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German Pages 70 Year 1848
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Der
Krieg
Sukunft . .
der
Einige
Worte
an
die
junge
Generation .
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Huldreich Schwertlieb .
Leipzig . Biedermannſde Berlagsbuchhandlung. 1848.
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Der
Krieg
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der
Worte
Einige
an
die
junge
Gener a ti o n . Von
Buldreich Schwertlieb .
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Inhalt .
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1. Einleitung . 2. Voitsheere , Zeichen und Bürgen ber Bólkerfreibeit. 8. Die Waffen . 4. Organiſation der Maſſen . 5. Führer. 6. Garben und Eliten . 7. Die Ausrüſtung. 8. Die Kampfbühne. 0. Die Strategik des Kriegs der Zatunft. 10. Die Iattit des Kriego der Zukunft.
Leipzig , Biedermannide Berlagebud bandlung. 1848.
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Der
Krieg
der
Zukunft.
„ Nous ne nous informons de rien , nous nous tenons a ce qu'on nous dit. Sans nous instruire de la nature des choses, nous es timons que les meilleures sont celles, qui ont le plus d'exemples et le plus d'ap probateurs , et nous ne suivons point la raison , mais seulement la ressemblance. Nous retenons nos erreurs , parce qu'elles sont autorisées de celles des autres. Nous aimons mieux croire , que juger , et nous sommes si injustes , que nous croyons que l'antiquité d'une opinion est un titre suffisant pour nous autoriser à la défendre, même contre la raison . " St. Evremont.
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1. Le lendemain de l'Europe était soudain devenu un mystère formidable, L. Blanc . Krieg ! Du blutiges Völfergericht, das auf Augenblide den Cultivirten die Schminfe der Civiliſation mit ſcharfen Meffern abfragt und Blut , wahres , lebendiges Blut in ihre bleichen Wangen treibt , auf Stunden und Tage greiſen Nationen ihre Jugend,
mit der Jugend ihr Feuer ,
ihre Kraft, ihren Muth
zurüdgiebt, du Geliebte meiner Träume , fie ſagen , du ſeiſt todt, du habeft die Mitte der Erde verlaſſen, um nimmer wiederzukehren . Iſt es ſo ? Wer ſind die Vermeſſenen, die jubelnd rufen, die Mutier der europäiſchen Völfer ſei geſtorben ? Wißt ihr denn nicht, daß ſie wiedergeboren werden müſſen noch hunderts und aber hundertmal von der ewig jungen , der ewig träftigen, der unſterblichen Bellona ? Furcht macht euch zittern , Furcht vor der Ruthe der mächtigen Mutter , ihr verwöhnten Söhne der Civiliſation , Geldherrſcher , ihr Beißenden !
ihr
Ihr wißt, daß euer Reich untergehen muß , daß es uns tergehen wird durch den Krieg . Ihr fürchtet den Untergang eurer Herrſchaft und ihren Vers nichter, den Krieg . Denkt ihr, ihn zu tödten, wenn ihr ihn todt fagt ?
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Nein, Kinder Bellona's ! ſie wird kommen , euch aufzurütteln au8 eurem Schlafe ! Blonde Germania , du geliebte Erſtgeborne , Mutter der Landofnechte , warum haſt du den Speer von Dir geworfen und den erzenen Shild ? Warum haſt du ſie vertauſcht gegen die Spindel ? Unverſchämter Freier Schmeichelworten haſt du Gehör gegeben , denen es beſſer dünft, in der Waffenloſen Reizen zu wühlen , als der wadien Brunhilde Europens mit dem Schwert auf der Arena der Schlachten zu begegnen. Eitles Weib, in das Chebett biſt du geſtiegen mit dem braunen Franken , dem blonden Britten , dem ungeſchlachten Ruſſen. Sahſt du den Nagel nicht , ſie aufzuhängen ? Wach ' auf! es iſt Zeit ! Und du, feurige Polonia ! Armes Mädchen , als Sclavin verhandelt auf dem Marfte des Erdtheils , Unglüdliche , die du buhlteſt ſo lange, Verworfene, Vera Hiete, gehätſchelt auf Stunden , mit Füßen getreten Jahrelang , du denfft daran , wiederzugewin nen den verlornen Ruf, dich loszureißen aus den verächtlichen llmarmungen deiner Anbeter, du rufft Bellona , die liebende Helſerin. lind ſie wird wieder hinabſteigen in die Palmenthäler deo Friedens , ſie mit Blut zu überſchwemmen, daß ein ſchönerer und w abrerer Friede erſtehen fönne aus dem Boden , den ſie mit dem Herzblut ihrer Kinder befeuchtet. Erloſchen war die Fadel des Kriegs , als die Generation , welche heute die Geſchicke tragen und beherrſchen ſoll, zum Leben erwachte. Wir hörten vom Glüce des Friedens und ſahen ſein Elend, wir hörten die Ruhe preiſen inmitten beſtändiger Stämpfe, die Und die Schwerter, Gerechtigkeit inmitten der Ungerechtigkeit. Reliquien unſerer Väter , waren uns die ewige Mahnung , daß den gordiſchen Knoten einer unſeligen Unklarheit , des ſtillen Kampfes des neunzehnten Jahrhunderts mit dem achtzehnten , nie löfen fönne der Friede ſelbſt, daß ihn durchauen müſſe das Schwert.
An dem lauſchenden Dhre des Jüngling8 rauſchte vorüber die Geſchichte der Kriegsthaten vergangener Jahrhunderte . Zueift nur Verwirrung, Schwerter und Blut, löſte ſie ſich auf in immer
7 flare r ¢ Bilder, Völler und Könige, Heere und Heerführer, Pläne, Märſche und Schlachten , Siege und Niederlagen , Schauplape und Schauſpieler, Schauſpieler und Maſchiniſten , Maſchinen und Menſchen . Aber alles Dies war Vergangenheit , und die Jugend
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fonnte die Verwirklichung ſolcher Bilder , die ihr eben ſo lodend erſchienen , als die Ziele , welche ſie vermitteln , nur in der 3 us funft ſuchen . – In ſie übertrugen fich die geflärten Bilder der Vergangenheit und verrannen dort in ein neues Chaos, das einer neuen Löſung bedurfte, ſollte es erfennbar ſein .
Kann
etwa der Krieg der Zufunft die Bilder vergangener
Kriege wiederholen ?
War denn ein Krieg dem andern gleich in Mitteln und Zweden , ſeit jenen erſten Kämpfen nomadifirens der Horden in den düſteren Zeiten der Fabel , bis auf jene leßten Waffenwanderungen, deren umtönte ? Nimmer !
verhallendes Geräuſch unſere Wiege
Wohl denn ! wir gehen dem Kampfe entgegen. Mögen wir ſeine Zwede und ſeine Mittel flar und deutlich erfennen , um dieſe benußen , jene ficher erreichen zu fönnen . „ Malhenr à ceux qui se jettent au hasard dans les révolutions et qui courent au combat en poussant des cris inconnus!“ L. Blanc.
Zicht denn vorüber an uns , ihr Bilder des Krieges der Zulunft, ihr äußerſten Grenzen des Sonſt und Jeßt , Lügen und Wahrheiten eines Ideale , welches lügt , weil es die ganze Wahrheit ſein full!
.
2. „ Viva la libertà ! Ogni possanza."
Dal popol viene Niccolini .
Erfindungen des neunzehnten Jahrhunderts, eines vierzig jährigen Friedens , Eroberungen des Geiſtes in den Gebieten der Natur , Verwandlungen der civilifirten Erde , ſeid ihr nicht die herrſchenden Factoren in der Formel des Krieges der Zukunft ? 3ft es geſtattet, noch etwas Anderes neben euch in ihr zu ſehen , geheimnißvolle Sprache der Metale, dem Menſchen dienſtbar ges macht, in Pulver verwandelte Wolle, in bäumende Roffe gebanns ter Dampf , zu Straßen gewordene Schwerter ? Seid ihr nicht die einzigen Vermittler der großartigſten Revolution auf dem Gebiete der Kriegsfunſt, welche in ſo furzem Zeitraum vollendet jemals die Erde geſehen ? Ihr ſeid es nicht .
Mächtigere Erſcheinungen treten an eure
Sette und machen euch dienſtbar : die Eroberungen des Menſchens geiftes auf dem Gebiete des Staate , des Völfer bewußts und der Völferfreiheit . ſein Noch ringt das Staatsprincip des todien mit dem neuen des lebenden Jahrhunderts. Aber dieſem fehlt nur noch die außere Geſtaltung ; innen iſt Herzen der Völfer.
es voll und fertig , feſtgegründet in
den
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Ich bin der Staat ! ruft der König des achtzehnten ich bin der Staat ! ruft das Volt des neunzehnten Jahre hunderts. Fürſten fonnten
nur Heere mie then
Viifer id affer
Heere, indem ſie zu Heeren werden . Das Soldheer des achtzehnten iſt durch das Volts heer des neunzehnten verjagt .
Jahrhunderts von
der Bühne
des Kampfes
Welche Umwälzung fündigt dieſe eine Betrachtung an ! Wo biſt du, Heergebilde des todten Jahrhunderto ? Ihr Heere Deutſchlands, waren Deutſche , ihr Heere Frant: reiche, waren Franzoſen eure Glieder ? Gemiethete Franken fochten in den Deutſche in den franzöſiſchen Reihen .
deutſchen ,
gemiethete
Ihr Herr und ihr oberſter Heerführer war der Fürſt ; feine Soldaten waren ſeine Kinechte. So konnten und ſollten ſie nicht Bürger ſein . Der Krieg war ihr Handwert, die Kriegsartifel ihr Geſebbuch , ihr politiſches Glaubensbekenntniß der Fahneneid, der ihren Willen dem Willen eines Einzelnen opferte und ſie zu Maſchinen in ſeiner Hand machte. Wenn die Kriegø trompete ertönte und
der Feind vor den
Thoren ftand , war es nicht Zeit, dieſe Heere zu ſammeln ; fie wurden während des Frieden zuſammengekauft, in den Waffen geübt ;
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der
bezahlte und
ausgebildete Kriegsknecht war ein
werthvoller Gegenſtand geworden , der Aufbewahrung werth und, für die Zeit der Gefahr verloren , gab man ihn auch verlos ren in der Zeit der Ruhe. Stehende Heere , im Frieden ſo ſtart als im Kriege, waren eine Nothwendigkeit. Aber die Völfer bezahlten dieſe Livreebedienten , welche nicht für ihre, fondern für die Sache der Fürſten ftritten. Kluge Fürſten mußten deshalb die Größe ihrer ſtehenden Soldheere beſchränfen , ſo ſehr es irgend mit ihrem Intereſſe ver's einbar war.
10 Eine Yonderbare Politik der Kabinette hatte es fich zur Auf. gabe gemacht, das Gleichgewicht der Macht in Europa zu erhals ten . Mit ängſtlichem Auge betrachteten ſie die Zunge der Wage , bereit, foband fie ausſchlug, fie mit gewaffneter Fauſt in das Loth zurückzuſchieben . Aber eben dadurch wurden ihre Ausídläge nur um ſo häufiger und heftiger, und jene nicht endenden Fürſtenfriege wurden veranlaßt, welche die Spur der beiden leftvergangenen Jahrhunderte bezeichnen . Und immer waren es doch die Völfer , die Völfer des Frie. deng, welche jene Kämpfe nährten, die nicht für fie geführt wurs den , jene Heere möglich machten, welche beſtändig, aber nicht für fie, im Felde lagen .
2 Der Friede mußte , um den Krieg zu nähren , neben dem Kricge erhalten werden ; die Fürſten, welche Kriegøvölfer gebrauchs ten, um ihre Kriege auszufechten , gebrauchten Friedensvölfer neben ihnen , um jene zu erhalten . Es war nicht genug , eine Kriegsfaſte zu ſchaffen , es war cbenſo nöthig, eine Raſte waffenloſer Bürger zu gründen. Wenn die Kriegsfnechte vom Waffenhandwerf nicht ruhen durf: ten , ſo mußte den Bürgern für immer die Waffe aus der Hand gewunden werden .
In dieſer Abgeſchloffenheit machten die Theile
der Unterthanen fich für die Fürſten möglich. So beburften fie ihrer, ſollte nicht das Bleigewicht eines Volkswilens ihre ab, foluten Pläne hemmen . Und die Männer der Wiffenſchaft, Philoſophen , Staatss männer, Prieſter waren es, die als einen Fortſchritt der Civiliſas tion jene Entwaffnung der Bürger anfündigten, welche, indem ſie den Bürgerkriegen ein Ende machte , dem Nationalfinn ein Orab grub ! Denn was iſt Nationalität einem Volfe, das als folches ſie nicht mit dem Aeußerſten , mit dem Schwerte felbft wahren und ſchüßen fann ? Nur allzuleicht beſchleicht die giftige Idee den Geift der Völ . fer, daß fie genug thun , wenn ſie die Erhaltung des Staatsvers bandes bezahlen.
A18 ob ſie das fönnten ! Aber dieſe unglüd .
felige Joee macht fie feig .
Eine fosmopolitiſch verbildete Bour.
geoiſie, nur ein Heiligthum , das des Privatbeſipes , fennend, gewinnt in den Zeiten des Friedens durch ihr Geld die Ueberhand und herrs und tritt herrſchend an die Stelle eines Volfes , ichend
beugt fie ſich in den Zeiten der Gefahr unter jeden Sies
ger , welcher Flug genug iſt, das Eigenthum zu ſichern , um nur möglichſt ſchnell wieder in den Beſitz ihrer Art von Freiheit zur rüdzugelangen . Sie iſt es , die, in Schlaffheit und Verweich , lichung verſunken, die Vertheidigung der Länder ſo ſchwer, die Unterjochung der Völfer ſo leicht macht . Nationalgarden neben den Feldheeren verſchlimmern das Mebel , weil ſie den Heeren der Fürſten Heere der Vöffer entger genſtellen , ohne Volksheere zu ſchaffen , und Selbſttäuſchungen, einſchläfernde Selbſttäuſchungen erleichtern . Oft es nicht eine fürchterliche Lehre für alle Nationen , daß dieſelben Franzoſen, welche 1793 mit ihrem Herzblute den Nuh der Nation und die Freiheit erkämpft hatten, durch die Soldaten herrſchaft Napoleons , der nur ein Heer des Kaiſer8 geſchaffen , fein Heer der Franzoſen gebildet und gedulde: hatte, 1814 dahin gebracht waren , den fremden Eroberern zuzujauchzen , welche ihnen das alte joch zurückzubringen drohten ? Aber waren es dieſelben Franzoſen ?
