Der Eisenbahn-Aufmarsch zum deutsch-französischen Kriege 1870/71


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Titelblatt
Inhalts-Verzeichniß
Vorbemerkung
I. Eisenbahnnetz und militärische Organisation der Eisenbahnen bei Ausbruch des Krieges 1870
II. Die Vorbereitung der Mobilmachungs-Transporte
III. Die Durchführung der Mobilmachungs-Transporte
IV. Die Vorbereitung der Aufmarsch-Transporte
V. Die Sicherung des Eisenbahn-Aufmarsches und der Grenzschutz
VI. Die Durchführung des Eisenbahn-Aufmarsches
VII. Rückblick
Anhang 1: Tabellarische Uebersicht des Eisenbahn-Aufmarsches des Deutschen Feldheeres 1870
Anhang 2: Darstellung der Betriebsverhältnisse nach Ablauf der Aufmarsch-Transporte [...]
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Der Eisenbahn-Aufmarsch zum deutsch-französischen Kriege 1870/71

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Geheim.

Der chisenöahn-AufmaM )UM

-euW-französGen Krlege 1870/7).

Bearbeitet in der

OjfönßaHn-MtHeilung des großen Kenemtstabes.

Verlin 1897. Gedruckt in dcr Xeichsdruckerei.

L

Aichalts-VerMni Seiie

Borbemerkung. V I. Eisenbahnnetz und militärische Organisation der Eisenbahnen bei Ausbruch des

Krieges 1870 . 1

II. Die Vorbereitung der Mobilmachungs > Transporte. 7 III. Die Durchführung der Mobilmachungs > Transporte. 8

IV. Die Vorbereitung der Aufmarsch-Transpvrte. 20

V. Die Sicherung des Eisenbahn-Aufmarsches und der Grenzschutz. 2ö

VI. Die Durchführung des Eisenbahn > Aufmarsches. 30 VII. Rückblick. 71

Anhang I: Tabellarische llebersicht des Eisenbahn > Aufmarsches des deutschen Feld-

heeres 1870. 75 » 2: Darstellung der Betriebsverhältniffe nach Ablauf der Aufmarsch > Trans>

porte auf den Endstrecken im Aufmarschgebiet. 101

Aulage 1: Karte des deutschen Eisenbahnnetzes.

" 2i Uebersicht der Etappenlinien (Linien < Karte 1870). 3: Militär-Fahrplan für die Transporte der Linien-Koinmission 6 1870. -- 4: Graphische Darstellung des Militär-Fahrplans für den Eisenbahn < Aufmarsch 1870.

5i Skizze über die Sicherung des Aufmarsches und den Grenzschutz am 25. Iuli 1870. 6: Muster einer Fahrt < Dispositivn für den Transport auf der Linie 1870. - 7: Muster eines Marsch- und Fahr>Tableaus 1870. 8: Grapbische Darstellung über das Eintreffen der Truppcn im Aufmarschgebiet 1870.

!

Kcbcr ein Vicrtcljahrhundcrt ifl vergangcn, seit dcr Mobilinachungsbesehl Mittc Iuli 1870 in allen deutschen Landen erlassen wurde und dic dcutschcn Heere sich an der Ülcflgreme versammelten, um unter dcr -Fiihrung König Ulilhclms 1. von Prcusicn dcn franMschen Uebcrfalt ;urüch;umciscn.

2n dieser langen Lcit haben sich die Sedingungcn, untcr denen sich einc künstige Mobilmachung und besonders cin strategischcr Iusmarsch dcr Strcitkräfte dcs Veutschen Neiches vollflchen mird, nicht unwesentlich gcändcrt.

Die numcrischc Stärkc und Wrganisation der ciiflelncn Heercskontingcntc sind dcr politischcn Sinigung Dcutschlands und seiner Machtstcllung entsprechend, sowie aus Grund der Kriegscrsahrungcn sortentwickelt wordcn. Die Zahl unserer Schiencnwcge, sowie ihre technischc Äusrüflung und Leiflungssähigkeit hat sich erhöht.

Fafl siimmtliche wichtigeren Lisenbahncn haben sich fli größcren Setriebsgcbieten unter staatlichcr Vcrwaltung ;usammcngesiigt. Dieser Üerändcrung in dcr -Lricdcnsverwaltung dcs Siscnbahnnedcs ist die militärische Srganisation dcs Siscnbahnwcsens unlcr glcichflitiger Scrücksichtigung der Lrsahrungcn im Lricge 1870 71 mit cntsprcchendcn Anordnungcn gefolgt. Llcnnglcich also die florbcdingungen sür cinen jukiinftigen flratcgischcn Tlusmarsch unsercr Llrmcen seit 1870 wcscntlich andere gcworden sind, so vcrdienen doch die Iinlagc, die Friedensvorbereitungcn und die Durchsührung dcs Lil'cnbahnAusmarschcs 1870 bi« in alle Sinfllheiten auch hcute noch unscr vollflcs Interesse. Denn nachdem dic Siscnbahnen als ein wichtigcs Kricgsmittcl unserer hcutigen Kriegsiihrung ancrkannt sind, gehören die Srsahrungen über ihrc militärischc Iusnuhung in das Sebiet dcr kricgsgeschichllichen Forschung. Aus ihr erkcnncn wir die Srundsakc, wclchc siir dic gegcnwärtige Srganisation unscres Militär - Siscnbahnwescns maßgebend gewcscn sind und wclche bci cincr künstigcn Ausnukung dcr Siscnbahncn

im Äriege von aUcn bctheiligten SteUcn Äeachtung fli flndcn haden. Iuch dic bcgangcnen Fchlcr, dcrcn Ücrineidung künftig anjuflrebcn ist, lernen wir kenncn. UUr schen cndlich, in welchcr Ivcisc nothwcndige Ibändcrungcn dcr planmäßigen Dispositioncn anfliordnen tind, und wic die unausblciblichen Uiiregelmäßigkeiten und Störungcn während dcs Ocrlaufs einer Iufmarschbcwcgung fli Lbcrwindcn sein werden.

Solchem Zwcck soll die vorlicgendc DarflcUung dicnen.

Sie ifl im Ivclentlichcn auf Srund dcr Akten dcr „Srekutiv-Kommislion", also dcr leitendcn Spike dcs Sisenbahn-Iufmarschcs vcrfasit. Die Friedcnsvorbereitungcn, dic Llnorbnung bci dcr Durchsiihrung und die Scrichtc übcr den

VI

Ücrlaus sind durch iililtchllung der depiglichcn Schriftstücke im tvortlaul gegebcn, soweit die Aktcn dics ermöglichten. Dicse ^lrt der Darstcllung crschien umsomchr angczcigt, als der Eisenbahn-Aufmarsch ;um Kriege 1870 ohne Vorgang ist; die aus ihn bezügliche» Schriststücke haben also einen gcuiissen vorbildlichen Ulerth.

Oic ÄusnutzunN Äer Lisrnbahncu seitcns dcr dcutschcn Hecrcslcituny im Lricgc 1870/71 gchört mit ;u dcn hcrvorragcndcn Lcistungcn, wctchc siir dic gewattigcn Erfotgc auf dcm Sctnctc dcr üricgführung

untcr Lönig Withctm l. die Grundtagc bitdctcn. Äerlin, am Lage dcr hundertjahrigcn Sedenkseier des Scburtstages

üaifcr Withctms dcs Srostcn.

Das Eisenbahnuetz, welches für den Aufmarsch der dcutscheu Streit- I. Eisenöahnneh nnd kräfte 1870 zur Verfügung staud (Anlage I), hatte sich im Weseutlichen mikitärikche denn bis zum Iahre 1866 waren die wirthschaftlichen nnd politischen chrganisation der LisenVerhältnisse ini »Deutschen Bunde-- dem Ban größerer dnrchgehender öaönen vei deutscher oder gar internationaler Eisenbahnverbindnngen wenig förderlich Zusöruch des gewesen. Kurzsichtige Urtheile über den Nntzen von Eisenbahnen, staatKrieges 1870. liche und örtliche Sonderinteressen, sowie mancherlei andere Verhältnisse hatten den Bau von Eisenbahnen eingeschränkt und die Anlage dnrchgehender Verbindungen auf weitc Entfernungen beeinträchtigt. Außerdem fehlte bei dcr Verwaltung des Bahnnetzes der Znsammenhang zwischen uach dcm inneren Verkehrsbedürfniß dcr deutschen Einzelstaatcn entwickelt/

den vorhandenen 51 selbstständigen Eisenbahn-Direktionen (15 von Staatsbahnen, 5 von Privatbahnen unter Staatsverwaltung und 31 von Privatbahnen). Eine obcrste Spitze zur einheitlichen Regelnng des Betriebes der deutschen Eisenbahnen gab es nicht, aber der »Verein deutscher Eisenbahnverwaltnngen-- hatte doch dic nothwendigsten einheitlichen Normen für den Eiscnbahnbau und die Betriebsmittel getroffen, um den Verkehr zwischen den verschiedenen Verwaltungen nach dcn Bcdürfnissen

im Frieden zu ermöglichen. Hicrdurch war auch die Vcrwcndung der Betriebsmittel für Militär-Transporte über die Grenzen der Eigenthumsverwaltung hinaus ermöglicht. Den Anschluß zwischen dcn verschiedenen Eisenbahnverwaltungen zum Zwecke der Durchführung der Kriegs- Trans-

porte sollte die militärische Organisation des Eisenbahnwesens gewährleisten. Diese war durch die preußische Militärverwaltung seit dem Beginn des Banes von Eisenbahnen zum Zwecke einer militärischen Aus-

nutzung derselben fvrtgesetzt gefördert worden. Dahcr wurden für die preußischen Staatsbahnen bereits im Iahre 1861 bezügliche Reglements erlassen, die sich auch bei den Eisenbahn-Trausporten zu den Kriegen 1864 nnd 1866 im Allgemcinen bewährten nnd später noch durch die Instruktion

über die r-Organisation des Etappenwesens zur Zeit des Kriegcs vom 2. Mai 1867« ergänzt wurde». l

2 Eisenbnhnnetz u, milit, Organisation der Eisenb. bei Ausbruch des Krieges 1870.

Deii Bemühungcii der preußischen Militärverwaltung war es auch im Laufe der Zeit gelungen, dicsen Reglemenls°) zunächst im Norddeutschen Bunde für allc Staats-Eisenbahnen und unter Staatsverwaltung stehendeu prenßischcn Privatbahnen Gültigkeit zu verschaffen. Demnächst

erklärten sich auch die süddeutschen Regierungen auf Grund der im August 1869 eingcleiteten Verhandlungen zur Slnnahme der Vorschriften, die cine einheitliche Durchführung der Aufmarsch-Transporte gewährleisten

sollten, bereit. Das bezügliche Abkvmmen sollte vom 1. Ianuar 1871

ab Gültigkeit erhalten. Als aber im Iuli 1870 der Krieg ausbrach, nahmen die süddeutschen Regierungen und alle Privatbahnen die bezüglichen preußischen Vorschriften freiwillig an. Wenn auch hierdurch noch keine einheitliche militärische Organisation der Eiscnbahnen fiir Kriegszwecke auf fester, gesetzlicher Grundlage ge-

schaffcn war, so hatte man doch für die militärische Ausnutzung der Eisenbahnen auf dem Wege der Vereinbarung gewiffe Normen gewonnen, die im Wesentlichen Folgendes festsetzten:

Nach dem Reglement über die »Organisativn des Transports größerer Truppenmaffen auf Eisenbahnen« lag die oberste Leitung der Truppen-Transporte in den Händen der Zentral-Kommission, welche sich aus folgenden Mitgliedern zusammensetzte:

ein höherer Offizier als Vorsitzender, ein Offizier des Allgemeinen Kriegs-Departements, ein Offizier des Generalstabes, . ein Rath aus dem Militär-Oekonomie-Departement, ein oder zwei Räthe aus dem Handelsministerium, "*)

ein Rath aus dem Ministerium des Inuern. Der Sitz dieser bereits im Frieden bestehenden Zentral - Kommission war Berlin. Zwei Mitglieder derselben, nämlich der Generalstabs-Offizier und ein Vertreter des preußischen Handelsministerinms bildeten eine be') Diesk Reglements waren:

1. Reglement vom 1. Mai 1861 für die Beförderung von Truppen, Militär > Effekten und sonstigen Armee < Bedürfniffen auf den Staats-Eisenbahnen.

2. Hnstruktion vom I. Mai 1861 für den Transport der Truppen und des ArmeeMaterials auf Eisenbahnen nebst Anhang vom 1. Iuli 1861, enthaltend Anlcitung zur Ausführung der Beförderung verwnndeter und kranker Militärs auf Eisenbahnen. 3. Organisation dcs Transportes größerer Truppenmaffen auf Eisenbahnen vom I.Mai 1861.

4. Instruktion für die den (Eisenbahn-) Etappen-Kommandanten beigegebenen Derpstegungsbeamten vom 1. Dezember 1863.

ö. Organisation des Etappen < Wesens zur Zeit des Krieges vom 2. Mai 1867. ") Oie preußischen Eisenbahnen waren damals deni Minister für Handel ic. unterstellt.

Eisenbahnnetz n. niilit. Organisation der Eisenb. bci Ausbruch des Krieges 1870. Z

sonderc Exekutiv-Kommission, welcher die Leitung und Ueberwachung der Truppen-Transporte für die Mobilniachung und den Aufmarsch der Armee oblag. Auch die Leitung der nachher für die Zwecke der operirenden

Armee zu leistenden Militär-Transporte auf den inländischen und in Betrieb genommenen ausländischcn Eisenbahnen war Aufgabe der ExekutivKommission, die zu diesem Zweckc dem großcn Hauptquartier dauernd zugetheilt war und demselben folgte.

In Berlin wirkte eine stellvertretendc Exekntiv-Kommission bei Inanspruchnahme dcr heimathlichen Eiscnbahnen für Kriegszwecke mit. Die ausführenden Organe der Exekutiv-Kommission waren innerhalb

des ihnen zugewiesenen Liniengebiets sAnlage 2) die erst im Mobilmachungsfalle zn errichtenden Linien-Kommissionen, von denen jede aus einem Offizier und einem höheren Eisenbahnbeamten bestand.

Iur Aufrcchterhaltung der militärischen Ordnung auf den Einlade-, Ruhc- und Anslade - Pnnkten, zur Verpflegung der ankommenden und abgehenden Menschen nnd Pferde, ferner zur Weiterbeförderung der zur Eisenbahn kommenden oder der dieselbe verlaffenden Militär-Transporte

wurden Etappen - Kommandanturen in Entfcrnungen von 20 bis 30 Meilen auf den Hauptstationen eingesetzt. Dieselben unterstanden nach

beendetem Aufmarsch auf den Etappenbahnen der General-EtappenInspektion derjenigen Armee, welcher die betreffende Eisenbahnlinie überwiesen war, und hatten außerdem in Bezug auf den EisenbahnDerkehr den Anordnungen der zuständigen Linien-Kommission Folge zu geben. Der Dienst und die Reffortverhältniffe der Etappen-Behörden waren durch die in der Anmerkung unter 5 Seite 2 envähnte Instruktion festgesetzt. Nach derselben wurde für jede Armee eine General-Etappen-

Inspektion, für jedcs Armee-Korps cine Etappen-Inspektion errichtet. Die erstere unterstand einerseits dem betreffenden OberKommando und dem Großen Hauptquartier, andererseits dem Kriegsministeriumz die letztere dem Korps-Kommando und dcr General-EtappenInspektion vder, wenn das Armee-Korps selbstständig operirte, nnr dem Korps-Kommando. Zu dem Persoaal der General-Etappen-Inspcktion gehörte auch ein

Eisenbahn-Direktor, der in der Regel zugleich Chef der FeldEisenbahn-Abtheilung der betreffenden Armee sein sollte. Dies war indessen in Wirklichkeit nicht der Fall,' denn am 26. Iuli 1870 benachrichtigte der preußische Handelsminister das Kriegsministerinm davon, daß er bei den voraussichtlich gesteigertcn Anfordernngen des bevorstehenden

Kriegcs für jede dieser Stellungen die volle Thätigkeit eines Mannes für nothwendig erachte. Die Organisation und Thätigkeit der Feld-EisenbahnAbtheilungen war durch Beilage IV zu der oben erwähntcn Etappeni'

es ttisenbahnnetz u. inilit. Organisatio» ber Eisentn bei Ausbruch des Krieges 1870.

