossen und sein Adjutant verwundet. Auf französischer Seite fielen unter anderen Oberst d’Albert und der Oberstleutnant des Regiments Ruffey. Die Kaiserlichen eroberten im Ort einen Teil der französischen Bagage und 200 Pferde, doch ansonsten hatte Saint-Frémont das Depot des Orts vollständig räumen lassen. Ein
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moralischer Sieg war Carpi auch deshalb, weil es einigen Reitern gelungen war, die Standarte des französischen Kürassier-Regiments Mauroy zu erobern. Das Gefecht von Carpi forderte etwa 450 Opfer. Der Kleine Krieg der kaiserlichen Kavallerie zuvor und später während der Kampagne forderte auf Seiten der Franzosen und ihrer Verbündeten weitaus höhere Opfer, doch gewann Carpi eine große moralische Bedeutung18 für den weiteren Verlauf des Kriegs in Norditalien. Denn mit dem Sieg bei Carpi konnte Prinz Eugen seine Basis jenseits der Etsch und der Kanäle sichern, von der aus er gegen Mailand genauso agieren konnte, wie er den kaisertreuen Herzog von Modena unterstützen und den abtrünnigen Herzog von Mantua behelligen konnte. Zugleich wurden die Nachschublinien der Kaiserlichen verkürzt und gesichert. Entscheidend war, dass den Franzosen die Initiative abgerungen wurde – Marschall Catinat versuchte in den folgenden Tagen seine Truppen zu sammeln und bezog eine neue Stellung am Mincio. Er gestand am 11. Juli in einem Brief nach Versailles: „Wir sind nun gezwungen, Sire, die Schritte abzuwarten, welche die Feinde machen wollen.“ Ludwig XIV. aber ließ Catinat empört mitteilen: „Ich hatte sie nach Italien entsandt, um einen jungen, unternehmenden Prinzen zu bekämpfen; er hat sich gegen alle Regeln der Kriegskunst benommen. Sie aber folgen ihm nun und lassen ihn machen, was er will.“19 Tatsächlich war Catinat trotz seiner numerischen Überzahl außerstande, Prinzen Eugen den weiteren Vormarsch zu wehren. Am 5. August 1701 gelang es diesem, Castiglone delle Stivere einzunehmen20 und die Truppen der Zwei Kronen damit weiter zurückzudrängen. Catinat zog die französisch-spanischen Truppen deshalb weiter in Richtung Mailand zurück und wurde schließlich seines Postens als Oberbefehlshaber enthoben. Prinz Eugen zwang den Franzosen durch seine geschickten Manöver das Gesetz des Handelns auf: Catinat musste die Stellung an der oberen Etsch aufgegeben, wodurch der Weg nach Südtirol nun frei war. Zugleich fürchtete Catinat eine Bedrohung Mantuas und verstärkte die Stellungen bei Ostiglia. Zu seiner eigenen großen Überraschung konnte Prinz Eugen am 28. Juli 1702 daher ungehindert bei Salionze über den Mincio setzen und in Richtung auf das Herzogtum Mailand vorgehen. So hielt die kaiserliche Heermacht Verbindung mit den Depots in Tyrol, andererseits bedrohte Prinz Eugen die Lombardei. Catinats Versuch, diesen Schritt durch die Verschanzungen am Monte Balbo an Etsch und Gardasee zu verhindern, waren gescheitert, weil er die Schritte Prinz Eugens zu interpretieren außerstande war. Eugen hatte sich in eine vorteilhafte zentrale Lage begeben. Catinat hatte – ausmanövriert und „outgeneraled“ – seine numerische Überlegenheit durch Märsche und Contremärsche verspielt. Der August verging mit heftiger und erfolgreicher „Streiftätigkeit“ der kaiserlichen Reiter.21 Am 18. August 1701 ging Prinz Eugen an den Oglio vor,22 den er überschritt und bis zur Adda streifen ließ, die von einzelnen Kommandos ebenfalls überschritten wurden.
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Ludwig XIV. bestellte daraufhin Marschall Villeroi zum neuen Oberkommandierenden der Italienfront und stufte Catinat als seinen Stellvertreter zurück.23 Ludwig XIV. erwartete, dass Villeroi umgehend zu der von Versailles stets gegenüber Tessé und Catinat angemahnten Offensive übergehen werde. Francois de Neufville, Duc de Villeroi, war gemeinsam mit dem Sonnenkönig erzogen worden. Er war ein perfekter Höfling, von dem gesagt wurde, er habe seine wiederholten Kommandos nur seiner Stellung bei Hof verdankt und sei militärisch wenig befähigt gewesen. Zunächst freilich schien Villeroi die in ihn gesetzten Erwartungen zu rechtfertigen: Villeroi marschierte den Lauf des Oglio nach Norden herauf, indem er Pumengo südwestlich von Chiari überschritt. Von dort marschierte Villeroi südlich von Chiari bis zum Ort Bargagnana am Trenazana-Kanal, der in west-östlicher Richtung verläuft, um den linken Flügel der Kaiserlichen zu umgehen.24 Prinz Eugen erwartete die anrückenden Franzosen in dem durch Schanzen verstärkten Ort Chiari. Dieser Ort hatte zunächst eine kleine Besatzung venezianischer Truppen, die Prinz Eugen mit der Begründung dislozierte, Chiari sei unbefestigt, und daher habe er das Recht, sich dort einzuquartieren.25 Auf dem linken Flügel der Kaiserlichen lag ein Bewässerungsgraben, den Prinz Eugen bis hin zum Lauf der Trenzana zu verlängern befahl. Damit war der linke Flügel von einer Erdbrustwehr mit vorgelagertem Wasserhindernis geschützt. Nach Norden bildete der Ort Chiari das Zentrum, in dem Häuser gefechtbereit gemacht wurden; am nördlichen Stadtrand war das Schloss besetzt. Vor der Front gelegene Mühlen wurden ebenfalls verbarrikadiert.26 Zwischen Chiari und dem Oglio beschreibt die Trenzana eine leichte Biegung nach Nordwesten. Dort postierte Prinz Eugen Kavallerie, soweit sie nicht als drittes Treffen hinter den zwei Treffen Infanterie in Chiari und in der Linie bis zur Trenzana im Südosten des Städtchens standen. Villeroi lagerte in Rudiano, südwestlich von Chiari am Ostufer des Oglio gelegen, und in Castrezzato, südöstlich von Chiari. Noch am 31. August 1701 streiften kaiserliche Reiter vor das Lager von Rudiano, wo sie Gefangene machten, wichtiger noch, für erhebliche Unruhe sorgten. Ohne hinreichende Ergebnisse der vorangegangenen Rekognoszierungen27 ließ Villeroi seine Truppen am 1. September 1701 aus den Lagern in der Hoffnung ausrücken, die Trenzana zu überschreiten und die Kaiserlichen flankieren zu können.28 In der Tat gelang Villeroi ein Flankenmarsch, da er am Nachmittag auf der Linie Trenzana und mit dem rechten Flügel an Coccaglio, nordöstlich von Chiari, angelehnt stand; der linke französische Flügel, der in erste Berührung mit den Kaiserlichen kam, stand Chiari29 gegenüber. Villeroi vermutete dort nur ein schwaches Detachement. Der erste Angriff erfolgte auf die vor Chiari gelegenen Gehöfte.30 Vereinzelt gelang es französischen Truppen, Fuß zu fassen. Sie wurden aber durch einen Gegenangriff aus Chiari dergestalt bedrängt, dass die gewonnenen Positionen keine Stunde nach Beginn des Angriffs gegen halb drei Uhr wieder in kaiserlicher Hand waren. Zugleich blieben die Angriffe auf die Brustwehren stecken.31 Villeroi brach den Kampf ab. Nur
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ein Teil der Truppen war überhaupt zum Einsatz gelangt. Ebenso wie in Carpi hatte Prinz Eugen mit den ihm zur Verfügung stehenden schwächeren Kräften zwar keinen entscheidenden Sieg errungen. Aber die Verluste der Franzosen waren mit etwa 2 000 Mann mehr als zehnmal so hoch wie die der Kaiserlichen. Ausschlaggebend war die moralische Wirkung auf das französische Oberkommando. Nicht anders als zuvor Catinat bewirkte der Tag von Chiari bei Villeroi eine Lethargie bloßen Reagierens. Beide Heere lagen sich über die zwei folgenden Monate an der Chiarifront gegenüber. Beide Armeen warteten auf den Abzug der jeweils anderen Partei in das Winterquartier – womit die Aufgabe der erreichten Positionen verbunden gewesen wäre. Beide Parteien litten unter dem schlechter werdenden Wetter und der Verschlechterung der Versorgungslage. Litten die ohnedies miserabel versorgten Kaiserlichen, war auf französischer Seite die Lage dramatisch. Denn die Kaiserlichen schränkten die Bewegungsfreiheit der französischen Fouragiere beinahe vollständig durch erfolgreiche Streifzüge ein. Trotz ihrer miserablen Ausrüstung und numerischen Unterlegenheit konnten die Kaiserlichen Villeroi im Kleinen Krieg niederhalten. Chiari war alles andere als eine Entscheidungsschlacht, hatte aber politisch-diplomatisch weitreichende Konsequenzen. Unter dem Eindruck Prinz Eugens in dieser Schlacht wurde am 7. September die Große Allianz geschlossen.32 Der Aufstand in Neapel und die Blockade Mantuas durch kaiserliche Truppen (Herbst 1701 und Winter 1702)
Am 16. September 1701 brach gegen den spanischen Vizekönig Medina Celi in Neapel ein Aufstand aus, der aber wegen Verrats alsbald niedergeschlagen werden konnte.33 Es gärte aber in Neapel weiter. Der Führer des Aufstands, der Marchese de Vasto, konnte nach Lucca entkommen, von wo er am 29. Mai 1702 im Lager Prinz Eugens vor Mantua eintraf. Der Versuch Medina Celis, die Marchesa in Pescara gefangenzusetzen, wurde unter Führung des Briganten Scarpeleggis zurückgeschlagen.34 So ging Villeroi am 13. November 1701 ins Winterquartier. Prinz Eugen zog seine Truppen um Mantua in den Orten Guastalla und Sabbioneta zusammen; Mantua wurde blockiert; am 7. Januar 1702 wurde die Einschließung vollendet;35 die kaiserlichen Truppen lagerten umgrenzt im Westen vom Oglio und östlich vom Tione nördlich und südlich des Po.36 Um die räumliche Basis der Fourage zu erweitern, verhandelte Prinz Eugen mit dem Herzog von Modena, von dem die Einräumung der Festung Brescello begehrt wurde. Der Herzog war dazu bereit, erbat sich aber die Ausstellung eines Drohbriefs, um sich gegenüber den Franzosen rechtfertigen zu können. Im Gegensatz zu Modena nahm der Herzog von Parma eine ablehnende Haltung ein und berief sich darauf, Lehensmann des Papsts zu sein.37 Prinz Eugen warnte den Herzog davor, den Franzo-
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sen die strategisch bedeutsam vor Mailand gelegene Festung Piacenza einzuräumen. Der frankreichfreundliche Papst drohte derweilen mit der Exkommunikation der kaiserlichen Generäle; am 9. Februar 1702 wurden päpstliche Fahnen über Piacenza aufgezogen.38 So sehr auch die Erfolge Prinz Eugens militärisch beeindruckend gewesen sein mögen, waren sie doch weit davon entfernt, auf dem norditalienischen Kriegsschauplatz eine Wende zugunsten des Kaisers herbeizuführen. Für die Große Allianz erwiesen sie sich aber als nicht minder entscheidend als die großen Schlachten der kommenden Jahre. Da Italien im Jahr 1701 der einzige Kriegsschauplatz des gerade beginnenden Spanischen Erbfolgekriegs war, galt ihm natürlich die ganze Aufmerksamkeit Europas. Eugen hatte sich durch seine außergewöhnlichen Taten die Bewunderung der Gegner Frankreichs zugezogen, besonders der Engländer. Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg, und die kaiserlichen Gesandten in London und Den Haag konnten Carpi und Chiari sowie die Seemächte davon überzeugen, dass der Kampf gegen Ludwig XIV. aussichtsreich sein werde. So kam es am 7. September 1701 zur Haager Großen Allianz. Der Kampf um die Lombardei: Der Handstreich von Cremona, die Belagerung Mantuas und das Detachement nach Neapel (Frühjahr 1702)
Während der Nachschub auf der Seite der Kaiserlichen wegen der notorischen Finanzkrise des Kaisers nur schleppend verlief und keinesfalls auch nur ausreichte, um die kaiserliche Truppenstärke zu Offensivbewegungen fähig zu machen, wurden von Frankreich erhebliche Verstärkungen in Marsch gesetzt. Carpi und Chiari waren für die „Gesamtlage“ nicht weniger als ein Wendepunkt. Für die strategische Lage auf dem norditalienischen Kriegsschauplatz führten sie nicht zu einer Entscheidung; im Gegenteil. Prinz Eugen verfügte nicht über die Mittel, das Herzogtum Mailand einzunehmen: Zu Beginn des Jahrs verfügte Prinz Eugen über 10 Infanterie-, 9 Kavallerie- (Kürassier-) und 4 Dragonerregimenter, dazu etwa 70 Feldgeschütze und 4 Mörser. An die Herstellung der Verbindung mit Neapel war nicht erst zu denken; Aktionen gegen Neapel wurden aufgegeben; Prinz Eugen konzentrierte sich auf die norditalienische Front. Nicht anders als im Dreißigjährigen Krieg erstarben auch im Winter während des Spanischen Erbfolgekriegs die größeren Manöver; insbesondere die Kaiserlichen führten aber mit gemischten Kavallerie- und Infanterietrupps energisch den Kleinen Krieg, sodass es immer wieder zu einem Aufflackern von Kampfhandlungen kam. In dieser Zeit verschlechterte sich die Lage der Kaiserlichen freilich, da die Versorgungslage der Italienarmee wegen ausbleibender Geldmittel katastrophale Züge annahm. Auf Beschwerden Prinz Eugens hatte sich der Kaiser am 10. September 1701 mit einer ungewöhnlich scharfen Anweisung an den Kammerpräsidenten gewandt.39 Daraufhin wurde binnen zwei Tagen von dem kaiserlichen Hoffaktor Samuel Oppen-
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heimer ein „Vorschuss“ in Höhe von 40 000 fl ausgezahlt. Im November zahlte Oppenheimer einen weiteren Darlehensbetrag in Höhe von 600 000 fl aus.40 Mit Beginn des neuen Jahrs nahm Prinz Eugen seine Planungen wieder auf. Der Probst der Pfarre Santa Maria la Nuova in Cremona, Antonio Cosoli, war gut kaiserlich. Er wies die Kaiserlichen auf einen trockenen Kanal hin, durch den man aus dem Festungsgraben unbemerkt in die Stadt eindringen konnte und der in seinem Haus endete. In der Festung Cremona befand sich das Hauptquartier Villerois. Prinz Eugen sah die Chance, die Führung der französischen Armee mitten im Winter auszuschalten. 400 Mann sollten zunächst nächtens in den Festungsgraben steigen und durch den Kanal unbemerkt in die Stadt eindringen. Nachdem sie die Torwachen an der Porta Margerita überwältigt hätten, sollten sie den Kürassieren unter Graf Mercy den Zugang zur Stadt öffnen. Durch den ständigen Kleinen Krieg alarmiert, waren die Vorbereitungen der Kaiserlichen der französischen Generalität durchaus aufgefallen. Dass den Winterquartieren zwischen Oglio und Po Gefahr drohte, lag nahe. Von dem geplanten Anschlag auf das Hauptquartier in Cremona hatte die französische Seite aber keine Kenntnis erhalten. So war es eine reine Vorsichtsmaßnahme, dass 1 000 Mann in Cremona stationiert wurden. Insgesamt lagen 12 französische Bataillone, darunter irische Einheiten, sowie 12 Schwadronen Kavallerie in der Stadt. Villeroi war am 31. Januar 1702 von einer Inspektionsreise zurückgekehrt, wo er wieder sein Quartier bezog. Auch jetzt noch gab es keine Hinweise auf die dicht an Cremona heranrückenden kaiserlichen Truppen. Allerdings zahlten die Angreifer den Tribut, den das Winterwetter jeder Kriegspartei abfordert: Ihr Anmarsch hatte sich auf den nach heftigen Regenfällen in Schlammbahnen verwandelten Wegen erheblich dahingezogen. Erst in den frühen Morgenstunden erreichten die Kaiserlichen Cremona, und nicht früher als zwischen fünf und sechs Uhr am Morgen des 1. Februar 1702 gelang es den ersten Soldaten, in den Kanal zu steigen. Von dort drangen sie unbemerkt von den französischen Wachposten in die Stadt ein. Die ersten Truppenteile gelangten aus dem Kanal in die Straßen der Stadt, in der sie sogleich dem Koch des Generals Crénan in die Arme liefen. Als dieser die Eindringlinge bemerkte, lief er geistesgegenwärtig zu seinem Herren. Dies blieb aber zunächst ohne Folgen; wie geplant konnten die Torwachen an der Porta Margerita überwältigt und das Tor geöffnet werden. Mercys Kürassiere sprengten durch die Stadt zum südlichen Tor, und Prinz Eugen, Starhemberg und Commercy drangen mit weiteren Truppen in die Stadt ein. Nun aber wurde von der Besatzung Alarm geschlagen. Crénan hatte in der Zwischenzeit der Dienerschaft befohlen, Villeroi zu wecken und von den Vorgängen zu unterrichten. Der Marschall befahl, alle wichtigen Papiere und die Chiffreschlüssel zu verbrennen, und sprengte auf seinem Pferd in Richtung auf das Kastell, von wo aus er die Verteidigung organisieren zu können hoffte. Im Stadtzentrum wurde aber bereits gekämpft. Villeroi wurde auf der Piazza Grande von kaiserlichen Soldaten unter dem Kommando eines irischen Hauptmanns McDonnel festgehalten und gefangen in das Municipio41
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abgeführt. McDonnel erkannte zunächst nicht, wen er vor sich hatte. Das Geheimnis lüftete sich, als Villeroi vergeblich versuchte, seine Freiheit durch das Angebot einer Oberstenstelle und eines Betrags von 1 000 Goldpistolen zu erkaufen.42 Villeroi wurde vor Prinz Eugen und Commercy geführt, die ihn kurz befragten und dann unverzüglich, gemeinsam mit dem schwer verletzten General Crénan, in die Sicherheit seiner Gefangenschaft brachten. Gefahr war in Verzug, denn die Lage hatte sich für die Kaiserlichen unglücklich entwickelt. Der Widerstand der französischen Truppen war stärker als erwartet. Wegen der Verzögerungen des kaiserlichen Aufmarschs und dem späten Eindringen in die Stadt exerzierten einige Bataillone bereits und waren damit voll einsatzbereit. Unterdessen begann sich das Blatt in der Stadt, militärisch gesehen, erneut zu wenden. Ein weiteres Korps unter Thomas Vaudémont, das von der südlichen Poseite in die Stadt hätte eindringen sollen, hatte sich wegen der schlechten Wege ebenfalls erheblich verzögert. Und der anstelle der Gefangenen kommandierende General Revel hatte die Verteidigung vom Kastell aus begonnen. Der Versuch Mercys, ein irisches Bataillon zum Überlaufen zu überreden (hier hat wieder Hauptmann McDonnel, wenn auch vergeblich, eine Rolle gespielt), blieb ergebnislos: Die katholischen Soldaten hielten Jakob III. die Treue.43 Ein Versuch Prinz Eugens, die Bürgerschaft zu bewaffnen und auf der eigenen Seite in den Kampf zu werfen, scheiterte an deren – nachvollziehbarer – zögernder Haltung.44 Vom Kastell aus rückten nun die französischen Truppen über die Festungswälle vor und drohten, die Kaiserlichen in der Stadt einzuschließen. Die Kämpfe zogen sich bis in die Mittagszeit hin, und das Eintreffen Thomas Vaudémonts ermöglichte es Prinz Eugen, die Aktion abzubrechen. Die halbe Stadt befand sich zwar in kaiserlicher Hand und das Kastell stand in Flammen; die zahlenmäßige Überlegenheit der Franzosen kam aber ebenso wie die Erschöpfung der Kaiserlichen nun zum Tragen. Es gelang, die Truppen aus den Straßenkämpfen zu lösen und an der Porta Margerita zu sammeln, sodass sie bei Einbruch der Kaiserlichen in Richtung Norden den geordneten Rückzug antreten konnten. Allerdings wurde bei einem Rückzugsgefecht der kaiserliche Kürassieroffizier Graf Mercy verwundet und geriet in Gefangenschaft. Insgesamt büßten die Kaiserlichen 234 Tote, 189 Verletzte und 340 Gefangene und Vermisste ein; viele Kaiserliche hatten sich nicht mehr absetzen können. Der Erfolg des Anschlags war demgegenüber mäßig, lässt man die Gefangennahme Villerois außer Betracht – der im Übrigen als Akt der Courtoisie des Kaisers bereits am 18. 9. 1702 ohne Lösegeld freigelassen wurde.45 Ob die Einnahme Cremonas unter Belassung einer Garnison angesichts der Dislozierung der übrigen französischen Truppen realisierbar gewesen wäre, mag dahinstehen.46 Immerhin hatten die Truppen Prinz Eugens fünf Standarten und drei Fahnen erobert und 300 Gefangene, unter ihnen 62 Offiziere, gemacht. Hinzu kamen 500 erbeutete Pferde. Die Verluste der Franzosen waren sogar noch höher, was überrascht, da sie beinahe einen ganzen Tag mit numeri-
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scher Überlegenheit auf ihnen bekanntem Terrain hatten fechten können: Sie büßten 560 Tote und über 500 Verwundete ein. Auf dem Kriegsschauplatz erstritt sich das kaiserliche Heer allerdings Raumgewinne;47 die Franzosen gaben kampflos Monticelli auf.48 Im Wiener Hofkriegsrat, neben der Hofkammer die zweite zentrale Verwaltungsspitze der Länder der österreichischen Habsburger,49 gab es Kritiker, die den „Croatenritt“ des Prinz Eugen verurteilten und ihm vorwarfen, durch die Aktion, sich selbst und damit die Italienarmee des Kaisers unnötig in Gefahr gebracht zu haben; von allerhöchster Stelle wurde Prinz Eugen aber für die Aktion belobigt.50 Die Gefangennahme des französischen Oberbefehlshabers war gewiss ein Streich, der in der europäischen Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregte; die Moral der Italienarmee war zunächst erschüttert. Der im Feldzug 1701 jedenfalls vorerst „verbrauchte“ Villeroi wurde aber alsbald durch Louis de Vendôme, ersetzt, dessen militärische Reputation unangefochten war. Ein französischer Spottvers lautete: „Français rendez grace a Bellone Votre bonheur est sans égal Vous aves conservé Crémone Et perdu votre général.“51 Vendômes Eltern waren Ludwig I. von Vendôme (1612–1669), Vizekönig von Katalonien, und Laure Mancini. Vendôme war damit in eine Seitenlinie der Bourbonen hineingeboren und begann seine militärische Karriere im Holländischen Krieg 1672 unter Turenne. Er nahm an den Belagerungen von Condé und Cambrai teil, wurde 1678 Maréchal de Camp und 1681 Gouverneur der Provence. 1688 beförderte Ludwig XIV. Vendôme zum Generalleutnant, der anschließend in vier Feldzügen im Neunjährigen Krieg auf dem flandrischen Kriegsschauplatz kämpfte. 1693 begleitete er Catinat bei seinem Sieg in Marsaglia. 1693 nahm er als Oberbefehlshaber in Katalonien Barcelona ein. Die Hofburg drängte wegen der vordergründig guten Lage auf ein „Detachement“ auf Neapel zu, um die Gärung der Bevölkerung auszunutzen; Prinz Eugen wandte sich lebhaft dagegen, weil dieses Unternehmen seine ohnedies in einem Verhältnis von eins zu zwei den französischen Kräften unterlegene Heer weiter empfindlich geschwächt hätte.52 Das kaiserliche Heer verfügte im Frühjahr 1702 in Norditalien, mit einer die Sollstärke um 11 000 Mann unterschreitenden effektiven Bestandsstärke von 24 000 Mann Infanterie und 11 000 Mann Kavallerie, nur über 19 000 marschfähige Soldaten,53 die sich Ende Februar 1702 auf 22 000 Mann Infanterie und 8 000 Mann Kavallerie erhöhte.54 Vendôme, der nach nur achttägiger Reise am 13. Februar 1702 in Mailand eingetroffen war,55 konnte im Februar 1702 auf 91 französische, 12 spa-
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nische und sechs piemontesische Bataillone, 112 französische, 24 spanische und neun piemontesische Schwadronen mit einer effektiven Stärke von marschbereiten 26 000 Mann Infanterie und 6 000 Mann Kavallerie zurückgreifen,56 die durch Nachschübe von erheblichem Umfang57 bis Ende März 1702 annähernd verdoppelt wurden. Aber nicht nur die zahlenmäßige Überlegenheit der Franzosen war bedrückend; vielmehr stand mit Vendôme dem Prinzen Eugen erstmals ein durchaus gleichwertiger Gegenspieler gegenüber, der alsbald planmäßig, mit Bedacht und zugleich nicht ohne die erforderliche Kühnheit die Initiative ergriff, die von den Kaiserlichen durch ihre Bindung in der Blockade von Mantua aus der Hand gegeben worden war. Bereits am 23. Februar 1702 verließ Vendôme Mailand, um sich zur Inspektion der Truppen an die Adda-Linie zu begeben.58 Unterdessen hatte Tessé eine aktive Verteidigung Mantuas aufgenommen. Währenddessen hatten die Kaiserlichen Probleme, die ungarischen Regimenter angesichts des Rakóczy-Aufstands in ihrer Heimat ruhigzustellen – so kam es zu massiven Überläufen aus dem Hussarenregiment Ebergény zu den belagerten Franzosen, die aus den Überläufern eigene Einheiten aufstellen konnten.59 Die Kaiserlichen erlitten erheblichen Abbruch durch Ausfälle Tessés, dessen General Zurlauben am 18. Februar 1702 über die Ponte Merlano nach S. Giorgio ausfiel und den Kaiserlichen große Verluste zufügte.60 Vendôme hatte ihm unter der Auflage, einen genauen Zeitraum zu benennen, währenddessen er Mantua halten zu können glaubte, gestattet, das französisch besetzte Goito zu räumen,61 und damit die Front zu verkürzen. Tessé gelang im Gegenteil, bei einem weiteren Ausfall unter dem Kommando Zurlaubens am 13. März 1702 bis nach Castigliano Mantovano vorzustoßen.62 Vendôme machte Tessé eine Zusage, ihn bis Mai zu entsetzen.63 Die von ihm seit seiner Ankunft in Norditalien durchgeführten Rekognoszierungen hatten ihn davon überzeugt, nicht unmittelbar auf Manuta zumarschieren zu können. Die französischen Truppen bewegten sich am 18. März 1702 zum Rendezvousplatz in Stradella64 und brachen am 26. März 1702 in Richtung mantovanisches Gebiet auf.65 Auf Seiten der Belagerer machte sich die schlechte Nachschublage bemerkbar. Die vom Hofkriegsrat dringend geforderte Beschießung Mantuas war Prinz Eugen schlechthin unmöglich, da er über nur vier Mörser verfügte, für die zudem kein auch nur annähernd ausreichender Munitionsvorrat bereitstand.66 Bitten, ihm eilig die erforderlichen Verstärkungen sowie Sold für seine „zerlumpten Truppen“ zuzusenden, wurden von Wien ignoriert.67 Zugleich wurde Prinz Eugen bedeutet, mit der Unterstützung durch eine im Mittelmeer vor Neapel oder gar vor den Küsten Genuas zur Unterbrechung des französischen Zuzugs operierende Flotte, könne entgegen früheren Versprechungen nicht mehr gerechnet werden.68 In dieser Lage wurde in Wien erneut der Zug auf Neapel auf die Tagesordnung gesetzt;69 die Verschiebung der Reise Philipp V. von Anjous nach Neapel wegen einer Blatternerkrankung hatte die Hofburg im Glauben gewogen, nun sei die Zeit für die Unterstützung der Unzufriedenheit im Königreich beider Sizilien herangereift. Das
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war sicherlich angesichts der sich auf dem norditalienischen Theater rapide verschlechternden Lage der kaiserlichen Waffen nicht wirklich realistisch, betrachtet man die Bedürfnisse der Front vor Mantua und das Ausbleiben der Flotte der Seemächte vor Italiens Küsten; als strategisch bedeutsamer Akt wäre das geplante Detachement aber sinnvoll gewesen. Es kam nicht dazu. Weit entfernt davon, sich angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit seines Heers noch weiter zu schwächen, gab Prinz Eugen am 13. März 1702 Marschbefehl an die Generäle Starhemberg, Thomas Vaudémont, Sereni und Trautmannsdorf, sich aus ihren Kantonnements in Richtung auf die Hauptarmee zu wenden, die vor Mantua lag.70 General Mercy, in Cremona verwundet, gefangen und freigelassen, begab sich zur Genesung nach Baden, wo er über die Lage vor Mantua berichten sollte. Dadurch wurde in Wien klar, dass sich auf französischer Seite durch den erhaltenen Zuzug eine große Übermacht versammelte.71 General Trautmannsdorf nahm daraufhin in Castigliano Mantovano gegenüber der Mantovaner Citadelle Stellung, wurde aber durch einen weiteren Ausfall der Besatzung Mantuas bei S. Antonio in ein blutiges Gefecht verwickelt, aus dem er sich unter erheblichen Verlusten gerade noch zurückziehen konnte. Die Franzosen nahmen aber Castigliano Mantovano ein, wo es ihnen gelang, sich festzusetzen,72 und von dort aus Goito, Verstärkung, Munition und Proviant zukommen zu lassen. Dort hatte sich Tessé, entgegen der Erlaubnis Vendômes, den Ort zu räumen, gehalten.73 Der Tod Wilhelms III., Queen Anne und die Große Allianz
In diesen Frühjahrstagen nun nahmen ein Maulwurf und sein Hügel Einfluss auf den Lauf eines Pferds, damit auf den Gang der Geschichte und die Ereignisse auf den Kriegstheatern: Sorrel, das Lieblingspferd Wilhelm III., stolperte bei einem Ausritt im Park von Hampton Court über einen Maulwurfshügel. Wilhelm verstarb am 20. Februar 1702 an den Folgen des Sturzes. Gegen den Widerstand einiger Whigs, die auf dem Weg der protestantischen Sukzession den Kurfürsten von Hannover krönen wollten, bestieg Anne Stuart, die Tochter James II., am 8. März 1702 den Thron. Für Ludwig XIV. schien damit zunächst der allgemeine europäische Krieg vermieden, den zu führen, aus seiner nicht unberechtigten Sicht, seit 1672 das Anliegen und das Werk des Oraniers gewesen waren. Mit dem Tod Wilhelms III. fiel die Personalunion der niederländischen Statthalterschaft und der englischen Krone weg, und damit die Garantie des Einsatzes der englischen Militärmacht zur Unterstützung des Kampfs der Generalstaaten gegen Frankreich. Der Tod des Statthalters stärkte die profranzösische Partei, in dem die Vereinigten Provinzen dominierenden Holland. Von der Tochter James II., von der bekannt war, dass sie die hannoversche Verandtschaft mit ihren Erwartungen auf ein englisches Thronerbe unsympathisch fand, erwartete Ludwig XIV. keine aktive Teilnahme an einem europäischen Krieg. Mit dem Kaiser in Nord
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italien fertig werden zu können, war auch nach den Rückschlägen der vorangegangenen Monate aus der Sicht Versailles keine ernstzunehmende Herausforderung mehr. Die französischen Truppen in Italien feierten deshalb die Tat des Herrn im schwarzen Rock (des Maulwurfs, über dessen Hügel Sorrel gestrauchelt war). Die Nachricht vom Tod Wilhelm III. erreichte Vendôme, bevor sie im kaiserlichen Lager um Mantua anlangte. Prinz Eugen erfuhr hiervon durch einen kaiserlichen Trompeter, der – wohl zu den üblichen fälligen Verhandlungszwecken sich im französischen Lager aufhaltend – die Nachricht an die kaiserliche Seite überbrachte und von der optimistischen Stimmung berichtete, die sie unter den Truppen Vendômes auslöste.74 Prinz Eugen richtete darauf unverzüglich ein Schreiben an den kaiserlichen Gesandten in Venedig. Die Franzosen mögen „nicht gloriren“. Unter der Herrschaft Queen Annes bliebe alles beim Alten.75 Nach dem Tod Wilhelms trat das Unterhaus zusammen. Sir John Packington, Tory aus den Western Countries erklärte „we have lost a great king; we have got a most gracious Queen“.76 Das Parlament versicherte der Königin seine Loyalität und bestätigte seine Kriegsbereitschaft.77 Obwohl Queen Anne keinen Zweifel daran ließ, dass sie an der Politik ihres Vorgängers festhalten werde, blieb doch eine gewisse Verunsicherung bestehen. So hielt der Whig Somers bis zum Sommer 1703 (nicht anders als der gemäßigte Tory Marlborough immerhin sogar bis zu seinem Sturz 1712) Kontakt zum Exilhof in St. Germain aufrecht,78 da nicht endgültig abzusehen war, wohin die Regierung Queen Annes führen würde. Mit Queen Annes Thronbesteigung kam politisch das Cockpit an die Macht – der Zirkel um Anne, besonders Sarah und John Churchill, Sunderland und Godolphin, der seinen Namen von dem Teil des Palasts von Whitehall ableitete, der an das Theater angrenzte und Anne nach ihrer Hochzeit mit Georg von Dänemark zugewiesen worden war.79 Die Angehörigen des Cockpits verkehrten unter Decknamen – so Anne und Sarah als Miss Morley und Miss Freemann – miteinander.80 Die Hoffnungen Ludwig XIV., mit dem Tod des großen Gegners, der treibenden Kraft der gegen ihn gerichteten großen Allianzen, nicht nur England als Kriegsgegner ausschalten, sondern die Große Allianz zerfallen sehen zu können, wurden enttäuscht. Mit Anne wurde eine Engländerin Königin. Mit ihr trat an die Stelle der von vielen als bedrückend empfundenen Herrschaft Wilhelm III., der bis zuletzt Ausländer blieb,81 eine gleichsam nationale Regierung. Die Tories waren die Partei der kleinen und großen Landbesitzer, die wegen drohender Erhöhungen der land tax zur Finanzierung der Kriegsanstrengungen dem Krieg eher abgeneigt waren.82 Queen Anne war eine Tory. Aber allein die Anerkennung Jakobs III. als legitimen Thronfolger durch Ludwig XIV. hätte genügt, mit den Tories in die Kriegspartei zu ziehen;83 der Whig-Einfluss Sarah Jennings, der Ehefrau John Churchills, tat sein Übriges.84 In den Vereinigten Provinzen löste der Tod ihres Statthalters Wilhelm tumultartige Auseinandersetzungen aus. Unter dem Einfluss des Rathspensionärs Heinsius setzte sich durch, keinen neuen Statthalter zu bestellen;85 Holland blieb in der Großen Allianz.
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Marlborough wird zum Oberkommandierenden der englischen und holländischen Truppen
Der Tod Wilhelm von Oraniens ließ den großen Feind des Sonnenkönigs von der Bühne des europäischen Theaters abtreten. Der Jubel Versailles über den Tod des Erzfeinds war aber unberechtigt. Denn der Tod des militärisch alles andere als begabten Königs und Statthalters machte das Oberkommando über die Armeen der Großen Allianz frei für das neben dem Prinzen Eugen große militärische Talent auf Seiten der Feinde Frankreichs – John Churchill, Earl und bald Duke of Marlborough.86 Prinz Eugen hatte eine schlechthin ruchlose Art der Kriegsführung in Ungarn und auf dem Balkan erlernt, Marlborough war Schüler Turennes und stand so im Gegensatz zu der statischen Schule Vaubans und dem Nachfolger Luxemburgs.87 Queen Anne hatte zunächst die Neigung, ihrem Mann George von Dänemark das Oberkommando anzuvertrauen,88 während die Tories den Duke of Ormonde bevorzugten89 – der erst nach dem Sturz Marlboroughs 1712 diese Stellung erlangen sollte. Aber Marlborough wurde diesen Prätendenten schließlich schon wegen seiner im Verlauf der Aushandlung der Großen Allianz gewonnenen Kontakte zum Ratspensionär Heinsius und nicht zuletzt zu den deutschen Fürsten, der Vorzug gegeben, und als Captain General von Queen Anne eingesetzt. Um das ihm übertragene Kommando auf dem Kontinent finanziell abzusichern, erbat Marlborough von Queen Anne die Einsetzung Godolphins als Lord Treasurer – als White Staff, wie der Inhaber dieses Amts nach seinem Insignium bezeichnet wurde.90 Godolphin, den Künsten abhold, war Spieler91 und Züchter von Rennpferden – er wurde von seinen Zeitgenossen als Großer Geist angesehen, der diese Eigenschaft nicht an den Tag legte. Beide – Godolphin und Marlborough – hatten als gemäßigte Tories die Partei92 verlassen und eine Mittelposition eingenommen, die im Parlament von einer Gruppe von etwa 100 ebenso gemäßigten, „parteilosen“ Tories unterstützt wurden, die als „Queens Servants“ bezeichnet wurden.93 Ihre Stellung zwischen den Parteien gefiel Queen Anne und sie sicherte dem Ministerium damit königliche Unterstützung.94 Noch war Regierungsschef Rochester an der Macht: Der pro-jakobitische Neigungen nicht verhehlender Tory, über die Hyde-Familie mit Queen Anne verwandt, stärkte im Frühsommer 1702 die jakobitische Propaganda in England. Rochester gab in der Oxford University Press das Werk seines Vaters Clarendon (History of the Rebellion) heraus, in der die Rolle Charles I. verklärt wurde. Damit wurde die Atmosphäre für Angriffe gegen das Godolphin/Marlborough-Ministerium bereitet. Rochester wandte sich gegen die förmliche Kriegserklärung gegen Frankreich. Er trat dafür ein, die eingegangene Bündnisverpflichtung nur durch die Stellung von Auxiliareinheiten ohne eigene weitere Bemühungen zu erfüllen.95 Gegen Rochester gingen Godolphin und Marlborough ein Bündnis mit Harley ein, das bis zu dessen Versuch ihres Sturzes nach dem Debakel von Almansa 1707 anhielt.96
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Kandidat für das Oberkommando über die Truppen der Generalstaaten war Athlone, dem die Niederländer aber Marlborough vorzogen, gewiss nicht wegen seiner militärischen Erfahrungen, an denen Athlone dem Engländer überlegen war, sondern wegen der politischen Rolle, die er spielte.97 Damit waren die Kommandostellen über die Landtruppen der Seemächte in der Person Marlboroughs vereint, was für die Kriegsführung gegen die französischen Befehlshaber, die sich regelmäßig in Versailles rückversichern mussten, erhebliche Vorteile gewährte. Der Beginn der Feindseligkeiten an Rhein und Donau (1702)
Der Überfall der Alliierten zerschlug das Bündnis zwischen Anton Ulrich Herzog von Braunschweig und Ludwig XIV. und schloss damit Ambitionen des Sonnenkönigs aus, den Krieg nach Nordwestdeutschland zu tragen.98 An der Grenze zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hatte Ludwig XIV. mit dem Erzbistum Köln unter dem Bruder Max Emanuels, dem Wittelsbacher Joseph Clemens, einen verlässlichen Verbündeten; zwischen dem Elsass und Köln lag aber das neutrale Lothringen, dessen Herzog sich an der Jahreswende 1701 zu 1702 dem Drängen des Sonnenkönigs widersetzte, Frankreich militärisch beizustehen.99 Im März 1702 traten die vorderen Reichskreise in Nördlingen zu einer Tagung zusammen, auf der sie ihre im Neunjährigen Krieg der Liga von Augsburg eingegangene Assoziation erneuerten, den Ober-rhein gegen eine Aggression aus dem Westen zu verteidigen.100 Die Kreise organisierten kleinere Reichsstände, deren Organ der Kreistag und deren Aufgabe die Friedensstiftung war, zu deren Zweck eigene Truppen unterhalten werden konnten.101 Die katholischen Kantone der Eidgenossenschaft hatten sich indessen trotz nachhaltiger diplomatischer Bemühungen Frankreichs bereit erklärt, Truppenwerbungen des Kaisers zuzulassen.102 Basel versprach, das habsburgische Vorderösterreich durch den Schutz Rheinfeldens gegen einen französischen Durchzug nach Osten zu decken.103 In der sich zuspitzenden Lage befahl Ludwig XIV. am 22. April 1702, am Rhein und in den Niederlanden kaiserliche und holländische Truppen feindlich zu behandeln.104 Unter dem Kommando des Markgrafen von Baden hatte ein kaiserliches Korps mit Belagerungsgeschützen, die von Churmainz, Bayreuth, Würzburg, dem Herzogtum Württemberg und Darmstadt zu diesem Zweck ausgeliehen worden waren, begonnen, die Festung Landau zu beschießen.105
Kriegserklärungen
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Kapitel 5: Kriegserklärungen Die Kriegserklärungen des Kaisers, der Generalstaaten und Englands an Ludwig XIV.
Bereits am 8. Mai 1702 erfolgte die Kriegserklärung der Vereinigten Niederlande an Frankreich, die mit Erwägungen zum Schutz der reformierten Konfession und dem sehr protestantischen Eingeständnis eingeleitet wird, der hereinbrechende Krieg sei eine Strafe für die Sünden des niederländischen Volks. Die französische Aggression in den Reunionskriegen wird ausführlich behandelt und Ludwig XIV. als Friedensbrecher angeklagt. Die Generalstaaten stützten die Kriegserklärung auf die Einführung der „despotischen“ französischen Herrschaft in Spanien, der Besetzung des Festungsgürtels der Spanischen Niederlande, der Citadelle von Lüttich, Rheinwerth, Bonn und Kaiserswerth.106 Die Generalstaaten nahmen keinen Bezug auf den Allianzvertrag vom 7. September 1701, zumal sie Philipp V. anerkannt hatten.107 Am 15. Mai 1702 erging die förmliche Kriegserklärung von Leopold I. an Frankreich, die den in Italien bestehenden Kriegszustand gleichsam sanktionierte108 und von den Geschichtsschreibern der folgenden Jahre als bloße Formalität angesehen wurde.109 Sie wurde mit der Einquartierung französischer Truppen in Köln und der Besetzung des Reichlehens Mantua sowie damit begründet, Anjou habe begonnen, sich Graf von Habsburg und Tyrol zu titulieren; im Mittelpunkt steht die Klage über den Bruch des Rijswiker Friedensschlusses durch Ludwig XIV.110 Der Kaiser machte geltend, das Testament Carlos II. sei wegen unrechtmäßiger Einflussnahme seiner Berater unwirksam.111 Am gleichen Tag erklärte Queen Anne durch einen Herold unter Bezugnahme auf den Allianzvertrag112 in Kensington Frankreich den Krieg. Die Erklärung Queen Annes berief sich auf die Ergreifung des Besitzes Spaniens, namentlich Cadiz, der Kolonien der spanischen Krone und des Festungsgürtels in den Spanischen Niederlanden durch Anjou und französische Truppen.113 Die Kriegserklärung Ludwigs XIV. an den Kaiser, die Generalstaaten und England
Sehr förmlich und kurz erfolgte die Kriegserklärung Ludwigs XIV. an den Kaiser, die Generalstaaten, England und deren Verbündete am 3. Juli 1702.114 Die Bemühungen des kaiserlichen Unterhändlers Graf Schlick in den Monaten März bis August 1702, Max Emanuel ein lukratives Angebot für ein Verlassen seines französischen Bündnisses zu machen, schlugen fehl; die im August in Schleißheim geführten Verhandlungen blieben erfolglos. Am 24. Juni 1702 wies der Reichstag den französischen Gesandten Chamoy aus Regensburg und aus dem Reich; Chamoy begab sich indes postwendend nach Kurbayern.115
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Die Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an Ludwig XIV.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erklärte Frankreich am 30. September 1702 bzw. am 6. Oktober 1702 – auch unter dem Eindruck der Einnahme Ulms durch Bayern im September – den Reichskrieg.116 Gerügt wurde, dass unter dem „nichtigen Namen“ burgundischer Kreistruppen feindliche Völker in Köln eingefallen, die Pfalz angegriffen und die württembergische Herrschaft Mömpelgard (Monbeliard) besetzt hätten, eben im Allgemeinen der Rijswiker Friede verletzt worden sei.117 Kapitel 6: Kampfhandlungen an allen Fronten (Frühsommer bis Winter 1702) Vendômes Gegenoffensive in Norditalien: Von Cremona bis Mantua
Vendôme begann systematisch unter Aufbietung der Regeln der zeitgenössischen Kriegsführung, die Kaiserlichen aus ihren Positionen zurückzudrängen. Anfang April machte er Anstalten, nach Osten den Oglio zu überschreiten; nahe Monticelli kam es zu Gefechten zwischen französischen Einheiten unter Albergotti und Graf Visconti, der die französische Position in einem Hof namens Casa de Mainardi einnahm.118 Zudem stießen die Franzosen wegen Plünderungen und Vergewaltigungen, die ihren Weg begleiteten, auf den erbitterten Widerstand sich zu tausenden zusammenrottender Bauern.119 Gleichwohl verbesserte sich die Lage der vorrückenden Franzosen ständig. Die obere Adria, und damit die Möglichkeit einer Versorgung Prinz Eugens von Osten her, wurde durch ein dort kreuzendes spanisches Geschwader unter dem Kommando des Chevaliers Janson de Fourbins abgeschnitten. Auch auf dem Po operierten französische Piraten, gegen die Prinz Eugen 50 Mann bei einem in Bologna ansässigen Cavaliere, wohl ein Brigantenhauptmann – anmietete120 – der Kleine Krieg sprengte die „Regeln“ der Kriegsführung und nahm an Brutalität zu. Kaiserliche Magazine auf ferraresischem Gebiet wurden bedroht, was Prinz Eugen zum Anlass nahm, den dortigen päpstlichen Legaten ernsthaft zu ermahnen. Bei der Armee mehrten sich die Versorgungsprobleme; Anfang April waren trotz der Einrichtung umfänglicher Feldbäckereien in Bescello und Borgoforte nurmehr für 14 Tage Brotvorräte vorhanden.121 Am 8. April 1702 traf im Lager Graf Berzetti aus Wien vom Hofkriegsrat ein und übermittelte Prinz Eugen Ratschläge; insbesondere sollte das Gebiet östlich des Oglio gehalten werden, es handele sich dabei um Reichslehen, und man sei auf dessen Ressourcen angewiesen;122 der Po sei zu halten. Hilfszusagen wurden aber nicht gemacht,123 aber am Detachement nach Neapel festgehalten. Ohne dass für ihn Ersatz gesandt wurde, versetzte der Hofkriegsrat Pállfy an die Rheinfront, was die Führungskraft der Italienarmee erheblich schwächte.124
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Die französischen Offensiven und die Defensive der Großen Allianz
Die Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an Ludwig XIV.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erklärte Frankreich am 30. September 1702 bzw. am 6. Oktober 1702 – auch unter dem Eindruck der Einnahme Ulms durch Bayern im September – den Reichskrieg.116 Gerügt wurde, dass unter dem „nichtigen Namen“ burgundischer Kreistruppen feindliche Völker in Köln eingefallen, die Pfalz angegriffen und die württembergische Herrschaft Mömpelgard (Monbeliard) besetzt hätten, eben im Allgemeinen der Rijswiker Friede verletzt worden sei.117 Kapitel 6: Kampfhandlungen an allen Fronten (Frühsommer bis Winter 1702) Vendômes Gegenoffensive in Norditalien: Von Cremona bis Mantua
Vendôme begann systematisch unter Aufbietung der Regeln der zeitgenössischen Kriegsführung, die Kaiserlichen aus ihren Positionen zurückzudrängen. Anfang April machte er Anstalten, nach Osten den Oglio zu überschreiten; nahe Monticelli kam es zu Gefechten zwischen französischen Einheiten unter Albergotti und Graf Visconti, der die französische Position in einem Hof namens Casa de Mainardi einnahm.118 Zudem stießen die Franzosen wegen Plünderungen und Vergewaltigungen, die ihren Weg begleiteten, auf den erbitterten Widerstand sich zu tausenden zusammenrottender Bauern.119 Gleichwohl verbesserte sich die Lage der vorrückenden Franzosen ständig. Die obere Adria, und damit die Möglichkeit einer Versorgung Prinz Eugens von Osten her, wurde durch ein dort kreuzendes spanisches Geschwader unter dem Kommando des Chevaliers Janson de Fourbins abgeschnitten. Auch auf dem Po operierten französische Piraten, gegen die Prinz Eugen 50 Mann bei einem in Bologna ansässigen Cavaliere, wohl ein Brigantenhauptmann – anmietete120 – der Kleine Krieg sprengte die „Regeln“ der Kriegsführung und nahm an Brutalität zu. Kaiserliche Magazine auf ferraresischem Gebiet wurden bedroht, was Prinz Eugen zum Anlass nahm, den dortigen päpstlichen Legaten ernsthaft zu ermahnen. Bei der Armee mehrten sich die Versorgungsprobleme; Anfang April waren trotz der Einrichtung umfänglicher Feldbäckereien in Bescello und Borgoforte nurmehr für 14 Tage Brotvorräte vorhanden.121 Am 8. April 1702 traf im Lager Graf Berzetti aus Wien vom Hofkriegsrat ein und übermittelte Prinz Eugen Ratschläge; insbesondere sollte das Gebiet östlich des Oglio gehalten werden, es handele sich dabei um Reichslehen, und man sei auf dessen Ressourcen angewiesen;122 der Po sei zu halten. Hilfszusagen wurden aber nicht gemacht,123 aber am Detachement nach Neapel festgehalten. Ohne dass für ihn Ersatz gesandt wurde, versetzte der Hofkriegsrat Pállfy an die Rheinfront, was die Führungskraft der Italienarmee erheblich schwächte.124
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Mit Vormarsch der Franzosen wurde die Fourage der Kaiserlichen schwieriger; dies und die völlig fehlenden Geldmittel führten zu Hunger, wobei die Blockade der Adria durch die Flottille Fourbins ihr Übriges tat.125 Die Blockade Mantuas wurde vom März 1702 an lockerer,126 und die Franzosen und ihre Verbündeten wurden unter der Führung Vendômes auch im Kleinen Krieg offensiv; ein Gefangentransport fiel in ihre Hände, da keine hinreichende Bedeckung bereitgestellt werden konnte.127 Das Gesetz des Handelns war nun endgültig von den Kaiserlichen auf die Franzosen übergegangen; Prinz Eugen war vor Mantua durch die Belagerungsbemühungen gebunden.128 Anfang Mai marschierte ein großes französisches Korps unter unmittelbarer Führung Vendômes los, zog sich aber infolge dauernder Regenfälle und zusehends unpassierbar werdender Straßen am 11. Mai 1702 wieder nach Cremona – die Artillerie nach Lodi – zurück.129 Von dort setzte Vendômes die Truppen erneut in Marsch. Am 15. Mai überschritt er den Oglio und alsbald die Mella etwa 35 km westlich von Mantua, wo es zu Zusammenstößen mit kaiserlichen Kavallerieeinheiten kam.130 Die kaiserliche Front war damit durchbrochen. Gegen Cannetto, ein schlecht befestigter Ort am Ostufer des Oglio, sowie die auf dem westlichen Oglioufer liegende Brückenschanze, die von Obristleutnant Baron Scherzer gehalten wurden, richtete sich am 19. Mai 1702 ein Angriff.131 Obwohl Scherzer alle Kräfte zusammennahm, konnte er der Übermacht nach Eroberung der Brückenschanze am 20. Mai 1702 nicht widerstehen; er ging mit der Garnison in Gefangenschaft.132 Prinz Eugen war alarmiert und forcierte die Bemühung, Mantua zur Kapitulation zu bringen, bevor Tessé Entsatz erlangen konnte. Um einer Umschließung durch Vendômes Entsatzarmee und einen Ausfall der Belagerten entgegenzuwirken, griff er die Porta Pradella an.133 Ein Turm wurde nach Installation einer Batterie von 24-pfündern und Aufnahme ihres Beschusses zum Einsturz gebracht, von einem Stoßtrupp kaiserlicher Grenadiere eingenommen und eine Verschanzung der Belagerer vor der Porta Pradella errichtet; heftiges Geschützfeuer der Garnison vom Palazzo Té aus blieb ohne Erfolg.134 Zugleich ließ Prinz Eugen eine Brücke über den Mincio schlagen, um die Kommunikation mit dem Korps unter Commercy zu verbessern.135 Unterdessen fielen weitere Verteidigungsstellungen der Kaiserlichen dem Vormarsch Vendômes zum Opfer. Gastelgoffredo nördlich von Cannetto wurde am 23. Mai 1702 eingenommen und die Besatzung unter Hauptmann Priser gefangengenommen.136 Am gleichen Tag rückte Vendôme bis Goito vor, zehn Kilometer Luftlinie von Mantua entfernt. Der französische General Revel unternahm am 27. Mai 1702 einen Angriff auf Castiglione delle Stiviere, etwa 10 Kilometer südlich des Gardasees, in dem eine kaiserliche Besatzung unter Obristleutnant Salzer lag, der es gelang, den Angriff abzuschlagen.137 Revel ließ daraufhin dem Ort die Trinkwasserzufuhr abgraben. Am 1. Juni kapitulierte Salzer und wurde mit der Garnison gefangengenommen.138 Am 3. Juni 1702 setzte Vendôme seinen Vormarsch fort; eine Einheit unter De Viantés versuchte, das von Kaiserlichen gehaltene Schloss von Viadana am nördlichen Ufer des Po zehn
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Kilometer westlich von Luzzara zu stürmen; bei dem Versuch die Palisaden einzureißen, fiel De Viantés.139 Die Verteidigungslinie der Kaiserlichen verlief nun von den Mantovaner Seen bis nach Borgoforte südlich am Po; die Kommunikation mit Tyrol drohte verloren zu gehen.140 Vendômes Vormarsch – bei dem es zu Kavalleriegefechten kam, in denen der Kommandant der kaiserlichen Deak-Hussaren, Generalleutnant Colomba fiel – richtete sich nun gegen das Hauptquartier Prinz Eugens in Montanara, keine fünf Kilometer westlich vor den Toren Mantuas.141 Das von einer Garnison unter Obristleutnant Baron Wetzel gehaltene Brescello zehn Kilometer von Viadana auf dem südlichen Po-Ufer wurde darauf geräumt.142 Prinz Eugens Lage war mehr als ernst, und er besann sich der Stärke seiner Truppen im Kleinen Krieg: Vendôme hatte etwa 20 Kilometer westlich von Mantua sein Hauptquartier in Rivalta sull Mincio in einem Gehöft aufgeschlagen, zu dem unter Führung von General-Adjudant Davia 200 Freiwillige auf Fluss-Schiffen in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1702 gebracht wurden, um Vendôme ebenso wie zuvor Villeroi im Handstreich gefangenzunehmen. Das Unternehmen wurde aber vorzeitig entdeckt und musste abgebrochen werden; Vendôme rächte sich durch ein intensives fünftägiges Bombardement von dem einen Kilometer westlich von Montanara gelegenen Weiler Curtatone,143 was Prinz Eugen zum Rückzug auf den Ort Montanara nötigte. Unterdessen wurden die Erdarbeiten gegen die Porta Pradella unvermindert fortgesetzt.144 Am 30. Juni 1702 kam es zu einem Zusammenstoß einer Einheit von 300 Kürassieren und 150 Infanteristen unter dem kaiserlichen Obristleutnant Arberg, und einer Einheit von 3 000 Infanteristen und 1900 Reitern unter Albergotti bei Buscolo zwischen Curtatone und Borgoforte, aus dem sich die Kaiserlichen mit leichten Verlusten zurückziehen konnten.145 Kardinal Portocarrero wurde zum Gouverneur von Spanien ernannt, und am 8. April 1702 schiffte sich Philipp V. auf Drängen seines Großvaters – gegen den Widerstand der spanischen Räte – in Barcelona nach Neapel ein.146 Pontocarrero sah sich auch von bourbonischen Parteigängern unter dem Conde di Montellano heftiger Kritik ausgesetzt, aber trotz aller internen Widersprüche begann sich die Herrschaft Philipp V. zu stabilisieren. Am 3. Juli 1702 kam Philipp V. von Anjou in Cremona an.147 Neue Dispositionen wurden zwischen Vaudémont und Vendôme beschlossen; der gerade 20-jährige Anjou wurde nicht angehört:148 Während Charles Vaudémont mit 50 Bataillonen und 66 Schwadronen zwischen Ravalta sul Mincio und Mantua die Deckung Prinz Eugens übertragen wurde, sollte das Gros unter Vendôme auf die andere Seite des Po übersetzen, wozu bei Castelmaggiore etwa 10 Kilometer westlich von Vadana über den Po eine Brücke geschlagen werden sollte, um den langwierigen Umweg über die Brücken
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Cremonas zu vermeiden.149 Tessé wurde aus Mantua abgezogen und Zurlauben das Kommando über die Garnison übertragen.150 Die Schlacht von Luzzara (15. August 1702)
Prinz Eugen ließ Obrist Gehlen als Reaktion auf die einsetzenden feindlichen Bewegungen um Borgoforte ein verschanztes Lager errichten,151 um die Konzentration der Kräfte auf dem rechten (südlichen) Ufer des Po durch den Schutz des dortigen Brückenkopfs zu ermöglichen. Der erneute Vormarsch Vendômes über Sorbolo und Castelnuovo di sotto führte 12 Kilometer südlich von Guastalla bei S. Vittoria am 25. Juli 1702 zu einem Zusammenstoß mit kaiserlichen Truppen unter Generalleutnant Visconti, der die Brücken über den Crostolo unbewacht gelassen hatte und dessen überwiegend aus Kavallerie bestehenden Truppen in dem Gelände von Reisfeldern, Maulbeerbäumen und Rebpflanzungen zwischen den einen Trichter bildenden Läufen von Crostolo und Tassone wenig Raum zur Entfaltung hatten.152 Der Anschlag traf Visconti überraschend; das Gros der Pferde weidete am Tassone, und eine Wache von 100 Reitern wich langsam vor der französischen Übermacht zurück, bis Grenadiere vorrückten und den Kaiserlichen heftige Verluste zufügten.153 Im Gefecht von Crostolo am 26. Juli 1702 büßten die Kaiserlichen 100 Tote und 330 Gefangene ein, sowie all ihre Zelte und Bagagewagen.154 Von Guastalla wurde von dem schwer erkrankten Commercy Verstärkung herangeführt; auf dem Kampfschauplatz angekommen, saßen die kaiserlichen HerbevilleDragoner ab und drängten die Franzosen durch eine Salve zurück, saßen dann erneut auf155 und hieben als Kavalleristen die Bedrängten heraus. Die Kaiserlichen konnten sich unter schweren Verlusten nach Borgoforte zurückziehen, wo die Schanzarbeiten durch Herbeischaffen von Faschinen und Verpalisadierung156 fortgesetzt wurden. Am 29. Juli 1702 wurden von den Franzosen stromaufwärts Flöße gebaut.157 Beide Seiten sahen der unvermeidbar erscheinenden Schlacht entgegen; Prinz Eugen erlies „Puncta, wie man sich bei der Action verhalten soll. Borgoforte, am 31. Juli, bei der Parole publiziert“158 mit detaillierten Angaben, wie auf „poussieren“ des Feinds im Treffen zu reagieren sei, welche Abstände die aufmarschierenden Bataillone zu halten haben und allem voran, wie das Offizierskorps seinen Aufgaben gerecht werden könne. Französische Parteien streiften bis Reggio, wo sie vom Modeneser Kommandanten beschossen wurden und zogen auf Modena weiter, dessen Herzog nach Drohungen Anjous die Stadt übergab.159 Zu diesem Zeitpunkt rechnete Vendôme mit einem Rückzug Prinz Eugens über den Mincio; die Kaiserlichen konzentrierten ihre Kräfte aber auf der anderen Po-Seite.160 Anders als im vergangenen Jahr waren es nun die Truppen Prinz Eugens, die unter Angriffen der Mantovaner Bauern zu leiden hatten. Hatten zuvor Tessé und Ville-
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roi aus dem Land gelebt, mussten sich die Kaiserlichen mittlerweile durch Fouragen versorgen, womit sie die ohnedies franzosenfreundlichen Mantovaner Bauern trafen. Ende Juli 1702 war Prinz Eugen gezwungen, Maßnahmen gegen deren Waffentragen anzuordnen.161 Die ersten Wochen des Augusts verliefen mit gegenseitigem Geplänkel beim Fouragieren; in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1702 beschossen die Franzosen die Schiffsbrücke der Kaiserlichen bei Borgoforte, die daraufhin größere gegen kleinere Schiffe austauschten und die Brücke einige 100 m zurückzogen. Am Morgen des 15. August 1702 stand Vendôme mit 49 Bataillonen(etwa 18 600 Mann) und 103 Schwadronen (etwa 11 300 Mann)162 auf dem rechten Po-Ufer vor dem Ort Luzzara. Der Po beschreibt von Guastalla abwärts nach Borgoforte am Einfluss des Oglio eine Biegung nach Norden. Zwischen Luzzara und dem Po verlaufen zwei Dämme durch eine mit Maulbeerbäumen und Reben bestandene Ebene. 120 m nordöstlich Luzzaras liegt ein Kapuzinerkloster, etwa 200 m östlich das Schloss Tomba, an den Dämmen ein ummauerter Meierhof163 und der Ort Riva; in den Vendôme eine Grenadiereinheit geworfen hatte.164 Die französische Reserve bildeten spanische und flämische Truppen unter dem Kommando Mérode-Westerloos.165 Die Franzosen hatten wegen des zerschnittenen Geländes ein Glied tief mit Front nach Norden südlich Luzzara Stellung bezogen und eine Batterie auf den Dämmen platziert. Hier wurden sie von den Kaiserlichen, denen durch den zögerlichen Aufmarsch von Norden her in der glühenden Augusthitze166 das Überraschungsmoment genommen war,167 angegriffen. Während eine Kolonne unter Commercy auf dem Damm vorrückte, führte Prinz Eugen eine Kolonne im Feld an. Da Commercys Kolonne zurückblieb, wartete Prinz Eugen eineinhalb Stunden mit dem Angriff. Dann begann die Attacke mit dem rechten Flügel Commercys, der die französischen Stellungen verkannt hatte, westlich der Dämme.168 Obwohl Prinz Eugen Zuzug von 800 Mann sächsischer Truppen erhalten hatte, waren die Kaiserlichen den Franzosen in einem Verhältnis von zwei zu drei zahlenmäßig unterlegen. Bald schon fiel Commercy tödlich getroffen169 – Mérode-Westerloo berichtete, er habe spanische Musketiere davon abbringen wollen, auf seinen Freund zu schießen,170 aber solche Unterfangen sind in Schlachten wohl wenig erfolgversprechend. Prinz Eugen verharrte wenige Minuten vor dem Leichnam des Generals, der in den oberitalienischen Kampagnen geradezu sein alter ego gewesen und zu seinem Freund geworden war.171 Auch Graf Liechtenstein und Graf Starhemberg wurden schwer verwundet; die Verluste waren erheblich. Die schwankende französische Front wurde nur durch das persönliche Eingreifen Vendômes stabilisiert.172 Östlich der Dämme griff Starhemberg mit Unterstützung Kartätschenbeschusses durch die kaiserliche Artillerie unter Börner Charles Vaudrémont an. Anfänglich wich Starhembergs Infanterie zurück, dem es aber gelang, sie wieder zu sammeln und erneut ins Gefecht zu führen. Die Kämpfe wogten hier bis Mitternacht.
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Vendôme gelang es, sich zurückzuziehen, und die Kaiserlichen behaupteten das Feld.173 Der Preis war mit 800 Toten und 1 900 Verwundeten hoch; soweit sie die ersten Stunden und Tage überlebten, wurden sie nach Ostiglia in das dort eingerichtete Spital gebracht.174 Die Höhe der französischen Verluste ist umstritten und zwischen 400 Toten und 1 800 Verwundeten und 3 000 Toten und Verwundeten zu bemessen;175 der Schlachtverlauf mit dem Angriff der Kaiserlichen lässt vermuten, dass eher die niedrigere Zahl den Tatsachen entspricht. Drei Tage nach der Schlacht von Luzzara musste sich die kleine kaiserliche Garnison in Luzzara ergeben.176 Der Ausgang des Feldzugs 1702 in Norditalien
Lässt man das Behaupten des Schlachtfelds außer Acht, lag der kaiserliche Erfolg in der Wirkung des 15. August 1702 an der Moral der französischen Kommandierenden. Vendôme ordnete den Rückzug vom Po-Ufer an. Beide Seiten begannen, sich in den gegenüberliegenden Stellungen einzugraben und einander in einem regelrechten Laufgrabenkrieg ständig zu beschießen.177 Ein Fouragieren der Kaiserlichen, deren von Generalwachtmeister Neipperg gehaltene Erdwerke um Borgoforte heftig bedrängt, und nach einem französischen Kriegsrat in Luzzara vom 20. August 1702 an förmlich durch Anjou belagert wurden, war nur sehr eingeschränkt möglich;178 die Belagerung musste allerdings am 28. August 1702 aufgehoben werden.179 Vendôme ließ nun am 28. August 1702 das von Solari kommandierte mit 2 400 Mann Infanterie und 68 Reitern garnisonierte Guastalla, mit einer Streitmacht von 68 Bataillonen (20 000 Mann Infanterie) und 131 Schwadronen (13 000 Reiter), zu der spanische und flämische Kontingente unter Mérode-Westerloo zählten,180 belagern.181 Am 29. August 1702 war Guastalla völlig eingeschlossen.182 Guastalla war teils von Mauern, teils von Erdwällen umschlossen. Nach Eröffnung der Gräben am 1. September 1702 wurde aus einer Mörserbatterie die Stadt am 2. September 1702 mit so erheblichen Folgen unter Beschuss genommen, dass über die Übergabe verhandelt wurde. Solari lehnte aber Vendômes Forderung ab, die Garnison in Gefangenschaft zu führen. Nach Minenarbeiten der Belagerer ließ Solari am 9. September 1702 Chamade schlagen und erlangte freien Abzug aus dem Platz;183 Vendôme ließ Guastalla sogleich fortifizieren. Obristleutnant de Wendt, der Kommandant der Garnison von Brescello, erbat darauf Verstärkung von Prinz Eugen, der aber zum einen nicht über hinreichende Kräfte hierfür verfügte, zum anderen wegen des ungesunden Klimas des von Altwasser des Po und versumpften Gräben malariaverseuchten Brescello Zusendungen ablehnte.184 Unterdessen wurde die Versorgungslage der Kaiserlichen wegen Überfälle Fourbins in Istrien problematisch, die erst eingedämmt wurden, als unter Generalwachtmeister Heister 3 000 warasdiner Grenzer nach Triest und Fiume verlegt wurden.185
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Franzosen streiften bis Gonzaga am Tagliata.186 Der Stellungskrieg bei Borgoforte ging sehr zum Missfallen Ludwig XIV., der sich entscheidende Aktionen wünschte, mit Artillerieduellen weiter.187 Zwischenzeitlich hatten sich weitere Konspirationen in Neapel gegen das Leben Anjous ereignet, bei denen der Chef der königlichen Garde, der Prinz von Montefalcone, in Verdacht geriet. Die Verschwörung wurde vereitelt und die Garde aufgelöst; im September wurde der Herzog von Nova Caraffa wegen Verwicklung in die Konspiration hingerichtet.188 Vendôme und Anjou bezichtigten Prinz Eugen der Anstiftung zu dem Mordkomplott, wogegen sich der kaiserliche Feldherr energisch verwahrte. Generaladjutant Davia, dem sich Deak, und vom Regiment Ebergenény Obristleutnant Esterházy mit Husarentrupps, und aus Mirandola Rittmeister Hohenhausen mit einigen Reitern anschlossen, unternahm am 21. September 1702 einen Raid nach Westen. Vom Stadtrat von Pavia wurde mit einem von Davia, Deak und Esterházy unterschriebenen Drohbrief, ebenso wie kurz darauf von der Certosa di Pavia, eine namhafte Geldsumme erpresst;189 am 26. September 1702 fiel der Trupp in Mailand ein, wo Davia von der Bürgerschaft auf dem Corso begeistert empfangen und zum Bleiben und ihrer Verteidigung aufgefordert wurde;190 der drohenden Einkesselung weichend kehrte der Trupp aber unbehelligt zu den eigenen Reihen zurück, wo er am 3. Oktober 1792 im Hauptquartier Prinz Eugens eintraf.191 Vendôme kam derweilen nicht dazu, eigene Vorhaben auszuführen. Beide Seiten beschossen sich weiter in ihren Stellungen und betrieben den Kleinen Krieg.192 Ein Versuch Vendômes, das Hauptquartier Prinz Eugens aufzuheben,193 schlug ebenso fehl wie zuvor der Versuch der Kaiserlichen, Mantua in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1702 handstreichartig zu nehmen.194 Als die französische Armee am 6. November 1702 aus ihren Stellungen abzog, glaubte Prinz Eugen, er habe Drohung eines französischen Angriffs bis zum Abzug in die Winterquartiere, wie im vorangegangenen Jahr, „ausgesessen“; das aber war ein Irrtum, denn nach Aufgabe der Neippergschen Erdwerke um Borgoforte stürmten die französischen Truppen unterstützt von der ausfallenden Mantovaner Garnison am 13. November 1702 die Stellung. Der Kommandant Borgofortes, Obristleutnant Marchese Malvezzi, zog sich in das gemauerte Backhaus zurück.195 Während der herbeigeeilte De Geuthem auf Schiffen Material retten konnte, ließ Mavezzi am 15. November Chamade schlagen.196 Malvezzi übergab damit Borgoforte, obwohl ihm durch Boten bekanntgegeben worden war, dass Starhemberg sich mit sechs Regimentern dem Ort näherte und wenigstens ein geordneter Rückzug der Garnison möglich gewesen wäre.197 Die Franzosen rückten nun in die Winterquartiere, ordneten aber ein Korps zur Belagerung Brescellos ab, dessen energischer Verteidiger De Wendt zur Bekämpfung von Erkrankungen seiner Leute an dem ungesunden Platz Decken und – vielleicht nicht minder förderlich – täglich eine halbe Maß Wein ausgeben ließ.198 Nachdem die Belagerer auf einer Insel vor Viadana zwei Mörser eingerichtet hatten, wurde De Wendt zur Übergabe aufgefordert, was er höflich, aber bestimmt ablehnte.199 Nach Weihnachten wurden alle Frauen und Kinder aus
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dem Ort geschafft; De Wendt hielt nur 20 Schanzbauern zurück und ließ die Gewölbe der Gebäude durch Erde und Mistaufschüttungen bombensicher machen.200 Die Abreise Prinz Eugens aus Italien zu seinem Amt als Präsident des Hofkriegsrats (Dezember 1702)
Die schlechthin katastrophale Versorgungslage des kaiserlichen Heers war neben der allgemeinen Finanznot Wiens auf die Inkompetenz des Präsidenten des Hofkriegsrats, des Grafen Mansfeld, zurückzuführen. Auch das Offizierskorps litt unter der herrschenden Unordnung. Nach dem Tod Rüdiger von Starhembergs 1701 hatte Heinrich Franz Graf Mansfeld, Fürst zu Fondi, das Amt des Präsidenten des Hofkriegsrats erhalten.201So wurde der Husarenführer Deak mit ungarischen Gütern belehnt, die ihm kurz darauf grundlos wieder entzogen wurden.202 Dies war kein Einzelfall, was verständlicherweise Unzufriedenheit und Verbitterung auslöste. Um die Bedürfnisse der Armee in Oberitalien bei Hof vernehmbar zu machen, entsandte Prinz Eugen zunächst Graf Palffy nach Wien, der nach Mühen beim Präsidenten des Hofkriegsrats empfangen wurde. Palffy hielt Graf Mansfeld vor, es könne von Prinz Eugen im Feldzug des Jahrs 1702 nicht erwartet werden, aus Not an Lebensmitteln und anderem Kriegsbedarf in der Defensive zu bleiben, nachdem das vorangegangene Jahr so große Erfolge gebracht habe, worauf Mansfeld nur antwortete, „für jetzt lässt es sich nicht anders tun“,203 worin das ganze Ausmaß der lethargisch-unordentlichen Verwaltung in Wien geradezu auf den Begriff gebracht wurde. Nach andauernden Beschwerden wurde Mansfeld im September 1702 abgelöst und Prinz Eugen zum Präsidenten des Hofkriegsrats ernannt, der, nachdem auch die Kaiserlichen in Italien in die Winterquartiere gegangen waren und er das Kommando an Starhemberg übergeben hatte, am 27. Dezember 1702 nach Wien abreiste. Graf Guido Starhemberg kam am 11. November 1657 in Graz zur Welt. Starhemberg kämpfte während der Belagerung Wiens 1683 mit Auszeichnung als Adjutant seines Vetters Ernst Rüdiger von Starhemberg, folgte nach dem Entsatz Wiens dem Heer nach Ungarn und tat sich auch dort besonders 1686 bei der Belagerung von Ofen, 1687 bei Mohács, bei der Erstürmung Belgrads (6. September 1688) sowie in den Schlachten bei Slankamen (19. August 1691) und Zenta (11. September 1697) hervor. Rhein und Donau (1702)
Bereits am 3. Februar 1702 hatte Ludwig von Baden seine Truppen zusammengezogen; die Kreistruppen des Reichs wahrten zu diesem Zeitpunkt noch ihre Neutralität.204 Pfälzer und Kaiserliche kommunizierten über die Brücken von Mannheim und bei Speyer miteinander.205 Am 24. April 1702 vereinigten sich Pfälzer Truppen
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und Kaiserliche; Ludwig von Baden erließ am 30. April 1702 den Befehl, französische Truppen feindlich zu behandeln.206 Ludwig überquerte den Rhein bei Speyer, besetzte Weißenburg und Lauterburg, um anschließend gegen Landau vorzurücken. Ein französisches Korps unter D’Huxelles mit 4 Bataillonen und 12 Schwadronen stand Ludwig von Baden gegenüber, der über 7 130 kaiserliche Infanteristen, 7 440 Mann Pfälzer Infanterie sowie 6 200 Reiter verfügte.207 Catinat, der D’Huxelles ablöste, konnte im Elsass über 17 000 Mann Infanterie und 5 700 Reiter kommandieren,208 blieb aber untätig, da Villars sich nicht mit ihm vereinigte; Catinat erklärte wie im Jahr zuvor in Italien, er sehe sich gezwungen, auf die Initiative des Feinds zu warten.209 Landau war die am weitesten nach Osten vorgeschobene Festung Frankreichs; für Einfälle in die Pfalz hatte es erheblichen strategischen Wert. Bereits 1688 wurde Landau auf Anordnung Ludwig XIV. von Vauban in eine moderne Festung umgewandelt. Die mittelalterlichen Stadtmauern wurden abgerissen und 16 französische Bataillone unter General Montclar begannen mithilfe von 14 000 Bauarbeitern aus der Umgebung im Frühjahr 1688 mit dem Umbau, der nach nur drei Jahren vollendet war. Während des Baus brach 1689 in der Stadt ein großes Feuer aus, das 3/4 der Häuser einäscherte, woraufhin beim Neuaufbau ohne Rücksicht auf bisherige Besitzverhältnisse geradlinige, breite Straßen und Alarmplätze für Truppenaufstellungen geschaffen wurden, die es im Fall von Belagerungen ermöglichten, Truppen schnell zur Verstärkung bedrohter Abschnitte der Befestigung zu verlegen. Im Jahr 1700 wurde dann vom Ingenieurobersten Tarade (der nach dem Feuer auch den neuen Bebauungsplan der Stadt entworfen hatte) auf dem nord-westlich gelegenen Hügel ein Kronwerk erbaut, das die Festung von dieser Seite zusätzlich schützte. Die Grundform der Festungsanlagen Landaus entsprach Vaubans weiterentwickelten Fortifikationsplänen und bildete ein längliches Achteck, dessen Ecken sieben bastionierte Türme und ein großes Reduit bildeten. Ringsum war der innere Bereich durch einen Graben abgeschlossen. Durch ein ausgeklügeltes Schleusensystem konnte der Graben bei Bedarf geflutet werden. Vor dem Graben lagen die Außenwerke mit dem gedeckten Weg. In die Stadt führten nur zwei Tore; im Süden und Norden. Durch die Festung führte der Lauf des Flusses Queich. Der dadurch gebildete westliche Stadtteil konnte durch Überflutung des vorliegenden Geländes wirksam geschützt werden. Zwei Drittel der Festung waren damit durch eine breite und tiefe Flaque (Überschwemmungskessel) gegen Angriffaktionen eines Belagerers geschützt, da eine Überbrückung der Flaque nicht möglich war. Eine schmale Holzbrücke über die Flaque bildete die einzige Verbindung mit dem Kronwerk. Die Pfälzer Truppen (sechs Infanterie- und sechs Reiterregimenter) lagerten bei Lustadt, weitere 2 000 Mann unter General Graf Leiningen hielten Germersheim und einige Orte in der Umgebung besetzt. Bei Rastatt lag die Hauptmacht der Kaiserlichen unter FML Graf Friesen, die am 22. April 1702 bei Daxlander-Au den Rhein überschritt und sich mit dem Markgrafen vereinigte.
Karte 2: Die Belagerung der Festung Landau (1702)
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Karte: Sandra Hülsmann
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Am 24. April 1702 besichtigte Ludwig von Baden mit einigen Ingenieuren die Landauer Festungswerke, um sich dann in das bei Langenkandel errichtete Feldlager zu begeben. Die Reichskontingente führten zu diesem Zeitpunkt ihre feindseligen Operationen gegen die französische Garnison Landaus ohne die rechtliche Absicherung durch eine Kriegserklärung. Kommandant von Landau war der 72-jährige Generalleutnant Ezéchiel du Mas, Graf de Mélac, der zweifelhaften Ruhm durch die Verwüstung der Pfalz 1688 erlangt hatte. Ihm zur Seite stand Brigadiér de l`Esperoux, Kommandant der Infanterie war Brigadiér d’Amigny, Kommandant der Artillerie war du Breuil, Villars war oberster Ingenieur, zum Geniechef wurde Kapitän Rovère ernannt. Im Kronwerk der Festung befehligte Oberstleutnant Colomes. Die Garnison verfügte über 86 Kanonen und 24 Mörser.210 Zur Zeit der Einschließung war eine Reihe von französischen Offizieren auf Urlaub, die nun versuchten, noch in die Festung zu gelangen. Brigadiér d’Amigny gelang dies noch am 16. Juni 1702, als Bauer verkleidet. Dagegen wurden am 18. Mai 1702 der Kavallerieoberst de Nettancourt und der Brigadiér de Guesques nur dreißig Schritte vor der Festung von pfälzischen Reitern aufgegriffen und gefangengenommen. Das Kommando über Nettancourts Regiment wurde darauf Oberst de Gournay übertragen. Die Besatzung von Landau, die kurz vor der Einschließung noch von Marschall Catinat durch ein Bataillon Artillerie verstärkt worden war, setzte sich aus zwei Bataillonen des Regiments Nettancourt, je einem Bataillon der Regimenter de la Sarre, de Bourbon und Soissinaise, zwei Batterien Artillerie und zwei Schwadronen des Kavallerieregiments Forsac zusammen. Dazu kam noch die „Freikompanie Mélac“, die der Kommandant aus Überläufern bilden ließ. Diese Einheiten hatten eine Stärke von 3 500 bis 4 100 Mann Infanterie und 240 Reitern. Die Belagerungstruppen der Verbündeten vor Landau setzten sich aus sieben kaiserlichen Infanterie-, sechs Kavallerieregimentern und einem Dragonerregiment, vier Infanterieregimentern und einem Dragonerregiment des schwäbischen Kreises, jeweils zwei Infanterieregimentern und einem Dragonerregiment des Bistums Würzburg, des Kurfürstentums Mainz und des Oberrheinischen Kreises, drei Infanterie-, zwei Kavallerieregimentern und einem Dragonerregiment der Kurpfalz, zwei Infanterieregimentern des fränkischen Kreises und württembergischen Garden, mit insgesamt einer Stärke von 25 900 Mann Infanterie 10 920 Mann Kavallerie, zusammen. Zum Stab Ludwig von Badens gehörten Offiziere, von denen eine Reihe bereits unter ihm im Türkenkrieg gekämpft hatten, darunter besonders der Markgraf von Bayreuth, der die Anlage der Sappen und Approchen leitete und Anfang September, als es mit dem Entsatzversuch Catinats ernst zu werden drohte, den Oberbefehl der Truppen an der Lauter übertragen bekam. Feldmarschall Hans Karl von Thüngen kommandierte die Belagerungstruppen vor dem Kronwerk. Auch er hatte seine Kriegserfahrungen in den Türkenkriegen erworben.
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Nicht alle Truppen nahmen unmittelbar an der Einschließung Landaus teil. So wurden fünf schwäbische Bataillone während des Verlaufs der Ereignisse zur Deckung der Belagerung gegen Entsatzversuche des zaghaft an- und abmarschierenden Catinat nach Lauterburg-Berg verlegt und durch kaiserliche Bataillone ersetzt. Zur Sicherung vor dem Entsatzheer hatte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden darüber hinaus an der Lauter zehn Bataillone und 15 Schwadronen postiert, am oberen Rhein sieben Bataillone und acht Schwadronen und bei Rastatt und Offenburg weitere sieben Bataillone und 12 Schwadronen. Der Effektivstand der gesamten Streitmacht des Markgrafen Ludwig ist im Juni 1702 auf etwa 32 000 Mann Infanterie und 14 000 Kavalleristen anzusetzen. Am 15. Juni 1702 brach Ludwig das Lager bei Langenkandel ab und rückte mit der ganzen Armee vor Landau, wo er sie in sechs großen Lagern rund um die Festung platzierte. Sein Hauptquartier legte er nach Arzheim. Am nächsten Tag begannen die Belagerungsarbeiten. Die Dispositionen des Markgrafen sahen drei Angriffsrichtungen vor. Entscheidend sollte der Hauptangriff gegen das Südtor der Festung (Porte de France) sein, den er in eigener Person führen wollte; einen Scheinangriff gegen die Erdwerke an der Queich, geführt durch pfälzische Truppen unter den Generälen Graf Nassau-Weilburg und Graf Leiningen und einen Angriff gegen das Kronwerk unter der Leitung des kaiserlichen Feldmarschalls Baron von Thüngen. Das mit zusätzlichen Erdwerken verstärkte und einem Minensystem versehene Landau war auf drei Monate verproviantiert; es wurde nun vollständig eingeschlossen und vom 29. Mai 1702 an – wenn auch zunächst nicht wirksam – bombardiert. Sein Generalleutnant Mélac, der von den mittlerweile erfolgten Kriegserklärungen keine Nachricht bekommen hatte, legte erfolglos Protest ein.211 Die Franzosen störten die Arbeiten an den Annäherungsgräben durch heftiges Feuer aus den Festungsgeschützen. Da in der Festung genügend Pulver und Kugeln vorhanden waren, hatten die Franzosen bis zum 2. Juli 1702, als die kaiserlichen Belagerungsgeschütze endlich in Aktion treten konnten, bereits 15 bis 20 000 Kugeln verschiedener Kaliber verschossen.212 Der Markgraf ließ daher von den Kürassierregimentern 100 Kürrasse und Helme an die Schanzarbeiter austeilen, von denen Tag und Nacht 1 200 bis 1 500 Mann im Einsatz waren, damit sie nicht vollständig schutzlos dem feindlichen Feuer ausgesetzt blieben. Wirkungsvoller213 als das Feuer der Belagerten waren Ausfälle, die Mélac am 5. Mai 1702 unternahm, aber von Pfälzer Truppen abgewiesen werden konnten.214 Um Ausfälle, die durch eine kleine Besatzung des befestigten Kirchhofs Queichheims unterstützt werden konnten, zu verhindern, stürmten kaiserliche Grenadiere am 11. Mai 1702 den Ort, der darauf auf Befehl Mélacs – der damit seinem Ruf gerecht wurde – in Brand gesetzt wurde; Ludwig schrieb darauf an Mélac, er werde, sollte der Franzose weiter Ortschaften in Brand setzen, gefangene Franzosen bei lebendigem Leib verbrennen.215 Der Krieg war wenigstens nicht frei von der Drohung mit Grausamkeiten.
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Während die Gräben zur Einschließung fertiggestellt wurden, konnten Batterien zur Beschießung der Festung zunächst nicht eingerichtet werden, da die Belagerungsarmee bis Mitte Juni 1702 außer den Feldgeschützen noch kein Belagerungsgeschütz hatte. Das Feuer, der in die vorbereiteten Stellungen aufgefahrenen Feldstücke, konnte den massiven Festungsmauern keinerlei Schaden anhaben. Nach zähen Verhandlungen, die im Namen des Oberbefehlshabers von Fürst Löwenstein geführt wurden, überließen die Reichsstädte Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und Ulm (das Max Emanuel noch nicht in die Hände gefallen war) ihre schweren Geschütze leihweise dem Belagerungskorps. Endlich trafen am 21. Juni 1702 vor Landau 42 Halbkarthaunen, zwei Viertelkarthaunen und 13 Mörser ein. Eine erste Lieferung des benötigten Pulvers wurde von Hanau und Darmstadt gestellt. Das Bombardement konnte dennoch nicht beginnen, da es an qualifizierter Bedienungsmannschaft fehlte. Um diesem Mangel abzuhelfen, ließ der Markgraf auf eigene Kosten 20 Feuerwerker aus der Pfalz und 22 aus Böhmen anwerben, nach deren Ankunft ein Teil der Belagerungsgeschütze am 2. Juli 1702 mit der Bombardierung der Festung beginnen. Als am 7. Juli 1702 in Postkutschen – gleichsam im öffentlichen Fernverkehr – sowie weitere 60 Feuerwerker aus Böhmen in den Belagerungsgräben eintrafen, wurde in der Nacht des 9. Juli 1702 eine weitere Batterie von acht halben Karthaunen in einer Entfernung von 80 Schritten vom Glacis errichtet. In den kommenden Wochen trafen noch weitere Geschütze vor Landau ein, sodass schließlich auf dem Höhepunkt der Belagerungskämpfe 114 Kanonen, einige davon 24- und 30-pfünder, und 46 Mörser die Festung beschossen. Eine bemerkenswerte Episode der Belagerung ereignete sich, als der „Geniechef“ Rovère am 8. Juli 1702 in Zivilkleidung in Begleitung eines Dieners den Fortgang der Arbeiten auszuspionieren versuchte und dabei bis in das Hauptlager bei Arzheim gelangte, wo er die gegen das Kronwerk gerichteten Arbeiten inspizierte. Sein Diener, der sich von ihm getrennt hatte, wurde festgenommen. Nachdem er in einem kurzen, von Feldmarschall von Thüngen persönlich vorgenommenen Verhör die Sachlage offenbart hatte, eilte Thüngen mit gezogenem Degen, Rovère festzunehmen, der an einem mit dem Diener vereinbarten Ort wartete. Rovère wehrte sich heftig, sodass Thüngen seinen Degen gebrauchen musste. Nach der Festnahme wurden Rovère und sein Diener in Fesseln nach Arzheim gebracht. Für die Mélac war die Gefangennahme seines Geniechefs ein nicht auszugleichender Verlust. Ausfälle und Beschuss konnten nicht verhindern, dass die zweite Parallele vom 21. Juni 1702 bis zum 3. Juli 1702216 und die dritte am 16. Juli 1702 eröffnet werden konnten. Eine große Batterie aus sechs Karthaunen und zwei kleine Batterien aus zwei und vier Mörsern nahm wirkungsvoll am 4. Juli 1702 ihre Tätigkeit auf.217 Am 9. Juli 1702 brannte es den ganzen Tag über in Landau.218 Durch eine Reihe von Redouten (meist viereckigen Feldschanzen) wurden die Parallelen befestigt und am 14. Juli 1702 mit den Parallelen verankert.219 Am 2. August 1702 waren an allen Angriffspunkten die Gräben fertiggestellt und die drei Abschnitte untereinander verbunden. Bereits am 23. Juli 1702 war eine große Bresche von der Batterie schwerer 24-pfünder Bela-
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gerungsgeschütze in die Festungsmauern gelegt.220 Mineure standen am 25. Juli 1702 unter der Spitze des Kronwerks,221 und nachdem am 31. Juli 1702 eine Sappe bis an die Spitze des Ravelins vor der Porte de France getrieben worden war, konnten Mineure, die in ihrem Gang auf die Erdverankerung der Palisaden gestoßen waren, nach Überwindung dieses Hindernisses am 13. August 1702 das Ravelin unterminieren. Am 26. Juli 1702 ließ deshalb Mélac die Schleusen öffnen, um den Festungsgraben zu fluten. Ein Scheinangriff Thüngens am 29. Juli 1702 führte dazu, dass die Belagerten fünf Minen ergebnislos springen ließen.222 Nach Verzögerungen wegen des langsamen Fortschritts der Minenarbeiten wurde am 6. August 1702 gestürmt. Gegen 23 Uhr wurde eine Mine gezündet. Sie riss einen großen Trichter in die Umwallung. Sofort stürmten die Verbündeten geführt von den Generälen Prinz Thomas von Savoyen, Graf Herberstein und Graf Thürheim. Obwohl ein heftiges Gewitter ausgebrochen war und die Besatzung sich kräftig verteidigte, gelang es den Stürmenden, einen Waffenplatz im gedeckten Weg zu erobern, wobei die Belagerer über 200 Mann verloren. Die Franzosen wehrten sich erfolgreich durch die in den Werken vergrabenen Minen, die sie beim Sturm der Verbündeten zündeten, während die Minen der Belagerer versagten. Gleichzeitig hatte Feldmarschall Baron Thüngen mit Graf Fürstenberg und dem Prinzen Brandenburg-Anspach Truppen zu einem Sturm auf das Kronwerk vorgeführt. Obwohl die Stürmenden hier große Verluste durch aufgehende Minen erlitten, gelang es drei Waffenplätze zu nehmen und sich in der Contrescarpe festzusetzen.223 Am 26. Juli 1702 traf der römische König, Erzherzog Joseph mit seiner Begleitung vor Landau ein224 und übernahm den Oberbefehl (wobei dem Markgraf die eigentlichen Entscheidungen vorbehalten blieben). Über 250 Personen waren in seiner Begleitung, die insgesamt in 77 Kutschen und über 200 Pferde für den Transport benötigten.225 Am 28. Juli 1702 fand eine Truppenparade statt. Mélac ließ bei den Kaiserlichen nachfragen, wo der Thronfolger sein Lager aufschlagen wird, damit er das Feuer in diese Richtung einstellen könne.226Joseph ließ ihm antworten, Mélac müsse keine Rücksicht nehmen und solle nur seine Pflicht tun. Der palisadenbedeckte Weg vor der Contrescarpe konnte am 14. August 1702 genommen werden;227 ein Ausfall am 18. August 1702 konnte nicht verhindern, dass tags darauf eine neue schwere Batterie den Beschuss aufnahm.228 Ein weiterer Ausfall am 28. August 1702 blieb ebenfalls folgenlos.229 Am 30. August 1702 konnten die Kaiserlichen auf dem Glacis 35 Geschütze und 23 Mörser aufstellen, die sogleich anfingen, Breschen in die Mauern des Ravelins vor der Porte de France zu schießen, was noch am gleichen Tag gelang. Inzwischen fehlte es in der Festung an Geschossen für die schweren Geschütze und auch der Pulvervorrat ging zur Neige. Um Kugeln für die Musketen herstellen zu können, wurde den Bürgern der Stadt alles Blei von den Fenstern genommen. Um die Truppen einigermaßen bezahlen zu können, opferte auch Mélac sein silbernes Tafelgeschirr, aus dem Notmünzen geprägt wurden.
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Die Befestigungsanlagen des Kronwerks waren inzwischen in einem sehr schlechten Zustand und Mélac erwartete täglich den Generalangriff auf das Werk. Da ein schneller Rückzug der Besatzung (es waren noch ca. 800 Mann) über den schmalen Steg unmöglich war, musste mit ihrer Gefangennahme gerechnet werden. Um dies zu verhindern und die – ohnedies schon sehr ausgedünnte Besatzung der Festung nicht weiter zu reduzieren – berief Mélac am 5. September 1702 den Kriegsrat, der entschied das Kronwerk aufzugeben. Noch in der Nacht wurden in aller Stille die Geschütze in die Festung geschafft und alles, was für den Feind von Nutzen sein könnte, zerschlagen. Danach entzündete man am mittleren Ravelin mehrere Feuer mit raucherzeugendem Gestrüpp. Unter dem Schutz des Rauches zog sich die Besatzung bis auf 120 Mann, die als Wache im Kronwerk verblieben, in die Festung zurück. In der Festung waren nun – einschließlich der eingerückten Mannschaften aus dem Kronwerk – noch ca. 1 800 Dienstfähige. 900 waren tot, 800 lagen in den Spitälern. Die Pferde der Kavallerie waren bis auf wenige aufgegessen. Am 8. September 1702 befahl Erzherzog Joseph den Sturm auf das Kronwerk. Die Disposition hierzu war von Feldmarschall Graf Thüngen ausgearbeitet worden. Da die Belagerer nicht wussten, dass im Werk nur noch eine kleine Wache zurückgeblieben war, wurden für den Sturm bedeutende Kräfte bereitgestellt. Nach der Zündung einer Angriffsmine begann in der gleichen Nacht der Sturm auf das Kronwerk. Die kleine Besatzung des Forts gab eine Salve ab, entzündete eine hinter der linken Bastion angebrachte Mine und zog sich in die Festung zurück. Mélac unterstützte den Rückzug durch wirkungsvolles Feuer zweier Geschütze sowie Musketenfeuer, wodurch in den dichtgedrängten Massen der stürmenden Truppen erhebliche Verluste entstanden. Den Steg zwischen Kronwerk und Festung ließ Mélac anzünden, seine Vernichtung konnten die Kaiserlichen aufgrund des starken Beschusses nicht verhindern. Obwohl Ludwig XIV. und der Versailler Kriegsrat Marschall Catinat drängten, der Festung zur Hilfe zu ziehen, weigerte sich dieser hartnäckig mit Hinweis auf seine geringe Truppenstärke. Mélac war durch einen Kurier informiert worden, dass er keine Hilfe erwarten konnte.230 Nach dem Fall des Kronwerks konnte die Übergabe der Festung nicht mehr hinausgezögert werden. Mélac berief also am 9. September 1702 den Kriegsrat, der sich einmütig für die sofortige Übergabe entschied. Gegen Mittag des gleichen Tages ließ Mélac die weiße Fahne hissen und Chamade schlagen. Am 10. September 1702 erfolgte die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde durch Graf Mélac und für Erzherzog Joseph durch den Markgrafen Ludwig von Baden. Der Besatzung wurde freier Abzug mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen gewährt. Die Mannschaft behielt ihre persönlichen Waffen und zog nach den Kapitulationsartikeln231 mit Kugeln im Mund und brennender Lunte aus der Festung. Zwei 24pfünder, ein 12pfünder und ein 6pfünder sowie zwei Mörser mit je 24 Schuss Munition sowie das gesamte Gepäcks durfte die abziehende Besatzung mitführen; weiter wurde der Besatzung zugestanden, sechs geschlossene Planwagen, die nicht kon-
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trolliert werden durften, mitzuführen. Den französischen Beamten und Geistlichen wurden sechs Wochen zum Verlassen der Stadt zugestanden. Am 11. September 1702 empfing Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden den tapferen Kommandanten Graf Mélac und drückte ihm seine höchste Anerkennung für die umsichtige und tatkräftige Verteidigung aus. Die am 12. September 1702 nachmittags abziehenden Franzosen wurden bis Billigheim von einem Bataillon Infanterie und 300 Reitern eskortiert. Die Reiter begleiteten die Kolonne noch bis Weißenburg. Die Verluste der Verbündeten während der fünfundachtzigtägigen Einschließung Landaus beliefen sich auf 30 tote Offiziere und 600 Mann. 65 Offiziere und 2 200 Mann waren verwundet. Die Verluste der Franzosen waren ähnlich hoch, sie sind nicht genau bekannt. Die Kriegsbeute war gering. Ein großer Teil der vorgefundenen Geschütze war unbrauchbar, nur 46 Kanonen und 19 Mörser konnten wiederverwendet werden. Die Magazine waren leer, alles Wertvolle hatten die Franzosen mitgenommen. In die stark demolierte Festung wurde eine Besatzung von sechs Bataillonen kaiserlicher Truppen gelegt, zum Gouverneur der FML Graf Friesen ernannt. Erzherzog Joseph in Begleitung seiner Gemahlin besichtigten am 17. September 1702 die Festung und reisten dann über Lauterburg nach Wien ab. Der Markgraf von Baden ging nach einem erfolgreichen Gefecht am 2. Oktober 1702 über eine Schiffbrücke bei Philippsburg über den Rhein und zog Richtung Rheinbogen zwischen Lörrach und Basel, wo sich Feldzeugmeister Graf Fürstenberg bei Friedlingen am Rhein und auf einer als Käferholz bekannten Anhöhe eingegraben hatte.232 Am 28. September 1702 rückte Villars vor Hüningen, ein von Vauban angelegtes, verfallenes hexagonales Fort auf einer flachen Insel, die den Rhein in einen etwa 70 m breiten, flachen, für Kavallerie durchreitbaren und einen 200 m breiten Arm teilte. Claude-Louis-Hector de Villars, Prince de Martigues, Marquis et Duc de Villars et Vicomte de Melun (geboren am 8. Mai 1653 in Moulins, Allier, und gestorben am 17. Juni 1734 in Turin), Marschall von Frankreich, war einer der größten und berühmtesten Generäle der französischen Geschichte und einer von nur vier Generalmarschallen von Frankreich. Villars wurde in jungen Jahren Page Ludwigs XIV. Er nahm 1672–79 an den Feldzügen in den Niederlanden und am Rhein teil, zuletzt als Oberst eines Reiterregiments, und kämpfte dann unter dem Kurfürsten von Bayern in Ungarn gegen die Türken. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er maréchal de camp (Generalmajor), 1692 befehligte er im Gefecht von Pforzheim, 1693 in Flandern in Abwesenheit des Marschalls Boufflers, dann in Deutschland. Nach dem Rijswiker Frieden (1697) ging er als Gesandter nach Wien, wo er die Freundschaft Prinz Eugens gewann. Villar sandte am 29. September 1702 zwei Kompanien Infanterie und einige Ingenieure in das Fort, das sie unbemerkt von den Kaiserlichen auf der rechten Rheinseite reparierten.233 Von der Insel aus wurde eine Brücke über den breiten Rheinarm geschlagen, über die Grenadiere am 2. Oktober 1702 auf das rechte Ufer übergingen
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und sich dort verschanzten. Die kaiserliche Infanterie verschanzte sich auf der Höhe von Tülingen bis zum Fort von Friedlingen.234 Villars sah, dass die starke Stellung der Kaiserlichen nicht anzugreifen war und suchte erfolgreich nach einem anderen Rheinübergang. Villars war nach einem heftigen Streit mit Catinat am 25. September 1702235 nach Süden gezogen und hatte mit seinen Truppen am 14. Oktober 1702 bei Weil am Rhein über den Strom gesetzt. Ludwig von Baden erfuhr allerdings, dass Villars Hauptmacht von Hüningen weggezogen war und rückte aus seiner Stellung in die Ebene von Friedlingen.236 Am 12. Oktober 1702 rückte der Markgraf aus der Verschanzung von Friedlingen ab, was Villars nutzte. Die französische Infanterie rückte gegen Friedlingen in Kolonnen vor und schwenkte in Linie ein.237 Nachdem sich die feindlichen Seiten vor dem Käferholz 1 500 Schritte, eine halbe Stunde voneinander entfernt, gegenüber gelegen hatten,238 ohne dass ein Schuss abgegeben wurde, griff der Markgraf die französischen Linien mit 36 Schwadronen an, wurde aber von einem Gegenangriff von 4 000 Mann der französischen Reiterei zurückgeschlagen.239 Nachdem ein Entlastungsangriff der Kavallerie unter Feldmarschall Hohenzollern ebenfalls fehlschlug,240 verlagerte sich das Gefecht auf das Zentrum, wo die kaiserliche Infanterie ständig Zuzug frischer Truppen erhielt und das französische Fußvolk in Ordnung brachte; Villars warf sich persönlich in die Schlacht und sammelte seine Truppen, die er mit Sturmleitern gegen das Fort Friedlingen warf, das er einnehmen konnte. Damit war die Schlacht entschieden. Eine Vereinigung der feindlichen französischen Truppen mit den Bayern konnte durch die kaiserliche Seite verhindert werden. Doch auch der Markgraf erlitt schwere Verluste, so zählte die habsburgische Seite in ihren Reihen nach den einen Angaben241 335 Tote und 742 Verwundete, nach anderen 4 000 Tote und Verwundete, und sie verloren alle 12 Geschütze. Die Franzosen erlitten zwischen 1 150 und 1 703 Tote und 2 300 bis 2 601 Verwundete.242 Friedlingen war der erste Sieg der französischer Waffen in einer Feldschlacht des Spanischen Erbfolgekriegs und brachte Villars den Marschallstab ein.243 Max Emanuel versuchte nach dem Abbruch der Verhandlungen mit dem Kaiser Ende August 1702 seine militärische Lage zu stabilisieren und seine Gebiete durch Ausschaltung von Plätzen zu sichern, von denen aus gegen kurfürstlich-bayerisches Gebiet operiert werden könnte. Am 8. September 1702 überfielen bayrische Truppen unter Führung Obristleutnants Pechmann die Reichsstadt Ulm; als Bauern verkleidete bayerische Soldaten überwältigten die Torwachen der Stadt.244 Der Widerstand der Bürgerschaft wurde rasch überwunden. Von dort ließ er unter Graf Arco nach Memmingen marschieren und am 26. September 1702 die Laufgräben gegen die Stadt eröffnen, die am 1. Oktober 1702 übergeben wurde.245 Dagegen begann der aus Italien an die Donau transferierte Pállfy von seiner Operationsbasis in Nördlingen aus eine Unternehmung gegen Dillingen, von wo aus er die Kommunikation der bayerischen Truppen auf der Wasserstraße nach Ingoldstadt,
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wo neu errichtete Schanzen mit Truppen des Landaufgebots besetzt wurden, störte.246 Der Versuch bayerischer Truppen Pállfy Nördlingen wegzunehmen, scheiterte,247 und am 24. November 1702 bezogen die bayerischen Truppen die Winterquartiere.248 Den Kurfürsten machte dies freilich vorerst wenig Sorge; trotz der Störungen durch Pállfy sah er zuversichtlich auf die Kampagne des kommenden Jahrs und die Vereinigung mit französischen Truppen. Die Einnahme Landaus war gewiss ein moralischer Erfolg. Mit Landau war ein linksrheinischer Brückenkopf von erheblicher Ausdehnung gesichert. Während aber im Neunjährigen Krieg die Verteidigung gegen französische raids durch Linien entlang der „natürlichen“ Verteidigungsstellung des Rheins sichergestellt werden konnte, machte der linksrheinische Brückenkopf die Stellungen der Kaiserlichen erheblich anreifbarer,249 was bereits im folgenden Jahr Auswirkungen zeigen sollte. Alle auf dem Kriegsschauplatz eintreffenden Verstärkungen wurden durch die überlangen Linien absorbiert;250 Offensivbewegungen blieben ausgeschlossen. Später wurde Markgraf Ludwig Wilhelm die defensive Grundanlage seines Handelns im Spanischen Erbfolgekrieg zum Vorwurf gemacht und darin Zeichen seines Abfalls von der Allianz gesehen, was aber an den harten Tatsachen vorbeigeht, mit denen er konfrontiert war. Die Vorherrschaft der Großen Allianz zur See: Der Fehlschlag des Angriffs auf Cadiz und der Seesieg der Seemächte in der Schlacht von Vigo (12. Oktober 1702)
Die Lage Englands erschien im Jahr 1702 alles andere als gut. Forbin segelte in die Adria, wo er mitten unter venezianischen Schiffen englische Handelsschiffe attackierte und niederbrannte. Der Handel mit der Levante kam nahezu zum Erliegen, und den englischen Waren war der Zugang zu Spanisch Amerika verschlossen, dass auch zuvor nicht hatte legal beliefert werden können, aber durch das asiento konnten englische Kaufleute unter Umgehung von Handelsverboten in großem Umfang Waren in die amerikanischen Kolonien des allerkatholischsten Königs bringen.251 Die Admiräle Shovell, Byng, Leake und Rooke waren Seeleute, die in nichts einem Nelson nachstanden, aber noch bei Weitem weder technisch noch vom Machtpotential her betrachtet über vergleichbare Mittel verfügten,252 auf die England zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgreifen konnte. Durch die Kombination von Land- und Seeoperationen, wie sie Wilhelm III. insbesondere für das Mittelmeer geplant hatte,253 und wie sie von Marlborough vielfach umgesetzt werden konnten, wurde die ja erst seit La Hogue der französischen gleichwertige englische Seemacht in den Stand versetzt, ihre Überlegenheit zu erringen.254 Erst seitdem waren die englischen Inseln weitgehend von der Gefahr einer Invasion frei.255 Diese englische Seemacht verfügte allerdings noch nicht über die Disziplin, die drakonische Strafen ihr im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte eigen werden ließen. Admiral Benbow, der dem Gasthaus den Namen verlieh, in dem Stevenson in „Trea-
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sure Island“ den jungen Higgins aufwachsen lässt, musste sich vor einer überlegenen Flotte von 40 Linienschiffen unter Chateau-Renault (den er in seinem Logbuch als „Shatternoe“ verewigte256) in Port Royal auf Jamaika Schutz suchen, wo seine Mannschaften wie Fliegen an Fieber starben. Als sich die Gelegenheit ergab, gegen eine unterlegene Escadre unter Ducasse auszubrechen und die Franzosen im August 1702 zu stellen, kam es unter den Kommandanten einer Reihe von englischen Schiffen zu Befehlsverweigerungen.257 Die französischen Korsaren brachten England zwischen 1702 und 1708 einen Verlust von 1 100 Schiffen.258 Französische Korsaren operierten von Martinique aus gegen die Fischfangflotten der nordamerikanischen Kolonien, die einen Großteil der Wirtschaftskraft der dortigen Siedler erbrachten, von Martinique erlangte dadurch einen Ruf, wie ihn Dünkirchen am Kanal hatte.259 Prinz Eugens Hoffnung, durch eine Diversion der Flotten der Seemächte gegen Neapel unterstützt zu werden, wurde enttäuscht. Auch Überlegungen des Hofkriegsrats, eine Landung in der Normandie könne die Rheinfront entlasten, fanden kein Gehör260 und wurden erst im späteren Verlauf des Kriegs von Marlborough aufgegriffen, ohne jedoch verwirklicht zu werden. Die Lage in Spanien hatte sich unterdessen für die Herrschaft Anjous nicht vorteilhaft entwickelt. Innerhalb der profranzösischen Partei traten Friktionen auf und eine „nationalspanische“ Parteiung unter dem Conte de Montellano wandte sich gegen die bourbonische Erbfolge.261 Über die Pyrenäen wurden 19 Bataillone und 19 Schwadronen in Marsch gesetzt.262 Im Council der High Admiralty, der Prinz Georg von Dänemark vorstand, und in dem der Bruder Marlboroughs, George Churchill, ein radikaler Tory, eine wichtige Rolle spielte,263 wurde beschlossen, durch Eroberung von Cadiz einen Hafen am Eingang zum Mittelmeer in Besitz zu nehmen.264 Das Mittelmeer war für England ein wichtiger Handelsraum. Wenn er denn auch bereits durch den Atlantik an Bedeutung übertroffen wurde, spielte doch politisch die Levante Company in London eine erhebliche Rolle.265 Die englische Admiralität und die Generalstaaten hatten ein anderes Ziel als die Kommandierenden der italienischen und der deutschen Fronten. Für die Aufnahme des Kampfs auf der iberischen Halbinsel ist für nordeuropäische Mächte stets Portugal mit seinen Häfen und Ressourcen entscheidend gewesen, wie 100 Jahre nach dem Spanischen Erbfolgekrieg Wellington erneut zeigen sollte. Von 1580 bis 1640 wurde Portugal zusammen mit Spanien durch dessen Monarchen in Personalunion regiert. Die Herzöge von Braganza standen in dieser Zeit loyal zum jeweiligen spanisch/portugiesischen Monarchen. Im Gegenzug räumten diese den Herzögen große Freiheiten ein, sodass das Herzogtum Braganza fast wie eine autonome Einheit innerhalb Portugals regiert wurde. 1640 kam es in Portugal zu einem Aufstand gegen die Spanier. Kardinal Richelieu unterstützte den Aufstand als Teil des europäischen Konflikts gegen Habsburg und ermutigte Johann Braganza, sich an dessen Spitze zu stellen. Die spanische Statthalterin
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in Lissabon, die Herzogin von Mantua, wurde vertrieben und die Lissabonner Cortes rief Johann als Johann IV. zum neuen König aus. Spanien konnte wegen des Kampfs gegen die Generalstaaten und Frankreich, das Aufstände in Katalonien förderte, dem nicht wirksam entgegentreten. Dessen Sohn, der seit 1683 als Pedro II. regierte, war mit dem fordauernden Konflikt mit Spanien aufgewachsen; zur raison d’etre Portugals gehörte das Bündnis mit Frankreich.266 Die Habsburger waren aber nicht länger Herrscher Spaniens. Der Erbgang der spanischen Krone an den Bourbonen Phillip V. ließ aus portugiesischer Sicht die Rolle Frankreichs in neuem Licht erscheinen. Der englische Botschafter zu Lissabon, Sir Paul Methuen,267 muss ein außerordentlich begabter Mann gewesen sein. Während der Abwesenheit seines Vaters John, der bereits in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts als englischer Botschafter am Lissabonner Hof das Vertrauen Pedros II. gewonnen hatte, ohne dass es ihm gelungen wäre, Portugal zu einer Parteinahme im Neunjährigen Krieg für die Alliierten zu bewegen, waren Pauls Bemühungen erfolgreich. Anders als der kaiserliche Botschafter Graf Waldstein268 verstand er es nicht allein, Pedro II. davon zu überzeugen, dass für die Unabhängigkeit Portugals ein Wechsel des Bündnissystems unerlässlich sei269 – wobei das englische Geld half, mit Tumulten den Druck der Straße zu mobilisieren.270 Unter der Oberaufsicht seines Vaters John, der Mitte 1702 in Portugal eintraf,271 wurde Portugal aus dem französischen Einfluss gelöst. Die Reaktion Pedros II. auf die Unruhen war die brüske Verabschiedung Methuens, was den Versailler Hof davon überzeugte, Portugal stehe fest zum übermächtigen französischen Bündnispartner.272 Das Schicksal einer spanisch-französischen Invasion, das Portugal im Jahr 1807 ereilen sollte, blieb dem Land jetzt noch erspart. Ludwig XIV. glaubte darauf vertrauen zu können, dass die Seeverbindung Spaniens zu den amerikanischen Kolonien jedenfalls von dem strategisch wichtig gelegenen Portugal keine Störung erfahren werde. Das war schon deshalb wichtig, weil eine der größten Silberflotten seit langem für das Jahr 1702 erwartet wurde, deren Eintreffen die durch den Pfälzer Erbfolgekrieg erschöpften Finanzen Frankreichs und Spaniens wiederbeleben sollte. Methuen war aber ein Meisterstück der Geheimdiplomatie gelungen. Seine Ausweisung hatte den Seitenwechsel Portugals wirksam verschleiert. Pedro II. hatte darin eingewilligt, den Schiffen Englands und den Generalstaaten die portugiesischen Häfen zu öffnen und ihnen damit eine ideale Operationsbasis auf dem Atlantik bis zu den Azoren und über Gibraltar bis zu den Balearen zu eröffnen. Auf einem Schiff der gemeinsamen Flotte der Seemächte, die Anfang Juli 1702 nach Portugal in See stach, kehrte Sir Paul Methuen zurück. Am 16. Mai 1703 erklärte sich König Don Pedro II. von Portugal für die Seite der Habsburger und versprach mit 20 000 Soldaten auf der Seite der Großen Allianz in den Krieg einzugreifen. Portugal erklärte daher Spanien den Krieg – eine Kriegerklärung Pedro II. gegen Ludwig XIV. unterblieb aber;273 die Furcht vor der französischen Flotte und deren Übermacht, die sie bis La Hogue innegehabt hatte, wirkte nach.274
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Der portugiesische König hatte im ersten Artikel seines Vertrags mit den Alliierten auf der Krönung Erzherzog Karls zum spanischen König bestanden.275 Leopold I. und der römische König Josef entsagten am 12. September 1703 im Schloss Favorita feierlich ihrer Ansprüche auf den spanischen Thron und zogen sich dann in eine Konferenz mit elf Beratern zurück, in der Leopold ein pactum mutuae successionis,276 für den Fall des Ausbleibens männlicher Erben Josefs, verlas. Leopold, Josef und Karl beschworen vor ihren Beratern als Zeugen, dass Karl das Recht vorbehalten bleibe, Joseph in Österreich, Ungarn und Böhmen nachzufolgen und vorsah, dass die älteste Tochter des überlebenden männlichen Inhabers der österreichischen Herrschaften die Nachfolge antreten sollte.277 Das Geheimabkommen von Favorita gab den Grund für die Präferenz, die der römische König als Kaiser Joseph I. wenige Jahre später habsburgischen dynastischen Interessen vor Reichsinteressen geben sollte. Trotz der Zusagen an die spanischen Granden, das spanische Erbe solle ungeteilt erhalten bleiben, wurde Erzherzog Karl der Verzicht auf Mailand abverlangt.278 In der Folgezeit erwies sich die Allianz mit Portugal als Ursache von Spannungen mit dem Wiener Hof. Denn Leopold I. war nicht bereit, die Ansprüche seines Hauses auf Portugal aufzugeben.279 Die diplomatischen Verwerfungen waren aber ohne Einfluss auf das militärische Geschehen. Der Methuen-Vertrag veränderte das Gesicht der Großen Allianz.280 Ihre Kriegsziele unterschieden sich nun radikal von denen im Herbst 1702. Pedro von Spanien hatte gefordert, dass ein massives Aufgebot alliierter Truppen die bourbonische Herrschaft beenden und Erzherzog Karl als Carlos III. den Thron zu besteigen unterstützen sollte; Carlos III. müsse in personam auf der Halbinsel erscheinen.281 Damit wurde „no peace without Spain“ zum „Shibboleth“ der Whigs (Trevelyan).282 Diese Forderung, deren Durchsetzung die Verlagerung starker Kräfte auf die iberische Halbinsel zur Folge hatte, die dort im Ergebnis scheiterten, aber besonders an der flandrischen Front fehlten, war entscheidend für den Zusammenbruch der Großen Allianz. „No peace without Spain“ schrieb den Krieg bald unendlich fort, und es bedurfte der vereinigten Kräfte der verschiedenen Faktionen innerhalb der Tories, diese Forderung von 1710 an zu bekämpfen und zu überwinden.283 Aber von alledem wird noch zu berichten sein. Nachdem der Oberkommandierende der englischen Flotte, Prinz Georg von Dänemark, der Ehemann Queen Annes, das Kommando der Flotte abgelehnt hatte, wurde es dem Herzog von Ormond übergeben, dem der Prinz von Hessen-Darmstadt zur Seite stand. Contre-Admirale waren Sir George Rooke, Hobson und Shovel. Rooke, der von Wilhelm III. als kompetenter und loyaler Seemann geschätzt284 und von englischen Historikern wie George Macaulay Trevelyan als übervorsichtig und fantasielos getadelt wurde,285 war gegenüber allen Plänen, im Mittelmeer zu überwintern, um damit vor dem Feind auf See gehen zu können, skeptisch – was völlig nachvollziehbar ist, bedenkt man die technischen Schwierigkeiten, ein Schiff auch nur manövrierfähig zu halten, dessen Rumpf nach wenigen Wochen mit Algen übersät, undicht, dessen Takelage verrottet und dessen Mannschaften von Krankheit und
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Tod ausgeblutet sind. Die damals mit Spanien verbündeten Holländer waren trotz der ihnen im Krieg 1672 zur Verfügung stehenden Häfen aus dem Mittelmeer vertrieben worden,286 was dieses Theater einem englischen Admiral trotz der Visionen eines Wilhelms III.287 als überhaupt nicht reizvoll erscheinen ließ. Vom 18. bis 20. August 1702 lief die Flotte in den Tajo ein,288 aus dem die dort vor Anker liegenden französischen Schiffe noch rechtzeitig entwichen waren.289 Von dort nahm die Flotte am 21. August 1702 Kurs auf Cadiz. Diese am Atlantik gelegene, mit Bastionen befestigte Hafenstadt war seit der Aufgabe des zu weit landeinwärts, am versandenden Guadalquivir, gelegenen Sevilla Ankunftshafen der Silberflotten. Er bot mit einem nordwestlich gelegenen äußeren und einem inneren Hafen und durch einen Damm, der die Landzüge vom Atlantik trennte, eine sichere Zuflucht. Die Stadt wurde von dem Marques de Villadarias befehligt, der nach Predigten der Geistlichkeit, die zum Kampf gegen die ketzerischen Holländer und Engländer aufrief, mit Unterstützung des andalusischen Adels einige 1 000 Bauern bewaffnete, 5 bis 6 000 Reiter aufstellte und den Landsturm der Provinz aufbot. Der äußere Hafen wurde durch zwei versenkte Schiffe gesperrt und die Zufuhr zum inneren Hafen durch im Wasser errichtete Palisaden abgewehrt.290 Do José Fernández de Santillán, Conte de Casa d’Alegre, kommandierte die Tierra Ferme-Flotte,291 die seit dem Jahr 1700 in Cadiz lag und auf die Möglichkeit wartete, nach Cartagena, dem Hafen des Vizekönigreichs Peru, in See stechen zu können.292 Von Cartagena aus fuhren die Schiffe nach Portobello weiter, wo eine Messe mit spanischen Waren stattfand, die an Kaufleute des Königreichs Neu-Spanien, des heutigen Mexiko, und des Vizekönigreichs Peru verkauft wurden. Gold und Silber wurde vereinnahmt. Der Kommandierende der Tierra Ferme-Flotte hatte auch militärische Befugnisse an Land, sodass es Don José war, der im Bay von Cadiz die Verteidigung der Flotte organisierte. Fünf Galeonen wurden hinter einer Schiffbrücke und Kettensperren gesichert. Die Zufahrt sicherte D’Alegre mit Küstenbatterien.293 Auf Initiative der Königin wurde dem erfahrenen Admiral Henriquez y Cabrera die Verteidigung angetragen.294 Der lehnte aber ab, da er keinen Vertrauensbruch begehen wollte: Er hielt dem Haus Habsburg die Treue, begab sich auf seine portugiesischen Besitzungen und wurde zum eifrigen Verfechter der Sache Carlos III.295 Am 23. Mai 1702 warf die alliierte Flotte Anker vor Cadiz. Der kaiserliche Kommandant Prinz Georg von Hessen-Darmstadt war vor längerer Zeit zum Katholizismus konvertiert – weshalb er nicht in die Dienste Wilhelm III. treten konnte.296 Er versuchte, durch eine Proklamation für Carlos III. der feindlichen antiprotestantischen Propaganda entgegenzutreten. Georg hatte bis 1697 als spanischer Kommandant von Barcelona, das er bei der Ankunft Philipp V. von Anjous verlies, im Neunjährigen Krieg den Habsburgern gedient.297
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Rota
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Porta S. Maria
La n Lande- Eng dung län platz de der r Fort S. Catarina
Cadiz
Puntales Fort
Karte: Sandra Hülsmann
Innerer Hafen
Mittelmeer Insel von Leon
Karte 3: Operationen vor Cadiz (1702)
Ein Bombardement von Cadiz war nicht möglich, da entsprechende Ankerplätze für die Schiffe in Küstennähe nicht zu finden waren.298 Die militärischen Operationen litten aber stärker noch an der Feindschaft zwischen dem – den Whigs verbundenen – Ormond und dem den Tories nahestehenden Rooke, der dem von Georg von Darmstadt unterstützten Plan Ormonds, entweder an der Halbinsel Leon – an der aber die Brandung zu schwer war – 299 oder an der Playa Santa Maria am nordöstlichen Ufer der äußeren Bucht gegenüber Cadiz zu landen, entgegentrat. Die Seeoffoffiziere bestanden darauf, das Einlaufen der Flotte in die Bay zu forcieren, was bereits am 25. August 1702 nach ersten Sondierungen am 24. unternommen wurde. Gegen die Allierten richtete sich das Geschützfeuer zweier Forts, was sich im Gefecht mit dem Fort S. Catalina am 26. August 1702 bestätigte.300 Zwar waren die aus Holz gebauten Linienschiffe auch schwer befestigten Forts deshalb grundsätzlich überlegen, weil die beweglicheren Schiffe über schwerer und erheblich zahlreichere Artillerie verfügten, die zudem konzentriert feuern konnte.301 Vor Cadiz standen den Allierten aber auch noch acht Galeeren gegenüber, die, vom Wind unabhängig, den Angreifern Abbruch tun konnten. Es gelang aber dennoch, 1 200 Grenadiere nordwestlich von S. Maria bei Rota an der
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Küste an Land zu setzen, denen auch das Feuer von vier spanischen Geschützen keinen Schaden zufügen konnte.302 Von dort marschierte das Invasionskorps unter steten Gefechten mit dem andalusischen Landaufgebot über S. Maria303 und warf sich am 28. August 1702 auf die Puerta S. Maria. Im Außenbezirk Cadiz setzte ein Straßenkampf ein, in dessen Verlauf die englischen Truppen zügellose Ausschreitungen begingen. Ormond ließ zwar Plünderer auf der Stelle hängen;304 die Plünderungen ließen sich so aber nicht unter Kontrolle bringen, die Schuldigen konnten ihre Beute sogar an Bord der alliierten Schiffe bringen.305 Jeder Versuch, die Bevölkerung für die Habsburger Sache zu gewinnen, war damit dahin. In der Tat gewannen die Belagerer an Boden. Das Fort S. Catalina und Porto S. Maria306 wurden gestürmt,307 und sogar Porto Real an der Nordküste der inneren Bay eingenommen, die Forts S. Matagora und S. Lorenzo, ebenso wie die Stadt, wurden bombardiert. Der Vormarsch der Alliierten wurde durch die Flüsschen, die in den Bay einmünden, stark behindert.308 Wegen der Hafensperre misslang aber die Forcierung des Einlaufens; auf dem Land erfolgte Zuzug auf Seiten der Spanier aus Jerez, sodass die Alliierten entgegen dem Drängen Darmstadts, den Angriff fortzusetzen, den Abzug beschlossen. Porto Real, wohin die Alliierten gelangt waren,309 wurde niedergebrannt und am 16./17. September 1702 die Landungstruppen wieder eingeschifft;310 dies wurde mit dem Abzug der letzten Garnison, die vor S. Maria stand, am 27. September 1702 abgeschlossen, und die Allierten setzten am 29. September 1702 die Segel. Wie hoch ihre Verluste waren, lässt sich nicht feststellen; sie mögen bei ein paar 100 Mann gelegen haben.311 Der politische Schaden aber, den die alliierte Sache in Spanien genommen hatte, war sehr groß. Im Hafen von Lagos312 an der portugiesischen Südküste erfuhr Rooke, dass die spanische Silberflotte von 1702, eine der reichsten aller Zeiten, am 24. Juni 1702 aus Havanna auf Kuba ausgelaufen und wegen seines Angriffs nach Vigo an der galizischen Küste umgeleitet wurde, und kurz hinter der Grenze zu Portugal, anstatt wie vorgesehen in Cádizam 23. September 1702 angekommen war. Rooke sah die Gelegenheit, den Fehlschlag vor Cádiz mehr als wettzumachen, und ließ Segel setzen; die Flotte nahm Kurs auf Vigo. Dort lagen die Schatzgaleonen im Schutz der französisch-spanischen Flotte vor Anker. Die Silberflotte hatte bereits 26 Tage in der Bucht von Vigo gelegen.313 Das Städtchen Vigo liegt am breiten Eingang der Bucht, die von ihm seinen Namen erhalten hat und sich etwa 16 Kilometer tief nach Osten ins Inland erstreckt. Die Bucht läuft zunächst etwa acht Kilometer trichterförmig auf eine Enge von nicht mehr als 600 m zu, hinter der sich ein ovales zweites breites Becken von wiederum acht km Länge öffnet. An der Südküste der Enge stand das Fort Randa mit einem von der Küste entfernten Turm, in dem Geschützplattformen errichtet waren und zur Küste vorgelagerten Schanzen. Diesem Fort gegenüber auf der Nordküste waren Geschützbatterien vorbereitet. Insgesamt 30 Schiffsgeschütze hatte Chateau-Renault auf Süd- und Nordufer mit einer in das Fort
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geworfenen Garnison von 300 Mann überwiegend französischer Seeleute in Stellung bringen lassen und die Enge mit zusammengeketteten Masten gesperrt.314 Da Rooke schwer erkrankt in seiner Kabine ans Bett gefesselt war, ging der Oberbefehl über die Alliierten Flotte auf Vizeadmiral Hopson über, der auf dem Flaggschiff „Torbay“ einen günstigen Wind nutzte und durch die Sperre der Enge bei Fort Randa brach, das zugleich von 2 000 Mann, die unter dem Befehl Ormonds etwa drei Kilometer weiter östlich an Land gegangen waren, angegriffen wurde. Die englischen Grenadiere hatten ein leichtes Spiel mit der Besatzung des Forts, dessen Batterie sie alsbald zum Schweigen brachten.315 Weniger gut lief es aber mit der „Torbay“. Eine Windstille hinderte weitere Schiffe, dem Flaggschiff zu folgen, das von allen Seiten unter Feuer genommen wurde und an dessen Breitseite ein Feuerschiff manövriert wurde. Das Feuer sprang auf die Torbay über. Ein Großteil der Mannschaft sprang über Bord, wenige Beherzte versuchten, das Feuer zu löschen. Das wäre ihnen nicht gelungen, wäre nicht das Feuerschiff in die Luft gegangen. Seine Ladung Schnupftabak wurde durch die Explosion wie durch einen Vaporisateur auf die Torbay geblasen, wo die Partikel dem Feuer die Luft nahmen, dessen Reste von den verbliebenen Männern gelöscht wurden.316 Nun setzte der günstige Wind wieder ein, und weitere englische und holländische Schiffe konnten durch die Enge segeln, wo in Booten alliierte Seeleute die Reste der Sperre mit Äxten zerschlagen hatten. Waren die französischen Schiffe technisch denen der Alliierten überlegen, waren es doch nicht ihre Seeleute, die beim Anblick der immer zahlreicher werdenden feindlichen Schiffe an Land flohen.
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Batterie
Franz. und Spanische Flotte Redondela
Bucht von Vigo
Teis Kapelle La Guiea
Vigo Karte 4: Die Seeschlacht von Vigo (1702)
Karte: Sandra Hülsmann
Fort Randa
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Die Ladung, soweit sie nicht als Anteil der Krone an Land gebracht worden war und auf den Schiffen den Alliierten in die Hand fiel, gehörte zu einem nicht geringen Teil Kaufleuten aus den Vereinigten Provinzen; der Sieg von Vigo löste dort verständlicherweise nur einen gedämpften Jubel aus.317 Auf spanisch-französischer Seite gab es ca. 2 000 Tote, auf englisch-holländischer ca. 800. Die Sieger eroberten Silber im Wert von 14 000 Pfund, aber eine viel größere Summe – bis zu drei Millionen Pfund – war unter der Leitung Bartholomé de Flon y Morales,318 des später zum Conde de Cadina319 erhobenen Finanziers Philipp V., vor dem Kampf entladen und ins Landesinnere geschafft worden. Nach eigenen Angaben erbeuteten die Engländer allerdings 1 500 000 Pfund Sterling aus den eroberten oder in flachem Wasser gesunkenen Galeonen. Zusätzlich wurde mit einer großen Menge unterschlagenen Gelds gerechnet. Im Jahr 1703 wurden eigens britische Guineen mit dem Wort VIGO geprägt. Welche Beute die Alliierten erzielt haben, kann offen bleiben; Vigo erschütterte die öffentliche Meinung in den von den Zwei Kronen beherrschten Ländern: So verlor Mérode-Westerloo dort ein Drittel der Mitgift seiner Frau.320 Paradox mag es anmuten, dass Vigo für die Zwei Kronen ein großer fiskalischer Glücksfall war. Denn der Zwang, die Silberflotte von Cadiz nach Vigo umzulenken, entzog ihre Ladung dem Zugriff der Kaufleute von Sevilla und Cadiz; der dort übliche Unterschleif kam damit gar nicht erst in Betracht321 und Philipp V. nutzte den alliierten Angriff als Entschuldigung dafür, das Silber zu beschlagnahmen, von dem sonst nur ein geringer Teil der Staatskasse zugeflossen wäre.322 Ein Großteil des Silbers floss zur Bezahlung von Waffenlieferungen nach Frankreich; auf das Ansinnen Ludwig XIV., einen weiteren Anteil zu erhalten, richtete die Prinzessin von Ursins, die camarara major der spanischen Königin, ein dringliches persönliches Schreiben an den Sonnenkönig, in dem sie ihm erläuterte, welch verheerenden Einfluss dies auf das Verhältnis der Länder haben würde. Ludwig XIV. ließ sich überzeugen.323 Fiskalisch bot Vigo damit der bourbonischen Krone eine erhebliche Entlastung; der Verlust an Schiffen war aber dramatisch. Vigo war der erste Schritt der Allierten zur vollständigen Beherrschung des Mittelmeers.324 Siegreich ohne Blutvergießen: Der Schlag gegen die Generalstaaten wird abgewehrt
Am 13. Februar 1703 fand in Abwesenheit Marlboroughs, der durch Lord Cutts vertreten wurde, in Wesel eine Konferenz der Alliierten zum Vorgehen in der bevorstehenden Kampagne statt.325 Von englischer Seite wurde Marlboroughs Great Design – ein Angriff gegen Antwerpen – vorgeschlagen und von den Alliierten für die kommende Kampagne angenommen.
Karte 5: Kriegstheater Niederlande
Non plus Ultra
Dünkirchen
Nieuport
Arras
Cambrai
Bouchain
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Brügge
Flushing
St. Quentin
Lille
Ypern
Ostende
Nordsee
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Mons
Malplaquet
Ath
Oudenarde
Gent
Sedan
Maas
Huy
Lüttich
Tongres
Peer Heichteren
Hamont
Arnheim
Kranenburg
Nijmegen
Luxenburg
Limburg
Stevenswart
Fort S. Michael
S´Hertogenbosch Graves
Utrecht
ne Mehaig
Elixheim
Linien v. Brabant
Breda
Maas
Waal
Ramillies Namur Sambre
Brüssel
Leuven
Antwerpen
Eckeren
Bergen-opZoom
Rotterdam
Den Haag
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Geldern
Venlo
Kleve
Trier
Bedburg
sel Mo
Bonn
Köln
Düsseldorf
Kaiserswerth
Lippe
Landesgrenzen
Linien, Feldbefestigungen
Schlachtorte
Rheinberg Rhein
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Karte: Sandra Hülsmann
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Die Generalstaaten hatten sich seit dem Devolutionskrieg 1672 in keiner schlechteren strategischen Lage befunden: Die Einnahme der Barrierefestungen setzte sie einem Frontalangriff des Sonnenkönigs aus, der dadurch an Gefährlichkeit gewann, dass die Generalstaaten in ihrer Flanke von Südosten nach dem Abfall Lüttichs und Kurkölns bedroht waren. Allein die fortdauernde holländische Besetzung Maastrichts unterbrach die Einschließung und die französischen Kommunikationslinien auf der Maas.326 Dadurch wurden die Züge der kriegsführenden Parteien auf dem Kriegstheater an Niederrhein und Maas bestimmt. Am Niederrhein stand Tallard, der sich auf die von französischen Truppen besetzten kurkölnischen Festungen Rheinberg und Bonn stützen konnte.327 Camille d’Hostun de la Baume Tallard kam am 14. Februar 1652 zur Welt. Er war Staatsmann und Marschall von Frankreich. Seine ersten Sporen erwarb er unter Condé in den Niederlanden, focht 1674 und 1675 unter Turenne im Elsass und 1678 als Maréchal de Camp am Rhein. 1690 überschritt er den zugefrorenen Rhein und plünderte den Rheingau. Am 15. April 1702 rückte der Fürst von Nassau/Saarbrücken mit dem Reichsexekutionskorps328 von 12 Regimentern Infanterie und sieben Schwadronen Kavallerie, die durch die Generalstaaten aufgestellt worden waren, sowie einem vom 26-jährigen Leopold von Anhalt-Dessau geführten preußischen Korps von zehn Regimentern Infanterie und sechs Schwadronen vor das reichlich verproviantierte Kaiserswerth,329 das von de Blainville mit 11 Bataillonen verteidigt wurde.330 Die Arbeiten an den Trancheen wurden von 600 Arbeitern in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1702 aufgenommen und schienen langsam voranzugehen, was de Blainville auf übermäßige Vorsicht der alliierten Belagerer zurückführte. Darin irrte er aber.331 Noch bevor die durch langsame und inkompetente Arbeiten der Kanoniere verzögerte332 Bombardierung am 29. April 1702 einsetzen konnte, wurde eine Redoute am Rhein durch Preußen am 24. April 1702 gestürmt.333 Die Festung war genommen, aber um den Preis 2 800 Gefallener und Verwundeter.334 Eine Kriegserklärung lag noch nicht vor; Tallard führte seine Truppen – um Nassau zum Abbruch der Belagerung zu zwingen – vor Düsseldorf. Er versuchte, die Kurfürstin von der Pfalz, die sich in der Stadt befand, mit Beschuss zu erpressen, wenn nicht Nassau die Belagerung Kaiserswerths aufhebte; diese blieb aber standhaft und Versailles befahl Tallard, von einem Vorgehen gegen Düsseldorf Abstand zu nehmen.335 Am 9. Juni 1702 konnten die Belagerer unter schweren Verlusten von 500 toten Holländern und 120 toten Preußen sowie über 1 500 Verwundeten auf dem gedeckten Weg Fuß fassen. Nachdem am 14. Juni 1702 Tallard das Hornwerk auf dem linken Rheinufer geräumt hatte, und Nassau die Beschießung der Festung auch von dort aufnahm, ließ De Blainville am 15. Juni 1702 die weiße Fahne über den bereits beschädigten Werken aufziehen und Chamade schlagen. Der Garnison wurde freier Abzug gewährt; die Stadt war ein Schutthaufen und die Festung wurde geschleift.336
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Am 4. Oktober 1702 zog Tallard gemeinsam mit Kurfürst Joseph Clemens mordend und brennend durch das pfälzische Herzogtum Berg und nahm nach heftigen Drohungen Köln ein, dessen holländische Garnison abzog.337 Im November besetzte Tallard Trier und nahm am 6. Nobember 1702 das Schloss Trarbach ein, dessen Garnison freier Abzug gewährt wurde. In den Niederlanden stiegen die Spannungen am Jahresanfang, als General Bouffler Forderungen der Generalstaaten zurückwies, die Schulden der Spanischen Niederlande gegenüber der Republik zu begleichen.338 Am 28. März 1702 traf John Churchill im Haag ein und wurde zum Capitän-General der Republik ernannt.339 Marlboroughs Reputation war die eines Höflings, der durch Protektion sein Amt erlangt habe – was auch durchaus zutraf. Seine militärischen Leistungen, an denen es in der Vergangenheit nicht gefehlt hatte, konnten sich nicht mit den Erfahrungen der älteren Generäle der Generalstaaten Opdam, Overkirk, Athlone oder Slangenberg messen, die nicht ohne Eifersucht die Erhöhung des englischen Parvenu sahen.340 Marlborough brachte seinen hugenottischen Privatsekretär Adam Cardonnel mit, der so etwas wie Stabsarbeit nach Art eines Berthier leisten sollte, und den Iren William Cardogan, der als Quartiermeister bei der Umsetzung der Dispositionen in den folgenden Jahren logistische Meisterleistungen vollbringen sollte.341 Die Kräfte der Großen Allianz in den Vereinigten Provinzen beliefen sich auf 78 niederländische und sieben Schweizer Bataillone in niederländischen Diensten, zusammen 56 250 Mann, 95 Schwadronen mit 13 100 Reitern, 10 300 Preußen, 9 000 dänische Miettruppen und 10 000 Engländer. Die Operationen auf dem Kriegstheater waren von Manövern und Gegenmanövern geprägt: Bouffler vertrieb den holländischen Kommandeur Graf Tilly (nicht zu verwechseln mit dem spanischen General Tserclaes Tilly) am 27. April 1702 aus Xanten, wo er sich festsetzte, um den Herzog von Burgund zu empfangen.342 Coehorn marschierte von Athlone aus Bergen op Zoom343 nach Middelburg, das er am 8. Mai 1702 einnahm, nach dem er die französischen Schanzen durchbrochen hatte. Von dort rückte er auf Sluis (l’Éscluse) vor, deren Forts S. Isabelle und S. Donat durch den Beschuss holländischer Kanonen in Schutt gelegt und von den Überlebenden ihrer französischen Besatzungen geräumt wurden.344 Marquis de Bedmar richtete nun um den 13. Mai 1702 seine Operationen gegen Coehorn vor Huy, von wo sich Coehorn zurückzog.345 Feldmarschall Ginkel, der Earl of Athlone zog mit 24 000 Mann auf Nijmegen,346 wo er am 11. Juni 1702 auf dem Glacis Position bezog; der Herzog von Burgund griff die Alliierten Truppen nach seiner Verbindung mit Bouffler mit 60 000 Mann am 16. Juni 1702 an.347 Die französischen Truppen brachen in die Nijmeger Vorstadt ein, wurden aus ihr aber durch bewaffnete Bürger wieder herausgeworfen,348 wobei den Alliierten die durch Coehorn ausgebauten Verschanzungen zugute kamen.349 Die Aktion Boufflers gegen Nijmegen rief Erinnerungen an 1672 hervor und verängstigte Holland durch und durch – aber die Franzosen waren zum Stehen gebracht.350 Jede
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Initiative Athlones wurde aber durch den Eindruck dieser Kämpfe erstickt; de Blainville zog nach Venloo.351 Marlborough gelang nun eine Konzentration seiner Kräfte auf dem linken Waalufer; alliierte Kavallerie streifte südlich und westlich der Maas.352 Am 29. Juli 1702 begegnete Marlborough mit überlegenen Kräften den französischen Truppen auf der Heide von Peer. Slangenberg und Obdam traten einem Angriff aber erfolgreich entgegen.353 Die Weigerung Opdams, bei Helchteren anzugreifen, ist durchaus nicht so unverständlich. Denn Opdam hatte sicherlich Erinnerungen an die ergebnislosen blutigen Schlachten von Steenkirke und Neerwinden, in denen Wilhelm von Oranien rücksichtslos seine eigenen Truppen auf die Schlachtbank geführt hatte, ohne der französischen Militärmacht ernstlich Abbruch tun zu können; und Marlborough war in den Krieg als Gesandter dieses Wilhelm eingetreten – zudem konnte er ebenso wenig Kriegsruhm aufweisen wie es sein König hatte tun können. Freilich: Cardonnel, Marlboroughs Sekretär berichtete, sein Herr sei nach Helchteren „out of humor“ gewesen.354 Am 28. Juli 1702 fielen der Herzog von Burgund und Tallard auf Venloo zurück.355 Ein Gegenangriff französischer Kavallerie auf Breda mit Streifparteien bis Hertogenbosch in Holland zwang Marlborough, das Land zu decken.356 Eilmärsche der Alliierten führten sie in den Rücken der Franzosen. Bei Helchteren lagen sich die feindlichen Armeen daher zwei Tage ergebnislos gegenüber;357 es kam am 23. August 1703 zu einer ergebnislosen Kanonade.358 Marlborough gelang es nicht, den Widerstand der Felddeputierten der Vereinigten Provinzen zu überwinden und sich gegen die sich ungeordnet zurückziehenden Franzosen zu wenden. Die gedeputeerde te velde, Felddeputierten, werden namentlich in der englischen Literatur als eine Art politische Kommissare beschrieben, womit sogleich negative Konnotationen von ideologischer Bevormundung anklingen. In der Tat waren die Felddeputierten für die Sicherstellung der Aushebungen, den Nachschub und die Vermittlung der Finanzierungsbedingungen der Feldzüge gegenüber den Generalstaaten verantwortlich.359 Überwiegend juristisch gebildet waren die Felddeputierten auch militärisch höchst kompetente Beamte, die die Versorgung der staatischen Truppen zu gewährleisten und den Generalstaaten zu berichten hatten. Auf der Heide von Peer wurde die Chance einer erfolgreichen Schlacht versäumt; der Vorwurf, den viele Autoren von Parker360 über Winston Churchill bis Falkner den Niederländern deswegen machen, erscheint aber nicht gerecht, denn Marlboroughs Qualitäten als Oberbefehlshaber einer Armee waren damals noch nicht erprobt. Mit der Eröffnung der Laufgräben am 11. September 1702 wurde die Belagegung Venlos unter dem Oberbefehl Prinz Nassau-Saarbrückens eingeleitet. Nach Beschuss durch holländische Batterien unter technischer Oberaufsicht Coehorns seit dem 13. September und durch preußische Truppen seit dem 15. September 1702, fiel am 18. September 1702 das mit 1 500 Franzosen besetzte361 Fort St. Michael,362 eine reguläre, mit fünf Bastionen versehene Sternschanze.363 Die Festung war wohl nicht sehr gut verproviantiert und munitioniert, dennoch wäre nach den Regeln Vaubans
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und Coehoorns eine reguläre Belagerung durchzuführen und Gräben zu eröffnen und der gedeckte Weg systematisch zu nehmen gewesen; gleichwohl setzten die Belagerer darauf, den Ort mit stürmender Hand zu nehmen.364 Lord Cutts, der bereits im vorangegangenen Krieg sich bei der Einnahme Bredas durch große persönliche Kühnheit ausgezeichnet hatte, nahm an der Spitze englischer Grenadiere im Sturm das Ravelin. Der Gouverneur hatte es unterlassen, das Mähen des Grasbewuchses der Wälle anzuordnen, sodass sich die Stürmenden am langen Gras festhalten konnten.365 Vom Ravelin aus stürmten die Truppen über die Brücke in das Fort weiter und richteten unter der Besatzung ein Massaker an. 27 Engländer und 200 Franzosen blieben tot auf der Walstatt.366 Bouffler verzichtete auf einen Entsatzversuch und überließ Venloo seinem Schicksal. Der Prinz von Nassau feierte danach die Nachricht von der Übergabe Landaus an Erzherzog Joseph durch eine große Parade; die Bürgerschaft Venloos glaubte aber, ein Sturm werde vorbereitet,367 und nachdem die Chamade geschlagen und die Festung den Alliierten übergeben wurde, ordnete der Prinz von Nassau an, die Besatzung nach Antwerpen zu convoyieren.368 Die erfolgreiche Belagerung führte freilich wegen ihrer erheblichen Kosten zu Verwerfungen zwischen den Alliierten.369 Unterdessen unternahm Bedmar einen Anschlag auf die durch mit Palisaden verbundene Forts fortifizierte Stadt Hulst. Nachdem er ein Fort einnehmen konnte, gelang es Coehorn, die Besatzung zu verstärken und die Aufhebung der Belagerung durch Öffnung der Schleusen zu erzwingen.370 Die Allierten gewannen nun die Oberhand: Der Prinz von Nassau nahm am 1. Oktober 1702 die Festung Stevenswerth; bei der Einnahme Roermondes am 7. Oktober 1702 wurde er tödlich verwundet.371 Nachdem es Bouffler gelungen war, die Besatzung unter Graf Tserclaes Tilly zu verstärken, schloss Coehorn die Festung Lüttich am 13. Oktober 1702 ein und brachte dreißig Mörser in Stellung.372 Nachdem unter Verlust von 300 Mann373 der bedeckte Weg am 23. Oktober 1702 mit stürmender Hand genommen worden war, wurde die weiße Fahne gehisst und Tilly ließ Chamade schlagen. Die Heere bezogen die Winterlager. Am 4. September 1702 verfasste Marlborough einen Brief, der weitreichende Folgen haben sollte. Die Glückwünsche, die John Churchill an den Prinzen Eugen wegen des Siegs bei Luzzara richtete, legten den Grundstein für eine Freundschaft,374 die auf den Schlachtfeldern von Blindheim, Oudenaarde und Malplaquet das Vertrauen begründete, das erfolgreiches Handeln erst möglich machte, und – nicht minder wichtig – die politische Koordination der beiden DiplomatenFeldherren für mehr als ein Jahrzehnt sicherstellte. Marlborough begab sich zu diplomatischen Missionen von der Truppe auf einem Kahn auf der Maas in Begleitung zweier Felddeputierter Richtung Haag. Bis auf Marlborough hatten alle Reisenden Pässe des Herzogs von Burgund, die ihnen freien Durchzug sicherten. Ein französischer Trupp unter der Führung des irischen Deserteurs Farewell hielt den Kahn an und nur der Geistesgegenwart Marlboroughs Dieners
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Stephen Gell, der seinen Herrn mit dem – nicht mehr gültigen – Pass seines Bruders Charles Churchill versorgte, war es zu verdanken, dass nach zähen, neunstündigen Verhandlungen allen Reisenden die Weiterfahrt gewährt wurde.375 In England hatte die Kriegspartei der Whigs bei Parlamentswahlen 133 Sitze errungen, was zur Entmachtung Lord Rochesters und der Stabilisierung der Position Godolphins führte.376 Hier ist es an der Zeit, erneut die innere Lage Englands näher zu betrachten. England hatte unter Wilhelm III. eine zentrale Bedeutung für den Widerstand gegen Ludwig XIV. erlangt. Und Queen Anne ließ keinen Zweifel daran, dass sie diese Politik fortsetzen werde, wobei sie sich des unbestrittenen diplomatischen Talents Marlboroughs bediente. Die zentrifugalen Kräfte der so heterogenen Großen Allianz wurden also durch die Kräfte eines Gemeinwesens zusammengehalten, das selbst nach Bürgerkriegen und der Glorious Revolution von politischen Spannungen geprägt war. Die politische Lage in England war durch eigentümliche Verhältnisse. Während der Herrschaft Wilhelms III. war seine Schwägerin, Anne Stuart, politisch isoliert worden. Um sie bildete sich der Zirkel des Cockpits, zu dem die Hofdame Annes, Sarah Cunnings, Lady Churchill ebenso wie John Churchill zählten. Annes politische Neigungen gehörten den gemäßigten Tories, insbesondere da sie nachdrücklich die Interessen der anglikanischen Kirche verfolgten. Nach ihrer Thronbesteigung bildete sich mit Lord Treasurer Sidney Godolphin und General Captain John Churchill, Earl und späteren Duke of Marlborough, gleichsam ein All-Parteien-Kabinett (her Majesty’s Ministry) heraus, dem von Seiten der Tories als Secretary of State Robert Harley angehörte.377 Harley, in London am 5. Dezember 1661 geboren, war der älteste Sohn von Sir Edward Harley, der als bedeutender Landbesitzer in Herefordshire Einlfuss auf den Gang der Glorious Revolutuion genommen hate. Schon in frühen Jahren lernte er die Grundlagen des Whigismus und Nonkonformismus. Während der „Glorious Revolution“ 1688 stellten Sir Edward und sein Sohn eine berittene Truppe zur Unterstützung von William III. zusammen und eroberten in seinem Namen Worcester. Daraufhin wurde Robert Harley 1689 als Repräsentant von Tregony ins Parlament gewählt, dessen Mitglied er bis 1711 blieb, als er zum Peer erhoben wurde. Von 1701 bis 1704 war Harley Speaker des britischen Unterhauses. Als Secretary of War gehörte dem Kabinett, zudem Henry St. John, der spätere erste Viscount Bolingbroke, an. St. John wurde am 16. September 1678 in Battersea geboren. Im Jahr 1701 wurde St. John als Tory Mitglied des Unterhauses. Relativ rasch gelang es ihm, Einfluss auf die Politik seiner Partei zu nehmen. Trotz seiner Parteizugehörigkeit verschaffte ihm John Churchill, erster Duke of Marlborough, im Jahr 1704 den Posten eines Secretary at War, der für Verwaltung und Organisation des Heers zuständig war. 1702 verfolgten Harley und St. John gegen den Widerstand der Whigs das Ziel, mit der Occasional Conformity Bill die Stellung der Anglikanischen Kirche zu stärken, was aufgrund eines Kompromisses mit Godolphin und Marlborough gelang; am Ende der Auseinandersetzungen stand die Entlassung Lord Rochesters, der die Arbeit des Minis-
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teriums nicht befördert hatte.378 Der Tory Rochester, der die Funktion eines Premiers wahrnahm, trat dafür ein, sich auf eine Kolonialkriegsführung zu beschränken.379 Neuwahlen im Januar 1702, die Wilhelm auf Rat des Whigs Robert Spencer des 2nd Earl of Sunderland durch Auflösung des Unterhauses erzwungen hatte, führten zu einer Stärkung der Whigs. Die Tories waren über die Parlamentsauflösung empört und verbittert.380 Das Unterhaus als Ganzes erklärte sich aber für den Krieg gegen den Sonnenkönig bereit.381 Ende 1702 wurde Marlborough die Herzogswürde verliehen; der Tod seines Sohns John am 20. Februar 1703 erschütterte ihn tief – doch er begab sich zur Armee.382 Der Beginn des Cevennenkriegs
Während sich die Truppen der Allianz formierten, und das sich im 17. Jahrhundert in Bürgerkrieg zerissene England mit den Aliierten um die Krone einigten, wurde Frankreich im Inneren schwer erschüttert. Im Laufe des Jahrs nahm der Aufstand der protestantischen Bevölkerung in den Cevennen, einer Gebirgsregion südlich der Loire, die Züge eines Bürgerkriegs an. Camisards war der Name der Hugenotten in den Cevennen, welche Abkömmlinge der Waldenser waren und sich im 16. Jahrhundert der Reformation angeschlossen hatten. Ein erster Aufstand der Kamisarden nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) führte zu einem latenten Partisanenkrieg. Während des Neunjährigen Kriegs hatte die Zentralgewalt entgegen der Politik Ludwig XIV., Festungen nurmehr an den Grenzen Frankreichs eingerichtet, Forts im Languedoc errichtet, um von diesen Posten über ein das unwegsame Terrain erschließende Wegesystem den Kleinen Krieg gegen Aufständische führen zu können.383 Die Gewalttaten schwelten, zumal während des Neunjährigen Kriegs das Land von regulären Truppen weitgehend entblößt wurde.384 Während des Spanischen Erbfolgekriegs 1702–1705 entluden sich die Spannungen im Cevennenkrieg blutig. In diesem Krieg wurden die Camisards von den Engländern mit Geld und Waffen unterstützt. Der Krieg endete mit der Entvölkerung der Cevennen und verursachte einen wesentlichen Teil der französischen Staatsschulden am Ende des Erbfolgekriegs. Als Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes im Edikt von Fontainebleau zurückgenommen hatte, erhoben sich die Kamisarden. Schon 1689 wurde diese erste Empörung der Kamisarden unterdrückt. Die Aussendung von Soldaten und Mönchen zu ihrer gewaltsamen Bekehrung und der Terror der berüchtigten Dragonaden heizte den Widerstand nur an. Die Wut richtete sich auch gegen die Steuereinnehmer, die oft ermordet und deren Häuser niedergerissen wurden. Die Cevennen waren eine der ärmsten Gegenden Frankreichs. Der Abbé du Chaila spürte die Zufluchtsorte der Chamisards auf, ließ sie beim Gottesdienst überfallen und zum Teil hängen, zum Teil einkerkern. Wegen dieser Gewalttaten wurde 1702 der Abbé mitsamt seiner Polizeitruppe erschlagen. Die gebirgige Beschaffenheit des Lands erleichterte den Partisanenkrieg.
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Kapitel 7: Von Höchstädt – zum Schellenberg – nach Höchstädt: Die Abwendung des Zusammenbruchs Österreichs (1703 bis 1704) Manöver, Gegenmanöver und Belagerungskrieg in den Niederlanden (1703)
Nachdem am 31. Oktober 1702 die Besatzung von Lüttich sich den Alliierten ergeben hatte, begaben sich die feindlichen Armeen auf dem niederländischen Kriegstheater in die Winterquartiere; die am 21. Oktober 1702 erfolgte Einschließung Rheinbergs durch Albert Friedrich von Brandenburg wurde aufgehoben.385 Mit Truppen unter Lottum wurde sie aber wieder aufgenommen und den gesamten Winter über unterhalten; Rheinbergs Kommandant Marquis de Grammont kapitulierte am 7. Febraur 1703. Die gesamte Maaslinie vom Meer bis Lüttich und alle Gebiete Kurkölns und des Herzogtums Jülich auf dem linken Rheinufer standen nun unter alliierter Kontrolle. Villeroi und Bouffler, die mit einer Wiederaufnahme der Offensive im neuen Jahr 1703 mit verstärkten Kräften rechneten, bekamen wegen der angespannten Lage in den Cevennen und Italien nicht den erhofften Succurs. Sie verfügten über 121 Bataillone und 126 Schwadronen mit 65 Feldgeschützen, zusammen über 64 000 Mann,386 denen unter dem Oberkommando Marlboroughs auf der Seite der Alliierten 160 Bataillone und 184 Schwadronen mit 80 000 Infanteristen und 20 000 Reitern gegenüberstanden, deren Schwächung durch Detachements mit einer Stärke von 9 000 Mann unter Goor nach Lauterburg die zahlenmäßige Überlegenheit nicht änderten.387 Am 17. März 1703 kehrte Marlborough mit ausgearbeiteten Offensivplänen nach dem Winter in den Haag zurück, wo er durch die zögerliche Haltung der Generalstaaten enttäuscht wurde,388 deren Grundkonzeption an einer schrittweisen Rückdrängung der Truppen Ludwig XIV. durch eine Reihe von Belagerungen getragen war. Die Kontrolle bei Bonn bedeutete die Kontrolle über den Rhein von Philipsburg bis zur Mündung des Stroms.389 Die Einschließung Bonns durch hannoversche Truppen unter Generalleutnant von Bülow am 24. April 1703 war ein Schritt der Maßnahmen zur Durchführung dieses Konzepts, dem alsbald ein preußisches Hilfskorps unter Generalmajor von Natzmer und dem späteren schwedischen König, dem Erbprinzen Friedrich, mit einem hessischen Korps Zuzug zugeteilt wurde. Das Gros von 40 Bataillonen und 60 Schwadronen traf am 2. Mai 1703 unter Marlborough vor Bonn ein.390 Die Festung war über eine Schiffsbrücke mit einem jenseits des Rhein angelegten Fort Bourgogne verbunden, gegen das Einheiten unter Coehorn zugleich mit den gegen die Stadt einsetzenden Belagerungsarbeiten am 3. Mai 1703 die Laufgräben eröffneten. Am 9. Mai 1703 begann bereits das Bombardement des Forts, das am darauffolgenden Tag erfolgreich gestürmt wurde. In Fort Bourgogne richtete Coehorn eine Batterie ein, von der die Stadt so effektiv bestrichen wurde, dass nach einem erfolgreichen Sturm mit 10 Bataillonen am 13. Mai 1703 die Contrescarpe genommen wurde. Der französische Kommandant Marquis d’Allégre hatte zu diesem Zeitpunkt keine Hoffnung auf Entsatz und übergab die
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Festung; der Besatzung von 3 600 Mann wurde der ehrenvolle Rückzug nach Luxemburg gewährt.391 Lottum hatte zugleich mit Bonn Geldern belagert, das von seiner Besatzung unter dem Kommando des Generals de Betiz heldenhaft verteidigt wurde; die Belagerung währte das ganze Jahr über. Als die Stadt am 15. Dezember 1703 kapitulierte und der Garnison der Abzug nach Mecheln gewährt wurde, lag sie in Trümmern.392 Villeroi und Bouffler hatten in der Jahresmitte 54 Bataillone und 103 Schwadronen, zusammen 37 000 Mann unter ihrem Kommando, zu denen noch Truppen unter Tserclaes Tilly und Bedmar zu zählen waren, die die Verbindungen sicherstellten. Ihnen gegenüber hatte sich Overkirk bei Lanacken stark verschanzt. Marlboroughs Absicht, Villeroi und Bouffler mit der alliierten Übermacht an die Kehle zu gehen, wurde durch die Generäle der Vereinigten Provinzen Coehorn und Slangenburg entgegengetreten; die Alliierten verharrten in Untätigkeit.393 Erst am 27. Juni 1703 konnte sich Marlborough gegen die Felddeputierten der Generalstaaten durchsetzen und zu einem Angriff gegen Antwerpen ansetzen.394 Ein Detachement unter Opdam mit 8 000 Mann holländischer Truppen anvancierte entgegen den Absprachen im alliierten Kriegsrat bis unter die Schanzen Antwerpens bis zum Ort Eckeren.395 Auf dem anderen Scheldeufer rückte Coehorn vor.396 Dies zwang Marquis de Bedmar durch ein Hin- und Hermanövrieren den Alliierten zu begegnen, der zwischen einem befestigten Lager bei Burcht und dem Bauernhof der Jesuiten bei Berchem Stellungen bezog. Im bewaffneten Lager der Zwei Kronen bei Bourgerhout trafen nach einem Nachtmarsch Verstärkungen unter Bouffler ein, die Villeroi, der die Initiative wiedererlangt hatte, am 28. Juni 1703 in Marsch gesetzt hatte.397 Die Truppen der Zwei Kronen erlangten damit eine dreifache Übermacht über die der Alliierten. Sie griffen Opdam am 30. Juni 1703 daher mit erheblich überlegenen Kräften an.398 Alliierte Truppen unter Baron Fagel und des Regiments Friedsheim, die sich im Friedhof des Dorfs Oeteren verschanzt hatten,399 wurden von abgesessenen Dragonern400 herausgeworfen. Opdam floh kopflos; seine Truppen wurden vernichtend geschlagen.401 Die Franzosen verloren 141 Offiziere und 2 300 Mann, die Alliierten 151 Offiziere und 3 300 Mann.402 Die Franzosen und Spanier erbeuteten vier Kanonen, zwei Mörser, zwei Standarten, sechs Fahnen und 300 Wagen.403 Die Schlacht von Eckeren war ein Triumph Villerois, und trug dazu bei, dass die Deputierten der Generalstaaten ihren Widerstand gegen die Offensivpläne Marlboroughs auf vermeintlich substantielle Argumente stützen können glaubten. Entscheidend war dieser Sieg nicht; er sollte sich auf dem niederländischen Kriegsschauplatz nicht wiederholen. Marlborough versuchte, die Schlappe von Eckeren wettzumachen, wichtiger noch: in dem Feldzug zu einem entscheidenden Ergebnis zu gelangen. Er marschierte, um Villeroi und Bouffler zur Schlacht zu stellen, die aber erfolgreich auszuweichen verstanden.