1793 fämpfte das
Volt, das uneigennügige, hoc herzige ; 1814 jauchzte die Bourgeoifie , die engherzige, welcher der Ruhm nichts, die Freiheit nur für den Gewinn , der Gewinn Alles galt, weil die Feinde ihr den Frieden brachten, wenn auch mit dem Joche. Und welche andere lehre, daß 1606 die Niederlage von hun derttauſend Söldnern das Geſchick einer Nation von zehn Millio nen entſchied ! Was war Preußen in der Mitte des 19. Jahrhunderts ohne ſeinen großen König ? Sewäche
Ja ,
ſeiner Feinde ?
trop ihm , ohne das Elend und die Dies arme Preußen ruhte auf dem
fowanfen Geſtell eines Soldheeres , 18 hatte keine Bürger mehr, welche ihre Nationalität bis auf den lepten Blutstropfen würden
12 vertheidigt haben .
Und dennoch ſchämt man fich nicht, für Na.
tivnalruhm audzugeben , ten war.
was der
Ruim
eines großen Solda
Preußen iſt bitter geſtraft worden um dieſer Lüge willen . Mögen dieſe wenigen Züge einen Blick thun laſſen in den Abgrund politiſchen Elends jener Nationen , welche das Joch der Soldheere ſich auflegen laſſen , in die Zuſtände einer Vergangene heit , welche vielleicht nicht ſo ſehr Vergangenheit iſt, als ſie es ſcheint. Soll ich ihr den Spiegel der Gegenwart vorhalten ? Nein ! Die Zukunft ſoll mit der Vergangenheit rechten , und die Gegenwart mag fich aufrichten zu jener Zukunft und fliehen vor der Schande der Vergangenheit . Wag werden fünftige Heere ſein ? Die Löſung dies ſer Frage iſt die Unterlage aller Probleme, welche der Krieg der Zufunft uns ſtellt. Und der Geiſt der Scheide zweier Jahrhun. derte , der Geift der Revolution , der Völferfreiheit, der Souveras nität der wahren Machthaber, der Nationen ſelbft, antwortet auf dieſe Frage : Volfsheere ! Eine Volfs meinung wird fein und herrſchen. Bei wem ſoll das Recht des Krieges und Friedens ſein , wenn nicht bei ihr ? Vor Völferkriegen werden die Fürſtenfriege verſchwinden ; es werden Kriege geführt werden , um den Frieden der Völfer feſter zu gründen und zum wahren Frieden zu machen , nicht um die Launen Einzelner zu befriedigen . Wie zwei mächtige Ströme ringend und kämpfend zuſammens treffen und dann vereinigt in einem Bette ,
regenbringend und
Reichthum tragend auf ihrem ſtolzen Rücken , weiter ſtrömen , ruhig und prachtvoll, ſo werden freie Völker fich begegnen, mit einander ſtreiten , um in einem ehrenvollen Frieden , ſegenreich für Sieger und Beſiegte, die Früchte ihres Kampfes in wahrer Ruhe glüd lich neben einander zu genießen. Der Krieg wird nicht neben dem Frieden hergehn, ein unzers trennlicher böſer Engel ; der Friede wird ſich nur ſelten zum Kriege entwideln , daß dieſer die angeſammelten Uebel ausſcheide, welche
13 der Friede nicht tilgen kann, ſoll er nicht ſelbſt ein filler, ewiger, unklarer Krieg, die Beute eines nagenden Krebsſchadens ſein . An die Stelle der Bourgeoiſie tritt das weite , prächtige Staatsbürgerthum , an die Stelle von Soldaten und Phi. liftern waffenfähige, bewaffnete Bürger , und ſie ſelbſt werden ihre
1 Kriege ausfechten , weil ſie nur dann , wenn ſie dieſe ausgefocha ten, ihren Frieden genießen können .
Der Friede wird ganz ruhn,
wenn der Krieg tobt ; der Bürger wird Kriegsmann ſein , wenn fich ein Gegner ſtellt.
Das ganze waffenfähige Volt iſt das Heer. Die ftehenden Heere ſind verſchwunden. An ihre Stelle tre : ten die Waffenſchulen, in denen die junge waffenfähige Manns ſchaft in den Waffen nur furze Zeit geübt wird . Dieſe Waffenſchulen Männer in
ihnen
find die Fahnen der Wehrfreiſe,
einſt das Waffenhandwert
deren
erlernten und min
bei Haus und Hof, beim Pflug und in der Werkſtatt, am Aftens tiſch und auf dem Ratheder, ein großes ſtehendes Heer, über das Land vertheilt ſind. Aber auch dort find fie in den Gemeinden miteinander ver: eint zu Wehrverbånden ,
die unter ſelbſtgewählten Führern
in
Uebung und Drdnung, zu Nuß und Erholung, den Waffendienſt nicht vergeſſen , ſind, als bewaffnete Bürger, Schußwachen der öfs fentlichen Ruhe, deren Erhaltung weder gemietheten Solbknechten noch den Knaben der Waffenſchulen überlaſſen iſt. Aber von Haus und Hof halten ſie ſtets den Blic auf ihre Fahnen, die Bataillone der Waffenſchule, gerichtet, mit denen fte durch ihre Führer, die Organe ihrer Wehrfreiſe, in beſtändiger Verbindung find. Halet der Kriegsruf durch das Land, dann eilen die jünge. ren Altersklaffen der Wehrhaften jenen Fahnen zu, deren ſchwache Schulbataillone fie zu Brigaden anſchwellen , aus welchen die Diviſionen, das handeinde Feldheer und die Beſaßungsferne ber großen Pläße fich bilden ; die älteren Bürger aber, im Schooße ihrer Familien und ihrer Gewerbe verbleibend, bilden in jeglichem
Wehrfreiſe einen ſchlagfertigen Wehrverband , welcher , ſobald der Strieg in ſeine engeren Grenzen flutet, die Waffe der Hins terhalte , leberfälle und Zufuhrabſchneidungen gegen den Feind
a
ſchwingt und durch ſie das eigne Operationsheer inbeſiegbar und ſiegreich macht. Wer wollte es läugnen , Daß die Fnftitution der Volisheere , nur möglich bei innerlich freien Völs fern , allein und ſicher die äußere Freiheit verbürgi? Aus dem Volfsheere gehen die bewaffneten Schaaren her: vor , welche böswillige Nachbarn
zwingen , die Freiheit und die
Rechte der Nation zu achten ;
das ganze Volfsheer
das ganze waffenfähige Volf
vertheldigt die Integrität des Gebietes gegen den Eindringling; das ganze Volt, der wahre Machthaber im Staat, hat auch die lebten Mittel der phyſiſchen Gewalt in die Hand genommen und ſich in den Stand gefekt, jede Tyrannei, jede Uſurpation jur Unmöglichkeit zu machen ;
indem die Waffenfähigkeit dem Beſiße
ſubſtituirt wird zur
: Beſtimmung des Bürgerthums und den Begriff deg legtern wohl thätig erweitert. Nicht nach den Steuern , nach der Wehrhaftigkeit rechs niet man Wähler und Wählbare , - und die Bourgeoiſie geht im Volfe unter.
Conſtitutionelle Ariſtokratieen werden ebenſo unmög.
lich, als jede Tyrannei , als der Abfolutismus der Einzelherrſcher, und die Stelle des Heiligthumes der Bourgeoiſte, des Einzelbeſikes, nimmt ein das höhere Heiligthum des Volfs , das Allerheiligſte des Geſammtbeſißes, - des Staats in ſeiner Ganzheit und ſeis ner vollen, unverleßlichen Würde. 3hr Philoſophen , die ihr von einem ewigen Frieden träums tet , was anders fou den Weg anbahnen zur Verwirklichung eurer Träume , als die Allgemeinheit des Inſtitutes der Volto . heere ? Die Unbeſiegbarkeit der Nationen wird ihnen durch fic wechſelsweiſe in ſo impoſanter Größe erſcheinen , daß Verträge Wahrheiten, Kriege Unmöglichkeiten werden .
15 Aber wir ſind noch nicht am Ziele. Achten wir nur für jeſt darauf , nicht verlieren !
daß wir den Weg zu ihm
Schläfern wir uns nicht ein , daß uns nicht unmerkbar und unbemerkt das goch der Soldheere wieder aufgelegt werde ! Laſſen wir uns den Schein nicht täuſchen ! Sold heere , welche ihre Conſcribirten nur auto dem eignen tande ziehen, ſind noch feine Volt & heare.
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3. „ Virtù diversa fa diversa lega Col prezioso corpo ch'ell avviva." Dante. Eine wilde Mafie Bewaffneter und waffenfähiger Leute iſt noch fein Şeer . Zum Heere wird ſie durch die Organiſas tion , Erhalterin und Vermittlerin der Nußbarkeit zugleich . Soldheere mußten conſtituirt werden .
Volksheere tragen den
Keim des Organismus in ſich ; fie organiſiren ſich ſelbſt. Dem Conſtructor des Soldheeres liegt ein bedeutendes Mater rial vor , aus dem er wählen fann ; die Wahl iſt leicht, will er eine Maſchine ſchaffen, da er die Erfalırung der Fatihunderte vor fich hat , wie leicht Menſchen Maſchinen werden . Will er Mehr , will er einen Drganismus
bilden , ſo wird er an ſeinen
Verſuchen zu Schanden . Er mußte die Größe und Cintheilung ſeines Werks nad den kleinen und beſonderen Zweden überlegen, nach den Mitteln , welche ihm zur Ausführung zu Gebote ftans den .
Die beſchränkten Mittel beſtimmten die geringe Größe der
Heere. Das nothwendige Wort des glüdlichen und leichtſinni. gen Condé von den fleinen Heeren, mit denen man die großen Schlachten gewinnt, fonnte nur ſo lange wahr bleiben, ale node fetn Volfdheer einem Fürften gegenübergeſtanden hatte.
:
17 Seit Jahrhunderten
hat die Geſchichte die Armee in drei
Hauptmaſſen zerlegt, Fußvolt, Reiterei und Geſchüßwer ſen, und ihnen als Helfer die Arbeitstruppen zugeſellt. Das Verhältniß dieſer Truppen zu einander hat oft und viel gewechſelt. Das Verhältniß der Reiterei zum Fußvolt hat ſeit den Zeta Lehneverbandes abgenommen. des ten Aus dieſen famen noch gewaltige Schaaren von Männern zu Pferd in die Tage der neuen Jahrhunderte herüber. Aber der Lehnsverband ſchwand nach und nach dahin , die Fürſten boten nicht mehr ihre Vaſallen zum Streit auf ; in einer iſolirten Höhe ſchwebend, wollten ſie abhängig machen , ohne abhängig zu ſein.
.
Sie mietheten ihre Heere ; das billige mußte dem thenern vorgezogen werden . Je mehr in den Zeiten der Soldheere die Fürften wechſels ſeitig die Größe ihrer Armeen emporſchraubten , um ſo mehr mußte die billigere Truppe des Fußvolfs über die theuerere der Reiter das Uebergewicht erhalten . Wie wird ſich dies Verhältniß in den Zeiten der Volfsheere geſtalten ? Der Krieger des Volfsheeres wird nur furze Zeit in der Waffenſchule gebildet. Das liegt in der Natur dieſes Heeres. ftitut tief eingreifen , dem politiſchen Leben
Soll dies J11
ſicher zuſammenhängen mit und dadurch eines Volis ,
eben erhält es ſeine Kraft und ſein eignes Leben , ſo muß es ſeine Grenzen hinſichts der Glieder , die es in ſich aufnimmt, möglichſt weit fteden . Man darf
.
nicht den Maßſtab einer Leibeslänge von 5' 5 " anlegen , auch nicht eine Körperbeſchaffenheit fordern , welche, rieſenfeft, feiner Geht man von der Rüdficht möglichſter Strapaße unterliegt. Erweiterung der Grenzen des Inſtitutes aus, ſo kommt aber etwa der achte Theil ſämmtlicher Bewohner eines Landes in die Zahl der Waffenfähigen .
Dieſe müſſen ſämmtlich durch die Waffens
. 3
1 18
: fchule gegangen ſein oder ſich noch in ihr befinden. Es erhelt, Daß die Koſten der Unterhaltung der Waffenſchule , welche immer
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vom Staategangen getragen werden , in geradem Verhältniß mit der Länge des Waffenſchulcurſus der Einzelnen ſtehn und daß fte bei der großen Anzahl der waffenfähigen Männer leicht ein Maß erreichen oder überſchreiten fönnen , welches die freie Bewegung des Friedens hemmt und entfräftet. In Betracht fommt zugleich, daß der Aufenthalt in der Waf fenſchule eine Steuer iſt , welche der Einzelne mit ſeinein leibe und ſeinem Geifte dem Staatsganzen bringt , daß auch dieſe Steuer nicht unnüt die Grenze überſchreiten darf , welche die Nothwendigkeit gebietet. Es wird hiernach geſtattet ſein , die Kürze des Waffenſbuls curſus als ein bezeichnendes Merkmal des Volfsheerinſtitutes anzuſehen .
Dann folgt, daß die Waffenſchule nicht darauf angelegt ſein fann , in ihren Schülern neue Fähigkeiten zu erzeugen , ſondern nur darauf , die vorgefundenen Fähigkeiten in diejenigen Waffen und Waffenklaſſen zu ordnen, für welche ſie den Einzelnen befähis gen, und ſie hier auf eine der Kriegdanwendung entſprechende Weiſe zu entwideln. Aus Leuten daher ,
welche weder vor ihrem
Eintritt in die
Waffenſchule noch nach ihrem Austritt aus derſelben ihrer Stels lung und ihrem Friedensberuf nach mit Pferden zu thun haben , darf man vernünftigerweiſe in der Waffenſchule des Volfsheeres feine Reiter bilden wollen .
Das Waffenverhältniß in der Waffenſchule und durch dieſe zugleich im Volksheer ergiebt fich aus dem Verhältniß, in welchem in einem Volfe die verſchiedenen Friedensberufe und Geſchidlichs feiten neben einander gefunden werden . Das Verhältniß der Reiterei zum Fußvolt wird bei dem Volfsheer in Litthauen ein durchaus anderes fein, als in Sachſen. Und im Augemeinen wird man zu dem Saße gelangen, daß in den Volfsheeren der Culturvölfer das Fußvolt alle andern
!
1
19 Waffengattungen in der Zahl ſu bedeutend überwiegen wird, daß dieſe gegen jenes verſchwinden . Das Fußvolt iſt das eigentliche Volfsheer. Denn der Mann , welcher gehen und allenfalls nur einen Knittel ſei er al8 Hellebarde oder als Flinte geſtaltet
führen fann,
in Reih und Glied geſtellt, iſt der Hauptſache nach ſchon ein Fußfrieger. Es treten aber heutzutage noch andere Betrachtungen hinzu, welche auf eine ſteigende Verringerung des Verhältniſſes der Reis terei zum Fußvolt hinweiſen. Volfsheere ſind weſentlich auf die Annahme ber nothwendis gen landesvertheidigung baſirt. das Heer der Landesvertheidigung ;
Das ganze Volksheer iſt Angriffsheere, Actiongs
heere gehen nur, wie das Bedürfniß fie fordert , zeitweiſe aus ilm hervor. Für die Vertheidigung aber , zumal wenn ihre Centra , wie fich dies in unſeren Tagen herausſtellt, die größten Städte des Landes find , werden überwiegende Infanteriemaſſen zur Noth : wendigkeit.