Instruktion geregelt. Hiernach fiel den Feld-Eisenbahn-Abtheilungen die Aufgabe zu, einerseits zcrstörte Eisenbahnstrecken wieder herzustellen, sowie

kurze Verbindungsstrecken neu zu bauen, andererseits Eisenbahnen zu

zerstören. Mit dem Bahnbetriebe hatten sich die Fcld-Eisenbahn-Abtheilungen im Allgemeiiien nicht zu befasien. Derselbe lag vielmehr den hierflir vvm preußischen Handelsministerium besonders einzusetzenden

Eisenbahn-Betriebs-Kommissioncn obs nur sollten die FeldEisenbahn-Abtheilungen zur Vermeidung von Zeitverlust eintretendenfalls cine Bahnstrecke in Betrieb nehmen, bis die Uebernahme dcs Betriebes

durch eine Eisenbahn-Betriebs-Kommission erfolgen konntc. Für jede General-Etappen-Inspektion, also für jede der operirenden Armeen wurde zunächst eine Feld-Eisenbahn-Abthcilung errichtct. —

Der eisenbahn-technischc Betrieb auf den heimathlichen Bahnen verblieb in den Händen der betreffenden Eisenbahnverwaltungen, während

die vorerwähnten Militär-Eiseubahnbehörden nur über die Transportleistung der Bahnlinien verfügten. In Uebereinstimmung mit diesen preußischeu Einrichtungen hatte auch Bahern das Eisenbahnwesen militärisch orgauisirtI und eine eigene Zentral-Kvmmission, Exekutiv-Kvmmission, stinien- und Etappen-Kommissionen gebildet. Diese Militär-Eisenbahnbehörden arbeiteten nach den gleichen Normeu wie die preußischen uud hielten enge Verbindung mit diesen, wo es sich um Verhältnisse handelte, die nicht lediglich innerhalb der baherischen Landesgrcnzen erledigt werden konnten. Nach vollendetem Aufmarsch rückte die bayerische Exekutiv-Kommission mit dem OberKommando der III. Armee ins Feld und war einerseits diesem, andererseits dem bayerischen Kriegsministerium unterstcllt. Die übrigen nichtpreußischen Eisenbahnverwaltungen gliederten sich je nach der Lage der Bahnstrecken in die norddeutschen oder süddeutschen

Transportlinien sAnlage 2) ein. Auf Grund der vorerwähntcn militärischen Organisation des Eisenbahnwesens traten mit Erlaß des Mobilmachungs-Befehls am 16. Iuli 1870 folgende Behörden und Personen in Thätigkeit:

1. Exekutiv-Kommission für Truppen-Transporte.**) Major svom 26. Iuli 1870 ab Oberstlieutenaut) v. Brandenstein,

Ministerial- und Ober-Bau-Direktor Weishaupt. Als die Exekutiv-Kommission mit dem großeu Hauptqnartier Berlin verließ, blieb Ministerial-Direktvr Weishaupt zunächst dort zurück und Dergl. Die Eisenbahn-Transporte für Mobilmachung und Ausniarsch der Königl. bayerischen Armee 1870. Bearbeitet vvn K. Thoma, Oberstlieutenant z. D. Darstellungen auS der bayerischen KriegS- und HeereSgeschichte, Heft 5. Mnnchen 1896. Außerdem dic Königl. bayerische Exekutiv-Kommission in München.

Eisenbahnnetz u. inilit. Organisation der Eisenb. bei Ausbruch des Krieges 1870. 5

wurde durch den vortragcnden Rath im Handelsministerium, Geheimen

Baurath Kinel ersetzt, der mit ins Feld folgte. Die stellvertretende Erekutiv - Kommissivn in Berlin wurde durch den

vorerwähnten Ministerial-Direktor Weishaupt und Hauptmann Ebeling gebildet/ nach Versetzung des Vetzteren zur nwbilen Linien-Kommission Epernay trat Hauptmann v. Usedom in seine Stelle ein.

2. Linien-Kvmmissionen für die Mobilmachungs-Transporte svergl. Seite 7 u. 8). »Oestlicher Komplex« mit dem Sitz in Berlin: Premier-Lieutenant v. Usedom, Regierungs-Rath Gaedecke.

»Mittlerer Komplex« mit dem Sitz iu Cassel: Premier-Lieutenant v. Rosenberg,

Baurath Ruhl. »Westlicher Komplex« mit dem Sitz in Hannover: Hauptmann v. Heineccius, Regierungs - Baumeister Wex. Diese Linien-Kommissionen blieben nur während der Mobilmachungs-

Transporte in Thätigkeit und wurden nach Ablauf derselben aufgelöst.

3. Linien-Kommissionen für Truppen-Transporte. »Linieii-Kommission in Hannover: Major v. Lewinski, kvmmiss. Ober-Betriebs-Inspektor Wiebe.

»Linien-Kommission L« in Hagen, während des Transportes in

Kreiensen, später in Elberfeld: Hauptmann Kühne, Regierungs- und Baurath Brandhoff. »Linien-Kommission 6« in Guntershauscn, später in Cassel:

Major Stokmarr, Regierungs- und Baurath Spielhageu. »Linien-Kommission v« in Erfurt: Hauptmann Boie, Regierungs- nnd Baurath Umpfenbach. »Linien-Kommission Ti« in Leipzig:

Major v. Petersdorff, Ober - Betriebs - Inspektor Schul z e.

»Linien-Kommission I?« in Düsseldorf: Hauptmann Karnatz, Eisenbahn-Ban- und Betriebs-Inspektor Böttcher.

6 Eisenbabnnetz u, milit. Orgnnisation ber Eisenb. bei Ausbruch des Krieges 1870.

--Linien-Kommission 6« in Berlin sOstbabnhos):

Hauptmann Baumann, Eisenbahn-Bau- nnb Betriebs-Inspektor Sebaldt. --Linien-Kommission ll -- m Berlin (Stettiner Bahnhof): Hauptmann Iähns, Regiernngs- und Banrath Vogel. »Linien-Kommission -I» in Altona: Hauptmann Stavenhagen, Regierungs- und Baurath Winterstcin. r-ilinien-Kommission Iv« in Breslan: Hauptmann Steinhansen, Regierungs- und Banrath Bogt. .'-Linien-Kommission I sbayerischerseits 6 genannt) in Niirnberg: Oberlientenant Mader, Ober - Inspektor M ayer. -Linien-Kommissivn II» sbayerischerseits ö genannt) in N örd ling en:

Oberlieutenant Knorr, Ober - Inspektor W i m m e r.

»Linien-Kommission III" (bayerischerseits ^ genannt) in U lm: Hauptmann Fuchs, Ober-Inspektor Laubmann. Für die militärische Transportbewegung auf den badischen Eisenbahnen wurde eiue Linien-Kvmmission in Karlsruhe eingesetzt, bestehend

aus Hailptmann v. Friedeburg nnd Ministerialrath Poppen. Die militärischen Mitglieder der Linien-Kommisfionen T bis 6 vcrblieben nur bis zur Beendigung der Anfmarsch-Transporte in diesen Kommissioncn und traten dann zn denjenigen Stäben über, welchen sie durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 18. Iuli 1870 als GeneralstabsOffiziere zugetheilt ivaren.'j An ihrc Stelle traten die folgenden Offiziere:

Linie ^,. Rittmeister Stiehle.

- L. Hauptmann Michaelis.

» 6. Major Neumann. » v. Hauptmann Weiß.

» L. » Fiedler. » I?. » Kneusels. » 6l. -» Reinicke.

Während des Krieges traten noch mehrfache Veränderungen in der Besetznng einzelner Linien-Kommissionen ein, sowohl unter den vorerwähnten militärischen, wie unter den technischen Mitgliedern. I Vergl. I. Devesche vrm 4, August 1870, (Seite 62 )

Die Dorbereitung der Mobilmachuiigs-Trlinsporte,

4. Die Etappen-Kommandantureii auf den einzelnen tzinien wurden dem Mobilmachungs-Tableau eutsprechend von deu General-Kommandos aufgestellt,

Außer der vorerwähnten allgcmeinen militärischen Organisation II. Z>ie Morvereitung der Eisenbahnen für deu Krieg hatte der preußische große Generalstab bcreits im Frieden eingehende Vorbereitungen für die Durchführung dcr der Movikmilitärischen Transportbewegung getroffen, Zunächst mußten die Truppen auf ihre Kriegsstärke ergänzt werden. Hierzu war eine umfangreiche Bewegung von Mannschafteu und Pferden aus den Ersatzbezirken nach den Garnisvnen erforderlich, Bis zum Iahre 1866 waren sämmtliche Mobilmachuugs-Transporte von den General-Kommandos mit den betheiligten Eisenbahnverwaltungen

vereinbart ivorden, ohne daß jedoch dcr Lauf der Transporte schon im Frieden festgelegt war. Mit dem zunehmendeu Umfang dieser Transportbewegung stellte sich jedoch das Bedürfniß heraus, die großen, zum Theil durch die ganze Monarchie laufenden Transporte bereits im Frieden ein-

beitlich zu regeln. Man kam zu der Ueberzeugung, daß nur eine plan mäßige Vorbereitung den inimer mchr gesteigerten Anforderungen einer schnellen Mobilmachung genügeu würdc. Aus dieser Erkenutniß heraus war die Festsetzung im ß. 108 dcs Mobilmachungs-Plans von 1867 entstanden, nach der nur die innerhalb

des Korpsbezirks sich bewegenden Transportc jinnere Transporte) zwischen den General - Kommandos und den betheiligten Eisenbahnverwaltungen zu vereinbaren blieben, die mehrere Korpsbezirke be-

rührenden Transporte (durchgehende Transporte) dagegen der Eisenbahn-Abtheilnng des großen Generalstabes anzumelden und von dieser auf Grund der Bestimmungen der »Organisation des Transports größerer Truppenmaffen auf Eisenbahnen- schon im Frieden zu regeln waren. Zweckmäßige Ausnahmen sollten hierbei gestattet seiu.

Für die Bearbeitung dieser »durchgehendenTransporte in der Eisenbahn-Abtheilung war das norddeutsche Bahnnetz in einen östiichen, mittleren und westlichen »Komplex« eingetheilt worden?) In jedem dieser Bezirke hatte die zuständige Linien-Kommission (Seite 5) bereits Diis östliche Gebiet umfaßte als Hauptstrecken Königsberg-Berlin, BreslauBerlin, Berliu-Flensburg, also das ganze Gebiet östlich der Bahnlinie Breslau-BerlinJlensburg einschließlich.

Das mittlere Gebiet bestand aus dcr Hauptstrecke Berlin - Cassel - Fraukfurt a. M.Mainz mit ihrem Zufiußgebiet. Das westliche Gebiet umfaßte die Hauvtstrccke Berlin-Hannover-Cöln-Coblenz mit ihrem Zuflußgebiet.

machungs-

Iransporte.

8

Die Durchsühruug der Mobilmachungs - Trausporie.

im Irieden dic in der Eisenbahn-Abtheilnng bearbeiteten FahrtlistenEntwürfe mit den Berwaltungen zu vcreinbaren und im Kriegsfall dic Leitung der Transportbewegung zu übernehmcn.

Während dieser Bewegung, die vom 6 Mobilmachungstag ab in der Hauptsache bis zum Beginn der Aufmarsch-Transporte ablief, sollte dcr Friedensfahrplan fortbestehen, ob mit theilweisem oder gänzlichem Ausschluß des Privatgüterverkehrs, darüber stand den Eisenbahnverwaltungen die Entscheidung zu.

Die Mobilmachnngs-Transporte sollten entweder mit den fahrplaiimäßigen Personen- bezw. gemischten Zügen oder mit Sonderzügen, die in den Friedensfahrplan eingeschaltet wurden, Beförderung finden.

Dies sind die wesentlichsten Grundsätze, nach denen die Mobilmachungs-Transporte zwischen den Militär- nnd Eisenbahn-Behörden im

Febrnar und März 1870 vereinbart waren. Die für die durchgehenden Mobilmachungs-Transpvrte getroffenen Bereinbarungen gelangten mittelst

Fahrtlisten, in denen auch die Verpflegung der Mannschaften während des Transportes geregelt war, zur Kenntniß der General-Konimandos.

Die Mobilmachung der süddcutschen Heereskontingente war innerhalb der einzelnen Bundesstaaten selbstständig vorbereitet worden.

NI. Die Mit dem 16. Iuli, dem I. Mobilmachnngstag, begannen die DurchfüHrirng 3 Linien-Kommissionen für Mobilmachungs-Transporte (Seite 5) ihre der Mobik- Thätigkeit. In den ersten Tagen wurden noch keine bedentenden Anmachungs- fordeningen an die Eisenbahnen gestellt. Nur alle zu Ilebungszwecken ausLransporte. ^xrückten Truppen waren sofort in ihre Mobilmachungsorte zu befördern/ außerdem als Kriegsbesatzungen das Füsilier-Regiment Nr. 34, sowie das 5. und 6. Großherzoglich Badische Insanteric-Regimcnt, und zwar ersteres von Jrankfurt a./M. nach Coblenz, letztere von Freiburg bezw. Constanz nach Rastatt. Die ersten Tage dienten den Eisenbahnverwaltungen vorzugsweise

zur Räumung der Strecken nnd Bahnhöfe von den noch unterwegs befindlichen Gütern, sowie zur Ausrüstung und Ansammlung der Betriebsmittel an den Bedarfspunkten. Der Personenverkehr konnte größtentheils noch aufrecht crhalten werden, während der Privatgüterverkehr von einzelnen Bahnverwaltungen, z. B. der Stettincr und der Nicderschlesisch - Märkischen Eisenbahn, schon am 16. Iuli ganz oder

theilweise eingestellt wurde. Vom 19. Iuli ab nahm die militärische Benutzung der Bahnen stetig zu. Zuerst mußten die ErgänzungsMannschaften die Stabsquartiere der Bezirks - Kommandvs erreichen, wozu sie meist die fahrplanmäßigen Personenzüge benutzten. Dann wurden die

9

Die Durchführung der Mobilmachungs-Lransporte.

gesammelten Transporte vvn Mannschaften bezw. die inzwischen ausgehobenen Pferde zu ihren Truppentheileu befördert. Diese Transporte erreichten einen erheblichen Umfang und erstreckten sich vielfach auf weite Entfernungen, da im Iahre 1870 eine Anzahl von Regimentern fern von ihren heimathlichen Ersatzbezirken in Garnisvn standen.

So erhielt z. B.: Grenadier - Regiment Nr. 11, Altona, Ersatz aus Schlesien,

Infanterie-Regiment Nr. 19, Mainz, Ersatz aus Posen, Iüsilier-Regiment Nr. 33, Cöln, Ersatz aus Ostpreußen, Füsilier-Regiment Nr. 34, Frankfurt a./M., Ersatz aus Pommern, Infanterie-Regiment Nr. 86, Halle, Ersatz aus Schleswig-Holstein. An durchgehenden Mobilmachungs-Transporten wurden befördert: T

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ie Dor-

Ebenso wie die Mobilinachungsbewegung war der Aufmarsch des Lereitung der Heeres vom Generalstabe bis in alle Einzelheiten vorbereitet worden. Äutmarsch- Hierbei wurden die bei der Dersammlung zum Kriege 1866 gemachten

Transporte.

