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German Pages 325 [360] Year 1995
RUBIN, DAS Z E I T A L T E R I U S T I N I A N S / Z W E I T E R BAND
BERTHOLD
RUBIN
DAS ZEITALTER IUSTINIANS
ZWEITER BAND AUS DEM NACHLASS HERAUSGEGEBEN VON
CARMELO CAPIZZI
W G DE
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1995
Die Deutsche Bibliothek — CIP-EinheitsaHfnahm
Rubin, Berthold: Das Zeitalter Iustinians / Berthold Rubin. Hrsg. von Carmelo Capizzi. - Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Capizzi, Carmelo [Hrsg.] Bd. 2 (1995) ISBN 3-11-003411-5
© Copyright 1995 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechdich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin
Vorwort 1960 publizierte Professor Berthold Rubin, Ordinarius für Byzantinistik an der Universität zu Köln, den ersten Band eines umfangreichen Werkes, mit dem Titel „Das Zeitalter Iustinians". Wie aus einem Werbungsprospekt zu entnehmen ist, sollte das gesamte Werk vier Bände umfassen, deren Untertitel klar verstehen lassen, welche Thematik behandelt werden sollte: I. II. III. IV.
Persönlichkeit, Reichsidee. Ostpolitik. Der Untergang der Wandalen und Goten. Die Balkanpolitik. Kriegswissenschaftliche Zusammenfassung. Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft, Literaturgeschichte. Profane Wissenschaften. Recht. Kultur- und Sittengeschichte. Kirchengeschichte. Theologie. Kunstgeschichte und weltgeschichtliche Nachwirkung des Zeitalters Iustinans.
Der erste Band zog wegen seiner originellen wissenschaftlichen Struktur die Aufmerksamkeit der Fachzeitschriften1 auf sich und genoß einen erheblichen Umsatzerfolg, wie das zuständige Personal des de Gruyter Verlags bezeugen kann. Bei persönlichen Gesprächen, die ich mit Professor Rubin als sein Student an der Universität zu Köln (1961—63) führte, sagte er mir des öfteren vertraulich, daß die von ihm gesammelten Materialien so umfangreich waren, daß er nicht nur vier, sondern sechs Bände voraussah. Es war ihm klar, daß die Veröffentlichung des gesamten Werkes, „Das Zeitalter Iustinians", den umfangreichsten und kreativsten Beitrag zur politischen, sozialen, religiösen, wirtschaftlichen etc. Welt darstellen würde, deren Vordergrund von der Persönlichkeit Iustinians etwa vierzig Jahre lang beherrscht wurde. So sollte das gesamte Werk die äußerst detaillierte Erneuerung und vollkommenste wissenschafdiche Weiterführung des bekannten Essays bilden, den der berühmte, französiche Byzantinist Charles Diehl dem Kaiser Iustinian am Anfang dieses Jahrhunderts widmete2. 1
Einige Besprechungen erwähnte ich im Rahmen meines kritischen Beitrags zum ersten Band: Glustiniano, fu un romantico della politica? in: Rivista di Studi Bizantini e Neoeilenici, 1 (XI) 1964, S. 154 bis 157. Vgl. L'Annee philologique 31 (1960) 480. 32 (1961) 458. 33 (1962) 452. 34 (1963) 465, wo insgesamt 16 Besprechungen angezeigt werden; dazu kann man noch andere hinzufügen, wie ζ. B. G. Stadtmüller, in: Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas, Bd.IV, Heft 1 (1961), S. 130-31; S. Mazzarino, in: Studi Medievali, 3a ser., 2 (1961), 607-611 C. Capizzi, in: La civiltä cattolica, 1962, II, 273-274.
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Justinien et la civilsation byzantine au Vie siecle. Paris 1901. - Das Werk wurde auch von einigen Kapiteln eines anderen bedeutenden Buches desselben Verfassers, nähmüch L'Afrique byzantine. Histoire de la domination byzantine en Afrique (533-709). Paris 1896, vorbereitet. Das Professor Rubins Hoffnungen begründet waren, wird vom Urteil mancher seiner Rezensenten bestätigt. Unter den positiven Urteilen über sein Werk beschränke ich mich, das von Robert Browning heranzuziehen: „Der erste Band des auf mehrere Bände angelegten Werkes ist außerordentlich gehaltvoll, doch oft schwer lesbar. Die grundlegende, moderne Darstellung der Epoche" (Iustinian und Theodora. Glanz und Größe des byzantinischen Kaiserpaares. Deutsch von Diether Eibach. Bergisch Gladbach 1981, S. 264). Dieses Urteil stimmt wesendich ζ. B. mit jenem von Professor Herbert Hunger überein. „Man kann den Verfasser zu dem großen Wurf nur beglückwünschen, der - einmal vollendet das Standardwerk für die Epoche Justinians zu werden verspricht", (in: Anzeiger für die Altertums Wissenschaft 15 [1961] 204).
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Vorwort
Wir, die Studenten und Kollegen von Professor Rubin, warteten mit Spannung auf die Veröffentlichung der nachfolgenden Bände des Werkes 3 . Aber die Jahre und Jahrzehnte vergingen, und das Werk blieb beim ersten Band stecken. Auf die diesbezüglichen Fragen von mir und anderen Freunden antwortete Professor Rubin, daß er bei der Erfüllung seiner professionellen Pflichten als Byzantinist und bei der Fortsetzung der Vorarbeiten seines „Iustinians" den Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Interessen zur aktuellen Geschichte im Allgemeinen und besonders Deutschlands verlegt habe. Man weiß, daß die Zeitgeschichte Deutschlands von Ereignissen geprägt wurde, die auf Professor Rubin schmerzhaft wirkten, wie ζ. B. die Territorialverluste; die Vertreibung Millionen Deutscher sowohl aus den von Russen eroberten und von Polen besetzten ehemaligen deutschen Gebieten, als auch aus der Tschechoslowakei und Ungarn; die Teilung Deutschlands in zwei künstliche Staaten; und die unerhörte Demütigung der seit dem 13. August 1961 errichteten Berliner Mauer. Diese „Schandmauer" war ein psychisches Trauma für Professor Rubin. Wenn auch seine Familie aus Baden stammte und er selbst in Mannheim geboren wurde (10.7.1911), hatte Professor Rubin seine Kindheit und Adoleszenz in Berlin verbracht, an der Berliner Universität studiert, wo er hauptsächlich die Vorlesungen und Seminare von Professor Wilhelm Weber besuchte, den er als seinen einzigen Meister betrachtete. Kein Wunder also, wenn Professor Rubin sich bis ins Mark immer als Berliner fühlte und dadurch dem oben angedeuteten Trauma erlag. So lassen sich die letzten dreißig Jahre seines Lebens und Wirkens vielleicht besser verstehen, ebenso wie die Verzögerung der Fertigstellung des vorliegenden Bandes. Die Leser werden mir vergeben, wenn ich darüber nun etwas länger berichte. Die Berliner Mauer veranlaßte Professor Rubin, seine besten Kräfte und Mittel in den Dienst einer Sache zu stellen, die er erst im letzten Jahr seines Lebens triumphieren sah, gerade in der Zeit, in der seine Gesundheit von einer unbarmherzigen Leukämie heimgesucht wurde. Es sei genug zu bemerken, daß er am 7. Oktober 1990 starb, also elf Monate nach der Öffnung der Berliner Mauer und nur vier Tage nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Wenn auch sein Leben dem Ende entgegenging, so konnte er doch noch mit letzter Kraft und unsagbarer Freude und Genugtuung, stundenlang vor dem Fernseher sitzend, alle Feierlichkeiten, die das Ereignis der Wiedervereinigung hervorrief, miterleben. Am Abend des 3. Oktober krönte er die Freude dieses überwältigenden Tages mit einen für ihn mühevollen, letzten Besuch am Brandenburger Tor und Reichstag. Gerade um der Öffnung der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung seines Vaterlandes willen engagierte sich Professor Rubin in den sechziger und siebziger Jahren in politischen Aktionen — als Einzelgänger und oft mit Hilfe des Fallschirms - , die nicht nur Bewunderung für seinen Mut (er brachte nur sich selbst in physische Gefahr), sondern auch Bestürzung und Diskussionen unter uns Studenten und Kollegen hervorriefen. Es lag in der Natur der Sache, daß jene Aktionen, von journalistischen Artikeln und wissenschaftlichen Vorträgen begleitet, Professor Rubin politische Freunde und Sympathisanten aber auch Feinde schufen; die Letzteren hatten nicht immer den Mut, sich öffendich zu zeigen, benutzten aber in der damaligen politischen Lage oft die Möglichkeit, ihn zu diffamieren und tückisch zu verfolgen 4 . 3
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A m Ende seiner Besprechung des ersten Bandes hatte der bekannte Balkanologe Professor Georg Stadtmüller diese Erwartung von seinem fachlichen Interesse her deudich ausgesprochen: „Dem 2. Band, der auch das Eindringen der Slaven in die Balkanhalbinsel und die Ereignisse im Schwarzmeerraum zum Gegenstand haben muß, sehen wir mit Spannung entgegen" (а. а. а. O. 131). Einen Fall solcher Verfolgungen sehe ich in einer Tatsache, die bei den meisten Byzantinisten unbekannt ist. 1967 öffnete der de Gruyter Verlag mit der Historia von Agathias Myrinensis, kritisch editiert von Professor Rudolf Keydell, das bedeutende „Corpus Fontium Historiae Bizantinae", das heutzutage schon einige zehn Bände in den verschiedenen Nationalreihen erreicht hat; es ist leicht festzustellen, daß der Name von Professor Rubin niemals und nirgendwo in Beziehung zu diesem „Corpus" zu lesen ist. Das ist dem Unterschreibenden und anderen unverständlich, weil wir wissen, wieviel Mühe sich Professor Rubin jahrelang gab, um das „Corpus" (das er zuerst „Monumenta
Vorwort
VII
In den achtziger Jahren gehörten diese Aktionen endgültig der Vergangenheit an, doch galt der politischen Aktualität noch immer Professor Rubins größtes Interesse; man darf sogar sagen, daß es in gewissem Sinne stärker geworden war. Das wird in einem hinterlassenen, reich dokumentierten Werk über Michael Gorbatschow und den weltgeschichtlichen Sinn seiner „Perestroika" bezeugt. Das Werk liegt nun als Manuskript unter den Funden seines Nachlasses; wenn es gedruckt wäre, würde es aus drei dicken Bänden bestehen: es könnte sicherlich zu den umfangreichsten und wissenschaftlichsten Beiträgen über diese große russische Persönlichkeit gehören. Daß Professor Rubin inzwischen seine Iustinianforschung nicht eingestellt hatte, beweist die Beharrlichkeit, mit der er Quellen- und Literaturmaterialien zu diesem Thema, sei es in Europa, sei es in Amerika sammelte; besonders oft arbeitete er aber in Washington D. C., wo er immer wieder längere Zeitabschnitte verbrachte. Darüber hinaus ist gewiß, daß 1981 der zweite Band in der Endphase der Redaktion stand: jetzt ging es nur noch darum, an den Text (er war schon zum dritten Mal geschrieben) die letzte Hand anzulegen, und die zahlreichen und oft sehr langen Anmerkungen zu ordnen. Aber das Werk über Gorbatschow verschob, oder besser gesagt verhinderte bis zum Tode des Verfassers den Abschluß dieser Arbeit. Die Anmerkungen blieben auf der Stufe einer Serie von Zetteln, zum Teil mit Maschine, zum Teil handgeschrieben, deren Nummerierung mit jener des Textes in Einklang gebracht werden mußte. Der Text seinerseits zeigte an einigen Stellen Verbesserungen und Hinzufügungen — auch mit Maschine und Hand geschrieben —, die hier und da mit Korrekturstreifen überklebt waren. Dem Wunsch Professor Rubins nachkommend, las ich im Jahre 1991 den Text und die Anmerkungen. Auch wenn er die vorgesehene „Kriegswissenschaftiiche Zusammenfassung" wegließ und sich auf die geschichdiche Rekonstruktion der von Iustinian angestifteten, hartnäkkig geführten Vandalen- und Gotenkriege und die Politik Iustinians im Balkan beschränkte, fiel es mir leicht, den Band druckwürdig zu finden. Zwar schienen mir nicht alle Analysen, Erschließungen und Interpretationen Professor Rubins resdos unumstritten zu sein; ich sah sogar ein, daß man über manche Einzelheiten der angewandten historischen Methode diskutieren könnte, umso weniger konnte ich jedoch die große Gelehrsamkeit, die außergewöhnliche Gedankenkraft und die Tragweite der geschichtlichen Perspektiven übersehen, die mir und anderen schon im ersten Band aufgefallen waren 5 . Auch konnte ich kaum seine sprachliche und stilistische Ausdrucksweise übersehen, in der eine menschliche Leidenschaft auftaucht, die trotz gelegentlicher Ubertreibungen die glücklichen aber auch die traurigen Realitäten der Vergangenheit vergegenwärtigt, und den Leser mitreißt, den Wahrheitsgehalt des Cicero Ausspruchs „historia magistra vitae" zu mindest teilweise mitzuerleben 6 .
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Byzantina" nennen wollte) zu planen und zu organisieren, wie auch aus seinem Briefwechsel mit einigen Mitarbeitern (ζ. B. R. Keydell, L. van Dieten usw.) unwiderleglich hervorgeht. Darüber hinaus kann ich als ehmaliger Student von Professor Rubin bezeugen, daß das künftige „Corpus" Objekt einiger Seminare an der Universität zu Köln war, und ich wurde persönlich von ihm eingeladen, daran mitzuarbeiten. Ein bekannter und jetzt verstorbener italienischer Byzantinist aus Mailand, Professor Agostino Pertusi, der teil an einer internationalen Versammlung für die Vorbereitung des „Corpus" nahm, erklärte mir unverblümt, daß die Ausklammerung von Professor Rubin von den Arbeiten des „Corpus" nur eine „faccenda politica" war. Siehe besonder G. Wirth, in: Deutsche Literaturzeitung 82 (1961), 8 9 5 - 8 9 7 und in: Helikon 1 (1961) 1 8 6 - 1 9 7 ; C. Capizzi, in: Studi Bizantini e Neoellenici 1 (XI) (1964) 1 4 3 - 1 6 9 . - Ch. Martin S. J. schrieb sogar: „La plus grande originalite de l'ouvrage de Rubin reside certainement dans la perspective tres speciale dans laquelle il s'est place pour traiter son sujet. II a, de ce rechef, fait sortir et mis en relief certains aspects de l'histoire assez generalement negliges" (in: Nouvelle Revue Theologique 99 [1967] 666 f.) Professor Rubins Stil und Ausdrucksweise haben Bedenken und sogar lebhafte Kritik hervorgerufen, aber recht treffend dazu sind m.E. die Ausführungen und Überlegungen, welche in der Besprechung von Professor Carl Schneider (Historische Zeitschrift 193 [1961] 9 2 - 1 0 ) zu finden sind.
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Vorwort
Es war mühelos, die zuständigen Verantwortlichen des de Gruyter Verlags zu überzeugen, auch diesen zweiten Band herauszugeben. Sie gaben mir zu verstehen, daß ich den Auftrag übernehmen sollte, den Band druckreif vorzubereiten. Ich konnte die entsprechenden Arbeiten erst nachdem ich mich einer schweren, kardiologischen Operation unterzogen hatte anfangen und bemerkte sofort, daß meine Aufgabe keine leichte sein würde. In der Tat konnte ich nur mit Mühe in Rom eine deutsche Schreibkraft finden, die den Text auf den Computer übertrug und auf einer Diskette speicherte. Nicht geringer war die Mühe, alles auf mein Macintosh System zu übertragen und die Anmerkungen, welche zum großen Teil aus lateinischen und griechischen Zitaten bestanden, zu entziffern und zu kopieren. Dabei beobachtete ich, daß die in den Anmerkungen eingefügte und bearbeitete moderne Literatur nur bis zum Jahr 1981 reichte, und entschied mich, sie bis in das heutige Jahr hinein zu vervollständigen. Die reichen Bestände des Nachlasses von Professor Rubin boten sich dazu als Hilfe an. Unter Verzicht auf Vollständigkeit - die heutzutage in unserer Disziplin nur eine Chimäre ist - zielten meine Anstrengungen nur danach: dem Leser den Weg zu neuen Lektüren und Forschungen zu ebnen, um ihm die Vertiefung der verschiedenen, im zweiten Band behandelten oder angedeuteten Themen zu ermöglichen. Meine bibliographischen Ergänzungen, seien sie vor den Anmerkungen in gesonderten Paragraphen zusammengestellt, oder innerhalb der einzelnen Anmerkungen hinzugefügt und mit dem Zeichen *{{ }} versehen, sind also als eine stark beschränkte Auswahl anzusehen. Darüberhinaus konnte ich mit Rücksicht auf die Struktur des Bandes und aus Proportionsgründen nur Titel heranziehen, die fast ausschließlich in westeuropäischen Sprachen erschienen sind. Von den vielen und langwierigen Verbesserungen des Textes, die Professor Rubins Frau Jutta vornahm und von den vielfachen Korrekturen der Anmerkungen abgesehen, war es auch zeitraubend, das Bildmaterial für die Tafeln 7 zu sammeln und das Register für den zweiten Band erstellen zu lassen. Wer den ersten Band gesehen hat weiß, daß er ohne Register herausgegeben wurde; aber zu einem unbestimmten Zeitpunkt ließ Professor Rubin ein Register anfertigen, das wir vor kurzem in einem Teil seines Nachlasses fanden. Es war naheliegend, diesen Index als Modell des Registers für beide Bände zu benutzen. Hierbei, wie auch bei anderen Fragen (ζ. B. der Art und Weise, die Zitate und Literaturangaben zu gestalten), ging ich von dem Standpunkt aus, daß der zweite Band dem ersten gleichen sollte; und das, weil ich gerade die ideelle Einheit des von Professor Rubin verfaßten „Zeitalter Iustinians" auch äußerlich zu bewahren suchte. Kurz gesagt, man hat alles getan, um Nachteile und Mängel eines postumen Werkes soweit wie möglich auszumerzen. Wenn ich hier meine Anerkennung zum Ausdruck bringe, möchte ich zunächst die oben genannte Frau Jutta Rubin erwähnen, die sich weder Spesen noch physische und intellektuelle Mühen erspart hat, um diesen zweiten Band veröffentlicht zu sehen. Auch möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Peter Schreiner, dem Nachfolger von Professor Rubin auf dem Lehrstuhl für Byzantinistik an der Universität zu Köln, für seine Rat- und Vorschläge bedanken. Gebührende Anerkennung steht Herrn Michael Chronz zu, dem ich für seine zuverlässige Arbeit bei der Erstellung des Registers und dem Nachschlagen der Zitate danken möchte. Nicht zuletzt verdanke ich die Abbildungen der Münzen den Mitarbeitern des Berliner Bodemuseums, insbesondere aber der Hilfsbereitschaft und Unterstützung von Herrn Professor Dr. Bernd Kluge. Rom-Berlin, im März 1995
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CARMELO CAPIZZI
Das Bildmaterial der Tafeln und Karten wurde zwar systematisch zusammengestellt, doch soll es selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Vollkommenheit erheben.
Inhaltsverzeichnis Vorwort zum II. Band
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I. Der Untergang der Vandalen 1. Einleitung. Geschichte der Vandalen in Europa und Afrika. Vorgeschichte des Vandalenkrieges 2. Vorbereitungen in Byzanz 3. Heerfahrt nach Afrika 4. Landung in Afrika und erste Unternehmungen 5. Geilamirs und Beiisars Marsch nach Karthago 6. Schlacht bei Decimum und Einnahme Karthagos 7. Geilamirs Offensive 8. Schlacht bei Tricamarum 9. Geilamir auf dem Papua 10. Beiisars Abberufung 11. Solomons Regiment und der Maurenaufstand 12. Soldatenaufstände 13. „Befriedung" Afrikas 14. Neue Kämpfe 15. Rivalitäten der Herren und Leiden der Provinz 16. Iohannes Troglita. Die weiteren Schicksale Afrikas unter Iustinian
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II. Der Untergang der Goten 1. Einleitung. Geschichte der Goten in Nord-, Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Eroberung Italiens und Vorgeschichte des Gotenkrieges 59 2. Die aggressive Kirchenpolitik Ostroms. Amalaswintha und Theodahad 73 3. Erste Kämpfe in Sizilien und Dalmatien 90 4. Theodahads Friedensgesuche und Geheimversprechen 92 5. Kampf um Dalmatien 95 6. Die Belagerung Neapels 98 7. Witichis und Beiisar im Kampf um Rom 100 8. Der große Sturm 107 9. Sturz des Papstes Silverius 109 10. Die Belagerung geht weiter 111 11. Iohannes' strategischer Marsch nach Ariminum. Witichis hebt die Belagerung auf 116 12. Schlacht bei Ariminum. Einnahme von Urbino 122 13. Gotische Vergeltung in Mailand. Witichis wendet sich an die Perser 126 14. Beiisar belagert Auximum. Die Franken in Italien 128 15. Beiisar belagert Ravenna und nimmt Witichis durch Verrat gefangen 130 16. Abreise Beiisars 133 17. Die Geschichte des Raumes Südosteuropa und Iustinian und ihre Grundlagen . . 138
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Inhaltsverzeichnis
18. Die Gotenkönige Hildebad, Erarich, Totila. Beiisars Nachfolger. Erste Erfolge Totilas bei Verona und im Tal Mugello 19. Festungskrieg in Italien. Einnahme von Neapel 20. Totila vor Rom. Zweiter Feldzug Beiisars in Italien. Weitere Teilerfolge Totilas. Die Anfange seiner Flotte. Die Entführung des Papstes Vigilius nach Byzanz . . 21. Scheitern des Entsatzes von Rom. Beiisars Durchbruchsversuch aus Portas. Rom wird erobert und evakuiert. Neue Kämpfe in Unteritalien 22. Beiisar besetzt das verlassene Rom und verteidigt sich erfolgreich. Iohannes in Lukanien geschlagen. Totilas Erfolge in Bruttien 23. Zweite Eroberung Roms durch Totila. Marsch nach Sizilien. Die Antwort des Reichs: Das Oberkommando des Narses 24. Flottenaktion Totilas gegen Griechenland. Die Seeschlacht bei Sena Gallica. Die politische Lage um die Jahreswende 551/2 25. Aufbruch des Narses und Iohannes. Der Marsch Salona-Ravenna-Via Flaminia. Die Schlacht bei Tadinae. Einnahme von Rom 26. Tejas Marsch nach Campanien. Die Schlacht am Vesuv 27. Kampf um Cumae. Der Alemanneneinfall. Leutharis' Ende 28. Die Schlacht bei Capua. Friedhofsruhe über Italien Anmerkungen Abbildungen Karten Abkürzungen Index zu Band I und II
162 165 168 174 178 181 186 189 194 196 199 201 249 253 255 257
I. Der Untergang der Vandalen 1. Einleitung. Geschichte der Vandalen in Europa und Afrika. Vorgeschichte des Vandalenkrieges Der Weltherrschaftsanspruch des Römischen Reiches wußte im Osten seit alters vor der unleugbaren Tatsache der Existenz eines machtvollen Perserstaates Selbstbescheidung zu üben. Die Grenzen waren dort den gelegentlichen Schwankungen zum Trotz uralt und tief in das Bewußtsein der Völker eingenarbt. Anders im Westen. Hier waren die Dinge im Fluß. Hier waren die räumlich durchmeßbare Welt und das ehemalige Reichsgebiet ein und dasselbe. Hier deckte sich der grenzenlose Herrschaftsanspruch mit der Legitimität. Hier waren die Wunden noch nicht vernarbt, die das Römerreich in den letzten Jahrhunderten empfangen hatte. Spanien und Britannien konnten freilich als amputiert gelten. Frischer waren die Wunden, die der Verlust Galliens gerissen hatte. Aber die Germanenherrschaft über Italien wirkte trotz formeller Zugehörigkeit des Landes zum Römerreich wie ein eiterndes Geschwür, dessen Fieberkeime den politischen Blutstrom des Ostreiches periodisch in Wallung brachten und das Denken Iustinians seit seiner Jugend beherrschten. Ahnlich stand es mit dem vandalischen Afrika. Von hier drohte ein neues Karthago in Gestalt einer germanischen Seemacht, drohten wirtschafdiche und religiöse Repressalien. Daher trug im Westen jede politische Handlung des Reiches nicht nur im Zeichen des universalen Anspruchs den üblichen Kreuzzugscharakter, sondern sie gewann gleichzeitig den Anschein einer innenpolitischen Polizeimaßnahme. Man möchte fast glauben, daß es nicht nur mit den beschränkten Nachrichtenmitteln des Zeitalters, sondern vielleicht auch mit einer gewissen Unterschätzung des Gegners aus eingewurzeltem Snobismus eines Weltreiches zusammenhängt, wenn man von den Vandalen und Goten, also den Hauptgegnern der Heere eines Beiisar und Narses, so wenig Verläßliches wußte. Diesem Eindruck wird sich kaum jemand entziehen können, der die reichlich mit Fehlern gespickten historisch-geographischen Einleitungen Prokops nach Wissenswertem durchmustert und zugleich die unübertreffliche Naivität alles dessen würdigt, was mit Generalstabsarbeit, Feindaufklärung, überhaupt den einfachsten technischen Vorraussetzungen eines Feldzugs zusammenhängt. Es lag mit der Kunde des Gegners ganz im argen, selbst wenn man berücksichtigt, daß ohnehin kein Wissen um seiner selbst willen, sondern nur propagandistisch oder praktisch-militärisch verwendbare Nachrichten interessierten. Was nun die Vergangenheit anging, so waren die Goten freilich noch in lebendiger Berührung mit den Schicksalsströmen der weiten Germanenwelt. Theoderich der Große ragte in die Zeit der Wirksamkeit Iustinians herein und verkörperte in seiner Doppelstellung als römischer Magistrat und Führer eines Heervolks die geschichtlichen Uberlieferungen sowohl der zivilisierten Welt wie seines noch ungeschlachten aber hochbegabten Volkes. Machtpolitisch stand das Reich Theoderichs in engster Wechselwirkung mit den germanischen Kräftegruppen seiner Zeit. Die Heldensage verbreitete seinen persönlichen Ruhm über das gesamte Sprachgebiet. Ähnliches galt gewiß auch noch für das Vandalenreich in Afrika, aber es ließ sich nicht leugnen, daß hier der Zusammenhang mit der europäischen Heimat bereits lockerer war. Wenn diese Auswanderer noch an den Besitzrechten in Pannonien festhielten, konnte das nicht über ihre tatsächliche Absage an die rauhere Umwelt des Nordens hinwegtäuschen. Selbst der vornehme Byzantiner Prokop drückt seine Verwunderung über das weichliche Herrenleben der Vandalen unmißverständlich aus.
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I. Der Untergang der Vandalen
Unser Wissen von den Dingen, um die es bei der Auseinandersetzung Iustinians mit den Ostgermanen ging, verdanken wir fast ausschließlich dem Geschichtswerk Prokops. Gewiß hat der Mitarbeiter Beiisars vieles selbst gesehen und gehört und noch mehr, dank seinen Beziehungen zu den führenden Kreisen, erfahren können. In dieser Nähe zur Sache liegt freilich auch die Gefahr eines Verlustes an Perspektive beschlossen. Prokop schreibt zwar keinen Panegyrikus auf Iustinian, aber umsomehr einen solchen auf Beiisar. Und selbst wenn er den Gegner in überraschendster Weise würdigt, liegt dem mehr der Wunsch nach Kritik am Kaiser als angeborene Gerechtigkeit zugrunde. Vor allem konnte er als Oströmer nicht über seinen Schatten springen. Nur die unwiederbringlich verlorene Gotengeschichte Cassiodors könnte uns die andere Seite in diesem Ringen so vor Augen führen, daß der historischen Gerechtigkeit genüge getan wäre. Einen kargen Ersatz bietet das, was wir durch Spatenforschung und Heldensage über Geschichte und Wesen jener Germanenvölker wissen, die auf der welthistorischen Bühne Prokops nicht ihre eigene Sprache reden dürfen, weil Germanen und Byzantiner einander so fremd waren wie Agamemnon und Iustinian. Uber die Vandalen haben zwei deutsche Gelehrte zusammenfassend gehandelt, deren einer, der Breslauer Professor Martin Jahn, wohl nicht ganz zufällig auf dem alten schlesischen Vandalenboden den Vorrang der Bodenforschung vor allen übrigen wissenschaftlichen Methoden lehrte 1 . Inzwischen hat das Schicksal die Museen und Sammlungen, die noch vor kurzem solche Forschungen ermöglichten, in alle Winde verweht. Kleines Ereignis am Rande einer Katastrophe, die vor wenigen Jahren kein Europäer für möglich gehalten hätte, diesmal einer wirklichen Katastrophe, die ein blühendes Kulturland mit einem Schlage vernichtete, nicht im entferntesten zu vergleichen mit jener Zeit vor anderthalb Jahrtausenden, als die Mehrzahl der Vandalen Schlesiens ihr Land verließ, um dem Gesetz der Völkerwanderung zu folgen. Der andere Forscher, der hier zu nennen ist, der ebenso nüchterne wie sachkundige Ludwig Schmidt 2 , verbrachte sein Leben als Betreuer der Dresdner Bibliothek. Kurz nachdem er als sein letztes Werk die „Geschichte der Vandalen" aus dem Jahre 1901 neu gestaltet hatte, ging sein Wirkungskreis im Zuge derselben Ereignisse, die auch Schlesien verheerten, in Flammen auf. So verflocht sich in jenen Unglückstagen das menschliche Einzelschicksal mit der Balkanisierung Mitteleuropas. Die Differenzen zwischen den von der Forschung und nicht zuletzt den beiden genannten Gelehrten vertretenen Anschauungen über die Herkunft der Vandalen sind nicht allzu wesentlich3. Schmidt bezweifelt die Anwesenheit der Vandalen in Jütland. Nach ihm wären sie vom schwedischen Uppland unmittelbar zur Danziger Bucht übergefahren, um von dort ihren Zug weichsei- und oderaufwärts anzutreten. Nach Ansicht von Jahn bewohnte der Urstamm der Vandalen als ein Verband von Ackerbauern und Seefahrern das inselartig von Jütland abgesprengte Vendsyssel, also die nördlichste Spitze Mitteleuropas zwischen Skagerrak und Kattegatt. Es ergibt sich freilich die Schwierigkeit, daß die schriftlichen Quellen den Norden Jüdands den Kimbern zusprechen, die Jahn ebenso wie die Teutonen etwas südlich auf Himmerland und Thyland ansetzt. Zwischen der archäologischen Hinterlassenschaft der Latenezeit in Jütland und Skandinavien bestehen nur geringe Unterschiede, eine Schwierigkeit, der die Prähistoriker aus dem Wege gehen, indem sie durchaus die Möglichkeit eines vandalischen Seereiches rund um das Kattegatt anerkennen. Damit verringert sich der auf den ersten Blick beträchtliche Unterschied zwischen den Auffassungen erheblich, wenn auch das Eingeständnis der Unwissenheit über die Frage der vandalischen Besiedlung der Halbinsel Jütland peinlich genug bleibt. Immerhin dürfte das Bild, das Jahn von der Kulturgemeinschaft der Kimbern, Teutonen und frühen Vandalen entwirft, im wesentlichen zutreffen und auch für die skandinavischen Goten nicht ohne Aussagewert sein. Landschaft und archäologische Hinterlassenschaft sprechen gleichermaßen für Ackerbau, Viehzucht und Fischerei als Existenzgrundlage jener Völkerschaften, zu denen die Vandalen gehörten. Der geschichtliche Herkunftsraum der Vikinger hat tausend Jahre vor deren Großtaten das einzige Germanen-
1. Einleitung
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volk geboren, das jemals der römischen Seeherrschaft im Mittelmeer gefahrlich zu werden vermochte. Freilich lagen zwischen den beiden maritimen Zeitaltern des Vandalenstammes lange Perioden binnenländischer Seßhaftigkeit. Etwa um das Jahrhundert v. Chr., also um die Zeit der Abwanderung der Kimbern und Teutonen, mit der aber kein Zusammenhang nachweisbar ist, drei Menschenalter vor dem Aufbruch der Goten, tauchen die ersten Spuren der Vandalen in Ostgermanien auf. Nicht lange vorher muß also die Umsiedlung erfolgt sein, die man sich wohl als kühnen Eroberungszug einer kleinen Gruppe zur See vorstellen darf, wobei aber nicht zu vergessen ist, daß ein kolonisatorisch wirksamer Volksdruck erst durch das dauernde Nachströmen neuer Auswanderer erzielt wurde. Die Ostsee erwies sich als eine Hochstraße der Völker und lenkte den Nachschub in die Durchgangsschleusen Danziger Bucht und untere Oder. Aber anders als die kimbrischen Vorgänger verströmten sich die Vandalen nicht im damals grenzenlosen Europa, sondern bildeten im ostmitteleuropäischen Raum einen Siedlungsschwerpunkt, der nicht nur als Ganzes, sondern auch als ein zusammengesetztes und Veränderungen unterworfenes Gebilde siedlungsarchäologisch faßbar ist. Unter dem Anstoß der Rugier, Goten und Burgunder lösten sich die Vandalen von der Ostseeküste ab. Ihre nördlichste Gruppe saß künftig in Westmasuren, das Gros in Schlesien und Gaüzien, Kongreßpolen und der südlichen Provinz Posen. Um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts sind überraschende Vorstöße nach Westen zu verzeichnen. So finden wir plötzlich einen vandalischen Absprengsei an der mitderen Elbe und die Belege über vereinzeltes Auftreten im westgermanischen Raum sind nicht selten. Dergleichen scheint mit dem Vordringen der Sueben zum Rhein zusammenzuhängen. Schon die Kimbern erhielten vermutlich vandalischen Zuzug und im Gefolge des Suebenführers Ariovist dürften Vandalen zum erstenmal mit dem Römischen Weltreich in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt worden sein. Cäsar brachte diese Bewegung zum Stehen und wies wie den übrigen Germanen so auch mittelbar den Vandalen wieder den Weg nach Osten 4 . Hier folgte im später schlesischen Raum eine Zeit räumlicher Verfestigung, Abrundung und wirtschaftlich — kultureller Blüte. Die vandalischen Stämme bildeten unter dem Namen der Lugier eine mächtige Kultgemeinschaft, deren politische Koordinierung wir aus dem gemeinsamen Wanderzug zweier Hauptstämme auch für die frühere Zeit erschließen können. D e r westlichste, unter dem Einfluß der schlesischen Kelten kulturell fortgeschrittenste Stamm der Siüngen, riß die religiöse und zunächst wohl auch politische Führung an sich. Die Silingen gaben über eine slawische Zwischenstufe (Slenci) dem Land Schlesien seinen Namen. Auf dem Zobtenberg (unweit Breslau) verehrten die Silingen und mit ihnen alle Vandalen das göttliche Brüderpaar der Alces (Elche) als Spender von Licht und Fruchtbarkeit. D e r religiöse Gedanke, der dem zugrunde liegt, ist altarisches Erbgut, das vom Dioskurenpaar der Griechen bis zu den Reiterbrüdern des alten Indien eurasisch bezeugt ist. Auch die germanische, insbesondere nordische Literatur des Mittelalters weist Nachwirkungen dieser Vorstellungen auf, die sogar den Baidurmythos mitgestalten. Tacitus erwähnt die Silingen nur unter dem Kultnamen der Nahar(na)valen. E r schildert kurz den Heiligen Hain, der nur auf dem Zobtenberg liegen kann, und seinen Gottesdienst, der in slawischer Zeit weiterlebte und noch in der christlichen Kapelle des Zobtenberges nachwirken dürfte. Die Priester amtierten in weiblicher Tracht. Man bezog das früher auf die Haartracht, denkt heute eher an weite wallende Gewänder. Da die Germanen keine Togaträger waren, kann die Bemerkung die gleiche Süffisanz des Kriegers verraten, die einem deutschen General nachgesagt wird, der seinen zum Kardinal avancierten Schulkameraden mit Handkuß und „gnädige Frau" begrüßte 5 . Vielleicht trifft die Anprangerung der Frauentracht germanischer Priester durch Tacitus oder seinen germanischen Gewährsmann den Sinn einer gutmütigen Spöttelei freier von Irrtum als die unmittelbar folgende Schauergeschichte über die „psychologische Kriegsfüh-
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I. Der Untergang der Vandalen
rung" der Harier: „Die Harier übertreffen mit ihrer Macht nicht nur die kurz zuvor aufgezählten Völkerschaften, sondern kommen ihrer angeborenen Wildheit noch durch Praktiken und Nachtzeit zu Hilfe. Schwarz sind ihre Schilde, gefärbt auch ihre Leiber; finstere Nächte wühlen sie zu den Schlachten und jagen schon durch die Furchtbarkeit und das Schattenhafte ihres totenähnlichen Heeres Schrecken ein, da kein Feind den ungewöhnlichen und gleichsam infernalischen Anblick aushält; denn zuerst in allen Schlachten wird das Auge ja besiegt" 6 . Soweit hier von einer Kriegslist die Rede ist, mag es sich um ein Mißverständnis handeln. Anders sieht es aus, wenn wir die geschilderten Vorgänge nicht als Strategem der Kriegskunst, sondern als religiöses Brauchtum verstehen, das in Dämonenbeschwörungen oder Kriegstänzen seine Parallelen hat und bis in das alemannische Fasnachtstreiben fortwirken könnte. Man suchte die Motivation der Gespensterschlachten der Harier im Bereich germanischer Geheimbünde und Jünglingsweihen und vermutete Nachwirkungen bis in viel spätere Heldensagen und die örtlichen Sagen der zahlreichen Harlungenberge. Die Sagen kennen die Harier als Herelinga, Harlunge, angelsächsisch Herelingas. Für R. Much spinnen sich von den Kultbräuchen der Harier nicht nur zu den vandalischen „Dioskuren", sondern auch zu den als Zwillinge vorgestellten Haddingjar der Hervarar zwei Fäden hinüber, die gemeinsames Brauchtum in der Einflußzone des Kultverbandes der Lugier bezeugen. Das Jahrhundert der Markomannenkriege sah die Wanderung der Goten nach Südrußland und die Besetzung der Slowakei durch die Vandalen. Im großen und ganzen behaupteten die Vandalen ihren alten Siedlungsraum, als die Wanderungswellen der Goten und der von diesen aufgescheuchten Burgunden gegen ihre Nordfront brandeten. Der westliche Flügel verrät unbedeutende burgundische Einsickerungen. Stärker waren die Verluste im Weichselgebiet. Im Zuge der systematischen Bewegung der Goten zum Schwarzen Meer wurden die Vandalen zu Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts aus Masuren und Masowien verdrängt. Jahn (S. 997) verweist namentlich auf das Gräberfeld von Drobitschin als Zeugnis für die Gotisierung dieser Gebiete und fährt fort: „Von Norden her rollen die Goten allmählich die ganze Ostfront der Vandalen längs und besonders ösdich der Weichsel auf und machen sich den Weg frei zu ihrem Wanderzuge über Kiew nach dem Schwarzen Meer." Wenn der Vorgeschichtler von siedlungsarchäologisch erkennbaren „Fronten" spricht, dürfte dem mehr Realität vorkommen als die eines Vergleichs. Die Auseinandersetzungen zwischen Goten und Vandalen hatten zweifellos zumeist kriegerischen Charakter und man tut gut, daran zu denken, wenn ihre Beziehungen im Zeitalter Iustinians von offensichtlicher Abneigung bestimmt werden. Trotz Theoderichs Heiratspolitik standen sich beide Völkerschaften als Erbfeinde gegenüber. Der Abfluß der Vandalen aus dem Weichselgebiet rief in den südlich angrenzenden Gebieten Stauungen hervor, bis endlich um das Jahr 171 die vandalischen Hasdingen über die Karpaten zogen, um nach verschiedenen Wechselfällen das Land der oberen Theiß in Besitz zu nehmen. Wir finden sie erst als Gegner, dann als treue Verbündete des Kaisers Marcus in seinen Kriegen gegen Markomannen und Quaden. Im Laufe der Zeit überflügelten die Hasdingen in ihrem neuen slowakisch-ungarischen Herrschaftsbereich die bis dahin führenden schlesischen Silingen. Wie diese als Zöglinge der Kelten anzusehen sind, so zogen die Hasdingen jetzt aus der Nähe des Römischen Weltreiches ihren Nutzen. Gleichzeitig stand die ungarische Tiefebene jedoch über Karpatenpässe und Donaustraße in enger Wechselwirkung mit Südrußland, wo die Goten soeben die Anregungen des sarmatischen Großraums zu einer germanischen Kunstprovinz von eigenartigster Ausprägung verarbeiteten. Das vierte Jahrhundert ist das Zeitalter der Blüte einer bodenständigen und doch allen Anregungen der Ferne aufgeschlossenen vandalischen Kultur. Die Einfachheit der frühen Keramik wich jetzt kunstvolleren Formen. Man übernahm von den Römern die Drehscheibe und die Verzierung mit Wellenlinien. Waffen und Schmuck erreichten unter dem Einfluß der gotischen Kunst Südrußlands eine neue Entwicklungsstufe. Die Fürstengräber von Sac-
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rau bei Breslau und viele andere Fundstätten zeigen, welche unerhörten Möglichkeiten zur Entfaltung das vandalische Kunsthandwerk jener Zeit besaß. Das Lebensniveau des Durchschnitts kann damit natürlich nicht verglichen werden, verrät aber seine solide Gründung in bäuerlicher Tradition. Vor allem in den ungarischen Ebenen dürften die Vandalen sich zu dem glänzenden Reitervolk entwickelt haben, als das sie nun bald im helleren Licht der Geschichte auftreten werden. Die Einbettung der beiden führenden Vandalenstämme in einen großgermanischen Lebensraum kann nicht über die Spannungen der Germanen untereinander täuschen. Namentlich hatten die Hasdingen unter ihrer Einzwängung zwischen dem gotischen und römischen Territorium zu leiden. Wiederholt aber immer vergeblich versuchten sie das Tor nach dem Osten aufzustoßen. Es war nach dem Zeugnis Prokops keine verantwortungslose Abenteuersucht, sondern eine Hungersnot, die auf Mangel an Land für die nachwachsende Jugend, vielleicht auch ungünstige klimatische Verhältnisse schließen läßt, wenn nun um das Jahr 400 zunächst die hasdingischen Ostvandalen den Entschluß zur Auswanderung faßten. Auch die politische Unsicherheit dieser Zeiten muß mitgesprochen haben. Es ist kaum anzunehmen, daß der erste Hunnensturm und das Schicksal der Goten ohne Rückwirkungen blieb. Der sarmatisch — asiatische Raum war unberechenbarer denn je. Man darf nicht vergessen, daß die Vandalen durch ihren Abzug der Unterwerfung unter das Reich Attilas entgangen sind. Die Quellen schweigen über die Rückwirkung des Hunneneinbruchs auf die Vandalen. Diese scheinen jedoch nicht als Nutznießer der Niederlagen ihrer Erzfeinde aufgetreten zu sein, sondern eher durch gotische Westbewegungen Nachteile im Sinne einer weiteren Einengung ihres Lebensraums erfahren zu haben. Die Hasdingen zogen unter König Godigisel durch Pannonien, wo sich ihnen das ehemals im Kaukasus ansässige iranische Volk der Alanen anschloß, nach Noricum und Raetien. Die Schicksalsstraße des Nibelungenlieds, die von Worms donauabwärts nach Südosteuropa führt, wurde auch ihnen zum Schicksal. Nach kurzer Freundschaft mit Rom nutzten sie im Jahre 406 die Schwäche des Reichs zum Vorstoß nach Gallien. Erst jetzt schlossen sich ihnen die silingischen Westvandalen und die mit den alten Sueben identischen Quaden an. Wie der Auftakt des späteren Hunnensturms gegen Westen und wie das Spiegelbild der Ostwanderung ihrer alten politischen Kerkermeister, der Goten, wirkt der über alle Grenzen des Kontinents hinwegsetzende Vandalenzug, der jetzt Europa durchstürmte. Weder der Rhein, noch seine stark gelichteten Legionen taugten als Grenzwall. Gallien wurde überrannt, lockte aber nicht zum Bleiben. Nach wechselvollen Kämpfen überschritt man drei Jahre darauf die Pyrenäen und schon 411 traten die vereinigten Völkerschaften in das Föderatenverhältnis zum Römischen Reich. Jeder Stamm erhielt eine spanische Provinz zugewiesen, die Hasdingen und Sueben Galicien, die Silingen Baetica, die Alanen Lusitania und Carthaginiensis. Während ihrer Wanderzeit hatten die Vandalen reichlich Gelegenheit, jenen Ruf zu erwerben, der sie noch heute in allen Kultursprachen zu Sündenböcken für sämtliche Greuel der Völkerwanderung macht. Was hieran ebenso wie an den späteren Taten Geiserichs und den Katholikenverfolgungen seiner Nachfolger übertrieben ist, hat längst seine Berichtigung von fachmännischer Seite gefunden. In Spanien jedenfalls herrschte bald ein durchaus tragbares Verhältnis zwischen Vandalen und Römern 7 . Es gab nach Orosius nicht wenige Römer, die in den Barbaren eine Schutzmacht gegen die drückende Steuerlast ihres Reiches erblickten. Die ärmeren Kreise drängten sich danach, in den Dienst der Germanen zu treten. Was die Steuern anlangt, so überliefert Priskos ähnliche Überlegungen eines Auslandsrömers am Hofe Attilas, und auch bei Prokop schimmert nicht selten der Gedanke durch, daß außerhalb der Reichsgrenzen, also im Bereich der vielgeschmähten Barbaren, zumindest in steuerlicher Hinsicht der paradiesische Urzustand herrscht.
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Schon im Jahre 416 brach Rom den Frieden und hetzte die Westgoten gegen die vier verbündeten Völkerschaften. Sie ließen sich um so leichter dazu bewegen als ihre Absichten auf Afrika ebenso gescheitert waren. Die Silingen gingen 418 nach hartem Kampfe zugrunde, die Macht der Alanen wurde für immer gebrochen. Nur die Eifersucht des Reiches auf den Sieger rettete die Hasdingen vor dem gleichen Schicksal. Die Alanen und die Reste der Silingen zogen die Konsequenzen aus der Niederlage und vereinigten sich mit den Hasdingen. So schlossen sich Vandalen und Alanen in höchster Gefahr zur unauflöslichen Einheit zusammen und nur der Titel des Königs bewahrte die Erinnerung an das zweifache Volkstum der Vandalen bis in die letzten Tage ihres Reiches. Etwa drei Jahre darauf besiegten sie das kaiserliche Heer und setzten sich nach und nach in den Besitz ganz Südspaniens. Die Gefahren waren damit nicht aus der Welt geschafft, denn Rom und die Westgoten standen unvermindert zum Zuschlagen bereit. Im Jahre 428 riß Geiserich als König der Vandalen und Alanen die Macht an sich. Das Volk wird angesichts der gefahrlichen Lage seine dynastischen Bedenken zurückgestellt haben. Es wählte in diesem entscheidenden Augenblick das begabteste Mitglied seines Herrscherhauses. Die Einsicht, daß nur das höchste Wagnis, der Griff nach der afrikanischen Kornkammer Roms, die Wiederholung jener verzweifelten Augenblicke der jüngsten Vergangenheit ausschloß, gab Geiserich den Mut zur Wiederaufnahme des Plans, der dem mächtigen Westgoten Wallia mißlungen war. In den Häfen des südlichen Spanien hatten die Vandalen Werften und Schiffe erbeutet. Alteingesessene Seeleute standen in großer Zahl zur Verfügung, wenn auch das Reich zweifellos alles tat, um sie vom Dienst bei den Vandalen abzuhalten. Die Frage des Transportes eines 80 000 Menschen umfassenden Volkes erwies sich als lösbar. An eine Kriegsflotte dachte fürs erste wohl niemand. Allerdings sind schon 425 die Balearen und die mauretanische Küste von Vandalen geplündert worden. Man hat daraus mit Recht geschlossen, daß schon Geiserichs Vorgänger Gunderich den Ubergang nach Afrika ins Auge gefaßt hat. Der höchste Beamte der Römer in Afrika, der comes domesticorum Bonifatius, soll persönlich den Feind ins Land gerufen haben, um sich wegen interner Zerwürfnisse mit der Kaiserin Galla Placidia und ihrem Heermeister Aerius die doppelte Rückendeckung durch Usurpation und einen mächtigen Verbündeten zu verschaffen 8 . Daran kann trotz dem gewichtigen Zeugnis Prokops kein Wort wahr sein. Es handelt sich wohl um eine Legende, die man sich in Konstantinopel zurechtgelegt hat, um den unbegreiflich raschen Verlust von Afrika zu bemänteln. Bonifatius diente als Sündenbock für das Versagen des Systems. Eifersucht und Verrat spielten allerdings auch eine Rolle. Der Heermeister bei Hofe, Felix, den der Gewährsmann Prokops vielleicht mit Aerius verwechselt, hat aus persönlichen Gründen gegen Bonifatius intrigiert. Von einem Zusammenhang der Tat Geiserichs mit den internen Schwierigkeiten Roms kann höchstens insofern die Rede sein als er sie meisterhaft auszunutzen verstand. Das Weströmische Reich als Ganzes war durch Strafexpeditionen gegen Bonifatius geschwächt, und dieser nicht in der Lage, Afrika gegen äußere Feinde wirksam zu schützen. Das Auftauchen der Vandalen kam für die reiche Provinz völlig überraschend. Selbst wenn man die Auseinandersetzungen zwischen Bonifatius und der Zentralregierung in Rom berücksichtigt, muß das Urteil über eine Militärpolitik, die so wenig Rücksicht auf die Ereignisse im nahen Spanien nahm, hart lauten.Um so mehr als Geiserich nicht, wie man gemeint hat, zur See das langgestreckte Mauretanien umging und ähnlich wie später Beiisar irgendwo überraschend landete. Der Ubergang von Spanien nach Afrika erfolgte an der schmälsten Stelle bei Tanger. Auf ihrem Marsch zu Lande hatten die Vandalen mehr als eine natürliche Falle zu passieren. Die Römer machten von diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch. Gewiß versuchte man sich hinter den Mauern der größeren und kleineren Städte zu verteidigen. Seuchen vereitelten das sehr rasch, und nur drei Festungen, die Hauptstadt Karthago mit Cirta und Hippo Regius, leisteten nachhaltigen Widerstand. Aber selbst dadurch wurde Gei-
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serich zu einer Änderung seiner strategischen Absichten gezwungen. Die Eroberung Afrikas glückte ihm nicht auf einen Schlag, er mußte sich eine Atempause verschaffen, die ihm das von allen guten Geistern verlassene Römerreich gewährte. Seltsam sind die Folgerungen, die Geiserich aus seinen Erfahrungen mit den befestigten Städten zog. Das umweltbedingte Lebensgefühl der Vandalen setzte sich siegreich gegen alle Lehren der damaligen Kriegskunst durch. Geiserich war nicht gewillt, die Festungen eines Landes das er dauernd zu besetzen gedachte, zu Mitteln und Werkzeugen eines eigenen Verteidigungssystems zu machen. Weder Kelten noch Römer noch jahrhundertelanger Aufenthalt in Randgebieten der Mittelmeerwelt entfremdeten die Vandalen dem primitiven Denken der Dorfkultur. Jede Stadt war ihnen als klösterliches Gefängnis ein Greuel, jedes städtische Haus, und sei es noch so prächtig, ein übertünchtes Grab für lebendige Tote. So gab Geiserich den Befehl zum Schleifen aller Mauern, der denn auch nach dem Siege durchgeführt wurde. Prokop unterstellt ihm Furcht vor Aufständen der afrikanischen Römer und verrät deutlich sein Befremden über die Paradoxie einer Maßnahme, die durch Verzicht auf das wirksamste Verteidigungsmittel den Besitz der nicht nur von außen durch die Reichstruppen, sondern auch im Innern durch wilde Berberstämme gefährdeten Provinz auf das sicherste zu begründen glaubte. Abgesehen von Karthago in seiner Eigenschaft als Residenz des Königs der Vandalen und Alanen blieben nur wenige unentbehrliche Stützpunkte verschont 9 . Für das wirtschaftliche Leben und vor allem die politische Sicherheit der libyschen Bevölkerung war die kurzsichtige Maßnahme von verheerenden Folgen, denn zu keiner Zeit konnte das vandaüsche Aufgebot allein die Sicherheit in den riesigen Räumen Nordafrikas gewährleisten. Als der Vandalenstaat auf den Anhauch Iustinians wie ein Kartenhaus zusammenbrach, hätte Geiserich nachträglich Schimpf und Schande für seine Städteplanung geerntet. In dieser Bemerkung Prokops, die den Eroberer Afrikas der Lächerlichkeit überantworten will, verdichtet sich nicht nur der berechtigte Ärger der Afrikarömer, sondern schwingt das ganze der Poüs unlöslich verpflichtete Gefühlsleben dieses eifrigen Verfechters städtischer Belange mit. Der mannhafte Widerstand des Statthalters Bonifatius widerlegt die Fabeleien der späteren byzantinischen Version. Er wurde im Jahre 430 geschlagen. Am 28. August desselben Jahres starb in der belagerten Festung Hippo Regius im Alter von fast 76 Jahren der Bischof und heilige Kirchenvater Augustinus. Er bewies bis zum letzten Atemzug, daß er den politischen Anforderungen seines Amtes gewachsen war und kann als der eigentliche Verteidiger des römischen Afrika angesprochen werden. Er fanatisierte durch rücksichtslose Befehle zum Ausharren seine Geisdichkeit, forderte ihnen beim Herannahen der arianischen „Ungläubigen" den letzten Einsatz des Märtyrertums ab. Dadurch hat er freilich unzählige Blutbäder verschuldet, die sonst nicht vorgekommen wären. Eine nachgiebigere Haltung der Katholiken hätte die Lage entspannt, zumal die Vandalen ja schon längere Zeit in römischen Diensten gestanden hatten und alles andere als Neulinge auf Reichsboden waren. Aber ohne diesen Fanatismus hätte freilich niemals eine solche Feindschaft auf immer sich zwischen zwei Parteien festgesetzt. Aus dem Sarkophag des Geistesriesen und unerbitdichen Hassers von Hippo Regius stieg die Verpflichtung zum Widerstand auf, die in Zukunft jeden römischen Kleriker zum Werkzeug der Vergeltung machte. So hat sich wieder einmal der Bund des Reichs mit der Kirche bewährt. Wie das Reich der Kirche bei ihren inneren Kämpfen oft eine Stütze war, konnten umgekehrt die Bischöfe oft als die verläßlichsten und selbst den politischen Führern weit überlegenen Vertreter des Staatsgedankens gelten, sofern sich dieser mit den Belangen der herrschenden Konfession deckte. Und das war in Afrika der FaM. Weder die römischen Hilfstruppen noch die Verstärkungen, die der berühmte Alane Aspar aus Byzanz heranführte, konnten eine Wende erzwingen. Andererseits erlitten die Vandalen selbst nicht unerhebliche Verluste durch Seuchen. Sie zeigten sich einem Frieden
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geneigt, der am 11. Februar 435 in Hippo Regius abgeschlossen wurde. Er entsprach im großen und ganzen einer Erneuerung des spanischen Bundesgenossenverhältnisses auf afrikanischem Boden. Aber schon am 19. Oktober 439 bemächtigte sich Geiserich durch einen Handstreich der Hauptstadt Karthago und damit war nach kurzer Atempause die engültige Entscheidung gefallen. Der Besitz des Landes konnte nun als gesichert angesehen werden, wenn er auch noch auf ein Menschenalter umkämpft war und immer von neuem errungen werden mußte. Mit der Eroberung von Karthago hatte Geiserich die Ausgangsstellung für wirksame Gegenangriffe gegen das Reich gewonnen. Darüber hinaus kam dieser Position eine unerhörte Bedeutung zu, denn sie besagte nicht weniger als das Wiedererstehen der alten Phöniziermacht Karthago in germanischer Gestalt. Wieder einmal triumphierten die Gesetze des Raums über Volkstum und altvertraute Gewohnheiten. Das vandalische Reitervolk gewöhnte sich, wenn nicht an den Handel, so doch an Piraterie. Aus Raubzügen zur See, die schon vor der Einnahme Karthagos, sogar vor dem Ubergang nach Afrika überliefert sind, entwikkelte sich bald ein Seekrieg um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer. Ein neuer Hannibal setzte im reichsten Land der damaligen Kulturwelt zum Sprung auf die Gegenküsten an. Die hastige Wiederherstellung der Mauern von Rom und Konstantinopel in den Jahren 540 und 539 gibt einen Begriff von dem panischen Schrecken, der die feindliche Höfe ergriff und zeigt, was man den Vandalen zutraute. Auch wenn man die damalige Stufe der Technik berücksichtigt, erscheint die schnelle Umstellung vom Land zur See kaum glaublich. Den Vandalen kamen aber die einheimischen Werften und vor allem die seetüchtige Bevölkerung der afrikanischen Küsten zustatten. Sie benutzten die Schiffe, um das Gesetz des Landkriegs über die Meere zu tragen und wiederholten damit das, was die Römer zur Zeit ihrer ersten Auseinandersetzung mit Karthago notgedrungen taten. Im Grunde blieben sie Kavalleristen wie jene das klassische Fußvolk ihrer Zeit. Zuerst erschienen die Vandalen auf Sizilien, plünderten, schlossen die Städte ein und hielten sich wo es ging an den religiösen Gegnern schadlos. Gewiß wurde im Jahre darauf (441) Sizilien von einer oströmischen Flotte entsetzt. Aber in seltsamer Schwäche, deren Gründe sich nur schwer durchschauen lassen, verpaßten die Truppenführer den Zeitpunkt zum Angriff auf Afrika und jetzt erschien der gespenstische Schatten Attilas über der Nordfront. Unter dem Druck der weltpolitischen Lage nahm Ostrom seine Truppen aus Sizilien zurück und überließ den Westen seinem Schicksal, um sich selbst der Perser und Hunnen zu erwehren. Kaiser Valentinian willigte 442 in die förmliche Teilung Afrikas, die den Vandalen alle strategisch wichtigen Punkte sicherte. Sie erhielten die Provinzen Proconsularis mit Karthago, ferner die südlich angrenzende Byzacena, das prokonsularische Numidien mit Hippo Regius und die heute nicht mit absoluter Sicherheit zu lokalisierenden Gebiete Gaetulien (wohl südliche Byzacena) und Abaritana. Letzteres lag vermutlich an der Straße von Gibraltar und stellte demnach für den Fall einer Niederlage das Schlupfloch nach Europa dar. Eine weit wichtigere Sicherungsmaßnahme war die vorläufige Beschränkung der vandalischen Landnahme auf die Proconsularis unter strenger Berücksichtigung des militärischen Systems der Tausendschaften. Rasche Alarmbereitschaft im Kriegsfall und leichtere Überwachung der inneren Opposition waren dadurch gegeben. In dem halben Menschenalter des Friedens, das nun eintrat, befestigt sich die Herrschaft Geiserichs offensichdich. Jordanes und Priskos wollen ihm die Schuld an Attilas Einbruch in Gallien zuschieben, zumindest ein Zeichen, was man ihm zutraute. Zwischen den Herrscherhäusern der Vandalen und Westgoten schlangen sich kurzlebige Familienbande, und mit dem römischen Kaiser wurden solche wenigstens in Erwähnung gezogen. Attilas Tod nahm der Gefahr einer weltpolitischen Zusammenarbeit zwischen Hunnen und Vandalen ihren Schrecken. Dafür zerriß der Tod Kaiser Valentinians 455 alle bestehenden Verträge. Als Geiserich erfuhr, daß der Nachfolger Maximus die zur Braut des vandalischen Thronfolgers
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bestimmte jüngere Eudokia anderweitig vermählt hatte, überfiel er Italien mit der längst vorbereiteten Flotte. Immerhin betraf der Kriegsgrund eine zwischenstaatliche Beziehung zweier Dynastien, während Iustinian sich ohne Umschweife in die inneren Angelegenheiten der Vandalen einmischte. Die zweite Plünderung Roms in diesem Jahrhundert hat den späteren Geschichtsschreibern Anlaß zu Legenden gegeben, die von der Forschung längst widerlegt sind. Der Staat und seine Würdenträger erlitten, wie sich denken läßt, schwere Verluste. Kirchen und Privatpersonen blieben im allgemeinen verschont. Es war auch nicht das diplomatische Geschick des Papstes Leo I. sondern die Selbstzucht Geiserichs, die das Schlimmste verhinderte. Der alte Raub der Römer, darunter die triumphale Beute aus dem salomonischen Tempel zu Jerusalem, wanderte nun nach Karthago, um dort nach einem knappen Jahrhundert abermals den Besitzer zu wechseln. Es wäre nun Zeit zu einem Gegenschlag der vereinigten west- und oströmischen Reiche gewesen. Das scheiterte an der Indifferenz des Kaisers Markianos, der die Aufgaben Roms im Osten sah. Darüber hinaus besaß Geiserich ein Faustpfand in Gestalt der Kaiserinwitwe Eudokia und ihrer beiden Töchter. Nicht zuletzt besaß er einen politischen Freund: das rätselhafte Verhältnis des Königs der Vandalen und Alanen zu dem gerade jetzt am Hofe von Konstantinopel zur Allmacht aufgestiegenen Alanen Aspar scheint das entscheidende Imponderabilium der Weltpolitik jener Zeit gewesen zu sein 1 0 . Welche persönlichen und landsmannschaftlichen Verbindungen hier mitspielten, wird nie restlos geklärt werden. Es scheint aber doch, daß Aspars Gedanken über die Rivalität zum jeweiligen Kaiser und seine Feldherrn hinaus auf politische Zusammenarbeit mit Betonung des germanisch-alanischen Elements abzielten. Die Schicksalsgemeinschaft zwischen Vandalen und Alanen war kurz nach 400 im ungarischen Raum geschlossen worden und hatte im Laufe der Zeit zur Verschmelzung beider Völker geführt. Das Lied von der welthistorischen Hunnenschlacht der Goten, das die mittelhochdeutsche Hervararsage überliefert, bewahrt eine letzte Erinnerung an die Jassarberge. Es ruft damit eine Zeit zurück, in der die Alanen altrussisch Jasi oder Jassen heißen, als Nachbarn und Gegner der Goten im bergigen Winkel zwischen Donez und Don saßen. Die heutigen Osseten des Kaukasus haben die Sprache dieser alten Iranier wenigstens in Spuren bewahrt. Mit den Goten verband sie neben alter Feindnachbarschaft zweifellos noch mehr. Die wesendich iranisch bedingten Lebensformen des skythischen Großraums müssen nicht zuletzt auch über die Alanen zu den Goten gekommen sein. Selbst wenn die Alanen mit den Nachbarn ihrer Nachbarn, den asdingischen Vandalen der Slowakei, keine politischen Beziehungen gepflegt haben sollten, gelangte zumindest das kulturelle Gut, das Freund und Feind durchdrang, bis zu ihnen herüber, Schloß sie an die Lebensformen Südrußlands an und erleichterte den späteren Zusammenschluß der germanischen und der nichtgermanischen Völkerschaft. So mögen gewisse Imponderabilien, die zwischen Aspar und Geiserich schwangen, in das gotische Zeitalter Südrußlands zurückreichen. Diese unausgesprochenen Beziehungen scheint die Legende aber von Aspar auf Kaiser Markian übertragen zu haben. Uber ihn heißt es bei Prokop und anderen, daß er in jüngeren Jahren in Geiserichs Gefangenschaft geriet und von dem Germanenkönig dank einem Adler, der als glückhaftes Zeichen schattenspendend über ihm schwebte, als Mann des Schicksals und künftiger Kaiser erkannt wurde. So soll es zu einem feierlichen Versprechen gegenseitiger Freundschaft gekommen sein. Dagegen wurde Aspar in den kritischen Tagen, als seine Herrschaft ins Schwanken geriet, offen des Verrats bezichtigt. So hatte Ostrom nur eine kühle Antwort auf die Hilfegesuche des Westens. Die Vandalen plünderten zwar Sizilien und das südliche Italien, erlitten aber auch Rückschläge durch Truppen und Diplomaten des Kaisers Avitus. Ihre swebischen Verbündeten empfingen 456 eine Niederlage, die ihnen selbst im gleichen Jahr auf Sizilien und Korsika zuteil wurde. Der Krieg erlaubte Geiserich, die römisch gebliebenen Provinzen von Afrika zu besetzen. Uber seine wirtschafdiche Repressalien, die zu einer Hungersnot in Rom führten, stürzte Avitus
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und wurde von Kaiser Maiorianus abgelöst, der nun zu gewaltigen Rüstungen ansetzte, um von Spanien aus das afrikanische Vandalenreich aufzurollen. Geiserich bewies seine meisterhafte Beherrschung der indirekten Kriegsmittel, indem es ihm 460 glückte, große Teile der feindlichen Flotte unweit ihres Heimathafens Cartagena durch Spione und Saboteure vernichten zu lassen. Es wurde nun zwar Frieden geschlossen, aber durch den Tod Maiorians (461) verwandelte sich der Vertrag sofort in einen Fetzen Papier. Der vandalische Piratenkrieg ging weiter, wenn auch Geiserich sich zur Freilassung der hohen Gefangenen herbeiließ. Für einige Jahre zeichnete sich die Möglichkeit eines Bündnisses mit Aegidius von Gallien ab, das Westrom in eine furchtbare Zange genommen hätte. Aber jetzt geriet in Konstantinopel Aspars Einfluß ins Wanken. Kaiser Leo machte den Griechen Anthemius zum weströmischen Kaiser und rüstete ihn mit eindrucksvollen Machtmitteln aus. Er erreichte fürs erste nichts als die Ablenkung der vandalischen Plünderungszüge von Italien auf das Ostreich. Anthemios rüstete eine Flotte gegen Afrika, mußte aber widriger Winde wegen auf die Überfahrt verzichten, und der einzige Erfolg des Unternehmens blieb die Abschrekkung der Westgoten und Sueben vom Bündnis mit Geiserich. Ein Jahr darauf begann das Ostreich den bis ins Zeitalter Iustinians gewaltigsten Versuch zur Rückeroberung Afrikas. Prokop berichtet diese Ereignisse nicht nur aus künsderischen Gründen besonders ausführlich, sondern läßt das Tatsachenmaterial des Zeitgenossen Priskos vor allem deshalb zu Worte kommen, weil das gesamte historische Material des oströmischen Stabes kein zweites Beispiel von so überraschender Ähnlichkeit mit dem der romantischen Conquista Beiisars aufweist. Strategisch bedeutet der Versuch Kaiser Leos trotz verschiedenen Ausgangs den klassischen Präzedenzfall für den Vandalenkrieg Iustinians. Drei Heeresgruppen wurden angesetzt. Unter dem Kommando des Herakleios und Marsus landete die erste in Tripolis, um von Stadt zu Stadt erobernd in Richtung Karthago vorzudringen. Die zweite Gruppe unter Marcellinus, der als Beherrscher Dalmatiens eigentlich selbst zu den „Tyrannen" zählte, war dazu ausersehen, die von den Vandalen besetzten Inseln zurückzuerobern. Die Hauptmacht unter Basiliskos sollte auf dem Seewege die feindliche Hauptstadt Karthago überrumpeln und so den Krieg entscheiden. Der Vandalenkönig zeigte sich wohl unterrichtet und verzettelte seine Truppen nicht auf den Nebenkriegsschauplätzen, sondern vereinigte Flotte und Heer im Räume Karthago. Als Basiliskos mit seiner Armada von mehr als tausend Schiffen am Vorgebirge des Merkur (Kap Bon) erschien, verzichtete er freiwillig auf Überraschung des Gegners und ließ sich zu zeitraubenden Verhandlungen herbei. Ein nächtlicher Überfall Geiserichs kostete ihn die Hälfte seiner Flotte. Man vermutet, daß Aspar seine Hand im Spiel hatte, und politische Sonderinteressen des Generalissimus, der in der Tat später als Gegenkaiser auftrat, den vollen Einsatz der Kräfte verhinderten. Beide Vermutungen haben wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Aspars politische Konzeptionen zielten auf eine Zusammenarbeit mit den Vandalen. Die Geschichte der nächsten Generation zeigte, daß nicht Verrat, sondern Realpolitik und Kenntnis des Gegners seine Haltung bedingten. Daß aber sein Arm bis zu der am Golfe von Tunis operierenden Flotte reichte, um hier die taktischen Entschlüsse des Feldherrn zu bestimmen, ist eine unmögliche Annahme. Und ebenso kann Basiliskos weder auf Aspars Betreiben noch eigenen Hoffnungen zuliebe absichdich Sabotage getrieben haben. Ein geschlagener Feldherr, der die militärischen und finanziellen Machtmittel des Ostreichs auf Jahrzehnte hinaus vertan hatte, empfahl sich kaum für eine ehrgeizige Laufbahn. Basiliskos kann in der öffentlichen Meinung kaum eine andere Rolle gespielt haben als der Anastasiosneffe Hypatios nach seiner verheerenden Niederlage durch Vitalian. Diese beiden durch ein verwandtes Schicksal gekennzeichneten Hofgenerale gaben zwar auch nach ihren furchtbaren Schlappen die ehrgeizigen Pläne keineswegs auf, doch wäre es ein absurder Gedanke, anzunehmen, daß sie ihren Ruf freiwillig ruiniert haben.
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Nach dem Fiasko der Hauptmacht waren die Teilerfolge der Gruppen Herkleios und Marcellinus hinfällig. Die letzten Hoffnungen schwanden, als der angesehene General Marcellinus auf Sizilien von dem Kaisermacher Rikimer ermordet wurde. Das Ostreich resignierte und Schloß einen Separatfrieden. Noch einmal rüstete der Westen 470 gegen die Vandalen, verzettelte aber seine Kraft in inneren Auseinandersetzungen. Das Zeitalter der Kämpfe war abgeschlossen. Noch vor seinem Tode konnte Geiserich einen dauerhaften Frieden schließen, der zeitlich etwa mit dem Ende Westroms zusammenfiel (474) und den Rechtszustand der Zukunft auf Grundlage gegenseitiger Anerkennung einleitete. Mit diesem Akt wurde die politische Schöpfung des kühnsten aller germanischen Eroberer der Völkerwanderungszeit als souveräner Staat auf ehemaligem weströmischem Reichsboden anerkannt. Und diesmal war der Verzicht des römischen Kaisers endgültig. Der Friede dauerte allen Spannungen zum Trotz bis ins Zeitalter Iustinians. Beim Tode Geiserichs (25. Jan. 477) hätte es scharfer Augen bedurft, um die ersten Risse im Gebäude der vandalischen Herrschaft festzustellen. Nach außen und innen stand es mächtig da. Ein neues Phönizierreich beherrschte das wesdiche Mittelmeer und war jederzeit in der Lage, die maritimen Verkehrswege des oströmischen Reiches unsicher zu machen. Der alte punische Drang nach der Gegenküste Nordafrikas und den die Seewege beherrschenden Inselstützpunkten schien wiederaufgelebt. Nicht umsonst hatten die Feldzeichen der Vandalen für immer auf Sardinien und Korsika, auf den Balearen und Pityusen, für kurze Zeit sogar auf Sizilien Fuß gefaßt. Der Stützpunkt Lilybaeum an der Südwestspitze Siziliens scheint dauernd in ihrer Gewalt geblieben zu sein. Gleichwohl war die Schöpfung Geiserichs mit politischen Hypotheken belastet. Wenn es auch fraglich bleibt, ob man die friedliche Außenpolitik seiner Nachfolger als Schwäche deuten darf, so bot die Innenpolitik fast immer Anlaß zur Sorge. Denn die Auseinandersetzungen der arianischen Vandalen mit dem Katholizismus bedeutete nichts anderes als die Fortsetzung des alten Existenzkampfes mit neuen Mitteln. Über die Annahme der arianischen Form des Christentums durch die Vandalen ist nur bekannt, daß sie mit Gewißheit 421 in Spanien, vermutlich aber schon vor 407 in den Donauländern vollzogen war. Wie alle Ostgermanen erblickten sie dank der Bekehrungstat des Goten Wulfilas in Jesus Christus nicht in erster Linie den Gott, sondern den vorbildlichen Führer und Lehrer in menschlichen Bereichen. Die Germanen mußten diese Lehre nicht viel anders als die Deutschen den Protestantismus mit furchtbaren Religionskriegen bezahlen. Der menschlichere Charakter des Arianismus, sein Verzicht auf christologische Haarspaltereien, scheint den heidnischen Germanen die Bekehrung erleichtert zu haben. Freilich lehrt die nicht zuletzt auch germanische Opposition gegen den Arianismus und der Hang gerade im Vandalenbereich zu Staatskirchentum und politisch-religiöser Diktatur, daß von solchen Beziehungen zwischen der Konfession der Ostgermanen und ihrer germanischen Geisteshaltung nur mit Vorsicht gesprochen werden darf. Bereits König Gunderich, der Vorgänger Geiserichs, zog sich den Unwillen der katholischen Geistlichkeit zu. Der Eroberer Afrikas wird von der kirchlichen Propaganda als der Antichrist schlechthin angesprochen. Die Machteinbuße, die der römische Katholizismus durch den Sieg der Vandalen erlitt, rechtfertigt diesen Haß vollauf. Er wurde gesteigert durch die Konfiskation eines großen Teils des beweglichen und unbeweglichen Kirchenbesitzes. Die Maßnahme hätte sich selbst bei friedlicher Zusammenarbeit zwischen Arianern und Katholiken nicht vermeiden lassen. Die Beschaffung von Bargeld war eine Frage der Selbsterhaltung, und ebensowenig konnten Ausnahmen zugunsten der toten Hand bei der Teilung des Grundbesitzes gemacht werden. Adel und Geisdichkeit zahlten als die bei weitem kapitalkräftigsten Großgrundbesitzer bei der inneren Landnahme der Vandalen die Zeche. Auf ihre Kosten wurden die sogenannten Vandalenlose geschaffen. Vom religiösen Haß ganz zu schweigen, quittierten die Geschädigten ihre Einbußen mit politischem Widerstand. Der kirchliche Kurs Geiserichs
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war daher mit Ausnahme der vierjährigen Amtszeit des Bischofs Deogratias auf Strenge und Wachsamkeit abgestellt. Kurz vor seinem Tode kam es zu einer Entspannung, die auch unter dem Nachfolger Hunerich noch einige Jahre anhielt. Dann trat schlagartig ein Wechsel der Haltung ein, der nur durch die Katholikenfeindschaft der oströmischen Regierung erklärt werden kann. Solange man sich in Byzanz unter Zeno und Anastasios auf die östlichen Machtgrundlagen des Reichs besann und mit dem Monophysitismus zu vermitteln suchte, hatte die afrikanische Orthodoxie von dort nichts zu hoffen. Neben den Katholiken wurden auch die Manichäer wie allenthalben im Römerreich von der Verfolgung betroffen. Um so mehr muß es in Erstaunen setzen, daß der Manichäismus im Volk, und zwar bei den Vandalen selbst, viele Anhänger fand. Man hat hier mit Recht an die Verwandtschaft der menschlichen Christusbilder beider Weltanschauungen erinnert 11 . Daneben darf man vielleicht an die alten iranischen Einwirkungen auf die vandalischen Hasdingen und vor allem die Alanen denken. Es gab zwischen der kämpferischen Weltauffassung der Germanen und dem iranischen Dualismus auch Brücken des Volkstums. Aber nicht nur religionspolitische Auseinandersetzungen bedrohten die Zukunft des Vandalenreiches. Die städtefeindlichen Entschlüsse Geiserichs führten auf die Dauer zu einer Änderung in der Gleichgewichtslage zwischen der seßhaften Küstenkultur und der Zone des Nomadentums. Zwar konnten sich die römischen Libyer mit allerlei Notmaßnahen helfen. So verband man die Häuser am Stadtrand notdürftig miteinander und schuf sich so eine Sicherung gegen räuberische Uberfälle. Aber zahlreiche Außenposten der Zivilisation waren schon in den Tagen der Eroberung den Ereignissen zum Opfer gefallen. Vor allem reichte der vandalische Volksdruck, der nach Geiserichs Tode zusehends schwächer wurde, nicht aus, um die Besiedlung oder auch nur Verteidigung aller Gebiete zu sichern. Die Konzentration der Vandalen auf die Prokonsularis vermehrte zwar ihre Schlagkraft, schaltete aber einen gefahrlichen Zeitfaktor in die Grenzverteidigung ein. Freilich kann man bezweifeln, ob es der römischen Wehrmacht hier anders ergangen wäre als etwa in Gallien, wenn die vandalische Eroberung unterblieben wäre. Hier hätte vermutlich nur das Eingreifen des Ostreichs oder der Goten den Untergang abwenden können. Die Vandalen übernahmen für ein Jahrhundert die Verantwortung für Afrika, und man kann nicht sagen, daß sie es mit schlechtem Erfolg taten, besonders wenn man berücksichtigt, daß ihr Hauptgegner nicht das Nomadentum sondern das Römische Weltreich war. Wenn die Ureinwohner Afrikas von diesem Gegensatz profitierten, kann man den Vandalen das nicht in Rechnung stellen. Die Dromedarnomaden, die vom Roten Meer bis zur atlantischen Küste am Rand der Sahara durch Afrika schweiften, ernteten als lachende Dritte ein gutes Teil von dem, was Römer und Vandalen sich strittig machten. Unter König Trasamund (496-523) nomadisierten die Stämme des Kabaon bereits im Gebiet von Tripolis unweit der Küste. So weit waren Steppe und Sahara gegen das Kulturland vorgerückt 12 . Über den Ursprung dieser nomadischen Bewegung geben vor allem Inschriften und Fels Zeichnungen Auskunft. Sie beweisen, daß ein nabatäisch-tamudenischer Einwandererstrom über Transjordanien und die Sinaiwüste Ägypten erreicht hat. In Oberägypten gab es in römischer Zeit einen Gau Arabia. Noch heute spricht man von der Arabischen Wüste zwischen Nil und Rotem Meer. Wie über die Landengen des Nordens kamen auch über die südliche Meerenge arabische Einwanderer nach dem afrikanischen Kontinent 13 . Einer solchen Bewegung von Osten nach Westen entsprechend „trat die Taktik des Dromedarkampfes an der oberägyptischen Grenze in der zweiten Hälfte des 3. Jh. auf, in Numidien aber erst mit dem 4." 14 . Das nubische Reitervolk der Blemmyer, mit dem auch Iustinian noch rechnen mußte, stellte sich als erstes auf das Dromedar um. Allmählich ergriff diese Kampf- und Lebensform, die sich mit der altüberlieferten Pferdezucht gut vereinigen ließ, vom ganzen Raum nördlich der Sahara Besitz. Die Römer eigneten sich die „neue Waffe" in ihrem Abwehrkampf gegen die Steppe an. Seit Diokletian treten selbständige Einheiten von dromedarii
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auf. Wie schon Karthago, so zwang auch Rom den schweifenden Stämmen sein Gesetz auf und verwies sie an den Rand der bewohnten Welt. Wenn die Grenzen auch stets elastisch gewesen sein müssen, ein gewisses Fluktuieren ähnlich der Einsickerung der Sarazenen im syrischen Raum nie ganz zu verhindern war, bedeutete der römische Limes dennoch den festen Rückhalt für die Kulturwelt. Erst im Jahrhundert des Zusammenbruchs der weströmischen Herrschaft durften die Berberstämme (Mauren) es wagen, den Limes zu durchstoßen, um auch den reichen Küstenstrichen das Gesetz der Steppe aufzuerlegen. Unter Geiserich sollen sie nach Prokop Respekt vor der Macht der Vandalen gezeigt haben. Nach seinem Tode besiegten sie die Nachfolger in unzähligen Schlachten und besetzten Mauretanien von Gadeira bis zu den Grenzen von Caesarea, rissen aber auch im übrigen Nordafrika weithin die Herrschaft über Räume und Verkehrswege an sich 15 . Unter der achtjährigen Herrschaft Hunerichs (477—484) schüttelten die Mauren im unzugänglichen numidischen Aurasiusgebirge als erste das Joch der Eroberer ab. Die Vandalen mußten auf ihre Unterwerfung verzichten. Erst Beiisars Nachfolger Solomon konnte dort die Stämme des Iaudas zur Auswanderung zwingen und das im Innern längst nicht so abweisende Gebirgsland durch Festungen sichern 16 . Hunerichs Nachfolger Gunthamund (484—496) hatte sich bereits mit zahlreichen Razzien der Stämme auseinanderzusetzen. Er scheint aber den alten Besitzstand im wesentlichen noch behauptet zu haben. Kritisch wurde die Lage unter Thrasamund (496—523). Die zufällig erhaltenen Nachrichtenfetzen werfen Streiflichter auf das unaufhaltsame Vordringen der Berberstämme. So wird im wesdichen Mauretania Caesareensis ein Häuptling Masuna erwähnt, der sich den bezeichnenden Titel rex Maurorum et Romanorum zulegte. Der Königstitel war im Kreise der Mauren längst nichts Ungewohntes mehr. Die Formen der Belehnung mit den Insignien standen ähnlich wie bei den arabischen Phylarchen, den armenischen Satrapen und anderen Halbsouveränen seit alters fest. Die Stämme im Auresgebirge zerstörten Thamugadi (Timgad). Zwischen Thelepte und Theveste begann der Stamm der Frexes sich zu regen und erstmalig taucht hier der Name des Antalas auf, der den Statthaltern Iustinians so viel zu schaffen machte. Die Grundbesitzer verließen fluchtartig das Land 17 . Schließlich berichtet Prokop über eine schwere Niederlage, die den Vandalen Thrasamunds von den tripolitanischen Stämmen unter Cabao (Kabaon) beigebracht wurde. Dieser kluge und kriegserfahrene Häupding machte von einem Ring von Kamelen ähnlichen militärischen Gebrauch wie gleichzeitig die Germanen von der Wagenburg. Treffender wäre wohl der Vergleich mit dem Grabensystem der römischen Kriegskunst, das seinerseits auf Anregungen der turanischen Barbaren zurückgeht. Die Schlacht fand irgendwo an der Küstenstraße nach Karthago statt, die auch Beiisar zu seinem Vormarsch benutzte. Der Kamelgeruch machte die Pferde der Vandalen scheu. Überdies waren die Vandalen nur den Nahkampf gewohnt und sahen sich dem Beschüß durch die Mauren, die nun zwischen ihren Tieren hervor zum Ausfall ansetzten, hilflos ausgeliefert. Der Bericht über die Schlacht ist von dem Gewährsmann Prokops, den wir in den Reihen der katholischen Geistlichkeit zu suchen haben, propagandistisch ausgeschmückt worden. Immerhin wäre denkbar, daß die Mauren in der Tat durch religiöses Entgegenkommen versucht haben, die Vandalen in der Gunst der ansässigen Römer auszustechen. Unter Geümers Vorgänger Hilderich (523—530) steigerte sich die Krise zur Katastrophe. Weithin gerieten die Provinzen in die Hand der Mauren. Von den drei Mauretanien blieb nur die Hauptstadt des mitderen, Caesarea, übrig, die ohnehin am Meer lag. Auch dem südlichen Numidien scheint es nicht anders ergangen zu sein. In der Byzacena erlitt Hilderichs Heer, das sein Vetter Oamer befehligte, eine verhängnisvolle Niederlage durch Antalas. Sie kostete ihn Thron und Freiheit. Der Wortführer des nationalen und religiösen Protestes gegen Hilderichs schwächliche Politik rechtfertigte seine Usurpation durch energische Kriegführung gegen die Mauren. In seltsamer Verkettung der Umstände sollte gerade das seinen Untergang beschleunigen. In den vier Jahren, die Geilamir herrschte (530—534), scheint die
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Säuberung der Byzacena das Hauptanliegen des Vandalenstaates gewesen zu sein. Dank dem Kriege Iustinians ging das Problem, das ja nicht nur einzelnen Landschaften, sondern der gesamten römischen Restbevölkerung Nordafrikas gestellt war, ungelöst an die Byzantiner über. Die weitere Geschichte des Berbertums zeigt, daß dieses Volk trotz seiner Unfähigkeit zu dauerhaften politischen Gestaltungen in weit höherem Maße als die Illyrer und Thraker Südosteuropas die Geschicke der von ihm besiedelten oder nomadisch beherrschten Landstriche bestimmt. So wenig sich die Byzantiner den wahren Herren der Steppe gegenüber für immer durchsetzen konnten, so wenig vermochten es die Araber. Freilich hat der Islam das Berbertum wesentlich tiefer beeinflussen können als es dem Christentum jemals möglich war. Doch mußte er sich ähnliche Gegenwehr gefallen lassen. Die sozialen und religiösen Revolutionen, die unter lebhafter Beteiligung, wenn nicht gar Führung der Eingeborenen das christliche Nordafrika immer wieder erschütterten, haben überraschende Parallelen in islamischer Zeit. Mit den Religionskriegen der Donatisten und Circumcellionen, die sich gegen die Alleinherrschaft des Katholizismus und der mit ihm verbündeten Gutsbesitzer richteten, lassen sich die mit dem 8. Jahrhundert einsetzenden Streitigkeiten um islamitische Ketzerbewegungen durchaus vergleichen. Selbst die soziale Note kehrt wieder. Besonders typische Vertreter des Berbertums sind die Bewegungen der Kharidjiten, Sufriten, Abaditen. Aber auch die schiitischen Fatimiden verdankten ihre Macht dem Berberstamm der Ketama. Als dann im 11. Jh. die Almoradiven und im 12. die Almohaden ihre sunnitische Reaktion durchführten, hatte der orthodoxe Islam in Nordafrika den Endsieg errungen. Doch mußte auch er bedeutende Konzessionen an den örtliche Volksglauben machen. Die heutige religiöse Situation des Berbertums wird hierdurch entscheidend bestimmt. Dergestalt waren die widerstrebenden Kräfte, mit denen die Vandalen sich auseinanderzusetzen hatten. Doch wäre der Schluß verfehlt, daß es mit ihrer Macht langsam aber sicher zu Ende ging. Es besteht sogar hohe Wahrscheinlichkeit für die Annahme, daß Geilamir im Falle eines längeren Friedens mit Ostrom die innere und äußere Festigung seines Staates gelungen wäre. Sein energischer Kurs gegen die Mauren und die nur imperialistisch zu erklärende Zersplitterung seiner Kräfte beim Eintreffen Beiisars deuten nicht gerade auf müden Verzicht. Man kann nicht umhin, zu bewundern, wie reibungslos, von den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen abgesehen, die es jedoch selbst in Ostrom gab, die Übernahme der afrikanischen Verpflichtungen eines Weltreichs durch den kleinen Germanenstamm vor sich ging. Die Landverluste an das Nomadentum wären auch Westrom nicht erspart geblieben. Das Wesentliche war aber doch die Tatsache, daß die Vandalen von vornherein seßhaft waren und das Erbe der römischen Gutsbesitzer antraten, als ob sich das von selbst verstünde. Wäre der byzantinische Angriff unterblieben, hätten sie ihre völkische Eigenart ebensowenig bewahrt wie die Franken und Westgoten. Nur mit dem Unterschied, daß die Angleichung an das Römertum in Afrika sehr viel rascher als in Europa vor sich gegangen wäre. Beim Tode Geiserichs besaß der Staat der Vandalen bereits volle Unabhängigkeit, und es war nun die Frage, ob er sich in der Mittelmeerwelt auf die Dauer behaupten konnte. Die militärische Antwort hatte schon Geiserich gegeben, nicht ohne den Künsten der Diplomatie und den goldenen Kugeln ihren gebührenden Platz einzuräumen. Bald nach seinem Tode erschienen in Italien die Goten, und sofort erhob sich die Frage, ob Stammesverwandtschaft und gleicher Glaube an den Sieg über die natürliche Eifersucht zwischen den Nachfolgern Roms und Karthagos davontragen würden. Zunächst herrschte, wie sich denken läßt, eitel Freude. Der Vandalenkönig heiratet Theoderichs des Großen Schwester Amalafrida. Eine Trübung des freundnachbarlichen Verhältnisses um 510 ließ sich noch einmal beilegen. Zum erstenmal scheint das Ostreich damals die beiden Germanenstaaten gegeneinander ausgespielt zu haben. Es ist nicht uninteressant, daß solche Frontwechsel möglich waren und Byzanz bald zu seinem zumindest nominell halbsouveränen Tochterstaat in Italien, bald zu den unbestritten souveränen Vandalen hielt. Wir lernen daraus, daß beide Germanenreiche
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ohne Rücksicht auf ihr staatsrechtliches Verhältnis zu Ostrom gleiche Möglichkeiten zu einer friedlichen Nachfolgeschaft Westroms in der damals auf altem Reichsboden recht revolutionären Form der zwischenstaadichen Zusammenarbeit besaßen. So hat also der Vandalenstaat trotz allem, was von der Greuelpropaganda seiner Gegner als unbestreitbare Tatsache übrigbleibt, die Aussicht gehabt, in die Kulturwelt des Mittelmeers nicht nur unmerklich hineinzuwachsen, sondern völlig in ihr aufzugehen. Angesichts solcher Möglichkeiten erhebt sich die Frage, warum es hier nicht zu einer schöpferischen Entwicklung wie so oft im Bereich der Romanitas, sondern zur Katastrophe kam. Für die vandalische Innenpolitik lautet die Antwort: die Parteigänger des Katholizismus und der Zusammenarbeit mit Ostrom verstanden es nach ihrem Sieg unter Hilderich offensichtlich nicht, das wahre Interesse uneigennützig zu vertreten. Sie forderten vielmehr durch ihr Verhalten eine nationale Reaktion heraus. Freilich waren die Fehler der Parteien außenpolitisch bedingt: seit der Thronbesteigung Iustins verriet alles, was der inneren oder äußeren Sicherheit des vandalischen Staates gefahrlich wurde, das Gepräge der zielbewußten Westpolitik Iustinians. Schon im Jahre 519, unmittelbar nach der entscheidenden Schwenkung der oströmischen Religionspolitik, durfte der Papst seinen neuen Freunden in Byzanz das Eingreifen zugunsten der Katholiken im Vandalenbereich nahelegen. Die Gesandtschaft, die in Karthago den Thronwechsel bekanntgab, war bereits ein zweideutiger Akt der Höflichkeit. Vier Jahre darauf starb Thrasamund. Hilderich warf sich Ostrom und den Katholiken an den Hals und zerriß endgültig die Bande der Freundschaft mit dem Gotenreich. Thrasamunds Witwe Amalafrida, die Schwester Theoderichs, endete im Kerker. Der große Gote witterte die Gefahr, die ihm drohte und änderte seine Politik. Denn auch von anderer Seite erlebte er Rückschläge und Enttäuschungen, die ihn lehrten, daß unheimliche Kräfte am Werk waren. Die Rivalität mit Burgundern und Franken bedeutete Gefahr an der Nordgrenze Italiens. Der berüchtigte Prozeß um Boethius und Symmachus bewies, wenn nicht die persönliche Schuld der Beteiligten, so doch den Zug der Zeit. Das Schreckensurteil traf die Byzantinerfreunde Italiens. Im Jahre 526 lehrten gewaltige Rüstungen, daß der Recke bereit war, dem Ostreich und seinen Anhängern auch auf afrikanischem Boden entgegenzutreten. Theoderichs Tod verhinderte den Angriff auf vandaüsches Gebiet. Vermutlich wäre im Kriegsfall nur das, was ohnehin eintrat, der Sieg der Nationalpartei, drüben beschleunigt worden. Der paradoxe Fall der Befreiung einer nationalen Gruppe von außen wurde zwar vermieden, aber vier kostbare Jahre gingen verloren, die der letzte Vandalenkönig zum Ausbau seiner Machtstellung hätte gebrauchen können. Erst im Jahre 530 trat die Heeresversammlung zusammen und erhob nach germanischem Recht Geilamir auf den Schild. Um diese Zeit war der Germanenstaat längst eingekreist, denn die Nachfolger Theoderichs folgten, zu jedem Verrat gegen den eigenen Staat bereit, den Fußstapfen der Byzantiner. Die schwere Niederlage durch die Mauren hatte überhaupt erst die Vorbedingungen für die Absetzung Hilderichs geschaffen. Der Gleichlauf des vandalischen und gotischen Schicksals bekundete sich sechs Jahre später auf den Feldern von Regata, als die gotische Nationalpartei an die Macht kam. Wenn Iustinian den germanischen Rechtsakt der Herrschaftsübertragung zum Vorwand der Kriegserklärung machte, so hat das nur propagandistische Bedeutung. Der Krieg war längst geplant, und um Gründe war man in Byzanz nicht verlegen. Eile tat not, denn jeder Tag, den Geilamir länger an der Macht war, bedeutete für die Katholiken im Vandalenreich und damit für Ostrom einen empfindlichen Geländeverlust. Erst im Jahre 532 gelang es im Osten, den „Ewigen Frieden" mit Persien abzuschließen. Noch bevor die Unterschrift vollzogen war, erschütterte der Nikaaufstand das Reich in seinen Grundfesten, ließ aber das Kaiserpaar nur umso stärker aus dieser Probe hervorgehen. Das gewaltige Kraftgefühl des
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wiedererstarkten Oströmischen Reiches drängte auf allen Lebensgebieten zum Durchbruch. Als erstes Opfer waren die Vandalen auserkoren. Iustinians Minister, wahrscheinlich auch die Gattin Theodora, verwarfen den Gedanken an eine Expedition nach dem berüchtigten Muster des Basiliskosunternehmens. Freilich hat als Einziger der Prätorianerpräfekt Iohannes der Kappadoker die allgemeine Uberzeugung mit dem nötigen Nachdruck vertreten. Aber alle Warnungen verhallten ungehört. Ein Bischof aus den Ostprovinzen soll mit seinen eindringlichen Mahnungen den Ausschlag gegeben haben. Es wird auch behauptet, daß Bischof Laetus, der unter Hunnerich das Martyrium erlitten hatte, Iustinian im Traum erschienen sei. Der Kaiser hatte kaum nötig, sich von seiner eigenen Propaganda überzeugen zu lassen. Sein Lebensziel stand längst fest. Es konnte sich bei diesen Beratungen nur um das Abwägen der finanziellen und militärischen Schwierigkeiten handeln. 2. Vorbereitungen
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So fiel im Frühjahr 533 die Entscheidung. Für die Anlage des Feldzugs lieferte der Unglücksstratege Basiliskos das Vorbild. Aber die Dreiteilung der Kräfte lag in der Natur der Sache. Der Hauptstoß sollte die feindliche Hauptstadt Karthago treffen. Dank der Freundschaft mit den von aller Einsicht verlassenen Nachfolgern Theoderichs konnte man von vornherein Sizilien als Stützpunkt in die Berechnungen einbeziehen. Damit erübrigte sich der ebenso lange wie gefahrvolle Landweg über Cyrenaika und Tripolis. Von der Absprungsbasis Sizilien konnte man überraschend ins Herz des Gegeners stoßen. Zur Endastung der Hauptmacht waren mit wohlberechnetem zeidichem Vorsprung Angriffe auf Tripolis und die vandalischen Inseln vorgesehen, die Geilamir zur Verzettelung seiner Kräfte verleiten sollten. Vermutlich wurden diese Aktionen zu gegebener Zeit absichdich ausgeplaudert. Daß die Revolutionen in Tripolis und Sardinien bezahlte Arbeit waren, ist so gut wie sicher. Tripolis fiel unter dem einheimischen Pudendus von Karthago ab und erbat bewaffnete Unterstützung. Iustinian entsandte den Offizier Tattimuth mit einigen Truppen, der zweifellos auf dem Landwege von der Cyrenaika aus in Tripolis einmarschierte. Das Detachement vereinigte sich mit den Aufständischen und Tripolitanien wurde byzantinisch. Geilamir holte zum Gegenschlag aus. Rasche Vergeltung sollte die Aufrührer treffen. Aber der gleichzeitige Abfall Sardiniens wies der geplanten Strafexpedition ein dringenderes Ziel. Hier fand die rasch zupackende Diplomatie des Reichs einen Nebenkriegsschauplatz, der wertvolle Kräfte der Vandalen binden sollte. Geilamir hatte Goda, einem „Sklaven" gotischer Herkunft, die volle zivile und militärische Befehlsgewalt über Sardinien, also vizekönigliche Rechte übertragen. Goda galt als feuriger und tatkräftiger, seinem Herrn treu ergebener Mann. Aber die neue Machtstellung überspannte seinen Ehrgeiz. Als er gewahr wurde, daß Iustinian den Krieg gegen Libyen und Geilamir vorbereitete, bot er seine Dienste an. Wenigstens ist dies die Ausdrucksweise Prokops, der keinen Anstoß daran nimmt, daß Geilamir immerhin früher als sein Statthalter Goda von den „Vorbereitungen" erfahren mußte und dann schwerlich seine Kräfte verzettelt und sorglos Säuberungsarbeit im Inneren der Byzacene geleistet hätte. Also wird auch hier die Geheimdiplomatie des Reichs in dem vergröbernden Bericht faßbar. Goda rechtfertigte seinen Verrat, indem er Geilamir als Tyrannen bezeichnete. Zweifel wären hier nicht angebracht, denn die Tyrannenformel des von Prokop überlieferten Briefes mit ihrer innenpolitischen Spitze entspricht der propagandistischen Gesamdage. Iustinian sagte durch den Gesandten Eulogios bewaffnete Hilfe zu. Aber Godas' Ehrgeiz zielte auf eine selbständige Stellung. Er nannte sich ohne Genehmigung des Kaisers basileus, womit er sich außerhalb der reichsrömischen Sphäre stellte. Nichtsdestoweniger rechnete er auf byzantinische Hilfstruppen, erklärte aber, für deren Kommandeur keine Verwendung zu haben. Seine eigenen germanischen Streitkräfte, deren Kern die Leibwache war, sollten Sardinien sichern, der Zuzug aus Byzanz sollte so verteilt werden, daß er dem
3. Heerfahrt nach Afrika
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Usurpator wohl nützlich, aber nicht gefahrlich werden konnte. Kurz vor dem Eintreffen der verletzenden Antwort stellte der Kaiser 400 Mann unter dem Tribunen Kyrillos zum Entsatz Sardiniens bereit, reihte sie aber nach Ankunft des Eulogios wieder in das reguläre Heer ein. Goda erfüllte seine Aufgabe auch ohne das oströmische Detachement. Das Reich vermied unangenehme Auseinandersetzungen und hatte im Falle des Sieges ohnehin freie Hand gegen den Usurpator Sardiniens. Je weniger Reichstruppen sich auf der Insel blicken ließen, desto sicherer mußte Geilamir werden, daß der Aufstand innenpolitischen Charakter hatte. Schöpfte er Verdacht, so war zu befürchten, daß er Geiserichs Vorbild folgte und die gesamten verfügbaren Streitkräfte um Karthago konzentrierte. Die kaiserlichen Berechnungen erwiesen sich als richtig. Geilamir setzte unter seinem Bruder fünftausend Mann, die besten des Heeres, auf 120 Schiffen zur Rückeroberung Sardiniens an. Prokop ist der Meinung, daß der Vandalenkönig einer Hilfeleistung des Reiches zuvorkommen wollte. Nach dem Gesagten scheint das recht fraglich. Fest steht nur, daß er Sardinien über Tripolis stellte und die Möglichkeit einer Bedrohung Karthagos nur unvollkommen berücksichtigte. Noch war dieses überseeische Germanenreich seiner Kraft sich bewußt und stellte die Sicherung der Seewege und seines weltpolitischen Ansehens über die Abwehr einer Bedrohung auf dem Kontinent. Davon abgesehen scheint die vandalische Führung sich über den mutmaßlichen Zeitpunkt eines Angriffs auf Afrika getäuscht zu haben. In tragischer Verkettung der Umstände glückte damit die Überrumpelung, gestaltete sich die strategische Ausgangsstellung des Gegners günstig. Während sich die Schläge gegen Tripolitanien und Sardinien ankündigten, reiften auch die Vorbereitungen der Hauptunternehmung. Es kam nicht so sehr darauf an, gewaltige Menschenmassen in Schiffe zu pferchen und über das Meer zu führen. Eine kleine, ausgesuchte, taktisch höchstgeschulte Truppe leistete mehr. Der Kaiser stellte zehntausend Mann Fußtruppen und fünftausend Reiter, die teils den regulären Truppen (stratiotai), teils den bevorzugten und vielfach fremdstämmigen Föderaten entnommen waren. Hierzu kommen tausend Mann Bundesgenossen und die persönliche Gefolgschaft Beiisars, die aber nicht mit Benutzung einer weit späteren Angabe Prokops auf siebentausend Mann veranschlagt werden darf. Im Jahre 533 wird er kaum die Hälfte dieser Zahl besessen haben. Bezeichnend ist, daß in diesem Kampf um die Ausrottung eines ostgermanischen Stammes mindestens tausend Ostgermanen unter Beiisar kämpften. Ferner sind 600 Hunnen und 400 Heruler bezeugt 1 8 . Darüberhinaus dürften noch weitere Germanen teilgenommen haben. Das Offizierskorps entstammte großenteils der Provinz Thrakien 19 . Auch daraus läßt sich auf die Zusammensetzung der Truppen schließen. Die Transportflotte umfaßte fünfhundert Einheiten unter dem Alexandriner Kalonymos. Ihre Tragfähigkeit schwankte 75 und 1000 Registertonnen. Als Besatzung werden je Einheit etwa 60 Mann angegeben. Demnach wären auf jeden Soldaten knapp zwei Matrosen gekommen, was wohl zu hoch gegriffen sein dürfte. Der militärische Geleitschutz zählte 92 Einheiten, deren jede angeblich ca. 21 Mann Besatzung besaß. Es handelte sich um Seesoldaten aus Konstantinopel, die sich aufs Rudern und alle seemännischen Arbeiten verstanden, überdies militärische Ausbildung besaßen. Die normale Besatzung solcher Dromonen zählte vermudich 50 Mann 2 0 .
3. Heerfahrt
nach
Afrika
Anfang Juni 533 ließ Iustinian die bunt zusammengewürfelte, aber nicht destoweniger stattliche Flotte auf dem Marmarameer im Angesicht der funkelnden Kuppeln des Kaiserpalastes vor Anker gehen. Patriarch Epiphanios führte einen frischgetauften Soldaten auf Beiisars Flaggschiff. Es ging dem Kaiser um ein gutes Vorzeichen für den Kreuzzug gegen die arianische Ketzerei. Sollte der angebliche Soldat wirklich mit dem jungen Theodosios, dem traurigen Helden der Skandalgeschichte um Beiisars Gattin identisch sein, so handelte es
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I. Der Untergang der Vandalen
sich freilich u m den Auftakt nicht nur des Feldzugs sondern auch jenes privaten Verhängnisses, das Beiisars Leben vergiftete. Gewiß hat der Patriarch Schiffe und Soldaten für die gefahrliche Fahrt eingesegnet, hat der Kaiser als oberster Kriegsherr eine Mahnung ausgesprochen und den Befehl zur Ausfahrt erteilt. Die Flotte nahm, Beiisars Flaggschiff an der Spitze, das sich kaum von den anderen Schiffen unterschied, Kurs auf Herakleia-Perinthos (Eregli) am Nordufer des Marmarameers. Hier nahm man einen fünftägigen Aufenthalt, um die Pferde einzuschiffen, die der Kaiser seinem Feldherrn von den thrakischen Krongütern stellen ließ. In Abydos, unweit des heutigen Cannakak, am Ausgang des Marmarameers, verzögerte eine Windstille die Reise um weitere vier Tage. Als zwei betrunkene Hunnen hier einen Stammesgenossen erschlugen, entstand die Streitfrage, ob sie nach römischem Recht zu bestrafen seien. Nicht nur die hunnischen Bundesgenossen, sondern selbst die byzantinischen Truppen Beiisars ergriffen für die Verbrecher Partei. Wenn Prokop auch betont, daß es sich lediglich u m eine Disziplinarsache handelte, so darf man darüber hinaus annehmen, daß die Gewohnheiten der zumeist wohl den Balkanländern entstammenden Reichstruppen im Falle eines Totschlags nicht allzuweit von denen der Hunnen abwichen. Der Feldherr ließ keinen Zweifel über die unbedingte Geltung des römischen Rechts und der römischen Disziplin innerhalb seines K o m mandobereichs. Die beiden Hunnen wurden auf einem Hügel bei Abydos ans Kreuz geschlagen. Eine Ansprache an das Heer, das vor der Richtstätte versammelt war, rief jedem Soldaten die römisch-byzantinische Heeresdisziplin nachdrücklich ins Gedächtnis. Beiisar unterließ nicht, auch bei dieser Gelegenheit die von der Regierung geschürte Kreuzugsstimmung für das militärische Ziel zu nutzen. Während der Fahrt bis Abydos waren einzelne Schiffe abgetrieben worden. U m auf hoher See die gegenseitige Fühlung zu erleichtern, wurden jetzt die Segel der drei Schiffe, die Beiisar und sein Gefolge trugen, im oberen Drittel rot gefärbt und für die Nacht Hecklaternen aufgesteckt. Nach diesen Führerschiffen hatten sich die Kapitäne der Flotte zu richten. So gelangte man trotz heftigem Gegenwind nach Sigeion an der Nordwestspitze Kleinasiens (Jenischer). In den nächtlich durchfahrenen Meerengen von Malea, der Insel Lesbos, rettete nur äußerste Vorsicht die Schiffe vor dem Zerschellen. Über Kainupolis am K a p Tainaron, der Südspitze Lakoniens, erreichte man Methone an der Südwestecke von Messene. Kurz zuvor waren Martin und Valerian hier angekommen und warteten auf günstigen Wind zur Überfahrt nach Sardinien. Dieselbe Verzögerung traf Beiisar. U m den Aufenthalt zu nutzen, ließ er das Heer ausschiffen und nahm die endgültige Aufstellung der Kampfverbände und Einteilung der Befehlsbereiche vor. Z u m Exerzieren kam es wohl kaum, denn Hitze und Dürre lasteten über der Landschaft. Bei diesem Wetter wirkte sich eine Sparmaßnahme des praefectus praetorio Iohannes, der ohnehin ein Gegner des Feldzugs war, doppelt verhängnisvoll aus. Der Schiffszwieback, den er nur ungenügend hatte durchbacken lassen, war unter dem Einfluß der Seeluft wieder zu Mehl zerfallen, verschimmelt und rief bei den Truppen typhusartigen Durchfall hervor. 500 Mann gingen der Expedition verloren 2 1 . Endlich endete die Gefangenschaft in dem weltabgelegenen Winkel Griechenlands. Nach Anlaufen der Insel Zakynthos, wo frisches Wasser an Bord genommen wurde, steuerte man auf die hohe See hinaus und erreichte bei dauernder Flaute erst nach sechzehntägigem Kreuzen die Küste Siziliens. E s kann kaum Zufall sein, daß die Flotte nicht in Syrakus oder Catania, sondern an der unbewohnten Steilküste im Angesicht des Ätna, also etwa auf der H ö h e des heutigen Taormina, vor Anker ging. Die Wetterverhältnisse hätten gestattet, jeden beliebigen Hafen anzulaufen. Jedenfalls wollte man aber den feindlichen Spionen so lange wie möglich aus dem Wege gehen. Prokop schreibt nun freilich in eigener Sache, denn er war es, den Beiisar zu geheimer Erkundung nach Syrakus sandte. Ginge es nach ihm, so hätte sich der Feldherr beim Eintreffen in Sizilien nicht nur in begreiflicher Anspannung, sondern in fast hilfloser Verzweiflung
3. Heerfahrt nach Afrika
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befunden. Kein Mensch wisse, wer die Vandalen überhaupt seien, noch könne sich jemand ein Bild von ihren soldatischen Eigenschaften und ihrer besonderen Kampfweise machen. Etwas weniger peinlich für die Arbeitsweise der vorbereitenden Stäbe klingt die Frage nach dem derzeitigen Standort Gelimers bzw. der mutmaßlichen Stoßrichtung eines zu erwartenden Angriffs. Überdies bestürmten die Truppen ihren Führer, er möge es unter keinen Umständen auf eine Seeschlacht ankommen lassen, denn sie würden unter diesen Umständen für nichts einstehen. Während sie zu Lande zu allem entschlossen seien, bedeute zur See das Auftauchen eines Gegners sofortige Flucht. Das Geständnis des byzantinischen Historikers ist für eine Seemacht, deren entscheidender Vorteil die Beherrschung der Meere war, nicht gerade rühmlich. In dieser Bedrängnis soll sich der Feldherr entschlossen haben, seinen Berater Prokop nach Syrakus zu senden. Er hatte zu erkunden, ob feindliche Hinterhalte in Sizilien und Afrika die Uberfahrt gefährdeten. Nachrichten über den geeigneten Landeplatz und die günstigste Vormarschrichtung waren einzuziehen. Als Treffpunkt mit der weitersegelnden Flotte verabredete man den Hafen Caucana im äußersten Südosten Siziliens. Bei aller Würdigung der Tatsache, daß ein Generalstab mit unzähligen Ressorts damals gänzlich unbekannt war, fällt die Übertreibung Prokops sofort ins Auge. Ganz so naiv war man nun doch nicht. Zumindest sprechen die Maßnahmen der Gegenseite dafür. Der Vandalenkönig ließ nicht umsonst der katholischen Geistlichkeit sowie den griechischen Auslandskaufleuten in Karthago auf die Finger sehen. Aus diesen Kreisen erhielt das Reich seine Nachrichten. Prokop verrät dies selbst durch die geistliche Färbung seiner „Vorgeschichte" des Vandalenkriegs und die weiteren Einzelheiten seines Berichts über die Rekognoszierung in Syrakus. Als er in der Stadt eintraf, suchte er einen Jugendfreund aus Caesarea auf, einen Großkaufmann, dessen Namen er nicht überliefert. Reise und Aufenthalt verliefen ohne Zwischenfall, denn die gotische Regierung hatte längst den Ankauf von Proviant gestattet und dies war der offizielle Reisezweck. Über die Geheimverhandlungen, deren Ergebnis diese reichlich wohlwollende Neutralität war, besitzen wir keine Nachrichten. Wenn sich Amalaswintha später beim Streit um Lilybaeum auf diese Haltung berufen konnte, gesteht sie damit ein, daß die selbstmörderische Begünstigung der Byzantiner abgekartete Sache war. Sie schrieb am Vorabend des Vernichtungskrieges gegen ihr Volk in der Verzweiflung des Ertrinkenden: „Nicht so, mein Kaiser! Bedenke, daß wir nicht nur bei Deinem Krieg gegen die Vandalen Dir nicht hinderlich waren, sondern Dir den Weg zu den Feinden freigaben, Dir mit großer Ergebenheit das Nötigste verschafften, unter anderem auch so viele Pferde, daß Du gerade durch sie den Sieg über die Feinde errungen hast. Bundesgenosse und Freund heißt von rechts wegen nicht nur, wer Waffenhilfe gegen die Nachbarn leistet, sondern wer einem Kriegführenden offensichdich alles verschafft, was er zum Kriege braucht. Bedenke, daß Deine Flotte damals weder wo anders als in Sizilien landen, noch ohne das, was dort gekauft wurde, nach Libyen hätte fahren können. Das heißt, daß wir das Hauptverdienst an Deinem Siege haben" 2 2 . Der Brief der Regentin zeigt, daß Prokop wesentlich größere Ankäufe tätigte, als der Wordaut seines Berichtes ahnen läßt. Nach ihr hatte die Gestellung von Trinkwasser, Lebensmitteln, Remonten, nach dem Historiker und Adjudanten dagegen die glänzende Durchführung seines geheimen Rekognoszierungsauftrags kriegsentscheidende Bedeutung. Im Hause des Großkaufmanns traf er einen zufallig erst vor 3 Tagen aus Karthago zurückgekommenen Handlungsdiener. Zufallig wußte dieser über Gelimers Aufenthalt und die Dislokation der vandalischen Streitkräfte genauestens Bescheid. Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, daß Prokop seiner theoretischen Schwäche für das Spionagewesen hier eine alles andere als unpraktische Betätigung verschafft. So naiv seine Erzählung gehalten ist, so wenig vermag sie den Verdacht aus der Welt schaffen, daß alles abgekartet und das Kaufmannshaus eine wohlorganisierte Spitzelzentrale war. Prokop nahm den Mann — nicht
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I. Der Untergang der Vandalen
ohne neue Komödie — zu weiterer Verwendung mit nach Caucana, wo die Flotte lag. Der Kaufherr blieb mit gut gespielter Verwunderung über die seltsame „Entführung" zurück und ging weiterhin im bürgerlichen Frieden des Gotenreichs seinen friedlichen Geschäften nach.
4. Landung
in Afrika und erste
Unternehmungen
In Caucana traf Prokop den Feldherrn und seine Armada an, die gerade den Tod des ausgezeichneten Kommandeurs der armenischen Verbände, Dorotheus, betrauerten. Hier muß die Einschiffung der Remonten und Lebensmittel vor sich gegangen sein. Beiisar nahm den Bericht entgegen und sparte nicht mit Lob für seinen Adjudanten. Er erfuhr nichts weniger als die derzeitige Abwesenheit der vandalischen Hauptmacht von Karthago. Die besten Truppen Gelimers standen seit kurzem in Stärke von fünftausend Mann unter Tata in Sardinien, währen der König unter Vernachlässigung Karthagos und der Küstenstädte in der Byzacene gegen die Mauren kämpften, die diese Provinz weithin überschwemmt hatten. Er stand vier Einheitstagereisen (145 km) von der Küste entfernt in Hermione, einem heute nicht mehr nachweisbaren Ort in der Byzacene. Damit waren die günstigsten Voraussetzungen für den Angriff gegeben. Die Signale ertönten und die Flotte setzte sich nach Gozzo und Malta in Marsch. Schwerer Gegenwind verzögerte hinter Malta die Fahrt um einen Tag. Beim Kreuzen kam man stark nach Osten ab und ging beim Vorgebirge Caput Vada fünf Tagereisen (180 km) südostwärts Karthagos vor Anker. Doch wird man schwerlich an einen Zufall denken dürfen 2 3 . Der große Afrikaforscher Heinrich Barth hat bei seinem Aufenthalt in Caput Vada als erster die hervorragende Eignung dieses Platzes als Hafen festgestellt. Mit Karthago konnte sich das „Ras Kabudia" natürlich nicht messen, bot aber für eine Landung genügend Schutz. Der Feldherr befahl die Unterführer zum Kriegsrat auf sein Flaggschiff. Prokop überliefert die Reden des Zahlmeisters Archelaus und des Generalissimus, die ein ebenso sachliches wie inhaltreiches Bild der Lage übermitteln. Archelaus faßte die Bedenken gegen eine sofortige Landung zusammen. Zunächst betonte er, wie üblich, das kollegiale Verhältnis zwischen dem Feldherrn und seinem Kriegsrat. Nach dem Höhepunkt der Laufbahn Beiisars im Jahre 540 artete die kameradschaftliche Zusammenarbeit ohne seine Schuld vielfach zu bedenklicher Formlosigkeit aus und beschränkte die Entschlußfreiheit des Verantwortlichen. Hier wäre etwa an die Vorgänge beim persischen Kastell Sisauranon oder an Beiisars vom Kaiser nur allzu gern gesehene Schwäche bei seinem zweiten Italienaufenthalt zu denken. Im rasch und energisch geführten Vandalenkrieg blieb dagegen der beratende Charakter der Offiziersbesprechungen gewahrt 2 4 . Die Bedenken des Archelaus galten dem Schicksal der Flotte. Man schrieb den 31. August 533. Fast drei Monate hatte die Reise mit ihren unfreiwilligen Aufenthalten beansprucht. Die Herbststürme standen in Aussicht. Von Iunca (70 km nördlich Gabes) bis Karthago dehnte sich die abweisende, hafenlose Küste. Zu Lande hatte Geiserich nur offene Städte übriggelassen. Was sollten die „Sieger" von Dara ohne den Rückhalt einer Stadtmauer ausrichten? Nicht nur der Wassermangel drohte ihnen, sondern erst recht der Hunger, wenn die Flotte von Stürmen weithin verschlagen wurde oder an der Küste zerschellte. Wurde nicht bei abgeschnittener Zufuhr die Tätigkeit des Proviantmeisters sinnlos und er, Archelaus, machdoser als jeder Privatmann? Wenn das Heer irgendwo an Land seine Materialreserven, namentlich die Waffen, deponierte und im übrigen an allem Nötigen Mangel litt, wie sollte es da einem angreifenden Gegner frei operierend entgegentreten? Auf Grund dieser Überlegungen beantragte Archelaus die sofortige Fahrt zur See nach Karthago und Landung im Südhafen Stagnum. Die Hauptstadt sollte durch Handstreich fallen und damit den Vandalen der Schlüssel des Landes entrissen werden.
4. Landung in Afrika und erste Unternehmungen
21
Beiisar lehnte den Vorschlag seines Zahlmeisters ab. Er wies auf die Furcht der Soldaten vor den Gefahren des Meeres hin und bestätigte auch damit die Fragwürdigkeit der byzantinischen Seeherrschaft. Aber seine strategischen Gründe waren durchschlagend. Die Witterungsverhältnisse hätten die Fahrt nach Karthago verlangsamt und das Überraschungsmoment zunichte gemacht. Er dachte und handelte als Armeeführer und nicht als Admiral. Hatte man die Schiffe hinter sich „verbrannt", so hemmten keine Rücksichten mehr die Bewegungsfreiheit des wendigen Heeresverbandes. Für die Sicherheit bürgte dann allein die römische Lager- und Schanztechnik. Schon Caesar hatte bei der Landung in Afrika so gehandelt. Auch für ihn war die Seefahrt Mittel zum Zweck. Unter allgemeiner Zustimmung ordnete der Feldherr die Ausschiffung der Truppen an. Das erste Lager wurde am Strand errichtet und stark mit Gräben und Palisaden gesichert. Die Furcht vor einem Angriff der Vandalen trieb das Heer zu fieberhafter Hast. Prokop verfolgte die Arbeiten in der Umgebung des Feldherrn. Als der heiße Sand von Byzacium den Schanzenden plötzlich frisches Wasser spendete, begrüßte auch er das Wunder und deutete es seinem Herrn als günstiges Vorzeichen. Alle verbrachten die erste Nacht im vorschriftsmäßig gesicherten Lager, während je fünf Bogenschützen zur Wache auf die gedrängt ankernden, von leichteren Dromonen umstellten Transporter kommandiert wurden. Am Tag darauf verlegten sich einige Soldaten auf das Stehlen von Feldfrüchten. Ihre Bestrafung war exemplarisch, und Beiisar machte dem versammelten Heer klar, daß sein Schicksal von der guten Behandlung der einstmals römischen Libyer abhänge, andernfalls würden diese nicht daran denken, ihre vandalischen Herren zu verraten. Kurz darauf erfuhr der Feldherr, daß einen Tagemarsch gegen Karthago Sullectum lag, eine mauerlose, durch Barrikaden zwischen den äußersten Häusern notdürftig gegen die Nomaden geschützte Stadt. Er gab seinem Doryphoren Buriades einige Hypaspisten mit dem Auftrag, Sullectum durch Handstreich zu nehmen, aber den Einwohnern freundlich und entgegenkommend tausend schöne Dinge, vor allem die Freiheit zu versprechen. Die Phrasen der offiziellen Propaganda sollten dem Heer freiwillige Aufnahme sichern. Buriades und seine Truppe kamen spät abends an und verbrachten die Nacht in einer Schlucht. Am nächsten Morgen drängten sie mit Bauern, die zum Markt fuhren, unetkannt in die Stadt ein. Hier versammelten sie, ohne Aufsehen zu erregen, den vermeintlich katholischen Bischof und die maßgebenden Kreise, die ihnen, rasch betört und von der Nähe des Hauptheers eingeschüchtert, die Schlüssel der Stadt aushändigten. Überdies lieferte der Postmeister von Byzacium die ihm anvertrauten Einrichtungen, namendich das kriegswichtige Pferdematerial an Beiisar aus. Bei dieser Gelegenheit wurde ein königlicher veredarius von der Staatspost verhaftet. Der Mann war bestechlich und übernahm die Verbreitung einer brieflichen Botschaft des Kaisers Iustinian an die vandalischen Führer. Die plumpe innenpolitische Aufwiegelung richtete keinen Schaden an, da der Verräter sich nicht wie vereinbart an die Offendichkeit wagte, sondern das Schreiben nur zur Propaganda unter seinen persönlichen Freunden benutzte. Die Versuche zur inneren Zersetzung des Vandalenreiches können trotz örtlicher Teilerfolge als gescheitert gelten 25 . Nach der kampflosen Einnahme von Syllectum setzten die Eindringlinge große Hoffnungen auf die Haltung der römisch-libyschen Stadtbevölkerung. In der Hauptstadt Karthago hatte die katholische Geisdichkeit zweifellos noch besser vorgearbeitet als in dem Provinzstädtchen. Vielleicht konnte man den Stoß Geilamirs unterlaufen und den Krieg in der gewohnten Weise mit Rückendeckung durch eine Festung führen. Berittene Vorausabteilungen und seidiche Sicherungstruppen deckten das Gros auf seinem Marsch nach Karthago gegen Norden und Westen. Der Armenier Iohannes ritt mit 300 Hypaspisten 20 Stadien (4,2 km) voraus. Die 600 berittenen hunnischen Bogenschützen deckten in gleichem, möglichst noch größerem Abstand die linke Flanke. Mit der Annäherung an Karthago wuchs die Bedeutung der besonders auserwählten Nachhut, die Beiisar selbst führte, da er Verfol-
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I. Der Untergang der Vandalen
gung durch Geilamir erwartete. Die See schützte die rechte Flanke. Überdies folgten in möglichst geringen Abstand die Schiffe, die durch Verändern der Takelage oder Rudern das Tempo des Heeres zu halten hatten. Als Beiisar in Sullectum eintraf, verstand er es, sich mit allen Mitteln das Vertrauen der Bevölkerung zu verschaffen. Die Kunde davon verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch ganz Nordafrika, und vom ersten Augenblick an hatte das Heer von dieser Seite nichts zu fürchten. Der Marsch vollzog sich bei der Passivität oder offenen Parteinahme der Afrikarömer vom ersten Augenblick an so sicher wie auf oströmischem Hoheitsgebiet selbst. Über Thapsus, Leptis minor und Hadrumetum (Sousse) gelangte man nach Grasse (Sidi Khalifa bei Fradiz), wo das Lustschloß Geilamirs und seine reichen Gärten als Rastort dienten. 5. Geilamirs
und Beiisars
Marsch
nach
Karthago
Die Nachricht von dem byzantinischen Angriff erreichte den König der Vandalen im günstigsten Fall vier Tage nach der Landung Beiisars. Wie ein Blitz zerriß dieser Schicksalsschlag das Gewölk der Unwissenheit und Erwartung. Ohne sich in trügerischer Sicherheit gewiegt zu haben, war keiner in diesem Augenblick auf das Zupacken des Ostreiches gefaßt, daß soeben einen schweren Krieg nicht allzu eherenvoll beendet und eine innere Krise überstanden hatte. Die unheimlichen Symptome Tripolis und Sardinien traten jetzt in ihrer ganzen Schwere vor das Bewußtsein. Von der Peripherie drohte Ostrom das vandalische Dominium aufzurollen, gelang ihm die Aufsplitterung der gegnerischen Kräfte, die dem genau abgepaßten Stoß in den zeitweise schutzlosen karthagischen Herzraum des Staates den Anspruch auf Erfolg sicherte. Geilamir war weit davon entfernt zu verzweifeln. Während Beiisar auf der Uferstraße vorrückte, traf er blitzschnell die Abwehrmaßnahmen. Sein Plan war die Einschließung und Vernichtung des Angreifers. Meisterhaft angelegt, fern von ängstlicher Halbheit rechtfertigte er den militärischen Ruf, den der König seit langem genoß. Sein Bruder Ammata sollte von Karthago aus Beiisar entgegenziehen und die Landenge zwischen dem See von Tunis und der Sebcha es Sedschua, einer Salzlagune, sperren. Diese Landenge lag nach Prokop 70 Stadien (15 km) oder, wie der Name des Ortes Ad Decimum sagt, 10 römische Meilen südöstlich Karthagos. Er selbst wollte die Byzantiner in diesem Augenblick einholen und in der drei Kilometer breiten Landenge vernichten, bevor sie ostwärts des Salzsees entkommen konnten 26 . Innenpolitisch war die Antwort auf den Einfall der Byzantiner und ihr Liebeswerben um die Libyer und die vandalische Opposition die Hinrichtung des Exkönigs Hilderich und seines Anhanges, vor allem des Euagees (Höha-geis?) 27 . Hilderichs Kinder blieben allerdings verschont. Es war eine erste, noch nicht wesendiche Störung des Geilamirschen Plans, als seine Späher den Vorposten Beiisars bei Grasse vorzeitig ein Scharmützel lieferten. Dieser marschierte um so rascher in Richtung Karthago. Die Flotte war seit Hadrumetum außer Sicht, da sie das 70 Kilometer ausladende Kap Bon, die Unglücksstätte des Basiliskos Unternehmens, zu umschiffen hatte 28 . Der Zahlmeister Archelaus und Kapitän Kalonymos waren angewiesen, nicht in Karthago zu landen, sondern in 200 Stadien Abstand vor Anker zu gehen. 6. Schlacht
bei Decimum
und Einnahme
Karthagos
In knapp drei Tagen erreichte das Heer bei Decimum die gefahrlichen Pässe nach Karthago. Geilamir folgte in entsprechendem Abstand und zweigte ein Detachement von 2000 Reitern ab, das unter seinem Neffen Gibamund die linke Flanke Beiisars bedrohen sollte. Nach dem Urteil Prokops griff Ammata die römische Vorhut um die Mittagszeit, also drei Stunden zu früh, an. Sein Aufmarsch bei Decimum verdiente diesen Namen kaum. Er selbst
Vandalen: 1 Zeit des Geiserich, Kupfermünze, Karthago. 2 Hunnerich, Silbermun^e (nur Vs.) 3 Thrasamund, Silbermiin^e 4 Hilderich, Silbermün^e (nur Vs.) 5 Geilamir, Silbermün^e
Tafel 2
a) Ijmsa
(— Limisa, in der Proconsularis), Tunesien. Gesamte Sicht der byzantinischen Zitadelle.
bj I*emsa. Die byzantinische Zitadelle: Sicht ans der südwestlichen Seite.
6. Schlacht bei Decimum und Einnahme Karthagos
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ritt mit einem wahllos zusammengerafften Haufen an der Spitze. Das Gros blieb zunächst in Karthago und folgte dann planlos in Gruppen von 20—30 Mann. Als Ammata auf die Vorhut des Iohannes traf, zeichnete er sich im Einzelkampfe aus, fiel aber der Ubermacht oder vielmehr seinem Leichtsinn zum Opfer. Seine Truppen wurden mit schwersten Verlusten die 70 Stadien nach Karthago zurückgejagt. Geilamirs glänzend angelegte Vernichtungsschlacht erlitt damit den zweiten Rückschlag. Das war um so gefahrlicher, als gleichzeitig auf den salzüberkrusteten Flächen am Rande der Sebha die 2000 Reiter Gibamunds von den Hunnen zusammengeschossen wurden und damit auch der östliche Weg nach Karthago offenstand. Unterdessen waren Beiisars Hauptmacht und die Nachhut in stetigem Vorrücken begriffen. 35 Stadien (7,4 km) vor der Landenge wurde Halt befohlen und ein stark befestigtes Lager geschanzt, Darbet es-Sif. Hier blieb der Troß und das Fußvolk. Eine Ansprache des Feldherrn prägte die Parolen des Kampfes. Noch vor Eintreffen der Erfolgsmeldungen rückte er mit sämdichen Reitern ab. Das Fußvolk sollte erst im weiteren Verlauf der zu erwartenden Schlacht nachfolgen. Das Lager diente also als Rückhalt der Operationen und durfte erst, wenn die Hauptmacht des Feindes gebunden war, von seinen Verteidigern zu aktivem Eingreifen in den K a m p f verlassen werden. Linienreiterei und Haustruppen bildeten den Kern des beweglichen Verbandes, der sich um Beiisar scharte, während die Föderaten die Spitze übernahmen. Als diese nach Decimum kamen und die Leichen des Ammata und 12 eigene gefallene Kameraden fanden, waren sie trotz des Berichtes der Ortsansässigen nicht imstande, die Ereignisse in ihrer Gesamtheit zu überblicken und ahnten nichts Gutes. Unschlüssig, ob sie sich weiter in das Defilee hineinwagen sollten, entdeckten sie plötzlich Staubwolken im Süden und kurz darauf ein vandalisches Reiterheer. In dem durchschnittenen Gelände hätte es geschehen können, daß die 600 Hunnen im Osten, Beiisar im Westen, Geilamir in der Mitte auf parallelen Straßen vorgerückt und das vandalische Heer ungesehen und, ohne das Lager Beiisars zu entdecken, durch die flankierenden feindlichen Verbände durchgestoßen waren. Da Geilamir kaum über die Vernichtung der Verteidiger des Passes unterrichtet war, erscheint sein unverständliches Vorgehen als Wiederholung des überholten Vorgehens seiner Späher. Obwohl sein ursprünglicher Plan nicht nur von seinem Bruder, sondern sogar von ihm selbst durchkreuzt wurde, so gab ihm der taktische Erfolg für den Augenblick recht. Die byzantinischen Föderatenführer waren sich nicht einig, ob sie Geilamir Widerstand leisten oder das Eintreffen ihres durch Melder benachrichtigten Feldherrn und der Hauptmacht abwarten sollten. Als die Vandalen vor ihren Augen einen beherrschenden und zum Verschanzen geeigneten Hügel, vermutlich Höhe 81 und 86 bei Sidi Fathalla, zu besetzen drohten, schwenkten die Hunnen, stürmten auf sie los, kamen aber zu spät und wurden aus günstiger Angriffsposition niedergeritten 29 . Nur schleunige Flucht nach Süden rettete die Föderatenführer vor der Vernichtung. Nach 7 Stadien (1,5 km) trafen sie mit 800 Hypaspisten des Uliaris zusammmen, die ebenfalls den Mut verloren und mit ihnen bei der Hauptmacht Beiisars eintrafen. E s hätte nicht viel daran gefehlt, daß dieses Beispiel Schule machte. Prokop kann die Gefahr der Lage nicht genug hervorheben. Nach ihm stand alles auf dem Spiel, wenn Geilamir es verstand, den Augenblick zu nutzen. Der Augenzeuge sagt selbst, was sein Gegner hätte tun sollen. Die eigene Ubermacht und die moralische Überlegenheit sprach für ihn. So hätte er Beiisar auf sein Lager zurückwerfen, die jeder Disziplin hohnsprechenden, einzeln und zu zweit plündernden Truppen des Iohannes erledigen, dann die vor Karthago ankernde Flotte überraschen können. Geilamir gab den Vorteil aus der Hand. Er verließ die eben gewonnen beherrschende Stellung und kümmerte sich zunächst um das Begräbnis seines Bruders Ammata und der übrigen Toten, die auf der Straße von Decimum nach Karthago verstreut lagen. Dadurch konnte Beiisar seine Truppen neu ordnen. Ohne eigenes Verdienst besaß er nun die günstigere Position. Als er hierüber auf Grund der Berichte seiner Späher im klaren war, ließ er
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I. Der Untergang der Vandalen
das Heer zum Angriff antreten. E s war schon Spätnachmittag geworden; Geilamir hatte für diesen Tag nicht mehr an K a m p f gedacht. Erwartete er etwa eine Verabredung über Ort und Zeit des Entscheidungstreffens? Die Geschichte fragt nicht danach, ob es für ihn ein heimtückisches römisches Strategem war, wenn er nun überrascht seine notdürftig formierten Reihen zersprengt, seine waffenlosen Truppen eine leichte Beute des Feindes wurden. Er gab den Tag verloren und wies seinen Reitern den Weg nach Nordwesten ins Tal von Bulla Regia. Die byzantinischen Verbände, die an der Schlacht teilgenommen hatten, übernachteten in Decimum, wo auch Iohannes, der von Karthago kam, bald eintraf. Am Morgen schlossen auch die im alten Lager verbliebenen Fußtruppen auf und das Heer setzte sich nach Karthago in Marsch. Hier stellte sich die Bevölkerung offen auf die Seite der Sieger, doch konnte sich Beiisar noch nicht zum Einzug entschließen. In der folgenden Nacht brannten in Karthago allenthalben Fackeln, um den Einmarsch zu erleichtern. Aber Beiisar fürchtete eine Falle. Außerdem wußte er, was er von seinen Leuten zu halten hatte. Bei Nacht wären sie ohne weiteres auseinandergelaufen, um zu plündern 30 . Gleichzeitig mit der Ankunft Beiisars vor Karthago war auch die Flotte auf der Höhe von K a p Bon, dem Vorgebirge Mercurium der Alten, eingetroffen. Die Karthager beeilten sich, die Sperrketten der karthagischen Binnenhäfen wegzuschaffen. Selbst wenn Archelaus das geahnt hätte, stand einer sofortigen Einfahrt in die inneren Häfen Karthagos nicht nur das Verbot Beiisars, sondern weitere ernste Bedenken entgegen. Die karthagischen Zivilisten waren selbst bei weniger freundlicher Haltung nicht zu fürchten, aber solange die sardinische Flotte ausstand, konnte das verwinkelte System des alten Kothon, des jetzigen Mandrakion, eine böse Falle werden. Die Schiffe konnten diesen engen, überdies nur durch einen Kanal zu erreichenden Hafen nicht rasch genug verlassen. Der Mandrakion bot also erst bei sicherem Besitz Karthagos, dann allerdings vollständigen Schutz. Fürs erste bevorzugte man also den weiten, überdies näheren See von Tunis, das sogenannte Stagnon. Beiisars alten Befehl zu befolgen, war aus nautischen Gründen unzulässig, denn die Cypriana, ein heimtückischer Sturm, konnte jederzeit losbrechen und die Schiffe am Steilufer des Vorgebirges zerschellen. Der Flottenchef ordnete daher selbständig die Weiterfahrt nach Stagnon an und nahm unterwegs eine Anzahl griechische Kaufleute an Bord, die dank der raschen Lockerung der Polizeiaufsicht beim Nahen Beiisars aus dem Gefängnis zu Karthago hatten entkommen können. Im See von Tunis wurde die Verbindung mit dem unweit lagernden Heer rasch hergestellt. Auf Befehl Beiisars ging mit den etwa 460 Bogenschützen, es waren 5 auf jedem Schiff, auch das seemännische Personal der Flotte an Land, um am Einzug in Karthago teilzunehmen. Zwei Tage nach dem Treffen von Decimum, am 15. 11. 534, wurde der kurze Marsch angetreten 31 . Auch hier sprachen nicht nur militärische Gründe, sondern die Sorge wegen möglicher Übergriffe der Soldateska gegenüber den vertrauensseligen Libyern für strengstes Einhalten der Marschordnung. Beiisar hoffte auf diese Weise wenigstens das Schlimmste zu verhindern, nachdem sein oberster Kapitän Kalonymos mit einigen Spießgesellen die kurzen Stunden des Wartens in Stagnum dazu benutzt hatte, um heimlich die Warenlager in Mandrakion zu plündern. Er war feige genug, um nicht einmal in den offen daliegenden Kanal einzudringen, was immerhin eine schneidige und nicht unnütze Erkundung gewesen wäre, sondern beschränkte sich auf Diebstahl in den Außenkontoren und Niederlassungen unmittelbar am Strand. Prokop überlieferte diesen Schönheitsfehler der glorreichen Befreiertat sehr ausführlich. Sein lapidarer Satz, daß der Feldherr in Karthago einzog, keinen Feind antraf und sich auf den Thron Geilamirs setzte, mußte Iustinian innerlich in Weißglut versetzen. Mit dieser Handlung hatte der ungestüme Haudegen die Gunst seines Herrn verscherzt. Die verfrühte
7. Geilamirs Offensive
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Abberufung aus Afrika war Iustinians Antwort. Aber zunächst bedrängte den Sieger das Geschrei der levantinischen Händler, die sich über den Rechtsbruch des Kalomynus beklagten. Der Feldherr bereinigte die Angelegenheit, ohne dem geschäftstüchtigen Kapitän zu nahe zu treten. Im übrigen vollzog sich die Besitzergreifung der Haupststadt in ungewohnt würdiger Form. Handel und Wandel erfuhren keine Unterbrechung. Die reichlich mit Bargeld ausgestatteten Truppen kauften auf dem Markt, was sie zu ihrer ausgiebigen Siegesfeier brauchten. Auch hier wird ausdrücklich vermerkt, daß unter normalen Umständen schon kleinere Haufen johlend stahlen und plünderten, geschweige das ganze Heer in einer nunmehr reichseigenen Stadt. Führung und Stab genossen in Geilamirs Palast die Gunst eines Glücks, das ihnen nach eigenem Geständnis der blinde Zufall in den Schoß geworfen hatte. Der Tag war der ruhmreichste im Leben Beiisars und ein Schicksalstag im Bewußtsein der damaligen Menscheit. Die erste Sorge galt nun dem militärischen und propagandistischen Ausbau der neuen Stellung. Die Mauern Karthagos waren zwar nicht zerstört, doch absichtlich stark vernachlässigt. Beiisar ließ sie, so gut es ging, in Verteidigungszustand setzen. Seine Erfahrung im Festungskrieg kam ihm dabei zu statten. Und beim Einsatz von Soldaten, Matrosen und gedungenen Libyern mangelte es nicht an Arbeitskräften. Die wenigen Vandalen, die nicht mehr aus der Hauptstadt hatten entkommen können, saßen in den kirchlichen Asylstätten und wurden wenigstens vorläufig schonend behandelt. Es war der billigste Weg, die Propagandathese vom Kampf Iustinians gegen den Tyrannen und nicht gegen das Volk der Vandalen unter die Leute zu bringen. Im Zusammenhang mit der Propaganda standen auch die frommen Gerüchte und Weissagungen, die jetzt ins Kraut schössen. Es waren politische Gassenhauer wie das Sprüchlein „G jagt B, aber В wird wieder G jagen", das auf Geiserich und Bonifatius, Beiisar und Geilamir gedeutet werden wollte32, vor allem aber rechtzeitige Traumgesichte, wie das des heiligen Kyprian, der die baldige Entsühnung seinet von den Arianern entweihten Namenskirche verkündete33. Besonders eindrucksvoll schien der Triumph der Orthodoxen, weil die arianischen Priester kurz vor dem Kypriansfest, zu dem alle Vorbereitungen getroffen waren, die Flucht ergreifen mußten. 7. Geilamirs
Offensive
Neben dem Wiederaufbau der karthagischen Mauer trat in dieser kurzen Übergangszeit alles zurück. Auf beiden Seiten hielten „Spähtrupps" die Fühlung mit dem Feind, leisteten Aufklärung und führten Heinkrieg. Beiisar setzte für solche Sonderaufgaben seine Leibwache ein. Nur durch Wunder entging einer dieser Trupps der Vernichtung, als er bei Nacht umstellt wurde. Geilamir rief überdies nicht ohne Erfolg die Landbevölkerung auf und setzte ein Kopfgeld auf jeden eingebrachten Feind. Zwar wagte sich niemand an die Soldaten heran, doch wurden immerhin Troßknechte abgefangen und so Beunruhigung erzielt. Die Anhänglichkeit an die längst als rechtmäßig empfundenen Herren des Landes und die Verlockung der überlegenen Kapitalkraft von Byzanz stießen im Herzen der altansässigen Libyer manchmal hart aufeinander. Die kleinen Leute hatten das milde Regiment der Vandalen schätzen gelernt. Sie fürchteten mit Recht das byzantinische Finanzsystem und wußten nur zu gut, welche Ansprüche Fiskus, Adel und Geistlichkeit an die Wirtschaftskraft des Einzelnen stellten. Beiisar verausgabte nicht ohne propagandistische Nebenabsichten bedeutende Summen und gewann so freiwillige Arbeitskräfte, die es ihm ermöglichten, einen gewaltigen Vorsprung zu erreichen. In kürzester Zeit schlossen sich die Breschen der halbverfallenen Mauer. Ein tiefer Wassergraben wurde neu angelegt und mit spitzen Pfählen zusätzlich gesichert. Es ist durchaus lebensecht, wenn Prokop diese Anstalten mit besonderer Genugtuung schildert. Sein Zeitalter dachte in Festungen. Die Vandalen freilich hatten in einer anderen Umwelt ihre nationale Kampfesweise beibehalten. Geilamir erkannte das Versäumnis, als er
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I. Der Untergang der Vandalen
nach seiner Gefangennahme die neuen Anlagen besichtigte. Geiserichs Gedanke, alle Mauern der libyschen Städte zu schleifen bedeutete den Verzicht auf starre Überwachung des Kontinents zu Gunsten eines dynamischen Herrschaftsgedankens. Prokop war der Vertreter einer vorwiegend statischen und auch im Angriff gern die Defensive als taktisches Mittel bevorzugenden Welt. Er hatte begreiflicherweise kein Verständnis für diese, weder orts- noch zeitgemäße Maßnahme Geiserichs und empfand sie als selbstmörderisch und primitiv, obwohl seine literarische Bildung ihn auf das Beispiel Spartas, das einst auf die Mauern verzichtete, hätte führen müssen 34 . Vorbedingung der Revancheschlacht, die Geilamir ersehnte, war die Rückkehr seines Bruders Tata aus Sardinien. Dieser hatte bereits Caranalis erstürmt, Goda und seinen Anhang niedergemacht, und die Herrschaft über Sardinien an sich gerissen, als er von der Fahrt der Byzantiner nach Afrika erfuhr. Er war der Sache seines Volkes so sicher, daß er nicht im entferntesten an die Rückfahrt dachte und unbekümmert seinen Sieg nach Afrika meldete. Der Bote wurde in Karthago verhaftet. Somit ist auch anzunehmen, daß Prokop den Inhalt des Briefes trotz eigener Formulierung dem Sinne nach richtig wiedergibt. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr Gotthaeus und Fuscia(s), den Gesandten Geilamirs an den Westgotenkönig Theudis. Sie betraten den spanischen Boden in Gades, mußten weit über Land reisen und trafen Theidis in seiner Königspfalz. Er nahm sie entgegenkommend auf, war aber schon durch Nachrichten aus Byzanz stutzig geworden und ließ sich ständig über die Vorgänge in Afrika Bericht erstatten. Der Zufall wollte, daß er noch, während die Gesandten an seinem Hofe weilten, von der Besatzung eines im Augenblick der Ankunft der Byzantiner aus dem Hafen von Karthago entkommenen Handelsschiffes informiert wurde. Er gebot Stillschweigen und schickte die Unterhändler mit zweideutiger Auskunft zurück. Im Hafen von Karthago wurden die Ahnungslosen von den Wachschiffen Beiisars empfangen und im Triumpf eingebracht. Geilamir wartete in Bulla Regia vergeblich auf Nachricht aus Sardinien. Tata und mit ihm die 5000 besten Krieger blieben für ihn verschollen. Auch der Eilbote, der Brief und Befehl nach Sardinien trug, war kostbare Tage unterwegs. Inzwischen leitete der König den Aufmarsch der Gesamtstreitkräfte und der verbündeten Mauren in Bulla Regia. Die meisten Eingeborenen hielten zu Beiisar. Ihre Häuptlinge witterten das bare Geld und hatten bereits von der kaiserlichen Freigebigkeit gegen die „Barbaren" aller Schattierungen gehört. Der Vandalenkönig hatte als Rechtsnachfolger des weströmischen Kaisers jeden von ihnen in seiner Würde bestätigt und mit den seit alters üblichen Herrschaftsinsignien belehnt. Jetzt fanden sie eine Wiederholung dieses mit reichen Geschenken verbundenen Staatsaktes recht einträglich und wandten sich an den Kaiser. Beiisar beeilte sich alle Forderungen zu genehmigen. Die verliehenen Insignien waren ein vergoldeter Silberstab, ein diademartiger Silberhelm mit silbernen Haltebändern, ein weißes Gewand (τριβώνιον), das auf der rechten Schulter nach Art der thessalischen Chlamys mit goldener Spange zusammengehalten wurde, ein weißer Chiton mit bunter Stickerei und vergoldete Schuhe. Aber weder diese altüberlieferte Belehnungsform noch die Bestechungsgelder brachten mehr zuwege, als daß die neuen Bundesgenossen sich im Kampfe abseits hielten, um je nach Ausgang dem Sieger beim Plündern behilflich zu sein. Sicher war, daß Geilamir ganz anders auf die Treue der Mauren zählen konnte, die unter seinem Befehl verblieben waren. In der Schlacht bei Tricamarum bildeten sie das ganze Hintertreffen 35 . Endlich erreichte ein Bote des Vandalenkönigs Sardinien. Beiisars Landung bedeutete hier keine Überraschung, um so mehr der Unglückstag von Decimum. Man bewahrte gegenüber der Bevölkerung Stillschweigen, beschloß aber sofortige Rückkkehr nach Afrika. Nach dreitägiger Reise landete Tata mit seinen 5000 Mann ostwärts der blockierten Häfen Karthagos 3 6 und ereichte im Gewaltmarsch das Tal von Bulla Regia. Die Begegnung der Brüder
8. Schlacht bei Tricamarum
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und der Heere ist die tragische Zäsur des prokopschen „Vandalenkrieges". Wenn er das erste Buch seines Berichtes mit der stummen Umarmung der „Vereinigten" beschließt, so lenkt gewiß das Mitgefühl der Geheimgeschichte mit den Besiegten seine Feder und rechtfertigt sich durch die Größe des Augenblicks. Das erspart ihm nicht den Verdacht, daß er aus Gründen der künstlerischen Wirkung das Charakterbild Geilamirs und der Vandalen, die zur Entscheidungsschlacht rüsteten, durch übertriebene Rührseligkeit verzerrt hat. 8. Schlacht
bei
Tricamarum
Die Vereinigung der vandalischen Heere war vollzogen. Damit trat der Krieg in die zweite Phase. Geilamir ging erneut zum Angriff über. Er erschien vor Karthago, um Beiisar die Schlacht anzubieten. Dieser aber hielt sich zurück. Er hatte Grund genug zur Vorsicht, denn sein Söldnerhaufe rebellierte, und auch die Karthager begehrten schon auf. Geilamir ging nach der Verweigerung der Schlacht etwas zurück. Er ließ die (heute noch sichtbaren) Wasserleitungen der Stadt durchschneiden und kontrollierte die Zufahrtsstraßen, freilich ohne diese Maßnahme durch eine Blockade zur See vervollständigen zu können. Mit der leichten Arroganz des Siegers bemerkte später Prokop, daß die Vandalen auf diese Weise Karthago zu belagern glaubten und weder plünderten noch die Gegend verwüsteten, sondern sich betrugen, als ob sie in ihrem eigenen Lande wären 37 . Gleichzeitig knüpfte der König Verbindungen mit den arianischen Söldnern Beiisars, ferner mit den heidnischen Hunnen und schürte die Empörung der Karthager über den skrupellosen Byzantiner, der ihre offene Stadt über Nacht als Festung hergerichtet hatte. Beiisar griff gegen die Einheimischen brutal durch und versprach den Hunnen, die im afrikanischen Dienst festgehalten zu werden fürchteten und deren Wut über ihren listigen Werber Petros jetzt aufflammte, goldene Berge und rasche Heimkehr nach dem Siege. Als .diese Schwierigkeiten behoben und die Mauer so weit fertiggestellt war, um im Falle einer Niederlage Schutz zu bieten, entschloß sich Beiisar zur Schlacht 38 . Zunächst wurde Iohannes der Armenier mit fast allen Reitern, mit den Hypaspisten und den Feldzeichen vorausgesandt. Am anderen Tag folgte Beiisar, der 500 Reiter und das Fußvolk heranführte. Die Hunnen hielten sich mit Bedacht abseits, um sich dem künftigen Sieger anzuschließen. Die feindlichen Heere trafen bei Tricamarum zusammen, dessen Lage nicht festzustellen ist, 140 Stadien (30 km), also einen Tagemarsch, von Karthago entfernt. Der Angriff der Byzantiner erfolgte nicht sofort. Sie schlugen in respektvollem Abstand von der vandalischen Wagenburg ihr wie gewöhnlich stark befestigtes Lager auf. Die Vereinigung der getrennt marschierenden Gruppen in diesem Stützpunkt machte keine Schwierigkeiten. Es herrschte wohl drückende Hitze, denn in der Nacht spielten Elmsfeuer um die metallenen Speerspitzen der abergläubisch erschreckten Landsknechte. Geilamir und Tata hielten Lageransprachen, die der Sieger späterhin selbstgefällig ausschmückte. Geilamir soll angeblich mit zehnfacher Überlegenheit der Vandalen geprahlt haben. Um die Mittagszeit zog das Vandalenheer auf das vorgesehene Schlachtfeld. In bestimmten Abstand vom „Fluß", einem unbedeutenden Rinnsaal, das die Richtpunkte gab und die aufziehenden Heere trennte, nahmen sie kampfbereit Aufstellung 39 . Die Römer hatten für diesen Tag keinen Kampf mehr erwartet. Sie waren mit Abkochen beschäftigt. Doch ist der plötzliche Entschluß der vandalischen Führung kein Versuch einer Überrumpelung gewesen. Der Vandale bestimmte Zeit und Ort der Schlacht und griff erst an, als der Gegner seinen Aufmarsch vollzogen hatte. Auf dem linken Flügel Beiisars standen die Föderaten unter Martin, Valerian und Cyprian, Althias, Markellos. Auf dem rechten Flügel standen die berittenen Linientruppen unter Pappos, Barbatos, Aigan. Im Zentrum hatte Iohannes der Armenier den Feldherrn zu vertreten. Er verfügte insbesondere über die Doryphoren und Hypaspisten. Hier war die Standarte des Generalissimus, der im letzten Augenblick mit seinen 500 Reitern eintraf. Das Fußvolk mußte hinter dem Zentrum
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I. Der Untergang der Vandalen
— aber weit zurück — haltmachen. Etwas abseits standen die unzuverlässigen Hunnen, um, wenn bis dahin alles glückte, im vorgeschrittenerem Stadium der Schlacht gegen die Feindflanken eingesetzt zu werden. Das vandaüsche Heer wurde auf den Flügeln von Tausendschaftsführern, im Zentrum von Geilamir und Tata befehligt, während die verbündeten Mauren sich im Hintertreffen bereithielten. Der Angriff erfolgte nicht sofort. Nach einiger Zeit ritt Iohannes der Armenier mit schwachen Kräften durch das Flußbett und suchte Gefechtsberührung mit der Gruppe des Tata. Er wurde abgewiesen, verfolgt und gewann schräg ausbrechend das römische Lager. Das Flüßchen überschritten die verfolgenden Vandalen nicht. Ein zweiter Vorstoß des Armeniers mit stärkeren — ausschließlich der Gefolgschaft Beiisars entnommenen — Kräften endete ebenso. Der dritte Vorstoß war der entscheidende Einsatz des römischen Zentrums, der fast alle Doryphoren und Hypaspisten gegen die vandalische Mitte führte. Beide Seiten verzichteten - abgesehen von den geschickten Rekognoszierungen des Armeniers — auf die eleganten Schachzüge einer Schlacht bei Dara. Geilamir hatte selbst den Gebrauch der Fernwaffen untersagt. Der Kampf mit blanker Waffe schwankte lange unentschieden, bis der Verlust der Elite, nicht zuletzt des Königsbruders Tata, den vandalischen Heereskern zum Weichen brachte. Während Iohannes der Armenier mit der Standarte voranstürmte, gab Beiisar dem Gesamtheer das Zeichen zum Vormarsch. Der Fluß wurde auf der ganzen Linie überschritten. Gleichzeitig griffen die Hunnen ein und beteiligten sich an der Verfolgung. Aber von planloser Flucht war nicht die Rede. Die Vandalen zogen sich ordnungsgemäß in ihr Lager zurück und warteten ab. Ihre Gegner behaupteten das Schlachtfeld, plünderten die Toten, wagten aber keinen Angriff auf die Schanzen. Darauf zogen sie sich ebenfalls in ihr Lager zurück. Bis dahin standen die Verluste angeblich 50 gegen 800 für die Römer. Als am Spätnachmittag die letzten Fußtruppen aus Karthago eingetroffen waren, rückte Beiisar mit seiner gesamten Macht vor Geilamirs Lager. Noch war nicht alles verloren. Aber die Abneigung des Durchschnittsgermanen jener Zeit gegen Schanz- und Festungskrieg ließ selbst den König alle Hemmungen vergessen. Als seine Späher die neue Angriffsbewegung der Byzantiner frühzeitig meldeten, warf er sich aufs Pferd und ritt auf der Straße nach Numidien davon. Die Sippengenossen und einige Diener folgten ihm. Wenig später entdeckte man auch im Lager den Feind und rief nach dem Führer. Auf die furchtbare Wahrheit zerstoben die Berittenen in alle Winde. Frauen und Kinder, Troß und Schätze fielen den Siegern in die Hände. Die Nacht brach herein und verbarg das wüste Treiben vor den Augen des Feldherrn. Beiisar konnte nicht einmal eine kleine Wachmannschaft zum Schutz gegen einen nächdichen Gegenangriff abkommandieren. Die Stunden, die er nach seinem entscheidenden Sieg verbrachte, waren bang und wenig ehrenvoll. Aber das Glück stand ihm bei. Er wußte noch nichts von Geilamirs einsamer Flucht, von der endgültigen Zerstreuung des führerlosen Heeres. So mußte er ständig mit dem erneuten Losbrechen des Gegners aus einem Hinterhalt des stark durchschnittenen, Schluchten- und höhlenreichen Geländes rechnen. Endlich wurde es Morgen. Beiisar verschaffte sich von einem Hügel hart an der Straße, Uberblick und bedachte seine schwerbeladen vorüberziehenden Mannen mit kräftigen Schmeicheleien. Nach und nach sammelte sich hier eine Leibwache, nachdem jeder seinen Teil an Beute und versklavten Gefangenen einem Zelt- und Tischgenossen anvertraut hatte, der den Weg nach Karthago antrat. Die beiden ersten Hundertschaften, über die er endlich wieder verfügte, sandte Beiisar unter Iohannes dem Armenier sofort hinter dem Vandalenkönig her. Nach Karthago ging der Befehl, daß alle Vandalen, die vom kirchlichen Asylrecht Gebrauch machten, unter Zusicherung des Lebens zu entwaffnen und bis zur Rückkehr Beiisars in Gewahrsam zu halten seien. Als endlich wieder manövrierfähige Einheiten standen, kämmte Beiisar das Gelände systematisch durch, sandte vandalische Gefangene, die
8. Schlacht bei Tricamarum
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hier und da noch in Kirchen ergriffen wurden, unter Bedeckung nach Karthago und griff die nimmersatten Plünderer seines eigenen Heeres auf. Damit unterband er die gegenseitige Verständigung der Geschlagenen, soweit sie noch in der Nähe waren, und beugte einem schwierigen Kleinkrieg vor. Bis dahin war alles besser gegangen, als die Sieger es erwartet und wohl auch verdient hatten. Beiisar war Herr im Lande. Kaum waren im Räume von Tricamarum klare Verhältnisse hergestellt, folgte er mit der Mehrzahl der Truppen dem Detachement des Armeniers. Iohannes war fünf Tage und Nächte unterwegs. Kurz vor dem Ziel traf ihn aus Versehen der Pfeil eines seiner besten Reiter, des Ostgoten Viliarit (Uliaris). So konnte Geilamir fliehen. D a s Detachement wagte nicht, die Leiche des neben Beiisar verdientesten Befehlshabers zu verlassen. Als die Hauptmacht eintraf, erwies der Feldherr dem Toten große Ehre. Die Armee hatte einen beliebten Führer verloren, dem Draufgängertum und Umgänglichkeit nachgerühmt wurden. Die Verfolgung wurde bis Hippo Regius (an der numidischen Küste) fortgesetzt. Hier erfuhr Beiisar, daß sich Geilamir auf dem unzugängliche Berg Papua (am Ende Numidiens) 4 0 einstweilen dem römischen Zugriff entzogen hatte. Der Charakter dieses Felsgebirges, an dessen Fuß die alte Stadt Medesos lag, die Parteinahme der umwohnenden Mauren für den König, die Entfernung von der Hauptstadt und nicht zuletzt die vorgerückte Jahreszeit vereitelten nicht nur einen Sturm, sondern ließen auch den Einsatz des Gesamtheeres zur Einschließung des Berges nicht ratsam erscheinen. Beiisar gab dem Heruler Fara den Auftrag, mit einer ausgewählten Truppe die Zugänge des Papua über den Winter besetzt zu halten. Hunger und Kälte, vor allem die Zeit sollten hier statt der Waffen sprechen. Unterdessen füllten sich auch um Hippo Regius die Asylstätten mit Versprengten. Darunter waren Boten des Geilamir treuergebenen Geheimschreibers Bonifatius, eines Libyers aus Byzacium, die auf ihren Wunsch vor den römischen Feldherrn geführt wurden, und Meldung erstatteten, daß Bonifatius die Ubergabe des vandaüschen Staatsschatzes vollziehen wolle. Soweit wir unterrichtet sind, handelt es sich hier nicht um Verrat, da der vom König zu Anfang des Krieges für den Fall einer Niederlage an den H o f des Theudis bestimmte Segler, der den Schatz und seine Wachmannschaft trug, nach der Niederlage von hartnäckigen Stürmen in Hippo Regius festgehalten wurde. Beiisar kehrte nach Karthago zurück. Das entscheidende Stadium des Krieges war damit abgeschlossen. Als neue Aufgabe wartete die militärische und politische Hinterlassenschaft der Vandalen in Afrika und dem westlichen Mittelmeer. Zuerst ging Kyrillos 41 mit einer starken Abteilung von neuem nach Sardinien ab. Dieses war noch ganz den Vandalen botmäßig. Das byzantinische Detachement hätte sich schwerlich durchgesetzt. Aber die Insel fiel kampflos, als Kyrillos den abgeschlagenen K o p f des gefürchteten Tata vorwies. Darauf leistete auch Korsika keinen Widerstand, als Teile der Einheiten Kyrills dort erschienen. Nach Caesarea in Mauretanien wurde eine Abteilung Fußtruppen unter Iohannes beordert. Ein Hypaspist gleichen Namens besetzte den Hafen Gadeira und das wichtige Kastell Septem gegenüber dem Felsen Gibraltar. Apollinaris aus Italien, das Haupt der längst zu Beiisar gestoßenen Parteigänger eines Hildirix, nahm die vandalischen Inseln der spanischen Gewässer, die Balearen und Pityusen. Auch nach Osten, nach Tripolis, gingen Verstärkungen an Pudendus und Tattimuth, denen die Mauren arg zusetzten. Niemand weiß, was aus der vandalischen Flotte geworden ist. Vermutlich ist sie in dem von Tata bei seiner Rückkehr aus Sardinien angesteuerten Hafen ihrem Schicksal überlassen worden. Der Ring Geiserichs um das südwestliche Mittelmeer war durch die Einnahme Karthagos zerbrochen, durch die planmäßige Besetzung der strategischen Häfen und Inseln zu einem oströmischen Würgeeisen umgeschmiedet worden. Für wessen Hals dieses bestimmt war, lehrt ein Blick auf die Karte, der das gotische Italien in fast vollständiger Umklammerung von Westen, Süden und Osten her zeigt und deutlicher noch das Ansinnen der Herausgabe von Lilybaeum, das Beiisar jetzt an die Goten richtete42. Die Inselstützpunkte im Mittelmeer
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bedeuteten für Byzanz fast noch mehr als die Beherrschung des afrikanischen Kontinents. Wohl hatte Amalafrida, die Schwester Theoderichs des Großen, dem Vandalenkönig Trasamund die Festung Lilybaeum als Morgengabe eingebracht 43 . Ob sich daraus ein Rechtstitel für den Eroberer des Vandalenreichs ableiten läßt, ist mehr als fraglich, denn die Schenkung war Familiensache. Vor allem verstieß der freche Einbruch in das Hoheitsgebiet einer Dynastie, die wohlwollende Neutralität bewahrt, darüberhinaus das Reich bereitwilligst unterstützt hatte, gegen jedes Herkommen. Das Verhalten zeigt, wie genau Beiisar mit den Plänen Iustinians vertraut war. Kaum war Afrika notdürftig gesichert, richtete sich die Spitze der Reichspolitik gegen die Goten. Ohnehin wird niemand bezweifeln, daß die Westpolitik Iustinians von vornherein auf die Eroberung Italiens abzielte. Die ördichen Befehlshaber in Lilybaeum erbaten von ihrer Regierung Verhaltungsmaßregeln. Amalaswintha ließ dem Emissären Beiisars mitteilen, daß sie sich unmittelbar an den Kaiser wenden werde. Mit dieser Antwort zogen die Byzantiner ab. 9, Geilamir
auf dem
Papua
Unterdessen vollendete sich auf dem Papua 44 das Schicksal Geilamirs. Ein Sturmangriff des Herulers war gescheitert. Die treugebliebenen Mauren verteidigten den König. Fara verlor in den steilen Felsklüften 110 Mann. Umso strenger sperrte er die Flucht- und Zufuhrwege. Drei Monate dauerte die Belagerung. Die Leiden der Eingeschlossenen, des Königs und seiner Verwandten, darunter vieler Kinder, wuchsen von Tag zu Tag. Zudem war der Widerstand sinnlos. Nach der kopflosen Flucht aus dem Feldlager zu Tricamarum konnte es nur noch um das persönliche Schicksal des Königs gehen. Der Vorwurf der Feigheit ist ungerecht. Geilamir und sein Geschlecht haben kostbares Blut geopfert. Der König kämpfte allen voran, zwei seiner Brüder, Ammata und Tata 45 , fielen vor dem Feind. Der Fehler der Führung war waghalsiges Draufgängertum im persönlichen Einsatz und Kopflosigkeit bei Rückschlägen. Wenn nun der Augenzeuge dieses Krieges den Lauf der Dinge vielleicht romanhaft ausschmückt, so ist an den Grundlinien nicht zu zweifeln, zumal zu der Zeit der Veröffentlichung des Prokopschen Werkes die Feldzugteilnehmer noch lebten. Fara erfuhr von der kritischen Stimmung der Belagerten und übermittelte Geilamir einen zuvorkommend gehaltenen Brief, in dem er ihm lockende Zusicherungen für seine Person machte 46 . Er selbst sei ein germanischer Edeling und rühme sich, dem mächtigen Kaiser zu dienen. Darin lag freilich eine Verdrehung des Gefolgschaftsgedankens der Treue, die Fara gewiß dem kaiserlichen Dienstherrn, Geilamir dagegen seinen Vandalen schuldig war. So kann das Versprechen der Senatoren- und Patriciuswürde, großer und wertvoller Ländereien und baren Geldes nur abstoßen. Überdies fragt man sich, ob Geilamir noch gefahrlich genug war, um Gegenstand solcher Versprechungen zu werden und möchte eher an die Eitelkeit eines Iustinian glauben, der sich darin gefiel, Könige zu begnadigen. Geilamir antwortete mit der berühmten Bitte um eine Harfe, sein Unglück zu besingen, ein Brot, dessen Anblick ihn ein Märchen dünke lind schließlich einen Schwamm zur Kühlung seines entzündeten Auges. Der Geist eines Spielmanns Volker führt den immer noch nicht kampfmüden Helden in die Gefilde des immer bewußter erlebten Schicksals. Oder sollen wir an sentimentale Flucht in selbstbespiegelnde Wunschträume glauben? Dergleichen war bei einem Germanen jener Zeit wohl kaum zu denken. Prokop erfaßt nur das Äußerliche, versüßlicht und mißversteht seinen Mann aufs gründlichste. Geilamir hielt den ganzen Winter aus und dachte erst Ende März, als die halbverhungerten Kinder immer zahlreicher den Darmkrankheiten erlagen, an die Ubergabe. Er ließ durch Fara den feindlichen Feldherrn Beiisar um die Bestätigung der zugesicherten Garantien ersuchen, die er zweifellos mehr der Sippe und dem Gefolge zugedacht hatte, als der eigenen Person. Beiisar entsandte einen seiner höchsten Offiziere, den Föderatenführer Cyprianus, zum Papua. Am Fuß des Berges fanden die Über-
10. Beiisars Abberufung
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gabeverhandlungen statt, zu denen Geilamir persönlich erschien. Die Bedingungen wurden angenommen und der König begab sich mit seinem Gefolge unverzüglich nach Karthago. Er traf in der Vorstadt Aklas mit Beiisar zusammen. Beim Anblick des Siegers durchlebte der Überwundene noch einmal das dämonische Spiel, die Schicksalsverkettung, der sein Volk erlegen war. Die Nomen weben auf und ab und knüpfen das Gespinst unentrinnbaren Fluchs. Der Held wird sich selbst ein Fremder und genießt im Ausbruch dröhnenden Gelächters das Ende, den Untergang. Prokop berichtet schaudernd, zweifelnd, verlegen. Er entscheidet nicht, ob Wahnsinn, wie Geilamirs Feinde sagen, oder die Weltverachtung des Schicksalgeschlagenen, wie seine Freunde wollen, hier zum Ausbruch kam. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt dem Oströmer selbst im Gespräch mit germanischen Gefolgsmännern des Königs das Geheimnis der Tragik des Mannes und seines Volkes verschlossen. Wenn auch die Furcht vor seinem siegreichen Feldherrn das Gemüt des Kaisers zu beherrschen begann, empfand er den Erfolg nicht minder stark. Denn der Vandalenkönig war bis zum letzten Augenblick eine Macht. Er hätte als Anführer von vandalisch-maurischen Guerillatruppen noch lange gefährlich werden können. Beiisars Geschick und außergewöhnliches Glück ließ trotz aller Geländeschwierigkeiten die Einschließung auf dem Berge Papua gelingen. 10. Beiisars
Abberufung
Aber selbst, wenn die Blockade vollkommen und jeder Gedanke an eine Flucht ausgeschlossen war, bestand jederzeit die Möglichkeit der Befreiung durch einen befreundeten Maurenstamm. So war es gewiß nicht Edelmut allein, der hinter dem großzügigen Angebot der Oströmer stand. Noch vor der Schlacht bei Tricamarum hatte Solomon als Bote den Kaiser über den Fall Karthagos und den Erfolg bei Decimum unterrichtet 47 . Jetzt folgte die Bitte um Beurlaubung nach Byzanz zur Vorstellung des hohen Kriegsgefangenen. Das Schiffsgeleit für diese Fahrt wurde bereitgestellt. Kaum schien der Triumph Beiisar noch zu überbieten. Aber die eigenen Unterführer arbeiteten gegen ihn. Sie meldeten dem Kaiser, vermudich bereits durch Solomon oder dessen Begleiter, daß das Auftreten Beiisars bedenklich an das eines „Tyrannen" erinnere. Der eine Satz Prokops: „Er betrat den Palast und setzte sich auf den Thron Geilamirs" sagte in der Tat genug 48 . Nimmt man die damals bis zu den höchsten Dienstgraden hinauf herrschende Enttäuschung über die lästigen Einschränkungen beim Plündern dazu, so scheint ein solcher Schritt unbesonnerer Neider immerhin möglich. Der Kaiser tat diese erstmalige Verleumdung seines Feldherrn ab 49 . Auf Beiisar warteten größere Aufgaben. Solomo kehrte nach Karthago zurück und überbrachte den Bescheid: Geilamir und die Kriegsgefangenen sollten nach Byzanz verbracht werden. Beiisar stand frei, in Afrika zu bleiben, oder als Sieger in die Hauptstadt einzuziehen. Als Militär entschied er sich nur schweren Herzens für das letztere, denn bis jetzt waren lediglich die Stützpunkte der Seeherrschaft fest in seiner Hand, während der Wiederaufbau der römischen Herrschaft im kontinentalen Nordafrika und die Unterwerfung der Mauren Probleme waren, deren rasche Lösung er gern selbst erzwungen hätte. Aber die politischen Motive wogen schwerer. Beiisar war über den Charakter der Anschuldigung, die gegen ihn erhoben wurde, genau unterrichtet, da die doppelte Ausfertigung des Anklagebriefes seiner Unterführer im Hafen Mandrakion in die Hände untergeordeneter Organe gefallen und so zu seiner Kenntnis gelangt war. Er zog es daher vor, selbst in Byzanz zu erscheinen und durch die theatralische Schaustellung seiner humilitas den üblen Eindruck in Karthago auszulöschen. Später bedient er sich jedoch der geschickten Feder Prokops, um dem Kaiser die Schuld an den bevorstehenden Rückschlägen aufzubürden.
