Das Nullpunkt Feld 9783641183295

Existiert so etwas wie ein feinstoffliches Feld, das die belebte und unbelebte Schöpfung und damit den ganzen Kosmos dur

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German Pages [498] Year 2015

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Table of contents :
Vorwort - Die kommende Revolution
Erster Teil - Resonanz im Universum
1 - Licht in der Dunkelheit
2 - Ein Meer von Licht
3 - Geschöpfe aus Licht
4 - Die Sprache der Zelle
5 - In Resonanz mit der Welt
Zweiter Teil - Das erweiterte Bewusstsein
6 - Der kreative Beobachter
7 - Geteilte Träume
8 - Das erweiterte Auge
9 - Das endlose Hier und Jetzt
Dritter Teil - Das Nullpunkt-Feld wird angezapft
10 - Das heilende Feld
11 - Telegramm von Gaia
12 - Das Nullpunkt-Zeitalter
Dank
Anmerkungen
Literatur
Index
Haben Sie Lust gleich weiterzulesen? Dann lassen Sie sich von unseren Lesetipps inspirieren.
Leseprobe: Lynne McTaggart, The Bond
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Das Nullpunkt Feld
 9783641183295

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Die englische Originalausgabe dieses Buches erschien 2001

unter dem Titel »The Field« bei HarperCollins Publishers, London.

Die deutschsprachige Erstausgabe erschien 2002

im Goldmann-Verlag, München. Die Autorin dankt Robert G. Jahn und Brenda J. Dunne

für die Erlaubnis, aus ihrem Buch »Margins of Reality«

(New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1987) zu zitieren. © 2002 der Originalausgabe Lynne McTaggart

© 2003 der deutschsprachigen Ausgabe

Arkana, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Published in agreement with the author,

c/o Baror International Inc., Armonk, New York, USA.

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur

WL · Herstellung: CZ

Satz: Uhl+Massopust, Aalen ISBN: 9783641183295

V003

www.arkana-verlag.de

www.randomhouse.de

Buch   Existiert so etwas wie ein feinstoffliches Feld, das die belebte und unbelebte Schöpfung und damit den ganzen Kosmos durchdringt? Ein Feld, das man als die »Mutter aller Dinge« bezeichnen könnte? Die Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart bejaht diese Frage. Acht Jahre lang hat sie für dieses Buch recherchiert und dabei zahllose Physiker, Biologen, Neurowissenschaftler und Bewusstseinsforscher interviewt. Mit der Existenz des Nullpunkt-Feldes lassen sich zahlreiche bislang unverständliche und in Zweifel gezogene Phänomene erklären. Geistheilung, Gedankenübertragung oder Synchronizität erhalten damit eine logische Grundlage. Nicht zuletzt die Möglichkeit, das Nullpunkt-Feld anzuzapfen und damit unsere Energieversorgung auf eine neue Grundlage zu stellen, verleiht diesem Buch einen ungeheuer praktischen Aspekt. Ein tiefgreifender Paradigmenwechsel kündigt sich an.

Autorin   Die englische Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart hat für ihre Arbeiten bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. In England wurde sie bekannt durch ihren Bestseller »What Doctors Don’t Tell You« (»Was Ärzte Ihnen nicht erzählen«). Als Herausgeberin betreut sie einen Newsletter, der sich kritisch mit konventioneller und alternativer Medizin auseinander setzt. Im Rahmen der Recherche für »Das Nullpunkt-Feld« besuchte sie internationale Top-Forscher, deren Teilerkenntnisse sie im vorliegenden Buch zu einer revolutionären Theorie zusammenfasst. Lynne McTaggart ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London.

       

Der Physik könnte eine Revolution bevorstehen, die jener gleicht, die sich vor gerade erst hundert Jahren abgespielt hat … ARTHUR C. CLARK: »When Will the Real Space Age Begin?«      

Wenn ein Engel uns über seine Weltsicht berichten sollte … würden viele seiner Aussagen klingen wie 2 x 2 = 13.   GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG: Aphorismen

       

FÜR CAITLIN   Du warst niemals alleine

Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Widmung

Vorwort - Die kommende Revolution

Erster Teil - Resonanz im Universum

1 - Licht in der Dunkelheit

2 - Ein Meer von Licht

3 - Geschöpfe aus Licht

4 - Die Sprache der Zelle

5 - In Resonanz mit der Welt

Zweiter Teil - Das erweiterte Bewusstsein

6 - Der kreative Beobachter

7 - Geteilte Träume

8 - Das erweiterte Auge

9 - Das endlose Hier und Jetzt

Dritter Teil - Das Nullpunkt-Feld wird angezapft

10 - Das heilende Feld

11 - Telegramm von Gaia

12 - Das Nullpunkt-Zeitalter

Dank

Anmerkungen

Literatur

Index

Copyright

VORWORT

Die kommende Revolution

W

ir alle stehen an der Schwelle einer Revolution  – einer Revolution, die so verwegen und fundamental ist wie Einsteins Entdeckung der Relativität. Am äußersten Rand der Wissenschaft tauchen neue Ideen auf, die eine Herausforderung für unser gesamtes Weltbild und unsere Definition von uns selbst darstellen. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse beweisen, was die Religion stets behauptet hat: dass menschliche Wesen sehr viel mehr sind als eine Ansammlung aus Fleisch und Knochen. Prinzipiell beantwortet diese neue Wissenschaft Fragen, die den Forschern schon seit Jahrhunderten Rätsel aufgeben, und aufs Wesentliche zurückgeführt, ist dies eine Wissenschaft des Wunderbaren. Einige Jahrzehnte lang haben angesehene Wissenschaftler verschiedener Disziplinen überall in der Welt gut geplante Experimente durchgeführt, deren Ergebnisse für die konventionelle Biologie und Physik einen Schlag ins Gesicht darstellen. Zusammengenommen bieten diese Untersuchungen uns eine Fülle von Informationen über die zentrale organisierende Energie, die unseren Körper und den Rest des Kosmos steuert. Was sie entdeckt haben, ist nichts weniger als erstaunlich. Auf unsere letzten elementaren Grundlagen zurückgeführt, sind wir nicht eine chemische Reaktion, sondern eine energetische Ladung. Menschliche Wesen und alle lebenden Geschöpfe sind energetische Einheiten in einem Feld aus Energie, verbunden mit allem und jedem

auf dieser Welt. Dieses pulsierende Energiefeld ist der zentrale Motor unseres Daseins und Bewusstseins, das Alpha und das Omega unserer Existenz. In Bezug auf das Universum kennt unser Körper keine Dualität von »Ich« und »Nicht-Ich«, sondern nur ein einziges Energiefeld, das allem zugrunde liegt. Dieses Feld ist verantwortlich für unsere höchsten geistigen Funktionen und zugleich die Informationsquelle, die das Wachstum unseres Körpers lenkt. Es ist unser Gehirn, unser Herz, unser Gedächtnis – letztlich eine Blaupause der Welt für alle Zeit. Dieses Feld, und nicht Mikroben oder Gene, entscheidet letzten Endes darüber, ob wir gesund oder krank sind; hier liegt die Kraft, die wir anzapfen müssen, um wieder gesund zu werden. Wir sind untrennbar mit der Welt um uns herum verbunden, und unsere einzige fundamentale Wahrheit ist unsere Beziehung zu ihr. »Das Feld«, wie Einstein es einmal kurz und bündig formuliert hat, »ist unsere einzige Wirklichkeit.«1 Bis auf den heutigen Tag sind Biologie und Physik Handlanger des von Isaac Newton, dem Vater der modernen Physik, entworfenen Weltbildes. All unsere Vorstellungen über die Welt und unseren Platz darin leiten sich aus Ideen ab, die im siebzehnten Jahrhundert formuliert wurden, aber nach wie vor das Grundgerüst der modernen Wissenschaft bilden  – Theorien, die alle Elemente des Universums als getrennt voneinander, spaltbar und vollständig in sich abgeschlossen darstellen. Diese Theorien haben im Kern ein Weltbild des Getrenntseins erzeugt. Newton beschrieb eine materielle Welt, in der individuelle Materiepartikel bestimmten Gesetzen der Bewegung durch Raum und Zeit folgten – das Universum als Maschine. Bevor Newton seine Gesetze der Bewegung formulierte, war der französische Philosoph René Descartes mit der damals revolutionären Vorstellung an die Öffentlichkeit getreten, wir  – repräsentiert durch

unser Denken  – seien getrennt von der leblosen, unbeteiligten Materie unseres Körpers, der lediglich eine Art gut geölter Maschine darstelle. Die Welt setze sich zusammen aus unzähligen kleinen Einzelteilchen, deren Verhalten vorhersagbar war. Das am stärksten getrennte unter ihnen war der Mensch. Er befand sich außerhalb dieses Universums und blickte hinein. Sogar der menschliche Körper war irgendwie getrennt und anders als unser wirkliches Selbst, der denkende Verstand, der die Welt beobachtete. Die Newton’sche Welt mag ihren Gesetzen gefolgt sein, aber letztlich war sie ein einsamer Ort voller Verzweiflung. Die Welt drehte sich weiter, ein riesiges Getriebe, ganz gleich, ob es uns nun gab oder nicht. Mit einigen geschickten Zügen hatten Newton und Descartes Gott und das Leben aus der materiellen Welt entfernt und uns und unser Bewusstsein aus dem Mittelpunkt unserer Welt gedrängt. Sie entrissen dem Universum Herz und Seele und ließen eine leblose Sammlung miteinander verknüpfter Teile zurück. Am wichtigsten war jedoch, wie Danah Zohar in The Quantum Self ausführt, dass »Newtons Vision uns aus dem Gewebe des Universums herausriss«.2 Noch trostloser wurde unser Selbstbild mit dem Werk von Charles Darwin. Seine Theorie der Evolution  – heute von den Neo-Darwinisten leicht abgewandelt  – ist der Entwurf eines Lebens, das auf Zufall, dem Recht des Stärkeren, Sinnlosigkeit und Einsamkeit beruht. Sei der Beste, oder du wirst nicht überleben. Du bist nicht mehr als ein evolutionärer Zufall. Das große Schachbrett des biologischen Erbes deiner Vorfahren wird auf einen zentralen Punkt reduziert: Überleben. Friss oder werde gefressen. Der Kern deiner Menschlichkeit ist ein genetischer Terrorist, der alle schwächeren Verbindungen effizient über Bord wirft. Das Leben dreht sich nicht um Teilen und gegenseitige Abhängigkeiten. Es dreht sich

darum, zu gewinnen und als Erster anzukommen. Und wenn du es schaffst zu überleben, dann befindest du dich allein auf dem Gipfel des evolutionären Baumes. Diese Paradigmen  – die Welt als Maschine, der Mensch als Überlebensmaschine  – haben zu einer technologischen Beherrschung des Universums geführt, aber uns nur zu wenig echtem, wirklich für uns bedeutsamem Wissen verholfen. Auf einer spirituellen und metaphysischen Ebene haben sie zu einem höchst verzweifelten und brutalen Gefühl der Isolation geführt. Auch dem Verständnis der grundlegendsten Mysterien unseres eigenen Daseins haben sie uns nicht näher gebracht: wie wir denken, wie das Leben beginnt, warum wir krank werden, wie aus einer einzigen Zelle ein vollständiger Mensch wird oder was mit dem menschlichen Bewusstsein geschieht, wenn wir sterben. Wir bleiben zögerliche Apostel dieses mechanistischen Weltbildes voller Trennungen, auch wenn es sich nicht mit unseren Alltagserfahrungen deckt. Viele von uns flüchten vor den hart und nihilistisch erscheinenden Fakten unserer Existenz in die Religion, die mit ihren Idealen von Einheit, Gemeinschaft und Lebenssinn einen gewissen Trost bietet, deren Weltbild aber im Widerspruch zu den Ansichten der Wissenschaft steht. Jeder, der auf der Suche nach einem spirituellen Leben war, musste mit diesen gegensätzlichen Weltbildern kämpfen und fruchtlos versuchen, sie in Einklang zu bringen. Diese Welt der getrennten Teilchen hätte durch die Entdeckung der Quantenphysik Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein für alle Mal zu den Akten gelegt werden sollen. Denn als die Pioniere der Quantenphysik in das innerste Herz der Materie blickten, waren sie verblüfft über das, was sie sahen. Die winzigsten Materieteilchen waren gar keine Materie, wie wir sie kennen, sie waren nicht einmal ein bestimmtes Etwas, sondern manchmal das eine und manchmal etwas ganz anderes. Und seltsamer

noch, oft waren sie gleichzeitig viele mögliche Dinge. Aber das Wichtigste war, dass diese subatomaren Partikel keine Bedeutung als isolierte Teilchen hatten, sondern nur in ihrer Beziehung zu allem anderen. Auf ihrer elementarsten Stufe ließ sich die Materie nicht in kleine Einzelteile zerlegen, sondern war vollkommen unteilbar. Das Universum ließ sich nur als ein dynamisches Gewebe von Wechselwirkungen verstehen. Dinge, die einmal in Kontakt miteinander gekommen waren, behielten diesen Kontakt über Raum und Zeit hinweg. In der Tat schienen Zeit und Raum selbst willkürliche Konstrukte zu sein, die auf diese Ebene der Welt nicht mehr anwendbar waren. Zeit und Raum, wie wir sie kennen, existierten faktisch nicht. Alle Erscheinungen, so weit das Auge sehen konnte, bildeten eine weite Landschaft des Hier und Jetzt. Die Pioniere der Quantenphysik  – Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg, Niels Bohr und Wolfgang Pauli  – hatten eine dunkle Ahnung von dem metaphysischen Territorium, das sie betreten hatten. Wenn Elektronen überall gleichzeitig miteinander verbunden waren, hatte das eine grundlegende Bedeutung für das Wesen der Welt insgesamt. Bei ihrem Versuch, die tiefere Wahrheit hinter der von ihnen beobachteten seltsamen subatomaren Welt zu erfassen, wandten sie sich den klassischen philosophischen Texten zu. Pauli untersuchte die Psychoanalyse, die Archetypen und die Kabbalah, Bohr das Tao und die chinesische Philosophie, Schrödinger die hinduistische Philosophie und Heisenberg die platonische Theorie der alten Griechen.3 Gleichwohl blieb ihnen eine schlüssige Theorie der spirituellen Implikationen der Quantenphysik versagt. Niels Bohr hängte ein Schild an seine Tür, auf dem es hieß: »Philosophen draußen bleiben. Hier wird gearbeitet.« Es gab noch andere, ganz praktische Schwierigkeiten mit der Quantentheorie. Bohr und seine Kollegen waren mit

ihren Experimenten nur bis zu einem gewissen Grad an Erkenntnis gelangt. Ihre Versuche zur Demonstration der Quanteneffekte waren im Labor mit nicht lebenden subatomaren Partikeln durchgeführt worden. Von daher nahmen die Wissenschaftler natürlich an, dass diese seltsame Quantenwelt auf die unbelebte Materie beschränkt war, während die belebte Welt immer noch nach den Gesetzen von Newton und Descartes funktionierte. Diese Vorstellung hat die gesamte moderne Medizin und Biologie geprägt. Sogar die Biochemie orientiert sich an den Newton’schen Gesetzen. Und was war mit uns, den Beobachtern? Plötzlich waren wir ins Zentrum jedes physikalischen Prozesses gerückt, aber niemand hatte sich das in vollem Umfang klar gemacht. Die Quantenpioniere hatten entdeckt, dass unsere Verbindung mit der Materie entscheidend war. Subatomare Partikel existieren in allen möglichen Zuständen, bis sie von uns gestört werden – indem wir sie beobachten oder messen, wodurch sie sich dann langfristig als etwas Reales niederlassen. Unsere Beobachtung – unser menschliches Bewusstsein  – war absolut entscheidend für diesen Prozess, bei dem subatomare Bewegungen zu fester Materie werden, aber wir hatten keinen Platz in den mathematischen Gleichungen von Heisenberg oder Schrödinger. Die Wissenschaftler erkannten zwar, dass wir irgendwie der Schlüssel waren, aber sie wussten nicht, wie sie uns in diesen Prozess einbeziehen sollten. Soweit es die Wissenschaft betraf, blickten wir immer noch von außen in die Welt hinein. All die losen Enden der Quantenphysik wurden nie zu einer schlüssigen Theorie zusammengefügt, und so reduzierte man die Quantenphysik auf ein extrem erfolgreiches Werkzeug der Technologie, das wesentlich zur Herstellung von Bomben und moderner Elektronik war. Die philosophischen Implikationen wurden vergessen, und alles, was blieb, waren die praktischen Vorteile. Die

führenden Physiker der Gegenwart nahmen die bizarre Natur der Quantenwelt bereitwillig für bare Münze, weil die mathematischen Berechnungen wie etwa die Schrödinger-Gleichung so gut aufgingen, aber sie schüttelten den Kopf darüber, wie das alles unseren intuitiven Vorstellungen widersprach.4 Wie konnten Elektronen mit allem gleichzeitig in Verbindung stehen? Wie konnte ein Elektron nicht ein festgefügtes einzelnes Teilchen sein, solange es nicht untersucht oder gemessen wurde? Wie konnte es überhaupt irgendetwas Konkretes in der Welt geben, wenn alles sich als Illusion erwies, sobald man es genauer betrachtete? Als Antwort auf diese Fragen erklärten die Wissenschaftler, es gebe verschiedene Wahrheiten: eine für die Welt der kleinsten Teilchen und eine andere für die Welt der größeren Dinge, eine Wahrheit für die belebte Welt und eine andere für die unbelebte Materie, und diesen offensichtlichen Widerspruch müsse man genauso akzeptieren wie ein grundlegendes Newton’sches Axiom. Das waren die Regeln der Welt, und wir sollten sie einfach unbesehen glauben. Die mathematischen Gleichungen gehen auf, und das ist alles, was zählt.   Aber eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern, die über den gesamten Globus verstreut waren, gab sich damit nicht zufrieden. Sie forderte eine bessere Antwort auf viele der großen Fragen, die bisher unbeantwortet geblieben waren. Ihre Untersuchungen und Experimente setzten dort an, wo die Pioniere der Quantenphysik aufgehört hatten, und sie begannen, tiefer zu graben. Einige Forscher dachten erneut über verschiedene Gleichungen nach, die bisher aus der Quantenphysik heraussubtrahiert worden waren. Diese Gleichungen standen für das Nullpunkt-Feld  – ein Ozean mikroskopischer Schwingungen im freien Raum zwischen

den Dingen. Wenn wir das Nullpunkt-Feld in unsere Vorstellungen über die grundlegende Natur der Materie aufnehmen, so erkannten sie, dann war der letztendliche Unterbau unseres Universums ein wogendes Meer von Energie – ein unendlich weites Quantenfeld. Und wenn das stimmte, dann wäre alles mit allem verbunden wie in einem unsichtbaren Netz. Die Wissenschaftler entdeckten auch, dass wir alle aus demselben Material erschaffen sind. Auf die fundamentalste Ebene reduziert bestehen alle Lebewesen einschließlich des Menschen aus Ansammlungen von Quantenenergie, die ständig Informationen mit diesem unerschöpflichen Energiemeer austauschen. Lebewesen geben eine schwache Strahlung ab, und dies ist der entscheidendste Aspekt biologischer Vorgänge. Informationen über alle Aspekte des Lebens, von zellulärer Kommunikation bis zu den zahlreichen Kontrollmechanismen der DNA, werden durch einen Austausch auf der Quantenebene übertragen. Sogar unser Denken, von dem man bisher angenommen hatte, dass es sich den Gesetzen der materiellen Welt völlig entzieht, funktioniert entsprechend den Quantengesetzen. Denken, Fühlen  – sogar höhere kognitive Funktionen  – haben mit Quanteninformationen zu tun, die simultan durch unser Gehirn und unseren Körper pulsieren. Die menschliche Wahrnehmung vollzieht sich aufgrund von Wechselwirkungen zwischen den subatomaren Teilchen unseres Gehirns und dem Meer der Quantenenergie. Wir stehen buchstäblich in Resonanz mit der Welt. Diese Entdeckungen waren außerordentlich und häretisch. Auf einen Schlag stellten sie viele Grundgesetze der Biologie und Physik infrage. Was man hier aufgedeckt hatte, war nicht weniger als der Schlüssel zur gesamten Informationsverarbeitung und zum Informationsaustausch in unserer Welt, von der Kommunikation zwischen Zellen bis zur Wahrnehmung der Welt im Großen. Hier waren die

Antworten auf einige der grundlegendsten Fragen in der Biologie über die menschliche Morphologie und das lebendige Bewusstsein. Hier, im so genannten »toten« Raum, lag wahrscheinlich der Schlüssel zum Leben selbst. Die fundamentalste Erkenntnis war jedoch der Nachweis, dass wir alle durch das Grundgerüst unserer Existenz miteinander und mit der Welt verbunden sind. Durch wissenschaftliche Experimente war bewiesen worden, dass es so etwas wie eine Lebenskraft geben kann, die durch das Universum strömt  – was verschiedentlich als kollektives Bewusstsein oder in der Sprache der Theologien als Heiliger Geist bezeichnet worden ist. Es gab nun eine plausible Erklärung für all das, woran die Menschheit seit Jahrhunderten geglaubt hatte, ohne solide Beweise oder angemessene Belege dafür zu haben, von der Wirksamkeit alternativer Heilverfahren oder sogar von Gebeten bis hin zu einem Leben nach dem Tod. Die Forscher hatten uns in gewisser Weise eine Wissenschaft von der Religion angeboten. Anders als das Weltbild von Newton und Darwin war dies eine Vision, die das Leben förderte. Dies waren Ideen, die uns mit ihren Implikationen von Ordnung und Kontrolle Kraft geben konnten. Wir waren nicht mehr nur Zufallsprodukte der Natur. Unsere Welt und unser Platz darin zeugten von Sinn und Einheit, und wir hatten dabei ein wichtiges Wort mitzureden. Was wir taten und dachten, war von Bedeutung  – ja sogar entscheidend für das Erschaffen unserer Welt. Menschliche Wesen existierten nicht mehr voneinander getrennt; es gab nicht mehr uns und die anderen. Wir befanden uns nicht mehr an der Peripherie unseres Universums  – blickten nicht mehr von draußen herein. Wir konnten unseren rechtmäßigen Platz wieder einnehmen, hatten zurückgefunden ins Zentrum unserer Welt.  

Diese Ideen bedeuteten in den Augen der etablierten Wissenschaft Hochverrat. Oft fanden sich die betreffenden Forscher in Nachhutgefechte mit einem feindseligen Establishment verwickelt, das sich hinter alten Dogmen verschanzt hatte. Seit ungefähr dreißig Jahren führen sie nun schon ihre Untersuchungen durch, doch die Ergebnisse werden meist ignoriert oder sogar gezielt unterdrückt, was nichts mit der Qualität dieser Forschung zu tun hat. Die Wissenschaftler, die alle aus anerkannten, führenden Institutionen stammen  – aus den Universitäten von Princeton und Stanford oder berühmten Instituten in Deutschland und Frankreich  –, haben einwandfreie Experimente durchgeführt. Aber was dabei herauskam, war ein Angriff auf einige geheiligte Glaubenssätze mitten im Herzen der modernen Wissenschaft. Die neuen Erkenntnisse passten nicht in das vorherrschende wissenschaftliche Weltbild, das die Welt als eine Maschine betrachtet. Die Anerkennung dieser neuen Vorstellungen würde verlangen, dass man vieles von dem, woran die moderne Wissenschaft glaubt, zum alten Eisen wirft und in gewisser Weise noch einmal ganz von vorne beginnt. Die alte Garde hatte daran nicht das geringste Interesse. Die neuen Erkenntnisse passten nicht ins eigene Weltbild, also mussten sie falsch sein. Gleichwohl ist es zu spät. Die Revolution ist nicht mehr aufzuhalten. Die Wissenschaftler, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind nur einige der Pioniere, eine kleine Gruppe, hinter der eine sehr viel größere Bewegung steht.5 Viele andere haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht, fordern heraus, experimentieren, ändern ihre Ansichten, engagieren sich auf eine Weise, wie alle wahren Entdecker es tun. Statt die neuen Erkenntnisse zu verwerfen, weil sie nicht mit den herrschenden wissenschaftlichen Vorstellungen übereinstimmen, wird die orthodoxe Wissenschaft ihr eigenes Weltbild anpassen

müssen. Es ist Zeit, Newton und Descartes als Propheten eines überholten historischen Weltbildes auf die ihnen angemessenen Plätze zu verweisen. Die Wissenschaft kann nicht ein festgefügtes Regelwerk sein, das für alle Zeiten gilt, sondern sie ist ständig auf dem Weg, unsere Welt und uns selbst zu verstehen, und mit dem Auftauchen neuer Erkenntnisse müssen alte Vorstellungen oft über Bord geworfen werden.   Das Nullpunkt-Feld ist die Geschichte dieser Revolution, die sich immer noch vollzieht. Wie viele Revolutionen war sie keine einheitliche, große Reformbewegung, sondern begann mit kleinen Zellen der Rebellion, die jeweils an Kraft und Schwung gewannen – ein Durchbruch auf einem Gebiet, eine neue Entdeckung auf einem anderen. Zwar kannten die Männer und Frauen in den Labors die Arbeiten der anderen Forschergruppen, aber viele von ihnen blicken nicht gerne über den Tellerrand des eigenen Experimentierens hinaus, um sich die volle Tragweite ihrer Ergebnisse bewusst zu machen, und oft haben sie auch nicht die nötige Zeit, um ihre eigenen Einsichten in den größeren Zusammenhang anderer neuer Erkenntnisse zu stellen. Jeder Wissenschaftler befand sich auf seiner persönlichen Entdeckungsreise, und jeder hatte einen Korb voller Erde entdeckt, aber keiner hatte gewagt, ihn zum Kontinent zu erklären. Das Nullpunkt-Feld ist einer der ersten Versuche, die einzelnen Forschungsergebnisse zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Im Verlauf dieser Darstellung kommt es auch zu einer wissenschaftlichen Bewertung von Gebieten, die bisher überwiegend der Religion, Mystik, alternativen Medizin oder New-Age-Spekulationen zugerechnet wurden. Auch wenn das gesamte Material dieses Buches auf den harten Fakten wissenschaftlicher Experimente beruht, musste ich mich manchmal, unterstützt von den betreffenden Wissenschaftlern, auf Spekulationen

einlassen, wie alles zusammenpasst. Folglich muss ich betonen, dass diese Theorie, wie es der frühere Dekan der Universität von Princeton gerne ausdrückt, noch eine laufende Arbeit ist. In einigen Fällen sind die hier dargestellten wissenschaftlichen Ergebnisse noch nicht von unabhängigen Gruppen reproduziert worden. Wie bei allen neuen Ideen muss man auch dieses Buch als einen frühen Versuch betrachten, einzelne Forschungsergebnisse in ein kohärentes Modell einzugliedern, das in bestimmten Teilen zukünftig noch zu verfeinern sein wird.6 Wir sollten also bedenken, dass nichts in der Wissenschaft jemals definitiv bewiesen werden kann. Das Beste, worauf wir hoffen können, ist der Nachweis, dass eine bestimmte Idee falsch ist. Es hat viele Versuche gegeben, die in diesem Buch vorgestellten neuen Ideen zu widerlegen, aber bis heute haben auch angesehene Wissenschaftler mit guten Testmethoden dieses Ziel nicht erreicht. Und solange sie nicht widerlegt oder verbessert werden, dürfen die hier vorgestellten Forschungsergebnisse als gültig betrachtet werden. Dieses Buch ist für wissenschaftliche Laien geschrieben, und um die recht komplizierten Zusammenhänge verständlich darzustellen, musste ich oft auf Metaphern zurückgreifen, die nur eine grobe Annäherung an die Wahrheit sind. Manchmal erfordern die radikal neuen Ideen in diesem Buch auch Geduld, und ich kann nicht versprechen, dass es immer leicht zu lesen sein wird. Einige der hier vorgetragenen Erkenntnisse sind sicher schwer nachzuvollziehen, wenn man sich, im Newton’schen und kartesianischen Weltbild verhaftet, alles im Universum als getrennte Einheiten vorstellt. Betonen möchte ich auch, dass es sich hier nicht um meine Entdeckungen handelt. Ich bin keine Wissenschaftlerin, sondern lediglich Berichterstatterin und gelegentlich Übersetzerin. Der Beifall gebührt den

weitgehend unbekannten Männern und Frauen in den Labors, die das Außergewöhnliche im Alltäglichen entdeckt und zutage gefördert haben. Ihre Arbeit, die sie oft selbst noch nicht voll verstanden haben, hat sich in eine Suche nach der Physik des Unmöglichen verwandelt. Lynne McTaggart

ERSTER TEIL

Resonanz im Universum »Jetzt weiß ich, dass wir nicht in Kansas sind.«   DOROTHY, Der Zauberer von Oz

KAPITEL 1

Licht in der Dunkelheit

V

ielleicht hatte das, was Ed Mitchell passiert ist, mit der fehlenden Schwerkraft zu tun, vielleicht auch mit der Tatsache, dass all seine Sinne desorientiert gewesen waren. Er befand sich auf dem Weg nach Hause, und das war gegenwärtig ungefähre 400  000 Kilometer entfernt irgendwo auf der Oberfläche der umwölkten, azurblauen und weißen Sichel, die hin und wieder durch das dreieckige Fenster der Kommandokapsel des Raumschiffs Apollo 14 zu sehen war. 1 Zwei Tage zuvor war Mitchell als sechster Mensch auf dem Mond gelandet. Die Reise war ein Triumph gewesen: die erste Mondlandung, bei der wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt wurden. Fast 90 Pfund Gesteins- und Erdproben bewiesen das. Auch wenn er und sein Kommandeur Alan Shepard den Gipfel des über 200 Meter hohen alten Kraterberges nicht erreicht hatten, war es ihnen gelungen, den Rest ihres akribischen Zeitplans, der an ihren Handgelenken befestigt war und nahezu jede Minute ihres zweitägigen Ausflugs genau festlegte, methodisch abzuarbeiten. Womit sie nicht ganz gerechnet hatten, waren die Auswirkungen dieser unbewohnten Welt ohne die gewohnte Schwerkraft und Atmosphäre auf ihre sinnliche Wahrnehmung. Ohne Wegmarken wie Bäume oder Telefondrähte, ohne irgendetwas außer der Antares, dem goldenen, insektenähnlichen Mondmodul, nur umgeben von der staubgrauen Landschaft, waren alle Wahrnehmungen

von Raum, Umfang, Entfernung oder Tiefe entsetzlich verzerrt. Ed war schockiert gewesen, als er feststellte, dass alle Navigationspunkte, die sorgfältig auf hochauflösenden Fotos eingezeichnet worden waren, mindestens doppelt so weit entfernt lagen wie erwartet. Es war so, als wären er und Alan während des Raumfluges geschrumpft, und was ihnen zu Hause als winzige Unebenheit auf der Mondoberfläche erschienen war, erwies sich nun als fast zwei Meter hoch oder noch höher. Und dabei waren sie nicht nur kleiner geworden, sondern fühlten sich auch leichter als je zuvor. Er hatte eine seltsame Leichtigkeit des Seins erlebt, bedingt durch die geringe Schwerkraft, und obwohl sein unförmiger Raumanzug einiges wog, spürte er doch den Auftrieb bei jedem Schritt. Auch die Wahrnehmung der Sonne war verzerrt gewesen, rein und unverfälscht in dieser Welt ohne Luft. Im blendenden Sonnenlicht, sogar an einem relativ kühlen Morgen, bevor die Spitzenwerte von bis zu 150 Grad Celsius erreicht wurden, ragten Krater, Wegmarken, der Boden und die Erde  – sogar der Himmel selbst  – in absoluter Klarheit hervor. Für einen Geist, der den weichen Filter der Atmosphäre gewöhnt war, wirkte das so, als hätten sich die Schatten, die veränderlichen Farben des schiefergrauen Bodens verschworen, das Auge zum Narren zu halten. Ohne es zu wissen, waren Alan und er nur etwa 18 Meter vom Kraterrand entfernt gewesen, nur ungefähr zehn Sekunden, als sie umkehrten, weil sie überzeugt waren, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden – ein Fehler, über den Ed bitter enttäuscht war, denn er hatte sich danach gesehnt, in dieses Loch inmitten des lunaren Hochlands hineinzublicken, das einen Durchmesser von 360 Metern hatte. Ihre Augen wussten nicht, wie sie die überscharfen Bilder interpretieren sollten. Nichts war lebendig, aber es war auch nichts vor ihren Blicken verborgen, und allem fehlte es an zarten Übergängen. Jeder Anblick überwältigte das Auge mit extrem scharfen

Kontrasten und Schatten. Er sah in gewisser Weise klarer und doch weniger klar als je zuvor. Während der unablässigen Aktivitäten, die ihnen ihr Zeitplan vorgab, war ihnen wenig Zeit geblieben, um nachzudenken, sich zu wundern oder irgendwelche Gedanken an den höheren Sinn ihrer Reise zu verschwenden. Sie waren weiter ins Universum hinausgelangt als irgendjemand vor ihnen, aber angesichts der Tatsache, dass sie die amerikanischen Steuerzahler 200  000 Dollar pro Minute kosteten, fühlten sie sich verpflichtet, die Uhr im Auge zu halten und die Aufgaben abzuarbeiten, die Houston in ihren übervollen Zeitplan gepackt hatte. Erst als die Mondfähre wieder an die Kommandokapsel angedockt hatte und sie auf dem zweitägigen Weg zurück zur Erde waren, konnte Ed seinen jetzt vom Mondboden verschmutzten Raumanzug ausziehen, sich in seinen langen Unterhosen zurücklehnen und versuchen, seinen Frust und seine sich überschlagenden Gedanken irgendwie zu ordnen. Die Kittyhawk rotierte langsam wie ein Hähnchen auf dem Bratspieß, um die thermischen Effekte auf allen Seiten des Raumschiffs auszugleichen; bei dieser langsamen Umdrehung war die Erde immer wieder durch das Fenster zu sehen: eine schmale Sichel in der alles verschlingenden Sternennacht. Aus dieser Perspektive, während die Erde wie auch alle anderen Teile des Sonnensystems immer wieder vor dem Fenster auftauchten und verschwanden, existierte der Himmel nicht nur über den Astronauten, wie wir ihn gewöhnlich sehen, sondern als alles umgebende Einheit, welche die Erde von allen Seiten umfing. Und während er in dieser Situation durch das Fenster blickte, erlebte Ed das seltsamste Gefühl, das er je gehabt hatte: ein Gefühl der Verbundenheit, als seien alle Planeten und alle Menschen aller Zeiten durch ein unsichtbares Netz miteinander verknüpft. Das Majestätische des Augenblicks verschlug ihm fast den Atem. Obwohl er weiterhin Knöpfe

drehte und Schalter drückte, fühlte er eine Distanz zu seinem Körper, so als ob jemand anders das Raumschiff lenkte. Es schien hier ein enormes Kraftfeld zu geben, das alle Menschen, alle Absichten und Gedanken, jede belebte und unbelebte Form der Materie für alle Zeiten miteinander verband. Alles, was er tat oder dachte, würde den Rest des Kosmos beeinflussen, und umgekehrt würde auch jedes Ereignis im Kosmos sich auf ihn auswirken. Die Zeit war nur ein künstliches Konstrukt. Alles, was je über das Universum und das Getrenntsein von Menschen und Dingen gelehrt worden war, erschien ihm falsch. Es gab keine Zufälle und individuellen Absichten. Die natürliche Intelligenz, die seit Milliarden von Jahren wirkte und die Moleküle seines Daseins hervorgebracht hatte, war auch verantwortlich für seine gegenwärtige Reise. Das war nicht nur ein Gedanke, den er intellektuell verstand, sondern ein überwältigendes Gefühl, das sich durch alle seine Eingeweide zog, als würde er sich körperlich durch das Fenster hinaus bis in den hintersten Winkel des Kosmos ausdehnen. Er hatte nicht das Antlitz Gottes gesehen. Es fühlte sich nicht so an wie eine gewöhnliche religiöse Erfahrung, sondern mehr wie ein blendendes Sichtbarwerden von Bedeutung  – was in den östlichen Religionen oft als »Ekstase der Einheit« bezeichnet wird. Es war so, als hätte Ed Mitchell in einem einzigen Augenblick die Kraft entdeckt und gefühlt. Er warf einen verstohlenen Blick auf Alan und Stu Roosa, den anderen Astronauten, der bei der Apollo-14-Mission dabei war, um zu sehen, ob sie vielleicht etwas erlebten, was annähernd ähnlich war. Als sie erstmals die Antares verlassen und die Ebene von Fra Mauro betreten hatten, eine Hochebene auf dem Mond, hatte es einen Augenblick gegeben, als Alan, ein Veteran der ersten amerikanischen Mondlandung, der sich gewöhnlich hart gesotten gab und

wenig Zeit für mystischen Hokuspokus hatte, sich in seinem sperrigen Raumanzug streckte, um nach oben zu sehen; beim Anblick der Erde, die dort so unfassbar schön am luftlosen Himmel stand, hatte er geweint. Aber jetzt schienen Alan und Stu automatisch ihrer Arbeit nachzugehen, und Ed hatte Angst, etwas über das zu sagen, was er als seinen persönlichen Augenblick der Wahrheit zu empfinden begann. Er war immer der etwas seltsame Vogel im Raumfahrtprogramm gewesen, und mit seinen 41 Jahren gehörte er, obwohl er jünger war als Shepard, schon zu den älteren Teilnehmern der Apollo-Mission. O ja, es war schon in Ordnung, wie er aussah und was er tat, mit seinem sandfarbenen Haar, dem breiten Gesicht, der Mann aus dem Mittleren Westen, der über eine langjährige Erfahrung als Pilot bei kommerziellen Fluglinien verfügte. Aber die anderen sahen in ihm ein bisschen den Intellektuellen; als Einziger unter ihnen hatte er den Doktor der Philosophie und zugleich einen guten Ruf als Testpilot. Außerdem war er eindeutig als Seiteneinsteiger ins Raumfahrtprogramm gekommen. Er hatte geglaubt, sich dadurch unentbehrlich zu machen, dass er am MIT in Astrophysik promovierte – so gezielt hatte er seinen Weg zur NASA geplant  –, und erst danach war ihm eingefallen, dass er als zusätzliche Qualifikation mehr Flugerfahrung brauchen würde. Dennoch war Ed kein schlechter Pilot. Wie alle seine Kollegen hatte er seine Zeit bei Chuck Yeagers Flugzirkus in der Mojave-Wüste verbracht und dort gelernt, Flugzeuge das tun zu lassen, wozu sie niemals konstruiert worden waren. Eine Weile hatte er die anderen sogar als Fluglehrer unterrichtet. Aber er betrachtete sich selbst nicht so sehr als Testpilot wie als Forschungsreisenden: eine Art moderner Wahrheitssucher. Sein persönliches Interesse an der Wissenschaft lag ständig im Widerstreit mit dem grimmigen baptistischen Fundamentalismus seiner Jugend. Es schien kein Zufall zu sein, dass er in Roswell, New

Mexico, aufgewachsen war, wo man vermutlich die ersten Außerirdischen gesichtet hatte  – nur eine Meile entfernt vom Haus des Vaters der amerikanischen Raketenforschung, Robert Goddard, und nur wenige Meilen entfernt – jenseits der Berge – von dem Gelände, auf dem die ersten Atombombentests stattgefunden hatten. Wissenschaft und Spiritualität konkurrierten in seinem Inneren um die Führungsposition, während er sich danach sehnte, dass sie sich die Hand reichten und Frieden schlossen. Es gab noch etwas, das er vor ihnen verheimlicht hatte. Später am Abend, als Alan und Stu in ihren Hängematten schliefen, zog Ed leise das vor, was während der ganzen Reise zum Mond und zurück ein fortwährendes Experiment gewesen war. In jüngster Zeit hatte er ein bisschen mitgemischt bei Untersuchungen über das Bewusstsein und außersinnliche Wahrnehmung und sich mit der Arbeit von Dr. Joseph B. Rhine beschäftigt, einem Biologen, der viele Experimente über die außersinnliche Natur des menschlichen Bewusstseins durchführte. Er hatte zwei neue Freunde gewonnen, die als Wissenschaftler seriöse Tests über die Natur des menschlichen Bewusstseins durchführten. Gemeinsam erkannten sie, dass Eds Reise zum Mond ihnen eine einzigartige Möglichkeit bot zu prüfen, ob menschliche Telepathie auch über größere Entfernungen als im Labor von Dr. Rhine funktionierte. Hier war nun die einmalige Chance zu sehen, ob diese Art von Kommunikation auch über Weltraum-Distanzen möglich war. 45 Minuten nach dem Beginn der Schlafperiode tat Ed das, was er auch auf dem zweitägigen Hinweg zum Mond getan hatte: Er holte eine kleine Taschenlampe hervor und notierte auf dem Papier seines Clipboards nach dem Zufallsprinzip Zahlen, die jeweils für eins der berühmten Zehner-Symbole von Dr. Rhine standen  – Quadrat, Kreis, Kreuz, Stern und doppelte Wellenlinie. Dann konzentrierte

er sich intensiv und methodisch auf diese Zahlen, eine nach der anderen, wobei er versuchte, sie seinen Kollegen zu Hause zu »übermitteln«. So spannend er dieses Experiment fand, hatte er es doch für sich behalten. Einmal versuchte er, mit Alan über die Natur des Bewusstseins zu diskutieren, aber er stand seinem Chef nicht wirklich nahe, und das Thema interessierte andere nicht so brennend wie ihn. Einige der Astronauten hatten über Gott nachgedacht, während sie sich draußen im Weltraum befanden, und jeder im Raumfahrtprogramm wusste, dass sie nach neuen Erkenntnissen über die Funktionsweise des Universums suchten. Aber wenn Alan und Stu geahnt hätten, dass er versuchte, Leuten auf der Erde seine Gedanken zu übermitteln, dann hätten sie ihn für noch verrückter gehalten, als sie es ohnehin schon taten. Ed beendete sein nächtliches Experiment; ein weiteres würde am nächsten Abend folgen. Aber nach dem, was ihm zuvor widerfahren war, schien es kaum mehr nötig; jetzt hatte er seine eigene innere Überzeugung, dass es stimmte: Das Bewusstsein aller Menschen war miteinander verbunden, so wie es mit allem anderen in dieser Welt und jeder anderen Welt verbunden war. Seine intuitive Seite akzeptierte das, aber dem Wissenschaftler in ihm genügte es nicht. In den folgenden 25 Jahren würde er nach wissenschaftlichen Erklärungen für das suchen, was ihm dort draußen geschehen war.   Edgar Mitchell landete wieder sicher zu Hause. Keine andere Expedition auf Erden lässt sich auch nur annähernd mit einem Flug zum Mond vergleichen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre verließ er die NASA, als die letzten drei Mondflüge wegen Geldmangel gestrichen wurden, und das war der Zeitpunkt, an dem seine wirkliche Reise begann. Die Erkundung des inneren Raumes sollte wesentlich länger dauern und schwieriger sein als die Landung auf dem Mond oder die Erkundung des Kraters.

Sein kleines Experiment mit der außersinnlichen Wahrnehmung war erfolgreich gewesen, was dafür sprach, dass eine Art von Kommunikation stattgefunden hatte, die jeder Logik spottete. Ed hatte es nicht geschafft, alle sechs Experimente wie geplant durchzuführen, und er brauchte einige Zeit, um die vier, die er erledigt hatte, mit den Ergebnissen der sechs Sitzungen zu vergleichen, die seine Partner auf der Erde ausgeführt hatten. Aber als die vier Datensätze, die Ed während der neuntägigen Reise zusammengetragen hatte, schließlich mit denen seiner sechs Kollegen auf der Erde abgeglichen wurden, zeigte sich eine signifikante Übereinstimmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3000, dass dies auf Zufall beruhte. 2 Diese Ergebnisse lagen auf einer Linie mit Tausenden ähnlicher Experimente, die Rhine und seine Kollegen im Laufe der Jahre durchgeführt hatten. Edgar Mitchells blitzartiges Erlebnis während des Rückfluges vom Mond hatte hauchdünne Risse in vielen seiner Überzeugungen hinterlassen. Aber was Ed im Hinblick auf dieses Erlebnis am meisten bedrückte, war die Tatsache, dass die gegenwärtigen wissenschaftlichen Erklärungen für die Biologie und das Bewusstsein im Besonderen nun unerträglich reduktionistisch wirkten. Trotz allem, was er in den Jahren am MIT in der Quantenphysik über die Natur des Universums gelernt hatte, sah es so aus, als sei die Biologie in einem 400 Jahre alten Weltbild stecken geblieben. Das gegenwärtige biologische Modell schien immer noch auf einer klassischen Newton’schen Sicht von Materie und Energie zu beruhen  – solide, voneinander getrennte Einheiten, die sich vorhersagbar im leeren Raum bewegten  – und auf einer kartesianischen Sicht des Körpers, der von der Seele oder dem Geist getrennt war. Nichts an diesem Modell konnte die wahre Vielfalt der menschlichen Existenz widerspiegeln, die Beziehung des Menschen zu seiner

Umwelt, und schon gar nicht das menschliche Bewusstsein. Menschliche Wesen und ihre Teile wurden immer noch in jeder Hinsicht wie Maschinen behandelt. Die meisten biologischen Erklärungen der großen Mysterien des Lebens versuchen, das Ganze dadurch zu verstehen, dass sie es in immer kleinere mikroskopische Einzelteile zerlegen. Man nimmt beispielsweise an, dass ein Körper sich infolge seiner genetischen Prägung, der Proteinsynthese und blinder Mutation zu einer vorgegebenen Form entwickelt. Die Neurowissenschaftler unserer Zeit gehen davon aus, dass das Bewusstsein in der Hirnrinde angesiedelt ist  – als Resultat einer einfachen Mischung aus Chemikalien und Gehirnzellen. Chemische Botenstoffe sollen für die Fernsehbilder verantwortlich sein, die durch unser Gehirn flimmern, und chemische Botenstoffe sollen auch für das »Es« verantwortlich sein, das diese Bilder sieht. 3 Wir kennen die Welt aufgrund der Verworrenheiten unserer eigenen Maschinerie. Die moderne Biologie glaubt nicht an eine letztlich unteilbare Welt. Bei seiner eigenen Arbeit über Quantenphysik am MIT hatte Ed Mitchell gelernt, dass auf der subatomaren Ebene die Newton’sche oder klassische Sicht – dass nämlich alles auf eine bequem vorhersagbare Weise funktioniert – schon lange aufgegeben worden war zugunsten der Quantentheorie, die davon ausgeht, dass das Universum und seine Funktionsweise nicht ganz so ordentlich ist, wie die Wissenschaftler früher glaubten. Auf ihrer fundamentalsten Ebene lässt sich die Materie nicht mehr in unabhängige Einheiten teilen oder auch nur vollständig beschreiben. Subatomare Partikel sind keine festen kleinen Gegenstände wie Billardkugeln, sondern schwingende, unbestimmte Energiepakete, die man als solche nicht mehr präzise quantifizieren oder verstehen kann. Sie sind vielmehr schizophren, verhalten sich

manchmal wie ein Teilchen (wie ein winzig kleiner Gegenstand) und manchmal wie eine Welle (ein schwingendes und eher diffuses Etwas, das sich über einen größeren Bereich von Raum und Zeit ausdehnt), und manchmal wiederum verhalten sie sich wie Welle und Teilchen zur gleichen Zeit. Quantenpartikel sind überdies allgegenwärtig. Wenn sie beispielsweise von einem Energiezustand in einen anderen übergehen, dann probieren Elektronen anscheinend alle möglichen neuen Umlaufbahnen gleichzeitig aus, so als würde jemand, der ein Haus kaufen will, erst einmal versuchen, zur selben Zeit in allen Häusern der Straße zu wohnen, bevor er sich schließlich für ein bestimmtes entscheidet. Und es gibt keine Gewissheit. Es gibt keinen bestimmten Ort, sondern lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron sich beispielsweise an einem bestimmten Ort befinden könnte, kein feststehendes Ereignis, sondern nur die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas ereignen könnte. Auf dieser Ebene der Realität ist nichts garantiert; die Wissenschaftler müssen sich damit zufrieden geben, dass sie nur Vermutungen äußern können. Im günstigsten Fall können sie angeben, wie hoch die Chancen stehen, dass man bei einer bestimmten Messung in einer bestimmten Zahl der Fälle ein bestimmtes Ergebnis erzielt. Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung hat auf der subatomaren Ebene keinerlei Bestand. Stabil wirkende Atome können ohne erkennbare Ursache plötzlich eine innere Spaltung erfahren; Elektronen können ohne jeden Grund von einem Energiezustand in einen anderen wechseln. Wenn man die Materie aus immer größerer Nähe betrachtet, dann ist sie nicht einmal mehr Materie, nicht ein bestimmtes, festes Ding, das man anfassen oder beschreiben könnte, sondern eine Ansammlung vorläufiger Identitäten, die sich alle gleichzeitig zur Schau stellen. Statt eines Universums von statischer Gewissheit bilden die Welt und ihre Beziehungen auf der fundamentalsten Ebene

der Materie einen ungewissen und nicht vorhersagbaren Zustand reinen Potenzials und unbegrenzter Möglichkeiten. Die Wissenschaftler räumten zwar ein, dass alles im Universum miteinander verbunden ist, aber nur in der Quantenwelt, das sollte heißen, im Reich des Unbelebten, nicht der Lebewesen. Quantenphysiker hatten eine seltsame Eigenschaft auf der subatomaren Ebene entdeckt, die als »Nichtlokalität« bezeichnet wird. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit einer Quanteneinheit, etwa eines einzelnen Elektrons, ein anderes Quantenteilchen sofort über jede beliebige Entfernung zu beeinflussen, ohne dass es dabei zu einem Austausch von Energien kommt. Das legt die Vermutung nahe, dass Quantenteilchen, die einmal Kontakt zueinander hatten, auch dann in Verbindung bleiben, wenn sie getrennt werden, sodass die Aktivitäten des einen stets das andere beeinflussen, egal, wie weit sie voneinander entfernt sind. Albert Einstein wertete dies als »unheimliche Fernwirkung« ab, und es war einer der Hauptgründe, warum er der Quantenphysik so sehr misstraute. Dass es diese Fernwirkung gibt, haben jedoch mehrere Physiker seit 1982 nachgewiesen. 4 Die Nichtlokalität brachte die Grundlagen der Physik ins Wanken. Materie kann nun nicht mehr als getrennte Einheit angesehen werden. Aktionen brauchen keine beobachtbare Ursache über einen beobachtbaren Raum. Einsteins fundamentalstes Axiom war nicht korrekt: Auf einer bestimmten Ebene konnten sich Dinge schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Subatomare Partikel haben keine Bedeutung als isolierte Einheiten, sondern können nur in ihrer Beziehung zueinander verstanden werden. Der grundlegende Unterbau der Welt ist ein komplexes Netz voneinander abhängiger Beziehungen, die auf ewig untrennbar miteinander verwoben sind. Das beobachtende, lebende Bewusstsein ist vielleicht der wichtigste Bestandteil dieses miteinander verknüpften

Universums. In der klassischen Physik galt der Experimentator als getrennte Einheit, ein stiller Beobachter hinter Glas, der versuchte, die Vorgänge im Universum zu verstehen, die unabhängig davon abliefen, ob er sie beobachtete oder nicht. In der Quantenphysik entdeckte man jedoch, dass alle Möglichkeiten eines Quantenpartikels in eine bestimmte Realität münden, sobald dieser Partikel beobachtet oder gemessen wird. Um diesen seltsamen Vorgang zu erklären, haben die Quantenphysiker postuliert, dass zwischen dem Beobachter und dem beobachteten Objekt eine Wechselwirkung besteht  – dass diese Partikel nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit in Raum und Zeit existieren, bis sie »beunruhigt« werden und der Vorgang der Beobachtung und Messung sie in einen festgelegten Zustand zwingt, – so als würde sich Gelee verfestigen. Diese erstaunliche Beobachtung hatte auch die Vorstellungen von der Natur der Wirklichkeit in ihren Grundfesten erschüttert, denn die Schlussfolgerung lautete, dass das Bewusstsein des Beobachters das beobachtete Objekt ins Dasein bringt. Nichts im Universum existiert als tatsächliches »Ding« unabhängig von unserer Wahrnehmung. Wir erschaffen unsere Welt in jeder Minute eines jeden Tages. Ed erschien es als ein zentraler Widerspruch, dass Physiker uns glauben machen wollen, für Steine und Stöcke würden andere physikalische Regeln gelten als für die atomaren Partikel, aus denen sie bestehen, eine Regel für das Kleine und eine für das Große, eine Regel für das Lebendige und eine für die unbelebte Materie. Die Gesetze der klassischen Physik waren zweifellos nützlich für die fundamentalen Eigenschaften der Bewegung, um zu beschreiben, wie unser Skelett den Körper aufrecht hält, wie unsere Lungen atmen, unser Herz pumpt und unsere Muskeln schwere Gewichte tragen. Und zahlreiche der grundlegenden Vorgänge in unserem Körper  – Essen,

Verdauung, Schlaf, Sexualfunktion  – unterliegen in der Tat physikalischen Gesetzen. Aber die klassische Physik oder Biologie hat keine Antworten auf so viele fundamentale Fragen: wie wir überhaupt denken können; warum sich Zellen so zu Verbänden organisieren, wie sie es tatsächlich tun; wie es möglich ist, dass viele molekulare Prozesse in einem einzigen Augenblick stattfinden; warum Arme zu Armen und Beine zu Beinen werden, obwohl sie dieselben Gene und Proteine enthalten; warum wir Krebs bekommen; wie diese Maschine, die unser Körper ist, sich auf wunderbare Weise selbst heilen kann; und sogar was Wissen ist – wie es kommt, dass wir wissen, was wir wissen. Wissenschaftler verstehen möglicherweise jedes winzige Detail der Schrauben, Bolzen, Verbindungsstellen und Räder, aber sie haben keine Ahnung von der Energie, welche die Maschine antreibt. Sie können vielleicht das kleinste mechanische Teilchen des Körpers behandeln, aber wenn es um die grundlegendsten Mysterien des Lebens geht, sind sie anscheinend immer noch Ignoranten. Wenn es also tatsächlich zutraf, dass die Gesetze der Quantenmechanik nicht nur für die subatomare Welt, sondern auch für die Welt im Großen Gültigkeit hatten, also nicht nur für die unbelebte Materie, sondern auch für alle Lebewesen, dann musste das gesamte Paradigma der Biologie fehlerhaft oder unvollständig sein. So wie Newtons Theorien schließlich durch die Quantentheorie verbessert worden waren, hatten Heisenberg und Einstein sich vielleicht ebenfalls  – zumindest teilweise  – geirrt. Würde man die Quantentheorie in größerem Umfang auf die Biologie anwenden, dann würde man mehr als ein komplexes Netzwerk von Energiefeldern betrachten, die in einer Art dynamischer Wechselwirkung mit den chemischen Reaktionen unseres Zellsystems zueinander stehen. Die Welt würde dann als eine Matrix unteilbarer gegenseitiger Beziehungen erscheinen, so wie Ed sie im

Weltraum erlebt hatte. Was der konventionellen Biologie so eindeutig fehlte, war eine Erklärung für das Organisationsprinzip – für das menschliche Bewusstsein. Ed begann, Bücher über religiöse Erfahrungen, östliche Philosophien und die wenigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Natur des Bewusstseins zu verschlingen. Er setzte frühe Untersuchungen mit einer Reihe von Wissenschaftlern in Stanford in Gang; er gründete das Institut für noetische 5 Wissenschaften, eine nicht gewinnorientierte Organisation, die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, diese Art von Forschungsprojekten zu finanzieren; er begann, wissenschaftliche Untersuchungen über das Bewusstsein in einem Buch zusammenzustellen. Bald konnte er an nichts anderes mehr denken und über nichts anderes mehr reden, und seine Besessenheit führte schließlich dazu, dass seine Ehe zerbrach. Edgars Arbeit hat vielleicht kein revolutionäres Feuer entzündet, aber er hat dieses Feuer zweifellos geschürt. An renommierten Universitäten überall in der Welt entstanden kleine Zellen stiller Rebellion gegen das Weltbild von Newton und Darwin, den Dualismus in der Physik und die gegenwärtige Sicht der menschlichen Wahrnehmung. Während seiner Suche lernte Ed Wissenschaftler kennen, deren Ruf beeindruckend war; sie arbeiteten an vielen angesehenen Universitäten  – Yale, Stanford, Berkeley, Princeton, Edinburgh  – und berichteten über Entdeckungen, die einfach nicht ins Bild passten. Im Gegensatz zu Edgar waren diese Wissenschaftler nicht durch eine Epiphanie zu einer neuen Weltsicht gelangt. Sie waren nur einfach im Verlauf ihrer Arbeit auf Forschungsergebnisse gestoßen, die in völligem Gegensatz zur herrschenden Theorie standen, und sosehr sie sich auch bemühten, das Unvereinbare zu vereinbaren – und in vielen Fällen wünschten sich die Wissenschaftler nichts sehnlicher als das –, es wollte ihnen einfach nicht gelingen.