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Unter dem Kommando des alliierten Generalleutnants Noyelles schlossen 16 Bataillone und 10 Schwadronen die Festung Huy auf Lütticher Gebiet an dem Eintritt der Mehaigne in die Maas ein. Marlborouh schlug sein Hauptquartier in Vegnamont auf, wo er die Belagerung gegen Entsatzversuche Villerois decken konnte, der sich zur offenen Schlacht zu schwach dünkte. Auf dem linken Maasufer lag die Stadt; auf dem rechten das mit den Forts Ronge, Picard und Josef gedeckte Schloss.404 Die französischen Truppen räumten am 15. August 1703 die mit veralteten Befestigungswerken fortifizierte Stadt; am 19. August 1703 wurden die Laufgräben eröffnet und nach überwältigendem Feuer aus vier schweren Batterien zwischen dem 21. und 23. August 1703 die Forts weggenommen;405 am 25. August 1703 kapitulierte das Schloss.406 Die Einnahme Huys machte den Weg frei zur Einschließung Limburgs durch 24 Bataillone und 34 Schwadronen, die am 24. September 1703 zur Eröffnung der Gräben schritten und das Bombardement am 25. September 1703 einleiteten. Die Belagerten erwiderten das Feuer mit mäßigem Erfolg; die Besatzung von 1 400 Mann stand einer zwölffachen Zahl von Belagerern gegenüber, und da auf Entsatz nicht zu hoffen war, ergab sich die Garnison am 27. September 1703 in die Kriegsgefangenschaft.407 Die kriegsführenden Parteien begaben sich auf dem niederländischen Theater in die Winterquartiere. Kontrollverlust über Süddeutschland: Die Rückeroberung Landaus durch Tallard
Die Lage der kaiserlichen Armee in Deutschland war 1703 aus den üblichen Gründen fürchterlich – fehlende Finanzen, eine ineffektive Verwaltung, in die Prinz Eugens Präsidentschaft des Hofkriegsrats in der ihm nach seiner Abreise aus Italien Weihnachten 1702 verbleibenden Zeit keine Ordnung zu bringen vermocht hatte. Die Liquiditätskrise des Wiener Hofs verschärfte sich noch dramatisch, als Anfang April 1703 Samuel Oppenheimer, der Hauptfinanzier des Kaisers, starb,408 und die Firma Samuel Oppenheimer Bankrott machte. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden berichtete dem Kaiser über den schlechten Zustand des Heers und die Missstände, Besserung konnte er jedoch nicht erreichen. Kurfürst Wihelm von der Pfalz forderte wegen der den Reichszuständen abträglichen schlechten Verfassung der kaiserlichen Kriegsbemühungen unter Mansfelds Präsidentschaft dessen Ablösung und Prinz Eugens Berufung – zudem die Bestrafung der Schuldigen.409 Am 17. Juni 1703 wurde Mansfeld mit dem Amt des Obersthofkämmerers betraut; die Präsidentschaft des Hofkriegsrats wurde frei, und Prinz Eugen mit diesem Amt betraut,410 das zum ersten Mal wieder seit Montecuccoli in Personalunion mit dem Oberkommandierenden der kaiserlichen Streitkräfte besetzt wurde.411 Der Hofkammerpräsident Gundaker von Starhemberg bemühte sich, zunächst ohne Erfolg, um eine Schuldenreorganisation.412 In gemeinsamen Konferenzen des Kaisers,
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Gundaker von Starhembergs und Prinz Eugens wurde über die weitere Besteuerung, die Einführung neuer Steuern und Abgaben verhandelt.413 Die Berufung Prinz Eugens hatte gewiß heilsame Effekte auf die kaiserlichen Kriegsrüstungen, die Systematisierung des „Kriegswesens“. Zugleich schwächte sie die Front in Oberitalien: Prinz Eugen war für nicht weniger als ein Jahr „an den Schreibtisch“ gebannt und in keinem Feldlager präsent.414 Die Franzosen waren in dieser Zeit in einer viel günstigeren Verfassung. Marschall Villars überschritt bereits mitten im Winter am 12. Februar 1703 bei Hüningen415 auf drei Brücken gleichzeitig den Rhein, vertrieb die in den Winterquartieren im Breisgau liegenden kaiserlichen Truppen und warf sich auf Kehl.416 Am 19. Februar 1703 wurde die Festung eingeschlossen. Nach nur 22-tägiger Belagerung konnte die Festung am 9. März 1703 eingenommen werden.417 Heftiger Schneefall setzte ein. Der Verkehr zu Land brach zusammen, auch der Nachschub auf den Wasserstraßen kam mit strengem Frost zum Erliegen. Die Witterung zwang Villars, mit seinen Truppen am 18. März 1703 die Winterquartiere hinter Straßburg zu beziehen.418 Im April rückte Marschall Tallard mit seinem Korps von der Mosel an den Oberrhein und vereinigte sich mit Villars. Gemeinsam griffen sie die Stollhofener Linien, hinter der die Hauptmacht des Markgrafen Ludwig stand an, wurden aber abgewiesen. Villars zog nun am 16. April 1703 auf das Kinzigtal mit 45 Bataillonen, 84 Schwadronen und 40 Geschützen.419 Der Pass durch das Kinzigtal wurde durch den Ort Gutach gesperrt, der von den Geschützen der Burg Hausach, wo die Kinziglinien in die Schwarzwaldlinien übergingen, bestrichen wurde, die Villars am 28. April 1703 im Sturm einnahm.420 Der Markgraf zog nun mit seiner Hauptmacht nach Franken, am Oberrhein ließ er nur ca. 13 000 Mann zurück. Keine Woche darauf führte Villars – abgesessen und mit seinem „Friedlinger“ Marschallstab in der Hand – seine Grenadiere zum Sturm auf die Sternschanze von Hornberg, deren 800 Mann starke Garnison niedergehauen oder gefangengenommen wurde.421 Zwei Tage später erreichte am 4. Mai 1703 das französische Korps bei Villingen das Donautal.422 Der weitgehend reibungslose Vormarsch der französischen Truppen war der Spionagetätigkeit des kaiserlichen Kommandanten von Rheinfelden, Waldshut und Säckingen, dem aus einem alten Berner Adelsgeschlecht stammenden Hieronymus von Erlach zu verdanken, der unter dem nome de guerre d’Eclin die Franzosen über die Lage der Kaiserlichen unterrichtete.423 Villingen war von einer kaiserlichen Garnison unter dem alten Baron Wildsdorf besetzt, auf die Villars 50 Runden abschießen ließ. Wildsdorf weigerte sich, zu kapitulieren, und Villars zog, wie französische Quellen behaupteten, aus Respekt vor dem alten Haudegen ab.424 Tatsächlich hatte Villars keine Laufgräben ausheben lassen, da er weder Wilsdorf noch die veralteten Befestigungen von Villingen „respektierte“. Die platzierten Batterien waren daher dem Feuer leichter Geschütze, mit denen die Verteidiger von den Türmen der Stadtmauern lebhaftes Feuer auf den Feind unterhielten, schutzlos ausgesetzt.425 Villars war nie der Mann feinsinnigen Belagerungstreibens,
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aber ein sofortiger unvorbereiteter Sturm schien ausgeschlossen. Am 6. Mai hob Villars die nur halbherzig begonnene Belagerung auf426 und rückte auf Radbergen vor, wo er sich mit einer Vorhut der bayerischen Armee vereinigte. Villars Projekt war ein Marsch auf Wien, wie er selbst Banér und Torstenson nicht gelungen war; die Schwierigkeiten einer auf Depots und Magazinen gestützten Kriegsführung, die erst von Napoleon überwunden wurde,427 glaubte er mithilfe der bayerischen Ressourcen und der Versorgung von Passau und Linz aus überwinden zu können: Die Dinge entwickelten sich aber anders, wie zu zeigen sein wird. Die Franzosen besetzten dann die Weißenburger Linien, die von den Kaiserlichen ohne Kampf geräumt wurden. Nun zogen die Franzosen vor Altbreisach, damals eine der stärksten Festungen, die im Besitz der Kaiserlichen waren. Dem petit dauphin, dem Herzog von Burgund, stand Vauban zur Seite,428 dessen Belagerungsanstrengungen wurden aber als zu umständlich angesehen;429 Burgund bestand darauf, schnell vorzugehen, was verhinderte, dass die Artillerie effizient eingesetzt werden konnte.430 Zudem litten die Franzosen an einem Mangel gut ausgebildeter Mineure.431 Am 18. August 1703 begann die Einschließung; erst am 27. August 1703 wurde der Beschuss aufgenommen.432 Obwohl die Festung noch mit allem für die Verteidigung Erforderlichen gut versorgt war, kapitulierte ihr Kommandant, Feldmarschall-Leutnant Graf Arco schon am 6. September 1703 gegen Zusicherung des freien Abzugs. Wegen Feigheit vor dem Feind wurde Graf Arco später in Bregenz vor ein Kriegsgericht, dessen Vorsitz Feldmarschall Thüngen hatte, gestellt. Graf Arco wurde zum Tod durch Enthauptung verurteilt, der zweite Kommandant, Graf Marsigli, wurde aller seiner Ämter enthoben und sein Degen durch den Henker zerbrochen. Mit dem Fall Breisachs war die Möglichkeit, französische Zuzüge zu Max Emanuel zu blockieren, erheblich erschwert.433 Die Route über den Schwarzwald stand nun weithin offen. Marschall Tallard setzte sich mit seinem Vorhaben Landau zurückzugewinnen, gegenüber der Absicht Ludwig XIV., zunächst mit der Eroberung Freiburgs i. Brsg. die Kommunikation nach Bayern durch Vorderösterreich aufzubrechen, durch. Er hatte bereits vorher die nötigen Vorkehrungen getroffen und in Straßburg den Belagerungspark bereitstellen lassen. Eine Bedrohung durch eine Entsatzarmee glaubte er wegen des heruntergekommenen Zustands der Kaiserlichen nicht fürchten zu müssen. Beim Hofkriegsrat machte sich aber der Einfluss Prinz Eugens spürbar, und wegen der Bedeutung Landaus wurden die größten Anstrengungen unternommen, um die Mittel bereitzustellen, die Festung halten zu können. Dabei wurde dem Herzog von Marlborough eine Schlüsselrolle angesonnen, der dringend um Hilfe gebeten wurde. Marlborough konnte die Generalstaaten davon überzeugen, ein Hilfskorps unter Befehl des Erbprinzen von Hessen-Kassel in Marsch zu setzen, dass sich mit Truppen des Grafen von Nassau-Weilburg, die am rechten Rheinufer standen, vereinigen sollte. Auch der Festungskommandant, Graf Friesen unternahm die zur Verteidigung nötigen Maßnahmen, die allerdings durch seine geringen Mittel nur eingeschränkt griffen: Da
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die Werke der Festung nach der harten Belagerung des vorangegangenen Jahrs noch nicht in Stand gesetzt, und die beschädigten Mauern nur notdürftig mit Faschinen ausgebessert worden waren, konnte nicht daran gedacht werden, die Festung so erfolgreich zu verteidigen, wie es 1702 in Mélac möglich gewesen war. Zudem waren Pulver und Proviant nur unzureichend vorhanden. Daher wurde zur Versorgung Landaus von Philippsburg aus ein Konvoi mit dem Nötigsten in Marsch gesetzt. Durch Unachtsamkeit der unterwegs postierten kaiserlichen Truppen (ca. 1 600 Mann Kavallerie und Infanterie) gelang es den Franzosen, den Konvoi kurz vor Landau zu überfallen und zu beschlagnahmen. Tallard hatte schon am 12. Oktober 1703 von dem Konvoi Kenntnis erlangt und ließ sofort eine Abteilung von 1 500 Mann Infanterie und ebensovielen Reitern Richtung Neustadt aufbrechen. Im Schutz des Nebels näherten sich die Franzosen den kaiserlichen Schanzen, überfielen das Lager der völlig überraschten Husaren und trieben sie in die Stadt. 300 Husaren und 100 Dragoner fanden den Tod, die übrigen 600 Husaren und Dragoner bahnten sich mit dem Säbel in der Faust den Weg nach Speyer. Die Infanterie unter Oberst Schönburg, ca. 600 Mann, fiel in Gefangenschaft. Die Besatzung von Landau bestand aus sechs größtenteils unvollständigen Regimentern oberrheinischer, kurmainzischer und kaiserlicher Infanterie und einigen Eskadronen Reiter. Der Sollstand war 5 600 Mann, wegen vieler Abkommandierungen war der tatsächliche Stand nur 4 291 Mann, wozu auch die unter einem Stückhauptmann stehenden Artilleristen und Mineure, zusammen 155 Mann, zu rechnen sind. Einen Teil der Kavallerie schickte Friesen noch vor der Einschließung nach Speyer. Auf den Festungswällen standen 86 Geschütze und 37 Mörser, zum Teil französische Dreiviertelkarthaunen, halbe Karthaunen, Quartierschlangen sowie Mörsern zum Teil schwersten Kalibers. Inzwischen rückte das französische Belagerungskorps (54 Bataillone, 73 Schwadronen) immer näher an Landau heran, wobei Tallard seine Kolonnen so eingeteilt hatte, dass sie am 13. Oktober 1703 unter Mitnahme der Belagerungsgeschütze die Festung gleichzeitig erreichten. Tallard legte sein Hauptquartier nach Wollmesheim, zwei Kilometer südwestlich von Landau. Den Hauptangriff richtete er gegen die Südfront der Festung. Friesen ging davon aus, dass Tallard das Kronwerk angreifen werde und legte deshalb seine schwersten Geschütze dorthin. Marschall Vauban, der Erbauer der Festung, hatte sich vom König die Erlaubnis erbeten, den Angriff selbst führen zu dürfen, was jedoch aus Angst vor Eifersüchteleien zwischen den Generälen abgelehnt wurde. Vauban hatte bereits einen Plan ausgearbeitet, wie der Festung am besten beizukommen wäre, an dem sich Tallard orientierte. Tallard blieb jedoch alleiniger Befehlshaber des Belagerungskorps. Ihm zur Seite stand als Artillerieoberst Marquis de Freselliere, ein äußerst fähiger Offizier, und Loius Lapara des Fieux, der sich bereits bei der Belagerung von Barcelona 1697434 ausgezeichnet hatte. De Freselliere wurde mit den Angriffsarbeiten betraut. Sechs weitere Generäle standen an der Spitze der Truppenverbände.
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Die französischen Ingenieure waren in den Vaubanschen Techniken geschult. Dazu gehörte, dass die Laufgräben und Parallelen weniger breit und tief ausgehoben wurden, als es 1702 von den Kaiserlichen praktiziert worden war. Zudem wurde eine Contravallation errichtet, da Tallard ernsthaft mit dem Angriff eines Entsatzheers rechnen musste. Das ganze Lager wurde daher mit Schanzen dagegen geschützt. Am 17. Oktober 1703 abends begann man mit dem Ausheben der ersten Parallele, die viel näher an die Festung gerückt war als im Vorjahr die von den Kaiserlichen eröffneten Gräben, da sie etwas weniger als 300 m vor den Verteidigungswerken angelegt wurde. Am 19. Oktober 1703 standen schon 23 Geschütze und 12 Mörser in der Parallele und eröffneten ihr Feuer gegen die Festung. Am 23. Oktober 1703 wurde bereits die zweite Parallele, am 27. Oktober 1703 die dritte eröffnet. So hatten die Franzosen alle Parallelen bereits in der 11. Nacht eröffnet, die Kaiserlichen ein Jahr davor erst in der 29. Nacht. Die Verteidiger entfalteten eine energische Verteidigung. Kein Werk der Festung wurde aufgegeben, bevor es nicht vollkommen in Trümmern lag. Die Verluste auf beiden Seiten waren hoch. Anders als im Vorjahr Markgraf Ludwig Wilhelm, konzentrierte Tallard das Feuer seiner schweren Geschütze auf die drei Werke vor dem französischen Tor. Im Unterschied zu den Kaiserlichen bombardierte er die Stadt nicht. Der Beschuss zeigte an den nur dürftig instandgesetzten Mauern alsbald seine Wirkung. Friesen setzte daher auf eine aktive Verteidigung und unternahm eine Reihe von Ausfällen, bei denen die französischen Arbeiter vertrieben und ein Teil der Gräben zugeschüttet werden konnte. Die Fortschritte der Belagerungsarbeiten konnten damit zwar verzögert, aber nicht aufgehalten werden. Allerdings erzielte die Festungsartillerie Erfolge und zwang Tallard, schon bald 40 schwer beschädigte Geschütze und Mörser nach Straßburg zu schicken. Die Belagerer erhielten von dort jedoch sofort Ersatz durch 28 12-pfünder. Die Belagerten besserten, so gut es irgend ging, nachts die beschädigten Wälle aus, woran auch die Stadtbevölkerung unter Androhung der Todesstrafe mitzuhelfen gezwungen wurde. Am 27. Oktober 1703 musste Friesen den gedeckten Weg räumen lassen. Als die Franzosen nachdrängten, wurden Minen unter den Waffenplätzen gezündet, wodurch viele französische Sappeure verschüttet wurden. Am 29. Oktober 1703 unternahm Friesen mit zwei Kompanien einen Ausfall, um die Belagerer von dem Durchbruch eines Boten abzulenken, den er zu Graf Nassau-Weilburg senden wollte. Der Bote kam auch unbehelligt durch. Friesen unterrichtete den Befehlshaber darüber, dass sich die Festung noch ungefähr sechs Wochen halten werde. Das Ravelin vor der Porte de France war am 2. November 1703 bereits so beschädigt, dass Friesen mit dem Hauptsturm auf die Festung rechnen musste. Friesen nutzte das noch weitgehend intakte Schleusensystem zur Flutung des Grabens nicht. Die Franzosen errichteten Übergänge über den Graben, und bei völliger Dunkelheit vor der Dämmerung des 4. November 1703 führte Generalleutnant Yrieix de Magonthier de Laubanie drei Grenadierkompanien zum Sturm. Dreimal wurden sie abgewiesen, erst ein vierter Anlauf mit frischen Truppen gelang, dank eines Missverständnisses bei den
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Kaiserlichen. Der Oberstleutenant, der die Verteidigung leitete, war von den Mineuren dahingehend informiert, dass die sich unter dem Werk befindliche Mine so angelegt ist, dass sie nach Außen schlagen würde. Tatsächlich war es eine Demoliermine. Als der Oberstleutenant sie beim Ansturm der Franzosen zünden ließ, zertrümmerte sie das halbe Werk und verschüttete den Großteil der Verteidiger, nur wenige entkamen. Die Franzosen besetzten die Trümmer. Die Belagerer konzentrierten nun ihr Feuer auf die beiden Kontergarden, von denen die angegriffene Front begrenzt wurde, die am 6. November 1703 weitgehend ihres schützenden Mauerwerks entkleidet waren. Nachmittags um vier Uhr stürmten jeweils sechs Kompanien gegen die beiden Werke. Die Besatzung verteidigte sich erbittert und es gelang ihr, zwei Angriffe zurückzuschlagen. Der dritte Angriff war zunächst erfolgreich, bis die völlig erschöpften Grenadieren in Panik gerieten und zurückgingen, als der Ruf „Gare la mine!“ erscholl. Auch die zweite Sturmkolonne hatte trotz zweier vorgetragener Angriffe nicht den erhofften Erfolg und wurde jedes Mal mit großen Verlusten zurückgewiesen. Die Überlebenden setzten zu einem dritten Ansturm an, der sie wieder nicht in das Innere des Werks führte; der Sturm schlug in eine haltlose Flucht um, bei der viele in den Graben stürzten und ertranken. Aufgrund der hohen Verluste ging Tallard zum Minenkrieg über. Inzwischen war Graf Nassau-Weilburg mit einem Teil seiner Truppen und 12 Geschützen bei Daxlanden über den Rhein gegangen. Am 10. November 1703 hörten die Belagerten vom Rhein her vier Geschützsalven: das vereinbarte Signal. Der Erbprinz von Hessen-Kassel war mit seinem holländischen Korps zwischen Frankenthal und Dürkheim angelangt. Tallard bedurfte zur Abwehr der Entsatzarmee dringend Verstärkung und sandte einen Kurier nach dem anderen zu Marschall Pracontal, dessen Korps sich noch im Anmarsch in Lothringen befand. In der Nacht vom 13. November 1703 vollendeten die französischen Mineure ihre Arbeit unter den beiden Kontergarden. Bei Tagesanbruch wurden die Minen gezündet. Sie entfalteten ein so nachhaltiges Zerstörungswerk, dass Tallard unverzüglich den Sturm befahl. Nach stundenlangen zähen Kämpfen bekamen die Stürmenden die Schanzen unter ihre Kontrolle. Die Situation der Belagerten war nun außerordentlich ernst: Die Außenwerke waren nun im Besitz der Belagerer. Am 14. November 1703 waren die Festungswerke völlig zusammengeschossen. Ohne Aussicht auf nahen Entsatz wäre eine sofortige Übergabe durch Friesen kriegsrechtlich geboten gewesen. Der Festungskommandant wusste aber, dass die Entsatzarmee in seiner Nähe war. Er war daher nicht zu einer Übergabe bereit. Das Offizierskorps unterstützte ihn darin. Die beiden Führer der Entsatztruppen hatten vom Anmarsch des Pracontalschen Korps erfahren. Sie glaubten aber, Pracontal sei noch weit entfernt in Lothringen. Solange die Verstärkung nicht eingetroffen war, war Tallards Belagerungskorps kein ernstzunehmender Gegner. Dadurch zögerten die Alliierten den Angriff hinaus, den sie als nicht dringend ansahen. Am 13. November 1703 trafen die Truppen des Grafen von Nassau-Weilburg bei Speyer mit dem holländischen Hilfskorps zusammen. Die Holländer hatten ca. 16 000,
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Graf Nassau-Weilburg ca. 4 000 Mann. Weitere Reichstruppen waren im Anmarsch, alles in allem 5 bis 6 000 Mann. Am 16. November 1703 wollte man gemeinsam gegen Landau aufbrechen. Da es keine einheitliche Leitung gab, schlugen die zwei Korps ihre Lager getrennt auf, wobei die Holländer ziemlich weit von Speyer, bei Heiligenstein, also rechts des Speyerbachs lagerten. Auch das Pracontalsche Hilfskorps und Tallards Armee standen auf dem rechten Ufer des Bachs. Am 14. November 1703 wurde Oberst von Frankenberg mit 400 Reitern auf Erkundung Richtung Landau geschickt. Bei Essingen, vier Kilometer vor Landau, traf er auf mehrere Schwadronen feindlicher Kavallerie der Avantgarde Tallards, die sich sofort zurückzogen. Frankenberg meldete seine Erkenntnisse im Hauptquartier. Die beiden Befehlshaber folgerten daraus, dass sich Tallards Belagerungsarmee noch vollzählig vor Landau befinde und das Entsatzkorps noch weit entfernt heranrücke. Tatsächlich hatte Pracontal bereits an diesem Tag Kaiserslautern passiert. Den nächsten Tag verbrachten die alliierten Befehlshaber damit, über ihren Rang zu streiten. Auch der 15. November 1703 verstrich ungenutzt und die alliierten Truppen blieben untätig liegen. Tallard war hervorragend über die Bewegungen der Alliierten unterrichtet und hatte einen Kurier mit dem Befehl an Pracontal gesandt, mit seinen Truppen am Morgen des 15. November 1703 auf die Straße Landau-Speyer vorzurücken. Bei Einbruch der Dunkelheit am 14. November 1703 verließ Tallard mit dem größten Teil der Belagerungstruppen die Gräben vor Landau. Die Festung wurde durch 6 000 Mann unter Generalleutnant Laubanie blockiert. Tallards Einheiten erreichten gegen zehn Uhr nachts Niederissingen, wo er sein Heer in förmlicher Schlachtordnung aufstellte. Pracontal ereichte den Treffpunkt tatsächlich noch vor vier Uhr morgens mit 19 Schwadronen Kavallerie und wegen des hohen Marschtempos mit nur auf Bauernwagen mitgeführten 800 Mann Infanterie. Die Reiter waren dreißig Stunden kaum aus dem Sattel gekommen, gaben Tallard aber das Übergewicht. Seine vereinigte Armee zählte nun 34 Bataillone und 66 Schwadronen, zusammen ca. 18 000 Mann. Bei Tagesanbruch marschierte sie Richtung Speyer. Gegen Mittag des 15. November 1703, drei Kilometer von Heiligenstein, teilte Tallard seine Armee in zwei Treffen und rückte weiter vor. Im kaiserlichen Lager war nichts bereit, die Generalität war in Speyer versammelt. Um ein Uhr begann die Schlacht. Reiterpatrouillen hatten inzwischen gemeldet, dass die ganze französische Armee im Anmarsch sei. Hastig stellten sich die kaiserlichen Regimenter in Schlachtlinie auf. Ein einheitliches Kommando fehlte. Ordre, Contreordre und Disordre waren die Folge. Einzelne Regimenter wurden noch während des Kampfs umdirigiert. Der kaiserlichen Schlachtordnung verlor in Folge der Umdispositionen ihre Koheränz. Den ersten Angriff empfing die pfälzische Kavallerie am linken Flügel. 14 französische Eskadronen ritten heran. Sie wurden zurückgeschlagen und das kurpfälzische Dragonerregiment Leiningen nahm die Verfolgung auf. Auch eine zweite Attacke der Gendamerie schlug fehl, die bei ihrem Rückzug von den Pfälzern bis vor ihre eigene Artillerie zurückgetrieben wurde. Den Pfälzern gelang es,
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sich einiger französischer Geschütze zu bemächtigten, die sie umdrehten und gegen den Feind spielen ließen. Das Blatt wendete sich aber und die Pfälzer Kavalleristen wurden in ihren Flanken bedroht. Sie zogen sich hinter ihre eigene Infanterie zurück. Bis dahin hatte die kaiserliche Artillerie nicht wirksam in den Kampf eingreifen können. Sie war zwischen Heiligenstein und Mechtersheim schlecht disloziert, wo ihr Feuer den Feind nicht erreichen konnte. Die durch Pracontals Truppen hergestellte Übermacht der französischen Kavallerie wurde spürbar. Die Truppen unter Graf Nassau-Weilburg wichen zurück, wobei sie den Kontakt zum holländisch-hessischen Korps verloren. Nun gerieten beide Flügel der Kaiserlichen in Gefahr. Die französische Kavallerie drängte die pfälzische ab. Das machte den Raum für das Vorgehen der Infanterie frei, die von der französischen Artillerie sekundiert wurde. Die Infanterie erreichte die Geschütze der Kaiserlichen, deren Bedienung floh. Sie waren mit Bauernpferden bespannt, auch die zum Dienst angeheuerten oder gepressten Kutscher flohen beim ersten Schuss und ließen die Geschütze auf dem Schlachtfeld liegen. Gegen drei Uhr nachmittags hatte sich der Rückzug des linken Flügels der Kaiserlichen zur Flucht entwickelt. Auf dem rechten Flügel, der unter dem Kommando des Erbprinzen von HessenKassel stand, entwickelte sich die Lage für die Kaiserlichen zunächst besser. Die Kampfhandlungen setzten dort erst gegen zwei Uhr nachmittags mit einem Angriff der kaiserlichen Kavallerie ein, der es gelang, die Franzosen zunächst zurückzuwerfen. Die kaiserliche Infanterie verteidigte sich erfolgreich gegen die französischen Gegenangriffe und hielt im heftigen Geschützfeuer aus, das gegen sie gerichtet war. Das hessische Grenadierregiment und das hannoversche Regiment Charles verloren mehr als die Hälfte seiner Mannschaften. Der Erbprinz wurde an der Spitze seiner Truppen durch einen Säbelhieb am Kopf verwundet. Nachdem er gegen vier Uhr vom Zusammenbruch des linken Flügels erfahren hatte, befahl er den Rückzug, der beim Einbruch der Dunkelheit geordnet über die Speyerbachbrücken durchgeführt wurde. Nachdem seine Truppen den Bach überquert hatten, ließ er die Brücken abbrennen. Graf Nassau-Weilburg zog mit dem Rest seiner Truppen nach Mannheim zurück, und das holländische Korps zog geordnet über Mutterstadt nach Mainz. Tallard nahm die Besiegten nicht auf. Seine Armee hatte etwa 4 000 Tote und Verwundete eingebüßt. Unter den Gefallenen war auch Generalleutnant Pracontal und die Brigadiérs d’Auriac, Comte de Caylus, Marquis de Calvo und Marquis de Coeteau. Das geschlagene Entsatzheer hatte wesentlich höhere Verluste erlitten, da Tallard neben der gleichen Zahl Toter und Verwundeter noch 2 000 Gefangene gemacht hatte. Unter ihnen befanden sich 149 Offiziere. Unter den Getöteten waren Prinz Philipp V. Hessen-Homburg, Oberst Graf von Nassau-Weilburg (Sohn des Oberbefehlshabers) Generalmarschall von Tettau und der pfälzische Generalmarschall Graf Hochkirch. Obwohl die Geschlagenen nicht verfolgt wurden, kam es noch zu weiteren Verlusten: So war dem kurpfälzischen Leibregiment der Weg nach Speyer verlegt und zwei Batail-
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lone gerieten in Gefangenschaft. Das Lager der Verbündeten mit 23 Geschützen, 50 Standarten und Fahnen, Munition und Gepäck fiel in die Hände der Sieger. Am Morgen nach seinem Sieg zog Tallard mit einem Teil seiner Truppen wieder vor Landau. Graf Friesen erfuhr von der Niederlage der Entsatzarmee durch seinen Sohn, der als Rittmeister in einem holländischen Regiment Adjutant des gefallenen Prinz Philipp V. von Hessen-Homburg gewesen war. In der Schlacht wurde er gefangen genommen und von Tallard mit einem Brief, in dem er den Festungskommandanten zur Übergabe aufforderte, in die Festung geschickt. Nach 12 Stürmen waren die drei angegriffenen Bastionen und die Kurtinen in einen Schutthaufen verwandelt, die waffenfähige Mannschaft betrug kaum noch 2 000 Mann, die meisten Infanteriewaffen waren unbrauchbar und der Pulvervorrat beinahe aufgebraucht. General Friesen ließ deshalb noch am 15. November 1703 gegen 17 Uhr die weiße Fahne aufziehen und Chamade schlagen. Nach anfänglichem Zögern gewährte Tallard der Besatzung die gleichen Bedingungen, wie sie ein Jahr vorher General Mélac bekommen hatte. Die Belagerung hatte dreißig Tage gedauert. Am 17. November 1703 wurde das nördliche Tor geöffnet, da die südliche Porte de France vollständig verbaut war. Mit dem – kaum 1 800 Mann zählenden – noch dienstfähigem Rest der Besatzung zog Friesen am 18. November 1703 von Landau ab und begab sich über Speyer nach Philippsburg. Dabei ereignete sich ein Zwischenfall, als französische Soldaten die Gepäckwagen der Abziehenden zu Plündern begannen. General Laubanies bereitete dem Treiben ein Ende. Er wurde anschließend Festungskommandant und leitete als solcher die Verteidigung Landaus während der dritten Belagerung im Jahr 1704. Die Einnahme der Festung hatte die Franzosen verhältnismäßig hohe Verluste gekostet. Nur bei dem missglückten Sturm auf die beiden Kontergarden am 8. November 1703 hatten sie 1 200 Mann verloren. Insgesamt betrugen die Verluste an die 5 000 Mann. Die Kaiserlichen hatten 24 tote Offiziere und 600 tote Mann zu beklagen, etwa 1 000 Mann waren verwundet. Außerdem hatten Krankheiten noch viele weitere dahingerafft. Graf Friesen wurde mit einem Handschreiben Kaiser Leopolds für die heldenmütige Verteidigung zum Feldzeugmeister befördert. Prinz Eugen drückte ihm in mehreren Briefen seine Anerkennung aus. Das letzte Aufleuchten des Waffenglücks Max Emanuels und die Zerschlagung der kaiserlichen Macht an der Donau in der Ersten Schlacht von Höchstädt (1703)
Der Jahresanfang sah einen Max Emanuel, wie er sich in Hoffnungen auf den Erfolg großer Projekte wiegte – und dazu allen Anlass hatte. Aus dem Osten drohte von Leopold I. wenig Gefahr, dessen zerrüttete Finanzen die Rüstungen nicht erlaubten, die erforderlich gewesen wären, um mit Macht gegen Bayern vorzugehen.
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Bereits am 7. Januar 1703 führte der Kurfürst die Armee ins Feld und setzte mit der Einschließung Neuburgs an der Donau435 durch ein Korps unter Graf Arco436 seine Arrondierungskampagne des vorangegangenen Jahrs fort. Herzog von Neuburg hatte sich, auf seine Neutralität berufend, die Aufnahme einer bayerischen Garnison in die vom Augsburger Baumeister Elias Holl mit zehn Bastionen versehene Stadt verweigert, der es an modernen Werken Vaubanscher Manier fehlte, die aber durch die Donau gedeckt war.437 Max Emanuel, der ein halbes Jahr vorher sich noch zu unsicher war, Ulm förmlich zu belagern, ging davon aus, dabei nun nicht durch ernstzunehmende Entsatzversuche gestört zu werden. Die Laufgräben wurden eröffnet und Batterien mit vier Viertelkarthaunen, die im Fortgang um weitere drei Stücke vermehrt wurden, vier gegen die veralteten Anlagen brauchbare Regimentsstücken, zwei Mörsern und zwei Haubitzen in Stellung gebracht.438 Max Emanuel begab sich zum Belagerungskorps, und nach erfolglosen Verhandlungen mit dem Herzog von Neuburg wurde die Stadt am 1. Februar 1703 unter Beschuss genommen, während von den Belagerten heftig Gegenwehr geleistet wurde – dass dabei Nägel und Eisensplitter verfeuert wurden, beklagten die Belagerer ebenso nachhaltig wie zu Recht als Kriegsrechtsverletzung.439 Das auf der anderen Donauseite zur Bedeckung der Innbrücke gelegene Hornwerk wurde durch Dragoner und andere Kavallerieeinheiten angegriffen. Graf Styrum setzte sich in grimmiger Kälte mit einem kaiserlichen Entsatzkorps am 4. Februar 1703 in Marsch, kam aber zu spät. Nach einem erfolglosen Sturm des bayerischen Generals Sanfré und nachdem weitere sieben Halbkarthaunen zum Einsatz gebracht worden sind, waren die Belagerer bis auf Pistolenschussweite an die Palisaden des gedeckten Gangs herangerückt. Nach heftigen Schäden infolge Beschusses am 3. Februar 1703 wurde Chamade geschlagen und die Stadt auf Gnade und Ungnade Max Emanuel übergeben.440 Styrum traf am 4. März 1703 bei Dietfurt auf ein bayerisches Kontingent unter Wofframsdorf, dessen linken Flügel er vehement angriff und zersprengte, da sich die bayerische Infanterie zu weit auseinandergezogen hatte und damit die Koeherenz der Linie, die ein Flankieren der einzelnen Bataillone verhinderte, aufgelöst war.441 Styrum zog am 10. März 1703 vor das durch Landausschuss-Truppen besetzte Neumarkt, das nach viertägiger Beschießung am 17. März 1703 übergeben wurde.442 Zwischenzeitlich war Graf Schlick am 24. Januar 1703 mit dem Tyroler Korps von Bassano den Inn aufwärts nach Bayern gezogen. Nach Detachierung Graf von Solaris zur Verstärkung der Besatzung Passaus,443 zog Schlick am 11. März 1703 zur Belagerung vor Schärding. Dort traf er auf Max Emanuel; aus einem Gefecht bei Schardenberg-Eisenbirn zog sich Schlick unter Verlust von 250 Toten und Verwundeten, 300 Gefangenen und dem gesamten Tross444 zurück.445 Die Belagerung Schärdings konnte nicht unternommen werden, da Graf Arco erfolgreich den Train mit den Geschützen angriff,446 die sächsischen Bedeckungstruppen in die Flucht schlug und den Train erbeutete.447 Die erbeuteten Geschütze wurden alsbald zur Belagerung Passaus durch Max Emanuel am 14. März 1703 in Stellung gebracht. Ein Anschlag
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auf Amberg schlug fehl, aber Styrum verheerte im März die Oberpfalz. Max Emanuel gab darauf die Belagerung Passaus auf, wo er ein Korps zur Observation zurückließ, und wandte sich gegen Styrum. Am 27. März kam es bei Schmidtmühlen448 zu einem Treffen der bayerischen Vorhut unter Arco mit einem kaiserlichen Kontingent unter dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Anhalt, in dem die kaiserlichen Truppen unter Verlust von 700 Toten und 400 Verwundeten zurückgeschlagen und der Markgraf tödlich verwundet wurde.449 Die Oberpfalz wurde von den Kaiserlichen geräumt.450 Am 4. März 1703 wandte sich – entgegen seinen früheren Zusagen, den Sitz des Reichstags unbehelligt zu lassen – Max Emanuel im Rahmen seines Arrondierungsfeldzugs gegen Regensburg, auch dieses Einfallstor nach Bayern zu verschließen, dass am 8. April 1703 dem Marquis Maffei seine Tore öffnete.451 Die Arrondierung war weithin vollendet. Auf die Nachricht, dass Villars den Rhein überschritten habe, setzte Max Emanuel seine Truppen am 15. April 1703 in Marsch Richtung Donauwörth und Rain.452 Unterdessen hatte sich Schlick wegen der sich verschlechternden Lage auf dem italienischen Kriegschauplatz nach Tyrol zurückgezogen, während sich ein polnisch-sächsisches Hilfskorps unter General von Schulenburg mit Styrum vereinigte, der wieder in die Oberpfalz sengend und brennend eingefallen war.453 Im April scheiterten Versuche des bayerischen Generals Maffei und französischen Generals Monasterol, die vom Nürnberger Territorium eingeschlossene und von Brandenburg-Ansbachischen Truppen belagerte Bergfest Rothenberg zu entsetzen.454 Max Emanuel organisierte eine Strafaktion gegen die kaisertreue Reichsstadt Nürnberg, von deren Durchführung er aber auf Drängen Frankreichs Abstand nahm.455 Villars hatte bei Kehl den Rhein überschritten, die Kinzig-Linie zwischen Kehl und Offenburg forciert456 und nach kurzer Belagerung die Garnison Kehls am 9. März 1703 zur Kapitulation gezwungen. Nach einer vergeblichen Aktion gegen die Stollhofener Linien am 23. und 24. April 1703 durchquerte er den Schwarzwald nach Eroberung Haslachs am 29. April bis 1. Mai 1703 und erreichte am 6. Mai 1703 Tuttlingen.457 Hier verfiel Villars aber in Untätigkeit.458 Er verlangte vergeblich von Ludwig XIV., die Genehmigung, seine junge Frau aus Versailles nach Bayern holen zu dürfen, was ihm abgeschlagen wurde, da Ludwig XIV. Konflikte wegen der bekannten Neigungen Max Emanuels ebenso wie Sicherheitsprobleme fürchtete.459 Über ein offensives Vorgehen gegen Wien konnte eine Einigung nicht erzielt werden. Trotz Drängen von Max Emanuel, sich gegen Tyrol zu wenden, kam es nicht zu der erhofften Vereinigung der Armeen. Der Kurfürst ließ seine Truppen einschiffen und donauabwärts aus Schwaben zurück nach Bayern schiffen; frustriert wandte er sich wieder der abgebrochenen Belagerung Passaus zu.460 Um der französischen Besetzung Schwabens entgegenzutreten, versuchte Pállfy, der am 4. Mai 1703 aus Nördlingen nach Nürtingen abrückte, das nur schwach durch Truppen des Landesausschusses besetzte Ulm im Handstreich zu nehmen. Diese Unternehmung am 9. Mai 1703 scheiterte aber an mangelnder Unterstützung durch Sty-
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rum.461 Generalfeldmarschall-Leutnant Freiherr von Schellenberg wurde am 5. September durch Marquis de Blainville als Kommandant abgelöst, worauf Brandschatzungen und Beitreibungen die Bevölkerung mehr als bislang bedrückten.462 Mit 12 000 Soldaten versuchte der Kurfürst einen Vorstoß nach Tirol, um den Franzosen unter Vendôme entgegenzugehen. Am 14. Juni 1703 stürmte Max Emanuel Kufstein.463 Der bayerische Jurist Caspar von Schmid hatte in einem Rechtsgutachten bayerische Ansprüche auf Tyrol zu untermauern versucht.464 Strategisch war Tyrol als Kommunikationsweg wichtig, da die Alliierten von dort gemeinsam auf Wien marschieren konnten. Die kaiserliche Verteidigung stand unter einem denkbar schlechten Stern, der in Feldmarschall-Leutnant Baron Gschwind personifiziert war.465 Der kaiserliche Befehlshaber verdiente sich im Volksmund alsbald den Spitznamen „GehGschwind“, da er zwar Verteidungsvorkehrungen vernachlässigte, sich aber umso mehr um die Sicherung seiner Absetzbewegung sorgte.466 Um seine Untergebenen stand es nicht viel besser. Der Festungskommandant von Kufstein, Hauptmann Conrau, galt als Säufer,467 und die wichtige Sperrfeste fiel alsbald Max Emanuel in die Hand. Am 2. Juli 1703 zog Max Emanuel feierlich in Innsbruck ein,468 sein Vormarsch war aber alle andere als einfach; die Radspuren der bayerischen Trosswagen waren weiter als die Saumpfade des Passes von Erl nach Niederndorf;469 schlimmer noch für Max Emanuel: Tyrol bot den vorrückenden Truppen keinerlei Fourage.470 Vendôme unterdessen keine Anstalten, sich mit den bayerischen Truppen zu vereinigen. Bereits Ende Juni 1703 versuchten französische und bayerische Truppen unter Obristleutnant Graf Tauffkirchen, nach Graubünden vorzustoßen. Die fehlende Fourage führte sogleich zu belastenden Kontributionsforderungen. Tyrol war selbstständiger als die übrigen Erblande und die Tyroler Bevölkerung nicht bereit, Fremdherrschaft hinzunehmen. Am 29. Juni 1703 kam es zum „Linser Treffen“ in einem Gasthaus,471 in dem örtliche Würdenträger über Widerstandsmaßnahmen berieten, die sogleich in die Tat umgesetzt wurden. Vom 1. Juli 1703 an wurden französische Einheiten von bewaffneten Bauern angegriffen. Unter dem Landpfleger Martin Sterzinger geriet eine Einheit in einen Hinterhalt an der überdachten Pontlatzer Brücke im obersten Inntal und wurde völlig aufgerieben.472 Der französische Befehlshaber Navion war auf die Brücke hin vorgerückt, bemerkte aber, dass Verhaue den Weg versperrten und befahl den Rückzug. Das war das Signal für 400 Aufständische,473 unter denen sich zehn Scharfschützen befanden. Bei Landeck griff der Landsturm unter Dominik „Kasperle“ Tasch474 französische Truppen unter dem Grafen Portia an, dem es gelang, sich in den sogenannten Jägerstall, eine frühere Gerberei, zurückzuziehen, der aber von den Bauern gestürmt und Portia und viele Verteidiger getötet wurden. Ebenfalls am 30. Juni 1703 hatten 1 500 Tyroler unter Hauptmann Koppenhager den Oberstwachtmeister Baron von Heydon in der Ehrenberger Klause belagert. Heydons schwache Garnison hatte keine Aussicht, sich gegen die Belagerer zu halten, die seine Stellung von den umliegenden Höhen beschießen konnten, und erklärte gegen ehrenvollen Abzug die Kapitulation.475 Max Emanuel ließ darauf später Heydon wegen
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Hochverrats in Mittenwald köpfen.476 Der „Bayerische Rummel“ weitete sich aus, und ein unter General de Bordet zum Brenner marschierendes Korps wurde nahe dem Brennersattel von Aufständischen gestellt.477 Selbst beachtliche Verstärkungen von 11 Bataillonen unter Maffei konnten das Blatt nicht wenden.478 Auf Nachricht Vendômes, er marschiere auf tridentinisches Gebiet zu, versuchte Max Emanuel nun den Weg nach Süden mit seinem Hauptkorps zu erzwingen.479 Dem raschen Anfangserfolg des Vorstoßes bis Innsbruck war durch die Scharfschützentätigkeit der Elan genommen; Mitte Juli kam es zu einem gewissen Stillstand. Max Emanuel wurde jedenfalls deutlich, dass die Kampagne nicht mehr erfolgreich durchzuführen, das Überraschungsmoment verspielt war.480 Unter dem Landeshauptmann Johann Sebastian Graf von Künigl hatte sich mittlerweile ein Interims-Direktorium gebildet, das die Verteidigung Tyrols in Angriff nahm.481 Am Leutaschpass wurde am 21. Juli 1703 ein bayerisches Kontingent vernichtet, die Besatzung von Rattenberg, die sich vor den Insurgenten in das Schloss Kropfsberg geworfen hatte, völlig aufgerieben. Max Emanuel, der selber mit Not der Kugel eines Scharfschützen entronnen war,482 befahl den Rückzug, der westlich von Innsbruck im Inntal von Aufständischen verlegt war, wo es am 23. Juli 1703 zu einem für beide Seiten verlustreichen Gefecht kam. Hier wurden die Tyroler unter Aufbieten aller Kräfte der bayerischen Truppen und erheblichen Verlusten auf beiden Seiten zurückgeworfen und der Rückzugsweg wurde freigekämpft. Am 26. Juli 1703 verließen die bayerischen Truppen Innsbruck gegen Norden; Franzosen und Bayern verloren 3 400 Mann und 14 Kanonen.483 Ein kaiserliches Korps unter Heister fiel Ende August 1703 in Oberbayern ein, brandschatzte das Oberland zwischen Lech und Isar und verschlechterte die Lage Max Emanuels weiter.484 Vendôme war in dieser Zeit schließlich doch vorgerückt und hatte nach der Eroberung des Schlosses Arco am 18. August 1703 Trient eingeschlossen und vom 2. bis 8. September 1703 beschossen. Der Abfall des Herzogs von Savoyen führte zum Abbruch der Belagerung und zum Rückmarsch Vendômes, um seine Kommunikationslinien zu sichern.485 Heister konnte sich der Belagerunsartillerie bemächtigen, die er Anfang Oktober zu der von Bayern besetzten Feste Kufstein bringen ließ, die er vom 12. Oktober 1703 an beschoss.486 Ein für beide Seiten verlustreicher Sturm am 29. Okober 1703 blieb erfolglos, und die Feste hielt sich trotz andauernden Beschusses, bis das Eintreffen eines bayerischen Entsatzkorps Heister am 13. November 1703 nötigte, die Belagerung aufzuheben.487 Der Sonnenkönig freilich sah in den nebeligen Tälern Tyrols und den Ebenen Oberitaliens seine Siegeshoffnungen dahinschwinden.488 Mittlerweile hatte sich das Blatt an der Donau zugunsten des Kurfürsten gewendet. Anfang September 1703 kehrte Max Emanuel zu den Stellungen Villars um Donauwörth zurück. Beide beschlossen, sich gegen Augsburg zu wenden.489
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Am 5. September 1703 hatte die Hauptmacht von Kaiserlichen und Reichstruppen unter dem Markgrafen Ludwig von Baden das neutrale Augsburg besetzt. Unter Umgehung der Donaulinie wurde damit Bayern von Westen her bedroht. Villars und Max Emanuel folgten Ludwig von Baden. Ein Angriff auf die verschanzte Stellung von Kaiserlichen und Reichstruppen bei Augsburg kam aber nicht in Betracht. Nördlich der Donau hatte der Markgraf ein Korps von 16 000 Mann unter Styrum zurückgelassen, das am 18. September nach Osten vorzurücken begann und tags darauf Höchstädt am Nordufer der Donau erreichte. Dort errichtete der Markgraf zwischen Unterglauheim und dem Augraben sein Lager. Unverzüglich, nachdem Villars und Max Emanuel von dieser Bewegung erfahren hatten, überschritten sie mit ihren südlich von Donauwörth stehenden 17 000 Mann starken Truppen die Donau und marschierten geradewegs auf das feindliche Korps von Osten her zu, um Styrum von dort anzugreifen. Das 7 000 Mann starke bei Dillingen stehende französische Korps unter dem Kommando von D’Usson sollte dem Feind vom Westen her in den Rücken fallen. Das weiträumig angelegte konzentrische Vorgehen drohte aber zunächst zu misslingen. Denn D’Usson griff gegen neun Uhr morgens Styrum an, bevor die Hauptmacht auf dem Schlachtfeld erschien. Der Angriff wurde von Styrum mit der ihm zur Verfügung stehenden Übermacht zurückgewiesen. Die Truppen D’Ussons flohen vom Schlachtfeld, als Villars und Max Emanuel mit der Hauptmacht von Nordosten her zwischen Weilheim bis nördlich Blindheim am Nebelbach aufmarschierten. Sie trugen den Angriff über die gesamte Frontbreite vor, den Nebelbach überschreitend, und rollten die kaiserlichen Truppen auf. Die durch den erfolgreichen Schlag gegen D’Usson in Unordnung geratenen Linien standen zwischen Oberglauheim und Blindheim. Noch bevor die kaiserliche Armee wieder kehrtmachen und sich neu ordnen konnte, griffen gegen 13 Uhr Max Emanuel und Villars aus der Richtung an, aus der die Kaiserlichen vier Stunden zuvor zum Gegenangriff gegen D’Usson angetreten waren; um diesem Angriff standzuhalten, hätten die Bataillone eine völlig neue Aufstellung nehmen müssen. Dies ließ die Lineartaktik kaum zu, und doch gelang Styrum das Unerwartete. Er ritt seine Linien ab, und es gelang ihm gegen alle Erwartungen durchaus, seine Truppen gegen den französischen Angriff zu ordnen. Die kaiserlichen Truppen zeichneten sich durch außerordentliche Courage aus; an einigen Stellen der Schlachtlinie schossen Franzosen und Kaiserliche Salven aus einer Entfernung bis zu 20 m aufeinander ab, ohne zu weichen.490 Allen Anstrengungen ihres Oberbefehlshabers zum Trotz konnten sich aber die Kaiserlichen schließlich gegen die zahlenmäßige Überlegenheit der frankobayerischen Truppen nicht halten. In einem fluchtartigen Rückzug nach Nordwesten über die Ausläufer des Nebelbachs bei Lutzingen setzte sich Styrum in Richtung Nördlingen ab, was allein deshalb möglich war, weil die preußische Nachhut unter dem Kommando des Fürsten von AnhaltDessau südlich von Schwennenbach Stellung bezog und dem Vorrücken der Franzosen und Bayern energisch entgegentrat. Styrums Verluste beliefen sich auf etwa 2 000 Tote
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und Verwundete sowie 3 700 Gefangene.491 37 Geschütze und fast der ganze Train fielen den Siegern in die Hände, die etwa 1 000 Mann eingebüßt hatten. Höchstadt war für die kaiserliche Sache eine Katastrophe. Der Weg nach Wien stand den Armeen Ludwigs XIV. nun offen; ihn zu beschreiten setzte Verstärkungen voraus, die heranzuführen nach den Gepflogenheiten der Zeit wegen der anbrechenden schlechten Jahreszeit dem nächsten Jahr vorbehalten wurde. Die Aussichten für das Jahr 1704 schienen glänzend zu sein. Konnte ein Vorstoß in die Habsburger Erblande vorgetragen werden, würde dies bedeuten, die Hauptkriegspartei aus dem Krieg zu schlagen und mit den Seemächten verhandeln zu können. Dennoch bot die als „Erste Schlacht von Höchstädt“ in die Geschichte eingegangene Begegnung Max Emanuels mit den Armeen der Zwei Kronen nur eine Atempause.492 Der Markgraf von Baden zog sich mit seinem Heer in den Schwarzwald zurück. Am 17. November 1703 wurde Villars von seinem Kommando an der Donau entbunden und durch Marschall Marsin ersetzt. Ferdinand, Comte de Marsin, wurde am 10. Februar 1656 in Lüttich geboren und starb am 9. September 1706 nach seiner Gefangennahme in der Entsatzschlacht in Turin. Marsin nahm an den Kriegen in Flandern teil, wo er in der Schlacht von Fleurus 1690 verwundet wurde; an der Schlacht von Neerwinden und an der Belagerung von Charleroi nahm er teil. 1701 und 1702 nahm er als Boschafter in Spanien am Madrider Hof Einfluss auf die Sukzession. Max Emanuel erteilte unterdessen Generalwachtmeister Marquis de Maffei Befehl, sich nun gegen Augsburg zu wenden.493 Zur Belagerung der Stadt wurde schweres Geschütz – 19 halbe und 21 Viertelkarthaunen, acht Haubitzen und 16 Mörser – aus Ingoldstadt und München herbeigeschafft und zur Einschließung 36 Bataillone und 13 Schwadronen Franzosen sowie 14 Bataillone und 28 Schwadronen bayerische Truppen eingesetzt.494 Nach Erkundung der Festungswerke durch Max Emanuel und Arco am Morgen des 7. Dezembers 1703 wurden durch 1 500 Arbeiter die Aushebung der Gräben in Angriff genommen, die unter erheblichen täglichen Verlusten vorankamen: Am 10. Dezember nahm eine weitere große Batterie mit schweren Geschützen den Beschuss auf, der bereits Tortürme zum Einsturz gebracht hatte; später ging infolge der Zerstörung der Wasserleitung einzelnen Stadteilen die Wasserzufuhr aus.495 Die am 13. Dezember 1703 aufgenommenen Verhandlungen führten zur Übergabe der Stadt mit allem in ihr vorrätigen Kriegsmaterial an Max Emanuel,496 der sein Heer nun in die Winterquartiere führte. Die offene Parteinahme Max Emanuels für die französische Seite bedeutete durchaus nicht das Ende diplomatischer Bemühungen, ihn zu einem Frontwechsel zu bewegen. Mansfeld als Präsident des Hofkriegsrats regte an, Max Emanuel das Königreich beider Sizilien zu überantworten und ihm den Oberbefehl über die Truppen in Oberitalien zu geben. Gewiss war Mansfeld erklärter Gegner Prinz Eugens, dessen Schreiben er unbeantwortet liegen ließ.497 Max Emanuels Bestallung hätte den verhassten Savoyar-
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den seiner kriegswichtigen Position beraubt. Dieses Gesamtkonzept scheiterte freilich an dem Widerstand des englischen Gesandten Stepney.498 Die innenpolitischen Verwerfungen in Wien führten den römischen König Joseph auf den Plan, der am 18. September 1703 an Ludwig von Baden schrieb, der Kaiser verhallte sich zu wenig aktiv gegen die Machinationen Mansfelds. Prinz Eugen klagte, der Kaiser hörte zwar geduldig die Beschwerden über den Hofkriegsratspräsidenten an, handelte aber nicht.499 Das italienische Kriegstheater 1703 und der Frontwechsel Savoyens: Der Anfang vom Ende französischer Hegemonie in Norditalien
Im Winter 1703 lag die kaiserliche Italienarmee in einer Stärke von 22 000 Mann Infanterie unter Einschluss des dänischen Mietkorps und 11 300 Reitern in Quartieren um den Po und an der Secchia um Mirandola, die eine gute Verteidigungsposition gegeben hätten, wäre nicht die Secchia Ende 1702 infolge heftiger Regengüsse über die Ufer getreten.500 Immerhin blieb die Kommunikation nach Tyrol ungestört. Am Po war Ostiglia der Hauptpunkt der Kaiserlichen. Die mit Revere am anderen Po-Ufer durch eine Schiffsbrücke verbundene Stadt war zu Beginn der Kampfhandlungen nur durch Mauern und Gräben und durch den Rocca befestigt. Auf Starhembergs Befehl wurden Palisaden errichtet. Die eher schwache Befestigung wurde durch Sümpfe und Wassergräben erheblich verstärkt, die in den wärmeren Jahreszeiten Brutstätte von Krankheiten waren. Sie wurden durch Überschwemmungen des tiefer gelegenen Lands noch verbreitert und unterstützten Verschanzungen der Kaiserlichen, die auf Anhöhen über dem unter dem Spiegel der Flussläufe liegenden Land sich erhebenden Gehöfte miteinander bis hin zum Tartaro verbanden.501 Die Franzosen hatten Verschanzungen an den beherrschenden Punkten des Mincio und am oberen Oglio aufgeworfen. Ende 1702 schlug502 ein Anschlag Vendômes auf Riva am Gardasee fehl,503 dagegen wurde die Schanze bei Bondanello am Einfluss der Parmeggiana in die Sechia am 13. Januar 1703 von französischen Streiftruppen unter General Vaubécourt eingenommen. Im März 1703 rückte Vendôme über die Schiffsbrücke von Borgoforte auf San Benedetto vor, wo er vom 10. März 1703 an umfangreiche Erdwerke aufwerfen und die von Borgoforte herbeigebrachte Schiffsbrücke errichten ließ.504 Die von kaiserlichen gehaltene und mit 27 kleinen Forts und Redouten verstärkte Festung Brescello wurde nach einem vorangegangenen Bombardement durch eine Mörserbatterie auf einer Brescello gegenüberliegenden Insel im Po am 30. März 1703 erfolglos von Franzosen zu stürmen versucht, und in der Folgezeit blockiert.505 Nach einem Kriegsrat von Vendôme und Charles Vaudémont am 2. April 1703 warteten die französisch-spanischen Generäle auf Verstärkung, die von Genua anrückte und das Heer auf eine Stärke von 66 Bataillonen und 118 Schwadronen mit 57 000 Mann sowie Garnisonen von 15 Bataillonen mit 8 000 Mann brachte.506 Für den Vor-
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marsch am 12. Mai 1703 war vorgesehen, dass Vaudémont mit 28 Battallonen und 39 Schwadronen auf dem rechten, Vendôme mit 38 Bataillonen und 79 Schwadronen auf dem linken Ufer des Po operiereren sollten;507 am 11. Mai einsetzender Regen führte aber dazu, dass der Vormarsch erst am 19. Mai 1703 aufgenommen wurde. Nachdem Vendômes Korps am 21. Mai 1703 den Mincio auf vier Schiffsbrücken überschritten hatte, wurde in Sanguinetto Halt gemacht und das Hauptquartier aufgeschlagen; einzelne Einheiten streiften bis zur Etsch und bis Carpi. Um die Verbindung nach Tyrol zu sichern, sandte Starhemberg ein Korps unter General-Feldwachtmeister Josef Marquis de Vaubonne nach Norden, um über den Mincio zu gehen und Vendômes Verbindungen nach Westen in seinem Rücken zu beeinträchtigen;508 die Versorgungslage und der Effektivstand der kaiserlichen Truppen blieb aber sehr schlecht. Vendôme wandte sich Ende Mai 1703 gegen Ostiglia als dem Ankerpunkt der Kaiserlichen am Po und erreichte am 6./7. Juni 1703 die Ortschaften Commenda, Correggioli, Arnarolo und Melara vor Ostiglia. Kaiserliche Reiter unter Graf Breuner hatten sich vor den anrückenen Franzosen zurückgezogen.509 Vendôme ließ noch in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1703 die erste Parallele graben und den Beschuss Ostiglias aufnehmen, der sich aber als nicht sehr effektiv erwies.510 In der Nacht vom 8. zum 9. Juni 1703 ließ Starhemberg die Schleusen der gestauten Fossa d’Ostiglia öffnen, was das gesamte Tiefland, in dem die Franzosen gruben, unter Wasser setzte und Vendôme zum Rückzug zwang. Ein auf dem anderen Ufer des Po vor Revere operierendes Korps unter Albergotti sah sich infolge des Rückzugs Vendômes isoliert und wurde bei San Pellegrino am Abend des 10. Juni 1703 angegriffen.511 Unter der Wucht des zweiten Angriffs der kaiserlichen Reiterei begann die französische Kavallerie zu weichen und wurde zersprengt, als unter General de Murcey französische Verstärkung auf dem Schlachtfeld, durch den Donner der Geschütze herbeigerufen, erschien. Albergottis Truppen flüchteten aber bereits „en débandade“ gegen Finale di Modena, sodass, anstatt Zurückweichende sammeln zu können, De Murceys Einheiten dem weiteren Ansturm der kaiserlichen Kavallerie ausgesetzt waren, die ihr Momentum noch nicht verloren hatten. Nur die Abwesenheit kaiserlicher Husaren zur Verfolgung der Flüchtenden verhinderte die vollständige Vernichtung des Albergottischen Korps, dessen Kommandant sich nur knapp aus der Katastrophe retten konnte. Nachdem Albergotti am 13. Juni 1703 die Erdwerke bei Finale hatte schleifen lassen, rückten die Kaiserlichen nach und fanden dort große Vorräte an Victualien vor.512 Vendôme dachte nun daran, große Landstriche zwischen der Etsch und den Kaiserlichen durch Öffnung von Schleusen und Durchstechen der Deiche unter Wasser zu setzen, was aber am Veto Ludwig XIV. scheiterte.513 Überfälle auf die Kaiserlichen bei Valeggio und am 25. Juni 1703 in Bussolengo (die dort unter dem Kommando Vaubonnes standen) schlugen fehl.514 Es ist bereits von dem bayerischen Einfall nach Tyrol berichtet worden, der Vendôme von Süden her unterstützen wollte. Der Zug nach Norden wurde Vendôme dadurch erleichtert, dass die Festung Brescello nach einjähriger Belagerung am 26. Juli
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1703 kapitulieren und die 500 Kranke und Verwundete einschließende Besatzung von 1 400 Mann mit dem Festungskommandanten Obristleutnant de Wendt in Gefangenschaft gehen musste.515 Starhemberg war nun auf einen Winkel auf beiden Seiten des Po eingeengt. Dass er sich zu halten vermochte, war der Aktion Vendomes gegen Tyrol zu verdanken:516 Am selben Tage hatte Vendôme nämlich die stark befestigten kaiserlichen Stellungen am Monte Baldo angreifen lassen; die Kaiserlichen, die aus frisch ausgehobenen Hayducken und Bauernaufgeboten bestanden, zogen sich unter Verlust eines Hauptmanns, von sieben Bauern, und wie die Quellen zu berichten wissen, „eines Tolpatschs“ zurück. Der unerwartet rasche Erfolg der Franzosen versetzte die Truppen unter Vaubonne, die Tyrol decken sollten, in nicht unerhebliche Verlegenheit.517 Am 31. Juli 1703 ließ Vendôme ein Detachement unter Generalleutnant de Vaubécourt das Schloss von Nago, das den weiteren Weg nach Norden deckte und von Vaubonne mit einer schwachen Besatzung unter Obristleutnant von Fresen versehen worden war, angreifen; von Fresen konnte sich aber in der Nacht zum 1. August 1703 auf Schloss Arco zurückziehen.518 Dem weiteren Vormarsch Vendômes wurde bis zum 4. August 1703 bei Penede Widerstand geleistet, der erst unter heftigem Beschuss, durch von Desenzano über den Gardasee herbeigeführte Kanonen und Mörser, von den Franzosen gebrochen werden konnte.519 Der Weg war nun frei nach Arco, das vom 8. August 1703 an belagert wurde. Arco war in letzter Minute von Trient aus mit Munition für die am Platz stehende leichte Artillerie versehen worden.520 Am 8. August wurden die Laufgräben eröffnet. Tags darauf konnte aus vier Batterien die Beschießung eingeleitet werden. In die Mauer der Stadt wurde eine Bresche geschossen und die Verteidiger zogen sich in das Schloss zurück, gegen das am selben Tag noch die Laufgräben eröffnet und eine fünfte Batterie mit drei 4-pfündern eingerichtet wurde.521 Von ihr aus konnten die Belagerer die Fenster des Schlosses bestreichen. Am 10. und 11. August 1703 wandte sich von Fresen an Vaubonne um Hilfe; obwohl am 14. August 1703 kaiserliche Husaren in der Gegend um Arco umherstreiften, kam der am 17. August auf dem Schloss einberufene Kriegsrat wegen des seit Tagen (15. August) spürbaren Munitionsmangels, auch weil eine kaum 30 Schritt von der Umfassung aufgestellte Mörserbatterie der Franzosen heftige Wirkung zeigte und nach Zerstörung der Wasserzufuhr durch die Belagerer ein weiteres Aushalten ausgeschlossen war, zum Schluss, die Aufnahme von Verhandlungen zu empfehlen. Vendôme lehnte das Begehren nach freiem Abzug ab, das er aber den Bauern gewährte, und am 18. August 1703 streckten 500 Soldaten und 150 Landschützen die Waffen und wurde nach Riva in Kriegsgefangenschaft geführt.522 Um seine Kommunikation mit dem Mailändischen zu sichern, wandte sich Vendôme nun nicht über Bozen nach Norden, wo er mit Max Emanuel hätte Kontakt aufnehmen können, sondern führte seine Truppen zur Aufnahme einer förmlichen Belagerung nach Trient,523 wo die Franzosen, die bei ihren Marschbewegungen den Aufstand der Tyroler Bevölkerung zu spüren bekamen, Anfang September ankamen.
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Gegen die von Graf Solari, der die Etschbrücken hatte einreißen und Erdwerke hatte aufwerfen lassen, mit 2 000 Mann an regulären Truppen und 200 Landschützen verteidigte Stadt, wurden am 1. September 1703 zwei Batterien mit vier Mörsern und sechs schweren Kanonen eingerichtet.524 Eine an den Fürstbischof gerichtete, durch einen Trompeter überbrachte Forderung nach Brandschatzung Vendômes, der zuvor die Stadt mit 400 glühenden Kugeln hatte beschießen lassen, leitete Solari nicht weiter;525 am 5. September 1703 wurde das französische Bombardement wieder aufgenommen. Schon am folgenden Tag wurde das Feuer unter dem Eindruck von Nachrichten über den Tyroler Aufstand schwächer. Streifende französische Parteien plünderten und verheerten das Land um Trient, die Belagerung konnte aber der Stadt selbst keinen weiteren Abbruch tun. Am 11. September 1703 hob Vendôme die Belagerung auf und ordnete den Rückzug an.526 Dazu hatte ihn ein Umschwung der Gesamtlage auf dem italienischen Kriegstheater veranlasst: Die Herzöge von Savoyen waren sich mit dem bourbonischen Erbfolgefall darüber bewusst, dass ihr Herrschaftsgebiet in Piemont und Savoyen zum Kriegsschauplatz werden würde. Daneben verfolgten sie schon seit langer Zeit das dynastische Ziel, ihr italienisches Herrschaftsgebiet auszudehnen und die Königswürde zu erlangen. Aus diesen Gründen trafen sie die riskante Entscheidung, gegen entsprechende Kompensationen auf Seiten der Habsburger und ihren anderen Verbündeten in den Krieg einzutreten. Bei deren Niederlage hätten sie ihre Herrschaft und ihren Besitz eingebüßt. Franzosen und Spanier dagegen drängten die Piemontesen, gegen Österreich in den Krieg einzutreten. Dadurch hätten sie neben einem weiteren Verbündeten auch eine sichere Verbindung zum Herzogtum Mailand gewonnen, das zum spanischen Erbe gehörte. Schon im Jahr 1701 war es aber trotz verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen Herzog Victor Amadeus II. und dem Versailler Hof zu Verwerfungen gekommen; das Haus Savoyen war der französischen Bevormundung überdrüssig und hätte im Fall eines Siegs von Frankreich und Spanien eine Entschädigung für die harten Kriegslasten nicht erwarten können,527 vor allem nicht einen französischen Rückzug von den durch Ludwig XIV. besetzten piemontesischen Festungen. Ludwig XIV. beabsichtigte, Savoyen mit Montferrat und Mantua zu entschädigen, die aber Reichslehen waren, sodass eine piemontesische Okkupation dieser Besitzungen den Konflikt mit dem Kaiser perpetuiert hätte. Wie im Fall Portugals wurden erste diplomatische Kontakte durch den englischen Gesandten am Turiner Hof bereits im Verlauf des Jahrs 1702 geknüpft. Im Verlauf der ersten Sondierungsgespräche rückte Victor Amadeus von den durch Versprechungen Ludwig XIV. genährten Ambitionen auf das Herzogtum Mailand ab, wozu die herablassende Behandlung durch Vendôme keinen geringen Beitrag geleistet zu haben schien. Im Mai 1703 reiste der kaiserliche Gesandte Graf Leopold Auersperg inkognito nach Savoyen, wo er als Monsieur Constantin mit dem piemontesischen Minister Marquis St. Thomas Verhandlungen führte, von denen Gerüchte an französische Informanten drangen. Die geheim gehaltenen Klauseln eines Allianzvertrags wurden
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in ihren Einzelheiten alsbald durch eine Veröffentlichung der Rotterdamer Zeitung enthüllt.528 Victor Amadeus beeilte sich, Loyalitätsadressen an den Versailler Hof und an Vendôme zu richten, der im Juli 1703 mit der Drohung antwortete, aufgrund ausdrücklicher Vollmacht Ludwig XIV.529 bei San Benedetto piemontesische Truppen zu entwaffnen und die savoyischen Festungen zu besetzen.530 Victor Amadeus kündigte darauf den Abbruch der Verhandlungen mit Wien an, was in den Hauptstädten der drei bedeutendsten Allianzmitgliedern für Entrüstung sorgte. Die Waagschale des Kriegs schien sich im Sommer 1703 dem übermächtigen Frankreich zugeneigt zu haben; der nicht weniger als illiquide Wiener Hof konnte die italienische Front nicht wirklich unterstützen, was einen Frontwechsel für Savoyen nicht nur unattraktiv, sondern geradezu selbstmörderisch erscheinen ließ, worauf hinzuweisen der französische Gesandte Graf de la Tour nicht müde wurde.531 Dass es schließlich doch zum Frontwechsel von Victor Amadeus kam, war Folge eines Missgeschicks des englischen Gesandten in Turin, Richard Hill, und des englischen Geschäftsträgers in Bern, Aglionby. Hill und Aglionby setzten sich mit Graf de la Tour über das weitere Geschehen in Turin mit dem Glauben in Verbindung, De la Tour habe von dem Stand der nach der Indiskretion der Rotterdamer Zeitung fortdauernden Verhandlungen Kenntnis, was aber nicht der Fall war. Am 16. September 1703 erhielt Vendôme in San Benedetto auf dem durch die Gerüchte um Savoyen beschleunigten Rückmarsch Nachricht von der Fortdauer der Verhandlungen Piemonts mit den Alliierten. Nachdem alle seine Truppen aus Südtyrol zurückgekehrt waren, ließ er die noch 2 400 dienstfähigen und 1 000 kranken piemontesischen Soldaten am 28. und 29. September 1703 entwaffnen und gefangennehmen.532 Damit waren die Würfel gefallen. Nachdem am 3. Oktober 1703 die Nachricht von der Internierung seiner Truppen Victor Amadeus erreichte, fiel der lähmende Zweifel von ihm ab: Französische Handelsschiffe im Hafen von Nizza wurden beschlagnahmt, französische Kavallerieeinheiten bei Turin entwaffnet und gefangengenommen und in Susa Waffenlieferungen für die Armee Vendômes beschlagnahmt. Am 7. Oktober 1703 wurde ein Manifest veröffentlicht, in dem das Ende des Bündnisses Savoyens mit Frankreich und Spanien verkündet wurde. Die Hofburg zu Wien hatte wegen der Expansionsbestrebungen Savoyens in Norditalien freilich ernste Bedenken, die aber Prinz Eugen zu beruhigen gelang, sodass der vom 8. November datierte Vertragsentwurf über den Beitritt Savoyens zur Großen Allianz am 21. November 1703 in Wien sanktioniert,533 und am 5. Februar 1705 auch von Carlos III. ratifiziert534 wurde. Victor Amadeus wurden 20 000 Mann kaiserliche Truppen zugesagt, was, wie Prinz Eugen wusste, kaum einzuhalten war.535 Damit waren Victor Amadeus zugleich die Mittel an die Hand gegeben, sich mit seinen Untertanen zu verständigen, zu denen nicht wenige Waldenser zählten. Obwohl Richard Hill noch im Juli 1703 aus allgemeinen loyalistischen Erwägungen dagegen Bedenken geäußert hatte, begann Victor Amadeus nun, die tatkräftige Unterstützung
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der Chamisards aufzunehmen und damit die Diversion im Rücken Vendômes ernst werden zu lassen.536 Der Frontwechsel Victor Amadeus zwang die französischen Truppen dazu, sich auch gegen Piemont zu wenden, was Vendôme in einem Brief an Chamillard eindrücklich darstellte. Auf die piemontesische Entscheidung für die Habsburger antworteten die Franzosen und Spanier 1703 mit einem Angriff, der sowohl von Frankreich, als auch vom spanischen Herzogtum Mailand aus vorgetragen wurde und Piemont zu einem Zweifrontenkrieg zwang. Nach und nach eroberten die französischen und spanischen Truppen unter Vendôme, Tessé und La Feuillade die Städte Susa, Vercelli, Ivrea, Bard, Aosta, Nizza und andere. Vendôme war aber durch die Abstellung von 4 000 Mann zur Eskortierung der 2 000 gefangenen Piemontesen und der im Verlauf des Feldzugs bei Brescello, Arco und an weiteren Plätzen gefangenen Kaiserlichen nach Genua zur Verschiffung nach Frankreich geschwächt.537 Vendôme betonte, selbst im Fall eines raschen Erfolgs berge die Lage in Italien für Ludwig XIV. längerfristig schwere Gefahren. Er schlug vor, ungesäumt vor Turin zu ziehen, um Victor Amadeus seiner Basis zu berauben.538 Die Kaiserlichen sahen sich vor die Aufgabe gestellt, Victor Amadeus rasch militärischen Beistand zu gewähren.539 Starhemberg übertrug das Detachement nach Savoyen nicht dem bei Victor Amadeus schlecht angesehenen Vaubonne, sondern Visconti540 mit einem Korps von 3 000 Reitern, das am 18. Oktober 1703 zum Rendezvous mit Victor Amadeus nach Nizza della Paglia aufbrach.541 Am nächsten Tag wurde Carpi passiert, und nach Überschreiten des Crostolo bei Reggio bis zum 22. Oktober 1703 eine Wegstrecke von 136 Kilometer bis Piacenza zurückgelegt. Beim Versuch nach Savoyen durchzubrechen, wurde Viscontis Korps am 25. Oktober 1703 von französischen Einheiten gestellt, von denen sie sich nach einem heftigen Gefecht lösen konnten, in dem die kaiserliche Nachhut unter Davia schwere Verluste erlitt, die einen Drittel der Gesamtstärke der Einheiten Viscontis ausmachten.542 Die Reitertruppe wechselte nun auf Genueser Gebiet, um von dort mit englischen Schiffen zum savoyardischen Gebiet überzusetzen – was zum Teil an der Weigerung der englischen Kapitäne, zum Teil an weit überhöhten Geldforderungen für die Passage scheiterte.543 Das Korps saß daraufhin fest; marschierte aber Anfang November 1703 um Genua nach Norden, wo es am 12. November 1703 von einem Piemonteser Kundschafter auf abenteuerlichen Schleichwegen nach Turin geleitet wurde.544 Im Feldzug 1703 hatte Vendôme trotz seiner erheblichen Überlegenheit nach dem fehlgeschlagenen Angriff gegen Ostiglia und dem abgebrochenen Zug gegen Tirol keinen weiteren Erfolg als die Eroberung Brescellos zu verzeichnen.545 Starhemberg, der in dieser Zeit in Revere, wie im Jahr zuvor Prinz Eugen vor Mantua, unbeweglich lag, bereitete auf den Beschluss des am 16. November 1703 „unanimiter“ gefassten Beschluss des Kriegsrats, die Armee müsse „moviren“, den Abmarsch nach Piemont vor.546 In einem Schreiben an Prinz Eugen vom 3. Dezember 1703 machte er klar, dass ein Verweilen in Revere bedeutete, die Armee werde „crepieren“,
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der Entschluss zum Marsch müsse endgültig gefasst werden, und er schloss mit seinem Motto „aut vincere aut mori“.547 Victor Amadeus forderte, das Starhemberg Ostiglia mit einer kleineren Garnison besetzen und im Übrigen mit seiner Hauptmacht nach Piemont ziehen sollte.548 Starhemberg glaubte nicht an die Versicherungen des Herzogs, der Marsch begegne keinen nennenswerten Schwierigkeiten, aber sah, dass die Landstriche um Rovere und Ostiglia nach drei Jahren Krieg ausgesogen und zur Versorgung der gesamten kaiserlichen Armee nicht mehr in der Lage waren.549 Dies machte es ihm leicht, dem Drängen Victor Amadeus nachzugeben und den Marsch zur Unterstützung des neuen Verbündeten vorzubereiten, wobei ihm ein von Baron Reysing aus Wien herbeigeführter, der italienischen Armee gestifteter, beachtlicher Geldbetrag die erforderlichen Maßregeln umzusetzen erleichterte.550 Durch den verkleidet reisenden Oberst Zumjungen ließ Starhemberg die möglichen Routen rekognoszieren. Mit etwa 14 000 Mann Infanterie und 3 000 Reitern551 brach die kaiserliche Italienarmee am Weihnachtsabend 1703 nach Westen auf.552 Unter dem General der Kavallerie, Graf Trautmannsdorf, blieben 13 000 Mann, davon die Hälfte Dienstunfähige, in den bisherigen Stellungen zurück.553 Arneth gab die Stärke der Armee Starhembergs mit 13 000, die der Truppen unter Trautmannsdorf mit 10 000 Mann an.554 Vendôme verkannte die Absichten Starhembergs; er hielt einen Marsch der Kaiserlichen zur Unterstützung Victor Amadeus für ausgeschlossen und glaubte, es werde mit geringen Kräften eine Diversion nach Westen durchgeführt, um einen Rückzug Starhembergs nach Tirol zu decken.555 Vendôme sandte den Richtung Piemont Marschierenden daher nur ein Korps von nicht mehr als 6 000 Mann hinterher. Am Kanal bei Carpi trafen die feindlichen Kolonnen am 26. Dezember 1703 aufeinander. Starhemberg ließ Obristleutnant Samnitz die gegnerische Stärke rekognoszieren, der dabei entdeckt und erschossen wurde. Es kam nicht zu Kampfhandlungen, und die Kaiserlichen konnten am 27. ihren Weg mit einem Flankenmarsch fortsetzen. Am 29. Dezember überschritten sie bei Reggio, dessen Besatzung Starhembergs Truppen mit ihren Festungsgeschützen, ohne Schaden anzurichten, beschoss,556 den Crostolo.557 Da der Herzog von Parma den Durchzug durch die Stadt nicht gestatten wollte, setzte die Armee in der Nacht zum 30. Dezember 1703 auf der Steinbrücke Ponte d’Enza über diesen Fluss und dann oberhalb Parmas über die Parma. Vendôme hatte nicht mit einem so raschen Vorrücken des durch den Train behinderten kaiserlichen Korps gerechnet558 und musste vom 29. Dezember 1703 wegen seiner Säumnis hinter den Kaiserlichen hermarschieren. Nach viertägigen Märschen erreichte die Armee den Pass von Stradella, an dem Vendôme hatte Verschanzungen aufwerfen lassen, die aber im Sturm genommen wurden.559 So erreichte Starhemberg am 2. Januar 1704 unbehelligt die Trebbia.560 Am 3. Januar 1703 erreichten die Kaiserlichen das von 600 Mann starken spanischen Truppen unter General Sartirana besetzte verschanzte Schloss von Stradella, dessen Kommandant am Morgen des folgenden Tags nach heftigem Beschuss kapitulierte.561 Starhemberg marschierte mit dem Gros nach Voghera weiter, und unter
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Generalwachtmeister Vaubonne blieb eine Bedeckung von drei Reiterregimentern in den Schanzen von Stradella zurück, wo sich ein ausgedehntes Gefecht mit dem nachrückenden Vendôme entwickelte. Vaubonne zog sich vor der Übermacht zurück. Vor den Kaiserlichen lag die durch winterliche Regen- und Schneefälle zu einem reißenden Flüsschen angeschwollene Orba, deren Brücken durch die Fluten eingerissen worden waren,562 die Starhemberg dadurch ohne jeden Zeitverlust überqueren ließ, dass in einer kaum gangbaren Furt die Infanterie hinter den Kavalleristen aufsaß und so zu Pferd durch den Fluss an das andere Ufer gelangte.563 Hier stieß die kaiserliche Armee auf 8 000 Franzosen unter dem Kommando des Großpriors Phillipe de Vendôme, den Starhemberg am 9. und 10. Januar 1704 angriff und erfolgreich den Weg für den Weitermarsch freikämpfte. Bei Castelnuovo erreichte die Armee den Bormuda. Eine Schiffsbrücke hatte nicht mitgeführt werden können, und es standen weder Furten noch Boote zum Übersetzen zur Verfügung. Abgesehen davon, dass die Überquerung des Flusses auf Fähren zu teuer und zu zeitaufwändig gewesen wäre, ließ Starhemberg Mühlschiffe requirieren, die zu einer improvisierten Brücke aneinandergebunden wurden. Während kaiserliche Kavallerie und Artillerie eine Furth durchwateten, nutzte die Infanterie die Brücke aus den Mühlschiffen. Die Brücke hielt aber den Belastungen nicht stand und brach auseinander, nachdem bereits Teile der Truppen über den Fluss gegangen waren. In dieser Lage griff der Großprior die Kaiserlichen an, die sich unter dem Kommando Fürst Phillip von Liechtensteins in der Rocca de Castellazzo verschanzten. Unter diesem Schutz gelangen die Wiederherstellung der Brücke und die vollständige Überquerung des Flusses. Die Armee setzte mit 12 Geschützen über, bis auf acht Geschütze, 1 000 Reiter sowie acht Bataillone, die noch auf dem rechten Ufer der Bormia standen, als Vendômes Vorhut bei Castelnuovo eintraf. Solari ließ die acht Geschütze Stellung beziehen und attackierte die feindlichen Truppen mit seiner Reiterei im Choc. Die Annäherung der feindlichen Grenadierkompanien wurde durch den Beschuss der acht Kanonen behindert; die Franzosen erkannten aber, dass die kaiserliche Infanterie zu weit verteilt war. Den Franzosen gelang es daher, die Kaiserlichen bis unter den Rocca von Castelnuovo zu treiben, wo die Franzosen aber unter das Feuer dreier in Reserve gehaltener Bataillone und der auf dem linken Ufer aufgefahrenen 12 Geschütze gerieten. Die vier Bataillone und die acht Geschütze konnten auf das linke Ufer gebracht werden. Liechtenstein hielt sich aber nicht an seine ordre, defensiv zu bleiben, sondern griff den Großprior an, wobei die von ihm kommandierten drei Bataillone heftige Verluste erlitten.564 In dem melée vor der Brücke auf dem rechten Ufer fanden Philipp Fürst Liechtenstein und Generalwachtmeister Graf Solari den Tod.565 Die Wirkung der kaiserlichen Geschütze nötigten die Franzosen zum Rückzug. Auf kaiserlicher Seite kostete der Tag beinahe 160 Tote, 400 Verwundete und 300 Vermisste, auf Seiten der Truppen Vendômes 300 Tote und 1 200 Verwundete. Der Großprior löste seine Truppen aus den Kampfhandlungen, da er von einem Marsch Victor Amadeus und Viscontis gegen Asti Nachricht erhalten hatte, mit dem seine Flanke bedroht wurde.566
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Starhembergs kleine Armee war entlastet und konnte sich mit dem savoyardischen Herzog und dessen Truppen vereinigen. Starhemberg vollzog am 14. Januar 1704 unter rauschender Feldmusik in Nizza della Paglia die Vereinigung mit den Piemonteser Truppen567 und nahm Winterquartiere im Piemont.568 Dieser winterliche Marsch Starhembergs unter nachteiligsten Bedingungen gegen einen überlegenen Gegner kehrte die Lage auf dem oberitalienischen Kriegsschauplatz ebenso um wie die Überschreitung der tridentinischen Alpen durch Prinz Eugen dreieinhalb Jahre zuvor. Ostiglia befand sich nach wie vor in den Händen kaiserlicher Truppen als Sprungbrett in das Mailänder Gebiet. Dem neu gewonnenen Bündnispartner hatte dies Zuzug gebracht und konnte damit Vendôme zur Rückwendung in das piemontesische Gebiet zwingen. In Oberitalien blieben starke Kräfte der Zwei Kronen gebunden, ohne die numerisch erheblich unterlegenen und schlecht versorgten Kaiserlichen niederzuzwingen, geschweige denn besiegen zu können. Dass Starhemberg als „deutscher Prinz Eugen“ gefeiert wurde, war nicht unverdient. Auf die Nachricht von dem Eintreffen des Feldzeugmeisters im Lager Victor Amadeus richtete Leopold I. ein persönliches Dankesschreiben an ihn und promovierte Starhemberg zum Feldmarschall.569 In der Serraglia kam es in dieser Zeit zu kleineren Gefechten zwischen Streifparteien; französische Vorhaben wurden durch die Verfolgung Starhembergs weithin gehemmt und kaiserliche Initiativen gingen wegen des geistigen Verfalls des hochbetagten Trautmannsdorf zurück.570 Mit der Verleihung der Würde eines Feldmarschalls war das Oberkommando in Oberitalien auf Starhemberg übergegangen, was Eifersüchteleien auslöste: Traumtmannsdorf weigerte sich, Starhemberg zu berichten, was für eine erfolgreiche kombinierte Kriegsführung unerlässlich war. Prinz Eugens strenger Befehl, mit Starhemberg zusammenzuarbeiten,571 stieß bei Trautmannsdorf auf taube Ohren. Starhemberg entsandte daraufhin Vaudemont via Genua nach Florenz und Lucca, um dort in den lehensrechtlich dem Kaiser unterstehenden Herrschaften Kontributionen zur Erhaltung der kaiserlichen Truppen zu beschaffen und sich dann nach Ostiglia zu begeben, um Trautmannsdorf abzulösen, der sich im März 1704 gekränkt nach Venedig zurückzog.572 Der Kuruzzenaufstand und der Verlust Ungarns (1703)
Hatte sich das Kriegsglück des Kaisers auf dem italienischen Kriegsschauplatz wenigstens gehalten, erlitt die kaiserliche Sache in Ungarn einen herben Rückschlag, das in hellem Aufruhr entbrannte. Ferenz Rakoczy gehörte zum alten ungarischen Adel. Er hatte in die Familie des Magnaten Zrinyi eingeheiratet, der in den achtziger Jahren Aufstände gegen den Kaiser geführt hatte. Der junge Rakoczy lebte am Wiener Hof, dessen Stil viele ungarische Adelige wie Pálffy und Esterhazy anzog.573 Dort nahmen
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er und Nikolaus Graf Bercsenyi über den lothringischen Hauptmann Longueval, der Rakoczys Entourage angehörte, Kontakt zu Versailles auf; Longuevals Reisen schienen den Verschwörern unverdächtig zu sein.574 Weder Rakoczy noch Bercsenyi rechneten mit der Wut der Lothringer über das Schicksal des von Ludwig XIV. seiner Souveränität beraubten Herzogtums. Longueval verriet die ungarischen Herren; Bercsenyi gelang es, nach Polen zu fliehen,575 aber Rakozcy wurde in Wiener Neustadt inhaftiert. Mithilfe des Hauptmanns Lehmann, der das Kommando über die Festung innehatte, gelang es Rakoczy, am 24. November 1701 aus österreichischer Gefangenschaft zu fliehen.576 Auch er ging ins polnische Exil. Von dort folgte er 1703 dem Ruf einer Gruppe unzufriedener ungarischer Adeliger und stellte sich mit einem Marsch über den Vereczko-Pass auf Munkács mit 300 Reitern und 3 000 „Leuten“ am 16. Juni 1703 an die Spitze der Aufständischen.577 Auf seinen Gütern in Mukacevo rekrutierte er unter den Ruthenen seine ersten Einheiten. Sein Heer wuchs sehr rasch, da viele ungarische Offiziere und auch Mannschaften aus kaiserlichen Diensten zu ihm überliefen. Ihm schlossen sich Nikolaus Graf Bercsenyi578 und Sándor Graf Karolyi579 und die Bauernführer Támas Esze, Mihály Pap und Albert Kis580 an, die mit dem Versprechen der Befreiung der Hörigen von grundherrlichen Belastungen angeworben wurden.581 Die Bauernführer – in deren Mitte sich der junge Adelige nicht wirklich wohl fühlte582 – schlugen los, ohne auf die Vorbereitungen der Magnaten zu warten und zwangen Rakoczy so zu handeln;583 im folgenden Jahr versuchte er, sein Vorgehen durch das von seinem Kanzleivorsteher Paul Radáy verfasste Manifest „Recrudescent in clytae gentis Hungarae vulnera“ zu rechtfertigen.584 Das Heer Rakoczys war nach dem Muster des österreichischen Heers organisiert und bestand aus regulären und irregulären Regimentern. Die leichte Reiterei, Husaren, bildete die Hauptmacht der Armee, die aus 63 Regimentern mit einem Sollstand von 77 000 Mann bestand, der tatsächlich allerdings nicht 20 000 Mann überschritt und eher 10 000 Mann erreichte.585 Die Reiterei umfasste einen Bestand von 60 000 Mann, der in manchen Jahren des Aufstands sogar überschritten wurde. Zu den Obristen der Kuruzzen zählten Anton Esterházy und Georg Paloczay, die vorher in kaiserlichen Diensten waren sowie Franz Barkóczy der Jüngere, der im bayerischen Regiment Lidls gedient hatte. Ein Magazinwesen bestand nicht, sodass die Armee sich im Wesentlichen im Kleinen Krieg engagierte.586 Während des gesamten Aufstands litten die Kuruzzen an Waffenmangel; sie versorgten sich aus kaiserlichen Magazinen, was aber für eine reguläre Kriegsführung nicht wirklich auf Dauer ausreichte. Die Artillerie setzte sich aus völlig veralteten und wenigen Beutegeschützen zusammen. Nur etwas mehr als die Hälfte der Infanterie war mit Schusswaffen, die Übrigen waren mit Piken und anderen Waffen ausgerüstet.587 Auch die Kavallerie der Insurgenten war, jedenfalls in offener Schlacht, den regulären kaiserlichen Truppen, namentlich den Kürassieren, die als „Eisenreiter“ – vasos németek – von den Ungarn gefürchtet waren,588 nicht gewachsen. Weniger als die Hälfte der Reiter hatte einen Karabiner, ebenso- wenige waren mit Pistolen und viele waren noch nicht einmal mit einem Säbel ausgerüstet.
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Die Beunruhigung der Kaiserlichen durch den ungarischen Aufstand gewann mit den Niederlagen der französischen Waffen im Verlauf der Kriegsjahre für Ludwig XIV. erhebliche Bedeutung. Der Versailler Hof gewährte Rákoczy großzüge Unterstützung. Die Aufständischen erhielten nicht nur finanzielle Hilfen, sondern wurden auch logistisch dadurch unterstützt, dass nach Ungarn als führender General des Stabs Rákoczys der französische General Le Mothe entsandt worden war. Dieser erste Nachteil kam aber in den ersten Jahren nicht zum Tragen, in dem das Land durch die Armeen von Italien und an Rhein und Donau von Truppen entblößt war. Werbungen in der Schweiz durch den Vertrauten Prinz Eugens Saint-Saphorin589 konnten die Bedürfnisse vieler vor dem Zusammenbruch stehenden Fronten kaum befriedigen. Nach Fehleinschätzungen der Hofburg590 konnte sich der Aufstand gegen die obere Theis ausbreiten. Um dem sich ausbreitenden Aufstand zu begegnen, wurde Ende Juli 1703 General der Kavallerie Graf Leopold Schlick aus Passau abberufen und mit dem Kommando über ein in Pressburg zusammenzustellendes Korps betraut,591 der aber nach Misserfolgen bei Kämpfen im Waagtal gegen die Aufständischen, die ständig Zulauf erhielten, sein Amt Ende 1703 niederlegte. Die Kuruzzen streiften am 14. Dezember 1703 bis vor Pressburg.592 Mit dem Oberkommando in Ungarn war der Favorit Mansfelds, Heisler, den Prinz Eugen aus dem Zenta-Feldzug kannte und den er als „wunderlichen Kopf“ missbilligte, betraut worden.593 Von vornherein war offenkundig, dass Heislers Brutalität einem Akkord mit den ungarischen Insurgenten im Wege stand.594 Prinz Eugen fürchtete, mit dem Oberkommando in Ungarn betraut zu werden, um ihn aus Wien zu entfernen.595 Am 12. Dezember war aber Prinz Eugen wegen der Zunahme des rebellischen Unwesens auf Drängen des Kaisers und des römischen Königs doch für einen Monat nach Pressburg gegangen, wo er mit dem Ban Kroatiens Pallfy und Graf Eszerhazy verhandelte.596 Am Ende des ersten halben Jahrs seiner Präsidentschaft des Hofkriegsrats war die Bilanz Prinz Eugens düster und von Misserfolgen geprägt.597 Ungarn stand durch den Rakozcy-Aufstand in Flammen; an der Donau waren die kaiserlichen Waffen geschlagen; Tyrol gerade eben gehalten und die Gewinne in Oberitalien wieder verloren und durch das Bündnis mit Savoyen kaum gutgemacht. Die Regierungsverhältnisse in Wien waren durch die Feindschaft zwischen den Parteigängern Mansfelds, der Lethargie des alten Kaisers, der „jungen“ Opposition Joseph I. gepägt – in dieser Lage „approbierte“ Leopold I. Prinz Eugen seines vollen Vertrauens.598 Die Mitglieder des Hofkriegsrats waren alles andere als Parteigänger des Savoyarden – so meinte Breuner, der Hofkriegsrat sei bei der Wegnahme der Präsidentschaft von Mansfeld sehr „sensibel“ gewesen.599 In dieser Lage begann Prinz Eugen mit ernsthaften Reformen des kaiserlichen „Kriegswesens“, in deren Mittelpunkt wenn nicht die Abschaffung, so doch die nachdrückliche Reduktion des Ämterkaufs und die Einführung des Avancements nach militärischem Verdienst gehörten.600 Die entsprechende
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Vorlage des Prinzen hatte Kaiser Leopold I. in Schloss Ebersdorf am 5. September 1703 nicht ohne Zögern unterzeichnet.601 Aber auch Rakoczy musste trotz mancher Anfangserfolge im Kleinen Krieg und schlicht wegen der Abwesenheit substantieller kaiserlicher Kräfte alsbald feststellen, dass die französische Hilfe sich auf Geldmittel beschränkte, die nach den Niederlagen Ludwigs XIV. auf den bayerischen und niederländischen Schlachtfeldern nicht mehr wirklich reich flossen. Wie schwierig sich logistisch der Verkehr Versailles mit seinem ungarischen Bündnisgenossen gestaltete, zeigte sich schon früh im Jahr 1705: Der Marquis d’Allens, der ihm 1705 als Berater geschickt worden war, reiste über Genua, Neapel nach Durrazzo (dem heutigen Durres an der albanischen Adriaküste), was zwei Monate dauerte. Einmal im osmanischen Herrschaftsgebiet eingetroffen, musste sich Allens mit Widerständen des lokalen Pascha auseinandersetzen; schließlich war die Gegenwart französischer Offiziere wegen der Artikel des Friedens von Carlowitz höchst problematisch: Die Weiterreise D‘Allens nach Ungarn dauerte daher nicht weniger als weitere sechs Monate.602 Leopold I. hatte seit der konfessionellen Unterdrückungspolitik Kardinal Kollonitschs in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts schlechthin jedes Element der ungarischen Gesellschaft entfremdet.603 Auch der katholische ungarische Hochadel, die deutsch besiedelten protestantischen Städte Siebenbürgens und Ungarns sowie die Landbevölkerung standen der kaiserlichen Gewalt feindselig gegenüber, die nur bei den katholischen Kroaten an der Adriaküste und in Teilen der orthodoxen Serben Rückhalt fand.604 Der Tod Leopold I. und die Krönung Joseph I. konnten als Chance eines Neubeginns begriffen werden. Der Versuch Joseph I., mit Rakoczy, der am 2. Juni 1705 an ihn einen persönlichen Brief gerichtet hatte, zu verhandeln, schlug aber fehl. Rakoczy glaubte sich durch das Bündnis mit dem Sonnenkönig auf der Siegerseite. Pierre Puchot Graf Descalleur gelang es, im März 1705 Artilleristen und Geld ins Lager de Rebellen zu führen,605 die Graf Rabutin mit einer Garnison in Hermannstadt belagerten. Heister war desavouiert, Starhemberg stritt sich mit Victor Amadeus in Turin herum. Als einzig mögliche, aber allgemein als schlecht angesehene Wahl entsandte der Hofkriegsrat General Herbeville mit einem monatelang vorbereiteten Entsatzkorps aus den Erblanden nach Siebenbürgen.606 Unterdessen war am 26. Oktober 1705 in Tyrnau eine Konferenz zur Beilegung des Bürgerkriegs eingeleitet worden, an der neben Vertretern der Krone und der Rebellen auch der englische Botschafter George Stepney und Graf Rechteren für die Generalstaaten als Vermittler teilnahmen. In dieser Lage gelang Herbeville ein spektakulärer Erfolg. Er sah am 11. November 1705 den Weg seines 20 000 Mann starken Korps zum Entsatz Hermannstadts von einer Streitmacht von 24 000 Rebellen beim Zsibó-Pass verlegt, die er unter Verlust von 4 000 Mann vernichtend schlug. Hermannstadt war schließlich frei und Siebenbürgen fiel in die Hand der Kaiserlichen. Den Rebellen gelang es aber, diesen Schlag durch Erfolge im Westen wieder wettzumachen, wo sie Ödenburg (Sopron) belagerten.607
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Die kaiserlichen Verhandlungsbemühungen wurden derweilen von den alliierten Mediatoren untergraben; in allen Gazetten Europas wurde Stepney mit der Behauptung zitiert, die kaiserliche Seite habe die Verhandlungen platzen lassen.608 Die Bedrohung durch Kuruzzen und die drohende Invasion bayerisch-französischer Truppen führte zur Errichtung des Wiener Linienwalls, der die Vorstädte vom heutigen Erdberg bis Alsergrund umfasste. Zu den Arbeiten am Linienwall wurden alle Bewohner Wiens und der Vorstädte zwischen 18 und 60 Jahren herangezogen, die sich durch Stellung eines Vertreters befreien konnten; türkische Kriegsgefangene hatten diese Möglichkeit nicht und mussten schanzen. Damit stand Arbeitskapazität zur Verfügung, die es erlaubte, auf einer Länge von beinahe vierzehn Kilometern den vier Meter hohen und vier Meter breiten palisadierten Erdwall innerhalb von nur vier Monaten fertigzustellen, vor dem ein drei Meter tiefer Graben verlief. Marlboroughs Marsch ins Reich und die Verwüstung Bayerns (Sommer 1704)
Durch die militärischen Erfolge der bayerischen und französischen Waffen war auch in Süddeutschland eine für den Kaiser und die Seemächte ungünstige Situation entstanden. Weitere kaiserliche Misserfolge drohten folgenschwere Konsequenzen für den weiteren Kriegsverlauf zu haben. Abhilfe versprach ein Plan des britischen Captain General John Churchill Duke of Marlborough, welcher gedachte, mit seinen in den Niederlanden stehenden Verbänden den Rhein entlang nach Süden zu ziehen und sich dort mit der Reichsarmee sowie den Truppen des Prinzen Eugen von Savoyen zu vereinigen. Es war völlig klar, das ein derartiges Projekt den Generalstaaten nicht zuzumuten war. Daher ertrotzte Marlborough die Zustimmung der Generalstaaten zu einem Marsch an die Mosel, um dort ein fait accompli zu schaffen.609 Auf diplomatischen Kanälen über den Neffen des früheren kaiserlichen Hofpräsidenten Kinsky, Graf Wratislaw, der bis zum Kriegsende Garant des englisch-österreichischen Bündnisses blieb, verständigten sich Prinz Eugen und Marlborough aber darauf, an der Mosel in der Defensive zu bleiben, um eine Niederwerfung Bayerns um jeden Preis zu erreichen.610 Dies war, wie Prinz Eugen es formulierte, primum obiectum aller Unternehmungen.611 Dass eine erste zwischen den großen Feldherren abgestimmte gemeinsame Großoperation hatte stattfinden, sich eine den Krieg überdauernde Freundschaft zwischen den beiden hatte bilden und den Kriegsverlauf hatte beeinflussen können, war nicht zuletzt Graf Wratislaw geschuldet. Wratislaw wird als krankhaft korpulent geschildert, zugleich als Mann einer, wie es Braubach ausdrückte, geistig gezügelten Brutalität,612 der 1703 Botschafter Leopold I. in London war613 und in der Folgezeit mit Prinz Eugen unter Joseph I. die politische Führung der Habsburgerlande übernehmen sollte. Wratislaw hatte als Botschafter die Haager Allianz mit aus der Taufe gehoben und es verband ihn ein tiefes Verständnis des Zusammenspiels der internen Konflikte der sich herausbildenden Habsburgermonarchie, des Heiligen Römischen Reichs und der
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europäischen Machtkonstellationen mit Einblicken in die Wirkungsweisen sich entwickelnder moderner Staaten. Für die folgenden Jahre war Wratislaw Ansprechpartner sowohl Prinz Eugens als auch Marlboroughs. Auch die Einzelheiten der Planungen vor „Blenheim“ waren Graf Wratislaw zu verdanken. Mit Wratislaw verhandelte Marlborough auch über Details der Kampagne am Rhein, bei der er außer- stande sein würde, schwere Belagerungsartillerie mit sich zu führen. Wratislaw sagte Marlborough zu, dass die Kaiserlichen für Belagerungsartillerie sorgen würden, wenn nur seine Armee Feldgeschütze sowie einen ausreichenden Pulvervorrat herbeiführe.614 Marlborough, dessen Kriegsführung auf dem holländischen Kriegsschauplatz durch die holländischen Deputierten behindert wurde, was ihn Anfang 1704 zu Rücktrittsdrohungen trieb,615 kam der Marsch an die Donau entgegen. Während Marlborough den Marsch an die Mosel und an die Donau antrat, kommandierte Hendrik van Nassau-Overkirk die verbündeten Streitkräfte (ca. 40 000 Mann) gegen die überlegene französische Armee, ohne aus der Defensive heraustreten zu können. Die Operation gegen Bayern setzte aber voraus, dass kaiserliche Truppen unter dem Befehl eines, sowohl vom Stand als auch von der Befähigung aus, Marboroughs ebenbürtigen kaiserlichen Befehlshabers auf dem Kriegstheater geführt wurden. Allein Prinz Eugen kam hierfür in Betracht, was dem durch Hermann von Baden und Rüdiger von Starhemberg, und natürlich Mansfeld geprägten Verständnis des Hofkriegsrats widersprach. Aber König Joseph wollte Prinz Eugen dringend an der Donau sehen – und Leopold I. gab diesem Drängen nach.616 Lothar Franz wies seine Kreisgesandtschaft an, die betroffenen Kreise darauf hinzuweisen, dass die Vorteile die möglichen Belastungen durch den Zug deutlich überwiegen würden.617 Versammelt wurden die 21 000 Mann starken618 Expeditionstruppen um Bedburg, etwa 20 km norwestlich von Köln. In dieser Armee kämpften nicht nur Briten, sondern auch Holländer sowie im Sold der Seemächte stehende Dänen und Deutsche. Von Bedburg maschierte die Armee – wie Churchill schrieb, „einer scharlachroten Raupe gleich“ – am 20. Mai 1704 über Meckenheim (23. Mai) bei Bonn, Sinzig (24. Mai), Andernach (25. Mai) bis Koblenz (26. Mai) linksrheinisch, ging dort über den Rhein und über Schwalbach (28. Mai) nach Mainz (29. Mai) weiter. Dabei stützte er sich zunächst bis Mainz auf das Rheintal, das er für den Transport der Artillerie und des Trains auf Kähnen nutzen konnte. Am zehnten Tag hatte er die für das beginnende 18. Jahrhundert bemerkenswerte Strecke von etwa 130 km zurückgelegt. Von Mainz an beorderte Marlborough seinen Tross mainaufwärts über Bamberg und Nürnberg in den Raum Nördlingen. Knapp 20 Kilometer nördlich von Donauwörth war die Artillerie damit dem Zugriff des Feinds entzogen, aber gleichwohl für die weiteren Operationen „griffbereit“. Infanterie, Kavallerie und wenige leichte Regimentsstücke setzten ihren Weg, das Rheintal verlassend, auf nicht wirklich guten Straßen, unter ständiger Vorbereitung durch Sappeure, über Groß-Gerau und Darmstadt (31. Mai),
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Breisach
3.6.
7.6.
Mainz
Kassel
Frankfurt
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Rottweil Messkirch Villingen
Offenburg Heslach
12.6. Gross Heppach
Weissenhorn
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2.7.
Donauwörth
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Amendingen 1.7.
Nördlingen
Elchingen Dillingen Ulm
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22.6.
Treffen Marlborough & Prinz Eugen
Dänen & Preussen (14.000)
Lauffen Eppingen Lauterburg Mindelsheim Stollhofen Markgraf v. Baden Lin ien Kehl
Ladenburg Heidelberg Philippsburg Wiesloch Sinzheim Landau
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Karte: Sandra Hülsmann
Karte 6: Marsch der englischen und niederländischen Truppen unter Marlborough an die Donau (1704)
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Zwingenberg (1. Juni) und Ladenburg (3. Juni) fort, wo der Neckar überschritten und Wiesloch (6./7. Juni) erreicht wurde. 50 km westlich der Marschroute auf der linken Seite des Rheins stand Marschall Villeroi mit etwa 26 000 Mann um Landau; Marschall Tallard, der mit 25 000 Mann zwischen Wörth und Seltz gelagert hatte, war bereits am 19. Mai auf dem Weg über Straßburg und Freiburg in Richtung Villingen zur Unterstützung Max Emanuels aufgebrochen, und hatte bereits einen ersten Erfolg erzielt, als er bei Haslach eine mit gefällten Bäumen errichtete Feldbefestigung der Kaiserlichen durch abgesessene Dragoner619 umgehen und einnehmen konnte.620 Die Franzosen rechneten damit, dass der Feldzug der Seemächte auf eine Bedrohung der Oberrheinfront abzielte und waren daher überrascht, als die mittlerweile auf 40 000 Mann angewachsene Armee nach Osten abschwenkte. Der englisch-holländische Marsch wurde gegen den Rhein von 17 000 zwischen den Stollhofener Linien und Rastatt gedeckt. Über Eppingen marschierend überschritt Marlborough bei Lauffen den Neckar erneut Richtung Osten (8. Juni). In Großheppach etwa 20 km östlich von Stuttgart wurde eine Rast eingelegt (13./14. Juni). Dort trafen Prinz Eugen und die beiden Feldherren ein, die sich in Schwaben das erste Mal begegneten, und hielten Großen Kriegsrat. Die so unterschiedlichen Persönlichkeiten empfanden sogleich Übereinstimmung der Einschätzungen, ja gegenseitige Sympathie.621 In der Sache kamen Marlborough und Prinz Eugen dahin überein, der österreichische Feldherr sollte in Süddeutschland agierende kaiserliche Truppenteile an sich ziehen und diese smit seinen eigenen fünf Regimentern vereinen und dann zu Marlboroughs Heer stoßen. Das englisch-holländische Expeditionskorps setzte dann seinen Marsch auf der bergigen unwegsamen Route über Geislingen (21. Juni) fort. Ludwig von Baden sah sich durch das Auftreten Marlboroughs und Prinz Eugens in seinem Oberkommando beeinträchtigt. Ludwig von Baden, der Duke of Marlborough und Eugen von Savoyen legten folgende Strategie fest: Letzterer sollte verhindern, dass die französischen Truppen aus dem Südwesten Deutschlands den bayerischen Kriegsschauplatz erreichen, erstere sollten entweder den bayerischen Kurfürsten entscheidend schlagen oder ihn zumindest durch Verwüsten des Lands verhandlungsbereit machen. Die Feldherren kamen zur Umsetzung dieser Generallinie – und zur Vermeidung von Brüchen – am 12. Juni 1704 in Großheppach überein, Prinz Eugen solle die Linien von Stollhofen halten – wohin er sogleich mit 28 000 Mann abrückte, während Marlborough und der Markgraf den Durchbruch nach Bayern erzwingen sollten; es wurde ein täglicher Wechsel im Kommando vereinbart.622 Dadurch hatte die Große Allianz zeitweilig ein numerisches Übergewicht auf dem süddeutschen Kriegsschauplatz erzielt. Obwohl der bayerische Kurfürst früh erkannte, was Marlborough plante, blieben seine Bitten um Verstärkung von Versailles lange Zeit ungehört. Der Sonnenkönig erteilte erst am 23. Juni 1704 Marschall Tallard den Befehl, in Richtung Bayern zu marschieren.
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Max Emanuel und Marsin hatten geplant, einen erneuten Versuch der Belagerung des reichstreuen Nürnbergs und einen Vorstoß gegen das wichtige alliierte Depot in Nördlingen623 zu unternehmen, dessen Festzungswerke Magazine beherbergten, von denen aus Kampagnen der Alliierten auf die Donau versorgt werden konnten. Mit der Nachricht von der Vereinigung Marlboroughs und Ludwig von Badens wurde dieser Plan aufgegeben.624 Marlborough und Ludwig von Baden zogen mit 50 000 Mann entlang des nördlichen Donauufers nach Osten. Um in das bayerische Kernland einfallen zu können, trachteten sie danach, einen Übergang über den Strom zu erzwingen. Am Südufer marschierten 35 000 Soldaten, die im Dienst des französischen Königs und des bayerischen Kurfürsten standen, ebenfalls nach Osten und bezogen Ende Juni bei Dillingen ein verschanztes Lager. Johann Baptist Graf von Arco wurde nach Donauwörth beordert, um die Stadt und vor allem die dortige strategisch wichtige Brücke zu sichern. Donauwörth beherrscht den Lauf der Donau; die Kontrolle über Donauwörth konnte jede Offensivbewegung der franko-bayerischen Truppen gegen Wien blockieren; die befestigte Stadt sicherte im Übrigen die Kommunikation nach Norden und damit die zum Magazin in Nördlingen und nach Nürnberg.625 Zudem konnten die Alliierten von Donauwörth in das bayerische Kernland einfallen.626 Am 1. Juli 1704 schlugen die Alliierten ihr Lager bei Amerdingen, etwa 20 km von Donauwörth entfernt, auf.627 Die Stadt und der nördlich gelegene und ebenfalls befestigte Schellenberg waren von französischen und hauptsächlich bayerischen Truppen unter Johann Baptist von Arco besetzt. Villars hatte dem Kurfürsten bereits im Vorjahr nahegelegt, die aus dem Dreißigjährigen Krieg stammende Schanze auf dem Schellenberg wieder in Verteidigungsstand zu setzen und flankierende Anlagen zu errichten, wie es „uns der große Gustav Adolph gelehrt hat“.628 13 000 der von Arco kommandierten Soldaten waren zur Verteidigung des Schellenbergs von der Hauptarmee detachiert. Auf dem Berg wurden Verschanzungen angelegt und alte Befestigungen repariert und verstärkt. Die Arbeiten waren allerdings beim Angriff der Verbündeten noch nicht abgeschlossen. Die Verteidigungswerke waren aber in durchaus unzureichendem und unfertigem oder vernachlässigtem Zustand.629 Eine verbindende Befestigungslinie zwischen der den Westhang des Schellenbergs dominierenden Schanze des Fort Augustus, deren Reparatur weit fortgeschritten war, und Donauwörth, war mehr im Planungszustand denn bereits in einer Bauphase; allerdings wurde den Alliierten bekannt, dass die Bauernschaft zu Schanzarbeiten mobilisiert worden war.630 Die Reichsarmee (badische, hessische, hannoversche, sächsische und preußische Einheiten) mit Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden zusammen mit den verbündeten englisch-holländischen Truppen unter Marlboroughs Oberbefehl erreichten am Vormittag des 2. Juli 1704 das Wörnitztal unweit Donauwörths. Ludwig von Baden beabsichtigte, Donauwörth systematisch mit einer Belagerung zu nehmen; Marlborough
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setzte sich aber damit durch, den Donauübergang schnell zu erringen, da er mit dem Eintreffen der bayerisch-französischen Hauptarmee rechnete.631 In den Reihen der Verteidiger des Schellenbergs stand die Créme der bayerischen Armee mit der von einem Bruder Arcos kommandierten kurfürstlichen Garde, dem Regiment Kurprinz, der Bayerischen Garde unter Major Ramoschi und den unter dem Befehl des Obristen Jean Martin de la Colonie632 stehenden Roten Grenadieren, einem aus französischen und italienischen Deserteuren gebildeten Regiments, die sich aus venezianischem Dienst entfernt hatten.633 Ferner standen Arco 3 500 Franzosen zur Seite.634 Am Abend des 2. Juli befahl Marlborough trotz heftiger Gegenvorstellungen Ludwigs von Baden, der für eine Rast plädierte, den britischen und niederländischen Einheiten, den Schellenberg ohne weitere Vorbereitung aus dem Marsch heraus anzugreifen. Zeit war keine zu verlieren, da Marlborough nach den ihm vorliegenden Berichten davon ausgehen musste, dass die Verteidiger in nicht mehr als 36 Stunden die Verteidigungsanlagen in einen Stand würden versetzen können, der eine förmliche Belagerung erforderlich gemacht hätte.635 Die aber wäre angesichts des nahenden Zuzugs Tallards undurchführbar gewesen, und der Erfolg der Kampagne wäre mehr als in Frage gestellt. Arco, der schon früh am 2. Juli 1704 vom Anrücken der Alliierten alarmiert war, ließ das auf dem Anmarschweg liegende Dorf Berg von den sich zurückziehenden französischen Posten in Brand setzen, was Marlborough nicht daran hinderte, Oberst Blood mit einer Batterie den Schellenberg beschießen zu lassen, auf dem die ungeschützt stehenden Verteidiger schwere Verluste hinnehmen mussten.636 Der Stellvertreter Arcos, Marquis de Maffei, kritisierte deshalb die Dispositionen des Kommandierenden, dem er den Tod Graf de la Bastides in der frühen Phase der Schlacht anlastete.637 Die Alliierten griffen den Schellenberg mit einer „verlorenen“ Vorhut von 50 englischen Grenadieren unter Lord Mordaunt, vier Linien Infanterie unter Goor und dem preußischen Generalmajor Luke, den Niederländern Generalmajor Pallandt sowie den Brigadegenerälen Ferguson und Berensdorf638 um sechs Uhr abends an. Um den Graben vor den Verschanzungen zu überwinden, waren auf dem Boschberg geschlagene639 Faschinen640 mitgeführt worden, die aber versehentlich in einen 50 m vor der Brustwehr weiter den Berg herabliegenden Weg, der von Böschungen begrenzt war und deshalb von den Stürmenden irrtümlich für den Graben der Verschanzung gehalten wurde, geworfen wurden.641 Die Stürmenden standen daher ohne Hilfsmittel vor dem Befestigungswerk und mussten umständlich den Graben zu überwinden versuchen. Sie wurden unter hohen Verlusten zurückgeschlagen, wobei General Goor den Tod fand. Um die Brustwehr wurde Mann gegen Mann erbittert gekämpft.642 Ihnen kam nur zugute, dass sie kurz beim Erklimmen der Anhöhe aus dem Blick der Verteidiger gerieten.643 Die Zurückflutenden wurden von Lumley, der die Kavallerie unter dem Preußen Hompesch und den Generalmajoren Wood, Schulemburg, Villinghoof und Graf Erbach befehligte, und Cadogan644 gesammelt und unter dem
3 Arco
Karte 7: Der Sturm auf Schellenberg(1704)
Karte: Sandra Hülsmann
2 Marlborough
1 Markgraf Ludwig Wilhelm v. Baden
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Donauwörth
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1 3 Schellenberg
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Ruf „God save the Queen“ wieder den Berg hochgeführt, wo Arco Trommeln schlagen ließ, um die Feinde zu übertönen.645 Zwei britisch-holländische Angriffe wurden abgewehrt. Beim zweiten Angriff fiel General Styrum. Um die wankenden Reihen zu stabilisieren, setzten die Reiter General Lumleys ab und gingen ebenfalls den Berg herauf, ohne aber die Werke einnehmen zu können. Die Angriffe, so vergeblich sie waren, zogen alle Kräfte der Verteidiger und die Aufmerksamkeit Arcos an die westliche Front der Verschanzungen.646 Die Verteidiger der Schanzen aber sahen sich schon als Sieger des Tags.647 Arco hatte den Kommandanten von Donauwörth, Brigadier de Bordet, angewiesen, das Regiment Nattancourt vor der Contrescarpe zur Besetzung der unfertigen Brustwehren zwischen Donauwörth und Fort Augustus zu postieren; die Entfernung von etwa 500 m konnte von dem Regiment nur mit einer Linie bemannt werden.648 Marlborough, der zunächst angesichts der fehlgeschlagenen Sturmangriffe auf die Befestigungen des Hangs nördlich von Fort Augustus einer Niederlage ins Auge blickte, und Ludwig von Baden versuchten, einen Entlastungsangriff auf die Linie zwischen Donauwörth und Fort Augustus zu führen, und erhielten von Aide de Camps Nachricht von der unzureichenden Besetzung dieser Linie. Darauf ließ Marlborough zur Unterstützung des Angriffs der Kaiserlichen unverzüglich seine Reserve von acht Bataillonen nach rechts abschwenken, um die Kaiserlichen zu unterstützen, deren Anmarsch hinter dem Abhang der Anhöhe den Verteidigern des Schellenbergs zunächst verborgen blieb. Als die vereinigten Kräfte die Linie erreichten, stand dem Regiment Nettancourt eine veritable Armee gegenüber.649 Allein gelassen wandte sich das französische Regiment Nettancourt ohne jeden Widerstand zur Flucht, und es gelang dem Markgrafen von Baden, die offene Flanke Arcos zwischen Donauwörth und der Schwedenschanze mit Kavallerie, zu durchbrechen, wobei Ludwig eine Verletzung an seinem Fuß erlitt. Wenn es einen Beschuss der Kaiserlichen bei ihrem Sturm auf den Schellenberg von den Wällen Donauwörths gegeben haben sollte,650 war er doch so schwach, dass er Ludwig von Badens Truppen keinen entscheidenden Abbruch taten. Unterdessen hatten die Besatzer des Schellenberg sich schon siegreich gesehen und einem weiteren Angriff vom Westhang her, der unterstützt durch Lumleys Dragonerreserve mit Faschinen erneut die Brustwehren bedrohte, keine Aussichten auf Erfolg gegeben.651 De la Colonie sah vom Berg grau uniformierte Truppen heranreiten und glaubte, Verstärkungen würden von Max Emanuel herangeführt, als er von einer Kugel verwundet wurde.652 Arco setzte sich nach Donauwörth ab, wo er erst nach inständigen Bitten eingelassen wurde; De la Colonie,653 der Arcos Rückzugsbewegung nicht erkannt hatte, sah sich im alleinigen Kommando des Bergs.654 In der einsetzenden Verwirrung überwanden englische Truppen nach zuvor erlittenen schweren Verlusten mit dem Ruf „kill, kill and destroy“ die Brustwehren, worauf sie sich auf dem Gipfel des Hügels mit den Truppen des Markgrafen, der am Bein verletzt wurde, zur Verfolgung der fliehenden Feinde zusammenfanden.655 Die Bayern zogen sich in heilloser Flucht zurück und erlitten durch die Verfolgung feindlicher Kavallerie schwere Verluste. Versuche abgesessener Dragoner des
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Regiments Linstenois, den Rückzug zu decken, war kein Erfolg beschieden.656 Quartier wurde nicht gegeben.657 Viele Fliehende wurden niedergemacht – oder ertranken in den Fluten der Donau wie der Bruder Arcos. Die Bayern verloren an diesem Tag ca. 4 000 Tote und 1 000 Gefangene. Die Verluste der Alliierten beliefen sich ebenfalls auf etwa 6 000 Mann, was kurze Zeit später zu heftiger Kritik an Marlborough führte.658 Donauwörth wurde, nachdem die Magazine durch die sich zurückziehenden bayerischen Soldaten angezündet wurden, geräumt. In Augsburg warteten Marsin und Max Emanuel mit ihren Truppen das Eintreffen Tallards ab. Am Tag nach der Erstürmung des Schellenbergs räumten die Bayern Neuburg und Regensburg, wo der Reichstag seine Arbeit wieder unbeeinträchtigt aufnehmen konnte. Nur Ingoldstadt befand sich noch in der Hand der Truppen Max Emanuels.659 Max Emanuel hatte versucht, Truppen zum Entsatz Arcos heranzuführen; die Nachrichten von der Katastrophe ließen ihn aber in seine Lager um Augsburg zurückfallen. Durch die Eroberung Donauwörths hatten die Gegner Frankreichs einen strategisch wichtigen Flussübergang eingenommen. Nicht nur weil nicht genügend Artillerie vorhanden war, um Augsburg zu belagern, war nicht daran zu denken, Max Emanuel anzugreifen; einer solchen Bewegung stand auch der sich nähernde Zuzug Tallards entgegen.660 Marlborough, von Migräneanfällen geplagt, empfand die Zusammenarbeit mit Ludwig von Baden zusehends als problematisch, dessen Loyalität er anzweifelte. Ein Konflikt zwischen dem gefallenen Goor und dem Markgrafen vor der Schlacht am Schellenberg hatte beigelegt werden können;661 Bedenken wegen eines befürchteten Seitenwechsels Ludwigs blieben aber bestehen, und in den Tagen nach dem Schellenberg wuchs die wechselseitige Antipathie zwischen Marlborough und dem Markgrafen zu einem nicht mehr zu verbergenden Ausmaß an,662 was eine die militärischen Aktionen lähmende Lethargie zur Folge hatte.663 Zu Beginn des Kriegs hatte es schließlich Konflikte zwischen Ludwig von Baden und dem Kaiser gegeben – die beigelegt hatten werden können. Prinz Eugen glaubte nicht an einen Verrat oder Abfall seines Vetters von der kaiserlichen Seite, kritisierte aber Ludwigs militärische Manier.664 Umgekehrt rügte Ludwig, Prinz Eugen und Marlborough wollten Krieg „á la Hussara“ führen.665 Die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig auf der einen und Prinz Eugen und Marlborough auf der anderen Seite stieß die Art der Kriegsführung des 17. Jahrhunderts auf die aggressive Kriegsführung der beiden Alliierten Champions.666 Ludwig den Vorwurf des Verrats zu machen erscheint als nicht minder ungerecht als ein solcher Vorwurf gegen Tallard und Villeroi – allerdings war Ludwig wohl begabter als diese beiden. Zudem bestand die Notwendigkeit, auf Max Emanuel Druck auszuüben, um ihn kaiserlichen Angeboten geneigter zu machen, die auf eine territoriale Vergrößerung Bayerns und Geldzahlungen hinausliefen.667 Immerhin konnte das schwach befestigte, aber beherzt verteidigte Rain am Lech am 16. Juli 1704668 eingenommen werden. Ludwig von Badens Absicht, Ingolstadt förmlich zu belagern und damit die Möglichkeit einer Absicherung der Kommunikation mit Franken und seinen reichen Kornvorräten herzustellen, stand die Gefahr
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einer Teilung und damit Schwächung der Armee entgegen. Da ein Belagerungstrain von Nürnberg unterwegs war, stand Marlborough dem Drängen des Markgrafen aber nicht völlig abgeneigt gegenüber.669 Tallard überschritt unterdessen den Schwarzwald mit seiner Vorhut unter Generalleutnant Zurlauben. Prinz Eugen hatte bereits zu Beginn des Feldzugs darauf hingewiesen, es sei nicht aussichtsreich, dem Feind den Rheinübergang zu wehren, da die kaiserlichen Kräfte am Oberrhein hierfür quantitativ und qualitativ völlig unzureichend waren.670 Tallard war sich der Risiken bewusst, die eine Passage durch den Schwarzwald bedeuten werde. So lehnte er es ab, die Marquise de Trazegnies, Kammerfrau der Kurfürstin von Bayern, auf seinem Marsch mitzunehmen.671 In der Tat verlor Tallard bis zu 2 000 Mann, da die Bauern heftige Gegenwehr im Kleinen Krieg übten.672 Diese französische Armee erreichte dennoch am 8. Juli 1704 dessen östliche Seite; die Artillerie, 40 Stück und 2 000 Bagagewagen standen noch bei Breisach am Rhein.673 Erhebliche Schwierigkeiten traten auf: Rationen für 300 000 Mahlzeiten waren verdorben und ungenießbar, und die nur mit mittelalterlichen Mauern und Türmen befestigte Stadt Villingen sperrte den weiteren Vormarsch, zu deren Einnahme Tallard Marquis de Hautefort mit einem Dutzend Geschützen, darunter vier 24-pfünder, detachierte. Tallard erwartete, die Stadt werde innerhalb von zwei Tagen eingenommen werden können.674 Die Erfahrungen, die Villars im Vorjahr gemacht hatten, ließen ihn aber Laufgräben ausheben und die Breschbatterien förmlich, also vor feindlichem Feuer geschützt, einrichten.675 Die ersten Schüsse am 18. Juli 1704 schlugen eine Bresche in die Stadtmauer.676 Der Kommandant von Wilstorf ließ die Bresche mit gefällten Bäumen, Kästen, die mit Schutt gefüllt waren und Sandsäcken so verstärken, dass ein Sturm ausgeschlossen war.677 Tallard griff zum Mittel des Terrors – dem Mörserbeschuss. Mit glühenden Kugeln wurden zwei Häuser in Brand geschossen; der sehr aktiven Bürgerschaft, besonders Frauen und Mädchen, die Wilstorf hatte hierfür schulen lassen, gelang es, weitere Brände zu verhindern.678 Vor Villingen erreichten Tallard die Nachrichten der Katastrophe von Schellenberg. Villingen indessen wurde couragiert verteidigt und hielt aus, was viele als schlechtes Omen für den Feldzug ansahen.679 Prinz Eugen marschierte in Eilmärschen von den Stollhofener Linien heran, wovon Tallard aber wohl keine Nachricht erhielt.680 Tallard sah sich aber wegen des vor Villingen erlittenen Zeitverlusts und der schlechten Lage der franko-bayerischen Verbündeten genötigt, die Belagerung am 20. Juli 1704 aufzuheben, um dem Kurfürsten und Marsin ohne Verzug zu Hilfe eilen zu können.681 Mittlerweile hatte sich Prinz Eugen – überzeugt davon, dass eine Schlacht an der Donau oder in Bayern geschlagen werden würde – von den Linien von Stollhofen aus in Marsch gesetzt und erreichte am 20. Juli 1704 Rottweil. Marlborough sandte ihm unter dem Kommando des Prinzen Maximilian von Hannover ein Detachement entgegen.682
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Max Emanuel, dessen Talent als Feldherr dahingestellt bleiben mag, der aber jedenfalls aus den Türkenkriegen mit einem Wissen heimgekehrt war, das ihm erlaubte, die Bedeutung des Sturms auf den Schellenberg zu beurteilen, sah durchaus die Tragweite seiner Niederlage. Zum ersten Mal, seitdem er auf Seite Ludwig XIV. in den Krieg eingetreten war, schien es ihm möglich, Feldzug und Krieg zu verlieren.683 Er nahm Verhandlungen mit dem Kaiser auf, wie es die alliierten Feldherren erhofft hatten. Da es ihm und Marsin indes gelang, sich um Augsburg am Westufer des Lechs684 zu verschanzen, und Nachrichten zu ihnen gelangten, dass Tallard sich im Anmarsch befand, brach der Kurfürst die Verhandlungen ab.685 Marlborough lag derweilen weitgehend immobil in seinen Stellungen; das Ziel, den Kurfürst in die Knie zu zwingen, war nicht erreicht und die Initiative dem Feind zugefallen. 14 Tage nach dem Schellenberg waren die positiven Aussichten der Alliierten verschwunden und es drohte ihre Niederlage.686 Um nun den Kurfürsten gleichwohl an den Verhandlungstisch zurückzuzwingen, griffen die Alliierten als ultima ratio zum Terror.687 Bayern hatte nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dessen letztem Jahrzehnt es wiederholt von schwedischen und französischen Heeren heimgesucht worden war, keinen Krieg mehr gesehen, und Marlborough schrieb an seine Frau Sarah, ihr würden die sauberen und schönen Dörfer gefallen – die er „gegen seine Natur“, wie er versicherte – durch einen großen Streiftrupp unter dem Conte de la Tour und dem Conte de Frise mit 3 000 Kavalleristen, zu denen 2 000 weitere Reiter unter dem Herzog von Württemberg stießen, verheeren ließ.688 Marlborough hatte im Jahr 1674 in der Armee Turennes die Verwüstung der Pfalz beoabachtet und die Wirkung solcher Verheerungen erfahren.689 Etwa 400 Dörfer und Kleinstädte, über 7 500 Wohnstätten,690 von dem Schutz der Truppen entblößt, die Max Emanuel in seinem bewaffneten Lager zusammengezogen hatte, fielen den Verwüstungen der folgenden Wochen zum Opfer. Der Kurfürst entsandte seinerseits ein Detachement unter De la Colonie zur Erkundung der Lage ins Land, das aber nur dem Schein der Feuer der brennenden Ortschaften folgte, aber das Unheil nicht abwenden konnte. Flüchtlingstrecks durchzogen das Land. Delegationen der Bauern und Bürger trafen in München ein, wo ihnen von der Regierung keine Hilfe gewährt werden konnte. Zur Verbitterung der Bevölkerung trug bei, dass Max Emanuel aus Augsburg Truppen zum Schutz seiner eigenen Besitzungen entsandte, wodurch seine ohnedies reduzierte Kraft weiter vermindert wurde.691 Max Emanuel, dessen persönliche Courage außer Zweifel stand, war nicht der Mann, der sich dem Terror beugte. Den temporären Verlust Bayerns konnte er verschmerzen (es waren schließlich seine Untertanen, deren Höfe brannten). Er wusste sich aber in der unangefochtenen Stellung als Statthalter der Spanischen Niederlande. Und mit dem zu erwartenden Zuzug Tallards stand eine Entscheidungsschlacht bevor, an deren Ende für ihn die Erhebung in die Königswürde und vielleicht sogar in die römische Kaiserkrone stand.692 Der Sieg der Armeen der Zwei Kronen und Bayerns schien nun sicher, zumal Villeroi seine Vorbereitungen vorantrieb, über den Rhein nach Schwaben vorzustoßen, was die alliierte Logistik zerschlagen hätte.693
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Blenheim: Die zweite Schlacht von Höchstädt
Das unter Prinz Eugens Befehl stehende Heer, bestehend aus Österreichern, Schwaben, Westerwäldern, Hannoveranern, Preußen und Dänen, hatte Ende Juli 1704 die Donau erreicht. Es traf, etwa 18 000 Mann stark, am 6. August 1704 im Raum Höchstädt ein. Der Markgraf von Baden, der die Leitung der Belagerung vor Ingoldstadt aus Gründen der Courtoisie Marlborough angeboten hatte, der dies aber ablehnte, sammelte sein Kontingent von etwa 20 000 Mann vor der Festung.694 Unterdessen war Tallard Anfang August mit seinen Einheiten bei der Festungsstadt Ulm, westlich in der Nähe von dem künftigen Schlachtfeld, angekommen. Der Kurfürst hörte in Augsburg davon und wollte sich den frischen Kräften anschließen. Er überquerte mit seinen Soldaten die Donau zwischen Lauingen und Dillingen. Am 7. August 1704 vereinigten sich beide Truppen im Donauried, wo Max Emanuel die Truppen Tallards inspizierte.695 Tallards Besorgnis, in einer Region anzukommen, in der sich der Feind bereits nach einem durchschlagenden Erfolg vorteilhaft eingerichtet habe, wurde beruhigt, als die Truppen Marsins und des Kurfürsten am 8. August 1704 auf dem Südufer der Donau eintrafen. Um die Kommunikationslinien der Alliierten zu stören, beschloss man, auf das Nordufer überzugehen, was auf Pontonbrücken am 10. August 1704 begonnen und trotz Schwächen der Brücken erfolgreich abgeschlossen wurde.696 Nach Übernachtung bei Dillingen zog die Armee auf dem Nordufer der Donau ostwärts. Die Kommunikationlinien der Alliierten waren in der Hand der franko-bayerischen Armee, ohne das ein Schuss abgegeben worden war. Die Alliierten waren gezwungen, Bayern zu räumen; jeder Tag spielte dem Kurfürsten und seinen Verbündeten in die Hände. Allerdings waren die Zahlen der kurfürstlichen Truppen nachdrücklich zusammengeschrumpft. Die Niederlage am Schellenberg hatte sie 10 000 Mann gekostet, und die Bewachung der Domänen und die Garnisonen in Augsburg und Ulm absorbierten nicht weniger als 17 Bataillone. Von der ursprünglichen Stärke der Truppen Max Emanuels (35 Bataillone und 45 Schwadronen) waren noch fünf Bataillone und 23 Schwadrone im Feld, was nahegelegt hätte, den Feind mit einer defensiven Haltung auszumanövrieren.697 Tallard wollte folgerichtig einer Schlacht aus dem Weg gehen und die Alliierten im Kleinen Krieg zermürben, während Marsin und Max Emanuel drängten, die Alliierten bei ihrem erwarteten Rückzug nach Nördlingen anzufallen und eine Schlacht zu schlagen.698 Der Kurfürst drang im Kriegsrat darauf, offensiv gegen die einzelnen Armeen vorzugehen. Es bot sich an, den heranziehenden Prinz Eugen anzugreifen, dessen schwaches Korps isoliert hätte vernichtet werden können. Max Emanuel konnte sich aber nicht durchsetzen. Offensive Bewegungen empfahlen sich aus der Sicht der französischen Generalität nicht, da der französische Zuzug vom Marsch erschöpft und, schlimmer noch, Tallards Kavallerie durch „Rotz“699 empfindlich geschwächt war,
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was sich im weiteren Verlauf (Marlboroughs Kavallerieübermacht bei Unterglauheim entschied die Schlacht) als entscheidender Nachteil erweisen sollte. Der „Rotz“ (auch „Mürde“ oder „Hautwurm“, lateinisch: malleus) ist eine Krankheit, die vom Bakterium Burkholderia mallei verursacht wird. Das einzige natürliche Erregerreservoir sind Pferde. Die correspondance parfaite, derer sich Tallard wegen seines guten Verhältnisses zu Max Emanuel noch im Frühjahr berühmt hatte, war dahin.700 Tallard vermochte sich nicht durchzusetzen, und es kam zu einem Kompromiss: Sollte es zur Schlacht kommen, so beschlossen Tallard, Marsin und der Kurfürst, müsse dies auf einem von ihnen gewählten Grund erfolgen, wobei sie auf Höchstädt verfielen, wo, durch die in die Donau einfließenden Gewässer, die Front der Verbündeten geschützt schien. Die bayerisch-französische Armee lagerte auf dem Süd-Westufer des Nebelbachs, getrennt nach den Kontingenten Tallards zwischen Blindheim und Oberglauheim und Max Emanuels von dort bis Unterglauheim. Diese Position war weder wirklich gut zur Defensive geeignet noch konnte aus ihr heraus ohne Weiteres ein Angriff gegen die Alliierten unternommen werden.701 Für Marlborough hatte sich die Lage jäh verschlechtert; der Feind hatte ein numerisches Übergewicht erhalten und sich in die bessere strategische Lage versetzen können; die Initiative war auf die franko-bayerische Seite übergegangen. Er konnte nur um den Preis auf das Nordufer der Donau gehen, dass Rain entblößt wurde und mit seinem Verlust der Zugang nach Bayern wieder in die Hand des Feinds geriet. Ein Verweilen setzte aber die vom Markgrafen Ludwig aufgenommene Belagerung von Ingol-stadt Gefahren aus.702 Marlborough campierte daher bei Rain, während er seinen Bruder Charles Churchill mit 20 Bataillonen bei Merxheim über eine Pontonbrücke auf das Nordufer der Donau übersetzen ließ. Der Herzog von Württemberg vereinigte sich mit 27 Schwadronen kaiserlicher Kavallerie und 16 Kanonen mit Prinz Eugen, der von Schwaben heranmarschiert und am 10. August 1704 im Raum Höchstädt-Donauwerth eingetroffen war. Eine seiner Einheiten war bei einer Rekognoszierung nach Westen auf Höchstädt zurückgeworfen worden, und der kaiserliche Generalissimus beschloss, auf ein vorbereitetes Lager bei Munster zurückzugehen. Er ließ Marlborough durch einen Kurier wissen, alles käme nun darauf an, rechtzeitig auf dem Nordufer die Truppen zusammenzuführen und die Franzosen und Bayern anzugreifen. In der darauffolgenden Nacht wurde ein kaiserlicher Posten in Dillingen angegriffen und die Verbindung zum Hauptquartier ging verloren; die kleine Garnison in Höchstädt war von der Armee isoliert. Die Vorposten der Franzosen waren nurmehr 12 km von Munster entfernt, wo sich die kleine Armee Prinz Eugens zwar auf den Kesselbach als Verteidigungslinie stützen konnte, aber einem zahlenmäßig überlegenen Angreifer kaum nennenswerten Widerstand entgegensetzen könnte.703 Auf Eugens Appell reagierte Marlborough sofort und ließ, um Staus auf der Brücke bei Merxheim zu vermeiden, seine erste Linie Infanterie bei Rain über den Lech und dann bei Donauwörth über die Donau gehen; der Rest der Infanterie folgte Charles Churchill.
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Im Verlauf des 11. August 1704 erwies sich aber, dass die Franzosen und Bayern nicht zur Offensive übergehen würden.704 Marlborough hatte gegen vier Uhr nachmittags die Überquerung der Donau abgeschlossen und seine Truppen durchwateten die Wernitz unterhalb Donauwörths Richtung Westen. Rowes Brigade wurde zusammen mit einem Bataillon der Frist Guards über den Kesselbach geworfen. Die darauffolgende Nacht verlief unruhig, doch das Bangen, der Feind unter Tallard, Marsin und der Kurfürst würde angreifen, hatte ein Ende, als Artillerie und Bagage nach einem 24-stündigen Marsch eintrafen, auf dem sie eine Rekordstrecke von 36 Kilometer zurückgelegt hatten. Nun stand fest, dass eine Schlacht geschlagen werden würde. Die alliierten Feldherren sandten die Bagagewagen zurück nach Donauwörth.705 Am Morgen des 12. August 1704 scheint sich Tallard des Fehlens jedweder Information bewusst worden zu sein und entstandte zunächst unter dem Kommando von Marquis de Silly acht Schwadronen zur Rekognoszierung, die von weiteren acht Schwadronen, die auf 16 verstärkt wurden, unter dem Kommando des Herzogs d’Humieres unterstützt wurden. D’Humieres und De Silly ritten bis an den Nebelbach heran, von dem aus sie ein starkes Detachement kaiserlicher und englisch-niederländischer Reiter dabei beobachteten, wie diese Reiter sie selbst mit ihren Ferngläsern betrachteten. Bei den alliierten Reitern handelte es sich um Prinz Eugen und Marlborough mit ihren Begleitern, die selbst eine Rekognoszierung durchführten.706 Die Parteien beider Seiten zogen sich zurück, und Prinz Eugen und Marlborough erklommen den Kirchtum von Tapfheim, von wo sie in sieben Kilometer Entfernung die Ansammlung feindlicher Truppen sehen konnten. Marlborough war nach Schellenberg in England heftig dafür kritisiert worden, einen obskuren Hügel in Mitteleuropa um den Preis 1 400 englischer Toten erobert zu haben.707 Nun waren er und Prinz Eugen sich einig, dass sie die Franzosen und Bayern am folgenden Tag angreifen würden. Abzuwarten hätte bedeutet, den Zwei Kronen und dem Kurfürsten zu erlauben, weiter westlich eine stärkere Verteidigungslinie zu beziehen.708 Am späten Nachmittag des 12. August 1704 füllten Pioniere den Lauf des Reichenbachs, wobei sie von einer französischen Partouille angegriffen wurden; das gesamte preußische Korps unter Leopold von Anhalt-Dessau rückte zu ihrer Hilfe aus, aber es kam nur zu einem kleinen Gefecht,709 in dessen Verlauf die Franzosen zurückgeworfen wurden. In der Nacht ging eine Vorhut mit den Einheiten Rowes und hessischen Regimentern Richtungen Thissingen vor. Die Parole des kommenden Tages lautete „Anna“. Marschall Tallard blickte auf dreißigjährige Erfahrungen zurück, die ihn an die Spitze der Generalität Ludwigs XIV. gebracht hatten. Als renommierter Feldherr, aber ebenso angesehener Diplomat, legte er auf die Etikette auch im Feld wert und ließ es sich nicht nehmen, auch am Abend des 12. August Dutzende von Offizieren zu bewirten. Die Allierten, so war er überzeugt, zogen nach Nördlingen ab. Bayern war befreit.710 Diese Überzeugung teilte Marsin, der, für einen General des 17. und 18. Jahrhundert untypisch desinteressiert
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an materiellen Vorteilen, in der Lage am Abend des 12. August 1704 einen Erfolg der „Schachbrett-Kriegsführung“ sah, mit der Prinz Eugen und Marlborough allem Anschein nach ausmanövriert worden waren.711 Die Teilnehmer der verschiedenen Diners begaben sich zur Ruhe, und über dem Donautal brach die Nacht herein. Der Graf von Mérode-Westerloo war vor dem Italienfeldzug 1702 zum Brigadegeneral der spanisch-flämischen Truppen ernannt worden;712 1704 wurde er mit einer vom Marquis de Bedmar und Conte Bergeyck unterschriebenen Urkunde zum Oberkommandierenden aller spanischen Truppen im Elsass und Deutschland mit der Befugnis ernannt, Kriegsrat zu halten, Todesurteile zu verhängen und zur Neubesetzung von Regimentern Max Emanuel eine Liste mit drei Kandidaten vorzuschlagen.713 Eugène-Jean Phillipe Comte de Mérode-Westerloo wurde am 22. Juni 1674 geboren; er bewirtschaftete seine Ländereien in Flandern um Westerloo und Mérode sowie in Deutschland und wurde alsbald Inhaber eines Regiments in Diensten Carlos II., das aber zum Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs nur noch einen Stand von 160 heruntergekommenen Mannschaften hatte.714 Er hatte am Abend des 12. August 1704 ein pot-au-feu715 mit anderen Offizieren gegessen; sein Diener trug Wein auf. Und am Ende des Abends fand MérodeWesterloo in einer Scheune sein Quartier aufgeschlagen. Nach der Vereinigung des bayerisch-marsinschen Korps mit denTruppen Tallards war der Feldzug gewonnen; Marlborough und Prinz Eugen konnten keine Schlacht wagen, sie befanden sich nach allen Berichten, die den Tag über eingelaufen waren, auf dem Rückzug nach Nördlingen, wie er sich in seiner Autobiografie erinnerte. Am Sonntagmorgen wartete auf Merode-Westerloo ein Frühstück mit heißer Schokolade. Es kam anders. Sein Diener weckte ihn am Sonntagmorgen in heller Aufregung noch vor sechs Uhr und riss die Flügel des Scheunentors, das nach Norden wies, auf. Merode-Westerloo bot sich ein schauerliches, faszinierendes Bild. Von seinem Standpunkt aus bot sich ihm ein Schauspiel wie von den Rängen eines Theaters: Er konnte den leichten Abhang hinab zur Nebel und jenseits des Bachlaufs den gegen Norden ansteigenden Hang – der mit unzähligen Einheiten bedeckt war,716 ungehindert betrachten. Linien von englischen Infanterie-Bataillonen, die in rote Uniformröcke gekleidet waren, marschierten in Richtung Nebel. In ihrem Rücken, in Uniformröcke von einem dunklen Blau gekleidet, marschierten preußische Infanteristen nach Westen auf Lutzingen zu, ihnen folgten kaiserliche Kürassiere in hellen Lederröcken mit Helmen und mit Brustpanzern gewappnet. Neben den englischen Bataillonen nahmen ebenfalls rot uniformierte englische Reiter Aufstellung. Das Lager der französisch-bayerisch-spanischen Truppen schlief noch, doch waren die Alliierten schon so nah, dass man ihre Fahnen zählen konnte.717 Mérode-Westerloo ließ sich die Schokolade reichen, verlor darüber aber keinen Augenblick und befahl, ohne Signal geben zu lassen, seine Truppen auf ihre Pferde.718 Auf Geheiß Tallards, der herbeiritt, ließ er mit den Trompetensignalen „Stiefel und Sättel“ und „Aufs Pferd“ Alarm geben,719 sich von seinem Aide de Camp zwei gesattelte Schlachtpferde bringen und ritt zu seinen Leuten.
Alliierte Ausgangsposition
Alliierte Infanterie
Alliierte Kavallerie
Französische Infanterie
Französische Kavallerie
Sumpf
Gestrüpp, Morast
Artilleriestellungen
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Karte 8: Die Schlacht von Blenheim / Die zweite Schlacht von Höchstädt (1704)
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Die Abwendung des Zusammenbruchs Österreichs
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Karte: Sandra Hülsmann
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Die französischen Offensiven und die Defensive der Großen Allianz
Als nicht lange nach Mérodes Alarm dem Oberkommandierenden im Morgengrauen des 13. August 1704 Truppenbewegungen gemeldet wurden, nahm Tallard immer noch nicht den Ernst der Lage wahr. Er dachte nach wie vor, die Truppen der Alliierten wollten sich nordwärts zurückziehen. Die Alliierten rückten seit den frühen Morgenstunden mit 178 Schwadronen, 66 Bataillonen und 66 Stück Feldartillerie, rechts die Kaiserlichen, Dänen und Preußen, links Niederländer, Hessen, Lüneburger und Engländer heran.720 Marlborough und Prinz Eugen hatten zunächst bei Wolperstetten Stellung bezogen.721 Auf der Straße Munster-Höchstädt wurde die Artillerie herangefahren. Die Frontlinie bildete der etwa vier Meter breite Nebelbach, dessen mit Gestrüpp bewachsene Ufer feucht und schlecht wegsam waren. Etwas hinter der Nebel gegen Höchstädt lag an der Donau im Süden das mit etwa 200 Steinhäusern bebaute Dorf Blindheim, dessen Vorgärten verpalisadiert waren.722 Blindheim war von Marquis de Clérambault de Palluau, der Tallard um 10 Uhr 30 mit dem Kommando über die Besatzung des festungsartig ausgebauten Dorfs betraut hatte,723 befehligt und von zehn französischen Elite-Bataillonen besetzt. Die Infanterieregimenter Monroux, Navarre, Greder Allemagne, de Provence und die abgesessenen Dragoner der Regimenter Mestre de Camp Generale, La Reine, Rohan und Vassé unter Brigadier Comte de Hautefeuille hielten die improvisierten Barrikaden besetzt. Clérambault gehörte zu den Siegern von Speyerbach und genoss aufgrund seiner hohen Reputation das besondere Vertrauens Tallards. Hinter und neben Blindheim standen weitere 17 französische Bataillone der Regimenter Languedoc unter De Marillac und unter dem Kommando des Brigadiers Denonville die Regimenter SaintSecond, Montfort und de Royal als Reserve Tallards.724 Auf dem Feld nach Norden stand die französische Reiterei unter dem Befehl Generalleutnant Graf Zurlaubens mit etwa 50 Schwadronen. Die Nebel hinauf, die oberhalb Blindheims eine Insel mit zwei Mühlen umfließt, liegt Unterglau, ein kleines Dorf, bei dem eine Steinbrücke über den Nebelbach führt. Mit 100 Steinhäusern und einem Kirchhof größer war Oberglau, das ebenfalls von Franzosen und Bayern unter dem Kommando des vierten Sohns Colberts, des Generalleutnants Marquis de Blainville, der sich bei der Belagerung von Kaiserswerth Verdienste erworben hatte, mit 17 Bataillonen, darunter dem Regiment Champagne, und irischen Regimentern, den Wild Geese, besetzt.725 Nach Norden hin standen bayerische und französische Kavallerie bis zu dem ebenfalls von bayerischer und französischer Infanterie besetzten Ort Lützingen, hinter dem nach Norden, gestützt auf bewaldete Hügel, die linke Flanke der franko-bayerischen Truppen Infanterie en crochet deckte.726 Die Franzosen hatten eine leichte numerische Überlegenheit; ihre Artillerie war in jeder Hinsicht jener der Alliierten überlegen. Der rechte französische Flügel von Blindheim und das Zentrum bis Oberglau stand unter dem Befehl Tallards, den linken Flügel befehligten in bestem Einverständnis Marsin und Max Emanuel.