In feiner militärijden Combination darf man ferner heutzu . tage die Eiſenbahnen vergeſſen . Auf dieſen Communicationswegen des neunzehnten Jahrhun: derts fönnen Infanteriemaſſen mit großem Vortheil , dagegen in gleicher Zeit auf eine gleiche Strece im günſtigſten Fall nur ein Dreißigſtel der fortzuſchaffenden Zahl Fußvolt an Reitern bewegt werden . Befindet man ſich alſo in der Lage , ein beſtimmtes Schlachtfeld – ſei es aus dem Innern des Landes, ſei es aus zers ſtreuten Stellungen auf Schienenwegen mit 50,000 Mann Fußs volf zur rechten Zeit erreichen zu können, ſo würde man noch die Wahl haben , ſtatt ihrer 20,000 Mann Infanterie und 1000 Reis ter zu ſenden .
Wofür wird man ſich entſcheiden ? Alſo auch die Erfindungen unſerer Tage arbeis ten dahin , dem Fußvolf eine überwiegende Wichtige feit gegen die anderen Waffen zu gewinnen .
1
.
ten
20
Andrerſeits ergiebt ſich, wie wünſchenswerth. es dem Soldas ſein muß , daß die Grenzprovinzen feines Landes durch ihre
Verhältniſſe die Pferdezucht und damit die Aufſtellung verhältniß mäßig bedeutender Reitermaſſen begünſtigen . Faſt von den Heeren der älteſten Culturvölfer herauf bis in unſere Zeiten begegnet man einer Unterabtheilung der Hauptmaſ fen in Waffengattungen.
Die Infanterie der Griechen hatte ihre Hupliten , Peltaſten , Priliten , die der Römer ihre Haſtaten , Principes , Triarier und Veliten , die des Mittelalters ihre Pifeniere, Rundartſchiere, Helles barbiere , Arcieren , die Infanterie der Zeiten des Feuergewehres daneben ihre Arkebuſiere , Musketiere, Grenadiere , Füſeliere und Jäger. Die Scheidung der Reiterei in ſchwere und leichte iſt ſo alt wie die Heere , ihre Zerſplitterung in Cüraſſiere, Dragoner, lan ciers , Huſaren, Jäger zu Pferd ein Produkt neuerer Zeiten.
Abgeſehen von den taktiſchen Gründen ,
welche für ſolche
Unterabtheilungen beigebracht werden konnten und von jeher bei. gebracht worden ſind, waren für ſie bei denjenigen Völfern , deren Bürger ilre Heere bildeten und ihre Ausrüſtung zum größten Theile ſelbſt beſchafften, noch die Verhältniſſe der ſocialen Orde nung beſtimmend.
Die billigere Rüſtung war die leichtere.
Außerdem machten ſich politiſche Verhältniſſe geltend , unter denen das bundesgenoſſenſchaftliche die erſte Stelle einnimmt. Dieſe wirften , wenn auch in veränderten Lagen und Geſtal. ten , im Mittelalter fort ; in der neuern Zeit dagegen war es vor. züglich die neue Erfindung des Feuergewehrs , welche nur nach und nach allgemeine Verbreitung fand, die im gleichen Sinne arbeitete.
Mit der Conſolidirung der Monarchieen , der Einführung der Soldheere und der allgemeinen Annahme des Feuergewehrs bei der 3nfanterie fielen für dieſe alle haltbaren Gründe zu einer Scheidung
zuſammen .
Will
man
Aufſchluß haben , weshalb
21 fte dennoch befragen.
beftand ,
Unſere Frage
1
eine Zerfällung werden muß ?
in
ſo
muß
iſt die :
man
die
launen
der
fürften
ob für das Fußvolt der Soldheere
Waffengattungen
gefordert
oder
verworfen
Wir müſſen ſie forbern ! Das Volf bietet für das Volfsheer ein beſtimmtes Material, auf welches durch den Waffencurſus nur entwidelnd , nicht um . bildend eingewirkt werden kann.
5
}
Die Grenzen des Begriffes der Waffenfähigkeit müſſen mög. lichſt weit geſtedt werden .
D
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Die Baſirung des Volksheeres auf die Landesvertheidigung fordert neben den operirenden Armeen andere zur Befeßung der feften Pläße, der großen Städte. Deshalb fordern wir eine Scheidung des Fußvolfs in ein Fußvolt der operirenden Feldarmee und ein Fußvolt der Feſtungs
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Bertheidigung.
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Das erſtere bilden wir uns aus der fräftigeren Bevölkerung der kleinen Städte und des platten Landes ; kommen ihre Glieder
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in den Fall der Vertheidigung des eignen Heerdes und Hofs , ſo gewinnt der Krieg , den ſie führen müſſen , durchaus die Geſtalt des kleinen Feldfriege . Das zweite bilden wir aus dem weniger kräftigen, intelligenteren , mit dem Umterrain und den Verhältniffen der großen Städte vertrauten Theil der Landesbevölkerung , den Bewohnern der großen Städte felbſt und ihrer Umgebungen . Eine Scheidung, welche aus den Eigenſchaften des Materiale, unter Berüdlichtigung der Urprincipien der Organiſation , hers vorgeht. Wir werden dieſe Gattungen des Fußvolfs weder auf vers ſchiedene Weiſe bewaffnen noch überhaupt auf verſchiedene Weiſe ausrüſten , aber die Verſchiedenheit der Uebungen des Waffenſchule curſes für fite wird fich aus der Taftif , einerſeits der Heere der Schlachten , anderſeits der Feſtungovertheidigung, von ſelbſt ergeben.
! 1
22 Einer Stheidung feiner Reitermaſle in leichte und ſchwere Trupps fann das Volfsheer ſich nie entziehen , ſie wird durch die verſchiedenen Schläge von Menſchen und Pferden, welche die ver , ſchiedenen Provinzen des Landes hervorbringen , bedingt. Einer beſondern Reiterei für die feſten Pläße bedarf es nicht. Für ihre Vertheidigung werden in jedem Kriege Theile der Reis terei nutbar zu machen ſein , ſo weit es nöthig iſt. Die Soldheere , für den Feltfrieg und auf ſeine Voraus: feßungen gebaut, fannten eigentlich nur eine Artillerie , die Felbartillerie. 3m Nothialle wurde dieſe als Garniſonsartillerie gebraucht, wenn man nicht gar ſo weit ging, ihren Auswurf zu einer beſondern Garniſonsartillerie zit formiren . Wenn nun eine derartige Sparſamfeit mit der Artillerietruppe durch die beſchränfte Größe der Soldheere , durch die Länge der Dienſtzeit der Einzelnen, weldie deren Uusbildung zu den verſchies denſten Zwecken geſtattete, gerechtfertigt war, ſo ſah man ſich doch andrerſeits bei der Vertheidigung feſter Pläße immer gezwungen , die verwendbaren Mannſchaften der Artillerie durch Handlanger aus der Zahl der Infanteriſten oder unberittenen Reiter auf die unerläßliche Stärke zit ergänzen. Dieſelben Gründe, welche für das Volfsheer eine Scheidung der Infanterie verlangten ,
fordern dieſelbe Scheidung
für ſein
Geſchüßweſen, und das bedeutende Material, welches der Orga niſation des Volfsheeres vorliegt , macht ſie möglich , macht eine Sparſamkeit mit Menſchen , welche dahin führt, Alle zu Allem brauchbar machen zu wollen , unnöthig. Nehme die Artillerie noch ſo viele Leute für ſich in Anſpruch , ihre Zahl wird immer gering ſein gegen die des noch verblei benden Fußvolte. Wir ſahen , wie das Verhältniß der Reiterei zum Fußvolf, abgeſehen von demjenigen, welches in der Geſammtheit der Wolfes heere beſteht, ſelbſt bei den operirenden Feldarmeen ſeit Jahrhuns derten ſtets abgenommen hat und auch fernerhin abnehmen wird . Auf den erſten Blick in die Geſchichte iſt man verführt
!
23 anzunehmen , daß das Verhältniß der Felbartillerie zum Fußvolt der Feldheere auf gleiche Weiſe, wie bis jeßt , ſo auch ferner zunehmen werde. Und doch iſt es gewiß nicht ſo. Die Stärfe der Feldartillerieſchaaren , welche den Heeren folgten , hat ihren Culminationspunkt ſchon erreicht, ja übers ſchritten . Die
immer
tiefer
greifende ,
immer
allgemeiner
werdende
Ueberzeugung , daß Kriege nicht durch Schlachten allein , ſondern auch durch Bewegungen gewonnen werden , daß Schlachten nur geſchlagen werden fönnen mit den Maſſen , welche die Bewegung den Schlachtfeldern zuzuführen vermag , die Eiſenbahnen und ihre Eigenthümlichfeiten , die ſich bezüglich der Artillerie in glei. cher Weiſe geltend machen , wie für die Reiterei, die Verwandlung der Fürſtenfriege endlich - teren Dauer, weil der Friede neben ihnen herlief , gleichgültiger war – in Völkerfriege , welche nicht um ihrer ſelbſt , ſondern um des Friedens willen gefochten wers den , bei deren Führung das Beſtreben ſchneller Beendigung vors waltet , - alles Das , ſich wechſel dw eiſe verſtärkend, arbeitet auf eine Verringerung der Maſſen der Feldartillerie einerſeits und nicht minder auf eine Erleichterung ihrer Caliber hin. Die Ausdehnung der neuen Schöpfung einer Landesvertheis digungsartillerie wird ſich beſtimmen durch die Zahl und Größe der Pläße und Poſitionen , welche das Land , in welchem ein Bolfsheer erſteht, befißt. Die techniſchen Hülfetruppen gewinnen an Wichtige feit für die Heere in demſelben Maße, als die Kunſtmittel zunehs men , durch welche fie ihr Uebergewicht über ihren Gegner zu Unſere Zeit ſchafft durch ihre tåge erhöhen im Stande find. lichen Fortſchritte in der Renntniß der Natur und der Technik täglich neue Kunſtmittel ſolcher Art zur Erfundung des Gegners, zu ſeiner Ueberraſchung, zu ſeiner Vernichtung, verwandelt täglich die Dberfläche der Länder.
24
Die hierdurch wachſende Wichtigkeit der techniſchen Truppen wird eine Vermehrung ihrer Zahl um ſo mehr bedingen, je mehr unſere Heere Volksheere werden, weil um ſo tiefer das allgemeine Leben des Volfes fte berührt und ſie Alles in fich aufnehmen müſſen, was dieſes ergreift uud bewegt.
Sind aber die Kunſtmittel, welche der Krieg fich aus der Summe neuer Erfindungen dienſtbar machen kann , vorzugsweiſe geeignet, die Vertheidigung der Länder und namentlich ihrer Cen: tra , der großen Pläße, ju verſtärfen , ſo iſt eine Scheidung der techniſchen Truppen in folche für die Feldheere und andere für die Feftungsfriege nicht blos gerechtfertigt, ſondern geboten .
1
A. „ Aux armes , citoyens ! Formez vos bataillons !" Rougez. Die gewaltigen Sondermaſſen der Waffen find in ihrer Geſammtheit weder einer Verwaltung noch einer Verwendung zu einem Zwede und nach einem Willen fähig. Es bedarf, um ihnen und durch fie dem Heere dieſe Eigen : ſchaft zu geben , einer Zertheilung der Waffen in Grundeins heiten, dann einer ſyſtematiſchen Verbindung derſelben mit einan der und Beziehung auf einander. Dieſe Analyſe und Syntheſe, fou fie natürlich ſein, – und nur dadurch gewinnt das Heer Leben und Kraft — muß die Be . ziehungen ſtets beachten , welche zwiſchen dem Volfsheer , der Geſammtmaſſe der ſtreithaften Männer, und dem Volfe, durch dieſes zwiſchen dem Lande einerſeits, der Waffenſchule andrerſeits beſtehen . Entſprechende Theile
der Waffenſchule
bilden die jährlich
waffenfähig werdende Jugend der einzelnen Landesbezirfe aus und ſchaffen und erneuern dadurch in ihnen das Volfeheer. Dies bleibt einerſeits in Rapport zu der Waffenſchule, andrerſeits, aus dieſer entlaſſen , treten feine Olieder in Bezug zu Communen. Sie find die Erhalter der Ruhe und Ordnung während des Friedens. Im Kriegsfalle aber gehn aus den Communalverbänden nicht blos die Krieger hervor, welche die Waffenſchule zum Volksheer
26 ergänzen , fondern ihr tazu nicht erforderlicher Theil organiſirt ſich auch zur Vertheidigung von Haus und Hof , im Falle der Krieg die engeren Grenzen des Communalverbandes berührt. Dhne Zweifel fann ein land in gewiſſe Theile von ſo großer Ausdehnung zerlegt werden, daß Alle oder doch die überwiegende Mehrzahl der Bewohner eines folchen Theile weſentlich dieſelben Körperanlagen und Fähigkeiten haben . Alle Waffenfähigen eines ſolchen Landestheils werden dann füglich für eine und dieſelbe Waffengattung beſtimmt werden fönnen . Ein ſolcher Landesfreis heiße ein Wehrfreie.
Er wird in
militäriſcher Hinſicht daſſelbe fein, was in politiſcher die Gemeinde oder Bürgermeiſteret iſt. Militäriſche und Civileintheilung eines landed werden aber um ſo mehr
zuſammenfallen , je mehr ein Volt des politiſchen
Aufſchwungs fähig iſt, der allein das Inſtitut der Volfsheere ers jeugen und fräftig erhalten fann . Der Wehrkreis zählt 3000 bis höchſtens 7000 Bewohner aller Alter und beider Geſchlechter ; er wird ſich alſo auf ein Quartier einer großen Stadt, auf eine einzige Mittelſtadt oder den Raum von höchſtens 3 Meilen platten Landes concentriren . Man wird wenigſtens für Deutſchlands Verhältniſſe nicht fehlgreifen , wenn man dies Marimum der Flächenausdehnung feſthält. Selbft mitten in Fabrifdiſtriften , welche nur Infanteriften liefern , laffen fich Bauerſchaftsfreiſe dieſer Größe ausſcheiden , des ren Bewohner der überwiegenden Mehrzahl nach zu Reitern oder Felbartilleriſten brauchbar ſind. - Diejenige Minderzahl aber, welche nicht dazu geeignet wäre , fann ſich noch ohne Unbequem lichkeit den Verbänden der benad barten Wehrfreiſe anſchließen. Der Wehrfreis iſt das Grundelement der Drganiſation des Volksheeres und als ſolches der genauſten Betrachtung werth . Er zählt bei einer Bevölferung von 6000 Seelen mindeſtens 750 Waffenfähige. Von dieſen befinden ſich jährlich etwa 30, nämlich die im laufenden Jahre waffenfähig gewordene Jugend, in der Waffenſchule.