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I. Der Untergang der Vandalen
Kurz vor der Abreise des Eroberers brach der Maurenaufstand los. Kühn, unbedenklich, ohne Rücksicht auf Verträge und eigene Geiseln, waren die Eingeborenen gewohnt, die Schwächen ihrer jeweiligen Landesherren rasch zu erkennen. Ihnen entging weder die geringe Zahl der byzantinischen Invasionsarmee überhaupt, noch die Zersplitterung dieser Kräfte über die Küste von Tripolis bis Gades und die Inseln. Mit Genugtuung entdeckten sie Beiisars Anstalten, seine militärische Gefolgschaft mit nach Byzanz einzuschiffen. Das war das Signal für die Wiederaufnahme ihrer blitzschnellen, vorzüglich getarnten Razzien,die sich fast ausschließlich gegen die römisch-libysche Einwohnerschaft richteten. In Tripolis fiel vor dem Eintreffen der Verstärkungen Leptis Magna in die Hand der Mauren 5 0 . Im Zuge der Plünderungen wurden allenthalben die Männer getötet, die Frauen und Kinder in die Sklaverei geführt. Auch in ruhig gebliebenen Bezirken ergriff alles die Flucht. Man rettete sich in die militärischen Stütztpunkte, die freilich ihrer Mauern beraubt waren. Landwirtschaft, Handel und Verkehr, das ganze Wirtschaftsleben gingen aus den Fugen. Beiisar erhielt noch Meldung von dem Unglück, konnte oder durfte aber nicht bleiben. E s heißt, daß er Solomon die afrikanische Befehlsgewalt übertrug, doch wird die Wahl dieses Mannes in Ausführung eines kaiserlichen Befehls erfolgt sein. Dem Augenblick entsprang wohl nur die Ausschiffung der Doryphoren und Hypaspisten, die Beiisar gewiß nicht leichten Herzens zu Gunsten seines Nachfolgers aus dem Gefolgschaftsverhältnis endieß. Bald darauf sandte Iustinian unter Führung des Kappadokers Theodor und des (Ost-)Germanen Ildiger(n)? 51 ein Entsatzheer, dessen Stärke unbekannt ist. Darauf trafen die Steuerbeamten Tryphon und Eustratios ein, die den Libyern in Kürze beibrachten, daß die milde Herrschaft des Vandalenreichs der Vergangenheit angehörte. Der Schicksalsspruch über die Zukunft des Volkes der Vandalen hatte in Byzanz ein gespenstisches Nachspiel. Der kaiserliche Romantiker zog die altrömische, seit über einem halben Jahrtausend vergessene Triumphalordnung wieder ans Licht und feiert im hauptstädtischen Zirkus ein Fest, das römischen und orientalischen Geist wunderlich vermengte. Iustinians Gefolgsmann Beiisar triumphierte als Sieger, ein gewaltiges Zugeständnis an einen Privatmann, das gemildert wurde durch die rigorose Unterwürfigkeit des „Untertanen". Mit den einstigen Triumphen römischer Feldherrn über besiegte Völker kann diese Siegesparade Beiisars nicht verglichen werden. Die überlebenden Vandalen, selbst ihre Führung, wurden zuvorkommend behandelt. Das Söldnersystem des Reiches legte nahe, sie nicht als Gefangene, sondern als wertvolle Verstärkung der Reichsverteidigung zu betrachten. Ferner ließ die Spekulation auf die künftige landesverräterische Haltung der gotischen Regierung es schon jetzt ratsam erscheinen, daß ein Mann aus königlichem Geschlecht, die Fehler und Übereilungen, die ihn den Thron kosteten, nicht mit all zu hartem persönlichen Schicksal bezahlen mußte. Am Tage der Schaustellung bewegte sich der Beutezug, Beiisar und sein mit dem königlichen Purpur bekleideter Gefangener an der Spitze, vom Haus des Feldherrn durch die Stadt ins Hippodrom zur Kaisertribüne. Bei diesem ersten Triumphzug ging Beiisar entgegen der alten Sitte zu Fuß. In dem Zug wurde der vandalische Staatsschatz und die Beutestücke Geiserichs mitgeführt. Unter anderem wurde hier der siebenarmige Leuchter des salomonischen Tempels gezeigt, den Iustinian auf die abergläubischen Warnungen eines einflußreichen Juden hin bald darauf nach Jerusalem, freilich in christlichen Gewahrsam, überwies 52 . Ein Jahr darauf wurde Beiisar Konsul. Iustinian gestattete ihm eine Wiederholung des Triumphs nach altrömischer Sitte: der Sieger wurde von Gefangenen im Wagen durch die Stadt gefahren und streute erbeutete Gelder und Kostbarkeiten unter das Volk 5 3 . Das königliche Asdingengeschlecht marschierte vollzählig im Triumphzug. Die zahllosen Gefangenen wurden durch auserlesene Krieger vertreten. Als Geilamir im Hippodrom inmitten der Volksmassen die Kaisertribüne erblickte, verlor er keinen Augenblick seine stolze Haltung. Beim Näherschreiten sprach der arianische Fürst mit unheimlicher Gleichförmigkeit die Worte des Predigers: Wahn, Wahn, alles ist Wahn. Das galt einem Ort, wo wenige
11. Solomons Regiment und der Maurenaufstand
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Jahre zuvor die gleichen Volksmassen um ein Haar Iustinian und Theodora zerrissen hätten, mindestens ebenso dem Sieger wie dem eigenen Schicksal. Vor der Kaisertribüne riß man Geilamir das Purpurgewand von den Schultern und zwang ihn zur fußfälligen Proskynese vor Kaiser Iustinian. An seiner Seite erwies sein Überwinder Beiisar dem kaiserlichen Herrn dieselbe Ehre. Zugleich war dies die Erfüllung des Versprechens vom Berge Papua. Beiisar demütigte sich freiwillig als Fürsprecher für den hohen Gefangenen. So bedachte das Kaiserpaar zunächst die Kinder und Verwandten Ilderichs mit angemessener Versorgung. Geilamir erhielt mit seiner Familie in Galatien Güter, die nicht zu verachten waren. Er verweigerte aber hartnäckig den Übertritt zum Katholizismus, obwohl das nach oströmischem Staatsrecht gleichbedeutend war mit dem Verzicht auf die ursprünglich zugesicherte Patriciuswürde 5 4 11. Solomons
Regiment
und der
Maurenaufstand
Solomon 55 hatte das Erbe Beiisars in kritischer Stunde angetreten. Gewiß waren es nur Teile des ehemals römischen Afrika, dessen Schlüsselstellungen von Beiisar besetzt werden konnten, und die endgültige Durchdringung selbst des Eroberten mußte der Zukunft und dem Geschick der byzantinischen Festungsbauer überlassen bleiben. Das vorläufige, vor allem auf der recht und schlecht hergerichteten Festung Karthago beruhende Herrschaftssystem schien jetzt von dem Eingeborenenaufstand ernsdich bedroht. Wenn auch entscheidende Schläge der leicht bewaffneten Mauren gegen die technisch hochentwickelte Kriegsmaschine der Byzantiner kaum zu erwarten waren, so mußte sich der nach ersten Rückschlägen einsetzende berberische Kleinkrieg und die Terrorisierung der libyschen Zivilbevölkerung militärisch und wirtschafdich verhängnisvoll auswirken. Um die Zeit des Wechsels im Kommando jagten sich die Unglücksnachrichten. In Byzacium und Numidien fielen die gesamten Besatzungstruppen den Berbern zum Opfer. Besonders hart war der Verlust der namhaften duces Aigan und Rufmus, der Oberbefehlshaber der Reiterverbände in Byzacium. Sie griffen eine Abteilung plündernder Mauren in einer Schlucht rücksichtslos an, vernichteten sie und befreiten die libyschen Gefangenen. Aber unweit stand die Hauptmacht unter Cusina, Esdilasas, Iurphut und Medisinissas, den verbündeten Maurenfürsten. Kaum waren sie über die geringe Zahl und ungünstige Lage der Feinde unterrichtet, umstellten sie die Schlucht mit einer Übermacht von Tausenden. Der Kavallerieverband wurde mit Mann und Roß aufgerieben, Aigan, seit dem Tag von Dara der schneidigste Reiterführer Beiisars, auf einem Felsen, den er mit Rufinus und einigen anderen erklommen hatte, förmlich zerstükkelt, Rufinus, der Standartenträger der afrikanischen Expedition, gefangen genommen und auf Befehl des Fürsten Medisinissas bald darauf enthauptet. Solomon entschloß sich, dem maurischen Fürstenbund seine gesamte Macht entgegenzustellen. Verhandlungsversuche waren kläglich fehlgeschlagen. Prokop drängt sie in zwei Briefe zusammen, die sachlich nicht ohne Interesse sind und wie wenige Dokumente den Abgrund zwischen Zivilisation und Barbarei beleuchten. Nach ihm hätten die Berber, als sie von Solomon an ihre vergeiselten Kinder erinnert wurden, höhnisch auf die Möglichkeiten zur Kindererzeugung in ihrer polygamen Gesellschaftsverfassung hingewiesen. Daß die Parteien einander wegen Führung eines Angriffs- und Eroberungskrieges beschuldigten, mag in dieser Allgemeinheit zutreffen, wenn auch Prokops zweimaliger Verweis auf die Bundesgenossenschaft Gottes den Stempel seiner Weltanschauung trägt. Mit Recht erinnert Fournel bei der Abfuhr, die das stolze Berbervolk den Byzantinern erteilte, an jenen Igmazen, der 162 Jahre zuvor im Kriege mit Firmus den comes Theodosius bei einem Zusammentreffen anführte: „Woher kommst du und was hast du hier vor?" 56 . Die Berber waren gewohnt, solche Antworten zu erteilen. Überdies stärkte Beiisars Abreise und der soeben erzielte Erfolg ihr Selbstbewußtsein. Sie ließen es auf eine Schlacht ankommen und blieben daher
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I. Der Untergang der Vandalen
bis zum Eintreffen Solomons in Byzacium, wo sie ihr Lager bei Mamma (vermutlich zwischen Sbiba und Kairuan) in einem flachen, aber sehr engen, von hohen Bergen umgebenen Kessel aufgeschlagen hatten. Sie wählten, wie bereits Kabaon, ihre eigenste Kampfesweise, den lebendigen Ringwall ihrer Kamele. Ein taktischer Gedanke, der trotz seines Auftretens im Kreise der afrikanischen Kameltreibernomaden einige Verwandschaft mit germanischen Gewohnheiten aufweist 5 7 . Der Ring war zwölf Kamele tief, umschloß die Frauen und Kinder und war in seiner ganzen Tiefe mit den abgesessenen, Schwert, Schild und Lanze handhabenden Berbern durchsetzt. Die Pferde wurden abseits auf dem Berge versteckt gehalten. Solomon ließ sein Heer zunächst nur gegen die eine, dem Berg abgewandte Hälfte des Rings antreten. Das wilde Geheul der Berber, der starke Speerbewurf und die ungewohnten Ausdünstungen der Kamele brachten Pferd und Reiter der angreifenden Römer in keine geringe Verwirrung. Die Angriffe wurden mehrmals abgewiesen und in offene Flucht verwandelt. Endlich ließ Solomon absitzen, ein Mittel, das gewöhnlich in hoffnungsloser Lage angewandt wurde, sich aber hier bewährte. Das Gros der Abgesessenen ging in abgemessenem Abstand hinter den Schilden in Deckung. 500 Mann griffen den Ring mit der Nahkampfwaffe an. Sofort flohen die Mauren dieses Abschnitts, denn jeder Widerstand der „nackten Barbaren" gegen gepanzerte Berufssoldaten war sinnlos. Der Ring wurde gesprengt, indem die Angreifer an die 200 der preisgegebenen Kamele töteten und in das Innere eindrangen. Bei der regellosen Flucht, die nun folgte, sollen von insgesamt 50000 etwa 10000 Mauren niedergemacht und zahlreiche Frauen, Kinder und Tiere erbeutet worden sein. Die Sieger kehrten nach Karthago zurück, feierten aber ihren Triumph zu früh. Bald traf die Nachricht ein, daß Byzacium von Grund auf verwüstet und die einheimische Bevölkerung systematisch ausgerottet wurde. Wieder brach Solomon auf (Anfang 535) und stellte die Mauren auf dem Berge Burgaon, der nach Osten steil abfiel, nach Westen stellenweise sanft abflachte und von dieser Seite leichter zugänglich war 5 8 . Der Berg war das derzeitige Hauptlager des Fürstenbundes und die Sammelstelle des Trosses, der Gefangenen und der Beute. Der kürzlich empfangene Schlag veranlaßte die Berber zu stärkster Konzentration. Ihre Zahl überstieg die Verhältnisse bei Mamma um ein Vielfaches. Wiederum verzichteten sie wohlweislich auf einen operativen Gedanken, richteten sich aber nicht ohne Geschick zur Verteidigung ein. Heer und Troß hielten etwa bis zur halben Höhe die bequeme, geräumige Westseite des Berges besetzt. Vor Angriffen aus dem Tal schützte sie eine tiefe, langgezogene Klamm. Sicherung des Gipfels gegen waghalsige Erkletterer der Ostwand kam ihnen nicht in den Sinn. Darauf baute Solomon nach Erkundung des Bergs und Einblick in die Feindstellungen seinen Plan. Er setzte am Spätabend 1000 Mann unter Theodor, dem Kommandanten der Wache (excubitores), heimlich gegen die Ostwand an. Selbst das eigene Heer glaubte an eine Detachierung auf Vorposten. Aller maurischen Ortskenntnis zum Trotz gelang die Besteigung. Auf dem Gipfel wurde wie vorher eingeschärft ohne Geräusch und Licht übernachtet. Am nächsten Morgen rückte das römische Heer bis zum Fuß des Berges vor. Erst erschreckt, dann umso siegesgewisser entdeckten die Soldaten ein römisches Feldzeichen und ihre Kameraden in beherrschender Stellung über dem Feind. Als den Mauren ihre Lage zum Bewußtsein kam und der Beschüß von unten und — durch Steinlawinen verstärkt — aus der Höhe einsetzte, verloren sie die Besinnung. In wilder Flucht erstrebten sie, zum Teil noch beritten, durch die Klamm einen gegenüberliegenden Felsen, der die weitere Flucht ins Gebirge leidlich gedeckt hätte. Saumpfade waren gewiß vorhanden, aber im panischen Massenwahn stürzte sich alles auf die Klamm und erst, als sie mit Leibern ausgefüllt war, rettete sich der Rest über die grauenhafte Brücke. Nach dem Bericht Überlebender, die in Gefangenschaft gerieten, sollen 50000 ihrer Stammesgenossen umgekommen sein. Dem stand kein einziger römischer Verlust gegenüber, da es zu Kampfhandlungen überhaupt nicht
11. Solomons Regiment und der Maurenaufstand
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gekommen war. Die Anführer flohen mit Ausnahme des Esdilasas, der sich gegen Zusicherung des Lebens gefangennehmen ließ. Ihre Stämme waren zu sehr geschwächt, um sich in Byzacium auch nur gegen die Libyer behaupten zu können. Daher traten sie auf das nahe numidische Gebiet über und ersuchten Laudas, der die Mauren des Aurasiusgebirges befehligte, um Aufnahme 59 . In Byzacium blieb nur der kurz nach Kriegsbeginn zu Beiisar abgefallene Stamm des Antalas zurück. Solomon zog mit unermeßlicher Beute nach Karthago. Noch lange wurden maurische Kinder auf den Sklavenmärkten der ösdichen Christenheit um den Preis eines Schafes gehandelt. Der Westen war fürs erste „befriedet". Aber noch bekämpfte Jabdas, der Fürst des Aurasiusdistriktes60, vom sicheren und einstweilen jedem römischen Zugriff entzogenen Schlupfwinkel seines Berglandes aus das römische Vordringen nach Numidien. Er durchstreifte im Laufe des Jahres 535 mit 30 000 Reitern sein numidisches Einflußgebiet und konnte immer neue Beute an Menschen und Vermögenswerten der römischen Gesinnten einbringen. Der Byzantiner berichtet eine für seine Partei recht schmeichelhafte Episode, die dennoch die Machtverhältnisse dieser Zeit der vorgeschobenen Trupps und des notorischen Mangels fester Stützpunkte im Lande kritisch beleuchtet. Eines Tages verließ der hunnische Centurio Althias mit 70 Reitern das verfallene Kastell, in dem sich ein kleiner Verband festgesetzt hatte, um der reiche Beute einholenden und daher etwas schwerfälligen Armee des Jabdas möglichst in einer Schlucht einige Gefangene abzujagen. Die sanften übersichdichen Täler schienen das zu vereiteln. Da besetzte Althias kurzerhand die Quelle in Tigisis, einer damals noch mauerlosen Stadt und wichtigen Wasserstelle im Zuge der Nord-Süd-Verbindung zum Aurasius. Jabdas war auf diese Wasserstelle angewiesen, täuschte sich über die Zahl der Gegner und ging auf den seltsamen Vorschlag eines persönliche Zweikampfs mit dem Centurio ein. Er unterlag seinem geschulteren Partner und entzog sich den letzten Konsequenzen durch schleunige Flucht mit dem ganzen Heer. Althias gewann durch diesen Streich großen persönlichen Ruf in Afrika. Er konnte die Beute unangefochten in seinen Standort zurückbringen 61 . Aber solchen Erfolgen standen weit empfindlichere Rückschläge gegenüber. Die Besatzung Numidiens war keineswegs Herr des Landes. Solomon wußte das und holte zu einem entscheidenden Schlag gegen den Aurasius aus. Er erklärte den verdrossenen, die anstrengenden Märsche scheuenden Truppen, daß es nicht an der Zeit sei, in Byzacium zu rasten, wenn Numidien verheert werde. Zwei maurische Fürsten, persönliche Feinde des Aurasiers Jabdas, waren in Solomons Umgebung und schürten nach Kräften. Massonas glühte nach Rache für seinen ermordeten Vater Mephanias, während Ortaias dem Bund des Jabdas mit Mastinas, dem Fürsten von Mauretanien, der seine Austreibung aus dem Aurasiusgebiet bezweckte, durch Parteinahme für die Byzantiner entgegenzutreten dachte. Beider Gebiet Schloß westlich an Aurasius an 62 . Ortaias beherrschte die Hodna, sein Leidensgenosse einen Teil Mauretaniens. Solomon sammelte alle vom Besatzungsgebiet abkömmlichen Truppen in Karthago und zog, gefolgt von wenig zuverlässigen maurischen Verbündeten, zum Aurasius. Dreizehn Tagereisen rechnete man bis zu diesem mächtigen Gebirgsstock, der für die Römer den Südrand der damaligen bewohnbaren Welt bedeutete. Seit dem Abfall der maurischen Bergbewohner vom Vandalenreich hatte der Aurasius keine militärischen Operationen mehr gesehen. Der Zugang zu seinem Inneren war trotz der tief eingeschnittenen Täler selbst im Frieden schwierig. Da Jabdas nicht daran dachte, sich auf den nördlichen Ebenen zum Kampf zu stellen, verbarrikadierte er Schluchten und Wege so gründlich wie möglich. Das Innere des Aures war fruchtbar, doch konnten alle Vorräte vor dem eindringenden Feind geborgen werden. Zerfallene Kastelle erinnerten an das alte Rom. Sie waren von den Mauren als mögliche Verlockung und Stützpunkte von Eroberern ebenso zerstört worden wie das altberühmte Thamugadi (Timgad) am Nordfuß. Solomon lagerte am Fluße Abigas 63 unterhalb des Berges. Wollte er nicht unverzüglich umkehren, so mußte er durch das tief eingeschnittene Tal des Ued el Arab in den Aures eindringen und Jabdas im Herzen seines Landes zu stellen suchen. Besondere Hoffnungen
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setzte er auf die Ortskenntnis der verbündeten Mauren, die vor dem Weitermarsch klingenden Vorschuß auf die erwarteten Leistungen erhielten. Am ersten Marschtag kam man 50 Stadien vorwärts, doch ließ sich der Feind nicht blicken. Das wiederholte sich eine Woche lang. Am Schildberg (όρος άστπδος) machte Solomon halt und lagerte drei Tage in steter Erwartung des Gegners. Die Vorräte wurden immer knapper. Versorgung aus dem Lande war unmöglich. Wohl oder übel entschloß sich Solomon zur Umkehr. Es war nicht nur die unbequeme Taktik des Gegners, die das erzwang. Auch die eigenen maurischen Bundesgenossen hatten versagt. Sie standen im Verdacht verräterischer Verbindung mit dem Feind. Die Ergebnisse ihrer Erkundungsritte waren höchst dürftig. Gerade als ob sie es darauf anlegten, den Byzantiner mit unzulänglichen Mitteln ins Ungewisse zu locken. Die Lage war nicht einfach. Aber Jabdas wagte keinen Überfall. Viel zu tief war die Furcht vor der technischen Überlegenheit der römischen Kriegsmaschine eingewurzelt. Solomon zog sich mit seinen Truppen in Eilmärschen, die der Hunger beschleunigte, nach Norden zurück und bezog ein festes Lager. Es war Winter geworden. Solomon ließ einen Teil des Heeres als Besatzungstruppe in Numidien. Mit der Hauptmacht zog er nach Karthago und betrieb neben der militärischen Bautätigkeit 64 vor allem gründlichere Vorbereitungen auf die geplante Auresexpedition des kommenden Frühjahrs. Sardinien erhielt beträchtliche Verstärkungen, da ein Aufstand der einheimischen Barbaricini 65 die Verwaltung der Insel empfindlich störte. Prokop verwechselte diesen Stamm mit einigen Tausend Mauren, die in vandalischer Zeit nach Sardinien verbannt wurden. Die Barbaricini wohnten im gebirgigen Inneren der Insel, wo heute noch der Name (Barbagia) an sie erinnert. Sie führten ein unabhängiges Räuberleben und plünderten die Küstenstriche, insbesondere die Hauptstadt Carales. Sie waren noch Anhänger des alten Glaubens. Das Reich hatte seit 537 gegen sie zu kämpfen. Erst 594 Schloß der Stamm mit dux Zabarda Frieden und nahm das Christentum an. Wenn Ostrom für die Sicherung Sardiniens verhältnismäßig bedeutende Opfer auf sich nahm, waren diese nicht für den Besitz allein gebracht. Gerade in diesem Dezembermonat 535 zog sich der Würgering um Italien wieder enger zusammen. Sizilien fiel als leichte Beute in die Hände Beiisars. Am 31. Dezember, dem letzten Tag seines Konsulats, zog Beiisar als glücklicher Nutznießer des Versagens der gotischen Führung kampflos in Syrakus ein. So verbrachte Solomon den Winter in Karthago mit den Vorbereitungen zur endgültigen Sicherung Afrikas, zum entscheidenden Stoß in die numidische Gebirgsbastion der Mauren, das Aurasiusgebirge, während Beiisar in Syrakus zum Angriff auf die italienische Halbinsel ausholte. Das Verdienst der politischen Lenkung aller Aktionen kommt zweifellos dem Kaiser zu. Der gewaltige Abstand von den Kriegsschauplätzen mochte vielleicht eine gewisse Herzlosigkeit im Umspringen mit Menschen und Material bedingen, ermöglichte aber dem Verantwortlichen zweifellos eine verzerrungsfreie Perspektive, einen hohen Grad von Nüchternheit und Objektivität in der Beurteilung der Dinge. Doch wird man auch die Rolle Beiisars nicht unterschätzen dürfen. Gewiß war er ein Haudegen wie in späterer Zeit die Condottiere und Landknechtsführer. Aber die vizekaiserliche Gewalt und die Entfernung von der Reichszentrale sicherten ihm nicht nur das ausschlaggebende Wort als Militär, sondern beträchdichen politischen Einfluß. Sein Mitarbeiter Prokop verrät durch die Färbung seiner Äußerungen über Solomon unmißverständlich, daß der Heermeister Afrikas Beiisar nahestand, ein Mann seinesVertrauens war. So kommt nächst Iustinian dem Generalissimus das Verdienst der Koordinierung jener genau ineinandergreifenden Maßnahmen zu. 12. Soldatenauf
stände
Wenn alles nach Wunsch ging, erreichte die imperialistische Springflut im Frühjahr 536 Italien, fand die Wiederaufrichtung eines römischen Afrika am Dschebel Aures ihren Ab-
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schluß. Da änderte der karthagische Soldatenaufstand die Lage für Afrika von Grund auf und verzögerte den Uberfall auf das Gotenreich nicht unerheblich. Der Osteraufstand in Karthago war die Antwort auf gewisse handgreifliche Widersprüche in der Haltung der Siegermacht. Solomons Strenge und Unermüdlichkeit gaben nicht den Ausschlag. Allerdings trat dieser vermudich aus Syrien oder Armenien 66 stammende Eunuch nicht nur amdich sondern auch im Privatleben recht anspruchsvoll auf 67 . Der Kaiser hatte dem Siegesboten kürzlich die Patriciuswürde verliehen. Seine Schroffheit gegenüber den Soldaten stach von Beiisars kameradschafdich mitreißendem Schwung unangenehm ab. Das Versagen des Gefolgschaftsprinzips, der Abfall zahlreicher Angehörigen der Hausgruppe mag auch darauf zurückgehen. Aber in der Hauptsache hatte die Unzufriedenheit wirtschafdiche und religiöse Gründe 68 . Die Zahlung des Soldes ließ zu wünschen übrig, da die Gelder des Reichs für das italienische Abenteuer gebraucht wurden und das afrikanische Steueraufkommen kurz nach dem Krieg bei weitem nicht den Anforderungen, die Iustinian in der zweiten pragmatischen Sanktion vom 13. IV. 534 gestellt hatte, entprach, also nicht in der Lage war, das Heeresbudget zu decken. Staat und Krone beanspruchten den vandalischen Grundbesitz zum Ärger des Soldaten als ihr ausschließliches Eigentum. Insbesondere rebellierten die siedlungslustigen Germanen und die thrakoillyrischen Bauernsöhne vom Balkan, die vandalische Frauen geheiratet hatten, gegen den vermeintlichen Betrug. Gerade die Vandalinnen vertraten eifrig den Anspruch auf den alten Familienbesitz. Eine nicht minder wichtige Ursache des Aufstandes, die gerechte Wut der Arianer im römischen Heer über die schimpfliche Mißachtung ihrer religiösen Ausnahmerechte, beweist zugleich die Stärke allein des ostgermanischen (arianischen) Elements unter den „römischen" Siqgern. Nicht weniger als 1000 Arianer zählte man. Unter ihnen werden einige Heruler erwähnt, aber auch die übrigen waren als Arianer größtenteils Ostgermanen. Solomon hob aus politischen Gründen — natürlich um die katholischen Libyer nicht vor den Kopf zu stoßen — die gesetzlich festgelegten Sonderrechte dieser Gruppe auf und verbot die Ausübung ihres Kultes. Die Erbitterung, die auch von den entrechteten Priestern des zerschlagenen Vandalenreichs geschürt wurde, stieg um Ostern auf den Siedepunkt, als die nach arianischem Brauch am Ostersonntag stattfindenden Taufen untersagt wurden. Der Termin der von langer Hand vorbereiteten Verschwörung gegen das Leben des Gouverneurs zeigt das Vorwiegen der religiös-landsmannschaftlichen Leidenschaften. Solomon sollte in der Hauptkirche von Karthago am Ostersonntag, den 23. März 536, während des Vollzugs der Feierlichkeiten, die er den Arianern verweigerte, ermordet werden. Erstaunlicherweise blieb der Plan trotz vieler Mitwisser geheim. Die mehr aus persönlichen und wirtschaftlichen, nicht aus religiösen Gründen gleichfalls verschworene Garde bewährte die soldatische Treue nicht dem Gefolgsherrn, sondern den Mitverschworenen. Im entscheidenden Augenblick während des Ostersonntagshochamtes scheuten sie sich jedoch, Solomon anzutasten. Sie machten sich heftige Vorwürfe, brachten ihren Plan aber auch bei den Ostermontagsfeierlichkeiten nicht zur Ausführung. Es war vorauszusehen, daß die Verschwörung nicht mehr lange geheim bleiben konnte. In dieser Erkenntnis und im Bewußtsein ihrer Stärke und der sympathisierenden Haltung des übrigen Heeres verließen die meisten Karthago und gingen zum offenen Aufstand über. Vielleicht bestanden Verbindungen mit berberischen Kreisen im tingitanischen Mauretanien, wohin eine Einheit von 400 Vandalen sich nach ihrer abenteuerlichen Flucht von der Insel Lesbos durchgeschlagen hatte 69 . Zum dritten mal brach damit nach dem Krieg Iustinians und den Razzien seiner maurischen Nutznießer Mord und Plünderung über die ansässigen Libyer 70 . Die Schreckensnachrichten drangen nach Karthago. .Der Gouverneur sah sein Werk zusammenbrechen. Er bewahrte Haltung, sprach den Zurückgebliebenen unermüdlich zu, aber vergebens. Fünf Tage später sah die karthagische Rennbahn eine andere NikaRevolte. Hier sammelte sich alles, was Waffen trug. Der Kappadoker Theodor, der in Solo-
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mons Auftrag die Tobenden beruhigen sollte, war selbst kein Freund des Feldherrn und bei seinem Erscheinen als Anführer begrüßt. Die Haufen eilten zum Palast, wo sie den Befehlshaber der Wache, ebenfalls des Namens Theodor, umbrachten, den Gouverneur aber nicht fanden. Dann durchstreiften sie die Stadt, plünderten und machten jeden kaiserlichen Gesinnten nieder, gleich ob Libyer oder „Römer", d. h. oströmischer Soldat. Erst bei Nacht konnte Solomon mit seinem Föderatenführer Martin heimlich in das Haus Theodors schleichen, der ihnen immerhin das Leben ließ. Der Kappodoker demütigte den Statthalter Iustinians, indem er ihn zur Teilnahme am Siegesgelage zwang, verschaffte ihm aber Gelegenheit zur Flucht. Ein fahrbereit gehaltenes Schiff des Föderatenführers brachte diesen selbst, seine Feldherrn, fünf treugebliebenen Gefolgsleute und Prokop nach dem 300 Stadien entfernten Hafen Misua in Sicherheit. Solomom sandte von hier aus Martin nach Numidien. Selbst wenn er den revolutionierenden Nachrichten nicht zuvorkommen konnte, sollte er mit Hilfe treu ergebener Befehlshaber der dortigen Besatzung, insbesondere Valerians, durch Geschenke und Versprechungen die Soldaten im kaiserlichen Sinne beeinflussen. Im übrigen setzte der Feldherr ohne Heer einen Brief an Theoderich auf, versicherte ihn seines Dankes und empfahl Karthago seiner Aufsicht und Mäßigung. Sofort wurde die Weiterfahrt nach Syrakus angetreten. Prokop begleitete Solomon. Es war gewiß ein schwere Gang für den Unbesiegten, aber er forderte ungestüm Beiisars Eingreifen. Nur der anerkannte Held seiner Zeit konnte die unaufhaltsame Entwicklung bannen und der Retter des kaiserlichen Ansehens werden. Indessen hatten die Aufständischen Karthago verlassen und in Bulla Regia sich zu einer Armee formiert 7 1 . Als Führer wählten sie Stotzas 72 , einen ehrgeizigen Doryphoren Martins, der nun die Herrschaft über Afrika an sich zu reißen drohte. Die inzwischen miteinander ausgesöhnten Numidienfürsten Jabdas und Ortthaias versprachen Unterstützung. Nach wenigen Tagen setzte der „Tyrann" 8000 Mann in Marsch. Zu ihnen stießen 1000 Vandalen, die teils vom Aurasius kamen, teils in Verstecken oder durch bloßen Zufall der Aufmerksamkeit der byzantinischen Militärkontrollen bisher entgangen waren. Auch zahlreiche „Sklaven", die kaum als solche geboren waren, schlossen sich an. Kurz vor Karthago Heß Stotzas durch einen Boten schleunigste Ubergabe fordern. Theodor, der merkwürdige kaisertreue Rebell gegen den Statthalter des Kaisers, schaltete in Palast und Stadt und lehnte die Ubergabe, die seiner eigentümlichen Sonderstellung ein Ende bereitet hätte, trotz seiner geringen militärischen Machtmittel ab. Ein Schreiber der kaiserlichen Hofgarde, Joseph, überbrachte Stotzas die Nachricht und wurde kurzerhand umgebracht. Als die Stadt eingeschlossen war, zog Theodor unverzüglich ihre Ubergabe durch Vertrag in Erwähnung. Verhandlungen folgten und schon war der Einzug der Rebellen zeitlich festgelegt, als Beiisar an einem Spätabend in Karthago eintraf. Er kam mit einem einzigen Schiff, begleitet von 100 Gefolgsleuten und Solomon. Als am nächsten Morgen Stotzas und seine Scharen zum Einzug rüsteten, kam plötzlich die Schreckenskunde von Beiisars Anwesenheit und trieb sie in sinnlose Flucht. Beiisar faßte die verfügbaren Kräfte rasch zusammen und konnte bald mit einer Truppe von 2000 Mann, die sich unter ihrer erfahrenen Führung über die von Subalternen befehligten Aufständischen überlegen fühlte, die Verfolgung aufnehmen. Bei der offenen Stadt Membressa, heute Medjez el Baban der Medscherda (350 Stadien = 73,9 km von Karthago) wurden die ins Landesinnere Flüchtenden gestellt. Die Gegner mieden die Stadt. Beiisar lagerte am Fluß Bagradas (Medscherda), Stotzas auf einer unzugänglichen Höhe. Als die Heere sich auf dem Schlachtfeld gegenübertraten, beeinflußte ein scharfer Wind die Lage zu Ungunsten des Stotzas. Besonders um seine Fernwaffen zur Geltung zur bringen, nahm er im letzten Augenblick einen Stellungswechsel vor. Da griff Beiisar an. Sofortige Flucht der unordentlich manövrierenden Verbände war die Folge. Viele Vandalen, die unter Stotzas Vergeltung suchten, opferten sich als Nachhut. Die Hauptmasse erreichte mit geringen Verlusten Numidien, wo sie sich neu formierte. Beiisar gab das feindliche Lager zur Plünderung
Tafel 3
a) Lemsa. Die byzantinische Zitadelle: Innensicht.
b) Ain Tunga (— Thignica, in der Zeugitana), Tunesien. Die byzantinische Zitadelle. Turm am südwestlichen Eck.
Tafel 4
12. Soldatenaufstände
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frei. Zur Verfolgung war er zu schwach. Kaum nach Karthago zurückgekehrt, erhielt er Kunde von einer Meuterei seiner eigenen Truppen in Sizilien und mußte Afrika schleunigst verlassen, nachdem er die Hauptstadt Ildiger und Theodor anvertraut hatte 73 . Das Schwergewicht der Dinge schien sich nach Numidien zu verlagern. Hier warfen sich die Besatzungstruppen den Fliehenden entgegen, um sie endgültig zu zersprengen, ehe sie zur Besinnung gekommen waren. Das mißlang aber. Zwar hatte Stotzas in Gadiaufala (Gazophylon) 7 4 wo er gefaßt wurde, noch längst nicht seine Truppen zu konzentrieren vermocht. Der General wäre unterlegen, aber die Revolution gewann den Sieg. Stotzas wußte, was er wagen konnte. Im Augenblick vor der Eröffnung der Feindseligkeiten preschte er allein in die feindlichen Reihen und riß die längst Unzuverlässigen durch zündende Worte mit. Die kaiserlichen Befehlshaber flohen in eine Kirche. Sie wurden unter falschen Versprechungen gefangengenommen und getötet. So fielen der numidische Oberbefehlshaber Markellos und Kyrillos, die glänzenden Reitergeneräle und Föderatenführer. Ebenso die Führer der Linienreiterei, Barbatos, und der Fußtruppen, Terentius und Sarapis. Da Beiisar seinen Aufgaben in Italien nicht mehr entzogen werden durfte, entschloß sich Iustinian, die Ordnung in Afrika durch eine hochstehende Persönlichkeit wieder herstellen zu lassen 7 5 . Es standen ihm zwar im Jahre des Angriffs auf das Gotenreich nicht mehr viel militärische Mittel zur Verfügung, aber die Stellung des Mannes seiner Wahl, seine im Heermeisteramt Thrakiens erwiesene diplomatisch- militärische Begabung 7 6 und nicht zuletzt die „goldenen Kugeln" mußten den Mangel ersetzen. So reiste des Kaisers Vetter, der Patricius Germanus, mit geringer Begleitung, aber gefüllter Kasse, nach Karthago. In seiner Umgebung war der Senator Symmachus, der als praefectus praetorio per Africam und quaestor exercitus das Amt des kürzlich verstorbenen Iohannes übernahm. Als Chef der Zivilverwaltung erwartete man von ihm rascheste Verzinsung der verauslagten Summen auf Kosten der libyschen Untertanen. Ferner war der Senator Domnikus in der Stellung eines Befehlshabers der Fußtruppen an Bord. In Karthago stellte Germanus zunächst durch Nachprüfen der Stammrollen fest, daß Stotzas über zwei Drittel der afrikanischen Reichstruppen verfügte. Die Lage war also nicht allzu ungünstig. Der Patricius befahl die noch verbliebenen kaiserlichen Stadtbesatzungen nach Karthago. Vor allem entfaltete er eine rührige, nicht auf die edelsten Eigenschaften der abgefallenen Söldner hinzielende Werbung, deren im Munde des Kaiservetters wenig verwunderliche persönlich-dynastische Ideologie vom Klappern der Goldstücke und entgegenkommendster Behandlung der täglich sich mehrenden Uberläufer begleitet war 7 7 . Die Reumütigen erhielten den vollen Sold für die Zeit ihres Abfalls. Auch die Abberufung der strengen, Solomon ergebenen Befehlshaber Martin und Valerian nach Byzanz war ein Schritt zur Beseitigung personeller Schwierigkeiten 78 . Als die Ubertritte sich mehrten, wurde Stotza unruhig. Er hielt es für das beste, den Unzuverlässigen Bewegung zu verschaffen, und griff in den Rachen des Löwen. Die Hoffnung auf Wiederholung eines Gadiaufala beflügelte seinen Abmarsch aus Numidien. An der Küste (350 Stadien = 73,9 km vor Karthago) machte er halt. Hier ließ auch Germanus, der dem Feind entgegengezogen war, das Lager aufschlagen. Die übliche Feldansprache atmet den Geist der kunstvollen Menschenbehandlung des Patricius. Der Vetter des Kaisers packte die Soldaten mit einer gewissen väterlichen, entwaffnenden Biederkeit. Gerade er, der einer jung aufgestiegenen Dynastie angehörte, durfte sie an ihr verwandtes Geschick erinnern, das sie arm wie Handwerksburschen aus ihren thrakischen Dörfern nach Byzanz geführt und nun römisches Schicksal in ihre Hände gelegt hatte 7 9 . Mochte der konservative Weltmann Prokop, wie seine Geheimgeschichte zeigt, über dergleichen lächeln, der Erfolg gab Germanus recht. Stotzas trog sich in den Hoffnungen, sein Heer wurde unsicher, löste sich vom Gegner und ging nach Numidien zurück. Aber Germanus suchte die Entscheidung. Nach kurzer, sorgfaltiger Vorbereitung setzte sich das Heer der Kaiserlichen in Marsch, gefolgt von vielen Wagen, die den Troß beweglicher mach-
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I. Der Untergang der Vandalen
ten und darüber hinaus auch militärische Bedeutung hatten. Bei dem Ort Cellas Vatari erfolgte die erste Feindberührung. Hier mußte der Rebell die Schlacht annehmen. Germanus und Stotzas bestimmten daraufhin mit gewohnter Planmäßigkeit Ort und Zeit der Schlacht. Der Patricius ließ die Wagen in breiter Front auffahren, vor denen die nun im Rücken gedeckten Fußtruppen aufmarschierten 80 . Er selbst hielt sich mit der Auslese der Reiterei und seiner persönliche Gefolgschaft am linken Flügel. Ildiger befehligte die erste, Theodor der Kappadoker die zweite, Iohannes, Sohn des Pappos, mit drei Unterführern die zahlenmäßig stärkere dritte Abteilung. Stotzas vermochte diesem gegliederten Aufmarsch nichts Ahnliches entgegen zu stellen. Er verließ sich auf die Überlegenheit der Zahl und die Eingebung des Augenblicks. Hinter seinem Heerhaufen standen einige zehntausend Mauren unter Jabdas und Ortaias. Es war vorauszusehen, daß dieses — abgesehen von den Verteidigern des Aurasius unzuverlässige Element sich dem Sieger anschließen würde. Einzelne Stämme machten Germanus schon vor der Schlacht Bündnisversprechen. Als Stotzas beim Heranreiten an die feindliche Front das Feldzeichen des Germanus erblickte, setzte er mit seiner Umgebung zum Angriff an. Aber die Heruler hielten ihn zurück mit der Begründung, der leichter zu schlagende rechte Flügel werde die Elitetruppen des linken mit in die Flucht reißen, während erfolgreicher Widerstand des linken ihr eigenes Schicksal mit einem Mal besiegle. Stotzas sah das ein, überließ den Kampf mit des Germanus Flügel anderen und wandte sich mit der Elite gegen Iohannes. Der Erfolg war zunächst durchschlagend. Die starke Abteilung floh, ihre Feldabzeichen wurden erbeutet, selbst die Fußtruppen wurden von den Ausläufern des Durchbruchstoßes getroffen und wichen stellenweise in die schützende Wagenburg zurück. Unterdessen raffte Germanus in persönlichem Einsatz alle verfügbaren Kräfte seines Flügels zusammen und zwang durch forcierten Gegenangriff den Feind an jener Stelle zum Rückzug. Kaum hatte er freie Hand gewonnen, vereinigte er die Wucht des linken Flügels mit den unversehrten Abteilungen des rechten und zum Stoß in den Rücken des siegreichen Feindes. Der Kampf war hartnäckig, vor allem sehr unübersichdich. Es konnte geschehen, daß Angehörige ein und derselben Partei einander töteten, da sie sich natürlich weder in der Sprache noch in der Bewaffnung noch im Aussehen voneinander unterschieden. Der Austausch der Parole half und hemmte zugleich. Germanus verlor sein Heer im Kampf und wurde nur durch rasches Einspringen der Begleiter gerettet. Der wütende Rückenangriff erzielte die berechnete Wirkung. Die Gruppe um Stotzas wurde zusammengehauen. Er selbst konnte mit einigen Begleitern fliehen. Sein Gros wird nicht mehr erwähnt. Vermutlich ist ein Teil beim ersten, der Rest beim zweiten Erfolg des Germanus geflohen oder übergelaufen. Noch war das Lager in der Hand der Aufständischen. Der Feldherr setzte unverzüglich zum Sturm an. Während die Wache das Tor mit Erfolg verteidigte, konnte der das Schanzwerk beschleichende Trupp seitwärts eindringen. Das war das Ende. Germanus rückte nun mit dem gesamten Heer in das Lager. Die bekannten Szenen wiederholten sich. In sinnloser Gier stürzte sich alles auf die Reichtümer, die die Aufständischen in ganz Afrika erbeutet hatten. Germanus stand wie einst Beiisar bei Decimum und Tricamarum jammernd am Eingang des Lagers und hielt mit einigen Getreuen Ausschau, ob der Feind sich etwa wieder zum Angriff sammle. Stotzas plante das wohl. Er täuschte sich aber in den Mauren. Nur auf Teilnahme am Plündern bedacht, wiesen sie die ahnungslos herankommende, wieder auf 100 Reiter angewachsene Schar des Stotzas mit blutigen Köpfen ab. Noch einmal sammelte sich eine Gruppe um Stotzas, versuchte einen Angriff, wurde aber wieder abgewiesen. Nur einige Vandalen blieben ihm zuletzt. Mit ihnen ritt er auf und davon, im freien Mauretanien Zuflucht zu suchen. Er heiratete dort später die Tochter eines Stammesfürsten. Das Reich ging, dank überlegener Führung, aus dem gefährlichen inneren Krieg als Sieger hervor. Die Mißstände, die ihn hervorgerufen hatten, blieben bestehen. Ebenso die Unzufriedenheit.
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Nicht lange nach diesem ersten Soldatenaufstand drohte ein zweiter durch Maximinus, den ehrgeizigen Doryphoren Theodors des Kappadokers 81 . Immer mehr Anhänger scharten sich heimlich um diesen, als plötzlich durch einen Vertrauten Theodors, einen gewissen Asklepiades aus Palästina, alles verraten wurde. Germanus versuchte es mit Güte und übernahm den Gefolgsmann Theodors sogar in die eigene Garde, teils um ihn sich persönlich zu verpflichten, teils um ihn besser überwachen zu könnnen. Der Mann verfolgte seine Pläne weiter und wurde das Haupt einer Rennbahnrevolte, wenn er auch an persönlicher Teilnahme durch die Umstände verhindert war. Die Bewegung, die gefahrlich werden konnte, wurde mit Geschick niedergeschlagen und Maximinus schließlich in der Nähe der Stadtmauer (Winter 537/8) gepfählt. Einige Jahre friedlicher Verwaltungsarbeit folgten auf den Tag von Cellas Vatari. Abrüstung zu Gunsten Italiens, die bis zur Entsendung eines starken Reiterheeres nach Rom unter Ildiger ging (Anfang 538) 82 , auch die Unterwerfung eines (vermudich byzacenischen) Berberstammes bei Autentum (538?) 83 , sonst aber strengste Zurückhaltung, Verzicht auf die Absichten gegen Jabdas und den Aurasius, Zurückstecken der in Iustinians Gesetzen festgelegten Ziele der restitutio imperii 84 — das war die Haltung des Patricius und Heermeisters während der Jahre des erfolgreichen Vormarsches Beiisars in Italien. Er war der taktvolle, kluge Treuhänder des Reichs während einer bewußt ertragenen Übergangszeit. Endlich erforderte im 13. Jahr Iustinians (539/40) die Verflechtung der orientalischen Angelegenheiten Germanus' Anwesenheit im Osten. Der Kaiser rief mit seinem Vetter auch den praefectus praetorio und Heeresquaestor Symmachus und den Befehlshaber der Fußtruppen Domnicus ab und ernannte wieder Solomon zum Heermeister, gleichzeitig aber auch zum Praetorianerpräfekten, womit im Sinne der Verwaltungsreform von 536 Militär- und Zivilgewalt der wichtigen Provinz in einer Hand vereinigt waren 85 . Solomon erhielt frische Truppen, eine ungewohnte Großzügigkeit des Kaisers, die wohl mit dem vermeintlichen Abschluß des Gotenkrieges zusammenhing. Als neue Unterbefehlshaber traten Rufinus und Leontius, zwei Enkel des verdienten lazischen Heerführers der Anastasiuszeit, Phavesmanes, und Iohannes, der Sohn des Sisiniolos, ein. Solomon trat vorsichtiger und bedachter auf als das erste Mal. Er betrieb energisch die Säuberung des Heeres, schickte unruhige Elemente nach Byzanz, wo Beiisar für ungefährliche Weiterverwertung sorgte, schaffte die letzten Reste der Vandalen, namendich auch ihre Frauen, außer Landes und warb selbst Soldaten an. Unter ihm setzte nun die zweite Periode des Festungsbaues, die Wiederherstellung der von Geiserich einst geschleiften Mauern ein. Das Rechtswesen ging seinen gewohnten Gang. Hatten doch die altrömischen Rechtsformen auch unter der Vandalenherrschaft nicht Unterbrechung, sondern bewußte Pflege erfahren. Das Wirtschaftsleben entwickelte sich langsam, soweit die erlittenen Schläge und die immer reichlicher nach Byzanz abfließenden Steuern das zuließen 86 .
13. „Befriedung"
Afrikas
Endlich war die militärische Verfestigung der Herrschaft so weit gediehen, daß der alte Plan einer Besetzung des Aurasiusmassivs 87 in die Wirklichkeit umgesetzt werden konnte 88 . Zunächst sandte der Feldherr einen kleineren Heeresverband unter seinem bewährten Doryphoren, dem Germanen Guntarith (Gontharis) 88a . Dieser lagerte bei der verlassenen Stadt Bagai (Baghaial) am Fluß Abigas, wurde aber beim ersten Zusammentreffen mit den Mauren geschlagen und in seine Verschanzung zurückgeworfen. Er erhielt Verstärkungen von Solomon, der jetzt mit der Hauptmacht anrückte und sich im Abstand von 60 Stadien gleichfalls verschanzte. Da verfiel Jabdas auf den Ausweg, die Fremden regelrecht zu ersäufen oder wenigstens Truppenbewegungen unmöglich zu machen. Das kunsdose, aber wirksame Bewässerungssystem des Aurasiusvorlandes, das die Eingeborenen einer Eigentümlichkeit des Abigas (Ued bu Rugal) verdankten, ließ einen solchen Plan mit Leichtigkeit zu. Die Karst-
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landschaft teilte den Abigas in zahlreiche Flußarme, die streckenweise unterirdisch flössen. Durch Verstopfen der Eintrittsöffnungen mit Schutt konnten willkürlich Überschwemmungen erzeugt werden, die im allgemeinen dem Ackerbau dienten und jetzt anscheinend zum ersten Mal militärisch angewandt wurden 89 . In kurzem war der Untergrund des Tals in tiefen Morast verwandelt, während zwei Flußarme plötzlich um das Lager flössen und die Erdmassen der Schanze wegzuspülen drohten. Volkstümliche Legenden der Berber haben das Gedächtnis des Ereignisses bewahrt und den unkontrollierbaren Bericht Prokops bestätigt 90 . Die Byzantiner rückten schleunigst ab und erreichten die hügeligen Ausläufer des Aurasius, wo sie beim Ort Babosis Jabdas gegenüber ein neues Lager aufschlugen. Durch ihre Erfolge übermütig geworden, stellten sich die Mauren hier zur Schlacht und wurden in die Flucht geschlagen. Es war das letzte Mal, daß sie den Byzantinern auf freiem Felde gegenübertraten. Für den Augenblick setzte Jabdas seine Hoffnungen auf die Unwirtlichkeit des inneren Aurasius. Seine Bundesgenossen, die bei einer solchen Taktik nicht mehr gebraucht wurden, zogen nach Mauretanien und dem Süden ab. Er selbst besetzte mit 10000 Mann zunächst das Kastell Zerbula 91 , wohin ihm Solomon folgte. Auf die Kunde vom Getreidereichtum der Gegend um Thamugadi (Timgad) beschloß der Byzantiner zunächst diese Versorgungsmöglichkeit der Mauren auszuschalten und seine eigenen, diesmal allen Anforderungen standhaltenden Vorräte zu ergänzen. Als die Ländereien um den Aurasius verbrannt und verwüstet waren, kehrten die Belagerer vor die Mauern von Zerbula zurück. Sie ahnten nicht, daß Jabdas sein Heer auf eine unzugängliche Bergspitze des Inneren geführt und in der Festung nur eine kleine Anzahl Verteidiger gelassen hatte. Da die Mauern niedrig waren, richteten die Geschosse der Byzantiner großen Schaden an. Sämtliche maurischen Führer fielen, ohne daß die Schützen von ihrem Erfolg wußten. Nach drei Tagen gab Solomon frühmorgens den Befehl zum Aufbruch, um keine Zeit an ein Kastell zu vergeuden, dessen Schicksal, wie er jetzt wußte, von dem der Hauptmacht abhing. Umso größer war das Erstaunen, als man die Zinnen verlassen und das rückwärtige Tor offen fand. Die führerlose Besatzung war entwichen. Solomon ließ nach der Plünderung eine angemessene Wache im Kastell und folgte Jabdas, den er auf dem Tumar einschloß. Auch die Belagerer litten unter den schlechten Proviantierungsmöglichkeiten, insbesondere unter dem Wassermangel der Gegend. Solomon hielt das knappe Trinkwasser persönlich unter Aufsicht und teilte jedem Mann nur einen Becher täglich zu. Unter diesen Umständen wurde die Frage des Sturms auf die Felsenstellung ernsthaft erwogen. Ein Zufall gab den Ausschlag. Der Zahlmeister (optio) Gezon von den Fußtruppen griff eines Tages im Übermut den engen Zugang zur Feindstellung an und erledigte die einzelnen eingeklemmten Mauren der Wache nacheinander. Kameraden, die Zeugen der Tat waren stürmten mit Geschrei dazu. In kurzem war das ganze Heer alarmiert. Ohne sich um den Oberbefehlshaber zu kümmern, stürmten sie auf den Tumar los. Die Führer standen nicht zurück. Rufinus und Leontius verdienten sich an diesem Tag die Sporen. Die Mauren wichen entsetzt über den Verlust ihrer Wachen und stürzten auf der Flucht über die Felsen größtenteils zu Tode oder wurden abgeschossen. Jabdas rettete sich trotz einer Schenkelwunde nach Mauretanien. Das Lager in den Felsen wurde geplündert aber ebenso wie Zerbula nicht mehr verlassen. Solomon ließ an dem wichtigen Punkt eine Schanze errichten, die ständige Besatzung erhielt. Die Unterwerfung des Aurasiusgebietes bedeutet den Höhepunkt der Tätigkeit Solomons. Mehr durfte er nicht wagen. Das Reich war zu schwach, um eine erneute Unterwerfung des einstmals römischen Nordwestafrika zu erzielen. Von den beiden Mauretanien unterwarf Solomon nach seinen Siegen im Räume des Aurasius nur das unmittelbar angrenzende, die verhältnismäßig schmale Sitifensis mit den Landschaften Hodna und Zab. Eine militärische Expedition, über deren Einzelheiten Prokop anscheinend keine genaueren Nach-
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richten erhalten konnte, zwang die freien Stämme und ihre Führer, unter ihnen wohl Ortaias, auf die Knie. Die Zufluchtsorte der Flüchtlinge vom Aurasius wurden abermals ausgeräuchert, die gesamte Sitifensis durch Festungen wie Tubunae (Tobna), Zabi Iustiniana bei Absila und Sitifis ein für allemal unterworfen. Die ungleich ausgedehntere Mauretania secunda (Caesareensis) war dagegen fest in der Hand eines Gegners, des mit Jabdas verbündeten Mastinas (Mastigas) 92 . In dieser Provinz besaß Byzanz nur die Küstenstadt Caesarea (unweit Algier), die als Stützpunkt der Seeherrschaftslinie Kartha'go-Septem diente, mitten im maurischen Land lag und daher nur auf dem Seeweg zu erreichen war. Auf die erfolgreiche Auresexpedition von 539 und ihr mauretanisches Nachspiel folgten vier ruhige Jahre, die Solomon dem weiteren Ausbau der Festungen widmete 93 , während die römische Bevölkerung bei aufblühendem Handel und Verkehr sich in trügerischen Zukunftshoffnungen wiegte. Im 17. Jahr des Kaisers (543/544) wurden die Mauren wieder unruhig. Obwohl die Pest, die eben durch die Lande zog, gerade die Reichstruppen besonders schwächte, brachen Solomon und sein Neffe Sergius den Konflikt vom Zaun, der eine durch harte Behandlung des befreundeten byzakenischen Maurenführers Antalas, dessen Bruder er hinrichten ließ, der andere durch eine feige Mordtat, die ganz Afrika empörte. Während im Westen alles still blieb, entstand ostwärts Karthagos ein Kriegsschauplatz. Iustinian hatte 543 in Anerkennung der Verdienste Solomons dessen Neffen mit wichtigen Posten des afrikanischen Dienstes betraut. Kyros, der ältere, verwaltete die ägyptische Pentapolis (Cyrenaika), Sergios, der jüngere, Tripolis. Da rückten die leuathischen Mauren mit großem Aufgebot vor Leptis Magna und stellten unter dem Vorwand der Bitte um die herkömmlichen Herrschaftsinsignien recht eindeutige Tributforderungen. Sergius lud auf Vorschlag des Tripolitaners Pudendus, der nach seinem Verrat am vandalischen Staat das Vertrauen der Sieger besaß, die maurischen Häuptlinge nach Leptis Magna. Während die Eingeborenenarmee sich in der Umgebung verschanzte 94 , begaben sich 80 Häupdinge in den Palast des Sergius, wo im Rahmen eines Festmahles die Verleihung der Herrschaftsinsignien und die Übergabe der Geschenke erfolgen sollte. Bei den Verhandlungen brachten die Mauren Beschwerden über den von der römischen Soldateska angerichteten Flurschaden vor. Sergius erhob sich brüsk, um den Saal zu verlassen. In der Hitze des Gesprächs umringten ihn die Mauren, und einer faßte ihn mit südlichem Temperament gestikulierend an der Schulter. Der zunächst stehende Leibwächter glaubte an Gewalt und hieb den Mauren mit dem Schwert zusammen. Auf dieses Zeichen stürzte die Wache auf die Gäste los, von denen nur einer sich ungesehen in die nachtschwarzen Straßen von Leptis Magna retten konnte. Alles deutet darauf hin, daß dieses Gemetzel ein von Sergius und Pudendus abgekartetes Verbrechen war. Prokop gibt bereits in der Kriegsgeschichte die offizielle Version nur mit Vorbehalt wieder: „Man sagt, daß die Barbaren in verräterischer Absicht in die Stadt gekommen seien, um Sergius hinterlistig zu töten" 95 . In der Geheimgeschichte deckt er die Karten auf und nennt Sergius einen eidbrüchigen Verächter des Gastrechts, der ohne Anlaß das feierlich auf die Evangelien zugeschworene freie Geleit der Achtzig gebrochen habe. Die Charakterlosigkeit des jungen Sergius und des Renegaten, der ihn beriet, brachte unermeßliches „Verderben über Solomon, das römische Heer und alle Libyer" 96 . Der überlebende Häupding vermochte zu entfliehen und verständigte die wartenden Stammesgenossen. Am folgenden Tag kam es vor Leptis Magna zu einer großen Schlacht, in deren Verlauf die Römer zunächst einen Vorteil über die führerlosen Mauren gewannen und deren Lager plündern konnten, nach diesem Erfolg aber das Erreichte durch Unvorsichtigkeit gefährdeten, wobei Pudendus fiel. Sergius führte das Heer am Abend in den Mauerring von Leptis Magna zurück, ohne eine Entscheidung erreicht zu haben 97 .
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Die Mauren kehrten in die Berge zurück und trafen sorgfaltige Vorbereitungen für den nächsten Einfall, der nicht lange auf sich warten ließ. Noch in demselben Jahr (543) mußte Sergius in Karthago um Hilfe ersuchen. Er fand hier auch seinen Bruder Kyros vor. Die Mauren verheerten mit einer Streitmacht, der die beschränkten Kräfte der östlichen Provinzen nicht gewachsen waren, die Küstenländer von der Pentapolis bis Byzacium. Hier erwartete sie Antalas, der alte Parteigänger der Byzantiner, den Solomon kürzlich der Urheberschaft eines Aufstandes in Byzacium bezichtigt hatte, mit größter Genugtuung. Der afrikanische Heermeister und Statthalter war in die alte verhängnisvolle Schroffheit verfallen, die ihm schon einmal gefährlich geworden war, und hatte Antalas die ihm vom Kaiser genehmigten regelmäßigen Lebensmittelsendungen geperrt und seinen Bruder Guarizila hinrichten lassen 98 . Der Maurenführer Byzaciums Schloß mit den Leuathen ein Waffenbündnis und führte sie gegen Solomon und Karthago. Zunächst kam es den Verbündeten freilich mehr auf das Plündern an, denn als Solomon mit seinen rasch zusammengezogenen Truppen zuschlug, stellte er den Feind in Theveste, am wichtigen Paß nach Numidien, im äußersten Südwesten von Byzacium. Seine maurischen Verbündeten, Antalas' alte Feinde Cusina, Führer der Massylier (Mastracianer?) und Pelagius, wohl Nachfolger des Sergius in Tripolis, mit den Mecales von der kleinen und den Ifuraces von der großen Syrte scheinen hier noch nicht mitgekämpft zu haben". Ein letztes, mit einer Generalamnestie verbundenes Friedensangebot wies der Gegner unter Hinweis auf den im Namen der chrisdichen Evangelien begangenen Eidbruch höhnisch zurück. Auch Prokop behandelt die Schlacht bei Theveste und ihren Ausgang geradezu als Gottesurteil 100 . Am Tage darauf zerprengte Solomon, dem Sergius, Kyros und ihr jüngerer Bruder Solomon in der Heerführung zur Seite standen, eine starke Abteilung der Mauren und brachte den größten Teil der Beutemassen in seinen Besitz. Sofort entstand der übliche Kampf um die Anteile, aber Solomon drängte weiter, denn die Tagesarbeit war noch längst nicht getan. Er beschlagnahmte die gesamte Beutemasse und stellte ihre Verteilung, je nach persönlichem Verdienst, nach Kriegsende in Aussicht. Damit verscherzte er sich auch die letzten Sympathien seiner Armee, die allen Grund hatte, dem byzantinischen Fiskus zu mißtrauen und auf sofortiger Vollstreckung des Kriegsrechtes zu bestehen. Die Schlacht ging weiter. Man vermutet, daß der zweite Akt 65 km südostwärts in Cilium (Kasrin) spielte101. Mit erdrückender Masse griffen die vereinigten Mauren an. Dem setzte das Römerheer verdrossenen, unlustigen Widerstand entgegen. Einzelne desertierten sofort, aber auch die Masse ergriff nach längerem, unentschiedenem Kampf die Flucht. Solomon und seine Leibwache leisteten bis zuletzt Widerstand. Als der Rückzug des Heeres gesichert schien, versuchten sie den Anschluß zu gewinnen, erlitten aber in der Klamm des Qued (oder Mellegue) auf dem Paß eine Verzögerung, als Solomon schwer stürzte. Er wechselte das Pferd, aber er war vor Schmerzen fast bewußdos und fiel den Streichen der nachsetzenden Mauren zum Opfer.
14. Neue
Kämpfe
Der Tod Solomons (545) hatte nach dem Urteil der Zeitgenossen die verhängnisvollsten Folgen für Afrika. Nicht so sehr durch die militärische Niederlage, die er nach sich zog, als durch die Fehlbesetzung des nunmehr vakanten magisterium militum Africae. Sergius, der junge Neffe Solomons, wurde der Nachfolger des gefallenen afrikanischen Heermeisters. Prokop spricht sich eindeutig über ihn aus. Wie er den Eidbruch der Sergius und Pudendus bereits schärfstens verurteilte, nennt er den neuen Statthalter nun „den Hauptschuldigen am Untergang der Libyer" 102 . Er malt seinen Charakter bereits in der Kriegsgeschichte in den schwärzesten Farben: geringer Verstand, Unreife, verletzende Überheblichkeit und Mißbrauch der Amtsgewalt — so lautete das Urteil der nachgeordenten Dienststellen, während die Truppen sich für ihre
14. Neue Kämpfe
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Vernachlässigung rächten, indem sie den neuen Oberbefehlshaber in ganz Afrika als Feigling verschrien. Der fähige Offizier Iohannes, Sohn des Sisinniolos, war über die Behandlung besonders erbost. Weder er noch die Soldaten hatten die geringste Lust, unter dieser Führung ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Der aufständische Maurenführer Antalas richtete ein Schreiben an den Kaiser, indem zwar mehr von Solomons Gewaltakten die Rede ist, daß aber den Neffen diese Mannes als untragbar für die maurisch-oströmischen Beziehungen bezeichnete. Solange diese schwer kompromittierte Familie nicht durch neue Männer ersetzt werde, müsse das Reich mit der Feindschaft der Mauren rechnen. Iustinian nahm den Brief und die Klagen der afrikanischen Beamten und Offiziere zur Kenntnis, beließ aber Sergius auf seinem Posten. Die „Kriegsgeschichte" scheut sich nicht, dem Kaiser damit die Verantwortung für das Schicksal Afrikas aufzubürden, doch entschuldigt sie seine Haltung wohlweislich mit der Ehrfurcht vor Solomons Verdiensten und seinem Heldentod. Die „Geheimgeschichte" prangert mit dürren Worten Theodora als die Drahtzieherin der Intrige an. Sergius hatte die Tochter der Antonina geheiratet, die gerade damals mit Beiisar zerfallen, der Kaiserin aber umso unentbehrlicher zur Durchführung ihrer politischen Geschäfte war 1 0 3 . So wurde die Sicherheit der neugewonnenen Provinzen und ihre Zukunft übelsten Palastintrigen geopfert. Solomons etwa fünfzehnjähriger Neffe gleichen Namens war seit der Schlacht bei Theveste verschollen. Er befand sich in maurischer Gefangenschaft, wo der Abkömmling eines armenischen oder syrischen Geschlechts sich als Vandale ausgab. Nicht ohne Geschick ließ er sich von einem befreundeten Arzt in Larivos (El-Orbos), mit Namen Pegasius, kaufen. Kaum war er im Schutz der Stadt, machte er sich über die Mauren lustig, die den Bruder des afrikanischen Statthalters für 50 Goldstücke freigegeben hatten. Der Streich kostete Larivos genau die sechzigfache Summe, denn damit kaufte sich die Stadt von der Belagerung durch die wütenden Leuathen los. Militärisch hatte der Vorfall immerhin keine ernsten Folgen, denn die Leuathen kehrten in ihre Heimat zurück. Der junge Mensch reiste unbehelligt nach Karthago. Unterwegs wurde er wieder bei einem losen Streich ertappt und brachte seinen Retter Pegasius um, der ihn derb an seine entehrende Gefangenschaft erinnert hatte. Wohl oder übel mußte der Statthalter ein Verfahren gegen seinen temperamentvollen Bruder einleiten. Er schickte ihn aber auch nach Byzanz, wo man Pegasius offiziell zum Hochverräter erklärte und Solomon den Freispruch verbriefte. Bei einem Besuch seiner Familie, die unweit Dara ihren Sitz hatte, starb er durch einen Zufall. Prokop teilt die Episode so ausführlich mit, um den Kaiser mit diplomatischer Feinheit in die Enge zu treiben. Den Mord erzählt er nur in der Geheimgeschichte. Im Hauptwerk konnte ihn jedermann leicht ergänzen, denn der Fall war zweifellos lange das Tagesgespräch. Wieder wurde Byzacium Kriegsschauplatz. Nach dem Sieg bei Theveste verstärkte Antalas die Rüstungen und sicherte sich die klangvollsten Namen unter den afrikanischen Feinden Ostroms. Stotzas folgte dem Ruf. Er verließ Mauretanien mit einer Schar alter Aufständischer und den Vandalen, die sich ihm seinerzeit angeschlossen hatten. In Byzacium stieß er zu der Gruppe unabhängiger Berberstämme, die sich hier unter der Führung des Antalas versammelt hatten. Das Jahr 545 stand unter dem Zeichen grausamer Verwüstungen. Als die Hilferufe der römischen Bevölkerung des Kriegsgebietes immer dringender wurden, stellte Iohannes, des Sisiniolos Sohn, seinen Haß gegen den unfähigen Heermeister zurück und begab sich mit seinen Verbündeten an den Herd der Insurrektion. Beim Ort Menephesse 104 sollte die Vereinigung mit den Besatzungstruppen Byzaciums unter dux Himerius erfolgen. Hier lagerten aber Antalas und Stotzas. Iohannes erfuhr das noch rechtzeitig. Sein Eilbote verfehlte jedoch die Entgegenkommenden, die mit ihrem Befehlshaber, einem gebürtigen Thraker, vertrauensselig im feindlichen Lager einzogen und in Gefangenschaft gerieten. Auch der junge Emesener Severianus, ein Landsmann und vielleicht Gewährsmann Prokops, der mit seinen 50 Reitern Widerstand in der baufälligen Festung Cebar leistete, entging
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I. Der Untergang der Vandalen
diesem Schicksal nicht. Die jungen Soldaten schlugen sich mit Freuden auf die Seite des Stotzas. Himerios wurde in seiner Eigenschaft als Kommandant von Hadrumetum unter Todesdrohung zu einem verräterischen Handstreich auf die eigene Festung gezwungen. Gefolgsmänner des Stotzas nahmen ihn in die Mitte 105 und zogen nach Hadrumetum, wo die Wache ihrem Vorgesetzen sofort die Tore öffnete. Die Stadt wurde nicht nur geplündert — sondern jedenfalls auf Vorschlag des Stotzas — mit einer kleinen Besatzung versehen. Einige römische Gefangene — unter ihnen Severianus und Himerios — konnten bei der nachlässigen Bewachung nach Karthago entkommen, wo Sergius die Sachlage zur Kenntnis nahm, ohne an einen Gegenangriff zu denken. Hadrumetum wurde auf recht merkwürdige Weise zurückgewonnen 106 . Paulus, ein geistlicher Spitalvorsteher, beschloß, in die Fußstapfen des kriegerischen Afrikanerbischofs Synesios zu treten. Er besprach sich mit einigen städtischen Würdenträgern, stellte die geringe Zahl der Besatzung fest und versprach ihnen, Sergius in Karthago zur Bereitstellung einer Truppe zu bewegen. Er ließ sich eines nachts nach dem Vorbild seines Namensheiligen an der Stadtmauer abseilen. Am Ufer mietete er um teuern Preis ein Fischerboot, das ihn rasch nach Karthago brachte. Der Heermeister gab seinem Drängen endlich nach und bewilligte ihm wenigsten 80 Mann. Paulus machte daraus eine Armee, indem er Schiffe aller Größen zusammenbrachte, zwischen die Seeleute Zivilisten steckte und diese Bemannung als oströmische Soldaten kostümierte. Damit segelte er nach Hadrumetum. Heimlich wurden die Stadtväter verständigt, daß Germanus neulich wieder in Karthago eingetroffen sei und ein starkes Heer zum Entsatz heranführte. In der nächsten Nacht stand wie verabredet ein Tor offen. Die Stadt wurde von den 80 Soldaten im Handstreich genommen. Damit nicht genug, eilte die Kunde vom Heer des Germanus mit Windeseile durch ganz Afrika. Antalas und Stotzas flohen nach dem Süden. Ebenso rasch wurde der Betrug ruchbar. Die Mauren und Aufständischen kehrten zurück und nahmen furchtbare Rache an der libyschen Bevölkerung. Sergius unternahm nichts, aber auch Iohannes verhielt sich aus Haß untätig. Damals erfüllte sich das Schicksal der Nordafrikaner römischer Abstammung. Die leichtsinnig provozierten und dann widerstandslos ertragenen Razzien der Mauren, vollendeten die „Entvölkerung", die Prokop im 18. Kapitel der Geheimgeschichte als Endergebnis der afrikanischen Politik Iustinians verzeichnet. Die Uberlebenden des ersten Ansturms retteten sich in die Städte. Viele wanderten nach Sizilien aus. Die Begüterten zogen nach Byzanz, eine Entwicklung, die dem rücksichtslosen Reichszentralismus politisch und wirtschafdich nur genehm sein konnte. Wenn man auch Sergius zugestehen muß, daß seine Machtmittel verhältnismäßig beschränkt waren, ebenso wie der Kaiser durch die Bedrängnis der vierziger Jahre, den Ansturm Khosraus und die Rückschläge in Italien gebunden war, so spricht das den jungen Heermeister nicht frei. Die Nachrichten über sein bewußtes Unterlassen selbst kleinerer Hilfsmaßnahmen, die Abkehr der Truppen und ihrer Führer von der Sache des Reiches, persönliche Habsucht und verbrecherische Familienpolitik ergeben ein klares Bild seiner Persönlichkeit. Iustinian mußte endlich dem allgemeinen Unwillen nachgeben. Er tat dies unter Schonung seiner dynastischen Interessen. Sergius blieb im Heermeisteramt, teilte aber die Befugnisse mit Areobindus, einem militärisch ebenso unerfahrenen Mitglied des Kaiserhauses 107 . Der Prinz reiste mit großem Gefolge, brachte aber nur spärliche Verstärkungen. In seiner miltärischen Begleitung fanden sich die namhaften Arsakiden Artabanes und Iohannes mit einer Anzahl Armenier. Die Teilung der Gewalt erfolgte wie seinerzeit im Osten zwischen Beiisar und Bessas nach geographischen Gesichtspunkten. Areobindus sollte in Byzacium, Sergius in Numidien den Kampf aufnehmen 108 . Vordringlich war eine Aktion gegen Antalas und Stotzas, zu der darum die Gesamtstreitkräfte Afrikas vereinigt wurden. Aber Sergius entzog sich der dringenden Aufforderung und verschuldete damit die vollständige Niederlage auserlesener Truppen seines Kollegen bei Thacia unweit Sicca Veneria 109 . Iohannes Sisinnio-
15. Rivalitäten der Herren und Leiden der Provinz
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lus führte die ohnehin schwachen Kräfte von Byzacium zum befohlenen Treffpunkt. Die Hilfstruppen blieben aus, Rückzug war nicht mehr möglich. In dem Kampf mit den Mauren, der sich nun entwickelte, wurden die Kaiserlichen zunächst geschlagen, griffen aber von Iohannes persönlich vorwärts gerissen nochmals an und standen trotz ihrer Unterlegenheit vor dem Sieg. Da führte Stotzas seine Rebellen ins Gefecht und wandte das Kriegsglück. Beide Führer gingen in diesem Kampf zugrunde. Stotzas fiel von einem Pfeil des Iohannes durchbohrt und dieser wurde von den erbitterten Gefolgsleuten des Abtrünnigen zusammengehauen. Die Reichstruppen wurden von den vereinigten Mauren und Rebellen geschlagen und kamen an den Steilufern eines Flußes, dem ersten Hindernis, das sich ihrer Flucht in den Weg stellte, großenteils um. Erst diese Unglücksnachrichten bewogen Iustinian zum Abruf des längst überfälligen Sergius. Selbst das geschah in schonendster Form durch Versetzung nach Italien (546) 110 . 15. Rivalitäten
der Herren
und Leiden
der
Proving
Zwei Monate nach Sergius' Abreise führte Guntarith, der Oberbefehlshaber in Numidien, eine großangelegte Intrige durch, um Areobindus zu stürzen 1 ' 1 . Die Absichten der Mauren kamen ihm dabei zu statten. Wenn vor kurzem noch der Plan eines konzentrischen Angriffs der vereinigten Reichstruppen ganz Afrikas auf Antalas und seinen Verbündeten gefaßt werden konnte, so galt jetzt das Gegenteil: Die Mauren Byzaciums unter Antalas und der numidische Westen unter Cusina und Jabdas, schlossen sich zusammen, um gemeinsam gegen Karthago zu marschieren. Guntarith war der geheime Drahtzieher. Ohne seine unermüdliche Wühlarbeit hätten Antalas und die Numidier, die sich gründlich mißtrauten, kaum zueinander gefunden. Areobindus ahnte noch nichts. Er berief die verfügbaren Besatzungen, darunter die des Guntarith, nach Karthago und übertrug dem Ehrgeizigen den Oberbefehl. Während der fieberhaften Rüstungen verhandelte Guntarith heimlich mit Antalas. Er enthüllte ihm erst durch einen maurischen Zauberer, dann durch seinen vertrauten Doryphoren, den Ostgoten Ulitheus seine geheimen Mordpläne und schlug den Mauren vor, die Herrschaft über Afrika mit ihm zu teilen. Unterdessen erschienen die Verbündeten vor Karthago. Guntarith konnte nicht verhindern, daß bei Decimum eine Abteilung seiner Späher mit der maurischen Vorhut erfolgreiche Gefechtsberührung hatte. Trotz seiner Erklärung blieb ein leichtes Mißtrauen zurück. Areobindus verlegte sich im Angesicht des Feindes ebenfalls auf die Intrige und konnte in der Tat mit Cusina Verbindungen aufnehmen. Guntarith, der natürlich darüber unterrichtet wurde, nutzte diese weitere Komplikation der Intrige und berichtete an Antalas. Als das Römerheer vor den Toren Karthago Aufstellung nahm, hätten die wenigen Mitwisser nicht zu Unrecht witzeln können, daß hier Freund gegen Freund zu Felde zog. Antalas gegen Guntarith und Cusina gegen Areobindus. Der erste Kampftag sollte die heimtückische Ermordung des Statthalters bringen. Seine Langsamkeit rettete ihm noch einmal das Leben, denn er wurde mit den Vorbereitungen nicht fertig. Guntarith fürchtete Entdeckung und verlegte sich auf einen anderen Plan. Am folgenden Tag besetzte er mit seinen blind ergebenen Anhängern eines der Stadttore, ließ es weit öffnen und durch schwere Felsblöcke das Schließen unmöglich machen. Areobindus erkannte entsetzt das Einverständnis seines Feldherrn mit den Mauren und wäre Hals über Kopf geflohen, wenn nicht der hohe Wellengang eines plötzlich hereinbrechenden Sturms jeden Gedanken an die Ausfahrt aus dem Hafen verboten hätte. Er ließ den praefectus praetorio Athanasios und einige hohe Beamte holen, die ihm freilich nicht helfen konnten. Umso tätiger erwies sich der Arsakide Artabanes, der die Schwankenden zum Widerstand mitriß. Vorerst brauchte man Klarheit. Areobindas' Gefolgsmann Freda wurde zu Guntarith gesandt und erhielt eine Antwort, die keinen Zweifel über dessen Absichten zuließ. So traf man die Vorbereitungen zum Sturm gegen die Aufrührer.
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Indessen nutzte Guntarith das zweifelhafte Ansehen, daß der Statthalter unter den Soldaten genoß und sprengte das Gerücht aus, Areobindus wollte aus Furcht vor den Mauren in Begleitung des praefectus praetorio Athanasios fliehen und die Soldgelder mitnehmen. Obendrein versprach er, den von der Staatskasse geschuldeten Sold aus eigenen Mitteln zu zahlen. Es war trotz aller Propaganda nur ein kleinerer Teil der Truppen, über den Guntarith verfügte, als nun Artabanes den Angriff vortrug. Der Ausgang des Ringens war höchst zweifelhaft. Der Statthalter und nominelle Heermeister besiegelte aber selbst sein Schicksal, indem er beim Anblick der ersten Gefallenen den Kopf verlor und in ein Kloster floh, das innerhalb der Stadtmauer an der Küste lag. Guntarith besetzte den Palast und wurde Herr des Staatsschatzes und der Kriegskasse. Er ließ den Praetorianerpräfekten kommen, den er geschickt in Sicherheit wiegte und darauf den Bischof Reparatus von Karthago. Im besten Glauben ließ sich der Bischof als Vermittler verwenden. Er bot Areobindus freies Geleit, wenn er das sehr feste Kloster verlassen und in den Palast kommen würde. Der Unglückliche sagte leichtgläubig oder vielmehr, weil er die Aufregungen einer Belagerung noch mehr als den Tod fürchtete, sein Kommen zu. Er stellte sich tatsächlich unter demütigendster Aufmachung im Palast ein, wurde freundlich aufgenommen, durch ein Bankett geehrt und anschließend in sein Schlafzimmer geleitet. Dort endete er in derselben Nacht unter dem Mordstahl der Gefolgschaft Guntariths (546 = zwei Monate nach Abberufung des Sergius). Dem neuen Herrn von Karthago schlossen sich nun alle, nach außen hin selbst Artabanes an. Die Mauren brauchte er nicht mehr. Antalas erhielt den Kopf des Erschlagenen. Die verabredete Teilung des Staatsschatzes blieb aus. Freilich war Guntarith aus eigener Kraft Herr der Lage geworden. Aber das kümmerte Antalas, der das Nachsehen hatte, nur wenig. Er verlegte sein Lager zurück und einigte sich mit Markentios, dem kürzlich vor ihm geflohenen kaiserlichen Kommandanten in Byzakium. Antalas' alte Verbündete, die Aufständischen Stotzas unter Johannes' des „Tyrannen" Führung, ergriffen die Flucht und wurden in Karthago mit Freude aufgenommen. Sie zählten noch tausend Mann, darunter 500 Byzantiner, 420 Vandalen und 80 Hunnen. Bald ging auch Cusina, der alte numidische Rivale des Byzakiers zu Guntarith über, dem er Mutter und Sohn als Geiseln bot. Areobindus' Frau und Schwester, die schon bei Annäherung der Mauren in dem Kloster Schutz gesucht hatten, erfuhren schonende Behandlung. Guntarith zwang sie, dem Kaiser seine Schuldlosigkeit an der Mordtat Ulitheus' und der Doryphoren zu versichern. Er rechnete mit dem Einlenken Iustinians, der vielleicht, um wenigstens die nominelle Herrschaft über Afrika zu behalten, die Einwilligung zur Ehe und eine entsprechende Mitgift gab, eine Hoffnung, in der sein Vertrauter Pasiphilos, der Führer der byzakischen Aufständischen, ihn wesentlich bestärkte. Artabanes, der Rächer der Untaten eines Akakios und Uberwinder des großen Sittas, der einstige Vertraute des persischen Großkönigs Khosrau, erhielt den Oberbefehl gegen die Mauren und Kaiserlichen Byzakiums. Johannes der Tyrann, Ulitheus und Cusina waren ihm untergeordnet. Man stellte den Feind unweit Hadrumetum und bezog ein festes Lager. Am Tage darauf führte Artabanes einen Teil seines Heeres und die Numidier gegen Antalas. Rasch geworfen, wandten sich die Byzakier zur Flucht, aber schon hatte Artabanes das Signal zum Rückzug befohlen. Auch aus anderen Anzeichen können wir schließen, daß Antalas und Artabanes in Einverständnis waren. In dieser Kombination lag, ganz abgesehen vom Fall Guntarith eine Rückversicherung gegen die Gefahr eines allgemeinen Maurenaufstandes. Im Lager erwartete Ulitheus in drohender Haltung den Feldherrn und hätte ihn gern erstochen. Die verläßliche armenische Gefolgschaft des Arsakiden wirkte freilich ernüchternd. Er mußte sich mit der Antwort bescheiden, ohne Verstärkung bedeute eine Schlacht ein viel zu großes Wagnis, solange Markentios durch einen Ausfall aus Hadrumetum Flanke und Rücken bedrohen könne. Artabanes schwankte kurz, die Vereinigung seiner Getreuen mit Makentios schon jetzt durchzuführen, entschloß sich aber, den Bürgerkrieg nicht in Hadrumetum zu entfachen, sondern in Karthago zu ersticken. Guntarith ließ sich
16. Iohannes Troglita. Die weiteren Schicksale Afrikas unter Iustinian
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leichter überzeugen als der scharfblickende Doryphore. Er traf die Vorbereitungen zum Generalaufbruch, sicherte aber seine Herrschaft nach Kräften. Pasiphilos wurde als Stadtkommandant vorgesehen. Massenhinrichtungen verdächtiger Elemente fanden statt. Die Ausrottung sämtlicher ständig oder vorübergehend anwesenden „Griechen" sollte dem Ganzen die Krone aufsetzen. Am Vorabend des Aufbruchs vereinigte das übliche Gelage die Befehlshaber und ihre Bukellarier im Palast. Artabanes nützte die Gelegenheit zum Handeln. Während im Vorhof seine Armenier abwarteten, belauerten die Doryphoren Artasir und Gregors jede Bewegung des Gezeichneten. Endlich schlug Artasir los und verletzte Guntarith leicht, Artabanes sprang vom Lager auf und stieß ihm den Dolch in die Seite. Auf den Lärm hin eilten alle Armenier in den Palast, verteilten sich in die Säle und erledigten die engere Schar der Vertrauten und Gefolgsmänner und insbesondere die Vandalen Guntariths. Der praefectus praetorio Athanasius übernahm die Schätze des Palastes sofort wieder in die Obhut des Reichs. Die Truppen Guntariths leisteten keinen Widerstand. Viele Aufständische wurden in ihren Häusern überrascht und niedergemacht. So ging im Jahre 546 (= 36 Tage nach dem Ende Areobindus) die Gewalt auf Artabanes über 1 1 2 .
16. Iohannes
Troglita.
Die weiteren
Schicksale
Afrikas
unter
Iustinian
In Konstantinopel atmete man auf. So wie die Dinge in Italien standen, hätte eine erfolgreiche Revolutionierung Afrikas den Zusammenbruch der Westpolitik Iustinians bedeutet. Der Kaiser brachte seinen Dank durch Ehrungen zum Ausdruck, die Artabanes in der öffentlichen Meinung nicht weit hinter Beiisar stellten. Er übertrug dem Arsakiden die volle politische und militärische Gewalt, bestätigte ihn als afrikanischen Heermeister und Statthalter. Artabanes' Ehrgeiz wurde nicht befriedigt, sondern geweckt. Er ließ sich auf eigenen Wunsch an den Kaiserhof versetzen, um die Arbeit an der Peripherie mit einer zweifelhaften Rolle im Intrigenspiel zu vertauschen. Er zettelte nach dem Muster Guntariths eine Verschwörung an, wurde begnadigt und später wieder mit hohen Kommandos betraut, hatte aber seine eigentlichen Entfaltungsmöglichkeiten verspielt. Die ruhmvolle Geschichte seines Nachfolgers auf dem afrikanischen Posten führte das vor aller Augen. Gegen Ende des Jahres 546 übernahm Iohannes Troglita, der Bruder des Pappos, sämtliche Ämter des ehrgeizigen Armeniers 1 1 3 . Iohannes hatte in der afrikanischen Armee unter Beiisar, Solomon und Germanus ruhmvoll gedient. Er befehligte in der Armee des Eroberers ein Föderatenkorps. Unter Solomon schützte er die Grenzen von Byzacium gegen die Levathen und führte unter Germanus am Tag von Cellas Vatari das wichtigste Kommando auf dem rechten Flügel. Endlich hatte er sich 538 in dem Treffen von Autentum vermutlich gegen Stämme von Byzacium ausgezeichnet. Auch im Osten hatte er sich in zahlreichen Schlachten bewährt und zuletzt den Befehlsbereich Mesopotamien in der unlöslich mit Beiisars Namen verknüpften Festung Dara erhalten. Er war durch den soeben abgeschlossenen Waffenstillstand mit Persien für die Verwendung in Afrika freigeworden. Dem Kaiser empfahl er sich nicht zuletzt durch eine gewisse kritische Einstellung zu Beiisar 114 . Seit der Belisarkrise von 542 war das Mißtrauen zwischen Kaiser und Generalissimus ein offenes Geheimnis. Die fünfjährige Waffenruhe im Osten ermöglichte es Iustinian, trotz des zweifelhaften Standes des Gotenkrieges wieder einige Truppen nach Afrika zu entsenden. Mißwirtschaft und Revolution hatten nachdrücklich zugunsten der Mauren gearbeitet. Afrika war weithin verwüstet und menschenleer, seine Armeen bis auf geringe Reste zusammengeschmolzen. Sie stand unter Markentios, dem Befehlshaber von Byzacium, und dem Armenier Gregor, der bei dem Handstreich seines Neffen Artabanes eine rühmliche Rolle gespielt hatte 115 . Dem neuen Gouverneur schienen unlösbare Aufgaben gestellt. Kein Wunder, daß er sie zunächst auf diplomatischem Wege anzupacken versuchte. Er führte mit den aufrührerischen Maurenstämmen geschickte Verhandlungen, aber alle Versuche zu einer friedlichen Uberein-
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I. Der Untergang der Vandalen
kunft zu gelangen, scheiterten am Stolz der Stammesfürsten. Nur Jabdas, der Herr von Aurasius cntschloß sich zu wohlwollender Neutralität. Dagegen vereinigten sich die gefürchteten Lewathen unter König Ierna sowie die Austuren und Ifuraker mit den Stämmen des Antalas zu einer gefährlichen Koalition. Die Mauren verwüsteten das offene Land und schreckten, durch die Schwäche der Verteidiger und den Kommandowechsel ermutigt, nicht einmal vor Belagerung der Küstenstädte zurück. Sie schienen auf dem Wege zur Eroberung der traurigen Reste des römischen Afrika. Aber noch waren entscheidende Positionen in der Hand der Reichstruppen. Iohannes war nicht gewillt, bei halben Maßnahmen stehenzubleiben. Er arbeitete von vornherein auf eine Entscheidungsschlacht hin. Gleichwohl erschöpfte er alle diplomatischen Möglichkeiten zur Beilegung des Krieges. In Antonia castra, einem nicht mehr genau bestimmbaren Ort von Byzacium, trafen seine Parlamentäre mit denen der maurischen Koalition zusammen. Antalas führte durch den Mund seines lateinkundigen Gesandten Maccus eine stolze Sprache: „Du wagst es gegen unbesiegte Völker die Hand zu erheben?" 116 . Iohannes Troglita hatte in seiner militärischen Laufbahn genügend Erfahrungen im Umgang mit den verschlagenen Eingeborenen gesammelt. Er ließ die Mitglieder der Gesandtschaft für einige Tage in strenge Einzelhaft nehmen, um vorzeitige Information des Gegners über seine Absichten zu verhindern. Sein Hofdichter Corippus hält es für angebracht, dem Feldherrn ein besonderes Lob zu erteilen, weil er damals dank seiner ewig ruhmwürdigen Geduld, Milde und Mäßigung auf das vökerrechtswidrige eines Gesandtenmordes verzichtete 117 . Nun überstürzten sich die Ereignisse. Die Reichstruppen rückten von Karthago auf der Küstenstraße vor und vereinigten sich wohl in Hadrumetum-Sousse mit dem Kontingent des Marcentius. Im Handumdrehn war das Küstengebiet vom Feind befreit, die belagerten Städte entsetzt 118 . Die Mauren zogen sich wie einst Jugurtha vor dem überraschenden Angriff einer nicht zahlenmäßig aber qualitativ überlegenen Armee rasch ins Gebirge zurück. Iohannes scheint trotz straffer Führung eine bedeutende Selbstständigkeit seiner Untereinheiten gestattet zu haben. Wir erfahren im Zusammenhang mit der Schlacht bei Sbeitla von zahlreichen Kommandeuren, deren Funktionen freilich im poetischen Bericht des Corippus nur schattenhaft angedeutet werden. Er nennt Recinarius, den man als „Chef des Stabes" ansprechen kann und zahlreiche weitere Namen, darunter Gentius, Putzintulus, Geisirith, Iohannes senior, Fronimuth, Tarasis, Gregorius, Marturius, Marcentius, Marcianus. Als Führer der Vorhut werden der erwähnte Geisirith und Amantius, ein Doryphore des Höchstkommandierenden, genannt 119 . Beide kehrten soeben mit ihrer Truppe von einem erfolgreichen Erkundungsvorstoß zurück, wurden aber von den vorzüglich berittenen Mauren überholt. Von allen Seiten umzingelt, erlitt die Einheit schwere Verluste und rettete sich in rasch improvisiertem Durchbruch auf einen Hügel. Ein Melder verständigte das Gros und Iohannes rückte in der Hoffnung auf eine Entscheidungsschlacht mit der ganzen Armee zum Entsatz heran. Aber die Mauren hatten sich bereits in ihre unzugängliche Bergstellung zurückgezogen. Sie sicherten ihr Lager durch ein Grabensystem, das kurz vor der Schlacht durch einen Ring von acht Reihen Kamelen und sechs Reihen von an den Hörnern zusammengeketteter Ochsen zusätzlich verstärkt wurde 120 . Der Troglite sah sich genötigt, gleichfalls ein befestigtes Lager anzulegen, um sie in Schach zu halten und womöglich auszuhungern 121 . Es handelt sich bei diesem Plan natürlich nicht um einen Stellungskrieg wie ihn Cäsar bei Dyrrhachium vergeblich gegen Pompeius zu führen versuchte. Aber allein die Tatsache, daß eine kampfkräftige Gruppe auf der Lauer lag, genügte, um den Eingeborenen das Plündern zu verleiden und sie umso schneller je zahlreicher sie waren, dem Hunger preiszugeben. Der Standort des Lagers und Schauplatz der Großen Schlacht in Byzacium ist nicht genau zu bestimmen, doch handelt es sich vermutlich um den Knotenpunkt Sufetula-Sbeitla, der in der Verlängerung der Linie Sousse — Kairuan den Zugang zum Gebirge von Tebessa und die Verbindungen nach Numidien strategisch beherrscht 122 . Zum Schutz
16. Iohannes Troglita. Die weiteren Schicksale Afrikas unter Iustinian
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gegen Überraschungsangriffe und für den Fall einer Niederlage diente das kunstvolle Grabensystem, das so oft in den Kriegen der Byzantiner den Ausschlag gegeben hatte. Es kann jedoch auch als Ausgangsstellung eine ähnliche Rolle wie bei Dara gespielt haben. Das Schweigen des Poeten sagt in diesem Falle nichts. Während der Wartezeit faßte Iohannes mit seinem Berater Recinarius den Entschluß zu einer diplomatischen Aktion 1 2 3 . Er bot den Eingeborenen durch einen Doryphoren volle Amnestie und nannte als Bedingung Freilassung der Gefangenen, Räumung des Reichsgebiets durch die tripolitanischen Stämme und Rückkehr des abtrünnigen Antalas unter die Byzantinerherrschaft. Für den Fall der Ablehnung des Angebots ließ er den darauffolgenden Tag als Termin für die Entscheidungsschlacht vorschlagen 124 . Trotz der Vermittlungsaktion täuschte sich niemand über den Ernst der Lage. Man kannte die Taktik der Mauren nur zu gut und rechnete jederzeit mit einem nächtlichen Überraschungsangriff 125 . Corippus schildert die Ungewißheit der letzten Nacht vor der Entscheidung mit merklicher Anteilnahme 1 2 6 . Der Gesandte holte sich bei Antalas eine grobe Abfuhr. Die überhebliche Rede des Maurenfürsten mag erfunden sein, drückt aber die Zuversicht der Eingeborenen nicht minder deutlich aus als ihr Entschluß, eine Schlacht zur festgesetzten Zeit und, so dürfen wir wohl ergänzen, am festgesetzten Ort anzunehmen 127 . Der Zwang, den Iohannes' berechnende Strategie ausübte, dürfte mit der psychologischen Bereitschaft eines allzulange vor Rückschlägen bewahrten Selbstvertrauens zusammengewirkt haben, um die Mauren zum Verzicht auf die Vorteile ihrer beweglichen Kriegsführung zu veranlassen. Über die Aufstellung der Truppen 1 2 8 läßt sich nicht viel sagen, doch ist immerhin beachtlich, daß dieses wenige dem Schema der klassischen Schlacht oder richtiger der klassischen Schilderung von Dara nicht widerspricht. Wir hören von einem rechten Flügel unter Gentius, einem linken unter Iohannes senior, einem Zentrum unter dem Heermeister und seinem Stellvertreter Recinarius. Vom römischen Grabensystem wurde bereits geprochen. Ihm entsprachen die Gräben, Kamel-und Ochsenringe der Eingeborenen, in ihrer Abwehrkraft verstärkt durch künstliche Geländehindernisse nach Art der spanischen Reiter und ein labyrinthisches System von Irrwegen um die im Ernstfall zu Rückzug und Ausfall zu gebrauchenden Durchgangswege herum. Auch bei den Mauren scheint Antalas den Oberbefehl vom Zentrum aus geführt zu haben. Hier standen seine Fußtruppen, denen er freilich nicht viel Offensivkraft beimaß, mit dem Rücken an die Grabenfront gelehnt, die Schilde zur undurchdringlichen Mauer ineinandergschlossen, in Verteidigungsstellung. Die Reiterei des Zentrums stand unter Ierna, Brüten und anderen. Die Kavallerie des rechten Flügels wurde von Sisidan, die des linken von Carcasan befehligt 129 . Nun läßt der Dichter in epischer Breite Einzelkämpfe ohne Zahl an unserem Auge vorüberziehen. Wenn man von den Feldherren absieht, sind die meisten Namen seiner Heldengalerie für uns Schall und Rauch. Er scheint den militärischen Sachverhalt zu kennen, denn er weiß unzählige Einzelheiten, zahllose Namen, die nur offiziellem Nachrichtenmaterial entstammen können. Der panegyrische Zweck und die poetische Gattung seines Werkes zwingen ihn jedoch zur Umsetzung allen Geschehens in eine stereotype Abfolge ritterlicher Einzelkämpfe. Dem militärischen Stil seiner Zeit steht er nicht so fern wie es auf den ersten Blick scheint, aber er tut freilich des Guten zuviel. Das karge Namenmaterial erlaubte immerhin so etwas wie eine Schlachtordnung zu rekonstruieren. Die Vorgänge, Truppenbewegungen, taktischen Einzelheiten zerfließen in schwimmender Unschärfe. Vom landschaftlichen Hintergrund erscheint kaum eine Spur, gerade genug um stark durchschnittenes, stellenweise locker bewaldetes Hügel- und Bergland zu ahnen. Die Schlacht scheint mit dem üblichen Schußwechsel begonnen zu haben 1 3 0 . Während die Fronten einander abtastend näherrückten, soll Antalas vom römischen Heermeister zu einem Gottesurteil durch Zweikampf aufgefordert worden sein. Schon eher läßt sich denken, daß die Eingeborenen den der Stammesgottheit Gurzil geweihten Stier des Orakels halber zwischen die Linien trieben,
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wo er gegen die eigene Partei wütete und von den Römern getötet wurde 1 3 1 . Der Maure Eilimar eröffnete mit seiner Reitertruppe die schneidigen Reiterangriffe der Stammestaktik, wurde aber vom römischen Zentrum des Recinarius abgeschlagen und fiel132. Schon in diesem Stadium der Schlacht trugen die Römer den Angriff bis an das feindliche Lager heran und hielten unter den Reitermassen, die sich dort stauten, blutige Ernte. Als nun die Schwäche des römischen Fußvolks zu Tage trat, zuckte ein maurischer Gegenangriff in die Reihen der Sieger und brachte den Ausgleich, wenn nicht mehr. Die Situation war gefährlich genug, um dem Poeten eine improvisierte Ansprache seines Helden und die Aufzählung von sieben eigenhändig erlegten Vorkämpfern des Feindes zu endocken 1 3 3 . Als Ergebnis der hierdurch symbolisierten Kämpfe wurden die maurischen Reiterformationen schwer erschüttert. Noch einmal gelang es dem Führer der Syrtenstämme Brüten die allgemeine Flucht aufzuhalten und die Reitermassen zum Gegenangriff zu sammeln 1 3 4 . Die anschließenden schweren Kämpfe werden wiederum durch eine Reihe einzelner Duelle versinnbildlicht. Trotz zahlreicher Einzelerfolge der Truppen Brutens erkannte der oberste Maurenführer Antalas den Ernst der Lage und warf seine letzten Reserven in den Kampf. Sein sorgfältig vorbereitetes Strategem, von hohem Feldherrnhügel aus dirigiert, richtete sich vor allem gegen die maurischen Verbündeten der Römer. Wieder löst sich alles in Einzelheiten auf, wir sehen Antalas vom Hügel herabsprengen und nicht anders als sein Gegner die Heldentaten eines gewöhnlichen Soldaten verrichten 135 . Sein Einsatz blieb nicht ohne Erfog, denn abermals wurden die römischen Linien erschüttert, ihre maurischen Bundesgenossen schmählich geworfen. Aber jetzt setzte Iohannes Troglita mit seinen verschworenen Leibwächtern zum entscheidenden Stoß an 1 3 6 . Um diesen Kern schlossen sich die rasch ermutigten Massen des Heeres, Römer und Verbündete, zur unwiderstehlichen Lawine zusammen. Des Recinarius Fahnenträger Vitulus stürmte allen voran und so erreichte man abermals das römische Lager. Hier begann erst recht der Kampf auf Leben und Tod. Die Mauren verfügten in dem sorgfaltig vorbereiteten Gelände über glänzende Deckungsmöglichkeiten und fügten den Angreifern durch ihre Fernwaffen empfindliche Verluste zu. Aber auch sie selbst wurden dezimiert. Die überlegene Durchschlagskraft der oströmischen Pfeile bewährte sich gegen die Mauren nicht anders als gegen die Perser. Selbst der Kamelring bot keinen unfehlbaren Schutz, da Mensch und Tier gemeinsam dem Geschoßhagel erlagen. Der Angriff auf das Grabensystem wurde vermudich mit Hilfe von Faschinen durchgeführt. Die Befestigungen erwiesen sich als primitiv und rasch kam es zum wilden Handgemenge um den lebenden Ringwall. Ierna und Antalas trieben das letzte Aufgebot, Greise und Knaben, in die Gassen zwischen den aneinandergekoppelten Tieren, versuchten den Gegner durch plötzliche Ausfälle und sonstige Strategeme in Verwirrung zu setzen. Die Ubersicht wurde ohnehin durch riesige Staubwolken erschwert. Endlich wurde unter des Iohannes persönlicher Führung das Lager erobert. Dürfte man seinem Panegyriker trauen, so hätte er als erster den Ring der Kamele durchbrochen und den inneren Kreis der Befestigung betreten. Als man den Kamelring erreicht hatte, wurden die Tiere eine leichte Beute der Eroberer, die ihnen mit dem Schwert die hinteren Sehnen durchtrennten. Neben Iohannes Troglita wird bei der Eroberung an zweiter Stelle der Befehlshaber des rechten Flügels Gentius genannt, dann folgen Putzintulus, Fronimuth, Marcentius und der verbündete Cusina. Das Bild, das wir aus den Schlachten Beiisars kennen, wiederholte sich auch hier. Mord und sinnlose Plünderung beherrschten die Stunde. Nach den peinlichen Erfahrungen Solomons war Iohannes Troglita klug genug, die Ausschweifungen nicht nur duldend sondern anfeuernd herauszufordern. Er überließ seinen Truppen und den Verbündeten alles, was im Bereich ihrer Schwerter lag, zur Befriedigung ihrer Willkür 137 . Allerdings sorgte er auch für die Verfolgung des Gegners und Sicherung des Erfolges, doch bedeckte Corippus seine schwierige Stellung im Tumult mit dem Mantel des Schweigens.
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Den kritischen Realismus Prokops darf man von ihm nicht verlangen. Den abschließenden Operationen fiel der Lewathenführer Ierna zum Opfer, der in seiner Eigenschaft als Oberpriester das schwere Metallidol des Stammesgötzen Gurzil auf dem Pferde mitführte 138 . Neben diesem glänzenden, nicht zuletzt auch moralischen und religiösen Erfolg durfte man mit Genugtuung auf die kostbare Beute verweisen, die man im Lager vorfand. Die römischen Gefangenen, die Ierna auf seinen Raubzügen fortgeführt hatte, konnten noch lebend befreit werden. Ferner fielen die Feldzeichen jener Schlacht, die Solomon das Leben und Byzanz beinahe einen Erdteil gekostet hatte, den Siegern in die Hand 1 3 9 . Corippus vermerkt die Tatsache, daß die Gefangenen noch lebten, also keiner Vergeltungsmaßnahme zum Opfer gefallen waren, ohne weiteres Aufheben und berichtet andererseits mit naiver Selbstverständlichkeit die Greueltaten der eigenen Partei. Die entfesselte Soldateska plünderte auf Befehl des Feldherrn das Lager, eine wahre Fluchtburg zahlloser Völkerschaften, und schonte weder Alter noch Geschlecht 14 °. Die große Schlacht von Byzacium war beendet. Sie scheint die maurische Koalition wohl ernsdich geschwächt, aber bei weitem nicht vernichtet zu haben. Die Strategie eines Narses versagte im Angesicht blitzschneller Nomadenschwärme, doch durfte Iohannes Troglita hoffen, als Gouverneur die Arbeit des Generals zu vollenden. Die Säuberung des Reichsgebiets von der geschlagenen Maurenpartei wurde den Militärbefehlshabern von Byzacium übertragen. Schon am Tage nach der Schlacht, der dem Dankgottesdienst und der Auszeichnung der Würdigsten vorbehalten war, soll der Gouverneur, sofern wir einem Corippus glauben können, die Grundlinien der zivilen und militärischen Sicherungsmaßnahmen verkündet haben 1 4 1 . Die Truppen hatten sich unverzüglich in ihre Garnison zu begeben und alle Kraft dem weiteren Ausbau des großartigen Befestigungssystems zu widmen, das unter dem Namen Limes zusammengefaßt werden kann, sofern man dabei nicht an eine Verteidigungslinie oder gar Mauer, sondern an ein über das ganze Land und alle strategischen Punkte nach Maßgabe der militärischen Notwendigkeit sich erstreckendes Verteidigungssystem denkt. So hoffte der Gouverneur die Razzien der Nomaden unter seine Kontrolle zu bekommen und die unbotmäßigen Hirtenvölker durch Behinderung ihrer Freizügigkeit auszuhungern. Dann zog der Feldherr im Triumph durch die festen Plätze und Städte der Küste nach Karthago. Propagandistische Auswertung des Erfolgs und Inspektion der strategischen Küstenstraße gingen dabei Hand in Hand. Der Einzug in die Hauptstadt glich als politische Demonstration den größten Ereignissen im Hippodrom zu Byzanz. Der Feldherr ließ die Menge dem kaiserlichen Herrn in feierlichen Akklamationen huldigen und empfing selbst mit seiner Truppe die Siegerehren 142 . Mit dieser Schlacht schien Afrika befriedet, aber die Kaiserlichen sollten sich täuschen. Schon nach wenigen Monaten waren die Eingeborenen von der großen Syrte bis zur algerischen Sahara wieder im Aufruhr. König Carcasan war nach dem Tode Iernas das geistige Haupt der Koalition geworden und schürte nach Kräften den durch die sinnlosen Greueltaten der Byzantiner entfachten Haß. Dabei ging ihm Brüten an die Hand, der sich vor den Augen seiner Stammesgenossen in der Großen Schlacht mit Ruhm bedeckt hatte. Zu den Ifurakern Carcasans traten die Lewathen, Nasamonen, Garamanten und zahllose weitere Stämme im nordafrikanischen Riesenraum. Allerdings ist nicht zu übersehen, daß ein so wichtiger Verbündeter wie Antalas, wenn er auch nicht gerade sein römisches Herz wiederentdeckt hatte, so doch für den Augenblick eine zweideutige Neutralität bevorzugte. Cusina diente den Herren Nordafrikas in alter Treue. Dagegen scheint auf der römischen Seite Ifisdaias sich ähnlich wie Antalas verhalten zu haben, sofern das Schweigen über ihn nicht andere Ursachen, etwa Verspätung beim Anmarsch, hat 143 . Der Eilbote des tripolitanischen Militärbefehlshabers Rufinus, ohne Zweifel überholt von den unübertrefflichen Nachrichtenmitteln der verbündeten Eingeborenen, meldete die jüngsten Ergebnisse in der Hauptstadt. Carcasan plünderte in Tripolis, versuchte in ersten Vor-
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Stößen die Kraft seiner neuaufgestellten Verbände und plante offensichtlich einen Angriff auf Karthago. Am lästigsten waren wie gewöhnlich die Lewathen, die bereits das südliche Byzacium plünderten. Der Gouverneur zog seine Truppen zusammen. Nach dem Sinn, wenn auch nicht den ausdrücklichen Worten des Corippus, ging alles schnell, ja überstürzt vor sich, um so mehr als die Einheiten längst über das ganze Land verstreut und mit ihren Friedensaufgaben beschäftigt waren. So wird es kaum gelungen sein, sämtliche Kontingente rechtzeitig an die befohlenen Treffpunkte in Karthago oder auf der Küstenstraße heranzubringen. Das plötzliche Schweigen des Dichters über vier prominente Offiziere legt überdies nahe, daß deren Einheiten inzwischen nach Italien abkommandiert wurden 144 . Es waren am letzten Feldzug gemessen nur schwache Kräfte, mit denen Iohannes Trogüta nach Süden zog, um die berberischen Raubscharen zu stellen. Trotzdem war er zuversichtlicher als jemals. Sein Eilritt an die kleine Syrte traf zwar ins Leere, womit sich die Hoffnung auf Feindberührung im Räume von Gabes als trügerisch erwies. Der Wille zur Entscheidung um jeden Preis verführte den Feldherrn zu einer im Hochsommer selbstmörderischen Verfolgungsjagd durch die Wüstenregion des Erg südostwärts Schott el Dscherid. Wieder traf er ins Leere, denn die Nomaden, die in ihrem Element waren, zogen sich immer tiefer in die Wüste zurück. Die glühende Hitze, Hunger, Durst und Futtermangel, setzten Mensch und Tier unerträglich zu. Der Poet versichert in einem Atem, daß die Leute nur umso mehr von Kampfeslust brannten und daß sie den Gehorsam verweigerten. Vor allem gibt ihm dieser Todesmarsch willkommene Gelegenheit, die bevorstehende Niederlage durch die Nachwirkung dieser Tage auf die Kampfkraft zu entschuldigen. Seine Klage über Hunger, Durst und Hitze erinnern an Prokops wohlgemeinte, aber für jeden Einsichtigen überflüssige „Entschuldigungen" für Beiisars Mißerfolge bei Callinicum und anderswo 145 . Drohender Verlust der Angriffskraft und Schwinden der Manneszucht zwangen Iohannes zur Rückkehr an die Küste. Ein kümmerlicher Fluß und spärlicher Graswuchs erfrischten Reiter und Pferde zur Not, doch hinderte der Südwind 1 4 6 das Heranführen von Lebensmitteln auf dem Seewege. Der örtliche Maurenstamm (die Astrices) verhielt sich friedlich, obwohl seine Unterhändler Zeugen einer Lagerrevolte wurden und manches zu hören bekamen, was nicht für fremde Ohren bestimmt war. Mit Geiseln und Geschenken wurde unter den üblichen Bedingungen der Bündnisvertrag geschlossen. Unterdessen waren auch die feindlichen Berber nicht auf Rosen gebettet. Die glühende Wüste spie sie förmlich aus, zwang die Erschöpften zum Kampf um das nackte Leben 1 4 7 . Sie wagten den Marsch an die Küste, um sich dort an einem Fluß der Ebene von Gallica mit frischem Wasser zu versorgen. Nach anfänglichem Zögern ließ sich Iohannes, so versicherte uns wenigstens sein Panegyriker, von dem treuen Verbündeten Cusina und der ungeduldigen Truppe zum Angriff bewegen. Das Lager wurde abgebrochen und man erreichte in kurzem Marsch den Feind, der achtungsvoll zurückwich und den Fluß den Römern überließ. Aber schon beim Aufschlagen des neuen Lagers litt die Manneszucht abermals. Weder Bitten noch Drohen erreichte, daß von den erschöpften Truppen das Lager in vorgerückter Tagesstunde noch vorschriftsmäßig befestigt wurde. Die Schwäche der Byzantiner verrät sich auch in der großen Rolle, die ihre maurischen Verbündeten spielten. Cusina hatte beim Entschluß zum Kampf den Ausschlag gegeben und kommandierte, wenn auch gewiß unter maßgeblicher Assistenz von Fronimuth, den rechten Flügel. Iohannes Trogüta stand wie gewöhnlich mit seiner Leibtruppe im Zentrum und Geisirith befehligte den linken Flügel. Die Doryphoren drängten fast noch mehr als die befreundeten Mauren auf rasche Entscheidung und es scheint als wolle der Berichterstatter dem ungestümen Ariarith trotz achtungsvoller Ausdrucksweise ein ähnliches Schuldmaß aufbürden wie Prokop dem Hunnen Sunikas und seinen Parteigängern in der Schlacht bei Callinicum. Das Treffen wurde am folgenden Tage an den Ufern des erwähnten Flußes unweit Marta — Mareth etwa 30 km südlich Gabes ausgekämpft 1 4 8 . Die wenig mehr als
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15 km breite Ebene von Gallica zwischen der Küste und dem Matmata — Zipfel der Berge von Ksour — eignete sich glänzend für eine Reiterschlacht. Allerdings behinderte gerade an der entscheidenden Stelle dichter Bewuchs mit wilden Ölbäumen und Tamarisken die Bewegungen und ließ die Überlegenheit der byzantinischen Fernwaffen nicht zur Auswirkung kommen. Uber die einzelnen Phasen des Kampfes läßt sich schwer eine Ubersicht gewinnen. Es steht jedoch fest, daß der rechte Flügel versagte. Cusinas Mauren zerstreuten sich in wilder Flucht. Der Entsatz, den Iohannes sofort unter Paulus und Amandus an die Gefahrenstelle entsandte, war zu schwach und kam zu spät. Im Zuge dieser Ereignisse scheint es, als sei die gesamte Front mit Ausnahme der Leibwache überrannt und selbst das Lager frühzeitig erobert worden. Iohannes sammelte zwar die ihm verbliebenen Truppen nochmals zu energischem Angriff, wäre aber beinahe in Gefangenschaft gefallen. Denn anders kann sein verzweifelter Durchbruch durch die Reihen des Feindes kaum gedeutet werden. Der Rest des Tages besteht in Nachhutgefechten, bei denen sich die verbündeten Nasamonen beteiligten, die Iohannes persönlich vom Uberlaufen abhielt. Ihr Führer beteiligte sich maßgeblich an der Deckung des Rückzugs. Er wich mit seiner Truppe langsam, nur die rechte Flanke durch das Meer gedeckt nach Norden aus, wurde aber in eine ausweglose Nehrung abgedrängt und dort erschlagen. Dank diesem Einsatz eilte Iohannes mit den Resten der Hauptmacht unbehelligt nach Norden, um zunächst in den Mauern eines unbekannten Städtchens und bald darauf in Iunca etwa 70 km nördlich Gabes Rast und Sicherheit zu finden149. Schon auf der ersten Station des Rückzugs trafen zahlreiche Versprengte ein, gingen Boten an die für den Fall einer Niederlage befohlenen Sammelpunkte, wurden mit Recinarius die ersten Zukunftspläne verabredet. In Iunca sammelten sich die maurischen Verbündeten. Hier wurde die Neuaufstellung der Armee in Angriff genommen, nach den vorbereitenden Maßnahmen jedoch alle Truppen in ihre Standorte beordert, wo sie schleunigst für Wiederherstellung ihrer Kampfeskraft und insbesondere Ergänzung des Pferdebestandes zu sorgen hatten. Auch der Feldherr handelte nicht anders. An weitere Verteidigung von Byzacium war nicht zu denken. Der schmale Durchgang zwischen der Küste und den großen Schotts bei Gabes blieb offen und die feindlichen Berber machten sich unverzüglich an die Plünderung der Provinz. Unterdessen verzichtete Iohannes auf die Annehmlichkeiten der Großstadt, die ungeachtet der ruhmredigen Tiraden Carcasans nichts zu befürchten hatte und verbrachte den Winter 547—548 in Lorbes — Laribus, einer beherrschenden Position der südlichen Proconsularis, die Überwachung der Pässe nach Numidien und kürzeste Verbindung mit allen Garnisonen gestattete. Iohannes machte sich unverzüglich an den Wiederaufbau seiner Armee. In Karthago vertraten ihn sein Sohn Petrus und der greise Prätorianerpräfekt Athanasius. Ihnen oblag die Sorge für Proviant und Kriegsmaterial. Die Landeshauptstadt bot in diesem Winter das Bild einer Waffenschmiede und zweifellos untersützten Transporte aus Byzanz die Rüstungen. Die Razzien der Sieger erstreckten sich bis unter ihre Tore, blieben aber Einzelaktionen. Für Iohannes stand neben seinen militärischen Pflichten die Diplomatie im Vordergrund. Zwei der wichtigsten maurischen Verbündeten, Cusina und Ifisdaias, hatten ihre alten Eifersüchte wieder ausgegraben. Antalas gab die Unentschlossenheit der letzten Monate auf und quittierte die Niederlage mit abermaligem Abfall vom Reich. Aber die Verhandlungen, die der Gouverneur durch Iohannes Stephanides führte, waren von Erfolg gekrönt. Cusina und Ifisdaias vereinigten sich abermals zum Bündnis mit der oströmischen Sache und wir ahnen einen weiteren Grund für den Aufenthalt des Gouverneurs auf halbem Wege zwischen Karthago und dem Dschebel Aures, wenn wir hören, daß Jabdas, der Fürst des Aures, dem Bündnis beitrat. Als im Frühjahr zum Sammeln geblasen wurde, vereinigten sich die mauri-
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sehen Verbündeten der leichteren Verproviantierung halber in dem Ideinen byzakischen Bischofsstädtchen Arsuris. Die Stärkezahlen sind maßlos übertrieben. Angeblich kam Ifisdaias mit 100000 Mann, Cusina mit 30000 Mann und der Sohn des Jabdas mit 12 ООО150. Die feindlichen Berber, die von Carcasan und Antalas befehligt wurden, hatten getreu der Politik der verbrannten Erde im Lauf des Winters Byzacium in eine Wüste verwandelt. Jetzt standen sie in der Ebene von Mamma, die unweit der Berge von Trotza im Tal des Wadi Hatob zwischen Sbiba und Kairuan zu suchen ist 151 . Alles deutete darauf hin, daß sie entschlossen waren, ihre Raubzüge um jeden Preis fortzusetzen und auch vor einer Entscheidungsschlacht um den Besitz Afrikas nicht zurückscheuten. Die Reichstruppen dürften für ihren Gewaltmarsch zu den Mammensischen Feldern etwa die Route Lorbes — Laribus, Zanfour — Assuras, Sbiba — Sufes benutzt haben. Auf die alarmierenden Meldungen seiner Späher hin, wollte Carcasan in der ersten Aufwallung dem Feind entgegenziehen, ließ sich aber von Antalas beeinflussen, der die übliche Zermürbungstaktik vorschlug 152 . Man wollte die Reichstruppen durch geschickte Märsche und Rückzüge ins unzugängliche Gebirge bis in den Sommer hinhalten, von dessen unerträglichem Klima die Eingeborenen Vorteile für sich erhofften. So willigte Carcasan in das Manöver seiner Scheinflucht, um den Gegner durch Hunger und Erschöpfung zu zermürben. Sie brachen ihr festes Lager ab und zogen zunächst an die Küste. Mit verdoppelten Tagesmärschen folgte ihnen der Gouverneur 133 . Schon glaubte man die Mauren gestellt zu haben, als plötzlich ein Südwind von der Art des Schirocco jede Bewegung lähmte. Iohannes sah rechtzeitig ein, daß er unter diesen Umständen weder eine Schlacht noch Märsche riskieren konnte und ließ seine Truppen an einer Quelle lagern 154 . Jetzt arbeitete das Klima gegen die Mauren. Ihr zehntägiger Marsch zur Küste durch alles versengende Glut stellte furchtbare Anforderungen an Mensch und Tier 155 . Für die gefangenen Römer, die man erbarmungslos mitschleppte, wurde er zum Todesmarsch. Sie erhielten weder Wasser noch Nahrung, und wurden vor den Speeren der berittenen Eingeborenen hergetrieben bis sie im Delirium torkelten und den Gnadenstoß erhielten. Vor den Mauern von Iunca machte man halt und legte ein festes Lager an. Iohannes sandte unter Führung einer seiner besten Offiziere, des Tribunen Caecilides, einen starken Spähtrupp zur Erkundung der Feindstellung aus 156 . Der Trupp erreichte, ohne bemerkt zu werden, Junca und führte seinen Auftrag erfolgreich aus, brachte überdies aus einem Gefecht beim Rückmarsch vier Gefangene mit, von denen man über die feindliche Strategie Aufschluß erhielt. In seinem Bericht über die Lage in Junca bezeichnete es Caecilides als ein Wunder, daß die Berber trotz der Primitivität der Mauern die Stadt nicht stürmten. Er schreibt das Verdienst nebst dem götdichen Wunder der Vermitdungstätigkeit des örtlichen Bischofs an. Schon die geistlich gefärbten Berichte Prokops über die Vorgeschichte des Vandalenkrieges legen nahe, daß es sich hier um keine Ubertreibung handelt. Der katholische Klerus scheint auch bei den heidnischen Mauren über ein gewisses Ansehen verfügt zu haben. Manche Härten konnten gemildert werden, wenn er im Kriegsfall davon Gebrauch machte 157 . Iohannes Troglita zeigte sich der leicht zu durchschauenden Kriegführung der Eingeborenen gewachsen. Er entschloß sich zum Verfolgungsmarsch, der die Befreiung von Byzacium bedeutete, und beorderte gleichzeitig die Proviantschiffe nach Lariscus. Die Mauren brachen ihr sorgfältig ausgebautes Lager ab, als der Gegner sich Iunca näherte, und zogen sich ins Gebirge zurück. Damit erhob sich die Frage, für welche Partei die Zeit arbeiten werde. Als unter den Reichstruppen eine Meuterei ausbrach, war wieder alles ungewiß. Aber noch einmal bewährte sich die diplomatische Kunst des Feldherrn. Die Führer der reichstreuen Mauren bekannten sich in kritischer Stunde zu Iohannes Troglita. Vor dem Lager der Rebellen marschierten Rebellen auf. Dort wich man der Gewalt, oder, wie es später hieß,
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der besseren Einsicht in den Ernst der Lage. Mit Recht hat der beste Kenner der berberischen Geschichte, Henri Fournel, auf die Paradoxic der Rettung der oströmischen Sache in Afrika durch eingeborene Berber hingewiesen: Chose etrange, inouie dans ces annales! 158 Die Anstifter der Meuterei hatten ihre Unbesonnenheit schwer zu büßen. Iohannes Troglita wußte, was jetzt jeder Augenblick bedeutete. Er ließ seine Truppe nicht zur Besinnung kommen. Sofort wurde das Lager abgebrochen und bei den Katonischen Feldern eine neue Stellung bezogen. Der Ort ist nicht zu bestimmen, doch zeigt die Entwicklung der Dinge, daß der letzte Zug in dem großen Spiel um Afrika ein Meisterzug war. Denn jetzt wirkte alles zusammen. Die Verpflegung der Reichstruppen durch die von der ganzen Küste in Lariscus zusammengezogenen Schiffe funktionierte geräuschlos und erlaubte Iohannes, seinen Gegner den Würgegriff eines die Seewege beherrschenden Weltreichs spüren zu lassen. Der Hunger mußte die Berber Carcasans bald aus ihren sicheren Gebirgsstellungen heraustreiben. Iohannes wußte das und trug Sorge, daß sich die Fehler vom Vorjahr nicht wiederholten. Da die Zeit für ihn arbeitete, überstürzte er nichts, verzichtete eine Reihe von Tagen freiwillig auf eine Offensive und zwang dann den Gegner zum Kampf auf waldlosem Gelände. Sein Schlachtplan sah eine raffinierte Mischung der eigenen Truppen mit verbündeten Mauren vor. Cunctando restituit rem 1 5 9 . Carcasan plante einen Überraschungsangriff während der sonntäglichen Mittagsruhe. Sein Gegner kam ihm zuvor und setzte den Kampfbeginn auf den frühen Morgen desselben Tages an. Diesmal waren dem verbündeten Cusina die Stabsoffiziere Putzintulus und Geisirith mit ihren Einheiten beigegeben, während Ifisdaias in ähnlicher Weise Seite an Seite mit Sinduit und Fronimuth kämpfte. Der verstümmelte Bericht über die Schlacht gibt zwar nicht viel an taktischen Einzelheiten her, enthält aber die interessante Mitteilung, daß Cusina seine Truppen keilförmig zum Durchbruch ansetzte. Es kam im Vordertreffen zu schweren Kämpfen, die schließlich zur Eroberung des ohnehin wegen Feindnähe nur provisorisch angelegten Lagers führten. Daraufhin muß noch einmal eine schwere Offensive der Tripolisstämme losgebrochen sein, durch die Cusina und seine oströmischen Mitkämpfer in schwerste Bedrängnis gerieten. Iohannes Troglita führte persönlich die Reserven zum Entsatz heran. Im Endkampf fielen auf römischer Seite Putzintulus, während die Gegner neben ihrem Anführer Carcasan zahllose Unterführer verloren und in die Flucht geschlagen wurden 160 . Die Byzantiner ließen den Kopf ihres Gegners Carcasan in barbarischem Triumph auf einer Stange nach Karthago tragen 1 6 1 . Die maurische Koalition war fürs erste zerbrochen. Siebzehn Stammeshäuptlinge hatten ihre Feindschaft gegen Byzanz mit dem Leben bezahlt 162 . Wenn nicht alles trügt, hat Thomas bald nach der Schlacht eine Expedition gegen Antalas und Jabdas unternommen und sie wohl kampflos zur Unterwerfung gezwungen. Beide Häuptlinge schworen abermals den Lehnseid und leisteten dem Reich nach der wohl übertriebenen Ausdrucksweise Prokops in Zukunft den Gehorsam von Sklaven 163 . Es läßt sich nicht leugnen, daß mit diesem Sieg für eine Reihe von Jahren der langersehnte Frieden in Afrika einkehrte. Freilich hätte auch Corippus sein Gedicht ehrlicherweise mit dem Entvölkerungsgedanken Prokops abschließen müssen. Die Verluste nicht zuletzt auch der alteingesessenen römischen Bevölkerung durch Vandalenkrieg und Maurenkämpfe sind kaum abzuschätzen. Trotz bedenklicher Übertreibungen trifft Prokop unzweifelhaft das Richtige, wenn er immer wieder von ihrer verhängnisvollen Dezimierung spricht. Immerhin war die Bahn für den Wiederaufbau frei. Iohannes Troglita durfte sich noch mehrere Jahre ungestört der Verwirklichung der gewaltigen militärischen und zivilen Programme Iustinians widmen. Wenn auch die Wirklichkeit wesentlich bescheidener aussah, bezeugen die byzantinischen Reste auf afrikanischem Boden immerhin die Größe der Leistung namentlich auf dem Gebiete des Festungsbaus. Im Rahmen der Reichspolitik Iusti-
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nians hatte Afrika seine Stellung als südlicher Stützpfeiler des Westreichs behauptet. Wenn auch die Ereignisse wenige Generationen später über die Konstruktionen Iustinians hinweggingen und die Erkenntnis brachten, daß nur das fluktuierendste Element, eben das berberische, in diesen Landschaften ewigen Bestand hat, so läßt sich andererseits nicht leugnen, daß noch am Anfang des siebten Jahrhunderts ein Retter des Reichs aus Afrika kam. Kaiser Herakleios verdankte die Macht nicht dem Zufall sondern der Leistung seiner afrikanischen Provinzen. Lange vor diesen Ereignissen Schloß Iohannes Troglita als einer der erfolgreichsten Feldherren und Gouverneure seiner Zeit die Augen. Er hatte, bald zum Patricius ernannt, ohne weitere Zwischenfälle regiert, wenn man von der Expedition gegen das gotische Sardinien im Herbst 551 absieht 164 . Sein Nachfolger Iohannes Rogathinus ließ sich im Jahre 562 zur Ermordung des hochverdienten Verbündeten Cusina verleiten und provozierte dadurch die Blutrache der Söhne und eine gefahrliche Aufstandsbewegung. Iustinian sandte seinen Neffen Markianos, doch scheint es dank der Arbeit der Diplomatie nicht zum Kriege gekommen zu sein 165 . Erst der Tod Iustinians setzte der friedlichen Entwicklung ein Ende. Kurz vor dem Regierungswechsel scheint sich die neue Barbarenpolitik seines Nachfolgers bereits durchgesetzt zu haben 166 . So Schloß der Ausklang den Ring der vergeblichen Mühen um einen beständigen Frieden.