Die meisten von ihnen waren zufällig zu ihren Erkenntnissen gelangt, so wie man sich verirren und an einem falschen Ort landen kann, aber nachdem sie einmal dort waren, konnten sie nicht mehr anders, als das neue Gelände zu erkunden. Denn echte Forschungsreisende setzen ihre Untersuchungen auch dann fort, wenn sie dadurch zu einem Ort geführt werden, den sie eigentlich gar nicht aufsuchen wollten. Die wichtigste Eigenschaft, die all diesen Forschern gemeinsam war, bestand in der schlichten Bereitschaft, ihre Zweifel aufzugeben und für die wahre Entdeckung offen zu bleiben, sogar wenn das bedeutete, die vorgegebene Ordnung der Dinge herauszufordern, Kollegen zu befremden oder sich selbst der Zensur und dem beruflichen Ruin auszusetzen. Zwar sollte die Wissenschaft eigentlich experimentelle Freiheit fördern, aber ihre gesamten Strukturen mit ihrem hochgradig wettbewerbsorientierten System der Projektfinanzierung, gepaart mit den Grundsätzen, die für Veröffentlichungen und deren kollegiale Begutachtung gelten, zwingen den Einzelnen mehr oder weniger, sich dem akzeptierten wissenschaftlichen Weltbild anzupassen. Das System tendiert dazu, den professionellen Forscher zu Experimenten zu ermutigen, deren Zweck hauptsächlich darin besteht, die existierende Sicht der Dinge zu bestätigen oder Technologien für die Industrie zu entwickeln, statt sich auf die Suche nach echten Innovationen zu begeben. 6 Jeder, der an diesen Experimenten arbeitete, hatte den Eindruck, kurz vor einem Durchbruch zu stehen, der alles verändern würde, was wir über die Wirklichkeit und die Menschen zu wissen glaubten, aber damals waren sie lediglich Wissenschaftler, die sich ohne Kompass in unbekanntes Gelände vorwagten. Eine Reihe von Forschern, die unabhängig voneinander arbeiteten, hatten

jeweils ein kleines Teilchen des Puzzles entdeckt, fürchteten sich aber davor, ihre Ergebnisse zu vergleichen. Es gab keine gemeinsame Sprache, weil ihre Entdeckungen sich jeder Beschreibung in Worten zu widersetzen schien. Gleichwohl: Als Mitchell Kontakt mit ihnen aufnahm, begannen ihre getrennten Arbeiten zu einer alternativen Theorie der Evolution, des menschlichen Bewusstseins und der Dynamik aller Lebewesen zu verschmelzen. Sie bot die besten Aussichten für ein einheitliches Weltbild, das nicht nur auf Theorien, sondern auf empirischen Erkenntnissen und mathematischen Gleichungen basierte. Eds Hauptrolle bestand in Einführungen, in der Finanzierung einiger Forschungsprojekte und  – indem er seinen Status als berühmter nationaler Held bereitwillig nutzte  – in der öffentlichen Präsentation dieser Arbeiten, was den Forschern zu der Überzeugung verhalf, dass sie nicht alleine waren. Alle Erkenntnisse liefen auf einen einzigen Punkt zu – das Selbst beeinflusste die Welt und umgekehrt. Darüber hinaus gab es noch einen weiteren Punkt der allgemeinen Übereinstimmung: Alle Experimente kamen zu Ergebnissen, die mitten ins Herz der allgemein herrschenden wissenschaftlichen Theorie trafen.

KAPITEL 2

Ein Meer von Licht

B

ill Church hatte kein Benzin mehr. Normalerweise würde so etwas nicht seinen gesamten Tag ruinieren. Aber 1973, als Amerika die erste Ölkrise erlebte, war eine neue Tankfüllung von zwei Dingen abhängig: erstens vom Wochentag und zweitens von der letzten Ziffer auf dem Nummernschild des Wagens. War diese Ziffer ungerade, dann konnte man montags, mittwochs oder freitags tanken; gerade Endziffern waren dienstags, donnerstags und samstags dran, und am Sonntag gab es überhaupt kein Benzin. Bills Nummernschild hatte eine ungerade Endziffer, und es war Dienstag. Das bedeutete: Ganz gleich, wo er hinmusste, ganz gleich, wie wichtig seine Termine waren, er steckte zu Hause fest, gefangen gehalten von einigen Potentaten aus dem Mittleren Osten und von der OPEC. Selbst wenn die Endziffer seines Nummernschildes zum Wochentag gepasst hätte, konnte es immer noch an die zwei Stunden dauern, bis er sich in der Warteschlange, die sich von einer Tankstelle aus über viele Blocks und um viele Ecken erstreckte, bis zur Zapfsäule vorgearbeitet hatte. Vorausgesetzt, er fand überhaupt eine Tankstelle, die geöffnet war. Zwei Jahre zuvor hatte es reichlich Treibstoff gegeben, um Edgar Mitchell zum Mond und wieder zurückfliegen zu lassen. Nun hatte die Hälfte der Tankstellen im Land dichtgemacht. Präsident Nixon hatte kürzlich in einer Rede an die Nation alle Amerikaner aufgefordert, ihre Heizungen nur noch auf Sparflamme zu betreiben,

Fahrgemeinschaften zu bilden und nicht mehr als 10 Gallonen, das sind etwa 38 Liter, Benzin pro Woche zu verbrauchen. Unternehmen waren gebeten worden, die Beleuchtung in den Arbeitszonen zu halbieren und sie in den Lagerhallen völlig abzuschalten. Washington würde selbst mit gutem Beispiel vorangehen und die Kerzen am nationalen Weihnachtsbaum auf dem Rasen vor dem Weißen Haus nicht einschalten. Die Nation, fett und selbstzufrieden und daran gewöhnt, Energie wie ihre Unmengen Cheeseburger zu konsumieren, war schockiert angesichts dieser ersten ihr aufgezwungenen Diät. Schon war die Rede davon, die Zahl der gedruckten Bücher müsse rationiert werden. Fünf Jahre später würde Jimmy Carter die Situation als »moralisches Äquivalent des Krieges« bezeichnen, und genauso empfanden es die meisten Amerikaner in mittleren Jahren, die seit dem Zweiten Weltkrieg keine Benzinrationierung mehr erlebt hatten. Bill stürmte zurück ins Haus und rief Hal Puthoff an, um sich zu beklagen. Hal, ein Laserphysiker, spielte oft Bills wissenschaftliches Alter Ego. »Es muss doch einen besseren Weg geben!«, rief Bill frustriert. Hal stimmte ihm zu, dass es Zeit war, sich nach Alternativen zu fossilen Treibstoffen für Transportmittel umzusehen – etwas anderes als Kohle, Holz oder Kernkraft. »Aber was gibt es denn sonst?«, fragte Bill. Hal zählte eine ganze Reihe von Möglichkeiten auf: Es gab die Photovoltaik (Solarzellen), Brennstoffzellen oder Wasserbatterien (ein Versuch, innerhalb der Zelle den Wasserstoff aus dem Wasser in Elektrizität zu verwandeln). Es gab die Windenergie, Biogas aus Abfallprodukten oder sogar Methan. Aber nichts davon, nicht einmal der exotischste Ansatz, hatte sich als belastbar oder realistisch erwiesen. Bill und Hal waren sich einig, dass man im Grunde eine vollkommen neue Energiequelle brauchte: billig, unerschöpflich, vielleicht noch gar nicht entdeckt. Ihre

Gespräche gingen oft in solche spekulativen Richtungen. Hal begeisterte sich hauptsächlich für neue Technologien – je futuristischer, desto besser. Er war nicht der typische Feld-Wald-und-Wiesen-Physiker, sondern mehr ein Erfinder und hatte mit seinen 35 Jahren schon ein Patent auf einen einstellbaren Infrarotlaser. Hal war weitgehend ein Selfmademan, der sein Studium selbst finanziert hatte, nachdem er als Teenager seinen Vater verloren hatte. 1958 hatte er sein Examen an der University of Florida abgelegt, ein Jahr nach dem Start von Sputnik I, aber er war während der Kennedy-Administration volljährig geworden. Wie viele junge Männer seiner Generation hatte er sich Kennedys zentrale Metapher zu Herzen genommen, dass die USA auf dem Weg zu neuen Grenzen waren. Über die Jahre hinweg und sogar nach dem frühen Ende des amerikanischen Raumfahrtprogramms, das aus Mangel an Interesse und an Geld eingestellt worden war, bewahrte sich Hal einen demütigen Idealismus im Hinblick auf seine Arbeit und die zentrale Rolle der Wissenschaft für die Zukunft der Menschheit. Hal glaubte fest an die Wissenschaft als Motor der Zivilisation. Er war ein kleiner, stämmiger Mann, der früher eine gewisse Ähnlichkeit mit Mickey Rooney gehabt hatte, mit einem Wust kastanienbrauner Haare; sein bewegtes Innenleben voller unorthodoxer Gedanken und Was-wäre-wenn-Überlegungen lag hinter einem phlegmatischen und bescheidenen Äußeren verborgen. Auf den ersten Blick machte er überhaupt nicht den Eindruck eines unkonventionellen Wissenschaftlers. Gleichwohl war Hal aufrichtig überzeugt davon, dass Arbeiten, die den Rahmen der konventionellen Wissenschaft sprengen, wichtig für die Zukunft unseres Planeten waren, um der Lehre Inspiration zu vermitteln und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Außerdem verließ er gelegentlich auch gerne sein Labor, um die Physik zur Lösung realer Probleme einzusetzen.

Bill Church hätte einfach nur ein erfolgreicher Geschäftsmann sein können, aber er teilte viel von Hals Idealismus im Hinblick auf die gesellschaftliche Funktion der Wissenschaft. Er war ein bescheidener Medici als Ergänzung zu Hals da Vinci. Bill hatte seine eigene wissenschaftliche Karriere erst einmal beendet, als er die Leitung des Familienunternehmens übernehmen musste, Church’s Fried Chicken, die texanische Antwort auf Kentucky Fried Chicken. Er hatte sich zehn Jahre lang um die Firma gekümmert und war kürzlich mit Church’s an die Börse gegangen. Er hatte sein Geld verdient, und nun drängte es ihn, die Ziele und Hoffnungen seiner jungen Jahre wieder aufzugreifen  – aber ohne eine formale Ausbildung brauchte er dafür einen Bevollmächtigten. In Hal hatte er sein perfektes Gegenstück gefunden  – einen begabten Physiker, der bereit war, in Bereiche vorzudringen, wo konventionelle Wissenschaftler abgewinkt hätten. Im September 1982 schenkte Bill Hal eine goldene Uhr als Symbol ihrer Zusammenarbeit: »Für Gletscher-Genius von Schnee« war darauf eingraviert. Dahinter stand die Vorstellung, dass Hal der stille Innovator war, zäh und kalt wie ein Gletscher, während Bill als »Schnee« ihn wie ein stetiger Schwall von feinem neuem Pulver vor immer neue Herausforderungen stellte. »Es gibt ein riesiges Energiereservoir, über das wir noch nicht gesprochen haben«, sagte Hal. Jeder Quantenphysiker, so erklärte er, kenne die so genannte Nullpunkt-Energie. Die Quantenmechanik hatte bewiesen, dass es so etwas wie ein Vakuum oder Nichts nicht gibt. Was wir uns meist als vollständige Leere vorstellen, wenn der gesamte Raum keine Materie und Energie mehr enthalten würde und man den freien Raum zwischen den Sternen untersuchen würde, das ist, subatomar ausgedrückt, ein Bienenstock voller Aktivität. Das Unschärfeprinzip, entwickelt von Werner Heisenberg, einem der wichtigsten Architekten der

Quantentheorie, impliziert, dass kein Teilchen je vollständig zur Ruhe kommt, sondern alle permanent in Bewegung sind; die Ursache dieser unberechenbaren Bewegungen sind die energetischen Fluktuationen des Vakuums, die ständig mit allen subatomaren Teilchen interagieren. Das bedeutet, dass die grundlegende Substruktur des Universums aus einem Meer von Quantenfeldern besteht, die keins der bekannten Gesetze der Physik ausschalten kann. Was wir für unser stabiles, statisches Universum halten, ist in Wirklichkeit ein schäumender Strudel subatomarer Teilchen, die ständig wie Gischttropfen in die materielle Welt eintreten und wieder in das substanzlose Energiemeer des Raumes zwischen den Teilchen zurückfallen. Auch wenn der berühmteste Aspekt von Heisenbergs Unschärferelation sich darauf bezieht, dass die physikalischen Eigenschaften der subatomaren Welt nicht mit Sicherheit messbar sind, hat sie noch eine weitere Bedeutung: dass wir nicht gleichzeitig die Energie und die Lebensdauer eines Teilchens bestimmen können, sodass folglich ein subatomares Ereignis, das innerhalb eines winzigen Zeitrahmens geschieht, mit einer unbestimmten Menge von Energie einhergeht. Hauptsächlich aufgrund von Einsteins Theorien und seiner berühmten Gleichung E = mc,2 die Energie zu Masse in Beziehung setzt, stehen alle Elementarteilchen in Wechselwirkung miteinander, indem sie Energie durch andere Quantenpartikel austauschen, von denen man annimmt, dass sie aus dem Nichts kommen, sich in unvorstellbar kurzer Zeit – 10–23 Sekunden, um genau zu sein  – miteinander verbinden und sich gegenseitig aufheben, wobei sie zufällige Energiefluktuationen ohne eine erkennbare Ursache erzeugen. Diese fluktuierenden Partikel, die in diesem kurzen Moment erzeugt werden, bezeichnet man als »virtuelle Partikel«. Sie unterscheiden sich von realen

Partikeln, weil sie nur existieren, während der Energieaustausch stattfindet – in der Zeit der »Unschärfe«, die durch die Unschärferelation ermöglicht wird. Hal stellte sich diesen Prozess gerne so vor wie die sprühende Gischt, die einen tosenden Wasserfall umgibt.1 Wenn man diesen subatomaren Tango, so kurz er auch sein mag, auf die unendliche Weite des Universums zusammenrechnet, dann ergibt sich daraus eine enorme Energiemenge, mehr, als alle Materie in der gesamten Welt enthält. Diese Energie bezeichnen die Physiker als »das Vakuum« oder »Nullpunkt-Feld« bzw. »Nullpunkt-Energie«, weil ihre Fluktuationen auch dann noch nachweisbar sind, wenn die Temperaturen unter dem absoluten Nullpunkt (minus 273 °C) liegen, dem niedrigsten möglichen Energiezustand, in dem jede Wärmebewegung als treibende Kraft entfällt und scheinbar nichts mehr übrig bleibt, was Bewegung erzeugen könnte. Nullpunkt-Energie ist die Energie, die übrig bleibt, wenn der Raum so leer und die Energie so niedrig wie möglich ist, sodass sie nicht mehr weiter verringert werden kann – wenn die Bewegung der subatomaren Teilchen so gering wie möglich ist.2 Aufgrund der Unschärferelation wird es jedoch stets eine Restvibration geben, die durch den virtuellen Teilchenaustausch hervorgerufen wird. Sie war immer weitgehend vernachlässigt worden, weil sie allgegenwärtig ist. Die meisten Physiker zogen die ärgerliche NullpunktEnergie bei ihren Gleichungen einfach ab  – ein Vorgang, der als »Renormalisierung« bezeichnet wird.3 Weil die Nullpunkt-Energie allgegenwärtig ist, so die Theorie, ändert sie nichts. Und weil sie nichts ändert, zählt sie auch nicht.4 Hal interessierte sich schon seit einigen Jahren für das Vakuumfeld, von dem Moment an, wo er in einer PhysikBibliothek auf die Artikel von Timothy Boyer von der New

Yorker City University gestoßen war. Boyer hatte demonstriert, dass die klassische Physik, wenn man die Existenz der unerschöpflichen, regellosen Energie des Nullpunkt-Felds zugrunde legte, viele seltsame Phänomene der Quantentheorie erklären konnte.5 Wenn Boyer Recht hatte, dann bedeutete das, dass man keine zwei Arten von Physik brauchte  – die klassische von Newton und die Quantentheorie – um die Eigenschaften des Universums zu deuten. Man konnte alles, was in der Quantenwelt geschah, mit der klassischen Physik erklären  – vorausgesetzt, man berücksichtigte die Nullpunkt-Energie. Je mehr Hal darüber nachdachte, desto mehr wuchs seine Überzeugung, dass das Vakuum alle Kriterien erfüllte, nach denen er suchte: Es enthielt unbegrenzte Mengen von Energie, die frei verfügbar waren und nicht die Umwelt verschmutzten. »Wenn man diese Energie anzapfen könnte«, sagte Hal zu Bill, »dann könnte man damit sogar ein Raumschiff antreiben.« Bill gefiel diese Idee, und er bot an, einige Sondierungsexperimente zu finanzieren. Immerhin hatte er Hal früher schon verrücktere Projekte finanziert. Und für Hal war es in gewisser Weise der richtige Zeitpunkt. Mit seinen 36 Jahren wusste er im Moment nicht so recht, was er anfangen sollte. Seine erste Ehe war in die Brüche gegangen, und er hatte seine Arbeit als Koautor eines wichtigen Buches über Quantenelektronik gerade beendet. Vor fünf Jahren hatte er in Stanford über Elektrotechnik promoviert und einige wichtige Arbeiten über Laser durchgeführt. Als ihm das akademische Leben langweilig geworden war, hatte er die Universität verlassen und betrieb nun Laserforschung am Stanford Research Institute (SRI), einem gigantischen Marktplatz für wissenschaftliche Experimente, der damals mit der Stanford University kooperierte. Das SRI hatte selbst die Ausmaße einer riesigen Universität aus miteinander verzahnten

Rechtecken, Quadraten und Z-förmigen dreistöckigen roten Ziegelsteingebäuden in einer verschlafenen kleinen Ecke von Menlo Park, eingeklemmt zwischen dem St.-Patrick’sSeminar und der Stanford University, die wie eine Stadt aus spanischen Ziegeldächern wirkte. Damals war das SRI die zweitgrößte Denkfabrik der Welt, wo jeder im Grunde so lange alles und jedes erforschen konnte, wie er es schaffte, seine Arbeit zu finanzieren. Hal verbrachte mehrere Jahre damit, die wissenschaftliche Literatur zu lesen und einige elementare Berechnungen anzustellen. Er untersuchte andere relevante Aspekte des Vakuums und der allgemeinen Relativität auf eine grundlegendere Weise. Der eher wortkarge Hal versuchte, sich auf rein intellektuelle Überlegungen zu beschränken, aber gelegentlich konnte er es nicht verhindern, dass seine Gedanken in Schwindel erregende Höhen abhoben. Obwohl alles noch in den Anfängen steckte, wusste er, dass er über etwas gestolpert war, das für die Physik eine enorme Bedeutung hatte. Dies war ein unglaublicher Durchbruch, vielleicht sogar eine Möglichkeit, die Quantenphysik auf die Welt in ihren größeren Dimensionen anzuwenden, oder sogar eine völlig neue Wissenschaft. Dies ging weit hinaus über die Laserforschung oder irgendetwas anderes, woran er bisher gearbeitet hatte. Dies gab ihm auf seine eigene bescheidene Weise ein wenig das Gefühl, Einstein zu sein und die Relativität zu entdecken. Schließlich erkannte er, wo ihn seine Arbeit hingeführt hatte: Er stand kurz vor der Entdeckung, dass die »neue« Physik falsch sein könnte  – oder zumindest in wesentlichen Punkten revisionsbedürftig war.   Hals Entdeckung war in gewisser Weise gar keine Entdeckung, sondern eine Situation, welche die Physiker seit 1926 für selbstverständlich gehalten und als unwesentlich abgehakt hatten. Für den Quantenphysiker

ist die Nullpunkt-Energie nur ein Ärgernis, das es wegzurechnen gilt. Für den religiösen Menschen oder Mystiker ist sie der wissenschaftliche Beweis des Wunderbaren. Was Quantenrechnungen zeigen, ist, dass wir und unser Universum in einem Meer von Bewegung leben und atmen – in einem Quantenmeer von Licht. Nach Heisenberg, der 1927 die Unschärferelation entwickelte, ist es unmöglich, alle Eigenschaften eines Partikels wie seine Position und seine Bewegungsenergie zur gleichen Zeit zu kennen, weil es anscheinend eine Art natürlicher Fluktuation gibt. Der Energiezustand eines beliebigen bekannten Partikels kann nicht genau bestimmt werden, weil der sich ständig verändert. Ein Teil der Unschärferelation legt außerdem fest, dass kein subatomares Partikel vollkommen zur Ruhe gebracht werden kann, sondern jedes stets eine winzige Restvibration behält. Den Wissenschaftlern ist schon lange klar, dass diese Fluktuationen für das unvermeidliche Rauschen in einem Mikrowellenempfänger oder in elektronischen Schaltkreisen verantwortlich sind und die Möglichkeiten zur Verstärkung von Signalen begrenzen. Sogar die Fluoreszenz von Leuchtstreifen beruht auf den Fluktuationen des Vakuums. Stellen Sie sich vor, Sie würden ein geladenes subatomares Partikel an einer kleinen elastischen Feder befestigen, die keine Reibung erzeugt (wie Physiker es gerne tun, um ihre Gleichungen auszuarbeiten). Die Feder sollte sich eine Weile auf und ab bewegen und dann ihre Bewegung am absoluten Nullpunkt einstellen. Seit Heisenberg haben Physiker immer wieder festgestellt, dass die Energie des Nullpunkt-Feldes weiterhin auf das Partikel einwirkt, sodass es nie zur Ruhe kommt, sondern auf der Feder stets in Bewegung bleibt.6 Gegen die Einwände seiner Zeitgenossen, die an einen leeren Raum glaubten, war Aristoteles einer der Ersten, die

behaupteten, der Raum sei in Wirklichkeit nicht leer, sondern ein »Plenum« (eine mit Dingen angefüllte Substruktur im Hintergrund). Dann führte Mitte des 19. Jahrhunderts der Wissenschaftler Michael Faraday die Vorstellung eines elektromagnetischen Feldes ein, wobei er davon ausging, der wichtigste Aspekt der Energie sei nicht ihre Quelle, sondern der umgebende Raum und der Einfluss des einen auf das andere durch eine bestimmte Kraft.7 Er betrachtete Atome nicht als harte kleine Billardkugeln, sondern als das am stärksten konzentrierte Zentrum einer Kraft, die sich in den Raum hinaus erstreckte. Ein Feld ist eine Matrix oder ein Medium, das zwei oder mehr Punkte im Raum miteinander verbindet, gewöhnlich durch eine Kraft wie die Schwerkraft oder den Elektromagnetismus. Die Kraft wird in der Regel durch Wellen innerhalb des Feldes repräsentiert. Ein elektromagnetisches Feld, um dieses Beispiel zu benutzen, besteht schlicht aus einem elektrischen und einem magnetischen Feld, die sich überschneiden und Energiewellen mit Lichtgeschwindigkeit aussenden. Ein elektrisches und ein magnetisches Feld bilden sich um eine beliebige elektrische Ladung herum (die ganz einfach durch einen Überschuss oder Mangel an Elektronen entsteht). Sowohl elektrische als auch magnetische Felder haben zwei Pole (negativ und positiv), und beide ziehen jedes andere geladene Objekt an oder stoßen es ab, je nachdem, ob die Ladungen entgegengesetzt (eine positiv, die andere negativ) oder gleichartig (beide positiv oder beide negativ) sind. Als Feld bezeichnet man den Raum, in dem man diese Ladungen und ihre Wirkungen ermitteln kann. Der Begriff des elektromagnetischen Feldes ist einfach eine von Wissenschaftlern erfundene, bequeme Abstraktion (dargestellt als »Kraftlinien«, die eine bestimmte Richtung

und Form anzeigen), der Versuch einer sinnvollen Erklärung für die auf den ersten Blick verblüffenden Wirkungen von Elektrizität und Magnetismus, ihre Fernwirkung auf Gegenstände  – die technisch ins Unendliche reicht  –, ohne dass es eine erkennbare Substanz oder Materie gibt, die dafür verantwortlich wäre. Einfach ausgedrückt: Ein Feld ist ein Einflussbereich. Wie ein Forscherpaar es treffend beschrieben hat: »Jedes Mal, wenn Sie Ihren Toaster benutzen, beunruhigt das Feld um ihn herum geladene Teilchen in den entferntesten Galaxien ganz geringfügig.«8 James Clerk Maxwell war der Erste, der den Raum als einen Äther aus elektromagnetischem Licht bezeichnete, und diese Vorstellung hielt sich, bis sie von einem Physiker polnischer Abstammung namens Albert Michelson 1881 widerlegt wurde (und sechs Jahre später in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Chemieprofessor namens Edward Morley); ein Lichtexperiment zeigte, dass Materie nicht in einer Masse von Äther existierte.9 Einstein selbst glaubte zunächst, der Raum sei wirklich leer, bis seine eigenen Ideen, aus denen er schließlich die allgemeine Relativitätstheorie entwickelte, zeigten, dass der Raum tatsächlich eine Fülle von Aktivitäten enthielt. Aber erst 1911 verstanden die Physiker durch ein Experiment von Max Planck, einen der Gründerväter der Quantentheorie, dass der vermeintlich leere Raum von brodelnden Aktivitäten überschäumte. In der Quantenwelt kommen Quantenfelder nicht durch Kräfte, sondern durch den Austausch von Energie zustande, die permanent in einem dynamischen Muster neu verteilt wird. Dieser konstante Austausch ist eine innere Eigenschaft von Partikeln, sodass sogar »reale« Partikel nichts weiter sind als ein kleiner Energieknoten, der kurz auftaucht und dann wieder in das darunter liegende Feld verschwindet. Gemäß der Quantenfeldtheorie ist die

individuelle Einheit vorübergehend und ohne Substanz. Teilchen können nicht vom leeren Raum, der sie umgibt, getrennt werden. Einstein selbst erkannte, dass Materie als solche »von extremer Intensität« war  – gewissermaßen eine Störung der perfekten Wahllosigkeit  – und dass die einzige fundamentale Wirklichkeit die darunter liegende Einheit war – das Feld selbst.10 Fluktuationen in der atomaren Welt summieren sich zu einem unaufhörlichen Hin und Her von Energie wie bei einem Pingpongspiel. Dieser Energieaustausch ist so ähnlich, als würde man jemandem einen Cent leihen: Sie sind einen Cent ärmer, er ist einen Cent reicher, bis er Ihnen den Cent zurückgibt und die Rollen wieder vertauscht werden. Diese Art der Emission und erneuten Absorption virtueller Partikel vollzieht sich nicht nur unter Photonen und Elektronen, sondern unter allen Quantenpartikeln des Universums. Das Nullpunkt-Feld ist die Quelle aller Felder, aller grundlegenden Energiezustände und aller virtuellen Partikel – ein Feld der Felder. Jeder Austausch eines jeden virtuellen Partikels strahlt Energie ab. Die Nullpunkt-Energie jeder einzelnen Transaktion in einem elektromagnetischen Feld ist unvorstellbar winzig  – der Gegenwert eines halben Photons. Aber wenn man zusammenrechnet, wie viele verschiedene Teilchen im Universum ständig auftauchen und wieder verschwinden, ergibt sich daraus eine riesige, unerschöpfliche Energiequelle  – ähnlich groß wie die Energiedichte in einem Atomkern oder noch größer –, und das alles befindet sich ganz unauffällig im Hintergrund des leeren Raumes, der uns umgibt, wie eine alles durchdringende, supergeladene Kulisse. Man hat errechnet, dass die gesamte Energie des Nullpunkt-Feldes alle in Materie gebundene Energie um den Faktor 1040 übersteigt, das ist eine 1 gefolgt von 40 Nullen.11 Wie der

berühmte Physiker Richard Feynman es einmal ausdrückte, um eine Vorstellung von dieser Größenordnung zu vermitteln: Die Energie in einem einzigen Kubikmeter Raum reicht aus, um alle Ozeane der Welt zum Kochen zu bringen. Das Nullpunkt-Feld eröffnete für Hal zwei verlockende Möglichkeiten. Zum einen repräsentierte es natürlich den Heiligen Gral der Energieforschung. Wenn man dieses Feld irgendwie anzapfen könnte, dann verfügte man über mehr Energie, als wir je brauchen würden, nicht nur als Treibstoff auf der Erde, sondern auch für Raumfahrtunternehmen zu entfernten Sternen. Gegenwärtig würde eine Reise zum nächsten Stern außerhalb unseres Sonnensystems eine Rakete von der Größe der Sonne erfordern, um den nötigen Treibstoff zu transportieren.12 Aber das grenzenlose Energiemeer, das allem zugrunde liegt, hatte noch eine weitere Implikation. Die Existenz des Nullpunkt-Feldes bedeutet, dass alle Materie im Universum durch Wellen miteinander verbunden ist, die sich durch Zeit und Raum ausbreiten und ins Unendliche führen können, wobei sie jeden Teil des Universums mit jedem anderen verknüpfen. Die Vorstellung des Nullpunkt-Feldes könnte eine wissenschaftliche Erklärung für viele metaphysische Begriffe bieten, beispielsweise den chinesischen Glauben an die Lebenskraft (Chi), die in alten Texten manchmal im Sinne eines Energiefeldes beschrieben wird. Sie fand ihren Widerhall sogar in alttestamentarischen Berichten über Gottes ersten Befehl »Es werde Licht«, der zur Erschaffung der Materie geführt hatte.13 In einem Artikel, der in der Physical Review, einer der angesehensten physikalischen Fachzeitschriften, veröffentlicht wurde, konnte Hal schließlich demonstrieren, dass der stabile Zustand der Materie überhaupt nur

existieren kann, wenn es eine dynamische Wechselwirkung zwischen den subatomaren Partikeln und dem NullpunktEnergiefeld gibt, das diese Partikel hervorbringt.14 In der Quantentheorie hatten die Physiker ständig ein Problem mit der Frage gehabt, warum Atome stabil sind. Bei ihren diesbezüglichen Laboruntersuchungen und mathematischen Berechnungen hatten sie als Modell immer das Wasserstoffatom benutzt, das mit einem Elektron und einem Proton das einfachste Atom im gesamten Universum darstellt. Die Quantenwissenschaftler wollten herausfinden, warum ein Elektron um ein Proton kreist wie ein Planet um die Sonne. Im Sonnensystem sorgt die Schwerkraft für eine stabile Kreisbahn. Aber in der atomaren Welt würde ein bewegliches, geladenes Elektron nicht stabil sein wie ein Planet auf seiner Kreisbahn, sondern seine Ladung allmählich abstrahlen und damit seine Energie erschöpfen; als Folge davon würde es auf einer Spiralbahn in den Atomkern stürzen, und die gesamte atomare Struktur des betreffenden Objektes würde in sich zusammenfallen. Der dänische Physiker Niels Bohr, der ebenfalls zu den Gründervätern der Quantentheorie gehört, löste das Problem auf seine Weise, indem er es einfach leugnete.15 Bohrs Erklärung lautete, ein Elektron würde nur dann strahlen, wenn es von einer Umlaufbahn zu einer anderen springt, und zwischen den Umlaufbahnen gebe es Energiedifferenzen, aus denen sich jede Emission von Photonenlicht ableiten lasse. Bohr stellte sein eigenes Gesetz auf, das letzten Endes besagte: »Es gibt keine Energie, denn das darf nicht sein. Ich verbiete dem Elektron, in den Atomkern zu stürzen.« Dieses Diktum und die damit verbundenen Annahmen führten zu weiteren Annahmen: Materie und Energie verfügten beide über wellen- und teilchenähnliche Charakteristika, wodurch die Elektronen an Ort und Stelle und auf ihren spezifischen

Umlaufbahnen blieben, und diese Vorstellung mündete schließlich in die Entwicklung der Quantenmechanik. Zumindest mathematisch gibt es keinen Zweifel, dass Bohr diese Differenz der Energieniveaus korrekt vorhersagen konnte.16 Was Timothy Boyer jedoch unternommen und Hal später perfektioniert hatte, war die Demonstration, dass man sich unter Berücksichtigung des Nullpunkt-Feldes nicht auf Bohrs Diktum einzulassen braucht. Man kann mathematisch zeigen, dass die Elektronen in einem dynamischen Gleichgewicht, das genau auf ihre jeweilige Kreisbahn abgestimmt ist, ständig Energie an das Nullpunkt-Feld abgeben und Energie aus ihm beziehen. Die Elektronen bekommen so viel Energie, wie sie brauchen, um mit unverminderter Geschwindigkeit auf ihrer Bahn zu bleiben, weil sie immer wieder aus den Fluktuationen des leeren Raumes »nachtanken« können. Mit anderen Worten: Das Nullpunkt-Feld ist verantwortlich für die Stabilität des Wasserstoffatoms und  – so die Schlussfolgerung  – für die Stabilität der gesamten Materie. Wenn man den Stecker aus der Nullpunkt-Energie zieht, so hatte Hal demonstriert, dann fallen alle atomaren Strukturen in sich zusammen.17 Hal zeigte außerdem durch physikalische Berechnungen, dass die Fluktuationen der Wellen des Nullpunkt-Feldes die Bewegungen von subatomaren Partikeln antreiben und dass alle Bewegungen aller Partikel des Universums ihrerseits das Nullpunkt-Feld erzeugen, was einer Art sich selbst generierender Rückkoppelungsschleife entspricht, die sich über den gesamten Kosmos erstreckt.18 Hal stellte sich das so ähnlich vor wie eine Katze, die ihren eigenen Schwanz jagt.19 In einem seiner Artikel schrieb er: »Die Wechselwirkung mit dem Nullpunkt-Feld konstituiert einen darunter liegenden, stabilen

Vakuumzustand der ›untersten Stufe‹, in dem weitere Wechselwirkungen mit dem NullpunktFeld einfach den existierenden Zustand auf der Basis eines dynamischen Gleichgewichts reproduzieren.«20 Das impliziert, so sagt Hal, eine »Art sich selbst regenerierenden energetischen Urzustand des Universums«,21 der sich permanent selbst erneuert und unverändert bleibt, bis er auf irgendeine Weise gestört wird. Es bedeutet außerdem, dass wir und die gesamte Materie des Universums durch die größten Wellen des Nullpunkt-Feldes buchstäblich mit den hintersten Winkeln des Kosmos verbunden sind.22 Ähnlich wie die Meeresdünung oder die sich kräuselnde Wasseroberfläche auf einem Teich werden die Wellen auf der subatomaren Ebene durch periodische Oszillationen repräsentiert, die sich durch ein Medium bewegen  – in diesem Fall das Nullpunkt-Feld. Sie entsprechen einer klassischen Sinuskurve, so als würde man ein Seil an beiden Enden festhalten und auf und ab schwingen lassen. Die Amplitude der Wellen ist halb so hoch wie der Abstand zwischen dem höchsten und tiefsten Punkt der Kurve, und eine einzelne Wellenlänge oder ein Zyklus entspricht einer vollständigen Oszillation oder der Entfernung zwischen zwei nebeneinander liegenden Wellengipfeln oder Wellentälern. Die Frequenz entspricht der Zahl der Zyklen pro Sekunde und wird gewöhnlich in Hertz gemessen, wobei 1 Hertz einem Zyklus pro Sekunde entspricht. In Ländern wie Großbritannien und Deutschland kommt der Strom mit 50 Hertz oder Zyklen pro Sekunde aus der Steckdose, in den USA sind es 60 Hertz. Mobiltelefone arbeiten mit einer Frequenz von 900 oder 1800 Megahertz.

Wenn Physiker den Ausdruck »Phase« benutzen, dann meinen sie damit den Punkt, an dem sich die Welle bei ihrer Oszillation befindet. Zwei Wellen sind in Phase, wenn sie beide zur gleichen Zeit ihren Gipfel oder ihr Tal erreichen, selbst dann, wenn sie unterschiedliche Frequenzen oder Amplituden haben. »In Phase« zu kommen, bedeutet Synchronisierung. Einer der wichtigsten Aspekte von Wellen ist der, dass sie Informationen verschlüsseln und übertragen. Wenn sich zwei Wellen in Phase befinden und gegenseitig überlappen  – technisch bezeichnet man das als Interferenz  –, dann ist die kombinierte Amplitude der beiden größer als jede individuelle Amplitude. Das Signal wird folglich verstärkt. Dies addiert sich zu einer Prägung oder einem Informationsaustausch, den man »konstruktive Interferenz« nennt. Wenn eine Welle ihren Höhepunkt erreicht, während die andere sich am Tiefstpunkt befindet, können sie sich gegenseitig ganz oder teilweise löschen  – diesen Prozess nennt man »destruktive Interferenz«. Wenn zwei Wellen zusammengetroffen sind, enthält jede von ihnen zusätzlich zu allen anderen Informationen auch Angaben in Form einer energetischen Kodierung über die jeweils andere Welle. Interferenzmuster verfügen über einen ständig wachsenden Informationsgehalt, und Wellen haben eine nahezu unbegrenzte Speicherkapazität. Wenn alle subatomare Materie in der Welt ständig mit diesem sie umgebenden Feld der Urenergie in Wechselwirkung steht, dann enthalten die Wellen des Nullpunkt-Feldes stets umfassende Informationen über die Form von allem, was existiert. Als Verkünder oder Träger aller Wellenlängen und Frequenzen ist das Nullpunkt-Feld eine Art zeitloser Schatten des Universums, ein Spiegelbild oder »Fingerabdruck« von allem, was je existiert hat. In gewisser Weise ist das Vakuum der Anfang und das Ende von allem im Universum.23

Obwohl alle Materie von Nullpunkt-Energie umgeben ist, die jedes Objekt gleichförmig bombardiert, ist es gelegentlich doch gelungen, Störungen im Feld tatsächlich zu messen. Eine dieser Störungen des Nullpunkt-Feldes ist die Lamb-Verschiebung, so benannt nach dem amerikanischen Physiker Willis Lamb. Er benutzte in den vierziger Jahren militärisches Radar und konnte damit zeigen, dass Nullpunkt-Fluktuationen die Bahnen von Elektronen um den Atomkern leicht stören, was dazu führt, dass Photonen, die beim Übergang dieser Elektronen in eine andere Bahn entstehen, eine Frequenzverschiebung von ungefähr 1000 Megahertz gegenüber dem Normalwert aufweisen.24 Ein anderes Beispiel wurde ebenfalls in den vierziger Jahren entdeckt, als der holländische Physiker Hendrik Casimir zeigen konnte, dass zwei glatte Metallplatten, in äußerst geringem Abstand voneinander gehalten, sich gegenseitig sehr stark anziehen. Der Grund: Im Zwischenraum zwischen den beiden Platten laufen sehr viel weniger Vakuumfluktuationen ab als im Raum außerhalb, nämlich nur die Wellenlängen, welche die Distanz zwischen den beiden Platten überbrücken. Da somit einige Wellenlängen des Feldes ausgeschlossen sind, führt das zu einer Störung im Gleichgewicht des Feldes, und das Ergebnis ist ein energetisches Ungleichgewicht, wobei sich im Raum zwischen den Platten weniger Energie befindet als im Raum außerhalb. Diese größere Energiedichte im Äußeren presst die beiden Metallplatten zusammen. Eine andere klassische Demonstration der Existenz des Nullpunkt-Feldes ist der Van-der-Waals-Effekt, so benannt nach seinem Entdecker, dem holländischen Physiker Johannes Diderik van der Waals. Er entdeckte, dass zwischen den Atomen und Molekülen Anziehungs- und Abstoßungskräfte wirken, weil die elektrische Ladung auf eine bestimmte Weise verteilt ist, und schließlich fand man

heraus, dass auch dies mit einer örtlichen Störung des energetischen Gleichgewichts im Vakuumfeld zu tun hat. Diese Eigenschaft erlaubt es bestimmten Gasen, sich in Flüssigkeiten zu verwandeln. Spontane Emissionen, wenn Atome zerfallen und ohne erkennbaren Grund Strahlung abgeben, gehören ebenfalls zu den Effekten des NullpunktFeldes. Timothy Boyer, der Physiker, dessen Artikel ursprünglich Puthoffs Interesse geweckt hatte, konnte zeigen, dass viele der Eigenschaften subatomarer Partikel, die den Physikern so erschienen, als würde man durch einen Spiegel sehen, und die zu einer Reihe merkwürdiger Quantenregeln geführt hatten, problemlos in den Rahmen der klassischen Physik passen, wenn man die Effekte des Nullpunkt-Feldes mit berücksichtigt. Die Unschärferelation, der WelleTeilchen-Dualismus, die Fluktuation der Partikel: All das hat mit den Wechselwirkungen zwischen der Materie und dem Nullpunkt-Feld zu tun. Hal begann sich sogar zu fragen, ob die Vakuumenergie nicht auch für das verantwortlich sein könnte, was nach wie vor die geheimnisvollste und für die Physiker quälendste aller Kräfte ist: die Schwerkraft. Die Gravitation ist das Waterloo der Physik. Bei ihren Versuchen, diese fundamentale Eigenschaft der Materie und des Universums zu begründen, sind die größten Genies der Physik in Verwirrung geraten. Sogar Einstein, der die Schwerkraft im Rahmen seiner Relativitätstheorie hervorragend beschreiben konnte, vermochte ihren Ursprung nicht zu erklären. Im Laufe der Jahre haben viele Physiker einschließlich Einstein versucht, ihr eine elektromagnetische Natur zu verleihen, sie als eine Kernkraft zu definieren oder ihr sogar eigene Quantengesetze zuzuschreiben  – alles ohne Erfolg. Dann stellte 1968 der sowjetische Physiker Andrej Sacharow eine ungewöhnliche Überlegung an: Was, wenn die Schwerkraft keine Interaktion zwischen Objekten, sondern nur eine

Restgröße wäre? Oder präziser: Was, wenn die Schwerkraft eine Nachwirkung des Nullpunkt-Feldes wäre, verursacht durch Veränderungen im Feld, die durch die Anwesenheit von Materie ausgelöst werden?25 Auf der Ebene von Quarks und Elektronen schwingt alle Materie aufgrund ihrer Wechselwirkungen mit dem Nullpunkt-Feld. Eins der Gesetze der Elektrodynamik besagt, dass ein fluktuierendes geladenes Teilchen ein elektromagnetisches Feld ausstrahlt. Das bedeutet, dass neben dem ursprünglichen Nullpunkt-Feld ein weiteres Meer dieser sekundären Felder existiert. Diese sekundären Felder sind die Ursache der Anziehungskraft zwischen zwei Partikeln, und das, so glaubte Sacharow, hatte etwas mit der Schwerkraft zu tun.26 Hal begann, über diese Vorstellungen nachzudenken. Wenn das stimmte, dann hatten sich die Physiker geirrt, als sie davon ausgingen, die Gravitation sei eine eigenständige, fundamentale Kraft. Stattdessen müsste man sie eher als eine Art Druck betrachten. Er begann, sich die Schwerkraft als eine Art ausgedehnten CasimirEffekt vorzustellen, wobei zwei Objekte einige der Wellen des Nullpunkt-Feldes blockierten, sodass eine Anziehungskraft zwischen ihnen entstand,27 oder vielleicht war sie sogar eine ausgedehnte Van-der-Waals-Kraft wie die Bindekräfte zwischen zwei Atomen über bestimmte Entfernungen hinweg.28 Ein Teilchen im Nullpunkt-Feld beginnt durch seine Interaktion mit dem Nullpunkt-Feld zu schwingen; zwei Teilchen haben nicht nur ihre jeweils eigene Schwingung, sondern werden auch von dem Feld beeinflusst, das die anderen Teilchen hervorgebracht haben, wobei alle auf ihre eigene Weise schwingen. Deshalb verursachen die von diesen Partikeln hervorgerufenen Felder  – die eine partielle Abschirmung von der alles durchdringenden Ur-Energie des Nullpunkt-

Feldes darstellen  – die Anziehungskraft, die wir als Schwerkraft bezeichnen. Sacharow hatte diese Ideen nur als eine Hypothese entwickelt. Puthoff ging weiter und begann, sie mathematisch auszuarbeiten. Er demonstrierte, dass Gravitationseffekte vollkommen im Einklang mit der Teilchenbewegung des Nullpunkt-Feldes standen, der die Deutschen den Namen »Zitterbewegung« gegeben hatten.29 Die Verknüpfung zwischen Schwerkraft und Nullpunkt-Energie löste eine Reihe von Rätseln, die unter den Physikern jahrhundertelang Verwirrung gestiftet hatten. Sie beantwortete beispielsweise die Frage, warum die Gravitation so schwach ist und nicht abgeschirmt werden kann (das Nullpunkt-Feld ist allgegenwärtig und kann folglich als solches nicht abgeschirmt werden). Sie erklärte außerdem, warum es nur positive, aber keine negative Masse geben kann. Und schließlich verband sie die Schwerkraft zusammen mit anderen physikalischen Kräften wie Kernenergie und Elektromagnetismus zu einer schlüssigen, einheitlichen Theorie  – etwas, wonach die Physiker immer schon mit großem Eifer, aber ohne Erfolg gesucht hatten. Hal veröffentlichte seine Theorie der Schwerkraft und erhielt dafür freundlichen und zurückhaltenden Beifall. Zwar beeilte sich niemand, seine Daten zu überprüfen, doch er wurde wenigstens nicht ausgelacht, auch wenn das, was er in seinen Artikeln behauptet hatte, letztlich das Fundament der Physik des 20. Jahrhunderts erschütterte. Eine der berühmtesten Thesen der Quantenphysik besagt, dass ein Teilchen gleichzeitig eine Welle sein kann, solange es nicht beobachtet oder gemessen wird, weil in diesem Moment sein gesamtes Potenzial an Möglichkeiten zugunsten einer festen Größe zusammenbricht. In Hals Theorie ist ein Teilchen immer ein Teilchen, aber sein Zustand scheint einfach unbestimmt, weil es ständig in

Wechselwirkung mit dem Energiefeld im Hintergrund steht. Eine weitere Eigenschaft subatomarer Partikel wie etwa Elektronen, die in der Quantentheorie als selbstverständlich betrachtet wird, ist die »Nichtlokalität«  – Einsteins »unheimliche Fernwirkung«. Diese Eigenschaft kann ebenfalls durch das Nullpunkt-Feld bedingt sein. Für Hal entsprach sie in etwa der Vorstellung, dass man zwei Stöcke am Strand in den Sand steckt, wo sie von einer heranrollenden Welle getroffen werden können. Wenn man nichts von der Welle weiß und nur sieht, wie die beiden Stöcke der Reihe nach umfallen, könnte man denken, der eine habe eine Fernwirkung auf den anderen gehabt, und das als »Nichtlokalität« bezeichnen. Aber was, wenn es die Nullpunkt-Fluktuation wäre, die diesem Effekt als Mechanismus zugrunde liegt und dazu führt, dass ein Quantenteilchen das andere beeinflusst?30 Wenn das der Fall wäre, würde es bedeuten, dass jeder Teil des Universums augenblicklich mit jedem anderen Verbindung aufnehmen könnte. Während er andere Projekte am SRI weiterbearbeitete, baute Hal ein kleines Labor in Pescadero in den Hügeln der nordkalifornischen Küstenlandschaft auf. Das Grundstück gehörte Ken Shoulders, einem brillanten Elektronikfachmann, den er von früher her kannte und kürzlich als Mitarbeiter gewonnen hatte. Hal und Ken begannen, an einer Technologie zu arbeiten, die auf der Kondensation elektrischer Ladungen beruht, einer verfeinerten Version dessen, was wir alle schon einmal erlebt haben: Man reibt mit der Schuhsohle über einen Teppich und bekommt einen elektrischen Schlag, wenn man danach Metall berührt. Normalerweise stoßen Elektronen sich gegenseitig ab und mögen es nicht, wenn man sie zu eng zusammendrückt. Aber Shoulders entdeckte ein Phänomen, das durch das Nullpunkt-Feld und den Casimir-Effekt hervorgerufen werden könnte: Wenn man

Elektronen dicht genug zusammenpackt, stoßen sie sich nicht länger ab, sondern bilden ein Cluster. Das ermöglicht die Entwicklung elektronischer Anwendungen auf extrem kleinem Raum. Hal und Ken begannen, technische Spielereien zu entwickeln, bei denen sie diese Energie nutzten, und ließen ihre Erfindungen dann patentieren. Schließlich bauten sie ein winziges Röntgengerät, das auf die Spitze einer Nadel passte, die in den menschlichen Körper eingeführt werden konnte, um dort Röntgenbilder in kleinsten Körperhöhlen aufzunehmen. Anschließend erfanden sie einen Generator für hochfrequente Radarsignale, der es möglich machte, Radar aus einer Quelle zu erzeugen, die nicht größer war als eine PlastikKreditkarte. Sie gehörten auch zu den Ersten, die einen extrem flachen Fernseher mit in den Bildschirm integrierten Elektronik-Bauteilen entwarfen, der nur noch die Tiefe eines normalen Bilderrahmens hatte. All ihre Patente enthielten die Erklärung, dass es sich bei der letztendlichen Energiequelle »anscheinend um die Nullpunkt-Strahlung des Vakuum-Kontinuums handelt«,31 und diese Erklärung wurde akzeptiert. Die Entdeckungen der beiden erregten unerwartete Aufmerksamkeit, als das Pentagon, das neue Technologien nach ihrer Bedeutung für die Nation bewertet, die »Condensed-charge-Technologie« (kondensierte Ladung), wie die Erforschung der Nullpunkt-Energie damals offiziell genannt wurde, an die dritte Stelle der für die Nation wichtigsten technologischen Entwicklungen setzte, direkt nach den Tarnkappenbombern und bildgebenden Verfahren wie etwa der Computertomografie. Ein Jahr später stand die Condensed-charge-Technologie an zweiter Stelle auf der Liste. Die für die Bewertung der Technologien zuständige Interagency Technological Assessment Group war überzeugt, dass Hal einer Sache von großem nationalem Interesse auf der Spur war und dass weitere

Fortschritte in der Raumfahrt nur möglich sein würden, wenn es gelänge, die Energie aus dem Vakuum anzuzapfen. Mit dieser Unterstützung der US-Regierung für ihre Arbeit hatten Puthoff und Shoulders die freie Auswahl unter zahlreichen privaten Geldgebern für ihre Forschung. Schließlich entschieden sie sich 1989 für Boeing, die sich für das kleine Radargerät interessierten, dessen Entwicklung sie im Zusammenhang mit einem größeren Projekt fördern wollten. Das Projekt schleppte sich einige Jahre hin, bis Boeing schließlich das Geld ausging. Die meisten anderen Firmen forderten einen kompletten Prototyp als Voraussetzung für eine finanzielle Förderung. Also beschloss Hal, seine eigene Firma zu gründen, um das Röntgengerät zu entwickeln. Er hatte ungefähr den halben Weg hinter sich, als ihm aufging, dass dies ein Umweg sein würde, der ihn nicht weiter brachte. Die Sache würde ihm zwar vielleicht eine Menge Geld einbringen, aber dieses Geld interessierte ihn nur insoweit, als es der Finanzierung seiner Energieforschung diente. Dazu eine eigene Firma aufzubauen und zu leiten, würde ihn vermutlich zehn Jahre seines Lebens kosten, so wie es Bill mit seinem Familienunternehmen ergangen war. Da erschien es ihm viel besser, einfach nach einem Geldgeber für die Energieforschung selbst zu suchen. Hal traf seine Entscheidung auf der Stelle. Er würde fest das altruistische Ziel im Auge behalten, mit dem er begonnen hatte  – und schließlich gründete er darauf seine gesamte Karriere. Erst der Dienst an der Sache, dann der Ruhm und am Ende, wenn überhaupt, die Entlohnung.   Hal musste fast zwanzig Jahre warten, bis sich jemand fand, der seine Forschungsergebnisse reproduzierte und seine Theorien ausbaute. Die Bestätigung kam in Form einer Nachricht auf dem Anrufbeantworter, hinterlassen um drei Uhr nachts, und den meisten Physikern wäre diese Nachricht wahrscheinlich prahlerisch oder sogar lächerlich

erschienen. Bernie Haisch war gerade dabei gewesen, die letzten Kleinigkeiten in seinem Büro bei Lockheed in Palo Alto einzupacken, um sein Forschungsstipendium am MaxPlanck-Institut in Garching in Deutschland anzutreten. Als Astrophysiker bei Lockheed freute sich Bernie darauf, den Rest des Sommers mit Forschungen über die Röntgenemissionen von Sternen zu verbringen, und er war sehr froh über dieses Stipendium. Bernie war eine seltsame Mischung, formal und vorsichtig bei der Arbeit, aber privat ein ausdrucksstarker Mensch, der sein Ventil darin gefunden hatte, Folksongs zu schreiben. Im Labor jedoch neigte er so wenig zur Übertreibung wie sein Freund Alfonso Ruenda, ein anerkannter Physiker und anwendungsorientierter Mathematiker an der California State University in Long Beach, der die Nachricht hinterlassen hatte. Physikern wird selten Humor im Hinblick auf ihre Arbeit nachgesagt, und der Kolumbianer war ein stiller Mann, der alles sehr genau nahm und keineswegs zu Prahlereien neigte. Aber vielleicht war das Ruendas Vorstellung davon, wie man jemandem einen Streich spielt. Die Nachricht auf Haischs Anrufbeantworter lautete: »O mein Gott, ich glaube, ich habe gerade F = ma abgeleitet.« Für einen Physiker entspricht diese Aussage in etwa der Behauptung, jemand habe die mathematische Gleichung aufgestellt, welche die Existenz Gottes beweist. In diesem Fall war Gott Newton und F = ma das erste Gebot. F = ma ist ein zentraler Lehrsatz der Physik, von Newton 1687 in seinen Principia postuliert, der Heiligen Schrift der klassischen Physik. Es handelt sich hier um die fundamentale Gleichung der Bewegung, die in der physikalischen Theorie eine so zentrale Rolle spielt, dass sie ein Postulat darstellt, das nicht bewiesen werden muss, sondern einfach als wahr angenommen und nie infrage gestellt wird. Kraft ist Masse (oder Trägheit) mal Geschwindigkeit. Oder anders ausgedrückt: Die

Beschleunigung, die man erhält, ist umgekehrt proportional der Masse für eine vorgegebene Kraft. Trägheit  – die Tendenz, dass die Dinge an Ort und Stelle bleiben, sich schwer in Bewegung setzen lassen und dann, wenn sie einmal in Bewegung sind, sich nur schwer wieder stoppen lassen  – beschränkt unsere Möglichkeiten, die Geschwindigkeit eines Objektes zu erhöhen. Je größer das Objekt ist, desto mehr Kraft braucht man, um es in Bewegung zu setzen. Der Aufwand, der ausreicht, um eine Fliege über einen Tennisplatz zu katapultieren, wird noch lange kein Nilpferd in Bewegung setzen. Der entscheidende Punkt war, dass bisher noch niemand dieses »Gebot« bewiesen hatte, obwohl sich eine ganze Religion darauf gründete. Jeder Physiker seit Newton ging von dieser fundamentalen Annahme aus und baute auf diesem Grundstein seine Theorien und Experimente auf. Newtons Postulat hatte im Wesentlichen die träge Masse definiert und die Grundlagen der physikalischen Mechanik für die letzten dreihundert Jahre gelegt. Wir alle wissen, dass die Gleichung stimmt, auch wenn das bisher noch niemand beweisen konnte.32 Und nun behauptete Alfonso Rueda in seiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter, ebendiese Gleichung, abgesehen von E = mc2 die berühmteste in der gesamten Physik, sei das Ergebnis einer mathematischen Berechnung, an der er viele Monate lang fieberhaft bis in die tiefe Nacht gearbeitet hatte. Die Details würde er Bernie mit der Post nach Deutschland schicken. Obwohl er intensiv mit seiner Raumfahrttechnik beschäftigt war, hatte Bernie einige der Artikel von Hal Puthoff gelesen und sich selbst für das Nullpunkt-Feld interessiert, hauptsächlich als Energiequelle für Reisen zu entfernten Weltraumzielen. Bernies Interesse war durch die Arbeiten der britischen Physiker Paul Davies und William Unruh von der University of British Columbia angeregt worden. Die beiden hatten

festgestellt, dass, wenn man sich mit gleich bleibender Geschwindigkeit durch das Vakuum bewegt, alles gleich aussieht. Aber sobald man beschleunigt, erscheint das Vakuum demjenigen, der sich hindurchbewegt, wie ein lauwarmes Meer aus Hitzestrahlung. Bernie begann sich zu fragen, ob die Trägheit – ähnlich wie diese Hitzestrahlung – eine Folge der Beschleunigung durch das Vakuum sein könnte.33 Dann hatte er auf einer Konferenz Rueda getroffen, einen bekannten Physiker, der sich intensiv mit Mathematik beschäftigt hatte. Nach zahlreichen Anstößen und Aufforderungen von Bernie gab der sonst so halsstarrige Rueda schließlich nach und begann, sich durch die Analysis zu arbeiten, wobei er das Nullpunkt-Feld und einen idealisierten Oszillator zugrunde legte, der häufig bei der Lösung klassischer Probleme in der Physik zu Hilfe genommen wird. Bernie verfügte zwar selbst über die notwendigen technischen Kenntnisse, aber er brauchte einen kompetenten Mathematiker für die Berechnungen. Bernie war fasziniert von Hals Arbeiten über die Schwerkraft und überlegte, dass es vielleicht einen Zusammenhang zwischen der Trägheit und dem NullpunktFeld geben könnte. Viele Monate später hatte Rueda seine Berechnungen abgeschlossen. Das Ergebnis besagte, dass ein Oszillator bei der Beschleunigung durch das Nullpunkt-Feld auf Widerstand trifft und dass dieser Widerstand proportional zur Beschleunigung steigt. Es sah tatsächlich so aus, als hätten sie damit den Beweis für F = ma liefern können. Die Gleichung galt nicht mehr nur deshalb, weil Newton es so postuliert hatte. Wenn Alfonso Recht hatte, dann war eins der fundamentalen Axiome der Welt auf etwas reduziert worden, das man aus der Elektrodynamik ableiten konnte. Man brauchte keine Annahmen. Man konnte beweisen,

dass Newton Recht hatte, indem man einfach das Nullpunkt-Feld berücksichtigte. Sobald Bernie Ruedas Berechnungen erhalten hatte, nahm er Kontakt mit Hal Puthoff auf, und die drei beschlossen zusammenzuarbeiten. Bernie verfasste einen sehr langen Artikel über die ganze Sache. Nach einigem Zögern wurde er von der Physical Review, einer sehr angesehenen orthodoxen physikalischen Fachzeitschrift, im Februar 1994 unverändert abgedruckt.34 Der Artikel belegte, dass die Trägheit, die allen Objekten im physikalischen Universum zu Eigen ist, sich schlicht aus dem Widerstand des Nullpunkt-Feldes gegen die Beschleunigung ergibt. Die Ausführungen zeigten, dass Trägheit einer so genannten Lorentz-Kraft entspricht  – einer Kraft, die Teilchen, welche sich durch ein magnetisches Feld bewegen, verlangsamt. In diesem konkreten Fall ist das magnetische Feld ein Teil des Nullpunkt-Feldes, das mit den geladenen subatomaren Teilchen reagiert. Je größer das Objekt ist, desto mehr Teilchen enthält es, und desto stärker wird es vom Feld an Ort und Stelle gehalten. Im Grunde wird hier also gesagt, dass der körperliche Stoff, den wir Materie nennen und dem alle Physiker seit Newton eine angeborene Masse zugeschrieben haben, eine Illusion ist. Hier passiert nichts weiter, als dass dieses im Hintergrund vorhandene Meer von Energie der Beschleunigung Widerstand entgegensetzt, indem es auf die subatomaren Partikel zugreift, sobald man ein Objekt in Bewegung setzt. Masse war in den Augen der drei Wissenschaftler nur ein Hilfsbegriff, ein »vorübergehender Platzhalter« für den allgemeineren Effekt einer QuantenVakuum-Reaktion.35 Hal und Bernie erkannten auch, dass ihre Entdeckung einen Bezug zu Einsteins berühmter Gleichung E = mc2 hatte. Diese Gleichung war stets davon ausgegangen, dass