Im Frieden bleiben daher 720 bei Heerd
und Hof zurüd.
27
Sie wählen jährlich ihre Führer und bilden
einen feſten Verband, theils zum Schuß der öffentlichen Sicherheit, theils zur Waffenübung, theils zur Wahrnehmung aller militärts ſchen Verhältniſſe, welche die Commune betreffen . Um aus dem Volfsheere für den Kriegsfall das Kriegsheer hervorgehen zu laſſen, wird iman für gewöhnliche Fälle den 5. Theil des Volfsheeres zur Verſtärkung der Waffenſchule entbieten müſs fen. Es verlaſſen daher im Kriege 144 den Kreis , während nodi 576 Waffenfähige in ihm zurüdbleiben . Wir folgen zunächſt den 144 in den Garniſonsort des Wafs fenſchulbataillons, in welchen ſie ſich vollkommen ausgerüſtet und bewaffnet, ihre ſelbſtgewählten Führer an der Spiße, begeben. Das
Waffenſchulbataillon
beſtehe
aus
4 Compagnien zu
120 Mann , ſo wird es im Ganzen die waffenfähige Mannſchaft von 16 Kreiſen auszubilden , alſo auch die Verſtärkungen in fichi aufzunehmen haben , welche zur Errichtung des Kriegeheers von dieſen Kreiſen entſendet werden . Jede Compagnie der Waffenſchule erhält durch dieſe Zuflüſſe die Stärfe von 696 Köpfen, alſo eines gelenfen Bataillons . Sie iſt fähig , ſich in ein ſolches umzugeſtalten. Die 144 nehmen die 30 jungen Männer ihres Kreiſes in ihre Mitte auf und bils den ſo eine Compagnie von 174 Mann des neuentſtandenen Ba taillons. Eine entſprechende Anzahl von Unteroffizieren, der Waffen ſchule der neuen Compagnie zugetheilt, wird für den Anfang den Führern derſelben , welche ſo eben Haus und Hof verlaſſen , eine willfommene Stüße ſein . Der bisherige Compagnieführer der Waffenſchule erhält das Commando des Bataillons , welches aus ſeiner Compagnie her: vorgegangen ; feine bisherigen Lieutenants , ſoweit ſie nicht zur Ergänzung der Generalftäbe erforderlich find , treten in den Platz feiner Adindanten , um vorkommenden Faus ſeine Stelle einzunehmen. Wie die Compagnie der Waffenſchule zum Bataillon, ſo hat das Bataillon fich zur Brigade des Kriegdheeres entwidelt. Es ift aus dieſen Betrachtungen zugleich erſichtlich , welche
1 Anordnungen die Waffenſchule den Forderungen entſprechen laſſen , die an ſie geſtellt werden müſſen : daß fie nämlich die junge Mannſchaft des Landes in eben folchen oder nach eben ſolchen Verbindungen ausbilde, als diejenigen find , in welchen das Kriegsheer dem Feinde entgegentreten ſoll; daß fie die Fähigkeit habe, die Verſtärkungen, welche aus ihr das Kriegdheer ſchaffen , mit leichtigkeit in ſich aufzunehmen und zu verarbeiten.
1
Der Wehrfreis erhält für uns eine neue Bedeutung , indem er die Compagnie oder Escadron, den Grundſtein des Kriegsheeres, conſtituirt, wie er ſelbſt das Grundelement des Volfsheeres ift. Wir fehren in ihn zurüd, zur Muſterung der zurüdgebliebes nen 576 Waffenfähigen . Ihre jährlich gewählten Führer ſind im Amt ; der Aelteſte von ihnen tritt die Militarkommandantſchaft des Kreiſes an. Das Zeughaus des Wehrfreiſes muß jedenfalls ſo viele Waf fen enthalten , um die 144 Männer des Kriegsheeres mit ſolchen zu verſehen , wird aber ſchwerlich eine genügende Zahl zur fernes ren Ausrüſtung der 576 hergeben fönnen . Die erſte Sorge des Mehrfreisfommandanten wird daher die für die Bewaffnung ſeiner Männer ſein. Soweit Jagdflinten und andere Feuergewehre nicht ausreichen, hilft man ſich mit improvifirten Pifen und Senſen . Es folgt fodann die Unterabtheilung des Kreiſes in Quar: tiere , die Wahl der Führer für dieſe , die Beſtimmung der Sams melpläße und Signale , der Mannſchaften , welche die Quartiere für den Sicherheitsdienſt, Escorten 2c. zu ſtellen haben, der Reihen folge , in welcher die Dienſtmannſchaften vor ten Quartieren ges ſtellt werden . Nächſtdem hat der Kreisfommandant fich mit ſeinen Nad barn und dem Befehlshaber in der Hauptſtadt der Provinz in Verbindung zu feßen . Indem wir, von dem Wehrfreiſe ausgehend, zu der Compagnie oder Escadron des Kriegsheereg gelangten , begegneten wir zu gleicher Zeit zwei höheren Verbindungen deſſelben , der Vereinigung
29 mehrerer Compagnien zum Bataillon, mehrerer Bataillone zur Brigade des Fußvolfs und analog inehrerer Escadronen zum Reiterregiment, mehrerer Regimenter zur Reiterbrigade .
Dieſe höheren Verbindungen des Kriegsheeres ftehen zu größern Landestheilen in demſelben Vers hältniß , wie die Compagnie zum Wehrfreiſe. Die höchſte Einheitsverbindung des Kriegsheeres geht aus der Zuſammenſtellung mehrerer Brigaden Fußvolt, einer oder mehres rer Reiterbrigaden und der entſprechenden Zahl an Artillerie und techniſchen Truppen hervor. Es iſt die Diviſion , das fleine Şeer einer Provinz von einer bis zwei Millionen Bewohs nern . Sie wird ſich gewöhnlich zertheilen in eine Maſſe für das Feldheer und eine andere für die Feſtungsvertheidigung . Nach der Größe, der Beſchaffenheit und den Erwerbszweigen der Provinzen, aus welchen ſie hervorgehen, wird auch die Größe und das Waffenverhältniß der einzelnen Diviſionen ein verſchiede nes fein . - Man darf ebenſo wenig Diviſionen , als Provinzen , willfürlich geſtalten . Die Mannigfaltigkeit der Zuſammenſeßung der Divie ftonen giebt dem Feldherrn, welcher met rere unter ſeinem Befehle vereinigt, wenn er den Provinzialcharakter und die Verhältniſſe zu würdigen weiß , das Mittel an die Hand , ſtrategiſch und tat tiſch allen ſeinen Zweden genügen zu können , ohne die großen Truppenverbände (welche die Feldherr zählt) zu zerreißen.
Einheiten
find , nach denen der
I
4
5. „ A nation that aspires for equality is unfit for freedom . Throughout all creation , from the archangel to the worm, from Olympos to the pebble , from the radiant and completed planet to the nebula , that hardens through ages of mist and slime into the habitable world, the first law of nature is unequality. “ Bulwer. , .Dans toute civilisation fausse faite le peuple, pour marcher au besoin d'avoir des chefs , qui ne L. sortis de ses rangs. “
ou impar combat, a soient pas Blanc
Die Eintheilung der Heere und der Waffen läßt uns nach den Führern der Theile fragen . Repräſentanten dieſer Theile , gehen ſie durch Wahl ihrer Glieder aus ihnen hervor.
am Natürlichſten
Das Volf erhält ſo die Führer, deren es bedarf, möge es fich auf welcher Stufe der Civiliſation immer befinden . So lange wir uns im Gebiete des Wahlfreifes befinden , werben dieſe Säße nicht anzufechten ſein. Innerhalb dieſes Ges bietes fennen ſämmtliche Waffenfähige einander, und ſelbſt die der unterſten Schichten haben noch ein gültiges Urtheil über hervors
1
ragende
Perſönlich feiten .
31
-
!
Der Wahlaft findet feine materiellen
Schwierigkeiten, er fann und wird das echte Gepräge der Urwahl tragen . Dieſe Dinge gelten nicht mehr , wenn wir zum Bataillon, jur Brigade aufſteigen. Das Urtheil der untern Schichten über die zu dieſen Stellen geeigneten Perſonen wird unſicher, die genauere Perſonalfenntniß verſchwindet: eine Repräſentationswahl müßte an die Stelle der Urwahl treten . Die Civiliſationsſtufe, auf welcher wir uns befinden, die ſocialen und politiſchen Verhältniſſe unſerer Staaten laſſen uns hier auf Schwierigfeiten ſtoßen. Aber vielleicht hilft eine genauere Betrachtung der Verhälts niſſe, welche dieſe Schwierigfeiten erzeugen , über dieſelben hinweg . Es drängen fich uns ſofort die folgenden Betrachtungen auf: Die heutige Entwidelung unſerer Kriegsfunft ſo wenig , als unſerer ſocialen Ordnung, machen es zuläſſig, die Ausbildung der waffenfähigen Jugend durch das einfache Inſtitut einer griechiſhen Paläſtra zu vermitteln .
Wir bedürfen vielmehr einer eigenthüm
lich organiſirten Waffenſchule, welche äußerlich die Geſtalt eines ſtehenden Heeres annimmt. Die Schüler dieſer Schule fommen aus dem Voft , um in das Bolfsheer zurüczukehren . Die Lehrer aber ? Sollen zeitweiſe ältere Bürger das Amt verſehen ? Wird dies in unſerer armen Zeit möglich ſein ? Und, wenn es möglich wäre , würde es nicht eine Geldariſtofratie ſchaffen, wo ſie noch nicht iſt, ihre Macht verſtärken , wo ſie ſchwach iſt, fie furchtbar machen, wo ſie ſtark iſt ? Wird es nicht überhaupt für das Kriegslehramt
und
um ſo mehr , ie fürzer man den Curſus der Waffenſchule ans nimmt - Männer bedürfen , welche ein ſpecielleres Intereſſe an der Kriegskunſt haben , als der Bürger es haben kann , möge ſein Intereſſe für die Wehrhaftigkeit ſeines Vaterlandes wie groß immer ſein , Bürger , die eine genauere Renntniß der Kriegos
32 funft haben , als derjenige , welche ſich nur in zweiter Reihe mit ihr beſchäftigt ? Unſere ſocialen Verhältniffe noch mehr, als die politiſchen,
1
machen für unſere Staaten befoldete Beamte zu einer Noths wendigkeit, und auch die Waffenſchule unſers Volfdheeres fans ſie nicht entbehren,
Dffiziere und Unteroffiziere, welche ſich wes
nigſtens einen großeu Theil thres Lebens ausſchließlich dem Kriege weſen widmen . Aber wir ſind nicht am Ende. Die anfänglich kleinen Heere der Republifen des Alterthums führten Bürger , welche fich feineswegs ausſchließlich oder nur vorzugsweiſe mit dem Kriege beſchäftigt hatten , und führten fie zum Siege. Sobald die Heere wuchſen , wurde es unmöglich , das Amt der Heerführer an gewiſſe andere Staatsämter zu fnüpfen . Bald mußten die Römer , wollten ſie nicht das alte Gefeß, nach welchem die Conſuln im Kriege die Heerführer ſein ſollten, umftoßen , in Kriegszeiten entweder zur Dictatur greifen , oder folchen Männern das Conſulat übertragen, welche Talente, Neigung und Bildung für die Heerführung vorzugsweiſe befähigten. Dergleichen Männern die Heere , ja ſelbſt die Führung ein zelner Abtheilungen derſelben zu vertrauen , wurde in demſelben Maße nothwendiger , je größer die Heere und je verwickelter die Kriegsfunft, je umfaſſender das Gebiet der Kriegswiffenſchaft wurde. Heutzutage kann man die ſämmtlichen Stellen, vom Batails lonsführer aufwärts, zu denjenigen rechnen, welche eine tiefergrei fende militäriſche Bildung erfordern. Braucht man nun Beamte für die Waffenſchule , find eben Dieſe Männer, welche mit Neigung fich dem Kriegsweſen hinges ben, und haben die Talentvolleren unter ihnen in ihrer fortwäh renden Beſchäftigung mit dem Kriegsweſen mehr Gelegenheit, ihre Talente für das Fach der Truppenführung auszubilden , als and dere gleich talentvolle Bürger , ſo liegt es auf der Hand , diefe Männer , die Dffiziere der Waffenſchule, für die Befeßung der Führerſtellen im Kriegsheer, vom Bataillonscommando aufwärts,
33 für die Generalſtäbe und Adjutanturen, beides mit Berüdſichtigung von im Anfang des Krieges nothwendig werdenden Ergänzungen, zu beſtimmen . Die Unteroffiziere der Waffenídule, Männer aus den unters iten Schichten der Geſellſchaft, im Frieden Hülfelehrer der Offi. ziere für die Einübung der Details res Waffendienſtes, geben im Kriege, in das Kriegsheer veriheilt , einen rüblichen Rahmen für den Zuſammenhalt der Compagnien . Jeder Staat
muß die Zahl ſeiner Beamten jo
weit zu beſchränten ſuchell, als es die Wahrnehmung ſeiner Intereſſen irgend -zuläſiig mad t. Sind num im Kriege eben nur zur Befeßung der Stellen vom Bataillonsführer auſäris höhere Kriegsbeamte nothwen dig , während die niederen Führerſtellen von Männern eigenthüm lich bürgerlichen Berufs eingenommen werden , ſo ergiebt ſich die Forderung von ſelbſt, daß jeder Mann, der nur eine lieutenants ſtelle in der Waffenídule beanſprudyt , hinſichts ſeiner militäriſchen Kenntniſſe die Befähigung mindeſtens zur Führung eines Batails lond nachweiſen muß . Da dieſe Offiziere Führer
eines Volfsheeres jein ſollen , ſo
muß ihre Bildung auf gleichem
Grunde mit derjenigen
der höheren Klaſſent des Volfo der anderen Berufe ruhen ; eine einſeitige Cadeitenbausbildung erträgt ein Volfs heer bei ſeinen Führern nicht . Sie werden ihre Stellung endlich nur dann vollfommen zum Nußen des Ganzen ausfüllen fönnen , wenn dieſelbe in der Wahl und dem Willen der Männer rubt, die dereinſt unbedingt ihrem Befehle gehorchen ſollen , welcher das Blut dieſer Männer fordert. Von einer einſeitigen Belegung der Offiziersſtellen durch die Regierung fam daher nicht die Rede ſein. Vielmehr wird die Beförderung eines jungen Mannes, welcher auf eine Offiziersſtelle aſpirirt, andrerſeits abhängig bleiben ron einer Wahl , bei welcher, außer den jämmtlichen Difizieren des Bataillons, weldem er an : gehört , auch die 16 Kreiſe, welche dem Bataillon ihre Waffens fähigen ſenden ,
mitſtimmen .
Gelegenheit, die Aſpiranten fennen 3
.