II. Der Untergang der Goten 1. Einleitung. Geschichte der Goten in Nord-, Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Eroberung Italiens und Vorgeschichte des Gotenkrieges Der weltgeschichtliche Vorgang der Erneuerung des weströmischen Reichs durch Theoderich den Großen wurde bereits in der Einleitung kurz gewürdigt. Dieser Versuch zur Uberleitung revolutionärer Entwicklungen in die Bahn ruhigen Fortschreitens nötigt ebenso zur Bewunderung wie die menschliche Größe eines Staatsmannes und Kriegshelden, der so verschiedenen Welten wie Spätrom und jugendlichem Germanentum die gleiche Anerkennung seiner Persönlichkeit abzuringen verstand. Gewiß war seiner Neuordnung des Westens keine lange Dauer beschieden. Doch haben Theoderich und die Goten Nachfolger gefunden, denen für den Beweis der Möglichkeit einer germanisch-romanischen Zusammenarbeit mehr Zeit gegönnt wurde. Das legt von vornherein den Verdacht nahe, daß nicht historische Notwendigkeit, sondern zufällige Konstellationen, in erster Linie das unberechenbare Kräftespiel der verantwortlichen Persönlichkeiten, den Untergang der Goten herbeigeführt haben. Die Zusammenarbeit des Einkreisungspolitikers Iustinian mit den Verrätern im germanischen Lager, insbesondere aber die Spaltung zwischen Volk und Dynastie bei den Goten haben die Tat Theoderichs rasch und, wie es zunächst schien, für immer rückgängig gemacht. Dem persönliche Ruhm des Amalers konnte das Meteorhafte seiner geschichtlichen Laufbahn keinen Abbruch tun, eher den Eindrück seiner Einzigartigkeit verstärken. Die im Augenblick seines Todes mit rasender Geschwindigkeit aufreißende Kluft zwischen den nationalen und dynastischen Belangen fordert jedoch die Frage nach der Sonderart eines Volkes, das sich in Theoderich verkörpert, von seinen Nachfolgern verraten sah und in der Verzweiflung über tief im religiösen Bewußtsein verankerte dynastische Bindungen hinweg sein Schicksal selbst in die Hand nahm, ohne dem Verhängnis mehr als einen Aufschub und ehrenvollen Untergang abzutrotzen. Was die Karte schon aufgrund der Orts- und Ländernamen vermuten läßt, die Wandersage bestätigt, hat die Bodenforschung zur Tatsache erhärtet. Die Goten stammen aus Skandinavien, das den Alten als die ferne Insel Thüle vom Hörensagen bekannt war. Wenn die Südspitze Schwedens noch heute Götaland, die ihr seidich vorgelagerte mächtige Insel Gotland heißt, beruht das nicht auf Zufall. Ein seltsames Geschick hat den Vandalen und Goten verwandten Ursprung, zweimalige Nachbarschaft über Meerengen hinweg und ein ähnliches Ende beschert. Übers Kattegatt und über die Straße von Sizilien spannen die Inhaber der Gegenküsten ihre freundlichen oder feindlichen Beziehungen. Die genauere Lage der gotischen Urheimat ist nicht zuletzt durch die Forschungen des Grafen Oxenstierna bestimmt worden 167 . Nach ihm verringert sich der in Betracht kommende Umkreis auf die wasserreichen Niederungen von Västergödand, so daß die schwedische Stadt Göteborg ihren Namen mit Recht trägt. In diesen südlichsten Gefilden des Nordens ist von der Gebirgswildnis der Wikingerhorste nur wenig zu spüren. Sanft geschwungene Hügel, weite Seen und das allenthalben ins Land hineinschneidende Meer mit seinen Inseln und Schären bestimmen das gastfreundliche Antlitz einer einladenden Landschaft. Nicht anders als die Vandalen haben sich hier die Goten mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt, die Fischerei im Süßund Salzwasser nicht zu vergessen. Lange bevor das Schicksal sie als Herrenkaste über weite Räume zerstreute, haben sie im schwedischen Gartenland in täglicher Arbeit sich als Bauern-
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volk bewährt, haben freilich vom anbrandenden Skagerrak nicht nur gefährlichen Nahrungserwerb gelernt. Im Wettbewerb mit streitbaren Nachbarn war die kriegerische Lockung der Seefahrt nicht zu überhören. Und als die Räume des heutigen Südschweden zu eng wurden, zeigten immer neue Generationen, bald friedlich, bald kriegerisch, was sie gelernt hatten und ergriffen von der Gegenküste Besitz. In den Jahren u m Christi Geburt wanderten die Goten zur Weichselmündung ab. Die plötzliche Fundleere Västergötlands und die siedlungsarchäologische Aussage eines erst beschränkten, dann immer weiter ausgreifenden Kulturgebiets in Ostdeutschland beweisen das zur Genüge. Es war als romantisches Nachspiel jener Ereignisse gedacht, wenn man kurz nach den deutschen Siegen von 1939 den polnischen Exporthafen Gdingen, dem schon bei der Gründung die Rolle eines aggressiven Trutz - Danzig zufiel, in Gotenhafen umbenannt hat. Die gewaltigen politischen Möglichkeiten des Kontinents entfremdeten das Gotenvolk vorübergehend dem Ackerbau und verwandelten es in seltsamer Vorwegnahme der friedlichen Durchdringung des Baltikums durch die Deutschen in ein Herrenvolk des Ostseeraums, das in ständiger Fühlung mit der skandinavischen Heimat tief in die baltischen Ostseeprovinzen hineinwirkte und wohl schon früh auf den alten Wasser- und Handelsstraßen den russischen Raum abzutasten begann. Bereits in dieser Zeit werden sich die Züge herausgebildet haben, die nicht nur die Goten, sondern das gesamte Ostgermanentum von den seßhafteren Westgermanen trennte, ihre Neigung zum erobernden Wanderleben und ihre monarchische Führung (erga reges obsequium) 1 6 8 . In der Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts waren die Dinge bereits soweit gediehen, daß weder die Lebensmöglichkeiten Ostdeutschlands noch die Geduld der Nachbarn und das eigene Temperament längeres Verweilen der Goten im neuen Herrschaftsraum gestatteten. Wieder brach der inzwischen mächtig angewachsene Volksstamm auf, um bald in einzelnen Trecks, bald in kriegerischen Wellen neue Lebensmöglichkeit zu suchen. Wieder wandte man sich nach Südosten, doch stieß man jetzt auf den Spuren der Bastarnen über den alten germanischen Raum hinaus und fand im skythisch-sarmatischen Steppenraum das damalige Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier hatten die Griechen zwar nach alter Gewohnheit nur am äußersten Küstensaum, aber wirtschaftlich und kulturell doch tief ins Landesinnere hineinwirkend, seit Jahrhunderten Pionierarbeit geleistet. Ihnen war es zu verdanken, daß über unerschlossenen, weit von der Mittelmeerwelt abgelegenen Räumen bereits die Morgendämmerung der Zivilisation zu tagen begann. Die archäologische Hinterlassenschaft der Goten verrät, mit welchem Erfolg sie in die Schule einer älteren und dank ihrer provinziellen Ausprägung nicht zu weit überlegenen Kulturwelt gingen. Sie eigneten sich nicht nur den südrussischen Stand der materiellen Kultur im Laufe weniger Generationen an, sondern wurden darüberhinaus durch Übernahme der fremden Anregungen und selbständige Weiterentwicklung für die gesamte germanische Welt zum Vorbild. Der Charakter der führenden Gotengeschlechter muß im Zeitalter der sagendunklen Könige Ostrogotha und Ermanarich den Zug ins Große erhalten haben, der noch der politischen Gestaltungskraft Theoderichs eignet. Wir können den Geist dieser taten- und sangesfrohen aber Schriftarmen Zeiten nur durch zahllose Medien in fast unkenndicher Verzerrung erfassen. Iordanes überliefert den politisch nur allzu absichtsvollen Stammes- und Herrschermythos der verlorenen Gotengeschichte Cassiodors. Die „Zeugnisse gotischer Dichtung in Deutschland" bewahren einen Abglanz der ursprünglichen Heldensage der Goten 1 6 9 . Als das „einzige aber auch sichere Zeugnis gotischer Dichtung am Schwarzen Meer" dürfen wir das in der Hervarasaga des 12. Jahrhunderts überlieferte „Hunnenschlachtlied" betrachten 1 7 0 . Ort der Handlung sind unverkennbar die Steppengebiete nördlich des Asowschen Meeres. Es wird von der Dunheide und den Jassarbergen gesprochen, worunter die Landschaft um den Don und die Hügel zwischen Don und Donez zu verstehen sind. Hier an der Grenze von Europa und Asien haben die Goten ihre Kämpfe mit den Alanen (Jassen,
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Osseten) ausgefochten, hier setzten die Hunnen zum verhängnisvollen Sprung nach Westen an, dessen nähere Umstände die vielgenannte Fabel von der Hirschkuh zu kennen vorgibt. So gewiß wir im Hunnenschlachdied deutsche und nordische Züge wiedererkennen, so sicher dürfen wir auf deren letzliche Gemeinsamkeit mit der Geisteshaltung der G o t e n zurückschließen. D e r Schicksalsatem einer heldischen Frühzeit weht uns aus diesem wuchtigen Lied entgegen. Die auf Anhieb unverständlichen Anspielungen auf den Schauplatz vermitteln immerhin eine Vorstellung von den Möglichkeiten des gotischen Heldenlebens zwischen Karpaten und Kaukasus. Und daß es nicht um vereinzelte Abenteuer ging, sondern um die Verdichtung erlebter Geschichte zur überzeitlichen Sage, beweist die unwiderlegliche Tatsache der erstmaligen Einigung des russischen Riesenraums zwischen Ostsee und Schwarzem Meer durch die G o t e n als Wegbereiter der Waräger. Nicht nur Ermanarich und Theoderich hat die Heldensage immerwährende Denkmäler errichtet. D i e Geschichte der G o t e n wird vom Verlassen Skandinaviens ab bis in die letzten Tage Theoderichs und das Raunen um sein gespenstisches Nachleben von der Sage wenn nicht erhellt so doch wenigstens in Zwielicht getaucht, das die gröbsten Umrisse erkennen läßt und die fragmentarische Aussage der echten Geschichte willkommen bestätigt. D a n n hört es plötzlich auf und das Werk Prokops tritt mit seinen Ansätzen zu heroischer Überhöhung der wirklichen Geschehnisse in die Lücke der nordischen Uberlieferung. Das scheinbar so reiche Sagenmaterial erlaubt aber kaum eine Aussage über spezifisch gotische Eigenart. Teils mag das an der späten Formung der endgültigen Gestalt, teils an der Überarbeitung durch deutsche und isländische Mitder liegen. V o r allem aber wird man die Differenziertheit der Germanenstämme in grundsätzlichen Fragen des Verhaltens zur Umwelt nicht allzu hoch bewerten dürfen. Das Bild vom Germanentum wie es G r ö n b e c h und andere aufgrund der gesamten Überlieferung erschließen, trifft zweifellos in hohem Grade auf die G o t e n z u 1 7 1 . Die germanische Religion und Moral war zwar durch die Annahme des Christentums bereits weitgehend beeinflußt, doch gelten die sozialen wie die ethischen Bräuche und Anschauungen der G e r m a n e n fraglos während der ganzen Dauer der gotischen Geschichte. Über Sippe und E h r e dürfte man u m das Jahr 500 von Skandinavien bis zur Sahara einer Auffassung gewesen sein. Damit erweitert sich der Kreis der für die Eigenart der G o t e n beweiskräftigen Quellen zwar auf alles Germanische, mit Einschränkung sogar Deutsche und selbst Isländische, verliert aber andererseits an individueller Aussagekraft. Gewiß haben wir die Nichtexistenz einer germanischen Geschichtsschreibung der damaligen Zeit, ja sogar den Verlust der Aussage Kassiodors, des Mittelsmannes zwischen G e r m a n e n und Romanen, zu beklagen. Wir können aber, wenn auch nur unter Abzug der hochmittelalterlichen Umformung, selbst Quellen wie das Nibelungenlied und die Edda für das Verständnis der Germanen und damit auch der G o t e n fruchtbar machen. Das Bewußtsein von dieser Rolle von Dichtung und Sage als geistigem Hintergrund wesentlich früherer Vorgänge darf der späte Betrachter nie ganz aus dem Auge verlieren, es erfüllt ihn mit begründetem Vertrauen auf das Eigengewicht der germanischen Welt in ihrer Auseinandersetzung mit dem geistigen Bannkreis Roms. D e r Zustand der Überlieferung zwingt freilich zu der schmerzlichen Einsicht, daß nachträgliche Wiederherstellung der Parität ein D i n g der Unmöglichkkeit ist. In allem Wesentlichen bleibt der Historiker an die Quelle gebunden, die ihm der Osten zur Verfügung stellt. D i e Eroberung der Parität kann nur dem Dichter glücken, der im Sinne einer höheren Wahrheit mit der Überlieferung schalten darf wie ihm beliebt. E r allein kann mit Erfolg versuchen, die Dinge von beiden Seiten zu betrachten und nicht nur Iustinian und Beiisar sondern ebenso Wittichis, Totila und Teja als Persönlichkeiten eines gleichberechtigten geistigen und moralischen Lebensraumes zu würdigen. Einen gewissen Einfluß hat die Welt der Germanen freilich selbst auf den maßgeblichen Historiker Ostroms geübt. Wenn Prokop nur zu oft den Ton eines Heldenliedes anschlägt, so treibt ihn dabei nicht nur ein eventuell noch zu erschließender politischer Tageszweck von der Art seiner gewohnten
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Kritik an Iustinian, sondern gewiß auch das Fluidum der Zeit; der geistige Einfluß der Goten auf Italien und die Welt, und die Wirkung der Germanen auf die römische Wehrmacht und das Römertum überhaupt. Nicht zu vergessen die Gemeinsamkeit feudaler Interessen und ritterlicher Ehrauffassung vom äußersten Norden über die Mittelmeerwelt hinweg bis nach Persien und Mittelasien hinein. Dergleichen Ansätze und Handhaben beim Feind, der nun einmal das Monopol der Berichterstattung hat, erleichtern auch dem nüchternen Historiker eine gewisse Rücksichtnahme auf die germanische und vielleicht sogar gotische Sonderart. Mit dem Wert der Heldensage für die Kenntnis vom Wesen und Geist jener Menschen wetteifern die Bodenfunde dank der Fülle des Materials und leichterer Bestimmbarkeit als spezifisch gotischer Hinterlassenschaft. Gewiß bleibt noch unendlich viel zu tun, weil der Stand der russischen Vorgeschichtsforschung zu wünschen übrig läßt und aus naheliegenden Gründen von dieser Seite kaum eine systematische Erforschung der Germanensiedlung zu erwarten ist. Die Goten haben in Südrußland die bosporanische Kunst der Krim und ihrer Griechenstädte weitgehend übernommen und mit solchem Erfolg weiterentwickelt, daß sie nicht nur die von ihren eigenen Eroberungszügen durchstreiften Landschaften, sondern selbst die skandinavische Urheimat nachhaltig beeinflußt haben. Der rückläufige Kulturstrom brachte die Fibel mit umgeschlagenem Fuß nach Zentraleuropa und befruchtete in mehreren, deutlich voneinander abgehobenen Wellen das Kunsthandwerk des Abendlandes. Die Gerätformen und namentlich die Ornamente erlauben zwar Rückschlüsse auf den Geschmack der Goten, doch ist die Vielfalt der ördichen Einflüsse zu berücksichtigen. In Südrußland begegnete die kaiserzeidiche Provinzialkunst der Römer dem traditionellen Tierstil der skythisch-sarmatischen Länder. Iran und Mittelasien steuerten Anregungen bei. Und doch sind die Goten nicht als unselbständige Nachahmer aufgetreten, sondern schufen bald eine charaktervolle und eigenständige Kunstprovinz. Gewiß hat man in engem Austausch mit Byzanz und Persien die hellenistische Kleinkunst weitgehend übernommen. Wunderwerke der Juwelierkunst entstanden, die das Repräsentationsbedürfnis mächtiger Fürstengeschlechter befriedigten. Aber auch in einfacheren Gräbern fällt der Reichtum an Gold und Silber auf. Juwelier und Besteller übersteigern sich in der Freude an buntester Farbenwirkung. Jedes technische Mittel ist recht, um die Fläche zu beleben, auf kleinstem Raum vielfältigste Wirkung hervorzuzaubern. Raffiniert gewählte Edelsteine werden in Gold gebettet und geben durch diese Zellentechnik neue Effekte der Farben und Anordnung her. Silberfiligran und Niello wetteifern mit der Tauschierung des Eisens. Der Osten hat die Motive der Tierornamentik vermittelt, der Gote hat sie willig übernommen und im Sinne des heroischen Stammesmythos umgedeutet. Charakteristisch sind die Zikadenfibeln mit ihrer eigenwilligen Stilisierung des Tierkörpers, vor allem die berühmten Adlerfibeln, die als eine Leitform der Gotenkunst gelten können und zweifellos den wehrhaften Geist ihrer Träger betonen. Es genügt an die Adlerspangen im Goldschatz des Athanarich und an eindrucksvolle Exemplare der Adlerfibel aus Italien zu erinnern. Die wichtigsten „Vokabeln" der ornamentalen Sprache der Goten sind die bereits um 480 verschwundene Palmette, die im letzten Jahrhundert der Ostgotenherrschaft dominierenden Ranken, Maanderbänder und Kerbschnittmuster. Die Entwicklung ging von den erhabenen Konturlinien zur plastischen Relieftechnik mit vorwiegend vegetabilischem Inhalt. Es ist jedoch von größter Bedeutung für die Kunst des Mittelalters geworden, daß nicht die Ostgoten, sondern erst die Langobarden das Flechtband neben dem Tierstil zum Hauptmotiv aller künftigen Monumentalplastik gemacht haben. Wohl haben Theoderich und seine Nachfolger in Italien viel gebaut und unverkennbar zur Übertragung von Formen der gotischen Kleinkunst auf das Großrelief angesetzt. Zweifellos gehört das vielumstrittene Zangenornament vom Grabmal des Theoderich in diesen Zusammenhang. Aber solche Ansätze blieben vereinzelt. Die Baukunst der Goten in Italien setzt in bewußtem Klassizismus die reichsrömi-
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sehen Traditionen fort. Ihre Kirchen unterscheiden sich kaum von den gleichzeitigen byzantinischen Bauten. Offensichtlich wurden italische und vielfach sogar griechische Architekten herangezogen. Auch für die Innenausstattung lieferte Byzanz mit seinen Mosaiken das Vorbild. In der Entwicklung der ravennatischen Kunst bedeutet die Gotenherrschaft daher keinen Bruch, sondern organische Weiterbildung. Diese Architektur sagt wenig über die Eigenart ihrer Träger, viel über das politische Wollen des Königs und Bauherrn aus. Man muß die Frage offen lassen, ob die Goten bei längerer Herrschaft von sich aus zu einer germanischromanischen Synthese gelangt wären, wie es den Langobarden später gelungen ist. Für die Politik wird man das bejahen dürfen, für die Kunst sind dergleichen Prophezeiungen nicht gut möglich. Auf jeden Fall darf man annehmen, daß der Baustil eines lang andauernden westlichen Imperiums der Goten sich noch nachdrücklicher verbreitet hätte als der langobardische. Den Nachfolgern der Goten, die sich doch wesentlich bescheidenere politische Ziele steckten als Theoderich, gelang auf künstlerischem Gebiet die Eroberung einer Welt. Wenn einst die gotischen Errungenschaften von Südrußland aus die Germanen Europas in ihren Bann zogen, so geschah das jetzt ähnlich unter dem Zeichen des langobardischen Schöpfertums von Oberitalien aus. Noch als der langobardische Name längst erloschen war, verbreiteten die wanderlustigen lombardischen Steinmeister, vielfach unter dem Namen der magistri comacini bekannt, durch ganz Europa bis Skandinavien und Rußland den Ruhm der lombardischen Baukunst und Ornamentik 1 7 2 . Man mag von der gotischen Heinkunst in Südrußland halten, was man will — gibt es doch Stimmen, die von barbarischer Verballhornung überlegener Kulturgüter reden — man wird sich zumindest dem Analogieschluß auf den Reichtum der Führerschicht und die Vielseitigkeit ihrer Interessen nicht entziehen können. Weder das Heldenlied noch die Eigenart der Kunst und die relativ frühzeitige Aufgeschlossenheit für Antike und Christentum gestatten einen Zweifel an den kulturellen Möglichkeiten der Goten. Die Dynamik ihrer politischen Entwicklung nötigt selbst vor dem Hintergrund der wildbewegten Völkerwanderungszeit zur rückhaltlosen Bewunderung. Immer wieder bot die monarchische Zucht dem Hang zum nomadisierenden Erobererleben Trotz und setzte dem halbbarbarischpn Stamm als Aufgabe freiwillige Bindung nach innen und verantwortungsvolle Herrschaft nach außen. Damit dürften einige Grundlagen gewonnen sein, um nun den Ablauf der gotischen Geschichte noch einmal von innen heraus als Wesensausdruck und Umwelterlebnis der aufeinanderfolgenden Generationen kurz zu überblicken. Von jenen Jägern und Bauern abstammend, die in grauer Urzeit, dem zurückweichenden Eise folgend, aus Norddeutschland nach Südschweden gekommen und dort in endlos langem Zusammenleben Einheit geworden waren, saß das Volk im stillen Hügelland um den Wettersee. Den Wettern jenseits der Ostsee nächtsverwandt, hat es durch die unübersehbare Reihe der Generationen viel Erbgut bewahrt. E s verband Willenskraft mit Bewegtheit, ausgreifende Kühnheit mit Tiefe, Beharrung, Abständigkeit, seine Menschen entsprachen in ihrem äußeren Erscheinungsbild dem Ideal des Abendlandes. Nicht umsonst hat man Ermanarich einen neuen Alexander geheißen. Die Heldenjünglinge Europas, Achill und Alexander, Theoderich und Siegfried sind in Wahrheit Zeitgenossen eines immer gegenwärtigen Heroenalters der Menschheit. Der gewaltigen Tatkraft des Gotenvolks entsprach jedoch die Kraft der Beharrung. Später als andere, ja als letzte ihrer Nachbarn sind sie in die Nordsüdbewegung des Germanentums hineingerissen worden. Noch Cäsar ahnte, als er im Elsaß den Suebenkönig Ariovist schlug, nichts von ihrer Existenz. Als sie dann in drei Gruppen die Ostsee überquerten und von der Weichselmündung aus in ständigem Existenzkampf auf dem Kontinent Fuß faßten, vollzog sich ihr historisches Schicksal. Nach Westen und südlich bis zu den Gebirgspässen in den Donauraum schlossen sich die Vandalen an, so daß den Goten ein Grenzerschicksal zufiel, der Schutz der linken Flanke des Germanentums. Sie wurden Vorposten am Rand der unermeßlichen Ebene des Ostens, Vorkämpfer in einer Landschaft, die schon vor Jahrtausenden
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wichtiges Durchzugsgebiet nach Osten und Südosten war. Von hier waren erst vor zwei Jahrhunderten die germanischen Bastarnen und Skiren ausgezogen, um ein Reich zu gründen, dessen Grenze am Don und Asowschen Meere lag. Hier saßen die Goten rund zweihundert Jahre durch sechs Generationen hindurch. Sie wurden ein mächtiges Volk, dessen Einfluß bei den Finnen im Nordosten, den Urslawen im Südosten zu spüren war. Das Jahr 166 nach Christus sah den Beginn des gotischen Aufbruchs und wieder gewannen sie den linken Flügel der germanischen Front gegen die Mittelmeerwelt, scheuchten zwar andere Völker gegen Rom, machten aber in einem Räume halt, den selbst die Herren der Welt niemals hatten erobern können. Im fruchtbaren Neuland ihrer dritten Heimat schlugen sie Wurzeln und blühten in drei Generationen auf. Hier wuchsen sie in die Gedanken und Formen der arischen Völker vom Dnjepr bis nach Iran und Turkestan, während die Civilisation des Imperiums sie innerlich noch kaum berührte. Mit den Räumen wuchs der Horizont: schon gegen Ende des zweiten Jahrhunderts verewigten sich zwei Goten in einem Buddhatempel nordösdich des indischen Bombay, und der Fernhandel auf der Seidenstraße nach China vermittelte neue Anregungen und Kenntnisse 173 . Die dritte Generation fühlte sich stark genug, um mit der Plünderung der reichen Handelsstadt Istros südlich der Donaumündung den Angriff auf das römische Weltreich zu beginnen. Im Vierkaiserjahr 238 bewilligte Rom Tribut und schon im Jahre 242 sind Goten in Reichsdiensten bezeugt. Großkönig Sapor prahlte mit der angeblichen Vernichtung der von Kaiser Gordian „aus dem ganzen Römerreich den Goten- und Germanenvölkern" aufgebotenen Streitmacht 174 . Dann trat die vierte Generation zum Generalangriff auf das zerrüttete Römerreich an, während im Westen die Franken und Alemannen den Rhein überschritten und die Sassaniden im Süden sekundierten. Erst zu Lande, dann zur See, schließlich in kombiniertem Vormarsch hämmerten die gotischen Raubscharen pausenlos auf die gequälten Reichslande los. Ihre Angriffe richteten sich gegen die Balkanhalbinsel, das Hochland von Kleinasien, die Küsten der Ägäis, die Inselwelt bis Kreta und Kypros. Mannigfaltig waren die Eindrücke von der Vielfalt des Lebens der alten Kulturwelt, unvermeidlich, daß trotz Plünderung und Mord mancher Funke der Gesittung zündete. Ganze Heerhaufen wurden zerschlagen, im Reichsgebiet angesiedelt, erhielten mitunter lockende Lebensbedingungen und klingenden Lohn für reisiges Söldnertum. Die friedliche Invasion kündigte sich an. Zwanzig Jahre dauerte der Sturm in voller Stärke, bis endlich für eine knappe Generation Ruhe wurde. Man hatte das Reich nicht überrennen können, aber man hatte das römische Siebenbürgen und sein Vorland erobert. Zukunftsträchtige Begegnung in Frieden und Krieg hatte sich zwischen bisher fremden Welten vollzogen. Jetzt spalteten sich die Goten in die Gruppe der „Guten", (Westgoten) und der „Strahlenden", „Ostgoten". Wieder reiften drei neue Generationen heran. Ihnen gehörte der Ostgotenkönig Ermanarich an, der zuerst die Völker vom Rand Mitteleuropas bis an die obere und mitdere Wolga und ans Tor Asiens auf gewaltigen Kriegesfahrten, um derenwillen er später mit dem großen Alexander verglichen wurde, in seine Gefolgschaft zwang. Er hat den Blick der Goten vom Süden hinweg auf Osteuropa gelenkt und durch großartige Erfolge und ein tragisches Ende den politischen wie den geistigen Erlebnisraum des Volkes bis zur Grenze der Möglichkeiten geweitet. In der Heldensage und vielleicht auch der bildenden Kunst hat seine Tat unverwischbare Spuren hinterlassen. Ehre und Schicksal des Helden befeuern die Dichtung. Die unermeßlichen Horizonte erzwangen vielleicht einen neuen Ausdruck der Metallkunst. Vor allem aber scheint der Göttermythos durch das Feuer dieses Erlebens gegangen zu sein. In einer Zeit, da das Göttersterben durch die Welt ging, erwachten auch am Rande der Welt und um so mehr unter dem Eindruck so erschütternder Schicksale die Zweifel am Uberlieferten. Die „strahlenden" Goten müssen zuerst die Bilder geformt haben vom Anbruch des letzten Welttags, vom Heldenkampf der himmlischen wider die finsteren Mächte, vom Trotz der Asen wider Schicksal und Tod und ihrem Untergang, vom Weltbrand und der neuen Erde,
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auf der ihre schuldlosen Söhne spielen. Götterdämmerung und neues Erblühen muten an wie Notschrei und leuchtende Hoffnung eines Dichters, der den Untergang des Reiches Ermanarichs erlebte. Jetzt konnten auch christliche Gedanken in das Bewußtsein des müde gewordenen Volkes eintreten. Nach Anfangen im Norddonauraum und auf der Krim, die Widerspruch der O b e ren weckten, wirkte Ulfila entscheidend. E r war der Sohn einer gotischen Edlen und Enkel einer Kriegsgefangenen aus Kappadokien, ein Kind zweier Kulturen und so vom Schicksal zum Dolmetscher nicht nur der Sprachen, sondern darüberhinaus der Weltanschauungen bestimmt. Ihn hat die Begegnung mit dem Vorkämpfer des Arianismus, B i s c h o f Eusebius von Nikomedien, so tief beeindruckt, daß er Christ, Priester und B i s c h o f wurde. Ulfila hat in seinen Bekenntnissen die arianische Lehre formuliert, wie er sie sah, und wie sie durch ihn die G o t e n und alle Ostgermanen in ihren Bann gezogen hat. Das unfaßbar Unendliche verkörperte sich für ihn in Gottvater, dem Ewigen, dem Urgrund aller Dinge, der erst in Einsamkeit ruht, dann im Beginn des Schöpfungswerks zum Beweis seiner Güte und Kraft den S o h n erschafft. D e r Sohn aber ist zweiter G o t t , ist ein Herr, ein König und ein großes Geheimnis. Z u m ersten Mal aber deutet Ulfila das Abstrakte schlechthin, den Geist als erstes Werk des Sohnes, aus der Kraft des Vaters geschaffene, erleuchtende, heiligende Kraft, die dem Menschenführer und Lehrer, Helfer und Fürsprecher, Mittler der Gnade und Unterpfand des Heils ist. So schaut Ulfila das Drama v o m Wirken der Gotteskraft zum Schöpfungswerk und Menschenheil. Sein vermenschlichter Christus trägt bereits die Züge eines germanischen Helden, eines Heliand. Das sollte den Ostgermanen ihre neue Religion so teuer machen, daß sie gegen eine Welt, ja gegen die Kulturwelt zu ihr standen. Daran kann es auch nichts ändern, wenn Ulfila selbst und seine G o t e n das, was sie von der katholischen Majorität trennte, zu bagatellisieren versuchten. Theodoretus berichtet einen Ausruf des Erstbekehrers, der ganze Streit beruhe auf Ehrsucht und in Wirklichkeit gäbe es überhaupt keinen Unterschied zwischen den streitlustigen K o n f e s s i o n e n 1 7 5 . N o c h Prokop verzeichnet beifällig, wie wenig die Krimgoten von dogmatischen Fragen wissen und wissen wollen 1 7 6 . D o c h sind diese Dinge nicht entscheidend, weil es hier u m kirchliche Machtfragen und völkische Lebensformen geht, bei denen jede Partei, selbst wenn sie nicht wußte, worum es ging, unbewußt ihr innerstes Anliegen und ihr eigenstes Wesen verteidigte. D e r Arianismus gab dem Christentum der G o t e n ein so unverkennbar nationales Gepräge, daß der Vergleich mit der heutigen Ostkirche und ihrer Reserve gegenüber R o m naheüegt. E r bestärkte aber, obwohl auf dem Kampfplatz scharfsinniger Dogmatik hoffnungslos unterlegen, seine germanischen Anhänger in ihrem Eigenbewußtsein eines Wesens, anderer Haltung, anderen, urtümlich reineren Glaubens gegenüber den atomisierten Massen der Reichsbewohner des Südens. In einer neuen Periode von wiederum fast 2 0 0 Jahren traten neue sechs Generationen an. Mit dem Einfall der Hunnen ins Gotenland am D o n versank auch die Front gegen Asien. N u r in Resten erhielt sich das G o t e n t u m , bis ins 17. Jahrhundert sogar seine Sprache bewahrend, auf der Krim, bis zur Warägerzeit in der Ukraine unter hunnisch-asiatischer Herrschaft. Vielleicht war es die bäuerliche Wurzel der G o t e n , ihr langes Verharren im Fußsoldaten t u m . . . jedenfalls hatten sie keine Aussicht, den K a m p f mit den Reitervölkern des asiatischen Großraums zu bestehen. I h r Schicksal verwies sie nach dem zivilisierten Westen und Süden. E i n e Rückkehr nach Norden lag außerhalb der Möglichkeit. D a s lange Herrenleben auf kolonialem B o d e n ließ jeden Gedanken an Rückgewöhnung in kleinere Verhältnisse grotesk erscheinen. Zwar behaupteten sie noch längere Zeit Sitze in Siebenbürgen, stießen oft genug vom Donauraum aus in die Balkanhalbinsel hinein. Kleinere Gruppen wurden freiwillig in Kleinasien angesiedelt. Byzanz blieb aber von geschlossenen Siedlungen großen Stils ver-
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schont: diesem Ausweichen der Goten in den Westen verdankt das Ostreich seine Erhaltung. Drei Generationen wanderten durch die Welt, schreckten sie wie Alarich oder fügten sich als Söldner und Siedler in ihren Rahmen wie unzählige kleinere Gruppen. Aber selbst als dienstwillige Soldaten des Reichs weckten sie das Mißtrauen ihrer Brotherren und fielen Germanenprogromen zum Opfer. Während der Sturmlauf der Westgoten in Spanien zur Ruhe kam, trat die vierte Generation nach Ermanarichs Tod zu Teilen unter Theoderichs Führung den Zug nach Italien an und eroberte sich dort in vier Jahren eine neue Heimat. So saßen um 500 Goten von Südspanien und Süditalien bis in die Krim, in Schweden und in Ostpreußen, aber auch bis an die fernen Ostgrenzen des Reichs, hier dienend, dort in bäuerlicher Einfachheit, anderswo als Herren über gewaltige Länder. Aus der Romania, dem alten Römerreich eine Gothia zu machen, wie einzelne ihrer Führer planten, ist ihnen versagt geblieben. Uberall wirkte aber gotisches Adelsblut noch auf Jahrhunderte hinaus an der Vereinheitlichung Europas mit. Am längsten und sichtbarsten blieb dieser Beitrag in Spanien lebendig, aber in jedem Raum den sie beherrscht haben, kündet die sprachliche Hinterlassenschaft von ihrem Schicksal 177 . Zu den beharrlichsten Wesenszügen der Goten gehört ihre innere Bindung an die Sippe. Dieses Gemeingut indogermanischer Lebensauffassung, vielleicht am eindrucksvollsten im altrömischen Ahnenkult verwirklicht, durchwirkt die gotische Geschichte wie ein roter Faden, mehr wie ein lebendiger Blutstrang, der Ältestes an Jüngstes schließt und im Wechsel der Erscheinungen alles umfaßt, was Fortdauer, Stetigkeit und Bindung verbürgt. Das blutsgebundene Ethos eines ahnenstolzen Adels heiligt alle Hochleistungen wie das tägliche Leben in Reinheit, die selbst die Gegenwart zu zorniger Bewunderung zwingt. Der Amaler Theoderich bewahrt die Erinnerung an seine Ahnen wie lange zuvor die Indogermanen in Griechenland und Rom oder lange nach ihm die Könige des Nordens. Der Geschichtsschreiber bewahrt aus königlichem Wissen die Kette der 24 Ahnen und schreibt die Geschichte des Gotenvolks zur Verherrlichung der größten seiner Geschlechter. Diese Namen, die für uns flüchtig wesenlose Schatten bedeuten, müssen für Theoderich aus dem Wissen seiner Ahnen viel leibhafter, lebensvoller gewesen sein. Um so tragischer berührt nach Theoderich des Großen Tod die rasche Entartung der Dynastie zu einer Verräterclique. Neben der Sippe steht die Gefolgschaft. Auch sie ist gemein-germanisch und offenkundig eine uralte Institution. Hier kommt es auf die Kampfkraft zum Krieg, auf rasche Entscheidung, blitzschnellen Wechsel an. Die Bindung an das heiligste Geschlecht mag sein Versagen, selbst seinen schändlichen Volksverrat eine Weile überdauern. Ist es aber so weit, daß die Einsicht in die Notlage sich durchsetzt, dann ist die Stunde reif für die Wahl eines neuen Gefolgsherrn durch den Willen des Volkes. Aber der Gefolgschaftsgedanke soll nicht Zuflucht in äußerster Not, sondern alltägliche Form eines heroischen Lebens sein. Und nicht nur die ahnenstolzen Führer großer Völker und Stämme, sondern wagemutige Bandenführer in großer Zahl bedienen sich seiner Möglichkeiten. Jeder, der die Kraft in sich fühlt, die anderen mitzureißen, darf, zumal wenn die Voraussetzung edlen Bluts zutrifft, Mittelpunkt einer Gefolgschaft werden und in fernen Ländern Ruhm ernten. Aber auch große Stammesführer erlebten es, daß ihre Gefolgschaft zusammenschmolz und nur der Kern der Getreuen ihr Schicksal bis zum Äußersten teilte. Mit geringem Gefolge kommt der landflüchtige Athanarich an den Kaiserhof von Byzanz, es teilt sein Los bis an seinen Tod. 300 Gefolgsmannen hatte der Gotenfürst Sarus, als er 403 den in Oberitalien kämpfenden Alarich verließ und kaiserlicher Heerführer wurde. Kurz zuvor waren Eriulf und Fravitta Gefolgschaftsführer mit ungleich großem Anhang. Repräsentanten zweier politischer Ziele, des Kampfes um Freundschaft und Feindschaft mit dem Römischen Reich. Jeder der Fürsten hatte seine Gefolgschaft, Fritigern ebenso wie Alarich oder Radagais oder der Westgote Theoderich, der 451 im Kampf mit Attila fiel und von seinen Mannen vom Schlachtfeld getragen wurde. Der jugendliche Alarich durfte an der Maritza einen Überfall auf den Kaiser
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wagen, und Radagais brach mit einem ähnlich zusammengesetzten Kampfbund aus gotischen und sogar nichtgotischen Völkern wie eine Lawine über Italien her, wenn auch die Zahlen der Alten übertrieben sind. So hat auch Theoderich der Ostgote aus den Gefolgsmannen des Vaters und den Freien des Volks 6000 aufgeboten und als seine Gefolgschaft um sich gesammelt, während der andere Theoderich (Strabo) Gotengruppen im römischen Dienst unter seine Botmäßigkeit brachte und den Königstitel erst vom Kaiser erpreßt. Selbst eine königliche Frau wie Amalafrida, Theoderichs des Großen Schwester und Gemahlin des Vandalenkönigs Thrasamund führt eine Gefolgschaft von 6000 Kriegern in ihre neue afrikanische Heimat mit, die der Nachfolger Hilderich zusammen mit der Königinwitwe „wegen Hochverrats" hinschlachten läßt. Es handelte sich also bei der Gefolgschaft um eine ebenso alte wie bedeutsame Einrichtung der germanischen Politik. Ihre Führer werden selbst, wenn es sich um kleinere Scharen handelt, mit Unrecht von den Feinden als Häuptlinge von Räuberbanden bewertet. Siegten sie, so kehrten sie als Helden heim, und starben sie im Kampf, so lebten sie erst recht in den Liedern ihres Volkes fort. Wenn der erprobte Gefolgsherr im Thing nach altem Brauch sich erhebt, die Jungmannen zur alten Gefolgschaft aufruft, die Willigen sich melden, die Unwilligen als Feiglinge gelten, so ist es kein großer Unterschied zur Frage des Theoderich an die Volksversammlung, wer ihm zum Zug in die Ferne folge, und dem Auszug ganzer Volksteile mit ihm. So hat das Gedächtnis des Volks den Namen des Königs Berich bewahrt, der den Seinen die zweite Heimat im Weichselland gab, so auch den Namen des fünften Königs nach ihm, des Filimer, Sohn des Gadarich, der im Thing zum Auszug mit seinen Familien riet und einen „Teil der Goten", wie noch Jordanes sagt, ins Schwarzmeerland führte, wo sie den „ersehnten Boden" fanden 178 . Dann folgt freilich auf einer höheren Ebene Ermanarichs Werk der Vereinigung der Völker Osteuropas unter der Idee der Gefolgschaft, die einzig auf der Schlagkraft seiner persönlichen Gefolgschaft aufbaut. Es gibt nur Unterschiede des Grades, der Intensität, die die engere und weitere Gefolgschaft beherrschen, keine formalen oder gar staatsrechdichen Differenzierungen. Wie die Sippe als Dauer im Wechsel die Ewigkeit des Lebens verbürgt, so stellt die Gefolgschaft das Mittel der politischen Improvisation, der raschen Tat. In seiner Gefährdung und dem raschen Zerfall nach dem Tode des Anführers offenbart sich der dynamische Charakter der echten Kampfgenossenschaft. Auch den Illyrern des Römischen Reichs eignete als Organisationsform seit alter Zeit und aus uraltem Erbgut die Gefolgschaftsform. Ihnen, die seit Jahrhunderten Heimatrecht im Imperium genossen, war es vorbehalten, als neue Herrenschicht das Reich zu retten. In der Mitte des dritten Jahrhunderts, gerade in der Notzeit des Römertums, wurden die Soldatenführer illyrischer Herkunft selbst zu Kaisern, besetzte ihr Anhang die Führerstellen, gewann die hohen Kommanden, die Führung der Provinzen und erdrückte die Civilbeamten durch ihr Ubergewicht. Der Herrscher verpflichtete seither die Heerführer und Beamten zu engster Gefolgschaft. Auch der Illyrer Iustinian war persönlicher Gefolgsherr von „Doryphoren" wie Beiisar und Sittas. Hier wurde die Gefolgschaftsidee des Nordens mit dem südlich — orientalischem Absolutismus uralter Prägung verschmolzen. Gewiß gewann die statische Welt des Südens und mit ihr das hierarchische Denken der Bürokratie in Byzanz immer wieder die Oberhand. Wenn aber die gotischen Söldner in Byzanz sich nicht ganz als Fremde fühlten, wenn selbst im Vernichtungskrieg gegen das Gotenreich Italiens auch abgesehen von Blutsverwandten auf beiden Seiten fast der Eindruck eines Bruderkampfes entsteht, so liegt das nicht zuletzt an der geistigen Brücke, die die Illyrer zwischen Rom und den Germanen schlugen. In kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit diesen Illyrern haben sich die gotischen Großen im Reichsdienst Kenntnisse erarbeitet, die ihren Stammesgenossen bei der Staatengründung auf römischem Boden zustatten kamen. Denn jede freundliche oder feindliche
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Begegnung — das erlauchteste Beispiel ist die Geiselschaft Theoderichs in Byzanz — mußte der Durchdringung der Kulturen förderlich sein. Der Vandale Stilicho, der Gote Gainas, hatten zur Genüge bewiesen, wie vollkommen ein Germane die gewaltige Maschinerie des römischen Verwaltungsapparates zu meistern verstand. Allenthalben haben in jenen Jahrhunderten Germanen ihr Wissen um organisatorische Aufgaben bereichert und vertieft. Aber vielleicht stammt aus diesen Bezirken auch die scheue Achtung, die gerade die Goten allem Rötnischen entgegenbrachten. Nur an der Peripherie des Reichs wagten Männer wie Eurich schon frühzeitig den radikalen Bruch mit dem so oft von den Römern mißbrauchten Föderatverhältnis (476). Damals wurde der souveräne Nachfolgestaat auf Reichsboden geschaffen, der im Sinne des Mittelalters fortschrittlicher war als Theoderichs spätere Schöpfung. Denn hier trat der König als Oberherr auch der Romanen in Erscheinung. Und hier behauptet sich die germanische Gestalt des Staates trotz wesentlich engerer Symbiose mit den Romanen auf Jahrhunderte hinaus. Erst die Romkirche hat hier den Willen Iustinians nachträglich, aber in friedlicher Evolution vollstreckt. Im Jahre 589 sagte sich der Westgotenkönig endlich von den arianischen Dogmen und damit von der Väterart los. Die Kirche war Herrin über das Königtum, als 300 Jahre nach Alarichs Tod die Westgotenherrschaft in den Fluten des islamischen Einbruchs versank (711). Die Differenziertheit gerade der größten Gefolgschaftsführer liegt in ihrem geistigen Standort auf dem römisch-germanischen Spannungsfeld. Ein Theoderich ist in allem anders als der noch heidnische Radagais, der ostgotische Edle, der 405/6 mit seinen völkisch gemischten Scharen in Italien einbrach und an den Höhen von Fiesole vom Heermeister Stilicho vernichtet wurde. Empfanden schon die Zeitgenossen den Unterschied zwischen dem ungezügelten Berserkertum der „schnellen Lanze" Radagais und dem ritterlich feineren Alarich, wieviel größer ist der Abstand zum Gotenkönig, der drei Menschenalter später ganz Italien beherrscht. Dieser ist auch anders als Theoderich Strabo, sein älterer Zeitgenosse und Rivale, der schon von Haus aus weit stärker romanisiert bald für, bald gegen den Kaiser die intrigante Politik eines geborenen Condottiere treibt. Als Söldnerführer und König von Kaisers Gnaden diente er Byzanz als Werkzeug gegen den jungen König von Geblüt. Seit Ermanarichs Tod und dem Untergang seines Werks hatten drei Generationen des ostgotischen Volks den Hunnen gedient. Noch auf dem Zug gegen Westeuropa (451) waren Walamir, Thiudimir, Widimir, die drei königlichen Brüder aus dem Amalergeschlecht, mit ihrem Aufgebot Gefolgsleute des asiatischen Großherrn und Walamir nebst dem Gepidenkönig Ardarich sein Vertrauter. Mit dem jähen Ende Attilas zerbrach im Streit seiner Söhne das Riesenreich und die Fremdherrschaft. Auch die Ostgotenkönige machten sich frei, aber sie ließen Ermanarichs Werk nicht wiedererstehen. War ihr Volk zu zersplittert oder der Gepidenkönig ein zu gefährlicher Nachbar? Asien war noch zu stark in Bewegung und die Zukunft war dunkel. So lehnten sich die Goten an Ostrom an und gewannen als Föderaten Heimatrecht in Pannonien, behaupteten den leichter zu verteidigenden Raum im Winter 455/6 gegen die Söhne Attilas, die ihrer „endaufenen Sklaven" habhaft werden wollten. Die Siegesbotschaft erreichte Thiudimer an dem Tag, an dem sein Sohn Theoderich geboren wurde. So ist Theoderichs Leben schicksalhaft zwischen Attilas Ende und Kaiser Iustinians selbständiges Regiment eingebettet. Schicksalhaft ist aber auch die Verflechtung des großen Geschehens: Ermanarichs Werk im Ostraum zerstörten die Hunnen. Alarich und Radagais bereiteten Theoderich den Weg nach Italien, wo selbst Attila, der Vollender des Werks der Hunnen, erfolglos blieb. Iustinian wird nicht ruhen, bis Theoderichs Reich zertrümmert, sein Gotenvolk vernichtet, aber auch Byzanz entkräftet und verarmt ist. Der Gepidenkönig trat einen Teil der gotischen Erbschaft im Osten an, gewann von Siebenbürgen aus wenigsten die rings vorgelagerten Ebenen, hütete als treuer Bündner das alte Nordostglacis der Römer. Der junge Theoderich wich ihm aus. In 17 Jahren wechselvoller Kämpfe unternahm er nichts zur Rückeroberung des an die Hunnen verlorenen Ost-
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raums. Er verzichtete nicht zuletzt, weil sein Volk viel zu schwach war; dieser Raum verblaßt fast in seinem Weltbild. Die Nachfolger hatten andere Sorgen. So konnte Iustinian ungehindert die Freundschaft mit den Krimgoten pflegen obwohl Gesandte des Hofes in Ravenna, wenn auch unter Schwierigkeiten bis nach Ktesiphon an den Hof des Großkönigs kamen. Theoderich der Große kannte die Balkanlande. Der Zug mit dem Vater gegen Naissus (Nisch) hatte ihn über die Schwierigkeiten des frontalen Stoßes in sie belehrt. Er wich vom Vater ab, griff sie tangential an, indem er Novae (Schistow) und damit einen der wichtigsten Knotenpunkte der Straßen ins Ostreich gewann. Nun folgt auf Jahre hinaus das Tauziehen mit dem Kaiser und dem anderen Theoderich in einem Dreieck der Kräfte, dessen Seiten dank blitzschnell wechselnden Bündnissen immer wieder zusammenklappen. Mit 28 Jahren bewilligt man dem jungen Amaler den Triumph und eine Reiterstatue in Byzanz. Nach neuem Zerwürfnis rückt Theoderich 487 vor Byzanz und hält den Lebensfaden des Ostreichs in der Hand. Freiwillig verzichtet er, den Kaiser zu stürzen, den Traum Athaulfs im Osten zu verwirklichen. Er ist Realist genug, um zu wissen, daß der Goten Kraft nie ausreichen wird, um Byzanz in eine Gothia zu verwandeln. Er verzichtet auf zwecklose Zerstörung, geht aber im Auftrag des Kaisers und als König seines Volkes nach Italien, um dort den Feind seines Geschlechts, Odoaker, aufzustöbern und die Herrschaft über den verwaisten Westen an sich zu reißen. Er wußte, daß die Balkanhalbinsel sein Volk in zusammenhanglose kleine Räume zerstreut hätte. Während die ihr vorgelagerten größeren Räume ebenso sehr von Asien her wie von den germanischen Mitbewerbern, namentlich den Gepiden, gefährdet waren. Dagegen bot die Ebene der Lombardei nicht nur fruchtbarsten Boden und natürlichen Reichtum aller Art, sondern sie war dank Alpenwall und Appeninen leicht zu verteidigen und sicherte als die Akropolis Italiens ihren Besitzern die Vorherrschaft in der wesdichen Mittelmeerwelt. Theoderich war also nicht feige, wenn er in das Gebiet des scheinbar geringsten Widerstandes auswich. Seine Erfahrungen hatten ihn besonnen gemacht. Er wählte den Weg, der sich ihm bot, und packte das Glück beim Schöpf. Theoderich war eben kein Radagais, der wie eine „schnelle Lanze" vorwärtsbrauste, er war als Heerführer Stratege und als Politiker Staatsmann genug, um sein Wissen von den Dingen fruchtbar zu machen. Und er kannte nicht nur die Organisation des oströmischen und damit auch des weströmischen Reichs, sondern er wußte zweifellos von den politischen Erfolgen der Vandalen in Afrika, der westgotischen Verwandten in Spanien. Auch das mußte ihn mit auf den Westweg locken. Odoaker selbst bot ihm allen Anlaß zu Haß. Der Skire marschierte über die Donau gegen die Rugier, schlug sie, nahm ihren König gefangen und ließ diesen und seine Gemahlin in Italien hinrichten. Er wiederholte 488 den Zug und vertrieb den Sohn des Ermordeten, der entkam und von Theoderich in Novae Schutz und Rache erflehte. Das war für Theoderich Anlaß genug, die alte Fehde zwischen Amalern und Skiren aufleben zu lassen. Hier war er über alle rationale Politik hinaus urtümlich Germane. Im Herbst 488 rief der magister militum Kaiser Zenos und König der Goten im Volksthing zur Gefolgschaft auf. Er zog als germanischer Heerkönig aus, als Führer einer Völkerschaft von weit über 100 000 Köpfen, worauf auch die erheblich mehr als 100 Ortsnamen Italiens weisen, die noch heute von Siedlungen gotischer Gruppen zeugen 179 . Und da es um eine kriegerische Auseinandersetzung ging, waren von dieser Masse wohl eher ein gutes Drittel als ein Viertel waffengewohnte Krieger. Nach schwerer Winternot im armen Gebirge, stürmte Theoderich persönlich die Gepidenstellung, schlug Odowakar am Isonzo und in der sagenberühmten Rabenschlacht von Verona. Nicht anders als später der lichte Totila schmückte er sich nach Germanenart zum Waffengang prächtig wie zum Fest. Seitdem kannte ihn Europa als Dietrich von Bern. Aber noch bis 493 hält sich Odowakar in der sumpfgeschützten Feste Ravenna. Theoderich schließt mit ihm Frieden durch Vertrag, aber bald flammt das germanische Berserkertum auf, die Gesetze der Blutrache durchbrechen die christliche Gesittung. Theoderich stößt Odowakar persönlich das Schwert in den Leib, entlädt seinen Haß und Ekel in den Worten: „Nicht einmal Knochen scheint dieser Schurke zu haben." E r läßt die
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Leiche des Gestürzten im Judenfriedhof verscharren. So beginnt seine Herrschaft in Italien mit einem Mord wie sie mit dem Mord an Symmachus und Boethius endet. Zwischen diesen düsteren Polen lag aber die leuchtende Bewährung des Mannes, der „dem Namen nach ein König, den Taten nach ein wahrhafter Kaiser war." Theoderich gab den Seinen Land. Ihre Ansiedlung erfolgte in erheblicher Dichte im Gebiet zwischen den Alpen und dem Po, gedrängt vom Tessin bis zum Oglio, westlich und östlich von diesen in weitem Ausschwärmen bis in die Alpentäler, in den Westappenin und an die Riviera, in sehr loser Streuung auf der Halbinsel an den äußeren Hängen des Appenin, aber auch in seinen Längstälern, in Picenum und Samnium, nur spärlich im äußersten Süden und Sizilien und Sardinien. Auch in Dalmatien und Istrien, bis ins Savetal und nach Pannonien wurden im Lauf der Zeit Siedlungen vorgetrieben. Die Normen, nach denen überall auf dem Reichsboden Germanen Land empfangen hatten, galten auch hier. Unter der Verantwortung des höchsten Zivilbeamten Italiens gab die (römische) Siedlungskommission den freien Goten, jedem nach seinem Rang und Stand, ein Drittel der Güter römischer Besitzer mit ihren Hintersassen, Sklaven, Vieh und Geräten. Dem König fielen die Güter Odowakars anheim, aus denen er für besondere Verdienste weiter Anteile verschenkte. Der Adel erhielt seine Lose von den Gütern der Großen, die freien Mannen von denen der mitderen Besitzer. Es scheint ohne wesentliche Härten abgegangen zu sein, wenn auch einzelne Große wie Theodahad später ein skrupelloses Bauernlegen begannen. Die Verteilung des Siegervolkes über den italienischen Raum führte unweigerlich zu einer Schwächung der alten Sippenordnung, öffnete dem Einfluß des Südens eine weitere Tür. Ein rationales Musterungssystem wurde Grundlage für den Aufbau der Heeresverbände, wirkte auf die Verteilung der Tausendschaften über die Grenzbezirke, die nur Militärbezirke sein konnten, und die zu sichernden Binnenlandschaften. Im Kriegsfall wurden Verbände in erforderlicher Stärke unter besonderen Oberführern eingesetzt, die der König ernannte. Die Familien der Dienstpflichtigen erhielten Unterstützung in Form von „Königsgeschenken" und Verpflegungsgeldern. Hier kreuzen sich südliche Formen mit solchen des Nordens, wenn der König die Geschenke aus seinem Hort nach Verdienst gestuft persönlich verteilte. Wenn er auch keinen Feldzug mehr persönlich führt, überwacht der König bis an sein Ende das Heerwesen, leitet die Ausbildung und mahnt zur Rücksichtnahme auf die römische Bevölkerung. Der Appell der Tausendschaften von Picenum und Samnium vor dem greisen König wurde so zum förmlichen Königsgericht (comitatus) über die Leistungen der Gefolgschaft. Und doch haben sein Heil, seine Macht ihn längst über Menschenmassen und alte Abhängigkeit vom Thing erhoben. Er allein ist jetzt die Stimme des Volks, die im alten Thing sprach, der absolute Herrscher, wie die Zeit und der Raum ihn fordern. So ähnelt seine Stellung trotz der germanischen Wurzeln der des römischen Kaisers, der ebenfalls absolut ist, vor dem es nur bedingungslosen Gehorsam oder den äußersten Fall: Revolution und Absetzung gibt. Unter den Nachfolgern sollte diese Gefahrenklausel Bedeutung erhalten, die Volksversammlung zur Wahlversammlung werden. Die Parellele zum oströmischen Senat bei offener Nachfolge liegt auf der Hand. Wie alle Germanenfuhrer, die ihre Völker auf römischem Boden ansiedelten, mußte sich auch Theoderich um eine völkerverbindende und völkervereinheitlichende Politik bemühen. Immer wieder mahnte er in den von Cassiodorus redigierten Erlassen zur Besonnenheit und Mäßigung. Nichtdestoweniger galt der Grundsatz, daß Goten nur von Goten regiert werden und auch die Römer von Goten zumindest indirekt zu überwachen sind. In Rom hat der Gote Arigern die Aufsicht über die Behörden. In ganz Italien bemühen sich gotische Beamte um die Aufgaben des civilen Dienstes. Theoderich versichert dem Kaiser, er habe in Byzanz gelernt, wie man nach dem Grundsatz der Billigkeit Römern befehlen könne. Er versichert fast devot seine Achtung vor Senat und Kaisergesetzen. Nicht Theoderich sondern Iustinian hat den altehrwürdigen Konsulat und die damit verbundene Jahreszählung abgeschafft. Wie
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a) Haidra. Die byzantinische Zitadelle, Östliche Seite.
b) Beja (— Vaga, in der Proconsularis), Tunesien. Türme der byzantinischen Stadtmauer.
1. Einleitung. Geschichte der Goten
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hat er Rom beschenkt und verschönt, wie hat Rom ihn gefeiert, als er das Dreißigjahrfest seiner Regierung beging. Er hütete selbst sinnlose Traditionen und der stockkonservative Prokop vermerkt voller Freude, daß die Chargen des längst verflosssenen weströmischen Hofstaats von Theoderich ihre gesetzlichen Pensionen erhielten. Dem Streben nach Ausgleich entspringt des Königs geflügeltes Wort: „ Wer ein schlechter Römer ist, möchte gern ein guter Gote werden, wer ein schlechter Gote, gern ein guter Römer." So weist er einen Priester zurück, der sich durch Glaubenswechsel einschmeicheln will: „Wie kann mir treu sein, wer seinem Gott die Treue nicht hält?" In dem Frieden, den er Italien schenkte, mochte er wohl den Gedanken hegen, daß auch die Romani eines Tages zur Gefolgschaft reif werden. So regierte Theoderich als der Statthalter eines Kaisers, der ihn durch Waffenleihe als Sohn anerkannt, in den Kreis der Freunde aufgenommen, ihm das Heermeisteramt und den Patriciat gegeben und ihm für den Fall des Sieges über Odowakar die Stellvertretung zugestanden hat, „bis er ankomme". Und weder Zeno noch sein Nachfolger waren gekommen, um diesen Vorbehalt zu erfüllen. Sollte Theoderich sich ewig als Beamter und Reichsverweser nach dem Muster des Stilicho und Odowakar fühlen? Seine Erlasse beweisen, daß er die zahllosen Titel und Ämter stolz überging, sich als Größerer fühlte, lediglich in Schreiben an den Senat und die Synode der Bischöfe in Rom durch den Namen Flavius seine verwandtschafdiche Verbundenheit mit dem Kaiser betonte. Er nannte sich THEODERICUS REX, blieb für seine Goten thiudareiks, der Führer des Volks und Schatzspender. Und den im Süden seit einem Jahrtausend verfemten Königstitel trug er durch Geblüt und Kür. Daneben war es der Kanzlei unbenommen, ihm kaiserliche Titel wie Imperator, Princeps, Sieger über die Völker und andere Floskeln zuzuerkennen. Den Augustustitel hat sich Theoderich aber konsequent verbeten und damit auch den leisesten Anschein, als strebe er nach Usurpation und Tyrannis, vermieden. Andererseits forderte er von Byzanz den Kaiserornat zurück, den Odowakar dorthin gesandt hatte, erhielt ihn 439 nach langen Verhandlungen und legte ihn, wie gut bezeugt ist, auch an. Die absolute Gewalt besaß er ohnehin. Aber er verschmähte die Residenz des Cäsar und Augustus, regierte in der Stadt seines Sieges Ravenna und erbaute hier seine neue Pfalz mit seiner herrlichen Kirche. Theoderich verzichtete auf die absolute und universale Kaiseridee. Er ließ die Dinge reifen und glaubte, er könne warten. So hat er die Nachfolge geordnet, den Edeln Eutharich, seinen Schwiegersohn, mit Zustimmung des Kaisers als Thronfolger und Platzhalter für den Enkel Athalarich ersehen. Der rätselhafte Tod des Erkorenen ließ den Bau zusammenstürzen und weckte Gegenkräfte, denn im Osten begannen lustin und Iustinian mit ihrer Politik der Einkreisung. In diesen letzten überschatteten Jahren reißt der Gegensatz zum Papsttum und Senat, also zu den römischen Italern, schärfer auf und werden die ersten Risse im Gebäude der hegemonialen Außenpolitik sichtbar. Theoderich wollte kein neuer Cäsar und Alexander sein. Er war kein Imperialist, der in Räumen und Massen denkt, und er hatte nicht wie Ermanarich die chaotischen Völker der skytischen Steppen vor sich. Seine Sorge galt dem alten Kulturland Italien und seinen römischen wie gotischen Bewohnern. Der Sicherung dieses Lebenskerns galt sein hegemoniales Bemühen. Er hat mit außenpolitischen Ratschlägen an seine germanischen Nachbarn nicht gespart und immer vertrat er die Lehre von der Mäßigung. So schreibt er Chlodwig nach dessen Frankensieg: „Es soll genügen, daß jener König mit dem Ubermut seines Volkes gefallen ist; es soll genügen, daß dieses menschenreiche Volk teils durch das Schwert, teils durch Knechtschaft unterjocht ist. Denn wenn Du mit den übrigen kämpfst, glaube nicht schon alle besiegt zu haben. Vernimm den in solchen Dingen Erfahrenen! Jene Kriege sind mir glücklich ausgegangen, die mit gemessenem Ziel durchgeführt worden sind. Denn der siegt ständig, der alles zu mäßigen versteht; holdes Gelingen schmeichelt doch eher jenen, die nicht von zu großer Strenge starren.. ," 1 8 0 . Wer Theoderichs Politik im westlichen Mittel-
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meer würdigt, muß zugestehen, daß seine Kanzlei im Brief an Chlodwig nicht in leeres Wortgeldingel verfallen ist. Im hegemonialen Gedanken Theoderichs vermählt sich der Gefolgschaftsgedanke des gleichwohl auf tönernen Füßen ruhenden Riesenreichs des Ermanarich mit dem seiner imperialistischen Verfänglichkeit beraubten Friedensgedanken des Augustus. Der beste unter den Germanenfürsten seiner Zeit wird zum Vorkämpfer der Völkerverständigung. Ein hohes Bemühen, daß gleichwohl wie alles Gotenwerk zum Scheitern verurteilt war. Die Friedenspolitik war nicht zuletzt eine Heiratspolitik. Schon 493 heiratete Theoderich in zweiter Ehe des Frankenkönigs Chlodwig Schwester Audefleda. Und es ging ihm da nicht um Rache an den Burgunden, wohl aber um den Koloss Gallien, der die Akropolis Italiens überschattete. Denn bald nach Beginn des Jahres 494 besiegelte er einen Bundesvertrag mit dem Burgundenkönig Gundobad durch die Ehe seiner Tochter (erster Ehe) Ariagni — Ostrogotho mit dem Königssohn Sigismund, regte er wohl auch die Ehe zwischen Chlodwig und der burgundischen Prinzessin Chlothilde an, deren Erstgeborener Theoderich genannt wurde. Gleichzeitig erhielt der Westgotenkönig Alarich II., Eurichs Sohn, seine andere Tochter Thiudigoto zur Ehe und wenig später führte er dem Vandalenkönig Thrasamund seine leibliche Schwester Amalafrida zu und überließ ihm als Morgengabe den Brückenkopf Lilybaion in Westsizilien. Noch um 510 sandte er dem Thüringerkönig Herminafrid Amalafridas Tochter Amalaberga als Gemahlin 181 . Und da er im Brief an Thrasamund von Nichten schreibt, die er auf Bitten der Könige ihnen gegeben habe, darf man vermuten, daß noch weitere Familienmitglieder politisch verheiratet wurden. Auch von der Adoption durch Waffenleihe wurde reichlich Gebrauch gemacht, so beim König Rodulf der Ostheruler in der wesdichen Slowakei. Theoderich hat die „Familie der Könige", die im Ostreich leere Phrase war, zur politischen Realität erhoben. Seine moralische Führerschaft übertraf noch den Glanz seines Heldennamens und es war kein Wunder, daß selbst die Aisten in Litauen ihm noch gegen Ende seiner Regierung eine Gesandtschaft schickten 182 . Jahrelang hörte man fast nichts von Kriegen Theoderichs. Erst 504 kam es zu einem Grenzstreit mit den Gepiden, der die Beziehungen zu Byzanz in Mideidenschaft zu ziehen drohte. 505 vernichteten die Langobarden die mit den Goten befreundeten Ostheruler. Sie wurden nun Nachbarn der Goten und haben später ebenso wie die Franken deren Not im eigenen Interesse ausgenützt. Theoderich beobachtet den hemmungslosen Sturmlauf Chlodwigs mit Sorge und gebietet ihm endlich Halt, um die verfahrenen Verhältnisse in Spanien und der Provence neu zu ordnen. Chlodwigs früher Tod macht seine Neidingstat, die Zerstörung der germanischen Handlungseinheit auf dem Boden des Westreichs, nicht mehr rückgängig. Äußerlich stieg Theoderich so hoch wie nie. Von Spanien bis Südosteuropa verehrte man ihn als Gefolgschaftsherrn. Aber seine Hoffnungen auf friedliche Zusammenarbeit hatten getrogen. An Chlodwigs Verrat zerbrach Theoderichs Nordsüdachse der europäischen Politik. So brach' nach bestem Einvernehmen auch der Zwist mit dem Ostreich wieder auf. Leichte Unstimmigkeiten gegen Ende des Anastasios verwandelten sich in die bedenkliche Verschleppungspolitik des Iustinos. Die Anfänge schienen freilich vielversprechend. Aber bald stellte sich heraus, welch ein Danaergeschenk die Kircheneinigung für den Westen war. In Afrika und Italien wiegelten geschickte Propagandisten das Volk gegen die Regierung auf. Inzwischen erschütterten Eutharichs Tod und der Verlust von Burgund an die Franken Theoderichs Zuversicht. Aus Mißtrauen und Furcht auf der einen, schlechtem Gewissen auf der anderen Seite entstanden die Differenzen mit dem Senat. Boethius und Symmachus büßten, vermudich persönlich schuldlos, mit ihrem Leben. Die schlimmsten Sturmzeichen kamen aus Afrika, wo der Schwächling Hilderich das Steuer auf den Kurs von Byzanz herumriß und mit Theoderichs Schwester die ganze Gotenpartei in Blut erstickte. Theoderich rüstete zum Krieg, entschloß sich endlich und offenbar improvisiert zum Bau einer
2. Kirchenpolitik Ostroms
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Flotte, starb aber bevor die Kampfhandlungen begannen. Bis zuletzt hatte der König sich für die vom Zeloten lustin verfolgten Arianer eingesetzt, den Papst als Gesandten gebraucht und bei der Rückkehr unwillig verhaften lassen, weil dieser, ohne von Ravenna ermächtigt zu sein, den Kaiser des Ostreichs gekrönt hatte. Als Theoderich starb, umtobte ihn der Haß, den er vom treulosesten Volk erntete, nachdem er 37 lange Jahre Frieden und Ruhe, den Segen eines wohlgeordneten Regiments an dieses verschwendet hatte. Selbst seine Ruhe im Grabmal von Ravenna hat es später noch gestört. Theoderich blieb ihm fremd, der Barbar, der Gottesfeind und Ketzerkönig. 2. Die aggressive
Kirchenpolitik
Ostroms.
Amalaswintha
und
Theodahad
Theoderich blieb bis zum Ende Gote, Germane. Noch zuletzt hat er im Beisein seines der „Grafen und Ersten seines Volks" seinen Enkel Athalarich, Amalaswinthas und Eutharichs kaum zehnjährigen Sohn, als Erben seines Königstums eingesetzt, damit „durch die Nachfolge des Blutes seines Geschlcchts" seine Heilskraft in seinem Volke weiterwirke. Er ließ in Ravenna Goten und Romaiun auf diesen vereidigen. Und Jordanes berichtet, er habe seinen Getreuen als letzten Willen \ erkündet, sie „sollten den König hegen, Senat und Volk Roms lieben und den Kaiser des Osten immer versöhnt und gnädig haben." 183 Mit diesen letzten Worten glaubte er seinem Werk ewige Dauer zu sichern, glaubte die moralischen Kräfte des Sippen- und Gefolgschaftsgedankens für immer zum Segen seines Volkes zu verbinden. Ahnte er nicht, daß dem Fanatiker Iustinian, von dessen Wirken im Hintergrund er seit Jahren wußte, das Gedeihen Italiens nichts, der Sieg eines Prinzips alles galt? Wußte er nicht, daß sein dynastischer Sippengedanke die Gegenwelt des Südens kalt ließ? Daß der Mythos vom besten Blut einer uradligen Sippe, der noch zu des Augustus Zeiten auch römische Gemüter in seinen Bann gezogen hatte, in gehässiger Interpretation zur Erbmonarchie und erblichen Tyrannis entstellt werden mußte? Und wußte er nicht, daß das Denken der Gegenwelt längst von seiner eigenen Familie Besitz ergriffen hatte, ihre Mitglieder innerlich zu faulen Nutznießern des Sippengedankens und Usurpatoren der Gefolgschaftsidee entwürdigen würde? Daß die Keime der Entfremdung vom angestammten Wesen gerade bei den Führenden tief genug eingebettet lagen, um von innen heraus ihren Charakter hoffnungslos zu zersetzen? Theoderich kann manches geahnt haben, aber er ging seinen Weg zuende und tat seine Pflicht für die Zukunft, die ihm ein Höherer gnädig verhüllte. Wehe dem Staat, dessen König ein Kind ist! Aber den Goten wurde noch mehr aufgebürdet. Für den jungen Athalarich regierte seine Mutter Amalaswintha. Auf den größten unter allen germanischen Helden folgte eine Frau. Der Vorgang schlug aller Überlieferung ins Gesicht. Tacitus, ein Bewunderer der Germanen, bemerkt mit Verachtung für solche Degeneration, daß der entlegene Stamm der Sitones ein Weiberregiment duldet 184 . Amalaswintha, die Regentin und spätere Königin wurde die erste Herrscherin germanischer Nation. Und gerade sie war römisch ausgerichtet. Als bewußte Vertreterin einer neuen Generation und geborene Mittlerin zwischen Norden und Süden, fühlte sie sich berufen, das Hauptgewicht auf rasche Assimilation der Goten durch die römische Umwelt zu legen. Ihre Außenpolitik brach abrupt mit Theoderichs Grundsätzen und jeder Selbstachtung eines autonomen Staatswesens. Zumal in staatsrechtlich so labiler Lage, die jeder Intervention Handhaben in Fülle bot, mußte diese Politik der Schwäche katastrophale Folgen zeitigen und nicht nur das Ostreich sondern alle Nachbarn Italiens zur Aufgabe der Theoderich auch im Alter gewährten Achtung verleiten. Wir sahen wie Iustinian zu Lebzeiten des Oheims Zug um Zug sein Netz der Einkreisung, schon zur Zeit seines Wirkens als „graue Eminenz" die Fäden zog, dann als Alleinherrscher systematisch den Osten sicherte, mit den Persern einen „ewigen" Frieden Schloß und schließlich den Sprung nach Westen wagte, das Vandalenreich im raschen Zupak-
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ken vernichtete. Amalaswintha zeigte unmittelbar nach dem Tode Theoderichs die Thronbesteigung Athalarichs und die eigene Regentschaft auf dem üblichen diplomatischen Wege aber in unwürdig serviler Form an. Sofort war zu spüren, daß es dieser Frau gleichgültig war, welchen Preis sie für die Gewogenheit des Ostkaisers zahlen mußte 1 8 5 . Eine Innenpolitik nach solchem Muster wäre nur um den Preis der Selbstaufgabe möglich gewesen. So weit waren die Dinge aber noch nicht gediehen. Theoderichs Tod hatte zwar die Lage entspannt, die kühnsten Hoffnungen der römisch gesinnten Kreise erfüllt. Doch dürfte schon gegen Ende 527 das Revirement erfolgt sein, das gotisch gesinnte Minister an die Spitze der Verwaltung brachte 186 . Der neue Prätorianerpräfekt Avienus, ebenso Opilion (comes sacrarum largitionum) und sein Bruder Cyprianus (magister officiorum) waren für ihre antibyzantinische Einstellung bekannt. Cyprianus, der in der Boethiuskrise dem König sekundiert hatte, erhielt überdies die Patriciuswürde. Dem Papsttum gegenüber lenkte Amalawintha in eine Politk ein, „die beflissen um Gunst warb, wo der große Theoderich mit ruhiger Kraft Gnade gewährt hatte" 187 . Durch das königliche Reskript von 527/8 wurde der Papst zum einzigen Richter über den römischen Klerus. Allerdings regierte noch der „auf Befehl des Königs Theoderich" 1 8 8 ordinierte Papst Felix IV. (12. VIII. 526-20. X. 530). Er zeigte sich für das Entgegenkommen dankbar, indem er seinerseits ohne Befragung von Klerus und Volk einen Nachfolger designierte. Es war der romanisierte Gote Bonifatius II. (22. IX. 530 — X. 532), der sich sofort mit dem von der Mehrheit der Presbyter erhobenen Gegenpapst Dioscor, offenbar einem bedingungslosen Anhänger der Zusammenarbeit mit Byzanz, auseinanderzusetzen hatte. Dioscor starb schon nach drei Wochen (14. X. 530), doch hatte der Zwischenfall zur Genüge gezeigt, auf welcher Seite die Sympathien der Stadtrömer waren. Zwar ließen sich die schismatischen Kleriker zur Unterzeichnung einer nachträglichen Verdammung Dioscors bereitfinden, doch erlitt der Papst, als er versuchte den progotischen Diakon Vigilius zum Nachfolger zu designieren, nach anfanglichem Erfolg eine vernichtende Niederlage. Der Beschluß einer vom Papst inspirierten Synode wurde auf Betreiben des Senats von einer zweiten Synode zurückgezogen und mußte vom Papst wohl oder übel bestätigt werden. Damit war man in der Frage der Nachfolgerdesignation zum Standpunkt des Senatsbeschlusses aus den Tagen Dioscors, des letzten auf weströmischem überlieferten Boden, zurückgekehrt. Dieser Triumph des senatorischen Standpunktes war nur möglich, weil die Regierung von Ravenna den gotenfreundlich gesinnten Papst plötzlich im Stich ließ. Der Streit zwischen Amalaswintha und den gotischen Nationalisten um die Erziehung des Thronfolgers hatte die Grundsätze der Innenpolitik mit denen der schon längst defaitistischen Außenpolitk endgültig zur Deckung gebracht. Der Tod des Papstes brachte neue Kämpfe um die Nachfolge, aus denen abermals der Günstling der gotischen Regierung siegreich hervorging. Trotz des heftigen Wahlkampfes, bei dem es zu Straßenunruhen kam, erzielte man schließlich Einigung. Der Kurs Amalaswinthas konnte selbst die fanatischsten Römlinge nicht zum Schisma reizen. Sieger war Mercurius, Titelpresbyter von S. demente, der als Papst den unverfänglicheren Namen Iohannes II. annahm (2. I. 533 8. V. 535). Bald sollte sich zeigen, daß die immer chaotischere Politik Ravennas von den Männern der eigenen Wahl keinen Gebrauch mehr zu machen verstand. Überblickt man die Lage am Vorabend des Gotenkrieges, so erscheint das Jahr 534 als ein Epochenjahr. Es besiegelt den Zusamenbruch der politischen Konzeption Theoderichs und bedeutet eine entscheidende Etappe der Anschauungen Chlodwigs. Der große Franke und seine Nachfolger erledigten einen Verbündeten Theoderichs nach dem anderen. Um die Jahrhundertwende waren die Alemannen seinen Waffen erlegen. In der Krise von 507/8 verloren die Westgoten den größten Teil ihrer gallischen Besitzungen. Die Heirat Chlodwigs mit der burgundischen Prinzessin Chrodechilde hatte zwar Freundschaft und Bündnis mit Theoderich bedeutet, fügt sich aber nur zu gut den geheimsten Absichten der Franken ein. Der Übertritt zum katholischen Christentum sicherte ihnen die Freundschaft aller Romanen
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und wird nach dem Tode des schismatischen Kaisers Anastasios als Damoklesschwert eines kommenden Zweifrontenkrieges über den Goten hängen. Aber selbst unter Anastasios gelingt es Chlodwig, die Auszeichnung mit dem Ehrenkonsulat zu erhalten. Nach seinem Tode wurde das Reich unter die vier Söhne geteilt, doch blieb die Gemeinsamkeit des politischen Handelns erhalten. Auseinandersetzungen mit Nordgermanen und ständige Vorstöße gegen Thüringer und Burgunder folgten. Nach Theoderichs Tode fielen die letzten Fesseln der Rücksichtnahme auf die gotische Hegemonie über die Germanenwelt. Thüringen und die westgotische Gascogne (Aquitania I) wurden 531 von den Franken einverleibt. Die gotische Regierung schaute untätig zu. Theuderich ließ den gefangenen Thüringerkönig Herminifred ermorden. Dessen Gemahlin, Theoderichs Nichte Amalaberga, entkam mit knapper Not nach Italien (532) 189 . Im Epochenjahr 534 glückte den Franken die endgültige Einverleibung des Burgunderreichs, den Oströmern die Vernichtung der Vandalenherrschaft in Afrika. 532 hatte der Angriff der vereinigten Truppen Childeberts und Chlotars gegen die Burgunder begonnen. Amalaswintha ließ damals nur die Truppen der gotischen Provence verstärken und gab Burgund das Gebiet um Durance und Isere zurück. Die Eindringlinge belagerten Autun und vernichteten das Heer König Godomars, der zum Entsatz eilte. Zwei Jahre später (534) fiel die Stadt und die fränkischen Herrscher einschließlich Theudeberts teilten das Land unter sich auf. Wenn Amalaswintha der Vernichtung des altberühmten Burgunderreichs, dem als Pufferzone zwischen Franken und Goten unschätzbare Bedeutung für die Sicherheit Italiens zukam, untätig zuschaute, so bewahrte sie beim Untergang der Vandalen eine schon mehr als wohlwollend zu nennende Neutralität zugunsten Ostroms, leistete in Sizilien sogar wichtige Handlangerdienste für die Truppen Beiisars. Die gotische Nationalpartei hat sich wohl kaum durch den dynastischen Gesichtspunkt der Rache an den Mördern der Schwester Theoderichs über die tatsächliche Byzanzangehörigkeit Amalaswinthas hinwegtäuschen lassen 190 . Denn diese Rache war ja in Wirklichkeit von Gelimer und seiner Vandalischen Nationalpartei längst vollzogen worden. Der Schuldige schmachtete im Kerker und Gelimer selbst ließ ihn noch bevor Beiisar eingreifen konnte, mitsamt seiner Sippe ins Jenseits befördern. Im Schicksalsjahr der Germanen vollzog sich, ohne daß ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Ereignissen bestehen dürfte, die Vernichtung zweier mächtiger Reiche arianischen Glaubens. Byzanz gewann die entscheidende Ausgangsstellung zur militärischen Einkreisung Italiens von Afrika und dem Vandalischen Inselbogen aus. Die Franken gewannen mit Burgund den Anreiz zum Griff nach der Provence und damit auch zur Einmischung in Italien. Theudebert hatte sich noch vor dem Tode seines Vaters Theuderich I. mit der langobardischen Prinzessin verlobt. Die Ehe besiegelte eine politische Freundschaft, die den Goten noch schweres Kopfzerbrechen bereiten sollte, um so mehr als die Langobarden in vortrefflichem Einvernehmen mit den Gepiden standen. Gegen den Widerstand dieser Erbfeinde der Goten, die seit deren Abzug aus Pannonien die Hauptstraße von Konstantinopel nach Italien beherrschten, hatte Theoderich 488 den Ubergang beim Birnbaumer Wald erzwungen. Er entriß ihnen 504 Sirmium und Pannonia II. Amalaswinthas schwächliche Außenpolitik forderte sie 530 zu erneutem Angriff heraus, der unter Führung des späteren Königs Witichis abgeschlagen wurde 191 . Bei dieser Gelegenheit wurde die oströmische Stadt Gratiana vorübergehend besetzt und man konnte überdies nicht verhindern, daß dem Reich durch Plünderungen seitens der geschlagenen Gepiden und Heruler Schaden zugefügt wurde. Trotz Amalaswinthas unterwürfiger Haltung ließ sich die Angelegenheit nicht endgültig bereinigen. Vielleicht darf man einen Zusammenhang zwischen der leichten Versteifung der ravennatischen Haltung beim erwähnten Ministerschub und der „Antwort" des Reichs mittels der Gepiden und des Gegenpapstes Dioscor erblicken. Die Ereignisse von 531/32 zeigen mit der Desavouierung des gotenfreundlichen Papstes durch seine eigenen Auftragge-
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ber nur zu deutlich, daß die Sprache Iustinians verstanden wurde. Immer unheimlicher zeichnete sich am Horizont der Politk Ravennas sowohl von Ostrom wie von Großgermanien her die aufziehende Gewitterfront ab. Im Jahr der Vernichtung des Vandalenreiches beschränkte sich Iustinian nicht auf die kriegerischen Handlungen. Die Eroberung von Nordafrika, Sardinien, Korsika und den Balearen Schloß den Todesring um das Ostgotenreich von Italien. Die gleichzeitige Geheimdiplomatie und Kirchenpolitik diente keinem anderen Zweck als der Vorbereitung des längst geplanten Krieges gegen die Ostgoten. Es war kein Zufall, daß gerade in diesem Jahr der bald nach der Thronbesteigung Iustins vollzogene Anschluß an das Papsttum erneuert und wiederum enger gestaltet wurde. Die separat geführten Geheimverhandlungen mit Amalaswintha und ihrem späteren Nachfolger Theodahad verliehen jener alten Klausel Kaiser Zenos von der Dauer der gotischen Vollmacht „bis er ankomme" neue Realität. Der Byzantiner drohte nicht nur zu kommen, er wurde von einer verblendenten Dynastie gerufen. Es war nicht zu leugnen, Iustinians Angriffskrieg gegen den Westen lief auf vollen Touren. Die Erfüllungspolitk der Regentin hatte schon längst das Mißtrauen der gotischen Großen geweckt. Mit Entsetzen erlebten sie, wie der geschichtliche Gegensatz zwischen Römern und Germanen das eigene Volk zu spalten begann. Die Kluft zwischen der Dynastie und der militärischen Führung vertiefte sich von Tag zu Tag. Die Gegensätze führten bei einem belanglosen Zwischenfall der Erziehung Athalarichs zur Revolte 192 . Amalaswintha war nach dem gewiß nicht übertreibenden Cassiodors dreier Sprachen mächtig, verstand sich auf Lateinisch und Griechisch ebenso so sicher auszudrücken wie in der gotischen Muttersprache 1 9 3 . Damit besaß sie das Vorrecht der zweiten Generation, den Schlüssel zu den geistigen Schätzen des Südens. Ihr Bildungserlebnis ähnelt dem des glücklicheren Nebenbuhlers Iustinian. Sie besaß seine rasche Auffassungsgabe und natürliche Intelligenz, stand aber mit ihrem Wissen in ihrem Volk allein. Denn Theoderich hatte zwar der Tochter, nicht aber den Massen seiner Krieger gestattet bei den Alten in die Schule zu gehen. So stieß die rascher Gereifte mit den gotischen Haudegen tragisch zusammen. Bei ruhiger Herrschaft von nur einem Menschenalter hätte sie zweifellos den Grund zur engültigen Zivilisierung des hochbegabten Gotenstammes gelegt, um so mehr als die Kenntnis der lateinischen Vulgärsprache bereits nach Italien mitgebracht wurde. Ihr Scheitern hat sie freilich durch nationale Unzuverlässigkeit selbst verschuldet. Der Schrecken, der die Gefolgschaft der geheiligten Amalerdynastie angesichts des Zusammenbruchs der gotischen Außenpolitk packte, war begreiflich. War es ein Wunder, daß sie im fremdländischen Wesen der Tochter Theoderichs die Wurzel allen Übels sahen? Als der Knabe eines Tages weinend der Rute seiner Mutter entfloh, rebellierten sie offen, erzwangen sich Gehör und sprachen der Regentin ihre Mißbilligung der Erziehungsgrundsätze aus. Hatte nicht der große Theoderich das Wunschland gewonnen, ohne durch die Klippschule gegangen zu sein? Hatte er den Goten nicht ausdrücklich höhere Bildung untersagt? Die wackeren Heerführer glaubten das Übel an der Wurzel zu packen, wenn sie Rückkehr zur germanischen Einfachheit forderten. Ihr Rezept lautete nach berühmtem Muster: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen. Amalaswintha gab nach und setzte das römerfreundliche Dreierkollegium, das die Erziehung ihres Sohnes überwachte, ab. Athalarich verbrachte von nun an seine Jugend unter Soldaten und gleichaltrigen Kameraden. In lustiger Gesellschaft vergeudete er seine Kraft, wurde siech und starb als Achtzehnjähriger am 2. Oktober 534. Amalaswintha vergaß den Anführern der Revolte ihre Niederlage nicht. Unter militärischen Vorwänden ließ sie die drei Bedeutendsten einzeln in Grenzorte versetzen und bereitete mit Hilfe ergebener Werkzeuge den tödlichen Schlag vor (ca. 532). Für den Fall des Mißüngens oder eines Aufstandes trat sie jedoch mit Iustinian in geheime Unterhandlungen und bat um Zuflucht in der Hauptstadt
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des Ostreichs 194 . Der Kaiser erkannte, daß hier die endgültige Trennung der gotischen Regierung von ihrem Volk und im Bedarfsfall ein bequemer Kriegsgrund in Aussicht stand. Er erfüllte Amalaswinthas Bitte und ließ ihr als Zwischenstation einen Palast in Durazzo herrichten. Die Regentin sandte ein Schiff mit 400 Zentenarien Gold voraus, verbot aber dem Kommandanten, auszuladen, bevor sie selbst in Durazzo eintreffe. Insgeheim hoffte sie ihre Stellung doch noch einmal zu festigen: Die Häupter der Unzufriedenen mußten fallen. Wider Erwarten glückte der Mord. Die gotische Nationalpartei war überrumpelt und wagte keinen Widerspruch. Amalaswintha ließ ihren Fluchtplan fallen und beorderte das Schiff aus Durazzo zurück 1 9 5 . Die Ernennung Cassiodors zum Prätorianerpräfekten (Sommer 533) gab dem Triumph der Regentin sichtbaren Ausdruck. Der erste Stilist der Zeit sollte, wenn auch selbst ohne politische Linie, dem extremen Kurs in Richtung Byzanz, Senat und Rom-Kirche seinen Griffel leihen. So war es kein Wunder, daß die römerfreundlichen Maßnahmen sich überstürzten. Vom Gesetz über die Niederschlagung der Papstwahlschulden der Kirche über die Wiederbesetzung des Konsulamts bis zu den Rhetorengehältern und der Ersetzung des gotischen patricius praesentalis durch einen Römer und dem „Edikt des Athalarich" gegen die Ubergriffe gotischer Großgrundbesitzer und zahllose ähnliche Maßnahmen erstrecken sich die Bemühungen der Regierung in dieser Richtung 196 . Iustinian wartete vergeblich auf die Nachricht von der Ankunft der gotischen Regentin in Durazzo. Er beschloß, zu handeln. Ohnehin erforderte die kirchenpolitische Lage einen Vorstoß des Reichs. Im Sommer 533 trafen die Bischöfe Demetrius von Phiüppi und Hypatius von Ephesus als Überbringer eines vom 6. Juni datierten Briefes des Kaisers an den Papst in Rom ein. Aller Wahrscheinlichkeit nach reiste Alexandras, der politische Gesandte des Kaisers, schon damals mit ihnen. Die Darstellung Prokops ist hier außerordendich widerspruchsvoll. Man spürt auf Schritt und Tritt seine Unsicherheit beim Bericht über die Vorgeschichte des Gotenkrieges. Kein Wunder, denn er befand sich im Gefolge Beiisars und anschließend Solomons in Afrika, mußte sich also für Italien auf Nachrichten aus zweiter Hand verlassen. Überdies besaß der Gesandte Petros, der Alexandras bald ablösen sollte, dank seiner Dienststellung das Monopol einer freilich tendenziös entstellten Berichterstattung. Prokop verrät sogar in der Geheimgeschichte seine Abhängigkeit vom Nachrichtenmaterial dieses ihm zutiefst verhaßten Diplomaten. Der Senator Alexandras ließ die beiden Bischöfe in Rom zurück und begab sich an den Hof von Ravenna. Er sollte hier Amalaswintha und die gotischen Nationalisten beobachten, was er, wie sein mindestens bis zum 25. III. 534 ausgedehnter Aufenthalt beweist, gründlich besorgte. Zunächst wird er Amalaswintha das Befremden Iustinians über die Verzögerung ihrer Abreise zum Ausdruck gebracht haben, natürlich in freundschaftlicher Form, da die Flucht seiner gotischen Parteigängerin durchaus nicht im Interesse Iustinians lag. Solange der Vandalenkrieg nicht endgültig abgeschlossen war, kam eine Kriegserklärung an die Goten nicht in Frage. Die Flucht mußte aber die Nationalistenpartei an die Macht bringen, da es dem Reich zum Vorteil gereichte, wenn die Regentin so lange wie möglich ihre Stellung hielt. Der offizielle Auftrag des Gesandten lautete auf Protest gegen verschiedene unfreundliche Handlungen der gotischen Regierung. Vermutlich verwechselt der Gewährsmann Prokops hier die von Alexandras 533 geführten Verhandlungen mit denen von 534. Nach Prokop überreichte Alexandras in der öffentlichen Audienz ein Schreiben Iustinians, das Herausgabe von Lilybaion, Auslieferung von 10 bulgarischen Überläufern und Sühne für die im Gepidenkrieg vorgekommenen Übergriffe gegen die oströmische Stadt Gratiane verlangte. Beiisar hat erst nach der Schlacht bei Tricamarum (Mitte Dezenber 533) die Räumung von Lilybaion verlangt und Iustinian über die Absage des gotischen Kommandanten Bericht erstattet. Die Frage Lilybaion kann aber in Ravenna frühestens Februar 534 auf der Tagesordnung gestanden haben, so daß Prokop in seinem erfundenen Brief die über dreiviertel Jahre sich erstrekkende diplomatische Tätigkeit des Gesandten zusammengedrängt haben muß. Lilybaion wird
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Gegenstand einer nachträglichen Instruktion Iustinians an Alexandras gewesen sein. Laufende Berichterstattung und Erteilung neuer Direktiven versteht sich bei einer so langdauernden Gesandtschaft von selbst 197 . Amalaswintha behandelte die Streitpunkte als geringfügig und bezeichnete die Achtung der Integrität Siziliens als eine sehr bescheidene Erkenntlichkeit des Reiches für die wohlwollende Nichtkriegführung der Goten beim byzantinischen Angriff auf das benachbarte Vandalenreich. Ihre Antwort an Iustinian gipfelte in der Feststellung, daß Ostrom seine afrikanischen Erfolge nur der Haltung des gotischen Staates verdanke. So versuchte die Regentin mit vorsichtigen Formulierungen weder den Kaiser noch die gotischen Nationalisten vor den Kopf zu stoßen. Dagegen versprach sie, sofern wir Prokop Glauben schenken dürfen, dem Gesandten in geheimer Audienz, daß sie dem Kaiser ganz Italien in die Hände liefern wolle. Die Zusage dürfte freilich, wie der Präzedenzfall Durazzo und die spätere Zusammenarbeit mit Theodahad beweisen, nur für den Fall eines Sieges der Nationalisten gegolten haben. So weit hatte sich die Hüterin der dynastischen Uberlieferung von den Wortführern der gotischen Tradition entfernt. Volk und Dynastie schienen für immer gespalten. Unterdessen hatten sich die Bischöfe in Rom ihrer Mission entledigt. Prokop erwähnt das, weigert sich aber mit einer kurzen programmatischen Auslassung, auf den Unfug des christlichen Dogmengezänkes näher einzugehen 198 . So aufschlußreich das für seine persönliche Haltung sein mag, so ist doch nicht zu verkennen, daß er hier aus weltanschaulicher Voreingenommenheit entscheidende Kräfte des politischen Lebens seiner Zeit übersieht. Freilich nicht aus Unkenntnis, sondern vielmehr, um mit bitteren Bemerkungen, die sich durch das ganze Werk ziehen, immer wieder die unfruchtbare politisch- religiöse Phantastik des Kaisers zu treffen. Zweifellos war die Fühlungnahme Iustinians mit dem Papst von nicht geringerer Bedeutung als der Auftrag des Alexander. Der Senator hatte an Ort und Stelle den Stand der diplomatischen Kriegsvorbereitungen zu prüfen, die Bischöfe überbrachten dagegen das Dokument, das den engültigen kirchenpolitischen Unterbau der westlichen Angriffpläne darstellte 199 . Iohannes II. gehörte zwar noch zu den von der gotischen Regierung designierten Päpsten, doch stand hinter der Signatur Athalarichs 200 der Wille seiner Mutter, und ohnehin war das Papsttum durch nichts mit den arianischen Goten, durch alles mit dem orthodoxen Kaiserreich verbunden. Wie bereits das erste Kirchengesetz Iustians vom Jahre 527 die Linie des Hormisdasfriedens vom Jahre 519 fortsetzte 201 , so war das nächste Gesetz, das am 15. 3. 533 erging, ein staadiches Glaubensdekret, das die Besprechung zwischen je sechs monophysitischen und chalkedonensischen Bischöfen im Sinne des Chalkedonense autoritativ abschloß 202 . Der Kaiser nahm zwar die vom Papst Hormisdas seiner Zeit abgelehnte theopaschitische Formel, die Christi Leiden als göttliches Leiden deutet, in den Text auf, wußte aber, was er Iohannes II. zumuten konnte. Die Bischöfe Hypatius von Ephesus und Demetrius von Philippi 203 , die als Gesandte nach Rom gingen, waren Teilnehmer des erwähnten Religionsgespräches. Sie überbrachten ein Schreiben 204 vom 6. VI. 533, in dem sich Iustinian auf den Boden der durch sein Gesetz geschaffenen Tatsachen stellte, dem Papst aber so ungewöhnliche Ehre bezeigte, daß der äußere Glanz der neu anerkannten Stellung des apostolischen Stuhles, das eigenmächtige Vorgehen in dem alten theopaschitischen Streitpunkt bei weitem überstrahlte. Iustinian versicherte dem „römischen Erzbischof und Patriarchen, daß er dem apostolischen Stuhl und ihm selbst alle Ehre erweisen wolle. Schon immer war es sein Bestreben, so fährt er fort, die Union zu fördern und über den Status der heiligen Kirchen Gottes zu wachen: „Wir haben geeilt, alle Bischöfe des gesamten orientalischen Bereichs dem Stuhl Eurer Heiligkeit zu unterwerfen." Dem Papst wird ferner zugestanden, daß er nicht nur in Streitfällen angerufen, sondern auch über klare, unumstrittene Angelegenheiten, also praktisch über die gesamten laufenden Geschäfte der Ostkirche informiert wird, denn „er ist das Haupt aller
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heiligen Kirchen". Iustinians Einheitspropaganda bedient sich also schon hier des Wortes Union (unire), das seit der endgültigen Kirchentrennung bis zum heutigen Tage das Gespräch zwischen Ost- und Westkirche beherrscht. Es bestand zwar innerhalb der Dreiergesandtschaft des Jahres 533 die selbstverständliche Arbeitsteilung, die dem Senator Alexander die politischen Angelegenheiten zuwies, doch waren auch die Bischöfe, obwohl geduldete Gäste der gotischen Regierung, viel zu tief von den politischen Pikanterien ihres Auftrags durchdrungen, um dem hochverräterischen Anliegen des toskanischen Großgrundbesitzers Theodahad ihre Anteilnahme zu versagen 205 . Dieser entartete Neffe Theoderichs hielt sich zwar als eifriger Neuplatoniker von den politischen Geschäften und dem Waffenhandwerk fern, entwickelte sich aber zu einem Kapitalisten und Latifundienbesitzer von so teuflischer Raffgier, daß Prokop angewidert das sprachliche Handwerkszeug seiner Geheimgeschichte anwendet, um die Verdorbenheit des selbstsüchtigen Schwächlings zu bezeichnen 2 0 6 . Fast das ganze Tuskien befand sich in der Hand dieses Mannes, der nun mit dem Angebot auftrat, er wolle für sehr viel Geld und einen Platz im Senat seine Besitzungen unter die Oberhoheit des Kaisers stellen und sich selbst künftig in Konstantinopel aufhalten. Der Papst antwortete dem Kaiser erst unter dem 25. III. 534. Die lange Pause kann dogmatische Ursachen haben. Selbst das unvermeidliche Minimum an Rücksichtnahme auf die Monophysiten mußte beim römischen Klerus Anstoß erregen. Andererseits entschied sich in der Zwischenzeit das Schicksal des Vandalenreichs. Der Gedanke der Vereinigung von Osten und Westen hatte den letzten Rest akademischen Staubes abgestreift und beherrschte die Tagespolitik. So spricht der Papst in seinem Schreiben zwar vom rechten Glauben des Fürsten und der wahren Religion, denkt aber nicht daran, den allerchrisdichsten Kaiser schulmeistern zu wollen. Die Vernichtung der Arianerkirche, die ungeteilte Rückkehr der Heimat eines Terentius und Augustinus unter die Herrschaft des Papsttums mußten schwerer wiegen als alle Differenzen im eigenen Lager. Und da die gotischen Neigungen des Papstes bisher von Seiten der Hauptbeteiligten nur wenig Förderung erfahren hatten, ließ er den Dingen ihren Lauf und steuerte sein Schiff auf oströmischen Kurs. Das Recht zur Einmischung in die orientalischen Angelegenheiten verlockte dem machtbewußten Klerus Roms ohnehin mehr als das Glück Italien im Zeichen der amalischen Toleranzpolitik. So stimmt der Weltherrscher im Reich des Glaubens seine Antwort ganz auf den Ton Iustinians. D e r römische Universalist nimmt seinen weltlichen Bahnbrecher beim Wort: „Unter den rühmenden Lobsprüchen auf Euer Gnaden glänzt, Allerchristüchster der Fürsten, reiner als Sternenlicht, daß ihr aus Liebe zum Glauben und Streben zur Liebe, unterrichtet in den kirchlichen Wissenschaften, die Ehrfurcht vor dem römischen Stuhl bewahrt und ihm alle unterwerft und in seine Einheit hineinführt. Zu dessen Stifter, das ist zum ersten Apostel, vom Herrn gesagt ist: „Weide meine Schafe". Daß er wahrhaftig das H a u p t a l l e r K i r c h e n ist, erklären die Regeln der Väter und die Gesetze der Kaiser und bezeugen die Verlautbarungen Eurer ehrwürdigsten Pietät" 2 0 7 . Nach dem Stand der innerpolitischen Machtverhältnisse war ein so ungeschminktes Bekenntnis noch verfrüht, und ein Rückschlag konnte selbst in dem ziellos dahintreibenden Gotenreich nicht ausbleiben. Amalaswintha schwieg zwar, ließ aber zu, daß ravennatische Regierungskreise, darunter Cassiodor, sich über den unmittelbaren Abschluß zwischen Rom und Byzanz beschwerten. Der Papst entschuldigte die Vernachlässigung der Landesregierung mit angeblichem Zeitmangel, gab eine vorläufige Erklärung über die Verhandlungsgegenstände heraus und versprach baldige Mitteilung des verdächtigten Briefwechsels im vollen Wortlaut. Da Iohannes II. bald starb, erübrigte sich das und die Angelegenheit geriet nicht zuletzt unter dem Eindruck des unglücklichen Ausgangs der Amalerdynastie in Vergessenheit 2 0 8 .
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Bei den Senatoren und Großgrundbesitzern Italiens herrschte Alarmzustand. Jeder Tag konnte das Ende Athalarichs bringen. Wird dann der Anhang der ermordeten Gotenführer die Macht an sich reißen? Das bedeutet scharfen Kurs. Vielleicht wird es dann aus sein mit der römerfreundlichen Amalerpolitik, denn wie soll eine schwache Frau und sei sie noch so begabt, die längst zur Weißglut gereizten Goten beschwichtigen? Nichts wird sie vor der Blutrache der drei ihrer Häupter beraubten Geschlechter retten. Wenn die Extremisten siegen, sind sie imstande, die Frage der Bodenverteilung neu aufzurollen. Am 2. Oktober 534 endet das Siechtum Athalarichs mit seinem Tod 2 0 9 . Wie zu erwarten strafft Amalaswintha die Zügel der Macht, läßt sich sofort zur Königin ausrufen. Immer noch stärkt sie der Gedanke an das rettende Exil im Palast von Durazzo. Aber wird sie es rechtzeitig erreichen, wenn der Aufstand der Verschworenen losbricht? Ein anderes Mittel muß gefunden werden, um die schwankende Regentschaft in ein festgegründetes Königtum zu verwandeln. Die Männer des Senats haben dieses Mittel längs bereit und drängen beim letzten Atemzug Athalarichs auf unverzügliche Anwendung. Sie halten den landgierigen Römüng Theodahad, der sich mit seiner Platonlektüre brüstet, für einen Gesinnungsgenossen, vertrauen darauf, daß der Neffe Theoderichs seinen Namen hergibt, um die Dynastie und damit die alte amalische Vermitdungspolitik zu retten 210 . Mag er ganz Tuscien an sich reißen, er wird immerhin leichter zu lenken sein als ein von der Volksversammlung gewählter Heerkönig. Vielleicht lassen sich die Goten vom Sippengedanken verleiten, selbst einem weniger volkstümlichen Mitglied der Dynastie die Treue zu halten. Amalaswintha wird nicht zuletzt auf Theodahads Abscheu vor militärischen Dingen, seiner Bequemlichkeit und völlige Unpopularität ihre Hoffnung gegründet haben, daß sie auch in Zukunft die Macht allein ausüben werde. Sie ließ Theodahad unmittelbar nach dem Tode ihres Sohnes zu geheimer Besprechung kommen und bemühte sich zunächst um Beilegung ihres noch nicht bereinigten Konflikts mit dem Großgrundbesitzer. Die Erklärung für die scharfen Maßregeln, die sie ihm gibt, bestätigt wiederum, daß der Plan der Senatoren nicht über Nacht kam. Sie hätte (nicht anders als Theoderich, so darf man ergänzen) ihren Vetter scharf angepackt, um ihn und die Dynastie von den ewigen Vorwürfen wegen seiner landräuberischen Ubergriffe durch rasche Buße ein für allemal reinzuwaschen. Im Bewußtsein seiner Entlastung dürfe er jetzt den angetragenen Königstitel mit gutem Gewissen annehmen 2 1 1 . Amalaswintha scheint sich über die zahllosen Beleidigungen, die ihr Angebot enthielt, nicht im klaren gewesen zu sein. Oder sie nahm Theodahad, der sich immerhin als Letzter der Amaler fühlen konnte, nicht ernst. So krönte sie ihr psychologisch nicht besonders glückliches Vorgehen mit der schwersten Zumutung: Theodahad mußte sich eidlich verpflichten, nur nominell zu regieren, so daß machtpolitisch alles beim alten blieb 212 . Amalaswintha handelte wie gesagt nicht aus eigenem Antrieb, sondern ließ sich auf Betreiben des Senats zu den Konzessionen an ihren Vetter herbei, um ihre eigene Stellung zu retten. Berücksichtigt man noch, daß Theodahad verheiratet war 2 1 3 , seine Frau in ein merkwürdiges Zwielicht kommen mußte, so fällt es nicht schwer, sich den „Streit der Küniginne" auszumalen. Die Frauen haben in der gotischen Geschichte noch oft eine schicksalsschwere Rolle gespielt. Witichis verdankt seinen Untergang wohl nicht zuletzt der stolzen Amalerin Mathaswintha. Der Nachfolger Ildibad verlor Reich und Leben durch den Hochmut seiner Gemahlin. In den Frauen tobten die urtümlichen Leidenschaften germanischer Frühzeit noch ungebrochen, eine Frau sollte den Schwächling Theodahad zu politischen Manövern hinreißen, von denen er sich auf seinem Tusculum nicht hatte träumen lassen. Da der Tod des jungen Königs noch unerwartet gekommen war, handelten alle Beteiligten blitzschnell. Schon am Tage nach Amalaswinthas Thronbesteigung traf Theodahad in Ravenna ein und wurde nach erfolgreichem Abschluß der Besprechung zum König ausgerufen 2 1 4 . Amalaswintha glaubte ihn durch die neue Würde für immer versöhnt zu haben und erwies ihm nach außen hin alle Ehren, die einem Mitregenten zustehen. Als solchen spricht
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sie ihn im Schreiben an den Senat ausdrücklich an, hebt den „vereinigten Ratschluß" hervor und erhofft vom Schicksal ersprießliche Zusammenarbeit gleichwie die Sterne sich vereinigen, um mit ihrem Licht die Nacht zu erhellen. Nur leise klingt ein schulmeisterlicher Ton an, wenn sie den Teilhaber der Gewalt an seine einstmals geübte Selbstbeherrschung, also immerhin an die bewußte Zurechtweisung, erinnert 215 . Im Brief an Iustinian, der erst nach Erledigung sämdicher Formalitäten abging — zweifellos eine beabsichtigte Verzögerung, die das Souveränitätsrecht der Amalerdynastie unterstreichen soll - betont sie nicht nur die Doppelherrschaft, sondern erwähnt Theodahads philosophische Bildung und versichert, daß sie vom Rat eines Weisen besonderen Trost erhoffe. Sie bittet um Frieden und spielt auf ihr spezielles Vertrauensverhältnis zu Iustinian an, verweist im übrigen auf die mündlichen Nachrichten, die der Gesandte zu überbringen hat. Der Brief enthält also nur offizielle Phrasen, während für die wahren Anliegen die Methoden der Geheimdiplomatie bevorzugt wurden 2 1 6 . Ein doppeltes Königtum war nach germanischem Recht unerhört, während in Byzanz der Doppelprinzipat nicht nur zu den ältesten staatsrechdichen Formen zählte, sondern soeben durch die Zusammenarbeit Iustinians mit seiner Gemahlin von neuem verwirklicht wurde. Auch das spricht dafür, daß die Initiative vom Senat ausging und kennzeichnet die Romanisierung des dynastischen Denkens der Amaler. Im Besitz der Königswürde vergaß Theodahad, daß jede politische Gruppe, mit der er sich einließ, ihn, der für die Goten ein Römling, für die Römer immerhin ein Gote war, nur als das kleinere Übel in Kauf nehmen würde. Der Mann trieb mit den Urhebern seiner Erhöhung ein bedenkenloses Spiel und so geschah das Unfaßbare: Theodahad Schloß mit der gotischen Nationalistengruppe ein Zweckbündnis, ließ den Senat im Stich und überantwortete Amalaswintha der Rache ihrer Todfeinde. (Mitte Dez. 534?) Der Staatstreich gelang auf Anhieb. Die ebenso zahlreichen wie angesehenen Verschworenen rissen die Macht über Ravenna an sich, töteten einige der engsten politischen Freunde der Königin und nahmen diese selbst in Haft. Höchstwahrscheinlich wurde Amalaswintha nicht sofort nach der Festung im Bolsener See abtransportiert, sondern mehrere Monate im Königspalast zu Ravenna gefangen gehalten 217 . Jetzt richteten sich aller Augen in Furcht und Hoffnung auf Iustinian. In seiner Hand lag die Entscheidung über das Schicksal Amalaswinthas, die mit der Frage Frieden oder Krieg untrennbar verknüpft schien. Die Gesandten waren bereits in Byzanz eingetroffen. (Sept 534?) Alexandras berichtete über das geheime Anerbieten Amalaswinthas, die Bischöfe Demetrios und Hypatios brachten die frohe Botschaft vom Verrat des damaligen Privatmannes Theodahad. Iustinian geriet in Entzücken über den doppelten Beweis für die Brüchigkeit der Amalerdynastie, beorderte aber seltsamerweise nicht den so verdienten Alexandras zum zweitenmal nach Italien, sondern bestimmte hierzu einen aus Saloniki gebürtigen Rhetor des persönlichen Gefolges seiner Gemahlin mit Namen Petras. Dieser Mann, dessen literarische Hinterlassenschaft nicht minder als die Zeugnisse der Zeitgenossen für seine außergewöhnlichen diplomatischen Fähigkeiten spricht, verdankt dem verbrecherischen Vorspiel des Gotenkrieges seinen nie mehr angezweifelten Platz in der großen Politik. Hinter ihm steht Theodora als die große Gegenspielerin der gotischen Frauen aus königlichem Geschlecht 218 . Petras reiste sofort nach Italien. (Nov. 534?) Er sollte im Auftrag Iustinians ein Abkommen mit Theodahad über Toskana schließen und sich durch eidliche Zusage der strengsten Diskretion versichern. Mit Amalaswintha hatte er insgeheim eine Vereinbarung über das Schicksal Italiens zu treffen, also wohl Verbindlichkeit der bisherigen Zusagen zu verlangen. Wenn von beiderseitigem Nutzen die Rede ist, so deckte sich freilich mit der Sache Iustinians die römische Staatsraison, während es für Amalaswintha nur um ihr persönliches Schicksal ging. Der offizielle Auftrag des Gesandten betraf nicht anders als der seines Vorgängers
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Lilybaion und die bekannten Streitfragen. Unterwegs traf Petros die Gesandten der Amalaswintha, die mit einiger Verspätung sowohl Athalarichs T o d als ihre eigene und Theodahads Thronbesteigung offiziell bekanntgeben sollten. Als sich Petros in Aulona nach Italien einschiffen wollte, traf er eine weitere Gesandtschaft, bestehend aus Liberius, dem Prätorianerpräfekten Galliens, und Opilion, dem gleichgesinnten Bruder des in den Augen der Oströmer durch seine Haltung bei der Affäre Boethius schwer belasteten magister officiorum Cyprianus 2 1 9 . Theodahad hatte diese hohen Würdenträger mit einigen anderen Senatoren abgeordnet, um Iustinian versöhnlich zu stimmen. Sie sollten nicht nur anzeigen, was sich in Ravenna ereignet hatte, sondern vor allem den Kaiser zu überzeugen suchen, daß es Amalaswintha vorzüglich gehe. Eine schriftliche Erklärung diesen Inhalts hatte man der hohen Gefangenen erpreßt. Während die Gesandtschaft der Königin Petros vielleicht keine Neuigkeiten mitgeteilt hatte, da die Nachricht von der Doppelregierung vermutlich schon durch halbamtliche Personen oder Privatleute Konstantinopel erreicht hatte, bedeutete das, was er jetzt erfuhr, allerdings eine Überraschung und warf seine sämdichen Instruktionen über den Haufen. E r verzichtete daher auf die Weiterreise und blieb in Aulona, um neue Befehle Iustinians und, nicht zu vergessen, seiner wahren Auftraggeberin Theodora, abzuwarten (Dez. 534?). Als Theodahads Gesandte bei H o f e erschienen, ((an. 535?) endedigte sich Opilion seiner Verpflichtungen in der erwarteten Weise. Wenn er nach Worten Prokops versichert, daß Amalaswintha kein Unrecht geschehen sei, so heißt das natürlich nicht, er hätte verschwiegen, daß sie ihrer königlichen Würde und der persönlichen Freiheit beraubt war. Wenn auch Theodahad in diesem Augenblick noch Wert darauf legt, die gute Behandlung zu betonen, die sie genießt, enthält die zumindest indirekte Feststellung ihrer Schuld (wem durch Einkerkerung kein Unrecht geschieht, der ist eben schuldig) bereits die Begründung für das Äußerste, das da kommen wird. D e r Gesandte Liberius, dem man bei H o f e die Ehren eines Prätorianerpräfekten des Ostens erwies, stellte sich dagegen sofort auf die Seite der Byzantiner und prangerte Theodahads Verhalten gegen die rechtmäßige Königin mit der schonungslosen Schärfe an, die in der grausam enttäuschten G r u p p e der Senatoren und katholischen Kleriker gang und gäbe war. E r machte sich zum Sprecher jener oströmisch eingestellten Italer, die auf Theodahad ihre teils wirtschafdichen, teils kirchenpolitischen Hoffnungen gesetzt hatten und jetzt ihren Haß gegen den unverbesserlichen Verräter, der selbst seine Komplizen verriet, nicht mehr zügeln konnten. Der alte Prätorianerpräfekt Theoderichs des Großen scheute sich nicht, künftig als Minister und selbst Heerführer in Reichsdiensten gegen die Goten zu wirken. Opilion dürfte die Rückreise allein angetreten haben. Laut Prokop reagierte Iustinian ausgesprochen unfreundlich. E r richtete an Amalaswintha ein Schreiben, in dem er versicherte, daß er sich bis zum Äußersten für sie einsetzen werde. Petros erhielt Order dieses Schreiben nicht als vertraulich zu behandeln sondern Theodahad und allen Goten zur Kenntnis zu bringen. Schon hier stockt man unwillkürlich. L a g in der Intervention des Kaiseres nicht das Todesurteil Amalaswinthas beschlossen? Jetzt mußte selbst der D ü m m s t e sehen, mit wem sie es hielt, wer sich für sie einsetzte. Wäre es ihm mit der Rettung Amalaswinthas ernst gewesen, hätte er diese Frage nicht veröffentlicht, sondern geheim verhandelt und nicht gedroht, sondern Versprechungen gemacht. Was hier vermutlich erstrebt und bestimmt erreicht wurde, war nicht die Rettung, sondern die physische Vernichtung der Exkönigin und vor allem die geschickte mise en scene eines Krieges. Obwohl Prokop seine Nachrichten jedenfalls dem Gesandtschaftsbericht des Petros entnimmt, hat er die Apologie des von ihm zutiefst verachteten Höflings und Werkzeugs einer Theodora mit unmerklichem Kunstgriff in ein Belastungszeugnis verwandelt. E r schreibt: „Als Petros in Italien ankam, geschah Amalaswintha, daß sie aus der Mitte der Menschen entrückt wurde." Kurze Sätze, die solche unheilvollen Koinzidenzen berichten, erläutert er gewöhnlich in der Geheimgeschichte. So auch hier 2 2 0 . Schon beim ersten Auftauchen des
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Plans von der Übersiedlung der Gotenkönigin nach Byzanz habe Theodora aufgehorcht. In der ganzen Welt rühmte man Schöheit, Temperament und Bildung der einstigen Gemahlin Eutharichs. Sollte sich Theodora vor Kaiser und Volk neben einer Königin von uraltem Amalerblut zum Vergleich stellen? Mußte die walkürenhafte Tochter Dietrichs von B e r n mit ihrer angeborenen Majestät, ihrem kriegerischen Feuer und dem mächtigen Eindruck ihrer Persönlichkeit nicht die bleiche untersetzte Orientalin an die Wand drücken? Prokop jedenfalls ist überzeugt, daß Theodora schon hinter der Wahl ihres Vertrauensmannes Petras zum alleinigen Gesandten steckt. Sie könnte ihm entweder persönlich oder später durch Boten (beim Abgang der Instruktionen Iustinians nach Aulona) aufgetragen haben, der möglichen Rivalin mit allen Mitteln nach dem L e b e n zu trachten 2 2 1 . Zahlreiche Indizien im diplomatischen Schriftwechsel zwischen Byzanz und Ravenna sprechen für die Wahrheit der Unterstellungen Prokops. Lediglich der Ablauf der Ereignisse ist etwas verschoben entweder aus Streben nach Kürze oder (wahrscheinlicher) infolge Abhängigkeit von einem apologisierenden Gesandtschaftsbericht. E r spricht nur von einer einzigen Reise des Gesandten, währen der Schriftwechsel eindeutig beweist, daß zwei Reisen unternommen wurden. I m Interesse des Gesandten lag es, die Dinge so darzustellen, als ob alles Wesentliche sich bereits vor seiner Ankunft in Italien abgespielt hätte. Wir sahen schon, daß Prokop auf diese harmlose Geschichte eine ziemlich gesalzene Pointe setzt. Wichtiger ist jedoch die Aussage jener insgesamt sechs Briefe, die von Theodahad an Iustinian und Theodora, von seiner Gattin Gudeliva an Theodora gerichtet wurden. D i e Anfange der beiden ersten dieser Schreiben lassen keinen Zweifel darüber, daß Iustinian anders als Prokop will, keineswegs nur unfreundliche Worte für Theodahad gefunden hat. E s handelt sich um eine zustimmende Äußerung zur „ E r h ö h u n g " Theodahads, die theoretisch schon von den Gesandten der Amalaswintha oder Opilion, praktisch aber nur von Petras nach Ravenna überbracht sein kann. D e n n Amalaswinthas Gesandte waren nach Absetzung der Königin hilflose Privatpersonen, während Opilion gewiß als letzter für die Übermittlung einer B o t schaft oder gar vertraulicher Mitteilungen in Frage kam. Mit Petros als Träger ergibt sich jedoch sofort eine, wenn auch unverbindliche, Zustimmung Iustinians zum Stand der Dinge in Italien. Seine Instruktionen entstammen (was übrigens auch bei Opilion der Fall wäre) aus einer Zeit, da Iustinian über den Staatstreich unterrichtet war. D e r B r i e f Iustinians an Amalaswintha wird hierdurch resdos entwertet. Seine positiven Möglichkeiten werden annuliert, seine negativen Wirkungen bleiben dagegen bestehen. So erscheint gerade dieser „Schutzbrief' als das Todesurteil über Amalaswintha und als das eindrucksvollste Denkmal der doppelzüngigen Vorkriegspolitik Iustinians. Oder war es die Politik der Theodora? D e r Eingang des Schreibens an sie bestätigt mit noch weit überschwenglicheren Worten zu welchem Dank sich Theodahad verpflichtet fühlt. T h e o d o r a wünscht — für dieses Verhalten haben wir noch mehr Beipiele — über alle Vorgänge noch früher als ihr Gemahl unterrichtet zu werden 2 2 2 . Wir erfahren auf das Bestimmteste, selbst wenn man wunschgeborene Übertreibungen abzieht, daß sie sich als Vermittlerin angeboten und große Versprechungen gemacht hat. Petras wird als Mann ihres Gefolges bezeichnet und ebenso wie die Kaiserin mit faustdicken Schmeicheleien bedacht. D a s Zeugnis der Geheimgeschichte und die Analogie so mancher Vorgänge aus der Kirchenpolitik des Zeitalters lassen keine andere Möglichkeit: Theodora steht als Drahtzieherin über allem. Sie lenkt die Marionetten im Vorspiel der Tragödie. Und wieder treiben sie das alte Doppelspiel. Iustinian droht mit der Rechten, streichelt mit der Linken. Theodora scheint jeweils das Gegenteil zu tun. Unentrinnbar treiben sie, im letzten wohl einig, ihre Gegner zu Paaren. D a s erste O p f e r ist Amalaswintha. D e r gotische „Philosoph" Theodahad läßt sich als Werkzeug zu ihrer Vernichtung mißbrauchen. Die Stimme seines Herrn in Byzanz raubt ihm die wichtigste jener Tugenden, die er im geliebten Piaton las, aber nicht lebte: die Besonnenheit. E r weiß, daß noch lange nicht alles in Ordnung
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ist, daß Kaiser, Senat und Papst wie ein Todesdreieck unheilkündender Gestirne am Himmel hängen. Aber was heißt das schon, solange Amalaswintha wie ein Komet noch im Untergang den Horizont beherrscht. Diese Frau, der er seine tiefsten Demütigungen verdankt. Die Tochter des Helden, die dem maßlosen Raffer genau so hart wie der Vater auf die Finger schlug. Was hat er von ihr zu erwarten, wenn sie wieder frei wird, gar die Gunst eines Großen gewinnt? Sie muß fort. Das raunt das Gewissen, das raunen nicht, nein, das brüllen jetzt die Stimmen der Empörung im Volk, allen voran die Familien der drei Ermordeten, denen er die Alleinherrschaft verdankt. Wie wäre das — sich an die Spitze der Besten zu setzen, den Beifall der Großen und Starken, der gerecht und gewaltig Zürnenden listig erhäschen für hündische Neidingstat zur Rettung der eigenen Haut. Der Verräter lacht hektisch und reibt sich die Hände. Er fühlt sich geborgen im Schutz der Krieger seines Volks, die er morgen ans Ausland verkaufen wird. Und ein Wehr geht hoch, das Wildwassern den Weg wehrte. Eines Tages wird in Ravenna ein Tor aufgetan. Schwergewaffnete geleiten einen gespenstischen Zug nach Süden, setzen über den Appenin, machen halt am Bolsener See. Charons Nachen führt die Todgeweihte in die zinnenstarrende Inselburg. Nach wenigen Tagen feiern die rächenden Geister ein Freudenfest. Nüchtern berichtet ein amdiches Communique: in balneo strangulata est (Mai 535?). Die größte Frau der Goten im Bade erwürgt zur Freude zweier Frauen: der Gemahlin eines Iustinian und der Einbläserin eines Theodahad, Königin der Goten, Gudeliva. Kein Grab, kein Lied. Die Tochter Dietrichs von Bern hat sich von ihrem Volk gelöst. Sie starb den verdienten Verrätertod und muß doch als Märtyrerin eines Versuchs zur Vereinigung des unvereinbaren verehrt werden. Die Frau des gotischen Helden und römischen Konsuls, die mit dem Bürgerrecht begabte Gemahlin des römischen Bürgers Flavius Eutharicus Cillica verdient nicht Verachtung sondern bewunderndes Mitleid 223 . Sie stand am Kreuzweg zweier Welten und Kulturen. Sie hat versucht, den Bogen ihres gewaltigen Vaters zu spannen, germanischer Urkraft neue Ziele zu weisen. Sie ist daran zerbrochen, aber auch der Bogen Theoderichs zersprang. Der Goten Schicksal stand in den Sternen. Das zweite Opfer ist Theodahad. Aber noch dauert seine Galgenfrist, noch darf er um das Licht der Kaisergunst flattern bis es ihn verzehrt. Hört er nicht das Grollen der Unterirdischen? Liegt nicht Iustinians Brief an Amalaswintha wie allgegenwärtige Drohung in der Luft? Ist Theodora zu trauen oder holt sie zum nächsten Schlag aus? Was sollte der Brief? Theodahad und die Goten „schrecken"! Aber der Schrecken kommt nicht nur von außen, er sitzt im eigenen Land. Denn Papst und Senat und alle Römer Italiens knirschen als betrogene Betrüger über den Verrat ihres Gesinnungsgenossen. Vergessen ist die amalische Toleranzpolitik, vergessen der gotische Königsfriede. Iustinians Propagandisten haben die Leidenschaften gepeitscht. Jetzt stürzt sich die Meute auf den Abtrünnigen und „seine" Goten. Sie glauben, mit dem unterwürfigen Schmeichler leichtes Spiel zu haben, müssen aber schmerzlich erfahren, daß die Methoden des unbequemen Gutsherrn in die große Politik eingezogen sind. Es ist ein anderer Theodahad, der ihnen jetzt im Schutz der gotischen Scharfmacher entgegentritt. Zum Schaden haben sie noch den Spott. Der Gotenkönig läßt mit sichtlich hämischem Vergnügen Schläge nach Byzantinerart auf ihre devot vor dem Osten gebeugten Rücken prasseln. THEODAHADUS REX verkündet dem Senat der Stadt Rom, daß er nicht durch Terror erzwungenen, sondern aus Liebe zum Herrscher dargebrachten Gehorsam wünscht 2 2 4 . Ein aufschlußreiches Bekennntnis. So weit war es gekommen, daß zwischen den alten Freunden Worte fielen, die keiner je für möglich gehalten hätte. Der gotische Schrecken in Person zieht den Triumphwagen des einstigen Römlings. Er schmeichelt und droht in einem Atemzug. Jetzt wendet er sich an das Volk von Rom. Möge es ihm doch nicht voller Launen, Hinterhalt und Aufrührerei entgegentreten sondern Ruhe halten. Er, Theodahad, sei kein Feind, sondern ein Beschützer Roms. Welche Behandlung erfahre er von den einstigen Freunden, er, der um der größeren Sache willen selbst die
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Familie im Stich ließ 2 2 5 . Wo blieb die alte Sicherheit im Freundeskreis, wann wurde je einem Retter solche Behandlung zuteil? Dann pocht er wieder unmißverständlich auf seine Macht, verweist auf die Freiwilligkeit jeden Entgegenkommens. E r gewährt aber Senat und Volk die gewünschte eidliche Garantie ihrer politischen Sicherheit, hofft dadurch den letzten Anlaß zu Verdacht beseitigt zu haben 2 2 6 . Das tollste Stück leistet er sich aber in einem Brief an den Senat. Er beschwichtigt die Furchtsamen und sagt ihnen jeden militärischen Schutz zu, dessen sie bedürfen: arma nostra pro salute vestra. Die gotischen Besatzungstruppen in Rom stehen unter dem Befehl des von allen Feinden der Tugend zu fürchtenden Maiordomus Wacca. D e m Auge dieses „Wachen" dürfte nichts entgangen sein. Die Truppen beziehen keine Privatquartiere, so daß die Bürger Frieden und Ruhe genießen. Lebensmittel werden für Geld auf dem Markt gekauft. Wie tröstlich für die Römer, daß ihr Princeps sie gegen jeden Ansturm von außen schützt. Und nicht mit Unrecht vergleicht er das heutige Rom dem alten Sparta: nicht durch Mauern, sondern durch seinen Ruf schreckt es die Völker. Unter solchen Schmeicheleien legt Theodahad dem Senat die Handschellen an 2 2 7 . Die Korrespondenz mit dem Kaiserpaar verrät die Hintergründe dieses Katz und Maus Spiels. Papst und Senat sollen dem Gesandten Petros die ebenso dringend wie eilig gewünschte Antwort erteilen. Iustinian macht sein künftiges Verhalten von ihrer Zustimmung zur Wahl Theodahads abhängig. Hier steckt das Geheimnis der Schmeicheleien und Drohungen des Gotenkönigs. E r wird es mit Zuckerbrot und Peitsche weiter versuchen, bis die Würfel über Krieg und Frieden gefallen sind. Dann greift er zu schärfsten Repressalien, droht die Senatsgeschlechter resdos auszurotten 2 2 8 . Die drei ersten Briefe sind so freundlich wenn nicht gar schmeichlerisch unterwürfig gehalten, daß allein dieser Umstand genügt, um sie verhältnismäßig früh, auf jeden Fall vor dem Tod der Amalaswintha zu datieren 2 2 9 . Viel spricht dafür, daß Petros schon JanuarFebruar 534 von Aulona kommend in Ravenna eintraf, um Theodahad die Antwort des Kaisers auf die beiden offiziellen Mitteilungen betreffs Thronbesteigung und Staatstreich zu überbringen. Wenige Tage müssen damals genügt haben, um das glänzend getarnte diplomatische Doppelspiel zu eröffnen. Man erweckt in Theodahad mit unverbindlichen Worten Hoffnung auf künftige Anerkennung, richtet aber gleichzeitig ein offizielles Schreiben an die abgesetzte und in Haft gehaltene Amalaswintha, intrigiert bei Papst und Senat gegen die Goten, verlangt aber von Theodahad, daß er deren Zustimmung zu seiner Herrschaft unverzüglich einholt. Offiziell macht man die Sache Amalaswinthas zum Hauptanliegen, behält diesen Punkt als äußerstes Druckmittel und casus belli ständig im Auge, insgeheim bestärkt man aber Theodahad im Glauben, daß es sich nur um Theaterdonner handelt, in Wirklichkeit weder Iustinian noch Theodora am Schicksal Amalaswinthas interessiert sind. Petros hält also alle Beteiligten in Unruhe und Aufregung, sorgt aber dafür, daß ihm niemand etwas nachweisen kann. Die wesendichen Punkte werden mündlich verhandelt. Resultat ist eine hinhaltende Politik, die dem Partner keine Handhaben gibt, keine schrifdichen Versprechungen macht und das Schicksal der Amalaswintha nicht ändert. Was Petros bei der ersten Reise eingefädelt hatte, trug bei seiner Rückkehr aus Konstantinopel (im April-Mai 535?) die erwarteten Früchte. Amalaswintha starb, ohne daß Petros für sie einen Finger gerührt hätte. Psychologisch könnte es glaubhafter scheinen, das Komplott zwischen Petros und Theodahad gegen die Exkönigin mit der ersten Gesandtschaftsreise zusammenzubringen, doch kann man diesem Byzantiner ohne weiteres zutrauen, daß er Theodahad irgendwelche Hoffnungen machte, die ihn zum Mord bewegten, und ihn unmittelbar darauf vor der Öffentlichkeit desavouierte, den Befehl Iustinians für einen solchen Fall aus der Tasche zog. Und dieser Befehl war nichts anderes als eine Blankovollmacht zur Kriegserklärung. Jetzt stand Theodahad als der betrogene Betrüger da. Die schrifdichen und
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mündlichen Liebesbeteuerungen, Versprechen, Bitten durch Petros waren vergebens gewesen. Auch der mysteröse Sondergesandte des Gotenkönigs, der ein- oder sogar zweimal etwa zu gleicher Zeit mit Petros nach Osten abgegangen war, hatte nichts erreicht. Man hat geglaubt, daß es sich um den Papst handelte, doch wäre neben anderen Gegengründen das Schweigen der kirchlichen Quellen über eine derartige Reise unerklärlich. Vielleicht handelte es sich schon damals um den Theodahad eng befreundeten Kleriker Rustikos, den er später mit Friedensangeboten nach Byzanz schickte 230 . Die Abfolge der Ereignisse, die hier nach bestem Wissen und Gewissen zu rekonstruieren versucht wurden, weist erhebliche Fehlerquellen auf. Insbesondere liegt die Chronologie auf weite Strecken im Dunkeln und läßt sich lediglich theoretisch erschließen. Die Schuld daran trägt nicht zuletzt der sprachliche Purismus der Prokop und Cassiodor, die ihrer „Stiltheorie" einen Teil der Namen und fast alle Zeitangaben opferten. Immerhin könnte die Uberlieferung noch erheblich schlechter sein. Wenn es auch nicht immer gelingt, die unverständlichen Anspielungen der uns vorliegenden Dokumente zu klären, so läßt sich doch nicht leugnen, daß die Hintergründe der Ereignisse, die Antriebe und Absichten der handelnden Personen, ihre schicksalhafte Verstrickung in Schuld und Verhängnis, trotz aller ungeklärt bleibenden Restsummen mit leidlicher Klarheit herauskommen. Insbesondere gilt das für die schon oft angführte Korrespondenz zwischen Ravenna und Byzanz, die Cassiodor in seinen Variae überliefert hat. Die drei ersten dieser Schreiben entstammen unseres Erachtens der Zeit zwischen Sturz und Ermordung der Amalaswintha, während die resdichen drei Dokumente die schärfere Tonart der Tage vor der Erklärung des „vertraglosen" Zustandes durch Petros widerspiegeln dürften. Weit wichtiger als für den äußeren Ablauf der Dinge sind die Briefe jedoch selbst nach Abzug der Kanzleiphrasen Cassiodors für die psychologische Erkenntnis der Persönlichkeit Theodahads und seiner Gattin Gudeliva. Es sind Dokumente zur Vorgeschichte eines grausamen Ausrottungskrieges. Das Studium der Wahrheiten, die sie enthalten, wird fast in den Schatten gestellt vom Interesse an der Art und Weise wie die Leute lügen. Um dieser Lebensechtheit dokumentarischer Aussage willen schien es am Platze, einer Übertragung der Briefe das Wort zu erteilen. 19 I U S T I N I A N O A U G U S T O T H E O D A H A D U S
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Wir danken der Gottheit, die stets den Frieden unter den Königen liebt, Daß Ihr erklärt habt, unsere Erhöhung sei Euer Gnaden sehr angenehm. Denn es steht fest, daß ihr jemand lieben könnt, den Ihr gern zur Gipfelhöhe des Königtums gelangen seht. So mußte mit Fug aufgenommen werden, wer durch Euch voranzukommen erwartet hat. So wollet der Welt ein Beispiel Eurer Gnade gewähren, auf daß ersichtlich werde, wie jemand vorankommt, der sich in reiner Zuneigung Euch anvertraut. Denn Ihr sucht nicht häßlichen Streit von Reich zu Reich, Euch erfreuen keine ungerechten, wider die guten Sitten verstoßenden Kämpfe, denn es ist erwiesen, daß Ihr nichts anderes erstrebt als das, was Eurer Gesinnung zum Ruhme gereichen kann. Wie könntet Ihr wohl den von Euch erflehten Frieden versagen, den Ihr aus angeborener Frommheit für gewöhnlich selbst hassenswerten Völkern gewährt? Wir schweigen nicht von den Wohltaten der Eintracht mit Euch. Aber auch für Euch, ruhmreichste Fürsten (principes), die Ihr resdose Bewunderung verdient, bedeutet es dennoch ein Plus, wenn Euch alle Reiche (regna) verehren. Das Übliche ist, daß alle Herrscher in ihren eigenen Reichen gepriesen werden, doch steht es in jeder Beziehung einzigartig da, wenn man bei einem auswärtigen Volk das eigene Lob findet, weil dort die wahren Urteile sind, wo keinen eine Spur von Furchtsamkeit bedrängt. Du wirst, mein frömmster Kaiser, in Deinen eigenen Reichen geliebt, aber wieviel mehr bedeutet es, daß Du im Lande Italiens noch mehr geliebt wirst, von wo ja der römische Name sich über den Erdkreis verbreitet hat! Es ist recht und billig, daß Euer Friede dem Lande Italien erhalten bleibt, das den ruhmvollen Ursprungsort Eures Titels gestellt hat.
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Um jedoch auf die Allerhöchste Rede ordnungsgemäß zu antworten, zeigen wir nach ehrfurchtvollster Begrüßung Allerhöchstdenselben an. Der hochselige Papst der Stadt Rom und der erlauchte Senat wurden durch unsere Order ermahnt, daß der überaus beredte Petrus, der Gesandte Eurer Erhabenheit, den höchste Bildung und Geistesschärfe auszeichnen, ohne jeden Aufschub die entsprechenden Antworten erhalte und nicht gegen Euren Willen unangebrachte Verzögerung erleide. Denn wir wünschen alles auszuführen, was Eurem Urteil nicht mißfällt. Wissen wir doch, daß Euer Gnaden erstreben, was uns, wie wir fühlen, in jeder Weise zum Vorteil gereicht. Wir haben geglaubt, ihm jenen ehrwürdigen Mann, unseren Gesandten beigeben zu müssen, damit Ihr nicht durch den zufälligen Anlaß Eurer Gesandtschaft, sondern mittels eines besonderen Aktes unsere Wünsche kennenlernen könnt. 20 T H E O D O R A E A U G U S T A E T H E O D A H A D U S
REX
Die Briefe habe ich dank Eurer Gnaden immerfort alle Wünsche erfüllender Gunst erhalten und habe die alle Geschenke übertreffenden Worte aus Eurem Munde mit ehrfurchtvollstem Dank erhalten. Von einer so erhabenen Seele versprach ich mir alles. Und wenn ich je etwas erhoffen konnte, so habe ich es mit einer so gnädigen Botschaft erhalten. Ihr schärft ein, daß wir alles, was wir von dem triumphalen Princeps, Eurem Herrn Gemahl, glauben erbitten zu müssen, vorher Eurer Gnaden unterbreiten. Wer wollte für aussichtslos halten, was eine so mächtige Persönlichkeit zu vertreten geruht? Früher haben wir die Rechtlichkeit unserer Sache hin und her erwogen, aber jetzt freuen wir uns mehr über Euer Versprechen. Denn unsere Wünsche können nicht vertagt werden, wenn sie beteiligt ist, die Anpruch auf Gehör hat. Nun erfüllt die Versprechen, damit Ihr jemand, dem Ihr gewisseste Hoffnung erweckt habt, in den Besitz der Sache bringt. Zu meiner Freude kommt noch hinzu, daß Eure Erhabenheit einen Mann gesandt hat, wie ihn solcher Ruhm aussenden mußte und Eurem Gefolge zurückzuhalten geziemt. Es ist kein Zweifel, daß jene, der man eifrig dient, die Sitten auswählt (in Charakterfragen den Ton angibt). Steht es doch fest, daß ein von guten Geboten geleiteter Geist geläutert wird. Damit glaubten wir auch aus Ehrfurcht vor Euch befehlen zu müssen, daß der hochselige Papst und der erlauchte Senat ohne jeden Aufschub beantworten, was nach Eurem Ermessen von Ihnen begehrt werden soll. Euer Ruhm soll nicht etwa weniger verehrungswürdig erscheinen, weil ihm eine Verschleppungstaktik entgegengesetzt wird. Möge vielmehr, dank der Schnelligkeit des Geschehens die erwünschte Gnade sich mehren können. Denn nehmt auch zur Kenntnis, daß über jene Person, über die mit kitzelndem Wort etwas zu uns gelangt ist, das angeordnet wurde, was wir Euch für genehm hielten. Unser Wunsch ist, daß ihr unter Beistand der Gnade nicht weniger in unserem Königreich als in Eurem Kaiserreich befehlen möget. Wir weisen darauf hin, daß wir Obengesagtes von dem verehrungswürdigen Herrn Papst haben verkünden lassen, bevor Euer Gesandter und Überbringer dieses Schreibens die Stadt Rom verlassen konnte, damit nichts passiert, was Euch zuwider ist. Daher haben wir mit der Verehrung grüßend, die solchen Verdiensten erwiesen werden muß, jenen verehrungswürdigen, charakterlich und bildungsmäßig hochstehenden uns zudem durch die Ehre der Heiligkeit (=die geistlichen Weihen) achtenswerten Mann an Eure Gnaden als beglaubigten Sondergesandten zu bestimmen Sorge getragen, weil wir wissen, daß Euch jene Personen teuer sind, die in die göttlichen Mysterien aufgenommen sind. 21 T H E O D O R A E A U G U S T A E G U D E L I V A
REGINA
Du solltest würdigen, klügste aller Kaiserinnen, mit welchem Eifer ich Eure Gunst suche, die auch mein Herr Gemahl mit großem Eifer zu erlangen wünscht. Denn wie das jenem auf jede Weise teuer ist, so wird es erst recht als mein Hauptanliegen ersichtlich, da ja die Liebe einer solchen Herrin mich so aufrichten kann, daß man erkennt, ich habe über das
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II. Der Untergang der Goten
Königtum hinaus noch etwas Größeres gefunden. Denn was ist ist herrlicher, als wenn ich Eurem Ruhm durch Teilnahme an der Liebe beigesellt scheine. Teilt Ihr, da Ihr überreich strahlt, uns willig von Eurem Glänze mit, denn es schadet ja nichts, einem anderen Licht von seiner Heiligkeit zu spenden. Seid unseren Wünschen geneigt, die Ihr in größter Aufrichtigkeit kennt. Euere Gnade möge uns in allen Königreichen empfehlen. Ihr müßt uns erleuchten, die von Eurem Licht glänzen wollen. Indem ich daher Euer Gnaden ehrfurchtsvollen Gruß entbiete, empfehle ich mich in zärtlicher Beharrlichkeit und in der Hoffnung, daß Euere bewundernswürdige Klugheit alles so ordne, daß unser Vertrauen auf Eueren Geist noch üpiger vermehrt werde. Denn da unter römischen Reichen keine Zwietracht herrschen soll, zeigte sich die Natur der Sache, die uns Eurer Gerechtigkeitsliebe teurer machen soll. 22 I U S T I N I A N O IMPERATORI T H E O D A H A D U S
REX
Ihr erinnert Euch, weisester aller Principes, sowohl durch unsere Gesandten als durch Petros, einen Mann von glänzender Beredtsamkeit den kürzlich Eure Gnaden an uns entsandte, mit welchem Eifer wir die Eintracht mit dem erhabenen Kaiser wünschen. Und wir haben geglaubt, daß durch jenen hochheiligen Mann dasselbe nun abermals wiederholt werden muß, damit Ihr für wahr und liebevoll haltet, was Ihr als häufig wiederholten Wunsch kennenlernt. Wir bitten nämlich mit aller Aufrichtigkeit um Frieden, die wir keine Ursachen zum Streit haben. Möge er so angemessen und ehrenvoll zu uns kommen wie wir ihn wohl mit Recht unter so viel Wünschen erstrebt haben dürften. Doch wolle man sich nicht verpflichtet fühlen, das uns Zugedachte zu verschärfen. Beschließt vielmehr über uns, was angemessen ist. Zum Wohlwollen wird bewogen, wer eine vernünftig zu ordnende Sache anvertraut bekommt, und es kann nicht den Eigennutz voranstellen, wen es mehr auszeichnet, dem Vertrauenden Güter für die Zukunft zu gewähren. Geht auch zu Rate, ihr wohlunterrichtete Principes, und betrachtet die geschichtlichen Denkmäler Eures Ablabus, wieviel von ihrem Recht Eure Vorfahren abzutreten bemüht waren, damit ihnen die Verträge mit unseren Verwandten gelängen. Bedenkt, mit welcher Gnade man Angebotenes aufzunehmen schuldet, das sie zu fordern gewohnt waren. Wir sprechen nicht anmaßend, die wir die Wahrheit sprechen. Eurem Ruhm nützt mehr, was wir mit aller Kraft beweisen, wenn jetzt jene Eure Gnade fernerhin erstreben, die da wissen, daß sie besser als ihre Vorfahren sind. Mögen aus uneigennütziger Freundschaft Euch die gesellt werden, die Ihr Euch früher durch freigebigen Eifer verbunden habt, damit man nicht nur für verflossene Güter jener Zeidäufte hält, was ihr durch reichliche Güte besiegt und durch verschwenderische Gnade übertrefft. So haben wir nach ehrfurchtsvoller Begrüßung jenen verehrungswürdigen und durch Priestertum hervorragenden Mann, den Bildung und Geistesschulung auszeichnen, das sehnliche Anliegen unserer Gesandtschaft an Euer Gnaden überbringen lassen. Wir haben auf die göttliche Tugend unser Vertrauen gesetzt, daß er durch seine Verdienste Euch vollkommen zusage und die Wünsche unseres wohlbegründeten Gesuches durchsetze. Wir hoffen, daß wir ihn erfolgreich und rasch zurückerwarten dürfen. Da jedoch die Reihe der Briefe nicht alles enthalten konnte, haben wir noch weiteres in Auftrag gegeben, was Allerhöchst denselben mündlich vorzutragen ist, damit Euch die ausgedehnte Lektüre der Urkunden keinen Verdruß bereite. 23 T H E O D O R A E A U G U S T A E T H E O D O H A D U S
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Der Empfang Eures Gesandten, des glänzenden Redners Petrus, der — eine größere Ehre als alle Würden - zu Eurem Gefolge gehört, ließ uns die erhofften Zeichen der kaiserlichen Gnade strahlen. Erfuhren wir doch durch ihn, daß Euch genehm ist, was sich in diesem Staatswesen ereignet hat. Ihr habt gezeigt, daß Ihr alles liebt, was zur Gerechtigkeit gehört, da dank der göttlichen Vorsehung aller Verdacht gewichen ist und die ersehnte Ubereinstimmung erhalten bleiben kann. Nun ist das Wichtigste, daß ein festes Versprechen und er-
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wünschte Eintracht die Reiche verbinde. Und daher haben jenen ehrwürdigen, Eures Anblickes in der Tat besonders würdigen Mann als unseren Gesandten in besonderer Mission an Euch beordern zu müssen geglaubt, damit durch Eure Mühe und die Gnade des Friedens Eures erhabensten Herrn Gemahls befestigt werde, damit die Öffentlichkeit klar erkennt, daß wir mit Recht durch eine solche Fessel der Liebe zur Annehmlichkeit eines Vertrages gelangt sind. Und das, was einmal gut begonnen wurde, nicht durch einen feindlichen Zufall zunichte werden soll, so möge es dank der Weisheit Eurer Mäßigung gemildert werden, wenn es etwas gibt, was man uns seiner Schwierigkeit halber nicht auferlegen kann, auf daß wir die Liebe, die wir zu Eurem Reich zu fassen begannen, durch immerwährenden Eifer steigern mögen. Deshalb richtet auf die Stärke Eurer Weisheit und holt Euch gerade diesen Siegespreis der Eintracht, damit wie der Rum des gnädigsten Kaisers in den Kriegen allgegenwärtig heißt, so Eure Meinung beim Bemühen um den Frieden von der Bewunderung aller Menschen gepriesen werde. Der Überbringer dieses Schreibens möge Euch persönlich und häufig erblicken. Denn rascher Erfolg würde ihm beschieden sein, den man in Erwartung der Gnade abzusenden unternahm. Wir hoffen auf Gerechtigkeit, die nicht drückt, da ja nichts unmöglich dünkt, was wir von solchem Ruhm auferlegt wissen. 24 T H E O D O R A E A U G U S T A E G U D E L I V A
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Als der von Grund auf weise Petrus kam, hat die Liebe zu Euer Gnaden so von uns Besitz ergriffen, daß wir glauben, gesehen zu haben, wessen gütige Botschaft wir empfangen haben. Wer wollte die mit solcher Leutseligkeit empfangene überschwängliche Verehrung nicht jenem erwidern, dem vor der Würdigung seiner Würdigkeit von allen mit Recht die Pflicht seiner Empfehlung geschuldet wird? Und daher haben wir durch jenen verehrungswürdigen Mann, den Sondergesandten unseres Herrn Gemahls an Euch ein heilbringendes Schreiben zu übersenden Sorge getragen, damit Euer Gnaden Antwortäußerung uns in der Sache der gewünschten Unversehrtheit erfreue und uns in überschwengliche Freude über die festeste Gnade versetze. Auf solchem Weg wird die Ordnung der Dinge wohl geregelt und erwächst doppelte Liebe zu Eurer Erhabenheit. Wir empfangen also die Wohltaten Eures Geistes, weil es wahrhaft königlich ist, voll Ruhm in der Liebe aller zu leben. Wir haben einiges aufgetragen, was Euch durch den Überbringer dieses Schreibens mündlich gesagt werden soll. Wollet dies mit Eurer angeborenen Hochherzigkeit freundlich aufnehmen und mit Gottes Hilfe wirksam vertreten. Der Briefwechsel entspricht allem, was wir von Prokop über Theodahads Charakter erfahren. Weinerliche Unterwürfigkeit wechselt mit unverkennbaren Ansätzen zum Aufbegehren, ja zum Auftrumpfen. Diese Gegensätze wohnen in seiner Seele nahe beieinander, bestimmen sein sprunghaftes Wesen. Jederzeit ist er bereit, seine neuen Freunde, die gotischen Radikalisten, für ein Trinkgeld zu verraten. Doch glaubt er bei jeder Verbesserung seiner Lage den Preis für den Verrat erhöhen zu können, bis er endlich den Bogen überspannt hat und von allen verlassen Thron und Leben verliert. Als der Mord an Amalaswintha ruchbar wurde, legte Petros öffentlich Zeugnis gegen den König ab, erklärte die Föderatenverträge für aufgehoben und verkündete den Kriegszustand. Iustinian erhielt Nachricht und sah keine Veranlassung sein Werk zu verleugnen. Er erteilt die Angriffsbefehle. Ostrom brach zum zweitenmal einen Krieg vom Zaun, der zwar staatsrechtlich durch das kaiserliche Aufsichtsrecht über ehemals weströmisches Hoheitsgebiet sich rechtfertigen ließ, aber angesichts der Entwicklung eines halben Jahrhunderts unbedenklich zu den Angriffskriegen gezählt werden mußte. In Konstantinopel hatte man seinerzeit die Thronbesteigung Theodahads keineswegs unfreundlich aufgenommen. Selbst im entgegengesetzten Fall hätte Iustinian kein Recht zur Einmischung in die inneren Verhältnisse des Gotenreiches gehabt. Die Ansprüche, die das Ostreich stellen konnte, lagen auf einer ande-
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ren Ebene, wurden überdies von Theodahad trotz seines Bündnisses mit den Nationalisten ängstlich befriedigt. Bei der Thronfolge hatte der Kaiser auf keinen Fall mitzureden, ebensowenig bei einem Streit zwischen den beiden Inhabern der Regierungsgewalt. Auch Amalaswinthas tragisches Ende hat darauf keinen Einfluß, ging Iustinian ebensowenig etwas an, wie die Entthronung Hilderichs durch Gelimer. Im übrigen gab das Reich nach dem Siege durch die wahrhaftig nicht der Ritterlichkeit entspringende glimpfliche Behandlung von Männern wie Gelimer und Witichis zu erkennen, wie wenig man von der eigenen „Tyrannentheorie" hielt. Die Goten wußten weder vom Hochverrat der Regentin noch von den dunklen Machenschaften ihres Nachfolgers. Ebensowenig durchschauten sie das frivole Spiel der Diplomaten. Nur so war es möglich, daß ein Ausbruch des Unwillens vermieden wurde, der die Regierung hinweggefegt und durch entschlossene Militärs ersetzt hätte. Es klingt fast unglaubhaft, daß Petros auch nach der Kriegserklärung umschmeichelt und umworben von Theodahad in Italien blieb, während das Räderwerk des längst vorbereiteten Krieges anlief 231 . Man Schloß in Ravenna krampfhaft die Augen vor der Tatsache des Krieges, setzte mit dieser Bettlermoral freilich nur die Linie der bisherigen Politik fort. Schon im Juni 534 hatte Iustinian ein Gesetz über Aufhebung des Anfalls von Erbschaften und Vermächtnissen an den Fiscus gleichzeitig an die Senate zu Konstantinopel und Rom gerichtet232. Trotz weitgehender Rechtseinheit zwischen beiden Reichen verstieß ein derart formloses Verfahren gegen alles Herkommen. Theodahad hatte ebensowenig protestiert wie er sich dem Ansinnen Iustinians auf Befreiung eines Klosters von den Steuern widersetzte. Ein weiterer Wunsch des Kaisers, der die Straflosigkeit der vor einigen Jahren zum Katholizismus übergetretenen Gotin Ranhilde betraf, wurde anstandslos erfüllt. Bei dieser Gelegenheit versäumt Cassiodor nicht, die Grundsätze der Toleranz nochmals im Sinne Theoderichs feierlich zu verbürgen. Bei der Verehrung Gottes darf es keinen Zwang geben, sonst handelt man wider Gottes Gebot. Iustinians Mahnung erfolge also zu recht, weil auch Gott den Menschen Friedfertigkeit zum Gesetz macht. Dabei vergaß man lediglich, daß der Übertritt zum Arianismus im Ostreich zweifellos als Hochverrat gegolten hätte. Theodahad scheute sich nicht, die Toleranzedikte Theoderichs einseitig im Sinne des politischen Gegners auszulegen233. 3. Erste Kämpfe
in Sizilien
und
Dalmatien
Iustinian bestimmte als Marschziel des Jahres 535 die wichtigsten Außenposten des Gotenreichs Dalmatien und Sizilien. Die Expedition Beiisars umfaßt aber bereits an Heer und Flotte die militärischen Machtmittel für den Hauptschlag gegen das italische Fesdand. Die geringe Truppenzahl dieser Armee, die kaum mehr als 10000 Mann einschließlich des zahlreichen persönlichen Gefolges des Feldherrn umfaßte, beweist weder die Schwäche des Reichs noch die Ziellosigkeit Iustinians sondern kann ausschließlich als Gradmesser für das Vertrauen dienen, das der Kaiser in die Unterwürfigkeit Theodahads setzte. Eine Besatzungsarmee für das Afrika Hilderichs, nicht Gelimers, würde nicht viel anders ausgesehen haben 234 . Eine gleichzeitige diplomatische Aktion sollte die Einkreisung des Gotenreichs vollenden. Iustinian sandte an die, wie Prokop sich ausdrückt, „Hegemone" der Franken einen Brief, der angeblich folgenden Wortiaut hatte:"Die Goten, die unser Italien gewaltsam weggenommen haben, weigerten sich nicht nur dasselbe zurückzugeben, sondern haben uns darüber hinaus weder erträgliches noch maßvolles Unrecht zugefügt. Daher sahen wir uns gezwungen, gegen sie Krieg zu führen, ihr aber solltet von Rechts wegen diesen Krieg mit uns zusammen führen, den uns gemeinsam macht der rechte Glaube, der die Meinung der Arianer abschüttelt, und der beiderseitige Haß gegen die Goten" 235 .
3. Erste Kämpfe in Sizilien und Dalmatien
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Selbstverständlich kann das Schreiben, das fast die Form eines Erlasses hat, nicht ganz so kurz gewesen sein. D o c h legt der Vergleich mit sonstigen diplomatischen Schriftstücken Prokops nahe, daß er das Wesentliche exzerpiert und den Ton getroffen hat. Dergleichen kurze Zitate gehören überhaupt zu seinen zuverlässigsten Mitteilungen, gleich ob es sich um Briefe oder Reden handelt. Von Kürzungen abgesehen, liegt hier gewöhnlich wörtliches Zitat vor 2 3 6 . Die Einzelheiten bestätigen diesen Eindruck in überraschender Weise. Zunächst die Anrede an die „Hegemone". An anderer Stelle seines Werks macht sich Prokop zum Sprecher der oströmischen Kritik am Verhalten der fränkischen Könige. Aber schon hier läßt er durchblicken, daß er diese nicht als solche anerkennt, sonst hätte er das übliche „basileus" gebraucht, das er schließlich jedem kaukasischen Duodezfürsten zugesteht. Der Brief ist im begründenden Teil kurz und herrisch gehalten. Die Situation nach Kündigung der Föderatenverträge mit den Goten wird verallgemeinert, gleichsam in die Vergangenheit projiziert. Die Goten haben nach dieser Auffassung Italien nicht im Auftrag des Kaisers, sondern gewaltsam erobert. Daß sie auf Befehl des Kaisers gegen Odowakar Gewalt angewendet haben, unterschlägt man einfach. Die Rückgabe Italiens sei verweigert worden. Hier fragt man sich, ob diese Forderung überhaupt jemals offiziell erhoben wurde. Prokop kennt nur das heimliche Versprechen der Abtretung Italiens, das von verräterrischen Politikern ausgesprochen wurde. Von diesen weitgehenden Erwartungen der lichtscheuen Geheimdiplomatie Ostroms war jedoch in den offiziellen Verhandlungen nie die Rede. In diesen ging es lediglich um bestimmte Streitpunkte wie Lilybaion, Gratiane und die bewußten Überläufer. Erst recht bleibt unklar, was mit dem „neuen Unrecht" gemeint ist, das die Goten dem Reich zugefügt haben sollen. Dabei kann es sich um jene Streitpunkte, ebensogut auch um die Ermordung Amalaswinthas handeln. Von diesem fortgesetzten Unrecht scheint man nur deshalb in so unklarer Weise gesprochen zu haben, weil man den schlechten Eindruck des reichsrömischen Anspruchs auf Italien, den man schließlich mit ebenso gutem Recht auf das fränkische Gallien hätte erheben können, verwischen wollte. So gewann man einen Vorwand für das bellum iustum im Sinne der bekannten Definition Ciceros: Nullum bellum iustum habetur nisi denuntiatam, nisi indictum, nisi r e p e t i t i s r e b u s 2 3 7 . Aber das genügt natürlich nicht, und so ertönt nach der Mitteilung über die „erzwungene" Eröffnung des Krieges und leiser Mahnung zur gewünschten Parteinahme die eigentliche Propagandafanfare mit dem Verweis auf den katholischen Glauben sowie auf den gemeinsamen Arianer- und Gotenhaß. Man kann sich des Eindrucks nicht entziehen, daß Iustinian hier Amalaswinthas Ermordung, die den Goten und Italern gegenüber als casus belli in den Vordergrund gestellt wurde, entweder überhaupt nicht erwähnt oder zumindest nur stillschweigend einschließt. Das wäre auch nicht ratsam gewesen, da Eingriffe in die gotische Innenpolitk ebensolche in die fränkischen Angelegenheiten ζ. B. bei Vakanzen hätten argwöhnen lassen. Den Franken gegenüber war es ratsam, die außenpolitischen Gesichtspunkte in den Vordergrund zu stellen, da ja auch sie Reichsboden besaßen, sich also in gleicher Lage wie die Goten befanden. Iustinians Diplomatie war also den Franken gegenüber ebenso durchtrieben doppelzüngig wie bei der mise en scene des Angriffskrieges vor den Augen der gotisch-römischen Offendichkeit Italiens. D e m entspricht es vollkommen, wenn er im Anschluß an das Schreiben die Franken mit Lockgeldern ködert (eine alte Praxis der Engländer) und weitere im Falle der Teilnahme am Krieg in Aussicht stellt. Die Franken sagten ihre Unterstützung aufs eifrigste zu, machten jedoch in der Folge ihrer sprichwördichen „Treulosigkeit" alle Ehre und zeigten sich der doppelzüngigen Diplomatie Iustinians gewachsen. Die Hoffnung auf Eingreifen der Franken von Norden her kann sowohl auf die Schwäche der Truppen Beiisars wie auf die Wahl des äußerstens Südens als Ausgangspunkt der Operationen von Einfluß gewesen sein, wenn auch das erwähnte Versprechen der Franken nicht mehr rechtzeitig in Konstantinopel eintraf. Die G o t e n kamen mit ihren diplomatischen Gegenmaßnahmen erst nach Eröffnung der Feindseligkeiten zum Zuge.
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II. Der Untergang der Goten
Es ist nicht überliefert, wie Iustinian die Angriffe auf Dalmatien und Sizilien abstimmte, doch erfolgten sie um des Überraschungsmomentes willen vermutlich gleichzeitig. Mit Rücksicht auf die Flotte, die nicht anders als vor zwei Jahren in der ruhigsten Jahreszeit die riskante Fahrt nach dem Westen antreten sollte, wurde die Abfahrt etwa auf Ende Juni angesetzt 238 . Unterwegs sollte wie einst die Gastfreundschaft der Goten in Sizilien in Anspruch genommen werden 2 3 9 . Der geheime Auftrag an den Feldherrn lautete, bei dieser Gelegenheit die gegnerischen Verteidigungsmaßnahmen zu erkunden und nur bei besonderer Schwäche des Feindes die Insel im Handstreich zu nehmen. Wir sind über die Dauer und die Stationen der Reise nicht unterrichtet, da Prokop diese Einzelheiten übergeht. Er befand sich noch als Berater Solomons in Afrika 2 4 0 , erlebte also die Fahrt nicht mit und wollte sie vielleicht auch nicht wiederholen, denn es ist anzunehmen, daß wieder dieselben Häfen angesteuert wurden wie vor zwei Jahren. Sizilien erreichte man im Jahre 533 an einer einsamen Stelle am Ätna, 535 bei Catania, also entweder am selben Ort oder in der Nähe 2 4 1 . Die Kundschafter berichteten dem Feldherrn im günstigen Sinn, und der Erfolg gab ihnen recht. Die sizilischen Städte waren dank der Nachlässigkeit oder dem Verrat Theodahads mit unzureichenden Besatzungen belegt. Catania wurde durch Handstreich genommen, Syrakus und die übrigen Städte öffneten den Byzantinern nach Zusicherung des Lebens und Eigentums ihrer Bürger die Tore 242 . Nur Palermo verfügte über eine Besatzung, die an Widerstand denken konnte. Die Stadt war stark befestigt. Eine starke Mauer ließ Angriffe von der Landseite nicht ratsam erscheinen, schützte aber auch Hafen und Küste. Da half ein Strategem der byzantinischen Kriegskunst. Beiisar ließ die Schiffe nicht an der Mauer ankern. Zwischen den Masten, die die Mauern weit überragten, wurden leichte Boote in die Höhe gezogen und mit ausgesuchten Schützen besetzt 243 . Die moralische Wirkung des Beschusses von oben auf die Verteidiger entsprach den Erwartungen. Überrascht und kopflos willigten sie in die angebotene Übergabe durch Vertrag. Damit war Sizilien, die Kornkammer Italiens, fast ohne Kampf in die Hand der Oströmer gefallen. Der Verrat der verkommenen Amaler hatte die ersten Früchte getragen. In Ruhe und Sicherheit konnten die Invasionstruppen des Reichs hier den Winter verbringen und den Angriff auf die Halbinsel vorbereiten. Das Ansehen Beiisars stieg ins Ungemessene. Er zog am letzten Tag seines Konsultats, dem 31. XII. 535, unter dem Jubel der leicht zu begeisternden Siziüaner in Syrakus ein. Noch hatten die Steuerbüttel Iohannes des Kappadokers ihre Arbeit nicht aufgenommen.
4. Theodahads
Friedensgesuche
und Geheim
versprechen
König Theodahad reagierte auf die Schreckensnachrichten aus Sizilien und Dalmatien mit doppelter Schüchternheit gegenüber der Regierung Ostroms, andererseits aber mit politischen Terrormaßnahmen, die sein Verhalten in ein des Gegners würdiges Zwielicht tauchen. Unser Bericht stammt von dem karthagischen Diakon Liberatus, einem ausgezeichnet unterrichteten, freilich als Katholik im Sinne Ostroms voreingenommenen Kleriker, der Rom kurz vorher zweimal besucht hatte 244 . Nach ihm verlangte Theodahad auf schriftlichem Wege von Papst und Senat diplomatisches Einschreiten gegen den Vormarsch Beiisars. Im Weigerungsfalle sollte die Senatoren, ihre Frauen und Kinder die Todesstrafe treffen. Wir wissen nicht, ob Papst und Senat im Sinne der bereits Anfang 535 durch Petros übermittelten Forderungen Ostroms ihre Zustimmung zur Thronbesteigung Theodahads gegeben hatten, doch ist dies anzunehmen, da andernfalls der Konflikt schon früher in voller Schärfe ausgebrochen wäre. Unter der für den Gotenkönig selbstverständlichen Voraussetzung, daß sämtliche Untertanen sich auf den Boden des gotisch-römischen Staatsgedankens zu stellen hatten, war das Verfahren Theodahads berechtigt. Eine Weigerung von päpstlicher und sena-
4. Theodahads Friedensgesuche und Geheimversprechen
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torischer Seite kam dem Hochverrat gleich, zog also Todesstrafe nach sich. Die Strafandrohung betraf neben den Senatoren zweifellos auch Priester, da diesen beim nächsten Friedensangebot ebenfalls Schonung des Lebens zugesagt wird 2 4 5 . Papst Agapetus, der Nachfolger des am 8. Mai 535 verstorbenen Iohannes II. entstammte der römischen Aristokratie und zeigte sich als Förderer der Studien gesinnungsverwandt mit Cassiodor. Politisch betrat er unbeschadet der päpstlichen Suprematie den Gedanken der Zusammenarbeit mit Byzanz. Dem Druck Theodahads konnte er sich so wenig entziehen wie Iohannes I. zu Lebzeiten Theoderichs. Er reiste etwa im Dezember 535 nach Konstantinopel ab, wo er Anfang März 536 eintraf 246 . Hier errang er einen bedeutsamen kirchenpolitischen Sieg über den monophysitischen Patriarchen Anthimus, gewann eine Schlacht für das Ansehen des päpstlichen Stuhls im Osten, erreichte und erstrebte für den Frieden so gut wie nichts. Nach wenigen Wochen heißer Parteikämpfe starb er, glücklicher als Theoderichs Papst, im neuen Rom am Bosporus (22. April 536). Die Senatoren, die den Papst begleiteten, überbrachten eine von Cassiodor abgefaßte Friedensmahnung, die alle Vorgänger an Eindringlichkeit übertrifft. Die personifizierte Roma rühmt hier die römische Bildung des Amalers Theodahad, fordert Iustinian zur Verteidigung, nicht Entzweiung Italiens auf. Sie fleht den Romromantiker Iustinian an, er möge nicht die Ursache ihres grauenhaften Untergangs werden 2 4 7 . Vielleicht hat sich Cassiodor an diese Formulierung erinnert, als nach zehn Jahren Rom keinen einzigen Einwohner mehr zählte und nach einem weiteren Jahrzehnt der Wiederaufbau einer resdos verwüsteten Halbinsel begann. Es kann sein, daß die Gefahren der Zukunft sich vor den Augen der mit der Gesandtschaft betrauten Senatoren bereits deudich abzeichneten. Doch wird das ihre kaisertreue Haltung kaum beeinflußt haben. Der Widerstand dieser Kreise war elastisch. Allein durch Übernahme der Mission glaubten sie ihre Familien und Freunde in Sicherheit. Schuld am Versagen war ihnen nicht nachzuweisen. So lösten sie für ihre Person den Konflikt, in den Theodahads Zumutung, seine Rom seit längerer Zeit scharf überwachenden Truppen und oströmische Gesinnung sie stürzten 248 . Währenddessen verhandelte der Gesandte Petros mit dem Gotenkönig. Nach der communis opinio kam er gegen Jahresende eigens aus Konstantinopel, um auf der Grundlage bedingungsloser Unterwerfung Theodahad zum Vertragsabschluß zu bewegen 249 . Weder Prokop noch andere wissen davon, so daß wir unter der Voraussetzung, daß die beiden sicher bezeugten Reisen des Gesandten vor Amalaswinthas Ermordung stattfanden, ohne weiteres ununterbrochene diplomatische Tätigkeit Petros' in Italien ab Mai 535 annehmen dürfen. Prokop weiß nur, daß Petros in dramatischer Szene Theodahad bloßstellte, den Goten den Kriegszustand eröffnete und dann, als es so weit war, Beiisar seine ersten Erfolge in Sizilien erzielt hatte, seine Anstrengungen verdoppelte, um den König resdos einzuschüchtern. Berücksichtigt man freilich die gleichzeitigen militärischen und zivilen Maßnahmen Theodahads gegen Papst und Senat, so möchte man bezweifeln, ob die Furcht des Königs in diesem Stadium resdos ehrlich war. Vielleicht spiegelte er sie zunächst vor, um Iustinian über seine Absichten zu täuschen und es mit keiner Seite zu verderben, bis die Machtfragen endgültig geklärt waren. Vielleicht hat auch Petros in seinem Gesandtschaftsbericht, der Prokop zweifellos vorlag, aus Römerstolz und persönlicher Eitelkeit übertrieben. Zunächst soll Theodahad in höchster Furcht, nicht anders als kniete er neben dem Kriegsgefangenen Geilamir im Hippodrom vor dem triumphierenden Kaiserpaar, dem Gesandten einen Geheimvertrag angeboten haben, in dem er Sizilien an das Reich abtrat oder richtiger auf seine Rückeroberung verzichtete, darüber hinaus Tribut versprach und wichtige Hoheitsrechte abtrat. Im Zuge einer kalten Byzantinisierung Italiens übernahm er für die Goten die Verpflichtung, jährlich einen Goldkranz von 300 Pfund, dem aurum coronarium entsprechend 250 , nach Konstantinopel zu schicken und auf Verlangen des Kaisers jederzeit
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II. Der Untergang der Goten
auf Wunsch 3 000 Goten als Föderaten zu stellen. Todesstrafe und Vermögenseinziehung durften die Gotenkönige diesem Vertrag zufolge nur mit Zustimmung des Kaisers gegen schuldige Senatoren und katholische Priester verhängen. Ebenso verzichtete Theodahad auf das Recht, Patrizier und Senatoren selbständig zu ernennen, gab damit die Möglichkeit einer progotischen Parteibildung unter den Senatoren preis. Bei öffendichen Akklamationen, etwa im Theater und Zirkus, sollte stets der Kaiser zuerst genannt werden. Standbilder durften nur dem Kaiser und König gemeinsam errichtet werden, wobei der König zur Linken des Kaisers zu stehen hatte 251 . Petros war mit dem Vertrag bereits auf der Via Appia nach Byzanz unterwegs, als ihn bei Albano die Eilboten Theodahads zur Umkehr aufforderten. Der König soll halb wahnsinnig vor Furcht, daß selbst ein Schandvertrag wie dieser dem Krieg Iustinians nicht Einhalt gebieten könne, Petros nochmals zu geheimer Unterredung befohlen und ihm die Frage vorgelegt haben, ob die Abmachungen auch wirklich nach dem Herzen Iustinians wären. Petros bezeichnete das als wahrscheinlich. „Wenn das dem Manne aber nicht behagt, was wird dann geschehen?" Petros: „Du wirst Krieg führen müssen, mein Bester." Theodahad: „Was? heißt das Gerechtigkeit, liebster Gesandter?" Petros: „Warum soll es nicht gerecht sein, mein Guter, wenn jeder seinem Charakter treu bleibt?" Theodahad: „Was heißt das?" Petros: „Das besagt, daß du gern philosophierst, Iustinian aber gern ein tüchtiger Kaiser der Römer ist. Beherzige den Unterschied! Einem Philosophiebeflissenen steht es nicht an, Menschen den Tod zu bringen, dazu noch so vielen. Und besonders gilt das für einen Platoniker, für den Mordbefleckung ein Sakrileg wäre. Für den Kaiser ist es dagegen keine Schande, wenn er ein Land in Besitz nimmt, das seit alters zu seinem Herrschaftsbereich gehört" 2 5 2 . Das denkwürdige, sicher von Petros selbst aufgezeichnete Gespräch bezeichnet das äußerste überhaupt denkbare Zurückweichen eines pfiffigen Verräters vor der prägnant formulierten Reichsdoktrin. Der König und seine bei der Verhandlung anwesende Gattin Gudeliva verpflichteten sich eidlich, die Herrschaft über Italien an Kaiser Iustinian abzutreten. Den Grad der Vertraulichkeit des Verkehrs mit Petros zeigt die naive Bitte, dem Kaiser nur dann von diesem Verzicht auf die Herrschaft Mitteilung zu machen, wenn er den Vertrag ablehne. Daraus ließe sich, immer vorausgesetzt, daß Petros nicht lügt, die Fortdauer ihres intimen Verhältnisses trotz ihres Zusammenstoßes bei der Kriegserklärung entnehmen. Petros erhielt noch einen Brief in dieser Angelegenheit, in dem der König für den Verzicht auf die Herrschaft Land im'Werte von 12 Zentenarien Jahresertrag als Abfindung beanspruchte. Er setzte die unterbrochene Reise in Begleitung des Klerikers Rusticus fort, der vielleicht mit dem ungenannten vir venerabilis der Gesandtschaftsbriefe des Jahres 536 identisch ist, in diesem Falle also Petros bereits zum zweitenmal als Gegengesandter des Gotenkönig begleiten würde. Prokop teilt uns nun die offizielle Version mit, wonach Petros und Rusticus nach ihrem Eintreffen in Konstantinopel dem Kaiser zunächst den ausführlichen Vertragsentwurf Theodahads vorlegten. Der Kaiser hätte sich für die Angebote unzugänglich gezeigt. Darauf legten ihm die Gesandten Theodahads nachträgliche Bedingungen für den völligen Thronverzicht vor und fanden begeisterte Zustimmung. In der Tat hatte sich Petros durch Eid zu einem solchen Geschäftsverfahren verpflichtet, doch wird niemand annehmen, daß er sich durch wördiche Auslegung desselben des Hochverrats schuldig gemacht hätte. Die faustdikken Lügen, deren sich die oströmische Diplomatie bei der mise en scene ihres Angriffskrieges bediente, treten im Bericht Prokops ebenso drastisch hervor wie die Naivität einer schlecht unterrichteten Offendichkeit, der man jede Ungereimtheit zumuten konnte. Der Kaiser ging also in seinem Antwortschreiben auf das zweite Angebot Theodahads mit Vergnügen auf dessen Thronverzicht ein und sagte ihm die Nutznießung des Patrimonium, also der königlichen Privatgüter, zu. Aus freien Stücken versprach er Theodahad über-
5. Kampf um Dalmatien
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dies hohe oströmische Ehrentitel, worunter zweifellos die Patriciuswiirde zu verstehen ist. Unter diesen schmeichelhaften Zusagen befand sich jedoch ein verfänglicher Passus: Beiisar würde in Kürze erscheinen, um die Abmachungen zwischen Kaiser und König abzuschließen. Daß trotz der zurückhaltenden Ausdrucksweise nicht etwa an rechtskräftigen Abschluß des Vertrags durch einen „Gesandten" Beiisar, sondern an dessen sofortigen Einmarsch an der Spitze seiner Armee und Übernahme der Macht gedacht war, versteht sich von selbst. Dadurch kam Theodahad in eine äußerst peinliche Zwangslage. Man überließ ihm nicht einmal die Auswahl des günstigen Zeitpunktes für die Ausführung seines hochverräterrischen Verbrechens, sondern degradierte ihn zum willenlosen Werkzeug, daß nach Bedarf geopfert wurde 253 . 5. Kampf
um
Dalmatien
Mit diesem Schreiben wurden Petros und Athanasios, ein Bruder des Anfang 535 mit ausgezeichnetem Erfolge tätigen Gesandten Alexander, nach Italien beordert. Hier fanden sie etwa April 536 eine völlig verwandelte Lage vor. Theodahad hatte, um nicht den Verdacht der Nationalpartei zu erregen, deren Exponent er dank seltsamer Verkettung geworden war, wenigstens auf der Balkanhalbinsel nicht alle Maßnahmen gegen den byznatinischen Angriff hintertreiben können. Unter Führung des Asinarius und Gripa zog ein starkes Gotenheer nach Dalmatien. Kurz vor Salona traf es mit einem feindlichen Spähtrupp zusammen, der überrascht und, wenn auch nicht ohne empfindliche Verluste im eigenen Führerkorps, fast völlig aufgerieben wurde. (März 536) 254 Maurikios, der Kommandeur, teilte das Schicksal seiner Truppe. Als sein Vater, kein geringerer als Heermeister Mundus 255 , die Unglücksnachricht erhielt, flammte das germanische Berserkertum in ihm auf. Auch im höchsten Amt, das die oströmische Wehrmacht zu vergeben hatte, handelte der greise Gepidenfürst mit dem Ungestüm eines jungen Gefolgschaftsführers. Hals über Kopf stürmte er mit den gesamten verfügbaren Truppen aus Salona, errang immerhin einen Pyrrhussieg, büßte aber bei der ungewöhnlich rücksichtslosen Verfolgung des Gegners selbst das Leben ein. Damit schien ein angebliches Orakel der Sibylle in Erfüllung zu gehen, das für die Zeit nach der Eroberung Afrikas den Untergang der Erde und ihrer Bewohner voraussagte: Africa capta Mundus cum nato peribit. Die kommenden Jahrzehnte sollten beweisen, daß dieses Wort auch auf eine weniger harmlose Art in Erfüllung ging — zumindest für das Kernland der westlichen Mittelmeerwelt 256 . Das Schlachtfeld behaupteten die Goten nicht - dagegen fürs erste die Provinz. Die Byzantiner räumten Salona und zogen sich aufs Reichsgebiet zurück. Das Verhalten der Goten ist äußerst interessant, weil es ein Licht auf ihre spätere Strategie in Italien wirft. Sie besetzten nicht Salona, sondern die kleinen aber wehrhaften Gebirgsfestungen des dalmatischen Landes. Zweifellos trieb sie zu diesem kleinmütigen Verzicht auf die Hauptstadt und Schlüsselfestung nicht nur der Verlust ihrer höheren Offiziere und der Zustand der Stadtmauer von Salona, sondern in erster Linie die UnZuverlässigkeit der eingeborenen Bevölkerung. Der Zufallserfolg beraubte Theodahad der klaren Überlegung. Man darf freilich nicht vergessen, daß der Mann sich in einer Zwangslage befand und das geringste Anzeichen seiner wahren Einstellung zur Sache der Goten mit sofortigem Tode bezahlt hätte. Der Tod des Kriegshelden Mundus durcheilte Großgermanien und die römische Welt wie ein Lauffeuer, gab den Goten moralischen Auftrieb und zwang Theodahad, ob er wollte oder nicht, zur Fortsetzung des begonnenen Krieges, zumal auch aus Afrika günstige Nachrichten vorlagen. Ostersonntag, den 23. März 536 war hier der große Soldatenaufstand des Stotzas ausgebrochen. Am 29. März mußte Solomon, der Heermeister Afrikas, seine Hauptstadt verlassen, um in Syrakus bei Beiisar Schutz zu suchen. Der Schlag war hart, aber Beiisar überwand
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II. Der Untergang der Goten
sich und verließ sein sprungbereites Heer, um in Afrika Ordnung zu schaffen. Ein starkes Kontingent auserlesener Truppen seines Gefolges begleitete ihn, wenn auch der Eindruck seiner Persönlichkeit bei der Beschwichtigung der halb militärischen, halb sozialen und religiösen Meuterei das Beste tun mußte 2 5 7 . Der Tod des illyrischen Heermeisters und seines Sohnes soll Theodahad, den ewig Unbeständigen, aus maßloser Furcht in ebenso sinnlose Verwegenheit getrieben haben. Hier berichtet freilich der feindliche Historiker, der überdies den Ereignissen nicht als Augenzeuge beiwohnte, sondern hier zweifellos auf den Gesandtschaftsbericht des Petros angewiesen war. E s läßt sich denken, daß es diesem nicht darauf ankam, die Zwangslage Theodahads nachsichtig zu erwägen, sondern die Schuld der Goten und ihres Königs so drastisch wie möglich herauszustellen. In der Tat hat Petros seinem kaiserlichen Herrn bei der teuflisch geschickten mise en scene des Angriffskrieges bis an die Grenze des Märtyrertums gedient. Theodahad trat den Gesandten Iustinians als ein anderer entgegen, sei es, daß ihn endlich doch die Wut über Petros' doppelzüngiges Verhalten beim Tod Amalaswinthas' gepackt hatte, sei es, daß er im Augenblick des Dalmatienerfolges nichts gegen den Volkswillen zu unternehmen wagte. E r unterstellte Petros beim offiziellen E m p f a n g vor aller Öffentlichkeit ehebrecherische Beziehungen während der Amtsausübung im Gastlande, worauf Todesstrafe stand 2 5 8 . Damit war das Stichwort gefallen, das Petros seine neue Rolle als Geisel für die Wiederherstellung des Friedenszustandes unmißverständlich klarmachte. Der Versuch, Erpressungen mit Erpressungen zu vergelten, sollte Theodahad allerdings teuer zu stehen kommen. Der Beschuldigte, in dessen Begleitung sich Athanasios befand, führte die Behauptungen des Königs ad absurdum und verlangte Erfüllung der Geheimversprechen an Iustinian. E r wies einen Brief vor, den Iustinian nicht an Theodahad, sondern an die gotische Führerschaft gerichtet hatte, und weigerte sich, diesen anstelle der Adressaten dem König auszuliefern. Die gotischen Großen wurden stutzig. Sie ersuchten Theodahad um Bekanntgabe des Schriftstücks. Dieser weigerte sich nicht und las das Schreiben vor, das angeblich folgenden Wordaut hatte: „Wir wollen euch gern in unser Reich aufnehmen und ihr solltet euch darüber freuen. Denn ihr werdet, wenn ihr zu uns kommt, nicht erniedrigt, sondern noch angesehener werden. Überdies rufen wir die Goten nicht nach fremden und unbekannten Wohnsitzen, sondern in Gegenden, die euch vertraut sind und von denen ihr dann eine Zeidang getrennt wart!" 2 5 9 . Ohne weitere Erklärungen beendete Theodahad die Vorlesung, Schloß die Sitzung, behandelte den Brief als nicht existierend. Seine Verteidigung gegenüber den Goten bestand darin, daß er die Gesandten in strengen Gewahrsam nahm. Fast unbegreiflich erscheint es, daß die gotische Führung immer noch keinen Verdacht schöpfte. Sie wußte jetzt, was Iustinian plante. D a s Werk Theoderichs, der römisch-gotische Staat Italien, sollte zerschlagen, eine verheißungsvolle Entwicklung zweier Menschenalter durch Rückführung der Goten nach Pannonien ungeschehen gemacht werden. Der oberste Kriegsherr hatte zu diesem Plan, das ging aus Petros' Verhalten klar hervor, seine Hand geboten. Der Gedanke an Verrat schien jedoch so absurd, daß die Sicherheit, die der König zur Schau trug, genügte, um jeden Verdacht zu zerstreuen. Erst als Theodahads Sabotage offensichtlich wurde, zog man die Konsequenzen. Der Hergang der Dinge gibt mehr als ein Rätsel auf. Wie kamen die Gesandten dazu, Theodahad durch öffendiche Bekanntgabe seines Geheimversprechens zu kompromittieren? Entweder behandelte Theodahad sie von vornherein so verletzend, daß für sie keine andere Möglichkeit blieb, oder es handelt sich um eine absichtliche Desavouierung nach dem Muster des Mordes an Amalaswintha. Die Tatsache, daß von einem Brief Iustinians an die Goten die Rede ist, liefert den eindeutigen Beweis für die Vorsätzlichkeit des Verfahrens der Reichsdiplomatie. Wie seinerzeit Theodora die Mörderdienste Theodahads annahm, ohne nach vollbrachter Tat einen Finger für ihn zu rühren, so nahm jetzt Iustinian zwar den Geheimvertrag an, behandelte diesen als Rechtsgrundlage für jeden weitern Schritt, stellte aber durch
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öffentliche Präsentierung desselben Theodahad zum zweitenmal bloß, riskierte ohne weiteres die sofortige Beseitigung des Verräters durch eine nationale Revolution. Oder rechnete Iustinian aufgrund der energischen Sprache Theodahads gegenüber Papst und Senat schon vor Änderung der Lage in Dalmatien mit einem Umfall des Königs? In diesem Falle hätte er den Gesandten Briefe für einen solchen Eventualfall mitgegeben, die nur bei Bedarf auszuwerten waren. Doch das dürfte angesichts der im Falle gespannter Beziehungen mit Sicherheit zu erwartenden Kontrolle des Diplomatengepäcks kaum anzunehmen sein. Es sieht also ganz danach aus, als ob die Initiative restlos auf Seiten des Reichs lag. Wenn bei unbefangener Lektüre Prokops der Eindruck entsteht, als sei der Umschwung von Theodahad ausgegangen, so zeugt das lediglich für die Verschleierungstechnik des Prokop zugrunde liegenden Gesandtschaftsberichts des Petros. Theodahad konnte nicht anders handeln. Er mußte vor den Goten alles abstreiten, die Gesandten als Verbrecher behandeln, wobei sein späteres Verhalten nahelegt, daß Petros übertreibt, die Haft längst nicht so schikanös war, wie er behauptet, und Theodahad nicht aufhörte, weitere Geheimangebote zu machen. Dem widerspricht nicht, daß er Theodahad mit dem Tode bedrohte, denn angesichts der offenen Hochstapelei der Reichsdiplomatie war selbst für einen Jämmerling jedes Mittel recht. Die Lage in Dalmatien und Sizilien kann also Theodahads Entschlüsse zwar nicht veranlaßt haben, doch trug sie zweifellos dazu bei, daß er damals nicht zusammenbrach, sondern nach dem zweimaligen Verrat des teuflischen Diplomaten Petros für eine Weile seine Hoffnungen auf den Sieg der gotischen Waffen setzte. Sichtbarer Ausdruck des Kriegszustandes mit Ostrom waren die Münzen, die der Senat jetzt auf Befehl Theodahads mit seinem Bildnis schlagen ließ 260 . Aus Konstantinopel kam die Nachricht, daß Papst Agapetus dort am 22. April 536 verstorben war. Auf Betreiben der gotischen Regierung wurde einer ihrer Parteigänger, der Subdiakon Silverius, zum Nachfolger gewählt. Wir wissen, welche Maßnahmen ergriffen waren, um die Ruhe im Inneren, besonders aber in Rom zu sichern. Hier vollzog sich das gesamte politische und kirchliche Leben unter den wachsamen Augen der gotischen Truppen. Nach Beiisars Landung auf Sizilien hatte der Gotenkönig Verhandlungen mit den Franken angeknüpft. Er versprach ihnen die Provence und die Zahlung von 2000 Goldpfund für Bündnishilfe gegen Ostrom. Der Vertrag wurde abgeschlossen, jedoch zu Lebzeiten Theodahads nicht mehr in die Wirklichkeit umgesetzt. Das Verhalten seines Nachfolgers zeigt, daß die Maßnahme auch von den anständigen Goten als zweckmäßig empfunden wurde. Sie gehört in den Rahmen der nationalen Kriegspolitik, die dem unglücklichen „Philosophen" von den Verhältnissen aufgezwungen wurde 2 6 1 . Auf die Nachricht von Theodahads Sinnesänderung, seiner Reaktion auf die schamlose Erpressung, sowie auf die Schreckensmeldung vom Tod des angesehenstens Heerführers im Balkanraum wich man in Konstantinopel keinen Schritt zurück 262 . Beiisar erhielt den Befehl zum sofortigen Angriff auf Italien. Prokop verzeichnet ausdrücklich die Weisung, daß die Goten in Zukunft als Feinde zu behandeln seien. Womit die Fiktion vorausgesetzt wird, daß Sizilien nicht durch Handstreich erobert, sondern von den Goten freiwillig durch Vertrag abgetreten wurde. Zum Nachfolger des hochverdienten Mundus wurde Großstallmeister (comes stabuli) Konstantianos ernannt. Seine Weisung lautete, im Wehrbezirk Illyricum Truppen zu einem Handstreich auf Salona zu sammeln. Die Hauptstadt Dalmatiens war von den Goten trotz ihrer anfanglichen Bedenken unter Führung Gripas doch noch besetzt worden. Konstantianos übernahm wohl Anfang Mai den Oberbefehl und traf in Monatsfrist umsichtige Vorbereitungen. Kurz darauf kehrte Belisar aus Afrika zurück, wo er leidlich Ordnung geschaffen hatte. Im Lauf des Juni verließ Konstantianos den Sammelplatz Epidauros und segelte nach Einschiffung der Armee längs der dalmatischen Küste in Richtung Salona. Als erster Zwischenhafen wurde Epidauros (Cavtat, Ragusa Vecchia) angelaufen. Den gotischen Spähern, die Gripa hier stationiert hatte, erschien
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II. Der Untergang der Goten
die weit auseinandergezogene Flotte wie eine unüberwindliche Armada. Sie meldeten Gripa nicht ohne Ubertreibung, daß die Byzantiner soeben einige zehntausend Mann ausgebotet hätten. Land und Meer seien voll feindlicher Soldaten. Gripa dachte mit Rücksicht auf die halbverfallenen Mauern und die UnZuverlässigkeit der Bevölkerung nicht daran, Salona zu behaupten. Ein Hauptgrund zum Verzicht war die Rückständigkeit der Germanen im Belagerungswesen, die bereits den Vandalen zum Verhängnis geworden war. Erst Beiisar sollte die Goten lehren, daß auch Weltstädte verteidigt werden konnten. Vermutlich besaß Salona nicht genügend Proviant, so daß die oströmische Seeherrschaft sich sofort verheerend ausgewirkt hätte. Gripa bezog daher in einem Tal zwischen Salona (Spalato-Spüt) und Scardona (Skradin) eine Stellung, die ihm freien Rückzug nach Italien gestattete. Die Byzantiner ankerten nochmals vor der Insel Lesina, erhielten hier durch Späher Nachricht vom Abzug der Goten. Darauf setzte man die Fahrt vermutlich bis zur heutigen Bucht von Spalato fort und führte die Ausschiffung ungehindert durch, während der Doryphore Siphilas mit 500 Mann sofort einen strategisch wichtigen Engpaß in einem Vorort Salonas besetzte. Am folgenden Tag vollzog sich der friedliche Einmarsch in die Hauptstadt Dalmatiens. Der oströmischen Flotte öffnete sich der Hafen. Damit war ein seestrategischer Stützpunkt gewonnen, der in den kommenden Kriegsjahren kein einziges Mal mehr seinen Besitzer wechselte und einen furchtbaren Druck auf Mittelitalien auszuüben imstande war. Konstantianos wandte seine ganze Aufmerksamkeit auf die Wiederherstellung der Mauern, so daß Hauptstadt und Provinz in kurzer Zeit wieder fest in der Hand des Reiches waren. Gripa verzichtete auf jede Gegenmaßnahme, überließ die Goten Dalmatiens ihrem Schicksal. Er wartete noch eine Woche, vermutlich um die Besatzungen der über das Land verstreuten Kastelle an sich zu ziehen. Dann zog er mit der Armee nach Ravenna ab, überließ Dalmatien und Liburnien den Oströmern. Im kleinen hatte sich in diesen Tagen gezeigt, was im Ringen um Italien den Ausschlag geben sollte. Die Überlegenheit der Byzantiner, sobald es um Festungskrieg und große Städte ging, und die furchtbare Allgegenwärtigkeit ihrer Seemacht. 6. Die Belagerung
Neapels
Während das östliche Glacis des Gotenreiches ohne Schwertstreich an den balkanischen Großraum Ostroms angeschlossen wurde, kamen auch auf dem Hauptkriegsschauplatz die Dinge in Fluß. Etwa Anfang Juli 536 überschritt Beiisar die Straße von Messina. Zur Sicherung Siziliens genügten dank der oströmischen Seeherschaft geringe Besatzungen in Syrakus und Palermo. Die verhältnismäßig geringe Stärke der Invasionsarmee (kaum über 10 000 Mann) beweist, daß Iustinan mit einem militärischen Spaziergang rechnete. Man war stark genug, um allen Gefahren gewachsen zu sein, verließ sich aber viel zu sehr auf Theodahads Charakter, um einen Kampf auf Leben und Tod zu erwarten. Die Flotte begleitete Beiisars Zug durch Kalabrien nicht anders als seinerzeit auf der Strecke Caputvada - Karthago. Ernsten Widerstand fand der Byzantiner hier unten im Süden nicht, obwohl seine Soldateska kaum zu zügeln war 263 . Die maritimen Interessen der süditalischen Bevölkerung sprachen zugunsten der Handelsmetropole am Bosporus. Der militärische Schutz dieser Gegenden war seit jeher, erst recht natürlich unter Theodahad, vernachlässigt worden. Weder Rhegium noch die kleineren Kastelle leisteten Widerstand. Mit seinem engeren Gefolge lief Evermud, der famose Schwiegersohn Theodahads, den der König mit einer kleinen Truppe an die Meerengen gesandt hatte, zum Feinde über und verwirklichte für sein Teil den Traum des letzten Amalers: Byzanz und die Patriciuswürde waren der Lohn des Verrates264. Es ließ sich nicht leugnen; die Oströmer wurden im äußersten Süden Italiens als Befreier begrüßt. Immer gefolgt von der Flotte marschierte man durch das Gebiet der Bruttier und Lukanier in Richtung Neapel. Der mühselige und zeitraubende Marsch der Oströmer durch Kalabrien hätte Theodahad reichlich Gelegenheit geboten, seine gotische Gesinnung unter Be-
6. Die Belagerung Neapels
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weis zu stellen. In Ravenna überstürzten sich die Meldungen, aber nichts geschah. Unangefochten marschierte Beiisars Armee in Campanien ein, um sofort die Schlüsselstellung des Südens, Neapel, zu berennen. Gleichzeitig lief die Flotte in den G o l f ein, wo sie außer Schußweite ankerte. Hier fanden die Angreifer den ersten nachhaltigen Widerstand, den die reguläre, aber völlig auf sich selbst gestellte gotische Besatzung erbittert durchfocht. Beiisar erlebte seine erste große Belagerung auf italischem Boden, den Auftakt seiner Leistungen im Kämpft um R o m 2 6 5 . Während das große Schanzlager der Byzantiner entstand, nahmen die gotenfeindlichen Kreise, ermutigt durch den freiwilligen Rückzug der Besatzungen eines Vorstadtkastells, die Verbindung mit Beiisar auf. Merkwürdigerweise hatte der gotische Befehlshaber nichts dagegen einzuwenden, und so wurde der städtische Honoratiore Stephanus zum Unterhändler bestimmt. E r unterzog sich dieser Aufgabe mit bemerkenswertem Geschick und bemühte sich, weder den feindlichen Feldherrn, noch die hadernden Parteien Neapels oder die Goten vor den K o p f zu stoßen. E r bat Beiisar daher, die kleine Stadt zu verschonen und zuerst sein Glück vor Rom zu versuchen. Der Feldherr wies den Vorschlag des zivilen Strategen lächelnd zurück. Seine Antwort spielte mit den Begriffen Freiheit und Knechtschaft. Er erwarte das Bekenntnis der Neapolitaner zu Byzanz und die Entscheidung der Goten, ob sie übertreten, freiwillig abziehen oder sinnlosen Widerstand wagen wollten. Dank einer statdichen Bestechungssumme leuchteten dem Unterhändler die Gründe Beiisars ein. Er ging mit Hilfe des alteingesessenen syrischen Reeders Antiochos ans Werk, seine Mitbürger gleichfalls zu überzeugen, stieß aber auf den Widerstand der angesehenen neapolitanischen Rhetoren Pastor und Asklepiodot. Diese eifrigen Parteigänger der gotischen Landesherren setzten beim Volk im letzten Augenblick eine Anzahl Bedingungen durch, die es vor der Ubergabe stellen sollte. Stephanus mußte das Schriftstück Beiisar vorlegen, der ohne Besinnen alles annahm. In der ersten Freude wollte die Menge nun die Tore öffnen. Die Goten hielten sich fluchtbereit abseits, denn sie hätten es nicht hindern können. D a setzten sich die Rhetoren nochmals durch. Die Macht ihrer Rede zwang das Volk zu einer Versammlung Auge in Auge mit der gotischen Besatzung und gab dem bisher abgelegten Treuebekenntnis durchschlagenden Erfolg. D e r gotische Kommandant verbürgte sich für wirksame Abwehr des Feindes und die Lebensmittelhändler versicherten auf Befragen, daß sie über genügende Vorräte verfügten. Sie hatten als Juden und Nutznießer der religiösen Toleranz Theoderichs des Großen allen Grund, die scharfe Orthodoxie Iustinians und namentlich die Rivalität der oströmischen Handelsherren zu fürchten,die ihre vorteilhafte Stellung in dem wirtschaftlich unentwickelten Gotenreich bedrohte 2 6 6 . Das Volk entschied sich für Krieg. Die an sich schon festen, dank dem Gelände fast unangreifbaren Land- und Seemauern, die Entschlossenheit der gotischen Kampftruppe, ausreichende Lebensmittel, unbegrenzte Wasserversorgung und die Erwartung umgehenden Entsatzes aus Rom und Ravenna, nicht zuletzt die Dankespflicht gegen die Jahrzehnte hindurch Frieden und Gedeihen spendenden Herren des Landes rechtfertigten sein Vertrauen. Beiisar schritt zum Angriff. Aber bald zeigten unverhältnismäßige Verluste gerade der Besten, daß der feste Platz voraussichtlich nicht durch einen Sturm zu nehmen war. Selbst die oströmische Kriegstechnik versagte in dem abschüssigen, durchschnittenen Mauervorgelände. Die Unterbrechung des Aquädukts wurde in der Stadt wenig gespürt, denn es gab genügend Zisternen und Brunnen. So vertrieb die Zeit. Wenn auch Theodahad sich nicht rührte und ängstlich den Unkenrufen eines Hofjuden 2 6 7 lauschte, kamen die Byzantiner dennoch in eine üble Lage. Beiisar war drauf und dran, die Belagerung abzubrechen, um nicht im Winter gegen Rom und die Hauptmacht Theodahads zu Felde ziehen zu müssen, da brachte eine der bezeichnenden „Kriegslisten" der römischen Feldherrnkunst unerwartet rasche Entscheidung.