Erfahrnngen verwerthet. Major v. Brandenstein, der im Frühjahr 1868 zum Chef der damaligen »Eisenbahn-Sektion« ernannt war, ging mit durchgreifenden neuen Vorschlägen vor, die für die militärische Ausnutzung der Eiscnbahnen grundlegend wurden nnd auch heute noch maßgebend sind.

Er sah die Eisenbahnen vom Erlaß des Mobilmachungsbefehls ab lediglich als ein -Kriegsmittel« an, das während der Aufmarschbewegung ausschließlich der Kriegführnng zu dienen hatte. Daher beanspruchte er auch die volle Leistnngsfähigkeit des Bahnnetzes bezw. der in das Anfmarschgebiet führenden Eiseiibahnlinien ausschließlich für die KriegsTransporte.

Bis zum Iahre 1867 galt iioch die Ansicht, daß die AufmarschTransporte erst nach Abwickelung aller Mobilmachungs-Transporte, nämlich erst vom 14. Mobilmachungstage ab, beginnen könnten, zumal

die erforderlichen Betriebsmittel nicht früher verfügbar seien. Major v. Brandcnstein räumte mit dieser Ansicht auf und stellte rechnungsmäßig fest, daß zum Transpvrt von 10 norddeutschen Armee-Korps nur 2/5 der verfügbaren Ookomotiven und ^ . der Wagen erforderlich seien,

selbst wenn jeder Wagen nur einmal bcnutzt wurde. Es stand daher nach sciner Rechnung nichts im Wege, daß diejenigen Truppen, deren Marschbereitschaft frühzeitig erreicht werden konnte, bereits zur Grenze

Oie Vorbereitung der Aufmarsch-Transporte.

21

befördert wurden, während andere Formationen, Kolonnen und Trains, deren Mobilniachunq eine längere Frist erforderte, noch nicht marschbereit

waren. Konnten doch nicht alle Theile eines Armee-Korps gleichzeitig zur Abbeförderung gelangen, weil die Leistungsfähigkeit der verfügbaren

Schienenwege hicrzu nicht ausreichte. Es wnrde also, in richtiger Würdigung der Beziehungen zwischen der Mobilmachung und dem Aufmarsch des Öceres, die Kriegsbereitschaft einzelner Truppen «Avantgardenj beschleunigt, damit der Aufmarsch der Armee frühzeitigcr beginnen konnte,-

andererseits durften die übrigen Formationen, je nach deu örtlichen Ver-

hältniffen, in aller Ruhe ihre Mobilmachung vollenden, ohne den Gesammtablauf dcr Aufmarsch-Transporte zu verzögern. Für deren Beschleunigung hatte v. Brandenstein zwei wesentliche Fortschritte erreicht:

1. die Erhöhung der Zugstärke auf 100 Achsen und 2. die vollste Ausnutzung der dem Aufmarsch dienenden »L inie n» durch

Einführung eines »Militär-Fahrplans« und unter Ausschluß jcglichen Privatverkehrs. Durch die erstere Maßnahme nutzte man die Lokomotivkräfte möglichst

aus und ersparte nach damaliger Zusammensetzung der Armee-Korps für jedes Korps 8 bis II Züge, was bei der mäßigen Tagesleistung der Eisenbahnen für den Ablauf jedes Korps auf eingleisiger Linie fast einen

Tag, auf zweigleisiger immerhin fast 12 bis 16 Stunden Zeitgewinn ausmachtc.

Noch einflußreichcr als die Vermehrung der Zuglänge war die Einführung des Militär-Fahrplans. Denn während noch zum Kriege 1866 die Truppenzügc in den Fahrplan des öffcntlichen Verkehrs eingeschaltct

worden waren, hatte man zum Kriege 1870 im großen Generalstab einen Militär-Fahrplan bearbeitet, der den Privatverkehr auf allcn Linien, die dem Aufmarsch dienten, ausschloß und unter Festsetzung einer Transportpause von 6 Stunden zum Ausgleich von Unregelmäßigkeiten (Tages-

intervall) für die zweigleisigen Verbindungen täglich 18, für die eingleisigen täglich 12 Militärzüge in Aussicht nahm. Demnach folgtcn sich die Züge auf zweigleisiger Linie in stündiger, auf eingleisiger Linie in

l'/zstündiger Zugfolge. Sämmtlichc Züge fuhrcn in gleicher Fahrgeschwindigkeit sdurchschnittlich 20 Minuten auf die Meile oder in der Stunde 3 Meilen — 22,s Irm) und hielten nur, soweit es der Betrieb oder die Verpflegung der Truppen erforderte.

Ein Beispiel solchen Fahrplans ist in getreuer Vervielfältigung

in Anlage L beigefügt, und außerdem ist in Anlage 4 eine verkürzte Darstellung des Militär-Fahrplans sämmtlicher Aufmarschstraßen gegeben.

22

Die Lorbereitung der Aufmarsch-Transporte.

In ciner »Linienkarte 6. Berlin-Halle-Cassel-Frankfurt a. M.-Mannheim-Hombnrg i. Pf., V l). Dresden bezw. Leipzig-Bebra-Fulda-Castel, -> II Posen-Görlitz-Leipzig-Würzburg-Mainz-standau, -- II Münster i. W.-Düsseldorf-Cöln-Call. Don diesen Linien waren nur .V und 0 zweigleisig, und zwar ^ nur bis Bingerbrück/ die eingleisige Rhein-Nahe-Bahn leistcte dann von Bingerbntck bis Neuukirchen im Militär-Fahrplan 15 statt 12 Züge täglich.

Die süddeutschen Heereskörper fuhren auf drei Linien zum Rhein:

I. Schwandorf-Irrenlohe-Nürnberg-Heidingsfeld-Mosbach-Heidelberg,

II. Kempten - Augsburg - Nördlingen - Crailsbeim - Iagstfeld - Meckesheim,

III. München-Augsburg-Ulm-Stuttgart-Mühlacker - Bruchsal bezw. Durlach.

Die Benutzung dieser Linien durch die einzelnen Korps war in einer

vom Major v. Brandenstein persönlich verfaßten Denkschrift über den Eisenbahn-Aufmarsch niedergelegt, in der das tägliche Eintreffen der Truppeneinheiten berechnet und dadurch der oberstcn Heeresleitung die

Die Dorbereitung der Ausmarsch-Transporte.

23

Unterlage für ihre Entschließungen hinsichtlich des Leginns der Operationen gegeben war.

Nach diesen Berechnungen sollten operationsfähig versammclt sein:

dic I. Armce am 2. August in der Linie Trier-Saarlouis, die 2. Armee am 3. August sohne II. Train-Staffel) in der Liuie Hombnrg - Neunkircheu,

die 3. Armee am 3. August ivhnc II. Train-Staffel) in der Gegend Landau- Germersheim.

Von den im Osten der preußischen Monarchie zunächst belaffeuen

drei Kvrps sl-/ II-, VI.) sollte je eins am 4., 5. bezw. 6. August am Rhein und jenseits desselben eintreffen, wenn die Eiseiibahnbeförderung der zweiten Trainstaffeln von den Korps der 2. Armee vorläufig hinausgeschoben würde.

Zum Küstenschutz gegen etwaige Unternehniiingen der französischen Flotte sollten versammelt werdcn:

die 17. Infanterie-Division bis 31. Iuli bci Hamburg, die Garde-Landwehr-Division bis 3. August bci Hannover, die 2. Landwehr-Division bis 1. August bei Bremen. In ihren Formationsbezirken sollten sich transportbereit halten: die 1. Landwehr-Division vom 6. August ab mit dem Gros bei Schneidemühl, mit Thcilen in Magdeburg und Stettin, die 3. Landwehr-Division vom 4. August ab in Glogau, Posen und Tilsit. Ein Bergleich dieser Berechnungen mit dem Verlauf des EisenbahnAufniarsches ergiebt, daß die Friedensvvrbereitungeu planmäßig durch-

geführt wurden, ein Beweis für die Vortrefflichkeit der vorbereitenden Friedensarbeit.

In weiteren Abschnitten der erwähnten Denkschrift des Majors v. Brandenstcin wurden den Armeen und Korps im Aufmarschgebiet die Marschstraßen, sowie die rückwärtigen Verbindungen und Etappen-

linien zugetheilt. Dabei waren die Etappen-Anfangs- und ersten Etappen-Hauptorte der Korps festgestellt und Vorschläge für die Abgrenzung

der drei Armeen untereinander, sowie für die Iutheilung der FeldEisenbahn-Abtheilnngen gemacht.

Mit besondercr Sorgfalt wurden auch die Verpflegungsbedürftiiffe der Feldarmee im Aufmarschgebiet bis einschließlich 18. Mobilmachuiigstag berechnet. Als Ergebniß war festgestellt, daß nnter Ausnutzuug der Vorräthe im Aufmarschgebiet nnd unter Benutzung der Wafferwege zur

Heranfübruug (Rhein, Mosel) noch 55 Verpflegungszüge erforderlich waren, die entweder vor Beginu vder während des Ausmarsches vor-

24

Die Vorbereitung der Siusmarsch-Transporte.

geführt werden mußten. Da nuii auf den Linien bis li vvm 8. bis 18. Mobilmachungstage 110 Zügc im Militär-Fahrplan nicht mit Truppen belegt ivaren, so erschien die Heranführung der erforderlichen Verpflegung vom Standpunkt der Transportleistung gesichert/ hierbei wurde allerdings vorausgesetzt, daß die Verpflegungsbehörden die verfügbaren Züge rechtzeitig beladen würden. Um indeffen auf alle Fällc sicher zu sein, wird in der vorbereitenden Denkschrift vorgeschlagen, daß die Truppen außer der drcitägigen eiserneu Portion einen mehrtägigen Verpflegungsbedarf aus der Garnison mitführen und alle Proviant- pp. Kolonnen mit vollster Ladung aus dcr Heimath abtransportirt iverden sollten. Auch diese Vorschläge gelangten zur Ausführung. Die Friedensvorbereitungen für den Eiseiibahn-Aufmarsch erhielten

ihren Abschluß durch Niederlegung Vvn »Fahrt-Dispositionen« für die Truppen und Eisenbahiiverwaltungen, sowie von ->Fahr- und Marsch-Tableaux» für die General-Kommandos. Die Fahrt-Dispofitionen waren linienweise nach Echelons (Echelon: Tagesleistung) aufgestellt und mußten im Mobilmachungsfalle vervielfältigt werden, während die Fahr- uud Marsch-Tableaux zur svforttgen Versendung an die General-Kommandos bereit lagen. Auch in Süddeutschland waren entsprechende Vorbereitungen für den Eisenbahn-Aufmarsch getroffen worden. Diese niußten sich natürlich eng an die Dispositivnen des preußischen Generalstabcs anlehnen/ denn der

bekannte Kriegsplan dcs Generals v. Moltke aus dem Winter 1868/69 rechnete sowohl mit den Streitkräften wic mit den Eisenbahnen der süddeutschen Staaten. Um die Ausnutzung diescr Schienenwege nach eincni einheitlichen Plane zu gewährleisten, hatten scit dem August 1869 Verhandlungen mit den süddeutschen Regierungen stattgesundcn, die zu einem vollkommen befriedigenden Ergebniß führten. Daher konnten auch in der

im preußischen Generalstabe aufgestellten Linicnkarte (Anlage 2) die Transportlinien ohne Rücksicht auf die politischen Landcsgrenzen, lediglich dem militärischen Bcdürsniß entsprechcnd, zur Westgrenze festgelegt werdeu. Hinsichtlich der Versammlung der süddeutschen Truppen mittelst der

Transportlinien I, II und III hatten gleichfalls eingehende Verhandlungen zwischen dem preußischen Generalstabe und den entsprechenden süddeutschen

militärischen Dienststellen stattgefunden, welche für die Einzclanordnungen innerhalb der Heereskontingente die Unterlage bildeten.

So waren also in ganz Deutschland bereits im Frieden derartig eingehende Vorbereitungen für den Eisenbahn-Aufmarsch getroffcn worden,

daß es nur des Mobilmachungsbefehls bedurfte, um die Versammlung der Feldarmee dem Willen der obersten Heeresleitung entsprechend znr Durchführung zu bringen.

Die Sicherung des Eisenbatm-Aufmarsches und der Grenzschutz.

25

Die planmäßige Durchführung der Aufmarschbcwegung bis zur

V. Die

Landesgrenze war indessen nur möglich, wenn die Ausladungen auf den Sicherung des OisenvaknEndstrecken durch den Feind nicht gestört wurden, Ueber solche Möglichkeit

spricht sich General v. Moltke in seiner bekannten Denkschrift über den Kriegsplan, wie folgt, aus: Wir haben durchans keinen Grund anzunehmen, daß die Versanimlung dcr französischen Armee in mvbilem Zustand, für welchc bis jetzt die Erfahrung fehlt, schneller bcwirkt werden könnte . . . Allerdings können die Franzosen, bei der Anhänfung von Garnisonen und Lagern gerade im nordöstlichen Theile des pandes, bei dcr Vvllständigkeit ihres Systems von Eisenbahncn und deren Reichthnm an

Betriebsmaterial, ohne vorher die Augmentation abznwarten, eine Armee vvn 150 000 Mann in sehr knrzer Zcit an der Grenze versammeln... Gesetzt, eine so improvisirte Armee, die immerhin mit Kavallerie nnd Artillerie reichlich ausgestattet sein würde, befände

sich bereits am 5. Tage um Metz versammelt und überschritte am 8. Tage die Grcnze bei Saarlouis, so würden wir es in der Hand haben, unscre Eisenbahn-Transporte rechtzeitig zu inhibiren und unsere Hauptmacht schon am Rhein auszuschiffen. Zur Aufstellung der drci Armeen übergehend, fährt die Denkschrift fort:

Um die Versammlung des Vll. und VIII. Armee-Korps an der Mosel zu sichern, wird es wichtig sein, die dort garuisonirenden Trnppen nicht zurückzuziehen, sondern sie als Avantgarde bei Trier und Saarbücken zu belasseu und zu verstärkcn.

Bei Trier sollten 4 Bataillone, 4 Eskadrons, deneu von Coblenz aus sofvrt 1 Batterie zuzutheilen war, diese Anfgabe übernehmen. Vvm Gelände begünstigt, konnte sich diese Abtheilung bci Trier, Schweich oder

doch vor Wittlich behaupten und bereits am 14. Mobilmachungstag vom VIII. bezw. VII. Armee-Korps verstärkt werden. Bei Saarbrücken sollten 2 Bataillone, 4 Eskadrons fzum Theil aus Saarlouis) die Bewachung dcr Grenze uud den Schutz der Eisenbahn gegen klcinere Unternehmungen des Feindes übernehmen und, wenn irgend möglich, nicht über Neunkirchen hinans zurückweichen. Ueber eine fortschreitende Zerstörung der Bahn sollte höhere Anweisung ergehen und die Postirung bereits am 12. Mobilmachnngstag durch Abtheilungcn des III. Armee-Korps verstärkt bezw. abgelöst werden.

Zwischen beiden Detachements liegend, war die Armirung dcr preußischen Grenzfestnng Saarlonis bei Ausspruch der Mobiliiiachnng vorgeseben.

Äukmarsches

und der Grenzschutz.

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Die Sichenmg des Eisenbahn - Aufmarsches und der Grenzschutz.