34 zu lernen , werden die Kreismannſchaften , außer auf den Wegen des bürgerlichen Verfehrs und geſellſchaftlichen Umgangs, bei den größeren Truppenübungen haben , zu denen gewiſſe Jahresklaſſen der Entlaſſenen jährlich auf furze Zeit einberufen werden . Handelt es ſich darum , eine vafant gewordene höhere Stelle zu beſeßen , ſo concurriren dabei ſämmtliche Offiziere des nächſt niederen Grades , je nach dem Range der Stelle, des betreffenden Bataillons, der Brigade, der Diviſion . Von den Concurrenten wird Einer durch Wahl erleſen . Bei dieſer Wahlſtimmen ſowohl die Compagnieen , resp. Bataillone der Waffenſchule, ale die ſämmtlichen Wehrfreiſe des entſprechenden Verbandes durch Deputirte. Eine ſolche Art der Beförderung fann allein den An ſprüchen des Volfsheeres genügen. Das Avancement nach dem Alter verwerfen fie. Die Natur hat dem Menſchen eine mittlere Lebensdauer von
etwa dreißig Jahren vergönnt. Das Alter von dreißig Jahren ſcheint zugleich dasjenige , in welchem Charakter nnd Wiſſen des Mannes ihren Culminationspunft erreichen. Dieſe Culmination wird eben ſo viele verſchiedene Stufen zeigen, als man Individuen betrachtet. Während der Eine in dieſem Alter vollfommen fähig ift, eine Armee zu kommandiren , wird der Andere immer nur ein guter Bataillonsführer bleiben . So viel ſteht feſt: wer in dieſer Blüthezeit feines Lebens ein Heer nicht führen kann, wird es nie fönnen . Verlangt es nicht das Intereſſe des Staats , daß er alle Kräfte ſeiner Glieder zu ſeinem Nuben im höchſtmöglichen Maße ausbeute ? Wird er nicht ſeine Gieder nach ihren Leiſtungen in Ans ſpruch nehmen müffen ? Thut er dies aber, wenn er den Mann, der feine Diviſionen ruhmvoll ins Feuer führen würde, an der Spiße eines Batail . lons grau werden läßt , wenn er den Bataillon commandanten an die Spiße des Heers ſtellt, weil er ſechszig Jahre zählt ?
-
35
Iſt es Gerechtigkeit, das Recht gleich Berechtigung verſchieden iſt ?
zu
machen ,
wo die
Das iſt das Syſtem der Tyrannei, welche an die Stelle des Rechts die für alle gleiche Gnade ſeßt. Aber Völfer, welche ſelbſt ihren Feinden entgegentreten , ach . ten das Recht, und in den Unierſchieben der Befähigung finden ſie die Unterſchiede der Berechtigung. Eine Beförderung ihrer Führer nach dem Alter iſt für das rege Leben und die freiere Bewegung der Volfsheere der Tod der Disciplin . Sie führt dahin , daß , wie Shafespeare ſagt: the general's disdained By him one step below ; he by the next ; That next by him beneath : so every step Exampled by the first pace , that is sick of his superior, grows to an envious fever of pale and bloodless emulation . Das Volfsheer will an ſeiner Spige junge Feldherrn ; est fordert Vertrauen von ſeinen Führern ; aber das Alter iſt miß . trauiſch ; es erträgt nicht unnüße Feſſeln , aber das Alter iſt förmlich und pedantiſch; es hat nicht Zeit , ſeine Siege aufzuſchie. ben , aber das Alter, das Lorbeeren 311 bewahren und Hinderniſſe fennen gelernt hat, iſt vorſichtig und furchtſam. Der fühne, raſche Muth der Jugend foll das Banner der Volfsheere ſein , und die Beförderung nach dem Alter läßt ihn in den Maſſen untergehen . Möge man
die Scala der Gehalte nach dem
Range in ges
ringerer , in raſcherer Progreſſion aufſteigen laſſen , damit jeder Offizier in der Mitte ſeines Lebens fähig werde , der allgemeinen Beſtimmung des Mannes , der Gründung der Familie genug zu thun ! - aber , damit das graue Alter ſeine leßen Tage in faulem Wohlleben dahinwälde, deshalb darf man eß nicht an die Spiße der Heere ſtellen .
6. „ The strawberry grows underneath the nettle And wholesome berries thrive and ripen best Neigboured by fruit of baser quality." Shakespeare , Wird auch das Volfsheer des neunzehnten Jahrhunderts ſeine Garden und Gliten haben ? Woher ſoll es fie nehmen ? Soll es die alten Unterſchiede nähren , die es gerſtampfen wiu ? Soll es eine Ariftofratie des Degend ſchaffen, wenn es die Ariſtofratie des Befißes zu vernichten gedenft ? Eliten , welche im Kriege entſtehen, wären allenfalls denkbar. Herrliche Waffenthaten einzelner Regimenter fönnen fte der Auss zeichnung werth machen . Aber wird dieſe Auszeichnung nicht lächerlich, wenn man ſie in die nächſtfolgenden Jahre des Friedens , auf die Knaben der Waffenſchule überträgt ? Wer will es wagen , fich zwiſchen die Tapfern des Volfo und die Anerkennung des Volfs zu drängen ? . Aber dieſe Aners fennung verleiht feine Bänder. Die Nufftellung von Eliten iſt ein Zeichen des Verfalls der þeere und nährt den Berfad .
37 Sie zeigt , das an die Stelle des Nationalenthuſiasmus eine beſondere Soldatenehre zu treten beginnt ; die Sucht nach Aner : fennung Einzelner hat den wahren Ehrgeiz verdrängt, der um die Anerkennung ringt. Wehe dem Feldherrn , ter dieſe unreinen Reime zur Gewin . nung augenblicklicher Vortheile benußt ! Er nährt ein Unfraut, das den Bau des Staates 311 überwuchern droht . Zertheilt in die Reihen der minder Guten , ziehen die Outen gene 311 ſich herauf. Lieſt man ſie aus , ſo ſinfen die Schlechten und ziehen die Beſten mit ſich hinab, weil es immer leichter wird, jut den Beſten zu gehören .
nderneath the nettle rive and ripen best er quality ." Shakespeare ten Jahrhunderlo
mpfer } ſta ಕತೆ zer ಈ es nn es die en, we
lenfalls dentbar. uen fie der Auer
, wenn man fic die finaben Mer
fern des Bolt ber dieſe Amer
EAU
8 Verfallo ber
7. „ Les plus grands ennemis de nos soldats sont l'habillement, l'équipement et la manière de vivre ." Tanski. Elle permettait de placer dans le cadre de réserve ceux auxquels le service ordinaire serait onereux , et elle mettait à la charge du garde national l'équipement, qu'une ordon nance ultérieure devait régler. Combiuai 80ns babiles et dont l'ensemble tendait à ex clure des rangs de l'armée civile la nom breuse classe des prolétaires , qui faisait peur aux heureux ." L. Blanc.
Die Revolution, welche die allgemeine Einführung der Feuer waffe, das Syſtem des Siege durch die Bewegung, die Umwands lung der Soldheere in Volfsheere in der Ansrüſtung der Armeen beginnen mußte, iſt noch nicht vollendet. Das wahre Kriegefleid des Volfsheeres iſt die leinene Blouſe. Weber den Frad des Dandy, über die Weſte des Bauern geworfen, wandelt ſie Beide in Soldaten um ; wenn fie den Rock dco Sachſen und die Jace des Tyrolers bedect, macht fie Beide zu deutſchen Soldaten . Die Verſchiedenheit der Trachten nach Ständen und Provins
come
39
zen wird durch fie nur verdedt ; unter dem
Zeichen der Gemeins
ſamen bleibt das Beſondere, im Soldaten der Bürger. Eine Verſchiedenheit der Waffenkleidung nach den Provinzen iſt nicht mehr erforderlich , wenn dieſe Waffenkleidung nur ein lleberwurf iſt, der die Mannigfaltigkeit der Provinzialtrachten niht ausſchließt. Die allgemeine Einführung der Feuerwaffen machte es lächers lich , das Kriegsfleid zur Schußwaffe jil geſtalten ; das Kriegos ſyſtem der ſchnellen nicht ertragen .
Bewegungen
fonnte gelarniſchte Soldaten
Wozii denn auch eure ſchweren Helme, cure Schuppenriemen, eure breiten Bandeliere ? Hinweg mit ihnen ! Die leichte Müße, das Lederbändchen, der ſchmale Gurt mö gen ſie erſeken ! Jene Schußwaffen würden den Sturmſchritt unſerer Armeen aufhalten . Schüßen die Beſchläge eurer Picfelhauben etwa gegen die Rugeln der Sechopfünder ? Himeg mit ihnen ! Berge und Wälder ſind beſſere Dedun . gen , den Moment jll erwarten . Und, fam cr , wollen wir dann mit unſerem Blute geizen ? Dieſe Adler am Hut, dieſe flatternden Federbüſche, die blan . fen Wappenſchildur, die ſchillernden Knöpfe - die Zeit wird dahin gehen , wo ſie ein unſeliger Reis , eine unſelige Augenver: blendung verderbter Bölfer waren , die Zeit wird fommen , da man ſie wegwirft als Hemmniſſe der Bewegung zum Sieg im Kampf um die Freiheit nach Innen und Außen ! Was ſoll der Säbel an der Seite des Fußſoldaten ?
Auch
bu, unglüdliches Weberbleibſel aus den Zeiten der Soldatenfaſte, die nimmer waffenlos ſein durfte, dem immer waffenloſen Bürger gegenüber, auch du mußt fallen ! linſer Fußvolk braucht nur die eine Waffe, die es zum Siege führt - tie Bajonetflinte. Ihr Lauf jende aus der Ferne
103
40 Tod und Verderben
in die feindlichen Rethen ; im Kampfe , Brut
gegen Bruſt, werde ihr Bajonet in die Rippen der Gegner getragen ! Alle Fortſchritte der Technik, welche eine Erleichterung der Waffen verheißen, ohne ihre Wirkſamkeit zu vermindern , begrüßen wir mit Freuden ; alle Erfindungen unſerer Tage , deren Aneige nung das Gepäck der Einzelnen und die Traing der Maſſen vers mehren würde, weiſen wir von uns. Das Ideal des von
Dieffenbach
des neunzehnten Jahrhunderts werden der Wirklichkeit verſezen ;
ausgerüſteten Kriegers
wir nidt in das Reich
aber gern werden wir den Heeren jene
leichten , galvaniſch verfupferten Eiſenröhre folgen ſehen , die mit den Eiſenbahnen rechten , wenn ſie die Artilleriemaſſen auf unſeren Schlachtfeldern zu vermindern drohen . Vervollfommnungen der Zielvorridungen, genauere Bearbei : tung der Feuerröhre werden die Saladiten nicht blutiger machen , als ſie geweſen, nicht die entſchiedene Weberlegenheit in die Hände des Heeres geben , das ſich dieſer Vorzüge erfreut, weil ſie nicht zu gleicher Zeit die Leidenſchaften der Menſchen bewältigen , welche dieſe funſtreid en Mordwaffen im Getümmel des Rampfes gebrauchen . Tas Verhältniß der Treffer zu den Schüſſen manchen Jahrhunderten nur wenig vergrößern .
wird fich
in
troß der Fortſchritte, welche ſie bringen ,
Aber jede Einrichtung, welche die Zahl der Schüſſe bei glei chen Mitteln und in gleicher Zeit zu vermehren geſtattet, iſt von entſchicdenem Einfluß. Die Bedeutung des Percuſſion sich losſes , welche den Gebrauch der Feuerwaffe unabhängig yon Regen und Sonnens ſchein madt für das Geſchid der Solachten, wird erſt nach dem nächſten Völferfriege gewürdigt werden .
Durch ſie werden die einander entgegenſtehenden Maſſen ſeltener genöthigt ſein , vom Freifampf zum Handgemenge übers zugeben .
..
-
41
Aber vielleicht ſtehen und ſchon umfaſſendere Umwandlungen in der Bewaffnung bevor , die wir heute ebenſo wenig flar über , ſehen ,
als Barthold Schwarz an die reitende Feldartillerie
unſerer Zeit dachte, da er zum erſten Mal mit S und Salpeter einen alten Mörſer zerſprengte .
wefel, Kohle
Die Erfindung der Schießbaumwolle fiel wie ein Wint der Geſchichte, den Knoten der europäiſchen Verhältnijje mit dem Schwert zu durchhauen , in die Zeit der Einverleibung Krafaus, Des offenen Briefe, der preußiſchen Ordonnanzen. Werden die Mängel ihrer Jugend verſchwinden ? das Pulver dereinſt verdrängen ?
Wird fie
Die Zukunft wird über dieſe Fragen entſcheiden . Aber, troß ihrer Mängel, werden die nächſten Kämpfe nicht ohne die Schieß . baumwolle gefochten werden. 1 3n inneren Kriegen werden wir Apothefen und Baumwollen läden erſtürmen und die Bürger an demſelben Heerde das Todes : mittel bereiten ſehen , den ſie mit ihm gegen die Feinde der Frei heit vertheidigen wollen .
Den unterirdiſchen Krieg , den die Pulverdämpfe ſchon zu erftiden drohten, wird ſie, im Verein mit der Zündung durch den galvaniſchen Strom , neu beleben . Das deutſche Befeſtigungsweſen war einer Erfindung vorauss geeilt , welche ihin erſt die rechte Weihe giebt . Nicht ferner wird man den Caſernen und Caſematten, in denen deutſche Krieger die Proben alter germaniſcher Hartnädigkeit erneuern ſollen , den Vorwurf machen fönnen , daß die Pulverdämpfe ihren Werth vernichten
Die Züge der Munitionskolonne werden beweglicher , und, wenn es wahr iſt, daß beſonders für fürzere Läufe das Verhälts niß der Wirkung der Baumwolle zum Pulver ein günſtiges iſt, ſo wird die neue Eifindung abermals die Waffen erleichtern und dem Zeitmoment für Märſche und Schlachtbewegungen eine ver, ånderte Bedeutung geben .