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Erst als die beiden linken Kolonnen der Alliierten auf den Nebelbach zurückten, und die beiden rechten dem Lauf des Nebelbachs folgend auf Lützingen zuhielten, kamen Marsin, dem Kurfürsten und Tallard Bedenken.727 Merode-Westerloo befahl, zwei Kanonenschüsse als Signal abzugeben, um den Fouragieren die sofortige Rückkehr zur Armee zu befehlen.728 Auch in dieser Lage befahlen die Generäle der Zwei Kronen nicht die Aufstellung unmittelbar an der Nebel, um dem Feind das Überschreiten des Bachs streitig zu machen, sondern nahmen auf dem Abhang vom Bach entfernt Stellung. Das wird in der Literatur kritisch angemerkt, wäre aber sinnvoll gewesen, um die beim Übergehen entstehende Unordnung auszunutzen.729 Langsam begriff die Führung der frankobayerisch-spanischen Truppen den Ernst der Lage und befahl die Bagagewagen aus Blindheim heraus Richtung Höchstädt zu fahren.730 Die französische Artillerie unter M. de Frézelière fügte den Heranrückenden erhebliche Verluste bei; Marlborough befahl den Infanterielinien, sich niederzusetzen, um kein Ziel abzugeben. Vor Beginn der Kampfhandlungen erlitten die Alliierten durch französischen Artilleriebeschuss Verluste von etwa 2 000 Mann.731 Auf dem alliierten linken Flügel bildeten unter dem Kommando von Generalleutnant Lord „Salamander“ Cutts732 die erste Linie die Regimenter Rowes, Howes, Ingoldsbys, Lord Norths and Greys, die Royal Scot Fusileers und Marlboroughs South Wales Borderers. In der zweiten Linie standen vier hessische Bataillone, fünf Bataillone unter Ferguson, zwei Bataillone Orkneys, das Cameronian-Regiment, die Royal First Guards und das Bedfortshire-Regiment des Earl of Derby. Die dritte Linie wurde von Hannoveranern unter dem Brigadier Hulsen gebildet und die vierte aus zwei Treffen Kavallerie unter Generalmajor Woods.733 George Douglas-Hamilton, First Earl of Orkney, geboren am 9. Februar 1666, war schottischer Adeliger. 1689 wurde er sogleich Oberstleutnant. Er und das First Regiment of Foot nahmen an den Schlachten an der Boyne und Aughrim im Irischen Krieg teil. Als Obristleutnant der Royal Fusiliers kämpfte er in der Schlacht von Steinkeerke. Zurückgekehrt zu den First Foot, nahm er an zahlreichen Schlachten im irischen Aufstand und während des Kriegs der Liga von Augsburg, dann an der Schlacht von Landen und der Belagerung von Namur teil, wo er ernsthaft verwundet und zum Brigadegeneral befördert wurde. 1695 heiratete er Elizabeth Villiers, die Schwester von Edward Villiers, First Earl of Jersey. Im folgenden Jahr wurde er in die Peerswürde erhoben als Earl of Orkney, Viscount of Kirkwall und Baron Dechmont. Die erste Linie durchquerte gegen 11 Uhr vormittags734 den von Blindheim her nicht einzusehenden toten Grund 400 m vor dem Dorf und geriet 150 m vor den feindlichen Posten in deren Sichtfeld, die sofort eine verheerende Salve auslösten.735 Ein bei seinen Leuten wegen seiner Strenge unbeliebter Offizier fragte besorgt, ob sie die Lage zum Anlass nehmen würden, sich an ihm zu rächen, worauf die englischen Grenadiere nur erwiderten, sie hätten genug mit den Franzosen zu tun.736 Die Verteidiger hielten mit Abwehrfeuer die Dörfer, bei Blindheim wurde der Angriff der Eng-
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länder blutig zurückgeschlagen, so verlor das Royal North British Fusiliers Regiment seinen Regimentskommandeur sowie seine beiden Stellvertreter. In dem sich um die verbarrikadierten Vorgärten Blindheims entfaltenden Kampf verlor Rowes Regiment beim Gegenangriff der französischen Gens d’Armes eine Fahne, die aber von hessischen Truppen zurückerobert wurde; die Infanterie konnte sich halten, aber den Franzosen den Besitz Blenheims nicht wirklich streitig machen. Die Kavallerie, je fünf Schwadronen unter den Obersten Palmes und Sybourg, den Regimentern Wyndenham, Schomberg und Woods unter dem Oberbefehl Lumleys Generalmajor Natzmers, der im Jahr zuvor bei Höchstädt in Gefangenschaft geraten war, begann auf der rechten Flanke des alliierten linken Flügels bei der Insel zwischen den ausgebrannten Mühlen über den Nebelbach zu gehen,737 dessen Ufer sich unter den Hufen der Pferde alsbald in einen Sumpf verwandelte.738 Nun setzten die Gens d’Armes zum Gegenangriff in die Flanke der englischen Infanterie an. Die Französischen Reiter wandten sich aber gegen die alliierte Kavallerie, die sich sammelte, um die Kämpfe vor Blindheim zu sekundieren. Wäre der Angriff der Gens d’Armes konsequent verfolgt worden, hätte die alliierte Kavallerie über den Nebelbach zurückgeworfen werden können. Die Gens d’Armes hielten aber nach der seit dem Neunjährigen Krieg geübten Manier in Pistolenschussweite vor ihrem Gegner an, um eine Salve abzugeben, was den Alliierten Zeit ließ, sich auf das folgende melée vorzubereiten, ohne dass das Pistolenfeuer nennenswerte Effekte erzielt hätte.739 Tallard, der nach einem Imbiss immerhin doch von Oberglau auf Blindheim zugeritten kam, wurde nun Zeuge, wie der Gegenangriff der Gens d’Armes abgeschlagen wurde. Allerdings führte Palmers seine Truppen zu weit nach vorne und wurde von Infanterie unter Denonville angegriffen, die erst durch hessische Fußsoldaten zurückgedrängt werden konnte.740 Die großen Fahnen der First Guards waren in Fetzen geschossen, ihre hessischen Mitstreiter hatten arge Verluste hinnehmen müssen.741 Auch ein zweiter Angriffsversuch war ins Stocken geraten. Das gut garnisonierte und verbarrikadierte Blindheim erwies sich als nachgerade uneinnehmbar, was Lord Cutts – seinem Spitznahmen treu ins Feuer gehend – nicht davon abhielt, seine Truppen zu einem dritten Angriff zu sammeln, den auszutragen Marlborough untersagte. Denn der englische Feldherr hatte beobachtet, welche Wirkungen die vorangegangenen Angriffe auf der anderen Seite gezeitigt hatten. Clérambault hatte zunächst die unmittelbar hinter dem Dorf stehenden sieben, dann 11 weitere Bataillone nach Blindheim beordert, sodass nun 27 Bataillone in dem Dorf standen. Zur Verteidigung Blindheims waren das zu viele, da sie nicht alle an die Front gelangen konnten, Ja sie behinderten sich in dem Dorf gegenseitig. Diese 27 Bataillone in Blindheim waren neutralisiert. Marlborough entstandte daher die vierte Infanterielinie Hannoveraner Truppen ins Zentrum.742 Dort hatten auf der rechten Flanke Graf Erbach und Generalmajor Hompsch mit niederländischen Truppen auf der Steinbrücke von Unterglau den Nebelbach passiert und waren auf der linken, Blindheim zuweisenden Flanke mit Herzog von Württemberg und dänischen sowie mit Okney und Hannoveraner und englischen Einheiten
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über den Bach gegangen,743 die sogleich von Zurlauben angegriffen wurden, dessen Kavallerie ebenfalls nach französischer Manier Halt machte, um einen Pistolenschuss abzugeben und damit ihren Schwung einbüßte, ohne damit aber erfolglos zu bleiben: Die alliierten Reiter wurden zerstreut, und der Angriff Zurlaubens wäre schlachtentscheidend gewesen, hätte nicht Infanterie, die Marlborough in die Intervalle zwischen den Kavallerieeinheiten nach Vorbild Gustav Adolph II. einrücken ließ, den alliierten Reitern erfolgreich sekundiert.744 Im Gegenangriff Lüneburger Infanterie unter Generalleutnant von Bülow wurde Zurlauben tödlich verwundet und die Franzosen über den Meulweyer zurückgeworfen. Zu diesem Zeitpunkt traf Max Emanuel vom linken französisch-bayerischen Flügel ein und gab mit Einverständnis Tallards Baron de Montigny-Langost den Befehl, mit der zu sammelnden Gens d’Armes einen Gegenangriff zu wagen, der aber abgeschlagen wurde. Baron de Montigny-Langost wurde verwundet und durch alliierte Offiziere gefangengenommen, die ihm das Württemberger Kreuz an einer Goldkette und 150 Louis d’Or abnahmen. Im Hin- und Her konnte er sich zwar kurzfristig befreien, geriet dann aber alsbald wieder in Gefangenschaft.745 Nördlich von Oberglau griff Marsin die Alliierten an, als dänische Einheiten unter dem Herzog von Württemberg über den Nebelbach setzten. Das Feuer dänischer Infanterie begrenzte aber die Wirkungen Marsins Aktion. Die Wirkung des Artilleriebeschusses durch die Batterie von Oberglau wurde dadurch eingeschränkt, dass sich der Grund, auf dem die Alliierten standen, in Schlamm verwandelt hatte und sich der Ricochet-Effekt der Kugeln nicht entfalten konnte. Dennoch wurde das Infanterieregiment Berensdorfs, dass von Holstein-Beck mit zehn Bataillonen über den Nebelbach geführt wurde,746 unter Verlusten zurückgeworfen; Holstein-Beck wurde tödlich verwundet und als Gefangener von den Franzosen auf einem Karren weggebracht. Sein Appell an die Kaiserlichen, ihm Hilfe zukommen zu lassen, war ungehört geblieben.747 Als ein zweiter kombinierter Angriff dänischer Infanterie und Kavallerie ebenfalls scheiterte,748 schickte Marlborough vom linken Flügel holländische Reiterei unter Generalmajor Averock und eine Batterie unter Obrist Blood zur Unterstützung seines Zentrums; zugleich hatte Prinz Eugen von der Lage gehört und trotz seiner eigenen, im Folgenden zu beschreibenden Bedrängnis das Kavallerieregiment Graf Fugger zu Hilfe gesandt, dass in die französischen Reihen einbrach – De Blainville wurde an der Spitze des Regiments Poitou tödlich verwundet.749 Während der alliierte linke Flügel sich anschickte über den Nebelbach zu gehen, kam der rechte Flügel unter Prinz Eugen schlecht voran, da das defilée von Wolperstetten und Schweinebach durch Niederholz schwer zu durchqueren war.750 Nachdem die Ausgangspositionen erreicht waren und vor jedem Regiment ein kurzer Gottesdienst gehalten worden war, griff Prinz Eugen mit sieben Bataillonen dänischer und 11 Bataillonen preußischer Infanterie sowie 92 Schwadronen an, zu denen Einheiten neben Kaiserlichen des schwäbischen Kreises, Einheiten der Pfalz, des westfälischen Kreises und aus Preußen gehörten,751 die ihren Platz in der Schlachtord-
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nung nach dem langen Marsch nicht ohne Anzeichen einer Desorganisation erreicht hatten.752 Der nordwestliche Abschnitt des Schlachtfelds vom Alten Berg bei Lutzingen mit Frontlinie Riedgraben bis zum Riedberg wurde von bayerischer Gardeinfanterie und -kavallerie vehement mit 16 500 Mann gegen 9 000 Mann Anhalt-Dessauischer Truppen sowie 8 000 Mann kaiserlicher Truppen unter Prinz Eugen von Savoyens verteidigt, der im Verlauf der Schlacht dreimal hinter den Riedgraben zurückgeworfen wurde. Trotz aller Schwierigkeiten nahmen die Preußen unter Leopold von Anhalt-Dessau die unter M. de Houville vor Lützingen stehenden Batterien, die unter Verlust von zehn preußischen Fahnen bei einem bayerischen Gegenangriff wieder geräumt werden mussten.753 Viele kaiserliche Offiziere konnten von den Truppen Marsins und des Kurfürsten gefangengenommen werden. Prinz Eugen ritt herum und versuchte die demoralisierte kaiserliche Kavallerie zu sammeln; Leopold von Anhalt-Dessau war erfolgreicher damit, seine Preußen erneut über den Nebelbach in die Schlacht zu führen, die unter heftigen Verlusten die Batterie erneut nahmen; diesmal zogen sich die Franzosen hinter Lützingen in den Schutz eines von hohen Böschungen gedeckten Wegs zurück.754 Die Alliierten hatten bis drei Uhr nachmittags nicht unerhebliche Verluste hinnehmen müssen. Aber das Pendel der Schlacht schlug nun zu ihren Gunsten um: Die Truppen, die in Blindheim und Oberglau verbarrikadiert waren, standen neutralisiert da; an einer aktiven Teilnahme an den folgenden Gefechten war nicht zu denken. Der linke Flügel der Zwei Kronen, der sich am besten gehalten hatte, wich langsam zurück. Je länger die Schlacht andauerte und der Grund unter den Füßen der Infanteristen und den Hufen der Pferde zerwühlt wurde, desto weniger wirkte sich die Überlegenheit der französischen Artillerie aus,755 die zudem, wie vor Lützingen, teilweise ausgeschaltet war. Marlborough entstandte gegen drei Uhr nachmittags Lord Tunbridge zu Prinz Eugen und ließ fragen, wie alles stehe und wie das Befinden sei.756 Ihm gegenüber auf der Ebene zwischen Oberglau und Blindheim standen zwischen fünfzig und sechzig französische Schwadronen in zwei Linien. Es herrscht Streit darüber, ob die Kampfhandlungen den ganzen Nachmittag über unvermindert andauerten. Vieles spricht dagegen für die Berichte, nach denen zwischen 14 Uhr 30 und 15 Uhr 30 die Kampfhandlungen auf vereinzeltes Artillerieund Infanteriefeuer erlahmten – was schon aus physischen Gründen an einem heißen Hochsommertag der Fall sein konnte.757 Marlborough nahm die Kampfhandlungen gegen drei Uhr wieder auf. Die noch auf dem anderen Nebelufer stehenden Verbände führte er vor und überwand gegen vier Uhr nachmittags endgültig durch gebaute Übergänge den Nebelbach und das Sumpfgelände mit seiner Kavallerie,758 um sie auf dem Kampfplatz südlich Oberglauheims einzusetzen.759 Das brachte die Wende. Marlborough setzte seine gesamte Kavallerie (109 Schwadronen mit etwa 13 000 Reitern) ein, der Kavallerie folgten 8 000 Mann
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Infanterie und Artillerie. Tallard konnte diesem Aufgebot lediglich 76 Schwadronen (8 000 Reiter) sowie 4 500 Mann Infanterie der Regimenter Robecq, De Beuil und De Bellisle mit neun Bataillonen und einigen Kanonen entgegensetzen. M. de Frézeliere erkannte die Bedrohung, die für Zentrum und rechten Flügel unter Tallard aufkam. Er riet seinem Feldherrn, die Bataillone des in Reserve gehaltenen Regiments Robecqs zu mobilisieren. Tatsächlich gelang es den Franzosen, mit einer verheerenden Salve der Infanterie in die heranreitende Alliierte Kavallerie deren ersten Angriff abzuwehren.760 Eine Kavallerieunterstützung bekamen die Infanteristen nicht; die Kavallerieregimenter des rechten Flügels hatten genug. Auf der anderen Seite gelang es Oberst Blood, neun Stücke über den Nebelbach zu schaffen, die den erneuerten Angriff unterstützten.761 Der Versuch Merode-Westerloos, das Regiment Saint-Second aus Blindheim in den Kampf zu führen, scheiterte am Widerstand Clérambaults, der auch einem ausdrücklichen Befehl Tallards, den Generalmajor de Maisoncelle ausrichtete, nicht gehorchte. Gegen halb fünf Uhr nachmittags setzte sich das Kaleidoskop der Farben der reorganisierten Kavallerie auf dem linken alliierten Flügel zunächst im Schritt, dann im schärfer werden Trab in Bewegung.762 Die französische Reiterei, erschöpft und demoralisiert nach einem Tag des Kampfs ohne Unterstützung durch Infanterie und Artillerie, setzte sich ab. Auf dem Feld blieben das Regiment Robecq und das Regiment Chabrillan, die – vornehmlich aus Rekruten bestehend – verzweifelten Widerstand leisteten und unerhörte Verluste hinnehmen mussten; der Marquis de Bandeville fiel einem Säbelstreich zum Opfer. Das Regiment de Royale, das unmittelbar vor Blindheim stand, wurde mit Artillerie beschossen.763 Marlboroughs Manöver schnitt sowohl Marsin wie Max Emanuel II. vom rechten Flügel ab. Blindheim wurde durch die englische und hessische Infanterie eingeschlossen; an einen Ausbruchsversuch war nicht mehr zu denken. Um diese Zeit am frühen Abend scheint de Clérambault ertrunken zu sein. Ob sein Pferd bei einer letzten Inspektion der donauwärtigen Verteidigungslinie strauchelte, ob er durch die Donau zu fliehen versuchte – all dies wird sich nie klären lassen. Der 13. August 1704 in Blindheim hat sein Ansehen verdüstert.764 Angeblich sagte Marlborough nach dem ersten missglückten Angriff zu einem fliehenden englischen Offizier: „Sir, you are under a mistake, the enemy lies that way…“ („Sir, Sie unterliegen einem Fehler, der Feind liegt in dieser Richtung…“). Doch der zweite Angriff durchbrach die französischen Linien. Die französische Kavallerie zog sich zurück, während die neun französischen Bataillone trotz verzweifelter und tapferer Gegenwehr bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden. Tallard wurde bei dem Angriff zwei Mal verwundet. Tallard, dessen Sohn zwei Stunden zuvor gefallen war, fiel Oberst von Boinenburg, einem Aide de Camp des Prinzen von Hessen in die Hände. Der Oberst erklärte, heute sei für Speyerbach Rache genommen und führte seinen Gefangenen vor Marlborough, der dem Marschall zusammen mit weiteren gefangengenommenen Generälen einen
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Platz in seiner Kutsche anbot, wie er kurz darauf in einer flüchtigen Notiz seiner Frau Sarah mitteilte.765 Die diffuse Situation der Ortschaft Blindheim besserte sich dagegen keineswegs.766 Die Engländer zogen nun immer mehr Truppen zusammen, um Blindheim zu stürmen. Es gelang ihnen mit einem Angriff gegen sieben Uhr abends, die sich tapfer verteidigenden französischen Truppen ins Zentrum von Blindheim zurückzudrängen, obwohl die Truppen unter Orkney auch zu diesem Zeitpunkt immer wieder Rückschläge erleiden mussten.767 Die für beide Seiten sehr verlustreichen Kämpfe verlagerten sich rund um die Kirche. Die von den Engländern eingesetzte Artillerie setzte viele Gebäude in Brand. Der Tod Clérambaults beraubte die Engländer eines Ansprechpartners für ihr Kapitulationsangebot. So zogen sich die zähen Kämpfe noch bis ca. 20 Uhr hin, weil eine einheitliche Kommandostruktur fehlte und die eingeschlossenen Soldaten bis zur letzten Patrone kämpfen wollten.768 Generalleutnant Orkney bot den Franzosen, nachdem seine Truppen bereits dreimal zurückgeworfen worden waren, eine zeitweilige Feuereinstellung an, um die Verwundeten aus den brennenden Häusern bergen zu können. Diese Pause nutzte Hamilton, um den Marquis de Blanzac, den neuen französischen Befehlshaber, zur Kapitulation zu überreden, um das sinnlose Opfern seiner Soldaten zu beenden. De Blanzac sah die Unvermeidbarkeit der Niederlage ein, und um 21 Uhr legten die Franzosen die Waffen nieder. Einzelne Kompanie- und Regimentsfahnen sind in Blindheim verbrannt worden, damit sie dem Feind nicht in die Hände fielen. Das Regiment Navarre zerbrach seine Waffen und warf seine Fahnen in die Flammen eines brennenden Hauses. Die bayerischen und französischen Truppen auf dem linken Flügel steckten die Mühlen und Gehöfte in Brand, um sie für den Feind als Deckung unnütz zu machen, und zogen sich sehr geordnet zurück. Prinz Eugens Kavallerie war schon nach dem dritten Rückschlag faktisch als geschlossener Kampfverband nicht mehr vorhanden. Truppen stellten nach dieser Beobachtung den Kampf ein und räumten Lutzingen. Max Emanuel und Marsin setzten sich mit den unter ihrem Kommando stehenden Truppen ab; Hompesch, der von Marlborough dazu beordert worden war, beiden zu folgen, hielt bei Oberglau. Er glaubte, sich dort starken feindlichen Verbänden gegenüber zu sehen, da er die kaiserliche Kavallerie für bayerische Reiterregimenter hielt.769 Der coup de grace blieb Max Emanuel erspart. Ihr Sieg hatte die Alliierten 4 500 Tote und 8 000 Verwundete gekostet.770 14 000 Franzosen und Bayern waren gefallen, 4 000 bei der Flucht über die Donau ertrunken.771 In die Hände der Alliierten fielen etwa 11 000 Gefangene (24 Bataillone Infanterie und vier Dragonerregimenter) und fast die gesamte Artillerie sowie der Tross der Bayern und Franzosen. 129 Fahnen und 171 Kavallerie-Standarten gehörten zur Beute. Die Fahnen und Standarten, die von Marlborough nach London gebracht und in St. Pauls ausgestellt wurden, waren 1838 völlig verrottet.772 Die französisch-bayerischen Truppen mussten ganz Bayern räumen – das gelang aber nur zum Teil, und Mérode-Westerloo berichtet, dass die in Garnison liegenden
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bayerischen Truppen für die Sache der Zwei Kronen verloren gewesen seien;773 die Mannschaften sind gewiss „untergestoßen“, also in den Dienst der Alliierten gepresst worden. Allerdings gelang es Max Emanuel, seine Garnisonen aus Augsburg, Biberach und Memmingen abzuziehen und auf linksrheinisches Gebiet zu führen.774 Der Kriegsschauplatz wurde an den Rhein verlegt. Der Rückzug brachte für die Zwei Kronen weitere Einbußen; vor Ulm775 wurden die schweren Planwagen, für die sich wegen der Verluste an Zugtieren durch Rotz keine Bespannungen mehr fanden, zu einem Karrée zusammengefahren und in Brand gesetzt.776 Das Offizierskorps war demoralisiert und verlor sich in Alkoholexzessen.777 Am 11. November 1704 betraten die Kaiserlichen Ingolstadt.778 Viele Garnisonen weigerten sich freilich, ihre Plätze den Alliierten zu übergeben, allerdings nicht aus Loyalität zu dem geflohenen Kurfürsten, sondern weil sie auf Zahlung rückständigen Solds bestanden.779 Die Lage beruhigte sich für die Truppen Marsins und Max Emanuels erst, als sie die Höhe Villingens erreichten, wo sie sich mit Villeroi zusammenschlossen, der die Schwarzwaldpässe kontrollierte und 25 000 Mann heranführte.780 Der Kurfürst von Bayern floh zunächst nach Brüssel, wo er als Generalstatthalter gemeinsam mit seinem ebenfalls geflohenen Bruder, dem Kurfürsten von Köln, seinen Hofstaat als Statthalter unterhielt. Die Heere der Verbündeten trennten sich wieder. Marlborough eroberte Trier, während Ludwig von Baden erneut die Festung Landau belagerte. Im September 1704 – also nach nicht ganz einem Jahr, standen die Kaiserlichen unter Ludwig von Baden bereits wieder vor Landau. Die Festung wurde von General Laubanié mit 3 000 Mann verteidigt. Wie bereits 1702 nahm Joseph als römischer König an der Belagerung teil.781 Landau kapitulierte am 23. November 1704.782 Villeroi errichte im November 1704 an der Moder Linien, die er mit 12 000 Bauern und 40 Mann aus jedem Bataillon befestigen ließ, um einen feindlichen Einbruch in das Elsass abzuwehren.783 Die bayerischen Truppen, die Marsin und Max Emanuel vom linken Flügel hatten aus der Schlacht ziehen können, schlossen sich dem Rückzug ihrer französischen und spanischen Verbündeten an und wurden im Elsass gesammelt und unter französische Regimenter gestoßen. Max Emanuel intervenierte daraufhin bei seinen Verbündeten und erreichte die Entlassung der Soldaten in die Spanischen Niederlande, wo er aus ihnen neue Verbände errichtete.784 Bis vor die Tore Wiens: Der Kuruzzenaufstand weitete sich zum Krieg aus (1704)
Zum Beginn des Jahrs 1704 weitete sich der ungarische Aufstand aus. Magnaten wie Fürst Eszterázy nahmen heimlich Kontakt zu den Rebellen auf, zu denen bereits Alexander (Sandor) Graf Károlyi übergegangen war, der mit seinen Truppen am 13./14. Januar 1704 die zugefrorene Donau überquerte und am Ostufer des Neusied-
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lersees nach Süden marschierend die steyerische Grenze bedrohte. Am 17. Februar 1704 langte Károlyi vor Ödenburg an, dessen Belagerung er aufnahm.785 Generalwachtmeister Heisler versuchte, von Pressburg aus bewaffnete Tschaiken (Donauschiffe) flussabwärts zur Unterbrechung der feindlichen Übergänge zu senden786 und führte sein Heer am 20. März 1704 aus Niederösterreich gegen Eisenstadt, wo er ein Belagerungskorps unter Károlyi besiegte. Den rückflutenden Ungarn folgte Heisler bis Stuhlweißenburg. Dort kam es am 8. April 1704 zur Schlacht, die Heisler gewinnen konnte, da die Ungarn die von ihnen eingenommene Anhöhe wegen heftigen Beschusses der kaiserlichen Artillerie verließen und durch den linken kaiserlichen Reiterflügel unter Heisler und den rechten unter Generalwachtmeister Kratz umfasst wurden; die in Auflösung befindlichen Einheiten der Rebellen flohen in die Stadt, die Heisler alsbald einnehmen konnte. Die Kaiserlichen begannen, die Schütt zu durchstreifen, mussten aber alsbald wieder auf Stuhlweißenburg zurückgehen, da Forgách mit einem weiteren Korps von Insurgenten nach Westen marschierte.787 Prinz Eugen und der Hofkriegsrat übten nun Kritik an Heislers Vorgehen, der die Natur des Kriegs in Ungarn verkenne und sich statt auf einen Schutz der Erblande in Offensivbewegungen verstricke, die keine Resultate erbrächten.788 Der Krieg nahm mit handstreichartigen Überfällen der Ungarn seinen Fortgang: Bei Szomolýan wurde am 28. Mai 1704 eine kaiserliche Marschkolonne unter Generalwachtmeister Ritschan aufgerieben.789 Die zwischen einem Graben und Buschwerk marschierende Infanterie wurde von ungarischer Kavallerie im Rücken angegriffen Die Rebellen nahmen den Bagagetrain weg und Ritschan musste kapitulieren, als seiner Infanterie die Munition ausging und Succurs nicht eintraf.790 Heisler zog unterdessen in Richtung auf den Plattensee, um sich gegen eine Vereinigung der Truppen Rakóczys und Forgáchs bei Stuhlweißenburg zu wenden; bei Palota wurde eine 2 500 Mann starke Vorhut der Rebellen unter dem Kommando Graf Eszterázys, der dabei 500 Mann verlor, zerstreut.791 Rakóczys Streifparteien gelang es aber, Heisters Bagage wegzunehmen. Die Ungarn verschanzten sich an der Waag, und wegen einer erneuten Bedrohung durch einen Vorstoß Károlyis an die Leitha, der am 9. Juni 1704 vor Wien stand, zwang Heisler zum erneuten Rückmarsch. An der Raab verlegte ihm Forgách mit 15 000 Reitern am 13. Juni 1704 den Weg. Die kaiserliche Infanterie musste ein Karrée bilden.792 Nachdem eine und eine halbe Stunde die kaiserliche Artillerie erwidert vom Gewehrfeuer der Ungarn gespielt hatte, führte ein Angriff der Dragonereinheiten Heislers zum Zusammenbruch der gegnerischen Reiterei, deren Flucht auch 3 000 Mann von Károlyi herbeigeführter Reiter erfasste. Die Ungarn verloren 3 000 Reiter, auf kaiserlicher Seite war der Verlust von 100 Mann zu beklagen.793 Vier Bataillone mit 1 394 Mann, 500 Landschaftsdragoner und 65 bewaffnete Bürger rückten unter Generalfeldwachtmeister Raballa mit sechs Geschützen am 4. Juli 1704 vom Schloss St. Gotthard nach Mogersdorf ab, wo sie von 6 000 Kuruzzen ange-
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griffen wurden. Die Infanterie, die vor sich spanische Reiter aufgestellt hatte, pflanzte die Bayonette auf und machte Anstalten, die Aufständischen zurückzuschlagen. Die Dragoner ergriffen aber zu Pferd die Flucht; etliche blieben in den spanischen Reitern der eigenen Truppen hängen und unter der Infanterie brach Panik aus, die in heillose Flucht mündete. Einige Offiziere zogen sich mit etwa 400 Mann in einen befestigten Friedhof zurück und nahmen die Verteidigung wieder auf, sie ergaben sich aber, als sie mit brennenden Strohballen beworfen wurden.794 Am 6. Juli 1704 wurde Rakozcy zum Fürsten Siebenbürgens gewählt; dem Kaiser blieben in Ungarn nur noch wenige Festungen unter dem Kommando Bussy de Rabutins.795 Den Rebellen gelang es, am 25. August 1704 Leopoldstadt zur Kapitulation zu zwingen; das schlecht verproviantierte Trentschen unter dem Kommando Obrist Pfefferhofens wurde von Berecsényi belagert, konnte aber durch ein Entsatzkorps unter Obrist Gumpach entsetzt werden.796 Nach dem Sieg bei Höchstädt konnten Truppen nach Ungarn verlegt werden. Diesen gelang es unter Heisler, am 26. Dezember 1704 in der Schlacht von Tyrnau die ungarischen Truppen zu schlagen,797 wo es jenem ebenso gelang, den bislang noch in offener Feldschlacht unerfahrenen Rakóczy und Berecsényi zu stellen. Gegen den Rat Berecsényis, die Infanterie mit der Stadt Tyrnau als Zentrum von Kavallerie flankiert aufzustellen, befahl Rakóczy, der linke Flügel solle unter Daniel Eszterházy gegen Hrnčarovce und der rechte unter Berecsényi gegen Bieli Kostel (Weißkirchen) offensiv vorgehen. Heister ließ die Rebellen von seiner Stellung am Parna-Bach mit Geschützen beschießen; das erste Treffen kaiserlicher Infanterie geriet unter dem feindlichen Kavallerieangriff in Unordnung, was Rakóczys Truppen aber nicht ausnutzten, sondern begannen, die Bagagewagen Heisters zu plündern. Das nun von seinen Flanken entblößte ungarische Fußvolk wurde daraufhin von kaiserlichen Dragonern angegriffen. Kaiserliche Deserteure, die unter den Rebellen dienten, vollzogen angesichts ihrer früheren Kameraden einen erneuten Frontwechsel, was das Chaos in den Reihen der Ungarn vermehrte. Ein zweites Kavallerietreffen fiel nun Berecsényis Reiterei in den Rücken, und der rechte ungarische Flügel wandte sich zur Flucht, mit der Folge, dass es der linke ihm gleich tat. Dem Blutbad unter der Rebelleninfanterie entflohen ihre Führer. Als Graf Károly mit einigen 1 000 Reitern auf dem Schlachtfeld erschien, konnte dies den Ausgang des Tags nicht mehr wenden.798 2 000 gefallene Rebellen, unter ihnen 250 französische Soldaten blieben auf der Walstatt, 14 Feld- und neun schwere Belagerungsgeschütze sowie sieben Mörser und 50 Fahnen ebenso wie ein französischer Kommissär namens Verville fielen in die Hände der Kaiserlichen.799 Ein kleines Kontingent österreichischer Truppen behauptete auch Siebenbürgen.800
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Italien
Am 19. und 20. Januar 1704 führten Victor Amadeus und Starhemberg ihre Truppen bei Cocconato südlich Verrua auf das linke Ufer des Po.801 Vendôme nahm Hauptquartier in Asti, detachierte aber Einheiten, um westlich Mailands mit 4 300 Arbeitern umfangreiche Schanzen aufzuwerfen, die am 27. Februar 1704 fertiggestellt waren; Versuche Vaubonnes, mit etwa 1 000 Reitern diese Arbeiten zu stören, blieben erfolglos.802 Savoyen selbst war weitgehend in Händen Generalleutnants de la Feuillade, der sein Winterquartier in Grenoble aufgeschlagen hatte. Tessé, der zur Rekonvaleszenz ebenfalls in Grenoble lag, entsandte acht Bataillone und ein Dragonerregiment über den Mont-Genévre gegen Chaumont, wodurch Savoyen weitgehend von Truppen entblößt wurde, nachdem De Feuillade – der seine Karriere im Wesentlichen der Ehe mit der Tochter des Kriegsministers Chammilard verdankte803 – Vorbereitungen zum Überschreiten des Var getroffen hatte. Der piemontesische General de Blagnac überfiel darauf französische Abteilungen bei Chaumont am 28. März 1704 und nahm dann St. Jean an der Monatswende ein. De Feuillade marschierte zur Unterstützung Tessés.804 Die piemontesischen Truppen vereinigten sich bei Montmeillans und zogen sich am 23. April 1704 in das TarentaiseTal zurück. Operationen De Feuillades gegen Nizza waren damit unterbunden.805 Im Frühjahr 1704 standen 2 230 Reiter in vier Regimentern und 16 800 Mann Infanterie in 28 Bataillonen, davon sieben Miliz-Bataillonen, unter savoyardischen Fahnen, 24 kaiserliche Bataillone und 39 Schwadronen zählten 7 000 Mann Infanterie, 4 900 berittene und 700 unberittene Reiter.806 Entgegen der Ansicht Ludwig XIV., der nicht vor Mai zu langsamen und systematischen Vorgehen geraten hatte, sammelte Vendôme seine 54 Bataillone, 73 Schwadronen mit einem Stand von 21 000 Mann, 7 000 Reitern und 36 Feldgeschützen, zu denen Vaudémont von 16 Bataillonen und 23 Schwadronen spanischer, im mailändischen stehender Truppen sechs Bataillone und 15 Schwadronen ins Piemont abgehen ließ. Vendôme ließ zudem 62 schwere Geschütze als Belagerungspark herbeischaffen.807 Am 6. Mai 1704 überschritt Vendômes Armee den Po. Die Alliierten zogen sich auf Trino zurück, wo Lager bezogen wurde.808 Hierhin folgte Vendôme in drei Kolonnen. Am 7. Mai 1704 stießen französische Einheiten auf die Arrièregarde Vaubonnes; als überlegene französische Kräfte herankamen zog sich Vaubonne, weitere Abteilungen mit sich reißend, zurück; eine Flucht verhinderte Victor Amadeus durch einen Gegenangriff des Dragonerregiments Savoyen und Feuer von Grenadiereinheiten gegen die vorwärtsdrängende französische Kavallerie. Unter heftigen Verlusten – auch Vaubonne war gefallen – konnten sich die Alliierten auf Crescentino zurückziehen, wo sie ein verschanztes Lager errichteten,809 das durch den versumpften Canal Reggio della Camera unzugänglich gemacht war. Zwischen dem 11. und dem 14. Mai kam es bei Fouragierstreifen zu ausgedehnten Reitergefechten.810 Auf einen direkten Angriff des befestigten Lagers verzichtete Vendôme, und wandte sich der Belagerung Vercellis zu.
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Zugleich rückte de Feuillade am 30. Mai 1704 auf Susa. Generalwachtmeister Lothringen ging mit gegen die Belagerer am 7. Juni 1704 vor, sodass sich die Franzosen in ihrem Lager einschlossen. Am 1. Juni 1704 hatte de Feuillade die Beschießung Susas aufgenommen, in der eine Besatzung von 1 450 Mann beteiligt war, unter ihnen eine Kompanie Waldenser unter General de Blagnac, die sich sogleich in die auf einem schroffen Abhang liegende Citadelle zurückzog.811 Deren Befestigung war durch eine weitere Redoute und das Retranchement auf der Anhöhe von Brunetta gedeckt, gegen die De Feuillade in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1704 Parallelen graben ließ. Nach einem erfolglosen Sturmversuch wurde die Beschießung fortgesetzt, und am 7. Juni 1704 fielen die Redoute und das Retranchement, von dem aus eine Mörserbatterie mit sechs Stück das Feuer gegen die Citadelle aufnahm. Am 12. Juni 1704 kapitulierte Susa, und der Zugang zum Piemont stand De Feuillade offen.812 Anstatt, wie von Vendôme gewünscht, sich mit diesem zu vereinigen, machte De Feuillade nun Anstalten, die Alpentäler Piemonts unter seine Kontrolle zu bringen, was er wegen des dort insbesondere von Waldensern unter Saint-Hippolite geleisteten Widerstands aufgeben musste. Ende Juni 1704 rückte er nach Süden auf Pinerolo zu, das er besetzte. Mitte Juli 1704 war die Stärke seiner Truppen durch diese Operationen nennenswert geschmolzen.813 Vendôme hatte am 5. Juni 1704 mit 37 Bataillonen und 59 Schwadronen Vercelli erreicht und eine Circum- und Contravallation unter Einbeziehung von Sümpfen, Kanälen und festen Gebäuden angelegt. Vercelli war mit 14 Bastionen, 14 Ravelins und verpalisadiertem gedeckten Weg in einen guten Verteidigungszustand versetzt.814 Die Besatzung unter dem savoyischen Generalfeldzeugmeister des Hayes umfasste mit 13 Bataillonen und 600 Reitern 7 000 Mann der besten Truppen Victor Amadeus.815 Allerdings hatten die Belagerten es versäumt, das Vorfeld der Stadt von Hindernissen zu reinigen, sodass Vendôme am 10. Juni 1704 die Aufnahme der Arbeit an den Laufgräben anordnete, die aber durch Hochwasser in allen Flüssen und zahlreichen Wassergräben so behindert wurde, dass der Belagerungspark erst am 14. Juni 1704 eintraf und der Tranchéenbau erst am 15. Juni 1704 im Süden Vercellis begonnen werden konnte. Die Häuser des Orts Capucini vecchi und die Vegetation deckten die Arbeiten, sodass heftiges Schießen der Belagerten nicht verhindern konnte, dass am 19. Juni 1704 40 schwere Geschütze und 16 Mörser in der ersten Parallele aufgestellt werden konnten. Deren Feuer deckte den Fortgang der Arbeiten, sodass in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1704 eine zweite Parallele eröffnet wurde, in der am Fuße des Glacis am 30. Juni 1704 eine Breschbatterie mit 15 Geschützen platziert werden konnte. Gegenminen der Belagerten wurden nach ihrer Entdeckung durch die Franzosen am 1. Juli 1704 gezündet, die dadurch ein Logement an den Palisaden gewannen.816 Am 6. Juli 1704 waren die Sappen der Franzosen bis an die Palisaden vorangetrieben. Eine Entsatzarmee wollte Victor Amadeus nicht der Gefahr einer Schlacht aussetzen und heftig betriebener Kleiner Krieg führte nur dazu, dass die Franzosen eigenes Fouragieren einschränkten.817
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Die Bemühungen der Belagerten wurden durch eine schwere Erkrankung Des Hayes erschwert; die Befugnisse seines Stellvertreters Generalleutnant de Prèla scheinen nicht hinreichend bestimmt gewesen zu sein, sodass insbesondere eine Verteidigung des gedeckten Wegs überhaupt nicht unternommen wurde. Am 14. Juli 1704 richtete Vendôme eine zweite Breschbatterie mit 22 Geschützen ein, durch die in die vor ihr liegende Bastion eine Bresche geschossen wurde, die einer Kolonne von 20 Mann Raum geben konnte. Am 16. Juni wurden Lunette und Ravelin eingenommen. In der darauffolgenden Nacht bemächtigten sich Franzosen der Bresche und setzten sich trotz heftiger Gegenwehr der Belagerten dort fest. Am 20. Juli waren weitere Breschen geschossen; gegen den Protest des Schweizer Obristen des piemontesischen Regiments Savoyen, Corban, wurde Chamade geschlagen und die Garnison von 5 600 Mann, nachdem sie in Ehren durch die Bresche ziehen durfte, sich im gedeckten Weg in Kriegsgefangenschaft begeben musste.818 Ein Großteil der piemontesischen Truppen war damit ausgeschaltet.819 Statt direkt auf das Lager von Crescentino zuzugehen, beschloss Vendôme, Ivrea anzugreifen, um einen Ring um Victor Amadeus zu legen. Zunächst aber blieb Vendôme zum einen aus Mangel an Vorräten, zum anderen deshalb vor Vercelli stehen, weil dessen Festungsanlagen auf Befehl Ludwig XIV. geschleift wurden und Vendômes Armee diese Arbeiten deckte. Einer Vereinigung mit De Feuillade standen dessen Bedenken, mit einem Marsch zum Po die Alpentäler zu verlieren, und dessen Absicht, Turin zu belagern, entgegen. Da das Lager vor Vercelli zusehends verdreckt und von Seuchen befallen wurde, marschierte Vendôme dann aber doch am 12. August 1704 ab, ohne Nachschub erhalten zu haben,820 wo er dann am 29. August 1704 am Nordufer des Lago di Viverone Lager bezog. Die kaiserlich-savoyardischen Truppen blieben mit Ausnahme von Streiftätigkeiten diesen Aktivitäten gegenüber völlig untätig. Auch vor dem schwach befestigten Ivrea hatten die Belagerten die umliegenden Gebäude, namentlich einige Kirchen, zu rasieren unterlassen. Von den umliegenden Höhen aus konnte die Stadt beschossen werden; das Kastell der Stadt, dessen Tor mit einem palisadierten Graben versehen war, bestand nur aus einer ungedeckten Steinmauer und vier Türmen. In der Stadt lagen neun savoyardische Bataillone. In einem Kapuzinerklaster am Kanal Ivrea hatten sich Generalwachtmeister Kriechbaum und der savoyardische Obrist Blaviol zur Rekognoszierung begeben und trafen auf die französische Vorhut; Blaviol wurde erschossen. Vendôme konnte sich ohne Mühen in den umliegenden Dörfern zur Belagerung einrichten. Der Geschützpark erreichte ihn am 31. August 1704. Am 1. September 1704 wurden Batterien auf den Anhöhen errichtet und die Stadt aus sechs Kanonen beschossen, seit dem 2. September aus weiteren sieben Geschützen. Nachdem vom 2. auf den 3. September der erste Laufgraben beim Kapuzinerkloster eröffnet wurde, konnten die Franzosen bereits am 5. September 1704 die zweite Parallele vollenden und eine Bresche in die vor dem gedeckten Weg liegende Befestigung
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schlagen; bereits am 7. September 1704 hatten weitere Befestigungsanlagen erheblichen Schaden gelitten.821 Vom 12. September 1704 an verfügte Vendôme über 28 Geschütze in sieben Batterien. Ein Sturm am 11. September 1704 blieb aber erfolglos, und Arbeiten an einem gegen eine Eck-Bastion vorgetriebenen Laufgraben wurden durch einen Ausfall in der Nacht vom 12. auf den 13. September 1704 unter großen Verlusten der Franzosen behindert. Allerdings konnten sich die Belagerer dennoch auf dem Glacis festsetzen. Nach heftigem Beschuss, der weitere Breschen hervorbrachte, nahm Generalwachtmeister Kriechbaum Verhandlungen mit Bedingungen auf, die von Vendôme kurzerhand zurückgewiesen wurden, woraufhin sich Kriechbaum mit 148 Offizieren und 1 630 Mann in das Kastell, weitere 600 Mann in das Fort Castiglio zurückzogen.822 Nachdem auch eine Bresche in das Kastell geschossen worden war, hisste die Besatzung am 26. September 1704 die weiße Fahne und ergab sich in die Kriegsgefangenschaft, das Fort ergab sich am 30. September 1704.823 Vendôme vereinigte seine Truppen nun mit denen De Feuillades und rückte vor die Befestigungen von Bard, die das Aosta-Tal deckten und von Schweizer Truppen unter Obrist Reding verteidigt wurden. Vom 3. bis 7. Oktober 1704 wurde Bard belagert; Reding übergab die Befestigung und trat mit seinen Schweizer Söldnern in französische Dienste.824 Ziel der Unternehmungen Vendômes war die völlige Unterwerfung des Herzogs von Savoyen. Ludwig XIV. forderte nach dem Fall Ivreas und Bardsa die Einnahme Verruas. Über einem felsigen Abhang stand das bastionierte Schloss über dem südöstlich gelegenen Ort, der von Festungswerken umgeben war. Die Anhöhe war nur von Süden aus zugänglich, weshalb dort Befestigungen mit drei bastionierten Wällen und dreistöckigen Minengalerien angelegt waren.825 Da die Festung von der Höhe von Carbignano hätte beschossen werden können, war diese mit dem hexagonalen Fort „Royal“ gekrönt, dem gegen die weiter westlich gelegene Anhöhe ein Kronwerk und eine detachierte Redoute vorgelagert waren. Unter dem Schloss lag das gemauerte Bas-Fort, das die Pobrücke deckte, die weiter durch ein mit vier Bastionen versehendes Erdwerk Tutti Santi geschützt war.826 Die Festung war aber nur schwach besetzt. Seit dem 15. Oktober arbeiteten die Franzosen auf den vorgelagerten Höhenzügen an der Einrichtung von Batterien, die seitens der Belagerten nur aus vier Feldstücken beschossen wurden. Am 23. Oktober 1704 wurde trotz felsigen, den Arbeiten ungünstigen Bodens die erste, am 24. Oktober 1704 die zweite Parallele gegen Fort Royal eröffnet. Am 25. September 1704 wurden Laufgräben gegen das Hornwerk geführt. Beschuss aus 29 Geschützen zwang die Kaiserlichen, ihre Feldstücke aus den Befestigungen zurückzunehmen, und nach einer Besichtigung am 29. legte Vendôme den Sturm auf den 30. Oktober 1704 fest,827 der um zwei Uhr nachmittags von drei Grenadierkompanien durchgeführt wurde. Die Kaiserlichen wichen von den Brustwehren zurück und zündeten eine vorsorglich angelegte Mine, wodurch die Franzosen zurückgeworfen werden konnten, die sich aber im gedeckten Weg eingraben konnten.
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Seit dem 2. November 1704 beschossen Breschbatterien das Fort Royal. Vendôme fürchtete indes, die Belagerung werde sich zu lange in den Winter ziehen, forcierte Minentätigkeiten und ordnete einen Generalsturm mit 32 Bataillonen und 13 Schwadronen an. Die Absichten wurden den Alliierten am 5. November 1704 durch einen Deserteur verraten; sie zogen sich unter Zündung von Demolierminen, die heftige Detonationen auslösten,828 von den Befestigungen auf Carbignano zurück; der Sturm aber wurde wegen einsetzenden schlechten Wetters aufgeben. In der Nacht zum 8. November 1704 wurde 285 m vom gedeckten Weg die erste Parallele gegen die Festung Verrua829 eröffnet und alsbald zwei Batterien mit je zehn Geschützen und 2 Mörsern in Stellung gebracht.830 Die Arbeiten wurden aber durch heftige Regengüsse behindert, die erst am 16. November 1704 aufhörten. Nun konnten weitere 20 Geschütze platziert werden. In den bald einsetzenden dichten Nebeln gelangen den Belagerern aber kleinere Ausfälle, die den Belagerungsarbeiten Abbruch taten.831 Ende November gerieten die Angriffsarbeiten ins Stocken; Mineure der Belagerten waren am 1. Dezember 1704 erfolgreich darin, durch Gegenminen die französischen Bemühungen zunichte zu machen. Ein Sturmversuch auf den gedeckten Gang am 7. Dezember 1704 wurde – wieder durch einen Überläufer – bekannt und durch Zündung von Minen unter großem Verlust der Franzosen vereitelt; das gleiche Schicksal ereilte einem Sturmversuch am 9. Dezember 1704, in dessen Verlauf Obrist Blagnac zum Gegenangriff schritt und Schanzkörbe der Franzosen vernichten konnte. Am 11. Dezember 1704 konnte eine Mine der Belagerten eine Breschbatterie zerstören.832 Allerdings kamen die Belagerer, wenn auch langsam, voran, sodass Weihnachten 1704 der Fall von Verrua nahe schien. Deserteure benachrichtigten die Franzosen darüber, im Donjon sei eine Mine gelegt und der Abzug der Verteidiger über die PoBrücke sei vorbereitet. Das waren aber nur Täuschungsmanöver. Aus dem Bas-Fort machten kaiserliche Truppen unter Generalwachtmeister Max Starhemberg am 26. Dezember 1704 einen Ausfall, die Höhen von Verrua gewinnend gegen die westlichen Laufgräben der Franzosen, wo sie die Batterie der ersten Parallele nehmen und das Fort Royal besetzen konnten; Widerstand der Franzosen aus der dritten Parallele wurde gebrochen. Die Büchsenmeister und Arbeiter gingen an die Zerstörung der Angriffswerke; Geschütze wurden vernagelt, was nur schlecht gelang, weil viele Zündlöcher ausgebrannt waren. Eine Mine wurde gelegt, die feindliche Minen am folgenden Tag zerstörte. Die Belagerung setzte sich den Winter über fort. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hatte am 27. März 1704 Thomas Vaudémont den greisen Grafen Trauttmannsdorf im Kommando über die noch 3 000 dienstfähigen Infanteristen und einsatzbereiten Kavalleristen gleicher Zahl833 abgelöst.834 Gegen Widerstand der Kaiserlichen konnten die Franzosen unter Frémont am 11. April 1704 Revere besetzen; Vaudémont verschanzte sich in Ostiglia und ließ Mirandola mit einer Besatzung von 2 300 Mann versehen, die von Obrist Lothar
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Joseph Graf Königsegg kommandiert wurden,835 von den Mannschaften waren aber nur 1 300 diensttauglich. Davia unternahm nun eine größere Streifung ins mailändische in der Hoffnung, seinen Erfolg des Jahrs 1702 zu wiederholen, was nicht annähernd gelang, da am 12. Mai 1704 erhebliche Verstärkungen auf der anderen Seite eintrafen, die das Übergewicht der Franzosen noch dramatischer ausbauten. An diesem Tag erlag Vaudémont im Alter von 34 Jahren in Ostiglia dem Fieber; an seine Stelle trat bis zum Eintreffen General Leiningens der Feldzeugmeister Graf Herberstein.836 Nachdem päpstliche Truppen seit dem 18. Juni 1704 feindliche Bewegungen gegen die Kaiserlichen unternahmen, beschloss der nun eingetroffene Leiningen, vom 24. Juni 1704 an den Rückzug an die Tyroler Grenze anzutreten.837 Die Franzosen verfolgten die Kaiserlichen nicht und am 27. Juni 1704 setzte das Korps bei Nichesola über die Etsch.838 Der Versuch Frémonts, gegen Rivoli vorzurücken, wurde durch die erfolgreiche Mobilisierung Tyroler Landesschützen zur Besetzung des Monte Baldo verhindert.839 Eine Offensive Leiningens in die Lombardei im September 1704 führte zu Unruhe der französischen Führung, blieb aber folgenlos.840 Die Parteien bezogen die Winterquartiere; Frémont ließ den Winter über Mirandola blockieren.841 In den Wintermonaten warb Marlborough preußische Miettruppen an, die im folgenden Jahr die schwindenden Kräfte des neuen savoyardischen Bundesgenossen stärken sollten.842 Es gehört zu den Legenden der Staatsgründung Preußens, dass der Staat sich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert als loyale Macht im Reich verhalten habe. Die Stellung Preußens war bereits auf einen Dauerkonflikt mit Kaiser und Reich angelegt. Um Preußen in der Großen Haager Allianz zu halten, gab Leopold I. zur Sicherheit für spanische Schulden der spanischen Provinz Gelder König Friedrichs I.; allerdings besetzten Truppen der Vereinigten Provinzen Gelder und zogen daraus die Abgaben,843 was Anlass für eine nachhaltige Verstimmung zwischen dem Kaiser und seinem gefährlichsten Kurfürsten wurde. Für Friedrich I. blieb es eine Option, mehr im Osten durch Teilnahme am Nordischen Krieg als durch die Stellung von Miettruppen für den Spanischen Erbfolgekrieg oder gar die Erfüllung seiner Pflichten als Reichsstand durch Stellung von Reichskontingenten gewinnen zu können.844 Ludwig XIV. machte Avancen, um Victor Amadeus zur Rückkehr in das Lager der Zwei Kronen zu bewegen, was angesichts der sich verschlechternden militärischen Lage im Piemont nicht ohne Eindruck auf den Herzog blieb. Prinz Eugen war sich der Gefahr eines neuerlichen Seitenwechsels des Savoyarden bewusst und betonte, dass die erfolgreiche Führung des „welschen Krieges“ im Hauptinteresse des Kaisers liege. Er richtete daher Durchhalteappelle an Starhemberg in Turin. Obwohl er in Turin in Person der Madame de la Trinité Gesellschaft gefunden zu haben schien,845 sah sich Starhemberg auf dem Oberitalienischen Kriegsschauplatz zusehens abgeschoben, ohne Mittel und ohne Aussicht auf Ruhm. Er machte so Prinz Eugen immer stärker Vorwürfe, dass der Hofkriegsratspräsident seine Zusicherungen, in persona auf dem
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Kriegstheater zu erscheinen, nicht einhielt, was die Spannungen zwischen Prinz Eugen und dem Oberkommandierenden der Italienarmee ins Unerträgliche steigerte:846 Ende des Jahrs schrieb (17. Dezember) Starhemberg an den Prinzen, er danke für dessen Freundschaftsbeteuerungen, besonders aber dafür, dass Prinz Eugen ihn gelehrt habe, „Philosoph“ zu werden, der stoisch zusehe, wie gute Soldaten wegen Mangels an allem Bedarf elend zugrundegingen.847 Die Zusagen, die Starhemberg aus Wien gemacht wurden, konnten nicht eingehalten werden. Der Kaiser musste 1704 sechs Hauptarmeen unterhalten: Prinz Eugen am Rhein und an der Donau, ebendort die Armee des Markgrafen von Baden, in Ungarn die Armee unter Heister, in Siebenbürgen die unter Rabutin, in Ostiglia und später Tirol das Korps unter Leiningen und die piemontesische Armee unter Starhemberg. Der ungarische Aufstand hatte den Kaiser aber der erforderlichen Mittel weitgehend beraubt.848 Das spanische Kriegstheater zu Land und zur See
Nach den Kämpfen um Cadiz und der Eroberung Gibraltars waren die Jahre 1702 und 1703 in Spanien ruhig verlaufen, zumal die Alliierten erst im Verlauf des Jahrs 1703 mit Portugal einen Verbündeten gewannen, der ihnen überhaupt Landoperationen ermöglichte. Die Atempause nutzte Philipp V., seine Herrschaft zu stabilisieren und Rüstungen vorzunehmen. Nach 50 Jahren der Misswirtschaft unter Carlos II. war das Land und insbesondere die Streitkräfte in einem verwahrlosten Zustand. Dem Comte de Marcin, dem ersten Botschafter Frankreichs in Madrid nach der Erbfolge seines Enkels gab der Sonnenkönig mit auf den Weg, das erste Anliegen müssten Reformen sein.849 In dieser Zeit sorgte sich der Sonnenkönig um jedes Detail der Herrschaft seines noch sehr jungen Enkels und seiner noch jüngeren Königin, der er die um 1642 geborene Prinzessin von Ursins,850 wie die Ehefrau des verstorbenen römischen Magnaten Ursini sich französisiert nannte, als camerara major zur Seite stellte. Prinzessin Ursins gehörte zu den umstrittensten Gestalten der spanischen Geschichte. Sie gewann einen starken Einfluss auf Philipp und die Königin; sie geleitete Philipp zu seiner Gemahlin, zog die Vorhänge seines Betts auf,851 mehr noch aber wurde sie zur politischen Beraterin des Königshauses. Die Ursins war eine aufgeklärte Frau, Freundin von Madame de Maintenon; sie war die treibende Kraft der Modernisierung Spaniens: Unter ihrem Einfluss blieb Philipp V. schon seit dem Beginn des Jahrzehnts auto-da fés852 fern und gab gegen Ende des Kriegs ausländischen Botschaften das Recht, Verfolgten der Inquisition Asyl zu gewähren. Zu Beginn seiner Herrschaft geriet der Beichtvater Philipps, ein Friolan Diaz, in die Fänge der Inquisition, die ihn trotz freisprechender Urteile der kirchlichen Gerichtsbarkeit nicht aus der Haft entließ; auf Drängen Prinzessin Ursins verfügte Philipp V. die Freilassung Diaz.853 Sie war die treibende Kraft der Reduktion des königlichen Haushalts, an dessen Tafel unter Carlos II. 10 000 Personen verköstigt wurden.854
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Philipp gehörte zu den Bourbonen, die ihre Herrschaft auf hervorragende Fachleute stützen konnten. In seiner Begleitung war Jean Orry, Sieur de Vignory, nach Spanien gekommen.855 Jean Orry kam am 4. September 1652 in Paris zur Welt. Orry war einer der merkantilistischen Ökonomen, die den theoretischen Überbau der zentralistischen Wirtschaftsverfassung des Absolutismus lieferten. Er studierte Recht und trat als Jurist in der königlichen Verwaltung ein, wo er eine schnelle und erfolgreiche Karriere durchlief: während des Holländischen Kriegs wurde er munitionnaires generale der Streitkräfte des Königs, im Jahr 1700 Berater-Sekretär des Königs, der ihn 1701 nach Spanien entsandte, wo er detaillierte Memoranden über die Finanzen des Königreichs und die Möglichkeiten einer Zentralisierung der Verwaltung nach französischem Vorbild ausarbeitete. Philipp setzte Orry zunächst bei der Reorganisation der Finanzierung der spanischen Armeen ein. Um die Finanzkraft der Krone zu stärken, führte Orry ein Verfahren zur Rückforderung veruntreuten königlichen Eigentums ein. Im Jahr 1706 wurde Orry nach Frankreich zurückberufen, von wo er erst 1713 nach Spanien zurückkehrte. Er schloss sich Prinzessin Ursins an, deren Einfluss als königliche Favoritin es ihm ermöglichte, seinen Kampf für eine Zentralisierung durch die Besetzung der königlichen Räte mit seinen Vertrauten zu befördern. Ein von Orry verfasstes königliches Dekret vom 23. Dezember 1713 enthob die traditionellen lokalen Regierungen (die Cortes) ihrer Befugnisse; Spanien wurde durch die Einteilung in 21 Provinzen, denen Territorialräte vorstanden, die Orry unmittelbar berichtspflichtig waren, einer zentralistischen Verfassung unterworfen. Orry stürzte mit Prinzessin Ursins, und wurde, als sie in Ungnade fiel, am 7. Februar 1715 des Lands verwiesen. Unter Orrys Leitung als Generalintendant der Armee wurden Truppen bewaffnet und unterhalten –, dass sie dringend benötigt werden würden, ergab sich, als im Spätsommer am 12. September 1703 im fernen Wien Erzherzog Karl zum König Carlos III. von Spanien gekrönt wurde.856 Neben Orry war der spanische Literat und Finanzmann Mechior de Macanaz einer der großen merkantilistischen Reformer, die für die Wiederbelebung Spaniens Bedeutung erlangten.857 Die Reformen, für die Orry und Macanaz stehen, fielen auf fruchtbaren Boden und wurden durch die Gesamtlage Spaniens befördert, dessen Währung seit den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts stabilisiert war.858 Der Krieg brachte anders als in Frankreich keine nennenswerte finanzielle Unordnung.859 Obwohl der Krieg Lasten für das Land nach sich zog, gingen die Zeitgenossen davon aus, er habe erstaunlich wirtschaftsfördernde Folgen gehabt. So kurbelte die Nachfrage nach Uniformröcken die Textilmanufaktur an.860 Für die bourbonischen Reformen war der Krieg daher ein Antriebsfaktor, und zwar sogar und gerade in solchen Fällen, in denen sich in Spanien gegen Philipp V. Widerstand formierte. Die Herrschaft des Adels über den Großteil der Städte gelang es immer dann zu brechen, wenn sich die Herrschaft auf die Seite der Habsburger stell-
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te.861 Und in Aragon862 und Valencia863 wurden die fueros, die Freiheiten dieser Herrschaften, 1707 widerrufen,864 nachdem diese Königreiche gegen Philipp V. rebelliert hatten und unterworfen worden waren. Die unsicheren Elemente der Verwaltung des Staatswesens, die sich aus den regionalen Privilegien ebenso wie aus der Stellung des Adels ergaben, konnten so beseitigt und Spanien auf den Weg zu einem Zentralstaat nach französischem Vorbild entwickelt werden.865 Spanien entwickelte sich im Laufe des Jahrs zu einem neuen Kriegsschauplatz. Am 9. März 1704 landete ein englisch-holländisches Korps unter Meinhard von Schomberg im festlich illuminierten Lissabon.866 Schomberg wurde später durch General Henri de Massue de Ruvigny, First Earl of Galway ersetzt. Bei diesem Heer befand sich auch Erzherzog Karl als habsburgischer Anwärter auf den spanischen Thron. Noch bevor Karl III. zu handeln vermochte, kam eine französische Armee unter dem Marschall Berwick Philipp V. von Spanien zu Hilfe. Berwick, der im Verlauf des Jahrs durch Marschall Tessé ersetzt wurde, traf am 15. Februar 1704 in Madrid ein.867 James Fitzjames, Duke of Berwick-upon-Tweed, Earl of Tinmouth, Baron of Bosworth, First Duque de Berwick, First Duque de Liria y Xerica, First Duc de Fitzjames, geboren am 21. August 1670 in Moulins, war Sohn des Herzogs von York, des späteren Königs James II. von England, und Arabella Churchills, einer Schwester des späteren Herzogs von Marlborough. Er wurde in Frankreich katholisch erzogen, zeichnete sich zuerst im Türkenkrieg 1686 und 1687 unter Herzog Karl von Lothringen aus und wurde daraufhin von Jakob II. als Herzog von Berwick zum Peer und Befehlshaber von Portsmouth erhoben. Nach der Revolution von 1688 begleitete er seinen Vater nach Frankreich und Irland und nahm 1689 an der Belagerung von Londonderry und 1690 an der Schlacht am Boyne teil, wo er schwer verwundet wurde. Seine englischen Titel wurden ihm in England aberkannt, da er gegen König Wilhelm III. gekämpft hatte, allerdings führten er und später seine Nachkommen diese weiterhin. Er trat in die Dienste Ludwigs XIV., kämpfte 1691 und 1692 unter Luxembourg, später unter Villeroi in Flandern und wurde von Ludwig XIV. zum Generalleutnant befördert und naturalisiert. Am 1. Mai 1704 traf er mit Philipp V. in Alcantara zusammen868 und begann Operationen gegen Portugal, dessen Grenze in der Provinz Beira baixa überschritten wurde. An der portugiesischen Grenze zu Spanien standen 14 000 Mann, darunter 12 000 Franzosen, unter Berwick und Philipp V. im Zentrum der bourbonischen Streitkräfte, sowie 9 000 Mann im Norden unter dem Kommando Ronquillos sowie 9 000 Mann südlich des Tajo unter Tserclaes Tilly den Alliierten gegenüber.869 Diese konnten unter Minas bei Beira 9 000 Mann, im Alentejo unter Schomburg 9 000 Mann und im Zentrum unter Nicolas Fagel und dem Kavallerieanführer Generalleutnant Manoel de Tavora ein Kontingent mustern, dem 2 000 Mann niederländischer Truppen angehörten.870 Schomburg warf zwei englische Regimenter unter Stanhope nach Porto Alegre und besetzte mit einem weiteren Regiment das Castelo de Vide, was Berwick dazu nutzte, seine Verbindung zu Fagel zu unterbrechen871 und Porto Alegre einzuschließen,
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dessen Bischof die Kapitulation der Garnison erzwang, bei der Stanhope sich zwar retten konnte, seine Regimenter aber in Gefangenschaft gingen.872 Berwick konnte seinen Erfolg aber nicht ausnutzen, da er vor einem intensiven Guerillakrieg zurückweichen musste.873 Am 8. Mai 1704 wurde Salvaterra, am 10. Mai 1704 Segura und am 11. Mai 1704 Penhagarcia eingenommen. Am 6. Mai 1704 fiel das in Verteidigungszustand gesetzte Monsanto und am 23. Mai 1704 gelang es Berwick, ein niederländisches Detachement unter Generalleutnant Fagel bei Sarzeda im Rücken zu fassen, einzuschließen und gefangenzunehmen.874 Die Kapitulation Fagels führte zur Unterwerfung weiter Gebiete rechts und links des Tajo unter die Bourbonen. Am 2. Juni 1704 wurde Portalegre eingeschlossen, und eine französische Flotte erschien vor Lissabon. Berwicks Offensive hatte damit ihren Höhepunkt überschritten. Seine Kräfte waren in den vielen Belagerungen und Besetzungen von Orten zersplittert. Am 2. Juni 1704 setzte eine Gegenoffensive portugiesischer Truppen unter dem Oberbefehl António Luís de Sousa ein, vierter Graf von Prado und zweiter Marquês das Minas, der von Almeida auf die spanische Festung Fuente Guinaldo vorrückte, die er am 4. Juni 1704 stürmen ließ. Einige Tage darauf nahm er die Festung Penamacor und stürmte am 9. Juni 1704 Monsanto. Einen Entsatzversuch unter dem französischen General de Geoffreville zersprengte das Minas in einem Gefecht am 11. Juni 1704.875 Währenddessen begann vor Portalegre am 5. Juni 1704 der Batteriebau. Der Beginn der Kanonade am 8. Juni 1704 führte zur Explosion eines Pulvermagazins in der Stadt, deren Kommandant kapitulierte. Berwick gelang es nicht, das Minas auszumanövrieren, verschaffte aber Anjou die Möglichkeit, das Castello de Vide zu belagern, dessen portugiesische Besatzung sich gegen das dort liegende englische Detachements mit den Franzosen verband, um eine Zerstörung des Orts zu verhindern. Die Engländer konnten sich bis zum 26. Juni 1704 halten.876 Versorgungsprobleme, die durch die Schwierigkeit, in dem feindseligen Land zu fouragieren, gesteigert wurden, zwangen Philipp am 1. Juli 1704, den Rückzug nach Spanien anzutreten.877 Der Abzug der franko-spanischen Armee aus Portugal wurde durch einen prohabsburgischen Aufstand, der im Mai in Katalonien ausbrach, und zu dessen Unterstützung Rooke mit der alliierten Flotte aus dem Tejo aufbrach, befördert.878 Vor Barcelona, dessen Kommandant, der Vizekönig von Katalonien Valesco, loyal zur Sache der Bourbonen stand, wurden am 27. Mai 1704 1 600 Mann ausgeschifft und zur Erzwingung der Übergabe wurde die Stadt von Bombengaleeren aus beschossen.879 Nachdem die Übergabe der Stadt nicht erzwungen werden konnte, wurde das Expeditionskorps wieder eingeschifft und Rooke setzte erneut Segel. Die englische Flotte unter Admiral George Rooke hatte nach ihrem vergeblichen Versuch vom 1. Juni 1704, Barcelona anzugreifen,880 das aber nicht nur von dem Vizekönig Francisco de Velasco energisch und erfolgreich verteidigt wurde, sondern wegen des Herannahens der französischen Brest-Flotte am 5. Juni 1704 unter Toulouse nicht ernsthaft bedroht werden konnte, gar nicht erst versucht, Toulon anzugreifen. Ein der-
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artiges Vorhaben gab Rooke auf, der dem französischen Flottenverband folgte, es aber nicht wagen konnte, unter den Kanonen von Toulon und ohne Rückhalt durch einen eigenen Hafen den Franzosen die Stirn zu bieten; er segelte daher wieder westwärts auf Tetuan zu.881 Noch im Mittelmeer stieß am 1. August 1704 ein Verband unter Shovell zur Flotte, deren Führung rücksegelnd beschloss, Gibraltar anzugreifen, wo sie am 4. August 1704 eintraf.882 Am 5. August 1704 nahm die Flotte den Beschuss der schwach ausgebauten Festung auf. Die Garnison verfügte zwar über 50 Geschütze, aber nur Mannschaften, um sechs Kanonen zu bedienen, während die alliierten Angreifer 1 200 Geschütze, also 600 Kanonen auf den landeinwärtigen Breitseiten abfeuern konnten.883 Der Beschuss zeigte zwar trotz der großen Zahl alliierter Geschütze kaum Wirkungen. Dann kapitulierte am Abend der Kommandant Gibraltars. Den Spaniern wurde der Abzug gewährt, die Franzosen gefangengenommen.884 Eine Landungstruppe unter Georg von Hessen-Darmstadt885 besetzte Gibraltar am 6. August 1704.886 Der Gouverneur Gibraltars, Don Diego de Salinas,887 hatte aus einigen 100 Zivilisten eine Miliz aufgestellt. Ernsthaften Widerstand vermochten diese Einheiten nicht zu leisten, als nach dem am 23. Juli 1704 einsetzenden heftigen Bombardement888 Georg von Hessen am Isthmus landete.889 Admiral Byngs Aide de Camp, Captain Whitacker, landete mit Ruderbooten und Musketieren an der neuen Mole, von wo er das Fort einnahm. Die Musketiere müssten noch mit Luntenschlossmusketen ausgerüstet gewesen sein, denn es wird berichtet, dass brennende Lunten die Pulvervorräte des Forts entzündeten, die explodierten. Dabei kamen 100 Angreifer um.890 Whitacker gelang es, auf weiteren Booten Verstärkung an Land zu bringen und den Union Jack (der nicht erst mit der Union von 1707 gebräuchlich, sondern seit James I. von Fall zu Fall gebraucht wurde891) zu hissen.892 Unter den Frauen der Festung, die sich vor dem Bombardement an die Südspitze geflüchtet hatten und nach und nach zurückkehrten, brach Panik aus. Um sie zu schützen, kapitulierte Don Diego, der sah, dass alles verloren war, bis auf seine Ehre.893 Die Alliierten hatten sich ausbedungen, nicht unter der kaiserlichen Fahne zu fechten; der Kommandant der englischen Garnison schien daher das St. Georg-Kreuz auf der Mole aufgezogen zu haben, während Georg von Darmstadt die kaiserliche Fahne auf dem Berg hisste.894 Gibraltar konnte auch gegen eine spanische Gegenoffensive unter General Villadarias, der die Festung bis zum Ende des Jahrs 1704 belagerte, verteidigt werden,895 worauf später näher einzugehen sein wird. Die herbeieilende französische Flotte unter dem Befehl des Sohns von Ludwig XIV., Admiral de Toulouse, mit Madame de Montespan wurde in der Schlacht von VélezMálaga am 24. August 1704896 durch Admiral Rooke besiegt. Weniger als eine Woche nach der Einnahme Gibraltars erhielt Admiral George Rooke Nachricht, dass sich die französische Flotte unter dem Befehl von Louis-Alexandre de Bourbon und Victor-Marie d’Estrées sich Gibraltar näherte. Wie im 17. Jahrhun-
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Laufgräben der Armee der zwei Kronen (1704/1705) Alte Mole
Runder Turm Maurisches Kastell
Alliierte Flotte
Neue Mole
S. Michaelis Höhle
Karte 9: Die Einnahme Gibraltars durch die alliierte Flotte(1704)
Karte: Sandra Hülsmann
Mittelmeer
Gibraltar
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dert waren die französischen Schiffe den englischen sowohl durch ihre Schnelligkeit als auch bessere Takelage überlegen.897 Nach dem Bombardement Gibraltars hatte Rookes Schiffsartillerie weniger als 21 Schuss pro Kanone. Auf Ruderbooten wurden Schiffe, deren Geschütze kaum noch Munition hatten, mit einem kleinen Vorrat aus besser gestellten Schiffen versorgt.898 Den alliierten Schiffen wurden die leichter manövrierfähigen französischen Galeeren gefährlich. Rooke ließ die Hälfte seiner Royal Marines zur Sicherung in Gibraltar zurück und suchte mit seiner vereinigten Niederländisch-Englischen Flotte den Kampf mit dem Gegner. Toulouse gelang es aber, ihn auszumanövrieren und vor den Allierten gegen Westen auf Gibraltar zu segeln. Das seemännische Geschick der Alliierten gewann aber die Oberhand.899 Rooke gewann die Luvseite – damit konnte er auf seiner Leeseite alle Geschützdecks einsetzen – und ging mit seiner Flotte auf Parallelkurs zum Feind. Es folgte ein Artillerieduell ohne taktische Manöver. Das holländische Flaggschiff „Albemarle“ wurde durch einen Treffer der Pulvervorräte in die Luft gejagt, gesprengt und versenkt, was aber die Niederländer nicht zurückweichen ließ. Die Schlacht brachte keine Entscheidung. Es gingen keine Schiffe verloren; die Schäden und Verlustzahlen waren jedoch hoch. Auf Seiten der vereinigten Flotte gab es 2 700 Tote und Verwundete, auf der französischen 1 500. George Byngs Geschwader musste aus der Linie ausscheren, nachdem seine Schiffe großen Schaden genommen und zur Erwiderung des feindlichen Feuers nicht mehr in der Lage war, da es bei der Bombardierung Gibraltars viel Munition verschossen hatte.900 Rooke positionierte aber seine Schiffe erneut zum Angriff. Das war mehr, als Toulouse ertragen konnte, der glaubte, genügend erreicht zu haben. Am nächsten Tag blieb die französische Flotte auf Distanz und war am nächsten Morgen verschwunden. Rooke befürchtete, dass sie vor ihm nach Gibraltar gesegelt war. Die Franzosen waren aber nach Toulon zurückgekehrt und beanspruchten einen großen Sieg. Tatsächlich wurde durch die Rückkehr der Franzosen nach Toulon ein Unentschieden901 zu einem strategischen Sieg der Engländer, da die Toulouse französische Marine nach der Schlacht ihren Hafen nicht mehr in voller Stärke verließ.902 Carlos III. hielt Hof in Portugal; im Bündnisvertrag hatte Pedro II. sich versprechen lassen, dass der Habsburger in Portugal Hof halten sollte.903 Seine geringen Geldmittel und der schlechte Verlauf der in seinem Namen durchgeführten Feldzüge trugen nicht dazu bei, seiner Sache Zulauf zu verschaffen.904 Die königliche Hofhaltung in Belem905 wurde durch Kredite finanziert, die der englische Botschafter Methuen906 vermittelte.907 Der Verlauf des Cevennenkriegs
Im Jahr 1703 entsandte Ludwig XIV. den Marschall Montrevel mit 60 000 Mann gegen die Chamisards.908 Montrevel, ein ehemaliger Hugenotte, führte einen Krieg der verbrannten Erde. Zu Hunderten wurden die Menschen hingerichtet und das Land in
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eine Wüste verwandelt; 436 Dörfer wurden zerstört. Die Chamisards gingen ebenfalls mit äußerster Gewalt vor, in der Diözese Nîmes erwürgten sie allein 84 Priester und brannten etwa 200 Kirchen nieder. An ihrer Spitze stand ein 20-jähriger Bäckerjunge aus Ribaute bei Anduze, Jean Cavalier, sowie ein ehemaliger Soldat,909 nach anderen Quellen ein Wollarbeiter namens Pierre Laporte, der sich den nome de guerre „Rolland“ gegeben hatte.910 Rolland operierte in den oberen, bergigen Cevennenregionen, Cavalier in den Ebenen. Saint-Saphorin hielt den Kontakt zwischen Cavalier und Prinz Eugen.911 Nach großen Erfolgen plante Cavalier, sich in der Dauphiné mit Herzog von Savoyen zu vereinigen. Die Einwohner von Nîmes, Montpellier, Orange und Uzes unterstützten die Chamisards mit allem Notwendigen; die Glocken der zerstörten Kirchen wurden zu Kanonen umgegossen. Die Nouveaux Convertis, die in den Dragonaden massenweise zum Katholizismus übergetreten waren, gerieten zwischen die Fronten und boten den Nährboden, auf dem der Aufstand gedeihen konnte. Die Aufständischen richteten ihre Aktionen gegen den Kern der katholischen Bevölkerung, die mit der Formierung von Milizen wie den Weißen Chamisards, den Fiorentines und den Cadettes des Croix Blanc reagierte, die auf eigene Faust durch das Land zogen und wie ihre Gegner Terrorakte, Plünderungen, kurz: den Kleinen Krieg betrieben. Der Konflikt wuchs sich zum veritablen Bürgerkrieg aus, der unbeherrschbar wurde.912 Im Herbst 1703 kam es zu einem Umschwung; der Terror Montrevels zahlte sich aus und der Aufstand verlor an Boden.913 Montrevel ließ Mühlen und Öfen bis auf die für die Zivilbevölkerung unerlässlichen Einrichtungen zerstören, um die Infrastruktur der Chamisarden zu vernichten.914 Ein Magazin dieser wurde in Enzet ausgehoben.915 Anfang Februar 1704 konzentrierte Montrevel seine Truppen um Saint Hypolite und Alés, um den Bewegungsraum Cavaliers einzuschränken. Allerdings gelang es Cavalier, bei Montagnargues am 14. März 1704 eine Einheit Regierungstruppen, die wesentlich aus dem Eliteregiment La Marine und nicht aus lokalen Milizen bestand, zu schlagen und 350 Mann Verlust hinzuzufügen, wobei die Rebellen viele Waffen und Ausrüstungsgegenstände erbeuteten. Das bedeutete das politische Ende Montrevels.916 Zwar schlug er am 16. April 1704 in der Schlacht von Nagés 1 000 Chamisards unter Cavalier,917 der in dem Gefecht 400 Mann verlor.918 Montevel war aber bei Chamillard diskreditiert und hatte auch nicht den Rückhalt der lokalen Gouverneure und Intendanturen: Anfang 1704 übernahm Villars das Kommando in den Cevennen.919 Villars setzte nach dem Scheitern rein militärischer Maßnahmen eine erfolgreiche Counter-Insurgency-Taktik ein.920 Er drohte in einer Ansprache in Sommières jedem Insurgenten damit, gehängt, erschossen oder gerädert zu werden, wobei er den Nouveaux Convertis dadurch Zugeständnisse machte, dass er ihnen die Freiheit des private service einräumte.921 Am 21. April 1704 in Nimes stellte Villars eine Frist für die Wahrnehmung einer Amnestie bei Niederlegung der Waffen, die er bis zum 15. Juni 1704 verlängerte.922 Er suchte das Gespräch mit den Bauern, deren Vertrauen er wie das der städtischen Notablen zu gewinnen vermochte. Zugleich richtete er fünf Detachements von jeweils
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300 Mann Kavallerie und Infanterie923 ein, die in einem Kleinen Krieg die Jagd auf die Chamisards aufnahmen, wobei sie keine Gefangene machten.924 Da das Offizierskorps durch den Kleinen Krieg zermürbt war, setzte sich Villars in personam an die Spitze eines der Detachements; das Beispiel, das er damit gab, hob die Kampfmoral beträchtlich,925 und eine Verstärkung durch den im Kleinen Krieg erfahrenen Sieur de la Croix, der mit 250 Fusilieren zu Villars Truppen stieß, führte zu einer nennenswerten Verstärkung.926 Nach einem Treffen seines Offiziers La Lande927 mit Chevalier am 12. Mai 1704 versuchte Chevalier, dem von Villars in einem weiteren Treffen928 Angebote auf eine Offiziersstelle gemacht wurden, Rolland zu einer Niederlegung der Waffen zu bewegen – was allerdings fehlschlug.929 Chevalier verließ die Cevennen und reiste mit freiem Geleit nach Versailles, wo er sich aber nicht wirklich mit offenen Armen aufgenommen fühlte; er floh über Deutschland ins Exil in Schweizer Kantone.930 Am 18. August 1704 wurde Rolland dann im Chateau Castelneau gestellt. Rolland floh in den Wald, wo er erschossen wurde; seine wenigen Begleiter starben auf dem Rad.931 Die Bedrohung Ludwigs XIV. im Innern hatte aufgehört zu existieren. Kapitel 8: Die Große Allianz verliert die Initiative an Frankreich (1705) Diplomatie
Nach dem die alliierten Kriegserfolge das Ausscheiden Kölns und Bayerns aus dem Krieg bewirkt und Erfolge der alliierten Diplomatie Portugal und Savoyen dazu bewegen konnten, das Bündnis mit Ludwig XIV. zu verlassen und der Großen Allianz beizutreten, standen die Zwei Kronen allein da.932 Der Sieg in der Zweiten Schlacht von Höchstädt hatte die Verhältnisse in Wien durchaus nicht verbessert. Prinz Eugen drohte am 14. März 1705 wegen des Einflusses der Partei um Harrach und Mansfeld mit seiner Remisson,933 die ihm von Leopold I. am 21. März 1705 verweigert wurde.934 Am 5. Mai 1705 verabschiedete sich Leopold I. bei vollem Bewusstsein und mit klar verständlicher Stimme von seiner Familie und starb. Der römische König trat als Joseph I. die Thronfolge an.935 Mit ihm trat eine Regierung junger Leute das Amt an.936 Im Nordischen Krieg warb Ludwig XIV. um Peter den Großen,937 der aber Leopold I. und seinem Nachfolger Avancen machte. Friedrich I. von Preußen war im Nordischen Krieg, in dem er immer stärker den Gegnern Schwedens zuneigte, durch Mietverträge mit Marlborough neutralisiert.938 Rakoczy legte London einen 29-Punkte-Plan vor, der im Großen und Ganzen (mit Ausnahme zweier Punkte) von der englischen Krone dem Kaiser zur Annahme empfohlen wurde, indem die Übergabe der ungarischen Festungen an Rakoczy und die Einrichtung eines Wahlkönigtums empfohlen wurde.939 Ungarn war damit nicht
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300 Mann Kavallerie und Infanterie923 ein, die in einem Kleinen Krieg die Jagd auf die Chamisards aufnahmen, wobei sie keine Gefangene machten.924 Da das Offizierskorps durch den Kleinen Krieg zermürbt war, setzte sich Villars in personam an die Spitze eines der Detachements; das Beispiel, das er damit gab, hob die Kampfmoral beträchtlich,925 und eine Verstärkung durch den im Kleinen Krieg erfahrenen Sieur de la Croix, der mit 250 Fusilieren zu Villars Truppen stieß, führte zu einer nennenswerten Verstärkung.926 Nach einem Treffen seines Offiziers La Lande927 mit Chevalier am 12. Mai 1704 versuchte Chevalier, dem von Villars in einem weiteren Treffen928 Angebote auf eine Offiziersstelle gemacht wurden, Rolland zu einer Niederlegung der Waffen zu bewegen – was allerdings fehlschlug.929 Chevalier verließ die Cevennen und reiste mit freiem Geleit nach Versailles, wo er sich aber nicht wirklich mit offenen Armen aufgenommen fühlte; er floh über Deutschland ins Exil in Schweizer Kantone.930 Am 18. August 1704 wurde Rolland dann im Chateau Castelneau gestellt. Rolland floh in den Wald, wo er erschossen wurde; seine wenigen Begleiter starben auf dem Rad.931 Die Bedrohung Ludwigs XIV. im Innern hatte aufgehört zu existieren. Kapitel 8: Die Große Allianz verliert die Initiative an Frankreich (1705) Diplomatie
Nach dem die alliierten Kriegserfolge das Ausscheiden Kölns und Bayerns aus dem Krieg bewirkt und Erfolge der alliierten Diplomatie Portugal und Savoyen dazu bewegen konnten, das Bündnis mit Ludwig XIV. zu verlassen und der Großen Allianz beizutreten, standen die Zwei Kronen allein da.932 Der Sieg in der Zweiten Schlacht von Höchstädt hatte die Verhältnisse in Wien durchaus nicht verbessert. Prinz Eugen drohte am 14. März 1705 wegen des Einflusses der Partei um Harrach und Mansfeld mit seiner Remisson,933 die ihm von Leopold I. am 21. März 1705 verweigert wurde.934 Am 5. Mai 1705 verabschiedete sich Leopold I. bei vollem Bewusstsein und mit klar verständlicher Stimme von seiner Familie und starb. Der römische König trat als Joseph I. die Thronfolge an.935 Mit ihm trat eine Regierung junger Leute das Amt an.936 Im Nordischen Krieg warb Ludwig XIV. um Peter den Großen,937 der aber Leopold I. und seinem Nachfolger Avancen machte. Friedrich I. von Preußen war im Nordischen Krieg, in dem er immer stärker den Gegnern Schwedens zuneigte, durch Mietverträge mit Marlborough neutralisiert.938 Rakoczy legte London einen 29-Punkte-Plan vor, der im Großen und Ganzen (mit Ausnahme zweier Punkte) von der englischen Krone dem Kaiser zur Annahme empfohlen wurde, indem die Übergabe der ungarischen Festungen an Rakoczy und die Einrichtung eines Wahlkönigtums empfohlen wurde.939 Ungarn war damit nicht
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allein Stachel in Habsburgs Auge, sondern Anlass für tiefgreifende Belastungen mit England als wichtigstem Bündnispartner und Finanzier der Kriegsanstrengungen. Der ungarische Aufstand blieb aber ohne wirkliche Unterstützung, da nach dem Scheitern des bayerisch-französischen Anschlags auf Wien im vorangegangenen Jahr eine direkte Hilfe durch den Sonnenkönig beinahe ausgeschlossen blieb, und die Osmanen den Ungarn nicht zur Hilfe kamen, sondern sich auf eine Verlängerung des Friedens mit Habsburg verließen.940 Im Winter 1705 kam es zwischen den Alliierten zu Spannungen, nachdem die Wiener Bürokratie die Queen nicht als Majestät, sondern als „Serenität“ tituliert hatte. Harley wies den Botschafter Stepney an, scharf zu protestieren.941 Anfang 1705 wurde das Triumvirat Godolphin, Marlborough und Harley gebildet.942 Seine familiären Bindungen an puritanische Traditionen ließen Harley einen gemäßigten Standpunkt einnehmen,943 was ihn in einen Gegensatz zu seinem Rivalen St. John brachte.944 Da das Kabinett keine Unterstützung durch eine Mehrheit aus Tories und Queens Servants genoss und daher die Hilfe der Whigs benötigte, nahm deren Einfluss zu;945 Godolphin näherte sich ihnen seit dem Jahr 1705 nach Verleumdungen durch anonyme Tory-Pamphlete an,946 deren Verfasser von Harley nicht ermittelt wurden. Die Parteidisziplin der Whigs wurde durch Robert Walpole durchgesetzt,947 der später Kriegsstaatssekretär wurde. Die Whigs versuchten die Reputation Roorkes, dessen erfolgreiche Einnahme Gibraltars von der Propaganda der Tories zur Schmälerung des Ruhms Marlboroughs nach Blenheim verbreitet wurde, mit einer Untersuchungskommission des von ihnen dominierten House of Lords zu reduzieren.948 Die Wahlen im englischen Unterhaus 1705 waren in besonderem Maße von Korruption, Wahlfälschung und Bedrohung von Wählern bestimmt. Die Entscheidung über Wahlanfechtungen lag beim House of Commons selbst, wo parteiisch und ungerecht über die Election petitions entschieden zu werden pflegte. Das höchste Gericht entschied aber, es habe die Jurisdiction über private properties und zog solche Verfahren an sich, in denen es darum ging, ob ein Wähler wahlberechtigt sei.949 Die Chancen der Whigs, die zuvor durch Wahlmanipulationen benachteiligt wurden, stiegen dadurch. Stillstand an Maas, Mosel und Rhein
Ein französisch-bayerisches Heer unter dem Kurfürsten von Bayern und Marschall Villeroi rückte erfolgreich in den Niederlanden vor, während Marlborough versuchte, dem Lauf der Mosel folgend über Lothringen in Frankreich einzudringen. Vom 24. Oktober 1704 an war das englisch-niederländische Kontingent von Landau aus durch ein waldig-bergiges Defilée, das kaum für Geschütze und Wagen passierbar war, marschiert und nach Norden vorgerückt, wo Marlborough Trier und Trarbach belagerte und einnahm.950 Am 5. Mai 1705 lagerten Marlboroughs Trup-
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pen noch zwischen Roermonde und Venlo, wo er Overkirks niederländischem Korps dabei sekundierte, einen Vorstoß Villerois auf Huy zu verhindern.951 Marlborough selbst führte am 19. Mai Verhandlungen in Rastatt mit Ludwig von Baden, um diesen zur Stellung von Unterstützungen bei der Moselkampagne zu bewegen.952 Joseph I. bemühte sich darum, den Markgrafen zur Teilnahme an der Moselkampagne zu bewegen.953 Der Misserfolg wurde durch die kaiserliche Diplomatie nach außen zu rechtfertigen versucht; intern machte der Kaiser aus seiner Verstimmung keinen Hehl.954 Dahinter stand aber die Abkehr der Habsburger Hauspolitik von ihrer Orientierung an den Interessen des Reichs. Während der Kanzler des Heiligen Römischen Reichs, Lothar Franz von Schönborn,955 zu Ludwig von Baden hielt, war die Abkehr Joseph I. vom Türkenlouis Konsequenz seiner dynastischen Orientierung.956 Ludwig dagegen zeigte sich „unangenehm überrascht“, wie wenige Truppen für ihn bereitgestellt werden sollten. Ludwig von Badens Marsch von Rastatt nach Trier verlief schleppend langsam; an eine wirksame Verstärkung Marlboroughs war nicht zu denken. In der Literatur hat Ludwig keinen guten Stand; er steht unter dem Verdacht der Sabotage der allierten Position. Die Wunde vom Schellenberg hatte sich wieder entzündet. Der fränkische und der schwäbische Reichskreis konnten nach den finanziellen Anstrengungen der vorangegangenen Feldzüge keine nennenswerten Mittel mehr aufbieten. War daher jede Meile für den alten Feldherren auf den durch Dauerregen beinahe unpassierbar gewordenen Wegen eine körperliche Tortur, mussten seine Truppen ohne den erforderlichen Nachschub marschieren.957 Als sich Marlborough dann über Lüttich an die Mosel bewegte, warf Villars, der die Moselfront kommandierte, neun Bataillone in das primär bedrohte Saarlouis.958 Villars befestigte eine Linie von Sierk über Thionville bis Saarlouis.959 Bei Trier fand Marlborough die zugesagten Kontingente der Reichsarmee ungenügend konzentriert, während ihm zugetragen wurde, dass Marsin 15 Schwadronen Verstärkung an Villars hatte abgehen lassen.960 Am 4. Juni 1705 war die Initiative bereits auf Villars übergegangen, der mit 55 000 Mann den nur 42 000 unter Marlboroughs Kommando deutlich überlegen war.961 Als Zuzug durch Feldzeugmeister Friesen von Ludwig von Baden auf Trier zumarschierte, hatte Marlborough – zur Bestürzung der englischen Öffentlichkeit, die sich davon kriegsbeendende Wirkungen erhofft hatte, und zur Verwunderung des deutschen Publikums, das falsche Gerüchte von einer Erstürmung der villarschen Linien vernommen hatte962 – das Projekt des Modelfeldzugs abgesagt. Marlboroughs Armee befand sich seit dem 17. Juni963 auf dem Rückmarsch an die Maas.964 Villars gelang es, am 24. Juni 1705 Trier zu stürmen, dessen Kommandant, General Opach, die Vorräte in die Mosel werfen ließ und aus der Stadt floh.965 Am 4. Juni 1705 stürmte Villars dann Weißenburg, dessen 1 500 Mann starke kaiserliche Garnison getötet oder in Gefangenschaft genommen wurde.966 Auf dem niederländischen Kriegsschauplatz war Overkirk mit 48 Bataillonen und 52 Schwadronen Villeroi zahlenmäßig unterlegen. Der französische Marschall konzen-
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trierte seine Truppen an der Mehaigne und ließ aus Namur 22 24-pfünder und zehn Mörser nach Huy bringen, das Croonstrom am 30. Mai 1705 mit vier Bataillonen besetzte und von einem Korps unter Generalleutnant Comte de Gacé eingeschlossen wurde. Gacé ließ gegen die zwei vorgelagerten Forts, das Fort Rouge und das Fort Picard, Laufgräben aufwerfen967 und Schloss Huy bombardieren, nachdem er von Maubeuge aus auf Villerois Befehl zehn weitere 24-pfünder erhalten hatte. Die beiden Forts lagen am Abend des 3. Juni in Trümmern, und nachdem eine am 5. Juni in das Schloss geschossene Bresche am 10. Juni 1705 von französischen Grenadieren besetzt worden war, die am 16. Juni Vorbereitungen zum Sturm trafen, ließ der Kommandant Chamade schlagen; er ging mit 3 000 Mann in Kriegsgefangenschaft.968 Villeroi gelang es nun, am 18. Juni 1705 Lüttich mit Kölner Gardeeinheiten zu besetzen und die Belagerung der Citadelle aufzunehmen.969 Unterdessen war Marlborough heranmarschiert und wollte bei Hannut unmittelbar auf Villeroi zumarschieren, um die Entscheidungsschlacht zu suchen. Der Widerstand der Felddeputierten und der ausdrückliche Wunsch der Generalstaaten zwangen ihn aber, Huy anzugreifen. Hierzu wurde der dänische Generalleutnant Schultz mit 12 Bataillonen und zehn Schwadronen am 6. Juli 1705 detachiert. Die Stadt Huy ergab sich sogleich, deren Forts St. Joseph und Sarte von den Franzosen geschleift worden waren. Die Forts Picard und Rouge wurden von Schultz gestürmt,970 sodass die Besatzung des Castells am 11. Juli 1705 kapitulierte971 und nach Maastricht in Gefangenschaft geführt wurde.972 Der englische Feldherr beabsichtigte, den Franzosen eine Schlacht zu liefern und ließ hierzu bereits in den Lazaretten zu Lüttich Vorkehrungen treffen, „weil es bei dergleichen Arbeit gemeiniglich viel blutige Köpfe setzet“, wie der anonyme „Courier aus Braband“ schreibt.973 Marlborough hatte die Bekanntschaft eines Adeligen gemacht, über dessen Grund die Linien von Brabant liefen; Parker berichtete, der Gentleman habe Interesse daran gehabt, diese Nachbarschaft loszuwerden.974 Am 25. Juli 1705 konnte Marlborough mit dem niederländischen Korps unter Overkirk, das er an sich gezogen hatte, die französisch-bayerischen Linien bei Tirlemont durchbrechen,975 nachdem ein französisches Kontingent von 20 Bataillonen und 50 Schwadronen, das sich auf dem Hügel von Orsmael verschanzt hatte, von alliierter Kavallerie am 14. Juli 1705 zersprengt worden war.976 Marlborough hatte zunächst seine Armee nach Süden marschieren und ein Korps von 10 000 Niederländern unter Overkirk mit Pontons den Lauf der Mehaigne passieren lassen, während er wieder in einem Nachtmarsch nach Norden Richtung Elixheim abschwenkte. Villeroi und der Herzog von Burgund bemerkten diesen Schwenk nicht, sondern marschierten parallel zu Overkirk nach Süden. Als Marlborough Elixheim erreichte, fand er die Schanze dort nur mit einem kleinen Trupp besetzt, der rasch überwältigt und die Gräben mit Faschinen gefüllt wurden, die von Dragonern mitgeführt worden waren. Die Truppen Marlboroughs unter dem Kommando des Grafen von Noyelles
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Karte: Sandra Hülsmann
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Karte 10: Manöver und Forcierung der Linien von Brabant (1705)
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und den Generälen Lumley, Hompesch und dem Prinzen von Hessen-Kassel sowie den Generalleutnants Schultz und Engelsby977 mit 20 Bataillonen und 38 Schwadronen978 überwanden daraufhin ohne weiteren Widerstand die Linien. Südlich von Elixheim standen bei Whangé zehn bayerische Bataillone und französische und bayerische Kavallerie, die sich unter dem Kommando von Caramans die Alliierten angriffen. Marlborough ließ seine Kavallerie Front machen und setzte sich an ihre Spitze. In dem einsetzenden melée ritt ein bayerischer Kürassier auf Marlborough zu, den er mit einem Säbelhieb zu töten drohte; der Hieb schlug aber Fehl, der Kürassier verlor sein Gleichgewicht und wurde, stürzend, von Marlboroughs Trompeter getötet.979 Die französische Kavallerie wurde zurückgeschlagen und zog sich unter dem Schutz der bayerischen Infanterie zurück, die ein Karrée bildeten980 und sich mit äußerster Energie gegen die Alliierten wehrten. Eine Fortsetzung des erfolgreichen Kampfs gegen das Gros der Franzosen, das sich ungeordnet nach Westen absetzte, kam nicht in Frage, da
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Karte 11: Das Gefecht von Elixheim (1705)
Karte: Sandra Hülsmann
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die langsam eintreffenden Truppen Overkirks nach 36 Stunden fortgesetzter Märsche Ruhe brauchten. Nachdem Marlborough Artillerie und einen Konvoi mit Zwieback, der ihm 11-tägige Bewegungsfreiheit ermöglichte, an sich gezogen hatte, marschierte er auf Gavre und Brüssel zu. Die Generalstaaten hatten an jede offensive Bewegung die Bedingung gestellt, dass Overkirk zustimmen müsse. Nachdem Marlborough Overkirk überzeugt hatte, gelang es den Alliierten, am 18. August 1705 das Heer der Zwei Kronen, von dessen 103 Bataillonen und 147 Schwadronen wegen Detachierungen nur 76 Bataillone und 127 Schwadronen Villeroi zur Hand waren,981 zu stellen. Der holländische General Slangenburg aber behinderte den Vormarsch der Artillerie, die er hinter seinen Bagagewagen herfahren ließ – was später dazu führte, dass er vor die Generalstaaten zitiert und durch General Salesch ersetzt wurde.982 Die Alliierten verfügten über 100 Bataillone und 162 Schwadronen. Während die Franzosen begannen sich einzugraben, wurde im alliierten Lager Kriegsrat gehalten. Während Overkirk einem Angriff zustimmte, wiedersetzte sich General Slangenberg, der einen Angriff für „Mord und Massaker“ hielt.983 Mit jeder Stunde wurde in der Tat die Aktion sinnloser, und die „Erste Schlacht von Waterloo“ fand nicht statt. Auf Wunsch der Generalstaaten nahm Marlborough, ohne einen Schuss abgeben zu müssen, nach kurzer Blockade vom 3. bis 9. September 1705 die Festung Léau.984 Während holländische Truppen unter Noyelles nach zweiwöchiger Belagerung am 29. Oktober 1705 das Fort Santvliet nahmen, gelang es Villeroi, am 24./25. Oktober 1705 die Festung Diest unter seine Kontrolle zu bringen. Ein Angebot der französischen Führung, gegen Zahlung von 40 000 Livres eine Bannmeile um Namur an Sambre und Maas zu ziehen, lehnte Marlborough ab.985 Südlich am Rhein standen sich die gegnerischen Heere zunächst untätig gegenüber. Erst im Spätsommer manövrierten die Heere wieder auf beiden Ufern des Rheins. Feldmarschall Thüngen konnte zwar die Eroberung Homburgs am 27. Juli 1705 nicht verhindern,986 blockierte aber mit den wiederbefestigten Linien von Weißenburg und seinem befestigten Lager von Lauterberg den Vormarsch der Franzosen und damit eine erneute Belagerung Landaus,987 sodass sich die Franzosen über die Moder zurückziehen mussten. Ludwig von Baden zog am 20. September 1705 vor Drusenheim, das durch Überschemmungen geschützt war. Einem mecklenburgischen Rittmeister gelang es, die Überschwemmung zu durchreiten und kampflos einen nahe dem Ort gelegenen Kirchhof zu besetzen,988 der als Ausgangspunkt der Eroberung des Orts Sessenheim am 22. September 1705 durch 600 Dragoner sowie 600 Fusiliere und 150 Grenadiere diente, die auf Bauernpferde aufgesessen hatten und so die Überschwemmung überwanden.989 Am 24. September 1705 kapitulierte Drusenheim, und Feldmarschall Thüngen zog am 28. September 1705 vor Hagenau, in dessen Verteidigungswerke am 3. Oktober 1705 eine Bresche geschossen wurde. Am 5. Oktober 1705 wurde Chamade geschlagen.990 Der Kommandant der Festung begehrte freien Abzug, den ihm der Markgraf
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verweigerte.991 Die fehlende Koordination der auf verschiedenen Seiten der Festung stehenden Truppen Ludwig von Badens und Thüngens machte es der Besatzung möglich, im Lauf der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober aus der Festung zu fliehen.992 Vendômes Erfolge und die Rückschläge der Alliierten in Norditalien
Victor Amadeus hatte in dem Feldzug 1704 den nördlich des Po gelegenen Teil seines Lands eingebüßt.993 Im Süden war Nizza gefährdet.994 Die nur noch 11 kaiserliche sowie 15 savoyardische Bataillone und 19 Schwadronen zählende austro-savoyardische Armee litt unter Nachschubmangel ebenso wie unter der Uneinigkeit von Victor Amadeus und Starhemberg.995 Die Belagerung von Verrua schien zum Jahresanfang in ihre Endphase einzutreten. Es gelang den Belagerern, in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1705 in die Bastionen S. Carlo und Sta. Maria Schäden durch Beschuss anzurichten. Diese stellten sich aber als weniger bedrohlich dar; allein die Schießscharten waren zerstört worden. Nach dem der Fortschritt der Belagerungsarbeiten durch eine am 6. Januar 1705 von den Belagerten erfolgreich gezündete Gegenmine erheblich beeinträchtigt worden war996 gelang es den Belagerten, mit einem Ausfall am 17. Januar 1705 in der ersten Parallele erhebliche Schäden zu verursachen und die Belagerer durch einen weiteren Ausfall am 25. Januar nachdrücklich zu beeinträchtigen. Am Tag darauf wurden in die Bastionen S. Carlo und Sta. Maria Breschen geschossen, ohne dass die Franzosen dies ausnutzen konnten. Erst am 27. Februar 1705 wurde die Bastion S. Carlo durch drei Treffer vollständig zerstört, und der zu dieser Zeit vor der Festung eingetroffene Ingenieur Lapara997 ordnete die Belagerungsanstrengungen neu.998 Bereits am folgenden Tag wurden weitere erhebliche Schäden an den Werken der Festung durch intensivierten Beschuss bewirkt, aber auf Anraten Laparas kein Sturm auf die Festung selbst, sondern ein Angriff auf das die Po-Brücke deckende Fort unternommen, das wegen Nachlässigkeit savoyardischer Truppen verlorenging. Verruas Kommandant Oberst Friesen ließ von den Verteidigern des Forts, die sich in die Stadt zurückgezogen hatten, jeden Zwölften hängen.999 Nach dem Fall des Brückenforts war die Stadt isoliert1000 und Lapara ließ eine zweite Beschießungslinie einrichten. Die kaiserlich-savoyardische Hauptmacht bei Crescentino konnte nichts mehr ausrichten und zog am 14. März 1705 ab. Die Festung hielt sich noch 21 Tage: Nach einmütigem Beschluss des Kriegrats, in den Trümmern der Festung sterben zu wollen, ließ Friesen alle Vorräte an Kugeln und Bomben in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1705 gegen die Belagerer abfeuern. Am Morgen des 7. April 1705 wurde Chamade geschlagen.1001 Vendôme erklärte, Friesen habe durch sein Verhalten, das nicht mehr vom Kriegsrecht gedeckt sei, sein Leben verwirkt; er wolle sich aber für den Kommandanten wegen des bei der Belagerung erwiesenen Muts verwenden.
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In der Tat waren die französischen Verluste vor Verrua unerhört. Vendôme hatte 547 Offiziere, 36 Ingenieure und nicht weniger als 12 000 Mann eingebüßt. Die Stadt lag vollständig in Trümmern, selbst der Donjon war unbenutzbar. Vendôme zog nach Casale, wo er sein Quartier aufschlug.1002 Victor Amadeus hatte der Fall Verruas in düstere Stimmung versetzt, zumal Nizza ebenfalls dem früheren Bundesgenossen in die Hände zu fallen drohte, das nur mit zwei Bataillonen sehr schwach besetzt war1003 und seit dem 2. März bedroht wurde. In der Nacht vom 15. zum 16. März 1705 war der erste Graben eingerichtet worden.1004 Ein Kontingent von 180 englischen Soldaten wurde in der Nacht vom 23. auf den 24. März 1705 von zwei vor der Stadt auf Reede liegenden englischen Fregatten eingeschifft. Die befestigte Stadt, die von einer Höhe mit einer starken Zitadelle dominiert wurde, war von einem Ring von Forts – dem Fort Montalban und dem Fort Ospizio – sowie der Citadelle Villafranca gedeckt. De Feuillade gelang es, die Mauern der Citadelle Villafranca durch Beschuss am 30. März 1705 zu zerstören und nach einem von der Besatzung abgeschlagenen Sturmversuch kapitulierte ihr Kommandant Crevecoeur ehrenvoll.1005 Verwundete wurden im Schutz der Nacht auf englischen Schaluppen aus der Kampfzone gebracht.1006 Der Kommandant des Forts Ospizio kapitulierte bereits, als er sah, wie eine Batterie gegen ihn in Stellung gebracht wurde.1007 Fort Montalbano kapitulierte am 7. April 1705. Da in eine Bastion der Stadtbefestigung eine Bresche geschossen und die Stadt durch den vorangegangenen Beschuss erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden war, zog sich die Besatzung in die starke und unzugängliche Zitadelle zurück.1008 De Feuillade aber, dem Berichte zugetragen wurden, die Alliierten hätten einen Flottenverband mit Richtung auf Toulon in See stechen lassen, sah sich trotz der vorangegangenen Erfolge außerstande, seine Truppen weiter in einer aktiven Belagerung Nizzas zu binden und wandte sich nach Norden, um sich mit Vendômes Hauptmacht unter Zurücklassung eines Korps zur Zernierung Nizzas zusammenzuschließen,1009 wo er vor Turin eintraf.1010 Am 15. Mai 1705 unternahm unter dem Obristen Pfefferkorn ein Trupp von 500 Reitern aus dem kaiserlich-savoyardischen Lager eine Diversion über Sesia, das Novaresische und das Tessin auf Mailänder Gebiet.1011 Nach erfolgreichem Eintreiben von Kontributionen verriet ein Diener Pfefferkorns dessen Route an General Vaubécourt,1012 der sich mit 24 Schwadronen gegen die Kaiserlichen wandte.1013 Bei Madonna della Balzola kam es am 18. Mai 1705 zu einem Zusammenstoß. Pfefferkorn ließ 150 Reiter mit den Kontributionsgeldern und 300 Pferden rückwärtig Stellung beziehen, während er die übrigen Reiter nach herkömmlicher Dragonerart absitzen ließ und in Linie auf einer Anhöhe platzierte. Als er die Übermacht der Franzosen und die Unhaltbarkeit der Linie erkannte, ließ er wieder aufsitzen und griff, ohne einen Schuss abzugeben, Vaubécourt mit dem blanken Säbel an. Der Wucht dieses Angriffs konnten die französischen Truppen nicht standhalten. Vaubécourt und 300 seiner Leute blieben auf dem Schlachtfeld.1014 Einen Angriff durch französische Karabiniers
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bei Carpignano schlug Pfefferkorns Korps am nächsten Tag zurück, sodass sie am 20. Mai 1705 in das kaiserliche Lager zurückkehrten.1015 Die kaiserlich-savoyardische Armee verschanzte sich in Chivasso an der Mündung des Orco in den Po, wo Starhemberg durch Stauarbeiten Überschwemmungen vorbereiten ließ.1016 Chivasso deckte eine Po-Brücke und wurde durch eine Anhöhe auf dem rechten Po-Ufer kontrolliert, auf der zwei Casinen und das Schloss Contrabuc eine starke Verteidigungsstellung boten, die Starhemberg mit Befestigungen verbinden ließ, die bis zum verbarrikadierten Ort Castagnato reichten.1017 Am 16. Juni 1705 rückte Vendôme vor Chivasso1018 und erkannte bei einer Rekognoszierung am 18. Juni 1705 nach den Erfahrungen von Verrua, dass es erforderlich sei, die Verbindung über den Strom zu unterbrechen, um den Ort zu beherrschen.1019 Daher ließ er seinen rechten Flügel unter D’Arène gegen Castagnato und das Schloss Contrabuc vorgehen, der aber zurückgewiesen wurde. Vorgelagerte Anhöhen wurden in der Nacht zum 19. Juni von 28 Grenadierkompanien, zwei Bataillonen und drei Dragonerregimentern genommen und verschanzt.1020 Vor Castagnato wurden zwei Batterien mit vier und sechs Geschützen, gegen die Linien eine Batterie mit acht Geschützen in Stellung gebracht. Die Belagerungsarbeiten wurden dadurch erleichtert, dass die angelegten Überschwemmungen wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit und dem fallenden Wasserspiegel der Stauseen nicht bewirkt werden konnten; schon am 7. Juli 1705 konnten sich die Franzosen daher in den Besitz der Contreskarpe von Chivasso setzen.1021 Ein Angriff auf die Festung am 27. Juli 1705 blieb zwar erfolglos, aber wegen der sich verschlechternden Lage, und um eine Einkreisung der Armee im Fall des Verlusts der Po-Brücke zu vermeiden, verließen Chivasso die austro-savoyardischen Truppen am 28. und 29. Juli 1705. Bereits am 11. Juli 1705 war Vendôme auf die Lombardei abgerückt, um sich Prinz Eugen entgegenzustellen. Dort war Leiningens Korps in seinem Lager bei Gavardo am Gardasee mit einer Stärke von 14 Infanterieregimentern mit 11 000 Mann, 3 800 noch „dienstbaren“ Reitern in 14 Regimentern,1022 12 Kartaunen, sechs Falkaunen und 92 Regimentstücken1023 zu keiner Offensivbewegung fähig. Ihm gegenüber lag der Großprior, der Bruder Vendômes.1024 Die vom kaiserlichen Hof ausgegebenen Dispositionen hatten verhindert, dass Starhemberg mit der gesamten Armee zu Victor Amadeus marschiert war; am Gardasee waren nur unzureichende Kräfte geblieben und Starhembergs Truppen reichten ebenfalls nicht aus. Leiningen konnte aus dem im fünften Kriegsjahr ausgeplünderten Landstrich kaum die Subsistenzmittel seiner Armee ziehen und erwägte einen Zug ins ferraresische Gebiet, um dort Nahrungsmittel zu finden.1025 Im venezianischen Gebiet war ihm Requisition durch kaiserliche Ordres aus diplomatischen Gründen verboten, aber auch in Ferrara war den Truppen auferlegt, sich nur gegen Quittung Lebensmittel zu beschaffen.1026 Zwischen den Parteien kam es zu vereinzelten Aktionen, die um den Gardasee wegen des anhaltenden Schnees keine größeren Ausmaße annahmen, bis Vendôme den Ingenieur Lapara zur Einnahme Mirandolas1027 mit neuen Bataillonen, vier Schwadronen,
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28 Geschützen sowie fünf Mörsern gehen ließ; die Artillerie wurde am 13. April 1705 vor Mantua auf dem Mincio eingeschifft und über Po und Secchia nach Concordia gefahren, von wo sie mit Gespannen vor Mirandola gebracht wurde, das am 17. April 1705 eingeschlossen wurde.1028 Mirandola verfügte über bastonierte Mauern und eine Citadelle, war aber im Übrigen durch isoliert voneinander stehende, nicht zur wechselseitigen Unterstützung fähige und ohne Verbindungslinien versehene Außenwerke befestigt. Von den 1 460 Mann Besatzung konnte deren Kommandant Generalwachtmeister Graf Königsegg nur über 1 000 Mann wirklich verfügen.1029 In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1705 nahmen 1 000 Infanteristen und 600 Bauern die Arbeiten an der ersten Parallele auf. Lapara, der bemerkte, dass das Fort de la Motte der Festung zu weit vorgelagert war, ließ die Befestigung am 20. April mit zwei 12-pfündern erfolgreich beschießen, deren Besatzung bei dem Versuch, sich zurückzuziehen, in einen Hinterhalt französischer Grenadiere geriet.1030 Versuche Leiningens, Mirandola zur Hilfe zu kommen, blieben halbherzig und unausgeführt. Die Anlage der Gräben machte vom 23. auf den 24. April 1705 gute Fortschritte, bis heftige Regenfälle die Belagerer zur Einstellung der Arbeiten zwangen.1031 Allerdings gelang es den Franzosen, die Galerie am Festungsgraben am 4. Mai 1705 zu besetzen. Am 23. April 1705 traf Prinz Eugen mit einem Kontingent preußischer Truppen1032 in Roveredo1033 ein. Er konnte den Fall Mirandolas allerdings nicht mehr verhindern und bezog in Gavardo am Gardasee ein befestigtes Lager.1034 Allein das erneute Auftreten Prinz Eugens auf dem oberitalienischen Kriegstheater hob die Stimmung der Kaiserlichen, die sich nach dem erfolgreichen Überfall Viscontis auf Generalleutnant Toralta bei Porta S. Pietro noch weiter verbesserte.1035 Prinz Eugen übernahm von Leiningen das Oberkommando.1036 Er teilte Königsegg mit, er habe vom 7. Mai an nicht vor dem Ablauf einer Frist von 14 Tagen mit Entsatz zu rechnen; Königsegg blieb daher keine andere Wahl, als am 11. Mai 1705 zu kapitulieren und sich mit der Garnison in Kriegsgefangenschaft zu begeben.1037 Prinz Eugen ließ gegen Einkreisungsversuche des Großpriors die Linie Soseto, das vom preußischen General zum Jungen von französischen Truppen gesäubert worden war,1038 über Saló und Soprazocco hin auf Gavardo am Gardasee zur Verteidigung einrichten. Ein Überfall durch Vendôme am 22./23. Mai 1705 wurde vereitelt, und am 27. Mai 1705 führte Leiningen die Kavallerie zum Hauptkorps, dessen effektive Stärke sich nun auf 10 700 Mann Infanterie und 4 000 Mann Kavallerie, mit allerdings nur 3 100 Pferden belief.1039 Ihnen stand eine Streitmacht der Zwei Kronen von 34 Bataillonen von je 420 Mann, also 23 000 Mann Infanterie und 46 Schwadronen von je 120 Mann, also 8 100 Mann Kavallerie gegenüber.1040 Nach Versuchen Prinz Eugens, über den Oglio zu gehen, wurden französische Außenposten beunruhigt, wobei die Aktion Generalfeldwachtmeisters Prinz Alexander von Württemberg gegen Casine Moscolino hervorsticht, der mit 1 600 Mann, drei Geschützen und Mineuren diesen Posten um 10 Uhr abends am 31. Mai 1705 angriff und unter heftigen Kämpfen bis in die Morgenstunden des folgenden Tags halten
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konnte.1041 Die Straße von Gavaredo nach Brescia wurde zur Hauptkampflinie;1042 bei Brescia nahm der Großprior, der Bruder Vendômes, Stellung.1043 Am 27. Juni 1705 gelang es der kaiserlichen Armee, trotz des durch Stauungen angestiegenen Wasserpegels des Oglio, auf einer Brücke, die unter erheblichen Mühen wegen des Mangels an brauchbaren Schiffen bei Urago auf Böcke gelegt war, über den Fluss zu setzen.1044 Das Manöver verursachte schmerzliche Verluste: Graf Serenyi etwa ertrank.1045 Eile schien geboten, da nach Marlboroughs Fehlschlag an der Mosel die Gefahr bestand, dass französische Truppen von dort auf das italienische Kriegstheater transferiert würden.1046 Kavallerieeinheiten unter Visconti gelang es am 1. Juli 1705, den spanischen General Teralba mit 800 Mann gefangenzunehmen.1047 Am gleichen Tag ergab sich die französische Besatzung des Weilers Soncino.1048 Prinz Eugen marschierte auf Romanengo, wo er ein Lager bezog.1049 Von den Franzosen errichtete Schanzen bei Tredici Ponti wurden von Kaiserlichen unter Obristleutnant Elsen besetzt.1050 Vendôme rückte am 13. Juli 1705 auf Lodi; die vereinigte Macht der Zwei Kronen betrug 47 Bataillone und 66 Schwadronen,1051 mit der Vendôme am 19. Juli 1705 Tredici Ponti erreichte. Eine Schanze wurde von ihrer Besatzung – einer Einheit Kroaten – am 20. Juli 1705 kampflos aufgegeben.1052 Zwischen dem 23. und 24. Juli 1705 marschierte der Großprior in Eilmärschen heran und bezog bei Cassano d’Adda Stellung.1053 In Erwartung einer Schlacht sandte Prinz Eugen am 7. August die Kranken Richtung Tyrol und brach am 10. August 1705 von Romanengo über Crema, Cremosano auf Pieranica nach Brembate di Sotto auf.1054 Bei Cassano d’Adda wollte Prinz Eugen die Adda überqueren.1055 Zwischen Treviglio und Cassano stellte Prinz Eugen seine Truppen in Schlachtordnung auf: Eine erste Linie bildeten auf dem linken Flügel 18 Schadronen unter Generalleutnant Prinz von Anhalt, das Zentrum unter Feldzeugmeister Baron von Bibra mit 24 Bataillonen und der rechte Flügel mit 18 Schwadronen unter dem General der Cavallerie Leiningen.1056 Die zweite Linie bildeten auf dem linken Flügel Generalwachtmeister Baron von Panewitz mit 15 Schwadronen, das Zentrum Generalwachtmeister zum Jungen mit 19 Bataillonen und den rechten Flügel Feldmarschall-Leutnant Visconti mit 15 Schadronen.1057 Den Kaiserlichen stand eine Armee der Zwei Kronen in einer Stärke von nur 20 Bataillonen und 30 Schwadronen gegenüber, die aber durch Zuzug von 15 Bataillonen und vier Dragonerregimentern Verstärkung erhielten1058 und sich auf die Adda, den Ritortokanal und den Cremascakanal stützen konnten. Die Kaiserlichen schlossen die Ritortoschleuse, um den Wasserstand der Adda zu senken, die von Leiningen über die Brücke von Cassano überschritten wurde. Französischen Grenadieren gelang es aber, die Schleuse zu öffnen, was das Übersetzen über den Fluss nachhaltig erschwerte. Unter heftigem Feuer gelang es, zum Angriff mit preußi-
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schen Verbänden auf die Truppen des Großpriors über die Adda und den Ritortokanal zu gehen,1059 wo der Angriff im Feuer der Franzosen steckenblieb. Prinz von Anhalt ließ den Cremascakanal durchwaten, wobei die Munition vieler Soldaten verdarb.1060 Vendôme selbst war derweilen auf dem Schlachtfeld erschienen; es gelang ihm, mit seinen Einheiten den Angriff zum Stehen zu bringen.1061 Auch der Angriff auf dem linken Flügel blieb stecken. Unter Verlust von 4 000 Mann1062 musste sich Prinz Eugen zurückziehen. Die verlustreiche Schlacht von Cassano ließ ihn mit nurmehr 10 000 Mann Infanterie und 3 500 Reitern zurück. Nach Gefechten bei Sevio am 16. Oktober 1705,1063 einer Kanonade bei Crema am 18. Oktober 17051064 und einem Scharmützel am Oglio am 10. November 17051065 gingen die Parteien in die Winterlager. Prinz Eugen feierte Cassano als seinen Sieg. Unter strategischen Gesichtspunkten des Feldzugs zur Unterstützung Savoyens war das nicht berechtigt.1066 Vendôme nahm nach der Schlacht von Cassano sein Werk der Eroberung Piemonts wieder auf und nahm nach kurzer Belagerung das nur schlecht befestigte Städtchen Chivasso, sechs Meilen nordöstlich von Turin, ein:1067 De Feulliade traf alle Anstalten für die Belagerung Turins. Vauban hatte eine völlige Einschließung Turins für erforderlich gehalten und dafür 60 Bataillone zu 500 Mann veranschlagt.1068 Entgegen Vaubans Konzeptionen und Laparas ausdrücklichen Rat bereitete De Feuillade – wohl in Ermangelung der erforderlichen Kräfte für eine Einschließung der Stadt – den Angriff gegen die Zitadelle vor.1069 In Stadt und Zitadelle war die Lage dramatisch. Aus der Hauptstadt des Herzogtums war gleichsam die letzte Grenzfestung geworden. Lord Peterborough sicherte Victor Amadeus die Hilfe einer englischen Flotte zu, die, von Katalonien in See stechend, über Nizza Verstärkung bringen sollte. Die Entwicklung auf dem spanischen Kriegschauplatz ließ dieses Projekt aber platzen; Turin stand auf sich gestellt.1070 Starhemberg, durch ständige Reibereien mit Victor Amadeus zermürbt, ersuchte Wien, ihm seinen Abschied zu gewähren. Auf Drängen des englischen Botschafters überwandt sich Victor Amadeus und bat den kaiserlichen Feldherren, zu bleiben.1071 Eine Entlastung hatten die stark bedrängten kaiserlichen Truppen unter Starhemberg von dem Korps unter Leinigen nicht zu erwarten, der den Sommer 1704 über untätig an der Tiroler Grenze gelegen hatte.1072 Allerdings war zum Glück für die kaiserliche Sache auf der Gegenseite nach den ständigen kostspieligen und auch für die französische Seite hoch verlustreichen Belagerungen savoyardischer Festungen auch Vendôme nicht vor Einbruch des Juni 1705 in der Lage, wieder ins Feld zu ziehen.1073 Anfang März 1705 waren von den Truppen, die Starhemberg ins Piemont geführt hatte, nurmehr 1 600 Infanteristen diensttauglich.1074 Nicht nur die schlecht versorgten, abgerissenen Truppen waren demoralisiert. Victor Amadeus war nach dem Verlust von Ivrea und Verrua völlig niedergeschlagen,1075 und Guido von Starhemberg fühlte sich besonders von Prinz Eugen auf einem Posten im Stich gelassen, auf dem es außer Mühsal keinen Ruhm zu ernten gab. Starhembergs Ärger war nicht unberechtigt, denn der Hofkriegsratspräsident weigerte sich, in eigener Person ins „Welschland“ zu ziehen,
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solange nicht eine ordentliche Armee bereitgestellt wurde, mit der er etwas gegen Vendôme auszurichten imstande sei.1076 In Versailles gewann Ludwig XIV. allerdings den Eindruck, eine Belagerung Turins sei mit den Mitteln, die De Feuillade zur Verfügung standen, nicht zu bewerkstelligen, und untersagte mit einer Depesche, die am 30. September 1705 vor Turin eintraf, die Fortsetzung der Arbeiten.1077 Unterdessen gestaltete sich die Lage auf dem Kriegsschauplatz von Gardasee bis in das Lombardische hinein für die kaiserliche Seite nicht minder problematisch als auf dem piemontesischen Kriegstheater. Die Verbündeten retirierten mit ihren schwachen Kräften von 4 000 Infanteristen und 3500 Kavalleristen nach Turin, auf dessen Glacis sie sich in einem Lager verschanzten und unverzüglich an die Verstärkung der Befestigungsanlagen und die Einlagerung von Vorräten und Belagerungsbedarf gingen.1078 Die harten Schanzarbeiten ebenso wie die schlechte Versorgung führten besonders bei den in die savoyardischen Truppen gepressten Bauern zur dramatischen Zunahme der Desertion. Im Oberkommando kam es zu Spannungen zwischen Victor Amadeus und Starhemberg, die wohl durch den kaiserlichen Botschafter am piemontesischen Hof Graf Auersperg noch geschürt wurden.1079 Starhemberg, dessen Gesundheitszustand sich auf einem Tiefpunkt befand – er litt an einer in seiner Schulter steckenden türkischen Pfeilspitze, die erst im folgenden Spätherbst in Wien herausoperiert werden sollte, nicht minder als an der Aussichtslosigkeit seiner Position – drängte auf seine Abberufung, die gegen den Widerstand Victor Amadeus, der den kaiserlichen Feldmarschall trotz aller Differenzen wegen seiner Fähigkeiten schätze, am 2. August erfolgte.1080 Nachfolger Starhembergs wurde Feldmarschall-Leutnant Daun, der das Vertrauen und die Sympathie Prinz Eugens gewonnen hatte.1081 Von Daun wussten sowohl Starhemberg als auch Prinz Eugen, dass er ohne nachhaltige Unterstützung kaum die Lage auch nur zu bewahren in der Lage sein würde. Prinz Eugen und Starhemberg, deren Freundschaft aus den Tagen des Zenta-Feldzugs mittlerweile in die Brüche gegangen war, trafen sich in Lonato, wo sie die Verstärkung der Daun zur Verfügung gestellten Kräfte in einer gemeinsam aufgesetzten Denkschrift forderten, die Starhemberg bei seiner Rückkehr in Wien bei Hof vorlegte.1082 Die Sendlinger Mordweihnacht und der Aufstand Bayerns
In Ilbesheim hatte die in Bayern zurückgebliebene Kurfürstin mit Marlborough, Ludwig von Baden und Prinz Eugen die Bedingungen ausgehandelt, unter denen nach der Flucht Max Emanuels Bayern regiert und verwaltet werden sollte.1083 Die Kurfürstin unterstellte sich der Protektion des Kaisers.1084 Die Bedingungen, die Kaiser Leopold I. der bayerischen Kurfürstin im Vertrag von Ilbesheim1085 zu Beginn des Machtvakuums gewährte, waren für die Wittelsbacher großzügig, überantworteten aber die Ressourcen
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des Lands bis zum Kriegsende den Habsburgern.1086 Aufgrund eines Beschlusses des Reichsdeputationshauptschlusses verwaltete die kaiserliche Macht Bayern.1087 Im Münchener Stadt- und Rentamt hintertrieben französische Parteigänger die Bemühungen, die bayerischen Ressourcen der kaiserlichen Kriegsführung nutzbar zu machen.1088 Unter anderem blieb München unter unmittelbarer Herrschaft der Kurfürstin. Leopold I. wollte mit dieser Politik zeitraubende Kämpfe mit den Garnisonen in den bayerischen Städten vermeiden. Als Leopold I. im Frühjahr 1705 verstarb, ließ sein Nachfolger Joseph I. das bayerische Oberland und die Residenzstadt München besetzen. Steuererhöhungen und Truppeneinquartierungen folgte im Herbst 1705 eine Zwangsaushebung im ganzen Kurfürstentum.1089 Übergriffe von Soldaten der kaiserlichen Administrationen bei der Rekrutierung und dem Eintreiben von Kontributionen gegenüber der Landbevölkerung führten zu ersten Aufständen und Gewalttätigkeiten der von der Zwangsaushebung1090 betroffenen Männer in der Oberpfalz, in Niederbayern und in der Gegend um Tölz, die bereits die Losung für die folgenden Revolten prägten: „Liaba bayrisch steam, als kaiserlich verdeam.“1091 Anfang Oktober wurden bei Neunburg vorm Wald 18 Rekruten, die zur Armee abgeführt werden sollten, auf offener Straße befreit. Trotz des Einschreitens der kaiserlichen Truppen breiteten sich die Aufstände in Niederbayern und der Oberpfalz – im sogenannten Unterland – schnell aus. Mit der Ausbreitung der Revolten übernahmen verstärkt Offiziere, Adelige, Beamte und Handwerker die Führung der Aufständischen und gaben den Umsturzbestrebungen das Ziel der Übernahme der Rentämter Bayerns. Die Landleute aus den Gerichten Griesbach, Pfarrkirchen und dem Rotthal fanden sich auf den Musterungsplätzen zuerst bewaffnet ein, setzten die Ausgehobenen in Freiheit und drohten den Beamten mit dem Tode, wenn sie dieselben wieder einfangen wollten. Dazu gesellten sich auch bald die verabschiedeten bayerischen Soldaten. Die Rebellen wurden immer verwegener, entwaffneten bei Kleeberg im Rotthal eine Abteilung kaiserlicher Husaren, nahmen im Schloss Herrn von Matau alle Waffen. Diesseits des Inn wurde der Aufstand lebendig. Um Ried sammelten sich alsbald 300 Bauern. Das Aufgebot der Bauernschaft um Braunau, Mauerkirchen, Altheim, Hönhart und Mattighofen sammelte sich am 10. November 1705 an den beiden Musterungsplätzen Tumeltsham und Aurolzmünster mit ihrer „besten Wehr“. Den Säumigen wurde durch die Aufständischen damit gedroht, sie an Leib und Gut zu strafen und die Dörfer oder Güter anzuzünden. Ein Trupp zog plündernd den Inn zu. Vergeblich versuchte auf dem Hof Gürten der Dechant Sigismund Stoll die Aufständischen aufzuhalten. Schärding wurde eingenommen und die dort von den Musterungsoffizieren sistierten Rekruten befreit. Rasch schwoll die Zahl der Aufständischen auf 5 000 Mann an. Zur einheitlichen Leitung hatte sich bereits im Oktober 1705 das Kurbayerische Landesdefensions-Oberkriegskommissariat mit Sebastian Georg Pliniganser,1092 einem Studiosus der Rechte an der hohen Schule zu Ingolstadt, und dessen Schulkamerad Johann Georg Meindl aus Stern bei Altheim, an der Spitze gebildet.
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Um für die Operationen einen Stützpunkt zu gewinnen, rückten mehrere Bauernhaufen nach Erstürmung der ihnen im Weg liegenden Amtshäuser mit Schützen und Jägern am 13. November 1705 vor die Festung Braunau.1093 Schon am 26. Juli 1705 hatte die kaiserliche Besatzungsmacht Befehl zur Demolierung der Festungswerke erlassen; doch bis jetzt hatte noch niemand daran Hand angelegt. An Stelle des am 21. Oktober 1705 verstorbenen Grafen Gottfried Kufstein kommandierte Graf Tattenbach die Besatzung. Tattenbach, früher in bayerischen, nun in kaiserlichen Diensten, hielt sich mit seiner Miliz für zu schwach, um einen Angriff auf die heranrückenden Scharen zu unternemen, durfte auch der Stimmung der Bürger kein volles Vertrauen schenken und musste daher die Stadt von allen Seiten blockieren lassen. Sebastian Plinganser kommandierte die Einheiten am linken Innufer, wo sie in und um Simbach lagerten. Meindl postierte seine nur mit Spießen, Sensen und Piken versehenen Truppen an dem rechten Innufer bei Ranshofen, St. Peter und Haselbach. Die Stadt war auf diese Weise von etwa 15 000 Mann eingeschlossen. Als erste Maßnahme der Zermürbung der Belagerten gruben die Rebellen das von Ranshofen zufließende Wasser ab. Lebensmittel für eine längere Belagerung waren in der Stadt nicht vorhanden. Obwohl die Belagerer kein Geschütz aufbieten konnten, war damit deutlich, dass die Stadt sich nicht auf Dauer würde behaupten können. Stadt und das Schloss Burghausen waren unterdessen nach einem zweiten Versuch durch eine weitere Abteilung Rebellen, die Einverständnis mit den Bürgern und Studenten herstellen konnten, am 16. November 1705 durch Überrumpelung genommen worden. Die schwache kaiserliche Besatzung, deren Kommandant durch einen Bürger erschossen wurde, wurde teils zum Übertritt gezwungen, teils gefangengenommen. Erhebliche Vorräte an Kanonen, Gewehren und Munition fielen in die Hände der Aufständischen.1094 Vor Braunau wurden unter dem Eindruck der Einnahme Burghausens die Belagerung verstärkt und der später enthauptete Johann Hoffmann als Oberbefehlshaber der Belagerungstruppen eingesetzt. Plinganser erließ als Landesdefesions-Commissär am 22. November 1705 aus dem Hauptquartier Simbach einen Aufruf an das bayerische Landsvolk, in dem er die Ursachen darlegte, welche die Landesverteidiger zur Ergreifung der Waffen gezwungen hätten und zur Teilname am Aufstand aufrief.1095 Die Bevölkerung folgte dem Aufruf begeistert, und es griffen innerhalb von acht Tagen zahlreiche Bauern zu den Waffen. Zu beiden Ufern des Inn wuchs die Belagerungsarmee auf 24 000 Mann an. Auch die Bevölkerung des oberen Inn- und Salzachtals nahm am Aufstand Teil. Die Bauern von diesseits und jenseits des Inns und der Salzach versammelten sich im Pfarrhof zu Neuhofen. Der Pfarrer Johann Paul Mayer und sein Kooperator Johann Rieder munterten sie auf und teilten die vorhandenen Gewehre unter ihnen aus. Die vor Burghausen eroberten vier Geschütze waren zwar nur Neun- und 11-pfünder, durch sie wurde aber doch die Übergabe von Braunau erzwungen.1096 Anfangs
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konnten sich Plinganser und Meindl nicht einigen, auf welcher Seite die Kanonen aufgeführt werden sollten. Meindl war dagegen, die Festung über das Wasser von Simbach aus zu beschießen, da man von dort aus gegen die Werke nichts ausrichten könne. Er ließ sich aber davon überzeugen, dass man mit Geschützen so geringen Kalibers zwar gegen die eigentlichen Festungswerke nichts ausrichten, jedoch mit glühenden Kugeln den Bürgern „ein Licht anzünden möchte“; dies könnte ihnen die Augen öffnen und sie gegen die Besatzung zu einem Aufstand bewegen. Nach einmütigem Beschluss, die Stadt von der Wasserseite aus zu beschießen, wurden nicht mehr als drei Kanonen aufgeführt und bereits am 26. Oktober abends Häuser in Brand geschossen. Der Bürgermeister und Stadtrichter Franz Diernhart von Diernhartstein drängte den Kommandanten Tattenbach, die vollständige Einäscherung der Stadt durch ihre Übergabe zu verhindern. Da die Rebellen einen Bruder des Kommandanten, den Pfarrer von Pischelsdorf, in ihrer Gewalt hatten, übergab Tattenbach nach 14-tägigem Widerstand unter der Bedingung freien Abzugs, jedoch mit Zurücklassung von Ober- und Untergewehr, die Festung. Er unterzeichnete am 27. November 1705 die Kapitulation. Kurz zuvor waren die Zugänge des Wassertors nebst der Kapuziner-Schanze von den Bauern besetzt und die Geiseln ausgeliefert worden. Mehrere 1 000 Mann zogen noch am 27. November in Braunau ein; ebensoviele blieben vor der Festung stehen. Die kaiserliche Besatzung, bestehend aus 900 Mann, wurde erst am nächsten Abend nach der österreichischen Grenze abgeführt. 200 Mann von den Barthelschen Reitern liefen zu den Rebellen über. Nach dem Bericht Plingansers hatte die Aktion den Belagerten mehr als 100 Mann Verlust zugefügt, aber die Aufständischen nur drei Mann gekostet. Nach einer Ansprache wurde die Bürgerschaft unter Bestätigung ihrer Privilegien von der Landesdefension in Eid und Pflicht genommen. Plinganser ließ die Stadt mit Lebensmitteln für eine Besatzung von 6 000 Mann auf ein ganzes Jahr versehen. Unterdessen war der kaiserliche Oberst Wendt eiligst mit 5 000 Mann von München nach Wasserburg aufgebrochen; dies wurde von den Kaiserlichen noch gerettet, dagegen war Braunau schon in den Händen der Bauern. Wendt nahm deshalb in einem Verhau neben der Stadt eine vortheilhafte Stellung ein. Hier wurde er am 29. November unter dem Befehl von Plinganser, Ertl, Jäger, Meindl und Dörfl angegriffen. Die Verschanzungen wurden von den Aufständischen im Sturm genommen und Wendt vollständig geschlagen. Während der Belagerung von Braunau sammelte sich auch im Feldlager zu St. Flo rian bei Schärding eine große Einheit der Bauernschaft. Fähnrich Wolf Heumann hatte einen Trupp Schützen in das Schärdinger Landgericht abgesandt, um dort ein Aufgebot aufzustellen. Von Braunau wurden Truppen gegen Neuhaus und Schärding geworfen, das Ende November 1705 förmlich belagert und vom 29. November an drei Tage vor Schärding beschossen wurde. Die kaiserliche Besatzung schoss von den Stadtmauern und dem hohen Schlossturm heftig auf die Bauern diesseits und jenseits des Inn. Das kaiserliche Feuer verfehlte aber jedwede Wirkung. Am 4. Dezember kamen fünf Kanonen von Braunau in Schärding an. Da der Kommandant auf die Aufforde-
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rung des Bauern-Oberanführers, die Stadt zu übergeben, eine abschlägige Antwort erteilte, begannen die Bauern noch am selben Tag mit der Beschießung; gegen Abend wurden auch glühende Kugeln in die Stadt geworfen, aber ohne Häuser in Brand zu setzen. Dennoch übergab die Besatzung auf Bitten der Bürgerschaft schon am 5. Dezember die Stadt an die Bauern. Nach der Einname von Schärding wurde Christian Zwigler zum Kommandanten der Festung und Besatzung von 400 Mann ernannt. Das Belagerungsgeschütz, bestehend aus fünf Kanonen, kam am 7. Dezember wieder nach Braunau zurück; ebenso zog die ganze bewehrte Bauernschaft, die Besatzung abgerechnet, nach Braunau und Oeting. Soweit sie nur mit Spießen bewaffnet waren, wurden sie nach Hause entlassen. Zunehmend kam es zu Übergriffen der Bauern, die sich als Herrn des Lands zeigten. Sie plünderten, misshandelten und verjagten die Obrigkeiten. Um eine Vereinigung der zersplitterten Kräfte zu erzielen, und wegen der Beratung über die tatkräftige Fortführung des Kampfs, wurde am 21. Dezember ein Landesdefensions-Kongress (von den Bauern Brunnengress genannt) nach Braunau ausgeschrieben, welcher von den Abgeordneten aller Stände beschickt werden sollte, und auf dem auch Vertreter des niederen Adels sowie Graf Paumgartten von Ering, Graf Aham zu Neuhaus, Landrichter von Mauerkichen, Baron Leiden, Landrichter von Schärding, der Rentmeister Widtmann und der Kastner Prielmayr von Burghausen erschienen. Wegen der künftigen Leitung der Regierungsgeschäfte wurde am 23. Dezember beschlossen, dass der Regierung von Burghausen vom ganzen Rentamt der untertänigste Respekt erwiesen und dieselbe als das Haupt anerkannt werden sollte, die alten Beamten also gleich zu ihren Ämtern zurückgerufen werden sollten. In Zukunft hätten alle Ausschreibungen von Steuern und Anlagen unter Zuziehung von je zwei gewählten Gemeindemitgliedern aus dem Gericht zu geschehen. Zur Regulierung der Miliz und zur Einrichtung des Kriegswesens hingegen sollte von jedem Hof ein Mann gestellt und deshalb zu Braunau und Burghausen eine förmliche Musterung der ledigen Burschen wie der erst verheirateten Tagwerker ohne Eigentum vorgenommen werden. Aus den Gemusterten wurden vier Regimenter zu Fuß, jedes zu 1 000 Mann, gebildet, der Adel und die Geistlichkeit stellten ein Dragonerregiment; auf je zehn Höfe entfiel ein vollständig ausgerüsteter Mann mit dem Pferd. Der Kongress richtete auch eine Vorstellung wegen der Exzesse der kaiserlichen Soldaten an den Reichskonvent zu Regensburg. Die inzwischen im Ort Anzing bei München abgehaltenen Verhandlungen ergaben einen zehntägigen Waffenstillstand. Die Zeit des Waffenstillstands nutzten die Aufständischen, im Besonderen Matthias Ägidius Fuchs und Plinganser, zur Ausarbeitung eines Plans, wie die kaiserliche Besatzungsmacht aus München vertrieben werden könnte. Die kaiserlichen Soldaten sollten im Norden Bayerns durch Aufstände gebunden werden. Die Aufständischen wollten sie dann im Südosten umgehen und sternförmig auf München vorrücken. Die ehemalige Münchener Bürgerwehr sollte den Aufstand durch eine Erhebung gegen die kaiserliche
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Garnison innerhalb der Stadtmauer unterstützen. Unter Bruch des Waffenstillstands begannen die Münchener Verschwörer, unter der Führung von Johann Jäger, umgehend mit den Vorbereitungen, während Fuchs die Aufständischen im Oberland mobilisierte. Am 19. Dezember 1705 rief Fuchs im Tölzer Patent alle Oberländer dazu auf, sich zu bewaffnen und sich bis zum 22. Dezember im Kloster Schäftlarn zu versammeln. In diesem Tölzer Patent wurde behauptet, dass die kurfürstlichen Prinzen, die noch in München lebten, nach Österreich entführt werden sollten, was Fuchs durch ein gefälschtes Schreiben zu belegen versuchte. Fuchs erklärte, Kurfürst Max Emanuel würde den Aufstand mittragen und so bald wie möglich zu den Revolutionären stoßen. Dies genügte nicht, jeden zur Teilnahme am kommenden Kampf zu bewegen; die Rebellen mussten Zauderer unter ihre Fahnen zwingen. Johann Christoph Kyrein, der Bürgermeister von Tölz, drohte seinen Bürgern mit dem Entzug der Bürgerrechte, sollten sie sich dem Aufstand verweigern; im gesamten Land wurden Bauern vor die Wahl gestellt, entweder ihre Söhne und Knechte mit den aufständischen Truppen ziehen oder ihre Höfe in Schutt und Asche legen zu lassen. Am 21. Dezember 1705 fanden sich insgesamt 2 769 Mann Fußvolk und etwa 300 Reiter mit völlig unzureichender Ausrüstung und Bewaffnung im Kloster Schäftlarn ein. Auch in München liefen letzte Vorbereitungen; Raketensignale sollten den Aufständischen außerhalb der Stadtmauern die Bereitschaft der Münchener anzeigen. Doch nun kam es zu ernsten Problemen: Der Verbindungsmann zwischen Ober- und Unterland, der Anzinger Postmeister Franz Kaspar Hierner erschien nicht zum vereinbarten Treffen in München, die Verbindung zum Unterland war damit abgebrochen. Zudem musste sich der Anführer der Münchener Aufständischen, Jäger, der in München bereits durch die kaiserliche Administration überwacht wurde, zu den Oberländern absetzen. Überdies hatten einige Städte und Gemeinden, die dem Aufstand ihre Unterstützung zugesichert hatten, ihre Zusagen aus Angst vor Repressalien zurückgenommen. Am Heiligen Abend gegen Mittag begannen die Aufständischen ihren Marsch auf München. In Solln erfuhren sie, dass ihre Münchener Verbündeten die geplanten Aktionen nicht mehr würden durchführen können, da die kaiserlichen Besatzer ihre Truppen verstärkt hatten und in der Stadt Patrouillen durchführten. Innerhalb der Rebellen kam es nun zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf das Begehren einzelner, sich zurückzuziehen, gewaltsam unterdrückt und der Marsch gegen München fortgesetzt wurde. Gegen Mitternacht erreichten die Oberländer Sendling. Die Kommandanten bezogen im örtlichen Wirtshaus Quartier. Das gemeine Volk campierte in eisiger Winternacht im Freien.1097 Die Unterländer standen währenddessen mit etwa 16 000 Mann bei Zorneding in der Nähe von Ebersberg, wo sie von kaiserlichen Truppen am Weitermarsch gehindert wurden. Die Oberländer teilten sich in drei Einheiten auf: Leicht- und Unbewaffnete sollten in Sendling bleiben, während die anderen beiden Gruppen sich vor Angertor und Rotem Turm postierten. Die Münchener Verbündeten sollten die Stadttore um ein Uhr früh des 25. Dezembers öffnen, was aber nicht geschah. Zunächst konnte unter
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der Führung von Johann Georg Aberle der Rote Turm fast kampflos erobert werden, die Besatzer zogen sich auf das dahinterliegende, stärker befestigte und leichter zu verteidigende Isartor zurück. Dessen Einnahme misslang. Die Aufständischen wurden in der Folge sogar wieder hinter den Roten Turm zurückgedrängt. Dort versuchten sie sich zu verschanzen. Im Morgengrauen wurden die Rebellen aus Osten, von der stadtabgewandten Seite her, durch kaiserliche Truppen angegriffen und aufgerieben. Einige Aufständische konnten sich nach Sendling durchschlagen, wo sie sich erneut verschanzten. Kurz darauf nahmen auch hier die kaiserlichen Truppen Aufstellung. Die aufständischen Oberländer ergaben sich und legten ihre Waffen nieder. Die kaiserlichen Offiziere gewährten den Rebellen Pardon und ließen sie ihre Waffen niederlegen. Dann kam es aber noch an Ort und Stelle dazu, dass die Aufständischen niedergemacht wurden. Einige Überlebende flüchteten auf den Friedhof der alten Pfarrkirche in Sendling mit der Hoffnung, die kaiserlichen Truppen – ein Würzburger Infanterieregiment aus dem Kontingent des fränkischen Reichskreises der unter kaiserlichem Befehl stehenden Reichsarmee sowie ungarische Husaren – würden zumindest am Weihnachtstag den heiligen Bezirk achten und dort nicht angreifen. Doch auch hier kannten die Besatzer kein Pardon und töteten jeden. Auch die Kirche wurde mehr oder weniger vollständig zerstört und Sendling geplündert. Nur sehr wenige Aufständische konnten sich durch die Flucht retten. Ohne Pardon zu geben setzten die Husaren den Flüchtenden nach und hieben sie nieder. Nach diesem Massaker sammelten die kaiserlichen Soldaten die etwa 500 noch lebenden Verwundeten ein und brachten sie nach München, wo man sie vor dem Jesuitenkolleg, der heutigen Michaelskirche, gefangen hielt. Um die Verwundeten durfte sich auf Befehl der Administration drei Tage niemand kümmern, um so weitere Revolutionsgedanken im Keim zu ersticken. Die Unterländer Aufständischen hatten noch am Abend des 25. Dezember in ihrem Hauptquartier in Steinhöring Nachricht von der Niederlage der Oberländer vor München erhalten. Da der Plan einer Zangenoperation damit gescheitert war, wurde umgehend der Rückzug gegen Braunau eingeleitet. Unterdessen hatte die kaiserliche Administration in München Untersuchungen über die Entstehung des Aufstands durchgeführt. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde am 28. Dezember eine Generalamnestie für einfache Aufstandsteilnehmer verkündet, zugleich suchte man intensiv nach noch flüchtigen Rädelsführern und verhängte empfindliche Geldbußen gegen die beteiligten Grundherrschaften und Marktgemeinden. Eine Untersuchungskommission begann die Gefangenen zu verhören, deren Aussagen führten zu einer breiten Verhaftungswelle. Kurz darauf wurden die ersten Urteile verkündet und vollstreckt: Die Leutnants Clanze und Aberle und die Münchener Bürger Küttler und Senser wurden am 29. Januar 1706 auf dem Münchener Schrannenplatz (heute Marienplatz) enthauptet, die beiden letzteren zusätzlich gevierteilt. Gleiches widerfuhr am 17. März dem Gastwirt Johann Jäger. Ignaz Haid und Hauptmann Mayer blieben bis zur Rückkehr des Kurfürsten 1715 in Haft. Die beteiligten Beamten wurden ihrer Ämter enthoben und eine große Zahl von Personen
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mit Geldstrafen belegt. Einigen wenigen Revolutionären gelang die Flucht: Hierner, Hallmayr, Schöttl und Engelhart sowie die Pflegrichter Dänkel, Alram, Schmid und Eder konnten entkommen, Kriegskommissär Fuchs, Leutnant Houis und Hauptmann Gauthier gelang es sogar, sich bis nach Brüssel zum Kurfürsten durchzuschlagen. Parallel dazu machte sich die kaiserliche Administration in München an die endgültige Niederwerfung des Aufstands. Am 1. Januar 1706 begann Generalwachtmeister von Kriechbaum über Neumarkt und Eggenfelden einen weiteren Vorstoß in Richtung Vilshofen. Am 8. Januar traf er bei Aidenbach auf ein etwa 4 000 Mann starkes Bauernheer, das unter hohen eigenen Verlusten mit geschätzt etwa 2 000 Gefallenen vollständig zerrieben wurde. Mit der Niederlage von Aidenbach war die Widerstandskraft der Revolutionäre endgültig gebrochen. Am 13. Januar wurde Schärding, am 16. Cham und am 17. Braunau den Kaiserlichen übergeben, und am 18. Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt, die sich noch in der Hand der Landesdefension befand. Die Volkserhebung, deren Höhe- und Wendepunkt die Schlacht von Sendling bedeutete, war damit niedergeschlagen. Doch trotz des vollständigen Zusammenbruchs des Aufstands wählte die kaiserliche Verwaltung in der Folge einen moderateren Kurs, die Zwangsrekrutierungen wurden eingestellt und die Steuerforderungen gesenkt, sodass sich Bayern in den noch folgenden neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft zumindest in bescheidenem Maß wieder erholen konnte. Nach den unglücklichen Tagen von Sendling und Aidenbach war somit nur noch Braunau der letzte Hort der Landesverteidiger. Dort kommandierte seit dem Kongress Ludwig Baron d’Ocfort unter dem Titel eines Landesdefensions-Generals. Dieser Mann war früher in kurfürstlich bayerischen Diensten Obrist zu Fuß und schon 1703 Vizekommandant von Braunau gewesen. Den freiherrlichen Titel verdankte er der Gunst Max Emanuels; er hatte ihn am 29. Dezember 1703 in den Herrenstand erhoben. Da General Kriechbaum von Schärding heranrückte, war Braunau von 3 000 bis 4 000 Mann, teils abgedankten bayerischen und desertierten kaiserlichen Soldaten, teils wohl bewaffneten Bauern und mit ausgezeichneten Waffen versehenen Schützen besetzt. Der Schützenobrist Meindl hatte sich mit der Garnison entschlossen, die Stadt mit Nachdruck zu verteidigen, um bei der Übergabe wenigstens vorteilhafte Bedingungen zu erlangen, wenn von der übrigen Bauernschaft kein Succurs käme. Braunau konnte daher von den Kaiserlichen nur mit äußerster Anstrengung erobert werden; in und um Simbach sammelten sich die Landesverteidiger neuerdings in großer Zahl. Was Kriechbaum bei einer regelrechten Belagerung nur unter vielen Mühen gelungen wäre, gelang schnell durch den Verrat des Kommandanten von Braunau. D’Ocfort erklärte, sich lieber massakrieren zu lassen, als an der Spitze eines Bauernhaufens zu kämpfen, er überredete im Einverständniss mit andern Mitgliedern der Landesdefension die Besatzung, unter seiner Anführung die Festung zu verlassen, um einige wichtige Punkte in der Nähe der Stadt zu okkupieren; nur 120 Mann, offenbare Anhänger der Kaiserlichen, blieben in der Stadt zurück. D’Ocfort teilte die Bauern und Schützen in drei Haufen, wies ihnen ihre Stellungen an und ritt von dannen, angeblich um
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den Feind zu rekognoszieren, in Wirklichkeit aber, um in die Festung zurückzukehren. Die Tore wurden geschlossen, den noch nicht gewonnenen Mitgliedern des Kongresses und den Bürgern wurden die Unmöglichkeit einer längern Verteidigung und die Notwendigkeit, sich dem Kaiser zu unterwerfen, vor Augen gestellt. Die so unter Druck Gesetzten ließen sich nach kurzer Zeit überzeugen. Der Schützenhauptmann Rainer von Hackenbach eilte zu General Kriechbaum mit der Nachricht, er möge seinen Marsch möglichst beschleunigen, denn die Tore von Braunau stünden ihm offen. Kriechbaum rückte in Eilmärschen heran. Die Bauernschaft stand 4 000 Mann stark unter Plingaser in Simbach. Um sich mit den Landesdefensions-Regimentern zu vereinigen, wollte er durch die Stadt ziehen. D’Ocfort ließ die Kanonen gegen sie richten und drohte, das Geschützfeuer gegen die Rebellen zu eröffnen, wenn sie sich nicht gleich zurückzögen. Am 17. Januar 1706 zog General Kriechbaum in Braunau ein. Meindl lieferte zwar noch am 22. Januar 1706 den Kaiserlichen ein siegreiches Gefecht am Inn und hielt sich später einige Zeit im Weilharter Forst auf; von da an verliert sich jedoch seine Spur. Plinganser wurde in Altötting gefangengenommen. Er blieb längere Zeit in Untersuchungshaft. Später wurde er beim Hofmarksgericht Mengkosen eingestellt, Prokurator in München und starb als Kanzler des Reichsstifts St. Ulrich und Afra in Augsburg am 7. Mai 1738. Aktenstücke sind hierzu nicht erhalten; Plinganser hatte sich Verdienste erworben, die ihn den Kaiserlichen wohl wertvoll machten. Aber das alles bleibt Spekulation. Nach der letzten militärischen Auseinandersetzung zwischen den Aufständischen und den kaiserlichen Truppen brach der bayerische Widerstand vollständig zusammen. Innerhalb von nur drei Wochen waren auf bayerischer Seite insgesamt knapp 10 000 Opfer zu verzeichnen. Max Emanuel, der in Brüssel von den Ereignissen unterrichtet wurde, hatte nicht die geringsten Sympathien für die Bauern, die vor München für seine Rückkehr ihr Leben in die Schanze geschlagen hatten. Stimmen die Berichte, so teilte der exilierte Kurfürst die österreichische Sichtweise, nach der jeder vergleichbare Aufstand im Keim erstickt werden musste. Seine wie Österreichs Machtausübung durften an dieser Stelle keine Toleranz gegen Bauernrevolten zulassen. Anders bewertete Max Emanuel 1707 den Aufstand ungarischer Adeliger zu seinen Gunsten, der ebenfalls niedergeschlagen wurde. Hier galt eine Standesklausel: Ein Adelsaufstand hatte politische Dimension, eine Bauernrevolte stellte dagegen die ständische Ordnung der Gesellschaft und damit die herrschende Stellung des Adels und der Fürsten in Frage und war daher ein nicht zu duldender Aufruhr. Nachdem der Aufstand niedergeschlagen worden war zeichnete sich Joseph I. übrigens durch eine vergleichsweise moderate Reaktion aus; nach Zerschlagung des militärischen Widerstands wurde erfolgreich versucht, das Land durch Milde zu pazifizieren.1098 Anführern der Bauern, die gegen die rechtswidrige Ausdehnung des Robots auf liechtensteinischen Besitzungen im mährischen Trübau und Türnau rebellierten, gewährte Joseph I. sogar Audienzen – eine für seine Zeitgenossen unerhörte Reaktion.1099
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Ungarn
Herbeville konnte weder in der Schlacht bei Waag (11. August 1705), noch in der Schlacht bei Sibo (11. November 1705) sich gegen die Insurgenten durchsetzen. Nur in Siebenbürgen gelang eine Stabilisierung der österreichischen Regierungsgewalt. Prinz Eugen, der die Brutalität Heisters als Hindernis vernünftiger Akkorde kritisiert hatte, forderte nun ein entschiedenes Vorgehen gegen die insurgenten Ungarn, nach dem Vorbild der französischen Kampagnen unter seinem Freund Villar in den Cevennen.1100 Die Eroberung Kataloniens für Karl III.
Die Lage an der Jahreswende 1704/1705 Die Sukzession auf dem spanischen Thron war der Anlass des Konflikts. Die Seemächte waren in den Jahren 1700 bis 1702 bestrebt, die Frage der Ablösung der habsburgischen durch die bourbonische Dynastie auf den Thron der iberischen Kernländer des spanischen Weltreichs aus den zu treffenden diplomatischen Regelungen herauszuhalten. Phillip von Anjou war es gelungen, 1701 die spanische Hauptstadt zu erreichen. Und allen Problemen, die er dort begegnete, war seine Herrschaft als Philipp V. doch über Kastilien hinaus in Aragon, Galizien und namentlich Andalusien begründet; Loyalitätsadressen begründeten die Erwartung, dass jedenfalls der Übergang in Spanien selbst ohne wesentliche Verwerfungen sich vollziehen konnte. Streitgegenstand waren aus Sicht der Seemächte der Handel mit den überseeischen spanischen Kolonien und – besonders für die Generalstaaten – die Wiedererlangung der Grenzsicherung durch die Barrierefestungen. Als der Krieg allgemein in Kampfhandlungen überging, hatten die Kaiserlichen in Norditalien bereits umfassend den Kampf um das Herzogtum Mailand aufgenommen. Das Königreich beider Sizilien war dabei ein ganz eigenes Feld. Die alliierten Kriegsziele hätten sich durch die Kriegstheater in den Spanischen Niederlanden, an Rhein und Po beschreiben lassen, wäre es dem Grafen Wratislaw als Chefdiplomaten des Kaisers nicht gelungen, das dynastische Interesse der Casa d’Austria an der Sukzession auf dem spanischen Thron zum alliierten Kriegsziel erklären zu lassen. Die Opposition der Tories wurde seit 1701 nicht müde, die Unverträglichkeit der zum Kriegsziel erhobenen Ziele der Habsburger Dynastie mit englischen Interessen zum Gegenstand ihrer kriegsgegnerischen Politik zu machen. Winston Churchill hat diese Kritik ebenso als Ausdruck fehlender Bündnistreue anzuprangern, wie dies in der deutschsprachigen Literatur seit dem großen Werk zu den Feldzügen Prinz Eugens der Fall war.
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Die kritische Haltung zu dem Schauplatz Spanien und den dort für die Thronfolge Erzherzog Karls zu führenden Kampfhandlungen wurde aber auch von den Generalstaaten geteilt. Politisch lastete daher eine schwere Hypothek auf den Kampagnen auf spanischem Boden. Sie waren von Anbeginn zum Scheitern verurteilt, da alle Faktoren für die Bourbonen und gegen die Casa d’Austria sprachen: Die Thronfolge Philipps von Anjou als Phillip V. war für die Spanier attraktiv. Die Herrschaft des imbezilen Carlos II. hatte viel zu lange gedauert und zu einem Verfall Spaniens geführt, der für alle wahrnehmbar geworden war. Der Ausruf, die Pyrenäen trennten Frankreich und Spanien nicht mehr, war damit auch Ausdruck von Hoffnungen, das Land werde unter der Herrschaft der Bourbonen den Anschluss an Frankreich als den Staat gewinnen, der die Triebkraft der Modernisierung in Europa bildete. Die habsburgische Dynastie hatte dagegen allen Kredit verbraucht – so sehr auch der junge Erzherzog Sympathien geweckt haben mag. Im Land herrschte nach der Regentschaft Carlos II. Unordnung.1101 Gegenüber den verbrauchten Habsburgern erschienen die Bourbonen vielen geradezu als Erlöser.1102 Aber auch rein geografisch betrachtet standen die Aussichten für eine Kampagne auf spanischen Boden schlecht. Die Eroberung Gibraltars war ein Erfolg, der dieses Ergebnis nur bestätigte: Im Süden waren die Verbindungen Spaniens zu seinen Kolonien nur von der See her zu unterbrechen und dem Risiko einer Begegnung mit überlegenen spanischen Landkräften ausgesetzt. Die Unternehmungen der Alliierten waren daher auf die Küsten begrenzt. Um an Land sinnvoll operieren zu können, bot sich allerdings Portugal nach dem Methuen-Abkommen als Operationsbasis und als Verbündeter mit eigenen Truppenkontingenten. Von dort konnte über das Tajotal auf Madrid vorgerückt werden. Portugal war aber der Erzfeind Spaniens. Erst durch den Abfall der Braganza in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts war es wieder selbstständig geworden. Die Operation von Portugal her weckte aber den nicht unbegründeten Verdacht, die Habsburger seien bereit, sich mit den Feinden Spaniens zusammenzutun. Das zweite Sprungbrett war Katalonien, das sich im Aufruhr gegen die Bourbonen befand, wobei aber keine dynastischen Antipathien vorherrschten: Die Bourbonen standen für die Einheit Spaniens, von dem sich Katalonien –ebenfalls in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts – lossagen wollte. Der Schritt über Barcelona 1705 rief also ebenfalls heftigen Widerstand in Spanien hervor. Schließlich löste die Große Allianz tiefe religiöse Ressentiments im Land aus, die durch das Verhalten der protestantischen Auxiliartruppen wie vor Cadiz 1702 bestätigt wurden. Um in das kastilische Kernland vorzurücken, mussten die Alliierten sich daher zwangsläufig politisch in Spanien desavouieren; zugleich waren die Operationsbasen weit von dem Ziel der Kampagnen entfernt.
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Unter Carlos II. war das stehende Herr Spaniens verfallen.1103 Nicht nur war die Verfassung der Truppen veraltet, ihre Ausrüstung war auch auf dem Stand Mitte des 17. Jahrhunderts, und die iberischen Kernlande wiesen keine Gießereien für die Herstellung von Artillerie, keine Pulvermühlen1104 und keine Tuchmanufakturen zur Uniformproduktion auf. Erst im Verlauf des Kriegs sollte sich dies verändern.1105 Einstweilen musste jeder Kriegsbedarf aus Frankreich eingeführt werden,1106 was allerdings den für das Bündnis der beiden Kronen vorteilhafte Ergebnis einer weitgehenden gemeinsamen Standardisierung nach sich zog. Aber all diese positiven Entwicklungen waren zu Beginn des Kriegs auf der iberischen Halbinsel durchaus noch Zukunftsmusik. Als Marschall Tessé das Oberkommando über die gallospanischen Truppen auf der iberischen Halbinsel übertragen erhielt, soll er gesagt haben, er könne mit größerem Erfolg dem Sonnenkönig als Galeerenruderer als in der Unordnung Spaniens dienen.1107 Reformen wie die Einführung der Steinschlossmuskete unter Abschaffung von der Luntenschlossmuskete, Arkebuse und Pike mit königlichem Dekret vom 29. Januar 1703 oder die Abschaffung des Tercio und die Einrichtung von Regimentern mit Dekret vom 28. September 17041108 standen erst bevor und bedurften erst der Umsetzung. Die alliierten Truppen standen in Portugal. Aufgrund des Vertrags vom 16. Mai 1703 hatten sie eine Stärke von 12 000 Mann Engländern und Niederländern unter Galway und Baron Fagel, während 13 000 portugiesische Truppen unter dem Kommando Conde Galveas im Alentejo und unter dem des Conde d’Alvor in Traso-Montes standen; die sich ihren Befehl mit den Generalen Corsana und Villaverde teilten.1109 Ein Vorstoß der Armee dem Tajo entlang zielte auf Madrid, während die Flotte in Katalonien landen sollte. Den Alliierten stand eine 12 000 Mann starke gallospanische Feldarmee gegenüber, während die übrigen Truppen um Madrid, Barcelona und Cadiz konzentriert waren.1110
Die Belagerung Gibraltars Unter Villardarias Befehl belagerte das andalusische Kontingent der Zwei Kronen seit dem 21. Oktober 17041111 Gibraltar, das von einer kleinen englischen Besatzung unter dem Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt verteidigt wurde:1112 Dieser lag dort mit 60 Mann schwerer Kavallerie und 1 900 englischen Marine-Infanteristen. Die Marine-Infanterie wurde von Brigadier Fox kommandiert, der sich mit Georg überworfen hatte, da letzterer den irischen Katholiken Nugent zum Kommandeur von Gibraltar ernannte, den Carlos III. zum spanischen Generalmajor promoviert hatte.1113 Der Konflikt wurde gelöst, als beide – Nugent und Fox – im November von einer Kanonenkugel getötet wurden.1114 Die Atmosphäre der Besatzung war aber belastet. Villadarias nahm am 10. November 1704 den Beschuss Gibraltars mit 50 Kanonen, darunter 48-pfünder Schiffsgeschütze und 12 Mörser, auf. Ortskundige spanische Truppen erstiegen an Strickleitern den Berg, wo sie sich bei La Sileta verschanzten,
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um Succurs von Franzosen zu erhalten, der aber ausblieb, was es Heinrich von Darmstadt, dem Bruder des Landgrafen, möglich machte, mit zwei Kompanien von 300 Engländern die Spanier aus ihrer Stellung zurückzuwerfen.1115 Die Belagerer ersetzten ausgeschossene Geschütze am 10. Dezember 1704 durch eine neue Batterie von 36-pfündern.1116 Am 18. Dezember 1704 erhielten die Belagerten Zuzug von 2 500 Mann, die auf 20 Transportschiffen herbeigebracht worden waren. Schäden durch den Beschuss der Belagerer konnten bei schlechtem Wetter repariert werden,1117 aber am 9. Januar 1705 waren die Belagerer mit einer Parallele der Courtine sehr nahe gekommen. Der Landgraf ließ dagegen eine Batterie einrichten, die wirksames Abwehrfeuer unterhielt. Die dritte Parallele der Belagerer konnte zudem vom Runden Turm aus mit Gewehren beschossen und der Fortgang der Belagerungsarbeiten ernsthaft behindert werden.1118 Um die Verteidigungsanlagen zu verstärken, wurden zudem Häuser abgerissen, wobei wegen Geldmangels, der es nicht erlaubte, ausreichend Arbeiter zu besolden, die Offiziere mit Hand anlegen mussten.1119 Allen voran nahm Georg Schaufel und Spitzhacke zur Hand und schanzte,1120 der auch aus eigenen Mitteln Seeleute, die an Land die Garnison verstärkten, für Schanzarbeiten besoldete. Er bezahlte schließlich für Schanzkörbe des Feinds, die bei Kommandounternehmen in die Festung gebracht wurden.1121 Derweilen litt die Festung keinen Mangel. Die Versorgung der Festung mit Fisch von einem gekaperten Neufundländer war zwar ein Einzelfall.1122 Aus der Algarve, aber insbesondere auch aus Marokko, zu dessen Potentaten Georg über englische Diplomaten gute Beziehungen unterhielt, wurden ständig Lebensmittel, aber auch anderer Bedarf, herangeschifft, sodass sich immer etwas auf dem Markt befand.1123 Villardarias ordnete für den 2. Februar 1705 einen Sturm auf den Runden Turm an, der aber unter Verlusten abgeschlagen wurde.1124 Der spanische Offizier Simon Susarte suchte zunächst Deckung in einer der Höhlen des Bergs von Gibraltar, wo er ein Waffenlager anlegte, und erstieg dann mit 300 spanischen Infanteristen die St. MichaelsHöhe. Eigenartigerweise versäumte er es, seine Leute hinreichend zu munitionieren und zu bewaffnen, sodass es Marineinfanterieeinheiten gelang, 100 Spanier gefangenzunehmen und 200 zu töten.1125 Doch die größte Bedrohung der Belagerten stand noch bevor. Denn es war eine Bresche nördlich des Runden Turms geschossen worden, gegen die sich am 7. Februar 1705 ein weiterer Sturm richtete, der aber ebenfalls von der Garnison zurückgewiesen werden konnte,1126 wobei die Zwei Kronen einen Verlust von 300 Toten und Verwundeten sowie 44 Gefangenen erlitten.1127 Im Sturm vom 7. Februar 1705 gingen ausgesuchte Einheiten der spanischen und französischen Belagerer von der Höhe gegen den Runden Turm vor, dessen Verteidiger sie von oben mit Steinen und anderen Geschossen vertrieben hatten. Damit waren sie im Besitz der ersten Verteidigungslinie, die vom Runden Turm nach Südwesten flankiert wurde. Von hier aus stürmten 1 500 Mann auf die zweite Verteidigungslinie zu, die im Wesentlichen durch das Kastell beherrscht wurde. Die Verteidiger wurden vollständig überrascht.1128 17 Engländer unter Captain Fisher hielten den Ansturm
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Willi´s Batterie
Erste Verteidigungslinie Spanische + Französische Gräben
Runder Turm Zweite Verteidigungslinie
Maurische Citadelle
Batterie & Geschütze Castell
Gibraltar Stadt Alte Mole
Karte 13: Die Belagerungslinien und die Befestigungen Gibraltars (1704/05)
Karte: Sandra Hülsmann
Mittelmeer
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auf, wurden aber überwältigt. Doch damit war genug Zeit gewonnen, die der hugenottische Oberstleutnant Moncal nutzte, um einen Gegenstoß zu organisieren. Die Angriffswelle brach sich, die Franzosen und Spanier wurden in zähen Handgemengen zurückgeworfen und nach 60 Minuten befand sich der Runde Turm wieder unter Kontrolle der Besatzung. 400 Tote hatte dieser Sturm beide Seiten gekostet.1129 Das Eintreffen Tessés am 9. Februar 1705, der die Leitung der Belagerung übernahm,1130 verbesserte die Lage der gallospanischen Truppen nicht. Anhaltende Regengüsse machten einen Fortgang der Arbeiten bis Ende Februar unmöglich. Tessé hoffte auf Unterstützung einer französischen Flottille unter dem Befehl Admiral Pointis. In der Tat war Admiral Pointis zur Unterstützung der Belagerer von Toulon aus gegen Gibraltar in See gestochen und warf am 26. Februar 1705 vor Gibraltar Anker.1131 Die französische Flotte hielt einem Sturm in der Nacht vom 7. auf den 8. März 1705 stand. Die Küstenlinie der Festung war unbefestigt, sodass die Bedrohung, die von Pointis Verband ausging, nicht zu unterschätzen war. Pointis scheint aber im Zeitraum bis zum Eintreffen der Entsatzflotte nicht maßgeblich in die Belagerung eingegriffen zu haben.1132 Die Besatzung wurde erst durch das Eintreffen Admirals Leakes in letzter Minute gerettet, der fieberhaft in Lissabon seine Schiffe see- und kampftauglich hatte machen lassen.1133 Beim Eintreffen dieses alliierten Flottenverbands von 23 englischen, acht portugiesischen und vier niederländischen Linienschiffen am 21. März 1705 gab Pointis mit zwei Kanonenschüssen das Signal zum Aufbruch Richtung Osten.1134 Fünf Meilen ostwärts von Gibraltar holten die Alliierten den französischen Verband ein. Die „Magnamine“, das Flaggschiff Admiral Pointis, wurde mit 600 Mann und 78 Kanonen an Land geworfen und brannte ebenso aus wie die „Lys“, die ebenfalls 600 Mann Besatzung und 84 Kanonen hatte. Die „L’Arrogante“1135 mit 356 Mann und 56 Kanonen wurde von der Besatzung der „New Castle“ geentert. Den Alliierten gelang es, auch die übrigen feindlichen Schiffe in ihre Gewalt zu bringen. Leake entsandte nach seinem Sieg drei Kriegsschiffe nach Gibraltar, und Tessé ließ einen Kurier mit der Nachricht von der Niederlage nach Madrid gehen.1136 Pointis war ein gebrochener Mann; die französische Kriegsmarine war auch im Mittelmeer nicht länger ein Gegner, der sich mit den Schiffen der Seemächte hätte messen können.1137 Die Räumung der Batterie von 16 Stücken, die der Festung am nächsten war, wurde am 14. April 1705 ebenso wie der Abzug von sechs Geschützen aus der Batterie von 12 Kanonen und die Verringerung kleinerer Batterien angeordnet. Die Belagerten zogen aus dieser Lage jedoch keinen Nutzen. Nachdem der Kriegsrat in der Festung die Forderung des Landgrafen verwarf, einen Ausfall zu unternehmen, beschwerte der sich in einem Schreiben an Galway darüber, die englische Garnison tauge nichts, die Offiziere seien ständig betrunken und zu keinem offensiven Akt zu gebrauchen. Zudem hatte sich Leake mit der Begründung, er benötige die Mannschaften zum Dienst an Bord, geweigert, die für Gibraltar bestimmte Einheit auszubooten.1138
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Gleichwohl kam es am 21. April zum letzten Sturmversuch Tessés, den dieser aber zu lange hinausgezögert hatte. Zwei Breschen waren bei der Bastion St. Antonio geschossen worden.1139 Die Belagerung wurde aufgehoben. Tessé traf am 24. April 1705 in Sevilla ein und Villadarias zog am 7. Mai 1705 von Gibraltar ab, wo eine Einheit von 400 Reitern die Festung beobachtete. Im alliierten Kriegsrat in Lissabon am 1. März 1705 wurde beschlossen, nicht von Bayra, wo die Versorgung nicht sichergestellt werden könne, sondern vom Alentejo aus dem Tajo folgend auf Madrid vorzustoßen. Erzherzog Karl, Carlos III., wollte mit der Armee gehen, wohingegen der portugiesische König nachdrückliche Einwände erhob.1140 Auf der französischen Seite verfügte Marschall Tessé im Mai 1705 über 40 Schwadronen, etwa 6 000 Mann, aber nur über ein schwaches Infanteriekontingent, während die alliierte Überlegenheit an Infanterie durch ihre inferiore Kavallerie wettgemacht wurde.1141 Die alliierten Truppen rückten unter dem Befehl Galways gegen Valencia d’Alcantara ab und beschossen die Stadt vom 2. Mai 1705 an mit 30 Stück 24-pfündern, 12 Stück 16-pfündern und 8 Mörsern. Das Herannahen eines Entsatzkorps unter dem Marquis de Bai mit 2 000 Kavalleristen veranlasste die Alliierten, fünf Sturmversuche zu unternehmen, in deren Verlauf der portugiesische Obrist Don Francisco Nappar an der Spitze von Grenadiereinheiten fiel. Nachdem am 6. Mai 1705 eine Bresche geschossen war, drangen die Belagerer mit stürmender Hand in die Stadt ein, in der heftige Straßenkämpfe entbrannten, die unter den Verteidigern in ein Blutbad einmündeten.1142 Der Kommandant der Stadt, Alonso Madiga, Marques de Villa-Fuerta ergab sich schließlich mit 800 Überlebenden. Die Alliierten hätten die Stadt als Stützpunkt für ihre weiteren Operationen benötigt, brannten sie aber nieder. Englische und holländische Tuppen plünderten Kirchen und Klöster, was die Vorurteile der spanischen Bevölkerung gegen die Sache der Alliierten vertiefte.1143 Politisch ebenso verheerend war es, dass in Codiceria Priestern eine salva guardia gewährt wurde, die nach kurzer Zeit betrunken begannen zu plündern.1144 Ein Korps unter Das Minas war Anfang Mai 1705 auf die befestigte Stadt Salvaterra vorgerückt. Deren Kommandant Kopez de Gallardo, der eine Garnison von 320 französischen Soldaten und einem durch die Stadt Madrid geworbenem Regiment von 300 Mann und 200 Landmilizionären1145 befehligte, übergab die Stadt kampflos. Die bourbonische Seite witterte Verrat, es mag aber die Schwäche der Befestigungen und die geringe Zahl der Verteidiger gewesen sein, die Gallardo zu diesem Schritt bewegte.1146 Ein Detachement zu Pferd nahm den Ort Codaceira zwischen Albuquerque und Valencia ein, der restlos geplündert und niedergebrannt wurde.1147 War der Auftakt der Kampagne durchaus vielversprechend, gaben die Alliierten alle Vorteile aus der Hand. Ebenso zeitraubende wie ergebnislose Beratungen ließen das Gesetz des Handelns auf den dank seiner Kavallerie beweglicheren Tessé übergehen. Am 12. Mai 1705 stieß ein 4 000 Mann starkes Kontingent unter dem Almirante von Cas-
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tillen zu Gallway.1148 Die Alliierten rückten am 14. Mai 1705 gegen das von einer Garnison von 1 000 Mann verteidigte Albuquerque, das am 17. Mai eingeschlossen wurde. Nach Verhandlungen vom 21. Mai an erfolgte die Übergabe am 23. Mai 1705.1149 Das Minas war am 21. Mai in das von de Bai geräumte Zarza eingefallen, das völlig ausgeplündert wurde, und von dort nach Alcantara gerückt, wo er auf die überlegene Hauptarmee des Feinds stieß, die sogar bis Beira streifte. Galway weigerte sich aber, von Albuquerque Truppen zu detachieren.1150 Denn Galways Absichten richteten sich nicht gegen Madrid, sondern zielten auf Andalusien. Er beabsichtigte, in Sevilla Quartier zu beziehen und wenn möglich Cadiz zu nehmen. Auf dem Weg dahin lag Badajoz, die Galway aber nicht belagern, geschweige denn nehmen konnte, da Tessé den Weg dorthin durch eine geschickte Nutzung der Guadiana verlegte und Kavallerieeinheiten zur Verstärkung der dortigen Garnison nach Badajoz warf.1151 Der Fluss führte jahreszeitbedingt nicht viel Wasser und bot den Alliierten daher keinen Flankenschutz.1152 Galway fühlte sich für eine Schlacht nicht stark genug.1153 Zur Meidung der Sommerhitze zogen sich die Alliierten in „Erfrischungsquartiere“ zurück, die von den Engländern am Guadiana, den Niederländern im Tajotal und den Portugiesen im Alentejo bezogen wurden.1154 Die Alliierten planten aber eine Landung an der Mittelmeerküste Spaniens; die Interessen der Seemächte lagen nicht in der Durchsetzung der dynastischen Ansprüche Habsburgs, sondern in der Monopolisierung des Westindienhandels.1155 Bereits am 3. April 1705 war Lord Portmore als Befehlshaber der hierfür zu versammelnden Großen Flotte ernannt worden, sodass es allgemein überraschte, als am Tag darauf Lord Peterborough zu deren Befehlshaber und zum General des Desbarcado bestellt wurde.1156 Neben Peterborough wurde Shovel zum Kommandanten bestellt, der sich nach anfänglicher Weigerung hierzu unter der Voraussetzung wechselnden Kommandos (conjunctim commando) bereit- erklärte; Peterborough blieb aber Commandant en chef der Landungsvölker.1157 Der kaiserliche Botschafter Hoffmann beschreibt den klein gewachsenen Peterborough als unverträglichen Exzentriker, als der er in die prohabsburger Literatur Eingang gefunden hat; andere Zeitgenossen heben seine Energie und Kompetenz hervor.1158 Peterboroughs Reputation war selbst bei seinen Freunden problematisch, er galt als geschwätzig und unzuverlässig; selbst nach seinem politischen Seitenwechsel zu den Tories bezeichnete ihn Swift ausdrücklich als Lügner.1159 Anfang Mai hatten sich 12 holländische Linienschiffe vor Texel gesammelt, die, nachdem sie am 15. Mai ausliefen, wegen Gegenwind doch erst Ende Mai in Höhe der englischen Küste segelten. Deren Admiral Allemonde legte anders als vereinbart nicht an und nahm Kurs auf Lissabon. 500 Pferde, die er hätte aufnehmen sollen, blieben zurück. Peterborough und Shovel detachierten von ihrem Verband 14 Schiffe, die zur Beobachtung von 17 französischen Linienschiffen im Hafen von Brest an der englischen Küste zurückblieben.1160 Aber trotz dieser anfänglichen Probleme konnten am 20. und 27. Juni 1705 die Geschwader in Lissabon eintreffen.