Bdzüglich des Aufmarschbcreichs der 2. Armee heißt es in der Denkschrift:

Durch die Postirung bei Saarbrucken, eventuell Neunkirchen, wird inan unterrichtet sein, wie weit die pfälzischen Bahnen mit Sicherheit zu befahren sind. Auf diesen treffen bereits am 10. Mobilmachungstag vom III., am 11. Mvbilmachungstag vom IV. Armee.itorps die ersten Abtheilungen ein. Im Aufmarschgebiet der 3. Armee sollte einc baherische Brigade

bci pandan die Sicherung der Grenze übernehmen und von den am 13. bezw. 15. Mobilmachungstag eintrcffenden ersten Abtheilungen des XI. bezw. V. preußischen Armee-Korps unterstützt werden. Diesen Dispositionen entsprechend waren die Grenzdetachements nach

ausgesprvchener Btobilmachuug in !hätigkeit getreten und hatten die Beobachtung des Gegners an der Saar-dllnie und in der Pfalz übcrnomme».

Dic beiliegende Karte (Anlage 3) bringt die Aufstellung der Grenzschutz-Detachements am Tage der ersten Ausladungen von Truppenzügen

im Aufmarschgebiet (25. Iuli) zum Ausdruck.

Im Bereich des VIII. Armee-Korps hatten die GrenzschutzDetachements die Anweisung erhaltcn, vor überlegenen Kräften zurückzuweichen, ohne sich einer Niederlage auszusetzen. Das Detachement Trier svllte eventuell in der Richtung des Anmarsches der die 1. Armee bildenden Marschkolonnen zurückgehen und jedenfalls Berncastel behaupten,

wo Verstärkungen in Aussicht gestellt wurden, um die Vereinigung des VIII. Armec-Kvrps auf dem rechten Moselufer sicherzustellen. Das Detachement hatte Vorposten an dic Saar vorgeschoben und die Bahnverbindung nach v'uremburg bei Wafferbillig unterbrochen. Erst am 25. Iuli, als die Neutralität Luxemburgs gesichert war, wurde der Betrieb dorthin wieder freigegeben.

Das Ende des Monats Iuli nahte indeffen heran, ohne daß der erwartete Vorstoß der Franzosen erfolgte. In Folge deffen wurde die Thätigkeit der Detachements unter Benutzung dcr Eisenbahn am 29. Iuli mehr nach dem linken Flügel gelegt, und demnächst am 31. mit Ausnahme zweier Eskadrons .zur Aufnahme des gefährdet erscheinenden Saar-

brücker Detachements nach Hilschbach, am 1. August nach Rastphul herangezogen.

Inzwischen hatten die Marschkolvnnen der I. Armee ungestört die Gegend von Trier-Hermeskeil erreicht. Im Anschluß an das Detachement Trier, mit dcm Verbindung her-

gcstellt war, lag der Wirkungskreis der Besatzung von Saarlouis, welche Festung armirt und seit dem 17. Iuli sturmfrei war. Die Ort-

Dic Sicherung des Eisenbabn - Aufmarsches und der Grenzschutz.

27

schaften nördlich an dcr Laar bis Rehlingen wnrden besctzt, außerdem Dölklingen siidlich von Saarlonis. Der Gegner zeigte sich dieser Front gegenübcr nur mit Patrouillen. Eine von der Kommandantur in unmittelbarer Nähe bei Ensdorf am 16. Iuli angeordnete Bahnsperrung wurde auf höhere Weisung sosort wieder beseitigt, um die Beuutzung der wichtigen Bahn SaarbrückenSaarlonis zu ermöglichen.

Das Detachement Saarbrücken hatte zuerst die Anwcisung erhalteu, vor überlegenen feindlichen Kräften auf die mit der Eisenbahn heranzuführenden Korps der 2. Armee zurückzugehen, und zwar längs der Bahnlinie in Richtung Kirn. Eine Benutzung der Eisenbahn sollte durch mehrfache leichte Unterbrechungcn verhindert werden - dagegen durfte

eine gründliche Zerstörung der Bahn mit Rücksicht anf die beabsichtigte deutschc Offensive nicht stattfinden.

Am 18. Juli wurde Saarbrücken, dessen Infanterie-Bataillon zur Besatzung von Saarlvuis gestoßen war, unter Benntzuug der Eisenbahn

von Trier aus wicder durch ein Bataillon besetzt. Die Aufgabe dieses Bataillons war: »Beobachtung der Grenze und Schutz der Eisenbahn gegen kleinere Unternehmungen des Feindes, während es stärkeren Abtheilungen gegenüber uuter suecessiver Zerstörung der Bahn auf Neunkirchcn zurückgehen sollte.«

Das Detachement stellte Dorposten auf dem linken Saar-Ufer auf den Saarbrücken dicht vorgelagertcn Höhen aus und sicherte sich gegen Saargemünd durch Besetzung von Brebach. Fin Norden wurde mit Dölklingen Verbindung aufgenvmmen.

Aus Berlin vom 20. Iuli 8" N. ging dem Saarbrücker Detachement direkt vom Chef des Gencralstabes der Armee folgender telegraphischer

Befehl zu: Lersuchen Sie, durch kleines Oetacheincnt oon Zwcibrücken aus Bahn Saargemünd-Hagenau gründlich zu zerstören. Bahndirektion nm tcchnische Hnlfe ersuchen.

v. Moltkc.

In Fvlge deffen wurde svfort 1 Offizier mit 1 Zug Ulanen mit der Babn nach Zweibrücken entsandt, während seitens der Bahnvcrwaltung

1 Ingcnieur und Arbeiter zur Derfügung gestellt waren. Die Unternchmung wurde zum Theil zn Fuß ausgcführt, erst in der dritten Nacht in den Morgenstunden des 24. Iuli entdeckte man die Bahn und führte einige Unterbrechungen aus, die jedoch nicht von großem Einfluß gewcsen

sind. Für eine gründliche Zcrstörung hätten dLin Führer andere Mittel znr Dersügung gestellt wcrden müssen. Am 26. Iuli traf die Abtheilung wieder beim Regiment ein.

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Die Sicherung des Eisenbahn. Aufmarsches und der Grenzschutz.

Der Gegner dehnte seine Grkundungen bis zur Vinie VölklingcnSaargeinünd aus, wo er die Eisenbahnbrücke zerstörte, und beschoß mehrfach

die auf dem rechten Saar-Ufer verkehrenden Eisenbahnzüge.

Am 26. Iuli nahm das in die vordere Linie eingerückte DragonerRegiment Nr. 5 die Verbindung mit dem linken Flügel dcs Detachements auf. Bei der hänfigen Wiederkehr klciner Zusammenstöße wollte die oberste Heereslcitung dic in Saarbrücken augenscheinlich gefährdete Infanterie am 30. Iuli zurückziehen, gestattete jedoch ein Derbleiben derselben, als durch herangezogenc Verstärkungen eine Aufnahme des Bataillons gesichert war.

Am 31. Iuli, als die Teten der 2. Armee weit genug vorgcrückt warcn, um die Sicherung der Bahnlinie und der Ausladungen selbst übernehmcn zu könneu, wurde das Detachement bei einem nvthwendig werdenden Rückzug angewiesen, auf Lebach auszuweichen und damit die Richtung auf das eigene zur I. Armee gehörende VIII. Armee-Korps genommen.

Die Grenzdetachements in der bayerischen Pfalz verfügten zunächst nur über schwache Kräftc, die kaum zur Beobachtung der Grenze

von Zweibrücken bis znm Rhein genügten. Das Bedürfniß, dieselben zu verstärken, trat hier um so mehr hervor, als zum Theil dicht hinter ihnen das Aufmarschgebiet der 3. Armee lag und somit an die Truppen die Aufgabe herantrat, ihre Stellungen möglichst zu halten und zugleich die für den Aufmarsch wichtigeu Bahnen zu schützen. Am 18. Iuli besetzte eine Abtheilung der badischen Division das auf dem linken Rheinufer gelegene Hagenbach und überuahm die Sichcrung gegen Lauterburg zwischen dem Rhein und dem linken Flügel der Bayern bei Winden.

Auf dem rechten Flügel der Bayern, welcher noch vor dem Auf. marschgebiet der 2. Armee lag, schob sich am 25. Iuli das prcußische Dragoner-Regiment Nr. 5 aus Frankfurt a. M. und Mainz bei Zweibrücken und westlich ein und schloß an das Dctachement Saarbrücken an.

Das Reziment hatte am 20. Iuli folgende Anweisung direkt vom Ehes des Generalstabes der Armee erhalten:

Das Regiment hat am 22. Alzey, am 23. Winnweiler uud Gegeud, am 24. Kaiserslantern zu erreichen und die Beobachtung der baycrisch-französischeu Grenze, rechts im Anschluß an das Ulanen-Regiment Nr. 7 szur Zeit Saarbrücken), liuks im Anschluß an die unter Befehl des Generals v. Maillinger ftehende Königlich bayerische Brigade szur Zeit Speyer) zu übernehmen. Nach beiden Flanken ist Verbindung zu unterhalten und speziell die Eisenbahn Ludwigshafcn-Homburg gegen überraschende Itnter-

Die Sicherung des Eisenbahn-Aufmcirsches und der Grenzschutz.

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nehmungen durch schwächere feindliche Detachements zu sichern.

Das Kommando auf gedachter Bahnlinie führt Hauptmann v. Huene des Generalstabes/ 2 Festungs - Pionier - Kompagnien

treffen mit ihm über Ludwigshafen eventuell am 24. Iuli Vor-

mittags in Homburg ein. Sollte das Reginient von überlegenen Kräften gedrängt werden, so hat es auf Mainz zu weicheu. Bahnzerstörungen liegen dem Hauptmann v. Huen e ob. Nur wenn

dieser nicht zur Stelle sein sollte, ist in dringenden Fällen eine leichte Zerstörung durch Aufnahme von Schienen und Herausnahme von Weichen möglichst unter Beihülfe eines Technikers gestattet.

Das 5. Dragoner-Regiment verblieb mit der 1. bayerischen IägerKompagnie bis Anfang August in seiner Stellung bei Zweibrücken und beobachtete gegen Saargemünd und Bitsch. Der Feind verhielt sich

dieser Front gegeuüber ziemlich unthätig. Am 2. August hatten die Kavalleriespitzen der 2. Armee schon Verbindung mit den Dragoneru. Auf dem linken Flügel der bayerischen Aufstellung zwischen dem Haardt-Gebirge und der Straße über Winden in der Rheinebene reichte das Aufmarschgebiet der 3. Armee bis in die unmittelbare Nähe der französischen Grenze. Hier mußte gegenüber den feindlichen Trnppenansammlnngen bei Hagenau und Bitsch eine Verstärkung der schwachen Grenztruppen so schnell als möglich eintreten, um jede Störung des Ausmarsches zu verhüten. Infolgedessen wurden in den Tagen vom

22. bis 25. Iuli 8 Bataillone, 4 Eskadrons, 2 Batterien, ohne die Vollendung ihrer Mobilmachung abzuwarten, mit der Bahn nach der Pfalz bis jenseits Landau befördert. Damit erweiterte sich die anfängliche Ausgabe der Beobachtung der Grenze zu einem Festhalteu des Geländes. Allmählich zog sich die ganze 4. bayerische Division bei Bergzabern zusammen und dcckte die sich dahinter versammelnden preußischen und bayerischen Korps. Auch dieser Front gegenüber entwickelte der Gegner keinerlei offcnsive Thätigkeit. Auf die Grenzschutzmaßregeln in Baden soll hier nicht eiugegangen werdeu, da sie außerhalb des Bereichs des Eisenbahn-Aufmarsches der deutschen Hecre liegen.

Bei der übcraus geringeu offensiven Thätigkeit der französischen Heercstheilc währcnd des deutschen Eisenbahn-Aufmarsches, haben diese keinerlei Einfluß auf denselben auszuüben vermocht. Unsere schwachen Grenzsicherungen hatten ihre Aufgabe voll erfüllt.

Als der Gegner am 2. August mit bedeutenden Maffen gegen Saarbrücken vorstieß, gelang es dem dortigen schwachen Grenzdetachement uoch rechtzeitig nach ungleicheni, mit Ehren bestandenem Gefecht das

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Die Diirchfübruug des Eisenbubn - Aiifmarsches.

östliche Saar-Ufer zu gewiunen und sich vou deu zu seiuer UnterMtzung bei Rastphul bereit gestellten Truppen aufnehmen zu laffen. Inzwischen waren aber am 3. August dic Teten aller drei Armeen herangcrückt und bereit, die Operationen in Fcindesland zu eröffnen.

Am 15. Iuli 1870 Abends gegcn 10 Uhr erhielt die EisenbahnVI. Z)ie Aurchfüßrung Abtheilung durch den Chef des Generalstabes der Armee eine vorläusige des

Benachrichtigung, daß dic Mobilmachung des Heeres unmittelbar bevor-

Hisenbatzn-

stehe. Sofvrt wnrde mit der Verviclfältigung der Fahrt-Dispositivnen Aufmarlches. begonnen. Ein Befehl des Chefs dcs Generalstabes der Armee vom 16. Iuli ermächtigte den Chef der Eisenbahn-Abtheilung, nach Bedarf Offizierc des grvßeu Generalstabeö zur Bewältigung der ungehcueren Schreibarbeit hcranzuziehen.

Die bereit liegcnden Oi-ckros cks Oataillo, sowie die Marschund Fahr-Tableaux der Armee-Korps wurden bereits am 2. Mobilmachungstage durch das Kriegsministcrium mit nachfolgendem Schreiben an die General-Kommandos versandt:

Berlin, 17. Iuli 1870. An das Königliche General-Kominando Armee-Kvrps. Dem Königlichen General-Kommando übersendet das Kriegsministerium anliegcnd crgebenst die seitens des Generalstabes der

Armee aufgcstellten Instradirungs-Tableaux der BesatzungsTrnppen für den dortseitigen Korps-Bezirk. Desgleichen erhält das Königliche-General-Kommando in der Anlage das Marschund Iahr-Tableau, welches eine Uebersicht der Linien-Truppen des Korps gewährt. Scitens der Linien-Kommiffare wird die endgültige Feststellung

der Iahrt-Dispositionen stattfinden und dem Königlichen General-Kommando die Mitthcilung derselben direkt zugchen. Diese Fahrt-Dispositlonei! sind unabänderlich sestzuhalten, selbst wenn die Orclro clo datsillo oder das Marsch-Tableau Differenzen ergeben sollte. Die Linien-Kommissare für den Transpvrt von Augmentations-

Mannschaften und Pferden sind ermächtigt, dem Königlichen General-Kommando odcr auch, wenn es nothwendig wird, den betreffenden Truppentheilen direkt die etwa erforderlichen Abweichungen von den unterm 29. März or. mitgetheilten bezüglichen Fahrt- Dispositionen kundzugeben. Für alle Truppen-Transporte gleichmäßig sind die nachstehenden Bestimmungen zu beachten:

1. Die in den Fahrt-Dispositionen angegebenen Abfahrtszeitcn sind überall unbedingt nnd genau einzuhalten

Die Durchsührung des Eisenbahn - Aufmursches.

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und die Truppentheile dafür speziell verantwortlich zu machen, daß sie rechtzeitig sdie erforderliche Zeit vor der angesetzten Abfahrtszeit) zur Verladung auf den Einschiffnngs-Bahnböfen bereit sind.

2. Die General-Kommandos sind autorisirt, wcnn es nöthig erscheint, Modifikationen in den znm Hinmarsck an die Einschiffungsorte angesetzten Märschen eintrcten zu lassen, insofern

dadurch die im Marsch- und Fahr-Tableau angesetzte Ankunftszeit ani Einladeort nicht alterirt wird. 3. Modifikationen in den Märschen der nicht znr Eisenbahnfahrt kommenden Besatznngs- und Ersatz-Truppen dürfen nur insoweit stattfinden, als dadnrch die rechtzeitige Kompletirung der Festungs- pp. Besatzungen nicht leidet. Auch kann für solche Truppentheile auch Eisenbahn-Beförderung seitens der betreffenden General- oder stellvertretknden General-Kommandos

veranlaßt wcrden, insoweit die Bahnen dieselbe leisten können nnd es sonst wünschenswerth erscheint.