103
42 Völferfriege, welche das Licht nicht ſcheuen , werden in Schlach . ten enden, welche die flare Atmoſphäre der mit Schießbaumwolle geladenen Feuerrohre umleuchtet. Die Feldherrn der Zukunft werden , wie die Feldherrn der flaſſiſchen Zeiten , ihre Schlachten frei überbliden , wie ihre Pläne, und ſie doch mit Feuerſchlünden ſchlagen . Völferkriege und Volfs heere verringern die Cu lonnnen und Trains des Ganzen , wie
ſie die Aus :
rüſtung Einzelner vereinfach e n . Kriege der Völfer machen verbindlich mit Blut und Gut.
die Völfer einander ſolidariſch
Kriege der Fürſten kämpften nur die gemietheten Heere aud ; und Flug war es , die Scheidung der Intereſſen der Fürſten und Völfer ſcharf hervortreten zu laſſen , die Völfer zu ſchonen , um die Fürſten in ihren Heeren zu vernichten . Darum führten Soldheere ihre linnenen Städte mit fich ; darum die Nachfuhren ſelbſt aus dem Krieger
geſandt
hatte ,
in
das
ärmeren
reichere
Land , das die
feindliche ; daher jene
ſonderbare Cavalierweisheit des vorigen Jahrhunderts, welche es grauſam und unflug nannte, die umſchloſſenen Städte ſtatt der umſchließenden Wälle zlı bedrvhent . Volfsheere finden Haus und Speiſe , wohin ſie kommen ; ſie umſchließen alle Gewerbe, welche der Krieger für die furzen Friedensraſten jener Biwachten gebraucht , die ihn fern von den Wohnungen des Friedens halten ; ſie bedürfen der beſonderen Handwerkerheere nicht, welche den Zügen der Soldheere folgten . Und, wenn einſt der Kampf unſere Volfsheere in unwirths bare Gegenden führt , wo ſie ohne Zufuhren nicht beſtehen fön: nen , ſollten die Fortſchritte der Wiſſenſchaften nicht andere Mittel und Hülfen bieten, als vor hundert Jahren ſollten fie nicht das Verdienſt haben , jene Unbeſiegbarkeit der Barbaren , die in ihrer Barbarei lag , 311 vernidyten , den Triumph der Civiliſation durch die Erhaltung der Heere der Civiliſation zu erringen ? Wie weit immer noch die Bemühungen unſerer Chemifer,
43 concentrirte Nahrungsſtoffe, preserved meats , für die Verpro. viantirung der Armeen aufzufinden , vom Ziele entfernt ſind, nur der rohe Empirifer, welcher gewohnt iſt, ein halbes Schod Eier zum Frühſtüct
zu
rertilgen ,
fann
abſolut an ihrem Gelingen
zweifeln .
nigen
Sind fie denn nichts , jene Schienenwege, welche in wes Tagen hunderttauſend Centner Proviante hundert Meilen
weit fördern ? - die Heupreſſe, welche das Volumen der Nationen auf ein Sechótel des urſprünglichen vermindert ? - die antiſeps tiſchen Mittel , welche das Fleiſch in einem Zuſtand monatelang conſerviren, der es in Nichts von dem friſchen unterſcheiden läßt ? die d'Arcetſche Maſchine, welche aus den Thierfnochen , die man ſonſt wegwarf, eine kräftige Fleiſchbrühe zieht ? Welche Vortheile werden dieſe Einrichtungen und Erfinduns gen für die Verproviantirung der feſten Pläße bieten , wenn man nicht zu vornehm iſt, ſie zu beachten !
die
Die Koſten der Equipirung darf man ſo wenig auf Einzelnen legen, als man den Sold aufheben darf, wil man
nicht das Volfsheer in eine Bürgergarde , eine Garde der Bour: geoiſte rerfrüppeln laſſen . Die Bekleidung ihrer Krieger liege unmittelbar in der Hand der Communen ; für die Bewaffnung, die Trains und Colonnen ſorge das Staatsganje. Welche Stellung wird die Induſtrie der Neuzeit den Volfsheeren gegenüber einnehmen ? Sollte ſie nicht ſo blühend ſein , ſollte nicht die vollkommene Durchdringung von Volf und Heer es möglich machen, daß man das Syſtem der vollſtändigen Aufbewahrung des Kriegsmaterials verlaſſen könnte ? Wenn der Staat , wie er die Eiſenbahnen , die er nicht ge baut , beſchüßt, dafür aber ihre ausſchließliche Benußung zu den Zweden des Ganzen in gewiſſen Fällen ſich ſichert - wenn er ebenſo großen , wohleingerichteten Fabrikanlagen von Privaten ſeinen Schuß angedeihen ließe , aber ſie ſich zum Erſaß für ges
03
-
44 wifle Fälle contracilich verbindlich machte
möchte er immer
noch ſeine Feuerröhre, einen großen Theil ſeiner Munition vors räthig halten - aber würden nicht jene Fabrifen im Stande fein , binnen weniger Wochen das geſammte Kriegsheer mit Bes Fleidung, Gepäck, Wagen uud Angeſpannen zu verſehn ? Die entſprechende Löſung dieſer Frage hat nicht für den Krieg allein , fie hat für die Geſammtverhältniſſe der Staaten eine entſchiedene Bedeutung.
--
8. mount on my hip „ Mount bebind me ! pogryph , reader ! Settle yourself at your ease ! Look down on the gliding landscapes . “ Bolwer.
Die Scene, auf welcher das Drama der Kriege der Zus funft ſpielt, iſt nicht mehr dieſelbe, auf welcher die Schlachten der Könige geſchlagen wurden . Der entfeffelte Sclave nannte eigen.
ein Stüdchen Landes
!
ſein
Der Freigelaſſne ſchloß die unfruchtbaren Strecken auf ,
entlodte ihnen ſchwere Halme , auf denen der Sclave nur mas gere Heerden geweidet; jene Sümpfe waren ſein , die nur Taus der und Waldhühner genährt , Opfer des elenden Zeitvertreibs ſeiner Tyrannen ; er durchſchnitt ſie mit Gräben und entriß fie dem Waſſer, um ſie in Culturland umzuſchaffen. Die Söhne des Freigelaffnen theilten des Vaters Gut, und die Hufe , welche eine Familie ernährt hatte , vermochte drei zu erhalten .
Da wurde die Hütte der Väter zu eng ; die Enkel gogen hinaus, und in der Mitte der Striche, die ihr Fleiß der Wüſte entriffen , an die unfruchtbarften , ſonnenloſeſten Hänge der Berge hingen fie neue Hütten , die zu neuen Dörfern wurden .
003 -
46 Wo ſind noch die weiten Arenen , anf denen die Tangen linien der Soldheere einander begegneten, u'm Gladiatorenſpiele vor ihren Fürſten zu ſpielen ? Dörfer ſind über ſie geſät, Hecken und Gräben , Gebüſche und Deiche haben ſie durchſchnitten .
Von Dorf zu Dorf ein Neb von
gebahnten Wegen ,
von
Städtchen zu Städtchen ch auſjirte Straßen ; eiſerne Bahs nen von Hauptſtadt zu Hauptſtadt ! Und alle bedeckt mit Cara: vanen , welde die Güter des Fleißes führen , ihre Erzeuger und ihre Vertreiber . Die Geſchwindigkeiten marſchinenider Heere haben gewechſelt; mit anderen Zahlen hat der Stratege zu rechnen , wenn er die Bewegungen ſeiner Diviſionen ordnet. Aber all dieſe fünſtlichen Wege , wie leicht ſind ſie zerſtört, wie gering iſt ihr Werthy, ſind ſie nur an einer Stelle unters brochen ! Heere eilen auf ihnen ihren Sammelpläßen, von dieſen Sam. melpläßen den Grenzen zu ; aber in der Thatenatmoſphäre zweier feind lichen Armeen wüßen ſie feiner , weil eine von beiden ſie der andern verdirbt .
Nur hinter einer Stellung , welche ſie dedt , nur, ſo lange dieſe Stellung behauptet wird , haben die Schienenwege Werth für das Heer, welches ſie behauptet. Sie , wie alle Kunſtmittel der Neuzeit , welche der Krieg fich aneignet , treten der Vertheidigung fiegreich an die Seite , aber angreifende Armeen un . terſtüßen ſie nicht . Sie ſtellen das Gleichgewicht Guropas her , fie erhalten es ficherer und wahrhaftiger, als die Intriguen der Kabinette, indem ſie der Eultur die Vertheidigung der Cultur erleichtern , aber die Länder der Barbaren , welche ſie verſchmähten , nicht gegen den Andrang der Kultur fchüben. Hunderte von Wegen führen aus Ländern in länder ;
hun .
derte von Brüden tragen die Wege über die Ströme; ſelbft die Qebirge nehmen den Charafter einer allgemeinen Wegſamkeit an .
Werden jene fleinen Grenzfeften noch einen Sinn haben , welche die Thore der Länder ſperren ſollten , wil man ſie nicht in chines fiſche Mauern aufgehn laſſen ? Und, thäte man das, würden dieſe chineſiſchen Mauern einen Sinn haben ? Werden noch die ungeſchidten Brüdenfolonnen ſich hins ter den Armeen herſchleppen, ſie, welche überall bereit ſein ſollten und es nirgends waren , wenn die ſtehenden Brüden der Ströme fich aneinander drängen, und die Technik der Nationen, die ihre Heere begleitet, ein robes Material eben ſo ſchnell zurichtet, um die ger. ſtörten gangbar zu machen, als dir ſchwerfällige pedantiſche Kunſt einer Soldatenfaſte das zug:richtete Material zuſammenbaute ? Die Werkſtatt des Augenblics wird hunderte der Schieles fchen Brüden fähne an den Ufern der Flüffe erzeugen , welche, nachdem ſie, bandenlos wie dieſe felbft, die Plänflerſchaaren des Vortrabe an die feindlichen Borde getragen , ſich zum feſten Stege verklammern, auf dem die geſchloſſenen Maſſen des Fußvolfs und die eiſernen Donnerbüchſen ihren Pläntlern folgen . Der Begleiter der inneren Freiheit , der Geiſt der Vereini : gung, wurde der Schöpfer eines eigenen Lebeng der Landestheile. Er löſte den todten Staat auf , um ihn aus lebendigen Gliedern wieder zu bauen . Er ſchuf die Hauptſtädte der Provinzen . Je größer die Zahl der herrſchenden Städte , in denen das Leben einzelner Landestheile fich concentrirt, je weniger eine Stadt des Landes alle anderen an Größe übertrifft, um
ſo fräftiger ein
Bolf , um ſo geeigneter zur Erzeugung eines gleichen und gleich vertheilten Wohlſtandes , um ſo fähiger , ihn zu erhalten , ihn zu vertheidigen gegen Die, welche ihn bedrohen. Die Eiſenbahnen , welche Centralpläge nicht ſchaffen fönnen , arbeiten um fo fräftiger an threr Geſtaltung. Die Centralpläße der Länder werden die natürlichen Ziels punkte, Dperationspole der Armeen , welche dieſe Länder bezwins gen wollen :
weil die großen Heere des neunzehnten Jahrhuuderte fich nur auf den großen Straßen und in ihrer reicheren Atmoſphäre
EC3 SAFE
48
bewegen fönnen , verbinden ;
die
großen Straßen aber die großen Städte
weil das in tauſend Banden über das Lan ) vertheilte Volfes heer die Zerſpaltung marſchirender Angriffsheere gefährlich macht ; weil nur die großen Städte dieſen Heeren Ruhepunkte für ihre Operationen bieten , auf denen ſie längere Zeit verweilen fönnen , ohne in fich zu vergeben , aus denen ſie neue Mittel für die Weiterführung der Operationen ſchöpfen fönnen ; weil die großen Städte die Schlüſſel zit allen politiſchen und ſocialen Verhältniſſen der Länder bewahren. Sollen wir dieſe natürlichen Zielpunfte des Feindes ihm ohne
1
Kampf überlaſſen , fie, die uns ihm srhnfach überlegen machen, wenn wir ihre Schäße zu heben und zu hüten wiſſen ? Sie müſſen die Centra der Vertheidigung werden , die Centra des Volfslebens ſind .
wie ſie
Sie ſind die natürlich en Fefungen unſeres Fahrs hunderts. Alle Mittel der Wiſſenſchaft und der Kunſt, welche die neue Zeit dem Kriege zuzuführen ſich rühmen fann, ſind dieſen Feſtun . gen dienſtbar. Die verſteinerte Taftif ihrer Zeit, erzählen ſie von ihr fernen Jahrtauſenden, auf welche feine andere Kunde kommt. Die Taftif der Volfsheere iſt die Taftif der Referven. Ein doppelter Gürtel umſchließt unſere Pläße, der Plänflers gürtel der detacirten Werfe und die compafte Maße des Hauptwalls. Wie in jedem einzelnen Werfe, muß in der Linie des Haupts walls das taftiſche Syſtem der Zeit wiedererſcheinen. Die feuerſicheren Stüßen der Baſtionen , in ſich ſelbſt voll und fertig , feiner Hülfe von außen bedürftig, aber Hülfe nach außen gewährend, tragen die langen und ídwachen Vorhänge , welche maskiren , nicht todten Widerſtand leiſten , ſondern den lebendigen unterſtüßen ſollen .
1 Unſere Taktif hat den ſchweren Calibern einen hohen Grab
7
49 von Beweglichkeit verliehen ; aber die Eiſenbahnen verbannen ſte von den wandelnden Schaubühnen der Feldfämpfe.
Sollen wir darum ihre Vortheile auch für die ſtehende Bühne der Feſtungekriege aufgeben ? Wir werden unſere Pläße mit ihnen bewaffnen , damit wir die Colonnen der Baftionen von einander entfernen , die ſchmalen Verbindungsmasfen verlängern und dem lebendigen Treiben blü: hender Handelsſtädte die großen Räume zurücgeben können, welche fie für Stapel und Betrieb fordern und auf denen jeßt tobte Wallmaſſen lagern ; damit wir die detacirten Werfe weit hinaus in das Feld rüden und durch ſie noch weiter hinaus drängen fönnen die Vernichtungswerfzeuge des Belagerers , an deſſen fer. nen Anblic Weiber und Kinder fich gewöhnen mögen , ehe ſeine Bomben ihre Bettgenoſſen werden . Die bekannten Entfernungen auf dem Umterrain der Wale werden die Wirkung der Shrapnellfartätſchen mörderiſch machen . Die Feſtungen iverden die Eiſenbahnen , welche ihnen Ver. theidiger und Proviante zuführten , welche im
Feldfriege nur der
Strategik dienen und der Taktif nicht gehorchen wollen , auch für dieſe erobern . Innerhalb des Mauerringes die Stadt um. ſchließend und aus ihrer Mitte nach dem Umfange ſtrahlend, concentriren die Schienenwege die Bataillone der Reſerve und die Maſſen der Donnerbüchſen von den entlegenſten Punkten auf die bedrohten Stellen und machen den feden Angreifer ſtußen , welcher den Widerſtand nicht erwartete, den er findet . Farbige Ballons und bunte Rafeten unterhalten zwiſchen der eingeſchloſſenen Mannſchaft und den draußen umherſchwärmenden Banden des Volfsheeres ein beſtändiges Zwiegeſpräch, deſſen Vers ſtåndniß erſt blutige Ausjälle und ungehoffte Ueberfälle dem Gege ner bringen . Electriſche Telegraphen tragen die Nachrichten von den ents fernteften Schaupläßen des Krieges der Beſaßung zu . Gewaltige Erploſionen erſchüttern beſtändig den Boden , auf welchem der Belagerer ein fümmerliches Daſein friſtet. Und drinnen indeſſen , in dem belagerten Plaße der alten
NA
1503
50 Melt, dreht fich beſtändig ein Geſchenk der neuen , die Bogarbiſche Mühle.
Nicht gebunden an rauſchende Bäche,
von dem
wechſelnden Wind, nicht bedroht von den Kugeln der
nicht abhängig
Feinde, bereitet ſie Tag und Nacht ihre Nahrung für alle Bes wohner der Stadt, nicht allein für die bewehrten . Denn die Bijapung der Feſten der Neuzeit iſt die Berölfe.
rung der Städte , die ſie umſchließen . Während die junge Mannſchaft auf den Wällen nach den Federbüſdien der Feinde auslugt und die Gehirne jerſchmettert, die ſie umwallen , oder in den Werkſtätten zertrümmerte Laffetten erſikt , oder zur Nettung brennender Häuſer herbeieilt , arbeiten Kinaben in den zerwühlten Werfen , theilen Greiſe, graue Helfer eines fortifikatoriſchen Communismus, den nur das Volfsheer fennt, die Vorräthe der Magazine an die Weiber aus , welche das Mahl bereiten , das die großen Familien , welche die fuſtige Noth der Belagerung gebildet , erwartet , Familien von Hunder ten , Säuglingen , Frauen, Männern und Greiſen , Kriegern und Striegeshelfern . Kräftige
Brühen dampfen auf dieſen Tiſchen , aber vergebeno
ſucht ihr nach den Heerden , welche ſie liefern. das Todte lebendig erhalten .