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II. Der Untergang der Goten
Paukatis, der isaurische Hypaspist, meldete die Entdeckung eines Soldaten und Landsmannes, der aus Neugier den Aquädukt erkletterte und im Innern der Wasserleitung bis zur Stadtmauer vordrang. Gewachsener Fels durchsetzte hier den Bau von außen und gab nur den schmalen Wasserdurchlaß frei. Eine Probe ergab, daß in dem bröckligen, vulkanischen Gestein mühelos Raum für einen durchkriechenden Schwerbewaffneten geschaffen werden konnte. Auf Geheiß des Feldherrn drang Paukaris sofort mit einigen ausgesuchten Isaurern an die Stelle vor und fand nicht nur den Bericht bestätigt, sondern er konnte den Durchlaß so weit verbreitern, daß der Weg für einen Stoßtrupp frei war. Nach einer ergebnislosen, von Stephanus seinen Mitbürgern unter Tränen empfohlenen Aufforderung zur Kapitulation, wurde das Unternehmen im Rahmen eines umfassenden Angriffs in die Tat umgesetzt. Beiisar wählte 400 Mann aus dem Heer aus, unterstellte sie dem Befehl des Reiterführers Magnus und des Führers der Isaurer Ennes und begab sich um Mitternacht mit ihnen an die Stelle, wo die Wasserleitung gesprengt und der Isaurer eingestiegen war. Hier wies er sie unbelauscht vom eigenen Heer in ihre gefährliche Aufgabe ein. Während er selbst mit Bessas und Photios unten wartete und erst jetzt das Lager durch Melder in Alarmbereitschaft setzen ließ, stiegen die 400 mit Fackeln in das schwarze Gemäuer ein und tasteten sich langsam vorwärts. Auf halbem Wege kehrten viele um, wurden aber von Beiisar und Photios so weit ermutigt, daß sie einen neuen Versuch wagten. Bessas beschäftigte die Goten eines Wachtturms neben der Wasserleitung durch lockende Angebote, so daß im Lärm der Entrüstung, die darüber entstand, das Waffengeklirr der Einschleichenden unterging. Der Bogen führte erst geschlossen, zuletzt unter freiem Himmel in die Stadt hinein. Keine Mauerritze, geschweige eine Treppe führte zur Erde. Schließlich konnte ein gewandter isaurischer Kletterer doch an einer geeigneten Stelle herabsteigen und den Kameraden mit Hilfe seines langen Mantels vom Baum aus behilflich sein. Noch stand das letzte Viertel der Nacht zur Verfügung, in deren Schutz die 400, sobald sie vollzählig waren, zur nördlichen Mauer eilten und die ahnungslosen Wachen zweier Türme überwältigten. Trompeter benachrichtigten Beiisar, der längst mit dem Heer auf der Lauer lag und sofort zum Leitersturm ansetzte. Widerstand war an dieser Stelle nicht mehr möglich, während an der sicheren Seemauer die Juden sich verzweifelt wehrten, bis sie umzingelt waren. Durch die offenen Tore strömte allenthalben das römische Heer. Im Osten reichten zwar die Leitern nicht, doch konnte dank anderweitiger Beanspruchung der Wachen Holzmaterial an die Tore geschafft und so durch Feuer der Eintritt erzwungen werden. Besonders an dieser Stelle wüteten die Eroberer — unterschiedlos töteten sie Frauen und Kinder, und die heidnischen Hunnen mißachteten selbst das Asylrecht, bis Beiisar sich seiner Befreierrolle erinnerte, mit einer wohlberechneten Rede an das Heer dem Treiben ein Ende machte und sämtliche Zivilgefangenen freiließ 268 . Auch die 800 gotischen Gefangenen wurden ehrenvoll behandelt. So war es kein Wunder, daß die byzantinische Partei rasch die Oberhand erhielt. Asklepiodot rechtfertigte sich zwar vor Beiisar nicht ohne Erfolg gegen die Schmähungen Stephans, wurde aber von dem wütenden Pöbel zerrissen, die Leiche seines Gesinnungsgenossen Pastor, den im Augenblick des Sturms auf die Stadt der Schlag getroffen hatte, geschändet und gepfählt 269 . 7. Witichis
und Beiisar
im Kampf
um Rom
Neapels Fall klärte das Volk endgültig über Theodahad auf. Süditalien war fast kampflos in die Hände eines Eroberers gefallen, dessen zahlenmäßig beschränktem Invasionsheer der König des kriegstüchtigsten Germanenstammes nur Worte und kostspielige Bündnisangebote an den unzuverlässigen fränkischen Hof entgegenzustellen hatte 270 . Der Verlust von Dalmatien und die „Strategie" bei der Verteidigung Italiens beseitigten die letzten Gründe gegen die Deutung des Briefes Iustinians als Antwort auf den Verrat des Gotenkönigs. Als jetzt die Schreckensnachrichten aus dem Süden eintrafen, kam der Stein ins Rollen. Den
7. Witichis und Beiisar im Kampf um Rom
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letzten Ausschlag hat das Überlaufen von Theodahads Schwiegersohn gegeben. Auf den Feldern von Regata unweit Roms setzte das Volksthing des dort untätig lagernden Heeres den Amaler ab und erhob Witichis auf den Thron, einen Mann aus dem Volk, der sich in Theoderichs Krieg mit den Gepiden um Sirmium höchste Auszeichnung erworben hatte (Ende November 536). Unsanft aufgeschreckt, wollte Theodahad nach Ravenna fliehen, um sich dort zu verschanzen oder ein Schiff nach Byzanz zu besteigen. Vermutlich glaubte er, sich den Kaiser durch Verzicht auf Befreiung Siziliens und Maßnahmen gegen Beiisar genügend verpflichtet, um wenigstens einen Teil des Verrätersoldes zu erhalten. Er wurde auf Witichis' Befehl von seinem Todfeind Optaris verfolgt, der ihn kurzerhand tötete (Anfang Dezember 536) 271 . Witichis trat eine verhängnisvolle Erbschaft an. Aus der lange vor Kriegsausbruch vollzogenen Einkreisung Italiens drohte sich dank Iustinians Vertrag ein Zweifrontenkrieg, richtiger noch: ein Allfrontenkrieg zu entwickeln. Wenn an der fränkischen Grenze noch keine größeren Kampfhandlungen zu verzeichnen waren, so kann das zweifellos als Erfolg der diplomatischen Bemühungen Theodahads gebucht werden. Gleichwohl war bisher kein Abschluß ereicht, so daß ein großer Teil der Armee durch die furchtbare Drohung der fränkischen Militärmacht an den Grenzschutz gebunden war. Im übrigen war Italien, diese gefahrdetste aller Halbinseln der Mittelmeerwelt, von allen Seiten umstellt, das wichtige Vorland Dalmatien verloren, die maritime Landungsbrücke und unentbehrliche Kornkammer Sizilien seit Jahresfrist feindliche Aufmarschbasis. Jetzt stand Beiisar im eroberten Neapel, beherrschte den wirtschaftlich so lebendigen, seit jeher dem Osten eng verbundenen Raum des alten „Großgriechenland" und setzte zum Marsch auf Rom an. Ein schnelles Reiterheer hätte die Byzantiner noch vor Neapel rechtzeitig abfangen und ins Meer werfen oder nach Sizilien zurücktreiben können. Aber in ganz Italien war nichts für die Verteidigung, geschweige den rettenden Gegenangriff geschehen. Mannschaft und Material waren über die Halbinsel und ihre Vorlande zerstreut, die Bereitstellung verzögert, der Einsatz sabotiert. Die wenigen positiven Leistungen Theodahads waren entweder wie in Dalmatien entwertet oder wie im Falle der Franken noch nicht zur Auswirkung gelangt. Angesichts eines solchen Standes der allgemeinen Dinge empfanden weder Witichis noch sonst ein Gote Mitgefühl mit dem Schicksal des Verräters Theodahad. Auch Ostrom und seine Gesinnungsgenossen im Gotenreich weinten dem Skrupellosen keine Träne nach. Der neue König glaubte aus bewußt gotischer Gesinnung heraus das Schicksal meistern zu können. In seiner Regierungserklärung gibt er der Freude Ausdruck, daß ihn das Heervolk unter freiem Himmel, nicht in dumpfen Palastgemächern gewählt habe 2 7 2 . Um so mehr durfte man auf seine ersten Schritte im aufgezwungenen Existenzkampf des Gotenreiches gespannt sein. Hätte es nicht nahegelegen, gerade von einem solchen Mann berserkerhaftes Draufgängertum zu erwarten? Das Gegenteil trat ein. Der tapfere Soldat scheute als König und Feldherr nicht einmal den Vorwurf der Feigheit, wenn es um die Verantwortung für Sieg und Niederlage ging. Gewiß hatte er von der Pike auf gedient, aber auch lange genug als hoher Offizier vor dem Feinde gestanden. Der römische Einfluß auf das Heerwesen der Goten machte sich vor allem im Bereich des höheren Heerwesens bemerkbar. Germanisches Ungestüm verband sich seit langem mit vorsichtiger Planung. Die Fabel vom unüberlegten Stürmen und Verbluten gilt nicht einmal für die Kimbern und Teutonen, noch weniger für Ariovist. Erst recht nicht für die Zeit, da Männer wie Stilicho die Strategie überhaupt neuschaffen, Alarich als Heerführer in Kaiserdiensten jede Möglichkeit hat, in den „Apparat" hereinzuwachsen. Auch Theoderich der Große meistert die Strategie wie wenige Feldherrn der Römer. So bedeutete der Sieg der gotischen Militärpartei in der Person ihres prominenten Vertreters Witichis alles andere als einen Rückschritt in germanische Ursprünglichkeit. Aber mehr denn jemals hing die Zukunft von Fähigkeiten und dem Glück des Höchstkommandierenden ab.
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II. Der Untergang der Goten
Witichis entschloß sich also zum Rückzug auf Ravenna. Er erachtete die Stärke der im Raum Rom versammelten Streitkräfte nicht für ausreichend, um Beiisar zu schlagen. Man darf hinzufügen: auf freiem Felde. Zur Verteidigung Roms hätten die Truppen selbstverständlich ausgereicht. Aber war Rom Italien oder wie von alters die Welt? Für Witichis bedeutete es eine Landstadt, nicht mehr. In diesem Punkt war er ganz Gote, ganz Germane. In der Rede, die ihm Prokop in den Mund legt, fällt kein Wort vom unermeßlichen moralischen Gewicht der Herrschaft über die Trägerin der Weltreichstradition, den Sitz des geistlichen Oberhirten der Völker. Angeblich wünschte Witichis Klarheit über die Haltung der Stadtrömer im Falle einer Belagerung. Von einem erklärten Kriegszustand mit der alten Reichsbevölkerung habe er sich mehr versprochen als von der Fortdauer unklarer Verhältnisse. So genehmigte er nur eine Besatzung von 4000 Mann unter Leudaris und ließ die Römer zur aktiven Beteiligung an der Abwehr auffordern 2 7 3 . Wenn nicht er, so dürften die Römer sich über den Widerspruch im klaren gewesen sein, den diese Aufforderung im Munde eines „konservativen" Goten bedeutete. Für die eingeborenen Römer und Italer lagen angesichts des jahrzehntelangen Waffenverbots Gefühle des Ressentiments außerordentlich nahe. Andererseits hätten sie nicht verkennen dürfen, daß in dieser Aufforderung Möglichkeiten künftiger Zusammenarbeit beschlossen lagen, denen wesentlich mehr Realität zukam als der weitgehend von persönlichen Interessen bestimmten Versöhnungspolitik der Amalaswintha. Die Bedeutung des frühen Falls von Karthago für den Fortgang der oströmischen Operationen im Vandalenkrieg hätte mehr als jedes andere Beispiel den Willen zur unbedingten Behauptung der Stadt Rom stärken müssen. Nach Beiisars Triumphen war es leicht, die Rückzugsstrategie eines Witichis zu kritisieren. Man darf jedoch nicht verkennen, daß er Rom mit demselben Recht aufgab wie Kutusow Moskau. Nicht die vorbildliche Kräftekonzentration in Ravenna hat ihm schließlich den Hals gebrochen, sondern die verbissene Belagerung von Rom, der Kräfteverschleiß in einer von den Oströmern in weit überlegenem Maße gemeisterten Kampfart. Witichis fand für seine Strategie zunächst willige Gefolgschaft. Im Heer erhob sich gegen den Rückzugsplan kein Widerspruch. Papst Silverius, der von zahllosen Gewissenskonflikten bestürmte Parteigänger der Goten, der Senat und die Einwohnerschaft legten Treuegelübde ab, die durch zahlreiche Geiseln aus den angesehensten Senatorengeschlechtern verpfändet wurden 2 7 4 . Den Senatoren kam doppelte Bedeutung zu, weil sie als Latifundienbesitzer die tatsächliche Regierungsgewalt über weite Strecken des flachen Landes in der Hand hielten. Während die gotische Besatzung zurückblieb, zog die Hauptmacht von Rom nach Ravenna. Hier entschloß sich Witichis sofort zu einem Schritt, der abermals die mystische Wirkung des amalischen Bluts auf die Gemüter der Goten beweist. Freilich nicht nur dies. Wenn er nun Amalaswinthas Tochter, die wohl dreißig Jahre jüngere Matasvintha, zur Heirat zwang, galt diese Handlung auch propagandistischen Zielen, vor allem dem Kampf gegen die Kriegsschuldlügen Iustinians 275 . Freilich hatte Iustinian schon dem Amaler Theodahad die offizielle Bestätigung versagt. Die Heirat mit der Amalerin entzog jedoch den oströmischen Staatsrechtlern zumindest den legitimistischen Kriegsgrund, überdies einen Vorwand zur Propaganda unter den Goten. In seinem Schreiben an Iustinan bezeichnet sich Witichis als Rächer Amalaswinthas, deren Tochter durch die Heirat ihr rechtmäßiges Erbe erhalten habe. Mit Ausnahme der gallischen Truppen strömte die gesamte waffenfähige Mannschaft des Gotenreichs nach Ravenna und wurde für den bevorstehenden Entscheidungskampf exerziert. Unterdessen sah Witichis ein, daß er unmöglich einen Zweifrontenkrieg führen konnte. Er scheute sich nicht, Theodahads Angebot an die Franken wiederaufzunehmen, fand auch hier die Zustimmung der Unterführer 276 . Er sandte an die Höfe der Frankenkönige Childebert, Theudebert und Chlotar und ließ das Angebot der Abtretung des gotischen Gallien (Narbonensis) und einmaliger Zahlung von 2000 Pfund erneuern. Die Franken, deren Außenpolitik von Theodebert bestimmt wurde, ließen sich darauf ein. Sie schlossen zwar
7. Witichis und Beiisar im K a m p f u m Rom
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mit Rücksicht auf den fränkisch-oströmischen Vertrag kein offenes Militärbündnis, waren aber bereit, nach zwei Seiten zu arbeiten, und sagten heimliche Unterstützung durch Hilfstruppen aus abhängigen Völkerschaften zu. Wohl im Zuge derselben Verhandlungen ging die seit 506 bestehende Oberhoheit der Goten über die Alemannen in Rätien an die Franken über. Es handelte sich hier nur um die Aufgabe einer unhaltbaren Stellung, da der Franke diesen Stamm mit Leichtigkeit in Schach hielt, während die Goten gegen einen kürzlich (536) erfolgten Raubzug desselben durch Venetien und Ligurien auf Grund der allgemeinen Kriegslage nichts hatten unternehmen können 277 . Mit der Übereignung der Provence an die Franken wächst das Selbstvertrauen dieser alten Gegner des Gotenreichs sprunghaft. Bei aller Großzügigkeit des Angebots ließ sich doch nicht verkennen, daß die nackte Not dahinterstand. Chlodwigs ebenbürtiger Sohn Theudebert verzichtete gewiß nicht aus Furcht vor Iustinian und Beiisar auf äußeren Bruch des Bündnisses mit Ostrom. Er wollte sich nicht festlegen, wollte sich Handlungsfreiheit sichern, ein Imperialist großen Stils, der die Gelegenheiten wahrnimmt. Der „Bürgerkrieg" zwischen Oströmern und Goten — viel anders konnte sich das Ringen um Italien aus fränkischer Perspektive nicht ausnehmen — gab einem Politiker solchen Schlages die Möglichkeit zum Griff nach der Weltherrschaft. Während die Franken sich in ehrgeizigen Träumen wiegten und Witichis das in solchen Fällen stereotype „Wir kehren wieder" sprach, dies freilich in geheimster Beratung und nur durch den feindlichen Berichterstatter bezeugt, gab er Markias Anweisung, den Abzug der gotischen Truppen aus der Narbonensis vorzubereiten 278 . Der letzte Rest des einst von Theoderich geschaffenen Korridors zwischen Italien und Spanien war dahin, das Frankenreich zum Besitzer des unschätzbaren Handelsplatzes Marseille und zum breiten Anlieger des Mittelmeers aufgerückt. Beiisar hatte längst den Krieg nach Mittelitalien getragen. Er ließ nur schwache Trupps im Süden zurück — 300 Fußsoldaten und Herodian in Neapel und ganz wenige in Cumae, den einzigen Festungen, die es im reichen Campanien zu verteidigen gab. Noch vor dem Abmarsch des Heeres hatten die Römer unter dem Einbruch des plötzlichen Gesinnungswandels des Papstes Silverius der Sache der Goten den Rücken gekehrt und durch Athalarichs ehemaligen Quästor Fidelius verräterische Vebindung mit der Reichsarmee aufgenommen. Als Beiisar auf der Via Latina langsam nach Norden vorrückte, wußte er bereits, daß Rom von seinen gotischen Herren verlassen, von den Römern kampflos preisgegeben wurde. Bald wußten auch Leuderis und sein Kommando um die Stimmung der Stadt. Als in der Nacht vom 9. oder 10. Dezember 536 Beiisar durch die Porta Asinaria in Rom einzog, verließen die Goten die Stadt durch das Flaminische Tor und ritten ohne ihren Führer, der verbittert zurückblieb, nach Ravenna. Leuderis übergab persönlich die Schlüssel der Stadt und reiste auf Befehl des Feldherrn als Zeuge der Geschehnisse nach Byzanz 279 . Nun wiederholten sich die Tage von Karthago. Alle Mühen konzentrierten sich auf die baufälligen Mauern, die es soweit möglich mit technischen Verbesserungen wiederherzustellen galt. So wurden die Zinnen winklig gestaltet und erhielten rückwärtige Anbauten, die den Schützen von links deckten und namentlich Beiisars Hunnen die sichere Handhabung des Bogens ermöglichten. Auch ein tiefer Graben wurde angelegt. Die Einwohner sahen mit gemischten Gefühlen zu. Eine leise Ahnung ihrer bevorstehenden Leiden ging ihnen auf, wenn sie das Geschick des Feldherrn rühmten, aber ihre Entrüstung über den Zweck all dieser Anstalten zum Ausdruck brachten. Den Unwilligen wurde nachdrücklich bedeutet, daß es nichts sei mit der Erwartung, Rom werde — zumindest seiner Größe und des geringen natürlichen Schutzes wegen — als offene Stadt geachtet. Im Trubel des Festungsbaues lagerte Beiisar die sizilischen Getreidevorräte seiner Flotte unter sicherem Verschluß ein. Die Bürger sollten auf das Land und für den Ernstfall Proviant in ihre Häuser schaffen, denn vom Schimpfen allein konnte ihr Hunger voraussichdich nicht gestillt werden.
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II. Der Untergang der Goten
Als erste Frucht des kühnen Griffs nach Rom meldeten die Apuler und Kalabrer ihren Ubertritt zur Sache des Kaisers. Goten waren unter ihnen kaum angesiedelt. Anders in Samnium, wo der Verräter Pitzias sein Einflußgebiet, das gerade die Hälfte des samnischen Küstenlandes ausmachte, sich selbst und seine Goten Beiisar zur Verfügung stellte. Solche Erfolge und der Fortschritt der Befestigungen Roms steigerten das Selbstvertrauen des Siegers 2 8 0 . Schon streiften seine Reitertrupps nach Norden und nahmen angesichts der ravennatischen Streitmacht wichtige tuskische Festungen weg. In diesem Gebiet war die Neigung zum Verrat besonders groß, vielleicht nicht zuletzt dank der brutalen Wirtschaft des landgierigen Theodahad. So konnte Bessas kampflos in die feste Stadt Narnia einziehen, Konstantin mit seiner stärkeren Abteilung, der zahlreiche Hypaspisten und einige hunnische Doryphoren Beiisars beigegeben waren, ebenso leicht Spoleto und Perugia gewinnen. Ein gotisches Heer unter Hunila und Pitza, das die Provinz säubern sollte, wurde vor Perugia vernichtet und die Führer gefangen in Rom eingebracht 281 . Diese Unternehmungslust des Gegners, zumal in so vorgerückter Jahreszeit, kam Witichis unerwartet. In heller Wut über die kecken Nadelstiche beschleunigte er seine Rüstungen 282 . Er wartete jedoch die Ankunft der in der Provence freigewordenen Truppen nicht mehr ab, sondern schritt unverzüglich zur Befreiung Dalmatiens und Rückeroberung von Rom. Die dalmatinischen Kämpfe gaben zwar im Augenblick keine Veranlassung von einem Zweifrontenkrieg zu sprechen, doch war ein byzantinischer Einfall in die Lombardei nicht ausgeschlossen und damit das Abweichen des Gotenkönigs von seinem strengen Konzentrationsgedanken berechtigt und notwendig. Er gab Asinarius und Uligisalus den Oberbefehl über eine starke Kerntruppe, die durch Heranziehung nichtgotischer Hilfstruppen aus dem Savagebiet unweit Siscia ergänzt werden sollte 283 . Zur Belagerung Salonas stand neben der Armee eine Flotte zur Verfügung. Uligisalus überließ die Rekrutierungsmaßnahmen befehlswidrig seinem Kollegen und holte sich mit seiner Abteilung bei Scardona eine Niederlage. Während er in der liburnischen Stadt Burnum auf Asinarius wartete, traf Konstantianos, der oströmische Befehlshaber Salonas, alle Vorbereitungen zur Verteidigung, zog aus sämdichen Festungen des Landes die Besatzungen zusammen und sicherte die Mauer zusätzlich durch einen Graben. Nach Abschluß der Rüstungen vereinigten sich die Gotischen Heere in Burnum, wandten sich nach Süden und schlossen mit Unterstützung der Flotte Salona zu Wasser und zu Lande ein. Eine durchgehende Schanze längs der Stadtmauer verbürgte hier die hermetische Absperrung von jeder Zufuhr, während die Blockade zur See durch einen überraschenden Angriff byzantinischer Kriegsschiffe gebrochen wurde. Zweifellos hatten die Goten ähnlich wie Beiisar vor Palermo ihre Schiffe als schwimmende Gefechtstürme eingesetzt. Der Verlust der Flotte war in diesem Stadium des Krieges schmerzlich und konnte erst zu Totilas Zeiten wiedergutgemacht werden 284 . In Mittelitalien erreichte der Krieg seinen Höhepunkt. Witichis verließ Ravenna wohl am 21. Februar 537 mit angeblich 150 000 Mann, zu denen vor Rom die Armee des Markias stoßen sollte. Prokops Zahlenangabe dürfte, sofern nicht ein Fehler der Uberlieferung vorliegt, um das Zehnfache übertrieben sein. Es war kein Wunder, daß die sorgfältigen Rüstungen, ebenso wie die inzwischen eingelaufenen Nachrichten über Beiisars geringe Truppenstärke den König mit unbedingtem Vertrauen auf den Sieg erfüllten. Beiisar befand sich in keiner beneidenswerten Lage. Die Besetzung Süditaliens hat gut die Hälfte seiner Armee beansprucht, so daß er am Anfang kaum über mehr als 5000 Mann zur Verteidigung Roms verfügte 2 8 5 . Auf die ersten Alarmnachrichten hin ließ er die Maßnahmen zur Versorgung Roms mit allem verfügbaren Proviant aus der weiteren Umgebung nicht einstellen, sondern dank besonderen Wachen an der Tiberbrücke und einem zuverlässigen Meldesystem bis zum allerletzten Augenblick fortsetzen. Das riesige Mauerrund der ewigen Stadt schien den Bemühungen des Verteidigers zu spotten. Es war höchste Zeit, daß die toskanischen Streifkorps umkehrten und die ärgsten Lücken schlossen. Konstantin gehorchte dem Befehl um-
7. Witichis und Beiisar im K a m p f um R o m
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gehend und ließ nur wenige Mann auf den Felsenburgen von Perugia und Spoleto zurück. Bessas zögerte noch. Als die gotische Vorhut Narnia bereits passiert hatte, brach er aus dem Hinterhalt, brachte ihr Verluste bei und schlug sich, gleichfalls eine Wache auf der Burg zurücklassend, nach Rom durch. Der König hielt sich nicht mit der zeitraubenden Belagerung der Bergnester auf. Um den 15. März 537 dürften die Vorausabteilungen seines Heeres den Ubergang über den Anio erreicht haben, den ein wohlverbarrikadierter Wachturm sperrte 2 8 6 . Man verbrachte die Nacht in Ungewißheit, ob der unbequeme Umweg über die nächste Brücke oder das noch umständlicherer Ubersetzen auf Kähnen vorzuziehen sei 2 8 7 . D a brachte der Morgen die Nachricht, daß die Turmwache bei Nacht ihren vorgeschobenen Posten verlassen hatte. Die Leute wußten nichts von ihrem baldigen Entsatz durch den Feldherrn selbst und schlichen sich aus Furcht vor Strafe still und leise nach Campanien durch. Beiisar ritt frühmorgens mit 1000 Reitern zum Anio, um den Goten die Lust zu einem Gewaltstreich gegen den Wachturm zu nehmen. Aber schon hatte die gotische Vorhut die Brücke passiert und griff die Ahnungslosen an. „Da blieb Beiisar, obwohl zuerst in Sicherheit, nicht am Platz des Feldherrn, sondern kämpfte in vorderster Reihe wie ein gemeiner Mann. Daraus erwuchs der Sache der Römer große Gefahr, da er der vorwärtsreißende Genius des Krieges war" 2 8 8 . Beiisars Gefolgschaft, darunter viele Germanen, bewährte sich unter schweren Verlusten, denn die Wucht der gotischen Angriffe konzentrierte sich auf die Person des Feldherm, dessen feurigen Walach einige Überläufer erkannten und mit rasch durch das ganze Heer sich fortpflanzendem Geschrei zum Ziel ihrer Geschosse machten. Schließlich wurden die Goten auf ihr Lager zurückgeworfen. Aber dort standen ausgesuchte Fußtruppen, und neue Reiterscharen stürzten sich auf die Byzantiner, die sich in wilder Flucht auf einen Hügel retteten und dank dem Einsatz eines Stallmeisters von Beiisars Stiefsohn Photios, am Sakrischen Tor unversehrt Rom erreichten. Hier verlangte Beiisar staubüberkrustet und unkenntlich Einlaß, aber die Tore blieben geschlossen, da die Verfolger ihm bereits auf den Fersen waren. Die Flüchdinge hielten sich zwischen Stadtmauer und Graben und glaubten ihr Schicksal besiegelt, doch konnte Beiisar in der Dämmerung einen Ausfall aus der Stadt vortäuschen und sich Luft schaffen. Endlich wurden auch die Tore geöffnet und der stark dezimierte Reiterhaufen in die Stadt gelassen. Die Goten verloren an diesem Tag fast 1000 Mann, die Byzantiner kaum weniger, und zudem auserlesene Truppen und Mitglieder der persönlichen Gefolgschaft. Stellt man die weite Entfernung von der Basis und den Mannschaftsbedarf für die Verteidigung der Riesenstadt in Rechnung, so war dieser Tag als schwere Niederlage der Oströmer zu werten. Unschätzbar war freilich der persönliche Ruhm, den ihr Feldherr erworben hatte. Bei den Goten wetteiferte mit ihm Wisandus Vandalarius, der immer wieder gegen den Ring der Doryphoren Beiisars stürmte und mit vielen Wunden bedeckt drei Tage für tot auf dem Schlachtfeld lag. In dieser Nacht brannten Feuer auf allen Türmen Roms: Schärfste Wacht bis zum letzten Mann war befohlen. Der Feldherr machte die Runde, verteilte die Mannschaften und sorgte, daß an jedem Tor ein Unterführer befehligte. Plötzlich kam ein Bote des Bessas von der Porta Praenestina und meldete, daß die Goten bereits vom Gianicolo herab in die transtiberinische Stadt eindrangen. Das Gefolge gab alles verloren und wollte durch das nächste Tor in den Süden fliehen. Beiisar befahl Halt und vergewisserte sich durch eine Reiterpatrouille von der Unsinnigkeit des Gerüchts. Darauf gab er an alle Torwachen strengen Befehl. Er behielt sich in Zukunft den Entsatz gefährdeter Punkte persönlich vor. Niemand durfte auf alarmierende Gerüchte den Posten verlassen. Der Gotenkönig verzichtete auf einen Nachtangriff, nutzte aber die Stimmung der aufgewühlten, über den Mißbrauch ihrer Stadt erbitterten Römer und sandte den Adligen Wacca zur Porta Salaria, der schneidende Abrechnung mit den Wankelmütigen hielt und Antwort verlangte, warum sie
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II. Der Untergang der Goten
ihre gotischen Schutzherren an die Levantiner, diese allgemein verachteten Graeculi, verrieten, und was vom Bosporus außer Gauklern und diebischen Matrosen schon Gutes gekommen sei 289 . Am Tag darauf begannen die Arbeiten zur Einschließung der Stadt 290 . Es war selbst den vereinigten Gotenheeren nicht möglich, die Mauern in ihrer ganzen Ausdehnung dauernd zu umspannen, was nebenbei bemerkt auf Prokops Bezifferung ihrer Heeresstärke mit 150 000 Mann das richtige Licht wirft. Sie sperrten die fünf großen Tore des Nordens und Ostens von der Via Flaminia bis zur Via Praenestina durch sechs Schanzen. Zum Schutz der Verbindung über die Milvische Brücke und nach dem westlichen Vorgelände, aber auch nach Ostia und der ganzen Küste, entstand in der Nähe der Peterskirche eine siebente Schanze. Die Stadt konnte also ständig umritten, und namentlich konnten die Verbindungen zur Küste kontrolliert werden. Die Schanzen waren ebenso wie die Truppenlager selbst durch Gräben, Wälle und Palisaden unangreifbar gemacht, wenn auch diese Seite des Kriegswesens den Goten nicht allzusehr behagte. Eine der ersten Arbeiten war die Unterbrechung der 14 römischen Aquädukte. So versiegten nicht nur die Wasserkünste der Thermen, sondern begannen die tausend Unbequemlichkeiten mit den Brunnen und auch die von der Aqua Traiana angetriebenen Getreidemühlen des Janiculushügels standen still. Eine Aushilfe waren die Schiffsmühlen Beiisars, die der Gote zwar anfänglich beschädigen konnte, die aber nach Sperrung des Tiber durch große Eisenketten gegen herangeworfene Baumstämme gesichert waren und zuverlässig arbeiteten. Während die Goten ihre Schanzen und Lager bauten, führte Beiisar die Organisation der Verteidigung durch. Es blieb bei der getroffenen Regelung. Die Verteidigungsabschnitte richteten sich nach den Brennpunkten des Kampfes, den Toren, aus, deren jedes nun endgültig einem hohen Offizier unterstellt wurde. Der Feldherr befehligte an der Porta Salaria, dem baufälligsten Mauerabschnitt und voraussichdichem Brennpunkt der Kämpfe in der Mitte'der von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Hauptfront gegen die zusammenhängende gotische Schanzenreihe. Zur Linken unterstand ihm noch unmittelbar das kleinere Tor am Pincio. Ein Palast auf der Höhe des Pincio diente als Hauptquartier und Residenz des Feldherrn. Bessas stand an der Porta Praenestina, gewissermaßen der rechten Flanke der Abwehrfront. Dem entsprach zur Linken die Porta Flaminia unter Konstantin. Die gotischen Schanzen standen jede unter einem Führer. Der König befehligte die seine unmittelbar. Es ist anzunehmen, daß sie Beiisars Standort, der Porta Salaria, gegenüber lag. Den Befehl über die wichtige Schanze am Vatikan führte Markias, der inzwischen die Nordwestarmee mit der Hauptmacht hatte vereinigen können. Witichis dachte die Straf- und Spottrede seines Offiziers Wacca in ihrer Wirkung zu steigern und sandte Unterhändler nach Rom. Er war durch Uberläufer nur zu gut über die Stimmung in der Stadt unterrichtet. Das bereits bestehende Mißvergnügen wurde noch erhöht durch Wassermangel, beginnende Lebensmittelknappheit, schlafraubenden Wachdienst auf den Mauern, schließlich auch die Verluste, die der Gote nach Kriegsrecht dem Privatbesitz im städtischen Vorgelände zufügte. Es blieb nicht bei heimlichem Spott, sondern Vorwürfe und schlecht verhüllte Drohungen folgten. Darauf baute der Gesandte Albis, als er Beiisar im Beisein römischer Senatoren und aller Heerführer seine hoffnungslose Lage begreiflich zu machen suchte und freien Abzug nach dem Süden anbot. Beiisar antwortete mit einer Rede von alttestamentarischem Haß. Es werde eine Zeit kommen, da die Goten keinen Strauch mehr besäßen, das Haupt darunter zu bergen. Lebendig werde er nicht aus Rom weichen. Die Städter machten keine gute Figur zwischen den streitenden Parteien. Durch Beiisar eingeschüchtert, wagten sie aber auch den Goten auf die gerechte Bezichtigung des Verrats nicht zu antworten. Nur der Erzverräter Fidelius, der ehemalige Quästor Athalarichs und jetzige praefectus praetorio des Byzantiners, schmähte den Gesandten ins Gesicht 291 .
8. Der große Sturm
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Sturm
Die Goten sahen nun War und rüsteten zum Sturm. Wenn sie sich damit auch nicht gerade auf dem Gebiet ihrer militärischen Meisterschaft bewegten, so gab ihnen die exponierte Lage Beiisars und die unvermeidbare Verzettelung seiner Streitkräfte für den Augenblick recht. Erst in späterer Zeit lehrte der Erfolg, daß selbst das kostspieligste Mittel, Beiisar aus dem römischen Fuchsbau herauszulocken, sei es durch einen Marsch nach dem Süden oder durch Einfälle ins Illyricum, am Platz gewesen wäre. Die Goten arbeiteten angestrengt an den Belagerungsmaschinen, deren Größe ersetzen sollte, was ihnen an Eleganz und technischem Wirkungsgrad abging. Fahrbare Holztürme von der Höhe der Mauern waren für Ochsenvorspann gedacht. Ferner wurden zahlreiche Leitern und vier gewaltige Sturmböcke angefertigt und zur Ausfüllung des Grabens an der Angriffsstelle der Maschinen eine entsprechende Anzahl von Faschinen aus Reisig und Rohr bereitgehalten. Die Oströmer verwendeten fast ausschließlich ihre fertig mitgeführten Belagerungsmaschinen. Auf den Türmen fanden Ballistren (Pfeilschleudermaschinen) Verwendung, auf den Zinnen Onagroi (Steinschleuderer), beides verhältnismäßig hoch entwickelte Geräte. Die Tore wurden mit messergespickten Fallbalken, sogenannten „Wölfen", zusätzlich gesichert. Am frühen Morgen des 18. Belagerungstages (etwa 2. April 537) gab Witichis das Zeichen zum Sturm 292 . Den ersten Gang stand er persönlich mit dem feindlichen Feldherrn an der Porta Salaria durch. Als die ungefügen Türme und Widder herankeuchten, versteinerte die Römer der ungewohnte Anblick. Beiisar aber lachte. Bald hatte er die Schwäche der Riesen erfaßt und ließ sie ungeachtet der Angst seiner Truppen fast an den Graben heran. In diesem Augenblick erlegte er treffsicher als erster zwei Feinde, befahl das Signal zum Einsatz aller Waffen und und wies seinem Gefolge die Zugochsen der Holztürme als Ziel. Ihrer Antriebskraft beraubt, saßen die Maschinen fest und drohten zwecklos zur Mauer herüber. Witichis gab seine Absicht auf. Er zog die Besatzungen und Begleiter zurück und ordnete den ganzen Abschnitt neu zu einer tiefen Phalanx. Den Führern verbot er eigenmächtige Angriffe, befahl ihnen aber, Beiisar durch scharfen Beschüß so stark zu beschäftigen, daß er keine Möglichkeit zum Entsatz anderer Kampfzentren hatte. Er selbst warf sich mit starken Kräften auf seinen linken Flügel gegenüber der Porta Praenestina. Hier war die Mauer verwittert und wenig widerstandsfähig. Auch das völlig unmilitärische Vivarium, ein außen an die Mauer angebauter Raubtierzwinger, behinderte nur das Blickfeld, ohne die Festigkeit zu erhöhen. Türme und Zinnen besaß diese vorgeschobene Mauer nicht, so daß die gotischen Maschinen an dieser Stelle ungehindert von feindlichen Schleudergeschossen ihr Ziel erreichten. Sofort traten die schweren Raumbalken der Widder in Tätigkeit, während die Begleiter die Mauer in der Nähe unterminierten. Rasch verbreiterte sich eine Bresche und die Goten stürmten ins Vivarium, um ihre Maschinen gegen die ebenso brüchige Hauptmauer zu richten. Die Verteidiger konnten sich rechtzeitig zurückziehen. Längst kommandierte Beiisar, von Bessas und Peranius zur Hilfe gerufen an der gefährlichen Stelle. Er hielt die Zinnen nur schwach besetzt. Die Goten fühlten sich sicher, da brach auf einen Wink die kleine Abteilung des Cyprianus aus dem Hinterhalt hervor und richtete im engen Raum des Vivariums ein furchtbares Blutbad an, dazu kam eine Panik durch die Verstopfung des engen Ausgangs. Darüber geriet die ganze Streitmacht des Witichis in Verwirrung. Schon traf sie ein wuchtiger Ausfall der Elitetruppen Beiisars, die gepanzert aber leicht bewaffnet, durch die rasch aufgerissenen Tore stürmten. Die einzige Rettung der schon bei der Belagerung aufgelösten, vergeblich den eingeschlossenen Kameraden zu Hilfe eilenden Goten, lag in der Flucht. Sie wurde ungewöhnlich verlustreich, da es bis zur südlichsten Schanze, wo die Truppe neu formiert werden konnte, weit war. Bei der Rückkehr hieß Beiisar Feuer in die unbehilflichen Maschinen werfen.
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II. Der Untergang der Goten
Am Sakrischen Tor war es unterdessen ruhig geblieben. Die Schleudermaschinen hielten die Angreifer außer Schußweite. Plötzlich gingen die Tore auf, ein Ausfall überraschte die Wartenden und zwang sie auch hier unter Verlusten in die Schanzen zurück. Die Flammen der Türme und Sturmböcke schlugen weit über Mauerhöhe empor und zeigten das Schicksal der beiden Hauptangriffe der Goten an. Der große Sturm, dem die sechs Nordostschanzen Rückhalt boten, war damit an allen Brennpunkten des Kampfes gescheitert. Nun wichen die Heere auf der ganzen Linie zurück. Von den Mauern hetzte Gekreisch die reitenden Verfolger auf versprengte Feinde. Laute Totenklage schallte von Schanze zu Schanze der Goten. Das war das Schicksal des Angriffs auf der Nordostfront. Im Norden geschah nichts. Zwischen der Flaminischen Straße und dem Pinciotor war die Mauer auf halber Höhe geborsten 293 . Im Volksmund übernahm der Apostel Petrus den Schutz dieser halben Bresche, die von innen gefährlich aussah, aber dem Absturz des Pinciohügels vollkommene Sicherheit verdankte. Ebenso hatte Ursicinus mit der Fußtruppe der regii am Flaminischen Tor Ruhe. Jenseits des Tiber dagegen stießen die Goten von der Schanze des Markias aus zum Endastungsangriff in den Rücken des Feindes vor. Sie erschienen zwar auch am Pankratiustor, wo sie unter Paulus Fußtruppen standen, doch vereitelte der steile Janiculus ihre Absichten. So entiud sich die ganze Wucht des Sturms im Westen am Grabmal Hadrians, das wie eine vorgeschobene Riesenbastion durch Mauerschenkel mit der Brücke und über sie hinweg mit der diesseitigen Tibermauer verbunden war. Beiisars bester Mann Konstantin kommandierte auf dem Bollwerk und hatte die Aufsicht über weite Strecken der Tibermauer. Plötzlich rief ihn die Nachricht, daß die Goten über den Fluß setzten, an die gefährdete Stelle, die zwar für jede Flußmauer wenig Raum für Angreifer bot, aber entsprechend knapp mit Verteidigern besetzt war. Unterdessen schlich die gotische Hauptmacht im Schutz eines langen Säulenganges, der zur Peterskirche führte, unbemerkt an die Verbindungsmauer heran und stürzte sich, rasch hervorbrechend, auf das Grabmal Hadrians zur linken, das Aureüustor zur rechten. Maschinen kamen nicht zum Einsatz. Alles hing von den Leitern ab und dem raschen Unterlaufen des von den feindlichen Schleudermaschinen bestrichenen Raumes. Während ein Pfeilhagel die Zinnen überschüttete, rasten die Sturmkommandos mit ihren Leitern an den Turm. Der tote Winkel, den die Bailisten nicht bestreichen konnten, wurde erreicht, bevor die Geschützmannschaften zur Besinnung gekommen waren. Schon waren die Leitern angelegt, der Handstreich vor dem Gelingen, da stürzte sich die Mannschaft in raschem Entschluß auf die zahlreichen marmornen Bildwerke des Grabmals, zerschlug sie und erstickte im Hagel dieser schweren Brocken den Angriff. Als alles vorüber war, konnte auch Konstantian, den die Goten glücklich vom Brennpunkt der Ereignisse weggeholt hatten, den kurz zuvor noch unter heftigem Beschüß liegenden Raum zwischen Grabmal und Brücke passieren und die Meldung seines Stellvertreters entgegennehmen 294 . Der gesamte Süden vom Praenestinischen bis zum Pankratiustor blieb ruhig. So war das Ergebnis an allen Fronten das gleiche. Ostrom vermochte mit 5000 Mann eine Weltstadt gegen das nach freilich übertriebenen Angaben des Feindes dreißigfach überlegene, im eigenen Lande operierende Gotenheer zu halten. Angeblich deckten 30 000 Goten die Schlachtfelder, und die Zahl der Verwundeten stand in entsprechendem Verhältnis. Wenn auch starker Zweifel gegenüber diesen Angaben angebracht ist, so war der Erfolg Beiisars gleichwohl ungeheuerlich, die Niederlage der gotischen Führung vernichtend. In riesiger Entfernung von den Stützpunkten hatte sich die überlegene Technik der Nachfolger Altroms durchgesetzt, denn nur dem Wüten der mechanischen Schußwaffen in den gedrängt anstürmenden Hundertschaftsverbänden waren die unverhältnismäßig hohen Verluste zuzuschreiben. Der Vorteil der inneren Linie, die Kriegserfahrung Beiisars, tat ein übriges. So hatte sich auch hier die eigentümliche Defensivstrategie des Reiches durchgesetzt, die im Osten der gesamten politischen Lage angepaßt war, aber auch im Westen sich als militärische Aushilfe ersten Ranges bewährte, ja das eigentliche Geheimnis des Angriffs mit unterlegenen Kräften war.
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E s ist aber ausgeschlossen, daß dies ohne eigene Verluste der Verteidiger Roms errungen wurde. Das verzweifelte Hilfsgesuch Beiisars zeigte dies nur zu deutlich. Der Generalissimus berichtete seinem Kaiser alle Einzelheiten der bisherigen Kämpfe nach Byzanz und entwarf ein düsteres Bild der Lage. Ohne schleunigsten Entsatz würde sein Schicksal bald besiegelt sein. Der illyrische Gefolgsmann Iustinians brach in die Worte aus: „Ich weiß, daß ich dem Reich den Tod schulde und deshalb bringt mich keiner lebendig von hier fort. Bedenke aber, welchen Ruhm Dir ein solches Ende Beiisars brächte" 2 9 5 . Der Widerstand der in der Abwehr eines Angriffskrieges zum Äußersten entschlossenen Goten, mußte General und Kaiser lehren, daß es aus war mit dem Traum vom militärischen Spaziergang nach Ravenna. Die Blütenträume vom freiwilligen Verzicht der Goten auf Italien, gefördert durch Amalaswintha und Theodahad, vervielfacht durch das Verhalten der Sizilianer und Süditaüener, durch amalischen Verrat und gotische Schwächen im Anfangsstadium des Krieges, waren für immer dahin. Der Kaiser war über die Lage ernstlich beunruhigt und rüstete in beschleunigtem Tempo, um eine Armee und Flotte aufzustellen. Dies um so mehr als Afrika noch immer nicht befriedet war und es durchaus nicht feststand, daß Germanos den Krieg mit geringsten Truppen allein durch den Glanz des Goldes siegreich beenden würde. Vermutlich gingen auch Befehle, die zur Eile mahnten, an Martin und Valerian in Griechenland heraus, die jedoch längst nach Italien weitergesegelt waren. Ein weiteres Übel waren die Zustände in der rücksichtslos in den Brennpunkt der militärischen Ereignisse gestellten Stadt. Einen Tag nach dem großen Sturm führte Beiisar die Evakuierung der Frauen und Kinder sowie aller militärisch entbehrlichen Personen durch 2 9 6 . Die Goten hatten mit bedenklicher Großzügigkeit nichts dagegen einzuwenden, denn obwohl im Süden der Stadt keine Schanzen errichtet waren, ist es undenkbar, daß ihren Patrouillen die Menschenmassen entgegengingen, die auf der Appischen Straße nach Neapel strebten, oder im Tiberhafen zu Verschiffung gelangten. In Neapel verteilte man den Flüchtlingsstrom auf Campanien und Sizilien. Die Zurückbleibenden mußten streng haushalten, selbst die Soldaten erhielten die Verpflegung zur Hälfte in Geld. Die Bürger waren meist kleine Handwerker, die im Kriege aus Mangel an Rohstoffen feiern mußten. Sie folgten daher dem Ruf zu den Waffen nicht ungern. Beiisar stellte zahlreiche Abteilungen zusammen, die unter Führung von Berufssoldaten zum Wachdienst herangezogen wurden. Kleine Mengen Proviant gelangten immer noch auf Schleichwegen in die Stadt, und es gelang namentlich den flinken Mauren immer wieder, einzelne Goten heimtückisch abzufangen. Es war jedoch vorauszusehen, daß mit der Zeit eine Verschärfung der Blockade eintreten mußte. Der Gotenkönig hatte sich wohl noch immer mit der Hoffnung getragen, daß die Stadt ihren neuen Herrn die Gefolgschaft verweigern würde. Die eigene Niederlage und die Verzweiflungsmaßnahmen der Gegenseite belehrten ihn, daß Beiisar zu allem entschlossen war. Das Schicksal der vergeiselten Senatoren war damit besiegelt. Nur zwei von ihnen, Cerventinus und Reparatus, ein Bruder des Vigilius, retteten sich aus Ravenna nach Ligurien 2 9 7 .
9. Sturv^ des Papstes
Silverius
E s ist kaum ein zufalliges Zusammentreffen, wenn der Reichsfeldherr im Trubel der Tage nach dieser ersten Schlacht einen Eingriff in die Rechte der römisch-päpstlichen Kirche wagte, der in ruhigen Zeiten weit ernstere Verwicklungen nach sich gezogen hätte. Der Vorgang ist nur aus der Korruption des damaligen Papsttums zu erklären: Ein Verräter wurde abgesetzt, ein schlimmerer trat seine Erbschaft an. Hinter den Kulissen wirkt die düstere Gestalt der Kaiserin Theodora. Vielleicht hielt sie die Fäden dieser Verwicklung bereits in den Händen, als Papst Agapetus, der Besieger ihres monophysitischen Schützlings Anthimus, in Konstantinopel unter verdächtigen Umständen aus dem Leben schied. Rasch
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II. Der Untergang der Goten
rief sie den Apokrisiar und vermudich designierten Nachfolger des Verstorbenen, den Diakon Vigilius 298, zu geheimer Unterredung und bestach ihn durch 7000 Goldpfund und die Aussicht auf Mitwirkung der Waffen Beiisars bei seiner Wahl. Die Gegenleistung des ewigen Kandidaten (Johann II. schlug ihn bereits 532 aus dem Felde) sollte die Unterwerfung der Romkirche unter die östlich-monophysitisch gefärbten Einheitsträume der Kaiserin sein. Während aber Vigilius mit hochgespannten Hoffnungen nach Italien reiste, war in Rom bereits der Subdiakon Silverius 299 auf den Druck Theodahads hin gewählt worden. Als Sohn des Papstes Hormisdas schien Silverius der geeignete Mann für die Friedenspolitik Theodahads. Der Amaler ahnte nicht, daß ihm gerade dieser wohlberechnete Versöhnungsschritt den Haß der Kaiserin auf den Hals lud. Sein Schicksal war nicht zu ändern, und Silverius war bereits gerichtet, als er beim neuen Wechsel der Dinge die Goten verriet und an der Spitze der kleinmütigen Städter Byzanz und Beiisar in Rom willkommen hieß. In den ersten Tagen tat der zweifelhafte Bundesgenosse seine Schuldigkeit; dann wurde es Zeit, den Geheimbefehl der Kaiserin zu vollstrecken. Das fieberhafte militärische Treiben, das auf den ersten Sturm der Goten folgte, die eintretende Verknappung und die einschneidenden Evakuierungsmaßnahmen, das hierdurch hervorgerufene Murren der Bevölkerung gaben zugleich Vorwand und Gelegenheit zur Verhaftung des Silverius. Es wurden Briefe beigebracht, die seine verräterischen Beziehungen zu Witichis unter Beweis stellten. Vigilius und die Gattin Beiisars, die allen Grund hatte, der Kaiserin gefällig zu sein, wetteiferten mit ihren Intrigen. Die Haltung Beiisars läßt sich nicht mit der gewünschten Klarheit festlegen. Wenn er später kein Todesurteil aussprach, so war das nicht etwa ein Zugeständnis, daß er persönlich von der Schuldlosigkeit des Papstes überzeugt war. Ein solches wäre lediglich ein allzu harter Schlag gegen die ohnehin stark in Frage gestellte Hormisdaspolitik der Iustinianischen Dynastie gewesen. Selbst ein Versuch friedlicher Lösung wurde gemacht, doch wies Silverius sehr im Gegensatz zu Vigilius die geheime Anfrage, ob er mit der Aufhebung des Chalcedonense einverstanden sei, entrüstet zurück. Als eine „Probe auf seine byzantinische Reichstreue" kann dieses Ansinnen aber unmöglich gedeutet werden, denn die Ränke der Theodora spielten hinter verschlossenen Türen. Silverius glaubte mit seiner Ablehnung nichts anderes als „Reichtreue" im Sinne des Hormidasbriefes und der langjährigen kaiserlichen Politik zu bewähren. So wurde das Netz um das ahnungslose Opfer geworfen. Im letzten Augenblick floh der Papst in die Kirche St. Sabina auf dem Aventin. Belisars Stiefsohn Photios versprach ihm freies Geleit und führte ihn vor den Feldherrn. Beim ersten Verhör hielt man die Anschuldigungen zurück. Silverius durfte den Palast auf dem Pincio noch einmal verlassen, wurde aber bald darauf ohne Erneuerung des Geleitversprechens noch einmal zitiert. Die zweite umfangreichere Lebensbeschreibung des Silverius schildert die Vorgänge, die nun folgten, besonders farbig: „(Beiisar) ließ den seligen Papst Silverius zu sich in den Pinciopalast kommen und den ganzen ihn begleitenden Klerus am zweiten und dritten Vorhang zurückhalten. Allein mit Vigilius betrat Silverius das innere Gemach (musileum), wo die patricia Antonina auf einem Pfühle lag und der patricius Beiisar zu ihren Füßen saß. Und als Antonina ihn erblickte, sprach sie zu ihm: 'Sage, Herr Papst Silverius, was haben wir Dir und den Römern getan, daß du uns in die Hände der Goten liefern willst?' Während sie noch redete, trat der Regionarsubdiakon der ersten Region Iohannes ein, nahm ihm das Pallium vom Halse und führte ihn ins cubiculum; er entkleidete ihn, tat ihm ein Mönchsgewand an und ließ ihn verschwinden (abscondit eum). Darauf, da er ihn schon als Mönch sah, trat Xystus, der Regionarsubdiakon der sechsten Region, aus dem Tor und verkündete dem Klerus, daß der Herr Papst abgesetzt und zum Mönch gemacht sei". Da sie das hörten, flohen sie alle 300 . Am 29. März 537 trat Vigilius die Nachfolge an. Das Machtwort Beiisars genügte, um die leicht widerstrebenden Kleriker zur Wahl des unbeliebten Mannes zu zwingen. Silverius wurde zunächst nach Patara in Lykien verbannt. Hier gewann er den örtlichen Bischof für
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seine Sache, der ein ernstes Mahnwort an den Kaiser richtete. Iustinian ging zum Schein darauf ein und befahl die Wiederaufnahme des Prozesses, überließ aber die Durchführung Beiisar. Er dachte nicht daran, das Werk seines Feldherm durch übertriebene Gerechtigkeitsliebe zu gefährden. Beiisar übergab den heimlich zurückgeschafften Gefangenen keinem anderen als Vigilius, der den Nebenbuhler auf der Insel Ponza mürbe machen ließ, bis er am 11. November 537 auf seine Ansprüche verzichtete und bereits am 2. Dezember an den erlittenen Mißhandlungen starb 301 .
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Während die byzantinische Säbelherrschaft im belagerten Rom das gesamte Leben kontrollierte und in ihren Dienst stellte, unternahm Witichis einen Schlag gegen die Versorgung der Stadt 302 . Er besetzte den Hafen Portus, der seit Kaiser Claudius an die Stelle des versandeten Hafens von Ostia getreten war. Auf dem rechten Ufer führte eine Straße nach Rom, die als Treidelweg für den Vorspann flußaufwärts fahrender Lastkähne diente. Der entsprechende Weg, der auf dem linken Ufer von Ostia nach Rom führte, war vernachlässigt und führte durch Gehölz. Die Besatzung von Portus unterband daher die Tiberschiffahrt fast ganz und zwang die Seeschiffe, ihre Fracht bereits 45 km südlich der Tibermündung in Antium (Anzio) zu löschen und dem äußerst gefährlichen Transport zu Lande anzuvertrauen. Tausend Goten hielten hinfort das feste Kastell zu Portus besetzt. Dreiundzwanzig Tage nach dem Sturm des Witichis (etwa 25. April 537) trafen in Rom die ersten Verstärkungen ein, alles in allem 1600 Reiter unter Martin und Valerian 303 . Sie hatten Byzanz um die Zeit der Wintersonnenwende 536 verlassen, überwinterten in Aetolien und Akarnanien und erreichten nun im Frühjahr planmäßig den Kriegsschauplatz. Prokop glaubt sich zwar zu erinnern, daß ihre Weiterfahrt auf Beiisars Drängen vom Kaiser beschleunigt wurde, doch ist die Frist für die Reise seines Kuriers nach Konstantinopel und des Gegenkuriers bis fast an den Peloponnes zu kurz. Die Entsaztruppen stammen vom nördlichen Donauufer. Es waren Hunnen, Sklaven und Anten, der Abstammung nach zumindest die ersteren ausgezeichnete Bogenschützen. Beiisar begrüßte den Zuwachs an hochqualifizierten Foederaten und spürte einige Erleichterung. Er bestimmte sie vor allem zu Ausfallen. Uberhaupt plante er jetzt Ausfälle zur Schwächung des Gegners. Hauptträger der Taktik, die er bei der ersten Bekanntschaft mit gotischer Bewaffnung und Kampfesweise sich zurecht gelegt hatte, waren die berittenen Bogenschützen. Die Goten kannten diese Waffen nur für das Fußvolk des Hintertreffens und waren den Angriffen der hunnischen Hornissenschwärme schutzlos preisgegeben. Zumindest mußten sie große Verluste in Kauf nehmen, bis ihre Schwerter und Lanzen im Nahkampf zur Wirkung kamen. Einen Tag nach Ankunft der Verstärkung ließ der Feldherr den Doryphoren Trajan mit 200 Hypaspisten ausreifen und auf einem Hügel nahe den Schanzen halten. Die Goten stürzten auf die Verwegenen los, die schleunigst ihre Pfeile verschossen und, wie verabredet, in voller Karriere zur Mauer sprengten. Die Goten hofften sie hier abzufangen, wurden aber im Bereich der byzantinischen Geschütze furchtbar zugerichtet. Noch zweimal sandte Beiisar in den nächsten Tagen bewährte Doryphoren aus, die das Spiel wiederholten. Im Endergebnis sollen auf diese Weise 800 Mann unter geringsten eigenen Verlusten 4000 Goten außer Gefecht gesetzt haben. Es war dem Feldherrn bewußt, welchem technischen und taktischen Vorteil er die jüngsten Erfolge verdankte. Desto unverständlicher war seinen Söldnern die Zurückhaltung, die er übte. Mit gewohnter Überheblichkeit verlangten die Landsknechte — und die nach Abkürzung ihrer Leiden begierigen Städter schlossen sich ihnen an — daß nunmehr eine Entscheidungsschlacht gegen die Goten geschlagen werde. Nicht viel anders als bei Sura — Callinicum 5 0 4 ließ sich der große Condottiere wieder einmal gegen besseres Wissen überreden,
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doch suchte er seine neue Taktik beizubehalten. Er verstärkte die zum Ausfall bestimmten Reitereinheiten wesentlich und hoffte so, einen Zusammenstoß mit dem gesamten Gotenheer herbeizuführen und zugleich das Zusammenspiel der überlegenen Schußwaffen in alter Weise für sich wirken zu lassen. Die Goten verzichteten. Sie hatten genug von dieser ungleichen Art des Kampfes und waren durch Uberläufer stets über die Vorbereitungen des Gegners unterrichtet. So blieb nichts anders übrig als den Belagerern die Wahl des Schlachtfeldes zu überlassen. Beide Teile suchten die Entscheidung und vereinigten daher ihre Streitkräfte auf engstem Raum. Beiisar führte mit Sonnenaufgang die Streitmacht durch das Pincianische und Salarische Tor. Witichis lehnte sein Heer, das Fußvolk im Zentrum, Reiterei auf den Flügeln, an die nördlichste Schanze, nicht nach oströmischer Taktik um des „Feuerschutzes" und der Rückendeckung willen, sondern weil er endlich Beiisar zwingen wollte, sich unter gleichen Bedingungen zu stellen. Er war mit Recht von der Überlegenheit der Goten im Nahkampf überzeugt. Die Feinde mußten von ihrer bisherigen Basis weggelockt und vernichtet werden, bevor sie den rettenden Wirkungsbereich ihrer Kriegsmaschinen erreichten 305 . Zunächst behauptete sich die Überlegenheit der langsam anrückenden, dicht geschlossenen byzantinischen Phalanx. Die Goten erlitten harte Verluste, die aber rasch ersetzt wurden und den Gang der Schlacht nicht beeinflußten. Sie zogen sich planmäßig bis dicht an ihr Lager zurück und zwangen damit die Angreifer immer mehr auf das freie Feld hinaus 306 . Gegen Mittag konnte Beiisar feststellen, daß dem Gegner zwar großer Schaden hinzugefügt, aber auch die eigenen Verluste nicht unbedeutend waren. Die zahlenmäßige Unterlegenheit begann sich auszuwirken. Es war ein kritischer Augenblick, als die Byzantiner die Brüchigkeit ihrer kleinen Phalanx bemerkten und weder vorwärts noch rückwärts konnten, da auch das Fußvolk mit ausgerückt war und im Hintertreffen stand. Witichis sah seine Stunde gekommen. Er ließ sein Fußvolk im Schutz riesiger Schilde den schwächer gewordenen Pfeilhagel unterlaufen. Der einsetzende Nahkampf zeigte die Überlegenheit des gotischen Infanteristen über den berittenen Gegner. Lanze und Schwert kamen jetzt voll zur Wirkung und dezimierten das feindliche Pferdematerial in empfindlichster Weise. Auf den linken Flügel der schon gelockerten Phalanx traf nun ein heftiger Flankenangriff des rechten gotischen Reiterflügels. Der Verband besaß weder die Stärke der Zahl noch die Standfestigkeit, um diesen Stoß abzufangen. Alles strömte in Auflösung zur Linie der Fußtruppe, die sofort zerbrach. Dem Beispiel des linken Flügels folgte das gesamte Heer. Die Szenen an den ängsdich geschlossen gehaltenen Stadttoren wiederholten sich. Endlich eilten die Bürger an die Geschütze. Unter lautem Spott zogen sich die Verfolger darauf von der Mauer zurück, wo sie blutige Ernte gehalten hatten. Während im Norden die Entscheidung des Tages fiel, erwarb sich der Byzantiner auch im Westen 307 wenig Lorbeeren. Hier stand am Mausoleum Hadrians eine kleine Schar unter Valentinian. Sie hatte durch ihre Gegenwart die gotischen Schanzen und die wichtige Tiberbrücke zu bedrohen, erhielt aber strengen Befehl, jede Gefechtsberührung zu vermeiden. Um die Zeit der Hauptentscheidung im Norden schlug Valentinian den Befehl Beiisars in den Wind und ging mit seiner durch zahlreiche Zivilisten vermehrten Truppe gegen die Goten vor. Auf dem neronischen Feld kam es zu einem kurzen, heftigen Zusammenstoß, der die Goten zur Flucht trieb. Eine freiwillige Bürgerwehr, die am Pankrazischen Tor auf Beiisars Befehl eine militärische Vorhut vortäuschte, trug, ohne sich vom Fleck zu rühren, das Ihrige bei. Fast ohne Verluste sammelten sich die Wächter der Markiasschanze rasch auf einem Hügel und sahen zu, wie der Feind sich gierig auf ihr Lager stürzte und allen Bitten und Drohungen Valentinians zum Trotz zu plündern anfing. Ein rascher Gegenangriff machte dem ein Ende. Schwer geschlagen, rettete sich der Rest des Haufens in die Stadt, so daß auch im Westen ein gotischer Sieg erfochten war. Hätte Valentinian die Tiberbrücke überschritten, zerstört und in die Kämpfe nördlich des Pincio eingegriffen, so hätte er nach
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Prokops Auffassung diesen Tag zu Gunsten der Byzantiner entscheiden können. Beiisar dachte vermutlich nüchterner über die Grenzen, die der kleinen Truppe gesteckt waren, denn er verbot Valentinian von vornherein jedes eigenmächtige Handeln. Nach dieser Schlacht kehrte Beiisar zu seiner früheren Taktik zurück, den Gegner durch blitzschnelle Ausfalle zu beunruhigen und zu schwächen. Insgesamt fanden während der Belagerung 69 ernstere Zusammenstöße statt. Aber eine Entscheidung wurde nur von den G o t e n angestrebt. Beiisar hoffte auf die Zeit und den guten Willen des Kaisers. Fürs erste traf um die Sommersonnenwende ein Geldtransport des Reichs in Tarracina e i n 3 0 8 . D e r verantwortliche Begleiter Euthalius forderte brieflich eine Schutztruppe an. Beiisar entsprach dieser Bitte und sandte nicht nur zwei seiner Doryphoren mit 100 Mann, sondern trug der lebenswichtigen Sendung durch eine umfassende strategische Maßnahme Rechnung. A m vorgesehenen Reisetag marschierte das byzantinische Heer im Schutz der Mauern auf, als gelte es ein drittes Ringen um die Entscheidung. D i e G o t e n stellten sich zum K a m p f , wurden aber erst nachmittags von geringen Kräften angegriffen. Nächst einem unbedeutenderen Scharmützel an der Porta Pinciana ging es vor allem auf den neronischen Feldern heiß her. Hier befehligten am Fuße des Hadriansgrabes Martin und Valerian ihre hunnischen Verbände. Sie erlitten unerhörte Verluste, die kaum wieder gutgemacht wurden, als spätabends Ersatz vom Pinciotor eintraf und die G o t e n ohne weiteren Ehrgeiz das Feld räumten. Ihrer teuer erkauften lokalen Siege dieses Tages wurden die Kaiserlichen nicht froh, doch galten diese Aktionen im Norden nur der Ablenkung vom Süden, wo mit einbrechender Nacht das G o l d vom Bosporus unangefochten in die Stadt eingebracht wurde. Als mit Beginn der Hitzeperiode Seuchen die Stadt verheerten und die Getreideknappheit fühlbarer wurde, entschloß sich Witichis zu einer weiteren Verschärfung der Blockade. Nachdem die Flußschiffahrt so gut wie unterbunden war, sollte nun endlich der Verkehr R o m s mit dem Süden auf der Via Appia und ihren Parallelstraßen aufhören. Etwa 63 km südlich der Stadt fand sich eine doppelte Kreuzung zweier Wasserleitungen, die sich mit geringer Mühe in ein Kastell verwandeln ließ 3 0 9 . Hier bezogen nun 7 0 0 0 Mann die Wache und kontrollierten durch ihren Streifendienst das Gebiet zwischen dem Praenestinischen Tor und dem Tiber. Als weitere Stützpunkte legten sie noch einige kleinere Schanzen an, die bei Ausfällen Zuflucht boten. Bezeichnend war, daß eine dieser Schanzen unweit der Paulsbasilika mühselig errichtet wurde, während auf strengen Befehl des Königs nicht nur die Kirche, sondern selbst ihre Nebengebäude und der Portikus, der sie mit der Stadt verband, von militärischer Verwendung verschont blieb. Wenige Tage darauf, bemerkte Beiisar den Nutzen, den ihm die leicht zu verteidigende Anlage bringen konnte, und ließ Martin und Valerian mit ihren heidnischen Hunnen unter Einbeziehung der kirchlichen Gebäude am Tiberstrand eine Schanze errichten. S o war das Apostelgrab allerdings in treuer kaiserlicher Hut. In R o m wurde nach dieser Ausweitung der Fronten die N o t unerträglich. Wiederum wagten sich die Städter mit dem Vorschlag einer Entscheidungsschlacht hervor, aber der Feldherr vertröstete sie in unmißverständlicher Weise auf die Zukunft. Zudem erwartete er in Kürze die Ankunft des Entsatzheeres, während die Proviantflotte bereits Campanien erreicht hatte. Zur Beruhigung des leidenden Volkes sandte er seinen Adjutanten Prokop nach Neapel mit dem Auftrag, Entsatz und Versorgung zu organisieren 3 1 0 . Ferner entschloß er sich zu dem gewagten Schritt, sein Heer durch einzelne Abkommandierungen zu schwächen. D e r Reiterführer Magnus und der Doryphore Sindvit besetzten mit 500 Mann das Kastell Tibur. Eine Tausendschaft unter Martin und Trajan zog auf der schnurgeraden Via Appia nach Tarracina und besetzte diesen maritimen Brückenkopf der Verbindungen nach Neapel und Byzanz. Mit ihnen verließ Antonina die Stadt, um die gefährliche Zeit im sicheren Neapel zu verbringen. Diese Besatzungen machten vereint mit den Hunnen der Paulsbasilika den gotische Streifscharen und Furieren im nördlichen Latium das Leben sauer. Bald setzte aber das Klima der sommerlichen Campagna und Maremma beiden Seiten so mit
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II. Der Untergang der Goten
Malariafieber und sonstigen Seuchen zu, daß eine gotische Schanze an der Via Appia von den wenigen Überlebenden auf immer verlassen wurde und die Paulsbasilika aus dem gleichen G r u n d von den Hunnen geräumt werden mußte. Auch Tarracina war bereits aufgegeben, als das byzantinische Entsatzheer dort sicheres Geleit zu erhalten hoffte. Beiisars dringendes Hilfegesuch an den Kaiser wurde mit der Verdoppelung der italischen Streitkräfte beantwortet. E s galt nun die Vereinigung dieser Truppen in R o m ohne Verluste durchzuführen 3 1 1 . Als erster schlug sich Zeno mit 300 Reitern durch Samnium und weiter auf der Latinischen Straße ohne Feindberührung nach R o m durch. Iohannes, der nachmals berühmte Brudersohn Vitalians, landete mit 800 berittenen Thrakern und 1000 Linienreitern unter Alexander Markentios und anderen in Otranto und zog durch Kalabrien und Apulien nach Campanien, wo er 500 Mann, die Prokop und Antonina ausgerüstet hatten, übernahm. E r marschierte auf der Küstenstraße mit ungeheurem Troß nach Rom. Angriffen dachte er durch das alte germanische Kampfmittel der Wagenburg zu begegnen. E b e n s o waren in Neapel 3000 Isaurier unter Führung Paulus' und K o n o n s auf dem Seewege eingetroffen, doch sollten sie ihre Fahrt zusammen mit den Getreideschiffen Prokops bis Ostia forsetzen. Als Iohannes seine nahe Ankunft meldete, wiederholte Beiisar das Strategem zur Sicherung des Geldtransports mit dem Unterschied, daß es sich um eine ernsthafte Endastungsoffensive handelte. E r ließ bei Nacht in aller Heimlichkeit die Schuttmassen fortschaffen, die seit Beginn der Belagerung das Flaminische Tor verbarrikadierten, und stellte hier den gößten Teil seines Heeres auf. Im Morgengrauen sprengten Trajan und Diogenes mit 1000 Reitern aus der Porta Pinciana gegen die nächste Schanze und überschütteten die Besatzung mit einem Geschoßhagel. Die Goten glaubten sich ernstlich bedroht, alle Schanzen der Nordfront entsandten ihre Besatzung, soweit es sich mit der Sicherheit vereinbaren ließ, zur Angriffstelle. Trajan handelte nach Beiisars Befehl, als er zum Schein die Flucht ergriff und die nachsetzenden Goten an das Pinciotor lockte. Gleichzeitig befahl Beiisar das Flaminische Tor zu öffnen. E r setzte mit der Hauptmacht zunächst auf die fast menschenleere Schanze an der Flaminischen Straße zum Sturm an, doch scheiterte der Handstreich an der Stärke von Wall und Graben. Ohne sich aufzuhalten, eilte Beiisar im Schutz des Pincioausläufers nach Westen und erschien überraschend am Kampfplatz. Sofort kehrte Trajan mit bereitgehaltenen Verstärkungen um, die Goten sahen sich eingeschlossen und wurden furchtbar dezimiert. Die Uberlebenden erwarteten einen Sturm und wagten sich an diesem Tag nicht mehr aus den Schanzen. Witichis und sein Heer begannen das Verhängnis dieser Belagerung zu ahnen. Die Zeit rann unerbittlich dahin, Krankheit und Krieg lichteten die Reihen. Aus Belagerern waren fast Belagerte geworden. Der Gegner war hart mitgenommen, behauptete aber seine Teilerfolge und sollte nun durch Heer und Flotte Verstärkungen erhalten, die das Gerücht zudem wesendich übertrieb. In dieser Lage rang sich der Gotenkönig ein Friedensangebot ab, das eine Dreiergesandtschaft unter Führung eines vertrauenswürdigen Römers überbrachte. Die Verhandlungen im Pinciopalast gingen hin und her. Der Römer legte als lebendiger Zeuge Rechnung ab von der gotischen Verwaltung Italiens zum Segen der Italer. Glasklar waren seine Ausführungen über die Rechtslage, aber er erntete nur Spott. Beiisar stellte den älteren Anspruch des Kaisers auf Italien heraus und bestritt selbst die freiwillige Übertragung der Herrschaft an Theoderich. D a s Angebot der Abtrennung Siziliens beantwortete er höhnisch mit der Abtretung Britanniens an die G o t e n 3 1 2 . Selbst das Angebot von Neapel, ganz Campanien und einem Jahrestribut verfing nicht mehr. Immerhin zeitigte der Tag die gegenseitige Vereinbarung einer gotischen Gesandtschaft nach Konstantinopel und die Vorbereitungen zum Abschluß eines dreimonatigen Waffenstillstandes. Während in der Folge die Bedingungen festgesetzt und Geiseln ausgetauscht wurden, erschien vermutlich Nov. 537 die Flotte der Isaurer und Prokops in Portos, Iohannes dagegen mit den Seinen auf der Küstenstraße anmarschierend in Ostia 3 1 3 . Beiisar ritt im Schutz
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der Nacht mit 100 Gefolgsleuten nach Ostia, teilte die vielversprechenden Neuigkeiten mit und verhieß wachsame Sicherung des Anmarsches. Am nächsten Morgen hielt Antonina mit den Führern der Isaurer Beratung. Es erwies sich als unmöglich, die Seeschiffe nach Rom zu treideln, da die Zugtiere erschöpft, der linke Treidelweg unter Kontrolle der Festung Portus, der rechte seit Jahren verwildert und unbrauchbar war. Man lud daher Getreide und Wein in die Beiboote um, die mit Schiffern und Bogenschützen besetzt, flußaufwärts segelten und ruderten, während die Isaurer am Ufer mitmarschierten, ohne einen einzigen gotischen Angriff abwehren zu müssen. Selbst die Besatzung von Portus verhielt sich untätig — jedenfalls um des Waffenstillstands willen auf höheren Befehl. Nach Erledigung des Auftrags kehrten die Schiffer zurück, übernahmen die Flotte von dem starken isaurischen Wachkommando und steuerten auf hohe See nach Byzanz zurück. Auch Iohannes gelangte mit seinem schwerfälligen Verband unbehelligt nach Rom. In Ostia blieb lediglich ein isaurisches Wachkommando unter Paulus, das in Konkurrenz zur gotischen Besatzung von Portus trat. Das Verhalten des Königs Witichis gibt in Anbetracht der Machtmittel, über die er damals noch verfügte, zahlreiche Rätsel auf. Er ließ den Feind unangefochten seine Macht verdoppeln und einen strategisch wichtigen Punkt nach dem anderen besetzen. Es scheint, als habe nicht nur der Eindruck der erlittenen Verluste ihn von Vernichtungsangriffen gegen die zum Entsatz der Stadt herangezogenen Verbände abgehalten. Auch der Zustand des gotischen Nachrichtenwesens dürfte rechtzeitige Aktionen erschwert haben. Mit am verhängnisvollsten wirkte sich das Fehlen einer schlagkräftigen Flotte aus. Solange Ostrom die Meere beherrschte, hagelten überraschende Schläge aus einem unzugänglichen Element auf die den geopoMtischen Gesetzen des Festlands einseitig unterworfenen Goten herab. Witichis konnte und wollte in diesem Stadium des Krieges keine grundsätzlichen Konsequenzen ziehen. Er verblieb bei seinem fragwürdigen Plan, Beiisar durch Belagerung, nicht durch offene Feldschlacht auf die Knie zu zwingen, hoffte wohl auch auf Verstärkung der eigenen Position durch Rüstungen während der Wintermonate. So ließ er alles geschehen und Schloß nun endgültig den dreimonatigen Waffenstillstand ab. Aber unbedenklich arbeitete Beiisar an der Befestigung seiner Stellung. Bald darauf traf Ildiger, der Schwager Antoninas, mit seinen Reitern aus Afrika ein 314 . War bereits dies eine Veränderung des Status, auf dessen Grundlage man überein gekommen war, so konnte erst recht die Besetzung von Portus, als die Verpflegungsschwierigkeiten die Goten zu vorübergehender Räumung des Platzes zwangen, als unfreundlicher Akt und glatter Bruch des Abkommens gelten. Ebenso wechselten Centumcellae (Civita vecchia) und Albanum den Besitzer. Prokop bezeichnet ausdrücklich die Blockade der Seeverbindungen durch Ostrom als Grund für die Unmöglichkeit diese Plätze zu halten. Da die Proteste der Goten gegen diese Übergriffe kalte Ablehnung fanden, verschärfte sich die Lage. Beiisar detachierte seine Reitertrupps nach allen Seiten. Im picenischen Albanum lag Iohannes mit seinen 800 Thrakern, zu denen noch 400 Reiter Valerians unter Damian und 800 Hypaspisten unter dem Befehl der Doryphoren Sutas und Albigis kamen. Alle diese Trupps verpflegten sich selbst, erleichterten also der Stadt das Uberwintern und stellten eine gefahrliche Flankenbedrohung der Goten dar. Überdies erhielt Iohannes den Auftrag, sofort bei Ausbruch von Feindseligkeiten das dicht mit Goten besiedelte picenische Land überraschend zu durchstreifen. Frauen und Kinder, Hab und Gut der zu den Waffen geeilten gotischen Siedler sollten dann nachdrücklich die Segnungen einer höheren Kultur zu spüren bekommen. Die stillschweigende Ausweitung des Kriegsschauplatzes zog ihre Kreise bis in die Lombardei. Einige kaiserlich gesinnte Mailänder, an der Spitze der katholische Erzbischof, erschienen im Januar 535 in Rom und luden die Byzantiner feierlichst in ihre Stadt. Sie blieben bis Beiisar im Frühjahr Mundilas und 1000 Mann über Genua nach Ticinum und Mailand sandte.
II. Der Untergang der Goten
116
Witichis blieb die Antwort nicht schuldig315. Während der Feind die Bewegungsfreiheit der Goten immer mehr beengte, ihre Zufuhr immer stärker drosselte, unternahm er einige überraschende Angriffe auf die Stadt. Sein erstes Strategem glich demjenigen Beiisars von Neapel, doch wurde der Anschlag entdeckt. Mehr Erfolg schien ein plötzlicher Sturm um die Mittagszeit auf das fast verlassene Pinciotor zu versprechen. Hier befehligte Ildiger die römische Wache. Er konnte im letzten Augenblick die Stadt alarmieren und die Vordersten der Mauerstürmer zurückweisen. Ein dritter Anschlag galt schließlich der schwachen Tibermauer. Man bestach zwei Römer, wollte die Wache trunken machen, aber auch hier wurde alles verraten, so daß der Plan nicht zur Ausführung kam. Die Überrumpelung der Tibermauer unterblieb ebenso wie der Großangriff, den sie auslösen sollte. 11. Iohannes'
strategischer
Marsch
nach Ariminum.
Witichis
hebt die Belagerung
auf
Endlich hatte Beiisar den Vorwand, den er suchte. Sein Bote überbrachte Iohannes, dem Neffen Vitalians, den Befehl zu unverzüglichem Verlassen der Winterquartiere 316 . Inzwischen mochte es Februar geworden sein (538). Iohannes und seine 2000 Reiter durchstreiften Picenum und das nördliche Samnium, wo sie das von Tremo verteidigte Aternum sowie Ortona eroberten. Ein Gotenheer unter des Königs Oheim Ulitheus wurde vernichtend geschlagen. Mord, Brand und Menschenraub zerstörten nicht nur das friedliche gotische Leben, sondern vernichteten die wirtschaftliche Grundlage auch der nicht unmittelbar betroffenen Italer, denen Ostrom die Freiheit zu bringen vorgab. Doch galt dieser sinnlose Terror nicht nur dem Druck auf die Stimmung der Belagerer Roms. Iohannes strebte vielmehr planmäßig nach Norden, hielt sich vor dem schwach besetzten, aber sehr festem Auximum nicht auf und ließ Urbinum liegen. Längst hatte er Verbindungen mit der Bevölkerung von Ariminum angeknüpft, die eine drohende Haltung gegen ihre Besatzung einnahm, und nach deren Rückzug auf Ravenna Iohannes und seine Reiter freudig begrüßte. Das Spiel war gewagt, denn im Rücken standen die feindlichen Wachen von Urbinum und Auximum. Der strategische Zweck der Aktion rechtfertigt aber den Einsatz und begründete den Ruhm des jungen Heerführers. Er stand nur eine Tagereise von Ravenna entfernt in fester Position - für die Belagerer Roms eine Alarmnachricht sondergleichen. Jetzt war die gotische Hauptstadt bedroht. Witichis war längst überzeugt, daß ein Unstern über seinem Unternehmen waltete, er zog nun die einzig mögliche Folgerung — er hob die Belagerung auf. Kostbarste Zeit und gewaltige Blutopfer waren damit vertan. Vermutlich um den 11. April 538, ein Jahr und neun Tage nach dem großen Sturm, befahl Witichis, Feuer an die Schanzen zu legen, und gab das Zeichen zum Rückzug 317 . Als bereits das halbe Gotenheer die Milvische Brücke passiert hatte, führte Beiisar seine durch die zahllosen Abkommandierungen ernsdich geschwächten Truppen aus dem Pinciotor. Der Kampf mit der gotischen Nachhut war für beide Seiten verlustreich, doch trat naturgemäß der Augenblick ein, daß die diesseits des Tiber stehenden Kräfte nicht mehr ausreichten, um dem Ansturm zu widerstreben. So trat eine Panik ein. Die Abziehenden verhedderten sich an der Brücke, erdrückten sich gegenseitig oder ertranken. Mit ihrem Rückzug gaben die Goten zu, daß sie im ungewohnten Festungskrieg versagt hatten. Das Duell zwischen Beiisar und Witichis war im ersten Gange zugunsten des erfindungsreicheren Meisters der Kriegskunst entschieden. Witichis und seinem Unterführerkorps fehlte es weder an Tapferkeit noch an Können und Schule, doch war es offensichtlich, daß die Erben der römischen Uberlieferung jedem Germanen gegenüber einen gewaltigen Vorsprung hatten. Des Gotenkönigs echt germanisches Geständnis seiner Abneigung gegen Städte sollte die Kraft einer Prophezeiung des eigenen Schicksals gewinnen. Vor und in den riesigen Städten Italiens hat er sich unentrinnbar im Netz der überlegenen oströmischen
11. Iohannes' Marsch nach Ariminum
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Kriegstechnik; verstrickt. Freilich hatte es Beiisar mit einem alles andere als bequemen Gegner zu tun. Im Verzicht auf eine Entscheidung in offener Feldschlacht lag doch auch das Eingeständnis einer gewissen Schwäche. Im vierten Kriegsjahr des Gotenkriegs, das nun anbrach, konnte man nicht auf einen Bruchteil der Erfolge verweisen, die man im vierten Monat des Vandalenkriegs längst errungen hatte. Hatte man dort wie ein Sturmwind das Kartenhaus einer längst überfälligen Herrschaft umgeblasen, so galt es hier jeden fußbreit Boden in zähem Ringen und in steter Furcht vor bitteren Rückschlägen zu erobern. In Beiisars Vormarsch auf der Appeninhalbinsel lag zweifellos System. Er sandte seine Detachments nicht wahllos zur Eroberung fester Plätze und Stützpunkte aus, sondern behielt die große Linie stets im Auge, sicherte sich die Basis für seine Operationen gegen das Herzstück des Gotenreichs in Norditalien. Mit dieser allgemeinen Marschrichtung von Süden nach Norden zeigten Iustinian und sein Generalissimus sich ganz dem mittelmeerischen Denken verhaftet, erwiesen sie sich als Meister der Strategie des kombinierten See- und Landkriegs. Ohne die maritimen Nachschubmöglichkeiten wäre weder die Eroberung und Behauptung Süditaliens noch die Verteidigung Roms möglich gewesen. Gewiß blieben wichtige gotische Festungen im Süden zurück, hat auch Beiisar durch den Sprung nach Mailand vorschnell gehandelt, auf Betreiben von Kirche und Bevölkerung sehr zu seinem Schaden den zweiten Schritt vor dem ersten getan. Aber im großen und ganzen rückt er in breiter Front im mittelitalienischen Raum vor, besetzt die Festungen längs der Via Flaminia, sichert sich damit die Verbindung nach Ravenna und eine Art Auffangstellung für alle weiteren Operationen im toskanischen Raum und der Aemilia. In Narnia, Spoletium und Perusia lagen seit über einem Jahr oströmische Garnisonen. Lediglich am Furlopass war die Straße noch durch eine schwache gotische Besetzung gesperrt. Auch die Küste befand sich von Ankona bis zu Iohannes' vorgeschobenem Posten Ariminum in Beiisars Hand 3 1 8 . Die geopolitische Bedeutung der Herrschaft über die Via Flaminia kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Diese Verbindungsstraße zwischen zwei Meeren, zwischen Rom und Ravenna, gehört zu den Lebenslinien Italiens. Kein Wunder, daß 14 Jahre später unweit des wichtigen Scheggiapasses die Entscheidungsschlacht von Tadinae geschlagen wurde. Freilich liefert die geopolitische Betrachtungsweise keinen Universalschlüssel zum Verständnis damaliger Strategie. Es gab Straßen und Pässe genug, die Ausweichmöglichkeiten boten. Überdies konnten selbst auf einer mehrfach durch Festungen gesperrten Straße nur besonders starke Besatzungen den Durchzug eines feindlichen Heeres verhindern. Mit Überraschungsangriffen mußte freilich gerechnet werden. Bessas hatte vor Narnia ein erfolgreiches Beispiel gegeben 3 1 9 . Zumeist passierten die Heere aber die feindlichen Festungen ohne Zwischenfall. Weder konnten die Felsennester den Marsch der Truppen auf der Heerstraße unten im Tal verhindern, noch hatten sie eine Belagerung zu fürchten, die selbst bei Erfolg unersetzbare Zeit kostete. Gewiß beschloß Witichis diesmal, den oströmischen Plätzen Narnia, Spoletium und Perusia in weitem Bogen auszuweichen. Hätte er aber dabei nur eventuelle Ausfälle gefürchtet, so hätte er wie vor Jahresfrist die Via Salaria benutzen können. Für den Notfall wäre sogar die noch südlichere Via Valeria in Betracht gekommen. Bei Benutzung der Via Flaminia antiqua, wenn sie sich vielleicht auch nicht in bestem Zustand befand, zu Umgehungszwekken hätte man selbst auf diese Hauptdiagonale Mittelitaliens nicht zu verzichten brauchen. In diesem Fall hätte man etwa als Stationen wählen können: Rom - Tuder — Vettona (kritische Stelle wegen Nachbarschaft von Petrusia). Bis hierher auf Via Amerina. Weiter auf Via Flaminia nach Fanum Fortunae (mit weiteren Ausweichmöglichkeiten nördlich und südlich in Richtung Urbinum bzw. Auximum). Alle diese Straßen kamen jedoch für Witichis nicht in Betracht, da es ihm um andere Dinge ging. Er mußte vor Erreichen Ravennas versuchen, in landwirtschaftlich ergiebigen und noch nicht allzusehr vom Kriege berührten Gebieten so viel Proviant und Viehfutter wie nur irgend möglich aufzutreiben, dies nicht nur der
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II. Der Untergang der Goten
Strapazen des Marsches mit erschöpfter Truppe, sondern vor allem der mit Sicherheit zu erwartenden Belagerung Ravennas wegen. Er entschloß sich daher zum Marsch auf der Via Clodia, vermutlich teilweise auch der Via Amerina und Via Cassia in Richtung Florenz. Von dort ging es im Gebiet der Tuscia Annonaria durch das wichtige Mugellotal zum Pass von S. Godenzo. Während der Troß und die Verwundeten sich nach Ravenna begaben, bog Witichis mit der Kampftruppe zweifellos in Faventia nach Südosten ab, um zur Belagerung von Ariminum zu schreiten. Unterwegs ließ Witichis Urbs Vetus (Orvieto) durch 1000 Goten unter Albilas und Clusium (Chiusi) durch weitere 1000 unter Gibimer besetzen, sicherte damit die Verbindung zwischen Rom und Ravenna über die Via Cassia. Tuder (Todi) an der Via Amerina erhielt 400 Mann unter Uligisalus. Von hier aus konnten Narnia, Spoleto und Perusia beobachtet und eine gewisse Kontrolle über die ältere Via Flaminia als Umgehungsstraße der neuen ausgeübt werden. Ferner gingen 2000 Mann unter Moras nach Urbinum, das die ältere Via Flaminia und Via Amerina beherrschte und dem besonders bei Sperrung des Furlopasses (Petra Pertusa) große Bedeutung zukam. Ebenfalls zur Adriaküste hin deckten Möns Feletris und Caesena, die je 500 Mann erhielten, den Raum von Ariminum. Am südlichen Absenker der (älteren) Via Flaminia hielten noch immer 4000 Goten unter dem vor Rom zu höchstem Ruhm gelangten Wisand in Auximum (Osimo) unweit Ancona die Wacht. Es handelt sich hier um die neben Rom stärkste Festung Mittelitaliens. Witichis zeigte bald darauf noch deutlicher, daß er sie um jeden Preis zu halten entschlossen war. Eine Armee unter Wakim vertärkte die ohnehin schlagkräftige Besatzung. Man versuchte also Beiisars flaminische Festungsfront durch Ballung einer gewaltigen Offensivkraft in diesem Raum zu neutralisieren 320 . Beiisar zweifelte keinen Augenblick daran, daß nicht Ravenna, sondern Ariminum das erste Ziel der Goten war. Er nahm die Befreiung Roms durch den kühnen Schachzug seines jungen Generals mit Befriedigung zur Kenntnis, wollte sich aber mit Rücksicht auf die Zange Ravenna - Auximum nicht im Räume von Ariminum fesdegen. Er kannte die natürliche Stärke dieses Platzes und war überzeugt, daß Witichis nach Abzug der Elitetruppen mit ihrem über Nacht zu Weltruhm aufgestiegenen, den Goten überdies als Schlächter ihrer Frauen und Kinder und Bluthund verhaßten General keine Zeit für eine Belagerung opfern würde. Vor kurzem hatte ein starker Verband isaurischer und thrakischer Fußtruppen unter Konon den wichtigten Adriahafen Ankona unweit Auximum besetzt. Beiisar hoffte, daß ein Teil von diesen, nicht gerade hochqualifizierten Einheiten genügen würde, um Ariminum im Ernstfall bis zum Eintreffen von Entsatz zu verteidigen. Iohannes sollte mit seinen hochqualifizierten Reitern die berüchtigten Streifzüge fortsetzen und etwaige Belagerer nach Kräften stören, womöglich zum Abzug nach Ravenna nötigen. Zwei der wagemutigsten Reiterführer erhielten entsprechende Befehle und den Auftrag, sie in größter Eile unter Berechnung des etwaigen feindlichen Widerstandes nach Ankona und Ariminum zu überbringen. Martin und Ildiger verließen Rom mit 1000 Reitern kurz nach dem Abzug der Goten, die sie mühelos überholten. Auf der von den Oströmern beherrschten Via Flaminia kamen sie rasch vorwärts. Hodgkin hat die Stationen des Ritts wohl aus eigenem Nacherleben anschaulich geschildert 321 . Am Ende des zweiten Tages dürften sie Spolitium mit der Burg Theoderichs des Großen, am Ende des dritten die Wasserscheide zur Adria unweit des späteren Schauplatzes der Schlacht von Tadinae erreicht haben. Dann sperrte die immer noch von 400 Goten besetzte Schlucht von Petra Pertusa, der heutige Furlopass, die Straße für den Weitermarsch. Wachtürme und Häuser für die Familien der Besatzung säumten die Schlucht des reißenden Candigliano. Die Straße führt hier durch den 37 Meter langen Tunnel, eine technische Meisterleistung aus dem Zeitalter Vespasians. Gewaltanwendung war an dem von der Natur so begünstigten Platz eigentlich ausgeschlossen. Gleichwohl konnte der
Tafel 8
α) Rom, Porta San Giovanni.
b) Rom, Porta Flaminia.
11. Iohannes' Marsch nach Ariminum
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schnelle Reiterverband, der über keinerlei Belagerungsgerät verfügte, einen Überraschungserfolg erzielen. Martin zeigte hier Eigenschaften, die er später im Kaukasus bewährte. Ein auserlesener Stoßtrupp, vermutlich berggewohnte Isaurer, die sich hier zu Hause fühlten, erkletterten den hoch über die Wachtürme aufragenden Felsen und wälzte Gesteinslawinen auf die Gebäude herab. Die Goten hatten keine Gelegenheit mehr, in dem absolut sicheren Tunnel Schutz zu suchen. Sie ergaben sich und wurden, ein Zeichen der Zeit und ihrer Landsknechtsitten, kurzerhand in die eigenen Reihen aufgenommen. Nach Sicherung des Platzes durch ein entsprechendes Detachement, dem einige mit den Verhältnissen vertrauten Goten zur Seite standen, ritt die Tausendschaft, durch die neuen Freunde ergänzt und auf Sollstärke gebracht, in scharfem Tempo, ohne auf weitere Hindernisse zu stoßen, nach Fanum, Sena Gallica und Ancona weiter. Dort traf man vermutlich am sechsten Tage nach Verlassen Roms ein und entledigte sich des ersten Teils des verantwortungsvollen Auftrags. Der Kommandeur ließ sich von Konon, der im günstigsten Fall über 3000 Mann Fußtruppen verfügte, ein größeres Detachement für Ariminum übergeben. Dort traf man nach dreitägigem Marsch auf der Küstenstraße, vermudich also am neunten Tage nach Verlassen Roms, planmäßig ein. Hätte Iohannes der „Blutdürstige" die Befehle Beiisars behutsam befolgt, so hätten sich die Dinge folgendermaßen abgespielt. Das Detachement aus Ankona, das man auf mindestens 1 000 Mann veranschlagen darf, hätte Ariminum besetzt und gegen das heranrückende Gotenheer zu halten versucht. Iohannes hätte eine mobile Truppe von 3000 Mann zur Verfügung gestanden, die sich neben seinen 800 thrakischen Reitern 3 2 2 aus den 400 Reitern Damians, des Neffen Valerians, selbstverständlich auch den 1000 Reitern Martins und Ildigers, schließlich den 800 höchstqualifizierten Hypaspisten Beiisars zusammengesetzt hätte. Eine Truppe von solcher Zahl und Qualität war in der Lage furchtbare Schläge auszuteilen. Auf freiem Felde mußte sie jedoch in der Auseinandersetzung mit der gotischen Hauptmacht unterliegen. Iohannes war aber nicht gesonnen, sich der strategischen Einsicht Beiisars unterzuordnen, er wollte auf dem Kriegstheater eine Hauptrolle spielen. Wenn er die gotische Hauptmacht auf sich zog, rückte er für einen Augenblick an Beiisars Stelle, stand im Mittelpunkt des Krieges, zwang den Reichsfeldherrn zum Verlassen Roms, beschleunigte damit die Entscheidung und das zweifellos im Räume von Ravenna zu erwartende Kriegsende. In diesem Augenblick konnte keine Macht der Welt den Ehrgeizigen abhalten, seiner inneren Stimme zu folgen. Zumal die Angebote der Gotenkönigin auch die politischen Instinkte dieses würdigen Neffen des Rebellen Vitalian geweckt hatten. E r war in diesem Augenblick fest entschlossen, dem Ansturm der gotischen Hauptmacht hinter den Mauern der Adriafestung Ariminum persönlich entgegenzutreten. So zwang er mit bedenkenloser Überschreitung seiner Befehlsgewalt Damian und seine 400 Reiter zum Bleiben. Dagegen gehorchten die 800 Hypaspisten Beiisars unter ihren Führern, den Doryphoren Sutas und Abigis, sofort dem Befehl ihres Gefolgsherrn. Sie rückten zusammen mit dem Reiterverband Ildigers und Martins schleunigst ab, überließen die Festung dem militärischen Genie des Vitalianos' Neffen und seiner Truppe von nunmehr 1200 Reitern und schätzungsweise 1000 Fußsoldaten. Iohannes war sich bewußt, daß die Verteidigung einer soweit gegen die Hauptstadt des Feindes vorgeschobenen Festung ein Unternehmen von höchstem Angriffscharakter darstellte, dessen Gelingen höchsten Ruhm und dauernden strategischen Gewinn einbringen mußte. Prokop unterstellt ihm in einer angeblich während der Belagerung gehaltenen Rede interessante Bemerkungen. Iohannes habe in Anbetracht der Küstenlage von Ariminum eine Belagerung für möglich gehalten, weil die Byzantiner doch die totale Seeherrschaft besaßen. Auch habe niemand erwarten können, daß ein so ansehnliches Heer des Kaisers seinem Schicksal überlassen werde. Der zweite Vorwurf wird durch die unverblümten Drohungen
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II. Der Untergang der Goten
des Narses bestätigt, der später Beiisar vorhielt, er wolle seinen Rachedurst an Iohannes, dem Kaiser und dem ganzen Heer auslassen. Iohannes war also nicht nur über den Abzug der 1 800 Elitereiter maßlos enttäuscht, sondern hatte von vornherein reichliche Zufuhren auf dem Seewege erwartet. Er fühlte sich als Vorkämpfer der oströmischen Sache und trug keine Bedenken, jede Kritik an seiner Befehlsüberschreitung als absichtliche Sabotage zu werten. Der politische General schreckte auch nicht vor Umgehung des Dienstweges dank seiner Beziehungen zu Narses und zum Kaiserhof zurück. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Iohannes abgesehen von Zufuhren aus den von Beiisar kontrollierten Seehäfen in Mittelund Süditalien auch direkte Unterstützung aus dem Ostreich erhoffte. Sollte ein Plan zur Versorgung von Ariminum unmittelbar aus Dalmatien, Epirus, Sizilien oder Byzanz selbst bestanden haben, so würde auch das die Eigenmächtigkeit des jungen Heerführers mit erklären. Das Wort von der Bedeutung der oströmischen Seeherrschaft für die Verteidigung einer Küstenfestung klärt die geopolitischen Hintergründe des Gotenkriegs auf, zeigt aber auch, wie wenig diese allgemeinen Gegebenheiten nützten, wenn der Wille oder die Mittel fehlten, die Schiffe rechtzeitig einzusetzen. Beiisar hat sich auch später kaum zurückgehalten, um Iohannes zu „strafen", sondern unter Berücksichtigung der Gesamdage im Rahmen des Möglichen handeln müssen. Zum Entsatz von Ariminum stand ihm ohnehin der kürzere Landweg zur Verfügung. Die Herrschaft über die Via Flaminia machte in diesem Sonderfall Flottenoperationen überflüssig. Wenige Tage nach dem Abzug der Beiisar gehorsamen Reiterverbände Schloß Witichis mit der gotischen Hauptmacht Ariminum ein. Die einst bedeutende See- und Handelsstadt rechtfertigte, wie bereits bemerkt, nicht um ihrer selbst willen, sondern als Nachbarfestung Ravennas einen so weittragenden Einfluß auf die Strategie der Goten. Der Ausbau einer Ravenna so nahe flankierenden Position durch die seebeherrschenden Oströmer mußte unter allen Umständen verhindert werden. Der Platz war wie wenige geeignet, unmittelbaren Nachschub zur See aufzunehmen und jedem Angriffsunternehmen gegen das in der Luftlinie 50 km entfernte Ravenna als Basis zu dienen 323 . Die alte Stadt ist trotz mittelalterlicher Veränderungen noch heute in ihrem Grundriß klar ausgeprägt. Auch die verhältnismäßig spät, jedoch vor Iustinian aufgeführten Ringmauern sind teilweise erhalten. Durch ihre Lage zwischen zwei Flüssen verkürzte sich der einem Angriff ausgesetzte Teil der Mauer auf etwa 1.300 Meter. Es handelt sich hier um den Abschnitt, der vom Endpunkt des Decumanus maximus am Ehrenbogen des Augustus (27 v. Ch.) bis zu der von Tiberius 20. η. Ch. vollendeten Augustusbrücke reicht und die kleine Aprusa (heute Torrente Ausa) mit dem wesentlich breiteren Ariminus (heute Marecchia) verbindet. Wenn auch die Ringmauer gleich hinter dem Amphitheater umbiegt, so daß ein ein wenig über 1000 Meter langer, nicht ganz so breiter Raum bis zur Adriaküste lediglich durch die beiden Flüsse geschützt war, so konnte ein Angriff hier (auf der Ostseite) nicht in Frage kommen. Belagerern stand also nur der 1.300 Meter lange Mauerabschnitt zwischen Augustusbogen und Augustusbrücke zur Verfügung. Diese in Richtung der heutigen Republik San Marino gelegenen Bergseite der Mauer wird jetzt durch das mittelalterliche Kastell Rocca Malatesta charakterisiert. Witichis hoffte die Stadt im Sturm zu nehmen und wiederholte daher mit einigen technischen Verbesserungen sein vor Rom so kläglich gescheitertes Strategem der fahrbaren Holztürme. Er verzichtete auf die Zugochsen, die damals als lebende Zielscheibe Beiisars Gelächter herausgefordert hatten. Stattdessen wurde der Turm von den in seinem Innern gegen Beschüß gedeckten Mannschaften nach Art der üblichen Belagerungswerkzeuge fortbewegt. Anscheinend hat man jedoch die Maschine nicht leicht genug konstruiert. Jedenfalls erreichte man die Mauer mit ihr nicht in einem Anlauf und mußte eine Nacht verstreichen lassen, um bei Tagesanbruch das Reststück zurückzulegen.
11. Iohannes' Marsch nach Ariminum
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Zur mitternächtlichen Stunde rückte Iohannes mit den Isaurern aus, vertiefte an allen bedrohten Punkten den halbverschütteten Graben und zog sich gegen Morgen, als die Wachen des Gegners endlich Alarm schlugen, glücklich zurück. Die Goten versahen sich darauf mit Faschinen. Aber der Turm ließ sich auf diesem Untergrund nicht dirigieren, er sank ein und stockte überdies an dem schrägen Wall der frisch ausgehobenen Erde. Für den Augenblick war die Gefahr gebannt. Um den Goten keine Zeit zum Einebnen des Vorgeländes zu lassen, setzte Iohannes alles auf eine Karte und führte seine gesamte Streitmacht, 1.200 Mann und das Fußvolk von Ankona, in den Kampf. Nach schwersten Verlusten auf beiden Seiten drängten die Goten gegen Abend die Feinde zurück und brachten den Turm in Sicherheit. Der verzweifelte Widerstand des tollkühnen Haufens ließ ihnen eine Wiederholung des Sturms nicht ratsam scheinen. Sie entschlossen sich zur Aushungerungstaktik und vertrauten auf die Zeit. Das Erscheinen der Oströmer in unmittelbarer Nähe Ravennas und der Abzug der gotischen Hauptmacht von Rom hatten Auswirkungen auf die Innenpolitk des Gotenreichs. Es begann allenthalben zu bröckeln. Des Königs junge Gemahlin Matasuntha setzte die amalische Tradition würdig fort und trat mit dem glanzvollen Verteidiger von Ariminum, dem blutigen Schlächter ihres Volkes, heimlich in Verbindung, gab ihm nicht nur die Hoffnung auf „Befreiung", sondern selbst ihre Bereitwilligkeit zu einer Heirat offenherzig zu verstehen 324 . Um die Zeit des Abzugs der Goten von Rom muß auch Cassiodor das Amt des praefectus praetorios niedergelegt haben. Für ihn beginnt damit jener lange Abschnitt seines Lebens, der literarischen Studien im Rahmen friedlichen Klosterlebens gewidmet war. Er hat auf Witichis, mochte dieser auch die Fiktion von Frieden und Freundschaft mit allem Römischen bis in die Münzprägung hinein aufs peinlichste aufrecht erhalten, keinen nennenswerten Einfluß geübt. Er konnte nicht einmal die den Senatorenstand so schwer dezimierenden Geiselhinrichtungen verhindern 325 . Während die Goten gegen Ariminum zogen, traf ein zweiter Stoß Beiisars ins Herz der Lombardei 326 . Nicht Rom, sondern Mailand war Italiens letzte Hauptstadt beim Ausgang des weströmischen Reichs gewesen. Hier hatte der Prätorianerpräfekt amtiert. Der Erzbischof, der den Winter in Rom verbracht hatte, kehrte mit eindrucksvoller Begleitung nach Mailand zurück. Dem Hierarchen folgten unter Mundilas 1000 Isaurer (Unterführer Ennes) sowie Thraker (Unterführer Paulus) mit einigen Hypaspisten Beiisars. Ferner fuhr als Vorbote der kommenden byzantinischen Zivilverwaltung Italiens der neu ernannte praefectus praetorio Fidelius mit, ein ehemaliger Quästor König Athalarichs. Man erwartete von dem gebürtigen Mailänder einen gewissen Einfluß auf die Ligurer 327 . Auch das war nicht überflüssig; denn statt des gewagten Landmarsches wählte man den Seeweg und marschierte von Genua über die ligurischen Alpen und Ticinum nach Mailand. Ligurien wurde glatt passiert, der Po auf mitgeführten Schiffsbooten überschritten. Die Besatzung von Ticinum unternahm einen Ausfall, wurde aber mit Verlust zurückgeschlagen. Fast wäre dieser sichere Stapelplatz aller beweglichen Habe der wesdombardischen Goten in die Hände der Byzantiner gefallen, die schon mit den Fliehenden in die Stadt einzudringen glaubten. Bei diesen Kämpfen fiel der Prätorianerpräfekt. Mailand und einige Festungen Liguriens und der Lombardei, insbesondere der benachbarten Plätze Bergamum, Comum, Novara konnten kampflos besetzt werden, da die Goten ausnahmslos an den mittelitalischen Fronten standen. Auch in Mailand wurde sofort die Bürgerschaft auf die Mauern gerufen, da dank der Besatzungspolitik nur 300 kaiserliche Soldaten für den Schutz der größten Stadt Italiens verblieben. Vor Ariminum schlug die Nachricht entsprechend ein. Witichis sandte in höchster Eile ein starkes Heer unter seinem Schwestersohn Wraja und erinnerte den Frankenkönig Theodebert an den Geheimvertrag. Der Franke umging seine Abmachungen mit dem Ostreich
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II. Der Untergang der Goten
geschickt, indem er 10000 Burgundern heimlich einen „Einfall" in die Lombardei befahl. Goten und Burgunder vereinigten sich bei Mailand und legten einen Kordon um die Stadt, so daß anders als in Rom der Hunger sofort seinen Einzug hielt. Um die Sonnenwende 538 verließ Beiisar Rom 328 . In der Stadt blieb nur geringe Besatzung. Der Entsatz von Ariminum sollte mit dem Durchkämmen der gotischen Stützpunkte Mittelitaliens verbunden werden. Tuder329 und Clusium unterwarfen sich nach Eintreffen der oströmischen Hauptmacht. Ihre Besatzungen wurden in Reichsdienst nach Campanien und Sizilien geschickt. Im gotischen Kriegsrat von Ariminum entschloß man sich unterdessen zu verstärkter Aktion im Picenischen. Vacimos führte dem tapferen Wisand und seinen 4000 Mann ein weiteres Heer zu. Mit vereinten Kräften wurde nun Ancona, der Seehafen von Auximum, angegriffen, wo nach dem Abzug der Fußtruppen noch eine schwache Besatzung in der Burg lag. Statt im festen Kastell stellte der Befehlshaber Kolon seine Leute etwa 1000 Meter unterhalb am Fuß des Berges auf, überdies, wie Prokop erschüttert bemerkt, nicht in tiefer Phalanx, sondern weit auseinandergezogen, als ginge es zur Treibjagd. Es war wie ein Wunder und das Werk zweier Doryphoren, wenn die erbärmlich zusammengeschlagenen Reste dieser Helden trotz allem das Kastell behaupten konnten. In diesen letzten Junitagen traf auf dem Seewege der einflußreiche Hofbeamte Narses mit 7000 Soldaten vermutlich über Ancona in Picenum ein. Illyriens Heermeister Iustinus und Narses Kamsarakan, der Bruder des Aratius, führten die Reichstruppen, während 2000 Heruler unter drei eigenen Führern standen, Wisand, Alvith, Pianotheus. Kurz zuvor war Aratius 330 mit schätzungsweise 2000 Mann zu Beiisar gestoßen. Damit trat der Krieg in ein entscheidendes Stadium. Das Invasionsheer war noch gerade über 30 000 Mann stark geworden. Im Besitz überlegener Kriegstechnik und Bewaffnung trat es nunmehr auf der ganzen Linie zum Angriff an. 12. Schlacht
bei Ariminum.
Einnahme
von
Urbino
Beiisar und Narses vereinigten ihre Heere in Firmum unweit der picenischen Küste. Schon die ersten Beratungen des Feldherrn mit dem armenischen Hofmann, die in Gegenwart des höheren Stabes geführt wurden, lassen die künftigen Reibungen dieser eigenwilligen Charaktere ahnen. Narses vertrat den Gedanken raschesten Entsatzes von Ariminum, während Beiisar aus Gründen der Sicherheit lieber zuerst Auximum angegriffen hätte 331 . Prokop läßt keinen Zweifel darüber, daß Narses aufs engste mit Iohannes befreundet war, während Beiisar und seine alten Mitkämpfer nicht vergaßen, daß es eigenmächtige Befehlsübertretung war, die Iohannes in seine bedrängte Lage gebracht hatte. Unter dem Druck des Narses und eines brieflichen Hilferufs aus Ariminum, der keinem Zweifel darüber ließ, daß die Festung nur noch höchstens sieben Tage zu halten war, gab Beiisar nach, traf aber sorgfaltigste Sicherungsmaßnahmen gegen Störungsangriffe der gotischen Armee von Auximum, insbesondere gegen ihre Vereinigung mit den Belagerern von Ariminum. Darüber scheint Beiisar zumindest einen Augenblick daran gedacht zu haben, den Goten im Räume Ariminum ein Cannae zu bereiten. Verfolgen wir an Hand des nicht ganz fehlerfreien Augenzeugenberichts seines Begleiters Prokop den Verlauf der recht komplizierten Operationen: Es handelt sich hier wieder einmal um ein klassiches Beispiel doppelter Kriegführung zu Lande und zur See. Die Herren des Mittelmeeres stellten ihre Überlegenheit so deudich zur Schau, daß die psychologische Nachwirkung auf den weiteren Verlauf des Krieges nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Unter dem Eindruck des Wandels durch den gewaltigen, fast die Stärke der Gesamtarmee zu Anfang des Gotenkrieges erreichenden Machtzuwachs von Firmum formte Beiisar seinen strategischen Gesamtplan. Er wollte getrennt marschieren lassen, vereint schlagen und sich gegen Störangriffe aus dem gefahrlichen Auximum wirksam abschirmen. Auf seinen Befehl
12. Schlacht bei Ariminum. Einnahme von Urbino
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bezog der Persarmenier Aratius mit 1000 Mann in einer Entfernung von ca. 42 km von Auximum (also zweifellos bei Sena Gallica, Sinigagüa) ein festes Lager. Sie erhielten strenges Verbot, die Schanzen zu verlassen, hatten sich auf Verteidigung zu beschränken. Doch hoffte Beiisar, daß man sich in Auximum angesichts eines nahen feindlichen Lagers mit unbekannter Truppenstärke vor einem Marsch nach Ariminum wohl hüten würde 332 . Eine „sehr starke" Armee unter Herodian, Uliaris und des Aratius Bruder Narses wurde auf Schiffe verladen. Diese Flotte stand unter dem Oberbefehl Ildigers, in dessen Rangbezeichnung (autokrator) seine Sondervollmachten zum Ausdruck kommen 333 . Sie hatte sich ständig in unmittelbarer Nähe der Küste zu halten, durfte auf keinen Fall die Fühlung mit der auf der Küstenstraße in Richtung Ariminum marschierenden Armee unter Führung Martins verlieren. Beiisar selbst wählte mit Narses und der Hauptmacht den Weg durch das Gebirge der Urbs Salvia, das seit der Verwüstung durch Alarich als unbedeutendes Dorf vegetierte 334 . Nach Prokop, der Beiisars Pläne wie kein zweiter kannte, aber freilich gerade darum seiner Sache zu sicher war, bestand von vornherein die Absicht, die Goten nicht zu vernichten, sondern durch ein Einkreisungsmanöver in die Flucht zu schlagen. Immerhin wiegt sein Zeugnis, daß alles so kam, wie Beiisar geplant hatte, nicht leicht. Einen Tagesmarsch von Ariminum entfernt, stieß die Spitze der Armee Beiisars auf einen gotischen Spähtrupp, der überrascht und zusammengehauen wurde 335 . Einzelne Verwundete konnten sich jedoch auf unzugängliche Felsen retten. Aus ihrem Versteck beobachteten sie die in den engen Tälern erst recht gewaltig wirkende Armee und erkannten Beiisars Feldzeichen. Nach Einbruch der Nacht schlichen sie sich an den Lagerfeuern der feindlichen Armee durch und erreichten am folgenden Mittag die gotischen Stellungen vor Ariminum, wo sie Witichis Meldung erstatteten und die feindliche Truppenstärke gewaltig übertrieben. Der genaue Ort des Zusammenstoßes ist nicht überliefert, kann jedoch bei Verucchio oder Borghi angesetzt werden, je nachdem ob Beiisar die heutige Straße Verucchio — Rimini oder die Via Aemilia im Abschnitt S. Arcangelo, die Straße Romagna — Rimini benutzte 336 . Witichis traf daraufhin alle Maßnahmen für eine Entscheidungsschlacht. Seine Armee machte kehrt und erwartete die Angreifer mit dem Rücken gegen das feindliche, aber nicht mehr ernstlich zu fürchtende Ariminum gelehnt. In gespannter Erwartung blickten die Goten den Rest des Tages zum Gebirgskamm. Aber niemand kam. Das Ausbleiben zermürbte die Nerven, erschien um so rätselhafter als nur Angriff um jeden Preis der Zweck eines Zeit und Kraft beanspruchenden, im Hinblick auf die Armeen von Auximum nicht ungefährlichen Umgehungsmarsches sein konnte 337 . Die Nacht brach herein. Auch sie brachte keine Gewißheit über das Verhängnis, das sich in den westlichen Bergen zusammenzuziehen schien. Da flammten im Südosten, etwa auf der Höhe des heutigen Dorfes Cattolica, Lagerfeuer auf. Eines nach dem anderen, unzählige. Martins Armee vollstreckte hier auf die Stunde genau den Auftrag Beiisars: Sie zündete eine Unzahl von unbemannten Feuerstellen an, erweckte dadurch den Eindruck einer doppelten oder mehrfachen Truppenzahl. Die Verbindung zwischen Ariminum und Auximum schien endgültig abgeschnitten, jeder Gedanke an künftige Vereinigung mit den Armeen der Wisand und Vacimos absurd. Als der Morgen dämmerte, tauchten die Schiffe Ildigers aus dem Frühnebel der Adria, versetzten die Goten in noch größeren Schrecken. Wenn Prokop hier zu glauben ist, verließen sie ihre Stellungen in kopfloser Flucht, um sich nach Ravenna zu retten. Die Flotte traf als erste oströmische Einheit vor Ariminum ein, vollzog die Befreiung der Stadt. Ildigers Armee ging an Land und besetzte das von den Goten aufgegebene Lager. Gegen Mittag traf Beiisar mit seinen Truppen ein. Diese Verzögerung zeigt deutlich, daß er auf den vielleicht geplanten Versuch der Einkesselung der gotischen Armee verzichtet hatte. Selbst wenn er den Weg über S. Arcangelo gewählt hat, blieb den Goten immer noch genügend Spielraum, um auf der Küstenstraße nach Ravenna zu entkommen. Wenn Prokop den doppelten Irrtum der Goten über die Truppenstärke der Hauptmacht Beiisars und der Trup-
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II. Der Untergang der Goten
pen Martins hervorhebt, zeigt er damit deutlich, daß man sich keine Vernichtungsschlacht nach dem Muster von Cannae zutraute. Er meinte allerdings, durch einen Ausfall hätten die Goten aufgerieben, der Krieg beendet werden können. Wenn die Goten tatsächlich so überstürzt aufbrachen, daß ihnen die kleine Truppe des Iohannes, ihre Einsatz fahigkeit vorausgesetzt, hätte gefahrlich werden können, so spricht auch dieser unwahrscheinliche Tatbestand nicht gegen die Zweckmäßigkeit der „Flucht" nach Ravenna. Witichis entzog sich dem Zugriff der Byzantiner und gewann jenen Stützpunkt, in dem er nicht ohne Aussicht auf Erfolg den vereinigten Heeren Ostroms Widerstand leisten konnte. Kritik an seinem Verhalten wäre nicht angebracht. Selbst wenn die Flucht aus dem Lager von Arminum sich genau in der angegebenen Form abspielte, war der Rückzug aus einer von drei Seiten bedrohten Stellung das einizig mögliche Verhalten. Die Erfahrungen Theoderichs im Balkankrieg dürften bei der gotischen Heerführung sich in Form besonderer Furcht vor Umzingelung auf auswegslosem Gelände erhalten haben. Vor Ariminum sprachen Gebirge und Meer, beide von den Feinden beherrscht, zu Ungunsten der Goten. Ubernächtigt und abgezehrt hatten die Verteidiger von Ariminum ihren Befreiern entgegengewacht. Als Beiisar seinen eigenmächtigen General in diesem Zustand sah, konnte er sich trotz des Sieges einige herbe Worte der Kritik nicht versagen. Iohannes antwortete, er verdanke seine Befreiung nicht Ildiger, sondern Narses, eine schlecht verhüllte Bezichtigung absichtlichen Verrats von Ariminum. Damit wurde der Bruch des Verhältnisses zwischen den Feldherren unheilbar. Iohannes schwenkte zu Narses herüber, der sich unter den Truppenführern bald eine Partei schuf und Beiisar eine Schwierigkeit nach der anderen bereitete. Er selbst befehligte 7000 Mann. Mit dem Kontingent des Iohannes verfügte er über 10000 Mann, deren Unterführer seine Selbständigkeitsgelüste durch eifriges Zureden anstachelten. Die Gegensätze kamen bereits zum Ausbruch, als Beiisar nach dem leicht gewonnenen Siege den Kriegsrat berief und seine Ansichten über die Fortführung der Kampfhandlungen auseinandersetzte. Der Feldherr mahnte zur Besonnenheit: den Sieg verdanke man weder der Feigheit noch der Schwäche der Goten, sondern allein seiner persönlichen π ρ ό ν ο ι α und β ο υ λ ή . In dieser Feststellung lag eine nachträgliche Anerkennung der Maßnahmen des Gotenkönigs. Er warnte daher dringend vor Verzettelung der Kräfte und vertrat unbedingte Konzentration auf den Entsatz Mailands und die Belagerung von Auximum 3 3 8 . Narses widersprach sofort und zeichnete vielmehr die Eroberung der Aemilia als vordringliche Aufgabe. Der Wunsch des mächtigen Hofmannes, selbständig an der Spitze der ihm unterstellten Verbände zu befehligen, war unverkennbar. Er stand als kaiserlicher Großkämmerer seit über acht Jahren im Range eines Illustris, übte namentlich seit dem Nikaaufstand tiefen Einfluß auf Kaiser und Reich aus. Was ihm an körperlicher Eignung und militärischer Erfahrung abging, ersetzten seine finanziellen Hilfsquellen mehr als reichlich. Der „Schatzspender" sollte an Beliebtheit bald mit Beiisar wetteifern. Er war der rechte Vertrauensmann des Kaiserpaars, der Beiisars Erfolge nicht ohne Mißtrauen beobachtete. Als Eunuch konnte er überdies niemals für eine westliche Kaiserwürde in Betracht kommen. So spielte der grauhaarige Höfling, den eiserner Wille und religiöse Leidenschaft für die zutiefst erlebte Reichsidee auszeichneten, im Ringen u m Italien eine immer wichtigere Rolle. Ihm wurden von höchster Stelle alle Wege geebnet, alle Hindernisse aus dem Wege geräumt, bis er eines Tages das Werk Beiisars vollenden, den Endsieg davontragen sollte. Aber noch war es nicht so weit. Einstweilen wirkte Narses, der halbe Zivilist, in Beiisars praetorium wie ein kaiserlicher Hofrat in Wallensteins Lager, wie die Kommissare des Konvents im Lager des Generals Dumouriez 3 3 9 . Beiisar verwies auf ein geheimes Schreiben des Kaisers, das Narses ausdrücklich seinem Befehl unterstellte: „Unseren Kämmerer Narses haben Wir nicht nach Italien gesandt, um das Heer zu befehligen. Wir wollen, daß Beiisar allein das gesamte Heer nach Gutdünken
12. Schlacht bei Ariminum. Einnahme von Urbino
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führt, und ihr alle habt ihm zu folgen zum Nutzen Unseres Reiches". Die kühle Feststellung, daß in diesem Fall Beiisars Befehl und der Nutzen des Reiches sich nicht deckten, war die einzige Antwort, wenn Narses auch für den Augenblick keine weiteren Schritte unternahm. Nach dieser unerfreulichen Auseinandersetzung sandte Beiisar eine starke Truppe unter Peranius zur Belagerung von Urbs Vetus. Kraft seiner Befehlsgewalt führte er die vereinigten Heere vier Tagesmärsche nach Süden zur Belagerung von Urbinum 34fl . Beide Unternehmungen lagen im Zuge seiner, abgesehen von Mailand, nur durch Iohannes' Panthersprung nach Rimini unterbrochenen Besitzergreifung Mittelitaliens in allgemeiner Marschrichtung von Süden nach Norden. Narses und Iohannes gehorchten zunächst, hielten aber ihre Truppen geflissentlich abseits. Beiisar lagerte am ösdichen, Narses am wesdichen Fuß des Stadtberges. Nur ein schmaler Abschnitt des hochragenden Mauerrings war dank flacherem Vorgelände für einen Angriff überhaupt erreichbar (etwa die Gegend der heutigen Porta del Monte im Nordabschnitt der Mauer). Verhandlungsversuche scheiterten am Vertrauen der Besatzung auf die Unangreifbarkeit des Platzes. Noch bevor die 2000 Goten unter Mora(s) die Burgwache verstärkten, war Iohannes auf seinem Zug nach Ariminum nach kurzem Sturm von der Uneinnehmbarkeit überzeugt worden. Beiisar kümmerte sich nicht um die spöttischen Blicke der Narsesanhänger. Er ordnete den Bau von Belagerungsmaschinen an, insbesondere der Stoa (lateinisch vinea), eines bedeckten und leicht beweglichen Laufganges. Unterdessen verlor sein Rivale die Geduld und kehrte mit Iohannes kurzerhand nach Ariminum zurück, um sich alsbald gegen die Aemilia zu wenden. Die Sache der Zurückbleibenden schien aussichtslos. Da kam ihnen der Zufall zuhilfe. Die einzige Quelle der Stadt versiegte plötzlich. Im selben Augenblick, als Beiisar zum Sturm ansetzte, zwang der Durst die Besatzung zur Ubergabe (um Wintersonnenwende 538) 341 . Mora(s) vereinbarte die Anerkennung seiner Männer als gleichberechtigter Untertanen des Reichs. Er selbst trat jedoch nicht in oströmische Dienste, sondern nahm später wieder den Kampf gegen die Byzantiner auf 3 4 2 . Narses vernahm die Siegeskunde mit gemischten Gefühlen und sandte Iohannes gegen Caesena. Hier wurde der junge Feuerkopf mit fühlbaren Verlusten zurückgeschlagen. Er verlor vor allem den Herulerführer Panitheus, eilte aber unentwegt auf der Via Aemilia nach Nordwesten, gewann Forum Cornelii (Imola) durch Handstreich und bewegte sich, da die Goten Ravenna und die Festungen nicht verließen, als Herr im aemilischen Lande zwischen Appenin und Po. Während Narses in Ariminum überwinterte, endedigte sich auch Beiisar eines beträchtlichen Teils seiner Truppen, die er unter Aratius nach Firmum ins Quartier sandte. Mit dem Rest folgte er dem Ruf des Peranius, der baldige Aushungerung von Urbs vetus versprach. Albilas verteidigte die ringsum schroff abstürzende Bergstadt mit großer Ausdauer. Dem Hunger vermochte auch er nichts entgegenzusetzen. Vielleicht kürzte auch hier eine Kriegslist Beiisars das Leiden ab, doch sind wir darüber nicht unterrichtet. Im Zuge dieser Unternehmungen ergab sich auch das durch die Ermordung der Amalaswintha berüchtigte Kastell im Bolsener See 343 . Der Feldherr kehrte nach Rom zurück, um dort den Rest des Winters zu verbringen. Selbst die Unglücksnachrichten aus der Lombardei konnten ihm die Winterruhe in der Stadt seines größten Triumphes nicht verleiden. Der Haß gegen den Rivalen verbot jeden Gedanken an gemeinsame Operationen mit Narses und Iohannes zur Entlastung der lombardischen Hauptstadt. In Rom residierte er wie gewöhnlich im Pinciopalast, unterhielt zweifellos enge Beziehungen mit Papst Vigilius, der ihm so viel verdankte. Reiche Geschenke und Stiftungen verblieben der römischen Kirche als dauernde Zeugen erfolgreicher politischer Zusammenarbeit. Das Papstbuch erwähnt ein reich mit Edelsteinen verziertes Goldkreuz, auf dem anscheinend Beiisars Siege abgebildet waren, ferner zwei Leuchter. Er stiftete das Xenodochium an der Via Lata zu Rom und ließ in Horta, dem heutigen „Orte" am rechten Tiberufer unweit Narnia und der Flaminischen Straße, zu Ehren des in Narnia verehrten Heiligen Juvenal ein Moster errichten 344 .
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II. Der Untergang der Goten
13. Gotische
Vergeltung
in Mailand.
Witichis
wendet
sich an die
Perser
In diesem Winter entschied sich das Schicksal Mailands 345 . Blicken wir einige Monate zurück. Als Beiisar von dem gotisch-burgundischen Vergeltungszug gegen die abtrünnige Großstadt hörte, vergaß er seinen dringenden Truppenbedarf für den mittelitalischen Festungskrieg. Martin und Viliarit erhielten ein starkes Kontingent und den Auftrag, der bedrängten Stadt mit allen Mitteln Erleichterung zu schaffen. Beide waren sich aber nicht nur darüber einig, daß sie jede Begegnung mit der vielfachen germanischen Ubermacht vor Mailand zu meiden hatten. Die Schwierigkeit des Poübergangs gab ihnen den Vorwand, aber stillschweigend waren sie längst übereingekommen, daß tollkühnes Einschieichen nach Mailand, wie der Verteidiger Roms sich das wohl dachte, ein unverantwortliches Abenteuer sein würde. Sie dachten nicht daran, die ihnen anvertrauten Truppen für eine Festung zu opfern, die im Grunde nichts als eine offene Stadt war, die mit lächerlichen Vorbereitungen und kriminellem Leichtsinn der Kriegsfurie geopfert werden sollte. So verbrachten sie Sommer und Herbst in Sicherheit am südlichen Ufer des Po (wahrscheinlich in Placentia), vertrösteten einen Boten, der furchtbare Nachrichten über die Schrecken und Greuel der Belagerung überbrachte und wandten sich, als Narses längst eingetroffen war und Iohannes die Aemilia durchstreifte, erst einmal an Beiisar mit der Bitte um Verstärkung. Der Feldherr gab Iohannes und lustin sofort den Befehl, mit Martin nach Mailand vorzustoßen, erfuhr aber von neuer Gehorsamsverweigerung. Kostbare Zeit verging, während er sich hilfesuchend an Narses wenden mußte, um diesem begreiflich zu machen, daß Mailand strategisch bedeutsamer als die Befriedung der Aemilia sei. Mit berechneter Verzögerung bestätigte Narses den Befehl des Generalissimus, dafür setzte Johannes die Obstruktion fort. Er begab sich zur Küste, um für die bevorstehende Überquerung des Po eine Flottille zu sammeln, erkrankte aber, wodurch wieder alles liegenblieb. Auch wenn man Beiisars berechtigte Empörung über die von Kaiser und Kaiserin gesteuerte Generalstabsclique rund um Narses anerkennt, kann man über die Zweckmäßigkeit seines Verhaltens geteilter Meinung sein. Urbino und Orvieto waren mit Mailand verglichen Lappalien. Beiisars Winteraufenthalt in Rom ähnelte peinlich einer Flucht in den Schmollwinkel. Wäre er mit allen verfügbaren Truppen nach Norden geeilt, um Narses und Iohannes, erst recht den untätig abwartenden Martin, zum Angriff fortzureißen, dann hätte das Schicksal der damals mit Sicherheit volkreichsten Stadt Italiens einen anderen Verlauf genommen. Dieser wichtige Verkehrsknotenpunkt, der für Handel und Gewerbe schon immer wichtige Schlüsselfunktionen hatte, war inzwischen endgültig ausgehungert. Im März 539 fand diese Tragödie, die so recht beleuchtet, mit welchem Zynismus die byzantinische Führungsclique sich über sämtliche Lebensfragen Italiens und seiner Bevölkerung hinwegsetzte, ihr Ende. Der Gotenführer Wraja (Uraias) sicherte der byzantinischen Besatzung das Leben zu, übernahm aber keine Gewähr für die Einwohner. Als nun Mundilas sich in verzweifeltem Ausfall mit seiner Besetzung zu Beiisar durchschlagen wollte, verweigerte ihm seine Truppe den Gehorsam und zwang ihn zur Annahme der gotischen Bedingungen. Die oströmischen Befreier Mailands gingen erleichtert in Gefangenschaft und überließen die Einwohner, die sich voreilig auf die Versprechungen der Eroberer verlassen hatten, ihrem Schicksal. Die siegreichen Goten ließen angeblich die männliche Bevölkerung über die Klinge springen und gaben die Frauen ihren burgundischen Bundesgenossen als Sklavinnen. Die Angaben sind zweifellos von der byzantinischen und nicht zu vergessen kirchlichen Greuelpropaganda frisiert, doch würde die Hinrichtung selbst eines Bruchteils der Bevölkerung immer noch ein beispielloses Blutbad bedeuten 346 . Die Vergeltungsmaßnahme der Goten ist nicht zuletzt durch die Kriegsverbrechen Beiisars in Neapel und durch den systematischen Terrorismus des Menschenschlächters Iohannes heraufbeschworen worden. Mit besonderer Erbitterung
13. Gotische Vergeltung in Mailand
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rächten sich die Goten an dem prominenten Mitglied der prokaiserlichen Senatspartei, dem seinerzeit aus Ravenna geflüchteten Senator und jetzigem praefectus praetorio Reparatus. Dagegen konnte der Senator Vergentinus mit einigen Truppen erfolgreich das Weite suchen. E r begab sich über Dalmatien zum Kaiser, dem er gründlich Bericht erstattete. Damit sparte auch Beiisar nicht, als er etwa im März 539 auf dem Marsch ins Picenische zur Vereinigung mit Aratius und Wiederaufnahme der Kampfhandlungen die Schreckensnachricht erhielt 3 4 7 . Iustinian erkannte endlich seinen Mißgriff. E r hatte Narses zu Unrechter Zeit gegen Beiisar ausgespielt und konnte daher seinen Feldherrn für den Rückschlag von Mailand keine Vorwürfe machen. Narses wurde abgerufen. Seine Truppen blieben bis auf das persönliche Gefolge in Italien. N u r die Heruler weigerten sich. Nachdem sie zunächst in Ligurien mit den Goten Verbindungen aufgenommen, ihnen die Beute verkauft und Urfehde geschworen hatten, ließen sie sich auf dem Rückmarsch in ihre Heimat doch wieder für das Reich gewinnen. Vitalius, dessen Säckel das gelang, behielt Wisand in Venetien, während die übrigen nach Byzanz zogen. Der Fall Mailands war der sichtbarste Ausdruck für das Schicksal der Italer, die innerlich unsicher und zwiespältig zwischen zwei Mühlsteinen zermahlen wurden. Arger als die Blutverluste wütete der Hunger. Mit dem Eintreffen der Byzantiner in Italien stockten Handel und Verkehr. Die Plünderungen der kämpfenden Parteien taten das ihre und manches Gehöft verödete, weil die Bewohner erschlagen oder verschleppt waren. Kurz vor seinem Abgang v o n der diplomatischen Bühne hatte Cassiodor in seiner Eigenschaft als praefectus praetorio im Auftrag des Gotenkönigs dem mailänder Erzbischof Datius Anweisungen zu einer Hilfsaktion für das hungernde Volk erteilt 3 4 8 . Die Beauftragten Witichis' sollten ein Drittel des Bestandes der staadichen Getreidemagazine in Ticinum und Dertona zu einem Vorzugspreis an die ärmere Bevölkerung verkaufen. 25 Scheffel kosteten einen Soüdus. Der Erzbischof erhielt die Oberaufsicht und hatte streng darüber zu wachen, daß der Preis eingehalten wurde und die Wohlhabenden sich im freien Handel versorgten. D a s erlöste Geld war zu künftiger Ergänzung der Bestände beim staatlichen Schatzmeister niederzulegen. Minderbemittelten sollten aber die Beträge gestundet oder erlassen werden. Diese soziale Maßnahme hatte in ihrer Zeit kein Gegenstück. E s genügt an den schamlosen Wucher zu erinnern, den B e s s a s 3 4 9 und andere byzantinische Generale mit den hungernden Italern trieben. Auch der persönlichen Eitelkeit des Mailänder Kirchenfürsten wurde in denkbar schmeichelhaftester Weise Genüge getan: sanctitatis vestrae ordinationibus obsecuti, nihil ex se faciant. Und das in einer Zeit als Datius und seine Komplizen vom Geld- und Geburtsadel bereits den Abfall vorbereiteten. D a s Reich vermochte der unglücklichen Stadt nicht zu helfen, denn die Hungersnot, der sie schließlich zum Opfer fiel, war kein Einzelfall, sondern das Schicksal Italiens. G a n z Ligurien litt unter der Knappheit, die im Jahre 538 den vorläufigen Höhepunkt erreichte. N o c h furchtbarer waren die Verhältnisse im mittelitalischen Kriegsgebiet. In der Aemiüa verödete das Land, das Getreide verdarb auf den Feldern, die Bevölkerung strömte nach dem Süden. Aber dort war erst recht Kampfgebiet. In Tuskien buk man Eichelbrot und im Picenischen verhungerten 50 000 Bauern, deren Felder von den Streifscharen aus Ancona, Auximum, Firmum ständig verwüstet wurden. Der Gotenkönig verbrachte in Ravenna den Winter 5 3 8 / 3 9 in ständiger Beratung mit den maßgebenden Vertretern des Volkes 3 5 0 . Auch nach dem Fall Mailands war er hoffnungslos in die Verteidigung gedrängt. Gewiß brachte das Frühjahr die triumphale Nachricht von der Eroberung Mailands. A n der Gesamdage konnte das nicht mehr viel ändern. D i e Goten waren hoffnungslos in die Defensive gedrängt. D e r Tag, an dem Witichis Mittelitalien endgültig gesichert glaubte, zum Angriff auf den Kernraum des Ostgotentums im Norden ansetzen konnte, rückte unheimlich nahe.
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II. Der Untergang der Goten
Dieser Gefahr zu begegnen reichten ebensowenig wie am Anfang dieses Krieges die militärischen Mittel allein aus, eine gesteigerte diplomatische Tätigkeit, großzügige politische Kombinationen mußten hinzutreten, mächtige Bündnispartner an empfindlichen Flanken und im Rücken des oströmischen Reichs gewonnen werden. Die Franken hatten sich vor Mailand bewährt, trieben aber ein gefährliches Doppelspiel. Weitere Leistungen waren von ihnen nicht zu erwarten. Man konnte zufrieden sein, wenn sie in Zukunft Neutralität bewahrten. Eine Gesandtschaft an die Langobarden (Anfang 539) kehrte mit enttäuschendem Bescheid zurück. Ihr König Wacca zählte sich zu den Freunden Iustinians, er hatte sich mit dem Reich verbündet. Endlich kamen Witichis und seine Ratgeber (wohl im Frühjahr 539) überein, die Perser zum Angriff auf die Ostprovinzen der Byzantiner zu bewegen 351 . Die unvorsichtige Politik Iustinians in Armenien, Transkaukasien und der syrisch-arabischen Küste hatte hier Zündstoff gehäuft, der nur noch auf den Funken wartete. Seit Beginn des Gotenkrieges ließ sich jedoch nicht verkennen, daß sich der Orient in Gärung befand. Das Reich stieß, wenn auch zunächst in unbedeutenderen Fragen, auf wachsenden Widerstand. Im Großkönig Khosrau sahen alle von Osten geknechteten Völker ihren Schutzherrn. So reisten im Auftrag des ostgotischen Hofes zwei Priester aus Ligurien heimlich nach Persien. Da man wußte, in welchem Ansehen hohe Kirchenmänner bei ausländischen Potentaten standen, legte sich einer dieser Priester unberechtigterweise den Bischofsütel bei. Man erinnert sich hier unwillkürlich, welche Rolle die Bischöfe in den bevorstehenden Perserkriegen als diplomatische Unterhändler spielten. Die Kleriker übermittelten im Herbst 539 Khosrau die schriftlichen Vorschläge des Gotenkönigs. Reale Angebote konnte Witichis nicht machen, und es war glücklicherweise nicht notwendig, da jeder Gedanke an eine räumliche Vereinigung der beiderseitigen Anstrengungen gegen Byzanz utopisch war. Eine Welt lag zwischen Italien und Persien. Wenn in lockerer Form ein Zusammenwirken Persiens mit dem Gotenreich tatsächlich eintrat, beweist das nur, daß die geschichdiche Entwicklung dafür reif war, ja ein solcher Schritt Persiens von selbst kommen mußte 352 . So hatten sich einst der Dakerkönig Dekebal und der Partherkönig gegen Trajan verbündet. Immerhin brauchte es einen Anstoß und es ist Witichis' bleibendes Verdienst, daß er durch seine Gesandtschaft, die vielleicht schon bei Kriegsausbruch angebracht gewesen wäre, die Entlastungsoffensive im Osten ausgelöst oder beschleunigt hat. Freilich erntete erst Totila die Früchte der Initiative seines unglücklichen Vorgängers. Der Geheimdienst Iustinians trug lange vor Khosraus Aufbruch nach Antiochia die Kunde von militärischen Vorbereitungen zum Bruch des „ewigen" Friedens nach Byzanz. Aber es bedurfte dessen nicht — längst hatte sich unter dem Eindruck der angespannten Lage im Osten die Haltung des Kaisers gegen die Goten geändert, die seit Dez. 537 hatten ausharren müssen. Er endieß spätestens Juni 539 ihre Gesandten und versprach eine bevollmächtigte Friedenskommission nach Ravenna zu senden. Auch Beiisar Schloß sich dem an, benutzte aber die Gelegenheit, um die Freigabe der seit Kriegsausbruch von der gotischen Regierung zurückgehaltenen Gesandten Athanasius und Petros auf dem Austauschwege zu erzwingen 353 .
14. Beiisar
belagert
Auximum.