4. Die Instradirung dcr Truppentheile, über welche durch die erwähnten Tableaux nicht verfügt ist, hat seitens der GeneralKvmmandvs selbst zu erfolgen. 5. Ebeiisv haben diese oder die Truppentheile selbst das Nähere in Bezug anf die Dampsschifffahrten zu veranlassen. 6. Quartiermacher sind allen zum Transport kommenden Truppen etwa 2 Tage voranszusenden. Für die am l. und 2. Transporttage fahrenden Truppen

ist die Beförderung der Quarticrmacher durch die GeneralKommandos mittelst der Privatzüge, bei etwaiger Einstellung derselben durch die betreffende Linien-Kommissioii zu veranlaffen. Die Quartiermacher der an spätercn Tagen fahrenden Truppen sind geeigneten Truppenzügen anzuschließen.

7. Das an den Hauptmagazinpunkten nöthige Personal des

Feld-Haupt-Proviant-Amts, des Feld-Bäckerei-Amts und der Feld-Bäckerei-Kolonne ist in analoger Weise so früh als möglich vorauszusenden. Der Rest, bcsonders Fahrzcuge und Pferde, kann alsdann da zur Beförderung kommen, wo die betreffenden Administrativneii pp. in den Tableaux angesetzt sind.

Kriegs-Ministerium. Die oberste Leitung bei endgültiger Feststellung und Ausführung der militärischen Aufmarsch-Dispositionen lag in den Händen des Chefs der Eisenbahn-Abtheilung des großen Generalstabes

:;2

Oie Ourchführung dcs Eisenbcihn - AnfmarscheS.

Oberstlieutenant v. Braiideiistein, welchem die Hauptleute v. Winterfeld

und Zingler zugetheilt waren. Iur Vorbereitung der Auslade-Stationen und steitung des AusladeGeschäftes wurdcn die Hauptleute vom Gcneralstabe Mantey und Freiherr v. Huenc als Auslade-Kominissare auf die Bahnstrecken BingerbrückNeunkirchen Aufmarsches.

zuständige Eisenbahnverwaltung zu sorgen. Auf den stinien und 6 veranlaßten die vorerwähnten, in das Aufmarschgebiet vorausgeschickteu Auslade-Kommiffare mit den zugetheilten Pionier-Kompagnien die Herrichtung der Ausladestellen.

Die Verpflegung der Truppen während der Eisenbahnfahrt wurde durch die Linien-Kommissionen auf Grund der bereits im Frieden abgeschlossenen Derträge an den auf der pinienkarte angegebenen Verpflegungspunkten sichergestellt.

Für die auf Liuie k in Mosbach bei Biebrich auszuladenden Transporte mußte aus unvorbereitetem Schiffsmaterial, welches durch Dampfboote auf dem Rhein beigetrieben wurde, eiue Schiffbrücke über diesen Strom geschlagen werden.

Für den Elbübergang bei Altona traf die Linien-Kommission 3 die in nachstehendem Bericht enthaltenen Dispositionen:

Bahnhof Altona, 24. Iuli 1870. An die Königliche Exekutiv-Kommission

Berlin. Der Königlichen Erekutiv-Kvmmission überreiche ich anliegend dic Disposition für den Elbübergang.

Die zwischen der Ankunft der Züge in Altona bis zu dereu Abgang in Harburg disponirte Jeit von 6 Stunden, in welche fällt: l. Ausladung in Altona, 2. Verpflegung, 3. Marsch zu den Trajektstellen, 4. Trajekt, 5. Einladung in Harburg, ift außerordentlich knapp bemessen, so daß die Sache in derselben überhaupt

nur zu leistcn ist, wenn eine Theilung der Jüge, wie in der anliegenden Disposition geschehen, vorgenommen wird. Die vorbandenen Dampfschiffe können allein den Trajekt nicht zu Stande bringeu, da bei zurückgehender Fluth Harburg nicht angelaufen werden kann, wenigstens nur von den kleinsten Dampfern. — Somit mußten die Dampffähren (Norder-Elbe und Süder-Elbe) hinzugezogen werden- die diesclben benutzenden Truppen müffcn aber

den Weg durch Hamburg und über die Insel Wilhelmsburg im Trabe passiren. Die zu nehmenden Wege sind auf dem anliegenden

Plane verzeichnets es ist Sorge getragen, daß überall, Tag und Nacht, dk Paffage frei bleibe, Und daß durch aufgestellte Polizeimannschaften den durchpasstrenden Truppen an allen erforderlichen Punkten der zu nehmende Weg angezeigt werde und bei Nacht angemeffen beleuchtet sei.

Stavenhagen, Hauptmann. 3

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Die Durchführung bes Eisenbahn - Ausmarsches.

Die Vorbereitungen, welche die Eisenbahnverwaltungen zu treffen hatten, sind in großen Zügen in dem nachstehenden Erlaß

des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe angegeben:

Berlin, l9. Juli 1870. An sämmtliche preußische Eisenbahn-Verwaltnngen.

In wenigcn Tagen werden die Transporte beginnen, welche die dentschen Truppen dem alten Feind dcs Vaterlandes entgegenführen sollen.

Die Erekutiv-Kvmmissivn nnd die Linien-Kommissionkn sind bereits zusammengetretcn, um diese Transporte zu regeln. Die größte Beschleunigung der Transporte ist von der weittragendsten

Bedeutnng/ jeder Tag, jede Stunde, um welche die Truppen früher anf dem Kriegsschauplatze eintreffen, von nnbercchenbarer Wichtigkeit. Mit jedem Schritt unseres Heeres gegen die Grenze mindert sich mehr und mehr die Gefahr, daß deutsche Erde vom Feinde betreten wird. Den Eisenbahneu fällt eine große Aufgabe zu/ sie zu lösen,

bedars es der äußersten Anspannung aller Kräste. Die volle Leistuugsfähigkeit muß überall in Anspruch genommen werden. Während im Iahre 1866 neben den Militärzügen auf manchen Bahnen noch Personen- und theilweise selbst Güterzüge beibehalten werden konnten, wird dies neben den bevorstehenden Transporten,

aus den davon berührten Routen nicht möglich sein. Der Güterverkehr muß dort sowohl während der Transporte, als auch schon einige Tage vorher gänzlich sistirt werden, ebenso im Großen und Ganzen der Pcrsonenverkehr. Nur da werden die ExekutivKommission resp. die Linien-Kommissionen nach Verlauf der

ersten beideu Transporttage einzelne Personenzüge im Tempo der Militärzüge zulassen, wo dies ohne irgend welche Gesährdung der Regelmäßigkeit der Militärzüge bei gleichzeitigem Ueberstuß au Transportmaterial uud Maschinenkraft angänglich erscheint. Der gesammte Lokomotiv- und Wagenpark ist, svweit dazu brauchbar, ausschließlich für die Militärzüge zu verwendcn. Das auf ciner Route etwa überflüssige resp. dasjenige Material,

welches auf den sür den Transport nicht direkt in Anspruch genominenen Bahnen vorhanden ist, muß denjenigen Transportlinien, aus welchen daran Mangel herrscht, nach Maßgabe der Reqnisitionen der Linien - Kvnimissivn resp. der über die Disposttion endgültig entscheidenden Exekntiv-Kommissivn übcrwiesen werden. Uni die schlcnnigste Ausrüstung des gesammten Materials babe ich

Die Durchführung des Eisenbahn»Aufmarsches.

35

die Verwaltungen bereits ersucht/ dieselbe ist, wo sie noch nicht beendet, mit aller Kraft zu betreiben, insbesondere darauf zu halten, daß sämmtlichc bedeckte Güterwagen mit Tragborden für Tornister

und Gewehre, sowie mit der erforderlichen Zahl von Bänken und für den Transport von Pferdcn mit Vorlcgebäumen versehen werden. Ohne diese Ausrüstungsgegenstände ist einc gehörige Ausnutzung

des Materials, worauf es wesentlich ankommt, nicht zu erzielen. Auf den Stationen dcr Ein- und Ausschiffung.sind Rampenanlagen in gcnügender Ausdehnung nebst Ladebrücken, Treppen zu den Wagen ohne Tritte pp. herzustellen, beziehungsweise bereit zu

halten/ auch ist für augemesseue Beleuchtung, Bereithaltung von

Trinkwaffer pp. sowohl auf jeneu Stationen, als auf den Ruhepunkten zu sorgen. Als mehrjähriger Chef der Eisenbahnen weiß ich die Opfer zu würdigen, die der Krieg den Bahnen auferlegt, ich weiß aber auch ebenso, daß dic deutschen Bahnen im Intercsse des Vaterlandes zu

jedem Opfer bereit sind. Die Iahre 1864 und 1866 haben hierfür glänzenden Beweis geliefert. Mögcn die schweren Opfer, welche unvermeidlich sind, reiche Früchte tragen und möge es mir vergönnt sein, zum dritten Male in einem Decenniiim mit Wahrheit sagen zu können:

„Auch den Cisenbahnen gebührt ihr Theil am Siege und Ruhme des Vaterlandes". Dcr Miuister für Haudel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Graf v. Itzenplitz. Dicse Vorbcreitungen für die zu erwarteuden Massen-Transporte waren für die Eisenbahnverwaltungen mit besonderen Schwierigkeiten verbunden, weil sie gleichzeitig die Ergäuzungs - Transporte und cinen gewaltig gesteigerten Privatverkehr zu bcwältigen hatten. Um sich von diesem nach Möglichkcit zu eutlasten, stellten einzelne Bahnverwaltungen

den Privatgüterverkehr bereits mit Erlaß des Mobilmachungsbefebls ein / die übrigen solgten mit dieser Maßregcl in den nächsten Tagen. Die Uuterscheidung zwischen Privatgnt und Militärgut bezw. svlchen Gütern, die demnächst in Besitz der Militärverwaltung zur Bcfriediguiig der Bedürfniffe dcr Armee und der Festungen übergehen sollten, war indeffen sehr schwierig/ denn die Verträge der Militärbehörden auf Lieferung von Armce-Bedürftiisscn waren militärischerseits anf Uebernahme

am Bedarfsorte abgeschloffen. Daß solche Güter zur Beförderung bei der zuständigen Linien-Kommission angemeldet iverden miißten, war den Lieferanten und Militärbehörden nicht bckannt vder wurde von denselben 3'

36

Die Durchführung des Eisenbahn-Aufmarsches.

nicht beachtet. Hierdurch entstanden bereits in den ersten Mobilmachungstagen viele Reibungen zwischen den Eisenbahnbehörden, Militär-Lieferanten

nnd Militärbehörden, Privaten und Staatsbehörden pp., welche die Arbeitslast der arlsführenden Eisenbahnbeamten in nachtheiliger Weise vernichrten.

Nicht geringe Schwierigkeiten machte die Mrsorge für die Verpflegung der Feldarmee im Aufmarschgebiet, da eine Ansammlung von VerpfleguIgsvorräthen, bei der Plötzlichkeit, mit der der Krieg hereiubrach, nicht stattgcfunden hatte. Deshalb wurden die Truppen angewiesen, außer dcr dreitägigen eisernen Portion bezw. Ration einen

Verpflegungsbedarf für 4 bis 6 Tage auf Wagen oder in lebeuden Häuptern mitzuführen und alle Verpflegungsfahrzeuge beladen in das Aufmarschgebiet zu befördern svergl. Seite 24). Der Gcneral-Jntendant der Armee, General v. Stosch, hatte sich frühzeitig nach Mainz begeben und leitete die Anlage von Magazinen und Bäckereien am Rhein, sowie weiter vorwärts. Ueber die bezüglichen Maßnahmen geben u. A. folgende Depeschen des bayerischen Militärbevollmächtigten Auskunft:

Berlin, 18. Iuli 1870. An Kriegsminister

München. Genernl v. Stosch ersucht dringend: 1. daß Vieferanten - Kontrakte Verpflichtung enthalten, ohue Unterschied an alle Bundestruppe» zu liefern,

2. möglichst bald und viel Backöfen in getrennten Etablissements in Vndwigshafen,

3. ebenda und baldigst große Hafer- und Mehl-Vorräthe in MagazinRäumen errichtet werden/ 4. mocliis vivsnäi soll auf Gegenseitigkcit basiren und bei Feldzugschluß nach Landesbestimmung abgerechnet werden.

Sie Korps schließen eben Verpstegungs-Kvntrakte auf 6 Wochen ab. Sämmtliche Truppen sollen 3tägigen eisernen Bedarf schon aus Garnison mitbringen.

Freyberg.

Berlin, 20. Iuli 1870. An Kriegsminister

München.

General v. Stosch räth, sofort möglichst vicl gepreßtes Heu aus Oberfranken den Main hinabzusenden. Hier Kenntnißnahmc der bayerischen Lieferungs-Kontrakte sehr erwünscht.

Dcn Truppen svll 4tägiger Lebensmittel-Bedars auf Wagen folgen.

Freyberg.

Die Durcksührung des Eiscnbahn-Aufmarsches.

37

In England hatte der General-Intendant je 3 Millionen Pfnnd Fleischkonserven, Zwieback, Hafer und Preßheu angekauft, deren 'Anlieferung vorzugsweise auf dem Wafferwege nach Cöln geschah.

Ohne die einzelnen Maßregeln zur Versorgung der Armee im Aufmarschgebiet noch weiter zu erwähuen, sei hier nur noch hervorgehoben, daß Verpflegungszüge zunächst nicht zwischen den Aufmarsch-Transporten

abbefördert wurden/ nur einzelue Eisenbahnwagen mit Verpflegungsmitteln, welche sich die Truppen in der Garnison beschafft hatten, wurden

mehrfach an Truppenzügc angehängt. Erst Anfang August ließ man Verpflegungszüge aus den heimathlichen Korpsbezirken in das Aufmarsch-

gebiet ab. — Diese ersten Maßnahmen vollzogen sich nach ausgesprochener Mobil-

machuug in 8 Tagen / denn am 24. — auf einigen Linien mit wenigen Zügen bereits am 23. — Iuli begannen die Aufmarsch-Transporte.

Von Hauptmann Frhr. v. Huene, Auslade-Kommiffar auf Linie 0, lief nachstehende Meldung ein:

Mannheim, 22. Iuli 1870. Mcldung. 1. Von heute Nachmittag 1 Uhr bis morgeu werden im Ganzen noch

7 Züge mit bayerischen Truppen Ludwigshafen passiren. Der Transport der diesseitigen Truppeu wird dadurch also in keiner Weise bcrührt. 2. Von Seiten der pfälzischen Bahnen werden die Vorbereitungen für die preußischen Transporte auf das Eifrigste betrieben.

In Kaiserslautern sind die Einrichtungen für die Verpflegung getroffcn, in Homburg bereits eine Rampe von 260 m Länge für Seiten-Ausladung und zwei Rampen für Kopf-Ausladung fertig. Auf ineine Veranlassung wird die Direktion sogleich einen Vorrath von Schwellen beschaffen, um eventuell auf einer anderen Station Rampen herzustellen. Ich werde morgeu die ganze Linie, womöglich bis Zweibrücke», rekognosciren.

3. Vvn den bayerischen Truppen stehen auf der Linie Zwcibrücken-

Pirmasens-Winden: 1 Iägerj-Bataillon, 1 Infanterie-Bataillon nnd das 5. Chevaulegers-Regiment, dessen Kommandeur, Sberst Weinrich, die ganze Vorposten-Anfstellung kommandirt.

In Homburg steht ein Zug Kavallerie. — In Winden habeu die Vorposten Anschluß an badische Dragouer. 4. Von Seiten des bayerischen Kriegsministeriums ist die Anlagc von Bäckereien in Mannheim in Aussicht geiioiiimen, die daselbst her-

38

Die Durchführung des Eisenbahn > Aufnuirsches.

gestcllten Vorräthe sollen auch für die verbündeten Truppen zur Dispvsition gestellt werden. — Habe die bezügliche Verfügung eingesehen. (Vergl. S. 36.)