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Dort wurde das weitere Vorgehen beraten. Baron Fagel votierte mit Unterstützung potugiesischer Grenden für einen Zug gegen Cadiz, wogegen Peterborough und Methuen nachhaltig Stellung bezogen.1161 Die Bevölkerung Andalusiens hatte sich bereits 1702 der Sache Habsburgs abgeneigt erwiesen und Cadiz war nur unter erheblichen Opfern zu nehmen, die wegen seiner von Zentralspanien entlegenen geografischen Lage nicht sinnvoll waren.1162 Von Gibraltar aus nahm Landgraf Georg von Hessen an den Diskussionen teil. Er votierte gegen einen Angriff auf Barcelona, da die Gerüchte hierüber zu Verstärkungen der dort liegenden Garnison durch 4 000 Mann napoleanische Truppen geführt hätten. Georg schlug eine Landung in Alicante vor, von wo es nur 300 km bis Madrid sei.1163 Die Flotte hatte 17 Bataillon und 700 Pferde an Bord, und um die Kavallerie zu verstärken, wurden auch noch gegen heftigen portugiesischen Protest 800 Kavalleristen mit ihren Pferden der dem Auxiliarkorps angehörenden Dragonerregimenter Lord Rabys und General Cunninghams eingeschifft. Shovel segelte am 2. Mai 1705 in das Mittelmeer voraus, um eine Diversion französischer Kriegsschiffe aus Toulon und Marsaille zu verhindern.1164 Unterdessen begab sich Carlos III. gegen den Widerstand des portugiesischen Königshauses am 28. Juli 1705 von Lissabon zur Flotte nach Gibraltar, die nach seinem Eintreffen am 10. August 1705 tags darauf in See stach. Mit an Bord befand sich Landgraf Georg. Vor Altea ließ Peterborough Anker werfen, um Frischwasser aufzunehmen und kam dort auf das Projekt einer Landung in Alicante zurück. Die Bevölkerung schien dort der Sache Carlos III. gewogen zu sein. An Bord der Flotte befand sich Juan Bautista Basset y Ramos, der den Habsburgern in Ungarn und im Herzogtum Mailand gedient hatte.1165 Er stieß auf ein Klima der Rebellion; ein Aufstand weniger gegen die Habsburger als gegen die kastilische Oberschicht Valencias im Jahr 1693 schwelte nach wie vor in der Bauernschaft und unter Handwerkern.1166 Unterstützt von der niederen Geistlichkeit1167 stellte sich einer seiner Anführer, Francisco García de Avila,1168 der die Niederschlagung des Aufstands überlebt hatte, auf die Seite der Alliierten. Basset rückte auf die Hafenfestung Denia vor, deren Kommandant Pascual de Perellos floh und ließ Gouverneur Antonio Garcia nur die Kapitulation, die dieser am 17. August 1705 erklärte.1169 Der mit einem Regiment in Valencia stationierte bourbonische Oberst Raffael Nebot lief zu den Alliierten über1170 und nahm Marschall Zuňiga gefangen.1171 Diese Erfolge waren möglich, weil sich kaum bourbonische Truppen im Land befanden; so fiel im November 1705 Alicante den Alliierten in die Hand, weil die Festung von nur 325 Mann unter Mahony verteidigt wurde.1172 Gerona fiel den Alliierten im Juli 1705 in die Hände, weil keine Pulvervorräte vorlagen; Gleiches war der Fall in Lérida. Tortosa hatte eine Besatzung von nur 25 Mann. Der Versuch des Duque de Cansano, Truppen zur Verteidigung Valencias zu werben,1173 konnte die Alliierten nicht aufhalten. Basset marschierte ohne größere Gegen-
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wehr am 21. Dezember 1705 in Valencia ein, wo er am 2. Februar 1706 von englischen Truppen abgelöst wurde.1174 In Aragon kam es ebenfalls zu einer Volkserhebung, bei der die Wahrung der fueros eine wesentliche Rolle spielte. Anführer dieser Bewegung war der im Jahr 1704 wegen Hochverrats verhaftete Fernando de Silva Meneses y Zapata, Conde de Cifuentes,1175 dem es gelungen war, zu entkommen und zunächst in Terruel, dann im Karmeliterkloster Descalzios in Saragozza Unterschlupf zu finden.1176 Als der Erzbischof Truppen zur Festnahme Cifuentes entsandte, brach zu seinem Schutz der Aufstand los.1177 Ursache aber war der von der Cortes Aragons nicht genehmigte Durchmarsch kastilischer und französischer Truppen durch das Land zur Belagerung Barcelonas.1178 Französische Truppen wurden beschossen.1179 Cifuentes belagerte im Juni 1706 Maella mit 250 Reitern, 400 Infanteristen und 1 500 Aufständischen.1180 Die englische Admiralität plädierte dafür, von Valencia und Aragon aus auf Madrid vorzustoßen. Carlos III. aber machte geltend, die Katalonen zum Aufstand angefeuert zu haben und gegen seine Untertanen nicht wortbrüchig werden zu dürfen. Er forderte daher, nach Barcelona weiterzusegeln, was zu einer dauerhaften Verstimmung Peterboroughs führte. Tatsächlich hatten englische Diplomaten von katalonischen Notablen Loyalitätserklärungen für Carlos III. erhalten, allerdings unter im Namen des habsburgischen Königs abgegebenen Versicherungen der Freiheit Kataloniens, und unter anderem der Zusage, dass die Katalonen nur dem im Land befindlichen König verpflichtet seien.1181 Heftiges Feuer der Küstenbatterien empfing die Flotte, als sie am 16. August 1705 vor Barcelona einlief. Der Kriegsrat der Alliierten, der am gleichen Tag auf der Britannica abgehalten wurde, beugte sich dem Votum Peterboroughs, der vom kaiserlichen Residenten in einem Brief nach Wien als „cabalistischer Geist“ charakterisiert wurde, und sprach sich gegen eine Belagerung der Stadt aus.1182 Es wurde vorgeschlagen, gegen Tarragona zu marschieren und die auf dem Weg liegenden Orte einzunehmen,1183 wogegen Carlos III. – erfolgreich – schriftlichen Protest einlegte:1184 Wenige Tage darauf, am 22. August 1705, zeigte Peterborough Anzeichen dafür, seinen Widerstand aufzugeben, und auf dem dritten Kriegsrat am 26. August stimmte er der Ausschiffung von Truppen zu.1185 Östlich von Barcelona mündet der Bosoz ins Mittelmeer, wo die Ausschiffung der Truppen vorgenommen wurde. Dabei halfen herbeigezogene Miquelets, wie aufständische Katalanen nach einem ihrer früheren Anführer genannt wurden, sodass bereits nach fünf Stunden 16 Bataillone an Land standen. In Barcelona lagen unter dem Befehl des Marquis von Ruisburg, Herzog von Popoli, 5 000 Mann Infanterie und 750 Reiter. Barcelona wurde im Westen von einer auf dem Berg Monjuich liegenden Zitadelle gesichert. Nach Norden und Osten umschließt die Stadt eine mit zehn Bastionen gesicherte Wallanlage, in deren Vorfeld erstreckt sich im Osten marschiges Gelände, das die Aushebung von Belagerungsgräben stark erschwert.
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Zum Meer hin war die Stadt durch einen Wall gesichert, dessen Graben allerdings noch unfertig war. Kriegsschiffe konnten damals nicht in den versandeten Hafen der Stadt einlaufen. Nach Besichtigung der Lage kamen die englischen Ingenieure zum Schluss, eine Belagerung sei außerordentlich schwierig.1186 Carlos III. bestand aber auf Einnahme der Stadt. 50 schwere Schiffsgerüste wurden als Belagerungsartillerie mühsam an Land gebracht, wobei der Beginn der Arbeiten der Alliierten im Osten der Stadt in den ersten drei Wochen nach der Landung nicht vorankam.1187 Der Landgraf, der 1697 Kommandant der Zitadelle gewesen war, gelang es, Peterborough davon zu überzeugen, dass die Festung auf dem Montjuich der Schlüssel zur Einnahme Barcelonas sei; englische Quellen gehen davon aus, die Einnahme des Montjuich sei von Peterborough ausgegangen,1188 es scheint so zu sein, dass beide ein gemeinsames Projekt entwickelt haben. Unter dem Vorwand, auf Taragona abzurücken, ließ Peterborough in der Nacht des 13. September 1705 1 200 Mann auf das Kloster La Cruz Cubierta marschieren, das auf halbem Weg zwischen den Gräben und der Zitadelle liegt. Von dort wurden in einem Marsch von 17 Stunden die im Geheimen vorbereiteten Sturmleitern auf den Montjuich gebracht. Der Morgen zog herauf, als 1 000 Mann unter Oberst James Stanhope,1189 darunter 400 Grenadiere unter Oberst Southwell, das Fort erreichten, da sie sich in der Dunkelheit verirrt hatten.1190 Außerhalb des Forts campierende Spanier wurden überwunden, es stellte sich aber heraus, dass die Sturmleitern zu kurz waren. Bei Tagesanbruch überwanden mit dem Degen in der Faust, ihren Leuten voran, Landgraf Georg und Peterborough die Palisaden und nahmen die Vorwerke der Zitadelle mit geringem Verlust ein, deren Kommandant, der Marchese Caracciolo, aber im alten Festungswerk erbitterten Widerstand leistete.1191 Zur Verstärkung der Zitadelle detachierte der Herzog von Popoli 300 Grenadiere. Unterdessen hatten aber Trupps von Miquelets eine Schanze, die zwischen der Stadt und der Zitadelle lag, eingenommen und deren Geschütze gegen die Stadt gewandt, in deren Feuer die Grenadiere liefen und zum Rückzug gezwungen wurden; unter Stanhope erhielten die Belagerer Verstärkung.1192 Nach zwei Tagen kapitulierte daher der Marchese Caracciolo; Landgraf Georg war aber durch einen Musketenschuss getötet worden.1193 Mit ihm erlitt die Sache Carlos III. einen schweren Verlust, da Georg unter der Bevölkerung beliebt, landes- und sprachkundig war und als guter Katholik die empfindlichen religiösen Gefühle, die durch die protestantischen Alliierten aufgewühlt waren, hätte beruhigen können.1194 Georg wurde zur Legende des katalonischen Widerstands. Sein Sarg, der in Barcelona beerdigt wurde, verschwand noch im 18. Jahrhundert; sein einbalsamiertes Herz, das auf einem englischen Postschiff nach Deutschland gebracht werden sollte, fiel einem Privatier aus St. Malo in die Hände und wurde nicht vor 1711 im Austausch gegen 20 französische Seeoffiziere nach Deutschland freigegeben, wo es sich in einer Kirche in Darmstadt befindet.1195 Die sterblichen Überreste der gefallenen Holländer und Engländer dürften keine so bewegten Schicksale erlitten haben.
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S. Martin
Mittelmeer
Nuev. S. Pedro Alte Stadt Barcelona Neue Stadt S. Antonio Fort
Monjuic
Karte: Sandra Hülsmann
S. Paolo
Karte 14: Die Belagerung von Barcelona (1705/06)
Am 18. September 1705 gelang es den Belagerern, aus der Stellung auf dem Montjuich einen am Fuß des Bergs stehenden Turm einzunehmen und eine Batterie mit zehn schweren Kanonen gegen die Bastion St. Antonio zu richten, deren Geschütze nach kurzem Feuer demontiert wurden. Bis auf die Grenzfestung Rosas hatte der Großteil der Städte Kataloniens Carlos III. gehuldigt,1196 und die Zahl der im alliierten Lager eintreffenden Miquelets hatte sich auf 5 000 Mann erhöht.1197 Bis zum 25. September 1705 konnten die Belagerer die Abschließungswerke bis zum Meer vervollständigen und eine Batterie von 40 schweren Geschützen keine 100 m von einer bei der Bastion St. Antonio geschossenen Bresche einrichten; deren Feuer bewirkte, dass vier feindliche Geschütze in den Graben gewor-
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fen wurden. Seit dem 30. September 1705 schwieg hier das feindliche Feuer, und die Approchen wurden bis auf Pistolenschussweite an die Mauer geführt.1198 Velasco blieb nichts anderes, als am 4. Oktober 1705 durch Conte Riviera die Kapitulation anzubieten, deren Bedingungen sich Carlos III. zur Bestätigung seiner Souveränität zur Prüfung und Bestätigung vorlegen ließ.1199 Als Garantie der ordentlichen Abwicklung der Bedingungen wurden die Generäle Stanhope und Riviera ausgetauscht.1200 Der Großteil der Garnison trat in den Dienst Carlos III., als die Festung am 14. Oktober 1705 übergeben wurde. Nach der Besetzung Barcelonas, die der Kapitulation Velascos folgte, spielten sich Gewaltszenen in den Straßen der katalonischen Hauptstadt ab; nur mit Mühe gelang es den alliierten Soldaten, die Ermordung Velascos zu verhindern.1201 Die Alliierten waren in Katalonien durchaus nicht sicher, da sie einer Invasion von Spanien ebenso wie von Nordosten aus Frankreich ausgesetzt waren. Aber der Habsburger beschloss dennoch, in Barcelona über den Winter auszuhalten. Er hatte Zuzug von weiteren Miquelets erhalten, die deren Zahl auf 10 000 hatte ansteigen lassen.1202 Carlos III. beschloss, ihnen eine reguläre Form zu verleihen; zudem konnten aus der Garnison von Barcelona zwei Regimenter zu Pferd mit je 500 Mann und zwei Infanterieregimenter mit je 1 000 Mann gebildet werden, die durch 7 500 Mann englischer und niederländischer Truppen verstärkt wurden. Nach dem Ende des Sommers verfolgte Gallway seinen Plan der Besetzung Andalusiens weiter und zog mit einer Armee von 17 000 Infanteristen und 5 000 Kavalleristen am 4. Oktober 1705 vor das von 1 000 Mann unter dem Conde Puebla verteidigte Badajoz, wo in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober die Laufgräben eröffnet wurden. Bereits am 11. Oktober 1705 konnte eine weite Bresche geschossen werden.1203 Tessé, der mit seiner wesentlich schwächeren Armee von 8 000 Fußsoldaten und 6 000 Reitern zum Entsatz gezogen war, vermied das Risiko einer Schlacht, erweckte aber den Eindruck, er wolle es auf eine Begegnung mit der alliierten Armee ankommen lassen, als er am 13. Oktober 1705 seine Bagage nach Merida zurückgehen ließ. Die Armee durchwatete am 14. Oktober in Furten den Guadiana und setzte nachts über das Flüsschen Gevora, wodurch sie nördlich des alliierten Lagers bei Talavera Stellung beziehen konnte. Gallway befahl einen Angriff auf die gallospanische Armee, wurde aber von einer Kanonenkugel getroffen und verlor den rechten Arm; Das Minas und Baron Fagel, der Gallways Stelle einnahm, schreckten vor einer Schlacht zurück, ließen die Gräben räumen und traten den Rückzug in die Winterquartiere an. Ihrem Charakter nach waren von 1705 an die Kämpfe in Spanien ein durch die alliierte Intervention angefachter Bürgerkrieg Valencias, Aragons und Kataloniens gegen das kastilische Zentralspanien.1204 Gemessen an den übrigen Kriegsschauplätzen sah die zunächst unbefriedigend wirkende Bilanz der Alliierten für das Jahr 1705 trotz der Fehlschläge auf dem spanischen Kriegstheater dennoch vergleichsweise gut aus: Gibraltar war gegen eine hartnäckige mehrmonatige Belagerung gehalten und Katalonien für Carlos III. genommen worden. Philipp V. sah sich auf seinem Thron zu Madrid
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nun von zwei Seiten – durch eine von Portugal aus operierender Armee und von Nordosten her bedroht.1205 Phillip von Anjou war begierig zu regieren. Aber ohne auch nur den Ansatz eines funktionsfähigen Apparats wurde er durch die Schwierigkeiten überwältigt und zog sich alsbald völlig von dem Regierungsgeschäft zurück, dass er seiner jungen Frau und der Herzogin Ursins überließ.1206 In der Prinzessin Maria Anna Orsini, der Camarera mayor der Königin, fanden die Bourbonen die Persönlichkeit, der es gelang, die Sympathie des kastilischen Adels für die bourbonische Sache zu stärken und im Verein mit der Kirche die Vorbehalte gegen die protestantischen Bundesgenossen Carlos III. zur Münze verstärkter Kriegsanstrengungen Spaniens zu schlagen.1207 Militärisch wurde Tessés in Aragon stehende Armee mit einer Stärke von 12 bis 14 000 Mann durch ein aus dem Roussillon anrückendes Kontingent von 12 000 Mann unter dem Herzog von Noailles verstärkt, mit dem er, den Ebro herunterrückend, auf Barcelona marschieren sollte. Dabei sollten sie die Unterstützung einer Flotille von 30 Schiffen unter dem Grafen von Toulouse erhalten.1208 Berwick fiel die Aufgabe zu, mit geringen, in Estremadura versammelten Kräften Madrid gegen Westen zu schützen. Die Prinzession Ursins fand in dem neuen Botschafter des Sonnenkönigs, Michel Jean Amelot einen Verbündeten, der bereits am 8. Mai 1705 am Hof zu Madrid eingetroffen war.1209 Zuvor hatten sich eine Reihe von Vorgängern (Marcin bis April 1702, Kardinal d’Estrées bis Oktober 1702 und der Abbé d’Estrées bis zum April 1704)1210 in Spanien verschleist, die sich und der französischen Sache durch ihr überhebliches Auftreten Schaden zugefügt hatten. Prinzessin Ursins beschwerte sich in einem persönlichen Schreiben an Ludwig XIV. über den Botschafter, was freilich zum Verlust der Gnade des Sonnenkönigs1211 und dazu führte, das er seinen Enkel nötigte, die Prinzessin zeitweilig Spaniens zu verweisen.1212 Wie seine Vorgänger nahm Amelot an den Sitzungen des spanischen Hofrats teil; die französischen Botschafter waren die de facto-Herrscher des Lands. Amelot unterschied sich aber von seinen Vorgängern dadurch, dass er gegenüber dem Sonnenkönig und seinen Beratern sich für die Sache Spaniens stark machte: Er förderte Orry, mehr noch Macanaz.1213 Die Armeen der Zwei Kronen waren den Kräften Carlos III. deutlich überlegen, der allein 6 000 Mann regulärer Kräfte zur Verfügung hatte, während 6 000 Mann Miquelets kaum regulären Einheiten gewachsen waren.1214 Der spanische General in bourbonischen Diensten De las Torres wandte sich, mit 6 bis 7 000 Mann aus dem Quellgebiet des Guadalaviar über das kastilische Scheidegebirge mordbrennend die am Wege liegenden Ortschaften verwüstend,1215 nach Valencia, das zu belagern er aber zu schwach war und das bis zum Eintreffen schwerer Artillerie nur blockiert werden konnte.1216 Peterborough warf 1 000 Mann nach St. Mateo,1217 die allein die Vorhut weiterer 1 000 Mann unter Peterborough bildeten, der am 20. Januar 1706 in Torreblanca und am 4. Februar 1706 vor Valencia stand, obwohl nach eiligen Depeschen Carlos III., zur Verteidigung Kataloniens zurückzu-
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kehren, ein am 12. Januar 1706 einberufener Kriegsrat den Rückmarsch beschlossen hatte.1218 De las Torres fürchtete, dies sei nur die Vorhut eines größeren Verbands, hob die Blockade Valencias auf und wich auf das andere Ufer des Guadalavier nach Süden aus. Mit der Einnahme Fuente de la Higuera beendete Peterborough die militärischen Aktivitäten der probourbonischen Bischöfe von Murcia und Valencia.1219 De las Torres war nun der Verbindung nach Kastilien beraubt und litt Mangel an Geld und Nachschub.1220 In Katalonien wurden die geringen Kräfte Carlos III. an den Landesgrenzen deployiert. Dort stieß die Vorhut der Einheiten General Cunninghams unter Befehl Colonel Wills auf die Vorhut Tessés unter dem Kommando Generalleutnants von d’Alsfeld, der am 26. Januar 1706 St. Esteban nahe Lérida erreicht hatte.1221 Wills hielt am 27. Januar 1706 seine Stellung und ermöglichte es Cunningham, ein gemischtes Kontingent regulärer Truppen und Miquelets mit einer Stärke von 4 000 Mann heranzuführen. Nach neunstündigem Kampf wurden die Truppen der Zwei Kronen am 28. Januar 1706 zurückgeworfen.1222 Die Alliierten verloren 100 Mann. Cunningham war gefallen, der durch Prinz Heinrich von Darmstadt ersetzt wurde.1223 Der südliche Teil Kataloniens war durch den Zug Peterboroughs von alliierten Truppen entblößt. In dieses Vakuum marschierte Tessé vorsichtig hinein, zog sich aber nach der Einnahme einiger Orte nach Aragon zurück. Noailles rückte gegen Kataloniens Nordgrenze am 8. Februar 1706 vor, allerdings nur mit 7 000 Mann und 12 Geschützen. Am 9. Februar 1706 erreichte er Figueras. Der weitere Vormarsch begegnete heftigem Widerstand von Miqueleteinheiten, doch erreichte Noailles am 14. Februar 1706 den Übergang über die Fluvia bei Bascara, den er gegen Ausfälle der Besatzung von Gerona halten konnte.1224 Am 11. Februar 1706 erschien die französische Flotte vor Barcelona, das damit von der Seeseite her blockiert wurde. Philipp V. begab sich am 22. Februar 1706 von Madrid nach Caspe, wo er am 12. März 1706 zur Armee Tessés stieß. Dort bestand er auf einem Vormarsch auf Barcelona. Nach Übergang über Ebro und Cinca versammelte Philipp V. 15 000 Mann zum Marsch auf die katalonische Hauptstadt,1225 auf dem er von Miqueleteinheiten behelligt wurde, bis er am 1. April 1706 bei Sans mit Blick auf die Werke Barcelonas Lager bezog. In Barcelona wurden hektische Verteidigungsmaßnahmen ergriffen, eine Kompanie Mönche im Waffengebrauch geübt, Wasservorräte in die Zitadelle getragen, Silbervorräte der Bevölkerung abgenommen und aufgehäuft1226 und Vorräte aus dem Umland in die Speicher der Stadt aufgenommen. Feldmarschall-Leutnant Uhlefeld übernahm das Kommando über die 2 500 Mann Besatzung, die durch 500 von Peterborough entsandte Dragoner verstärkt wurden.1227 Am 3. April 1706 standen Tessé und Philipp V. vor Barcelona, das von der See bereits seit dem 1. April 1706 durch ein Geschwader aus Toulon unter dem Kommando Toulouses blockiert wurde. Bereits am 8. April 1706 begannen die Truppen
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der Zwei Kronen mit ihrem Angriff auf den Montjuich; die Belagerung nahm raschen Fortschritt, zumal die Schäden in den Befestigungen, die die Belagerung des Vorjahrs geschlagen hatten, noch nicht ausgebessert waren. Die bourbonischen Truppen griffen die Stadt nicht sogleich an, sondern nahmen am Fuß des Montjuich ein Kapuzinerkloster, von dem sie die Belagerung des Forts begannen, das von Miquelets verteidigt, durch 400 Mann des Regiments Hamilton verstärkt wurde, die in Eilmärschen auf Maultieren von Tortosa herbeigerufen worden waren. Aus Gerona wurde Donegals Regiment zur Verstärkung der Garnison der Stadt herangezogen, und Cifuentes beunruhigte aus den Bergen Philipp V., indem er Schafherden wegführte.1228 Während der Belagerung zeigte Carlos III. Mut und die lethargisch anmutende Ruhe, die Habsburger Könige bis Phillipp IV. ausgezeichnet hatten; das katalonische Volk zeigte sich beeindruckt, und der niedere Klerus unterstützte die Verteidigung Barcelonas aktiv.1229 Am 21. April 1705 griffen bourbonische Truppen das Fort Montjuich an und trieben unter hohen Verlusten die Verteidiger bis in dessen zentrale Befestigungsanlage, von wo aus es den Überlebenden gelang, sich am 25. April 1705 in die Stadt zurückzuziehen. Das Fort war verloren und es schien, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis in die Stadtbefestigung eine Bresche geschossen werden könnte.1230 An der Stelle vor der Porta St. Antonio, vor der eine alliierte Batterie im Herbst 1704 eine Bresche geschossen hatte, errichteten die Franzosen nun eine Batterie von 28 Geschützen, die von den wenig qualifizierten spanischen Kanonieren der Garnison kaum behelligt wurden. Louis Pettitt, der Chefingenieur der Belagerten, behinderte den Fortschritt der Belagerungsarbeiten durch Minen, aber schließlich wurde doch eine Bresche geschossen. Graf Uhlfeldt verhinderte deren Nutzung durch einen beherzten Ausfall, und es wurde Zeit gewonnen, bis die alliierte Flotte von Lissabon herbeisegelnd vor Barcelona erschien.1231 Barcelona hielt sich, und als am 7. Mai 1706 die alliierte Flotte vor Barcelona auftauchte, ließ Toulouse eilig die Anker lichten und lief nach Osten aus. Von den Schiffen der Alliierten konnten Verstärkungen angelandet werden. Tessé konnte nicht ernsthaft damit rechnen, in dieser Lage Barcelona zu nehmen. Die französischen Belagerer waren entmutigt. Tessé sah sich gezwungen, Miquelets Kombattantenstatus zu gewären, um Repressalien gegen seine Leute zu vermeiden. Schließlich befahl er den Rückzug. Am 11. Mai 1706 hob er die Belagerung auf, nach dem Verlust von 6 000 Mann und unter Zurücklassung von 129 Geschützen.1232
Teil C Der Siegeszug der Großen Allianz und die Krise Frankreichs (1706 bis 1709)
Kapitel 9: Annus Mirabilis 1706: Der Triumph der Großen Allianz an allen Fronten Die Querelen in der Großen Allianz und die französische Offensive in den Niederlanden (Ende 1705 bis zum 22. Mai 1706)
Am 1. Mai 1706 griff Villars gegen den Rat Marsin Drusenheims an. Er führte persönlich 200 Grenadiere im Sturm auf die Kaiserlichen, die sich aber bis zu ihrer Kapitulation am 6. Mai 1706 hielten. Wenige Tage später rückte er vor Hagenau, das am 10. Mai eingeschlossen wurde und drei Tage später kapitulierte, wobei Villars 2 000 Gefangene machte und 50 Geschütze eroberte.1 Diese Erfolge schienen durch die Wiederaufnahme der Kampagne in Brabant übertroffen werden zu können, wo die Armeen der Zwei Kronen zeitig ins Feld zogen. Der Fall von Drusenheim hatte weitreichendere Folgen, als sie in militärischen Problemen der Front am Oberrhein zum Ausdruck kamen. Sie wurden Anlass zu der volte face Joseph I., in der die Ursachen einer Vertiefung der ohnedies schon angelegten Spannungen mit den Seemächten hervorleuchtete. Joseph I. sah das Reichsland des Elsass nicht mehr als lohnendes militärisches Ziel an, sondern die Förderung der dynastischen Interessen seines Hauses in Italien. Kehrte sich der Kaiser vom Reich ab, galt nichts anderes für die Reichsfürsten. Bis zum Jahr 1704 dauerte, wie es Ingrao2 formulierte, der Indian Summer der Reichsloyalität der deutschen Fürsten unter dem Eindruck der französischen Bedrohung. Schon der Sieg von Höchstädt/Blenheim ließ die Bedrohung durch den Sonnenkönig in einem getrübten Licht erscheinen. Villeroi besetzte mit den Alliierten zahlenmäßig unterlegenen Truppen der Zwei Kronen die Linien an der Yische. Während Charles Churchill englische Einheiten im Rücken Villerois im Wald von Soignies sammelte, erlangte Marlborough von Overkirk die Zustimmung zum Angriff. Die Schlacht auf den Feldern vor Waterloo blieb in diesen Tagen aber unausgefochten, da die Feldgeschütze nicht in angemessener Zeit herangeführt wurden; der holländische General Slangenberg ließ den Train, der durch ein enges Defilée herangeführt wurde, anhalten, um seine persönliche Bagage vor den Geschützen heranzuziehen.3 Villeroi nutzte die Gelegenheit zur Verstärkung seiner Feldbefestigungen; Marlborough befahl den Rückzug auf Meldert. Der Feldzug 1705 nahm in den Niederlanden seinen Ausgang. Marlborough verließ die Armee und nutzte die Zeit für eine große Tour, um Gespräche mit den Souveränen der Alliierten führen zu können. Erste Station war Düssel-
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dorf, wo er den Kurfüsten der Pfalz traf, der schon geografisch verlässlicher Verbündeter war. In Frankfurt am Main führte er Gespräche mit Ludwig von Baden, für den 1705 mit der Einnahme Hagenaus ein erfolgreiches Jahr war. In Frankfurt am Main nahm Marlborough insbesondere auch Verbindung zu H. Davenant auf, seinem Finanzagenten, der Verbindung zu Bankiers aufnahm. In der Kutsche reiste Marlbourough weiter an die Donau. Auf der kaiserlichen Yacht bis Wien reiste er sechs Tage und traf am 12. November 1705 in der kaiserlichen Hauptstadt ein. Er vermittelte Kaiser Joseph I. ein Darlehen lokaler Bankiers in Höhe von 100 000 Gulden, um den Bankrott der kaiserlichen Kasse abzuwenden und sorgte für die Gewährung eines englischen Kredits in Höhe von weiteren 250 000 Gulden, der durch Verpfändung der Einkünfte der Hofburg aus den schlesischen Silberminen gesichert wurde, um Rüstungen für das kommende Jahr zu ermöglichen.4 Vom Kaiser wurde er zur Anerkennung für den Sieg bei Höchstädt/ Blindheim mit der Grafschaft Mindelheim belehnt. Von Wien aus brach Marlborough nach Berlin auf, wo er mit Friedrich I. über die Stellung eines Kontingents von 8 000 Preußen verhandelte. Die nächste Station war Hannover. Die Kurfürstenwitwe Sophie von Hannover empfand tiefe Antipathie gegen Queen Anne; die Verhandlungen über die weiteren Kriegsanstrengungen wurden dadurch jedoch nicht getrübt.5 Am 9. Januar 1706 kehrte Marlborough nach London zurück. Das alles beherrschende Thema in der Großen Allianz war die Sorge um Savoyen und Mantua. Um Prinz Eugens Lage zu stabilisieren, verhandelte Marlborough über die Entsendung hannoverischer und hessischer Truppen nach Norditalien.6 Damit glaubte er aber nicht genug tun zu können. Noch bis zum 25. April 1706 war Marlborough davon überzeugt, die Franzosen würden sich in den Linien der Spanischen Niederlanden verschanzen und passiv verhalten.7 Dort übte Max Emanuel als Statthalter die Regentschaft für Philipp V. aus. Im Reich war er geächtet: Am 29. April 1706 reagierte Leopold I. gegen Max Emanuel, wobei juristisch gesehen die Wegnahme Ulms den Rechtsgrund bildete. Nach heftigem Drängen des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm8 wurde gegen Max Emanuel und alle seine Gefolgsleute die Reichsacht verhängt. Die in der Ritterstube der Hofburg Versammelten trugen Trauerkleidung. Die Investitur Max Emanuels wurde durch den Reichsherold verlesen und die Urkunde dem Kaiser überreicht, der sie zerriss und die Fetzen auf den Boden fallen ließ. Der Reichsherold spießte sie auf den Heroldstab und zeriss die Fetzen in noch kleinere Stücke. Im Hof spielten zwei Gruppen von sechs Trompetern ausgewählte Stücke. Nun wurde mit der Investitur Joseph Clemens ebenso verfahren. Max Emanuel wurde für vogelfrei erklärt; Joseph Clemens als Geistlichem blieb dies erspart.9 Max Emanuel und Joseph Clemens setzten sich sogleich gegen die Reichsakt juristisch zur Wehr. Sie rügten, ihr rechtliches Gehör sei durch das procedere verletzt worden. Denn sie seien, anders als es Artikel 27 der Wahlkapitulation Leopolds I. ausdrücklich anordne, nicht ordnungsgemäß geladen worden.10
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Ludwig XIV. hatte der Verlauf des Feldzugs 1705 in den Niederlanden davon überzeugt, Marlborough sei außerstande, den Zwei Kronen erfolgreich entgegenzutreten; er schrieb, Blindheim sei ein bloßer Zufallserfolg der Alliierten gewesen, der sich nicht wiederholen lasse. Der Sonnenkönig befahl für das neue Jahr in den Niederlanden die Offensive, ließ aber gleichwohl im Winter Friedensverhandlungen sondieren. Der gefangene General d’Allegre, auf Ehrenwort nach Frankreich beurlaubt, überbrachte Marlborough das Angebot, die Festungsbarriere an die Generalstaaten zu übergeben, Philipp von Anjou aber im Besitz der spanischen Krone, der westindischen Kolonien und des Herzogtums Mailand zu belassen. Für seine Vermittlung versprach der Sonnenkönig Marlborough die astronomische Summe von zwei Millionen Livres. Marlborough lehnte ab.11 Am 21. April 1706 setzte er auf der Yacht Peregrine nach Holland über und erreichte am 25. April 1706 die Maas, am Abend Haag.12 Diplomatisch hatte sich das Verhältnis zu Friedrich I. dramatisch verschlechtert, der mit einem Schreiben vom 20. April 1706 Beschwerde führte, nicht in alle Planungen der Großen Allianz eingeweiht zu sein und weitreichende Forderungen stellte, die Marlborough diplomatisch zu besänftigen versuchte. Er zog vom Elsass mit der Begründung nach Cleve ab, durch Truppen Karl XII. aus der Reichsarmee im Norden bedroht zu werden. Friedrich I. drohte auch ständig mit dem Abzug seiner Truppen aus Oberitalien – er realisierte diese Drohung freilich nicht, da die Truppen dort im Sold der Seemächte standen. Auch der König von Dänemark weigerte sich, bis zur Erfüllung von Soldforderungen Truppen zu stellen; der Kurfürst von Hannover und Landgraf von Hessen weigerten sich, ihre Truppen nach Italien abgehen zu lassen. Dort überstürzten sich die Ereignisse. Die kaiserlichen Truppen hatten eine Linie von Montecchiaro bis Lonate bezogen und das bis dahin von Venezianern gehaltene Calcinato besetzt. Am 14. April 1706 hatte Vendôme die kaiserlichen Truppen unter Graf Reventlou bei Calcinato an der Linie Chiese-Gardasee überfallen. Die Kaiserlichen zogen sich fluchtartig mit Verlusten von 3 000 Gefallenen und Verwundeten unter Auflösungserscheinungen nach Sálo und weiter nach Norden bis auf Gavardo zurück. Die Franzosen nahmen bei der Verfolgung 1 000 Mann gefangen. Prinz Eugen zog die Reste der gerade noch 10 000 Mann starken Armee zu sich in ein befestigtes Lager bei Tosanolo, von wo er sich auf Trient zurückzog; preußische und dänische Kontingente, die den Rückzug gedeckt hatten, erlitten heftige Verluste. Der Rückzug der Kaiserlichen erlaubte es De Feuillade, die Belagerung Turins aufzunehmen.13 Abgefangene Briefe aus Versailles zeigten Marlborough, dass sein Italienprojekt den Franzosen bekannt geworden war.14 Auch in Deutschland verschlechterte sich die Lage dramatisch. Am 1. Mai 1706 war Marsin aus den Niederlanden zum Rhein nach Trarbach marschiert. Dort ließ er eine Bedeckung gegen die hannoverischen und hessischen Truppen und zog über Pfalzburg weiter nach Süden. Zugleich verließ Villars Straßburg und zog mit Marsins Einheiten
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vereint an die Linie zwischen Hagenau und Drusenheim. Damit zwangen die französischen Generäle Ludwig von Baden, die Belagerung von Fort Louis aufzugeben.15 Hagenau mit 2 000 Mann Garnison, die in Kriegsgefangenschaft ging, und seinem reichen Magazin wurden genommen, Drusenheim isoliert. Ludwig von Baden musste sich am 3. Mai 1706 in Unordnung auf das rechte Rheinufer nach Rastatt zurückziehen. Damit war der Italienfeldzug Marlboroughs spätestens um den 6. Mai 1706 gesorben;16 die Weigerung Hannovers und Hessens, die nach der Bedrohung der Rheinlinie nicht zu überwinden war, erlaubte es nicht, die erforderlichen Mannschaftstärken zu erreichen – und die Aufgabe des Projekts beruhigte auch Marlboroughs Freund Godolphin. Lord Treasurer sah den Feldherren und Diplomaten, der die Allianz zusammenhielt, ungern jenseits der Alpen fern von niederländischem Theater.17 Sidney Godolphin war fünf Jahre älter als Marlborough. In der Restauration wurde er am königlichen Hof Charles II. eingeführt. Im Unterhaus hatte er einen Sitz für Helston, Cornwall. Er trat nicht als überragender Redner im Unterhaus auf, gewann aber mit sehr knappen Beiträgen wegen seiner Kompentenz in Finanzfragen alsbald Anerkennung. Im März 1679 wurde er zum Mitglied des Privy Council und im September zusammen mit Viscount Laurence Hyde, dem späteren First Earl of Rochester, und Robert Spencer, Second Earl of Sunderland, in das Chief Managemant for Affairs berufen. Nach der Thronbesteigung von James II. erlangte Godolphin, der mittlerweile zum Baron of Rialton erhoben worden war, das Amt eines Chamberlain der Königin Mary und genoss zusammen mit Rochester und Sunderland das besondere Vertrauen des Königs, der ihn in den Council of Five berief, der den König vertrat, als er nach dessen Landung Wilhelm von Oranien entgegentrat. Während sein Förderer mit typischer Stuartserfolglosigkeit im Feld stand, nahm Sidney zusammen mit Halifax und Nottingham mit dem Prinzen von Oranien Verhandlung auf. Nach der Glorious Revolution und der Inthronisation von Wilhelm wurde Godolphin zum einfachen Mitglied der High Treasury zurückgestuft. Seinem politischen Einfluss trug dies keinen Abbruch und er wurde im November 1690 als First Lord of the Treasury zurückberufen. Im Mai 1697 trat Godolphin von diesem Amt wegen des Verdachts auf Verwicklung in den Mordanschlag auf William III. zurück. Als 1700 die Tories an die Macht gelangten, wurde er für ein weiteres Jahr als First Lord of the Treasury bestätigt. Nach der Thronbesteigung Queen Annes 1702 wurde er auf Empfehlung von Marlborough erneut in das Amt des First Lord of the Treasury berufen, obwohl er wegen seiner Verbindung zu Mary alles andere als ein Favorit der Königin war. 1704 wurde Godolphin in den Ritterstand erhoben und schließlich im Dezember 1706 zum Viscount Rialton und Earl of Godolphin geadelt. Godolphin nutzte meisterlich das Instrumentarium, dass ihm als Erbe Wilhelm III. mit der Bank of England an die Hand gegeben wurde, zur Deckung von Staatsschuldverschreibungen langer Laufzeiten mit (vom europäischen Maßstab aus betrachtet) niedrigen Zinssätzen, die das Whigpublikum der Londoner Börse bereitwillig zeichnete.18 Die Investition in Staatsanleihen war eine Wette auf den Sieg im Krieg, der
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eine sprunghafte Vermehrung der Handelschancen erwarten ließ – einstweilen aber die zukünftigen Generationen mit nie dagewesenen Verpflichtungen belastete.19 Marlborough selbst versuchte, den Anteil, den Friedrich I., der Hannoveraner Kurfürst und der Landgraf am Scheitern des Projekts hatten, herunterzuspielen, um es nicht zu einem diplomatischen Eklat kommen zu lassen und die Möglichkeit zu verspielen, die widerspenstigen Reichsstände doch noch zu bewegen, Truppen für die Schauplätze nördlich der Alpen für die Allianz zu stellen.20 Am 6. Mai 1706 gab Ludwig XIV. Anweisung, Marsin solle sich wieder nach Norden an der Mosel entlang auf das niederländische Kriegstheater begeben. Er gab damit die Chance auf, Ludwig von Baden eine entscheidende, vernichtende Niederlage zuzufügen und den Rhein wieder überschreiten zu können, um die Oberhand in den Spanischen Niederlanden zu erlangen. Er ging dabei davon aus, Marlborough werde nicht aktiv werden können. Er befahl, Léau zu belagern, eine kleine Festung an der Kleinen Geete an den im Vorjahr im August von Marlborough rasierten Linien von Brabant. Das war eine Provokation, denn der Fall Léaus hätte nicht nur Namur vor alliierten Angriffen gesichert, sondern Huy und Lüttich exponiert. Der Sonnenkönig glaubte, Marlborough werde die 80 Bataillone und 100 Schwadronen respektieren, die Villeroi und der Kurfürst von Bayern ins Feld führen und mit Marsins Truppen verstärken konnten.21 Nun war diese Armee nicht ohne Mühe aufgestellt, da die Erfolge der vergangenen Jahre den Staatsbankrott Frankreichs vertieft hatten; Anfang Mai 1706 wurde ein letztes Mal vom Giganten Frankreich mit den Muskeln gespielt.22 Die Armee in den Niederlanden umfasste neben spanischen auch bayerische und kölnische Kontingente. Ihren Kern bildeten französische Einheiten. Ludwig XIV. gab konkrete Weisungen für die ordre du battaille : Da Ludwig XIV. fürchtete, insbesondere die Bayern und Kurkölner könnten durch die Vertreibung aus ihren Heimatländern demoralisiert, die Spanier nach vierjähriger französischer Besetzung der Niederlande durch Franzosen, deren Moral hoch war, in ihrer Loyalität wankend geworden sein, empfahl er, die Truppen zu mischen.23 Villeroi stand unter erheblichem Erfolgsdruck,24 wartete aber zunächst in verschanzten Linien auf Verstärkung. Marsin setzte von Trarbach aus die Mosel abwärts seine Truppen nach Namur in Marsch. Marlborough überzeugte die holländischen Felddeputierten, namentlich Sicco van Goslinga, von der Gefahr einer Vereinigung von Marsin und Villeroi. Nach seinem Studium an den Universitäten von Franeker und Utrecht wurde Sicco van Goslinga 1688 Grietman von Franekeradeel. Dadurch wurde er Regent in der Provinz Friesland, die er in den Generalstaaten und im Raad van State vertrat. Als Mitglied der Generalstaaten wurde er gedeputeerde te velde (Felddeputierter) im Hauptquartier Marlboroughs von 1706 bis 1711. Als Plenipotentiarius der Generalstaaten fungierte er 1713 bei den Friedensverhandlungen, die zum Frieden von Utrecht führten. 1714 und 1715 war Goslinga Botschafter am Hof in Versailles und vertrat die Republik bei den Verhandlungen von Soisson 1728.
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Obwohl die holländischen Truppen sich in schlechtem Zustand befanden, ließ er in Übereinstimmung mit Overkirk aus dem am 16. Mai 1706 bezogenen Lager bei Horn gegenüber Roermond eine Vorhut die Maas aufwärts nach Maastricht marschieren.25 Marsins Vorhut erreichte alsbald die Vororte Namurs.26 Als bayerische Kontingente in seinem Lager eintrafen, fühlte sich Villeroi auch vor der Vereinigung mit Marsin stark genug, seine Verschanzungen zu verlassen und überschritt die Dyle nach Vissenahen nördlich von Tirlemont, wo er sich erneut verschanzte. Solange Preußen und Dänen noch nicht im Feld standen, glaubte er schnell handeln zu müssen, da deren Eintreffen seine leichte Überlegenheit wettgemacht hätte.27 Am 21. Mai 1706 erreichten französische Truppen den Flecken Gossoncourt zwischen der Kleinen und der Großen Geete. Außenposten wurden bis Heylissen geworfen. Die Verschiebungen der Kräfteverhältnisse waren Marlborough klar. Er wandte sich an den Herzog von Württemberg, den Kommandeur der dänischen Truppen, und versprach ihm, persönlich für die Soldrückstände geradezustehen, wenn er seine Kavallerie vorausschickte und die Infanterie folgend ins Feld führte. Der Herzog fürchtete langwierige Verhandlungen mit Kopenhagen, doch die Loyalität mit Churchill gewann Überhand und er erklärte sich bereit, ein fait accompli zu schaffen. So marschierte er am 20. Mai 1706 zugleich mit Holländern und Engländern, die via Bilzen an der Demer sich in Tongres vereinigten. Am 22. Mai 1706 standen Marlboroughs Truppen bei Montenaklen und Corswaeren. Der Herzog ließ nun den Train nach Tongres zurückgehen. Die Stimmung Villerois hob sich, als Generalleutnant Cassion mit 20 Schwadronen von Metz kommend zu ihm stieß. Die Truppen waren zwar mangelhaft ausgerüstet und vor allem schlecht equipiert, verstärkten aber Villerois Armee auf 74 Bataillone und 129 Schwadronen, zusammen etwa 62 000 Mann mit 60 – allerdings leichteren – Kanonen und 12 für die Feldschlacht wenig brauchbaren Mörsern. Ihnen standen 74 alliierte Bataillone und 123 Schwadronen mit 60 000 Mann mit 100 Kanonen (davon 20 24-pfündern) und 20 Haubitzen gegenüber.28 Beide Armeen marschierten direkt aufeinander zu.29 Villeroi und Marlborough boten sich gegenseitig an, mit ihren Truppen Raum im Defilée des jeweils anderen dadurch zu gewinnen, dass sie durch die zwei Kilometer breite Enge zwischen den Sümpfen, in die bei Ramillies die Kleine Geete verläuft, und dem Zusammenfluss von Mehaigne und Vistoule marschieren dürften und damit aufwändige Pontonarbeiten vermeiden könnten. Ramillies, 23. Mai 1706
Villeroi war der schnellere und erreichte am 23. Mai 1706 nach dem um fünf Uhr morgens erfolgenden Aufbruch der Armeen der Zwei Kronen Ramillies. Die Truppen waren in zwei Bataillonsbreiten Kolonnen marschiert, in deren Mitte die Artillerie vor-
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Alliierte Kavallerie
Alliierte Infanterie
Französische, spanische und bayerische Kavallerie
Französische, spanische und bayerische Infanterie
Endposition der Franzosen, Spanier und Bayern
Endposition der Alliierten
Ausgangsposition der Alliierten
Anfangsstellung der Alliierten
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Der Triumph der Großen Allianz
Karte: Sandra Hülsmann
Karte 15: Die Schlacht von Ramillies (1706)
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Sammlung der All. Kavallerie
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rückte und an deren rechter Flanke durch die Marschierenden gedeckt der Train herangeführt wurde.30 Nordöstlich und südwestlich Ramillies ließ er Stellungen beziehen. Villeroi suchte die Schlacht; eine rein defensive Haltung verbot sich für ihn nach den Anweisungen seines Königs; zudem fürchtete er, der Zuzug durch Marsin werde durch das Erscheinen von Hannoveranern und Hessen mehr als ausgeglichen werden.31 Die Gesamtanlage seiner Kampagne war daher offensiv. Am 23. Mai 1706 verharrte Villeroi aber, mit dem linken Flügel und dem Zentrum seiner Armee hinter der Kleinen Geete mit ihren nach Westen liegenden Sümpfen und auf die verbarrikadierten Orte Autre Eglise, Offus, in dem Villerois Kommandoposten lag, und Ramillies gestützt, das wie eine befestigte Insel die Front stabilisierte.32 Vor Ramillies stand das Gros der französischen Artillerie, deren Reste vor Offus und Autre Eglise in kleineren Batterien stand und von Bataillonen des Regiments Royal Artillerie et Bombardies gedeckt wurden.33 Die Kavallerie auf dem rechten Flügel stand mit den schweren Eliteregimentern der Maison de Roi als deren Kern süd und südwestlich von Ramillies auf der Ebene, die zu dem Einsatz dieser Waffengattung nachgerade prädestiniert schien. Der dem Lauf der Kleinen Geete von Autre Eglise über das nach Westen zurückliegende Offus bis zum wieder nach Osten vorspringenden Ramillies folgende Bogen der Schlachtordnung Villerois wurde damit durch die Kavallerie verlängert und durch die südöstlich am Lauf der Mehaigne liegenden Dörfer Taviers und, am weitesten nach Osten vorgeschoben, Franquenée in der rechten Flanke abgeschlossen. Es ist bei einer kritischen Betrachtung der Gesamtlage des Schlachtfelds von Folgendem auszugehen: Villeroi, von einem Standpunkt in Offus, der im Übrigen ebensowenig wie Marlborough von den alliierten Linien aus mehr als die Kirchturmspitze von Taviers sehen konnte, hatte Anweisung erteilt, die Ferme Chateau de Taviers zur Deckung der rechten Kavallerie mit einem Bataillon des Schweizerregiments Greder unter de la Motte zu besetzen. Ob dies, wie etwa Winston Churchill behauptet, tatsächlich geschehen ist, legen die nach der Schlacht veröffentlichten Relationen34 nahe, wird aber heute zusehends in Zweifel gezogen.35 Diese Zweifel stützen sich darauf, das von De la Mottes Einheit, die statt der von Villeroi vorgesehenen zwei nur ein Bataillon stark war, berichtet wird, es habe hinter dem Zusammenfluss von Mehaigne und Vistoule, also über 500 m westlich Taviers, gestanden. Zudem war es im Spanischen Erbfolgekrieg noch nicht üblich, anders als später in den Schlesischen Kriegen, Grenadiere als starke Piquets zu detachieren, weil dies eine Aufgabe der Lineartaktik bedeutet hätte – Waradiner Grenzer Maria Theresias und Freikorps Friedrichs II. konnten und wurden anders eingesetzt, als Villeroi und Marlborough mit ihren Truppen umgehen zu können glaubten.36 Dass indes in Tavier, das im Übrigen nur durch einen Graben geschützt und nicht weiter befestigt war,37 keinerlei Einheiten von Dragonern zur Deckung der Kavallerieflanke detachiert worden sein sollen, ist jedoch kaum vorstellbar. Die Detachierung abgesessener Dragoner in Taviers würde die Schlachtberichte über Kämpfe um diese Position plausibel machen.
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Die Position der Armee der Zwei Kronen hatte für die heranrückende Schlacht trotz der strategischen Offensivdisposition einen defensiven Charakter; Friedrich der Große kritisierte später zu Recht, die Aufstellung bei Autre Eglise hinter den Sümpfen der Kleinen Geete sei völlig verfehlt gewesen, da dort Truppen absorbiert wurden, die wegen der natürlichen Hindernisse keine sinnvollen Offensivbewegungen vornehmen konnten und für die gebotene Verteidigung zu zahlreich waren.38 Ein Vorrücken gegen Merdop, um den Alliierten auf der Ebene von Jandrenouille zu begegnen, empfahl sich indes noch weniger, da dies dem Feind die Wahl des Terrains überlassen hätte. Dagegen ermöglichte die Position an der Kleinen Geete Villeroi und Max Emanuel eine starke Defensive. Sie wies Marlborough die potentiell verlustreiche Lage des Angreifers zu. Das Feld der kommenden Schlacht war damit gleichsam in zwei Hälften geteilt, nämlich das nördliche, hügelige, von Hecken und Obstgärten durchzogene Schlachtfeld mit den feindlichen Linien diesseits und jenseits der Kleinen Geete, oberhalb des von einer Baumreihe eingefassten Laufs der Mehaigne gelegen, und die südliche Hälfte mit dem großen und von natürlichen Hindernissen freien und festen Grund des Felds südlich Ramillies; dieses Feld konnte von Ramillies teilweise bestrichen, aber wegen der großen Entfernung von zwei Kilometern nicht mit einer Einheit in Taviers ins Kreuzfeuer genommen werden. Damit war der südliche Abschnitt des Schlachtfelds für den Aufeinanderprall der Gegner nachgerade vorherbestimmt. Der Angreifer hatte trotz aller Stärke der von Villeroi bezogenen Defensivposition den Vorteil, den Ort des Angriffs wählen zu können. Die eingenommene Stellung bot den Kommandeuren der Armee der Zwei Kronen dabei keine Alternativmöglichkeiten; um die Flügel zu verstärken musste den langen Weg um den Bogen hinter der Frontlinie entlang Nachschub geführt werden.39 Schon bei der Errichtung der Linien von Brabant war dies allerdings als Schwäche der Stellung, die Villeroi später einnahm, erkannt und Überlegungen waren verworfen worden, die Kleine Geete zwischen Ramillies und Autre Eglise in die Befestigungen einzubeziehen, da deren Lauf eine konkave Stellung hervorrief, aus der sich zwangsläufig die geschilderten Nachteile bei der gegenseitigen Unterstützung der Truppen ergeben mussten.40 Die ambivalente Stärke seiner Stellung nutzte Villeroi – dessen Dispositionen von dem von der Pfingstmesse in Tirlemont eilig herbeigaloppierten Kurfürsten Max Emanuel41 nicht in Zweifel gezogen wurden – indes nicht wirklich aus: Jede Position – die besetzten Orte Ramillies, Offus und das auf einem Höhenzug gelegene Autre Eglise – waren für sich genommen durchaus sehr stark, konnten sich aber kaum sekundieren. Wichtiger noch: Statt den starken rechten Kavallerieflügel durch Infanterie zu decken, entblößte Villeroi ihn bis auf das Bataillon De la Mottes und die Truppen in Ramillies völlig von Infanterieunterstützung, während, ähnlich der Lage in Höchstädt zwei Jahre zuvor, die Infanterie gedrängt in den verschanzten Dörfern konzentriert wurde. Die Generäle der Zwei Kronen begaben sich damit der Möglichkeit, die Alliierten auf deren linken Flügel zu werfen – was auch ohne Infanterieunterstützung fast gelungen wäre, wie noch zu zeigen sein wird. Stattdessen konzentrierte Villeroi die Infanterie beinahe ausschließlich auf dem nördlichen Abschnitt des Schlachtfelds und entzog
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seinem Offensivflügel die erforderliche Stärke.42 Ob ihn dabei die Vorgabe des Terrains verführt hatte oder die Anweisung Ludwig XIV. maßgeblich gewesen war, er sollte nach den Erfahrungen bei Höchstädt den Flügel stark machen, auf dem Engländer aufträten, mag dahingestellt bleiben.43 Letzteres ist schon deshalb unwahrscheinlich, da an dem rechten Flügel, zwischen Offus und Autre Eglise, die besten französischen Einheiten, Schweizerregimenter und mit den spanischen Regimentern der Brigade Zuñigas die Créme der spanischen Truppen standen, bevor noch die alliierte Schlachtordnung der auf der Linie Foulz nach Bonneffe aufmarschierenden44 Holländer, Dänen und Engländer Villeroi zu erkennen gewesen wären. Gab dieser mit seinen Dispositionen jede effiziente Offensivbewegung auf, war er umso mehr darum bemüht, seinen Rückzug über Jodoigne auf Leuven zu sichern.45 Um ein Uhr morgens am 23. Mai 1706 gab Marlborough Cadogan die Anweisung, die Truppen nach Ramillies in Bewegung zu setzen. Unter dem Verbot zu singen, marschierten die Einheiten um drei Uhr morgens ab. Um acht Uhr morgens erreichte Cadogan mit der Vorhut der alliierten Armee Merdop. Über der Ebene von Jandrenouille lag dichter Morgennebel. Marlborough, Overkirk und der Felddeputierte Sicco van Goslinga ritten zur Rekognoszierung, als sich um zehn Uhr vormittags der Nebel lichtete und sich ihnen der Anblick der feindlichen Schlachtordnung bot. Die Kampagne hatte gerade erst begonnen. Die Truppen waren frisch montiert; ihre Uniformen müssen einen einzigartigen prächtigen Eindruck hinterlassen haben.46 Goslinga erkannte die französische Aufstellung und forderte, Marlborough sollte zur Begegnung der von der massiert deployierten französischen Kavallerie ausgehenden Bedrohung die alliierte Kavallerie auf dem linken Flügel konzentrieren, zumal auf dem nördlichen Abschnitt das Terrain für Einsatz von Reiterei ungünstig war. Marlboroughs taktische Stärke lag in dem Einsatz kombinierter Waffengattungen. Er ordnete daher dem rechten Flügel bei Foulz gegenüber Autre Eglise Kavallerie zu und setzte auf die Überlegenheit der alliierten Kavallerie auf dem linken Flügel unter der Führung Overkirks, die ihren zahlenmäßigen Nachteil ausgleichen sollte.47 Gegen 11 Uhr vormittags bezogen die alliierten Geschütze Stellung in einer großen Batterie gegenüber der Linie Ramillies-Offus; in der Batterie standen die schweren 24-pfünder, die mit Ochsengespannen in Stellung gebracht die Verschanzungen der Armee der Zwei Kronen schnell brechen konnten.48 Da das Defilée in der Sehne des Bogens von Autre Eglise bis Frangquenée recht schmal war, musste die alliierte Infanterie unter Orkney insbesondere vor Autre Eglise tief aufgestellt werden.49 Östlich des Laufs der Kleinen Geete zieht ein Geländeeinschnitt von Foulz bis zur Farm von Woyaux, der von Offus und Ramillies nicht oder doch wenigstens nur sehr unzureichend eingesehen werden kann, und der bei der Aufstellung der Alliierten in der Sehne der französischen Stellung die Möglichkeit bot, unbemerkt die auf den Flügeln befindlichen Einheiten zu verlagern.50 Um ein Uhr mittags eröffneten die französischen Kanonen das Feuer gegen die Alliierten, die bis auf Schussweite herangerückt waren. Die englisch-niederländische
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Artillerie erwiderte das Feuer sogleich. Das Artillerieduell dauerte für eine und eine halbe Stunde an. Ein englischer Augenzeuge beschrieb das Feuer als „smart on both sides“; De la Colonie, der das Regiment Kurprinz von Bayern hinter Ramillies kommandierte, versuchte die Oboen spielen zu lassen – die Musiker hielten der nervlichen Belastung der Kanonade aber nicht stand und flohen. Auf alliierter Seite entsandte Marlborough einen Strom von aide de camps.51 Gegen drei Uhr zogen von Bonneffe unter dem Kommando Oberst Wertmpüller von Elggs vier Bataillone der Generalstaaten (Friesland, Slangenburg und Salesch) gegen Franquenée und Taviers.52 Franquenée war sofort in Wertmüllers Hand, Taviers wurde eingenommen, nachdem die Truppen knietief durch den Graben vor dem Ort gewatet waren.53 Sofort begannen sie mit zwei Geschützen, die ohne Bespannung von den Männern mitgeführt worden waren, De la Mottes Schweizer Bataillon zu beschießen.54 Guiscard, der Befehlshaber des französischen Kavallerieflügels, erkannte sogleich die Gefahr, in der sich seine Stellung befand, und ließ 14 Bataillone Dragoner absitzen und zur Wiedereinnahme Taviers vorrücken. Der Befehl kam aber zeitversetzt bei den Einheiten an, die unabhängig voneinander unkoordiniert vorgingen. Behindert durch ihre schweren Stiefel (Dragoner waren im Jahr 1706 auch auf französischer Seite keine berittenen Infanteristen mehr, sondern leichte Kavallerie) und den Morast an der Vistoule blieb der Gegenangriff buchstäblich stecken. Der Obrist d’Aubigné fiel; Brigadier Nauthaff wurde schwer verwundet und unter den Dragonern brach Panik aus; die nach hinten gebrachten Pferde waren durchgegangen und die 14 Bataillone hörten auf zu existieren – und mit ihnen die Kavalleriereserve Guiscards. Auf der südlichen Seite der Vistoule glaubte De la Motte zunächst, eigene Truppen wollten sich mit ihm zusammenschließen, als er das Blau und Rot der niederländischen Uniformen sah, und wurde durch ein mörderisches Feuer vier feindlicher Bataillone aus nächster Nähe überrascht. Aus ihrem Bereitstellungsraum hinter Ramillies marschierte daraufhin die Brigade Nonans schräg über das Feld auf die Vistoule de la Motte zur Hilfe. Unter dem konzentrierten Feuer der niederländischen Infanterie brach die Brigade, deren Bataillon Provence und Bassigny sich in heilloser Flucht desintegrierten. Nonan versank im Morast der Vistoule und wurde von feindlichen Reitern gefangengenommen. Die Felder waren zu Beginn des 17. Jahrhunders nicht wie im frühen 20. Jahrhundert drainiert; jeder Regenfall führte zur Bildung von Morast, ja, in tiefergelegenen Stellen zu kleinen flachen Seen. Infanteristen versanken darin bis zu den Knien, die Reiter, deren Pferde das ganze Gewicht auf vier Hufen trugen, versanken tief in einem Morast, der mit jedem Schritt weiter aufgewühlt wurde. Der Nebelbach bei Höchstädt, die Trouée d’Aulnois bei Malplaquet haben dies immer wieder bestätigt. Das gleiche Schicksal wie Nonan ereilte Brigadier Wolfskehl, der mit einem Regiment seiner Kölner Truppen und zwei Bataillonen des Regiments von Kurprinz von Bayern Nonan zu folgen versuchte. Der Rand des südlichen Abschnitts des Schlachtfelds war alsbald von Fliehenden bevölkert, die De la Colonie mit deutschen und fran-
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zösischen Flüchen und Beschimpfungen aufzuhalten versuchte; erst als er eine Fahne ergriff, um die sich die Fliehenden sammelten, konnte er die Flucht aufhalten.55 Weiter lag er unter dem Feuer der niederländischen Truppen, das er zu erwidern verbat, um zunächst seine Truppen ordnen zu können. Auf dem alliierten rechten Flügel schwiegen gegen drei Uhr nachmittags die Geschütze, die nach Zahl und Kaliber stark überlegen in dem vorangegangenen Artillerieduell viele der französischen Kanonen zum Schweigen gebracht hatten. Unter Orkney gingen die weitgehend aus englischen Kontingenten bestehenden Truppen zum Angriff auf Offus und Autre Eglise über. Voran schritten Pioniere, die mit Faschinen die Sümpfe passierbar machten und dabei ebenso wie die Fusiliere erhebliche Verluste erlitten.56 Villeroi reagierte wie zwei Jahre zuvor der Kommandeur von Blindheim und warf seine Reserven unter du Barrail mit dem Regiment du Roi zur Verstärkung Zuñigas nach Autre Eglise.57 Die Truppen unter dem spanischen Generalleutnant Marcello Grimaldi, die vom langen Marschieren müde waren, warfen ihre Rucksäcke mit ihrem Proviant weg und trotteten nach Norden, weit weg von dem südlichen Abschnitt, auf dem alsbald ein großes Reitergefecht ausbrechen sollte. Orkneys Einheiten hatten die Sümpfe vor Offus durchwatet und den Außenposten in Fodraux zurückgeworfen, als ein Aide de Camp Marlboroughs mit der Order eintraf, den Angriff abzubrechen und in die Ausgangsposition zurückzukehren – was Orkney angesichts des unerwartet guten Fortschritts seines Flügels kategorisch zurückwies. Dem ersten Boten folgten nicht weniger als zehn weitere Aide de camps, deren Drängen Orkney schließlich mit höchstem Widerwillen folgte und weiter hinten Cadogan heftigste Vorhaltungen machte.58 Marlborough reagierte damit auf drei Probleme. Auf dem südlichen Schauplatz des sich anbahnenden Kavalleriegefechts war zwar am Lauf von Mehaigne und Vistoule die Unterstützung der Holländer und Dänen durch Infanterie sichergestellt. Gleichwohl waren die alliierten Reiter zahlenmäßig unterlegen, und der Angriff von Generalleutnant Jobst Scholtens mit 12 Bataillonen auf Ramillies59 benötigte ebenfalls Verstärkung, die durch den Weg von Foulz nach Wayoux vom rechten Flügel nach Süden gebracht werden sollte. Damit konnte durch eine zahlenmäßig geringe Truppe auf dem alliierten rechten Flügel die Truppenkonzentration Villerois und Max Emanuels bei Offus und Autre Eglise gebunden werden. Dort standen aber 50 Kavallerieeinheiten unter Arco, die auf dem freien Feld hinter Offus die Truppen Orkneys, die dort ohne Kavallerieunterstützung gestanden hätten, in Verlegenheit hätten bringen können. Eine Fortsetzung der Offensivbewegung Orkneys wäre daher aus verschiedenen Gründen unsinnig gewesen. Auf dem Kirchturm von Offus beobachtete Generalleutnant Gassion die englische Absetzbewegung und warnte Villeroi vor den möglichen Folgen,60 der aber die vor Offus und Autre Eglise stehengelassenen Rumpfeinheiten mit den Bataillonsfahnen für vollwertige Bataillone hielt – und zudem glaubte, einen ersten Erfolg errungen zu haben.
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Um vier Uhr nachmittags begann Scholtens Angriff gegen das von Maffei kommandierte Ramillies. Die von den Alliierten gegen den Ort eingesetzten Haubitzen waren allerdings zu weit entfernt und entfalteten nicht die erwartete Wirkung, führten aber beim Kommandeur des französischen Zentrums D’Artagnan zur Verlegung seiner Reserven in den Ort hinein, womit die linke Flanke der französischen Kavallerie von Infanterieunterstützung auf dem Feld entblößt wurde.61 Ungefähr zeitgleich trabten die zwei Treffen der alliierten Kavallerie unter Overkirk an. Jedes Treffen bestand aus zwei Gliedern; beim Anreiten schloss das zweite Treffen in die Lücken der Schwadrone des ersten Treffens auf, sodass in einer langen Linie Stiefel an Stiefel angeritten wurde. Die im Zentrum der Kavallierie der Zwei Kronen stehenden kölnischen und bayerischen Schwadronen wurden durch den Aufprall in ihren Flanken gefasst und desorganisiert; an der rechten Flanke standen aber die drei Glieder tief aufgestellten Maison du Roi, die den alliierten Angriff der niederländischen Blauwen Gaarde zum Stehen brachten. Unter dem Schutz des Feuers aus Ramillies gingen an der linken Flanke die französischen Regimenter Courillon und Cano vor, die drohten, Overkirks Verbindung nördlich nach rechts zum Alliierten Zentrum zu unterbrechen und ihn zu überflügeln. Dänische Einheiten, durch die Eilmärsche erschöpft, begannen sich aufzulösen, als 18 Schwadronen unter Wilhelm von HessenKassel wie ein deus ex machina vom rechten Flügel her anreitend auf dem Feld des Kampfs erschienen, die in das Reitergefecht eingriffen. Marlborough war von seinem Standort im Zentrum der alliierten Linie mit Hessen-Kassel geritten, trennte sich von ihm und sammelte mit dem Degen in der Hand die zurückweichenden Dänen, die, ihren Oberkommandierenden erkennend, ihm in das Gefecht folgten. Marlborough, dessen roter Rock sich deutlich vom Grau der dänischen Uniformen abhob, wurde das Pferd unter ihm weggeschossen; er fiel und wurde von Oberst Molesworth mit dessen Pferd ausgerüstet, das alsbald strauchelte. Von französischen Kavalleristen gejagt und durch seine Stiefel im Laufen behindert, gelang es Marlborough buchstäblich in letzter Sekunde, sich hinter die gefällten Bayonette des in den Diensten der Generalstaaten stehenden Schweizer Regiments Albemarle zu retten, dessen Oberst Robert Murray es hatte nach Süden abschwenken lassen, als er das Missgeschick Marlboroughs sah.62 Die Reiterattacke wurde durch das Regiment Albemarles zurückgeworfen. Marlborough wurde von seinem gentlemen of the horses Bringfield auf seinen zweiten Charger in den Sattel geholfen. Bringfield, der den Steigbügel seines Herrn hielt, wurde durch einen Kanonenschuss aus Ramillies der Kopf weggeschossen.63 Marlborough konnte nun wieder das Geschehen lenken, in dem der verstärkte Kavallerieflügel die Oberhand über die Reiter der Zwei Kronen zu gewinnen begann – obwohl der Oberkommandeur heftig kritisierte, dass einzelne Regimenter, wie das hannoverische Reiterregiment Pentz, sich das Tempo dadurch nehmen ließen, dass sie wie nach französischer Manier aus dem Sattel feuerten.64 Unabhängig von jedem Streit über vorteilhafte taktische Dipositionen begannen die Franzosen und ihre Verbündeten zurückzuweichen, als der Herzog von Württemberg mit dänischen Schwadronen auf
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der linken Flanke der Alliierten an Taviers mit Infanterieunterstützung aus dem Dorf65 vorbei die Maison du Roi im Rücken erfasste. Diese Eliteeinheiten hielten vergeblich stand; um sie herum floh die französische Kavallerie und die der beiden Kurfürsten, bis kein Halten mehr war und der rechte Flügel Villerois erst beim Tomb d’Ottomond kurzfristig zum Stehen kam, bis er von den alliierten Reitern eingeholt wurde. Die Kavallerie Villerois auf seinem linken Flügel mit dem unbesiegbaren Maison du Roi war ausgeschaltet, sie gelangte alsbald bis Geest à Gerompont an der Großen Geete; beim Tomb ´d Ottomond gelang es dagegen dem Herzog von Württemberg, seine Truppen für den letzten Akt der Schlacht zu sammeln.66 Dies macht die Überlegenheit der alliierten Kavallerie deutlich. Im 17. Jahrhundert war es kaum möglich, siegreiche Kavallerie zum Stehen zu bringen, die, nachdem sie die feindlichen Linien durchbrochen hatte, daran gewöhnt war, den feindlichen Tross zu plündern oder sich mit der Verfolgung Flüchtender zu beschäftigen – in jedem Fall war sie für die weitere Teilnahme an der Schlacht nicht mehr zu gebrauchen. Anders bei Ramillies. Versprengte der Maison du Roi, arbeiteten sich die Vistoule zu De la Colonies Einheit vor, deren Feuer den niederländischen Truppen Verluste zufügte, ohne aber das Blatt wenden zu können.67 Unterdessen musste Maffei mit dem Degen in der Hand die Schweizer Regimenter in den Kampf zurückzwingen. Die Vorgärten Ramillies fielen in die Hand Scholtens, wurden von Maffei zurückerobert, um wieder genommen zu werden. An der Spitze seiner schottischen Truppe drang der Duke of Argyll68 Hecke um Hecke erobernd in das Dorf vor, die Garde de Voet eroberte den Kirchhof, das Regiment Borthwick drang in den Ort ein.69 In einem von Hecken gesäumten Weg hinter dem Ort, versuchte Maffei Stellung zu beziehen, wurde aber eingekreist und von Hauptmann Faher vom Regiment Holstein-Gottorp gefangengenommen. D’Artagnan rief nun die Regimenter Nizza und St. Second heran, die im Feuer der alliierten Infanterie brachen und flohen; ein Gegenangriff mit 13 Bataillonen unter dem Duc de Guiche warf die Alliierten aber aus Ramillies heraus, wobei dessen Truppen die kleine Geete überschritten und ihrerseits durch das Feuer der Alliierten in Verwirrung gestürzt wurden.70 Hier griff die vom rechten Flügel gezogene englische Infanterie in die Kämpfe ein. Das zahlenmäßige Übergewicht der Alliierten führte die Entscheidung herbei; Ramillies geriet in die Hand Marlboroughs. Villeroi war zwischenzeitlich von Offus auf seinen rechten Flügel geritten, wo er Zeuge der Katastrophe seiner Reiterei wurde. Nach kurzem Rat mit Max Emanuel wurde eine Linie von Offus zu Geest à Gerompont zu bilden versucht, hinter der die Artillerie gegen Leuven zurückgezogen werden sollte.71 Ramillies hätte die Flanke dieser Linie decken sollen. Nun aber griff Orkney unterstützt von Reiterei erneut Offus und Autre Eglise an; Arcos Einheiten hatten keine Neigung, den Kavalleristen entgegenzutreten, die die Maison du Roi bezwungen hatten, und wandten sich zur Flucht. Der Ruf „sauve qui peut“ ergriff die zusammenbrechenden Linien der Zwei Kronen.72 Die Regimen-
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ter Woods und Wyndhams, die Offus eingenommen hatten, griffen nun die sieben Schwadronen an, die die französische Bagage decken sollten; Villeroi und Max Emanuel entkamen dabei nur mit höchster Not der Gefangennahme.73 Lumley und Hay, die Autre Eglise einnahmen,74 wandten sich zur Verfolgung des Gegners nach Norden, und die Scots Greys hieben á la hussards mit Schwertern das Regiment du Roi zusammen, das seine Offiziere zu sammeln versuchte.75 Französische Soldaten, die die Waffen niedergelegt und danach versucht hatten, den Kampf wieder aufzunehmen, wurden niedergemacht. Der Herzog von Württemberg und Overkirk nahmen die Verfolgung der Fliehenden Richtung Westen auf. Südlich der Vistoule standen De la Motte und De la Colonie und konnten nicht fassen, dass der Strom von Fliehenden und Verfolgern an ihnen vorbeigezogen war; sie marschierten unbehelligt nach Namur ab, dessen Gouverneur Generalleutnant Dallient sie dankbar als Verstärkung seiner kleinen Garnison aufnahm, zu der alsbald Versprengte der reduzierten Regimenter Greder, Provence und Bassigny stießen.76 Tage später konnte Dallient französische Geschütze auf dem Schlachtfeld bergen lassen, die die Alliierten angesichts der Geschwindigkeit der Verfolgung wegzunehmen übersehen hatten.77 Andere waren nicht so glücklich. Inmitten der auf der Ebene von Jodoigne geparkten Trainwagen brach die Disziplin der Truppen völlig zusammen. Die Dänen unter dem Herzog von Württemberg nahmen Rache für das Massaker, das die Franzosen im Jahr zuvor an ihren Landsleuten nach ihrer Kapitulation bei Calcinato angerichtet hatten und machten keine Gefangenen. Bei Einbuch der Dunkelheit begegneten sich die Verfolger unter Lumley und Württemberg bei Bouchevain 16 Kilometer entfernt vom Schlachtfeld; Orkney, der 48 Stunden keinen Schlaf gefunden hatte, meinte, die eigenen Truppen machten den Eindruck einer geschlagenen Armee.78 Auch Marlborough, der Goslinga den Platz neben sich anbot und sich aus Höflichkeit eine Viertelstunde zu ihm legte, fand kurze Rast – nachdem er in seiner Korrespondenz sich für Bingfields Witwe eingesetzt hatte.79 Villeroi erreichte in der Nacht Leuven und zog sich mit den Überresten der Armee hinter die Dyle zurück,80 wo er mit den eintreffenden Generälen und Max Emanuel Kriegsrat hielt, der zu dem Schluss kam, die Dyle aufzugeben und sich hinter den Kanal von Brüssel zurückzuziehen. Die Alliierten hatten 1 400 Tote und 3 000 Verwundete verloren, von denen in den Lazaretten in Maastricht und Lüttich in den kommenden Tagen noch viele starben; unter den Gefallenen waren sehr viele Offiziere. Auf der Seite der Zwei Kronen waren die Verluste nach dem völligen Zusammenbruch unverhältnismäßig höher. Man beklagte wenigstens 7 000 Tote. 6 000 Mann wurden auf dem Schlachtfeld und auf der Flucht gefangengenommen. Am Tag nach der Schlacht verließen 2 000 Deserteure die Armee.81 Marlborough ließ von Beauvechain bis Bossut Lager beziehen.
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Als Villeroi, der Spielkamerad seiner Kindheit, nach der Schlacht von Ramillies wieder vor ihn trat, sprach Ludwig XIV. alles Unglück aus, das ihn befallen hatte: „Monsieur le Marechal, man ist nicht glücklich in unserem Alter.“ Vor der triumphierenden Armee der Allierten lag ein ganzer Sommer, um den Sieg zu nutzen. Die Eroberung der Spanischen Niederlande durch die Große Allianz
Die Feststellung, dass eine Schlacht ein Ereignis ist, das seine Teilnehmer tief erschüttert, mag banal sein. In einer Kriegsführung, die auf hochintakte taktische Einheiten angewiesen ist, war der Sieger aber nicht selten außerstande, mehr zu tun, als den fragwürdigen Triumph einer gruseligen Nacht auf dem Schlachtfeld, zwischen sterbenden Kombattanten und verendenden Pferden, plündernden Marodeuren, trunken-enthemmten Siegern, zu erleben und baldmöglichst alle Energien darauf zu verwenden, die Truppen wieder zu kampffähigen Einheiten zu reorganisieren. Eine Verfolgung des sich vom Schlachtfeld – in welchem Zustand auch immer – zurückziehenden oder flüchtenden Gegners kam daher in aller Regel angesichts der Erschöpfung und Desorganisation beider Seiten kaum in Betracht und war das Geschäft der leichten Kavallerie. Deren Unternehmungen erwischten noch Nachzügler. Sobald sich der in der Schlacht Unterlegene weit genug in den Schutz eigener Befestigungen zurückgezogen und dabei die eigenen Reihen dadurch wieder in eine kampffähige Form gebracht hatte, dass aus Festungen Verstärkungen herangezogen worden waren, konnten die Verfolger abgeschlagen werden. Diesem Schema folgten Aktionen wie die Schlachten von Höchstädt 1703 und sogar der Triumph des Jahrs 1704, Oudenaarde oder Malplaquet, um nur vier prominente Beispiele als partes pro toto zu nennen. Wie die Beteiligten die Nacht des 23. auf den 24. Mai 1706 wahrgenommen haben, mag sich nicht von den angesprochenen Fällen unterschieden haben; die Niederlage der Zwei Kronen mag heftiger, der Triumph der Großen Allianz noch deutlicher ausgefallen und die Verfolgung der sich Zurückziehenden noch intensiver gewesen sein. Als Marlborough spät sein Nachtlager fand und mit Goslinga seinen Radmantel teilte, war noch nicht abzusehen, dass die Folgen von Ramillies sich auch von den katastrophalsten Niederlagen der Schlachten seit des Dreißigjährigen Kriegs radikal unterscheiden würden. Am 25. Mai 1706 erreichten die Alliierten Leuven und überschritten die Dyle; Villeroi ging westwärts bei Alost über die Dender.82 Wegen einer Unzahl von Marodeuren sah sich Marlborough gezwungen, Plünderungen und Straßenräuber in einem Edikt mit der Todesstrafe zu bedrohen.83 In der Nähe Brüssels bezog Marlborough das Chateau de Beaulieu, wo er eine Delegation der Staaten von Brabant empfing, der er garantierte, die Alliierten würden die seit 1455 bestehenden Privilegien Brabants (die Joyeuse Entrée84) respektieren.85 Charles Churchill wurde die Stellung als
lde
Oudenarde 2.6.
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Karte 16: Die Eroberung der Spanischen Niederlande (1706)
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Ghent 1.6.
Tirlemont
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Ramillies 23.5.
Leuven
Aerschot
Linien v. Brabant
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Corswaeren Merdor
Léau 22.5.
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Demolierte Linien
Nijmegen
as
Lüttich
Maastricht 15.5.
Der Triumph der Großen Allianz
Marlboroughs Kampagne
geschleifte Linien
Linien, Feldbefestigungen
Schlachtorte
Festungen
Courtrai
Ostende Brügge 4.7. 2.6.
Nordsee Maas
Ma
Waal
Rhein
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Karte: Sandra Hülsmann
Ma as
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provisorischer Gouverneur Brüssels übertragen und bei seinem zeremoniellen Entrée am 28. Mai 1706 wurde Marlborough von Notabeln und Bürgern Brüssels begeistert begrüßt. Villeroi gestand in einer Relation Ludwig XIV. gegenüber ein, dass die Niederlage wenigstens die Dimensionen des Debakels von Höchstädt habe; seine Rechtfertigungen führten dazu, dass der Sonnenkönig den Kriegsminister Chamillard zum Kriegstheater entstandte. Villars wurde befohlen, sich zur Verstärkung Villerois in die Niederlande zu begeben, womit jede Offensivbewegung in Deutschland ausgeschlossen war.86 Villeroi und Max Emanuel glaubten zunächst, mit einer Befestigung Gents und Verstärkung der Besatzung mit Truppen aus St. Denis, die zugleich nach Brügge und Ostende gelegt wurden, sich auf die Schelde stützen zu können,87 was kurz darauf zu- nichte gemacht wurde. Der Herzog von Württemberg erreichte alsbald bei Gavre die Schelde, über die er eine Pontonbrücke schlagen ließ, worauf Villeroi Gent, Brügge und Damme kampflos räumte und sich auf Deinze zurückzog; Marlborough hielt vor jubelnden Bürgern Einzug in Gent, in dessen Zitadelle sich der Gouverneur Prinz von Ventimillia mit einer im Wesentlichen aus Bataillonen des spanischen Regiments Dos Rios bestehenden Garnison zurückgezogen hatte, die nach Verhandlungen über den Abzug größtenteils Carlos III. huldigten und zu den Alliierten übergingen. Unterdessen zogen mit jeweils sechs Schwadronen Brigadier Dewitz nach Oudenaarde und Cadogan nach Antwerpen. Der Marquis Terracina, Gouverneur von Antwerpen, handelte am 6. Juni 1706 seinen ehrenvollen Abzug der fünf französischen Bataillone der Garnison unter Du Pontis88 aus und wechselte mit sechs spanischen und wallonischen Bataillonen ebenso wie Generalleutnant Winterfeld, der Gouverneur von Lierre wurde, die Seite; die Garnison Oudenaardes verließ beim Anmarsch eines Belagerungskorps unter Scholten die Stadt Richtung Mons und Courtrai. Die Spanier wurden in das Regiment Laspin, die Wallonen in das Regiment Salablanca eingestellt. Am 12. Juni 1706 wurden mit einem feierlichen Fackelzug die Schlüssel der Stadt übergeben.89 Der glänzende Sieg machte die Sache der Alliierten politisch wieder ausserordentlich attraktiv. Nun Friedrich I. erklärte sich bereit, die zugesagten preußischen Truppen bereitzustellen, die über Brüssel zur Verstärkung der Belagerungskorps marschierten.90 De la Motte wurde mit einer Besatzung nach Ostende geworfen, während Villeroi sein bei Cuesmes mit 14 Bataillonen und 11 Schwadronen bezogenes Lager91 aufgab und sich nach Lille begab, um mit Chamillard und Max Emanuel zu konferieren; der Kriegsminister berichtete, das Ludwig XIV. eine neue Flandernarmee aufzubauen beabsichtigte.92 Die Niederlage war zwar weitreichend, aber Anfang Juni 1706 kontrollierten die Zwei Kronen noch einen eindrucksvollen Festungsgürtel mit Ypern, Tournai, Menin, Roubaix, Mons, Ath, Charleroi und Maubeuge.93 Anfang Juni 1706 übergab Marlborough das Kommando über die Armee im Lager von Aarschot Overkirk und reiste in Den Haag ab, um über die Zukunft der Spani-
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schen Niederlande zu verhandeln.94 Der Triumph auf dem niederländischen Kriegstheater führte nämlich unmittelbar zu heftigen Friktionen in der Großen Allianz. Die spanischen Niederlande mussten verwaltet werden; geborener Souverän wäre aus Habsburger Sicht Erzherzog Karl als Carlos III. gewesen. Die Konflikte um die Verwaltung der Spanischen Niederlande seit 1706 zwischen Habsburg und den Generalstaaten waren in Art. 5 des Vertrags der Großen Allianz angelegt, der ausdrücklich vorsah, dass die Spanischen Niederlande einzunehmen seien, um den Franzosen die Barrierefestungen wegzunehmen, damit die von ihnen beherrschten Landstriche den Vereinigten Provinzen als „Deich, Bollwerk und Barriere“ gegen Frankreich dienen konnten. Der Kaiser forderte diese Territorien für Carlos III. als deren souveränen Herrscher. Die Generalstaaten verlangten dagegen den Zugriff auf das Steuraufkommen der Spanischen Niederlande, um sich für die Kosten der seit Kriegsausbruch im Feld gehaltenen 120 000 Mann zu entschädigen. Zudem war die Frage der Barrierefestungen zu klären. Joseph I. versuchte, durch die Belehnung Marlboroughs mit der Statthalterschaft in Nachfolge Max Emanuels die Lage zu entschärfen, da Marlborough auch Amtsräger der Generalstaaten war. Die Generalstaaten traten dem aber energisch entgegen. Da der Grund ihres Kriegseintritts die Kontrolle über die Barrierefestungen gewesen war und sie in den vergangenen fünf Jahren immense Mittel für die Kriegsführung aufgewendet hatten, begehrten sie, die Statthalterschaft über die Spanischen Niederlande übertragen zu bekommen. Marlborough hatte von Kaiser Joseph I. die Statthalterschaft mit einer jährlichen Sold von 60 000 Gulden angetragen bekommen, wich aber nach langen Interventionen des Habsburger Botschafters Goës dem Druck des von Heinsius entsandten Botschafters Hop, der auf einer schriftlichen Erklärung Marlboroughs bestand,95 der aber wiederum auf einer entsprechenden Erklärung Queen Annes bestand, um den kaiserlichen Hof nicht zu verstimmen. Schließlich wurde eine provisorische Regierung durch die Seemächte installiert.96 Die Weigerung der Generalstaaten, seiner Ernennung als Statthalter zuzustimmen, führte zu einer Verstimmung, die bis zur Abberufung Marlboroughs nie abklingen sollte. Die Generalstaaten und Habsburg hatten sich bis zu einem Punkt gegenübergestanden, an dem die Große Allianz hätte zerbrechen können; der Sieg hatte seine zersetzenden Wirkungen gezeigt, die erfolgreich zu begrenzen der Diplomatie Graf Wratislaws, Marlboroughs und gewiss auch Heinsius zuzuschreiben ist; aber die Große Allianz wies Risse auf. Sie sollte nie wieder zu der Geschlossenheit der vorangegangenen Jahre zurückfinden. Aber der Kampf ging weiter, und der Höhepunkt der Kampagne in den Niederlanden war noch nicht erreicht. In den Tagen und Wochen nach dem Tag von Ramillies desertierten 10 bis 12 000 Mann aus den Reihen der Zwei Kronen.97 Am 17. Juni 1706 kehrte Marlborough von den Verhandlungen erschöpft und enttäuscht an die Front in das Lager vor Rosselaere zurück.98 Aus den reihen der Zwei Kronen desertierten in diesen tagen und Wochen 10 bis 20 000 Mann. Eine seiner ersten Unternehmen galt
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Gerüchten, Max Emanuel plane einen Überfall auf Brüssel, dem zu begegnen Truppen zusammengezogen wurden. Am 16. Juni 1706 waren die preußischen Hilfstruppen unter Natzmer und hannoverische unter Generalleutnant von Bülow vor Lüttich eingetroffen,99 während Overkirk und Fagel die Belagerung Nieuwports mit 27 Bataillonen und dreißig Schwadronen,100 unterstützt durch andere Truppen, unternahmen, die von den Generalstaaten aus dem Garnisonsdienst zur Verstärkung der Feldarmee freigegeben worden waren,101 dessen Kommandant die Schleusen hatte öffnen und das Defilée überfluten lassen.102 Das Drängen Godolphins, Dünkirchen zu belagern, wies Marlborough zurück, da dieses Unterfangen aussichtslos war, solange Ypern und Ostende sich in französischer Hand befanden.103 Über den Zandevorde-Polder griffen die Alliierten am 15. Juni 1706 Fort Passendale an, dessen Kommandant Oberstleutnant Burunda mit seiner Besatzung von 200 Mann kapitulierte.104 Aber auch die Einnahme Fort Nieuwendamms durch Overkirk ließ eine zügige Einnahme der Festung nicht erwarten. Overkirk ließ vor ihr sechs Bataillone zur Maskierung liegen und rückte auf die Festung Ostende, in der De la Motte mit acht Bataillonen und vier Schwadronen abgesessener Dragoner, zusammen etwa 5 000 Mann, lag. In Mariakerke südwestlich Ostendes schlug Overkirk sein Hauptquartier auf. Der spanische Gouverneur Marques de Convarobias schwankte offenkundig zwischen der Loyalität zu Phillip V. und einem Seitenwechsel zu Carlos III., ebenso wie die wallonischen Truppen in der Festung, deren Werke verfallen waren. 2 200 Arbeiter gruben die Sappen der Ersten Parallele, die am 23. Juni 1705 eröffnet wurde.105 Zunächst konnten gegen Ostende nur 12-pfünder eingesetzt werden. Die schwere Artillerie von 25 24-pfündern hatte auf Wasserstraßen von Brügge herbeigeführt werden sollen, was die Garnison durch das Absenken des Wasserpegels hatte verhindern können; der Einsatz von Pferdefuhrwerken verzögerte den Einsatz der Belagerungsbatterien. Als die Batterien eingerichtet wurden, wurde die Bombardierung massiv aufgenommen, und es kam zu Verhandlungen mit der Bürgerschaft, die eine völlige Zerstörung der Stadt befürchtete.Am 2. Juli 1706 tauchte mit 70 Kanonen die Eagle, das englische Linienschiff Admiral vor Ostende auf und nahm an der Beschießung der Festung teil,106 die auf der Landseite von einer Batterie mit 31 24-pfündern und 26 Mörsern sowie in der Stadt mit einer Batterie von acht 24-pfündern und 12 Mörsern bestrichenwurde,107 die die Stadt schließlich in Brand setzten. In Dendermonde lag eine Besatzung von nur 1 500 Mann unter Greder,108 die zuerst am 20. Juni 1706 durch 2 000 Mann unter dem spanischen Generalquartiermeister Verboom,109 durch Zuzug von Magnac mit acht Bataillonen verstärkt werden konnte, der zwei Bataillone nach Namur geworfen und dann nahe Dendermonde weitermarschiert war. Die Alliierten unter Terracona und Meredith, uneinig über ihr Vorgehen, litten an Munitionsverknappung,110 die eine ernsthafte Bombardierung unmöglich machte. Meredith beschwerte sich über die Inkompetenz der spanischen Artilleristen,
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während er betonte, die niederländischen Kanoniere hielten sich gut.111 Der Beschuss Dendermondes erwies sich alles in allem als Fehlschlag.112 Meredith und Terracona versuchten einen Bluff und forderten Greder und den Gouverneur de la Valle zur Kapitulation auf. Der Gouverneur verweigerte die Kapitulation, und die Alliierten mussten ihre Anstrengungen auf das Niveau der Durchführung einer Blockade der Festung zurückschrauben. Im Übrigen ging der Feldzug aus Sicht der Alliierten voran. Am 5. Juli 1706 hatte Holstein-Beck Courtrai handstreichartig eingenommen; die Armee rückte auf Havelbaeke vor.113 Marlborough überwachte die Demolierung der Linien von Brabant.114 Und während die Belagerung vor Dendermonde stagnierte, näherte sich die Ostendes ihrem Ende: Nachdem sich am 4. Juli 1706 ein Grenadiertrupp Overkirks in der Contrescarpe festgesetzt und am 5. Juli 1706 ein großer Ausfall von 1 000 Mann zurückgeschlagen worden war, erklärte De la Motte nach Verhandlungen am 6. Juli 1706 die Kapitulation.115 Overkirk hatte 105 Mann an Toten und 380 Verwundete verloren; in den Magazinen Ostendes fand er 300 Tonnen Pulver vor.116 Viele Städte der Spanischen Niederlande waren den Alliierten in die Hände gefallen. Davor hatte Villeroi lange vor dem Desaster von Ramillies Ludwig XIV. gewarnt, da diese Städte nicht nach modernen Methoden befestigt waren und ohne die Deckung einer Feldarmee nicht zu halten waren. Dies hatte sich bewahrheitet. Aber die Festungen des Barrieregürtels, aber auch die der von Vauban gezogenen Verteidigungslinie blieben intakt.117 Die Einnahme von Menin
Nachdem er die Approachen vor Ostende hatte nivellieren lassen, zog Overkirk mit 28 Bataillonen und 23 Schwadronen – auf Wasserläufen, auf denen die Artillerie und Bagagewagen herangeführt wurden118 – einen weiten Bogen beschreibend südwärts nach Helchin; allein diese Bewegung veranlasste Max Emanuel, sein Quartier in Mons aufzugeben und am 15. Juli 1706 bei Villeroi in Lille Quartier zu beziehen. In Helchin traf am 19. Juli 1706 der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm ein; nach Ehrenbekundungen am 21. Juli zogen unter dem Kommando Saleschs 32 Bataillone und 23 Schwadronen nach Menin, um diese Festung zu belagern; Rantzau sammelte 3 500 Pioniere und 350 Wagen, die vor Menin geführt wurden. Der Entschluss, sich gegen Menin zu wenden, war nicht unumstritten. Diese Festung war zwar wohlfortifiziert. An ihrer strategischen Bedeutung waren aber Zweifel laut geworden.119 Marlboroughs Absicht, sich gegen Ypern zu wenden, um damit die Verbindung zur Kanalküste zu verstärken, war aber im alliierten Kriegsrat mit der Begründung verworfen worden, dass im Umland Yperns zu wenig Futter zur Versorgung der Pferde des Belagerungskorps vorzufinden sei.120
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3 x 12 Pf.
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4 x 24 Pf.
Grosse Überschwemmung
Hornwerk von Hallouin
Karte: Sandra Hülsmann
Kleine Überschwemmung
Karte 17: Belagerung von Menin (1706)
So wurden die Belagerungstruppen gegen Menin in Marsch gesetzt. Salesch überschritt die Lys bei Wevelgem, Overkirk bei Wervik. Beide nahmen die Zircumvallationsarbeiten vor Menin am 24. Juli 1706 auf. Menin galt als das Meisterstück Vaubans. Die Stadt war von einer modernen Kurtine mit Bastionen und vorgelagerten Ravelins umgeben, im Süden von dem großen Hornwerk von Hallouin. Nach Südwesten und Westen lagen große Überschwem-
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mungsgebiete, die durch Aufstauen der Lys erreicht wurden, die durch die Stadt nach Nordosten lief, wo sie mit der Gelouwe zusammenfloss, die im Norden ein kleines Überschwemmungsgebiet bildete, in dem Außenforts lagen. Im Osten der Stadt lag das kleine Überschwemmungsgebiet der Lys; die Stadt konnte nur im Gelouwetal im Westen angegriffen werden, wo Salesch Parallelen ausheben ließ; von 9 000 aufgerufenen Bauern erschienen nur 3 000, von denen sich viele sehr bald davonstahlen. In dem sehr gut proviantierten und munitionierten Menin lag eine Besatzung von 12 Bataillonen und drei Schwadronen mit 5 700 Mann, die von Generalleutnant Caraman kommandiert wurde.121 De Valory diente als Ingenieur en chef und Director der Fortfikation Menins, der auf dreißig Jahre Erfahrung zurückblicken konnte.122 Im Lager der Belagerer trafen am 28. Juli 1706 die Felddeputierten van Goslinga und van Collen, am 29. Juli 1706 der Felddeputierte Geldermalsen ein. Caraman nahm eine höchst aktive Verteidigung auf. Er unternahm bereits am 1. August 1706 aus dem im Westen gelegenen Yperntor und dem nördlichen Brüggetor einen Ausfall mit 120 Grenadieren und 100 abgesessenen Dragonern, mit dem viel Material beschädigt und die Belagerungsarbeitern erheblich verzögert wurden.123 Nachdem Salesch von Marlborough am 3. August 1706 sechs Bataillone Verstärkung aus der Garnison Courtrais erhalten hatte, wurde unter technischer Leitung Des Rocques124 am 4. August 1706 die erste Parallele gegenüber der Wervik-Bastei begonnen, was heftige Feuergefechte auslöste. Bereits mittags unternahm Caraman einen weiteren Ausfall mit 400 Soldaten und 200 Arbeitern zur Nivellierung der Gräben, der nach heftigen Kämpfen zurückgeworfen wurde. 300 m entfernt vom Glacis wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1706 die zwei Kilometer lange erste Parallele eröffnet. Nach einem Waffenstillstand zum Bergen der Toten am 6. August125 wurde am 9. August 1706 unter dem Kommando Oberst Bloods das Feuer einer Batterie von 60 24-pfündern eröffnet, die sogleich eine weite Bresche in die Capuchin Bastei schossen.126 Das Kommando über die Flandernarmee hatte Vendôme übertragen bekommen, der freilich meinte, Menin sei auf Dauer nicht zu halten und Entsatz könne nicht geleistet werden. Am 10. August 1706 wurde eine Bresche in die Warvik-Bastei geschossen. Den Belagerern gelang es, die Schleusensysteme zu beschädigen, sodass die Überschwemmungen so stark anstiegen, dass Boote der Belagerer darauf hätten die Werke erreichen können. Am 12. August 1706 wurden Mörser in der zweiten Parallele eingerichtet, unter deren Feuer die Geschütze auf den Festungswerken zum Schweigen gebracht und die Arbeiten im Zickzack auf das Ravelin zu auch bei Tageslicht vorangetrieben werden konnten. Ein Ausfall aus dem Yperntor blieb erfolglos, sodass am 13. August 1706 die dritte Parallele eröffnet und von dort am 14. Juli 1706 das konzentrierte Feuer auf das Ravelin eröffnet werden konnte.
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Zur Fouragierung rückten am 16. August 1706 unter Cadogans Führung 1 500 Kavalleristen und, hingestreckt in einer langen Postenkette 6 000 Infanteristen aus, die von einem französischen Trupp von Soldaten des Regiment Piedmonts und Kavallerieeinheiten überfallen wurden, wobei Cadogan von Husaren und Dragonern gefangengenommen wurde – die ihn nach eigenem Bekunden „zivilisiert“ behandelten. Nachdem Marlborough die beruhigende Nachricht erhalten hatte, dass sein Stabschef nicht gefallen sei, erfuhr er von seiner Freilassung als Akt der Courtoisie Vendômes, der sich damit für die großzügige Versorgung französischer Gefangener durch Marlborough bedanken wollte. Marlborough antwortete daruf mit der Freilassung Baron de Pallavicinis, der bei Ramillies in alliierte Gefangenschaft geraten war.127 Dieser Unfall zeigte Marlborough, dass mit Vendôme zu rechnen war; um der Gefahr eines Entsatzversuchs zu begegnen, drängte er Salesch zur Eile. Am Abend des 18. August 1706 setzte Salesch um fünf Uhr mit heftigem Beschuss und der Zündung zweier Minen zum Generalsturm an. Die Garnison war durch die Beobachtung der Vorbereitungen vorgewarnt. Bei dem Angriff konnte sich ein verlorener Haufen von 1 000 Grenadieren und Fusilieren, die aus den Regimentern Pallandt, Fagel, Lottum, Ingoldsby und anderen gezogen worden waren trotz heftigem Beschuss durch die Verteidiger und einem Verlust von 1 300 Mann in der Kontrescarpe an vier Punkten festsetzen.128 Caraman ließ die Einbruchstelle verstärken und die letzten funktionstauglichen Kanonen gegen die Sturmtrupps richten, die aber am 21. August 1706 durch konzentriertes Feuer aus den Geschützen Bloods zum Schweigen gebracht wurden. Vendôme nahm nun Stellung im Süden am Zusammenfluss von Lys und Deule bei Fielinghien; er ließ Caraman aber wissen, dass er mit Entsatz nicht rechnen könnte, worauf dieser am 22. August 1706 Chamade schlagen konnte und auf den Trümmern der Wervik-Bastei die weiße Fahne hissen ließ. Der Garnison wurde der Abzug nach Douai unter fliegenden Fahnen und mit 78 unbedeckten, acht bedeckten Wagen, vier Kanonen und zwei Mörsern gewährt, den sie am 25. August 1706 antrat. Die Alliierten machten große Beute: 55 Bronze- und zehn Eisenkanonen, unter den Geschützen zehn mit dem Wappen Englands, die an Land erbeutet worden waren129 sowie eine Anzahl Mörser. Die Verteidiger hatten 1 422 Mann verloren, Salesch 2 660.130
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Verhandlungen und letzte Erfolge der Alliierten 1706
Im Verlauf des Sommers hatte Max Emanuel Kontakt mit Marlborough aufgenommen. Der Kurfürst erklärte sich bereit, den Alliierten Charleroi, Mons, Namur und Luxemburg gegen Wiedereinräumung seines Kurfürstentums und Übergabe des Herzogtums Mailand zu übergeben; Marlborough verfolgte dies nicht weiter, um nicht in Konflikt mit dem kaiserlichen Hof zu geraten. Dessen Geduld war durch die Auseinandersetzungen um die Statthalterschaft über Flandern und Brabant schon strapaziert genug. Ludwig XIV. unterbreitete nun den Generalstaaten den Vorschlag, ihnen für einen Friedensschluss die Kontrolle über die Spanischen Niederlande zu übertragen, wenn nur sein Enkel das Herzogtum Mailand erhalte. Die Kriegsmüdigkeit der Niederlande wurde damit angesprochen, aber es gelang Heinsius, die Generalstaaten in der Großen Allianz zu halten. Für die weitere Kriegsführung und die späteren Verhandlungen wurden aber die „Extrait des Resolution des Seigneurs Etat“ maßgeblich, die für die Generalstaaten die Kontrolle der Barrierefestungen und die Kostentragung aus den Habsburger Niederlanden forderten; die Generalstaaten versprachen, die Hannoveraner Sukzession auf den englischen Thron gegen Unterstützung ihrer Ansprüche auf die Barriere mitzutragen.131 Vendôme zog sich nun auf die Linien von Comines zurück, die, im Jahr 1667 errichtet, von Ypern nach Comines liefen und deren Wiederaufbau nach Jahren der Vernachlässigung von Vendôme in Angriff genommen wurden. Marlborough wollte in dieser Lage erneut Ypern belagern, die Generalstaaten weigerten sich aber, die erforderlichen Mittel bereitzustellen.132 Darauf hingewiesen, dass das Defilée vor Dendermonde nach einer siebenwöchigen Trockenperiode dafür bereit sei, das Parallelen gegraben werden könnten, befahl Marlborough die Wiedereröffnung der förmlichen Belagerung. De Valle reagierte am 30. August 1706 prompt mit der Schließung der Sturmwerke, was zum Stauen der Schelde und zum Ansteigen des Wasserpegels führte.133 Ludwig XIV. hatte schon früher gemeint, Dendermonde könne nur von einer Armee von Enten erobert werden – aber Marlborough ließ den Scheldedamm durchstechen, woraufhin das Wasser fiel. Am 5. September 1706 erklärte der Kommandant Dendermondes die bedingungslose Kapitulation.134 Am 15. September marschierte Overkirk vor Ath, dessen Besatzung von drei spanischen Bataillonen, wegen Zweifel an ihrer Loyalität, Vendome gegen französische und schweizerische Truppen hatte auswechseln lassen. Marlborough inspizierte den Fortschritt der Werke, in denen am 23. September 1706 aus 52 24-pfündern geschossen wurde. Ein Ausfall am 30. September 1706 konnte die Belagerer nicht aus der Kontrescarpe vertreiben, in der sie sich tags zuvor festgesetzt hatten. Während der Belagerung traf die Nachricht vom Sieg Prinz Eugens bei Turin ein, und als die Stadt am 3. Oktober 1706 kapitulierte, wechselten die meisten Schweizer Truppen die Seite.135 Eine Belagerung von Mons kam wegen des schlechten Wetters nicht mehr in Betracht, und die Alliierten bezogen Winterquartiere.136
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Turin und der Triumph kaiserlicher Waffen in Norditalien
Im Frühjahr wurde, wie bereits berichtet, die österreichische Armee am 19. April 1706 unter Graf Reventlau vor dem Eintreffen Prinz Eugens in der Schlacht bei Calcinato von Marschall Vendôme aus ihren Verschanzungen in ihrem Lager manövriert,137 angegriffen und geschlagen und musste bis in den Raum Trient zurückweichen, während General de Feuillade Turin belagerte. Prinz Eugen von Savoyen sammelte ein neues Heer und fiel zum dritten Mal in diesem Krieg in Italien ein. Die Übermacht der Franzosen war erdrückend, doch gelang es Prinz Eugen erneut, südlich von Etsch und Po die unter dem Herzog von Orleans operierende Streitmacht auzumanövrieren und nach Westen vorzurücken. Allerdings hatte Prinz Eugen zunächst wenig Hoffnung, sich nach Westen ins Piemontesische durchschlagen zu können. Er schrieb am 13. Juni 1706 vertraulich an Daun, es sei wenig hilfreich, eine Kampagne zu frühzeitig ohne ordentliche Vorbereitung zu beginnen, die dann stecken bleiben müsse.138 Es gelang ihm aber, am 2. Juli 1706 bei Badia über den Etsch zu gehen. An Victor Amadeus hatte Prinz Eugen geschrieben dass „le tout depend du passage de cette riviere“.139 Er fand hierzu einen Ort ostwärts am Abzweig des Canale Castagnaro, wodurch sich die Franzosen in ihrer rechten Flanke bedroht fühlten. Die Verteidigungswerke, die sie mühevoll Tag und Nacht unter hohen Opfern am Kanal Bianco aufgeworfen hatten, sahen sie sich aufzugeben gezwungen.140 Am 17. Juli gelang es dem Savoyarden, bei Polesella den Po zu überschreiten, wo der Gegner abgelenkt worden war,141 und unter Umgehung der französischen Stellungen auf Alessandria zu marschieren. Dem Herzog von Orleans gelang es nicht, Prinz Eugen bei einem Engpass, der zwischen Po und den Ausläufern des Appennin bei Stradella liegt, den Weg in das Piemontesische zu verlegen.142 Schon im August 1705 wollten Spanier und Franzosen Turin angreifen. Doch De la Feuillade war wegen der geringen ihm zur Verfügung stehenden Kräfte von Ludwig XIV. angewiesen worden, auf eine Belagerung zu verzichten. Das gab Victor Emanuel die dringend erforderliche Zeit, Turins Festungsanlagen weiter auszubauen. Dass er sich weigerte, Truppen aus den Belagerungswerken zur Blockade des Vormarschs Prinz Eugens zu detachieren,143 wurde ihm zum Verhängnis. Der Prinz erreichte am 23. Juli 1706 das Schloss des Marchese di Peppoli bei Finale und passierte den Pinaro.144 Prinz Eugen litt in seinem Vormarsch unter dem Mangel an Depotplätzen; General zum Jungen wurde detachiert, um am 5. August 1706 Carpi zu nehmen, von wo aus Mirandola und Modena observiert wurden.145 Am 13. August wurde die Stadt, am darauffolgenden Tag die Zitadelle von Reggio d’Emilia eingenommen. Im Norden ging ein Korps unter General Wetzel über den Mincio.146 Am 16. August 1706 traf sich bei San Donato nahe Parma Prinz Eugen mit dem Obristleutnant seines Dragonerregiments, Baron Charrée, mit dem er über die Lage in Turin konferierte. Was er hörte, war mehr als beunruhigend: Der Prinz trieb die Vorausabteilungen an, Voghera und Stradella am 20. August 1706 einzunehmen; das
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Gros folgte in für den Beginn des 18. Jahrhunderts unerhörten Eilmärschen, in denen die Kavallerie am Tag 38 km, die Infanterie 30 km zurücklegte.147 Nachdem die Armee am 27. August über Bormida marschiert war, erreichte sie Ende des Monats Turin „in Extremität“: Denn am 14. Mai 1706 hatte die Belagerung der Stadt begonnen. Spanier und Franzosen setzten 68 Infanteriebataillone, 80 Kavallerieeskadronen, 128 großkalibrige Kanonen und 50 Mörser ein. Sie verfügten insgesamt über etwa 44 000 Soldaten. Die damals erstklassige Festung von Turin verfügte über Lebensmittel und Nachschub für mehrere Monate. In der Festung befanden sich 17 piemontesische und sechs österreichische Infanteriebataillone mit 10 500 Soldaten sowie 1 500 Kavalleristen unter dem Kommando Dauns, sowie 30 Kanonen und 24 Mörser. Daneben beteiligten sich auch die 40 000 Einwohner der Stadt an den militärischen Operationen. De la Feuillade befahl, nicht die schwächere Befestigung der Stadt, sondern auf der Frontseite der Zitadelle anzugreifen. Vauban kritisierte in einem Schreiben aus Frankreich diese Handhabung der Belagerung scharf. Vaubans moderner Manier nach hätte es entsprochen, den „Angriff“ gegen die Festung an ihren schwachen Punkten auszurichten. Marschall Vauban hatte überdies von unterirdischen Tunneln Kenntnis, die sich im Minensystem der Festung befanden und auch den Belagerern dienstbar gemacht werden konnten; er hoffte, auf diesem Weg nach Vorbild Prinz Eugens cremoneser Husarenstück sich ohne großen Blutverlust rasch in den Besitz Turins setzen zu können. De la Feuillade beharrte indes auf den von ihm getroffenen Dispositionen – zumal diese, einmal ins Werk gesetzt, kaum abgeändert werden konnten. Er machte geltend, er sei zum Befehlen geboren, während Vauban als Ingenieur lediglich Befehle auszuführen habe.148 Überhaupt schienen die Belagerer ihre Positionen nicht sorgfältig gewählt zu haben; De la Feuillade bewirtete seine Offiziere zu Beginn der Belagerung in einem Bauernhof in Reichweite der Festungsartillerie und musste durch deren Beschuss unnötige Verluste hinnehmen.149 Mitte Juni konnte er bereits eine Batterie von 20 24-pfündern gegen die Festung einsetzen, deren Zahl er auf 66 Kanonen und 44 Mörser bis zum 24. Juni erhöhte. Am 5. August 1706 erreichten die Franzosen bereits den gedeckten Weg.150 Tag und Nacht wurden von den Verteidigern Versuche abgewehrt, die Bastionen der Festung einzunehmen, wobei sie erfolgreich ihre Artillerie einsetzten, vor allem aber von dem Gegenminensystem der Festung Gebrauch zu machen verstanden. Entgegen dem Ratschlag Vaubans hatte De la Feuillade die Parallelen vor der schwerbefestigten Zitadelle eröffnet, unter denen sich das ausgedehnte Minensystem der Befestigungsanlage befand. Die Verteidiger ließen denn auch im Verlauf der Belagerung zahlreiche Minen springen, durch die die Belagerer schwere Verluste hinnehmen mussten. Gleichwohl war es De la Feuillade möglich, bereits am 14. August 1706 Breschbatterien zu errichten und die Fortfikationswerke heftig unter Beschuss zu nehmen. Die unzähligen angstvollen Wochen mit den dauernden Bombardements schienen kein
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Ende zu nehmen: die französischen Versuche, die Tunnelgänge der Zitadelle unter Wasser zu setzen, hatten keinen Erfolg. Das Bombardement führte dazu, dass in der Nacht vom 26. auf den 27. August ein großer Abschnitt der Kontrescarpe dergestalt demoliert wurde, dass sie in den Graben rutschte, in dem französische Grenadiereinheiten Fuß fassten. Sie wurden dabei von den französischen Truppen unterstützt, denen es gelungen war, bis auf eine kleine Redoute das Ravelin zu stürmen und sich darin festzusetzen.151 Die Franzosen, nachdem sie den Fuß des Grabens erreicht hatten, gelangten von dort an den Zugang zum System der gemauerten Gegenminenanlagen. Vaubans Anweisungen aus dem fernen Versailles folgend versuchten sie, in einen dieser unterirdischen Gänge einzudringen, um die Festung auf diese Weise zu nehmen. Unter den Arbeitern – darunter auch abkommandierte Waisenjungen des Spedale della Carità152 –, die zur Verteidigung der Zitadelle gegen den französischen Angriff eingezogen und in den Minengalerien eingesetzt worden sind, befand sich auch ein 29-jähriger Mineur, dessen Name mit Pietro Micca überliefert und in die Geschichte Turins eingegangen ist.153 Er stammt aus Sagliano d’Andorno in der Region Biella, wo er am 5. März 1677 zur Welt gekommen war. In der Nacht zwischen dem 29. und 30. August befand er sich mit einem Kamerad in der Nähe einer versperrten Tür. Hinter ihr befindet sich die Treppe, die von der oberen zur unteren Minengalerie führte und so den direkten Zugang in die Zitadelle erlaubte. Um zu verstehen, was in jener Nacht unter dem Glacis der Citadelle von Turin geschehen ist, hilft es zu wissen, dass die Stollen der Turiner Zitadelle unterschiedlichen Typologien entsprachen.154 Die Hauptstollen verzweigten sich radial, vom Inneren der Zitadelle ausgehend. Man unterschied niedrige und hohe Hauptstollen, die einander überlagerten. Der außerhalb des Festungsgrabens laufende Magistralstollen verband die hohen Hauptstollen untereinander. Die sekundären Stollen zweigten sich von den Hauptstollen ab und deckten das gesamte relevante Areal ab. Zuletzt führten kürzere Stollenabschnitte niedriger Höhe zu den einzelnen Bohrlöchern, die für die Explosion der Minen vorbereitet waren. Es handelte sich bei dem Stollen, in dem sich Pietro Micca aufhielt, um einen sogenannten großen Stollen, der sich später in den niedrigen Hauptstollen einer Bastion der pentagonal angelegten Zitadelle verengte. Der Stollen verlief in radialer Richtung, vom Inneren der Zitadelle nach außen. Dem großen Stollen folgend stieß man auf einen Punkt, in dem sich der Stollen verengte: An jener Stelle befand man sich unter dem Graben der Zitadelle. Links gab es eine Treppe, die vom Graben ins Innere der Zitadelle führte. Der Stollen führte den Weg als niedriger Hauptstollen etwa 14 m tief weiter. Eine Treppe verband den niedrigen mit dem hohen Hauptstollen, der kurz nach dem Graben begann. Der hohe Hauptstollen überlagerte den niedrigen und führte in etwa 7 m Tiefe unter dem Glacis fort. Kurz nach seinem Beginn kreuzte der hohe Hauptstollen den Magistralstollen, der alle Hauptstollen verband. Der Magistralstollen hatte einen gewundenen Verlauf. Dadurch konnte man von einem hohen Hauptstollen zum anderen gelangen, ohne zur Zitadelle zurückkehren zu müssen. Die kleinen Stollen, niedriger als die anderen, sind der wirkliche Grund für die Anlegung
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des gesamten Netzes. Dabei handelte es sich um die Stollen, die mit einem Bohrloch zur Minenexplosion endeten. Nachdem das Bohrloch geladen worden war, wurde der Stollen verstopft, damit die Explosion nach oben erfolgen konnte. In der Nacht vom 29. August stiegen einige französische Grenadiere in den Graben vor einer der Bastionen hinab. Es gelang ihnen, in die Stollen einzudringen. Einige französische Soldaten, denen das Eindringen in den oberen Tunnelgang gelungen war, machten sich daran, die Tür, die in den unteren Tunnelgang führte, einzuschlagen. Dort stand ihnen nur ein piemontesischer Mineur gegenüber, dem es nicht gelang, die zu kurz bemessene Lunte der Gegenmine zu zünden. Die Tür begann schon langsam unter den heftigen Schlägen nachzugeben, als Pietro Micca die Schwierigkeiten seines Kameraden bemerkte, mir der zu kurzen Lunte umzugehen. Ohne Zögern stieß er seinen Kameraden weg und zündete, als die Tür zur Galerie von den Franzosen aufgebrochen wurde und ein französischer Soldat eindrang, die Mine. Deren Explosion riss das Gewölbe nieder, dessen Geröll die Treppe versperrte und die französischen Soldaten mit sich riss. Zum Zeitpunkt der Explosion befand sich Pietro Micca in dem niedrigen Hauptstollen, viel zu nah, um den Auswirkungen der Explosion zu entkommen: Wahrscheinlich platzten unter dem Druck, der sich in den engen Gängen aufbaute, seine Lungen und er wurde nach vorne geworfen. Sein Körper wurde 40 Schritte entfernt von der Treppe gefunden. die fast unverzüglich eintretende Explosion brachte das Treppengewölbe zum Einsturz und verschüttete so die Franzosen unter sich. Die Festung ließ sich nicht im Handstreich nehmen und die Belagerung nahm ihren konventionellen Gang. Das zeigte auf Teile der Bevölkerung der Festung durchaus Wirkung. Die – profranzösischen – Turiner Kleriker drängten Victor Amadeus, sich wieder Ludwig XIV. zuzuwenden.155 Herzog Viktor Amadeus II. verließ aber am 17. August 1706 Turin, was ihm gelang, da die Laufgräben nur vor der Zitadelle ausgehoben, die Stadt daher nur blockiert und nicht eingeschlossen war. De la Feuillade ließ den Herzog verfolgen, dem es aber in dem unwegsamen Gelände Piemonts gelang, sich den Franzosen zu entziehen und seinen Cousin Prinz Eugen mit seinen österreichischen Verstärkungen zu treffen, um ihn zum Ort der Belagerung zu begleiten. Am 29. August 1706 war die Kurtine nach schwerem Beschuss ebenso stark beschädigt wie die Bastionen neben einem Ravelin, das zu stürmen den Truppen Feuillades gelungen war, in dem aber durch den Zufallstreffer eines Mörsers der Verteidiger das von den Franzosen installierte Pulvermagazin in die Luft gejagt wurde. Dieser Rückschlag wurde noch verstärkt, und die Belagerer wurden entmutigt, als in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1706 eine Gegenmine die im Graben festgesetzten Belagerer in die Luft jagte.156 Seit seinem Seitenwechsel hatte Victor Amadeus II. ständig und ohne Erfolg die versprochene militärische Unterstützung des Kaisers und den Beistand der alliierten Truppen gefordert. Nach Starhembergs Ablösung durch Daun war der Kommandant des habsburgischen Heers Prinz Eugen, der endlich auf das Drängen nach Unterstützung des Piemontesers reagierte. Prinz Eugen rückte unterdessen in beispiellosen Eil-
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märschen mit seiner Armee in das Herz Piemonts vor. Am Abend des 29. August traf der Savoyer in der Umgebung Turins ein. Die schon verloren geglaubte Partie bekam eine neue Perspektive. Am 2. September 1706 planten die Savoyardischen Vettern vom stadtnahen Superga-Hügel aus die Entsatzschlacht zur Befreiung von Turin. Dabei wurde wegen der Dispositionen De la Feuillades gegen die Zitadelle klar, dass die Verbündeten am aussichtsreichsten mit „verkehrter“ Front gegen Osten gerichtet Aufstellung nehmen würden, da die Höhen im Osten vom Gegner stark besetzt waren. Die savoyardischen Vettern beschlossen also, den Block der französischen Belagerungsarmee mit einem gewagten Zug zu umgehen. Bei Tagesanbruch des 7. September bewegte sich das kaiserliche Heer unterstützt durch die Victor Amadeus verbliebenen piemontesischen Feldeinheiten gegen die feindlichen Linien. Die Verbündeten überschritten dabei auf zwei Schiffsbrücken am 4. September bei Carignano den Po, während 9 000 Mann savoyardischer Truppen und Milizen zur Ablenkung zurückgelassen wurden. Ein französischer Transport, der am darauffolgenden Tag die Dura zu überschreiten versuchte, wurde zersprengt.157 Trotz des großen Risikos wagten sie am 6. September 1706 eine nordwestliche Umfassung der Stadt und brachten danach ihre Truppen zwischen den Flüssen Dora Riparia und Stura in Stellung. Marsin plagten im Lager vor Turin böse Vorahnungen. In seinem letzten Brief an Chamillard schrieb Marsin, er werde tot sein, wenn der Kriegsminister dies Schreiben in den Händen halte.158 Am 7. September 1706 griffen die österreichischen und piemontesischen Verbände die in ihren Schützengräben in noch nicht fertigen Verschanzungen stehenden 9 000 Franzosen und Spanier an, denen es allerdings gelang, sich am Dura im Schloss Laconto zu halten.159 Prinz Eugen stürzte auf seinem Pferd in einen Schanzgraben, blieb aber unverletzt, während einer seiner Diener von einer französischen Kugel tödlich getroffen zusammenbrach.160 Getötet wurden unter den kommandierenden Ofiizieren auf alliierter Seite z. B. Baron Ried.161 Zusätzlich stürmten zehn Bataillone aus der Festung und nahmen an den blutigen Kämpfen teil. Umgekehrt nahmen nicht mehr als die Hälfte der französischen Truppen an den Kämpfen teil, da die französische Führung unentschlossen und inkompetent handelte162 – ähnlich wie bei Oudenaarde knapp zwei Jahre später. Der direkte Angriff des österreichisch-piemontesischen Heers wurde durch ein Flankenmanöver der Kavallerie auf dem linken alliierten Flügel ergänzt, die vom Herzog von Savoyen befehligt wurde. De la Feuillade detachierte Truppen auf seine rechte Flanke, um den Angriff abzuwehren. Dadurch ging aber der Zusammenhang mit seinem Zentrum verloren. Eine Fragmentierung der Einheiten auf Seiten der Franzosen begann sich mit Auflösung des Zusammenhalts der Linien im Zentrum bemerkbar zu machen, die durch Verlagerung von Verstärkungen am rechten Flügel geschwächt worden waren. Das Schlachtgeschehen nahm aber zunächst noch einen sehr erbitterten Verlauf. Endlich gelangt es Vittorio Amedeo an der Spitze einer Kolonne von Kavallerie, den Flussübergang zu sperren, sodass die herbeikommenden französischen
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Truppen, die von den Hügeln herab den Fechtenden zu Hilfe eilen wollten, den Weg über den Po abgeschnitten sahen. Die Situation überstürzte sich und die Angreifer beginnen gegen drei Uhr nachmittags ihren Rückzug in Richtung Frankreich. Diese Niederlage zog für den Sonnenkönig den Verlust Italiens nach sich. Vittorio Amedeo und Prinz Eugen traten in die befreite Stadt ein, wo im Dom das ‚Te Deum’ zelebriert wurde. Prinz Eugen versäumte keine Zeit, um den großen Sieg auszunutzen. Bereits am 13. September 1706 marschierten kaiserliche Einheiten gegen das Herzogtum Mailand. Vaudemont wich nach Pizzighettone aus. Am 23. September 1706 überreichten die spanischen Generäle Scotti und Stampa die Schlüssel Mailands.163 Am 29. November ergab sich die Zitadelle von Tortona dem pfälzischen General Isselbach.164 Allerdings hielt der französische General Medari noch mit einer respektablen Streitmacht von 38 Bataillonen und 40 Schwadronen Cremona und Mantua.165 Nach langem Verfall war die kaiserliche Gewalt über Oberitalien zwar noch nicht wiederhergestellt, aber es zeichnete sich doch ihre Renaissance ab.166 Die ungewöhnlich entscheidenden und folgenreichen Siege von Ramillies und Turin hatten eine paradoxe Konsequenz: Mit dem Sieg in Italien und der Rückeroberung der Spanischen Niederlande waren die ursprünglichen Kriegsziele der Großen Allianz erreicht; der Krieg war gewonnen.167 Dennoch: Die Kriegsziele hatten sich mit der Forderung, keinen Frieden ohne eine Eroberung Spaniens für Carlos III. schließen zu wollen, verschoben. Vor Neujahr 1707 gewährte das Parlament in London eine Reihe von Steuern und demonstrierte seinen Willen, die Fortsetzung des Kriegs zu unterstützen.168 Rhein
Ludwig von Baden erkrankte, wohl als Spätfolge der am Schellenberg zwei Jahre zuvor erlittenen Verletzung, schwer (er sollte im Januar 1707 sterben) und gab das Oberkommando an seinen alten Waffengefährten aus den Türkenkriegen und der Belagerung von Landau 1702 General Hans Karl I. Graf von Thüngen ab. Dieser ergriff wiederum die Initiative, ging über den Rhein und drängte die französischen Truppen hinter die Lauter zurück. Nach dem Tod Markgraf Wilhelms wurde durch Bemühungen Schönborns sein Nachfolger als Reichsfeldmarschall Prinz Eugen, was nach dem Tod Kaiser Joseph I. im Jahr 1711 dem großen Vertreter der Habsburger Familie ein wesentliches Amt im Reich, und damit Einfluss auf die Wahl Karls als römischen König geben sollte.
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Kapitel 10: Stillstand der Großen Allianz (1707) Karl XII. und Marlborough in Altranstädt
Die Krise des Jahrs 1706 stellte Ludwig XIV. vor die Herausforderung, nicht allein weitere französische Ressourcen für die Kriegsanstrengungen des kommenden Jahrs zu mobilisieren, sondern nach dem Zusammenbruch Kölns und Bayerns und dem im Jahr 1706 mit dem Sieg von Turin belohnten Abfall Victor Amadeus neue Verbündete zu gewinnen. Seit dem Bündnis Richelieus mit Gustav Adolph war Schweden der „geborene“ Partner Frankreichs. Karl XII. genoss im Jahr 1707, wie sein großer Vorfahr, den Ruf der Unbesiegbarkeit und stand auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Karl XII. kam am 27. Juni 1682 in Stockholm zur Welt. Er wurde am 14. Dezember 1697 im Alter von nur 15 Jahren zum König von Schweden gekrönt, als der schwedische Reichstag (die vier schwedischen Reichsstände) ihn nach dem Tod Karl XI. 1697 für volljährig erklärte.169 Keine drei Jahre später brach über Karl eine Koalition der Erbfeinde Dänemark und Polen mit dem erstarkenden Russland herein; der Große Nordische Krieg bestimmte seine folgende Regentschaft. Dieser Krieg nahm epische Ausmaße an, die denen des Spanischen Erbfolgekriegs gegenüber durchaus nicht zurückstehen. Karl XII. hatte sich gegen zahlenmäßig überlegen erscheinende Kräfte über Jahre triumphal behauptet. Für Frankreich, dessen militärische Übermacht in Europa angeschlagen war, erschien er daher als außerordentlich attraktiver Bündnisgenosse. Nach der Intervention alliierter Flottenverbände im Jahr 1700 auf der Seite des Schwedenkönigs und der Erzwingung des Friedens von Traventhal, war es der alliierten Diplomatie gelungen, den Nordischen Krieg von dem Konflikt um die Spanische Sukzession zu isolieren. Er nahm daher eine eigene Geschichte, die eigentlich erst mit dem Dritten Schlesischen Krieg wieder mit der allgemeinen europäischen Geschichte verwoben wurde, und die hier daher nicht zu erzählen ist. Narwa mit dem schwedischen Sieg über Peter I., Klissow mit dem über die sächsischpolnische Armee, und später Poltawa sind daher Gegenstand einer anderen Erzählung, die allerdings an einem Ort und zu einer Zeit mit der hier erzählten Geschichte auf das Engste verknüpft sind, da ihre Hauptakteure aufeinandertrafen. Nach der siegreichen Schlacht von Klissow hatte Karl XII. nicht allein die Kriegskasse der Sachsen erbeutet, sondern am 31. Juli 1702 die polnisch-litauische Königsstadt Krakau einnehmen können. Er setzte August den Starken als polnischen König ab und inthronisierte seinen Marionettenkönig Stanislaus Lescinski. Anfang 1707 hatte Karl XII. seinen sächsischen Feind August von Sachsen besiegt, ihm seine polnische Krone ab- und sie einem eigenen Favoriten aufs Haupt gesetzt, und seine Truppen tief in das Reichsgebiet geführt, wo er in dem seit 1706 besetzten Sachsen bei Altranstädt lagerte.170
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Marlboroughs Diplomatie – deren Gang im Einzelnen nachzuzeichnen den Rahmen dieser Darstellung sprengen würde – war seit Beginn des Kriegs bestrebt, die für die Versorgung der Flotte mit Holz, Teer und Tauen essenziellen Handelsbedingungen mit Russland nicht zu gefährden und den Nordischen Krieg zu isolieren.171 1707 freilich sah Europa Karl XII. auf dem Zenit seiner Laufbahn – auch wenn ein diplomatisches Schwergewicht wie Graf Wratislaw ihn als „keinen raisonablen, sondern ganz wilden Menschen“172 charakterisierte. Der Sonnenkönig hoffte, Karl XII. für einen Einfall in habsburgische Lande gewinnen zu können,173 was der europäischen Öffentlichkeit nicht verborgen blieb. Der Nordische Krieg beeinflusste damit den Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs radikal. Nicht nur hatte Karl XII. den furchtbaren Ruf schwedischer Waffen, den er sich im Dreißigjährigen Krieg erworben hatte, wiederhergestellt. Von Sachsen und Polen aus konnte er ohne Weiteres Schlesien und von dort die böhmisch-mährischen Erblande erreichen, ohne dass dem Kaiser dort eine Streitmacht zur Verfügung gestanden hätte, mit der ihm hätte entgegengetreten werden können. Villars hatte zugleich die Stollhofener Linien durchbrochen, und das Gespenst einer Vereinigung schwedischer und französischer Truppen wie im Dreißigjährigen Krieg ging durch die Wiener Hofburg. Karl XII. hatte zudem einen rechtlich abgesicherten Anlass, sich gegen den Kaiser zu wenden. In Österreich standen 1 200 russische Soldaten, die der Kaiser an die Schweden auszuliefern sich weigerte, und die schließlich in die Niederlande abmarschierten.174 Leopold I. hatte unter Bruch des Westfälischen Friedens den Protestanten in Schlesien die ihnen verbriefte Religionsfreiheit beschnitten, ihre Kirchen geschlossen und Pastoren vertrieben. Als Reichsstand und Vertragspartei des Westfälischen Friedens war Karl XII. Garant dieser Religionsfreiheit, deren Wiederherstellung er von Joseph I. neben einer Einsetzung seines Neffen als Bischof von Lübeck und der Befreiung vom Zwang, ein Reichskontingent zu stellen,175 verlangte. Verhandlungen Wratislaws176 mit dem schwedischen Soldatenkönig blieben zunächst wegen der Weigerung Joseph I., nachzugeben, ergebnislos. Marlborough reiste daher nach Dresden ab und ließ Overkirk im Kommando der Truppen im brabantischen Kriegstheater zurück.177 Die Verhandlungen in Altranstädt begannen unter schlechten Vorzeichen. Graf Piper, der Minister Karl XII., ließ den Angereisten zunächst in seiner Kutsche warten; als er denn erschien, stieg Marlborough aus und schlug sein Wasser ab, ohne Piper zunächst eines Blicks zu würdigen. Diese Spannungen hinderten ihn aber nicht, dem bis dahin von Sieg zu Sieg eilenden Krieger-König Honneurs zu machen: Er strebe an, so sprach Marlborough zum schwedischen König, unter dessen Kommando zu kämpfen, um sein geringes Wissen über die Kriegskunst zu vervollkommnen. Ein „douceur“ von 100 000 Guineas für Piper rundeten die nun in erfreulicher Atmosphäre zu Ende gebrachten Gespräche ab. Marlborough konnte mit der Gewissheit aus Sachsen an den Berliner Hof weiterreisen, Karl XII. werde mit der Zusage, dass England ihm den Rücken nach Westen freihalte,
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sich seinem Schicksal entgegen nach Russland wenden. Den Alliierten blieb eine neue Front in Böhmen und Schlesien erspart. Im Vorgriff ist bereits hier zu berichten, dass der Nordische Krieg nach Poltawa erneut das Reichsterritorium zu überziehen schien, da die nördlichen Reichsstände drohten, in das schwedische Vorpommern einzufallen. Die Seemächte schlossen daraufhin im Dezember 1709 in Haag einen Konvent der am Nordischen Krieg beteiligten oder interessierten Staaten, die sich auf eine Neutralisierung der Gebiete der Konfliktparteien im Heiligen Römischen Reich verständigten. Dänemark, Preußen, Sachsen und Hannover einigten sich hierauf.178 Dass Karl XII. die Haager Konvention zurückwies,179 blieb zunächst folgenlos, da ihm 1710 die militärischen Mittel fehlten, den Krieg auf das Reichsgebiet zu tragen. Die Große Allianz wurde aber gleichwohl damit militärisch belastet, Garantietruppen in das Krisengebiet verlegen zu müssen, die an der Front in Flandern fehlten. Die Durchbrechung der Stollhofener Linien und die Plünderung Württembergs durch Villars
Am 4. Januar 1707 starb wohl als Spätfolge seiner Verwundung am Schellenberg Ludwig von Baden an einer Blutvergiftung.180 Bei allem Negativen, das von der Literatur über den Türkenlouis geschrieben wurde und das die Rolle Prinz Eugens und Marlboroughs hervorheben sollte, trat mit ihm ein trotz seines hohen Alters energischer und geschickter Führer der Kaiserlichen und Reichstruppen von der ühne. An seiner Stelle erhielt das Kommando am Mittel und Oberrhein der wenig energische Markgraf Christian Ernst von Ansbach-Bayreuth.181 Dessen Misserfolge führten den Zeitgenossen vor Augen, welch fähiger Heerführer Ludwig von Baden gewesen war.182 Marschall Villars ergriff in dieser Lage die Initiative.183 Am Abend des 20. Mai 1707 veranstaltete der Marschall einen prächtigen Ball in Straßburg. Noch am späten Abend verließ er mit seinem Stab den Ball und ritt zu den Truppen, die am 22. und 23. Mai 1707 den Rhein überschritten. Nach einem Scheinangriff auf die Insel Amenden184 vor dem rechten kaiserlichen Flügel gelang es ihm, die Stollhofener Linien zu durchbrechen.185 Das ermöglichte ihm, sich in Baden einzuquartieren; am 24. Mai 1707 eroberte Villars Rastatt.186 Wenige Tage später nahm er am 28. Mai 1707 Pforzheim ein. Von hier aus rückte er tief nach Württemberg; am 15. Juni 1707 wurde Schorndorf erobert. Villars verfügte nun über vier Geschütze mit 100 Runden Munition. Er konnte aber Kontributionen187 erheben, die sich auf etwa 4 Millionen Livres beliefen; der Feldzug hatte den König keinen Sous gekostet, sondern nachdrücklich zur Finanzierung des Kriegs beigetragen, den zu bezahlen die Einnahmen aus französischen Steuern schon lange nicht mehr ausreichten.188 Am 8. Juni 1707 nahmen die Truppen Villars Stuttgart ein. Zur gleichen Zeit übernahm Kurfürst Georg von Hannover den Befehl über das Reichsheer am Rhein, das wieder eine Stärke
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von 10 000 Mann erreichte. Villars musste sich zurückziehen – zumal sich zugleich mit der Einigung der Alliierten mit Karl XII. abzeichnete, dass die Kampagne auf dem Reichsgebiet keine weiteren Erfolge würde zeitigen können. Dabei traf er am 17. Juni 1707 bei Lorch auf den kaiserlichen Generalleutnant Janus, den er in die Flucht schlagen konnte.189 Die Übernahme des Befehls durch den Hannoveraner Kurfürsten hatte weitere Folgen. Es musste für Prinz Eugen mit der Moselarmee ein selbstständiges Kommando geschaffen werden, da ansonsten Rangstreitigkeiten aufgetreten wären.190 Diese Streitigkeiten mussten vermieden werden, um den Kurfürsten in der Allianz zu halten. Die ihm durch Leopold I. zugesagte neunte Kur war zwar eingerichtet, ihm blieb aber die Teilnahme am Kurkolleg bis dahin versagt, die die Zustimmung des Kollegiums voraussetzte. Die katholischen Kurfürsten leisteten vergeblich Widerstand, zumal sie nach der Acht gegen die Wittelsbacher eine protestantische Majorität fürchteten.191 Auf dem im Regensburg tagenden Kollegium wurde dann die Kur für Hannover bestätigt, zugleich aber das Recht Böhmens, an den Abstimmungen teilzunehmen, begründet.192 Verpasste Gelegenheiten in Brabant
Nachdem Cadogan erklärt hatte, ein Übergang über die Senne sei nicht geeignet, wurde die alliierte Armee Ende Mai um Brüssel konzentriert.193 Auf dem brabantischen Kriegschauplatz versuchte Vendôme, die Abwesenheit Marlboroughs auszunutzen. Seinen Bewegungen wurden aber enge Grenzen dadurch gesetzt, dass Fourage für seine Kavallerie nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stand.194 Er lagerte daher auf der fruchtbaren Ebene von Gembloux, von der er sich erst auf eine offensive Bewegung Marlboroughs zurückzog. Dem abziehenden Vendôme sandte Marlborough den Grafen Tilly mit 40 Schwadronen und 5 000 Grenadieren, um die französische Nachhut zu vernichten; Tilly verstand entweder die ordre nicht oder verirrte sich in Nacht, Regen und Sturm – wie immer auch: Der Anschlag schlug fehl.195 Die gescheiterte Belagerung Toulons
Nach der schweren Niederlage vor Turin entsandte Versailles die Diplomaten Javelliére und Saint-Pater in geheimer Mission nach Mailand zu Prinz Eugen, der die Vorteile einer Waffenruhe in Norditalien sehr deutlich sah,196 obwohl er den Abschluss eines Waffenstillstands wegen des „Gesamtzusammenhangs“ des Kriegs zunächst am 22. Dezember 1706 ablehnte.197 Die Verhandlungen wurden aber wieder aufgenommen. Tatsächlich kam es zu einer Einigung. In ihr verpflichtete sich Ludwig XIV. in der Generalkapitulation vom 13. März 1707, Italien aufzugeben;198 am 15. und
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16. März wurde das Abkommen ratifiziert.199 Für die Alliierten des Kaisers war dies keine gute Nachricht: Damit wurden nämlich 20 000 Mann für den flandrischen Kriegschauplatz und das Theater an Mittel- und Oberrhein frei.200 Joseph I. stand – wie eigentlich stets im Spanischen Erbfolgekrieg – vor einer Alternative, die erhebliche Risken barg. Nachdem er im Jahr 1706 sich für eine Stärkung der italienischen Front auch zu Lasten der das Elsass betreffenden Rheinfront, und damit für den Vorrang dynastischer Interessen des Hauses Habsburg vor Reichsinteressen entschieden hatte,201 musste er an der Jahreswende entscheiden, ob er sich den alliierten Projekten zur Wegnahme Toulons und Gewinnung einer maritimen Operationsbasis bei gleichzeitiger Fortsetzung eines aufwändigen und unsicheren Stellungs- und Belagerungskriegs gegen die in Oberitalien verbliebenen französischen Garnisonen unter Maveli ohne Weiteres anschließen, französische Truppen binden oder das seinem Haus wichtige Oberitalien pazifizieren und gegen die 8 000 Mann bourbonischer Truppen in Neapel vorgehen sollte, wie es unter Daun dann tatsächlich geschehen ist. Die Alliierten hielten entgegen, diese 8 000 Mann seien für Frankreich strategisch wertlos, während die 20 000 Mann Garnisonstruppen die französischen Kriegsanstrengungen erheblich verstärken würden.202 Joseph I. entschied sich zwar nicht gegen die Toulonkampagne, aber unter Bedingungen, unter denen der Rücken in Oberitalien frei blieb. Auf dem italienischen Kriegsschauplatz trug der Sieg und der Vergleich zwischen dem Kaiser und dem französischen König seine Früchte, die zugleich zwangsläufig die Große Allianz weiter vergifteteten: Brennpunkte des Streits zwischen den Alliierten waren Mailand und Neapel. Prinz Eugen war von Carlos III. die Statthalterschaft Mailands angetragen worden. Er zögerte aber auf Weisung des Wiener Hofs hin, der den Geheimvertrag von Favoriten als maßgeblich erachtete, das hierüber ausgestellte Patent entgegenzunehmen. Zugleich bestand Victor Amadeus mit Unterstützung der Seemächte auf Übertragung der Statthalterschaft, was für Habsburg nicht in Betracht kam, um die Stellung Savoyens nicht zu stärken.203 Ein 11 000 Mann starkes österreichisches Korps unter Feldmarschall Graf Daun erhielt am 5. Januar 1707 auf Initiative Wratislaws204 den im Jahr 1702 nach Cremona aufgeschobenen, aber nicht aufgehobenen Befehl, gegen das Königreich beider Sizilien vorzugehen.205 Daun gelang die Eroberung des von den Bourbonen beherrschten Königreichs Neapel; die durch die Neutralitätsvereinbarung frei gewordenen Truppen Orleans wurden aber zum großen Teil auf dem spanischen Kriegstheater eingesetzt. Daun lenkte seinen Zug nach Süden um Rom herum durch die Sabinerberge, dass er dort von Römer Bürgern Verpflegung für seine Truppen erhielt.206 Der Vizekönig Neapels hatte den Kaiserlichen nur 2 000 Mann regulärer Truppen, ansonsten Milizen entgegenzusetzen, die als Strauchdiebe bezeichnet wurden.207 Die Stadt wurde von Söldnern eingenommen, die Grimaldi in Dienst genommen hatte.208 Am 4. Juli 1707 wurde Capua durch deutsche Truppen gestürmt, womit der organisierte Widerstand der Bourbonen zusammenbrach; der Kleine Krieg von Partisanen hielt aber an.209
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Die Wegnahme Neapels war ein großer Erfolg der Arrondierung und Stärkung der habsburgischen Macht in Italien; die Fürstin Ursins drängte sogleich, wenn auch erfolglos, darauf, Gegenmaßnahmen zur Rückeroberung des Königreiches zu treffen.210 Für die Hausmacht Österreichs in Oberitalien war damit eine solide Grundlage geschaffen, zumal Prinz Eugen sich mit seiner Forderung durchsetzte, Mantua in das Herzogtum Mailand zu inkorporieren, um nie wieder eine Blockadelage wie 1702 vorzufinden.211 Damit wurden die Regelungen des Favorita-Erbfolgeabkommens in politische Münze geschlagen. Das Projekt eines Vorstoßes auf Toulon stammte aus der Feder Marlboroughs; Prinz Eugen stand dieser Kampagne von vornherein skeptisch gegenüber. Die Einnahme einer Hauptfestung wie Toukon setzte die Einnahme ihrer Hauptwerke voraus, was die Her-
Mount Faron Croix de Faron
La Valetta
Alliierte Linien Camp St. Anne S. Catarina
Toulon Äußerer Hafen
Mittelmeer
Karte 18: Die Belagerung von Toulon (1707)
Karte: Sandra Hülsmann
Großer Turm
Fort S. Louis
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anführung schwerer Belagerungsartillerie erforderte. Dies musste die Flotte, die den wechselnden Winden ausgesetzt war, leisten, wozu die Unterstützung der Landtruppen unterlässlich war. Deren Stärke blieb aber begrenzt, da das kaiserliche Kontingent durch das Daunsche Expeditionskorps zahlenmäßig begrenzt war. Die Seemächte warfen dem Kaiser deshalb Obstruktion des Toulonfeldzugs vor. Dagegen erinnerte Prinz Eugen aber daran, dass eine zahlenmäßig stärkere Armee vor Toulon noch schlechter würde verpflegt werden können, als es sich schon bald für die vorhandenen Kräfte zeigen sollte. Admiral Shovell erschien am 30. Juni 1707 vor Toulon, in dem Tessé bereits mit seiner 8 000 Mann starken Garnison fiebrig an der Erweiterung und Ausbesserung der Verteidigungsanlagen gearbeitet hatte.212 Prinz Eugen war mit Victor Amadeus aus Lagern bei Saluzzo und Cuneo über Antibes, dass die Alliierten links liegen ließen, langsam an der Riviera über Nizza auf Toulon vorgerückt, wo er am 26. Juli 1707 eintraf.213 Zu diesem Zeitpunkt waren die Verschanzungen, die Tessé hatte entwerfen lassen, bei Weitem noch nicht fertiggestellt; Marlborough erwartete einen sogleich durchzuführenden Sturm – gleichsam nach der Manier der Schlacht um den Schellenberg. In der Tat wurde noch am 26. die Höhe von Croix-Faron eingenommen.214 Ein befestigtes Lager Tessés vor Toulon sicherte aber die Stadt. Auch der erfolgreiche Sturm der Höhe Sainte-Catherine durch kaiserliche, pfälzische und gothaische Truppen215 verbesserte die Lage der Alliierten nicht. Prinz Eugen erwies sich aber im Fall Toulons als traditioneller Heerführer der Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts und begann, eine förmliche Belagerung einzuleiten. Die Belagerungsarbeiten gingen nur schleppend voran, und mit der englischen Admiralität kam es zu ständigen Meinungsverschiedenheiten.216 Bereits am 14. August 1707 erklärte Prinz Eugen in Briefen an die Hofburg, das Projekt sei gescheitert; am darauffolgenden Tag gelang es den Franzosen, die Höhen von Saint-Catherine und Croix-Faron wieder einzunehmen.217 Am 21. August 1707 traten die Belagerer den Rückzug nach Piemont an; die Verwundeten und Kranken wurden eingeschifft.218 Die sich geordnet und ohne Widerstand des Feinds zu besorgenzurückziehende Armee konnte zwar am 3. Oktober 1707 Susa einnehmen und damit eine Bedrohung Turins für die Zukunft ausschließen. Der Feldzug war aber insgesamt fehlgeschlagen.219 Toulon gilt nicht zu Unrecht aus der Perspektive der europäischen, besonders des niederländischen Kriegstheaters, als Misserfolg. Für die englische Seemacht war Toulon durchaus ein Meilenstein hin zur Herrschaft auf den Weltmeeren. Denn von ihren Verlusten vor Toulon sollte sich die französische Flotte nicht mehr erholen. 220 Der englischen Jamaikaflotte gelang es reich beladen, am Ende des Jahrs 1707 England zu erreichen.221 Während zwischen 1702 und 1707 die englischen Verluste 35 Kriegsschiffe mit 800 Kanonen und 1 146 Handelsschiffen betragen hatten – von den Handelschiffen konnten 300 zurückerobert werden – lagen die französischen Verluste bei 70 Kriegsschiffen mit 1 700 Kanonen, 175 Kaperschiffen und 1 346 Handelsschiffen. Nach dem Jahr 1707 wurde die Verteidigung der englischen Flotten noch erheblich effektiver, während die französische Schlagkraft nachließ.222
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Der Krieg des Kaisers gegen Papst Clemens XI.223
Italien war zwar „neutralisiert“, von den Franzosen geräumt und an die kaiserlichen Truppen übergeben,224 die Kampfhandlungen um das Herzogtum Mailand waren mit der Entsatzschlacht um Turin im Herbst 1706 zu einem Abschluss gekommen, nicht aber der diplomatische Konflikt, in dem sich der Heilige Stuhl auf die Seite der Zwei Kronen stellte. Leopold I., in jesuitischer Tradition erzogen, war Konflikten mit dem Heiligen Stuhl aus dem Weg gegangen. Joseph I. dagegen war der erste Habsburger seit 100 Jahren, der nicht von Jesuiten großgezogen wurde und den Skandal nicht scheute, einen Protestanten zu seinem Kammerherrn zu machen.225 Als er vom Jesuitenpater Wiedemann auf der Trauerfeier für Leopold I. wegen seiner Politik gegenüber Protestanten gerügt wurde, zögerte er nicht, den Geistlichen unverzüglich aus den Erblanden zu verbannen und den gedruckten Sermon einziehen zu lassen.226 Ende des Jahrs waren die kaiserlichen und preußischen Truppen in Winterquartiere in den Herzogtümern Parma und Piacenza eingerückt. Papst Clemens XI. erließ darauf gegen Kaiser Joseph I., der im Unterschied zu seinem Vater eine ausgesprochen selbstbewusste, ja aggressive Politik gegen den Papst betrieb,227 einen Bann-Brief, auf den der Kaiser mit einer Widerlegung antwortete.228 Der Kampf, der in den folgenden Monaten um die Herrschaft Commachios229 an der Adriaküste geführt wurde,230 stellte den letzten Konflikt zwischen Kaiser und Papst um weltliche Herrschaft dar. 231 Vorausgegangen war eine Verurteilung der feindlichen Aktionen des mantovanischen Herzogs Karl Ferdinand von Gonzaga durch den Reichshofrat und die Transferierung des mantovanischen Territoriums Montferrat an den Herzog von Savoyen.232 Dies rief den Widerstand des probourbonischen Papsts Clemens XI. hervor.233 Die Spannungen mit dem Heiligen Stuhl verdichteten sich, als Parma, dass sich zum Schutz gegen französische Einquartierungen als päpstliches Lehen 1701 unter den Schutz des Papstes gestellt und päpstliche Truppen in seine Festungen eingelassen hatte, 1706 Prinz Eugen zur Fourage seiner Armee 54 0 000 Gulden zahlte, um Einquartierungen zu vermeiden.234 Zum Kriegsausbruch kam es, als Joseph I. dem kaisertreuen Modeneser Herzog Rinaldo von Este Comacchio übergab, das seit 1598 kaiserliches Lehen gewesen, aber später von Clemens VIII. in Besitz genommen worden war.235 Der Papst erließ am 26. Juni 1708 folgerichtig gegen die Ansprüche auf Comacchios eine breve.236 In Wien warnte Wratislaw vor einer neuen Front in Italien, die zwingend eine Erneuerung der Kriegsanstrengungen des Sonnenkönigs hervorrufen würde; Graf Salm, der der Reichspolitik den Vorrang geben wollte, konnte sich aber als Kriegspartei durchsetzen.237 Der kaiserliche General Bonneval rückte mit 2 000 Mann auf päpstliches Gebiet vor und besetzte gegen unerheblichenWiderstand von 3 000 Mann päpstlicher Truppen und 5 000 Mann Milizen am 10. Mai 1708 Ferrara,238 nach zwei Wochen Belagerung nahm er schließlich Commachio ein.239 Die unerfahrenenen päpstlichen Truppen – „verlotterte und zuchtlose Banden“240 – waren außerstande, den Kaiserlichen erfolgreich Widerstand entgegenzusetzen.