Energie (eine unterscheidbare physikalische Einheit des Universums) sich in Masse (eine andere unterscheidbare physikalische Einheit) verwandelt. Aber nun erkannten sie, dass die Beziehung zwischen Masse und Energie eher eine Aussage darüber war, was die Energie von Quarks und Elektronen aufgrund ihrer Interaktion mit den Fluktuationen des Nullpunkt-Feldes in dem bewirken, was wir »Materie« nennen. Eine Schlussfolgerung, die sich allen aufdrängte, in der emotionslosen, neutralen Sprache der Physik, war die Tatsache, dass Materie keine grundlegende Eigenschaft der Physik darstellt. Einsteins Gleichung war einfach ein Rezept für die Menge an Energie, die man braucht, um den Anschein von Masse zu erzeugen. Das bedeutet, dass es keine zwei fundamentalen physikalischen Einheiten gibt  – die eine materiell, die andere immateriell  –, sondern nur eine einzige: Energie. Alles in unserer Welt, alles, was Sie in der Hand halten, egal wie dicht, wie schwer, wie groß es sein mag, besteht auf der fundamentalsten Ebene aus einer Ansammlung elektrischer Ladungen, die in Wechselwirkung mit einem Hintergrundmeer elektromagnetischer und anderer energetischer Felder stehen – eine Art elektromagnetischer Zugkraft. Sie schrieben später, Masse sei nicht ein Äquivalent von Energie; Masse sei Energie.36 Oder, sogar noch fundamentaler: Es gibt keine Masse. Es gibt nur Ladungen. Der bekannte Wissenschaftsautor Arthur C. Clarke sagte später voraus, das Haisch-Rueda-Puthoff-Papier werde eines Tages als ein »Meilenstein« betrachtet werden,37 und in seinem Buch Dreitausendeins (3001). Die letzte Odyssee erwies er den Forschern seine Referenz, indem er ein Raumschiff erfand, das von der so genannten SHARPAntriebskraft (ein Akronym für »Sacharow, Haisch, Alfonso Rueda und Puthoff«)38 bewegt wurde, welche die Trägheit

aufhob. Als Rechtfertigung dafür, dass er ihre Theorie unsterblich machte, schrieb Clarke: »Sie behandelt ein Problem, das so fundamental ist, dass man es normalerweise für selbstverständlich hält, nur mit den Schultern zuckt und sagt: ›So ist das Universum eben.‹ Die Frage, die HR&P gestellt haben, lautet: Was verleiht einem Objekt Masse (oder Trägheit), sodass es einer Anstrengung bedarf, um es in Bewegung zu setzen, wobei genau die gleiche Anstrengung erforderlich ist, um seinen ursprünglichen Zustand wieder herzustellen? Ihre vorläufige Antwort basiert auf der erstaunlichen und  – außerhalb des Elfenbeinturms der Physiker – wenig bekannten Tatsache, dass der so genannte leere Raum in Wirklichkeit ein Kessel voller schäumender Energien ist  – das Nullpunkt-Feld  … HR&P gehen davon aus, dass sowohl die Trägheit als auch die Gravitation elektromagnetische Phänomene sind, die aus der Wechselwirkung mit diesem Feld resultieren. Es hat zahllose Versuche gegeben, die bis zu Faraday zurückreichen, Schwerkraft und Magnetismus miteinander zu verbinden, und obwohl viele Experimente angeblich erfolgreich verlaufen sind, konnte keins der Resultate je verifiziert werden. Wenn jedoch die Theorie von HR&P bewiesen werden kann, dann eröffnet das neue Aussichten – wenn auch vielleicht erst in ferner Zukunft  – für Anti-Schwerkraft »Raumfahrtantriebe« und die noch fantastischere Möglichkeit einer Kontrolle der Trägheit. Das könnte zu einigen interessanten

Situationen führen: Eine sanfte Berührung würde beispielsweise ausreichen, um jemanden mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Kilometern pro Stunde in Bewegung zu setzen, bis der Betreffende den Bruchteil einer Millisekunde später an der gegenüberliegenden Wand abprallen würde. Die gute Neuigkeit ist, dass Verkehrsunfälle nahezu ausgeschlossen wären: Autos  – und die Insassen  – könnten bei jeder Geschwindigkeit zusammenstoßen, ohne Schaden zu nehmen.«39 An anderer Stelle schrieb Clarke in einem Artikel über die Raumfahrt der Zukunft: »Wenn ich bei der NASA tätig wäre, dann würde ich dafür sorgen, dass meine besten, intelligentesten und jüngsten Mitarbeiter (niemand über 25 brauchte sich zu bewerben) sich die Gleichungen von Puthoff et al. Sehr genau ansehen würden.«40 Später veröffentlichten Haisch, Rueda und Daniel Cole von IBM einen Artikel, in dem sie zeigten, dass die Struktur des Universums selbst durch das Nullpunkt-Feld bedingt ist. Ihrer Ansicht nach sorgt das Vakuum für die Beschleunigung von Partikeln, und diese Beschleunigung wiederum ist die Ursache dafür, dass die Partikel zu konzentrierter Energie, die wir als »Materie« bezeichnen, agglutinieren.41 In gewisser Weise hatte das SHARP-Team das getan, was Einstein selbst versäumt hatte.42 Sie hatten eins der fundamentalsten Gesetze des Universums bewiesen und eine Erklärung für eins seiner größten Mysterien gefunden. Das Nullpunkt-Feld bildete nun die Grundlage einer Reihe fundamentaler physikalischer Phänomene. Bernie Haisch mit seinem NASA-Hintergrund behielt stets die Möglichkeiten im Blick, die sich für die Raumfahrt daraus

ergaben, dass Trägheit, Masse und Schwerkraft an dieses Meer von Energie gebunden waren. Er und Hal erhielten finanzielle Mittel für die Entwicklung einer Energiequelle, die sich aus dem Vakuum speiste; in Bernies Fall kamen diese Mittel von der NASA, die großes Interesse an der Weiterentwicklung der Raumfahrt hatte. Wenn man von jedem Ort des Universums aus Energie aus dem Nullpunkt-Feld zapfen könnte, dann würde man keinen Treibstoff mehr mit sich führen müssen, sondern könnte einfach in den Raum segeln und bei Bedarf das Nullpunkt-Feld anzapfen  – eine Art universaler Windkraft. Hal Puthoff hatte in einer anderen Veröffentlichung, ebenfalls gemeinsam mit Daniel Cole von IBM, gezeigt, dass es im Prinzip in den Gesetzen der Thermodynamik nichts gab, was die Möglichkeit ausschloss, Energie aus dem Nullpunkt-Feld zu gewinnen.43 Die andere Idee war, die Wellen des Nullpunkt-Feldes zu manipulieren, sodass sie eine Raumkapsel wie eine einseitige Kraft anschieben würden. Bernie stellte sich vor, dass man irgendwann in der Zukunft fähig sein würde, seinen NullpunktTransformator (Wellentransformator) einzuschalten und loszufliegen. Oder vielleicht noch exotischer: Wenn man die Trägheit modifizieren oder ausschalten könnte, wäre es möglich, eine Rakete mit sehr geringem Energieaufwand ins All zu schießen, indem man lediglich die Kräfte verändern würde, welche die Bewegung hemmen. Oder man könnte eine sehr schnelle Rakete einsetzen, aber dabei die Trägheit der Astronauten modifizieren, sodass sie nicht von der Schwerkraft platt gedrückt werden. Und wenn man irgendwie die Schwerkraft ausschalten könnte, dann wäre es möglich, das Gewicht der Rakete oder die erforderlichen Beschleunigungskräfte zu verändern.44 Es gab unendlich viele Möglichkeiten. Aber das war nicht der einzige Aspekt der NullpunktEnergie mit Zukunftspotenzial. In einigen seiner anderen

Arbeiten war Hal auf Untersuchungen über Levitation gestoßen. Die moderne zynische Einschätzung besagt, dass solche Meisterstücke nichts weiter als Taschenspielertricks oder Halluzinationen religiöser Fanatiker sind. Gleichwohl hatten viele Leute schon vergeblich versucht, die vermeintlichen Betrügereien zu entlarven. Hal fand hervorragende Aufzeichnungen über solche Ereignisse. Auf den Physiker in ihm, der stets eine gegebene Situation auseinander nehmen und die Einzelteile untersuchen musste, wie er es in seiner Jugend mit Funkgeräten gemacht hatte, wirkte das, was dort beschrieben wurde, wie ein relativistisches Phänomen. Levitation gehört in den Bereich der Psychokinese, die Fähigkeit von Menschen, Objekte (oder sich selbst) in Abwesenheit irgendeiner bekannten Kraft in Bewegung zu versetzen. Die aufgezeichneten Fälle von Levitation, über die Hal gestolpert war, schienen in physikalischem Sinne möglich, wenn man davon ausging, dass die Schwerkraft irgendwie manipuliert worden war. Wenn diese VakuumFluktuationen, die den meisten Quantenphysikern so bedeutungslos erschienen, sich zu etwas aufbauten, das man gezielt einsetzen konnte, entweder als Antrieb für Automobile oder um Gegenstände zu bewegen, indem man einfach seine Aufmerksamkeit auf sie konzentrierte, dann hatte das nicht nur enorme Auswirkungen auf unsere Treibstoffsituation, sondern auf jeden Aspekt unseres Lebens. Es könnte dem am nächsten kommen, was man in Star Wars als »Die Kraft« bezeichnet. In seiner professionellen Arbeit achtete Hal sorgfältig darauf, die Grenzen der konservativen physikalischen Theorie nicht zu überschreiten. Privat begann er jedoch, die metaphysischen Implikationen eines Hintergrundmeeres aus Energie zu verstehen. Wenn Materie nicht stabil war, sondern ein wesentliches Element in einer alles umgebenden und alles durchdringenden UrEnergie, dann, so dachte er, sollte es möglich sein, dieses

Energiemeer als eine leere Matrix zu benutzen, auf die man kohärente Muster schreiben konnte, zumal im NullpunktFeld durch Welleninterferenzen alles eingeprägt war, was sich je in der Welt ereignet hatte. Diese Art der Information könnte für kohärente Partikel und Feldstrukturen verantwortlich sein. Aber es könnte auch eine Hierarchie anderer Informationsstrukturen geben, etwa kohärente Felder um lebende Organismen herum, oder das Feld könnte eine Art nichtbiochemisches »Gedächtnis« im Universum darstellen. Es wäre sogar möglich, diese Fluktuationen irgendwie durch einen Akt des Willens zu organisieren.45 Wie Clarke geschrieben hatte: »Vielleicht zapfen wir das Feld schon auf minimale Weise an: Das könnte einige der anomalen ‘Over-unity’-Ergebnisse erklären, die hoch angesehene Ingenieure bei vielen experimentellen Geräten beobachtet haben.«46 Hal war wie Bernie mit Leib und Seele ein Physiker, der nichts von gedanklichen Spinnereien hielt, aber als er sich einige Momente der Spekulation gestattete, erkannte er, dass dies nichts weniger bedeutete als eine einheitliche Theorie des Universums, die zeigte, dass im Kosmos alles mit allem in einem dynamischen Gleichgewicht verbunden ist. Die eigentliche Währung des Universums könnte erlernte Information sein, so wie sie sich in dieses flüssige, veränderliche Informationsfeld eingeprägt hat. Das Nullpunkt-Feld demonstrierte, dass die reale Währung des Universums  – der eigentliche Grund für seine Stabilität  – ein Austausch von Energie ist. Wenn wir alle durch das Nullpunkt-Feld miteinander verbunden sind, dann könnte es einfach möglich sein, dieses unendliche Reservoir energetischer Informationen anzuzapfen und Informationen daraus zu beziehen. Wenn man diese unerschöpfliche Energiequelle nutzen könnte, dann wäre nahezu alles möglich  – das heißt, wenn menschliche Wesen über eine Art Quantenstruktur verfügten, die ihnen den Zugang zu

dieser Quelle verschaffte. Aber da gab es einen Stolperstein, denn das setzte voraus, dass unser Körper nach den Gesetzen der Quantenwelt funktionierte.

KAPITEL 3

Geschöpfe aus Licht

F

ritz-Albert Popp dachte zunächst, er hätte eine Krebstherapie entdeckt. Es war 1970, ein Jahr nachdem Edgar Mitchell zum Mond geflogen war, und Popp, ein theoretischer Biophysiker an der Universität Marburg, hatte Radiologie gelehrt: die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischer Strahlung und biologischen Systemen. Er hatte Benzo(a)pyren untersucht, einen polyzyklischen Kohlenwasserstoff, der als eins der für Menschen tödlichsten Krebsgifte bekannt ist, und hatte ihn mit ultraviolettem Licht bestrahlt. Popp spielte viel mit dem Licht herum. Seit seinen Studienjahren an der Universität Würzburg war er fasziniert von der Wirkung elektromagnetischer Strahlung auf lebende Systeme. Als Student hatte er in ebendem Haus, manchmal sogar in genau dem Raum gearbeitet, in dem Wilhelm Röntgen zufällig darauf gestoßen war, dass Strahlen einer bestimmten Frequenz Bilder vom Skelett unseres Körpers erzeugen konnten. Popp hatte herausfinden wollen, was passiert, wenn man diesen tödlichen Stoff mit ultraviolettem (UV-)Licht anregt. Dabei hatte er eine verrückte optische Eigenschaft von Benzo(a)pyren entdeckt. Es absorbierte das Licht und strahlte es dann auf einer ganz anderen Frequenz wieder aus, ähnlich wie CIA-Agenten, die feindliche Funksignale auffangen und sie dann völlig durcheinander werfen. Das Benzo(a)pyren, das er untersucht hatte, war ein chemischer Stoff, der als biologischer Frequenzzerhacker

verdoppelnd wirkte. Anschließend führte Popp denselben Test an Benzo(e)pyren durch, einem anderen polyzyklischen Kohlenwasserstoff, der mit dem ersten nahezu identisch war – bis auf eine winzige Abweichung in seinem molekularen Aufbau. Dieser minimale Unterschied in einem der Benzolringe war entscheidend dafür, dass Benzo (e)pyren für Menschen harmlos ist. Die Chemikalie ließ das Licht unverändert passieren. Popp rätselte an diesem Unterschied herum und spielte weiter mit Licht und unterschiedlichen chemischen Verbindungen. Er führte seinen Test mit 37 anderen Chemikalien durch, einige Krebs erregend, andere nicht. Nach einer Weile konnte er vorhersagen, welche Substanzen Krebs erregend wirkten – es waren immer jene, die das UV-Licht absorbierten und dabei seine Frequenz veränderten. Außerdem hatten diese Verbindungen noch eine weitere seltsame Eigenschaft: Jedes der Karzinogene reagierte nur auf das Licht einer bestimmten Wellenlänge – 380 Nanometer. Immer noch fragte sich Popp, warum eine Krebs verursachende Substanz sich bei Bestrahlung mit Licht wie ein Frequenzzerhacker verhielt. Er begann, die wissenschaftliche Literatur zu durchforsten, besonders die Veröffentlichungen über biologische Reaktionen des Menschen, und stieß auf Informationen über ein Phänomen, das man als »Photoreparatur« bezeichnet. Es ist aus den Laborexperimenten der Biologen wohl bekannt, dass eine Zelle, die durch UV-Licht zu 99 Prozent zerstört ist, einschließlich ihrer DNA, in einem einzigen Tag fast vollständig wieder hergestellt werden kann, wenn man sie mit einem sehr schwachen Licht derselben Wellenlänge bestrahlt. Bis auf den heutigen Tag haben orthodoxe Wissenschaftler keine Erklärung für dieses Phänomen, aber niemand hat es je erörtert. Popp wusste auch, dass Patienten mit einer Hautkrankheit namens Xeroderma pigmentosum (der so genannten Lichtschrumpfhaut)

schließlich an Hautkrebs sterben, weil ihr Photoreparatursystem nicht funktioniert, sodass die UVSchäden in den Zellen nicht behoben werden können. Popp war schockiert, als er feststellte, dass die Photoreparatur am wirksamsten bei 380 Nanometern funktioniert  – bei genau der Wellenlänge also, auf die Krebs verursachende chemische Verbindungen reagieren und bei der sie zu Frequenzzerhackern werden. Das war der Punkt, an dem Popp seine logische Schlussfolgerung zog. Die Natur war zu perfekt, als dass dies ein schlichter Zufall hätte sein können. Wenn Karzinogene nur auf diese Wellenlänge reagieren, dann musste es irgendeine Verbindung zur Photoreparatur geben. Wenn das der Fall war, dann würde es bedeuten, dass irgendeine Art von Licht im Körper für die Photoreparatur verantwortlich war. Eine Krebs erregende chemische Verbindung musste deshalb Krebs verursachen, weil sie ständig dieses Licht blockierte und zerhackte, sodass die Photoreparatur nicht mehr funktionieren konnte. Popp war zutiefst bestürzt, als er darüber nachdachte. Er beschloss auf der Stelle, dass hier seine zukünftige Aufgabe als Wissenschaftler liegen würde. Er fasste seine Erkenntnisse zu einem Artikel zusammen, erzählte aber nur wenigen Leuten davon und war erfreut, aber nicht wirklich überrascht, als eine angesehene Fachzeitschrift den Beitrag veröffentlichte. 1 In den Monaten, die der Veröffentlichung dieses Artikels vorausgingen, war Popp extrem ungeduldig und machte sich Sorgen, dass jemand seine Idee stehlen könnte. Jedes unüberlegte Wort über diese Sache hätte bedeuten können, dass irgendjemand Popps Entdeckung zum Patent anmeldete. Sobald der wissenschaftlichen Gemeinschaft klar sein würde, dass er eine Therapie für Krebs entdeckt hatte, würde er zu den führenden Wissenschaftlern seiner Zeit gehören. Es war

sein erster Vorstoß in ein neues wissenschaftliches Gebiet, und er würde ihm den Nobelpreis bescheren. Immerhin war Popp an Auszeichnungen gewöhnt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nahezu jeden Preis gewonnen, den man im akademischen Leben erringen konnte. Schon für seine Diplomarbeit, bei der es um den Bau eines kleinen Teilchenbeschleunigers ging, hatte er den Röntgen-Preis erhalten. Dieser Preis, benannt nach Popps Helden Wilhelm Röntgen, wird an der Universität von Würzburg alljährlich an einen herausragenden Studenten der Physik verliehen. Popp hatte als junger Mann wie besessen studiert und seine Prüfungen viel früher als andere Studenten abgelegt. In Rekordzeit hatte er in theoretischer Physik promoviert. Seine Habilitation, die sich bei den meisten Professoren über fünf Jahre erstreckt, hatte Popp in wenig mehr als zwei Jahren abgeschlossen. Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung galt er unter seinen Kollegen bereits als Überflieger, nicht nur wegen seiner Qualifikation, sondern auch wegen seiner schwungvollen, jugendlichen Erscheinung. Als sein Artikel veröffentlicht wurde, war Popp 33 Jahre alt, gut aussehend mit einem energischen Kinn, einem direkten Blick aus den stahlblauen Augen eines HollywoodAbenteurers und einem jungenhaften Gesicht, das ihn um Jahre jünger wirken ließ. Sogar seine sieben Jahre jüngere Frau wurde oft für älter als er gehalten. Und er hatte tatsächlich etwas von einem Abenteurer: Unter seinen Kommilitonen galt er als der beste Fechter an der Universität, ein Ruf, den er sich in zahlreichen Duellen erworben hatte. Eins davon hatte ihm einen Schmiss quer über die linke Gesichtshälfte eingetragen. Popps Aussehen und Verhalten passten schlecht zu seiner ernsthaften Natur. Wie Edgar Mitchell war er ebenso sehr ein Philosoph wie ein Wissenschaftler. Schon als kleines Kind hatte er versucht, die Welt zu verstehen und eine allgemeingültige Lösung für alle Lebensprobleme zu

finden. Er hatte sogar Philosophie studieren wollen, bis ein Lehrer ihn überzeugte, dass die Physik vielleicht das fruchtbarere Feld sein könnte, wenn er nach einer einzigen Gleichung suchte, die den Schlüssel zum Leben enthielt. Der klassischen Physik indessen, die ihm versicherte, die Wirklichkeit sei ein vom Beobachter unabhängiges Phänomen, begegnete er mit Argwohn. Popp hatte Kant gelesen und teilte dessen Überzeugung, dass die Realität von Lebewesen erschaffen wurde. Der Beobachter musste eine zentrale Position in der von ihm erschaffenen Welt einnehmen. Popp wurde für seinen Artikel gefeiert. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg lud ihn ein, während einer achttägigen Konferenz über alle Aspekte von Krebs vor den fünfzehn führenden Krebsspezialisten der Welt zu referieren. Die Einladung, vor einem solch erlesenen Kreis zu sprechen, war eine unglaubliche Chance und erhöhte sein Ansehen an seiner eigenen Universität. Er hatte sich einen brandneuen Anzug gegönnt und war die eleganteste Erscheinung im Konferenzsaal, aber er war der schlechteste Referent, der mühsam mit seinem Englisch rang, um sich Gehör zu verschaffen. In seiner Präsentation wie auch in seinem Artikel war Popp wissenschaftlich unangreifbar bis auf ein einziges Detail: seine Annahme, dass ein schwaches Licht von 380 Nanometern irgendwo im Körper produziert wurde. Für die Krebsforscher war dieses Detail eine Art Witz. Wenn es Licht im Körper gäbe, so fragten sie ihn, glauben Sie nicht, dass irgendjemand es irgendwo schon einmal bemerkt hätte? Nur eine einzige Forscherin, eine Photochemikerin vom Curie-Institut, die über die Krebs erregende Aktivität von Molekülen arbeitete, war überzeugt, dass Popp Recht hatte. Sie lud ihn ein, mit ihr zusammen in Paris zu arbeiten, starb jedoch selbst an Krebs, bevor sie ihre Zusammenarbeit aufnehmen konnte.

Die Krebsforscher forderten Popp auf, Beweise zu liefern. Seine Antwort: Wenn sie ihm helfen würden, die passende Ausrüstung zu bauen, dann würde er ihnen zeigen, wo das Licht herkam. Bald darauf wurde Popp von dem jungen Physiker Bernhard Ruth gefragt, ob er bei ihm promovieren könne. »Sicher«, sagte Popp, »wenn Sie den Nachweis führen wollen, dass es Licht in den Zellen unseres Körpers gibt.« Ruth hielt den Vorschlag für lächerlich. Natürlich gab es kein Licht in den Körperzellen. »Okay«, sagte Popp, »dann beweisen Sie, dass es kein Licht in unseren Zellen gibt. Damit können Sie promovieren.« Diese Begegnung erwies sich als Glücksfall für Popp, denn Ruth war ein ausgezeichneter experimenteller Physiker. Er konstruierte eine Versuchsanordnung, die ein für alle Mal zeigen sollte, dass unser Körper kein Licht ausstrahlte. Innerhalb von zwei Jahren hatte er eine Maschine gebaut, die einem großen Röntgendetektor glich (EMI 9558QA selected typed). Das Gerät war ein hoch empfindliches so genanntes Emissionsphotometer; es enthielt einen Photomultiplier, mit dem man Lichtquanten Photon für Photon zählen konnte. Bis heute gehört es zu den besten Geräten seiner Art. Die Maschine musste hoch empfindlich sein, denn sie sollte etwas messen, was Popp für extrem schwache Emissionen hielt. 2   Im Jahr 1976 war alles für den ersten Test bereit. Ruth hatte Gurkenkeime gezüchtet, weil sie besonders pflegeleicht sind, und füllte sie nun in die Messkammer. Der Photomultiplier zeigte an, dass die Samen Photonen oder Lichtwellen von erstaunlich hoher Intensität abstrahlten. Ruth war extrem skeptisch. Das musste mit dem Chlorophyll zu tun haben, argumentierte er  – und Popp stimmte ihm zu. Sie beschlossen, dass sie beim nächsten Test  – Kartoffelkeime  – die Samen im Dunkeln

ziehen würden, damit keine Photosynthese stattfinden konnte. Aber auch bei den Kartoffelkeimen registrierte der Photomultiplier Photonen, und diesmal war die Intensität des Lichtes sogar noch höher. 3 Popp war klar, dass dieser Effekt unmöglich mit der Photosynthese zu tun haben konnte. Auffallend war außerdem, dass die Photonen in den von ihm untersuchten lebenden Systemen mehr Kohärenz zeigten als alles, was er bisher gesehen hatte. In der Quantenphysik bedeutet Quantenkohärenz, dass subatomare Partikel fähig sind, miteinander zu kooperieren. Diese subatomaren Wellen oder Partikel haben nicht nur Kenntnis voneinander, sondern sind über gemeinsame elektromagnetische Felder so eng miteinander verknüpft, dass sie miteinander kommunizieren können. Sie sind wie eine Vielzahl von Stimmgabeln, die alle beginnen, miteinander zu schwingen. Während die Wellen in Phase kommen, also synchron schwingen, fangen sie an, sich wie eine riesige Welle oder ein riesiges subatomares Partikel zu verhalten. Es wird schwierig, sie auseinander zu halten. Viele der sonderbaren Quanteneffekte, die man in einer einzelnen Welle beobachten kann, gelten auch für das Ganze. Was einer dieser Wellen geschieht, wirkt sich auf die anderen aus. Kohärenz ermöglicht Kommunikation. Sie ist wie ein subatomares Telefonnetzwerk. Je besser die Kohärenz, desto feiner das Telefonnetzwerk, und desto feinere Wellenmuster verfügen über einen Telefonanschluss. Das Endresultat könnte man auch mit einem großen Orchester vergleichen. Alle Photonen spielen gemeinsam, aber als individuelle Instrumente, die sich an ihre jeweilige Partitur halten. Für den Zuhörer ist es dabei schwierig, ein einzelnes Instrument zu identifizieren. Noch erstaunlicher war für Popp, dass er hier das höchste Maß an Quantenordnung oder Kohärenz beobachten konnte, das in einem lebenden System möglich

war. Gewöhnlich findet man diese Kohärenz  – die so genannte Bose-Einstein-Kondensation  – nur in Substanzen wie Superflüssigkeiten oder Superleitern, die im Labor bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt untersucht werden, nicht jedoch in der warmen unordentlichen Umgebung eines Lebewesens. Popp begann, über das Licht in der Natur nachzudenken. Selbstverständlich gab es Licht in Pflanzen, die Energiequelle, die bei der Photosynthese genutzt wurde. Wenn wir also pflanzliche Nahrung zu uns nehmen, so überlegte er, dann nehmen wir Photonen auf und speichern sie. Angenommen, wir essen Brokkoli. Bei der Verdauung werden sie aufgespalten in Kohlendioxid (CO2) und Wasser; dazu kommt das gespeicherte Sonnenlicht aus der Photosynthese. Kohlendioxid und Wasser werden über Lunge, Haut und Nieren ausgeschieden, aber das Licht, eine elektromagnetische Welle, muss gespeichert werden. Wenn sie vom Körper aufgenommen wird, dann zerstreut sich die Energie dieser Photonen und verteilt sich schließlich über das gesamte Spektrum elektromagnetischer Frequenzen, von der niedrigsten bis zur höchsten. Diese Energie wird zur Antriebskraft für alle Moleküle in unserem Körper. Wie ein Dirigent, der einzelne Instrumente zu einem kollektiven Klang vereint, schalten Photonen die Prozesse in unserem Körper an. Bei unterschiedlichen Frequenzen erfüllen sie alle verschiedene Funktionen. Durch Experimente fand Popp heraus, dass Moleküle in den Zellen auf bestimmte Frequenzen reagieren und dass eine gewisse Bandbreite von Schwingungen der Photonen eine Vielzahl von Frequenzen in anderen Molekülen des Körpers auslöste. Lichtwellen beantworteten auch die Frage, wie wir komplizierte Kunststücke bewältigen, bei denen verschiedene Körperteile gleichzeitig in Aktion sind, oder wie wir zwei oder mehr Dinge zur gleichen Zeit tun

können. Diese »Biophotonen-Emissionen«, wie er das Licht in den Zellen mittlerweile nannte, konnten ein perfektes Kommunikationssystem zur Verfügung stellen, das viele Zellen überall im Organismus mit Informationen versorgte. Doch die wichtigste Frage blieb unbeantwortet: Wo wurde das Licht im Körper gespeichert? Ein besonders begabter Student überredete Popp zu einem Experiment mit Ethidiumbromid. Es ist bekannt, dass dieser rote Farbstoff in den Zellkern eindringen, sich zwischen die Basenpaare der DNA klemmen kann und sie entspiralisiert. Der Student schlug nun vor, die Chemikalie anzuwenden und danach die Lichtabstrahlung der betreffenden Zellen zu messen. Popp entdeckte, dass die Intensität der Lichtabstrahlung mit der Konzentration von Ethidiumbromid und der daraus resultierenden immer stärkeren Entspiralisierung der DNA wuchs. Je weniger Ethidiumbromid er einsetzte, desto geringer waren die Lichtemissionen. 4 Außerdem ergab der Versuch, dass die DNA eine Vielzahl unterschiedlicher Frequenzen abstrahlte und dass einige dieser Frequenzen mit bestimmten Funktionen verknüpft waren. Wenn die DNA der gesuchte Lichtspeicher war, dann wäre es ganz natürlich, dass sie bei zunehmender Entspiralisierung immer mehr Licht abstrahlte. Diese und andere Untersuchungen bestätigten Popp, dass die DNA jedenfalls einer der wichtigsten Lichtspeicher und Biophotonenquellen war. Sie musste eine Art übergeordneter Stimmgabel im Körper sein. Wenn sie eine bestimmte Frequenz anschlug, dann folgten ihr gewisse andere Moleküle. Popp wurde klar, dass er hier vielleicht über das fehlende Bindeglied der gegenwärtigen DNATheorie gestolpert war, eine Erklärung für das vielleicht größte Wunder in der Humanbiologie: das Instrument, das die Entwicklung einer befruchteten Eizelle zum voll ausgebildeten menschlichen Wesen steuerte.

Eines der größten Mysterien der Biologie ist die Frage, wie wir und jedes andere Lebewesen zu unserer geometrischen Form finden. Die moderne Wissenschaft kann in den meisten Fällen erklären, wie wir zu blauen Augen kommen oder eine bestimmte Körpergröße erreichen, ja sogar, wie sich die Zellen teilen. Viel rätselhafter ist jedoch die Frage, woher diese Zellen wissen, wo genau sie sich in jedem Stadium der embryonalen Entwicklung anzusiedeln haben, damit ein Arm zum Arm und nicht zum Bein wird, und welche Mechanismen dazu führen, dass sich diese Zellen zu einer dreidimensionalen menschlichen Gestalt organisieren und anordnen. Die übliche wissenschaftliche Erklärung beruft sich auf chemische Wechselwirkungen zwischen Molekülen und der DNA, der spiralförmigen Doppelhelix des genetischen Codes, der eine Blaupause der Proteine und Aminosäuren unseres Körpers enthält. Jede DNA-Helix, also jedes Chromosom  – und die identischen 26 Paare existieren in jeder der Abermillionen Zellen unseres Körpers 5 –, enthält eine lange Kette von Nukleotiden oder Basen, von denen es vier verschiedene Arten gibt (abgekürzt ATCG), die in jedem menschlichen Körper auf einzigartige Weise angeordnet sind. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ein genetisches »Programm« gibt, über das die Gene kollektiv unseren Körperbau festlegen, oder, nach Ansicht von Neodarwinisten wie Richard Dawkins, dass unbarmherzige Gene wie Schlägerbanden die Macht haben, unsere äußere Form zu erzeugen, und dass wir »Überlebensmaschinen« sind  – Roboter, die blind darauf programmiert sind, egoistische Moleküle zu erhalten, die wir als Gene bezeichnen. 6 Diese Theorie fördert die Vorstellung, die DNA sei der Renaissancemensch unseres Körpers  – Architekt, Meisterbauer und zentraler Maschinenraum  – und das

Werkzeug für all diese erstaunlichen Aktivitäten sei eine Hand voll Chemikalien, die Proteine herstellen. Die moderne wissenschaftliche Sicht ist die, dass die DNA es irgendwie schafft, den Körper aufzubauen und all seine dynamischen Aktivitäten dadurch zu steuern, dass sie selektiv bestimmte Segmente oder Gene ein- oder ausschaltet, deren Nukleotide oder genetische Instruktionen bestimmte RNA-Moleküle auswählen, die ihrerseits aus einem riesigen Alphabet von Aminosäuren die genetischen »Worte« aussuchen, die spezifische Proteine erzeugen. Diese Proteine sollen dann angeblich beides können: den Körper bauen und alle chemischen Prozesse in den Zellen ein- und ausschalten, die letztlich sämtliche Körperfunktionen kontrollieren. Nun spielen Proteine zweifellos eine große Rolle für unsere Körperfunktionen. Wo die Darwinisten jedoch zu kurz greifen, ist bei der Erklärung, wie die DNA wissen kann, wann sie wo einzugreifen hat, und wie alle diese Chemikalien, die blind aufeinander treffen, mehr oder weniger simultan wirken können. In jeder Zelle vollziehen sich durchschnittlich 100  000 chemische Reaktionen pro Sekunde – ein Prozess, der sich simultan bei allen Zellen im Körper wiederholt. In jeder beliebigen Sekunde laufen folglich Milliarden unterschiedlicher chemischer Reaktionen ab. Das Timing muss exzellent sein, denn wenn irgendein individueller chemischer Prozess in den Millionen Zellen des Körpers zeitlich auch nur geringfügig abweicht, dann würde der Mensch innerhalb von Sekunden zusammenbrechen. Aber was die führenden Genetiker bisher nicht berücksichtigt haben, ist die Frage, über welche Rückkoppelungsmechanismen es der DNA als Kontrollstation gelingt, die Aktivitäten der individuellen Gene und Zellen so zu synchronisieren, dass alles miteinander abgestimmt wird. Welche Chemikalie oder welcher genetische Prozess sagt bestimmten Zellen, dass sie zu einer Hand oder einem Fuß werden sollen? Und

welche zellulären Prozesse laufen zu welchem Zeitpunkt ab? Wenn alle diese Gene wie ein unvorstellbar großes Orchester zusammenwirken, wer oder was ist dann der Dirigent? Und wenn alle diese Prozesse auf eine einfache chemische Kollision zwischen Molekülen zurückzuführen sind, wie kann sie auch nur annähernd schnell genug ablaufen, um die kohärenten Verhaltensweisen zu steuern, die Lebewesen in jeder Minute ihres Daseins an den Tag legen? Wenn eine befruchtete Eizelle mit der Teilung beginnt und Tochterzellen hervorbringt, dann übernimmt jede dieser Tochterzellen die Struktur und Funktion, die ihrer zukünftigen Rolle im Körper entspricht. Obwohl sie alle dieselben Chromosomen mit denselben genetischen Informationen enthalten, »wissen« bestimmte Arten von Zellen sofort, wie sie verschiedene genetische Informationen nutzen können, um sich anders zu verhalten als andere Zellen. Folglich müssen bestimmte Gene »wissen«, dass sie und nicht die anderen jetzt aktiv zu sein haben. Außerdem müssen diese Gene irgendwie wissen, welche Anzahl eines bestimmten Zelltyps an der jeweiligen Stelle zu produzieren ist. Jede Zelle muss überdies Kenntnisse über ihre Nachbarzellen haben, damit sie sich in das Gesamtbild einfügen kann. Das erfordert nicht weniger als eine geniale Methode der Kommunikation zwischen Zellen in einem sehr frühen Stadium der Embryonalentwicklung wie auch in jedem Moment unseres weiteren Lebens. Die Genetiker bestreiten nicht, dass die Zelldifferenzierung völlig davon abhängt, dass die Zellen schon sehr früh wissen, in welche Richtung sie sich zu entwickeln haben, und sich später daran erinnern müssen, um diese entscheidende Information an nachfolgende Zellgenerationen weiterzugeben. Aber zurzeit haben sie

nicht die geringste Ahnung, wie das vor sich geht, zumal in der notwendigen Geschwindigkeit. Dawkins selbst räumt ein: »Die Frage, wie das genau zur Entwicklung eines Babys führt, wird erst nach Jahrzehnten, vielleicht sogar erst nach Jahrhunderten intensiver embryologischer Forschung zu beantworten sein. Tatsache ist jedoch, dass sich dieser Prozess vollzieht.« 7 Mit anderen Worten: Wie Polizisten, die verzweifelt einen Fall abschließen wollen, haben die Wissenschaftler den wahrscheinlichsten Verdächtigen unter Arrest gestellt, ohne sich weiter um eine genaue Beweisaufnahme zu kümmern. Die Details dieser absoluten Gewissheit, wie Proteine das alles allein bewerkstelligen können, werden bewusst im Ungewissen gehalten. 8 Im Hinblick auf die Steuerung der zellulären Prozesse stellen die Biochemiker einfach keine Fragen. 9 Der britische Biologe Rupert Sheldrake begegnet dieser Gleichgültigkeit mit einer unablässigen und lautstarken Herausforderung, indem er argumentiert, dass Genaktivierung und Proteine die Entwicklung der physischen Form nicht besser erklären können, als die Lieferung von Baumaterial auf einen Bauplatz die Form des dort entstehenden Hauses zu erklären vermag. Die herrschende genetische Theorie, so sagt er, erkläre überdies nicht, wie ein sich entwickelndes System Selbstregulation oder normales Wachstum gewährleisten könne, wenn ein Teil entfernt oder hinzugefügt wird, und sie erkläre ebenfalls nicht, wie sich ein Organismus regeneriert  – also fehlende oder beschädigte Strukturen ersetzt. 10 Während seines Aufenthaltes in einem indischen Ashram entwickelte Sheldrake in einem fieberhaften Rausch der Inspiration seine Hypothese der formativen Ursache, die davon ausgeht, dass die Form von sich selbst

organisierenden Lebewesen  – gemeint ist damit alles von Molekülen und Organismen bis zu Gesellschaften und ganzen Galaxien – durch morphische Felder bestimmt wird. Diese Felder sind durch morphische Resonanz  – ein kumulatives Gedächtnis  – mit ähnlichen Systemen aller Kulturen und Zeiten verbunden, sodass Tiere und Pflanzen einer bestimmten Art sich nicht nur daran »erinnern«, wie sie auszusehen, sondern auch, wie sie zu handeln haben. Rupert Sheldrake benutzt den Ausdruck »morphisches Feld« und im Zusammenhang damit ein ganz eigenes Vokabular, um die selbst organisierenden Eigenschaften biologischer Systeme zu beschreiben, von Molekülen über Körper bis zu Gesellschaften. »Morphische Resonanz« ist seiner Ansicht nach »der Einfluss von Gleichen auf Gleiche über Raum und Zeit hinweg«. Er glaubt, dass diese Felder (und er denkt, dass es viele davon gibt) sich von elektromagnetischen Feldern unterscheiden, weil sie über Generationen hinweg mit einem innewohnenden Gedächtnis für die korrekte Form Gleichartiges durch ihre Schwingungen verbinden. 11 Je mehr wir lernen, desto leichter ist es für andere, in unsere Fußstapfen zu treten. Sheldrakes Theorie ist schlicht und schön. Dennoch räumt er selber ein, dass sie nicht erklären kann, wie das alles physikalisch möglich ist, oder wie alle diese Felder ihre Informationen speichern. 12 Mit den Biophotonen-Emissionen glaubte Popp eine Antwort auf die Frage nach der Morphogenese wie auch nach der Gestaltbildung zu haben  – der Koordination und Kommunikation von Zellen  –, die sich nur in holistischen Systemen mit einem zentralen Dirigenten vollziehen kann. Popp zeigte in seinen Experimenten, dass diese schwachen Lichtstrahlen ausreichten, um den Körper zu dirigieren. Die Emissionen mussten von geringer Intensität sein, weil die Kommunikation auf einer Quantenebene ablief, und eine

höhere Lichtintensität könnte dort nicht mehr wahrgenommen werden. Als Popp in diesem Bereich zu forschen begann, erkannte er, dass er auf den Schultern vieler anderer stand, deren Arbeit zu der Vorstellung geführt hatte, dass ein elektromagnetisches Feld irgendwie das Wachstum des Körpers lenken könnte. Der russische Wissenschaftler Alexander Gurwitsch hatte in den zwanziger Jahren als Erster in Zwiebelwurzeln das entdeckt, was er als »mitogenetische Strahlung« bezeichnete. Gurwitsch postulierte, dass nicht allein chemische Botenstoffe, sondern wahrscheinlich ein elektromagnetisches Feld für die Gestaltbildung des Körpers verantwortlich war. Obwohl Gurwitschs Arbeit in der Hauptsache theoretisch war, konnten spätere Forscher zeigen, dass eine schwache Strahlung, die von Gewebe ausgeht, das Zellwachstum in benachbarten Geweben desselben Organismus fördert. 13 Andere frühe Untersuchungen dieses Phänomens – heute von vielen Wissenschaftlern reproduziert  – wurden in den vierziger Jahren von dem Neuroanatomen Harold S. Burr von der Yale-Universität durchgeführt, der elektrische Felder um Lebewesen, speziell um Salamander herum, untersucht und gemessen hatte. Burr entdeckte, dass Salamander von einem Energiefeld umgeben waren, das der Form eines erwachsenen Salamanders entsprach, und dass diese Blaupause sogar in einem unbefruchteten Ei existierte. 14 Burr entdeckte auch, dass alle möglichen Organismen, von Schimmelpilzen über Salamander und Frösche bis zu Menschen, von elektrischen Feldern umgeben waren. 15 Veränderungen der elektrischen Ladung schienen mit Wachstum, Schlaf, Regeneration, Licht, Wasser, Stürmen, der Entwicklung von Krebs und sogar mit den Mondphasen zu korrelieren. 16 Bei seinen Experimenten mit

Pflanzensamen entdeckte er beispielsweise elektrische Felder, deren Formen den ausgewachsenen Pflanzen ähnlich waren. Ein anderes der frühen interessanten Experimente wurde Anfang der zwanziger Jahre von Elmer Lund durchgeführt, einem Forscher an der Universität von Texas, der Hydras untersuchte, winzige Wassertierchen, die bis zu zwölf Köpfe haben, welche sich regenerieren können. Lund (später auch andere) fand heraus, dass er die Regeneration kontrollieren konnte, indem er winzige Ströme durch den Körper der Hydras schickte. Durch die Anwendung von Strömen, die stärker als die körpereigenen elektrischen Energien waren, konnte Lund dafür sorgen, dass sich ein Kopf an der Stelle bildete, wo eigentlich ein Schwanz sein sollte. Bei späteren Untersuchungen während der fünfziger Jahre entdeckten G. Marsh und H. W. Beam, dass, falls die Spannungen hoch genug waren, sich sogar der Körper intakter Plattwürmer neu organisierte, wobei sich der Kopf in einen Schwanz verwandelte und umgekehrt. Wieder andere Studien zeigten, dass sehr junge Embryonen, die man ihres Nervensystems beraubt und auf andere, gesunde Embryonen transplantiert hatte, auf dem Rücken ihres Wirtes tatsächlich überleben wie ein siamesischer Zwilling. Weitere Experimente zeigten, dass die Regeneration sogar rückgängig gemacht werden kann, wenn man einen geringfügigen Strom durch den Körper eines Salamanders leitet. 17 Der Orthopäde Robert O. Becker beschäftigte sich hauptsächlich mit Versuchen, die Regeneration von Körperteilen bei Menschen und Tieren anzuregen oder zu beschleunigen. Aber er hat im Journal of Bone and Joint Surgery auch viele Berichte über Experimente veröffentlicht, die einen »Verletzungsstrom« nachweisen  – wenn Tiere wie Salamander ein Bein verlieren, dann

verändert sich am Stumpf die elektrische Ladung, und die Spannung steigt an, bis ein neues Bein nachwächst. 18 Viele Biologen und Physiker haben die Idee vorangetrieben, dass Strahlung oder oszillierende Wellen für die Synchronisation der Zellteilung verantwortlich sind und chromosomale Anweisungen durch den Körper leiten. Der bekannteste unter ihnen ist vielleicht Herbert Fröhlich von der Universität von Liverpool, der mit der Max-PlanckMedaille ausgezeichnet wurde, einem Preis, mit dem die Deutsche Physikalische Gesellschaft alljährlich einen herausragenden Physiker für seine Leistungen ehrt. Er gehörte zu den ersten Vertretern der These, dass eine Art kollektiver Vibration dafür verantwortlich sein könnte, dass Proteine miteinander kooperieren und die Anweisungen der DNA und zellulärer Eiweißstoffe ausführen. Fröhlich sagte sogar voraus, dass bestimmte Frequenzen (heute nennt man sie »Fröhlich-Frequenzen«) direkt unter der Zellmembran durch Vibrationen in diesen Proteinen erzeugt werden könnten. Die Wellenkommunikation sei vermutlich das Mittel, durch das die kleineren Aktivitäten von Proteinen, die Arbeit der Aminosäuren beispielsweise, ausgeführt würden, und sie sei eine gute Möglichkeit, die Aktivitäten zwischen Proteinen und dem System als Ganzem zu synchronisieren. 19 In seinen eigenen Experimenten hatte Fröhlich gezeigt, dass in dem Moment, wo die Energie einen bestimmten Schwellenwert erreicht, die Moleküle einheitlich zu schwingen beginnen, bis sie einen hohen Grad von Kohärenz erreichen. Wenn die Moleküle in diesen kohärenten Zustand eintreten, übernehmen sie bestimmte Eigenschaften der Quantenmechanik einschließlich der Nichtlokalität. Sie gelangen an den Punkt, wo sie gemeinsam wirken können. 20 Der italienische Physiker Renato Nobili von der Università degli Studi di Padova wies experimentell nach,

dass in tierischem Gewebe elektromagnetische Frequenzen vorhanden sind. Bei seinen Untersuchungen stellte er fest, dass die Flüssigkeit in Zellen Ströme und Wellenmuster hervorbringt, welche mit Wellenmustern korrespondieren, die bei einem Elektroenzephalogramm (EEG) in der Hirnrinde und am Schädel aufgenommen werden können. 21 Der russische Nobelpreisträger Albert Szent-Györgyi postulierte, dass Proteinzellen als Halbleiter wirken und die Energie von Elektronen als Information speichern und weitergeben. 22 Die meisten dieser Forschungsergebnisse einschließlich der ursprünglichen Arbeit von Gurwitsch waren jedoch weitgehend ignoriert worden, hauptsächlich deshalb, weil es vor der Entwicklung von Popps Maschine keine Geräte gab, die empfindlich genug gewesen wären, um die winzigen Lichtteilchen zu messen. Außerdem wurden alle Hinweise auf die mögliche Bedeutung von Strahlen bei der Zellkommunikation in der Mitte des 20. Jahrhunderts völlig beiseite gefegt, als man die Hormone entdeckte und die Geburtsstunde der Biochemie schlug, die davon ausging, dass sich alles durch Hormone oder chemische Reaktionen erklären lasse. 23 Als Popp schließlich über ein Gerät zum Nachweis von Biophotonen verfügte, stand er mit seiner Strahlentheorie der DNA ziemlich allein da. Gleichwohl führte er seine Experimente unverdrossen fort und lernte dabei immer mehr über die Eigenschaften dieses geheimnisvollen Lichtes. Je mehr er experimentierte, desto mehr entdeckte er, dass alle Lebewesen  – von den einfachsten Pflanzen oder Tieren bis zum Menschen in all seiner Komplexität  – einen permanenten Strom von Photonen aussandten, von einigen wenigen bis zu Hunderten. Die Zahl der emittierten Photonen schien mit der Position des betreffenden Organismus auf der evolutionären Skala verknüpft zu sein: Je komplexer der Organismus, desto weniger Photonen

werden emittiert. Rudimentäre Tiere oder Pflanzen emittieren meist etwa 100 Photonen pro Quadratzentimeter und Sekunde mit einer Wellenlänge von 200 bis 800 Nanometern, was einer sehr hohen Frequenz elektromagnetischer Wellen entspricht, gut im Bereich des sichtbaren Lichtes, während Menschen nur ungefähr 10 Photonen der gleichen Wellenlänge pro Quadratzentimeter und Sekunde abstrahlen. Popp machte überdies noch eine weitere seltsame Entdeckung. Wenn lebende Zellen mit Licht bestrahlt werden, dann nehmen sie dieses Licht auf und strahlen selbst nach einer kurzen Zeit intensiv  – ein Prozess, den man als »verzögerte Luminiszenz« bezeichnet. Popp kam auf die Idee, dass es sich hier um eine Art Korrekturmechanismus handeln könnte. Jedes lebende System muss ein empfindliches Gleichgewicht von Licht aufrechterhalten. Wenn es nun mit zu viel Licht von außen bombardiert wurde, dann wies es diesen Überschuss zurück.   Es gibt nur sehr wenige Orte in der Welt, die stockfinster sind. Im Grunde kann man das nur von einem Raum behaupten, der so hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen ist, dass nicht mehr als eine Hand voll Photonen übrig bleiben. Popp besaß einen solchen Raum, der so dunkel war, dass man nur einige wenige Photonen pro Minute darin messen konnte. Dieser Raum war das einzige Labor, in dem man die Lichtemissionen von Menschen messen konnte. Die ersten Versuchspersonen waren einige seiner Studenten. In einer Serie von Experimenten ließ er eine 27 Jahre alte gesunde Frau neun Monate lang täglich in diesem Raum sitzen, während er die Photonen-Emissionen an einer kleinen Stelle auf ihrer Hand und ihrer Stirn maß. Bei der Analyse der Daten entdeckte er zu seiner Überraschung, dass die Lichtemissionen bestimmten festen Mustern folgten  – biologischen Rhythmen von 7, 14, 32, 80 und 270 Tagen, an

denen die Emissionen identisch waren, sogar nach einem Jahr. Auch die Emissionen der rechten und linken Hand waren korreliert. Wenn mehr Photonen von der rechten Hand abgestrahlt wurden, dann waren es auch mehr auf der linken Hand. Auf einer subatomaren Ebene befanden sich die Wellen beider Hände in Phase. Soweit es um das Licht ging, wusste die rechte Hand, was die linke tat. Die Emissionen schienen außerdem noch anderen natürlichen biologischen Rhythmen zu folgen; es gab ähnliche Tagesoder Nachtwerte, Wochenund Monatswerte, als würde der Körper dem Biorhythmus der Welt ebenso folgen wie seinem eigenen. Bisher hatte Popp nur gesunde Versuchspersonen untersucht und dabei auf der Quantenebene eine außerordentliche Kohärenz festgestellt. Aber welche Art von Licht strahlten kranke Menschen aus? Popp untersuchte eine Reihe von Krebspatienten. Allen fehlten die natürlichen periodischen Rhythmen und auch die Kohärenz des Lichtes. Die interne Kommunikation des Körpers war zerrüttet. Die Patienten hatten ihre Verbindung mit der Welt verloren. Folglich war ihr Licht dabei zu verlöschen. Genau das Gegenteil passierte bei Patienten mit multipler Sklerose (MS); hier herrschte zuviel Ordnung. Menschen, die an dieser Krankheit litten, nahmen zu viel Licht auf, und das hinderte ihre Zellen daran, ordnungsgemäß zu funktionieren. Zu viel kooperative Harmonie verhinderte Flexibilität und Individualität: Es war so, als würden zu viele Soldaten im Gleichschritt über eine Brücke marschieren und dadurch ihren Einsturz verursachen. Perfekte Kohärenz ist ein optimaler Zustand zwischen Chaos und Ordnung. Wenn sie zu kooperativ waren, schienen die individuellen Mitglieder des Orchesters nicht mehr fähig zur Improvisation. MS-Patienten ertranken im Licht. 24

Popp untersuchte außerdem die Auswirkungen von Stress. Bei erhöhter Belastung stiegen auch die Biophotonen-Emissionen an – ein Abwehrmechanismus, der das Gleichgewicht wieder herstellen sollte. Alle diese Phänomene brachten Popp auf den Gedanken, die Biophotonen-Emissionen könnten der Korrekturmechanismus sein, mit dem lebende Systeme die Fluktuationen des Nullpunkt-Feldes ausgleichen. Jedes System strebt ein Minimum an freier Energie an. In einer perfekten Welt löschen sich alle Wellen gegenseitig durch destruktive Interferenz aus. Aber das Nullpunkt-Feld macht das unmöglich, weil seine winzigen Energiefluktuationen das System dauernd stören. Photonen-Emissionen dienen der Kompensation, damit diese Störungen aufhören und eine Art energetisches Gleichgewicht hergestellt wird. Nach Popps Vorstellungen zwingt das Nullpunkt-Feld einen Menschen, eine Kerze zu sein. Der gesündeste Körper hat die niedrigste Lichtrate und kommt damit dem erstrebten Nullzustand am nächsten  – so nahe, wie ein Lebewesen dem Nichts kommen kann. Popp war nun klar, dass es bei seinen Experimenten um mehr als eine Krebstherapie oder die Gestaltbildung ging. Hier war ein Modell, das besser als die herrschende neodarwinistische Theorie erklären konnte, wie sich alle Lebewesen auf diesem Planeten entwickeln. Es beruhte nicht auf dem reinen Zufallsprinzip, bei dem die DNA alle Frequenzarten zur Information verwendet, sondern auf einem Rückkoppelungssystem, bei dem Wellen, die Informationen verschlüsseln und übertragen, für eine perfekte Kommunikation sorgen. Auf diesem System könnte auch die Regenerationsfähigkeit des Körpers basieren. Es war schon lange bekannt, dass zahlreiche Tierarten verlorene Gliedmaßen ersetzen konnten. Bereits in den dreißiger Jahren hatten Experimente mit Salamandern gezeigt, dass man ihnen einen vollständigen Kiefer, sogar die Linse eines