5. Auf meinc Anfrage vom 21. früh aus Leipzig habe ich noch keinen Befehl / kommt keiner, so werde ich die Pioniere am 24. nach Homburg fahren laffen. 6. Hauptmann v. Katzeler bis jetzt noch nicht eingetroffen, dagegen soll sich in Kaiserslautern bereits cin Offizier befinden. 7. Beim Gouvernement von Mainz lagen keine neueren Nachrichten vor.

Ireiherr v. Huene. Die in dieser Meldung erwähnten Vorbereitungen bayerischerseits waren auf Anfordern des bayerischen Militärbevollmächtigten in Berlin vcranlaßt worden:

Berlin, 17. Iuli 1870. Dcr Militärbevollmächtigte Major Freyberg an Kriegsminister. München. Große Truppen > Transporte macheu nothwendig, daß nber 23. Iuli früh hinaus Linie Hof-Aschaffenburg und alle Pfalz - Bahnen für militärische Transporte bayerischerseits nicht mehr beansprucht werden und die betreffenden Verwaltnngen angewiescn werden, den Requisitioiicn der Norddeutschen

Linieii-Kommissivnen Fvlge zu leistcn. Bitte Kohlenausfuhr zu verbieten.

Freyberg.

An demselben Tage (22. Iuli), an dem die Ausladc-Kommissare meldeten, daß vorne Alles bereit sei, wurden die eben ausgegebenen Fahrt-Dispositionen der Linien .T und 6 hinsichtlich der Ausladestationen anf Grund der bei der obersten Heeresleitung eingegangenen Nachrichten abgeändert.

Bereits am 18. Juli hatte das Nachrichten - Bürean des großen Generalstabes folgende Chiffre-Depeschen erhalten:

Von Paris ab: 1. Division am 16. Iuli,

2. » » 17. » , 3. » » 18. » , Voltigcurs-Division am 19. Iuli,

Grenadier- » » 20. » , nebst in Summa 6 Kavallerie - Regimentern,

vcr Division 2 Batterien. Große Unordnung auf Bahnhöfen, Truppen alle inkomplet. Rescrven folgen ihnen. Durch Meaux in 24 Stunden 40 Truppenzüge.

39

Die Durchführung des Eisenbuhn-Aufmarsches.

Am 19. Juli gingen weitere Nachrichten ein: Bis zum 18. früh ein Armee-Korps von Paris fort. Am 18. fährt Kavallerie > Division. Erster Transport von 20 000 Afrikanern wird am Mittwoch in Marseille sein. Schienen bci Weißenburg von Franzosen aufgerissen. Am 18. 5 — 9 Morgens 24 Lokomotiven, Truppe» durch Mülhausen nach Straßburg. Bis Mittag I Uhr in gleicher Richtung 8 Züge. In Mülhausen wenigstens 50 Lokvmotiven für Truppen. Die 16 Pariser Batterien des 4. und I I. Artillerie-Regiments werden bis 19. Mittags befvrdert sein. Garde-Kvrps, das am 18. Abmarsch beginnen sollte, bis Mittag keine Ordre. Bxtriebsstörunge» auf Oftbahn.

Nachdem durch diese Nachrichten die beschlennigte Versammlung der

französischen Armee vor Durchführung ihrer Mobilmachung vorwärts Metz nnd bei Straßburg festgestellt war, trat eine neuc Kriegslage ein, die aber General v. Moltke in seinem Kriegsplan bereits vorgesehen hatte

svergl. S. 25). Um einer Störung des Eisenbahn-Aufmarsches durch den Feind vorzubeugen, wurde noch Vor Beginn der Eisenbahn-Transporte

am 22. Iuli angeordnet, daß die Truppen der 2. Armee statt in Neunkirchen und Homburg i. Pf. in Bingerbrück und Mannheim ausladen sollten.

Diese Aenderung der Dispositionen wurde in folgender Weise angcordnet:

Berlin, 22. Iuli 1870. Llnicn-Kommission O

Guntershausen. Nach anderwcit getroffeuer Anordnung hat die Ausschiffung der Truppen des IV. Armee-Korps und des Garde-Korps, falls keine andere Bestimmung

ergeht, auf Linie V nicht in Hvmburg, sondern in Mannheim zu erfvlgen. Der Transport der Truppcn des XI. Armee-Korps uach Germersheim hat abcr in der bisher festgesctzten Weise stattzusinden. Hauptmann von Huene wird für Rampen, Ladebrücken pp. in Mannhcim sorgen. Die Kominission hat hiernach das Nöthigc zu veranlassen und vom Empfang dieses Schreibens telegraphisch Anzeige zu machen.

Exekutiv - Kommission.

An Hauptmann von Huene, die Linien-Kommission sowie an Hauptmann Mantey gingen gleichfalls entsprechende telegraphische Befehle

ab, auf die folgende Meldungen einliefen:

St. Wendel, 22. Iuli 1870. Major Brandenstein

Bcrlin.

Alles in Ordnnng. Bin bis übermorgen in Kreuznach.

Mantey.

40

Die D»rchfi>brung des Eisenbahn -Aufmarsches,

Mannheim, 22. Iuli l870. Major Brandenskein, Generalstab.

Berlin.

Einleitungen bereits getroffe». H u e n e.

Ludwigshafen, 23. Iuli 1870. Majvr Brandenstein, Generalstab.

Berlin.

Einrichtungen in Mannheim und Kaiserslautern in Angriff genommen.

yomburg fertig. Werde Pionier-Kommandos in Mannheim und Kaiserslautcrii lassen, ich heute Mittag Strecke rekognosziren. Befehle Kaiserslautern, morgen Homburg.

Huene

Nach dieser Zurückverlegung der Ausladestationen auf den Linieu X und 6 begannen alsdann die Aufmarsch-Transporte planmäßig auf Grund der Fahrt-Dispositionen.

Der Ablauf der Armee-Korps auf den einzelnen Linien ist aus der

im Anhang 1 bezw. in Anlage 8 beigefügten tabellarischen bezw. graphischen Darstellung zu ersehen. Die Oinien werden naturgemäß von denjenigen Korps benutzt, durch dcren Bezirk sie führen, oder von denen sie am einfachsten erreicht werden können.

Anf den Linien X, 0, I', welche jenseits des Rheins endigten, fanden möglichst viele fechtende Truppen der norddeutschen Korps Beförderung, während die Linicn k und I) mehr zum Transport der Trains benutzt wurden. Auf allen Linien wurden zunächst starkc Truppen-

maffen, nur ausgerüstet mit den nothwendigsten Trains, transportirt, das III. Armee-Korps führte fogar nur seine 3 Sanitäts-Detachements und 2 Feldlazarethe mit sich. Nachdem hinreichend starkc Kräfte in dem Aufmarschgebiet versammelt waren, um dem Feinde einen ersten Widerstand leisten zu köiinen, folgten den Korps erst die Trains.

Auf Linie L wurden vom 24. Iuli bis 8. August - im Ganzen 386 Züge feinschl. 32 Dispositionszüge) abgelaffen. Diese Ausnutzung der Linie geht scheinbar über den Fahrplan von täglich 18 Zügcn hinans. In Wirklichkeit aber bleibt die Ausnutziing der Linie in den vorgeschriebenen

Grenzeiis denn die große Transportleistung wurde dadurch errcicht, daß die Linie gleichzeitig für mehrere Zwecke benutzt werden konnte. Während des Transportes des X. Armee-Korps (Hannover) war dic Strecke BerlinBraunschweig-Hannover frei. Diese konnte daher aus dem Bezirkc des 111. Armee-Korps von der Garde-Landwehr- und 2. Landwehr-Division benutzt wcrden, die sich bei -vannover bezw. Bremcn versammeln sollten.

Die Durchführung des Eisenbahn-Aufmarsches.

41

Die letzteren Truppenzüge lenkten in Wunstorf nach Bremen ab. Dicselben Züge im Militär-Fahrplan der Linie X, die also der Versammlung der Pandwehr-Divisionen dienten, »ahmen in ihrem Weiterlauf Trüppen

des X. Armee-Korps auf. In der Tabelte (Anhang 1) sind die Transporte der Landwehr-Divisionen als »Lokale Transporte« bezeichnet, ebenso wic alle übrigen Truppen-Transporte, welche nicht im Aufmarschgebiet endigteir

Nachdcm der Transport des X. Armee-Korps beendet war, wurde

es dringlich, dem III. Armee-Korps wenigstens die erste Staffel der Trains nachzuschieben, um das Korps operationsfähig zu machen. Nach den planmäßigen Dispositioncn svllte anch die zweite Staffel der Lrains dem III. und X. Korps auf Linie X unmittelbar folgen/ ebenso auf Linie

die zweite Staffel der Trains dem IV. Korps und dem Garde-Korps. Die bezüglichen Fahrt-Dispositionen waren auch bereits ausgegeben. Als sich aber die allgemeine pvlitische Lage zu Gunsten Deutschlands

geklärt hatte, und die im Osten anfangs zurückgclassenen Korps I, II und VI zur Verwendung gegen Frankreich verfügbar wurden, erging am 26. Iuli der auch bereits im Kriegsplan des Generals v. Moltke vorbedachte Befehl, das I. und VI. Armee-Kvrps schleunigst in das Aufmarschgebiet nachzuschieben, um für die beabsichtigte Offensivc nach Frankreich hinein niöglichst stark zu sein. Ueber die Heranziehung des II. Armee-Korps

wurde erst einige Tage später verfügt (vergl. Seite 62), weil zunächst alle Linien voll besetzt waren. Die ausgegebenen Fahrt-Dispositioncn wurden daher umgestoßen, und folgende telegraphische Befehle erlassen:

1. Berlin, 26. Iuli 1870. Linien-Kommission X

H a n nove r.

Die Beförderung nach der Fahrt - Disposition aus Linie V findet nur

bis inkl. Zug 165 statt. Dann folgt von Berlin bis 4ieunkirchen eine Infanterie- und eine Kavallerie-Divifivn und einige Trains. Von den 18 Zügen werden 3 in Bingerbrück ausgeladen.*) Vvrläufige Disposition treffen und Bahnen benachrichtigen. Näheres schriftlich.. Antwort.

Exekutiv -Kommissi on.

2. Berlin, 26. Iuli 1870. Linien-Kommission Bataillons.

Schanzzeug - Kolonne

1 Infanterie < Divi> :

1 Sanitäts - Detachement 7 Feld-Lazarethe Lazareth-Reserve-Personal u. Depot

2 LLL

Train - Bataillon

und

Mann
Artillerie

'L

lons.

N

L-

.§ Z s s;

Kolonneii und Trains.

und des Train-Bataillons.

l

8

5

2

18. Division

Vom

V

XII. Annee-

16

5

General-Komiiiando i ..

1 Kavallerie < Division mit Branchen

2 Kavallerie-Brigaden Korps - Artillerie

korps

VI

Train -Bataillon

4

Vom IX.Armeekorps

18. Divisivn

bis

lctzten

Zuges.

Schanzzeug-Kolonne

Unna-Letmathe -Wetzlar -Oberlahnstein-Mosbach. ^ Sitz der Li»ik» Kommisswn. Aufmarschgebiet geführt wurden. 536 16 269

3 276

295

-r. 27./7. 3"

27

vallerie - Division.

6. 29./7. 6» Garnison-

I Sanitäts-Detachement I Feld-Lazareth

216

4 346

4 597

274

24

». 30./7. 21L

machungs-

I AEiä^l Munitions-Kolonne 1 SanitätS < Detachement 6 Jcld - Lazarethe Lazaretb-Reserve-Personal u. Depot

Mobil-

16 Eskadrons t

1 reitende Batterie i

6. 31./7. 61°

bezw.

Formations176

2 955

2 501

356

21

Orte

u. I./8. 211

der betreffenden

6. 2./8. 2'°

Truppen >c.

Feldbäckerei - Kolonne

Train - Begleitungs - Eskadron Pferde < Depot

Train -Bataillon

Vom Ill.Armeekorps

6 Feld < Lazarethe

12

115

1974

2 022

296

15

u. 4./8. 211

Wittenberg

Lazareth Reserve-Personal u. Depot

Trains

3 Ärtillerie-El Munitions-Kolonnen

2. Staffel

Z

2 Proviant-Kolonnen Pferde-Depot Ponlon-Kolonne

XI

XI

b) Ankunft des

3 Proviant-Kolonnen '

bis

in

Züg-.

3 ArEer^l Munitions-Kolonnen

VIII

X

schaften.

ersten,

Punkte.

I Proviant-Kvlonne

bis

4.

zeuge.

gangenen

Pferde.

Korps - Artillerie

z

VII

abge-

? LL!

IV

3.

Fahr-

s) Ankunft des

Einlade-

1 2nfa„teri-.Divi- ^ Branchen

bis

bis

Be
Artilleries 3 Proviant-Kolonnen

XIV

Höpter

b. 8./8. 511

Pferde-Depot

Seite ...

13

24

14

2

1323 29 762 16 639 1870

119

6'

84

Es wurdcn trans

Lfd.

Nr. nnd

Höhcre Stäbe,

rc.

Stäbe der Korps < Artillerie

SL

Eche-

lons.

Uebertrag. ..

N

T

N

13

24

14

XIV

der

Kolonnen und Trains.

und des Train-Bataillons.

Be-

Mann-

Fahr-

schaften.

amte.

2

Train-Bataillon

Garde - Korps

Lazareth-Reserve-Personal u. Depot

Trains 2. Staffel

4 AAill-r^l Muniti°ns.K°lonn°n

bis

3 Prvviant-Kvlonnen

XV

Train - Begleitungs < Eskadron Pferde - Depot

in

gangeuen

119

355

18

2 376

2 399

Bemerkungen.

б) Ankunft des letzten

Zuges.

Züge.

1323 29 762 16 639 1870 159

10 Feld < Lazarethe

ersten,

abge-

Punkte. zeuge.

eladen а) Ankunft des

Einlade-

Pferde.

K

Vom

7.

und

Ausg

Anzahl

Offiziere

D

Nr. dc-Z

p o r t i r t:

.L

Arniee-Korps

85

Anhang l.

Anbang

Wittenberg

Mosbach

а. 8./8. 6" б. 9./8. 2'°

Ponton-Kolonne

Sunune l. ..

13

24

1 482 32 138 19 038 2 225

2

14

ll< Lokale 15 Bataillone, 1 Fest.-Art.-

Transporte. 409 17 039

15

ZmG»n;m: I2Disp°üti°ns,Züze.

137

712

145

16

Die Znfanterie«Regimenter 60,

Verschi >den

67, 72 bis Cvblenz, rraten zum VIH. Armeekvrps. 2 Bataillone Re Korps

D

rc.

lons.

N

Z

N

ZZ s-

Kolonnen und Trains.

Augnientation

bis

für die

und

Be-

und des Train-Bataillons

Mann-

Fahr-

schaften.

zeuge.

I

Einlade-

s) Ankunft des ersten,

abge-

Pferde.

amte.

II. Lokale I

der

89

Ausg eladen

Anzahl

Offiziere

Hühcre Stäbc, Stäbe der Korps - Artillerie

Eche-

III

p o r I i r t:

.L

Nr. des

Anhang 1.

gangenen

Punkte.

in

B e m e r k u n g e n.

l>) Ankunft des zweiten

Züge.

Zuges

T r a n s p o r t e.

3(t 3 749

44

8

3

Verschi eden

Regimenter

Hrribrrgi^en ta nb auf Linir N

19, 34 und 2. Bataillon67 Summe aller Trans-

porte I u. II.. .

90

76

50

13

4 192 125056 34 460

Linie ll^ Tresdcn bezw. Lcipzig Erfurt^-BebraI. Transporte, welche in das 1.

Vom

29

8

3

XII. Armee-

General < Koinmando i ..