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Der Kurfürst von Hannover ließ Leibnitz ein Rechtsgutachten über die Ansprüche des Kaisers auf Comacchio verfassen; der Konflikt nahm damit einen konfessionellen Unterton an, der im Reich zu einer weiteren Verstimmung der katholischen Stände führte. In Italien formierte sich unterdessen der Widerstand des Heiligen Stuhls. Der Naturforscher und Geograf241 Ludwig Ferdinand Graf Marsigli wurde zum Oberbefehlshaber der päpstlichen Truppen bestellt. General Luigi Fernando Marsigli, der wegen der vorzeitigen Kapitulation als Kommandeur der Festung Breisach 1703 aus dem kaiserlichen Dienst entlassen worden war, brachte die päpstlichen Truppen bis zum September 1703 auf einen Stand von etwa 25 000 Mann, mit denen er den hoffnungslos unterlegenen Bonneval in Comacchio blockierte.242 Marsigli war unter dem Schwur, künftig nicht gegen den Kaiser und die Alliierten zu dienen, entlassen worden. Im Krieg 1708/1709 operierte er in einer zaghaften Weise, die zeigte, das er besorgt war, als Deserteur und Meineidiger behandelt zu werden.243 Das frisch ausgehobene päpstliche Heer konnte sich keine Hoffnungen machen, ohne Zuzug und Hilfe französischer Veteranen gegen die kriegserprobten kaiserlichen Truppen bestehen zu können.244 Der Nuntius Cusani verhandelte in Versailles über das Recht, Truppen anwerben zu dürfen. Das französische Kriegsministerium gestattete, dass inaktive Offiziere, besonders Artilleristen, in den päpstlichen Dienst übertraten. Philip V. gestattete allen spanischen Soldaten, die Untertanen des Papsts waren, in den päpstlichen Dienst zu wechseln.245 Dem päpstlichen Heer fehlte aber ein Befehlshaber. Der Papst bat darum, dass Berwick zur Führung des päpstlichen Heers beurlaubt werde, was Ludwig XIV. aber ablehnte. So wurde Marschall Tessé als Verbindungsmann nach Italien abgeordnet.246 Tessé hoffte, eine antikaiserliche Liga aus der Republik Genua, Venedig, dem Großherzogtum Toskana und dem Papst bilden zu können, was sich aber schon bald zerschlug, da weder Genua noch Venedig dazu bereit waren, und der Großherzog Cosimo III. von vornherein erklärte, nicht aktiv an einem solchen Vorhaben teilnehmen zu wollen.247 Die päpstlichen Truppen erlangten im Kleinen Krieg Vorteile; die Kurie ließ die Untertanen im Kampfgebiet bewaffnen und einen grausamen Partisanenkrieg beginnen. Vier für Comacchio bestimmte kaiserliche Transportschiffe wurden auf dem Po von ihnen weggenommen.248 Ein Versorgungskonvoi, der Bonneval zugeführt werden sollte, wurde von päpstlichen Truppen überfallen und die Lage der Kaiserlichen nahm bedrohliche Formen an.249 Marsigli erwartete aus Avignon den Zuzug weiterer 5 000 Mann päpstlicher Truppen, und Marschall Tessé reiste via Genua nach Rom, um 15 000 Mann französischer Truppen zuzusagen. Savoyen und Modena hüteten sich zugleich, mit dem Papst zu brechen250 – die kaiserliche Macht stand in Italien erneut isoliert da. Die Seemächte hatten zunächst Hilfen zugesagt, drängten aber alsbald auf einen Waffenstillstand.251 Aus dem Piemont wurden nach dem Ende der Toulon-Kampagne starke kaiserliche Einheiten frei, die unter Kommando Dauns Ende November 1708 Marsigli entgegen-
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traten, der sich erst auf Ferrara, dann nach Urbino zurückzog. Am 16. Oktober hatte Bonneval bereits Ostellato gestürmt und geplündert.252 Am 28. Oktober gelang es Bonneval, den von Iren, Franzosen und kaiserlichen Deserteuren gehaltenen Brückenkopf von Bodino zu stürmen.253 Bologna, das nur durch eine mittelalterliche Stadtmauer geschützt war, akkordierte und ergab sich Daun.254 Franceso Riviera verteidigte die Mühlen außerhalb Ferraras, die am 15. Januar 1709 durch 2 000 Preußen gestürmt wurden.255 Angesichts der sich stetig verbessernden Lage zog Joseph I. die Verhandlungen mit dem Papst hin, auch um die Einkünfte aus den besetzten Ländern ziehen zu können.256 In deren Verlauf wurde Comacchio zwar dem Papst eingeräumt, und damit Rinaldo d’Este vor den Kopf gestoßen,257 aber vom Papst die Unterstützung bei der Regelung der Nachfolge habsburgisch-lothringischer Ansprüche im Herzogtum imToskana zugesagt und die spanische Thronfolge durch Karl III anerkannt.258 Auch in Italien war Joseph I., wie zuvor sein Vater in Deutschland, erfolgreich, aber um den Preis der Aufgabe einer Reichspolitik zugunsten dynastischer Erwägungen. Die politischen Folgen der Lage auf den Kriegsschauplätzen Oberitaliens und Spaniens
Das Scheitern des Toulonprojekts zog heftige Kritik durch das englische Parlament nach sich, da die Flottenkonzentration im Mittelmeer zu nachhaltigen Verlusten an Handelsschiffen aufgrund der Zunahme der Piraterie im Kanal und dem Atlantik geführt hatte.259 Robert Walpole verteidigte die Marine als Sprecher der Admiralität; der Makel haftete aber an Marlborough wegen der von ihm eingeleiteten Dispositionen. Entscheidend für Eruptionen in der politischen Landschaft Englands war aber die sich erheblich verschlechternde militärische Lage in Spanien, die nach einer noch zu erzählenden Niederlage der Alliierten bei Almansa die Habsburger Sache an den Rand des Ruins gebracht hatte. Die Gruppe, die sich dramatisch „Die Toryopposition“ nannte, fand nun in Robert Haley ihren Sprecher, der gefolgt von Henry St. John im Parlament verkündete, dass von den 20 000 in Spanien deployierten Truppen nur ein Viertel in der verlorenen Schlacht von Alamanza zum Einsatz gekommen waren. Godolphin und Marlborough konnten und wollten an dem im März 1707 seines Kommandos enthobenen260 Peterborough als Kommandeur des Expeditionskorps in Spanien nicht festhalten, der nun aber zu den Tories überlief und von diesen als Opfer der Politik des Ministeriums stilisiert wurde.261 Peterborough drängte nun Anfang 1708 darauf, die Truppen in Spanien zu verstärken, was die Schlagkraft der Armee in Flandern reduziert haben würde.262 Queen Anne entzog in dieser Lage Godolphin und Marlborough weitgehend ihr Vertrauen. Am 23. Oktober 1707 war das alte englische Parlament mit zusätzlichen 45 schottischen Mitgliedern und 16 schottischen Peers zusammengetreten. In den Beratun-
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gen des House of Commons am 29. und 30. Januar 1708 wurden Marlborough und Godolphin heftig angegriffen: Die Tories kritisierten, die Regierung habe in Spanien versagt, da sie die Truppen nicht hinreichend eingesetzt hätten. Bei Queen Anne, deren Verhältnis zu Lady Sarah Marlborough sich ständig verschlechterte, stieß dies auf offene Ohren, da die Königin eine „zentristische“ Regierung der Regierung Godolphins vorzuziehen begann. Sie erklärte St. John, sich von Godolphin trennen zu wollen.263 Am 8. Februar 1708 hatten Marlborough und Godolphin Audienz bei der Königin, in der sie ihre Demission anboten, sollte nicht Robert Harley seines Amts enthoben werden.264 Das führte unmittelbar zur Entlassung Sidney Godolphins, woraufhin Marlborough seinen Rücktritt erklärte, der von Queen Anne angenommen wurde.265 Die Whigmehrheit im Parlament weigerte sich allerdings, mit Robert Harley und Henry St. John zusammenzuarbeiten. Der Coup scheiterte, und am 22. Februar 1708 wurden Godolphin und Marlborough erneut in ihre Ämter eingesetzt.266 Dennoch gelang es Godolphin und Marlborough, Queen Anne zur Entlassung Harleys zu bewegen. Anlass war die Spionagetätigkeit des Sekretärs Harleys Greg, der vertrauliche Post über Tallard, dessen Briefverkehr mit Frankreich er zu kontrollieren hatte, an Chamillard weiterleitete.267 Auch unter peinlicher Befragung verwahrte sich Greg standhaft gegen den Vorwurf, Harley habe ihn zu seiner Spionagetätigkeit angeleitet – aber Harley, dessen Verhältnis zu Godolphin wegen Fragen der Ernennung von Bischöfen zerrüttet war,268 war zunächst untragbar geworden. Aber erst die Intervention Prinz Georgs von Dänemark zugunsten des Duumvirats ließ Marlborough und Godolphin die politische Krise überstehen.269 Sie erhielten wesentlich dadurch Unterstützung, dass die Generalstaaten signalisierten, aus dem Bündnis ausscheiden zu wollen, wenn Marlborough als Garant der Fortsetzung der Kampfhandlungen nicht mehr bereitstünde. Das aber war nicht, was die Königin zu riskieren bereit war. Marlboroughs Autorität ging jedoch beschädigt aus der Krise hervor.270 Harley war zwar der unmittelbare Einfluss auf die Regierungsgeschäfte zunächst genommen, aber über Abigail Hill gewann er einen wachsenden Einfluss auf die den Tories ohnedies zugeneigte Königin.271 Henry Boyle ersetzte Harley als Secretary of State272 und Robert Walpole St. John als Secretary of War.273 Damit war aus dem gemäßigten Tory-Ministerium ein Whigministerium geworden, das nicht mehr das Vertrauen der Königin genoss, zu der über Abigail Masham der gestürzte Harley Immediatzugang erhielt und seinen Einfluss ausbauen konnte.274 Der Umschwung zu den Whigs führte dazu, dass Godolphin und Marlborough mit der Whig-Junta wie mit einer fremden Macht verhandeln mussten.275 Die politische Lage in dem jungen Großbritannien hatte sich damit dramatisch verschoben. Die Losung der Whigs, es dürfe kein Frieden ohne Spanien – also ohne die Sicherung der Habsburger Sukzession – geschlossen werden, bestimmte von nun an den weiteren Kriegsverlauf, weil er die reale Chance eines siegreichen Friedens der Großen Allianz ausschloss. Vor dem Coup Harleys und St. Johns bestand eine, wenn
Stillstand der Großen Allianz
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auch von Sympathien nicht getrübte Form einer Allparteien-Koalition. Nun war das Duumvirat Godolphin-Marlborough von den radikalen Whigs abhängig. Einstweilen aber lebte die bisherige Einigkeit noch einmal auf, als das Parlament uni sono scharfe antijakobitische Maßregeln verhängte, als ein gescheiterter Landungsversuch der Jakobiten in Schottland zeigte, dass der Sonnenkönig nach wie vor in der Lage und willens war, diese Karte zu spielen.276 In langen Verhandlungen gab Schottland sein eigenes Parlament auf; ihm wurde wirtschaftliche Gleichberechtigung in der Union und besonders der Handel mit den Kolonien gewährt. Durch die Union, die am 1. Mai 1707 ins Leben trat, war die ernsthafte Invasion französischer Truppen zugunsten der Stuarts weitgehend gebannt – auch wenn solche Versuche in der Folgezeit Großbritannien durchaus noch beschäftigen sollten. Die Whigs sprachen daher nicht ohne Berechtigung bereits von einem „Zeitalter Queen Annes“.277 Der französische Agent Hooke landete im Juni 1707 in Schottland, wurde aber vom Hochadel nicht empfangen. Verhandlungen konnten von ihm nur über katholische Priester geführt werden.278 Hooke verkannte, dass die Highlands die Ressource einer möglichen Stuarterhebung bildeten und dass der schottische Hochadel sich nicht zu exponieren bereit war.279 Allerdings erreichten Gerüchte und Spionageberichte über eine bevorstehende Landung des Pretenders als James VIII. London; Godolphin und Marlborough, die nicht über hinreichende Truppen in Schottland und Nordengland verfügten, beschlossen, nicht die flandrische Front zu schwächen, sondern auf die Fähigkeit der Flotte zu setzen, eine Invasion zu verhindern.280 Auf der französischen Seite hatte Ludwig XIV. eine Flottille unter Admiral Forbin bestimmt, den Pretender nach Schottland zu bringen. Forbin hielt das Projekt von Anfang an für unsinnig. 6 000 Mann wurden mit an Bord der Flotte genommen und Forbin stieß in See. Anfangs ging alles gut, da Admiral Byng, der ausgesandt wurde, um Forbin abzufangen, wegen schlechten Wetters in die Häfen zurücksegelte. Forbin, der Byngs Schiffe nahe wusste, weigerte sich, James VIII. mit seinen Truppen an Land gehen zu lassen. Forbins einziges Interesse lag nämlich darin, seine Schiffe heil zurückzubringen, zumal auch er unter dem Unwetter gelitten und Schiffe mit 1 000 Mann verloren hatte, die sich hatten auf Dünkirchen zurückfallen lassen.281 Byng lief wieder aus und Forbin ließ sich vor den Engländern her in den Atlantik treiben. Obwohl die englischen Schiffe wegen schweren Algenbesatzes kaum noch manövrierfähig waren, gelang es Byng die feindliche „Salisbury“ mit 50 Kanonen zu kapern und französische und jakobitische Infanterie gefangenzunehmen. Die wenigen, denen die Rückkehr nach Dünkirchen gelang, waren in sehr schlechter Verfassung.282 Solange die Flotte Forbins auf hoher See auf Schottland zu navigierte, stellte sie eine schwere psychologische Belastung für die City of London dar, deren Börse nervös reagierte: Eilnagen wurden bei der Bank of England abgehoben, die das Rückrad der Staatsanleihen bildete. Am 27. März war deren Liquidität aufgebraucht. Banker ebenso wie das Kabinett behielten eiserne Nerven. Marlborough, Somerset und Godolphin
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ebenso wie die Königin schossen Geld vor, was die City beruhigte und zu einer neuen Investitionswelle führte. Noch bevor Forbins sein Unternehmen abbrechen musste, war dessen Auswirkung auf die Finanzmärkte abgeschlagen.283 Der gescheiterte Invasionsversuch erneuerte und belebte den Kriegswillen in England.284 Bei den Wahlen 1708 errungen die Whigs einen Sieg auch auf dem Land, allerdings um den Preis von Korruption und Wahlbetrug.285 Auf den Westgebieten Deutschlands lasteten Kontributionen Ludwig XIV.: So beschwerte sich der Hauptmann der unmittelbaren freien Reichsritterschaft am Rheinstrom in einem Schreiben vom 26. Februar 1707286 über die ihm vom Kommandanten zu Straßburg auferlegten Kontributionen, die durch weitere Belastungen wie Reisegelder, Verpflegungen etc. noch weiter verstärkt wurden. Kapitel 11: Endgültige Behauptung Flanderns durch die Große Allianz (1708) Der Beginn der Kampagne an Rhein und Mosel: Ein Wettlauf zwischen Prinz Eugen und Berwick
Vor dem Beginn des Feldzugs mussten sich die alliierten Feldherren diplomatisch erneut um Soldtruppen der deutschen Fürsten bemühen. König Friedrich IV. von Dänemark war erbost über die Haltung von Kaiser und Reich in seinem, historisch begründeten Konflikt mit Hamburg.287 August von Sachsen hoffte, wegen seines Verlusts des Wahlkönigtums Polen mit dem Königreich beider Sizilien abgefunden zu werden und geriet dabei in Widerstreit mit Habsburg, und damit der Großen Allianz.288 Die Pfälzer, seit des Neunjährigen Kriegs verlässlichster Bündnispartner der Allianz, waren durch die Demütigungen des Hauses Medici im Rahmen der Habsburger Neuordnung Italiens, aber auch dadurch verbittert, dass ihre Forderungen auf Schadloshaltung wegen ihrer Kriegsanstrengungen gegen die Habsburger nicht erhört wurden.289 Landgraf Karl von Hessen-Kassel führte begründete Klage darüber, dass den von ihm geworbenen Truppen bei ihrer Rückkehr aus Italien Quartier in dem habsburgisch besetzten Bayern versagt und die Soldaten Hunger und Kälte schutzlos ausgesetzt worden waren.290 Und das junge preußische Königtum fühlte sich dadurch herabgesetzt, dass, trotz seines seit 1672 ständigen Einsatzes für die alliierte Sache und seinem – verglichen mit Habsburg – zweitstärksten Truppenkontingent im Reich ein eigenständiges Kommando versagt blieb.291 Die wesentlichen Mitglieder der Allianz im Reich mit substanziellen Beiträgen an Soldaten waren also unzufrieden. Marlborough und an seiner Seite Prinz Eugen stellten in dieser ernsten Krise unter Beweis, dass sie wahre Erben der diplomatischen Fähigkeiten Wilhelms III. waren: Mit dem Kurfürsten von Hannover konferierten Marlborough und Prinz Eugen in Hannover am 29. April (Sophie von Hannover schrieb danach, man müsse Prinz Eugen
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ebenso wie die Königin schossen Geld vor, was die City beruhigte und zu einer neuen Investitionswelle führte. Noch bevor Forbins sein Unternehmen abbrechen musste, war dessen Auswirkung auf die Finanzmärkte abgeschlagen.283 Der gescheiterte Invasionsversuch erneuerte und belebte den Kriegswillen in England.284 Bei den Wahlen 1708 errungen die Whigs einen Sieg auch auf dem Land, allerdings um den Preis von Korruption und Wahlbetrug.285 Auf den Westgebieten Deutschlands lasteten Kontributionen Ludwig XIV.: So beschwerte sich der Hauptmann der unmittelbaren freien Reichsritterschaft am Rheinstrom in einem Schreiben vom 26. Februar 1707286 über die ihm vom Kommandanten zu Straßburg auferlegten Kontributionen, die durch weitere Belastungen wie Reisegelder, Verpflegungen etc. noch weiter verstärkt wurden. Kapitel 11: Endgültige Behauptung Flanderns durch die Große Allianz (1708) Der Beginn der Kampagne an Rhein und Mosel: Ein Wettlauf zwischen Prinz Eugen und Berwick
Vor dem Beginn des Feldzugs mussten sich die alliierten Feldherren diplomatisch erneut um Soldtruppen der deutschen Fürsten bemühen. König Friedrich IV. von Dänemark war erbost über die Haltung von Kaiser und Reich in seinem, historisch begründeten Konflikt mit Hamburg.287 August von Sachsen hoffte, wegen seines Verlusts des Wahlkönigtums Polen mit dem Königreich beider Sizilien abgefunden zu werden und geriet dabei in Widerstreit mit Habsburg, und damit der Großen Allianz.288 Die Pfälzer, seit des Neunjährigen Kriegs verlässlichster Bündnispartner der Allianz, waren durch die Demütigungen des Hauses Medici im Rahmen der Habsburger Neuordnung Italiens, aber auch dadurch verbittert, dass ihre Forderungen auf Schadloshaltung wegen ihrer Kriegsanstrengungen gegen die Habsburger nicht erhört wurden.289 Landgraf Karl von Hessen-Kassel führte begründete Klage darüber, dass den von ihm geworbenen Truppen bei ihrer Rückkehr aus Italien Quartier in dem habsburgisch besetzten Bayern versagt und die Soldaten Hunger und Kälte schutzlos ausgesetzt worden waren.290 Und das junge preußische Königtum fühlte sich dadurch herabgesetzt, dass, trotz seines seit 1672 ständigen Einsatzes für die alliierte Sache und seinem – verglichen mit Habsburg – zweitstärksten Truppenkontingent im Reich ein eigenständiges Kommando versagt blieb.291 Die wesentlichen Mitglieder der Allianz im Reich mit substanziellen Beiträgen an Soldaten waren also unzufrieden. Marlborough und an seiner Seite Prinz Eugen stellten in dieser ernsten Krise unter Beweis, dass sie wahre Erben der diplomatischen Fähigkeiten Wilhelms III. waren: Mit dem Kurfürsten von Hannover konferierten Marlborough und Prinz Eugen in Hannover am 29. April (Sophie von Hannover schrieb danach, man müsse Prinz Eugen
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kennenlernen, um ihn zu „estimieren“).292 Von dort reiste Prinz Eugen zurück nach Wien, von wo er erst am 20. Mai nach Koblenz aufbrach, wo er Gespräche mit Johann Wilhelm von der Pfalz führte, dessen Geduld wegen der Nichteinhaltung kaiserlicher Zusagen wegen der Restitution der Oberpfalz sich dem Ende zuneigte, die ihm von Prinz Eugen in der Jahresmitte aber zugesagt wurde, um nicht einen Abzug der pfälzischen Truppen zu riskieren.293 Prinz Eugen sollte von Koblenz in die Niederlande marschieren, während der Kurfürst von Hannover am Rhein eine defensive Stellung einnehmen und ebenfalls Verstärkungen an die Front in den Niederlanden abgeben sollte. Zwischen den Alliierten herrschten allerdings Spannungen, die über das übliche Maß hinausgingen und durch persönliche Animositäten zwischen dem Kurfürsten und Prinz Eugen verstärkt wurden. Der spätere Georg I., der Kurprinz von Hannover, befand sich bei der Armee Prinz Eugens, was vom Kurfürsten missbilligt wurde.294 Schlimmer noch: Der Hannoveraner Kurfürst hatte eine Flankendeckung der Moselarmee Prinz Eugens für seine Kampagne am Oberrhein erwartet und fühlte sich durch den Abmarsch nach Norden getäuscht.295 Der alliierte Entwurf einer Vereinigung der Truppen Prinz Eugens mit denen Marlboroughs wurde, wie De la Colonie schrieb, alsbald entdeckt. Heinsius hatte Marlborough erklärt, Spanien sei verloren und der Kaiser unternehme keine hinreichenden Kriegsanstrengungen.296 Nach der Stagnation des vorangegangenen Jahrs beabsichtigten die Verbündeten, ihre Anstrengungen auf die Wiedergewinnung der Spanischen Niederlande zu konzentrieren. Zu diesem Zweck sollte Prinz Eugen mit der „Moselarmee“ zu den Truppen des Herzogs von Marlborough stoßen. Doch bevor diese Armee zur Stelle war, gingen die Franzosen in die Offensive. Der Versuch James III. (des Old Pretender), in England mit französischen Truppen zu landen, war, wie gesagt, im Mai gescheitert.297 Die geplante Diversion war damit zwar nicht ins Werk gesetzt worden, aber immerhin wurde eine mächtige Armee zusammengezogen: Im niederländischen Kriegstheater standen Vendôme mit 130 Bataillonen und 216 Schwadronen Marlborough mit 112 Bataillonen und 197 Schwadronen gegenüber; vom Süden erwartete Vendôme den Zuzug Berwicks mit 34 Bataillonen und 35 Schwadronen, während Marlborough Aussicht auf Verstärkung von Prinz Eugen mit 18 Bataillonen und 43 Schwadronen hatte.298 Vendôme führte die französische Armee von Charleroi und Namur die Mosel hinunter auf Huy zu, um die alliierte Schlüsselfestung zu nehmen.299 In dieser für die Alliierten kritischen Situation verlor Vendôme, der wohl erfahrenste französische Kommandeur des Jahrzehnts, einen Großteil seiner Unabhängigkeit. Ludwig XIV. entsandte seinen Enkel, den Herzog von Burgund, in Begleitung des von Versailles als James III. anerkannten Chevalier St. George (The Pretender) zur Armee, um wenigstens formell das Oberkommando zu übernehmen. Sofort nach Eintreffen des Herzogs von Burgund kam es zu Auseinandersetzungen, die zum Abbruch der Unternehmung auf Huy führten; die Armee wurde durch Soignies nach Nivelles und dann zwischen Braine-l’Aeud und Genappe nahe dem späteren Schlachtfeld von Waterloo geführt,
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um Brüssel und Leuven zu bedrohen, was Marlborough mit einer Bewegung auf Terbanch begegnete, um die bedrohten Städte zu decken und den anmarschierenden Kaiserlichen näher zu sein.300 Während die Hauptarmeen einander gegenüberlagen, gelang es Prinz Eugen mit seinem Marsch in die Niederlande, gegenüber Berwick einen Vorsprung von drei Tagen zu erreichen. Vendôme, der ein manœuvre au derriére zur Umfassung des rechten alliierten Flügels mit einem Marsch nach Antwerpen und Ostende befürwortete, um Marlborough auf Versorgung über das entfernte Rotterdam zu verweisen und seine Manövrierfähigkeit damit gegen Null tendieren zu lassen, konnte sich gegen Burgund und Berry nicht durchsetzen, die – ohne Vendômes Respekt vor Marlborough zu teilen – für einen direkten Angriff auf Brüssel eintraten.301 Die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Vendôme und Burgund führten freilich zu einer Lähmung der Aktivitäten. Marlborough verharrte auch im späten Juni 1708 noch weiter in seiner Position, um auf den Zuzug der Kaiserlichen zu warten, deren Anmarsch durch Kavalleriescharmützel mit Einheiten Berwicks verzögert wurde.302 Für Vendôme kam es entscheidend darauf an, Zeit zu gewinnen und die Vereinigung von Kaiserlichen und der Armee Marlboroughs zu verhindern; in dieser Lage sah Marlborough, dass er nicht länger warten durfte. Am 2. Juli 1708 erwartete er das Eintreffen Prinz Eugens und seines Stabs für den 5. oder 6. Juli 1708 und informierte die Generalstaaten darüber, dass er beabsichtige, auf den Feind zu marschieren und eine Schlacht zu schlagen. Die Unzufriedenheit in den Spanischen Niederlanden sowie die Einnahme von Gent und Brügge durch die Zwei Kronen
In diesen ersten Julitagen schlug die Lage aber zugunsten der Zwei Kronen um: Der flämische Adelige Graf Bergheyck bot den Franzosen an, ihnen Gent und Brügge auszuliefern; Mérode-Westerloo berichtete, er habe Marlborough auf diese Gefahr hingewiesen, sei aber nicht gehört worden.303 Noch im Zweiten Weltkrieg hat sich die Technik der Verwaltung eroberter und gar besiegter Gebiete verfeinert. Der Sieger, der erhebliche Mittel hat aufwenden müssen, wird nach dem Ende der Kampfhandlungen weitere Opfer zur Beseitigung der Kriegsschäden bei dem Unterlegenen aufwenden, um ihn in das eigene politische System einzubinden und künftige Konflikte auszuschließen. Das aber sind Lehren aus Versailles und St. Germain. Bis zum Ersten Weltkrieg war es nicht fraglich, dass der Besiegte den Krieg zu finanzieren habe, gleich, welche weiteren Schäden dies bei ihm auslöse. Die Niederlage war dann Ursache folgender Konflikte. Notabeln und Volk der Spanischen Niederlande hatten 1701 überwiegend ihre Loyalität zum toten Carlos II. auf seinen Erben Philipp von Anjou übertragen, von dem nicht zu Unrecht eine Verbesserung der öffentlichen Geschäfte erwartet wurde,
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und im Jahr 1708 scheint die Sympathie der Bevölkerung immer noch oder wieder dem Enkel des Sonnenkönigs zu gehören.304 Die Kriegslasten haben diese Loyalität auf so schwere Proben gestellt, dass die Huldigung Marlboroughs nichts weniger als verständliche Folge der allgemeinen Kriegsmüdigkeit war. Von den Aliierten scheinen die Reaktionen der Bevölkerung als Ausdruck einer wahrhaft empfundenen Loyalität Karl gegenüber interpretiert, und die Spanischen Niederlande als Feld angesehen worden zu sein, das wie die Gebiete der Souveräne der Großen Allianz zur Tragung der Kriegslasten herangezogen werden konnte – ja, mehr noch, in besonderem Maße für den Ersatz aufgewandter Mittel herhalten sollte. Der Sieg des Frühjahrs 1706 entlastete die Bevölkerung also keinesfalls; im Gegenteil: Der Versuch des Kaisers, Marlborough zum Statthalter zu machen, war am Widerstand der Generalstaaten gescheitert, was die Spanischen Niederlande zum Feld der Kontributionserhebung durch die Vereinigten Provinzen in einem Maß machte, dass die Herrschaft der Bourbonen erträglicher erscheinen ließ. Der Vertrauensvorschuss der Großen Allianz des Frühsommers 1706 bei Notablen und Bevölkerung der Spanischen Niederlande war alsbald aufgezehrt. Die Franzosen konnten die entstandene Unzufriedenheit nutzen: Nach Art einer Fouragetruppe verließ Grimaldi daher am 3. Juli 1708 langsam das Lager bei Braine-l’Aude mit 2 000 Kavalleristen und 2 000 Grenadieren, marschierte aber nach Überschreiten der Senne bei Halle rasch auf die Dender zu, die er bei Ninove überquerte und auf Gent zuging. Dort soll Brigadegeneral la Faille mit als Deserteure und Bauern verkleideten Truppen gegen fünf und sechs Uhr am Morgen des 4. Juli 1708 in die Stadt gelangt, ein Tor besetzt und nach Überwindung geringen Widerstands Grimaldi um zehn Uhr den Zugang zur Stadt vermittelt haben. Die Bürgerschaft wurde durch ein Schreiben Max Emanuels überzeugt, der ihr für die Übergabe der Stadt an die Alliierten 1706 Pardon gewährte. Die Besatzung der Zitadelle legte die Waffen nieder.305 Eine Brigade unter Generalmajor Murray, der nach Gerüchten über den Abfall der Stadt losgeschickt worden war, traf zu spät ein, um die Besetzung zu verhindern.306 Am 4. Juli war aus Comines eine weitere Truppe unter Comte de la Motte losgezogen, und nahm am 5. Juli 1708 Brügge ein, dessen Besatzung zwar die Schleusen geöffnet hatte, um das Umland zu überfluten, aber keinen weiteren nennenswerten Widerstand leistete. Das Fort von Plas Endael, das die Straße nach Ostende deckte, wurde noch am gleichen Tag von De la Motte mit dem Degen in der Hand gestürmt. Im französischen Hauptquartier war man sich über den weiteren Gang der Aktionen einig geworden und setzte das Gros der Armee am 4. Juli 1708 Richtung Gent in Marsch, wandte sich dann aber nach Überschreiten der Senne am 5. Juli 1708 bei Tubize und des Dender bei Ninove am 6. Juli 1708 nach Norden auf Alost, das nach einem Marsch von 50 Meilen in nur drei Tagen erreicht wurde.307 Dendermonde, Brüssel und die Schlüsselfestung Oudenaarde waren nun gleichermaßen bedroht. Auf die Nachricht von der Bewegung der Franzosen sandte Marlborough noch am Morgen des 5. Juli 1708 den Gouverneur von Ath, Brigadegeneral Chanclos mit einem
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Regiment zu Fuß nach Oudenaarde und setzte seine Truppen von Terbanch nach Westen in Marsch, um in den Rücken der Franzosen zu gelangen. Chanclos machte in Oudenaarde den Bürgern unmissverständlich klar, dass ein Abfall von den Alliierten nicht in Betracht komme. Auch die Hauptarmee der Alliierten zog über das Terrain durch Anderlecht, das 107 Jahre später das Schlachtfeld von Waterloo werden sollte, und überquerte die Senne. Einheiten beider Armeen stießen bei Goyk nahe Lombeek in einem Scharmützel am 6. Juli 1708 aufeinander; die Hauptarmeen setzten aber ihre Märsche fort und die Franzosen entzogen sich einer Schlacht.308 Noch am 6. Juli 1708 hörte Marlborough vom Verlust Gents und Brügges und von Unruhen in Brüssel; er ließ die Armee Richtung Norden nach Asche marschieren, wo sie unmittelbar Vendôme gegenüberlagen, der auf der anderen Seite des Flusses bei Alost stand, das er am 7. Juli 1708 nahm und sein Hauptquartier im Dorf Lede nörlich der Stadt einrichtete. Da Cadogan Prinz Eugen entgegengesandt worden war, fehlte es in Marlboroughs Hauptquartier an der nötigen Information. So verkannte Marlborough am 7. Juli 1708 den verzögerten Marsch des französischen Trains, der Vendôme nachfolgte, und ließ sich zum Schutz Brüssels auf Asche zurückfallen, ohne die Chance eines Angriffs zu nutzen. Marlborough war ausmanövriert. Vendôme und Burgund konnten ihre Truppen mit dem Train sammeln und weiter die zentrale Position zur Bedrohung der alliierten Stellungen in Brabant stärken.309 Der Fall von Dendermonde würde Antwerpen unhaltbar werden lassen, der Fall Oudenaardes mit seinen unschätzbaren Depots und den einzigen beiden tauglichen Steinbrücken würde den Lauf der Schelde den Franzosen überlassen.310 Vendôme glaubte, Oudenaarde ebenso schnell nehmen zu können wie Gent und Brügge und ging davon aus, ohne Bedrohung durch Marlborough auf die Festung gehen und sie zügig belagern zu können. Dort konnte er auf Berwick warten und zur Not De la Motte und Grimaldi an sich ziehen. Burgund hielt dagegen, der auf Menin marschieren und die 1706 verlorene Stadt für Frankreich zurückerobern wollte.311 Während die Auseinandersetzungen im französischen Oberkommando anhielten, marschierte die Armee die Dender hinunter bis Ninove und zog eine Verteidigungslinie bis Lessines, die den Allierten den Übergang über den Fluss streitig machen konnte und sowohl Oudenaarde als auch Menin bedrohte.312 Die Stellung der Franzosen war zwar nicht ohne Vorteile, die Initiative war ihnen aber durch die Zeitverluste infolge der Streitigkeiten über die zu verfolgende Linie verloren gegangen. Die Rückgewinnung der Initiative durch Marlborough und Prinz Eugen
Marlborough und Prinz Eugen, der seinen Truppen vorangeeilt war, hatten sich am 7. Juli 1708 in Asche getroffen und beschlossen, den Franzosen ebenso zu umgehen, wie die Franzosen es vermocht hatten, sich in den Rücken der Alliierten zu begeben.
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Hierzu wurden vier Bataillone zur Verstärkung der Garnison in Brüssel gesandt und für acht Tage Brotrationen gebacken und mit Munitionsvorräten an die Mannschaften ausgegeben, um sich von Versorgungsdepots unabhängig zu machen. Allerdings schienen die Auspizien der neuen Initiative weiterhin schlecht zu sein; Marlborough befiel Fieber mit heftigen Kopfschmerzen, und Prinz Eugen verließ die Armee, um seine Mutter, die er seit 20 Jahren nicht gesehen hatte, in Brüssel zu besuchen;313 allerdings erledigte der zuverlässige Cadogan314 die logistischen Arbeiten. Der Konvoi der alliierten Truppen wurde um zwei Uhr morgens am 9. Juli 1708 in fünf Kolonnen mit dem Train im Zentrum auf der Straße, zu beiden Seiten von Infanterie und außen von Kavallerie flankiert, in Marsch gesetzt. Herflingen wurde um 11 Uhr vormittags erreicht, wo eine Rast angeordnet wurde. Die Nachhut mit einer Grenadiertruppe und 30 Schwadronen unter Arnold van Keppel, dem Herzog von Albemarle, wurde von Prinz Eugen auf seinem Rückweg von Brüssel begleitet.315 Im französischen Hauptquartier traf Order von Ludwig XIV. ein, der sich auf die Seite seines Enkels stellte und zum Verdruss Vendômes dem Menin-Projekt den Vorrang gab. Vendôme zog sich in seine Kutsche zurück und überließ dem militärisch unerfahrenen Burgund die Leitung, der sich den Ruhm des erfolgreichen Marschs an seine Fahnen heftete und sich rühmte, Marlborough in seine Schranken verwiesen zu haben, denn er glaubte, die Alliierten hätten sich bei Herflingen verschanzt. Er trieb daher nicht zur Eile;316 die Konsequenz war, dass ein alliiertes Korps von acht Bataillonen und acht Schwadronen unter Cadogan am 9. Juli 1708 um vier Uhr nachmittags von Herflingen in Eilmärschen aufbrach.317 Um Mitternacht erreichte er mit einer Vorhut von 800 Mann Lessines. Es gelang der Vorhut, die schweres Material mit sich führte, Pontonbrücken über die Schelde zu errichten, während die Franzosen erst durch Voorde marschierten.318 In den frühen Stunden des 10. Juli 1708 hatte Cadogans Vorhut den Dender überschritten. Die Hauptarmee unter Marlborough, der fiebergeschüttelt mit seinem Pferd in einen Graben gestürzt war, folgte trotz allen Missgeschicks am gleichen Tag um 11 Uhr vormittags über die Dender nach und hielt kurz bei Ghislengheim, wo zur Beruhigung der Franzosen zum Schein Zelte errichtet wurden.319 Burgund sah nun seinen Weg nach Menin blockiert. Ein Angriff auf die Alliierten bei Lessines schien wenig attraktiv. Vendômes Option, nun doch Oudenaarde zu belagern, wurde mit neuen Befehlen aus Versailles verworfen, aber auch um nach Menin vorzurücken, musste die Schelde überschritten werden – wofür die Brücken von Oudenaarde nicht zur Verfügung standen. Am 10. Juli 1708 rückten daher Burgund und Vendôme von Voorde nach Gavre und ließen am Morgen des 11. Juli dort Pontonbrücken über die Schelde schlagen.320 Über diese Brücken konnte die französische Armee auf die Höhen vorrücken, die im Norden Oudenaarde beherrschten. So konnten sich Burgund und Vendôme zwischen Marlborough und Menin werfen und zugleich Oudenaarde blockieren.321
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Marlborough und Prinz Eugen berieten nun ihre Möglichkeiten. Von Marlborough wird etwa von Dubislaw von Natzmer322 berichtet, er sei wegen des Verlusts Gents und Brügges demoralisiert gewesen, während Prinz Eugen hierfür keinen Anlass sah: Marlborough solle sich nicht so leicht beeindrucken lassen.323 Berwick war nach ihrer Einschätzung sechs Tagesmärsche von Vendôme entfernt, während Prinz Eugens Truppen vier Tagesmärsche benötigten, um zur alliierten Hauptmacht zu stoßen. De la Motte und Grimaldi hatten ihre Fähigkeit zu raschen Bewegungen durch ihre Gewaltmärsche der vorangegangenen Tage verausgabt.324 Prinz Eugen und Marlborough beschlossen, Vendôme und Burgund anzugreifen. Die Risiken waren kalkuliert. Aber auch unter der Voraussetzung, dass die Franzosen keine Verstärkung würden erhalten können, war das Wagnis einer allein die Schlacht zwischen den gegenüberliegenden Armeen aus Sicht der Alliierten höchst problematisch. Denn ein Angriff konnte nur auf dem westlichen beziehungsweise nördlichen Scheldeufer geschehen, auf das die Franzosen von den Brücken bei Gavre hinübergingen, sodass für einen Übergang der Armee zu sorgen war. Dies konnte nicht oder doch allenfalls nur zu einem sehr geringen Teil über die Brücken des von Chanclos gehaltenen Oudenaarde geschehen, da diese Brücken schmal und nur durch kleinere Kontingente zu passieren waren; die engen Straßen der Stadt selbst waren ein Hindernis, das größere Truppenbewegungen nicht erlaubte. Hinzu kam, dass die Franzosen sich anschicken konnten, auf den Höhen nördlich Oudenaarde eine Verteidigungslinie zu beziehen und die Alliierten gezwungen waren, sich erst einen Brückenkopf auf dem nördlichen Scheldeufer zu erkämpfen und mit dem Rücken zum etwa 70 m breiten Fluss fechten mussten. Der Erfolg der Alliierten setzte nach alledem voraus, Vendôme an der Einnahme einer Verteidigungsstellung dadurch zu hindern, dass er zuvor in Kämpfe verwickelt wurde, und gleichzeitig Übergänge über die Schelde zu sichern. Die Schlacht von Oudenaarde, 11. Juli 1708
Am Mittag des 11. Juli 1708 nahmen Burgund und Vendôme in getrennten Quartieren in Gavre und, auf dem nordwestlichen Ufer der Schelde in Asper, ihr Mittagsmahl ein; das Zerwürfnis war weit davon entfernt, befriedet zu sein.325 Ein zweites Mal war durch den Übergang über die Schelde die französische Armee in einer vorteilhaften Lage und Marlboroughs Versuch, zur Schlacht zu gelangen, schien vereitelt. Sowohl eine Aktion gegen Oudenaarde als auch gegen Menin schien möglich. Hatte die Kampagne 1707 die Bemühungen der Alliierten ins Leere gehen lassen, schien die des Jahrs 1708, das seit vier Jahren ungünstige Kriegsglück der französischen Waffen zu wenden. An ihren getrennten Tafeln glaubten die beiden französischen Feldherren, allen Grund zur Zufriedenheit haben zu können.326
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Den Alliierten kam zugute, dass sie in den vorangegangenen Jahren das Gelände erkundet und daher eine Vorstellung von der Einsatzeignung der Truppengattungen erlangt hatten: Die Schelde fließt westlich von Oudenaarde in östliche Richtung, um in einem sumpfigen Gebiet nach Norden zu biegen. Dort liegt auf dem Ostufer Gavre, auf dem Westufer Asper an einer Straße, die durch eine Ebene führt und an der die Orte Syngen, eine Mühle und nach wenigen Kilometern Heurne und Eyne und schließlich nördlich von Oudenaarde Bevere liegen. Von Heurne bis Bevere verläuft diese Straße annähernd parallel zur Schelde. Bei Eyne zweigt von der beschriebenen Straße die Straße nach Gent ab, die nordöstlich verläuft. Nordwestlich von Eyne liegen am Hang eines Höhenzugs die Orte Schaerken und Diepenbeek, der am Nordufer des gleichnamigen Bachs, der an Eyne vorbei in die Schelde mündet, liegt.Westlich von Diepenbeek liegt am Bach die Ruine des Schlosses von Browaan. Nordöstlich von Eyne liegen am Ausläufer des Höhenzugs die Orte Groenewald und weiter nordöstlich Herelgem. Parallel zum ersten Höhenzug verläuft ein weiterer Höhenzug, an dessen Südhang der Ort Choton liegt und auf dessen Anhöhe eine Mühle in der Nähe des Orts Roijgem steht. Auf dem nördlich verlaufenden dritten Höhenzug liegen an der von Aspern nach Westen laufenden Straße die Orte Huyshe, Lede und Wannagem. Im Tal zwischen den Höhenzügen von Roijgem und Huyshe verläuft der Norken-Bach, der parallel zur Schelde fließt und bei Asper nach Norden schwenkt. Vom Ort Bevere nördlich Oudenaarde verläuft die Straße in Richtung auf Courtrai nach Norden; in der Höhe von Roijgem liegt an ihr Oycke. Südlich der Schelde erheben sich Anhöhen, unterhalb derer der Ort Eename liegt. Dort verläuft die Schelde ohne größere Biegungen, was es erlaubte, dort Brücken am Ufer zu konstruieren und sich mit der Strömung des Flusses auf das andere Ufer zutreiben zu lassen.327 Cadogan war am 11. Juli 1708 um ein Uhr nachts nach einer kurzen Rast bei Lessines mit der 16 Bataillone und acht Schwadronen Dragoner, 32 Geschütze, Pontoniers und Pioniere, zusammen 10 000 Mann zählenden Vorhut der alliierten Armee nach Eename marschiert. In den frühen Morgenstunden erreichte er die Anhöhe südlich des Orts, von wo er die Franzosen in ihren Lagern um Gavre und Asper beobachten konnte.328 Während die Dragoner durch Eename an die Schelde ritten, wandte sich Cadogan zu seinen Truppen zurück und trieb die Pioniere und den kleinen Train zur Eile an, denen es gelang, in unglaublich kurzer Zeit eine erste Brücke nördlich von Eename bis neun Uhr morgens über die Schelde zu schlagen.329 Cadogan sandte unverzüglich einen Boten zu Marlborough und unterrichtete den Feldherrn über die Lage, um sicherzustellen, dass die ganze Armee herbeieilte. Das Ufer zur Schelde verwandelte sich alsbald in einen Sumpf, der aber durch Faschinen gehalten wurde.330 Kleine Bäume und Sträucher verdeckten den Blick der Franzosen auf die Vorgänge vor Eename.
Karte: Sandra Hülsmann
Oudenarde
Overkirk 19.00 h
Bevere
Lede
an dog Ga 0 h 0 13.
Scherken
Diepenbeek
Groenewald
Vendome
Lottum Hann o + Hes veraner sen
Diepenbeek
eek
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Maro
Karte 19: Die Schlacht von Oudenarde (1708)
Mooregem
r se r Bo ute Co
Oycke
Tilly 20.30 h
Norken
n
Eename
tza
u
le
gy
Ar
Mullem
15.00 h
er Natzm
ey
Lu ml Bir on
Herzog von Burgund
19.00 h
Heurne
20.30 h
Hysse
Herlegem
Roijgen
Ra
lde he
k Wee Sc
Mühle
Alliierte Kavallerie
Alliierte Infanterie
Französische, spanische und bayerische Kavallerie
Französische, spanische und bayerische Infanterie
Sumpf
Gestrüpp, Morast
Syngem
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Im Norden überschritt General Charles-Armand de Goutaut, Marquis de Biron, die Schelde und gab den unter seinem Kommando stehenden sieben Bataillonen Schweizer Infanterie und 20 Schwadronen den Befehl, auf dem Weg südwestlich über Aspern nach Heurne auf Oudenaarde heranzumarschieren – auf der Seite der Franzosen fehlte jede Vorstellung von dem Brückenschlag Cadogans.331 Neben der ersten Pontonbrücke wurde eine zweite Brücke in Betrieb genommen, weitere vier Brücken konnten im Verlauf der folgenden Stunde errichtet werden.332 Ein erster Stoßtrupp von einer Infanteriekompanie und Dragonern unter dem Kommando Rantzaus überquerte auf der Brücke die Schelde und begründete einen ersten Brückenkopf am nördlichen Ufer.333 Um diese Zeit müssen sich die Streifparteien beider Seiten bemerkt haben; wenn das so war, haben sie sich im Großen und Ganzen gemieden.334 Allerdings gelang es den Allierten, erste Gefangene zu machen, die Cadogan ein Bild seines Gegners verschafften. Allerdings gelang es einigen Franzosen, zu Biron zu entkommen, der dadurch vom Stand des Cadoganschen Brückenkopfs Nachricht erhielt. Dies muss ungefähr zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als Biron die Mühle an der Straße nach Heurne erreichte. Die vorgehenden Schweizer Truppen bestanden aus dem Regiment von Louis Pfeiffer de Wyher, Balthasar Greder und Villars-Chandieu. Die führenden vier Bataillone gingen an die Front, während drei Bataillone die Gebäude von Heurne besetzten und drei weitere Bataillone Eyne besetzten. Acht Schwadronen standen bei der Mühle an der Straße von Syngem. Biron sandte gegen ein Uhr einen Boten an Vendôme, der gewiss nicht geglaubt haben kann, es handele sich bei den alliierten Truppen auf dem Nordufer nur um einen Erkundungstrupp, denn der hätte sich über die Brücke von Oudenaarde bewegen können und sich nicht mit zahlreichen Pontons belastet. Aber Vendôme glaubte, Biron könne mühelos durch die Besetzung der Linie Heurne bis Eyne die Alliierten aufhalten und umklammern. Er nutzte die Gunst der Stunde, den mit Burgund vereinbarten Plan zur Besetzung der Höhen von Huyse fallenzulassen und sich offensiv auf die Ebene am Nordufer der Schelde zu begeben. Burgund aber hielt an der Disposition mit der Folge fest, dass der unter seinem unmittelbaren Kommando stehende Flügel auf dem Höhenzug nördlich am Norken Richtung Huyse und der Mühle von Roijgem vorrückte.335 Cadogan ließ eine Brigade unter Brigadegeneral Evans mit zwei britischen, einem preußischen und einem Hannoveraner Bataillon an den Pontonbrücken mit 32 Kanonen zu deren Bedeckung stehen und die ermüdeten Pioniere nach Oudenaarde marschieren, um zwischen den bestehenden Steinbrücken aus Holz Behelfsstrukturen zu errichten. Das wurde dadurch erschwert, das die Schelde sich innerhalb Oudenaardes in zwei Arme teilt, sodass zwei Flüsse anstelle eines Flusses zu überbrücken waren.336 Ebenfalls gegen ein Uhr Mittags ließ Cadogan mit 12 Bataillonen die britischen Brigaden unter Primrose und Sabine sowie die niederländische unter Plattenberg, zusammen mit der von Rantzau angeführten hannoveranischen Kavallerie, gegen die Schweizer Infanterie in Eyne ein und eine halbe Meile vom Brückenkopf entfernt auf
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der baumbestandenen Allee nach Eyne vorrücken. Vor dem Ort nahmen die Truppen die lineare Schlachtformation an,337 an deren Linke die Kavallerie abschwenkte.338 Die französische Kavallerie ließ sich langsam zurückfallen und die Hannoveraner erreichten den unteren Lauf des Diepenbeek. Biron war eine Meile entfernt in Heurne hinter seinen Vorposten in Eyne, die einen Verhau aus Bäumen zur Sperrung der Straße errichtet hatten. Pfeiffers Schweizer sahen sich unversehens einer dreifachen Übermacht gegenüber. Nur Sabines Einheiten gingen mit geschulterter Muskete vor, während sich ein Feuergefecht entspann. Biron wurde durch den Klang des Musketenfeuers alarmiert und ritt, nachdem er einen Adjudanten zu Vendôme absandte, nach Eyne. Was er dort sah, ließ ihn sofort umkehren und den Rest seiner Infanterie und die bei den Bataillonen stehenden 12 in Heurne stehenden Schwadronen zur Unterstützung Pfeiffers vorrücken.339 Bei Aspern hörten Burgund und Vendôme den Gefechtslärm, der von Eyne herüberschallte, aber Vendôme wich vor dem höheren Adelsrang Burgunds zurück und gab keine Befehle mehr, um den rechten Flügel zur Teilnahme am Kampf zu veranlassen. Der Marsch auf Huyse wurde fortgesetzt.340 Während des Feuergefechts am unteren Diepenbeek um Eyne erreichte die preußische Kavallerie Eename; Vendôme konnte sie von seinem Standpunkt bei Asper durch sein Fernrohr sehen. Damit hatte er nicht gerechnet, da er Marlborough nach wie vor erst Lesines erreicht zu haben glaubte. Er soll gesagt haben, wenn sie – die Alliierten – an der Schelde ständen, der Teufel sie dahin gebracht haben müsste.341 Hinter den Preußen konnte Vendôme die roten Uniformen der englischen Kavallerie und die ihnen folgenden Infanterieeinheiten erkennen, und es war klar, dass der Tag sich nicht auf das Scharmutzieren von Vorhuten beschränken würde. Vendôme beschloss, die Schelde anders als die Dender kurz zuvor nicht aufzugeben und den Kampf am Nordufer des Flusses zu suchen.342 Während englische Historiker, allen voran Churchill in seiner Biografie Marlboroughs, sich auf Burgund eingeschossen und dessen Festhalten an der ursprünglichen Disposition der Franzosen kritisiert haben, sahen die Zeitgenossen das Geschehen anders. So hat De la Colonie Vendôme angegriffen, weil er nicht die bessere Verteidigungslinie auf dem Höhenzug des Boser Couter auf der Linie Huyshe und Wannegam mitgetragen habe.343 Dort hätte spätestens um fünf Uhr nachmittags eine solide Verteidigungslinie eingenommen werden können. Vendôme wählte einen aggressiveren Weg, ohne dass Burgund irgendeine Kenntnis oder Vorstellung hiervon erlangen konnte. Er befahl einen massiven Gegenangriff der gesamten Kavallerie des linken Flügels der französischen Armee in einer Stärke von zunächst acht Schwadronen bei Syngem gegen die englisch-niederländischen Kräfte um Eyne am Unterlauf des Diepenbeeks, der von den bei Heurne stehenden, noch nicht engagierten schweizerischen Bataillonen Birons vorgetragen werden sollte. Vendôme erwartete, dass die Kavallerie bis Bevere vorstoßen solle.344 Burgund wurde von einem rangniedrigen Offizier auf die Vorgänge auf dem linken Flügel hingewiesen und sandte Adjudanten aus, um in Erfahrung zu bringen, wes-
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halb Einheiten nach Süden Richtung Schelde abmarschierten.345 Fortunas Waagschale konnte zu diesem Zeitpunkt trotz der Missverständnisse und Misshelligkeiten im französischen Oberkommando zugunsten der Armee des Sonnenkönigs ausschlagen. Pfeiffers Schweizer wurden zwar hart bedrängt; ein entschlossener Kavallerievorstoß, unterstützt durch Infanterie, hätte von Cadogans Truppen jedenfalls nur mit äußerster Mühe aufgehalten werden können. Als deus ex machina, der Marlborough und Prinz Eugens Truppen zur Seite trat, erwies sich der spätere Autor militärwissenschaftlicher Lehrbücher, Puysegur, der Stabschef Vendômes war, und Marschall Matignon. In der historischen Literatur wird vorgetragen, Puysegur habe Sorge geäußert, die französischen Schwadronen seien nicht stark genug gewesen, sich gegen die alliierten Reiter durchzusetzen, hinter denen Verstärkungen im Anmarsch seien. Das ist immerhin ein Gesichtspunkt. Zugleich wird behauptet, Puysegur und Matignon hätten den Gegenangriff des linken französischen Kavallerieflügels aufgehalten, weil sie davon ausgegangen seien, das Gelände sei für Reitergefechte ungeeignet346 – was dem ersten Gesichtspunkt nachgerade widerspricht, da das Gelände für die Kavallerie beider Seiten entweder geeignet oder ungeeignet war. Puysegur mag sich geirrt haben; immerhin war auch im alliierten Hauptquartier die mögliche fehlende Eignung des Geländes erörtert worden.347 In der Tat war das Gelände nördlich von Bevere für Kavallerieaktionen ungeeignet – was sich im Fortgang des Tags erweisen sollte. Wie auch immer: Puysegur widerrief den Angriffsbefehl Vendômes, der sich eigenartigerweise dem Votum seines Stabschefs unterwarf.348 Burgund ließ unterdessen seine Kavallerievorhut die Mühle von Roijgem sichern, die der jugendliche Feldherr mit ihrer erhabenen Lage als angemessenen Standort empfand.349 Vendôme ließ nach den contreordres Pusegurs von seinem Plan ab, den alliierten Brückenkopf zu zerschlagen oder doch wenigstens zu begrenzen.350 Vendôme hatte nicht mehr die Energie eines Erzherzog Karls; Oudenaarde wurde nun für Malborough und Prinz Eugen kein Aspern und Essling. Anstatt überlegene Kräfte gegen den Brückenkopf Cadogans ins Feld führen zu können, sah sich Biron überlegenen Kräften gegenüber. Sabines Einheiten überschritten den unverteidigten unteren Lauf des Diepenbeek und schwenkten bis auf Pistolenschussweite gegen Eyne. Ihre Salve gegen die Schweizer entfaltete furchtbare Wirkungen – Sabines Bataillone gingen vor und nahmen viele Schweizer gefangen. Die Bataillone Primroses und Plattenbergs folgten. Nachdem das hinter Eyne in Reserve stehende vierte Bataillon drei Bataillone in Eyne überwältigt sah, wandte es sich Richtung Heurne zur Flucht.351 Aber der Weg nach Heurne war bereits mit Flüchtlingen verstopft, die aus Eyne vor den Alliierten zurückwichen. Daher wandte sich die zurückweichende Reserveeinheit nach Norden, um über die nach Gent führende Straße fliehen zu können.352 Rantzau nahm das Durcheinander wahr und befahl der hannoveranischen Reiterei anzugreifen. Obwohl Puysegur kurz zuvor den Grund als für die Kavallerie ungeeignet bezeichnet hatte, ließ er doch die Hannoveraner ohne jedes Hindernis einen
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Angriff mit blankem Säbel in die Reihen der zurückflutenden Schweizer austragen, deren Formationen sich endgültig auflösten und die furchtbare Verluste erlitten. Ohne sich damit aufzuhalten, Gefangene einzusammeln, stießen die Hannoveraner weiter vor und stießen in die 12 Schwadronen, die Biron zur Unterstützung Pfeiffers Truppen herangeführt hatte. Der Elan der alliierten Kavallerie stieß auf französische Reiter, die bereits in den Sog von Rückzug und Flucht gezogen waren: Nachdem das Regiment La Bretache durchstoßen wurde, führte der Angriff Rantzaus zur völligen Desintegration der französischen Kavallerie. Sieben feindliche Bataillone und 12 Schwadronen waren durch den Ritt der Hannoveraner zerschlagen. Rantzau konnte aber, anders als der Herzog von Württemberg zwei Jahre zuvor, bei Tomb d’Ottomond auf dem Schlachtfeld von Ramillies seinen Angriff nicht aufhalten und stieß bis zur Mühle von Syngem vor, wo er auf weitere 15 frische Schwadronen stieß.353 Damit war aber die Courage der Reiter Rantzaus überfordert und seine Truppen wandten sich unter dem Feuer von vier leichten französischen Geschützen zurück.354 Der Rückzug wurde durch Truppen unter John Dalrymple, Earl of Stair, gedeckt. Rantzaus Truppen fielen hinter Heurne zurück, wo sie mit vergleichsweise leichten Verlusten regruppierten.355 Wichtiger noch als die Zerschlagung der feindlichen Einheiten erwies sich der Rückzug von 23 feindlichen Schwadronen in Folge des alliierten Parforceritts; die Franzosen waren zunächst auf die Norkenlinie zurückgewiesen.356 Der Brückenkopf nördlich Eaname war gesichert. Marlborough trieb die marschierenden Truppen der Hauptarmee zur höchsten Eile an. Über Lessines bis zum Brückenkopf nördlich Eename waren die Alliierten 50 Meilen in zwei Tagen gezogen, was Vendôme zu dem Ausruf veranlasst haben soll: „c´est incroyable!“.357 Auf den Wegen nach Oudenaarde hatten besonders zweirädrige Munitionskarren die Priorität; Bagagewagen, die Offiziere befehlswidrig auf den Wegen mitführten, wurden kurzerhand in die Gräben geworfen und geplündert. Die Plünderer gingen ausnahmslos straffrei aus.358 Generalleutnant Dubislaw Natzmer mit 20 Schwadronen preußischer Kavallerie überquerte die Pontonsbrücken gegen ein Uhr Mittag und bezog auf der linken Flanke von Cadogans Linie über die Bevere-Gent-Straße Stellung; sie wurden verfolgt von 17 Schwadronen Lumleys britischer Kavallerie,359 die die äußerste Linke zu decken hatte und bei Bevere Stellung bezog.360 Quellenmäßig kaum zu belegen, wegen des völligen Fehlens von Gefechtsreporten, ist es aber wahrscheinlich, dass im Bogen der Schelde auf Gavre 35 Schwadronen unter General Bülow zur Deckung des Aufmarschwegs postiert wurden.361 Immer stärker entfernten sich die beiden Flügel der französischen Armee voneinander, da Burgunds Flügel in einer Linie am Norken, einer zweiten Linie auf dem höheren Grund um Huyshe Stellung bezog.362 Die Artillerie schien erst äußerst langsam dem Gros der Truppen gefolgt zu sein und die Schelde noch nicht überschritten zu haben.363
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Anders als Burgund und Vendôme standen Prinz Eugen und Marlborough in ständigem Kontakt miteinander zur Abstimmung der Aktionen; beide hatten nach ein Uhr die Schelde überschritten und befanden sich auf einer Anhöhe, von der sie im Norden Schaerken überblicken konnten, wo sie sahen, dass die Franzosen sich nicht zurückzogen, sondern bereit waren, das Gefecht eskalieren zu lassen.364 Um einen Rückstau vor den Pontonbrücken zu vermeiden, befahl Marlborough einer Reihe von Kontingenten die Benutzung der Stein- und der Behelfsbrücken in Oudenaarde. Um kurz vor drei Uhr bis vier Uhr nachmittags überschritten die ersten der niederländischen und britischen Infanterieeinheiten unter John Campbell, Duke of Argylle,365 die Schelde auf den Pontonbrücken und verstärkten Cadogans Linie, der ursprünglich die bei den Brücken zurückgelassenen vier Bataillone Evans hatte heranziehen wollen, die so in Reserve blieben. Cadogan ließ Argylles Truppen zur Linken die Linie verlängern, die den Weiler Groenewald sicherten.366 Diese Bewegungen ebenso wie das vorangegangene Engagement Rantzaus waren von Burgund beobachtet worden, der das Geschehen von der Mühle Roijgem beobachtete. Seine Truppen zogen sich von Asper über Huyshe nach Westen hin; der rechte Kavallerieflügel unter Grimaldi erhielt von Burgund367 den Befehl, die englische Linke einzurücken und Vendômes Infanterie, die bei Schaerken und Groenewald den Alliierten entgegentrat, zu unterstützen.368 Die französische Kavallerie überschritt nun ohne weiteres Rekognoszieren des Defilées den Norken zwischen Lede und Mullen vorbei an der Windmühle von Roijgem, bis sie die Felder um den Marollebeek erreichten, in deren weichen Grund die Hufe der Pferde einsanken und ein weiteres Vorrücken ausgeschlossen war. Hier schien, wie Christopher Scott vermutete, das für Kavalleriegefechte unwegbare Terrain gelegen zu haben, das Puysegur zu Unrecht entlang der Straße von Eyne über Heurne nach Asper vermutet hatte.369 Grimaldi zog sich vom Marollebeek zurück in das Gebiet um die Windmühle von Roijgem. Burgund war sich durchaus bewusst, dass er damit Vendôme ohne die erforderliche Unterstützung ließ, und soll seiner Entourage gegenüber die rhetorische Frage gestellt haben, was Vendôme wohl dazu sagen werde, wenn er ohne Succurs vom Flügel Burgunds bliebe;370 Konsequenzen daraus zu ziehen scheint dem Herzog von seinem Stab nicht nahegelegt worden zu sein. Seine Untätigkeit lässt sich kaum mit dem sumpfigen Grund am Marollebeek erklären, zumal De Rozels Kavallerie auf Burgunds linkem Flügel von den Höhen bei Asper einen guten Blick auf das Geschehen hatte und zur Entlastung Cadogans rechten Flügel hätte attackieren können. Es wäre aber verfehlt, mit Winston Churchill und der ihm nachfolgenden englischsprachigen Literatur Burgund in Bausch und Bogen zu verurteilen. Er ließ nämlich gegen fünf Uhr nachmittags sechs Bataillone des Regiments du Roi und eins des Regiments du Poitou auf Groenewald in Kolonnen in ein dichtes Netz von Hecken und kleinen Bächlein und Gräben vorrücken,371 die ihre ordentliche Entfaltung als Linie verhinderten. Gegen sie war Evans Brigade von Cadogan herangezogen worden, die
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im Gegensatz zu den Franzosen genug Zeit hatte, sich zu ordnen. Evans ließ das deutsche Bataillon zur Sicherung des Weilers in Groenewald zurück und rückte mit den britischen Bataillonen vor, die eine mörderische Salve in die gedrängte Formation der Franzosen abfeuerte. Nun brach das preußische Bataillon mit aufgepflanztem Bayonett vor; die Franzosen fielen von Groenewald zurück, als Vendôme herbeiritt und äußerst wütend die Regruppierung der sieben Bataillone persönlich leitete, um sie erneut in den Kampf zurückzuführen. Er sandte eilige Boten zu dem ranghöheren Burgund, um weitere sechs Bataillone in den Kampf zur Unterstützung des neuen Angriffs zu senden, die am unteren Marollebeek nach Westen die zu bildende Linie verlängern und Evans in der Flanke nehmen sollten.372 Ob die Regimenter von dem – örtlich näheren – linken Flügel Vendômes oder von den Höhen um Huyshe kamen, lässt sich nicht mehr sagen; jedenfalls entsprach Burgund dem Ansinnen Vendômes, und weitere sechs Bataillone der Regimenter Picardie und Piemont nahmen am Kampf teil, der nun auf jeder Seite Groenewalds den Marollebeek hinunter bis in die Ebene von Heurne tobte.373 Cadogan begegnete dem Angriff dadurch, dass er Verwundete und Gefangene unter Bedeckung durch eine kleine Einheit in Eyne zurückließ und die durch die vorangegangenen Kämpfe mitgenommenen, aber noch einsatzfähigen Einheiten unter Primrose, Sabine und Plattenberg an dem rechten und linken Flügel Evans aufmarschieren ließ, die mit ihren Salven die Franzosen zu einem erneuten Rückzug zwangen. Cadogan sicherte nun seine rechte Flanke dadurch, dass er seine Linie nach Nordwesten auf das Dorf Herlegem verlängerte.374 Vendôme warf nun weitere 12 Bataillone, unter ihnen die Schweizer Garde und Bataillone der Regimenter du Roi und Royal Roussillon, in den Kampf, in dem sich damit 24 französische und 16 alliierte Bataillone gegenüberstanden. Das Terrain hinderte aber weiterhin die Entfaltung der in Kolonnen aufmarschierten französischen Infanterie zur Linie, und der unter Rufen „Vive le Roi“ vorgetragene dritte Angriff teilte mit den Vorangegangenen deren Schicksal.375 Zwischenzeitlich waren weitere Einheiten Argylles dabei, die Pontonbrücken zu überschreiten, wobei sie wohl von Artillerieeinheiten behindert wurden, jedenfalls aber langsamer als erwartet vorankamen;376 der linke Flügel blieb daher um halb sechs Uhr abends beunruhigend schwach.377 Um die rechte Flanke der Linie zu decken, zog Marlborough persönlich von der Straße nach Gent die preußische Kavallerie unter Natzmer in eine Stellung, die mit 28 Schwadronen im rechten Winkel zu Cadogans Linie mit Front nach Norden ausgerichtet war; sie bedurften dringender Verstärkung, da ihnen De Rozels 100 Schwadronen gegenüberstanden – die aber nichts unternahmen.378 Vendômes Unmut über die Lage scheint unerträglich geworden zu sein. Er sandte seinen Aide de Camp zu Burgund, um ihn zum Angriff auf die alliierte Rechte mit De Rozels Kavallerie oder durch eine Umgehungsbewegung über Browaan und Bevere auf die alliierte Linke zu bewegen. Weder Burgund noch sein jüngerer Bruder, der Herzog
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von Berry, waren sich darüber schlüssig, was zu tun sei, und Burgund sandte seinen Aide de Camp Capitain Jenet zu Vendôme, um ihm mitzuteilen, dass es unmöglich sei, seinem Ansinnen nachzugeben; Jenet wurde auf dem Weg getötet und Vendôme blieb ohne Antwort.379 Im Glauben, Unterstützung zu erhalten, sammelte Vendôme alle 50 Bataillone, die ihm zur Verfügung standen, und warf sie auf der Frontlinie zwischen Herlegem und Schaerken am Marollebeek erneut in das Gefecht, um die Schwäche der alliierten Linken zu nutzen.380 Der Angriff kam zum Stehen, als Argylles Truppen an Cadogans linker Flanke aufmarschierten, die Zahl der alliierten Einheiten auf 36 Bataillone erhöhten und Schaerken besetzten,381 um das ein mörderischer Kampf entbrannte.382 Die Häuser des Dorfs standen alsbald in Flammen und der französische Angriff begann wieder an Initiative zu gewinnen, weil die zahlenmäßige Überlegenheit dazu führte, dass Argylles Einheiten überflügelt werden konnten.383 Auch sechs Geschütze, die Cadogan platzierte, konnten seine Unterlegenheit nicht verhindern.384 Den Franzosen gelang es daher, den Diepenbeek südwestlich von Schaerken zu überschreiten. Eine Viertelstunde nach Beginn des Angriffs erreichten nach Überschreiten der Schiffsbrücken 20 Hannoveraner und preußische Bataillone unter Graf Lottum die alliierte Linie, die Marlborough sofort zur Erweiterung der linken Flanke einsetzte, um den Diepenbeek und Schaerken zu halten. Die Alliierten überlappten nun ihrerseits die rechte Flanke der französischen Linie, die zurückwich, aber alles andere als gebrochen werden konnte.385 Kurz vor sechs Uhr kamen Prinz Eugen und Marlborough überein, ihr Kommando zu teilen. Prinz Eugen übernahm den Befehl über Cadogan, Argylle und Natzmer, während Marlborough Lottum anleitete und die Platzierung der nachfolgenden Truppen organisierte. Was auf der französischen Seite in das Chaos von „ordre, contreordre et disordre“ eingemündet hatte, trug auf alliierter Seite wegen der Übereinstimmung der beiden Feldherren Früchte.386 Marlborough ritt nun zum südlichen Ende des Schlachtfelds, von wo er auf die Vorgänge in Oudenaarde Einfluss nehmen konnte, durch das unter der Führung des Generalmajors Prinz von Holstein-Beck 16 oder 18387 Bataillone deutscher, niederländischer und schweizerischer Truppen nach Bevere marschiert waren. Nicht allein, dass die engen Straßen der Stadt zu Behinderungen geführt hatten, es waren unter dem schieren Gewicht der Truppen die Behelfskonstruktionen eingestürzt und hatten wieder errichtet werden müssen. Aber um viertel nach sechs Uhr abends ließ Marlborough diese Truppen auf die Ruine des Schlosses Browaan vorrücken.388 Prinz Eugen war sich des Umstands bewusst, dass die etwa 30 000 Mann unter Burgund noch nicht in die Schlacht eingeriffen hatten und die Alliierten für diesen Fall keine Reserven zur Hand hätten; er befahl Cadogan und Argylle um jeden Preis die Linie zu halten, an der Vendôme alle ihm zur Verfügung stehenden Truppen ein weiteres Mal in eigener Person in den Kampf führte.389 Kurz vor sieben Uhr abends muss es, sei es aus Mangel an Munition, sei es aus Erschöpfung, zu einem kurzen Stillstand der Kampfhandlungen an der Frontlinie
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gekommen sein. Diese Atempause nutzten Marlborough und Prinz Eugen, die Hannoveraner und preußischen Bataillone unter Lottum aus der Frontlinie zu ziehen und sie durch Münsteraner, hessische, holländische und wallonische Truppen sowie frische Kontingente aus Hannover und Preußen aus Holstein-Becks Kommando zu ersetzen – was für die Infanterietaktik der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert deshalb unerhört war, weil derartige Manöver regelmäßig zu erheblicher Unordnung führten, von den Alliierten aber wie auf einem Exerzierplatz ausgeführt wurden.390 Vendôme führte kurz nach sieben Uhr abends in seiner wachsenden Verzweiflung die eigenen Truppen persönlich zu einem weiteren Angriff. Die Ermattung der Truppen Cadogans forderte nun ihren Preis. Vendôme konnte Herlegem und bald darauf Groenewald nehmen: Der Zusammenbruch des alliierten rechten Flügels stand mit der drohenden Folge des Verlusts der Pontonbrücken und dem Angriff in Argylles Flanke bevor.391 Prinz Eugen reagierte und griff auf Lottums (trotz ihres vorangegangenen Einsatzes im Vergleich zu Cadogans Einheiten) frische Einheiten zurück, die er auf den rechten Flügel zog, denen es um halb acht Uhr abends gelang, die Franzosen aufzuhalten, zurückzudrängen und Herlegem ebenso wie Diepenbeek wieder zu nehmen. Dann scheint es erneut zu einer Atempause gekommen zu sein. Auf der Seite der Alliierten standen von Browaan bis Schaerken 16 bis 18 Bataillone unter Holstein-Beck, 20 Bataillone unter Argylle hielten Schaerken und den halben Weg bis Groenewald, an die sich Cadogans und Lottums Truppen mit 36 Bataillonen anschlossen. Von den 114 Bataillonen alliierter Infanterie standen 74 im Kampf.392 Zwischen sieben und acht Uhr abends bestand für den jungen Oberkommandierenden der französischen Armee, Herzog von Burgund, noch die Chance, auf dem Feld östlich von Oudenaarde die wohl ruhmreichsten Feldherren der Alliierten, wenn nicht gar der Epoche zu schlagen. Der Ansturm gegen deren rechten Flügel hätte Aussicht gehabt, die Schlacht zu entscheiden. Diese Chance entschwand dem Herzog von Burgund mit dem schwächer werdenden Tageslicht. Kurz nach sechs Uhr hatte sich eine Kolonne aus 40 Bataillonen und 87 Schwadronen – darunter ein Großteil aus dänischen Eliteeinheiten zusammengesetzt – unter dem Kommando Feldmarschall Heinrich Graf Overkirks durch Oudenaarde gewunden und Bevere erreicht.393 Overkirk litt an Altersschwäche, er war nach eigenem Bekunden inkontinent,394 was seinem Ruf als energischem Kavallerieführer keinen Abbruch tat. Marlborough scheint Overkirk durch Aide de Camps oder field runner über die Lage unterrichtet zu haben, von der er sich aber alsbald selbst hat ein Bild machen können: Weit im Westen des Schlachtfelds verläuft von Bevere nach Norden eine Straße zum Ort Oyke Richtung Courtrai in einer Geländesenke, die Bewegungen den Blicken auf den Höhen von Huyshe entzieht.395 Auf dieser Straße rückte Overkirk mit seinen Truppen vor, als ihn ein Aide de Camp mit der Anfrage erreichte, er möge Infanterie zum Aufrollen des französischen rechten Infanterieflügels entsenden, was durch ein Detachement unter Generalmajor Wies mit acht niederländischen, schwei-
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zerischen und schwedischen Bataillonen geschah, die im rechten Winkel zur Straße nach Courtrai ostwärts in Linie abschwenkten. Nachdem sie die Schlossruine von Browaan passiert hatten, stießen sie auf der Flanke und im Rücken der Franzosen vor. Drei Bataillone Schweden und Holländer unter Woudenberg verlängerten die bestehende Linie, während drei Bataillone unter Wassenauers Brigade der Holländischen Garde zu Fuß und zwei Schweizer Veteranen-Bataillone sich um die Flanke der Franzosen drehten und ihnen in den Rücken fielen. Die Franzosen wichen unvermeidlich zurück.396 Auch auf dem rechten Flügel erlangten die Alliierten die Offensive zurück und versuchten einen Angriff vom Marollebeek auf die Position der Windmühle von Roijgem, die zu erreichen sie aber nicht allein die Abhänge der Anhöhe, sondern auch den Widerstand der Maison du Roi überwinden mussten, die dort Stellung bezogen hatten.397 Der Angriff hatte nur mit Kavallerieunterstützung Aussicht auf Erfolg. Lottum erbat von Prinz Eugen, Natzmers398 20 preußische Schwadronen vom rechten Flügel heranziehen zu dürfen, was dort zu einer gefährlichen Schwächung der ohnedies zahlenmäßig unterlegenen Reiterei geführt hätte.399 Marlborough war auch im Höhepunkt der Schlacht zu taktischen Detailmaßnahmen in der Lage und gab Lumleys Reiterei, die vor Bevere durch das Eintreffen Overkirks verzichtbar geworden war, für den rechten Flügel frei, und Natzmers Kavallerie ritt gegen sieben Uhr abends durch die Reihen Lottums im rechten Winkel der Straße nach Gent400 und griff die französischen Truppen an, von denen aber zwei Bataillone die Kavallerie unter heftiges Feuer zu nehmen begannen. Den Preußen gelang es, eine kleine Batterie leichter Feldgeschütze zu nehmen, sie wurden dann aber von einigen Schwadronen der Maison du Roi angegriffen und nach einem blutigen Kampf Mann gegen Mann mit Verlusten von 60 Prozent ihrer Stärke zurückgeworfen.401 Der Erfolg blieb dem Angriff versagt, weil Natzmer es unterlassen hatte, die Kavallerie mit der Infanterie Lottums zu koordinieren und auf eigene Faust gehandelt hatte. Aber immerhin hatte Natzmers, im Sinne von unmittelbarem Erfolg gesehen, sinnloser Angriff doch bewirkt, dass die Franzosen alle Aufmerksamkeit ihrer Linke dem Osten zuwandten.402 Die Vorbereitung des coup de grâce durch Overkirk traf das französische Oberkommando so völlig unvorbereitet. Um halb acht Uhr erreichte Marlborough ein Bote Overkirks, der um Erlaubnis bat, von der erreichten Position hinter Oycke die Franzosen bei Roijgem angreifen zu dürfen, was Marlborough damit beantwortete, Overkirk solle versuchen, in den Rücken der Franzosen zu gelangen.403 Der linke Flügel unter dem Kommando des Prinzen von Oranien und der von Oxienstierna und Hompesch kommandierten Infanterie wandte sich nun auf der Höhe von Huyshe nach Osten,404 während der rechte Flügel mit der Kavallerie unter Graf Tilly und der Infanterie unter Heuckelom gegen Roijgem405 vorrückte. Die Franzosen versuchten, sich in Huyshe zu verschanzen, mussten aber unter den Salven der holländischen Truppen Generalmajor Oxienstiernas zurückweichen. Die französische Kavallerie mit den Maison du Roi wurde von der dänischen Reiterei unter Graf Tilly angegriffen, die bereits über die französische Eliteeinheit bei Ramillies
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den Sieg davongetragen hatte.406 Marlborough befahl Holstein-Beck, mit Wies Einheiten an seiner Linken über den Diepenbeek zu gehen und den Druck auf den rechten Flügel der Franzosen zu erhöhen, der zusammenbrach, als einige Schwadrone, die Tilly detachierte, in ihrem Rücken auftauchten. Die französische Rechte wurde in einer großen Tasche eingeschlossen.407 Overkirk erreichte abends um halb acht Roijgem. Die Masion du Roi mit dem Rest der französischen Kavallerie befand sich auf einem fluchtartigen Rückzug.408 Um diese Zeit hatte Vendôme wohl noch nicht wirklich von dem Debakel erfahren, welches das Hauptquartier des Herzogs von Burgund befallen hatte, und führte seine Truppen zwischen Herlegem und Groenewald mit der Partisane in der Hand noch einmal zum Angriff gegen Lottums Preußen und Hannoveraner vor. Durch die Hecken und Gräben behindert, ohne ausreichende Munition, die sie sich aus den Taschen Gefallener409 zu besorgen versuchten und von Cadogans Truppen in der rechten Flanke angegriffen, blieb den Franzosen nur übrig zurückzuweichen.410 Ein letzter Versuch Vendômes, die Hilfe Burgunds zu erlangen, blieb erfolglos. Gegen neun Uhr war der französische Widerstand weitgehend gebrochen. Es begann zu nieseln. Durch den Regen versuchten vereinzelte Franzosen zu entkommen. Einzig Vendôme verlor nicht seine Courage.411 Wohl in Huyshe traf der pulvergeschwärzte, durchnässte Vendôme auf den Herzog von Burgund und forderte, die Truppen auf der Linie Wannagem über Lede nach Huyhe zu sammeln und am nächsten Morgen die Schlacht wiederaufzunehmen. Obwohl Burgund dies zunächst selbst für sinnvoll gehalten hatte, schloss er sich Puysegur und Matignon an, die für einen Rückzug votierten. Dies fand bis auf den Comte d’Evereux, der zu Vendôme hielt, die Zustimmung des Stabs, was Vendôme dazu brachte, Burgund ins Gesicht zu sagen, man müsse dann eben den Rückzug antreten, den Burgund lange begehrt habe.412 Mit dem einsetzenden Regen legte sich die Dunkelheit früher als an diesem Sommertag zu erwarten gewesen wäre über das Feld, und die Sicht nahm ab. Nahe der Windmühle von Roijgem schlossen holländische und britische Truppen eine französische Einheit ein und begannen zu feuern. In der Dämmerung konnten die britischen Fusiliere das Grau der Holländer nicht von dem der Franzosen unterscheiden, und Prinz Eugen eilte herbei, um zu vermeiden, dass durch „friendly fire“ Verluste und damit Spannungen unter den Verbündeten hervorgerufen würden.413 Die Lage auf dem Feld wurde immer unüberschaubarer. Die eingeschlossenen Maison du Roi sammelten Versprengte und nutzten die Dämmerung zu einem Ausbruch.414 An einer anderen Stelle ließ Prinz Eugen auf französische Einheiten, die noch Widerstand leisteten, hugenottische Offiziere zugehen, die mit dem Ruf „A moi Picardie,“ oder „A moi Rousillon“ den Widerstand der Geschlagenen durch List überwandten.415 Im Schutz der Dunkelheit konnten aber die meisten Truppenmitglieder, die wie die Kavallerie De Rozels in der Schlacht nicht zum Einsatz gekommen waren, den Rückzug antreten, zwar unter Zurücklassung von Depots, Waffen und Verwunde-
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ten, aber doch ohne entscheidend geschlagen worden zu sein: Einzelne Einheiten – es war immerhin die Rede von 40 Bataillonen416 – waren schwer angeschlagen, und die Trupps Fliehender waren dem Schrecken von Marodeuren und Banden von Plünderern ausgesetzt, wie sie stets nach Schlachten die Gegend unsicher machten und sich unvermeidlich zwischen die Franzosen und ihre Rückzugslinie legten.417 In der Dämmerung konnte Marlborough auf der Anhöhe der Windmühle von Roijgem durch das erbeutete Teleskop Burgunds die Absetzbewegungen der Franzosen bei Aspern und Gavre beobachten und sah, dass keine Postenketten aufgestellt waren.418 30 Schwadronen unter Bülow, die an den Kämpfen nicht teilgenommen hatten, ergänzt durch 10 relativ frische Schwadronen unter Lumley, wurden von Prinz Eugen und Marlborough zur Verfolgung gesandt, wobei sie auf nennenswerten französischen Widerstand durch eine Nachhut aus Grenadiereeinheiten, die durch 25 Schwadronen unter De Rozel unterstützt wurden, stießen. Dabei erlitten die Alliierten Verluste, die französischen Verluste waren aber exorbitant hoch: Allein das Regiment De Risbourg verlor zwei Kompanien durch Gefangennahme.419 Die Alliierten hatten am 11. Juli 1708 3 000 Tote und Verwundete eingebüßt.420 Die Schätzungen über die französischen Verluste gehen weit auseinander: Sie reichen von 4 200 bis 6 000, nach einer Quelle bis hin zu 9 000 Gefallenen. Viele Deserteure konnten nach Marlboroughs Berichten in die Reihen der Regimenter der Alliierten eingestellt werden.421 56 Fahnen und 52 Standarten hatten die Truppen der Großen Allianz erbeutet, aber nur zehn Geschütze.422 Der Effekt der extrem verbittert ausgetragenen Schlacht war trotz des Umfassungsmanövers Overkirks daher nicht so durchschlagend wie der Höchstädts oder gar Ramillies. Die französische Armee blieb trotz der Erschütterung durch die Niederlage intakt. Die Wirkung der Schlacht lag im Wesentlichen in der Erschütterung, zwar nicht der Moral der französischen Truppen, aber der ihres Oberkommandos. Die Optionen der kriegsführenden Parteien nach der Schlacht: Die Stunde Marschall Vaubans
Marlborough und Prinz Eugen ritten nach Oudenaarde, wo sie im Beisein der Felddeputierten – die für Marlborough während der Schlacht als Verbindungsleute zum linken Flügel gewirkt hatten423 – van Goslinga und Gueldermalsen sowie der Generäle Overkirk, Dopff und Cadogan424 mit Chanclos konferierten. Marlborough bewirtete den gefangengenommenen Generalleutnant Biron. Das Gespräch kam auf den Chevalier de St. George (Young Pretender). Birons Berichte über dessen tadelloses Verhalten an der Seite des Herzogs von Burgund gerieten zu Marlboroughs Zufriedenheit, der nie völlig mit den Jakobiten gebrochen hatte. Biron wurde auf Ehrenwort nach Versailles beurlaubt, um zu Ludwig XIV. wegen Aussichten eines Friedensschlusses
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vorzufühlen.425 Später zog sich Marlborough in die Zitadelle zurück, um Nachrichten an Godolphin und weitere Politiker zu verfassen.426 Die Herzöge von Burgund, Berry und der Pretender ritten in den frühen Stunden des 12. Juli 1708 in Gent ein; Vendôme folgte um neun Uhr nach.427 Sie waren geschlagen, und die Moral der Armee war beeinträchtigt. Aber der Sonnenkönig konnte nach wie vor auf 70 bis 80 000 Mann in den Spanischen Niederlanden setzen. Zudem war die Artillerie bei Gavre gerettet worden.428 Hinzu kam, dass die Vorhut der Armee Berwicks am 12. Juli 1708 den Sambre überschritt; wo Berwick von der Niederlage hörte und nach einer Konferenz mit Bernieres in Tournai erfuhr, dass die 80 000 Mann, auf die Vendôme sich stützen konnte, auf Kosten von Garnisonen der Festungen gegangen waren. Er entstandte daher sogleich seine Kavallerie nach Mons, um in diese Hauptfestung eine Garnison zu legen,429 und schickte Infanterie nach Valenciennes, während er 9 000 Versprengte der Armee Vendômes an sich zog. Berwick opponierte energisch dagegen, Marlborough und Prinz Eugen erneut entgegenzutreten, da damit die Sicherheit der französischen Grenze im Fall eines Misserfolgs aufs Spiel gesetzt würde, sondern bestand auf der Verstärkung der Garnisonen von Ypern und Lille.430 Auch der Sieg von Oudenaarde änderte daher an der Gesamtlage eines strategischen Patts zwischen Ludwig XIV. und den Alliierten nicht viel. Zwar schlug der englische Feldherr jetzt vor, in das Innere Frankreichs einzudringen, was sogar als die Absicht eines Angriffs auf Paris ausgelegt worden ist. Auf der alliierten Seite trat Prinz Eugen Marlboroughs Vorschlag entgegen, unterstützt durch einen Raid der englischen Flotte, die ein ursprünglich für Spanien bestimmtes, auf der Isle of Wight unter Generalleutnant Erle431 stationiertes Korps bei Abbeville an Land setzen und logistisch hätte unterstützen sollen, auf Paris zu marschieren und dem Krieg ein Ende zu bereiten.432 Prinz Eugen konnte sich dabei auf die militärischen Wagnissen immer ablehnend gegenüberstehenden Generalstaaten stützen. Sowohl das politische Interesse des Kaisers an der Eroberung der Spanischen Niederlande als auch der Generalstaaten an der Rückgewinnung der Festungen des Barrieregürtels gewann damit die Oberhand über die Entwürfe Marlboroughs.433 Marlborough beschrieb diese Lage in einem Brief vom 26. Juli 1708 an seinen Freund Godolphin, in dem er Lord Treasurer mitteilte, dass Prinz Eugen sich mit der Begründung gegen offensive Maßnahmen erklärte, die Holländer wären dafür auf keinen Fall zu haben. Die Verbündeten hielten ein Vorgehen auf Paris für aussichtslos: Die Landeseinwohner würden sich mit ihren Habseligkeiten in die festen Plätze flüchten, man würde in eine Wüste kommen und in schachbrettförmig aufgebaute Festungsreihen geraten. Marlborough selbst sah, das der Hauptvorteil des Siegs von Oudenaarde die moralische Erschütterung des feindlichen Heers war. Der Akzent des Feldzugs verlagerte sich, wie es Delbrück zutreffend bemerkt hat, auf die Belagerung Lilles, der gegenüber die vorangegangene Feldschlacht in den Hintergrund trat. Obgleich Marlborough und Prinz Eugen unzweifelhafte Sieger der
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Schlacht von Oudenaarde waren, obgleich die Armee von Prinzen Eugen im Anzug war und Marlborough gerne die Entscheidung in einer weiteren Schlacht gesucht hätte, fühlte er sich weder sofort noch später fähig, eine Entscheidung unter allen Umständen zu erzwingen und den taktischen Erfolg zur Vernichtung der feindlichen Armee auszunutzen. Nach dem Kriegsrat verlegten sich die Alliierten zu einer Ermattungsstrategie im großen Stil, die nur mit höchstem Aufgebot der Kräfte auf beiden Seiten zu bewerkstelligen war. Schon die blutige Belagerung und Einnahme von Menin nach der Schlacht von Ramillies ließ erkennen, dass der Krieg wie in seinen ersten Jahren mit den Belagerungen von Bonn, Huy und Landau sich vom Schlachtfeld in die Gräben des Belagerungskriegs verschieben würde. Die Schlacht von Oudenaarde wurde von vielen Zeitgenossen nur als „encontre“, als konfus,434 zufällige Begegnung, verstanden.435 Nach der Schlacht von Oudenaarde wurde der Krieg nur noch im Festungsgürtel ausgetragen, den der Sonnenkönig in seiner Regierungszeit hatte erobern und ausbauen lassen. Die Schlacht von Malplaquet, von der zu handeln sein wird, bestätigt nur den – in Begriffen des 20. Jahrhunderts vielleicht unglücklich formulierten – Übergang vom Bewegungs- zum Stellungskrieg. Allerdings hoffte, wie ein Brief an Prinz Eugen vom 16. August 1708 zeigt, Marlborough, dass die Belagerung nur Mittel zu dem Zweck sei, die Franzosen zur Schlacht zu nötigen436 und den Weg nach Frankreich freizukämpfen – was an der klugen Vermeidungsstrategie Villars scheiterte. Gewiss spielte die französische Feldarmee noch eine Rolle und gewann mit Marschall Villars einen Führer von noch höherer Begabung, als sie Vendôme besaß, jedenfalls einen Kommandeur mit Verständnis für die strategische Lage. Aber bedeutende Teile der französischen Armee bezogen Stellung in den Festungen von Ypern bis Mons. Marlborough und Prinz Eugen traten nun Marschall Vauban und seinem Werk entgegen. Vauban hatte dem Königreich Frankreich Zeit verschafft; denn die Belagerung seiner Festungen, an die die Alliierten nun schreiten mussten, war nur unter hohem Zeitaufwand und unter Einsatz erheblicher Sach- und Geldmittel zu leisten. Die finanziellen Mittel des Sonnenkönigs waren dabei überwiegend schon vor Jahren aufgebraucht. Frankreich litt unter den nun seit 20 Jahren beinahe ununterbrochen andauernden Kriegen; seine Mittel waren erschöpft und das Volk hungerte. Aber der Festungskrieg brachte eine gewisse Erholung und die Möglichkeit, die auf dem Schlachtfeld bis dahin unbesiegbaren Alliierten einen Zermürbungskrieg aufzuzwingen, dessen politische Auswirkungen auf die bereits bestehenden Friktionen in der Großen Allianz absehbar waren. Villeroi und Vendôme hatten auf den Schlachtfeldern verloren; Marschall Vauban gewann den Krieg für den Sonnenkönig. Denn jede eroberte Festung würde die Bewegungsfreiheit der Alliierten weiter einschränken, da sie in die Plätze Besatzungen legen und diese versorgen mussten, was die Feldarmee zwangsläufig reduzieren würde. Trotz ihrer Niederlage behaupteten sich die Franzosen nun, anders als zwei Jahre zuvor nach der Katastrophe von Ramillies, in Flandern und hielten sich zunächst in
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Brügge und Gent. Die Alliierten, außerstande, sie dort in ihren Befestigungen anzugreifen, beschlossen, Lille zu belagern. Sie ließen damit die französische Hauptarmee gewissermaßen, wie es Hans Delbrück formuliert hat, hinter sich. Bis tief in den Winter zog sich die Belagerung der Stadt, und nach dem Fall der Stadt noch der Zitadelle hin. Die gewaltige französische Armee kam angerückt, marschierte rings um die Belagerer herum, um eine Angriffsstelle zu finden, sah aber schließlich die Verschanzungen, durch die sich die Belagerer gedeckt hatten, die Zirkumvallationslinie unangreifbar. Einstweilen erschien es so, als hätten die Truppen der Großen Allianz auf dem flandrischen Kriegsschauplatz die Bewegungsfreiheit zurückerlangt, die sie nach Ramillies innehatten: Zwei Tage nach der Schlacht setzte Lottum Berwick nach. Lottum erreichte vor Berwick am 15. Juli 1708 die Erdwerke, die von Ypern an die Lyk reichten.437 Er konnte dessen Linien ohne Widerstand durchbrechen, die die Franzosen bei Ypern an der Lys errichtet hatten. Marlborough zog hinter Lottum her, während Prinz Eugen zu seiner Armee zurückgekehrt war, wo er begann, Belagerungsgerät zu sammeln.438 Die Belagerung von Lille
Lille liegt an der Deûle im französisch sprechenden Teil der Grafschaft Flandern. Die aufgrund der Tuchproduktion reiche Stadt war 1667 von Ludwig XIV. erobert und im Frieden von Aachen 1668 Frankreich zugeschlagen worden. 1708 war Lille nach Paris die zweitgrößte Stadt Frankreichs.439 Der Verlust dieser auf französischem Gebiet liegenden Großstadt war nicht nur eine Prestigefrage, sondern für den Sonnenkönig mit erheblichen Einbußen an Steueraufkommen verbunden. Marlborough erwartete daher, dass bereits der Versuch einer Eroberung Lilles die Franzosen zu einer Schlacht zwingen würde.440 Lille war ebenso wie Menin eines der Hauptwerke der Festungsbaukunst Vaubans. Die Stadt war mit Bastionen und Ravelins befestigt. Zwei Hornwerke waren an ihrer nordwestlichen und nordöstlichen und weitere zwei Hornwerke an ihrer südöstlichen Flanke errichtet. Im Westen befand sich die pentagonal bastionierte, mit zahlreichen Ravelins und Lunetten schwer befestigte Zitadelle. Marlborough ging davon aus, dass der Besitz der Stadt von unschätzbarem Wert für die Alliierten sein und ein Einfallstor nach Frankreich bieten werde. Die Stadt konnte eingenommen werden – wenn nur der Belagerungstrain rechtzeitig herbeigebracht werden könnte.441 Die Belagerung einer so großen und wohlbefestigten Stadt setzte erhebliche Anstrengungen voraus, da der hierfür erforderliche Bedarf nicht von einer Feldarmee mitgeführt wurde.442 Der Fortbestand der französischen Feldarmee mit der Entsatzdrohung bedurfte auf alliierter Seite besonderer Schutzvorkehrungen.
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Karte: Sandra Hülsmann
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Allerdings stand den Franzosen immer noch ein Militärpotential von 110 000 Mann auf dem flandrischen Kriegstheater zur Verfügung, denen die Große Allianz 100 000 Mann entgegenzusetzen hatte. Dieser zahlenmäßige Nachteil wurde aber dadurch ausgeglichen, dass das französische Oberkommando nach wie vor zerstritten und zu energischen Maßnahmen außerstande war: Berwick und Vendôme standen nicht auf gutem Fuß, und der Herzog von Burgund war nach Oudenaarde der Sache nach nicht mehr handlungsfähig.443 Prinz Eugen operierte vor Brüssel, um die Stadt gegen Vendôme abzuschirmen, während Marlbough bei Menin lag.444 Es wurde zwischen beiden vereinbart, dass Prinz Eugen die Belagerung führen und Marlborough die Deckung gegen einen Entsatzversuch gewährleisten solle,445 der von Vendôme von Ypern aus dem Norden oder Berwick von Mons aus dem Westen unternommen werden konnte. Wieder war es der Generalquartiermeister Cadogan als dem Cheflogistiker der englischen Armee, dem die Sammlung von FahrOstende zeugen und Belagerungsmaterial anvertraut Brügge wurde. Er requirierte jeden greifbaren Karren, Oudenberg jeden Ochsen, jedes Maultier und jede SchauLeffinghe Slype fel, derer er in Brabant habhaft werden konnNieuport Wynendael te und stellte in Brüssel einen großen Konvoi von Karren, die von 8 000 Pferden, MaultieThourout Dixmuide ren und Ochsen gezogen wurden zusammen, der Brüssel am 22. Juli 1708 Richtung Menin Roulers unter Deckung einer Kavallerieeinheit unter r ÜberschwemmungsYse s Earl of Albemarle verließ. Ein Detachement gebiet Ly aus Menin wurde nach Pottes an der Schelde Courtrai Ypern gesandt, um den Konvoi nach Norden hin zu sichern, während Prinz Eugen im Süden Warneton Menin manövrierte, um Berwick von einer Intervention abzuhalten. Beide französischen Marschälle hielten still.446 Am 25. Juli 1708 hatte der Konvoi nach 70 Meilen Menin erreicht, Lille ohne dass Vendôme oder Berwick sich ihm entgegengestellt hätten. Ludwig XIV. war Karte 20: Kommunikationslinien über die Nachrichten mehr als alarmiert zwischen Ostende und Lille (1708) und entsandte Marschall Bouffler nach Lille, der dort am 28. Juli 1708 mit einer kleinen Eskorte eintraf und von der Bürgerschaft mit Jubel begrüßt wurde – die Erfahrungen im Frankreich des Sonnenkönigs müssen trotz der Entbehrungen aufgrund der Kriege erheblich besser gewesen sein als die unter der Herrschaft der ja buchstäblich in der Person Karl II. dahinsiechenden Dynastie der spanischen Habsburger.
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Louis-François Bouffler stammte aus einer alten Adelsfamilie der Picardie. Er zeichnete sich unter Condé, Turenne, Créqui, Luxembourg und Catinat in den Kriegen Ludwigs XIV. seit 1672 so aus, dass er 1693 zum Marschall und zum Herzog und Pair ernannt wurde. Am 15. Oktober 1688 rückte er im Pfälzischen Erbfolgekrieg mit 20 000 Mann gegen die Festung Mainz vor. Trotz neuer Befestigungsanlagen kapitulierte Kurfürst Anselm und der Schlüssel des Reichs, wie Mainz bezeichnet wurde, fiel für nahezu ein Jahr in französische Hand. Im Gefolge Boufflers befanden sich der Marquis de Surville, der als erfahrener und wagemutiger Infanteriekommandeur bekannt war sowie der Marquis de Frequeliére, der mit Bravour und Geschick die französische Artillerie in der Zweiten Schlacht von Höchstädt kommandiert hatte.447 Bouffler ging sogleich systematisch ans Werk und ließ die größeren Gebäude außerhalb Lilles befestigen und mit dichten Hecken von Verhauen versehen. Blockhäuser wurden errichtet und kleinere Gebäude ebenso wie Gärten und andere Pflanzungen beseitigt, um das Schussfeld vor der Festung zu bereinigen und den Belagerern jede Deckung zu nehmen.448 Am 2. August 1708 ließ Marlborough von seinem Haupquartier in Wervicq aus unter der Aufsicht von Cadogan einen weiteren großen Konvoi von 3 000 Wagen zusammenstellen, die von 16 000 Tieren gezogen wurden und neben Belagerungsmaterial aller Art 154 Kanonen und große Mörser einschlossen. Der 20 km lange Konvoi wurde wieder von Albemarle gedeckt. Nachdem er am 4. August mit Prinz Eugen konferiert hatte, sandte er weitere 25 Schwadronen und 25 Bataillone zur Deckung des Konvois, der nun von 50 000 Mann geschützt wurde.449 Am 6. August 1708 verließ der Konvoi mit schweren vierrädrigen Planwagen, zweirädrigen Karren und aufgeprotzten Geschützen Brüssel in Richtung Süden unter einem eisernen Vorhang von Infanteriekolonnen unter Prinz von Hessen-Kassel und einer Kavallerienachhut von sechs Schwadronen. Nachdem der Konvoi in den frühen Morgenstunden des 7. August Soignies erreicht hatte, schwenkte er westwards nach Enghien und Ath, wo er unter dem Schutz der Armee Prinz Eugens seinen Weg fortsetzte.450 Marlborough hatte ein Kontingent von 30 Schwadronen unter dem Herzog von Württemberg nach Oudenaarde in Marsch gesetzt, dem es gelang, ein 12 000 Mann starkes französisches Detachement zurückzuweisen, das den Gent-Brügge Kanal überquert hatte und Richtung Ninove vorgerückt war.451 Am 8. August 1708 überquerte der Konvoi die Dender bei Ath und zwei Tage später auf einer vorbereiteten Pontonbrücke die Schelde bei Pottes. Ohne Verluste erreichte der Konvoi am 12. August 1708 zur großen Erleichterung Marlboroughs Menin, der sah, dass die schwere Artillerie in Sicherheit war.452 Unterdessen hatten Johann Friso, der Prinz von Oranien-Nassau und Generalleutnant Wood ihre Truppen zur Belagerungsarmee beim Dorf Marguette unmittelbar vor den Toren Lilles zusammengeführt. Bouffler ließ die Vorstädte in Brand setzen. Am folgenden Tag erreichte eine Brigade Infanterie auf Befehl Berwicks Lille. Bouf-
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fler verfügte nun über 20 Bataillone und sieben abgesessene Dragonerschwadronen, mit denen die Garnison unter Einschluss von 2 000 Mann Miliz auf eine Stärke von 15 000 Mann gebracht wurde, die über 60 schwere Geschütze verfügten.453 Prinz Eugen befahl am 11. August 1708 den Sturm auf das Außenwerk der Abtei von Marquette, die von britischen und niederländischen Truppen eingenommen wurde. Der Sturm zielte auf die Hornwerke im Nordwesten vor den Toren von St. Mark und St. Magdalene, die an der Straße lagen, die von Menin her führte, und sich daher als Ziel für die Belagerungsarbeiten anboten, zumal sich im Norden der Stadt die Wasser der Deûle am besten kontrollieren ließen, um den Stand der Wassergräben niedrig zu halten.454 Die Bürgerschaft entsandte kurz nach dem Angriff auf die Marquette Abtei eine Delegation zu Prinz Eugen, um ihn darum zu ersuchen, von einem Bombardement der Stadt abzusehen, was er schon mit Blick auf die Teilnahme der Miliz an der Verteidigung ablehnte. Die Feuerpause nutzten alliierte Offiziere, um die Verteidigungsanlagen vor den Toren von St. Mark und St. Magdalene näher in Augenschein zu nehmen, was französische Offiziere Prinz Eugen gegenüber als Bruch der Etikette rügten, der aber nur die Achseln zuckte.455 Der (gute) Ton, der Prinz Eugen in den Türkenkriegen beigebracht wurde, unterschied sich deutlich von dem auf dem flandrischen Kriegstheater. Am 12. August 1708 schwärmten 34 Schwadronen unter Cornelius Wood rund um Lille und entblößten das Umland von allem noch für die Garnison nutzbaren Nachschub. Prinz Eugen schloss die Festung mit 50 Bataillonen ein, die mit der Errichtung einer etwa drei Meter hohen und 14 km langen, mit einer Parapet und Graben versehenen Zircumvallation begannen, die trotz großer Hitze bis zum 21. August 1708 vollendet wurde. Zwischenzeitlich hatte am 17. August 1708 die Belagerungsartillerie unter Bedeckung von 5 000 Mann das Lager erreicht, wo hektisch an den Plattformen für die Geschütze gearbeitet wurde. Die Garnison beschoss während dieses ganzen Zeitraums fleißig die Belagerer, wobei das Zelt des Prinzen von Oranien-Nassau getroffen und ein Diener von einer Kanonenkugel getroffen wurde; sein Herr war über und über mit Blut bedeckt. Der Beschuss hielt die Belagerungsarbeiten aber nicht ernstlich auf, sodass in der Nacht des 22. August 1708 nach Arbeiten von 4 000 Schanzenden, die von 16 Bataillonen und neun Schwadronen gedeckt wurden, die erste Parallele geöffnet werden konnte.456 Niederländischen Truppen gelang es am 24. August 1708 in einem Überraschungsangriff eine befestigte Wassermühle und eine fortifizierte Kapelle nahe des Tors von St. Magdalene einzunehmen, die aber bei einem Ausbruch von 400 Freiwilligen zwei Tage später zurückgenommen und niedergebrannt wurden.457 Als am darauffolgenden 25. August 1708 das Bombardement aus 120 schweren Kanonen, 20 Haubitzen und 40 großen Belagerungsmörsern eröffnet wurde, stellte sich alsbald heraus, dass die Geschütze schlecht positioniert waren und kaum Wirkung entfalten konnten, wobei in großem Umfang Munition verschwendet wurde. Oberst
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du Mée und Oberst des Rocques, dem von den Generalstaaten als Nachfolger des 1704 verstorbenen Coehoorns ernannten Generaldirektor der niederländischen Festungen, waren dennoch zuversichtlich, die Festung in zehn Tagen zur Übergabe zwingen zu können.458 Allerdings bestanden zwischen beiden Rangstreitigkeiten, die sich nachteilig auf den Fortgang der Belagerung auswirkten.459 Entschiedene Instruktionen des Sonnenkönigs, alles zur Rettung Lilles zu unternehmen, rissen Vendôme, Burgund und Berwick aus ihrer Untätigkeit. Während Vendôme und Burgund südwärts den Gent-Brügge-Kanal überquerten, verließ Berwick mit seiner Armee Mons. Die Armeen wurden am 29. August 1708 bei Grammont nahe der Dender zu einer Stärke von 110 000 Mann zusammengeführt, die am 3. September 1708 vorbei an Orchies entlang der Straße von Douai zwischen der Deûle und der Marque nach Norden auf Lille vorrückten. Marlborough zog ihnen entgegen. Vendôme entschied, die Stunde sei zu weit vorgeschritten, sodass ein Angriff nicht mehr sinnvoll sei.460 Marlboroughs rechte Flanke wurde durch das sumpfige Ufer der Deûle bei Noyelles, seine linke Flanke durch die Marque bei Peronne gedeckt. Vor seiner Front lagen Obstgärten und Hecken. Vendôme bestand am 4. September 1708 auf einem sofortigen Angriff, der aber von Berwick und Burgund kategorisch abgelehnt wurde; es gingen Boten nach Versailles ab, um die Angelegenheit dort entscheiden zu lassen, was Marlborough Zeit gab, sich mit einem etwa vier Meter breiten und zwei Meter tiefen Graben vor seiner Front zu verschanzen und das vor der Frontlinie liegende Dorf Ennetiéres festungsartig auszubauen. Die Einigkeit zwischen Marlborough und Eugen auf der einen Seite erlaubte trotz aller Widrigkeiten die Durchführung der Belagerung. Die Uneinigkeit der französischen Feldherren, des Thronerben, des jungen Herzogs von Burgund mit dem an seine Seite gesetzten Marschall Vendôme, zu denen dann als dritter, wiederum selbstständiger Führer, noch der Herzog von Berwick trat, erzwang es, immer wieder die Entscheidung des Königs einzuholen. Ludwig XIV. verlangte sogar ausdrücklich, dass kein wichtiger Entschluss gefasst werde, ohne seine Befehle einzuholen. Das bewirkte eine lähmende Langsamkeit der Entscheidungsfindung und -umsetzung. Die Alliierten konnten damit trotz der Nähe der sie umgebenden feindlichen Hauptarmee die Belagerung durchführen,. Rekognoszierungen der französischen Generalität am 5. und 6. September 1708 zeigte, dass die Chance verpasst war, Marlboroughs Armee zu schlagen und die Belagerung aufzuheben.461 Berwick schrieb an Chamillart, es sei traurig, Lille fallen zu sehen. Die zu erwartenden Verluste der Belagerer ließen aber erwarten, dass danach die Alliierten zum Stehen gebracht werden könnten. Ludwig XIV. war außer sich und befahl seinem Enkel ausdrücklich, die Linien anzugreifen, da es unehrenhaft sei, bei der Einnahme Lilles durch die Alliierten einfach zuzusehen. Berwick, der mit Vendôme nicht mehr auskam, legte sein Kommando nieder und blieb als Berater beim Herzog von Burgund, der den ihm befohlenen Angriff nicht unternahm.462
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Der Rücken der Belagerungsarmee war damit frei – in der sich eine große Zahl adeliger Schlachtenbummler, wie der Landgraf Karl von Hessen-Kassel und Kurfürst August der Starke, aufhielten463 –, die Parallelen zogen sich immer länger um die Festung und die in ordentliche Position gebrachte Belagerungsartillerie zeigte mit dem Schlagen einer Bresche an der Nordseite der Befestigungen Wirkung. Prinz Eugen ordnete am 7. September 1708 einen Generalsturm auf die Tore St. André und St. Magdalene auf beiden Seiten der Deûle an, zu dem 15 000 Mann zusammengezogen wurden,464 die auf das vereinbarte Signal, das Feuer dreier Kanonen in rascher Folge, auf die Bresche zustürmten, wo sie von heftigem Musketen- und Kartätschenfeuer und vier Minen der Franzosen empfangen wurden. Die Kontrescarpe wurde an einigen Punkten erreicht und Pioniere brachten Faschinen heran, um den Stürmenden Schutz zu bieten. Am darauffolgenden Morgen bedeckten auf beiden Seiten der nach vorne führenden Sappe zwischen der dritten Parallele und der Kontrescarpe Körper der gefallenen alliierten Soldaten vollständig das Gras des Glacis: Die Belagerer hatten 3 000 Mann verloren. Lilles Garnison hatte kaum Verluste eingebüßt.465 Bei einem Gegenangriff der Garnison früh am 8. September 1708 wurde der Duke of Argylle beinahe gefangengenommen und zwei alliierte Bataillone zerstreut; Prinz Eugen scheute kein persönliches Risiko, wie Goslinga berichtet, der seine Kaltblütigkeit hervorhob.466 Immerhin erfuhr Marlborough rechtzeitig davon, dass dreißig französische Schwadronen detachiert worden waren, um den von Generalmajor Pascal mit acht Bataillonen eskortierten dritten Konvoi, der südlich Brüssels auf Menin hin zog, abzufangen, und sandte wiederum den Earl of Albemarle ebenfalls mit dreißig Schwadronen zur Abschirmung des Nachschubs, der das alliierte Lager am 11. September 1708 erreichte.467 Vendôme, der erfahren hatte, dass der Sturmversuch ein blutiger Fehlschlag war, unterzog den Vorposten in Ennetiéres einem derart heftigen Bombardement, dass Marlborough einen Angriff befürchtete und sich am 15. September 1708 von Prinz Eugen Verstärkung aus den Belagerungsgräben schicken ließ. Anstelle eines Angriffs zog sich die französische Armee aber auf Tournai zurück, um zu versuchen, die Belagerung durch Unterbindung des Nachschubs der Belagerer zu behindern.468 Marlborough empfand die Bedrohung durch die zahlenmäßig überlegenen Franzosen und schrieb am 1708 an seine Frau Sarah, er sehe sich in der Galeere und müsse nun einmal rudern, bis der Krieg zu Ende sei.469 Ein Angriffsversuch Comte de la Mottes gegen Brüssel, der den Gent-Brügge Kanal überschritt, konnte durch entschlossenes Handeln Generalmajor Murrays abgewehrt werden, der mit vier Bataillonen und sechs Schwadronen kaiserlicher Kavallerie dem Franzosen entgegenging, während Vendôme seine Armee an den Übergängen der Schelde positionierte und Oudenaarde beobachtete. Nachdem 5 000 britische Soldaten als Verstärkung in den Gräben vor Lille eingetroffen waren, führte Prinz Eugen in eigener Person am 20. September 1708 einen erneuten Sturm auf die Tore St. Mark und St. Magdalene an. Die Breschen waren noch nicht hinlänglich weit und der Garnison gelang es, die Belagerer zurückzuschlagen, die
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dabei einen Verlust von 2 000 Mann erlitten; Prinz Eugen wurde dabei an der Stirn verwundet. Am darauffolgenden Tag wurde er von seinem besorgten Freund Marlborough besucht, der sehen konnte, dass sein Waffengefährte ernstlich, aber nicht tödlich verwundet war. Marlborough sah sich aber doch mit einer weiteren Bürde der Leitung der Operationen während der Rekonvaleszenz des kaiserlichen Feldherrn belastet – und die Dinge standen dort nicht zum Besten.470 Zwar gelang es Marlborough, am 23. September 1708 durch einen Angriff auf das Tenaillon an der Ostseite der Festung das Werk einzunehmen und gegen französische Gegenangriffe zu behaupten, aber dieser Teilerfolg konnte Marlboroughs Besorgnisse nicht beruhigen, denn der Erfolg der Belagerung stand überhaupt in Frage: Du Mée und Des Rocques waren zunächst zu optimistisch, und im Fortgang der Belagerung stellte sich heraus, dass beide schlechthin durch die an sie gestellten Aufgaben überfordert und alsbald überarbeitet waren. Die Bombardements hatten noch nicht die zu erwartenden Ergebnisse erbracht, aber die Munitionsvorräte waren durch die 160 Geschütze bis zur Neige aufgebraucht worden. Ohne Nachschub musste die Belagerung aber aufgehoben werden.471 Tief im französischen Festungsgürtel drohte den Belagerern die Blockade durch die französische Feldarmee,472 sie drohten in den Gräben zu verhungern, bevor die Belagerten aufgeben mussten.473 Um Nachschub aus England herbeiführen zu können, waren die Alliierten auf die Komunikationslinien über den Ärmelkanal angewiesen, die durch die Festung Ostende sichergestellt wurden, zu deren Schutz Marlborough Erle herbeibefahl. Dieser sollte einen neuen Konvoi mit der dringend benötigten Munition heranführen, hatte aber zu dessen Deckung nur 12 Bataillone mit knapp 6 000 Mann. Marlborough detachierte zur Begleitung des Konvois Generalmajor John Richmond Webb mit 12 weiteren Bataillonen, zu deren Unterstützung eine starke Kavallerieeinheit unter Cadogan in Roulers stand.474 Am 27. September 1708 brach der Konvoi von Ostende nach Süden auf. Am nächsten Morgen marschierten 35 Bataillone und 62 Schwadronen unter Comte de la Motte aus Gent und Brügge, um den Konvoi abzufangen.475 Eine schottisches Bataillon in niederländischen Diensten, dass die Flanke des Konvois sichern sollte, traf auf dem Marktplatz von Oudenburg auf die Vorhut De la Mottes. Brigadegeneral Landsberg führte Reserven heran, und nach einem kurzen, aber scharfen Gefecht wurden die Franzosen zurückgewiesen. Zugleich kam Graf Lottum, der ein Detachement der Kavallerie Cadogans kommandierte, aus Roulers auf den Weiler von Ichtigem nahe dem Ort Wynendael und hatte ein französische Kavallerieeinheit entdeckt. Webb war gewarnt und zog Lottums Schwadronen hinter sein Fußvolk. Ein preußisches und ein Hannoveraner Bataillon wurden an die Straße nach Brüssel beordert und das Gros der Infanterie zwischen zwei Gehölzen, in denen kleine Einheiten aufgestellt wurden, in Stellung gebracht, gegen die De la Motte eine Batterie auffahren ließ. Als sie das Feuer eröffnete, hieß Webb seine Truppen niederlegen und die Kugeln gingen über sie weg. De la Motte hatte es unterlassen, die Lage zu rekognoszieren476 und ließ seine Truppen frontal gegen die feindliche Linie vorgehen.
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La Motte
Schloß Wynendael
Cadogan
Konvoi
Karte: Sandra Hülsmann
Webb
Karte 21: Das Gefecht von Wynendael (1708)
Als die französische Infanterie gegen fünf Uhr nachmittags angriff, maskierte sie ihre eigene Batterie und legte deren Wirkung lahm.477 Das enge Defilée erlaubte De la Motte eine Entfaltung seiner numerischen Überlegenheit nicht, dessen Infanterie in perfekter Ordnung in vier Linien aufgestellt war und sogleich aus dem Unterholz und von der englischen Front unter Beschuss geriet, was die an den Flanken Vorgehenden nach innen trieb und erhebliche Unordnung der Angreifer verursachte.478 Wynendael muss bei allen Unterschieden etwas von Agincourt gehabt haben: Die französischen Offiziere stellten die Ordnung unter den zurückgewichenen Linien wieder her und führten sie erneut vor, nur um ein weiteres Mal in das Kreuzfeuer der Truppen Webbs zu geraten und erneut zurückzuweichen. Statt das Gehölz zu umgehen und den von den zwei Bataillonen und Lottums Reitern nur schwach verteidigten Konvoi angreifen zu lassen, befahl De la Motte nun seine Kavallerie zum direkten Angriff auf die Linie Webbs nach vorn. Der Lärm der Musketensalven in der engen Lichtung machte aber die Pferde irre, die zum Chaos beitrugen, in das auch der dritte Angriff einmündete. Und doch gelang es der französischen Infanterie, durch die Linie zweier alliierter Bataillone zu brechen. Erst in letzter Minute gelang es Webb, die Lage durch seine Reserve von drei Bataillonen zu retten. Webb hatte 1 000 Mann verloren, aber seine Linie hielt. Die Verluste De la Mottes betrugen 3 000 Mann Tote und Verwundete – und das war mehr als seine Truppen ertragen konnten. Die Chance, den Munitionstransport abzufangen und die Belagerung von Lille zu beenden, war vertan.479
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250 000 Pfund Schwarzpulver erreichten die Alliierten vor Lille und erlaubten den 160 Geschützen ein intensives Feuer über einen Zeitraum von zwei Wochen.480 Marlborough lobte in seinem Brief an Godolphin das Verhalten seines Vertrauten Cadogans481 in der Aktion von Wynendael – und erwähnte lobend, aber eher nebenbei, Webb, was erhebliche Verwerfungen in einer Zeit nach sich zog, als der Stern Marlboroughs in England politisch zu sinken begann.482 Vendôme war verzweifelt. Der Verlust von Lille war nur noch eine Frage der Zeit. Daran konnte es nichts ändern, dass es dem Chevalier du Luxembourg gelang, mit 600 Dragonern, die sich mit einem grünen Feldzeichen am Dreispitz als Alliierte tarnten und auf der von Douai kommenden Straße nach Lille mit einem Pulvervorrat in über die Sattelknäufe gelegten Säcken durchbrachen. Einige Säcke fingen Feuer und explodierten, aber im ausbrechenden Chaos gelang es so vielen Männern, dass Bouffler mit einem Vorrat für eine Reihe von Wochen versorgt wurde; der Marquis de Béthune, der die Einheit anführte, wurde mit 60 Dragonern gefangengenommen.483 Das am 23. September 1708 gestürmte Tenaillon wurde nach zehntägigem Kampf durch einen Angriff im Tageslicht gesichert. Die Franzosen durchstießen nun die Deiche bei Nieuport und Plas-Endael und Vendôme rückte auf Ostende vor, zog sich aber angesichts des steigenden Wassers und wegen eines Vormarschs Marlboroughs mit 45 000 Mann auf Rosselaer über den Gent-Brügge- Kanal wieder zurück.484 Der größte Teil der Kontrescarpe war in der Hand der Belagerer, aber die Belagerer hungerten, sodass Marlborough sich gezwungen sah, die Rationen um ein Drittel zu reduzieren.485 Auch der Munitionsvorrat ging erneut zur Neige. Fourageparteien nach Armentières und La Bassée konnten nur unzureichenden Ersatz schaffen.486 Vendôme überquerte erneut den Kanal um einen weiteren Konvoi, der von Ostende im Schutz durch acht Bataillonen und neun Schwadronen unter dem Kommando Cadogans aufgebrochen war, abzufangen. Marlborough schickte deshalb Cadogan fünf preußische Bataillone unter dem Befehl des Brigadegenerals Gumbkow entgegen. Das Gelände bei Leffighem war überschwemmt, sodass die Ladungen mit Barken, später auf Kutschen mit überdimensionierten Rädern transportiert werden mussten. Baron Fagel wurde am 15. Oktober 1708 Cadogan mit weiteren 20 Bataillonen und 20 Schwadronen zur Unterstützung gesandt, der sich sechs bewaffneter französischer Galeeren erwehren musste.487 Trotz dieser einfallsreichen Maßregel Vendômes gelang es Cadogan, am 19. Oktober 1708, den Konvoi in die Zircumvallation zu führen.488 Am gleichen Tag starb Feldmarschall Overkirk im Alter von 67 Jahren entkräftet von den Anstrengungen jahrelanger Feldzüge und schließlich der Schlacht von Oudenaarde. An seine Stelle trat Arnold Joost van Kepple, der Earl of Albemarle. Respektable 60 Tage nach Beginn der Belagerung bot Bouffler am 22. Oktober 1708 um vier Uhr nachmittags die Kapitulation der Stadt an, nachdem zuvor eine beinahe 40 m breite Bresche von Batterien schwerer Kanonen und Mörser, die auf der Kontrescarpe hatten platziert werden können, geschossen worden war. Bouffler entließ
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die Bürgermiliz. Er zog sich mit den überlebenden 6 000 Mann der Garnison in die Zitadelle zurück, die noch provisioniert war.489 Die Kapitulationsartikel wurden von dem wieder genesenden Prinz Eugen unterschrieben, ohne ihre Bestimmungen gelesen zu haben, da der kaiserliche Feldherr meinte, es gebe nichts, was Bouffler als Mann von Ehre von ihm verlangen könnte, was ihm nicht ohne Weiteres gewährt werden könne.490 Nach verschiedenen Angriffen auf Leffinghem gelang es den Franzosen, den Ort am 28. Oktober 1708 einzunehmen, was die Verbindung des Belagerungskorps vor Lille mit Ostende unterbrach. Marlborough suchte einen Ausgleich durch Fouragieren im Artois, um die Belagerung der Zitadelle zu versorgen, deren starke Befestigung ebenso schwer zu überwinden war wie die der Stadt.491 Damit waren die Schwierigkeiten der Alliierten nicht genug: Am 21. November 1708 brach der vom Rhein zurückgekehrte Max Emanuel mit 18 Schwadronen und 14 Bataillonen – zusammen 15 000 Mann492 – in der Hoffnung von Hal nach Brüssel auf, die Erinnerung an seine Statthalterschaft werde ihm die Unterstützung der Bürgerschaft der Stadt sichern. Er wollte den Umstand nutzen, dass Brüssel nur noch eine schwache alliierte Garnison als Besatzung hatte. Der Gouverneur der Garnison von vier weit unter Sollstärke stehenden Bataillonen, Oberst Pasqual, wies eine unter Androhung eines Sturms erteilte Aufforderung zur Kapitulation aber entschieden zurück. Das von Max Emanuel begonnene Bombardement an der Porte de Namur war in Ermangelung eines Belagerungstrains unzureichend, und Pasqual nahm eine energische Verteidigung auf, zu der er seine Leute mit Extrarationen an Alkohol und Fleisch zu motivieren verstand.493 Prinz Eugen zog 20 Bataillone und 40 Schwadronen zusammen und rückte bei Roubaux über die Schelde;494 Marlborough eilte mit Truppen, die von der Belagerung Lilles abgezogen wurden, die Schelde bei Gavre, Kerkhoff und Oudenaarde passierend nach Alost, woraufhin sich der Kurfürst unter Zurücklassung seiner 12 Kanonen zurückzog. Brüssel und die Kommunikation der alliierten Armee waren um den Preis von 413 Toten und Verwundeten der Brüsseler Garnison gesichert, deren Überlebende vom Gouverneur zehn Pistolen Belohnung erhielten.495 Am 6. Dezember 1708 konnte Prinz Eugen eine Batterie von 20 24-pfündern, 12 schweren Mörsern und 12 Haubitzen gegen die Zitadelle in Stellung bringen und Bouffler in aller Form zur Kapitulation auffordern, die der Marschall am 9. Dezember 1708 um neun Uhr abends unterzeichnete. Ihm wurde ein ehrenvoller Abzug mit den 6 000 Überlebenden seiner Garnison unter fliegenden Fahnen mit sechs Kanonen und zehn geschlossenen Wagen unter Schutz nach Douai gewährt.496 Der Verlust von 7 000 Mann der Garnison war gewiss schwer.497 Aber die Einnahme Lilles hatte die Alliierten 12 000 Mann gekostet, die der Zitadelle weitere 1 000. Mit den Verlusten bei den Kämpfen um die Konvois kamen diese Verluste auf zusammen 16 000 Mann.498 Das Wetter wurde nun der Jahreszeit entsprechend schlechter. Dennoch ging die alliierte Armee nicht in die Winterquartiere, sondern Marlborough marschierte am
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11. Dezember nach Gent, wohin Prinz Eugen mit seiner Armee folgte. Die mit 18 000 Mann unter De la Mottes Kommando besetzte499 Festung wurde am 18. Dezember 1708 eingeschlossen.500 Am Weihnachtstag wurden die Gräben geöffnet; ein Ausfall der Besatzung durch das Regiment North and Greys zurückgeschlagen.501 Marlborough war ein Schreiben Chamillarts an De la Motte in die Hände gefallen, Gent um jeden Preis zu halten, aber nachdem am 29. Dezember 1708 um zehn Uhr vormittags der Beschuss der Festung eingeleitet worden war, entsandte De la Motte eine Delegation, die vereinbarte, Gent und seine Zitadelle innerhalb von drei Tagen zu übergeben und unter allen Ehrenbezeugungen abzuziehen, was am 2. Januar 1709 geschah. Kurz danach räumte der Marquis de Grimaldi Brügge, Plas-Enael und Leffinghem.502 Die Stellung des auf dem flandrischen Kriegstheater siegreichen Marlborough war aber innenpolitisch angeschlagen. Am 19. August 1708 waren die Spannungen zwischen Sarah und der Königin in einem Auftritt Sarahs zum Ausbruch gekommen, der eine Wiederversöhnung ausschloss.503 Der Tod Prinz Georg von Dänemarks am 28. Oktober 1708 beraubte Marlborough und Godolphin der politischen Rückendeckung im Königshaus.504 Marlborough versuchte, politisch die Flucht nach vorne anzutreten, um seine offensichtlich angeschlagene Position abzusichern, und begehrte die Ernennung zum Captain General auf Lebenszeit. Der Kampf hierum beherrschte seine verbleibende Zeit im Oberkommando, wurde aber zunächst – wie auch später – von Queen Anne kategorisch abgelehnt.505 Bitterer Frost legte sich über Europa. Hunger und Erfrierungen, der tägliche Kampf um das nackte Überleben ließen die Erinnerung an die Kampagne des Jahrs 1708 verblassen. In Amiens, Abbéville und Orleans kam es zu Streiks, die von Geheimbünden der Arbeiter der Manufakturen organisiert wurden, die unter Colberts Anleitung in den sechziger und siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts in Frankreich aus dem Boden geschossen waren. Die Fabrikanten sperrten die Arbeiter aus und schlossen ihre Betriebe.506 Am Rhein kommandierte weiterhin Kurfürst Georg von Hannover das Reichsheer. Er hatte jedoch Anweisungen, defensiv zu bleiben und verfügte ohnehin nicht über die nötigen Truppen für einen Vorstoß. Auf der Gegenseite hatte Kurfürst Max Emanuel von Bayern Marschall Villars abgelöst, doch auch er blieb zurückhaltend, sodass es zu keinen größeren Gefechten kam. Villars hatte 1708 das Kommando über die Truppen des Sonnnenkönigs in Savoyen übernommen. Bevor Besançon von Victor Amadeus belagert werden konnte, erreichte Villars die Stadt am 9. August 1708, konnte aber weder verhindern, dass der französische Posten, der den Kleinen St. Bernhard sperrte, von piemontesischen Truppen überrannt wurde, noch war es ihm möglich, Victor Amadeus daran zu hindern, die Festung von Exiles zu belagern, deren Kommandant am 14. August 1708 ohne weitere Gegenwehr kapitulierte. Auch der Gouverneur von Fenestrelle, gegen das sich Victor Amadeus danach wandte, kapitulierte am 20. August 1708. Villars blieb nur die For-
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derung, beide mögen kriegsrechtlich belangt werden. Ein Erfolg blieb den französischen Waffen auch in Savoyen versagt.507 Dem energischen Auftreten der Königin von Spanien, die nach einhelliger Meinung den König völlig beherrschte (obwohl Ludwig XIV. quasi durch Briefe an seinen Enkel Spanien regierte) und ihrer ersten Hofdame, Madame Ursins, die ihrerseits als Vertraute der Madame de Maintenon Ludwig XIV. beeinflusste, verhinderte den völligen Zusammenbruch der bourbonischen Macht. Kapitel 12: Nach dem Blutbad: Übergang zum bloßen Belagerungskrieg (1709) Überlegungen zu den kriegsentscheidenden Schlachten und der Alltag des Kriegs
Manche Historiker beklagen, der Dreißigjährige Krieg sei eine unverständliche Aneinanderreihung von Bewegungen der Parteien gewesen. Nun liegt bereits in dieser Darstellung eine falsche Abstraktion, die außer Acht lässt, dass Großkonflikte regelmäßig eine Vielzahl regionaler und lokaler Auseinandersetzungen überlagern – und damit von ihnen bis zu einem gewissen Grad determiniert werden. Erst die Betrachtung der regionalen und lokalen Ebene macht daher Bewegungen verständlich, die eine übergeordneten Gesichtspunkten verschriebene und damit zwingend falsch-abstrakte Betrachtungsweise vernachlässigt – die dann das Geschehen als unverständlich und willkürlich ansieht und damit zu den Faktoren, die das Handeln der Zeitgenossen beeinflusst haben, nicht vordringen. Geschichtsschreibung darf sich dieser Vernachlässigung nicht schuldig machen. Nun ist diese Verknüpfung von Großkonflikt und lokalen Konflikten nicht nur dem Dreißigjährigen Krieg eigen, sondern bei der Betrachtung eines jeden Kriegs des 17. und 18. Jahrhunderts zu berücksichtigen. So hätte sich der Spanische Erbfolgekrieg bis zum Jahr 1709 im Wesentlichen als Abfolge von Manövern und Belagerungen dargestellt, wären nicht Prinz Eugen und Marlborough bereit gewesen, den Fortschritt des Erfolgs ihrer Seite durch Herausforderung des Schlachtenglücks zu befördern; beide Feldherren haben dem Krieg für die historische Betrachtung ein Bild der Aufeinanderfolge von Schlachten verliehen, das indes schon für die Zeit bis zur Schlacht von Malplaquet durchaus dem Charakter des Konflikts nur unvollkommen gerecht wird, für die darauf folgenden Jahre schlechthin falsch ist. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die heroische Epoche, in der die Alliierten unter Prinz Eugen und Marlborough mit aller Macht den Erfolg auf dem Schlachtfeld gesucht haben, im Jahr 1709 auf dem Feld von Malplaquet ein Ende gefunden hat. In der großen Schlacht konzentrierten sich alle Kräfte, die für das Kriegstheater, meist weit darüber hinaus, zum Tragen gelangen. Die zweite Schlacht von Höchstädt, besonders Ramillies und Turin, aber auch Oudenaarde, könnte dieses Attribut einer, wenn nicht kriegsentscheidenden, aber doch den Gang der Ereignisse auf allen Theatern
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derung, beide mögen kriegsrechtlich belangt werden. Ein Erfolg blieb den französischen Waffen auch in Savoyen versagt.507 Dem energischen Auftreten der Königin von Spanien, die nach einhelliger Meinung den König völlig beherrschte (obwohl Ludwig XIV. quasi durch Briefe an seinen Enkel Spanien regierte) und ihrer ersten Hofdame, Madame Ursins, die ihrerseits als Vertraute der Madame de Maintenon Ludwig XIV. beeinflusste, verhinderte den völligen Zusammenbruch der bourbonischen Macht. Kapitel 12: Nach dem Blutbad: Übergang zum bloßen Belagerungskrieg (1709) Überlegungen zu den kriegsentscheidenden Schlachten und der Alltag des Kriegs
Manche Historiker beklagen, der Dreißigjährige Krieg sei eine unverständliche Aneinanderreihung von Bewegungen der Parteien gewesen. Nun liegt bereits in dieser Darstellung eine falsche Abstraktion, die außer Acht lässt, dass Großkonflikte regelmäßig eine Vielzahl regionaler und lokaler Auseinandersetzungen überlagern – und damit von ihnen bis zu einem gewissen Grad determiniert werden. Erst die Betrachtung der regionalen und lokalen Ebene macht daher Bewegungen verständlich, die eine übergeordneten Gesichtspunkten verschriebene und damit zwingend falsch-abstrakte Betrachtungsweise vernachlässigt – die dann das Geschehen als unverständlich und willkürlich ansieht und damit zu den Faktoren, die das Handeln der Zeitgenossen beeinflusst haben, nicht vordringen. Geschichtsschreibung darf sich dieser Vernachlässigung nicht schuldig machen. Nun ist diese Verknüpfung von Großkonflikt und lokalen Konflikten nicht nur dem Dreißigjährigen Krieg eigen, sondern bei der Betrachtung eines jeden Kriegs des 17. und 18. Jahrhunderts zu berücksichtigen. So hätte sich der Spanische Erbfolgekrieg bis zum Jahr 1709 im Wesentlichen als Abfolge von Manövern und Belagerungen dargestellt, wären nicht Prinz Eugen und Marlborough bereit gewesen, den Fortschritt des Erfolgs ihrer Seite durch Herausforderung des Schlachtenglücks zu befördern; beide Feldherren haben dem Krieg für die historische Betrachtung ein Bild der Aufeinanderfolge von Schlachten verliehen, das indes schon für die Zeit bis zur Schlacht von Malplaquet durchaus dem Charakter des Konflikts nur unvollkommen gerecht wird, für die darauf folgenden Jahre schlechthin falsch ist. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die heroische Epoche, in der die Alliierten unter Prinz Eugen und Marlborough mit aller Macht den Erfolg auf dem Schlachtfeld gesucht haben, im Jahr 1709 auf dem Feld von Malplaquet ein Ende gefunden hat. In der großen Schlacht konzentrierten sich alle Kräfte, die für das Kriegstheater, meist weit darüber hinaus, zum Tragen gelangen. Die zweite Schlacht von Höchstädt, besonders Ramillies und Turin, aber auch Oudenaarde, könnte dieses Attribut einer, wenn nicht kriegsentscheidenden, aber doch den Gang der Ereignisse auf allen Theatern
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beeinflussenden Wirkung ebenso für sich beanspruchen. Es hieße aber, den Charakter des Spanischen Erbfolgekriegs grob misszuverstehen, wollte man diese Schlachten als gleichsam prägende Ereignisse interpretieren; auf Blenheim folgte die Rettung der Donaufront, was von höchster Bedeutung war, wegen des defensiven Charakters der Operation aber nicht in entscheidende Züge übergeleitet werden konnte. Ramillies hatte ungeahnte territoriale Gewinne zur Folge – betrachtet man aber die Art der Kriegsführung des frühen 18. Jahrhunderts, mündete die Operation in die Belagerungen von Ostende, Dendermonde und Menin. Alle endeten in großen Erfolgen, sieht man jede Belagerung für sich, bezeichnete aber, vor dem Hintergrund der Frage nach dem momentum der Kampagne, den Übergang von der Offensive in die Defensive. Dies wiederholte sich 1708 im Lauf von Oudenaarde nach Lille. Die Anlage des Feldzugs 1709 war durch die Belagerungen von Tournai und Mons geprägt, also einer wenn auch bedeutsamen Arrondierungsaktion. Im Verlauf des Jahrs 1709 wurde die offensive Schlacht vom Bild der Ereignisse endgültig verbannt – sieht man von Begegnungen ab, denen von vornherein kriegsbestimmende Folgen nie zugeschrieben werden konnten. Der Krieg nahm seinen Fortgang mit Operationen, die für das 17. und 18. Jahrhundert prägend waren: Manöver und Belagerungen. Die Schlacht von Malplaquet – von den Alliierten im weitesten Sinne als Entsatzschlacht angelegt – stellt dabei nach außen den Wendepunkt einer Entwicklung dar, die in den politischen Beziehungen der Alliierten wie im Kriegsverlauf bereits angelegt war.508 Lille war eine Grenzstadt, die zwar erst seit 40 Jahren zu Frankreich gehörte, aber von außerordentlicher wirtschaftlicher Bedeutung war. Nach ihrem Verlust fühlte Frankreich sich so erschöpft, dass Ludwig XIV. nicht nur auf das eigentliche Objekt des Kampfs, die spanische Monarchie, für seinen Enkel verzichten wollte, sondern sogar bereit war, das im Devolutionskrieg und im Holländischen Krieg nach dem Westfälischen Frieden endgültig eroberte Elsass aufzugeben. Die Friedensbedingungen der Alliierten waren aber derart maßlos und verlangten Ludwig XIV. Ehrenrühriges ab. Er sah sich gezwungen, weiter zu kämpfen, und ein noch stärkeres Heer als im Vorjahr ins Feld zu stellen. Die strategische Aufgabe für dieses Heer war defensiv, den Krieg hinzuhalten. Die Alliierten ließen sich auf die damit vorgezeichnete Art der Kriegsführung weiter ein und strengten in einem Ermattungskrieg die Einnahme weiterer Grenzfestungen an. Die Eroberung von Menin hatte 1706 eher eine symbolische Bedeutung. Denn Menin war Teil des pré carrée, des von Vauban angelegten Festungsgürtels, der Frankreich nach außen schützte. Der Fall von Lille war nicht nur wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt für Frankreich von großer Wichtigkeit, da nach Menin damit in das pré carré eine Bresche geschlagen war, die zu erweitern Ziel des alliierten Feldzugs 1709 war: Mit den Eroberungen Ludwig XIV. im Devolutionskrieg und im Holländischen Krieg fiel eine Reihe von Städten Flanderns an der Nordostgrenze an Frankreich. Diese Städte bildeten zwei Reihen, die sich von der Kanalküste bis nach Luxemburg
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erstreckten509 – sie ermöglichten eine Verteidigung in der Tiefe.510 Diese Städte wurden von Vauban nach neuester Manier befestigt. Die beiden Linien wurden als pre carrée bezeichnet, worunter man eine eingezäunte Weide,511 im übertragenen Sinn auch einen Duellplatz bezeichnet.512 Das pré carrée war daher keine fortlaufende schwere Befestigung wie die Maginotlinie des 20. Jahrhunderts, sondern ein systematisch befestigtes Areal.513 Den Ausbau eines systematisch angelegten Festungsgürtels hatte Vauban in einem über Louvois an Ludiwg XIV. weitergeleiteten Schreiben vom 21. September 1675, mitten im Holländischen Krieg, dem Sonnenkönig vorgeschlagen,514 dessen Politik zwar eine aggressive Erscheinung angenommen hatte, aber in ihrer Grunddisposition auf die Verteidigung Frankreichs gerichtet war.515 Die Einnahme von Condé, Aire und Bouchain im Jahr 1676 und die St. Omers (19. April 1676) lassen sich unmittelbar als Akte ansehen, das pré carrée zu arrondieren.516 Anlass des Schreibens Vaubans an Louvois im Juni 1673 war, dass in den Festungen Flanderns erhebliche Truppen gebunden waren.517 In der Tat waren große Zahlen französischer Truppen in den Eroberungen in den Niederlanden immobilisiert, als Montecuccoli seinen Siegeszug am Rhein antrat.518 Das projet pour 1674 sah allerdings nicht vor, dass die Festungssysteme arrondiert wurden, sondern richtete sich auf ein Wiederaufgreifen der Ziele des Devolutionskriegs.519 Nach den Gebietserwerbungen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lässt sich Frankreich als Hexagon beschreiben, das von einem Ring von Festungen umgeben wurde: Innerhalb dieses geradezu mit Festungen „eingezäunten“ Staatsgebiets ging die Bestrebung Ludwig XIV. dahin, Festungen zu schleifen; einem Feind im Inneren sollte keine Fortifikation zur Verfügung stehen, von der aus gegen die Zentralgewalt Widerstand geleistet werden konnte. Der Festungsgürtel nach Norden und Nordosten gegen die Niederlande besaß dabei eine besondere Stärke, denn von ihm aus war der kürzeste, nicht wesentlich mehr als 200 km messende Weg nach Paris,520 den ein Feind zurückzulegen hatte, nachdem es ihm gelungen war, die Grenze zu überschreiten. Die beiden „Linien“ des pré carrée darf man sich weder als Festungswerk noch als Linien wie die Stollhofener Linien 1701 im Sinn der Feldbefestigungen vorstellen, die ein System aus Verhauen, Überschwemmungen und der Nutzung von Uferböschungen darstellten, auch wenn einzelne Festungen des pré carrée, wie etwa Douai und Bethune, miteinander durch Feldlinien verbunden sein konnten. Vielmehr stellten sie ein Raster sich sekundierender Festungen dar. Die erste Linie, oder besser: Reihe der Festungen des nordöstlichen pré carré reichten von Dünkirchen, das Ludwig XIV. 1662 durch Kauf vom englischen König Charles II. erworben hatte,521 über Menin an der Lys, Lille und Tournai an der Schelde, Maubeuge an der Sambre bis Dinant an der Maas; die Festungen der zweiten Reihe mit Gravelines über St. Omer, Aire an der Lys, Béthune, Arras und Douai an der Scarpe, mit einem Sprung nach Frankreich über Bouchain und Cambrai nach Landrecies an der Sambre, Avesnes, Marienbourg, Rocroi bis Charle ville an der Maas. Der Eindringling musste dafür sorgen, dass französische Garnisonen
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aus den sekundierenden Festungen des pré carrée seinen Nachschub unterbanden und das Land von Fourage entblößten. Der Große Frost und die Friedensdiplomatie
Der Winter 1709 ist den Überlebenden als der Große Frost in Erinnerung geblieben. Das Vieh konnte nicht geweidet werden. Posten erfroren auf der Wacht, aber auch Familien in ihren Häusern. Unter der dichten Schneedecke ruhte, eine längere Periode als in den vorangegangenen Jahren, auch der Krieg. Dass der Wein in Versailles in seinen Gläsern gefor,522 war das Geringste der Übel; allerdings starb auch Prinzessin Soubise 61-jährig an Erfrierungen.523 In Frankreich fielen 800 000 Menschen dem Großen Frost und dem Hunger zum Opfer.524 Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft in Europa traditionell betrieben; Hauptprodukt war Getreide, das von Weizen über Roggen, Hirse und andere Produkte reichte. Kartoffel und Runkelrübe, mit denen die Nahrungsmittelproduktion nachdrücklich gesteigert werden konnte, wurden noch nicht massenhaft angebaut,525 was die Gefahr von Missernten stets über den Gesellschaften schweben ließ. Aus der Nähe eines wärmenden Feuers zu treten war lebensgefährlich. Aber der Hunger trieb die französischen Bauern, kleinen Handwerker und Arbeiter auf die Straßen und Plätze ihrer Städte und Dörfer. Wer nicht erfroren war, drohte den Hungertod zu sterben, und in Versailles trafen in den ersten Monaten des Jahrs 1709 täglich Berichte von Brotaufständen in der Provinz und im unruhigen Paris ein. Der Sonnenkönig sah sich in seinem 71. Lebensjahr, 66 Jahre nach Antritt seiner glanzvollen Regentschaft, die ihn, wenn nicht zum Herrscher, so doch zum Schrecken Europas gemacht hatte, nach sieben Jahren des Kriegs am Rande des Zusammenbruchs seiner Macht. Die Staatskasse ruiniert – das Tafelsilber am Hof von Versailles musste eingeschmolzen werden526 –, Kredit nur noch unter den ungünstigsten, ruinösesten Bedingungen aufzunehmen. Eine Summe von 55 Millionen Livre aus einer fälligen Anleihe konnte nicht zur Rückzahlung aufgebracht werden. Durch königliches Dekret wurde den Gläubigern bedeutet, vorerst mit der Zahlung der Zinsen vorlieb nehmen zu müssen. Das kam dem Bekenntnis des Staatsbankrotts gleich.527 Das Kriegsglück schien Frankreich nicht mehr hold: die Feldarmee geschlagen, die Barrierefestungen verloren und der Feind sich im französischen Festungsgürtel einnistend, schien eine Fortsetzung des Kriegs selbstmörderisch zu sein.528 Märsche und Contre-Märsche empfahlen sich durchaus nicht, aber wenngleich selbst die grimmige Kälte dem Reisenden noch mehr an Strapazen abverlangte, als sie die Wege Europas in diesem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ohnedies abforderten, konnte der Große Frost die Diplomatie der kriegsführenden Parteien nicht zum Erliegen bringen.
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Der Sonnenkönig entsandte zunächst im März 1709 den bewährten Diplomaten Pierre Rouillé529 zu Verhandlungen nach Mardijk530 bei Antwerpen,531 wo er mit holländischen Diplomaten Kontakt aufnahm. Prinz Eugen fürchtete, dass es übereilt, ohne seine und Marlboroughs Beteiligung, zu einem Friedensschluss kommen könnte.532 Marlborough traf Anfang April am 9. in Haag ein und formulierte das Konzept „kein Frieden ohne Spanien“,533 während Wratislaw Joseph I. als Chefdiplomat für die österreichische Diplomatie festgelegt hatte, dass aus dynastischen Gründen der österreichischen Habsburger ein Primat Oberitaliens und Neapels vor Spanien zu bewahren sei.534 Prinz Eugen und Marlborough bestanden gegenüber den Generalstaaten auf der Ausweisung Roullies.535 Heinsius reagierte darauf gereizt. Er befürchtete – wie die Zukunft zeigen sollte, zu Recht –, dass die Engländer die Friedensbedingungen ohne Rücksicht auf ihre Verbündeten aushandeln wollten.536 Am 9. Mai 1709 wurde dann der Außenminister von Ludwig XIV., Marquis de Torcy, in einer verhängten chaisse inkognito nach Den Haag gesandt, wo er ein Haus anmietete.537 Er war mit klaren Instruktionen von Versailles ausgestattet, bei den Allierten um Frieden nachzusuchen. Am 18. Mai 1709 traf Marlborough in Begleitung des Botschafters Townsend in Haag ein – wo er, der für seinen Geiz bekannt war, beim preußischen Botschafter Grumbkow versuchte, Quartier in einem Friedrich I. gehörenden Haus zu erhalten.538 Alsbald trafen Marlborough und Prinz Eugen mit Torcy zusammen.539 Der war bereit, die Friedensbedingungen der Alliierten anzunehmen, zu denen der Thronverzicht Anjous gehörte. Noch im Mai 1709 ging Marlborough davon aus, dass die weitreichenden Zugeständnisse, die De Torcy für Frankreich machte, dem Friedensschluss den Boden bereiten würden540 und schrieb am 31. Mai 1709, er sehe den Friedensschluss unmittelbar vor sich liegen.541 Bemerkenswerterweise sahen die Seemächte trotz innenpolitischen Drucks davon ab, von Ludwig XIV. die Wiederherstellung des Edikts von Nantes und die Aufhebung des Revokationsedikts von Fontainebleau zu verlangen; die ökonomischen Interessen daran, die wirtschaftlich aktiven und erfolgreichen Emigrées an ihre neuen Heimatländer auf Dauer zu binden und jeden Gedanken an eine Rückkehr nach Frankreich zu unterbinden, siegte über die religiösen Interessen.542 Zu einer Einigung kam es aber nicht, und Torcy drohte mit seiner Abreise, wurde aber von Heinsius zum Bleiben bewogen.543 Darauf kam es am 24. Mai zu stundenlangen streitigen interalliierten Verhandlungen, an denen Heinsius, Prinz Eugen und Marlborough teilnahmen.544 Die Alliierten stritten prompt um eine Beute, die bei Weitem noch nicht gewonnen war. Die Generalstaaten warfen die Frage der Barrierefestungen und der Finanzierung der darin zu stationierenden niederländischen Garnisonen auf und forderten, mehr Festungen besetzen zu können, als sie vor dem Krieg gehalten hatten.545 Damit wurde aber in die Souveränität Erzherzog Karls III., eingegriffen, zudem war an eine Finanzierung der Besatzungen aus den nach sechs Feldzügen auf ihrem Boden ruinierten Spanischen Niederlanden nicht annähernd zu denken. Dem neuen Souverän wären
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überdies damit seine Revenuen dauerhaft entzogen und die Ausübung seiner Herrschaft über die Spanischen Niederlande unmöglich gemacht worden.546 Ludwig XIV. lehnte es aber kategorisch ab, den Abschlussartikel 37 des Vertragsentwurfs zu akzeptieren, der vorsah, dass bei einer Weigerung Anjous, die spanische Krone niederzulegen, Frankreich dies mit Waffengewalt durchsetzen helfen sollte,547 für den sich namentlich Marlborough mit Nachdruck einsetzte.548 Die Alliierten bestanden zunächst einheitlich auf diesem Passus, und auch der Versuch De Torcys, die Generalstaaten zu einem Separatfrieden zu bewegen, scheiterte, obwohl der Ratspensionär Heinsius Marlborough gegenüber erklärte, die Lage in Holland sei noch schlimmer als die in Frankreich; Goslinga sprach sich ausdrücklich für einen Friedensschluss ohne Artikel 37 aus.549 Die Generalstaaten machten im Verlauf der Gespräche klar, dass sie nicht bereit waren, endgültig einen Bruch mit Frankreich zu vollziehen.550 Mit Fortgang der Verhandlungen wurden sich die Alliierten intern immer weniger klar über den streitigen Artikel 37 – auf den zu verzichten sie bereit waren, sobald Ludwig XIV. durch Einräumung flandrischer Festungen Sicherheiten zu stellen bereit wäre.551 Liselotte von der Pfalz machte angesichts der sich annähernden Positionen von Prinz Eugen und Marlborough den Vorwurf, einen Friedensschluss aus eigennützigen Gründen verhindert zu haben552 – und viele Zeitgenossen teilten diese Meinung. Die Verhandlungen wurden abgebrochen. Sich zu verpflichten, gegen seinen Enkel Krieg zu führen, war Ludwig XIV. nicht bereit. Torcy wurde Anfang Juni nach Versailles zurückbefohlen, und die Friedensverhandlungen kamen zur Überraschung aller Beteiligten zu einem abrupten Ende.553 Betrachtet man die Lage der Habsburger Dynastie, deren Erbansprüche Anlass des Kriegs waren, ergab sich zu Beginn des Jahrs 1709 eine Lage, die es verständlich erscheinen lässt, weshalb Kaiser Joseph I. und sein erster Diener Prinz Eugen wenig friedenswillig waren. Mailand und das Königreich Neapel, ja sogar Sardinien waren wieder unter Habsburger Herrschaft gebracht. In Ungarn zeichnete sich nach dem Sieg von Trentschin ein Erfolg ab, der eine dauerhafte Pazifizierung und eine Erweiterung der Habsburger Herrschaft über den in Carlowitz gezogenen Rahmen hinaus denkbar erscheinen ließ. Sizilien war gewiss weiter in bourbonischer Hand, und durch Almansa war Spanien alles andere als unter der Herrschaft Carlos III., aber die bourbonischen Ansprüche mussten dort mit der Waffe in der Hand verteidigt werden. Es stand nicht schlecht um die Sache Habsburgs.554 Die Verhandlungen hatten Frankreich eine Atempause gebracht, aber nun musste erneut gerüstet und die Rüstung durch Steuererhebungen finanziert werden, die angesichts des sich ausbreitenden Elends der Bevölkerung auf immer größere Schwierigkeiten stieß. Ludwig XIV. sah sich – nach einer, länger als ein Menschengedenken währenden absoluten Herrschaft – gezwungen, den Abbruch der Friedensverhandlungen durch ein Schreiben an seine Provinzgouverneure zu rechtfertigen.555 Die Bedingungen der Alliierten wurden, als sie langsam in der Bevölkerung bekannt wurden, als
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überzogen und ungerecht empfunden und riefen eine Welle der Sympathie für den alten König hervor.556 Die Kriegsausgaben Frankreichs konnten nur noch durch weitere Kredite finanziert werden, für die sehr hohe Zinsen gezahlt werden mussten, die den Staatshaushalt weiter belasteten. Aber auch die Alliierten spürten die finanziellen Auswirkungen des Kriegs. Das englische Schatzamt konnte 1709 zwar noch zu 6 % Kredite erhalten, die Generalstaaten mussten aber bereits 9 % zahlen.557 Die Ausgaben des französischen Staats hatten von 1700 bis 1706 schätzungsweise 1 100 Millionen betragen, hinter denen die Einnahmen mit 350 Millionen zurückblieben; von 1708 bis 1715 klaffte diese Lücke noch weiter auseinander. 1 900 Millionen an Ausgaben standen 460 Millionen an Einnahmen gegenüber.558 Wie zuvor der Neunjährige Krieg wurde der Spanische Erbfolgekrieg zum Wirtschaftskrieg gegen die Bevölkerung der feindlichen Staaten. Im Juni und Juli 1709 segelte unter dem Kommando Sir John Norris eine Flottille in den Sund, um den Transport skandinavischen und baltischen Weizens nach Frankreich zu unterbinden.559 Allerdings wurden die Schiffe nicht gekapert und die Ware als Konterbande behandelt und konfisziert. Vielmehr wurde die Ware, wenn auch zwangsweise, angekauft, um nicht Schweden oder Russland einen Grund zum Eintritt in den Krieg auf Seiten Frankreichs zu liefern.560 Der späte Beginn des Feldzugs 1709
Der Feldzug dieses Jahrs begann wegen Frost und diplomatischer Bemühungen sehr spät, nachdem die Friedensverhandlungen gescheitert waren. Beide Seiten verstärkten ihre Kräfte in Flandern als dem Hauptkriegsschauplatz. Am 7. Juni 1709 schrieb Marlborough, er eile nach dem Scheitern der Verhandlungen zur Armee.561 Das Jahr war fortgeschritten, und es war zu erwarten, dass die Zeit für die Kampagne kurz bemessen sein würde. Ein Einfall in Nordfrankreich, der erhebliche logistische Vorbereitungen erforderte, kam deshalb nicht in Betracht. Die Rüstungen der Großen Allianz waren im Großen Frost zum Erliegen gekommen; vielfach waren sogar Truppen abgedankt worden, um Geld zu sparen.562 Weitere Verzögerungen waren daher unvermeidlich. Allerdings befahl Prinz Eugen sogleich nach Torcys Aufbruch seinen Truppen, sich zwischn Lys und Schelde am 12. Juni 1709 zu versammeln.563 Vendôme war durch Claude-Louis-Hector, Marschall Villars abgelöst worden, der die Übernahme des Kommandos an die Bedingung geknüpft hatte, dass der Herzog von Burgund die Armee verlassen sollte. Villars forderte von Versailles, es sollten Prinzen von Geblüt zu den Truppen stoßen, um deren Moral zu heben; allein der Pretender folgte dieser Aufforderung.564
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Als er das Kommando übernommen hatte, waren die Offiziere gezwungen, ihre Uniformröcke zu verkaufen, um Geld für das Brot ihrer Mannschaften zu erhalten. Aber seit Jahren waren die Werbungen wieder ohne Mühe erfolgreich und es gelang, die durch das Jahr 1709 in die französische Feldarmee geschlagenen Lücken aufzufüllen.565 Dennoch brachen Meutereien,566 diese Form des Streiks des Soldaten,567 in Quesnoy, Arras, Mons, St. Omer, Nassau, Valenciennes und Chambrai aus.568 Chandler569 berichtete zudem, die Desertion habe zugenommen; man fragt sich freilich, wo die hungernden Soldaten mehr Aussicht auf Unterkunft und Verpflegung hätten haben können als unter ihren Fahnen. Denn für die Anziehungskraft des Diensts unter den Fahnen des Sonnenkönigs war nicht allein die Empörung über die kränkenden Friedensbedingungen der Alliierten ausschlaggebend; der Große Frost machte den Dienst in der Armee des Sonnenkönigs attraktiver als das Verhungern im heimatlichen Dorf.570 1709 mussten allerdings französische Rekruten in Fußfesseln zu ihren Regimentern geführt werden, um Desertionen zu verhindern.571 Die zur Ergänzung der Linienregimenter aus den Milizen an die Front beorderten Soldaten – 22 900 im Jahr 1709 – waren nicht gut ausgebildet und wenig kampfbereit.572 Aber auch die Soldaten hungerten, waren barfuß, die Uniformröcke waren zerrissen. Die erste Sorge Villars galt der Versorgung mit Brot. Der Getreidepreis hatte sich infolge der Missernte im Herbst 1708 dramatisch von knapp sechs Franc im Februar über 13 Franc im Oktober 1708 auf 15 Franc im Januar 1709 bis 28 Franc im April und schließlich 47 Franc im Juli 1709 erhöht.573 Wegen der schlechten Wegeverbindungen hatten die einzelnen Provinzen und Landstriche Frankreichs unter der Teuerung gewiss in unterschiedlichem Maß gelitten.574 Gewiss ist aber, dass sie in den Provinzen, in denen die Armee lag und in denen folglich eine erheblich erhöhte Nachfrage herrschte, stark zur Geltung kam. Eine Konferenz am 23. April 1709 in Douai mit dem Intendanten Bernières, dessen Magazine noch im April leer waren,575 und Fènelon, dem Bischof von Cambrai, ergab, dass Letzterer zugesagte 8 000 Sack Getreide nicht liefern konnte, da er zu Recht befürchtete, dass ansonsten das Volk in seinem Sprengel verhungern würde.576 Es gelang aber, von dem Unternehmer und Heereslieferanten Fargès Lebensmittel zu beziehen;577 eine dauerhafte Lösung konnte damit aber das ganze Jahr über nicht erreicht werden.578 Einstweilen aber verbesserte sich die Versorgungslage der Armee jedenfalls soweit, dass Meutereien vermieden werden konnten: Die Intendanten von Soisson, Artois, Picardie und der Normandie besorgten Getreide – aber mit der Folge, dass die Not der Bevölkerung ins Unermessliche stieg.579 An der Front war ein befähigter Befehlshaber ein Garant des Erfolgs, der aber ausbleiben muss, wenn er nicht im Hinterland vorbereitet wird. Chamillart war „verbraucht“. In der Tat war er allerdings Belastungen ausgesetzt, wie sie Louvois und Colbert nicht hatten begegnen müssen.580 Wie auch immer – er erschien jedenfalls nicht länger tragbar, und nach seiner Entlassung am 10. Juni 1709 wurde Daniel Nathaniel Voisin vom Sonnenkönig zum Kriegsminister bestellt.581 Gleich welche
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Qualitäten Chamillart gehabt haben mag, und welche Fähigkeiten Voisin hatte: Der neue Minister brachte wohl die Energie mit, Villars Anstrengungen den Rücken zu stärken, und in ihrer Verbindung stärkten beide die französischen Kriegsanstrengungen entscheidend. Um Liquidität zu beschaffen, ließ Ludwig XIV. sein Silbergeschirr einschmelzen, und dass von Bürgern und Adel einsammeln.582 Es war Villars gelungen, die Moral der 90 000 Mann, die er befehligte, wiederherzustellen: Er hatte die Heereslieferanten dazu gebracht, die Armee wieder zu beliefern und sorgte dafür, dass die Depots wieder aufgefüllt wurden. Die Franzosen hatten eine Verteidigungslinie bezogen, die 40 km von St. Venant an der Lys durch La Bassée583 nach Douai reichte; zwischen Douai und Pont-á-Vendin verlief sie an dem ScarpeKanal, der steile Böschungen hat, und Pont-á-Vendin war von Sümpfen von Hulluch und Cuinday umgeben, wie auch Sümpfe vor der Linie bis Béthune liegen, die durch Befestigungen auf den Anhöhen von Robecq an der Nave und Hingues weiter versärkt waren.584 Marlborough hoffte, Villars schnell in eine Schlacht zu verwickeln und entsandte Cadogan und den niederländischen Generalquartiermeister Daniel Dopff585 auf eine Rekognoszierung der französischen Linien. Cadogan riet Ende Juni 1709 dringend von einer Forcierung der Linien ab,586 deren starke Befestigung unkalkulierbare Linien bei dem Versuch bargen, sie zu durchbrechen.587 Marlborough und Prinz Eugen machten sich Cadogans Urteil zu eigen;588 Prinz Eugen konnte sich gegen Marlboroughs Projekt durchsetzen, durch eine Einnahme Yperns mit seiner Unterstützung die Kommunikation auf den britischen Inseln zu verbessern (Godolphin hatte Marlborough Versorgung mit Brot für 50 000 Mann entlang der Küste zugesichert).589 Die beiden Feldherren einigten sich am 24. Juni 1709 auf Prinz Eugens Vorschlag, Tournai im französischen Festungsgürtel anzugreifen und zu nehmen,590 für den besonders Graf Tilly und der Felddeputierte Sicco van Goslinga votierten.591 In der englischen Literatur von Winston Churchill bis Falkner nehmen die holländischen Felddeputierten eine schlechte Position als Verhinderer großer kriegsentscheidender Taten Marlboroughs ein. Und Sicco van Goslinga, ein Mann hoher Courage – bei Malplaquet griff er mit den niederländischen Truppen unter Prinz von Oranien in der ersten Reihe den rechten französischen Flügel an, und es wurden ihm zwei Pferde unter dem Leib weggeschossen592 – , der den kaiserlichen Grafentitel zurückwies, da er Herr in Friesland sei, war jüngst rehabilitiert worden.593 In der Tat sollten die Felddeputierten die Interessen der Provinzen, die sie delegierten, vertreten, was sie zwangsläufig in Konflikt mit den hochadeligen Oberfeldherren der Allianz bringen musste. Um die Zielrichtung des Angriffs der Truppen der Großen Allianz zu verbergen, ließen Marlborough und Prinz Eugen den Belagerungstrain auf Wasserstraßen nach Menin schaffen, um den Eindruck zu erwecken, Ypern sei das Ziel des Angriffs der Großen Allianz. Villars fürchtete einen Angriff auf seine Linien und entblößte Ypern, Tournai und Mons weitgehend von ihren Besatzungen, die er zur Armee zog. Da er
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einen Angriff auf St. Venant und Aire fürchtete, verstärkte er seinen linken Flügel und entfernte damit mögliche Verstärkungen von Tournai. Die Belagerung von Tournai
Die Verunsicherung Villars stieg, als Prinz Eugen am 26. Juni 1709 auf La Bassée zog. Um Mitternacht wandte sich seine Armee aber ostwärts nach Tournai, das am folgenden Tag eingeschlossen wurde. Villars hatte sich täuschen lassen, seine Armee nach Westen verlagert und es unterlassen, Verstärkungen nach Tournai zu werfen.594 Tournai an der von Südwesten bis Nordosten durch die Stadt fließenden Schelde war ein mit Bastionen und drei Hornwerken im Süden und einem Hornwerk im Nordwesten nach Vaubanscher Manier wohlfortifizierter Platz mit einer im Osten der Festung pentagonal angelegten Zitadelle, die durch Überschwemmungsgebiete an der Schelde geschützt wurde. Befehlshaber der nach dem Abzug der Verstärkungen zur Feldarmee durch Villars nur noch 7 000 Mann, allerdings Veteranen, zählenden Garnison Tournais war Marquis de Surville, der sich bei der Belagerung von Lille ausgezeichnet und dort verwundet worden war. Surville war durch die taktische Wendung Prinz Eugens völlig überrascht und außerstande gewesen, dass Umland Tournais von Vieh und Futtermitteln zu entblößen, die mit vielen Außenposten von den Alliierten ergriffen wurden,595 soweit sie es nicht schafften, nach Condé zu entziehen. Im Süden Tournais gelang es dem Prinzen von Oranien-Nassau, mit 30 Schwadronen und zehn Bataillonen die kleinen Festungen von Mortagne und St. Amand zu bedrohen und ohne Widerstand zur Übergabe zu bringen. Villars und der Chevaliers de Luxembourg taten alles, um von Mons und Condé zu versuchen, Tournai Verstärkungen zuzuführen. So wurden im alliierten Lager bei dem Versuch, nach Tournai durchzubrechen, der Brigadegeneral M. de Villemore mit einem Kapitän aus seinem Regiment, beide als Bauern verkleidet, verhaftet. 596Marlborough sah dies angesichts der Spionen drohenden Todestrafe als Zeichen äußerster Verzweiflung der Franzosen und Vorbote eines baldigen Falls der Festung an. Doch es kam anders. Du Surville wurde seinem Ruf gerecht und erwies sich als außerordentlich befähigter Kommandeur, der die Belagerung in einen Albtraum der alliierten Soldaten verwandelte. Villars konnte davon ausgehen, dass die Alliierten vor Tournai über einen langen Zeitraum der Kampagne des Jahrs 1709 festgehalten seien. Aber vor der Festung machten die Belagerungsarbeiten trotz schlechten Wetters gute Fortschritte. Die Approachen wurden im Schutz der Dunkelheit der Nacht des 7. Juni 1709 gegraben; obwohl die Franzosen die Wege zu verbauen versucht hatten, erreichte der Train schwerer Belagerungsartillerie das Lager vor Tournai. Die Bedingungen der Belagerer erwiesen sich aber als außerordentlich miserabel, da die franzö-
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sischen Gouverneure in Valenciennes und Condé die Schleuse öffneten und die Garnison von Tournai durch die Bedienung der Schleusen in der Stadt den Wasserstand in den Gräben regulieren konnte.597 Villars versuchte, Tournai durch eine Diversion gegen Warneton und Fort Rouge an der Lys zu entlasten, wurde aber von Prinz Eugen zurückgedrängt.598 60 Bataillone – etwa 35 000 Mann – wurden gegen Tournai eingesetzt. Lottums preußische Truppen wurden gegen die Zitadelle eingesetzt, Schulemburgs sächsische Einheiten gegen die Porte de St. Fountaine und Porte de Martin, während Fagels niederländische Truppen gegen die durch Wassergräben geschützten Porte de Marville eingesetzt wurden. Die Alliierten hatten zu wenig Kenntnis von den Bodenverhältnissen,599 wodurch sie den von den Belagerten eingesetzten Minen in dem von Minen und Gegenminen geprägten Belagerungskrieg600 nichts entgegenzusetzen hatten – die Verluste der Alliierten nahmen zu. Das unmittelbar am Südostufer der Schelde gelegene Hornwerk der Sette Fountaine wurde am 27. Juli 1709 von Grenadieren Orkneys Regiment eingenommen, die mit Spaten mit geschliffenen Schneiden bewaffnet waren. Zuvor war eine weite Bresche in die Verteidigungsanlagen durch die Belagerungsartillerie geschlagen worden.601 Nachdem damit beinahe die gesamte Kontrescarpe am Ostufer der Schelde in der Hand der Alliierten war, vermied Surville am 29. Juli 1709 einen Generalsturm durch den Rückzug der überlebenden 4 000 Verteidiger in die Zitadelle. Am Abend empfingen Marlborough und Prinz Eugen Surville zum Diner. Nach einem angeregten Abend, der mit gegenseitigen Glückwünschen und Bekundungen des Respekts endete, zog sich Surville in die Zitadelle zurück, während der Transport von 800 Kranken und Verwundeten nach Douai gestattet wurde.602 Gegen die stark befestigte Zitadelle wurde unverzüglich aus den sumpfigen Gräben der Minenkrieg eröffnet;603 die Kontrahenten bekämpften einander verbittert in den über-, unter- und gegeneinander verschränkten Minengallerien604 unter der Erdoberfläche;605 die gegnerischen Mineure trafen bei Durchbrüchen von Gallerie zu Gallerie aufeinander und lieferten sich unterirdische Gefechte mit Handfeuerwaffen.606 Wurde eine Mine gesprengt, betraf dies nicht allein die Erdoberfläche, sondern brachte das Netz von unterirdischen Gallerien zum Einsturz und verschüttete die Mineure, die sich nicht rechtzeitig hatten in Sicherheit bringen können;607 so wurden am 5. August 1709 150 alliierte Soldaten in die Luft gesprengt.608 Der Versuch, der Zitadelle den Wasserzufluss abzugraben, blieb erfolglos. Trotz des erbitterten Widerstands der Besatzung in der Zitadelle gelang es den Alliierten, am 21. August 1709 eine neue Batterie von 15 großen Mörsern auf dem gedeckten Weg im Bereich Schulemburgs einzurichten, deren Beschuss das Ende der Belagerung einläutete: Am 31. August 1709 ließ Surville Chamade schlagen.609 Die Vorräte der Besatzung waren beinahe aufgebraucht. Surville stimmte zu, die Zitadelle am 3. September 1709 zu übergeben, obwohl er Villars Einverständnis nicht hatte zuvor erlangen können;610 Villars rügte heftig, Surville habe es unterlassen, die Zita-
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delle hinreichend zu proviantieren, obwohl ihm dies mit den vorhandenen Mitteln möglich gewesen wäre.611 Unter der Auflage, bis zu einem förmlichen Austausch nicht die Waffen gegen die Alliierten zu ergreifen, wurde den Verteidigern der Abzug nach Condé gewährt; sie hatten kaum weniger als 3 200 Mann verloren. Aber auch die Alliierten hatten einen hohen Blutzoll von 5 430 Mann entrichtet – und Survilles energische Verteidigung von Festung und Zitadelle hatte die Kampagne lange aufgehalten.612 Die Besatzung, die unter Ehrenwort abgezogen war, wurde gegen die von Warneton ausgetauscht, das Le Blanc, der initiativenreiche Intendant von Ypern, im Verlauf des Jahrs eingenommen hatte.613 Der Krieg nahm an Bitterkeit zu und brachte Szenen hervor, die die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg wachriefen: Der Widerstand gegen die zum Alltag gewordenen Requisitionen nahm zu. Eine alliierte Fouragepartei von Hannoveraner Einheiten stieß am 16. August 1709 mit einem Trupp bewaffneter Buren, der Landbevölkerung, zusammen und wurde gezwungen, Gefangene freizulassen, die sie zuvor genommen hatte.614 Die Brutalisierung war nicht auf die – verständlicherweise – verbitterte Bevölkerung beschränkt. Der Comte de Bergheyck, der nach seinem Abfall 1706 auf Seiten der Zwei Kronen stand, drohte zwei Dragoner aus Regimentern Mérode-Westerloos hängen zu lassen. Aus seiner Sicht waren sie Deserteure, da sie ohne Erlaubnis den Dienst Phillip V. verlassen hätten, wogegen Mérode-Westerloo geltend machte, es handele sich um „seine“ Leute, die ihm auf die kaiserliche Seite gefolgt seien.615 Da die Alliierten einen französischen Cornett mit einem Trupp Reiter gefangengenommen hatten, begab sich Mérode-Westerloo zu dem Cornett mit einem Tintenfass und einem Blatt Papier, eröffnete ihm, er werde ihn und seine Leute tags darauf zur Vergeltung hängen lassen; er könne sein Leben retten, wenn es ihm gelänge, mit einem Schreiben Bergheyck von seinem Tun abzubringen. Es gehört zu den Umständen, die die Nachwelt haben Glauben lassen, „Kabinettkriege“ seien zivilisiert gewesen, dass sich Bergheyck nun mit einem Protestschreiben an Marlborough über die Behandlung seiner Leute beschwerte,616 aber kein Gehör fand. Den Trompeter, der die abschlägige Rückantwort brachte, setzte Bergheyck für drei Wochen fest, entließ aber die gefangenen Dragoner.617 Auf der anderen Seite versuchten die Offiziere, höfliche Formen zu wahren. So erhielt Mérode-Westerloo von Arco laissez-passez, die ohne Weiteres alle sechs Monate erneuert wurden, sodass er ungehindert die feindlichen Linien durchqueren und unbehelligt reisen konnte;618 ein aus späterer Sicht erstaunlicher Vorgang angesichts des Seitenwechsels Mérode-Westerloos nur vier Jahre zuvor.