Auges amputieren konnte, und dieser Körperteil würde exakt so nachwachsen, als gäbe es eine verborgene Blaupause als Orientierung. Dieses Modell könnte auch das Phänomen der Phantomschmerzen erklären, von denen Arm- oder Beinamputierte so häufig geplagt werden. Viele von ihnen beschreiben vollkommen realistische Krämpfe, Schmerzen oder ein Kribbeln in den fehlenden Körperteilen, die sie so empfinden, als würde der Arm oder das Bein noch existieren  – und das könnte tatsächlich der Fall sein: als Schatten, der dem Nullpunkt-Feld aufgeprägt ist. 25 Popp kam zu der Erkenntnis, dass das Licht in unseren Zellen vielleicht sogar der Schlüssel zu Gesundheit und Krankheit war. In einem Experiment verglich er das Licht, das die Eier von frei laufenden Hühnern aussandten, mit den Photonen-Emissionen, die Eier von Batteriehühnern abgaben. Die Freilandeier sandten sehr viel kohärentere Strahlen aus. Popp fuhr fort, die Nahrungsmittelqualität mithilfe von Biophotonenmessungen zu prüfen. Die gesündesten Nahrungsmittel hatten die niedrigsten und kohärentesten Emissionen. Jede Störung im System erhöhte die Abgabe von Photonen. Gesundheit war ein Zustand perfekter subatomarer Kommunikation, und Krankheit war ein Zustand, bei dem die Kommunikation zusammenbricht. Wenn wir krank sind, schwingen unsere Wellen nicht mehr synchron. Sobald Popp begonnen hatte, seine Ergebnisse zu publizieren, zog er sich die Feindschaft vieler wissenschaftlicher Kollegen zu. Zahlreiche deutsche Wissenschaftler glaubten, sein Stern sei endgültig verloschen. Studenten, die an seiner Universität über Biophotonen-Emissionen arbeiten wollten, wurden zensiert. Als Popps Vertrag als Assistenzprofessor 1980 auslief, fand die Universität einen Grund, ihn zu entlassen. Zwei Tage bevor sein Arbeitsvertrag endete, marschierten

Universitätsvertreter in sein Labor und forderten ihn auf, ihnen seine gesamte Ausrüstung zu übergeben. Zum Glück war Popp gewarnt worden und hatte sein Photonenmessgerät bei einem seiner Studenten im Keller verstecken können. Als er die Universität verließ, konnte er seine Ausrüstung unversehrt mitnehmen. Popp wurde von der Marburger Universität behandelt wie ein Krimineller, dem man ein faires Gerichtsverfahren verweigert. Für seine Jahre als Assistenzprofessor hatte er Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung, welche die Universität ihm verweigerte. Die ihm zustehenden 40  000 DM musste er vor Gericht erstreiten. Er gewann seinen Fall, doch seine Karriere lag anschließend in Trümmern. Er war verheiratet und hatte drei kleine Kinder, aber keine Aussicht auf eine neue Anstellung. Keine einzige Universität hätte ihm damals ein Stück Brot gegeben. Popps akademische Karriere schien beendet. Zwei Jahre verbrachte er bei der Firma Roedler, einem Pharmaunternehmen, das homöopathische Arzneimittel herstellte und zu den wenigen gehörte, die seinen wilden Theorien zu folgen bereit waren. Doch Popp, der sture Autokrat in seinem eigenen Labor, war nicht weniger stur, wenn es um die Fortsetzung seiner Arbeit ging, von deren Wert er überzeugt war. Schließlich fand er einen Förderer in Professor Walter Nagl von der Universität Kaiserslautern, der ihn an seinen Lehrstuhl für Zellbiologie holte. Einmal mehr sorgte Popps Forschung für einen Aufstand an der Fakultät, die seinen Rücktritt forderte, weil seine Arbeit angeblich den Ruf der Universität schädigte. Seit 1986 arbeitet Popp mit seiner Firma »Strahlungsanalysen« im Technologiezentrum Kaiserslautern, das sich weitgehend aus öffentlichen Mitteln für angewandte Forschung finanziert. Im Laufe der Jahre fand er allmählich auch Verbündete unter seinen wissenschaftlichen Kollegen. Ganz langsam begannen einzelne Wissenschaftler rund um den Globus zu erwägen,

dass das Kommunikationssystem des Körpers tatsächlich aus einem komplexen Netzwerk von Resonanzen und Frequenzen bestehen könnte. Aus einem Zusammenschluss solcher Forschungsgruppen entstand das International Institute of Biophysics, dem heute fünfzehn Gruppen aus aller Welt angehören. Seit Anfang 1995 hat das Institut seinen Sitz in Neuss bei Düsseldorf. Der Bruder eines Nobelpreisträgers, der Enkel von Alexander Gurwitsch, ein Kernphysiker von der Universität Boston und dem europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf, zwei chinesische Biophysiker  – anerkannte Wissenschaftler aus aller Welt standen am Ende auf seiner Seite. Das Blatt begann sich zu wenden. Plötzlich bekam Popp Angebote von angesehenen Universitäten aus aller Herren Länder, die sich für seine Arbeit interessierten. Popp und seine neuen Mitstreiter untersuchten weiterhin die Lichtemissionen verschiedener Organismen derselben Art, wobei sie zunächst mit einem Wasserfloh namens Daphnia experimentierten. Was sie herausfanden, war verblüffend. Tests mit dem Photomultiplier zeigten, dass die Wasserflöhe das von ihren Artgenossen abgestrahlte Licht aufnahmen. Popp führte das gleiche Experiment mit kleinen Fischen durch und stellte fest, dass sie dasselbe taten. Der Photomultiplier machte auch deutlich, dass Sonnenblumen sich wie biologische Staubsauger verhielten, indem sie sich stets in die Richtung drehten, aus der die meisten Sonnenphotonen kamen, um sie aufzusaugen. Sogar Bakterien nahmen Photonen von dem Medium auf, in dem sie sich befanden. 26 Es begann Popp zu dämmern, dass diese Emissionen einen Zweck außerhalb des Körpers hatten. Die Wellenresonanz diente nicht nur der Kommunikation innerhalb des Körpers, sondern auch zwischen verschiedenen Lebewesen. Zwei gesunde Individuen tauschten Photonen miteinander aus, und dieser

Austausch, so erkannte Popp, war vielleicht die Lösung für so manche Rätsel, die uns tierische Verhaltensweisen aufgaben, beispielsweise die Frage, wie Schwärme von Fischen oder Vögeln zu einer perfekten, augenblicklichen Koordination finden. Viele Experimente, bei denen es um die Fähigkeit von Tieren geht, nach Hause zu finden, zeigen, dass diese Fähigkeit nichts mit gewohnheitsmäßigen Routen, Gerüchen oder den elektromagnetischen Feldern der Erde zu tun haben, sondern auf einer schweigenden Kommunikation beruhen, die wie ein unsichtbares Gummiband wirkt, selbst wenn die Tiere meilenweit von Menschen entfernt sind. 27 Für die Menschen ergibt sich zudem noch eine andere Möglichkeit: Wenn wir die Photonen anderer Lebewesen aufnehmen könnten, dann wären wir vielleicht auch fähig, diese Information zu nutzen, um unser eigenes Licht zu korrigieren, wenn es seine Kohärenz verloren hat. Popp hatte begonnen, diese Idee experimentell zu überprüfen. Wenn Krebs erzeugende chemische Verbindungen die Biophotonen-Emissionen des Körpers verändern konnten, warum sollten dann nicht andere Substanzen in der Lage sein, die Kommunikation zwischen den Zellen wieder zu verbessern? Popp fragte sich, ob vielleicht bestimmte Pflanzenextrakte den Charakter der Biophotonen-Emissionen von Krebszellen verändern konnten, sodass diese entgleisten Zellen wieder fähig wären, mit dem Rest des Körpers zu kommunizieren. Er begann mit einer Reihe nichttoxischer Substanzen zu experimentieren, mit denen man positive Erfahrungen in der Krebstherapie gemacht hatte. Abgesehen von einer Ausnahme erhöhten die Substanzen lediglich die Photonenabstrahlungen der Tumorzellen und machten sie dadurch noch tödlicher für den Körper. Erfolgreich war lediglich die Mistel, die dem Körper offenbar helfen konnte, die Photonen-Emissionen der Tumorzellen wieder zu

normalisieren. In einem von zahlreichen Fällen ging es um eine Frau von Mitte dreißig, die Brust- und Vaginalkrebs hatte. Popp prüfte die Wirkung von Mistel und anderen Pflanzenextrakten an ihrem Krebsgewebe und stellte fest, dass ein bestimmtes Mistelpräparat in den Krebszellen eine Kohärenz erzeugte, die der des gesunden Körpergewebes entsprach. Mit Zustimmung ihres Arztes verzichtete die Frau auf alle anderen Behandlungen außer dem Mistelextrakt. Nach einem Jahr waren ihre gesamten Laborwerte fast wieder im Normbereich. Eine Frau mit Krebs im Endstadium, die von den Ärzten aufgegeben worden war, hatte das Licht in ihren Zellen allein durch die Einnahme eines Heilkrautes wiederherstellen können. 28 Für Fritz-Albert Popp war die Homöopathie ein weiteres Beispiel der Photonenaufnahme. Er stellte sie sich inzwischen als eine Art »Resonanzabsorber« vor. Homöopathie beruht auf der Vorstellung, dass Ähnliches mit Ähnlichem behandelt wird. Ein Pflanzenextrakt, der unverdünnt Krankheitssymptome erzeugen kann, vermag diese Symptome in extrem verdünnter und dynamisierter Form zu heilen. Wenn die Schwingung einer Urtinktur im Körper bestimmte Symptome hervorrufen kann, dann folgt daraus, dass die hoch dynamisierte Verdünnung, welche dieselben Symptome hervorruft, immer noch in derselben Frequenz schwingt. Wie eine Stimmgabel in Resonanz könnte das passende homöopathische Mittel die falschen Oszillationen anziehen und anschließend aufnehmen, was dem Körper gestatten würde, wieder zum Normalzustand zurückzukehren. Popp war der Meinung, dass die elektromagnetischen molekularen Signale sogar die Wirkung der Akupunktur erklären könnten. Nach der Theorie der traditionellen chinesischen Medizin verfügt der Körper tief in den Geweben über ein Meridiansystem, durch das eine unsichtbare Energie fließt, welche die Chinesen als »Chi«

oder »Lebenskraft« bezeichnen. Vermutlich tritt das Chi durch diese Akupunkturpunkte in den Körper ein und fließt zu tiefer gelegenen Organstrukturen (die nicht mit denen der westlichen Humanbiologie übereinstimmen) und versorgt sie mit Energie (und folglich mit Lebenskraft). Krankheit tritt dann auf, wenn diese Energie auf ihren Leitbahnen blockiert wird. Nach Popps Ansicht könnte das Meridiansystem eine Art »Wellenführer« darstellen und die Körperenergien in bestimmte Zonen lenken. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der elektrische Hautwiderstand an vielen Akupunkturpunkten im Vergleich zur Umgebung drastisch erniedrigt ist (10 Kilo-Ohm im Zentrum eines Punktes verglichen mit 3 Mega-Ohm in der Umgebung). 29 Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass der Körper bei einer Stimulation der Punkte mit niedrigen Frequenzen schmerzstillende Endorphine und steroidales Cortisol ausschüttet, bei einer Stimulation mit hohen Frequenzen dagegen wichtige stimmungsregulierende Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin. Das geschieht jedoch nicht, wenn die Haut in der Umgebung dieser Punkte stimuliert wird. 30 Weitere Untersuchungen haben bewiesen, dass die Akupunktur die Blutgefäße erweitern und die Durchblutung entfernt liegender Organe steigern kann. 31 Andere Untersuchungen belegen die Existenz der Meridiane ebenso wie die Effizienz der Akupunktur bei verschiedenen Beschwerden. Der Orthopäde Dr. Robert Becker, der viel über elektromagnetische Felder im Körper geforscht hat, hat eine spezielle Elektrode entwickelt, die man wie einen Pizzaschneider über den Körper rollen kann, um dabei die elektrische Ladung an bestimmten Punkten abzugreifen und aufzuzeichnen. Nach vielen Untersuchungen zeigte sich, dass die elektrischen Werte an bestimmten Körperstellen bei allen getesteten Personen gleich waren,

und

diese

Punkte

korrespondierten alle mit den chinesischen Akupunkturpunkten. 32 Es gab viele Möglichkeiten zu erforschen, von denen einige erfolgreich waren und andere nicht. Aber von einem war Popp überzeugt: Seine Theorie der DNA und Biophotonen-Emission war korrekt, und dies waren die Energien, die alle Prozesse im Körper antrieben. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass die Biologie von den Quantenprozessen angetrieben wurde, die er beobachtet hatte. Alles, was er brauchte, waren andere Wissenschaftler, die experimentell zeigen konnten, wie das möglich war.

KAPITEL 4

Die Sprache der Zelle

I

n einem weißen Bürocontainer in Clamart, in der wenig reizvollen Peripherie von Paris, lag ein winziges Herz auf einem kleinen, eigens zu diesem Zweck gebauten Gerüst und schlug immer weiter. Es wurde durch einige französische Wissenschaftler am Leben gehalten, die es mit der richtigen Mischung aus Sauerstoff und Kohlendioxid versorgten, wie sie auch bei Herztransplantationen verwendet wurde. In diesem Fall gab es jedoch weder einen Spender noch einen Empfänger. Das Herz war seinem Eigentümer, einem männlichen Meerschweinchen, schon vor langer Zeit geraubt worden, und die Wissenschaftler interessierten sich lediglich für das Organ selbst und seine Reaktionen. Sie hatten ihm Acetylcholin und Histamin zugeführt, zwei bekannte gefäßerweiternde Mittel, anschließend dann Atropin und Mepyramin, die entgegengesetzt wirken, und danach hatten sie die Durchblutung der Kranzgefäße und die Veränderungen der Herzfrequenz gemessen. Es gab keine Überraschungen. Wie erwartet erhöhten Histamin und Acetylcholin die Durchblutung der Herzkranzgefäße, während Mepyramin und Atropin hemmend wirkten. Der einzige außergewöhnliche Aspekt des Experimentes bestand darin, dass es sich bei den Wirkstoffen nicht um echte pharmazeutische Produkte handelte, sondern um niederfrequente Wellen der elektromagnetischen Signale der Zellen, aufgezeichnet mit einem speziell dafür entwickelten Transduktor und einen

mit Soundkarte ausgerüsteten Computer. Diese Signale in Form einer elektromagnetischen Strahlung von weniger als 20 Kilohertz wurden in das Meerschweinchenherz gelenkt und beschleunigten den Herzschlag genau so, wie die Chemikalien selbst es getan hätten.1 Das Signal konnte effektiv die Funktion der Chemikalie übernehmen, denn es ist die Signatur des Moleküls. Die Wissenschaftler, die es erfolgreich als Ersatz für das Original verwendet hatten, waren sich im Stillen darüber klar, dass ihnen hier etwas Brisantes gelungen war, denn dieser Erfolg widersprach grundlegend den üblichen Theorien der molekularen Signalübertragung und Zellkommunikation. Sie begannen im Labor zu demonstrieren, was Popp gerade als neue These entwickelt hatte  – dass jedes Molekül im Universum eine einzigartige Frequenz hatte und die Sprache, in der es sich der Welt mitteilte, eine resonante Welle war. Während Popp über die größeren Implikationen der Biophotonen-Emissionen nachdachte, hatte ein französischer Wissenschaftler das Umgekehrte untersucht: die Auswirkungen dieses Lichts auf einzelne Moleküle. Popp glaubte, dass Biophotonen-Emissionen alle körperlichen Vorgänge steuerten, und der französische Wissenschaftler fand heraus, auf welch außergewöhnliche Weise dies geschah. Die Schwingungen der Biophotonen, die Popp im Körper beobachtet hatte, ließen Moleküle schwingen und ihre eigenen unverwechselbaren Frequenzen erzeugen, die als einzigartige Antriebskraft und zugleich als Kommunikationsmittel dienten. Der französische Wissenschaftler hatte innegehalten, um diesen winzigen Oszillationen zu lauschen, und dabei die Symphonie des Universums gehört. Jedes Molekül unseres Körpers spielte eine Note, die überall in der Welt gehört wurde.

Diese Entdeckung führte zu einem dauerhaften und mühseligen Umweg in der Karriere des französischen Wissenschaftlers Jacques Benveniste, die bis zu den achtziger Jahren auf eindeutige und vorhersagbare Weise steil nach oben geführt hatte. Der Arzt Benveniste hatte sein Zuhause in den Pariser Krankenhäusern gefunden und sich dann auf die Erforschung von Allergien konzentriert. Er war zum Spezialisten für die Mechanismen von Allergien und Entzündungen geworden. Man hatte ihn zum Forschungsdirektor am nationalen französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) ernannt, und zu seinen herausragenden Leistungen gehörte die Entdeckung des PAF (Platelet Activating Factor), der zu den auslösenden Mechanismen von allergischem Asthma gehört. Als Benveniste fünfzig Jahre alt war, lag ihm die Welt zu Füßen. Niemand zweifelte daran, dass er in der Scientific Communitiy mit internationalem Beifall rechnen durfte. Er war stolz darauf, sich als Franzose in einem Feld hervorzutun, in dem seine Landsleute seit Descartes keine große Rolle mehr gespielt hatten. Es gab Gerüchte, dass Benveniste zu den wenigen französischen Biologen gehörte, die möglicherweise für einen Nobelpreis infrage kamen. Seine Veröffentlichungen gehörten zu denen, die von Wissenschaftlern bei INSERM am häufigsten zitiert wurden, was ein Maßstab für sein Ansehen und seinen Status war. Er hatte sogar die Silbermedaille des CNRS, der großen staatlichen Forschungsorganisation Frankreichs, erhalten, eine der höchsten Auszeichnungen für einen französischen Wissenschaftler. Benveniste sah auf seine knorrige Weise gut aus, verfügte über eine königliche Haltung und einen verwegenen Humor. Obwohl er seit dreißig Jahren glücklich verheiratet und mit seinem Leben zufrieden war, ließ er sich nicht die geringste Gelegenheit zu einem unschuldigen Flirt entgehen, sondern fühlte sich als Franzose mehr oder weniger dazu verpflichtet.

Und dann geriet diese strahlende und gesicherte Zukunft unversehens ins Wanken. Schuld daran war etwas, das sich als kleiner Computerfehler herausstellte. Benvenistes Labor bei INSERM hatte die basophile Degranulation untersucht, die Reaktion bestimmter weißer Blutkörperchen auf Allergene. Eines Tages war Elisabeth Davenas, eine seiner besten Labortechnikerinnen, zu ihm gekommen und hatte ihm berichtet, sie habe eine Reaktion in den weißen Blutzellen gesehen und aufgezeichnet, obwohl in der Lösung zu wenige Moleküle des Allergens gewesen seien. Dazu sei es aufgrund eines einfachen Rechenfehlers gekommen. Sie hatte die Ausgangslösung für stärker konzentriert gehalten, als sie tatsächlich war. Bei der Verdünnung zu einer vermeintlich üblichen Konzentration hatte sie die Lösung unbeabsichtigt so stark verdünnt, dass nur noch sehr wenige der ursprünglichen Antigen-Moleküle darin übrig waren. Nach Überprüfung der Daten scheuchte Jacques sie aus seinem Büro. Ihre Ergebnisse seien ausgeschlossen, erklärte er, weil es keine Moleküle in der Lösung gebe. »Du hast mit Wasser experimentiert«, sagte er ihr. »Geh zurück und führe die Untersuchung noch einmal durch.« Erst nachdem sie versucht hatte, das Experiment mit derselben Lösung zu wiederholen, und dabei dieselben Resultate erhielt, wurde Benveniste klar, dass Elisabeth, die stets sehr genau arbeitete, über etwas gestolpert sein könnte, das vielleicht einer weiteren Prüfung wert war. Mehrere Wochen lang kam Elisabeth immer wieder mit denselben unerklärlichen Daten in sein Büro, aus denen hervorging, dass eine Lösung, in der es kaum Antigene gab, starke biologische Effekte hatte. Jacques versuchte, diese Resultate mit immer weiter hergeholten Erklärungen in irgendeine erkennbare biologische Theorie zu integrieren. Vielleicht gab es in der Lösung einen zweiten Antikörper, der später reagierte, oder die Reaktion beruhte auf einem zweiten unbekannten Antigen, dachte er.

Schließlich meinte einer der Tutoren in seinem Labor, ein Arzt, der auch Homöopath war, diese Experimente seien dem Prinzip der Homöopathie recht ähnlich. In diesem medizinischen System werden Lösungen aktiver Substanzen so stark verdünnt, bis schließlich von der ursprünglichen Substanz nichts mehr übrig ist, nur ihr »Gedächtnis«. Jacques wusste damals nicht einmal, was Homöopathie war  – so sehr war er ein klassischer Arzt  –, aber der Forscher in ihm hatte Blut geleckt. Er bat Elisabeth, die Lösungen noch weiter zu verdünnen, sodass absolut nichts von der ursprünglichen Substanz mehr darin enthalten sein konnte. Bei diesen neuen Untersuchungen erhielt Elisabeth, ganz gleich, wie stark die Lösung verdünnt war  – und inzwischen bestand sie nur noch aus reinem Wasser –, weiterhin dieselben Resultate, als sei der aktive Bestandteil noch vorhanden. Als Allergieexperte hatte Jacques einen StandardAllergietest für seine Untersuchungen benutzt, der eine typische allergische Reaktion in den menschlichen Zellen auslösen sollte. Er isolierte basophile Leukozyten, weiße Blutkörperchen, die Antikörper von Immunglobulin E (IgE) auf ihrer Oberfläche tragen. Dies sind die Zellen, die bei Menschen mit Allergien für die überschießenden Immunreaktionen verantwortlich sind. Jacques hatte IgE-Zellen genommen, weil sie leicht auf Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder auf bestimmte Anti-IgE-Antikörper reagieren und dabei Histamine freisetzen. Wenn diesen Zellen etwas in die Quere kommt, ist die Wirkung kaum zu übersehen. Ein weiterer Vorteil der IgE-Zellen ist ihre Farbveränderung durch ein patentiertes Verfahren, das Benveniste bei INSERM entwickelt hatte. Weil Basophile, wie die meisten anderen Zellen, geleeartig aussehen, muss man sie bei Experimenten im Labor färben, damit man sie sehen kann. Aber selbst wenn man dazu einen Standardfarbstoff wie Toluidin verwendet, kommt es zu Veränderungen, die von

vielen Faktoren abhängen  – etwa der Gesundheit der Wirtszellen und den Einflüssen anderer Zellen auf das Original. Wenn die IgE-Zellen mit Anti-IgE-Antikörpern in Berührung kommen, verändert sich ihre Fähigkeit, Farbe aufzunehmen. Man bezeichnet Anti-IgE auch als eine Art »biologischen Entfärber«,2 weil er die Farbaufnahme so effektiv verhindern kann, dass die Basophilen am Ende wieder nahezu unsichtbar sind. Der letzte Grund, warum Benveniste sich für Anti-IgE entschieden hatte, hing damit zusammen, dass diese speziellen Moleküle besonders groß sind. Wenn man prüfen wollte, ob das Wasser seine Wirkung behielt, auch wenn sich kein einziges Anti-IgE-Molekül mehr darin befand, dann konnte man hier sicher sein, dass nicht aus Versehen doch etwas davon zurückgeblieben war. Bei den Experimenten, die zwischen 1985 und 1989 durchgeführt und von Elisabeth Davenas peinlich genau in den Laborbüchern aufgezeichnet wurden, hatte Benvenistes Team hohe Verdünnungen von Anti-IgE hergestellt, indem ein Zehntel der betreffenden Lösung mit neun Zehnteln eines Standardlösungsmittels aufgefüllt und dann kräftig verschüttelt wurde, wie es bei der Zubereitung homöopathischer Arzneien üblich ist. Dieser Prozess wurde stufenweise fortgesetzt, sodass auf ein Teil Lösung 99 Teile Lösungsmittel und schließlich 999 Teile Lösungsmittel kamen. Jede dieser hohen Verdünnungen zeigte Erfolge bei den Basophilen, die anschließend unter dem Mikroskop gezählt wurden. Jacques und seine Mitarbeiter waren überrascht, dass die Farbaufnahme bis zu 66 Prozent verringert war, sogar mit Verdünnungen von einem Teil Anti-IgE auf 1060 Teile Wasser, wo es praktisch ausgeschlossen war, dass auch nur ein einziges IgE-Molekül in der Lösung übrig war. Aber die größte Überraschung stand ihnen noch bevor. Zwar hatten sie die stärkste Wirkung zunächst bei einer

Konzentration von einem Teil Anti-IgE-Lösung auf 999 Teile Wasser (das entspricht einer Potenz von D3) festgestellt, und dann hatte die Wirksamkeit mit jeder weiteren Potenzstufe abgenommen, aber bei der D9 kam es zu einer Kehrtwende. Die Wirksamkeit der höheren Verdünnungen nahm von diesem Punkt an zu und steigerte sich mit jeder weiteren Potenzstufe.3 Es war so, wie die Homöopathie immer behauptet hatte: je höher die Potenz, desto stärker die Wirkung. Benveniste arbeitete nun mit fünf verschiedenen Labors in vier Ländern zusammen – Frankreich, Israel, Italien und Kanada. Alle konnten seine Ergebnisse reproduzieren. Gemeinsam veröffentlichten die dreizehn Wissenschaftler dann 1988 die Ergebnisse ihrer vierjährigen Zusammenarbeit in dem hoch angesehenen Wissenschaftsmagazin Nature und stellten in ihrem Artikel dar, dass Antikörper-Lösungen, die so lange potenziert worden waren, bis sie kein einziges Molekül des Antikörpers mehr enthielten, bei den Immunzellen immer noch eine Reaktion hervorriefen.4 Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass bestimmte Lösungen Ausgangsmoleküle mehr enthielten und dass:

keins

»durch den Prozess der Verdünnung/Verschüttelung eine spezifische Information übertragen worden sein muss. Wasser könnte beispielsweise durch ein unbegrenztes Netzwerk von Wasserstoffbrücken oder durch elektrische und magnetische Felder als Schablone für das Molekül dienen  … Die genaue Art dieses Phänomens ist noch nicht geklärt.«

der

Für die Boulevardpresse, die sich auf diesen Artikel stürzte, hatte Benveniste das »Gedächtnis des Wassers« entdeckt, und seine Untersuchungen wurden in weiten Kreisen als Bestätigung für die Homöopathie gewertet. Benveniste selbst war sich darüber klar, dass seine Ergebnisse Auswirkungen hatten, die weit über jede Theorie der alternativen Medizin hinausgingen. Wenn Wasser die Information von Molekülen aufnehmen und speichern konnte, dann würde das unser Verständnis von Molekülen und der Art, wie sie im Körper miteinander kommunizieren, beeinflussen, denn die Moleküle in menschlichen Zellen sind natürlich von Wasser umgeben. In jeder lebenden Zelle kommen auf jedes Proteinmolekül Zehntausende von Wassermolekülen. Nature hatte zweifellos ebenfalls verstanden, was diese Forschungsergebnisse für die anerkannten Gesetze der Biochemie bedeuteten. Der Chefredakteur, John Maddox, hatte der Veröffentlichung des Artikels zwar zugestimmt, aber eine ungewöhnliche Bedingung daran geknüpft, die er den Lesern in einem Nachwort zum Artikel mitteilte: »Vorbehalt der Redaktion Leser dieses Artikels teilen vielleicht die Skepsis der zahlreichen Gutachter, die verschiedene Versionen dieses Artikels während der letzten Monate kommentiert haben. Das Resultat sagt im Kern aus, dass die wässrige Lösung eines Antikörpers auch dann noch biologische Reaktionen hervorrufen kann, wenn sie so stark verdünnt ist, dass sie höchstwahrscheinlich kein einziges Molekül des Antikörpers mehr enthält. Es gibt keine physikalische Grundlage für eine solche Aktivität. Mit der freundlichen Unterstützung von Professor Benveniste hat Nature deshalb

Vorbereitungen getroffen, dass unabhängige Ermittler die Wiederholung der Experimente beobachten können. Ein Bericht dieser Überprüfung wird in Kürze erscheinen. In seinem eigenen Editorial forderte er die Leser zudem auf, Benvenistes Untersuchung zu zerpflücken.5 Benveniste war ein stolzer Mann, der sich nicht davor fürchtete, dem Establishment zu trotzen. Er war nicht nur bereit, sich aus dem Fenster zu hängen, indem er sich für eine Veröffentlichung in einem der konservativsten Wissenschaftsmagazine entschied, sondern als seine Ergebnisse bezweifelt wurden, nahm er auch ohne Zögern den Handschuh auf und stimmte zu, seine Versuche vor ihren Augen in seinem Labor zu wiederholen. Vier Tage nach der Veröffentlichung des Artikels erschien Maddox mit seinem Team, das Benveniste als wissenschaftliches »Betrugsdezernat« charakterisierte. Es bestand aus Walter Stewart, einem bekannten Ermittler in Sachen Wissenschaftsbetrug, und James Randi, einem professionellen Zauberer, der meist gerufen wurde, wenn es darum ging, Taschenspielertricks bei wissenschaftlichen Arbeiten zu entlarven. Waren diese drei, ein Zauberer, ein Journalist und ein Ermittler von Wissenschaftsbetrug, das bestmögliche Team, um subtile Veränderungen bei biologischen Experimenten zu bewerten?, fragte sich Benveniste. Unter den wachsamen Augen der Prüfer führte Elisabeth Davenas vier Experimente durch, davon einen Blindversuch, die nach Benvenistes Aussagen alle erfolgreich waren. Trotzdem bezweifelten Maddox und sein Team die Ergebnisse und beschlossen, das Versuchsprotokoll zu ändern und das Kodierungsverfahren zu straffen, ja sogar in einer melodramatischen Geste den Code unter die Decke zu kleben. Stewart bestand darauf, einige der Experimente selbst durchzuführen, und

veränderte teilweise ihren Aufbau, obwohl Benveniste eingewendet hatte, er sei für diese speziellen Experimente nicht entsprechend ausgebildet. Unter dem veränderten Versuchsprotokoll und in einer emotional aufgeladenen Atmosphäre voller Verdächtigungen, dass das INSERM-Team etwas verbarg, wurden drei weitere Tests durchgeführt, die keine positiven Ergebnisse brachten. Damit hatten Maddox und seine Leute ihr Ziel erreicht und machten sich prompt wieder davon, nicht ohne vorher noch 1500 Fotokopien von Benvenistes Unterlagen gefordert zu haben. Kurz nach diesem fünftägigen Besuch veröffentlichte Natur e einen Bericht unter dem Titel: »Experimente mit hohen Verdünnungen waren eine Täuschung«. Darin wurde behauptet, die Experimente in Benvenistes Labor seien nicht sorgfältig durchgeführt worden. Die Ergebnisse aus anderen Labors, die sich mit Benvenistes Resultaten deckten, wurden nicht berücksichtigt. Maddox zeigte sich überrascht, dass die Experimente nicht immer zu gleichen Ergebnissen führten, wie es bei biologischen Tests Standard ist  – ein Grund, warum Benveniste vor der Veröffentlichung mehr als 300 Experimente durchgeführt hatte. Maddox berücksichtigte bei seinem Urteil auch nicht, dass der Färbetest hoch empfindlich ist und auf die kleinste Veränderung im Versuchsaufbau reagiert, was dazu führen kann, dass das Spenderblut auch bei hohen Konzentrationen von Anti-IgE manchmal nicht reagiert. Maddox äußerte sich bestürzt darüber, dass zwei Mitglieder aus Benvenistes Team von einer Firma subventioniert wurden, die homöopathische Arzneimittel herstellte. Benveniste konterte, Drittmittel aus der Industrie seien Standard in der wissenschaftlichen Forschung. Wollte man damit etwa unterstellen, dass die Ergebnisse verfälscht worden seien, um dem Sponsor einen Gefallen zu tun?

Benveniste wehrte sich mit einer leidenschaftlichen Antwort und einer dringenden Bitte um eine offene Geisteshaltung in der Wissenschaft: »Eine Hexenjagd wie in Salem oder Verfolgungen wie in der McCarthy-Ära sind ein Todesurteil für die Wissenschaft. Wissenschaft kann nur in Freiheit gedeihen  … Der einzige Weg, widersprüchliche Resultate zu klären, besteht in ihrer Reproduktion. Vielleicht irren wir uns alle in gutem Glauben. Das ist kein Verbrechen, sondern ein normaler Vorgang in der Wissenschaft.«6 Die Resultate des Nature-Teams hatten einen verheerenden Effekt auf Benvenistes Ruf und seine Position bei INSERM. Ein wissenschaftlicher Rat bei INSERM rügte seine Arbeit und erklärte nahezu einhellig, er hätte andere Experimente durchführen sollen, »bevor er versicherte, dass bestimmte Phänomene in zweihundert Jahren chemischer Forschung übersehen worden seien«.7 INSERM weigerte sich, Benvenistes Einwände gegen die Qualität der NatureUntersuchung anzuhören, und hinderte ihn daran, seine Arbeit fortzusetzen. Es gab Gerüchte, er sei geistig gestört und ein Betrüger. Nature und andere Wissenschaftsmagazine erhielten massenhaft Briefe, in denen Benvenistes Arbeit als »zweifelhafte Wissenschaft«, »übler Scherz« und »Pseudowissenschaft« bezeichnet wurde.8 Benveniste erhielt mehrere Chancen, sich elegant aus der Affäre zu ziehen, und es gab keinen professionellen Grund, diese Untersuchungen weiterzuführen. Wenn er zu seinen ursprünglichen Ergebnissen stand, wäre das bestimmt das Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn. Er

hatte bei INSERM die höchste Position erreicht, die ihm offen stand, und hatte nicht das Bedürfnis, dort Direktor zu werden. Er hatte nie Karriere machen wollen, sondern wünschte sich nur, seine Forschung fortsetzen zu können. Außerdem glaubte er damals, keine Wahl zu haben  – der Geist war längst aus der Flasche. Er hatte Zusammenhänge aufgedeckt, die alles zerstörten, was er bisher über Zellkommunikation gelernt hatte, und es gab kein Zurück. Aber die Sache hatte zweifellos auch ihren Reiz. Dies war die faszinierendste Forschung, die er sich vorstellen konnte, und die Resultate hätten nicht brisanter sein können. Dies war, so drückte er es gerne aus, als würde man der Natur unter die Röcke schauen. Benveniste verließ INSERM und suchte sich private Geldgeber wie die Firma DigiBio, die ihn und Didier Guillonnet, einen begabten Ingenieur von der École Centrale de Paris, der sich ihm 1997 anschloss, finanziell so ausstatteten, dass er seine Arbeit fortsetzen konnte. Nach dem Nature-Fiasko gelangten sie schließlich zur »digitalen Biologie«, einer Entdeckung, die sie nicht einer momentanen Inspiration verdankten, sondern die sie nach acht Jahren logisch aufgebauter und sorgfältig durchgeführter Experimente machten.9 Die Untersuchungen zum Gedächtnis des Wassers hatten Benveniste veranlasst zu untersuchen, wie Moleküle in einer lebenden Zelle miteinander kommunizieren. Bei allen Aspekten des Lebens müssen die Moleküle miteinander sprechen. Wenn man sich aufregt, stoßen die Nebennieren mehr Adrenalin aus, das bestimmte Rezeptoren veranlassen muss, den Herzschlag zu beschleunigen. Die gängige Theorie, die so genannte quantitative StukturAktivitäts-Beziehung (QSAR), besagt, dass zwei Moleküle, die strukturell zusammenpassen, bestimmte (chemische) Informationen austauschen, was in dem Moment geschieht, wo sie aufeinander stoßen. Das ist ungefähr so, als würde

ein Schlüssel sein passendes Schlüsselloch finden (weshalb diese Theorie oft auch als Schlüssel-Schloss-Prinzip bezeichnet wird). Die Biologen hängen hier immer noch an den mechanistischen Vorstellungen von Descartes, dass eine Reaktion nur durch direkten Kontakt, der einen Impuls auslöst, zustande kommen kann. Sie akzeptieren zwar die Schwerkraft, weisen aber alle anderen Vorstellungen von Fernwirkung zurück. Angenommen, das Universum wäre eine Zelle, dann gibt es nur eine geringe statistische Hoffnung, dass solche Ereignisse eintreten, wenn sie auf bloßem Zufall beruhen. In einer durchschnittlichen Zelle, die ein Proteinmolekül auf zehntausend Wassermoleküle enthält, treiben die Moleküle in der Zelle wie eine Hand voll Tennisbälle in einem Swimmingpool. Das Kernproblem bei der gegenwärtigen Theorie besteht darin, dass es zu sehr vom Zufall abhängig ist und außerdem eine Menge Zeit benötigt. Das passt nicht zu den rasch ablaufenden biologischen Prozessen bei Zorn, Freude, Trauer oder Furcht. Wenn aber stattdessen jedes Molekül seine eigene Frequenz hat, würde der passende Rezeptor oder ein anderes Molekül sich auf diese Frequenz einschwingen, ungefähr so, wie sich ein Radioempfänger auch über große Entfernungen auf einen bestimmten Sender einschwingt oder wie eine Stimmgabel eine zweite veranlassen kann, auf derselben Frequenz mitzuschwingen. Sie treten in Resonanz – die Vibration des einen Körpers wird durch die Vibration des anderen auf einer gleichen oder ähnlichen Frequenz verstärkt. Wenn diese zwei Moleküle dann auf derselben Wellenlänge schwingen, treten die nächsten im Rahmen der biochemischen Reaktion in Resonanz zu ihnen, und auf diese Weise entsteht, wie Benveniste es ausdrückt, eine »Kaskade« elektromagnetischer Impulse, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortsetzt. Dies würde, weit besser als ein zufälliges Aufeinandertreffen, erklären, wie eine fast augenblickliche Kettenreaktion in der Biochemie zustande

kommt. Und dies ist gleichzeitig eine logische Erweiterung der Arbeit von Fritz-Albert Popp. Wenn Photonen im Körper die Moleküle entlang dem gesamten Spektrum elektromagnetischer Frequenzen anregen können, dann ist es nur logisch, dass sie ihre jeweils eigene individuelle Frequenz haben. Benvenistes Experimente haben eindrucksvoll gezeigt, dass Zellen sich nicht auf zufällige Kollisionen verlassen, sondern auf elektromagnetische Signale mit niederfrequenten elektromagnetischen Wellen (weniger als 20 kHz). Die elektromagnetischen Frequenzen, die Benveniste untersucht hat, korrespondieren mit Frequenzen im hörbaren Bereich, obwohl sie keine Geräusche machen, die wir wahrnehmen könnten. Geräusche, die das menschliche Ohr wahrnehmen kann  – das Rauschen eines Baches, ein Donnerschlag, ein Schuss, das Zirpen eines Vogels –, liegen auf Frequenzen zwischen 20 Hertz und 20 Kilohertz. Nach Benvenistes Theorie schwingen sich also zwei Moleküle sogar über weite Entfernungen aufeinander ein und treten auf derselben Frequenz in Resonanz zueinander. Ihre resonante Schwingung erzeugt dann eine weitere Frequenz, die im nächsten Stadium der biologischen Reaktion mit dem nächsten Molekül oder der nächsten Gruppe von Molekülen in Resonanz tritt. Das würde nach Benvenistes Ansicht erklären, warum winzige Veränderungen in einem Molekül  – das Auswechseln eines Peptides zum Beispiel – dramatische Auswirkungen auf die Aktivität des Moleküls haben können. Das ist nicht so weit hergeholt, wenn man bedenkt, was wir bereits über die Vibrationen der Moleküle wissen. Sowohl bestimmte Moleküle als auch intermolekulare Bindungen strahlen bestimmte Frequenzen aus, die man durch die empfindlichsten unserer modernen Teleskope Milliarden von Lichtjahren entfernt auffangen kann. Diese Frequenzen werden von Physikern schon lange akzeptiert,

aber außer Fritz-Albert Popp und seinen Vorgängern hat nie ein Biologe darüber nachgedacht, ob sie vielleicht einen bestimmten Zweck haben. Vor Benveniste haben andere wie Robert O. Becker und Cyril Smith sich intensiv mit den elektromagnetischen Frequenzen von lebenden Organismen beschäftigt. Benvenistes Beitrag bestand darin zu zeigen, dass Moleküle und Atome ihre eigenen einzigartigen Frequenzen haben, indem er moderne Technologien einsetzte, um diese Frequenzen aufzuzeichnen und die Aufzeichnungen dann für die zelluläre Kommunikation einzusetzen. Seit 1991 hat Benveniste demonstriert, dass man bestimmte molekulare Signale übertragen kann, indem man einfach einen Verstärker und elektromagnetische Spulen benutzt. Vier Jahre später konnte er diese Signale mithilfe eines Multimedia-Computers aufzeichnen und wiedergeben. In Tausenden von Experimenten zeichneten Benveniste und Guillonnet die Aktivität der Moleküle in einem Computer auf und spielten sie dann in ein biologisches System ein, das zuvor empfindlich auf diese Substanz reagiert hatte. Bei jedem dieser Experimente reagierte das biologische System so, als würde ihm die Substanz selber zugeführt; es löste die biologische Kettenreaktion aus, als wäre das echte Molekül tatsächlich vorhanden.10 Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass Benvenistes Team diese Signale durch ein periodisch verändertes magnetisches Feld löschen und die Aktivität der Zellen beenden konnte. Diese Experimente wurden in Zusammenarbeit mit dem Centre National de la Recherche Scientifique in Medudon, Frankreich, durchgeführt. Die unausweichliche Schlussfolgerung lautet: Wie Fritz-Albert Popp angenommen hatte, sprechen die Moleküle über oszillierende Frequenzen miteinander. Es sieht so aus, als würde das Nullpunkt-Feld ein Medium erzeugen, das die

Moleküle befähigt, über weite Entfernungen und praktisch augenblicklich miteinander zu kommunizieren. Das DigiBio-Team testete die digitale Biologie in fünf verschiedenen Arten von Experimenten: Aktivierung von basophilen und neutrophilen Zellen, Hauttests, Sauerstoffaktivität und, in jüngster Zeit, Plasmakoagulation. Wie das Blut insgesamt, so koaguliert auch das Plasma, ein gelblicher, flüssiger Bestandteil des Blutes, der Proteine und Abfallstoffe enthält. Um diese Fähigkeit zu kontrollieren, muss man zunächst das Kalzium aus dem Plasma entfernen, indem man es chemisch bindet und ausleitet. Wenn man anschließend dem Blut Wasser mit Kalzium zuführt, wird es koagulieren oder verklumpen. Durch Zugabe von Heparin, einem klassischen Mittel, das man zu diesem Zweck auch in der Medizin einsetzt, wird die Verklumpung verhindert, auch dann, wenn sich Kalzium im Blut befindet. Bei seinen jüngsten Untersuchungen nahm Benveniste ein Teströhrchen mit Plasma, aus dem das Kalzium entfernt worden war, und fügte Wasser mit Kalzium hinzu, das vorher dem »Klang« von Heparin ausgesetzt worden war, vermittelt durch eine digitalisierte elektromagnetische Frequenz. Wie bei allen anderen Experimenten wirkte die Frequenz des Heparins genau so, als ob es sich um das echte Molekül handeln würde: Das Blut neigte weniger als üblich zur Koagulation. In seinem vielleicht dramatischsten Experiment zeigte Benveniste, dass die Signale per E-Mail oder auf einer Diskette um die Welt geschickt werden konnten. Kollegen von der Northwestern University in Chicago zeichneten Signale von Ovalbumin (Ova), Achetylcholin (Ach), Dextran und Wasser auf. Die Signale wurden auf einem zu diesem Zweck konstruierten Transduktor und einem Computer mit Soundkarte aufgenommen. Anschließend wurden sie auf einer Diskette gespeichert und auf dem normalen Postweg an das DigiBio-Labor in Clamart geschickt. Bei späteren

Experimenten wurden sie auch als Anhang per E-Mail versendet. Das Team in Clamart bestrahlte dann normales Wasser mit den verschiedenen Signalen von Ova, Ach oder normalem Wasser und leitete die betreffenden Flüssigkeiten per Infusion durch isolierte Meerschweinchenherzen. Die Testflüssigkeiten riefen im Vergleich zu unbehandeltem Wasser hoch signifikante Veränderungen bei der Durchblutung der Herzkranzgefäße hervor. Die Effekte waren identisch mit jenen, die durch die Substanzen selbst ausgelöst wurden.11   Giuliano Preparata und sein Kollege Emilio Del Giudice, zwei italienische Physiker vom Mailänder Institut für Kernphysik, arbeiteten an einem ausgesprochen ehrgeizigen Projekt: Sie wollten erklären, warum bestimmte Arten von Materie in der Welt einen Festkörper bilden. Die Gesetze der klassischen Physik erklären weitgehend die Eigenschaften von Gasen, aber die Wissenschaftler können immer noch nicht genau sagen, warum sich Flüssigkeiten und feste Stoffe so verhalten, wie sie es tun  – das heißt, jede Art von kondensierter Materie gibt ihnen noch Rätsel auf. Gase sind kein Problem, weil sie aus individuellen Atomen oder Molekülen bestehen, die sich in großen Räumen individuell verhalten. Womit Wissenschaftler Probleme haben, das sind dicht gepackte Atome oder Moleküle, die sich als Gruppe verhalten. Kein Physiker kann erklären, warum Wasser sich nicht einfach zu Gas verflüchtigt oder warum die Atome in einem Stuhl oder Baum in dieser Form verharren, vor allem, wenn man unterstellt, dass sie lediglich mit ihren direkten Nachbaratomen kommunizieren und von Kräften zusammengehalten werden, die nur über kurze Entfernungen wirken.12 Wasser gehört zu den geheimnisvollsten Substanzen, weil es sich aus zwei Gasen zusammensetzt, dabei aber unter

normalen Temperaturen und Druckverhältnissen eine Flüssigkeit ist. Bei ihren Untersuchungen haben Del Giudice und Preparata mathematisch demonstriert, dass fest zusammengepackte Atome und Moleküle ein kollektives Verhalten zeigen und dabei so genannte »kohärente Bereiche« bilden. Die beiden interessieren sich besonders für dieses Phänomen, weil auch Wasser sich so verhält. In einem Artikel, der in den Physical Review Letters erschien, demonstrierten Preparata und Del Giudice, dass Wassermoleküle ähnlich wie Laserstrahlen kohärente Bereiche erzeugen. Licht setzt sich normalerweise aus Photonen vieler Wellenlängen zusammen, so wie die Farben eines Regenbogens, aber Laserphotonen haben ein hohes Maß an Kohärenz, vergleichbar einer einzigen kohärenten Welle, ähnlich wie bei einer einzigen intensiven Farbe.13 Diese eine Wellenlänge von Wassermolekülen scheint in Gegenwart anderer Moleküle »informiert« zu werden  – das heißt, sie neigt dazu, sich um ein beliebiges geladenes Molekül herum zu polarisieren  –, und dabei übernimmt und speichert sie dessen Frequenz, sodass sie auf Entfernung gelesen werden kann. Das würde bedeuten, dass Wasser wie ein Kassettenrekorder wirkt, der Informationen aufnimmt und weitergibt, gleichgültig, ob das ursprüngliche Molekül noch vorhanden ist oder nicht. Der Prozess der Verschüttelung bei der Herstellung homöopathischer Arzneien scheint diesen Vorgang zu beschleunigen.14 Benvenistes eigene Experimente haben gezeigt, wie wichtig Wasser für die Übertragung von Energie und Information ist: Molekulare Signale können nur in den Körper übertragen werden, wenn das Medium Wasser vorhanden ist.15 Auch der japanische Physiker Kunio Yasue von der Universität Okayama hat festgestellt, dass Wassermoleküle eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, ungeordnete Energien in kohärente Photonen

zu

verwandeln  – genannt wird.16

ein

Prozess,

der

»Superstrahlung«

Das legt die Vermutung nahe, dass Wasser, das natürliche Medium aller Zellen, bei allen biologischen Prozessen als der entscheidende Leiter für die Übertragung der individuellen Frequenz eines Moleküls fungiert und dass Wassermoleküle sich zu einem Muster anordnen, auf das die Welleninformation aufgeprägt werden kann. Wenn Benveniste Recht hat, dann überträgt das Wasser nicht nur die Signale, sondern es verstärkt sie auch. Der wichtigste Aspekt wissenschaftlicher Innovationen ist nicht unbedingt die ursprüngliche Entdeckung, sondern die Tatsache, dass andere Forscher die Experimente wiederholen. Nur eine Reproduktion der ursprünglichen Daten legitimiert die eigenen Forschungsergebnisse und überzeugt die orthodoxe wissenschaftliche Gemeinschaft, dass man etwas von Bedeutung entdeckt haben könnte. Obwohl Benvenistes Resultate vom wissenschaftlichen Establishment nahezu einhellig mit Hohn und Spott bedacht wurden, tauchten ähnliche Ergebnisse allmählich auch bei anderen angesehenen Forschungsinstitutionen auf. 1992 veranstaltete die FASEB (Federation of American Societies for Experimental Biology) ein Symposium, organisiert von der International Society for Bioelectricity, bei dem es um die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischen Feldern und biologischen Systemen ging.17 Viele andere Wissenschaftler haben Experimente mit hoch verdünnten Lösungen durchgeführt,18 und verschiedene andere haben Experimente mit digitalisierten Informationen für die molekulare Kommunikation gemacht und erfolgreich wiederholt.19 Benvenistes jüngste Untersuchungen wurden 18-mal in einem unabhängigen Labor im französischen Lyon und drei anderen unabhängigen Zentren reproduziert.

Einige Jahre nach der Nature-Affäre um das Gedächtnis des Wassers versuchten manche Forschergruppen immer noch, Benveniste zu widerlegen. Professor Madelene Ennis von der Queen’s University in Belfast schloss sich einem großen europäischen Forschungsteam an, das ein für alle Mal nachweisen wollte, dass Homöopathie und das Gedächtnis des Wassers purer Unsinn sind. Ein Konsortium von vier unabhängigen Labors in Italien, Frankreich, Belgien und Holland unter der Leitung von Professor M. Roberfroid von der Katholischen Universität von Louvain in Brüssel führte eine Variation von Benvenistes ursprünglichem Experiment mit basophilen Leukozyten durch. Das Experiment war einwandfrei. Keiner der Wissenschaftler wusste, welche Flüssigkeit die homöopathische Lösung und welche reines Wasser war. Alle Lösungen waren von Labors vorbereitet worden, die sonst nichts mit den Versuchen zu tun hatten. Die Resultate wurden ebenfalls von unabhängigen Wissenschaftlern, die sonst nicht an der Untersuchung beteiligt waren, codiert, decodiert und aufgezeichnet. Am Ende hatten drei von vier Labors bei den homöopathischen Lösungen statistisch signifikante Ergebnisse. Professor Ennis mochte diesen Resultaten immer noch nicht trauen und führte sie auf menschliche Irrtümer zurück. Um alle erdenklichen menschlichen Fehlerquellen auszuschließen, ließ sie die ihr vorliegenden Daten automatisch auswerten. Die Ergebnisse blieben die gleichen. Die hoch verdünnten Lösungen der aktiven Bestandteile wirkten, auch wenn von der ursprünglichen Substanz kein einziges Molekül mehr vorhanden sein konnte. Ennis musste einräumen: »Die Resultate zwingen mich, meine Zweifel aufzugeben und nach einer rationalen Erklärung für unsere Ergebnisse zu suchen.«20 Das war der letzte Strohhalm für Benveniste. Wären diese Experimente negativ verlaufen, wären sie in Nature

veröffentlicht worden, und damit wäre seine Arbeit endgültig auf dem Müll gelandet. Da die Ergebnisse jedoch seine eigenen bestätigten, wurden sie erst einige Jahre später in einem relativ unbedeutenden Wissenschaftsmagazin veröffentlicht, was eine Garantie dafür war, dass niemand sie wirklich zur Kenntnis nehmen würde. Abgesehen von den Ergebnissen der Ennis-Gruppe wurden Benvenistes Resultate von allen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Homöopathie bestätigt. Exzellente, doppelblinde, placebokontrollierte Versuche belegten, dass homöopathische Arzneien bei vielen Krankheiten wie Asthma,21 Durchfall,22 Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern23 und sogar Herzkrankheiten24 wirken. Von mindestens 105 Untersuchungen zur Homöopathie kamen 81 zu positiven Ergebnissen. Die unangreifbarste Studie wurde in Glasgow von Dr. David Reilly durchgeführt. Seine doppelblinden, placebokontrollierten Experimente zeigten nach allen Regeln einer sauberen wissenschaftlichen Forschung, dass homöopathische Arzneien bei Asthma wirken.25 Das Wissenschaftsmagazin The Lancet veröffentlichte zwar die Resultate, weigerte sich in einem Editorial, das an Nature’s Reaktion auf den ursprünglichen Artikel von Benveniste erinnert, aber trotzdem, sie zu akzeptieren: »Was könnte absurder sein als die Vorstellung, dass eine Substanz auch dann noch therapeutisch aktiv ist, wenn man sie so stark verdünnt hat, dass der Patient wahrscheinlich kein einziges Molekül davon zu sich nimmt? [So das Editorial.] Ja, das Verdünnungsprinzip der Homöopathie ist absurd; also liegt der Grund

für

die

therapeutische wahrscheinlich anderswo.«26

Wirksamkeit

Als er in The Lancet die fortdauernde Debatte über die Untersuchungen von Reilly las, konnte Benveniste nicht widerstehen und antwortete darauf: »Das erinnert mich unerbittlich an den wunderbaren eigenständigen Beitrag eines französischen Gelehrten, der sich im 19. Jahrhundert in die hitzige Debatte über die Existenz von Meteoriten einschaltete, die damals die Gemüter der wissenschaftlichen Gemeinschaft erregte: ›Steine fallen nicht vom Himmel, weil es am Himmel keine Steine gibt.‹«27 Benveniste hatte die Nase so voll von Laborversuchen, bei denen es ihm manchmal nicht gelang, seine Ergebnisse zu reproduzieren, dass er sich von Guillonet einen Roboter bauen ließ. Der bestand aus nicht viel mehr als einer Schachtel mit einem Arm, der sich in drei Richtungen bewegte, aber dieser Roboter konnte alles außer der ursprünglichen Messung bewältigen. Man brauchte ihm nur noch die Zutaten und ein Plastikröhrchen zu geben, drückte anschließend den Knopf und konnte das Labor verlassen. Der Roboter nahm das Wasser mit dem Kalzium, stellte es in eine Spule, spielte ihm fünf Minuten lang die Heparinfrequenz vor, sodass sie dem Wasser »aufgeprägt« wurde, mischte dieses »informierte« Wasser dann im Teströhrchen mit dem Plasma, stellte die Mischung in eine Messvorrichtung, las die Resultate ab und übermittelte sie demjenigen, der die Untersuchung durchführte. Benveniste und seine Mitarbeiter führten mit ihrem Roboter Hunderte

von Experimenten durch, aber es ging ihnen vor allem darum, auch die anderen Labors mit einer solchen Vorrichtung auszustatten. Auf diese Weise konnten die beiden anderen Zentren und das Clamart-Team sicherstellen, dass jedes Experiment umfassend standardisiert war und nach einer identischen Versuchsanordnung korrekt ausgeführt wurde. Während der Arbeit mit seinem Roboter entdeckte Benveniste in großem Umfang, was Popp in seinem Labor bei der Arbeit mit den Wasserflöhen beobachtet hatte  – Beweise dafür, dass die von Lebewesen ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen eine Auswirkung auf ihre Umgebung haben. Sobald Benveniste seinen Roboter an die Arbeit gestellt hatte, fiel ihm auf, dass er im Allgemeinen gut funktionierte, aber bei bestimmten Gelegenheiten versagte. Das war immer dann der Fall, wenn sich eine bestimmte Frau im Labor aufhielt. Cherchez la femme, dachte Benveniste, obwohl es im Lyoner Labor, das die Untersuchungsergebnisse reproduzierte, eine ähnliche Situation gab, diesmal mit einem Mann. In seinem eigenen Labor führte Benveniste verschiedene Experimente durch, von Hand und mit dem Roboter, mit deren Hilfe er herausfinden wollte, wodurch diese Frau den Ablauf der Versuche störte. Ihre wissenschaftliche Methode war einwandfrei, und sie befolgte die Versuchsanordnungen buchstabengetreu. Die Frau selbst, Ärztin und Biologin, war eine erfahrene und sorgfältige Mitarbeiterin. Trotzdem erhielt sie nie irgendwelche brauchbaren Ergebnisse. Nach sechs Monaten blieb Benveniste nur noch eine Schlussfolgerung: Ihre bloße Anwesenheit musste den Verlauf der Experimente stören und positive Resultate verhindern. Jacques musste unbedingt die Ursache des Problems herausfinden, denn er wusste, was sonst passieren würde. Wenn er seinen Roboter an ein Labor in Cambridge

schickte und die Anwesenheit einer bestimmten Person zu schlechten Resultaten führte, dann würde das Labor die Experimente selbst dafür verantwortlich machen, obwohl das Problem eigentlich im Umfeld zu suchen war. Biologische Effekte haben nichts Subtiles. Wenn man die Struktur oder Form eines Moleküls nur geringfügig verändert, dann ändert sich dadurch die Fähigkeit des Moleküls, an seinen Rezeptor anzudocken. Das entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Ein Medikament wirkt, oder es wirkt nicht. In diesem Fall hatte die betreffende Frau etwas an sich, was die Kommunikation der Zellen in seinem Experiment nachhaltig störte. Benveniste vermutete, dass die Frau bestimmte Wellen ausstrahlte, welche die Signale der Zellen blockierten. Er entwickelte dafür ein Testverfahren und stellte bald fest, dass sie elektromagnetische Felder ausstrahlte, welche die Kommunikationssignale in seinem Experiment störten. Wie Popps Krebs erregende Substanzen war sie ein Frequenzzerhacker. Das schien zunächst unglaublich  – mehr Hexerei als Wissenschaft, dachte Benveniste. Dann ließ er die Frau ein Röhrchen mit homöopathischen Globuli fünf Minuten lang in der Hand halten und testete anschließend den Inhalt. Jegliche Aktivität  – alle molekularen Signale – waren ausgelöscht.28 Benveniste war kein Theoretiker. Er war nicht einmal Physiker. Er war zufällig in die Welt des Elektromagnetismus gestolpert und steckte nun darin fest, indem er Experimente auf einem ihm völlig fremden Gebiet durchführte  – das Gedächtnis des Wassers und die Fähigkeit von Molekülen, mit sehr hohen oder sehr niedrigen Frequenzen zu schwingen. Das waren die beiden Mysterien, deren Lösung er nicht näher kam. Alles, was er tun konnte, war, mit dem weiterzumachen, womit er sich am wohlsten fühlte – mit seinen Laborexperimenten –, und zu zeigen, dass diese Effekte real waren. Eins jedoch schien

für ihn klar zu sein: Aus irgendeinem unbekannten Grund, mit dem er sich nicht weiter beschäftigte, wurden diese Frequenzen offenbar auch vom Körper ausgestrahlt, und irgendwie wurden sie aufgenommen und registriert.