Die Franken
in
Italien
Als Beiisar die Schreckensnachricht vom Fall Mailands erhielt, war er bereits unterwegs nach Picenum (ca. März 539). Die Ereignisse in Oberitalien konnten seinen Feldzugsplan nicht antasten. Die Einschließung Ravennas war ein Wagnis, solange zwei gotische Armeen, eine Auslese der Besten, in der picenischen Hauptstadt lagen. Er zog also mit 11 000 Mann nach Auximum 354 . Der Gefahr aus Norden wurde er durch eine Abkommandierung gerecht. Martin und Iohannes Phagas eilten mit ihren nicht unwesentlich verstärkten Abteilungen zum Po und verschanzten sich zur Beobachtung der Flußübergänge in der offenen Stadt
14. Beiisar belagert Auximum. Die Franken in Italien
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Dertona, wenige Stunden südlich an der Via Iulia Augusta (Via Postuma). Ihre Aufgabe war, zu verhindern, daß Wraja nach Süden zog. Bei allzu großer Unterlegenheit sollten sie ihm heimlich folgen und ihn überraschend angreifen. Ein weiteres Detachement bestimmte Beiisar zur Belagerung von Faesulae. Zu diesem Zweck verstärkte er die Verbände Cyprians und des Iustinus durch einige Isaurer und 500 Fußsoldaten, die Demetrius entzogen wurden. Auximum, das Beiisar mit der Hauptmacht umschloß, war nicht mit Waffengewalt zu nehmen. Es mußte ausgehungert werden. Daher kam es nicht zu entscheidenden, wenn auch gelegentlich zu verlustreichen Gefechten. Der Feldherr lagerte mit seinem Gefolge am Ostfuß des Stadtberges und hatte schon bei den Schanzarbeiten einen heftigen Ausfall abzuwehren, umso mehr als der Umfang des Berges zu starkem Auseinanderziehen der Truppenstandorte zwang. Später wurde eine Bergwiese dicht unter der Mauer, auf der die Goten Gras für ihre Pferde schnitten, wieder und wieder mit Blut getränkt. Die bewaffneten Schnitter rächten sich eines Tages für die empfindlichen Verluste und ließen Wagenräder auf die anrückende Feindformation niederrollen, doch hatten sie kein Glück mit dieser Kriegslist. Ernster schädigte den Feind, als Wisand die Schluchten vor der Stadt mit auserlesener Mannschaft belegte und diese aus sicherem Hinterhalt überraschend in die Kämpfe eingreifen ließ. Beiisar sah sich gezwungen, einem Rat seines belesenen Adjudanten Prokop zu folgen. Er ließ das altrömische Rückzugssignal blasen, das die auf halber Höhe Kämpfenden warnte, wenn die Goten ihr gewohntes, vom Lager aus leicht zu erkennendes Manöver anwandten. Die Vorräte der Belagerten erschöpften sich rasch. Die Streifzüge durch das hungernde Land waren bestimmt nicht sehr ergiebig gewesen, dagegen war jetzt die Zahl der Esser ungewöhnlich hoch. Als die Knappheit schon fühlbar wurde, ließ Wisand einen Boten durch die feindlichen Linien schleichen und dem König die Bitte um baldigen Entsatz überbringen. Aber Witichis waren die Hände gebunden. Die Hauptstadt zu verlassen, barg vielfache Gefahren. Iohannes bedrohte aus der Aemiüa Rücken und Nachschub. Wenn schon in Ravenna nur die in den Riesenspeichern der Stadt aufgestapelten Vorräte die Seeblockade erträglich machten, so war im verwüsteten picenischen Land, wo Byzanz den Seehafen Ancona besaß, die Blockade vollkommen. Es blieb also bei Versprechungen. Nur für die Besatzung von Faesulae konnte Witichis wenigstens den Versuch einer Hilfeleistung wagen. Auch ihr hatte der Hunger schon hart zugesetzt, als sie nach Ravenna um Hilfe sandte. Witichis ließ Wraja mit möglichst zahlreichen Truppen aus Mailand und den ligurischen Standorten in Richtung Ticinum abrücken. Er selbst versprach, von Ravenna aus zur Umfassung der Belagerer von Faesulaae anzusetzen. Wraja überschritt den Po, wagte aber nicht, Dertona und seine byzantinische Besatzung zu passieren. Er bezog daher 60 Stadien (12,7 km) von der Stadt eine Abwartes tellung. In diese momentane Erstarrung der Figuren des italischen Schachbretts traf ein Stoß von außen, der die Lage weiter komplizierte, wenn nicht alle Berechnungen von Freund und Feind umzustoßen drohte. Die Franken erschienen in Oberitalien. Theudebert glaubte, die Zeit sei gekommen, da er als der lachende Dritte die Ernte dieses Krieges einheimsen würde. Der byzantinische Berichter entrüstet sich mit Fug über die „Treulosigkeit" seines vermeintlich für alle Zeiten gekauften Söldners. Es erschien freilich mit Ausnahme der Gefolgsmänner des Königs, nur Fußvolk, das mit der einfachen Axt (ττέλεκυς), Schwert und Schild, jedoch ohne Bogen und Lanze kämpfte. Dafür sollen nach stark verdächtiger Angabe 100000 Menschen die Lombardei überflutet haben 3 5 5 . Die Goten sahen in dem Einfall ihrer vermeintlichen Verbündeten die Rettung und ließen sie bei Ticinum ungehindert über die Pobrücke, zumal man aus keinem anderen Grunde ihre Stammesgenossen bis dahin geschont hatte. Kaum war die Brücke passiert, begann das unterschiedslose Wüten gegen Goten, Italer und Byzantiner. Die Schar des Wraja zog den „Verbündeten" freudig entgegen und wurde sofort in alle Winde zersprengt. In Dertona dachte man nicht anders als Beiisar stehe vor den Toren und rückte aus, um sich mit ihm
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II. Der Untergang der Goten
zu vereinigen. Auch diese Leichtgläubigen wurden zusammengehauen oder retteten sich nach Tuskien. Uneingeschränkt zog der Franke, den die beiden erbeuteten Lagerbestände fürs erste verproviantierten, durch Oberitalien. Auch Genua fiel in seine Hand und wurde geplündert. Bald aber machte sich die mangelnde Organisation des Heereszugs bemerkbar. Es gab keinen Nachschub. Italien besaß wohl Vieh, aber kein Getreide mehr. Ungewohnte Fleischnahrung und Flußwasser erregten eine Typhusepidemie, an der ein Drittel des fränkischen Heerhaufens dahinstarb 356 . Diese Verluste, die erbeuteten Schätze und die laute Unzufriedenheit der Gefährten, dagegen kaum die salbungsvolle Moralpredigt des Byzantiners veranlaßten Theudebert schließlich zum Abzug nach der Heimat. Er scheint den von ihm selbst gebrochenen Vertragszustand mit Ostrom durch Verhandlungen mit Beiisar wiederhergestellt zu haben. Den Franken verblieben jedoch im Grenzgebiet Besitzerweiterungen auf Kosten der Lombardei 357 . Wieder einmal hatte sich gezeigt, daß reine Kontinentalmächte nur unter großen Gefahren in fremde Räume übergreifen konnten. Den Franken fehlten die Schiffe, um Byzanz im Mittelmeerraum die Stirn bieten zu können. Jetzt kehrte Wraja auf Umwegen nach Ligurien zurück. Er wurde hier dringender gebraucht als in Ravenna. Martin und Iohannes bezogen nach dem Abzug der Franken ihren norditalischen Posten, sei es gegen die Goten, sei es gegen neue Einfalle der Franken. Zweifellos war ihr Standort wieder Dertona. Auximum erlebte Monat für Monat strengere Abschließung von der Außenwelt. Selbst der Frankeneinfall blieb Wisand lange unbekannt. Es war längst unmöglich geworden, die feindliche Postenkette bei Nacht zu durchschleichen. Nur der Bestechlichkeit eines dieser Posten, des hessischen Thrakers Burkentios, verdankten es die Eingeschlossenen, daß sie noch zweimal mit Witichis Verbindung aufnehmen konnten. Der König wies zwar auf seine großen Vorbereitungen und den Abruf des Wraja aus Ligurien hin, war aber trotz des Abzugs der Franken weniger denn je gewillt, in Einlösung seiner Versprechen das gesamte Gotenheer aufs Spiel zu setzen. Der Hunger plagte Freund und Feind, denn die Zufuhr über den Hafen Ancona ließ auch Beiisar und die Seinen zwar das Leben fristen, aber wenig mehr. Im letzten und schärfsten Stadium der Belagerung suchten sie dem Gegner das Wasser abzuschneiden, und erreichten auch, daß er mit einem wenig ergiebigen Brunnen innerhalb der Mauern sich begnügen mußte. Der Kampf um die Zisterne vor der Mauer war für die Byzantiner nochmals sehr verlustreich. Beiisar selbst entging nur durch die Selbstopferung eines Doryphoren dem Tode. Endlich war nach sieben Monaten die Aushungerung so weit getrieben, daß nur die Ubergabe der Festung übrigblieb. Den letzten Anstoß gab der Fall von Faesulae. Cyprian traf mit der gefangenen gotischen Besatzung dieser Festung vor Auximum ein, so daß die Belagerten sich durch Augenschein vom Schicksal ihrer Kameraden überzeugen konnten. Wisand trat in Verhandlungen ein und vermied die Gefangenschaft durch die Uberführung seiner Truppe in das kaiserliche Heer. Lediglich die Hälfte des persönlichen Besitzes mußte nach dieser Ubereinkunft abgegeben werden 358 . 15. Beiisar
belagert
Ravenna
und nimmt
Witichis
durch
Verrat
gefangen
Nun war die Zeit reif, die südliche Flanke frei für den Hauptschlag dieses Krieges, die Belagerung der gotischen Hauptstadt Ravenna. Es war schon Oktober oder November des Jahres 539, als Beiisar nach siebenmonatiger Fesselung an Auximum den Weg nach Norden einschlug 359 . Voraus eilte Magnus mit stärkeren Verbänden, um das Südufer des Po zu kontrollieren. Die Frankengefahr erfordert einen wohlorganisierten Patrouillendienst. Vor allem mußte jeder Versuch zum Entsatz Ravennas aus Ticinum (Pavia) und den Alpenfestungen verhindert werden. Verstärkungen aus Dalmatien, die unter Vitalius 360 soeben eintrafen, erhielten Befehl, jenseits des Po zu bleiben und sein linkes Ufer zu beobachten. Man hatte Glück und konnte sofort einen gotischen Getreidetransport für Ravenna, der bei niedrigem
15. Beiisar belagert Ravenna
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Wasserstand nicht vorwärts kam, für die eigene Partei sicherstellen. Es handelte sich um eine Flotte aus Flußschiffen, die die Goten in Ligurien requiriert hatten. Die Seeverbindungen gehörten ohnehin dem Feind. Als Folge der unerbitdichen Blockade stellten sich bald die Vorboten der Hungersnot ein. Mehr denn je begleiteten Unterhandlungen das Ringen um den politischen Mittelpunkt Italiens. Zwei Reiche kämpften um die Seele eines unglücklichen Volkes, nachdem ein gotisches Bündnisangebot an die Langobarden bereits im Frühjahr 539 energische Ablehnung erfahren hatte. Die Franken boten gegen Ende des Jahres durch den Mund ihrer Gesandten Waffenhilfe von einer halben Million Mann, die angeblich schon die Alpen überschritten hatten. Grundlage dieses Bündnisses sollte die Teilung der Herrschaft über Italien sein, allerdings nicht nach geographischen Gesichtspunkten, sondern generell, so daß für die Goten im höchsten Maß die Gefahr bestand, an die Wand gedrückt zu werden. Mit aller Haßironie des politisch eingeweihten Reichsrömers brandmarkte Prokop, der wahre Autor dieser „Reden", die südlichen Versicherungen der Konkurrenz, daß man die Anstrengungen aus lauter Liebe zum gotischen Brudervolk machte. Seine maßlose Zahlenangabe ist vielleicht der Rest eines ruhmredig übertreibenden Berichts des Feldherrn. Byzanz macht noch keine Versprechungen. Die angesagte Gesandtschaft Iustinians war immer noch nicht eingetroffen, ging vermutlich erst jetzt unter dem Druck der Nachrichten über Perser und Franken a b 3 6 1 . Beiisar ließ durch seinen Hauspräfekten Theodosius das fränkische Doppelspiel klar herausstellen und die Goten an das Schicksal der Thüringer und Burgunder erinnern. E r prunkte mit der Truppenzahl, die dem Kaiser in aller Welt zur Verfügung stehe 3 6 2 , und äußerte sich abschätzig über den Kampfwert der fränkischen „Barbaren". Über allem stand als Leitwort die berühmte Redensart von der fränkischen „Treulosigkeit". Witichis hatte sich zu entscheiden, ob er mit dem Reich unterhandeln oder den Franken in sein Land rufen wollte. E s kam, wie es zu jener Zeit kommen mußte. Der stammverwandte Nachbar schien den Goten immer noch schrecklicher als der überseeische Todfeind. Eine Samtherrschaft über Italien mit dem vor Kraft überschäumenden Frankenvolk schien noch gefährlicher als der vom Kaiser gewünschte Schnitt zwischen dem gotischen Norden und einem Ostrom ergebenen Süden. Nach langen Beratungen mit dem hohen Adel sagte daher Witichis den Franken ab und nahm die Friedensverhandlungen mit Byzanz auf. Bis zur Ankunft der Bevollmächtigten des Kaisers wurde reger diplomatischer Verkehr mit dem Lager der Byzantiner unterhalten. Kämpfe fanden nicht statt, dagegen führte Beiisar die Aushungerung der Stadt unerbittlich durch. Die Kontrolle der Ufer des Po bis zur Mündung übernahm er selbst. Auf dem linken Ufer wachte überdies Ildiger, während Vitaüus nach Venetien zur Unterwerfung der dortigen Plätze abkommandiert wurde. Verhängnisvoll war der Brand der ravennatischen Getreidespeicher, und man munkelte, daß die Gotenkönigin ihre Hand im Spiel hatte. Während Witichis vor dem Gedanken zitterte, daß seine Gemahlin in Feindeshand fallen könne, stand die Amalerin mit Iohannes dem „Blutrünstigen", wie ihn selbst das den Goten wahrhaft nicht freundlich gesinnte Papstbuch tituliert, dem Schlächter der gotischen Frauen und Kinder, in geheimer Beziehung. Wenn auch Witichis die Heirat mit der wesentlich jüngeren Prinzessin seinerzeit aus Gründen der Staatsraison hatte erzwingen müssen, lief ihr Verhalten während des Gotenkrieges auf Hochverrat und Ehebruch hinaus. Die Enkelin Theoderichs des Großen gab der oströmischen Sache einen nicht zu unterschätzenden moralischen Auftrieb 3 6 3 . Fast hätte Witichis doch noch einen Schlag gegen die Umklammerung geführt. Seine Hoffnung gründete sich auf das Zusammenwirken von Ausfall und Entsatz. Schon nahte Wraja mit 4 000 von neuem in Ligurien und den Alpenfestungen zusammengerafften Kriegern, als plötzlich der Abfall jener Festungen an der fränkischen Alpengrenze begann und seine Umkehr erforderte. Trotz sorgfältiger Auswahl ihrer Besatzungen hatten einzelne die-
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II. Der Untergang der Goten
ser Stützpunkte der Isolierung nicht standgehalten und Anschluß an die Reichsarmee gesucht. Eben war Beiisars Gefolgschaftsoffizier Thomas mit geringer Begleitung unterwegs, um den Treueid der Uberläufer entgegenzunehmen. Sisigis, der Oberbefehlshaber der Alpenfront, übergab seine eigene Festung und forderte im Verein mit Thomas die ihm unterstellten Kommandanten auf, das Gleiche zu tun; aber bereits hatte Wraja bitteren Herzens Umkehr befohlen und seine Truppen, statt zum erwarteten Stoß gegen den Ring der Belagerer von Ravenna, gegen die verräterischen Stammesgenossen in den kottischen Alpen geführt. Schon diesen Entschluß hatte er nicht ganz freiwillig gefaßt, da beim Weitermarsch eine Revolte seiner um das Schicksal ihrer Frauen und Kinder im Aufstandsgebiet besorgten Soldaten gedroht hätte. Während er mit seinen Leuten Sisigis und Thomas in ihrer Festung lagerte, eilten Iohannes und Martin vom nahen Po herbei und versuchten mit Erfolg Endastungsangriffe. Als sie die Besatzungen von Nachbarfestungen gefangen nahmen und dabei die Frauen und Kinder von Kriegern des Wraja in die Sklaverei führten, retteten die Betroffenen ihre Familien, indem sie zu Iohannes überliefen. Wraja kehrte zur Untätigkeit verdammt mit den Resten seines Heeres nach seinem Standort Ticinum zurück. Beiisar war mit Ausnahme der Frankengefahr sicherer denn je. In Ravenna ging die Not um. Als nun die XXX Bevollmächtigten Iustinians eintrafen, atmete man erleichtert auf. Domnikus hatte sich als Kommandeur der Fußtruppen des Germanus in Afrika bewährt und stand jetzt im Range eines comes domesticorum und patricius. Sein Begleiter Maximin gehörte dem Senat zu Konstantinopel an. Die Bedingungen waren streng, aber ehrenhaft und konnten als Verhandlungsgrundlage dienen. Witichis sollte den halben Königsschatz ausliefern. Ihm sollte Transpadanien (die Provinzen Liguria,Veneria,Histria) zu voller Souveränität verbleiben, Italien südlich des Po sollte Ostrom steuerpflichtig und Untertan werden. Beiisar nahm die Beglaubigungen der Gesandten zur Kenntnis und ließ sie nach Ravenna. Als sie aber mit der Nachricht vom Abschluß des Vertrages zurückkehrten, weigerte sich der Feldherr entrüstet, seine Unterschrift zu leisten. Ob Iustinian wollte oder nicht, Beiisar war entschlossen, die bedingungslose Kapitulation zu erzwingen. Dazu war ihm jedes Mittel recht. Die Goten schöpften nicht ohne Grund Verdacht und gaben sich mit dem Kaiserwort nicht zufrieden, solange der selbstbewußte Condottiere andere Wege ging. Im eigenen Lager murrte die Narsespartei über die fortgesetzte Mißachtung der Reichsregierung. Beiisar gab scheinbar nach und berief den Kriegsrat. Hier gab er der Meinung Ausdruck, daß der Verständigungswille der Goten für ihn das Geständnis ihrer Schwäche bedeute. Bedingungslose Kapitulation sollte das Schicksal des Goten Witichis wie des Vandalen Geilamir sein. Freilich drückte er sich vorsichtiger aus und tat sogar erfreut, als seine Offiziere ihm auf Verlangen schriftlich bestätigten, daß ihrer Ansicht die Goten militärisch niemals besiegt werden konnten. Unterdessen spielte er das gefährlichste Spiel seines Lebens. Was nach seiner besseren Uberzeugung und dem Urteil aller Berufenen die Waffen niemals zustande bringen konnten, die Niederwerfung eines an Zahl und Kampfkraft überlegenen Gegners, der noch nicht zum Entscheidungkampf angetreten war, das mußte ein unwürdiger Betrug vollenden. Bis zu diesem Augenblick hatte sein Name selbst dem Feind Ehrfurcht und Vertrauen abgefordert. Der gotische Kronrat beschloß in der Stunde der Not, seine Führung und darüber hinaus das Lebenswerk Theoderichs des Großen zu opfern. Nicht nur die Amaler hatten verspielt. Nicht nur das Königtum, sondern die gesamte Ordnung dieser halb germanischen, halb römischen Reichsgründung hatte sich als brüchig erwiesen und war in Frage gestellt. Die langjährigen Herren Italiens entschlossen sich zu einer Umkehr, die der eingesessen Bevölkerung wie eine konservative Revolution erscheinen mußte. Das Rad der Geschichte sollte gewaltsam zurückgedreht werden, die politische Ordnung der Zeiten von Honorius bis Romulus Augustulus wiederhergestellt werden. Im Einvernehmen mit Witichis, der gute Miene zum bösen Spiel machte, da die Goten die Erfolge seiner ehrenhaften Politik längst mit
16. Abreise Beiisars
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den Erfolgen des Verräters Theodahad verglichen und bei aller Anerkennung der besseren Gesinnung wenig Unterschiede fanden, haben die Goten sich von der politischen Konzeption Theoderichs gelöst, den Gedanken eines Königreichs der Goten und Italer formal aufgegeben, um wenigstens das nationale Minimum und die Erhaltung der Volkssubstanz zu sichern. Sie baten Beiisar heimlich, er möge die westliche Kaiserwürde annehmen und versicherten ihm, daß in diesem Falle seine bisherigen Gegner zu seinen treuesten Gefolgsleuten würden. Gewiß rührte das Anerbieten an den Kern der Ehrauffassung des Illyrers Beiisar, an seine in jungen Jahren beschworene persönliche Gefolgstreue zum Kaiser. Aber die innere Gerechtigkeit der Raumgegebenheiten forderte diese Lösung. Das Gotentum war in Italien stärker eingewurzelt als die raumfremde Beherrscherin der Meere. Was hatten diese Griechen anderes zu bieten als religiöse Unduldsamkeit, wirtschaftliche Ausplünderung und die Befriedigung der Eitelkeit und Habsucht einer winzigen senatorischen Oberschicht? Beiisar besaß politisch kaum das Zeug zu einem wiedererstandenen Theoderich, aber vielleicht hätte er der Gewährsmann einer ruhigen Entwicklung der Halbinsel in den Bahnen des letzten Halbjahrhunderts und einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Reich werden können. Italien durfte nicht zum Anhängsel des Ostreichs herabgewürdigt werden, es sollte dank gotischer Wehrkraft, römischer Betriebsamkeit und nicht zuletzt Beiisars überragender Persönlichkeit eine politische Größe mit eigenem Schwerpunkt und eigentümlicher Ausprägung bleiben, auf keinen Fall zum Stützpunkt einer im wesentlichen östlich interessierten Macht herabsinken. Solche Hoffnungen mochten das verfängliche Angebot der Goten begleiten. Hier soll einstweilen nur der Ablauf der Ereignisse geschildert werden. Anschließend muß zumindest ein Versuch unternommen werden, den Schleier, der über dem Schlußakt des Jahrzehnts der Eroberungen liegt, wenigstens teilweise zu lüften. Beiisar verschafft sich Rückendeckung, indem er den kaiserlichen Gesandten und seinem eigenen Kriegsrat die Frage vorlegte, ob man gegen einen Sieg auf der ganzen Linie, einen Sieg durch totale Kapitulation etwas einzuwenden habe. Das konnte nicht gut verneint werden 3 6 4 . Darauf sandte er die gefahrlichsten Männer der Narsespartei, Bessas, Iohannes, den Unterführer Narses und Aratius, sowie den eben eingetroffenen Prätorianerpräfekten Athanasius in alle Himmelsrichtungen auseinander, um zu fouragieren. Den Ravennaten bedeutete er durch Boten, daß die Stunde gekommen sei. Ihren Gegengesandten versprach er alles, behielt lediglich die Annahme der Krone einer Aussprache mit Witichis vor. Das erweckte keinen Verdacht, wurde eher als Zeichen der bei Kaiserwahlen traditionell erwünschten „Bescheidenheit" gedeutet 365 . Die Treuhänder des Gotenvolkes zogen selbst an der Spitze der Truppen Beiisars in Ravenna ein, während eine Getreideflotte den Hafen Classis ansteuerte (Mai 540) 366 . Die Täuschung war vollkommen und wurde in der nächsten Zukunft mühelos aufrechterhalten. Witichis befand sich wie natürlich in leichter Haft. Alle südlich des Po beheimateten Goten erhielten Urlaub, da sie dort inmitten der byzantinischen Festungen nicht gefahrlich werden konnten. So verringerte Beiisar langsam die Heeresstärke des Feindes und schlug, sobald in der Stadt Parität erreicht war, schärfere Töne an. Das Privateigentum wurde noch geschont, aber der Staatsschatz endgültig beschlagnahmt. Viele Festungen folgten dem Beispiel der Hauptstadt, Caesena sofort, Tarvisium und die übrigen Vororte Venetiens wenig später. Nur Verona hielt sich unter Ildibad mißtrauisch zurück.
16. Abreise
Beiisars
Beiisar stand am Ziel seiner Wünsche. Die restliche Unterwerfung Italiens schien nur eine Frage der Zeit. Selbst der Franke verhielt sich ruhig. Das Gotenvolk war noch ahnungslos. Freilich arbeitete die Narsespartei unermüdlich. Ihre Alarmnachrichten erreichten Byzanz zugleich mit Beiisars Siegesmeldungen. Plötzlich ging in Ravenna das Gerücht um,
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II. Der Untergang der Goten
Iustinian habe Beiisar dringend abberufen. Die Goten horchten auf. Dergleichen war nichts Neues, bedeutete jedoch in der jetzigen Situation höchste Gefahr. Alles stand auf dem Spiel, wenn Beiisar im kritischen Augenblick versagte. Man erwartete stündlich seine endgültige Abfallserklärung vom Reich. Aber nichts geschah. Als Beiisar zur Abreise rüstete, wurde es höchste Zeit, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Verstört, aber noch nicht ohne Hoffnungen, strömte das Volk aus allen freien Orten der Lombardei nach Ticinum und trug Wraja unter Vorbehalt der Haltung Beiisars die Krone an. Wraja genoß höchstes Ansehen, lehnte aber als Schwestersohn des Unglücksherrschers Witichis ab und schlug Hildebad vor 3 6 7 . Es war zugleich eine Freundschaftsgeste gegen Hildebads Oheim Theudis, den Westgotenkönig. Der Herrscher bot Beiisar unverzüglich den Purpur an. Aber der Feldherr hatte das Kommando auf Befehl des Kaisers bereits an seine erbitterten, nun freilich glänzend widerlegten Feinde der Narsespartei abgetreten. Dem Spott der königlichen Gesandten über die knechtische Gesinnung ihres „Überwinders" ertrug er mit Gleichmut und hielt es nicht einmal für nötig seinen heimtückischen Streich zu rechtfertigen. Ende Juni 540 reiste Beiisar ab 3 6 8 . Er ahnte, daß die Nachfolger sein Werk verspielen würden, mußte aber dem Befehl Folge leisten. Noch längeres Zögern hätte nur bei offenem Abfall von Iustinian Sinn gehabt. Mit Beiisar verließen die Offiziere Ildiger, Valerian, Martin und Herodian ihre italischen Truppenteile. Die 7000 Mann starke Haustruppe begleitete den Feldherrn naturgemäß nach Byzanz, eine vor allem natürlich qualitativ gefahrliche Schwächung der Westarmee 369 . Witichis, die Kinder des regierenden Königs Ildebad und der Adel wurden gefangen vor den Kaiser geführt und nicht anders als die Vandalische Führung zuvorkommend behandelt 370 . Man tat das grundsätzlich, um hochgestellten Überläufern, um die es sich hier freilich nicht handelte, Mut zu machen. Prokop stellte bewußt neben die Mitteilung, daß Iustinian den Gotenschatz nur heimlich einigen Senatoren zeigte und Beiisar keinen Triumph gewährte, ein eindrucksvolles literarisches Feldherrnbild 371 . Der persönliche Triumph des Mannes, der zwei germanische Könige als Gefangene einbrachte, deckte sich mit der ersten Kulmination der Reichspolitik. Prokop beeilte sich mit Recht, sein abschließendes Urteil über Beiisar hier einzufügen. Er hätte schwerlich einen passenderen Ort in seinem Werk gefunden; denn die gleichzeitige Schlappe in Antiochia leitete bereits das Jahrzehnt des Abstiegs ein, das bis zum Jahre 548, seltsamer Weise dem Todesjahr der vergötterten Kaiserin, dauerte und weder dem Reich noch seinen Feldherren sonderliche Ehren eingetragen hat. Will man sich abschließend ein Urteil über die eigentümlichen Vorgänge bei der Einnahme von Ravenna bilden, muß man zuerst berücksichtigen, daß wir für diese Dinge auf einen einzigen Gewährsmann angewiesen sind. Alle übrigen Nachrichten sind dürre Notizen. Nun wissen wir zu gut, daß Prokop zwar im allgemeinen zuverlässig ist, in kritischen Situationen aber stets zu Beiisar hält. Der verfänglichen Momente waren im Gotenkrieg bisher noch nicht allzuviele, wenn man von der Vorgeschichte des Kriegs absieht, bei der Prokop jedoch weitgehend von den Berichten des Gesandten Petros abhängig ist, mithin, wie wir sahen, nur beschränkte Verantwortung für die fraglos vorhandene Tendenz trägt. Gewiß verschweigt er die Einzelheiten der Absetzung des Papstes Silverius, verschont aber seine Leser wenigstens mit einer falschen Version. Dafür zeigen die Stellen des Perserkrieges, für die wir ausführlichere Parallelberichte besitzen, daß Prokop auch recht tendenziös berichten kann. Wohl steht seine Schilderung der Schlacht bei Kallinikon weit über der des Chronisten Malalas, der auf die höfische Version des magister officiorum Hermogenes zurückgeht. Aber es läßt sich doch nicht leugnen, daß er alles fortläßt, was für Beiisar ungünstig ist. Vor allem gibt er für die Abberufung seines Helden eine Begründung, die nach allem, was wir aus Malalas wissen, nicht zutreffen kann. Er gibt sich stets alle Mühe zu vertuschen, wenn Beiisar in Ungnade fällt. Wenn dies gar nicht zu vermeiden ist, wie bei der Affäre von 542, die von Iustinian zur Zerschlagung der Privatarmee des Feldherrn ausgebeutet wurde, stellt er doch stets Beiisar als unschuldiges Opfer hin, zeichnet ihn sympathisch, während auf des Kaisers
16. Abreise Beiisars
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Haupt glühende Kohlen gehäuft werden. Die Tendenz Prokops und anderer Belisarianer hat bekanntlich im Laufe der Zeit zur Fabel vom blinden Bettler Beiisar, dem Urbild aller unschuldig Verfolgten, geführt. Seltsam: Fast jede Feldzugsserie Beiisars endet mit einer Dissonanz, was ihn auf die Dauer keineswegs daran hindert, immer höher und höher zu steigen, bis ihm keine Macht der Welt mehr die Stellung eines Zweiten im Reich streitig machen kann. So war es nach Kallinikon, so nach dem glänzenden Siegeszug durch Afrika, so auch jetzt wieder nach der Einnahme von Ravenna. Darf man sich mit der landläufigen Erklärung von der allerhöchsten Eifersucht auf so einzigartige Erfolge zufrieden geben? Man wird zumindest prüfen müssen, ob nicht Beiisar doch Anlaß zum Verdacht gab. Er war durch Eide an den Kaiser gebunden, gewiß. Man soll ihre Bedeutung nicht unterschätzen, denn der Gefolgschaftsgedanke war in einer Welt, die Illyrern und Germanen gehörte, kein leerer Schall. Aber dieser elementaren Macht der Treue stand eine ebenso urtümliche Macht des Hasses entgegen. Beiisars treuer Gefolgsmann und politischer Gesinnungsgenosse Prokop verrät uns in seiner Geheimgeschichte genug davon. Wenn er BeMsar selbst kritisiert, so doch nur aus verletzter Liebe und eifrigster Parteinahme für seine Sache. Prokop war mehr Belisarianer als Beiisar selbst, weil er der fanatischere Politiker war. Er scheut vor keinem Hoch- und Landesverrat zurück, wenn es gegen das verhaßte Kaiserpaar geht. Wenn seine Liebe zu Beiisar sich im Laufe der Zeit in eine Haßliebe wandelt, so trifft der Haß doch nur das Hörigkeitsverhältnis zur Gattin Antonina, die wiederum Mittel und Werkzeug des Kaiserpaars zur Herrschaft über den Feldherrn war. Beiisar hat seiner Gattin wie auch seinem kaiserlichen Herrn trotz aller Rückschläge und Enttäuschungen die Treue gehalten. Aber das Reich war groß und der Kaiser war weit und der Versuchungen für einen mit vizekaiserlicher Gewalt ausgestatteten Generalissimus waren zumal bei so langer Kriegsdauer gar viele. Immer wieder betont Prokop das eine, was nottut: alle Macht in Beiisars Hände. Seine kriegsgeschichdichen Exkurse wimmeln von Paradigmen für die verheerenden Folgen des Durcheinanderkommandierens gleichrangiger Generale. Immer wieder hebt er die Sinnlosigkeit allen Befehlens vom grünen Tisch aus hervor, erinnert an die gewaltigen Entfernungen, die zwischen Konstantinopel und den jeweiligen Kriegsschauplätzen liegen. Er entschuldigt damit freilich nicht nur berechtigte Initiativen, sondern Eigenmächtigkeiten Beiisars, die bei Hofe böses Blut machen mußten. Ein klassischer Fall solcher Eigenmächtigkeit ist Beiisars Verhalten in den Jahren 539—540. Hier verläßt die Insubordination den militärischen Bereich und wechselt auf ein sehr schlüpfriges politisches Parkett hinüber. Prokop verrät uns in seiner Armenierrede, daß Beiisar die Belagerung von Auximum und Ravenna eigentlich gegen den Willen des Kaisers durchführte. Selbst wer das nicht zugibt und an einen chronologischen Irrtum des Historikers glaubt, kann die Tatsache, daß der Kaiser noch im Anfangsstadium der Belagerung Ravennas die Abberufung beschloß und nach Verhaftung des Gotenkönigs schärfstens auf sofortige Rückkehr bestand, nicht ableugnen. Was die Begründung anlangt, so ist sie im Perserkrieg (531) erwiesenermaßen verlogen. Im Vandalenkrieg ließ sich das nicht machen, um so mehr wird Iustinian die Schuld an allem späteren Unglück wie ζ. B. den Maurenaufständen im Zusammenhang mit Beiisars Abruf aufgebürdet. Und nun heißt es plötzlich, daß allein der Krieg im Orient an Beiisars Abruf aus Ravenna schuld war. Kein Wort davon, daß 540 ohnehin kein Feldzug mehr in Frage kam, die Eile also keinen Zweck hatte. In der Tat kam Beiisar erst 541 zur Verwendung. Was liegt näher als der Gedanke, daß Prokop auch hier gelogen hat. Noch wichtiger ist die Frage, ob zwischen den Auffassungen Iustinians und seines Generalissimus über das Kriegsziel so grundlegende Differenzen bestanden wie Prokop berichtet. Es geht dabei nicht zuletzt um die Schuld an der Verlängerung des Krieges um 15 Jahre, die Schuld an der Ausrottung des Gotenvolks, die Schuld an der Degradierung Italiens zum
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II. Der Untergang der Goten
Stützpunkt einer raumfremden Macht. Es bedarf nicht des Verweises auf die imperialistische Reichsidee, auf Iustinians satanische Politik selbst gegen Freunde wie Amalaswintha, auf seine bisherige Unnachgiebigkeit gegenüber allen gotischen Anerbieten. Gewisse (wohl kaum beabsichtigte) Andeutungen Prokops genügen zum Beweis, daß Iustinian nicht nur, wie ohnehin selbstverständlich, zur späteren Vollendung der Unterwerfung Italiens, sondern zu sofortigem Bruch seiner Zusagen entschlossen war. Beiisar wird von den Goten nach Verkündung des justinianischen Projektes eines selbständigen Gotenstaates in Oberitalien das restliche Kaisertum angetragen. Die Goten zweifeln sofort an der Ehrlichkeit der Zusagen des Kaisers. Sie rechnen sogar mit Zwangsumsiedlungen nach Byzanz. Man darf ihnen ohne weiteres zutrauen, daß sie die Absichten des Kaisers durchschauten. Es ging bei dieser Differenz nicht um die Sache, sondern lediglich um die Person. Der Kaiser wünschte zweifellos einem anderen Feldherrn — wie sich bald herausstellen sollte, dem Heermeister Illyriens, Konstantiolos — den Abschluß der Kriegshandlungen zu übertragen, ein für Beiisar unmögliches Ansinnen. Der Feldherr war, wie Prokop mit Recht betont, nicht gesonnen, sich den Lorbeer entreißen zu lassen. So benutzte er seine nach dem Abgang des Nebenbuhlers Narses nicht mehr angezweifelten Kompetenzen, um das Endziel des Kaisers, die totale Kapitulation, in eigener Person zu verwirklichen. Italien sollte frei werden - aber nicht durch Iustinian und seine Kreaturen. Aber hat nichts als diese Insubordination Beiisars Feinden zu ihren Alarmrufen Anlaß gegeben? Sein Freund und Berater Prokop weiß zu melden, daß der Feldherr bei den Goten mit Erfolg den Eindruck zu machen verstand, als strebe er mit aller Gewalt nach der Kaiserkrone. Er entlastet ihn aber geschickt, schließt sein sechstes Buch überaus wirkungsvoll mit der Darlegung der unbedingten Treue Beiisars. Die Tendenz von Kriegs- und Geheimgeschichte Prokops, aus denen uns allenthalben sein Haß gegen das Kaiserpaar mit heißem politischem Atem entgegenschlägt, kreist unaufhörlich um das Thema der ungeteilten Befehlsgewalt Beiisars — und das namentlich in Bezug auf Italien. Soll sich dahinter nichts als militärische Fachkritik eines Dieners des treuesten Dieners seines Herrn verbergen? Die vor nichts zurückschreckende Leidenschaft Prokops macht es schwer, daran zu glauben. Gewiß reinigt er Beiisar von jedem Verdacht der Tyrannis. Sein Eifer muß jedoch erst recht Verdacht erwecken. Qui s'excuse s'accuse. Der Gedanke eines wesdichen Kaisertums lag nicht nur in der Luft, es hatte in Wirklichkeit immer bestanden. Odowakar und Theoderich hatten glänzende Beweise für die Lebensfähigkeit Italiens unter einem germanischen Kaisertum nicht des Namens aber der Tat erbracht. Soll der Verdacht der Unterführer Beiisars resdos aus der Luft gegriffen sein? Sollten die Goten sich durch eine gewöhnliche Kriegslist haben übertölpen lassen, nicht auf eine Grundlage ihre Zukunftshoffnungen gegründet haben, die zunächst einmal tragfähig erscheinen mußte? Spricht nicht das Zögern Beiisars, die völlig unglaubwürdige Begründung, die Prokop für seinen Abruf gibt, dafür, daß wir nur den Vordergrund kennen lernen, die wahren Kämpfe und Auseinandersetzungen unseren Augen sorgfältig verborgen werden? Zeigen doch schon solche vergleichsweise unbedeutenden Vorgänge wie Beiisars Abruf nach der Schlacht bei Kallinikon wie Prokop zugunsten seines Helden retouchiert. Wenn er später trotz aller Ergebenheit und Parteinahme im letzten doch immer mit ihm unzufrieden ist, die Gottheit Beiisar feindlich gesinnt glaubt, so begründet er das gewiß mit seinem privaten Verhalten der Gattin Antonina gegenüber. Aber auch das war politisch, war ja nur die andere Seite der Abhängigkeit Beiisars vom Kaiserpaar, dem er durch seinen Gefolgschaftsschwur, Antonina durch ihre Freundschaft mit Theodora hörig waren. Der Haß gegen das ruchlose Kaiserpaar bedingt die Haßliebe Prokops zu Beiisar. Daß nicht alles gestimmt hat, beweist vor allem der kategorische Befehl zu sofortiger Rückkehr nach dem Einzug in Ravenna, dessen Begründung durch Prokop, wie wir sahen, restios unglaubwürdig ist. Für den Einsatz Beiisars im Osten war es ja einstweilen zu spät. Dort hatte sein Zögern während des Jahres 539 eher die Hoffnung erweckt, daß Italien dem
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Ostreich trotz des bevorstehenden Sieges für immer verloren gehen werde. Unter Berücksichtigung aller Umstände und insbesondere, der Glaubwürdigkeit Prokops in den so oft wiederkehrenden überaus heiklen Situationen der Kommandowechsel Beiisars, kann man sich dem Eindruck nicht verschließen, daß die Haltung des Feldherrn eine Zeitlang zumindest undurchsichtig war. Alle Untersuchungen der Tendenz Prokops, wo man ihn auch immer anpacken mag, führen konzentrisch auf einen Bezirk seines Innern, den zu enthüllen er sich sorgfältig hütet. Sollte es nicht doch enttäuschter Ehrgeiz, Trauer über die verspielte Karriere in Italien sein? Denn kein anderer als Prokop war von der Natur zum Cassiodor eines Theodericus rex redivivus mit Namen Beiisar bestimmt. Familienklatsch und die Standesüberlieferung senatorischer Kaiserkritik reichen nicht aus, um die Leidenschaften der Geheimgeschichte, die schmerzliche Resignation der „Kriegsgeschichte", ab 540 zu erklären. Prokops politische Ideale kreisen ohnehin um das Zeitalter des Anastasios und Theoderich. Die Fortdauer der föderalistischen Mittelmeerpolitik Theoderichs unter dem Zeichen Beiisars hätte durchaus auf der Linie seiner Anschauungen gelegen. Es muß also zumindest der Verdacht ausgesprochen werden, daß Beiisar während der Belagerung von Ravenna, vielleicht schon früher in geheimen Verhandlungen mit den Goten stand. Für den Schlußakt ist dies ohnehin bezeugt. Soll man Witichis und seine ultragotischen Gesinnungsgenossen für verrückt halten, daß sie in Ravenna ohne Schwertstreich sich ergaben? Soll man glauben, daß der Rückschlag von Rom sie, wie Prokop oft genug andeutet, in Lethargie stürzte, untätig an der Rettung des Vaterlandes verzweifeln ließ? Daß Blockade und Hunger allein das tapferste Volk der damaligen Welt in eine Verfassung brachte, daß die Weiber ihren Männern empört ins Gesicht spuckten? Hier ist nochmals einzuhalten. Diese Bemerkung, die einen Augenblick betrifft, in dem die berechtigten Zweifel an Beiisars loyalem Verhalten im gotischen Sinne noch nicht durch Taten erhärtet waren, beweist, daß es Strömungen unter den Goten gab, die selbst einem römisch-gotischen Kaiser oder König Beiisar keineswegs freudig zustimmten. In der Tat verrät Prokop durch einen weiteren Hinweis, daß gewisse Kreise selbst in einer italischen Tyrannis Beiisars auf gotischer Volks- und Wehrgrundlage nichts anderes als Knechtschaft erblickten. Sicher ist aber auch, daß diese Stimmen sich nicht durchsetzten konnten. Fragen wir uns, was Beiisar das Vertrauen der gotischen Führung eingetragen, ihm seinen schändlichen Streich ermöglicht hat. Die Antwort kann nur aus dem Geist der Heldenlieder heraus erwachsen. Nicht umsonst liest sich Prokops Schilderung der Taten Beiisars trotz ihrer humanistischen Einkleidung stellenweise wie ein germanisches Heldenlied. Lassen sich doch auch Einflüsse germanischer Anschauungen auf seine Darstellung der gotischen Heldentaten zur Genüge erhärten. Doch sind literarische Begegnungen und Parallelen hier nur ein schwacher Abglanz der lebendigen Begegnung im Kampf auf Tod und Leben zwischen zwei Welten, die längst nicht mehr streng geschieden waren. Wie der Gote Theoderich gleichzeitig den staatsmännischen Anforderungen an einen römischen Kaiser zu genügen verstand, so hat der Illyrer und bewährte Führer germanischer Kampfverbände Beiisar den höchsten Idealen der Germanen seines Zeitalters entsprochen. Er hat auf seine Weise, wenn auch von der Gegenwelt her, die Vereinigung des Unvereinbaren heldisch vorgelebt. In der Geneigtheit der Goten, unter seinen Fahnen zu dienen, kommt die größte moralische Eroberung des anerkannten Helden seiner Zeit zum Ausdruck. Diese Tatsache allein hätte genügt, um Beiisar als Nachfolger Theoderichs zu rechtfertigen. Wer wollte die Gewissensqualen und Unsicherheiten Beiisars ermessen, der wohl ein tapferer Soldat und ruhmreicher Feldherr, aber auch Untertan einer absoluten Monarchie gewesen ist, und der wie wenige die Allgegenwärtigkeit des byzantinischen Machtapparats kannte? Bestand für ihn die Möglichkeit, an der Spitze der gotischen Wehrmacht dem oströmischen Reich und seinen germanischen Verbündeten etwa den Franken und Langobarden, zu trotzen? Hätte der in diplomatischen Künsten nicht allzusehr bewanderte Soldat mit
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II. Der Untergang der Goten
der halbzerschlagenen Gotenmacht den Anforderungen des Bürgerkriegs gegen den Narses ergebenen Teil seiner eigenen Streitkräfte entsprechen können? Besaß nicht Italien so viele offenen Wunden wie Häfen, durch die das oströmische Gift ununterbrochen in den längst eiternden Körper träufelte? Keiner wußte über die beherrschende Rolle der oströmischen Seemacht besser Bescheid, als der Meister kombinierter Operationen zu Lande und zur See. Dem allen stand das große Vorbild Theoderichs entgegen, der sich gegen eine Welt des Widerstandes kraftvoll durchgesetzt hatte. So dürfte Beiisar doch eine Zeitlang geschwankt und die Verhandlungen mit den Goten nicht von vornherein in betrügerischer Absicht geführt haben. Anders läßt sich deren erschütternde Naivität kaum erklären. Doch kann auch Iustinian nicht ganz ohne Kenntnis von diesen Dingen geblieben sein. Selbst in Persien fiel das Zögern Beiisars auf, wurde sofort zugunsten der eigenen Pläne ausgewertet. Iustinian scheint sehr behutsam gehandelt, lange abgewartet zu haben. Die Stärke der Narsespartei in Beiisars Armee scheint nicht zuletzt auf seine kluge Gegenarbeit zurückzugehen. Er vermied den offenen Bruch, belohnte die schließlich doch obsiegende Loyalität seines Generalissimus in gewohnter fürstlicher Weise, behielt ihn aber unter scharfer Aufsicht und ließ ihn für die Zukunft nie wieder in eine Schlüsselstellung gelangen. Wenn Beiisar in diesem tragischen Schlußakt seines Gotenkrieges, der doch nur ein Auftakt zum endgültigen Vernichtungskampf werden sollte, an selbständiges Handeln dachte, so hat ihn Iustinian meisterhaft überspielt, ihm nicht nur den Mut, sondern auch die Möglichkeit zur entscheidenen Tat der Auflehnung geraubt. Daß man in seinem Lager ein schlechtes Gewissen hatte, zeigt auch Prokops kunstvoll verschleiernde Bemerkung, den Goten habe die dämonische Schicksalsmacht Verstand und Haltung geraubt, sie trotz ihrer zahlenmäßigen und qualitativen Überlegenheit zur kampflosen Aufgabe bewogen. Dergleichen faule Redensarten müssen herhalten, wenn es dunkle und peinliche Tatbestände mit Worten zu verhüllen gilt. Der äußere Triumph durch das bekannte Roßtäuscherstück hat Beiisar glänzend rehabilitiert, ihm jedoch nicht erspart, daß er für Freund und Feind in Zukunft nur noch als Soldat, nicht mehr als Politiker zählte. Die tatsächliche Entmachtung des großen Feldherrn bedeutete für Iustinian eine unerläßliche Voraussetzung für jede weitere Zusammenarbeit mit seinem besten General. Wenn Beiisar trotz des schweren Rückschlages von 542 äußerlich immer höher stieg, keiner ihm den Rum des zweiten Mannes im Reich streitig machen durfte, so war der Verzicht auf seine und seiner Anhänger politische Ambitionen der Preis, den er dafür zahlen mußte.
17. Die Geschichte
des Raumes Südosteuropa
und Iustinian
und ihre
Grundlagen
Auf dem ersten Höhepunkt des Gotenkrieges erscheint eine kurze Rast angebracht, die neben einem Blick auf die politische Lage vor allem über die Ereignisse in Südosteuropa Aufklärung schaffen soll. Zwischen dem im wesentlichen nach Osten orientierten Reich von Byzanz und dem gotischen Italien erstreckte sich diesseits der Donau-, Alpen- und Adriagrenze der tief in die Ägäis und damit ins Ostmittelmeer hineinwirkende Großraum der Balkanhalbinsel. Er bildete seit alters eine Zone der Entspannung zwischen den Brennpunkten imperialistischer Weltpolitik Konstantinopel und Rom. Freilich bedeutete das weder Ruhe noch Sicherheit. Im Gegenteil: über dem Streben nach politischer Durchdringung fernster Räume hat das oströmische Reich zeitweilig auf die Sorge für das Gedeihen der unmittelbar benachbarten Landschaften verzichtet. Je ausgreifender die Angriffskriege Ostroms ihre blutige Spur in das Antlitz der Erde gruben, desto dünnere Rinnsale leiteten die Wehr- und Wirtschaftskraft des Weltreichs in die ständig bedrohten Balkanländer. Das war umso paradoxer als gerade sie eines der militärischen Menschenreservoire des Ostens, reich an unausgeschöpften völkischen Rückzugsgebieten und dienstwilligen germanischen Siedlern darstell-
17. Iustinian und die Geschichte Südosteuropas
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ten. Unter Iustinian erreichte die Politik einseitiger Schwerpunktbildung ihren unbestrittenen Höhepunkt. Er hat auf die Sicherung Südosteuropas zwar nicht verzichtet, hat namendich auf dem Gebiete des Festungsbaues wie in aller Welt, so auch hier eine der erhabenen Namen Augustus, Trajan und Diokletian würdige Leistung vollbracht. Dennoch waren die Auswirkungen der wesdichen Kriege für jeden Bewohner dieses Raumes mit Händen zu greifen. Nach den Jahrhunderte währenden Leiden der Balkanbevölkerung durch die immer wieder anstürmenden Barbaren der Völkerwanderung, hatte das Ende der Rivalität der beiden Theoderich und die Entstehung einer gotischen Ordnungsmacht in Italien auch dem Donauraum Festigung und Sicherheit verheißen. Aber die Hoffnungen trogen. Schon 481 hatte Kaiser Zenon das plötzliche Bündnis der rivalisierenden Gotenhaufen zu parieren gesucht, indem er Bulgarien gegen sie hetzte 372 . Die Geister, die er damals rief, ist Ostrom nicht mehr losgeworden. Als Theoderich 488 nach Italien aufbrach, hatte er bei Sirmium den Widerstand der verbündeten Gepiden und Bulgaren zu brechen. Im Zweikampf besiegte er den Bulgaren Libertem, eine Tat, die spät noch gefeiert wurde 3 7 3 . Es war als griffen die Geister der russischen Steppen zum letzten Mal nach den einstigen Herren Osteuropas, bevor sie endgültig nach dem Westen überwechselten 374 . Vom Jahre 493 ab beunruhigten Plünderungszüge der Bulgaren die Untertanen des Kaisers Anastasios fast Jahr für Jahr. Von besonderer Bedeutung war die Zusammenarbeit bulgarischer Reiterverbände mit dem Rebellen Vitalian, der fast wie ein Gegenkaiser weite Räume der Balkanhalbinsel kontrollierte und mit seinem Angriff auf Konstantinopel zu Lande und zur See die Tradition der gotischen Seezüge fortsetzte, gleichsam der Wegbereiter aller Ostrom feindlich gesinnten Barbaren wurde. Die Slawen sind namentlich im 7. Jahrhundert dem Reich und der Hauptstadt mit primitivsten Mitteln zur See aufsässig gewesen, bis sie von Arabern und Normannen abgelöst wurden. Über Herkunft und Wohnsitz der bulgarischen Stämme läßt sich im Einzelfall nicht immer genaues sagen. Die Zeitgenossen erwähnen sie zumeist unter dem allgemeinen Hunnennamen oder greifen unter dem Einfluß der Stiltheorie zu klassizistischen Umschreibungen. Wir kennen hauptsächlich die Onogunduren, die in der Walachei und Bessarabien bis zum Dnjestr hin saßen. Von dort bis zum Don schlossen sich die Kutriguren an, deren politischer Schwerpunkt in der Krim zu suchen ist. Noch weiter östlich saßen die Utiguren im Kubangebiet etwa bis hin zu den Sitzen der sabirischen Hunnen des Kaukasusvorlandes. Die byzantinischen Handelsemporien der Krim besaßen für die „zweigeteilten Hunnen" von Krim und Kuban hervorragende wirtschaftliche Bedeutung. Kein Wunder, daß sie auch politisch Einfluß auf deren Geschicke auszuüben suchten. Mit den Hunnen Attilas stehen diese Stämme wohl in enger Verwandtschaft, haben aber politisch nichts mehr mit ihnen gemein. Unter Iustinos wirkte sich die energische Schwarzmeerpolitik des Reichs auch auf den Frieden der Balkanhalbinsel günstig aus. Man versuchte, wenn auch ohne Erfolg, die militärische Kraft der Hunnen Südrußlands gegen die Vorposten des Perserreichs im Kaukasus einzusetzen. Kurz nach dem Übergang der Alleinherrschaft an Iustinian fielen 528 zwei Bulgarenhäuptlinge in den Provinzen Skythia und Moesia I ein. Die kaiserliche Armee unter mag. mil. vac. Baduarius und dem dux Moesiae II Iustinos erlitt eine Niederlage. Nachfolger des gefallenen Standortältesten von Mösien wurde Konstantiolos. Diesem gelang gemeinschaftlich mit Godilas und dem kürzlich getauften Hunnen Askum rasche Wiederherstellung der Lage, wobei den Eindringlingen die Beute abgenommen wurde. Beim Rückmarsch wurden die Sieger jedoch von einem zweiten Bulgarenheer überrascht. Konstantiolos geriet in Gefangenschaft, mußte von der Reichsregierung für 10000 Goldstücke ausgelöst werden,
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während Askum mit den übrigen Gefangenen nach Osten verschleppt wurde375· Auch die Goten hatten unter Athalarich eine Auseinandersetzung mit den „dem ganzen Erdkreis schrecklichen" Bulgaren. Ihr Feldherr Tuluin errang einen eindrucksvollen Sieg 376 . Während im Osten Sittas und Beiisar ihre Kraft für den Ausbau der Grenzverteidigung einsetzten, gelang Iustinian auch im Balkanraum ein meisterhafter Schachzug. Er gewann in Mundus (529 mag. mil. Illyr.) und Chilbudios (530 mag. mil. Thrac.) zwei überaus fähige Heerführer. Die Berufung des Mundus zum Heermeister Illyriens bedeutete mehr als eine personalpolitische Maßnahme. Hier ging es nicht um militärisches Avencement, sondern um einen diplomatischen Schachzug mit einem Manne von Bündniswert. Vor einem Menschenalter hatte dieser in herrenlosen Landstrichen Obermösiens Raubscharen um sich gesammelt und rasch politische Bedeutung gewonnen. Von dem Kastell Herta an der Morava (Margus) aus belästigte er die oströmischen Grenzlande durch seine kühnen Räubereien. Nach der Anschauung der Zeit lag darin nichts schimpfliches; Theoderich der Große hielt es nicht unter seiner Würde sich mit dem unerschrockenen Kämpfer gegen Ostrom zu verbünden, darüber hinaus ein Gegengewicht gegen die gepidischen Erbfeinde zu gewinnen. So brachte Mundus gemeinsam mit dem zu Hilfe entsandten Ostgotengeneral Pitzias dem damaligen Heermeister Illyriens Sabinianus eine empfindliche Niederlage bei. Mundus dankte den Goten seine Befreiung, indem er Theoderich als seinen und seiner Gefolgschaft Oberherrn anerkannte. Er behielt jedoch in dem umstrittenen Grenzgebiet eine so gut wie unabhängige Stellung. Schon im Jahre 528 hat er Witterung von der gewandelten Lage. Er trotzt der schwachen Nachfolgerin Theoderichs, versucht im Bündnis mit Gepiden und Herulern den Goten Sirmium (Mitrovitza) abzunehmen. Es gelingt dem Gotengeneral Witichis, der sich hier die Sporen als Feldherr verdient, die feindliche Koalition zu schlagen. Er treibt sie teils über die Donau, teils nach Obermösien, wo die oströmische Stadt Gratiana von den Goten bei dieser Gelegenheit geplündert wird 377 . Hinter der gotenfeindlichen Koalition stand damals schon der Einkreisungsgedanke Iustinians. Der Zwischenfall von Gratiana wurde erst wesentlich später (534) aus der Versenkung geholt und zu einem der Anlässe des Gotenkrieges aufgebauscht (neben Lilybaion und den sizilianischen Überläufern). Die geschlagenen Gepiden und Heruler hielten sich trotz ihrer politischen Bindungen durch einen Raubzug ins oströmische Ulyrien schadlos. Die Goten räumten zwar das Reichsgebiet so schnell wie möglich, dürften aber im Bereich der Provinz Valeria einige Grenzberichtigungen vorgenommen haben 378 . Infolge der Niederlage konnten Mundus und seine Anhänger nicht mehr für die Sache der Goten gewonnen werden. Er trat auf Reichsgebiet über und wurde von Iustinian mit allen Ehren eines unabhängigen Föderatenführers aufgenommen. Nach berühmten Mustern erhielt er die Stellung eines Heermeister von Illyrien und scheint dem Reich sein altes Herrschaftsgebiet Obermösien mit zwei Brückenköpfen als Morgengabe eingebracht zu haben 379 . Seine Aufgabe, den Donauraum von seinesgleichen zu säubern, griff er mit gewohntem Draufgängertum an. Unter dem Zeichen dieses Mannes und seines ausgezeichneten Amtskollegen Chilbudios brach nun das kurze heroische Jahrfünft oströmischer Balkanpolitik an. Zunächst gilt es aber einen raschen Uberblick über die Völkerschaften beiderseits der unteren Donau zu gewinnen. Hier gaben seit alters die Gepiden den Ton an, den Goten nächstverwandt und vom Schicksal zu ihren Todfeinden bestimmt. Sie stammen wie diese aus Skandinavien, haben sich zu Anfang des dritten nachchristlichen Jahrhunderts im Weichsel-Nogat-Delta nach der Südostwanderung der gotischen Hauptmassen zu einem selbständigen Volk entwickelt. Noch gegen Ende desselben Jahrhunderts sind sie im nördlichen Dakien nachzuweisen. Sie stellten Attila die besten Truppen, lehnten sich aber nach seinem Tode als erste gegen die Herrschaft der Söhne auf. So wurden sie die Hauptnutznießer der Schlacht am Flusse Nedao (453), erweiterten ihre Herrschaft von der Theiß bis zum Alt, von der Donau bis zum Karpatenwall. Sie waren und blieben feindliche Nachbarn der Ostgoten, erst an der pannonischen
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Grenze, dann im Wetterwinkel von Sirmium, den die politischen Kraftlinien kreuzen, die von Italien nach Pannonien-Siebenbürgen und Konstantinopel führen. Sirmium in der alten Pannonia II haben sie 471 nach dem Abzug der Goten besetzt und diesen beim Marsch nach Italien dort hartnäckig Widerstand geleistet. Theoderich der Große hat die Schlüsselstellung 504 durch Pitzias zurückholen lassen und selbst Amalaswintha sandte, wie wir sahen, Witichis im Jahre 530 mit einer Armee zu der von Erfolg gekrönten Verteidigung des Platzes gegen gepidische Ubergriffe. Erst als Ostrom Sizilien besetzte und seinen Siegeslauf durch Italien antrat, konnte auch das nordösdiche Glacis des Gotenreichs nicht mehr gehalten werden. Die Gepiden heimsten Sirmium als lachende Dritte mühelos ein. Obwohl es zur Hauptmasse ihres Reiches völlig exzentrisch lag, machten sie es zur Residenz und bekundeten damit ihre Absichten südlich der Donau. Als zweitstärkste germanische Macht Südosteuropas können zu Beginn des Gotenkrieges die Langobarden gelten. Wir finden sie um diese Zeit nordwestlich von den Gepiden im Land zwischen oberer Theiß und Donau. Auch ihre ältesten Sagen weisen wie die Bodenfunde auf Herkunft aus der Völkerschmiede Skandinavien. Im Bardengau an der unteren Elbe tritt in der Jastorstufe der älteren Eisenzeit (nach G. Schwantes) ein neues Element in Erscheinung, das auf eine swebische Landnahme schließen läßt. Vom ersten bis zum sechsten vorchristlichen Jahrhundert läßt sich der skandinavische Einwanderungsstrom verfolgen. Als letzte Welle kommen die Träger des Langobardennamens herüber, die in langsamer und friedlicher Durchdringung der Frühergekommenen einen mächtigen Stammesverband aufbauen. An der unteren Elbe siedelten sie bis um die Wende des 3. und 4. Jahrhunderts nach Chr. Dann folgten sie dem Zug des Ostgermanentums nach Südosten. Die neue Wanderung führte sie, von langen Siedlungspausen unterbrochen, über Schlesien und Ungarn bis nach Italien, wo sie glücklicher als die Ostgoten ein dauerhaftes Reich gründeten. Während sie hier wie die Westgoten und Franken in der allmächtigen Romanitas aufgehen, senden sie einen späten Abglanz ihrer Volks- und Sonderart in Gestalt der „lombardischen" Steinmetzkunst über Gotthard- und Brennerweg nach Süddeutschland und weiter hinauf zum niedersächsischen Raum, wo der Kreis der Wanderung sich schließt und erhabene Dome wie Quedlinburg von „später" Heimkehr zeugen. Ende des fünften Jahrhunderts lichtet sich das Dunkel, das über der Wanderungszeit liegt, und wir finden die Langobarden im niederösterreichischen Rugierland, das nach Vernichtung seiner Besiedler durch Odowakar für einen neuen Völkerschub frei geworden ist. Hier geraten sie unter die Botmäßigkeit der Heruler, der sie sich um 500 durch Auswanderung nach der Steppe zwischen oberer Theiß und Donau entziehen. In einer Vernichtungsschlacht erkämpfen sie sich die Freiheit. Der Nachfolger ihres erfolgreichen Königs Tato baut die gewonnene Machtstellung nach dem Muster Theoderichs durch Heiratspoütk aus, dringt jedoch auch erobernd nach Westen und Norden vor. Die Reste der Sweben (der ehemaligen Quaden) in Nordungarn werden unterworfen, Niederösterreich, Mähren und Böhmen einverleibt. Wacho regierte fast 35 Jahre, hatte also Gelegenheit, sein Reich zu konsolidieren. Er tritt hinter den glänzenderen Zeitgenossen, den Theoderich, Theuderich und Theudebert, in den Schatten, hat aber wie sein Vorgänger feste Grundlagen für die spätere Machtstellung seines Stammes gelegt. Er starb im Epochenjahr 540, nachdem er noch im Februar 539 ein Bündnisangebot des Königs Witichis abgelehnt hatte. Er bewahrte wie die Gepiden dem Bündnis mit Byzanz die Treue, verstand sich aber nicht zu einer doppelzüngigen Politik nach dem Muster der Franken. Nächst diesen germanischen Großmächten des südosteuropäischen Raumes verlohnt noch ein Blick auf die Heruler, deren Name auf den Blättern Prokops häufiger begegnet als die äußere Machtstellung des Volkes zu rechtfertigen scheint. In ihren besten Zeiten hatten
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sie mehr als andere in die Geschicke Italiens eingegriffen und stellten dem Reich gerade während der Dekadenz ihrer Eigenstaatlichkeit die besten Söldner. Auch sie stammen aus Skandinavien und erscheinen 267 am Asovschen Meer. Nach längerer Selbständigkeit gerieten sie unter die Herrschaft der Goten Ermanarichs und später der Hunnen. Aus dem Zusammenbruch des Attilareiches dürften sie das Gebiet nördlich der Donau zwischen March und Eipel (Preßburg-Gran bzw. Bratislawa-Esztergom) davongetragen haben. Sie bildeten den Kern des Werkes Odowakars, erlitten bei der ostgotischen Eroberung Italiens nicht nur im Kampf, sondern auch durch Nachkriegsverfolgungen schwere Verluste. Zunächst zogen sie freilich aus der gotischen Abwanderung aus Pannonien bedeutenden Nutzen. Das politische Vakuum verlockte sie zu Ubergriffen gegen die römische Restbevölkerung in Noricum und Pannonien; selbst die Langobarden wurden ihnen tributpflichtig. Theoderich der Große mußte mit ihnen als einem bedeutenden Machtfaktor des Donauraumes rechnen. Er adoptierte ihren König Rodulf durch Waffenleihe (vor 507) 38n . Als aber die Langobarden um 510 vermutlich mit Billigung Ostroms das Reich der Heruler in der Slowakei zerschmetterten, rührte sich keine gotische Hand, um zu helfen. Die Geschlagenen siedelten kurze Zeit unter gepidischer Oberhoheit an der unteren Theiß, erfuhren aber (vielleicht unter oströmischem Einfluß) schlechte Behandlung. Ein Teil von ihnen, darunter die Verwandten des Königs, kehrte über slawisches Gebiet durch die verlassenen Germanengaue Ostdeutschlands hindurch nach Skandinavien zurück. Prokop hat den abenteuerlichen Zug ausführlich geschildert 381 . Die Hauptmasse der Heruler trat mit Erlaubnis des Kaisers Anastasios 512 auf römisches Gebiet über, siedelte in Illyricum (nach Schmidt vermutlich Dacia ripensis). Sie haben dem Reich als Föderaten wertvollste Dienste geleistet, an allen Fronten, sowohl im Osten wie in Afrika und Italien mitunter entscheidenden Anteil an den Erfolgen Iustinians gehabt. Wo sie nicht im festen Verband und in der leidlichen Disziplin oströmischer Heere zum Gehorsam gezwungen waren, machte ihr räuberischer Ubermut und ihre politische Haltlosigkeit der Staatsgewalt schwer zu schaffen. Ihr Schutzherr Anastasios mußte eine Rebellion blutig unterdrücken. Im Jahre 530 wird ein Raubzug erwähnt, der nicht der letzte blieb. Inzwischen hatten sich die Sitten bereits gemildert, wozu die Annahme des Christentums beitragen mochte 382 . Im Jahre 528 trat ein kleinerer Teil der Heruler zum Katholizismus über. Sein Häuptling Grepes (Gretes) begab sich mit seinen politischen Beratern und der Familie nach Konstantinopel, wo die Feierlichkeiten in Gegenwart des Kaisers mit allem Pomp eines politischen und religiösen Propagandaaktes vor sich gingen. Die Mehrzahl des Volkes bekannte sich jedoch zum Arianismus. Vermudich war es auch Iustinian (nach 535?), der den Herulern in der Nähe von Singidunum (Belgrad) und Bassiana (beim Dorf Petrovce zwischen Belgrad und Mitroviza) 383 reiche Landschaften anwies und sie mit dem Grenzschutz gegen die Gepiden betraute 384 . Mehr noch als ihr nationales Königtum scheint der Arianismus die Absonderung der Heruler zu einem Staat im Staat auf Reichsboden begünstigt zu haben. Auf ihr mehr als demokratisches Verhältnis zu ihren Königen wirft der Ochus — Zwischenfall ein bezeichnendes Licht. Als es dem unruhigen Volk zum Entsetzen des Zeitgenossen Prokop einfiel, künftig ohne Herrscher zu leben, erschlugen sie König Ochus kurzerhand, bereuten aber bald ihre rasche Tat. Die arianische Nationalpartei setzte es durch, daß man durch Gesandte einen Thronanwärter aus Skandinavien rief. Da durch den Tod des ersten Erkorenen eine unbeabsichtigte Verzögerung eintrat, traf der endgültige Anwärter Datius zu spät ein. Inzwischen hatten Iustinians Bestechungsgelder und die katholischen Kleriker ganze Arbeit geleistet. Der im Reichsdienst bewährte Heruleroffizier Suartuas war längst mit der Königswürde bekleidet, als die Gesandten mit Datius und seinem Gefolge zurückkehrten. In den Bürgerkrieg, der daraus entstand, griff auch der Kaiser ein und zwang die 3000 Köpfe starke Nationalpartei zum Übertritt auf das gepidische Territorium nördlich der Donau (ca. 545). Sie wurden im langobardisch-gepidischen Krieg großenteils aufgerieben und ver-
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schwinden aus der Geschichte. D i e reichstreuen Heruler, nicht mehr als 1.500 K ö p f e stark, waren ihren Grenzschutzaufgaben auf die Dauer nicht gewachsen. Nach 550 spielen sie nur noch als byzantinische Söldner eine Rolle. Germanische Völker im Donauvorfeld Ostroms wie die Langobarden und Gepiden standen zweifellos an der Schwelle der Zivilisation und hatten den bündnissuchenden Diplomaten des Reichs nicht nur ihre unverbrauchte Stoßkraft, sondern die Verläßlichkeit monarchischer Staatswesen zu bieten. D i e Germanen hatten damals noch die Führung. Aber neben den hunnisch bulgarischen Völkerschaften treten nun die Slawen an ihre Seite. Ihnen soll nach der wenige Jahre nach Iustinians Tod einsetzenden Selbstzerfleischung und freiwilligen Selbstaufgabe der Germanen die Zukunft im Balkanraum gehören. U m so mehr scheint ein kurzer Rückblick auf die Herkunft der Südslawen angezeigt. Vasmer stützt sich namentlich auf die altertümliche Bildung der Gewässernamen, wenn er die Sitze der Slawen in den letzten Jahrhunderten vor Christus beiderseits des mittleren D n j e p r ansetzt: „Als Urheimat der Slawen und älteste Heimat der Russen (Ostslawen) betrachte ich ein Gebiet, das sich von Ostgalizien östlich über die Landschaften Wolhynien, Podolien, Kiew, Cemigow, Mohilev, Poltava, Kursk, Orel bis zum oberen D o n erstreckt." Herodots Neuroi scheinen mit diesen Urslawen identisch, die zwischen den nördlich anschließenden Balten und den skythisch-sarmatischen Iraniern im Süden einen großen Teil der russischen Waldzone bevölkerten 3 8 5 . D i e Lebensbedingungen der Slawen in ihren ältesten Wohnsitzen waren nicht allzu günstig. D e r Verlust von Entsprechungen für „Pflugschar", „ E g g e " zeigt die Vereinfachung ihres Ackerbaus gegenüber der indogermanischen Urzeit an. Zahlreiche weitere Kulturbegriffe gingen verloren. D i e ausgedehnten Waldgebiete boten zwar Schutz vor den Steppenvölkern, gestatteten aber nur ein langsames T e m p o der kulturellen Entwicklung. D i e Eroberung des slawischen Lebensraumes durch die G o t e n dürfte nur eine zufällig bekanntgewordene Episode in einem tausendjährigen Ringen zwischen Slawen und Fremdvölkern darstellen. Die Kriegskunst der Slawen forderte in ihrer Rückständigkeit ein mideidiges Lächeln ihrer Gegner heraus. D i e Angriffswaffen waren denkbar primitiv, Schutzwaffen kaum vorhanden. D e m Zweck der Defensive dienten Häuser mit mehreren Ausgängen, doch kann es sich hier auch um das Haus der Großfamilie handeln. Eine besonders auffallende Kriegslist erwähnt das falschlich dem Maurikios zugeschriebene Handbuch der Strategie. Man verstand sich auf die Kunst, unter Wasser durch ein langes Rohr zu atmen und konnte sich mit Hilfe dieses „Schnorchels" glänzend der feindlichen Sicht entziehen. Uber die militärische Qualität der Slawen in der Ermanarichzeit urteilt Cassiodorus recht hart, doch ist sein Zeugnis nur mit Vorsicht zu verallgemeinern. E s dürfte daran richtig sein, daß die G o t e n jener Zeit als Reitervolk durch ihre Kampfweise, Bewaffnung und Übung den Slawen trotz eines grotesken zahlenmäßigen Mißverhältnisses weit überlegen waren. Schon die ältesten Nachrichten über die Veneter zeigen aber, daß die Slawen von vornherein auch offensiv handelten. Die Herdersche Legende von einer gemeinslawischen Friedfertigkeit läßt sich durch nichts rechtfertigen. Lange bevor die Slawen auch im regulären Krieg zur Meisterschaft gelangten, galten sie ihren Nachbarn als eben so furchtbare wie geschickte Räuber. Durch die Kriege mit den Germanen und den Ausbau ihrer Nordfront erhielten die Römer erstmals Kunde von den Slawen. I m ersten und zweiten nachchrisdichen Jahrhundert finden wir diese bei Plinius, Tacitus und Ptolemäus unter dem Namen der Veneter erwähnt 3 8 6 . Wir erfahren, daß es sich keineswegs um bequeme Nachbarn der Germanen sondern um räuberische Völker von großer Menschenzahl handelte. D e r Venetername ist als nichtslawisch erwiesen, wurde bei Besiedlung ehemaliger Gebiete der Illyrer wahrscheinlich von diesen ü b e r n o m m e n 3 8 7 . Zwischen den Zeugnissen der frühen Kaiserzeit und dem Zeitalter Iustinians klafft eine Lücke der Überlieferung. Schon die Veneter hatten die urslawischen Gebiete beträchtlich überschritten und sich namendich nach Westen ausgebreitet. Im
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Sog der ostgermanischen Abwanderung aus Ostdeutschland setzte sich die Bewegung bis zur Elbe fort. Aber in dem Augenblick, in dem die Quellen wieder reden, finden wir auch im Süden gewaltige slawische Völkermassen auf dem Vormarsch. An der Donau stauen sie sich und senden ihre Raubscharen wie einst gegen Germanen und sonstige Umwohner jetzt gegen die Donauprovinzen des Oströmischen Reiches. Sie werden von den Zeitgenossen richtig als Veneter erkannt, für gewöhnlich jedoch als Sklavenen und Anten bezeichnet. Die Sklavenen sind im Zeitalter Iustinians etwa von der Savemündung bis zum Dnjestr und zur Weichsel bezeugt, während die Anten ihre Hauptstützpunkte an der Küste des Schwarzen Meeres zwischen Dnjestr und Dnjepr hatten. Seit alters hat man versucht, die peinliche Uberlieferungslücke durch Hypothesen zu überbrücken. Im 18. Jahrhundert kombinierte man noch naiv drauf los, um den slawischen Charakter der alten Thraker wissenschaftlich zu beweisen 388 . Im 19. Jahrhundert dienten derartige Bemühungen bereits den politischen Zwecken des Panslawismus. Hier trat besonders der große Dichter A. Mieckiewcz mit gewagten Konstruktionen hervor, um die slawische Nationalität der Mysier, Lydier und Carier zu erhärten. „Thraker" wird hier mit russ. draka = Kämpfer zusammengestellt 389 . Selbst der berühmte Germanist Müllenhoff huldigte (natürlich ohne politischen Hintergrund) einer verwandten Theorie. Er suchte auf Grund sprachlichen Materials die Verwandschaft zwischen thrakischen und slawischen Ausdrücken nachzuweisen, zog aus geringfügigen Ubereinstimmungen weitgehende Schlüsse 390 . Unter späteren Versuchen, das Slaventum auf der Balkanhalbinsel als uralt wenn nicht gar autochthon hinzustellen, ragt das Werk von M. S. Drinov hervor 3 9 1 . Er nimmt an, daß die Slawen gegen Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts friedlich eingewandert sind, um dann im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts mit ihren Raubzügen zu beginnen. Von ihm zeigte sich der sowjetische Gelehrte M. S. Derzavin beeinflußt, dessen Thesen jedoch keine offizielle Lehrmeinung der sowjetischen Wissenschaft darstellten. Er zeichnet eine recht hybride Westgrenze der Slawen von Ingolstadt — Donauwörth über Fulda und Halle nach Kiel 392 . Diese kleinen Grenzberichtigungen bilden gegenüber der Annektion des ganzen Donau- und Dnjeprbeckens für eine ortsansässige slawische Urbevölkerung geradezu eine Lappalie 393 . Derzavin hat zwar seitens seiner sowjetischen Mitforscher energischen Widerspruch erfahren, doch kann man nicht umhin, in seiner Beweisführung ein Schulbeispiel des historischen Materialismus zu sehen. Um die Einheit eines so heterogenen Gebietes zu erweisen, stützt er sich auf Ubereinstimmungen sprachlicher Art, auf materielle Kultur und Folklore. Seine sprachwissenschaftlichen Argumente beziehen sich ausnahmslos auf das japhetitische Lehrgebäude von Marr. Die Betonung der materiellen und geistigen Hinterlassenschaft dient, so verdienstlich sie an sich ist, in dieser Form nur der Verschleierung des offensichtlichen ethnographischen Tatbestandes. Mit einem Sophismus, der keineswegs ihn allein auszeichnet, schiebt er dem Kritiker durch eine rhetorische Frage die Last des Beweises zu: Die slawische Massenbewegung beginne im sechsten Jahrhundert. Zugegeben, doch beweise das nicht, daß vorher keine Slawen da waren. Derzavin legt also weniger Wert darauf, seine eigene These zu beweisen, als seine Gegner in Verwirrung zu setzen 394 . Daran fühlt man sich lebhaft erinnert, wenn Grekov in seiner Arbeit über das Kiewer Reich bis ins dritte Jahrtausend zurückgeht, um das Alter der slawischen Landwirtschaft herauszustellen. Schon die Träger der Tripolje-Kultur waren nach ihm genetisch mit Rus' verbunden. Er erinnert an die Arbeiten von Chovjka und Passek, durch die nicht nur Kulturpflanzen sondern (namendich in der Siedlung Kolomiscensk) Hackbau nachgewiesen wurde. Auch hier tritt uns die rhetorische Frage entgegen, mit welchem Recht man glaube, daß die Slawen die Errungenschaften der Tripolje-Kultur wie auch der ackerbautreibenden Skythen Herodots vergessen hätten. Auch hier also die Tendenz, vom Volkstum zu abstrahieren und die Kontinuität der materiellen Kultur eines Platzes als selbstverständlich vorauszusetzen.
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Die Argumente der Byzantiner gegen sonderlichen Hochstand des slawischen Ackerbaus werden mit dem Verweis auf deren Feindseligkeit und die zwangsläufige Wildheit der Slawen in den Grenzgebieten zu entkräften versucht 395 . Nur am Rande sei bemerkt, daß Derzavin seinem Vorgänger Drinov die Legende von der slawischen Abkunft Iustinians treuherzig nacherzählt. Und Grekov scheut in dem genannten Werk nicht vor Schlüssen aus der jedem Fachmann geläufigen Unsitte anachronistischer Völkernamen bei den Byzantinern zurück. Er glaubt aus der harmlosen Gleichsetzung von Rus' und Skythen, Tauroskythen etwa bei Leon Diakonos oder Anna Komnene auf ein Weiterleben dieser längst untergegangenen Völker unter anderem Namen schließen zu dürfen. Womit sich also für ihn ergibt, daß die Skythen Slawen waren 3 9 6 . Wenn also die sowjetischen Forscher auch im einzelnen voneinander abweichen und ihre Haupttendenz mit unterschiedlicher Energie vertreten, soviel ist klar, daß es ihnen im letzten um dasselbe Ziel geht. Sie wollen getreu der panslawistischen Uberlieferung den russischen Raum und den Donauraum als Einheit auffassen und nach Möglichkeit sämtliche im Laufe der Geschichte auftauchenden Volkstümer zumindest kulturell und gesellschaftswissenschaftlich den Slawen angleichen. Von den Thrakern ganz zu schweigen, versuchen sie sogar die Veneto-Illyrer für ihre Zwecke in Anspruch zu nehmen. Die Gleichung zwischen slawischen und illyrischen Venetern bereitet einer Wissenschaft, die vor den unmöglichsten Kombinationen nicht zurückschreckt, anscheinend kein Kopfzerbrechen. Von allen diesen Hypothesen ist nur der eine Gesichtspunkt beachtenswert, daß wir auch vor dem massenhaften Auftreten der Slawen im Donaugebiet mit unsichtbarer Infiltration zu rechnen haben. Daß die thrakisch-illyrischen ebenso wie die griechisch-römischen und germanisch-hunnischen Bevölkerungsteile als ethnisches Substrat in die slawischen Balkanvölker eingegangen sind, versteht sich von selbst, berechtigt aber nicht zum Rückschluß auf einen slawischen Charakter der Donauländer seit Urzeiten. Die vermutlich älteste Notiz über das Auftauchen der Slawen an der Donau ist von Müllenhoff in den theologischen „Fragen und Antworten" entdeckt worden, die fälschlich dem Cäsarius von Nazianz, einem Bruder des großen Kirchenlehrers Gregor von Nazianz zugeschrieben wurden. Durch die Erwähnung der Langobarden wird die Zeit der Schrift etwa auf 530 bestimmt. Damit erweist sie sich zwar früher als Iordanes und Prokop, bezieht sich jedoch, da offensichtlich von der Gegenwart die Rede ist, keineswegs auf einen früheren Zeitraum als die beiden Kronzeugen. Der Theologe verbreitet völkerkundliche Fabeleien von schlimmster Sorte aber nicht ohne einen Kern geschichtlicher Wahrheit zu verleugnen. Er weiß beachtliche Einzelheiten über den Zusammenhang zwischen dem winterlichen Einfrieren der Donau und den dadurch ermöglichten Barbareneinfällen in die Reichsgebiete Illyrien und Thrakien. Er unterscheidet neben Langobarden, Norikern, Westgalliern vor allem die Sklavenen und Danuvier. Unter letzteren hat man die transdanuvischen Stämme gegen Westen, darunter zweifellos Langobarden, Heruler u. a. zu verstehen. Die Sklavenen werden als haltlose Barbaren in äußerst ungünstiges Licht gesetzt, wobei es auffällt, daß der unbekannte Verfasser ihnen dieselben Vorwürfe macht wie Prokop den Herulern. Es wird sich hier nicht um eine Verwechslung, sondern um ethnographische Topoi handeln. Zunächst ist von Blutschande die Rede, dann von politischer Anarchie. Die Sklavenen lieben genau wie die Heruler, ihre Führer totzuschlagen, wann es ihnen paßt. Hierzu kommen Schauergeschichten über kulinarische Eigentümlichkeiten der Sklavenen: Sie essen milchstrotzende Frauenbrüste, ferner erscheinen auf ihrem Speisezettel Füchse, Eichkatzen und Wölfe. Wenn sie miteinander sprechen, ahmen sie Wolfsgeheul nach 3 9 7 . Nicht zuletzt diese Nachrichten über häufiges Uberschreiten der Donau legen nahe, daß die Slawen schon bei den Bulgareneinfällen im Zeitalter des Anastasios beteiligt waren. Auch Prokop spricht in der Geheimgeschichte von ihren pausenlosen Raubzügen, erwähnt aber
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in seiner Kriegsgeschichte nur die wichtigeren 398 . Noch weniger kann in den Quellen natürlich von dem unmerklichen Vorgang der Infiltration und Osmose die Rede sein, dem die Balkanhalbinsel vielleicht seit längerer Zeit schon ausgesetzt war. Wir können den schriftlichen Quellen nur entnehmen, daß die Slawen die Donau erreicht hatten, dort in gewaltigen Massen sich stauten. Als hauptsächliche Einfalltore für ihre friedliche Wanderung kamen zunächst in Frage der östliche Weg über Bessarabien, dann der Weg über den Jablunka-Paß nach der mittleren Donau, wo sich der Strom in Richtung Steiermark - Krain und in Richtung Belgrad teilte. Gerade in den Gebirgslandschaften der westlichen Balkanhalbinsel war unauffällige Unterwanderung leicht zu bewerkstelligen. Da jedoch auch an der Donau so gewaltige Menschenmassen nicht von einem Tag auf den anderen erschienen sein können, setzte man die Hauptwanderzeit der Südslaven etwa zwischen dem 4. und 6. Jh. an 3 9 9 . Im Zeitalter Iustinians lautete jedoch die Losung nicht Frieden sondern Krieg. Als kurz vor dem Tode des Iustinos wieder einmal Barbaren die Donau überschritten, verzeichnete sie die Geschichtsbeschreibung unter dem Namen der Anten 4 0 0 . Sie erlitten unter Germanus, dem Vetter Kaiser Iustinians und neuernannten Heermeister Thrakiens, eine Niederlage, an die sie sich zwanzig Jahre später noch lebhaft genug erinnerten, um einen großen Bogen um das Lager des für den Schlußakt des Gotenkriegs rüstenden Reichsfeldherrn zu schlagen. Cassiodor nennt die Veneter, Sclavenen und Anten als gewaltige Völkerschaften Osteuropas, die ausnahmslos dem Reich Ermanarichs angehört haben. Wenn er jedoch einen Antensieg Withimars, des sagenhaften Großneffen und Nachfolgers Ermanarichs, erwähnt, so handelt es sich dabei nicht um die slawischen Anten, sondern um einen gleichnamigen Tscherkessenstamm, der vermutlich von Ermanarich selbst geschlagen und durch schwere Vergeltungsmaßnahmen seiner Führung beraubt wurde 401 . Erst an der unteren Donau treten die slawischen Anten ans Licht der Geschichte. Sie leben in einer häufig von anderen Kombinationen unterbrochenen Kriegsgemeinschaft mit den Sklavenen. Ihnen gehört zu jener Zeit Bessarabien und Südrußland zwischen Dnjestr und Dnjepr d. h. die Steppe zwischen der oströmischen Dobrudscha und den hunnobulgarischen Kutriguren. Die Sowjetforschung will sie als Russen in Anspruch nehmen. Auch das ein Versuch, die Slaven — diesmal in Südrußland — als Autochthone hinzustellen. Es widerspricht allem, was wir über die langsame Durchdringung Rußlands von Norden her wissen. Überdies läßt sich über die Nationalität der Anten noch nichts Endgültiges aussagen. Der Name ist mit Sicherheit nichtslawisch, weist nach dem Kaukasus. Vernadskij und andere vermuten alanische (also iranische) Herkunft zumindest der Führungsschicht 402 . Die Absprungbasis der Sklavenen liegt weiter westlich in der späteren Walachei. Durch Donau und Gebirge waren sie hier weit enger zusammengepreßt als die Anten. Das spricht freilich für deren überlegene Zahl und im Kern slawische Nationalität. Aber nicht für alle Einfälle in oströmisches Gebiet sind die Sklavenen der Walachei und ihre antischen Nachbarn im Osten verantwortlich zu machen. Für die Ereignisse im Westen der Balkanhalbinsel kommen diese östlichen Stämme kaum in Frage. So liegt es nahe, die im Westen auftretenden Sklavenen als Kroaten und Serben anzusprechen. Sie mögen etwa aus dem Räume SchlesienGalizien auf dem Westweg die mittlere Donau erreicht haben 4 0 3 . Über den genauer bekannt gewordenen Einzelaktionen der unruhigen Stämme darf man eine grundsätzliche Bemerkung Prokops nicht vergessen: „Die Illyrer und ganz Thrakien vom Adriatischen Meer bis zu den Vororten von Byzanz, darunter Griechenland, und das Gebiet von Chersones (Hellespont) überziehen die Hunnen, Sklavenen und Anten fast jedes Jahr, seit Iustinian die Herrschaft über das Römerreich antrat und sie haben den Einwohnern furchtbares angetan. Ich glaube, daß bei jedem Einfall mehr als zweitausend Römer getötet und versklavt wurden, so daß dort allenthalben die skythische Einöde sich erstreckt" 404 . Die unmöglichen Zahlenangaben des Autors liegen auf der propagandistischen Linie des
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Anekdotakapitels, dem diese Sätze entnommen sind. Was er über die Häufigkeit der Barbareneinfälle sagt, darf man mit einiger Einschränkung heranziehen, um das Gesamtbild der Vorgänge zu berichtigen. Die furchtbaren Hunnen- und Bulgareneinfälle, die unter Anastasius die Balkanhalbinsel beunruhigten, hatten unter Iustinos bereits nachgelasssen. Wahrscheinlich waren auch damals schon Slawen beteiligt gewesen. Die Jahre 527 bis 530 standen aber wieder unter dem Zeichen pausenloser Angriffe der Horden von jenseits der Donau. Iustinian war nicht gewillt, der Verwüstung seiner Heimatprovinzen tatenlos zuzusehen. Man muß ihm lassen, daß seine Maßnahmen, wie auch die allgemeinen Dispositionen über das Kräftepotential des Reichs lauten mochten, im Einzelfall nicht unwirksam waren. Man darf von vornherein nicht vergessen, daß für zeitgenössische Perspektive nicht die Mißerfolge, sondern gerade die scheinbar glänzenden Siege das Gefühl für die unmittelbare Gefahr abstumpften und die wirklich entscheidenden Dispositionen verhinderten. Nach dem Anteneinfall von 527 enthüllte der Bulgarensieg des folgenden Jahres die Unzulänglichkeit der Balkanverteidigung. Aber schon 529 gewann man die richtige Persönlichkeit für das verantwordiche Heermeisteramt Illyriens. Mundus errang bald nach seiner Ernennung einen Sieg über die Slawen. Die karge Notiz des Chronisten läßt immerhin den Eindruck spüren, den das Ereignis auf die Zeitgenossen, nicht zuletzt auf die Völker jenseits der Donau machte. Ausdrücklich heißt es, daß die „Geten" (klassizistische Umschreibung für Slawen) seit langem aufsässig waren und nun von Mundus zum ersten Mal (primus omnium Romanorum ducum) geschlagen wurden 4 0 5 . Im Jahre des Sieges Beiisars über die Perser (530) bei Dara errang Mundus einen weiteren Triumph über die Bulgaren, die 500 Mann verloren. Um dieselbe Zeit übernahm der Slawe Chilbudios, auch er wie Beiisar, Sittas und andere gefeierte Generale des Zeitalters ein persönlicher Gefolgsmann des Kaisers, vermudich als Nachfolger des Germanus das Heermeisteramt von Thrakien. Prokop rühmt nicht nur die glänzenden militärischen Eigenschaften, sondern verrät die ganze Überraschung seines Zeitalters über einen Mann von untadeliger Haltung in finanziellen Dingen. Chilbudios beschränkte sich nicht auf seine defensive Aufgabe an der Donaufront, sondern trug den Angriff auf den slawischen Boden jenseits der Stromgrenze vor. Die Hunnen (Bulgaren), Sklavenen und Anten bekamen seine Faust zu spüren. Obwohl der Kaiser ihm unter dem Druck des Perserkriegs und der Vorbereitung zur Eroberung Afrikas nur geringe Truppenmengen zur Verfügung stellen konnte, gelang es dem geschickten General, beim Gegner psychologische Wirkungen zu erzielen, die in keinem Verhältnis zu den aufgewandten Machtmitteln standen. Zweifellos kam ihm ähnlich wie Sittas in Armenien Ortskenntnis und Bekanntschaft mit Sprache und Kampfweise des Gegners zustatten. Entscheidendes ließ sich bei dem geringen Einsatz freilich nicht leisten. Auf die Dauer brachten die erfolgreichen Strafexpeditionen gegen die Grenzstämme nichts anderes zustande als eine Kriegsgemeinschaft der Betroffenen mit anderen Stämmen des weiträumigen slawischen Hinterlandes. Nach dreijährigem Kommando fiel Chilbudios mit einem großen Teil seines Heeres der sklavenischen Koalition zum Opfer. (533-534) Wiederum vermerkt Prokop ausdrücklich, daß die Barbaren in Zukunft den Strom nach Belieben überschreiten konnten. „Das ganze römische Reich konnte in diesem Falle nicht die Tugend eines einzigen Mannes aufwiegen" 4 0 6 . Jetzt ruhte die Verteidigung ausschließlich auf den Schultern des Kriegshelden Mundus. Iustinian scheint, wie die Abkommandierung des Heermeisters bei Hofe Sittas im Jahre 535 beweist, weder einen Chilbudios ebenbürtigen Heermeister Thrakiens ernannt, noch ausreichende Truppen für die ständige Verteidigung des Landes bereitgestellt zu haben. Auch Mundus verfügte kaum über ausreichende Truppenmengen, um Entscheidendes zu leisten. Die Truppen waren zwar vorhanden, fanden jedoch im Gotenkrieg Verwendung, den man ohne die geringste Rücksicht auf die unsichere Lage im Balkanraum vom Zaun brach.
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Mundus scheint sich in der Hauptsache auf diplomatische Aktionen zugunsten seines Kommandosprengels beschränkt zu haben. Vor allem war von ihm dank seiner im Zeitalter des germanischen Blutsmythos unschätzbaren verwandschaftüchen Beziehungen ein günstiger Einfluß auf die Gepiden zu erwarten. Diese seit fast einem Jahrhundert kaum unterbrochene Freundschaft wog jetzt besonders schwer, da das mächtige Germanenreich die Aufmarschwege der nördlichen Balkanhalbinsel flankierte. So ist es bezeichnend, daß nicht ein Heermeister Thrakiens, sondern der berühmte Sittas im ersten Jahr des Gotenkrieges einen Sieg über die Goten davontrug. Auch dürften andere Stämme beteiligt sein. Die westliche Lage des Schlachtfelds scheint dafür zu sprechen. Denn offensichtlich hat Sittas die plündernden Stämme beim Versuch, auf die andere Seite der Donau überzusetzen, gestellt und zusammengeschlagen. Als Ort des Treffens überliefert der Chronist Latrum, das zweifellos mit Prokops Latron, die Station Latro der Peutingerschen Tafeln, identisch ist, und an der Mündung der Althys (heute Jantra) westlich der Ortschaft Kriwena liegt. Eine Donauinsel erleichtert dort (ca. 40 km vom heutigen Verkehrsknotenpunkt Russe) den Ubergang über den Strom. Jenseits lagen die Kerngebiete der Sklavenen 407 . Unterdessen vereinigte Mundus die Truppen von Thrakien und Illyrien zur Eroberung des gotischen Dalmatien. Selbstverständlich blieb es nicht dabei. Das militärische und wirtschafdiche Potential Südosteuropas wurde wie in Afrika so auch in Italien weitgehend eingesetzt. Mundus eroberte im Sommer 535 Dalmatiens Hauptstadt Salona. Im folgenden Frühjahr verloren er und sein Sohn in siegreichem Gefecht gegen das unter Asinarius und Gripa herangerückte Gotenheer das Leben. Der moralische Eindruck dieses Verlustes auf die Balkanländer und ihre Anlieger war ungeheuer. Dalmatien wurde von der führerlos gewordenen illyrischen Armee kampflos geräumt. Weit peinlicher als dieser rasch wieder ausgeglichene Fehlschlag war die Rückwirkung der Ereignisse auf die Gepiden. Diese alten Freunde und Verbündeten Ostroms hatten bisher aus Furcht vor den Goten kaum die Donau zu überschreiten gewagt 4 0 8 . Nach dem Tode ihres einstigen Verbündeten und langjährigen autonomen Nachbarn Mundus sahen sie nicht anders als nach Theoderichs des Großen Abgang von der politischen Bühne den Weg frei zum Griff nach Sirmium. Kaum hatten die Oströmer Stadt und Land besetzt, stellten die Gepiden sich ein, um bei der ersten günstigen Gelegenheit zuzupacken. Eine solche Situation bot sich angesichts der Wechselfälle des Gotenkriegs, der Unmöglichkeit mehr als notdürftigste Besatzungen für die eroberten Festungen zur Verfügung zu stellen, schon bald. Die Goten hatten sich angesichts ihrer furchtbaren Lage zu kampflosem Verzicht genötigt gesehen 4 0 9 . Den Oströmern ging es, obwohl sie sich Sieger nennen konnten, nicht besser. Ihre schwache Besatzung und die Bevölkerung nicht nur Sirmiums, sondern des gesamten Landes, wurden überrumpelt und niedergemacht oder in die Sklaverei geführt 4 1 0 . Bei dieser Gelegenheit wurde nicht nur das Reichsgebiet geplündert, sondern auch das nahegelegene Städtchen Bassiane endgültig dem Reich entrissen. Ein Treppenwitz der Weltgeschichte: Während die Heere Iustinians um die Eroberung der westlichen Hemisphäre jenes Zeitalters kämpften, vermochte man auf der Balkanhalbinsel nicht einmal den Ort zu halten, der einen der fadenscheinigen Kriegsvorwände abgegeben hatte. Iustinian führte einen harmlosen Gegenschlag, indem er die Jahrestribute seiner treulosen Verbündeten sperrte, und einen sehr unangenehmen: er stiftete nach bewährter Methode die Langobarden gegen ihre gepidischen Nachbarn auf. König Wa(c)cho (Wakes) zeigte sich zum Abschluß eines Bündnisses mit Iustinian geneigt und erteilte Witichis im Frühjahr 539 jene Absage, die sich auf das Schicksal des Gotenreichs verhängnisvoll auswirken sollte. Wacho steht vermutlich im Schatten eines Mächtigeren: des fränkischen Imperialisten Theuderich. Er selbst war, dies ein Erbstück aus der Zeit der Gepidenherrschaft, mit deren Prinzessin Austrigusa verheiratet. Durch seine beiden Töchter verschwägerte er sich jedoch
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mit dem fränkischen Königshaus, zweifellos ein auf beiden Seiten mit politischen Erwartungen verknüpfter Schachzug. Wisigarda wurde um 5 3 0 mit Thronfolger Theudebert verlobt, der sie freilich erst längere Zeit nach seiner Thronbesteigung heiratete. E r wurde von der öffentlichen Meinung gezwungen, seine römische Konkubine Deuteria zu verstoßen. Wachos jüngere Tochter Walderada wurde mit Theudebald, wiederum dem Thronfolger, vermählt 4 1 1 . Man darf daher annehmen, daß die Ablehnung des gotischen Hilferufs nicht so sehr in der Linie der römischen als vielmehr der fränkischen Politik lag. Die feineren Züge des großen Spiels entziehen sich freilich unserer Kenntnis. Das Doppelspiel der Franken mit Witichis und Iustinian ist bekannt. Aber ebenso ihr Bündnisangebot an die G o t e n vom Spätjahr 539. Hat Wacho bei seiner Ablehnung selbständig gehandelt oder beruhte das fränkische Vorgehen auf der veränderten Lage? Das letztere ist anzunehmen, da die Nachricht vom kritischen Stand der Dinge in Italien kurz vor dem Fall Ravennas für alle präsumtiven E r b e n ein Alarmsignal bedeutete. Die Freundschaft mit Byzanz verleitete Wacho jedoch nicht zu einem Angriff auf die Gepiden. E r hielt sich vorsichtig zurück, überließ die längst fällige Strafexpedition den Reichstruppen. Dies wurde noch im Jahre 5 3 9 unter dem Heermeister Calluc angesetzt. Da Prokop seltsamerweise schweigt, erfahren wir nur aus dürftigsten Notizen, daß der General zunächst beachtliche Erfolge erzielte, dann aber Schlacht und Leben verlor 4 1 2 . Das spätere Verhalten der Langobarden würde uns unlösbare Rätsel aufgeben, wenn wir nicht wüßten, daß der unheimliche Druck des Frankenreichs in Richtung Byzanz hinter ihnen steht. Prokop verzeichnet die Symptome des fränkischen Imperialismus mit aller schuldigen Entrüstung. E r erwähnt ihre grundlose Einmischung in Italien, die Okkupation fast ganz Venetiens, geht darauf zu den Gepiden und Langobarden über, beweist allein durch die Anordnung des Stoffs seine völlige Vertrautheit mit dem tieferen politischen Sinn der Ereignisse. Trotz des Bündnisses mit Iustinian, trotz dessen reichen Geschenk- und Tributzahlungen, trotz aller Landanweisungen, die das L e b e n des Stammes entscheidend beeinflußten, behandelten die Langobarden in der Mitte der vierziger Jahre auf höheren Wink das alles als Zeichen der Schwäche und Anreiz zu neuen Forderungen. Sie gaben sich mit der 546 erfolgten Besiedlung von Noricum und der Übernahme der ihnen in Pannonien zugewiesenen Festungen nicht zufrieden, sondern sahen zu, daß sie nicht zu kurz kamen. Sie folgtem dem Beispiel der Gepiden und durchstreiften römisches Reichsgebiet, verheerten das Land bis an die Grenze von Durazzo. I m weiteren Verlauf des Gotenkriegs hat sich Iustinians Politik aber doch als tragfähig erwiesen. D i e Langobarden lieferten bei der Eroberung Italiens einen ausschlaggebenden Beitrag. N e b e n Gepiden und Langobarden setzten sich in jenem entscheidenden Augenblick auch die Heruler im Wetterwinkel der Balkanhalbinsel bei Singidunum (Belgrad) fest. Sie wurden dem Reich bald aufsässig, erwiesen ihm jedoch wie die Langobarden wichtige Dienste als Föderaten. Prokop enthüllt die Kompromisse der kaiserlichen Barbarenpolitik ohne Rücksicht und S c h o n u n g 4 1 3 . Nachdem sich Calluc unfähig gezeigt hatte, das E r b e der Chilbudios und Mundus anzutreten, beherrschten G e r m a n e n und Slawen die Grenzgebiete Ostroms unangefochten. Im Frühjahr 540 ereignete sich gleichzeitig mit der Kapitulation von Ravenna und dem Aufbruch der Perser gegen die römischen Ostprovinzen ein hunnobulgarischer Sturm auf die Balkanländer, der alles Dagewesene in den Schatten stellte. D i e Barbaren unterzogen das Reichsgebiet von der Adria bis zu den Vororten von Byzanz einer systematischen Plünderung, wobei sie zum ersten Mal auch vor Festungen nicht zurückschreckten. Sie zeigten, daß die Nähe des Reichs ihre primitive Kriegskunst nicht unbeeinflußt gelassen hatte. Damit stellten sie ihre unfreiwilligen Lehrmeister vor eine neue militärische Situation. I m Bereich von Illyrien fielen ihnen 32 Festungen zum Opfer. Vor der Stadt und Festung Kassandreia,
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dem alten Potidaia unmittelbar am „Flaschenhals" der südlichsten Chalkidike — Halbinsel Pallene (heute Kassandra) führten sie der erstaunten Welt das Musterstück einer Festungsbelagerung vor. Angeblich schleppten sie bei dieser Gelegenheit 120000 Menschen in die Gefangenschaft, ohne daß die Siegermacht des Gotenkriegs auch nur den geringsten Widerstand leisten konnte. Die Streifzüge in diese Gegend wiederholten sich noch mehrmals. Auch die Mauern, die den thrakischen Chersonesos absperrten, wurden erstürmt. Anscheinend spielte ein Umgehungsmanöver auf requirierten Schiffen dabei eine Rolle. Die Bevölkerung der Halbinsel wurde überrascht und schwer de2imiert. Einzelne Bulgarentrupps setzten zwischen Sestos und Abydos über den Hellespont, um die asiatische Küste zu plündern. Bei einem späteren Einfall in Illyrien und Thessalien stauten sich die feindlichen Horden vor der uneinnehmbaren Thermopylenfestung. Wie einst die Perser entdeckten sie den Umgehungsweg durch das Gebirge und stürzten sich auf das unverteidigte Griechenland, das sie mit Ausnahme des Peloponnes gründlich ausplünderten 414 . Der schwere Rückschlag des Jahres 540 hatte für den Balkanraum ähnliche Bedeutung wie der Ewige Frieden des Jahres 532 für die Sicherung der Ostgrenze. Iustinian sah sich, wenn auch unter erheblich ungünstigeren Verhältnissen als damals, veranlaßt, etwas für die Sicherheit Südosteuropas und damit der Hauptstadt selbst zu tun. Auf der Durchreise nach Italien benutzte Alexandras die Gelegenheit, um die Verteidigung des Thermopylenpasses neu zu organisieren. Er veranlaßte, daß die Bauernmiliz, die für den Wachtturnus der Festung verantwortlich war, von einer 2000 Mann starken Einheit Berufssoldaten abgelöst wurde. Er zog damit die einzig mögliche Folgerung aus den jüngsten Ereignissen. Die Verteidigung der Thermopylen konnte nur noch offensiv geführt werden. Es gab jedoch böses Blut, als Alexandras bekannt gab, daß nicht die Zentralregierung die Kosten tragen würde, sondern die örtlichen Behörden für Sold und Unterhalt der Truppe aufzukommen hatten. Es wirft überdies ein bezeichnendes Licht auf die Wirtschaftskraft Griechenlands im Justinianischen Zeitalter, daß der Unterhalt der 2000 Mann sämtiiche Städte dieses Gebiets in ernsdiche Schwierigkeiten stürzte, so daß die öffentlichen Ausgaben, darunter die Spielfonds drastisch gekürzt werden mußten. Namendich in Athen soll die gesamte Bautätigkeit nach Prokops zweifellos übertreibender Angabe eingestellt worden sein 415 . In die Zeit nach 540 dürfte auch der Ausbau der Donaufestungen fallen, von dem Prokop in seinen „Bauwerken" berichtet. Wer diese Listen von neuerrichteten oder erneuerten Festungen mustert, glaubt zunächst an ruhmredige Übertreibung eines von Amts wegen bestellten Panegyrikers. Die Archäologie bestätigt jedoch einen großen Teil der Angaben, macht es zur Gewißheit, daß das Zeitalter Iustinians in der Verteidigung der Donaufront Epoche macht. An unserem allgemeinen Urteil ändert das nichts, da die besten Festungen zwecklos waren, wenn sie über unzureichende Besatzungen verfügten. Im Frontabschnitt von der Save bis zum Schwarzen Meer zählt man etwa 90 wiederhergestellte Festungen, im illyrisch-thrakischen Hinterland an die 600 Stützpunkte, denen der Schutz strategisch wichtiger Linien oblag. In der Dobrudja (Skythia) allein wurden über fünfzig Städte und Kastelle in Verteidigungszustand gesetzt 416 . In der Mitte der dreißiger Jahre hatte man eine Verwaltungsmaßnahme getroffen, die jetzt voll zur Auswirkung kam. Zwei bis drei Jahre nach dem Tode des thrakischen Heermeisters Chilbudios und nur zwei Monate, nachdem seinen illyrischen Kollegen Mundus das gleiche Schicksal ereilt hatte, vollzogen Iustinian und sein Prätorianerpräfekt Iohannes der Kappadoker einen bedeutsamen Verwaltungsakt. Am 18. Mai 536 wurde die quaestura exercitus gegründet, die unter Führung eines Generals die Provinzen Moesia II und Skythia, also Nordbulgarien längs der Donau, ferner die Cykladen, Karien und Cypern verwaltungsmäßig zusammenfaßte. Der maritime Charakter dieses ungewöhnlichen Sprengeis lag, wenn man die wichtige Donauwasserstraße berücksichtigt, auf der Hand. Er umfaßte die besten Werften des Reichs auf Cypern, dazu einige der reichsten und unangreifbarsten Provinzen des Ost-
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mittelmeerraumes, gleichzeitig aber auch die unsichersten, finanzieller Hilfe bedürftigsten Grenzgebiete. Es liegt auf der Hand, daß die Zusammenkopplung reicher und armer Wirtschaftsgebiete, aus denen diese Heeresquästur sich zusammensetzte, keinem anderen Zweck als dem bewußt gesteuerten Kräfteausgleich zugunsten der militärischen Sicherung der Donaugrenze diente. Auch scheint man an der Donaufront besonderen Wert auf die Flotte gelegt zu haben, die zumindest im Sommer eine wesentliche Rolle bei der Grenzüberwachung, aber auch als Eingreifreserve spielen konnte 417 . Wenn es nun für mehrere Jahre aussieht, als hätte im Balkanraum Ruhe geherrscht, so darf man allerdings die mehrfachen Äußerungen Prokops und anderer über die ununterbrochenen Barbareneinfalle nicht außer Acht lassen. Das Schweigen Prokops über ein so wichtiges Ereignis wie den Tod des Heermeisters Calluc gab uns einen Begriff von den Lücken der Überlieferung. Doch beweist das auch, daß sich Dinge von politischer Bedeutung dank dem Nachrichtennetz der Chronisten kaum restlos unserer Kenntnis entziehen können. Jenseits der Reichsgrenze sieht es anders aus. Was sich dort abspielt, erfahren wir, selbst wenn es noch so bedeutende Rückwirkungen auf die internationale Politik hat, nur gelegendich und durch Zufall. So heißt es zum Jahre 544, da die Sklavenen und Anten wieder in unser Blickfeld rücken, daß zwischen diesen Völkerschaften ungeachtet ihrer alten Kriegsgemeinschaft Kämpfe stattgefunden hatten. Den römischen Betrachter interessiert nur eine Episode, die das Reich angeht. Als einmal die Anten den kürzeren gezogen hatten, erhielt ein sklavenischer Magnate, offensichtlich ein Gefolgschaftsführer, den jungen sklavenischen Kriegsgefangenen Chilbudios als Leibeigenen zugesprochen. Es ist nun höchst bezeichnend, daß dieser nicht als Kriegsgefangener behandelt, sondern im Rahmen der militärischen „Hausmacht" seines Gefolgsherrn eingesetzt wurde, wobei er sich rasch auszeichnete und hohes Ansehen gewann. Wir ersehen daraus, wie ähnliche Formen das Gefolgschaftswesen bei den Germanen, Slawen und Oströmern angenommen hatte. Es handelte sich hier in der Tat nicht um eine völkische Sonderform, sondern um eine international verbreitete Vorstufe des mittelalterlichen Feudalismus. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir nun wieder einmal rein zufällig, daß ein großer Heerhaufen von Anten die oströmischen Donaulandschaften des Heermeisteramtes Thrakien plünderten. Hierbei geriet ein römischer Untertan in Gefangenschaft, der ebenfalls gut behandelt wurde, trotzdem aber, wie sich denken ließ, nichts unversucht ließ, um in die Heimat zurückzugelangen. Er war durch die Wechselfälle der letzten Zeit über Chilbudios unterrichtet und baute darauf seinen Plan. Nicht ungeschickt verstand er seinem jetzigen Herrn glaubhaft zu machen, daß es sich um den hochberühmten Heermeister Ostroms handele, der aus Furcht seinen wahren Namen nicht preiszugeben wage. Da Sklavenen und Anten wieder in Frieden lebten, konnte er seinen Herrn zu einer Reise bewegen, die dem Loskauf des falschen Chilbudios von seinem sklavenischen Herrn dienen sollte. Das gelang in der Tat, da der antische Magnat in Erwartung einer glänzenden Belohnung durch Iustinian mit Geld nicht sparte, um den legendären Kriegsmann freizubekommen. Um so größer war die Ernüchterung, als dieser nach der Rückkehr auf seine Identität mit dem römischen Heermeister angesprochen energisch ableugnete, überdies als Ante und Landsmann sofortige Freilassung verlangte. Der intrigante Römer vermochte, so unglaubhaft es klingt, mit seinem Zeugnis gegen den Angehörigen des Siegervolks durchzudringen. Die Sache kam vor die antische Volksversammlung und hier erlag der falsche Chilbudios teils den Drohungen, teils der politischen Versuchung und fand sich in die Rolle des einstigen römischen Heermeisters hinein 418 . Dabei spielte ein Angebot mit, das Iustinian um diese Zeit den Anten machte, um ein Gegengewicht gegen die plündernden Hunnobulgaren zu schaffen. Diese hatten soeben (Ende 544) die Abwesenheit der gesamten Truppen der Diözese Illyricum dazu benutzt, um das Land ungehindert auszurauben und Frauen und Kinder der in Italien gegen Totila
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eingesetzten Soldaten in die Gefangenschaft zu führen. Die Rückwirkung auf den Italienkrieg war nicht unbeträchtlich, da die Illyrienarmee auf die Schreckensnachrichten hin desertierte. Ihr Heermeister Vitalios stand machdos da und selbst Iustinian konnte nicht anders als den Schuldigen volle Straffreiheit zusichern 419 , zumal der Staat mit Bezahlung und Verpflegung der Truppen ernstlich im Rückstand war. Iustinians Schachzug entsprach der Routine römischer Barbarenpolitik. Er übereignete den Anten eine vom Reich längst aufgegebene Landschaft am linken Donauufer vermutlich zwischen der Mündung und dem Dnjestr. Hier lagen die Ruinen von Turris, einer alten Gründung Trajans, die den Barbarenstürmen zum Opfer gefallen war. Jahrestribute befestigten eine Freundschaft, die für den Augenblick zweifellos gute Dienste tat, wenn auch ein völliger Verzicht der Anten auf ihre Raubzüge ins Reich nicht zu erzielen war. Bei diesen Verhandlungen bestanden die Anten unter anderem darauf, daß Heermeister Chilbudios wieder in sein altes Amt eingesetzt werde und künftig bei ihnen residiere. Man sieht, daß die gotischen „Heermeister" Ostroms auch bei den nichtgermanischen Völkerschaften Schule machten und deren Ehrgeiz weckten. Ein wenig erinnert das Vorgehen der Anten an die offenherzigen Angebote der Ostgoten an Beiisar, wobei sie freilich auf gute Zusammenarbeit mit dem Kaiser ängstlich bedacht waren. Chilbudios machte sich in der Tat auf den Weg nach Byzanz, wurde freilich unterwegs von Narses festgenommen und als Betrüger entlarvt 420 . Auch über die inneren Verhältnisse der engverwandten Sklavenen und Anten unterrichtet uns Prokop und liefert damit einen wertvollen Beitrag zur slawischen Frühgeschichte. Nach ihm leben beide Völkerschaften nicht unter Führern, sondern in voller Demokratie. Die politischen Angelegenheiten werden „gemeinsam" d. h. in Volksversammlungen (man vergleiche die späteren „Vece") beraten. Aber schon die Tatsache, daß die Anten sich freiwillig unter die Führerschaft des Chilbudios stellen wollten, beweist ihre straffe Organisation im Kriegsfall. Das Heer war nach Tausendschaften gegliedert, stand selbsvertändlich unter einheidichem Befehl. So verraten die Kriegszüge von 540, 551 und 559 einen allen gemeinsamen strategischen Plan, der nur das Ergebnis zentraler Führung sein kann 421 . Das dekadische System der Heeresgliederung besagt ethnographisch nicht viel, denn es kehrt bei Germanen und Mongolen, Römern und Hebräern wieder, doch charakterisiert es eine bestimmte Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung. Die sowjetische Wissenschaft operiert hier gern mit dem Engelsschen Begriff der „militärischen Demokratie" 422 . Nicht unzutreffend wird damit der Ubergangszustand zwischen der patriarchalischen Stammesverfassung und dem entwickelten Feudalismus gekennzeichnet. Sklavenen und Anten standen wie noch zahlreiche andere Barbarenvölker ihres Zeitalters im Stadium des beginnenden Feudalismus mit ersten militärisch bestimmten Gefolgschaften, aber noch weitgehender Geltung der alten „kommunistischen" Stammesverfassung auf der Grundlage der Großfamilie. Die von Engels geprägten Schlagworte erwiesen sich gelegentlich als brauchbar; ihre sowjetische Weiterbildung ist dagegen mit großer Vorsicht aufzunehmen. Ginge es nach ihr, so hätten Sklavenen und Anten und was sonst noch an Barbaren die Donaugrenze bedrängte, eine Art von Kreuzzug gegen die Sklaverei unternommen und das Banner des Fortschritts über der abgelebten Gesellschaft des Oströmischen Reichs aufgerichtet. Seltsamerweise ist in den Quellen bald in jedem zweiten Satz die Rede davon, wie die Barbaren die Reichsbevölkerung in Massen in die Sklaverei schleppten, insbesondere die Frauen und Kinder. Das spricht nicht gerade für die sowjetische These, selbst wenn man die Nachricht über gute Behandlung der „Sklaven" und ihre Verwendung im eigenen Heeresverband in Rechnung stellt. Denn das traf nur besonders geeignete Personen, während für die große Masse die Sklaverei den Lebensinhalt bedeutete. Im übrigen war gute Behandlung der Sklaven für das christliche Rom längst eine Selbstverständlichkeit.
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Ferner erfahren wir recht interessante Einzelheiten über die Religion der frühen Slaven sowie über den Stand ihres Heerwesens. Prokop erwähnt, daß sie größtenteils zu Fuß mit Schild und Speer kämpfen. Panzerung ist noch unbekannt. Auch die Kleidung entspricht in ihrer Einfachheit der Sitte der alten Gallier und Germanen. Nur mit Hosen bekleidet ziehen die Slaven halbnackt in den Kampf. Noch im Zeitalter Iusünians müssen die Stämme jedoch unter dem Einfluß der nahen Zivilisation ihre Kampftechnik wesentlich weiterentwickelt haben. Iohannes von Ephesus urteilt bereits, daß die Slaven eine Menge Waffen besitzen. Er erinnert an die Zeit ihres Lebens in Wäldern und Steppen, an ihr ausgesprochenes Hinterwäldlertum und gesteht ihnen zu, daß sie das Kriegshandwerk besser als die Römer beherrschen 423 . Noch aufschlußreicher sind die Nachrichten im Strategikon des Maurikios, einem Handbuch der Taktik und Strategie, das vermutlich aus der Zeit des Kaisers Herakleios stammt 424 . Hier heißt es übereinstimmend mit Prokop, daß die Slaven und Anten gleiche Sitten haben, die Freiheit lieben und sich weder knechten noch befehlen lassen. Der Autor verweist auf ihre Abhärtung und Genügsamkeit. Ihre Kriegsgefangenen machen sie nicht immer zu Sklaven, heißt es, doch braucht das nicht Freilassung zu bedeuten. Es kann sich sehr wohl auf Fälle wie den des Chilbudios beziehen, wobei unbeschadet des Rechtszustands der Sklaverei der Gefangene vielleicht mehr Rechte genoß als mancher eigene Landsmann der Sieger. Im übrigen dürfte bei primitiven Völkern die Aufnahmefähigkeit für Sklaven keineswegs unbegrenzt sein. Beim Einmarsch in slavisches Land, so berichtet Maurikios an anderer Stelle, ist angesichts der Hinterhältigkeit der Kampfweise höchste Vorsicht angebracht. Man hat stets mit Hinterhalten und Überraschungsangriffen zu rechnen, so daß Marschsicherung und Sorgfalt beim Lagerschanzen an erster Stelle zu stehen haben. Von den politischen Fähigkeiten der Slaven hält Maurikios nicht einmal so viel wie Prokop. Er spricht ihnen nicht nur die Fähigkeit, Führer über sich zu dulden, rundweg ab, sondern hält sogar ihre Volksversammlungen für sinnlose Schwatzgelegenheiten425. Lediglich den Feinden kommen diese Schwächen zugute. Ihnen fällt es leicht, jeweils eine Partei auf die eigene Seite zu ziehen. Vom römischen Standpunkt aus sei besonders Freundschaft mit den Grenzanliegern unter den Slawen zu empfehlen. Wir sahen, wie Iustinian dies im Falle der Anten nicht nur befolgt, sondern überbietet, indem er seine Verbündeten an der Grenze ansiedelt. Wenn Herodot die Thraker für das gewaltigste Volk der Erde hält, das nur seiner Uneinigkeit die geringe politische Rolle verdankt, so äußert sich Masudi im 10. Jh. im gleichen Sinne über die Slaven. Wenn Maurikios rät, die Uneinigkeit der Slawen zu schüren, so liegt das ganz auf der Linie jenes frommen Wunsches des Tacitus an die Adresse der Germanen: „Möge der gegenseitige Haß dieser Völker kein Ende nehmen". Der Historiker Menander, der eine Generation nach Prokop schreibt, gibt eindrucksvolle Beispiele von dem erwachenden Selbstbewußtsein der Slaven. Von Prokop erfahren wir noch, daß die Sklavenen und Anten dieselbe Sprache sprechen. Das fremde Volkstum der Anten kann also bestensfalls in einer rasch slawisierten Herrenschicht bestehen. Auch somatisch ähneln Sklaven und Anten einander nach Prokop vollkommen. Ihre Lebensweise sei denkbar primitiv, der Schmutz entsetzlich, wie bei den „Massageten" (also den Hunnen), jedoch bewahre man auch in der naiven Unverdorbenheit und Arglosigkeit die alte hunnische Art. Die meisten wohnen jenseits der Donau, eine sehr bedeutsame Äußerung, da durch sie für das Zeitalter Iustinians slawische Dauersiedler diesseits der Donau bezeugt werden. Über die religiösen Gebräuche der Slawen berichtet Prokop: „Sie glauben, daß ein Gott, der Erzeuger des Blitzes, ganz allein Herr über alles ist. Sie opfern ihm Ochsen und alle sonstigen Opfertiere. Sie kennen weder das Schicksal, noch glauben sie an eine sonstige Fügung unter Menschen. Wenn Tod, Krankheit oder Krieg ihnen bevorsteht, versprechen sie Gott für den Fall der Rettung ein sofortiges Opfer für die Seele. Sind sie davongekommen, so opfern sie ihrem Versprechen gemäß und glauben, daß sie dafür die Rettung erkauft haben. Und weiter verehren sie Flüsse und Nymphen und
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sonstige Geistwesen, opfern diesen allen ebenfalls. Bei diesen Opferhandlungen wahrsagen sie auch." Verwandte Gedankengänge finden wir im „Bericht darüber, wie die Heiden, die unflätigen, die Götzen anbeteten". Hier heißt es: „Und noch ehe sie dazu übergingen, ihrem Gott Perun zu opfern brachten sie ihren Ahnen und Eltern Opfer dar; noch früher beteten sie zu bösen Vampiren und guten Geistern." Die Entwicklung verläuft also in Richtung: Totemismus, Ahnenkult, höhere Gottheit 426 . Bei der Kritik der antiken Nachrichten ist die feindselige Gesinnung der Oströmer natürlich in Rechnung zu stellen. So wird die Primitivität der damaligen Kulturstufe der Slawen zweifellos übertrieben, die Eigenart ihres patriarchalischen Lebens ebensowenig gerecht gewürdigt wie die Ansätze zur Entwicklung auf feudalistische Verhältnisse hin. Prokop selbst verrät uns nur zu oft Einzelheiten über Slawen im Reichsdienst, die auf Söldnertum nicht nur einzelner Personen, sondern selbst kleinere Verbände schließen lassen. Bei solchen Gelegenheiten würdigt er die nationale Kampfweise wie auch die persönlichen Qualitäten der Einzelnen unvoreingenommen. So können die Erscheinungsformen dieser Übergangsperiode zumeist nur indirekt erschlossen werden. Der Ackerbau muß selbst in der Kriegs- und Wanderperiode eine größere Rolle gespielt haben als ein Zeuge wie Prokop erkennen läßt. Hier kann man den slavischen Forschern durchaus beipflichten. Dagegen muß nochmals betont werden, daß es völlig absurd ist, in den slavischen Raubscharen eine Art Befreiungsarmee für die unter dem Joch der Sklaverei seufzenden Reichslande zu erblicken. Wenn Prokop sich in der Geheimgeschichte äußert, der Feind sei gelegentlich fast als Befreier begrüßt worden, so handelt es sich dabei um eine der handgreiflichen Übertreibungen des berüchtigten Kapitels 18. Vor allem ist bei ihm nicht die Rede von Sklaverei, sondern vom Steuerwesen, dem man einen sozial ausgleichenden Charakter nicht absprechen kann. Wenn im sechsten Jahrhundert jemand „Sozialist" war, so war es Iustinian, dessen Innenpolitik durchaus ein Beispiel für das berühmte Bündnis der tyrannischen Monarchie mit den unteren Ständen darstellt. Das Zeugnis des eifrig feudal gesinnten Gutsbesitzers Prokop beweist also genau das Gegenteil von dem, was die sowjetischen Historiker glauben 427 . Im großen und ganzen trifft es jedoch zu, wenn man im gesellschaftlichen Stadium der damaligen Slawen den Übergang von der Sippengemeinschaft zu den Markgenossenschaften unter der Führung eines vorläufig noch stark von der Volksversammlung abhängigen Zupan erblickt. Schon der Bericht des Jordanes über Verhältnisse der Ermanarichzeit zeigt uns eine hierarchische Gliederung des Stammes, bei der ganz im Sinne der „militärischen Demokratie" das Heerwesen der treibende Faktor war. So kann man die drei Grundsätze, die Grekov aufstellt, durchaus akzeptieren! Daß 1. Byzanz nicht mit einzelnen Stämmen kämpfte, sondern mit größeren Vereinigungen, daß 2. an der Spitze der Slaven und Anten hervorragende Führer standen, die den Entscheidungen des Volkes Rechnung trugen, und daß 3. die Slaven und Anten, in dem Maße wie ihre militärischen Erfolge sich mehrten, zur Lösung der Aufgaben schreiten mußten, die sich jedem Erfolgreichen stellten. Unter diesen Aufgaben versteht er mit Recht die Notwendigkeit einer systematischen Landnahme und Organisation nach den militärischen Fortschritten des sechsten und beginnenden siebten Jahrhunderts. Dagegen sind alle Versuche, die Slaven und Anten als völkische Vorläufer des Kiewer Reichs in Anspruch zu nehmen, zurückzuweisen 428 . Vor diesem Hintergrund allgemeiner Verflechtungen, auf dieser Wachstumsstufe der Volk- und Staatswerdung werden romantische Episoden wie die des falschen Chilbudios erst recht verständlich. Sie erläutern extreme politische und geistige Situationen, die sich aus der Begegnung so verschiedener Kulturen und Entwicklungsstufen ergeben. Wenn wir auch über den Abschluß der Verhandlungen in der Umsiedlungsangelegenheit von Turris nicht unterrichtet sind, hören wir fürs erste nicht mehr ausdrücklich von antischen Raubzügen. Sie ließen also wohl Sklavenen den Vortritt, wenn sie nicht gar von Gna-
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den des Reichssoldes in Stammesfehde mit ihnen lebten. An der anderen Flanke der Sklavenen hat Iustinian die Langobarden und Heruler mit wechselndem Erfolg in seine Abwehrfront einbezogen. Kurz vor der Affaire Chilbudios hatte Narses bei den Herulern Verbündete für den Italienfeldzug geworben. Er wollte mit ihnen außerhalb Italiens überwintern und sie im Frühjahr (546) zu Beiisar schicken. Noch bevor die Winterquartiere bezogen waren, traf die Truppe, die unter Führung Philemuths und anderer stand, auf einen Sklave nenschwarm, der wie üblich die Donauprovinzen plünderte. Prokop betont nicht nur ihre weit überlegene Zahl, sondern berichtet mit allen Zeichen des Erstaunens, daß die kleine Herulerschar mit der Sklavenenhorde fertig zu werden verstand. Man jagte den Eindringlingen die Beute ab und schickte sie schwer zusammengeschlagen in ihre Heimat jenseits der Donau (545) 429 . Der Zwischenfall setzt die glänzenden militärischen Fähigkeiten der Heruler in hellstes Licht, beweist überdies, daß der romtreue Teil des Stammes seiner Nationalpartei in dieser Hinsicht nicht nachstand. In diese Zeit (546) fällt die Umsiedlung der Langobarden ins römisch-gepidisch-fränkische Grenzgebiet. Sie erlangten jetzt mit Zustimmung Iustinians die Herrschaft über Pannonien, gewannen damit das Sprungbrett nach Italien. Aber das lag noch in weiter Ferne. Zunächst plünderten sie Dalmatien und Illyrien, ohne daß gemeinsames Handeln mit Sklavenen oder sonstigen Barbaren nachzuweisen wäre 430 . Noch dominiert der fränkische Einfluß, doch zeigt schon die Umsiedlung, daß Iustinian mehr zu bieten hatte. Auf die Dauer setzten Berechnung und Glück den Kaiser in den Vorteil. Seiner klugen Diplomatie hat Ostrom das rasch bis zur Todfeindschaft sich verschärfende Zerwürfnis zwischen Langobarden und Gepiden zu verdanken. Die enge Nachbarschaft in den neuen Wohnsitzen der Langobarden tat hier unfehlbare Wirkung. Vor allem räumte ein glücklicher Zufall dem Kaiser im Todesjahr seiner Gemahlin und politischen Mitarbeiterin den Hauptgegenspieler, Frankenkönig Theudebert aus dem Weg. Damit fielen die weitgespannten Hoffnungen der Franken auf eine unmittelbare Einflußnahme im Balkan und Ostmittelmeerraum in Nichts zusammen. Theudeberts Nachfolger hatte kein Interesse an der Fortsetzung der drei Generationen lang bis zum Extrem getriebenen Weltreichspolitik. Die Bahn war frei für diplomatische Aktionen in allen Gefahrenstellen der Donaufront. Im Frühjahr 548 verwüstete ein Einfall der Sklavenen die Diözese Illyricum. Wenn vor acht Jahren die Bulgaren vor keiner Festung zurückschreckten, und alle strategischen Sperrlinien durchbrachen, so zeigten sich die Sklavenen jetzt als ihre gelehrigen Schüler 431 . Das Land wurde erbarmungslos ausgeraubt. Die Truppen des illyrischen Heermeisteramtes folgten den Feinden in respektvoller Entfernung. Das klingt um so unglaublicher, als es sich immerhin um 15 000 Mann regulärer Reichstruppen handelte, also eine Armee, die Beiisars Anfangsstärke in Afrika und Italien keineswegs nachstand. Die Feindschaft zwischen Langobarden und Gepiden verschärfte sich aus dynastischen Gründen. Schon Iustinian hatte den Bund mit Wachos zweitem Nachfolger Auduin durch Familienbande zu befestigen gesucht. Alle Welt wußte, daß die noch lebenden Angehörigen der Amalerdynastie im Ringen um Italien auf Seiten Ostroms standen. Als die Verträge über Pannonia I und Südostnorikum abgeschlossen waren, vermittelte Iustinian die Heirat Audoins mit Theoderich des Großen Enkelin Amalaberga. Der politische Hintergrund des Aktes erhellt sich zur Genüge aus den bewegten Schicksalen der Prinzessin. Als Tochter des Thüringerkönigs Herminifred und seiner Gemahlin Amalaberga hatte sie 4 3 2 vor den fränkischen Eroberern nach Italien emigrieren müssen. Die weiteren Schicksale der Dynastie erlebte sie dort mit und kann daher unbedenklich als Gesinnungsgenossin der Mathasuntha angesehen werden. So hatte die Heirat eine Spitze gegen Ostgoten und Franken. Dem entsprach das künftige Verhalten Audoins, zunächst seine Abwehrstellung gegen die Gepiden, deren historische Gotenfeindschaft seit Witichis' Verzicht auf Sirmium gegenstandslos geworden war. Dasselbe galt für die Verbindung zwischen dem verstorbenen König Wacho
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und der Gepidin Austrigusa. Die dynastischen Heiraten zwischen Gepiden und Franken beherrschten jedoch nach wie vor die gepidische Politik. Zu Lebzeiten Theudeberts stellten sich die Gepiden ganz in den Dienst des Reichsgedankens. Nach seinem Tode traten die örtlichen Interessen in den Vordergrund. Der Erwerb von Sirmium und Umgebung rückte trotz der konkurrierenden Ansprüche des Ostreichs an die erste Stelle des langobardischen Programms der Abrundung und Sicherung der neuerworbenen Gebiete. Am Vorabend des Krieges wandten sich zunächst die Langobarden mit einer Gesandtschaft an den Kaiser. Prokop ist der Ansicht, daß der Termin für die Schlacht bereits festgesetzt war, postuliert damit freilich eine ungewöhnlich lange Wartezeit. Da der gepidische König Thorisin um dieselbe Zeit ebenfalls das alte Bündnis mit Byzanz zu erneuern suchte, stand Iustinian vor der Frage, ob er sich den stärkeren Bataillonen anschließen sollte. Politisch belastet im Sinne der Reichspolitik waren beide Parteien. Die Langobarden konnten auf die allzu mühelosen Kriegsgewinne ihrer Feinde im Räume von Sirmium verweisen. Demgegenüber appellierten die Gepiden an das Alter ihres Bündnisses mit dem Reich und gaben zu verstehen, daß sie mit demselben Recht wie Franken und Heruler, die Langobarden nicht zu vergessen, auf Landzuweisungen Anspruch hatten. Viel mehr darf man den sicher erfundenen Gesandtenreden Prokops nicht entnehmen. Iustinian ließ sich natürlich von realpolitischen Erwägungen leiten, die in diesem Falle das Bündnis mit der schwächeren Partei ratsam scheinen ließen. Er Schloß mit den Langobarden ab und sandte ihnen im Frühling 549 eine Armee von über 10000 Mann unter Konstantianos, Buzes und Aratios Kamsarakan. Iohannes, der Neffe Vitalians, war mit seiner Truppe eigens aus Italien beordert worden, wohin er nach dem Gepidenfeldzug sofort zurückkehren sollte. Auch die 1 500 Heruler Philemuths waren dabei, während die 3000 Mann starken Truppen der Nationalpartei auf gepidischer Seite standen. Diese nicht unansehnliche Reichsarmee sollte das stark gesunkene Prestige Ostroms in den Donaulanden wiederherstellen. In der Tat sparte Iustinian durch den Einsatz der von bekannten Generalen kommandierten Streitkräfte sehr viel Geld und Blut. Es kam nicht zu der geplanten Entscheidungsschlacht, da die Reichsarmee vorher mit einer Herulertruppe unter dem Königsbruder Aordos zusammentraf und ihr schwere Verluste beibrachte. Der Tod des Anführers und der militärische Ruf der Heruler brachten den Gepiden den Ernst der Lage zum Bewußtsein. Sehr zum Mißvergnügen der Oströmer kamen beide nah verwandte Stämme friedlich überein. Die jüngste Vergangenheit hatte gelehrt, daß in einem solchen Falle Plünderungen des Reichsgebietes zu erwarten waren. Die Verantwortlichen beschlossen daher einstweilen auf der Hut zu bleiben. Auch Iohannes dürfte befehlswidrig bis auf weiteres bei der Balkantruppe verblieben sein. Zu den dynastischen Hintergründen des gepidisch-langobardischen Zwistes gehört jedoch nicht nur die politische Heirat der Enkelin Theoderichs des Großen. Wacho, der Nachfolger des Langobardenkönigs Tato, hatte den im Fall seines Ablebens durch Gesetz erbberechtigten Neffen Risiulfos in die Verbannung geschickt, um dem eigenen Sohn die Nachfolge zu sichern. Risiulfos floh zu den Ostwarnen, wurde dort auf Betreiben Wachos ermordet, hinterließ aber einen Sohn namens Ildiges, der sich zu den Sklavenen rettete. Nach Wachos Ableben trat sein minderjähriger Sohn Waldaros die Herrschaft an. Er starb angeblich nach 7 Jahren, und der bisherige Regent Auduin wurde König. Als zwischen Gepiden und Langobarden der Krieg ausbrach, glaubte der Thronprätendent Ildiges seine Stunde gekommen. Er begab sich mit einer Gefolgschaft von langobardischen Emigranten und Sklavenen zum gepidischen Königshof, um mit Hilfe König Thorisins seine Ansprüche durchzusetzen. Der unvermutete Friedensschluß durchkreuzte seine Pläne. Er kehrte mit seiner Gefolgschaft, durch einige Gepiden verstärkt, zu den Sklavenen zurück. Gepidenkönig Thorisin hatte sich durch keine Vorstellungen Auduins zum Bruch der Gastfreundschaft bewegen lassen. Bei den Slawen wuchs die Gefolgschaft des Prätendenten auf 6000 Mann, so daß er den ehrgeizigen Plan zum Eingreifen in den Gotenkrieg fassen konnte. Er fügte
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in Venetien einer römischen Truppe unter Lazaros schwere Verluste zu, scheint aber bald erkannt zu haben, wie es um die Sache der Goten stand, da er unmittelbar darauf zu den Sklavenen zurückkehrte. Im Jahre 551 begab er sich mit 300 Mann seines engsten Gefolges nach Konstantinopel, um in Reichsdienste zu treten. Iustinian nahm ihn trotz der Proteste Auduins äußerst ehrenvoll auf und gab ihm das Kommando über eine Abteilung der Palasttruppen. Die weiteren Schicksale der Langobardenprinzen erläutern überaus anschaulich, was in den Donauprovinzen Ostroms damals möglich war 4 3 3 . Die Stellung bei Hofe konnte den Ehrgeiz des Feuerkopfs nicht auf die Dauer befriedigen. Er verließ die Hauptstadt zusammen mit einem national gesinnten Ostgoten und einigen Anhängern. Im thrakischen Apri erhielt man Zuzug durch Langobarden, die vielleicht zum ehemaligen Gefolge Ildigisals gehörten. Man stattete den berühmten kaiserlichen Gestüten einen unerbetenen Besuch ab, indes Iustinian die Reichstruppen des gesamten südosteuropäischen Raumes alarmieren ließ. Eine Abteilung Kutriguren, die Iustinian in Thrakien angesiedelt hatte, wurde mit blutigen Köpfen nachhause geschickt. Auf illyrischem Gebiet angelangt, sah man sich plötzlich einer kaiserlichen Reiterarmee gegenüber, die unter Führung von Aratios, Rekithangos, Leonianos und Arimuth stand. Nach einem anstrengenden Tagemarsch hatte die Truppe Befehl erhalten, an dem nahen Fluß die Pferde zu versorgen. Udigisal und Goar ließen die Lage im Schutz der dichten Wälder dieser Gegend auskundschaften und griffen plötzlich an. Alle vier Führer wurden beim Trinken überrascht und getötet. Nach diesem Streich setzten Ildigisal und Goar ihren Zug bis zu den Gepiden fort. Dort wurden sie zunächst in alter Weise aufgenommen. Während das Ostreich seine Rüstungen verdoppelte, um den Gotenkrieg zu beenden, herrschte an der Donaufront eine gewitterschwangere Atmosphäre. Noch stand Totila auf dem Höhepunkt seiner Macht, noch war die jahrzehntelange Serie von Niederlagen in Italien und auf der Balkanhalbinsel unvergessen. Gegen März 550 begann der Krieg zwischen Gepiden und Langobarden aufs neue. Gleichzeitig versagte der Schutz, den das alte Gepidenbündnis dem Reich gegen die Sklavenen gewährt hatte. Nach dem Zeugnis Prokops zogen beide Germanenvölker mit Heeren von „mehreren Myriaden" (also schätzungsweise 25—30000 Mann) ins Feld. Die Entscheidungsschlacht soll durch panische Flucht beider Heere verhindert und das vielleicht sogar verabredete „Wunder" von den Königen als Gottesurteil erklärt worden sein. Man Schloß Waffenstillstand auf zwei Jahre. Alle Streitigkeiten sollten während dieser Zeit auf diplomatischem Wege geregelt werden. Mit dieser Lage der Dinge dürfte der Sklaveneneinfall vom Frühjahr 550 in Zusammenhang stehen. Damals überschritt eine nur 3000 Köpfe starke Sklavenenarmee die Donau, erreichte, ohne auf Widerstand zu stoßen, die Maritza und teilte sich dort in zwei noch rascher bewegliche Verbände. Beiden gelang es in Stärke von 1 800 und 1 200 Mann getrennt auf Thrakien und Illyrien angesetzt, die weit überlegenen Truppen dieser Militärbezirke zu schlagen. Anschließend erlitten die oströmischen Reitereinheiten in Tzurulon unweit der Langen Mauer eine vernichtende Niederlage. Ihr Kommandant Asbados wurde geschunden und lebendig verbrannt 434 . Zahlreiche weitere Festungen wurden gestürmt. Die ösdiche Streifschar krönte ihre Heldentaten mit der Eroberung von Toperos (jetzt Balastra) unweit Abdera (heute Kap Bulustra). Ihre dort angewandte Taktik erläutert so recht die Fortschritte der Slavenstämme auf militärischem Gebiet. Sie verleiteten die Besatzung zu einem Ausfall und schnitten ihr den Rückzug ab. Die Zivilbevölkerung versuchte mit heißem Öl und Pech die Mauern zu verteidigen, mußte sich aber vor dem starken Beschüß zurückziehen. Die Sklavenen legten Leitern an und stürmten die Stadt ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen. Sie töteten 15000 Männer auf der Stelle und schleppten alle bewegliche Habe fort. Zum ersten Mal wurden Frauen und Kinder in die Gefangenschaft geführt, während bis dahin die gesamte Bevölkerung eroberter Plätze von beiden Horden mitleidlos abgeschlachtet worden war.
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Dabei sollen unerhörte Greuel vorgekommen sein. Pfahlung, Verbrennen bei lebendigem Leib und Steinigung kamen nicht nur als Racheakte bei erbitterter Gegenwehr vor, sondern gehörten zur regulären Kampftechnik der zügellosen Horden 435 . Die Stadt und Festung Toperos in der Rhodope wurde von Iustinian in Kürze wieder in Verteidigungszustand gesetzt. Der Hügel, von dem aus die Sklavenen ihren wirksamen Beschüß durchgeführt hatten, wurde durch entsprechende Erhöhung der Mauern ungefährlich gemacht. Ferner ist die Rede von einem Wehrgang auf der Rundmauer, Ausbau der Türme und Verbindungsmauem zum Fluß Nestus, heute Mesta Karasu, dem alten Grenzfluß zwischen Mazedonien und Thrakien. In den „Bauwerken" Prokops häufen sich die Nachrichten über Angriffe der Hunnen auf die Reichsfestungen. Wichtiger sind zwei Nachrichten über Vorläufer einer dauernden Ansiedlung der Slawen im Bereich der Provinz Skythia (Dobrudscha). Hier setzten sich die Sklavenen in der Umgebung des Kastells Adina, unweit Durostorum (Silistria) fest und störten den Verkehr aufs empfindlichste. Weit bedeutsamer war ihr Aufenthalt in Ulmetum beim heutigen Pantelimon de Sus, dem wichtigen Knotenpunkt der mitderen Dobrudscha. Die Umgebung dieser einst bedeutsamen Festung geriet für lange Jahre unter die Herrschaft der Sklavenen. Dasselbe könnte für Noviodunum am Nordrand der Provinz gelten, sofern nicht Bratianus Ansicht vorzuziehen ist, der die fragliche Grenze der damaligen Sklavenen bei Neviodunum im mitderen Donauabschnitt sucht 436 . Es kann aber kein Zweifel herrschen, daß die betreffenden Festungen wieder geräumt wurden. Von einer Ansiedlung der Sklavenen auf Reichsgebiet kann zu jener Zeit noch keine Rede sein. Prokop erwähnt den Aufenthalt der Raubscharen auf Reichsgebiet gerade seines Ausnahmecharakters wegen und läßt keinen Zweifel, daß es sich einstweilen um Episoden handelte. Die literarischen Nachrichten beweisen ebenso wie die Bodenfunde, daß die Sicherungsmaßnahmen Iustinians nicht zuletzt in Scythia-Dobrudscha vom Erfolg gekrönt waren 4 3 7 . Im Sommer 550 ergoß sich ein weiterer Sklavenenschwarm über die Donaugrenze. Man glaubt sich in die Zeiten des hunno-bulgarischen Sturms vor 10 Jahren versetzt. Kriegsgefangene Sklavenen berichteten, daß ein Angriff auf Saloniki geplant war. Der Kaiser erteilte Germanus, der soeben in Serdica (Sofia) seine Rüstungen gegen Totila abgeschlossen hatte, Befehl zur Verteidigung dieser Balkanmetropole. Die slawischen Eindringlinge erinnerten sich auf die Berichte ihrer Kundschafter hin mit Grauen der schweren Niederlage, die Germanus vor fast einem Vierteljahrhundert ihren antischen Vettern beigebracht hatte. Vor allem mußten sie sich sagen, daß sie einer zum Endkampf um die Herrschaft über Westrom antretenden Armee niemals gewachsen waren. Sie verzichteten daher auf den geplanten Marsch nach Saloniki und beschränkten sich auf das Gebirge abseits der großen Heerstraßen. Immerhin gelangten sie bis nach Dalmatien, so daß die Feinde des Reichs sich über die Adria die Hand hätten reichen können. Es läßt sich denken, was die Anwesenheit solcher Barbarenheere für die Etappen Ostroms im Italienkrieg, darüber hinaus für Handel und Verkehr bedeutete. Germanos nahm, sobald er Saloniki außer Gefahr wußte, keine Rücksicht mehr und gab Befehl zum Abmarsch nach Italien. Zwei Tage vor dem Aufbruch starb er eines plötzlichen Todes 438 . Während die Sklavenen Dalmatien verheerten, hatte Totila wieder die Gotenherrschaft über Sizilien aufgerichtet. Die Zeitgenossen fragten sich, ob zwischen Slawen und Goten politische Beziehungen bestanden. Prokop erklärt sich jedoch zu einer Antwort außerstande. Seine vorzüglichen Nachrichtenquellen versagen in diesem Falle und man darf annehmen, daß auch die Reichsregierung nicht klar sah. Nach dem Tode des Germanos führte Illyriens Heermeister Iohannes, der Neffe Vitalians, das Heer nach Dalmatien, um hier zu überwintern und im folgenden Frühjahr den Marsch nach Italien anzutreten. Eine Aktion gegen die Sklavenen war mit der Verlegung der Truppen nach Dalmatien nicht verbunden. Der Tod
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des Kaiservetters räumte die letzten Hemmungen beiseite. Die Sklavenen erhielten von jenseits der Donau nochmals beträchtliche Verstärkungen, teilten sich in drei Armeen und zogen systematisch plündernd durch die europäischen Provinzen des byzantinischen Staates. Sie bezogen Winterquartiere auf Reichsgebiet, als ob das eine Selbstverständlichkeit wäre. Erst im Frühjahr 551 entschloß sich Iustinian zu energischen Maßnahmen. Er setzte eine Armee unter Führung des Protospatharios 439 Scholastikos, eines Eunuchen, gegen den östlichsten Stoßkeil der Sklavenen im Räume Adrianopel ein. Als Unterführer werden neben Stallmeister Konstantianos noch Aratios Kamsarakan, Nazares, Iustinos, der jugendliche Sohn des verstorbenen Feldherrn und schließlich Iohannes Phagas erwähnt. Die Barbaren bezogen mit ihren Unmengen an Beute und Kriegsgefangenen ein hochgelegenes Lager, während die Oströmer sich im Tal auf die Lauer legten. Vom Hunger bedrängt, in gieriger Erwartung der Beute zeigten sich die Reichstruppen ihren Führern so lange aufsässig, bis sie zur Unzeit und auf ungünstigem Gelände die Schlacht eröffneten. Als Ergebnis war eine schwere Niederlage zu verzeichnen. Die Byzantiner wurden in alle Winde zerstreut, erlitten bedeutende Verluste, verloren das Feldzeichen des Konstantianos. Ihre Gegner glaubten sich nunmehr in Sicherheit und plünderten die seit langem verschont gebliebenen Teile der Landschaft Astika 440 . Sie dehnten ihre Streifzüge bis zur Großen Mauer des Anastasios aus. Die kaiserliche Armee hatte sich inzwischen wieder gesammelt und stürzte sich im rechten Augenblick auf ein slawisches Detachement. Man konnte den Feinden einen Teil der Kriegsgefangenen und der Beute, darunter das verlorene Feldzeichen abjagen. Mit dieser bescheidenen Revanche endete ein trübes Kapitel der Chronik Iustinians. Die übrigen Barbaren überschritten mit dem Rest der Beute unangefochten die Donau 4 4 1 . Nach der Geisterschlacht vom Frühjahr 550 hatten sich die Langobarden und Gepiden für zwei Jahre zur Ruhe verpflichtet, freilich nur um ungestört gegeneinander intrigieren und rüsten zu können. König Audoin überhäufte den Kaiser mit Freundschaftsbeweisen. Er versprach Germanos 1000 schwerbewaffnete langobardische Föderaten für den bevorstehenden Feldzug gegen Totila 442 . Der Tod des Feldherrn verzögerte die Erfüllung der Zusage, änderte aber nichts an Audoins Freundschaft mit dem Reich. Auf der anderen Seite suchten die Gepiden nach einem Ersatz für die Gewogenheit Iustinians. Sie fanden ihn bei den kutrigurischen Hunnen von der Maiotissee (dem Asowschen Meer). Diese beantworteten das Bündnisersuchen durch sofortige Entsendung einer Armee unter dem Kommando des tapferen Chinialon. In gepidischen Landen war man von der Ankunft der Armee wenig erbaut, da der Waffenstillstand noch lange nicht abgelaufen war. Man zog sich aus der peinlichen Situation, indem man die unerbetenen Gäste zu einem Einfall in das oströmische Territorium überredete. Da die Donaugrenze von den Reichstruppen streng überwacht wurde, gewährten die Gepiden, die glücklicher als Ostrom beide Ufer des Stroms beherrschten, ihren Verbündeten sichere Überfahrt im Räume Sirmium 443 . Im Sommer 551 sah sich der neuernannte Generalissimus der Italienarmeen Narses einige Zeit in Philippopel eingeschlossen, da ein Hunnenheer, ohne Widerstand zu finden plünderte, und die Reichsbevölkerung zu Paaren trieb 444 . Diese Streifzüge wurden vermudich bis zum Herbst fortgesetzt, so daß nach dem furchtbaren Sklavenensturm vom vorigen Jahr für pausenlose Züchtigung der gequälten Reichslande gesorgt war. Während die Barbarenhorden manchmal nur einen Tagemarsch von der Hauptstadt der Welt das Gesetz der Steppe aufrichteten, entstand in der eleganten Villa des „Staatsmanns und Soldaten" Prokop von Kaisareia die furchtbarste Anklage gegen die Reichspolitik des Kaisers Iustinian. Durch die Kapitel seiner Geheimgeschichte dröhnt das Stampfen der apokalyptischen Reiter, der todbringenden Dreieinigkeit der Hunnen, Sklavenen und Anten. Und doch strömten die nördlichen Barbaren, mochten ihre Stammesgenossen noch so brutal den Garten der Zivilisation zerstampfen, in hellen Scharen in die Gefolgschaft eines Narses. Der Ruhm und das Geld dieses außerordentlichen Mannes übte, wie schon kurz
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zuvor Germanus, eine magische Anziehungskraft auf die Enaksöhne des Nordens und Ostens aus. Und nicht nur um Gold erkaufte sich Iustinian das fremde Blut zur Wiedergutmachung der von denselben Fremden angerichteten Blutbäder. Seine geschickte Diplomatie verstand sich meisterhaft auf das teile und herrsche, auf den Sieg der eigenen Sache durch Weckung des Dämons der Eifersucht bei den anderen. Eine oströmische Gesandtschaft erschien bei den östlichen Nachbarn der Kutriguren. Es waren die utigurischen Hunnen jenseits des Don, die jetzt erfuhren, welche Beute ihre Stammesgenossen einheimsten, ohne ihnen den gebührenden Anteil abzugeben. Wiederum rollten die goldenen Kugeln und zauberten aufrichtiges Mitgefühl mit den schnöde vergewaltigten Oströmern hervor. Die Utiguren sicherten sich die Mitwirkung einer Armee von „trapezitischen" Goten der Tamanhalbinsel unter Führung Sandils. Unverzüglich schritten sie mit ihren Bundesgenossen zum Angriff gegen das kutrigurische Territorium beiderseits des Dnjepr. Es kam zu einer Schlacht, die mit der vollständigen Niederlage der Kutriguren endete. Frauen und Kinder des Stammes wurden in die Knechtschaft geführt. Bei dieser Gelegenheit erhielten angeblich mehrere Zehntausend Byzantiner die Freiheit wieder. Iustinian ließ den im Balkan räubernden Kutriguren Chinialon durch seinen General Aratios über das Geschehene informieren. Die Schreckensnachricht und eine nicht zu knapp bemessene Geldsumme bewog den Kutrigurenherrscher zu sofortigem Einstellen der Kampfhandlungen. Dafür wurde ihm das Recht zur Niederlassung in Thrakien zugesprochen für den Fall, daß es den Kutriguren nicht mehr gelingen sollte, in Südrußland wieder Fuß zu fassen. Dieser Fall scheint jedoch nicht eingetreten zu sein. Es kamen lediglich 2000 Flüchtlinge mit ihren Frauen und Kindern, um Iustinian als Untertanen zu huldigen. Unter ihnen befand sich Sinnion, einer der Mitkämpfer Beiisars in Afrika. Diese Kutriguren erhielten ebenfalls in Thrakien Wohnsitze zugewiesen. Der Utigurenkönig Sandil schöpfte dadurch Verdacht und legte in Konstantinopel förmlichen Protest ein. Seltsamerweise bedienten sich die schriftunkundigen Utiguren nicht griechischer Mittelsmänner aus Bosporos oder Cherson zur Abfassung ihrer diplomatischen Korrespondenz. Die Gesandten trugen dem Kaiser mündlich vor, was ihnen Sandil aufgetragen hatte. Selbstverständlich amtierten dabei Dolmetscher. Von welcher Seite diese gestellt wurden, wissen wir nicht. Unter Umständen können ehemalige Söldner Ostroms, die Griechisch oder Latein verstanden, bei der Gesandtschaft eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall dürften dem magister officiorum in seiner Eigenschaft als „Außenminister" erfahrene Dolmetscher zu Verfügung gestanden haben. Sandil ließ den Kaiser durch das Gleichnis vom Wolf, der die Haare, aber nicht den Sinn wechselt, auf die Verfanglichkeit seiner Nachsicht gegen die Kutriguren aufmerksam machen. Aus dem bissigen Vergleich der kutrigurischen Greueltaten mit den Vorteilen, die Angehörige dieses Stammes jetzt auf Reichsgebiet genossen, sprach der Neid der Besitzlosen. Iustinian befriedigte Sandil durch höfliche Worte und reiche Gaben 4 4 5 . Im Herbst 551 folgte, um das Unglück voll zu machen, eine neue Sklavenenhorde den Spuren ihrer kutrigurischen Vorgänger. Abermals erlitt Illyricum eine grausame Plünderung. Die kaiserlichen Truppen unter lustin und Iustinian, den Germanossöhnen, waren den Eindringlingen weit unterlegen, da eine Schwächung der Italienarmee nicht in Frage kam. Sie mußten sich mit unbedeutenden Plänkeleien begnügen. Dagegen hatte man für eine verschärfte Bewachung der Donaugrenze Sorge getragen und hoffte, die Eindringlinge bei der Rückkehr dort abzufangen. Auch das schlug fehl, da die Sklavenen rechtzeitig unterrichtet wurden und das Verfahren der Kutriguren nachahmten. Sie traten auf das gepidische Gebiet diesseits der Donau über und ließen sich von diesen für einen Solidus pro Kopf in Sicherheit auf das jenseitige Ufer übersetzen. Obwohl das Manöver zweifellos nur auf dem Rückmarsch
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durchgeführt wurde, war Freundschaft, wenn nicht ein Bündnis zwischen Gepiden und Sklavenen die Voraussetzung. Das Entgegenkommen, das der langobardische Prätendent bei den Sklavenen gefunden hatte, spricht für ein gewisses Alter dieser guten Beziehungen. Iustinian mußte rasch handeln, um das von den Gepiden aufgerissene Loch im Westen zu stopfen. So gefährlich es im Hinblick auf das starke langobardische Kontingent für den Italienkrieg war, bahnte Iustinian Verhandlungen zum Abschluß eines Vertrags mit den Gepiden an. Auch diese waren an rascher Versöhnung interessiert, da ein neuer Krieg mit den Langobarden vor der Tür stand. Sie beantworteten Iustinians vorsichtiges Vorfühlen mit einer neuen Gesandtschaft nach Byzanz. Man Schloß einen Föderatenvertrag ab, der von 12 Senatoren durch feierliche Schwüre bekräftigt wurde. Die Freundschaft dauerte aber nur kurze Zeit, da Iustinian beim Ausbruch des langobardisch-gepidischen Krieges dem älteren Bündnis den Vorzug gab. Offiziell begründete er sein Verhalten damit, daß die Gepiden nach Abschluß des Vertrags abermals Grenzübertritte der Sklavenen begünstigt hätten. Das oströmische Hilfskorps stand unter Führung der erwähnten Germanossöhne, des bekannten armenischen Generals Aratios Kamsarakan, des herulischen Exkönigs und jetzigen magister militum Svartua, sowie des Königssohnes Amalafridas. Dieser Amaler war wohl der letzte männliche Vertreter seines ruhmreichen Geschlechts. Er konnte als thüringischer Kronprinz gelten. Sein Vater war der von den Franken der Herrschaft und des Lebens beraubte König Hermanafrid. Seine Mutter war eine Schwester des Gotenkönigs Theodahad, Tochter der Wandalenkönigin Amalafrida und Nichte Theoderichs des Großen. Bei der Uberführung des Gotenkönigs Witichis hatten Svartua und die übrigen Mitglieder des amalischen Hauses Beiisar begleitet. Der Prinz erhielt die Stellung eines magister militum und rückte durch die von Iustinian eingefädelte Heirat seiner Schwester in den Brennpunkt der Weltpolitik. Er wurde Schwager des Langobardenkönigs Auduin 4 4 6 . Die oströmische Armee wurde in dem Bischofssitz Ulpiana (heute Lipljan in Altserbien) durch religiöse Unruhen aufgehalten 447 . Es ist bezeichnend, daß nur Amalafridas mit seinen Einheiten sich nicht aufhalten ließ und als einziger rechtzeitig bei seinem königlichen Schwager eintraf, um an dem Feldzug gegen die Amaler teilzunehmen. In den letzten Frühlingswochen des Jahres 552 erfochten die Langobarden einen Sieg, der an Bedeutung gewinnt, wenn man bedenkt, daß fast 6000 Mann ihrer Elitetruppen unter Narses in Italien kämpften. Der Zusammenstoß mit den Gepiden war gewaltig, denn beide Parteien hatten die letzten Jahre zum Rüsten benutzt. Beide Seiten erlitten schwere Verluste, wenn auch die gotische Überlieferung von je 60 000 Gefallenen ins Reich der Fabel gehört. Sofern die langobardische Überlieferung nicht lügt, hat Kronprinz Alboin den gepidischen Thronfolger Thorismud im Zweikampf getötet. Der Sieg brachte zwar angesichts der eigenen schweren Verluste keine endgültige Entscheidung im Sinne der Langobarden, bedeutete aber eine wichtige Etappe in deren politisch-militärischem Aufstieg. Der Stern der Gepiden sank; an der mitderen Donau ging die Führung allmählich auf die Langobarden über. Und das hatten sie ohne fremde Hilfe über einen Gegner erreicht, dem sie sich noch vor kurzem weit unterlegen fühlten. Auduin sandte einige Persönlichkeiten seines Gefolges nach Konstantinopel, um den Sieg zu melden und wegen der Hilfstruppen vorstellig zu werden. Um dieselbe Zeit gab auch die rasche Verabschiedung des langobardischen Hilfskorps durch Narses nach dem Sieg bei Tadinae zur Klage Anlaß 4 4 8 . Beide unfreundliche Akte lassen zumindest auf die Gesinnung Iustinians einen Rückschluß zu. Die Vernichtung der Gepiden konnte angesichts des immer anspruchsvolleren Auftretens ihrer Wettbewerber unmöglich seinem Interesse entsprechen. So kam es etwa im Juli 552 zu einer großen Vermitdungsaktion des Kaisers. Langobarden und Gepiden schlossen einen Vertrag, durch den sie sich zu „ewiger Freundschaft miteinander" verpflichteten. Die Formel erinnert an den „Ewigen Frieden" mit Persien. E s spricht für den guten Willen der Beteiligten, daß die „Freundschaft" immerhin 5 Jahre länger (552—565) als der Friede von dazumal (540-548) dauerte.