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Der Versuch Villars, die Belagerung von Mons zu verhindern
Ende August 1709 war die französische Kavallerie wieder in einem ordentlichen Zustand, da ihre guten Fouragemöglichkeiten in den Linien von Douai und Béthune ihnen zugute gekommen war.619 Die Versorgungslage der französischen Armee wurde aber wieder kritischer. Am 27. August 1709 klagte Generalleutnant d’Artagnan darüber, es werde zwar Brot in ausreichenden Mengen, aber völlig inakzeptabler Qualität geliefert.620 Die Stimmung unter den Soldaten verschlechterte sich. Villars erhielt in dieser Lage mit dem äußerst beliebten Marschall Bouffler, der zur Armee zurückkehrte, eine willkommene Verstärkung. Bouffler erreichte am 4. September 1709 das Hauptquartier in Sin-le-Noble.621 Dem französischen Oberkommando war es nun klar, dass Prinz Eugen und Marlborough sich gegen Mons wenden würden. Denn eine Aktion gegen Condé oder Valenciennes kam nicht in Betracht, da beide Festungsstädte durch ausgedehnte Überschwemmungsgebiete außerordentlich stark gesichert waren.622 Villars versuchte daher, vor den Alliierten die vor Jahren errichteten, aber noch verteidigungsfähigen Linien zu erreichen, die sich von Mons über Trouille nach Maubeuge erstreckten.623 Weil die Zeit für die Kampagne weit fortgeschritten war, entsandte Marlborough, kaum das klar war, dass die Zitadelle von Tournai sich nicht lange mehr würde halten können, Earl of Orkney mit 20 Schwadronen gegen die kleine Festung St. Ghislain und den Prinzen von Hessen-Kassel sowie Generalleutnant Dedem, gegen die französisch besetzte kleine Festung Ghislain. Deren Werke versperrten den Weg über die Haine. Er umritt aber in strömendem Regen Ghislain und Mons und überquerte am Morgen des 5. September 1709 die Haine beim Dorf Havre.624 Die Linien von Trouille erreichten Mons.625 Am 6. September 1709 folgte Marlborough mit der Hauptarmee.626 Villars verließ daraufhin mit seiner Armee die Verteidigungslinien und bedrohte aus der Richtung des Orts Malplaquet nach Norden durch eine Lichtung zwischen dem Bois de Sars und dem Bois de Lanières nach Norden zielend die Kommunikationslinien der Allierten. Villars hatte den Fall von Tournai nicht verhindern können; als die Alliierten sich gegen Mons wandten, rückte er unverzüglich heran und hätte die Möglichkeit gehabt, Marlborough anzugreifen, während Eugen, auf der anderen Seite der Festung stehend, zu entfernt war, um unmittelbar zu helfen. Aber Villars wusste natürlich nicht so genau, wie es auf der Seite der Alliierten stand. Marlborough besaß zu allem Überfluss die Kühnheit, den Franzosen sogar noch entgegenzurücken. Villars stellte sich die Frage, ob er das letzte Heer Frankreichs aufs Spiel setzen sollte. Das wäre ganz gegen den Sinn und die Absichten des Königs gewesen: Nachdem die französische Armee unter Marschall Villars ihre Stellungen bei Malplaquet bezogen hatte, war Marschall Bouffler aus Versailles mit der ausdrücklichen Erlaubnis Ludwig XIV. zu Villars gestoßen, eine Schlacht zu wagen.627 D’Albergotti erbat daher
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die Erlaubnis, die Alliierten angreifen zu dürfen, die erst auf dem Marsch südlich und süwestlich von Mons waren und deren Truppen noch nicht vollzählig bereitstanden; Villars ordnete aber einen Rückzug auf Quiévrain an, da er die letzte Frankreich verbliebene Feldarmee nicht durch eine Offensivbewegung riskieren wollte.628 Prinz Eugen nahm gegen sechs Uhr morgens am 8. September 1709 Stellung auf den Höhen von Quaregnon, Marlborough gegen 8 Uhr morgens bei Query ein.629 Unter dem Prinzen d’Auvergne rekogniszierten 400 Grenadiere die Ebene vor dem Bois du Sars, wo sie auf starke französische Kavallerieeinheiten stießen und den alliierten Feldherren einen Eindruck davon vermitteln konnten, dass die Franzosen bis zu den Wäldern zwischen Mons und Malplaquet vorgerückt waren.630 D’Auvergne zog sich nach Scharmützeln zurück. Am Morgen des nächsten Tages rückte das französische Heer in vier Kolonnen gegen die Stellung der Verbündeten, besetzte den Bois du Sars mit dem linken Flügel und den von Lanières mit dem rechten. Marschall Villars wurde von seiner streifenden Kavallerie berichtet, dass wesentliche Teile der alliierten Armee noch nicht erschienen waren und sich ein günstiges Kräfteverhältnis ergab. Am Vormittag des 9. September 1709 ließ Marlborough aber Kavallerie unter General Dopff, dem niederländischen Generalquartiermeister, und Cadogan gefechtsbereicht gegen die von den Franzosen besetzten Wälder Front beziehen. Villars Zögern gab Marlborough Zeit, von drei Uhr nachmittags an gefechtsbereit zu sein, obwohl Prinz Eugens Truppen sich noch im Anmarsch befanden. Villars gab daher endgültig jeden Gedanken an einen Angriff auf, er begnügte sich also, nördlich des Dorfs Malplaquet in einer drei Kilometer weiten Lichtung – der Trouée d’Alnois – zwischen zwei der Wälder, die sich an der französischen Grenze hinziehen, eine Stellung zu besetzen. Damit war seine Armee der belagerten Festung so nahe, dass die Alliierten ihn erst von der Lichtung aus fortschlagen mussten, um die Belagerung unbehelligt durchführen zu können. Die Stellung lag in einer welligen Ebene und war daher für die Verteidigung nicht unbedingt sehr günstig. Links und rechts der Stellung im Trouée d’Allnois lagen im Westen der Bois du Sars und im Osten der Bois du Laniéres. Dabei handelte es sich nicht um Forêts, also um zugewachsene Wälder, sondern leicht bewachsene Waldflächen, die sich aber von Parks dadurch unterschieden, dass sie Unterholz und Gestrüpp aufwiesen, die eine Entfaltung von Infanterie in linearer Taktik so erheblich erschwerten, dass sich das kommende Infanteriegefecht in eine Tirallierweise nach Art der nordamerikanischen Kämpfe, allerdings mit tief gestaffelten Kolonnen, entfaltete. Die Bewegung von Kavallerie schien die Wälder verlangsamt, aber nicht gehindert zu haben. Die Wälder zu den Flanken der Franzosen konnten zudem sowohl westlich als auch östlich (auf der von Mons Richtung Süden auf Maubeuge führenden Straße) umgangen werden. Villars detachierte daher De Luxembourg mit 2 500 Reitern, das Defilée der östlichen nach Maubeuge führenden Route zu blockieren. Die damit verbundene Schwächung seiner den Alliierten numerisch leicht unterlegenen Truppen musste er in Kauf nehmen, um nicht in seiner östlichen Flanke aufgerollt zu werden. Den damit verbundenen Nach-
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Sars
19 Bitl. 910 Sq.
Miklau
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Württemberg
Wald von Sars
36 Bttl. Schulenberg
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Villars Verwundung
Hauptquartier Marlborough Prinz Eugen
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Artilleriestellungen
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Aulnois
vo n 30 Or a Bt nie tl. n
18 Can 20 Can
Wald, Morast Feldschanzen, Redouten Französische, spanische und bayerische Kavallerie
Pr
Malplaquet
D´Artagnan
48 Bttl.
Wald von Loignieres
Französische, spanische und bayerische Infanterie Alliierte Kavallerie Alliierte Infanterie
Karte: Sandra Hülsmann
Karte 22: Die Schlacht von Malplaquet (1709)
teil versuchte er durch hektische Schanztätigkeit zu kompensieren. Die Stellung wurde sogleich zu befestigen begonnen, und die Alliierten ließen den Franzosen dazu zwei ganze Tage Zeit, um erst alle verfügbaren Kräfte zur Entscheidung heranzuziehen. Malplaquet
Die Schlacht von Malplaquet (15 km südlich von Mons und 50 km westlich von Charleroi in den Spanischen Niederlanden), in der am 11. September 1709 die englisch-holländischen und kaiserlichen Truppen den französischen gegenüberstanden, soll nach einer verbreiteten Auffassung die Entscheidung im Spanischen Erbfolgekrieg herbeigeführt haben. Daran zu zweifeln besteht Anlass. Aber wenigstens war die Schlacht ein Wendepunkt des Kriegs.
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Villars hatte sich, wie gezeigt, in aller Eile in seinen Stellungen verschanzt, während die Alliierten in ihrer Front nach und nach eine große Batterie von schließlich 40 Stücken auffuhren, mit denen sie die französischen Stellungen unter Beschuss nahmen, der von Villars Truppen erwidert wurde.631 Die Kanonade hielt den Tag über an, ohne dass sie weitere Ergebnisse erzielte, auf beiden Seiten Mannschaften zu töten und zu blessieren. Auch am folgenden Tag zogen die Verbündeten weitere Truppen heran. Die Belagerungstruppen, die vor Tournai freigeworden waren, rückten bis zum Abend noch unter Withers, Schulenburg und Lottum mit 21 Bataillonen heran. Marlborough und Prinz Eugen glaubten, auf diese Truppen nicht verzichten zu können; augenscheinlich wollten beide ein zweites Oudenaarde vermeiden. Das gab aber den Franzosen Zeit,632 mit ihren Schanzarbeiten fortzufahren: Es kam nicht zu einer „modernen“ Schlacht, in der Truppen nach und nach hineingezogen wurden, sondern die Truppen beider Seiten standen in einer ausgearbeiteten Schlachtordnung bereit, um sich aufeinander zu werfen.633 Die Rekognoszierungen des 10. Septembers hatten Prinz Eugen und Marlborough zu nicht mehr als einem Konzept der Wiederholung des bei Höchstädt verfolgten Vorgehens bewogen:634 Auf beiden Flügeln sollten die Franzosen ernsthaft angegriffen werden, um Villars zu einer Schwächung seines Zentrums zu bewegen, wo in einem coup de grace der entscheidende Stoß geführt werden sollte. Die tagelangen Schanzarbeiten Villars schufen aber ein Schlachtfeld, das sich von dem vor Höchstädt unterschied. Die Feldbefestigungen, die von den Franzosen aufgeworfen worden waren, so mehr oder weniger improvisiert sie waren, erhöhten wegen ihrer systematischen Anlage die Widerstandsfähigkeit der französischen Infanterie, deren Dislozierung anders als bei Höchstädt nicht zu ihrer Absorption und Neutralisierung in verschanzten Weilern führte. Vielmehr unterstützten die Verschanzungen den effektiven operativen Einsatz der französischen Infanterie und deren Unterstützung durch gedeckte Artilleriebatterien. Es lohnt sich, einen näheren Blick auf diese Verschanzungen zu werfen. Gewiss nicht weniger als 300 m hinter der Nordlisiére des Bois du Sars erstreckten sich Verhaue parallel zur Angrifflinie der sächsischen Truppen unter Schulenburg. Diese Verhaue bestanden aus Bäumen, die mit ihrer Krone gegen die erwartete Angriffsrichtung des Feinds gefällt, deren Äste teilweise angespitzt und die mit schräg gegen den Feind gerichteten Palisaden weiter verstärkt waren. Werden solche Verhaue niedergetreten, verdichten sie sich noch und machen Vorwärtsbewegungen schwierig. Die Wurzeln der umgeworfenen Bäume wurden durch zusammengekettete Baumstämme miteinander verbunden, die, wegen der dünnen Bodenschicht des Walds, mit ein wenig Erde beworfen wurden, um sie zu verstärken, da vor dieser hölzernen Brustwehr ein kleiner Graben entstand. An seiner Ostflanke setzte sich dieser Verhau in seinem rechten Winkel nach Süden zur Südlisiére des Bois dur Sars fort, der von den alliierten Linien aus gesehen und, gelangte Artillerie in eine ihnen gegenüberliegende Stellung, von dieser bestrichen werden konnte. Südlich des Bois verlief ein Bach, hinter dem ein weiterer Verhau in der geschilderten Manier zu errichten begonnen worden war.
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Die Verhaue im Bois du Laniéres waren ebenfalls in dieser Weise errichtet, zogen sich aber im Wald hin, ohne aber von den Alliierten eingesehen werden zu können, zumal die Trouée d’Alnois durch ein Wäldchen, den Bois du Thiery, in zwei Segmente unterteilt wurde, der die Sicht des nahe des Weilers bei Blaregnies gelegenen Hauptquartier Marlboroughs auf den Blois du Laniéres hinderte. Diese Stellungen in den Blois du Sars und Blois du Laniéres wurden durch eine Kette von Redouten, die heute nicht mehr sichtbar sind und in der Literatur mit einer Zahl zwischen fünf und neun angegeben werden, verbunden. Diese Redouten bargen Artilleriebatterien; sie gaben bis zu zwei Bataillonen Raum. Sie waren nicht miteinander verbunden, sondern ließen der Bewegung einer halben Schwadron zwischen jeweils zwei Redouten ungehinderten Raum. Hinter der verbarrikadierten Ferme Les Grosses Haies lag, den Blicken der Alliierten verborgen, eine starke Batterie, die das Defilée zwischen dem Blois du Thiery und der Nordlisiére des Blois du Laniéres bestreichen und jeder Annäherung selbstmörderischen Charakter verleihen konnte. Am Spätnachmittag des 10. September 1709 begaben sich unter Parlamentarsfahnen der Prinz von Hessen, der Kurprinz von Brandenburg, der spätere „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., der Zeit seines Lebens Anekdoten über seine Teilnahme an der Schlacht berichten sollte, und Cadogan in den Bois du Sars, wo sie sich mit D’Albergotti trafen und eine Stunde lang ein kameradschaftliches Gespräch führten. Das entsprach den Gepflogenheiten der Zeit, bot aber den alliierten Offizieren eine hervorragende Gelegenheit, die Verschanzungen ihrer französischen Gegner in Augenschein zu nehmen. Erst nach einer Stunde erfuhr Villars von diesem Treffen und ließ es sofort unterbrechen.635 Im Übrigen verging aber der 10. September 1709 in Untätigkeit der Alliierten. Marlborough und Prinz Eugen warteten auf den Zuzug der Truppen Withers aus Tournai, deren Zahl aber im Hinblick auf die noch nicht fertiggestellten Verschanzungen nicht ausschlaggebend war. Die Chance, Villars in nicht fertigen Stellungen zu schlagen, schwand mit dem Tageslicht des 10. September dahin.636 Wälder vor der Front oder auf den Flanken behinderten zwar den Angreifenden im Anmarsch, verbargen ihn aber auch vor den Blicken der Verteidiger, wie bereits Delbrück dargestellt hat. Am 11. September 1709 um drei Uhr morgens bereiteten sich die Verbündeten mit Gottesdiensten in den jeweiligen Sprachen, der Verteilung von Gin oder Genever, und für diejenigen, deren Mägen es zuließ, einem Frühstück, zum Sturm auf die Schanzen der Franzosen vor. Die Franzosen hörten die Geräusche, die keine zwei Kilometer vor ihren Linien von der unmittelbar bevorstehenden Schlacht kündeten und machten sich in ihren Stellungen bereit. Dichter Nebel bedeckte das Schlachtfeld und nahm mit der Sicht die Möglichkeit einer Eröffnung der Schlacht durch eine Wiederaufnahme der Kanonade des Vortags. So sehr die Verzögerung der vorangegangenen Tage den Alliierten wegen der Schanztätigkeit der Franzosen Abbruch tun sollte, war es ihnen am 11. September von Vorteil, dass der Nebel die Aufnahme des Kampfs verhinderte.
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Denn in ihren Stellungen hörten die Franzosen die unvermeidbaren Geräusche eines Vorrückens der alliierten Truppen – Geklapper von Flaschen und Gewehrschlössern, Tritte in dem aufgeweichten Boden, Wiehern, vielleicht auch unterdrückte Flüche, während die Heranrückenden von dem dichten Schleier des Nebels verborgen blieben. Ihnen gelang es besonders, unbehelligt Geschütze auf ihrem rechten Flügel, sehr weit gegenüber der rechtwinklig nach Süden sich hinziehenden befestigten Linie im Bois du Sars aufzustellen. Solche Bewegungen waren unter feindlichem Gewehr- und Artilleriebeschuss sonst hochgradig verlustreich. Die Aktion vollzog sich im Nebel des Morgens von Malplaquet dagegen völlig unbeeinträchtigt.637 Prinz Eugen befehligte den rechten, Marlborough den linken Flügel; bei den Franzosen Generalleutnant d’Artagnan den rechten, Legall die Kavallerie und Puységur die Infanterie auf dem linken Flügel, dessen vorgezogenen Einheiten im Bois du Sars von Albergotti befehligt wurden. Eine Zeitlang noch hinderte der dichte Nebel den Beginn der Schlacht. Gegen halb acht Uhr morgens lichtete sich der Nebel und, wie Chevalier de Folard später schrieb, es begann ein herrlicher Spätsommertag, den Mars dekorieren sollte.638 Der junge Moritz von Sachsen und Curd Christoph Graf Schwerin639 waren unglücklich, wegen ihrer Jugend zum Schutz der alliierten Bagage befohlen worden zu sein. Die Artillerie beider Seiten nahm das Feuer auf, wobei die Maison du Roi, die in der zweiten Linie der Franzosen standen,640 schwere Verluste hinnehmen mussten, ohne aber zu weichen. Die französische Artillerie aus den Redouten im Zentrum blieb weitgehend ineffektiv. Um acht Uhr begannen am rechten Flügel der Verbündeten unter dem Kommando Schulenburgs die französischen Verschanzungen im Bois du Sars. Der erste Angriff von 40 Batallionen stockte im Feuer der Franzosen: Die in vier Gliedern aufgestellten641 Regimenter Bretagne, Provence und Roi schossen aus kurzer Entfernung642 auf die alliierten Einheiten, die mühevoll die vor der französischen Frontlinie angelegten Verhaue überwinden mussten und dabei schwere Verluste erlitten.643 Die lineare Ordnung geriet sogleich durcheinander. Schulenburg, der sächsische General Wackerbarth und Lottum, der frische Truppen heranführte, führten ihre Soldaten wieder in das Blutbad. Die Alliierten stürmten zum zweiten Mal gegen die Verschanzungen auf dem linken französischen Flügel vor. Prinz Eugen erschien persönlich und trieb seine Soldaten an. Die im Nebel nach vorne gebrachte Batterie beschoss vom rechten alliierten Zentrum im Trouée d’Alnois die Linie im Bois du Sars. Die Verschanzungen boten gegen Musketenkugeln ebenso wie gegen Kartätschen hervorragenden Schutz. Die alliierten Artilleristen beschossen die Verhaue aber mit Vollkugeln. Sobald sie in die Holzwehren trafen, splitterten unter der unerhörten Wucht der Kugeln die Hölzer. Splitter von bis zu einem halben Meter Länge flogen durch die Luft und richteten unter den Franzosen Verluste durch schreckliche Verwundungen unter denen an, die von den Splittern getroffen wurden, die Kartätschen in Grausamkeit in nichts nachstanden.
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Die von dem bei Oudenaarde ausgezeichneten Generalmajor Phillip Karl Graf von Lottum644 geführten Einheiten marschierten links von den in den Bois du Sars eingefallenen Einheiten Schulenburgs auf der Trouée d’Alnois in Richtung auf die ihnen gegenüberliegenden Redouten des französischen Zentrums vor, von denen sie beschossen wurden und schlimme Verluste hinnehmen mussten. Anhaltende Regenfälle hatten in der Trouée d’Alnois den Boden aufgeweicht, der sich unter den Schritten der Infanterie und besonders den Hufen der Kavalleriepferde in Morast verwandelte; in Bodensenken bildeten sich bodenlose Tümpel. Der Boden machte den Vormarsch zur Qual, im Sumpf verloren die Infanteristen ihre Schuhe, Pferde ihren Halt. Die Infanterie watete, gestützt auf Zeltstangen, voran.645 Aber zugleich verhinderte der Boden den Ricochet-Effekt des Beschusses. Kugeln blieben im Boden stecken, statt abzuprallen und nach dem ersten Auftreffen ein neues Opfer zu suchen. Villars glaubte daran, tatsächlich in seinem Zentrum angegriffen zu werden und konzentrierte dort Truppen. Lottum aber schwenkte vor Albergottis durch den vorangegangenen Artilleriebeschuss erschütterte Linie gegen diese nach rechts ab in den Bois du Sars. Es gelang Lottum, die ersten Verschanzungen zu erobern. Er wurde dabei von Kavallerie und D’Auvergne unterstützt, die offenkundig in den nicht sehr dichten Wald eindringen konnte.646 Zu ihrer rechten hatte Schulenburg in einem weiteren Anlauf die Linien Albergottis durchbrochen. Die Sachsen hatten jede Ordnung verloren und rückten in bis zu 15 Glieder tiefen Kolonnen vor, die ein nicht zu verfehlendes Ziel für die Franzosen boten. Aber der Angriff war nicht aufzuhalten. Albergotti wurde dabei verwundet und Goesbriand ersetzte ihn. Vor den siegreichen Sachsen und Engländern zog sich Goesbriand auf die Südlisiére des Bois du Sars in die dort vorbereiteten Stellungen zurück. Nach kurzer Rast setzten die Alliierten nach. Nachdem sie innerhalb einer weiteren Stunde unter erheblichen Schwierigkeiten den im Süden des Bois du Sars verlaufenden Bach durchwatet und auch die zweite Linie der Regimenter Sarre und Charost durchbrochen hatten, befahl der französische Kommandant Goesbriant den Rückzug tiefer an den Südrand des Walds. Im Verlauf der Kämpfe wurde der französische Befehlshaber De Chemerault getötet. Auf der Seite der Alliierten wurde Argylle von einer Reihe von Kugeln getroffen, die sich aber in seinem Rock verfingen und keinen Schaden anrichteten. Seine Männer riefen ihm aber zu, er trage gewiss einen Brustpanzer, während sie ohne Schutz vorgehen müssten, worauf Argyll seinen Rock und sein Hemd aufriss und an der Spitze seiner jubelnden Truppen voranstürmte.647 Nach zwei Stunden hatten die Truppen Prinz Eugens die Franzosen aus dem Bois du Sars vertrieben, zu deren Unterstützung Villars aus den Schanzen im Zentrum seiner Linie die Regimenter Champagne und Royal Irlandais heranzog, die nun hinter dem Gehölz von Traisnère neue Stellung bezogen, deren Verhaue, wie berichtet, noch nicht fertiggestellt waren.648 Nicht im Bois du Sars, sondern hier in dem sich lichtenden, freieren Gelände, das die lineare Aufstellung von Bataillonen möglich machte, muss sich die denkwürdige Begegnung zweier irischer Bataillone in französischem Dienst auf der einen und
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englischem auf der anderen Seite zugetragen haben, von dessen Verlauf Parker in seinen Memoiren berichtet, und der seitdem von jeder Darstellung der Schlacht wie der Kriegskunst unter Marlborough zitiert wird. Die O’Briens Brigade zugeordnete Einheit der Royal Irlandais traf dabei auf die in Webbs Brigade stehenden Royal Irish, die sie mit zwei in gliederweisem Feuer abgegebenen Salven begrüßten. Die Royal Irish erwiderten in peletonweisem Feuer, das ununterbrochen die Royal Irlandais zermürbte – die Wild Geese zogen sich, wie Parker berichtete, in Unordnung und mit erheblich höheren Verlusten als denen ihrer Gegner im Wald von Trasnièzurück. Durch den Erfolg Prinz Eugens auf dem französischen linken Flügel war die Stellung der Franzosen im Zentrum durch den Abzug von Truppen zur Stabilisierung der sich zurückziehenden Einheiten nachhaltig geschwächt worden. Hinter den Wald von Traisnière bezog der linke französische Flügel neue Stellung, die mit Dragonern der Regimenter Veruc, Vasse und Nothaft verstärkt wurde.649 Schulenburg650 zog nun am Rand des Bois du Sars zunächst mit 12 Kanonen heran, die ein Flankenfeuer gegen die französischen Linien unterhielten und zu einer großen, 40 Kanonen umfassenden Batterie verstärkt wurden. Prinz Eugen und Marlborough bezogen nun Stellung am südlichen Rand des Bois du Sars, wo sie die Schwäche des feindlichen Zentrums ausmachen konnten.651 Prinz Eugen erneuerte den Kampf dort, erhielt selbst eine Kopfwunde, verließ aber das Schlachtfeld nicht. Gegen ein Uhr mittags brachen seine Truppen aus dem Wald hervor. Die Franzosen warfen sich mit 30 Batallionen entgegen, wurden aber zurückgedrängt. Welche, neben der von vornherein illusorischen Hoffnung einer Kopie des Erfolgs von Höchstädt, die Dispositionen Prinz Eugens und Marlboroughs gewesen sein mögen, lässt sich nicht mehr oder doch wenigstens nur schwer feststellen. Die Anlage Malplaquets als Flügelschlacht erlaubt es nicht zwingend darauf zu schließen, dass der alliierte linke Flügel sich versagen und den Gegner ablenken, der rechte Flügel Kräfte des Feinds binden sollte, denn sowohl Blenheim als auch Ramillies ließen sich allenfalls im Nachhinein so deuten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die alliierten Kommandeure gerade wegen der Ergebnisse ihrer Rekognoszierungen und der am Vorabend der Schlacht von Cadogan im Bois du Sars getroffenen Feststellungen sich vorbehalten haben, auf welchem Flügel sie das Schwergewicht des Kampfs legen wollten. Nicht anders als bei Blenheim und Ramillies waren beide Flügel der Alliierten von Anbeginn der Schlacht an engagiert: Scott weist zu Recht darauf hin, dass sich aus der Schlacht allenfalls die Absicht herauslesen lässt, im Zentrum durchzubrechen. Das aber setzte jedenfalls die Schwächung beider Flügel Villars voraus, die nicht durch Demonstrationen, sondern allein durch mit aller Macht durchzuführende ernsthafte Angriffe zu erreichen war. Auf dem linken alliierten Flügel begann während des Avancierens der Truppen Prinz Eugens um halb neun Uhr morgens in fünf Kolonnen mit einer Frontbreite von jeweils zwei Bataillonen und einer Tiefe bis zu vier Bataillonen, zusammen 22 Bataillo-
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nen der holländischen Streitkräfte, darunter acht Bataillone schweizerische Regimenter, der Angriff auf die starken Verschanzungen des französischen rechten Flügels. Die Holländer wurden von einer Großzahl hochrangiger Offiziere kommandiert, was stets Spannungen hervorrief, aber schon deshalb zwingend notwendig war, weil die Verlustrate unter den Kommandeuren exorbitant hoch war; um nicht die Truppen ihrem Schicksal zu überlassen, bedarf es battlefield replacements.652 Die Holländer mit Prinz von Oranien waren gegen den rechten Flügel der Franzosen vorgerückt. Der Angriff auf dem rechten Flügel der Franzosen gegen die Feldbefestigungen, die dort aufgeworfen worden waren, vermochte aber anders als auf dem rechten französischen Flügel nicht durchzudringen. Der Kommandierende des linken Flügels der Alliierten, der bis auf seine Erfahrung in Oudenaarde nicht schlachterprobte Erbprinz von Oranien, wurde von Feldmarschall Tilly begleitet. Es ist aufgrund der heftigen Rechtfertigungsauseinandersetzungen im Nachgang der Schlacht nicht mehr mit Sicherheit festzustellen, wer tatsächlich das Heft am 11. September in der Hand hielt. Tilly und Oranien hatten sich die Verantwortung für das, was auf dem linken alliierten Flügel geschah, zugeschoben. Die holländische Infanterie wurde von General Oxienstierna, die holländische Kavallerie von General Hompesch kommandiert. Oranien stand der Ferme Les Grosses Haies gegenüber. Links von Oranien befehligte unmittelbar gegenüber dem Bois du Laniéres General Fagel. Scott diskutiert, ob sich Oranien aufgrund seiner sozialen Stellung über den Rat der älteren und erfahreneren Generäle hinweggesetzt hat.653 Jedenfalls ließen sich die Holländer, wer auch immer dafür die Verantwortung hatte, dazu hinreißen, mit ihren geringen Kräften einen scharfen Angriff zu machen, statt des hinhaltenden Gefechts, das sie – wie Hans Delbrück aus der Sicht der Erfahrungen der französischen Kriege und der Kriege des späten 19. Jahrhunderts ausgeführt hat – zur Probe der feindlichen Stellung sinnvollerweise hätte führen sollen. Ob dies angesichts der Gesamtanlage der Schlacht in irgendeiner Weise eine Option war, ist zweifelhaft, weil zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein hinhaltendes Gefecht in Tirallieurformation mit den zur Verfügung stehenden Truppen nicht wirklich effektiv hatte geführt werden können. Fagel stieß mit seinen Truppen in den Bois du Laniéres, den er, anders als die alliierten Offiziere auf dem rechten Flügel bei ihrem Höflichkeitsbesuch tags zuvor im Bois du Sars, nicht hatte in Augenschein nehmen können. Er muss mit seinen Truppen buchstäblich wie vor den Kopf gestoßen gewesen sein, als er vor die Verhaue geriet, von deren Existenz, von deren Ort und von deren Anlage er keine sichere Kenntnis gehabt haben wird. Diese Verhaue hatten nicht beschossen werden können, waren also anders als die Albergottis im Bois du Sars völlig intakt und schützten die französischen Truppen vor dem Musketenbeschuss durch die Holländer. Artillerieunterstützung konnten die Holländer nicht nachziehen. Wie am rechten Flügel desintegrierten die holländischen Truppen auch im Bois du Laniéres im Unterholz. Ihre lineare Ordnung hatte zu existieren aufgehört, und auch hier führten die Offiziere ihre Mannschaften in kolonnenähnlichen Ad hoc-Formationen immer wieder zum Sturm gegen die fran-
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zösischen Werke – sie boten damit ihren Feinden ein unfehlbares Ziel. Die Verluste bei den Kämpfen im Bois du Laniéres wuchsen unerhört an. Der Kommandeur des französischen rechten Flügels D’Artagnan hielt sich rein defensiv. Auch der Vormarsch Oraniens rechts von Fagel gegen die Ferme Les Grosses Haies wurde zu einer äußerst blutigen Angelegenheit. Der Vormarsch wurde durch den Bois du Thiery behindert, der die holländischen Truppen auf dem schmalen Nordostsegment der Trouée d’Alnois zusammendrängte und zu Verwirrungen führte. Durch den Bois du Thiery war die Batterie hinter der Ferme Les Grosses Haies vor den Blicken der Holländer verborgen. Sie gerieten daher unvorbereitet in das mörderische Flankenfeuer der französischen Batterie. Hier verlor Goslinga – wie berichtet – zwei Pferde, die unter ihm weggeschossen wurden.654 Vor der verschanzten Ferme wurden die Holländer mit Kartätschen beschossen, wobei Oxienstierna getötet wurde.655 Es ist müßig, die Holländer im Nachhinein mit dem Wissen des 21. Jahrhunderts zu kritisieren. Der Sturm auf die russischen Redoutes bei Borodino 100 Jahre, und der den französischen Werken bei Malplaquet gleichenden Feldverschanzungen der Konföderierten bei Spotsylvania und bei Cold Habour 160 Jahre später, unterschied sich von der Lage auf dem rechten französischen Flügel nicht. Für Fagel und Oranien stellte sich am Morgen und am Vormittag der Schlacht der Sturm auf die französischen Befestigungen zwar als riskant und verlustträchtig dar. Konnte ein Durchbruch erzielt werden, brachte er die Chance, die gesamte französische Front aufzurollen. Und in der Tat erzielte Oranien den Durchbruch am Rand des französischen Zentrums.656 Die alliierten Truppen waren aber bereits zu sehr geschwächt und aus ihrer Ordnung gebracht, um diesen Erfolg auszunutzen. Der Prinz von Oranien, der die Stellung des Regiments La Marck eingenommen hatte, wurde von Frézelière mit dem Regiment Navarre unter De Grassin derart zurückgeschlagen, daß es nur in der Hand der Franzosen gelegen hätte, ihn mit einem Gegenstoß völlig über den Haufen zu werfen, wie Delbrück eindringlich schildert: Acht Schweizer Bataillone im Dienst Frankreichs starteten einen Gegenangriff und stabilisierten die Lage. Bemerkenswert ist, dass sich in der Schlacht in beiden Lagern schweizerische Kontingente befanden und einander im Gefecht engegentraten, obwohl dies durch Reislaufen ausgeschlossen war: auf französischer Seite zwei Bataillone der Schweizergarden (die Kompanien Chandieu, Zurlauben, Pfyffer, Machet, Stuppa, Salis) sowie die Regimenter Brändle (Brendlé), Villars-Chandieu, Greder und May; auf holländischer Seite die Regimenter Chambrier, Schmid von Grüneck, Hirzel, May, Stürler und Mestral. Beide Regimenter May stammten aus Bern: Gabriel von May stand im Dienst Hollands, Hans Rudolf von May diente Frankreich; eine Plakette am Musée du 11. Septembre in Malplaquet erinnerte daran. Ein Teil der Schweizergarden und das Gros der Schweizerregimenter standen im Zentrum der französischen Stellung, acht Schweizerbataillone befanden sich am rechten Flügel in Reserve unter Brendlé an der Nordecke des Kirchhofs von Malplaquet. Auch am linken Flügel kamen Schweizer zum Einsatz.
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Dabei kämpften auf dem französischen rechten Flügel die Männer der Regimenter May und Brendlé gegen ihre Landsleute in den Regimentern May und Stürler auf holländischer Seite. Brendlé rückte zum Gegenangriff vor, traf aber auf alliierte Kavallerie unter dem Herzog von Hessen-Kassel, die zur Unterstützung Oraniens herangerückt war.657 Frézelière und M. de Ceberet baten Bouffler, die Unordnung ausnutzen zu dürfen, in die der alliierte linke Flügel geraten war, zumal die Regimenter Navarre und de Marck bereits in Verfolgung der Niederländer vor ihre Schanzen gerückt waren; beide Offiziere baten um Unterstützung durch die Maison du Roi, um die Schlacht entscheiden zu können. Bouffler aber wollte diese Entscheidung nicht ohne Zustimmung Villars treffen, der indes schon vom Schlachtfeld getragen und daher zu mehr erreichen war.658 Dieselben Befestigungen, die die Verteidigung so vorteilhaft gestaltet hatten, behinderten das Vorrücken zum Angriff. Marschall Boufflers sah sich nicht berechtigt, ohne ausdrückliche Zustimmung des Oberkommandierenden Villars offensive Bewegungen auszuführen und damit das Konzept der rein defensiv gedachten Schlacht umzukippen. Die Truppen unter D’Artagnan hatten eine Reihe holländischer Fahnen erbeutet, die sie auf ihre Brustwehren pflanzten. Wie immer auch die Dispositionen vor Beginn der Schlacht getroffen worden waren, fehlte es vor dem französischen rechten Flügel zum entscheidenden Moment an einem Cadogan, der den Angriff der holländischen Truppen ebenso wie den Orkneys in der Anfangsphase der Schlacht von Ramillies vor Offus und Autre Eglise zum Stehen gebracht hätte. Erst zu spät, gegen Mittag, wurde der Angriff von Marlborough angehalten, der herbeigeritten kam, als ihm von dem Blutbad berichtet wurde, dass sich auf dem alliierten linken Flügel zutrug. Für die Lenkung von beinahe 100 0000 Mann standen den Generälen des beginnenden 18. Jahrhunderts noch keine hinreichenden Instrumentarien eines ausdifferenzierten Stabs zur Verfügung. Nach Ansicht Sautais659 rückte während dieser Kämpfe mit den aus Tournai herangezogenen Truppen Lottums links von diesen Withers mit seinen Einheiten – zehn Bataillonen660 – in den Bois du Sars, während andere berichten, Withers habe den Bois du Sars umgangen und den Flankenangriff gegen die französische Linke durchgeführt. Gegen letztere Darstellung spricht aber, dass Withers gemeinsam mit Lottum auf dem Schlachtfeld erschienen ist. Unstreitig ist, dass Prinz Eugen dem preußischen General Milkau Befehl erteilte, um den Bois du Sars mit 20 Schwadronen zu reiten, um den Franzosen in den Rücken zu fallen, was gegen 11 Uhr geschehen sein muss. Gegen Milkaus Kavallerie warfen sich weit westlich der Südlisiére des Bois du Sars bei der Ferme La Folie von dem linken Flügel der französischen Reiterei die Carabiniers entgegen, die Milkaus Truppen zurückwarfen, ohne dabei Gefangene zu machen.661 Withers Angriff zwang Villars, in Richtung der Ferme La Folie unter dem Kommando des Herzogs von Croy einige Bataillone aus den Linien hinter dem Bois du Sars zu detachieren. Sie brachten Withers zum Stehen, aber die Ordnung in Villars improvisierten linken Flügel begann sich aufzulösen.662
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Bei diesen Kämpfen wurde das Knie Marschall Villars von einer Kugel zerschmettert. Villars versuchte sich aufrecht zu halten, fiel aber in Ohnmacht und wurde auf einer Trage, die aus eroberten feindlichen Fahnen gebildet worden war, vom Schlachtfeld nach Quesnoy getragen.663 Um Mittag herum waren die Alliierten auf ihrem linken Flügel zurückgeschlagen, auf dem rechten Flügel waren sie auf der ganzen Linie erfolgreich. Dort waren ihre Verluste hoch, aber im Gegensatz zum rechten Flügel nicht unerträglich. Dort blieb der französische linke Flügel unter Bouffler intakt und die Moral der Truppen war hoch. Prinz Eugens Erfolg hatte aber Villars, so wie es Marlborough erwartet hatte, gezwungen, sein Zentrum zu schwächen. Auch aus dem alliierten Zentrum hatte in der Höhe des Bois du Thiery der Befehlshaber der preußischen Truppen Rantzau zwei Bataillone zur Unterstützung Oraniens abgestellt, sie aber gegen Mittag zurückbeordert, um das Zentrum nicht zu schwächen und für den entscheidenden Stoß genügend Kräfte bereitzuhalten.664 Gegen Mittag warf Marlborough dann seine Kavallerie mit 77 Schwadronen, hinter denen sich noch 90 Schwadronen kaiserlicher Reiter formiert hatten sowie die alliierte Infanteriereserve von 15 Bataillonen gegen das Zentrum der Franzosen.665 Auf seinem linken Flügel gelang es ihm, die dort überlebenden Truppen aus den Gefechten zu lösen und um den Bois du Thiery herum links neben Orkney die französischen Verschanzungen angreifen zu lassen.666 Die erste Welle alliierter Infanterie rückte gegen die Redouten im französischen Zentrum südwestlich des Bois du Thiery vor. Die Fuseliere erwarteten, auf ein mörderisches Feuer zu stoßen, beobachteten aber während ihres Vormarschs, wie französische Einheiten aus dem Zentrum in Richtung auf die Felder hinter dem Bois du Sars abrückten. Als die alliierten Bataillone in Schussweite der Redouten gelangten, blieb die tödliche Salve aus; die schwachen, in den Redouten gebliebenen Truppen zogen sich eilends zurück. So gelang es der alliierten Infanterie, gegen ein Uhr mittags die vordere Linie der Verschanzungen Villars im ersten Anlauf zu erstürmen. Duc de Guichem, der dort das Kommando führte, konnte in den Bataillonen der Regimenter Picardie, Alsace und den Gardes Francais keine Ordnung mehr wiederherstellen. In den von diesen französischen Einheiten geräumten Stellungen wurde von den Allierten sogleich eine Batterie nachgeführt, mit der die Maison du Roi in der Hochebene bei Malplaquet beschossen wurde. Die alliierte Kavallerie, 21 Schwadronen unter dem Prinz von Hessen und 30 Schwadronen unter dem Prinz d’Auvergne, trabte durch die Verschanzungen durch. Bis sie das Feld hinter den Verschanzungen erreicht hatten, stießen sie nicht auf Widerstand. Erst als die ersten 20 Schwadronen sich zur Linie formierten, wurden sie von den Maison du Roi angegriffen. Es entfaltete sich ein heftiges Reitergefecht, in dem Boufflers die Elite der französischen Reiterei, die Gardes du Corps, die Chevauleger, die Musquetaires und die Gensdarmes, mit dem gezückten blanken Degen in der Faust anführte und in die Linien der Verbündeten einbrach. Die alliierte Reiterei musste sich in die Verschanzungen zurückziehen, wo die nacheilenden Franzosen durch ein mörderisches
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Feuer der alliierten Infanterie zurückgeworfen wurden. Nun rückte die ganze restliche kaiserliche Reiterei an, gegen deren Wucht Bouffler seine Kavallerie ein weiteres Mal erfolgreich anführte, um erneut vor den Schanzen dem Feuer der feindlichen Infanterie weichen zu müssen. Die dabei und zuvor unter dem heftigen Artilleriebeschuss erlittenen Verluste waren doch zu viel. Die Franzosen mussten weichen, und auch im Zentrum war der Tag entschieden.667 Um drei Uhr nachmittags gab Boufflers den Befehl zum allgemeinen Rückzug und räumte das Feld. Die französische Artillerie unter Saint Hilaire verfügte zu diesem Zeitpunkt noch über 400 Schuss, 8 000 Runden waren verschossen worden. Die Verbündeten hatten ihren Erfolg teuer erkauft, an eine Verfolgung der Franzosen war nicht zu denken. Prinz Eugen sandte ihnen nur 12 Schwadronen nach. Die Franzosen gingen in das Lager bei Quesnoy und Valenciennes zurück. So ist es den Alliierten schließlich trotz der enormen Verluste noch gelungen, die Franzosen allmählich zurückzudrücken, sodass sie endlich das Schlachtfeld räumten. Im Verlauf des achtstündigen Gefechts verloren die Franzosen schätzungsweise 11 000 Mann (davon 4 500 Tote), die Alliierten dagegen gewiss nicht weniger als 21 000 (davon 6 500 Tote), wobei ein Drittel der Verletzten später ebenfalls starb. Orkney verglich die Schlacht mit der von Landen.668 Die Schweizer erlitten unabhängig von der Seite, auf der sie fochten, zusammen einen Verlust von nahezu 8 000 Mann. Die für Frankreich kämpfenden Regimenter May und Brendlé verloren allein 1 800 Mann, jene von May und Stürler im Dienst der Vereinigten Niederlande 2 000 (600 bzw. 1 400). Die Verluste der Regimenter Schmidt und Mestral beliefen sich auf 500 bzw. 600 Mann. Nicht weiter als ein und einen halben Kilometer vom Schlachtfeld gingen die Franzosen zurück und bezogen eine neue Stellung. Nach den Auffassungen der Zeit war siegreich, der das Schlachtfeld behauptete. Malplaquet zeigt, wie wenig aussagekräftig doch eine solche Betrachtungsweise war und ist: Die Belagerung und den schließlichen Verlust von Mons konnte das von Villars reformierte Heer unter der Führung Boufflers nicht mehr verhindern, aber mit diesem Verlust hatten sie den Krieg ein ganzes Jahr weiter hingehalten und standen an seinem Schluss besser als am Anfang. Malplaquet war taktisch ein Sieg der Alliierten; strategisch aber hatten sich ihre Aussichten dramatisch verschlechtert, was bereits von den Zeitgenossen zu Recht gesagt worden ist. Delbrück hat darauf hingewiesen, dass, wenn man auf den Feldzug im Ganzen blickt, die Franzosen Sieger geblieben sind. Denn es war ihnen gelungen, den Vormarsch der Alliierten zu stoppen. Die extremen Verluste führten zu politischen Zweifeln der Alliierten nach dem Sinn einer Fortsetzung des Kriegs. Die Aktienkurse an der Londoner Börse erlebten nach Eintreffen der ersten Nachrichten vom Sieg eine Hausse. Die Aktien fielen aber auf einen Stand vor dem Schlachttag, als die Nachrichten von den Verlustziffern eintrafen, die deutlich machten, dass der Krieg noch lange andauern und sein Ausgang alles andere als gewiss sein werde.669 Die Schlacht von Malplaquet bewahrte daher Frankreich nicht allein vor
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einer feindlichen Invasion, sondern legte den Grundstein für einen Friedensschluss, der die Ehre Ludwig XIV. und die Königskrone seines Enkels in Spanien bewahrte. Mons
Ludwig XIV. hatte Villars befohlen, den Fall Mons mit allen Mitteln zu verhindern. Betrachtet man Malplaquet als Entsatzschlacht, war sie eine Niederlage der Franzosen.670 Die Garnison von Mons bestand aus 4 280 Mann unter dem Kommando des Marquis de Grimaldi, der mit zahlreichen Ausfällen die Arbeiten an den Parallelen behinderte, die zudem durch ständigen Regen erschwert wurden.671 Entscheidend für das Schicksal der Festung war aber, dass nach dem Gemetzel bei Malplaquet Marschall Bouffler allein noch um die Sicherheit von Maubeuge und Le Quesnoy besorgt war. Die französische Armee gewann zwar wieder an Stärke, nachdem Ludwig XIV. angeordnet hatte, aus jeder französischen Garnison sollten 50 Soldaten zum Ausgleich der Verluste entsandt werden.672 Dennoch war das Gesamtbild der Armee nicht gut: Sie erhielt nicht die erforderlichen Viktualien und blieb ohne Sold. Standen zum Beginn der Kampagne der Armee 3 200 Pferde und 800 Verpflegungswagen zur Verfügung, waren es nun 1 280 Pferde und 320 Wagen.673 Bouffler war sich bewusst, dass trotz der unerhörten alliierten Verluste seine eigene Stärke zu einer Störung der Belagerung Mons nicht ausreichte, da auch die französischen Truppen durch die Schlacht in Mitleidenschaft gezogen und nicht zuletzt ihre Munitionsvorräte erschöpft waren. Marschall Berwick, der von Briançon zur Unterstützung Boufflers geeilt war, teilte dessen Einschätzung, zumal sich Marlborough zwischen der Trouille und der Haine mit St. Ghislain zur Deckung seiner rechten Flanke verschanzt hatte.674 Auch die Kavallerie Luxembourgs sah sich außerstande, den alliierten Train von 60 24-pfündern und zehn großen Mörsern, der zunächst auf dem Wasserweg von Tournai nach Brüssel, und von dort durch Ochsengespanne auf dem Landweg nach Mons gezogen wurde, zu unterbrechen.675 Der Konvoi erreichte die Belagerer am 26. September 1709, die am Abend die Parallele gegenüber der Port de Bartamount und vor der Porte de Havré eröffneten, wobei der Logistiker und Chef des militärischen Geheimdiensts676 Cadogan zu Marlboroughs größter Bestürzung durch einen Schuss ins Genick schwer verletzt wurde.677 Am gleichen Tag wurde ein heftiger Ausfall unternommen, der von Hills Regiment, das als Bedeckung mit den Geschützen gerade im Lager angekommen war, aufgehalten und mit Unterstützung eines hessischen Regiments unter Prinz Albert zurückgeschlagen wurde. Den Ingenieuren des Prinzen von Oranien gelang es, die Überschwemmungen zwischen Mons und St. Ghislain trockenzulegen. Noch am 26. September 1709 wurde eine außerhalb der Wallanlagen liegende befestigte Mühle im Sturm genommen und
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die 25 Mann Besatzung in Gefangenschaft geführt; tags darauf wurde die Redoute nahe der Port de Nimy gestürmt. Das durch Prinz Eugen begonnene Bombardement hatte bereits eine Reihe gegnerischer Geschütze außer Gefecht gesetzt. Der Beschuss aus der am 1. Oktober 1709 in Stellung gebrachten großen Hauptbatterie von dreißig 24-pfündern zeigte Wirkung, und der gedeckte Weg vor der Port de Havré konnte alsbald, ebenso wie das Hornwerk auf der nördlichen Seite der Stadt bei der Port de Park, gestürmt werden. Dort warfen die 450 französischen Soldaten schlicht die Waffen nieder; ihre Offiziere protestierten: Sie hätten hierzu keinen Befehl gegeben, woraufhin ihnen, nicht aber den gefangengesetzten Mannschaften, erlaubt wurde, sich in die Festung zurückzuziehen. Am folgenden Tag wurden die äußeren Befestigungen vor der Port de Bartamount westlich der Zitadelle genommen und eine weitere große, dreißig Geschütze starke Batterie errichtet. Der Erfolg des Vortags wurde vor der Port de Park ausgebaut, als die Redoute d’ Espinlien unter leichtem Verlust der Alliierten genommen werden konnte. Am 8. Oktober 1709 erreichten die Alliierten trotz strömenden Regens mit ihren Sappen die Mauern des Hornwerks vor der Port de Bartamount.678 Fünf Tage darauf konnte die Kontrescarpe vor der Port de Havré nach zweistündigem Nahkampf gestürmt und am Spätabend des 17. Oktobers ein Ravelin an der Seite der Bastion an der Port de Bartamount genommen werden,679 auf das unter dem energischen Kommando Captain Pettits, der mehrmals von feindlichen Kugeln auf seinem Brustpanzer getroffen wurde, aber unverletzt blieb, von den Soldaten herangezogen zwei Batterien schwerer Geschütze in unmittelbarer Nähe der Mauern eingerichtet werden konnten.680 Nachdem Grimaldi am Nachmittag des 19. Oktobers 1709 die Konsequenzen aus dem Fortschritt der Belager gezogen und die Chamade hatte schlagen lassen, wurde nach den Verhandlungen am 21. Oktober 1709 die Porte de Nimes an die Alliierten übergeben und am darauffolgenden Morgen die Stadt unter ehrenvollen Bedingungen von acht Bataillonen und einer Schwadron der Garnison in Richtung Charleroi, von weiteren sechs Bataillonen und einer Schwadron Richtung Namur unter Zurücklassung aller Geschütze, Munition und Vorräte verlassen.681 Grimaldi hatte knapp 1 000, die Alliierten 2 200 Mann verloren. Ein weiteres Vorgehen gegen Maubeuge erschien unter den immer schlechter werdenden Witterungsverhältnissen nach den Strapazen und Verlusten des Feldzugs von Marlborough und Prinz Eugen nicht aussichtsreich, sodass der Train am 26. Oktober 1709 nach Brüssel gesandt und die Winterquartiere bezogen wurden. Die Moral der alliierten Truppen hatte einen Tiefpunkt erreicht; Drakonische Maßnahmen mussten gegen Plünderungen und Ausschreitungen ergriffen werden.682 Diplomatisch hatten die Eroberungen im Festungsgürtel freilich erhebliche Folgen: Die Whigs erreichten, dass Großbritannien am 29. Oktober 1709 im ersten Barrieretraktat den Generalstaaten für die Zukunft den Besitz einer Reihe von festen Plätzen zur Sicherung gegen Frankreich versprach und den Generalstaaten Zugeständnisse
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machte, das Asiento gemeinsam nutzen zu wollen. Ziel war es, die Vereinigten Provinzen in der Kriegsfront zu halten,683 deren Finanzen durch die jahrelangen Feldzüge auf das Äußerste angespannt waren.684 So konnte besonders die neutrale Hansestadt Hamburg im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs einen nicht unerheblichen Anteil des holländischen Handels an sich ziehen und damit die Grundlage der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Vereinigten Provinzen aushöhlen.685 Namentlich sollten die Vereinigten Provinzen die Kontrolle über Lille, Tournai, Condé, Maubeuge, Dendermonde und über das Obere Gelderland eingeräumt erhalten; dafür sagten die Generalstaaten England Unterstützung in der Frage der hannoverischen Sukzession nach dem Tod Queen Annes zu. Die Tories wandten sich strikt gegen das Barrieretraktat, das englische Interessen, wie sie meinten, ohne Not preisgab – zumal Stanhope von Karl III. 1707 das Zugeständnis erreicht hatte, England ein Monopol im Handel mit den spanischen Ländern in Amerika zu gewähren. Das Barrieretraktat gab dies zugunsten einer Gleichstellung Hollands und Englands auf.686 Zudem rührte es naturgemäß in den Interessen des Kaisers, da es die Souveränität Habsburgs in den Spanischen Niederlanden radikal beschnitt,687 aber auch die Preußens, dessen König Ansprüche auf das Obere Gelderland erhob.688 Sobald das Kriegsziel der Whigs, keinen Frieden ohne die Sicherung der Habsburger Sukzession in Spanien schließen zu wollen, in den Hintergrund trat, sollte das erste Barrieretraktat in Zweifel gezogen werden.689 Prinz Eugen hatte wegen der Bindung französischer Truppen auf dem niederländischen Theater einen Angriff am Rhein geplant. Der französische Oberkommandierende im Elsass, D’Harcourt, hatte noch schlimmer als Villars in Flandern mit dem völligen Ausbleiben von Geld zur Begleichung von Soldforderungen, Fehlen von Brot und Fourage zu kämpfen.690 Die Verbündeten setzten mit zwei Heeren über den Rhein, von denen die Hauptmacht unter Graf Mercy auf dem Weg vom Südschwarzwald über Basel mit zwei Kürassierregimentern, einem Husarenkorps und zehn Bataillonen gegen Besancon operierte, wo im Burgund Unruhen für ein günstiges Umfeld einer alliierten Invasion zu sorgen schienen.691 Während die Reichsarmee zunächst erfolgreich operierte, wurde das österreichische Korps am 21. August 1709 im Gefecht bei Rumersheim geschlagen und unter einem Verlust von 2 500 Mann zum Rückzug gezwungen.692 Daraufhin musste sich auch die Reichsarmee zurückziehen. Wie bereits 1703 und 1704 hatte wohl der kaiserliche General Hieronymus von Erlach unter dem nome de guerre Baron d’Elcin die Dispositionen der Alliierten an die Franzosen verraten.693 Feldmarschall Daun drang mit einem österreichisch-savoyischen Heer über die Alpen vor und fiel in die Dauphiné ein. Er siegte im Gefecht bei Conflans am 28. Juli 1709 gegen Marschall Berwick, aber anschließend fand er keine Möglichkeit mehr, gegen dessen vorteilhafte Stellungen vorzugehen. Deshalb zog er sich im Herbst nach Piemont zurück.
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Kapitel 13: Von der Schlacht von Trencín bis zur Amnestie durch Josef I.: Der Kuruzzenaufstand Streifparteien der ungarischen Insurgenten gelangten bis in die kaiserlichen Jagdgründe im Laxenburger Forst. Der Aufstand machte sich für den Kaiser unmittelbar bemerkbar und Joseph I. schrieb an den aus Oberitalien zurückgekehrten Starhemberg, der das Oberkommando in Ungarn übernehmen sollte „Ogni modo fatte che questi ladri non mi guastano le caccia“.694 Die Lage der Erblande war trotz des „Reformkabinetts“ Wratislaws und Prinzen Eugens bei Weitem nicht annähernd geordnet. Josephs I. erster Minister, Fürst Salm, war nicht allein von militärischen Fragen weitgehend unberührt. Er war Vertreter einer Reichspolitik. Er war jedenfalls ungeeignet, die mangelnde Fähigkeit Josephs I. auszugleichen, sich kontinuierlich den Regierungsgeschäften zu widmen, die sowohl die Obsession seiner Vorfahren von den Ferdinanden bis hin zu seinem Verwandten Ludwig XIV. war.695 Nachdem er Palffy mit seinen kroatischen Truppen über Gotthard bei Ödenburg an sich gezogen hatte,696 rückte Starhemberg vor die Neudorfer Schanze, die wegen ihrer Stärke den Charakter einer Sperrfestung hatte. In einem viertelstündigen Handstreich erstürmten die Kaiserlichen das Werk, in dem sie am 3. Oktober 1706 deutsche Deserteure unter dem Kommando des französischen Brigadegenerals Chasson gefangennahmen.697 Am folgenden Tag zog Starhemberg vor Gran, wo er seine Batterien mit dem eilends aus Ofen herbeigeführten schweren Geschütz auf den Thomasberg aufpflanzte und Laufgräben ausheben ließ. Nachdem ein Ausfall der Besatzung unter dem Kommando des Obersten Bonafoux abgewiesen und eine sturmreife Bresche in die Befestigung gelegt worden war, übergab Bonafoux bereits am 9. Oktober 1706 die Stadt. 300 Infanteristen, darunter eine Kompanie Grenadiere, gingen zu den Kaiserlichen über.698 Rackoczy war außer sich und wähnte sich verraten. Er ließ sowohl Forgách, der Gran nicht rechtzeitig entsetzt hatte, und Bonafoux verhaften und kriegsgerichtlich zum Tod verurteilen. Diese Strafe milderte er auf Festungshaft ab und setzte beide auf dem der Familie Andrassy gehörenden Schloss Krasznahorska ab.699 Die Erfolge Starhembergs wurden durch die Gefangennahme Heisters getrübt, der mit seinen Einheiten am 17. November 1706 in einen Hinterhalt Bezerdys geraten war.700 Dennoch gelang es Starhemberg, seine Armee mit der Rabutins am 8. Februar 1707 zu Bersca vor Ofen zu vereinigen701 und gegen zahlenmäßig überlegene Kräfte der Insurgenten am 31. Juli 1707 die Festung Leopoldstadt zu entsetzen.702 Für Rakoczy schien die Zeit gekommen, seine Erfolge staatsrechtlich abzusichern. Er rief daher den Reichstag des ungarischen Adels nach Onod, der am 27. Mai 1707 zusammentrat. Rakoczy stieß dort auf eine Mehrheit Opponenten unter der Führung Melchior Rakovskys und Pál Okolicsanyis, der durch seinen Sohn vertreten wurde. Die Opposition wandte sich gegen seine Politik, insbesondere gegen eine Besteuerung des Adels gegen das Schlagen von Kupfermünzen. Am 3. Juni begannen Verhandlungen,
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in denen massiv der Abschluss eines Friedensabkommens gefordert wurde. Nach drei Tagen hatte sich eine Mehrheit gegen die Aufständischen formiert. Als dies deutlich wurde, ergriff Berzcenyi die Initiative, zog sein Rapier und rammte es Rakovsky in den Leib, Karolyi zog ebenso blank und warf sich auf den Sohn Okolicsanyis, andere Führer der Aufständischen taten ihnen gleich und die Mehrheit war, ihrer Führer beraubt, sprachlos gemacht. So gelang es Rakoczys Parteigängern, gegen Pál Okolicsanyi in absentia ein Todesurteil wegen Hochverrats zu erwirken.703 Damit war der Weg frei zur Fassung der entscheidenden Beschlüsse des Reichstags. Am 14. Juni 1707 entzog der Reichstag Joseph I. die ungarische Krone. Der 14. Juni 1707 ist die Hochwassermarke des ungarischen Aufstands. Rakoczy hatte alles erreicht, was er in der ungarischen Innenpolitik erreichen konnte. Es stellte sich sogleich heraus, dass er damit nichts anfangen konnte. Der Versuch, August dem Starken die ungarische Krone anzubieten, schlug fehl. Karl XII., dem Rakoczy ebenfalls die Krone anbot, lehnte ab. Die französische Hilfe versiegte zusehends. Durch die Neutralisierung Italiens 1707 wurden kaiserliche Truppen frei, sodass eine genügend große Armee gegen die Kuruzzen ins Feld gestellt werden konnte. Der ungarische Aufstand rief das russische Zarenreich auf den Plan. Künftige Auseinandersetzungen fanden einen Vorschein, als Peter I. Rakoczy Hilfe anbot, die sich aber wegen seiner Auseinandersetzungen mit der Hohen Pforte in den Steppen nördlich der Krim nicht verwirklichte. Immerhin vereinbarte nach der Abdankung August des Starken Peter I. im Vertrag von Warschau (4. September 1707) die Unterstützung Rakoczys beim Erwerb der polnischen Krone; aber auch dieses Projekt zerschlug sich.704 Militärisch stand es aber um Rakoczys Sache zunächst einmal nicht schlecht. Seine leichte Kavallerie beunruhigte weiter Westungarn und die östlichen Gebiete der Steiermark. Und es gelang 1708 erneut, Hermannsburg einzuschließen.705 Der Hofkriegsrat war trotz der Erfolge des Jahrs 1706 nicht in der Lage, die Entsatzkampagne von 1705 zu wiederholen.706 Als Kandidat für das ungarische Kommando kam Heister in Betracht, dessen Kritiker durch die wenig erfolgreichen Kampagnen nach seiner Ablösung sich im Hintergrund hielten. 1708 marschierte er mit Johann Pálffy von Mähren nach Oberungarn. In offener Schlacht waren die Kuruzzenreiter den regulären kaiserlichen Truppen nicht gewachsen. Die Mängel ihrer Ausrüstung, über die schon berichtet worden ist, konnten die Führer des Aufstands nicht wettmachen. Auf der Seite der Kaiserlichen standen nur zwei ungarische Husarenregimenter: die „Labanzen-“Regimenter Esterházy und Nádasdy. 1708 beabsichtigte Rákoczy einen Feldzug nach Schlesien zur Unterstützung des preußischen Königs Friedrich I., den er für die Unterstützung des Aufstands gewinnen wollte, was sich schon durch die Diplomatie Marlboroughs nicht erreichen ließ – zumal Preußen mit dem in seinem Hinterland tobenden Nordischen Krieg an Verwicklungen mit dem Kaiser nicht interessiert sein konnte.
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Obwohl Rákoczy eine Kräfte Teilung seiner Kräfte angesichts der starken kaiserlichen Kräfte zu vermeiden beabsichtigte, gab er dem Drängen seiner Generäle nach, die zuerst die in ihrem Rücken liegende Festung Trencín erobern wollten. Ihr langsamer Vormarsch auf Trencín ermöglichte es den Kaiserlichen, noch rechtzeitig Verstärkungen der Besatzung nach Trencín zu werfen. General Heister verfolgte inzwischen Rákoczys Heer auf dem Marsch nach Trencín. Die Kuruzzen lagerten im bergigen Gelände östlich der Burg Trencín, als Heisters Truppen nach einem beschwerlichen nächtlichen Marsch die Gegend erreichten. Er sah sich einer Armee von ungefähr 14 bis 15 000 Kuruzzen, andere Quellen sprechen von 22 000 Mann,707 mit zwölf Geschützen gegenüber. Auf dem rechten Flügel standen die leichte Reiterei und ein Teil der Infanterie unter Lorenz Pekri. Weitere Infanterie war in unübersichtlichem Gelände disloziert, das von Gräben durchzogen und für den Einsatz der Reiterei nicht geeignet war. Das Zentrum der Aufstellung wurde von deutschen und polnischen Karabinieren in Rákoczys Diensten gehalten. Hier stand auch die Artillerie unter General Le Mothe. Als Heister die natürlichen Hindernisse vor der Stellung der ungarischen Armee wahrnahm, tendierte er dazu, eine Schlacht zu vermeiden und sich unter den Schutz der Kanonen der Burg Trencín zu begeben. Als er mit der Umgruppierung seiner Einheiten begonnen hatte, gab Rákoczy den Befehl zum Feuer und Pekri den Befehl, mit seiner Reiterei in den Rücken der Kaiserlichen zu fallen. Das Terrain zwischen zwei Teichen über einen schmalen Damm war aber für einen Reiterangriff denkbar ungeeignet. Als Pekri erkannte, dass bei einem Fehlschlagen seines Angriffs die Möglichkeiten einer geordneten Lösung seiner Einheiten aus dem Gefecht außerordentlich gefährdet waren, gab er Befehl zum Rückzug. Seine Truppen gerieten dabei in völlige Unordnung. Der Rückzug artete in heillose Flucht aus. Johann Pálffy nutzte auf dem linken kaiserlichen Flügel diesen Moment und griff mit seiner Reiterei die in Unordnung geratenen Kuruzzeneinheiten an. Die Insurgenten fielen in Panik und ergriffen die Flucht. Rákoczys Infanterie in seinem Zentrum wehrte die Angriffe der Kaiserlichen in erbitterten Kämpfen ab. Das Zentrum der Ungarn wurde aber rechts, von Osten her, durch Pállfys Kavallerie überflügelt. Als die Infanterie Rákoczys die Flucht der Reiterei auf dem rechten Flügel sah, brach ihre Ordnung zusammen. Zunächst wichen nur vereinzelte Einheiten, die an den rechten Flügel angelehnt waren, zurück. Rákoczy versuchte, durch sein persönliches Beispiel seine Soldaten zum Stehen zu bringen und mitzureißen. Beim Übersetzen über einen Graben strauchelte sein Pferd. Er stürzte und verlor verletzt sein Bewusstsein. Die Infanteristen im Zentrum sahen den Feldherrn fallen; die Nachricht über seinen angeblichen Tod führte zur Panik unter seinen Einheiten, die eine nach der anderen aus der Front flohen. Heisters Reiterei zerschlug innerhalb von drei Stunden das beinahe dreimal so starke Heer Rakoczys. Wahrscheinlich nicht weniger als 3 000 tote Aufständische blieben auf dem Schlachtfeld, auch General La Mothe war gefallen. 500 wurden gefangengenommen, die gesamte Artillerie fiel in die Hände der Sieger. Die Verluste der Kaiserlichen betrugen wahrscheilich nicht mehr als 200 Mann.
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kaiserliche Truppen
Soblahov
Pálffy
Ausgangsposition der kaiserlichen Truppen ungarische Aufständische
Turcianska Turna
Sedlicna
Rozyadze Malé Stankovce
8.00 h
11.00 h Fluchtartiger Rückzug
Pekri
La Mothe Rakoczy
Velké Stankovce
Hnichova Lehota
Karte: Sandra Hülsmann
Velké Bierovce
Na ma cht rsc h
Heister
Karte 23: Die Schlacht von Trencin (1708)
Viele der Kuruzzenregimenter wurden zersprengt und kamen nie mehr unter Rákoczys Fahnen. Rákoczy, General Nikolaus Graf Berczényi und einigen anderen gelang die Flucht über Topolcany nach Nitranská Streda. Im Dezember rief er nochmals seine Getreuen zu einem Treffen, viele seiner ehemaligen Mitkämpfer erschienen jedoch nicht mehr. Dem Kuruzzenobristen Ján Botián gelangen noch einige kleinere Erfolge in den Weißen Karpaten, wo er bei Galanta eine kleinere Einheit Kaiserlicher besiegte, an der Niederlage des Aufstands änderte dies jedoch nichts. Johann Pálffy, der den Oberbefehl von General Heister übernommen hatte, besetzte in der Folgezeit beinahe ganz Oberungarn, sein Obrist Peter Viard fiel in die Zips und besetzte auch Kézsmark. Rákoczy versuchte 1710, die von Kuruzzen gehaltene Festung Neuhäusel zu entsetzen Am 22. Januar 1710 wurde er jedoch bei Romhányi besiegt, Neuhäusel kapitulierte am 24. September. Am Ende des gleichen Jahrs kapitulierten auch Bartfeld und Eperies. Die letzten Zentren des Aufstands, Murán und Kaschau, ergaben sich im April 1711. Ladislaus Oczkay, Inhaber eines Husarenregiments der Kuruzzen, ging am 28. August 1708 mit seinem ganzen Regiment zu den Kaiserlichen über. Er wurde jedoch vor Gericht gestellt und aufgrund seiner Teilnahme am Aufstand wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Die Mannschaft wurde in das Regiment Esterházy übernommen. Am 14. Juli1709 erließ Kaiser Joseph I. für alle Aufständischen, die sich innerhalb von vier Wochen ergaben, eine Amnestie.
Die Wende des Kriegs in Spanien
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Kapitel 14: Die Wende des Kriegs in Spanien zugunsten Phillips V. Nach dem Fall Barcelonas glaubte der Erzherzog an weitere Erfolge. Die Wirklichkeit sah aber anders aus.708 Allerdings schien das Kriegsglück der Habsburger Sache wie den Alliierten zunächst zu lachen: Von 1707 bis 1709 zeichnete sich aber in Spanien ab, dass fünf Jahre Krieg das Volk näher an Phillip V. gebracht hatten. Dort verloren die Alliierten den Krieg.709 Die portugiesischen Truppen errangen den größten Erfolg während des Kriegs, als sie die bastionierte, aber im Übrigen nicht mit Außenwerken verteidigte Stadt Alcantara m 14. April 1706 mit 14 000 Mann angriffen und Berwicks Truppen zum Rückzug zwangen, der dabei nur mit Mühe der Gefangennahme entwich.710 Die Rio-Flotte mit Gold und Silber aus den portugiesischen Kolonnien kam Ende Mai 1706 unbeschadet in Lissabon an; die Pernanbuco und De Bahia-Flotte waren von dem Korsaren Duguay-Trouin aus St. Malo mit drei 54-Kanonen-Schiffen, darunter der besonders zu diesem Zweck gebauten „Jason“ angegriffen und bis in die Mündung des Tajo verfolgt worden, sie erreichten ihr Ziel aber ebenfalls.711 Auch in Kastilien geriet Philipp V. in Bedrängnis, obwohl mit Herzog von Berwick, dem im Frühjahr von Ludwig XIV. der Marschallstab verliehen worden war, der Feldherr auf dem spanischen Kriegstheater eintraf, dem es gelingen sollte, die bourbonische Sukzession zu retten. Am 12. März 1706 war Berwick wieder in Madrid eingetroffen.712 Einstweilen hatte Berwick aber nicht die Mittel, die von der portugiesischen Grenze vorrückenden Alliierten aufzuhalten. Er erreichte am 27. März 1706 Badajoz, in das er ein Bataillon Infanterie warf. Vor den vereinigten Truppen Das Minas und Galways, die 25 000 Mann unter Waffen hatten, davon 6 000 Holländer und Engländer, konnte Berwick zunächst nicht genug Truppen mobilisieren. Daher gelang es den Alliierten, Ende April nach Nordosten den Fluss Salor zu überschreiten.713 Berwick zog sich darauf auf die Linie Brozas bis Arrojo de Peunto zurück. Dort wiesen vier Schwadronen spanischer Dragoner unter Conte de Fiennes einen Angriff der alliierten Kavallerie zurück,714 aber dieser Erfolg war nur von kurzer Dauer. Berwick zog sich auf Plasencia zurück.715 Aber am 28. April 1706 nahmen die Alliierten Plasencia, am 26. Mai Ciudad Rodrigo716 ein. Dort wollte Das Minas anhalten, und nur Drohungen und Bemühungen Methuens am portugiesischen Hof bewirkten Das Minas zum Weitermarsch.717 Daher zogen die Alliierten am 7. Juni in Salamanca ein, wo sie von Vertretern der Stadt und der Universität begrüßt wurden.718 Orry hob zehn Kompanien Milizen aus;719 die Behörden und Notablen Andalusiens rüsteten in der Not für die bourbonische Krone sogar 4 000 Reiter und 14 000 Infanteristen aus.720 Solche Bemühungen aber konnten jedenfalls kurzfristig keinen Erfolg haben. Die Königin verließ unter dem Schutz von Truppen des Herzogs von Popoli721 am 20. Juni 1706 mit dem Hof Madrid und richtete sich in Burgos ein. Die Truppen der Zwei Kronen zogen sich nach Alcalá de Henaes zurück und Galway und
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Das Minas zogen am 27. Juni 1706 in Madrid ein. Als am 29. Juni 1706 auch noch Saragossa fiel, kontrollierten die Alliierten die vier größten Städte Spaniens.722 Die Alliierten hätten an dieser Stelle ihren Erfolg mit Nachdruck ausbauen müssen; die einsetzende Sommerhitze beschränkte ihre Operationen aber. Das Zögern Peterboroughs und Carlos III. vom Mai bis zum Juli 1706, ohne Umwege auf Madrid zu marschieren, beraubte die Alliierten jeder Aussicht, den Krieg in Spanien zu gewinnen. Denn Gallway wollte oder konnte wegen der einsetzenden Guerillatätigkeit in seinem Rücken nicht mehr nach Portugal zurückmarschieren und machte sich auf seine „Tour durch Spanien“, wie Berwick spottete.723 An einen Zweifrontenkrieg gegen Phillip V. war damit nicht mehr zu denken. Und die alsbald erforderlich gewordene Räumung Madrids durch Carlos III. beraubte ihn der Chance, sich Sympathien zu erwerben; auf der anderen Seite mehrte sich der Ruf Phillip V. als „Heldenkönig“.724 Carlos III. blieb zunächst nach dem Fall Madrids in Barcelona, nicht zuletzt auf Drängen seiner deutschen Berater, die fürchteten, in Madrid ihren Einfluss an einheimische Berater zu verlieren.725 Schließlich marschierte er, der Küste nach Süden folgend, nach Tarragona und zog von dort mit seinen Truppen am 15. Juli 1706 in Saragossa ein, wo er bis zum 24. Juli 1706 blieb, als er nach Guadalajara aufbrach, wo er im Feldlager der Alliierten am 6. August eintraf und Galways Truppen numerisch erheblich verstärkte. Der Zug Carlos III. in seine Hauptstadt war nicht unproblematisch, da er beabsichtigte, ein großartiges entrée zu vollziehen, wozu ihm die Mittel fehlten und von seinen Bündnispartnern mit Rücksicht auf anderen Bedarf nicht zur Verfügung gestellt wurden.726 Immerhin wurde der Erzherzog nach seiner Wiener Krönung 1703 in der Hauptstadt zum König ausgerufen. Eine Reihe Adeliger wechselte auf die Habsburger Seite, und die – seit je prohabsburger – Witwe Carlos II. erklärte die Anerkennung des neuen Habsburger Königtums; ja, sie legte – unerhört für eine spanische Witwe – ihre Trauerkleidung für kurze Zeit ab.727 Kostbare Zeit war aber verloren. Den bourbonischen Kräften gelangen erste Erfolge gegen die Alliierten. Oberst Juan de Zereceda, einer der erfolgreichsten Parteigänger der Bourbonen auf dem spanischen Kriegsschauplatz, überfiel bei Huete am Guadalajar einen Konvoi mit der Bagage Peterboroughs, dessen erbeutete Papiere Berwick dem Eigentümer zurückgeben ließ.728 Berwick gelang es nun, seine Truppen mit denen Philipp V. bei Xidrueque zu vereinigen und damit über die Alliierten das Übergewicht zu erlangen. Am 4. Oktober 1706 konnte Philipp V. ohne Schwierigkeiten wieder in Madrid einziehen. Am 9. Oktober 1706 nahm Generalleutnant Hesy den Allierten Cuenca weg, dessen Garnison in bourbonische Gefangenschaft geriet.729 Die absolutistische Machtentfaltung gegenüber dem spanischen Adel und die aufklärerische Note der königlichen Politik unter dem Einfluss der Ursins sorgten naturgemäß für Unruhe im spanischen Publikum, Gerede und Gerüchte kursierten. Philipp hätte gerne diese Äußerungen der öffentlichen Meinung unterdrückt, wurde aber von seinem Großvater zurechtgewiesen, da Ludwig XIV. meinte, die Freiheit der Rede könne in einem zivilisierten Staat nicht beseitigt werden.730 Winston Churchill hat Ludwig
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XIV. zu einem Hitler des 18. Jahrhunderts stilisiert. Mit der historischen Realität hat das wenig zu tun. Spanien war unter den Bourbonen auf dem Weg in die aufgeklärte Moderne. Während sich die Lage in Kastilien für die Bourbonen wieder stabilisierte, schien sie sich für die Alliierten im Osten der iberischen Halbinsel immer vorteilhafter zu entwickeln. Am 2. Juli 1706 hatte Requena sich englischen Truppen ergeben, am 8. August 1706 wurde die Festung Alicante eingenommen, deren Besatzung unter dem irischen Obristen Mahony erlaubt wurde, abzurücken.731 Die Festung Cuenca ergab sich am 11. August 1706 den Alliierten.732 Nun wirkte sich aber der Fall Madrids aus, der dazu führte, dass die Kommunikationslinien der Alliierten nach Portugal unterbrochen wurden. Galway und Das Minas beschlossen daher, sich zurückzuziehen. Die Armee marschierte Richtung Valencia und überschritt den Tagus bei Duennes Richtung Valverde am Júcar. Am 1. Oktober 1706 zog Carlos III. in Valencia ein, das er für die kommenden fünf Monate zu seiner Hauptstadt machte. Hinter den Alliierten rückten die Truppen der Zwei Kronen. Berwick sandte am 8. Oktober ein Detachement nach Cuenca, das die Stadt bereits am 10. Oktober 1706 wieder für den bourbonischen König einnahm. Louis Belluga, der Bischof von Murcia, führte ein Kontingent bourbonischer Truppen an, das am 11. Oktober 1706 die Stadt Orihuela wieder einnahm, während Berwick ohne nennenswerten Widerstand am 21. Oktober Elche einnahm. Nachdem der aus der Franche Comte stammende Marques de Bai im Dezember 1706 Alcantara und damit die Estremadura für Philipp V. zurückerobert hatte, waren Aragon und Catalonien unter der Kontrolle der Alliierten, während Kastilien, Murcia und die Landstriche südlich von Valencia wieder unter der Kontrolle der Bourbonen standen.733 Am 11. November 1706 schloss Berwick Cartagena ein. Seine Artillerie hatte er als zu unzureichend für weitergehende Unternehmungen gehalten. Vor dem nicht nach moderner Manier befestigten Cartagena konnte auch die schwache bourbonische Artillerie nach kurzem Beschuss eine operative Bresche in die schwachen Befestigungen schlagen. Die Stadt kapitulierte daher nach sechstägigem Beschuss.734 Obwohl das Jahr 1706 den Bourbonen die Möglichkeit gegeben hatte, den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten, schien deren Sache mit der Landung von Truppen bei Alicante unter dem Kommando Lord Rivers am 6. Februar 1707 wieder Auftrieb zu bekommen. Am 15. Februar 1707 verließ Berwick Madrid und marschierte mit seinen Kontingenten, die 13 000 Spanier und 13 000 Franzosen umfassten,735 nach Yecle, wo er sein Hauptquartier einrichtete. Unter General Zereceda unterhielt die spanische Armee einen lebhaften kleinen Krieg, in dessen Verlauf es Zereceda gelang, englische Einheiten zu zersprengen.736 Von 8 200 eingeschifften Soldaten rückten 4 600 Mann von Alicante zur Verstärkung der Alliierten. Berwick, der den Zuzug Orleans erwartete, zog sich von der Linie Clinchetta-Almenara über Yecla nach Montcalyse y Chinchilla zurück. Die Spanier waren außer sich. Sie glaubten, der Neffe Marlboroughs sei dabei, sie zu verraten. Die
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Habsburger lagerten bei Hoya de Castalla. Am 22. April erreichten die erwarteten Verstärkungen das neue Lager Berwicks.737 Die Alliierten rückten daraufhin am 23. vorbei an Villena nach Candete, wo sie ihr Hauptquartier aufschlugen. Beide Seiten wussten, dass die Schlacht unmittelbar bevorstand. Carlos III. setzte gegen den Willen der englischen Generalität durch, dass die Armee geteilt wurde, um die noch unter Habsburger Zugriff stehenden Eroberungen zu schützen. Gallway und Das Minas sollten in Valencia stehenbleiben, während Carlos III. nach Katalonien zog. Diese Entscheidung erwies sich als falsch. Denn der Sonnenkönig hatte seinen Neffen, den Herzog von Orleans, zum neuen nominellen Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Spanien ernannt,738 der mit einem Armeekorps am 10. April 1707 in Madrid einrückte. Berwick hatte manövriert, um vor dem Eintreffen der Verstärkung eine Begegnung mit den Alliierten zu vermeiden. Das Minas und Galways Ziel war es, Berwick, der ihnen zahlenmäßig überlegen war, eine Schlacht zu liefern, um zu vermeiden, dass das bestehende Übergewicht durch den Zuzug der Truppen unter Orleans noch drückender zu werden drohte und jede Aussicht auf einen Erfolg ausschloss.739 Galway konnte 15 500 Mann mustern, von denen 7 700 Porugiesen, 4 800 Engländer, Iren und Schotten, 1 400 Niederländer und neben 250 Deutschen noch Hugenotten waren; Spanier dienten nicht in den Reihen der Alliierten bei Almanza.740 Die Kavallerie zählte 4 500 Pferde, die indes nach den Strapazen des vorangegangenen Feldzugs erschöpft und deren Montierung eher von zweifelhafter Qualität war. Mit dieser Armee trafen die Alliierten auf der Ebene von der Stadt Almansa am 24. April 1707 auf das Heer der Zwei Kronen unter Berwick, der 25 000 Mann kommandierte,741 und die Galway allem Anschein nach unterschätzt hatte.742 Vom Morgengrauen an hatte die alliierte Armee zwischen acht und 15 Meilen zurückgelegt. Um die Armee der Zwei Kronen anzugreifen, mussten die Alliierten in drei Kolonnen einen ermüdenden langen Anmarschweg zurücklegen. Um acht Uhr war das französische Lager in Sicht. Berwick hatte dort, als früher die Vorhut portugiesischer Kavallerie unter General Juan de Alaide sich seinem Lager näherte, Befehl erteilt, die Zelte abzubrechen und in den Zwischenräumen die Truppen kompanieweise zu formieren. Unter dem Oberbefehl Berwicks standen der Sohn des Außenministers, Baron Torcy und General D’Asfeld. Auf dem südlichen Flügel stand in erster Linie spanische und wallonische Infanterie, in einer zweiten die Garde, auf dem nördlichen Flügel bildeten die Regimenter Couronne und Blesois die zweite Linie hinter der spanischen und französischen Kavallerie.743 Die Alliierten hatten auf ihrem rechten Flügel portugiesische Kavallerie und Infanterie formiert, im Zentrum die englischen Bataillone Blood und Gorges. Auf dem linken Flügel standen holländische und hugenottische Einheiten unter Graf Dohna und Graf Frisheim. Die bourbonische Armee umfasste 35 Bataillone und 65 bis 70 Schwadronen sowie etwas weniger als 15 Dragoner-Schwadronen, die alliierte 45 Bataillone, 45 Schwadrone und 15 Dragonereinheiten.744
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Auf der linken auf einer Anhöhe stand ihr die spanische Kavallerie gegenüber, auf dem rechten Flügel die französische Reiterei, während die feindliche Infanterie hinter einem Geländeeinschnitt das Zentrum hielt. Um drei Uhr nachmittags kam es zur Schlacht. Eine Batterie auf dem rechten französischen Flügel feuerte bis zu 20 Salven ab. Der linke alliierte Flügel unter dem Kommando von Tyrawly warf die Spanier auf dem rechten bourbonischen Flügel zunächst auf Almansa zurück.745 Gallway unterstützte diese Bewegung und griff mit den alliierten Dragonereinheiten die bourbonischen Einheiten an, musste aber einem Gegenangriff zweier schwerer Kürassierregimenter unter Popoli weichen, der die Dragoner bis in die alliierten Linien verfolgte. Dort wendete sich sein Glück. Die Bataillone Southwell und Wades machten Front und schlugen gemeinsam mit den reformierten Dragonern die bourbonische Kavallerie zurück, die ungeordnet den fluchtartigen Rückzug antrat. Berwick befahl zur Unterstützung des rechten Flügels Bataillone der Brigade Maine unter dem Befehl M. de Bulkeleys, denen es gelang, in einem Gegenangriff Tyrawlys Truppen zurückzuweisen,746 die aber dem Gegenangriff standhielten: Obwohl es D’Asfeld gelang, die Fliehenden zu sammeln, hatten die Verluste zur Desintegration des rechten Flügels geführt. Nun gingen fünf Bataillone englischer und hugenottischer Truppen zum Angriff über, durchbrachen die beiden französischen Linien und trieben die Truppen der Zwei Kronen bis unmittelbar unter die Stadtmauer Almansas. Damit ergab sich aber eine Lücke in der Alliierten Front, in die die Bataillone der Regimenter Couronne und Sillery gegen die portugiesischen Einheiten vorstießen. Kombinierte Kavallerie und Infanterieeinheiten der Portugiesen brachten den Angriff der französischen Bataillone noch einmal zum Stehen. Die Franzosen wichen erst vereinzelt, dann in Unordnung massenhaft zurück. Nach ein und einer halben Stunde stand es um Berwicks Sache schlecht, aber der Elan der Alliierten hatte sich erschöpft und der lange Anmarschweg und die bis dahin erlittenen Verluste forderten ihren Preis. Das Minas auf dem alliierten rechten Flügel verpasste die Gelegenheit, einzugreifen. Unter dem Kommando M. d’Avarays griff die Reiterei des französischen linken Flügels mit Unterstützung der Brigade Da Sare Das Minas an.747 D’Asfeld zog nun vom linken Flügel die Brigade Maine und warf sie gegen die Engländer und Hugenotten, die zwar den Gegner bis vor Almansa getrieben, dabei aber erhebliche Verluste erlitten hatten. Der Angriff war für die Alliierten zu viel. Nun setzte Berwick die irischen Dragonereinheiten Mahony und die französischen Dragoner D’Auzeville ein, unter deren Ansturm der Widerstand zusammenbrach.748 Das alliierte Zentrum wurde von der Infanterie der Zwei Kronen angegriffen, wobei die portugiesischen Artilleristen vertrieben wurden; die Franzosen durchbrachen auch die zweite Infanterielinie der Alliierten. Nur um Das Minas hielt sich eine kleine Einheit portugiesischer Infanterie; an seiner Seite stand ebenso kämpfend seine in Männerkleider gekleidete Geliebte, die im Verlauf des Gefechts fiel. Galway war verwundet vom Schlachtfeld gebracht worden, kam aber zurück, um 3 500 Mann Engländer und Niederländer unter Tyrawly und Erle zu sammeln und zurückzuziehen. Der hollän-
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dische General Dohna hatte sich mit 2 000 Mann auf einen Hügel, nicht weit vom Schlachtfeld entfernt, zurückgezogen, wo er sich am folgenden Tag ergab.749 Nach zwei Stunden war die alliierte Armee vernichtend geschlagen; Berwick hatte 5 000 Mann an Toten und Verwundeten verloren, aber die Alliierten büßten 8 000 Mann ein. Die alliierte Feldarmee hatte zu existieren aufgehört.750 Die alliierte Kavallerie zog sich fluchtartig auf Onteniente, Játiva, Aleira und Valencia zurück.751 Die Schlacht von Almanza hatte für die Bourbonen weitreichendere Folgen als die Schlacht von Ramillies für die Alliierten. Portugal zog sich weitgehend aus dem Krieg zurück, und die Seemächte und Habsburg waren auf sich gestellt. Den Armeen der Zwei Kronen gelang die Rückeroberung habsburgisch besetzter Festungen. Die im Vorjahr von Carlos III. eingenommenen Stellungen waren damit unhaltbar geworden. Die bourbonischen Armeen fielen nun in der Provinz Valencia ein, wo es Basset nicht gelang, den Widerstand zu organisieren.752 Basset befehligte die Regimenter Königliche Reiterei unter Obrist José Bellvis de Moncada, Cilly unter Obrist José Nicolau Boix und Einheiten unter el Pengadet José Marti.753 Er errichtete ein wenig erfolgreiches populistisches Regime in Valencia; Steuerleichterungen, die er den unteren Volksklassen versprach, musste er unter dem Druck des Magistrats wieder zurücknehmen. Am 8. Mai wurde die Hauptstadt der Provinz ohne Gegenwehr an Orleans übergeben, auch deshalb, weil nur einheimische Truppen anwesend waren, denen die Stärkung durch alliierte Einheiten fehlte. Die Stadt Játiva war dagegen von valencianischen und katalonischen Truppen besetzt, denen zur Seite ein Kontingent von 700 Engländern unter dem Kommando Campbells stand. Die Anwesenheit alliierter Einheiten verhinderte eine friedliche Übergabe an Jaques-Vincent Bidal Chevalier d’Asfeld, der die Stadt am 5. Mai eingeschlossen hatte. D’Asfeld sah sich angesichts des ihm entgegengebrachten Widerstands gezwungen, von Berwick Verstärkungen anzufordern. Nach drei Wochen gelang der Sturm auf die Stadt am 24. Mai 1707, wobei die Bourbonen 500 Tote und zahlreiche Verwundete verloren. Campbell zog sich in die Zitadelle zurück, bevor er schließlich aufgab und ihm und seinen Truppen der Abmarsch erlaubt wurde.754 Auf dem Rückmarsch nach Katalonien wurden viele Engländer getötet, worüber es zu einem Briefwechsel zwischen Marlborough und Berwick kam, dem der alliierte Oberkommandierende Repressalien in Flandern androhte. Berwick entgegnete, viele Engländer hätten sich der Guerilla der Miquelets angeschlossen und damit die Kapitulationsbedingungen verletzt.755 Berwick und D’Asfeld waren außer sich und ließen mit der Ausnahme von Kirchen und Klöstern alle zivilen Gebäude räumen und dem Erdboden gleichmachen.756 An Játiva wurde ein Exempel statuiert; die Stadt wurde als bourbonische Musteransiedlung unter dem Namen San Felipe neugegründet. Das Vorgehen Berwicks und D’Asfelds stand im nachdrücklichen Widerspruch zu einer appeasement-Politik des Herzogs von Orleans. Im Lager der Zwei Kronen kam
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es darüber zu nicht unerheblichen Spannungen,757 denn der Versuch des Herzog von Orleans, gegenüber den Ständen Aragons eine versöhnende Stellung einzunehmen, wurde von Philipp V. und seinen Ratgebern als Teil eines langangelehnten Projekts Orleans angesehen, sich in Aragon und Valencia Anhänger zu sichern, um eigene Ansprüche auf die spanische Krone verfolgen zu können. Dagegen wandte sich Philipp V., der dabei von Berwick unterstützt wurde.758 In der Korrespondenz mit seinem Großvater, der versuchte die Konflikte herunterzuspielen, forderte Philipp immer dringender die Abberufung seines Onkels, die aber erst 1709 mit dem Rückzug der französischen Truppen erfolgte. Philipp V. hatte Grund zu seinem Verdacht: Stanhope und Starhemberg begleiteten 1708 Verhandlungen mit dem Ziel, Orleans den spanischen Thron anzubieten.759 In den vom englischen General Stanhope durch seinen aide-de-camp Rénault aufgenommenen Geheimverhandlungen bot Orleans den Allierten die Entmachtung Philipp V. und weitgehende Zugeständnisse an, wenn die Alliierten ihm die Krone Spaniens überließen; das Verhalten Orleans und seiner Entourage nahm jedenfalls in den Augen Philipps V. den Charakter einer Verschwörung an.760 Die Prinzessin Ursins erfuhr gerüchteweise davon und ließ Rénault verhaften, bei dem der chiffrierte Briefwechsel gefunden wurde.761 Ludwig XIV. versuchte erfolglos, seinen Enkel zu beschwichtigen, der durch die Affaire aber an Selbstständigkeit gewann. Am 29. Juni 1707 erließ Philipp V. ein Dekret, in dem er die fueros, die konstitutionellen Freiheiten Valencias und Cataloniens, unter dem Vorwand, auf die „Rebellion“ der Königreiche zu reagieren, aufhob.762 Der Krieg bot dem Bourbonen damit die Chance zur Beseitigung der Schranken der königlichen Macht, die der Conde-Duqcue Olivares vergeblich zurückzudrängen versucht hatte. Der Versuch des Adels, geltend zu machen, anders als eine Minorität von „Rebellen“ loyal zur Krone gestanden zu haben, half dagegen wenig.763 Nach der Niederlage der Franzosen in Italien konnte nicht allein Ludwig XIV. seine Truppen in Spanien verstärken, sondern es konnte auch eine große Anzahl österreichischer Truppen von dort aus nach Spanien verlegt werden. Bereits am 22. Februar 1708 hatte Starhemberg in Wien seine Instruktionen erteilt und reiste am 3. März 1708 ab.764 Am 14. April schlossen Prinz Eugen und Marlborough einen Vertrag über die für Katalonien zu finanzierende und aufzustellende Armee mit den Generalstaaten, der 4 000 Mann aus Italien auf Kosten der Seemächte zugeführt werden und weitere 20 000 ausgehoben werden sollten.765 Auf Seite der Alliierten traf Starhemberg von Genua kommend, wo er sich am 17. April eingeschifft hatte,766 am 30. April 767 in Spanien ein. Stanhope ersetzte Gallway.768 Starhembergs erste Nacht auf spanischem Boden war ein schlechtes Omen. Ein Dieb brach in sein Quartier ein und Starhembergs Diener, der im Zwielicht seinen aus dem Schlaf hochgeschreckten Herrn mit dem Einbrecher verwechselte, ging mit gezogenem Rapier auf den unbewaffneten Feldmarschall los, der den Stoß knapp mit
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der Hand parieren konnte.769 Alles ging glimpflich ab, aber Starhemberg hatte einen Vorgeschmack davon bekommen, was ihn erwartete. Die Truppen unter Generalfeldzeugmeister von Starhemberg verstärkten die Armee Erzherzogs Karl erheblich, doch trotzdem kam es zunächst nicht zu größeren Gefechten. Auch Stanhope brachte Verstärkungen mit. Starhemberg brachte das kaiserliche Regiment Reventlau, ein kaiserlich-italienisches Regiment, zusammen 5 000 Mann, und sieben Pfälzer Regimenter unter Graf Iselbach mit,770 wobei die letzteren mit 3 400 Mann schwächer waren als erwartet.771 Stanhope führte 12 000 Mann englischer und holländischer Truppen nach Spanien.772 Am 26. Mai 1707 nahm der Herzog von Orleans Saragossa ein. Berwick und Orleans vereinigten ihre Streitkräfte und zogen vor Lérida. Zusammen mit Gerona im Norden und Tortosa im Süden blockierte im Westen Lerida den Zugang zu den Pässen, die über äußerst unwegsame Bergketten den von Carlos III. noch kontrollierten schmalen Küstenstreifen Kataloniens einem Festungswerk gleich abschirmten.773 Die Verstärkungen der Kaiserlichen trafen zu spät in Spanien ein, um das Schicksal Leridas noch abwenden zu können: Die Stadt fiel am 14. Oktober 1707, die Zitadelle hielt sich bis zum 14. November. Der Fall Léridas war ein harter Schlag für Carlos III., da Barcelona aus dem Umland versorgt wurde und Fourageparteien der Habsburger von der bourbonischen Garnison Léridas empfindlich gestört wurden.774 Lerida blieb nach seiner Einnahme das Schicksal Játivas erspart, wurde aber von Berwick am 1. Oktober 1707 geplündert, weil der Kommandant nicht rechtzeitig Chamade schlagen ließ.775 Die Lage auf dem Kriegsschauplatz an Rhein, Mosel und Maas ließ Ludwig XIV. Berwick, der das Oberkommando über die spanischen Truppen hatte, nach Frankreich zurückrufen; Berwick verliess am 16. Januar 1708 Spanien, ohne seinem formellen Dienstherren hiervor zuvor Kenntnis zu geben.776 Die bourbonische Sache erlitt aber im Mittelmeer Rückschläge: Im Sommer 1708 wurde Sardinien, dessen sehr schwache Kräfte von dem Vizekönig von Jamaika, einem Nachfahren Columbus, verteidigt wurde,777 von einer englischen Flotte erobert.778 Cagliari, die Hauptstadt Sardiniens, wurde eingenommen. Damit verfügte die Habsburger Sache mit der Getreideproduktion der Insel über wertvolle Ressourcen für die weitere Kriegsführung. Der Zugang zu Sardiniens Ressourcen führte über das westliche Mittelmeer, dessen Herrschaft sich die Alliierten durch die Eroberung der balearischen Inseln sicherten. Zur See schlug die verbündete Flotte die Franzosen vor Menorca und eroberte die Hauptfestung Mahon, die über eine der größten natürlichen Hafenanlagen im Mittelmeer verfügte. Der Ort Mahon auf Menorca galt nach dem Urteil von Zeitgenossen als Flottenstützpunkt, der aus Sicht des Schutzes der Handelslinien selbst Tanger überlegen war.779 Stanhope trat für seine Eroberung ein, um der Flotte die Möglichkeit zu geben,
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im Mittelmeer zu überwintern.780 Die Menorciner waren Carlisten, da ihnen Phillip V. ihre Privilegien streitig gemacht hatte.781 Am 14. September 1708 setzte ein Flottenverband unter Admiral Sir Willacke 2 000 Mann unter Stanhope an Land, der über schweres Defilée mit Unterholz und ohne Weg und Steg mit 42 Kanonen und 15 Mörsern gegen das mit vier Eckbastionen versehene Steinfort St. Felipe vorrückte. Bei dessen Bombardement fiel Stanhopes Bruder Philip. Grenadieren unter dem Brigadier Wade gelang es aber, mit stürmender Hand die Außenwerke zu nehmen, worauf der Kommandant des Forts, La Jonquiére kapitulierte.782 Er wurde in Frankreich zu Haft verurteilt.783 Port Mahon fiel nun in die Hand der Engländer. Die Eroberung führte unmittelbar dazu, dass der englische Mittelmeerhandel völlig unbeeinträchtigt verlief; allerdings kam dies den verbündeten Niederländern nicht in vollem Umfang zu Gute, was zu Misshelligkeiten führte, die in den folgenden Jahren die Auflösung der Allianz nach sich zogen. Denn – heimlich, um die Generalstaaten nicht konsultieren zu müssen – verlangte Stanhope die förmliche Abtretung Menorcas von Carlos III.784 Als die Franzosen im Jahr 1710 von diesen Geheimverhandlungen erfuhren, veröffentlichten sie ihre Kenntnisse, um die Alliierten auseinanderzubringen.785 Die bourbonischen Erfolge auf der spanischen Halbinsel wurden auch nach dem Abzug Berwicks unter dem Kommando Orleans fortgesetzt, der Tortosa belagerte.786 Vorangegangen war, dass in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 1708 der Obrist des kaiserlichen Regiments Reventlau Baron O’Dwyer mit 800 Infanteristen und 160 Pferden bei Falset eingekreist und gefangengenommen wurde.787 Wenige Tage darauf rückte der Herzog von Orleans gegen Tortosa am Ebro, das den Zugang zum katalonischen Kerngebiet Carlos III. deckte. Die Stadt war mit einem flüchtig aufgeworfenen Erdwall und einer turmbewehrten mittalterlichen Ringmauer befestigt.788 Schon am 6. Juni waren in die Befestigung Breschen geschossen und der Kommandant der Stadt, Graf Efferen, schoss Raketen ab, um Starhemberg seine Notlage zu signalisieren.789 Der Herzog von Orleans ließ am 9. Juni den gedeckten Weg angreifen, der den Franzosen in die Hände fiel, woraufhin Graf Efferen am 10. Kapitulationsverhandlungen aufnahm. Ihm wurde der freie Abzug mit der Garnison von noch 2 000 Mann gewährt.790 Als Graf Efferen die Stadt am 15. Juni verließ, brach der Herzog von Orleans die Vereinbarungen und presste viele der kaiserlichen Soldaten unter französische Fahnen.791 Denia leistete demgegenüber verbissenen Widerstand. Die Festung wurde von Basset mit einer Garnison verteidigt, die aus 360 Spaniern und 185 Engländern und Hugenotten verteidigt.792 Am 15. Juni 1708 begann Mahony mit 4 000 Mann die Einkreisung der Stadt, zu dem D’Asfeld am 25. Juni mit dem Belagerungstrain stieß. Bereits am 7. Juli 1708 wurde ein Sturm unternommen, der aber ebenso wie ein zweiter zurückgeschlagen wurde. D’Asfeld forderte darauf die Übergabe unter der Drohung auf, ansonsten keine Seele zu verschonen. Basset y Ramos wies dies zurück. Ein dritter Sturm wurde zurückgeschlagen, als Captain Moody von der „Lancaster“ erschien und 400 Mann Verstärkung an Land setzte. Nach einem vierten Sturmversuch zog sich
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D’Asfeld nach dem Verlust von 1 500 Toten und 2 000 Verwundeten zurück.793 Erst am 17. November 1708 nahmen die Bourbonen Stadt und Hafen Denia ein. Starhemberg versuchte am 4. Dezember 1708, Tortosa wieder einzunehmen. Die Außenwerke der Festung wurden erfolgreich auf Sturmleitern erstiegen und genommen und einige Tore mit Petarden aufgesprengt. Es gelang ihm, mit 300 Mann handstreichartig in die Stadt einzudringen, den Gouverneur und 200 Mann zu töten. Die zwei Bataillone und eine Schwadron französischer Truppen wehrten sich in Straßenkämpfen verbissen,794 und die Angriffe der Habsburger wurden zurückgeschlagen, weil es den Franzosen gelang, die Ebrobrücke zu halten und damit die Kommunikation mit ihrer Rückzugslinie zu sichern, über die Verstärkung herangezogen werden konnte. Starhemberg war zum Rückzug gezwungen, was sein Ansehen beschädigte.795 Nach Aufnahme der Belagerung Alicantes am 1. Dezember 1708796 konnte Generalmajor John Richards den Belagerern 700 Mann aus Hothams Regiment und Sybourgs Regiment, das aus Hugenotten bestand, den Belagerern in einer Stärke von 14 000 Mann entgegenstellen.797 Die Stadt Alicante ergab sich D’Alsfeld am 7. Dezember. Die Garnison der Zitadelle unter Richards798 zwang den Zwei Kronen zwar eine längere Belagerung auf. Im Januar 1709 entsandte Byng zur Hilfe fünf Schiffe, die im Bay ankerten, aber feststellten, dass sie nicht an Land gehen konnten. Am 20. Februar 1709 unterrichtete D’Alsfeld Richard davon, dass eine Mine bereit war, unter den Verteidigern gezündet zu werden, Richard war aber nicht bereit zu kapitulieren.799 D’Alsfeld forderte Richards noch zweimal zur Übergabe auf – vergeblich. Daher wurde Richards am 3. März 1709 mit 50 Offizieren und Soldaten Opfer der Mine unter der Zitadelle von 117 000 Pfund Schwarzpulver, die den Festungsberg buchstäblich in zwei Teile gerissen hatte;800 sein Nachfolger Oberstleutnant D’Albon hielt aber aus und lehnte eine Übergabe ab, da er das Eintreffen einer englischen Flotte erwartete. Erst als diese unter Byng am 15. April 1709 eintraf und keine Möglichkeit zum Entsatz fand, gab die Besatzung auf. Die Festung musste dann am 19. April 1709 kapitulieren.801 Noailles gelang es, kurz nach Überschreiten der Grenze zu Katalonien General Isselbach mit dem pfälzischen Regiment Schönberg gefangen zu nehmen.802 Starhemberg plante für das Jahr 1709 keine Vermehrung der Habsburger Regimenter, sondern beabsichtige, die vorhandenen Einheiten zu verstärken803 und deren Erfahrung und Kader für die Aufstockung der Truppen zu nutzen. Die Lage der Habsburger auf der iberischen Halbinsel erfuhr einen politischen Auftrieb, als der Papst Mitte Januar 1709 Carlos III. als spanischen König anerkannte.804 Ludwig XIV. zog darauf seine Gesandten aus Rom zurück.805 Am Fluss Cayo stellte der Marquis de Bai ein portugiesisch-englisches Korps, das er schlug.806 Gallway und der Marques de Fronteira hatten versucht, die Offensive gegen die Bourbonen zu erneuern. Bei La Gudena stießen sie am 7. Mai 1709 auf Einheiten unter dem Kommando Marquis de Baies,807 der den von portugiesischer Kavallerie gehaltenen rechten Flügel der Alliierten angriff und die dort stehenden Kanonen eroberte. Ein von Gallway persönlich angeführter Entlastungsangriff scheiterte; die
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Alliierten ließen 2 000 Mann auf dem Schlachtfeld zurück, der Infanterie gelang es aber, sich wieder auf die portugiesische Grenze zurückzuziehen.808 Der Versuch einer Zangenbewegung gegen die bourbonischen Einheiten war damit gescheitert und sollte nie wieder von den Alliierten versucht werden. Auch den Plan eines erneuten Angriffs auf Cadiz gab Stanhope auf.809 Der militärische Höhepunkt der französischen Intervention in Spanien war damit überschritten. Denn die Krise Frankreichs und die Aufnahme von Friedensverhandlungen brachten Ludwig XIV. dazu, die Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen den Alliierten gegenüber zu demonstrieren. Dass der habsburgische Hof in Barcelona das Scheitern der Friedensverhandlungen begeistert aufnahm, ist angesichts der schlechten Lage, in der sich Carlos III. befand, unverständlich.810 Michel Jean Amelot, seit 1705 einflussreicher und erfolgreicher Botschafter des Sonnenkönigs in Madrid, wurde am 21. September 1709 nach Versailles zurückberufen;811 an seine Stelle trat der Marquis de Blécourt, der aber nurmehr als envio extraodinaire fungierte.812 Mit Amelot endete die faktische französische Herrschaft in Spanien. Am 30. April 1709 zog Generalleutnant d’ Estaing mit 3 000 Mann vor Benasque, dessen 30 Mann schwache Besatzung unter dem Kommando von Obristleutnant Johann Georg von Hess sich auf das auf einem hohen Felsen liegenden Schloss zurückzog.813 Starhemberg entsandte 3 000 Mann unter Graf de la Puebla, der langsam vorrückte, an der Brücke von Suert stehenblieb und auch untätig blieb, als ihn am 31. Mai ein Hilferuf von Hess erreichte.814 Erst auf einen außerordentlich scharf abgefassten Befehl Starhembergs ging Puebla am 15. Juni gegen die französischen Belagerer vor.815 De la Puebla und sein Vertreter Obrist Schober setzten sich persönlich an die Spitze des portugiesischen Regiments Albuquerque und stürmten – ohne einen Schuss abzugeben, die Linien der Zwei Kronen, deren Truppen sich fluchtartig bis Anziles zurückzogen. De la Puebla verproviantierte Benasque und bezog dann ein Lager bei Labaix, während Schober auf die Brücke von Suert rückte, um die Ebene von Conca de Tremp zu decken.816 Im August 1709 standen die letzten auf spanischem Boden verbliebenen französischen Truppen unter Marschall Bezon nahe Lérida einem schlecht verschanzten Lager der Truppen Carlos III. gegenüber. Ludwig XIV. wies Bezon in Spanien 1709 an, eine Schlacht unter allen Umständen zu vermeiden.817 Die Alliierten unter Starhembergs Führung überschritten am 23. September 1709818 unter den Augen Bessons den Segrés und nahmen Fort Belaguy ein, in dem sie drei Bataillone bourbonischer Truppen gefangennahmen.819 Die französischen Truppen zogen sich über die Pyrenäeen zurück, die wieder zu existieren begannen. Der Rückzug wurde von Feindseligkeiten mit den spanischen Truppen Philipps V. begleitet.820 Starhemberg ließ unter Graf Atalaya und Graf Sormani 500 Dragoner die Verfolgung der Franzosen aufnehmen, wobei sich Sormani zu weit vorwagte und für kurze Zeit in Gefangenschaft geriet, aus der ihn seine Reiter aber alsbald befreiten. Der Rückzug der Franzosen blieb aber unbehelligt.821
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Starhemberg nahm darauf nach kurzer Belagerung das befestigte Schloß Balaguer ein, dessen 800 Mann starke Besatzung sich, von den bourbonischen Truppen abgeschnitten, den Belagerern in die Kriegsgefangenschaft ergeben musste.822 Die kleinen Erfolge der Habsburger konnten aber ebensowenig wie der Abzug der Franzosen genutzt werden. Philip V. begab sich zu seinem Heer, was dessen Moral stärkte. Die Wegnahme eines Transports durch einen Überfall unter dem Kommando des spanischen Generals Don Jose de Vallejo konnte Atalaya verhindern,823 aber es gelang De Vallejo, den pfälzischen Reitergeneral Frankenburg am 2. September 1709 zu überfallen und mit zahlreichen alliierten Soldaten gefangenzunehmen; die Überreste der Einheit flüchtete sich unter die Wälle Geronas.824 Unterdessen wurden die Verhandlungen zwischen den Alliierten über die Zukunft Menorcas mit wachsender Erbitterung geführt, was schließlich zur Anweisung Marlboroughs einer zeitweiligen Einstellung der Subsidienzahlungen durch Stanhope führte,825 die erst auf Intervention Prinzen Eugens hin wiederaufgenommen wurden.826 Diese Schwierigkeiten, Konflikte mit dem englischen Quartiermeister General Carpenter und andauernde Intrigen am Hof Carlos III. erschöpften Starhemberg, der schließlich ernsthaft erkrankte. Kapitel 15: Die politische Folgen von Malplaquet Dänemark, Preußen und das österreichische Kriegskabinett
Das Blutbad von Malplaquet hatte weitreichende politische Folgen. Goslinga, der – aller Kritik durch Winston Churchill und seine Nachfolger in der englischen Literatur zum Trotz – zu den Kritikern ebenso wie den Unterstützern Marlboroughs und Prinz Eugens gehört hatte, wurde nun zum ausgesprochenen politischen Gegner der beiden, die er als Kriegspartei ausmachte.827 Die Generalstaaten forderten zu ihrer Sicherheit nicht allein eine Barriere in den Spanischen Niederlanden, sondern zugleich Bonn, Lüttich und Huy, was den Widerstand Joseph I. auf den Plan rief, da diese Städte dem Heiligen Römischen Reich angehörten.828 Der geschlossene Widerstand der kaiserlichen Macht war möglich, weil 1709 mit der Remission Salms erstmalig während des Kriegs mit Wratislaw und Prinz Eugen eine einheitliche politische Führung der Erblande verwirklicht werden konnte.829 Wratislaw und Prinz Eugen bildeten die stärkste politische Führung, die Österreich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert erhielt,830 die durch die Liaison Joseph I. mit der Comtesse Pallfy Rückendeckung erhielt.831 Der Stärke der beiden Politiker bedurfte es. Die Allianz bröckelte. Im Oktober 1709 ersuchte der Gesandte des dänischen Königs Prinz Eugen im Lager vor Mons, das Korps Reventlau nach Dänemark zu entlassen, um es für den Krieg freizusetzen, der in Schonen gegen Karl XII. aufgenommen wurde.832 Der Nor-
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Starhemberg nahm darauf nach kurzer Belagerung das befestigte Schloß Balaguer ein, dessen 800 Mann starke Besatzung sich, von den bourbonischen Truppen abgeschnitten, den Belagerern in die Kriegsgefangenschaft ergeben musste.822 Die kleinen Erfolge der Habsburger konnten aber ebensowenig wie der Abzug der Franzosen genutzt werden. Philip V. begab sich zu seinem Heer, was dessen Moral stärkte. Die Wegnahme eines Transports durch einen Überfall unter dem Kommando des spanischen Generals Don Jose de Vallejo konnte Atalaya verhindern,823 aber es gelang De Vallejo, den pfälzischen Reitergeneral Frankenburg am 2. September 1709 zu überfallen und mit zahlreichen alliierten Soldaten gefangenzunehmen; die Überreste der Einheit flüchtete sich unter die Wälle Geronas.824 Unterdessen wurden die Verhandlungen zwischen den Alliierten über die Zukunft Menorcas mit wachsender Erbitterung geführt, was schließlich zur Anweisung Marlboroughs einer zeitweiligen Einstellung der Subsidienzahlungen durch Stanhope führte,825 die erst auf Intervention Prinzen Eugens hin wiederaufgenommen wurden.826 Diese Schwierigkeiten, Konflikte mit dem englischen Quartiermeister General Carpenter und andauernde Intrigen am Hof Carlos III. erschöpften Starhemberg, der schließlich ernsthaft erkrankte. Kapitel 15: Die politische Folgen von Malplaquet Dänemark, Preußen und das österreichische Kriegskabinett
Das Blutbad von Malplaquet hatte weitreichende politische Folgen. Goslinga, der – aller Kritik durch Winston Churchill und seine Nachfolger in der englischen Literatur zum Trotz – zu den Kritikern ebenso wie den Unterstützern Marlboroughs und Prinz Eugens gehört hatte, wurde nun zum ausgesprochenen politischen Gegner der beiden, die er als Kriegspartei ausmachte.827 Die Generalstaaten forderten zu ihrer Sicherheit nicht allein eine Barriere in den Spanischen Niederlanden, sondern zugleich Bonn, Lüttich und Huy, was den Widerstand Joseph I. auf den Plan rief, da diese Städte dem Heiligen Römischen Reich angehörten.828 Der geschlossene Widerstand der kaiserlichen Macht war möglich, weil 1709 mit der Remission Salms erstmalig während des Kriegs mit Wratislaw und Prinz Eugen eine einheitliche politische Führung der Erblande verwirklicht werden konnte.829 Wratislaw und Prinz Eugen bildeten die stärkste politische Führung, die Österreich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert erhielt,830 die durch die Liaison Joseph I. mit der Comtesse Pallfy Rückendeckung erhielt.831 Der Stärke der beiden Politiker bedurfte es. Die Allianz bröckelte. Im Oktober 1709 ersuchte der Gesandte des dänischen Königs Prinz Eugen im Lager vor Mons, das Korps Reventlau nach Dänemark zu entlassen, um es für den Krieg freizusetzen, der in Schonen gegen Karl XII. aufgenommen wurde.832 Der Nor-
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dische Krieg griff aber auch dadurch auf die Alliierten über, dass Friedrich I. von Preußen erneut damit drohte, seine Truppen im Norden einzusetzen und von den Alliierten abzuziehen.833 Er wurde darin von Zar Peter I. bestärkt, mit dem Friedrich I. persönlich in Marienwerder zusammengetroffen war.834 Prinz Eugen reiste nach Preußen, wo es ihm am 4. Oktober in Berlin gelang, Friedrich I. wieder in die Allianz einzubinden.835 Karl XII. und die Bedrohung der Erblande durch die Hohe Pforte
Nach seiner Niederlage bei Poltawa hatte Karl XII. – wie berichtet – Aufnahme bei der Hohen Pforte gefunden.836 Der „ganz wilde Mensch“ (Wratislaw) sorgte dort wie andernorts für Unruhe, nicht allein aus der Sorge um einen möglichen Abzug preußischer und dänischer Subsidienkontingente.837 Denn die Neutralitätserklärungen, die zu Beginn des Jahrzehnts von der Haager Allianz von den Nordischen Staaten erwirkt worden waren, verblassten.838 Mehr noch wuchs die Sorge, dass unter dem Einfluss der Diplomatie Ludwig XIV. die Hohe Pforte sich gegen den Kaiser wenden würde.839
Teil D Der Zerfall der Großen Allianz und die Wiedergewinnung der Offensive durch den Sonnenkönig
Kapitel 16: Die letzten Erfolge der Alliierten (1710 und 1711) Der Sturz des Duumvirats in England
Am 5. November 1709 hielt Dr. Henry Sacheverell, der High Church nahestehende Prediger von St. Saviours, Southwark, eine Predigt „The Perils of False Brethren“, mit der er die von der Whigregierung betriebene tolerante Religionspolitik scharf attackierte: Die High Church bezeichnete eine Strömung innerhalb der Kirche von England, die den Anglikanismus katholisch, d. h. sakramental und in bruchloser Tradition mit der Alten Kirche interpretierte und an der Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts den Tories nahestand. Die Predigt war nicht einzigartig; es waren ihr seit Beginn des Kriegs eine Reihe von Predigten Geistlicher vorangegangen, die der High Church nahestanden und in denen die Whigregierung kritisiert wurde. Sacheverells Predigt hätte denn auch eine weitaus geringere Aufmerksamkeit erfahren, als ihr mit weitgehenden politischen Folgen zuteil wurde, hätte er sie nicht gerade am 5. November gehalten, dem Gedenktag der Pulververschwörung des Katholiken Guy Hawkes und der Landung Wilhelm von Oraniens in Torbay. Beide Ereignisse bildeten Eckpfeiler der civil religion der Revolution von 1688.1 An ihrem Gedenktag gegen die Whigregierung zu predigen, ging damit weit über eine Parteinahme für die Tories hinaus; hinter der Predigt taten sich aus Sicht der Whig-Junta Abgründe jakobitischer Sympathien auf. Die Whigregierung war gespalten: Lord Somers war für eine zurückhaltende Gangart bekannt, Godolphin fühlte sich durch Sacheverell, der für jeden erkennbar Godolphin unter dem Namen „Volpone“ angegriffen hatte,2 persönlich verunglimpft und setzte sich mit seiner politisch unklugen Forderung durch, scharf vorzugehen. Dem Prediger wurde der Prozess wegen High Crimes gemacht, der aber am 21. März 1710 mit einer vergleichsweisen milden Verurteilung zu einer dreijährigen Suspension von seinen Ämtern und der Verbrennung seiner Schriften mündete. Die öffentliche Meinung war aber zugunsten der Tories und der High Church umgeschlagen.3 Der mobile vulgus, der in diesen Jahren erstmalig unter der Kurzform „mob“ in der englischen politischen Terminologie auftauchte,4 machte die Sache der Tories zu der seinen, und es kam zu Ausschreitungen zugunsten Sacheverells. Marlborough hatte an Godolphin geschrieben, er hoffe, Malplaquet werde die letzte Schlacht des Kriegs sein.5 Für sein Generalkapitanat sollte sich dies bewahrheiten. In der Tat hoffte der Herzog auf Frieden, wegen extremer Verluste, vielleicht aber noch mehr wegen des Verlusts der politischen Macht, auf deren Grundlage er in der Großen
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Allianz die Verbündeten zur Fortsetzung der Kriegsanstrengung immer wieder in diplomatischen Anstrengungen hatte zusammenhalten können. Von Anfang 1710 begannen in Gertruidenberg ernsthafte Vorverhandlungen zur Einberufung einer Friedenskonferenz. Der Abbé de Plignac und Marschall d’Huxelles verhandelten für Versailles mit holländischen Gesandten,6 die eine Übergabe Neapels an Philip von Anjou vorschlugen und damit den heftigen Widerstand des kaiserlichen Gesandten Sinzendorff hervorriefen;7 Baron Imhoff, der für Karl III. auftrat, forderte die bedingungslose Fortsetzung des Kampfs für Spanien – was freilich noch nicht einmal der dynastischen Politik Joseph I. entsprach.8 In den Verhandlungen wurde die Aufgabe Menorcas erörtert, die sogar von Godolphin für annehmbar angesehen wurde. Marlborough weigerte sich, das ausgehandelte Traktat zu unterschreiben.9 Er schrieb aber an Heinsius, der Art. 37 sei nicht durchsetzbar. Die spanische Frage vereitelte den Friedensschluss.10 Der Schatten der Machtbasis Marlboroughs in England brach dabei in sich zusammen. Vom Frühjahr 1710 mehrten sich Demonstrationen und Petitionen gegen die Whig-Junta.11 Shrewsbury, Somerset und der schottische Grande Argyll,12 die Lords of the Junto der Whigregierung wurden von Robert Harley für einen Kurswechsel gewonnen.13 Sunderland, der Mann der Mitte im Whigministerium, wurde am 14. Juni 1710 entlassen.14 Queen Anne entließ dann am 8. August 1710 Godolphin,15 der als gebrochener Mann seine beiden letzten Jahre im Haus Marlboroughs verbrachte. Das war der coup de grace gegen die Whigs.16 Die Königin löste das Parlament auf, und die Tories, deren Programm für die Ablehnung der weitreichenden Kriegsziele der Whigs stand, erhielten bei den Wahlen im Oktober des Jahrs 1710 die Mehrheit.17 Die Tories nahmen sogleich Geheimverhandlungen mit Ludwig XIV. in Versailles auf. Unterhändler war Matthew Prior, einem dem Andenken Wilhelm III. treu ergebener Tory, der schon an der Mission Portlands am Hof zu Versailles am Vorabend des Ausbruchs des Spanischen Erbfolgekriegs teilgenommen hatte.18 Prior zeigte jakobitischen Annäherungen die kalte Schulter,19 als er mit Torcy Gespräche aufnahm und dessen Unterhändler Nikolaus Mesnager, einen früheren Mitarbeiter Amelots,20 nach London begleitete.21 Französische Zuversicht
Die furchtbaren Verluste an Menschenleben durch den Großen Frost wirkten sich auf das Leben in Frankreich aus. Die Währung war ruiniert und die Armee nur noch mit größter Mühe annähernd auf ihrem Sollstand zu halten. Die Menschen waren kriegsmüde. Aber die Armee – ihre Soldaten – hatten bei Malplaquet mit großer Energie standgehalten und den Alliierten die Stirn geboten. Eine neue Zuversicht wuchs in der Armee und insbesondere der Generalität heran.
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Auf der anderen Seite war die Große Allianz im Jahr 1709 nicht vorangekommen. Der Höhepunkt dessen, was in diesem Krieg von den Alliierten erreicht werden konnte, schien nach Malplaquet überschritten. Offenkundig war die wachsende Kritik an Marlboroughs Kriegsführung, und der Verlust der Gunst Queen Annes war ein europäisch bekanntes Politikum. Und Marlborough selbst konnte nicht mehr mit dem Gefühl politischer Rückendeckung im Heimatland an die Front gehen, wie er in einem Brief am 14. April 1710 bekannte.22 Diese Sorgen kamen zu denen der Kriegsführung selbst: Die strategische Lage der Alliierten war mit der Eroberung der französischen Festungen nicht ohne Weiteres verbessert. Im Gegenteil. Die Besatzung der eroberten Plätze konsumierte zahlreiche Garnisonen, die der Feldarmee Kraft entzogen. Diese Plätze lagen zudem bereits weit im Feindesland. Bloße Fourage konnte die Truppen dort nicht erhalten; die Vorräte in der Region waren aufgebraucht.23 Die Versorgungswege waren lang. Nachschub musste weit von Brabant und Limburg herbeigeführt werden; zugleich waren die Anforderungen an die Versorgung schon allein aufgrund der Vergrößerung der Truppenzahl auf 155 Bataillone und 262 Schwadronen erheblich gewachsen.24 Auf der französischen Seite hatte Villars, der seine Verwundung, die er bei Malplaquet erlitten hatte, noch nicht auskurieren konnte, das Kommando noch nicht wieder aufgenommen. Berwick hatte es abgelehnt, da seine Bedingung, in die Offensive übergehen zu dürfen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, nicht erfüllt wurde. Übergangskandidat im Kommando, der den Sollstand noch nicht wieder erreichenden und schlecht aufmunitionierten Armee, war der frühere Comte d’Artagnan, Charles de Baatz, Marshal d’Montesqiuou, der Ludwig XIV. einen allgemeinen Rückzug auf die Linie Lsy und Deule nahelegte.25 Der Sonnenkönig verwarf dies und befahl, die noch gehaltenen Festungen zu besetzen.26 Das war eine weise Entscheidung, mit der die Feldarmee gestärkt wurde. Nach den Erfahrungen der vorangegangenen Jahre durch die Verwicklung der Alliierten in zeitraubende Belagerungen konnte der Kriegsfortschritt der Alliierten gehemmt und der politische Zerfall der Großen Allianz beschleunigt werden. Es lässt sich aber nicht übersehen, dass Ludwig XIV. 1710 durchaus ernstzunehmende Angebote machte, um die Streitfrage des Artikels 37 zu umschiffen: So bot er den Alliierten Subsidien an, um Truppen zur Absetzung seines Enkels auf dem spanischen Thron zu unterhalten. Er ging also bis an die Grenze dessen, was ihm seine Ehre erlaubte, um den Frieden zu erreichen, ohne damit aber diplomatischen Erfolg zu erzielen.27 Marlborough traf am 12. April 1710 in Tournai ein, wo die Versammlung der Armee vollzogen werden sollte, und detachierte sogleich den Earl of Albemarle zur Einnahme Mortagnes an der Schelde, das am 14. April 1710 in der Tat eingenommen, aber am darauffolgenden Tag wieder an den Chevalier du Luxembourg verloren ging. Albemarle gelang es darauf am 18. April 1710, den Ort endgültig unter alliierte Kontrolle zu bringen, was ihm aber vor St. Amand, infolge von den Franzosen ins Werk gesetzten Überschwemmungen der umliegenden Felder, misslang.28
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Douai, Béthune, Aire und St. Venant: Ludwig XIV. tauscht Festungen gegen Zeit
Marlboroughs Ziel scheint in dieser Zeit noch ein Vorstoß über Arras, Valenciennes und Cambrai ins Herz Nordfrankreichs gewesen zu sein, den er durch die Einnahme von Douai logistisch absichern wollte, das zwischen der Scarpe und den Überschwemmungen der Senseé an einer strategisch entscheidenden Stelle lag.29 Douai deckte das Artois. Es verfügte über Arsenale, die im zehnten Kriegsjahr beeindruckender waren denn je. Douai beherbergte das Hauptquartier der Artillerieschule. Ein doppelter Wassergraben umgab die von drei Bataillonen mit 38 Kanonen und 12 schweren Mörsern gehaltenen modernen Befestigungen, die ebenso wie das Außenwerk Fort Scarpe nach Vaubanscher Manier angelegt waren. Fort und Festung konnten gegenseitig das zwischen ihnen liegende Terrain bestreichen. Der Gouverneur war Marquis d’Albergotti, dem als Ingenieur der Generalmajor de Valori und als Artilleriebefehlshaber Chevalier de Jaucourt der unterstanden.30 Der Vormarsch begann am 19. April in vier Marschsäulen von jeweils etwa 20 000 Mann, die 40 km nach Süden zur Deule und Scarpe vorrückten sowie zu dem Kanal, der beide Flüsse bei Pont á Vendin verbindet. Dort und in Courrieres und Sart wurden Übergangstellen behauptet, sodass die Scarpe am 22. April überschritten werden konnte, während der durch den schnellen Vormarsch überraschte Montesquiou sich eilends über die Scarpe auf Vitry zurückzog, wo der Chevalier de Luxembourg ihm von Arras und Béthune die Kavallerie zuführte.31 Von dort fiel Montesquiou weiter auf Cambrai zurück. Beide Feldherren machten sich Vorwürfe, die Scarpelinie zu früh aufgegeben bzw. zu spät an dem Rendezvousplatz erschienen zu sein.32 Douai wurde am gleichen Tag, den 22. April 1710, von Prinz Eugen mit 40 Bataillonen und Prinz von Oranien eingeschlossen und am 25. April 1710 mit der Errichtung einer Zircumvallation unter Einbeziehung eines befestigten Postens in Arleux an der Senseé33 begonnen, während Marlborough mit der aus britischen, hannoverischen und niederländischen Truppen bestehenden Bedeckungsarmee bei Vitry Stellung bezog.34 Die Franzosen hatten die Deiche der umliegenden Wasserwege durchstoßen, um durch Überschwemmungen den Alliierten Abbruch zu tun, was aber nicht nur misslang, sondern unbeabsichtigt zu einem Abfluss der Überschwemmungen vor Douai in die umliegende Gegend führte.35 Der Kurfürst von Hannover hatte das Kommando über die Rheinarmee niedergelegt; Prinz Eugen trat seine Nachfolge an, blieb aber zunächst in den Niederlanden.36 Schon am 1. Mai 1710 gelang es Prinz Eugen, einen Außenposten der Belagerten in Pignonville nahe Fort Scarpe zu stürmen, aber die Belagerungsartillerie erreichte am erst 5. Mai 1710 Tournai.37 Du Rocques wurde während der Belagerung und später noch der Vorwurf gemacht, die Festung nicht an ihrem schwächsten Punkt angegriffen zu haben, was in der Tat nicht erklärt werden kann.38 D’Albergotti unternahm am 7. Mai um neun Uhr abends mit 1 200 Grenadieren unter dem Duc de Montemar einen Ausfall, der die Alliierten völlig überraschte, Sut-
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tons Regiment zerstreute und Smiths Regiment heftige Verluste zufügte. Erst von Prinz Eugen herangeführte Verstärkungen unter dem Brigadegeneral McCartney konnten die Franzosen nach Kämpfen zurücktreiben, die bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tags andauerten. 500 alliierte Soldaten waren tot, 200 verwundet.39 Der Versuch, diesen Erfolg am 17. April 1710 später zu wiederholen, scheiterte aber an der Wachsamkeit der Belagerer und wurde in bester Ordnung vom Regiment Preston zurückgeschlagen.40 Am 9. Mai 1710 erreichten 80 24-pfünder das Lager vor Douai zusammen mit vier schweren Belagerungsmörsern, die am 14. Mai 1710 mit dem Beschuss der Festung begannen und bereits nach fünf Tagen die Geschütze auf den Wällen weitgehend außer Gefecht gesetzt hatten.41 Nachdem Montesquiou auf Anweisung Ludwig XIV. bei Arras Stellung bezogen hatte,42 kehrte Villars, zu dessen Unterstützung Berwick zur Armee kam, mit der Erlaubnis ins Kommando zurück, Douai durch eine Schlacht zu retten und marschierte mit 155 Bataillonen und 272 Schwadronen direkt auf die Senseé zu,43 wobei er aber starke Detachements nach Arras und Bouchain zum Schutz dieser Plätze entsandte. Zu einer Offensivbewegung sah er sich indes außerstande.44 Versuche, Marlboroughs Lager bei Arleux zu bedrohen, blieben ohne Wirkung. Am 28. Mai 1710 überschritt die französische Feldarmee, an die für vier Tage Brotrationen ausgegeben worden waren, nahe Arras die Scarpe und rückte über die Ebene von Lens gegen die mit vorgeschobenen Redouten befestigte Linie Marlboroughs zwischen Vitry und Montigny vor. Ausfälle der Belagerten, die über Signalfahnen mit Villars in Kontakt standen,45 zwangen Marlborough, 20 Bataillone an Prinz Eugen zu senden. Dennoch beschloss Villars am 5. Juni 1710, sich zurückzuziehen, und sandte nach Ypern, Béthune, St. Venant und Aire Verstärkungen46 – er wollte wohl nicht durch einen Angriff auf die Feldbefestigungen der Alliierten Malplaquet unter umgekehrten Vorzeichen wiederholen. Obwohl die Garnison sich mit der Sprengung einer Reihe von Minen wehrte, gelang es den Belagerern, die Kanonen auf dem Glacis zu platzieren.47 Am 15. Juni 1710 erreichten sie den gedeckten Weg und die Kontrescarpe, und konnten mit den Batterien die vier Lunetten beschießen, die den Wall der Festung deckten.48 Am 22. Juni 1710 wurde eine Redoute zwischen Fort Scarpe, gegen das die Gräben an diesem Tag eröffnet wurden, und Douai im Sturm genommen und D’Albergotti trat in Verhandlungen ein, da seine Truppen nach dem Verlust von 2 800 Mann nur noch 4 500 zählten, die nicht ausreichten, die Werke zu besetzen. Zwei Tage später wurden Douai und Fort Scarpe an Prinz Eugen übergeben, der nicht weniger als 8 000 Mann verloren hatte.49 Der Widerstand Douais hatte Villars Zeit gegeben, sich mit einer Linie von Feldbefestigungen zwischen Somme und Scarpe zum Schutz Arras aufzustellen, von dessen Belagerung Marlborough daher Abstand nahm, dessen Armee nach wenigen Tagen der Rast, während der die Belagerungswerke vor Douai eingeebnet wurden, durch heftigen
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Regen auf schlammigen Straßen nach Vimy vorrückte; am 11. Juli 1710 hielt er an der Scarpe in der Hoffnung, Villars zu einer Schlacht provozieren zu können, der es aber vorzog, nach Verstärkung Bouchains durch ein Kontingent unter dem Chevalier de Luxembourg in befestigten Stellungen am Bach Crinchon zwischen Arras und der Somme die französischen Festungen zu decken.50 Marlborough wandte sich daher gegen die kleine, aber gut befestigte Stadt Béthune, die von 3 200 Mann unter dem irischen Generalmajor Michael Roth gehalten und deren Gouverneur Marquis de Puy-Vauban war, ein Neffe des verstorbenen Marschalls; Baron Fagel schloss die Stadt am 15. Juli 1710 mit 30 Bataillonen und 20 Schwadronen ein. Erst eine Woche später wurden die von Du Rocques geleiteten51 Arbeiten an der Zircumvallation vollendet.52 Marlborough bezog nahe Villars-Brulin Stellung. Am 1. August 1710 konnte er bei einer Rekognoszierung feststellen, dass Villars eine neue Verteidigungslinie befestigte und offenkundig Béthune seinem Schicksal überließ; ein Angriff einer Kavallerieeinheit gegen alliierte Fouragetruppen am 24. August 1710 änderte daran nichts.53 Michael Roth aber entfaltete eine energische Verteidigung: Die Parallelen wurden von einem sächsisch-preußischen Kontingent unter Graf Schulemburg vor der Porte de Aire gegraben; die vor der Porte d’Aire von niederländischen Truppen unter Baron Fagel konnten bis 200 m an das Tor ohne nennenswerte Verluste vorangetrieben werden.54 Als Reaktion auf das Eintreffen der Belagerungsgeschütze am 25. Juli 1710 unternahm Brigadier Mirosmesnil mit fünf Kompanien Grenadiere einen Ausfall, der zwei preußische Regimenter in die Flucht schlug und Orrerys Regiment einen Verlust von 220 Toten und Verwundeten zufügte. Der englische Obristleutnant John Blackadder berichtete, dass die Sappeure kaum gegen die Drohung von Ausfällen der Franzosen zusammenzuhalten waren.55 Trotz des überfluteten Grunds, der besonders Schulemburgs Arbeiten behinderte, entfalteten beide Seiten einen heftigen Minenkrieg.56 Wie bei der Belagerung von Douai gelang es den Franzosen, die alliierten Sappeure zu demoralisieren, die oftmals allein durch Rufe „Tue! Tue!“ in die Flucht geschlagen wurden.57 Schulemburg kritisierte das nach seinem Eindruck zögerliche Verhalten der Ingenieure, namentlich Du Roques, gegenüber den Generalstaaten.58 Marlborough war beunruhigt, dass am 18. August noch kein Fortschritt erzielt war,59 doch zehn Tage später konnte Schulemburg den vorgeschobenen Graben in einem Nachtangriff überschreiten, was Roth am 28. Juli 1710 zur Kapitulation nötigte, nachdem zwei große Breschen in den Wall geschossen worden waren und der Besatzung die Munition auszugehen begann. Roth ließ die Chamade schlagen und die weiße Fahne über der Bresche vor Schulemburgs „Angriff“ hissen; Roth, Vauban und Schulemburg trafen sich an der Kontrescarpe in Begleitung ihrer Offiziere, um über die Bedingungen zu verhandeln, als Fagel, der auf der Seite seines „Angriffs“ sich beleidigt fühlte, da er in die Verhandlungen nicht einbezogen wurde, und nicht bereit war, die Kampfhandlungen einzustellen. Erst als Schulemburg inständig darum ersuchte, ließ Roth die weiße Fahne auch auf der Porte de Arras aufziehen. Den 1 700 Überlebenden
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der Garnison wurde der Abzug nach St. Omer unter Mitnahme von zwei Kanonen gestattet. Die Alliierten hatten 3 400 Mann verloren.60 Ohne Weiteres wandte sich Marlborough nach dem Fall von Béthune gegen die Festungen von Aire und St. Venant, die beide an der Lys liegen. Deren Belagerung barg zwar das Risiko einer Bedrohung der linken Flanke Marlboroughs und eines Vorstoßes Villars nach Brabant; die Einnahme der Plätze hätte aber die Festungen von Calais und Dünkirchen bedroht und die Kommunikation zum Kanal gesichert.61 Marlborough positionierte die Feldarmee bei Willers an der Lys; Leopold von Dessau-Anhalt wurde das Kommando der Belagerung von Aire, dem Prinzen von Oranien das vor St. Venant übertragen. Am 7. September 1710 wurden beide Städte eingeschlossen. Der Belagerungstrain wurde auf dem Wasserweg von Menin herangeführt. Der Prinz von Oranien leitete den Lauf zweier Bäche um, aus denen die Überschwemmungen vor St. Venant gespeist wurden und ließ den Lauf der Lys umleiten. In den Reihen der alliierten Truppen breiteten sich Krankheiten aus. Die Geschütze konnten nicht in Stellung gebracht werden, da sie bis zu den Achsen im Schlamm versanken – auch die Konstruktion massiver Holzplattformen konnten dies nicht verhindern.62 Es wurde deutlich, dass die alliierte Armee unter der Belastung der ständigen Belagerungen verschlissen wurde.63 In der Londoner Öffentlichkeit wurde von den Tories behauptet, Marlborough betreibe die Belagerungskriegsführung, um sich durch den langsamen Fortgang des Kriegs zu bereichern, und diese Verdächtigungen wurden auch in Whigkreisen ernst genommen.64 Es kam noch schlimmer. Ein Konvoi mit einer Bedeckung von 1 200 Mann unter dem Befehl Brigadegeneral Ginkels wurde in der dritten Septemberwoche durch einen Angriff einer Truppe aus Dragonern und Grenadieren aus Ypern unter dem Marquis de Ravignan zerschlagen. De Ravignan verließ Ypern am Abend des 18. September 1710 unbemerkt von den alliierten Garnisonen in Menin und Courtrai und griff den Konvoi bei St. Eloy am darauffolgenden Abend an, wobei er die Barken in Brand setzte und in die Luft sprengte. Ginkel wurde mit 600 Mann gefangengenommen und De Ravignan gelang es, sich über Rouselaer nach Ypern zurückzuziehen.65 Marschall d’Harcourt, der Villars eine Ruhepause gewähren sollte und vom Rhein herangezogen wurde, um das Kommando zu übernehmen, war aber von Ludwig XIV. darauf festgelegt, keinen Offensivschritt zu gehen; Entsatzversuche gab es daher nicht. Auch ein Angriff des Chevalier de Luxembourgs auf das Fort Scarpe bei Douai schlug fehl.66 Nachdem in einer Periode guten Wetters das Defilée vor St. Venant hatte trockengelegt und die Belagerungsarbeiten hatten vorangebracht werden können, kapitulierte die nicht besonders stark ausgebaute Festung des Prinz von Oraniens am 2. Oktober 1710. Der Besatzung wurde der Abzug nach Arras gewährt.67 Aire war wesentlich stärker fortifiziert und stand unter dem Kommando De Goesbriands, der über 15 Bataillone und sieben Schwadronen abgesessener Dragoner verfügte. Am 12. September 1710 sammelten alliierte Dragoner Faschinen, und um
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11 Uhr nachts wurde die erste Parallele ausgehoben. Nach zwei Wochen gelang es aber einem Ausfallkommando unter dem Kommando des Comte d’Estrade, einem entschlossenen Infanterieführer, unter dem Einsatz von geschliffenen Spaten die Alliierten in den Gräben zu überraschen.68 D’Estrades Versuch, darauf eine von den Alliierten eingenommene Redoute zwischen der Festung und dem vorgelagerten Fort St. Francis wieder einzunehmen, scheiterte aber – allerdings erst nach erbitterten Kämpfen.69 Die Alliierten konnten nicht anders als Aire nehmen; ein Rückzug kam nicht in Frage, da die Geschütze nicht aus dem Schlamm vor der Festung gezogen werden konnten. Am 5. Oktober wurde eine kleine Redoute vor der Straße nach Béthune, das Hornwerk und das ihm vorgelagerte Glacis von den Alliierten im Sturm genommen. Vor der Port de Arras, dessen Befestigungen die Alliierten vergeblich zu nehmen versucht hatten, konnte am 29. Oktober 1710 von den Belagerern eine Batterie installiert werden, aus der eine Bresche geschossen wurde. Daraufhin wurden die Sappen bis zum 5. November 1710 so weit vorgetrieben, dass ein Sturm vorbereitet werden konnte.70 De Goebriant nahm daher am 8. November 1710 Verhandlungen mit Leopold von Dessau-Anhalt auf und die Garnison kapitulierte; den Alliierten wurde die Porte d’ Arras übergeben. Am 12. November 1710 marschierten 3 600 Überlebende der Garnison unter Zurücklassung von 1 600 Verwundeten und Kranken in der Festung ab; die Alliierten hatten 6 400 Mann verloren. 14 000 waren krank und dienstunfähig. Die Kampagne des Jahrs 1710 hatte die Alliierten allein 20 000 Tote und Verwundete gekostet, ohne dass damit ein nennenswerter Erfolg hätte erreicht werden können.71 Marlborough kehrte nach England zurück. Am 28. Dezember 1710 erhielt Marlborough Audienz bei seiner Königin. Die Ungnade, in die Sarah gefallen war, betraf auch ihn. Queen Anne erklärte ihm, er könne wegen der Kampagne 1710 einen Dank des Parlaments nicht erwarten.72 Der Zusammenhang mit dem Zerwürfnis zu Sarah war augenfällig, wenn auch die verlustreiche Kriegsführung der Ermattungsstrategie die Kriegsmüdigkeit in England verstärkte. Die Königin verlangte jedenfalls, dass sich Sarah vom Hof zurückzog; unter dieser Voraussetzung könnte Marlborough sein Kommando behalten.73 Tod Josephs I.