KAPITEL 5

In Resonanz mit der Welt Nahezu jedes Experiment war misslungen. Die Ratten verhielten sich nicht wie erwartet. Für Karl Lashley war es bei der ganzen Sache nur darum gegangen, die Engramme zu finden  – präzise den Ort im Gehirn, wo Erinnerungen gespeichert wurden. Die Bezeichnung »Engramm« hatte Wilder Penfield in den zwanziger Jahren geprägt, als er dachte, er hätte entdeckt, dass Erinnerungen im Gehirn an einer bestimmten Stelle gespeichert werden. Penfield hatte außergewöhnliche Experimente mit Epileptikern durchgeführt. Sie waren bei vollem Bewusstsein, während ihr Schädel betäubt war, und Penfield hatte gezeigt, dass die Stimulation bestimmter Teile des Gehirns mit Elektroden bei den Patienten spezifische Szenen aus ihrer Vergangenheit in lebhaften Farben und qualvollen Details heraufbeschwor. Noch erstaunlicher: Wann immer er dieselbe Stelle im Gehirn stimuliert hatte (oft ohne dass die Patienten es wussten), schien dadurch derselbe Flashback mit denselben Details ausgelöst zu werden. Penfield und eine Armee von Wissenschaftlern nach ihm hatten daraus natürlich geschlossen, dass bestimmte Bereiche des Gehirns die Aufgabe hatten, spezifische Erinnerungen zu speichern. Jedes winzige Detail unseres Lebens, so dachten sie, würde sorgfältig in speziellen Hirnregionen verschlüsselt, so wie Gästen im Restaurant vom Oberkellner ein bestimmter Tisch zugewiesen wird. Also brauchten wir nur noch herauszufinden, wer an

welchem Tisch saß  – und, vielleicht als Zugabe, wer der Oberkellner war. Nahezu dreißig Jahre lang hatte Lashley, ein bekannter amerikanischer Neuropsychologe, nach Engrammen gesucht. Man schrieb das Jahr 1946, und in seinem Labor am Yerkes Laboratory of Primate Biology in Florida hatte er mit allen erdenklichen Tierarten experimentiert, um herauszufinden, was in ihrem Gehirn – oder welche Stelle – für die Erinnerungen zuständig war. Er hatte gedacht, er würde Penfields Ergebnisse erweitern, aber alles, was er tat, schien seine Vorstellungen zu widerlegen. Lashley neigte dazu, überkritisch zu sein, und das war auch kein Wunder. Anscheinend hatte sein gesamtes Lebenswerk ausschließlich einen negativen Zweck: die Forschungsergebnisse seines Vorgängers zu entkräften. Das andere Evangelium seiner Zeit, dem die wissenschaftliche Gemeinschaft immer noch anhing, während Lashley eifrig dabei war, es zu widerlegen, war die Vorstellung, dass jeder psychische Vorgang eine messbare physische Manifestation hatte  – die Bewegung eines Muskels oder das Ausschütten eines chemischen Botenstoffes. Wieder einmal war das Gehirn schlicht und einfach der Oberkellner. Nachdem er zunächst hauptsächlich mit Primaten gearbeitet hatte, war er später zu Ratten übergegangen. Er hatte ihnen eine Sprungschanze gebaut, auf der sie lernten, durch Minitüren zu springen, um an das Futter zu gelangen, das dahinter als Belohnung auf sie wartete. Um den Effekt der Übung zu verstärken, hatte er dafür gesorgt, dass die Ratten, die sich nicht korrekt verhielten, ins Wasser fielen.1 Als er überzeugt war, dass alle Ratten ihre Lektion gelernt hatten, begann Lashley systematisch mit Versuchen, die Erinnerung chirurgisch auszublenden. Doch ungeachtet aller Kritik, mit der er andere Forscher

bedachte, war Lashleys eigene chirurgische Technik miserabel  – eine provisorische und übereilte Operation. Sein Vorgehen hätte jeden modernen Tierschützer in Rage versetzt. Lashley arbeitete nicht unter sterilen Bedingungen, hauptsächlich, weil man das bei Ratten nicht für erforderlich hielt. Er war ein grober und nachlässiger Chirurg, der sich vielleicht bewusst dafür entschieden hatte, medizinische Standards zu ignorieren, und die Wunden mit einfachen Stichen zusammennähte  – ein perfektes Rezept für Gehirninfektionen bei größeren Säugetieren  –, aber so arbeiteten die meisten seiner Kollegen damals. Immerhin hat keiner von Iwan Pawlows Hunden seine Gehirnoperation überlebt; alle sind an Gehirnabszessen oder Epilepsie verendet.2 Lashley versuchte, bestimmte Hirnregionen bei seinen Ratten zu deaktivieren, um auf diese Weise festzustellen, wo sich der kostbare Schlüssel zu bestimmten Erinnerungen befand. Für diese heikle Aufgabe benutzte er als chirurgisches Instrument die Lockenschere seiner Frau  – eine Lockenschere! – und brannte damit die betreffende Hirnregion aus.3 Seine anfänglichen Versuche, den Sitz bestimmter Erinnerungen zu finden, scheiterten. Die Ratten, auch wenn sie manchmal sogar körperliche Schäden davontrugen, erinnerten sich genau an das, was sie gelernt hatten. Lashley verbrannte immer mehr Sektionen des Gehirns, aber die Ratten schienen sich weiterhin zu erinnern. Lashley handhabte den Lockenstab noch großzügiger und arbeitete sich von einer Gehirnregion zur nächsten, aber auf die Erinnerungsfähigkeit der Ratten schien das immer noch keinen Einfluss zu haben. Selbst als er bei einzelnen Ratten den größten Teil des Gehirns zerstörte  – und eine Lockenschere verursacht größere Schäden als jeder saubere chirurgische Schnitt  –, mochte es zwar sein, dass die motorischen Fähigkeiten der Tiere

darunter litten und sie nur noch unkoordiniert herumstrauchelten, aber die Ratten erinnerten sich stets an das Gelernte. Obwohl diese Ergebnisse in gewisser Weise ein Misserfolg waren, gefielen sie dem Bilderstürmer in Lashley. Die Ratten bestätigten, was er bereits lange vermutet hatte. Schon 1929 hatte Lashley in seiner Monographie Brain Mechanisms and Intelligence (Gehirnmechanismen und Intelligenz), einem kleinen Werk, dessen radikale Thesen ihn erstmals bekannt gemacht hatten, seine Sicht dargestellt, dass die Funktionen der Hirnrinde überall gleich stark waren.4 Wie er später hervorheben würde, bestand die Schlussfolgerung aus seinen Experimenten darin, »dass Lernen überhaupt nicht möglich ist«.5 Wenn es um kognitive Funktionen ging, welcher Art auch immer, dann war das Gehirn ein einziger Brei.6 Für Karl Pribram, einen jungen Neurochirurgen, der nur deshalb nach Florida gekommen war, um mit dem großen Wissenschaftler zusammenzuarbeiten, waren Lashleys Misserfolge eine Art Offenbarung. Pribram hatte Lashleys Monographie für 10 Cent gebraucht gekauft, und als er in Florida ankam, hatte er sich nicht gescheut, die darin enthaltenen Thesen mit derselben Leidenschaft infrage zu stellen, mit der Lashley so vielen seiner Kollegen begegnet war. Lashley hatte seinen gescheiten aufstrebenden Lehrling als anregend empfunden, und im Laufe der Zeit wuchs zwischen den beiden eine Nähe, die einem VaterSohn-Verhältnis ähnlich war. Pribrams eigene Ansichten über das Gedächtnis und die höheren kognitiven Funktionen des Gehirns wurden allesamt auf den Kopf gestellt. Wenn es keinen bestimmten Ort gab, an dem Erinnerungen gespeichert wurden  – und Lashley hatte bei seinen Ratten jede Region des Gehirns verbrannt  –, dann mussten unsere Erinnerungen und

vielleicht auch andere höhere kognitive Funktionen  –, im Grunde alles, was wir als »Wahrnehmung« bezeichnen, über das gesamte Gehirn verteilt sein. 1948 trat Pribram, der damals 29 Jahre alt war, eine Stelle an der Yale University an, die zu jener Zeit das beste neurowissenschaftliche Labor der Welt hatte. Er wollte die Funktionen des frontalen Kortex bei Affen untersuchen, um die Auswirkungen frontaler Lobotomien zu verstehen, die damals bei Tausenden von Patienten durchgeführt wurden. Lehre und Forschung sagten ihm weit mehr zu als das lukrative Leben eines Neurochirurgen; einige Jahre später schlug er das Jahresgehalt von 100 000 Dollar aus, das ihm vom New Yorker Mt. Sinai Hospital geboten wurde, und entschied sich stattdessen für eine relativ bescheiden honorierte Professur. Wie Edgar Mitchell hatte sich Pribram stets als Forscher betrachtet, weniger als Arzt oder Heiler; als Achtjähriger hatte er immer wieder  – mindestens ein Dutzend Mal  – über die Heldentaten von Admiral Byrd auf seiner Seereise zum Nordpol gelesen. Für den Jungen, der in diesem Alter aus Wien gekommen war, repräsentierte Amerika selbst ein neues Gebiet, das es zu erobern galt. Pribram war der Sohn eines berühmten Biologen, der 1927 mit seiner Familie in die USA ausgewandert war, weil er den Eindruck hatte, dass Europa nach dem Ersten Weltkrieg kein geeigneter Ort war, um ein Kind aufzuziehen. Als Erwachsener entschied sich Karl, vielleicht weil er körperlich nicht unbedingt dem Bild eines kräftigen Forschungsreisenden entsprach (in seinen späteren Jahren erinnerte er an eine Elfenversion von Albert Einstein mit der gleichen majestätischen Pracht weißer schulterlanger Haare), für das menschliche Gehirn als Forschungsgelände. Nachdem er Lashley und Florida verlassen hatte, verbrachte Pribram die nächsten zwanzig Jahre mit Gedanken über die Mysterien der Organisation des Gehirns, der Wahrnehmung und des Bewusstseins. Er

führte seine eigenen Experimente an Affen und Katzen durch, peinlich genaue, systematische Untersuchungen, mit deren Hilfe er herausfinden wollte, welcher Teil des Gehirns was tut. Sein Labor gehörte zu den ersten, die Hirnregionen identifizierten, in denen sich kognitive Prozesse, Emotion und Motivation abspielen, und er war außerordentlich erfolgreich. Seine Experimente zeigten klar, dass alle diese Funktionen eine spezifische Adresse im Gehirn haben  – ein Resultat, das Lashley nur schwer glauben konnte. Was ihm die meisten Rätsel aufgab, war ein fundamentaler Widerspruch: Kognitive Prozesse ließen sich präzise im Gehirn lokalisieren, aber innerhalb der betreffenden Hirnregionen schien die Verarbeitung selbst durch etwas determiniert zu sein, das Lashley als »massenhafte Erregungen  … ohne einen Bezug zu bestimmten Nervenzellen« bezeichnet hatte.7 Es stimmte, dass Teile des Gehirns bestimmte Funktionen wahrnahmen, aber die eigentliche Informationsverarbeitung schien von etwas ausgeführt zu werden, das fundamentaler war als einzelne Neuronen  – mit Sicherheit von etwas, das nicht spezifisch für irgendeine Gruppe von Zellen war. Beispielsweise schien es so, als würden die Informationen zum Speichern in einer bestimmten Gehirnregion und manchmal noch darüber hinaus verteilt. Aber durch welchen Mechanismus war das möglich? Wie bei Lashley, so schien auch viel von Pribrams frühen Arbeiten über höhere Wahrnehmungsfunktionen den als gesichert geltenden Erkenntnissen seiner Zeit zu widersprechen. Die allseits akzeptierte Vorstellung vom Sehen besagt  – und das gilt überwiegend auch heute noch –, dass das Auge »sieht«, indem es ein fotografisches Abbild der Szene oder des Objektes auf der Oberfläche der Hirnrinde abbildet, und zwar auf jenen Teil, der das, was wir sehen, als eine Art innerer Filmprojektor empfängt und

interpretiert. Wenn das stimmte, dann müsste die Aktivität der Sehrinde genau das spiegeln, was gesehen wird  – und das ist, grob betrachtet, bis zu einem gewissen Ausmaß tatsächlich der Fall. Aber bei einer Reihe von Experimenten hatte Lashley festgestellt, dass man den Sehnerv einer Katze fast vollständig durchtrennen konnte, ohne dass das irgendwelche erkennbaren Auswirkungen auf ihre Sehfähigkeit hatte. Zu seinem Erstaunen konnte die Katze offenbar weiterhin jedes Detail erkennen, denn sie war nach wie vor in der Lage, komplizierte visuelle Aufgaben zu lösen. Wenn es so etwas wie eine innere Leinwand gab, dann hatte das Experiment den größten Teil des Projektors zerstört, und doch lief der Film unbeeinträchtigt weiter.8 Bei anderen Experimenten hatten Pribram und seine Mitarbeiter einem Affen beigebracht, eine bestimmte Taste zu drücken, wenn man ihm eine Karte mit einem Kreis darauf zeigte, und einen anderen Knopf zu betätigen, wenn man ihm eine Karte mit Streifen präsentierte. In die Sehrinde des Affen waren Elektroden eingepflanzt, welche die Gehirnwellen registrierten, wenn der Affe den Kreis oder die Streifen sah. Pribram wollte mit diesem Versuch einfach herausfinden, ob verschiedene Formen auf den Karten unterschiedliche Gehirnwellen erzeugten. Aber stattdessen stellte er fest, dass das Gehirn des Affen nicht nur den Unterschied der Muster auf den Karten registrierte, sondern auch, ob er die rechte oder linke Taste gedrückt hatte, ja sogar die Absicht, eine Taste zu drücken, bevor er es wirklich tat. Dieses Resultat überzeugte Pribram, dass die höheren Hirnregionen das Verhalten kontrollierten und den nachgeordneten Empfangsstationen ihre Befehle übermittelten. Das musste bedeuten, dass etwas wesentlich Komplizierteres geschah, als man damals weithin annahm. Bisher glaubte man, dass wir durch einen schlichten Informationsstrom, der von unseren

Sinnesorganen zum Gehirn und von dort zu den Muskeln und Drüsen fließt, sehen und auf Außenreize reagieren.9 Pribram verbrachte einige Jahre mit Studien, bei denen die Gehirnaktivitäten von Affen gemessen wurden, während sie bestimmte Aufgaben ausführten, um zu sehen, ob er genauer lokalisieren konnte, in welchen Hirnregionen bestimmte Muster und Farben wahrgenommen werden. Seine Untersuchungen erbrachten weitere Beweise, dass die Reaktionen des Gehirns auf die verschiedensten Stellen verteilt sind, die sich über die gesamte Hirnrinde erstrecken. Bei anderen Experimenten, diesmal mit neugeborenen Katzen, denen man Kontaktlinsen mit vertikalen oder horizontalen Streifen eingesetzt hatte, stellten Pribrams Mitarbeiter fest, dass das Verhalten der horizontal orientierten Katzen sich nicht wesentlich von dem der vertikal orientierten unterschied, obwohl ihre Gehirnzellen durch die jeweilige Richtung der Streifen verschieden beeinflusst waren. Das bedeutete, dass die Wahrnehmung sich nicht linear vollzog.10 Solche Experimente und die anderer Forscher wie Lashley standen im Widerspruch zu vielen vorherrschenden neuralen Theorien der Wahrnehmung. Pribram war überzeugt, dass innerlich keine Bilder projiziert wurden und dass es einen anderen Mechanismus geben musste, über den wir die Welt so wahrnehmen, wie wir es tun.11 Pribram war 1958 von Yale zum Center for Advanced Study in the Behavioral Science an der Standford University gewechselt. Vielleicht hätte er nie eine alternative Sicht der Dinge formuliert, hätte nicht sein Freund Jack Hilgard, ein bekannter Psychologe aus Stanford, 1964 ein Buch aktualisiert und dafür einige neuere Ansichten über die Wahrnehmung benötigt. Das Problem bestand darin, dass die alten Vorstellungen über die elektrische Gestaltung des »Bildes« im Gehirn  – die angenommene Korrespondenz zwischen Bildern in der

Außenwelt und dem elektrischen Feuern der Neuronen  – von Pribram widerlegt worden waren und seine eigenen Untersuchungen an Affen ihn extrem skeptisch im Hinblick auf die neueste, populärste Wahrnehmungstheorie gemacht hatten: dass wir die Welt durch lineare Detektoren erkennen. Allein die Konzentration auf ein Gesicht würde jedes Mal, wenn wir uns um einige Zentimeter bewegen, eine neue riesige Computerleistung des Gehirns erfordern. Doch Hilgard gab nicht nach. Pribram hatte keine Ahnung, welche Art von Theorie er seinem Freund präsentieren sollte, und er zermarterte sich das Gehirn, um einen positiven Ansatz zu finden. Dann stieß einer seiner Kollegen zufällig im Scientific American auf einen Artikel von Sir John Eccles, einem bekannten australischen Physiologen, der postulierte, unsere Vorstellungskraft könne etwas mit Mikrowellen im Gehirn zu tun haben. Nur eine Woche später erschien ein weiterer Artikel von Emmet Leith, einem Ingenieur von der University of Michigan, über geteilte Laserstrahlen und optische Holographie, eine neue Technologie.12 Da war sie gewesen, die ganze Zeit, direkt vor seiner Nase. Das war genau die Metapher, nach der er gesucht hatte. Die Idee von Wellenfronten und Holographie schien die Antwort auf Fragen zu sein, mit denen er sich seit zwanzig Jahren beschäftigte. Lashley selbst hatte eine Theorie von Wellen-Interferenz-Mustern im Gehirn formuliert, sie dann aber wieder aufgegeben, weil er sich nicht vorstellen konnte, wie diese Muster in der Hirnrinde erzeugt wurden.13 Eccles’ Ansatz schien das Problem zu lösen. Pribram dachte nun, das Gehirn müsse die Information irgendwie »lesen«, indem es die ursprünglichen Bilder in Wellen-Interferenz-Muster transformierte und diese dann erneut in virtuelle Bilder umsetzte, so wie es in einem Laser-Hologramm geschieht. Das andere Mysterium, das durch die holographische

Metapher gelöst wurde, war die Gedächtnisfunktion. Statt präzise lokalisierbar zu sein, waren die Erinnerungen überall verstreut, sodass jeder Teil das Ganze enthielt. Während einer UNESCO-Tagung in Paris traf Pribram mit Dennis Gabor zusammen, der in den vierziger Jahren für seine Entdeckung der Holographie den Nobelpreis bekommen hatte. Ursprünglich hatte er ein Mikroskop entwickeln wollen, das stark genug war, um ein Atom zu erkennen. Gabor, der erste Ingenieur, der mit einem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet worden war, hatte über die Mathematik von Lichtstrahlen und Wellenlängen gearbeitet. Dabei hatte er Folgendes entdeckt: Wenn man einen Lichtstrahl teilt, damit Objekte fotografiert und diese Information als Wellen-Interferenz-Muster speichert, erhielt man ein besseres Bild des Ganzen als bei einem flachen, zweidimensionalen Foto, das man mit der üblichen Methode aufnahm, indem man die Lichtintensität von Punkt zu Punkt speicherte. Für seine mathematischen Berechnungen hatte Gabor eine Reihe von Differenzialgleichungen benutzt, die nach dem französischen Mathematiker Jean Fourier als FourierReihen bezeichnet werden. Er hatte sie im frühen 19. Jahrhundert entwickelt. Mit seiner Arbeit begonnen hatte Fourier ursprünglich auf Bitten Napoleons, der das optimale Intervall zwischen zwei Kanonenschüssen wissen wollte, um eine Überhitzung der Kanonenrohre zu vermeiden. Die dabei entwickelte mathematische Methode erwies sich für die theoretische Physik und die modernen Computerwissenschaften als ausgesprochen fruchtbar, weil sich damit jedes noch so komplexe Muster als mathematische Beziehung zwischen Quantenwellen beschreiben lässt. Folglich kann man jedes optische Bild in ein mathematisches Äquivalent von Interferenzmustern umwandeln, die Information, die sich ergibt, wenn Wellen einander überlagern. Bei dieser Technik überträgt man außerdem etwas, das in Raum und Zeit existiert, in einen

»Spektralbereich«, eine Art zeitloser, raumloser Kurzschrift für die Beziehung zwischen Wellen, gemessen als Energie. Der andere nette Trick bei diesen Gleichungen besteht darin, dass man sie auch rückwärts verwenden kann, also die Komponenten, welche die Interaktionen von Wellen repräsentieren  – ihre Frequenz, Amplitude und Phase  –, benutzen kann, um ein beliebiges Bild zu rekonstruieren.14 An dem Abend, den sie gemeinsam verbrachten, tranken Pribram und Gabor eine besonders denkwürdige Flasche Beaujolais und beschrieben drei Servietten mit komplizierten Fourier-Reihen, um auszutüfteln, wie das Gehirn fähig sein könnte, auf bestimmte WellenInterferenzmuster zu reagieren und diese Informationen in Bilder umzusetzen.15 Es gab zahllose Feinheiten, die im Labor ausgearbeitet werden mussten; die Theorie war nicht vollständig. Aber von einem waren sie überzeugt: Die Wahrnehmung war das Resultat eines komplizierten Vorgangs, bei dem Informationen auf verschiedenen Ebenen der Realität gelesen und transformiert wurden. Um zu verstehen, wie das möglich ist, muss man die besonderen Eigenschaften von Wellen kennen, die man am besten in einem Laser-Hologramm verdeutlichen kann, ebenjener Metapher, die Pribrams Vorstellungskraft so angeregt hatte. Bei einem klassischen Laser-Hologramm ist der Laserstrahl gespalten. Ein Teil wird von einem Objekt – beispielsweise einer Teetasse – reflektiert, der andere wird von mehreren Spiegeln zurückgeworfen. Dann werden die Strahlen wieder vereinigt und auf einem Film eingefangen. Das Ergebnis auf der Fotoplatte  – es repräsentiert das Interferenzmuster dieser Wellen  – scheint zunächst nichts weiter als eine Ansammlung von Schnörkeln oder konzentrischen Kreisen zu sein. Lenkt man jedoch einen gerichteten Lichtstrahl durch den Film, dann erkennt man ein vollständiges, unglaublich detailliertes, dreidimensionales virtuelles Bild der im Raum

schwebenden Teetasse (ein Beispiel dafür ist das Bild von Prinzessin Leia, das von R2D2 im ersten Film der StarWars-Serie erzeugt wird). Der Mechanismus, auf dem dieser Effekt beruht, hat damit zu tun, dass Wellen Informationen verschlüsseln können und dass ein Laserstrahl, der reines Licht einer einzigen Wellenlänge repräsentiert, eine perfekte Quelle für die Erzeugung von Interferenzmustern darstellt. Wenn beide Hälften des geteilten Strahls auf eine fotografische Platte treffen, dann übermittelt die eine Hälfte die Muster der Lichtquelle, während die andere das Abbild der Teetasse überträgt, und beide zusammen bilden das Interferenzmuster. Schickt man nun dieselbe Art von gerichtetem Licht durch den Film, dann erkennt man das aufgeprägte Bild. Eine andere seltsame Eigenschaft der Holographie besteht darin, dass jeder noch so winzige Teil der verschlüsselten Information das gesamte Bild enthält. Wenn man also die fotografische Platte in winzige Stücke zerhackte und irgendeins davon mit gerichtetem Licht anstrahlte, dann würde man ein volles Bild der Teetasse erhalten. Auch wenn die Metapher der Holographie für Pribram wichtig war, lag die wirkliche Bedeutung seiner Entdeckung nicht in der Holographie per se, die ein mentales Abbild der dreidimensionalen geisterhaften Projektion hervorzaubert oder ein Universum abbildet, das lediglich unsere Projektion der Realität ist. Entscheidend war vielmehr die einzigartige Fähigkeit von Quantenwellen, enorme Mengen an Information als Gesamtheit und dreidimensional so zu speichern, dass unser Gehirn diese Information lesen und daraus die Welt erschaffen kann. Hier war endlich die mechanische Vorrichtung, welche die tatsächliche Funktionsweise des Gehirns zu reproduzieren schien: wie Bilder geformt und gespeichert werden und wie man sie wieder abrufen und zu etwas anderem in Beziehung setzen kann. Vor allem aber fand Pribram hier einen Hinweis auf das größte aller Mysterien: wie

bestimmte Aufgaben in entsprechenden Hirnregionen lokalisiert werden konnten, während die Verarbeitung oder Speicherung doch im größeren Ganzen stattfand. In gewisser Weise ist die Holographie einfach nur eine praktische Abkürzung für Wellen-Interferenzen  – die Sprache des Nullpunkt-Feldes. Der letzte wichtige Aspekt bei Pribrams Hirntheorie, der etwas später auftauchen sollte, hatte mit einer anderen Entdeckung Gabors zu tun. Er hatte dieselben mathematischen Berechnungen, die Heisenberg in der Quantenphysik verwendet hatte, auf die Kommunikationstechnik angewendet  – um herauszufinden, wie stark eine telefonische Nachricht über das Atlantikkabel komprimiert werden konnte. Pribram und einige seiner Kollegen entwickelten Gabors Hypothese mit einem mathematischen Modell weiter, welches demonstrierte, dass genau diese mathematischen Berechnungen auch die Vorgänge im menschlichen Gehirn beschreiben. Am Ende stand eine Theorie, die so radikal war, dass sie fast unglaublich schien  – ein heißes, lebendiges Etwas wie das Gehirn funktionierte nach den seltsamen Gesetzen der Quantentheorie. Wenn wir die Welt beobachten, so Pribrams Theorie, dann tun wir das auf einer sehr viel tieferen Ebene als der materiellen, die »dort draußen« existiert. Unser Gehirn spricht in erster Linie nicht in Worten oder Bildern mit sich selbst und dem Rest des Körpers, ja nicht einmal in Bits oder chemischen Impulsen, sondern in der Sprache von Wellen-Interferenzen, der Sprache von Phase, Amplitude und Frequenz  – dem »Spektralbereich«. Wir nehmen ein Objekt wahr, indem wir in Resonanz zu ihm treten, unsere Schwingungen mit denen des Objektes »synchronisieren«. Die Welt zu kennen, bedeutet buchstäblich, sich auf ihrer Wellenlänge zu befinden. Stellen Sie sich Ihr Gehirn als ein Klavier vor. Wenn wir etwas in der Welt beobachten, dann treten bestimmte Teile

des Gehirns auf ganz spezifischen Frequenzen in Resonanz. In jedem Augenblick der Aufmerksamkeit drückt unser Gehirn nur bestimmte Klaviertasten, die Saiten einer bestimmten Länge und Frequenz in Schwingung versetzen.16 Diese Information wird dann von normalen elektrochemischen Schaltkreisen im Gehirn aufgegriffen, so wie die Schwingungen der Saiten schließlich in Resonanz mit dem gesamten Klavier treten. Pribram war in den Sinn gekommen, dass wir, wenn wir etwas betrachten, das Bild des Gegenstandes nicht irgendwo in unserem Hinterkopf oder auf der Rückseite unserer Retina »sehen«, sondern es in drei Dimensionen und draußen in der Welt wahrnehmen. Es muss folglich so sein, dass wir ein virtuelles Bild des Objektes draußen im Raum erzeugen und projizieren, genau dort, wo sich das tatsächliche Objekt befindet, sodass dieses Objekt und unsere Wahrnehmung davon zusammenfallen. Das würde bedeuten, dass die Kunst des Sehens eine Kunst der Transformation ist. In gewisser Weise transformieren wir im Akt der Beobachtung die zeitlose, raumlose Welt von Interferenzmustern in die konkrete Welt von Zeit und Raum, die angefüllt ist mit voneinander unterscheidbaren Objekten  – die Welt ebenjenes Apfels, den wir gerade vor uns sehen. Wir erzeugen Raum und Zeit auf der Oberfläche unserer Retina. Wie bei einem Hologramm nimmt die Linse des Auges bestimmte Interferenzmuster auf und setzt sie in dreidimensionale Bilder um. Man braucht diese Art virtueller Projektion, um mit dem Apfel dort Kontakt aufzunehmen, wo er sich wirklich befindet, und nicht irgendwo im Inneren des eigenen Kopfes. Und wenn wir ständig Bilder in den Raum hinausprojizieren, dann ist unser Bild von der Welt im Grunde eine virtuelle Schöpfung. Pribrams Theorie geht davon aus, dass beim ersten Anblick eines Gegenstandes bestimmte Frequenzen mit den

Neuronen in unserem Gehirn in Resonanz treten. Diese Neuronen senden Informationen über die betreffenden Frequenzen an die nächste Gruppe von Neuronen. Diese bilden ihrerseits eine Fourier-Reihe der betreffenden Frequenzen und senden die daraus resultierende Information an die dritte Gruppe von Neuronen, die nun beginnen, ein Muster zu konstruieren, welches schließlich das virtuelle Bild aufbaut, das wir von dem Apfel dort draußen oben auf der Obstschale erzeugen.17 Dieser Dreierschritt macht es für das Gehirn wesentlich leichter, getrennte Bilder in einen Bezug zueinander zu setzen – was eine vergleichsweise einfache Sache ist, wenn man WellenInterferenzen als Abkürzung benutzt, während es sich bei einem lebensechten Bild extrem schwierig gestaltet. Nach dem Sehen, so folgerte Pribram, muss das Gehirn die Information in Wellen-Frequenzmuster umsetzen und diese wie ein Netzwerk über das gesamte Gehirn verteilen, so wie eine zentrale Stelle im Büro sämtliche Anweisungen für viele Angestellte kopiert. Das Abspeichern von Erinnerungen in Form von Wellen-Interferenzmustern ist bemerkenswert effizient und erklärt das enorme Fassungsvermögen des menschlichen Gedächtnisses. Wellen können unvorstellbare Datenmengen speichern  – weit mehr als die 280 Trillionen (280 000 000 000 000 000 000) Informationsbits, aus denen vermutlich das menschliche Gedächtnis besteht, das wir im Laufe eines durchschnittlichen Lebens aufbauen.18 Es heißt, dass bei einer Speicherung in holographischen WellenInterferenzmustern die gesamte Bibliothek des amerikanischen Kongresses, die praktisch jedes Buch enthält, das je in Englisch publiziert wurde, in einen großen Zuckerwürfel passen würde.19 Das holographische Modell würde auch erklären, warum wir Erinnerungen unverzüglich abrufen können, oft sogar in Form dreidimensionaler Bilder.

Pribrams Theorien über die Verteilung der Gedächtnisfunktionen im Gehirn und die Zellkommunikation in Form von Wellenmustern wurde mit großer Skepsis aufgenommen, vor allem in den sechziger Jahren, als er sie erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Anführer der Wissenschaftler, die Pribrams Ideen belächelten, war der Biologe Paul Pietsch von der Indiana University. Er hatte bei früheren Experimenten entdeckt, dass Salamander zwar ins Koma fielen, wenn man ihnen das Gehirn entfernte, die normalen Lebensfunktionen aber zurückkehrten, wenn das Gehirn wieder eingepflanzt wurde. Wenn Pribram Recht hatte, dann sollte es möglich sein, bei einem Salamander einen Teil des Gehirns zu entfernen oder umzubilden, ohne dass die Funktionsfähigkeit dabei gestört wurde. Aber Pietsch war sicher, dass Pribram sich irrte, und er war fest entschlossen, das zu beweisen. In über 700 Experimenten entfernte er Salamandern Teile ihres Gehirns. Bevor er sie wieder einsetzte, machte er sich daran zu schaffen. Auf immer neue Weise manipulierte er die Gehirne seiner Versuchstiere, schnitt daran herum, ordnete sie neu, tauschte Teile aus und drehte sie sogar durch den Fleischwolf. Aber ganz gleich, wie brutal er auch vorging, nachdem er das, was von den Gehirnen übrig geblieben war, den Tieren wieder einsetzte, erholten sich die Salamander und zeigten wieder ein normales Verhalten. Und so wurde aus dem überzeugten Gegner ein überzeugter Anhänger von Pribrams Sicht, dass die Gedächtnisfunktionen über das gesamte Gehirn verteilt sind.20 1979 wurden Pribrams Theorien auch von einem Neurophysiologen-Ehepaar an der University of California in Berkeley bestätigt. Russell und Karen DeValois konvertierten einfache Karo- und Schachbrettmuster in Fourier-Reihen und entdeckten, dass die Hirnzellen von

Katzen und Affen nicht auf die Muster selbst reagierten, sondern auf die Interferenzmuster der Wellenkomponenten. Zahllose Untersuchungen, die das Forscherehepaar durchgeführt und in einem Buch unter dem Titel Spatial Vision (Räumliches Sehen)21 dokumentiert hat, zeigen, dass viele Zellen des visuellen Systems auf bestimmte Frequenzen eingestellt sind. Andere Untersuchungen, die Fergus Campbell von der Cambridge University in England durchgeführt hat, zeigen ebenso wie die Arbeiten einer Reihe weiterer Labors, dass die menschliche Hirnrinde auf bestimmte Frequenzen eingestellt sein könnte. Das würde erklären, wie wir Objekte der gleichen Art als solche erkennen können, auch wenn sie sich in der Größe erheblich unterscheiden. Pribram hat außerdem gezeigt, dass das Gehirn ein scharf unterscheidender Frequenzanalysator ist. Er demonstrierte, dass es im Gehirn einen Mechanismus gibt, der wie ein Filter auf die im Prinzip unbegrenzten Welleninformationen wirkt und dadurch verhindert, dass wir von sämtlichen Welleninformationen des NullpunktFeldes bombardiert werden.22 Mit eigenen Laboruntersuchungen bestätigte Pribram, dass die Sehrinde von Katzen und Affen nur auf eine begrenzte Zahl von Frequenzen reagiert.23 Russell DeValois und seine Kollegen zeigten außerdem, dass die rezeptiven Felder in den Neuronen der Hirnrinde auf ein sehr schmales Frequenzband eingestellt sind.24 Bei seinen Untersuchungen an Katzen und Menschen konnte Campbell in Cambridge ebenfalls zeigen, dass Neuronen im Gehirn nur auf ein eingeschränktes Frequenzband reagieren.25 Eines Tages stieß Pribram auf das Werk des Russen Nikolai Bernstein. Bernstein hatte Filme von Menschen gedreht, die vollständig in schwarze Kostüme gekleidet waren, auf denen weiße Streifen und Punkte die

Gliedmaßen markierten  – nicht unähnlich der klassischen Halloween-Verkleidung als Skelett. Die Teilnehmer wurden gebeten, während der Filmaufnahmen vor einem schwarzen Hintergrund zu tanzen. Als der Film entwickelt war, sah man darauf nichts weiter als eine Reihe weißer Punkte, die sich in einem kontinuierlichen Wellenmuster bewegten. Bernstein analysierte die Wellen. Zu seinem Erstaunen ließen sich alle rhythmischen Bewegungen in Form von Fourier-Reihen darstellen, und das in einer solchen Präzision, dass Bernstein die nächsten Bewegungen seiner Tänzer »in einer Genauigkeit von wenigen Millimetern« vorhersagen konnte.26 Die Tatsache, dass sich Bewegungen irgendwie als Fourier-Reihen formalisiert darstellen ließen, führte Pribram zu der Überlegung, dass die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper sich vielleicht ebenfalls nicht in Bildern, sondern in Form von Wellen und Mustern vollziehen könnte.27 Auf irgendeine Weise verfügte das Gehirn über die Kapazität, Bewegung zu analysieren, sie in Wellenfrequenzen umzusetzen und dieses Wellenmuster in Kurzschrift dem Körper zu übermitteln. Diese Information, die nichtlokal vielen Teilen gleichzeitig übermittelt wird, würde erklären, wie wir relativ mühelos komplizierte Aufgaben bewältigen können, an denen zahlreiche Körperteile mitwirken, wie beispielsweise Fahrradfahren oder Rollschuhlaufen. Sie erklärt auch, wie wir leicht etwas nachahmen können. Pribram fand außerdem Hinweise darauf, dass andere Sinne  – Riechen, Schmecken und Hören  – ebenfalls durch die Analyse von Frequenzen funktionieren.28 Er führte Untersuchungen an Katzen durch, bei denen er Frequenzen von der Bewegungsrinde aufzeichnete, während die rechte Vorderpfote der Katze auf und ab bewegt wurde. Das Ergebnis war ähnlich wie bei der Sehrinde: Die einzelnen Hirnzellen reagierten nur auf eine

begrenzte Anzahl von Bewegungsfrequenzen, so wie auch die einzelnen Saiten eines Klaviers nur auf ein eingeschränktes Frequenzband reagieren.29 Pribram fragte sich, wo dieser komplizierte Prozess der Signalumwandlung stattfinden mochte. Dann kam ihm die Idee, dass es vielleicht nicht bestimmte Zellen waren, welche die Interferenzmuster erzeugten, sondern der Raum zwischen den Zellen. Vom Zellkörper einer jeden Nervenzelle, der funktionalen Einheit des Gehirns, erstrecken sich so genannte Axone (Ausgangskanäle) in den Raum zwischen den Zellen. An deren Ende befinden sich Synapsen, in denen die chemischen Botenstoffe aufgebaut werden, die schließlich das elektrische Feuern anregen, mit dem die Zelle den Zwischenraum überwindet und in Kontakt mit anderen Nervenzellen tritt. Diese nehmen die Botschaft über so genannte Dendriten (Eingangskanäle) auf, winzige, Staubfäden ähnliche Nervenendungen, die sich wie die Axone in den Raum zwischen den Zellen erstrecken und sich wie Weizenhalme in einer sanften Brise hin und her bewegen. Die Nervenzellen kommunizieren also miteinander, indem sie – ohne sich gegenseitig zu berühren  – ihre eigenen elektrischen Wellenimpulse senden und empfangen. Diese »Aktionspotenziale«, wie man sie nennt, bewegen sich durch die Glia, das Stützgewebe, das die Neuronen umgibt, und treffen dabei auf andere elektrische Signale. Zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort unaufhörlicher elektromagnetischer Kommunikation zwischen Axonen und Dendriten lassen sich am ehesten Wellenfrequenzen aufgreifen und analysieren und holographische Bilder formen, denn diese sich ständig überlagernden Wellenmuster erzeugen Hunderte und Tausende von Interferenzen. Pribram vermutete, dass diese Wellenkollisionen bildhafte Vorstellungen in unserem Gehirn erzeugen. Wenn

wir etwas wahrnehmen, dann hat das nichts mit der Aktivität der Neuronen selbst zu tun, sondern mit bestimmten Ansammlungen von Dendriten, die sich über das Gehirn verteilen und wie ein Rundfunkempfänger nur mit bestimmten Frequenzen in Resonanz treten. Es ist so, als hätte man eine Vielzahl von Klaviersaiten überall im Kopf, von denen nur einige in Schwingung versetzt werden, wenn man eine bestimmte Taste auf dem Klavier anschlägt. Pribram überließ die Überprüfung seiner Ansichten weitgehend anderen, damit seine eher traditionelle Laborarbeit nicht dadurch gefährdet wurde, dass man sie mit seinen revolutionären Ideen in Verbindung brachte. Ein paar Jahre lang dümpelte seine Theorie vor sich hin. Insgesamt sollte es mehrere Jahrzehnte dauern, bis andere wissenschaftliche Pioniere sich ihm anschlossen. Die wichtigste Unterstützung erhielt er aus einer unerwarteten Quelle; sie kam von einem Deutschen, der ein medizinisches Diagnosegerät verbessern wollte.   Walter Schempp, ein Mathematikprofessor von der Universität Siegen, glaubte, er würde lediglich das Werk seines Vorfahren Johannes Kepler fortführen, eines Astronomen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Kepler hatte in seinem Buch Harmonica mundi die berühmte Behauptung aufgestellt, die Menschen auf der Erde könnten die Musik der Sterne hören. Damals hielten seine Zeitgenossen ihn für verrückt. Immerhin sollte es noch 400 Jahre dauern, bis zwei amerikanische Wissenschaftler zeigen konnten, dass es tatsächlich eine Himmelsmusik gibt. 1993 erhielten Russell Hulse und Joseph Taylor den Nobelpreis für die Entdeckung zweifacher Pulsare-Sterne, die elektromagnetische Wellen als gepulste Signale aussenden. Das empfindlichste Radioteleskop, mit dem sich diese Signale auffangen lassen, steht an einem der höchsten Punkte der Erde, auf einem Berggipfel in Arecibo, Puerto Rico.

Als Huldigung an seinen berühmten Ahnen hatte Walter Schempp sich auf die mathematische Analyse von Harmonien oder die Frequenzen und Phasen von Klangwellen spezialisiert. Als er eines Tages zu Hause in seinem Garten saß  – sein dreijähriger Sohn war damals krank  –, kam ihm die Idee, dass man aus solchen Klangwellen dreidimensionale Bilder ableiten könnte. Ohne Gabors Arbeiten zu kennen, arbeitete er seine eigene holographische Theorie aus, die er mathematisch ableitete. In seinen Mathematikbüchern fanden sich dazu keine weiteren Hinweise, aber als er in der Literatur über optische Theorie nachschlug, stieß er auf Gabors Werk. Im Jahr 1986 veröffentlichte Schempp ein Buch mit der mathematischen Beweisführung, dass man von den Echos der Radiowellen, die mit den damals üblichen Radargeräten empfangen wurden, ein Hologramm darstellen konnte. Er begann darüber nachzudenken, dass man dasselbe Prinzip der Wellenholographie auch bei der Magnetresonanztomographie (MRT) anwenden könnte, einer medizinischen Diagnoseform zur Untersuchung des weichen Gewebes im Körper, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Als er sich dann näher damit beschäftigte, wurde ihm bald klar, dass die Leute, welche die technischen Geräte entwickelt hatten und betrieben, gar nicht genau wussten, wie die MRT funktionierte. Die Technologie war so primitiv, dass sie einfach intuitiv benutzt wurde. Die Patienten mussten vier Stunden oder noch länger still sitzen, während langsam Bilder aus dem Inneren ihres Körpers aufgenommen wurden, wobei niemand genau wusste, auf welche Weise das geschah. Schempp war mit der damaligen Technologie der MRT absolut unzufrieden und meinte, es würde ziemlich einfach sein, schärfere Bilder zu erzeugen. In der Praxis erwies sich das jedoch als ungeheuer aufwändig für den damals Fünfzigjährigen, der trotz seiner jungen Familie mit seinen ergrauenden Haaren und seiner

melancholischen Art zu dieser Zeit schon älter aussah, als er war. Er musste Medizin, Biologie und Radiologie studieren und Arzt werden, bevor er die entsprechenden Geräte benutzen durfte. Er nahm einen Studienplatz an, den ihm die Johns Hopkins Medical School in Baltimore, Maryland, anbot, denn dort gibt es die beste ambulante Radiologieabteilung in den USA. Später setzte er seine Ausbildung am Massachusetts General Hospital fort, das mit dem MIT zusammenarbeitet. Nach einem Graduiertenstipendium für Radiologie in Zürich konnte Walter schließlich nach Deutschland zurückkehren, wo er nun als ausreichend qualifiziert galt, um offiziell die betreffenden Geräte bedienen zu dürfen. Wenn man mithilfe der MRT Bilder vom Gehirn und den weichen Körpergeweben macht, nutzt man die Tatsache, dass der menschliche Körper zu einem großen Teil aus Wasser besteht und die Protonen im Kern der Wasserstoffatome sich wie winzige biologische Magnete verhalten, die frei beweglich und willkürlich im Gewebe verteilt sind. Weil die Protonen einen Spin haben, erzeugt man zunächst um den Körper herum ein starkes Magnetfeld, das diesen Spin beschleunigt, bis schließlich der Punkt erreicht wird, an dem sich der Atomkern so verhält wie winzige Gyroskope (Messgeräte für den Nachweis der Achsendrehung der Erde), die außer Kontrolle geraten sind. Durch diese Manipulation werden die Wassermoleküle gewissermaßen sichtbar, das MRTGerät kann sie lokalisieren und daraus ein Bild vom weichen Gewebe des Körpers oder des Gehirns ableiten. Wenn sich der Kernspin wieder verlangsamt, geben die Wassermoleküle eine Strahlung ab. Walter Schempp entdeckte, dass diese Strahlung eine verschlüsselte Welleninformation über den Körper enthält, welche die Maschine aufnehmen kann, um daraus ein dreidimensionales Bild des Körpers zu rekonstruieren. Die Information, die man dabei erhält, ist ein verschlüsseltes

Hologramm aus der Schicht des Gehirns oder des Körpergewebes, das man untersuchen möchte. Durch den Einsatz von Fourier-Reihen und die Kombination zahlreicher Schichtaufnahmen gewinnt man am Ende eine optische Wiedergabe. Schempp beteiligte sich daran, die Konstruktion von MRT-Geräten zu revolutionieren, und schrieb ein Buch darüber, in dem er zeigte, dass dieses bildgebende Verfahren genauso funktionierte wie eine Holographie. Bald wurde er zu einer weltweit anerkannten Autorität für MRT-Geräte und ihre Anwendung, durch die es möglich geworden ist, Gehirnaktivitäten zu beobachten, die durch Sinnesreize ausgelöst werden.30 Seine technischen Verbesserungen führten dazu, dass die Patienten jetzt nicht mehr vier Stunden, sondern nur noch 20 Minuten still sitzen müssen. Aber er begann sich zu fragen, ob die mathematischen und theoretischen Annahmen über die Funktionsweise dieser Maschine vielleicht auch auf biologische Systeme angewendet werden konnten. Er hatte seine Theorie »Quantenholographie« genannt, weil seine eigentliche Entdeckung sich darauf bezog, dass alle Arten von Informationen über Objekte, einschließlich ihrer dreidimensionalen Form, in den Quantenfluktuationen des Nullpunkt-Feldes enthalten sind und von dort wieder in ein dreidimensionales Bild zurückübertragen werden können. Schempp hatte entdeckt, dass das Nullpunkt-Feld – wie von Puthoff vorhergesagt  – ein riesiger Informationsspeicher war. Durch Fourier-Reihen konnten MRT-Geräte Informationen aus dem Nullpunkt-Feld ableiten und in Bilder umsetzen. Die eigentliche Frage, die sich für ihn nun stellte, bezog sich jetzt nicht mehr darauf, ob er die Technologie verbessern konnte, um schärfere Bilder zu erzeugen. Was er wirklich herausfinden wollte, war, ob seine mathematischen Gleichungen auch die

Funktionsweise des menschlichen Gehirns zu entschlüsseln vermochten. Als er dieser Frage weiter nachging, stieß Walter auf die Arbeit von Peter Marcer, einem britischen Physiker, der bei Dennis Gabor studiert und mit ihm zusammengearbeitet hatte und später zum CERN in die Schweiz gegangen war. Marcer selbst hatte einige Berechnungen durchgeführt, die auf der Klangwellentheorie beruhten, und verfolgte nun eine Theorie, von der er intuitiv spürte, dass sie auch auf das menschliche Gehirn angewendet werden könnte. Aber noch war diese Theorie zu abstrakt und allgemein; um sie zu konkretisieren, fehlte die mathematische Basis. In den frühen neunziger Jahren erhielt er dann einen Anruf von Walter Schempp, dessen Arbeit eine Art Rettungsweste für seine Theorie darstellte, denn sie bot eine saubere mathematische Grundlage dafür. Marcer war der Ansicht, dass Schempps Maschine nach genau dem Prinzip funktionierte, das Karl Pribram für die Aktivität des menschlichen Gehirns ausgearbeitet hatte: indem sie natürliche Strahlungen und Emissionen aus dem Nullpunkt-Feld ablas. Schempp verfügte nicht nur über eine mathematische Landkarte, aus der hervorging, wie die Informationsverarbeitung im Gehirn ablaufen könnte, und die letzten Endes eine mathematische Demonstration der Theorien von Karl Pribram war. Er verfügte auch, so wie Peter es sah, über ein Gerät, das genau nach diesem Muster funktionierte. Wie Pribrams Modell des Gehirns durchlief Schempps MRT-Gerät einen Prozess in mehreren Stufen, kombinierte die Informationen von Welleninterferenzen aus verschiedenen Ansichten des Körpers und setzte sie schließlich in ein virtuelles Bild um. Obwohl Schempp einige allgemeine Artikel darüber geschrieben hatte, wie man seine Arbeit auf biologische Systeme anwenden konnte, begann er erst gemeinsam mit Marcer, daraus eine entsprechende Theorie der Natur und der individuellen Zelle zu entwickeln. Sie verfassten

gemeinsam Artikel, in denen sie ihre Theorien jedes Mal verfeinerten. Zwei Jahre später nahm Marcer an einer Konferenz teil und hörte einen Vortrag, in dem Edgar Mitchell über seine Theorien der Natur und der menschlichen Wahrnehmung sprach, die seinen eigenen überraschend ähnlich waren. Sie trafen sich mehrmals zum Lunch, verglichen aufgeregt ihre Notizen und kamen zu dem Schluss, dass sie alle drei zusammenarbeiten mussten. Schempp würde auch brieflichen Kontakt mit Pribram aufnehmen und mit ihm Informationen austauschen. Was sie alle entdeckt hatten, war etwas, auf das Pribrams Arbeit immer Hinweise geliefert hatte: Wahrnehmung vollzog sich auf einer sehr viel fundamentaleren Ebene der Materie – in der tiefen Welt der Quantenpartikel. Wir sehen Gegenstände nicht als solche, sondern nur ihre Quanteninformationen, und daraus konstruieren wir unser Bild der Welt. Die Welt wahrzunehmen, bedeutet, sich auf das Nullpunkt-Feld einzustimmen.   Stuart Hameroff, ein Anästhesist von der University of Arizona, hatte darüber nachgedacht, wie Narkosegase das Bewusstsein ausschalten. Es faszinierte ihn, dass Gase mit so unterschiedlichen chemischen Strukturen wie Stickoxid (N2O), Äther (CH3CH2OCH2CH3), Halothan (CF3CHClBr), Chloroform (CHCl3) und Isofluran (CHF2OCHClCF3) alle den Verlust des Bewusstseins herbeiführen konnten.31 Die Wirkung konnte nicht allein auf der chemischen Struktur beruhen. Hameroff vermutete, dass systemisch wirkende Narkosemittel die elektrische Aktivität im Inneren der Mikrotubuli stören mussten, wodurch das Bewusstsein ausgeschaltet wurde. Wenn das der Fall war, dann musste es umgekehrt auch so sein, dass die elektrische Aktivität der Mikrotubuli, die das Innere von Nervenzellen und deren Fortsätzen im Gehirn bilden, von zentraler Bedeutung für das Bewusstsein war.