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Der friedliche Triumph der oströmischen Diplomatie an der mittleren Donau hatte für die beiden Kronprätendenten Ildigisalos und Ustrigotthus ein tragisches Nachspiel. Nach Abschluß der Verträge unternahmen Iustinian und Auduin einen gemeinsamen Schritt, um Thurisind zur Auslieferung des Emigranten zu veranlassen. In der Antwort verwies der Gepide darauf, daß auch sein langobardischer Kollege einem Prätendenten Asylrecht gewährte. Es handelte sich um Ustrigotthus, dem als Sohn des unlängst verstorbenen Königs Elemundus ebensoviel Recht auf den gepidischen Königsthron zustand wie Ildigisalos auf den langobardischen. Jetzt standen zwei Auslieferungswünsche gegeneinander. Bei den Gepiden kam der Fall wie schon einmal vor der Volksversammlung zur Sprache. Wieder wurde der Bruch der Gastfreundschaft als untragbar aufs schärfste abgelehnt. König Auduin scheint gar nicht erst angefragt zu haben. Der langobardische Ehrenkodex gab dem gepidischen nichts nach. Auch Ustrigotthus war in seiner Eigenschaft als Schutzflehender und Gastfreund nach gemeingermanischer Sitte sakrosankt, an eine Auslieferung im Austausch gegen den Prätendenten der Gegenseite war nicht im Traum zu denken. So ließen beide Könige die demokratischen Methoden des Stammesrechts nach außen unangetastet und fügten sich der öffentlichen Meinung, einigten sich aber hinter den Kulissen, und jeder räumte den Feind des anderen heimlich aus dem Wege. Außenpolitisch war damit eines der schwersten Hindernisse eines dauerhaften Friedens beseitigt. Im Innern kapitulierten die Beherrschten vor der Macht der vollendeten Tatsache449. Bis zum Abschluß des Gotenkrieges (554) und weit darüber hinaus verzeichnen die Annalen des Reichs auf der Balkanhalbinsel keine Unruhen mehr. Die Langobarden suchten bei dem Frankenreich Rückendeckung, was ihnen um so leichter fiel, als keine Einmischung derselben an der Donau mehr zu befürchten war. Es ist allerdings unmöglich, die komplizierte Politik jenseits der Donau auch nur annähernd nachzuzeichnen, weil uns die Quellen im Stich lassen. Es muß namentlich im Zusammenhang mit den rasch wechselnden Beziehungen zwischen Gepiden und Langobarden, die in den vierziger Jahren beide in die Weltmachtspläne Theudeberts einbezogen waren, zu raschen Frontverkehrungen gekommen sein. Ζ. B. werden die Langobarden von den Franken noch im Jahre 552 als Todfeinde bezeichnet450, während zwei Jahre später das Ehebündnis zwischen beiden Königshäusern ihre ausgezeichneten Beziehungen bestätigt451. Doch kann das alles nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Germanen Südosteuropas vor dem Bankrott standen. Die Vernichtungsschlacht von 567, die das Gepidenreich von der Landkarte strich452, erhielt durch den unmittelbar anschließenden Abzug der Langobarden nach Italien die Bedeutung eines Verzichts auf immer. Südosteuropa blieb den Slawen, Hunnen und Awaren überlassen. 18. Die Gotenkönige Hildebad, Erarich, Totila. Beiisars Nachfolger. Erste Erfolge Totilas bei Verona und im Tal Mugello Der Nachfolger Beiisars in Italien wurde Stallmeister Konstantian, den der Kaiser beim Abruf des Reichsfeldherrn nach Ravenna versetzte453. Ihm standen namendich Bessas und Iohannes, der Neffe Vitalians, zur Seite. Die Autorität Konstantians im Heer ließ, abgesehen von den wenigen Mannschaften, die er Dalmatien hatte entziehen können, sehr zu wünschen übrig. Es ging also dem Kaiser nicht darum, Beiisar einen gleichwertigen Nachfolger zu geben. Das ebenso undurchsichtige wie eigenmächtige Verhalten des Generalissimus löste bei Hofe eine Abkehr von dem Gedanken der Kräftekonzentration aus. Neben dem von den Persern diktierten Zweifrontenkrieg führte das Vorwalten innenpolitischer Gesichtspunkte, persönliche Eifersucht und Mißtrauen des Herrschers zum Verzicht auf eine vom Willen zu raschem Vernichtungssieg getragene Kriegspolitik im Westen454. Die annähernd 15000 Mann der byzantinischen Besatzungsarmee waren auf zahlreiche Festungen verteilt, deren
18. Die Gotenkönige und Beiisars Nachfolger
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Kommandanten sich größter Unabhängigkeit erfreuten. Ferner war der finanzielle Zustrom seit dem Bekanntwerden der Rüstungen Khosraus im Versiegen. In diesem Augenblick traf ein hoher Finanzbeamter, der Logothet Alexander Psalidios (Alexander mit der Kneifzange) in Italien ein. Der Inhaber eines Amtes, das in späteren Jahrhunderten die Minister Ostroms bezeichnen sollte, profilierte sich nicht nur, wie sein Spitzname besagte, als Münzfälscher, der die Goldmünzen betrügerisch beschnitt, sondern setzte auch durch kleinliche Soldzahlung die Schlagkraft der zusammengewürfelten byzantinischen Söldnertruppen aufs Spiel. Sein Auftrag lautete kaum anders, als Italien so gründlich wie möglich auszuplündern. Daß der Krieg sich selbst zu ernähren hatte, war vorauszusetzen. Darüber hinaus wurden die Italer durch die Nachforderung von Steuern für die Zeit der steuerlich geradezu paradiesischen Gotenherrschaft zur Verzweiflung getrieben. Die Streichung der Gehälter für ehemalige Hofchargen des Weströmischen Reiches war vielleicht wirtschafdich berechtigt, aber um so mehr ein psychologischer Mißgriff. Die politischen Gründe, die selbst Theoderich den Großen zur Beibehaltung solcher Sinekuren veranlaßten, mußten erst recht für den vorgeblichen Befreier Italiens gelten. So aber stieß Iustinian seine natürlichen Sympathisanten, wenn nicht gar seine fünfte Kolonne, rücksichtslos vor den Kopf. Die Hauptleidtragenden waren Senatsadel, Gutsbesitzerklasse, ja selbst der mit diesen Kreisen eng liierte hohe Klerus. Mittelbar wurde die gesamte Wirtschaft, nicht zuletzt die Bauern getroffen 4 5 5 . Die Macht des Gotenkönigs, der anfangs nur das feste Ticinum und ganze tausend Mann besaß, wuchs von Tag zu Tag. Um ihn scharte sich bald die zerstreute, führerlose Mannschaft. Nicht wenige von Beiisars altgedienten Soldaten liefen verärgert zu Hildebad über. Bald hatte er in Ligurien und Venetien wieder das Übergewicht. Der Gleichmut des byzantinischen Befehlshabers leistet ihm dabei Vorschub. Nur Vitalius warf sich der Restauration der gotischen Machtstellung entgegen, wurde aber bei Tarvisium in Venetien schwer geschlagen. Er verlor in diesem Gefecht zahlreiche Heruler und ihren Führer Wisand. Dagegen wagte Bessas, der von Ravenna nach Placentia vorrückte, offenbar keinen Angriff. Er scheint sich auf untätige Beobachtung der Vorgänge im Räume Ticinum beschränkt zu haben. Die kriegerische Laufbahn König Hildebads war kurz (540—541). Prokop weiß von einer Eifersuchtsszene zwischen seiner Gattin und der Frau des Wraja, die an den „Streit der Königinnen" erinnert und vermutlich dieser Szene des Nibelungenliedes zugrundeliegt. Der Historiker erzählt das Ereignis, dessen Kenntnis er seinen mehr oder weniger freiwilligen gotischen Gesprächspartnern verdanken mag, in leicht poetischer Verklärung. Eines Tages begab sich Wrajas Gattin in allem Glanz ihres alten Reichtums ins Bad. Dort traf sie mit der Königin zusammen, die von Haus aus nicht so glanzvoll aufzutreten imstande war. Wenn auch die Reste des Gotenhorts in der Feste Ticinum lagen, so ehrt es den König höchstens, daß er in der Stunde der höchsten Not auf großspuriges Auftreten nicht gerade das größte Gewicht legte. Es heißt, die Gattin des Königsmachers hätte sich mit geringschätzigen Blikken an der Schlichtheit der Königin geweidet. Vielleicht ist der Rückschluß erlaubt, daß Wraja selbst den König als seinen Strohmann einschätzte, und keineswegs nur aus Bescheidenheit auf die unmittelbare Herrschaft über die Reste des Gotenstaates verzichtet hatte. Königin Amalasuntha und der untadelige Witichis verdankten ihr grausiges Schicksal nicht zuletzt der Rachsucht gotischer Frauen. Erst recht beschwört das Ende ihres Nachfolgers Hildebad die düstere Stimmung an Etzels Hofe. Das Weibergezänk verführte ihn zum Mord an seinem Königsmacher und damit zum Selbstmord. Ein Leibwächter glaubte in der allgemeinen Empörung über das Verbrechen die Stunde für eine private Abrechnung gekommen. Der König fiel einem Anschlag zum Opfer, der die Gunst der Stunde nutzte und sicher von vielen begrüßt wurde. Wie so manchem Gotenhelden setzt Prokop auch ihm ein Denkmal, das überrascht. Der politische Gegner vertritt die Ansicht, daß Hildebad der Mann war, dem Gotenvolk das Reich und die Herrschaft über Italien zu retten 456 .
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II. Der Untergang der Goten
Während die Goten von dem neuen Schicksalsschlag wie betäubt waren, erhob der rugische Volksteil überraschend einen der Seinen auf den Thron, ohne zunächst auf Widerstand zu stoßen. Es war der letzte historische Auftritt der längst in den Goten aufgegangenen Rugier 457 . Der neue Mann, Erarich, setzte das Werk König Hildebads nicht fort. Erst nach fünf Monaten untätigen Wartens berief er eine Voksversammlung. Sein Vorschlag, auf der Grundlage der Teilung Italiens Frieden zu schließen, wurde von der Mehrheit angenommen. Darauf gingen Geandte unter Führung eines gewissen Caballarius nach Byzanz ab, die der König aus seinen engsten Freunden wählte. Offiziell sollten sie die Friedensbedingungen Iustinians vom Anfang des Jahres 540 (auf der Grundlage der Abtretung Italiens südlich des Po) durchzusetzen versuchen. Heimlich hatten sie lediglich den Hochverrat Theodahads zu erneuern. Als dem Kaiser das Angebot kampfloser Übergabe ganz Italiens, die Bitte um die Patriciuswürde und eine angemessene Bezahlung aller dieser Liebesdienste vorgetragen wurde, weilte Erarich nicht mehr unter den Lebenden. Eine entschlossene Minderheit war inzwischen mit Totila, dem Kommandanten von Tarvisium, in Verbindung getreten. Der junge Neffe Hildebads war drauf und dran, den hoffnungslosen Widerstand aufzugeben, und hatte mit Konstantian in Ravenna bereits den Ubergabetermin vereinbart. Diesen Termin stellte er den Männern, die ihm die Königswürde antrugen, als Frist für die Beseitigung des Rugiers. Nach kurzer Zeit (Herbst 541) konnte er in Ticinum einziehen und den Neuaufbau des Gotenreichs in Angriff nehmen 458 . In Byzanz war der Name des Kommandanten von Tarvisium nicht mehr unbekannt. Iustinian wußte, was er von einer nationalgotischen Erhebung zu erwarten hatte. Es blieb kein Zweifel, was der Lohn weiteren Zögerns sein würde. Unter allen Umständen mußte eine ideelle Nachfolge Hildebads durch Einsatz aller Machtmittel verhindert werden. Konstantian und der Logothet Alexander, die Inhaber der höchsten Rangstufen, folgten den wenig schmeichelhaften Aufforderungen ihres obersten Kriegsherrn und zogen aus ganz Italien die abkömmlichen Festungstruppen und Stadtbesatzungen mit Iohannes, Bessas, Vitalius und anderen zusammen. Endlich verfügte das Reich wieder über eine kampfbereite italische Armee, wenn auch die Schlagkraft der bereits durch das Stadtquartier verdorbenen Truppen zu wünschen übrig ließ. 12000 Mann standen unter elf Befehlshabern in Ravenna bereit und wurden notdürftig zu dem bevorstehenden Einsatz gedrillt. Viel Zeit zur Vorbereitung blieb nicht. Das Nahziel war die venetische Feste Verona, das Endziel dieses Jahres die Gefangennahme Totilas in Ticinum 459 . Verona sollte das Opfer einer Kriegslist werden. Dafür verbürgte sich Martian, ein als eifriger Parteigänger Iustinians bekannter Privatmann, der unweit der Stadt in einem Kastell hauste. Als die Byzantiner 60 Stadien (12,6 km) vor Verona ihr Lager errichteten, ließ er durch Vertraute erst einen Jugendfreund, der, wie er wußte, bei einer Torwache stand, mit Geld bestechen und darauf die kaiserlichen Befehlshaber benachrichtigen. Der Kriegsrat ging auf das überraschende Angebot ein mit dem Vorbehalt, daß nicht das ganze Heer, sondern zunächst ein Stoßtrupp in Verona eindringen und sich dieses Tors bemächtigen sollte. Der Armenier Artabazes, der die ehemalige Besatzung des Kastells Sisauranon befehligte, übernahm die gefahrliche Aufgabe 460 . Mit 100 Freiwilligen schlich er um Mitternacht vor das Tor, wurde eingelassen und bemächtigte sich der Stadt, da die Goten einen Generalangriff vermuteten und durch die entgegengesetzten Tore flohen. Anstatt sofort nachzustoßen, verhielten Konstantian und seine Kollegen 40 Stadien (8,5 km) vor der Stadt den Marsch und stritten sich zunächst über die Verteilung der Beute. Darüber dämmerte es, die geflohenen Goten erfaßten von ihrer Anhöhe rasch die Lage, eilten durch dieselben Tore wieder in die Stadt, besetzten alle Zugänge und stürzten sich auf den immer noch verzweifelt abwartenden Stoßtrupp. Nur wenige, darunter Artabazes, konnten sich durch Abspringen
19. Festungskrieg in Italien. Einnahme von Neapel
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von der Mauer zu der endlich anrückenden Hauptmacht retten. Darauf dachte niemand mehr an eine Belagerung. Die Truppe zog schleunigst nach Süden ab, überschritt den Po und machte erst in Faventia, auf der Höhe von Ravenna halt. Totila ging zum Angriff über 461 . Zahlenmäßig war er noch immer unterlegen. Den 12 000 Byzantinern konnte er selbst durch rücksichtslose Entblößung Veronas und der übrigen Festungen kaum die Hälfte, insgesamt 5000 Mann entgegenstellen. Im Kriegsrat zu Faventia warnte Artabazes energisch vor Unterschätzung des Gegners. Er machte den Vorschlag, Totila beim Ubersetzen über den Po anzugreifen und so im günstigen Augenblick sein halbes Heer zu vernichten. Wieder konnte keine Einigung erzielt werden, so daß Totila den Po in aller Ruhe überschritt. Während Einzelkämpfe weiteren Zeitgewinn brachten, setzten 300 Reiter Totilas etwa 20 Stadien (4,2 km) abseits über den Fluß, umgingen so das feindliche Heer und fielen ihm nach Eröffnung der Kampfhandlungen in den Rücken. Die bereits durch den Verlust ihres fanatischsten Kämpfers demoralisierten Reichstruppen stoben in wilder Flucht auseinander. Zum ersten Mal in diesem Krieg verloren sie sämtliche Fahnen. Die Anführer retteten sich in ihre Festungen und richteten sich zur Verteidigung ein. Wenn die taktischen Einzelheiten und Ortsangaben des Berichterstatters Prokop an Gründlichkeit zu wünschen übrig lassen, so zeigt das teils seine geringere Anteilnahme an dem nicht mit dem Namen Beiisars verknüpften militärischen Geschehen, teils den Mangel an Augenzeugenberichten, die den seinen gleichwertig waren 462 . Nach diesem Erfolg wagte Totila einen ersten Vorstoß nach Süden. Er sandte unter seinen angesehensten Feldherren Bledas, Ruderich, Viüarit und Riggo ein Heer nach Florenz, daß die feste Stadt überraschend einzuschließen hatte 463 . Der Kommandant Iustinos war unvorbereitet und erbat von Ravenna rasche Hilfe. Als unter Bessas, Cyprian und Iohannes Ersatz heranrückte, wichen die Goten nach Norden aus und warteten in Mucella (Mugello), dem Sievetal, auf einen Angriff 464 . Der byzantinische Kriegsrat beschloß, trotz seiner schlechten Erfahrungen mit dieser Maßnahme wiederum eine schwächere Abteilung vorauszusenden. Iohannes wurde durch das Los hierzu bestimmt. Der gotische Verband räumte beim Nahen der Gegner seinen Standort im Tal, griff aber aus seiner nunmehr rückensicheren Bergstellung energisch an. Beide Seiten brachten bedeutende Opfer, bis der Fall eines Doryphoren den ermatteten Truppen des Vitaliansneffen das Zeichen zur Flucht gab. Unterdessen war die Hauptmacht, freilich wieder zu spät, in Mugello eingetroffen. Ihre geschlossene Phalanx mußte dem geschlagenen Vortrupp Rückhalt geben. Da raubte das Gerücht, Iohannes sei gefallen, den Führern die Besinnung. In panikartiger verlustreicher Flucht, bei der Bessas verwundet wurde, zerstob der Haufen und jeder rettete sich, manche davon durch halb Italien, in die Festungen Quni 542). 19. Festungskrieg
in Italien.
Einnahme
von
Neapel
Für die nächste Zukunft verzichteten die Nachfolger Beiisars auf gemeinsame Unternehmungen. Konstantian lag in Ravenna, Iohannes in Rom, Bessas in Spoletium, Iustinus in Florentia und Cyprian in Perusia. Jeder rüstete für sich auf eine bevorstehende Belagerung. Das Gesetz des Handelns lag bei Totila, dessen kühne Züge durch ein Land voll feindlicher Stützpunkte selbst die Unternehmungen des bedachteren Beiisar in den Schatten stellten. Das Jahr 542 sah ihn kreuz und quer durch Italien streifen. Wichtige Festungen fielen in seine Hand. Alle übrigen wurden nach und nach isoliert, ihre gegenseitige Verbindung gestört, vor allem aber ihr Hinterland durch bewußte Kontrolle des flachen Landes, des Bauerntums und der Wirtschaft, wieder unter gotische Botmäßigkeit gebracht. Da die waffenfähige Mannschaft, die Totila zur Verfügung stand, trotz ständigen Zustroms versprengter Goten und feindlicher Überläufer noch immer gering war, verfiel er auf das alte Auskunfts-
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II. Der Untergang der Goten
mittel Geiserichs. Er ließ die Mauern von Städten, die er nicht besetzen wollte, schleifen, eine Maßnahme, die ihm bei strengerer Durchführung noch weit höheren strategischen Gewinn gebracht, im Falle Roms vielleicht den Krieg entschieden hätte. Zuerst fiel Caesena, wichtig als Beobachtungsposten Ravennas 465 . In Kürze folgten Möns Feretrus (Möns Feretratus San Leo) südwestlich von San Marino und Petra Pertusa (Furlopaß) 4 6 6 . Damit besaß man eine ununterbrochene Verbindung von der Via Aemilia zur Flaminischen Straße. Aber Totila bewies den Spielregeln vorsichtiger Kriegsführung souveräne Verachtung. Er dachte nicht daran, sich jetzt vor Ravenna zu verbluten und seine Kraft an die schrittweise Säuberung Ober- und Mittelitaliens zu verzetteln. Er war sich der Gefahr, die von Ravenna, Auximum und all den starken, auf dem Seeweg mit Byzanz verbundenen Plätze der Küste drohte, bewußt, dachte ihr aber durch eine Kampfmethode zu begegnen, die militärischen Angriffsgeist mit sozialem Reformwillen paarte. Die hoffnungslose Lage der Goten zwang zum Bruch mit überholten Methoden einer romanisierten Politik und Kriegs führung. In Tuskien hatte Totila zunächst kein Glück. Er beschränkte sich auf kurzes Abtasten der feindlichen Festungen und überschritt den Tiber, ohne Rom eines Blickes zu würdigen. Dort hatte man allen Grund zum Ruf: Hannibal ante portas. Rasch hatte Totila mit seinen Reitern Mittelitalien passiert und tauchte in Kampanien und dem Samniterland auf. Die samnitische Hauptfestung Benevent wurde erobert, ihre Mauern wie üblich geschleift, um keinen Stützpunkt für oströmische Vergeltungsangriffe abzugeben. Endziel dieses Streifzugs war Neapel. Nicht anders als Beiisar, ja fast als sein gelehriger Schüler, gedachte Totila, Italien und Rom von unten her aufzurollen. Während er vor Neapel ein festes Lager bezog, durchstreiften seine detachierten Abteilungen den Süden und gewannen Bruttien, Lukanien, Apulien und Kalabrien. Im nahen Kastell Cumae wurden bedeutende Gelder erbeutet, ferner einige Frauen von Senatoren gefangen genommen und zur großen Genugtuung aller Italer freigelassen. Der junge König vereinte Zielbewußtheit in der Sache mit Nachgiebigkeit in den Methoden. In dieser Gegend behielt der Feind kaum einen Stützpunkt. Dank besonderer Rücksichtnahme auf die Bevölkerung spielte sich die gotische Landesverwaltung rasch wieder ein. Die psychologischen Mißgriffe der Byzantiner und eigene Freundlichkeit gegenüber der altansässigen Bevölkerung Italiens erlaubten es den Goten Totilas sich wie die Fische in einem freundlichen Element zu bewegen. Freilich hatten sich die Zeiten grundlegend geändert. Trotz seiner versöhnlichen Geste ließ Totila keinen Zweifel aufkommen, daß die alte Zusammenarbeit der gotischen Erobererkaste mit der senatorischen Grundbesitzerklasse Westroms aufgehört hatte. Die Wiederherstellung der gotischen Herrschaft in Süditalien führte zwangsläufig zu einer Wirtschaftsreform größten Ausmaßes. Die Senatoren wurden enteignet, ihre Güter unter die Goten und ihre Parteigänger verteilt. Die gleichzeitige Sklavenbefreiung zeigt, daß es sich nicht um einfache Ablösung der oströmischen Latifundienbesitzer durch gotische handelte, sondern um einen Wechsel des Systems. Man wird aus der Tatsache, daß zahlreiche ehemalige Kolonen und Sklaven in ostgotische Kriegsdienste traten, auf eine soziale Umschichtung im Sinne einer Bodenreform schließen dürfen. Der Grund ist klar: Wenn auch die Goten innerlich auf Seiten der Großgrundbesitzerklasse standen, sich dieses System ebenso wie die Wandalen Afrikas vollkommen zu eigen gemacht hatten, so waren jetzt die Brücken zwischen ihnen und der alten italischen Herrenschicht, mit der sie noch unter Theoderich leidlich zusammengearbeitet hatten, für immer abgebrochen. Überdies kamen ihnen die Menschenmassen, die durch den Umsturz frei wurden, für die Auffüllung ihrer empfindlich zusammengeschmolzenen Wehrmacht glänzend zustatten 467 . Jetzt flössen die Steuern der reichen Landstriche Süditaliens in die Kassen des Königs. Zur gleichen Zeit mußte in Rom und Ravenna der Sold gestundet werden, drohten Soldatenaufstände und das Uberlaufen wurde zur Regel.
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Diese Unglücksnachrichten und namentlich die Belagerung Neapels veranlaßten Iustinian zu einer Hilfsaktion. Freilich war noch kein Ende des Perserkriegs abzusehen. Durch das Reich raste die Pest. Der Kaiser selbst rang längere Zeit mit dem Tode. Das schleichende Mißtrauen gegen Beiisar hatte zu einer Generalsfronde geführt, die sich soeben in einer gefahrlichen Krise endud. Beiisar und Buzes waren auf Betreiben der Kaiserin ihrer Amter enthoben; an Einsatz des Generalissimus war weniger denn je zu denken. So mußte es bei Halbheiten bleiben. Gewiß verriet der Kaiser einige Einsicht in die Sünden der Zivilverwaltung. Der Prätorianerpräfekt Athanasius wurde durch Maximinus ersetzt. Anstatt aber die zivilen Vollmachten der Beamten zu beschneiden, lieferte ihnen der Kaiser seine Wehrmacht noch mehr aus als bisher schon eingerissen war. In panischer Furcht vor den Selbständigkeitsgelüsten seiner Generale vereinigte Iustinian Zivil- und Militärgewalt und betraute Maximinos mit dem Oberbefehl. Dergleichen ließ sich allenfalls in friedlichen Gebieten des Ostens, niemals aber in einem noch zu erobernden Lande ungestraft durchführen. Wenn auch Iustinians zivile und militärische Vollzugsorgane an Habgier und Bestechlichkeit einander schwerlich nachstanden, dürfte an der fachlichen Überlegenheit der Militärs in der Kriegführung so wenig ein Zweifel möglich sein wie heutzutage. Auf diesem Gebiet war der Zivilbeamte Narses eine seltene Ausnahmeerscheinung. Iustinian rüstete eine bescheidene Hilfsflotte aus. Die Kampftruppe umfaßte thrakische Einheiten unter Herodian, armenische Truppen unter Phazas, einem Neffen des georgischen Prinzen und an vielen Fronten bewährten Söldnerführers Peranios; ferner folgten einige Hunnen dem Befehl zum Einsatz in Italien. Den Oberbefehl hatte Maximinos, der die Gesamdeitung der wesdichen Kriegführung übernehmen sollte. Man erwartete eine vorteilhafte Auswirkung seiner außerordentlichen Vollmachten auf die Operationen, dies nicht zuletzt durch Wiederaufnahme pünktlicher Soldzahlung. Die hochgespannten Erwartungen des Kaisers wurden freilich rasch enttäuscht. Maximinos verpaßte durch allzu ausgedehnten Aufenthalt in Epirus (Valona oder Dyrrhachium) die günstige Zeit zum Angriff. Nach einiger Zeit sandte der Kaiser Beiisars ehemaligen Kommandeur der Fußtruppen Demetrios mit geringen Kräften zur See nach Sizilien. Zu ernsthaftem militärischen Eingreifen zu schwach, versuchte dieser durch eine Kriegslist Hilfe nach Neapel zu bringen. Er zog in Sizilien sehr viele Transporter zusammen, belud sie mit Getreide, wagte aber dann doch nicht mehr den urprünglichen Plan auszuführen. Statt frech unter Vorspiegelung einer gewaltigen Kriegsflotte im Hafen von Neapel einzulaufen, (die Goten hätten sich vermutlich täuschen lassen) segelte er zunächst nach Norden (Tarracina oder Ostia). Die Besatzung Roms unter Iohannes, dem Neffen Vitalians war allerdings von ihrer Niederlage im Mucella (Mugello- oder Sievetal) so stark beeindruckt, daß sie sich weigerte, Demetrios beim Entsatz von Neapel Hilfe zu leisten. Der Prokurator von Neapel, Namensvetter des Demetrios, ein erfahrener Seemann, Italien- und Afrikaveteran Beiisars, schlich sich auf Veranlassung des Kommandanten Konon zu ihm durch und überredete ihn, auch nach Wegfallen des Überraschungsmomentes den früheren Plan durchzuführen. Dazu war es zu spät. Auf der Höhe von Neapel lauerten die Dromonen Totilas, dessen Nachrichtendienst sich bewährte, der schwerfälligen Flotte auf und erbeuteten sie mit Ausnahme einiger Beiboote, auf denen auch Demetrios flüchten konnte. Der andere Demetrios büßte zwar nicht sein mutiges Unternehmen, wohl aber seine frechen Zoten gegen Totila mit dem Verlust von Zunge und Händen. Es war der erste militärische Erfolg der jungen gotischen Kriegsflotte, die in den Monaten der Einschließung Neapels entstanden war. Nach seinen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zeigte Totila, daß er auch militärisch völlig neue Wege zu beschreiten, ein altes Versäumnis Theoderichs, soweit die Umstände es erlaubten, einzuholen wußte. Zum erstenmal erlebten die Byzantiner, daß der Würgegriff ihrer Seeblockade mit gleicher Waffe vergolten wurde. Totila folgte bewußt dem Vorbild Geiserich und parierte die Angriffe der maritimen Welt-
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II. Der Untergang der Goten
macht mit seiner improvisierten, aber ständig wachsenden Flotte zunächst defensiv, bald auch im Angriff. Womöglich noch größeres Mißgeschick widerfuhr der Flotte Maximins. Nach nochmaligem langen Aufenthalt in Syrakus gab der Prätorianerpräfekt endlich den Drohungen des Kaisers und dem Spott seiner Gefährten nach und sandte Herodian, Phazas und Demetrios nach Neapel. Aber jetzt rächte sich das monatelange Zögern erst recht. Die Winterstürme (542) warfen die Flotte auf den Strand. Demetrios geriet in Gefangenschaft. Die übrigen Führer strandeten in größerer Entfernung vom gotischen Lager und konnten sich mit geringer Begleitung nach Sizilien durchschlagen. Totila ließ die Bevölkerung Neapels durch Demetrius über das Schicksal des Entsatzheeres aufklären. Der General Ostroms erschien mit einem Strick um den Hals vor der Mauer und brachte schon durch seinen Anblick die letzten Hoffnungen zum Schwinden. Darauf sprach Totila. Er versicherte den Neapolitanern als den einzigen Städtern, die einstmals zu den Goten gehalten hatten, daß er ihre Treue zu dem erzwungenen Eid auf Kaiser und Reich nicht bestrafen werde. Der Besatzung, insgesamt 1000 Oströmer und Isaurer unter Konon, versprach er freien Abzug. Jeder, den es anging, wußte, daß diese Worte ernst gemeint waren. Der Ruf des Gotenvolks, die jüngsten Taten Totilas, bürgten dafür. Lächelnd gestand der König eine weitere Monatsfrist zu, verdreifachte sie sogar aus freien Stücken. Das gab den Ausschlag. Obwohl die Behandlung durch Beiisar in frischer Erinnerung stand, entschloß man sich noch vor Ablauf der Frist zur Kapitulation. Totila ließ die Ausgehungerten durch vorsichtige Steigerung der Nahrungsaufnahme wieder zu Kräften kommen und gewährte der Truppe Konons freies Geleit nach Rom. In seiner Eigenschaft als oströmischer Jurist scheint Prokop ein wenig erstaunt, daß der König die Sperrung des Seeweges durch das Winterwetter nicht zum Vorwand nahm, um die auf Gnade oder Ungnade ausgelieferte Besatzung gewaltsam zurückzuhalten, sondern ihr freiwillig Pferde, Proviant und eine gotische Offizierseskorte stellte. Ferner erzählt er von der harten Strafe, die einen königlichen Leibwächter traf, der sich an der Tochter eines Italers vergangen hatte, gibt damit ein Beispiel der strengen Gerechtigkeit des Gotenkönigs und stellt den Gegensatz zur disziplinlosen Willkür der Kaiserlichen offen heraus. Neapel mußte sich wie die anderem von Totila zurückeroberten Festungen gefallen lassen, daß ein Teil der Stadtmauern geschleift wurde 468 . Das Jahr 543 stand bereits im Zeichen der kommenden Belagerung Roms. Totila ließ sich Zeit und wartete nicht nur die Wirkung seines Verhaltens gegenüber den Neapolitanern ab, sondern verstärkte diese Wirkung durch systematische Propaganda in Rom. Die Senatoren erhielten Briefe, in denen das Wirken Theoderichs gegen die Erpressungspolitik Iustinians, dargestellt in der obskuren Tätigkeit des kaiserlichen Münzbeschneiders Alexander, abgewogen wurde. Der Kaiser dürfte seinen Fehlgriff längst durch Abruf Alexanders berichtigt haben. Maximinus scheint jedoch erst 544 den mindestens ebenso belasteten Prätorianerpräfekten Athanasius abgelöst zu haben 469 . Eines Morgens waren Briefe ähnlichen Inhalts an den verkehrsreichsten Punkten Roms angeschlagen, die den Einwohnern überdies für den Verrat Verzeihung zugestanden und ähnlich milde Behandlung, wie sie in Neapel bewiesen war, in Aussicht stellte. Der Stadtkommandant Iohannes verdächtigte darauf die arianischen Priester und verwies sie aus Rom. Seit 543 belagerten die Goten Tivoli, seit 544 Fermo und Ascoli 470 . In Calabrien versuchte Totila die Festung Hydruntum (Otranto) zu überrumpeln, was aber nicht gelang. Er ließ daher zu ihrer Überwachung eine Truppe in Kalabrien und zog im Frühjahr 544 mit der Hauptmacht gegen Rom 471 . 20. Totila vor Rom. Zweiter Feld^ug Beiisars in Italien. Weitere Teilerfolge Totilas. Die Anfänge seiner Flotte. Die Entführung des Papstes Vigilius nach By%an% Keine Schreckensnachricht konnte Byzanz gründlicher alarmieren als diese. Es gab keine deutlichere Erläuterung jenes Schreibens, in dem die Befehlshaber der Reichstruppen Itaü-
20. Zweiter Feldzug Beiisars in Italien
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ens, an der Spitze Konstantian, kürzlich ihr Unvermögen zur Fortführung des Krieges ausgesprochen hatten. Aber der Osten war noch nicht befriedet, die Finanzen von dem langwierigen Zweifrontenkrieg aufs äußerste angespannt. In dieser Lage half sich Iustinian, indem er Beiisars berühmten Namen zum zweiten Mal in Italien einsetzte, zugleich aber dem Feldherrn die merkwürdige Bedingung stellte, daß er diesen erneuten Einsatz im Westen aus eigener Tasche bezahlen mußte 4 7 2 . Die Finanznot konnte natürlich nicht der einzige Beweggrund einer solchen überraschenden Härte sein. Prokop enthüllt in der Geheimgeschichte die innenpolitischen und persönlichen Hintergründe. Bei der erwähnten Generalsfronde vom Anfang des Jahres 542 hatten unvorsichtige Äußerungen, die sich gegen die Nachfolge der Kaiserin Theodora im Falle des Ablebens des von der Pestepedemie erfaßten Kaisers richteten, Beiisar und Bessas die Rache der ehrgeizigen Politikerin zugezogen und beide Generale in schwerste Unannehmlichkeit gestürzt. Beiisar verlor bei dieser Gelegenheit das Heermeisteramt des Ostens, seine 7000 Bucellariern zählende persönliche Gefolgschaft, dreißig Zentenarien Gold und wurde sozusagen unter Polizeiaufsicht gestellt. Erst die Versöhnung mit seiner ehebrecherischen Gattin Antonina ermöglichte eine Wiederannäherung an das Kaiserhaus, da Antonina der Kaiserin bei zweifelhaften Geschäften mit Geschick als Mitderin diente. Beiisar blieb trotz allem unermeßlich reich — sagte man ihm doch Veruntreuungen an den Staatsschätzen Geilamirs und des Witichis nach. Die Auflösung seines Gefolges war ein Akt der Selbsterhaltung des Kaiserhauses, das weder eine Privatarmee noch Condottieri solchen Stils dulden konnte. Angeblich setzte Antonina durch, daß ihr Gatte nach der Versöhnung kein Kommando im Osten erhielt, wo sie einst als ertappte Ehebrecherin ihre schwersten Demütigungen erfahren hatte 4 7 3 . Beiisar ging als kaiserlicher Connetable nach Italien. E r brach im Jahre 544 auf und zog mit dem illyrischen Heermeister Vitalian durch den Wehrbezirk Thrakien, um junge Freiwillige anzuwerben. 4000 Mann zählte die Truppe, die schließlich in Salona zur Ausbildung zusammengezogen wurde. D a ß dies aus eigenen Mitteln Beiisars geschah, war keine Strafe, gab es ihm doch die Möglichkeit, seine „Hausmacht", das persönliche Gefolge, soweit die verschärften Gesetze das zuließen, wieder aufzubauen. Das Ziel des bescheidenen Heeresverbandes war Ravenna, denn die Seefahrt nach Rom empfahl sich nicht, solange sich die unteritalischen Häfen in Feindeshand befanden. Totilas junge Kriegsflotte tat ein übriges, um den vermeintlichen Alleinherrschern auf dem Mittelmeer ihre altgewohnte Sicherheit zu rauben. Zwar sandte der Feldherr unter Valentin einen Truppen- und Lebensmitteltransport nach Hydruntum (Otranto). Vier Tage vor der vereinbarten Ubergabe konnte Valentin in den Hafen der Festung einfahren, da die Goten im Gefühl der Sicherheit auf Sperrmaßnahmen verzichtet hatten. Sofort verlegten sie ihr Lager in respektvolle Entfernung. Sie konnten zwar einem Landungstrupp erhebliche Verluste beibringen, verhinderten aber nicht, daß die ausgehungerte und völlig erschöpfte Besatzung gegen frische Kräfte ausgewechselt und Vorräte auf ein Jahr gelöscht wurden. Nach der Rückkehr Valentins segelte Beiisar zunächst von Salona nach dem istrischen Pola. E r ging mit seiner Truppe an Land, um die Ausbildung in Ruhe zu vollenden. Hier überzeugten sich Kundschafter Totilas von der Geringfügigkeit der Machtmittel des einst so Gefürchteten 4 7 4 . D e r König sah sich zu keiner Änderung seiner Pläne veranlaßt und wandte seine ganze Aufmerksamkeit auf die Belagerung Roms. Eben damals fiel ihm Tibur zu, womit ein sehr fester Posten am Anio gewonnen war. D e r Gerechtigkeitssinn Totilas wütete hier gegen die eigene Sache. E r verdankte die Einnahme Tiburs dem Verrat einiger Bürger an der isaurischen Besatzung. Zum Lohn ließ er die gesamte Einwohnerschaft einschließlich ihres Priesters mit dem Tode bestrafen. E s beruht nicht auf Willkür, wenn Prokop in den Kunstreden seiner Kriegsgeschichte Totilas Gedanken immer wieder um den Begriff der Gerechtigkeit kreisen läßt.
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II. Der Untergang der Goten
Sobald das Heer einsatzfahig war, zog Beiisar nach Ravenna (Ende 544) 475 . Seine offen ausgesprochene Hoffnung auf Zuzug von italischer und gotischer Seite erfüllte sich nicht. Die „Reichsuntertanen" verspürten nicht die geringste Lust, Totila die Treue aufzusagen. Militärisch blieb es bei Einzelunternehmungen. Vitalius, der wieder das Kommando über seine in Italien zurückgelassenen Illyrer übernommen hatte und Thorimuth, ein Doryphore Beiisars, begaben sich Anfang 545 nach Bononia, nahmen durch Vertrag ein Kastell vor der Stadt und warteten hier in der Hauptstadt der Aemilia das weitere ab. Plötzlich verließen alle Illyrer ihren Heermeister und zogen geschlossen in die Heimat. Selbst der Kaiser mußte später ihrem Gesandten Verzeihung gewähren, als er die Beschwerde vernahm. Sie beklagten sich, daß sie bei der unpünktlichen Soldzahlung für nichts und wieder nichts dienen mußten, während gleichzeitig die Bulgaren ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei führten. Auch dies war ein Kommentar zu Beiisars jüngster Äußerung, daß der Kaiser lieber in Italien als im Osten herrschen wolle. Auf dieses Mißgeschick hin wollten die Goten Bononia zurückholen, fielen aber in einen Hinterhalt und mußten fliehen. Nazares, der stellvertretende Führer des illyrischen Kontingents, hatte daran entscheidenden Anteil. Thorimuth und die Doryphoren Ricilas und Sabinian gingen darauf nach Auximum, um mit 1000 Mann der Truppe des Magnus Hilfe zu bringen. Sie gelangten unversehrt durch die feindlichen Linien, überzeugten sich aber bald, daß sie, zu schwach zu einer Entscheidungsschlacht, zahlreich genug, um die Vorräte schneller zu erschöpfen, einen eigenen Stützpunkt suchen mußten. Totila, der Auximum persönlich belagerte, erfuhr von dieser Absicht und lauerte denen zu nächtlicher Stunde Abmarschierenden 30 Stadien (6,3 km) vor Auximum auf. Sie verloren 200 Mann und den ganzen Troß, der Rest gewann aber die Küstenstraße und zog nach Ariminum. Das letzte oströmische Unternehmen dieses Jahres galt der Küstenstadt Pisaurum. Witichis hatte diesen wichtigen Platz der flaminischen Straße ebenso wie das benachbarte Fanum bald nach Kriegsausbruch schleifen lassen. Sabinian und Thorimuth besetzten auf Beiisars Befehl Pisaurum und vermochten schon nach kurzer Tätigkeit einem Angriff Totilas standzuhalten. Ferner erhielt Rom einige Verstärkungen durch zwei Doryphoren Beiisars, den Perser Artasires und den Thraker Barbation, die Bessas, dem ehemaligen Kommandanten von Spoletium und Nachfolger des Iohannes, zur Seite traten. Totila blieb im Picenischen und belagerte Firmum und Asculum 476 . Das elfte Kriegsjahr (545/546) begann mit der Sendung des Vitaliansneffen Iohannes nach Byzanz, die etwa im Juli erfolgte. Krasser denn je verriet sich hier die Machtlosigkeit Beiisars. Er durfte nicht wagen, einen ihm persönlich ergebenen Mann mit dieser Mission zu betrauen. Er mußte sich mit der Hoffnung begnügen, daß Iohannes, neben Narses sein Hauptgegner im Jahre 540, als höchst befähigter Offizier und Heerführer auch ohne persönliche Bindung an den Feldherrn das Reichsinteresse am Hofe wahrnehmen würde. Diese Hoffnung schlug fehl. Weder war der Kaiser geneigt, Beiisar im früheren Umfang Menschen, Material und Geld anzuvertrauen, noch Iohannes gewillt hierzu als Werkzeug zu dienen 477 . Er ging seinen persönlichen Interessen nach, Schloß eine verwandtschafdiche Bindung mit dem Kaiserhaus, indem er Germanus' achtzehnjährige Tochter Iustina heiratete. Germanus war der Kaiserin verhaßt. Aus verständlicher Eifersucht suchte die Kinderlose jede Heirat seiner Kinder hinauszuschieben und wenn möglich für immer zu hintertreiben. Seine Stunde schlug erst nach Theodoras Tod. Iohannes, der berüchtigte Schlächter der gotischen Frauen und Kinder, fürchtete daher nicht ohne Grund um sein kostbares Leben und mied nach seiner Rückkehr Beiisar sorgfältiger denn je. Nicht der Feldherr, sondern Antonina, die willfährige Helfershelferin Theodoras, jagte ihm heillosen Schrecken ein. So kreuzten sich die Fronten dieses heimtückischen Kampfes. Weder der Kaiser noch Beiisar spielten hier eine schmeichelhafte Rolle. Militärisch wirkte sich die weitere Vertiefung des Gegensatzes zwischen Iohannes und Beiisar eindeutig zu Gunsten der Goten aus.
20. Zweiter Feldzug Beiisars in Italien
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Totila gewann im Laufe des Jahres 545 Firmum und Asculum durch Vertrag 478 . Die Truppen zogen unbehelligt ab, das Schicksal der Zivilbevölkerung soll wenig erfreulich gewesen sein. Nicht anders ging es Auximum, dessen Besatzung wohl bald nach dem kläglichen Abzug der Befreier kapitulieren mußte 479 . Bald fielen auch Spoletium und Assisium in seine Hand 4 8 0 . Die spoletische Besatzung unter Herodian Schloß einen dreißigtägigen Waffenstillstand und ergab sich freiwillig, als nach Ablauf der Frist kein Entsatz zur Stelle war. Herodians Liebe zum Reich hatte nicht so sehr der Unfall bei Neapel als Beiisars nachträgliche Vorwürfe in das Gegenteil verwandelt. In Assisium fiel der Kommandant Sisifrid, worauf die Bürger das Fähnlein Soldaten zur Ubergabe zwangen. Ähnlich wird es Clusium (Chiusi) ergangen sein. Anders dagegen Perusia. Dort glückte zwar Totila einer der wenigen erfolgreichen Anschläge gegen das persönliche Gefolgschaftsverhältnis. Er konnte den Kommandanten Cyprian, der selbst die verlockendsten Angebote unerschütterlich ablehnte, durch den bestochenen Doryphoren Uliphos aus dem Wege räumen lassen. Der feige Mord schlug dem Ehrbegriff des Zeitalters ins Gesicht und hatte ein anders Resultat, als Totila erwartete. Die Besatzung wurde erst recht fanatisiert und Totila zog unverrichteter Dinge ab, da er Größeres plante. Das Jahr 545 hatte ihm stolze Erfolge gebracht. Die Via Flaminia, gleichbedeutend mit der Achse Rom — Ravenna, stand wieder unter gotischer Herrschaft. Nach der Unterwerfung Unteritaliens und wichtiger Stützpunkte Mittelitaliens war es an der Zeit, dem auf Ligurien und Campanien, also ausgesprochenem Bauernland, beruhenden Herrschaftsbereich den römischen Mittelpfeiler einzufügen. Totila verfügte nur über einen Bruchteil der Massen, die noch Witichis gegen Rom in Bewegung setzte, und doch stand die Belagerung Roms, die etwa Dez. 545 begann, unter einem günstigeren Stern. Es war nicht allein die Schwäche des Reichs, die den Gotenkönig jetzt emportrug. Er wußte genau, daß Witichis mit seinem großen Heer an der meerbeherrschenden Flotte Ostroms zu Grunde gegangen war und hatte längst Mittel und Wege gefunden, um diesem Verhängnis zu entgehen. Endlich wagten es die wahren Fortsetzer des Weströmischen Reichs dem Beispiel Geiserichs mit einem Versuch der Auflehnung gegen die Zwingherrn des Mittelmeers zu folgen. Es waren nur winzige Schiffe, die Totila während der Belagerung Neapels an der Küste, auf den Liparischen Inseln und Stromboli bauen ließ, aber sie stürzten sich wie Hornissen auf die schwerfälligen Frachter Ostroms. Anders als unter Witichis verödeten diesmal die Umschlaghäfen Terracina, Ostia und Portus, ganz abgesehen von der beweglichen Führung des Fesdandskriegs, der unermüdlichen Überwachung auch der Tiberschifffahrt. Roms Verteidiger, der Patricius Bessas, der im Frühling 545 den Neffen Vitalians abgelöst hatte, legte sich in Anbetracht der Schwäche seiner Besatzung (3000 Mann) größte taktische Zurückhaltung auf. Damit zog er sich die Kritik der beiden Doryphoren Beiisars zu. Als eine gotische Vorausabteilung gemeldet wurde, wagten Artasir und Barbation gegen Bessas' ausdrücklichen Befehl einen Ausfall, errangen einige Erfolge, verloren aber schließlich in einem Hinterhalt fast ihre ganze Mannschaft 4 8 1 . Totilas Stärke in jenem Stadium des Krieges geht nicht zuletzt aus seinem gleichzeitigen Unternehmen gegen Placentia hervor. Er sandte ein Heer dorthin und stellte damit unter Beweis, daß er neben der Eroberung von Mitte und Süden auch seine Ausgangsstellung in der Wesdombardei auszubauen imstande war. Seither wagte sich niemand vor die Tore Roms; weder Proviant noch Futtermittel konnten wie üblich in der Umgebung ergänzt werden. Die gotische Seeblockade gestaltete sich damit noch wirksamer. Es galt nun abzuwarten. Totila konnte dank der geringen Zahl der Verteidiger Roms auf eine so enge Einschließung der Stadt wie zu Witichis' Zeiten verzichten. Ein mehr oder weniger regelmäßiger Streifendienst um die Mauer genügte vollauf. Das Hauptquartier Totilas war am Campus Meruli (Vereinigung von Via Pertuensis und Via Campania) 12 km von Rom entfernt, aufgeschlagen 482 . Der Hunger begann immer grausamer zu wüten, da alle Zufuhren abgeschnitten waren. Unter den Bürgern machten die Worte des königlichen Brie-
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II. Der Untergang der Goten
fes die Runde. Schon richtete sich bestimmter Verdacht der Machthaber gegen die einheimische Prominenz, selbst gegen den unentwegt kaiserlichen Senat. Der Patrizier Cethegus, Princeps des Senats mußte Rom verlassen und begab sich nach Centumcellae (Civitavecchia). Beiisar sah von Ravenna aus ohnmächtig zu. Jetzt reute es ihn, daß er sich nicht über Sizilien nach Rom durchgeschlagen hatte. Selbst Prokop findet Worte der Kritik. Er tadelt die Nachgiebigkeit gegen Vitalius, der sich mit gutem Grund nicht noch weiter von seiner bedrohten illyrischen Diözese hatte entfernen wollen, und spricht von schicksalhafter Verblendung des Feldherrn 483 . Gewiß war Beiisar nicht viel schwächer als am Anfang seiner berühmten Verteidigung Roms. Aber damals beherrschte er eben die See, während es jetzt viel wichtiger war, von außen her den Ring Totilas um Rom zu durchstoßen. In Erkenntnis dieser unabweislichen Notwendigkeit betraute er Iustinus mit seiner Vertretung in Ravenna und begab sich auf dem Landweg nach Dyrrhachium (Durazzo), um an diesem Ausgangspunkt der Landverbindung nach Byzanz Verstärkungen abzuwarten. Der Kaiser erhielt den gewohnten Lagebericht, der freilich in die Wiederholung der Iohannes aufgetragenen Bitten ausklang und gleichfalls die verfängliche Mahnung zur Rückgabe der vor drei Jahren zwangsweise aufgelösten Haustruppen enthalten haben dürfte. Der Herrscher, der nach dem Urteil des Mitarbeiters eines Beiisar Kriege zwar anzuzetteln, aber nur mattherzig zu führen verstand, horchte auf. Rom, das Idol seiner politischen Romantik, war in höchster Gefahr. Endlich entschloß er sich wieder zum Handeln. Er unterstellte Iohannes und dem Armenier Isaak einen stark mit Barbaren durchsetzten Heeresverband von unbekannter Stäjrke, und erteilte Marschbefehl nach Dyrrachium. Ferner ließ er durch Narses Heruler anwerben, die dem ihrem Stamm seit alters besonders eng verbundenen Feldherrn unter Führung des bewährten Philemuth freudig folgten. Sie zogen nach Thrakien, um zu überwintern und im Frühjahr 546 Iohannes zu folgen. Auf diesem winterlichen Marsch zerschlug Narses ein sklavenisches Plündererheer und nahm den falschen Chilbudius, der sich das Heermeisteramt Ulyriens anmaßte, gefangen. Unterdessen behielt Beiisar auch in Epirus die Fäden des Krieges in der Hand. Er ließ einige Plätze um Rom besetzen, vor allem die von Innokentios befehligte Besatzung des Hafens Portos verstärken. Valentin und der Doryphore Phokas unterzogen sich im Frühjahr 546 der Aufgabe, in Zusammenarbeit mit Bessas von Portus aus, das gotische Lager im Süden Roms anzugreifen. Aber der greise Bessas war grundsätzlich ein Gegner der ungewissen Vorfeldkämpfe. Seine ganze Macht - 3000 Mann - durfte er nicht aufs Spiel setzen, selbst wenn er die Mauern von Bürgern besetzen ließ. Als nun die beiden mit 500 Mann erfolgreich gegen das gotische Lager vordrangen, unternahm er nichts. Am folgenden Tag ließ er es trotz dringender Aufforderung geschehen, daß ein weit größerer Verband, der sich aus Portus wagte, von den verräterisch benachrichtigten Goten umstellt und niedergemacht wurde. Valentin und Phokas bezahlten ihre Tollkühnheit mit dem Leben 4 8 4 . In diesen Tagen - noch vor Ablauf des elften Kriegsjahrs Prokopscher Zählung, also um das Frühlingsende 546 - scheiterte eine weitere Hilfsmaßnahme für Rom. Papst Vigilius 485 sandte seinen ausgehungerten Mitbürgern eine Getreideflotte, die aber den Goten in die Hände fiel. Das Unternehmen lenkt die Aufmerksamkeit nochmals auf die Stellung des Papsttums in diesem Kriege. Papst Vigilius, ursprünglich ein Parteigänger der Kaiserin Theodora, hatte die Hoffnungen dieser leidenschaftlichen Monophysitin nicht erfüllt. Selbst das Religionsedikt Iustinians gegen die „drei Kapitel" vom Jahre 543/44, das bei aller Schonung des Chalcedonense einige unbedeutende Rücksichten auf ostkirchliche Belange nahm, erkannte er nicht an. Zwar wagte er auch hier keine runde Ablehnung, doch genügte sein Zögern bereits, ihm die Mißbilligung der einstigen Gönnerin zuzuziehen. Gewiß erstrebte auch Iustinian, daß der „Patriarch des Westens" zeitweilig den historischen Einflüssen Roms
20. Zweiter Feldzug Beiisars in Italien
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entzogen und in Reichweite der byzantinischen Geheimpolizei gebracht wurde. Überdies standen die Goten vor Rom. Der Statthalter Christi mußte den Versuchungen eines abermaligen Gesinnungswechsels entzogen werden. Die Ausführung behielt sich Theodora vor. Sie ließ Vigilius am 22. XI. 545 durch eine starke Polizeitruppe unter dem Scribo Anthimus ergreifen und auf dem Seewege durch die feindlichen Sperrlinien nach Sizilien schaffen. Das hungernde Volk, das den Sinn des Vorgangs nicht begriff, tobte und bewarf das Schiff mit Steinen, denn es erblickte in den Päpsten bereits berufene Führer der städtischen Geschicke und fühlte sich nun verraten und verlassen. Der Fluchtverdacht war ungerecht. Vigilius verließ Rom als Gefangener. Er blieb lange in Catania, vermutlich auf eigenen Wunsch, und der Kaiser gestand ihm das zu, um dem temperamentvollen Vorgehen seiner Gemahlin nachträglich die Härte zu nehmen. Ende Juni 546 fuhr Vigilius über Griechenland nach Byzanz. Kurz zuvor sandte er neben anderen Klerikern zwei hohe Geisdiche als seine Vertreter nach Rom, den Presbyter Ampliatus, seinen Vicedominus, und den Bischof Valentin von Silva Candida (bzw. S. Rufina). Er gab ihnen zahlreiche Getreideschiffe mit und hoffte damit die Römer zu versöhnen, die seinen langen Aufenthalt in Sizilien natürlich erst recht als Flucht auslegen konnten. Die Flotte kam glücklich an den Liparischen Inseln vorüber, aber die Goten waren benachrichtigt und versteckten sich im Hafen Portus. Die oströmische Besatzung des Kastells gab heftige Warnzeichen, konnte aber nicht verhindern, daß die sorglos ansegelnden Schiffe mitsamt den päpstlichen Delegierten den Goten in die Hände fielen. Totila ließ nach Prokops wohl übertriebener Angabe die gefangenen Römer als Hochverräter über die Klinge springen. Dem mitgefangenen Bischof Valentin wurden auf den Verdacht falscher Aussage hin angeblich die Hände abgehackt. Inzwischen nahm die Hungersnot in Rom Formen an, die selbst dem wenig von humanitären Gefühlen angekränkelten Wucherer Bessas, Beiisars unwürdigem Platzhalter, zumindest den Schein des Einlenkens gegenüber der schwer leidenden Bevölkerung nahelegten. Mit seiner Erlaubnis begab sich Roms zur Zeit rangältester Kleriker, der Diakon Pelagius, ins Lager Totilas, um der gotischen Regierung die Friedensvorschläge der Oströmer zu unterbreiten. Pelagius war in Abwesenheit des Papstes nicht nur durch seine amtliche Stellung, sondern mindestens ebensosehr durch das besondere Vertrauen Iustinians für diese ohnehin dem Brauch des Zeitalters entsprechende Mission geeignet. Die Freigebigkeit des Diakons und sein Ansehen beim Kaiser hatten ihn nach der geschickten Entführung des Papstes Vigilius zum geistlichen Führer der Römer gestempelt. Beides hing zusammen, denn wenn Pelagius in diesen Notzeiten das Geld mit vollen Händen ausstreute, so überstieg diese Großzügigkeit seine privaten Mittel bei weitem: er hatte die Gelder in Konstantinopel erhalten, wo er glänzend angeschrieben war, und wußte welchen Gebrauch er von der käuflichen Gunst des Volkes im Sinne seiner Auftraggeber zu machen hatte 486 . Allerdings war die Aktion des künftigen Papstes von vornherein mit einer Hypothek belastet. Auch die Goten hatten sich zu Anfang desselben Jahres eines Geisdichen zu Verhandlungen mit Iustinian bedient. Sie sandten Bischof Aventius von Assisi als Führer einer Gesandtschaft nach Konstantinopel. Uber den Erfolg dieses mutmaßlichen Friedensangebotes sagt das Schweigen Prokops, die Kargheit der Chronistennotiz genug. Es ist also anzunehmen, daß die energische Sprache des Gotenkönigs gegenüber dem römischen Diakon eine Folge des kürzlich erlittenen Mißerfolges war 4 8 7 . Im Feldlager Totilas kam Pelagius nach der absichtsvollen Darstellung Prokops nicht als erster zu Wort, sondern mußte dem diplomatischen Brauch entgegen zunächst eine Rede des Königs anhören, der ihm klipp und klar erklärte, daß über drei Punkte jede Verhandlung zwecklos sei: 1. über Sizilien 2. über die Mauern Roms 3. über die in gotische Kriegsdienste getretenen Leibeigenen. Die Wirkung, die diese Worte ausübten, zeigt nur zu deutlich, daß Totila den Kern der Sache getroffen hatte und entweder Prokops Darstellung des äußeren
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II. Der Untergang der Goten
Verlaufs der Verhandlungen nicht ganz zutrifft oder (was eher anzunehmen ist) Totila bereits auf anderem Wege von den bevorstehenden Vorschlägen des Priesters erfahren hatte. In der Tat erübrigte sich nun jedes weitere Wort, so daß der Verdacht einer absichtlichen Sabotage der Verhandlungen seitens des Kommandanten Bessas, der dem Diakon unerfüllbare Bedingungen oktroyierte, nicht von der Hand zu weisen ist. Was Sizilien anlangt, so ist den überaus deutlichen Worten, die Prokop Totila in den Mund legt, nichts hinzuzufügen. Die Sizilianer waren von Theoderich bei der Friedensordnung Italiens unerhört bevorzugt und so gut wie ganz von militärischen Lasten verschont worden. Zum Dank hatten sie die Oströmer als Befreier empfangen, hatten der Okkupationsarmee als Absprungbasis gedient, die Erfolge der winzigen Armee Beiisars überhaupt erst ermöglicht. Wenn hier noch Ressentiment mitsprach, so waren die Gründe für eine Entmilitarisierung Roms restlos den militärischen Forderungen des Augenblicks angepaßt. Erst recht lag jeder Gedanke an eine Auslieferung von jetzigen Verbündeten in die Botmäßigkeit ihrer ehemaligen Feudalherren außerhalb des Bereichs der Möglichkeit. Die Mission des Pelagius war zum Scheitern verurteilt. Die enttäuschten Römer wandten sich nun an Bessas und Konon. Die Ubergabe vorzuschlagen, wagten sie nicht, dagegen baten sie um die Erlaubnis gegen Bezahlung in Lebensmitteln Hilfsarbeiten verrichten zu dürfen. Bessas hatte für die Bitten und Verzweiflungsangebote wenig Verständnis, zumal er die einträglichsten Wuchergeschäfte mit seinen Getreidevorräten betrieb. So wurden die Leiden dieses Sommers und Herbstes unerträglich. Die Massen nahmen ihre Zuflucht zu Brennesseln. Einzelne schlichen sich aus der Stadt - einer allgemeinen Flucht dagegen widersetzten sich die Militärs unerbittlich, da sie für den Ernstfall Reserven brauchten 488 . Placentia befand sich in ähnlicher Lage, wechselt aber bereits um die Mitte des Jahres 546 den Besitzer 489 . 21. Scheitern des Entsatzes von Rom. Beiisars Durchbruchsversuch aus Rom wird erobert und evakuiert. Neue Kämpfe in Unteritalien
Portus.
Unterdessen hatten Iohannes und Isaak längst ihre Truppen nach Dyrrhachium geführt 490 . Im Kriegsrat gingen die Meinungen über die zweckmäßige Marschweise auseinander. Iohannes empfahl, mit ganzer Heeresmacht über die Meerenge zu setzen, mußte sich aber dem Befehl Beiisars beugen, der eine Teilung für zweckmäßiger hielt. So blieb Iohannes zunächst in Dyrrachium, während Beiisar mit seiner Heeresgruppe nach Hydruntum übersetzte. Die gotischen Belagerer dieses Hafens zogen sich sofort nach Brundisium zurück und alarmierten Totila. Schon hoffte der Gotenkönig eine Feldschlacht gegen den Heranziehenden führen zu können, als ihn die Nachricht von Beiisars Abfahrt mit unbekanntem Ziel ereichte. Er ahnte die nahe Entscheidung und Schloß Rom nur noch fester ein. Wie seit langem den oberen Tiber, so sperrte er nun auch den Unterlauf an einer engen Stelle 90 (19 km) Stadien vor der Stadt durch eine behelfsmäßige Brücke mit Wachttürmen und Sperrketten, dem Namen nach gegen kleine Schmuggelboote, in Wirklichkeit gegen einen Durchbruchsversuch Beiisars 491 . Der Feldherr traf, wie erhofft, sehr rasch mit seiner Flotte in Portus ein. Damit befand er sich in der Nähe Roms, das neuen Mut schöpfte, und hatte durch den Zeitgewinn von 35 Tagen — der Landmarsch Kalabrien — Rom dauerte 40 Tage — vielleicht sogar die Übergabe der Stadt fürs erste verhütet. Der zweite Fall seines Plans, die Vereinigung mit Iohannes, ging freilich nicht so glatt vonstatten, so daß die Stadt einstweilen von der Hoffnung zehren mußte. Iohannes landete kurz nach der Weiterfahrt Beiisars befehlsgemäß in Kalabrien 492 . Die Goten in Brundisium waren ahnungslos, als er anrückte und mit Hilfe eines gefangenen Kundschafters erst ihre Pferde wegfing, dann ihr schlecht verteidigtes Lager angriff und die Überraschten fast sämdich niedermachte. Daraufhin fiel ihm Kalabrien zu, und auch auf Bruttien und Lukanien begann er mit Hilfe des Großgrundbesitzers Tullian Einfluß zu üben.
21. Totila erobert und evakuiert Rom
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Die Masse der abhängigen Bauern Süditaliens war trotz Totilas sozialrevolutionärem Plan nicht viel mehr als politisches Treibgut, das dem jeweils Mächtigeren zufiel. Auf der Via Traiana marschierte der Verband in nordwesdicher Richtung, nahm das apulische Canusium ein und strebte über Beneventum und Capua nach Rom. Totila parierte, indem er 300 Reiter nach Capua sandte mit dem Auftrag, heimlich den Anmarschierenden zu folgen. Es wurde zwar wieder nichts aus der geplanten Umzingelung des Gegners, denn Iohannes merkte die Absicht und wich nach Lukania und Bruttium aus. Immerhin war Beiisar damit weiter zur Untätigkeit verurteilt. Es machte ihm wenig Eindruck, als Iohannes die zugleich mit der Sicherung der Straße von Messina betraute bruttische Wachttruppe der Goten überraschte, zerschlug und ihren Führern Recimund nahm. Trotz dringender Mahnungen, endlich die Rücksicht auf die 300 Reiter in Capua fallen zu lassen, blieb Iohannes in der apulischen Festung Cervarium. Jedenfalls dürfte auch hier der alte Gegensatz mitspielen, der Beiisar von dem ersten Mann der Narsespartei trennte. Es waren freilich nicht diese verjährten Dinge, sondern die Nachstellungen der Antonina, Theodoras Werkzeug, die den Schwiegersohn des Germanus in Beiisars Nähe für sein Leben fürchten ließen. Der Feldherr lag mit seinen offenem Kampf nicht gewachsenen Truppen und seinem Getreide in Portus und wartete. Etwas mußte geschehen, wenn Rom sich halten sollte. So entschloß er sich wieder zu einer seiner bezeichnenden Unternehmungen, die seine gründliche Praxis in der Technik des Festungskrieges immer wieder unter Beweis stellte 493 . Zweihundert mit hölzernen Schutzwänden versehene Dromonen wurden mit Getreide und Lebensmitteln beladen und mit den besten Soldaten besetzt. Zur Linken auf der Straße Portus — Rom von den Fußtruppen begleitet, fuhren sie stromaufwärts, überwanden die frisch verlegten Sperrketten und erschienen vor der Sperrbrücke der Tiberenge, 90 Stadien (19 km) von Rom. An der Spitze führte das Flaggschiff Beiisars zwei festverbundene Kähne im Schlepptau, die einen Turm trugen. Diesen Schiffsturm manövrierte man neben den linken Brückenturm der Goten, den er dank vorheriger Spionage um einiges überragte. Die gotische Turmbesatzung und ihre aus der Schanze herausstürzenden Kameraden konnten den allseits gedeckten Byzantinern nichts anhaben. An der Spitze des schwimmenden Turms hing ein Nachen voll höchst empfindlicher Zündstoffe. Er wurde in Brand gesetzt und auf den Turm der Feinde herübergestoßen, der augenblicklich in Flammen aufging, und seine Besatzung, 200 auserlesene gotische Krieger unter Osdas, in den Gluten erstickte. Unter dem Eindruck des gräßlichen Unfalls zog sich der Gegner zurück, und Beiisar setzte zur Zerstörung der Brücke an. Die Fußtruppen konnten, ohne von dem feindlichen Turm ihrer Flußseite noch behindert zu werden, besonders tatkräftig eingreifen. Da wendete ein Zufall die Dinge. Wie die Tibermündung, so hatte Beiisar erst recht die Festung Portus im Schutz einer Wachttruppe unter dem Armenier Isaak zurückgelassen. Zu seinem Unheil erfuhr Isaak den Erfolg seines Feldherrn sehr rasch. Er setzte gegen strengsten Befehl über den Tiber und griff mit 100 Reitern die Schanze der Goten an. Vorsichtig wichen diese zurück, verloren freilich im Handgemenge ihren tapferen Führer Ruderich. Als sie über die Stärke der plündernden Feinde im klaren waren, gingen sie zum Gegenangriff über, erschlugen fast alle und nahmen Isaak gefangen. Reiter überbrachten Beiisar die Nachricht. Der Feldherr glaubte, Portus sei gefallen, seine Gattin und aller Besitz, der einzige verbliebene Hafen Latiums seien verloren. In rascher Fahrt erreichte er mit den Schiffen stromabwärts Portus und erfuhr hier Isaaks Torheit und die eigene Übereilung. Es war zu spät, den Angriff auf die Brücke zu wiederholen. Isaak wurde von Totila als Sühne für Ruderich zum Tode verurteilt. Beiisar verfiel über sein Mißgeschick in ein gefahrliches Fieber und lag längere Zeit krank. Im Zusammenhang der Kriegshandlungen ist der gescheiterte Versuch, Rom zu entsetzten, gewiß mehr als eine Episode. Den ausführlichen Bericht verdanken wir jedoch
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II. Der Untergang der Goten
weniger dem Gewicht der Tatsachen als der fast als sicher anzunehmenden Augenzeugenschaft Prokops. Damit schiebt er sich unwillkürlich gleich wichtigen Ereignissen der vergangenen Jahre gegenüber in den Vordergrund. In R o m waren nur noch 500 Bürger und einige Senatoren übrig, was teils auf die große Sterblichkeit, teils auf die heimliche Abwanderung der Einwohner zurückging, denen der Hunger die mit dem Durchbruch durch die Blockade verbundenen Gefahren gering erscheinen ließ. Bessas trieb unentwegt Wucher der schlimmsten Art; er vernachlässigte den Wachdienst und versagte regelmäßig, wenn Beiisar ihm den Befehl zu einem Ausfall erteilte, so daß er auch am Scheitern des Hilfsunternehmens nicht ohne Schuld war. Schließlich machten sich vier isaurische Soldaten vom Wachdienst die Lage zunutze und begaben sich bei Nacht, während die Nachbarwachen wie gewöhnlich schliefen, ins feindliche Lager, um Totila ihre Dienste anzutragen. Nach einigen Tagen des Zögerns und vorsichtiger Nachforschung ging der König auf ihren Vorschlag ein. Kurz nach Abbruch der verabredeten Nacht führte er das Heer in Waffen vor das Asinarische Tor. Die Verräter zogen hier eine Anzahl Goten auf die Mauer, die unbemerkt an das Tor eilten und den Riegel mit einigen Axthieben zerschmetterten. Man schrieb den 17. Dez. 546, als Totila, ohne auf Widerstand zu stoßen, nach 10 Jahren der Fremdherrschaft wieder in die Schicksalsstadt seines Reiches einzog 4 9 4 . Ein oströmischer Söldnerhaufe hätte bei so naher Aussicht auf Beute und Plünderung die Besinnung verloren und wäre blind auseinandergelaufen — die Goten hielten musterhafte Ordnung und besetzten die Innenstadt noch nicht, sondern rückten erst am Morgen langsam vor. Totila traf die Vorsichtsmaßregel nicht nur aus Furcht vor einem Hinterhalt des Bessas im Häusermeer der alten Hauptstadt der Welt. E r wollte namendich der Bevölkerung Zeit zur Flucht in die kirchlichen Asylstätten geben. Der Verfasser der Papstbiographie des Vigilius hat die „väterliche" Handlungsweise Totilas ausdrücklich hervorgehoben. Bessas' Truppen flohen in ganzen Einheiten mit ihren Führern aus den verschiedenen Toren der Stadt. So fielen nur ganz wenige unvorsichtige oder verspätete Soldaten und Bürger dem einrückenden Heer zum Opfer. Auch später wurden selbst politisch höchst verdächtige Personen, wie Rusticiana, die Tochter des Symmachus und Frau des Boethius, geschont. Totilas erster G a n g galt der Peterskirche. Hier trat ihm Pelagius beschwörend entgegen. Er hatte von dem Sieger nichts weiter zu dulden als gutmütigen Spott. A m folgenden Tag trat Totila vermutlich wie einst Theoderich auf dem For u m 4 9 5 zunächst seinem Heer zu kurzem Rechenschaftsbericht entgegen und hielt dann scharfe Abrechnung mit dem Senat. I m Zuge der Verwirklichung des bekannten Sozialprogrammes verfielen die Privatvermögen zu Gunsten der Goten, wie auch das Wuchergut des Geizhalses Bessas beschlagnahmt wurde. D a Totila Frieden mit dem Kaiser wünschte, stellte er dem Senat trotz allem Vorangegangenen Versöhnung in Aussicht und sandte Pelagius mit dem römischen Rhetor nach Byzanz, um dem Kaiser sein Friedensangebot zu unterbreiten 4 9 6 . E r drohte mit der nach allen vorangegangenen Erfahrungen militärisch fast unvermeidlichen Zerstörung Roms, dem Strafvollzug an den Senatoren und einem Gegenangriff auf Ulyricum. A m Bosporus durfte man aus sicherer Entfernung über solche Kriegs folge für den Westen lachen. Iustinian lehnte zur heimlichen Genugtuung des Priesters jede Verhandlung ab und verwies ihn an Beiisar als seinen alleinigen Bevollmächtigten. Anfang 547 ließen bedrohliche Nachrichten aus Süditalien den Eroberer R o m s aufhorchen. Lukanien wurde von Tag zu T a g kaiserlicher. Der Magnat Tullian besetzte mit seinen gewiß durch Versprechungen gewonnenen Bauern die E n g p ä s s e des Nordwestens und erbat von Iohannes Unterstützung 4 9 7 . Dieser gab ihm 300 Anten, die sich dank ihrer Herkunft von dem gefürchteten Wandervolk zwischen Kaukasus und Karpaten vorzüglich auf den K a m p f im Gebirge verstanden. Totila glaubt, daß eine Geste genüge und ließ eine Schar Bauern unter gotischer Führung gegen die Pässe vorgehen, um den Durchgang zu erzwingen. Die Gunst der Örtlichkeit und die Erfahrung der Anten gaben Tullian das Ubergewicht.
21. Totila erobert und evakuiert R o m
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Das war für Totila ein dringliches Zeichen zur Wiederaufnahme seiner Kavalleriepatrouillen zur Sicherung des flachen Landes. Zugleich sah er damit noch vor Pelagius' Rückkehr die Gesinnung Iustinians ausgesprochen. Sofort erging der Befehl zur Schleifung der Mauern Roms. Aber der archäologische Befund ergibt nur zu eindeutig, das dieser Befehl nicht ernst gemeint war. Der König begnügte sich damit, an einigen ohnehin beschädigten Stellen das obere Drittel der Mauer vollends einreißen zu lassen. Als Beiisar erfuhr, daß weitergehende Maßnahmen geplant seien, forderte er Totila schmeichelnd und drohend auf, seinen Namen nicht durch eine so grausige Tat zu beflecken, vergaß aber geflissentlich, seinen eigenen militärischen Mißbrauch der Ewigen Stadt zu rechtfertigen. Wenn auch die zweimalige Schonung Roms den Untergang der Goten mehr als jedes andere militärische Versäumnis verschuldet hat, bedurfte es weder der Bitten noch erst recht der Drohungen, um Totila von seinem Vorhaben abzubringen. Die jahrzehntelange Uberlieferung der gotischen Toleranzpolitik und des Königs eigene politische Vergangenheit schlossen einen solchen Verzweiflungsschritt von vornherein aus. Die Stadt wurde resdos geräumt, die Senatoren als Geiseln weggeführt, das halbe Tausend noch übrig gebliebener Bürger nach Campanien ausgewiesen. Anderthalb Monate schien Rom das Schicksal von Babylon und Ninive zu teilen. Seine Paläste und endlosen Häuserfluchten lagen verödet. Jeder menschliche Laut war verstummt. Für den kurzen Augenblick von 6 Wochen stockte der Atem der tausendjährigen Stadt. Die gotische Hauptmacht bezog bei Algedon 4 9 8 , 120 Stadien (25,3 km) wesdich Roms, ein festes Lager, um Portus und Beiisar zu überwachen, während Totila mit einem Reiterverband gegen Iohannes und die Aufrührer Lukaniens und Apuliens zog. Schon vor seinem Erscheinen zerstob der Widerstand. Die Bauern legten die Waffen nieder und gingen wieder an die Arbeit. So hatten die in Campanien internierten Latifundienherren auf Totilas Geheiß ihnen befohlen. Tullian floh, und die 300 Anten kehrten zu Iohannes zurück, der Hydruntum besetzt hielt. Die Goten streiften ungehindert und bald recht unvorsichtig durch die mit Ausnahme des einen Stützpunktes wieder voll unterworfenen lukanisch-apuüschen Landstriche. Erst nach einigen ernsteren Verlusten, die Streifscharen aus Hydruntum ihnen beibrachten, legten auch sie einen festen Stützpunkt an und wählten hierzu den alten Lagerplatz Hannibals am Monte Gargano 4 9 9 . Iohannes' Gegenzug war die Besetzung von Tarent 5 0 0 . Damit gewann er einen weiteren Stützpunkt in Kalabrien, der allen kaiserlich Gesinnten als Rückhalt dienen konnte. Die Akropoüs lag auf unzugänglichem Felsen und war leicht zu verteidigen. Das südostwärts anschließende Stadtgebiet mit den Vororten hatte den Charakter einer offenen Stadt, kam militärisch nicht in Betracht. Dennoch brachte man es fertig, in kurzer Zeit eine Mauer mit Grabensicherung quer durch die Landenge vom Tarentinischen G o l f bis zum Mare piccolo herüberzuführen. So entstand ein befestigter Sektor, in dem die vom Lande zuströmenden Parteigänger des Ostreichs Zuflucht fanden. Inzwischen waren Apulien und Lukanien fest in Totilas Hand. E r eroberte auch das Kastell Acherontia (Acerenza) und legte, nicht zuletzt zur Beobachtung des unzuverlässigen Kalabrien, eine Besatzung von 4 0 0 Mann hinein 5 0 1 . Im übrigen hielt er die Byzantiner in Tarentum und Hydruntum nicht für allzu gefährlich. Er glaubte daher den Süden fürs erste gesichert und zog nach Ravenna, um durch einen dritten entscheidenden Schlag nach Neapel und Rom nun die Hauptstadt seines Reiches zurückzuholen. Diesen Stoß nach Norden veranlaßte nicht zuletzt der Verlust von Spoletium, der ein Zufallsergebnis, aber auch ein Zeichen steter Sprungbereitschaft Beiisars im mittel- und norditalischen Räume war 5 0 2 . E s war der kühne Streich des als Einzelkämpfer nicht mehr unbekannten Martian, der im Einverständnis mit Beiisar zu den Goten überlief, von Totila mit offenen Armen empfangen und der Besatzung von Spoletium zugewiesen wurde. Hier
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II. Der Untergang der Goten
verständigte er sich mit dem byzantinischen Kommandanten von Perusia, dem Hunnen Odolgan, überfiel zur verabredeten Stunde mit 15 Goten, die er gewonnen hatte, den Wachobersten, öffnete die Tore und ließ Odolgan und seine Truppe in die Stadt. 22. Beiisar besetzt das verlassene Rom und verteidigt Iohannes in Lukanien geschlagen. Totilas Erfolge
sich in
erfolgreich. Bruttien
Weit ernster war eine Warnung, die das Schicksal dem Gotenkönig wenig später zuteil werden ließ. Beiisar unternahm von Portus aus mit 1000 Reitern einen Vorstoß in Richtung Rom. Zweifellos war mehr geplant als eine Rekognoszierung. Aber das gut getarnte, vielleicht im Schutz der Nacht begonnene Unternehmen wurde von einem Uberläufer verraten. Die gotische Heeresgruppe Möns Algidus legte sich in den Hinterhalt und trieb den Feind in verlustreichem Kampf zurück 503 . Doch Beiisars Entschluß stand fest. Von der zahlenmäßigen Schwäche der Wächter Roms, die ihre anvertraute Stadt auch weiterhin mieden, nun durch den Augenschein überzeugt, beschloß er, noch einmal seinem Glück und der Abneigung der Goten gegen alle Kriegstechnik zu vertrauen. Nach langer, unfreiwilliger Muße formierte er seine Truppen, ließ in Portus nur die übliche Kastellwache und marschierte im April 547 nach Rom 5 0 4 . Zur Ehre Totilas mag angenommen werden, daß dies noch vor Eintreffen der Nachricht vom vorangegangenen Versuch Beiisars geschah. Im Kastell Algidus rührte man sich nicht — wohl weniger aus Überraschung als im Bewußtsein der Unterlegenheit. Der Byzantiner durfte sich nicht nur ungehindert in Rom festsetzen — es blieben ihm sogar 25 Tage Zeit, um die Mauern durch loses Aufeinanderschichten von Steinen und starke Außenpalüsaden wiederherzustellen. Während der Feldherr auf vertrautem Boden seine eigenste Meisterschaft, das Herrichten scheinbar hoffnungsloser Plätze, bewährte, eilte der König, man weiß nicht, ob von Ravenna oder unterwegs benachrichtigt, nach der allzu kühn aufs Spiel gesetzten Stadt seines Schicksals. Er traf erst dann vor Rom ein, als dort der Winterproviant durch reichliche Zufuhren auf dem Tiber gesichert war. Mit der Zeit kamen sogar Zivilpersonen zurück, die eine nochmalige Belagerung dem Hungertod auf dem flachen Lande vorzogen. Die zerstörten Tore waren noch nicht wiederhergestellt; daher ließ sie Beiisar von der auserlesensten Mannschaft besetzen, die angrenzenden Mauerabschnitte stark mit Maschinen bestücken und später auch das Vorgelände mit Fußangeln (triboloi) verseuchen. Das gotische Heer vereinigte sich wohl unweit Roms mit der Gruppe Algidus und verschanzte sich am Tiber. Bereits am Tage darauf führte Totila seine ganze Macht zum Sturm gegen die Mauern. Uber Einzelheiten der Gefechte sind wir nicht unterrichtet. Erst am Abend endete der schwere Kampf ohne das geringste Zeichen eines gotischen Erfolges. Am zweiten Tage wiederholte sich das Ringen. Die Byzantiner gingen zu Ausfällen über. Als sich eine Abteilung zu weit vorwagte und in ernste Gefahr geriet, ließ Beiisar sie von seinen Gefolgsleuten heraushauen. Es konnte keinen Zweifel mehr geben: Weit entfernt von einer Aussicht auf Erfolg im Festungskrieg, begannen die Goten durch die fortgesetzten Blutverluste, die nicht Söldner sondern die Substanz der Wehrkraft trafen, bereits ihre Standfestigkeit im Kampf auf freiem Feld langsam einzubüßen. So erlitten sie nach wochenlangem Abwarten beim dritten Treffen - nicht mehr vor der Mauer, sondern im Kampf gegen die Reiter Beiisars eine neue Niederlage. Daraufhoben sie Ende Juni 547 die Belagerung auf, zerstörten die Tiberbrücken mit Ausnahme der Milvischen, die — ein neuer Beweis ihrer Schwäche — zwar nicht in Schußweite, aber immerhin zu nahe (3 km) an der Stadt lag, und zogen nach dem einst von ihnen so gründlich zerstörten Tibur 505 . Hier schuf Totila einen festen Stützpunkt für die zusammengeschmolzene Truppe und mühte sich um die Herstellung der Disziplin.
22. Beiisar besetzt Rom. Totilas Erfolge in Bruttien
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Der Frankenkönig war nicht der Erste, der später im Verlust Roms das entscheidende Versagen der gotischen Führung erblickte. Die Schlappe drückte begreiflicherweise auf die Stimmung der eigenen Leute und brachte dem König namentlich Vorhaltungen von selten der gotischen Großen ein. Aber Totila gab seine Sache nicht verloren. Gewiß verband sich mit dem Namen Roms eine Unsumme politisch unschätzbarer Gefühlswerte, aber der augenblickliche militärische Wert der Stadt entsprach diesen nicht annähernd. Selbst wenn die byzantinische Flotte die liparischen Sperren wegfegte, war die weitere Versorgung eine Frage, die dem Besitzer nicht geringe Schwierigkeiten bereiten mußte. Ohne Menschen und damit ohne wirtschaftliches Leben war Rom ein Leichnam und die feierliche Übersendung der Schlüssel nach Byzanz nicht viel mehr als ein Hohn. Mochte Beiisar sich beeilen, diese Formalität zu vollziehen und der Kaiser sie mit leicht zu erratenden Propagandaphrasen beantworten, so half alles nicht über die Tatsache hinweg, daß die alte Herrin der Welt im Augenblick keine bedeutsamere militärische Funktion hatte als die übrigen Festungen Italiens. Vielleicht war die strategische Bedeutung eines Bergnestes wie Auximum höher zu veranschlagen als die des unbehilflichen Kolosses in der Campagna. So hatte Totila keine Veranlassung, seinen Kriegsplan von Grund auf umzustellen, sondern er begegnete der drohenden Vertrauenskrise einfach, indem er sich von neuem gegen eine Festung wandte. Etwa seit dem Frühjahr 547 lag ein Kommando vor Perusia, das jetzt meldete, die Aushungerung sei weit fortgeschritten und die Zeit für einen Sturm mit dem ganzen Heere reif. Der König folgte der Aufforderung unverzüglich506. Aber noch bevor er hier zum Sturm ansetzen konnte, riefen ihn dringendere Gefahren nach dem Süden. Hier hatte Iohannes, der sich auf Hydruntum und Tarentum stützte, seit längerem mit der Belagerung der nordosdukanischen Festung Aceruntia begonnen. Sein Vordringen nach Westen war um so bedrohlicher, als Totila beim Zug gegen Rom Campanien fast ohne Besatzung gelassen hatte. Die Gedanken der Kriegführenden schienen sich zu kreuzen, als in Capua plötzlich Iohannes und die Vorhut gotischer Verstärkungen unvermutet zusammentrafen 507 . Die Tausendschaft des Byzantiners warf den insgesamt 400 Reiter starken Gegner mit größten Verlusten aus der Stadt. Als das Gros der Goten, das in der Küstenstadt Minturnae in Ruhestellung das Ergebnis der Erkundung abwartete, die übel zugerichteten Reste der Vorhut kommen sah, erlag es gleichfalls der Panik und floh auf der Appischen Straße nach Norden. Ungestört durchstreifte Iohannes ganz Campanien, befreite einige Senatoren, die sich dort in milder Haft befanden, namendich auch senatorische Familienangehörige, und sandte sie zu Schiff mit 70 Überläufern zusammen nach Sizilien. Totila holte unverzüglich zum Gegenschlag aus. Ohne die Belagerung von Perusia aufzugeben, eilte er mit dem größeren Teil des Heeres nach Lukanien, umging die feindlichen Patrouillen und stürzte sich mitten in der Nacht aus den für unzugänglich gehaltenen Bergen auf das Lager des Iohannes. Der Sieg war vollständig, wenn auch neun Zehntel der Überfallenen sich unter dem Schutz der Nacht retten konnten. Prokop urteilt, daß nur die Übereilung des Königs eine Gefangennahme der kalabrischen Heeresgruppe und ihres Anführers verhinderte 508 . Es war daher folgerichtig, wenn Totila statt rascher Rückkehr nach Perusia es vorzog, Kalabrien einige Zeit persönlich zu überwachen. Er legte sich daher in Brundisium auf die Lauer, womit die Verbindung zwischen Hydruntum und Tarentum unterbrochen war. Wahrscheinlich war bereits die Kunde von den herannahenden byzantinischen Verstärkungen 509 nach Italien gedrungen, so daß die Wacht in Kalabrien wichtiger war als die Belagerung einer Festung. Aus Byzanz kamen zuerst Pacurius und Sergius mit geringer Mannschaft und zogen sofort nach Rom. Ihnen folgte eine ansehnliche Gruppe von über 2.100 Mann, unter ihnen Verus mit 300 Herulern 510 , 800 Armenier unter Varazes, sowie der armenische Heermeister Valerian mit 1000 Doryphoren und Hypaspisten. Verus kam etwas früher als die anderen nach Hydruntum und zog mit seiner Handvoll Leute unvorsichtig nach Brundisium. Totila erledigte den Prahler mit geringer Mühe. Verus kam zwar selbst
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mit dem Leben davon, verlor aber zwei Drittel seiner Leute. Den Rest rettete die Flotte der Armenier, die hier zufällig vor Anker ging und von den Goten in ihrer Stärke überschätzt wurde. Varazes sandte die Schiffe zurück und zog mit Verus auf der Via Appia nach Tarent, wo kurz darauf aus Lukanien Iohannes eintraf und die Spuren des nächtlichen Uberfalls zu tilgen bemüht war. Valerian schickte vorläufig 300 Mann nach Tarent und blieb selbst in Epirus, um zu überwintern. Da man bereits Mitte Dezember schrieb, befürchtete er nicht zu unrecht eine stürmische Uberfahrt. Beiisar wollte ihn freilich Lügen strafen. Als ein Brief des Kaisers eintraf und eine Entscheidungsschlacht in Kalabrien anbefahl, war der alte Draufgänger nicht mehr zu halten. Rücksichtslos schiffte er sich um die Jahreswende 547/48 mit 700 Reitern und 200 Fußsoldaten zunächst nach Sizilien ein, von wo er bald nach Tarent weiterfuhr. Auf der Höhe von Kroton machten Sturm und Gegenströmung die Weiterfahrt unmöglich. Beiisar besetzte daher die Stadt und sandte nach Tarent den Befehl, Iohannes solle sofort zu ihm stoßen 511 . Da Kroton keine Mauern besaß, ließ er unter Phazas und Barbation seine 800 Reiter Petra sanguinis und Labula, die Pässe bei Rossano, besetzen. Oberhalb von Roscianum-Rossano lag ein Kastell, das kürzlich Iohannes besetzt hatte. Totila sandte, ohne von der Ankunft Beiisars zu wissen, eine Abteilung gegen dieses Kastell, die über 1000 Mann stark in die Pässe geriet und mit Verlust von 200 Toten zurückgeschlagen wurde. Der Erfolg machte die Byzantiner sorglos. Sie vernachlässigten den Wachdienst und zogen in kleinen Truppen zum Fouragieren. Als Totila mit 3000 Mann gegen die Pässe vorging, war an geregelten Widerstand nicht zu denken. Nur wenige, unter ihnen Barbation, der stellvertretende Führer und Doryphore Beiisars, konnten sich retten. Da der Feldherr mit einem gotischen Angriff rechnen mußte und wohl wenig Lust spürte, unmittelbar nach dieser Schlappe und überdies ohne Truppen mit Iohannes zusammenzutreffen, befahl er sofortige Einschiffung und Rückfahrt nach Sizilien. Totila blieb in der Gegend von Rossano und belagerte das Kastell, das 400 Soldaten und eine Schar kaiserlich gesinnter italischer Patricier enthielt. Als jede Hilfe ausblieb, vereinbarten die Belagerten für den 21. Juni 548 freiwillige Ubergabe ihrer Festung und freien Abzug 5 1 2 . Inzwischen hatte Beiisar die erste ruhige Wetterlage zur Uberfahrt nach Hydruntum benutzt. In Sizilien traf eine Flotte mit 2000 Soldaten aus Byzanz ein, und Valerian erhielt vom Kaiser den Befehl, mit seinen knapp 1000 Mann unverzüglich nach Hydruntum überzusetzen. So verfügte Beiisar mit dem gleichfalls nach Hydruntum befohlenen Iohannes über reichlich 2000 Mann — falls die Verstärkungen schon aus Sizilien eingetroffen waren, waren es sogar 4000. Totila war er damit in offener Schlacht noch längst nicht gewachsen, im gewohnten Festungskrieg standen dagegen seine Aussichten günstig. Eben lief die Frist ab, und er mußte eilen, dem bedrängten Kastell zur Hilfe zu kommen. Am Tage der Ubergabe traf er ein. Beim Anblick der Flotte, die tief unter ihnen das Meer bedeckte, dachte keiner mehr an den Vertrag. Da zerstreute ein Sturm Beiisars Schiffe, die sich nur langsam und gewiß nicht vollzählig in Kroton sammelten. Als sie einige Tage darauf von neuem zur Landung ansetzten, hatte Totila bereits die ganze Küste vor Rossano mit weit ausgeschwärmten Lanzen- und Bogenkämpfern besetzt. Unter diesen Umständen gab Beiisar seine Absicht auf. Er versuchte nun, Totila mittelbar zum Abzug zu bewegen. Während er selbst nach Rom fahren wollte, beauftragte er Iohannes und Valerian, zu Lande von Kroton, dem augenblicklichen Ankerplatz und Ort des Kriegsrats, nach Picenum zu reiten und die dortigen kleineren Einheiten Totilas zu bedrohen. Iohannes befolgte das, während Valerian den Landmarsch scheute und stattdessen den Seeweg nach dem picenischen Ancona einschlug. Der Gotenkönig ließ sich weder von der Heeresversammlung zu Kroton noch von der Gruppe des Iohannes, die Rossano in achtungsvollem Bogen umging, beirren und widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem von aller Hilfe verlassenen Kastell. Nach Picenum sandte er 2000 Reiter, die mit provinziellen Verstärkungen den Schutz des Landes gegen die Absichten
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Iohannes' und Valerians übernahm. Darüber mochten Wochen vergangen sein, und die Byzantiner von Rossano verlegten sich erneut auf das Verhandeln. Sie opferten ihren Vertragsbrüchigen Kommandanten Charazes der Rache Totilas und traten bis auf 80 Mann in gotische Dienste. Diese Achtzig und ebenso die zahlreichen hochgestellten Italer verloren nach Kriegsrecht ihre Waffen und ihr sonstiges Eigentum, entgingen aber der drohenden Gefangenschaft. In Rom wurde der Kommandant Konon von der Truppe erschlagen, als Erpresser und Wucherer, ein würdiger Nachfolger des betagten Bessas. Die Aufrührer sandten einige Priester an Iustinian mit der Drohung sofortiger Ubergabe Roms, wenn sie nicht den rückständigen Sold und volle Vergebung für ihre Disziplinarvergehen erhielten. Es war für die Zustände bezeichnend, daß den Unterhändlern das Gewünschte anstandslos gewährt wurde 513 . Totila durfte den römischen Zwischenfall als verheißungsvolles Vorzeichen betrachten. Er war zwar lange im Süden festgehalten, doch entwickelte sich die politische Lage immer mehr zu seinen Gunsten. Bereits im Frühling hatten slawische Stämme die Donau überschritten und das illyrische Reichsgebiet verwüstet. Im weiteren Verlauf dieses Jahres wurde der Ansturm gegen die Balkanprovinzen immer heftiger. Die Franken legten bereits Hand auf Venetien, so daß auch sie zur unmittelbaren Gefahr für die alten Gebiete des Ostreichs wurden. Die Gepiden traten die gotische Erbschaft in Sirmium und Dacien an, stießen aber fortwährend nach Süden vor und plünderten Illyricum. Ebensowenig waren die Langobarden mit dem steirischen Noricum, den pannonischen Festungen und sonstigen reichen Geschenken Iustinians zufrieden. Auf ihren Raubzügen drangen sie ungehindert bis zum oströmischen Brückenkopf Dyrrhachium vor. Die Heruler erhielten Singidunum ausgeliefert und machten daraus die Basis ihrer Einfalle nach den thrakischen und illyrischen Diözesen des Reichs. Endlich schien auch hier eine Möglichkeit zur Entzweiung und gegenseitigen Bindung der reichsfeindlichen Kräfte gegeben, als zwischen den Gepiden und Langobarden ein Krieg ausbrach. Beide Parteien bemühten sich um die Gunst Iustinians, der sich schließlich der aussichtsreicheren Sache der Langobarden zuneigte. Er sandte unter dem Befehl Konstantians, Buzes' und Aratius' 10000 Reiter, zu denen noch 1 500 Heruler unter Philemuth und die Truppen Iohannes', des Sohnes Vitalians, hinzukamen. Mit diesem Heer hoffte er, auf Grund des langobardischen Bündnisses die byzantinische Vormachtstellung auf dem Balkan ein für alle mal zu sichern. Aber noch auf dem Marsch erhielt Konstantian die Nachricht, daß der Streit plötzlich beigelegt war und Langobarden und Gepiden zu gemeinsamer Front gegen das Reich entschlossen waren. So blieben auf dem Balkan die Dinge in der Schwebe. Konstantian wagte weder einen Kampf gegen die Ubermacht, noch konnte er die Armee zurücknehmen und anderweitig über die Truppen verfügen 514 .
23. Zweite Eroberung Roms durch Totila. Marsch nach Sizilien. Die Antwort des Reichs: Das Oberkommando des Narses Totila wandte sich nach der Einnahme des Kastells oberhalb Rossano wieder gegen Perusia. Obwohl Beiisar die fast ausgehungerte Stadt persönlich aufsuchte, vermochte er ihr Schicksal nicht mehr abzuwenden 515 . Auch Iohannes, der bald darauf gegen die Gepiden zog, und Valerian konnten bei ihrer Ankunft in Picenum nicht daran denken, die umbrische Festung zu entsetzen. Damit war eine weitere Verbesserung der mittelitalischen Position Totilas erreicht. Jetzt galt es, Rom zurückzuholen, zumal Beiisar das Kommando über die Stadt nicht mehr übernahm, sondern sich nach kurzem Aufenthalt in Perusia für immer nach Byzanz begab. Das außergewöhnlich loyale Verhalten des Feldherrn beim Aufstand des Artabanes, der vor nicht allzu langer Zeit Byzanz in Aufregung versetzt hatte, schließt jeden Gedanken an ein damaliges Zerwürfnis mit dem Kaiser aus. Man wird auch hier der Geheimgeschichte glauben schenken dürfen, die Beiisars Gattin Antonina, deren Einfluß auch nach
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Theodoras Tod nicht erloschen war, die Abberufung des gealterten Feldherrn zuschreibt. Sie war mit dem Auftrag, auf energische Führung des westlichen Krieges zu dringen, nach Byzanz gereist, kam dort nach dem Ableben der Kaiserin an und beschränkte sich auf weibliche Familienpolitik, um ihrem Gatten den Abschied und den ruhigen Genuß seines gewaltigen Vermögens und seines unsterblichen Ruhms zu sichern. So trat der große Condottiere in einem Augenblick in das Privatleben zurück, den er nicht selbst bestimmt hatte 516 . Seine Abberufung wird allerdings mit dem Stand der Dinge im fernsten Osten des Reichs begründet. Prokop sagt nicht ausdrücklich, daß man die Absicht hatte, Beiisar zum Oberkommandierenden in Lazika zu ernennen, wo Dagisthaios 548 unter dem Druck einer 30 000 Mann starken Armee der Perser unter Mihr Mihroe die fast schon erfolgreiche Belagerung von Petra hatte aufheben müssen. Von einer nochmaligen Verwendung Beiisars im Osten wissen wir nichts. Nachfolger des durch seine mangelhafte Sicherung der Grenzpässe der Lazika schwer belasteten Dagisthaios wurde Bessas. So hat man in der Bemerkung Prokops eine seiner bezeichnenden Verbeugungen vor Beiisar zu sehen, der bei jeder Abberufung in ähnlicher Weise endastet wird. Es sei denn, daß Prokop mit Recht auf eine beratende Tätigkeit oder sogar ein Vorgesetztenverhältnis Beiisars anspielt, dessen Autorität im Osten ungebrochen war und der an Rang selbstverständlich auch einem armenischen Heermeister Bessas übergeordnet war 517 . Die Hochverratsaffaire um Artabanes verschuldete nicht nur Beiisars übrigens sehr ehrenvolles Verweilen in der Hauptstadt (vermutlich als Kommandant der schola protectorum), sondern sie kann auch als Hauptgrund für das längere Zögern Iustinians bei der Ernennung eines Oberkommandierenden des westlichen Kriegsschauplatzes angesehen werden. Es verging über ein Jahr, bis sich der Kaiser dazu entschließen konnte, und die Wahl des greisen Politikers Liberius war bezeichnend 518 . Beiisars Verhalten in dieser Affaire, nicht zuletzt die Absicht der Verschworenen, mit dem Kaiser auch ihn zu ermorden, befestigte seine Stellung bei Hofe mehr, als ein noch so erfolgreicher Abschluß des westlichen Krieges hätte bewirken können. So ist es auch kein Zufall, daß Prokop sich .gerade über die Rangfrage ausführlich verbreitet und triumphierend berichtet, daß selbst rangältere Würdenträger (ζ. B. Exkonsul 504 Cethegus) ihm den Vortritt ließen 519 . Was Antonina aus weiblicher Selbstsucht verweigert hatte, holten Italiens Klerus und Senat um so gründlicher nach. Papst Vigilius befand sich zwar halb unfreiwillig in der Hauptstadt und hatte wenig Veranlassung, für zarte Behandlung von Seiten der weldichen Gewalt Dank zu sagen, doch tat das seinen Bemühungen um die Intensivierung des Gotenkrieges nicht den geringsten Abbruch. Auch die Senatoren, unter ihnen der nicht zu Unrecht verdächtigte patricius und Konsular Cethegus, schlossen sich mit echtem Emigrantenhaß dem Chor des Papstes und der Priester an 520 . Nach Beiisars Abgang vom westlichen Kriegsschauplatz setzte Totila den Siegeszug durch Italien fort. Der Fall Perusias gab neuen Auftrieb, führte in seinen Auswirkungen der Sache der Goten unerwartete Verbündete zu. Zwar zerschlug sich der geplante Eintritt des verjagten langobardischen Regenten Auduin mit 6000 Langobarden, Gepiden und Sklavenen in das Heer Totilas 521 , doch brachten selbst einzelne Männer, wie Beiisars Doryphore Indulf, der als Gefangener den Triumph Totilas über seinen Gefolgsherren erleben mußte, mit ihrem Übertritt großen Nutzen. Indulf wurde mit der Führung eines Flottenkommandos beauftragt. Er überfiel im Frühjahr 549 mit Erfolg den dalmatinischen Küstenplatz Muicurum bei Salona und Laureata (Loreto) bei Ancona. Hier wurde er von Claudian, dem Chef der Flottenbasis Salonas, gestellt, jagte aber die Landungstruppe auseinander und erbeutete sämdiche Schiffe des Gegners 522 . Um die Mitte des Jahres 549 begann Totila seine dritte Belagerung Roms 523 . Der Spott des Frankenkönigs, der die Werbung um seine Tochter höhnisch zurückgewiesen und an den Verlust Roms erinnert hatte, beschleunigte diesen Entschluß 524 . Die Zeiten der engen
b) Row, Porta Maggiore.
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Allianz zwischen Goten und Franken waren ohnehin vorbei. Mit Theodebert waren auch seine Weltmachtpläne begraben. Childebert, der im wesdichen Gallien und der ehemals gotischen Provence gebot, stand mit dem Papst und durch dessen Vermitdung mit Byzanz in guten Beziehungen. Beiisar hatte in Rom unter seinem Doryphoren Diogenes eine ausgewählte Truppe von 3000 Mann zurückgelassen, die zwar nicht zum Angriff, immerhin aber zu den Verteidigungsmanövern alten belisarischen Stils ausreichte. Die geringe Zahl der Besatzung schützte sie andererseits gegen eine Aushungerung, dazu wurde jeder freie Platz innerhalb der Stadtmauer zur Aussaat von Getreide verwandt. Regelmäßig wiederholte Stürme auf die Mauer führten zu nichts; doch wird der König nach den Erfahrungen der letzten Belagerung seine Truppen nicht zu sehr exponiert haben. Von größter Bedeutung war dagegen die Einnahme von Portus, wodurch das Abschneiden Roms von jeder Zufuhr und Verstärkung gewährleistet war. Iustinian zögerte auch nach dieser Meldung, befahl lediglich dem senatorischen Emigranten Liberius, einem militärisch ungeeigneten Mann, sich für einen Sonderauftrag bereit zu halten. Am 16. Januar 550 erfolgte der wohlvorbereitete nächdiche Sturm auf Rom 5 2 5 . Wieder waren es Isaurer, deren Verrat als Grundlage der Taktik Totilas diente. Während Totila mit dem gesamten Heer vor der Porta S. Paolo (früher Ostiensis) sorgfältig getarnt auf der Lauer lag, setzten tiberaufwärts eine Anzahl Trompeter über den Fluß. Auf ihr plötzliches Signal glaubte die Torwache an einen Uberfall und eilte an den vermeintlichen Brennpunkt. Die Isaurer öffneten nun in voller Ruhe das Tor und ließen Totila in die Stadt. Der Besatzung blieb nichts übrig als schleunigste Flucht aus den übrigen Stadttoren. Ein Sonderkommando Totilas sperrte planmäßig die Straße nach Centumcellae (Civitavecchia), dem einzigen besetzten Platz der Umgebung und voraussichtlichen Hauptziel des Rückzugs. Ihm fielen die dem Hauptheer entronnenen Reste der drei römischen Tausendschaften größtenteils zum Opfer. In der Stadt hielten sich 400 Reiter noch einige Tage im Mausoleum des Hadrian. Als der König sie zu einem verzweifelten Ausfall entschlossen sah, machte er ihnen das übliche Angebot an die Besatzungen sehr fester Kastelle und konnte sie mit Ausnahme ihres Führers Paulus und eines einzigen Mannes in sein Heer aufnehmen. Die Folgen, die man in senatorischen Emigrantenkreisen für Rom befürchtete, traten nicht ein. Totila dachte nicht daran, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Er entschloß sich vielmehr — nicht zuletzt durch die abfallige Antwort des Frankenkönigs bewogen — zu propagandistischer Nutzung des alten Nimbus der Weltherrscherin für die eigene Sache. Die verbannten Senatoren und Bürger mußten aus Campanien zurückkehren 526 . Wenn der Franke in den römischen Theatern von Arelat Zirkusspiele hielt, so tat der Gotenkönig jetzt das gleiche in Rom. Sein Erscheinen im Zirkus, die Akklamation der Heimgeführten bezeugt den Herrschaftswillen des Königs der Goten u n d Italer. Dem entsprach der Entschluß, auch militärisch Rom nie mehr preiszugeben. Sofortmaßnahmen zur Proviantbeschaffung, zum raschen Wiederaufbau der Stadtmauern und der von Kriegszerstörungen betroffenen Bezirke wurden befohlen 527 . Ließ sich Totila in Rom von der politischen Vernunft leiten, so trieben ihn militärische Logik und leidenschaftlicher Vergeltungswille nach Sizilien, dem Schauplatz weltfremder Großmut seines Volkes, leichtfertigen Verrats der Eingeborenen und der ersten Niederlagen in diesem Krieg. Solange er die sizilischen Flottenstützpunkte des Feindes nicht ausräucherte, war weder Rom noch irgendein Ort der Westküste vor Überraschungen sicher. Den gründlichen Vorbereitungen zu Lande entsprechend, vermochte Totila eine Flotte von 400 größeren Kriegsschiffen aufzustellen, zu denen noch die unlängst erbeuteten oströmischen Schiffe kamen. Damit war er zumindest den seemännischen und militärischen Anforderungen der Uberfahrt gewachsen. Während dieser Zeit reiste der Römer Stephanus als Gesandter nach Byzanz, um ein Friedens- und Bündnisangebot des Königs zu überbringen. Wieder einmal boten sich Germanen, wie so oft seit den Zeiten Caesars und Ariovists, dem Reich als Verbündete gegen
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jeden beliebigen Feind an. Aber der Kaiser hatte von Beiisar gelernt, daß die Goten besiegbar waren. Totilas Gesandter wurde nicht vorgelassen. Das war das Zeichen zur Wiederaufnahme von Kampfhandlungen großen Stils 528 . Bereit zum Abmarsch nach Sizilien zog Totila zunächst vor Centumcellae, das unter dem Befehl des letzten kaiserlichen Kommandanten von Rom, Diogenes, ein zweites Portus zu werden drohte. Der König bot eine Schlacht an, und wurde, wie leicht vorauszusehen war, abschlägig beschieden. Die Aufforderung zur Ubergabe der Festung fand dagegen Anklang, wenn auch nur unter einer Bedingung. Diogenes sagte kampflosen Abzug der Besatzung zu, vereinbarte, um sich gegenüber dem Kaiser zu decken, einen Termin, bis zu dem das Reich spätestens Entsatz schicken mußte. Damit zufrieden, hob der König nach gegenseitiger Stellung von Geiseln die Belagerung auf und trat den Zug nach Sizilien an. Das Verfahren bei der Verhandlung zeigt Totilas Gerechtigkeitsidee in hellem Licht, legt freilich den Verdacht nahe, daß er sich übertölpeln ließ. Der vereinbarte Termin gab dem Gegner einen Trumpf in die Hand, belastete die auf lange Sicht geplanten eigenen Operationen mit einem unbezwungenen Widerstandsnest in unmittelbarer Nähe der propagandistisch wichtigsten Stadt Italiens. Termin war vermutlich der 21. 6. 550, auf jeden Fall ein von diesem Fixpunkt wenig abweichender Tag 5 2 9 . Die Byzantiner weigerten sich, ihre Verpflichtungen einzuhalten, und nahmen auf die Geiseln, die den Waffenstillstand verbürgten, nicht die mindeste Rücksicht. In Rom blieb ausreichende Besatzung, aber auch die sonstigen zur Belagerung abkommandierten Verbände wurden von der Sizilienexpedition der Hauptmacht nicht berührt. So fiel der wichtige Platz Ariminum der picenischen Abteilung der Goten in die Hand, als Totila bereits vor Rhegium stand 530 . Eben diese picenischen Goten errangen bald darauf bei Ravenna einen Vernichtungssieg über die Einheit des Herulerführers Verus 531 . Einem Detachement Totilas gelang der Handstreich auf Tarent, während das Gros vor Rhegium keine Fortschritte machte. Ein Ausfall der alten Belisarianer Thorismod 5 3 2 und Himerius brachte den Belagerern sogar Verluste bei. Angesichts der unmittelbaren Bedrohung Siziliens schickte sich Iustinian an, seinem Feldherrn endlich einen Nachfolger mit ähnlichen Machtvollkommenheiten zu geben. Hierzu war bereits Germanus ausersehen, doch zerschlug sich seine Berufung fürs erste infolge der gespannten innenpolitischen Lage nach dem Revolutionsversuch des Artabanes. Auch darf man annehmen, daß die persönliche Feindschaft der vor zwei Jahren verstorbenen Theodora gegen den Vetter des Kaisers noch nachwirkte. Die Ernennung des greisen Liberius zum Feldherrn des Gotenkrieges konnte nur als Notmaßnahme angesehen werden. Zwar besaß der langjährige gallische Prätorianerpräfekt Theoderichs des Großen und patricius praesentalis seiner Nachfolger eine glänzende Kenntnis der weströmischen Zivilverwaltung. Auch hatte er sein politisches Geschick inzwischen durch rechtzeitiges Wechseln der Flagge zugunsten des Ostreichs und seine Tätigkeit in der hohen Stellung eines Augustalis von Ägypten unter Beweis gestellt. Aber ein rechter Soldat war er nie gewesen, geschweige ein Feldherr. Nicht zuletzt sprach sein Alter gegen ihn und vor allem war mit dem kärglichen Mannschaftsersatz., den der Kaiser ihm zur Verfügung stellte, niemals eine Entscheidung des gewaltigen Ringens zu erzwingen. Angesichts der Halbheit aller Maßnahmen war es kein Wunder, daß der Kaiser die Ausfahrt der Italienflotte des Patricius immer wieder hinausschob. Auch konnte in diesen Tagen pausenloser Streifzüge der Sklavenen, die Illyrien und Thrakien verheerten, die Anwesenheit von Truppen in Byzanz wichtiger sein als die Rettung Siziliens. Die Verwüstung der Balkangebiete durch eine winzige Truppe von etwa 3000 Sklavenen wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Krise der gesamten Kriegführung auf dem westlichen Schauplatz. Beiisars einstiger Doryphore Thorismod 533 , vermudich ein Gote, nötigte mit tapferem Widerstand Totila Bewunderung ab. Als aber die Belagerung von Rhegium wie gewöhnlich Wochen und Monate dauerte und nur noch mit der Aushungerung zu rechnen war, ließ der
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König einen Teil des Heeres zur Abriegelung der Zufuhren zurück und setzte mit seiner weit über 400 Einheiten umfassenden Flotte kurzerhand nach Sizilien über (Mai 550). Messina wurde von Domentiolos energisch verteidigt. Auch hier blieb ein Kommando zurück, während die Hauptmacht Sizilien durchstreifte, das flache Land verwüstete und Stadt um Stadt belagerte und erstürmte. Totila hatte es verstanden, das Reich an seinem empfindlichsten Punkt zu treffen, denn Sizilien stand nicht umsonst in Finanz- und Steuerangelegenheiten unter unmittelbarer Aufsicht des kaiserlichen Hofes. Immer noch war die Insel die Kornkammer Italiens. Ihre Schlüsselstellung zwischen zwei Erdteilen sicherte Ostrom die Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer 534 . Inzwischen war auch die Widerstandskraft der Verteidiger von Rhegium gebrochen. Der festländische Stützpunkt der Byzantiner an der Straße von Messina ging durch Vertrag an die Goten über. Es war nicht zuletzt diese Schrekkensnachricht, die den Kaiser zur Beschleunigung seiner Maßnahmen veranlaßte. Er ließ seine Flotte unter Führung des alten Liberius mit Kurs Sizilien auslaufen. Jedenfalls hatten ihn persönliche und propagandistische Erwägungen zu der militärischen Verwendung des alten Amtskollegen eines Cassiodor bewogen, Gründe, die gegenüber der harten Sprache der sizilischen Erfolgsmeldungen Totilas bald verblaßten. Selbstverständlich wirkten auch die Bemühungen des Papstes Vigilius und der weströmischen Emigranten in dieser Richtung. Daher entschloß sich der Kaiser, den Majestätsverbrecher Artabanes zu rehabilitieren. Der glänzende Offizier wurde zum Heermeister Thrakiens ernannt und segelte mit geringem Gefolge nach Sizilien, um Liberius im Kommando abzulösen. Die Leitung des Gesamtkrieges erhielt Germanus, ein Entschluß, der anzeigte, daß das Reich die Erstarrung, die auf den Tod der Kaiserin folgte, und damit die Krise der Personalpolitik und den Tiefpunkt des Krieges überwunden hatte. Die Männer, die Theoderichs Lebenswerk vernichten sollten, übernahmen die Prinzipien der Heiratspolitik dieses Großen. Iustinian veranlaßte seinen Vetter in diesem historischen Augenblick zur Heirat mit Theoderichs Enkelin Matasuntha. Iordanes hat diese Verbindung zwischen den Amalern und den (angeblichen) Aniciern als Unterpfand der Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen Römern und Goten gefeiert und hat die Hoffnungen der Welt nach dem tragischen Tod des Feldherrn auf den nachgeborenen Sohn dieser Ehe, der den Namen Germanus erhielt, übertragen. Doch hat die auf den Verrat der Amaler gegründete Kombination wenig genützt 5 3 5 . Die Nachricht versteifte sofort den Widerstand der oströmischen Festungsbesatzungen Italiens. Als Centumcellae laut Vertrag die Tore öffnen sollte, berief sich der Kommandant Diogenes zynisch auf die neue Gesamtkriegslage und verweigerte die Ubergabe in zuversichdicher Hoffnung auf Entsatz. Germanus führte im Sommer 550 die Truppenaushebung und Anwerbung in den Balkangebieten durch. Die Ausbildung der Mannschaften im Standlager Serdica beanspruchte mehrere Monate. Weitere Verzögerung brachte ein Einfall der Sklavenen, die gegen Saloniki zogen, aber schon in Naissus (Nisch) nach Dalmatien ausbogen, als sie erfuhren, daß Germanus von Serdica aus jederzeit ins Vardatal hinabstoßen konnte 536 . Nach ihrem Abzug beschloß Germanus nach Italien zu ziehen, starb aber zwei Tage vor dem Aufbruch 5 3 7 (Anfang Herbst 550). Während der Vetter des Kaisers das Instrument zur Fortführung des Krieges schuf, überließ Artabanes das sizilische Unternehmen notgedrungen noch einige Zeit dem ehemaligen Minister Theoderichs. Er wurde in der Hoffnung getäuscht, Liberius in Kephallenia einzuholen, denn er geriet auf der Weiterfahrt in einen Sturm, der seine Fahrzeuge zerstreute und ihn selbst nach Malta verschlug 538 . Unterdessen erzwang dieser mit seiner Flotte die Einfahrt in den Hafen von Syrakus, das die Goten gerade belagerten. Mangels militärischer Erfahrung und geeigneter Truppen verzichtete er aber auf Teilnahme an den Abwehrkämpfen und zog sich mit seiner Flotte nach dem friedlicheren Panormos (Palermo) zurück,
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um zu überwintern. Hier ließ ihn Totila, der vermutlich schon ganze Arbeit geleistet hatte, in Ruhe, denn er hatte es eilig vor Einbruch der Schlammperiode nach dem nördlichen Italien zu kommen 539 . Längst waren die Vorbereitungen des Germanus bekannt geworden. Sein Interimsnachfolger wurde der berüchtigte Gotenschlächter Iohannes, der Vitalianusneffe, dem des Germanus Sohn, Iustinian der Jüngere beigegeben war. Man bezog in Salona die Winterquartiere, um im Frühjahr 551 zu Lande Oberitalien, insbesondere Ravenna, anzugreifen. Selbst ein neuer Sklaveneneinfall lockte sie nicht aus dem Schlupfwinkel. So ergab sich das merkwürdige Bild, däß im Rücken eines sprungbereiten Angriffsheeres der Landfeind ungestraft die Reichsprovinzen verheerte und sogar diesseits der Donau überwinterte540. Nach der Meinung des Berichterstatters hatten hier die Goten ihre Hand im Spiel. Das wird ebenso wenig trügen wie die Mitteilung von der Gesandtschaft des Witichis an die Perser. Es lag nichts näher als die Mobilisierung der Randvölker von der Donaugrenze gegen das räuberische Reich und wenige Landschaften kamen an Verwundbarkeit dem Balkan gleich. Der Winter 550/51 war wie eine letzte Atempause des Jahrzehnts der gotischen Wiederauferstehung. Er sah den Retter Totila auf dem Scheitelpunkt seiner Machtstellung. Gleichwohl war die Zukunft dunkel, denn jede weitere Anspannung drohte den Bogen zu zerbrechen. Glück und Kühnheit eines Helden hatten die zeitweilige Schwäche des Reichs zu nutzen verstanden, aber die Machtgrundlage war zu unbedeutend, die Ausblutung der Goten zu weit vorgeschritten. Ein erneuter Vorstoß der weltumspannenden Finanz- und Seemacht stand bevor. Er mußte in diesem Zeitalter der universellen Käuflichkeit des Bluts tödlich wirken. In dieser Lage war es ein Fanal, als der armenische Eunuch und Hofmann Narses zum Generalissimus des westlichen Kriegsschauplatzes ernannt wurde. Narses541 war kein von der Pike auf gedienter Condottiere wie Beiisar, entstammte aber wie dieser einem begabten, kriegerischen Bergvolk, das in der Reichsverteidigung bereits eine große Rolle spielte. Dem persönlichen Gefolgschaftsverhältnis Beiisars zum Kaiser entsprach hier die jahrzehntelange Vertrauenstätigkeit des Hofbeamten. Der Zivildienst, namentlich in der Finanzverwaltung des kaiserlichen Hauses, und wichtige Sondermissionen überwogen. Als naher Mitarbeiter des Kaisers, Kenner der politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen, kühler Rechner und planender Stratege zeigte sich dieser Mann selbst dem Ruhm seines Vorgängers gewachsen. Der fragwürdige Erfolg seines letzten Erscheinens in Italien tat ihm keinen Abbruch, denn es war damals seine Aufgabe, als höfischer Konkurrent und geheimer Polizist Beiisar die Flügel zu stutzen. Die Freundschaft mit Iohannes, dem Neffen Vitalians, kam ihm jetzt zustatten. Er war der einzige Mann, dem dieser Draufgänger sich unterordnete. Eine militärische „Ehe" des Beamten mit dem Offizier konnte unter diesen Voraussetzungen zu Ergebnissen führen, die manche Leistungen des geborenen Feldherrn Beiisar übertrafen. 24. Flottenaktion Totilas gegen Griechenland. Die Seeschlacht hei Sena Gallica. Die politische Lage um die Jahreswende 551/2 Zunächst wirkte sich der Entschluß des Kaisers als eine Verzögerung der Operationen des Jahres 551 aus. Narses verließ Byzanz im April, nach anderen erst im Juni mit seiner Stellung entsprechend zahlreichen Truppen und enormen Geldmitteln, die weitere Anwerbungen und vor allem pünktlichere Soldzahlung an die Reste der Belisarianer gestattete. Auch sein Ziel war Salona, wo Iohannes ungeduldig, aber durch strengen Befehl des Kaisers gefesselt, auf sein Eintreffen wartete. Das Zuströmen neuer Mannschaften aus den ergiebigen Rekrutierungsgebieten Thrakiens verlangsamte den Marsch. In Philippopel geschah das Unerhörte, daß hier der Generalissimus des westlichen Kriegsschauplatzes hinter Festungs-
24. Seeschlacht bei Sena Gallica. Die Jahreswende 551/2
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mauern Schutz suchte. Der Oberbefehlshaber eines Angriffskrieges mußte auf eigenem Reichsboden vorsichtig abwarten, bis ein Hunnenschwarm seinen zerstörenden Lauf zur einen Hälfte entlang der Maritza nach Byzanz, zur anderen durch das Strumatal nach Saloniki fortgesetzt hatte. Erst nachdem die Flut abgeebbt war, konnte Narses Weiterreisen. Er traf im Herbst 551 im Heerlager von Salona ein. Weder Feigheit noch Schwäche, sondern höchste strategische Nüchternheit ließen den Feldherrn die reichseigenen Lande dem bedingungslosen Angriffsgedanken opfern. Dennoch war es fraglich, ob der Zweck solche Mittel heiligte und die Nichtachtung der Belange des Balkan nicht eines Tages bittere Früchte reifen ließ. Totila hatte, während der Gegner auf sich warten ließ, die Zeit genutzt und eine Flotte von 300 Schiffen ausgerüstet. Zum ersten Mal in diesem Krieg erlebte das Reich einen überseeischen Vergeltungsangriff 542 . Kerkyra (Korfu) und die benachbarten Sybotischen Inseln wurden geplündert, die griechischen Küstenstädte gebrandschatzt und eine Anzahl nach Salona bestimmte byzantinische Frachter und andere Schiffe abgefangen. Die Vertragsbrüchige Besatzung von Centumcellae wurde zur Ubergabe gezwungen. Die oströmischen Quellen schweigen über den peinlichen Vorgang 543 . Gleichzeitig verwandte Totila auf die Wiederherstellung Roms höchste Sorgfalt. Einige Senatoren, die mit ihrem Anhang aus Campanien wieder in die Stadt umgesiedelt wurden, erhielten Sonderaufträge, die auf Wiederbelebung von Handel und Verkehr abzielten. Doch läßt die Verarmung der führenden Familien durch den Krieg von den damals ausgeführten Bauten nur wenig erwarten. Der Fall von Ancona, dessen Besatzung ausgehungert war, stand unmittelbar bevor. Die Goten, die Totila lange vor seinem Abmarsch nach Sizilien gegen die picenischen Festungen angesetzt hatte, verbrachten den Herbst und Winter mit strengster Blockade von Ancona zur See und zu Lande, während Teile von ihnen Ariminum zur Ubergabe zwangen und ein Störungsversuch des Verus bei Ravenna blutig zurückgewiesen wurde. Seither wagten die Kommandanten von Ravenna und den sonstigen in Reichsbesitz verbliebenen größeren Festungen nichts mehr zu unternehmen, da sie auf das Bestimmteste mit der baldigen Ankunft des Iohannes, später des Narses rechneten. Plötzlich erreichte der Notruf der Verteidiger von Ancona, den Standortältesten von Ravenna, Valerian; dieser übermittelte schrifdich den Notruf dem Johannes zu Salona, und seine Worte ließen keinen Zweifel über den Ernst der Lage. Sofort entschloß sich Iohannes, wieder einmal gegen allerhöchsten Befehl, zum persönlichen Eingreifen. Er fuhr mit 38 ausgezeichnet bemannten Schiffen über Pola, wo Valerian mit 12 Schiffen zu ihm stieß, nach Sena Gallica (Sinigaglia) unweit Ancona 544 . Unklugerweise nahmen die Goten diese Herausforderung an. Sie waren mit ihren 47 Schiffen, die den Hafen blockierten, dem halben Hundert der Oströmer zwar nur leicht unterlegen, doch war ihre junge Flotte, die persönliche Schöpfung Totilas, einer solchen Auseinandersetzung mit der alten Seemacht nicht gewachsen. Aber die Aussicht auf Verstärkung und Verproviantierung von Ancona, die über den Besitz des ganzen picenischen Landes entscheiden und damit den Ausgang des Krieges maßgebend beeinflussen konnte, schlug alle Bedenken nieder. Während Scipuar mit dem Landheer die Belagerung aufrecht erhielt, bestiegen die besten Kämpfer unter Gival und Gundulf die Schiffe und suchten den Feind vor Sena Gallica auf. Die Seeschlacht begann wie ein Manöver. Die byzantinischen Verbände hielten vor allem auf seitlichen Abstand, während die Goten darauf ausgingen, so nahe wie möglich an die feindlichen Schiffe heranzukommen. Im Anfang glückte das, und es entsprach nur zu sehr der Taktik der gotischen Führung, wenn das Gefecht einem Treffen zu Lande ähnelte. Aber bald brachte die größere Schulung der oströmischen Matrosen Bewegung in die ineinander verbissenen Fronten. Während sie unter peinlichstem Einhalten der Abstände bald sich vom Gegner lösten, bald überraschend vorstießen, behinderten sich die gotischen Schiffe gegenseitig oder verloren die Fühlung, so daß aufreißende Lücken rasch erweitert wurden und zur Vernichtung abgesprengter Einzelschiffe oder Gruppen führten. Die überlegene byzantinische Schießtechnik und das gotische Schwertkämpfertum lieferten sich ein Duell, dessen Ausgang bei
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II. Der Untergang der Goten
einer Seeschlacht nicht zweifelhaft sein konnte. Die Goten wurden zu Tode manövriert. Aus dem kopflosen Gedränge, das schließlich entstand, rettete sich nur Indulf mit 11 Schiffen, die er kurz darauf verbrennen ließ, um zu Lande nach Ancona zurückzumarschieren (Sommer 551). Die weitere Belagerung war nun sinnlos, denn der Hafen von Ancona stand den Verstärkungen und Lebensmitteltransporten Iohannes' und Valerians offen. Scipuar und Indulf zogen sich daher nach Auximum zurück. Kurz darauf erschien die byzantinische Flotte. Man beschränkte sich darauf, die arg mitgenommene Festung rasch in Verteidigungsstand zu setzen. Danach zog Valerian nach Ravenna, Iohannes nach Salona ab. Die Seeschlacht bei Sena Gallica entschied nach dem Urteil der Zeitgenossen nicht nur über das Schicksal von Ancona. Venetien und Ravenna ungerechnet, vereitelte sie die resdose gotische Inbesitznahme der Ostküste Italiens, namendich ihres picenischen Kernstücks. Diese Schlacht zerbrach den Geist und die Durchschlagskraft der gotischen Kriegführung, so meint Prokop mit sichtlicher Übertreibung. Denn er selbst gibt zu, daß nach der Niederlage der ungestüme Angriffswille Totilas erst recht aufflammte. Die 36 Schiffe, die damals verloren gingen, spielen keine Rolle gegenüber den 300, die gegen Griechenland eingesetzt waren, den 400, die Totila nach Sizilien begleiteten. Freilich kam es weniger auf die Schiffe an, als auf die mindestens 700, vermutlich aber weit zahlreicheren Kämpfer, die im ungewohnten Element zugrunde gingen. Es war nach Rom der erste Rückschlag, ein ernstes memento für Totila, umso mehr als zu gleicher Zeit Artabanes auf Sizilien die Errungenschaften des Gotenzuges zunichte machte. Nach langer Irrfahrt endlich in der Lage, Liberius zu entsetzen, stürzte er sich auf die sehr schwach belegten Kastelle der Insel und brachte sie durch Aushungern der Reihe nach in seine Gewalt. Der Gotenkönig blieb die Antwort nicht schuldig. Während Narses nach seiner Ankunft in Salona keinen Schritt weiter vorrückte, und Artabanes die Hilferufe der Verteidiger von Kroton unter Palladios geflissentlich überhörte, setzte er trotz Sena Gallica die Seezüge gegen das Reich fort. Auf die Verheerung Siziliens und der Griechenküste folgte die Eroberung von Korsika und Sardinien. Damit berichtigte er bewußt die verräterische Toleranzpolitik der Amaler vom Jahre 534. Für beide Inseln war Iohannes, der Heermeister Afrikas, zuständig. Er rüstete eine Expedition zur Wiedergewinnung der Inseln, die bei Caranalis landete und ein Lager aufschlug, aber umgehend blutig abgewiesen wurde 545 . Auf byzantinischer Seite verging der Rest des Jahres 551 in unheimlicher Ruhe, über deren Charakter sich freilich niemand täuschte. Salona war über Nacht Rüstungszentrale und Exerzierplatz einer gewaltigen Armee geworden. Freilich auch das Winterlager, denn der Marsch um die Adria war auf das kommende Frühjahr verschoben. Man lebte der Zukunft und dem westlichen Ziel — wie gewöhnlich kehrte man dem illyrischen Hinterland gleichgültig den Rücken zu, als die Sklavenen mit gepidischem Beistand neue verheerende Einfalle unternahmen und, ohne von dem schwächlichen Aufgebot der Hauptstadt ein Leid zu erfahren, mit Beute beladen über die Donau in ihre Karpatenheimat zurückkehrten. Im übrigen spielte die Diplomatie. Totilas Gesandten, die mehrfach das alte Angebot der Abtretung Siziliens und Dalmatiens, sowie die Zusage regelmäßiger Tributzahlungen für die den Goten verbliebenen Kernlande Italiens erneuten, gab man keine Antwort. Um so redseliger zeigte sich der Gesandte Leontios am fränkischen Hof. Aber Theodebald, der 548 Theodebert nachgefolgt war, dachte nicht daran, dem Ostreich Ligurien und Venetien abzutreten. Er berief sich auf das Abkommen mit den Goten und ließ keinen Zweifel darüber, auf welcher Seite er in diesem Kriege stand. Zwar ging ein fränkischer Gesandter Leudardos nach Byzanz, doch hatte er keine andere Vollmacht, als den Auftrag, mit den Juristen des Reiches die staatsrechtliche Prüfung der Auslieferungsverträge einiger norditalischer Festungen vorzunehmen 546 .
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Der Balkan wurde weiter von dem langobardisch-gepidischen Gegensatz beherrscht. Ein Bündnisvertrag Iustinians mit den Gepiden war von kurzer Dauer. Als es zum Krieg kam, fand sich rasch ein Vorwand zum Bruch des ohnehin nicht ganz sauberen Abkommens. Aber auch die Langobarden warteten vergeblich auf das versprochene Hilfsheer. Sie erhielten lediglich von dem gotischen Prinzen Amalafrid Zuzug, während lustin und Iustinian, die Söhne des Germanus, mit den übrigen Führern und der Armee in Ulpiana blieben, wo ein Aufstand der kirchlichen Parteien bewaffnetes Eingreifen forderte. Trotzdem erlitten die Gepiden eine schwere Niederlage547. 25. Aufbruch des Narses und Johannes. Der Marsch Sahna — Ravenna — Via Flaminia. Die Schlacht bei Tadinae. Einnahme von Rom Sobald es die Jahreszeit erlaubte, im April 552, verließ Narses das Winterlager und marschierte nach Norden 548 . Für das Ausmaß seiner Rüstungen ist bezeichnend, daß ihm mehr als 10000 Germanen folgten. Vor der Grenze von Venetien, das unter fränkischer Oberhoheit stand, machte er halt und forderte freien Durchzug. Es entsprach dem tatsächlichen Verhältnis der Reiche, nicht ihrer nominellen Freundschaft, wenn die Franken diese Zumutung unvermittelt ablehnten. Die Teilnahme von 5 500 Langobarden, den ärgsten Feinden der Franken, am Einmarsch in Italien, bot dafür Grund genug. Während Narses an der venetischen Grenze unschlüssig wartete, erhielt er genauere Nachrichten über die militärischen Vorbereitungen der Goten. Sie rechtfertigten den Entschluß, auf den Durchbruch durch den fränkischen Festungsgürtel Venetiens zu verzichten, nur zu sehr. Der Gotenkönig hatte Teja, seinen besten Mann, zur Übernahme des Kommandos in Verona an die Nordgrenze gesandt. Der Ubergang der Feinde über den Po sollte verhindert, Narses vom byzantinischen Stützpunkt Ravenna abgeschnitten werden. Das war mit einem Ausfall aus Verona nicht zu machen, obwohl Teja über die auserlesensten Mannschaften des Gotenheeres verfügte. Daher lautete Totilas Auftrag auf Sperrung der gesamten Uferzone des Po durch Anlegen von Verhauen, Wassergräben und tiefen Fallgruben unter geschickter Ausnutzung des sumpfigen Uferlandes. In zäher Arbeit des Winters und Frühjahrs verwirklichte Teja diesen Plan und patrouillierte nun mit den Truppen in der Sperrzone. Er war entschlossen, sich mit ganzem Gewicht auf jede Einbruchsstelle der Byzantiner zu werfen. Tejas Anstrengungen waren zwecklos, da seine Befestigungen nicht bis an die Küste reichten, die durch die zahllosen sumpfigen Flußmündungen des Podeltas ausreichend gesichert schien. Gerade diesen Weg schlug aber Narses ein. Iohannes übernahm die Führung auf der schwierigen und zeitraubenden, von ihm seit langem ausspionierten Strecke. Die Flußarme des Po wurden mit Hilfe von Schiffsbrücken überwunden. Dank dem mit Sicherheit von langer Hand geplanten Strategem konnte man die Streitkräfte Tejas flankierend unterlaufen und ungehindert Ravenna erreichen. Für die Goten blieb in Verona kein anderer Ausweg als schleunigste Rückkehr nach Mittelitalien und Vereinigung mit der Hauptmacht. Hinter den Mauern Ravennas verbrachten die Byzantiner neun Tage in Sicherheit. Zum Weitermarsch bewegte sie nicht so sehr der herausfordernde Brief des ariminischen Kommandanten Usdrilas, als vielmehr die gewichtige Rolle des Elementes Zeit in ihrem Operationsplan549. Die ravennatischen Truppen des Iustinus und Valerian schlossen sich bis auf eine Besatzung, die unter Iustinus zurückblieb, der Angriffsarmee an. Der Marsch auf der Via Aemiüa nach Süden erfuhr bei Ariminum eine Unterbrechung, da die Brücke über die Marecchia zerstört war. Während Narses persönlich die Ubergangsmöglichkeiten erkundete, fiel durch einen Zufall Usdrilas, der mit seinen Leuten am jenseitigen Ufer patrouillierte, einigen Herulern aus der Begleitmannschaft des Feldherrn zum Opfer. Die Belagerung des wichtigen Hafenplatzes wäre daraufhin sehr aussichtsreich gewesen, doch trieb der Opera-
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tionsplan zur Eile. Narses war entschlossen, die Tradition der berühmten Schlachten Beiisars wieder aufzunehmen. Damit stellten sich die Byzantiner in diesem Kriege zum ersten Mal zu einer Entscheidungsschlacht, eine Kühnheit, die sie trotz aller Verluste, die das Gotenvolk in den letzten zehn Kriegsjahren erlitten hatte, ohne die Germanen in ihren Reihen, namentlich die Langobarden, niemals hätten wagen können. Nach dem Tode ihres Festungskommandanten legte die Besatzung von Ariminum dem feindlichen Pioniertrupp nichts mehr in den Weg. So konnte die Marecchia auf einer rasch gezimmerten Brücke überschritten und der Marsch ohne Rücksicht auf die Festung in Richtung Rom fortgesetzt werden. Die Via Flaminia war freilich gesperrt, da die Festung Petra Pertusa (Ad Incisum), die den Furlopaß beherrschte, fest in der Hand der Goten war, der letzte Abschnitt der Heerstraße also umgangen werden mußte. Von den vier Möglichkeiten, die dafür in Betracht kamen, ist die wahrscheinlichste der direkte Marsch von Ariminum über Urbinum nach Acqualagna, wo man wenige Meilen unterhalb der gotischen Festung die Via Flaminia und damit den Anmarschweg Totilas erreichte 550 . Die gotischen Verbände verließen auf die Kunde vom Durchbruch der oströmischen Armee ihre Stellungen bei Rom, ohne die Ankunft ihrer letzten noch ausstehenden Verstärkungen, insgesamt 2000 Reitern, an denen die Entscheidung hängen konnte, abzuwarten. Der König war wie immer zur Feldschlacht bereit, wollte es aber nicht auf einen Zusammenstoß auf dem schicksalsschweren, die überlegene Zahl begünstigenden Boden der Campagna ankommen lassen. Er erreichte noch vor Narses den Appenin und bezog bei Gualdo Tadino oder unweit nördlich an dem späterhin „Lagerplatz" genannten Straßenknotenpunkt „Fossato" das strategische Ausgangslager. Dadurch wurde der Weitermarsch der Byzantiner leicht abgeändert. Narses verließ die Via Flaminia nochmals, um bei Bastia unweit Fabriano eine entsprechende Stellung zu beziehen 5 5 1 . Dieses Ausweichen nach Westen war nicht als Umgehungsversuch gedacht und noch weniger als Versuch, nach Rom durchzubrechen. Totila sperrte zwar die Via Flaminia, zögerte aber keinen Augenblick, seinerseits nach Osten abzubiegen, um Narses in dem weiter ausladenden, im Gegensatz zum schmalen Einschnitt der Via Flaminia für eine Reiterschlacht geeigneten Tal entgegenzutreten. Er zog auf der Straße, die zum heutigen Fabriano führt, nach Westen und bog auf halbem Wege nach Norden ab, um beim Dorf Melano das Schlachtfeld zu erreichen. Nun wurde durch Austausch von Unterhändlern die Zeit der Schlacht festgelegt 552 . Daß dies schon in Tadino bzw. Fossato geschah, ist unwahrscheinlich, weil der Anmarsch der Goten und die Schlacht nicht gut an einem einzigen Tage erfolgt sein können. Denn Totila dachte nicht daran, sich an die Frist zu halten. Schon am folgenden Tag rückte er gegen die Stellung der Reichstruppen vor, ohne sie freilich überraschen zu können, da Narses bereits alle Anordnungen für die Schlacht getroffen hatte. Die Aufstellung des Narses ist im einzelnen überliefert, aber der Gewährsmann Prokops, der wohl kaum zum engsten Kreis der Stabsoffiziere des Narses zählte, unterschlug ganze Gruppen wichtiger Tatsachen. Vor allem bedauert man angesichts der immerhin brauchbaren Angaben über die anfängliche Plazierung der oströmischen Verbände die Kürze und geringe Anschaulichkeit der Geländeschilderung. Wenn nicht alles trügt, hat Narses das in Richtung Bastia — Fabriano sich erstreckende Tal an einer schmaleren Stelle absperren lassen 553 . Als Totila über Melano in dieses Tal eindrang und in Richtung Bastia zog, fand er jede Möglichkeit, in den Rücken der Byzantinerfront zu gelangen, durch die unzugänglichen Hügel vereitelt, die das Tal beiderseits begrenzten. Zwar führte ein Hohlweg unweit des linken Angelpunktes der Narsesstellung zwischen einem vorspringenden isolierten Hügel und jenen Randbergen in die Höhe, und der König setzte trotz der Aussichtslosigkeit des Unternehmens sofort zu einem Angriff an; aber es zeigte sich, daß fünfzig Mann von der Gegenseite, überdies Fußtruppen, ausreichten, um diesen Durchgang zu sperren 5 5 4 . Die Tapferkeit der Fünfzig, an deren dichtgeschlossener Phalanx mehrere Angriffe gotischer Reiterverbände abprallten, wurde späterhin legendär, als die Eigenart des Geländes von den
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Ohrenzeugen der Schlacht nicht mehr berücksichtigt wurde. Das Scharmützel ist um Sonnenaufgang des Schlachttages anzusetzen. Dem Gotenkönig wurde dadurch klar, daß er weder die feindlichen Bogenschützen der Randhügel durch eigene ersetzen, noch einen Umgehungsversuch über die Berge machen konnte, daß vielmehr alles von einem Frontalangriff auf die Stellung des Narses abhing. Die oströmische Schlachtordnung war sehr ungewöhnlich und entsprach ganz der eigenartigen Zusammensetzung der Reichstruppen. Ihre Gesamtstärke wird von Delbrück auf 15 000, von Bury auf 25 000, von Hartmann auf 30 000 Mann geschätzt 555 . Bei geschlossener Phalangenaufstellung füllte ein solches Heer selbst eine engere Stelle dieses Tals nur zur Not aus, doch mußte gerade das unter allen Umständen erreicht werden. Dem widerspricht es keineswegs, wenn Prokop bemerkt, daß die Fronten nicht nur möglichst lang, sondern zugleich und, wie es wohl heißen muß, an den entscheidenden Angriffspunkten möglichst tief waren. Wenn Prokop dieses doppelte Bestreben betont, begeht er keinen logischen Fehler, wie Delbrück meint. Wesentlich ist nicht so sehr die zahlenmäßige Stärke der voraussichtlichen Hauptangriffsstellen der Goten als ihre Besetzung durch Truppen von besonderer Widerstandskraft. Die auffallendste Anordnung, die Narses traf, war die ausschließliche Verwendung von „Hilfstruppen", den Langobarden, Herulern und sonstigen „Barbaren" im Zentrum, während der Feldherr mit den Reitern auf dem linken Flügel stand. Der Verlauf der Schlacht macht dieses Abweichen von der Regel verständlich. Die Mitte hatte den Ansturm der Goten aufzufangen — gelang ihr das, so war die Entscheidung gefallen und der Weg frei für den Vorstoß der gemischten Reiterverbände des linken Flügels. Wenn Narses die Truppen des Zentrums, also namentlich die Langobarden, absitzen ließ, so wird dies kaum auf einem Irrtum des Berichterstatters beruhen. Delbrück hat den Defensivcharakter der Narsesschen Strategie dieses Tages mit Recht betont. Die wichtigste Aufgabe kam dem Zentrum zu; es hatte den Anprall der gotischen Reiterei auszuhalten, während zum Gegen- und Flankenangriff andere Verbände bestimmt wurden, die es dann nur mit einem bereits geschlagenen Gegner zu tun hatten. Der Plan des Narses, der darauf abzielte, den Gegner anrennen zu lassen, hat die Schlacht bei Tadinae zu einem Zweikampf zwischen Goten und Langobarden werden lassen. Der eigentliche Sieger war nicht der Reichsfeldherr, sondern Alboin, dessen Volk sich die Anwartschaft auf Italien erstritt, die sechzehn Jahre später eingelöst wurde. Ein weiterer Gedanke, der sich bei Betrachtung der Anlage und des Verlaufs dieses defensiv erfochtenen Sieges einstellte, läßt sich leider nicht quellenmäßig belegen, wie dies mit der Aufstellung der Langobarden im Zentrum der Fall ist. Es spricht aber sehr viel für eine künstliche Verstärkung der Abwehrfront mindestens durch ein Grabensystem nach dem Muster von Dara, vielleicht auch noch durch einen provisorischen Wall, der gewissermaßen die Stelle der Stadtmauer vertrat. Anders als mit derartigem Rückhalt ist der Kampf dieser „Reichsarmee" Iustinians schwer denkbar. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Gewährsmann Prokops über der Mitteilung der beiderseitigen Angriffshandlungen die wichtigen Defensivmaßnahmen der eigenen Partei vergaß. So richtet sich das Augenmerk seiner Schilderung auf die Flügel der Narsesfront, die in der Tat mit besonderer Kunst zu Instrumenten des Angriffs und der Auswertung des Sieges ausgebaut wurden. Wenigstens gilt dies vom linken Flügel, während der rechte unter Valerian, dem Iohannes Phagas und Dagisthaeus beigegeben war, aus Reiterverbänden bestand, die sich in Abwehr und Angriff nach dem linken Flügel, also nach dem Feldherrn zu richten hatten. Narses und Iohannes verfügten auf ihrem Abschnitt nicht so sehr über das Instrument des Sieges als der Nutzung des Sieges. Ihnen standen zunächst die normalen Reiterverbände der Reichstruppen zur Verfügung, darüber hinaus aber ihre beiden Gefolgschaften und eine zusätzliche Auslese aus dem Gesamtheer. Die Gebirgsflanke dieses Flügels war fächerartig auseinander gezogen 556 . Etwas zurück standen 500 Reiter, die bei Rückschlägen an bedrohten Stellen der Gesamtfront eingesetzt werden sollten. Ihre geringe Zahl zeigt an, welch großes Vertrauen Narses auf die Langobarden setzte.
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Der Ort der Aufstellung dieser Heeresreserve macht die geringe Ausdehnung der Front, also die verhältnismäßige Enge des Tals deutlich, denn unter Umständen mußte auch Valerian und der rechte Flügel von hier aus Hilfe erhalten. Dagegen zog Narses einen Verband von 1000 Reitern an der linken Flanke leicht vor die Front, so daß sie hinter dem schon einmal umkämpften Hügel standen und jedem erneuten Versuch des gooschen Fußvolks auf die Randberge durch kräftigen Flankenangriff begegnen konnte, noch bevor der Feind Gelände erreichte, in dem die Reiterei unwirksam wurde. Auf diesen Randbergen, ihrem durchschnittenen Vorgelände und wohl auch dem einzelnen Hügel standen 4000 Bogenschützen zu Fuß, denen weitere 4000 Schützen auf der gegenüberliegenden Talseite, also an der rechten Flanke, entsprachen. Damit ist die Anlage der Schlacht klar. Das Zentrum verkörperte die Kampfkraft schlechthin, während auf den Flügeln, vor allem dem linken, durch Fernwaffen die technische Überlegenheit entfaltet und die beweglichen Einheiten für die Taktik des Endkampfes bereitgestellt wurden. Auch der Ablauf der Ereignisse bestätigt das Uberwiegen der Defensive bei den Oströmern. Totila konnte den Zeitpunkt des Angriffs nach Belieben wählen. Er war unterrichtet, daß die noch ausstehenden 2000 Reiter im Laufe des Tages eintreffen würden, mußte also warten. Über die Aufstellung der Goten ist nur bekannt, daß sie der des Feindes entsprach, also die Breite des Tals einnahm, was zum Schutz gegen Überflügelung ohnehin Voraussetzung war. Kein Name eines Unterführers ist überliefert. Über die Gliederung im einzelnen verlautet nur, daß das Fußvolk sich im Hintergrund hielt. Der Vormittag verging unter Einzelkämpfen. Ohne sich zu rühren, verfolgten Narses und Iohannes von der Flanke aus das ritterliche Waffenspiel des Gotenkönigs zwischen beiden Heeren. Es war der letzte Triumph der Kraft und vorbildlichen Reiterkunst des jungen Führers. Endlich wurde gegen Mittag die Ankunft der Zweitausend im Lager gemeldet. Totila ließ zu den Zelten abrücken, einmal des Mittagsmahls wegen, vor allem natürlich zur Eingliederung der Angekommenen und genauen Instruktion der Unterführer und des Heeres. Narses und Iohannes, die Feldherm der Gegenseite, ließen das alles ruhig geschehen, nahmen sogar die Demütigung auf sich, ihre Truppen an der Front unter den Waffen warten zu lassen, obwohl durchaus unsicher war, ob Totila an diesem Tage überhaupt angreifen würde. Aber bald zeigte sich die Richtigkeit ihrer Berechnung. Die Goten traten am frühen Nachmittag zum entscheidenden Waffengang an. Narses und Iohannes waren bereit; sie hatten nur eine geringe, absichtlich erst in letzter Minute erfolgende Änderung der Aufstellung durchzuführen, indem sie die Bogenschützen auf den Randhügeln etwas vorschoben. Eben weil es die einzige Änderung war, wurde sie später über Gebühr beachtet und geradezu der Sieg von dieser nicht allzu bedeutsamen Maßnahme abhängig gemacht. Denn Delbrück bemerkt mit Recht, daß diese Schützen nicht im entferntesten das ganze Schlachtfeld mit ihren Geschossen bestrichen — so eng war das Tal wiederum nicht 557 . Bei aller Rücksicht auf die Lückenhaftigkeit der Quelle scheint es nun doch, als ob die Goten alles auf eine Karte setzten, weder an Erstürmung der Randberge durch Fußvolk noch an taktische Teilvorstöße dachten und die Fußtruppen nur als Reserve verwandten. Um jeden Aufenthalt zu vermeiden, untersagte Totila den Gebrauch des Bogens ganz, zunächst auch den des Schwerts, während n a c h dem Lanzenanritt selbstverständlich mit allen Waffen gekämpft werden durfte 5 5 8 . Die Reitermasse des gesamten Gotenheeres brauste mit ungeheurer Wucht auf das Zentrum der Feindstellung los. Daß die 8000 Bogenschützen, die auf den Hängen standen, und ebenso die bogenschießenden Reiter des rechten und linken Byzantinerflügels in die Masse Lücken hineinschossen, namendich in den Flanken, ist klar. Aber es ist nicht entscheidend. Die Unebenheiten des Terrains zerrütteten das heranstürmende Reiterkarre stärker als diese Nadelstiche; aber es kam an den Feind, und es wurde längere Zeit, wenn auch nicht so lange, wie der Berichterstatter glauben machen will (von Mittag bis Abend) erbittert gekämpft. Mögen die geplanten Flankenmanöver der Kaiserü-
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chen zur Ausführung gelangt sein oder nicht — jedenfalls hatte das langobardische Kontingent die Haupdast des Angriffs zu tragen, und es ist sicher kein Zufall, wenn die Geschichte über die Rolle des Reichsfeldherrn bei diesem heroischen und zukunftsschwangeren Zweikampf zweier germanischer Völkerschaften hartnäckig schweigt. Die Goten wußten, was auf dem Spiele stand, und setzten sich resdos ein. Aber die furchtbare germanische Waffe des Narses, die überlegene Zahl der Reichsarmee und gewiß auch die Auswirkungen des Beschusses und der (nicht bezeugten) Flankenangriffe vom linken Flügel her brachten die Angreifenden zum Weichen. Kaum war der tote Punkt überschritten, so wurden naturgemäß die bis zu der von anderen erfochtenen Entscheidung geflissentlich zurückgehaltene Waffe des Begegnungskrieges wirksam. Namentlich die Reiterverbände des linken Byzantinerflügels, werden geerntet haben, wo sie nicht gesät hatten, als es an die nächtliche Verfolgung der endgültig geschlagenen Goten ging. Ihr Fußvolk kann nicht so ganz unbedeutend gewesen sein, da ihm der Berichterstatter immerhin die Fortsetzung des Widerstands zumutete. Es wurde mit fortgerissen, vor allem von der eigenen Reiterei niedergeritten. Prokop bezifferte die Verluste mit sechstausend Mann, einer unkontrollierbaren Zahl. Wie das in diesen Zeiten immer war, werden sich die meisten der Geschlagenen gerettet haben. Uber Totilas Schicksal ist nur sicher, daß er noch in derselben Nacht an einer Wunde, die er in der Schlacht oder während der Flucht empfangen hatte, nach einem wilden Ritt von über 84 Stadien (17,7 km) in dem Ort Caprae entkräftet und verblutet starb. Hier wurde er eiligst begraben, worauf seine Begleiter die Flucht fortsetzten 559 . Der erste Gedanke des siegreichen Byzantiners war die Beseitigung der unbequemen langobardischen Bundesgenossen. Ein so starker Kontingent widersprach der bisherigen Übung Iustinians vollständig, mußte als gefährliches Zugeständnis der Schwäche betrachtet werden und war der erste Schritt der Rückkehr zu jenen zenonischen Methoden, die zum Verlust Italiens an die Goten geführt hatten. Nach dem Sieg lag es nahe, jedem künftigen Anspruch vorzubeugen. Disziplinare Vorwände waren rasch gefunden. Der langobardische Verband erhielt sozusagen den schlichten Abschied. Das Ehrengeleit zur Grenze, das unter dem Befehl Valerians und seines Neffen Damian stand, hatte verzweifelte Ähnlichkeit mit einer Wacheskorte und wurde auch kaum anders verstanden 560 . Nach Erledigung dieses etwas peinlichen Auftrages ging Valerian mit seiner Truppe nach Verona, um den vernichtenden Schlag, der die gotische Sache in Italien getroffen hatte, zu kampfloser Einnahme dieser Stadt zu nutzen. Die Besatzung schien einverstanden, als plötzlich die Franken von Venetien her Einspruch erhoben und die Ubergabe vereitelten. Die Goten sammelten sich erst wieder in Ticinum, der ligurischen Kernfestung, die einen großen Teil des Königsschatzes in ihren Mauern barg. Hier wurde Teja zum König ausgerufen, der mit Hilfe der Franken das unter dem Zeichen Narses' und der Langobarden erfüllte Schicksal nochmals zu bezwingen unternahm. Neben den oberitalischen Abtretungen sollte rücksichtslose Opferung des Staatsschatzes die unsichere Bundesgenossenschaft erkaufen. Zu allem entschlossen, schmiedete Teja in Ticinum aus Trümmern ein letztes Heer für den Todeskampf der verlorenen Sache 561 . Narses gab unterdessen Anweisung an Valerian, durch Patrouillen am Po die Vereinigung der Goten in Ticinum zu stören. Er selbst setzte den unterbrochenen Marsch auf der Via Flaminia fort, nicht ohne die reifen Früchte der Schlacht zu pflücken. Narnia, Spoletium und Perusia ergaben sich ohne Schwertstreich, und das Ziel dieses Marsches war Rom. Die geringe Besatzung, die hier zurückgeblieben war, stützte sich zwar auf eine Art Kastell, das Totila beim Grabmal Hadrians durch eine Mauer von der Stadt abgetrennt hatte, übernahm es aber doch, die ganze Stadt gegen Narses zu halten. Während Narses, Iohannes und Philemuth an drei weit auseinanderliegenden Stellen angriffen, konnte der von Lazika nach Italien strafversetzte Dagisthaeus unbemerkt Leitern anlegen, in die verödete Stadt eindrin-
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II. Der Untergang der Goten
gen und einige Tore öffnen. Die Goten flohen, als sie ihre Lage endlich erkannten, in das Kastell, das sie bald darauf durch Vertrag übergaben. Nur wenige entkamen fürs erste nach dem Hafen Portus, der sich noch einige Monate hielt 562 . 26. Tejas Marsch
nach
Campanien.
Die Schlacht
am
Vesuv
Tadinae und Rom waren untrügliche Zeichen des Schicksals. Der Schrecken, den sie erzeugten, äußerte sich in wilden Haßausbrüchen der Besatzungen der kampanischen Festungen gegen die Patrizier. Zahlreiche Senatoren kamen um. Ebenso ließ Teja in Ligurien die Geiseln hinrichten. Daß man im Süden so wenig wie in Ticinum alle Hoffnung verloren hatte, zeigen nicht nur diese scharfen Maßnahmen. Die Nachricht von der Wahl Tejas änderte die Haltung der schon zur Übergabe bereiten Besatzungen Tarents mit einem Schlage. Der Kommandant Ragneris scheute sich nicht, den durch eine Kriegslist erbitterten Feinden entgegenzutreten. Er wurde zwar von Pacurius, dem Kommandanten in Hydruntum, geschlagen, konnte sich aber wenigstens mit seiner Truppe nach dem Kastell Aceruntia retten. Tarent war damit verloren. Bald darauf traf Portus, das tuskische Nepa und Petra Pertusa an der Flaminischen Straße dasselbe Schicksal. Aber noch war Kampanien unversehrt, Neapel durch Schleifung der Mauern längst jeder Begehrlichkeit eines Gegners entzogen, Cumae die Felsenburg des Königsbruders Aligern und ein Hort größerer Schätze als selbst Ticinum. In der kampanischen Ebene wollte Teja noch einmal allein dem Verhängnis entgegentreten, nachdem der fränkische Herrscher Theodebald seinen Gesandten zweideutige und hinhaltende Antworten gegeben hatte. Die Goten waren immer noch nicht schwach genug, um den Franken als gefahrlose Verbündete zu erscheinen. Für den Norden war die endgültige Zerfleischung der streitenden Parteien eine Bedingung seines Eingreifens. Ferner rief die Sorge um Cumae, das Narses gleichzeitig mit Centumcellae belagern ließ, die Goten nach dem Süden. Der König stieß mit dem erneuerten Heer unbedenklich durch das besetzte Italien hindurch, in dem bereits wieder zahlreiche Reichsfestungen den Marsch bedrohten. In Tuskien sollten ihm Iohannes und die Heruler Philemuths den Weg verlegen, aber er wählte die Adriastraße und umging, weit nach Osten ausbiegend, die Sperre. Selbst Valerian, der um diese Zeit auf der flaminischen Straße Petra Pertusa bezwang, erhielt zu spät Kenntnis von der wichtigen Feindbewegung, die sich fast unter seinen Augen vollzogen hatte. Im Widerspruch zu aller Erfahrung behielten die Goten selbst in der Niederlage die Initiative. Narses war genötigt, seine Detachements aus Tuskien und Umbrien nach Rom zu rufen, und folgte mit den vereinigten, freilich um Besatzungen und vor allem um die Langobarden verringerten Reichstruppen den Goten nach Kampanien 563 . Die Heere trafen am Flusse Drakon, dem heutigen Sarno inmitten der pompejanischen Talebene zusammen 564 . Nach Burys Annahme hat Teja versucht, über Sorrent auf dem Seewege die Festung Cumae zu erreichen, deren östliche Zugänge von den Belagerern gesperrt waren 565 . Somit würde Narses die Goten am Fuß des Vesuv überrascht und durch geeignete Maßnahmen, etwa durch Einschließung mit Hilfe von Feldbefestigungen, ihren Weitermarsch unterbunden haben. Auch wenn man die besondere Bedeutung der Festung Cumae in vollem Umfange würdigt, so war sie allein durch ihre Lage viel zu fest, um eine so rasche, unmittelbare Hilfe herauszufordern. Die Anwesenheit eines gotischen Heeres im gotischen Kampanien war Endastung genug. In die Falle von Cumae hätte sich Teja niemals wagen dürfen. Der Verlauf und Ausgang des Ringens auf den Feldern zwischen Vesuv und Monte S. Angelo zeigt, daß selbst diese Ebene noch eine Falle war. Wir wissen nicht, ob Narses die Zugänge etwa beim heutigen Palma, S. Severino, Nocera hat sperren lassen, aber es ist eine Tatsache, daß die Goten regelrecht ausgehungert wurden. Zwei Monate standen die Heere, nur durch den schmalen, allerdings unpassierbaren Fluß getrennt, einander gegenüber. Es sind nur Einzelkämpfe überliefert, die an der einzigen, von Narses stark mit Tür-
26. Tejas Marsch nach Campanien. Die Schlacht am Vesuv
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men und Wurfmaschinen befestigten Sarnobrücke stattfanden und militärisch wenig bedeuteten. Im Laufe dieser zwei Monate entwickelte sich ein Stellungskrieg, der von Lager zu Lager durch wetteifernde Schanzarbeit und Einsatz technischer Waffen auf byzantinischer Seite geführt wurde. Wichtiger noch war die Blockade der Land- und Seewege. Immer noch bestanden für die Goten keine allzu schlechten Aussichten, da sie auf dem Seewege verproviantiert wurden. D a wandelte sich durch den Verrat des gotischen Flottenchefs, der sich als bestechlich erwies und seine Schiffe dem Armenier auslieferte, das Kräfteverhältnis entscheidend. Die Einschließung wurde einseitig, und sofort zeigte die Errichtung maschinengespickter Türme längs des Sarnoufers, an, daß Narses nun erst recht jeden Angriff durch die bekannten Mittel im voraus vereiteln und der Zeit die Hauptarbeit überlassen wollte. Aber nun lösten sich die Fronten. Die Goten zogen sich in südlicher Richtung auf den Milchberg (Möns Lactarius), Monte Lettere des Randgebirges zurück. Die Nähe des Meeres (beim heutigen Castellamare) nützte nichts, da der G o l f von Neapel sich mit immer zahlreicheren byzantinischen Schiffen bedeckte. Der Berg bot Schutz gegen die lästigen „Feuerüberfälle" der Türme und Kriegsmaschinen, wogegen seine Unzugänglichkeit für die feindliche Reiterei wohl nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die wenigen Vorteile waren mit sofortiger Verschärfung der Verpflegungs- und Fourageschwierigkeiten teuer erkauft. Wenn auch die Quelle über die elementarsten Dinge hartnäckig schweigt, so zeigt der Ablauf der Ereignisse nur zu deutlich, daß der Byzantiner seine alte Taktik des Kampfes mit Hilfe von rasch erstellten Feldbefestigungen, Schanzen und Gräben anwandte und gegen einen Durchbruchsversuch der Eingeschlossenen wirksame, wenn auch nachträglich nicht mehr erfaßbare Vorkehrungen getroffen hatte. So entgingen die Goten ihrem Schicksal nicht, das sie zu einem von vornherein aussichtslosen Ansturm auf die festen Stellungen des Gegners verurteilte. E s ist angesichts der lückenhaften Uberlieferung müßige Frage, ob Narses in den Stellungen am Sarno blieb oder seine vordersten Linien an den Monte Lettere vorverlegte. Auf jeden Fall überraschte der erste Ansturm der gotischen Reiterei die Feinde auf der Ebene. Ohne den Rückhalt ihrer Befestigungen hätten sie sich kaum so rasch erholen und exerziermäßig formieren können. Die Goten saßen ab und gingen in guter Ordnung gegen die Schanzen vor. Auch Narses erkannte, daß es nicht mehr um Reiterduelle ging und ließ absitzen. So entwickelte sich der gotische Verzweiflungskampf, dessen Einzelereignisse vom Ruhm des Königs Teja überschattet worden sind. Der Vergleich dieses Mannes mit den Helden Homers ist das letzte Wort des Zeitgenossen, der sein betrachtendes Werk mit dem stolzen Hinweis auf Fortschritte der Kriegskunst seit den Tagen der Ilias eröffnete. In seinem K a m p f des Teja, mag die Legende ihm auch längst zuvorgekommen sein, gipfelt der antike Brauch einer gerechten, den Gegner menschlich würdigenden Geschichtsschreibung. Narses verschwindet, selbst Iohannes wird nicht erwähnt. Ihre Feldherrnaufgabe war glänzend gelöst. Aber der König ist über allem. E r besiegelte das Abtreten der Goten von dem politischmilitärischen Schauplatz mit dem Tode. In Reih und Glied mit den stürmenden Truppen, so müssen wir Prokop berichtigen, wurde er bald erkannt und das Ziel der Angriffe hervorragender Einzelkämpfer des Feindes. Beim Schildwechsel ist er dann tödlich getroffen worden, was seine Kampfgenossen zum Erstaunen der kaiserlichen Söldner nur zu verbissenerem Widerstand bewog. Zwei Tage wurde so gekämpft, vielleicht noch länger. Endlich entschlossen sich die Überlebenden zu Unterhandlungen. Der kalte Höfling Narses bestand auf Vernichtung, der soldatischere Iohannes, der Neffe des Goten Vitalian, setzte die Schonung des tapferen Gegners, wie der eigenen, erheblich mitgenommenen Truppe durch. Mit Ausnahme eines größeren, etwa 1000 Mann starken, gotischen Verbandes, der auf unbekannte Weise die Zernierung durchbrechen und sich nach Ticinum retten konnte, erklärte sich das überwundene Heer zunächst zum Verlassen Italiens bereit, doch wurde diese Bestimmung vermutlich bald darauf gemildert und den Gesandten der für die Verteidigung Italiens schlechthin unentbehrlichen Goten der volle Genuß ihrer Besitzungen und persönlichen Vorrechte zugestanden 5 6 6 . Auch darin äußert sich der Sinn dieses Krieges. D e r staatlich-
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II. Der Untergang der Goten
dynastische Machtwille des Gotenreichs war zerschlagen, aber die Kämpfer von Tadinae und Möns Lactarius waren keineswegs die letzten Goten. Auch nach dem Ubergang der Führung im germanischen Abwehrkampf gegen Iustinian auf die Franken gaben die Goten, wenn auch nur in Anlehnung an Stärkere, die nachdrücklichsten Lebenszeichen von sich. Narses hatte mit ihnen zu rechnen, ob er sie in Italien beließ oder nicht. Ganz Norditalien, in dessen Städte und Festungen die Kämpfer vom Milchberge jetzt als sogenannte Reichsuntertanen zurückkehrten, war und blieb ein schwankender Grund für das Gebäude der oströmischen Herrschaft. Und mehr denn je war die Zeit reif für ein landsmannschaftliches Einverständnis zwischen Goten und Franken, das nicht mehr von Eifersucht und Furcht vor dem monarchischen Erbe Theoderichs des Großen überschattet wurde. 27. Kampf
um Cumae.