2 Fnfanterie- Oivi- ! .

sionen ^ranchen

korps

4 Infanterie-Brigaden Train-Bataillon

^ Leichter Feldbrückentrain u. Schanz-

3 463

274'

'nnd SI DiSpesitiens-Zngr.

Fulda - Frankfurt a. M. Castel bei Mainz. ^SitzderLinien-Kommissio». Aufmarschgebict geführt wurden. 1 185 37 039

7 472

981

72

zeug - Kolvnne

Garnison

-i. 27./7. 51it

Mobil-

2 Sanitäts - Oetachements

machungs- bzw.

11 Feld - Lazarethe

FormationsOrte

Lazareth-Reserve-Personal u. Depot

4 AErk!° ! Munitions-Kvlonnen 4 Proviant-Kolonnen Feldbäckerei - Kolonne

Train < Begleitnngs - Eskadron Pferde - Depot

II

Ponton « j
Kommission. Aufmarschgebict geführt wurden. 7 602

1865

96

13

Stolberg

a. 24./7. 10

4 Eskadrons traten am 3./8. zur 3. Kavallerie« Oivision.

b. 26/7. 6-L

1 Infanterie-! «riaade 1 Kavallerie. j «rigaoe

bis

II 13

8

8

3

General - Kommando > ..

1 Infant-rie-Divi. ^ranchen Vom

? L7L j

VII. Armec-

Korps-Artillerie Train-Bataillon

bis

V

5 397

Branchen

0

0

5 083

247

I Infantciie-Division mit

8

290

kvrpS

Leichter Feldbrückentrain u. Schanzzeug-Kolonne 3 Sanitäts < Detachements

765 20 041

6 351

768

53

Garnison-

Call

a. 24./7. 8L b. 30./7. 8"-

Mobil-

12 Jeld < Lazarethe

Lazareth-Reserve-Personal u. Depot

1. Außerdem: 15 DispositivnsZüge.

2. 4 Eskadrons H Sanitäts-Detachement /. . ^

I üeld. I'aiarNb

machungs- bzw.

aArtillerieMunitions-Kvlonnen 3 s 5 Proviant.Kolonnen

Formations-

Feldbäckerei - Kdlonne

Orte

Train - Beglcitungs - Eskadron

Pfcrde-Depot

k

L.



7



1 Infanterie>Brigade

' Znfant-ri-.i Munitions-Kolonnen 2 Artlllene- ^

212

7 845

1986

251

18

8« >

3 102

146

28

3

Aachen

a. 25./7. I1-° b. 28./7. 9 '°

1 reitende Batterie trat am 3./8. zur 3. Kavallerie-Division.

Call

a. 25. 7. 10 b

Infanterie - Regiment 28.

Ibislll 4. 0

Vom

3







Aachen

b. 25. 7. 1 °

VIII. ArmeekorpS

Summc I... 28

16

15

1304 38 590 10 348

1 143

87

9mGanzrni.5Dls°°g.i°»s>gäge.

Anhang 1.

94

Anhang 4

p o r t i r t:

Be-

Ausaeladen

Anzahl der

Offizicre und

95

Mann-

Fahr-

a) Ankunft des ersten,

abge-

Punkte.

Pferde. schasten

Einlade-

zeuge.

amte.

in

gangenen

b> Ankunft des

Bemerkungen,

letzten

Züge.

Zugcs.

Tran s p orte. Landwehr-

2

36

18

234 10 108

1

3 Fest.-Art.-

bis

Komp,, 1 Fest.-

I u, II. . .

Summe aller Transporte auf den norddeutschen Linien.4—4

15

4

374 306 181

37

Anie I: Schwandorf Jrrenlohe Nürnberg-'4 Transporte, welche in das

1 217

99'

18 134 531237 150755 15 585

1246'

Verschi den

I

Vom

bis

4 bayerischen Armeekorps

Vom

2

4

General-Kommando,

12

9

II. baperischen Armeekorps

bis

XI

^ ^^t-Muniti°n-. > ^olonnen

^ ^"^'Dwi'^Branchen

2 Divlsions-Munltlons-i 2 Sauitäts-Kompagnien

2 Infanterie-Brigaden

5 Aufnahme-Feldspitale 3 Feld < Verpflegungs - Abthcilungen

-und 174visposillons.güg,

Aufmarschgeb iet geführt wurden. 2 540

654

19

6





-und 15 Dispositiens.gÜP

Heidingsfeld Mosbach - Heidelberg. - Si« der Li»ien - Kommissio». 79

1.

3.

1538 48 6S8 11069

12

Augmentation fürRegiment 33 pc rte

I

74

Pion.-Komp.,

Surm ie aller Trans-

III

721

Truppen,

I VI

8

565

-I O'

4 382

723

48

GarnisonHeidelberg Mobilmachungs. bzw. FormationsOrte

Desgl.

Heidelberg

1826

46

8

7

692 17 441

5 082

750

61

48

Desgl,

Heidelberg

bis

V 4

11

12



II. Lokale

I

Besatzung

I

—,—

1

—,—

Inaolstadt

II

Besatzung

Trans p o r t e, 20

639

19

4

1

Bayreuth

Regensburg

20

639

19

4

l

Bamberg

Nürnberg

40

1 278

38

8

2

732 18 719

5 120

758

63

Nürnberq

Summe II. ..

2

Summe aller Trans-

portc I u, II...

13



—!— 4 12 ! —

'

2S./7, 6-'°

b, 8./8. 6°"

I

Tumme I. ..

b. 31./7. 4L

-

3 Prvviant-Kolonnen Ergänzungen

a. 2S./7. 2Lt

96

Es wurden trans

p o r t i r t:

4

und

Höhcrr Stäbc, Stäbe der Korps - Artillerie

rc.

des

.L ß

Eche-

Zl-S-

lons.

der

Dffiziere

D

Armee > Korps

Mann-

und

Kolonnen und Trains.

und des Train-Bataillons

Fahr-

schaften.

ersien,

abge-

P u n k t e. zeuge.

amte.

geladen s) Ankunft des

Ein lade-

Pferde.

Be-

Aus

Anzahl

-j—-

Lfd.

Nr.

97

Anhang I.

Anhang 1.

in

gangenen

6) Ankunft des letzten

Zuges.

Züge.



'.'inie II: Kcmpten-Augöburg-Rördlingen^I. Transporte, welche in das 3

Vom

6

8



Vvm

II

8

II bisVIII

I. baperischen Arnieekorps

z. IV bis VII

Ergänznngen

1. II. baperischen I Armeekorps bis VI

5



I Kavallerie - Brigade

I Artillerie > Munitions - Kolonne

Gcneral - Konunando 1. Jug

1 Sanitäts < Kompagnie 1 Aufnahme-Feldspital

2 Znsanterie- i ^ j ^

232

Besatzung Ulm





17

I

18

3

16

bergischen

lon

Feld - Division

Vvm

102

60

20

2

66b 20 874

4 398

354

49

Armeekorps

lon

4. Division

Seite...

b. 4. 8. 322

Meckesheim

a. 30./7. 8 °

Desgl.

16

5

2

1 Jnfanterie-Division mit 3 Infanterie-Brigaden

4

Z



1 Infanterie-Division 2 Infanterie - Brigaden

23

14

Meckesheim

I

-

Gunzenhausen

Ulni

6

2

4 401

354

50

Mühlactcr Vrnchsal bezm. Durlach. ^ Titz der Linien-Kommission. Anfmarschgebiet geführt wurden. 63

I Kavallerie - Brigade

Branchen

8

633

684 21 507

3



4

15

Augsburg

Transporte. 19

Vordem II. bayerischen I. Eche-

27

n. 29./7. 2-2

Meckesheim GarnisonMobilmachungsbzw. FvrmationsOrte

-





K.



I. Eche-

214

20





I. Transporte, welche in das

Von Vordem dcr württem-

2 541

120

b. 6./8. 2-2

Vinie III: Münchcn Augr'burg-Ulm^ Ltuttgart-

i.

1 797

I Kavallerie- f

Summe aller Trans-

porte Iu. II...

7 630

431 13 142

II. Lokale

>

Aufmarschgcbiet geführt wurden.

2

Sununc I.. .

II

Crailshcim-Jagstfeld-Mekkcsheim. « Sis d-r Linie». Kvmmisswn.

I 772

1 734

31

10

Stuttgart,

Durlach

a. 22./7. 8 ° b. 22. 7. 8-2

Bruchsal

-i. 26,/7. 9-2 b. 29./7. 1-2

Rohrbach,

a. 22, 7. V. b. 24./7. N.

Ludwigsburg Leichter Feldbrückentrain

369 I«; 701

I 556

269

29

Mobil-

4 Sanitätszüge 3 Feldspitäler

machungs- bzw.

I Munitivns-Kolonne 2 Pioniet-Abtheilungen fx Sanitäts-Kompagnie

Garnison-

257

7 957

1 170

III

19

FormationsOrte Winden,

I Munitivns-Kolonne

Schaidt

689 26 43«.

4 460

411

58 7

98 —

Es wurden trans

p o r t i r t:

Nr. Nr. des

Stäbe der Kvrps < Artillerie

,Z

Q

Eche-

14

6

8

11

Vom l. bayerischen Arincekorps

3 General-Kommando i

2 Insant-rie.Divi- ^ranchen

sionen )

2 Infanterie - Brigaden

X 4.

I bis

abge-

zeuge.

gangenen

P u u k t e.

Pferde.

Be-

schaften.

ersten,

in

Bemerkungen.

t>) Ankunft des letzten

-

amte.

2

bis

Dom II. bayerischen Armeekorps

Kolvnnen und Trains.

a) Ankunft deS

Einladc-

Fahr-

zeladen

Zuges.

Züge.

N

N Uebertrag...

I

Mann-

und

und des Train-Bataillons

§ 'A

lons.

3.

Höhcre Stäbc,

S rc.

der

Offiziere

D

Armee. Korps

AuS

Anzahl

Lfd. und

99

Anhang 1.

Anbang 1.

4 460

411

58

704 17 681

5 799

811

58

Garnison-

Bruchsal

Mobil-

1 Artillerie- s Kolonne

-r. 3I./7. 3)11.

I>. 9./8. Il'

machnngs- bzm.

1 Haupt-Feldspital 4 Aufnahme-Feldspitäler 1 Sanitäts-Kompagnie 3 Feld.Verpflegungs-Abtheilungen 3 Proviant-Kolvnnen

FormationsOrte

871

41

2

4



1 Saupt-Munitions-Kolonne 2 Divisions. t Munitions-

689 26 430

894

48

6

Desgl.

Bruchsal

а. 3I./7. 21^.

б. 3,/8. 8"

IV 310

56 GeneralEtappen-

97

12

3

2./8. 2°,

München

Inspection

III

Bruchsal

bis

Feld-EiftnbahnAbtheilung

VII

Ergänzungen

—.—

Summc I. . .

35

5 —

Augsburg, Ulm

1490 45 292 11 250

5

26

ll. Lokale IV

Besatzung Ulm

b. 6./8. 2ll-

München,



3

Transporte. 60: 1917

57

1282

130

12

3

München,

Ulm

Augsburg,

Plattling Sunnne aller Trans-

portc I u. II. . . Summe aller Transporte auf den süddeutsche» Linien I

bis M.

38

26

19

5

69

46

36

8

443 352 217

45

1 550: 47 209 11 307

1 294

133

2 966 87 435 20 828

2 406

246

Gesammisumme:

Linien .L bis I und I bis III.

21100618672 171588 17 991

1 492'

-m.d I74Di-P«o°s.Züge.

I

7

101

Anhang 2.

Darstellung der

Betriebsverhältmsse nack Ablauf der Aufmarsch - Transporte auf den Endftrecken im Ausmarschgebiet.

llnmittelbar nach der Schlacht bei Spicheren war man bemüht, den

I. Aetrieös-

Betrieb über die Landesgrenze hinaus vorzuführen, wie bereits aus dem

Merhättnilse

auf der

mitgetheilten Dcpeschenwechsel Seite 68 hervorgeht,

Das technische Mitglied der Erekutiv-Kvmmission besichtigte persönlich Htyeiu-Waye-

Bayn und aut ihrer Der-

die Strecke und telegraphirte über den Befnnd: St, Avold, 10. August 1870. Oberstlieutenant von Brandenstein

Saarbrücken. Telegraphische Verbindung mit St, Avold hergestellt, Bahnstrecke bis dahin betriebsfähig, Eisenbahn-Direktion veranlaßt, Betrieb einzurichten.

Kinel.

Zufolge dieser Anweisung wurde bereits am 11. August für die Strecken vorwärts Saarbrücken eine neue Betriebs-Inspektion unter Eisenbahnbaumeister Ulrich eiugesetzt. In der bezüglichen Auwcisung hieß es, daß ihm die Geschäfte als Eisenbahnbau- und Betriebs-Inspektor für

die Strecke von Saarbrücken bis Forbach uud von dort auf sämmtlichen bereits in Besitz geuommenen und ferncrhin etwa uoch zu ergreifenden französischen Strccken, einschließlich derjenigen Beuingen-Saargemünd, übertragen waren.

Insbesondere wird es Ihrc erste Aufgabe seiu, den Zustand der Bahn von Bcningen nach Saargemünd zu untersuchen und, sobald solche betriebsfähig ist, in Beningen permanent einen Zug bereit zu halten, um etwaigen Reguisitionen der Haupt-Quartiere zu St. Avold resp. Saargcmüud Folge geben zn könncn.

längerung über die Landesgrenze

in Wichtung anf Metz.

102

Anhang 2.

Der Cbef der Ield-Eisenbahn-Abtheilung Nr. 1, Regierungs- und Baurath Dircksen, welcher mit Wiederherstellung der Eisenbahn vorwärts Saarbrücken beauftragt war, meldete am 12.August, daß Bahnhof Remilly erhalten, die Brücke zwischen Herny und Remilly nur unwesentlich be-

schädigt und bis zum 13. August Mittags wieder hergestellt sei. An diesem Tage konnte denn auch ein zweigleisiger Betrieb bis Remilly eröffnet werden. Für diese Endstrecke wurde eine neue Linien-Kommission in Saarbrücken cingesctzt:

St. Avold, 12. August 1870. Linien-Kommission .4, 8, 0, II. Linie 6 wird bis Neunkirchen verlängert. Für Weiterführung von Trausportcn hat 2. Armee auf Bahnen westlich Neunkirchcn LinienKommisfion zu Saarbrücken, Hauptmann von Richthofen eingesetzt?) Bis

jetzt ist Bahn auf Mctz bis Herny hergestellt. Züge mit Truppen sollen aber auch ferner in Neunkirchcn resp. Homburg entladen.

von Brandenstein.

In diese Tage fällt auch der Beginu des Baues der Metzer Umgehungsbahn Remilly-Pont-a-Mouffon, mit welchem der dcm Kriegsnünisterium zugetheilte Hauptmann Golz vom Ingenieur-Korps beauftragt wurde. Derselbe telegraphirte an die Exekutiv-Kommission:

Remilly, 16. August 1870. Oberstlieutenant von Brandensteiu

Herny. Eine Vergrößerung des Bahnhoss Remilly ist zur Vermeidung von Stopfungcn nothwendig/ würde wohl von Regierungsrath Vogt auszuführen

sein. Bitte Kommandanturen Saarlouis und Coblenz anzuweisen, alle entbehrlichen Spaten, Hacken, Stampfen und Schiebkarren oder Armirungs-

bestände sofort per Bahn nach Remilly zu schicken. Für den Betrieb der Bahn Remilly-Mousson werden 16 vierrädrige Maschincn nothwendig sein. Die Bcrgisch-Märkische, die Rheinische und die Erfurt-Nordhausen-Bahn wohl schon jetzt zu avisiren, diesc Maschinen bereit zu halten. Kann ich nicht noch 12 französtsche Generalstabskarten, Sektivn 52 und 53, erhalten?

Golz.