Mikrotubuli sind sozusagen das Gerüst der Zelle und halten ihre Struktur und Form aufrecht. Dieses mikroskopische hexagonale Gitterwerk aus feinen Proteinfasern, die man als Tubuline bezeichnet, bilden winzige hohle Zylinder von unbestimmter Länge. Dreizehn Fäden von Tubuli wickeln sich spiralförmig um den Hohlraum; und alle Mikrotubuli in einer Zelle verlaufen wie bei einem Wagenrad vom Mittelpunkt der Zelle nach außen zur Membran. Wir wissen, dass diese kleinen wabenartigen Gebilde die Transportwege bilden, über die verschiedene Produkte zu den Zellen gelangen. Das gilt vor allem für die Nervenzellen. Außerdem spielen die Mikrotubuli eine entscheidende Rolle beim Auseinanderziehen der Chromosomen während der Zellteilung. Außerdem wissen wir, dass die meisten Mikrotubuli keine unveränderliche Struktur darstellen, sondern ständig abgebaut und wieder neu zusammengesetzt werden, so als würde man endlos mit Legosteinen bauen. Bei seinen Experimenten mit den Gehirnen kleiner Säugetiere stellte Hameroff dasselbe fest wie Fritz Popp, dass nämlich lebendes Gewebe Photonen abstrahlte und dass bestimmte Hirnareale besonders durchlässig für »Licht« waren.32 Die Mikrotubuli schienen außergewöhnlich gute Leiter für Impulse zu sein. Impulse, die an einem Ende ausgesandt wurden, liefen durch die Proteinfasern und kamen am anderen Ende unverändert an. Hameroff stellte auch fest, dass zwischen benachbarten Tubuli ein hohes Maß an Kohärenz bestand, sodass eine Schwingung in einem von ihnen bei den Nachbarn meist zur Resonanz führte. Hameroff kam auf die Idee, dass die Mikrotubuli im Inneren von Nervenzellen und ihren Fortsätzen »Lichtkabel« sein könnten, über welche die Photonen ihre Wellen ohne Energieverlust von einer Zelle zur nächsten

durch das Gehirn schicken. Sie könnten sogar winzige Gleise für diese Lichtwellen auf ihrem Weg durch den Körper darstellen.33 Als Hameroff seine Theorie zu formulieren begann, waren viele von Pribrams Ideen, die ursprünglich so übertrieben gewirkt hatten, mittlerweile von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen worden. Weltweit begannen sich Forscher damit auseinander zu setzen, dass im Gehirn Quantenprozesse abliefen. Kunio Yasue, ein Quantenphysiker aus Kioto in Japan, hatte mathematische Berechnungen angestellt, die neurale Mikroprozesse verständlicher machen sollten. Wie bei Pribram zeigten seine Gleichungen, dass Hirnprozesse sich auf der Quantenebene abspielten und dass die Netzwerke der Zellfortsätze im Gehirn durch Quantenkohärenz zusammenwirkten. Die in der Quantenphysik entwickelten Gleichungen beschrieben diese kooperative Wechselwirkung präzise.34 Unabhängig von Hameroff hatten Yasue und sein Kollege Mari Jibu von der Abteilung Anästhesiologie der Universität von Okayama in Japan ebenfalls die Theorie aufgestellt, dass die Übermittlung von Quantenbotschaften im Gehirn sich durch schwingende Felder entlang der Mikrotubuli von Zellen vollziehen müsste.35 Andere Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Grundlage aller Hirnfunktionen etwas mit der Interaktion zwischen Hirnphysiologie und dem NullpunktFeld zu tun hatte.36 Ezio Insinna, ein italienischer Physiker von der Bioelectronics Research Association, hatte bei seinen Experimenten mit Mikrotubuli entdeckt, dass diese Strukturen über einen Signalmechanismus verfügten, von dem er annahm, dass er mit dem Transfer von Elektronen zu tun hatte.37 Schließlich beschlossen viele dieser Wissenschaftler, von denen jeder ein Stück des Puzzles zu besitzen schien,

zusammenzuarbeiten. Pribram, Yasue, Hameroff und Scott Hagan vom Department of Physics an der McGill University entwickelten eine gemeinsame Theorie über das Wesen des menschlichen Bewusstseins.38 Danach repräsentierten die Mikrotubuli und die Membranen von Dendriten das Internet des Körpers. Alle Nervenzellen im Gehirn konnten sich gleichzeitig einloggen und simultan über die internen Quantenprozesse mit allen anderen Nervenzellen kommunizieren. Die Mikrotubuli halfen dabei, widersprüchliche Energien zu ordnen und eine globale Kohärenz von Wellen im Körper zu erzeugen  – einen als »Superstrahlung« bezeichneten Prozess –, und ermöglichten es diesen kohärenten Signalen dann, durch den Rest des Körpers zu pulsieren. Sobald Kohärenz erreicht war, konnten sich die Photonen an den Lichtkabeln entlangbewegen, als seien sie transparent, ein Phänomen, das »selbst induzierte Transparenz« genannt wurde. Photonen können in das Innere der Mikrotubuli eindringen und mit anderen Photonen im gesamten Körper kommunizieren, was zu einer kollektiven Kooperation subatomarer Teilchen in den Mikrotubuli überall im Gehirn führt. Wenn diese Vorstellung zuträfe, dann wäre sie verantwortlich für die Einheit von Gedanken und Bewusstsein  – die Tatsache, dass wir nicht Unmengen widersprüchlicher Dinge gleichzeitig denken.39 Durch diesen Mechanismus wird die Kohärenz ansteckend und pflanzt sich von einzelnen Zellen zu Zellverbänden fort  – und im Gehirn von bestimmten Nervenzellansammlungen zu anderen. Das wäre auch eine Erklärung dafür, dass unser Gehirn sofort in Aktion tritt, was nur eine zehntausendstel bis eine tausendstel Sekunde dauert und erfordert, dass die Information mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 1000 Metern pro Sekunde übertragen wird – das ist schneller als bei allen bekannten Verbindungen zwischen Axonen und Dendriten, die von den

Nervenzellen ausgehen. Die Superstrahlung entlang den Lichtleitungen könnte auch für ein Phänomen verantwortlich sein, das man schon lange beobachtet hat – die Tendenz von EEG-Mustern im Gehirn, sich zu synchronisieren.40 Hameroff konnte beobachten, dass Elektronen mühelos an diesen Lichtleitern entlanggleiten, ohne sich dabei in ihre Umgebung zu verstricken  – das heißt, sich auf einen bestimmten Zustand festzulegen. Folglich können sie in einem Quantenzustand verharren  – für alle Möglichkeiten offen  –, und das Gehirn kann am Ende seine eigene Wahl treffen. Das könnte eine gute Erklärung für den freien Willen sein. In jedem Augenblick wählt unser Gehirn zwischen potenziellen Zuständen und macht daraus reale Zustände.41 Es war nur eine Theorie – ohne empirische Überprüfung, wie Popp sie ausführlich bei den Biophotonen vorgenommen hatte  –, aber sie erhielt einiges Gewicht durch eine solide mathematische Basis und verschiedene Indizien. Die italienischen Physiker Del Giudice und Preparata hatten ebenfalls einige experimentelle Hinweise darauf gefunden, dass Lichtleitungen in ihrem Inneren kohärente Energiefelder enthielten. Mikrotubuli sind hohl und enthalten nichts außer etwas Wasser. Gewöhnliches Wasser aus der Leitung oder einem Fluss ist ungeordnet, das heißt, die Moleküle bewegen sich zufällig. Aber einige der Wassermoleküle in den Gehirnzellen sind kohärent, wie das italienische Team entdeckte, und diese Kohärenz erstreckt sich bis auf 3 Nanometer oder mehr um das Zytoskelett herum. Aufgrund dessen ist es höchst wahrscheinlich, dass das Wasser im Inneren der Mikrotubuli ebenfalls geordnet ist. Diese Tatsache liefert den indirekten Beweis, dass sich dort eine Art von Quantenprozess abspielt, der Quantenkohärenz erzeugt.42 Zudem hatten die Forscher zeigen können, dass

diese Ausrichtung der Wellen Strahlen mit einem Durchmesser von 15 Nanometern erzeugte  – exakt die Größe des inneren Hohlraums der Mikrotubuli.43 All dies führte zu einem häretischen Gedanken, auf den auch schon Fritz-Albert Popp gekommen war. Bewusstsein war ein globales Phänomen, das sich überall im Körper abspielte, und nicht nur in unserem Gehirn. Bewusstsein war, aufs Wesentliche reduziert, kohärentes Licht.   Obwohl jeder der Wissenschaftler  – Puthoff, Popp, Benveniste und Pribram  – unabhängig von den anderen gearbeitet hatte, repräsentierte ihr gemeinsames Gesamtwerk doch, wie Edgar Mitchell und wenige andere erkannten, eine einheitliche Theorie von Geist und Materie – einen Hinweis auf die Vision des Physikers David Bohm von einer Welt »ungebrochener Ganzheit«.44 Das Universum war ein riesiges, dynamisches Spinnennetz des Energieaustauschs mit einer grundlegenden Substruktur, die alle möglichen Varianten aller möglichen Formen von Materie enthielt. Die natürlichen Prozesse verliefen nicht blind und mechanistisch, sondern zeitlich unbegrenzt, intelligent und zielgerichtet, wobei ständig Rückkoppelungsprozesse zwischen den verschiedenen Organismen und ihrer Umgebung stattfanden. Dieser alles vereinende Mechanismus war kein glücklicher Zufall, sondern beruhte auf Informationen, die überall gleichzeitig gespeichert und übertragen wurden.45 Die Biologie war ein Quantenprozess. Alle Vorgänge im Körper einschließlich der Zellkommunikation wurden durch Quantenfluktuationen in Gang gesetzt, und alle höheren Gehirn- und Bewusstseinsfunktionen schienen sich auf der Quantenebene zu vollziehen. Walter Schempps brisante Entdeckung über das Quantengedächtnis mündete schließlich in die revolutionärste aller Ideen: Das Kurz- und Langzeitgedächtnis existiert überhaupt nicht in unserem

Gehirn, sondern es ist im Nullpunkt-Feld gespeichert. Nach Pribrams Entdeckungen argumentierten einige Wissenschaftler, wie auch der Systemtheoretiker Ervin Laszlo, das Gehirn sei einfach ein Mechanismus, mit dessen Hilfe wir Informationen aus dem letztendlichen Speichermedium  – dem Nullpunkt-Feld  – abrufen können.46 Pribrams japanische Kollegen stellten die Hypothese auf, dass das, was wir für eine Erinnerung halten, einfach eine kohärente Emission von Signalen aus dem Nullpunkt-Feld ist und dass längere Erinnerungen eine strukturierte Gruppierung solcher Welleninformationen sind.47 Wenn das zuträfe, würde es erklären, warum eine winzige Assoziation oft zu einem solchen Tumult von Bildern, Klängen und Gerüchen führt. Es würde auch erklären, warum, besonders beim Langzeitgedächtnis, die Erinnerung augenblicklich stattfindet und nicht erst, nachdem wir Jahr um Jahr unserer Vergangenheit abgesucht haben. Wenn diese Wissenschaftler Recht haben, dann ist unser Gehirn kein Speichermedium, sondern in jeder Hinsicht ein Empfangsmechanismus, und die Erinnerung ist einfach ein entfernter Verwandter der gewöhnlichen Wahrnehmung. Das Gehirn holt sich »alte« Informationen auf dieselbe Weise zurück, wie es »neue« Informationen verarbeitet  – durch holographische Transformation von WellenInterferenzmustern.48 Lashleys Ratten mit ihren verschmorten Gehirnen konnten ihre Aktivitäten uneingeschränkt fortsetzen, weil ihr Gedächtnis niemals weggebrannt worden war. Was immer an Empfangsmechanismen im Gehirn zurückblieb  – und wie Pribram zeigen konnte, sind sie über das gesamte Gehirn verteilt  –, stimmte sich wieder auf die im Nullpunkt-Feld gespeicherten Erinnerungen ein. Einige Wissenschaftler stellten sogar die These auf, dass alle unsere höheren kognitiven Prozesse aus einer

Wechselwirkung mit dem Nullpunkt-Feld resultieren.49 Diese Art konstanter Interaktion könnte eine Erklärung für Intuition oder Kreativität sein  – und dafür, wie uns Ideen durch plötzliche Einsichten kommen, manchmal in Fragmenten, aber oft als wunderbares Ganzes. Eine intuitive Erkenntnis könnte einfach eine plötzlich auftretende Kohärenz im Nullpunkt-Feld sein. Die Tatsache, dass der menschliche Körper Informationen mit einem veränderlichen Feld von Quantenfluktuationen austauscht, legte eine fundamentale Einsicht über die Welt nahe: Sie war ein Hinweis auf menschliche Fähigkeiten zur Erkenntnis und Kommunikation, die sehr viel tiefer und weiter reichen, als wir gegenwärtig ermessen können. Sie verwischte überdies die Grenzen unserer Individualität  – unser Gefühl, von anderen getrennt zu sein. Wenn Lebewesen im Kern aus geladenen Teilchen bestehen, die mit einem Feld interagieren und Quanteninformationen aussenden und empfangen, wo hören wir dann auf, und wo beginnt der Rest der Welt? Wo befand sich das Bewusstsein – eingeschlossen in unserem Körper oder dort draußen im Nullpunkt-Feld? Eigentlich gab es gar kein »Dort draußen« mehr, wenn wir und der Rest der Welt so eng miteinander verbunden waren. Die Implikationen waren zu gewaltig, als dass man sie hätte ignorieren können. Die Vorstellung eines Systems von Energiemustern, die sich ständig miteinander austauschen, deren Erinnerungen im Nullpunkt-Feld gespeichert sind und von dort wieder abgerufen werden können, eröffnete ungeahnte Möglichkeiten für die Menschen und ihre Beziehungen zur Welt. Moderne Physiker hatten die Menschheit um Jahrzehnte zurückgeworfen. Indem sie den Effekt des Nullpunkt-Feldes ignorierten, hatten sie die Möglichkeit, dass alles mit allem verbunden ist, ausgeschlossen und wissenschaftliche Erklärungen für viele Arten von Wundern im Dunkeln gelassen. Bei der

»Normalisierung« ihrer Gleichungen hatten sie in gewisser Weise Gott heraussubtrahiert.

ZWEITER TEIL

Das erweiterte Bewusstsein »Du bist die Welt.«   KRISHNAMURTI

KAPITEL 6

Der kreative Beobachter

E

s ist seltsam, was einem vom alltäglichen Treibgut im Kopf hängen bleibt. Bei Helmut Schmidt war es ausgerechnet ein Artikel aus Reader’s Digest gewesen. Er hatte ihn 1948 mit zwanzig Jahren als Student an der Universität Köln gelesen, also kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast zwei Jahrzehnte war er in seinem Gedächtnis haften geblieben und hatte dort sogar zwei Emigrationen überstanden, von Deutschland nach Amerika und von der Universität zur Industrie – von einer Professur an der Universität Köln zu einer Position als Forschungsphysiker bei den Boeing Scientific Research Laboratories in Seattle, Washington. Trotz aller Veränderungen dachte Schmidt immer wieder über diesen Artikel nach, als ob ein Teil von ihm gewusst hätte, dass er entscheidend für die Richtung seines Lebens sein würde, längst bevor ihm das selbst bewusst war. Hin und wieder beschäftigte er sich intensiver damit, holte den Artikel vor und wendete ihn vor seinem geistigen Auge hin und her, bevor er ihn wieder zu den Akten legte, etwas Unabgeschlossenes, von dem er noch nicht wusste, wo es ihn hinführen würde.1 Der Artikel war nicht mehr als die Kurzfassung einer Abhandlung, die der Biologe und Parapsychologe J. B. Rhine verfasst hatte. Es ging dabei um seine berühmten Experimente im Hinblick auf Hellsehen und übersinnliche Wahrnehmung einschließlich der Kartentests, die Edgar Mitchell später im Weltraum benutzen würde. Rhine hatte

alle seine Experimente unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen durchgeführt, und sie hatten interessante Resultate erbracht.2 Die Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Person einer anderen Informationen über Kartensymbole übermitteln oder die Wahrscheinlichkeit erhöhen konnte, dass beim Würfeln eine bestimmte Zahl fiel. Schmidt fühlte sich von Rhines Werk wegen seiner Implikationen in der Physik angezogen. Schon als Student war Schmidt gegen den Strom geschwommen und hatte gerne die Grenzen der Wissenschaft ausgetestet. Persönlich und privat betrachtete er die Physik und viele andere Wissenschaften, die behaupteten, viele Geheimnisse des Universums erklärt zu haben, als höchst anmaßend. Sein Interesse galt vor allem der Quantenphysik, aber er fühlte sich hauptsächlich von jenen Aspekten der Quantentheorie angezogen, bei denen es die meisten potenziellen Probleme gab. Was Schmidt am stärksten faszinierte, war die Rolle des Beobachters.3 Einer der geheimnisvollsten Aspekte der Quantenphysik ist die Kopenhagen-Interpretation (so benannt nach Niels Bohr, einem der Gründungsväter der Quantenphysik, der dort wohnte). Bohr, der nachdrücklich eine Reihe von Interpretationen in der Quantenphysik vorantrieb, ohne dabei über eine grundlegende, einheitliche Theorie zu verfügen, stellte einige Thesen über das Verhalten von Elektronen auf, die er aus mathematischen Gleichungen abgeleitet hatte und denen heute Physiker in aller Welt bei ihrer täglichen Arbeit folgen. Bohr und Werner Heisenberg erklärten aufgrund von Experimenten, ein Elektron sei keine definierte Einheit, sondern existiere als ein Potenzial, als Summe aller Möglichkeiten, bis wir es beobachten oder messen, wodurch es sich auf einen bestimmten Zustand festlegt. Wenn wir die Beobachtung oder Messung beendet haben,

kehrt das Elektron wieder zurück in den Äther aller Möglichkeiten. Teil dieser Interpretation ist die Idee der »Komplementarität«  – dass man nie zu einem bestimmten Zeitpunkt alles über eine Quanteneinheit wie ein Elektron wissen kann. Als klassisches Beispiel dienen Position und Geschwindigkeit: Wenn man die Information über einen dieser Aspekte  – etwa die Position  – gewonnen hat, dann kann man nicht gleichzeitig die genaue Richtung der Bewegung oder die Geschwindigkeit feststellen. Viele Architekten der Quantentheorie hatten sich mit Fragen nach der übergeordneten Bedeutung der Resultate ihrer Berechnungen und Experimente herumgeschlagen und dabei Vergleiche mit metaphysischen Texten und östlichen Philosophien angestellt.4 Aber die Mehrheit der Physiker in ihrem Gefolge klagte darüber, dass die Gesetze der Quantenwelt, auch wenn sie von einem mathematischen Standpunkt aus zweifellos korrekt waren, sich nicht mit dem gesunden Menschenverstand vereinbaren ließen. Der französische Physiker und Nobelpreisträger Louis de Broglie ersann ein raffiniertes Gedankenexperiment, das die Quantentheorie zu ihren logischen Schlussfolgerungen führte. Ausgehend von der herrschenden Quantentheorie, konnte man in Paris ein Elektron in einen Container stecken, diesen Container halbieren, die eine Hälfte nach Tokio und die andere nach New York verschiffen, und theoretisch müsste das Elektron sich immer noch in jeder dieser beiden Hälften befinden, es sei denn, man sähe hinein, was dazu führen würde, dass das Elektron sich definitiv für eine Existenz in der einen oder anderen Hälfte entschied.5 Die Kopenhagen-Interpretation enthielt die These, dass Zufälligkeit ein grundlegender Zug der Natur ist. Physiker glauben, dies werde durch ein weiteres berühmtes Experiment demonstriert, bei dem Licht auf einen

halbtransparenten Spiegel fällt. Wenn das geschieht, wird die eine Hälfte des Lichtes reflektiert, die andere Hälfte durchgelassen. Wenn jedoch ein einzelnes Photon auf den Spiegel auftrifft, muss es entweder reflektiert oder durchgelassen werden, wobei niemand vorhersagen kann, welchen Weg es nehmen wird. Wie bei jedem derartigen binären Prozess besteht eine Fünfzig-zu-fünfzig-Chance, den Weg des Photons richtig vorherzusagen.6 Auf der subatomaren Ebene gibt es im Universum keinen kausalen Mechanismus. Wenn das so wäre, überlegte Schmidt, wie war es dann möglich, dass einige von Rhines Versuchspersonen beim Kartenspiel oder Würfeln die Ergebnisse korrekt vorhersagen konnten  – immerhin ging es hier wie bei den Photonen um Zufallsprozesse? Wenn Rhines Untersuchungen korrekt waren, dann konnte mit der Quantentheorie etwas sehr Grundlegendes nicht stimmen, denn so genannte binäre Zufallsprozesse ließen sich vorhersagen und sogar beeinflussen. Was dem Zufall anscheinend Einhalt gebot, war der lebende Beobachter. Eins der fundamentalen Gesetze der Quantenphysik besagt, dass ein Ereignis in der subatomaren Welt in allen möglichen Zuständen existiert, bis der Akt der Beobachtung oder des Messens es »einfriert« oder auf einen bestimmten Zustand festlegt. Technisch ist dieser Prozess als Zusammenbruch der Wellenfunktion bekannt, wobei »Wellenfunktion« den Zustand aller Möglichkeiten bedeutet. In Schmidts Überlegungen und denen vieler anderer war dies der Punkt, an dem die Quantentheorie, trotz aller mathematischen Perfektion, in sich zusammenfiel. Obwohl es nichts gab, das unabhängig vom Beobachter in einem bestimmten Zustand existierte, konnte jemand anders beschreiben, was der Beobachter sieht, nicht jedoch der Beobachter selbst. Man schloss den Augenblick der

Beobachtung zwar in die Berechnungen ein, nicht jedoch das beobachtende Bewusstsein. Es gab keine Gleichung für einen Beobachter.7 Alle Vorgänge waren zudem sehr flüchtig. Physiker vermochten keine echte Information über ein bestimmtes Quantenpartikel zu geben. Alles, was sie mit Gewissheit sagen konnten, war, dass man dieses oder jenes vorfindet, wenn man eine bestimmte Messung zu einem bestimmten Zeitpunkt durchführt. Es war, als wolle man einen Schmetterling im Flug fangen. In der klassischen Physik spielte der Beobachter keine Rolle; nach Newtons Version der Realität war ein Stuhl oder sogar ein Planet einfach da, ob man ihn nun ansah oder nicht. Die Welt dort draußen existierte unabhängig von uns. Aber im seltsamen Zwielicht der Quantenwelt konnte man lediglich unvollständige Aspekte der subatomaren Wirklichkeit bestimmen, wenn es einen Beobachter gab, der eine einzelne Facette der Natur eines Elektrons ausschließlich für den Moment der Beobachtung und nicht für alle Zeit festlegte. Mathematisch betrachte, war die Quantenwelt eine perfekte hermetische Welt des reinen Potenzials, die nur dann real wurde  – und in gewisser Weise weniger perfekt –, wenn ein Eindringling sie störte.   Es scheint eine Binsenwahrheit zu sein, dass sich wichtige Veränderungen im Denken dann ereignen, wenn viele Leute ungefähr gleichzeitig dieselben Fragen stellen. In den frühen sechziger Jahren, ungefähr zwanzig Jahre nachdem er zum ersten Mal Rhines Artikel gelesen hatte, gehörte Schmidt wie Edgar Mitchell, Karl Pribram und die anderen zu einer wachsenden Zahl von Wissenschaftlern, die aufgrund der Fragen, die durch die Quantenphysik und den Beobachtereffekt aufgeworfen wurden, mehr über die Natur des menschlichen Bewusstseins wissen wollten. Wenn der menschliche Beobachter ein Elektron in einen

bestimmten Zustand versetzen konnte, in welchem Ausmaß beeinflusste er dann die Wirklichkeit in großem Umfang? Der Beobachtereffekt legte die Schlussfolgerung nahe, dass die Wirklichkeit nur dann aus einer Art Ursuppe wie dem Nullpunkt-Feld hervortrat, wenn ein lebendiges Bewusstsein beteiligt war. Daraus folgte, dass die materielle Welt in ihrem konkreten Zustand nur existiert, wenn wir mit ihr zu tun haben. Konnte es tatsächlich sein, so fragte sich Schmidt, dass nichts unabhängig von unserer Wahrnehmung existiert? Einige Jahre nachdem Schmidt diese Überlegungen angestellt hatte, machte sich Mitchell auf den Weg nach Stanford an der Westküste der USA, um dort finanzielle Mittel für seine eigenen Bewusstseinsexperimente mit einer Reihe außersinnlich begabter Personen einzuwerben. Für Mitchell wie für Schmidt lag die Bedeutung von Rhines Forschungsergebnissen in dem, was sie über die Natur der Wirklichkeit auszusagen schienen. Beide Wissenschaftler fragten sich, in welchem Ausmaß die Ordnung im Universum einen Bezug zu den Handlungen und Absichten menschlicher Wesen hatte. Wenn das Bewusstsein selbst Ordnung erzeugte  – oder tatsächlich in gewisser Weise die Welt erschuf  –, dann mussten die Menschen über weit größere Kapazitäten verfügen, als man gegenwärtig annahm. Damit verbunden waren außerdem einige revolutionäre Ideen über die Menschen in ihrer Beziehung zur Welt und allen anderen Lebewesen. Schmidt fragte sich auch, wie weit sich unser Körper erstreckte. Endet er wirklich dort, wo wir uns als isolierte Person wahrnehmen, oder erstreckt er sich weiter »nach draußen«, sodass die Trennungslinie zwischen uns und der Welt weniger eindeutig ist als angenommen? Hat das lebendige Bewusstsein einige quantenfeldähnliche Eigenschaften, die es befähigen, die Außenwelt zu beeinflussen? Wenn das so ist, kann man dann mehr tun, als einfach zu beobachten? Wie stark ist unser Einfluss? Es

war nur ein kleiner logischer Schritt zu der Schlussfolgerung, dass wir als teilnehmende Beobachter in der Quantenwelt auch Beeinflusser, also Schöpfer sein könnten.8 Hielten wir den Flug des Schmetterlings nicht nur an einem bestimmten Punkt an, sondern beeinflussten wir vielleicht auch seinen Weg  – indem wir ihn in eine bestimmte Richtung stießen? Ein damit zusammenhängender Quanteneffekt, der sich aus Rhines Arbeit ergab, war die Möglichkeit der Nichtlokalität oder Fernwirkung: die Theorie, dass zwei subatomare Partikel, die sich einmal eng nebeneinander befunden haben, nach ihrer Trennung anscheinend über jede beliebige Entfernung miteinander kommunizieren. Wenn man Rhines Experimenten mit außersinnlicher Wahrnehmung glauben konnte, dann waren Fernwirkungen überall in der Welt möglich. Schmidt war 37 Jahre alt, als er 1965 endlich Gelegenheit bekam, seine Ideen während seiner Dienstzeit bei Boeing zu überprüfen. Er war groß und schlank, eine extrem knochige Erscheinung mit ausgeprägten Geheimratsecken. Bei Boeing hatte er das Glück, Grundlagenforschung betreiben zu können, die nicht unbedingt einen Bezug zur Luftfahrt haben musste. Boeing befand sich in einer Flaute. Der Luftfahrtgigant hatte den Überschallflieger entwickelt, aber erst einmal zurückgestellt, und die 747 war noch nicht erfunden, sodass Schmidt reichlich Zeit hatte. Eine Idee begann langsam Form anzunehmen. Die einfachste Möglichkeit, seine Vermutungen zu überprüfen, bestand darin, zu sehen, ob das menschliche Bewusstsein eine Art Zufallssystem beeinflussen konnte. So war auch Rhine vorgegangen, der seine speziellen Karten benutzt hatte, um außersinnliche Wahrnehmung und Hellsichtigkeit zu testen, während er mithilfe von Würfeln die Möglichkeiten der »Psychokinese« untersucht hatte  – worum es ging, war immer die Frage, ob man mit

Gedanken Materie beeinflussen konnte. Beide Werkzeuge unterlagen bestimmten Beschränkungen. Man konnte nie wirklich nachweisen, dass eine bestimmte Zahl beim Würfeln durch den Einfluss des menschlichen Bewusstseins gefallen war oder ob das korrekte Ergebnis beim Raten einer Karte Zufall war oder nicht. Die Karten waren vielleicht nicht perfekt gemischt, und ein Würfel hatte vielleicht nicht die perfekte Form und begünstigte dadurch eine bestimmte Zahl. Das andere Problem bestand darin, dass Rhine die Ergebnisse von Hand aufgezeichnet hatte, wodurch sich Fehler einschleichen konnten. Und schließlich benötigten die Experimente, weil sie manuell durchgeführt wurden, sehr viel Zeit. Schmidt glaubte, er könne einen Beitrag zu Rhines Arbeit leisten, indem er den Testvorgang mechanisierte. Weil es ihm um den Quantenprozess ging, schien es zweckmäßig, eine Maschine zu konstruieren, deren Zufallsergebnisse durch Quantenprozesse bestimmt wurden. Schmidt hatte über zwei Franzosen gelesen, Remy Chauvin und JeanPierre Genthon, die untersucht hatten, ob ihre Testpersonen irgendwie die Zerfallsrate von radioaktivem Material beeinflussen konnten. Die Ergebnisse wurden von einem Geigerzähler aufgezeichnet.9 Nichts kann zufälliger sein als der radioaktive Zerfall. Eins der Axiome der Quantenphysik besagt, dass niemand genau vorhersagen kann, wann ein Atom zerfällt und folglich ein Elektron freisetzt. Wenn Schmidt den radioaktiven Zerfall bei der Konstruktion seiner Maschine nutzen würde, dann könnte er etwas herstellen, das beinahe ein Widerspruch in sich war: ein Präzisionsinstrument, das auf der quantenmechanischen Unbestimmtheit aufbaute. Mit Geräten, die einen Quantenzerfallsprozess nutzen, bewegt man sich im Reich der Wahrscheinlichkeiten und des Fließenden  – eine Maschine, die von atomaren

Partikeln beherrscht wird, welche ihrerseits vom probabilistischen Universum der Quantenmechanik beherrscht werden. Dies würde eine Maschine sein, deren Ergebnisse auf perfekten Zufallsaktivitäten beruhen, die in der Physik als ein Zustand der »Unordnung« betrachtet werden. Die Untersuchungen von Rhine, bei denen die Teilnehmer offensichtlich den Fall der Würfel beeinflusst hatten, legten nahe, dass sich hier ein Informationstransfer oder ordnender Mechanismus vollzog  – was die Physiker gerne als »negative Entropie« oder abgekürzt »Negentropie« bezeichnen  –, der vom Zufall und der Unordnung weg zur Ordnung führte. Wenn man zeigen könnte, dass die Teilnehmer an einer Untersuchung einzelne Elemente im Output der Maschine ändern konnten, dann hätten sie die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen geändert  – das heißt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ereignis eintritt, oder die Tendenz eines Systems, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten.10 Es war so, als würde man jemanden, der unentschlossen an einer Wegkreuzung steht, überreden, diesen oder jenen Weg zu gehen. Man hätte, mit anderen Worten, Ordnung erzeugt. Da er überwiegend in der theoretischen Physik gearbeitet hatte, musste Schmidt seine Kenntnisse in Elektronik vertiefen, damit er seine Maschine bauen konnte. Mithilfe eines Technikers stellte er eine kleine rechteckige Box her, nur wenig größer als ein dickes Buch mit festem Einband, mit vier farbigen Lichtern, Knöpfen und einem dicken Kabel, das die Box mit einem weiteren Gerät verband, welches Löcher in Papierstreifen stanzte. Schmidt taufte die Maschine »random number generator« (Zufallszahlengenerator), abgekürzt RNG. Die vier farbigen Lichter auf der Oberfläche  – rot, gelb, grün und blau  – leuchteten nach dem Zufallsprinzip auf.

Während des Experiments drückte ein Teilnehmer einen Knopf unter einem der Lichter, wodurch die Vorhersage registriert wurde, dass das betreffende Licht aufleuchten würde.11 Wenn das der Fall war, hatte man einen Treffer gelandet. Oben auf dem Gerät gab es zwei Zählwerke. Das eine zählte die Treffer  – wie häufig der Teilnehmer richtig riet  –, das andere zählte die Versuche. Die Erfolgsrate konnte man im Verlauf des Experimentes ständig sehen. Schmidt hatte eine geringe Menge Strontium 90 in der Nähe eines Elektronenzählers angebracht, sodass jedes Elektron, das von den instabilen, zerfallenden Molekülen freigesetzt wurde, im Inneren eines Geiger-MüllerZählrohrs registriert wurde. Jedes Mal, wenn ein Elektron in das Zählrohr geschleudert wurde  – durchschnittlich waren es zehn pro Sekunde –, stoppte es einen Hochgeschwindigkeitszähler, der rasend schnell, eine Million Mal pro Sekunde, die Zahlen von eins bis vier abgriff, und entsprechend der gestoppten Zahl leuchtete eines der farbigen Lichter auf. Wenn seine Teilnehmer erfolgreich waren, dann bedeutete das, dass sie intuitiv die Ankunftszeit des nächsten Elektrons wahrgenommen hatten, die dazu führte, dass die durch Knopfdruck bezeichnete Lampe aufleuchtete. Wenn jemand lediglich riet, bestand eine Chance von 25 Prozent, dass er einen Treffer landete. Von Schmidts ersten Versuchspersonen erzielten die meisten keine besseren Ergebnisse, bis er Kontakt mit einer Gruppe professioneller Medien in Seattle aufnahm und dort Versuchspersonen engagierte, die erfolgreicher waren. Anschließend achtete Schmidt sorgfältig darauf, nur Testpersonen zu rekrutieren, die medial begabt waren. Die Effekte, so hatte er sich ausgerechnet, würden wahrscheinlich so minimal sein, dass er seine Erfolgschancen maximieren musste. Bei seinen ersten Untersuchungen kam Schmidt auf 27 Prozent  – ein Ergebnis, das unbedeutend erscheinen mag, als statistische

Abweichung jedoch ausreichte, um den Schluss nahe zu legen, dass etwas Interessantes vor sich ging.12 Offensichtlich hatte es eine gewisse Verbindung zwischen den Gedanken seiner Probanden und der Maschine gegeben. Aber was war das? Hatten seine Teilnehmer vorhergesehen, welche Lichter aufleuchten würden? Oder hatten sie ihre Wahl getroffen und irgendwie kraft ihrer Gedanken dafür gesorgt, dass das betreffende Licht aufleuchtete? War der Effekt auf Hellsehen oder Psychokinese zurückzuführen? Schmidt beschloss, diese beiden Effekte zu trennen, indem er die Psychokinese untersuchte. Was ihm vorschwebte, war eine elektronische Variante von Rhines Würfelexperimenten. Er baute eine andere Art von Maschine  – eine moderne Version des Münzenwerfens. Diese Maschine basierte auf einem binären System (ein System mit zwei Wahlmöglichkeiten: ja oder nein; ein oder aus; eins oder null). Sie konnte elektronisch eine zufällige Sequenz von »Köpfen« und »Zahlen« generieren, die von der Bewegung eines Lichts in einem Kreis von neun Lampen angezeigt wurden. Ein Licht leuchtete ständig. Von der obersten Lampe aus, die zu Anfang leuchtete, bewegte sich das Licht für jeden generierten Kopf bzw. jede Zahl einen Schritt weiter, entweder im Uhrzeigersinn oder entgegengesetzt. Wenn »Kopf« fiel, leuchtete die nächste Lampe im Uhrzeigersinn auf, bei »Zahl« war es stattdessen die nächste Lampe gegen den Uhrzeigersinn. Sich selbst überlassen, traf die Maschine ihre Zufallsauswahl, und die Lichter im Kreis leuchteten etwa zu 50 Prozent in dieser oder jener Richtung auf. Nach ungefähr zwei Minuten und 128 Bewegungen stoppte das System, und es wurde angezeigt, wie oft Kopf und Zahl gefallen waren. Auch die gesamte Sequenz der Bewegungen wurde auf Papier festgehalten und dabei angezeigt, wie oft Kopf oder Zahl gefallen waren.

Schmidt wollte nun feststellen, ob es seinen Versuchspersonen gelingen würde, gezielt dafür zu sorgen, dass die Lichter im Uhrzeigersinn häufiger aufleuchteten. Hier ging es also zunächst um die elementarste Ebene, das heißt, die Maschine sollte häufiger Kopf als Zahl generieren. Bei einer dieser Untersuchungen arbeitete Schmidt mit zwei Teilnehmern, einer aggressiven, extravertierten Nordamerikanerin und einem zurückhaltenden Mann aus Südamerika, der parapsychologische Forschungen betrieb. In Vortests hatte die Nordamerikanerin durchgängig häufiger Kopf als Zahl geworfen, während es bei dem Südamerikaner genau entgegengesetzt war – häufiger Zahl als Kopf  –, obwohl auch sein Ziel gewesen war, öfter Kopf als Zahl zu werfen. Während eines größeren Experiments mit jeweils mehr als hundert Durchgängen blieb der Trend für beide Versuchspersonen gleich – die Frau warf häufiger Kopf, der Mann häufiger Zahl. Als die Frau ihren Test durchführte, überwogen die Lichtanzeigen im Uhrzeigersinn mit 52,5 Prozent. Der Mann kam dagegen nur auf 47,75 Prozent. Schmidt wusste, dass er hier auf etwas Wichtiges gestoßen war, auch wenn die bekannten Gesetze der Physik dafür keine Erklärung lieferten. Als er nachrechnete, stellte er fest, dass die statistische Wahrscheinlichkeit für ein solches Ungleichgewicht bei eins zu über zehn Millionen lag. Das heißt, er hätte zehn Millionen ähnliche Experimente durchführen müssen, um einmal rein zufällig diese Resultate zu erhalten.13 Schmidt holte sich achtzehn weitere Probanden, die keine besonderen Voraussetzungen zu erfüllen hatten. Bei den ersten Testreihen stellte er fest, dass sie genau wie der Südamerikaner offenbar einen gegenläufigen Effekt auf die Maschine hatten. Wenn sie versuchten, das Gerät so zu beeinflussen, dass es häufiger im Uhrzeigersinn

aufleuchtete, trat tendenziell der entgegengesetzte Effekt ein. Schmidt ging es jedoch weniger um die Richtung, sondern erst einmal darum, ob sich überhaupt ein Einfluss feststellen ließ. Nun wollte er sehen, ob er ein Experiment so anlegen konnte, dass seine Versuchspersonen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein negatives Ergebnis erzielen würden. Wenn diese Teilnehmer im Normalfall negative Effekte bewirkten, dann wollte er diese Effekte nach Möglichkeit verstärken. Zu diesem Zweck wählte er nur solche Versuchspersonen aus, die eine gegenläufige Wirkung auf die Maschine ausübten. Dann erzeugte er eine Versuchsatmosphäre, die Versagen begünstigen sollte. Die Testpersonen wurden in eine kleine, dunkle Kammer gesperrt, wo sie kaum Platz vor dem Display hatten. Außerdem vermied Schmidt alles, was sie hätte ermutigen können, und sagte ihnen sogar, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen würden. Es war keine Überraschung, dass sich die negativen Effekte auf den RNG signifikant erhöhten. Die Lichter bewegten sich gegen den Uhrzeigersinn, obwohl sie eine Bewegung im Uhrzeigersinn beabsichtigt hatten. Entscheidend war für Schmidt jedoch, dass sich überhaupt ein Effekt nachweisen ließ, ganz gleich, in welche Richtung. Irgendwie waren die Leute in der Lage, die Maschine zu beeinflussen, zwar nur geringfügig, aber doch statistisch signifikant. Die Ergebnisse lagen bei 49,1 Prozent im Vergleich zu den erwarteten 50 Prozent Zufallswahrscheinlichkeit. Statistisch ausgedrückt, lag hier eine deutliche Signifikanz vor  – die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ergebnis zufällig auftrat, lag bei eins zu tausend. Da keine seiner Versuchspersonen wusste, wie der RNG funktioniert, war klar, dass sie hier allein kraft ihres Willens etwas bewirkt haben mussten.14

Schmidt führte einige Jahre lang ähnliche Experimente durch, veröffentlichte im New Scientist und anderen Fachzeitschriften, traf sich mit Gleichgesinnten und erzielte bei seinen Untersuchungen hoch signifikante Ergebnisse  – manchmal erreichte er bis zu 54 Prozent im Vergleich zu den erwarteten 50 Prozent Zufallswahrscheinlichkeit.15 Doch 1970, ein Jahr bevor Mitchell zum Mond flog, gingen die Profite bei Boeing massiv zurück, und es kam zu umfangreichen Entlassungen. Zusammen mit Hunderten anderer verlor auch Schmidt seinen Job. Boeing hatte für die Forschung und Entwicklung eine solche Schlüsselrolle als Arbeitgeber, dass es ohne den Luftfahrtgiganten in der gesamten Gegend praktisch keinen Job mehr gab. Auf einem Schild an der Grenze von Seattle stand: »Würde der letzte, der Seattle verlässt, bitte das Licht ausmachen?« Für Schmidt stand nun der dritte und letzte Karriereschritt an: Er setzte seine Untersuchungen über das Bewusstsein fort, als Physiker unter Parapsychologen. Er zog nach Durham, North Carolina, und bewarb sich in Rhines Laboratorium, der Foundation for Research on the Nature of Man, wo er seine RNG-Forschung gemeinsam mit Rhine fortführte.   Einige Jahre später gelangte die Kunde von Schmidts Maschinen an die Universität von Princeton, wo eine junge Studentin an der School of Engineering darauf aufmerksam wurde. Sie war eine Collegestudentin, noch ohne Examen, wollte Elektroingenieurin werden, und die Vorstellung, eine Maschine mit Gedankenkraft beeinflussen zu können, erschien ihr irgendwie romantisch. 1976 wandte sie sich an den Dekan der Fakultät und fragte, ob es nicht möglich sei, Helmut Schmidts RNG-Experimente als besonderes Projekt zu wiederholen.16 Robert Jahn war ein toleranter Mann. Als es in Princeton, wie an den meisten amerikanischen Universitäten, als

Reaktion auf die Eskalation des Vietnamkriegs Unruhen gegeben hatte, war Jahn, damals Professor für Ingenieurwissenschaften, unwissentlich zum Apologeten der Hochtechnologie geworden, und das zu einem Zeitpunkt, als man der Technologie die Schuld an Amerikas starker Polarisierung gab. Jahn hatte den Studenten überzeugend dargelegt, dass die Technologie eigentlich helfen könnte, diese Gräben zu überwinden. Seine konziliante Haltung hatte nicht nur die Gemüter auf dem Campus beruhigt, sondern auch dazu beigetragen, für Studenten mit technischen Interessen eine akzeptierende Atmosphäre an einer Universität zu schaffen, die eigentlich eher geisteswissenschaftlich orientiert war. Jahns diplomatische Fähigkeiten waren vielleicht sogar ein Grund dafür, dass er 1971 als Dekan vorgeschlagen wurde. Nun wurde seine berühmte Toleranz fast bis an die Grenze strapaziert. Jahn hatte sich der angewandten Physik verschrieben und fast sein gesamtes Leben damit verbracht, technisches Wissen zu vermitteln und Technologien zu entwickeln. Er hatte alle seine akademischen Grade in Princeton erworben und durch seine Arbeit an fortgeschrittenen Antriebssystemen für die Raumfahrt und über die Dynamik von Hochtemperaturplasmen sein gegenwärtiges Ansehen erlangt. Er war in den frühen sechziger Jahren nach Princeton zurückgekehrt mit dem Auftrag, elektrische Antriebssysteme in die Abteilung für Raumfahrttechnik einzuführen. Aber das Projekt, das er nun betreuen sollte, gehörte seiner Natur nach in die Kategorie der außersinnlichen Phänomene. Jahn war nicht überzeugt, dass es sich dabei um ein brauchbares Thema handelte, aber die Antragstellerin war eine brillante Studentin, die schon ein Konzept für ihr Forschungsprogramm erstellt hatte, und so gab er schließlich nach. Er erklärte sich bereit, ein Sommerprojekt für sie aus den Mitteln zu

finanzieren, über die er beliebig verfügen konnte. Ihre Aufgabe bestand darin, die vorhandene wissenschaftliche Literatur über RNG-Studien und andere Arten von Psychokinese zu recherchieren und vorläufige Experimente durchzuführen. Falls sie Jahn überzeugen könnte, dass dieses Forschungsfeld einige Glaubwürdigkeit enthielt und, wichtiger noch, aus einer technischen Perspektive bearbeitet werden konnte, dann, so versprach er, wäre er bereit, ihre unabhängige Arbeit zu betreuen. Jahn versuchte, als aufgeschlossener Gelehrter an das Thema heranzugehen. Im Laufe des Sommers legte ihm die Studentin Kopien technischer Abhandlungen auf seinen Schreibtisch und überredete ihn sogar, sie zu einem Treffen der Parapsychological Association zu begleiten. Er versuchte, ein Gefühl für die Leute zu bekommen, die sich mit Dingen beschäftigten, die stets als unwissenschaftlich abgetan worden waren. Jahn hatte eigentlich gehofft, aus der Geschichte würde nichts werden. Sosehr ihn das Projekt einerseits amüsierte, besonders die Vorstellung, er könne irgendwie die Macht haben, alle diese komplizierten technischen Geräte in seiner Umgebung zu beeinflussen, wusste er andererseits doch, dass es hier um etwas ging, das ihm langfristig Ärger einbringen konnte, vor allem bei seinen Fakultätskollegen. Wie sollte er ihnen je erklären, dass hier ernst zu nehmende Experimente durchgeführt wurden? Jahns Studentin brachte immer neue überzeugende Beweise, dass das Phänomen existierte. Es gab keinen Zweifel, dass die Forscher, die diese Experimente durchgeführt hatten, und die Forschung selbst glaubwürdig waren. Jahn erklärte sich bereit, ein zweijähriges Forschungsprojekt seiner Studentin zu betreuen, und als sie begann, ihm ihre eigenen positiven Untersuchungsergebnisse vorzulegen, stellte er fest, dass er sie seinerseits mit Vorschlägen unterstützte und versuchte, die technische Ausrüstung zu verbessern.

Im zweiten Jahr des Projekts begann Jahn, mit eigenen RNG-Experimenten herumzuspielen. Inzwischen sah es so aus, als könnte hier etwas Interessantes vorgehen. Die Studentin machte ihr Examen und ließ die RNG-Arbeit hinter sich, nicht mehr als ein faszinierendes Gedankenexperiment, dessen Ergebnisse ihre Neugier befriedigt hatten. Jetzt war es Zeit, sich ernsthaften Dingen zuzuwenden und zu der mehr traditionellen Linie zurückzukehren, für die sie sich ursprünglich entschieden hatte. Sie begann eine, wie sich später herausstellte, lukrative Karriere in der konventionellen Computerwissenschaft und ließ eine reizvolle Datensammlung zurück, die Robert Jahns Leben nachhhaltig verändern sollte. Jahn respektierte viele der Bewusstseinsforscher, hatte persönlich jedoch das Gefühl, dass sie die Sache falsch anfingen. Untersuchungen wie die von Rhine, so wissenschaftlich sie auch sein mochten, wurden meist unter dem allgemeinen Oberbegriff »Parapsychologie« eingeordnet und damit von der etablierten Wissenschaft weitgehend als Schwindel und Betrug abgelehnt. Was auf diesem Feld eindeutig benötigt wurde, war ein hoch entwickeltes, solides Forschungsprogramm, das solche Untersuchungen in einen gemäßigteren und gelehrten Rahmen stellte. Wie Schmidt erkannte auch Jahn die enormen Konsequenzen dieser Experimente. Seit Descartes die Trennung von Körper und Geist postuliert hatte, gab es in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen eine klare Trennung zwischen Gedanken und Materie. Aus den Experimenten mit Schmidts Geräten schien nun hervorzugehen, dass diese Trennung einfach nicht existierte. Bei der Arbeit, mit der Jahn nun beginnen würde, ging es um weit mehr als eine Antwort auf die Frage, ob menschliche Wesen die Macht hatten, unbelebte Objekte zu beeinflussen, seien es nun Würfel, Löffel oder Mikroprozessoren. Im Grunde ging es bei dieser

Untersuchung um die ureigenste Natur der Wirklichkeit und die Natur des lebendigen Bewusstseins. Das war Wissenschaft in ihrer wundersamsten und elementarsten Form. Schmidt hatte mit großer Sorgfalt Versuchspersonen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgewählt, die in der Lage waren, besonders gute Resultate zu erzielen. Bei seinen Experimenten ging es um das Außerordentliche, ungewöhnliche Meisterleistungen, erbracht von ungewöhnlichen Leuten, die besonders begabt waren. Jahn war der Meinung, dass dieser Ansatz das Thema nur noch weiter an den Rand drängte. Die interessantere Frage war seines Erachtens, ob jeder Mensch im Prinzip über solche Fähigkeiten verfügte. Er fragte sich auch, welche Auswirkungen das auf unser alltägliches Leben haben könnte. Als Dekan einer Ingenieurschule in den siebziger Jahren erkannte Jahn, dass der Welt eine gewaltige Computerrevolution bevorstand. Die Mikroprozessortechnologie wurde zunehmend empfindlicher und verletzbarer. Wenn es zutraf, dass ein lebendiges Bewusstsein derart sensible Geräte beeinflussen konnte, dann würde diese Tatsache als solche schon erhebliche Auswirkungen darauf haben, wie die Geräte funktionierten. Die kleinste Störung in einem Quantenprozess konnte zu beträchtlichen Abweichungen vom üblichen Verhalten führen, die geringste Bewegung konnte die Funktion in eine völlig andere Richtung lenken. Jahn wusste, dass er aus seiner Position heraus einen einzigartigen Beitrag leisten konnte. Wenn diese Forschung sich auf die traditionelle Wissenschaft gründete und an einer angesehenen Universität durchgeführt wurde, dann könnte das gesamte Thema auf eine ernsthafte, wissenschaftliche Weise behandelt werden. Er entwarf Pläne für ein kleines Forschungsprogramm, das er mit einem neutralen Namen versah: Princeton Engineering Anomalies Research, später abgekürzt als

PEAR. Außerdem beschloss Jahn, mit großer Zurückhaltung vorzugehen. Er entschied sich für die Rolle des »einsamen Wolfs«, indem er sich bewusst von verschiedenen parapsychologischen Vereinigungen distanzierte und sehr darauf achtete, jede Publicity zu meiden. Nach kurzer Zeit begannen private Subventionen zu rollen; sie schufen einen Präzedenzfall, an den sich Jahn auch später stets hielt, indem er für sein PEAR-Projekt nie auch nur einen Cent aus Universitätsmitteln nahm. Hauptsächlich weil Jahn einen so guten Ruf hatte, tolerierte Princeton PEAR, wie geduldige Eltern es bei einem frühreifen, aber wilden Kind tun. Man bot Jahn ein paar winzige Räume im Kellergeschoss der Ingenieurschule an, wo das Projekt als eigenes kleines Universum innerhalb einer der konservativeren Disziplinen dieser amerikanischen Eliteuniversität existierte. Als Jahn erste Überlegungen anstellte, was er wohl brauchen würde, um ein Programm dieser Größenordnung auf den Weg zu bringen, nahm er Kontakt mit vielen anderen Wissenschaftlern auf, die sich neuerdings für die Grenzbereiche der Physik und Untersuchungen des Bewusstseins interessierten. Dabei lernte er Brenda Dunne kennen, eine Entwicklungspsychologin von der Universität Chicago, die eine Reihe von Experimenten zur Hellsichtigkeit durchgeführt und ausgewertet hatte. Er engagierte sie als seine Mitarbeiterin. In Dunne hatte Jahn sich bewusst für einen scharfen Gegensatz zu sich selbst entschieden, was schon auf den ersten Blick durch ihre körperlichen Unterschiede deutlich wurde. Jahn war asketisch und hager, meist sorgfältig mit einem karierten Hemd und einer lässigen Hose bekleidet, die informelle Uniform an konservativen Universitäten, und sowohl sein Benehmen als auch seine gelehrte Ausdrucksweise zeugten von einer gewissen Zurückhaltung  – nie ein überflüssiges Wort oder eine unnötige Geste. Dunnes persönlicher Stil war eher

überschwänglich. Oft war sie in wallende Kleider gehüllt, und ihre ungeheure Mähne grau melierter Haare trug sie offen oder zu einem Pferdeschwanz gebunden wie die amerikanischen Ureinwohnerinnen. Obwohl sie eine erfahrene Wissenschaftlerin war, ließ sie sich meist von ihren Instinkten leiten. Ihre Aufgabe bestand darin, das Untersuchungsmaterial mehr von der metaphysischen und subjektiven Seite her zu interpretieren, um Jahns überwiegend analytischen Ansatz zu ergänzen. Er gestaltete die Maschinen; sie gestaltete die Experimente. Er vertrat PEAR nach außen; sie repräsentierte das bescheidenere Gesicht des Projektes gegenüber den Teilnehmern. Die erste Aufgabe bestand nach Jahns Ansicht darin, die RNG-Technologie zu verbessern. Jahn beschloss, seine Zufallsgeneratoren (Random Event Generators, abgekürzt REGs) sollten nicht von zerfallenden Atomen, sondern von einer elektronischen Geräuschquelle angetrieben werden. Der Zufalls-Output dieser Maschinen wurde von etwas kontrolliert, das sich ähnlich anhörte wie das Rauschen, wenn ein Radioempfänger nicht exakt auf einen Sender eingestellt ist  – eine winzige Brandungswelle freier Elektronen. Sie setzte einen Mechanismus in Gang, der nach dem Zufallsprinzip alternierende Reihen positiver und negativer Impulse abgab. Die Resultate wurden auf einem Computerbildschirm gezeigt und dann online auf ein Datenmanagementsystem übertragen. Verschiedene Vorrichtungen wie Überspannungsschutz und Überhitzungsschutz sicherten das System gegen Störungen ab, und sie wurden regelmäßig kontrolliert, um zu gewährleisten, dass die Geräte, wenn nicht gerade damit experimentiert wurde, zuverlässig ihre beiden Möglichkeiten produzierten, 1 oder 0, beides jeweils zu ungefähr 50 Prozent. Sämtliche Sicherheitsvorrichtungen der Hardware waren die Garantie dafür, dass jede Abweichung von der Fünfzig-

zu-fünfzig-Normalverteilung nicht auf elektronische Macken zurückzuführen war, sondern ausschließlich daraus resultierte, dass ein bestimmter Einfluss ausgeübt wurde. Der Computer konnte zudem die winzigsten Effekte rasch quantifizieren. Jahn hatte auch die Hardware frisiert, damit das System schneller arbeitete. Als er fertig war, wurde ihm klar, dass er an einem einzigen Nachmittag mehr Daten sammeln konnte, als Rhine es in seinem ganzen Leben getan hatte. Dunne und Jahn überarbeiteten auch den Versuchsablauf. Sie beschlossen, dass alle ihre REG-Studien nach demselben Muster ablaufen sollten. Jeder Teilnehmer sollte vor dem Gerät sitzen und sich drei gleich langen Tests unterziehen. Im ersten sollte er oder sie die Maschine dazu bringen, mehr Einser als Nullen zu produzieren (oder »HIs«, wie die PEAR-Forscher das nannten). Im zweiten Test sollten sich die Teilnehmer darauf konzentrieren, dass die Maschine mehr Nullen als Einser produzierte (mehr »LOs«). Im dritten Test sollten sie dann versuchen, das Gerät in keiner Weise zu beeinflussen. Dieser dreistufige Prozess sollte vor technischen Abweichungen schützen. Die Maschine würde die Entscheidungen der Testpersonen dann praktisch simultan aufzeichnen. Wenn ein Teilnehmer einen Knopf drückte, löste er damit 200 binäre »Treffer« von 1 oder 0 aus, die ungefähr eine fünftel Sekunde dauerten, und während dieser Zeit sollte der Teilnehmer sich auf seine Absicht konzentrieren (beispielsweise mehr als die statistisch zu erwartenden hundert Treffer auf 1 zu produzieren). Gewöhnlich bat das PEAR-Team jede Versuchsperson, fünfzig solcher Tests hintereinander durchzuführen, was nur ungefähr eine halbe Stunde dauerte, aber in dieser Zeit konnten jeweils 10 000 Treffer auf 1 oder 0 registriert werden. Dunne und Jahn prüften typischerweise die Ergebnisse für jeden Teilnehmer in Blöcken von fünfzig oder hundert Durchgängen (2500 bis 5000 Versuche oder 500  000 bis

eine Million binäre Treffer) – das war die von ihnen festgelegte minimale Datenbasis, die sie brauchten, um zuverlässige Trends ausmachen zu können.17 Von Anfang an war klar, dass sie für die Analyse ihrer Ergebnisse eine ausgeklügelte Methode brauchten. Schmidt hatte einfach die Treffer gezählt und sie mit der statistischen Wahrscheinlichkeit verglichen. Jahn und Dunne entschieden sich für eine bewährte statistische Methode, die man als »kumulative Abweichung« bezeichnet. Sie besteht darin, dass man die Abweichung von der statistischen Wahrscheinlichkeit (in diesem Fall 100) für alle Versuche addiert, dann den Durchschnitt errechnet und das Ergebnis grafisch darstellt. Die Grafik zeigt dann das Mittel oder den Durchschnittswert und bestimmte Standardabweichungen  – Spannen, in denen die Resultate vom Mittelwert abweichen, ohne dass diese Abweichung statistisch signifikant wäre. Wenn bei einem Versuch 200 Zufallstreffer aufgezeichnet werden, dann sollte das Gerät im Durchschnitt jeweils hundertmal Kopf und Zahl werfen – die Grafik würde also 100 als Mittelwert zeigen, was eine vertikale Linie ergäbe, die am höchsten Punkt beginnt. Würde man nun jedes Versuchsergebnis aufzeichnen, bekäme man einzelne Punkte, die um die Durchschnittskurve herum liegen – 101, 103, 95, 104 – und jeweils ein Ergebnis repräsentieren. Weil jeder einzelne Effekt so winzig ist, lässt sich der allgemeine Trend auf diese Weise nur schwer ausmachen. Wenn man die Ergebnisse jedoch ständig addiert und daraus den Durchschnitt bildet, zeigt sich in der grafischen Darstellung auch bei den geringsten Effekten eine stetig zunehmende Abweichung von der zu erwartenden statistischen Zufallsverteilung. Die Kurve der kumulierten Durchschnittswerte macht auch die geringsten Abweichungen deutlich.18