Der Alemanneneinfall.
Leutharis'
Ende
Der nächste Schlag des oströmischen Feldherrn galt der Festung Cumae. Aber hier biß Narses auf Eisen. Neun Monate lag er vergeblich vor diesem Felsennest, das selbst nach Wegfall der Zufuhren über See durch seine Lage, seine reiche Versorgung mit Lebensmitteln und nicht zuletzt durch den Geist der Verteidiger und die Person des Kommandanten jedem Angriff trotzte 567 . Wenn der Gang der Dinge einen solchen Gedanken auch nur hätte aufkommen lassen, so wäre Aligern, der Verteidiger von Cumae, wohl der Nachfolger Tejas geworden. Als Königsbruder, man weiß nicht, ob Totilas oder Tejas — war der beispielhafte junge Kämpfer mit der Obhut über einen Platz betraut, der die letzten Hoffnungen der Goten des südlichen Italien barg. Es war kaum ein Zufall, wenn jene Tausendschaft nach dem einzigen vergleichbaren Platz des Nordens, nach Ticinum, durchbrach, während Narses dreiviertel Jahre von Aligern festgehalten wurde. In der Lombardei sah es von Monat zu Monat schlimmer für die Sache des Reiches aus, und Narses lag fiebernd vor Ungeduld, aber machtlos mit seinen Massen vor dem winzigen, militärisch im Festungskrieg dieser seltsamen Zeiten an Bedeutung mit Rom und Neapel wetteiferndem Felsenklotz Cumae. Jeder Sturm forderte beträchtliche Opfer und wurde mit Leichtigkeit abgeschlagen. Selbst das Unterminieren eines Teils der Mauer unter Benutzung der tief in den Felsen hineinstoßenden Sibyllengrotte erwies sich als zwecklos. Die Trümmer der eingestürzten Mauer waren nicht weniger unüberwindlich. Im Juni 553 mußte sich Narses ohne einen sichtbaren Erfolg zum Abzug entschließen. Seine Anwesenheit im Norden war unbedingt erforderlich, sollte nicht alles bisher erreichte gefährdet werden. Seit dem Frühjahr standen Franken, Alemannen und Goten unter Führung der dem Frankenkönig Theodebald aufs engste vertrauten Alemannenherzöge Leutharis und Butilin in der Lombardei 568 . Soeben eilte die Nachricht durch Italien, daß sie den Po überschritten hatten. Narses wußte, daß alles am Besitz der Festungen Tuskiens hing; denn waren diese erst vollständig in der Hand des Reichs, so waren die strategischen Stützpunkte gegen einen in noch weit höherem Maße als die Goten des Festungskriegs unkundigen Gegner gegeben. Während der Feldherr auf dem kürzesten Weg nach Tuskien zog, erteilte er seinen Heerführern unter Fulcaris, dem Nachfolger des kürzlich verstorbenen Philemuth, einen ähnlichen Auftrag, wie ihn Teja seinerzeit auf Befehl Totilas durchgeführt hatte. Fulcaris sollte sich mit dem herulischen Reiterverband unter Umgehung der Appeninen auf der Küstenstraße nach der Aemilia begeben, die Eindringlinge vorsichtig über den Po zurückdrängen und bis zum Eintreffen des Hauptheers patrouillieren. Narses' Marsch durch Tuskien war erfolgreich. Hier fielen ihm die Früchte der vorangegangenen Entscheidungsschlachten zu. Vertraglich ergaben sich Florenz, Centumcellae (Civitavecchia), Volaterra (Volterra), Luna (Carrara) und Pisa, ohne Widerstand zu leisten. Dagegen baute Lucca selbst nach Ablauf der vom Belagerer bewilligten dreißigtägigen Frist auf die Hilfe der Franken 569 . Im September, als die Einschließung
27. Kampf um Cumae. Der Alemanneneinfall. Leutharis' Ende
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erfolgte, hatten die Byzantiner Geiseln erhalten, die für die Einhaltung der Frist bürgten. Eine theatralische Scheinhinrichtung mit nachfolgender „Auferstehung" gab ihm nun Gelegenheit, die 'humanitas' des Reiches propagandistisch vorzuexerzieren. Offenherziger lauteten die Befehle an Fulcaris, der, wie verabredet, unter schwerstem Terror gegen die Zivilbevölkerung der durchstreiften Landstriche in der Aemilia eintraf. Freilich lockerte sich dadurch die Disziplin in solchem Maße, wirkten sich die hervorragenden Kämpfer- und unzulänglichen Führereigenschaften Fulcaris' so verhängnisvoll aus, daß die Truppe besinnungslos in ihr Verderben rannte. In der nördlichen Aemilia unweit des Po war Parma den Franken in die Hände gefallen. Fulcaris stürmte unter Vernachlässigung der Aufklärung und Marschsicherung drauflos und wurde plötzlich von Butilin, der sich mit seinen Franken im Amphitheater vor der Stadt versteckt hatte, hinterrücks angegriffen. Der Gefahr völliger Einschließung durch die von Parma anrückenden Verbände des Leutharis konnten die meisten durch schleunigste Flucht entgehen. Fulcaris erkannte den Fehler zu spät und suchte mit seiner engeren herulischen Gefolgschaft den Tod. Die Schlappe bedeutete mehr als den Unfall einer Streifschar; denn unter Iohannes, dem Neffen Vitalians, und dem ebenfalls nach Norden geeilten Befehlshaber Siziliens Artabanes standen bereits weitere oströmische Verbände im Räume von Parma, die nun vorsichtig zurückgenommen wurden, statt wie geplant mit Fulcaris konzentrisch auf Parma vorzustoßen. Der neue Standort Faventia zeigt, daß nicht viel mehr als der Rückzug auf Ravenna für den Fall weiteren Vordringens der Franken in Aussicht genommen war. Die Räumung der Aemilia, namentlich auch des wichtigen Knotenpunktes Bononia, öffneten Leutharis und Butulin die Appeninenpässe und brachten Narses, der monatelang vor Lucca festgehalten war, in höchste Gefahr. Der Feldherr sandte seinen Vertrauten Stephanus mit 200 Reitern auf dem kürzesten, bereits durch feindliche Streifscharen gefährdeten Weg nach Faventia, ließ seine Entrüstung zum Ausdruck bringen und sofortigen Vormarsch auf Parma fordern. Er erhielt die Antwort, daß die Verpflegungsverhältnisse in der nördlichen Aemilia nicht befriedigten und der Proviantmeister Anriochos sich nicht hatte blicken lassen, ferner durch Ausbleiben der Soldzahlung Mißstimmung in der Truppe entstanden war. Narses ging auf die Forderungen ein und erreichte damit, daß langsam größere Teile der Aemilia wieder besetzt und damit die Appeninenpässe gesperrt wurden. So war er gegen Überraschungen von dieser Seite vorläufig gesichert und nutzte die Lage zu einer wesendichen Verschärfung der Belagerung. Nach mehrfachen Sturmangriffen und nachdem die von den Franken inspirierten Ausfälle an der Unterhöhlung der Kampfkraft der Luccaner durch die Feindpropaganda gescheitert war, ergab sich die Stadt im Dezember 553 auf dem üblichen Wege des Vertragsabschlusses. Narses setzte den Mösier Bonus als Kommandanten von Lucca ein und eilte mit seinem Gefolge (400 Bukellariern) nach Ravenna, um die Verteilung der Truppen in die aemilischen Festungen, gleich wichtig für Abwehr der Franken und leichtere Versorgung im Winterquartier, zu überwachen. Um die Jahreswende traf hier Aligern ein und überlieferte die Schlüssel von Cumae. Der Haß gegen den erfolgreichen fränkischen Bundesgenossen, das Erkennen der Aussichtslosigkeit einer Wiederaufrichtung der gotischen Monarchie bewogen ihn zu diesem Schritt. Dieser Haß war so stark, daß er selbst den Plan, Leutharis' und Butilins Cumae zu entsetzen, mit Verachtung strafte, in Reichsdienste trat und Narses die Herrschaftsinsignien des einstigen Reichs der Goten und den Staatsschatz aushändigte. Es ist anzunehmen, daß das Schicksal der den Franken zweifellos in die Hände gefallenen Schätze Ticinums zu diesem Entschluß beitrug. Die Leidenschaften, die das fränkisch-gotische Verhältnis beherrschten, verbieten nachträgliche Wertungen, etwa den Versuch, Aligern des Verrats an der Sache seines Volkes zu bezichtigen. In Gegensatz zu dem dynastisch angekränkelten Königsbruder, dessen unbedingter Herrschaftsanspruch ihn lieber dem Feind als dem Nebenbuhler dienen ließ, stellte sich freilich das Volk, zumindest in Oberitalien, auf die Seite der Franken. Zunächst in Ligurien und Venetien, nach dem Siege bei Parma auch südlich
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II. Der Untergang der Goten
des Po eilten die längst auf ihre Güter zurückgekehrten Kämpfer Totilas und Tejas zu den Waffen. Auch ihnen wurde die Wahl gestellt, denn Verzicht auf Parteinahme war in diesen Zeiten nicht möglich, doch entschieden sie sich mit gesundem Empfinden für den stammverwandten Nachbar. In ihrer und Aligerns Haltung mag allerdings auch der Unterschied zwischen Nord- und Süditalien zum Ausdruck kommen, deren Schicksale auseinanderliefen: im Norden fanden Sonderbestrebungen Anlehnung bei Germanen, während im Süden das Reich bald unumschränkt herrschte. Von den Mauern Caesenas herab hielt Aligern Abrechnung mit den Franken, die eben vorbeizogen, um sein Cumae zu befreien. Narses, der das angeregt hatte, hoffte seine Feinde dadurch zur Umkehr zu bewegen, doch täuschte er sich. Wenn auch Cumae als Ziel des Unternehmens nun wegfiel, so war das für Leutharis und Butilin kein Grund zur Umkehr. Sie ließen Aligern die Antwort erteilen, die ihnen passend erschien, und fielen im übrigen Narses über Erwarten lästig, indem sie in einer Jahreszeit Bewegungskrieg führten und Beute machten, in der das oströmische Heer hergebrachterweise zu geduldigem Abwarten in den Winterquartieren verurteilt war. Narses hatte inzwischen seine Inspektionsreise fortgesetzt und befand sich in Ariminum, wo kurz zuvor der Warne Theobald mit Gefolge eingetroffen war und als verläßlicher Bundesgenosse hohes Ansehen genoß. Der Feldherr wurde Zeuge des Uberfalls einer fränkischen Streifschar auf die ländliche Umgebung der Stadt. Durch einen geschickten Ausfall konnte er die Niederlage des Fulcaris wieder gutmachen. Er ritt mit 300 Mann gegen die rasch sich formierende Phalanx der Franken und Alemannen an, ließ es aber nur zum Schußwechsel kommen und erledigte den überlegenen Feind durch das bekannte Manöver der Scheinflucht. 900 Gegner sollen dem Strategem zum Opfer gefallen sein. Bald darauf begab sich Narses zum kurzen Aufenthalt nach Ravenna und — jedenfalls noch im Januar 553 — nach Rom. Während Leutharis und Butilin langsam und in größter Sicherheit nach Süden zogen, verbrachte der byzantinische Feldherr den Winter in Rom. Für die Festungen hatte er von den Franken nichts mehr zu befürchten, und das Schicksal der italischen Zivilbevölkerung war ihm, getreu der bisherigen Praxis des Reichs, herzlich gleichgültig. Erst im Laufe des Frühjahrs zog er alle entbehrlichen Truppen aus den Festungen und Winterlagern zusammen. In Rom wurden die Einheiten wie gewöhnlich einexerziert und auf den Sommerfeldzug vorbereitet. Daß die Übungen, unter denen ein Waffentanz erwähnt wird, ein stark germanisches Gepräge trugen, verstand sich bei der Zusammensetzung des Heeres von selbst. Inzwischen trafen von den Nachfolgern und Verbündeten der Goten Nachrichten ein, die Narses hoffnungsvoll aufhorchen ließen. Die Heere Leutharis' und Butilins hatten sich in Samnium, also etwa in Benevent, getrennt: Mit den eigentlichen Kerntruppen zog Butilin durch Kampanien, Lukanien und Bruttien bis zur Straße von Messina, während Leutharis Apuüen und Calabrien plünderte und in Hydruntum haltmachte. Ihm genügte die Beute. Politischen Ehrgeiz entwickelte er nicht. Er wollte das Gewonnene rasch in Sicherheit bringen, forderte also Butilin brieflich zur Umkehr auf. Aber dieser Mann verfolgte höhere Ziele. Die Zeit war über Aligern hinweggeschritten und jetzt waf der Anwärter auf die Nachfolge Theoderichs, Totilas und Tejas kein anderer als Butilin. Als sein Rechtstitel konnte der kühne Zug durch Italien, die einhelligen Anträge der Goten und vor allem der unbedingte Wille zu einer entscheidenden Auseinandersetzung mit Narses gelten. Er allein hatte sich persönlich durch Schwur verpflichtet, die Sache der Goten zu der seinen zu machen. Die Entschlüsse seines Teilhabers im Kommando konnten ihn nicht beeinflussen, zumal er jenen wert- und zahlenmäßig schwächeren Verband vorläufig für entbehrlich hielt. Leutharis strebte daher auf den Uferstraßen der Adria eiligst nach Norden. Es ging ihm um Sicherung der Beute. War Ligurien ohne Unfall erreicht, so dachte er die Truppen unter anderer Führung zur Hilfeleistung im Kampf Butiüns um Italien zurückzusenden. Da traf ihn bei Fanum der erste Unfall. Der Heermeister Artabanes und der Hunnenführer Uldach standen zur Beobachtung des wichtigsten Küstenknotenpunktes der Via Flaminia in Pisau-
Tafel 12
а) Сита (Kompanienj, östliches Profil der „Arx" oder ,/icropolis" (Zitadelle).
b) Cuma (Kompanienj, griechische Mauer der ,/lrx".
28. Die Schlacht bei Capua. Friedhofsruhe über Italien
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rum. Während Leutharis in Fanum lagerte, griffen sie seine 3000 Mann starke Aufklärungsabteilung überraschend an und dezimierten sie empfindlichst. Sofort rückten sie weiter vor und zwangen Leutharis, dessen Lager militärisch zu wünschen übrig ließ, eine möglichst lange und tiefe Phalanx zu bilden. Selbst die Wachmannschaften schienen zur Auffüllung unentbehrlich, so daß viele Gefangene entkamen, die überdies einen Teil der Beute mitgehen ließen. Dabei blieb es freilich, denn Artabanes war zu schwach für eine Schlacht. Der Weitermarsch nach dem fränkischen Venetien vollzog sich, abgesehen von dem schwierigen Poübergang, ohne Zwischenfälle. Ceneta (Ceneda) am Fuß der Karnischen Alpen war das Ziel. Hier erlag Leutharis plötzlich einer Seuche, die unter seinen Leuten furchtbare Verheerungen anrichtete und namentlich der byzantinischen Geisdichkeit willkommenen Stoff zu ihrer Propaganda bot, wobei die einstweilen ungetauften Alemannen, im Gegensatz zu ihren orthodoxen Herren, den Löwenanteil der begangenen Sünden aufgebürdet erhielten 570 .
28. Die Schlacht
bei Capua. Friedhofsruhe
über
Italien
Während Narses in Rom unentwegt rüstete und nicht ohne bestimmte Absicht tatenlos abwartete, setzte Butilin im Sommer und Herbst 553 seinen Marsch nach Süden fort. Mit Genugtuung vernahm man in Rom, daß klimatische Schwierigkeiten, besonders das Wüten der Ruhr, dem Feind fortgesetzt Abbruch taten. Die Zeit arbeitete für Narses und wenn auch das dauernde Zuströmen gotischer Parteigänger die empfindlichsten Lücken Schloß, so forderte allein die vorgerückte Jahreszeit rasches Erzwingen der Entscheidung. Die in den Feldschlachten des vorigen Jahres unter Beweis gestellte Bereitschaft des Narses zu einer solchen Auseinandersetzung kam Butilin entgegen. Als er am Volturno unweit Capua ein stark befestigtes Lager bezog, verließ Narses endlich den römischen Beobachtungsposten und schlug am diesseitigen Ufer des Volturno in Rufweite der Franken ebenfalls ein Lager auf 5 7 1 . Die einzige Brücke befand sich in fränkischem Besitz und wurde von der auserlesenen Besatzung eines hölzernen Turmes bewacht. Allerdings konnte beim Angriff auf ein fränkisches Proviantkommando dieser Turm in Brand gesteckt werden. Aus diesem Zwischenfall soll sich die Schlacht nicht in taktischem Sinne, sondern durch Aufreizung der Leidenschaften entwickelt haben. Jedenfalls entschlossen sich die Germanen, entgegen den Warnungen der alemannischen Seher, vielleicht auch gegen besseres Wissen Butilins, noch an diesem Tage zum Entscheidungskampf. Der Ort des Zusammentreffens war festgelegt, aber seine Lage entzieht sich unserer Kenntnis. Vor allem wissen wir nicht, ob Narses oder Butilin den Fluß überschritt. Die Analogie der bisherigen Haltung der Kaiserlichen würde nahelegen, daß sie, an ihr Lager gelehnt, es auf einen germanischen Angriff ankommen ließen, doch kann es sich ausnahmsweise umgekehrt verhalten haben, da Butilin als taktisch ungeschulter Feldherr von vornherein benachteiligt war. Die vom Gewährsmann Agathias überlieferte Schlachtordnung der vereinigten Franken, Alemannen und Goten hat lebhaftes Mißtrauen erfahren. Man schließt aus der vorliegenden Schilderung einer keilförmigen Aufstellung mit extrem dünner Spitze nicht zu Unrecht auf einen mehr oder weniger ordentlichen Gewalthaufen, der aus dem alten Mißverständnis des Wortes Cuneus (hier allerdings Eberkopf) für ein Dreieck gehalten wurde 5 7 2 . Narses lieferte noch in weit höherem Maße als bei Tadinae eine Umgehungs- und Flügelschlacht. Sein „Zentrum" bildete die Phalanx der Fußtruppen, worunter in der Hauptsache hochwertige Verbände von abgesessenen Reitern zu verstehen sind. Zur Auffüllung in der Tiefe wurden natürlich auch die eigentlichen Fußtruppen verwandt, an die sich die leicht bewaffneten Bogenschützen und Schleuderer anschlossen, die das erste Glied durch ihre Geschoßwirkung zu endasten hatten. Narses befand sich mit dem Gefolgschaftsführer Zendalas und den Doryphoren und Hypaspisten auf dem rechten Flügel dieses offenbar nochmals dreigeteilten „Zentrums". Die eigentlichen Flügel, die Reiterver-
200
II. Der Untergang der Goten
bände Valerians und des Artabanes, traten fürs erste nicht in Erscheinung, denn sie waren beide beiderseits der Phalanx im Gebüsch verborgen. Mit seiner altvertrauten Leibtruppe, den Herulern, hatte sich der Feldherr kurz zuvor überworfen. Anlaß war die Anwendung des römischen Rechts auf den Totschlag eines Herulers an seinem Slaven. Erbittert über die Vollstreckung des Urteils an ihrem Kameraden sagte die Truppe den Dienst auf. Dann ging aber im letzten Augenblick die Kampflust mit ihnen durch, und ihr Führer Sindval verständigte Narses, der darauf ihren Standort in der Phalanx freiließ, von seinem baldigen Eintreffen. So unbegreiflich es klingt, soll die Maßnahme für die Byzantiner fast verhängnisvoll geworden sein. Der Stoß des anrennenden Frankenhaufens traf gerade auf diese Lücke und sprengte die Phalanx. Am weiteren Vordringen hinderten ihn die eben eintreffenden Heruler, die sich den Eingedrungenen, eben jenem infanteristischen „Eberkopf" entgegen warfen, die bereits Durchgebrochenen seitwärts in den Fluß trieben und die übrigen zurückdrängten, während zugleich die Flügel des Mitteltreffens sich zangenförmig um die Flanken des fränkischen Gesamtheers klammerten und der Flanken- und Rückangriff der versteckt gehaltenen Reiter losbrach. Damit hatten Narses' Pläne in einem Cannae ihre Verwirklichung gefunden. Der Rest war unerbitdicher Nahkampf gegen den eingeschlossenen, bald in kopfloser Verwirrung auseinanderbrechenden Haufen. Germanen wüteten gegen Germanen. Sindval und Aligern, der oberste der Heruler und der Bruder eines Gotenkönigs, der seinen Traum vom erneuerten Gotenreich an dem verhaßten Alemannenherzog zu rächen hatte, fochten allen voran. Butilin fand den Tod — mit ihm das ganze Heer. So sehr es kriegsgeschichtlich zu bedauern ist, daß dieses einzige Beispiel einer Vernichtungsschlacht im Zeitalter Iustinians topographisch und im taktischen Ablauf so unklar überliefert ist, so steht immerhin fest, daß nicht nur die ephemeren Pläne Leutharis', sondern ebenso die hochfliegenden Entwürfe Butilins gescheitert waren und das Reich dank der innerfränkischen Zerwürfnisse ein halbes Menschenalter den unscheinbar gewordenen Siegespreis behaupten konnte. Denn das Land Italien war der Leidtragende des oströmischen Restitutionseifers. Nach allem Vorangegangenen sorgte zuletzt noch Narses für die weitgehende Verwüstung Mittel- und Süditaliens, insbesondere Kampaniens, so daß sich die Frage erhebt, wer in diesem letzten Jahr des Krieges ärger hauste, Leutharis und Butilin oder der künftige Statthalter des Kaisers.
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Anmerkungen: Der Untergang der Vandalen
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Anmerkungen: Der Untergang der Vandalen
203
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1. Einleitung.
Geschichte der Vandalen in Europa Vorgeschichte des Vandalenkrieges
und
Afrika.
1 M a r t i n J a h n , Die Wandalen (in: Vorgeschichte der deutschen Stämme. Germanische Tat und Kultur auf deutschem Boden. Hrsg. v. Hans Reinerth, 3 Bde. Leipzig 1940), III S. 943/1032.
204
Anmerkungen: Der Untergang der Vandalen
2 L u d w i g S c h m i d t , Geschichte der Wandalen. Leipzig 1901; München 2 1942 (die hier ständig zitierte Auflage). *{{Vgl. H . J . D i e s n e r , Vandalen. RE 10A 957/92. F. M i l t n e r , Vandalen. RE 7A 298/335}}. 3 Die polnische Forschung scheint allerdings die Existenz von Goten im Raum Ostpreußen, und von Vandalen im Raum Schlesien nur ungern zur Kenntnis zu nehmen. Man sieht dort nur eine Przeworsk-Kultur, die man für die Urslaven in Anspruch nehmen möchte. Jan Filip sieht hier nicht ethnische, sondern zivilisatorische Gemeinsamkeiten. Vgl. S c h r e i b e r , Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes (Bern und München 1979) 20 f. 4 S c h r e i b e r (Die Vandalen S. 48) analysiert richtig die Möglichkeiten für ein „germanisches Europa", die sich 61 v. Chr. bei Magetobriga abzeichneten, als Ariovist die Häduer schlug. Zu der von den meisten Historikern abgelehnten historischen Möglichkeitskonstruktion vergleiche man das Kapitel über Moltkes Alternative (Die versäumte Hegemonie) bei Iohannes F. B a r n i c k : Deutschlands Schuld am Frieden, Stuttgart 1965. Es geht dort um den „in Sicht geratenen Krieg im Mai 1875". Als Kronzeuge fungiert Moltke selbst. 5 Zur kultischen Bedeutung und zum Sagenschatz des Zobten Vgl. S c h r e i b e r , Die Vandalen S. 25 ff. 6 Jahn S. 997. 7 Orosius VII 41,7. Schmidt Wandalen 2 S. 24. 8 W. E n s s l i n : BZ 43 (1950) S. 43. *{{Zur Herrschaft der Vandalen in Afrika und Sardinien siehe u. a.: C. B o u r g e o i s , Les Vandales, le vandalisme et l'Afrique. Antiquites Africaines 16 (1980) 213/28. D. C l a u d e , Probleme der vandalischen Herrschaftsnachfolge. Deutsches Archiv 30 (1974) 329/55. C h r i s t i a n C o u r t o i s , Les Vandales et l'Afrique. Paris 1955. H . J . D i e s n e r , Fulgentius von Rüspe als Theologe und Kirchenpolitiker. Berlin 1966. 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C o u r t o i s , Victor de Vita et son oeuvre. Alger 1954. H.J. D i e s n e r , Religionen, Konfessionen und Häresien im vandalenzeidichen Nordafrika. Forschungen und Fortschritte 41 (1967) 88/90. J . A . F i s c h e r , Victor v. Vita. LThK 10 18 κα'ι τ ο ϋ μεν στρατού τό πλείστον μέρος 'Ρώμης οϋ πολλω άποθεν, άλλ' όσον άττό σταδίων είκοσι καϊ εκατόν ες τά προς δύοντα ήλιον ένστρατοπεδευσαμένους εν χ ω ρ ί ω Ά λ γ η δόνι έκέλευεν ή σ υ χ η μένειν, όπως δή μηδεμία εξουσία τοις άμφί Βελισάριον είη εξω π η τ ο ϋ Πόρτου ίεναι. Ρ V I I 23, 8f. των στρατιωτών ουν χίλιους άπολεξάμευος ένταΰθα ήει. 'Ρωμαίος δέ άνήρ άφικόμευος δρόμω ές τους πολεμίους, οϊπερ έστρατοπεδεύοντο έν Άλγηδόνι, τ ό Βελισαρίου στράτευμα ήγγειλεν. N i b b y I 124 lehnt die Identifizierung des bekannten Monte Algido nördlich von Velletri in den Albanerbergen mit dem zur Überwachung von Rom und Portus bestimmten Platz Ά λ γ η δ ώ ν ab. Dafür sprechen zwei Argumente. 1. soll Algidum westlich von Rom liegen. 2. konnte die Belegschaft von Ά λ γ η δ ώ ν die Verbindung Rom—Portus stören, mußte also auf dem rechten Tiberufer liegen. Nibby will in Alsium (heute Palo an der Bahnlinie Rom—Civitavecchia) den gesuchten Ort erkennen. Mit Prokops Entfernungsangabe (120 Stadien = 25, 3 km) ließe sich das vereinbaren. Auch der Monte Algido ist einige km weiter von Rom entfernt. Auf die Korrektur Alsium darf man nicht zuviel Gewicht legen. Irgendein Platz 25 km von Rom wird gemeint sein, vielleicht Άλγηδών = Alcedum = Kastell Malnome bei Portus (Porto?) Wichtiger ist die Feststellung, daß die Erwähnung von Algidum kein Zufall sein kann. Prokop ist hier wohl eine Verwechslung unterlaufen, die beweist, daß Algidum bei Velletri in diesem Kriege eine Rolle spielte und zeitweise gotische Besatzung hatte, was bei der unangreifbaren Lage dieses Stützpunktes (897 m) kein Wunder ist. Prokop hat vermudich zwei gotische Festungen nordwestlich und südostwärts Roms miteinander verwechselt. N i b b y , Dintorni di Roma I 124 ff. C o m p a r e t t i II 305 Anm. 1. F. M a r t r o y e , L'Occident ä l'epoque byzantine. Goths et Vandals 1904 S. 466. B u r y L R E II 244, 1. H ü l s e n R E 1 Sp. 1475 (Algidus mons) Sp. 1639f. Alsium. Karten z . B . bei B a e d e k e r S. 4 4 4 / 5 , 4 7 0 / 1 . 499 ρ y j j 22, 24. C o m p a r e t t i III 305 Anm. 4 weist gegen H o d g k i n (Italy I V 2 506, 1) nach, daß es sich in der Tat um ein altes, damals noch existierendes Schanzlager Hannibals am Gargano handelt. Das „Lager Hannibals" beim Monte Cavo (Mons Albanus, Albaner Berge, südostwärts von Rom), an das Hodgkin denkt, erhielt seinen Namen jedenfalls erst von dem mittelalterlichen Geschlecht Annibaldeschi, das in dieser Gegend Besitzungen hatte ( T o m a s s e t t i , La via Latina S. 280). Die castra HannibaIis des Plinius (n. h. 3, 95) lagen nicht in Apulien, sondern in Bruttien, nördlich von Scolacium an der Mündung des Garcinus. Prokop sagt nicht, daß Totila auf, sondern bei (άμφί) dem Gargano lagerte. Ebensowenig behauptet er, daß der Ort „Lager Hannibals" hieß, sondern lediglich, daß Hannibal dort gelagert hatte. Nach Comparetti meint Prokop das Lager, daß Hannibal nach Cannae in Arpi bei Foggia, also in der Umgebung des Monte Gargano, aufschlug. Liv. X X I I I 46, 8 X X I V ,3, 16;12, 3. L e n s c h a u R E 7 Sp. 2338. In die gleiche Zeit verlegt Comparetti auch mit Recht den Zug Totilas nach Canosa (Gregor. Dial. III 5: S. 145 Moricca). 5 ρ v n 23, 12—17. Für Iohannes' Verteidigungsmaßnahmen in Tarent erinnert H o d g k i n , Italy I V 2 506, 4 an römische Kastelle in Northumberland, die ebenfalls verkleinert wurden. Dergleichen begegnet öfter.
501
Ρ V I I 23, 18.
502
Ρ V I I 23, 1 - 7 .
Anmerkungen: D e r Untergang der G o t e n
22. 503
Beiisar besetzt das verlassene Rom und verteidigt lohannes in Lukanien geschlagen. Totilas Erfolge
243
sich erfolgreich, in Bruttien
Ρ V I I 2 3 , 8 - 1 1 . Vgl. A n m . 169.
504 ρ v i l 24. lord. R o m . 3 8 0 . Auct. Marc. c o m . ad a. 547, 5. Marius Aventic. ad a. 5 4 7 , 3. P r o k o p schreibt über diese Belagerung nicht wie ein Augenzeuge. S o läßt sich auch nicht entscheiden, o b Iordanes' Nachricht „plus fugientes Tiberi demergerentur quam gladio caderent" ( R o m 3 8 1 ) auf das erste, zweite oder dritte G e f e c h t , a u f den A b z u g oder auf das G a n z e zu beziehen ist. Chronologie: K ö r b s I 42. B u r y II 2 4 4 - 2 4 6 . S t e i n II 5 8 6 . 51,5
E s ist nicht a n z u n e h m e n , daß Totila sein ganzes Heer in T i b u r unterbrachte. Zweifellos g a b es
n o c h Stützpunkte, über die bei P r o k o p und erst recht bei den Chronisten kein Wort fällt. Hier ist vor allem an das benachbarte Bergnest Algidum bei Vellern zu denken (Anm. 498). Z u r Z e r s t ö r u n g der B r ü c k e vgl. die Inschrift C I L V I 1 0 9 9 = Dessau 8: p o n t e m viae Salariae usque ad acquam destructum. D i e B r ü c k e wurde später von Narses wiederhergestellt. 5«6 ρ y j j 24, G r e g o r (Dial. I I I 17) gibt irrtümlich (durch Verwechslung mit Totilas 7. Regierungsjahr) die D a u e r der Belagerung von Perusia auf 7 Jahre an. C o m p a r e t t i II 3 1 0 . R E 6 A Sp. 1834. 507
Ρ V I I 26.
508 ρ y j j 2 6 , 20. Auct Marc. c o m . ad a. 548,1: l o h a n n e s magister militum in Campania praedans G o t h o s nonnullas liberat senatrices. qui postea patitur nocturnum Totilae superventum
Bulgarum
(sie!) suorum proditione. Prokops richtige B e m e r k u n g wird hier um die wertvolle Einzelheit bereichert, daß der Verrat einiger „ H u n n e n " des lohannes den nächtlichen Uberfall ermöglichte. Sehr wichtig ist die Mitteilung, daß es sich bei den H u n n e n des l o h a n n e s um Bulgaren handelte. P r o k o p meidet das W o r t aus sprachlichem Purismus. so? ρ v i l 2 7 . 510
Auct. Marc. c o m . ad a. 5 4 8 (!) n e n n t Verus Heermeister. D a s muß ein Irrtum sein, da ein
Heermeister mit 3 0 0 Herulern Gefolgschaft nicht gut denkbar ist. Auch seine sonstigen K o m m a n d o s sind nicht bedeutend genug, um einen solchen Titel zu rechtfertigen (vgl. Ρ I I 24, 14; Beteiligung am Einfalt in Persarmenien). „Verus quoque magister militum et ipse in parte alia Calabriae infestum sustinuit Totilan et Valerianus a b imperatore in e o r u m solacia... Fragmentarisch, jedenfalls ist der B r i e f Iustinians (allerdings nicht an Valerian sondern an Beiisar) gemeint (Ρ V I I 2 7 , 12), der nicht zuletzt auch zum „ T r o s t " des so jämmerlich geschlagenen Verus eine Schlacht fordert. * { { V g l . Martindale, Valerianus. Prosopography I I I / B 1 3 5 5 / 6 1 } } . 511
Ρ V I I 28.
512 ρ v i l 2 9 , 21; 3 0 , 1 ff. (30, 5
ώ μ ο λ ό γ η σ ά ν τε μεσούσης μάλιστα τ η ς т о й θέρου? ώ ρ α ς τ ό
φ ρ ο ύ ρ ι ο ν ένδώσειν, ή ν μή Tis έτπγένηται μεταξύ βοήθεια σφίσιν, έφ φ μέντοι απαθείς κ α ώ υ άπαντες μείνωσιν). 513
Ρ V I I 3 0 , 7 f.
514
Ρ V I I 3 3 , 34.
23. Zweite Eroberung Roms durch Totila. Die Antwort Das Oberkommando des Narses
des
Reichs:
515 ρ v i l 3 5 , 2. G r e g o r . Dial. I I I 13,1 p. 1 6 0 - 1 6 2 M o r i c c a . Totilae autem perfidi regis temporibus eandam urbem (Perusiam) annis Septem continuis G o t h o r u m exercitus obsedit (muß heißen: im 7. Regierungsjahr Totilas). E x qua multi civium fugerunt, qui famis periculum ferre n o n poterant. anno vero septimo needum finito obsessam u r b e m G o t h o r u m exercitus intravit. 516 ρ v i l 3 0 , 25; 3 5 , 1 f. an 4, 4 3 f.; 5, 1 ff. Z u s a m m e n f a s s e n d e und übereinstimmende Würdigung des zweiten italischen Feldzuges Beiisars. Ρ V I I 3 5 , 1 f. a n 5, 1 ff. 517 ρ ν π 3 0 , 25; I V 9, 1—4, wo bei Gelegenheit des K o m m a n d o w e c h s e l s in Armenien von Beiisar nicht die Rede ist. 5,8
S t e i n II I 590.
519
S t e i n II 591 ff.
520 ρ ν π 3 5 , 9 f. Γόθιγος kann nur Cethegus sein. ( Ρ V I I 13, 12). D a s Hetzen hörte niemals auf: Hist. Misc. X V I I I 19. Elapsi sane ex urbe aliqui e n u m e r o senatorum Constantinopolim afflicti properant, quibus calamitatibus R o m a subiceretur prineipi narrant. qui statim Narsen eunuchum suum cubicularium suum exarchum Italiae fecit et R o m a m c u m manu valida dirigit ut afflictae R o m a e quantotius
244
Anmerkungen: Der Untergang der Goten
subveniret. Papst Vigilius tat sich besonders in der Beeinflussung des Frankenreichs im Sinne des Eingreifens zu Gunsten von Byzanz hervor. Er ließ am 22. V. 545 dem König Childebert I. von Paris durch Bischof Auxanius in dieser Richtung bearbeiten (MGH Epist. III ep. Vig. 41). Im April 550 wurde dieser Versuch durch Bischof Aurelian von Arelate wiederholt. *{{Vgl. F. B e i s e l , Studien zu den fräkisch-römischen Beziehungen. Von ihren Anfangen bis zum Ausgang des 6. Jahrhunderts. Idstein 1987. Et. D e l a r u e l l e , L'Eglise romaine et ses relations avec l'Eglise franque jusqu'en 800. Le Chiese nei regni dell'Europa sino all'800. Settim. di Studio sull'Alto Medioevo, VII (Spoleto 1960) 143/84. D e r s . , A . L a t r e i l l e , J. R. P a l a n q u e , Histoire du catholicisme en France. I. Des origines ä la chretiente medievale. Paris 1957. G. F o u r n i e r , Les Merovingiens. Paris 1966}}. 521 Ρ VII 35, 12-22. 5 2 2 Ρ VII 35, 23-29. N o v a k , Studi bizantini V (1939) 250. S t e i n II 593 f. 5 2 3 Ρ VII 36. 524 ρ v i l 37, 2 os γε 'Ρώμηυ ελών εχεσθαι μέυ αύτη ς ούδαμή ίσχυσε. 5 2 5 C o m p a r e t t i (III 311 Anm. 1) will den Einzug in den September 549 verlegen, indem er die Nachricht des Lib. Pontif. (LXI c. 7: S. 153 Mommsen) intravit Romam a porta sancti Pauli, indictione XIII. mit Recht aus der Erzählung über die erste Einnahme Roms (546) herauslöst (oben Anm. 494) und auf die zweite überträgt. Allerdings läßt er unklar, weshalb die zweite Einnahme gerade im September 549 erfolgt sein soll, da die XIII. Indiktion doch immerhin bis September 550 reicht. Ferner schweigt er sich darüber aus, weshalb das Datum der Excerpta Sangall. 704 (MGH Auct. antiquiss. IX 334) „unglaubwürdig" sein soll: p.c. Basilii VIII eo anno ingressus est Vadua rex in Romam XVII cal. Februarias. Hier ist lediglich die Jahresbezeichnung in р. c. Basilii V i l l i zu verbessern (Körbs 44). Paul. Diac. Hist. Rom. XVI 22. J a f f e 2 I S. 225. MGH Epp. III 68, 22 (Eroberung am 29. IV. 530 bereits vollzogen). B u r y II 249-251. S t e i n II 593. 526 ρ VII 37, 1 ff. Prokop gibt 37, 3 (διό) die Haltung des Frankenkönigs als Grund für Totilas neues Verhältnis zu Rom an. 5 2 7 Der Apostolische Vicarius in Gallien, Bischof Aurelian von Arles, wirkte im Auftrag des Papstes beim Frankenkönig Childebert darauf ein, daß dieser Totila vor Einmischung in die Angelegenheiten der römischen Kirche warnte. J a f f e , Nr. 912f. 918. 925. MGH Epp. III 59. 62. 66. 68. S t e i n II 587. »{{Vgl. G. B a a d e r , Arles. LThK, 1 ( 2 1957) 864f. H. F u h r m a n n , Aurelian. Ebenda 1107. M. H e i n z e l m a n n , Bischofherrschaft in Gallien... vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. München 1976}}. 52» ρ v i l 37 ; 6 ff. Ariovist: Caesar, bell. Gall. I 44, 13. Ahnliche Situationen werden von zahllosen Späteren berichtet. Chronologie: S t e i n II 594,2. Allerdings ist fraglich, ob Stephanus, wie Stein II will, bis Herbst 551 in Konstantinopel blieb, das negative Resultat der Gesandtschaft von 550 also auf anderem Wege zur Kenntnis Totilas gelangte. Die Analogie der Reisen der Gesandten Petros und Rusticus (vgl. oben Anm. 253) zeigt, daß die Aufenthalte vielfach nur kurz waren. Zudem spricht Prokop von zahlreichen Gesandtschaften Totilas (VIII 24, 4). 5 2 9 Ρ VII 39, 29. 53(1 Ρ VII 37, 23. 531 Ρ VII 37, 28. 5 , 2 Θουριμούθ Ρ VII 37, 20. Zum Namen S c h ö n f e l d 236. 533 ρ ν π 39. 5 3 4 Sizilien: S t e i n II 424, 595. 5 3 5 lord. Rom. 383. Get. 251, 314. Nach B u r y LRE II 253 f. war Germanus als Nachfolger Iustinians ausersehen. Die Schärfe der Opposition Prokops gegen Iustinian spricht gegen einen freiwilligen Entschluß des Kaisers in dieser Richtung. Man hat eher den Eindruck, daß Germanus auf der Kandidatenliste der Opposition stand. Daß Iustinian nur aus Familienrücksichten einem wesdichem Kaisertum des Germanus freundlicher gesonnen war als einer entsprechenden Rolle Beiisars ist kaum anzunehmen. Dergleichen ist nur als Wunschtraum oppositioneller Kreise denkbar. Man hat vermutet, daß die Münzbilder Mathasunthas aus dieser Zeit stammen. Vgl. F.F. K r a u s , Münzen S. 131-134 , 133—166. S t e i n II 596. *{{ M a r t i n d a l e , Germanus. Prosopography II 505/7}}. 536 ρ ν π 40, 1-7. 537 ρ v i l 40, 9. lord. Rom. 383. Contra quem (Totilam) Germanus patricius dum exire disponit cum exercitu... in Sardicense civitate extremum halitum fudit. 538 ρ v i l 40, 14-17.
Anmerkungen: Der Untergang der Goten
245
539 ρ V I I 40^ 18—29. Totilas Quaestor Spina soll aus egoistischen Gründen (er war gefangen und wollte ausgetauscht werden) besonders schwarz gemalt und den König zum Abzug nach Italien veranlaßt haben. Spinas Interesse und die Erfordernisse der gotischen Politik stimmten aber überein, so daß der Verdacht unberechtigt ist. 540 ρ V I I 4 0 j 3 1 _ 3 3 541 ρ VIII 21, 5 ff. Malalas XVIII (p. 484, 22 Dindorf) εν α ϋ τ ω δε τ ω χ ρ ό ν ω κατειτέμφθη και Ναρσήξ ό κουβικουλάριο; έν ' Ρ ώ μ η επί τ ό π ο λ η μ ή σ α ι τοις Γότθοις. Theoph. AM 6043 (I 227, 16 de Boor) Τ ο ύ τ ω τ ω ετει μηυί Άττριλλίω ϊνδικτιώνος ιδ', επέμφθη Ναρσήξ ö κουβικουλάριος εϊ$ ' Ρ ώ μ η ν ό φ ε ί λ ω ν ττολεμήσαι τοϊζ Γότθοι; τοΐξ παραλαβοΟσι τ η ν ' Ρ ώ μ η ν . . . Über den cursus honorum B u r y II 46 Anm. 2. Stein II 356-358. 599, 4. *{{Vgl. u. a.: A . L i p p o l d , Narses. RE Suppl. 12 (1970) 870/88. T . C . L o u n g h i s , Narsetis memoria. Jahrbuch der Osterr. Byzantinistik 32/2 (1982) 347/53. M a r t i n d a l e , Narses. Prosopograhy III/B 912/28. F. T r i s o g l i o , Procopio dinanzi a Belisario e a Narsete. Riv. di Studi Classici 27(1979) 96/136}}.
24. Flottenaktion
Totilas gegen Griechenland. Die Seeschlacht bei Sena Die politische Lage um die Jahreswende 551/552
Gallica.
542 ρ VIII 22. Eine weitere Folge der Ablehnung des Friedensschlußes durch Iusunian war Totilas Münzprägung in Rom oder Neapel zwischen 550 und 552 statt im gotischen Ticinum. Er prägte wie die Franken ohne Kaiserbild und ohne S C. Vgl. W r o t h , 83 f. XXVII f. K r a u s , Münzen 183. RE 6A Sp. 1835. 5 4 1 Ρ VIII 34, 20 verrät es indirekt. Vgl. VII 39, 25. 5 4 4 Ρ VIII 23. H o l m e s 646. Chronologie: S t e i n II 518, 1. 5 4 5 Ρ VIII 24. Rückkehr nach Karthago c. November 551 nach VIII 24, 27. S t e i n II 599. 546 ρ V I I I 24 ; 6 - 3 0 . Vgl. PvK 244 = RE 23 Sp. 519. 547 ρ VIII 25. Ergänzt durch lord. Rom. 386, Auct. Marc. com. ad a. 539. Paulus. Diac. Hist. Langob. I 23. B u r y II 302. K u l a k o v s k i j , Istorija Vizantii II 214ff.
25. Aufhruch des Narses und Iohannes. Der Marsch Salona - Ravenna — Via Flaminia. Die Schlacht hei Tadinae. Einnahme von Rom 548 ρ ν π ΐ 26. Die Datierung ist nicht sicher. Es ist aber ausgeschlossen, daß Narses auch nur einen Tag länger wartete als nötig. Der Marsch Salona — Ravenna beanspruchte ca. 2 Monate. Narses erreichte Ravenna vermutlich Donnerstag, den 6. Juni 552. Agnellus Lib. ponüf. Rav. eccl. 62. K ö r b s 86. 5 4 9 Die Distanzen und mutmaßlichen Zeiten der Märsche des Narses und Totila nach Tadinae und Campanien erörtert K ö r b s 81 f. 5 5 0 Die vier Möglichkeiten von Ariminum nach Bastia zu gelangen sind: 1. Ariminum — S. Marino - Pieve di S. Stefano — Cittä di Castello (Urbania — Acqualagna bzw. Iguvium (Gubbio) - Aesis (Scheggia). 2. Ariminum - Curiano - Montefiore — Tavoleto — Schieti - Urbinum - Fermigiano — Acqualagna. 3. Ariminum — Pisaurum — Fanum — Cesanotal — Pergola — Cagli. Vgl. H o d g k i n , Italy IV 2 710. B u r y II 288 f. 551 Den Ansatz der Schlacht zwischen Bastia und Fabriano hat B u r y II 289ff. wahrscheinlich gemacht. S. F u c h s : Forschungen und Fortschritte 19 (1943) S. 234. 552 ρ v o l 29, 8. Uber Verabredung von Zeit und Ort bei Schlachten vgl. K ü s t e r s , Cuneus, Phalanx und Legio, Würzburg 1939, 139 ff. Hier ist freilich nur von der Zeit die Rede. 5 5 3 Über die Schlacht bei Tadinae und den Tod Totilas: Ρ VIII 29 - 32. Theoph. AM 6044 (I 228, 20 de Boor). Malalas XVIII (p. 486 Dindorf). Mar. Avenue, ad a. 553. Vict. Tunn. ad a. 554. Agnellus Lib. pontif. Rav. eccl. 62. H o d g k i n , Italy IV 2 712ff. H a r t m a n n , Gesch. Italiens I 2 331 ff. P l i n i o P r a t e s i , Sul vero luogo della battaglia di Gubbio о di Tagine, Torino 1897. H o l m e s 657 ff.. D e l b r ü c k II 37 ff. B u r y II 261 ff. *{{Vgl. H . N . R o i s l , Die Schlacht bei den Busta Gallorum 552 n. Chr. Die Geschichte der Hunnen, hersg. v. F. Altheim, V (Berlin 1962) 363/77. Ders.: Tadinae. RE Suppl. 14 (1974) 749 ff. D e r s . : Totila und die Schlacht bei den Busta Gallorum, Ende Juni/Anfang Juli 552.
Anmerkungen: Der Untergang der Goten
246
Jahrb. der Österr. Byzantinistik 30 (1981) 25/50. G . S i g i s m o n d i , La battaglia tra Narsete e Totila nel 552 d. C. in Procopio. Estr. dal Boll, della Deput. di St. Patria per l'Umbria. Vol. 65 - Fase. 1 (Perugia 1968) 5/68}}. 5 5 4 Ρ VIII 29, 11 ff. 5 5 5 Ρ VIII 31, 1. D e l b r ü c k II 376. 5 5 6 Ρ VIII 31, 2 - 7 . 5 5 7 Ρ VIII 32, 5. D e l b r ü c k II 380f. 55« ρ VIII 32, 6. Die Auffassung, daß Totila für die ganze Dauer des K a m p f e s den Gebrauch anderer Waffen untersagte, ist sinnlos. 5 5 9 Beim heutigen D o r f Caprera wird an einer Ruine das angebliche Grab Totilas gezeigt. Vgl. C o m p a r e t t i III 379 Anm. 1. 560 ρ v n i 33, 1 f. Paulus Diac., Hist. Langob. II 1 honorati (Langobardi) multis muneribus victores ad propria remearunt. Die üble Behandlung haben die Langobarden anscheinend im Laufe der Zeit vergessen, niemals dagegen ihren Beitrag an Blut im K a m p f um Italien. 5 6 1 Ρ VIII 33, 6 f. 562 ρ v n i 33, 8 ff.
26.
Tejas
Marsch
nach
Campanien.
Die
Schlacht
am
Vesuv
563 ρ v n i 34. *{{Teja vgl. M a r t i n d a l e , Teja. Prosopography I I I / B 1224. A . N a g l R E 10A (1934) 1602/4. H . N . R o i s l , Der Meine Pauly 5 (1979) 673f.}}. 564 ρ v i l l 35. Uber die Route und die Distanzen des Umgehungsmarsches des Teja vgl. K o r b s 82. Teja hatte vermutlich 814 km zurückzulegen, brach Mitte Juli auf und erreichte Campanien nach Mitte August. H o d g k i n , Italy I V 2 736 ff. H a r t m a n n , Gesch. Italiens I 2 337 f. G i b b o n - B u r y Deel, and Fall. VIII 43. B u r y II 270 ff. D e l b r ü c k II 387 ff. * { { F. C a n n a v a l e , Spigolature storiche sull'agro nocerino-sarnese. L'ultima battaglia dei Goti in Campania. Napoli 1982}}. 5 6 5 B u r y II 272. 56t, ρ v n i 35 } 36 ξυνέβησαν έφ' ω τ ω ν βαρβάρων οί άττολελειμμένοι χρήματα κεκομισμένοι τά αυτών ίδια έκ π ά σ η ; άπαλλάξονται 'Ιταλίας ευθύς, ττόλεμόν τε μηχανη ούδεμιδ ττρός 'Ρωμαίους διοίσουσιν Ιτι. Agathias 1,1 (ρ. 9, 22 ff. Keydell) σπονδάς τίθενται ττρόξ Ναρσην, εφ' ω τ η ν μέν οϊκείαν άδεώς νέμοιντο χώραν, βασιλεΐ δέ τ ω 'Ρωμαίων κατήκοοι τ ό λοιπόν όντες διατελοΐεν. Agathias ergänzt und berichtigt den von ihm außergewöhnlich verehrten Vorgänger Prokop in schonendster Weise. 27.
Kampf
um Cumae.
Der
Alemanneneinjall
Ρ VIII 35, 38. Agathias I 8 - 1 0 (pp. 19,23-23,4 Keydell). H o d g k i n , Italy V 17-20. G i b b o n B u r y IV 419. Älteste Geschichte von Cumae (mit Bildern). E b e r t Rd V 2 0 1 - 2 0 4 Über die Sybillengrotte Agathias I 10 (p. 21,15-22,3 Keydell). E . N o r d e n , P. Vergilius Maro Aeneis Buch VI (Samml. Wiss. Komm.) Leipzig 1916, 133 f. 5 6 B Agathias I 11 (pp. 23,5-24,9 Keydell). H o d g k i n , Italy V 15 f. B u r y II 274 ff. 5 6 9 Agathias I 12 f. (pp. 24,10-27,5 Keydell). 5 7 0 Agathias II 2 (pp. 41, 2 6 - 4 3 , 12 Keydell). Paulus Diac. Hist. Langob. II 2: Leutharius, Buccellini germanus, dum multa praeda onustus ad patriam cuperet reverti, inter Veronam et Tridentum iuxta lacum Benacum propria morte defunetus est. Die geographische Angabe des Paulus ist ungenau. H o d g k i n , Italy V 35 f. B u r y II 278. Nach K . F r a n z (Zur Bevölkerungsgeschichte des frühen Mittelalters. Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung II 1938, 404 ff.) erlag das Heer Leutharis' der Pest, die ein Jahr zuvor in Byzanz ausgebrochen war und inzwischen Italien erreicht hatte. R e i n e r t h , Vorgeschichte der deutschen Stämme, 489 (Hülle). *{{Vgl. W. M ü l l e r (Hrsg.), Zur Geschichte der Alemannen. Darmstadt 1975 (Wege der Forschung 100). J . P . B o d m e r , Der Krieger der Merowingerzeit und seine Welt. Zürich 1957}}. 567
28.
Die
Schlacht
bei
Capua
5 7 1 Agathias. II 8 - 1 0 (pp. 50,3-55,4 Keydell). Paulus Diac. II 2. ( M G H S. 73,1 ff.) qui Buccelinus cum pene totam Italiam direptionibus vastaret et Theudeperto suo regi de praeda Italiae munera copiosa
Anmerkungen: Der Untergang der Goten
247
conferret, cum in Campania hiemare disponeret tandem in loco cui Tannetum nomen est gravi bello a Narsete superatus, extinctus est. Gregor von Tours (III 32 (MGH S. 136), IV 9 (S. 146 f.)) und Fredegar (II 62 (MGH S. 88,22) und IV 50 (S. 106, 29 ff.)) schreiben Butilinus (Buccelenus) fabelhafte Siege über Beiisar, die Eroberung Siziliens und - mit mehr Berechtigung — ganz Italiens zu. Während nach Agathias Leutharis und Butilinus ziemlich unabhängig voneinander operieren, legt Greg. III 32 (MGH S. 136,13) thesauros vero magnus (sie!) (Buccelenus) ad Theudobertum de Italia dirixit die Vermutung nahe, daß Leutharis auf Geheiß oder wenigstens im Einverständnis mit Butilinus seine Schätze nach dem Norden brachte. Also eine Bestätigung des, wenn auch lockeren, Oberbefehls des Butilinus. Im Gegensatz hierzu erwähnt Paulus Diac. noch einen dritten Anführer Widin. Für die Einschätzung des Zuges bei den Franken und das bewußte Erkennen historischer Möglichkeiten ist noch zu vergleichen Greg. IV 9 (MGH 146, 29ff.) Buccelenus, cum totam Italiam in Francorum regnum redigesset... Butilinus wurde von Narses getötet und Italien für den Kaiser erobert, nec fuit qui eam ultra reeiperet! Die Krankheit des Leutharis wird Greg. 567 dem Butilin zugeschrieben (infirmatus a profluvio ventris et exercitus suus eadem firmitate attritus). Übrigens wußte man im Frankenreich genau darüber Bescheid, daß Byzanz nicht aus eigener Kraft, sondern mit Hilfe von Söldnern kämpfte: imperator c o n d u c t i s p r a e t i o g e n t i b u s Narsiti solatium mittit (Greg. III 32 (MGH S. 136, 15). Const. Porph. De themat. II, 11 (p. 60,21-61,8 Bekker) *{{= 11,7-17 p. 96 f. Pertusi}} ώ ν ήρχε Βουτελΐνος ό τ ω ν Φ ρ ά γ γ ω ν στρατηγ ό ; , όν κατεπολέμησεν ό Ναρσής π α ρ ά του ποταμού Κασουλΐνου κα'ι τελείως ήφάνισε ... Ύπετάγησαν οΰν oi Φ ρ ά γ γ ο ι τ ω τότε χρόνω, εχοντες και Λαγοβάρδους συμμίκτους Vgl. H o d g k i n , Italy V 36. G i b b o n - B u r y IV 422f. B u r y I I 278 f. D e l b r ü c k 393 ff. »{{Vgl. M a r t i n d a l e , Butilinus. Prosopography III/A 253 f. D e r s . : Theodebertus I. Ebenda I I I / B 1228/30}}. 572 Agathias II 8 (p. 51, 3 ff. Keydell) ήν δέ αύτοΐς ή ιδέα τη5 παρατάξεως οιονεί έμβολον· δ ε λ τ ω τ ώ y a p έφκει, και τ ό μέν έμπρόσθιον, όπόσον ές οξύ εληγεν, στεγανών τε ήν και πεπυκνωμένον τ ω πάντοθεν ταΐς άσπίσι περιπεφράχθαι, φαίης τε άν αύτούς συός κεφαλήν τ ή συνθέσει άποτυπώσασθαι. τ ά δέ σκέλη εκατέρωθεν κατά στίχους τε κα'ι λόχους ές βάθος ξυγκείμενα, και έτη πλείστον ές τ ό έγκάρσιον παρατεταμένα διΐστατο αλλήλων ήρέμα καϊ άπεκέκριτο και προϊόντα ές μέγιστον εΰρος άπετελεύτα, ώς και τ ό μεταξύ χωρίον κενόν καθεστάναι και τ ά ν ώ τ α γυμνά των ανδρών στοιχηδόν διαφαίνεσθαι. Vgl. D e l b r ü c k II 396ff.
Die Abbildungen Tafel 1 Vandalische Könige. 1) a—b: Die Zeit Geiserichs (428-477), Kupfermünze. Wertzahl XLII (Nummi), Durchmesser 23 mm, 9,43 g. Die Figur la) stellt wohl Geiserich dar. Umschrift: KA(r)T-AGO. Die Münze wurde in Karthago nach dessen Eroberung (9. Oktober 439) geprägt. Vgl. W Wroth, Western and Provincial Coins of Vandals, Ostgoths and Lombards ... in the British Museum. London 1911 (Neudruck, Chicago, 111. 1966), S. 3 (Plate 1,7). 2) Hunnerich (477-484), Silbermünze (nur Redo, Vergr. 3:1). 15 mm. 1,20 g. Bild des Kaisers Honorius (395-423). Umschrift: HONOR0US P(i)US] A(u)G(us)T(us) ... Geprägt in Karthago. Vgl. Wroth, a. a. O., S. 5 (Plate 1,12). 3) a—b: Thrasamund (496—523), Silbermünze, Durchmesser 12 mm, 1,10 g. Umschrift Redo: D(omi)N(us) REX [THR] - ASAMU(n)D(u)S; Verso: D(ominus) N(oster). Geprägt in Karthago. Vgl. Wroth, a.a.O., S. 11 (Plate 11,9). 4) Hilderich (523-530), Silbermünze (nur Recto, Vergr. 2:1), 17 mm, 1,26 g. Umschrift: D(omi)N(us) HILDI[RICUS REX]. Geprägt in Karthago. Vgl. Wroth, a.a.O., S. 13 (Plate II, 14). 5) a-b: Geilamir (530-533), Silbermünze (Vergr. 2,5:1), 17 mm, 1,16 g. Umschrift: Redo: D(omi)N(us) REX GEILAMIR; Verso: D(ominus) + N(oster). Unten Balken. Geprägt in Karthago. Vgl. Wroth, a.a.O., S. 15 (Plate II, 19). Tafel 2 a) Lemsa (= Limisa, in der Proconsularis), Tunesien. Gesamtansicht der byzantinischen Zitadelle. Bild bei Diehl, L'Afrique byzantine, S. 206. b) Lemsa. Die byzantinische Zitadelle: Ansicht von Südwesten. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche VIII. Tafel 3 a) Lemsa. Die byzantinische Zitadelle: Innenansicht. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche IX. b) Ain Tunga (= Thignica, in der Zeugitana), Tunesien. Die byzantinische Zitadelle. Südwest-Turm. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche III. Tafel 4 Rekonstruktion der byzantinischen Zitadelle in Haidra (= Hammadaera, in der Byzacene bzw. Byzacium), Tunesien, nach einer Zeichnung von H. Saladin. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche II. Tafel 5 a) Haidra, Die byzantinischen Zitadelle von Osten. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche VI. b) Beja (= Vaga, in der Proconsularis), Tunesien. Türme der byzantinischen Stadtmauer. Bild bei Diehl, а. а. O., Planche X. Tafel 6 Ostgotische Könige. 1) a - b Athalarich (526-534), Bronzemünze, 10 Nummi (Vergr. 2:1). 18 mm, 3,01g. Umschrift Redo: INBICT - Α ROMA; Verso: D(omi)N(us) ATAL - ARICUS. Im Feld: S(enatus) C(onsulto) // X (= Wertzahl 10 Nummi). Geprägt in Rom. Vgl. Wroth, а. а. О., S. 69 (Plate VIII, 22).
Die Abbildungen
250
2) a - b Theodahad (534-536), Bronzemünze (Vergr. 2:1). 26 mm, 9,74 g. Umschrift Recto: D(omi)N(us) THEODA - HATUS REX. Verso: VICTORIA PRINCIP(um). Links und rechts im Feld: S(enatus) C(onsulto). Geprägt in Rom. Vgl. Wroth, a.a.O., S. 75 (Plate IX, 13). 3) a—b Witichis (536—540), Bronzemünze. Durchmesser 17 mm, 3,24 g. Umschrift: Recto: INVICT - [A R]OM[A], Veno: D(omi)N(us) // W I T // ICES // REX. Unten: X (= Wertzahl 10 Nummi), Geprägt in Rom. Vgl. Wroth, а. а. О., S. 79 (Plate Χ, 8). 4) a—b Totila (541-552). Bronzemünze. Durchmesser 19 mm, 7,26 g. Umschrift Recto: D(omi)N(us) BADUILA REX. Verso: FLOREA - S SEMPER. Rechts im Feld: X (= Wertzahl 10 Nummi). Geprägt in Rom. Vgl. Wroth, а. а. О., S. 93 (Plate XI, 29). 5) a - b Theia (Juli-Oktober 552), Silbermünze (Halbsiliqua) (Vergr, 3:1). 13 mm, 1,37 g. Umschrift Recto: D(omi)N(us) ANASTASIUS P(ius) F(elix) AUG(ustus). Verso: DOM//(i)NUS TH//EIA P(ius) // REX. Geprägt in Ticinum (Pavia). Vgl. Wroth, a.a.O., S. 96 (Plate 18). Tafel 7 a) Die Via Appia einige km vor Rom. Sie führt den Reisenden von Süden her nach Rom zur Porta Appia der Aurelianischen Stadtmauer (heute Porta S. Sebastiano; siehe Tafel 10 b). Begeistert beschreibt Prokop die Via Appia in Ρ V 14. Photo Alinari. b) Rom, die Porta Asinaria (zwischen den runden Türmen und ca. 200 Meter westlich von der heutigen Porta San Giovanni) am Anfang des XX. Jhs. Sie wurde 1954 restauriert. Am 9. Dezember 536 zog Beiisar mit seinem Heer durch die Porta Asinaria in Rom ein (Ρ V 14). Photo Alinari. Tafel 8 a) Rom, Porta San Giovanni (früher auch: Porta Celimontana) erbaut im Jahre 1574. Anonymer Kupferstich wohl aus dem XVIII. Jh. b) Rom, Porta Flaminia (früher auch: Porta del Popolo), wie sie im XVIII. Jh. aussah. Während Beiisar durch die Porta Asinaria in Rom einzog, zog gleichzeitig die ostgotische Garnison durch die Porta Flaminia aus Rom aus (Ρ V 14). Anonymer Kupferstich wohl aus dem XVIII. Jh. Tafel 9 a) Rom, Porta Pinciana (früher auch: Porta Collatina), wie sie im XVIII. Jh. aussah; vgl. Tafel 10 a). Vor diesem Stadttor, wie auch vor anderen, lieferten sich Goten und Byzantiner mehrmals schwere, blutige Kämpfe und Geplänkel (vgl. Karte 6). Anonymer Kupferstich. b) Rom, Porta Maggiore (früher auch: Porta Nevia), wie sie im XVIII. Jh. aussah. Tafel 10 a) Rom, Porta Pinciana am Anfang des XX. Jhs. Photo Anderson. b) Rom, Porta San Sebastiano (früher Porta Appia), am Anfang des XX. Jhs. Photo Alinari. Tafel 11 Gualdo Tadino (Umbrien), Panorama. In einem noch umstrittenen Ort des Geländes fand im Juni 552 die entscheidende Schlacht zwischen Totila und Narses statt. Photo Franc. Lacchi, Gualdo Tadino. Tafel 12 a) Cuma (Kampanien), östliches Profil der bedeutenden antiken „Arx" oder „Acropolis" (Zitadelle), die zunächst von Beiisar erobert, später von Totila erstürmt und endlich (im Jahre 552) von Narses
Die Abbildungen
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belagert und eingenommen wurde (vgl. Ρ V 14. VII 6. VIII 34-35). Vorlagen: Bild bei der Storia di Napoli (Societä Editrice Storia di Napoli), Bd. I (Neapel 1967), S. 341. b) Cuma (Kampanien), Griechische Mauer der „Arx". Ihre Erstürmung durch Narses und seine Truppen förderte Ausdauer und poliokertische Gewandtheit. Vorlagen: Bild bei der angegebenen Storia di Napoli, I, S. 343.
Die Karten Karte 1 Übersichtskarte des byzantinischen Reiches beim Tode Kaiser Iustinians. Nordafrika, Italien mit benachbarten Inseln und Südspanien wurden von ihm dem Reich angeschlossen. Vorlagen: Karte bei Propyläen-Weltgeschichte, 2. Aufl., IV. Bd. (Berlin 1963), gegenüber von S. 632. Karte 2 Ubersichtskarte des römischen und vandaüschen Afrika. Vorlage: Karte bei Romanelli, Storia delle province romane dell'Africa. Roma 1959, gegenüber von S. 729. Karte 3 Die Kernprovinzen des spätantiken Nordafrika. Vorlage: Karte bei der TRE I (1976), gegenüber von S. 640. Karte 4 Die byzantinische Besatzung Numidiens. Vorlage: Karte bei Ch. Diehl, L'Afrique byzantine. Paris 1896, gegenüber von S. 240. Karte 5 Die byzantinische Besatzung Mittel-Tunesiens. Vorlage: Karte bei Diehl, а. а. O., gegenüber von S. 272. Karte 6 Die Belagerung Roms durch Witichis (Februar 537-März 538). Vorlage: Tafel 1 in Ordinamenti militari in Occidente nell'Alto Medioevo, 30 marzo—5 aprile 1967 (= Sett, di XV studio del Centro Italiano di Studi sull'alto medioevo, Spoleto 1968), gegenüber von S. 638. Karte 7 Die Schlacht bei Tadinae (Juni 552). Vorlage: Tafel 2, а. а. O., gegenüber von S. 644. Karte 8 Schlacht am Fluß Sarno (Oktober 552). Vorlage: Tafel 3 а. а. O., gegenüber von S. 646. Karte 9 Belagerung Cumas durch Narses (Juli-August 552). Vorlage: Tafel 4 а. а. O., gegenüber von S. 648. Karte 10 Schlacht bei Casilinum (Herbst 554). Vorlage: Tafel 5 a.a.O., gegenüber von S. 650.
Abkürzungen (Verzeichnisergänzung des I. Bdes) ACO = Acta conciliorum oecumenicorum, ed. E. Schwartz. Berlin 1914 ff. Bibliotheca SS. = Bibliotheca Sanctorum. Istituto Giovanni XXIII nella Pontificia Universita Lateranense. Roma 1962 ff. Bury = J. B. Bury, History of the Later Roman Empire. From the Death of Theodosius I. to the Death of Justinian (A. D. 395 to A. D. 565). I, II. London 1931. Comparetti = D. Comparetti, La guerra gotica di Procopio di Cesarea. I—III. Roma 1896/ 98. Istituto Storico Italiano. Fonti per la storia d'ltalia 25. (Nur III 271 ff - Sommario e annotazioni — benutzt, da sonst die Prokopausgabe von Haury zugrundegelegt). Comparetti, Le inedite = D. Comparetti, Le inedite. Roma 1928. Istituto storico italiano. Fonti per la storia d'ltalia 61. Chalkedon = Das Konzil von Chalkedon. Geschichte und Gegenwart, hrsg. ν. Α. Grillmeier u. Η. Bacht. I, II, III. Würzburg 1951/54; ebenda 4 1973. Cor. loh. = Flavius Cresconius Corippus, Iohannis. Ed. I. Partsch in MGH, Auct. antiq. III/ 2 (1879). Dahn, Könige = F. Dahn, Die Könige der Germanen. I—XX. Leipzig 1861—1911. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1897-1905, Olms Verlag, Hildesheim-New York o. J. DBI = Dizionario biografico degli Italiani. Istituto dell'Enciclopedia Italiana. Roma 1960 ff. Delbrück II = H. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. II. Die Germanen. Berlin 1921. DHGE = Dictionnaire d'histoire et de geographic ecclesiastiques, hrsg. v. A. Baudrillart u. a. Paris 1912 ff. Diehl = Ch. Diehl, L'Afrique byzantine. Paris 1896. Die Reichskirche = K. Baus u. andere, Die Reichskirche nach Konstantin dem Großen. Zweiter Halbbd.: Die Kirche in Ost und West von Chalkedon bis zum Frühmittelalter (451-700) (Handbuch der Kirchengesch. hrsg. v. H.Jedin II/2). Freiburg-Basel-Wien 1975. Die Völker an der Donau = Die Völker an der mitderen und unteren Donau im fünften und sechsten Jahrhundert. Berichte des Symposiums der Kommission für Frühmittelalterforschung 24 bis 27 Oktober 1978. Hrsg. v. H. Wolfram u. F. Daim. Wien 1980 (= Österr. Akad. Wiss., phil.-histor. Kl., Denkschriften 145. Veröffendichungen der Komm. f. Frühmittelalterforschung 4). Gibbon-Bury = E. Gibbon - J. B. Bury, The History of the Decline and Fall of the Roman Empire. Ed. in 7 vols, with introd., notes, appendices, and index by J. B. Bury, London 1923. Hartmann, Gesch. Italiens = L. Μ. Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter. I, II/l Leipzig 1897-1900; III-V 1911-1915. I, Stuttgart-Gotha 2 1923. Hodgkin, Italy = Th. Hodgkin, Italy and Her Invaders. I-VII. Oxford 1880/99; 2. Aufl. I-IV. Oxford 1893-1896. Hauptsächlich hier benutzt Bd. IV. The Imperial Restoration (Oxford 2 1896). I Goti in Occidente = I Goti in Occidente. Problemi. 29 marzo — 5 aprile 1955 (= Settimane di studio del Centro Italiano di Studi sull'alto medioevo, III). Spoleto 1956. Jaffe 2 = Ph. Jaffe, Regesta Pontificum Romanorum ad annum p. Chr. natum MCXCVIII. Lipsiae 1851. 2. Aufl., Bd. I, II, besorgt v. S. Löwenfeld, F. Kaltenbrunner u. P. Ewald. Lipsiae 1882/88 (photomechan. Nachdruck Graz 1956).
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Abkürzungen
Körbs = О. Körbs, Untersuchungen zur ostgotischen Geschichte I. Diss. Jena 1914. Kraus Münzen = F. F. Kraus, Die Münzen Odovacars und des Ostgotenreichs in Italien. Halle 1928 (= Münzstudien hrsg. v. Riechmann 5). Lib. Pont. = Liber Pontificalis. Ed. L. Duchesne I, II (Paris 1886/92); ed. Th. Mommsen MGH Gesta pontif. Romanorum, I (Beroüni 1898). Leuthold = H. Leuthold, Untersuchungen zur ostgotischen Geschichte der Jahre 535-537. Diss. Jena 1908. LThK = Lexikon für Theologie und Kirche. 2. Aufl. hrsg. v. J. Höfer und K. Rahner. Freiburg-Basel-Wien 1957 ff. Martindale, Prosopography I = Α. Η. M. Jones, J. Martindale, J. Morris, The Prosopography of the Later Roman Empire. Vol. I: A. D. 260-395. Cambridge 1971. Martindale, Prosopography II, III/A, III/B = J. R. Martindale, Prosopography of the Later Roman Empire. Vol. II: A. D. 395-527. Cambridge 1980. Vol. III/A-B: A. D. 527-641. Cambridge 1992. NA = Neues Archiv der Gesell, f. ältere deutsche Geschichtskunde 1-50 (Hannover 18761936). Schmidt, Wandalen = L. Schmidt, Geschichte der Wandalen. Leipzig 1901. München 21942. Schmidt, Ostgermanen = L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung. Bd. I. Die Ostgermanen. München 1934; 2 1941. Nachdr. ebenda 1969. Schönfeld = M. Schönfeld, Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen. Heidelberg 1911 (Germanische Bibliothek hrsg. v. Streitberg IV 2). Tissot Geographie = Ch. Tissot, Geographie comparee de la province romaine d'Afrique I, II (und Adas par S. Reinach). Paris 1884/88. TRE = Theologische Realenzyklopädie, hrsg. v. G. Krause u. G. Müller. Berlin-New York 1978 ff.
Index zu Band I und II Das Register zu Band I stammt aus dem Nachlaß des Autors und wurde bis auf die Korrektur von Versehen übernommen, die sich bei der Arbeit am Gesamtindex ergaben. Für Band II wurde ein neues Register erstellt und in dasjenige zum ersten Band eingearbeitet. Dabei ließen sich nicht alle Inkonsequenzen vermeiden. Bei Band I werden die Anmerkungen nach der Seitenzahl zitiert, bei Band II zur Erleichterung für den Benutzer mit Anm. nach ihrer fortlaufenden Numerierung. Personen und Orte, deren Namen im vorliegenden Werk (meist aufgrund der Quellen) in verschiedener Schreibweise begegnen (griechisch, lateinisch, andere alte oder moderne Sprachen), wurden nach Möglichkeit zu einem Lemma zusammengefaßt, unter den anderen Namensformen Verweise angebracht. Überschneidungen kommen gelegentlich vor, besonders bei den Buchstaben C/K/Z, I/J und U/V/W sowie Η vor Vokal am Wortanfang. Einige Namen sind teils in ihrer griechischen, teils in der lateinischen und teils in eingedeutschter Form aufgeführt. Das betrifft besonders die Endungen. Die Umschrift arabischer, slavischer und anderer Namen wurde bei Verweisen auf Band I so beibehalten, wie sie im Manuskript des Verfassers steht, bei Verweisen auf Band II dem Text des Bandes entnommen. Bei modernen Personennamen folgt die Behandlung von Namenszusätzen der Preußischen Bibliotheksordnung (von und van werden nachgestellt, andere Zusätze wie de, le usw. werden vorangestellt, wobei Namen mit demselben Zusatz im Alphabet jeweils zusammenstehen). Bauwerke einzelner Städte (ζ. B. Rom, Konstantinopel, Ravenna) sind meist nicht unter dem Namen der Stadt angegeben sondern erscheinen als eigene Lemmata. Aba (Vita) I 519 Abaddon (Apollyon) I 456 Abaditen II 14 Abandanes I 340/1 Abaritana II 8 Abchasier (Abasgen) I 293, 348 ff., 360/1, 518 Abdallahbar 'Afu I 310 Abdera (heute Kap Bulustra) II 157 Abel, F. Μ. I 492 Abendland I 43, 401 Äberg, N. II Anm. 172 Abessinien (s. auch Äthiopien) I 75, 258, 269, 297, 300-317, 369, 505 abessinische Kultur I 314 Abessinier (s. auch Äthiopier) I 276, 300 ff., 506 Abgar 1 3 3 4 , 5 0 1 , 5 1 1 , 5 1 7 Abgersaton I 289 Abigas (Ued bu Rugal) II 35, 41, 42, Anm. 63 Abigis II 119 Abkarib As'ad I 304 Ablabus II 88 Abocharabos s. Abü-Karib Abortus I 103
Abraamos I 318 Abraha I 316-318, 507-509 Abraham a Santa Clara I 392 Abraham bar Europos 1 3 1 1 Abramic, Μ. II Anm. 254 Absolutismus, oriental. II 67 Abü-Karib (Abocharabos) I 271, 278, 317, 318, 496, 509 Abü-l-Farag I 273 Abo Murra lbn Dhü Yasan I 319 Abo 'Ubayda I 490 Abü Ya'fur b. 'Alqama I 272 Abydos II 18, 150 Acerenza, Aceruntia s. Acherontia Achämeniden I 8, 247, 248 Acherontia (Aceruntia, heute Acerenza) II 177, 179, 194 Achilles I 176, 402 II 63 Acindynus (hl.) I 460 Acqualagna II 190 Acta Conciliorum I 380 Acta diurna I 141, 407 Acta publica I 407
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Index zu Band I und II
Acta senatus I 141, 407/8 Acüum I 132 Ad Centenarium (Kentouriai) II A n m . 64 Ad Decimum s. Decimum Ad fontem felicem I 518 Ad Incisum s. Petra Pertusa Ad Mercurium s. Kap Bon Ad senatum et omnes populos I 423 Adarbaigan (Adarbiganon) I 293, 342 Addaeus I 421 Adel II 11 Aden I 302 Adiabener I 463 Adikia I 448 Adina (bei Durostorum/Silistria) II 158 Adipte I 501 Adlerfibeln I I 62 Adolius I 321, 340/1 Adonc (Adontz), Ν. I 436, 497, 503, 508, 515 Adopüon durch Waffenleihe II 72 Adoptiv-Kaiser I 14, 16 Adria I I 146, 149, 158 Adriastraße II 194 Adrianopel I 63, 378, 516 II 159 Adrona I 275 Adulis I 300, 302, 308, 312, 313, 316, 411, 505 Adversus haereses I 448 „Aedificia" s. Prokop Ägäis I I 138 Aegidius II 10 Ägypten I 6/7, 36, 41, 71, 76, 112, 118, 143, 181, 207, 257, 279, 300/1, 303, 311, 315, 402, 410, 417, 455, 462/3, 520, 526 II 12 Oberägypten II 12 Ägypter I 45, 248, 462, 509 Aeimachos I 332 Aelius Aristides I 399 Aemilia II 117, 124-127, 129, 196, 197, Anm. 320 Aemilian I 192 Ämterkauf I 416 Aeneas I 129, 398 Aeneas-Theologie I 401 Aeneis I 404 Aequitas I 139 Aeternitas I 130, 132/3, 399, 400/2 d. Kaisers I 134, 136 -Formel I 134 -Lehre d. Prinzipats 1 1 3 -Münzen I 132 -Theologie I 132, 134 Kritik an I 133 Aeternitas mea I 143 Aeternum imperium I 132 Aethiopien (s. auch Abessinien) 1249, 277,299/ 305, 312, 315, 317-319, 503, 508
Aethiopier (s. auch Abessinier) I 191, 308, 319, 462 aethiopische Kirche I 303 Kirchensprache I 303 Aerius I 34, 42, 182/3, 435 II 6 Ätna II 92 Aetolien II 111 Afilas I 301 Afrika I IX, 36, 76, 95, 105, 137, 142/3, 151, 156, 161/4, 166, 169, 177, 182/3, 185, 187, 194/5, 200, 210/11, 258, 320/1, 391, 415/6, 418, 426, 435, 462, 513 II 6-10, 12, 39, 76, 135, 142, Karte II 2 (Text II 253) Nordafrika II 7, 13, 14, 76, Karte II 3 (Text II 253) Ostafrika 1 300 ff., 317 TeUung Afrikas II 8 röm. Tradition I 162 -Feldzug I 113 afrikanische Kirche I 417 Afrikarömer II 7, 22 Agamemnon II 2 Agan I 302 Agapetos I 112, 130, 138, 142, 171 ff., 399 II 93, 97, 109 Agapetos, Fürstenspiegel d. I 130, 138/9, 142, 171 Agaros s. Hugr Agathias I 95, 169, 171, 227/8, 241, 360, 377/ 8, 384, 389, 391/2,433/4, 446, 449, 473, 475, 485, 502, 516, 520/3 II 199 Agathos I 132 Aghri Dagh I 342 Agitation I 407 Agnellus I 388 Agnostizismus I 225 agnostische Formel I 475 Agrippa I 463 Agripparede I 462 Agrypnia I 130 Ahlberg, Α. I 407 Ahmed (Hamed bar bed 41) I 301 Ahrens, К. I 376 Ahuramazda I 9, 402 Ahwäz I 466, 519 Aidog (Andas) I 505 Aigan I 281, 282, 286, 497, 500 II 27, 33 Aigrain, В. I 489, 491 M a s I 312 Aimein I 105 Aimoin de Fleury I 232, 391, 473, 497 Ain Tunga s. Thignica Aion-Bild in Eleusis I 400 -Mystik I 400 -Symbolik I 399 -Theologie I 131/2
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Index zu Band I und II Aischylos I 125, 434, 521 Aisten II 72 Ajaxthron I 410 Akaba 1271 Akademische Disziplin I 155 Akakios (Patriarch) I 52, 73 Akakianisches Schisma I 41 Akakios Statthalter) I 190, 320/1, 508 II 48 Akakios (Vater Theodoras) I 99 Akampses s. Boas Akarnanien 11111,128 Akil a-Murär I 271, 489 Akkarib As'ad I 303 Akklamation I 127, 131, 136, 396/7, 405/6 II 94, 183, Anm. 142 Aklas II 31 Akribeia I 429 Aksum I 300/1, 305/6, 312, 316, 505 Al As'ar I 308 Al-'Uzzä I 345 Alameda v. Aethiopien I 505 Alamundaros I 498, 527, 529 Alanen I 164, 293, 346, 348/9, 527 II 5, 6, 7, 9, 12, 60, 146 Alarich I 23, 182 II 66, 68, 72,101, Anm. 214 Albaner Berge s. Möns Albanus Albaner I 460, 464, 512 Albanien I 249, 253, 262, 383 Albanum (heute Albano) II 94, 115 Albertini, Ε. II 203 Albigis II 115 Albilas II 118, 125 Albinus I 414 II Anm. 494 Albis (got. Gesandter) II 106 Alboin II 161, 191 Albright, W. F. I 298, 503, 505, 534 Alcedum (Kastell Malnome bei Portus) II Anm. 498 Alces (Elche) II 3 Alemannen II 64, 74, 103, 196, 198, 199 Herzöge II 196 Seher II 199 Alemannische Fasnacht II 4 Alemannus I 379, 381 Alexander d. Gr. I 2, 7, 9, 88,126,177,191, 204, 247/8, 277, 296, 403, 406 -Legende I 455 -Roman I 455 -Sage 1403 Alexander (comes) I 80 Alexander Markentios II 114 Alexander Severus I 141, 235 Alexander, Sankt (Kloster in Dardanien) I 381 Alexandria I 104, 107, 132, 145, 155, 248, 299, 392, 399, 410, 413, 507, 535 Alexandras (Senator) II 77-79, 81, Anm. 197
Alexandras Psalidios (Logothet) I 436 II 150, 163, 164, 168 Alexios I 242 Alföldi, Α. I 375, 386, 396, 398/400, 407, 412/ 3, 466 Alföldi, G. II 201 Alföldy-Rosenbaum, Ε. II 209 Algidum (Alsium, Algedon, heute Palo) II 177, Anm. 498, 505 Al-Härith b. Djabala I 274, 276, 322 Al-Hlra I 488 Al Hiyär I 517 Aligern II 194, 196-198, 200 Alischan I 516 Allard, P. I 510 Marius, Leo I 242, 482 Allegro, J. Μ. I 444 Allen, W. E. D. 1515 Alio, В. I 453 Almohaden II 14 Almoradiven II 14 Alpen II 70 Alsium s. Algidum Alt (Fluß) II 140 Alt, Α. I 488, 492, 496 Altantropa-Projekt I 375 Altchoresmische Kultur I 376 Alter Orient I 248/9, 394 Altertum I 133, 150, 158, 406 Altes Testament I 129 Altgläubigentum I 375 Altheim, F. I 251, 285, 293, 318, 410, 483/4, 487, 489, 493, 402/3, 505, 507/8, II 203, Anm. 12, 13, 14, 15, 553 Althias II 27, 35 Althys (heute Jantra) II 148 Alvith II 122 Al-Yaman 1496 Amalaberga II 72, 75, 155 Amalafrid II 189 Amalafrida I 74 II 14, 15, 30, 67 Amalaswintha (Amalasuntha) I 111, 114, 117/8, 188/9, 378 II 19, 30, 73-85, 89, 136, 141, 163, Anm. 214, 217, 223, 239 Innenpolitik II 74 Außenpolitik II 73, 75 römerfreundliche Politik II 80 Ermordung II 91 Amaler I 41, 240, 378 II 185, Anm. 275 Toleranzpolitik II 77, 79, 188 Souveränität II 81 Amann, Α. Μ. I 375 Amann, Ё. II Anm. 300, 485 Amantios (Großkämmerer) I 54, 56, 58-60, 65, 68, 70, 230, 378/9 Amandus (Doryphore)
II 50, 55
260
Index zu Band I und II
Amanus-Pässe I 514 Amarna I 8, 212 Amazaspes I 190, 320, 508 Ambarie Dagh I 281 Ambros s. 'Amr b. Mundhir Ambrosius I 397, 415 Amenophis III. I 7 Amida I 52, 69, 253, 256, 501, 510 Amir I 507 Ammata II 22, 23, 30 Ammianus Marcellinus I 14, 133, 236, 359, 395, 401, 402, 408, 431, 480, 484, 493, 516 Ammodios (Amüde, Amudije) I 281, 282 Amorkesos (Imru'ulqais) I 271 Ampliatus II 173 'Amr I 318 'Amr al-Maqsür I 270 'Amr b. Hind I 319 'Amr b. Mundhir (s. auch Ambros) I 369, 507, 527, 529 'Amr I. b. Adi I 269 Amsaga II Anm. 36 Amudije s. Ammodios Amudis I 501 Amyklai I 410 Anakopija I 508 Anastasia I 53, 377, 485 Anastasianische Mauer I 47 II 159 Anastasiopolis I 281, 497 Anastasios I. I 2, 36, 42-49, 50/52, 55/56, 61, 65, 67-69, 71-73, 76, 112, 115, 117, 125,163, 184, 201, 203/5, 221, 223, 256/7, 263/4, 270, 276, 281, 323, 325, 378, 388, 431, 436, 455, 478, 484, 494, 498, 509 II 12, 72, 74, 137, 139,142, 145,147, Abb. I Tafel 2 (I 49, Text I 531), Tafel 5 (I 88, Text I 532), Lit. I 376 Anastasios (Bischof v. Antiochia) I 230 Anastasios (Gesandter) I 324 Anastos, Μ. Α. I 504 Anatolius I 158, 498 Anaximander I 245 Anazarbos I 76, 212 Anchialos I 51, 56 Ancona II 117-119, 122, 127, 129, 130, 180, 187, 188 Andas s. Aidag Anderin I 276 Andersen, J. G. С. I 497 Andrazes I 287 Andreas (cubicularius) I 68 Andreia I 138 Andres, F. I 392, 428, 458/9, 505 Andronikos II. I 387 Anekdota s. Prokop Anemo (heute Lamone) II Anm. 462 Angaios (Sohn d. Zet) I 310
Anganes I 507 Angelologie s. Engellehre Angilas 1 364 ff. Anglon I 342 Angriffskrieg II 76, 89, 94, 96 Angros (Ibar?) I 383 Aniabedes I 336 Anicier (angebliche) II 185 Anicius Olybrius I 376 Anio II 105, 169 Ankyra I 463 Anna Komnene II 145 Annales Maximi I 141 Annibaldeschi II Anm. 499 An-Numara I 251, 301, 493 Anöszäd 1351 ff., 519 Antalas II 13, 35, 43-48, 50-53, 55-57, Anm. 98 Antebanes II 48 Anten II 111, 144, 146, 147, 151-154, 159, 176, 177 Anm. 401, 420 Anthemios (Baumeister) I 176 Anthemius (weström. Kaiser) II 10 Anthimos (Patriarch) I 113, 231, 417 II 93, 109, 173 Antichos II 197 Antichrist 1 13, 62,100,186, 204, 206, 213, 240, 281, 286, 328, 330, 331/2, 335, 402, 445/6, 450,481 II 11 -Deutungen I 442, 453 -Erwartung, politische I 448 -Gedanke I 105, 209, 442 ff., 453, 466 -Identifikationen I 442, 449, 451/3 -Mythos I 441/3, 447, 449/53 -Zeugnisse I 448 dux Antichristi I 449 praecursor Antichristi I 449, 479 Lit. I 453/4 Antike I 204, 245, 386, 432 Spätantike I 434 Antinomie, polit. I 234 Antiocheia I 40, 76, 104, 106, 145, 212, 228, 232, 272/5, 280, 285, 303, 319, 324, 463, 493, 496, 498/9, 500/1, 509, 521, 524/5 II 128, 136, Anm. 368, Abb. I Tafel 15 (I 320, Text I 523) Antiochos (syr. Reeder) II 99 Antiochus Commagenus I 494 Antiochus IV. Epiphanes I 443 Antisthenes I 9 Antitaurus I 342 Antium (Anzio) II 111 Antolijak, S. II 214 Antonia castra II 50, Anm. 116 Antonina I 105, 109/10, 112, 114, 118, 187, 199-202, 218, 226, 440/1, 393/4 II 110,
Index zu Band I und II 113-115, 135, 136, 169, 170, 175, 181, 182, Arnn. 313, 315, 473 Antoninus Pius I 129, 398, 414, 465, 494 Antonius I 13, 132, 248, 399, 407, 411, 457, 494 Anzetene I 266, 512 Anzio s. Antium Aordos (Bruder d. Herulerkönigs) II 156 Apameia I 274, 294, 333, 380 Apavarktikene I 497 Aphrodite 1 9 9 , 2 1 5 , 4 1 0 Aphthartodoketen I 230 Apion I 69 Apokalypse d. Baruch I 442, 444 d. Elias I 390, 443, 445, 447, 449 d. Esra I 443, 445 ff. d. Johannes I 434, 442/4, 448, 451/3, 456, 481 Apokalyptische Zahl I 444 ff. Apollinaris II 29 Apollon I 403 Apollon Amyklaios I 410 Apollonia I 463 Apollonios v. Tyana I 478 Apollyon s. Abaddon Apologeten I 208/9, 448, 456 Apostasia I 448 Apostel I 412 Apostelakten, apokryphe I 449, 451 Apostelkirche 1 5 6 , 1 1 1 , 1 2 1 Apotheose 1 403,411 Appellatio regis I 494/5 Appellation I 417 Appennin II 70, 190, 196, 197 Westappennin II 70 Appian I 178, 461 Appische Straße s. Via Appia Apri (in Thrakien) II 157 Aprusa (heute Torrente Ausa) II 120 Apsara I 518 Apsilien I 349, 362, 366, 518 Apskal I 498, 500 Apuler II 104 Apulien 11 1 1 4 , 1 6 6 , 1 7 7 , 1 9 8 'Aqlq W al-Duwäsir I 308 Aqua Traiana II 106 Aquitania prima (Gascogne) II 75 Ära pacis Augustae I 405 Araber I X, 51, 247 ff., 268 ff., 487, 500 ff. II 14 arabische Phylarchen II 13 Arabia I 274, 279, 463, 488, 496 II 12 Arabien I 277, 300 ff., 314 ff., 491, Karte I 11 (Text I 535) Südarabien I 75, 258 ff., 297 ff., 371 ff., 489, 505 ff. südarabische Inschriften I 305, 310
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südarabische Kulturen I 298 ff. Zentralarabien I 303 Arabische Wüste II 12 Arakiba I 460 Aralsee I 248 Aratios Kamsarakan I 263, 284, 497 II 122, 123, 125, 127, 133, 156, 157, 159-161, 181, Arnn. 330 Araxes I 503 Arbesmann, R. I 390 Arcama I 501 Archäologie 112-4,62,150 Methode I 251 Archaiopoüs I 355 ff., 360 ff., 520 Archaistische Tendenz I 153, 387 Archelaus (Zahlmeister) II 20, 22 Archelaus (pr. pr. Africae) I 161 Archi, G. G. II 205 Archon daemonum I 446, 457 Ardaburius I 37, 68 Ardarich II 68 Ardaser I. I 249/50, 434, 518 Areagni-Ostrogotho II 72 Arelate II 183 Areobindos (Ariovindus) I 53, 376/7, 421 II 46-48 Areopag s. Arius pagus Ares I 302 Arethas I 306, 314, 339, 422, 489/90, 517 Argiolas, D. II Anm. 65 Argos I 410 Ariadne (Gemahlin d. Anastasios) I 61, 117, Abb. I Tafel 2 (I 49, Text I 531) Arianer I 22, 34/5, 44, 74, 161, 210, 450/1, 471 II 7, 11, 25, 37, 65, 73, 79 arianische Söldner II 27 religiöse Ausnahmerechte im röm. Heer II 37, Anm. 266 Kleriker II 168 Arianismus II 11, 17, 142, Anm. 48 Lehre II 64, 68 Übertritt zum II 90 Ariarith II 54 Ariat I 306, 508 Aricescu, Α. II Anm. 405 Arigern II 70 Ariminum II 117-120, 122-125, 170, 184, 187, 189, 190, 198, Anm. 319, 330, 550 Ariminus (heute Marecchia) II 120 Arimnos I 410 Arimuth II 157 Ariovindus s. Areobindus Ariovist I 494 II 3, 63, 101, 183, Anm. 4, 528 Aristides s. Aelius Aristophanes I 235, 465
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Index zu Band I und II
Aristoteles I 101, 132, 139, 391, 400, 405 Arius pagus I 446 Arkadius I 91, 129, 182, 238, 478 Arles I 170, 193 Armenia I 320, 502 Armenien I 12, 36, 38, 47, 110, 143, 148, 195, 248 ff., 262, 266, 267 ff., 280 ff., 320 ff., 342, 355, 368, 371, 436, 463, 486, 488, 495, 501, 503, 508, 512, 522, 525, 535 II 147, Anm. 517 Persarmenien I 256, 263, 265, 342 ff., 373, 514 ff. II Anm. 510 Armenier I 189 ff., 210, 322 ff., 342, 383, 434 II 46, 49, Anm. 330 armenischer Satrap II 13 armenische Verbände II 20, 167 Armillus 1453 Arminius I 23, 197 Arpi (bei Foggia) II Anm. 499 Arrian I 388, 455, 488, 516 Arrone II Anm. 271 Arsakes I 190, 324, 436 Arsakiden I 13, 190, 247 ff., 322, 378, 403, 436, 508 II 46 Arsinoe II. Philadelphos I 126 Arsuris II 56 Artabanes I 175, 196, 322, 378, 389, 436, 517 II 46-49, 181, 182, 184, 185, 188, 197-200 Artabazes II 164, Anm. 460 Artasir(es) II 49, 170, 171 Artaxata I 518 Arteshtärän sälär I 485 Arzanene I 205, 256, 263, 486 Asbados II 157 Aschmudai I 460 Asculum (heute Ascoli) II 168, 170, 171, Anm. 470 Asdingen (Hasdingen) II 4-6, 12, 32 asdingische Vandalen II 9 Asdourian, P. I 515 Asen II 64 Aserbeidschan I 303 Asien I 160, 247, 410 Mittelasien II 62 Zentralasien I 371 ff. Asinarisches Tor s. Porta Asinaria Asinarius II 95, 104, 148 Asit Dagh I 487 Askan I 286/7, 497, 500/1 Asklepiades aus Palästina II 41 Asklepiodot II 99, 100 Askum (hunn. Offizier in byzant. Dienst) II 139, 140 Asmodaeus I 460 Asowsches Meer II 60, 64, 142, 159
Aspahbadh I 290, 502 Aspar I 36-38, 40, 184, 471 II 7, 9, 10 Aspetianer I 190, 321 Asruk I 508 Assessoren I 418 Assimilationspolitik I 434 Assisium II 171 Assuras (Zanfour) II 56 Assurbanipal I 137 Assurnasirpal I 332 Assyrien I 22 Astabad I 499 Asterios I 99 Asthianene I 266, 342, 512 Astika II 159 Astrices II 54, Anm. 146 Astrologie I 220 Astynomos I 472 Asylrecht II 28, 100 Atbara I 300 Aternum II 116 'Atfar s. Tapharas Athalarich II 14, 71, 73, 74, 76, 80, 103, Ашп. 192, 211, 214, 239 Dreierkollegium seiner Erzieher II 76 Edikt d. II 77 Münze Abb. II Tafel 6 (Text II 249) Athanarich II 66 Goldschatz II 62 Athanasios (Enkel Theodoras) I 110 Athanasios (pr. pr.) II 47-49, 55, 95, 96, 128, 133, 167, 168, Anm. 352 Athanasios (Senator) I 362 Athanasius (Richter) I 521 Athanasius v. Alexandrien I 22, 302, 393, 457, 505 Athaulf I 182 II 69 Athen I 347, 446, 462, 521 II 150 Adantik-Charta I 405 Atlantikküste II 12 Atrax I 430 Attachas I 291 Attaliden I 494 Attalus III. I 132, 182 Attila (s. auch Etzel) I 34, 37, 126, 183, 253, 451 II 5, 8, 68, 139, 140, 163 Attilareich II 142 Attis I 456 Attisch I 530 Auboyer, J. 1410 Auctoritas I 150 Audefleda II 72 Audino, Α. I 442, 453 Audoin s. Auduin Audollent, Α. II 203, Anm. 30 Auduin II 155-157, 159, 161, 182
Index zu Band I und II Augustaion-Platz I 60, Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Augustinus 17,134,392,402,442,451,521 II 7 Augustus I 2, 117, 123, 126, 128, 131, 141, 145, 191, 204, 248, 378, 388, 412, 455, 463, 494, 512 II 139 Augustustitel II 71 Ehrenbogen d. Augustus II 120 Augustusbrücke II 120 Augustus b. Zosimus I 237 Aulona II 82 Aumejach I 312 Aunjetitzer und lausitzer Kultur II Anm. 387 Aurasius (s. auch Aures) II 13, 35, 36, 38, 40-43, 50, Anm. 59, 60 Aurelian (Kaiser) I 16/17, 134, 251, 382, 400, 404, 449 Aurelian v. Arelate (Arles) II Anm. 520, 527 Aurelische Brücken II Anm. 271 Aurelius Victor I 377, 451 Aureliustor s. Porta Aurelia Aures (s. auch Aurasius) II 13, 35, 36, 55 Auresexpedition, 36, 43 Aurigemma, S. II 203 Aurum coronarium II 93, Anm. 250 Ausan I 298 Ausonien 1172 Auspizien I 136 Austrigusa (gepid. Prinzessin) II 148, 156 Austuren II 50 Autentum (bei Sufetula in Byzacium) II 41, 49, Anm. 83 Autokrator II 123 Autun II 75 Auxanius II Anm. 520 Auximum (Osimo) II 116, 118, 123, 124, 127-130, 135, 166, 170, 171, 179 Avanton I 404 Avenarius, Α. II Anm. 405 Aventius II 173, Anm. 496 Avienus II 74 Avitus II 9 Awaren I 252, 371/2 II 162 Aws b. Qallam I 269 Azarethes I 285-87, 324, 345, 433, 498, 499 Azazel I 456 Baader, G. II Anm. 527 Babas I 149, 355, 357, 363 Babelon, J. 1410/11 Babosis II 42 Bäbowal I 255 Babylas (hl.) I 467 Babylon I 7, 403, 444, 455 II 177 Babylonien I 122, 125, 207, 208
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Bachrach, B. S. II Anm. 355 Badja s. Vaga Baduarius I 268 II 139 Baduila II Anm. 458 Baedeker II Anm. 498 Baesecke, G. II Anm. 10, 46, 169, 170 Baethgen II Anm. 299 Baetica II 5 Baetke, W. II 202 Bagai (Baghaial) II 41 Bagdadbahn I 281, 514 Baghaial s. Bagai Bagradas (Medjerda) II 38, Anm. 39 Bagrij, Α. V. I 514 Bahrain I 316, 507 Bahräm Cöbln I 501 Bahrain I. I 252, 254 Bahräm V. (Gor) I 270/1 Baian I 371 Balabitene I 266, 512 Baläs (484-488) I 255 Balastra s. Toperos Baidurmythos II 3 Balearen 1 1 6 , 1 1 , 2 9 , 7 6 Balis I 511 Balkan I 38, 40, 42-44, 47-49, 63/64, 69/70, 81/2, 85/6, 193, 195, 275, 462, 502 II 138, 139, 144, 146-149, 157, 160, 162 Balkanhalbinsel II 65, 69, 95 Balkangebiete II 185 Balkanraum II 140, 143, 147, 150, 151 Balkanprovinzen II 181 Balkanvölker, slaw. II 145 Balkanisierung Mitteleuropas II 2 Balmach I 363 Balten II 143 Baltikum II 60 Banner, J. I 384 Banä 'Amirum I 318 Banduri II Anm. 52 Baradez, J. I 426 II 202 Barb, Α. II 202 Barbagallo, С. II 213 Barbagia II 36 Barbalissos I 275, 285, 289, 333, 340, 498, 500, 511 Barbarei II 33 Barbaren II 5, 26, 139, 145, 146, 149, 152, 155, 172, 191 Barbarenein falle II 145, 147, 151 Barbarenheere II 158 Barbarenproblem, spätröm. I 24 Barbaricini II 36 Barbarossa I 475 Barbation II 170, 171, 180 Barbatos II 27, 39
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Index zu Band I und II
Barberinisches Elfenbeindiptychon I 388 Bardengau (an d. unteren Elbe) II 141 Bardy, G. I 504 II 202, 203, Anm. 187 Barea-Tal I 300 Baresmanas I 281-83 Bar-Hebraeus I 379, 393 Barisic, Ε II Anm. 396 Banz I 293 Barker, J. W. II 201 Barlaam und Joasaph I 427 Barlaou pylai (Tor des Barlähä) I 517 В arietta I 387 Barnick, I. F. II A n m . 4 Barnish, S.J. В. II 214 Bar?auma I 254 Barth, Η. II 20, 203 Barth, W. I 376 Bartholomaeus (hl.) I 466 Baruch s. Apokalypse Basileios I. I 481 Basileios (Comes) I 265 Basileios d. Gr. I 101, 457 Basileus II 91 Basiliskos I 37, 39-41, 46, 184, 185 II 10, 16 Basiliskosunternehmen I I 16, 22 Basilius (Albinus) II Anm. 494 Basiri I 533 Bassakes I 190, 322 II A n m . 352 Bassiane (bei Petrovce zwischen Belgrad und Mitroviza) II 142, 148 Bassus I 280, 421 Bastarner I 463 II 60, 64 Bastia II 190, Anm. 550, 551 Baston I 507 Basuskrieg I 270 Bathna I 499, 511 Batman Su I 290, 487, 501 Batnai I 334, 499 Batnis I 511 Batum I 486, 503, 513, 518 Batza II Anm. 311 Bauernfeind, О. I 458 Bauernmiliz II 150 Bauinschriften I 110 Baumgartner I 516 Baus, К. II Anm. 11, 187, 300 „Bauten", s. Prokop Baynes, Ν. Η. I 375 II A n m . 197 Beamtenideal, byzant. I 155 Beatus I 452 Beck, H.-G. II 202, A n m . 192 Becker I 251 Becker-Niebuhr I 376 Beda I 452 Bederiana I 62, 80-84 Beduinen I 258, 323
Beelzebub I 208, 456/7 Beeston, A. F. L. I 506, 507, 314 Begia I 301 Beisel, F. II Anm. 520 Bel-Tempel in Palmyra Abb. I Tafel 12 (I 105, Text I 533) Belenickij, Α. Μ. II Anm. 174 Belesa-Mareb I 300 Belgrad s. Singidunum Belgrad-Kapu I 532 Belial I 208, 456, 460 Beliar I 444, 456, 460 Beiisar I XI, 37, 54, 62, 66/7, 80, 84-86, 92, 95, 98, 109/110, 114-118, 137, 142, 161 ff., 173-188, 191-202, 210, 216, 218, 226, 231/2, 250, 256, 263-65, 279 ff., 335 ff., 340 ff., 431 ff., 469, 475,485-87,496 ff., 521/3 II 1, 2,10, 13,14, 17, 18, 20, 22-25, 27-29, 31-33, 38-40, 45, 46, 67, 77, 90, 92, 93, 95, 97-100, 102-127, 129-138, 140, 147, 155, 161, 167, 169-171, 174-184, Anm. 49, 220, 239, 268, 311, 313, 315, 319, 330, 332, 338, 352, 368, 473, 571 Kriegsverbrechen II 126 als neuer Theoderich II 137 Konsul II 32 Triumph üb. Vandalen II 32 Belisarkrise v. 542 II 49 Belisarsage I 232, 473 Belisarianer II 135, 186 Beljaev, D.J. 1 377/8 Belke, К. II A n m . 53 Bell, G. L. I 491 Bellarmin, R. I 442 Belleni, С. II Anm. 65 Bellomo I 429 Bellum iudaicum I 462 Bellum iustum I 162, 188, 431 II 91 Belsazar I 481 Beitran Torrejas, F. Μ. II Anm. 11 Benati, Α. II 214 Benesevic I 425 Benevent I 175 II 166, 175, 198 Beneviste I 485 Bengtson, Η. I 407 Benjamin II Anm. 223 Benzinger I 491, 499 Berber (s. auch Mauren) I 258, 516 II 7, 13, 14, 33, 34, 37, 41, 42, 44, 55-58 Berbertum II 14 polygame Gesellschaftsverfassung II 33 Berchem, M. von I 41 / 2 Berdjajev I 453 Berdzenisvili, Ν. I 515 Berenike 1 3 1 1 / 1 2 Bergamum II 121
Index zu Band I und II Berge, R. I 458 Berger, Α. I 426 Berges, W I 429 Berich II 67 Berlinger, L. I 199, 401-404 Bermond Montanari, G. II 214 Bernheim, Ε. I 453 Beroe I 429 Beroia I 265, 327, 328, 499, 510/11 Bersabus I 358 Bersera (Sfire) I 274 Bertholet I 458 Bertolini, О. II 201, 212, Anm. 187, 271, 458 Berytos 1 8 7 , 9 0 , 1 3 2 , 1 5 5 , 1 5 8 , 4 1 5 , 4 2 9 Besevliev, V. I 384/5 Bessarabien II 139, 146 Bessas (armen. Heermeister) I 195, 290, 349 ff., 352, 355, 360 ff., 437/8, 465, 487 II 46,100, 104, 105, 106, 107, 117, 127, 133, 162-165, 169-174, 176, 182, Anm. 453, 464, 488 Beth Aramäje I 370, 528 Beth Lapäsh I 466 Beth Läpät I 351 Bezabde I 260, 338/9 Bierbrauer, V. II 212, 214 Biezais, Η. II 203 Bikandidos I 340 Bilder s. Ikonen Bingöl Dagh I 342 Biographisch-panegyrische Methode I 236 Birnbaumer Wald II 75 Bismarck I 470 Bitharmais s. Beth Aramäje Bithynien I 12, 50, 462 Bizana I 321 Bledas II 165 Blemmyer II 12 Blemmyerland I 311 Bloch, Η. II 202 Blumenkranz, В. II Anm. 266 Boas (Akampses) I 503 Bodmer, J. P. II Anm. 570 Böhmen II 141 Boethius I 24, 74 II 15, 70, 72 Bogenschützen II 192 Bognetti, P. II Anm. 348 Bogomil (Theophilus) I 381 Boissier, G. II 203 Bojaren I 244 Bolon I 284, 296, 297, 356, 497 Bolschewismus I 405 Bolsener See II 81, 125 Bombay II 64 Bomolochus I 392 Bona, I. II 213, Anm. 410 Bonfante, P. I 471/2
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Bonifatius (comes domesticorum) II 6, 7, 25 Bonifatius (Geheimschreiber Geilamirs) II 29 Bonifatius (Heermeister v. Afrika) I 182 Bonifatius II. (Papst) II 74 Bonini, R. II 205, Anm. 192 Bononia II 170, 197 Bonus (Kommandant v. Lucca) II 197 Bordy Messaudi s. Tacca Borghero, N. II 214 Borghi II 123 Boscolo, Α. II Anm. 65 Bosnien I 381 Bosporanische Kunst II 62 Bosporus I 50, 261, 267, 436, 462, 485, 488, 494 Bostra I 275, 278, 320, 491, 493 Bouchier, E. S. 1511 Bourgeois, С. II Anm. 8 Bousset, W. I 400, 442 ff., 483 Bouston, С. I 453 Bovenschen, Α. I 388 Bovin, Μ. I 401 Bovini, G. I 412 II 214 Bowen, R. Le Baron I 534 Boz II Anm. 401 Bradukios I 352, 391 Bräu, Η. Η. I 489 Braga, G. II Anm. 348 Bratianu, G. I II 158, Anm. 436 Braüslawa II 142 Braun, Μ. II Anm. 399 Brehier, L. I 376/8, 381, 393, 395, 398, 458 Brenk, Α. II 201 Breschi, M. G. II 214 Brett, G. I 404 Breviarium totius imperii I 463 Briareus I 170 Bridge, Α. II 213 Brief v. Tansar I 292 Briefwechsel Ravenna-Byzanz II 86—89 Britannien I IX, 170, 189, 462 II 1 British Museum I 534 Britisch-Indien I 502 Brjusov, V. I 515 Brockelmann, С. I 504 Brasset, Μ. I 511, 515, 521, 535 Brown, P. II 201, 202 Browning, R. II 213, 221, Anm. 405 Brüderlichkeit d. Fürsten I 434 Brundisium II 174, 179 Brüten II 51, 52, 53 Bruttien II 166, 174, 175, 198 Bruttier II 98 Bruttium s. Bruttien Bryce, J. I 382 Buccelenus s. Butilinus
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Index zu Band I und II
BuceUarier 1282,514 1149,169,197, Anm. 369, 473 Buchdruckerkunst I 514 Buddha I 207 Buddhisten I 255 Budge, Ε. A. W. I 379, 504 „Bürgerkrieg" in Italien II 103, 138 Bürgschaft I 418 Buhl, Fr. I 489 Bulgaren (s. auch Hunnen) I 40 ff., 194, 255, 480 II 139, 140, 150, 155, 170 bulgarische Frühzeit I 82 Bulgareneinfälle II 145, 147 Bulgarien I 54, 384 II 139, 150 Bulla Regia II 24, 26, 38, Anm. 36 Buonaiuti, Ε. II 201 Burckhardt, J. I 375, 401, 483 II Anm. 291 Burgaon II 34 Burgas, Bucht v. I 54 Burgund II 75 Burgunder I 48, 192 II 3, 4, 15, 72, 75, 122, 126 Burgunderreich II 75 Buriades II 21 Burns, Th. S. II 212 Burnum II 104 Bury, J. В. II 191, 194 II Anm. 60, 219, 231, 249, 254, 290, 313, 319, 346, 355, 385, 397, 431, 486, 491, 494, 498, 504, 525, 535, 541, 547, 550, 551, 553, 564, 565, 567, 570, 571 Burzoe I 390 Busquet, G. Η. II Anm. 98 Butilinus (Buccelenus) II 196-200, Anm. 571 Buttenwieser, Μ. I 499 Buzes I 70, 117, 265, 281, 286, 290, 322, 325, 326, 327, 334, 335, 337 ff., 361 ff., 485 II 156, 167, 181, Anm. 220, 330, 352 Byblos I 132 Byzacena (s. auch Byzacium) II 8, 13, 14, 16, 20 Byzaceni II Anm. 118 Byzacium (s. auch Byzacena) II 21, 33, 34, 35, 44-47, 49, 50, 53-56, Anm. 141 Große Schlacht II 53 Byzantiner II 14, 15, 167, 184 Byzantinismus I 406 Byzanz (s. auch Konstantinopel, Ostrom, Rom. Reich) I 375 II 32, 46, 69, 72, 134, 187 Byzanz vor Byzanz I X Gründung I 9 Frühbyzanz I 236 Geistige Voraussetzungen unter Konstantin I 18 Verlegung d. Hauptstadt nach B. 1 1 9 Beitrag zur Weltgeschichte I 234 Bürokratie II 67 Ostgalizien II 143
Ostgebiete d. byzant. Staates (Text I 535)
Karte I 7
Caballarius II 164 Cabao s. Kabaon Caduca I 162/3 Caecilides II 56 Caesar I 2, 13, 86, 88, 135, 141, 249, 376, 378, 407, 411, 465, 477, 494, 516 II 3, 21, 50, 63, 183 Caesarea I 155, 170, 280, 472 Caesarea in Mauretanien (b. Algier) II 13, 29, 43 Caesaria (Schwester d. Anastasios) I 53, 485 Caesarius (+542) I 451 Caesarius v. Nazianz II 145 Caesena II 118, 125, 133, 166, 198 Cagnat, M. R. I 426 Cahn, Η. Α. II Anm. 8 Calabrien s. Kalabrien Calasso, G. II 221 Caligula I 15, 412, 443, 464, 477 Callinicum s. Sura Calluc (Heermeister) II 149, 151 Cameron, Α. II 213 Campagna s. Kampanien Campetier, P. II 209 Campi Barbarici II Anm. 271, 309 Campi Mammenses II Anm. 151 Campiductor I 59 Campus Meruli II 171 Canale della Botte II Anm. 271 Canard, Μ. I 407 Candidati I 377 Candigliano II 118 Cannae II 122, 124, 200 Cannakak (am Marmarameer) II 18 Cannavale, F. II Anm. 564 Cantarella, R. I 473 Cantineau, J. I 493 Canusium II 175 Capelle I 398 Capizzi, С. II 215, Anm. 114, 447 Cappella Palatina I 403 Caprae II 193 Caprera II Anm. 559 Capua II 175 Caput Vada (Ras Kabudia) II 20 Caracalla I 117, 129, 249, 396, 398, 478 Carales II 36 Caranalis II 26, 188, Anm. 164 Carcasan II 51, 53, 55, 56, 57 Carcopino, J. II 203 Caricin Grad I 81, 382 Carier s. Karier Carile, Α. II 214 Carlyle I 213
Index zu Band I und II Carpentier, Ε. I 306, 504/5, 508 Carrara s. Luna Carrhae (Osrhoene) s. Karrhai Cartagena II 10 Carter, F.W. IIAnm. 410 Carthaginiensis (Spanien) II 5 Casa dei Cervi I 412 Casey, R. P. I 516 Caskel, W. I XII, 299, 301, 306, 309, 318, 489, 497, 504, 505/6 Caspar, Ε. I 381-83, 385 II Anm. 187, 188, 200, 202, 204, 207, 208, 298, 299, 300, 301, 486 Caspiae I 518 Cassanelli, L. II Anm. 273 Cassas I 533/4 Cassiodor I 24, 101, 167, 239, 391 II 61, 70, 76, 79, 86, 90, 93, 121, 127, 137, 143, 146, Anm. 196, 325, 348 Prätorianerpräfekt II 77 Variae II 86 Gotengeschichte II 2, 60 Stiltheorie II 86 Cassius Dio I 132, 463, 516 Castel Sforzesco I 391 Castellamare II 195 Castra Hannibalis II Anm. 499 Catania II 92, 173 Cato 1477 Cattolica II 123 Catull I 133 Caucana II 19, 20 Caussin de Perseval I 269, 488, 505 Cavallo, G. II 221 Cavtat s. Epidauros Ccharula I 521 Cebar II 45, Anm. 104 Cebeida I 518 Cecchelli, С. II 215 Celer I 55-58, 256, 370, 377 Cellas Vatari II 40, 41, 49, Anm. 80 Celsus I 209, 442 Ceneta (Ceneda) II 199 Centumcellae (Civitavecchia) II 115, 172, 183-185, 187, 194, 196 Cernigow II 143 Cernjavskij I 518 Certaux, L. I 394 Cervariura II 175 Cerventinus II 109 Cesa, Μ. II Anm. 192 Cethegus II 172, 182, Anm. 494, 520 Cetinje I 254 Cetto, Α. Μ. I 387 Ceylon I 315 Chabot, J.-B. I 491
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Chabsa I 304 Chalatjanc, G. Α. I 515 Chalke Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Chalkedon I 375 Chalkedonense I 35/6, 41, 45, 50 ff., 71, 257, 278, 303 II 78, 110, 172 chalkedonensische Bischöfe II 78 Chalkidike II 150 Chalkis I 274/5, 286, 333, 492, 498, 511 Chalkis (Knnesfln), Schlacht v. I 369, 370, 517 Chapin.J. IIAnm. 187, 299 Chapot, V. 1 5 1 1 - 1 2 , 5 1 5 , 5 3 5 Charazes II 181 Charles, R. Η. I 442, 460, 489 Charlesworth, Μ. P. I 399, 407 Charon II 84 Chastagnol, Α. II 201, 202 Chataignean, Υ. I 384 Chatelain, L. II 203 Chatti I 8 Chauvain, С. I 453 Chazaren I 371, 293 Cherson (Sevastopol) I 268 Chersones (Hellespont) 1 9 II 146 Chersonesier I 211 Chiffre de Ia bete I 444 Chilbudios (mag. mil. Thrac.) II 140, 147, 149-151, 153 falscher Chilbudios II 151, 154, 155, 172 Childebert II 75, 102, 183, Anm. 520, 527 Chiliasmus I 452/3 China 1118, 358 Chinialon (Heerführer d. kutrigur. Hunnen) II 159, 160 Chioniten I 252 Chiusi s. Clusium Chlodwig I 23, 38, 48, 495 II 71, 72, 74, 75 Chlotar II 75, 102 Chlothilde II 72 Chobos I 361 Chorezmische Taktik I 248 Chorianes I 348 Chorzanene I 343 Chosroes s. Chusro Chovjka II 144 Christ, F. I 398/9, 400/1, 404/5, 427, 429,463/ 4 Christensen, Α. I 402, 459, 483-86, 489/90, 497, 502, 510 ff. II Anm. 174 Christentum I 123, 134, 136,137, 140,177, 204, 207, 208 II 61, 64, 142 Entstehung u. Bedeutung I 12/13 Christenverfolgung I 253, 273 Christentum als kommende Reichsreligion I 21 jakobitisches I 370
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Index zu Band I und II
d. Berber II 14 d. Mauren auf Sizilien II 36 in Äthiopien I 312, 303 in Abessinien I 302 in Georgien-Iberien I 261 in Persien I 254, 255, 527 in Südarabien I 304 christl. Mission in Abchasien I 349 chrisd. Romgedanke I 17 chrisd.-röm. Erneuerungsgedanke I 144 Christern, J. II 209, Anm. 30 Christophilopulu I 57, 377/8 Christou, К. P. II 213 Christas I 87, 126, 145, 161/2, 172, 207, 208, 402,448/9,456/7 II 11 christologischer Streit I 24, 254 Chrodechilde II 74 Chronica Ravennatica I 451 Chronicon Paschale I 376 ff., 401, 422, 446, 491, 496, 512 Chronisten II 151 Chrysaphius I 68, 478 Chrysargyron I 45 Chrysos, Ε. К. II 201, 213, 215, Anm. 192 Chusistan I 351 ff., 466, 519 Chusro (Chosroes, Khosrau) I 41, 114, 170, 189ff., 204, 21 Off., 248ff. 256, 259ff., 273, 291 ff., 316, 319 ff., 330 ff., 336 ff., 350 ff., 372, 390, 434, 437, 440, 485, 479, 496, 502 ff., 514ff., 524 11 46,48,128,163, Anm. 222, 352, 368, Abb. I Tafel 5 (I 88, Text I 532), Tafel 6 (I 88, Text I 532), Tafel 11 (I 105, Text I 533) Chvarena I 135 Chytropolis (Ollaria) I 361, 520 Cicero I 132, 135, 399, 400, 402, 407, 465, 470, 494 II 91 Cichisdziri I 513 Cilium (Colonia Cilitana, heute Kasrin) II 44, Anm. 99, 139 Cipolla, С. II 215 Circe (Monte Circeo) II Anm. 271 Circesium I 493 Circumcellionen II 14 Cirta II 6 Citheus (Decius) II Anm. 494 Civilitas-Traditionen I 413 Civitavecchia s. Centumcellae Classen, P. 1415 ff., 426 Claude, D. II 201, 202, 213, 214, Anm. 8 Claudian (Chef d. Flottenbasis Salona) II 182 Claudianus (Dichter) I 133, 464, 513 Claudius 1 15,477 II 111 Claudius Mamertinus I 389, 391, 408 Clauss, Μ. II 201 Clemen, С. I 458/9, 485
Clemens Alexandrinus I 206, 392, 456 dementia I 129, 139, 146, 176, 405 Clinton II Anm. 271 Clipeus-Kreis I 402 Clusio s. Clusium Clusium (Chiusi) II 118, 122, 171, Anm. 320 Code Civile I 425 Codex Gregorianus I 146 Codex Hermogenianus I 146 Codex Iustinianus I 126ff., 142ff., 154, 157, 380, 402, 414 ff., 429, 488, Kommentare u. Übersetzungswesen I 160 Codex Theodosianus I 129, 140, 146, 398, 401, 402, 414, 425 Cohen, Η. I 404, 408 Coleti I 383 Colin, J. 1412 Collectio Avellana I 380/1 Collinet, P. I 385, 497 Collius, J. Η. 1407 Colon, J.-B. I 444 Colonia Cilitana s. Cilium Commentarii principle I 408 Commodianus I 444 Commodus I 16, 134 ff., 448, 451, 478 Como s. Comum Comparetti, D. I 436, 447, 454, 465, 468, 470, 472 II Anm. 221, 238, 263, 271, 286, 309, 320, 453, 468, 498, 499, 506, 525, 559 Comsa, Μ. II Anm. 405 Comum (Como) II 121 Constitutio Cordi I 144, 163, 424 Dedoken 1425 Deo auctore I 42 Haec quae necessario I 424 Imperatoriam maiestatem I 424 Omnem 1426 Summa rei pubücae I 424 Tanta 1 163, 423 ff. Conti, P.M. II 215 Corbulo I 494 Corippus I 142, 169, 175, 402, 410 II 50-54, 57 Corochtal I 321, 503, 508, 513 Corpus Iuris I X, 127, 140, 155, 159, 424 Cortez I 319 Costanza, S. II Anm. 11 Cottas, V. I 391 Coubeaux, J. В. I 504 Courcelle, О. II 201 Courcelle, P. II 214 Courtois, Chr. II Anm. 8, 11 Cramer, J. Α. I 379, 393 II Anm. 52 Crassus I 248 Cratinus 1158
Index zu Band I und II Crawford 1484 Creandi ius princ. I 377 Cremosnik, G. I 382 Cresci, L. R. II Anm. 53 Crok, В. II 213 Croke, В. II Anm. 405 Cumae II 103, 166, 194, 196, 197, 198, Abb. II Tafel 12 (Text II 250 f.) Belagerung durch Narses Karte II 9 (Text II 253) Cumont, F. I 399/400, 402, 427, 491, 492, 511 Cuneus II 199, Anm. 160 Cuocq, J. II 202 Cura-Topos I 399 Cura-providentia-Gedanke I 131 Cursus honorum I 379 Cursus publicus I 224 Cusack, P. Α. II Anm. 458 Cusina II 33, 44, 47, 48, 52-58, Anm. 59, 99, 145 Cvijic, J. I 384 Cyinda I 410 Cykladen II 150 Cymiza I 501 Cypern I 99 II 150 Cypriana (Sturmwind) II 24 Cyprianus (Föderatenfuhrer Beiisars) II 27, 30 Cyprianus (magister officiorum) II 74, 82, 107, 129, 130 Cyprianus (Kommandant v. Perusia) II 165, 171 Cyprianus v. Karthago II 25 Cyrenäer I 462 Cyrenaika II 16 Czanecki, J. II 212 Czegledy, К. I 523 Dabragezas I 364 Dacia s. Dakien Dämonen I I 02 ff., 238 -glaube I 206, -austreibung I 390 Fürst der Dämonen I 100 ff., 204 ff., 209, 446 ff., 457, 460 Fürst d. Luftreiches I 456 Fürst dieser Welt I 208, 456 ff. Dämonologie I 392, 451 ff., 461 vorchristlich I 207 des NT 1456 in Patristik u. Hagiographie I 456 politisch I 208 ff. Lit. I 457/8 Dagisthaeus s. Dagisthaios Dagisthaios I 346,352 ff., 362 11182,191,193 Dahn, F. I 168, 177, 189, 196, 427, 430/1, 433, 438, 475 II Anm. 214, 236, 367, 457 Dailamiten I 357, 363, 521, 522
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Daker I 462/3 Dakien I 193 ff., 211, 382, 494 II 140 Dacia 1 8 0 ff. II 181 mediterranea I 381 ff. ripensis I 382 II 142 ripensis und mediterranea II Anm. 410 Trajans II Anm. 410 Dal Ri, L. II 221 Dalmatien I 39, 184, 384, 464 II 10, 70, 90, 92, 95, 98, 100, 104, 148, 155, 158, 185, 188, Anm. 239 Dalmatiner I 193, 462/3 Dalmadus I 268 Dalton, Ο. Μ. I 387/8 Damaskus I 264, 266, 270, 278, 485, 493, 533 Damian, (Neffe Valerians, Reiterfuhrer) II 115, 119, 193 Dammbruchinschriften I 317 Damnazes I 258, 512 Danaosthron (Argos) I 490 Daniel I 442 ff., 452 ff., 481 Daniele, I. II Anm. 271 Dante I XI, 88 Danuvier II 145 Danziger Bucht II 2, 3 Daphne I 332, 531 Daphnetor I 329 Dara (s. auch Justiniana Nova) I 47, 148 ff., 163, 177, 256, 264 ff., 286, 296 ff., 322, 331, 334 ff., 345 ff., 370, 486, 497 ff. II 45, 49, 51, 147, Anm. 113, 114, Karte I 2 (Text I 535) Schlacht I 84, 168 ff., 180, 254, 279 ff., 485 ff., 496 ff., 500, Karte I 1 (Text I 535) Darbet es-Sif II 23 Dardaner I 383 Dardanien I 32, 382 ff. Daremberg - Saglio II Anm. 250 Darius I 125, 252, 512 Darlehnsrecht 1416 ff. Datius II 127, 142 Daunas 1313 Daus Dhü Taalaban I 312 Dauvillier, J. I 523 Davydor, Μ. Μ. I 375 De Alcassar (Alcazar), L. I 442 De Francisci, P. II 201 De Francovich, G. II 214 De Martino, F. II 201 De Montpereux, D. I 512 ff., 518, 535 De Morgan, J. 1515 De Ribera, J. I 442 De Rossi I 412 II Anm. 309 De Ruggiero, Ε. I 409 De Sede, G. II 213
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Index zu Band I und II
De Tonquedec, J. I 459 De Vogüe, Μ. I 491 DeVriesJ. II 203, Anm. 171 De caeromoniis I 378 Decimum (nicht El Ariana, sondern Hügel Megrine und Sidi Fathalla) II 22-24, 26, 31, 40, 47, Anm. 26 Decius I 449 II Anm. 348, 494 Decumanus maximus II 120 Dedoken I 425 Deansly, Μ. II 213 Deichmann, F. W. I 387 II 214 Dekabalus I 494 Dekadenzgedanke I 133 -problem I 400, 405 -theorie 1433 Dekebal II 128 Delaruelle, —t. II Anm. 520 Delbrück, Η. I 381 ff., 391, 516, 531, 533 II 191, 192, Anm. 553, 555, 557, 564, 571, 572 Delehaye, Η. I 455 Delfini, G. II Anm. 273 Delitzsch, Fr. I 442 Delogu, P. II 221 Delphax I 70 Demandt, Α. II 201, 212 Demetrius (Bisch, v. Phiüppi) II 77, 78, 81 Demetrius (Offizier) II 129, 167, 168 Demokratie I 405 II 142, 152, 162, Anm. 351 „militärische D." II 152, 154 demokratischer Gedanke, Ursprung I 9 Demosthenes I 290, 408 Demougeot, Ε. II 201, Anm. 254 Deo auctore I 144, 149, 156, 424 Deograüas (Bischof) II 12 Der es-Sör I 286, Karte I 3 (Text I 535) Der Nersessian, Sirarpie I 436 Derbend, Pforte v. I 293 Derokoi, Α. I 382 Derolez, R. L. Μ. II 202 Dersim I 496 Dertona II 127, 129, 130 Derzavin, M. S. II 144, 145, Anm. 387, 392, 393, 394, 395, 396 Despotie I 10 Despotismus I 85, 431 Dessau II Anm. 39 Dethier, P. Α. I 387 Deuteria II 149 Deutsches Archäologisches Institut I 534 Deutschland: Norddeutschland II 63 Ostdeutschland II 60, 142, 144 Süddeutschland II 141 Niedersächsischer Raum II 141
Devreesse, R. I 484, 489 ff., 497, 504, 510/11 II 209 Dexippos I 236 Dgimin I 502 Dhalla, Μ. Ν. I 485 Dhü Nuwäs I 273, 304, 306 ff., 311, 313 ff., 318, 422, 490, 507 ff., 516 Dhü Yasan I 506 Diadochens taaten I 12 Di Vita, Α. II 203 Diät I 390 Diarbekr I 501 Dibelius, Μ. I 458 Didache I 443 Didez, J. I 376, 458 Diehl, Ch. I 105, 388, 391, 393, 426 II Anm. 58, 59, 60, 63, 64, 67, 73, 78, 80, 83, 87, 91, 92, 113, 115, 122, 148, 151 Diels, Η. I 453 Diesner, H.J. 11 202,203, Anm. 2, 8, 11 Dieter, Th. I 453 Dieterich, Α. I 458 Dietrich v. Bern I 199 II 69 Dietrich, К. II Anm. 60 Dieulafoy, J. I 533 Digesten I 126, 148 ff., 159 ff., 415, 425 Aufbau u. Einteilung I 157 Kommentare 1158 Dijarbekr s. Diarbekr Dikaiosyne 1138 ff., 428 Dikasterien I 417 Dilimniten I 521 Dimitrov, D. P. I 385 Dinarische Rasse I 91 Dinaweri 1518 ff. Diodor I 426, 433, 466 Diogenes (Doryphore Beiisars) 1340/1 II 114, 183, 184, 185 Diogenianos I 69 Diokletian I 17 ff., 24, 132, 241, 251, 255, 256, 274 ff., 293, 300, 396, 404, 466, 479 ff. I I I 2, 139 Diomedes I 156, 273, 421 Dion v. Prusa I 399 Dionysios v. Halikarnassos I 399, 503 Dionysius Areopagita I 209, 459, Vita 446 Dioscor II 74, 75 Dioskuren II 3 Dioskuros v. Alexandreia I 72 Diplomatie 1 181 11 14,16,90,94,96,97,128, 131, 155, 160, 188, Anm. 150 Geheimdiplomatie II 16, 76, 81, 91 Dithybistos I 378, 381 Ditten, Η. II Anm. 410 Diurna cura I 130 Divina oracula I 140
Index zu Band I und II Divinissimus Imperator I 130 Divus Imperator I 402 Djabala I 271 Djabbula-See I 275 Djabiya I 275, 278 Djadhlma I 269 Djafna s. Gnufas Djebel 'Ala I 275 Djebel Aures s. Aures Djebel Bil'äs I 275 Djebel et Ghara I 286 Djebel Hass I 275 Djebel Isiye I 275 Djebel Mudaba I 286 Djebel Sbeyth 1 274 ff. Djebel Sindjar I 331 Djebel Singar I 264, 486 Djebel Seys Abb. I Tafel 13 (I 304, Text I 533) Djebel Zäwiye I 274 Djillik I 278 Dmeir I 278, 509 Dnjepr II 64, 143, 144, 146, 160 Dnjestr II 139, 144, 146 Doblhofer, Ε. I 433, 523 II 213 Dobrudja (s. auch Skythia) II 146, 150 Dobschütz I 511 Dölger, F. I 180, 249, 385, 397, 401, 427, 429, 434, 456, 458, 483/4 Doer, В. I XII, 379, 381 Dohonos I 361 Dokon I 521 Doliche (Kyrrhos) I 274 Dolmetscher I 520, 527 II 160 Dolomiten I 521 Domaszewski, A. von I 398 ff., 504 ff. Domendolos I 3 4 2 , 4 8 5 II 185 Dominat I 14, 132, 494 Domitian I 130 ff., 209 ff., 240 ff., 385 ff., 396, 444 ff., 466 ff., 477 ff., 494 -Legende I 447 -Interpretation d. Apokalypse I 448, 452 Domnikus II 39, 41, 132 Don II 9, 60, 64, 139, 143, 160 Donatismus I 35 Donatisten II 14 Donau I 52, 170, 193/4, 463 II 140-142, 144, 146-148, 153, 157, 159, 161, 162, 181, 188 -festungen II 150 -front II 147, 150, 151, 155, 157 -grenze I 245, 371 II 151, 152, 158, 159, 160 -länder IUI -provinzen II 155, 157 -räum II 63-65, 139, 140, 145, 151, 156
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Norddonauraum II 64 Donaustraße II 4 Donauwörth II 144 Donez II 9, 60 Dornseiff, S. F. I 453 Dorotheus (Bischof) I 72, 152, 154, 159, 163, 281 ff., 500 ff. Dorotheus (Offizier) II 20 Doryphoren II 27, 28, 32, 179, 199 Downey, G. I 387, 456, 509 ff. Drakon II 194 Dreiergesandtschaft d. Jahres 533 II 79 Dreierkollegium (Erzieher Athalarichs) II 76 Dreikapitelstreit II Anm. 447 Drinov, M. S. II 144, 145, Anm. 391 Drittes Rom s. Rom Drobitschin II 4 Dromedar II 12 Dromedarii II 12 Dromedarnomaden II 12 Dromonen II 17, 167, 175 Dschebel s. Djebel Dualismus, iranischer II 12 Dubertret, L. I 492 Dubios (Dwin, Tovin) I 342, 347, 518 Duchesne, L. I 380, 484 II Anm. 274, 299, 344 Dujcev, I. II Anm. 405 Dulaurier, Ε. I 515 Dumezil, G. II 202 Dumont-Homolle I 384 Dumouriez (franz. General) II 124 Dunbabin, К. M. D. II 203 Dunheide II 60 Dupont, С. II 205 Dupre Theseider, Ε. II 215 Dura-Europos I 92, 533, Abb. I Tafel 13 (I 304, Text I 533) Durance II 75 Durazzo s. Dyrrhachium Durliat, J. II 210 Dussaud, Η. I 410 Dussaud, R. I 251, 488, 491, 493, 495, 505, 509 Duval, N. II 202, 210 Duval, R. I 517 Duval, Υ. II 210 Duwe, Α. II Anm. 236 Dvornik, F. II Anm. 387 Dwin s. Dubios Dyrrhachium (Durazzo) I 54, 193, 477 II 77, 80, 149, 167, 172, 174, 181 Dzanasia, S. I 515 Dzavachisvili, J. 1 5 1 5 Dzavachor, J. Α. 1 5 1 5
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Index zu Band I und II
Eba Bevat I 307 Ebeling, К. I 457 Ebenbauer, Α. II 202 Ebersoldt, J. 1 387,512 Ebert, Μ. II Anm. 172, 567 Ebulia I 139 Echnaton I 87 Edda II 61 Edessa I 35, 76, 205, 212, 254, 256, 281, 290, 296, 334, 341 ff., 422, 493, 511, 517, Karte I 6 (Text I 535) Edicales I 154 Edictum perpetuum I 159, 408 Edikt d. Athalarich II 77 Edsman, C. Μ. I 407 Eherecht 1416 ff., 436 Mitgift 1417 ff. Ehebruch I 421 Ehescheidung I 421 Eickhoff, Ε. II 205 Eilimar II 52 Eipel II 142 Eisenzeit s. Jastorstufe Eitrem, S. 1 4 1 1 , 4 5 8 El Ariana s. Decimum Ela Asbeha I 309, 311 ff., 507, 516 Elagabal I 404 Elbe II 3, 141, 144 Elbgrenze I 245 Elderkin, G. W. 1511 Eleemosyne I 428 Elefanten I 520 Elemundus II 162 Elesbaas I 306 Eleusis I 400 Eliasapokalypse s. Apokalypse El-Lega I 496 Elmingeiros I 364 Elminzur I 366 El-Orbos s. Larivos Eltester, W. 1511 Elymai's I 466 Emesa I 266, 274, 490/1, 519 Emminger, К. I 429 Emminghaus, J. Η. II 203 Enaksöhne II 160 Engelhardt, J. II 202 Engellehre I 460 essenische I 208 Engels, F. II 152 Engneil, J. I 394 Enkomiastische Literatur I 139 Ennes II 100, 121 Ennius I 404
Ensslin, W. I IX, 125, 376 ff., 386 ff., 393 ff., 400 ff., 427, 436, 473, 483 ff., 495 ff. II 214, Anm. 8, 174, 180, 181 Entvölkerungsgedanke I 203, 358, 465 ff. Enver Pascha I 514 Ephemerides I 407 Ephesus I 412 Ephram d. Syrer I 450, 467 Ephram v. Antiochien I 278 Ephraimios I 327 Epidamnos I 193 Epidauros (Cavtat, Ragusa Vecchia) II 97 Epilepsie I 390 Epiphaneia (Наша) I 274 Epiphanios (Erzbischof u. Patriarch) I 415/6 II 17 Epiphas I 460 Epiroten I 212 Epirus I 40 II 167, 172, 180 Er Riad I 315 Erarich II 164, Anm. 457 Vorschlag d. Teilung Italiens II 164 Erbrecht 1415 ff. Eregli s. Herakleia (Perinthos) Erg II 54, 145 Eridanus s. Po Eritrea I 300, 303, 402 Eriulf II 66 Erivan I 347 Ermanarich I 34 II 60, 61, 63, 64, 66-68, 71, 146, Anm. 401 als neuer Alexander II 63 Ermanarichzeit II 143, 154 Ermann, Ad. I 454 Ersch-Gruber II Anm. 390 Erzerum s. Theodosiopolis Eschatologie I 207 eschatologisches Geschichtsbild I 400 Esdilasas II 33, 35 'Esimiphaios I 508 Esra s. Apokalypse Esztergom II 142 Ethik, stoische I 10 Ethnographie I 464 Etrurien I 410 Et-Terib I 274 Etzel (s. auch Attila) I 34 II 163 Etzelsdorf I 404 Euagees (Höha-geis?) II 22 Euagrios I 46, 52, 228, 241, 377 ff., 469 ff., 493, 497 Euandros I 398 Euanthes I 499 Euaristius (hl.) I 467 Eubulia I 429 Euchiten I 457
Index zu Band I und II Eudä abbä Pantaleuön I 300 Eudokia d. J. 1183 119 Eudokia-Athenais I 36, 183 Eudoxia s. Eudokia d. J. Eudoxius I 158 Euergetes-Gedanke I 139 Eugenius I 271 Eulogios I 392 II 16, 17 Eumenes v. Kandia I 410 Eunapios I 236, 455, 474 Eunuchen I 54 Euphemia-Lupicina I 66, 76, 106, 110, 325 Euphemios (Patriarch) I 68 Euphrat I 249, 264, 274 ff., 321 ff., 340 ff., 370, 464, 487, 498 ff., Karte I 3 (Text I 535) Euphratgrenze I 247, 275 Euphratesia I 271, 285 ff., 295, 498 Eupoiia I 130, 429 Euprepios I 312 Eurasien I 376, 484 Eurich I 23 II 68 Euringer, S. I 456 Europa I 43, 47, 119, 160, 410 Mitteleuropa II 64 Ostmitteleuropa II 3 Osteuropa II 64, 146 Südosteuropa I 47, 384 ff. II 138, 139, 141, 148, 162 europäische Expansion I 9 europäischer Geist I 9 Europos I 340, 511 Eusebeia I 429 Eusebios v. Kaisareia I 22, 208, 334, 403, 434, 456 ff., 511, 525 ff. Eusebius v. Nikomedien II 64 Eustathios v. Thessalonike I 468 Eustratios II 32 Euthalius II 113 Eutharich I 49, 74, 180 II 71, Anm. 223 Eutropios (Bisch, v. Valencia) I 451 Eutropios (praep. s. cubiculi) I 238, 451, 478 Eutyches I 35, 134 Evans-Wentz, W. Υ. I 382/3, 459 Evermud II 98, Anm. 264 Every, G. II Anm. 485 Ewig, Ε. II 201 „Ewiger Friede" II 15, 150, Anm. 351 Exkubitoren I 58, 64, 67 II 34 Exorzismus I 390 Eyanthas 1448 Ezana I 301 ff., 505 Ezechiel I 443 Fabriano II 190, Anm. 551 Fabricius I 426, 491, 493 Faesulae II 129, 130
Fakhry, Α. I 504 Falkenhausen, V. von II 221 Falkenstein, Α. I 394 Fallgrubentaktik I 487 Falstaff 1223 Familie der Könige I 180, 434 Fanum Fortunae II 117, 119, 198, 199 Fara II 29, 30 Fargues, P. I 401 Farioli, R. II 214 Farkin-Su I 501 Farlati I 383 Farsan-Inseln I 312 Fasti I 131 Fatimiden II 14 Fatio, Ε. I 491 Faust I 119 Faustina I 393, 411 Faventia 11 118,165,197, Anm. 319, 462 Feilberg, C. G. I 520 Feldherrnideal, altröm. I 137 Felicitas I 134 ff. Felix, felicissimus I 135, 400 Felix IV II 74 Felix (mag. mü.) I 182 II 6 Fels, Ε. I 375 Felszeichnungen II 12 Femion I 304, 505 Fenner, К. I 458 Ferluga, J. II Anm. 254 Fermo II 168 Fernwaffen II 52, 192 Ferri, Α. II 214 Ferron, J. II Anm. 30 Ferrorelli, N. II Anm. 266 Ferrua, Α. II Anm. 309 Festugiere, A. J. I 466 Festungen II 139, 150 Festungsbau II 41 -krieg II 98, 116 Feuardent, Fr. I 449, 453 Feudalismus I 248 II 62, 151, 152, 154 Feudalordnung, sasanidische I 250 Feudalrecht I 436 Feuerpferde I 403 Feuerwagen I 403 Fevrier, J.-G. I 492 Fichtenau, Η. I 427 Fidelius II 103, 106, 121 Fiebiger, О. II Anm. 52 Fiesole II 68 Filimer (Sohn d. Gadarich) II 67 FiJip, J. II Anm. 3 Finnen II 64 Firdusi I 352, 510, 518
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Index zu Band I und II
Firmum 11 122,125,127,170,171, Anm. 331, 470 Firmus II 33 Firpo, Μ. II 213 Fischer, J. Α. II Anm. 11 Flaminische Straße s. Via Flaminia Flaminisches Tor s. Porta Flaminia Flavier I 249 Flavius (Decius) Paulinus iunior (letzter weström. Konsul) II Anm. 494 Flavius Anastasius I 81 Flavius Anicius Faustus Albinus Basilius iunior (letzter oström. Konsul Ordinarius) II Anm. 494 Flavius Eutharicus Cillica II 84 Flavius Iosephus I 462 Fleck, R. I 375 Flemminger, J. I 397 Florentia (Florenz) 1 1 1 1 8 , 1 6 5 , 1 9 6 Florentius I 284 Florenz s. Florentia Florus I 417 Flotte II 9, 17, 92, 109, 123, 151, 168, 169, 171, 183, 185, 187 Flotte d. Armenier II 180 gotische Kriegsflotte II 167 Fodor, I. II Anm. 387 Föderalismus, german. I 40 im Westmittelmeerraum I 42 reüg. u. polit. I 45 Theoderichs I 47 Föderalen II 17, 27, 68, 89, 91, 94, 111, 140, 142, 149, 159, 161 Föderatenverhältnis II 5 Fonti, D. II Anm. 273 Forlin Patrucco, Μ. II 213 Formideal der Antike I 157 Forum Cornelii (Imola) II 125 Fossari, G. I 531 Fossato II 190 Fouquet, G. I 504 Fournel, Η. II 33, 57, Anm. 56, 72, 73, 94, 109, 158 Fournier, G. II Anm. 520 Fox, R. L. II 202 Fraenkel I 497, 499 „Fragen und Antworten" (angebl. Werk d. Caesar. v. Naz.) II 145 Franken I 38, 162, 170ff., 188, 192ff., 211, 391, 437 II 15, 64, 74, 75, 90, 91, 97, 101-103, 121, 128-131, 133, 137, 141, 149, 155, 156, 161, 181, 183, 188, 189, 193, 194, 196-200 fränkische Militärmacht II 101 fränkischer Imperialismus II 148 f. Übertritt z. Katholizismus II 74 Oberhoheit üb. Rätien II 103
fränkischer Hof II 100 fränkisches Königshaus II 149 Frankenkönig II 179, 182 Frankenkönige v. Prokop als „Hegemone" bez. II 91 Frankenreich II 103, 149, 162, Anm. 520, 571 fränkisch-oströmischer Vertrag II 103 Frankfort, Η. I 394 Franz, К. II Anm. 570 Fravitta II 66 Frazer, J. G. 1 4 1 0 , 4 5 9 Freda II 47 Fredegar-Chronik I 98, 232, 391, 473 ff., 497 Fredegunde I 118 Fregenae II Anm. 271 Frexes II 13 Freytag, G. W I 504 Fridh, Α. II Anm. 196 Friedensgedanken d. Augustus II 72 Friedländer, L. I 383 Friedländer, P. I 429, 430, 442, 453, 462 Friedrich II. v. Hohenstaufen I VIII/IX, 403, 452/3 Friedrich Wilhelm I. v. Preussen I 46 Fritigern II 66 Fronimuth II 50, 52, 54, 57 Frühmittelalter I 423 Frumentius 1 302 ff., 314 Frye, R. II Anm. 174 Fuad Hamza I 504 Fuchs, Η. I 405, 433/4, 453 Fuchs, S. II Anm. 551 Fürstenspiegel d. Agapetos I 130, 138/9, 142, 171 Fuhrmann, Η. II Anm. 527 Fulcaris II 196, 197 Fulda II 144 Furier, P.-A. II 203 Furlopaß s. Petra Pertusa Fuscia(s) (Gesandter Geilamirs) II 26 Fußangeln (triboloi) II 178 Fußwaschung I 126 Gabalos (Gamalos) I 271 Gabaza I 312 Gabbula I 286, 288, 407, 498, 499, 500, 501, 511 Gabes II 54, 55 Gäbija I 517 Gabotto, F. II 213 Gabriel, Α. I 517 Gabrielus (praefectus urbi) I 421 Gadar I 265, 487 Gades (Gadeira) II 26, 29 Gadiaufala s. Gazophylon Gaetulien II 8
Index zu Band I und II Gaina II 68 Gaius I 127, 154, 395, 409 Galata s. Sykai Galatien II 33 Galerius I 251, 434, 449 Galizien II 3, 146 Ostgalizien II 143 Galla Placidia I 117, 182, 393 II 6 Gallica II 54, 55, Anm. 145 Gamen I IX, 38, 162, 170, 182, 193, 211, 462-64 II 1, 5, 8, 10, 72, 102, 183 Gallienus I 251, 404, 516 Gallier II 145 Westgallier II 145 Gallus I 237 Gamalos s. Gabalos Gamillscheg, Ε. II Anm. 179 Garamanten II 53 Garcia Volta, G. II 212 Garcinus II Anm. 499 Gargano s. Möns Garganus Gascogne s. Aquitania Gascou, J. II 203 Gassaniden s. Ghassaniden Gassowska, Ε. II Anm. 405 Gastmahl des Trimalchio I 141 Gaulita I 518 Gautier, E.-F. II Anm. 8 Gavacisvili, J. 1515 Gazophylon (Gadiaufala) II 39 Gdingen II 60 Gebel s. Djebel Gefolgschaft (erga reges obsequium) II 60, 66, 67, 72 Gefolgschaftswesen II 151 f. Gegenwartserlebnis I VIII, 406 Geheimdienst II 128, 173 Geheimdiplomatie s. Diplomatie „Geheimgeschichte" s. Prokop Geilamir I 170, 184 ff., 435 ff., 467 ff. II 13-17, 19, 20, 23, 24, 26-30, 33, 75, 132 Lustschloß II 22 Imperialismus II 14 Arianismus II Anm. 48 Münze Abb. II Tafel 1 (Text II 249) Geiserich I 23, 37, 40, 42, 183/4, 187, 204, 401, 451 II 5-13, 25, 26, 167 Münze Abb. II Tafel 1 (Text II 249) Geisirith II 50, 54, 57 Geistererscheinungen I 390 Geisterschlacht (Frühjahr 550) II 159 Geisteskrankheiten I 390 Geldgeschichte I 336 Gelimer s. Geilamir Geizer, Η. I 379, 485 Gematrische Zahl I 443 ff.