Die Sunft hat
Wohl magſt du dein graues Haupt ſchütteln, du alter Soldo fnechtshauptmann , daß die Heere der Neuzeit dieſe Völfer gros ßer Städte aufſuchen und nüßen ſollen , vor welchen du in die engen Räume deiner Citadellen geflohen biſt, weil du ſie fürchs teteſt ! Wohl magſt du ausrufen : Ich verſtehe die Welt nicht mehr ! Du ſpielteſt Krieg . Was ging es die Bölfer an ? War nicht dein leßtes Spiel eine Dons Quirotes - That für deinen erbärms lichen Ruhm ? Volksheere kämpfen für den Ruhm und den Frieden Nationen. Wie ſollten ſie ſich von den Völkern trennen ?
ihrer
Alle Thaten des Friedens dienen dem Krieg, und alle Tha. ten des Krieges dienen dem Frieden .
Ihr nur fönnt es ſein ,
ihr lieberbleibſel der vergangenen
--
51
Zeit , die du von militäriſchen Rücfichten reden , ſo oft wir dent Körper unſeres Eiſenbahnneßes um ein ncues Glied vermehren . Aber wir wollen ſo wenig über dieſen militairiſchen Rücklichs ten grübeln , wenn wir den ſtählernen Panzer der Schienenwege weben
und ihn mit den fupfernen Fäden der Telegraphenzüge
durchflechten , wie des Friedens Verkehr ſie das Heer trennen mögen vom Volt.
erhjeiſcht,
als wir
Dem Kriege der Völker , der den großen Städten nachs zieht und ſich um fie ballt, welche Eiſenbahnen und Telegraphenzüge verbinden , werden dieſe, wenn er die Länder überzieht , dienſtbar und hülfreich ſein, ohne daß wir an die fünftlichen Manöver einer pedantiſchen Soldatenſchule dachten, als wir ſie bauten .
63
9. „ On est indigne de coinmander anx hom mes , qnand, pour les sanver, on n'est pas ca pable d'oser beaucoup et même de joner sa tête."( 6 L. Blanc .
Wenn
Volfsheere
Volfsheeren
gegenüberſtehen ,
Zwed des Krieges jemals erreicht werden , Vernichtungsfrieg werde ?
Vielleicht nicht . Aber warum nicht friege , wenn es große 3deelt gilt ?
ohne
daß
wird
der
er zum
Bernichtung8s
Warum ſollten nicht die Völfer , denen die Idee des freien Handels ein Dogma geworden, fähig, ſie zu fanatiſiren , wie die Gottheit ſelber nicht, auf den Gebieten der Nachbarn durch neue Wölferwanderungen neue Miſchrölfer erzeugen , welche die herrs idhenden Principien ihres Urrolfs als neue Marken ſchüßen und fiegreich weiter tragen ? Haben die Völfer der Mitte ſich gefürchtet, mit Zöllen den freien Verfehr zu erfechten , mag fie nicht die Noth zwingen , es mit den Waffen zu thun ? Warum ſoll
nicht die Civiliſation
wilden Nachbarn
ihre
Wüſten abringen , um dieſe für die Cultur , Jene für die Civilifa . tion zu gewinnen ?
53 Warum
ſollte nicht das Blut von Oenerationen eines ab:
ſterbenden Stammes geopfert werden , wenn es den Boden bes fruchtet für neue, lebendige Schößlinge, Träger hundertfachen Ers faßes für die Gemordeten ? Das Geheimniß der Kriegspolitik beſteht darin : wenn der Krieg unvermeidlich iſt, den Angriff zu beginnen. Die Regierungen , Repräſentanten der Nationen , ſollen den Moment erfennen . Ilm ihn ergreifen zu fönnen , bedürfen ſte Muth. Muth giebt das Vertrauen der Nationen .
Dieſen
Vertrauen werden die Völler gewähren , welche, ihre eige: nen Heere , rächen .
im
Stande
Müſſen die Kriege tungefriegen werden ?
find ,
gemißbrauchtes
gleichſtarfen
Nationen
Vertrauen
zu
zu Vernichs
Es giebt Feine gleichſtarfen Nationen . Die Augenblice laſſen das Verhältniß der Kräfte beſtän . dig wechſeln. 3hr Völfer , die ihr die Zähler Der Verhältniffe ſeid , habt Acht auf die Zeiten , da eure Nenner am Kleinſten werden ! Die
Wiffenſchaft
des
Strategen
haben
die
Jahrhunderte
nicht verwandelt ; noch immer Izhrt ſie ja die alte Lehre : Feindes Fehler wohl zu erkennen und ſchnell zu nüßen. Und immer haben neben Kräftigen Schwächlinge, Großthaten Fehler , neben Siegen Niederlagen geſtanden. Warum nicht zuvorfominen ? der Vertheidigung , vorzieht.
des
neben
dem drohenden Angriff mit dem Angriff Vielleicht, daß der angriffóluftige Gegner auf
die
er
nicht
rechnete ,
Den
Frieden
Andere Zahlen ſtehen heute in der Formel der Strategie, einige der früheren Factoren find Null geworden , aber ſie ſelbſt ift nod) dieſelbe. Die Heere find gewachſen ,
aber Telegraphen und Eiſens
54 bahnen machen die Concentrirung der großen Heere leichter, als Kurierpferde nnd Sandwege jene der fleinen . Die Gangbarmachung der Länder hat die Grenzpläße , die Größe der Heere die fleinen Feſtungen aus den Kriegen geſtris chen , aber geſeßt.
ſie
und die Freiheit haben große an deren Stelle
Neue Transportmittel haben die Sdnelligfeit der Armeen vergrößert , aber noch iſt es wahr, daß man den Feind be : fiegt, wenn ju ſein .
man vermag ,
ihm
im
rechten
Moment überlegen
Wenn man ſonſt Reitercorps auf weiten Wegen aus allen Richtungen dem
Schlachifelde
zilcilen
ſaly, um ihrem Feldherrn
dieſe Ueberlegenheit zu ſchaffen -- wunderbarer Wechſel, daß heute die Maſſen des Fußvolfs die der Reiter überflügeln ! Zeit der Eiſenbahnen
und Volfsheere , Eile iſt dein erſtes
Gebot für den Feldherrn , den du mit ſeinen Schaaren von dem eigenen Boden nusjagſt .
vertreibſt
und
in
die
länder
der Feinde hin.
ließe er den Kriegogott auf dem gewohnten Cothurn vor den Thorſperren der feindlichen Grenzen umherſtolziren , du hät. teſt für ihn einen Schillingsſtrid oder die Guillotine , die heis lige Mutter . Aber du treibſt ihn ſelbſt zu dem
Wagniß , Garniſonen von
Funfaigtauſenden in ſeinem Rücken zu laſſen und, um zu ſiegen, den Untergang feines Heeres zu wagen . Und , hat er ihn gewagt und das Spiel verloren , ſo hat die militäriſche Etifette für ihn den ehrenvolleren Weg zur Walvalla auf den Flügeln von zwölf Büchſenfugeln. Der Strateg ,
der ein großer Eroberer werden ſoll , welche
andere Wiſſenſchaft braucht er , als das Glück, das Verhängniß an ſeiner Seite ? Ohne ſie, was hülfe ihm jede andre ? Aber , ihr Männer, die ihr auf eignem Boden den eignen Boden gegen eure Feinde vertheidigt , erhabener iſt die Weisheit eurer Strategen :
55 Kein Friede, ehe der Leßte von uns gefallen oder der Legte von ihnen gewichen ! Und an den Thoren eurer Feften lieft eure muntere Jugend, die in ſie einzieht, fteren Spruch :
um
unter ihren Mauern zu ſterben , den düs
Lasciate ogni speranza , voi ch'entrate !
1 1
10 . ,, As many several ways meet in one town, As many fresh streams run in one self sea, As many lines close in the dials centre , So may a thousand actions once a foot End in one purpose and be all well borne Without defeat.“ Shakespeare . Alle Thaten der Völferkämpfe verſchwinden in der Linie, mit welcher der Kritifer die Züge der Heere auf der Karte verfolgt . Aber hier und da zeichnet er ein Kreuz , zwei gebundene Schwerter, und , während hier dieſe Kreuze fich dicht aneinander drängen , geſät.
ſind
ſie dort
rur
ſparſam
auf die ſchwarzen Wege
Was waren denn auch die Schlachten auf offenem Feld und um die Feſten dem Strategen mehr , als dem Wandrer der Zweifampf , zu dem ihn ein räuberiſcher Anfall, ſeine Wege ver : zögernd, herausfordert ?
Wie ?
Ströme Blutes ſind gefloſſen und Heldenthaten gee
than , und wir Kreuze ?
hätten
nichts
für ſie,
als dieſe erbärmlichen
Der Strateg iſt an dieſen Meilenſteinen ſeiner Züge , auf den Schlachtfeldern ,
zum
Taktifer
geworden ,
und
aus jedem
37 Reime ſeiner ſtrategiſchen Pläne hat fich ein taktiſcher baum entwidelt.
Rieſen
Das Bild , welches aus den Händen des Steinmeßen , der Organismus , welcher aus den Händen der Schöpfung hervor. geht, das ſind die Schlachten der alten und die Schlachten der neuen Zeit. Der einfache Mechanismus der Soldheerſchlacht, in dem die Materie der drei Hauptwaffen geſondert neben und vor einander lag , jener Schlacht, welche Geſchüße einleiteten , das Fußvolt durchkämpfte , die Reiter entſchieden , hat ſich in den Organis . mut der neuen verwandelt. Die Materie der drei Waffen
hat fich durchbrungen und
neue Verbindungen erzeugt , jene Diviſionen , welche, von eiges nem Geiſte belebt , die Schlacht des Jahrhunderts in Gefechte gerlegen .
1
Gefechte beginnen, durchfämpfen, entſcheiden unſere Schlacht. An die Stelle der Waffen treten die Vorwacht, der Körper und die Gewalthaufen unſerer Heere. Hätte die Größe der neuen Armeen unſere boren ? Du würdeſt es jagen ,
Diviſionen
Soldfnechtshauptmann des
ges
todten
1 Jahrhunderto , du würdeſt die Nothwendigkeit beklagen , welche den Feldherrn zwingt , die Geſchide des Siege der eignen Hand zu entwinden .
Aber die Mutter der Diviſionen iſt der Geiſt der Freiheit , der aus lebendigen Theilen ein lebendiges Ganzes jeugt . An feiner Seite focht der Geift des Bertrauens, und ſie be . dwangen den Despotismus, der das Leben nur in einem fennt und das Lebendige tödtet , damit die tobte Maſchine von jenem Einen ein neues Leben empfange. Arbeiter warſt du , Condottiere ! Schöpfer iſt der Feldherr des neunzehnten Jahrhunderts. Durch die Schlachtſtellung legt er die Keime des Siegs in die Diviſionen ; ihre Gefechte mögen fie entwideln.
T
58 Mit dem Regulator der Reſerven gleicht er die Wechſels fälle des Sieges aus und bleibt , wie er immer die Rollen ver: theilt, ſicher, daß ſein Wille geſchehe. Dieſe Reſerven wirft er in die Lüden der ebbenden Fronte, ſie wirft er den feindlichen Colonnen entgegen , welche feiner Be: rechnungen ſpotten wollen . Derſelbe Geiſt der Freiheit ,
der
die Schlacht in Gefechte
theilt und einigend über den Diviſionen waltet , ſteigt belebend und theilend, verbindend und ſtärkend in die tleinſten Einheis ten der Schlachtmaſſen nieder. Die langen, dünnen
und aneinandergeſchloſſenen Linien der
Soldheere , bewegliche Mordwerkzeuge,
nicht Verbände belebter
Kämpfer , hat er in Colonnen verſammelt, welche, weit von einander entfernt, nicht durct Charniere, aber durch ihren eigenen Geiſt feſter, als durch fie, mit einander verfnüpft ſind. Sd üßenſbaaren ſpalten ſich ab von
den Sataillonen,
und ein einzelnes Schükenpaar - unerhört für dich , Condote tiere ! wagt es, ohne Befehl, auf eigene Şand, ſeine Kugeln in die Reihen der Feinde zu ſenden . Und die weitgedehnte, lofe Linie dieſer Paare bleibt ein Ganzes! Söldnerhauptmann ! was nüßen die verwidelten Künſte deis ner Knechte, die ein jahrelanger, regelvoler Müßiggang ſie lehrte, deren Parademacht vor der großartigen Einfachheit des Morded der Schlachten dahinſirft, gegen dieſe funſtloſen , natürlichen Bes wegungen der lebensvollen Glieder des Volksheeres, dieſe wenigen Bewegungen , welche fie ſpielend erlernten , von denen aber feine unnüß iſt für das Schlachtfeld ? Batterien halten hinter den Kuppen der Hügel ; fern ihren Diviſionen, ſchauen fie in anſcheinender Unthätigkeit dem Kampfe zu . Aber nun bricht aus der feindlichen Fronte eine Maſſe gegen die Colonnen ihrer Brüder hervor, und von der Höhe der Kuppe tragen ſie ihre Geſchoffe in die Reihen des Geg . ners, welcher nicht ahnte, daß man ihn dort erwartet. Traurig figen die Don Quirote $ unſerer Tage, wie Jeremias auf den Trümmern von Jeruſalem , auf einem Haufen zerbroche:
59 ner Panzer und verrotteter Reiterſtiefel und beilagen den Vers fall der Reiterei . Warum flagt ihr ?