Jahn und Dunne waren sich auch darüber klar, dass sie eine enorme Datenmenge brauchten. Statistische Macken können sogar dann noch auftreten, wenn die Ergebnisse von 25  000 Versuchen vorliegen. Bei statistischen Zufallsereignissen wie dem Werfen einer Münze sollten die Ergebnisse, statistisch gesehen, ungefähr zur Hälfte Kopf und Zahl betragen. Wenn man beispielsweise von 200 Würfen ausgeht, könnte man dabei 102-mal Kopf werfen. Angesichts der geringen Zahl der Versuche wäre dieses Ergebnis durchaus noch im Rahmen der statistischen Wahrscheinlichkeit. Würde man dieselbe Münze jedoch zwei Millionen Mal werfen und dabei als Ergebnis 1  020 000-mal Kopf erhalten, dann wäre das plötzlich eine gewaltige Abweichung vom statistischen Mittelwert. Bei so winzigen Effekten wie den REG-Tests zeigt sich die statistische Signifikanz nicht in einem einzelnen Versuch oder einer kleinen Zahl von Experimenten, sondern nur dann, wenn sich bei großen Datenmengen eine wachsende Abweichung von den erwarteten Zufallswerten ergibt.19 Nachdem sie 5000 Studien durchgeführt hatten, beschlossen Jahn und Dunne, ihre Daten erstmals auszuwerten. Es war Sonntagabend, und sie befanden sich in Bob Jahns Haus. Sie nahmen ihre Durchschnittsergebnisse von jeder Versuchsperson und erstellten daraus eine Grafik, wobei sie kleine rote Punkte verwendeten, wenn der Teilnehmer mehr HI (Kopf) hatte erzielen wollen, und kleine grüne Punkte, wenn er oder sie mehr LO (Zahl) gewünscht hatte. Am Ende prüften sie, was sie hatten. Wenn es keine Abweichung vom statistischen Durchschnitt gegeben hätte, dann hätten die rote und die grüne Kurve direkt auf der Kurve für das statistische Mittel liegen müssen. Aber ihre Ergebnisse sahen völlig anders aus. Die beiden farbigen Kurven liefen jeweils in andere Richtungen. Die

rote HI-Kurve verlief rechts vom statistischen Mittel, die grüne LO-Kurve links davon. Dies war eine denkbar strenge wissenschaftliche Untersuchung, und doch hatten die Testpersonen  – alles gewöhnliche Leute, keine medial begabten Superstars – es geschafft, die Zufallsbewegungen der Maschine einfach durch ihren Willen zu beeinflussen. Jahn sah von den Daten auf, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte Brenda an. »Sehr nett«, sagte er. Dunne starrte ihn ungläubig an. Mit wissenschaftlicher Strenge und technologischer Präzision hatten sie den Beweis für Vorstellungen erbracht, die bisher in das Reich mystischer Erfahrungen oder verschrobener ScienceFiction gehört hatten. Sie hatten etwas Revolutionäres über das menschliche Bewusstsein bewiesen. Vielleicht würden diese Versuche eines Tages als Vorboten einer Überarbeitung der Quantenphysik gelten. Was sie hier in ihren Händen hielten, ging in der Tat über die Grenzen der herrschenden Wissenschaft hinaus  – war vielleicht der Beginn einer neuen Wissenschaft. »Was meinst du mit ›sehr nett‹?«, antwortete Brenda. »Das hier ist absolut … unglaublich!« Sogar der vorsichtige und zurückhaltende Bob Jahn, der sich stets mäßigte und dem jeder Überschwang zuwider war, musste angesichts der auf seinem Esstisch ausgebreiteten Grafiken zugeben, dass es in seinem gegenwärtigen wissenschaftlichen Vokabular keine Worte gab, die dieses Phänomen hätten erklären können. Es war Brenda, die als Erste vorschlug, die Geräte ansprechender und die Umgebung gemütlicher zu gestalten, um die »Resonanz« zu fördern, die offensichtlich zwischen den Versuchspersonen und ihren Maschinen bestand. Jahn begann eine Menge ausgeklügelter mechanischer, optischer und elektronischer Spielereien zu konstruieren  – ein schwingendes Pendel, einen Springbrunnen, Computerbildschirme, auf denen nach dem Zufallsprinzip attraktive Bilder auftauchten, ein

bewegliches REG, das nach dem Zufallsprinzip über den Tisch kegelte, und als absolutes Juwel in der Krone des PEAR-Labors einen mechanischen »Wasserfall«, der auch nach dem Zufallsprinzip funktionierte. In Ruhe wirkte er wie ein riesiges Flippergerät, das an der Wand befestigt war, ein Rahmen von etwa 2 mal 3 Metern, in dem sich 330 Pflöcke befanden. Wenn das Gerät aktiviert wurde, wirbelten innerhalb von nur 12 Minuten 9000 Polystyrolbälle über die Pflöcke und landeten in einem von neunzehn Kästen, wobei sie allmählich eine Konfiguration bildeten, die an eine glockenförmige Kurve erinnerte. Brenda setzte einen Spielzeugfrosch auf die beweglichen REGs und wählte ansprechende Computerbilder aus, sodass die Teilnehmer, wenn sie ein bestimmtes Bild wählten, dadurch »belohnt« wurden, dass sie mehr davon zu sehen bekamen. Sie statteten die Räume mit Holzverkleidungen aus. Sie begannen, Teddybären zu sammeln. Sie boten den Versuchspersonen Snacks und Pausen an. Jahr um Jahr setzten Jahn und Dunne den ermüdenden Prozess fort und sammelten Berge von Daten  – woraus schließlich die größte Datenbasis entstand, die jemals bei Untersuchungen zur Gedankenübertragung angelegt wurde. An bestimmten Punkten analysierten sie, was sie bisher zusammengetragen hatten. In einem Zeitraum von zwölf Jahren mit nahezu 2,5 Millionen Versuchen zeigte sich, dass 52 Prozent aller Versuche in die beabsichtigte Richtung gingen und nahezu zwei Drittel der 91 Testpersonen die Maschine insgesamt erfolgreich mit ihren Gedanken beeinflussen konnten. Dies galt unabhängig von der Art der verwendeten Geräte.20 Nichts weiter  – weder die Art, wie ein Teilnehmer eine Maschine ansah, noch die Stärke der Konzentration, die Beleuchtung, die Hintergrundgeräusche, nicht einmal die Anwesenheit anderer Leute  – schien sich auf die Ergebnisse

auszuwirken. Solange ein Teilnehmer wollte, dass die Maschine Kopf oder Zahl registrierte, hatte er oder sie bei einem signifikanten Anteil von Versuchen entsprechenden Einfluss auf das Verhalten der Maschine. Die Ergebnisse variierten individuell. (Bei manchen Leuten fiel häufiger Kopf als Zahl, selbst wenn sie sich auf genau das Gegenteil konzentriert hatten.) Gleichwohl hatten viele Versuchspersonen ihre jeweils typischen Ergebnisse – Peter hatte meist mehr Köpfe als Zahlen, und bei Paul war es genau umgekehrt.21 Die Ergebnisse der einzelnen Teilnehmer waren meist auch unabhängig davon, welches Gerät sie benutzt hatten. Das zeigt an, dass es sich hier um einen universellen Prozess handelt, der nicht nur bei bestimmten Interaktionen oder Individuen vorkommt. Im Jahr 1987 fassten Roger Nelson und Dean Radin, beide Doktoren der Psychologie und Mitglieder des PEARTeams, alle bisherigen REG-Experimente  – mehr als 800 – für eine Auswertung zusammen.22 Ein Pooling der Resultate, die 68 Forscher einschließlich Schmidt und dem PEAR-Team bei ihren jeweiligen Untersuchungen erzielt hatten, zeigte, dass die Teilnehmer zu 51 Prozent (verglichen mit 50 Prozent Zufallswahrscheinlichkeit) in der Lage waren, die Maschine so zu beeinflussen, dass sie das gewünschte Resultat erhielten. Diese Ergebnisse entsprachen in etwa jenen aus zwei früheren Analysen und einem zusammenfassenden Überblick über viele Würfelexperimente.23 Herausragend blieben nach wie vor Schmidts Resultate, die bei einigen Untersuchungen mehr als 54 Prozent betragen hatten.24 Obwohl 51 oder auch 54 Prozent nicht nach einem bedeutenden Effekt klingen, handelt es sich statistisch um einen riesigen Schritt. Wenn man alle Untersuchungen zu einer so genannten »Meta-Analyse« zusammenfasst, wie Radin und Nelson es getan haben, dann liegt die

statistische

Wahrscheinlichkeit

für

ein solches Gesamtergebnis bei eins zu einer Trillion.25 Bei ihrer Meta-Analyse haben Radin und Nelson sogar die häufigsten kritischen Einwände gegen die REG-Studien berücksichtigt, die sich auf die Vorgehensweise, die Daten oder die Ausrüstung bezogen, indem sie sechzehn Kriterien aufstellten, nach denen die Gesamtdaten jedes Experimentators bewertet und dann qualitativ eingestuft wurden.26 Eine neuere Meta-Analyse der REG-Daten aus der Zeit zwischen 1959 und 2000 kam zu einem ähnlichen Resultat.27 Auch das US National Research Council hat den Schluss gezogen, dass die REG-Versuche nicht durch Zufall erklärt werden können.28 Ein Wirkungsgrad ist eine Zahl, die das tatsächliche Ausmaß einer Veränderung oder das Ergebnis einer Studie wiedergibt. Man erhält sie, indem man Variablen wie die Zahl der Teilnehmer und die Länge des Tests berücksichtigt. Bei manchen Arzneimittelstudien wird die Zahl der Versuchspersonen, bei denen eine positive Wirkung zu verzeichnen war, durch die Gesamtzahl der Versuchspersonen dividiert. Bei den PEAR-Daten lag der Gesamtwirkungsgrad bei 0,2 pro Stunde.29 Gewöhnlich gilt ein Wirkungsgrad von 0,0 bis 0,3 als niedrig, von 0,3 bis 0,6 als mittelmäßig und alles darüber als hoch. Bei den PEAR-Studien ist der Wirkungsgrad demnach niedrig, bei den gesamten REG-Studien niedrig bis mittelmäßig. Trotzdem liegen diese Wirkungsgrade wesentlich höher als bei manchen Arzneimitteln, die in der Medizin als sehr erfolgreich gelten. Zahlreiche Untersuchungen haben belegt, dass Propranolol und Aspirin höchst erfolgreich das Herzinfarktrisiko verringern können. Vor allem Aspirin wird als ein großer Hoffnungsträger bei der medikamentösen Prävention von Herzkrankheiten gepriesen. Gleichwohl

haben umfangreiche Studien gezeigt, dass der Wirkungsgrad von Propranolol nur bei 0,04 und der von Aspirin bei 0,03 liegt  – also ungefähr zehnmal geringer ist als das, was in den PEAR-Experimenten erreicht wurde. Eine Methode zur Ermittlung des Wirkungsgrades besteht darin, dass man die Zahl der Überlebenden unter je hundert Personen konvertiert. In einer kritischen medizinischen Situation, wo es um Leben und Tod geht, würde ein Wirkungsgrad von 0,03 demnach bedeuten, dass unter hundert Personen drei mehr überleben; bei einem Wirkungsgrad von 0,3 wären es dreißig Überlebende mehr.30 Um die Größenordnung zu verdeutlichen, könnten wir beispielsweise annehmen, dass bei einer bestimmten Herzoperation gewöhnlich dreißig von hundert Patienten überleben. Wenn wir nun davon ausgehen, dass die Patienten, die sich dieser Operation unterziehen müssen, zusätzlich ein neu entwickeltes Arzneimittel bekommen, das einen Wirkungsgrad von 0,3 hat  – also annähernd die Größe des stündlichen PEAR-Effekts –, dann würde sich die Zahl der Überlebenden ungefähr verdoppeln. Ein zusätzlicher Wirkungsgrad von 0,3 würde also dazu führen, dass eine medizinische Behandlung, die nur in 30 Prozent der Fälle lebensrettend war, nun das Leben von 60 Prozent der Patienten retten kann.31 Andere Forscher hatten bei der Benutzung von REGMaschinen entdeckt, dass nicht nur Menschen einen Einfluss auf die materielle Welt haben. Mit einer Variante von Jahns REG-Maschinen führte ein französischer Wissenschaftler namens René Peoc’h ein raffiniertes Experiment mit Küken durch. Gleich nach dem Schlüpfen wurde ihnen ein mobiles REG-Gerät als »Mutter« präsentiert. Dann wurde der Roboter außerhalb des Hühnergeheges aufgestellt, wo er sich frei in alle Richtungen bewegen konnte, während Peoc’h beobachtete,

welche Richtung er einschlug. Nach einiger Zeit war unverkennbar, dass er sich häufiger auf die Küken zubewegte, als es dem statistischen Zufall entsprach. Das Bedürfnis der Küken, ihrer Mutter nahe zu sein, war eine »gezielte Absicht«, die sich offenbar so auswirkte, dass die Maschine näher kam.32 Peoc’h führte ähnliche Untersuchungen mit neugeborenen Kaninchen durch. Er stattete ein mobiles REG-Gerät mit einem hellen Licht aus, das die kleinen Kaninchen scheußlich fanden. Als die Daten aus diesem Experiment analysiert wurden, sah es so aus, als hätten die Tiere die Maschine erfolgreich dahin gehend beeinflusst, dass sie sich von ihnen fern hielt. Jahn und Dunne begannen, eine Theorie zu formulieren. Wenn die Wirklichkeit das Resultat einer umfangreichen Interaktion zwischen dem Bewusstsein und seiner Umgebung war, dann könnte das Bewusstsein, wie die subatomaren Teilchen der Materie, ebenfalls auf einem Wahrscheinlichkeitssystem basieren. Einer der zentralen Grundsätze der Quantenphysik, den Louis de Broglie als Erster formuliert hatte, war, dass die subatomaren Einheiten sich entweder als Teilchen (präzise Objekte mit einer festen Lokalisation im Raum) oder als Wellen (diffuse, unendliche Regionen von Einfluss, die sich mit anderen Wellen kreuzen und sich gegenseitig stören können) verhalten. Jahn und Dunne überlegten hin und her, ob das Bewusstsein vielleicht über eine ähnliche Dualität verfügte. Jedes individuelle Bewusstsein hatte seine eigene »gesonderte« Identität, konnte sich aber auch »Wellen ähnlich« verhalten und dabei alle Grenzen oder Entfernungen überwinden, um Informationen auszutauschen und mit der materiellen Welt in Wechselwirkung zu treten. Zu bestimmten Zeiten würde das subatomare Bewusstsein in Resonanz mit bestimmten subatomaren Materieteilchen treten, also auf derselben Frequenz mit ihnen schwingen. In dem Modell, das Jahn

und Dunne zu entwickeln begannen, gingen »Bewusstseinsatome« eine Verbindung mit gewöhnlichen Atomen ein  – beispielsweise denen einer REG-Maschine  – und erzeugten ein »Bewusstseinsmolekül«, in dem das Ganze sich von seinen Bestandteilen unterschied. Die ursprünglichen Atome ordneten ihre individuelle Beschaffenheit einer übergeordneten komplexen Einheit unter. In ihrem Kern besagte die Theorie, dass der Mensch und die REG-Maschine eine Kohärenz entwickeln.33 Zweifellos schienen einige der Resultate diese Interpretation zu begünstigen. Jahn und Dunne hatten sich gefragt, ob die winzigen Effekte, die sie bei Einzelpersonen beobachteten, vielleicht stärker würden, wenn zwei oder mehr Personen versuchten, ihren Einfluss gemeinsam geltend zu machen. Das PEAR-Labor führte eine Untersuchungsreihe mit Paaren durch, wobei jedes Paar die Aufgabe hatte, einen gemeinsamen Einfluss auf die Maschinen auszuüben. Bei 256  500 Versuchen, die fünfzehn Paare in 42 Serien von Experimenten durchführten, kamen bei vielen Paaren auch »typische« Resultate zustande, die nicht unbedingt den Effekten glichen, die jede dieser Personen allein erzielte.34 Bei gleichgeschlechtlichen Paaren kam es meist zu einem leicht negativen Effekt, das heißt, beide zusammen erzielten schlechtere Ergebnisse als jede Person einzeln. Bei acht Paaren waren die Resultate genau das Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt hatten. Gemischtgeschlechtliche Paare, die sich gegenseitig kannten, erzielten beachtliche komplementäre Effekte, die mehr als dreieinhalbmal stärker waren als das, was jede dieser Personen einzeln erreichte. Am wirksamsten war jedoch die Kooperation von Paaren, die in einer Beziehung miteinander lebten. Sie erzielten gemeinsam fast sechsmal so starke Effekte wie im Einzelversuch.35

Wenn diese Wirkungen auf einer Art von Resonanz zwischen den beiden Teilnehmern und ihrem jeweiligen Bewusstsein beruhten, dann wäre die Vermutung nahe liegend, dass Menschen mit einer gemeinsamen Identität wie Geschwister oder Zwillinge oder Lebenspartner stärkere Effekte bewirken.36 Innere Nähe könnte Kohärenz erzeugen. So wie zwei phasengleiche Wellen ein Signal verstärken, könnten miteinander verbundene Paare eine besonders starke Resonanz haben, die ihre gemeinsame Wirkung auf die Maschine erhöhen würde. Einige Jahre später analysierte Dunne die Daten, um zu sehen, ob die Resultate geschlechtsspezifische Unterschiede aufwiesen. Beim Vergleich zwischen Männern und Frauen stellte sie fest, dass die Männer im Durchschnitt besser darin waren, die Maschine mit ihrem Willen zu beeinflussen, obwohl ihre Gesamtwirkung schwächer war als die der Frauen. Frauen hatten im Durchschnitt einen stärkeren Effekt auf die Maschine, aber nicht unbedingt in der beabsichtigten Richtung.37 Nachdem sie 270 Datensätze von 135 Teilnehmern bei neun Experimenten aus den Jahren 1979 bis 1993 analysiert hatte, stellte Dunne fest, dass es den Männern gleich gut gelang, die Maschine nach ihrem Willen zu beeinflussen, egal, ob sie Kopf oder Zahl (HIs oder LOs) haben wollten. Die Frauen dagegen waren nur bei Kopf (HIs), aber nicht bei Zahl (LOs) erfolgreich. Die meisten Versuche, häufiger Zahl zu treffen, misslangen. Obwohl die Maschine nach dem Zufallsprinzip arbeitete, kam als Ergebnis das Gegenteil dessen heraus, was die Frauen beabsichtigt hatten.38 Manchmal hatten die Frauen bessere Resultate, wenn sie sich nicht ausschließlich auf das Gerät konzentrierten, sondern auch noch andere Dinge taten, während eine intensive Konzentration für den Erfolg der Männer wichtig

schien.39 Das könnte ein subatomarer Hinweis darauf sein, dass es Frauen besser gelingt, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, Männer dagegen mehr Erfolg haben, wenn sie sich auf eine Sache konzentrieren. Es könnte gut sein, dass Männer, mikroskopisch betrachtet, mehr direkten Einfluss auf ihre Welt haben, während die Effekte bei den Frauen tiefer gehen. Dann passierte etwas, das Jahn und Dunne zwang, ihre Hypothese über die Natur der von ihnen beobachteten Effekte zu überdenken. 1992 hatte PEAR zusammen mit der Universität Gießen und dem Freiberg-Institut ein MindMachine-Konsortium gegründet. Dessen erste Aufgabe bestand darin, die ursprünglichen PEAR-Daten zu reproduzieren, wobei jeder angenommen hatte, das würde kein Problem sein. Als die Resultate aller drei Labors jedoch überprüft wurden, sah die Sache auf den ersten Blick nach einem Misserfolg aus  – kaum besser als die Ergebnisse, die der statistischen Wahrscheinlichkeit entsprachen.40 Als sie die Resultate aufzeichneten, bemerkten Jahn und Dunne eine seltsame Verzerrung bei den Daten. Bei den sekundären Variablen war etwas Interessantes passiert. In statistischen Grafiken kann man nicht nur darstellen, wie der Durchschnittswert aussehen sollte, sondern auch, wie weit die Regelabweichungen gehen sollten. Bei den MindMachine-Daten entsprach der Mittelwert genau dem statistischen Zufallsergebnis, aber davon abgesehen stimmte nur wenig. Die Variationsbreite war zu groß, und die Proportionen der Kurve waren verzerrt. Insgesamt war die Abweichung vom Mittelwert sehr viel größer, als es der statistischen Wahrscheinlichkeit entsprochen hätte. Irgendetwas Seltsames ging da vor. Bei einem genaueren Blick auf die Daten stellten Jahn und Dunne fest, dass das offensichtlichste Problem etwas mit dem Feedback zu tun hatte. Bisher waren sie von der

Annahme ausgegangen, dass ein direktes Feedback  – indem der Testperson mitgeteilt wurde, wie erfolgreich sie die Maschine beeinflusste  – sowie ein attraktiver Bildschirm oder ein Gerät, das den Leuten wirklich gefiel, entscheidend dazu beitragen würden, dass gute Resultate zustande kamen. Die Versuchsperson würde dadurch in den Prozess eingebunden und könnte leichter mit dem Gerät in »Resonanz« treten. Für die Wechselwirkung zwischen der mentalen und der materiellen Welt, so hatten sie gedacht, müsste die Schnittstelle  – also beispielsweise ein attraktiver Bildschirm  – eine entscheidende Brücke darstellen. Aus den Daten des Konsortiums war jedoch ersichtlich, dass die Versuchspersonen ohne ein Feedback genauso gute – oder manchmal bessere – Ergebnisse erzielten. Eine der anderen Untersuchungen, ArtREG genannt, hatte ebenfalls keine signifikanten Gesamtresultate erbracht.41 Sie beschlossen, dieses Experiment im Lichte der Ergebnisse des Mind-Machine-Konsortiums etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie hatten bei diesem Test attraktive Bilder auf dem Computermonitor erscheinen lassen, zwischen denen nach dem Zufallsprinzip hin und her geschaltet wurde  – in einem Fall ein Navajo-SandGemälde im Wechsel mit einem Bild von Anubis, dem Totengott der alten Ägypter. Den Testpersonen hatten sie die Aufgabe gestellt, den Computer so zu beeinflussen, dass eins der Bilder häufiger auf dem Monitor erschien als das andere. Das PEAR-Team hatte auch hier wieder angenommen, ein attraktives Bild würde auf die Teilnehmer ähnlich wirken wie die Möhre, die man einem Esel hinhält – sie würden für ihre Absicht »belohnt«, indem sie das bevorzugte Bild häufiger sehen. Nachdem sie die Daten unter diesem Aspekt geprüft hatten, zeigte sich, dass die Bilder, die zu den besten Resultaten geführt hatten, alle in eine ähnliche Kategorie

gehörten: archetypische, rituelle oder religiöse Darstellungen. Dies war die Domäne von Träumen, des nicht Ausgedrückten oder nicht Ausgesprochenen  – Bilder, die in ihrer Darstellung darauf abzielten, das Unterbewusstsein anzusprechen. Wenn es zutraf, dass die Absicht aus den Tiefen des Unterbewusstseins kommt, dann könnte hier die Ursache für die Effekte liegen. Jahn und Dunne erkannten, wo ihre Annahmen falsch gewesen waren. Der Einsatz von technischen Vorrichtungen, mit deren Hilfe die Teilnehmer auf einer bewussten Ebene etwas bewirken sollten, könnte ein Hemmnis gewesen sein. Statt die bewusste Wahrnehmung der Versuchspersonen zu erhöhen, sollte man sie eher verringern.42 Diese Erkenntnis veranlasste sie, ihre Vorstellungen über die Ursachen der beobachteten Effekte zu verfeinern. Jahn sprach in diesem Zusammenhang gerne von seiner »laufenden Arbeit«. Anscheinend verfügte das Unterbewusstsein irgendwie über die Fähigkeit, mit der subatomaren materiellen Welt zu kommunizieren  – der Quantenwelt aller Möglichkeiten. Aus dieser Verbindung zwischen dem ungeformten Geist und der Materie entstand etwas Handfestes in der materiellen Welt.43 Dieses Modell ergibt einen perfekten Sinn und schließt auch Theorien über das Nullpunkt-Feld und die Quantenbiologie ein, wie Pribram, Popp und andere sie entwickelt haben. Sowohl der unbewusste Geist (eine Welt jenseits bewusster Gedanken und Absichten) als auch das »Unbewusste« der Materie (das Nullpunkt-Feld) existieren in einem probabilistischen Zustand aller Möglichkeiten. Das Unterbewusstsein ist ein noch nicht festgelegtes Substrat, aus dem Gedanken und Vorstellungen auftauchen, und das Nullpunkt-Feld ist ein probabilistisches Substrat der materiellen Welt. Dies sind die fundamentalsten Zustände von Geist und Materie. In

dieser subatomaren Dimension, die möglicherweise einen gemeinsamen Ursprung hat, würde die Annahme sinnvoll erscheinen, dass Quanteninteraktionen hier wahrscheinlicher sind. Manchmal spielte Jahn sogar mit der radikalsten aller Vorstellungen. Wenn man sich tief genug in die Quantenwelt hinein begibt, existiert vielleicht gar kein Unterschied mehr zwischen Geist und Materie. Vielleicht gibt es dort nur die Idee, nur Bewusstsein, das versucht, einen Wirbel von Informationen sinnvoll zu interpretieren. Vielleicht gibt es nicht zwei subatomare Welten, sondern nur eine  – das Nullpunkt-Feld und die Fähigkeit der Materie, sich selbst kohärent zu organisieren.44 Wie Pribram und Hameroff in ihren Theorien angenommen hatten, resultiert Bewusstsein aus Superstrahlung, einer wellenförmigen Kaskade subatomarer Kohärenz – wenn individuelle Quantenpartikel wie Photonen ihre Individualität verlieren und sich einheitlich verhalten, wie eine Armee, die im Gleichschritt marschiert. Da sich jede Bewegung eines jeden geladenen Partikels bei jedem biologischen Prozess im Nullpunkt-Feld spiegelt, erstreckt sich unsere Kohärenz in die Welt hinaus. Nach den Gesetzen der klassischen Physik, vor allem dem Entropiegesetz, verwandelt sich die Bewegung der unbelebten Welt stets in Chaos und Unordnung. Aber die Kohärenz des Bewusstseins repräsentiert die stärkste Form der in der Natur bekannten Ordnung, und die PEARStudien lassen den Schluss zu, dass diese Ordnung dazu beitragen könnte, Form und Ordnung in der Welt zu erzeugen. Wenn wir uns etwas wünschen und etwas beabsichtigen, ein Akt, der eine einheitliche Ausrichtung der Gedanken erfordert, dann könnte unsere eigene Kohärenz in gewisser Weise ansteckend sein. Auf der fundamentalsten Ebene lassen die PEAR-Studien außerdem den Schluss zu, dass wir alle unsere Wirklichkeit

allein durch unsere gerichtete Aufmerksamkeit erzeugen. Auf der tiefsten Ebene von Geist und Materie erschafft jeder von uns die Welt. Die Effekte, die Jahn registriert hatte, waren kaum wahrnehmbar. Noch kannte niemand den Grund dafür. Entweder waren die Geräte noch nicht empfindlich genug, um jeden Effekt zu erfassen, oder sie erfassten nur ein einzelnes Signal, während der tatsächliche Effekt aus einem Meer von Signalen resultiert – einer Wechselwirkung zwischen allen lebenden Wesen im Nullpunkt-Feld. Der Unterschied zwischen Jahns Ergebnissen und den höheren Werten, die Schmidt erhalten hatte, legte die Vermutung nahe, dass im Prinzip alle Menschen über diese Fähigkeit verfügen, aber in unterschiedlicher Intensität. Wie bei einer künstlerischen Begabung waren bestimmte Personen besonders geschickt. Jahn hatte minimale Effekte auf probabilistische Vorgänge registriert, und das könnte eine Erklärung für all die wohlbekannten Geschichten sein, dass es Menschen gibt, die Maschinen positiv oder negativ beeinflussen  – warum an manchen Tagen Computer, Telefone oder Kopierer schlecht funktionieren. Es könnte sogar eine Erklärung für die Probleme sein, die Benveniste mit seinem Roboter hatte. Es sah so aus, als hätten wir die Fähigkeit, unsere eigene Kohärenz in unsere Umwelt auszustrahlen. Durch einen simplen Akt des Wünschens konnten wir Ordnung erzeugen. Darin drückte sich eine fast unvorstellbare Macht aus. Auf der gröbsten Ebene hatte Jahn bewiesen, dass zumindest im subatomaren Bereich der Geist die Materie beherrschte. Und er hatte sogar etwas noch Grundlegenderes über die mächtige Natur der menschlichen Absicht bewiesen. Die REG-Daten hatten ein winziges Fenster geöffnet, das Einblick in den Kern der menschlichen Kreativität bot  – unsere Fähigkeit, zu

erschaffen, zu organisieren, ja sogar zu heilen.45 Jahn hatte seinen Beweis, dass das menschliche Bewusstsein über die Macht verfügte, elektronische Geräte zu beeinflussen. Die nächste Frage lautete nun für ihn, was sonst noch möglich sein könnte.

KAPITEL 7

Geteilte Träume

T

ief in den Regenwäldern des Amazonas haben sich die Indianer vom Stamm der Achuar und der Huaorani zu ihrem täglichen Ritual versammelt. Jeden Tag stehen die Stammesmitglieder vor dem Morgengrauen auf, versammeln sich in dieser Stunde des Zwielichts, und während die Welt im Licht explodiert, teilen sie ihre Träume miteinander. Das ist nicht einfach nur ein interessanter Zeitvertreib, eine Gelegenheit, um Geschichten zu erzählen: Für die Achuar und die Huaorani gehört der Traum nicht nur dem Träumer allein, sondern kollektiv der gesamten Gruppe, und der individuelle Träumer ist lediglich das Gefäß, das der Traum sich ausgeliehen hat, um mit dem ganzen Stamm zu sprechen. Die Stämme betrachten den Traum als eine Landkarte für die Stunden, in denen sie wach sind. Er sagt ihnen vorher, was auf sie alle zukommen wird. In Träumen verbinden sie sich mit ihren Vorfahren und dem Rest des Universums. Der Traum ist für sie die Realität. Ihr waches Leben ist die Unwahrheit.1 Weiter im Norden hat eine Gruppe von Wissenschaftlern auch entdeckt, dass die Träume nicht dem Träumer gehören, der in einer schalldichten Kammer hinter einem elektromagnetischen Schutzschirm schläft, während Elektroden an seinem Schädel befestigt sind. Die Träume gehören Sol Fieldstein, einem Doktoranden vom City College, der in einem anderen Raum einige hundert Meter entfernt sitzt und dort ein Gemälde von Carlos Orozco

Romero untersucht. Der Maler hat seinem Werk den Titel »Zapatistas« gegeben  – ein Panorama mexikanischer Revolutionäre, Anhänger von Emiliano Zapata, die alle mit ihren in Köpftücher gehüllten Frauen unter den dunklen Wolken eines drohenden Sturms marschieren. Sol hat die Aufgabe, dem Träumer dieses Bild durch seinen Willen zu übermitteln. Einige Augenblicke später wird dieser Träumer, Dr. William Erwin, ein Psychoanalytiker, geweckt. Sein Traum, so berichtet er, sei ganz verrückt gewesen, fast wie eine kolossale Produktion von Cecil B. DeMille. Er habe ständig dieses Bild gesehen, eine Art alter mexikanischer Zivilisation unter einem bedrohlichen Himmel.2 Der Träumer ist das Gefäß für einen geliehenen Gedanken, eine kollektive Vorstellung, die in den mikroskopischen Vibrationen zwischen den Träumern existiert. Der Traumzustand ist authentischer, denn er zeigt die Verbundenheit in kühnen Konturen. Der Wachzustand der Isolation, wo sich jeder in seinem eigenen Raum befindet, ist nach Ansicht der Amazonasindianer ein Schwindel. Eine der Fragen, die sich aus den PEAR-Studien ergaben, war die nach der Natur der eigenen Gedanken. Wenn man Maschinen beeinflussen konnte, dann provozierte das geradezu die Frage, wo unsere Gedanken genau herkommen. Wo genau war der menschliche Geist angesiedelt? In der westlichen Kultur gehen wir gewöhnlich davon aus, dass er seinen Sitz in unserem Gehirn hat. Aber wenn das stimmt, wie können dann unsere Gedanken oder Absichten andere Menschen beeinflussen? Oder ist der Gedanke irgendwo »dort draußen«? Oder gibt es so etwas wie einen erweiterten Geist, einen kollektiven Gedanken? Beeinflussen unsere Gedanken oder Träume irgendjemanden?

Mit solchen Fragen beschäftigte sich William Braud. Er hatte von Untersuchungen wie jener mit dem mexikanischen Gemälde gelesen, welche zu den dramatischeren Telepathie-Experimenten gehörte, die Charles Honorton durchgeführt hatte, ein bekannter Bewusstseinsforscher vom Maimonides Medical Center in Brooklyn, New York. Für einen Behavioristen wie Braud stellte die Honorton-Studie einen völlig neuen Ansatz dar. Braud war ein sanfter, nachdenklicher Mann mit einem üppigen Vollbart, freundlich und entschlossen. Er hatte seine Karriere als ein Psychologe der alten Schule begonnen, dessen besonderes Interesse der Psychologie und Biochemie von Erinnerung und Lernprozessen galt. Hin und wieder begab er sich jedoch gern auf Abwege, fasziniert von dem, was William James, der Begründer der Psychologie in Amerika, als »weiße Krähen« bezeichnet hatte. Braud mochte Anomalien, die Dinge im Leben, die nirgendwo hinpassten, die Annahmen, die scheinbar völlig schief lagen. Nur wenige Jahre nach seiner Promotion hatte er sich in den Sechzigern innerlich zunehmend von Pawlow und Skinner gelöst. Damals hielt Braud an der Universität von Houston Vorlesungen über Erinnerung, Motivation und Lernen. Neuerdings entwickelte er ein Interesse an Arbeiten, bei denen es um außergewöhnliche Eigenschaften des menschlichen Gehirns ging. Die frühen Pioniere von Biofeedback und Entspannungsübungen hatten gezeigt, dass Menschen ihre eigene Muskelentspannung oder Herzfrequenz beeinflussen konnten, indem sie einfach der Reihe nach ihre Aufmerksamkeit darauf richteten. Biofeedback hatte sogar messbare Effekte auf die Aktivität der Gehirnwellen, den Blutdruck und den elektrischen Hautwiderstand.3 Braud hatte mit eigenen Untersuchungen über außersinnliche Wahrnehmung herumgespielt. Einer seiner

Studenten, der Hypnose praktizierte, hatte sich bereit erklärt, an einem Experiment teilzunehmen, bei dem Braud versuchte, seine Gedanken zu übertragen. Der Student, der hypnotisiert war und sich in einem Raum am anderen Ende des Ganges befand, schien eine Art empathischer Verbindung zu ihm zu haben. Braud hatte sich in die Hand gestochen und sie über eine Kerzenflamme gehalten, wobei sein Student jeweils Schmerz oder Hitze empfunden hatte. Braud hatte das Bild eines Bootes angesehen, und sein Student hatte eine Bemerkung über ein Boot gemacht. Braud hatte die Tür seines Labors geöffnet, um den strahlenden texanischen Sonnenschein hereinzulassen, und der Student hatte die Sonne erwähnt. Braud konnte seinen Teil des Experiments überall ausführen – am anderen Ende des Gebäudes oder viele Meilen entfernt in einem verschlossenen Raum  – und die Resultate blieben die gleichen.4 Im Jahr 1971, im Alter von 29 Jahren, hatte Braud Edgar Mitchell kennen gelernt, der gerade von seinem Apollo-14Flug zurückgekehrt war. Mitchell hatte beschlossen, ein Buch über die Natur des Bewusstseins zu schreiben, und war damals auf der Suche nach entsprechenden guten Forschungsansätzen gewesen. Braud und ein weiterer Wissenschaftler waren die Einzigen in Houston, die seriöse Untersuchungen über die Natur des Bewusstseins durchführten. So war es nur logisch, dass er und Mitchell sich fanden. Sie begannen, sich regelmäßig zu treffen und ihre Aufzeichnungen über entsprechende Forschungen auf diesem Gebiet zu vergleichen. Bei vielen Experimenten ging es um Telepathie. Da hatte es die sehr erfolgreichen Kartenversuche von Joseph Rhine gegeben, an denen sich Mitchell draußen im Weltraum beteiligt hatte. Noch überzeugender waren die Studien, die man in den speziellen Traumlabors des Maimonides Medical Center in Brooklyn in den späten sechziger Jahren

durchgeführt hatte. Montague Ullman und Stanley Krippner hatten zahlreiche Versuche wie jenen mit dem mexikanischen Gemälde ausgeführt, um zu sehen, ob Gedanken in die Träume anderer Menschen übertragen werden konnten. Die Maimonides-Studien waren so erfolgreich gewesen,5 dass die Analyse durch einen Statistiker der Universität von Kalifornien, der ein Experte für solche Forschungen war, die erstaunliche Genauigkeit von 84 Prozent ergeben hatte. Die Chancen, dass dies ein Zufallsergebnis war, lagen bei eins zu einer Viertelmillion.6 Es hatte sogar einige Hinweise darauf gegeben, dass Menschen die Schmerzen anderer empathisch mitempfinden können. Ein Psychologe namens Charles Tart in Berkeley hatte sich eine besonders brutale Studie ausgedacht, bei der er sich selbst Elektroschocks verabreichte, um zu sehen, ob er seine Schmerzen »aussenden« konnte, sodass sie von einem Empfänger registriert wurden, der an eine Maschine angeschlossen war, die seine Herzfrequenz, das Blutvolumen und andere körperliche Reaktionen maß.7 Tart stellte fest, dass die Empfänger seine Schmerzen wahrnahmen, aber nicht auf einer bewussten Ebene. Empathische Reaktionen wurden lediglich auf der körperlichen Ebene registriert als verringertes Blutvolumen oder erhöhte Herzfrequenz  – aber nicht im Bewusstsein. Die Teilnehmer hatten nicht die geringste Ahnung, wann Tart die Schocks bekam.8 Tart hatte auch gezeigt, dass zwei Teilnehmer, die sich gegenseitig hypnotisieren, intensive gemeinsame Halluzinationen erleben. Die betreffenden Versuchspersonen berichteten darüber hinaus von einer außersinnlichen Kommunikation, bei der sie gegenseitig ihre jeweiligen Gedanken und Gefühle kannten.9 Es kam so weit, dass Brauds weiße Krähen schließlich die Überhand über seine akademische Arbeit gewannen.

Brauds eigene Überzeugungen hatten sich Stück für Stück von seinen ursprünglichen Vorstellungen entfernt, weg von schlichten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen der Hirnchemie, hin zu komplexeren Ideen über das Bewusstsein. Seine eigenen vorläufigen Experimente waren so atemberaubend dramatisch, dass sie ihn davon überzeugt hatten, dass sich im Gehirn etwas sehr viel Komplexeres abspielte als nur chemische Reaktionen  – sofern das alles überhaupt im Gehirn stattfand. Während er sich zunehmend für veränderte Bewusstseinszustände und den physiologischen Effekt von Entspannungsübungen interessierte, hatte sich Braud von seinen behavioristischen Theorien entfernt. Derweil hatte Mitchell Fördermittel von der Mind Science Foundation erhalten, einer Organisation, die sich der Bewusstseinsforschung verschrieben hatte. Es fügte sich, dass die Foundation gerade ihren Umzug nach San Antonio plante und einen weiteren leitenden Wissenschaftler brauchte. Dieser Job, der große Freiheiten für Experimente über die Natur des Bewusstseins bot, war genau das, wonach Braud gesucht hatte. Die Welt der Bewusstseinsforschung war klein. Ein anderes Mitglied der Foundation war Helmut Schmidt, und so lernte Braud schon bald ihn und seine REG-Maschinen kennen. Das war der Moment, wo er sich zu fragen begann, wie weit der Einfluss des menschlichen Geistes reichte. Schließlich stellen menschliche Wesen wie REGs ein System von beträchtlicher Plastizität und Labilität dar  – Potenzial für Veränderung. Diese dynamischen Systeme waren ständig in Bewegung und könnten durchaus für psychokinetische Einflüsse empfänglich sein  – auf der Quantenebene oder irgendeiner anderen. Es war für Braud nur noch ein kleiner Schritt zu der Überlegung, dass Menschen, wenn sie ihren eigenen Körper durch Aufmerksamkeit beeinflussen können, vielleicht auch fähig waren, dasselbe bei einem anderen

Menschen zu bewirken. Und wenn wir Ordnung bei unbelebten Objekten wie REG-Maschinen erzeugen konnten, dann konnten wir das vielleicht auch bei anderen Lebewesen. Wozu diese Gedanken führten, war ein Modell des Bewusstseins, das nicht einmal durch den Körper begrenzt wurde, sondern eine ätherische Präsenz darstellte, welche die Grenzen zu anderen Körpern und Lebewesen überwand und sie so beeinflusste, als seien sie ihr Eigentum. Braud beschloss, eine Reihe von Experimenten durchzuführen, mit denen er herausfinden wollte, wie stark eine individuelle Absicht andere Lebewesen beeinflussen konnte. Der Untersuchungsaufbau war schwierig. Das Problem bei den meisten lebenden Systemen war ihre schiere Dynamik. Weil es so viele Variablen gibt, lässt sich die Veränderung nur schwer messen. Braud wollte mit einfachen Tieren beginnen und dann langsam zu evolutionär komplexeren Organismen übergehen. Was er brauchte, war ein einfaches System mit der Fähigkeit zur Veränderung, die leicht zu messen war. Nach einiger Suche fand er den perfekten Kandidaten. Er entdeckte, dass der kleine Messerfisch (Gymnotus carapo) ein schwaches elektrisches Signal aussendet, das er wahrscheinlich zu Navigationszwecken nutzt. Das elektrische Signal ermöglicht es ihm, die genaue Richtung zu bestimmen. Wenn man nun Elektroden an der Seite eines kleinen Aquariums befestigte, würden sie die elektrischen Signale des Fisches aufnehmen und einem Beeinflusser ein direktes Feedback auf einem oszillierenden Schirm geben. Mit dieser Untersuchung wollte Braud die Frage beantworten, ob Menschen die Richtung beeinflussen konnten, in die der Fisch schwamm. Mongolische Rennmäuse waren ebenfalls gute Kandidaten, weil sie gerne in Hamsterrädchen laufen. Das gab Braud auch die Möglichkeit, etwas zu messen, denn er konnte die Geschwindigkeit der Rennmäuse quantifizieren

und dann feststellen, ob die menschliche Absicht die Mäuse veranlassen würde, schneller zu laufen. Braud wollte außerdem die Auswirkungen der Absicht auf menschliche Zellen testen, idealerweise Immunzellen, denn wenn man das Immunsystem von außen beeinflussen könnte, dann wären damit immense Heilungschancen verbunden. Für solche Untersuchungen war sein Labor jedoch nicht ausgestattet. Das Immunsystem ist dermaßen komplex, dass es bei jeder Untersuchung der menschlichen Absicht fast unmöglich wäre zu quantifizieren, was sich verändert hat und wer für diese Veränderung verantwortlich war. Wesentlich geeigneter waren stattdessen die roten Blutkörperchen. Wenn man sie in eine Lösung mit demselben Salzgehalt wie Blutplasma gibt, dann bleiben ihre Zellwände intakt, und sie können lange überleben. Gibt man zu viel oder zu wenig Salz in die Lösung, dann werden die Zellwände schwächer und platzen schließlich, wobei das Hämoglobin aus der Zelle in die Lösung gelangt, ein Prozess, den man als Hämolyse bezeichnet. Den Grad der Hämolyse zu kontrollieren, hängt oft davon ab, wie man den Salzgehalt der Lösung verändert. Da die Lösung bei zunehmender Hämolyse transparenter wird, kann man das Fortschreiten des Prozesses auch dadurch quantifizieren, dass man mit einem so genannten Spectrophotometer die Lichtmenge misst, welche die Lösung durchlässt. Dies war ein weiteres leicht messbares System. Braud suchte einige Freiwillige, setzte sie in einen entfernten Raum und stellte ihnen die Aufgabe, durch einfaches Wünschen dafür zu sorgen, dass die roten Blutkörperchen nicht so schnell platzten und der Grad der Hämolyse verringert wurde, nachdem die Lösung in den Teströhrchen eine kritische Menge Salz enthielt. Sämtliche Experimente waren erfolgreich.10 Brauds Freiwillige hatten dafür gesorgt, dass die Fische in eine

andere Richtung schwammen, die Rennmäuse schneller liefen und die roten Blutkörperchen in der Salzlösung länger überlebten. Braud war nun bereit, mit Menschen zu experimentieren, aber er brauchte eine Methode, mit deren Hilfe er die körperlichen Effekte isolieren konnte. Wie jeder Kriminalbeamte weiß, sind Messungen des Hautwiderstandes zu diesem Zweck perfekt geeignet. Beim Lügendetektortest registriert das Gerät jede Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit der Haut, die durch eine erhöhte Aktivität der Schweißdrüsen verursacht wird, welche ihrerseits vom autonomen Nervensystem gesteuert werden. So wie Ärzte die elektrische Aktivität von Herz und Gehirn mit EKG(Elektrokardiogramm) und EEG-Geräten (Elektroenzephalogramm) messen können, so kann der Lügendetektor eine erhöhte elektrische Aktivität der Haut messen. Höhere Werte zeigen an, dass das autonome Nervensystem, das emotionale Zustände steuert, überaktiv ist. Das ist ein Hinweis auf Stress, Emotionen und Stimmungsschwankungen  – jede Art von erhöhter Erregung  –, die mit größerer Wahrscheinlichkeit eintritt, wenn jemand lügt. Dieser Effekt wird oft als »Kampf-oderFlucht-Reaktion« bezeichnet, und er tritt auf oder wird stärker, wenn wir uns in einer gefährlichen oder erregenden Situation befinden: Unser Herz rast, die Pupillen weiten sich, die Haut schwitzt stärker, und das Blut zieht sich aus den Extremitäten zurück und fließt in jene Körperregionen, wo es am meisten gebraucht wird. Die Stärke dieser Reaktionen ist ein Maßstab für die unbewusste Antwort des autonomen Nervensystems auf Stress, bevor die getestete Person ihn überhaupt bewusst wahrnimmt. Niedrige Werte wären umgekehrt ein Zeichen für geringen Stress und innere Gelassenheit  – der natürliche Zustand, wenn man die Wahrheit sagt. Braud begann seine Experimente mit Menschen mit einer Untersuchung, die eine seiner bekanntesten werden sollte: das Gefühl, angestarrt zu werden. Bei

Bewusstseinsforschern ist dieses Phänomen besonders beliebt, weil es ein relativ einfaches außersinnliches Experiment darstellt, dessen Erfolg sich gut beurteilen lässt. Bei der Gedankenübertragung sind viele Variablen zu berücksichtigen, wenn man darüber entscheiden will, ob die Reaktion des Empfängers den Gedanken des Senders entspricht. Wenn jemand angestarrt wird, spürt er das, oder er spürt es nicht. Weiter lassen sich subjektive Empfindungen nicht auf das einfache binäre System einer REG-Maschine zurückführen. Bei Braud wurden das Anstarren und das Gefühl, angestarrt zu werden, auf dem neuesten Stand der Technik untersucht. Ein Paradies für Jäger auf der Pirsch. Die Teilnehmer wurden in einen Raum gesetzt und mit Handelektroden aus Silberchlorid, einem Hautwiderstandsverstärker sowie einem Computer verbunden. Darüber hinaus gab es in diesem Raum nur noch einen Hitachi-Farb-Camcorder VM-2250, das Gerät, mit dessen Hilfe die Versuchspersonen angestarrt werden sollten. Diese kleine Videokamera war mit einem 19-InchSony-Trinitron in einem anderen Raum verbunden, zwei Gänge und vier Türen entfernt. Das gestattete es dem Anstarrer, die andere Person in Ruhe zu betrachten, ohne dass es für diesen irgendwelche sinnlich wahrnehmbaren Hinweise darauf gab. Der reine Zufall, der mathematisch kunstvoll errechnet worden war  – mithilfe von Computeralgorithmen  –, beherrschte das Drehbuch des Starrers. Wann immer dieses Drehbuch es vorschrieb, starrte er intensiv das Bild der Versuchsperson auf dem Monitor an und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Derweil saß im anderen Zimmer der Angestarrte entspannt in einem bequemen Sessel und dachte weisungsgemäß an irgendetwas anderes, nur nicht daran, ob er oder sie angestarrt wurde. Braud führte dieses Experiment sechzehnmal durch. In den meisten Fällen zeigte sich bei den Versuchspersonen

während der Phasen, in denen sie angestarrt wurden, ein signifikant höherer Hautwiderstand, als man nach dem Zufallsprinzip hätte erwarten dürfen (59 Prozent im Vergleich zu 50 Prozent Zufallswahrscheinlichkeit) – obwohl die Probanden sich nicht bewusst waren, dass sie angestarrt wurden. Mit einer zweiten Gruppe von Teilnehmern versuchte Braud etwas anderes. In diesem Fall sorgte er dafür, dass die Leute sich erst einmal kennen lernten. Er ließ sie eine Reihe von Übungen durchführen, wozu auch gehörte, dass sie sich beim Gespräch gegenseitig intensiv in die Augen starren mussten. Braud wollte damit erreichen, dass sie sich nicht nur kennen lernten, sondern sich auch weniger durch das Anstarren gestört fühlten. Als diese Gruppe das Experiment durchführte, war das Ergebnis das genaue Gegenteil der früheren Tests. Die Teilnehmer waren gerade dann am ruhigsten, wenn sie angestarrt wurden. Wie beim Stockholm-Syndrom, einem psychologischen Phänomen, wo Gefangene ihre Wächter zu lieben beginnen, begannen die Angestarrten es zu genießen, wenn sie angestarrt wurden. Sie wurden sozusagen süchtig danach. Sie waren entspannter, wenn sie angestarrt wurden, sogar auf Entfernung, und sie vermissten es, wenn niemand sie betrachtete.11 Aufgrund dieser letzten Untersuchungsreihe war Braud sogar noch stärker überzeugt, dass Menschen irgendwie fähig sind, auf Aufmerksamkeit aus der Ferne zu reagieren, sogar wenn sie sich dieser Aufmerksamkeit nicht einmal bewusst sind.12 Wie jene Probanden, die auf Charles Tarts Elektroschocks reagiert hatten, nahmen auch die Angestarrten nicht bewusst wahr, dass sie angestarrt wurden. Die Wahrnehmung vollzog sich nur tief auf einer unterschwelligen Ebene.  

Die bisherigen Ergebnisse führten zu einer wichtigen Überlegung  – der Frage nach dem Ausmaß, in dem die Notwendigkeit die Größe des Effektes bestimmte. Es war für Braud jetzt offensichtlich, dass Zufallssysteme oder solche, die stark beeinflussbar waren, auf menschliche Absichten reagierten. Aber war der Effekt vielleicht größer, wenn das System eine Veränderung brauchte? Wenn es möglich war, jemanden zu beruhigen, würde dieser Effekt dann stärker sein, wenn jemand Beruhigung brauchte  – beispielsweise ein sehr nervöser Mensch? Mit anderen Worten: Könnte ein solches Bedürfnis dazu führen, dass jemand größeren Zugang zu den Effekten des NullpunktFeldes hat? Waren die  – im biologischen Sinne  – besser Organisierten unter uns auch besser darin, die betreffenden Informationen zu erlangen und andere darauf aufmerksam zu machen? 1983 testete Braud seine Theorie mit einer Reihe von Experimenten, die er gemeinsam mit der Anthropologin Marilyn Schlitz durchführte, einer Bewusstseinsforscherin, die ebenfalls mit Helmut Schmidt gearbeitet hatte. Schlitz wählte eine Gruppe sehr nervöser Leute aus, bei denen sich eine hohe Aktivität des sympathischen Nervensystems nachweisen ließ, und eine weitere Gruppe von ruhigeren Probanden. Mit einem ähnlichen Versuchsablauf wie bei den Starr-Experimenten versuchten Braud und Schlitz, die Mitglieder beider Gruppen zu beruhigen. Erfolg oder Misserfolg wurden auch hier wieder über den elektrischen Hautwiderstand gemessen. Die Freiwilligen wurden ebenso gebeten, an einem anderen Experiment teilzunehmen, bei dem sie versuchen sollten, sich selbst mithilfe bekannter Entspannungsmethoden zu beruhigen. Am Ende dieser Studie stellten Schlitz und Braud einen beträchtlichen Unterschied zwischen den Resultaten beider Gruppen fest.13 Wie vermutet, war der Effekt bei den

Probanden, die Beruhigung brauchten, sehr viel größer. Bei den Mitgliedern der ruhigen Gruppe hatte es dagegen fast keine Veränderung gegeben. Hier waren die Effekte statistisch kaum signifikant. Am seltsamsten war, dass die Wirkung bei den nervösen Probanden, wenn andere sie zu beruhigen versuchten, nur unwesentlich geringer war als bei jenen Experimenten, in denen sie sich mit Entspannungsübungen selbst zu beruhigen versuchten. Statistisch ausgedrückt, bedeutete dies, dass andere Menschen fast den gleichen geistigkörperlichen Effekt auf uns haben können wie wir selbst. Wenn jemand anders mit positiven Absichten an uns denkt, wirkt das fast genauso gut, als würden wir selbst Biofeedback benutzen. Braud unternahm noch einen ähnlichen Versuch, bei dem er zeigte, dass man einem anderen Menschen durch Gedanken aus der Ferne helfen konnte, sich zu konzentrieren. Auch hier waren die Effekte wieder bei jenen Probanden am größten, die vorher besonders unkonzentriert gewesen waren.14 Eine Metaanalyse ist eine wissenschaftliche Methode der Bewertung, ob ein beobachteter Effekt real und signifikant ist. Zu diesem Zweck werden die Daten aus zahlreichen, oft verschiedenen individuellen Studien zusammengefasst. So kombiniert man einzelne Experimente, die manchmal vielleicht zu klein sind, um eindeutige Ergebnisse zu bringen, zu einem riesigen Experiment. Obwohl es problematisch ist, Studien verschiedener Art und Größe zu vergleichen, gibt einem das vielleicht eine Vorstellung davon, ob der untersuchte Effekt groß oder klein ist. Schlitz und Braud haben eine Metaanalyse aller Untersuchungen durchgeführt, die sie über die Auswirkungen der bewussten Absicht auf andere Lebewesen finden konnten. Forschungsarbeiten aus der ganzen Welt haben dabei gezeigt, dass die menschliche Absicht Bakterien und Hefen

ebenso beeinflussen kann wie Pflanzen, Ameisen, Küken, Mäuse und Ratten, Katzen und Hunde, menschliche Zellkulturen und die Aktivität von Enzymen. Experimente mit Menschen haben demonstriert, dass eine Gruppe von Leuten bei einer anderen Gruppe die Augenbewegungen oder grobmotorische Bewegungen, die Atmung und sogar die Hirnwellen beeinflussen konnte. Die Effekte waren zwar geringfügig, aber einheitlich, und sie waren von gewöhnlichen Menschen erzielt worden, die diese Fähigkeit zum ersten Mal erprobten. Insgesamt, so ergab die Metaanalyse von Schlitz und Braud, hatten die Experimente eine Erfolgsrate von 37 Prozent im Vergleich zu 5 Prozent statistischer Wahrscheinlichkeit.15 Versuche, bei denen der elektrische Hautwiderstand gemessen wurde, hatten sogar eine Erfolgsrate von 47 Prozent im Vergleich zu 5 Prozent statistischer Wahrscheinlichkeit.16 Diese Resultate gaben Braud mehrere wichtige Hinweise auf die Natur von Fernwirkungen. Es war offensichtlich, dass gewöhnliche Menschen fähig waren, andere Lebewesen auf vielen Ebenen zu beeinflussen: Muskelaktivität, motorische Aktivitäten, zelluläre Veränderungen, Aktivitäten des Nervensystems. Ein weiterer seltsamer Aspekt zeigte sich bei allen Studien: Der Einfluss wuchs in dem Maße, wie er für den Beeinflusser von Bedeutung war, oder wie er oder sie eine enge Beziehung zu dem beeinflussten Objekt hatte. Die geringsten Effekte wurden bei den Fischexperimenten gefunden; bei den niedlichen Rennmäusen waren die Ergebnisse schon besser; sie stiegen weiter an bei den menschlichen Zellen und waren am höchsten, wenn die Probanden versuchten, eine andere Person zu beeinflussen. Absolute Spitzenwerte gab es jedoch, wenn die beeinflussten Leute den Effekt wirklich brauchten. Diejenigen, die etwas benötigten  – mehr Ruhe,

Konzentration  –, schienen für den Einfluss empfänglicher als andere zu sein. Und was am seltsamsten war: Unser Einfluss auf andere war nur unwesentlich geringer als unser Einfluss auf uns selbst. Braud hatte während der Experimente sogar Fälle von Telepathie beobachtet. Zu Beginn einer Sitzung hatte ein Beeinflusser zufällig bemerkt, die Messungen des elektrischen Hautwiderstands seien so reglementiert, dass sie ihn an die deutsche Techno-Pop-Gruppe Kraftwerk erinnerten. Als Braud am Ende der Sitzung in den Raum der Empfängerin kam, sagte sie als Erstes, sie habe zu Beginn der Sitzung aus irgendeinem seltsamen Grund ständig an die Pop-Gruppe Kraftwerk denken müssen. In Brauds Arbeit wurde diese Art von Assoziation eher die Regel als die Ausnahme.17 Jeder Wissenschaftler, der Bewusstseinsforschung betrieb, fragte sich dasselbe: Warum übten manche Leute einen stärkeren Einfluss aus als andere, und warum waren manche Bedingungen günstiger für eine Beeinflussung als andere? Es war wie ein geheimes Labyrinth, in dem sich bestimmte Leute leichter zurechtfanden als andere. Jahn und Dunne hatten festgestellt, dass archetypische oder mythische Bilder, die das Unbewusste anregten, die stärksten psychokinetischen Effekte hervorbrachten. Die äußerst erfolgreichen Maimonides-Experimente zur Telepathie waren durchgeführt worden, während die Teilnehmer schliefen und träumten. Sogar wenn er nur herumspielte, hatte Braud große Erfolge während der Hypnose. Bei Tarts Untersuchungen und Brauds StarrExperimenten war die Kommunikation unbewusst abgelaufen, ohne dass der Empfänger es überhaupt bemerkte. Braud hatte intensiv nach Gemeinsamkeiten bei all diesen Experimenten gesucht. Dabei waren ihm verschiedene Eigentümlichkeiten aufgefallen, die zum

Erfolg beizutragen schienen: Eine Art von Entspannungstechnik (Meditation, Biofeedback oder eine andere Methode), eine Verringerung von Sinnesreizen oder körperlichen Aktivitäten, Träume oder andere innere Zustände und Gefühle sowie Vertrauen auf das korrekte Funktionieren des Gehirns. Braud und andere fanden, was man als »Schaf/Ziege«Effekt bezeichnet hat  – der Einfluss ist stärker, wenn man daran glaubt, und er ist unterdurchschnittlich, wenn man nicht daran glaubt. Aber in jedem Fall übt man, wie bei einer REG-Maschine, Einfluss aus  – auch wenn er (sofern man zu den Ziegen gehört) negativ ist. Eine weitere wichtige Eigenart schien in einer veränderten Weltsicht zu bestehen. Erfolgreicher waren meist solche Menschen, die nicht an eine Trennung zwischen sich und einer Welt glaubten, in der Menschen und Dinge isoliert und teilbar waren, sondern alles als ein verbundenes Kontinuum von wechselseitigen Beziehungen betrachteten – und auch solche Menschen, die verstanden, dass es außer dem üblichen auch noch andere Kommunikationswege gab.18 Wenn die linke Hirnhälfte zur Ruhe kam und die rechte vorherrschte, dann konnten anscheinend auch gewöhnliche Menschen Zugang zu diesen Informationen finden. Braud hatte die Veden gelesen, Indiens Bibel der alten Hindus, wo Siddhis beschrieben waren, außersinnliche Vorgänge, die sich im Zustand tiefer Meditation ereigneten. In einem höheren Bewusstseinszustand erlebt der Meditierende eine Art von Allwissenheit  – so als würde er alles gleichzeitig sehen. Er wird eins mit dem Objekt, auf das er seine Aufmerksamkeit richtet. Er oder sie vermag dann auch größere psychokinetische Effekte zu bewirken, etwa die Levitation oder das Bewegen von Gegenständen aus der Ferne.19 In fast jedem Fall hatte der Empfänger die alltägliche

Bombardierung

mit

Sinnesreizen

ausgeschlossen und sich in einen tiefen Zustand aufmerksamer Empfänglichkeit versetzt. Könnte es sein, dass diese Art von Kommunikation genauso abläuft wie jede andere, aber der Lärm unseres alltäglichen Lebens verhindert, dass wir die Botschaften wahrnehmen? Wenn er eine Person vor Sinnesreizen abschirmen konnte, so erkannte Braud, dann würde dieser Mensch vielleicht eher die subtilen Effekte wahrnehmen, die er bei dem üblichen Geplapper seines Gehirns nicht bemerkte. Würde sich die Wahrnehmung verbessern, wenn man dem Gehirn die gewöhnlichen Stimuli entzog? Würde einem das den Zugang zum Nullpunkt-Feld eröffnen? Genau dies war die Theorie von Maharishi Mahesh Yogi, dem Begründer der Transzendentalen Meditation (TM). Verschiedene Untersuchungen, die im Labor für Neurokybernetik des Moskauer Hirnforschungsinstituts durchgeführt worden waren, um den Effekt von TM auf das Gehirn zu prüfen, zeigten, dass dabei größere Gebiete der Hirnrinde an der Wahrnehmung von Information beteiligt sind und dass sich auch die funktionellen Beziehungen zwischen rechter und linker Hirnhälfte verbessern. Die Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass Meditation die Pforten der Wahrnehmung etwas weiter öffnet.20 Braud hatte von den Ganzfeld-Experimenten gehört, einer Methode, bei der äußere Sinneseindrücke ausgeschaltet werden, und er begann, Versuche mit außersinnlicher Wahrnehmung durchzuführen, bei denen er die klassischen Ganzfeld-Bedingungen nutzte. Seine Freiwilligen saßen in einem bequemen Sessel in einem schalldichten Raum mit sanftem Licht. Ihre Augen waren mit halben Tischtennisbällen bedeckt, und über Kopfhörer wurde ihnen ständig »weißes Rauschen« vorgespielt. Braud sagte seinen Probanden, sie sollten zwanzig Minuten lang über sämtliche Eindrücke berichten, die ihnen dabei durch den Kopf gingen.