Dic Lieferung der augeforderten Werkzeuge :c. wurde vom Großen Hauptquartier dem Kommandanten von Saarlouis aufgegeben/ an Hauptmann Golz ging folgende Depesche ab: ') Anmerkung. Das technische Mitglied war Bauinspektor Wilde/ das militärische Mitglied wurde am 27. August durch Hauptmann Stavenhagen ersetzt.

103

Anhang 2.

Zerny, 16. August 1870. Hauptmann Golz

Remilly. Wegen Spatcn rc. Nöthige veranlaßt. Lokomotiven soll Dircksen seinerseits durch Ministerium selbst requiriren. Mit Vogt*) wegen Bahnhof Remilly bcreits gesprochen. General-Intendantur einverstanden, daß in Herny, Remilly und Cvurcelles ausgeladen wird. Etappen < Truppen in

Aussicht. Wenn noch Besprechung nöthig, morgen früh bis 10 Uhr Pont-ü-Moufson.

von Brandenstcin. Der Bau der Feldeisenbahn wirkte insofern ungünstig anf den Betricb der Endstrecke Saarbrücken -Remilly Cvurcelles sab 15. Angust bis dahin verlängert) ein, als ein großer Theil der verfügbaren Fuhrparksund Arbeitskräfte bei diesem Bahnbau Verwendung fanden. Sie gingen

daher für die Ausladung der Verpstegungszüge anf den Bahnhöfen Remilly (Etappen-Hauptort der 2. Armee) und Courcelles (EtappenHauptort der 1. Armee) verlorcn. Dies machte sich um so nachtheiliger fühlbar, als unter dem 20. August der 2. Armee die Bildung einer Etappen-Jnspektion für die Maas-Armee aufgegeben war, welcher die Hälfte der bei der 2. Armee vorhandenen Fuhrparks zugetheilt werden mußten. Das Ober-Kommando dieser Armee forderte wiederholt die Freigabe der Wagen, welche beim Feldbahnbau verwendet wurden, und da dieser selbst sich in die Länge zog, so wurde mehrfach erwvgen, ob

man die Bahn fcrtig stellen solle. Ein Telegramm vom 10. September bestimmte endgültig Folgendes: Reims, 10. September 1870. Hauptmann Golz vom Kriegsministerium

Pont-» stndlichcu Waggons angehalten und stehen in Caffcl 50, in Frankfurt 90, in Cottbus 81, in Halle 100 Waggons. Proviantgüter, Waaren verderben und verschimmeln. Wir selbst und unsere Mitlieferanten werden ruinirt, wenn Verkehrseinstellung nicht aufgehvben und Eisenbahnen nicht angewiesen

werden, unsere von Intendanten ausgcstellte, Korps-Generälen beglaubigte Passtrscheine, welche jetzt nirgends beachtet, zu respektiren, unsere Proviantgüter prompter zu befördern. Bitten dringend um schleunige Abhülfe und tclegraphischen Bescheid.

Gebrüder Sobernheim, Armeelieferanten des XI. und IV. Arniee-Korps nnd der 3. Armee.

Die Stockungen im Bahnbetriebe auf der Linie WeißenburgHagenau waren übrigens auch dadurch vermehrt worden, daß in Folge Verfügung der Exekutiv-Kommission in Berlin vom 14. August ab der

118

'Anhang 2.

Belagerungstrain für Straßburg transportirt wurde. Als nun die Züge mit Belagerungstrain vorgeschoben werden sollten, trafen Weisungen vom

Belagerungs-Kvrps ein, daß die Züge in Hagenau warten sollten, bis sie vorgeholt würden, was denn auch geschah. Trotzdem nach der oben angeführten Depesche des Betriebs-Inspektors

Giesc vom 24. August vorläufig Luft gemacht worden war, dauerten die Stocknngen im Derkehr wciter fort, wie aus den nachfolgcnden Korrespondenzen hervorgeht'

Lüneville, 28. August 1870. Betriebs Kommission

Weißenburg. Giese will, daß die Zweigbahn Dicuze-Epinal u. s. w. mit Proviantzügen bcsetzt werde, um Stockungen in dem Nachschieben zu vermeiden. Ich wiederholc, daß Nachschieben überhaupt nicht anzunehmen, bis Linie wieder vollständig frei. Züge müssen endlich glatt durchgebracht werden und dürfen höchstens 100 Achsen enthalten. ... W e i s h a u p t.

Am 29. August wird von Nancy und Pont-ü-Mvusion vollständige Verstopfung der Bahn gemeldet.

Bar le Duc, 5. September 1870. Betriebs - Kommission

Weißenburg. Kriegsministerium zeigt an, daß wegen völliger Verstopfung der Bahulinie Weißenburg-Nancy die dreitägigen Brotzüge sistirt seien. Wo findet

dicsc Stockung statt, wodurch ist sie veranlaßt und was ist zur Abhülfe geschehen?

General-Etappen-Inspektion der 3. Armee. Antwort:

Weißenburg, 5. September 1870. An dic General - Etappen - Inspettion

Bar le Duc. Verstopfung der Linie Weißenburg-Nancy liegt nicht vor/ es könncn jcdoch nur so viel Züge angenommen werden, als an den Bestimmungsorten, namentlich in Nancy, zur Entladung gelangenz gcstcrn 5, heute voraussichtlich 6 bis 7. Stockung, besonders in Nancy, wurde veranlaßt durch bestimmte telegraphische Weisung der GeneralEtappen-Inspektion vom 22. August, betreffend die Ueberführung der

Proviantzüge und die der Zuführung nicht entsprechende Entladung dieser Züge.

.... Bitten um Regelung der Bedürfnißfragc, da in letzter Zeit nur 25 Wagen Brot täglich verlangt wurden.

Betriebs-Kommission.

119

Anhang 2.

Jnzwischen hatten die dem Bahngebiet der BetriebS-Konnnission Weißenburg zunächst liegcnden Bahnverwaltungen mancherlei Klagen gegen die Betriebs-Kommission Weißenburg erhoben, weil ihre Dispositionen täglich durch neue Stockungen durchkreuzt wurden. Trotz aller Bitten, Wünsche und Anmeldungcn gelang cs den Bahnen nicht, ihre

Züge in Weißenburg zu übergeben. In Folgc dessen richtete die Direktion der Badischen Verkehrsanstalten solgendcs Schreiben an die Betriebs-Kommission: Karlsruhe, 4. September 1870. An die Betriebs-Kominissivn

Weißenburg. Obgleich zwischen der diesseitigen Verwaltung und den an der Route aus Süddeutschland nach Frankreich betheiligten Eisenbahn-

Direktionen, Betriebs- und Pinien-Kvmniissivnen die Einsührung geregelter Kurse für militärische Transporte, und zwar zunächst für Prvviant- Transporte vereinbart worden ist, zeigt uunmehr die tägliche Erfahrung, daß aller Abmachungen ungeachtet die Schwierigkeiten bei Effektuirung derartiger Transporte immer größer werden,

und die Zuverlässigkeit getroffener Vereinbarungen völlig aufgehört hat. Die Ilebernahme und Weiterbestellung von Zügen wird stets von der cinen oder anderen Seite an Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft, von denen wir als zwischenliegende, durchaus unbetheiligte Transitbahn nicht wissen köiinen, ob sie zutreffen oder nicht, und wenn wir nach endloscn Verhandlungen ein Ergebniß erreicht zu haben glauben, sv wird dasselbe durch unerwartet eingetrctcne Zwischenfälle wieder zu nichte gemacht/ die Transporte

kommen auf unseren Linien ins Stocken, und uns will dic Verzögerung des Weitertransports zur Last gelegt werden. Unter diesen Umständen müffen wir dringend bitten, daß uns

bestimmte Auskunft darüber ertheilt werde, an wen wir nns in derartigen Fällen zu wenden haben, ohue gewärtigen zu müffen, daß gegebene Zusagen an Einwendungeii weiterer betheiligter Kommissionen und Direktionen oder an der faktischen Unmöglichkeit der

Ausführung scheitern. Solange wir hierübcr nicht vollständig im Klaren sind, werden wir von nnn an sämmtliche Transpvrte wieder wie früher lediglich bei unseren Nachbarbahnen bestellen und es diesen überlaffen müssen, die erfordcrlichen Ermächtigungen beizu-

bringcn. Unter allen Umständen müffen wir von nnn an alle

120

Anhang 2.

traiisitirendm Transporte folange unbedingt zurückmeisen, als uns nicht feitens der Verwaltung des nächstliegenden Bahngebietes die Uebernahme ohne Borbehalte bcstimmt zugesagt ist.

Direktion der Großherzoglich Badischen Verkehrsanstalten. Das gleiche Schrciben wurdc an die Direktion der Pfälzischen Bahnen, dic mobile Linien -Kommission Nancy und Linien-Kommission D in peipzig gesandt.

Gegen diese und ähnliche Klagen anderer Verwaltungen und der Pinien-Konimission 6 in Cassel suchte die Betriebs-Kommission Schutz bei der Etzekutiv-Kommissioii in Berlin: Weißenburg, 10. September 1870. Erekutiv < Kommisßon

Berlin. Von den Linien-Kommissionen und auch den vorliegenden Bahnverwaltungen werden uns bereiis in Bewegung besindliche Züge oft in svlcher Zahl angemeldet, daß die Leistungsfähigkeit unserer Bahn bei Weitem

überschritten wird / beispielsweise für den lOten II Züge. Antrag bei Linien < Kommission 0, vor Abgang der Züge Annahme unsererseits zu stchern, wird als unausführbar abgelehnt. Unter obwaltenden Umständen muß cin Theil der Züge zurückgewiesen werden, und sind Stockungen und Beschwerden, namentlich seitens der Pfalzbahn, welche stets unbedingte Annahme verlangt, nnvermeidlich. Außerdem treffen angemeldete Züge manchmal gar nicht, stellenweise mit Verspätung von mehreren Tagen ein, so daß jede llebersicht und Disposition verloren geht. Bitten Regelung herbeizuführen.

Betriebs - Kommission. Antwort:

Bcrlin, 10. September 1870. Betriebs - Kommission

Weißenburg. Sie haben nur solche Militär-Proviant-Züge zu befördern, welche von der mobilen Linien - Kommission Nancy angenommen sind.

Diese wird sich mit ihr über die Leistungsfähigkeit in Verbindung halten. Linien-Komniission 0 ist belehrt. W e i s h a u p r.

Aber inimer von Neuein wurde von den rückwärtigen Bahnlinien die sofortige Annahme aller angebotenen Züge verlangt:

121

Anhang 2.

Ludwigshafen, 13. September 1870. Betriebs - Kommission

Weißenburg. Es ist nnsere Pflicht, den Anträgen der bayerischen Staatsregierung wegen Truppen - Transpvrten nach dem Kriegsschauplatze

auf unserer Linie nach Möglichkeit zu entsprechen. Wenn Sie zur

Weiterfahrt von Weißenburg ab die Genehmigung der öinienKommission Nancy nvthwendig haben, so dürfte es Ihre Sache sein,

dieselbe einzuholen. Wir wollen Ihnen nicht verhehlen, daß bei fortgesetzter Annahme-Verweigerung dieser zum Theil schon seit 3 Tagen angemeldeten bayerischen Militärzügc eine ernste Beschwerde

unseres Kriegsministers bei Ihrem Staatsminister unausbleibbar sein wird. Pfalzbahn -Direktion

v. Iäger. Die Betriebs-Kommission wies dieses Ansinnen zunächst in einem Telegramm und dann in längerem Schreiben zurück, in welchem sie auf die Schwierigkeiten des Betriebes und besonders darauf aufmerksam machte, daß sie selbst nicht in der Lage sei, übcr die Züge zu disponiren, sondern daß dies von der mobilen Linieii-Kommission Nancy ans geschehen müffe. Ein Schreiben in gleichem Sinne ging an die Direktion der Großherzoglich Badischen Verkehrsanstalten in Karlsrnhe, uni auch die Ansprüche dieser letzteren auf das den Uniständen nach gebotenc Maaß zu beschränken.

Eine Verfügung der mobilen Liuien-Kommission Nancy, welche auch den vorgenannten Bahnverwaltungen mitgetheilt wurde, bestätigte diese Auseinandersetzungen der Letriebs-Kommissivin

Nancy, 14. September 1870. An die Eisenbahn-Betriebs-Kommission

Weißenbnrg. Eine der Hauptschwierigkeiteu der bisherigen Behandlung der Transporte aus uuserer Linie besteht, wie sich täglich bestimmter

hcrausstellt, darin, daß die Traiisport-Aiikündigungcn nicht nur bei uns, sondern, was ganz falsch und ressortwidrig ist, auch bei Ihnen erfolgen. Namentlich von süddeutscher Seite ist das bisbcr

die Regel gewesen. Dadurch aber wird jede Klarheit iu den

122

Anhang 2.

Dispvsitionen vvn vornherein unmöglich. Wir wissen nicht, was Sie, Sie erfahren erst nachträglich, was wir angenommen haben.

Dies Vcrhältniß muß sobald als möglich anfhören. Nnr wir und Riemaud Anders hat zu bestimmen, was und in welcher Rcihenfolge zu transportiren sei, wann und mit welchem bestimmten Zuge es zn fahren habe, dies anzuordnen, ist Sache der BetriebsKvmmission. Wir ersuchen Sie daher ganz crgebenst, von nun an keinerlei Transport, er möge einen Namen haben, welchen cr wolle,

direkt und nnmittelbar anzunehmen, svndern jede Ankündigung zurück an die Linien-Kommission zu weisen. Wir wcrden Ihnen sodann unverzüglich Mitthcilung machen, und die Reihenfolge der Transporte genau bestimmeu, resp. wenn erst ein wirklich durchführbarer Fahrplan feststeht, Ihnen die Nummer der Fahrt mittheilen, mit welcher derselbe abzugehen hat. Ietzt, wo eine solche Regelmäßigkeit leider noch nicht besteht, bedarf es noch einer Anzeige von Ihrer Seite, zu welcher Stunde Sie die Ihnen von nns angekündigtcn Transporte fahren werden, um diesseits für die Verpflegung resp. die Ausladung Sorge tragen zu können. Iugleich bitten wir Sie, uns gefälligst umgehcnd eine Uebersicht aller z. Z. bei Ihnen angekündigten, resp. auf der Strecke befindlichcn Transporte nach Eingangszeit, Stärke und Zielpnnkt gefälligst zugehen zn lassen.

Mobile Linien-Kommission Nancy.

Iähns. Bucholz. Trotz dieser Derfügung ergingen immer wieder direkte Anforderungen

an die Betriebs-Kommission, z. B. in folgender unpaffenden Fornn Frankfurt a. M., 17. September 1870. Linien -Knmmission

Weißenbnrg. Von meincr Mannheimer Firma an XI. Korps gesandter, dcmselben zugehörender Propiantzug steht Maxau über drei Wochen unbefördert. Bitte aufs allcrdringendste sofvrt Nancy scnden. Elstes Korps hat dringenden Bcdarf, und wenn dessen morgen Nancy eintreffende 190 Kolonnenwagcn

leer abfahren, wird betreffende Bahnverwaltung fiir allen Nachtheil vcrantwortlich gemacht.

Aschrvt t.

Atthang 2.

123

Die Antwvrt lautete, er inöge sich an die i?inien-Kvinmisston Nanc» wenden. —

Die Klagen über Nichtannahme der Züge in Wcißenburg bezw. Nancy seitens der rückwärtigen Verwaltungen dauerten übrigens während

des ganzen Krieges fvrt, ebensv wie die hieraus sich ergebenden Verstopfungen der zuführenden Eisenbahnlinien.

Die Regelmäßigkeit eines jeden Eisenbahnbetriebes im Rücken einer

Zeldarmee ist eben davon abbängig, daß die tägliche Znfuhr von

rückwärts nicht größer ist, als die täglichc Ausladung auf den Endstrecken.