Die englische Öffentlichkeit war kriegsmüde. Marlborough hatte die Gunst der Königin verloren; seine Frau Sarah ihre Stellung an ihre Nichte Abigail Hill eingebüßt. Aber das Parlament gewährte noch einmal einen Haushalt, der die Rüstungen für das Jahr 1711 finanzierte. Anfang 1711 waren gegen Walpole, der bereits aus dem War Office entlassen worden war, Vorwürfe wegen der Handhabung seines Amts als Treasurer der Navy erhoben, dass er noch innehatte. Obwohl diese Vorwürfe entkräftet wurden, wobei sich
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Harley für Walpole verwandte, verlor er dieses Amt ebenfalls. Marlborough hatte nun auch keine Rückendeckung mehr in der Marine.74 Im November 1710 brachen die Blattern – die Windpocken – in Niederösterreich aus. Die Krankheit war aggressiver als heute; für Erwachsene, die wie Joseph I. nicht mit ihr in der Kindheit infiziert waren, war sie höchst lebensgefährlich. Joseph I. versuchte daher, einer Ansteckung aus dem Weg zu gehen. Sein einziger männlicher Nachkomme war verstorben, die Ehe mit seiner hannoverischen Frau deswegen und der ständigen Affären, z. B. der Liaison mit der Tochter Graf Pállfys, unglücklich. Aber der Kaiser überlebte die Epidemie, die um den Jahreswechsel abgeklungen war. 1711 ging der Krieg – jedenfalls für Kaiserliche und Franzosen – in sein elftes Jahr. Das Glück der kaiserlichen Waffen hatte seinen Höhepunkt erreicht. Die Rheinfront gesichert, der Frieden in Ungarn in Sichtweite, Italien unterworfen, auch in Spanien nicht ohne Erfolg stand die kaiserliche Sache gut da. Mitte März 1711 brachen die Windpocken erneut aus und der Kaiser wurde von ihnen in der ersten Aprilwoche befallen. Der Hof verfiel sogleich wegen der durch ständige Ausschweifungen geschwächten Konstitution des Kranken in tiefe Schwermut. Um den 10. herum klang die Krankheit ab, um den Kaiser dann wieder mit verstärkter Wucht anzufallen.75 Am 17. April 1711 starb Kaiser Joseph I. Sein Tod erschütterte die Große Allianz in ihren Grundfesten. Denn die Wahl Erzherzog Karls zum römischen Kaiser als Karl VI. hätte nach 260 Jahren die Kaiserkrone und die spanische Königkrone wieder in der Person eines Habsburger Trägers vereinigt. Karl war bereit, sich zum Kaiser krönen zu lassen. Diese Wahl war aber alles andere als gesichert. Denn anders als sein verstorbener Bruder war Karl aus naheliegenden Gründen nicht zum römischen König gewählt worden; die Kaiserwahl erschien daher als „offen“, wie die in den Jahren 1657/1658.76 Zum Zeitpunkt des Todes Joseph I., den er sehr geschätzt haben muss, hielt sich Prinz Eugen zur Verhandlung mit der osmanischen Delegation unter Seifullah Aga, der am 7. April 1711, dem Tag der Ausbruch der Krankheit des Kaisers, Wien erreicht hatte, in der Hauptstadt auf. Von seinem Kaiser konnte sich der Feldherr nicht mehr verabschieden; die Infektionsgefahr war zu hoch.77 Um den deutschen Fürsten in der unsicheren Übergangslage kaiserliche Präsenz zu demonstrieren,78 reiste Prinz Eugen nach Würzburg und Mainz ab, wo er am 23. April mit dem Reichskanzler Schönborn über die Wahl verhandelte.79 Kein Habsburger hatte nach dem Tod Joseph I. eine offizielle Stellung im Reich, sodass für das Haus Habsburg Prinz Eugen seine Stellung als Reichsfeldmarschall in die Waagschale werfen musste.80 Die Wahl gestaltete sich problematisch, weil Preußen nicht frei von eigenen Ambitionen, die katholischen Stände aber durch die Abwesenheit Kurbayerns und Kurkölns irritiert waren. Zugleich musste Prinz Eugen die Verhandlungen zur Fortsetzung des Kriegs aufnehmen, wozu er Anfang Mai in Haag eintraf, wo nach dem Tod Joseph I. fieberhafte Verhandlungen stattfanden.81
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Ludwig XIV. reagierte sofort auf die neue Lage. Auch in Versailles hatten sich die Dinge verändert, da am 14. April 1711 auch der Dauphin an Blattern gestorben war – und sich die Frage der Sukzession Philipps von Anjou nach dem Tod Ludwig XIV. – und damit die Vereinigung der Kronen Spaniens und Frankreichs stellte. Der Sonnenkönig verstärkte die Truppen am Oberrhein; zugleich wurden Friedensfühler zu den Alliierten aufgenommen,82 deren Kriegsbereitschaft in den vergangenen drei Jahren durch den Widerstand der Vaubanschen Festungen und die bei ihrer Einnahme erlittenen schlimmen Verluste erodiert war.83 Die Eroberungen des Vorjahrs hatten Marlborough gezwungen, Douai, Aire, Béthune und St. Venant mit Besatzungen zu garnisonieren, wodurch die Stärke der Feldarmee um 30 Bataillone gegenüber dem Jahr 1710 geschwächt wurde.84 Bouchain: Der letzte alliierte Sieg
Am 13. Juni 1711 fand das gemeinsame Kommando des britischen und des kaiserlichen Feldherrn sein Ende; Prinz Eugen nahm seinen Abschied von der Armee in den Spanischen Niederlanden; Marlborough und er sollten sich, solange die niederländischbritische Armee noch unter Marlboroughs Kommando stand, nicht wiedersehen. Prinz Eugen zog an den Oberrhein, wo er Ende Juni das Kommando an den Ettlinger Linien übernahm.85 Bei Straßburg gingen französische Truppen auf das rechtsrheinische Ufer über, denen die kaiserlichen und Reichstruppen aber passiv gegenüberlagen.86 Die Feldarmee der Alliierten unter Marlborough stand Anfang Mai 1711 im Feld; sie wurde durch den Abzug von fünf Bataillonen geschwächt, die St. John in seinem Projekt gegen Quebec einsetzte.87 Villars reagierte durch einen Rückzug seiner Armee auf die Linien, die sprachlich schwierig „Non plus ultra“ – gemeint: „Ne plus ultra“88 –, die von der Kanalküste über Arras und Valenciennes über Bouchain an der Schelde und Arleux89 bis nach Namur an der Mosel reichten.90 Die Franzosen hatten durch die Zerstörung der Schleusen und die Unterbrechung des Wasserzuflusses durch Dämme in der Sensée an Mühlen nahe Douai die Stellung vor Arleux stark befestigt. Am 6. Juli 1711 unternahmen 700 Mann der alliierten Garnison von Douai einen Nachtangriff, bei dem das Kastell, eine Redoute und die Mühle von Arleux eingenommen und 115 Franzosen gefangengenommen werden konnten.91 Unter Ingenieur Colonel des Rogues wurde sogleich mit Arbeiten zur Befestigung Arleux begonnen, die von zehn Bataillonen und 12 Schwadronen unter dem Kommando des fähigen niederländischen Generals Hompesch gedeckt wurden. Villars griff Hompeschs Truppen am frühen Morgen des 12. Juli an, während die Offiziere in Douai übernachteten. Die Alliierten erlitten hohe Verluste – unter anderem erbeuteten die Franzosen 97 Pferde, die kaum noch zu ersetzen waren. Villars gelang es aber zunächst nicht, das Fort von Arleux einzunehmen, dessen Besatzung durch 600 Mann unter
Karte 24: Manöver vor und nach der Schleifung von Arleux (1711)
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Karte: Sandra Hülsmann
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Colonel Savary verstärkt wurde. Dies konnte nicht verhindern, dass Villars am 22. Juli 1711 Arleux erneut angriff; seine Truppen durchwateten bis zur Brust tief die Sensée und es gelang ihnen, beim vierten Anlauf Arleux einzunehmen und die Garnison Kriegsgefangen zu nehmen92 – Cadogan und Baron Fagel, die zur Verstärkung durch Marlborough gesandt waren, kamen zu spät.93 Villars, der daran zweifelte, Arleux halten zu können, ließ die Befestigungen von Arleux schleifen und zog sich südwärts über die Sensée zurück. Montesquiou führte zur Beunruhigung der zivilen Autoritäten Brüssels ein Streifkorps von 17 Bataillonen und 20 Schwadronen nach Brabant und gefährdete die Kommunikationslinien Marlboroughs, der sie südlich Lilles konzentriert hatte. Marlborough begegnete den französischen Aktivitäten durch eine mit unter Befehl Graf Tillys stehenden 2 000 Mann durchgeführten Rekognoszierung der Linien Villars gegenüber Avesnies-Le-Comte.94 Graf Tillys Frau begleitete ihn im alliierten Lager. Sie war durch ihre Geschwätzigkeit bekannt und galt als Informantin der Franzosen, was wahrscheinlich taktisch folgenlos blieb, aber zur Verschlechterung der Stimmung beitrug.95 Deutlich sichtbar für die Franzosen, die ihn observierten, zeigte der Feldherr seinen Begleitern, wo er anzugreifen beabsichtigte. Dass eine Schlacht unmittelbar bevorstand, wurde Villars durch eine offensive Bewegung der alliierten Kavallerie unter Albemarle nach Westen im breitesten Tageslicht des 4. August 1711 deutlich. Villars ließ sich daher nach Westen fallen, doch am 5. August 1711 befahl Marlborough seinen Truppen um Mitternacht den Aufbruch, um an der Linie der Sensée über die Schiffsbrücke bei Vitry nach Arleux vorzurücken. Bei Tagesanbruch versicherte Cadogan seinen Feldherren die Kontrolle der Übergänge bei Arleux,96 das nach dem Schleifen seiner Befestigungen durch Villars kein Hindernis mehr für die Alliierten darstellte. Ob dies alles nun eine gelungene Kriegslist Marlboroughs darstellte, wie es seit Parker97 kolportiert wurde, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls gelang es Marlborough, durch ein eifriges Manövrieren nach Art Turennes, Villars „auszumarschieren“. Villars hatte auf dem anderen Ufer des Flusses versucht, Arleux zu erreichen, kam aber zu spät: Erst am Nachmittag des 5. August 1711 kam er in Sichtweite, als der gesamte rechte Flügel der Allierten den Fluss zwei Stunden zuvor überschritten hatte.98 Marlborough hatte die Linien des Non plus ultra nahezu ohne Verluste durchbrochen.99 Damit war die von Sümpfen umgebene Festung Bouchain, die wenige Kilometer östlich von Arleux an der Mündung der Sensée in die Schelde liegt, dem Angriff durch die Alliierten preisgegeben,100 die Marlborough am 7. August 1711 von Osten her einschloss,101 wo Lager bei Aversnes-Le-Sec bezogen wurde. Dort traf unter dem Kommando General Cornelius Woods ein großer Konvoi an.102 Am Abend wurde eine Pontonbrücke bei Neufville nördlich Bouchain über die Schelde geschlagen, die es einem Kontingent von 60 Schwadronen erlaubte, die Festung auch vom Norden aus zu belagern.103 Bouchain wurde von Marquis de Ravignan gehalten, zu dessen Verstär-
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kung unter Comte d’Offrey vier Bataillone und abgesessene Dragoner mit einigen 100 Säcken Mehl in letzter Minute durch Villars in die Festung geworfen wurden. Da Valenciennes in französischer Hand war, musste der Belagerungstrain von Tournai auf der Scarpe nach Douai geschifft und von dort mit Ochsenkarren 22 km nach Bouchain gebracht werden; diese Verbindungslinie wurde durch D’Albergotti bedroht, der südwestlich in und auf der Anhöhe von Wavrechain stand,104 wo er von Montesquiou verstärkt wurde und ein stark befestigtes Lager anlegte, das über die südlichen Überschwemmungen vor Bouchain mit der Festung in Verbindung stand. D’Albergotti ließ Batterien aufpflanzen, mit denen er die Parallelen der Alliierten westlich Bouchains beschießen konnte.105 Gegenüber D’Albergotti stand der holländische Quartiermeister General Dopff, zu dessen Verstärkung Marlborough Baron Fagel mit 16 Bataillonen über die Schelde detachierte. Die Alliierten griffen die Verschanzungen D’Albergottis aber nicht an, und es kam in den kommenden Tagen zu Kavalleriegefechten, in deren Verlauf Cadogan den französischen Offizier gefangennahm, dessen Gefangener er im Jahr 1706 bei Menin geworden und von dem er zivilisiert behandelt worden war.106 Die Belagerer hoben 30 km lange Zircumvallationen, nordwestlich verlaufende Linien aus, die eine Verbindung zwischen der Scarpe bei Marchiennes und der Schelde boten und ein leicht zu verteidigendes Areal absteckten, während Villars seine Truppen im Dreieck zwischen Schelde und Sensée südöstlich der Stadt lagerte.107 Ein Angriff auf D’Albergottis Position kam wegen ihrer natürlicher Stärke und Fortifikation nicht in Betracht: Zahlenmäßig war Marlborough Villars leicht unterlegen, was ihn daran hinderte, seine Kräfte nach Art der vorangegangenen Jahre durch Frontalangriffe auf befestigte Stellungen zu verausgaben. Marlboroughs Chefingenieur, Colonel John Armstrong (den man auf dem berühmten Gemälde mit Marlborough bei der Erörterung von Belagerungswerken sieht), der Nachfolger des im Jahr 1707 verstorbenen Colonel Blood,108 ließ in der Nacht vom 12. zum 13. August 1711 durch 5 000 Arbeiter und Pioniere gegenüber D’Albergottis Schanzen Gräben ausheben und Stellungen ausbauen, die einer Batterie von 24 schweren Geschützen Raum boten. Unter den alliierten Soldaten breitete sich die Sorge aus, ihr Feldherr werde einen Sturm auf die Schanzen nach Art der Schlacht von Malplaquet befehlen. Diese Sorge legte sich, als Marlborough persönlich bei den Truppen erschien.109 Die verschanzte Stellung D’Albergottis bei Wavrechain bedrohte allerdings nicht nur die alliierten Belagerungsarbeiten mit Beschuss, sondern die Franzosen vermochten, mithilfe von Faschinen, eine Furt – den sogenannten Kuhpfad – durch die Marschen der Sensée gangbar zu machen, und damit eine Verbindung zu Bouchain herzustellen, auf deren Weg die Festung versorgt werden konnte.110 Im Schutz der Dunkelheit der Nacht des 17. August 1711 gelang es einem Trupp von 400 alliierten Grenadieren, trotz des Kreuzfeuers aus der Festung und von der Stellung auf der Anhöhe von Wavrechain, mit Verlust von sieben Mann die Franzosen vom Kuhpfad zu vertreiben und sich dort inmitten des Überschwemmungsgebiets festzusetzen – eine gewiss außerordentlich unangenehme Position.111
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Wenige Tage später erreichten 50 24-pfünder und 30 Mörser das alliierte Lager. Die Parallelen wurden unter dem Befehl Generalleutnant Schwartz gegen die untere Stadt und unter Baron Fagels gegen die obere Stadt am 23. August eröffnet. Am 30. August 1711 wurde der Beschuss der Festung begonnen.112 Ein Versuch Villars, durch einen Überfall eines Kavalleriedetachements unter dem Befehl General de Chateaumourants auf die Alliierten am 1. September 1711 die Verbindung nach Bouchain über den Kuhpfad wieder zu öffnen, führte zwar dazu, dass vier Bataillone alliierter Infanterie bei Houdaing nicht weit von Marlboroughs Hauptquartier zurückgeworfen wurden; sich sammelnder Widerstand zwang die Franzosen aber zum Rückzug, ohne dass ihr Ziel erreicht worden wäre.113 Auch eine Diversion zur Bedrohung Douais am 7. September 1711 unter Comte de Villars, dem Sohn des Marschalls, mit 5 000 aus der Stellung von Wavrechain abgezogenen Truppen, wurde durch eine Abteilung unter Cadogans Befehl zurückgeworfen. Die der unteren Stadt vorgelagerten Werke wurden am 10. September 1711 eingenommen, und in den Wall konnten die Batterien Breschen schlagen, die für einen Sturm hinreichend breit waren.114 Der Marquis de Ravignan nahm daher am 12. September 1711 Verhandlungen mit den Alliierten auf und suchte um den Austausch von Geiseln nach, was Marlborough zurückwies – der Beschuss wurde unverzüglich wieder aufgenommen. Daraufhin kapitulierte De Ravignan, ohne weiter auf guten Bedingungen bestehen zu können, verbittert, dass dies unter den Augen des untätig bleibenden Villars geschah. Bei der Übergabe am 14. September 1711 kam es zwischen dem alliierten Oberkommandierenden und Villars zu einem Briefwechsel darüber, ob die Besatzung in Kriegsgefangenschaft gerate oder nicht. Villars vertrat die Ansicht, dass die Besatzung nicht habe erwarten können, in Kriegsgefangenschaft zu geraten, Marlborough bestand in Ermangelung einer anderen Regelung aber darauf. Villars legte den Streit dem Sonnnenkönig vor, der unverzüglich den französischen Standpunkt in einem an Marlborough gerichteten Schreiben vertrat. Marlborough ließ sich nicht beeinflussen. 3 100 Franzosen traten den Weg in die Gefangenschaft an, 2 500 waren während der Belagerung getötet worden, während die Alliierten den Verlust von 4 000 Toten und Verwundeten zu beklagen hatten.115 Ein Versuch, die Festung von Quesnoy zu bedrohen, wurde von den Alliierten Ende Oktober 1711 wegen des einsetzenden schlechten Wetters aufgegeben. Marlborough hatte einen glänzenden taktischen Erfolg errungen. Villars Armee von 90 000 Mann hatte er allenfalls Truppen in einer annähernd so großen Stärke entgegenzusetzen gehabt. Die Alliierten hatten unter seinem Befehl Villars ausmanövriert und die Linie des non plus ultra forciert. Ihm war es gelungen, ein koordiniertes Vorgehen der Besatzung mit der feindlichen Feldarmee zu verhindern, und er hatte in dieser Lage eine erstrangige Festung einnehmen können. Doch die Tage Marlboroughs als Oberkommandierender waren gezählt.
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Unterdessen war Erzherzog Karl als spanischer König Carlos III. in Barcelona geblieben, was die Vertretung der Habsburger Sache im Reich und gegenüber den Alliierten durch den Botschafter Senckendorf und Prinz Eugen von Tag zu Tag schwerer werden ließ. Vom Mai an drängte Prinz Eugen Karl abzureisen.116 Es wird noch zu zeigen sein, dass der Erzherzog erst Ende September Barcelona an Bord eines englischen Kriegsschiffs verließ und am 12. Oktober 1711 in Absentia zum Kaiser gewählt wurde. Das Ende des Kuruzzenkriegs
Bereits am 14. Juli 1709 hatte Kaiser Joseph I. für alle ungarischen Aufständischen eine Amnestie erlassen. Sie galt aber nicht für Fürst Rákoczy II. und seinen Vertreter Nikolaus Berczényi. Im September 1710 kapitulierte die letzte von den Aufständischen gehaltene Festung Neuhäusel.117 Pállfy verhandelte – auch ohne ausdrückliches kaiserliches Mandat – persönlich mit Rackoczy, was zwar nicht zu einem Akkord, aber doch zu einer Spaltung der Aufständischen führte.118 Joseph I. bestand in einer langen eigenhändigen Instruktion an Pállfy darauf, dass Rakoczy individuell um eine Amnestie nachsuchen sollte, was der Magnat ablehnte.119 Rakoczy und Berzceny flohen. Beide fanden in Polen Asyl.120 Verhandlungen, die am 30. April 1711 im Frieden von Szatmár endeten, führte Graf Alexander Károlyi. Nach der Unterzeichnung übergaben ca. 15 000 Kuruzzen auf dem Majtés-Feld 149 von Kavalleristen zu Pferde getragenen Regimentsfahnen und schworen dem Kaiser den Treueeid: Nachdem die Fahnenträger um Pállfy einen Kreis gebildet hatten, ritten Karolyi und seine Begleiter in diesen Kreis und rammten ihre Pennants in den Boden. Nach Ableistung der Eide wurden die Fahnen an österreichische Dragoner übergeben und vom Feld entfernt. Die Armee der Rebellen löste sich auf.121 Das Ende des Kuruzzenkriegs führte zu einer spürbaren Verbesserung der Beziehungen zwischen Wien und der Hohen Pforte, die durch Karl XII. belastet worden waren: Am 7. April 1711 erreichte, wie berichtet, eine Botschaft unter Seifulah Aga Wien, wo sie in der Himmelpfortgasse in seinem Stadtpalais mit Prinz Eugen verhandelten und eine Ausdehnung des Carlowitzer Friedens erzielten.122 Kapitel 17: Der Krieg um die Kolonien Die Kriege von King William und Queen Anne
Die Kriege Ludwig XIV. gegen die Allianzen seiner Feinde waren in dem Sinn Weltkriege, dass sich die Konflikte auf dem europäischen Kontinent mit denen auf anderen Kontinenten verbanden. Der Neunjährige und der Spanische Erbfolgekrieg wurden auch auf Nebenkriegsschauplätzen geführt.
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Unterdessen war Erzherzog Karl als spanischer König Carlos III. in Barcelona geblieben, was die Vertretung der Habsburger Sache im Reich und gegenüber den Alliierten durch den Botschafter Senckendorf und Prinz Eugen von Tag zu Tag schwerer werden ließ. Vom Mai an drängte Prinz Eugen Karl abzureisen.116 Es wird noch zu zeigen sein, dass der Erzherzog erst Ende September Barcelona an Bord eines englischen Kriegsschiffs verließ und am 12. Oktober 1711 in Absentia zum Kaiser gewählt wurde. Das Ende des Kuruzzenkriegs
Bereits am 14. Juli 1709 hatte Kaiser Joseph I. für alle ungarischen Aufständischen eine Amnestie erlassen. Sie galt aber nicht für Fürst Rákoczy II. und seinen Vertreter Nikolaus Berczényi. Im September 1710 kapitulierte die letzte von den Aufständischen gehaltene Festung Neuhäusel.117 Pállfy verhandelte – auch ohne ausdrückliches kaiserliches Mandat – persönlich mit Rackoczy, was zwar nicht zu einem Akkord, aber doch zu einer Spaltung der Aufständischen führte.118 Joseph I. bestand in einer langen eigenhändigen Instruktion an Pállfy darauf, dass Rakoczy individuell um eine Amnestie nachsuchen sollte, was der Magnat ablehnte.119 Rakoczy und Berzceny flohen. Beide fanden in Polen Asyl.120 Verhandlungen, die am 30. April 1711 im Frieden von Szatmár endeten, führte Graf Alexander Károlyi. Nach der Unterzeichnung übergaben ca. 15 000 Kuruzzen auf dem Majtés-Feld 149 von Kavalleristen zu Pferde getragenen Regimentsfahnen und schworen dem Kaiser den Treueeid: Nachdem die Fahnenträger um Pállfy einen Kreis gebildet hatten, ritten Karolyi und seine Begleiter in diesen Kreis und rammten ihre Pennants in den Boden. Nach Ableistung der Eide wurden die Fahnen an österreichische Dragoner übergeben und vom Feld entfernt. Die Armee der Rebellen löste sich auf.121 Das Ende des Kuruzzenkriegs führte zu einer spürbaren Verbesserung der Beziehungen zwischen Wien und der Hohen Pforte, die durch Karl XII. belastet worden waren: Am 7. April 1711 erreichte, wie berichtet, eine Botschaft unter Seifulah Aga Wien, wo sie in der Himmelpfortgasse in seinem Stadtpalais mit Prinz Eugen verhandelten und eine Ausdehnung des Carlowitzer Friedens erzielten.122 Kapitel 17: Der Krieg um die Kolonien Die Kriege von King William und Queen Anne
Die Kriege Ludwig XIV. gegen die Allianzen seiner Feinde waren in dem Sinn Weltkriege, dass sich die Konflikte auf dem europäischen Kontinent mit denen auf anderen Kontinenten verbanden. Der Neunjährige und der Spanische Erbfolgekrieg wurden auch auf Nebenkriegsschauplätzen geführt.
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Der Zerfall der Großen Allianz
Die französische Kolonie Neufrankreich basierte wirtschaftlich seit je her auf dem Pelzhandel in Nordamerika. Die Jagdgründe waren jedoch alsbald leergefegt, und es mussten neue Jagdgebiete erschlossen werden. Das Einzugsgebiet wurde über die Großen Seen und den Mississippi River nach Süden, sowie nach Norden zur Hudson Bay ausgedehnt. Die Interessen der englischen Kolonien, deren Wirtschaft auf Ackerbau (auch Plantagen), Fischerei, Manufakturen und auch auf dem Pelzhandel basierte, richteten sich ebenfalls auf die Hudson Bay und auf die Gegend des Mississippi. Ein weiterer Grund für Streitigkeiten waren das französische Acadia und Neufundland mit den reichen Fischgründen. Die französischen Fangflotten waren außerstande, diese abzufischen, weshalb englische Fischer oftmals bis hierher vordrangen. Die 13 Kolonien wurden zum Zeitpunkt des Friedens von Rijswik von etwa 20 0000, während des Spanischen Erbfolgekriegs von etwa 30 0000 Menschen bevölkert. Dagegen lebten in Neufrankreich nur knapp 12 000 Siedler.123 Die 13 Kolonien bildeten aber keine homogene Einheit, sondern ihre Interessen standen sich oftmals entgegen, während die französische Kolonie unter einer im Vergleich zu ihren englischen Nachbarn straffen Führung stand.124 Die Kriegsführung im kolonialen Nordamerika kann nicht mit der in den europäischen Allianzkriegen wie dem Neunjährigen Krieg oder auch dem Spanischen Erbfolgekrieg verglichen werden. Die „Offensiven“ erfolgten oftmals in kleinstem Ausmaße, nicht selten wurde eine Gruppe von 100 Milizionären als Armee tituliert. Die Armeen in den Kolonien, hier vor allem die englischen, rekrutierten sich zu einem Großteil aus Milizionären, da die regulären Soldaten auf den europäischen Schlachtfeldern vonnöten waren. Auf französischer Seite, auf Grund des Mangels an Bauern oder Handwerkern, die zum Kriegsdienst hätten herangezogen werden können, wurden diese Kriegsteilnehmer hauptsächlich aus verbündeten Indianern und regulären Einheiten zusammengestellt. Die Indianer hatten durch regulären Handel mit den Engländern und Franzosen Feuerwaffen erworben, die sie naturgemäß nicht in der Weise der europäischen Armeen im Feuer in Linien einsetzten, sondern nach Art ihrer Bogenwaffen. Dadurch hatten die indianischen Truppen vor regulären europäischen Einheiten und nach europäischer Manier gedrillten Milizen einen erheblichen taktischen Vorteil. Erst die Adaption indianischen Gebrauchs der Feuerwaffen durch die Weißen führte dazu, dass weiße Truppen auf dem Kriegsschauplatz indianischen Einheiten ebenbürtig wurden.125 King Williams War, der erste der Franzosen- und Indianerkriege, war der nordamerikanische Schauplatz im Neunjährigen Erbfolgekrieg, der vor allem in Europa zwischen den Armeen Frankreichs unter Ludwig XIV. und einer Allianz europäischer Mächte einschließlich Englands ausgetragen wurde. King Williams War begann, als sich König Wilhelm III. der Liga von Augsburg gegen Frankreich anschloss. Frankreich und seine indianischen Verbündeten vom Stamm der Abenaki griffen britische Grenzsiedlungen an. Die Briten konnten Québec
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nicht erobern und der französische Kommandeur griff die britisch besetzte Küste an. Der Frieden von Rijswijk beendete 1697 den Krieg. Die Abenaki, durch die günstigeren und besseren Waren der englischen Kolonien angezogen, mussten verlässlich als Alliierte gewonnen werden, damit Frankreich diesen wichtigen Bündnispartner nicht verlor. Wegen dieser Zwänge wurden die Grenzen Massachusetts und New Yorks zum Hauptziel der französisch-indianischen Angriffe. Durch das Zusammenwirken der mit ihnen verbündeten indianischen Stämme und geringer französischer Truppen war die Stoßrichtung der Angriffe vorgegeben. Mit den Siedlern New Yorks unterhielten die Caughnawaga eine Art Neutralitätsvertrag, der dazu führte, dass der Queen Annes War wesentlich unblutiger war als der King Williams War.126 Diesen zu unterminieren musste das Ziel der Franzosen sein. 1701 gelang es der französischen Diplomatie, mit den Irokesen einen Frieden zu vereinbaren, der gewahrt bleiben musste, um diese mächtige Nation nicht auch militärisch den Engländern in die Arme zu treiben. Ein Ausgreifen in Richtung ihrer Jagdgründe in New York wurde dadurch unmöglich gemacht. Statt eines Bündnisses zwischen Engländern und Irokesen blieb es daher bei einer bewaffneten wohlwollenden Neutralität der Irokesen, die aber erhebliche interne Diskussionen erlebten. Strategisches Ziel der Franzosen bleib es während des gesamten Kriegs, die zahlenmäßig überlegenen Engländer niemals in französische Territorien vordringen zu lassen und deren Kräfte in den Grenzgebieten Neu Englands zu binden. Lange Zeit begnügten sich die englischen Siedler mit der Aushebung von Milizen zur Überwachung der Grenzen, sowie zu deren Schutz. Deren unerhörte Länge stellte allein schon für sich genommen ein beinahe unlösbares Problem dar. Die Gouverneure der 13 Kolonien gelangten zu der Auffassung, die beste Verteidigung liege in der Aufnahme einer Offensive gegen Neufrankreich. Mehrmals wurden Milizen rekrutiert, die eine Stärke von 1 000 Mann bei Weitem überstieg. Wegen des Ausbleibens von Unterstützungen durch das Mutterland mussten großangelegte Angriffspläne allerdings verworfen werden. Das Ausbleiben von Transportschiffen machte es unmöglich, die Milizionäre zügig nach Neufrankreich zu bewegen und damit den Vorteil innerer Linien der Franzosen zu überspielen. Der Krieg in Nordamerika blieb somit auf sehr kleine Räume beschränkt. Es wurden keine offenen Feldschlachten geführt, da dies die Vegetation nicht zuließ und die Verluste an Menschenleben erreichte nie die Zahl des europäischen Kriegsschauplatzes. Nach den förmlichen Kriegserklärungen 1702 eroberten die Engländer das spanisch besetzte St. Augustine. Gemeinsam mit den Creek, die mit den englischen Kolonisten verbündet waren, zerstörten sie die spanische Siedlung Santa Fé de Toloco.127 Im Januar 1704 führte der Gouverneur James Moore 50 Siedler und 1 500 Creeks gegen Arynbale, das ebenfalls zerstört wurde.128 Die Spanier gaben im Juni 1704 auch den Stützpunkt San Luiz auf. Umgekehrt war auch die englische Unterstützung der Kolonisten weitgehend ineffektiv oder auf die Verteidigung der Gebiete um Charleston
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(South Carolina), der New York-Neuengland-Front und der kanadischen Territorien begrenzt. 1701 verfügte die französische Krone in Kanada über 28 Kompanien regulärer Truppen. Westlich siedelnde Stämme, namentlich Ottawa, Pottawattamie, Sacs, Foxes und Sioux waren seit Jahren feste Bundesgenossen der Franzosen.129 Diese indianischen Verbündete stellten bis zu 6 000 Krieger.130 Obwohl Neu England eine geschätzte Bevölkerung hatte, die das Doppelte derjenigen Kanadas umfasste, standen den französischen Truppen in New York gerade 180 Mann regulärer Infanterie gegenüber.131 Die Fünf Nationen – die in Städten lebenden, nach europäischen Standards „zivilisierten“ Iroquesen, waren für ihren Beistand im King Williams Krieg nicht nur schlecht belohnt worden, sondern konnten nur 1 200 Krieger Bündnistruppen stellen.132 In ihrer Hauptstadt Onandaga führte eine erfolgreiche französische Propaganda zu Konversionen zum katholischen Bekenntnis; viele fürchteten, von Engländern vergiftet zu werden und wandten sich von ihren langjährigen Bundesgenossen ab.133 Die Seneca, Coughnawagh und Mohawcs waren schon überwiegend auf die Seite Ludwig XIV. übergetreten.134 Die Holländer, die im 17. Jahrhundert gezwungenermaßen englische Untertanen geworden waren, unterstützten die Krone nur halbherzig.135 Die Iroquesen wurden aber wieder in das Lager Englands zurückgebracht, als Antoine de la Mothe-Cadillac, anstelle der unter jesuitischen Einfluss gelangten Befestigung der Huronen und Ottawa am Lake Huron Michillimackinac am Verbindungsweg zwischen den Großen Seen (Détroit), den Handelsstützpunkt Detroit errichtete, der die Kommunikation zum Mississippi sicherstellen sollte.136 Wirtschaftlich war die Gründung zwar zunächst ein Fehlschlag, stellte aber aus deren Sicht eine Bedrohung der Iroquesen dar, die daraufhin all ihr Land bis zum Lake Ontario dem Schutz Wilhelms unterstellten.137 Eine nach Bekanntwerden der englischen Kriegserklärung vom Mai 1702 durch den Gouverneur Dudley einberufene feierliche Konferenz, an der Häuptlinge der Penacocks, Pequawkets, Norridgewocks, Penobscots und Androscoggins teilnahmen, wurde durch Indianer gesprengt, die unter französischem Einfluss standen.138 Es folgten zehn Jahre ständiger Kämpfe um einzelne Gehöfte und vorgeschobene Posten. Am 10. August 1703 überfielen Abenakis-Krieger mit Unterstützung regulärer französischer Truppen die 80 Holzhäuser zählende palisadierte Siedlung Wells in Maine.139 Das Fort Casco wurde von 500 indianischen Kriegern unter der Führung des französischen Offiziers Beaubassin angegriffen, nachdem der englische Kommandant von drei Häuptlingen mit weißer Fahne unter dem Vorwand von Verhandlungen vor die Palisade gelockt worden war.140 All diese Aktionen dienten dem französischen Gouverneur M. de Vaudrevil dazu, die Abenakis so weit zu treiben, dass sie nicht mehr von der französischen Seite weichen konnten.141 Im September 1703 begann Dudley mit einer Gegenoffensive. Für jeden Skalp eines indianischen Kriegs wurden £ 40 ausgesetzt, und 360 Mann wurden detachiert, um
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den Pequawket-Stamm zu jagen:142 Prämien wurden für Skalps junger Männer von 12 Jahren aufwärts gezahlt.143 Im Februar 1704 entsandte De Vaudrevil ein Kommando von 50 Kanadiern und 200 Abenakis und Caughnawagas unter dem Kommando Jean Babtiste de Rouvilles 200 Meilen südlich der kanadischen Gebiete nach Massachusetts. Sie griffen am 28. Februar 1704 die aus 45 Gebäuden bestehende Siedlung Deerfield144 an und massakrierten 54 Siedler.145 111 Gefangene146 wurden auf einem qualvollen Marsch nach Kanada verschleppt; Kinder wurden umgebracht, soweit nicht Mädchen an Häuptlinge verheiratet wurden – eine der Gefangenen kehrte in indianischer Tracht 1740 zur Farm ihrer Familie nach Deerfield zurück, wo sie trotz des Drängens ihrer Verwandten nicht blieb, da sie ein Leben mit ihrer indianischen Familie einer Rückkehr vorzog.147 Die überlebenden Gefangenen wurden in Quebec im Jahr 1705 ausgetauscht.148 Ein Überfall auf eine Ansiedlung bei Northampton schloss die bemerkenswerten Kampfhandlungen des Jahrs 1704 ab,149 auf das Jahre des kleinen, aber umso erbitterten Kriegs um jeden Außenposten folgten. Erst Anfang 1708 kam es erneut zu größeren Kampfhandlungen. Vaudrevil sammelte Krieger vieler Stämme zu einem Zug nach Süden; die Caughnawagha zeigten sich halbherzig,150 sodass nur 100 französische Soldaten und 400 Indianer nach Neu England zogen. Am 28. August 1708 überfiel Rouville dann Haverhill in Massachusetts.151 Drei englische Offiziere auf einem Außenposten hörten den Gefechtslärm und versperrten dem Stoßtrupp seinen Weg, als sich die Franzosen mit ihren indianischen Verbündeten nach Plünderung Haverhills zurückziehen wollten, wobei es zu verlustreichen Kämpfen kam.152 Die Briten bereiteten schon nach Deerfield einen Gegenschlag vor, der die Franzosen endgültig aus Nordamerika verdrängen sollte. Die Angriffe hatten zwei Stoßrichtungen, nämlich Arcadia, das heutige Nova Scotia, New Brunswick und Kanada, also die Provinz um Quebec. Ein Angriff auf Port Royal, dessen Fort unter Jacques-Francois de Brouillan mit 200 Soldaten besetzt war, und von wo aus Korsaren aus der Karibik die neuenglischen Fischer behelligten, scheiterte. Der neuenglische Oberst Benjamin Church fuhr 1705 mit einer aus Seeleuten, Siedlern und Indianern zusammengesetzten, 700 Männern starken Truppe auf Walfängerbooten bis Port Royal, wobei sie auf dem Weg unerhörte Grausamkeiten begingen.153 Church musste sich aber zurückziehen, da er sich zu einer Belagerung des Forts außerstande sah. Auch ein Versuch im Jahr 1707, mit 1 070 Mann unter Oberst John March die Festung einzunehmen, scheiterte an der fehlenden Disziplin der Belagerer.154 Erst im September 1710 gelang es den Engländern, eine Flottille mit Kriegsschiffen dritter und vierter Rangklasse, der Provinzgaleere von Massachusetts und einem Bombenketch155 mit 400 Marinesoldaten und 1 500 Mann Provinztruppen zu entsenden, die am 25. September 1710 vor Port Royal ausschifften und nach der Landung der Kanonen mit einem heftigen Beschuss des Forts begannen, der durch den Bombenketch lebhaft von der Seeseite unterstützt wurde. Auf eigene Faust begab sich daraufhin der Fähnrich Perelle unter weißer Fahne zu den Engländern, mit der Bitte, den Damen den Abzug zu gewähren, wogegen sich
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der Kommandant Subercase heftig verwahrte.156 Nachdem die Kanonade fortgesetzt wurde, ließ Subercase am 1. Oktober 1710 Chamade schlagen. Der Garnison wurde der ehrenhafte Abzug gewährt; sie wurde auf englischen Schiffen nach Frankreich überführt.157 Aus Port Royal wurde Annapolis. Ein Versuch von 600 Merrimac und Penobscots im Jahr darauf, das Fort wieder einzunehmen, scheiterte an der Desorganisation der Verbündeten Ludwig XIV.158 Der Krieg in Übersee war für das englische Mutterland durchaus kein fernes, unvertrautes Ereignis. 1709 reisten fünf Mohacshäuptlinge nach London, wo sie nicht nur neu eingekleidet und mit Bibeln versorgt von Queen Anne empfangen wurden, sondern als Fürsten der verbündeten Five Nations Führungen durch die Stadt und insbesondere die Militäreinrichtungen erhielten.159 1711 unternahm unter dem Kommando Oberst Sir Hovenden Walkers ein Flottenkonvoi, zu dem der Mann Abigail Hills gestoßen war, auf Initiative St. Johns160 einen Vorstoß gegen Quebec, während eine Landeinheit unter Oberst Nicholson mit 2 300 indianischen Kriegern und englischen Soldaten gegen Quebec vorrückte. Hills und Walkers Flottille stand unter einem schlechten Stern und verlor sogleich 740 Mann bei einem Schiffsbruch, worauf sie sich sang- und klanglos zurückzogen.161 Das Quebec-Debakel führte zu einem Aufschrei in der öffentlichen Meinung in London; St. John tat alles, um seine englischen Kritiker zum Schweigen zu bringen und ließ 14 Buchhändler verhaften, die Schriften gegen sein fehlgeschlagenes kanadisches Abenteuer veröffentlichten.162 Die mit den Engländern verbündeten Outagamies (Foxes), die im Bündnis mit Kickapoos und Mascontins163 im Winter 1712 mit 300 Kriegern ausnutzten, dass die mit Frankreich verbündeten Huronen und Ottawa auf Winterjagd waren, um das heftig palisadierte und mit flankierenden Blockhäusern befestigte Fort Ponchartrain (Detroit) zu belagern, erlitten einen blutigen Rückschlag. Zunächst erhielten die wenigen Verteidiger erst Zuzug von acht Mann unter Sieur de Vincennes am 13. Mai 1712.164 Als die indianischen Verbündeten unter Kriegshäuptling Makisabie mit 600 Kriegern auf der Szene erschienen, wandte sich das Blatt, und die Outagamies wurden in ihrem Camp, in dem sich die überlebenden Krieger mit 700 Frauen und Kindern drängten, ihrerseits belagert und bis auf wenige, denen die Flucht gelang, abgeschlachtet. 1712 wurde ein Waffenstillstand erklärt. Der Frieden von Utrecht 1713 beendete dann die Kriegshandlungen auch in Nordamerika. Indien
Erfolgreich war die englische Seemacht in Indien, wo die East India Company gegen schwachen französischen Widerstand Fuß fasste und Forts in Kalkutta, Bombay und Madras errichtete, wo der Gouverneur Pitt seinen Sitz nahm.
Marlboroughs Sturz
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Kapitel 18: Marlboroughs Sturz und der Krieg bis zum Frieden von Utrecht England zieht sich aus dem Krieg zurück
Marlborough hatte mit Sarahs Sturz den Zugang zur Königin zwar nicht verloren; er war aber nicht mehr deren Favorit. Versuche, sich die Stellung eines Captain General auf Lebenszeit zu verschaffen, und damit die Kriegspolitik zu sichern, waren gescheitert und aussichtslos, seit die Toryregierung unter Harley und St. John nach den Sacheverell-Unruhen die Whigregierung gestürzt hatte. Die Toryregierung hatte im Geheimen zu Ludwig XIV. ernste Friedensfühler aufgenommen, denen eine Fortsetzung des Flandernfeldzugs 1712 keinen Schaden zufügen sollte. Marlborough war im Weg. Die schwankende öffentliche Meinung wurde endgültig gegen Marlborough und die Führung des Kriegs durch eine Schrift Swifts „The Conduct of the Allies“ aufgebracht, die auf dem Autor Jonathan Swift zugespieltem Material von St. John beruhte. Dessen literarische Karriere nahm 1701 mit der anonymen Veröffentlichung von „Dissensions in Athens and Rome“ ihren Anfang. Mit dem Erscheinen der vorher schon verfassten Satiren „A Tale of a Tub“ und „The Battle of the Books“ sicherte Swift sich den Ruf eines Schriftstellers. Nach einem politischen Engagement für die Whigs wandte er sich enttäuscht von deren Politik ab und focht seit 1710 literarisch für die Tories, für deren Politik er insbesondere seit 1710/1711 als Herausgeber der einflussreichen Wochenzeitung Examiner warb. Schon in den Jahren zuvor waren Stimmen nicht zum Schweigen gebracht worden, die behaupteten, Marlborough habe finanzielle Vorteile aus dem Krieg gezogen. Der Heereslieferant und Finanzier Salomon Medina, der in der Vergangenheit mit Marlborough erhebliche Summen im Wertpapierhandel erworben hatte,165 wurde nun als Zeuge gegen ihn ins Feld geführt.166 Der Krieg sei unzweckmäßig geführt und in die Länge gezogen worden.167 Um ihn aus dem Amt zu schaffen, wurden gegen Marlborough bereits am 20. Januar 1711 in einem Bericht des Commissioners of Public Accounts an das House of Commons öffentlich Vorwürfe erhoben, er habe durch die Vertragsgestaltungen bei der Brotversorgung der Armee in den Niederlanden sich in großem Umfang unrechtmäßig bereichert. Im Einzelnen wurde Marlborough zur Last gelegt, er habe während neun Jahren Kriegsführung 63 000 Pfund zu Unrecht von den Kontraktoren der Brotlieferungen und den Transportunternehmern erhalten und 280 000 Pfund, 2,5 % der Gesamtsumme, von den Soldzahlungen an die ausländischen Miettruppen ungerechtfertigt einbehalten. Schwach war die Verteidigung, Schmiergeldzahlungen seien in den Niederlanden seit den Tagen Wilhelm III. üblich gewesen. Gegen den zweiten Vorwurf konnte Marlborough einen Schriftsatz der Königin aus dem Jahr 1702 gegenhalten, in dem ihm die Zurückbehaltung der Gelder erlaubt wurde, um damit geheimdienstliche Maßnahmen zu finanzieren. Die öffentliche Moral des 17. und 18. Jahrhundert hatte das Streben nach persönlicher Bereicherung bei der Wahrnehmung öffentlicher Geschäfte nicht perhor-
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resziert; Öffentlichkeit der Staatsgeschäfte und Prachtentfaltung waren miteinander untrennbar verbunden, sodass Carlos III. kärgliche Hofhaltung in Portugal 1703 Zeichen fehlender Souveränität war – das Auftreten von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. und ihre Kritik an den Attituden Friedrich I. war in der Tat eine der in Europa ungewöhnlichen Besonderheiten, die das Preußen dieser beiden Souveräne charakterisierten. Prunk kostete Geld, und das Streben danach wurde von der Legitimität der Herrschaft erfasst. Dass Marlborough und Cadogan im massiven Kreuzfeuer öffentlicher Kritik standen, weil sie sich bei der Amtsführung bereicherten, lässt für den Betrachter, der 300 Jahre später aus einem völlig anderen Kontext moralisierender political correctness heraus die Lage betrachtet, bei aller Kenntnis der Moral des frühen 18. Jahrhunderts den Verdacht aufkommen, dass Marlborough und Cadogan schlichtweg über die Strenge geschlagen haben. Am 31. Dezember 1711 entließ Queen Anne Marlborough, um eine unparteiische Untersuchung der Vorgänge zu ermöglichen, mehr noch aber, weil ihr Verhältnis zu den Churchills in jeder Hinsicht nichts anderes als am Ende war. Am Rande der Vorverhandlungen in Gertuidenberg hatten Torypolitiker und Torcys Diplomaten Einigungen erzielt und geheimzuhaltende Präliminarvereinbarungen geschlossen, die unter Preisgabe der Interessen der Verbündeten besonders im Reich und des Kaisers die Bedingungen für einen zu schließenden Frieden festlegten. Dem kaiserlichen Botschafter am Hof von St. James, Graf Gallas, wurde aber diese Präliminarvereinbarungen am 20. Oktober 1711 bekannt, der daraufhin vor Queen Anne eine wohl zu undiplomatische Gegenvorstellung abgab, die von der Königin als offener Affront verstanden wurde.168 Prinz Eugen war alarmiert und wollte seinen Einfluss in die Waagschale der englischen öffentlichen Meinung werfen. St. John versuchte aber, ihm eine Passage nach England dadurch zu verwehren, dass ihm ein Schiff verweigert wurde; es gelang dem Savoyer aber, aus den Vereinigten Provinzen am 8. Januar 1712 in See zu stechen und am 16. Januar 1712 in London169 einzuziehen,170 wo er zunächst in aller Stille in Begleitung eines zu seiner Beaufsichtigung von St. John entsandten Agenten171 an der Stadt vorbei nach Whitehall gerudert wurde, um Aufsehen zu vermeiden.172 Dort ging er an Land. Diese Maßnahmen konnten nicht verhindern, dass der Feldherr von Volksmengen neugierig beäugt und von den politischen Führern der Whigs begeistert begrüßt wurde Das Publikum nahm wahr, dass Prinz Eugen in der Öffentlichkeit mit Marlborough auftrat, um dessen Position zu stärken,173 freilich vergebens. Ob Prinz Eugen, der über erhebliche Mittel zur Einflussnahme auf die englische Politik ausgestattet war, mit Marlborough und anderen Whigführern Putschpläne hegte, wie später von Jonathan Swift behauptet wurde, lässt sich nicht mehr nachweisen oder widerlegen. Aus einem kurzen Empfang mit dem kaiserlichen Feldherrn zog sich Queen Anne wegen Unpässlichkeiten alsbald zurück und überließ es ihrem neuen Ministerium, mit Prinz Eugen zu verhandeln.174 Die Gespräche mit St. John waren naturgemäß von Miss-Stimmungen gezeichnet175 und Prinz Eugen wurde klar, dass auf den engli-
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schen Bündnispartner nicht mehr gesetzt werden konnte. Eine Denkschrift des Prinzen an Parlament und Toryregierung, die bekanntgewordenen Präliminarien, die mit Versailles für eine Friedenskonferenz ausgehandelt worden waren, zu verschärfen,176 blieb folgenlos. Im Gegenteil wurde dem Prinzen im März bekannt, dass der englische Kommissar in Barcelona angewiesen worden war, den Sold der kaiserlichen Truppen nicht mehr auszuzahlen,177 wogegen er vergeblich protestierte. Denn in Utrecht waren Tatsachen geschaffen worden: Am 29. Januar 1712 wurden die Verhandlungen der Friedenskonferenz von Utrecht aufgenommen, in der die englische Krone vom Bischof von Bristol und dem Earl of Strafford, Kaiser Karl VI. vom Grafen Sinzendorf und dem Conte de La Corzana vertreten wurden. Ludwig XIV. instruierte Torcy, sich mit Nachdruck der Interessen Max Emanuels anzunehmen, während die britischen Diplomaten Victor Amadeus Position vertraten, dem zunächst Sizilien zugesprochen werden sollte, das dann aber gegen das Savoyen näherliegende Sardinien getauscht wurde.178 Hauptkriegsschauplatz blieb, nach dem weitgehenden Rückzug französischer Truppen aus Spanien, Flandern. Der Rakoczy-Aufstand war kollabiert, was 23 000 Mann freisetzte, die von Ungarn auf das flandrische Theater in Marsch gesetzt wurden und Prinz Eugen, der nach der Abreise Marlboroughs das Oberkommando über die alliierten Truppen übernommen hatte, kurzfristig eine erhebliche numerische Überlegenheit über die Armeen der Zwei Kronen verschaffte. Villars Sieg bei Denain (24. Juli 1712)
Prinz Eugen war erst am 31. März 1712 auf den Kontinent zurückgekehrt.179 Anfang April stellte sich ihm die Lage so dar, dass es noch eine schlagkräftige alliierte Armee gab, für die auch noch die erforderlichen Geldmittel bereitstanden. Es galt, hieraus unverzüglich militärischen Nutzen zu ziehen.180 Die alliierte Armee stützte sich nur zu einem kleinen Teil auf die zahlenmäßig geringen englischen Einheiten. Neben holländischen und kaiserlichen Einheiten bildeten die ausländischen – überwiegend deutschen, daneben dänischen – Miettruppen das zahlenmäßige Rückgrat der alliierten Armee. Diese Miettruppen standen zum Teil im Sold der Generalstaaten, zum Teil im englischen Sold und zu einem nicht geringen Teil wurden sie von England und den Generalstaaten gemeinsam unterhalten.181 In Zahlen ausgedrückt unterstanden dem Nachfolger Marlboroughs, dem Herzog von Ormonde, 69 Bataillone und 137 Schwadronen Sachsen, Preußen, Dänen, Hannoveraner und Engländer, während Prinz Eugen 77 Bataillone und 162 Schwadronen Holländer, Kaiserliche und Reichstruppen kommandierte.182 Prinz Eugen, der sich nach den Gesprächen in London keinerlei Illusionen über seine Zukunft hingab, drängte daher auf eine Klärung der Loyalitäten der Miettruppen.183
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Die alliierte Armee verließ am 26. April 1712 das Lager bei Anchin und Marchiennes und überschritt die Schelde bei Neufville und Courche.184 Sie bezog mit ihrem rechten Flügel an Noyelles angelehnt, die Schelde vor und die Selle hinter sich, ein erneutes Lager. Am 29. Mai 1712 hielten die Alliierten noch einmal einen gemeinsamen Kriegsrat, an dem neben Prinz Eugen auch der Duke of Ormonde teilnahm. Es wurde eine Aktion gegen Quesnoy beschlossen.185 Der Earl of Albemarle wurde mit 30 Bataillonen und 30 Schwadronen detachiert, bei Denain Stellung zu beziehen, um die Kommunikation nach Marchiennes zu sichern, von wo Munition und Proviant herangeführt wurden. Sein rechter Flügel wurde von der Linie gedeckt, die von den Franzosen nach der Schlacht von Malplaquet drei Jahre früher an Schelde und Scarpe gezogen worden war, während der linke Flügel sich an die Schelde anlehnte. Albemarle ließ eine Verschanzung von doppelten Linien mit einem Graben über die Ebene von Denain bis zur Abtei von Beaurepairs angegen.186 Er bezog mit seiner Generalität im Dorf und in der Abtei zu Denain Quartier.187 Sechs Bataillone und 12 Schwadronen sächsischer Truppen, die am 30. Mai 1712 zur Hauptarmee zurückbefohlen worden und abgerückt waren, wurden alsbald durch neue Truppen ersetzt.188 Am 31. Mai 1712 detachierte der Earl of Albemarle den Brigadier Berckhoffer mit den Regimentern Murray, Erbprinz von Braunschweig, Berner und von Els mit drei Schadronen, um die Schiffe zu bewachen, die zu Marchiennes mit Geschützen und Munition beladen worden waren. Noch am 18. April 1712 hatte Ormonde ein Schreiben Queen Annes erhalten, in dem sie ihn anwies, die Kampfhandlungen gegen die Franzosen ohne Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen fortzusetzen.189 Am 23. Mai 1712 überschritten die Alliierten in vier Kolonnen die Schelde, wozu die Briten drei Pontonbrücken zur Verfügung stellten. Villars, dem aus Versailles mitgeteilt worden war, dass ein Waffenstillstand mit der englischen Krone geschlossen worden sei, war außer sich und sandte Train und Artillerie bis auf die Somme zurück, auf die auch das Landvolk flüchtete.190 Ohne weitere Notifikation bei den Verbündeten war in der Tat zwischen dem Allerchristlichsten König und der englischen Krone ein Waffenstillstand geschlossen worden, von dem Gerüchte zwar zu Prinz Eugen gedrungen waren, dem gegenüber aber Ormonde jeden bevorstehenden Austritt aus dem Krieg in Abrede stellte.191 Allerdings machte er Ausflüchte, als Prinz Eugen ihn zu einer aktiven Teilnahme an Kampfhandlungen aufforderte.192 Erst in der Nacht des 23. Mai 1712 traf Sir Thomas Hanmer mit einem Brief des Secretary of War Bolingbroke (Henry St. James) bei Ormonde ein, der ihm befahl, die Feindseligkeiten einzustellen.193 Prinz Eugen und Ormonde trafen sich bei einer gemeinsamen Rekognoszierung in Solesmes am 29. Mai 1712, wo Ormonde den Prinzen seiner Bündnistreue versicherte; der kaiserliche Feldherr wusste zu diesem Zeitpunkt wohl schon von dem bevorstehenden Abfall der Engländer.194
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In einer Sitzung der Generalstaaten in Haag am 3. Juni 1712 wurden die Felddeputierten aufgefordert, Ormonde schriftlich zur Teilnahme am Feldzug aufzufordern.195 Die Einstellung der Kampfhandlungen traf die verbündeten Generalstaaten und den Kaiser trotz der von Prinz Eugen gehegten Befürchtungen schockartig. als sich Ormonde, entgegen seinen noch kurz zuvor gemachten ausdrücklichen Zusicherungen, mit den englischen Truppen tatsächlich aus den Reihen der Alliierten entfernte. Die Alliierten beherrschten Mitte Juni noch das Feld; Paris lag gleichsam in ihrer Reichweite. Am 11. Juni brach aus dem alliierten Lager eine Kavalleriepartei über die Oise auf, erreichte Reims und verbreitete dort Angst und Schrecken, zerstörte Depots und ritt bis in die Vororte von Paris, von wo sie sich, Kontributionen erhebend, über Metz unbehelligt zur alliierten Hauptmacht zurückzog. Das war alles andere als kriegsentscheidend,196 gab aber Prinz Eugen einen Eindruck davon, was im Feldzug des Jahrs 1712 bei glücklichem Verlauf zu erreichen war. Der Kavallerieraid hatte einen Vorstoß gegen Paris als mögliche Maßnahme erscheinen lassen. Es ist müßig, aus heutiger Sicht darüber zu spekulieren, ob in der gleichen Lage ein Turenne oder Condé mit ausgesuchten Truppen in die Offensive gegangen wären. Prinz Eugen sah sich wegen der großen Zahl seiner Armee und der unzureichenden Versorgungslage an einer Offensive gehindert.197 Ormonde beeilte sich, Villars schriftlich des Waffenstillstands zu versichern,198 der darauf den Briten Fourage in der Picardie erlaubte.199 Am 25. Juni 1712 kam es im kaiserlichen Hauptquartier zu einem Gespräch zwischen Prinz Eugen und Ormonde, der den kaiserlichen Feldherrn und die Felddeputierten aufforderte, sich dem Waffenstillstand anzuschließen, aber wenigstens von der Belagerung Quesnoys abzusehen.200 Prinz Eugen erwiderte scharf, dass der, der den Rückzug Englands aus dem Bündnis befohlen habe, Gefahr laufe, seinen Kopf zu verlieren.201 Ormonde blieb zunächst auf Anraten Torcys in der Nähe des alliierten Lagers stehen, um die Hilfstruppen an sich zu ziehen. Zugleich drohte in London St. John den Botschaftern der deutschen Verbündeten, sie mögen sich dem Waffenstillstand anschließen, da sie finanziell von den englischen Soldzahlungen abhingen.202 Leopold von Anhalt-Dessau erklärte Prinz Eugen die Loyalität der preußischen Truppen, behielt sich aber vor, an Berlin zu rapportieren; auch Herzog von Württemberg versicherte Prinz Eugen der Unterstützung des dänischen Kontingents. Nur General Bülow war bereit, Ormonde mit den hannoverischen Truppen zu folgen, wurde aber von Bothmer dazu gebracht, im Lager der Alliierten zu bleiben.203 Im britischen Heer regte sich bei Bekanntgabe des Waffenstillstands heftiger Unmut; den Truppen blieb aber nichts, als dem Befehl zum Rückzug zu gehorchen.204 Am 19. Juli 1712 übergaben die Franzosen Dünkirchen an die Engländer unter Albercrombie und King,205, um ihnen eine ungestörte Rückführung der Truppen nach England zu ermöglichen.206Die Garnison Dünkirchens verstärkte Villars Truppen vor Denain. Ormonde versuchte zunächst, sich in den Besitz von Douai und Bouchain zu setzen, deren kaiserliche Kommandanten ihm aber den Zutritt verweigerten.207 Die englischen Truppen zogen sich daraufhin über Anchin
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nach Gent zurück,208 der Rest lagerte bei Brüssel.209 Schließlich wurde am 10. Juli 1712 den Felddeputierten und Prinz Eugen die Loyalität der Miettruppen zugesagt;210 der Feldzug konnte von den Alliierten aus einer Position der militärischen Stärke wiederaufgenommen werden. Das Kabinett Harley-St. John in London reagierte unverzüglich darauf, dass die deutschen Mietkontingente Prinz Eugen die Stange hielten und ließ durch Bolingbroke erklären, dass, wer von der Fahne Queen Annes desertiere, nicht mehr mit Geldzahlungen rechnen dürfe. Die Subsidienzahlungen wurden eingestellt.211 Auch nach der Trennung von Ormonde waren die Alliierten mit 122 Bataillonen und 273 Schwadronen noch hinreichend stark, gegen Villars vorzugehen.212 Seine zahlenmäßige Überlegenheit setzte Prinz Eugen in Stand, am 8. Juni 1712 Quesnay einzukreisen und nach kurzer Belagerung am 5. Juli 1712 zur Kapitulation zu bringen und 3 000 Gefangene zu nehmen.213 Dennoch behielten die alliierten Truppen ihre zahlenmäßige Überlegenheit, und Prinz Eugen unternahm die Belagerung Landrecies. Zur Versorgung der Belagerer musste Nachschub über die Schelde von Marchiennes herangeführt werden, wozu Prinz Eugen eine zweifache verschanzte Linie von Marchiennes bis Denain aufwerfen ließ.214 Ein kleineres Unglück ließ die kommenden Ereignisse erahnen, als Oberst St. Amour mit einer Partisaneneinheit in einen Hinterhalt und in Gefangenschaft geriet.215 Am 7. Juni 1712 bezog die alliierte Armee zur Deckung der Belagerung Quesnoys zwischen der Selle und dem Flüsschen Escaillon Stellung. Ihr rechter Flügel lehnte sich auf Flory, etwa einen Kilometer von Denain entfernt und der linke an das Schloss Cambresis an, von dem die britischen Truppen am 27. Juni 1712 nach Norden aufbrachen,216 nicht ohne die Herausgabe der Pontonbrücken von ihren früheren Verbündeten zu verlangen, die von Pionieren demontiert wurden, in deren Begleitung sich verkleidete französische Ingenieure befanden, die dabei die alliierten Befestigungen vor Denain in Augenschein nahmen.217 Noch am 7. Juni 1712 kapitulierte die Besatzung von Quesnoy, und die Armee überschritt auf einer Pontonbrücke bei Denain die Escaillon, um Landrechies zu belagern.218 Die Brücke wurde am 14. Juni 1712 abgebaut und die Pontons auf Überschwemmungsgebieten an den Ufern der Sambre gebraucht, um die Kommunikation nach Thian zu sichern. Prinz Eugen übergab am 17. Juni 1712 das Kommando der Belagerungstruppen gegen Landrechies – in einer Stärke von 30 Bataillonen und 40 Schwadronen – Leopold von Anhalt-Dessau, während der Prinz von Holstein die Kommunikationslinie Denain-Thian zu halten hatte.219 Die französische Armee überschritt darauf am 19. Juni 1712 die Schelde und bezog am darauf- folgenden Tag eine Linie zwischen Cambresis und Chatelet. Gerüchte gingen um, Villars habe es auf eine Schlacht abgesehen. Prinz Eugen bezog darauf seinerseits eine Linie am Escaillon, deren schwacher linker Flügel sich an die Sambre anlehnte.220 Er schickte nach dem Earl of Albemarle, damit dessen Truppen den linken
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Flügel zu verstärken herbeirücken sollten.221 Der sah sich durch das Fehlen der Brücke gehindert, zu marschieren, und ließ in seiner „Apologia“ schreiben, er habe „von Stund an alle nöthigen Anstalten“ unternommen „zu Erbauung einer hölzernen Brücken (…) alle Zimmerleuthe, eine grosse Anzahl Hand 500–600 Mann“ zur Beschaffung und Bearbeitung des erforderlichen Holzes beschäftigt. Die Arbeiten wären bis zum 24. Juni 1712 fertig geworden, wenn es nicht zur Schlacht gekommen wäre. Am 20. Juni 1712 setzte sich Villars in Marsch auf Landrecies. Mit dieser Bewegung wollte er indes von seinem „eigentlichem“ Ziel, nämlich den alliierten Linien von Denain, ablenken, was in der Tat gelang. Lefebrvre d’Orval, Mitglied des Parlaments von Flandern,222 sah die Schwäche der Stellung Prinz Eugens wegen der Angreifbarkeit des 800 m bis ein Kilometer langen gedeckten Wagenwegs zwischen den beiden Grabensystemen zwischen Denain und dem Magazin von Marciennes; er schrieb deswegen am 15. Juni 1712 an Voisin, von der sich die Kommission für ein Kommando von Feldtruppen erbat.223 Ludwig XIV. hatte allerdings Villars in seiner letzten Audienz mit ihm am 12. April 1712 darauf bestanden, dass der Marschall sich strikt in der Defensive halten sollte, um während der laufenden Friedensverhandlungen die letzte Feldarmee zwischen den Alliierten und Paris nicht zu gefährden.224 Bis zur Kapitulation Quesnoys geschah daher nichts; die Lage änderte sich, als Prinz Eugen sich nach der Kapitulation Quesnoys am 3. Juli 1712 am 17. Juli 1712 gegen Landrecies wandte. Villars marschierte auf dem anderen Scheldeufer bis Landrecies, wo er wieder ohne weitere Aktivität dem Belageungskorps gegenüberlag. Am 22. Juli 1712 ließ er aber seine Truppen in einem Nachtmarsch in vier Kolonnen in Richtung Denain zurückmarschieren.225 Der Avantgarde von 30 Bataillonen unter dem Kommando Generalleutnant Vieux-Ponts folgte der Pontontrain, den 40 Schwadronen unter Generalleutnant Broglies folgten, während Generalmajor Coigny mit 30 Schwadronen Prinz Eugen vor Landrecies beunruhigte. Prinz Eugen schrieb an Karl VI., Villars hätte wohl offensive Bewegungen im Sinn, denn es konnte aus den kaiserlichen Stellungen beobachtet werden, dass die Franzosen ohne ihren Wagenpark abrückten, was auf Angriffsabsichten schließen ließ.226 Am Morgen des 23. Juli 1712 hatte sich eine der vier Kolonnen im Nachtmarsch verirrt und den Scheldeübergang nicht erreicht; ein Kurier teilte Villars gegen fünf Uhr mit, dass die Pontonbrücken noch nicht fertiggestellt seien. Im französischen Generalstab kam es darauf zu heftigen Diskussionen über das weitere Vorgehen, da Villars die Ermahnungen Ludwig XIV. in Erinnerung hatte und das Überraschungsmoment verloren war. Die Mehrheit sprach sich für einen Rückzug aus.227 Montesquiou bat sich aus, allein mit der Vorhut über die Schelde gehen und die Stellung Albemarles angreifen zu dürfen. Bis sieben Uhr morgens waren die Anwesenden nicht zu einer Entscheidung gekommen; Villars war noch unschlüssig, als ein weiterer Kurier mitteilte, die Brücken seien fertiggestellt. Broglie ging darauf mit seinen 30 Schwadronen über die Schelde und zerstreute die kaiserliche Kavallerie, die mittlerweile unter dem Kommando General Bothmars vor den Schanzen Stellung bezogen hatte, wandte sich dann aber gegen einen in den Gra-
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benparallelen dahinziehenden Wagenzug.228 Unter Führung des Prinzen von Tingry näherte sich die Besatzung von Valenciennes mit der weiteren fünften Kolonne gegen Denain, wo er sich mit Villars Hauptarmee vereinigte.229 Bis 11 Uhr vormittags stand allerdings noch eine Kolonne auf dem anderen Scheldeufer. Ungeduldig durchritt Villars die Schelde, wobei sein Pferd ausglitt und stürzte, als das andere Ufer erreicht war. Villars stürzte auf sein verletztes Knie, ließ sich aber unter Jubel seiner Truppen wieder auf das Pferd heben.230 Prinz Eugen, von Albemarle dringend um Hilfe ersucht, versprach in der Tat, Succurs zu senden, der aber noch weit entfernt stand, als Villars mit 30 000 Mann die von 10 000 Mann unter Albemarle gehaltenen Linien berannte. Dem Frontglied der französischen Infanterie wurde befohlen, die Gewehre zu schultern und mit dem blanken Schwert vorzugehen.231 Die ersten Anläufe wurden von den Verteidigern unter Verlust von 1 200 französischen Infanteristen abgewiesen,232 aber es kam alsbald die dreifache Übermacht zum Tragen, die von den Franzosen ins Feld geführt wurde; die Verschanzungen wurden gestürmt.233 Villars büßte dabei 2 100 Mann ein, Albermarles Truppen verloren aber über 6 500 Mann.234 Eine Reihe kleiner Posten wurde von den Franzosen überrannt; Villars zog nun auf Marchiennes, das er nach kurzer Belagerung am 30. Juli 1712 einnahm.235 Das Depot Prinz Eugens mit Munition, Victualien und 100 Geschützen fiel den Franzosen in die Hände. An eine Fortsetzung der Belagerung Landrecies war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken, und den Alliierten war es auch nicht mehr möglich, die Einnahme von Quesnoy, das vom 8. September bis zum 4. Oktober 1712 von Villars belagert wurde, zu verhindern. Am 25. September nahmen 60 24-pfünder und 30 Mörser den Beschuss der Festung auf, während Geschütze geringeren Kalibers Ricochet schossen. Obwohl die Belagerten bis zu 116 24-pfünder und 36-pfünder auf den Wällen unterhielten,236 wurden sie durch die Feuerkraft der Franzosen, die im Feld durch ihre Mobilität Überlegenheit gewannen, auf einen schmalen Raum zusammengedrängt und außer Gefecht gesetzt.237 Ein Ausfall am 24. September 1712 scheiterte; das Schicksal der Festung war besiegelt.238 Am 29. September waren die Geschütze der Garnison zum Schweigen gebracht. Auch die Einnahme von Bouchain nach einer Belagerung vom 1. bis zum 19. Oktober 1712 konnte von den Alliierten nicht abgewendet werden.239 Kapitel 19: Der letzte Triumph Carlos III. und der Sieg Phillips V. auf dem spanischen Kriegsstheater 1710 bis 1712 Im April 1710 wurde nach dem Abzug der Franzosen die Lage für Philipp V. schwierig. Zwar hatte es zunächst positive Wirkungen auf die Moral der spanischen Truppen, dass sie nun unter dem Kommando des Spaniers Duca d’Arcos kämpften,240 aber es kam zu einer Verschwörung des Chefministers Medina-Coeli, der im April 1710 ver-
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haftet wurde, dessen Vertrauter, der Duca d’Uzeda eine von ihm in Genua vorbereitete Landung auf Sardinien den Botschaftern Englands und Habsburgs verraten hatte.241 In Spanien waren die Truppen des Generalfeldzeugmeisters Starhemberg auf 24 000 Mann verstärkt worden. Hinzu kamen noch die englischen Truppen unter Lord Stanhope. Es gelang, die spanischen Truppen unter Marques de Villadarias am 27. Juli 1710 bei Almenara und noch einmal am 20. August 1710 bei Saragossa zu schlagen. Die Königin erwog nach den militärischen Niederlagen ernsthaft, den Hof nach Lima – in die Hauptstadt des Vizekönigreichs Peru – zu verlagern,242 von dessen ebenso legendärem wie bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht mehr existenten Reichtums und der Ferne vom europäischen Kriegstheater angelockt. Dazu kam es zwar nicht, aber einstweilen triumphierten wieder die Habsburger Waffen. So konnte Karl von Österreich am 28. September 1710 in Madrid einziehen. Die spanisch-bourbonischen Truppen wurden nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1709 von Villardarias kommandiert. Am 3. Mai 1710 begab sich Philipp V. aus Madrid zu seinem Heer, das vor Lérida den Alliierten gegenüberlag.243 Nach zweimonatiger wechselseitiger Blockade, die mit dem üblichen Fouragieren und Scharmutzieren verstrich, kam es am 27. Juli 1710 bei Almenara zur Schlacht, in der die Alliierten siegreich blieben;244 allerdings war ihr Erfolg begrenzt. Die alliiertren Truppen waren durch 500 Mann des Regiments Taafe verstärkt worden, die Admiral Browne bei Tarragona an Land gesetzt hatte245 und die von Baron Wetzel dem Heer zugeführt worden waren.246 Starhemberg bat Carlos III., ohne großes Gefolge zur Armee zu stoßen, sondern sich à la légère ins Feldlager zu begeben.247 Carlos III. leistete dem Rat seines Feldherrn trotz mürrischer Reaktionen seiner Entourage Folge248 und brach am 5. Juni 1710 aus Barcelona auf.249 Auch sein Gegenspieler war zu seinem Heer gestoßen, das unter dem Kommando Villadarias 22 000 Infanteristen und 8 000 Mann Reiterei zählte.250 Generalleutnant Stanhope besetzte die Höhe von Alfaraz, während ein Kavalleriekorps unter Starhembergs unmittelbarem Kommando auf Roguera zumarschierte. Von dort aus ließ Starhemberg das Heer gegen sechs Uhr abends am 27. Juli 1710 Schlachtordnung einnehmen: Der linke Flügel der Alliierten unter Stanhope mit den Generälen Carpenter, Frankenberg und Pepper mit sechs deutschen, sechs englischen und vier holländischen Schwadronen warf sich gegen den rechten Flügel der Armee der Zwei Kronen, der zurückwich.251 Auch der rechte Flügel der Alliierten unter Atalaya ging vor, und auch hier waren die Alliierten erfolgreich. Don Jose Vallejo konnte noch Philip V. aus dem Getümmel retten;252 die mediterrane, plötzlich einsetzende Dunkelheit bei Nachteinbruch rettete das bourbonische Heer, dessen angeschlagene Fragmente sich vom Schlachtfeld zurückziehen konnten. Die Alliierten konnten ihren Erfolg nicht wirklich nutzen und nahmen nur kleinere Städte wie Barbastro, Monzon und Estadella ein, dessen Besatzung gefangengenommen wurde. Auf dem Vormarsch nach Aragon versuchte Carlos III., die Sympathien dadurch zu gewinnen, dass er gegen
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die zentralistische Politik der Bourbonen (aber auch Phillip IV. und des Conde-Duque Olivares) die Privilegien des Königreichs bestätigte.253 Philipp V. berief Villardarias ab und ernannte an seiner Stelle den Marquis de Bai zum Befehlshaber des spanischen Heers,254 der am 15. August aus der Estremadura kommend255 bei den eigenen Linien eintraf und sogleich den Rückzug auf Saragossa befahl.256 Auf das vor Saragossa lagernde spanische, 21 000 Mann starke Heer traf am Morgen des 20. August 1710 Starhemberg mit einer 23 000 Mann starken alliierten Armee, die wie üblich aus allen Nationalitäten zusammengesetzt war, aber in ihrem Kern aus 14 000 Mann deutscher Eliteeinheiten bestand.257 Das bourbonische Heer wurde erneut empfindlich geschlagen und büßte 3 000 Tote und Verwundete sowie 1 000 Gefangene ein:258 Starhemberg hatte Stanhope mit einer Vorausabteilung von 2 000 Reitern Richtung Saragossa über den Ebro in der Hoffnung detachiert, einen Aufstand in der Stadt zu provozieren. Dies schlug fehl und Starhemberg zog mit der Hauptarmee in der Nacht vom 18. auf den 19. August hinter der Vorhut her. Mittags erreichte er die Karthause vor Saragossa und fand das bourbonische Heer vor sich liegend, dessen rechter Flügel an die Höhe Fuentes und dessen linker Flügel an den Ebro angelehnt war. Der rechte Flügel des ersten Treffens des bourbonischen Heers stand unter dem (nationalspanischen) Kommando der Generalleutnants Mahony und Amezaga, während auf dem linken Flügel Armenariaz und Ronquillo kommandierten. Das Zentrum stand unter dem unmittelbaren Befehl von Marquis de Baie,259 der – wie es im Schrifttum heißt – in Erwartung eines unsicheren Ausgangs des Kampfs die Bagage nach Madrid geordert hatte – was freilich am Vorabend einer Schlacht zu den üblichen Maßregeln im frühen 18. Jahrhundert gehörte. Der linke Flügel Alliierten unter Stanhope bestand aus pfälzischen und englischen Truppen, auf dem von Atalaya kommandierten rechten Flügel standen kaiserliche und portugiesische Einheiten. Das Zentrum befehligte Starhemberg in Person, die Zweite Linie Carpenter, Willis und Wetzel. Am Morgen des 20. August begann die Schlacht mit einer mehrstündigen Kanonade, an deren Schluss der rechte Flügel der bourbonischen Armee vehement gegen Stanhopes Einheiten vorging, die unter Zurücklassung ihrer Geschütze zurückwichen. Starhemberg zog eilends Kavallerie vom rechten auf den linken Flügel, die sich den Bourbonen frontal entgegenwarfen, während die Dragoner absaßen und ein mörderisches Flankenfeuer gegen die Feinde aufnahmen, die daraufhin zurückfielen. Der Marquis de Baie zog daraufhin ebenfalls von seinem linken Flügel Reiterei in den Kampf.260 Es entspann sich ein Reitergefecht, das, wie melée üblicherweise, verworren und unübersichtlich war und aus dem sich die Reiterei der Zwei Kronen in Unordnung zurückzuziehen vermochte. Staubwolken und Pulverqualm nahmen den Kombattanten die Sicht. Starhemberg befahl, das französische Zentrum, das hinter einem quer über die Front verlaufenden Hohlweg lag, mit der englischen und pfälzischern Infanterie des linken Flügels an der rechten Flanke der französischen Mitte anzugreifen, die mit gefälltem Bajonett, ohne einen Schuss abzugeben, vorrückten. Im Zentrum wurde
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der Angriff durch zwei neapolitanische Bataillone unterstützt, die mit größter Bravour vorgingen. Das bourbonische Zentrum gab nach und brach schließlich zusammen; wallonische, asturische und kastilische Kavallerie auf dem rechten Flügel Phillip V. deckte den Rückzug der Reste des geschlagenen Heers.261 Die Alliierten erbeuteten 22 Kanonen und 50 Fahnen.262 Am 21. August 1710 zog Carlos III. in Saragossa ein. Dort hielt die alliierte Generalität mit Carlos III. Kriegsrat ab. Starhemberg plädierte dafür, nach Norden auf Navarra hin zu ziehen und den Resten des bourbonischen Heers den Garaus zu machen, und für den Fall einer erneuten Invasion französischer Truppen feste Linien zu beziehen. Dem widersetzte sich aber die Mehrheit der Anwesenden und setzte unter der Führung Stanhopes, der geltend machte, er habe aus London strikte Instruktionen,263 einen Marsch auf Madrid durch, obwohl damit die Armee in Versorgungsschwierigkeiten und die Basis in Katalonien von Truppen entblößt wurde. Wieder entglitt den Alliierten die Chance, mit der Armee Phillip V. die militärische Grundlage seiner Herrschaft zu vernichten. Diese Möglichkeit sollte nie mehr wiederkehren. Phillip V. zog sich unterdessen mit 5 000 Mann nach Tudela zurück, wo er nach und nach seine Truppen auf 9 000 Mann verstärken konnte. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1710 fiel Catalayud den Alliierten in die Hände.264 In einem erneuten Kriegsrat wurden alle Bedenken gegen einen weiteren Vormarsch auf Madrid durch den jüngsten in der Runde, Graf von Fürstenberg, beiseitegeschoben, dem die Mehrheit folgte. Die Strapazen des Marschs und die Feindseligkeit der Kastilier riefen immer schlimmere Ausschreitungen, besonders der englischen und pfälzischen protestantischen Truppen, aber auch katalonischer Miquelets265 hervor, die wiederum die Antipathie gegen Carlos III. verstärkten. Starhemberg ließ daher einen Generalprofos unter General Belastel sein Amt aufnehmen und durch drakonische Strafen gegen Marodeure versuchen, die Disziplin wieder herzustellen.266 Noch dauerten die Wirkungen der letzten Habsburger Offensive an. Die königliche Familie evakuierte am 9. September Madrid. 30 000 Höflinge, aber auch Bürger und Handwerker folgten dem Auszug aus Madrid,267 das weitgehend verwaist zurückblieb. Die königliche Familie bezog am 16. September 1710 Hof in Valladolid.268 Am 20. September erreichten die Alliierten Alcala de Henares. Nachdem seine Truppen am 21. September Madrid besetzt hatten, betrat Carlos III. am 28. die Hauptstadt.269 Ihn erwartete ein eisiger Empfang.270 Auf der Via del Sol weigerte sich der König, in den Palazo del Buon Retiro weiterzureiten und verließ die Hauptstadt durch die Porta Alcala, um im Landhaus von Alguilar Quartier zu beziehen.271 Versailles hatte diese Entwicklung nicht unberührt gelassen. Der Herzog von Alba brachte eine Liste von Loyalitätserklärungen aus der Feder von 13 Herzögen, acht Margues und acht Condes272 gegenüber der bourbonischen Dynastie zu Ludwig XIV.,273 dem Villars Erfolge den Rücken stärkten, seinem Enkel wieder zu Hilfe zu eilen: Die nachlassenden Erfolge der Alliierten in Flandern gaben dem Sonnenkönig die Möglichkeit, Vendôme mit französischen Truppen Philipp V. zur Hilfe kommen
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zu lassen,274 der bereits am 28. August 1710 mit 25 000 Mann bei Talavera de la Reina in Spanien eintraf. Die Versorgungslage der alliierten Armee verschlechterte sich täglich. Madrid, menschenleer und feindselig, bot keine Reserven, und Starhemberg ließ ein Korps unter Atalaya Toledo besetzen, um dort Quartier in einem bewaffneten und befestigten Lager zu schaffen, von wo aus die Verbindung mit den englisch-portugiesischen Truppen unter Gallway und Conte Villaverde hergestellt werden sollte. Weder Gallway noch der portugiesische Befehlshaber zeigten aber auch nur die geringste Neigung, auf Madrid oder Toledo vorzurücken und sich mit der Armee Carlos III. zu vereinigen. Deren Kommunikation mit Katalonien wurde unterdessen durch bourbonische Garnisonen in Lerida und Ronzon unterbrochen, während in ihrem Umkreis die bourbonische leichte Kavallerie unter General Brancamonte die Fourage unmöglich machte. Bei einem Hinterhalt, den Reiterei unter Don Jose Vallego bei Signenza gelegt hatte, verlor Feldmarschall-Leutnant Baron Wetzel 50 Mann und sein Gepäck,275 was für ihn gewiss nicht weniger unangenehm war als die Verluste an Mannschaften. Philip V. zog derweilen weitere Verstärkungen aus der Estremadura an sich.276 Seine Streifparteien belästigten die Alliierten immer stärker und Vallego unternahm einen Anschlag auf eine Jagdpartie Carlos III. im Pardo, der nur durch die Aufmerksamkeit eines Wildhüters vereitelt wurde.277 Starhemberg musste darauf erkennen, dass die beabsichtigte Befestigung Toledos als Winterquartier illusorisch geworden war. Die Alliierten zogen sich aus der Hauptstadt zurück, und am 3. Dezember 1710 betrat Philipp V. wieder Madrid,278 das er unverzüglich proviantieren ließ.279 Die Alliierten hielten am 16. November einen Kriegsrat in Campozielos ab, nach dem Carlos III. unter Bedeckung von nur noch 200 überlebenden Dragonern seines Regiments nach Barcelona vorauseilen und die Armee ihm folgen solle. Vendôme griff die zurückmarschierenden Alliierten zunächst nicht an, sondern schnitt ihnen den Nachschub ab; deren Disziplin sank auf einen Tiefpunkt. Auch Starhemberg konnte sich gegenüber den pfälzerischen und englischen Generälen kaum noch durchsetzen.280 Der Rückzug der Alliierten verlief in Kolonnen, die nach nationalen Kontingenten gegliedert waren und fortwährend von probourbonischer Guerilla belästigt wurden.281 Die Nachhut deckten die englischen Truppen unter Stanhope, der sich von der mit Starhemberg beschlossenen Marschroute und damit von der Hauptmacht entfernte, um bessere Fouragemöglichkeiten zu erhalten. Am 6. Dezember 1710 erreichten die unter seinem Kommando stehenden 4 000 Engländer und Portugiesen das mit maurischen Wällen und Türmen kaum befestigte enge Städtchen Brihuega,282 wo er sich verschanzte. Er ließ in Mauern der an die Stadtmauer lehnenden Häuser Schießscharten brechen und Palisaden aufpflanzen. Starhemberg war unterdessen auf Cifuentes weitergezogen, wo er Rast machte.283 Die umliegenden Höhen unterließ er nach dem Siegeszug der vorangegangenen Monate mit Streifparteien und die dortigen Weiler mit Posten zu besetzen. Auch Stanhope schien keine Parteien zur Rekognoszierung ausgesandt zu haben.284 Seine Unvorsicht wurde ihm und seinen Truppen zum Verhängnis.
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Stanhope glaubte sich hinter Brihuegas Mauern sicher, aber diese Mauern waren zu schwach, um der schweren Artillerie der Zwei Kronen zu trotzen.285 Vendôme ließ seine Feldartillerie auf den Höhen rings um die Stadt Stellung beziehen und das Feuer aufnehmen, unter dem die Wälle bald zusammenbrachen. Der Feind griff die nördlichen Tore an, die von den Angreifern in Brand gesetzt wurden, und nach dem Einsatz von Petarden und der Zündung einer Mine unter der Porta St. Felipe,286 gelang es den Angreifern, die von Vendôme mit der Pistole in der Hand angeführt wurden,287 ganze Straßenzüge zu besetzen. Einer Aufforderung Vendômes zur Kapitulation kam Stanhope zunächst nicht nach. Er zog sich in den von ihm befestigten Schlosshof zurück. Bei Cifuentes erfuhr Starhemberg von Stanhopes Adjutanten Captain Cosby, den der englische Befehlshaber zu ihm gesandt hatte, dass Vendôme die englischen Truppen seit dem 8. Dezember 1710 belagerte und kehrte nach Brihuega um.288 In dem heftig umkämpften Ort konnte Stanhope die Signale, Kanonenschüsse und Trommelschlag, nicht hören, die auf Befehl Starhembergs von dem Nahen des Entsatzes kündeten.289 Vendôme aber hörte sie und verstärkte die Angriffe. General Carpenter und eine Reihe weiterer Offiziere fielen. Widerstand erschien immer zweckloser, und um neun Uhr abends wurde die Kapitulationsurkunde unterzeichnet.290 Auch Starhemberg hatte nicht erfahren, dass Stanhope nach dem Verlust von 300 Toten und 300 Verwundeten kapituliert und sich mit 1 936 Mann – andere Quellen sprechen von 2 400291 – in die Kriegsgefangenschaft begeben hatte.292 So kam es bei Villaviciosa, wo das enge Tal sich in eine weite Ebene öffnet, am 9. Dezember 1710 vom frühen Nachmittag an zur Schlacht, in der 20 000 Franzosen und Spanier unter Vendôme 14 000 Alliierten unter Starhemberg entgegentraten.293 Starhemberg wurde rasch bewusst, dass er dramatisch unterlegen war. Er versuchte daher, durch Feuer aus zwei Mörsern den Feind zu beschäftigen, um sich von ihm absetzen zu können. Der alte Feldherr musste aber erkennen, dass die Armee der Zwei Kronen schlachtbereit aufmarschiert war: Vendôme stellte seine Truppen in zwei Treffen auf, deren linker Flügel von Marques de Valdecanes, der linke von Conde de Alguilar und das Zentrum von Conde de la Torres befehligt wurden. Daraufhin ließ Starhemberg unter Graf Belcastel die pfälzerische Infanterie „postiert“ hinter Dornenhecken und Gräben auf dem linken Flügel Stellung beziehen, während die kaiserlichen und portugiesischen Schwadronen auf dem rechten Flügel mit Infanteriedetachements unter Befehl Wetzels aufgestellt wurden. Unter den Augen Philipp V., der sich auf dem rechten Flügel an die Spitze seiner Garden gesetzt hatte, griff seine Kavallerie unter Marques de Valedecañas den linken Flügel Starhembergs an, den er , wobei der niederländische General St. Amand sowie der Pfälzer Frankenberg getötet wurden. Der Angriff des rechten französischen Flügels brachte die Truppen Belcastels in Unordnung; Belacastel fiel.294 Die Reiter der Zwei Kronen brachen in das Lager der Alliierten ein, das sie zu plündern begannen. Starhemberg hatte indes in den Türkenkriegen und in Oberitalien durchaus ernstere Lagen überstanden. Er blieb kaltblütig und sammelte die Versprengten zu einem Gegenangriff. Graf Condrecourt stellte aber
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die Ordnung auf dem linken Flügel mit drei portugiesischen Schwadronen und drei Bataillonen wieder her, während die Pfälzer Kavallerie sich kopflos zur Flucht wandte.295 Die feindliche Kavallerie wurde zerstreut und die Ordnung der alliierten Truppen wiederhergestellt. Starhemberg führte nun seinen rechten Flügel persönlich in den Kampf, und es gelang ihm, eigene erbeutete Kanonen zurückzuholen und feindliche Geschütze zu erobern; er blieb dabei unverletzt, zählte aber später 17 Kugeln, die sich in seiner Kleidung verfangen hatten.296 Vendôme ordnete den Rückzug an, als der Marques de Valedecañas wieder auf dem Schlachtfeld mit Reitern erschien, die ihm einzusammeln möglich war; die einbrechende Dunkelheit hinderte die Spanier und Franzosen daran, diesen Vorteil auszunutzen.297 Philipp V. hatte seinen persönlichen Train zurückgelassen, deshalb stand ihm am Abend der Schlacht kein Feldbett zur Verfügung. Vendôme erklärte, es habe kein König je ein besseres Bett gehabt und ließ die eroberten Fahnen zu einem Lager zusammenwerfen.298 Starhemberg hatte sich trotz der zahlenmäßigen Übermacht der Franzosen tapfer geschlagen und konnte das Schlachtfeld behaupten. Er hatte den Spaniern und Franzosen Verluste in Höhe von 4 000 Mann zugefügt und Vendôme klagte, für eine Erneuerung des Kampfs fehle es ihm an Infanterie.299 Starhemberg ließ die wiedereroberten Kanonen durch Vernagelung der Zündlöcher unbrauchbar machen und die Lafetten verbrennen. Am 11. Oktober traten die Alliierten den Rückzug nach Katalonien aus Kastilien an.300 Sie wurden zwar von den Streiftrupps Vallegos behelligt, es war Starhemberg aber möglich, auf dem Weg am 5. November Balaguer einzunehmen. Dort ließ er weitere eigene und erbeutete Kanonen vernageln und Munition, die er in Ermangelung von Zugtieren nicht fortschaffen konnte, in den Ebro werfen.301 Ihm gelang es, sich auf Barcelona zurückzuziehen, wo er am 6. Januar 1711 eintraf. Andere waren nicht so glücklich. So wurde der prohabsburgische spanische General Villaroel, der die Garnison von Cataluyad nach Saragossa führen sollte, im Schloss von Illuca am Aranda eingeschlossen und am 20. Dezember mit 700 Mann zur Kapitulation gezwungen.302 Phillip V. zog am 4. November in Saragossa ein und begleitete von dort seine Armee in die katalonische Ebene.303 Vom Roussillon aus führte Noailles ein Armeekorps vor Gerona, das er vom 23. November 1710 an belagerte.304 Starhemberg fehlten die Mittel, eine Entsatzarmee aufzustellen. Die Festung ergab sich daher am 25. Januar 1711,305 und ihr Kommandant Graf Tattenbach führte die Garnison mit zwei Mörsern nach Barcelona zurück. Vendôme hatte unterdessen Benasque besetzt, aber zwischen ihm und Noailles brachen Differenzen aus, die den Fortgang der Operationen behinderten.306 Anstelle des gefangenen Stanhope übernahm Duke of Argylle das Kommando über die Truppen der Seemächte auf dem spanischen Kriegstheater,307 der, anders als sein Vorgänger, nicht ohne Geschick versuchte, Streit mit seinen Verbündeten zu vermeiden.308
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Der Sache nach war Carlos III. in Barcelona blockiert.309 Er verfügte noch über gerade einmal 8 000 Mann Infanterie und 3 000 Kavalleristen.310 Seine Lage wurde immer aussichtsloser. All das hinderte ihn ebenso wenig daran, wie an seinen Jagdausflügen in Kastilien ein halbes Jahr zuvor, die geringen Geldmittel, das ihm für die Kriegsführung zur Verfügung stand, mit vollen Händen auszugeben. So erwarb er Anfang 1711 von dem italienischen Juwelier Bezzi einen Rubin für 40 000 Dublonen.311 Die Not der gemeinen Soldaten stieg ins Unermessliche, und sogar die landesfremden englischen und holländischen Truppen begannen zu meutern. Argyll musste gegen seine Fußsoldaten Kavalleristen aufbieten und unterdrückte die Meuterei mit drakonischer Härte; Rädelsführer wurden gehenkt, Mitläufer empfindlich bestraft.312 Erzherzog Karl, der als Carlos III. keinen dauerhaften Erfolg hatte erringen können, erhielt die Nachricht vom Tod Kaiser Joseph I., der am 27. April 1711 an Windpocken gestorben war.313 Karl war König von Ungarn, im Besitz Mailands, Neapels sowie Kataloniens – aber am Rande des Bankrotts.314 Noch hielt er aber an seinen Prätentionen fest. Fürst Anton Florian von Liechtenstein war der erste, der ihm am Hof zu Barcelona als Beherrscher der Erblande huldigte.315 Den Kondolenzbrief Philipp V. ließ er unbeantwortet, da er sich weigerte, vom Absender anders als vom Herzog von Anjou zu sprechen.316 Die Hofburg zu Wien drängte aber, dass der Kaiser sich ins Reich begebe. So verließ Karl an Bord der von Admiral Jennings befehligten HMS „Blenheim“317 am 27. September 1711318 Spanien für immer, um am 12. Oktober 1711, als er in Genua an Land ging,319 vom Kurkolleg unter Ausschluss der beiden Wittelsbacher Kurfürsten zum Kaiser Karl VI. des Heiligen Römischen Reichs gewählt zu werden.320 Die Friedensverhandlungen in Utrecht hatten bereits zum Beginn des neuen Jahrs 1711 auf dem spanischen Kriegsschauplatz zu einem Abflauen der Kampfhandlungen geführt. Überdies waren die Magazine leer und Vendôme berichtete nach Versailles, die Hälfte der spanischen Truppen sei unbewaffnet.321 Der Krieg ging daher zwar auch in Spanien weiter, hatte aber seinen Höhepunkt überschritten. Starhemberg konzentrierte die prohabsburgischen Truppen zwischen Igualada und Montblanch.322 Vendôme nahm nun die Belagerung der mittelalterlichen Festung von Prats del Rey auf und legte durch Artilleriebeschuss alsbald Türme und Mauern der Stadt in Schutt.323 Starhemberg nahm indes eine energische Verteidigung auf, ließ die Gassen, die an den Wallbruch grenzten, verbarrikadieren und mit Palisaden sperren. Die Belagerung kam zu einem Stillstand und die feindlichen Kräfte lagen sich vor Prats del Rey gegenüber. Die sich wegen ausbleibender Subsidien ständig verschlechternde Lage konnte Starhemberg nicht von Projekten abbringen, einen erneuten Handstreich gegen Tortosa zu unternehmen, der aber wieder unter keinem guten Stern stand. Der Plan schien verraten worden zu sein, jedenfalls weigerte sich die englische Garnison von Tarragona, das Expeditionskorps unter Wetzel zu verstärken, der so mit schwächeren Kräften als vorgesehen und für einen Erfolg erforderlich im Schutz des Nebels am frühen Morgen des 25. Oktober 1711 dennoch einen äußeren Wachtposten der Stadt überwältigen
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konnte, dann aber unter dem Druck der Übermacht der Verteidiger unter Verlust von 827 Mann324 den Rückzug antreten musste. Vendôme war unterdessen, durch die Entlassung General Anguilars von dem Druck interner Querelen befreit, wieder in die Offensive gegangen und setzte zur Belagerung der mit einer mittelalterlichen Ringmauer mit Türmen bewehrten Schlüsselfestung Cardona am Flüsschen Cardoner an, die von Graf Eck befehligt und durch ein verschanztes Lager gedeckt wurde.325 Am 12. November wurden die Laufgräben geöffnet und die am 15. November gepflanzte Breschbatterie hatte die Mauern bereits am Abend des 16. Sturmreif geschossen. Tags darauf wurde das befestigte Lager gestürmt und Graf Eck zog sich in das als modern geltende Kastell zurück, während Vendôme die Stadt besetzte.326 Starhemberg erteilte Oberst Graf Gehlen den Befehl, frische Truppen sowie Vorräte in das Schloss zu bringen und Verwundete und andere Dienstunfähige herauszubegleiten.327 In der Tat gelang es Gehlen, 150 Mann in das Schloss zu werfen. In Ermangelung von Tragbahren war es ihm aber nicht möglich, Verwundete herauszubringen. Da Admiral Jennings in diesen Tagen aber 2 400 Mann Verstärkungen in Barcelona an Land gebracht hatte, gelang es Starhemberg, unter dem Befehl von Feldmarschall-Leutnant Battée ein Entsatzkorps von 4 300 Mann zusammenzustellen. Dieser ließ Generalquartiermeister Peroni am 18. Dezember gegen die Belagerer vor Cardona rekognoszieren, die von Brigadier Mulet kommandiert wurden. Um fünf Uhr abends am darauffolgenden Tag überschritten die Alliierten die Brücke bei Balagarica und rückten bis auf eine halbe Stunde Marsch an Cardona heran. In den frühen Morgenstunden des 21. Dezembers griffen sie unter General Don Rafael Rebot bourbonische Stellungen bei Colomina an, während Edward Stanhope, ein Bruder des bei Brihuega gefangengenommenen Generals, die Höhe von La Corosa stürmte, von der aus das französische Lager beherrscht werden konnte, wobei der französische General Melun tödlich verwundet wurde.328 Diesen Angriff unterstützte Eck durch einen Ausfall. Muret sah die beste Verteidigung in einem Gegenangriff, zu dem er vier Bataillone und 12 Grenadierkompanien gegen die Höhe von La Corosa führte. Der Angriff wurde aber von kaiserlichen Truppen zurückgeworfen. Am Abend hatten die Alliierten weiteren Proviant ins Schloss geschafft, Eck aber erklärte, sich nur noch zwei weitere Tage wegen des Mangels an Wasser halten zu können, der auf dem Schloss herrschte.329 Am darauffolgenden Tag brachen 400 Alliierte durch die französischen Linien und vereinigten sich mit Ecks Truppen. Das war für Mulet zuviel, der in einem Schreiben Eck die Sorge für die zurückgelassenen Verwundeten der Zwei Kronen empfahl und Stadt und Lager räumte, nachdem er die Geschützrohre hatte vernageln lassen.330 Über 20 Geschütze fielen in die Hand der Alliierten. Vendômes Armee hatte 2 500 Mann bei der Belagerung und an beiden Tagen der Entsatzschlacht 1 500 Mann verloren. Vendômes Offensive in Katalonien war zum Stehen gebracht. Die Reform der weiten von Philipp V. kontrollierten Gebiete Spaniens nahm einen weiteren Fortschritt, als der frühere Schatzmeister der Spanischen Niederlande, Jean Boucheron, Comte de Bergeyk, von Namur über Paris nach Madrid reiste und dort am
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20. Juli 1711 im Lager des Königs vor Corella 70 Kilometer von Pamplona eintraf.331 Bergeyk führte das Intendantursystem endgültig in Spanien ein und wurde Ende September 1711 Superintendant der Finanzen,332 bis er als Plenipotentiarius Spaniens nach Utrecht abreiste.333 Auf Habsburger Seite blieb nach der Abreise Karls seine Königin und Kaiserin in Barcelona zurück. Bevor sie am 19. März 1712 ebenfalls auf der HMS „Blenheim“ dem Kaiser folgen musste,334 sprach die Königin zu den Autoritäten Barcelonas, denen sie bekannte, dies sei der traurigste Tag in ihrem Leben.335 Der Zerfall der Großen Allianz mit dem Waffenstillstand zwischen England und Frankreich machte eine Verstärkung der wenigen den Habsburgern verbliebenen Truppen in Spanien fast unmöglich. Der neue Kaiser setzte aber alles daran, seine Position auf der Halbinsel zu halten. Unter größten Mühen gelang es, einen Truppentransport zusammenzustellen, der am 28. Juni 1712 in Barcelona mit 6 000 Mann eintraf. Vendôme war zuvor am 10. Juni 1712 in Valencia gestorben.336 Durch die eingetroffenen Verstärkungen ermutigt, befahl Starhemberg dem General Rebot mit leichten katalonischen Truppen gegen die von 200 feindlichen Soldaten gehaltene Schanze der Brücke von Suert vorzugehen.337 Marques Villahermosa versuchte auf Befehl von Vendômes Nachfolger, General T’Serclaes-Tilly, die Schanze zu entsetzen, geriet aber in einen Hinterhalt Rebots, in dem er schwer verwundet in die Hände der habsburgischen Truppen geriet. Ein Anschlag zur Wiedereinnahme Benasques schlug indes fehl. Starhemberg konzentrierte sein Truppen wieder an dem Sammelplatz von Igualada und rückte gegen Cervera vor, das T’Serclaes-Tilly unverzüglich räumte. Die Heere lagen sich fortan eher plänkelnd gegenüber und beschränkten sich auf die Führung des Kleinen Kriegs.338 Die Nachricht vom Waffenstillstand zwischen England und Frankreich betraf natürlich auch die Truppen unter dem Kommando Argylles, der Starhemberg am 10. November 1712 schriftlich anbot, die kaiserlichen Truppen aus Spanien fortbringen zu helfen. Starhemberg lehnte dies Anerbieten ab und ließ stattdessen Gerona durch General Wetzel blockieren, obwohl ihm zu diesem Zeitpunkt bewusst gewesen sein muss, dass der Krieg in Spanien ohne Beistand der Seemächte nicht mehr zu gewinnen war.339 In Gerona lag eine Besatzung von 12 Bataillonen und 200 Reitern unter dem Kommando Generalleutnant Brancas, der trotz Lebensmittelknappheit die Übergabe ablehnte. Generalleutnant Fiennes versuchte, Vorräte in die Stadt zu bringen, scheiterte aber an Überfällen katalonischer Miquelets. Branca bot daraufhin Starhemberg an, den Platz unter Mitnahme seiner Artillerie zu räumen, aber die Festungswerke zu demolieren, was der Feldmarschall ablehnte. Im Dezember aber gelang es dann Marschall Berwick, Gerona zu entsetzen. Das Spiel in Spanien war damit für die Habsburger zu Ende. Widerstrebend rief der Kaiser seinen Feldherrn von dem Kriegstheater auf der Halbinsel zurück.340 Starhem-
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berg erhielt die Anweisung, die kaiserlichen Truppen aus Spanien zu evakuieren und dabei die Parteigänger Carlos III. zu schützen.341 Die Vereinbarungen zwischen den kriegsführenden Parteien sahen vor, dass die Truppen Philipp V. am 15. Juli 1712 Barcelona betreten sollten, der Brazo Militar, der die Adeligen Kataloniens repräsentierte, sprach sich aber für die Fortsetzung der Feindseligkeiten aus; eine Amnestie wiesen die Katalanen zurück.342 Barcelona war die Bühne für ein grauenhaftes Nachspiel des Kriegs auf der iberischen Halbinsel. Der kaiserliche Befehlshaber General Wallis hatte 2 000 Italiener und Spanier sowie 4 000 Deutsche unter sich, von denen wenige in katalonische Dienste traten und überwiegend evakuiert wurden.343 Die katalonische Verteidigung unterstand der Disputacion Militar; zum – kaiserlichen – Oberbefehlshaber wurde General Villaroel von den Katalanen ernannt, der 5 000 ausgebildete Soldaten und 5 000 Hilfskräfte unter sich hatte.344 In Barcelona traten die coronela, eine Miliz der gremios von Handwerkern zu den Verteidigern.345 Im Juli 1714 begann die Belagerung, die von Berwick überwacht und dem Herzog von Popoli anvertraut wurde.346 Am 12., 13. und 14. August wurden Angriffe zurückgeschlagen, aber Breschen waren in die Befestigungen geschlagen.347 Der gedeckte Gang wurde eingenommen, aber Regenfälle füllten die Parallelen. Erst am 13. September 1714 wurde ein weiterer Angriff vorbereitet und die Stadt kapitulierte.348
Teil E Die Fortsetzung des Kriegs durch Kaiser und Reich und die Friedensschlüsse
Kapitel 20: Der Frieden von Utrecht Voraussetzungen und Vorverhandlungen
Die Kriegserklärung der Hohen Pforte gegen Russland hatte die Bedrohung der Ostgrenze der Habsburger Lande entlastet; ein Bündnis mit dem Zaren schien Joseph I. freilich wenig attraktiv, da der Zar noch vor wenigen Jahren Rakoczy unterstützt und sich in die inneren Verhältnisse des Habsburgerreichs eingemischt hatte. Die Hohe Pforte war dagegen bereit, am Frieden von Carlowitz festzuhalten. Die erfolgreichen Verhandlungen mit einer hochrangigen osmanischen Delegation – von der bereits an anderer Stelle berichtet worden war – verzögerten Prinz Eugens Abreise an die niederländische Front am 11. April 1711.1 Der Tod Kaiser Joseph I. am 17. April 1711 änderte die politische Lage schlagartig und vollständig. Die habsburgischen Kriegsziele waren nicht mehr zu erreichen. Als der Bruder des verstorbenen Joseph I. und zum König Carlos III. gekrönte Prätendent des spanischen Throns, Erzherzog Karl, als Karl VI. den Kaiserthron des Heiligen Römischen Reichs bestieg, drohte damit das Gleichgewicht der europäischen Mächte sich zugunsten einer Habsburger Suprematie zu verschieben und eines der primären Kriegsziele der Seemächte vereitelt zu werden. Da England und die Niederlande die Gefahr sahen, dass es zu einer Personal- und Realunion zwischen Österreich und Spanien kommen konnte, stieg ihre Bereitschaft, mit Frankreich Frieden zu schließen. Am 8. Oktober 1711 waren die Präliminarien für die Friedensverhandlungen in London unterzeichnet und trotz aller Gegenbemühungen des Kaisers am 29. Januar 1712 der Friedenskongress in Utrecht eröffnet worden. Wie oben dargestellt worden ist, war mit dem Rückzug Großbritanniens aus dem Krieg die Große Haager Allianz zerfallen. In Frankreich hatten die Kriege Ludwigs XIV. schon seit dem Ende des Neunjährigen Kriegs dazu geführt, dass die französische Öffentlichkeit nicht nur kriegsmüde, sondern die kriegerische Konfliktlösung überhaupt zusehends als unangemessen angesehen wurde. Die Aufnahme von Verhandlungen war daher nicht allein eine Folge der nach wie vor desolaten wirtschaftlichen Lage Frankreichs, sondern stieß auf ein politisches Empfinden, in dem die Suche nach Frieden an die Stelle des Kampfs für gloire getreten war. Am 30. März 1712 kam es zu einer gemeinsamen Sitzung2 aller Plenipotentiarii – die Bezeichnung als Gesandten hatte man vermieden, um nicht durch damit ausgelöste Rangdiskussionen Zeit zu ver-
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Friedensschlüsse und Nachspiel
geuden. Damit war aber die gemeinsame Tätigkeit des Kongresses auf lange Sicht auch schon beendet; an ihre Stelle traten Separatverhandlungen.3 Die Verhandlungen erlitten einen Rückschlag, als zunächst Dauphin an Windpocken, Herzog von Burgund kurz danach, am 7. Februar 1712, an Masern starb, denen am 5. März 1712 auch sein ältester Sohn erlag. Damit wurde die Frage, ob es doch zu einer Nachfolge Phillip V. auf dem französischen Thron und damit einer Personalunion beider Kronen käme, wieder drängend.4 Am Leben blieb allerdings ein zweijähriger Enkel Ludwig XIV., der drei Jahre später als Ludwig XV. am Totenbett seines Großvaters stehen sollte.5 Die fragile Gesundheit des kleinen Ludwig ließ die Union der Kronen Spaniens und Frankreichs wieder wahrscheinlich werden. Harley forderte dringend von Philipp V. eine Entscheidung zugunsten Spaniens,6 versuchte dann aber die drohende Gefahr nachhaltig durch einen Verzicht Philipp V. auf die spanische Krone, seine Sukzession in Frankreich und die Einsetzung Victor Amadeus in Spanien zu wehren.7 Als dann Philipp V. am 5. November 1712 auf die Erbfolge in Frankreich für sich und seine Nachkommen feierlichst verzichtete,8 und diese Urkunde von Ludwig XIV. bestätigt wurde, was eine Union Spaniens mit Frankreich für die Zukunft ausschloss, war das wichtigste Hindernis eines Friedensschlusses beseitigt. Queen Anne hatte einen Friedensschluss in einer Thronrede vom 17. Juni 17129 im Oktober in Aussicht gestellt.10 Es blieb allerdings das Hindernis in Gestalt der Fortsetzung der Kampfhandlungen durch die Generalstaaten. Die zweite Jahreshälfte 1712 verging daher in Verhandlungen mit den Niederlanden, auf die von England heftiger Druck ausgeübt wurde. Der kaiserliche Gesandte in Utrecht hatte am 29. Januar 1712 an die Hofburg geschrieben, die Gesandten der beteiligten Mächte seien nach seinem Eindruck wirklich gewillt, ohne Beteiligung der kaiserlichen Hoheit einen Frieden zu schließen. Dieser Prozess werde von der kaiserlichen Gesandtschaft mit Skepsis verfolgt; anfängliche Hoffnungen, auf den Kongress Einfluss nehmen zu können, wurden bald enttäuscht.11 Bis zu einem Abschluss, der den kaiserlichen Ansprüchen genüge tue, empfahl der Gesandte, den Krieg gegen Ludwig XIV. fortzusetzen, um die kaiserlichen Armeen in eine Situation zu bringen, die Karl VI. erlaube, weitreichende Forderungen zu stellen. Bereits Anfang 1712 war den kaiserlichen Gesandten aber klar, dass wenig Hoffnung bestehe, dass die Seemächte sich für eine Zuweisung aller spanischen Lande an den Kaiser aussprechen werden. In der Tat wurde im Utrechter Vertrag die für Karl VI. unerträgliche Klausel aufgenommen, es müsse Max Emanuel für den Ilbesheimer Vertrag entschädigt werden.12 Am 11./12. April 1713 wurde in Utrecht zwischen den Generalstaaten, England und der Krone Frankreich Frieden geschlossen – auf dessen Bedingungen im folgenden Teil näher einzugehen sein wird. Kaiser und Reich blieben dem Friedensschluss fern, von dessen Aushandlung sie durch die Vorabstimmungen durch England und Frankreich und den auf die Generalstaaten ausgeübten englischen Druck völlig ausgeschlossen worden waren.
Der Frieden von Utrecht
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Die Diplomaten und Bedeutung des Utrechter Friedens
Die politische Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts formulierte die „assecuratio pacis“13 als eine der wichtigsten Aufgaben der Fürsten und der Diplomatie. Die Utrechter Verhandlungen waren denn der Ort der Formulierung der Friedensbedingungen durch hochrangige Völkerrechtler der Kriegsparteien. Bei den Verhandlungen war Johann Jacob Vitriarius der maßgebende Protokollführer, der später 1719 seinem Vater Philipp Reinhard Vitriarius auf den Jus-Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Katholischen Universität Löwen folgen sollte und der zuvor Professor an der Universität Heidelberg war, ab 1708 an der Universität Utrecht. Nach seiner diplomatischen Laufbahn war Vitriarius in Löwen akademischer Lehrer einer großen Zahl von Juristen, die das Völkerrecht des 18. Jahrhunderts prägen sollten. Im Utrechter Abschluss des Spanischen Erbfolgekriegs fand Europa eine von den Friedensverträgen sanktionierte neue Landkarte mit neuen Grenzverläufen. Nicht allein die technologischen Verbesserungen der Kartografie erlaubte deutliche Fortschritte gegenüber früheren Grenzziehungen, da diese genauer gefasst werden konnten. Der Unterschied des Utrechter Friedensschlusses vom Westfälischen lag aber darin, dass anstelle der Regelung von Vorrechten und Privilegien nationalstaatliche Lösungen gefunden wurden. So verhandelte man zwar über die Wünsche Prinzessin Ursins, Herrschaften in den nunmehr österreichischen Niederlanden eingeräumt zu bekommen; dieser Gegenstand wurde aber beiseite geschoben, weil er nicht mehr in das System völkerrechtlicher Regelungen passte. Der Abschluss dieser Friedensverträge wurde in London mit einem großen Fest und einem Dankgottesdienst gefeiert. Mit der musikalischen Gestaltung dieses Gottesdiensts in der St. Pauls Cathedral wurde Händel beauftragt und komponierte hierfür ein neues „Te Deum laudaums”. Bisher wurde bei solchen Gelegenheiten das Te Deum von Henry Purcell aufgeführt.14 Die Regelungen des Utrechter Friedenstraktats
Der Besitz der spanischen Krone wurde aufgeteilt – wie es grundsätzlich in den Teilungsverträgen nach dem Rijswiker Frieden festgelegt war. Das Hauptland und die Kolonien blieben bei Philipp. Die sogenannten Nebenlande gingen überwiegend an das Haus Österreich, dies betraf die Spanischen Niederlande, die Königreiche Neapel und Sardinien sowie das Herzogtum Mailand. Das Königreich Sizilien ging an Savoyen. Großbritannien erhielt Gibraltar und Menorca, außerdem das Monopol für den Sklavenhandel mit den spanischen Kolonien in Amerika (Asiento de negros). Die Vereinigten Niederlande konnten sich zur Sicherung gegen weitere französische Angriffe lediglich eine Reihe von Festungen in den Spanischen Niederlanden sichern (Barrierefestungen). Sie erhielten außerdem Handelsrechte in den spanischen Koloni-
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Friedensschlüsse und Nachspiel
en. Schließlich kam das sogenannte Oberquartier des Herzogtums Geldern, das loyal zu Spanien geblieben war und sich deshalb abgespalten hatte, zu Preußen. Frankreich musste in Nordamerika die Insel Neufundland, Neuschottland und Neubraunschweig an England abtreten (Letzteres blieb jedoch unter französischer Verwaltung) und das besetzte Gebiet um die Hudson Bay an die Briten zurückgeben. Darüber hinaus erhielt Frankreich sogar noch die kleine Grafschaft Barcelonnette von Savoyen und das Fürstentum Orange vom Haus Oranien. Dass Frankreich nur diese relativ geringen Zugeständnisse machen musste, verdankte es nicht nur dem Regierungswechsel in England, sondern auch seinem Standhalten in den letzten Kriegsjahren und seiner geschickten Diplomatie während der Friedensverhandlungen. Am stärksten profitierte Großbritannien vom Frieden von Utrecht. Es hatte erstmals den neuen Gedanken des Gleichgewichts ins Spiel gebracht und es gewann strategisch wichtige Flottenstützpunkte im Mittelmeer. Seine Position als Großmacht zur See konnte es damit ausbauen. Die Vergrößerungen seiner Besitzungen in Nordamerika legten die Grundlage für Britisch-Nordamerika. Der zweite Barrieretraktat
Der erste Vertrag über die Barrierefestungen aus dem Jahr 1709 wurde am 29. Januar 1713 durch einen zweiten ersetzt, der die englische Garantie auf das Besatzungsrecht in Veurne, Knokke, Ypern, Menen, Tournai, Mons, Charleroi und Namur einschränkte. Kapitel 21: Der Krieg kehrt in das Heilige Römische Reich zurück Die Belagerung und Eroberung Landaus durch Villars
Kaiser und Recht blieben dem Friedensschluss von Utrecht fern. Am Kriegstheater von Mittel- und Oberrhein ging der Vorhang zum letzten Akt des Kriegs auf. Dabei hatte sich die Lage im Reich dadurch dramatisch verschlechtert, dass die nordischen Staaten in Schwedisch-Pommern eingefallen waren. Preußen war damit aus der Front des Widerstands gegen Ludwig XIV. weitgehend ausgeschert. Am 9. Dezember 1712 besiegte ein Korps unter dem schwedischen General Stenbock eine dänische Armee15 – die durch die Seemächte garantierte Pazifizierung des Nordens des Heiligen Römischen Reichs brach zusammen. Steenbock nahm Altona ein, das er einäscherte; einer dänischen Gegenoffensive gelang es, ihn in einem befestigten Lager bei Töning zu blockieren.16 Aber auch in Oberitalien verliefen die kaiserlichen Kriegsanstrengungen im Sand. Eine Aktion General zum Jungens Ende 1712 gegen das von bourbonischen Kräften
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en. Schließlich kam das sogenannte Oberquartier des Herzogtums Geldern, das loyal zu Spanien geblieben war und sich deshalb abgespalten hatte, zu Preußen. Frankreich musste in Nordamerika die Insel Neufundland, Neuschottland und Neubraunschweig an England abtreten (Letzteres blieb jedoch unter französischer Verwaltung) und das besetzte Gebiet um die Hudson Bay an die Briten zurückgeben. Darüber hinaus erhielt Frankreich sogar noch die kleine Grafschaft Barcelonnette von Savoyen und das Fürstentum Orange vom Haus Oranien. Dass Frankreich nur diese relativ geringen Zugeständnisse machen musste, verdankte es nicht nur dem Regierungswechsel in England, sondern auch seinem Standhalten in den letzten Kriegsjahren und seiner geschickten Diplomatie während der Friedensverhandlungen. Am stärksten profitierte Großbritannien vom Frieden von Utrecht. Es hatte erstmals den neuen Gedanken des Gleichgewichts ins Spiel gebracht und es gewann strategisch wichtige Flottenstützpunkte im Mittelmeer. Seine Position als Großmacht zur See konnte es damit ausbauen. Die Vergrößerungen seiner Besitzungen in Nordamerika legten die Grundlage für Britisch-Nordamerika. Der zweite Barrieretraktat
Der erste Vertrag über die Barrierefestungen aus dem Jahr 1709 wurde am 29. Januar 1713 durch einen zweiten ersetzt, der die englische Garantie auf das Besatzungsrecht in Veurne, Knokke, Ypern, Menen, Tournai, Mons, Charleroi und Namur einschränkte. Kapitel 21: Der Krieg kehrt in das Heilige Römische Reich zurück Die Belagerung und Eroberung Landaus durch Villars
Kaiser und Recht blieben dem Friedensschluss von Utrecht fern. Am Kriegstheater von Mittel- und Oberrhein ging der Vorhang zum letzten Akt des Kriegs auf. Dabei hatte sich die Lage im Reich dadurch dramatisch verschlechtert, dass die nordischen Staaten in Schwedisch-Pommern eingefallen waren. Preußen war damit aus der Front des Widerstands gegen Ludwig XIV. weitgehend ausgeschert. Am 9. Dezember 1712 besiegte ein Korps unter dem schwedischen General Stenbock eine dänische Armee15 – die durch die Seemächte garantierte Pazifizierung des Nordens des Heiligen Römischen Reichs brach zusammen. Steenbock nahm Altona ein, das er einäscherte; einer dänischen Gegenoffensive gelang es, ihn in einem befestigten Lager bei Töning zu blockieren.16 Aber auch in Oberitalien verliefen die kaiserlichen Kriegsanstrengungen im Sand. Eine Aktion General zum Jungens Ende 1712 gegen das von bourbonischen Kräften
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gehaltene im spanischen Gebiet der Toskana gelegene Porto Ercole musste im November 1712 wegen der Neutralisierung Italiens abgebrochen werden.17 Im Dezember 1712 war der große Mann des kaiserlichen Kriegsministeriums und Freund Prinz Eugens, Johann Wenzel Graf Wratislaw, „une trés grosse masse de corps“, wie er von Zeitgenossen beschrieben wurde, erkrankt. Graf Trautson berichtete, Wratislaw sei noch am 10. Dezember bei „guter Vernunft“ gewesen,18 erlag dann aber der „Wassersucht“ am 21. Dezember.19 Wratislaw, Trautson und Prinz Eugen hatte der unglückliche Verlauf des Feldzugs 1712 gezeigt, dass sich die militärische Lage ohne den Rückhalt der Seemächte nicht aufrechterhalten ließ, und dass schon gar nicht an Offensivaktionen gegen Frankreich zu denken sein würde. Der Frieden von Utrecht verschlechterte die Lage dramatisch weiter. Die Nachricht vom Friedensschluss ließen Prinz Eugen die Tränen in die Augen treten.20 Graf Trautson hatte weder die intellektuellen Fähigkeiten noch die Durchsetzungskraft Wratislaws.21 Karl VI. stand aber unter dem Einfluss seiner aus Spanien mit ihm nach Wien gekommenen Räte, die auf eine Fortsetzung des Kriegs drängten.22 Es war allen Beteiligten klar, dass die Entscheidung am Ober- und Mittelrhein, dem noch offenen Kriegstheater, fallen musste. Das Jahr 1713 begann hierfür aus Sicht der Kaiserlichen politisch durchaus verheißungsvoll. Denn der Reichstag beschloss im Januar in Regensburg, auch im neuen Jahr alle Kriegsanstrengungen unternehmen zu wollen.23 Der Reichstag bewilligte 2 400 000 Gulden zur Besoldung von 10 000 Hannoveranern, 3 000 Pfälzern und 3 000 Truppen aus Hessen-Kassel. Preußen, das als europäische Macht Partei des Utrechter Friedens war, hatte sich die Erfüllung seiner Reichspflichten vorbehalten und stellte 12 000 Mann.24 Das Bankhaus Rost in Frankfurt am Main gewährte einen „Vorschuss“ – also einen Kredit – über 4 Millionen Gulden.25 Erst am 24. Mai 1713 traf Villars in Straßburg bei der Rheinarmee ein, die 45 000 Mann zählte. Prinz Eugen hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 60 000 Mann unter sich.26 Villars ließ die Übergänge der Lauter rekognoszieren; am 3. Juni 1713 überquerte er mit der Armee von Straßburg aus bei Kehl den Rhein.27 Am 4. Juni 1713 rekognoszierten 30 Schwadronen vor Rastatt und 40 Bataillone marschierten von Straßburg nach Ettlingen, während Villars sich über den Rhein wandte und zwischen Saverne, Straßburg und Hagenau Quartier bezog.28 Schon am 5. Juni aber zog Villars in Eilmärschen nach Speyer, das er, ebenso wie am folgenden Tag Philippsburg, einnahm und Streiftrupps Kontributionen in der Pfalz eintreiben ließ.29 Prinz Eugen verharrte derweil, unschlüssig über die Absichten der Franzosen, die täglich weitere Zuzüge erhielten, in den Linien von Ettlingen. Dort erhielt er von Herzog Karl Alexander von Württemberg, der Landaus Garnison von 8 000 Mann kommandierte, durch einen Bauern die Nachricht, dass Villars die Absicht einer Belagerung der Festung erkennen ließ.30 Nach einigem Manövrieren gegen Mannheim, dessen linksrheinische Schanze von Franzosen beschossen wurde, und gegen Frankenthalt31 rückte Villars auf Landau vor, das er am 11. Juni 1713 einschloss. Prinz Eugen konferierte am 21. Juni mit Gene-
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ral Fels. Die Generäle kamen zu dem Ergebnis, nicht über die Mittel zu verfügen, eine Aufhebung der Belagerung erzwingen zu können. Es müsse daher Sorge dafür getragen werden, die Linie Philippsburg bis Mannheim zu halten.32 Die technische von Generalleutnant Valory geleitete Belagerung wurde förmlich durch das Ausheben der ersten Parallele in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1713 begonnen. Wie bei früheren Gelegenheiten zeigte sich Villars zu ungeduldig für eine systematische Belagerung nach Vaubanscher Manier und ließ am 3. Juli 1713 einen Sturmangriff unternehmen, der unter außerordentlich schweren französischen Verlusten zurückgeschlagen wurde. Allerdings konnten die Belagerer am 4. Juli 1713 das Außenfort „Justice“, am 11. Juli 1713 das Fort „Alexander“, im Sturm überwältigen,33 wobei wieder schwere Verluste in Kauf genommen werden mussten. In den kommenden Wochen überließ Villars seinem Ingenieur Valory das Feld, dem zugute kam, dass ein Ingenieur aus der Festung desertierte und zu den Franzosen überlief, denen er die Lage von Gegenminen der Belagerten offenbarte. Dieses effiziente Verteidigungsmittel konnte daher lahmgelegt und durch Beschuss der Schleusen des Queis zudem ein Wasserabfluss aus den die Festung deckenden Überschwemmungsgebieten erreicht werden.34 Am 8. August gelang es Karl Alexander, durch einen Boten Prinz Eugen davon zu unterrichten, dass er nur noch zehn Tage würde aushalten können.35 Am 11. August gelang es den Belagerern, sich an der Kontrescarpe festzusetzen.36 Nachdem am 15. August 1713 französische Grenadiere ein Überschwemmungsgebiet vor dem Außenwerk „Melac“ durchwateten, das sie stürmten und während der folgenden 36 Stunden gegen vergebliche Versuche der Garnison, sie wieder herauszudrängen, behaupten konnten,37 wurde die weitere Verteidigung aussichtslos. Nachdem am 18. August 1713 Minen zwei Breschen gerissen hatten, setzte sich Villars persönlich an die Spitze eines Sturmtrupps, der sich gegen eine Bastion der Festung wandte. Am 19. August 1713 wurde darauf Chamade geschlagen. Villars traf den kaiserlichen Kommandanten auf einem offenen Feld vor der Festung. Da sich Villars weigerte, abzusitzen, ritt der in seiner Ehre verletzte Kaiserliche wieder zurück. Für die nächsten 48 Stunden wurde der Beschuss der Festung fortgesetzt. Auch der nächste Versuch einer Übergabe der Festung scheiterte. Beide Kontrahenten verharrten zu Pferd, Villars ritt fort, als der Kaiserliche von ihm die Gewährung ehrenvollen Abzugs abverlangte.38 Die Kampfhandlungen wurden wieder aufgenommen. Herzog von Württemberg ließ Chamade schlagen und forderte am 19. August freien Abzug der Garnison, der ihm von Villars verweigert wurde. Karl Alexander erhielt von Villars Urlaub, um zu Prinz Eugen nach Ettlingen zu reisen, um Bericht zu erstatten.39Am 20. August ließ Villars Infanterie und abgesessene Kavallerie in der dritten Parallele mit Sturmleitern antreten, worauf die Garnison bedingungslos kapitulierte und sich in die Gefangenschaft ergeben musste. 5 450 Mann gingen in die Gefangenschaft; 42 Fahnen und drei Standarten wurden nach Versailles gebracht.40 Nach zehn Jahren alliierter Siege war der Schrecken französischer Militärherrschaft nach Westdeutschland zurückgekehrt. Der Erzbischof von Speyer, der das erste Opfer
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Villars geworden war, tat alles, um sich mit den Besatzern gut zu stellen, und ließ das Te Deum zur Feier der Einnahme Landaus anstimmen.41 Prinz Eugen verfügte nicht mehr über die Mittel, den Franzosen ernsthaft entgegenzutreten. Versailles verstärkte die französische Rheinarmee fortlaufend mit den auf den übrigen Kriegsschauplätzen frei gewordenen Einheiten, die es sogar auf Sollstärke zu bringen gelang, sodass Villars nach der verlustreichen Belagerung Landaus mehr Truppen als zuvor zur Verfügung standen – zusammen bis zu 240 Bataillone und 320 Schwadronen.42 Den Kaiserlichen standen 67 Bataillone und 175 Schwadronen zur Verfügung, was jede Aktion auf Verteidigungsmaßnahmen beschränkte. Prinz Eugen nahm an, Villars werde sich nach Norden wenden. Villars marschierte aber rheinaufwärts. Sein Ziel war die Einnahme der Hauptstadt Vorderösterreichs, Freiburg im Breisgau. Dort lag eine Garnison von 13 000 Mann unter Baron Harsch. Zur Deckung der Stadt hatte Prinz Eugen weitere 15 Bataillone zur Verteidigung von Feldbefestigungen auf Anhöhen um die Stadt, dem Roskopf und dem Hohlen Graben detachiert.43 Auf die Nachricht vom Vorrücken französischer Truppen gegen den Schwarzwald ließ Prinz Eugen Einheiten in einer Gesamtstärke von 25 000 Mann aus Franken und Schwaben in Eilmärschen nach Vorderösterreich marschieren.44 Am 16. September 1713 überschritten 30 französische Schwadronen bei Kehl den Rhein und rückten durch den Schwarzwald auf Freiburg vor die kaiserlichen Feldschanzen auf dem Roskopf. Graf de Bourg empfahl eine förmliche Belagerung, warnte aber jedenfalls vor einem Sturm, da die Franzosen nicht über hinreichend Faschinen verfügten, um die Gräben vor den Brustwällen der Kaiserlichen auffüllen zu können. Villars erwiderte, dies würden schon die Leiber der Gefallenen der ersten Angriffswälle tun. In der Tat wurde die Befestigung von 40 französischen Bataillonen mit stürmender Hand genommen und vom Roskopf aus die kaiserlichen Stellungen auf dem Hochgraben unter Feuer erobert. Deren Kommandant General Vaubonne, ein erfahrener Veteran der frühen Oberitalienischen Feldzüge, zog sich darauf nach Villingen und von dort bis nach Rottweil zurück.45 Das System von Verschanzungen, auf dessen Schirm Prinz Eugen für den Schutz der vorderösterreichischen Hauptstadt gesetzt hatte, war binnen Stunden zerschlagen. Er befahl Vaubonne, unverzüglich nach Villingen zurückzumarschieren,46 aber der Schaden für die Verteidigung der Festung Freiburg war nicht mehr wiedergutzumachen – und die militärische Karriere Vaubonnes unwiederbringlich ruiniert.47 Die Eroberung Freiburgs
Der Weg für die Belagerung der Festung Freiburg war frei. Sie wurde noch am 21. September 1713 eingeschlossen.48 In der Nacht vom 29. auf den 30. September 1713 wurde die erste Parallele ausgehoben.49 Schon am 2. Oktober 1713 wurden Batterien mit 24-pfündern eingerichtet; Villars ließ mit diesen Geschützen allerdings nicht nur die Befestigungsanlagen bestreichen, sondern das Feuer auf die Stadt selbst eröffnen.
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Friedensschlüsse und Nachspiel
Er wollte eine rasche Übergabe durch die Terrorisierung der Bürgerschaft erzwingen und kehrte zu den Vorbildern aus dem Holländischen Krieg und dem Neunjährigen Krieg zurück.50 Die Belagerer erlitten freilich starke Verluste, als Villars den gedeckten Weg ohne hinreichende Vorbereitung am 7., 8. und 9. Oktober 1713 angreifen ließ.51 Vaubans „Humanismus“, mit effektiv eingesetzter Belagerungstechnik die Verluste an Menschenleben gering zu halten, konnte vor Villars Drängen nach einer raschen Entscheidung keine Geltung beanspruchen. Die Verluste der Belagerer häuften sich, als Villars am 13. Oktober 1713 in einem Nachtangriff einen weiteren Sturmversuch unternahm. Als die Grenadiere, die die Spitze der stürmenden Belagerer bildeten, den Scheitel des Glacis vor dem gedeckten Weg erreichten, ließen die Belagerten zwei Minen springen, die den Stürmenden erhebliche Verluste zufügten und sie in Unordnung brachten.52 Dies nutzten 600 ausfallende Verteidiger der Festung aus, denen es gelang, den Franzosen einen Verlust von 700 Mann zuzufügen53 und sie in ihre Stellungen zurückzuwerfen.54 Ungeachtet aller Verluste ließ Villars für den 2. November 1713 einen weiteren Sturmangriff vorbereiten; er bedrohte die Bürgerschaft mit Plünderung, worauf sich die Stadt ergab;55 Baron Harsch zog sich mit den Überlebenden in die Zitadelle zurück. Villars drohte ihm damit, die Bevölkerung Repressalien auszusetzen, wenn die Zitadelle nicht unverzüglich kapituliere. Harsch antwortete darauf, er erwarte, dass sich die Armee des Allerchristlichsten Königs nicht an der Bevölkerung vergehen werde. Darauf ließ Villars Taten sprechen. Er nahm aus den Reihen der Bürgerschaft Geiseln, die er vor die Zugbrücke der Zitadelle führen ließ. Hinter ihnen wurden 60 Geschütze platziert und Villars drohte damit, die Geiseln zu beschießen.56 Erinnerungen an den Terror des Dreißigjährigen und Holländischen Kriegs wurden wieder wach. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht, und Baron Harsch kapitulierte – mit ausdrücklicher Genehmigung Prinz Eugens57 – am 16. November 1713.58 Kapitel 22: Die Friedensverhandlungen in Rastatt Die Aufnahme der Verhandlungen
Bereits am 24. August 1713 hatte Ludwig XIV. Villars vertraulich zum Bevollmächtigten für künftig mit dem Kaiser zu führende Friedensverhandlungen ernannt. Der Sonnenkönig war zwar damit einverstanden, dass Bitsch, Homburg und Freiburg zurückgegeben werden sollten, bestand aber darauf, entweder Philippsburg, Breisach oder Kehl zu behalten.59 Die geächteten Wittelsbacher sollten wieder in ihre Kurfürstentümer in Köln und Bayern eingesetzt werden. Alles andere sei nicht verhandelbar, wie Torcy in seinen Instruktionen an Villars ausdrücklich betonte. Am 20. November 1713 erhielt Villars eine Botschaft von Prinz Eugen, in der ihm angeboten wurde, sich in Rastatt zu Friedensverhandlungen zu treffen. Dass zwei – wenn auch diplomatisch versierte – Militärs die Friedensverhandlungen anvertraut
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Friedensschlüsse und Nachspiel
Er wollte eine rasche Übergabe durch die Terrorisierung der Bürgerschaft erzwingen und kehrte zu den Vorbildern aus dem Holländischen Krieg und dem Neunjährigen Krieg zurück.50 Die Belagerer erlitten freilich starke Verluste, als Villars den gedeckten Weg ohne hinreichende Vorbereitung am 7., 8. und 9. Oktober 1713 angreifen ließ.51 Vaubans „Humanismus“, mit effektiv eingesetzter Belagerungstechnik die Verluste an Menschenleben gering zu halten, konnte vor Villars Drängen nach einer raschen Entscheidung keine Geltung beanspruchen. Die Verluste der Belagerer häuften sich, als Villars am 13. Oktober 1713 in einem Nachtangriff einen weiteren Sturmversuch unternahm. Als die Grenadiere, die die Spitze der stürmenden Belagerer bildeten, den Scheitel des Glacis vor dem gedeckten Weg erreichten, ließen die Belagerten zwei Minen springen, die den Stürmenden erhebliche Verluste zufügten und sie in Unordnung brachten.52 Dies nutzten 600 ausfallende Verteidiger der Festung aus, denen es gelang, den Franzosen einen Verlust von 700 Mann zuzufügen53 und sie in ihre Stellungen zurückzuwerfen.54 Ungeachtet aller Verluste ließ Villars für den 2. November 1713 einen weiteren Sturmangriff vorbereiten; er bedrohte die Bürgerschaft mit Plünderung, worauf sich die Stadt ergab;55 Baron Harsch zog sich mit den Überlebenden in die Zitadelle zurück. Villars drohte ihm damit, die Bevölkerung Repressalien auszusetzen, wenn die Zitadelle nicht unverzüglich kapituliere. Harsch antwortete darauf, er erwarte, dass sich die Armee des Allerchristlichsten Königs nicht an der Bevölkerung vergehen werde. Darauf ließ Villars Taten sprechen. Er nahm aus den Reihen der Bürgerschaft Geiseln, die er vor die Zugbrücke der Zitadelle führen ließ. Hinter ihnen wurden 60 Geschütze platziert und Villars drohte damit, die Geiseln zu beschießen.56 Erinnerungen an den Terror des Dreißigjährigen und Holländischen Kriegs wurden wieder wach. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht, und Baron Harsch kapitulierte – mit ausdrücklicher Genehmigung Prinz Eugens57 – am 16. November 1713.58 Kapitel 22: Die Friedensverhandlungen in Rastatt Die Aufnahme der Verhandlungen
Bereits am 24. August 1713 hatte Ludwig XIV. Villars vertraulich zum Bevollmächtigten für künftig mit dem Kaiser zu führende Friedensverhandlungen ernannt. Der Sonnenkönig war zwar damit einverstanden, dass Bitsch, Homburg und Freiburg zurückgegeben werden sollten, bestand aber darauf, entweder Philippsburg, Breisach oder Kehl zu behalten.59 Die geächteten Wittelsbacher sollten wieder in ihre Kurfürstentümer in Köln und Bayern eingesetzt werden. Alles andere sei nicht verhandelbar, wie Torcy in seinen Instruktionen an Villars ausdrücklich betonte. Am 20. November 1713 erhielt Villars eine Botschaft von Prinz Eugen, in der ihm angeboten wurde, sich in Rastatt zu Friedensverhandlungen zu treffen. Dass zwei – wenn auch diplomatisch versierte – Militärs die Friedensverhandlungen anvertraut
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wurden, erklärt sich nicht allein aus dem Zeitgeist, sondern ist auch deshalb möglich gewesen, weil das Utrechter Friedenstraktat nach dem Verlauf des Kriegsgeschehens 1713 Leitlinie der Vereinbarungen werden konnte und musste, die zwischen dem Allerchristlichsten König und dem Kaiser geschlossen wurden. Gemessen daran nutzte Prinz Eugen seine Möglichkeiten als Verhandlungsführer vollständig aus. Vor dem Rastatter Schloss kam Villars am 26. November 1713 eine halbe Stunde vor Prinz Eugen an, den er, auf einen Stock gestützt, an der Freitreppe des Schlosses empfing, die Prinz Eugen heraufstürmte und seinen Freund aus den Tagen der Schlacht von Zenta in den Arm schloss.60 Die jahrzehntelange Freundschaft der Verhandlungsführer war gewiss dem Gang der Verhandlungen nicht abträglich,61 konnte aber nicht verhindern, dass Prinz Eugen bereits kurz nach der Aufnahme der Beratungen in der Sache die Verhandlungen abrupt abbrach, als Villars ihm die französischen Bedingungen präsentierte.62 Durch einen aide-de-camp wurden die französischen Vorschläge dennoch an den Kaiser weitergeleitet und, nach Präsentation der Vorschläge und Forderungen des Kaisers nach Wiederherstellung des Friedens von Rijswik, die Verhandlungen fortgesetzt.63 Ludwig XIV. instruierte Villars am 7. und 9. Dezember 1713, Härte zu zeigen.64 Bis zum 18. Dezember 1713 wurde mit Nachdruck um von Ludwig XIV. dem Kaiser abverlangte Schadenersatzforderungen für die Wittelsbacher gestritten, an deren Stelle dann Kompensationszahlungen durch Frankreich traten.65 Der Vorschlag des pfälzischen Kurfürsten vom 29. Dezember 1713, an Frankreich Germersheim im Austausch für eine Rückgabe Freiburgs an den Kaiser zu zedieren, lehnte Prinz Eugen mit der Drohung ab, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen.66 Anfang Januar 1714 hatten sich die Verhandlungen totgefahren. Ludwig XIV. ließ Villars wissen, er sollte nicht versuchen, Prinz Eugen davon abzuhalten, Rastatt zu verlassen, sollte aber nicht als erster die Verhandlungen abbrechen;67 Broglie sollte aber die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen mit einem Sturm der Ettlinger Linien vorbereiten.68 Ende Januar 1714 scheinen beide Verhandlungsführer in einer letzten Anstrengung handschriftliche Noten darüber ausgetauscht zu haben, welches ihre unverzichtbaren Standpunkte waren, auf deren Grundlage sie einen Einigungsentwurf verfertigten. Am 6. Februar 1714 verließen sie, nach Straßburg und Stuttgart abreisend, Rastatt, um dort die Antworten ihrer jeweiligen Höfe auf die dorthin abgefertigten Entwürfe einzuholen.69 Nachdem kleinere Unstimmigkeiten ausgeräumt worden waren, trafen Villars und Prinz Eugen am 29. Februar 1714 wieder in Rastatt ein. Am 7. März 1714 wurde der Frieden zwischen Frankreich und dem Kaiser in Rastatt abgeschlossen.
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Friedensschlüsse und Nachspiel
Die Regelungen des Rastatter Friedenstraktats
Das Elsass blieb bei Frankreich, Österreich behielt die Herrschaft über die Lombardei, Neapel und Sardinien. Landau, das die Franzosen erobert hatten, bildete eine stark befestigte Exklave Frankreichs im Reich. An Österreich fielen Breisach am Rhein, Freiburg im Breisgau und Kehl, die Spanischen Niederlande, Sardinien und die früher zur spanischen Krone gehörenden Teile in Italien, einschließlich der Lombardei mit Mailand, Mantua und das Königreich Neapel. Frankreich musste alle rechtsrheinischen Eroberungen im Reich räumen, blieb aber im Besitz der Festungsstadt Landau in der Pfalz. Der Kaiser musste den französischen Verbündeten, Kurfürst Max Emanuel von Bayern und dem Erzbischof von Köln, Joseph Clemens von Bayern, ihren früheren Status und Besitz wieder zurückgeben. Der Vertrag war, statt dem bisher üblichen Latein, zur Beschleunigung der Angelegenheit in der französischen Sprache der beiden Verhandlungsführer abgefasst. Trotz einer Klausel, dass damit kein Präzedenzfall für künftige internationale Verträge geschaffen werden sollte, entwickelte sich Französisch in der Folge zur Diplomatiesprache. Der Friedensschluss von Baden
Um auch das Deutsche Reich in den Frieden aufzunehmen, fand ein Kongress in Baden im Aargau statt, wo der Rastatter Frieden mit wenigen Änderungen am 7. September 1714 angenommen wurde (Frieden von Baden).70 Hiernach bekam der Kaiser die Spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; Frankreich behielt von seinen Eroberungen nur Landau; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder und Würden wieder eingesetzt. Spanien schloss am 26. Juni 1714 mit den Niederlanden und im Februar 1715 mit Portugal Frieden. Der dritte, endgültige Barrieretraktat
Nachdem die Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt die Spanischen Niederlande an Österreich übertragen hatten, wurde zwischen Österreich und den Vereinigten Niederlanden am 15. November 1715 ein drittes endgültiges Barrieretraktat abgeschlossen. Hierin wurde den Niederlanden zugestanden, in Veurne, Knokke, Ypern, Menin und Tournai sowie in Namur und Warneton das ausschließliche Besatzungsrecht auszuüben, während sie in Dendermonde und Roermond nur gemeinsam mit Österreich Besetzungen unterhalten durften. Zur Instandhaltung dieser Plätze sollte Österreich mit jährlich
Das blutige Nachspiel des Spanischen Erbfolgekriegs
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500 000 Reichstalern aufkommen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden die Plätze von den Franzosen erobert und größtenteils geschleift. 1781 wurde das Barrieretraktat von Kaiser Joseph II. einseitig aufgehoben. Die Niederlande mussten 1782 die Barriereplätze räumen und verzichteten 1785 auch förmlich auf das Besatzungsrecht. Kapitel 23: Das blutige Nachspiel des Spanischen Erbfolgekriegs Der Nordische Krieg
Brandenburg-Preußen traten nach dem Frieden von Utrecht 1713 mit der Forderung nach der Einräumung Stettins und Hannover gegen Schweden in den Krieg ein. Bis in das Jahr 1721 hinein fochten die Verbündeten gegen Schweden, dessen Königin erst Jahre, nachdem Karl XII gefallen war, einen Frieden schloss, mit dem die Großmachtstellung Schwedens beerdigt wurde. Russland, das schon im Spanischen Erbfolgekrieg für die Alliierten eine bedrohliche Macht darstellte, hatte nun seinen Platz im Konzert der Großmächte eingenommen. Der Krieg der Quadrupelallianz
Phillip V. hatte mit dem Frieden von Utrecht sein Königtum in Spanien gesichert. Spanien hatte aber seine italienischen Besitzungen und damit seine Stellung im Mittelmeer verloren, die sein Reich ausgemacht hatten. Das Herzogtum Mailand, Neapel und die Insel Sardinien waren wieder an das Haus Habsburg gefallen. Viktor Amadeus II. hatte die Herrschaft über Sizilien erlangt. Kardinal Giulio Alberoni hatte bereits 1714 die Heirat Philipps V. mit Elisabeth Farnese vermittelt und stieg in den folgenden Jahren zum persönlichen Ratgeber der Königin auf. Im Jahr 1715 avancierte er zum Premierminister und knüpfte damit an die Tradition Olivares an. Seinen Bemühungen war es zu verdanken, dass sich die spanische Wirtschaft und die Staatsfinanzen wieder erholen konnten. Damit war die Grundlage dafür geschaffen, eine neue Flotte zu bauen, die 1718 wieder 50 Linienschiffe zählte. Damit glaubten Phillip V. und Alberoni die militärische Grundlage dafür geschaffen zu haben, spanische Ansprüche auf Sizilien und Sardinien erheben zu können, zumal in Frankreich seit dem Tod Ludwigs XIV. 1715 der Herzog von Orleans als Vormund des noch unmündigen Königs Ludwig XV. herrschte und von dort Widerstand nicht erwartet wurde. Als trotz des in den Utrechter Verhandlungen erklärten Erbverzichts weitere spanische Erbansprüche auf den französischen Thron erhoben wurden, falls der junge Ludwig XV. starb, suchte Orleans die Unterstützung Englands, das dessen Stellung unterstützte, da es daran interessiert war, eine Personalunion der bourbonischen Mon-
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500 000 Reichstalern aufkommen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden die Plätze von den Franzosen erobert und größtenteils geschleift. 1781 wurde das Barrieretraktat von Kaiser Joseph II. einseitig aufgehoben. Die Niederlande mussten 1782 die Barriereplätze räumen und verzichteten 1785 auch förmlich auf das Besatzungsrecht. Kapitel 23: Das blutige Nachspiel des Spanischen Erbfolgekriegs Der Nordische Krieg
Brandenburg-Preußen traten nach dem Frieden von Utrecht 1713 mit der Forderung nach der Einräumung Stettins und Hannover gegen Schweden in den Krieg ein. Bis in das Jahr 1721 hinein fochten die Verbündeten gegen Schweden, dessen Königin erst Jahre, nachdem Karl XII gefallen war, einen Frieden schloss, mit dem die Großmachtstellung Schwedens beerdigt wurde. Russland, das schon im Spanischen Erbfolgekrieg für die Alliierten eine bedrohliche Macht darstellte, hatte nun seinen Platz im Konzert der Großmächte eingenommen. Der Krieg der Quadrupelallianz
Phillip V. hatte mit dem Frieden von Utrecht sein Königtum in Spanien gesichert. Spanien hatte aber seine italienischen Besitzungen und damit seine Stellung im Mittelmeer verloren, die sein Reich ausgemacht hatten. Das Herzogtum Mailand, Neapel und die Insel Sardinien waren wieder an das Haus Habsburg gefallen. Viktor Amadeus II. hatte die Herrschaft über Sizilien erlangt. Kardinal Giulio Alberoni hatte bereits 1714 die Heirat Philipps V. mit Elisabeth Farnese vermittelt und stieg in den folgenden Jahren zum persönlichen Ratgeber der Königin auf. Im Jahr 1715 avancierte er zum Premierminister und knüpfte damit an die Tradition Olivares an. Seinen Bemühungen war es zu verdanken, dass sich die spanische Wirtschaft und die Staatsfinanzen wieder erholen konnten. Damit war die Grundlage dafür geschaffen, eine neue Flotte zu bauen, die 1718 wieder 50 Linienschiffe zählte. Damit glaubten Phillip V. und Alberoni die militärische Grundlage dafür geschaffen zu haben, spanische Ansprüche auf Sizilien und Sardinien erheben zu können, zumal in Frankreich seit dem Tod Ludwigs XIV. 1715 der Herzog von Orleans als Vormund des noch unmündigen Königs Ludwig XV. herrschte und von dort Widerstand nicht erwartet wurde. Als trotz des in den Utrechter Verhandlungen erklärten Erbverzichts weitere spanische Erbansprüche auf den französischen Thron erhoben wurden, falls der junge Ludwig XV. starb, suchte Orleans die Unterstützung Englands, das dessen Stellung unterstützte, da es daran interessiert war, eine Personalunion der bourbonischen Mon-
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Friedensschlüsse und Nachspiel
archien zu verhindern. Die Niederlande sahen sich durch die spanischen Expansionsbestrebungen bedroht, was am 4. Januar 1717 zum Zusammenschluss Franreichs, Englands und der Vereinigten Provinzen in der Tripel-Allianz führte. Österreich, die Hauptmacht in Italien, stand vom Jahr 1716 an als Bündnispartner Venedigs wieder im Krieg gegen die Osmanen. Da seine Kräfte auf dem Balkan gebunden waren, sahen Phillip V. und Alberoni die Gelegenheit zum Losschlagen gekommen. Gegen Proteste der Tripel-Allianz landeten im November 1717 etwa 8 000 Mann spanischer Truppen auf Sardinien, das durch die Friedensschlüsse unter österreichischer Herrschaft stand. Eine militärische Antwort der Habsburger blieb weithin aus. Prinz hoffte, den Ausbruch eines großen Kriegs in Italien vermeiden zu können. Der Präsident des Hofkriegsrats befahl aber die Absendung von Verstärkungen, mit denen die Defensivkräfte im habsburgischen Neapel aufgestockt wurden. Die Mächte der Tripelallianz vermittelten daraufhin erfolgreich einen Frieden zwischen Habsburgern und Osmanen, um österreichische Streitkräfte für den Kampf gegen die spanischen Invasoren in Italien freizusetzen. Am 21. Juli 1718 kam es zum Abschluss des Friedens von Passarowitz. Am 2. August 1718 trat Österreich dem zur Quadrupelallianz erweiterten Bündnis bei. In den Bündnisvereinbarungen verzichtete Kaiser Karl VI. auf seine (trotz des Badener Friedensschlusses nicht aufgegebenen) Ansprüche auf den spanischen Thron, und willigte in den Tausch Siziliens gegen Sardinien ein. Auf dieser Grundlage richtete die Quadrupelallianz ein Ultimatum an den Madrider Hof. Zuvor war am 3. Juli 1718 ein spanisches Heer auf dem savoyischen Sizilien. Palermo war eingenommen und danach die ganze Insel mit Ausnahme Messinas besetzt worden. Zugleich verhandelte Alberoni mit Piemont, dem er vorschlug, gemeinsam gegen Österreich vorzugehen und die zu eroberten Gebiete aufzuteilen. Die Kampfhandlungen begannen in größerem Umfang mit der Entsendung eines starken britischen Geschwaders unter Admiral George Byng in das Mittelmeer. In Neapel verständigte sich Byng mit dem österreichischen Vizekönig Wirich Philipp Graf Daun darauf, mit einem österreichischen Heer die Passage nach Sizilien zu sichern. Byng fand die spanische Flotte, die er am 11. August 1718 vor Capo Passero an der Südspitze Siziliens vernichtend schlug. Die materielle Basis seiner Expedition büßte Spanien damit ein. Seine Truppen auf Sardinien und Sizilien konnten nicht mehr versorgt werden. Inzwischen hatte sich ein kleines österreichisches Heer in Neapel gesammelt, das im Herbst 1718 nach Sizilien übersetzte. Daun gelang es mit diesen Truppen nur, einen kleinen Brückenkopf um Milazzo zu halten. Am 17. Dezember 1718 wies Spanien die Bedingungen der Allianz endgültig zurück, woraufhin England Spanien offiziell den Krieg erklärte. Der Kampf weitete sich auf die spanischen Kolonien in Südamerika aus, wo England versuchte, Vorteile zu erringen. Zum Jahresende befanden sich erst England und Österreich mit Spanien im Krieg; die Niederlande traten im August 1719 in den Krieg ein und zum Jahreswechsel 1719/1720 erklärte auch Frankreich offiziell Spanien den Krieg, nachdem ein Komplott des spanischen Botschafters in Paris gegen den Regenten Orleans aufgedeckt worden war. Ein französi-
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sches Heer unter Berwick überquerte im Frühjahr 1719 die Pyrenäen und fiel ins Baskenland ein. Berwick sah sich aber wegen der schlechten Versorgungslage gezwungen, sich im November wieder zurückziehen. Auch ein weiterer Vorstoß nach Katalonien war wegen der miserablen Versorgungslage erfolglos. In den amerikanischen Kolonien konnten die französischen Truppen das spanische Pensacola in Florida einnehmen. Im Laufe des Jahrs 1719 gelang den Österreichern unter Graf Mercy die Rückeroberung Siziliens. Mercy wurde zurückgeschlagen, als er am 21. Juni das spanische Lager bei Francavilla überfiel, gewann aber später ein Gefecht bei Milazzo und eroberte Messina zurück, womit eine feindliche Kraft mehr zwischen ihm und Palermo standen. Am 6. März 1719 stieß eine spanische Flotte mit etwa 5 000 Mann in Cádiz in Richtung auf die schottische Westküste, um jakobitische Aufständische zu unterstützen. Widrige Winde und die Überlegenheit der englischen Flotte vereitelten die Expedition. Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Provinzen im August 1719 wurde es offensichtlich, dass Spanien keine Aussicht hatte, gegen die Übermacht der Quadrupelallianz zu bestehen. Gegen Verhandlungsvorschläge der Regierung in Madrid forderten die Verbündeten, Kardinal Alberoni zuvor zu entlassen, bevor ein Friedensvertrag verhandelt werden könnte. Am 5. Dezember 1719 wurde daraufhin Alberoni von allen seinen Ämtern entbunden und ihm befohlen, das Land innerhalb von drei Wochen zu verlassen. Daraufhin wurde am 20. Februar 1720 der Vertrag von Den Haag abgeschlossen, der den Krieg beendete. Auf Sizilien wurden die Kampfhandlungen kurz danach durch die Konvention von Palermo eingestellt.
Anmerkungen Teil A 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36
Berater der Kurfürstin Sophia von Hannover, Trevelyan, Ramillies 99. Als Agent Harleys, Trevelyan, Ramillies 17. So Burke, Ludwig XIV., 153. Wolf, Emergence of Power 19. Churchill II 328. Plassmann 385. Braubach I, 330/331. Wolfgang Froese/Martin Walter (Hrsg.), Der Türkenlouis. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und seine Zeit, 2008. Schlosser 16. Sonnino 47. Sonnino 55. Sonnino 26. Sonnino 10/11. Lynn, wars 105. Lynn, Wars 105. Stegemann 248. Otto Brunner, Sonnino 9. J 210. J 192 ff., 195. v. Raumer, Zerstörung 25. Eingehend Böckenförde, Staat 8 (1969) 449, 454 ff. Böckenförde Staat 8 (1969) 449, 466 ff., 467 f. Gaxotte 96/96. Lynn, Wars 106. Sonnino 7. Gaxotte 89. Dodge 577. Lynn, Wars 106. Stegemann 248; Lynn, Wars 107/108. Ostwald 25/26. Ostwald 21 ff. Lynn, Wars 108. Gaxotte 85. Childs, Warfare 164. Lynn, Wars 111.
37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
Spielman 56. Spielman 42. Spielman 43. Spielman 56. Vgl. auch Voltaire, Ludwig XIV., 83. Kamen, War 27. Lynn, Wars 108. Ekberg 111. Lynn, Wars 108. Wolf, Louis XIV., 227. O Cahill II 143. O Cahill II 144. O Cahill II 144/145. M. Trevelyan, William III 57. Satterfield, Partizans 13. Lynn, Wars 109. Wolf, Louis XIV., 211. Lynn, Wars 109. Satterfield, Partizans 13. Gaxotte 70/71. Gaxotte 70. Gaxotte 134. Zanthier 266. Satterfield, Partizans 15. M. Trevelyan, William III 69. M. Trevelyan, William III70, 74. Lynn, Wars 109/110. M. Trevelyan, William III 86. M. Trevelyan, William III 87. M. Trevelyan, William III 31. Japikse 203. Japikse 234. Zanthier 266/267. M. Trevelyan, William III 111. M. Trevelyan, William III 115. M. Trevelyan, William III 118. Satterfield 13 ff. Lynn, Wars 110. Sonnino 50. Voltaire, Ludwig XIV., 83. Urbanski 42. Urbanski 43. Urbanski 43/44. Urbanski 44.
510
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128
Anmerkungen Teil A: Seite 37–42
Urbanski 45. Spielman 62. Urbanski 49. Schlosser 48. Spielman 63. Urbanski 64/65. Spielman 63. Spielman 58. Lynn, Giants 126. Dodge 583. M. Trevelyan, William III 75. M. Trevelyan, William III 122. Duffy, Vauban 8. Longueville 302. M. Trevelyan, William III 89. M. Trevelyan, William III 122. M. Trevelyan, William III 78. M. Trevelyan, William III 79. M. Trevelyan, William III 86. M. Trevelyan, William III 87. M. Trevelyan, William III 31. M. Trevelyan, William III 90/91. M. Trevelyan, William III 95. M. Trevelyan, William III 96. M. Trevelyan, William III 120. M. Trevelyan, William III 123. Longueville 301. Trevelyan, Blenheim 105. Longueville 301. Zanthier 269. M. Trevelyan, William III 126. M. Trevelyan, William III 123. M. Trevelyan, William III 129. M. Trevelyan, William III 129/130. M. Trevelyan, William III 130. M. Trevelyan, William III 125. M. Trevelyan, William III 127. M. Trevelyan, William III 126. M. Trevelyan, William III 127/128. M. Trevelyan, William III 128. M. Trevelyan, William III 126. M. Trevelyan, William III 146/147. M. Trevelyan, William III 148. M. Trevelyan, William III 134. M. Trevelyan, William III 135. M. Trevelyan, William III 134. M. Trevelyan, William III 136. M. Trevelyan, William III 137.
129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176
M. Trevelyan, William III 138. M. Trevelyan, William III 138. Clausewitz 143. M. Trevelyan, William III 135. M. Trevelyan, William III 151. Childs, Warfare 166. Zanthier 274. Zanthier 273; Longueville 303. Zanthier 274. Voltaire, Ludwig XIV., 101 f. Zanthier 279. Godley, Condé 550. Godley, Condé 550. O Cahill II 146. Voltaire, Ludwig XIV., 102. Satterfield 19. Godley, Condé 551. Wolf, Louis XIV., 224. Godley, Condé 547. Godley, Condé 547. Godley, Condé 548. Clausewitz 143. Clausewitz 144/145. Clausewitz 145. O Cahill II 145/146. Satterfield 20. Voltaire, Ludwig XIV., 103. Satterfiedl 18. Zanthier 285. Zanthier 292. Longueville 305. Anonymus, Historischer Bericht 20. Satterfield 19. Gaxotte 105. Lynn, Wars 116/117. Duffy, Vauban 9. M. Trevelyan, William III183. M. Trevelyan, William III 184. M. Trevelyan, William III 185. Troost 155. M. Trevelyan, William III 186/187. M. Trevelyan, William III 200. M. Trevelyan, William III 201. M. Trevelyan, William III 202. M. Trevelyan, William III 199. M. Trevelyan, William III 203. M. Trevelyan, William III 209. Clausewitz 146.
177 178 179 180 181
182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221
Anmerkungen Teil A: Seite 42–48
Voltaire, Ludwig XIV., 104. O Cahill II 148. Stegeman 253. Lynn, Wars 111. Voltaire, Ludwig XIV., 105. Vgl. auch Satterfield, Partizans, 16, der meint, Ludwig XIV. habe keine klaren Kriegsziele gehabt. Clausewitz 147. M. Trevelyan, William III 215. M. Trevelyan, William III 218 ff. M. Trevelyan, William III 229. M. Trevelyan, William III 235. M. Trevelyan, William III 247. Japikse, Oranier 211 ff.; Stegemann 252. M. Trevelyan, William III 258 M. Trevelyan, William III 277. Dodge 587. J 215. Japikse, Oranier 224/225. M. Trevelyan, William III 285. M. Trevelyan, William III 290. M. Trevelyan, William III 289. Wolf, Louis XIV., 226. M. Trevelyan, William III 290/291. M. Trevelyan, William III 293. Trevelyan, Blenheim 105. Trevelyan, Blenheim 105. Zanthier 269. Lynn, Wars 117. M. Trevelyan, William III 210/211. M. Trevelyan, William III 211. M. Trevelyan, William III 304. M. Trevelyan, William III 303. M. Trevelyan, William III 305. M. Trevelyan, William III 306. M. Trevelyan, William III 310. M. Trevelyan, William III 313. M. Trevelyan, William III 310/311. M. Trevelyan, William III 314. M. Trevelyan, William III 317. M. Trevelyan, William III 326. M. Trevelyan, William III 328. Wolf, Louis XIV., 226. Wolf, Louis XIV., 229. Wolf, Louis XIV., 229. Zanthier 293/294. Wolf, Louis XIV., 236.
222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269
Zanthier 296. Zanthier 297. Zanthier 307. Wolf, Louis XIV., 230. Wolf, Louis XIV., 236. Wolf, Louis XIV., 237. Zanthier 315/316. Zanthier 315. Zanthier 316. Satterfield 21, 23. Zanthier 323. Voltaire, Ludwig XIV., 110. Satterfield 17, 21. Ekberg 81. Ekberg 81. Ekberg 19. Ekberg 44. Ekberg 43. Ekberg 123. Duffy, Vauban 10. Lynn Wars 121. Satterfield 22. Satterfield 53. Satterfield 17. M. Trevelyan, William III 113. M. Trevelyan, William III 114. M. Trevelyan, William III 124/125. Zanthier 297/298. Ekberg 48. Ekberg 49. Beuys 331. Zanthier 299. Zanthier 309. Zanthier 310. Beusy 332. Clausewitz 150. Zanthier 318. Zanthier 327. Ekberg 49. Ekberg 51. Ostwald 57/58. Ostwald 58. Ostwald 61. Sturgill 12. Longueville 319. Duffy, Fortress 40; Ostwald 181. Lynn, Wars 120. Holmes 74.
511
512
270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317
Anmerkungen Teil A: Seite 48–54
Satterfield 21. Ekberg 20. Ekberg 22. Ekberg 121. Ekberg 123. Ekberg 126. Vetter, in: Froese/Walter 9, 19. Ekberg 39. Ekberg 40. Ekberg 39. Ekberg 41. Ekberg 30 ff. Ekberg 55. Longueville 320. Longueville 319. Longueville 320. Longueville 321. Longueville 322. Ekberg 70. Ekberg 72. Ekberg 73. Zanthier 362. Ekberg 79. Troost 92. Godley, Condé 559. Zanthier 358. Ekberg 130. Zanthier 358/359. Ekberg 134. Wolf, Louis XIV., 237. Wolf, Louis XIV., 238. Wolf, Louis XIV., 242. M. Trevelyan, William III 339. Zanthier 327. Zanthier 328. Zanthier 329. Dodge 596. Schreiber, Montecuccoli 246. Dodge 597/598. Dodge 599. Ekberg 136. Ekberg 137. Schreiber, Montecuccoli 246. Zanthier 363. Ekberg 137. M. Trevelyan, William III 337/338. Zanthier 353 ff. Satterfield 21/22.
318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359
Satterfield 22. Ekberg 160. Ekberg 161 ff. J 231. Satterfield 22/23. Satterfield 23. Satterfield 25. Satterfield 23. Satterfield 23. Longueville 329. M. Trevelyan, William III 346. Zanthier 266. K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 250. Dodge 593. K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 251. Zit. Nach K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 2257, 258. K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 251/252; zum Text a.a.O. 258/259. K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 253. K. Müller, Reichkriegserklärung 248, 254. Lynn Wars 124. Satterfield 208. Satterfield 210. Satterfield 224. Satterfield 26. Lynn, Wars 125. O Cahill II 150. Godley, Condé 563. Godley, Condé 564. Godley, Condé 564. Godley, Condé 566. O Cahill II 151/152. O Cahill II 152/153. O Cahill II 153. Voltaire, Ludwig XIV., 118/119. Dodge 603. Godley, Condé 572. Dodge 604. Dodge 605. Godley, Condé 574. Satterfield 27. Satterfield 73. Satterfield 27.
360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404
Anmerkungen Teil A: Seite 54–63
Satterfield 28. Satterfield 28/29. Satterfield 29. Satterfield 25. Zanthier 368. Voltaire, Ludwig XIV., 115. Voltaire, Ludwig XIV., 122. O Cahill 16. O Cahill 15/16. O Cahill 17. Lynn, Giants 406. Voltaire, Ludwig XIV., 122. Sturgill 13. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 134 ff. Montecuccoli, Ausgewählte Schriften 1899; Barker 49 ff. So das Urteil von Voltaire, Ludwig XIV., 119. Dodge 592. Schreiber, Montecuccoli. Lynn, Wars 118/119. Clausewitz 154. Dodge 607. Zanthier 368/369. Dodge 608. Dodge 610. Zanthier 371. Zanthier 372. Zanthier 374. Dodge 611. Zanthier 373. Zanthier 374. Dodge 612. Zanthier 383. Longueville 337. Zanthier 386/387. Longueville 344. Zanthier 387; Longueville 343. Clausewitz 165/166. Clausewitz 155. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 88. Clausewitz 165. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 90. Zanthier 392; unter Berufung auf Napoleon I kritisch dagegen Longueville 350. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 90. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 91.
405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452
Clausewitz 157. v. Raumer, Zerstörung 29. v. Raumer, Zerstörung 32. v. Raumer, Zerstörung 108. Dodge 629/630. Clausewitz 173. Clausewitz 186. Clausewitz 174. Clausewitz 175. Schreiber, Montecuccoli 256/257. Lynn, Wars 141. Clausewitz 181/182. Wolf, Louis XIV., 245. Wolf, Louis XIV., 244. Clausewitz 182. Wolf, Louis XIV., 239. Satterfield 29. Satterfield 30. Satterfield 201. Wentzke 103, 112 f. Wentzke 120. Pesendorfer, Lothringen 146. Gaxotte 109. Satterfield 32. Satterfield 283. Satterfield 31. Satterfield 110. Satterfield 256. Satterfield 256/257. Satterfield 297. Satterfield 31/32. Satterfield 302. Satterfield 33. Satterfield 34. Satterfield 309 f. Childs, Warfare 178. Satterfield 35. Satterfield 38. Satterfield 37. Satterfield 37. O Cahill 55. Wentzke 133. O Cahill 62. O Cahill 62/63. O Cahill 63. O Cahill 63. Wentzke 134. O Cahill 64.
513
514
453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498
Anmerkungen Teil A: Seite 63–78
Wentzke 144. O Cahill 76–78. Childs, Warfare 178. Satterfield 37. Satterfield 38. Wentzke 150. Wentzke 155. Wolf, Louis XIV., 479. Wolf, Louis XIV., 261. Wolf, Louis XIV., 248. Wolf, Louis XIV., 248. Gaxotte 110/111. Satterfield 39. Lynn, French Wars 48. Burke, Ludwig XIV., 105. Gaxotte 195/196. Clausewitz 117. Gaxotte 118. Wolf, Louis XIV., 235. Gaxotte 97/98. Gaxotte 98. Duffy, Vauban 26Lohmeier 24. Duffy, Vauban 27. Hüttl 127. Urbanski 39/40. Wentke 243. Wentzke 159. Wentzke 243. Wolf, Emergence of Power 31. Spielman 159. Gaxotte 264 f. Wolf, Emergence of Power 42/43. v. Raumer, Zerstörung 39. Deutsches Rechtswrterbuch, Artikel Allod v. Raumer, Zerstörung 39/40. v. Raumer, Zerstörung 40. v. Raumer, Zerstörung 54; Symcox, Crisis 72. Hüttl 171. Hüttl 172. Voltaire, Ludwig XIV. 143/144. Symcox, Crisis 72. Symcox, Crisis 73. Symcox, Crisis 1. Symcox, Crisis 39. Symcox, Crisis 28.
499 500 501 502 503 504 505
506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543
Symcox, Crisis 39/40. Symcox, Crisis 77. Wolf, Emergence of Power 42. Wolf, Louis XIV., 456. Symcox, Crisis 36. Symcox, Crisis 41. Für die Vereinigten Provinzen beziffert Boxer, Seaborne Empire 319/320, die Zahl der mobilisierbaren Seeleute mit wenigsten 80 000. Boxter, Seaborne Empire 74. Symcox, Crisis 40. Symcox, Crisis 14/15. Symcox, Crisis 13. Symcox, Crisis 18, 29/30. Einschränkend Symcox, Crisis 20. Symcox, Crisis 30. Symcox, Crisis 74. Symcox, Crisis 73. Symcox, Crisis 44. Symcox, Crisis 43. Symcox, Crisis 45. Symcox, Crisis 45/46. Symcox, Crisis 42. Symcox, Crisis 46, 47. Symcox, Crisis 49. Symcox, Crisis 49. Symcox, Crisis 50. Symcox, Crisis 74. Symcox, Crisis 75. v. Raumer, Zerstörung 60/61. v. Raumer, Zerstörung 61. Lynn, Giants 507. v. Raumer, Zerstörung 62. Gaxotte 267/268. v. Raumer, Zerstörung 65. v. Raumer, Zerstörung 67. v. Raumer, Zerstörung 68. v. Raumer, Zerstörung 66. Childs, Warfare 184. v. Raumer, Zerstörung 59. v. Raumer, Zerstörung 64. v. Raumer, Zerstörung 75 v. Raumer, Zerstörung 77. Trevelyan, Blenheim 106. Trevelyan, Blenheim 106. Trevelyan, Blenheim 107. Trevelyan, Blenheim 106.