Iſt der Sieg unſer, ſollen wir ihn nicht
jubelnd begrüßen , ob ihn Männer zu Pferd erfochten oder zu Fuß ? Warum redet ihr von Verfall , wo id leben fehe ? Fürchtet ihr, daß Züge von Dampfroſſen, über die Schlacht felder brauſend, die Reiter von ihnen verjagen werden ? Fürchtet das nicht ! Die Zeit, welche das Leben der Schlachts förper wedte , wird nicht ihr eigenes Werf verſpotten und Mas ſchinen an die Stelle von Menſchen rufen. Seht ihr nicht Männer auf leichten Rofien durch die Vors wacht des Feindes mitten in ſein lager dringen und ihre Reſte die Kunde von ihm uns zutragen ? Seht ihr nicht dichtgeſchaarie Colonnen ſchwerer Reiter die Maſſen des feindlichen Fußvolks unter der Hufen ihrer Pferde zerſtampfen , welche unſere Batterien in ihrem Sturmſchritt nicht aufhalten fonnten ? Warum betlagt ihr es , daß jene Mauerattaque von Roß. bach unmöglid geworden , wenn unſere furzgeſchulten Bauern in geballten Colonnen dieſelben Erfolge erfämpfen ? So lange unſere Reitergenerale treu bleiben dem alten Hands werteſpruch : ſich nie angreifen iu laſſen , ſo lange wird unſere Reiterei nie verfallen . Und, wenn ſie in minderem Maße die Geſchichte der Erobes rungojüge verherrlicht, wird ſie um ſo ſchöner glänzen , wenn ſie die Unbeſiegbarkeit der Heere ſteigert, die auf den Ebenen des Baterlandes Schlachten ſchlagen . Wohl ! eud Volksheeren , die ihr auf dem Boden der Hei
math fämpft , euch wird es nicht ſchwer ſein , vom fremden Land feine heilige Erde zu unterſcheiden ; ihr werdet ſie daran erkennen , daß ſie euth unbeſiegbar macht. Der Morgen dämmert , und die Schlacăt beginnt. Ringoum antworten dem Donner der Geſchüße die Sturm gloden der Dörfer. Sthaaren bewaffneter Bauer: 1 wedten fie.
1
11
60 1 1
Unter ihren Senſen fallen die weichenden Feinde ; fie ftellen fich zwiſchen die Flucht der eignen Regimenter und die Verfolgung der fremben.
Wie Gewitter ſteigen fie plëglich auf an dem Himmel der Schlacht.
wolfenloſen
Jeder Fußtritt der Erobererbataillone bevölkert mit ihnen die Ebne, lockt ſie hervor aus Hainen und Triften . Zwiſchen zwei Feſten des Landes, meilenweit von ihnen enta fernt , tobt die Schlacht. Aber die Zeiger der Telegraphen haben ſich bewegt und von dem beginnenden Kampf in den Feſten ge redet, als faum der erſte Schuß gefallen . Die heiße Mittagsſonne liegt auf den ſtreitenden Parteien ; ermattet wollen ſie die Entſcheidung dem fommenden Tage bes wahren . Horch ! da raffeln waffenglänzende Züge die Schienenwege entlang ; die benachbarten Feſten des Landes antworten dem Ruf, der an fie ergangen , fie ſenden ihren Brüdern die Diviſtonen der Entſcheidung. Und werden dieſe helfenden Feſten noch durch mathematis ſche Linien erobert werden, wenn Heere ſie vertheidigen ? Wie fönnen dieſe Heere ſich einer Taftit fügen , welche für die Vertheidigung nur Rüdſchritte fennt ? Vereint mit den bewaffneten Landsleuten draußen, werden fie dic Rollen vertauſchen und den Belagerer zum Belagerten machen . Weit entfernt, in
den Feſtungen Schuß für ſich zu ſuchen ,
werden ſie dieſelben nur als Mittel zur ſicherern Vernichtung des Feindes anſehen . Sie werden ihn freudig vor den Thoren in feinen Stellungen aufſuchen , jeden Morgen durch die Ruhe der Nacht ein friſches Heer , welches ſein Blut theurer verkauft , als die Soldaten des Feindes , ermattet durch ſchlechte Lagerſtätten und die beſtändige Unruhe , mit welcher die bewaffneten Bürger und Bauern fie quälen , heute die Vorpoſten überfallend , morgen die Proviante der Umgegend verbergend, Abtheilungen angreifend,
61 die nach ihnen forſchen , Zufuhren abſchneidend, welche von ferns her den Belagerer erreichen wollen .
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Und nun noch zum Schluß wenige Worte im Namen der jungen Generation an die alte : Schüttelt ihr die grauen Röpfe, ihr Alten ?
Nennt ihr uns
Träumer ? Wünſcht ihr nicht auch, daß ein freier Handel aller Nationen die Welt einft umgürte, wünſcht ihr nicht auch , daß eble Nationen in alte Rechte eingeſeßt werden , und ſouveräne Völfer ihre eigenen genübertreten, ohne auseinandergeriſſen ihr nichts anderes
Geſchicke ſelbſt beſtimmen , ſich einigen , fich ge von fremden Gewalten zuſammengeſtoßen oder zu werden ? Wenn ihr es wünſcht und wenn fönnt, als wehflagen über die Nichterfüllung
eurer Wünſche, warum nennt ihr uns Träumer, ihr, die ihr ſela ber Träumer ſeid, uns , die wir wollen , die wir Ziele haben , welche ihr Ideale nennet ? Ideale nennen auch wir dieſe Ziele ,
Genoſſen der Jugend,
Kinder der jungen Generation , aber nicht mit ſentimentalem
Ge
winſel oder mit Hohn auf den Lippen , ſondern mit Stolz.
Sie
find unſere Wegweiſer auf der Bahn , fie machen uns zu Män . nern, ſie erhalten uns jung und fräftig , weil ſie uns hoffen laſs ſen , fie machen uns weiſer und vorſichtiger, als das Alter , weil ſie unſere Weisheit und Vorſicht aus der Klarheit der Zwede erzengen . Auf der Bahn zu unſern idealen Zielen ſehen wir ideale Mittel : für unſre Kämpfe ein Heer , aus dem Gemeinſinn der Bürger entſprungen, wehrhafte Männer, die fönnen, was ſie wols len , und darum ihre Ziele erreichen über den Schutt alter Burgen und über die Leichname der Rämpen der Vorzeit. Aus der Aſche des Alten erſteht uns der Phönir des Neuen : ein großes , einiges Deutſchland, ein wahrhaftes Reich der Mitte, Beherrſcherin der Welt, getragen von den Schultern einer jungen Oeneration , welche, weil wahrhaft ſouverän , verſteht, was da heiße Nationalgröße und Nationalruhm , welche verſteht, 34 ver.
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62 geſſen das eigne Intereſie über dem Intereſſe des Vaterlandes, welche von andern Nationen nicht blos geduldet ſein , ſondern ſie zwingen will, ihr das gleiche Recht und den gebührenden Theil an der Herrſchaft der Erde einzuräumen. Wie ohne Rämpfe zu dieſen Zielen ? Und fönnen die Kämpfe der Vorzeit ſie erringen ? An die Stelle von Heermaſchinen tritt das geharniſchte Volf ; das magiſche Dreied der Strategen vers ſchwindet vor der Gewalt der Maſſen , und der Tafrifer der 31 . funft tritt auf den Naden der Feinde , weil er nicht , wie der Schmidt den Hammer, das Heer gebraucht, weil er den Willen der Maſſen erkennt und , ein weiſer Lenfer, die Kraft dieſes Wil lens zu nugen weiß, weil er, nicht ein verlorner Poſten auf dem Boden der Erde, nicht ein irrender Raubvogel, ſondern ein Kind ſeines Volfes , alles Wiſſen , alles Können , alles Erfinden und Schaffen ſeines Volfes ſein eigen nennt. Laſſet uns glauben, ihr Alten , an jolche Kriege der Zukunft, auf daß wir glauben können an ihre Enden und Ziele, laſjet und glauben an unſre Ideale, und wir wollen ſie aus dem Himmel, in dem ihr ſie klagend ſeht, auf die Erde herniederlyolen , auf daß wir in ihnen leben und ſie genießen !
Drud von Friedrich andra in Leipzig.
003 1
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H 1
3m Verlag von Guſtav Mayer in Leipzig wird binnen furzem erſcheinen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen ſeyn :
Heer
Eine
und
Sammlung
Volk.
von
Auffågen
meiſt militairiſchen Inhalts.
In zwangloſen Bänden über 20 Bogen .
Format und Ausſtattung wie dieſe Anzeige.
Preis ca. 14%. Thlr.
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1000tie
Programm
Will man überhaupt das Heerweſen der Gegenwart ſeiner Gel: tung und ſeiner geſchichtlichen Berechtigung nad ) , verſtehen , ſo ſind mannigfache, nicht auf der Oberfläche liegende Momente ſorg fältig zu würdigen . Dahin gehören die eigentlümlichen hiſtoriſchen Vorgänge, durch welche wir das gegenwärtige ſtehende Heer als ein nicht auszuſdhlagendes Vermächtniß früherer Jahrhunderte überkommen haben ; die perſönlichen Bevorrechtungen, welche die Armeen der heutigen Tage aus dem Vaſallenthum
vergangener
Zeiten ableiten ; die Politik unſerer neuſten langen Friedenszeit, welche die immer vorhandenen Streitkräfte durch Uebertragung ſtaatspolizeilicher Dienſte mit zu beſchäftigen ſuchen muß.
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Wem entginge hierbei der Zwieſpalt zwiſchen der Richtung, nach welcher unſer heutiges Heerweſen unverändert noch hindeu tet - und zwiſchen dem unſerm Volfe nun einmal nicht mehr zu nehmenden Streben nach Geltung, unter Garantie geſeßmäßiger politiſcher Formen ? Wem erſchiene er nicht als ein unabwend : barer , ein in der Zeit liegender? Aber er führt nicht zum Verber: ben ; er bringt , wie alle Kriſen , durch welche ſich das Leben der Völfer entwickelt,
ſeine Heilmittel felbft mit ſich .
Verſtän :
digung iſt audy hier , ja hier vielleicht mehr noch als bei andern Verwicklungen, die große Aufgabe, deren Löſung das Heil brin gen muß .
Aufklärung über den gemeinſamen Boden ,
auf
welchem die Waffengewalt mit den übrigen Staatseinrichtungen wurzelt, über die Sdywierigkeiten und die wiſſenſchaftlidie Geltung militairiſcher Leiſtungen , über die Natur vorhandener wohlerwor bener Standes - Recite — aber auch Aufflärung über die Berech tigung eines ſelbſtſtändigen , auffittlicher Freiheit ruhenden Bürgers thums — folche, auf der Entwidelung des Zeitgeiſtes ruhende Aufflärung , wird den Weg andeuten , auf welchem das beſtehende Heerweſen fid ) zeitgemäß zu reformiren und auf welchem das Bürgerthum die Träger der Waffen in ſich aufzunehmen haben wird , um das zu finden , was zur Zeit eben nur geſucht wird : ein volfsthümliches Heer.
Die öffentliche Meinung , die alleinige zuverläſſige Stüße für . Reformen, iſt in den hier angeregten Fragen noch wenig befeſtigt und abgeklärt ; die vorzüglichſte Bildnerin derſelben , die Preſſe, hat fich hier bisher nur ſelten das Gebiet ruhigerer Entwidelung und einer tiefern Betradītung eröffnet. Sehr häufig iſt es die Sprache der Leidenſchaften , die einſeitige Schilderung einzelner ärgerliche
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Auftritte und Perſönlichkeiten geweſen , die man vernommen hat ; man iſt eben nur bei mehr oder weniger erbitterten Raiſonnements über die gerade äußerlich ſchroff hervorgetretenen Uebelſtände ſtehen geblieben, vielleicht von der Schwierigkeit, welche tieferes Eingehen in die Verhältniſſe mit ſich bringt, zurüdgeſtoßen . In dieſer Weiſe aber hat man auf beiden Seiten gefehlt. Und doch haben einzelne Erſcheinungen der Preſſe es gezeigt, daß auch auf beiden Seiten Männer von Kopf und Herz vorhanden ſind , die durch ruhige , auf Wiſſenſchaftlichkeit und Erfahrung gegründete Darſtellungen , der Idee zu dienen ſtreben , weldie wir angedeutet haben .
Dieſen , bis ießt vereinzelt auftauchenden , un
läugbar aber auf den Grund der Frage gehenden undſomit wirf: lich Hülfe anfündigenden Erſdyeinungen , einen gemeinſamen Mittelpunkt zu geben und dadurch das Gewicht derſelben zu verſtärken ,
das
iſt die Aufgabe,
welche ſich Redaction
und
Verlagsbuchhandlung ſtellen , indem ſie mit den in der Ueber ſchrift bezeichneten Sammlungen hervortreten . Durch ſchon vorhan:
Beſiß zahlreicher Auffäße geſeßt, die im angedeuteten Sinne die Intes
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dene ſowohl, wie durch neu angeknüpfte Verbindungen ſind ſie in
reſſen des Heeres und des Volkes erörtern, und von den ehren: wertheſten Namen iſt das Unternehmen mit der Zuſicherung thätiger Mitwirkung begrüßt worden .
So ſollen in zwangloſen Bänden
über 20 Bogen zum Ladenpreis von 14/3 — 1/2 Thlr. dieſe Dar : ſtellungen ihren Weg in das Publifum finden .
Nicht nur die
politiſche Seite , auch die techniſchen Fragen , die Erſcheinungen der militairiſchen Literatur, ſollen ihre Würdigung und Beachtung finden , damit fortwährend der Schauplaß treu geſchildert ſei, in welchemi die Ideen wurjeln, welche in der angefündigten Sammlung
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4 vertreten werden ſollen .
Möchte die Theilnahme des Publikums
dem Unternehmen ſich zuwenden und durch deſſen Gedeihen der Nußen geſtiftet werden , welcher auf dem vorgezeichneten Wege in reichem Maße geſtiftet werden fann . Leipzig , Februar 1848 . Die Redaction .
Die Verlagsbuchhandlung.
Zur Notiz . Für die geehrten Mitarbeiter und alle, die dem Unter : nehmen in Zukunft ihre Mitwirkung denken wollen , wird bemerkt :
Die Manuſcripte , beſonders die darinnen vorkommenden Eis gennamen und Zahlen bitten wir leſerlich zu ſchreiben auch , zu Vermeidung von Verwechslungen , den Aufſäßen , welche ohne beſons deres Schreiben eingeſendet werden , den Namen des Verfaſſer8 bei : zufügen .
Legterer wird jedoch, ſo lange die Herren Verfaſſer es nicht
. ausdrüdlich anders erlaubt oder gewünſcht haben oder ſo lange nicht eine ausdrückliche Befragung Seiten unſerer competenten Behörde
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erfolgt, als Redactionsgeheimniß betrachtet. Beiträge , die keine Aufnahme finden können , werden zur Verfügung der Einſender geſtellt, jedoch nur dann zurückgeſendet, wenn dies bei der Einſendung ausdrüdlich gewünſcht wurde. Mittheilungen , die wirklich Aufnahme gefunden haben , werden
von der Verlagshandlung ſofort nach Erſcheinen des betreffenden Bandes honorirt .