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Genesis Kap. 6: I 460, Kap. 10: I 464, Kap. 49,17: I 443 Gennadius (hl.) I 377 Genüus II 50-52, Anm. 144 Genua 1 485 II 121, 130 Georgien I 75, 82, 253, 261, 262/3, 336, 361, 369, 372, 485, 526, 535 georgische Pässe I 195, 359 Georgier I 225, 261, 372 Georgillas, Emanuel I 473 Georgios Akropolites I 243, 482 Georgios Kedrenos I 242, 377, 379, 455, 518 Georgios Kodinos I 473 Georgios Monachos I 241, 481 Georgios Pachymeres I 243 Georgios Synkellos I 241 Gepiden I 48/9, 193, 211 II 69, 72, 75, 139-143, 148, 149, 155-157, 159, 161, 181, 182, 188 Vernichtungsschlacht v. 562 I 162 Gegensatz zu Langobarden II 189, Anm. 410 Gepidenbündnis II 157 Gepidenfeldzug II 156 Gepidenkrieg II 77 gepidisch-fränkisches Grenzgebiet II 155 Germanen I 16, 44, 49, 86, 182, 187, 194, 211, 438 ff., 462, 464, 494 II 3, 5, 12, 37, 143, 144, 149, 151, 152, 183, 189, 190 Priester II 3 Geheimbünde II 4 Jünglingsweihen II 4 Blutsmythos II 148 Monarchie II 143 Germanen in Byzanz 1119 Germanen Südosteuropas II 162 Nordgermanen II 75 Ostgermanen I 372, 385, 426, 434 II 2, 11, 17, 37, 60, 64 Ostgermanentum II 60, 64, 141 Westgermanen II 60 westgermanischer Raum II 3 germanisch-hunnische Bevölkerung im Donaugebiet II 145 germanisch-romanisches Verhältnis I 23 II 59, 63 germanische Religion und Moral II 61 germanisches Kaisertum II 136 Germanen-Berufung I 23 „germanisches Europa" II Anm. 4 Bräuche I 119 Heldensage I 119 als Söldner I 64 Vorherrschaft im Militärwesen I 37 Germanenpogrome II 66 Germanentum 1260 II 61
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Index zu Band I und II
Germania I 62, 381 Germanien I 464 Ostgermanien II 3 Großgermanien II 76 Germanicus I 399 Germanos (Vetter lustinians, Heermeister v. Thrakien) I 77, 84 II 39, 40, 41, 46, 109, 132, 146, 147, 158-160, 170, 184, 185, 186, Anm. 352, 371, 535 Germanus (Neffe Justinians) I 65 Gernentz, I 401 Geschichtsbild I 409 Geschichtsdeutung 1135 Geschichtsschreibung byzant. I 241 zeitnahe Geschichtsschreibung I VIII Geschwater, О. II 202 Gesellschaftssysteme I 6 Gessel, W II 203 Gesta Francorum I 391 Gestapo I 406 Gestüte, kaiserliche II 157 Geten (klassizist. Umschreibung f. Slawen) II 147 Gezon II 42 Ghassaniden I 268 ff., 275 ff., 305, 322, 345 ff., 489, 495, 509 Ghezzo, Α. II 214 Gianicolo s. Ianiculus Gibamund II 22, 23 Gibbon, Ε. I 391, 483, 514 II Anm. 60, 252, 564, 567, 571 Gibimer II 118 Gibraltar I 162 II 8, 29 Gibros I 364 Giesecke, Η. Ε. I 426, 434/5 II Anm. 11 Giordano, С. II Anm. 266 Giordano, О. II 221 Gigante, Μ. I 396 Gigit I 445/6, 449 Gilderich I 266, 336 Gildersheve I 429 Ginetti, L. II Anm. 253 Ginzberg, L. I 460 Girshman, R. I 483 Gisinger, F. I 386 Gitti, Α. II Anm. 8 Giunta, F. II 213, Anm. 8 Gival II 187 Glaser, Ε. I 297, 314, 318, 504 Glaukos 1156 Globus I 386 Glück, Η. I 491 Gnufas (Djafna) I 274 Goar II 157
Goda II 16, 17, 26 basileus II 16 Godigischus s. Godigisel Godigisel I 434 II 5 Godila I 59, 268 Godlowski, К. II 202, Anm. 374 Godomar (Burgunderkönig) II 75 Goebbels I 405 Göbel, R. I 375, 483/4, 532-34 Gobi, R. II 201 Goelro I 375 Götaland II 59 Göteborg II 59 Goethe 1119,468 Götterdämmerung II 64 -mythos II 64 -sterben II 64 Göttsberger, J. I 453 Göf I 491 Goffart, W II 201 Gog I 442/3 Goldenes Horn I 51, 63 Goldenes Tor (Konstantinopel) I 378, Abb. I Tafel 4 (I 65, Text I 531) Golf v.Neapel II 195 Golf v.Tunis II 10 Goiter, W II 202 Golubinskij, Ε. Ε. I 375 Gontarith s. Guntarith Gontharis s. Guntarith Goossens, G. I 394 Gordian I 132, 400 II 64, Anm. 174 Gordon, C. D. II 202 Gori I 518 Gorodeckij, Β. Μ. I 514 Gorsecnyj I 520 Goten (s. auch Krimgoten, Ostgoten, Westgoten) I 23, 41 ff., 73 ff., 86, 92, 119, 137, 164ff., 181, 187ff., 211, 218, 247, 323ff., 337 ff., 391, 430, 436, 439, 471 II 1, 3-5, 9, 14, 30, 59-61, 64, 95, 96, 111-115, 118, 119, 121-127, 129-132, 135, 137, 140-143, 148, 149, 157, 164, 167, 170, 173, 180, 183, 184, 188, 189, 191-196, 199, Anm. 3, 167 rugischer Volksteil II 164, Anm. 457 am Don II 65 skandinavische Goten II 2 trapezitische Goten d. Tamanhalbinsel II 160 gotisch-burgundischer Vergeltungszug II 126 Gotische Frage I 44 gotisches Dalmatien II 148 gotisches Italien II 138, 139 Kunst II 62 Kunsthandwerk II 62
Index zu Band I und II Architektur II 63 Ethos II 66 in Reichsdiensten II 64 Söldner II 67 Aufsichtsrecht üb. weström. Gebiet II 89 Herrschaft über Sizilien II 158 Assimilation durch röm. Umwelt II 73 Einkreisung der II 90 Hegemonie üb. Germanenwelt II 75 Nationalpartei II 77, 78, 81, 90, 95 nationalgotische Bewegung II 164, Anm. 239 Zug nach Italien II 66 Kirchenbau II 63 Gotenhort II 132, 163, 134, 197 Oberhoheit üb. Rätien II 103 Stammes- und Herrschermythos II 60 Wandersage II 59 Ahnenkult II 66 Gotenhafen II 60 Gotenkrieg I 84, 95, 113-115, 173, 177, 191 ff., 196, 197, 351, 431, 435 II 134, 138, 141, 146-149, 157 „Gotenkrieg" s. Prokop Gotenreich I 161, 166 II 15, 29 dynastischer Machtwille II 196 Innenpolitik II 74, 121 Selbständigkeit II 136 Gothia II 66, 69 Gothofredas I 425 Gotland II 59 Gottesgnadentum I 19, 125-128, 171, 395, 428, 476 Gottesurteil II 44, 51 Gotthaeus II 26 Gottkaiser I 126, 130, 466 Goubert, P. I 489, 523, 535 II 210, 214 Gozzo II 20 Grabar, Α. I 382, 388, 412, 512 Grabeskirche I 314 Grabmal Hadrians s. Mausoleum Hadrians Gradenwitz, О. I 398 Graebner, M. D. II Anm. 405 Graeculi I 237 II 106 Gräko-thrakische Tradition I 83 Graf, Α. I 453 Graf, G. 1 5 1 1 Gran II 142 Granic, В. I 383 Grant, С. P. I 492 Grant, Μ. II 201 Grasse (Sidi Khalifa bei Fradiz) II 22 Gratiana (Gratiane) II 75, 77, 91, 140 Gratus I 72, 380 Graziani II Anm. 291 Greco I 119
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Grecu, V. I 381, 523 Gregentius I 316 Gregg, R. С. II 202 Gregoire, Η. I 377, 380, 484, 489 Gregor s. Abü-1-Farag Gregor v. Antiocheia I 493 Gregor v. Elvisa I 450 Gregor v. Girgenti I 469, 470 Gregor v. Nazianz I 450 Gregor v. Nyssa I 457 Gregoras I 387 Gregorius (Armenier in byzant. Dienst) II 49, 50, Anm. 115, 144 Gregorovius, F. II Anm. 252, 294 Grekov, B . D II 144, 145, 154, 396, 401, 422, 427, 428 Grenfell-Hunt I 392 Grepes (Gretes) II 142 Gressmann, Η. I 453, 458 Gretes s. Grepes Griechen (s. auch Graeculi) I 434 II 133 Griechenland (s. auch Großgriechenland) I 183 II 109, 146, 150 Griechentum I 135, 432 griechische Mythologie I 137 griechische Sprache I 423 griechische Schrift I 262 griechische Kolonisation I 9/10 griechische Historiker I 236 griechisch-fränk. Begegnung des Mittelalters I 119 Griechisches Feuer I 51 Grillmeier, Α. II 202, Anm. 202, 208 Gripa II 95, 97, 98, 148 Grisar, Η. I 391 II Anm. 482 Grönbech, W. II 61, Anm. 171 Groh, D. Ε. II 202 Grohmann, Α. I 504 Gross, Η. I 394, 465 Groß, К . I 400 Grosse, R. I 377, 514 II Anm. 362 Große Syrte 11 4 4 , 5 3 , Anm. 99, 118 Großgriechenland II 101 Großgrundbesitz s. Latifundien Großgrundbesitzer s. Latifundienbesitzer Grotefend I 388 Grousset, R. I 515 Grueber I 399 Grupe, Ε. I 385 Grusinische Heerstraße I 355, 512 Gsell, St. II 203 Gualdo Tadino s. Tadinae Guarizila (Bruder d. Antalas) II 44 Gubazes I 300 ff., 336, 346 ff., 358, 512 Gudeliva I 110 II 83, 84, 86-89, 94, Anm. 239
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Index zu Band I und II
Güterbock, G. I 434, 483, 503, 515, 523 Guidi, J. I 488, 490, 506 Gumand, R. I 377 Guillaume I 409 Guillou, Α. II 221 Gunderich II 6, 11 Gundlsapür I 351, 466, 519 Gundobad II 72 Gundulf II 187 Gunkel, Η. I 442, 453 Guntarith (Gontharis) I 163 II 41, 47-49 Gunthamund I 184, 435 II 13 Gurgän (Gurgen, Gurgenes) I 261, 263, 293, 335, 344, 486 Gurien I 513, 518 Gurris I 255 Gurzil (Götze d. Lewathen) II 51, 53 Gutsbesitzer s. Laüfundienbesitzer Gutschmid, A. von I 490, 501 Gutzwiller, Η. I 389, 391, 397, 408 Haacke, Rh. II Anm. 202, 208 Habasat I 300 Hab el Mandeb I 299, 300, 307, 309, 312/13 Habür I 264 ff, 324, 339 Hachmann, R. II 201, 212 Haddad, G. I 510 Haddingjar II 4 Hadramaut I 270, 298 ff, 310, 319 Hadrian I 15, 132 Hadrumetum (Sousse) II 22, 46, 48, 50 Hadscharin I 310 Haec quae пес. I 424 Häduer II Anm. 4 Haendler, О. I 459 Haenssler, F. II 213 Häretiker I 128, 212 Haftung 1417 Hagen, B. von I 461 Haggada I 443 Hagia Sophia I 1, 60, 68, 93, 141 ff, 171 f f , 213, 231, 378, 387, 429, 430, Abb. I Tafel 1 (I 48, Text I 531), Tafel 3 (I 64, Text I 531) Haibar I 309 Haidra s. Hamraadaera Halebiye s. Zenobia Halib, Schlacht v. I 507 Halibän I 318 Halle II 144 Hama s. Epiphaneia Hamad I 491 Hamed bar bed 41 s. Ahmed Hamelius, P. I 387 Hammadaera (Haidra) Abb. II Tafel 4 (Text II 249), Tafel 5 (Text II 249) Hammerschmidt, Ε. I 511
Hammurabi I 7, 385 Hfimza I 304, 508 Hanäser I 276 Handak-säbür I 294 Hannestadt, К. II 221 Hannibal II 8, 166, 177 Harhoiu, R. II Anm. 405 Harier s. Harlunge Harith b. Amr I 270 ff, 286 f f , 308 ff, 337 ff, 370, 493 ff, 509, 517, 522 Harith b. Djabala I 317, 490 Harlunge II 4 Harlungenberge II 4 Harmenopulos I 425 Harmozica I 512 Härtel, G. I 449 Hartmann, L. Μ. 1376 f f , 513 II 191, Anm. 214, 223, 252, 254, 299, 319, 344, 355, 367, 448, 453, 457, 467, 494, 553, 564 Härtung, К. I 452 Hasan kale I 503 Hasdingen s. Asdingen Haseloff, G. II 202 Hasnal-Ghuräb I 314 Hassan v. Südarabien I 505 Hauck, К. II 212 Haupt, Α. II Anm. 172 Hauptmann II Anm. 431 Haury, II Anm. 80, 114 Haussig II Anm. 374 Haussleiter, J. I 390 Haxthausen, A. von I 515 Hebräer II 152 Hedi-Slim, Α. Μ. Ε. II Anm. 30 Hedjas I 279 Hedjasbahn I 271, 278 Heer Heerwesen II 153 Heeresgliederung II 152 Heeresquästur II 151 Heermeisteramt II 71 Heermeisteramt Afrika II 44 Heermeisteramt Illyrien II 155 Heermeisteramt Thrakien II 151 Heidegger I 226 Heiden II 154 Heidenreich, R. II 214 Heiliges Brot I 412 Heinemann, Ε I 436 Heinzelmann, Μ. II Anm. 527 Hekate I 457 Hekatompylos I 248 Hekebolos I 104 Hekebolos-Affäre I 106, 205 Helbling, Η. II 212 Helden Homers II 195
Index zu Band I und II Heldenlieder II 61, 137 Heldensage II 1, 2, 4, 60, 61, 64 Heliand II 64 Helios, Helios-Kult I 136, 400, 402, 404 Hellas 1211 Hellenen I 180, 462 Hellenismus 1 1 2 , 1 8 , 4 1 1 hellenistische Könige I 204 hellenistische Philosophie I 135 hellenistische Zeit I 135 hellenistischer Kulturkreis I 132 Hellespont II 150 Helm, R. I 483/4, 496, 501, 503. II Anm. 196 Henning, W В. II Anm. 174 Henochbuch I 208, 310, 379, 460 Henotikon I 45, 52 Hephthaliten I 41, 254, 256 Heraclea I 50, 58, 72 Herakleia (Perinthos, heute Eregli) II 18 Herakleios I IX, 47, 248, 372 ff. 1 1 1 0 , 1 1 , 5 8 Herakles I 138, 410 Heraklit I 226 Herdersche Legende II 143 Herelinga s. Harlunge Herkules s. Herakles Hermanafrid (Herminafrid) II 72, 75, 155, 161 Hermes Perpheraios I 410 Herminifred s. Hermanafried Hermione II 20 Hermogenes I 70, 169, 181, 265, 280 ff., 416, 433, 485, 496, 498 ff. II 134 Hermou Akra s. Kap Bon Herodes d. Gr. I 443, 479 ff., 494 Herodian 1235 11 103,123,134,167,168,171 Herodot I 135, 180, 369, 383, 455, 461, 466, 501, 512 II 143, 144, 153 Herrera Cajas, Η. II 202 Herrmann, J. II Anm. 374, 405 Herrschaftsinsignien s. Insignien Herrschertum, Rechtsgrundlagen I 125 Herrscherbild I 84, 100, 131 ff., 143, 151, 164, 169 ff., 189, 202, 234, 386, 387, 403, 406, 413, 428, 430, 438, 465, 512, 597 II Anm. 371 ägyptisches I 138 christliches I 397 u. 129 orientalisches I 7-9, 137 bei Theophanes I 241 Einfluß Piatons I 9 bei Zosimus I 236 Kritik an I 142 Herrscherideal I 124, 143 ff., 174, 178, 405 ff. iranisches I 135 d. Orients I 126 stoisches I 476
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Herrscherkult I 128, 137, 393, 410 ff. Herrschermystik I 14, 128 Herrschertitulatur I 127 ff. Herrschertugenden I 129/30, 146, 171 Herta (Kastell a. d. Morava) II 140 Herter, H. 1 393,411,458 Heruler I 41, 194, 282, 342 ff., 364, 436 ff., 471 II 17, 37, 40, 75, 125, 127, 141, 142, 143, 145, 146, 149, 155, 156, 163, 172, 179, 181, 184, 189, 191, 194, 200, Anm. 510 Ostheruler II 72 arian. Nationalpartei II 142, 155, 156 heruüsche Gefolgschaft II 197 herulischer Reiterverband II 196 Hervarar II 4 Hervararsage II 9, 60 Herwegen, I. II 202 Herzen, Α. I 244 Herzfeld 1 251,499,511,517 Heß, R. I 405 Hesse, Η. I 226, 467 Hesychastenstreit I 243 Hethiter I 410 Hetoimasia s. Leerer Thron Heuberger II Anm. 277, 283 Heumann-Seckel I 414 Heuristische Hilfen I 406 Heusler, Α. II Anm. 171 Hierapolis I 274, 281, 310, 325 ff., 340, 496, 498 ff., 511 Hieronymus I 275, 402, 442, 452, 488 Higäz I 507 Higgins, M.J. 1523 Hild, J. Α. I 458 Hildebad II 80, 133, 134, 163, 164 Hildebert s. Childebert Hilderich I 184/5, 441 II 13, 15, 22, 29, 33, 67, 72 Münze Abb. II Tafel 1 (Text II 249) Hildirix s. Hilderich Hilgenfeld, Α. I 433 Himerios II 45, 46, 184, Anm. 104 Himmerland II 2 Himyar I 302, 306, 308, 310, 315, 318 Himyaritenbuch I 304, 306, 307, 309, 314, 316, 506 Hindustan I 315 Hinz, W. II Anm. 174 Hiobbuch I 460 Hippalos I 299 ff., 505 Hippis I 348, 528 Hippo Regius II 6, 7, 8, 29 Hippodrom I 46, 50, 56, Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Hippokrates I 390 Hippolyt v. Rom I 441, 443, 454
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Index zu Band I und II
Hira I 251, 254, 269 ff., 294, 297, 305, 310 ff., 322, 351, 370 ff., 490, 499 Hirt, Η. II Anm. 387 Historia Lausiaca I 457 Historiographische Kontinuität I 10 Historische Parallelen I 406 Hider I 133, 248, 405, 453 Hoddinott, R. F. II Anm. 405, 550, 553, 564, 567, 568, 570, 571 Hodgkin, Th. II 118, Anm. 184, 271, 313, 321, 333, 336, 339, 367, 457, 458, 460, 462, 499, 500 Hodna II 35, 42, Anm. 92 Höfler, О. II 202, Anm. 171 Höfner, Μ. I 489, 504 Hölscher, G. I 496 Hönn, К. I 376 Hörmann, F. I 475 Hofmann, F. II Anm. 208 Hofmann, G. I 511 Hofmann, J. II Anm. 271 Hofmayer, Ε. II Anm. 171 Hoffmann, G. I 397, 487 II Anm. 66 Hoha-geis s. Euagees Hohl, Ε. I 453, 483, 516 Holl, К. I 399, 458 Hollberg, W. I 375 Holmberg, E.J. 1 5 1 4 Holmes, W G. I 104, 376, 379, 392, 484 II Anm. 544 Holten, Α. T. van II 213 Holzmair, Ε. I 534 Homer I 8, 155, 175, 179, 206, 385, 388, 398, 433, 456, 464 Homerlektüre I 375 Hommel, F. I 504 Homosexualität (s. auch Päderastie) I 129 Honigmann, Ε. I 382, 410, 483 ff., 501, 509, 5 1 1 , 5 1 3 , 5 1 5 , 5 1 7 , 5 2 3 , 5 3 5 II Anm. 174 Honorius I 181/2, 238, 415, 434 II 132 Hopfner, Th. I 459, 460 Hopkins, С. I 511 Horaz I 399, 464 Horedt, К. II 202, 213 Hormisdas (Papst) I 50, 73, 74 II 78, 110, Anm. 202 Horta (heute Orte) II 125 Hosen II 153 Houssaye, Μ. Η. I 393 Houtte, J. A. van II 213 Hrusevskij, Μ. II Anm. 396 Hubert, J. II 202 Hülsen II Anm. 318, 320, 498 Hug, Α. 1 4 1 1 Hugr b. 'Amt (Agares, Ogaros) I 270, 271, 490 Huizinga, J. I 467/8
Humanismus I 242/3 Humanitas I 139, 156 Humbert I 409 II Anm. 250 Humiiitas I 130, 137, 476 Hungersnot II 5, 9, 125, 127, 130 in Italien II Anm. 348 Hunila II 104 Hunnen (s. auch Kutriguren, Massageten, Sahiren) I 34, 47, 51, 170, 183, 191, 195, 211, 253 ff., 261 ff., 268, 281 ff., 291, 295, 323, 346 ff., 487, 497, 500, 527 II 8, 17, 18, 23, 27, 28, 61, 65, 68, 100, 103, 111, 113, 114, 142, 146, 147, 158, 159, 162, 167, 187, 198, Anm. 508 Hunnobulgaren (s. auch Bulgaren, Kutriguren) II 139, 146, 147, 149, 151, 158, Anm. 508 hunnische Bogenschützen II 21 Hunneneinfall I 23, 84 Hunnensturm II 5 Hunnenschlacht II 9 Hunnenschlachtlied II 60, 61 Hunnerich I 183/4 II 12, 13, 16 Münze Abb. II Tafel 1 (Text II 249) Hunnisch-Sabirische Ubersetzungsliteratur I 262 Hüsha I 466 Hussiten I 442, 516 Hydruntum (Otranto) II 60, 168, 169, 174, 177, 179, 180, 198 Hypaspisten II 27-29, 32, 179, 199 Hypatios (Bisch. V. Ephesos) 1 50, 51, 52 ff. II 77, 78, 81 Hypatios (Neffe d. Anastasios) I 69, 260 ff., 377 ff., 380, 496 II 10 Hyspiratis I 503 Ianiculus II 105, 106, 108 Iassisberg I 430 Iaudas s. Jabdas Ibäd I 269 Ibar s. Angros Iberer I 462/3 ff. Iberien I 147, 253, 335 ff., 348, 356, 365, 369, 494, 512, 526 Ibn al-Atir I 519 Ibn Haldün I 301, 505 Ibn Ishäq I 304, 506 Ibn Sa ud I 491 Ichthyophagen I 299, 505 Ideengeschichte I VII, VIII, 406 Ideologie I VIII, IX, X, 7, 12, 186, 406 Idribt II Anm. 66 Ierna II 50-53 Iesdegusnaph s. Isdigusnas Ifisdaias II 53, 55-57
Index zu Band I und II Ifuraces II 44, 50, 53, Anm. 99 Igmazen II 33 Ihm, Μ. II Anm. 309 Ikonographie I 402/3 Ikonoklasmus I 479 ff. ikonoklastische Reaktion I 481 Ildebad s. Hildibad Ilderich s. Hilderich Ildibad s. Hildebad Ildiger(n) I 342 II 32, 39, 41, 115, 116, 118, 119, 123,124, 131, 134, Anm. 319, 320, 332 Ildiges (Ildigisalos) II 156, 157, 162 Ilias II 195 Illos I 39 ff., 367, 512 Illyrer I 193, 461 II 14, 67, 143, 145, 146, 170 Illyricum I 62, 73, 183, 463 II 97, 142, 151, 155, 160, 176, 181, 184 Illyrien I 160, 177, 194, 211, 383, 462 II 140, 145, 148-150, 152, 155, 157 Illyrisch-thrakisches Hinterland II 150 Illyrische Kultur I 400, 404 Imago Mundi I 402 Imola s. Forum Cornelii Imperialismus 1 7 , 162 Imru'ulkqais I. b. Amr (Amorkesos) I 251, 269, 271, 273, 274, 276, 301 Incicean I 516 Indien I 172, 207, 269, 299, 300, 303, 312, 358, 410, 463, 491 II 3 Indienhandel I 342 Indogermanen 1 8 II 66 indogermanische Urzeit II 143 Indulf II 182, 188 Ingolstadt II 144 Innenpolitik (s. auch einzelne Herrscher u. Staaten) frühbyz. I 35/6, 38 gotische 1 4 8 vandalische 1 1 8 6 Innokentios II 172 Innozenz II. I 495 Insignien II 13, 197 Tribonion, Chlamys II 26 Purpurgewand II 33 Instinsky, H. U. 1 132, 396 ff. Institutionen I 126/7, 144, 151/2, 159, 415 Investitur-Streit I 7 Invictus-Formel I 136 Ionita, I. II Anm. 374 Irak I 269, 273 Iran I 295, 305, 434, 466, 519/20 II 62, 64 Iranier II 9, 143 Irenaeus (dux) I 263, 266, 336 Irenaeus Lugdunensis I 448 Isaak II 172, 174, 175
281
Isaurer I 37, 40 ff., 204, 364, 496, 500 II 114, 115, 119, 121, 129, 168, 169, 183 Isaurischer Krieg I 379 Ischirkoff, Α. I 384 Isdigusnas (Iesdegusnaph) I 95, 181, 195, 345 ff., 352, 358, 368, 372, 433, 517, 519, 520, 523-525, 527 Isere II 75 Islam I 36, 254, 277, 303, 318, 319, 373 II 14 orthodoxer Islam II 14 sunnitische Reaktion II 14 islamitische Ketzerbewegungen II 14 Isokrates I 171, 427, 436, 495 Isola sacra II Anm. 271 Isonzo II 69 Isotes I 139, 429 Ispir I 503 Isriye I 276 Issatschenko, Α. II 212 Istrien II 70 Istros II 64 Italer II 82 Italien I IX, 11, 43, 47, 48, 76, 86, 92, 95, 98, 115 ff., 144, 161, 163 ff., 247, 257, 320 ff., 335, 339 ff., 376, 391, 431, 435, 436 ff., 463 ff., 513 II 1, 9, 14, 15, 36, 39, 141, 142, 149,
200 Mittelitalien II 103, 104 Südtalien II 9, 66, 98, 100, 104, 166, 175 Unterschied zwischen Nord- und Süditalien II 198 Doppelherrschaft d. Byzantiner u. Goten II 81 Germanenherrschaft II 1 gotisches II 29 Italienkrieg II 152, 155, 158 Ites I 521/2 Itinerarium Antonii I 274 Iugurtha II 50 Iunca II 20, 55, 56, Anm. 149 Iura imperii I 426, 431 Iurphut II 33 Ius edicendi I 408 Iuvenal II 125 Ivan d. Schreckliche I 244 Ivänka, E. von I 399, 401, 523 Ivanov I 381 Izdegerd I 485 Izulja I 521 Jabdas (Iaudas) II 13, 35, 36, 38, 40-42, 47, 50, 55, 57 Jablunka-Paß II 146 Jacobs, Ε. I 387 Jäschke, K.-U. II 214 Jaffe, Ph. II Anm. 299
282
Index zu Band I und II
Jagic I 82 Jahmil I 314 Jahn, Μ II 2, 4, Anm. 1, 6, 283 Jakabffy, J. I 384 Jakob el Baradai I 113 Jakob v. Sarug I 507 Jakobitische Kirche I 113, 278, 370 Jaksum I 507 Jakubovskij, A. Ju. II Anm. 174 Jalabert, L. I 491 Jamana I 507 Jamnia-Aufstand 1443 Janin, R. 1 387,492,515,531 Janon, Μ. II Anm. 60 Jantra s. Althys Janus I 131, 399, 401 Japhetitisches Lehrgebäude II 144 Jasi II 9 Jassarberge II 9, 60 Jassen II 9, 60 Jastorstufe (Ältere Eisenzeit) II 141 Jazdgard I. I 259 Jazid I 317/18 Jeftic, Μ. Μ. I 382/3 Jemen I 301 ff., 316 ff., 506 Jemeniten I 276/77 Jenischer s. Sigeion Jeremias, A. I 453 Jeremias, J. 1381 Jerusalem I 254, 314, 340 II 9, 32 Jesus Christus s. Christus Jesus Sirach I 460, 481 Jirecek, Κ. 1 381, 384 ff. Jirku, A. I 455, 457 Johannes I. Tzimiskes I 482 Johannes VI. Kantakuzenos I 243 Johannes I. (Papst) I 74 Johannes II. (Papst) 11 7 4 , 7 8 , 7 9 , 1 1 0 Johannes Chrysostomos I 101, 392, 442, 452, 457, 467, 510 Johannes (Patr. v. Konstantinopel) I 56, 68 Johannes (Bischof v. Jerusalem) I 69, 314 Johannes (Patr. v. Edessa) I 342 Johannes (Bruder d. Rufinus) I 327 Johannes (Bruder d. Rusticus) I 361 Johannes (byzant. Gesandter) I 331 Johannes (Doryphor Beiisars) I 339 Johannes (Hyaspist) II 29 Johannes (Konsular) I 268 Johannes (Neffe Vitalians) I 70, 485 II 114, 156, 158, 162, 164, 165, 167, 168, 170, 172, 174, 175, 177, 179, 180, 181, 186-189, 192-195, 197, Anm. 332, 371 Johannes (pr. pr. Africae) I 421 Johannes (Sohn d. Domnentiolos) I 485 Johannes (Sohn d. Niketas) I 339, 342
Johannes (Sohn d. Pappos) II 40 Johannes (Sohn d. Sisiniolos) II 41, 45—47 Johannes (Sohn Vitalians) I 488 Johannes (Vater d. Artabanes) I 322 Johannes (Vater d. Papstes Vigilius) II Anm. 298 Johannes Daknas I 366 ff. Johannes der Armenier II 21, 23, 24, 27-29, 46 Johannes der Edessener II Anm. 220 Johannes der Kappadoker I 69, 113 ff., 166 ff., 185 ff., 196, 222, 227, 320, 441 II 16,18, 39, 150 Johannes der „Tyrann" II 48 Johannes (dux Euphratesiae) I 272, 274, 281, 388 Johannes Guzes I 347 ff., 518 Johannes Kinnamos I 475 Johannes Lydos I 46, 94 ff., 130, 142, 168 ff., 178, 227, 379, 386 ff., 391 ff., 425, 427 ff., 510 De magistratibus I 168 De mensibus I 168 Geschichte des Perserkrieges I 168 Johannes Mandin I 310 Johannes Maxilloplumarius I 170 Johannes Moschus I 377, 455 Johannes Phagas I 341 ff. II 115, 116, 118-122, 124-126, 128-133, 159, 191 Johannes Rogathinus II 58 Johannes senior II 50, 51 Johannes Skylitzes I 242 Johannes Stephanides II 55 Johannes Troglita (Heermeister Afrikas) II 49-58, 188, Anm. ИЗ, 114, 145, 163, 164 Johannes Tzetzes I 413 Johannes Tzibus I 259, 336, 337 Johannes Zonaras I 110, 205, 213, 231, 243, 377 ff., 387, 391, 455, 469, 473 ff., 484 Johannes v. Antiocheia I 81, 240 ff., 380 ff., 469, 474 ff., 485 ff. Johannes v. Ephesus I 112, 391 ff., 505 ff. II 153 Johannes v. Epiphaneia I 369 Johannes v. Gaza I 387, 429 Johannes v. Mandeville I 388 Johannes v. Nikiu I 377, 379, 392, 485 Johannes-Apokalypse s. Apokalypse Johannes, Η. II 214 Johannina (Tochter Beiisars) I 110 Jones, Α. Η. Μ. II 201 Jones, Ε. II 212 Jordanes II 8, 60, 67, 73, 145, 154, 185 Joseph (Schreiber d. Hofgarde) II 38 Joseph Genesios I 242, 482 Josephus I 191, 212, 464 Josi, Ε. I 511 Josua Stylites I 271 ff., 422, 486, 510
Index zu Band I und II Jotabe I 271, 304, 312, 317, 490 Jovian I 253 ff., 275 Jubiläenbuch I 208, 443, 457, 459/60, 464 Judäa I 12-13, 42, 177, 220, 253, 257, 271, 280, 306 Juden II 99, 100, Aran. 266 Judentum I 204, 207, 302, 304, 434, 452 ff., 460 II Anm. 266 in Südarabien I 306, 309 Jüdische Apokalyptik I 443 ff. Messianismus I 12 Jüdische Mission I 304, 305 Judensteuer II Anm. 250 Judenverfolgung unter Theophanes I 232 Jütland II 2 Jugie, Μ. 1 5 1 1 Julia Domna I 393 Julian Apostata I 87, 328, 376, 389, 391, 408, 450, 478, 481, 486 Julian (byzant. Gesandter) I 316 ff., 328, 331 Julian (kaiserlicher Geheimschreiber) I 327 Julian (praefectus urbi) I 421 Julian v. Halikarnassos I 71 Juliana (Tochter d. Magnus) I 485 Julien, Ch.-A. II 203 Julius Nepos I 39 Julius Paulus I 154 Jung, C. G. I 459 Jung, L. I 457 Jupiter I 402, 403 Jupiterkranz, etruskischer I 376 Jurastudium I 153 ff. Just, A. W I 407 Justina II 170 Justinian II 1, 2, 9, 14-16, 21, 24, 25, 30, 32, 33, 36, 37, 39, 45-48, 69-71, 73, 76, 77, 81-83, 85, 89-91, 93, 94, 96, 97, 102, 111, 117, 127, 132, 134-136, 138-140, 142, 146-153, 155-164, 167, 169, 172, 176, 181-185, 189, 193,196, Anm. 214, 239, 352, 447 Quellen und Literatur
I 80, 381 ff.
Herkunft I 79 ff., 378, 381 ff. illyrische I 81, 177 II 67 angebl. slaw. Abstammung II 145 Prokop zur Herkunft I 81 Zeugung I 455 Mutter I 83 Name und Beinamen I 81, 134, 138/9 Heimat, Geburtsort I 80/81 Sprache I 167, 385 Jugendeindrücke I 86 äußere Erscheinung I 90, 385 ff. Charakteristik I 93 ff., 230 ff., 388 christliche Voraussetzungen I 390
Bildung I 83 ff., 384 ff. Schulung I 87 sprachliche Studien u. Kenntnisse Stil I 87 Theologie I 85, 390
283
I 86 ff.
Weltanschauung I 89 Ideenwelt I 96 Romromantik I 245 Romgedanke I 89 als Herrscher I 124 ff. Designation bei Zonaras I 230 Kaiserkür u. Krönung I 76 ff. Gottesgnadentum I 125 Doppelherrschaft m. Theodora II 81 Einfluß seiner Frau I 95, 98 Reichspolitik I 170, 186 II 57, 159 Staatsgedanke I 124 restitutio imperii II 41 archaistische Tendenz I 89, 150, 219, 385, 395 Innenpolitik I 171, 178, 198, 209, 220 ff. II 154 Programm I X Gesetzgebung I 138 ff. Verwaltungsreform v. 536 II 41 zweite pragmatische Sanktion vom 13. IV. 534 II 37 Geheimdienst II 128 Propaganda II 79 Militärpolitik II 6 Verhältnis zur Generalität I 85 militärische Bautätigkeit I 177 Limeserneuerung I 162 Religionspolitik I 73, 88, 112, 201, 224, 245 Orthodoxie II 99 Fasten I 390 Kreuzzug gg. Arianer II 17 Anschluß an Papsttum II 76 Religionsedikt gegen die „Drei Kapitel" vom Jahre 543/44 II 172 Kirchengesetz v. 527 II 78 Kirchenbau I 176 Judenpolitik I 224 als Bauherr I 85 Bautätigkeit I 142 als Ingenieur I 85 Steuerpolitik I 221 ff., 435 Wirtschaftspolitik I 221 Justinian als „Sozialist" II 154 Verhältnis zum Senat I 396 Verhältnis zu den Zirkusparteien Außenpolitik I 171, 174 bei Prokop I 209
I 220
284
Index zu Band I und II Angriffskriege I IX, 114, 218 ff. Heiratspolitik II 185 Barbarenpolitik II 149, 152 zenonische Methoden II 193 Einkreisungspolitik II 59, 140 Bündnisvertrag m. Gepiden II 189
Justinus (Heermeister Illyriens) 172, 189 Justinus Martyr I 208, 456 ff.
Westpolitik I 245 ff., 259, 323, 359 II 15, 30, 49 Verhältnis zu Rom und Papst I 86 afrikanische Politik II 46 Gotenpolitik I 196 Briefwechsel m. Theodahad II 86, 88 Einmischung in vandalische Innenpolitik I 185 Ostpolitik I 245 ff., 522 ff. II 128 Ägypten I 300 ff. Abessinien I 300 ff. Persien I 222
322,
357,
371 ff.,
Opposition gegen Justinian I 93, 198, 200, 323 Vergleich mit Domitian I 447 als Zweiter Nero I 215 Antichristeigenschaften I 386, 447 ff. als Dämonenfürst I 213 Justinian, Prokop über I 240 Selbstzeugnisse I 97 Nachleben (Belisarsage) I 232 Justinian, mythischer I 97 bildliche Darstellungen I 90 ff. Ikonographie I 388 ff. Reiterstandbild I X, 176, 386 ff., Tafel 2 (I 49, Text I 531), Tafel Text I 532), Tafel 6 (I 88, Text Tafel 7 (I 89, Text I 532), Tafel Text I 532)
Abb. I 5 (I 88, I 532), 8 (I 89,
Justinian II. (Rhinotmetos) I 255, 481 Justinian d. Jüngere (Sohn d. Germanus) II 186, 189 Justiniana Nova (Dara) I 497 Justiniana Prima I 80 ff., 383 Justiniana Secunda (s. auch Ulpiana) II Arnn. 447 Justiniana fTzumina) I 321 Justiniani novi I 152 ff. Jusonianopolis (Martyropolis) I 488, 502 Justinus I. 1 2 , 4 2 , 4 9 ff., 67 ff., 77 ff., 112, 125 ff., 204 ff., 230, 257, 285, 304, 310 ff., 335 ff., 360 ff., 388, 431 ff., 468, 475, 484 ff., 495, 506 ff., 521 ff. II 15, 71-73, 129, 139, 146 Justinus II. I 125, 227, 319, 372, 396, 421, 476, 479 Barbarenpolitik II 58 Justinus (Sohn d. Germanus) II 159, 160, 189
II 122, 126, 165,
Ka' ba-i Zardust II Arnn. 174 Kabaon (Cabao) II 12, 13, 34 Kaddache, Μ. II 203 Kadisäer (Kadisenen) I 264, 282 487 Kaegi, W Ε. II 202, 205 Kahn, I. II Arnn. 266 Kaikaus 1 4 0 3 Kainupolis II 18 Kairo I 216 Kairuan II 50, 56 Kaiser Bild I 142 ff., 168, 465 Idee I 1 , 2 , 142 ff., 166 ff., 233 ff., 396 ff., 406, 424 ff., 438 Kür I 56, 76, 378 II Anm. 365 Krönung I 108, 119, 378, 473 ff. Torqueskrönung I 378 Thronbesteigung I 402 Kaiserornat II 71 Kult I 130 ff., 209, 399, 411 ff., 448 Mystik I 127, 155 Beinamen I I 29 ff. Palast 1 5 6 , 1 7 7 , 1 8 7 , Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Tribüne Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Kaiserstandbilder II 94 Siegestheologie I 136 Konstitutionen I 416, 418 Kritik I X, 133 ff., 181 ff., 209, 232 ff., 241 ff., 479 ff. Kritik, senatorische I 439 Kritik, christliche I 447 Illyrische Kaiser I 16, 404 Kaisertum 1 1 1 9 , 1 2 3 , 1 2 6 , 1 4 2 , 1 7 1 Kaiserzeit, römische I 407 Kaisos (Qais) I 271, 315 ff., 507 Kalabrer II 104 Kalabrien II 98, 114, 166, 168, 174, 177, 179, 180, 198 Kalchedon s. Chalkedon Kalifat, Kalifen I 250, 273, 481 Kallinikon (Kallinikos) I 112, 169, 181 ff., 284 ff., 341, 433, 440, 487, 498 ff., 509 ff. II 54, 111, 134-136, Anm. 49, Karte I 3 (Text I 535) Kalon Akroterion s. Kap Bon Kalonymos II 17, 22, 24, 25 Kalydonischer Eber I 175 Kamele II 34 Kamelring I 516 Kammerer, Α. I 318, 504
Index zu Band I und II Kompanien II 99, 103, 105, 113, 114, 122, 166, 171, 177, 179, 190, 194,198, 200, A n m . 549, 564 Kampen, К. I 408 Kampers, F. I 401, 453 Kamsarakan I 263, 497 Kanarang 1 290 ff., 502 Kanate I 520 Kandich I 371 Kandidaten I 55 Kandidos (Bischof) I 325, 340 Kanraiten I 299, 505 Kantabrer I 462 Kanzleisprache, -Rhetorik I 129, 140 Kap Bon (Kalon Akroterion, Hermou Akra, Mercurium) I 518 II 10, 22, 24, Anm. 28 Kap Bulustra s. Abdera Kap Karthago II Anm. 30 Kap Tainaron II 18 Kappadokien I 12, 47, 125, 172, 462 Karayannopulos, J. I 377, 396, 473 Karien II 150 Karier II 144 Karl d.Gr. I 23, 81, 126, 135, 334, 386, 401 ff., 425 ff. Kariowa I 409 Karnische Alpen II 199 Karpaten II 4, 61, 188 Karpateneck I 47 Karpatenwall II 140 Karrhai, Schlacht v. I 248, 271, 334, 341 Karthager I 164, 172, 462 Karthago I 11, 138, 389, 440 II 1, 6 - 1 0 , 13, 15-17, 19, 23-27, 29, 31, 33-39, 44-47, 50, 53, 55, 102, 103, Anm. 150, 239 Osteraufstand II 37 Karystos (Euböa) I 430 Kaspische Tore I 253, 258, 296, 331, 498, 527 Kasrin s. Cilium Kassandra (Pallene) II 150 Kassandreia (Potidaia) II 149 f. Katancsich II Anm. 388 Kataphrakten I 27, 248, 433, 506 Katharer I 442 Katharina II. 1 1 1 8 , 2 1 5 Kathisma Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Katholiken I 41, 53, 72, 435 II 7, 11, 12, 15, Anm. 266 Fanatismus II 7 Katholikenfeindschaft d. oström. Regierung II 12 Katholikenverfolgungen d. Vandalen II 5 Katholizismus I 34, 48, 74, 104 II 11, 14, 15, 64, 68, 74, 90, 110, 142 Katonische Felder II 57 Kattegatt II 2, 59
285
Kauffmann II Anm. 457 Kaufmann, F. II Anm. 172 Kaukasus I 47, 75, 166 ff., 194 ff., 258, 261 ff., 293, 320, 340 f., 391, 527 II 9, 61, 139, 146 Kriegsschauplatz Karte I 8 (Text I 535) Kaukasus-Pässe I 258, 370 Kaukasus-Bibliographie I 514 KawaS I 75, 255, 280, 315, 486, 497 ff. Kawar, J. I 489, 493, 495, 496, 499, 503/4, 509, 513, 517, 523 Kazarov, G. I 383/384 Kellenbenz, Η. II 213 Kelten I 172, 462 II 4, 7 Kentouriai s. Ad Centenarium Kephallenia II 185 Kerkyra (Korfu) I 175 II 187 Kertsch I 208, 261, 267, 388, 436, 485 Kerykos I 266, 336 Ketama II 14 Kharidjiten II 14 Khosrau s. Chusro Kiel II 144 Kiew II 4, 143 Kiewer Reich II 144, 154 Kilikien I 295, 324, 326 ff., 340, 462 Kimbern II 2, 3, 101 Kinda I 270 ff., 305, 318, 495 Kinnesdn s. Chalkis Kirche I 19 ff., 36, 93, 128, 134, 142 ff., 200 Kirchenpolitik I 44, 74 II 76, 77, 78, 93, 109 Kirchenpolitik im Vandalenreich I 184 Kirchenspaltung (s. auch Schisma) I 35 Kircheneinigung I 78, 79 II 72 Kirchenbesitz I 416, 418, 421 Kirchengeschichte, illyrische I 383 Kirchengeschichte, ostslavische I 375 Kirchenrecht I 145, 418, 421 Kirchliche Verjährungsfristen I 416 Kirkesion I 264 ff., 285, 324, 326, 340, 490, 493 ff., 509 Kiselev, S. V. I 376, 484 Kismet I 474 Kitharizon I 342, 488 Kleinasien I 38, 40, 50, 251, 371, 467 II 65 Kleine Syrte II 54, Anm. 118, 146 Kleopatra I 393, 407 Kleriker II 7, 11 kath. II 13, 19, 21, 56, 82, 94, 142, 163 Roms II 79 Kleriker als Diplomaten II 128 Klerus I 420 ff. II 181, 182, 199 arian. II 168 Klosterwesen I 416 Knoche, U. I 404, 405 Knossos I 410
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Index zu Band I und II
Koch, С. I 398 ff., 411, 486, 513 ff. Königsgericht (comitatus) II 70 Korbs, О. II Anm. 24, 214, 238, 264, 361, 366, 368, 448, 468, 489, 504, 548, 549, 564 Kohl II Anm. 214 Koine I 43 Kokabiel I 460 Kolchis I 391, 462, 526, 530 Kolomiscensk II 144 Kolon II 122 Kolonen II 166 Komito I 99, 110, 266 Kommagene I 340, 498 Komorzynski, Ε. I 534 Kondakov, N. P. I 377, 491 Kongreßpolen II 3 Konik, Ε. II Anm. 405 Konon II 114, 118, 119, 167, 168, 174, 181 Konstans I 237, 450 Konstantianos (byzant. Gesandter) I 342, 345 ff. Konstantianos (comes Stabuli, Nachf. d. Mundus) II 97, 98, 104, 108, 156, 159, 162, 164, 165, 169, 181, A n m . 453 Konstantin I. d. Gr. I VII, IX, 2, 17,129 ff., 136, 237, 393, 404, 466, 494 Universalismus I 20 als Fortsetzer der Verwaltungsreform Diokletians I 22/3 Verhältnis zum Osten I 20 als Stifter d. Ostrom. Reiches 1 1 8 Berufung v. Germanen I 23 Gesetzgebung I 19 ff. Religionspolitik I 19 ff. Konstantinische Schenkung I 20 als Wegbereiter für Justinian I 22 Vergleich der politischen Situation bei Justinian I 20 Konstantinisches Edikt v. Spello II Anm. 318 Säule I 401 Kolossalbild in der Maxentiusbasilika I 19 Literatur I 375 Konstantin II. I 388 Konstantinos V. Kopronymos 1 4 8 1 / 2 Konstantinos VII. Porphyrogennetos I 243, 368, 377, 381, 394, 404, 412, 481, 518 Konstantin (comes s. largitionum) I 158, 163 Konstantin (byzant. Offizier) II 104, 106, 108, Anm. 220, 315, 330 Konstantine I 256, 265, 281, 296, 341 Konstantinopel (s. Auch Byzanz) I 2, 19, 40, 46 ff., 63, 70 ff., 84, 87, 102, 111 ff., 128, 133, 145, 155, 158, 172 ff., 216, 414 II 8, 94, 109, 138, 139, 142, 157 Goldenes Tor Abb. I Tafel 4 (I 65, Text I 531)
Kaiserpalast Abb. I Tafel 3 (I 65, Text I 531) Stadtmauer Abb. I Tafel 4 (I 65, Text I 532) Konstandnos Manasses I 401 Konstantinos Rhodios I 401 Konstantiolos I 289 II 136, 139 Konstantia I 14, 24, 57, 204, 237, 252 ff., 274, 302, 389, 395, 401, 413, 449 ff., 505, Lit. I 376 Konsulat I 69 ff. Abschaffung II 70 Ehrenkonsulat II 75 Kopecek, Th. Α. II 202 Koptische Kirche I 71 Korfu s. Kerkyra Korinth I 138, 212 Kornemann, Ε. I 384, 391, 393 ff., 434 ff., 483 Korsika 11 9 , 1 1 , 2 9 , 7 6 , 1 8 8 Kosmas Indikopleustes I 245, 299 ff., 411, 506 ff. Kossinna, G. II Anm. 172 Kostrzewski, J. II Anm. 374 Kothon s. Mandrakion Kottische Alpen II 132 Kraft, К. I 376 Krahmer, G. I 429 Krain II 146 Kraus, F. F. I 385, 436 II Anm. 214, 260, 325, 367, 535, 457, 542 Krenkow, Fr. I 489, 490 Kreuzzugsgedanke I 373 „Kriegsgeschichte" s. Prokop Kriegshandwerk II 153 Kriegskunst II 4 psychologische Kriegsführung II 3 Kriegsmaschinen II 107, 125 Krim I 225, 261 II 62, 64-66, 139 Krimgoten II 64, 69 Krischen, F. I 531 ff. Kriwena II 148 Kroaten II 146, Anm. 283 Kroll, J. I 458 Kroton II 180, 188 Krüger, В. II 201 Krüger, G. I 376 II 203 Krüger, Μ. I 407 Krüger, P. I 427, 491 Krumbacher, К. I 381, 408, 427, 429, 432, 433 ff. Ksour (Berge v.) II 55 Ktesiphon (s. auch Seleukia) I 189, 218, 248 ff., 285, 290, 295 ff., 332, 345 ff., 510, 519 II 69 Palastfassade Abb. I Tafel 12 (I 105, Text I 533) Kathoükos v. Seleukeia-Ktesiphon I 253
Index zu Band I und II Kuban II 139 Kubangebiet I 346 Kubantal I 47 Kubitschek I 407 II Anm. 250 Kudrjavec, О. V. I 483 Kühn, Η. II Anm. 172 Küsters II Anm. 552 Kufa I 269 Kukules, Ph. I 375, 377, 392 Kulakovskij.J. 1 4 2 7 , 4 8 8 , 5 1 0 II Anm. 547 Kultbräuche II 4 Kumbernland I 463 Kuncevic, G. Ζ. I 483 Kupczynski, P. II 221 Kurbskij, Α. I 244 Kurden I 496 Kurfess, Α. I 377, 454 Kursk II 143 Kurze, G. I 458 Kusan I 252 Kusch, Η. I 458 Kutais I 263, 357, 358, 359 ff. Kutriguren (s. auch Hunnen) I 228, 371 II 139, 157, 159, 160 Kutusow (russ. General) II 102 Kutzes I 70, 465 Kverula I 521 Kybele I 456 Kydnos I 212 Kyprian s. Cyprianus Kyrenäer s. Cyrenäer Kyrenaika s. Cyrenaika Kyrillos (Reiterführer) I 286 Kyrillos II 17, 29, 39, Anm. 41 Kyrillos v. Jerusalem I 444, 446, 450, 457 Kyrillos v. Skythopolis I 376 ff., 380, 490 Kyros (pers. Großkönig) I 9, 175, 191 Kyros (Neffe Solomons) II 43, 44 Kyrrhestike I 295 Kyrrhos I 274 La Baume, W II 212 La Corte, G. II Anm. 65 Labat, R. I 394 Labourt, J. I 485 Labroios I 259 Labula II 180 Lachenschmid, R. II Anm. 202 Lactantius I 66, 442, 444, 449, 451, 457 Laetus II 16 Lahmiden I 251, 254, 268 ff., 275, 279, 305, 327, 345 ff., 488 ff., 495, 507 ff. Laihai'at Yarvam I 306 Lakatos, P. II 201 Lakedaimon I 462 Lakonien I 410, 430
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Lambegse II Anm. 59 Lamma, P. II 213, 214, Anm. 185, 194 Lammens, Η. I 489, 491 Lamone s. Anemo Land,J. Ρ. N. II Anm. 66 Lange Mauer bei Tzurulon II 157 Langlois, Ch.V. I 497, 503, 511, 515 Langobarden I 43, 193, 247, 364, 437 II 62, 63, 72, 75, 128, 131, 137, 141, 142, 143, 145, 148, 149, 155, 156, 157, 159, 161, 162, 181, 182, 189, 190, 191, 193, 194, Anm. 560 Weltreichspolitik II 155 langobardisch-gepidischer Gegensatz II 189 langobardisch-gepidischer Krieg II 142, 161 Langton, Ε. I 456 ff. Lapeyre, G. II Anm. 30 Laribus (Larivos, Lorbes, heute El-Orbos) II 45, 55, 56, Anm. 149 Lariscus II 56, 57 Larissa I 430 Larivos s. Laribus Lassus, J. II 210 Läszlö, Gy. II 213 Latein Lateinische Sprache I 418 Lateinische Schrift I 423 Latinität, silberne I 167 Lateinos I 448 ff. Latenezeit II 2 Latifundien I 198 Laüfundienbesitzer II 14, 80, 102, 163, 166, 177 Latium II 113 Latouche, R. II 202 Latreille, Α. II Anm. 520 Latrum (Latron, Latro) II 148 Laudas II 35 Launey 1 4 1 0 , 4 1 1 Laureata (Loreto) II 182 Lazaros II 157 Lazen I 170, 189, 191, 211, 345ff., 360ff., 369, 494 ff., 512, 526 ff. Lazika I 258 ff., 335 ff., 345 ff., 361 ff., 440, 457, 488, 494, 502 ff. 1 1 1 8 2 , 1 9 3 Le Rider, G. II Anm. 8 Leanza, S. II Anm. 196 Lecce, Μ. II 215 Lechner, К. II Anm. 192 Leerer Thron (Hetoimasia) I 145, 407 ff., 412, 466, 512 Lehnswesen I 243 Lehr-Splawinski, Т. II Anm. 374 Lemsa s. Limisa Lenin I 405 Lenk, В. I 383 ff. Lenschau II Anm. 499
288 Leo Leo Leo Leo Leo
Index zu Band I und II
I. II 10 II. I 271 III. I 241, 479, 481 V. I 479, 482 d. Gr. (Papst) I 34, 36, 68, 72, 117, 258, 451 II 9 Leo, Fr. I 474 Leon der Thraker I 512 Leon Diakonos I 242, 391, 482 II 145 Leon Kuropalates I 482 Leonianos II 157 Leontios I 40, 158, 380, 512 II 41, 42, 188 Lepelley, С. II 203 Lepore, Ε. II 221 Leptis Magna I 177 II 32, 43 Leptis Minor II 22 Lesbos II 18, 37 Lesina (Insel) II 98 Leudardos II 188 Leudaris s. Leutharis Leuke Kome I 299 ff., 505 Leutharis (Leudaris, Leuderis) II 102, 103, 196-200, Aran. 570, 571 Leuthold, Η. II Anm. 214, 271 Levantiner II 106 Levathen II 43-45, 49, 50, 53, 54 Levcenko, Μ. V. 1 5 1 8 , 5 2 1 Levi, D. 1 5 1 1 Levy, Ε. I 425 Lezine, Α. II Anm. 30 Liber pontificalis II 125, 131, Anm. 268 Liberatus II 92 Liberius (Prätorianerpräf. Theod. d. Gr, patricius praesent., Augustalis v. Ägypt.) II 82, 182-185, 188 Libertem (Bulgare) II 139 Liburnien II 98 Libyen I 162 ff., 170 ff., 184, 210 ff., 218, 389, 430 II 16 Libyer II 7, 12, 21, 22, 24, 25, 35, 37, 38 Liebenam, W. II Anm. 494 Lietzmann, Η. II Anm. 494 Ligurer II 121 Ligurien II 121, 127, 130, 163, 171, 188, 194, 197, 198 Ligurische Alpen II 121 Lilybaion II 11, 19, 29, 30, 72, 77, 78, 82, 91, 140, Anm. 190 Limes II 13, 53 Limes d. Diokletian I 320 Limes Euphratesiae I 490 Limes orientalis I 490 Limes v. Chalkis I 274, 277, 285, 491 Limes v. Hira I 294 Limes v. Palmyra I 490, 492
Limessystem I 162 Limesfragen, Bibliographie I 491 Limisa (Lemsa) Abb. II Tafel 2 (Text II 249), Tafel 3 (Text II 249) Lindsay I 411 Liparische Inseln II 171, 173 Lipljan s. Ulpiana Lippold, Α. II 202, 212, Anm. 300, 541 Utarbai I 274 Litargon I 274 Litauen II 72 Littmann, Ε. I 491, 504, 505, 506 Liutprand v. Cremona I 403 Livius I 11, 66, 375, 379, 401, 446, 455, 457 Llewellyn, P. II 213, Anm. 192 Löhlein, G. II Anm. 357 Löwe, Η. II Anm. 196 Löf, L. J. van der II Anm. 11 Logotheten 1 1 9 3 , 2 1 1 , 2 2 3 Lohmeyer, Ε. I 454, 458 Lombardei II 69, 115, 121, 122, 125, 129, 130, 134, 196 Wesdombardei II 171 Lombarden I 385 Longinus I 46, 286, 287, 500 Lorbes s. Laribus Lorenz, R. II 203 Loreto s. Laureata Lot, F. II 202, Anm. 403 Lounghis, Т. С. II Anm. 192, 541 Louis s. Ludwig Lucan I 133, 464 Lucca II 196, 197 Lucifer (Bischof v. Calaris) I 449, 451 Lucreüus I 461 Ludovisithron I 410 Ludus-Gedanke I 462, 467/8 Ludwig IX. I VIII, IX Ludwig XIII. I 46 Ludwig XIV. I 294 Ludwig XV. 1 1 1 8 Lugier II 3, 4 Luiseiii, В. II 201, 215 Lukanien II 166, 174-177, 179, 180, 198 Lukanier II 98 Lukman, N. II 213 Lukonin, V. II Anm. 174 Luna (Carrara) II 196 Luperealienfest I 376 Lupicina I 66, 379, 392 Lusitaner I 462 Lusitania II 5 Luther I 442, 453 Lychnidos (Ochrida) I 82, 212 Lydien I 170, 430 Lydier II 144
Index zu Band I und II Lykaonien I 417, 500 Lykier I 462 Lykokraniten I 279, 495, 500 Lykurg I 400 Ma'add I 273, 305, 311 ff., 507 Mac Mullen, R. II 201, 203 Maccus II 50 Macinskj, D. Α. II Anm. 387 Maculevic I 388 Madaura II Anm. 64 Ma'dlkarib I 271, 305, 314, 319, 490, 506 Mähren II 141 Maenchen-Helfen, О. II 201 Magetobriga II Anm. 4 Magische Kultur Spenglers I 239 Magister officiorum („Außenminister") II 160 Magisterium militum s. Heermeisteramt Magna (Nichte d. Anastasia) I 485 Magnus (Konsular) I 485 Magnus (Reiterführer) II 100, 113, 130, 170, Anm. 281 Mahbod I 292 Mahon II Anm. 286 Maier, F. G. II 213 Maier, J.L. II 210 Maiferkat I 501 Mailand I 17, 192 II 115, 117, 121, 122, 124-126, 128 Mailänder II 115 Ma'ln I 298 Maiorianus I 184 II 10 Maiotissee s. Asowsches Meer Makarius I 393 Makedonien 1 105,110,382,384,462 II 158 Makedonios I 55, 68 Makkabäerbücher I 443, 460 Malalas I 90, 145, 231 ff., 267 ff., 287 ff., 315, 377 ff., 414 ff., 452, 473, 483 ff. II 134 Malaria II 114 Malik karib I 303 Malnome (b. Portas) s. Alcedum Malta II 20, 185 Malvenda, Th. I 442 Mamaea I 393 Mamandjan, J. Α. I 515 Mamanüos I 287, 500 Mamilius I 477 Mamma (vermutlich zwischen Sbiba und Kairuan) II 34, 56, Anm. 57, 58 Mandrakion (Kothon) II 24, 31, Anm. 30 Mangenot, Ε. I 460, 458 Mani I 252, 466 Manichäer II 12 Manichäismus I 9, 22, 44, 252, 292 II 12 manichäische Einflüsse in Byzanz I 379
289
Mannelli, S. II Anm. 196 Mano-Zisi, Dj. I 382/3 Manojlovic I 510 II Anm. 415 Manselli, R. II 213 Mansi 1415 Manuel I. I 242, 401 Manuel Holobolos I 402 Manus, F. I 404, 405, 518 Manvelichvili, Α. I 515 Mar Aba I 351 Marc Aurel I 393, 444 Marceau, Μ. I 101 Marcellianus 1 184,252 11 10,11 Marcentius s. Markentios March II 142 Marcianus (Kaiser) I 35, 36, 39, 40, 44, 57, 63, 68, 183, 378 II 9 Marcianus (Jurist) I 154 Marcianus (Offizier) II 50 Marcellinus comes I 379, 381 Marcora, С. II Anm. 187 Mardin I 497, 501 Mare piccolo II 177 Marecchia II 189, Anm. 337 Maremma II 113 Mareth s. Marta Margus s. Morava Maria Theresia 1118 Ma'rib I 279, 298, 316 ff., Abb. I Tafel 16 (I 321, Text I 534) Maricatal s. Maritzatal Maricq, Α. II Anm. 174 Marinus I 45 ff., 68 ff., 105, 378 ff. Maritza II 66, 157, 187 Maritzatal I 62 ff., 381 Marius I 86 Markellos I 281, 286, 449, 485 II 27, 39 Markentios II 48, 49, 50, 52, Anm. 115, 144 Markgenossenschaften II 154 Markias II 103, 104, 106, 108 Markiasschanze II 112 Markomannen I 494 II 4 Markomannenkriege II 4 Markus (Kaiser) I 249, 478 II 4 Markus, R. Α. II 210 Markuskirche 1111 Marmarameer I 56, 63, 187 II 17 Marmariden I 462 Marot, Η. II Anm. 187 Maroth s. Marta Marquardt, J. I 446, 486, 515 II Anm. 250, 318, 320 Marr II 144 Marschall, W. II 202, 210 Marsus II 10 Marsyas I 406
290
Index zu Band I und II
Marta (Maroth) II 54, Anm. 145 Martial I 399 Martian II 164, 177 Martin v. Braga I 457 Martin, Α. Μ. II 203 Martindale, J. R. 11213,214, Anm. 34, 53, 54, 72, 98, 99, 113, 181, 185, 194, 197, 210, 218, 223, 239, 255, 271, 281, 303, 319, 330, 360, 453, 457, 458, 464, 494, 510, 535, 541, 563, 571 Martinus (mag. mil. or.) I 295, 334, 342 ff., 360ff., 522ff., II 18, 27, 38, 39, 109, 111, 113, 118, 119, 123, 124, 126, 128, 130, 132, 134, Anm. 319, 320 Martroye, F. II Anm. 498 Marturius II 50, Anm. 144 Martyrium S. Arethae I 306 ff., 422, 506 ff., 516 Martyrium SS. Eulampii et Eulampiae I 422 Martyrium v. Nagran I 307, 507 Martyropolis (s. auch Justinianopolis) I 205 ff., 291 ff., 342, 487 ff., 501 ff., 518 Marutha (Bischof v. Martyropolis) I 253, 390 Ma'sal I 497 Masil I 318 Masowien II 4 Masqueray, Ε. II Anm. 60, 90, 91 Masruk I 318 ff. Massageten (Hunnen) I 22, 291, 498 II 153 Massalia (Marseille) I 193 II 103 Massonas II 35 Massuet I 448 Massylier (Mastracianer?) II 44 Mastema I 208, 460 Mastinas (Mastigas) II 35, 43 Mastino, Α. II Anm. 11, 65 Mastracianus II Anm. 59 Mas'udi I 508 II 153 Masuna (rex Maurorum et Romanorum) II 13 Masuren II 4 Masurius I 411 Matasvintha (Matasuntha) I 183 II 80, 102, 121, 155, 185 Matatron I 456 Mater castrorum 1119 Materialismus, historischer II 144 Matmata-Zipfel II 55 Mattern, A. I 492 Matthejiet, U. II Anm. 194 Mattingly-Sydenham I 404 Maull, О. I 384 Mauren (s. auch Berber) I 162 ff., 364 ff., 391, 454, 462 ff., 512 ff. II 13-15, 20, 26, 28-31, 33-36, 40-48, 50, 52, 55, 56,109, Anm. 118 Fürstenbund II 34 Königstitel II 13 maurische Koalition II 53, 57, Anm. 143
religiöses Entgegenkommen gg.üb. Vandalen II 13 Maurenaufstände II 32, 135 Mauretanien I 462 II 6, 13, 35, 40, 42 Mauretania Secunda (Caesareensis) II 13, 43 Mauretania Sitifensis II 42, Anm. 92 Tingitanisches Mauretanien II 37 Maurikios I 372, 475 ff., 516 II 95, 143 Maurikos I 241 Maurin, L. II Anm. 8 Maurusier I 210 Maurusischer Berg I 430 Mausoleum Hadrians II 108, 112 f., 183, 193 Mavias I 318 Maxentius I 366, 386, 404 Maximianus (Bischof) I 92 Maximinus Thrax I 237, 239, 449, 478 ff. Maximinus (Senator, pr. pr.) II 132, 167 Maximinus (Doryphore) II 41 Maximus I 183 II 8, Anm. 248 Mazaca I 170 Mazdaismus I 261, 527 Mazdakiten I 249, 252, 255 f., 260, 292, 294, 519 Mazedonien s. Makedonien Mazzarino, S. I 407, 473 II 201 Meder I 172, 463 Meddesos II 29 Medina I 309, 507 Medisinissas II 33 Medjerda s. Bagrades Megas (Bischof v. Beroia) I 326, 472, 510 Megrine s. Decimum Mekka I 271, 319 Melabas I 255, 487 Melano II 190 Melikset I 514 Melillo, G. II 213 Melimo I 400 Melitene I 501 ff. Mellege II 44 Melnik (Rhodope) I 384 Meloni, P. II Anm. 65 Membressa (heute Medjez el Baban der Medscherda) II 38 Men (phrygischer Mondgott) I 383 Menander 1 138, 227/8, 241, 368, 399, 405, 408, 428, 433 ff., 473 ff., 486, 512, 517, 520 ff. II 153 Menas I 163, 415, 417 ff., 420 Menekrates I 410 Menephesse II 45, Anm. 104 Mephanias II 35 Merche, S. II Anm. 65 Mercurium s. Kap Bon Mercurius II 74 Meridakis, G. I 426
Index zu Band I und II Merki, Η. I 399 Merle, Η. I 375 Mermeroes I 529 Meroe I 300 ff. Meschita (Mzchet) I 261, 361 Mesenel, F. I 382 Meskene I 511 Mesopotamia I 274, 498 Mesopotamien I 181, 279, 285, 301 ff., 333 ff., 510 II 49, Karte I 3 (Text I 535) Messala, Μ. V. I 399 Messias I 444 Messianismus, jüd. I 12 Messina I 485 II 185 Mesta Karasu s. Nestus Meteorologie I 168 Methode, Methodologie I VII, 1 Methodius I 262 Methone II 18 Meyer, Ε. I 383, 455, 517 Meyer, О. I 434, 484 Meyer, Ρ. Μ. I 397 II Aran. 318 Michael I. Rangabes I 479 Michael III. I 481 ff. Michael V. I 480 ff. Michael VIII. I 243, 482 Michael (9.Jh) I 467 Michael Attaleiates I 242, 482 Michael Psellos I 242, 390, 457, 458, 482 Michael Syrus I 379, 391 ff., 455, 484, 495, 502, 510, 517 Mieckiewcz, Α. II 144, Anm. 389 Mihr Mihroe I 283, 285, 298, 347, 353 ff., 437, 502, 518, 521 II 182, Anm. 114 Mihran I 264, 486, 488, 497 Mihran Peroz I 433, 521 Milchberg s. Möns Lactarius Mildenberger, G. II Anm. 387 Militärwesen I 421 Militär-Monarchie I 10 Militärgeschichte der Byzantiner I 46 Militärgeschichte, römische I 377 Miller, V. Ε. I 311, 379, 499, 501, 516ff. II Anm. 109, 320, 384, 407 Miltner, F. II Anm. 2 Milvische Brücke II 106, 116, 178, Anm. 271, 286 Mimos I I 00 ff. Minäische Kultur I 298 Minduos I 265, 487, 498 Minio-Patuello, L. II 214 Minorsky, V. I 512, 515 Minturnae II 179 Minucius Felix I 458 Misael I 68 Misimianen I 362 ff.
291
Misium I 518 Misochristos I 478 Misotheos I 478 Mission I 74/5, 262 christliche in Abessinien I 302 christliche in Arabien I 304 monophysitische 1 1 1 3 jüdische I 304 Misua II 38 Miteva, N. II 213 Mithra I 402 Mithridates I 12 Mitrea, В. II 212 Mitrovitza s. Sirmium Mittelalter I 119, 124, 143, 155, 180, 401, 406, 426, 434, 514 Mittelmeer-Raum I 4, 495 -Kultur I IX -Welt, Wiedervereinigung I IX Ostmittelmeer II 138 Ostmittelmeerraum II 151 Mlaker, К. I 504 Moberg, Α. I 304, 306, 505 ff. Mocheresis I 348, 357 ff., 518 Mochi Onory, S. II 203 Moeller, Ch. II 202 Mönchtum I 206 ff. Entstehung I 21 d. Orients I 35 monophysitisches I 205 sinaitisches I 177 Moser I 177 Mösien I 50, 267, 382, 385, 464 Moesia I I 382 II 139 Moesia II II 139, 150 Obermösien II 140 Mohamed I 43, 248, 453, 481, 489 Mohilev II 143 Moira I 237 Molatzes I 328 ff. Moltke, Η. v. I 515 Momigliano, Α. I 454 II 202, Anm. 196 Mommsen, Th. I 126, 379 ff., 395 ff., 409, 415, 434, 483, 515 II Anm. 52, 174, 196, 211, 213, 268, 318, 325, 436 Monachino, V. II Anm. 299 Monarchie I 13, 123, 404, 406 II 60, 143, 154 Idee der I 6 altorientalische I 6 ff. mittelalterliche I 20 absolute II 70, 71, 137 Erbmonarchie I 57, 61, 378 Universalmonarchien I 13 monarchische Tradition I 61, 125, 140 Monceaux, P. II 203 Mongolen I 43 II 152
292
Index zu Band I und II
Monneret de Villard, U. 1511 Monophysiten I 39, 41, 45, 52 ff., 70 ff., 113, 251, 254 ff., 472, 493 II 78 f., 93, 110 Monophysitismus I 36, 71, 489 II 12 monophysitische Partei I 112 Monotheismus I 16, 136 Möns Albanus (Monte Cavo) II Anm. 499 Möns Algidus II 178, Anm. 498 Möns Feletrus (Feretrus, Feretratus, Feretris, heute Monteferetro San Leo) II 118, 166, Anm. 465 Möns Garganus II 177, 194, Anm. 499 Möns Lactarius II 195 f. Monte Algido s. Möns Algidus Monte Cavo s. Möns Albanus Monte Circeo s. Circe Monte Gargano s. Möns Garganus Monte S. Angelo s. Möns Garganus Monteferetro s. Möns Feretris Montenegro I 383 Montgomery, J. Α. I 454 Montpezat I 412 Moorhead, J. II 215, Anm. 196 Mora(s) II 118, 125 Morava (Margus) II 140 Moravatal I 64 Morava-Vardar-Struma-Gebiet I 83 Moravcsik, G. I 427, 483 Morcellus I 469 Mordtmann, J. Η. I 504 ff. Moreau, J. I 407 Morey, C R . 1511 Morgan, D. О. II Anm. 196 Morin, G. I 451 Morosi, R. II 215 Morrison, С. II Anm. 8 Mosaik, byzantinisches I 92, 142 Moses I 464 Moses v. Chorene I 511 Moskau II 102 Synodalbibliothek I 375 Mosul I 344 Mouterde, R. I 274 ff., 435, 484, 491 ff. Mschatta I 251 Mucella s. Mugello Much, R. II 4, Anm. 184, 387 Muchirizij I 518 Müllenhoff, К. II 144, 145, Anm. 390, 397, 414, 421 Müller, W. II Anm. 570 Müller-Kuales, G. II Anm. 167, 172 Münzen (s. auch Numismatik; einzelne Herrscher) I 124, 142, 176, 193 II 97, 121, Anm. 52, 239, 325, 458 Münzrecht I 110, 117 Münzfälscher II 163
Münzgestaltung I 91 Münzbilder II Anm. 535 Münzenpropaganda I 129 ff. Münzen Hadrians I 132 Münzbilder Justinians I 88, 385 ff. Mugello (Mucella) II 165 Mugellotal II 118 Muhä I 307 ff., 313 Muicurum II 182 Mukarrib I 298 Mundhir I 147, 269, 276 iE, 285 ff., 311, 322 ff., 337 ff., 345, 370 Mundhir III. I 272 ff., 305, 310, 316 ff., 506, 517 Mundhir v. Hira I 181, 254, 318 Mundilas II 115, 121, 126 Mundus (mag. mil. Illyr.) II 95, 97, 140, 147, 148,149,150, Anm. 239, 255 Muratori II Anm. 252 Murphy, F. X. II Anm. 300 Musil, Α. I 251, 493 Musonius (praefectus urbi) I 421 Musset, L. II 202 Mussolini I 405 Mykene I 410 Mysier II 144 Mythologie, griechische I 138 Mzchet s. Meschita Naaman I 274 Nabades I 338, 342 ff., 349 Nabatäer I 261, 276, 299, 493 ff. nabatäisch-tamudenische Einwanderer II 12 nabatäische Schrift I 251 Nacharar-Wesen I 190 Nachoragan I 363 ff., 433, 521, 529 Nagl, Α. I 391, 393 ff. II Anm. 55, 211, 214, 457, 458, 491, 563 Nagrän (s. auch Negrän) I 269, 301, 308 ff., 506, 507 Nahar(na)valen II 3 Naissus (Nisch) I 81 ff., 382 ff. 1169,185 Nallino, С. Α. I 489 Napata I 300 Napoleon I 2, 118, 248, 425, 452 ff. Naqs-i Rustam II Anm. 174 Narbonensis II 102 f. Narnia 11 104,105,117,118,193, Anm. 318 Narr in Christo I 480, 482 Narses I 66, 98, 109 ff., 169, 173 ff., 177, 192 ff., 227, 231, 263, 284, 342 ff., 427 ff., 485, 497, 503 II 1, 53, 120, 122, 124-127, 136, 138, 155, 159, 161, 167, 170, 172, 186-200, Anm. 330, 332, 338, 352, 371, 548, 549 Narsespartei II 132-134, 138, 175 Narses Kamsarakan (Bruder d. Aratius) II 122, 123
Index zu Band I und II Narses (Unterführer) II 133 Nasamon II A n m . 149 Nasamonen I 462 II 53, 55 Nationalsozialismus I 405 ff. nationalsozialistischer Mythos I 405 Naturalsteuer I 46 Nauroz-Fest I 403 Nautin, P. II A n m . 187 Nazares II 159, 170 Neapel II 99-101, 103, 113, 114, 166-168, 194, A n m . 264, 268, 468 Neapolis (Nablus) I 280 Nebi 'Is I 274, 499 Nebukadnezar I 208, 443, 448, 464, 481 Nedao II 140 Negrän (s. auch Nagrän) I 273, 298, 422 Nektanebos I 455, 482 Neoknos I 364 Nepa II 194 Nepianus I 409 Nero I 13, 117, 132, 248, 396, 403, 434, 449, 451 ff., 477 ff., 494 Nerolegende I 444, 450 ff. Nerormythos I 452 Nero redivivus I 444, 451 Neronische Felder II 112, 113 Nersessian, S. der I 515 Nerva I 14, 137, 235 Nestorianer I 35, 251, 262, 270, 506 Nestorianismus I 35, 254 Nestorius I 35 Nestus (Mesta Karasu) II 158 Neupiatonismus I 208, 255, 295 Neuroi II 143 Neviodunum (a. d. Donau) II 158 Nevskaja, V. P. I 375 Nibby II A n m . 498 Nibelungenlied 1 34 11 5 , 6 1 , 1 6 3 , A n m . 456 Nicaea I 20/22, 385 Nicaenum I 505 Niederle, L. II A n m . 424 Niederösterreich II 141 Niedersächsischer Raum II 141 Nikaaufstand I 53, 71, 107 ff., 111, 116, 127, 136, 157, 163, 166, 176, 185, 187, 200, 216, 220, 261, 289, 296, 320, 396, 422, 441, 476, 485 II 15, 37, 124 bei Euagrios I 229 bei Theophanes I 232 bei Zonaras I 231 Nikephorios I 501 Nikephoros II. Phokas I 94 Nikephoros Blemmydes I 429 Nikephoros Bryennios I 242, 404, 482
293
Nikephoros Gregoras I 243, 468, 482 Nikephoros Kallistos Xanthopulos I 82, 377, 393, 469 Niketas Choniates I 242, 482 Nikolaja I 513 Nikolaos Eirenikos I 402 Nikomedien I 17 Nikopsija I 518 Nil I 212, 301 ff., 430 II 12 Nilles, Ν. I 412 Nilus (hl.) I 379 Ninive II 177 Nisch s. Naissus Nisibis I 252 ff., 281, 296, 337 ff., 486 ff., 501, 513,527 II A n m . 114 Nissen, Η. II A n m . 466 Nocera II 194 Nöldeke, Th. I 269, 486, 488, 490 ff., 505 ff., 523 Nokalachevi I 520 Nomaden II 53, 54 Nomadentum II 12, 14 Nomen aeternum I 401 Nonnosos I 272, 318, 391, 429, 490 Nordafrika s. Afrika Norddeutschland II 63 Norddonauraum II 64 Norden, Ε. I 381, 399, 404, 454 ff., 464 II A n m . 567 Nordische Literatur II 3 Nordmeyer, G. I 444, 454 Nordström, С. О. I 387 Noricum 1 462 11 5 , 1 4 2 , 1 4 9 , 1 5 5 , 1 8 1 Noriker II 145 Nornen II 31 Nortis, F. Α. I 491 Notida dignitatum I 145, 413, 464 Notizie scritte I 141 Noubadai I 317 Novae (Schistow) II 69 Novak II A n m . 522 Novara II 121 Novatianer I 104, 392 Novellensammlung I 142, 163, 164 Datierung I 423 theodosianische u. posttheodosianische I 143 Novo-Afonskij Kloster I 513, 518 Nuceria II A n m . 336 Nu'man b. Mundhir I 287 Nu'man I. I 270 Nu'man II. b. Aswad I 270 ff. Numidien II 8, 12, 13, 28, 33, 35, 36, 38, 39, 46, 47, 50, 55, A n m . 36, 92, Karte II 4 (Text II 253) Numismatik (s. auch Münzen) I 376
294 Nymphen Nymphios
Index zu Band I und II II 153 I 290, 487, 501
Oamer II 13 Obbane I 333, 511 Oberhummer, Ε. I 383 ff. II Anm. 440 Obolensky, D. I 457 ff. Obsequium s. Gefolgschaft Ocelis I 309 Ochrid s. Lychnidos Ochus II 142 Octava I 284 Octavian I 13, 407 Odenathus v. Palmyra I 251, 445 ff., 495 Oder II 3 Odessa I 268 Odolgan II 178 Odonachos I 337, 349, 355 O'Donnell, J. J. II Anm. 196 Odowakar I 38 ff., 188, 256, 385, 436 II 69-71, 91, 136, 141, 142, Anm. 266 Österreich: Niederösterreich II 141 Ogaros s. Hugr Oglio (Fluß) II 70 Ognaris I 365 Oikumene I 149, 464 Oinochalakon I 321 Oldfather I 400 Olinder, G. I 272, 489, 490, 492 ff. Ollaria s. Chytropolis Olybrius I 38, 53 Olympia I 410 Olympias I 455 Olympius I 271 Omajaden I 251, 276 Oman I 316, 507 Omen imperii I 205 Omnem rei publ. sanctionem I 144, 152 ff., 160, 424, 426 Omodeo, Α. I 454 Onogunduren II 139 Onoguris I 361 ff., 521 Opilion (comes sacrarum largitionum) II 74, 82 Oppenheim, M. Fr. von I 489 Opposition I 56, 62, 64 ff., 70, 93, 105 ff., 125, 138, 164, 200 ff., 216, 224, 259, 323, 368, 379, 427 ff., 470, 476 ff. senatorische I X, 134, 431, 476 d. röm. Senats I 133, 235 literar. I 240, 55 literar. b. Eunapios I 236 Nachwirkung I 227 ff. Opsites I 349 ff. Optaris II 101 Orakel d. Sibylle II 95 Ordination I 144, 147, 421
Orel II 143 Orestes I 39 Orient I 25, 32, 43, 69, 75, 113, 122 ff., 140, 180, 204, 207, 252, 411 Orient, Alter, Beitrag zur Weltkultur I 6 ff., 248 orientalisch-hellenistische Tradition I 145 Orientalisierung d. röm. Weltanschauung I 134 Orientpolitik I 75 Origenes I 208, 390 ff., 442, 449, 456, 466 Ormanian, Μ. I 515 Ornamenta imperii I 436 Ornias I 460 Orokasias I 326, 329, 510 Orontes I 274 ff., 326 ff., Abb. I Tafel 15 (I 320, Text I 534) Orosius I 516 II 5 Ortaias II 35, 38, 40, 43 Orte s. Horta Orthodoxie I 59 ff., 68 ff., 112 II 12, 90 Ortiz de Urbina, I. II 202 Orvieto s. Urbs Vetus Osdas II 175 Osimo s. Auximum Osrhoene I 271, 289, 333 ff., 343, 501, 511, 513 Ossendowski, F. I 453 Osseten II 9, 61 Ossetische Heerstraße I 355 Ost-West-Gegensatz I 434 Osterfest I 148 Ostergödand II Anm. 167 Ostgoten I 38, 385, 388, 436, 495, 508 II 140, 157 Name II 64 Ostgotenreich II 76 Ostia II 106, 111, 114, 115, 167, 171 Ostpreußen II 66, Anm. 3 Ostrogorsky, G. I 434, 480 Ostrogotha II 60 Ostrogotho s. Areagni Ostrom (s. auch Rom, Römisches Reich, Byzanz) II 8, 9, 14, 15 Ostreich II 1, 10, 11, 14, 16 oströmisches Staatsrecht II 33 Oströmer II 148, 151 oströmische Diplomatie II 162 Ostsee II 3 Ostseeraum II 60 Ostwarnen II 156 Otranto s. Hydruntum Otto d. Gr. I 403 Otto, W. I 505 Ourais I 271 Ourikalaki I 513 Ovid I 131, 398 ff., 411
Index zu Band I und II Owen, Ε. Ο. Ε. I 457 Oxenstierna, E. C. G., Graf Oxytes I 130, 429
II 59,
Anm. 167
Pacator Orbis 1134,138 Расе, В. II 221 Pacian (Bischof v. Barcelona) I 451 Pacurius II 179, 194 Päderastie I 220 Pais, Ε. II Anm. 65 Palästina I 36, 46, 71, 132, 271, 279, 304, 317, 333, 340, 417, 472, 488, 493, 496, 514 Palanque, J. R. II Anm. 520 Palatin I 403 Palermo s. Panormos Palladius I 415, 457 II 188 Pallene s. Kassandra Pallium II 110 Palma II 194 Palmyra I 251, 264 ff., 300, 322 ff., 403, 488, 499, 533 Tempel Abb. I Tafel 12 (1105, Text 1533) Palmyrene 1 274, 277 ff. Palo s. Alsium Pamphylier I 462 Pani Ermini, L. II Anm. 65 Panitheus II 125 Pankratiustor 11108,112 Pannonien I 464 II 1, 5, 68, 70, 96, 140-142, 149, 155 Pannonien-Siebenbürgen II 141 Pannonia I II 155 Pannonia II II 75, 141 Pannonier I 463 pannonische Grenze II 140 Panormos (Palermo) II 92, 98, 185 Panslawismus II 144 f. Pantaleon (hl.) I 312, 314 Pantalia I 86 Panteleimon (Märtyrerkapelle) I 105 Pantomime I 101, 391 Päpä bar 'Aggai I 252 Papadopulos, J. P. I 378, 511 Paphlagonia I 104 Papinian I 150, 154 Papinianistae I 154 Pappos II 27 Papst, Papsttum I 34 ff., 48, 112, 442 II 78, 84, 87, 109, 172 Richter üb. röm. Klerus II 74 Haupt aller Kirchen II 78, 79 Schisma II 74 Patriarch d. Westens II 172 Papua 11 29-31,33, Anm. 40 Parma II 197
295
Parther I 247 ff., 444, 462 ff., 494, 497 Partherreich 1 1 2 Partherkönig II 128 Partherkrieg I 156, 160 Parthien I 249, 434 Partsch, I. II Anm. 59, 93, 99, 105, 109, 114, 143, 144, 145, 146, 148, 149, 151 Parvan, V. II Anm. 436 Pasinovatal I 503 Pasiphilos II 48, 49 Passek II 144 Pastor (Rhetor) II 99, 100 Patanebi I 513 Patara (Lykien) II 110 Pater-parens-Titel I 139 Patoura-Hatzopoulos, S. II 214 Patriarch v. Antiochien I 415 v. Jerusalem I 417 v. Konstantionpel I 68, 72, 59, 60, 144, 187 Patriarchenkrönung I 378 Patricius (Senator) I 68, 379 Patricius (Heermeister) I 50 Patricius Probus I 436 Patrikios (Mar Aba?) I 519 Patrizier I 106 II 94, 180, 194 Patriciuswürde II 33, 37, Anm. 67 Patrono, C. Μ. I 523 Patsch, С. I 383, 385 Paukaris II 100 Paulsbasilika II 113, 114 Paulus (Apostel) I 208 Paulus (byzant. Offizier) II 55, 108, 114, 115, 121, 183 Paulus (episcopus Ulpianensis) II Anm. 447 Paulus (geistlicher Spitalvorsteher) II 46 Paulus (Dolmetscher) I 327 ff. Paulus Silentiarius I 142, 171, 387, 391, 393, 429, 465 Pausanias I 175, 410 Pavan, Μ. II 212 Pavia s. Ticinum Pavlov, D. Μ. I 514 Pax Romana 1 8 , 1 1 8 , 1 3 8 Pedicini, С. I 458 Peeters, P. I 377, 380, 446, 485 Pegasius II 45 Pelagianer I 415 Pelagius II 44, 173, 174, 176, 177 Pellegrin, Α. II Anm. 30 Peloponnes I 183 Pelusium I 514 Penco, G. II 203 Pentapolis I 104 II 43, 44 Pepe, G. II 213 Peranios 1 344 ff., 517 11 107,125,167
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Index zu Band I und II
Pergamon I 494 Perikles I 10 Perinthos s. Herakleia Peröz I 41, 205, 254, 281 ff., 293, 487, 530, Abb. I Tafel 11 (I 105, Text I 533) Perrella, G. Μ. 1511 Petrin, О. II 202 Persarmenien I 256, 263, 265, 342 ff., 373, 514 ff. I I A n m . 510 Perser I 42, 47, 74, 119, 125, 164, 170 ff., 211, 247 ff., 255 ff., 306 ff., 345 ff., 410, 425,433 ff., 498 ff. II 8, 128,147, 149, 162,182, Anm. 352 Perserreich I 8, 430 II 139 Perserkriege I 52, 64, 78, 113, 147, 168 ff., 185, 194, 203, 219, 257, 272, 317, 431, 484 ff., 507 ff. 11147,167 „Perserkriege" s. Prokop, Johannes Lydos Perserfrieden (s. auch „Ewiger Friede") I 162, 172 Persien I 75, 110, 181, 185, 193 ff., 246, 249 ff., 269 ff., 281, 297, 301, 315 ff., 334 ff., 403, 440, 450, 499 ff., 519 111,15,138, Anm. 351 Persischer Golf I 312 Personenstandsrecht 1418 Pertinax I 398, 412, 478 Pertusi, Α. II 221 Perugia s. Perusia Perun II 154 Perusia (Perugia) I 441 II 104, 117, 118, 165, 171,178, 179, 181,182,193, Anm. 281, 318, 320, 506 Pest 1341 ff., 461,514 1143,167, Anm. 570 Peter, Η. I 397, 407, 474 Petersdorff, E. von I 458 Petersen, Ε. I 394, 458 Peterskirche I 407 II 106, 108, 176 Petkovic, V. I 81, 382 Petra I 69, 195, 259, 336 ff., 512 ff., II 182 Petra Pertusa (Ad Incisum, Furlopaß) II 117, 118,166,190,194, Anm. 319, 320 Petra sanguinis II 180 Petrikovits, H. von II 205 Petronius I 407, 443 Petras (byzant. Werber) II 27 Petras (mag. off.) I 352 I 55, 368, 381, 434 II 77, 81-83, 85-90, 92-94, 96, 97, 128, 134 Anm. 197, 218, 221, 231, 239, 352, 528 Petros Barsymes 1115, 222 Petrus (Apostel) II 108 Petrus (consular) I 485 Petrus (dux) I 336 Petrus (mag. mil.) I 263 Petrus (pr. pr.) I 421 Petrus (Sohn d. Iohannes) II 55 Petrus Sabbatius I 81
Petrusevskij, I. P. II Anm. 174 Peutingersche Tafeln II 148 Pflugk-Harttung II Anm. 212 Phalaris I 170 Pharangion I 284, 297, 320 ff., 356, 410, 497, 503 Pharao I 125, 208 Pharsantes I 366, 522 Phasiane I 503 Phasis I 346 ff., 355 ff., 518 ff. Phavesmanes II 41 Phazas (Neffe d. georgischen Prinzen) II 167, 168, 180 Philanthropie I 139, 429 Philegagos I 348 Philemuth II 155, 172, 181, 193, 194, 196 Philipp II. v. Spanien I VIII, IX Philipp v. Makedonien I 46 Philippopel 1 6 2 ff., 378 11 159,186 Philippus Arabs I 16 Philomede I 212 Philosophenkönig I 426, 428 Philostratos I 403 Philoxenos I 69, 71 Phönizien I 271, 333, 339 ff. Phoenicia I 274, 279 Phoenicia Libanensis I 490 Phönizier 1 277,389 11 8,11 Phoinikon I 271, 317 Phokas I 233, 241 ff., 470, 476, 479, 482 II 172 Photios I 199 ff., 392, 440, 469 II 100, 105, 110 Phraates I 463 Phronema, phronesis I 139, 428 Phryger I 500 Phrygien I 46, 421, 495 Physiologus I 456 Picard, Ch. 1 4 1 Off., 466 Picenum II 70, 116, 122, 128, 180 Gegend v. II 187, 188 Picenisches Land II 115, 122, 127, 129 Picotti, G. В. II 214 Pietas I 129, 398, 405 Pietri, Ch. II 203, Anm. 196 Pietzschmann, V. I 515 Pigulevskaja, Ν. V. I 304 ff., 317 ff., 483, 490, 504 ff., 518 ff. I I A n m . 174 Pincherle, Α. I 434 II 203 Pincio 11 106,108,110,114 Pinciopalast II 114, 125 Pinciotor s. Porta Pinciana Pindler-Friedländer I 385 ff. Pipin I 23, 46 Piraten II 8, 10 Pisa II 196
Index zu Band I und II Pisaurum II 170, 198 Pisidien I 417, 496 Pistoria II Anm. 320 Pittard, Ε. I 384 Pityaxes I 281 ff. Pityusen 1111,29 Pitzas II 104 Pitzias I 48 II 104, 140, 141 Pius-cognomen I 398 ff. Pius-FeUx-Titel I 134, 142 Placentia II 126, 163, 171, 174, Anm. 453 Placidia I 37 Pianotheus II 122 Platon I 171, 226, 385, 399, 426, 455, 465, 467 II 83 platonische Tugenden I 138, 428 Einfluß seiner Tugendlehre auf das Herrscherbild I 9 Platon (Patricius) I 265 Platon (Stadtpraefekt) I 45 Plinius I 388, 400, 433 II 143 Briefe I 428 Panegyricus I 399 Plotin I 226 Plutarch 1 120,410,455,511 Po II 70, 121, 126, 128-130, 132, 165, 189, 193, 196, 197, Anm. 462 Poübergang II 199 Podolien II 143 Poeschi, V. I 399 ff. Pohl, W. II Anm. 410 Pohlenz, Μ. I 458 Poidebard, Α. I 251, 274 ff., 483 ff., 493, 499, 509, 533, 535 Pokotny, J. II Anm. 387 Pola II 169, 187 Polemius Silvius I 382 Polemon v. Pontus I 494 Polessker Senke I 375 Polis-Ideal I 9 ff. Politische Geographie I 464 Politische Ideologie I 131 Polnische Forschung II Anm. 3 Poltava II 143 Polybios I 132, 138, 400, 405, 446 II Anm. 371 Polybotos I 212 Polz, Α. I 458 Pompeius (Neffe d. Anastasios) I 54, 70, 485 Pompeius (Neffe Justins) I 53 Pompeius (patricius) I 265 Pompeius d. Gr. I 54, 72, 135, 247, 276, 372, 380, 443, 494, 512 Pompejanische Talebene II 194 Poneria I 448 Ponderi, Ε. II 202
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Pontifex Maximus I 141, 145, 409 Pontinische Sümpfe II Anm. 271 Pontus I 12, 115, 355 Pontus Polemoniacus I 148, 266, 320 Ponza II 111 Popescu-Spineni I 382 Popovic, V. II Anm. 405 Porcher, J. II 202 Porphyrios I 255, 457 Porphyries v. Gaza I 392 Porta Aurelia II 108 Porta Asinaria II 103, 176, Abb. II Tafel 7 (Text II 250) Porta del Monte II 125 Porta del Popolo II Anm. 293 Porta Flaminia II 103, 106, 108, 114, Anm. 271, Abb. II Tafel 8 (Text II 250) Porta Ostiensis s. Porta S. Paolo Porta Maggiore Abb. II Tafel 9 (Text II 250) Porta Pancratiana II 108, 112 Porta Pinciana II 108, 112-114, 116, Anm. 293, Abb. II Tafel 9 (Text II 250), Tafel 10 (Text II 250) Porta Praenestina II 105-108, 113, 121 Porta Salaria II 105-107 Porta S. Giovanni Abb. II Tafel 8 (Text II 250) Porta S. Paolo (früher Ostiensis) II 183, Anm. 494 Porta S. Sebastiano Abb. II Tafel 10 (Text II 250) Portal, R. II Anm. 387 Portus II 111, 114, 115, 171-178, 183, 194, Anm. 491 Poseidon I 302, 400 Posen II 3 Potidaia s. Kassandreia Potitus (hl.) I 488 Poulik, J. II Anm. 405 Pouydraguin II Anm. 44 Prächter, К. I 399 Praefectus praetorio I 115, 144, 146, 161, 185 Praefectus urbi I 212, 221, 446 Praeses Phrenicae maritimae I 155 Praetor, Praetoren I 145, 408 Praetor plebis I 221 Praetorianer I 55, 406 Praetorianer-Praefectur I 22 ff., 69, 160, 222 Praevalitana I 382 Praschniker-Schober I 383 Prat, F. I 454 Pratesi, P. II Anm. 553 Premerstein, A. von I 407, 423 Prentice, W. К. I 491 Preßburg II 142 Preusser, С. I 497
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Index zu Band I und II
Primasius v. Hadrumetum I 451 Princeps (s. auch Prinzipat) I 126, 131, 149, 151 Pringle, D. 11 2 0 5 , 2 1 0 Pringsheim, F. I 385 Prinzipat (s. auch Princeps) I 126 ff., 398 ff., 494 d. Augustus 1 1 3 Verschmelzung mit Dominat 1 1 5 Prinzipat-Gedanke, Entmachtung unter Konstantin I 22 Prinzipat-Dominat, Kluft im Zeidalter Justinians I 14 Nachleben in Byzanz 1 1 5 Doppelprinzipat in Byzanz II 81 Priskian I 52, 142, 376, 408 Priskos I 103, 181, 452, 466 II 5, 8, 10 Privatsoldaten II Anm. 473 Probos (Neffe Anastasios' I.) I 54, 485 Probos (Patrizier) I 232 Probusexpedition I 267 ff. Proconsularis II 8, 12, 55 Professoren I 153, 155, 156 Programmata I 414 Proklos I 51, 75, 259, 484 Prokop v. Gaza I 142, 408 Prokop v. Kaisareia I X, 8, 36, 43, 46, 52, 68, 71, 115 ff., 134 ff., 164 ff., 173 ff., 189, 227, 276 ff., 321 ff., 329 ff., 341 ff., 381 ff., 427 ff., 445 ff., 472 II 1, 2, 5 - 7 , 9, 10, 13, 16-27, 30, 31, 33, 36, 38, 39, 42-46, 54, 56, 57, 61, 64, 71, 77-79, 82, 83, 89-94, 97, 102, 104, 106, 111, 113-115, 122, 123, 129, 131, 134-138, 141, 142, 145-159, 163, 165, 168, 169, 172, 174, 176, 179, 182,188,190, 191, 193,195, Anm. 48, 99, 211 Charakteristik I 174 Herkunft I 472 Weltanschauung I 206, 224 politische Weltanschauung I 440 Arianertum I 471 Stellung zur Kaiseridee I 173 Stellung zur Reichsidee I 173 über Außenpolitik Justinians I 209 ff. über Innenpolitik Justinians I 209 über Religionspolitik Justinians I 73 über Theodora I 98 ff., 103, 120 Dämonenlehre bei I 203 Antichristgedanke I 472 Entvölkerungsgedanke I 218 Neigung zur Sozialkritik I 235 psychologische Theorie I 235 über Germanen I 438 ff. Legende v. den drei Jünglingen bei Prokop I 63 Belisarkritik I 440 zur Schlacht am Vesuv Armenierrede II 135
I 197
Tendenz II 137 Purismus II 86 kritischer Realismus II 53 literar. formale Nachwirkungen I 240 Prokop-Renaissance d. 12. Jhs. 1 2 4 0 Prokop bei Almoin v. Fleury I 232 Prokop bei Eunapios I 236 Prokop bei Fredegar I 232 Prokop bei Zonaras I 231 Prokop bei Zosimus I 238/9 Werk II 30 Aedificia I 104, 142, 168, 174ff., 201, 206, 430 ff., 461, 510 11 150,158 Anekdota (Geheimgeschichte) I 14, 61, 66, 79 ff., 93 ff., 99, 114 ff., 174 ff., 186 ff., 201 ff., 206 ff., 228, 235, 240, 339 ff., 381 ff., 390, 431, 433, 439 ff., 447, 461 ff., 465, 446 ff., 469 ff., 475, 480-482, 509 II 27, 39, 43, 45, 46, 77, 82, 83, 135-137, 145, 147, 154, 159, 169, 181 Kriegsgeschichte I 171 ff., 211, 219, 341, 378, 431 ff., 441, 461, 466, 4 7 2 , 4 7 5 II 43-45, 136 f., 146, 169, Anm. 221, 315, 473 Perserkrieg 1 5 1 7 II 134 f. Vandalenkrieg I 161, 181 ff., 187 ff., 195, 439 II 19, 27, 135 Gotenkrieg I 187 ff., 194 ff., 437 ff. II 134, Anm. 257 Prokop-Literatur I 377 Prolytae I 154 Promontorium Mercurii s. Kap Bon Propaganda I 63, 89, 97 ff., 124, 138, 141, 152ff., 160ff., 396, 406ff., 431 ff., 451, 464 II 1, 15, 16, 21, 25, 53, 79, 84, 102, 126, 142,146,168, 179,197, 199, Anm. 192, 309 literarische I 427 ff. Reichspropaganda I X, 124, 132, 133, 139 ff., 146 ff., 168 ff., 186, 189, 197 ff., 202 ff., 214, 219, 258, 268, 352, 380, 436 Gegenpropaganda I 198, 201/2, 218, 224, 232, 476 Gräuelpropaganda II 15 Propaganda-Mittel: Kirche, Kanzel I 141, 144 Bautätigkeit I 142 Münzen I 142 Mosaike I 142 Proskynese I 116, 166, 216, 224, 393, 466 Protestantismus II 11 Provence II 75, 97, 103, 183, Anm. 276 Providentia 1 1 5 1 , 1 5 6 , 3 9 9 Providentia Augusti I 130 Providentissimus I 130 Provinzen 1 1 6 , 145 ff. Provinzverwaltung I 143 ff.
Index zu Band I und II Prozeßwesen 1421 Prümm, К. I 458 Przeworsk-Kultur II Anm. 3 Pseudepigraphen I 460 Pseudo-Callisthenes I 455 Pseudo-Clementinen I 390 ff., 449 Psychologie I 90 Psyrtscha I 518 Ptolemäer I 126, 299, 300, 410, 477 Ptolemäus II 143 Publikationsvorschriften 1 4 1 5 ff. Publikationswesen I 416, 419, 423 Pudendus II 16, 29, 43, 44 Pugliese Carratelli, G. II 221 Pulcheria I 36, 117, 236 Pullan I 491 Pullio I 380 Pulner, J. 1 5 1 4 Punzi, G. Α. II 215 Putzintulus II 50, 52, 57 Pyrenäen II 5 Pyrrhus I 11 Qasr ibn Melik Dara II Anm. 66 Qasr ibn Wardän I 275 Qatabän I 298 Quaden I 494 II 4, 5 Quadisäer s. Kadisäer Quaestoren I 244, 408, 420 Quaestura exercitus II 150 Quaroni, P. I VIII, IX Quasten, J. II 203 Qued II 44 Quedlinburg II 141 Quirinus 1 4 1 1 , 4 1 2 , 4 7 7 Qumrän-Texte I 444 Rabel, F.. I 425 Rabenschlacht v. Verona II 69 Rad, G. von I 458 Radagais II 66, 68 Radermacher I 392 Radford, C. A. R. I 382 Radojcic, Ν. I 382, 383 Raes, Α. 1511 Rätien I 462 II 5, 103 Ragga Karte I 3 (Text I 535) Ragnarök, О. II Anm. 401 Ragneris II 194 Ragot, J. II Anm. 87, 91 Ragusa s. Epidauros Rahner, Η. I 458 Rahner, К. I 453, 457 Raidän I 299, 302 Rameel 1 4 6 0 Ramhisn Sabiaman I 317
299
Ramlah-Berge 1311 Ranhilde II 90 Ranke I 234 Ras Adar s. Kap Bon Ras Kabudia s. Caput Vada Rathjens, С. I 504 Rationarium imperii I 463 Ratton, I. L. I 454 Ravenna I 50, 54, 74, 167, 182, 322, 335, 412, 439 ff. II 69, 71, 73, 77, 80, 81, 85, 90, 99, 102-104, 116, 118, 120, 124, 125, 127-130, 132-135, 137, 162, 164-166, 169, 170, 172, 177, 184, 186-189, 197, 198, Anm. 319, 368, 548 Kapitulation II 149 San Vitale I 1 Mosaike I 91 Justinianmosaik Abb. I Tafel 7 (I 89, Text I 532) Theodoramosaik Abb. I Tafel 9 (I 104, Text I 532) Recht, römisches I 129 mosaisches I 129 Recimund II 175 Recinarius I 344 II 50-52, 55 Recitach I 40 Regata II 15, Anm. 271 Felder v. II 101 Regensburg 1412 Regii (Fußtruppe) II 108 Reich, Η. I 391 Reich (s. auch Rom. Reich) Reichsapfel I 386 Reichsbreviarien d. Augustus I 191 Reichsgedanke I 90, 142, 168, 174 ff., 188, 401 II 156 Reichsidee I 140, 146, 168, 173, 185, 186, 233, 406, 424, 438, 452, 476 II 94, 124, 136, Lit. I 394 ff. Reichsideologie I 97, 132, 164, 142 Reichskabinett (Silentium) I 125 Reichskirche I 36, 93 Reichspolitik I 148, 178, 197 Reichspropaganda I X, 124, 132, 133, 139 ff., 146 ff., 168 ff., 186, 189, 197 ff., 202 ff., 214, 219, 258, 268, 352, 380, 436 Reichsreform 1 1 8 9 Reichsreligion, Christentum als kommende I 21 Reichsteilung I 17, 18 Rein, G. К. I 504 Reinerth, Η. II Anm. 1, 172, 283, 457, 570 Reiskius, J.J. 1392 Reislinger, J. II Anm. 405 Reitervölker II 65 Reitter, Ν. I 401
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Index zu Band I und II
Reitzenstein, R. I 399, 458 Rekinarios s. Recinarius Rekithangos 1 337,339 II 157 Reliefplastik I 91 Religionen, orientalische I 403 Religionskrieg I 198 II 11, 14 Religionspolitik I 41, 44, 45, 71, 278, 404 Justinians I 73 Rema II Anm. 311 Remondon, R. II 201 Renaissance I 243, 401 Renan, Ε. I 442, 454 Reno II Anm. 462 Renoir, Ε. I 444, 454 Reparatus (Bischof v. Karthago) II 48 Reparatus (Senator, pr.pr.) II 109, 127 Republik I 131, 165 Res gestae divi Augusti I 409, 463 Resäfa s. Sergiopolis Resaina s. Theodosiopolis Reservatio mentalis I 213 Restitutio imperii Romani I 371 Restitutor Saeculi I 134 Resde, Μ. II 210 Reville, Α. I 454 Rhegium II 98, 184, 185 Rhein II 3, 5, 64 Rhizaion I 347 Rhodokanakis I 504 Rhodope I 63 Rhodopolis I 356, 366, 520 Rhodos I 494 Riccobonus I 396 Richards, J. II Anm. 187 Richthofen, B. von II Anm. 387 Ricilas II 170 Ricimer s. Rikimer Rießler, P. I 443 ff., 464 Rigaux, В. I 442, 454 Riggo II 165 Rijadh I 271 Rikimer 1 3 7 ff. II 11 Rimini II 124, 125 Rinn II Anm. 87, 91 Rion 1 3 5 5 , 3 6 3 , 5 1 8 , 5 2 1 Risiulfos II 156 Riviera II 70 Roby, H.J. I 425 Rocca Malatesta II 120 Roda, S. II 213 Rodenwaldt, G. I 387, 431 Rodulf II 72, 142 Römer 11 5 , 7 , 2 7 , 3 8 , 1 4 3 , 1 5 2 Italiens II 71, 84 Römertum, Dekadenz I 138 Romanitas II 15, 141
Romäertum I 50 Römisches Kaisertum I 123 Römische Kaiserzeit I 142, 235 Römisches Recht I 129, 140, 149, 156, 407 II 18 Römische Republik I 134 Römischer Senat I 165, 192, 412 Römische Tradition I 14, 17, 20, 122, 145, 162 Römischer Weltherrschaftsgedanke I 181, 400 ff., 429 Römische Zivilisarion I 23 Römisches Reich (s. auch Ost-, Weström. Reich, Reich, Byzanz) II 1, 3 - 5 Weltherrschaftsanspruch II 1 Weltreich I 134, 174, 448 ff. Weltreichstradition II 102 Legitimität II 1 Universalanspruch II 1 Reichszentralismus II 46 Römisches Reich griechischer Nation I 44 Universalreligion d. römischen Staates I 17 Bund d. Reichs mit d. Kirche II 7 Religionspolitik II 15 Ostprovinzen I 44, 266 Ostpolitik I 74, 247 ff., 483 ff. Reichspropaganda I 124, 181 Finanzsystem II 25 germanisch-alanisches Element II 9 Heer, reguläre Truppen (stratiotai) II 17 Söldnersystem II 32 Defensivstrategie II 108 Rechtseinheit II 90 humanitas II 197 Wiederherstellung I 137, 164, 165, 167 beim Tode Justinians Karte II 1 (Text II 253) Roger v. Sizilien I 475 Rohden, P. von I 398, 465, 501 Roisl, Η. N. II 213, Anm. 458, 553, 563 Rom (s. auch Ostrom, Westrom, Byzanz, Rom. Reich) I 11, 37, 50, 59, 70, 72, 135, 149, 151, 155, 156, 161 ff., 167, 170, 182 ff., 192, 195, 347, 413, 434, 440, 444, 448, 453 II 8, 13, 71, 78, 102, 104, 105, 111, 114-118, 122, 125, 137, 138, 165, 166, 172, 173, 175, 176, 178, 179, 181-184, 187, 193, 194, 198, 199, Anm. 286 Belagerung durch Witichis Karte II 6 (Text II 253) Plünderung durch Vandalen II 9 Belagerung durch Totila II 168, 171 Schleifung d. Mauern II 177 Wiederherstellung durch Totila II 187 als ideeller Mittelpunkt d. Römertums 1 1 7 Roma, personifiziert II 93 Roma aeterna I 132, 137, 186, 400
Index zu Band I und II Nea-Rome-Topos I 401 Rom, zweites I 401 Rom, drittes I IX, 243 Spätrom I 406 Romgedanke I Iff., 13, 89, 179, 180, 259, 320, 373, 399, 401, 406, 409, 429 Kontinuität 1 1 6 Verschmelzung mit dem Kaisergedanken I 17 bei den illyrischen Kaisern I 17 christlicher I 17, 304 Verknüpfung mit d. röm. Universalreligion unter Aurelian I 17 Romgedanke bei Konstantin I 19/20 Ergänzung durch das Christentum unter Konstantin I 18 Romromantik I 166, 247 Romanen II 68, 71, 74 Romania II 66 Romano-illyrische Tradition I 83 Romanelli, P. II 203, 205 Romano, G. II 213 Romanos II. I 482 Romanos IV. Diogenes I 242 Romanus (Statthalter) I 271 Romulus I 11, 150, 398, 411, 451, 453 Romulus Augustulus I 39 II 132 Roos, A. G. I 486 Roosevelt I 405 Roscianum (Rossano) II 180, 181 Rose, Α. I 376, 484 Rosette, Stein von 1132 Roskoff I 459 Rossano s. Roscianum Rossini, С. С. I 300, 505, 535 Rostovtzeff, Μ. I 383 ff. II Anm. 174, 250 Rotes Meer I 191, 269, 298, 299 ff. II 12 Roth, Η. II 202 Rothstein, G. 1 269, 488 ff. Rouche, Μ. II 212 Roussel, P. I 503 Roversi, G. II 214 Rub 'el chali I 491 Rubin, В. I 376, 377, 432, 433, 440, 454, 456, 459, 460, 466, 474, 483, 484, 504, 509, 523, 535 II Anm. 49, 79, 145, 217, 236, 258, 271, 276, 287, 304, 348, 353, 381, 387, 397, 398, 402, 424, 425, 454, 455, 456, 546 Ruderich II 165, 175 Rufinus I 180, 238, 260, 280 ff., 488, 496, 498, 501, 507 II 33, 41, 42, 53 Rufius Festus I 382 Ruggini, L. II 201, Anm. 266 Rugier I 41 II 3, 69, 164, Anm. 457 niederösterreichisches Rugierland II 141 Rümaghän I 510
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Runciman, S. I 523 Rus II 144, 145 Rusäfa Karte I 3 (Text I 535) Russen (Ostslawen) I 513 II 143, 146, 148 Rußland I 250 II 146, 160 russischer Raum II 60, 61 Südrußland II 4, 9, 62 Rusticiana II 176 Rusticus I 361 ff. II 86, 94, Anm. 528 Rusu, Μ. II 214 Rybakov, Β. Α. II Anm. 402 Ryckmans, G. 1 297 ff., 504 Ryckmans, J. I 297, 307, 505 Ryzov, S. 1515 Rzach, Α. I 454 Saba (hl.) s. Sabas Saba, Α. II 215 Saba (Land) I 298, 302, 318 Sabäer I 300 Sabas (hl.) I 52/3, 377, 379, Lit. I 376 SabatierJ. I 385 ff., 404, 408 Sabazios I 81 Sabbatius (Vater Justinians) I 204 Sabinian I 40 II 140, 170 Sabinus I 163 Sahiren I 47, 261, 268, 346 ff., 353, 357, 360 ff., 486 Sabirische Hunnen II 139 Sachau, Ε. I 535 Sachebu I 452 Sacrau II 4 Sadee, Ё. I 516 Säe I 519, Säkularisierung I 7 Safarik, P. I. II Anm. 424 Sahara II 12, 53 Saint-Martin, J. Α. I 514 Saitta, В. II 214 Saken I 22 Sakralkönigtum I 394 Salame-Sarkis, Η. II Anm. 8 Salamis I 410 Salarisches Tor s. Porta Salaria Salhln I 299, 302 Sälhiye s. Dura Europos Sallust I 179, 494 Salmon v. Idribt II Anm. 66 Salona (Spalato, Split) II 95, 97, 98, 104, 148, 169, 186-188 Saloniki I 72, 86, 385, 417 II 158, 185 Salvius Iulianus I 150 Samaria 1496 Samaritaner I 212, 232, 332, 471 Samaritaneraufstand I 280, 304 Samir Yuhar 'is I 301
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Index zu Band I und II
Sammael I 460 Samnium II 70, 104, 114, 116, 198 Samniterland II 166 Samokolakr I 518 Samokov I 62, 381 Samosata I 286, 289, 502 Samothrake I 410 Samtredia I 361, 521 Samurzakah I 518 Sant' Apollinare (Ravenna) I 388 Sant' Arcangelo II 123, Anm. 337 San Godenzo, Paß v. II 118 San Marco I 412 Santa Maria Maggiore I 412 San Marino II 120 Santa Sabina II 110 San Severino II 194 San Vitale 1100,118 Mosaik I 118, 386 Sanaa I 316, 319 Sanders, Η. Α. I 452 Sandil II 160 Sanherib I 443 Sansibar I 316 Säpar I. 1251 ff., 274 II 64, Anm. 174 Säpür II. I 252 ff., 301, Abb. I Tafel И (I 105, Text I 533) Säpür-Graben I 294 Sarah'il I 506 Sarapana I 486 Sarapanis I 263, 266, 355 ff., 359, 518 II 39 Sarapis I 403 Sarapis-Helios I 132 Sarapis-Pluto I 457 Sarazenen I 42, 147, 211, 228, 264, 279 ff., 287, 337 ff., 344, 488, 496 ff., 527 Sardanapal I 170, 215 Sardinien I 284 II 11, 16, 17, 20, 26, 29, 36, 58, 70, 76, 188, Anm. 164 Sargis v. Rusafa I 311 Sargon 17, 125 Sarmaten I 463 Sarmatien I 268 Sarmatisch-asiatischer Raum II 5 Sarno II 195 Sarre 1,511 Sarus I 371 II 66 Sasaniden I 16, 22, 180, 209, 247 ff., 259, 264, 270, 275, 299 ff., 403, 434, 510 II 64 Satala I 267, 279 ff., 284, 297, 510 Satan I 207 ff., 442, 449, 456 ff. Satirische Inschriften I 509 Sauer, L. 1511 Saul I 108, 481 Saumagne, Ch. II 205 Sauskin, Ju.G. I 375
Sauter, F. I 399 Sauvaget, J. I 274 ff., 277 ff., 488 ff., 509 Save II 150 Savagebiet II 70, 104 Savemündung II 144 Savramis, D. I XII Sbeida s. Sufetula Sbiba s. Sufes Scanda I 195, 263, 266, 512, 518 Scardigli, P. II 213, 215 Scardona (Skradin) II 98, 104 Schäferdiek, К. II 203, Anm. 355 Schärf, Riwkah I 459 Schafran, Ε. II Anm. 410 Scharopano I 195, 346, 518 Scheftelowitz I 455, 457 Scheggiapaß II, 117 Schieder, Th. II 213 Schiewitz, St. I 492 Schiffe II 6 Schifferstadt 1404 Schildberg (Oros aspidos) II 36 Schilderhebung I 378, 402, 404 Schiller, Η. II Anm. 174 Schindler, Α. II 203 Schisma (s. auch Kirchenspaltung) I 45, 50, 72 Akakianisches I 41 Schistow s. Novae Schlacht Geisterschlacht (Frühjahr 550) II 159 Gepidenschlacht v. 562 I 162 Hunnenschlacht II 9 Hunnenschlachtlied II 60, 61 Rabenschlacht v. Verona II 69 Schlacht bei Adrianopel I 516 Anglon I 343 Al Hiyär (Chalkis, Kinnesrln, Qinnesrln, Al Higär) 369, 370, 517 Byzacium II 53 Casilinum Karte II 10 (Text II 253) Chalkis (Kinnesrln) I 369, 370, 517 Dara I 84, 168 ff., 180, 254, 279 ff., 485 ff., 496 ff., 500, Karte I 1 (Text I 535) tfalib I 507 Kallinikos I 285 ff., 487, 498, 509, 517 Karrhai I 248, 271, 334, 341 Melabas I 265 Phasis I 365 am Sarno Karte II 8 (Text II 253) Sura I 348 Taginae I I 96 ff. Thannuris I 265 Tricamarum I 439 am Vesuv I 439 Schlachter, Α. I 386
Index zu Band I und II Schlange I 434, 455, 457 Schlangen-Mystik 1455 Schleifer, J. I 489, 517 Schlesien II 3, 141, 146, Anm. 3 Schlette, F. II 203 Schlier, Η. I 454 Schlumberger, D. I 492 Schmid, J. I 454 Schmid, P. I XII, 387 Schmid, W. P. II Anm. 374 Schmidt, Ε. I 484 Schmidt, J. Η. 1510 Schmidt, K. D. II 203 Schmidt, L. I 385, 508 II 2, 142, A n m . 2, 7, 9, 11, 16, 17, 20, 24, 25, 26, 35, 36, 38, 40, 44, 45, 52, 53, 63, 69, 167, 173, 181, 191, 266, 283, 381, 401, 410, 411, 448, 457 Schnackenburg, R. I 454 Schneeweis, Ε. I 459 Schneider, Α. Μ. I 394, 492, 496 II 203 Schneider, С. I 459 Schneider, F. II Anm. 273, 465 Schneider, R. II 213 Schoenebeck, H. von I 386, 404 Schönfeld, Η. I 381, 508 Schönfeld, Μ. II Anm. 27, 51, 72, 88a, 255, 264, 458, 532 Schoeps, J. Η. I 459 Schola protectorum II 182 Scholarier I 55 ff., 377 Scholastikos (Protospatharios) II 159 Schott el Dscherid II 54 Schramm, G. II A n m . 387 Schramm, Ρ. Ε. I 386 ff. Schraudenbach, L. I 496, 534 Schreiber, Η. II 212, A n m . 3, 4, 5 Schrift I 405 arabische I 251 griechische 1462 lateinische I 423 nabatäische I 251 slavische I 262 Schubart, W. I 150, 385, 389, 394, 399 II Anm. 204, 207 Schürer, Ε. I 443, 454 Schütte II A n m . 401 Schultze, J. F. 1427 Schultze, L. I 384 Schultze, V. I 401 Schulz, F. I 407 Schulz, O. Th. I 395 Schur, W I 483 Schurr, Α. II Anm. 202 Schwaiger, G. II 214, Anm. 187, 204, 299 Schwantes, G. II 141 Schwarte, K.-H. II 214
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Schwartz, Α. II 201 Schwartz, Ε. I 375 ff., 493 II A n m . 197, 210, 230, 245, 246 Schwarz, Ε. II 201, 212 Schwarzes Meer I 75, 194 ff., 258, 268, 335 ff., 345 ff., 349, 354 ff. II 4, 144, 150 Schwarzmeerpolitik II 139 Schwarzmeerflotte I 346 ff. Schweden II 59, 63, 66 Südschweden II 63 Schwind, F. von I 409, 413, 423 Schwyzer, Ε. I 473 Scipio I 138, 204, 405, 455 Scipuar II 187, 188 Scolacium II Anm. 499 Scupi (Skolpje) I 82 f., 383 Sebanos I 369, 525 Sebasdan I 265, 274 Sebastopolis I 518 Sebcha es Sedschua II 22, 23 Sebenico I 81 See, K. von II 203 See V. Tunis (Stagnon) II 20, 22, 24, A n m . 30 Seeberg, Bengt I 460 Seeblockade II 167 Seeck, О. I 376, 378, 414, 423, 435, 514, 520 II Anm. 174 Seeherrschaft II 3, 43, 119, 120, 185 Seemacht II 19, 98, 138 germanische II 1 vandalische II 2 Seekrieg II 8 Seemauer zum Marmarameer Abb. I Tafel 3 (I 64, Text I 531) Seewald, F. I XII Seide I 510 Fabrikation I 358 Handel I 315, 507 Monopol I 115 Seidenraupe I 358 Seidenstraße II 64 Seidlmayer, Μ. I 399, 401 II A n m . 410 Selbstbestimmungsrecht I 369 Seleukeia (s. auch Ktesiphon) I 212, 253, 270, 330, 332, 345, 510 Seleukiden I 126 Seleukos Nikator I 274 Sembrouthes I 300 Semiramis I 117 ff. Semjaza I 460 Sena Gallica (Sinigagüa) I 196, 516 II 119, 123, 187, 188 Senat II 72, 81, 84, 85, 87, 92, 97,102, 172,176, 182, Anm. 211,248 römischer I 39, 48, 57, 133, 163, 192, 412, 477, 494
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Index zu Band I und II
v. Byzanz I 45, 51, 58, 61, 67, 72, 74, 76, 108, 115, 144, 153, 156, 165, 177, 198, 200 ff. Senatsrechte I 377 ff. Senatsadel II 163 Senatspartei II 127 Senatsgeschichtsschreibung I 236 ff., 241 Senatspropaganda I 466 Senatoren II 80, 82, 93, 94, 109, 121, 133, 168, 176, 177, 182, 187, 194 senatorische Emigrantenkreise II 183 senatorische Grundbesitzerklasse II 166 senatorische Opposition I X, 233 senatorische Kaiserkritik I 133, 447 II 137 Seneca I 235, 464 Senekios I 295 Senio II Anm. 462 Seoses (Sijavus) I 260 Seppelt, F. X. II Anm. 485 Septem II 29 Septimius Severus 1 16, 403, 412 Serben I 385 II 146 Serdica (Sofia) I 62, 68, 86, 384 II 158, 185 Sergiopolis (Resäfa) I 275, 278, 325, 340, 498, 514, Abb. I Tafel 13 (I 304, Text I 523), Karte I 3 (Text I 535) Sergios (byzant. Gesandter) I 345 ff. Sergios (Neffe Solomons) II 43-47, II 179, Anm. 220 Sergius (Prätorianerpräfekt) I 54 Sergioskirche v. Djabiya I 278 Sergioskloster I 113 Seriane I 274 SermJn I 492 Servan s. Sisauranon Sesostris I 7, 433, 526 Sestan, Ε. II 213 Sestos II 150 Serif s. Sitifis Setton, Κ. Μ. I 397 Seuchen (s. auch einzelne Krankheiten) II 6, 114, 130, Anm. 356 Malaria II 114 Typhus II 130 Pest II 43 Sevastopol I 9, 268 Sevcenko, I. I 429 Severer I 16, 136 Severianus II 45, 46 Severus Alexander I 126, 478 Severus I 249 Severus v. Alexandreia I 53, 68 Severus v. Antiocheia I 45, 52, 70 ff., 104, 229, 576 Sextus Rufus I 490 Sfire s. Bersera
Sharach'il I 308 Shtabl 'Antar I 275 Sibenik I 381 Sibirien: Südsibirien I 376, 404 Sibylle Tiburtinische I 480 Orakel d. Sibylle II 95 Sibyllengrotte II 196 Sibyllinische Bücher I 443 ff., 466 Sicca Veneria II 46 Siccae Gadaiae (el guedea) II Anm. 145 Sidi Fathalla s. Decimum Sidi Khalifa s. Grasse Siebenbürgen II 65, 68 Sieffert I 454 Siegel, achämenidische I 402 Siegfried II 63 Sievetal II 165, 167 Sigeion (Jenischer) II 18 Sigismondi, G. II Anm. 553 Sigismund II 72 Sijavus s. Seoses Sila I 310 Silingen II 3—6 Silius Italicus I 132, 399 Silko I 317 Silverius (Papst) I 112, 114, 393 II 97, 102, 103,110,134, Anm. 220, 313 Silvri-Kapu I 532 Simek, Ε. II Anm. 374 Simek, R. II 213 Simeon s. Symeon Simmas I 286 ff., 497, 500, 501 Simonetti, Μ. II 203 Simson, O. G. von I 387 Sinai I 206, 303, 312 Sinaiwüste II 12 sinaitisches Mönchtum I 177 Sinderith II Anm. 242 Sindval II 200 Sindvit II 57, 113 Singara I 253, 264, 339, 341, 486, 498 Singer, H. R. II Anm. 98 Singidunum (Belgrad) II 142, 146, 149, 181, Anm. 410 Sinigaglla s. Sena Gallica Sinnion (Mitkämpfer Beiisars in Afrika) II 160 Sinogowitz, В. I 377 Sion, J. I 384 Siphilas II 98 Sippe II 66, 70, 80 Sirago, V. Α., II Anm. 196 Sirmium (Mitrovitza) I 193 ff., 211 II 75, 139-141, 148, 155, 156, 159 181, Anm. 410 Sisauranon (Servan) I 338 ff., 388, 440, 513 II 20
Index zu Band I und II Siscia II 104 Sisic, F. I 382 Sisidan II 51 Sisifrid II 171 Sisigis II 132 Sitifis (Serif) II 43, Anm. 92 Sitones II 73 Sittas I 3, 66, 85, 110, 148, 160, 180, 190, 263, 266 ff., 279 ff., 289 ff., 321 ff., 335 ff., 356, 433, 486 ff., 496 ff., 502, 508, 512 II 48, 67, 140, 147, 148 Sizilien 1 1 6 4 , 1 8 1 , 1 9 6 , 4 1 8 , 4 6 3 11 8 , 9 , 1 1 , 16, 18, 36, 39, 46, 70, 75, 78, 90, 92, 93, 98, 114, 122, 141, 167, 168, 173, 174, 180, 183, 184, 185, 188, Anm. 239 Sjuzjumov, M . J . I 391 Skagerrak II 2, 60 Skanda I 355 ff., 521, 529 Skandinavien II 2, 59, 140-142 Skeabeck, Α. Η. II Anm. 187 Skeparnas I 350 Skeptizismus I 225 Skirbos I 212 Skiren II 64, 69 Sklaven II 111, 166 Sklaverei I 181, 193 II 152-154 Sldavenmärkte II 35 Sklavenbefreiung II 166 Sklavenen II 144-148, 151, 152, 155-159, 161, 172, 182, 184-186, 188, Anm. 434 Anarchie II 145 Großfamilie II 152 Blutschande II 145 Ahnenkult II 154 Gottheit, höhere II 154 Opfer II 153, 154 Sklaveneneinfall vom Frühjahr 550 II 157 sklavenische Koalition II 147 Skok, P. I 384 Skolpje s. Scupi Skradin s. Scardona Skymnia I 357 Skythen I 391, 463, 529 II 144, 145 skythisch-sarmatische Iranier II 143 Skythia (s. auch Dobrudja) I 50, 72, 496 II 139, 146, 150, 158 skythischer Großraum II 9 Skythische Mönche II Anm. 447 Skythopoüs I 280 Slaven (s. auch Geten) I 40, 42 ff., 382 II 64, 139, 143-147, 149, 151, 153, 154, 156, 158, 162, Anm. 387, 410 Slaventum I 83 II 144 Urslawen II 64, Anm. 3 slavische Stämme II 181 Südslaven II 143, 146
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slavische Balkanvölker II 145 slavische Anten II 146 slavische Illyrer II 145 slavische Frühgeschichte II 152 Sippengemeinschaft II 154 „kommunist." Stammesverfassung II 152 patriarchalische Stammesverfassung II 152, 154 Monarchie II 154 Volksversammlung II 154 Kampftechnik II 153 Religion d. frühen Slaven II 153 slavische Schrift I 262 Slenci II 3 Slowakei II 4, 9, 72, 142 Smit, J. I 459 Smith, Sidney I 271, 317, 489, 490 ff., 504 ff., 535 Soden, W von I 394 Söhne d. Lichts I 444 d. Finsternis I 444 Söldnertum II 154 Sofia s. Serdica Soinas pylai I 517 Sokotra I 312 Sol I 403, 448 Sol invictus I 135 ff., 400, 404 Soltheologie I 400 Solachon II Anm. 66 Solari, Α. I 484 Soldatenaufstand, afrikanischer II Anm. 257 Soldatenkaiser I 16, 133, 477, 494 Solisternium I 409 ff. Sollicita cura I 130 Solmi, Α. II 213 Solomon I 416 ff. II 13, 31-39, 41-45, 53, 95, Anm. 72, 73, 99 Brief an Theoderich II 38 Tod (545) II 44 Solomon (Neffe d. vorigen) II 44, 45 Solomon (Soldat) I 322 Solon I 9 Somali I 300, 312 Sonnenkult I 132 ff., 172, 399 ff. Sonnensymbolik I 402, 403 Sonnen-Metaphern I 404 Sonnenwagen v. Trundholm I 400, 404 Sonne-Mond-Siegel I 403 Sophanene I 266, 512 Sophocles, F. Α. I 454 Sophrosyne I 139, 428 Soraci, R. II 215 Sorapani I 486 Sordi, Μ. II 203 Soria, В. II Anm. 436 Sorrentum II 194
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Index zu Band I und II
Soterichos I 362 ff. Sotiriades, G. I 499 Soury, G. I 458 Sousse s. Hadrumetum Sowa, G. II Anm. 405 Sowjetunion I 405 sowjetische Forschung II 144—146,152,154 Soyter, G. II Anm. 236 Sozialkritik bei Prokop I 235 Sozialökonomik I V I I I Soziologie I V I I I Spätantike I 434 Spahbadh-Mahbodh I 260, 485 Spalato s. Salona Spalionen I 365, 367 Spanien I IX, 38, 162, 166, 434, 463 ff. II 1, 5, 6, 10, 11, 66 Südspanien II 66 Sparta I 430 II 85 Spengler, О. I 246 Spiegel, Fr. I 483, 502 II Anm. 174 Spiele II 150 Spina II Anm. 539 Spionagewesen II 19 Split s. Salona Spoletium (Spoleto) I 441 II 104, 117, 118, 165, 171, 177, 193, Anm. 318 Spoleto s Spoletium Spremo-Petrovic, Ν. I 383 Sprengling, Μ. II Anm. 174 Srbik, H., Ritter von I XI Staab, F. II 214 Staat, totaler I 405 Staatliche Museen Berlin I 534 Staatsgedanke, römischer I 133 Staatsrecht, byzantinisches I 119, 127 Staatszeitung I 141 Stadtmauer v. Konstantinopel Abb. I Tafel 4 (I 65, Text I 532) Stadtmüller, G. I 384 II Anm. 387 Stadtpraefekt v. Konstantinopel I 61, 155, 160 Stähelin, F. I 375, 427, 455 Staerk, W. I 394 Stagnon s. See v. Tunis Stagnum s. See v. Tunis Stair, P. 1511 Stalin I 405, 406, 413, 453 Stara Planina I 82 Statius I 131, 136, 387, 399, 404 Stauffenberg, Α., Graf Schenk von I 376, 449, 451 ff., 479 Stauffer, Ε. I 397, 445, 454, 459 Steidle, В. II Anm. 458 Steidle, W. I 474 Steiermark II 146 Stein, Α. I 489, 492
Stein, Ε. I 293, 376, 380 ff., 427, 435, 483 ff., 490 ff. II Anm. 186,189,190,196,197,214, 232, 234, 246, 248, 249, 254, 260, 261, 268, 275, 277, 283, 297, 325, 327, 357, 360, 361, 411, 414, 417, 420, 431, 432, 439, 446, 448, 449, 451, 453, 454, 457, 458, 462, 467, 468, 469, 485, 487, 488, 489, 504, 518, 519, 522, 525,527, 528,534,535, 541, 545, Anm. 231, 346, 378, 379, 544 Steinacker, Η. I 423 Steinwenter, Η. I 396 Stephanakios I 286 ff., 500 Stephanos (Prokonsul) I 472 Stephanos (Exarch) I 498 Stephanus (Leibarzt des Kawa6) I 344 Stephanus (Vertrauter d. Narses) II 197 Stephanus (römischer Honoratiore) II 99, 100, 183, Anm. 268, 528 Steppenvölker II 143 Steuerwesen I 421 Steuerpolitik I 117, 164, 171 Steuerreform I 45 ff. Stiehl, R. I 293, 318, 483, 484, 487, 489 f f , 493, 503 ff. II 203 Stier, Η. Ε. I 396, 455 Stieren, Α. I 448 Stilicho I 37, 39, 42, 238, 401, 478 II 68, 71, 101 Stillwell, R. I 511 Stiltheorie II 139 Stoa I 10, 405 Herrscherideal 1476 Stobaios I 400 Stockmeier, P. II 203 Stoever, E. R. I 491 Stotzas II 38, 39, 45, 46, 47, 95, Anm. 72,105 Stotzasrebellen I 378 Strabo I 40, 50, 464, 486 Strack-Billerbeck I 460 Straße V. Messina II 59, 98, 175, 185, 198 Straße v. Sizilien s. Str. v. Messina Straßen I 385 Strata-Affäre I 317 II Anm. 352 Strata Diocleüana I 264, 270, 275 f f , 322, 490, 493, 533, Abb. I Tafel 14 (I 305, Text I 533) Strategie, Handbuch d. II 143 Strategikon d. Maurikios II 153 Strategios I 290, 296, 322 ff. Straub, J. I 375, 377, 397, 404 f f , 413, 428, 454, 516 II 203, Anm. 365 Streck, Μ. I 516 „Streit der Königinnen" II 80, 163 Ström, Α. V. II 203 Stroev, L. V. II Anm. 174 Stroheker, K. F. I IX II 201
Index zu Band I und II Stromboli II 171 Strumagebiet I 83 Strumatal I 381 II 187 Strumns'kyj, D. II Anm. 402 Strzelczyk, J. II Anm. 410 Strzygowski, J. I 492, 251 Studenten I 152, 154 Studienordnung I 154, 425 ff. Stuiber, Α. 1 396 ff. II Anm. 30 Sturm, J. 1513,515 Stutias s. Stotzas Stutz, Ε. II 213, Anm. 374 Suachin I 301 Suanen I 526, 529 Suania s. Swanetien Suartuas (Herulerkönig, mag. mil.) II 142, 161 Suavia II Anm. 283 Succession, apostolische I 35 Suchumi I 518 Sueben I 463 II 3, 5, 9, 10, 141 Suerbaum, W. II 213 Sufes (Sbiba) II 56 Sufetula (Sbeitla) II 50 Suffragienwesen I 236 Suffragiengesetz I 164 Sufriten II 14 Sugambrer I 170, 463 Suidas I 379 Sulla I 135 Sullectum II 21, 22 Sulpicius Severus I 450 ff. Sulzer, G. I 459 Sumer I 7 Sumerer I 410 Summa rei publicae I 424 Summus I 322 ff. Sumyafa' Aswa' I 305 ff., 314 ff., 508 Suna II Anm. 211 Sundwall, J. II Anm. 197, 232 Sunikas I 281 ff. II 54 Sura I 265, 275, 285 ff., 324 ff., 348, 497 ff. II 111, Anm. 49, Abb. I Tafel 14 (I 305, Text I 533), Karte I 3 (Text I 535) Suren 1 249 ff., 369 Surenas I 526 ff. Susiane I 466, 519 Sutas II 115, 119 Svartua s. Suartuas Svennung, J. II 212 Swanetien I 357, 368, 370 ff., 485, 526 ff. Swanetier I 369 Sweben s. Sueben Swoboda, G. I 459 Sybotische Inseln II 187 Sykai I 113 Syke (Galata) I 51
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Syllekton s. Sullectum Symeon Metaphrastes I 209, 392, 422, 446, 460, 468 Symeon v. Thessalonike I 412 Symeon v. Bet Arsäm I 273, 304, 310 ff., 490, 506 ff. Symmachus (pr. pr. per Africam u. quaestor exercitus) II 39, 41 Symmachus (Schwiegervater d. Boethius) I 74 II 15, 70, 72 Symmachus d. Α. I 236 Symmachus d. J. II 239 Synaxarium v. Senkessar I 312 Synesius I 20, 35, 44, 50, 396 II 46 Synkretismus 1 9 , 16 ff., 208 Synodicon Orientale I 59 Synoptiker I 208 Syrakus 1166 II 18,19, 36, 38, 92, 95, 98, 168, 185, Anm. 242, 257 Syrer I 45 Syrien I 35, 41, 46, 99, 112, 132, 170, 181, 251, 257 ff., 294, 303 ff., 309, 315 ff., 324 ff., 391, 462 ff., 509 ff. Bibliographie I 491 Syria Prima I 214 syrisch-arabische Küste II 128 Syrische Kirche I 370 Syrischer Kriegsschauplatz Karte I 10 (Text I 335) Syrtenstämme II 52 Syrtis maior s. Große Syrte Syrtis minor s. Kleine Syrte Szydlowski, J. II Anm. 374 Tabari I 269, 304, 316, 319, 324, 490, 505 ff. Tabük I 317 Tabük-Taima-Gebiet I 271 Tabula Peutingeriana I 274 Tabulae Aeneae I 407 Tacca (Tab. Peut.: Tlacia Bordy Messaudi) II Anm. 109 Tacitus I 13, 133, 191, 197, 212, 222, 234 ff., 399, 401, 411, 439 ff., 462 ff., 494 II 3, 73, 143, 153 Tadinae (heute Gualdo Tadino) II 117,118,160, 190, 191, 194, 196, Anm. 549, 553, Abb. II Tafel 11 (Text II 250), Karte II 7 (Text II 253) Taeger, F. I 375, 394 Taghlib I 273 Tagura II Anm. 64 Ώ ' ί ί I 316, 507 Ta'izz 1 307 ff. Taktiker II Anm. 371 Taman I 268 Tamanhalbinsel II 160
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Index zu Band I und II
Tamassia, N. II Anm. 65 Tamborino, Η. I 458, 459 Tanager II Anm. 497 Tanger II 6 Tannürin s. Thannuris Tanüh I 269 Taor I 82 Taormina II 18 Tapharas (s. "Atfar) I 265 Tapkova-Zalmova, V II Anm. 405 Taquizadeh, S. Η. I 502 Taramelli, Α. II Anm. 65 Tarasis II 50 Tarchnischwili, Μ. I 485 Tarentinischer Golf II 177 Tarentum II 177, 179, 180, 184, 194, Anm. 500 Tarquinius Superbus I 477 Tarracina II 113, 114, 167, 171 Anm. 271 Tarsos I 212 Tarvisium II 133, 163, 164, Anm. 453 Tasean, P.J. 1 5 1 5 Tata II 20, 26-30, Anm. 45 Tatian I 456, 467 Tato (Langobardenkönig) II 141, 156 Tattimuth II 16, 29 Taurer I 462 Tauresium I 80, 82 ff., 86 Taurision s. Tauresium Tauroskythen II 145 Taurus-Pässe I 514 Taylor, L. R. I 466 Tchalenko, G. I 499 Tdsibilon I 518 Teall, J. II Anm. 53 Tebessa II 50 Tebeth I 486/7 Techura I 520 Teitan I 448 ff. Teja I 173, 194, 197, 439 II 189, 194, 195, Anm. 564 Ausrufung zum König II 193 Münze Abb. II Tafel 6 (Text II 250) Telephis I 360 ff., 521 Teil El-Amarna I 400 Teil Touneynir Abb. I Tafel 13 (I 304, Text I 533) Teilenbach, G. I 401 Tempel Salomos II 9, 32 Tennesse-Stromtalverwaltung I 375 Terdetes I 350 Terentius II 39 Terracina s. Tarracina Tertullian 1 4 0 2 , 4 1 1 Tessin II 70 Testament Abrahams I 456
Testamentum Salomonis I 460 Testamentum XII Patr. I 460 Testi Rasponi, Α. II 214 Teufel I 207, 448, 456 ff. Teuffei, W S. I 174, 430 Teutonen II 2, 3, 101 Thabraca II Anm. 36 Thacia II 46 Tha'laba I 270 ff. Thallasaris I 501 Thallöczy, L. von I 385 Thamandi I 345, 501 Thamugadi (Timgad) II 13, 35, 42, Anm. 59 Thannuris (heute Tannürin) I 264 ff., 487 ff., 498, Abb. I Tafel 13 (I 304, Text I 533) Thapsakos I 499 Thapsus II 22 Tharah I 208 Theater I 100, 106, 391 Thebeta I 264 Theia s. Teja Theidis II 26 Theiß II 4, 140, 141, 142 Thelepte II 13 Themistios I 252, 484 Themistokles I 175 Theobald (Warne) II 198 Theocharides, G.J. I 391 Theodahad I 92,110,114, 189,288, 386 II 70, 76, 78-80, 82, 84-86, 90, 92-102, 110, 133, 164, Anm. 210, 211,214, 239, 248, 252, 257, 266, 271, 274 Charakter II 89 philos. Bildung II 81 Mitregent II 80 Briefwechsel mit Byzanz II 84, 87, 88 Münze Abb. II Tafel 6 (Text II 250) Theodebald (Frankenkönig) II 149, 188, 194, 196 Theodebert s. Theudebert Theoderich d. Gr. (s. auch Dietr. v. Bern) I IX, 23 ff., 38 ff., 72 ff., 180, 188 ff., 223, 239, 247, 276 ff., 388, 414, 436, 439, 493, Abb. I Tafel 5 (I 88, Text I 532) II 1, 15, 59-63, 66, 67, 69-73, 101, 114, 136, 137, 139-142, 148, 163,196, Anm. 2 1 1 , 2 1 4 thiudareiks II 71 Geiselschaft II 68 Königsütel II 71 Siegertitel II 71 Reichsverweser II 71 Flavius II 71 Patricius II 71 Princeps II 71 Statthalter II 71 König d. Goten u. Italer II 132
Index zu Band I und II Imperator II 71 Verzicht auf Kaiseridee II 71 kein neuer Cäsar und Alexander II 71 Dreißigjahrfest d. Regierung II 71 dynast. Bewußtsein II 59 Toleranz II 99, Anm. 266 föderalist. Mittelmeerpolitik II 137 Hegemonialgedanke II 72 Friedens- u. Heiratspolitik II 4, 72 Lit. I 376 Theoderich (Erstgeborener Chlodwigs u. Chlothildes) II 72 Theoderich (Westgote, 451 im Kampf mit Attila gefallen) II 66 Theoderich Strabo I 38 II 6 7 - 6 9 Theodizee-Problem I 460 Theodor II. Laskaris I 243, 482 Theodor (comes excubitorum) II 34, 38 Theodor (dux pal.) I 285 Theodor (patricius) I 265 Theodor (pr. pr. Orientis) I 421 Theodor (tzanischer Offizier) I 361, 364/6 Theodor d. Kappadoker II 32, 37, 39, 41 Theodor Sima I 280 Theodorus Lector I 379, 484 Theodorus Schol. Hermupolit. Thebanus I 4 Theodora I 1, 53, 67, 76 ff., 98 ff., 166, 177, 184, 198 ff., 341, 368, 378, 385, 391 ff., 429 ff., 455, 467 ff., 476, 513 II 16, 33, 45, 81-85, 109, 1 1 0 , 1 3 4 , 1 3 6 , 1 6 9 , 1 7 0 - 1 7 3 , 1 8 4 , A n m . 221 Herkunft I 112 Jugend I 99 beim Theater I 100/1 als Schauspielerin I 102/3 Begegnung mit Justinian 1 1 0 5 Eheschließung I 107 Weg zur Politik I 106 Hausmachtpolitik I 115 Rolle im Nikaaufstand I 111 monophysitische Uberzeugung I 107 Religions-u.Kirchenpolitik I 111 ff. religiöser Einfluss auf Justinian I 113 Klostergründungen I 113 als Mitregentin I 110 Verhältnis zum Heer I 119 Beziehung zu den Blauen I 106 Briefe Theodahads u. Gudelivas an sie II 87, 88, 89 Vergleich mit Amalasuntha I 118 bei Fredegar u. Almoin v. Fleury I 232 im Urteil der Opposition I 116 Charakteristik bei Prokop 1 2 1 5 , 2 1 6 bei Zonaras I 230 Quellen u. Literatur I 80, 120, 376, 381 ff. bildliche Darstellungen I 100
309
Mosaik v. San Vitale, Ravenna I 92, Abb. I Tafel 9 (I 104, Text I 532) Marmorkopf Abb. I Tafel 10 (I 104, Text I 533) Standbild I 431 Theodora (Witwe d. Opsites) I 349 Theodoret I 444, 447, 451, 457, 493 II 64 Theodosianische Mauer Abb. I Tafel 4 (I 65, Text I 532) Theodosiopolis (Erzerum) I 256, 289, 291, 320, 342 ff., 497, 501 ff., 510 Theodosiopolis (Resaina) I 264, 339 II Anm. 114 Theodosios d. Gr. I IX, 2, 19, 35, 407, 512 II 131 Theodosios II. I 35, 57, 253, 271 Theodosios (Soldat) II 17 Theodosius (comes) II 33 Theodosius (hl.) I 384 Theodotos I 75 ff., 420 Theognis v. Megara I 235 Theokritos I 56, 58, 68, 410 Theoktistos I 328, 339, 342 Theopaschitische Formel I 72 II 78 Theophanes Confessor I 232, 241, 270, 429, 473 ff., 479 Theophanes continuatus I 480 Theophilos (Kaiser) I 241, 481 ff. Theophilos (Bogomil) I 381 Theophilos der Inder I 302, 304 Theophilos (Jurist) I I 5 2 f f . Theophobios I 358 Theophrast I 101, 214, 391 Theophylaktos Simokattes I 241, 394, 486, 475 ff., 506, 510 Theopomp I 392, 470, 475 Thermopylen I 47 II 150 Theseus I 138 Thessalien I 430 II 150 Thessaloniki s. Saloniki Theudebald s. Theodebald Theudebert I 196 II 102, 103, 121, 129, 130, 141, 149, 155, 156, 162, 183, Anm. 357 Theudenantha (Gattin Evermuds) II Anm. 210 Theuderich (Frankenkönig) II 75, 141, 148 Theudibert s. Theudebert Theudis II 26, 29, 134 Theveste II 13, 44, 45, Anm. 64 Thiele, Η. II Anm. 196 Thiele, W. I 453 Thieß, F. I 381, 393 II 100, 105, 216 Thignica (Ain Tunga) Abb. II Tafel 3 (Text 249) Thing II 67, 70 Thiudigoto II 72 Thiudimir II 68
II
310
Index zu Band I und II
Thomas (Vater d. Joh. Guzes) I 351, 518 Thomas (Offizier) II 57, 132 Thomas (Bischof v. Apameia) I 333 Thompson, Ε. Α. II 201 Thorimuth (Doryphore Belisars) II 161, 170, 184 Thorisin (Gepidenkönig) II 156 Thorismod s. Thorimuth Thoronian, Η. I 515 Thraker I 82, 193, 339, 383, 384, 462 II 14, 114, 121, 144, 153 draka = Kämpfer II 144 hessische Th. II 130 thrakische Einheiten II 167 181 thrak. Reiter II 119 Thrakertum I 64 Thrakien I 40, 46, 50, 62, 170, 211, 267, 385, 391, 410, 417, 436, 438, 462, 464, 486, 516 II 17, 145, 146, 148, 157, 158, 160, 169, 172, 181, 184, 186 thrakischer Chersonesos II 150 Thrakoillyrer I 42, 83 II 37 des Donauraums II 145 Thrasamund I 184 II 12, 13, 15, 30, 67, 72 Münze Abb. II Tafel 1 (Text II 249) Thüringen II 75 Thüringer II 75, 161 Thukydides I X, 130, 135, 246, 429, 436, 465 II Anm. 371 Thüle II 59 Thurisind II 162 Thyland II 2 Tibelios (Tzibile) I 366, 518 Tiber II 174, 178 Tiberschifffahrt II 171 Tiberias I 304 Tiberius I 13, 133, 241, 378, 396, 462 Tiberios I. Constantinus I 372, 421, 475 ff. Tiberios II. I 125 Tibermauer II 116 Tibull I 132, 464 Tibur II 113, 168, 169, 178, Anm. 470, 491, 505 Tichanowa, Μ. Α. II Anm. 387 Tichomirov, Μ. N. II Anm. 402 Ticinum (Pavia) II 115, 121, 127, 129, 130, 132, 134, 163, 193-197 Tiffis I 263, 361, 486, 512 ff., 518 Tigisis II 35, Anm. 64 Tigranokerta I 501 Tigre I 300, 303 Tigris I 249, 319, 339 ff., 487, 499, 501, 510 Tiffich, P. I 459 Timgad s. Thamugadi Timostratus I 264, 272, 310, 486 ff. Timotheus (Patriarch) I 104, 311
Tinnefeid, F. II 201, Anm. 192 Tipassa II Anm. 64 Zungenwunder v. I 435 Tiridates I 494 Tissot, Ch. II Anm. 26, 39, 44, 58, 60, 63, 64, 73, 74, 80, 83, 104, 109, 148 Titan I 448 Titus I 12, 14 Tivoli s. Tibur Tobna s. Tubunae Tocar I 300 Todi s. Tuder Tolbi I 521 Tolstoj, J. J. 1 385 ff., 408 Tolstov, S. P. I 248, 376, 484 Tomadakes, N. В. I 393 Tomaschek, W. I 381, 384, 503, 518 II Anm. 384 Tommassetti II Anm. 309, 499 Tomko Marnavic, Ivan I 81 Tondriau, J. I 394 Toperos (heute Balastra) II 157, 158 Topoi II 145 Tor Asiens II 64 Torre del fiscale II Anm. 309 Torrente Ausa s. Arusa Toskana II 81, 117 Totemismus II 154 Totes Meer I 278 Töth, Ε. II 202 Totila I 116, 173, 183, 192, 194, 196, 335, 352, 438 ff. II 104, 128, 151, 157-159, 164-188, 190, 192, Anm. 458, 468, 491, 494, 496, 499, 505, 549, 453, 558 Sozialprogramm II 175, 176 Bodenreform II 166 Münzprägung II Anm. 542 Tod II 193 Grab II Anm. 559 Münzbild Abb. II Tafel 6 (Text II 250) Toumanoff, G. I 485, 515 Tournebize, Fr. I 515 Tournier, P. I 459 Tovin s. Dubios Trachea 1 349 ff., 518 Trachon 1496 Tradition, monarchische I 61, 125 orientalisch-hellenistische I 145 römische I 122, 145 spatrömische I 43 Tragödie I 101 Traian I 14, 129, 132, 235, 249, 276, 372, 386, 388, 486, 494, 512 II 128, 139 Traian (Doryphor Beiisars) I 339 II 111, 113, 114, 128, 139 Tranfaglia, N. II 213
Index zu Band I und II Transdanuvische Stämme II 145 Transjordanien II 12 Transkaukasien II 128 Transpadanien II 132 Trapezunt I 180, 266, 363, 385, 433 Trasamund s. Thrasamund Treitinger, О. I 378, 381, 396 ff., 402, 404, 412 ff., 475 Tremo II 116 Tret'jakov, Ρ. N. II Anm. 402 Treton (Michaelskirche) I 333 Tribonian I 89, 149, 152, 154, 156 ff., 385, 416 ff., 425, 517 Tribunicia potestas I 126 Tribunos I 345 ff., 390, 519 Tricamarum II 26, 27, 29-31, 40 Schlacht bei I 439 Tripolis I 184 II 10, 12, 16, 29, 32, 43, 53 Tripolisstämme II 13, 57 Tripoütanien II 17 Tripolje-Kultur II 144 Trisoglio, F. II Anm. 541 Troja I 401, 410 Trotza (Berge v.) II 56 Trotzki, L. I 244 Trousset, P. II 203 Trundholmer Sonnenwagen I 400, 404 Tryphon (Steuerbeamter) II 32 Tschalenco, G. I 492 Tschamkori-Paß I 62 Tschataldschalinie I 43, 47, 256 Tscherkessen II 146, Anm. 401 Tschorok I 433 Tschungsiang I 139 Tubunae (Tobna) II 43, Anm. 92 Tuder(Todi) 11117,118,122, Anm. 320,329 Tudor, D. I 384 Türkei I 43, 372 Türken I 371, 506, 513 Tugenden, christliche I 127 platonische I 9, 138 Tullian II 174, 176, 177 Tuluin II 140 Tumar II 42 Tunesien Karte II 5 (Text II 253) Tur Abdin I 338 Turaev, Β. Α. I 505 Turan I 265 Turanier I 254 Turanische Barbaren II 13 Turkestan I 520 II 64 Turns II 154 Turville-Petre, G. II 203 Tuskien II 79, 104, 127, 166, 194, 196 Tuscia II Anm. 211, 318 Tuscia annonaria II 118, Anm. 320
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Tyche I 19, 130, 135, 224, 431, 474, 477, 521, 525 Tyconius I 442 Typhon I 457 Typhusepidemie II 130 Tyrannenmörder I 399 Tyrannis I 188, 219, 477 Tyrannus-rex I 376 Tyrus, Fürsten v. I 443 Tzachar 1 366 ff., 522 Tzanen I 164, 180, 190, 266, 267, 336, 346 ff., 364 ff., 433 ff., 488, 496, 503 Tzanika I 512 Tzath I 258, 495 Tzathes I 362, 512 Tzathios I 526 Tzazon I 187 II Anm. 36 Tzibilis I 350, 360, 366 Tzilgibi I 259 Tzon-Paß I 527 Tzumina I 502 Tzurulon II 157 Udal'cova, Ζ. V. II Anm. 192 UdSSR I 405 Udzenar I 513 Uebersberger, Η. I XI Ued bu Rugal s. Abigas Ued el Arab II 35 Ukraine I 371 II 65 Ulfila 1111,64 Uliaris (Viliarit) II 23, 29, 123, 165 Uligisalus II 104, 118 Uliphos II 171 Ulitheus 1147,116 Ulimann, W II Anm. 187 Ulmetum (b. heutigen Pantelimon de Sus) II 158 Ulpian I 127, 154, 163 Ulpiana (s. auch Justiniana Secunda, heute Lipljan) II 161, 189 Ulrich, Th. I 398 Umbrien II 194 Umbria II Anm. 318 Underwood, P. A. I 382 Ungarn II 4, 9, 141 Univeralismus I 16, 102, 248, 260, 464 Universitäten 1151 Uppland II 2 Uraias s. Wraja Uranios 1295 Urbinum (heute Urbino) II 116-118, 125, 126, 190, Anm. 465 Urbs Salvia II 123 Urbs Vetus (Orvieto) II 118, 125, 126, Anm. 320, 343
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Index zu Band I und II
Urceliana manus II Anm. 146 Urnenfelderleute, lausitzisch-schlesiche II Anm. 374 Ursicinus II 108 Ursicius I 508 Ursuk I 508 Usdrilas II 189 Usenet, Η. I 384 Usigardos I 362 Uslar, R. von II 213 Uspenskij, F. I. I 376 Uspenskij, Κ. Ν. I 480 Uspenskij, Th. I 491 Ustrigotthus II 162 Uthimereos I 357 ff. Utiguren (utigur. Hunnen) I 228 II 139, 160 Uxkull-Gyllenband, W. I 474 Vacatio legis 1 4 1 8 ff. Vaccari, P. II 215 Vacimos (Wakim) II 118, 122, 123 Vaczy, P. I 427 Västergötland II 59 f., Anm. 167 Vaga (Badja) Abb. II Tafel 5 (Text II 249) Vahriz I 319, 372, 486 Valens I 512 Valentin (Bischof v. Silva Candida bzw. S. Rufina) II 173 Valentin (Offizier Beiisars) II 169, 172 Valentinian (Kaiser) I 129, 182, 189, 237, 425 II 8 Valentinian (Offizier) II 112 Valeria II 140 Valerian (Kaiser) I 134, 251, 449 Valerian (mag.mil.) I 364 II 18, 27, 38, 39,109, 111, 113, 115, 134, 179, 180, 181, 187, 188, 189, 191, 192, 193, 194, 200 Valerius Maximus 1 4 1 1 , 446 Valesius I 484 Valine, S. I 515 Valona II 167 Väna, Ζ. II Anm. 387 Vandalarius s. Wisand Vandalen I 36, 38, 40, 43, 48 ff., 74, 142, 156, 161 ff., 181 ff., 210, 218, 247, 289, 385, 430, 434, 439, 451, 471 II 1 - 9 , 11-13, 19, 25, 27, 37, 38, 41, 45, 59, 63, 75, 166, A n m . 3 Ostvandalen II 5 asdingische V II silingische Westvandalen II 5 Vandalinnen II 37 Rechtswesen II 41 Vandalenkönig als Rechtsnachfolger d. weströmischen Kaisers II 26 Nationalpartei II 15 Keramik II 4
Religionspolitik II 12 Staatskirchentum II 11 Arianismus II 11 Katholikenverfolgungen II 5 Konfiskation v. Kirchengut II 11 Vandalenkrieg I 106, 151, 177, 191, 194, 501 II 10, 102, 117 „Vandalenkrieg" s. Prokop Vandalenlose II 11 Vandalenreich 1 3 7 , 7 4 , 9 1 , 1 8 4 11 1 , 7 , 1 0 , 1 4 , 15 Seereich II 2 Vandalenzug II 5 Värady, L. II 202 Varazes s. Warazes Vardargebiet I 64, 83, 91, 384 Vardartal II 185 Varna I 50 Varro I 404 Varunche I 520 Vasiliev, A . A . I 376ff., 396, 425, 486, 490, 506 II Anm. 66 Vasmer, Μ. II 143, Anm. 385, 387 Vasudeva I. I 251 Vavrinek, V. II Anm. 192 Vece II 152 Vegetarismus I 390 Vegetius I 516, 520 Vellern II Anm. 498 Vendsyssel II 2 Venedig I 141 Veneter II 143, 144, 146 Veneto-Illyrer II 145 Venetien 1 193,211 11 1 3 1 , 1 3 3 , 1 4 9 , 1 5 7 , 1 6 3 , 181, 188, 189, 193, 197, 199 Veniero, Α. I 429 Venilos I 349, 355 ff. Venus I 411 Verbrannte Inseln I 299 Verecundus (Bischof v. Iunca) II Anm. 157 Vergentinus II 127 Vergil I 131, 399 ff., 464 Verina 1 3 8 , 4 1 , 1 1 7 Vernadskij, G. II 146, Anm. 10, 402 Verona II 133, 164, 165, 189, 193 Veronesische Liste (vom Jahr 297) I 382 Verucchio II 123, Anm. 337 Verus II 179, 180, 187, Anm. 510 Verwaltungsreform I 190 Vespasian I 12, 14, 132, 400, 462, 494, 512 Vesuv II 194 Vetter, G. I 388, 436, 495 Vettona II 117 Via Aemilia II 123, 125, 166, 189 Via Amerina II 117, 118, Anm. 320
Index zu Band I und II Via Appia II 94, 113, 114, 179,180, Abb. II Tafel 7 (Text II 250) Via Campania II 171 Via Cassia II 118, Aran. 320 Via Clodia II 118, Anm. 320 Via Egnatia I 383 Via Flaminia II 106, 108, 114, 117, 120, 125, 166, 171, 190, 193, 194, 198, Anm. 319, 344 Via Flaminia antiqua II 117 f. Via Iulia Augusta (Via Postuma) II 129 ViaLatina 11103,114 Via Praenestina II 106 Via Salaria II 117 Via Traiana II 175 Via Valeria II 117 Viale del Muro Torto II Anm. 293 Vico, G. В. I 395 Victimarius I 446 Victor Tonnensis I 484 ff. Victor Vitensis I 435 Victoria aeterna I 136 ff. Victoria Augusti I 142 Vierkaiserjahr II 64 Vigilius (Papst) 1112 II 74,110,111,125,172, 173, 185, Anm. 298, 309, 485, 520 Biographie II 176 Constitutum üb. Drei Kapitel II Anm. 447 Vikinger II 2 Viktorin v. Pettau I 444, 451 Viliarit s. Uliatis Villehardouin I 119 Vincke, V. I 514 Vinitharius II Anm. 401 Vinski, Z. D. II Anm. 402 Violet, В. I 454 Vismara, G. II 214, II 215 Vitalian I 49 ff., 228, 230, 257 ff., 280, 380, 485 II 10, 139, 169 Vitalius II 127, 130, 131, 152, 163, 164, 170, 172, Anm. 360, 453 Vitaxa v. Arzanen I 485 Vitellios I 477 Vidgis s. Witichis Vitrano, F. Μ. I 395 Vitulus II 52 Völkerkataloge I 461 ff. Völkernamen, anachronistische II 145 Völkerwanderung I 24, 49, 83 II 2, 139 Völkerwanderungszeit II 11 Voelkl, L. I 376 Vogelstein, Μ. I 378, 399, 402, 429, 484 Vogt, Α. I 531 Vogt, С. I 531 Vogt, H.J. II Anm. 196 Vogt, J. I 376, 399, 401 II 201 Voigt, Th. II 201
313
Volaterra (Volterra) II 196 Volbach, W. F. II 202 Volker II 30 Volkmann, Η. I 407 Vollmann, В. II 213 Volsinii II Anm. 318 Volterra s. Volaterra Volterra, Ε. II 215, Anm. 8 Volturno II 199 Vorgeschichte I 207 Vormundschaft I 420 Voste, J.-M. 1454 Vulic, Ν. I 378, 381 ff. II Anm. 447 Vulpe, R. II Anm. 416, 436,437 Waage, D.B. 1511 Waan Mamikonid I 503 Wacca II 85, 105, 106 Wacho (Waccho, Wakes: Langobardenkönig) II 128, 141, 148, 149, 155, 156 Wachstein, Ε. I 454 Wadi Hatob II 56 Waffenleihe II 71 Wafrizes I 365 Wagenburg II 40 Wagner, N. II 213, Anm. 181 Wahlzeremoniell I 378 Wahrsagen II 154 Waitz I 516 Wakes s. Wacho Wakim s. Vacimos Walachei II 139, 146 Walamir II 68 Walarsakert I 503 Walbank, F. W. II 201 Waldaros II 156 Walderada II 149 Wallace-Hadrill, J. Μ. II 202, 212 Wallensteins Lager II 124 Wallia II 6 Wan-See I 342, 501 Waräger II 61 Warägerzeit II 65 Waranes I 530 Warazes I 355, 366, 522 II 179 Ward-Perkins,J. II 209 Warmington, Β. Η. II 203 Warnen: Ostwarnen II 156 Waszink, J. Η. I 459 Watzinger, С. I 492 Weber, W. I XI, 375, 389, 399, 400, 404 ff., 455, 462 ff., 483, 512 Weiberregiment II 73 Weichsel II 4, 60, 63, 67, 144 Weichsel-Nogat-Delta II 140 Weigand, G. I 384
314
Index zu Band I und II
Weihrauchstraße I 298 Weinel, Η. I 459 Weinreich, О. I 391, 410, 455 Weise, G. II 215 Weiß II Anm. 344 Weiss, Ε. I 409 Weiss, J. I 459 Wekschegona, W. I 375 Weltanschauung weltanschauliche Axiome I VIII römische I 134 christliche I 206 d. Mittelalters I 234 Weltbild I 191, 245 Weltbrand II 64 Weltgeist zu Pferde I X Weltherrschaftsgedanke I 1, 136, 398, 401, 428 römischer I 181, 400, 429 jüdischer I 464 Weltjahrzählung, alexandrinische I 490 Weltkarte d. Agrippa I 463 Weltreich Sargons I 7 Weltreichsgedanke, monarchischer I 12 d. Orients I 252 Weltreichsideologie I 47, 248 Weltüberschau I 172 Wenden II Anm. 387 Wenger, L. I 385, 395, 409, 413 ff. Wenskus, R. II 213, 214, Anm. 181 Werften d. Reichs auf Cypern II 150 Werner, Η. I 376, 400 ff., 474 Werner, R. II Anm. 402 Wes, Μ. Α. II 202 Wesendonk, V. I 485 Wessel, К. I 388, 534 West, L. С. I 509 Westgoten I 37 ff., 162 II 6, 8, 10, 66, 74, 141 Name II 64 souveräner Staat auf Reichsboden II 68 Westmasuren II 3 Westrom II 10, 14, 158 Weströmisches Reich II 6, 163 Weströmisches Reich (Erneuerung d.) II 59 westliches Kaisertum II 133, 136 Wettern II 63 Wettersee II 63 Wickert, L. I 464 Wickham, С. II 215 Wickham, L. R. II 203 Widengren, G. I 394, 523 Widimir II 68 Widin II Anm. 571 Wieacker, F. II 201 Wiedervereinigung der Deutschen I IX der Mittelmeerwelt I IX, 74, 97 Wienlersse, F. I 492
Wiesner, J. I 384 Wilcken, U. I 408, 455 Wilgang I 349 ff., 355 ff. Wilhelm, Α. I 409 Wilmart, Α. I 450 WUpert, J. 1412 Winkler, Α. II Anm. 38 Winter, O. F. I 276, 493 ff., 512 Wirth, G. II 202, Anm. 181, 185 Wirtschaftslandschaft I 375 Wisand (Wisandus Vandalarius) II 105, 118, 122, 123, 127, 129, 130, 163 Wischmeyer, W II 215 Wisigarda II 149 Wissmann, H. von I 489 Withimar II 146 Witichis (Vitiges) I 41, 170, 183, 189, 355, 438 II 75, 80, 101-104, 106, 107, 110-118, 120-124, 127-134, 137, 140, 141, 148, 149, 155,161,163, Anm. 271,272,275,286,319, 320, 325, 335, 351 dynastisches Denken II Anm. 275 Heiratspolitik II Anm. 275 Münze Abb. II Tafel 6 (Text II 250) Wittig, К. I 427 Wlassak, Μ. I 385 Woessner, W. I 436 Wolf, Ε. II 203 Wolff, F. II Anm. 374 Wolfram, Η. II 212, II 213, II 214 Wolga II 64 Wolhynien II 143 Woltmann II Anm. 374 Worms II 5 Wozniak, F. Ε. II 214, Anm. 254, 410 Wraja (Uraias) II 121, 126, 129, 130, 131, 132, 134, 163 Wrajas Gattin II 163 Wrede II Anm. 458 Wroth, W. I 385 ff., 404, 408 II Anm. 542 Wulf, О. I 387 ff. Wulfilas s. Ulfila Xanalatos, D. I 473 Xenodochium an d. Via Lata II 125 Xenokrates I 207 Xenophon I 9, 175 Xerxes I 264, 488 Xystus (Regionarsubdiakon) II 110 Yadin I 444 Yaksum I 318 Yamama I 316 Yamanat I 298, 301 Yathrib I 304 Yaum Hallma I 370, 517
Index zu Band I und II Yazdgard I. I 253, 270 Yüsuf s. Dhü Nuwäs Zab II 42 Zabarda (dux) II 36 Zabergan 1 114,330,513 Zabi Iustiniana II 43, Anm. 92 Zachariae, Ε. I 427 Zacharias Rhetor I 262, 264, 376 ff., 390 ff., 455, 484 ff., 502, 510, 517 Zakynthos II 18 Zalenkos 1426 Zanar I 493 Zanfour s. Assuras Zanutto, S. I 504 Zarathustra I 9 ff., 132, 207, 251, 354, 519 Zarenreich I 7 Zarvan-Aion-Theologie I 131 ff., 400 Zchenis (Zchale) I 518, 521 Zebed I 276 Zebeldä I 518 Zehnerkommission I 144, 146 ff. Zeiller, J. 1 82,383 Zeitgeist I X Zeitung I 141 Zemarchos I 63, 378, 379, 381 Zendalas II 199 Zengitani II Anm. 118 Zeno I 35 ff., 52, 71 ff., 151, 184 ff., 255 ff., 376 ff., 392, 512 II 12, 71, 76, 114, 139
315
Zenobia (Halebiye) I 251, 276, 324, Abb. I Tafel 14 (I 305, Text I 523) Zentralarabien I 303 Zentralasien I 371 ff. Zerbule (Kastell) II 42, Anm. 91 Zeremoniell I 116, 127 Zervos, С. I 459 Zeugitana II Anm. 36 Zeugma I 340, 511, 514 Zeus I 101, 302, 403, 455 Zeus-Jupiter I 456 Zeusthron I 410 Zeuss, J. К. II Anm. 182, 283 Zhafär I 299 ff., 314 ff. Zieh (pers. Titel) s. Isdigusnas Ziehe Gozdi I 520 Zichedschari I 513 Ziegler, Μ. I 454 Zilliacus, Η. I 385 Zimarchos s. Zemarchos Zimmermann, H.-D. II 203 Zirkus II 183 Zirkusparteien I 44, 71, 75, 198, 202, 257, 286 Zobten II 3, Anm. 5 Zöllner, Ε. II Anm. 355 Zografu I 379 Zosimos I 236 ff., 467, 474 ff., 516 Zotenberg, Η. I 379 Zug der Elephanten I 318 Zungenwunder v. Tipasa I 435 Zupan II 154 Zweifrontenkrieg II 75, 101, 162, 169 Zweites Rom s. Rom
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