544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590
Anmerkungen Teil A: Seite 78–91
Trevelyan, Blenheim 108. Trevelyan, Blenheim 108. Trevelyan, Blenheim 109. Trevelyan, Blenheim 109. Voltaire, Ludwig XIV. 148. v. Raumer, Zerstörung 105. Fiedler 57. v. Raumer, Zerstörung 98 ff. v. Raumer, Zerstörung 92. v. Raumer, Zerstörung 105. v. Raumer, Zerstörung 108 f. v. Raumer, Zerstörung 111. v. Raumer, Zerstörung 113–146. v. Raumer, Zerstörung 192. Childs, Warfare 186. Duffy, Vauban 27/28. v. Raumer, Zerstörung 44. Lynn, Wars 227. Symcox, Crisis 79. Symcox, Crisis 80. Barthorp, The Jacobite Rebellion 5. Symcox, Crisis 79/80. Symcox, Crisis 111. Childs, Williamite Wars 185/186. Childs, Williamite Wars 205/206. Müllenbrock 23 ff. Symcox, Crisis 82. Symcox, Crisis 83. Symcox, Crisis 85. Voltaire, Ludwig XIV., 150/151. Macroy, The Siege of Derry, 1980, insbes. 307 ff. Symcox, Crisis 86/87. Childs, Williamite Wars 185/186. Childs, Williamite Wars 194. Childs, Williamite Wars 194. Childs, Williamite Wars 205. Childs, Williamite Wars 206/207. Childs, Williamite Wars 209. Childs, Williamite Wars 207. Childs, Williamite Wars 210/211. Childs, Williamite Wars 211. Childs, Williamite Wars 212. Childs, Williamite Wars 213. Childs, Williamite Wars 214. Childs, Williamite Wars 214. Childs, Williamite Wars 215 Childs, Williamite Wars 215/216.
591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638
Childs, Williamite Wars 216. Childs, Williamite Wars 216. Childs, Williamite Wars 217. Childs, Williamite Wars 217/218. Childs, Williamite Wars 218. Childs, Williamite Wars 219. Childs, Williamite Wars 219/220. Childs, Williamite Wars 220. Childs, Williamite Wars 221. Childs, Williamite Wars 222. Childs, Williamite Wars 223. Childs, Williamite Wars 240 ff. Childs, Williamite Wars 248. Childs, Williamite Wars 249. Childs, Williamite Wars 250. Childs, Williamite Wars 253. Childs, Williamite Wars 254. Childs, Williamite Wars 255. Childs, Williamite Wars 255/256. Childs, Williamite Wars 258. Childs, Williamite Wars 268/269. Childs, Williamite Wars 268/269. Childs, Williamite Wars 2270–272. Childs, Williamite Wars 274. Childs, Williamite Wars 274/275. Childs, Williamite Wars 276. Childs, Williamite Wars 276/277. Childs, Williamite Wars 309. Childs, Williamite Wars 295. Childs, Williamite Wars 311. Childs, Williamite Wars 313. Childs, Williamite Wars 317. Childs, Williamite Wars 318. Childs, Williamite Wars 325. Childs, Williamite Wars 322. Eingehend McNally 107 ff. Childs, Williamite Wars 333. Childs, Williamite Wars 335. Childs, Williamite Wars 336. Childs, Williamite Wars 337. Childs, Williamite Wars 337/338. Braubach I, 153. Lynn, French Wars 51. Clausewitz 199. Clausewitz 200. Dodge 658. Clausewitz 203. Clausewitz 204.
515
516
639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686
Anmerkungen Teil A: Seite 91–99
Lynn, Wars 231. Wolf, Louis XIV., 464/465. Wolf, Louis XIV., 467. Wolf, Louis XIV., 468/469. Clausewitz 208. Wolf, Louis XIV., 460. Clausewitz 209. Clausewitz 210. Clausewitz 211. Clausewitz 214. Clausewitz 215. Clausewitz 216. Symcox, Crisis 94. Symcox, Crisis 95. Symcox, Crisis 96. Symcox, Crisis 98/99. Symcox, Crisis 68. Symcox, Crisis 100. Symcox, Crisis 101. Symcox, Crisis 100. Symcox, Crisis 101. Symcox, Crisis 103. Symcox, Crisis 108. Symcox, Crisis 111. Symcox, Crisis 117/118. Symcox, Crisis 120. Symcox, Crisis 121. Symcox, Crisis 122. Symcox, Crisis 122. Symcox, Crisis 122/123. Voltaire, Ludwig XIV., 153. Symcox, Crisis 123. Symcox, Crisis 124. Symcox, Crisis 3, 31, 117. Lynn, Wars 229. Lynn, Wars 230. Lynn, Wars 231. Lynn, Wars 239. Lynn, Wars 239/240. Lynn, Wars 240. Symcox, Crisis 147. Symcox, Crisis 148/149. Symcox, Crisis 152. Lynn, Wars 243. Symcox, Crisis 150. Wolf, Emergence of Power 46. Symcox, Crisis 187, 207. Symcox, Crisis 193 ff.
687 688 689 690 691 692 693 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 707 708 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731 732 733
Symcox, Crisis 181. Symcox, Crisis 182. Symcox, Crisis 185. Gaxotte 135. Lynn, Wars 256. Phillips 44. Lynn, Wars 232. Plassmann 201. Plassmann 199 ff. Plassmann 207. Plassmann 208. Plassmann 203. Zum Ganzen Linnebach 8 ff. Plassmann 244. Plassmann 245. Lynn, Wars 234. Lynn, Wars 234. Clausewitz 220. Dodge 663. Clausewitz 226. Clausewitz 225. Dodge 664/665. Dodge 665. Clausewitz 225. Wolf, Emergence of Power 45. Childs, Warfare 197. Childs, Warfare 199. Ostwald 192 unter Verweis auf die Memoires Feuquières. Duffy, Vauban 29; Lynn, Wars 235. Ostwald 247. Symcox, Victor Amadeus 100. Symcox, Victor Amadeus 104. Symcox, Victor Amadeus 105. Braubach I, 164. Braubach I, 165. Symcox, Victor Amadeus 109/110. Wolf, Louis XIV., 459. Braubach I, 165. Braubach I, 169. Braubach I, 165 f. Braubach I, 169/170. Braubach I, 172. Braubach I, 174. Symcox, Victor Amadeus 110. Braubach I, 180. Braubach I, 180/181. Braubach 181.
734 735 736 737 738 739 740 741 742 743 744 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 776 777 778 779 780
Anmerkungen Teil A: Seite 100–114
Symcox, Victor Amadeus 111. Braubach I, 190/191. Braubach I, 192 ff. Braubach I, 198. Symcox, Victor Amadeus 112. Dodge 666. Braubach I, 201. Braubach I, 201. Symcox, Victor Amadeus 113. Braubach I, 207, 208. Braubach I, 210/211. Braubach I, 213. Braubach I, 214. Braubach I, 215. Symcox, Victor Amadeus 116. Braubach I, 215. Braubach I, 218. Braubach I, 226. Symcox, Victor Amadeus 116, 117. Braubach I, 228. Braubach I, 229. Braubach I, 227. Wolf, Louis XIV., 478. Lynn, Wars 255. Lynn, Wars 255. Wolf, Louis XIV., 481. Lynn, Wars 249. Ostwald 22. Ostwald 22/23. Ostwald 23. Ostwald 23/24. Ostwald 28. Ostwald 28/29. Ostwald 30. Ostwald 29. Ostwald 29/30. Ostwald 30. Ostwald 31. Ostwald 31. Ostwald 31/32. Ostwald 32. Ostwald 33/34. Ostwald 34. Ostwald 36. Ostwald 37 ff. Zur Forderung Vaubans nach Effizienz eingehend Ostwald 46 ff. Lynn, Wars 241.
781 782 783 784 785 786 787 788 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826
517
Lynn, Wars 253. Mitford 178. Thompson 111. „http://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Allianz“ Stand 28. August 2008. Wolf, Emergence of Power 47. Thompson 112. Thompson 128. Braubach I, 251. Braubach I 250. Braubach I, 251. Braubach I, 252. Braubach I, 255. Braubach I, Braubach I, 262. Braubach I, 269/270. Schlosser 9. Schlosser 10. Lynn, War 21. Wilson 645 ff. Kamen, War 29. Kamen, War 26. Kamen, War 34. Wolf, Louis XIV., 512. Kamen, War 28. FPE III 6. Hüttl 244. Hüttl 256/257. Hüttl 266. Trevelyan, Blenheim 129. Trevelyan, Blenheim 112. Trevelyan, Blenheim 114. Trevelyan, Blenheim 116. Trevelyan, Blenheim 115. Trevelyan, Blenheim 153. Trevelyan, Blenheim 139. Trevelyan, Blenheim 117. Trevelyan, Blenheim 116. Trevelyan, Blenheim 130. Trevelyan, Blenheim 152. Trevelyan, Blenheim 154. Trevelyan, Blenheim 154. Zu Tallards Mission Mitford 186. Anonymus, Franckreichs Besorgliches Monarchen Leichen-Begängniß 5/5. Lynn, Wars 33. Wolf, Louis XIV., 500. Trevelyan, Blenheim 131.
518
827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870 871 872 873
Anmerkungen Teil A: Seite 114–124
Kamen, War 3. Wolf, Louis XIV., 504. Wolf, Louis XIV., 499, 501. Wolf, Louis XIV., 503. Statt aller Hill 3. Zit. Nach Braubach I, 305. Braubach I, 310. Braubach I, 311. Braubach I, 311. Braubach I, 312. Braubach I, 313. Braubach I, 315. Wolf, Louis XIV., 505. So Holmes 90. Trevelyan, Blenheim 133. Trevelyan, Blenheim 134/135. Lynn, Wars 44. Sturgill 5. Wolf, Louis XIV., 510/511. Wolf, Louis XIV., 511. Wolf, Emergence of Power 61. Hüttl 242. FPE III 7. Kamen, War 42. Kamen, War 250. Kamen, War 251. Francis 19. Lynn, Wars 40. Francis 26/27. Francis 25. FPE III 8. Zu den genauen Dispositionen FPE III 108. Gaxotte 346. Brewer 141. Parker, in Chandler, Memoires 11. Trevelyan, Blenheim 149/150. Trevelyan, Blenheim 151. FPE III 43 FPE III 44. FPE III 41. FPE III 44 Trevelyan, Blenheim 137/138. Trevelyan, Blenheim 134. Trevelyan, Blenheim 134. Wolf, Louis XIV., 496. Wolf, Louis XIV., 501. Spielman 17.
874 875 876 877 878 879 880 881 882 883 884 885 886 887 888 889 890 891 892 893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905 906 907 908 909 910 911 912 913 914 915 916 917 918
Spielman 61. Wolf, Louis XIV., 499. Ingrao 7. Spielman 18. Spielman Spielman 178. FPE III 57/58. So Thompson 130. Thompson 132. de Schryver, in: Erichsen/Heinemann 15. Hüttl 204, 225/226. Zur Aussenpolitik Bayerns und Savoyens vgl. die – sehr schwache – Arbeit von Kraner, bes. 52 ff. Oben; Hüttl 225/226. Hüttl 271. Hüttl 272. FPE III 34. Hüttl 295. Hüttl 293. de Schryver, in: Erichsen/Heinemann 13. Fiedler 152/153. Hüttl 197. Symcox, Victor Amadeus 138. Kamen, War 4. Symcox, Victor Amadeus 139. FPE III 35–37. Der hier behandelte Konflikt überschneidet sich mit dem Nordischen Krieg. Thompson 120. Thompson 129. Thompson 134. Thompson 136. Thompson 138. Thompson 139. Thompson 142. Thompson 145. Thompson 150. Thompson 148. Thompson 150. Thompson 152. Thompson 152. Thompson 153/154. Thompson 160. Thompson 155. Thompson 159 spricht von einem „Flirt“. Thompson 157. Thompson 161, 162.
919 920 921 922 923 924 925 926 927 928 929 930 931 932 933 934 935 936 937 938 939 940 941 942 943 944 945 946 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966
Anmerkungen Teil A: Seite 124–135
Thompson 156. Thompson 158. Thompson 163. Thompson 164. Fiedler 194. Fiedler 193. Plassmann 150, dort N. 124. FPE III 38. FPE III 38/39. Hussey 53. Hussey 53/54. Hussey 54. Hussey 51. Childs, Warfare 89/90. Childs, Warfare 90. Brauer 31 ff. Brauer 43 ff. Childs, Warfare 89. Childs, Warfare 94. Trevelyan, Blenheim 138. Trevelyan, Blenheim 248. Trevelyan, Blenheim 248. Trevelyan, Blenheim 157. Trevelyan, Blenheim 156/157. Zitiert nach Trevelyan, Blenheim 220. Trevelyan, Blenheim 170. Trevelyan, Blenheim 172. Trevelyan, Blenheim 143. Trevelyan, Blenheim 144. Trevelyan, Blenheim 145. Trevelyan, Blenheim 148. Trevelyan, Blenheim 108. Churchill II 319 ff. Churchill II 320; FPE III 46. Churchill II 321. Francis 18. Schlosser 33, 36. Fancis 18. FPE IV 27. FPE IV 13/14, Trevelyan, Blenheim 145/146. Trevelyan, Blenheim 146. Trevelyan, Blenheim 146. Trevelyan, Blenheim 146. Churchill II 327. Trevelyan, Blenheim 147. Trevelyan, Blenheim 151. de Schryver, in: Erichsen/Heinemann 20.
967 968 969 970 971 972 973 974 975 976 977 978 979 980 981 982 983 984 985 986
519
FPE III 109. Wolf, Louis XIV., 513. FPE III 113–119. FPE IV 10. Hüttl 292. FPE IV 23. Immler, in: Erichsen/Heinemann 31. FPE III 123/124. FPE III 97. FPE III 111. FPE II 122. Ingrao 39. Ingrao 39. FPE III Wolf, Louis XIV., 515. Holmes XXVI. FPE III 63. FPE 83/84. FPE III 120. Parkers Bericht über Malplaquet. Bei der Unzuverlässigkeit und der nach heutigen Maßstäben völlig fehlendenTreffsicherheit der Perkussionsschloßmuskete mag in der Tag daran zu zweifeln sein, ob der Unterschied elaborierten Glieder- oder Peletonfeuers einen substantiellen Ausgang auf den Schlachterfolg haben konnte. Dies zumal auch hier die Unterschiede nicht zwingend zwischen, sondern innerhalb der Kriegsparteien verliefen und sich die Anwendung dieser Techniken keineswegs exklusiv darstellte. 987 Chandler, Commander 92. 988 Chartrand, Louis XIV.’s Army, passim. 989 Lynn, Wars 47 ff. 990 Lynn, Wars 48. 991 Plassmann 191. 992 Reinhard, Staatsgewalt 355 ff. 993 Vgl. Barthorp, Marlborough’s Army 1702–1711, passim; Tincey, The British Army 1660–1704, passim. 994 Lynn, Wars 49. 995 Lynn, Wars 51. 996 Lynn, Wars 49. 997 Fiedler 27. 998 Gaxotte 41/42. 999 Lynn, Wars 53. 1000 Lynn, Giants 88 ff., 109.
520
1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027
1028 1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038
Anmerkungen Teil A: Seite 135–143
Lynn, Giants 92, 93. Lynn, Giants 104. Lynn, Giants 445 ff. Gaxotte 80. Lynn, Wars 66/67. Lynn, Wars 49. Childs, Warfare 101. Lynn, Giants 328 ff. Childs, Warfare 102. Fiedler 37/38; 60. Plassmann 193. Fiedler 16/17. Parker, in Chandler, Memoirs 75 Für die französischen Armeen Lynn, Giants 322, 323. Lynn, Giants 357. Lynn, Giants 380 ff. Lynn, Giants 393. Lynn, Giants 337 ff. Lynn, Giants 342. Lynn, Giants 341. Childs, Willamite Wars 20. Lynn, Giants 338. Chandler, Art of War, 70. Kemp 24 am Beispiel der Kurbrandenburgischen Grenadier-Flinte. Junkelmann 46. Zur Entwicklung Chandler, Art of War, 75 ff. Holmes 77 zu den Holländern in Mastricht 1676, wo diese Kapitulationsartikel wohl noch mit der konkreten Waffe zusammengehangen haben mögen. Lynn, Giants 462. Junkelmann 47; Kemp 26/27. Kemp 29. Duffy, Vauban 27. Der eiserne Ladestock wurde erst über vierzig Jahre später durch Friedrich II eingeführt. Junkelmann Mit Photographien Junkelmann 47. Lynn, Giant 173. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 162. Fn. 1036. R.Hall, Flags and Uniforms of the Infantry of Louis XIV. 1688–1714, 2nd edit. 2002.
1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045 1046 1047 1048 1049 1050 1051 1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067 1068 1069 1070 1071 1072 1073 1074 1075 1076
1077
Junkelmann 48. Junkelmann 46; Kemp 28. Ramillies 79. Junkelmann 46. Zitiert nach Kemp 28. Chandler, Art. Of War, 68 ff. Kemp 37. Chandler, Art. Of War, 69. Lynn, Giants 455. Chandler, Art of War, 69. Holmes 72. Luh, Warfare 139. Chandler, Art of War, 68. Kamen, War 61. Chandler, Art of War, 82. Eingehend Chandler, Art of War, 67. Lynn, Giants 457. Wolf, Louis XIV., 471. Chandler, Art of War, 67. Kemp 29. Turenne, Memoirs 53/54; Chandler, Art of War, 57. Luh, Warfare 144. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 150. Holmes 205. Lynn, Giants 464. Chandler, Art of War, 83; zur Entwickloung auch Holmes 204. Chandler, Art of War, 81. Kemp 31 f. So wohl auch Kemp 32. Chandler, Art of War, 94. Kemp 44. Chandler, Art of War, 96. Chandler, Art of War, 96. Chandler, Art of War, 70. Chandler, Art of War, 97. Chandler, Art of War, 107; Kemp 45. Duffy, Experience 220. Das sind keine abstrakten Lehrbuchangaben, sondern ist den konkreten Anweisungen Prinz Eugens in den „Puncta“ entnommen, die er im befestigten Lager von Borgoforte gegeben hat, FPE IV 276. Zum Vorrücken von Bataillonen des Regiment du Roi und des Regiment du
1078 1079 1080 1081 1082 1083 1084 1085 1086 1087 1088 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096 1097 1098 1099 1100 1101 1102 1103 1104 1105 1106 1107 1108 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116 1117 1118
Anmerkungen Teil A: Seite 143–152
Poitou in der Schlacht von Oudenaarde auf Groenewald vgl. Scott 135. Duffy, Experience 201. Duffy, Experience 203. Duffy, Experience 160. Hussey 64. Duffy, Experience 169. Duffy, Experience 168/169. Zu deren Entwicklung Chandler, Art of War, 131. Duffy, Experience 113. Duffy, Experience 200. Holmes 79. Fiedler 202. Chandler, Art of War, 108. Chandler, Art of War, 108. Falkner, Great Days, 109. Chandler, Marlborough, 91 ff. Chandler, Art of War, 115. Lynn, Giants 482. Chandler, Art of War, 94/95. Chandler, Art of War, 115/116. Chandler, Art of War, 116. Chandler, Art of War, 117. Chandler, Art of War, 121. Parker, in Chandler, Memoirs 89. Chandler, Art of War, 122. Chandler, Art of War, 121. Chandler, Art of War, 31. Chandler, Art of War, 29. Kemp 59. Chandler, Art of War, 33. Holmes 208. Chandler, Art of War, 34. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 178. Chandler, Art of War, 35. Kemp 35 f.; Chandler, Art of War 65 ff. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 159. FPE IV 45; Holmes 101/102. Zum Gefecht von S.Vittoria am 25. Juli 1702 FPE IV 268. Chandler, Art of War, 34/36. Parker, in: Chandler, Memoirs 100. Dodge 571. Chandler, Art of War, 38.
521
1119 Anders als die preussischen Hussaren Friedrichs II waren die österreicherischen Hussaren immer noch leichte Kavallerie, die man sich im Spanischen Erbfolgekrieg nur zum Streifen eingesetzt wurden, Ramillies 54. 1120 Chandler, Art of War, 28. 1121 Chandler, Art of War, 55, der sowohl das Ergebnis des Kavalleriezusammentreffens als auch die Anlage der Schlacht anders bewertet. 1122 Eingehend Delbrück, Geschichte der Kriegskunst IV 147 f. 1123 Dass die jakobitische Kavallerie caracoliert hat berichtet für das Gefecht am Moyry Pass am 22. Juni 1690 Childs, Williamite Wars 208. 1124 Lynn, Giants 495. 1125 Chandler, Commander 91. Zu Höchstädt/Blenheim vgl. Verney 124 und 127. 1126 Dodge 573. 1127 Lynn, Giants 499. 1128 Chandler, Art of War, 56. Holmes 206. Zur Kritik am hannoverschen Regiment Pentz Ramillies 77. 1129 Chandler, Art of War, 55. 1130 Chandler, Art of War, 55. 1131 Chandler, Art of War, 55. 1132 Duffy, Experience 215 f. 1133 So im Ergebnis auch Chandler, Art of War, 57. 1134 Plassmann 109. 1135 Chandler, Art of War 143. 1136 Kemp 75. 1137 Kemp 74. 1138 Dodge 573/574. 1139 Luh, Warfare 38 ff. 1140 Gaxotte 289. 1141 Lynn, Wars 65. 1142 Kemp 81. 1143 Chandler, Art of War, 145. 1144 Fiedler 204. 1145 Lynn, Giant 127. 1146 Childs, Warfare 140. 1147 Cipolla, Segeln und Kanonen. Die europäische Expansion zur See, dt. 1999, 89 ff. 1148 Aubrey 71.
522
Anmerkungen Teil A: Seite 152–162
1149 Im Mainemuseum Kopenhagens findet sich ein rekonstruiertes Geschützdeck. 1150 Chandler, Art of War, 181. 1151 Kemp 81. 1152 Chandler, Art of War, 194 ff. 1153 FPE IV 49, 56; Ramillies 56; Falkner, Sieges 135 zur Belagerung von Lille. 1154 Chandler, Commander 73. 1155 Chandler, Art of War, 144. 1156 Chandler, Art of War, 194. 1157 Chandler, Art of War, 148: Frankreich z.B. verfügte über ca. 13 000, England über etwa 4 000 Geschütze. 1158 Chandler, Art of War, 150. 1159 1160 Chandler, Art of War, 180. 1161 Dodge 572. 1162 Kemp 83. 1163 Chandler, Art of War, 183. 1164 Chandler, Art of War, 183/184. 1165 Dodge 572, 578. 1166 Chandler, Art of War, 159. 1167 Chandler, Art of War, 160. 1168 Fiedler 27. 1169 Lynn, Wars 65. 1170 Chandler, Art of War, 279. 1171 Lynn 65, Wars, 173–174; Ostwald 224. 1172 Chandler, Art of War, 187/188. 1173 Kemp 118 ff. 1174 FPE III 67. 1175 Dodge 576. 1176 Zum Ganzen Luh, Warfare 100 ff. 1177 Griffith 31. 1178 Duffy, Vauban 10/11. 1179 Ostwald passim zum Paradigma der Effizienz. 1180 Gaxotte 84; Duffy, Vauban 6. 1181 Duffy, Vauban 6. 1182 Chandler, Art of War 246. 1183 Holmes 74. 1184 Zitiert nach Holmes 8, 75. 1185 Falkner, Marlborough’s Sieges 1186 Chandler, Art of War 267. 1187 Plassmann 252, 253. 1188 Plassmann 96. 1189 Plassmann 248. 1190 Plassmann 254. 1191 Childs, Warfare 159.
1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218 1219 1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227 1228 1229 1230 1231 1232
Lynn, Wars 276. Gaxotte 126. Großer Generalstaat, Anschauungen 269. Parker, in Chandler, Memoires 44, 45. Verney 128/129. Ramillies 160/161. Holmes 392. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 179/180. Lynn, Giants 427. Duffy, Experience 266. Lynn, Giants 429. Holmes 367. Holmes 367/368. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 153. Spencer 107. Riley, Napoleon as Military Commander, 122. Guthrie, Fiedler 207. Lynn, Giant 129. Fiedler 207. Lynn, War 54; Schnittger/Schmidt, Absolutismus, 72. Großer Generalstab, Anschauungen 304/305. Großer Generalstab, Anschauungen 312. Zitiert nach Chandler, Memoirs 121 Note 1. Satterfield 199. Fiedler 207. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 138. Großer Generalstab, Anschauungen 317. Lynn, Giant 108 ff. Lynn, Giant 119. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst Lynn, Giant 137. Plassmann 113. Schnittger/Schmidt, Absolutismus 71. Fiedler 211. Lynn, War 55. Lynn, Giant 196 ff. v. Raumer, Zerstörung 46. Lynn, Giant 142/143. FPE III 160. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 191.
1233 1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247 1248 1249 1250 1251 1252 1253
1254 1255 1256 1257
1258 1259 1260
Anmerkungen Teil A: Seite 162–167
Anders Fiedler 21. Lynn, Giant 303 f. Lynn, Giant 10/11. Zu Leiningens im Frühjahr 1705 aus Versorgungsgründen geplanten Zug ins ferraresische vgl. FPE VII 119. FPE III 70; FPE IV 49; eingehend Grundwald, Oppenheimer, passim. Chandler, Commander 74; Childs, Warfare 153/154. Childs, Warfare 153/154. So wurde Oppenheimer die Lieferung schlechten Mehls vorgeworfen, FPE IV 57. Childs, Williamite Wars 19/20. Childs, Williamite Wars 20. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 161. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 161. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 161. Vgl. etwa die Versorgung der Verwundeten nach der Schlacht von Oudenaarde: Scott 176. Z.B. FPE VII 71; vgl. im übrigen Chandler, Commander 75. Fiedler 31. Lynn, Giants 420 ff., 422. Dodge 577. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 178. Lynn, Wars 55. Zu den nach dem Krieg der Liga von Augsburg abgedankten englisch-schottisch-irischen Armee, die von 90 000 Mann auf 7 000 Mann reduziert wurde, vgl. Holmes 189. Lynn, Wars 71. Lynn, Wars 71/72. Lynn, Wars 69 f. Satterfield, Princes, Posts ans Partisans. The Army of Louis XIV. and Partisan Warfare in the Netherlands (1673–1678), passim. Symcox, Crisis 35. Symcox, Crisis 36. Symcox, Crisis 59.
1261 1262 1263 1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272 1273 1274 1275 1276 1277 1278 1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294 1295 1296 1297
523
Symcox, Crisis 37. Symcox, Crisis 60. Symcox, Crisis 61. Symcox, Crisis 62. So Lynn, Wars 95. FPE VII, 483. Aubrey 30. Symcox, Crisis 63. Symcox, Crisis 56. Lynn, Wars 96. Symcox, Crisis 57. Boxter, Seaborne Empire 87/88. Symcox, Crisis 22. Symcox, Crisis 60. Symcox, Crisis 222. Lynn, Wars 100. Symcox, Crisis 63/64. Lynn, Wars 101 ff. Wolf, Emergence of Power 201. Wolf, Emergence of Power 201. Lynn, Wars 87. Lynn, Wars 96. Lynn, Wars 95. Anonymus, Franckreichs Besorgliches Monarchen Leichen-Begängniß 44. Symcox, Crisis 34. Symcox, Crisis 33. Symcox, Crisis 34. Symcox, Crisis 54. Symcox, Crisis 53/54. Symcox, Crisis 52/53. Symcox, Crisis 41, 42. Aubrey 31. Lynn, Wars 97. Symcox, Crisis 41 et passim. Wolf, Emergence of Power 198. Wolf, Emergence of Power 200. Als Maunderminimum wird eine Periode stark verringerter Sonnenfleckenaktivität in den Jahren zwischen 1645 und 1715 bezeichnet. Sie ist nach dem englischen Astronom Edward Walter Maunder (geboren am 12. April 1851 und gestorben 21. März 1928 in London) benannt, der die geringe Anzahl der Sonnenflecken jener Periode im Nachhinein erkannte. Sonnenflecken waren erst kurz vor dem Maunderminimum erstmals systematisch
524
1298 1299 1300 1301 1302 1303 1304 1305 1306 1307 1308 1309 1310 1311 1312 1313 1314 1315 1316 1317 1318 1319 1320 1321 1322 1323 1324 1325 1326 1327 1328 1329 1330 1331 1332 1333 1334
Anmerkungen Teil A: Seite 168–175
beobachtet worden, so dass zu jener Zeit noch keine Erwartungen bezüglich ihrer Häufigkeit gemacht werden konnten; nur im Nachhinein ließ sich erkennen, dass der Zustand seit 1715 sich signifikant von dem zwischen 1645 und 1715 unterscheidet. Großer Generalstab, Anschauungen 339/340. Plassmann 224. Plassmann 484 f. Plassmann 532 f. Childs, Williamite Wars 292. Lynn, Giant 165 ff. Braubach I, 248. Zu den Kriegslasten des schwäbischen und fränkischen Kreises Plassmann 502 ff. Wolf, Emergence of Power 204. Lynn, Wars 53. Lynn, Wars 24 ff. Lynn, Wars 13. Lynn, Wars 18. Clausewitz 227. Hussey 88. Black, Warfare 175. Brewer 139. Brewer 141. Brewer 193. Brewer 94. Müllenbrock 18 f. Brewer 178/179. Brewer 35. Brewer 31. Brewer 186/187. Wolf, Emergence of Power 182. Wolf, Emergence of Power 191/192. Holmes 30 ff. Holmes 77 zu der Finanzierung des Krieges 1674. Satterfield 45. Satterfield 42. Satterfield 49. Satterfield 47. Satterfield 47. Satterfield 60 ff. Satterfield 67. Satterfield 61/62.
1335 1336 1337 1338 1339 1340 1341 1342 1343 1344 1345 1346 1347 1348 1349 1350 1351 1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374 1375 1376 1377 1378 1379
Satterfield 70. Satterfield 71. Satterfield 74. Satterfield 172/173. Satterfield 170. Satterfield 179. Turenne, Memoirs 86 ff. Satterfield 101. Satterfield 136. Satterfield 97. Satterfield 89 ff. Turenne, Memoirs 89 ff. Dodge 575. Childs, Williamite Wars 27/28. Satterfield 101. Satterfield 108/109. Satterfield 110. Satterfield 105. Satterfield 108. Satterfield 124. Satterfield 126/127. Childs, Williamite Wars 265. Satterfield 115. Satterfield 138. Satterfield 171. Satterfield 135. Satterfield 140/141. Satterfield 188/189. Satterfield 185. Satterfield 180. Satterfield 193. Turenne, Memoirs 12–14. Satterfield 197. Turenne Memoirs 29. Satterfield 153/154. Satterfield 155. Satterfield 204. Childs, Williamite Wars 32. Childs, Williamite Wars 29/30. Satterfield 119. Satterfield 119. Satterfield 123. Childs, Warfare 161. Gaxotte 142 ff. Dies gilt auch für Belagerungen mit ihren hochformalisierten Abläufen: Holmes 74. 1380 Kunisch, Der Kleine Krieg 1381 Holmes 46/47.
Anmerkungen Teil B: Seite 177–191
Teil B 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45
FPE III 136. Braubach I, 317. FPE III 160. FPE III 155/156; 159. FPE III 153. FPE III 171. FPE III 171. Arneth, Starhemberg 255. Arneth, Starhemberg 226. Braubach I, 317. FPE III 183. Arneth, Starhemberg 230. FPE III 184. Sturgill 17. FPE III 186. FPE III 185. FPE III 192. Braubach I, 322. FPE III 239. Braubach I, 323. FPE III 242 ff. FPE III 238. FPE III 240. FPE III 249/250. FPE III 251. FPE III 253. FPE III 255. FPE III 251/252. Braubach I, 325. FPE III 257/258. FPE III 259. Braubach I, 329. FPE IV 31 ff. FPE IV 73. FPE IV 79/80. FPE IV 67 ff. FPE IV 77, 83. FPE IV 117. Braubach I, 332. Braubach I, 332. FPE IV 90 ff. FPE IV 100. FPE IV 104. FPE IV 103. FPE IV 113.
46
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87
525
Friedrich II hat Spekulationen zu den weitreichenden Folgen einer vollständig geglückten Operation angestellt, die zur Auflösung der Italienarmee Ludwig XIV. hätte führen können. FPE IV 115. FPE IV 116. Evans, Habsburgermonarchie 117–119. FPE IV 141. Zit. Nach Braubach I, 337. FPE IV 72, 82. FPE IV 67. FPE IV 132. FPE IV 134. FPE IV 133. FPE IV 59; über Genua stiessen bis Ende Mai 1702 ca. 25 000 Mann zu Vendȏme, FPE IV 142. FPE IV 136 f. FPE IV 122. FPE IV 123. FPE IV 135. FPE IV 146. FPE IV 124. FPE IV 155. FPE IV 139, 156 FPE IV 143. FPE IV 144. FPE IV 141. FPE IV 144. FPE IV 146. FPE IV 147. FPE IV 151. FPE IV 152. FPE IV 157. FPE IV 158. Zitiert nach Trevelyan, Blenheim 162. Trevelyan, Blenheim 163/164. Trevelyan, Blenheim 174. Statt aller Green 34. Statt aller Green 37. Churchill I 343. Francis 24. FPE IV 24. FPE IV 26. FPE IV 28. Wolf, Louis XIV, 520. Wolf, Louis XIV, 537.
526
88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135
Anmerkungen Teil B: Seite 191–199
Trevelyan, Blenheim 166/167. Trevelyan, Blenheim 167. Trevelyan, Blenheim 186. Trevelyan, Blenheim 184. Trevelyan, Blenheim 183. Trevelyan, Blenheim 213. Trevelyan, Blenheim 176. Trevelyan, Blenheim 204. Trevelyan, Blenheim 207. Trevelyan, Blenheim 239. Trevelyan, Blenheim 235. FPE IV 35. Braubach I, 330. Plassmann 56 ff. FPE IV 32. FPE IV 33. FPE IV 35. FPE IV 56. FPE IV Anhang 4 S. 614 ff. Francis 20/21. Francis 21. Schlosser 44. FPE IV Anhang 1 S. 605 ff. Francis 21. Francis 20FPE IV Anhang 3 S. 612 ff. FPE IV Anhang 5 S. 620 f. FPE IV 13. Hüttl 344. FPE IV Anhang 2 S.607. FPE IV 159. FPE IV 160. FPE IV 162. FPE IV 163. FPE IV 164. FPE IV 164. FPE IV 166. FPE IV 171. FPE IV 172. FPE IV 175. FPE IV 185. FPE IV 187. FPE IV 178. FPE IV 188 ff. FPE IV 192. FPE IV 194. FPE IV 195/196. FPE IV 196.
136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181
FPE IV 199. FPE IV 205 ff. FPE IV 208. FPE IV 227. FPE IV 219. FPE IV 226. FPE IV 228. FPE IV 232–235. FPE IV 241. FPE IV 242 ff. Kamen, War 252. FPE IV 250. FPE IV 252. FPE IV 251. FPE IV 253. FPE IV 259. FPE IV 264. FPE IV 267. Arneth, Starhemberg 267. FPE IV 268. FPE IV 285. FPE IV 270. FPE IV 271. FPE IV 277/278. FPE IV 280 f. FPE IV 287. FPE IV 292. FPE IV 295. FPE IV 303. Chandler, Memoirs 143. FPE IV 300. FPE IV 302. Braubach I, 343. FPE IV 302, 304. Prinz Eugen vergoß darob Tränen, FPE IV 305. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 143, Braubach I, 345. FPE IV 306. FPE IV 307. FPE IV 316. FPE IV 309. Arneth, Starhemberg 271. FPE IV 311–314. FPE IV 317–319. FPE IV 323. Chandler, Memoirs 143. FPE IV 325 f., 327.
182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228
Anmerkungen Teil B: Seite 199–214
FPE IV 328. FPE IV 329. Die Übergabebedingungen: FPE IV 329–331). FPE IV 335. FPE IV 336. FPE IV 338 ff. FPE IV 340/341. FPE IV 344, 346. FPE IV 359/360. FPE IV 361. FPE IV 362. FPE IV 362. FPE IV 371. FPE IV 368–370. FPE IV 385. FPE IV 386. Arneth, Starhemberg 274. FPE IV 389 ff., 393. FPE IV 394. FPE IV 396. Arneth, Starhemberg 259. FPE IV 352. Arneth, Starhemberg 263. FPE IV 424. FPE IV 425. FPE IV 426/427. FPE IV 427. FPE IV 428. FPE IV 429. Heuser, Landau 15. FPE IV 430. Heuser, Landau 42. FPE IV 441. FPE IV 440. FPE IV 442. FPE IV 457. FPE IV 458. FPE IV 459. FPE IV 460. FPE IV 461. FPE IV 461. FPE IV 463. FPE IV 469. FPE IV 15. Schlosser 47/48. FPE IV 462. FPE IV 469. FPE IV 471.
229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275
527
FPE IV 474. FPE IV 451. FPE IV 477. FPE IV 496. Sturgill 24. Sturgill 25. FPE IV 489. Sturgill 26/27. Sturgill 27. FPE IV 501. Sturgill 28. FPE IV 504/505. FPE IV 505. Sturgill 29. Sturgill 31. FPE IV 17/18. Bayr.Heer II 882. Bayr.Heer II 883. Bayr.Heer II 885. Bayr.Heer II 886. Plassmann 415. Plassmann 416. Trevelyan, Blenheim 246. Anders, abwertend Trevelyan, Blenheim 248. Trevelyan, Blenheim 123. Trevelyan, Blenheim 248. Trevelyan, Blenheim 259. Trevelyan, Blenheim 252. Trevelyan, Blenheim 252/253. Trevelyan, Blenheim 258. Trevelyan, Blenheim 258. FPE IV 573. FPE IV 581. FPE IV 578. Trevelyan, Blenheim 261. Trevelyan, Blenheim 262. Francis 26. FPE IV 573/574. Francis, Methuen 72 ff. FPE IV 578. Chandler, Commander 110. FPE IV 579. Eingehend Francis, Methuen 112 ff. FPE IV 580. Francis 28. Francis 89. Spielman 190.
528
276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321
Anmerkungen Teil B: Seite 214–224
Ingrao 92. Spielman 191. Ingrao 93. FPE IV 601. Trevelyan, Blenheim 299/300. Trevelyan, Blenheim 301. Trevelyan, Blenheim 303. Trevelyan, Blenheim 303. Trevelyan, Blenheim 260. Trevelyan, Blenheim 261. Trevelyan, Blenheim 259. Trevelyan, Blenheim 261. Francis 43. FPE IV 582. FPE IV 583. Phillpis 35. Phillips 34. Phillips 53. Hill 38/39. FPE IV 584. Francis 32. Francis 32. Francis 46. Francis 45/46. FPE IV 585. Cipolla, Segeln und Kanonen. Die europäische Expansion zur See, dt. 1999, 89 ff. Francis 46. FPE IV 586. Francis 47. Francis 48/49. Kamen, War 10. FPE IV 587. Francis 50/51. Francis 51. Francis 51; FPE IV 588/589. FPE IV 589. Francis 53. Francis 53. Trevelyan, Blenheim 269. Trevelyan, Blenheim 270. Trevelyan, Blenheim 271. Trevelyan, Blenheim 272. Kamen, War 71. Kamen, War 72/73. Chandler, Memoirs 143. Kamen, War 179.
322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369
Kamen, War 179/180. Hill 36/37. Phillips 54. Chandler, Commander 112. Chandler, Commander 95. FPE IV 523. Schlosser 47. Parker in Chandler, Memoirs 16. FPE IV 526. Ostwald 243. Ostwald 164. FPE IV 525. Ostwald 243. FPE IV 526. FPE IV 527. FPE IV 528/529. FPE IV 536. Spencer Spencer 96. Spencer 107. FPE IV 538. FPE IV 537. FPE IV 540. FPE IV 541. Parker in Chandler, Memoirs 17/18. FPE IV 542 ff. FPE IV 544. Parker in Chandler, Memoirs 16. Trevelyan, Blenheim 236/237. FPE IV 545. 547/548. FPE IV 550551. Trevelyan, Blenheim 240. FPE IV 559. FPE IV 553. Spencer 101. FPE IV 555. Lynn, Wars 273. Parker in Chandler, Memoirs 19–21. Spencer 108. FPE IV 560. Parker in Chandler, Memoirs 22. Ostwald 244. Parker in Chandler, Memoirs 22. Spencer 109. Parker in Chandler, Memoirs 23/24. FPE IV 561/562. FPE IV 557.
370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412
Anmerkungen Teil B: Seite 224–239
FPE IV 559. FPE IV 562. FPE IV 564. Spencer 109. FPE IV 558. Spencer 110; Parker in Chandler, Memoirs 25. Spencer 113. Chandler, Commander 111. Chandler, Commander 111. Trevelyan, Blenheim 152. Trevelyan, Blenheim 154. Trevelyan, Blenheim 154. Spencer 119. McCullogh 159. McCullogh 167. FPE V 622. FPE V 623. FPE V 623. FPE V 624. Spencer 121. FPE V 624. FPE V 625. FPE V 626. FPE V 626. FPE V 627. Spencer 121. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 147. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 147. Parker in Chandler, Memoirs 27. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 148/149. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 150/151. FPE V 628/629. Chandler, Memoirs 152 Note 1. Chandler, Commander 116/117. Ostwald 261. FPE V 630/631. FPE V 631. FPE V 632. Braubach I 362. Braubach I 365. Braubach I 364. Braubach II 11. Braubach II 27.
413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460
Braubach II 28. Braubach II 11. Sturgill 34. BayrHeer II 917. Sturgill 35. Sturgill 36. Sturgill 37. Sturgill 38. Sturgill 38/39. Häßler 46 ff. Häßler, Villingen 31. Sturgill 39. Häßler, Villingen 47 ff. Häßler, Villingen 51. Sturgill 42. Ostwald 82. Ostwald 280/281. Ostwald 239/240. Ostwald 167. Ostwald 280. Plassmann 423. Ostwald 174/175. Eingehend Winter 96 ff. BayrHeer II 891. BayrHeer II 893. BayrHeer II 891–983. BayrHeer II 895. BayrHeer II 894. BayrHeer II 905. BayrHeer II 908. BayrHeer II 898. Swoboda 101 ff. BayrHeer II 900. BayrHeer II 901. BayrHeer II 902/903. Dreetz 106 ff. BayrHeer II 909/910. BayrHeer II 912. BayrHeer II 914. BayrHeer II 915. BayrHeer II 916. BayrHeer II 924–931. BayrHer II 931 ff. Linnebach 12. BayrHeer II 918/919. Sturgill 45. Sturgill 43. BayrHeer II 920/921.
529
530
461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508
Anmerkungen Teil B: Seite 240–250
BayrHeer II 922/923. BayrHeer II 923. Sturgill 44. Hüttl 352. Kirchmair 11. Kirchmair 11. Kirchmair 12. BayrHeer II 942. Kirchmair 13. Kirchmair 12. Kirchmaier 17, 18. Kirchmaier 18, 19. Kirchmair 20. Kirchmair 21. Hüttl 356. Hüttzl 357. Junkelmann, Kurfürst 131. BayrHeer II 946. Junkelmann, Kurfürst 131/132. Junkelmann, Kurfürst 132/133. BayrHeer II 947/948. Junkelmann, Kurfürst 135. Kirchmaier 24. BayrHeer II 957/958. BayrHeer II 956. BayrHeer II 959. BayrHeer II 960/961. Wolf, Louis XIV, 533. Sturgill 46. Sturgill 49. Sturgill 49. Hüttl 360. Faulmüller 33 ff. BayrHeer II 986/987. BayrHeer II 988. BayrHeer II 989. Braubach I 350. Braubach I 357. Braubach I 361. FPE V 138/139. FPE V 140 f. FPE V 143. FPE V 144. FPE V 145 FPE V 146/147. FPE V 148. FPE V 149. FPE V 150/151.
509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556
FPE IV 157. FPE V 158. FPE V 163 ff. FPE V 163. FPE V 165/166. FPE V 167. FPE V 174/175. Braubach II 13. FPE V 187. FPE V 190. FPE V 191. FPE V 195. FPE V 196. FPE V 198/199. FPE V 203. FPE V 206/207. FPE V 207. FE V 209/210. FPE V 43. FPE V 44. Braubach II 14/15. FPE V 45. FPE V 45/46. FPE V 46, 217/218. FPE V 49. FPE V 50. Braubach II 16. FPE V 47. FPE V 221. FPE V 222/223. FPE V 219. FPE V 221. FPE V 222. FPE V 227/228. FPE V 231. FPE V 233. Arneth, Starhemberg 309. FPE V 242. FPE V 246. Arneth, Starhemberg 310/311. Arneth, Starhemberg 312. Arneth, Starhemberg 312. FPE V 262 ff. FPE V 167 f. FPE V 264. Arneth, Starhemberg 313. Arneth, Starhemberg 316. Arneth, Starhemberg 318.
557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604
Anmerkungen Teil B: Seite 250–263
Arneth, Starhemberg 317. FPE V 272. Arneth, Starhemberg 319. FPE V 273. FPE V 275/276. FPE V 276. Arneth, Starhemberg 319. Arneth, Starhemberg 320. FPE V 279. Arneth, Starhemberg 321. FPE V 281/282. FPE V 283 f. Arneth, Starhemberg 323. FPE V 283. Arneth, Starhemberg 330. Arneth, Starhemberg 331. Slottman 303. Slottmann 295. Slottman 295/296. Slottman 296. FPE V 599. Broucek, Kuruzzeneinfälle 11. Broucek, Kuruzzeneinfälle 12. Slottman 298. Broucek, Kuruzzeneinfälle 11. Slottman 306/307. Slottman 298. Slottman 299. Broucek, Kuruzzeneinfälle 13. Broucek, Kuruzzeneinfälle 14. Broucek, Kuruzzeneinfälle 13. FPE V 600. Braubach II 37/39. FPE V 601/602. FPE V 610. FPE V 619. Braubach II 88. Braubach II 89. Braubach II 89. Braubach II 22. Braubach II 23. Braubach II 100. Braubach II 24. Braubach II 25. Braubach II 26. Slottman 350. Ingrao 123. Ingrao 124.
605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649
531
Ingrao 128. Ingrao 130/131. Ingrao 133/134. Ingrao 140. Spencer 134 ff. Braubach II 48. Braubach II 50. Braubach II 137/138. Trevelyan, Blenheim 323. Trevelyan, Blenheim 334. Spencer 131. Braubach II 51. Plassmann 91. Spencer 137. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 159. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 158. Spencer 163. Spencer 167/168. Braubach II 72. Verney 59. Verney 63. Verney 61. Verney 64. Verney 64. Spencer 175. Verney 63. Spencer 174. De la Colonie 176 ff. Verney 69. Spencer 175. Verney 67. Junkelmann 27 f. Spencer 179. Verney 66. Verney 70. Holmes 8 zu Sergeant John Wilsons Erinnerungen. Verney 73. Spencer 181. De la Colonie 183. Watson 47 ff. Verney 74. Spencer 181. De la Colonie 188. Verney 71. Verney 75.
532
650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686 687 688
689
Anmerkungen Teil B: Seite 263–273
So Trevelyan, Blenheim 362. Verney 74. Spencer 182/183. De la Colonie 190 ff. Verney 76. Spencer 183. Verney 78. Parker in Chandler, Memoirs 32/33. Spencer 190. Trevelyan, Blenheim 365. Verney 85/86. Verney 61/62. Verney 87. Verney 87. Braubach II 67. Braubach II 67. Lemke, in: Froese/Walter 95, 96. Verney 83/84. Verney 84. Verney 88; Parker, in Chandler, Memoires 35.. Braubach II 61. Mérode-Westerloo, Chandler, Memoirs 157. Mérode-Westerloo, Chandler, Memoirs 160. Verney 88. Häßler 101 ff. Häßler, Villingen 101/102. Häßler, Villingen 110/111. Häßler, Villingen 116. Häßler, Villingen 124/125. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 160 f. Häßler, Villingen 131/132. Verney 89. Verney 90. Trevelyan, Blenheim 366. Trevelyan, Blenheim 366. Trevelyan, Blenheim 366/367. Trevelyan, Blenheim 367. Trevelyan, Blenheim 368. Verney 91. Parker (in Chandler, Memoires 34) behauptet, Marlborough habe nur Plünderungen, keine Brandstiftungen angeordnet. Das scheint eine Schutzbehauptung zu sein. Holmes 81.
690 691 692 693 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 707 708 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728
Junkelmann 32; ders., in: Erichsen/Heinemann 60. Verney 92. Trevelyan, Blenheim 369. Trevelyan, Blenheim 371. Verney 93. Verney 95. Verney 95/96. Verney 96. Trevelyan, Blenheim 374. Mérode-Westerloo, Chandler, Memoirs 156/157. Verney 100. Trevelyan, Blenheim 375. Verney 97. Verney 99. Verney 100. Parker, in Chandler, Memoires 36. Verney 101. Verney 102. Verney 103. Verney 102. Verney 104. Verney 105/108. Chandler, Memoirs 142/143. Mérode-Westerloo, Chandler, Memoirs 156. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 142. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 165. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 166. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 166/167. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 167. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 167; Verney 107, 110. Verney 107. Verney 108. Tincey, Blenheim 52 ff. Verney 119. Verney 120. Verney 129. Verney 134. Verney 111. Verney 110.
729 730 731 732 733 734 735 736 737 738 739 740 741 742 743 744 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774
Anmerkungen Teil B: Seite 273–284
Verney 111. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 167. Verney 117. Verney 121. Verney 122. Junkelmann 55. Verney 122. Verney 123. Verney 123. Verney 108. Verney 124. Verney 124. Verney 124. Verney 125. Verney 126. Verney 128. Verney 128/129. Verney 130. Verney 131. Belloc 168 f. Verney 132. Verney 133. Verney 135. Tincey, Blenheim 66 ff. Verney 136. Verney 137. Verney 139. Verney 138. Verney 139. Junkelmann 58. Tincey, Blenheim 72 ff. Verney 141. Verney 142. Verney 143. Verney 150. Verney 151. Verney 146. Tincey, Blenheim 85 ff. Verney 153–154. Junkelmann 63. Verney 146. Verney 162. Verney 155. Verney 177. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 180. Braubach II 79.
775 776 777 778 779 780 781 782 783 784 785 786 787 788 789 790 791 792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819
De la Colonie 233. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 181. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 182. De la Colonie 245. Braubach II 82. Mérode-Westerloo, in: Chandler, Memoirs 183. Braubach II 81. Braubach II 82. Lynn, Wars 293. Hüttl 384. FPE VI 130 – 132. FPE VI 141. FPE VI 150. FPE VI 164, 153. Broucek, Kuruzen 21. FPE VI 156/157. FPE VI 159/160. FPE VI 161. FPE VI 162. Broucek, Kuruzen 23. Broucek, Kuruzen 25. FPE VI 167/168. FPE VI 198 ff. FPE VI 199. FPE VI 200. FPE VI 175 ff. FPE VI 210. FPE 211/212. Lynn, Wars 309. FPE VI 214/215. FPE VI 215. FPE VI 217/218. FPE VI 219/220. FPE VI 220. FPE VI 222/223. FPE VI 224. FPE VI 227. FPE VI 228/229. FPE VI 230. FPE VI 231. FPE VI 232. FPE VI 232/233. FPE VI 234. FPE VI 236. FPE VI 237.
533
534
820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862 863 864 865 866
Anmerkungen Teil B: Seite 284–295
FPE VI 238/239. FPE VI 242/243. FPE VI 244/245. FPE VI 246. FPE VI 250. FPE VI 252/253. FPE VI 253. FPE VI 256. Arneth, Starhemberg 351. Ausführlicher Rapport 20. FPE VI 258/259. FPE VI 260/261. FPE VI 262/263. FPE VI 276. FPE VI 275. FPE VI 278/279. FPE VI 283. FPE VI 286. FPE VI 287/288. FPE VI 291 ff. FPE VI 295 ff. FPE VI 304 ff. Ausführlicher Rapport 19/20. Ingrao 40. Ingrao 41. Arneth, Starhemberg 325. Arneth, Starhemberg 347. Zitiert nach Arneth, Starhemberg 348. Arneth, Starhemberg 344. Kamen, War 41. Hill 7. Hill 15. Hill 24. Hill 34. Hill 27. Kamen, War 14, 46. Kamen, War 10. Kamen, War 48. Kamen, War 33/34. Kamen, War 33/34. Kamen, War 30/31. Kamen, War 40. Kamen, War 341 ff. Kamen, War 309 ff. Kamen, War 47. Kamen, War 47/48. FPE VI 666.
867 868 869 870 871 872 873 874 875 876 877 878 879 880 881 882 883 884 885 886 887 888 889 890 891 892 893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905 906 907 908 909 910 911 912
FPE VI 668 f.; Kamen, War 12: am 16. Februar. FPE VI 669. Francis 90. Francis 91. Francis 93. Francis 96. Francis 96/97. FPE VI 671. FPE VI 675. FPE VI 677. FPE VI 678. FPE VI 679. FPE VI 680/681. Francis 107. Francis 108 . Kamen, War 13. Francis 114. Francis 114. FPE VI 684 ff. Kamen, War 13. Trevelyan, Blenheim 410. Trevelyan, Blenheim 411. Trevelyan, Blenheim 410. Trevelyan, Blenheim 412. Trevelyan, Blenheim 412 Note. Trevelyan, Blenheim 412. Trevelyan, Blenheim 413. Francis 114/115. FPE VI 705 ff. FPE VI 692 ff. Francis 116. Trevelyan, Blenheim 416. Francis 116. Francis 116 und 117. Lynn, Wars 296. Lynn, Wars 297. Francis 83. FPE VI 698 ff. Francis 172. Zu „den Methuens“ Francis, Methuens, passim. Francis 173. McCullogh 238 ff. Sturgill 53. McCullogh 189. Braubach II 111. Mc Cullogh 217.
913 914 915 916 917 918 919 920 921 922 923 924 925 926 927 928 929 930 931 932 933 934 935 936 937 938 939 940 941 942 943 944 945 946 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956 957 958 959
Anmerkungen Teil B: Seite 295–304
FPE VI 41. McCullogh 224. McCullogh 235. McCullogh 226. McCullogh 234. Lynn, Wars 297. FPE VI 41. McCullogh 227 ff. McCullogh 228 ff. Sturgill 57. McCullogh 234. Sturgill 56. McCullogh 234. McCullogh 228. McCullogh 231/232. McCullogh 232/233. Sturgill 59. McCullogh 233. Sturgill 60/61. Lynn, Wars 294. Braubach II 105. Braubach II 105/106. Vgl. zu biographischen Daten Press, in: Hamann (Hrsg.), Artikel „Joseph I“. Braubach II 108/109. FPE VII 17. FPE VII 19. FPE VII 31. FPE VII 35. Trevelyan, Ramillies 51. Trevelyan, Ramillies 3. Trevelyan, Ramillies 16. Trevelyan, Ramillies 17. Trevelyan, Ramillies 4. Trevelyan, Ramillies 18. Trevelyan, Ramillies 6. Trevelyan, Ramillies 19. Trevelyan, Ramillies 20–23. Trevelyan, Ramillies 50. FPE VII 294/295. FPE VII 298. Ingrao 42/43. Ingrao 43. Ingrao 35. Ingrao 54. Lemke, in: Froese/Walter 95, 97. FPE VII 299. Sturgill 64.
960 961 962 963 964 965 966 967 968 969 970 971 972 973 974 975 976 977 978 979 980 981 982 983 984 985 986 987 988 989 990 991 992 993 994 995 996 997 998 999 1000 1001 1002 1003 1004 1005
535
FPE VII 299/300. FPE VII 302. Anonymus, Courier 1. Anonymus, Courier 2. FPE VII 305. Sturgill 66. Sturgill 66. FPE VII 311. FPE VII 313. FPE VII 313. Anonymus, Courier 3. FPE VII 314/315. Anonymus, Courier 3. Anonymus, Courier 4. Parker, in Chandler, Memoirs 52/53. FPE VII 319. FPE VII 318 Anonymus, Courier 4. Anonymus, Courier 4. Chandler, Memoirs, 54 Note 1. Schreiben des Priznen von Hessen-Kassel an den König von Preussen, zit.nach Anonymus, Courier 8, 10. Churchill I 687. Parker, in Chandler, Memoirs 56/57. Churchill I 689; FPE VII 324. FPE VII 326. Lynn, Giant 208. FPE VII 338. FPE VII 339. FPE VII 348/349. FPE VII 349. FPE VII 350. FPE VII 351. FPE VII 352. FPE VII 92. FPE VII 93. FPE VII 97/98. FPE VII 100. Ostwald 188. FPE VII 102. FPE VII 105. FPE VII 106/107. FPE VII 108. FPE VII 109. FPE VII 110. FPE VII 112. FPE VII 113.
536
1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045 1046 1047 1048 1049 1050 1051 1052 1053
Anmerkungen Teil B: Seite 304–320
FPE VII 113. FPE VII 114. FPE VII 114. FPE VII 116. FPE VII 134. FPE VII 153. FPE VII 156. FPE VII 155. FPE VII 158. FPE VII 159. FEPE VII 180. FPE VII 181. FPE VII 182. FPE VII 183. FPE VII 184. FPE VII 186. FPE VII 116. FPE VII 117. FPE VII 119. FPE VII 119. FPE VII 122. Ausführlicher Rapport 21/22. FPE VII 129. FPE VII 130. FPE VII 131. FPE VII 131. Arneth, Starhemberg 368. Arneth, Starhemberg 367. Arneth, Starhemberg 369. Arneth, Starhemberg 370. FPE VII 137. FPE VII 132. FPE VII 145. FPE VII 165. FPE VII 166. FPE VII 169/170. FPE VII 171. Braubach II 112. FPE VII 188/189. Braubach II 115. FPE VII 191. FPE VII 193. FPE VII 198. FPE VII 200. FPE VII 203. FPE VII 201. FPE VII 204/205. Braubach II 117.
1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067 1068 1069 1070 1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081 1082 1083 1084 1085 1086 1087 1088 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096 1097 1098 1099 1100 1101
FPE VII 211. FPE VII 215. FPE VII 217. FPE VII 218. FPE VII 218. Braubach II 118. FPE VII 223. Braubach II 118. FPE VII 224. FPE VII 233/234. FPE VII 234/235. FPE VII 244 ff. non Noorden 181 ff. Arneth, Starhemberg 377. FPE VII 265. FPE VII 269. FPE VII 270/271. FPE VII 266. Arneth, Starhemberg 366. Arneth, Starhemberg 372. Arneth, Starhemberg 361. Arneth, Starhemberg 364/365. Arneth, Starhemberg 366. FPE VII 272/273. Arneth, Starhemberg 378. Arneth, Starhemberg 380. Arneth, Starhemberg 385. Arneth, Starhemberg 391. Braubach II 125/126. Deutinger, in: Erichsen/Heinemann 83. Hüttl 410/411. Lynn, Wars 293. Lynn, Wars 293. FPE VII 20. FPE VII 23. Hüttl 435. Deutinger, in: Erichsen/Heinemann 85. Deutinger, in: Erichsen/Heinemann 86. Hüttl 450, 453. Meindl, Geschichte Wuermling 59 ff. Meindl, Geschichte Wuermling 62 ff. Hüttl 456. Ingrao 47. Ingrao 29. Braubach II 127/128. Kamen, War 25/26.
1102 1103 1104 1105 1106 1107 1108 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116 1117 1118 1119 1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132 1133 1134 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141 1142 1143 1144 1145 1146 1147
Anmerkungen Teil B: Seite 320–329
Kamen, War 25. FPE VII, 473; Kamen, War 57 ff. Kamen, War 62. Zur Entwicklung der Tuchindustrie unter dem Einfluß des Krieges: Kamen, War 30/31. Kamen, War 62. FPE VII, 474. Kamen, War 61. FPE VII, 475. FPE VII, 476. FPE VII, 478. FPE VII, 477. Trevelyan, Ramillies 34. Trevelyan, Ramillies 34/35. Francis 131. Francis 136. FPE VII, 478. FPE VII, 480. FPE VII, 479. Francis 133, 139. Francis 134. Francis 131. Francis 133. FPE VII, 480/481. Trevelyan, Ramillies 39–41. Francis 139. FPE VII, 481. Trevelyan, Ramillies 44. Trevelyan, Ramillies 45. FPE VII, 481/482. FPE VII, 482. Francis 142. Trevelyan, Ramillies 35–37. FPE VII, 483. Francis 145. FPE VII, 484. Francis 146. FPE VII, 485. Trevelyan, Ramillies 149/150. FPE VII, 487. FPE VII, 488. Ausführlicher Rapport 10. FPE VII, 489. Francis 161. Angaben des Ausführlichen Rapports 9. FPE VII, 490. Ausführlicher Rapport 9.
1148 1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 1160 1161 1162 1163 1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193 1194 1195
Ausführlicher Rapport 9. FPE VII, 491. FPE VII, 492. Francis 162. Francis 162/164. FPE VII, 494. FPE VII, 495. Kamen, War 9/10. FPE VII, 497/498. FPE VII, 498/499. Vgl. Francis 174. Trevelyan, Ramillies 65. FPE VII, 499. FPE VII, 500. FPE VII, 501. FPE VII, 502. FPE VII, 503. Kamen, War 279. Kamen, War 276. Kamen 276/277. Kamen, War 278. Kamen, War 279. Kamen, War 281. Kamen, War 283. Kamen, War 290. Kamen, War 280. Kamen, War 284. Kamen, Philip V, 43. Kamen, War 253. Kamen, War 253/254. Kamen, War 254. Kamen, War 257. Kamen, War 260. Francis 178. Ballard 143. FPE VII, 505. FPE VII, 505/506. Ballard 145. FPE VII, 506. FPE VII, 507. Francis 187. Trevelyan, Ramillies 72. Francis 188. FPE VII, 508. Francis 189. FPE VII, 509. Francis 191. Francis 192.
537
538
1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218 1219 1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227
1228 1229 1230 1231 1232
Anmerkungen Teil B/C: Seite 330–344
FPE VII, 510. FPE VII, 511. FPE VII, 511. FPE VII, 512. Ballard 153. Trevelyan, Ramillies 75. FPE VII, 513. FPE VII, 517. Trevelyan, Ramillies 77/78. FPE VIII, 452/453. Wolf, Louis XIV, 523. FPE VIII, 454. FPE VIII, 454/455. Kamen, War 45. Kamen, War 44/45. Hill 45–47. Hill 50. Kamen, War 47/48. FPE VIII, 455. FPE VIII, 456. FPE VIII, 456/457. Ballard 164. Ballard 166. FPE VIII, 457. FPE VIII, 457. Francis 201. FPE VIII, 458. FPE VIII, 458/459. FPE VIII, 459. FPE VIII, 460. FPE VIII, 461. Francis 206 gibt 400 spanische Kavalleristen, 700 spanische Infantristen und 300 englische Garden sowie wenige spanische und englische Artilleristen an. Francis 206. Francis 207. Francis 209. Francis 210. Francis 212.
Teil C 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43
Sturgill 68. Ingrao 76. Ramillies 8. Ramillies 9. Ramillies 10. Ramillies 11. Ramillies 15, 12. Immler, in: Erichsen/Heinemann 31. Hüttl 475. Hüttl 476. Ramillies 13. Ramillies 16. Ramillies 18. Ramillies 23. Ramillies 24. Ramillies 25. Ramillies 27. Eingehend Noorden Abt. 1 Bd. 3, 194 ff. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 198 ff. Ramillies 26. Ramillies 30/31. Ramillies 31. Ramillies 41, 32. Ramillies 33. Ramillies 33/34. Ramillies 36. Ramillies 36. Ramillies 41. Ramillies 38. Ramillies 45. Ramillies 42. Ramillies 54. Ramillies 55. Parker, in Chandler, Memoirs 59 berichtet, Franquenee sei von Dragonern und Infantrie besetzt gewesen. Ramillies 50. Ramillies 50/51. Ramillies 57/58. Großer Generalstaab, Anschauungen 247. Ramillies 48. Ramillies 57. Ramillies 55. Ramillies 58. Ramillies 59.
44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
Anmerkungen Teil C: Seite 344–360
Ramillies 55. Ramillies 58. Ramillies 46. Ramillies 59. Ramillies 56. Ramillies 57. Ramillies 59. Ramillies 60. Ramillies 61. Ramillies 62. Falkner, Ramillies 59. Ramillies 64. Ramillies 65. Ramillies 66. Ramillies 67. Ramillies 73. Ramillies 69. Ramillies 73/74. Ramillies 76. Ramillies 77. Ramillies 77. Zur Kombination der Waffengattungen durch Marlborough Ramillies 68. Ramillies 77. Ramillies 78/79. Dickson 96. Ramillies 79. Ramillies 80. Ramillies 89. Ramillies 92. Ramillies 93. Falkner, Ramillies 98. Ramillies 94. Ramillies 95. Ramillies 107. Ramillies 96. Ramillies 97. Ramillies 97. Ramillies 98. Ramillies 105. Ramillies 104. Hüttl 198. Ramillies 105. Ramillies 109. Ramillies 108. Parker, in Chandler, Memoirs 63. Ramillies 121. Ramillies 115.
91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137
539
Ramillies 110. Ramillies 119. Ramillies 112/113. Ramillies 116. Ramillies 140. Ramillies 130 ff. Ramillies 120. Ramillies 125. Ramillies 129. Ramillies 121. Ramillies 120. Ramillies 124. Ramillies 122. Ramillies 122. Ramilliies 128. Ramillies 133. Ramillies 134. Ramillies 127. Ramillies 126. Ramillies 131. Ostwald 165. Ostwald 225. Ramillies 138. Ramillies 140/141. Ramillies 138. Ramillies 136. Lynn, Wars 309. Ramillies 143. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 197. Ostwald 222. Ramillies 145. Ostwald 188/189. Ramillies 146. Ostwald 176. Ramillies 149. Ramillies 150. Ramillies 160/161. Ramillies 163. Ramillies 167. Ramillies 165. Ramillies 170. Ramillies 171. Ramillies 172. Ramillies 173. Ramillies 181/182. Ramillies 183. Dodge 759.
540
138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182
Anmerkungen Teil C: Seite 360–373
Zit nach Braubach II 154 f. Braubach II 155. Braubach II 155, 156. Braubach II 156. Dodge 762. Braubach II 157. Braubach II 156. Braubach II 157/158. Braubach II 158. Braubach II 158. Ostwald 151/152. Duffy, Vauban 53. Duffy, Vauban 54. Duffy, Vauban 55. Duffy, Vauban 53. Duffy, Vauban 55. Eingehende Beschreibung bei Duffy, Vauban 52. Trevelyan, Ramillies 143. Duffy, Vauban 55. Braubach II 160. Trevelyan, Ramillies 144. Braubach II 161. Braubach II 162. Braubach II 162. Ingrao 84/85. Braubach II 163. Braubach II 164. Braubach II 165. Ingrao 96 ff. Trevelyan, Ramillies 161. Trevelyan, Ramillies 171. Voltaire, Geschichte 12f.; Findeisen, Karl XII, 34 f. Chandler, Commander 186. Rothstein, passim. Zit.n. Braubach II 260. Chandler, Commander 191. Ingrao 57–59. Ingrao 62 ff. Ingrao 56. Chandler, Commander 192. Ingrao 201. Ingrao 211. Chandler, Commander 188. Schlosser 80; Chandler, Commander 188. Schlosser 80.
183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229
Ingrao 61. Sturgill 72. Sturgill 72/73. Chandler, Commander 195. Lynn, Giant 201. Sturgill 75. Sturgill 73. Ingrao 70. Ingrao 71. Ingrao 74/75. Chandler, Commander194. Chandler, Commander 193. Chandler, Commander 198. Braubach II 165; Ingrao 87. Braubach II 165/166. Ingrao 87. Braubach II 167. Chandler, Commander 185. Ingrao 45. Ingrao 87/88. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 172 ff. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 121 f. Braubach II 189. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 137. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 141. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 142. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 144. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 145. Braubach II 176. Chandler, Commander 196. Chandler, Commander 197. Braubach II 195. Braubach II 197. Chandler, Commander 198. Braubach II 197/198. Chandler, Commander 196. Braubach II 199. Trevelyan, Ramillies 309. Trevelyan, Ramillies 322. Trevelyan, Ramillies 323. Zum Ganzen deutschspachig: Kramer, passim. Schlosser 68. Ingrao 32. Ingrao 15/16. Schlosser 66. Der … widerlegte Bann-Brief, 1708. Braubach II 261.
230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277
Anmerkungen Teil C: Seite 373–384
Braubach II 262. Ingrao 2. Ingrao 98. Ingrao 99. Ingrao 102. Ingrao 103. Ingrao 106. Ingrao 104/105. Ingrao 103, 106 f. Ingrao 106. Noorden Abt. 1 3. Bd. 347. Kramer, Papst 68. Ingrao 108. Kramer, Papst 69. Kramer, Papst 50. Kramer, Papst 60. Kramer, Papst 49. Kramer, Papst 57. Kramer, Papst 69. Ingrao 109. Ingrao 109/110. Ingrao 110. Ingrao 111. Kramer, Papst 71. Kramer, Papst 71. Kramer, Papst 72. Ingrao 116. Ingrao 119. Ingrao 116/117. Chandler, Commander 202. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 154. Trevelyan, Ramillies 324. Trevelyan, Ramillies 324. Statt aller Green 181. Holmes 362/363. Chandler, Commander 203. Chandler, Commander 204. Trevelyan, Ramillies 332, 333. Trevelyan, Ramillies 317/318. Holmes 364. Holmes 365. Holmes 354. Chandler, Commander 204. Trevelyan, Ramillies 328/329. Trevelyan, Ramillies 329. Trevelyan, Ramillies 384. Chandler, Commander 206/207. Norrden Abt. 1 Bd. 3 369.
278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322
541
Trevelyan, Ramillies 338/339. Trevelyan, Ramillies 340. Trevelyan, Ramillies 340. Trevelyan, Ramillies 342. Trevelyan, Ramillies 344, 345. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 237 f. Trevelyan, Ramillies 350. Trevelyan, Ramillies 351. Unmittelbare freie Reichsritterschaft am Rheinstrom, Schreiben vom 26. Februar 1707. Noorden Abt. 1 Bd. 3 401 ff. Noorden Abt. 1 Bd. 3 405. Noorden Abt. 1 Bd. 3 407. Noorden Abt. 1 Bd. 3 409. Noorden Abt. 1 Bd. 3 411 ff. Braubach II 222. Braubach II 227. Scott 53. Braubach II 229/230. Holmes 362. Holmes 364. Scott 54/55. Scott 54. Scott 55. Scott 56. Scott 56/57. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 201. Holmes 361. Scott 58. Scott 58/59. Scott 59. Scott 60. Scott 61. Scott 61/62. Scott 62/63. Scott 63. Holmes 375. Watson 113 ff. Scott 64. Scott 73. Scott 73/74. Scott 74. Scott 74. Scott 74/75. Scott 75. Zitiert nach Holmes 376.
542
323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370
Anmerkungen Teil C: Seite 384–397
Holmes 375/376. Scott 75/76. Scott 77. Scott 78. Scott 108. Scott 107/108. Scott 107. Scott 109. Scott 109. Scott 111. Scott 112. Scott 111. Scott 113. Scott 114. Scott 114. Scott 114/115. Scott 115. Scott 115/116. Scott 116. Scott 116/117. Zitiert nach Scott 117. Scott 117. Scott 117/118. Scott 118 Holmes 384. Scott 118/119. Scott 119. Scott 119. Scott 119. Scott 119/120. Scott 120. Scott 120/121. Scott 121. Scott 121. Scott 127. Scott 127/128. Scott 128. Scott 128/129. Ich folge hier Scott 129. Scott 129. Scott 129/130. Scott 130. Dickson 113. Scott 131. Belfield, Oudenaarde 52. Scott 131, 132. Scott 132. Scott 132/133.
371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418
Scott 133. Scott 134. Scott 134/135. Scott 135. Scott 135/136. Scott 136. Scott 136/137. Scott 137. Scott 137. Scott 138. Scott 138/139. Scott 139. Scott 139/140. Scott 139. Scott 140. Scott 140/141. Die Zahl ist ungewiß, Scott 142. Scott 141. Scott 141/142. Scott 142/143. Scott 143. Scott 143. Scott 150. Scott 149. Scott 150. Scott 151. Scott 151. Belfield, Oudenaarde 53. Scott 151/152. Scott 152. Scott 161. Scott 162. Belfield, Oudenaarde 63 ff. Scott 162. Scott 162/163. Scott 163. Scott 164. Scott 164/165. Scott 165/166. Scott 165. Trevelyan, Ramillies 365. Scott 167. Scott 167/168. Scott 168. Scott 169. Scott 170. Scott 169. Scott 175.
419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465
Anmerkungen Teil C: Seite 397–413
Scott 175. Scott 178. Scott 179. Scott 179. Braubach II 237. Holmes 391. Holmes 392. Scott 176. Scott 179. Scott 179/180. Scott 180. Scott 180/181. Falkner, Sieges 130. Scott 181. Falkner, Sieges 130/131. Lynn, Wars Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 203. Holmes 393. Trevelyan, Ramillies 366. Scott 182. Falkner, Sieges 131. Falkner, Sieges 131/132. Falkner, Sieges 131. Falkner, Sieges 134/135. Falkner, Sieges 134. Falkner, Sieges 134. Falkner, Sieges 134. Falkner, Sieges 134/135. Falkner, Sieges 136. Falkner, Sieges 136. Falkner, Sieges 137. Falkner, Sieges 137/138. Falkner, Sieges 138. Falkner, Sieges 138. Falkner, Sieges 138/139. Falkner, Sieges 139. Falkner, Sieges 139. Falkner, Sieges 140. Falkner, Sieges 140/141. Falkner, Sieges 141. Ostwald 158. Falkner, Sieges 141. Falkner, Sieges 142. Falkner, Sieges 142/143. Braubach II 241. Falkner, Sieges 143. Falkner, Sieges 143/144.
466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512
543
Braubach II 248. Falkner, Sieges 144. Falkner, Sieges 145. Falkner, Sieges 145/146. Falkner, Sieges 146. Falkner, Sieges 147. Falkner, Sieges 151. Falkner, Sieges 152. Falkner, Sieges 152. Falkner, Sieges 152/153. Falkner, Sieges 155. Falkner, Sieges 153. Falkner, Sieges 153/154. Falkner, Sieges 154. Falkner, Sieges 154. Watsons Darstellung (125 ff.) ist zu apologetisch. Falkner, Sieges 154. Falkner, Sieges 155. Falkner, Sieges 156. Falkner, Sieges 157. Falkner, Sieges 157. Falkner, Sieges 156/157. Falkner, Sieges 156/157. Falkner, Sieges 157. Falkner, Sieges 157/158. Falkner, Sieges 158. Braubach II 248. Falkner, Sieges 158. Braubach II 248. Falkner, Sieges 159. Falkner, Sieges 160. Falkner, Sieges 162. Falkner, Sieges 161. Falkner, Sieges 163. Falkner, Sieges 162. Falkner, Sieges 163. Falkner, Sieges 164. Holmes 408. Holmes 408/409. Holmes 413–415. Gaxotte 69. Sturgill 77. Delbrück Bd. 4, 370 ff. Ostwald 39. Gaxotte 126. Griffith 12. Ostwald.
544
513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560
Anmerkungen Teil C: Seite 413–422
Ekberg 117. Duffy, Vauban 12. Lynn, Wars passim. Duffy, Vauban 12/13. Ekberg 116/117. Ekberg 145. Ekberg 118/119. Griffith 13. Duffy, Vauban 7. Holmes 410. Mitford 219. Holmes 66. Gaxotte 74. Holmes 410. Noorden Abt. 1 3. Bd. 451. Falkner, Sieges 167. Lynn, Wars 325. Gaxotte 357/358. Braubach II 283/284. Braubach II 284. Braubach II 285. Braubach II 281 f. Braubach II 285. Braubach II 285. Braubach II 286. Braubach II 289. Braubach II 290. Falkner, Sieges 168. Falkner, Sieges 168. Trevelyan, Peace (vol III) 36. Braubach II 291. Braubach II 292. Francis 270/271. Falkner, Sieges 167/168. Lynn, Wars 326. Chandler, Commander 243. Ingrao 187. Braubach II 298. Braubach II 293. Braubach II 296. Falkner, Sieges 168/169. Ingrao 161. Falkner, Sieges 169. Holmes 411. Boxer, Seaborne Empire 118. Gaxotte 310. Trevelyan, Peace (vol III) 1. Trevelyan, Peace (vol III) 1/2.
561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608
Falkner, Sieges 169. Falkner, Sieges 169. Braubach II 299. Trevelyan, Peace (vol III) 4. Lynn, Wars 328. Lynn, Giants 399. Vgl. hierzu Parker, The Spanish Road Lynn, Wars 329. Chandler, Commander 241. Chandler, Commander 66. Lynn, Giant 364. Lynn, Giant 390. Angaben nach Gaxotte 290. Gaxotte 291. Sautai 4. Sautai 5. Sautai 6. Sautai 52. Sautai 7. Sautai 1. Holmes 412. Gaxotte 300. Trevelyan, Peace (vol III) 6. Sautai 7. Holmes 374. Braubach II 301. Falkner, Sieges 170. Sautai 8. Holmes 417. Falkner, Sieges 170/171. Falkner, Sieges 170/171; Holmes 418. Sautai 44. Holmes 9. Falkner, Sieges 171. Falkner, Sieges 171/172. Falkner, Sieges 174. Falkner, Sieges 175. Falkner, Sieges 175/176. Falkner, Sieges 176. Falkner, Sieges 177. Falkner, Sieges 176/177. Falkner, Sieges 177. Falkner, Sieges 177. Trevelyan, Peace (vol III) 7. Falkner, Sieges 176. Falkner, Sieges 179. Falkner, Sieges 177. Falkner, Sieges 178.
609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649
Anmerkungen Teil C: Seite 422–439
Falkner, Sieges 179. Falkner, Sieges 179/180. Sautai 22/23. Falkner, Sieges 180. Holmes 421. Falkner, Sieges 178/179. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 212. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 212/213. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 213. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 216. Sautai 28. Sautai 27/28. Sautai 27. Sautai 28. Sautai 28. Sautai 28/29. Falkner, Sieges 180. Sautai 29. Chandler, Commander 251. Sautai 29. Sautai 30. Sautai 30. Sautai 37. Mérode-Westerloo, in Chandler, Memoirs 215. Sautai 37/38. Chandler, Commander 256. Sautai 38. Chandler, Commander 252. Scott, Malplaquet 135. Zitiert nach Marc Vissac, Folard; Sautai 41. Braubach II 308. Sautai 37. Sturgill 95; Lynn, Giants 482. Sautai 41 Sautai 41/42. Scott, Malplaquet 127. Scott, Malplaquet 163. Scott, Malplaquet 144. Holmes 428; Dickson erwähnt dies in ihrer Biographie nicht. Sautai 42. Sautai 43.
650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686 687 688 689 690 691 692 693 694 695
545
Belloc 206 ff. Sautai 45. Scott, Malplaquet 174. Scott, Malplaquet 171/172. Sautai 44. Scott, Malplaquet 178. Scott, Malplaquet 177. Scott, Malplaquet 182. Sautai 44. Sautai 41. Trevelyan, Peace (vol III) 10. Sautai 43. Scott, Malplaquet 195. Sautai 43. Scott, Malplaquet 189. Sautai 46. Belloc 208/209. Sautai 47. Trevelyan, Peace (vol III) 18 Noorden 1. Abt. Bd. 3, 555. Burne, Malplaquet, 1; Falkner, Sieges 184. Falkner, Sieges 184/185. Falkner, Sieges 186/187. Sautai 52. Falkner Sieges 186. Falkner, Sieges 185. Holmes 214/215; Watson 175 ff. et passim. Watson 147; Falkner, Sieges 185/186. Falkner, Sieges 187. Falkner, Sieges 187/188. Falkner, Sieges 188. Falkner, Sieges 188. Lynn, Wars 268. Trevelyan, Peace (vol III) 28. Trevelyan, Peace (vol III) 28/29. Wolf, Emergence of Power 206. Trevelyan, Peace (vol III) 30. Ingrao 197. Lynn, Wars 269. Trevelyan, Peace (vol III) 31. Noorden 1. Abt. Bd. 3, 545. Braubach II 314/315. Braubach II 315. Braubach II 315. Schreiben vom 24. Juli 1706, zit. nach Arneth, Starhemberg 413 N. 1. Noorden Abt. 1 Bd. 3 434 f.
546
696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 707 708 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731 732 733 734 735 736 737 738 739 740 741 742 743
Anmerkungen Teil C Seite 439–451
Arneth, Starhemberg 415. Arneth, Starhemberg 417. Arneth, Starhemberg 418. Arneth, Starhemberg 420. Arneth, Starhemberg 421. Arneth, Starhemberg 423. Arneth, Starhemberg 424. Ingrao 143/144. Slottman 323. 324. Ingrao 145. Ingrao 149/150. Ingrao 150. Kamen, War 16. Trevelyan, Ramillies 395/396. Francis 224. Francis 223. Petrie 189. Petrie 190. Petrie 190/191. Petrie 191. Kamen, War 16; Petrie 193. Francis 224. Francis 224. Petrie 192. Petrie 196. Hill 109. Kamen, War 17. Trevelyan, Ramillies 158. Trevelyan, Ramillies 158. Francis 228 ff. Francis 215/216. Hill 116. Petrie 197. Petrie 200. Hill 127/128. Francis 240. Kamen, War 17/18. Kamen, War 18. Petrie 202. Petrie 210. Petrie 209. Torréjon, Almansa 324 ff., 326. Francis 244. Kamen, War 18. Kamen, Philip V, 59. Kamen, War 18/19. Francis 244. Torréjon, Almansa 324 ff., 328.
744 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 776 777 778 779 780 781 782 783 784 785 786 787 788 789 790 791
Torréjon, Almansa 324 ff., 330. Petrie 211. Petrie 211. Petrie 211/212. Torréjon, Almansa 324 ff., 330. Francis 245. Kamen, War 19. Torréjon, Almansa 324 ff., 331. Fancis 247. Torréjon, Almansa 324 ff., 325. Kamen, War 296/297. Francis 247. Kamen, War 296 Kamen, Philip V, 63. Kamen, War 49. Francis 276. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 295 ff., 305 ff. Hill 185. Kamen, Philip V, 64/65. Kamen, Philip V, 65. Braubach II 213. Braubach II 214. Arneth, Starhemberg 468. Francis 265. Kamen, War 20. Arneth, Starhemberg 474. Francis 266. Francis 265. Arneth, Starhemberg 466. Noorden Abt. 1 Bd. 3, 187. Francis 259. Petrie 219. Kamen, War 19. Arneth, Starhemberg 492. Hill 165. Trevelyan, Ramillies 374. Trevelyan, Ramillies 375. Trevelyan, Ramillies 376. Trevelyan, Ramillies 378. Trevelyan, Ramillies 379. Trevelyan, Ramillies 380. Trevelyan, Ramillies 381. Kamen, War 19/20. Arneth, Starhemberg 481. Arneth, Starhemberg 482. Arneth, Starhemberg 484. Arneth, Starhemberg 485. Arneth, Starhemberg 486.
792 793 794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839
Anmerkungen Teil C/D: Seite 451–461
Francis 247/248. Francis 248. Arneth, Starhemberg Francis 273. Francis 272. Francis 272. Kamen, War 298. Francis 272/273. Francis 273. Kamen, War 20. Arneth, Starhemberg 531. Arneth, Starhemberg 501. Schlosser 88; Phillips 192. Schlosser 88/89. Kamen, War 20. Arneth, Starhemberg 526. Arneth, Starhemberg 527. Arneth, Starhemberg 531/532. Wie Arneth, Starhemberg 525 schreibt. Kamen, War 21. Kamen, War 50. Arneth, Starhemberg 520. Arneth, Starhemberg 521. Arneth, Starhemberg 521. Arneth, Starhemberg 522. Wolf, Louis XIV, 570. Arneth, Starhemberg 534. Hill 194. Kamen, War 20/21. Arneth, Starhemberg 534/535. Arneth, Starhemberg 535. Arneth, Starhemberg 537. Arneth, Starhemberg 536/537. Arneth, Starhemberg 541–543. Arneth, Starhemberg 550. Braubach II 325. Braubach II 324. Braubach II 320/321. Braubach II 328. Braubach II 340. Braubach II 336. Braubach II 337. Braubach II 338. Braubach II 341. Braubach II 369. Braubach II 370. Braubach II 381. Braubach II 381.
547
Anmerkungen Teil D 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45
Trevelyan, Peace (vol III) 48. Trevelyan, Peace (vol III) 49. Müllenbrock zur öffentlichen Meinung in England 23 ff.; zu Sacheverell 34 ff. Trevelyan, Peace (vol III) 55. Holmes 434. Braubach II 332. Braubach II 333. Braubach II 332/333. Holmes 435. Holmes 435. Braubach II 373. Trevelyan, Peace (vol III) 58. Holmes 442. Trevelyan, Peace (vol III) 65. Holmes 444. Trevelyan, Peace (vol III) 66. Trevelyan 71; Holmes 445. Mitford 180/181. Trevelyan, Peace (vol III) 183. Gaxotte 357. Trevelyan, Peace (vol III) 184. Falkner, Sieges 196. Falkner, Sieges 195. Falkner, Sieges 195/196. Falkner, Sieges 196/197. Falkner, Sieges 197. Lynn, Wars 337. Falkner, Sieges 197. Falkner, Sieges 197/198. Falkner, Sieges 199. Falkner, Sieges 198. Falkner, Sieges 198/199. Falkner, Sieges 200. Falkner, Sieges 199. Falkner, Sieges 199/200.. Schlosser 98. Falkner, Sieges 200. Ostwald 194. Falkner, Sieges 200/201. Falkner, Sieges 201/202. Falkner, Sieges 201. Falkner, Sieges 201. Falkner, Sieges 202. Falkner, Sieges 202/203. Falkner, Sieges 203.
548
46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93
Anmerkungen Teil D: Seite 461–474
Falkner, Sieges 204. Falkner, Sieges 203. Falkner, Sieges 204/205. Falkner, Sieges 205 Falkner, Sieges 205/206. Ostwald 208. Falkner, Sieges 206. Falkner, Sieges 207/210. Falkner, Sieges 206. Ostwald 168/169. Falkner, Sieges 207. Ostwald 169. Ostwald 180. Falkner, Sieges 207. Falkner, Sieges 210. Falkner, Sieges 211. Falkner, Sieges 211. Falkner, Sieges 215. Falkner, Sieges 215. Falkner, Sieges 214. Falkner, Sieges 217. Falkner, Sieges 215. Falkner, Sieges 216. Falkner, Sieges 217. Falkner, Sieges 217/218. Falkner, Sieges 218. Holmes 449. Holmes 450. Trevelyan, Peace (vol III) 107/108. Ingrao 216/217. Braubach III 25. Braubach III 16. Falkner, Sieges 223. Braubach III 28. Braubach III 25. Braubach III 32. Falkner, Sieges 223. Falkner, Sieges 223/224. Falkner, Sieges 224/225. Braubach III 49. Braubach III 50. Hussey 177. Hussey 180 ff. Falkner, Sieges 224. Falkner, Sieges 225. Falkner, Sieges 225/226. Falkner, Sieges 226. Falkner, Sieges 226/227.
94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140
Falkner, Sieges 227. Holmes 450. Falkner, Sieges 228. Parker, in: Chandler, Memoirs 97 ff. Falkner, Sieges 229. Hussey 209Falkner, Sieges 232. Falkner, Sieges 232/233. Falkner, Sieges 233/234. Falkner, Sieges 233. Falkner, Sieges 234. Falkner, Sieges 235. Falkner, Sieges 236/237. Falkner, Sieges 237. Trevelyan, Peace (vol III) 13 Note 1. Parker, in: Chandler, Memoirs 108. Falkner, Sieges 237/238. Falkner, Sieges 238. Falkner, Sieges 238/239. Falkner, Sieges 239. Falkner, Sieges 239/240. Falkner, Sieges 240. Braubach III 46/47. Braubach II 387/388. Braubach II 388. Ingrao 155. Ingrao 152. Ingrao 157. Ingrao 158. Gaxotte 276. Tevelyan, Peace (vol III) 139. Eingehend hierzu Mahone, Skulking Way of War, passim; Starkey, 17 ff. Lynn, Louis, 349. Selig, in: Erichsen/Heinemann, 93. Selig, in: Erichsen/Heinemann, 93. Parkman 11. Parkman 3. Parkman 6. Parkman 7/8. Parkman 9. Parkman 11. Parkman 13. Parkman 28 ff. Parkman 30. Parkman 34/35. Parkman 37 ff., 40 ff. Parkman 43.
141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167
168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185
Anmerkungen Teil D: Seite 474–484
Parkman 44/45. Parkman 47/48. Parkman 95 N. 1. Tevelyan, Peace (vol III) 141. Selig, in: Erichsen/Heinemann, 93. Parkman 64. Parkman 86/87. Parkman 99. Parkman 90. Parkman 92. Selig, in: Erichsen/Heinemann, 94. Parkman 94. Parkman 117–118. Parkman 122–124. Parkman 145. Parkman 146/147. Parkman 148. Parkman 184. Trevelyan, Peace (vol III)140. Trevelyan, Peace (vol III) 118 ff., 143. Parkman 167/168. Green 256. Parkman 268. Parkman 272. Schlosser 73/74. Schlosser 102. Die Gegenvorstellungen wie: Anonymus, The Management of War, passim, blieben zunächst ohne Einfluß auf die öffentliche Meinung. Braubach III 72/73. Trevelyan, Peace (vol III) 201. Weber 163. Braubach III 83. Braubach III 83. Trevelyan, Peace (vol III) 202. Green 265. Weber 164. Weber 165. Braubach III 91. Lynn, Wars, 349. Weber 257. Braubach III 102. Weber 275. Braubach III 104. Weber 276. Apologia 3. Weber 278.
186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233
549
Apologia 4. Apologia 3. Apologia 3/4. Parker, in: Chandler, Memoirs 117. Parker, in: Chandler, Memoirs 117/118. Parker, in: Chandler, Memoirs 117. Weber 278/279. Parker, in: Chandler, Memoirs 118. Braubach III 106. Weber 279. Braubach III 107. Braubach III 117. Parker, in: Chandler, Memoirs 120. Parker, in: Chandler, Memoirs 121. Weber 288. Braubach III 109. Weber 289/290. Weber 286. Parker, in: Chandler, Memoirs 122. Weber 301. Parker, in: Chandler, Memoirs 124. Weber 303. Weber 304. Parker, in: Chandler, Memoirs 129. Weber 298. Brauer 86 ff. Braubach III 112. Braubach III 110. Lynn, Wars 352. Braubach III 112. Parker, in: Chandler, Memoirs 122. Parker, in: Chandler, Memoirs 123. Apologia 4/5. Apologia 5. Apologia 6. Apologia 6/7. Gaxotte 365. Sturgill 114. Sturgill 113. Sturgill 118. Sturgill 119. Sturgill 120. Sturgill 121. Sturgill 121/122. Sturgill 122. De la Colonie 362. Sturgill 123. Lynn, Wars 353.
550
234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280
Anmerkungen Teil D: Seite 484–492
Lynn, Wars 354. Braubach III 118. Sturgill 125. Ostwald 270 unter Berufung auf den Bericht Villars. Sturgill 125. Lynn, Wars 355/356. Hill 177. Hill 195. Phillips 193. Francis 306 ff. Francis 307/308. Arneth, Starhemberg 570. Arneth, Starhemberg 571. Arneth, Starhemberg 562. Arneth, Starhemberg 563. Arneth, Starhemberg 565. Arneth, Starhemberg 565. Arneth, Starhemberg 573. Arneth, Starhemberg 574. Arneth, Starhemberg 577. Kamen, Philip V, 73. Arneth, Starhemberg 579. Kamen, War 21. Kamen, Philip V, 74. Kamen, War 21. Arneth, Starhemberg 580. Arneth, Starhemberg 581. Arneth, Starhemberg 582. Arneth, Starhemberg 583. Arneth, Starhemberg 585/586. Arneth, Starhemberg 589. Arneth, Starhemberg 595. Arneth, Starhemberg 593. Hill 200/201. Arneth, Starhemberg 588. Kamen, War 21/22. Arneth, Starhemberg 599. Arneth, Starhemberg 600. Arneth, Starhemberg 588. Phillips 194. Trevelyan, Peace (vol III) 83/84. Arneth, Starhemberg 602. Arneth, Starhemberg 603. Arneth, Starhemberg 603/604. Phillips 194. Arneth, Starhemberg 610. Arneth, Starhemberg 613.
281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328
Trevelyan, Peace (vol III) 84. Arneth, Starhemberg 616. Arneth, Starhemberg 615. Trevelyan, Peace (vol III) 85. Francis 317. Arneth, Starhemberg 618. Arneth, Starhemberg 619. Kamen, War 23. Trevelyan, Peace (vol III) 87. Francis 317/318. Francis 318. Kamen, War 22. Kamen, War 23. Arneth, Starhemberg 625. Arneth, Starhemberg 626. Arneth, Starhemberg 627 N.1. Francis 319. Hill 206. Arneth, Starhemberg 632. Arneth, Starhemberg 628/629. Arneth, Starhemberg 631. Arneth, Starhemberg 633. Arneth, Starhemberg 635. Arneth, Starhemberg 638. Francis 320. Arneth, Starhemberg 640. Arneth, Starhemberg 658/659. Arneth, Starhemberg 671. Braubach II 383. Arneth, Starhemberg 641. Arneth, Starhemberg 654. Arneth, Starhemberg 674. Francis 323. Francis 323. Arneth, Starhemberg 663. Francis 323/324. Arneth, Starhemberg 680. Francis 355. Braubach III 56. Braubach III 55. Kamen, War 66. Arneth, Starhemberg 672. Arneth, Starhemberg 682. Arneth, Starhemberg 685. Arneth, Starhemberg 687. Arneth, Starhemberg 687. Arneth, Starhemberg 688. Arneth, Starhemberg 691.
329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348
Anmerkungen Teil D/E: Seite 492–500
Arneth, Starhemberg 693. Arneth, Starhemberg 693. Kamen, War 50. Kampen, War 51. Kampen 51/52. Francis 368. Kamen, Philip V, 87. Kamen, War 23/24. Arneth, Starhemberg 718. Arneth, Starhemberg 719/720. Arneth, Starhemberg 722/723. Arneth, Starhemberg 729. Francis 369. Francis 373. Francis 271. Francis 371. Francis 373. Francis 377. Francis 378. Francis 379.
551
Teil E 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Braubach II 392/393. Weber 226. Weber 227. Lynn, Wars 350. Lynn, Wars, 350/351. Weber 237. Weber 249 ff. Weber 247. Weber 321. Weber 339. Weber 195. Weber 379. Tagungsbericht zum Atelier Assecuratio Pacis. Les conceptions françaises de la sûreté et de la garantie de la paix de 1648 à 1815 – Französische Konzeptionen von Friedenssicherung und Friedensgarantie von 1648–1815 Von Svenja Banken, David Friedrichsdorf und Niels May HWV 278. Braubach III 155. Braubach III 156. Braubach III 154. Braubach III 132. Braubach III 133. Braubach III 143. Braubach III 149. Braubach III 143, 136. Braubach III 157. Braubach III 161. Braubach III 160. Sturgill 127. Sturgill 128. Sturgill 128. Sturgill 129. Braubach III 165. Braubach III 166. Braubach III 166. Sturgill 130. Braubach III 167. Braubach III 167. Braubach III 168. Sturgill 131. Sturgill 131. Braubach III 169. Sturgill 132.
552
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55
Anmerkungen Teil E: Seite 501–504
Sturgill 132. Sturgill 133 gibt etwas niedrigere Zahlen an; hier wie Braubach III 170. Sturgill 133. Braubach III 171. Braubach III 172. Braubach III 173. Braubach III 174. Braubach III 175. Braubach III 176. Sturgill 134. Ostwald 207. Sturgill 134/135. De la Colonie 382. Ostwald 250. Sturgill 135.
56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
Sturgill 136/137. Schlosser 111. Lynn, Wars 357. Sturgill 138. Sturgill 139. Lynn, Wars 357/358. Sturgill 140/141. Sturgill 141. Sturgill 142. Sturgill 144. Sturgill 144/145. Sturgill 146/147. Sturgill 146. Sturgill 147. Schlosser 114.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Anonymus, Der aus Braband abgesandte Courier mit umständlicher Relation von der Herrlichen Victorie, welche durch glückliche Eroberung der Feindlichen Linien in Braband von Ihro Durchlauchtigkeit, dem Duc de Marlborough und GeneralFeld-Marschall von Ouverkert den 18. Julii 1705 wider die Franzosen, Spanier und Bayern in den Niederlanden befochten worden Leipzig 1705. Anonymus, Der Portugiesisch-Spanische und Italienische Sommer-Feld-Zug dieses 1705. Jahres. Oder: Curiöser und ausführlicher Rapport von allem demjenigen, was seit auffgehobener Belagerung von Gibraltar und Eroberung Verrua in Portugall, Spanien und Italien denkwürdiges vorgefallen Cölln 1705 Der durch Ihre Röm.Kays.Majestät Josephum I widerlegte Apostolische Päbstliche Bann-Brieff welchen Seine Heiligkeit Clemens XI wieder die. Anonymus, Franckreichs Besorgliches Monarchen Leichen-Begängniß in Spanien Cöln 1706. Anonymus, Apologia, oder Schutz-Schrifft des Herrn Grafen von Albemarle wegen dessen den 24. Julii 1712, bey Denain vorgeweßten Action bezeugten Conduite, 1712. Anonymus, Der| Spanische/ Teutsche/| und| Niederländische Krieg| Oder:| Des Marquis von … curieuser Lebens-Lauff.| Worinnen/ weilen der Autor selbsten in ansehnlichen Fran-|zösischen Diensten vormalen gestanden, nicht allein das merckwürdigste, so| sich in jüngst-verwichenen Kriege von Anfang biß zum Ende| zugetragen, vollkommen enthalten:| Sondern auch| Noch gantz besondere, und bishero unbekant gewesene Begebenheiten,| Intriquen, und seltzame Streiche, die dem Autori theils selbsten, theils aber| anderen vornehmen Personen zugestossen/ angeführet werden.| Alles mit unpartheyischer und auffrichtiger Feder entworffen/ mit verschie-|denen schönen Kupffern geziert/ und der curieusen Welt zum| Vergnügen ausgefertiget.| Erster Theil.| Zu finden auf dem Franckfurter und Leipziger Messen. A. 1720. Kaiser Joseph I, Von Kayserl. Majestät in denen Herzogthümern Parma und Piacenza Genommen Winter-Quartiere erheben lassen, Wien 1708. Unmittelbare freie Reichsritterschaft am Rheinstrom, Schreiben vom 26. Februar 1707. Im übrigen werden Quellen nach den Anhängen in den Bänden des Werkes „Feldzüge Prinz Eugen von Savoyen“ zitiert.
554
Quellen- und Literaturverzeichnis
Literatur
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Personenregister
Abbé du Chaila. Siehe Chamisards Abigail Hill 376, 464 Albemarle, Arnold van Keppel, dem Herzog von 347, 383, 405, 459, 480, 484 Albergotti, Marquis d’ 196, 245, 461, 469 Kommandant Douais 460 Allegre, General Marquis d’ 337 Kommandant Bonns 227 Amigny, Brigadiér d’ Infantriekommandant in Landau 204 Anhalt-Dessau, Leopold von 221, 242, 276 Anna von Österreich Mutter Ludwig XIV. 17 Antonio Cosoli Probst in Cremona 185 Arabella Churchill 290 Arco Johann Baptist von 243 bei Ramillies 346 Belagerung von 246 Phillipsburg 76 Arco, Feldmarschalleutnant Graf (kaiserlich) 231 Argyll, John Campbell, Duke of 348, 391, 392, 393, 429, 458 Artagnan, Generalleutnant d’ 428 Asfeld, Jaques-Vinzent Bidal Chevalier d’ 448 Baden, Markgraf Ludwig Wilhelm von 298, 302 Bai, Marquis de 325 Barkóczy 253 Baron Fagel 470 Barth, Jean 95 Bartholomé de Flon y Morales 219 Basset y Ramos, Juan Bautista 327 Bedmar, Marquis de 222, 228, 270 Belluga, Louis, Bischof von Murcia 445 Bergheyck, Conte de 2170, 380, 422 Bernhard von Weimar 134 Berwick James Fitzjames, Duke of Berwick-uponTweed, Earl of Tinmouth, Baron of Bosworth, 1. Duque de Berwick, 1. Duque de Liria y Xerica, 1. Duc de Fitzjames 290, 332, 380, 382, 384, 398, 400, 401, 402, 404, 443, 444, 446, 450, 459
Bingfield 349 Biron, General Charles-Armand de Goutaut, Marquis de 387, 397 Bischof von Bristol 479 Blagnac, General de 282 Blainville, Generalleutnants Marquis de 272 Blaue Kurfürst. Siehe Max Emanuel Blaviol, Obrist 284 Blood, Oberst 261, 275, 358 Börner, Feldzeugmeister 179, 198 Bouffler 209, 222, 228, 401, 409, 433, 436 Braganza, Herzöge von 212 Bringfield, gentlemen of the horses 347 Bülow, Generalleutnant von 354, 390 Burgund, Heryog von 382, 388, 396 Burgund, Herzog von 299, 379, 387, 391, 394, 398, 401, 404, 417, 496 Burunda, Oberstleutnant 354 Cadogan, William 159, 261, 352, 382, 383, 385, 387, 392, 393, 397, 401, 406, 419 als Geheimdienstchef 436 Gefangennahme 358 politische Folgen von Wynendael 408 Vorhut bei Ramillies 344 Caraman, Generalleutnant Kommandant von Menin 357 Cardonnel, Adam 222 Carlos II. 321, 380 Carlos II. 28 Testament 118 Carlos III. 215, 248, 325, 327, 329, 332, 353, 444, 446 Cassion, Generalleutnant 340 Castel de los Rios Gesandter Spaniens am versailler Hof 117 Castel Rodrigo, Marquis von, Statthalter der Spanischen Niederlande im Devolutionskrieg 26, 27, 28 Catinat, Generalleutnant 75, 101, 130, 178, 181, 183, 187, 210 gescheiterter Entsatz Landaus 204 löst d’Huxelles ab 202
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Personenregister
Chamillard 352 französischer Kriegsminister 249, 404, 410, 418 Chamlay, Jules Louis Bolé de 79 Chanclos, Brigadegeneral 381, 384, 397 Charles II. 29, 34, 338 Charles Vaudémont 177, 196, 198 Chateaumourant, General de 470 Chevalier de Jaucourt 460 Chevalier de Luxembourg 408, 459, 462, 463 Chevaliers de Luxembourg 420 Chevalier St. George 397 James III 379 Christian von Braunschweig 134 Churchill, Charles 335, 350 Churchill, Winston 223, 319 Cifuentes, Conde de 328 Clérambault de Palluau, Marquis de 272, 277, 278 Coehoorn 155, 164, 222 Colbert, Finanzminister Jean-Baptiste 33 Colomba, Generalleutnant der Deak Hussaren 196 Commercy 185, 195 in Cremona 186 Tod in der Schlacht von Luzzara 198 Commercy, Prin von 179 Condé, Herzog von Enghien 25 Condé, Louis II. de Bourbon, prince de 30, 32, 33, 52, 53, 174, 221, 420 Biographie 30 Conde Puebla Kommandant Badajoz 331 Convarobias, Gouverneur Marques de Gouverneur von Ostenende 354 Cornelis de Witt 20 Crénan, General 186 Kommandant von Cremona 185 Créqui, Generalleutnant François de Marquis de Marines 25, 27, 61 Croy, Ferdinand-Gaston-Lamorald de , Graf von Roeux 102 Cunningham, General 333 Dallient, Generalleutnant Kommandant Namurs 349 D’Artagnan 348 Das Minas 325, 445
d’Aumonts 27 Daun, Wirich Philipp Graf 179 Davenant, Finanzagent Marlboroughs 336 Davia, General-Adjudant 196, 200 de Blainville Kommandant von Kaiserswerth 221 de Estrelles 54 de Feuillade 283, 285, 337 De Feulliade 309 De Goebriant 464 Kommandant Aires 463 de la Colonie Obrist Jean Martin 261 263, 388 bei Ramillies 345 de la Motte 345, 352, 355, 381, 382, 384, 406, 407, 410 de las Torres, General 332, 333 de la Valle Gouverneur von Dendermonde 355 de Rozel 391, 397 de Ruyter 51 de Souches 53 Des Rocques, Oberst 406 Ingenieur Prinz Eugens 404 Des Rogues 466 Dessau-Anhalt, Leopold von 463 de Torcy 416 Aussenminister 415 Aussenminister Ludwig XIV. 116 De Valle 359 de Wendt 200, 246 de Witt 29, 43 De Witt 28, 30 Dewitz, Brigadier 352 D’Humieres 269 d’Huxelles 130, 202 Dopff, Generalquartiermeister Daniel 419, 397, 469 du Breuil Kommandant der Artillerie in Landau 204 Du Mée, Oberst 406 Ingenieur Prinz Eugens 404 Dünnewald, Graf 81, 82 du Pontis 352 Duras, Marschall 80, 81, 82 d’Usson. Siehe Höchstädt Du Surville 420 Earl of Strafford 479
Personenregister
Ebergény, Husarenregiment 188 Elisabeth Charlotte von Orléans 71 Enghien, Louis d’. Siehe Condé Erle, Generalleutnant 398 Ernst Graf von Mansfeld 134 Erzherzog Joseph 224. Siehe Römischer König Erzherzog Karl Kaiser Karl VI 112 Esterházy 253, 279, 281 Estrade, Comte d’ 464 Estremadura 445 Eugéne-Maurice de Savoie-Carignan, Graf von Soissons Bruder Prinz Eugens 131 Evereux Comte d’ 396 Fagel, Generalleutnant Baron 228, 291, 321, 327, 354, 462, 469 Falkner 223 Farewell irischer Deserteur. Siehe Marlborough Feldmarschall Ginkel 222 Ferdinand IV 22 Feuillade, de 304 Feuquières 77, 176 Fourbins, Chevalier Janson de 199 Geschwaderkommandant 194 Frémont 287 Frequeliére Marquis de 402 Freselliere, Artillerieoberst Marquis de 232 Fresen, Obristleutnant von 246 Friedrich I. v. Preußen 296, 337, 352 Friedrich II. v. Preußen 175 Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg 79 Friedrich Wilhelm I, Kurfürst 52, 60 Friedrich Wilhelm, Kronprinz v. Preußen 355 Friesen, Feldzeugmeister 237, 298 kaiserlicher Kommandant Landaus während der zweiten Belagerung 233 Fuchs, Matthias Ägidius 314 Galway General Henri de Massue de Ruvigny, 1st Earl of 290, 321, 324, 325, 326, 331, 444, 445 García de Avila, Francisco 327 Geldermalsen, Felddeputierter 357
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General de Blagnac 283 General Leiningen 287 Geoffreville, General de 291 Georg, Landgraf von Hessen 329 Georg von Dänemark 214, 376 Tod 410 Georg von Hannover, Kurfürst 410 Georg von Hessen-Darmstadt, Prinz 215 Georg von Hessen, Landgraf 327 Godolphin Sidney 225, 354, 398, 410, 457 Entlassung 458 Goor 261 Goslinga Felddeputierter Sicco van 339, 344, 349, 357, 397, 419 Graf Arco 210 Graf Mercy 185 Graf Tilly 419, 468 Grammont, Marquis de 130, 227 Grimaldi, Generalleutnant Marcello Marquis de 346, 382, 384, 391, 437 Einnahme Gents 1708 381 Kommandant von Mons 436 Gueldermalsen 397 Guiscard 345 Gumbkow, Brigadegenerals 408 Gustav II. Adolph 133, 171, 275 Hanmer, Sir Thomas 480 Hannover, Kurfürst von 80 Harley, Robert 376, 458 Hautefeuille, Brigadier Comte de 272 Hautefort, Marquis de 265 Heinrich von Darmstadt, Prinz 333 Heinsius, Ratspensionär Anthonie 117, 190, 353, 359, 416, 458 Heisler, Generalwachtmeister 241, 280 Henriquez y Cabrera, Admiral Lehnt Kommando aus Loyalität zu Habsburg ab 215 Henry St John, 1. Viscount Bolingbroke 225 Herbeville, Graf Ludwig von 319 Herzog von Mantua 162 Herzog von Anjou 117. Siehe Phillip V Herzog von Savoyen Bündnis mit Ludwig XIV. 119 Herzog von Wolfenbüttel Französisches Bündnis 123 Hessen-Darmstadt¸ Georg von 292
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Personenregister
Hessen-Kassel, Erbprinzen von 231 Hessen-Kassel, Erbprinz von 234, 236 Hessen-Kassel, Prinz von 423 Hessen-Kassel, Wilhelm von 347 Hierner, Franz Kaspar 315 Holstein-Beck, Generalmajors Prinz von 355, 393, 394 Hompesch Generalmayor 261, 274, 395, 466 Hugues de Lionne 111 James Eduard Old Pretender 119 James II. 90 Tod 119 James III. Chevalier St. George (The Pretender) 186, 379 Treue schottischer Truppen in Cremona 186 Jean-Baptiste Colbert Finanyminister 18 Jean Barth 73 Jean Cavalier 295 Jenet, Capitain 393 Johan de Witt 20 Johann Georg III., Kurfürsten von Sachsen 80 Joseph Clemens 192, 222 Erzbischof Köln, Verbündeter Ludwig XIV. 130 Joseph Ferdinand Baierischer Erbprinz 112 Joseph I. 353 Thronfolge 296 Tod 1711 465 Juan José de Austria 27 Kaiser Ferdinand III. 22 Kaiser Joseph I. 336 Kaiser Karl V 111 Kaiser Karl VI. 465 Kardinal Portocarrero 196 Karl, Erzherzog 325 Siehe auch Carlos III. Karl X. Gustav von Schweden 23 Karl XII. 15, 366 Taktik 149 Károlyi, Alexander Graf 279 Königsegg 306 Kriechbaum, Generalwachtmeister 284 General 317, 318
Künigl, Landeshauptmann Johann Sebastian Graf von 241 Kurfürst von Brandenburg 52 Kyrein, Johann Christoph , Bürgermeister von Tölz 315 la Colonie 349 La Corzana, Conte de 479 la Faille, Brigadegeneral Einnahme Gents 1708 381 La Feuillade 249, 282, 360, 361 La Motte 349 Lapara, Ingenieur 303, 306, 305 Leiningen 305, 306 Lens Schlacht von 31 Leopold Auersperg, kaiserliche Gesandte Graf 247 Leopold I. 28, 36, 111, 310 Habsburgische Ansprüche auf Portugal 214 Tod 296 Leopold von Dessau-Anhalt 464 Le Tellier 162 Kriegsminister Ludwig XIV. 135 Lord Cutts 219 Lord Peterborough 309 Lothringen, Herzog Karl von 21, 57, 79 Lottum, Graf 393, 400 Louvois 33, 79, 162 Kriegsminister Ludwig XIV. 135, 154 Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden 201, 205, 209, 242, 260, 261, 279, 298, 338, 365 Biographie 131 in der Historiographie 16 Linien von Stollhofen 130 Ludwig XIII. 134 Vater Ludwig XIV. 17 Ludwig XIV. 285, 337, 339, 416, 461 Kritik an Catinat 181 Ludwig XIV. 20, 30, 52, 118 Biographie 17 Luke, Generalmajor 261 Lumley 349, 395 Luxembourg, François-Henri de Montmorency32, 90 Macanaz, Mechior de 289
Personenregister
MacCartney Brigadegeneral 461 MacDonnel, Hauptmann 185 Madiga, Alonso ¸Marques de Villa-Fuerta 325 Maffei, Generalwachtmeister Marquis de 239, 243, 261 Malvezzi, Obristleutnant Marchese Kommandant Borgofortes 200 Mansfeld Präsident des Hofkriegsrates. Siehe Hofkriegsrat; Siehe Hofkriegsrat mantovaner Bauern Aktionen gegen Kaiserliche 197 Marchin, Marquis de 27 Marcin, Comte de 288 Margarita Tochter Phillip IV. und Frau Leopold I. 112 Maria Anna Orsini, Prinzessin 332 Maria Teresa (1638–1683) 19 Tochter Phillip IV. 112 Marlborough 159, 212, 223, 224, 227, 256, 296, 336, 340, 410, 419, 436, 457, 460, 464 als Botschafter bei den Generalstaaten 127 Audienz bei der Königin 464 Diplomatie 15 Einfluß Turennes auf 144 gegen das Karakolieren 149 John Churchill wird zum Oberbefehlshaber ernannt 128 Reputation zu Kriegsbeginn 222 Marlboroughs Sturz 477 Marquis de Bai 445, 452 Marschall Bouffler 130 Marsigli, Graf 231 Marsin, Ferdinand, Comte de 265, 268, 273, 337, 339 Biographie 243 Matignon, Marschall 389, 396 Maulwurf Tod Wilhelm III 189 Max Emanuel 80, 81, 130, 192, 206, 210, 237, 238, 242, 243, 263, 264, 266, 267, 278, 348, 349, 352, 410, 479 Angriff auf Brüssel 1708 409 bei Offus 346 bei Ramilies 343 Pardon 1708 381
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Reichsacht 336 Überfall auf Brüssel 354 Verhandlungen mit dem Kaiser 193 Verhandlung mit Marlborough 359 Zieht Kontingente des Baierischen Reichskreises an sich 124 zum Aufstand 1705 318 in der Historiographie 17 Mazarin 23, 31, 162 M. de Frézelière Artillerie bei Höchstädt 273 Medina Celi Vizekönig in Neapel 183 Meindl, Johann Georg 311, 313, 318 Mélac, Ezéchiel du Mas, Graf de 82, 205, 207, 208 Kommandant Landaus 204 Mérode-Westerloo, Graf von 160, 199, 270, 422 Biographie 270 Methuen 327 Abkommen mit der Krone Portugals 320 Methuen, Sir Paul Botschafter Englands in Portugal 213 Minas, Marquez das 291 Modena, Herzog von 181, 183 Einnahme Modenas durch Anjou 197 Molière 31 Monasterol, Ferdinand Solar Graf de 122 Montclar, General 77, 202 Montecuccoli, Raimondo Graf 56, 60 Montefalcone, Prinz von Konspiration in Neapel 200 Monterey 46 Montesqiuou, Comte d’Artagnan, Charles de Baatz, Marshal d’. 460, 468, 469 Siehe auch d’Artagnan Montigny-Langost, Baron de Gefangennahme 159 Montrével 130 Mont Royal 81 Moritz von Oranien 175 Murray, Oberst Robert 347 Generalmajor 381 Napoleon 175 Nassau-Weilburg, Grafen von 231, 234, 236 Natzmer Natzmer, Generalmajor Dubislaw v. 227, 354, 384, 390, 392, 393, 395
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Personenregister
Noailles, Herzog von 332 Nova Caraffa, Herzog von Hinrichtung wegen Konspiration 200 Noyelles, Generalleutnant 229 Old Pretender James Eduard 119 Olivarez 111 Olympia Mancini 383 Mutter Prinz Eugens 131 Opdam 222 Oppenheim 81 Oranien-Nassau 403 Oranien-Nassau, Johann Friso, der Prinz von 402 Oranien-Nassau, Prinz von 420, 460 Orkney Orkney, George Douglas-Hamilton, 1st Earl of. 278, 346, 349, 421 bei Ramillies 344 Ormonde 216¸480, 481 Orry, Jean , sieur de Vgnory 289 Orval, Lefebrvre d’ 483 Overkirk, Hendrik van Nassau, Feldmarschall Heinrich Graf 257, 302, 355, 394 Oxienstierna 395 Pallandt, Generalmajor 261 Pallavicini, Baron de 358 Pállfy 178, 194, 210, 239 Paloczay 253 Papst Clemens IX. 33 Parma, Herzog von 250 Pascual de Perellos 327 Pechmann, Obristleutnant Überwältiger Ulms 210 Pedro II., König von Portugal 213 Peterborough, Lord 326, 332, 333 Peter der Große 296 Pettit, Captain 437 Pfälzer Erbfolgekrieg 138. Siehe Liga von Augsburg; Siehe Liga von Augsburg; Siehe Liga von Augsburg; Siehe Liga von Augsburg Pfefferkorn, Obrist 304 Philipp IV. 31
Philipp V. 196¸ 290, 319, 331, 320, 333, 422, 496 Einzug in Madrid 1701 118 Huldigung durch Neapel 130 Plinganser, Sebastian Georg 311, 313, 314, 318 Pointis, Admiral 324 Ponchartrain, Louis Phélypeaux Comte de 73 Pracontal 235 Tod in der Schlacht vom Speyerbach 236 Prinz Eugen 81, 177, 268, 275, 306, 363, 379, 396, 398, 409, 419, 420, 461 Abschied von der Armee in den Spanischen Niederlande 466 Anstiftung zum Mordkomplott gegen Anjou 200 Befehl über Italienarmee 131 Biographie 131 Groß-Heppach 259 in Cremona 186 in der Historiographie 16 Nachricht vom Sieg vor Turin 359 Oudenaarde 393 Präsident des Hofkriegsrates 201 Puncta, wie man sich bei der Action verhalten soll 197 Reaktion auf Thronbesteigung Queen Annes 190 und Ludwig von Baden 131 Verwundung vor Lille 406 Priser, Hauptmann Kommandeur von Gastelgoffredo 195 Puysegur 176, 391, 389, 396 Queen Anne 338, 353, 410, 458, 480 Kriegserklarung 193 Thronbesteigung 189 Tory 190 Quincey, Baron de 62, 173 Rakóczy 120, 188, 253, 280, 281, 296, 479 Ravignan, Marquis de 463, 470 Kommandant von Bouchain 468 Revel vor Castignone 195 in Cremona 186 Reventlou, Graf 337 Richard Hill, englischer Gesandter in Turin 248 Richelieu, Kardinal 30
Personenregister
Robert Harley 225 Rochebaron, Antoine d’Aumont de 25 Rochefort 61 Rochesters, Lord Entmachtung 225 Römischer König Erzherzog Josef 207 Rooke, Admiral George 214, 291, 94, 217 Tories 216 Roth, Generalmajor Michael 462 Rovère Geniechef Melacs in Landau 206 Ruisburg, Marquis von , Herzog von Popoli Kommandant von Barcelona 328 Salesch, General 302, 356, 357, 358 Sanfré, bayr. General 238 Sarah Jennings, Lady Marlborough 190 225, 266, 405, 410, 464 Scarpeleggi Brigant auf der Seite napoletanischer Aufständischer 183 Scherzer, Baron Kommandeur Cannettos 195 Schlick, Graf 238 kaiserlicher Diplomat bei Max Emanuel 193 Schlick, Kavallerie Graf Leopold 254 Scholten, Generalleutnant Jobst 346, 348 Schomburg 62 Schönborn, Johann Philipp von , Kurfürsten von Mainz 22 Schonischer Krieg 61 Schulemburg, Graf 462 Schwartz, Generalleutnant 470 Shovell, Admiral 95, 326 Shrewsbury 458 Slangenberg, General 222, 302, 335 Solari Kommandant von Guastalla 199 Verteidiger von Trient 247 Sophie von Hannover, Kurfürstenwitwe 336 Stanhope 449 Starhemberg, Graf Guido 75, 76, 80, 189, 198, 245, 249, 252, 282, 303, 305, 309, 449, 485 Biographie 201 Cremona 185 Starhemberg, Ernst Rüdiger von 201
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Starhemberg, Graf Maximilian von 74, 80 St. Thomas, piemontesischen Minister Marquis 247 Styrum, General Graf 239, 242 Tod am Schellenberg 263 Styrum, Graf Surville, Marquis de 402, 421 Kommandant von Tournai 420 Tallard, Camille d‘Hostun, comte de 130, 221, 232, 259, 261, 267, 268, 269, 270, 272, 274 Biographie 221 Tessé, Marschall 130, 182, 249, 282, 321, 324, 331, 332, 333, 334 Abzug aus Mantua 197 bei Carpi 180 Vereidigung Mantuas 188 Thomas Vaudémont 186, 189 Thüngen, Feldmarschall Hans Karl v. 204, 205, 206, 231, 302, 303, 365 Tilly, Graf Tserclaes 222, 224, 395 Tingry, Prinz von 484 Tourville, Anne Hilarion de 74, 94 Trautmannsdorf, General der Kavallerie Graf 189, 250, 252, 286 Turenne, Henri de Latour d’Auvergne, Vicomte de 24, 26, 27, 31, 32, 33, 52, 57, 144, 175, 187, 221, 266, 468 als Stratege 25 Türkenlouis. Siehe Ludwig von Baden Uhlefeld, Feldmarschalleutnant 333 Valory, Generalleutnant 500 Vasto, Marchese de Aufstand in Neapel 183 Vauban 26, 33, 74, 76, 98, 156, 232, 361, 400, 462 Landau 202 Vaubécourt, Generalleutnant de 244, 246, 304 Vaubonne, General-Feldwachtmeister Josef Marquis de 245 Vélez-Málaga Seeschlacht von 292 Vendôme 159, 187, 194, 195, 197, 199, 244, 247, 249, 282, 286, 304, 359, 379, 382,
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Personenregister
387, 388, 389, 391, 393, 396, 398, 401, 404, 405 Biographie 187 Nachricht vom Tod Wilhelm III. 190 Teilnahme am Kampf bei Oudenaarde 392 Ventimillia, Gouverneur Prinz von Gouverneur von Gent 352 Verboom, spanischen Generalquartiermeister 354 Vegetius 175 Verville, französischer Kommissär in Ungarn 281 Victor Amadeus, Herzog v. Savoyen 93, 101, 247, 263, 282, 283, 303, 304, 309, 360, 363, 479 Vierzet, Baron 54 Vieux-Ponts, Generalleutnant 483 Villadarias, Marques de 321, 485 Kommandant von Cadiz 1702 215 Versuch der Rückeroberung Gibraltars 292 Villars, Claude-Louis-Hector de Villars, prince de Martigues, marquis et duc de 210, 230, 239, 295, 337, 352, 410, 417, 419, 420, 423, 459, 468, 470, 480, 484 Biographie 209 Villeroi 101, 130, 182, 228, 290, 298, 299, 302, 339, 342, 346, 348, 349, 350, 352 Biographie 182 Gefangennahme in Cremona 186 Hauptquartier in Cremona 185 Visconti, Generalleutnant Gefecht von S.Vittoria 197
Voisin Kriegsminister ab 1709 418 Waldeck, Fürst von 90 Wallenstein 134, 171 Webb, Generalmajor John Richmond 406, 407 Wellington 212 Wendt, Obristleutnant de, Kommandant der Garnison von Brescello 199 Wetzel, Obristleutnant Baron 196 Wilhelm III. 15, 43, 90, 125, 225, 338 Ernennung Marlboroughs zum Oberbefehlshaber 128 Tod 189 Winterfeld, Generalleutnant 352 Wolfskehl, Brigadier 345 Woods, General Cornelius 468 Wrangel, Carl Gustav 60 Wratislaw, Grafen 319, 353 Württemberg, Herzog von 268, 275, 340, 352, 402 Yenne, Marquis de 32 Yrieix de Magonthier de Laubanie, Generalleutnant 233 Zuñiga 346 Zurlauben 188, 275 Kommandeur von Mantua 197 Zurlauben, Generalleutnant 265
Ortsregister
Aalst 27 Abbeville 398 Adda 181 Aire 420, 461, 463 Belagerung von 463 Albuquerque 326 Alcalá de Henaes 443 Alcantara 326, 445 Alerheim Schlacht von 25 Alicante 327 Belagerung von 452 Almansa Schlacht von 446 Alost 350 Altbreisach 231 amerikanische Kolonien Spaniens 213 Antwerpen 27, 382 Huldigung Philip V 119 Arco 243 bei Ramillies 346 Belagerung von 246 Phillipsburg 76 Arleux 466 Armentières 408 Arras 460, 461 Aspern 385, 388, 397 Ath 26, 118 Belagerung von 359 Augsburg 206, 242 Belagerung von 243 Autre Eglise 144, 342 Badajoz 326 Belagerung von 331 Balearen 129 Barcelona 291, 320, 321, 328, 332, 443 Belagerung von 328 Belagerung von 1705 333 Barrierefestungen 221, 353, 415 Barrieretraktat 437 Bayerischer Reichskreis Schicksal der Truppenkontingente 124
Bayerns Verheerung 162 Bayreuth 192 Bayrischer Rummel 241 Beachy Head Seeschlacht 166 Seeschlacht von 92 Bedburg 257 Belagerung dritte von Landau 279 von Aire 463 von Alicante 452 von Arco 246 von Ath 359 von Augsburg 243 von Badajoz 331 von Barcelona 328 von Barcelona 1706 334 von Béthune 462 von Bonn 227 von Bouchain 468 von Brescello 245 von Brüssel 409 von Castello de Vide 291 von Dendermonde 355, 359 von Douai 461 von Fort Santvliet 302 von Grave 54 von Guastalla 199 von Hertogenbosch 25 von Huy 1705 299 von Ingoldstadt 264, 268 von Ivrea 284 von Kaiserswerth 221 von Landau 1702 205 von Landau 1704 302 von Landau 1713 500 von Landrecies 482 von Lille 400 von Lille im Devolutionskrieg 27 von Londonderry 290 von Luxemburg 68 von Maastricht 47 von Mainz 79
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von Mantua 188 von Marchiennes 484 von Mirandola 305 von Mons 436 von Neuburg 238 von Nieuwport 354 von Nizza 304 von Ostende 354 von Phillipsburg 1688 74 von Quesnay durch Prinz Eugen 482 von Quesnay durch Villars 484 von Schärding 313 von St. Omer 62 von St Venan 463 von St. Venant 463 von Toulon 372 von Tournai 420 von Trient 246 von Turin 310, 337, 361 von Vercelli 282 von Verrua 286, 303 von Villingen 265 zweite von Landau 232 Besançon 32, 33, 52 Brescello 194 Béthune 460, 461 Belagerung von 462 Béthune, Marquis de 408 Bevere 389, 394 Bingen 81 Blindheim. Siehe Höchstädt Böhmen 120 Bologna 194 Bonn 221, 227 Belagerung 227 Borgoforte 194, 199 Boser Couter Kavallerieangriff in der Schlacht von Oudenaarde 149 Bouchain 461, 470 Belagerung von, durch Villars 484 Bournonville 59 Boyne Schlacht am 290 Brabant 459 brabantisches Erbrecht 19 Braunau 316
Ortsregister
Braunschweig-Wolfenbüttel Gefangennahme der Truppen 128 Breda Eintreffen englischer Truppen 130 Breonio 178 Brescello 196 Belagerung von 245 Blockade von 244 Brescello, Festung 183 Brückenschanze gegenüber Cannetto 195 Brügge 352, 380, 410 Brüssel 302, 381, 383 Belagerung von 409 Huldigung Philip V 119 Burgund 32 burgundischer Kreistruppen 194 Burgundischer Reichskreis. Siehe Spanische Niederlande Cadiz 193, 215, 321, 326, 327 Cagliari 450 Calcinato Gefecht von 337 Rache der Dänen für das Massaker bei 349 Cambrai 460 Canal bianco 178, 179 Cannetto Gefecht von 195 Caracciolo, Marchese 329 Carpi 179 Schlacht von 179 Wirkung auf Seemächte 184 Casale 304 Cassano d’Adda 307 Schlacht von 309 Castagnaro 179 Castagnato 305 Castelbaldo 178 Castelguglielmo 178 Castello de Vide Belagerung von 291 Castigliano Mantovano 189 Catalonien 320 Cayo Schlacht von 452 Cevennen 226 Borgoforte 200
Ortsregister
Guastalla 199 Chiari Schlacht 182 Wirkung auf Seemächte 184 Chivasso 305 Ciudad Rodrigo 443 Cleve Stationierung preussischer Truppen 130 Cocconato 282 Courtrai 27, 118, 352, 394, 463 Einnahme von 355 Cremona Handstreich 185 Damme 352 Dänemark 34, 61 Ehe Prinz Georgs mit Anne Steward 127 Darmstadt 192 Denain 480, 483 Schlacht von 158, 484 Dender 118, 350 Dendermonde 27, 354, 355, 381, 382 Belagerung von 354, 359 Deûle 400, 403 Diepenbeek 388, 393, 396 Dillingen 268 Dole 33 Dôle Festung im Franche/Comte 32 Donauwörth 260 Douai 26, 404 Belagerung von 460 Drusenheim 338 Dünkirchen 354 Dyle 340, 350 Eckeren Schlacht von 160, 228 Eename 385 Eidgenossenschaft, katholischen Kantone 192 Elixheim Schlacht von 299 Elsaß 15 Ennetiéres Bombardement von. Siehe Lille Enzheim 59 Erblande 120 Estremadura 445
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Etsch 178, 179 Eyne 385, 388 Ferme Chateau de Taviers 342 Festung Stevenswerth 224 Flandern 26. Siehe Spanische Niederlande Fort Augustus 263. Siehe Schellenberg Fort Bourgogne. Siehe Bonn Fort de la Motte. Siehe Mirandola Fort Josef. Siehe Huy Fort Ospizio. Siehe Nizza Fort Passendale 354 Fort Picard. Siehe Huy Fort Ronge. Siehe Huy Fort Rouge. Siehe Huy Fort Rouge an der Lys 421 Fort Royal Ivrea 285 Fort Salzette Beschießung 132 Fort Santvliet Belagerung von 302 Fort Scarpe 461, 463 Fort S. Donat. Siehe Sluis Fort S.Isabelle. Siehe Sluis Fort St. Francis Aire 464 Fort St. Michael. Siehe Venlo Fort von Plas Endael 381 Foulz 344 Franche-Comté 30, 32, 33, 54 Frankenthal 59 Frankfurt am Main 80, 336 Fränkischer Reichskreis Truppenkontingente der Großen Allianz 124 Franquenée 345 Freiburg Schlacht von 31 Freiburg i. Brsg. 231 Freigrafschaft. Siehe Franche-Comté Frieden von Nimwegen 64 Friedenskonferenz von Utrecht 479 Frieden von Aachen 33 Frieden von Breda 20, 29, 34 Frieden von Lissabon 28, 33 Frieden von Nijmegen 70
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Frieden von Nijmwegen 116 und Ludwig von Baden 131 Frieden von Rijswijk 104 Friedlingen Schlacht von 209 Gardasee 177 Gastelgoffredo 195 Gavre 302, 352, 397 Gazzoldo 177 Geest à Gerompont 348 Gefecht Sturm auf Borgoforte 200 von Calcinato 337 von Cannetto 195 von Castelnuovo 251 von Gastelgoffredo 195 von Raab 280 von S.Vittoria bei Guastalla 197 von Szomolýan 280 Gelderland 40 Genappe 379 Gertruidenberg Friedensverhandlungen 458 Ghislengheim 383 Gibraltar 292, 320, 327 Goito gehalten durch Tessé 189 Gonzaga 200 Grafschaft Brabant 114 Grafschaft Flandern 114 Grafschaft Hainault 114 Grafschaft Mindelheim 336 Grave Belagerung von 54 Gray 33 Grenoble 282 Groenewald 385, 391, 392, 394 Groningen 43 Großheppach Kriegsrat Eugens und Marlboroughs 259 Guadalquivir 215 Guadiana 326 Guastalla 183, 199 Belagerung von 199 Gueldermalsen 397 Haager Großen Allianz 17
Ortsregister
Hagenau 336 Hanmer, Sir Thomas 480 Hannover 123 Große Allianz 127 Haslach 259 Heidelberg 81, 82 Heide von Peer 223. Siehe Helchteren Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 14, 66 Helchteren Kanonade 223 Herlegem 392, 394 Hertogenbosch Belagerung von 25 Herzogtum Bouillon 24 Herzogtum Mailand 28, 112, 129, 181, 184, 247, 359 Herzogtum Mantua Besetzung durch französische Truppen 120 Herzogtum Jülich 227 Herzogtum Mailand 337 Heurne 385, 388, 390, 392 Heylissen. Siehe Ramillies Hildesheimer Allianz 22 Höchstädt 411 erste Schlacht von 242 Schlacht von 272 Zweite Schlacht von 402 Höchstädt (Blenheim) 144, 149, 159, 343 Holstein Miettruppen für die Große Allianz 127 Houdaing 470 Hotel des Invalides 164 Hulst 224 Huy 61, 160, 298, 339, 379 Belagerung von 229 Belagerung von 1705 299 Huyshe 385, 388, 394, 396 Ingolstadt 210 Belagerung von 264 Isle of Wight 398 Italienfeldzug Marlboroughs 338 Ivrea Belagerung von 284 Käferholz Schlacht am 209
Ortsregister
Kahlenberg Schlacht zum Entsatz von Wien 1683 132 Kaiserswerth 221 Belagerung von 221 Karlowitz Frieden von 113 Katalonien Aufstand 1704 291 Kehl 230 Kleine Gheete 340, 342 Koblenz 80 Kölner Allianz 22 Kolonialreich Spaniens 111 Königreich beider Sizilien 188 Königsegg 306 Kons-Saarbrücken Schlacht von 61 Kuhpfad 470 Wavrechain. Siehe Bouchain; Siehe Bouchain Kurfürstentum Köln. Siehe Köln Kurrheinisches Bündnis 22 Landau 81, 192, 202, 231 Belagerung 1704 302 Belagerung von 202 Belagerung von, 1713 499 dritte Belagerung 279 zweite Belagerung 1703 232 Landen. Siehe Neerwinden; Siehe Neerwinden; Siehe Neerwinden; Siehe Neerwinden Landrecies 483 Belagerung von 482 Léau 118. 339 Leffinghem 409, 410 Legnago 177, 179 Leiningen 305, 306 Lens Schlacht von 31 Lérida 31, 450 Lessines 383 Leuven 348, 349, 350 Leuze 118 Lille 26, 352, 412 Belagerung 155 Belagerung von 400 Belagerung von (Devolutionskrieg) 27
573
Limburg 61, 229 Linie Foulz nach Bonneffe bei Ramillies 344 Linie Marlboroughs zwischen Vitry und Montigny 461 Linien an der Yische 335 Linien nec plus ultra 148 Linien non plus ultra 470 Durchbrechung 468 Linien Non plus ultra 466 Linien von Brabant 164, 299, 343 Linien von Comines 359 Linien von Stollhofen 130 Linie von Feldbefestigungen zwischen Somme und Scarpe zum Schutz Arras 461 Lissabon 290 Lodi 307 Londonderry Belagerung von 290 Lothringen Neutralitat 192 Lothringen, Herzogtum 36 Linien von Stollhofen 130 Lüneburg 123 Große Allianz 127 Lüttich 298, 339, 354 Fürstbischof als Verbündeter Ludwig XIV. 119 Kapitulation 1702 227 Lützingen. Siehe Höchstädt Luxemburg 101 Belagerung von 68 Luzzara Schlacht von 198 Lys 356, 463 Maas 118 Maastricht 118, 221 Madrid 331, 443 Mähren 120 Mailand Okkupation 177 Mailand, Herzogtum 101 Mainz 80, 81 Belagerung von 79 Malplaquet 350, 399, 411, 423, 457, 459, 461 Feldbefestigungen 164 Schlacht von 143, 145, 158, 425, 469 Mannheim 81, 82, 201
574
Ortsregister
mantovaner Bauern Aktionen gegen Kaiserliche 197 Mantua Belagerung 188 Blockade 195 Marchiennes Belagerung von 484 Marollebeek 392, 395 Marsaglia Schlacht von 100 Maubeuge 299, 437 Mayen 81 Mehaigne 299, 340 Menin 402, 419 Belagerung von 355 Menorca 450, 458 Merxheim 268 Mirandola 177, 200, 244, 286 Belagerung von 305 Modena, Herzog von 181, 183 Einnahme Modenas durch Anjou 197 Mohács Schlacht von 201 Monbeliard 194 Mons 26, 118, 352, 355, 359, 401, 412, 420 Belagerung von 436 Mont Cassel Schlacht von 62 Monte Balbo 177, 246 Monticelli 187 Mont Royal 81 Mortagne 420 Mosel 339 München 311
Neustadt a.d.Haardt Linien 131 Niederländischer oder Holländischer Krieg 34 Nieuport 118, 408 Belagerung von 354 Nijmegen Frieden von 64 Nizza 248, 282, 303, 309 Belagerung von 304 Nordischer Krieg 296 Nördlingen 211 Schlacht von 134 Norken 385 Nürnberg 206, 265
Nagés Schlacht von 295 Namur 26, 118, 299, 340, 349, 354, 379 NassauSaarbrücken 221, 223 Neapel Detachement 187 Huldigung Philip V 130 Nebelbach 274. Siehe Höchstädt Nebot 327 Neerwinden Schlacht von 98 Neuburg 238 Belagerung von 238
Palazzo Té 195 Passau Belagerung von 239 Peschiera 177 Pfälzischen Erbfolgekrieg 128 Philippsburg 75, 76, 80, 82, 237 Belagerung 1688 74 Plasencia 443 Pontlatzer Brücke Gefecht an der 240 Porto Real. Siehe Cadiz Portugal 20, 27, 212 Pressburg 254
Oberglauheim Kavalleriegefecht zwischen Blindheim und 149 Oberrheinischer Reichskreis Truppenkontingente der Großen Allianz 124 Offenburg 205 Offus 342, 346, 348 Oglio 181, 182, 195 Osmanisches Reich 120 Ospizio, Fort Nizza 304 Ostende 118, 352, 354, 355 Belagerung von 354 Ostiglia 199, 244, 286 als Ankerpunkt der Kaiserlichen am Po 245 Belagerung von 245 Oudenaarde 27, 118, 149, 159, 350, 352, 381, 382, 384, 411 Oyke 394
Ortsregister
Preussen Große Allianz 127 Königswürde 127 Reichstreue 123 Sturm auf Redoute vor Kaiserswerth 221 Provinz Friesland 339 Puerta S. Maria Cadiz 217 Pyrenäenfrieden 15, 19, 24, 25, 31 Queich. Siehe Landau; Siehe Landau Quesnay Belagerung von 482 Quesnay 470, 482 Belagerung durch Villars 484 Raab Gefecht von 280 Rain am Lech 264 Ramillies 144, 148, 155, 412 Kavalleriegefecht zwischen Taverniers und 149 Schlacht von 340 Rastatt 205 Rastatter Frieden 14 rechtsrheinische Schanze Sturm 80 Regensburg 239 Regensburger Stillstand 68 Republik Genua Durchzugsrechte für französische Truppen 119 Requena 445 Rheinberg 221 Rijskwik Frieden von 119 Rijswiker Friede 194 Riva 244 Rocroi Schlacht von 31 Niedergang der spanischen Militärmacht 120 Rodigo 177 Roermonde 224, 298, 340 Roijgem 385, 391, 395, 396 Romanengo, Lager von 307 Sabbioneta 183 Salamanca 443 Salvaterra 325
Sambre 118 Santa Cruz 175 Santa Maria la Nuova in Cremona 185 Saragossa 444 Sasbach Schlacht von 60 Schaerken 391, 393, 394 Schanze von Castagnaro 179 Schärding Belagerung von 313 Schelde 118, 352, 387 Scheldemündung Bedeutung für England 125 Schellenberg 143, 148, 267 Schlacht vom 260 Schlacht erste von Höchstädt 242 vom Speyerbach 235 von Alerheim 25 von Almansa 447 von Carpi 179 von Cassano d’Adda 309 von Chiari 182 von Denain 484 von Eckeren 160, 228 von Elixheim 301 von Freiburg 31 von Friedlingen (Käferholz) 210 von Kons-Saarbrücken 61 von Lens 31 von Luzzara 198 von Malplaquet 425, 469 von Mont Cassel 62 von Nagés 295 von Neerwinden 98 von Oudenaarde 384 von Rocroi 31 von Seneffe 53 von Sibo 319 von St. Denis 64 von Talavera 331 von Texel 51 von Tyrnau 281 von Warschau 23 von Wynendael 174, 407 von Zenta von Neerwinden 90 Schlesien 120
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576
Ortsregister
Schloss Browaan Oudenaarde 393 Schloß Tomba bei Luzzara. Siehe Luzzara Schloß Trarbach 222 Schwäbischer Reichskreis Truppenkontingente der Großen Allianz 124 Schwarzwald 265 Schweden 30, 34 als Reichsstand 15 Schweizer Regimenter 139, 148 Sendling 315 Sendlinger Mordweihnacht 310 Seneffe 174 Schlacht von 53, 63 Sereni 189 Sevilla 215, 326 Sizilien, Königreich beider 319 Slankamen Schlacht von 201 Sluis Einnahme 222 Solferino 177 Spanische Niederlande 129 Flandern 114 Spanische Niederlanden Barrierefestungen 129 Spanischen Niederlande Barrierefestungen 118 Speyer 82, 201, 232, 234 Speyerbach 272, 277 Schlacht von 235 St Amand 420, 459 St. Denis 352 Schlacht von 64 St. Ghislain 423 Stollhofener Linien 230, 239, 259 St. Omer 463 Belagerung 62 Stradella 188 Straßburg Annexion 1681 66 St. Venant 420, 461, 463 Südtirol 181 S.Vittoria bei Guastalla Gefecht von 197 Syngem 388
Szomolýan Gefecht von 280 Talavera Schlacht von 331 Taviers 146, 148, 342, 345 Kavalleriegefecht zwischen Ramillies und 149 Terbanch 380 Texel Schlacht von 51 Tirlemont 299, 340 Tölzer Patent 315 Tomb d’Ottomond Ramillies 348 Toulon Belagerung von 372 Toulouse 333 Tournai 26, 53, 412, 419 Belagerung von 420 Trarbach 339 Trenzana 182 Trient 246 Belagreung von 246 Trier 222, 298 Triest 199 Turin 360 Belagerung von 310, 337, 360 Tyrnau Gefecht von 281 Ulm 206 Einnahme durch Bayern 210 Universität von Franeker 339 Universität von Utrecht 339 Utrecht 41 Friedenskonferenz 479 Frieden von 496 Utrechter Frieden 14 Valencia 445 Valenciennes 484 Val Fredda 177 Vélez-Málaga Seeschlacht von 292 Venlo 118, 223 Vercelli Belagerung 282 Vereinigten Provinzen 125, 222
Orts- und Sachregister
577
Wesel, Konferenz von 219 Westfälischer Friede 15, 21, 23 Westphälischer Reichskreis Truppenkontingente der Großen Allianz 124 Wevelgem 356 Wien Türkenbelagerung 1683 132 Württemberg 192 Große Allianz 127 Würzburg 192 Wynendael Schlacht von 174, 406
Vereinigte Provinzen 14 Unruhen nach Tod Wilhelm III 190 Verona 177 Verrua 282 Belagerung von 286, 303 Vigo 217 Schlacht von 319 Silberflotte 213, 217 Villingen Belagerung von 265 Vincennes 31 Vistoule 340 Vorderösterreich 15
Xidrueque 444
Waag Schlacht bei 319 Warschau Schlacht von 23 Waterloo 335, 379 nicht stattgefundene Schlacht von 302 Wavrechain, Anhöhe von 469, 470 Wervik 356
Ypern 354, 359, 419, 422, 461, 463 Zandevorde-Polder 354 Zenta Schlacht von 201
Sachregister Abschlußartikel XXXVII 416, 458, 459 Annus Mirabilis 335 Artillerie Professionalisierung 151 asiento Privileg des Sklavenhandels 118 Balance of power Ergebnis der Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt 14 Barrierefestungen 221, 353, 415 Barrieretraktat 437 Bastion 155 Bataillon Abschwenken aus Kolonne in Linie 144 taktische Einheit 142 Bayonet 137, 141 Bayonetkampf 144 Hülsenbayonet 142 Sockelbayonet 142
Steckbayonet 141 Bayrischer Rummel 241 Belagerung als Hauptaktion im Spanischen Erbfolgekrieg 164 Belagerungsartillerie 153 Belagerungsgeschütz 206 Belagerungstrain 153 Beute 159 Blauwe Gaarde 347 Cheveaux-frise 141 Circumvallation 157, 403, 460 Controller of Army & Accounts 160 Coup de grâce 149 durch Overkirk bei Oudenaarde 395 Degen 139 Deserteure 286 Dragonaden 226 Dragoner 147
Orts- und Sachregister
577
Wesel, Konferenz von 219 Westfälischer Friede 15, 21, 23 Westphälischer Reichskreis Truppenkontingente der Großen Allianz 124 Wevelgem 356 Wien Türkenbelagerung 1683 132 Württemberg 192 Große Allianz 127 Würzburg 192 Wynendael Schlacht von 174, 406
Vereinigte Provinzen 14 Unruhen nach Tod Wilhelm III 190 Verona 177 Verrua 282 Belagerung von 286, 303 Vigo 217 Schlacht von 319 Silberflotte 213, 217 Villingen Belagerung von 265 Vincennes 31 Vistoule 340 Vorderösterreich 15
Xidrueque 444
Waag Schlacht bei 319 Warschau Schlacht von 23 Waterloo 335, 379 nicht stattgefundene Schlacht von 302 Wavrechain, Anhöhe von 469, 470 Wervik 356
Ypern 354, 359, 419, 422, 461, 463 Zandevorde-Polder 354 Zenta Schlacht von 201
Sachregister Abschlußartikel XXXVII 416, 458, 459 Annus Mirabilis 335 Artillerie Professionalisierung 151 asiento Privileg des Sklavenhandels 118 Balance of power Ergebnis der Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt 14 Barrierefestungen 221, 353, 415 Barrieretraktat 437 Bastion 155 Bataillon Abschwenken aus Kolonne in Linie 144 taktische Einheit 142 Bayonet 137, 141 Bayonetkampf 144 Hülsenbayonet 142 Sockelbayonet 142
Steckbayonet 141 Bayrischer Rummel 241 Belagerung als Hauptaktion im Spanischen Erbfolgekrieg 164 Belagerungsartillerie 153 Belagerungsgeschütz 206 Belagerungstrain 153 Beute 159 Blauwe Gaarde 347 Cheveaux-frise 141 Circumvallation 157, 403, 460 Controller of Army & Accounts 160 Coup de grâce 149 durch Overkirk bei Oudenaarde 395 Degen 139 Deserteure 286 Dragonaden 226 Dragoner 147
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abgesessene Reiter 148 Dreispitz 139, 147 Dreissigjähriger Krieg 25, 266, 350, 411 Kavallerie 146 Unterbrechung der Kampfhandlungen im Winter 184 Drill 135, 140 Edikt von Nantes 226 Eeuwig edict 20 Faschinen 148, 197, 232, 261, 299, 469 Feldartillerie Kaliber 153 Feldbäckereien 194 Felddeputierte Aufgabe 419 Feldfortifikation. Siehe Schanze Feldgeschütz Gewicht 151 Feuerwerker 206 Finanzkrise des Kaisers 184 Fouragieren 161, 183 Geplänkel 198 im Artois 409 und bäuerlicher Widerstand 198 Frieden von Nimwegen 64 Friedenskonferenz 479 Utrecht 479 Frieden von Aachen 33 Frieden von Breda 20, 29, 34 Frieden von Lissabon 28, 33 Frieden von Nijmegen 70 Frieden von Nijmwegen 116 und Ludwig von Baden 131 Frieden von Rijswijk 104 Galeeren 216 Gefecht Sturm auf Borgoforte 200 von Calcinato 337 von Cannetto 195 von Castelnuovo 251 von Gastelgoffredo 195 von Raab 280 von S.Vittoria bei Guastalla 197 von Szomolýan 280
Sachregister
Geschützdecks Seeschlacht 165 Geschütze Zahlen in Feldschlachten 153 Glacis 206, 207, 357, 405, 461, 464 Bedeutung im Belagerungskrieg 164 Glieder der Linie 144 Granate 140 Grenadiere Sturm auf Pradella Mantuas 195 Grosse Allianz 184 Große Allianz 222, 359, 397, 400, 401, 417, 419, 459 Beitritt Savoyens 248 und Portugal 213 Großen Allianz 177, 336 Großer Frost 414 Attraktivität des Armeedienstes 418 guerre de course 166 guerre d’escadre 166 Haager Großen Allianz 17 Haubitzen 155 Hellebarde 142 Husaren 148 irische Regimenter 139 Joyeuse Entrée Privilegien Brabants 350 Kabinettskriege 175 Kapitulationsartikel Lille 409 Karabiniers 146 Karakolieren 146, 149 Karrées 146 Kavallerie Bedeutung 148 Zahlenmäßiger Anteil 146 Kavalleriesäbel 147 Kleiner Krieg 148, 164, 175, 194, 200 in Norditalien 181 Norditalien 183 während der Blockade Mantuas 195 Kolonialreich Spaniens 111
Sachregister
Kolonne als Marschformation 143 Kompanie 142 Konfiskation 172 Konstabler 154 Kontrakteure 169 Kontributionen 171, 172 Konvoi 406, 408, 463 Lille 401, 402 Kreditbeschaffung und Palamentarismus 171 Kriegserklarung Englands an Frankreich 193 Kriegserklärung Belagerung Landaus ohne K. 204 förmliche des Heiligen Römischen Reichs 15 Pedros II. an Ludwig XIV 213 Kriegserklärung an Frankreich der vereinigten Niederlande 193 Kriegserklarung des Heilige Römische Reichs deutscher Nation 194 Kriegserklärung Ludwigs XIV.an den Kaiser, die Generalstaaten, England und deren Verbündete 193 Kriegsgefangenschaft Rechtsstreit über Voraussetzungen 470 Kriegsrat bei Groß-Heppach 259 Kriegsrecht Verletzung durch hartnäckige Verteidigung Verruas 303 Kriegsrechtsverletzung. Siehe Nägel und Eisensplitter; Siehe Nägel und Eisensplitter Kriegsziele 129 Kronwerk 202 Kuhpfad 470 Wavrechain. Kürassiere 146 Kurruzenaufstand 120 Ladestock 138 La poursuite a l’outrance 150 Laufgräben 331 Lineartaktik 143 Linearformation Verwundbarkeit durch Artillerie 144 Linie Feuerkraft 145 Linie des non plus ultra 164
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Linie Foulz nach Bonneffe bei Ramillies 344 Linie Marlboroughs zwischen Vitry und Montigny 461 Linien Architektur 158 Linien an der Yische 335 Linien nec plus ultra 148 Linien non plus ultra 470 Durchbrechung 468 Linien Non plus ultra 466 Linienregimenter Uniformierung in Frankreich 138 Linienschiffe 152 Linien von Brabant 164, 299, 343 Linien von Comines 359 Linien von Stollhofen 130 Linie von Feldbefestigungen zwischen Somme und Scarpe zum Schutz Arras 461 Lords of the Junto 458 Luntenschloßmuskete 137 Magazin in Carpi 180 Magazine 163, 169 Bedeutung 162 kaiserliche auf ferraresischem Gebiet 194 Manövieren der Armeen 164 melée 251 mémoire concernant la capreriere Vaubans 166 Minenkrieg 462 Miquelets 328, 330, 331, 333 Mörser 152, 154, 206 Belagerung Mantuas 188 Mortagne 420 Mosel 339 München 311 Murray, Generalmajor 381 Murray, Oberst Robert 347 Nägel und Eisensplitter als Munition in der Belagerung von Neuburg 238 Nationalbank Der Generalstaaten und Englands 170 Ochsengespanne 436
580
Sachregister
Ochsenkarren 469 Parallele 157 Parapet 146 Parapetschießen 146 Parlament 464 Parlamentswahlen 225 Passports Ausstellung durch Intendanten 171 Patronentasche 139 Peleton 145 Feuertechnik 133 Pfeifer. Siehe Spielleute; Siehe Spielleute; Siehe Spielleute; Siehe Spielleute Pike 142 Pontonbrücke 268, 402 Oudenaarde 387 Pontontrains 155 Privilegien Brabants Joyeuse Entrée 350 protestantischen Sukzession 189 Puncta, wie man sich bei der Action verhalten soll 197 Radschlosspistole 146 Ratspensionär Raadspensionaris 117 Ravelin 155, 356 Regiment Organisationsform 142 Reichsacht gegen Max Emanuel 336 Reichsarmee 260 Reichstag 21 Restauration 338 Restaurationskrieg 20 Restitutionsedikt 21 Reunion 68 Reunionskammern 65 Reunionskriege 193 Ricochet-Effekt 153 Ricochetfeuer 103 Rotz, Pferdekrankheit 268 Säbel 139 Schanzarbeiten 197 Schanzbauern 201 Schanze 146 Schanze von Castagnaro 179
Schanzkörbe 157 Schiffsbrücke. Siehe auch Pontonbrücke; Siehe auch Pontonbrücke Schlacht als Ausnahmeerscheinung 164 Schleusen 41, 354 Schlitten 177 Seekrieg 166 Kosten 166 Silberflotte 213, 217 Spielleute Trommler und Pfeifer 138 Sponton 142 Staatsbankrott Frankreichs 170 Steinschloß 137 Steinschloßmuskete 139, 140. Siehe Fusilier Stellungskrieg 164 bei Borgoforte 200 Straßenräuber 350 Streifzüge 183 Takelage 152, 165 tercio 143. Siehe Karree Tories 319, 463 Friedensfreundlichkeit 128 Wahlsieg 1710 458 Trommler. Siehe Spielleute Ultima ratio regis 150 Ultimaten der Generalstaaten und Englands an Ludwig XIV. 128 Uniform 138 Unruhen nach Tod Wilhelm III 190 Verhau 158 voyage Ludwig XIV. im Devolutionskrieg 24 Waffenstillstand 480 Waldenser 283 warasdiner Grenzer 199 Wasserstraßen 419 Bedeutung für den Transport des Trains 151 Wasserweg 463 Werftkapazitäten 166 Whig 463
Sieg bei Parlamentswahlen 225 Wahlsieg 1701 128 Wild Geese 145, 272 Winter Stillstand von Kampfhandlungen 184
Sachregister
Zeughäuser 153 Zischägge 147 Zündlöcher 286 Zweiter Teilungsvertrag 114
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Register der Karten Karte 1 Karte 2 Karte 3 Karte 4 Karte 5 Karte 6 Karte 7 Karte 8 Karte 9 Karte 10 Karte 11 Karte 12 Karte 13 Karte 14 Karte 15 Karte 16 Karte 17 Karte 18 Karte 19 Karte 20 Karte 21 Karte 22 Karte 23 Karte 24
Die Linien Markgarf Ludwig Wilhelms (1702).........................................................97 Die Belagerung der Festung Landau (1702)............................................................203 Operationen vor Cadiz (1702)................................................................................216 Die Seeschlacht von Vigo (1702)............................................................................218 Kriegstheater Niederlande.......................................................................................220 Marsch der englischen und niederländischen Truppen unter Marlborough an die Donau (1704)..............................................................................................258 Der Sturm auf Schellenberg (1704)........................................................................262 Die Schlacht von Blenheim/Die zweite Schlacht von Höchstädt (1704).................271 Die Einnahme Gibraltars durch die alliierte Flotte (1704)......................................293 Manöver und Forcierung der Linien von Brabant (1705)........................................300 Das Gefecht von Elixheim (1705)...........................................................................301 Die Schlacht von Cassano (1705)...........................................................................308 Die Belagerungslinien und die Befestigung Gibraltars (1704/1705)........................323 Die Belagerung von Barcelona (1705/1706)...........................................................330 Die Schlacht von Ramillies (1706)..........................................................................341 Die Eroberung der Spanischen Niederlande (1706)................................................351 Die Belagerung von Menin (1706).........................................................................356 Die Belagerung von Toulon (1707).........................................................................371 Die Schlacht von Oudenarde (1708)......................................................................386 Kommunikationslinien zwischen Ostende und Lille (1708)....................................401 Das Gefecht von Wynendael (1708).......................................................................407 Die Schlacht von Malplaquet (1709)......................................................................425 Die Schlacht von Trencin (1708)............................................................................442 Manöver vor und nach der Schleifung von Arleux (1711).......................................467
K ARL VOCELK A
DIE FAMILIEN HABSBURG UND HABSBURG-LOTHRINGEN POLITIK – KULTUR – MENTALITÄT
Diese kompakte Geschichte ist für Leser bestimmt, die sich schnell Information zu den Habsburgern verschaffen wollen. Die politische Rolle der Familie in weiten Teilen Europas, aber auch ihre menschlichen Situationen und Konflikte werden kurz dargestellt. Nach einer Einführung in ihre Geschichte als Herrscher im Heiligen Römischen Reich und der Habsburgermonarchie widmet sich der Band auch den spanischen Habsburgern, den Nebenlinien in Italien und der Position der nicht regierenden Männer, Frauen und Kinder der Habsburger. Zwei weitere Teile sind der Mentalität der Familie und den kulturellen Leistungen der Dynastie gewidmet. Erziehung, Sendungsbewusstsein, Frömmigkeitsverhalten und Jagdleidenschaft sind ebenso Themen dieses Buches wie Repräsentation und Propaganda, Schlösser und Gärten, Feste und Sammlungen der Familie. 2010, 243 S. GB. 1 KARTE, 3 STAMMBÄUME 135 X 210 MM. ISBN 978-3-205-78568-2
böhlau verlag, wiesingerstrasse 1, 1010 wien. t : + 43(0)1 330 24 27-0 [email protected], www.boehlau.at | wien köln weimar
Christoph K AmpmAnn, K AthArinA Kr Ause, evA-bettinA Krems, AnusChK A tisCher (hg.)
bourbon – hAbsburg – or Anien KonKurrierende modelle im dynAstisChen europA um 1700
Europa um 1700 – lange galt dies allein als das Europa des »Sonnenkönigs« Ludwigs XIV., eine Auffassung, die von der Frühneuzeitforschung seit einiger Zeit in Frage gestellt wird: Gerade die Vielfalt und die Wechselwirkung der dynastischen Modelle prägten Europa um 1700. Die drei rivalisierenden dynastischen Machtzentren Bourbon, Habsburg und Oranien, personifiziert durch die jeweiligen Protagonisten Ludwig XIV., Leopold I. und Wilhelm III., stehen im Zentrum des Buches. Dargestellt wird aus der Perspektive von Geschichtswissenschaft und Kunstgeschichte die Konkurrenz der drei Modelle in kulturell-künstlerischer, dynastischer und politischer Hinsicht. Aspekte der Konstituierung, der Kommunikation und der Rezeption der Modelle werden untersucht. Sie werden angewandt auf Gestalt und Wirkung der Historiographie, der höfischen Architektur, der Bildprogramme, des Zeremoniells sowie auf unterschiedliche Verfahren des Transfers mittels Personen, Schriften und Bildern. 2008. VI, 301 S. mIt 45 S/W-ABB. gB. 170 x 240 mm. ISBN 978-3-412-20152-4
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