Anschließend verlief die Studie nach dem üblichen Muster von Telepathie-Experimenten. Brauds Vermutung erwies sich als richtig. Die Ganzfeld-Experimente gehörten zu den erfolgreichsten. Als Brauds eigene Untersuchungen mit 27 anderen kombiniert wurden, zeigten 23 davon  – das entsprach 82 Prozent  – Erfolgsraten, die über der statistischen Wahrscheinlichkeit lagen. Der mittlere Wirkungsgrad betrug 0,32 – nicht unähnlich dem Wirkungsgrad bei den REG-Studien des PEAR.21 Wichtige Veränderungen im Denken vollziehen sich oft bemerkenswert synchron. Charles Honorton vom Maimonides-Krankenhaus in Brooklyn und Adrian Parker, ein Psychologe von der Universität Edinburgh, hatten sich genau dasselbe gefragt wie Braud und ebenfalls GanzfeldExperimente durchgeführt, um mehr über die Natur des menschlichen Bewusstseins zu erfahren. Die kombinierte Metaanalyse sämtlicher Ganzfeld-Experimente erbrachte ein Resultat, das nur mit einer Wahrscheinlichkeit von einer zu zehn Milliarden auf den Zufall zurückzuführen war.22 Als Braud selbst das Ganzfeld ausprobierte, erlebte er sogar einige Vorahnungen. Eines Abends saß er in seiner Wohnung in Houston auf dem Boden des Wohnzimmers, die halben Tennisbälle über den Augen und den Köpfhörer über den Ohren, als er plötzlich die intensive und lebhafte Vision von einem Motorrad, hellen Scheinwerfern und nassen Straßen hatte. Kurz nachdem er seine Sitzung beendet hatte, kam seine Frau nach Hause. Genau zum Zeitpunkt seiner Vision, so berichtete sie ihm, wäre sie fast mit einem Motorrad zusammengestoßen. Helle Scheinwerfer hatten sie geblendet, und die Straßen waren nass vom Regen.23 Gedanken über Forschungsergebnisse

die Bedeutung seiner beunruhigten Braud. Wenn wir

durch unsere bloße Absicht dafür sorgen konnten, dass anderen Menschen Gutes widerfuhr, dann könnten wir ihnen damit genauso Schaden zufügen.24 Es kursierten viele Geschichten über Voodoo-Effekte, und angesichts seiner Untersuchungsergebnisse schien es ihm absolut nachvollziehbar, dass böse Absichten eine Wirkung haben konnten. War es möglich, sich davor zu schützen? Einige vorläufige Untersuchungen brachten die Bestätigung. Eine von Brauds Studien zeigte, dass man unerwünschte Einflüsse blockieren oder ausschalten konnte.25 Dazu brauchte man psychologische »Schutzstrategien«. Man konnte einen sicheren Schutzschild visualisieren, eine Barriere oder einen Schirm, der das Eindringen solcher Einflüsse verhinderte.26 Bei diesem Experiment hatten die Teilnehmer versuchen sollen, sich gegen die Einflüsse von zwei Experimentatoren zu »schützen«, die den elektrischen Hautwiderstand der Probanden erhöhen wollten. Derselbe Versuch wurde mit einer anderen Gruppe durchgeführt, deren Mitgliedern man nicht gesagt hatte, dass sie sich vor allen Fernwirkungen schützen sollten. Diejenigen, die den Einfluss ausübten, wussten nicht, wer ihre Versuche blockierte und wer nicht. Am Ende des Experiments zeigten sich bei der geschützten Gruppe sehr viel weniger körperliche Auswirkungen als bei der Kontrollgruppe.27 Alle frühen Arbeiten zur außersinnlichen Wahrnehmung hatten zu der Modellvorstellung eines mentalen Radios geführt, wobei ein Subjekt einem anderen Gedanken übermittelte. Braud glaubte nun jedoch, dass die Sache in Wahrheit sehr viel komplexer war. Es schien so, als seien die mentalen und physischen Strukturen im Bewusstsein des Senders fähig, einen ordnenden Einfluss auf den weniger organisierten Empfänger auszuüben. Eine weitere Möglichkeit bestand darin, dass alles ständig in einer Art

Feld wie dem Nullpunkt-Feld vorhanden war und dort bei Bedarf angezapft und mobilisiert werden konnte. Diese Ansicht vertrat David Bohm, der postuliert hatte, alle Information sei in einer unsichtbaren oder höheren Realität (der impliziten Ordnung) gegenwärtig, aber die aktive Information könne bei Bedarf wie eine Feuerwehr abgerufen werden.28 Braud vermutete, die Antwort könne eine Mischung aus beidem sein  – ein Feld, das alle Informationen enthält, und die Fähigkeit von Menschen, Informationen abzurufen, die anderen Menschen oder Dingen zu einem höheren Ordnungszustand verhelfen. Bei der gewöhnlichen Wahrnehmung verfügen die DendritenNetzwerke in unserem Gehirn nur über eine eingeschränkte Kapazität, Informationen aus dem Nullpunkt-Feld zu empfangen. Das hatte Pribram demonstriert. Wir sind nur auf ein begrenztes Frequenzband eingestimmt. Aber jede Form von erweitertem Bewusstsein  – Meditation, Entspannung, das Ganzfeld, Träume  – lockert diese Begrenzungen. Nach Ansicht des Systemtheoretikers Ervin Laszlo ist es so, als seien wir ein Radio und unsere »Bandbreite« würde sich erweitern.29 Die Empfangsstationen in unserem Gehirn können eine größere Zahl von Wellenlängen aus dem Nullpunkt-Feld empfangen. Unsere Fähigkeit, Signale aufzunehmen, wächst auch im Rahmen einer tiefen Verbindung mit einem anderen Menschen, wie Braud sie untersucht hat. Wenn zwei Menschen ihre Bandbreiten »entspannen« und sich um eine Art tiefer Verbindung bemühen, dann werden ihre Gehirnmuster hochgradig synchronisiert. Ähnliche Untersuchungen wie Brauds, die in Mexiko durchgeführt wurden, wo man ein Paar von Freiwilligen in getrennten Räumen bat, die Gegenwart des jeweils anderen zu spüren, zeigten, dass die Gehirnwellen beider Teilnehmer, die per EEG gemessen wurden, sich zu

synchronisieren begannen. Gleichzeitig synchronisierte sich auch die elektrische Aktivität der beiden Gehirnhälften eines jeden Teilnehmers, ein Phänomen, das gewöhnlich nur in der Meditation eintritt. Gleichwohl war es der Teilnehmer mit dem einheitlicheren Hirnwellenmuster, der tendenziell den anderen Partner beeinflusste. Das geordnetere Hirnmuster war stets vorherrschend.30 Unter dieser Bedingung etabliert sich eine Art »kohärenter Domäne«, ähnlich, wie es mit den Wassermolekülen geschieht. Die übliche Grenze zwischen Individuen wird aufgehoben. Die Gehirne beider Partner sind nun weniger auf ihre jeweils eigenen Informationen fixiert und werden empfänglicher für die Informationen des jeweils anderen. Letzten Endes nehmen sie dessen Information aus demNullpunkt-Feld so auf, als sei es ihre eigene. Da lebende Systeme den Gesetzen der Quantenmechanik unterliegen, werden auch alle körperlichen Prozesse von Ungewissheiten und Wahrscheinlichkeiten bestimmt.Wir sind bewegliche REG-Maschinen. In jedem Moment unseres Lebens kann jeder mikroskopische Prozess, der unsere geistige und körperliche Existenz ausmacht, so beeinflusst werden, dass er sich für eine von vielen Möglichkeiten entscheidet. Wenn in Brauds Studien zwei Menschen eine »synchronisierte« Bandbreite haben, beeinflusst der Partner, in dessen Gehirn der höhere Grad von Ordnung herrscht, die probabilistischen Prozesse des weniger organisierten Probanden. Der Partner mit dem höheren Grad von Ordnung beeinflusst irgendeinen Quantenzustand in der weniger geordneten Person und löst dadurch eine Bewegung zu mehr Ordnung aus. Laszlo glaubt, dass diese Vorstellung von einer »erweiterten« Bandbreite auch eine Reihe von rätselhaften und sehr detaillierten Berichten von Leuten erhellen könnte, die sich einer Regressionstherapie unterzogen

haben oder behaupten, sie könnten sich an frühere Leben erinnern, ein Phänomen, das hauptsächlich bei kleinen Kindern vorkommt.31 EEG-Untersuchungen der Gehirne von Kindern unter fünf Jahren zeigen, dass sie permanent im Alpha-Modus schwingen – was bei Erwachsenen nur im Zustand erweiterten Bewusstseins geschieht – und nicht im Beta-Zustand des gewöhnlichen reifen Bewusstseins. Kinder sind für sehr viel mehr Informationen aus dem Quantenfeld offen als der durchschnittliche Erwachsene. Das bedeutet letztlich, dass ein Kind sich ständig im Zustand der Halluzination befindet. Wenn ein kleines Kind behauptet, es könne sich an ein früheres Leben erinnern, dann kann dieses Kind seine eigenen Erfahrungen vielleicht nicht von der Information eines anderen Menschen unterscheiden, die im Nullpunkt-Feld gespeichert ist. Irgendeine Gemeinsamkeit – vielleicht eine Behinderung oder eine besondere Begabung – könnte eine Assoziation auslösen, und das Kind würde diese Information so aufnehmen, als sei sie die »Erinnerung« an sein eigenes früheres Leben. Dabei handelt es sich nicht um Reinkarnation, sondern hier hat sich ein Mensch, der jederzeit eine Vielzahl von »Rundfunksendern« empfangen kann, zufällig auf die Frequenz eines anderen Menschen eingestimmt.32 Die Modellvorstellung, die auf Brauds Arbeiten basiert, ist ein Universum, das wir bis zu einem gewissen Grad kontrollieren können. Unsere Wünsche und Absichten erzeugen unsere Wirklichkeit. Wir könnten sie nutzen, um ein glücklicheres Leben zu führen, ungünstige Einflüsse zu blockieren und uns selbst mit einem schützenden Zaun guten Willens zu umgeben. Überlege gut, was du dir wünschst, dachte Braud. Jeder von uns hat die Fähigkeit, Wünsche wahr werden zu lassen. Auf die ihm eigene lässige und stille Art begann Braud, seine Idee zu prüfen, indem er Absichten nutzte, um

bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Das schien nur zu wirken, so entdeckte er, wenn er behutsam vorging, statt etwas intensiv zu wünschen oder anzustreben. Es war so, als würde man versuchen, sich selbst in den Schlaf zu zwingen: Je mehr man sich bemüht, desto mehr stört man den Prozess. Es kam Braud so vor, als würden die Menschen auf zwei Ebenen wirken  – in der von hartem, motiviertem Streben bestimmten materiellen Welt und der entspannten, passiven, rezeptiven Welt des NullpunktFeldes –, und diese beiden schienen unvereinbar. Im Laufe der Zeit, als Brauds Wünsche öfter in Erfüllung gingen, als es der statistischen Wahrscheinlichkeit entsprach, bekam er den Ruf eines »guten Wünschers«.33 Brauds Arbeit lieferte weitere Beweise für das, was vielen Wissenschaftlern allmählich klar wurde. Unser natürlicher Daseinszustand ist eine Beziehung  – ein Tango  –, ein Zustand permanenter gegenseitiger Beeinflussung. So wie die subatomaren Teilchen, aus denen wir uns zusammensetzen, nicht von dem Raum und den Teilchen getrennt werden können, die sie umgeben, so können auch Lebewesen nicht voneinander getrennt werden. Ein lebendes System von größerer Kohärenz könnte durch einen Informationsaustausch in einem ungeordneten oder chaotischen, nach dem Zufallsprinzip funktionierenden System Kohärenz erzeugen oder wiederherstellen. Der natürliche Zustand der lebendigen Welt schien Ordnung zu sein  – ein Streben nach größerer Kohärenz. Negentropie schien die stärkere Kraft zu sein. Durch den Akt der Beobachtung und Absicht haben wir die Fähigkeit, eine Art Superstrahlung auf die Welt auszudehnen.   Dieser Tango scheint unsere Gedanken ebenso einzuschließen wie unsere körperlichen Vorgänge. Unsere Träume wie auch unsere wachen Stunden können wir mit

jedem teilen, der je gelebt hat. Wir führen einen unablässigen Dialog mit dem Nullpunkt-Feld, wobei wir dort Informationen einspeisen wie auch entnehmen. Viele der größten Leistungen der Menschheit resultieren vielleicht daraus, dass jemand plötzlich Zugang zu einer gemeinschaftlich aufgebauten Informationssammlung bekommen hat  – ein im Nullpunkt-Feld gespeicherter kollektiver Beitrag –, der in einem von uns so bezeichneten Moment der Inspiration verfügbar wurde. Was wir »genial« nennen, ist vielleicht einfach eine größere Fähigkeit, sich in das Nullpunkt-Feld einzuklinken. In diesem Sinne sind unsere Intelligenz, Kreativität und Vorstellungskraft nicht in unserem Gehirn eingeschlossen, sondern existieren als Interaktion mit dem Nullpunkt-Feld.34 Die fundamentalste Frage, die Brauds Arbeit aufwirft, hat mit der Individualität zu tun. Wo endet das Individuum, und wo beginnt es? Wenn alles, was geschieht, eine Wechselwirkung ist, und Gedanken ein gemeinschaftlicher Prozess sind, brauchen wir vielleicht eine starke Gemeinschaft guter Absichten, um in der Welt gut zu funktionieren. Viele andere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine intensive Einbindung in die Gemeinschaft zu den wichtigsten gesundheitlichen Indikatoren gehört.35 Das interessanteste Beispiel dafür ist der Ort Roseto in Pennsylvania. In dieser winzigen Stadt wohnten ausschließlich Einwanderer aus derselben Gegend in Italien. Diese Leute hatten ihre Kultur vollständig mit hinüber in die Neue Welt gebracht. In dem Ort gab es ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Reiche lebten Tür an Tür mit Armen, aber die Beziehungen untereinander waren so, dass es kaum Neid zu geben schien. Die Leute in Roseto waren erstaunlich gesund. Obwohl es in der Gemeinschaft eine Reihe starker Risikofaktoren gab – Rauchen, ökonomischer Stress, fette Ernährung  –, war die Herzinfarktrate in Roseto weniger als halb so hoch wie in den Nachbarorten.

Eine Generation später zerbrach das Gemeinschaftsgefühl; die Jugend führte es nicht weiter, und schon nach kurzer Zeit erinnerte Roseto an eine typische amerikanische Stadt – eine Ansammlung isolierter Individuen. Parallel dazu stieg die Herzinfarktrate steil an und erreichte bald die Werte der Nachbarorte.36 Während dieser wenigen kostbaren Jahre hatte es in Roseto Kohärenz gegeben. Braud zeigte, dass wir Menschen die Grenzen der Individualität überwinden können. Was er noch nicht wusste, war, wie weit wir dabei kommen können.

KAPITEL 8

Das erweiterte Auge

U

nten im Keller des Gebäudes, in dem die physikalische Fakultät der Universität Stanford untergebracht war, wurde das winzigste Flackern der winzigsten Teilchen der Welt eingefangen und gemessen. Die technische Ausrüstung, die erforderlich war, um die Bewegung subatomarer Partikel zu messen, erinnerte stark an einen überdimensionalen Handmixer. Das Magnetometer war an ein Ausgabegerät angeschlossen, dessen Frequenz ein Maßstab für die Rate der Veränderungen im Magnetfeld ist. Die Ausschläge waren extrem schwach und bildeten eine leicht gewellte S-Kurve auf einem x-y-Rekorder, wo sie mit penibler Regelmäßigkeit auf Papier aufgezeichnet wurde. Jemand, der kein Physiker war, hätte diese Spielerei für eine Art frisiertes Pendel halten können.1 Arthur Hebard, der in Stanford Physik studierte, hatte ein superleitendes Differenzial-Magnetometer als angemessene Beschäftigung für einen Post-Doc betrachtet und einen Antrag auf finanzielle Förderung gestellt, um ein Instrument zu entwickeln, das für nichts anderes durchlässig war als den Fluss in das elektromagnetische Feld, der durch zufällig vorbei kommende Quarks verursacht wurde. Jeder, der etwas von der Messung von Quarks verstand, wusste, dass dies eine schwierige Aufgabe war. Sie erforderte, dass man praktisch das gesamte, endlose elektromagnetische Geschnatter des Universums blockierte, um die kaum wahrnehmbare Sprache der subatomaren Partikel zu hören. Zu diesem

Zweck mussten die inneren Teile des Magnetometers in zahlreiche Abschirmungen gepackt werden  – eine Kupferabschirmung, ein Aluminiumgehäuse, eine superleitende Niob-Abschirmung, sogar eine µ-MetallAbschirmung, ein Metall, das spezifisch das magnetische Feld einschränkt. Das Gerät wurde anschließend in eine Zementwanne im Boden des Labors eingelassen. Das SQUID (Superconducting Quantum Interferene Device, auf Deutsch etwa: superleitendes Quanten-Interferenz-Gerät) hatte in Stanford etwas von einem Mysterium – man sah es, verstand es aber nicht. Niemand hatte je seine komplexe innere Konstruktion veröffentlicht. Für Hal Puthoff war das Magnetometer die Probe aufs Exempel, der perfekte Test, um zu sehen, ob es so etwas wie übersinnliche Kräfte gab oder nicht. Er war offen für einen Test, ob die Psychokinese funktionierte, aber nicht wirklich überzeugt. Hal war in Ohio und Florida aufgewachsen, behauptete jedoch gern, er stamme aus Missouri  – dem »Showme-Staat«, dem letzten Staat der Skeptiker: Zeig’s mir, beweise es mir, lass mich sehen, wie es funktioniert. Wissenschaftliche Prinzipien waren für ihn eine Art tröstlicher Zuflucht, die beste Art, die Realität in den Griff zu bekommen. Die zahlreichen Abschirmungen, die das Magnetometer umgaben, würden die ultimative Herausforderung für Ingo Swann sein, den medial begabten Tester, dessen Flugzeug am Nachmittag aus New York eintreffen sollte. Er würde Swann darauf ansetzen, einfach um zu sehen, ob er das Muster einer Maschine ändern konnte, die undurchlässig für alles war, was nicht fast einer Kernspaltung gleichkam. Es war 1972, ein Jahr bevor er mit der Arbeit an seinen Nullpunkt-Feld-Theorien begann, und Hal arbeitete immer noch am SRI. Selbst damals, bevor er über die Implikationen der Quantenfluktuationen des NullpunktFeldes nachgedacht hatte, interessierte sich Hal für die Möglichkeit von Wechselwirkungen zwischen Lebewesen.

Aber in diesem Stadium hatte er noch kein konkretes Ziel, geschweige denn eine Theorie. Er hatte mit Tachyonen herumgespielt, Teilchen, die sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Er hatte sich gefragt, ob Tachyonen einige Forschungsergebnisse erklären könnten, auf die er gestoßen war, und die zeigten, dass Tiere und Pflanzen zu einer Art augenblicklicher Kommunikation fähig sind, auch wenn man sie Hunderte von Meilen getrennt hält oder mit verschiedenen Mitteln voneinander abschirmt. Hal hatte wirklich herausfinden wollen, ob man Lebensprozesse mithilfe der Quantentheorie beschreiben konnte. Wie Mitchell und Popp war er lange davon ausgegangen, dass das Universum auf seiner elementarsten Ebene Quanteneigenschaften hatte, was bedeuten würde, dass es nichtlokale Effekte zwischen Lebewesen geben musste. Er hatte mit der Vorstellung gespielt, dass nichtlokale Effekte bei Elektronen etwas Außerordentliches für die Welt im Großen bedeuten könnten, vor allem für lebende Systeme  – irgendeine Möglichkeit, Informationen augenblicklich zu sammeln oder zu empfangen. Um seine Annahme zu prüfen, war ihm zu diesem Zeitpunkt lediglich eine bescheidene Untersuchung eingefallen, die er an Algen durchführen wollte, und er hatte Bill Church schließlich überredet, das Projekt mit 10 000 Dollar zu subventionieren. Hal hatte seinen Vorschlag an Cleve Backster geschickt, einen New Yorker Lügendetektor-Experten, der nur so zum Spaß einige Untersuchungen durchgeführt hatte, um festzustellen, ob Pflanzen »Emotionen« registrieren können  – in Form elektrischer Signale  –, die er mit einem Lügendetektor genauso wie menschliche Stressreaktionen aufzeichnen konnte. Diese Untersuchungen faszinierten Hal sehr. Backster hatte das Blatt einer Pflanze verbrannt und anschließend die galvanische Reaktion gemessen, ungefähr so, wie man bei einem Lügendetektortest den Hautwiderstand messen würde. Interessant genug: Die

Pflanze hatte einen erhöhten Stress angezeigt, so wie es auch bei einem Menschen geschehen wäre, wenn er sich die Hand verbrannt hätte. Noch faszinierender war für Hal, dass Backster anschließend das Blatt einer Nachbarpflanze verbrannt hatte, die gar nicht mit dem Lügendetektor verbunden war. Die erste Pflanze, die immer noch an das Gerät angeschlossen war, registrierte die »Schmerz«Reaktion genau so, wie sie es im ersten Versuch getan hatte, als ihr eigenes Blatt verbrannt wurde. Dies war für Hal ein Hinweis darauf, dass die erste Pflanze diese Information durch einen außersinnlichen Mechanismus empfangen hatte und nun Empathie demonstrierte. Das legte die Vermutung nahe, dass es eine Art Verbindung zwischen Lebewesen gab.2 Der »Backster-Effekt« war auch zwischen Pflanzen und Tieren beobachtet worden. Wenn Meerwasser-Garnelen an einem Ort plötzlich starben, dann schienen Pflanzen an einem anderen Ort diese Tatsache augenblicklich zu registrieren, wie sich mithilfe eines psychogalvanischen Messgerätes nachweisen ließ. Backster hatte diese Art von Experimenten über eine Entfernung von mehreren hundert Meilen mit Pantoffeltierchen, Schimmelkulturen und Blutproben durchgeführt, und jedes Mal hatte sich dabei eine Art geheimnisvoller Kommunikation zwischen Lebewesen und Pflanzen abgespielt.3 Wie bei Star Wars wurde jeder Tod als Störung im Nullpunkt-Feld registriert. Hals Vorschlag für das Algenexperiment lag zufällig auf Backsters Schreibtisch, als Ingo Swann ihn besuchte. Swann, ein Künstler, war hauptsächlich als begabtes Medium bekannt; er hatte mit Gertrude Schmeidler, einer Psychologieprofessorin am City College in New York, Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung durchgeführt.4 Swann hatte Hals Papiere durchgeblättert und war davon so fasziniert, dass er ihm schrieb und vorschlug, wenn er an Gemeinsamkeiten zwischen

unbelebter Materie und Lebewesen interessiert sei, dann würde er gern mit ihm einige Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung durchführen. Swann selbst hatte schon mit gutem Erfolg Untersuchungen durchgeführt, bei denen es um außerkörperliche Erfahrungen ging. Hal war zutiefst skeptisch, aber er griff den Vorschlag bereitwillig auf und setzte sich mit Bill Church in Verbindung, ob er seinen Untersuchungsansatz ändern und mit einem Teil des bewilligten Geldes Swann für eine Woche aus Kalifornien einfliegen könne. Swann war ein kleiner, pummeliger Mann mit freundlichem Gesicht, der sich wie ein Rockstar gekleidet hatte: weißer Cowboyhut, weißes Jackett und Levi’s-Jeans. In Hal wuchs die Überzeugung, dass er dabei war, Bills Geld zu verschwenden. Zwei Tage nach seiner Ankunft nahm Hal Swann mit hinunter in den Keller des VarianHall-Physikgebäudes. Hal zeigte auf das Magnetometer. Er bat Ingo, dessen Magnetfeld zu verändern. Der Erfolg würde sich in der Aufzeichnung auf dem Papierstreifen zeigen. Ingo reagierte zunächst etwas verstört, weil er dergleichen noch nie zuvor versucht hatte. Er sagte, er müsse sich zunächst auf außersinnliche Weise den inneren Aufbau der Maschine ansehen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie er sie beeinflussen könne. Während er das tat, verdoppelte die S-Kurve plötzlich ihre Frequenz  – ungefähr 45 Sekunden lang, genau die Zeit, während deren Ingo sich auf das Gerät konzentrierte. Hal fragte ihn, ob er die Feldveränderungen anhalten könne, die durch die S-Kurve angezeigt werden. Ingo schloss seine Augen und konzentrierte sich 45 Sekunden lang. Genau so lange hörte die Maschine auf, gleichmäßige Hügel und Täler zu zeichnen; auf dem Papier erschien stattdessen ein langer gerader Strich. Ingo sagte, er nehme seine Konzentration jetzt zurück; die Maschine zeichnete wieder ihre normale S-Kurve. Er erklärte, indem

er in die Maschine hineinsehe und sich auf verschiedene Teile konzentriere, könne er deren Aktivität ändern. Während er sprach, zeichnete die Maschine wieder eine Doppelfrequenz und dann ein Doppeltal, was nach Ingos Aussage damit zu tun hatte, dass er sich auf die NiobAbschirmung im Inneren des Gerätes konzentrierte. Hal bat ihn, jetzt nicht mehr daran zu denken, und plauderte mit ihm einige Minuten lang über andere Themen. Die normale S-Kurve stellte sich wieder ein. Nun forderte Hal Ingo auf, sich auf das Magnetometer zu konzentrieren. Die Aufzeichnungsnadel begann, wild zu kritzeln. Hal bat Ingo, nicht mehr an die Maschine zu denken; die langsame S-Kurve kehrte zurück. Ingo zeichnete rasch eine Skizze von dem, was er als Design im Inneren der Maschine »gesehen« hatte, und bat dann darum, erst einmal Schluss zu machen, weil er müde war. Eine Gruppe von Doktoranden, die sich um die Maschine versammelt hatte, führte die Veränderungen auf irgendein seltsames, zufälliges elektromagnetisches Rauschen zurück, das die Abschirmungen überwunden hatte. Sie waren der Meinung, dass es sich um eine leicht zu erklärende Störung handelte. Aber als Hal die Skizze an Hebard weiter gab, den Post-Doc, der das Gerät konstruiert hatte, sagte dieser, sie sei absolut korrekt. Hal wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Es sah so aus, als habe ein nichtlokaler Effekt zwischen Ingo und dem Magnetometer stattgefunden. Er ging nach Hause und schrieb einen zurückhaltenden Artikel über das Thema, den er mit der Bitte um Kommentare an seine Kollegen weitergab. Was er erlebt hatte, wurde gewöhnlich als Astralprojektion oder außerkörperliche Erfahrung bezeichnet, bisweilen sogar als Hellsichtigkeit, aber Hal prägte dafür schließlich einen netten, neutralen, nicht emotionalen Ausdruck: »Sehen aus der Ferne«.

Hals bescheidenes Experiment war der Beginn eines dreizehn Jahre dauernden Projektes, das parallel zu seinen Forschungen über das Nullpunkt-Feld verlief und bei dem er herauszufinden versuchte, ob Menschen jenseits der bekannten Sinnesmechanismen etwas sehen konnten. Hal erkannte, dass er über eine menschliche Eigenschaft gestolpert war, die gar nicht so weit von Backsters Beobachtungen entfernt war  – eine Art augenblicklicher Verbindung mit dem Unsichtbaren. Das Sehen aus der Ferne schien genau in die Vorstellungen zu passen, mit denen er in Bezug auf die Verbindung zwischen lebenden Systemen gespielt hatte. Viel später würde er privat darüber spekulieren, ob das Sehen aus der Ferne vielleicht etwas mit dem Nullpunkt-Feld zu tun haben könnte. Im Augenblick interessierte ihn nur, ob das, was er beobachtet hatte, real war und wie gut es funktionierte. Wenn Swann das Innere des Magnetometers sehen konnte, war er dann auch fähig, irgendeinen anderen Ort in der Welt zu sehen? Unbeabsichtigt setzte Hal damit das Startsignal für Amerikas größtes Spionageprogramm, das je versucht hatte, Hellsichtigkeit einzusetzen. Einige Wochen nachdem er seinen Artikel an die Kollegen verteilt hatte, standen vor seiner Tür zwei CIA-Mitarbeiter in blauen Anzügen und wedelten mit dem Papier in der Hand. Die CIA, so sagten sie ihm, mache sich zunehmend Sorgen über die Zahl der Experimente, welche die Russen im Bereich der Parapsychologie durchführten, alle finanziert von den sowjetischen Sicherheitskräften.5 Gemessen an den Mitteln, die sie dafür investierten, sah es so aus, als seien die Russen überzeugt, durch außersinnliche Wahrnehmung alle Geheimnisse des Westens lüften zu können. Eine Person, die Dinge und Ereignisse hören und sehen konnte, die zeitlich und räumlich entfernt waren, würde den optimalen Spion abgeben. Die Defence Intelligence Agency hatte gerade unter dem Titel »Controlled Offensive

Behavior  – USSR« (Kontrolliertes Offensives Verhalten  – UdSSR) einen Bericht herausgegeben, in dem sie vorhersagte, die Sowjets würden durch ihre Forschung im Bereich der außersinnlichen Wahrnehmung den Inhalt von Geheimdokumenten, die Bewegungen von Truppen und Schiffen, den Standort von militärischen Einrichtungen sowie die Gedanken der Generäle und Obersten enthüllen können. Vielleicht wären sie sogar in der Lage, aus der Ferne Leute zu töten oder Flugzeuge abzuschießen.6 Viele leitende Mitarbeiter der CIA waren der Ansicht, es sei höchste Zeit, dass sich auch die USA mit diesem Thema beschäftigten; das Problem war nur, dass man sie in den meisten Labors auslachte. Kein amerikanischer Wissenschaftler nahm außersinnliche Wahrnehmung oder Hellsichtigkeit ernst. Die CIA war jedoch der Meinung, dass die Russen dadurch wahrscheinlich einen Vorteil gegenüber den USA erlangen könnten, der für die Amerikaner nicht mehr aufzuholen sein würde. Die CIA hatte sich deshalb auf die Suche nach kleinen Forschungslabors außerhalb des akademischen Betriebs begeben, die vielleicht bereit wären, eine kleine, behutsame Untersuchung durchzuführen. Das SRI  – und Hals gegenwärtige Interessen  – schienen perfekt geeignet für die Aufgabe. Hal erwies sich sogar als besonders geringes Sicherheitsrisiko, weil er in der Navy für den Geheimdienst tätig gewesen war und für die National Security Agency gearbeitet hatte. Die CIA-Leute baten Hal, ein paar einfache Experimente durchzuführen, nichts Besonderes, vielleicht einfach zu raten, welche Gegenstände in einer Schachtel verborgen waren. Wenn diese Versuche erfolgreich wären, würde die CIA ein Pilotprogramm finanzieren. Später sahen die beiden Männer aus Washington zu, wie Ingo Swann korrekt einen Nachtfalter beschrieb, der in einer Schachtel versteckt war. Die CIA war beeindruckt genug, fast 50 000

Dollar in ein Pilotprojekt zu stecken, das acht Monate dauern sollte. Hal erklärte sich bereit, die Rate-Experimente fortzusetzen, und arbeitete daran mehrere Monate lang mit Ingo Swann, der sehr treffsicher die Gegenstände beschrieb, die in Schachteln versteckt waren  – weitaus erfolgreicher, als es durch einfaches Raten möglich gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hal Unterstützung von einem Kollegen aus der Laserphysik bekommen, Russell Targ, der auch bei der Entwicklung von Lasern für Sylvania dabei gewesen war. Es war vermutlich kein Zufall, dass sich ein Physiker, der sich für die Wirkungen von Licht im Raum interessierte, auch von der Möglichkeit fasziniert war, dass der Geist weite Entfernungen überbrücken konnte. Wie Hal galt auch Targ als geringes Sicherheitsrisiko für dieses Vorhaben, weil er schon im Zusammenhang mit seiner Arbeit für Sylvania überprüft worden war. Russ war ungefähr 1,95 Meter groß und schlaksig, mit einem Wust von Locken über einer Stirnglatze, ein dunkelhaariger Art Garfunkel als Pendant zu Hals robusterem Paul Simon. Doch damit endete auch schon der Vergleich; Targ war fast blind und trug eine dicke dunkle Brille, aber selbst die gab ihm nur einen Bruchteil der normalen Sehfähigkeit zurück. Dass er die äußere Welt so schlecht sehen konnte, war vielleicht mit ein Grund, dass er die Bilder vor seinem geistigen Auge so klar erkannte. Sein Hobby als Amateurzauberer hatte dazu geführt, dass Targ sich für die Natur des menschlichen Bewusstseins interessierte. Viele Male hatte er auf der Bühne einen Zaubertrick mit Freiwilligen aus dem Publikum durchgeführt, und obwohl er diese Darbietung genau vorbereitet hatte, war ihm mittendrin plötzlich klar geworden, dass er über mehr Informationen verfügte, als ihm mitgeteilt worden waren. So mochte er vorgeben, bei der Frage über einen Ort zu raten, und hatte dabei

plötzlich ein klares inneres Bild davon, das ihm einfach so in den Sinn kam. Und immer stellte sich dieses Bild als richtig heraus, was seinen Ruf als Zauberer nur verbesserte, ihn jedoch mit vielen Fragen zurückließ, weil er sich nicht erklären konnte, was dabei geschah. Es war Ingos Idee gewesen, seine Fähigkeiten einem wirklichen Test zu unterziehen  – einer Prüfung, die den Vorstellungen der CIA darüber, wie das Sehen aus der Ferne eingesetzt werden sollte, ziemlich nahe kam. Er hatte die Idee, geographische Koordinaten als schnellen, sauberen, nichtemotionalen Weg einzusetzen, um einen bestimmten Ort zu »sehen«. Sowohl Puthoff als auch Targ waren skeptisch. Wenn sie ihm die Koordinaten nannten und Swann richtig riet, dann konnte das einfach bedeuten, dass er sich an einen Ort auf der Landkarte erinnerte  – vielleicht hatte er ja ein fotografisches Gedächtnis. Sie machten ein paar unzusammenhängende Versuche, und Swann lag weit daneben. Aber dann, nach fünfzig Versuchen, wurde er besser. Bei der hundertsten Koordinate war Hal beeindruckt genug, um sich telefonisch mit Christopher Green in Verbindung zu setzen, einem Analytiker aus der Wissenschaftsabteilung der CIA, den er dringend um die Erlaubnis bat, einen echten Test für die CIA durchführen zu dürfen. Obwohl Green erhebliche Zweifel hatte, erklärte er sich bereit, Hal die Koordinaten für einen Ort durchzugeben, über den nicht einmal er irgendetwas wusste. Ein paar Stunden später hatte ein Kollege namens Hank Turner7 auf Greens Bitte hin ein paar Zahlen auf einem Blatt Papier notiert. Dabei handelte es sich um extrem präzise Koordinaten, bis hin zu den Minuten und Sekunden des jeweiligen Längen- und Breitengrades für einen Ort, den nur Turner kannte. Green nahm das Papier und griff zum Telefon, um Hal anzurufen.  

Puthoff setzte Swann an einen Tisch im SRI und gab ihm die Koordinaten. Während er eine Zigarre paffte und abwechselnd seine Augen schloss und etwas auf ein Stück Papier kritzelte, beschrieb Swann einen Wust von Bildern: »eine hügelige Landschaft«, »ein Fluss weit im Osten«, »eine Stadt im Norden«. Er sagte, der Ort wirke seltsam, »so ähnlich wie Rasenflächen, die man rund um eine Militärbasis anlegt«. Er hatte den Eindruck, es gebe »alte Bunker in der Nähe« oder es könne einfach »ein abgedeckter Wasserspeicher« sein.8 Am folgenden Tag versuchte Swann es zu Hause noch einmal und notierte seine Eindrücke in einem Bericht, den er Hal brachte. Wieder hatte er den Eindruck gehabt, es befinde sich etwas unter der Erde. Ein paar Tage später erhielt Puthoff einen Anruf von Pat Price, einem Bauunternehmer vom Lake Tahoe, der auch Weihnachtsbäume anpflanzte. Price, der sich für medial begabt hielt, hatte Puthoff bei einem Vortrag kennen gelernt und rief ihn nun an, um seine Mitarbeit bei den Experimenten anzubieten. Price war ein blumiger, witziger Ire, der behauptete, er habe seine eigene Version des Ausder-Ferne-Sehens schon seit Jahren erfolgreich praktiziert, sogar um Verbrecher zu fangen. Er war kurze Zeit Polizeibeamter in Burbank, einer Vorstadt von Los Angeles, gewesen. Price saß im Revier, und sobald ein Verbrechen gemeldet wurde, suchte er die Stadt gedanklich ab. Sobald er sich auf einen Ort festgelegt hatte, schickte er umgehend einen Wagen dorthin. Jedes Mal, so behauptete er, habe er den Täter gefasst, und zwar genau an dem Ort, den er vor seinem inneren Auge gesehen hatte. Aus einer Laune heraus gab Puthoff Price die Koordinaten, die er von der CIA erhalten hatte. Drei Tage später erhielt er einen dicken Briefumschlag, den Price einen Tag nach dem Telefonat abgeschickt hatte. Er enthielt Beschreibungen und Skizzen. Für Puthoff war

unverkennbar, dass Price denselben Ort wie Swann beschrieb, aber sehr viel detaillierter. Er lieferte eine sehr genaue Beschreibung der Berge, der Lage des Ortes sowie seiner Entfernung zu Straßen und einer Stadt. Er beschrieb sogar das Wetter dort. Was Price jedoch interessierte, war das Innere einer bestimmten Erhebung. Er schrieb, er meinte ein »unterirdisches Lager« gesehen zu haben, das gut verborgen worden sei, vielleicht »bewusst und gezielt«. »Sieht aus wie eine frühere Raketenbasis  – Startrampen sind noch vorhanden, aber jetzt stehen dort Lagerhallen, gefüllt mit Mikrofilmen und Aktenschränken«, schrieb er. Er konnte die Schiebetüren aus Aluminium beschreiben, die Größe der Räume, was sie enthielten und sogar große Landkarten, die an die Wand geheftet waren. Puthoff rief Price an und bat ihn, noch einmal genau nachzusehen, ob es irgendwelche besonderen Informationen gab, beispielsweise Codenamen oder die Namen von Offizieren. Er wollte das an Green weitergeben und brauchte mehr Details, um eventuelle Zweifel zu zerstreuen. Price kam zurück mit Details aus einem speziellen Büro: Akten mit den Bezeichnungen »Flytrap« und »Minerva«, Namen, die auf den Aufklebern von Aktenordnern im Inneren der Schränke verzeichnet waren, die Namen des Obersten und des Majors, die an Schreibtischen aus Stahl saßen. Green gab die Information an Turner weiter. Der las die Berichte und schüttelte den Kopf. Diese Hellseher seien völlig verrückt, sagte er. Alles, was er ihnen gegeben hatte, waren die Koordinaten seines Sommerhauses. Green wunderte sich über die Tatsache, dass Swann und Price einen so ähnlichen Ort beschrieben hatten. Am nächsten Wochenende machte er mit seiner Frau einen Ausflug, um sich dort draußen einmal umzusehen. Ein paar Meilen von den Koordinaten entfernt, am Ende einer unbefestigten Straße, fand er ein »Durchgang-verboten«-

Schild der Regierung. Dieser Ort schien den Beschreibungen der beiden Hellseher zu entsprechen. Green begann, Nachforschungen über das Gelände anzustellen. Sofort wurde er in eine hitzige Diskussion über einen Bruch der Sicherheitsbestimmungen verwickelt. Was Swann und Price korrekt beschrieben hatten, war eine ausgedehnte geheime unterirdische Anlage in den Blue Ridge Mountains von West Virginia, in der Code-Knacker der National Security Agency (NSA) arbeiteten, deren Hauptaufgabe darin bestand, internationale Telefongespräche abzuhören und US-Spionage-Satelliten zu kontrollieren. Es war so, als hätten ihre medialen Antennen bei den angegebenen Koordinaten nichts von Bedeutung gefunden und deshalb das Gebiet abgesucht, bis sie auf eine Wellenlänge stießen, die für das Militär von größerer Relevanz war. Monatelang war die NSA überzeugt, dass Puthoff und Targ und sogar Green selbst diese Information von einer undichten Stelle aus den eigenen Reihen bekommen hatten. Puthoff und Targ wurden als Sicherheitsrisiken eingestuft, und man fragte ihre Freunde und Bekannten, ob sie Beziehungen zu Kommunisten hätten. Price konnte die CIA nur dadurch beruhigen, dass er ihr einen Knochen hinwarf: detaillierte Informationen über das russische Gegenstück der geheimen NSA-Anlage, das die Sowjets in den Bergen des nördlichen Ural betrieben. Nach der West-Virginia-Episode waren die führenden Leute der CIA überzeugt genug, um ein konkretes Feldexperiment durchzuführen. Eines Tages kam einer der CIA-Mitarbeiter, der für die Überwachung der Zusammenarbeit zuständig war, ins SRI und brachte die geographischen Koordinaten einer sowjetischen Anlage, über die man unbedingt mehr wissen wollte. Russ und Hal sagte man nur, es sei eine Anlage für Forschung und Entwicklung.9

Price war derjenige, den sie testen wollten. Targ und Price begaben sich in den Spezialraum im zweiten Stock des Gebäudes, der mit einer doppelten Lage Kupfer elektrisch abgeschirmt worden war. Dadurch sollte die Fähigkeit des Hellsichtigen blockiert werden, falls sie von einem hochfrequenten elektromagnetischen Feld erzeugt wurde. Targ schaltete das Tonbandgerät ein. Pat nahm seine Brille ab, lehnte sich im Stuhl zurück, holte ein sauberes, weißes Taschentuch hervor, polierte damit die Brillengläser und schloss dann die Augen. Es dauerte eine volle Minute, bis er zu sprechen begann. »Ich liege auf dem Rücken, auf dem Dach eines zweioder dreistöckigen Ziegelgebäudes«, sagte er verträumt. »Es ist ein sonniger Tag. Die Sonne fühlt sich gut an. Da gibt es etwas ganz Erstaunliches, einen riesigen Portalkran, der sich über meinem Kopf hin und her bewegt … Wenn ich höher in die Luft hinaufschwebe und nach unten schaue, sieht es so aus, als würde er sich auf einem Gleis bewegen, wobei an jeder Seite des Gebäudes jeweils eine Schiene entlangführt. So etwas habe ich noch nie gesehen.«10 Pat skizzierte das Gebäude und widmete seine besondere Aufmerksamkeit dem, was er weiterhin als »Portalkran« beschrieb. Als sie ihre Arbeit nach zwei oder drei Tagen beendet hatten, erfuhren Russ, Hal und Pat zu ihrem Erstaunen, dass es dabei um eine Anlage gegangen war, die man im Verdacht hatte, ein PNUTS zu sein, das ist der CIA-Code für Possible Nuclear Undergrund Testing Site (mögliche unterirdische Atomtestanlage). Diese Anlage trieb die CIA zum Wahnsinn. Alle verfügbaren Kräfte wurden darauf konzentriert, herauszufinden, was dort im Inneren vor sich ging. Pats Zeichnung deckte sich erstaunlich genau mit Satellitenaufnahmen, bis hin zu einer Ansammlung von Gaszylindern.

Pat hatte nicht nur das Äußere des Gebäudes beschrieben, sondern auch das, was im Inneren vor sich ging. Er sah Bilder von Arbeitern, die unter großen Schwierigkeiten versuchten, eine massive Metallkugel von fast 20 Meter Durchmesser zusammenzusetzen, indem sie Metallkeile zusammenschweißten, die wie Orangenschnitze geformt waren. Die Stücke verbogen sich dabei jedoch, und Pat meinte, sie seien auf der Suche nach einem Material, das sie bei niedrigeren Temperaturen schweißen könnten. Niemand in der Regierung hatte die geringste Vorstellung, was im Inneren der Anlage geschah, und Pat starb ein Jahr später. Aber zwei Jahre danach sickerte ein Bericht der Air Force an das Magazin Aviation Week durch. Darin ging es um die CIA und ihren Einsatz von hoch auflösenden fotografischen Aufklärungssatelliten, die am Ende bestätigten, was Pat gesehen hatte. Die Satelliten hatten die Sowjets dabei beobachtet, wie sie sich durch solide Granitformationen gruben. Und sie hatten außerdem beobachtet, wie in einem nahe gelegenen Gebäude riesige Stahlteile hergestellt wurden. Diese Stahlsegmente seien Teile einer großen Kugel von ungefähr 18 Meter Durchmesser, hieß es in dem Artikel der Aviation Week: »Vertreter der US-Regierung gehen davon aus, dass die Kugeln benötigt werden, um Energie aus Nuklearsprengstoffen oder KernkraftGeneratoren aufzunehmen und zu speichern. Ursprünglich hatten einige US-Physiker angenommen, dass es keine Methode gab, mit der die Sowjets die Stahlsegmente so zu einer Kugel zusammenschweißen könnten, dass sie den Druck aushalten würden, den man bei einer Kernspaltung wahrscheinlich zu erwarten

hatte, vor allem wenn der Stahl, der geschweißt werden musste, extrem dick war.«11 Als Pats Zeichnungen so gut zu den Satellitenfotos passten, war die CIA davon ausgegangen, die Kugeln, die er gesehen hatte, müssten für Atombomben hergestellt werden, und eine Annahme nach der anderen führte schließlich dazu, dass die Reagan-Administration von dem zu träumen begann, was danach als das Star-WarsProgramm bekannt wurde.12 Viele Milliarden Dollar später stellte sich das Ganze als eine Ente heraus: Semipalatinsk, der Ort, den Pat gesehen hatte, war nicht einmal eine militärische Einrichtung. Die Russen versuchten in der Tat, nuklear betriebene Raketen zu entwickeln, aber für ihre eigene bemannte Marsmission. Die Raketen sollten lediglich zum Antrieb eingesetzt werden. Pat Price konnte der amerikanischen Regierung nicht sagen, wozu Semipalatinsk benutzt wurde, und er starb, bevor er ihnen Star Wars ausreden konnte. Aber für Targ und Puthoff bedeutete Semipalatinsk mehr als nur ein Stück medialer Spionage. Für sie war es die Bestätigung, wie das Sehen aus der Ferne funktionierte. Hier war der Beweis, dass ein Mensch nur die geographischen Koordinaten eines Ortes irgendwo in der Welt brauchte, und direkt sehen und erleben konnte, was dort vor sich ging, sogar wenn niemand in den USA irgendetwas über diesen Ort wusste. Aber gab es vielleicht irgendeine Entfernung, die zu weit war? Das andere erstaunliche Experiment wurde mit Ingo Swann durchgeführt. Swann war auch daran interessiert, ihre Annahme zu testen, dass ein menschliches Signal an einem Ort existieren musste, das der Hellsichtige auffangen konnte. Er hatte einen kühnen Vorschlag  – ein Test, der seine Fähigkeiten bis zum Äußersten fordern würde. Wie wäre es, wenn er versuchte, den Planeten

Jupiter zu sehen, direkt vor dem jetzt anstehenden Vorüberflug der Pioneer 10? Während des Experimentes gestand Swann verlegen, er habe einen Ring um den Jupiter gesehen und auch gezeichnet. Vielleicht, so sagte er Puthoff, habe er irrtümlich seine Aufmerksamkeit auf Saturn gerichtet. Niemand nahm die Zeichnung ernst, bis die NASA-Mission enthüllte, dass Jupiter zu diesem Zeitpunkt tatsächlich von einem Ring umgeben war.13 Swanns Experiment belegte, dass keine Person anwesend sein musste und dass Menschen zudem über praktisch jede beliebige Entfernung hinweg »sehen« oder Informationen erlangen konnten  – etwas, das Ed Mitchell ebenfalls mit seinen Kartenexperimenten auf der Reise zum Mond und zurück festgestellt hatte. Puthoff und Targ wollten eine wissenschaftliche Versuchsanordnung für das Sehen aus der Ferne aufstellen. Allmählich gingen sie von Koordinaten zu Orten über. Sie stellten einen Karteikasten zusammen, der hundert Zielorte enthielt  – Gebäude, Straßen, Brücken, Meilensteine  –, die maximal eine halbe Stunde vom SRI entfernt lagen, zwischen der San Francisco Bay Area und San Jose. Alle befanden sich in einem versiegelten Umschlag, vorbereitet von einem unabhängigen Experimentator und in einem sicheren Safe verschlossen. Ein elektronischer Rechner wählte die Zielorte nach dem Zufallsprinzip aus. Wenn sie ein Experiment durchführten, schlossen sie Swann oder Price in dem Spezialraum ein. Einer der Experimentatoren  – gewöhnlich war es Targ wegen seiner Sehbehinderung  – blieb bei der Versuchsperson. Derweil öffneten Hal und einer der anderen Programmkoordinatoren den versiegelten Umschlag und begaben sich zum Zielort. Hal war der »Signalgeber« für die Probanden – sie hatten jemanden einsetzen wollen, mit dem Swann oder Price vertraut waren, damit sie sich auf

ihn einstimmen konnten, wenn sie versuchten, einen banalen Ort zu finden. Zu einer vereinbarten Startzeit und in den folgenden 15 Minuten sollte Swann dann versuchen, seine Eindrücke vom Zielort aufzuzeichnen und auf einen Kassettenrekorder zu sprechen. Da Targ ebenfalls nichts über diesen Ort wusste, konnte er seine Fragen stellen, ohne befürchten zu müssen, dass er Swann unbeabsichtigt beeinflusste. Sobald das Team vom Zielort zurückkehrte, wurde der Proband dort hingebracht, damit er seine Eindrücke direkt mit der Realität abgleichen konnte. Swanns Tonbandaufzeichnungen waren erstaunlich. Bei jedem Test hatte er den Zielort äußerst präzise beschrieben.14 Im Laufe der Zeit übernahm Price die Rolle des führenden »Sehers«. Hal und Russ machten in der Nähe von Palo Alto neun Versuche mit ihm, wobei sie sich an ihre doppelblinde Versuchsanordnung mit den versiegelten Umschlägen hielten. Zielorte waren der Hoover Tower, ein Naturschutzgebiet, ein Radioteleskop, ein Jachthafen, eine Mautstelle, ein Drive-in-Kino, ein Kunstgewerbe- und Handwerkszentrum, eine katholische Kirche und ein Schwimmbad. Unabhängige Richter kamen zu dem Schluss, dass Price in sieben von neuen Fällen den Zielort richtig beschrieben hatte. In manchen Fällen, wie beim Hoover Tower, hatte er ihn sogar erkannt und namentlich identifiziert.15 Price war bekannt für seine unglaubliche Genauigkeit und seine Fähigkeit, mit den Augen seines Partners vor Ort »sehen« zu können. Eines Tages, als Puthoff zu einem Jachthafen unterwegs war, schloss Pat die Augen, und als er sie wieder öffnete, platzte er heraus: »Was ich sehe, ist ein kleiner Landesteg oder eine Bootsanlegestelle entlang der Bucht …«16 Hal testete Pat sogar im Detail. Er schickte Green, den CIA-Boss, in einem kleinen Flugzeug in die Luft hinauf und steckte ihm vorher ein Stück Papier in die Brusttasche, auf

dem drei Ziffern notiert waren. Es war bekannt, dass es auch Hellsichtigen fast unmöglich ist, Ziffern und Buchstaben exakt zu erkennen. Trotzdem schaffte Pat Price es, sie zu identifizieren, sogar in der richtigen Reihenfolge. Er klagte lediglich darüber, dass er sich ein bisschen seekrank fühlte, und zeichnete ein Bild von einer Art Kreuz, das vor seinem geistigen Auge hin und her schwang und ihm Übelkeit verursachte. Es stellte sich dann heraus, dass Green ein Ankh am Hals trug, ein ägyptisches Henkelkreuz, das zu Pats Zeichnung passte, und die Halskette musste sich während des Fluges heftig bewegt haben.17 Trotz der eindrucksvollen Ergebnisse, die Price und Swann erzielt hatten, wollte die CIA sich überzeugen, dass es sich dabei nicht einfach um Ausnahmeleistungen hoch begabter Menschen oder, schlimmer noch, um einen ausgeklügelten Trick handelte. Zwei CIA-Mitarbeiter, die darüber wachten, dass die Vertragsbedingungen eingehalten wurden, fragten, ob sie es nicht selbst einmal versuchen könnten. Das gefiel Hal, der ohnehin gern gewusst hätte, ob auch gewöhnliche Menschen die Fähigkeit zum Sehen aus der Ferne haben. Die beiden wurden eingeladen, an drei Experimenten teilzunehmen, und beide verbesserten ihre Leistungen mit zunehmender Übung. Der erste Wissenschaftler identifizierte korrekt ein Kinderkarussell und eine Brücke, der zweite eine Windmühle. Von fünf Experimenten waren drei direkte Treffer und eins nur knapp verfehlt.18 Als die Tests mit den CIA-Leuten funktioniert hatten, begannen Puthoff und Targ, nach gewöhnlichen Freiwilligen zu suchen. Einige davon hatten eine natürliche Begabung, waren jedoch ungeübt, anderen fehlte diese Begabung. Puthoff und Targ wählten vier gewöhnliche Leute aus, drei davon Angestellte des SRI sowie eine Fotografin namens Hella Hammid, mit der Targ befreundet war. Hammid, die noch nie etwas mit Untersuchungen zur

außersinnlichen Wahrnehmung zu tun gehabt hatte, erwies sich als Naturtalent. Bei fünf von neun Experimenten landete sie Volltreffer, was von unabhängigen Richtern bestätigt wurde.19 Hal musste aus beruflichen Gründen nach Costa Rica reisen, und so beschloss er, diese Fahrt für Experimente über große Entfernungen zu nutzen. An jedem Tag seiner Reise würde er genau aufschreiben, wo er sich um 13.30 Uhr (pazifischer Zeit) befand und was er gerade tat. Zu genau dieser Zeit sollten Hella oder Pat Price beschreiben und aufzeichnen, was sie über seinen Aufenthaltsort und seine Tätigkeit »sahen«. Eines Tages, als weder Hella noch Pat auftauchten, übernahm Targ ersatzweise deren Rolle. Er hatte das starke Gefühl, dass sich Puthoff am Meer oder an einem Strand befand, obwohl er wusste, dass Costa Rica vorwiegend bergig ist. Trotz seiner Zweifel an der Genauigkeit seiner Wahrnehmungen beschrieb er einen Flughafen und eine Landebahn auf einem sandigen Strand am Meer. In diesem Augenblick hatte Hal einen ungeplanten Abstecher zu einer vorgelagerten Insel unternommen. Abgesehen von einer Ausnahme, beschrieb und zeichnete Targ den Flughafen korrekt. Der einzige kleine Irrtum unterlief ihm bei der Zeichnung des Flughafengebäudes. Er hatte ein Gebäude gezeichnet, das wie eine Nissenhütte aussah, während es in Wirklichkeit rechteckig war. Im weiteren Verlauf der Reise identifizierten Hammid und Price korrekt, wenn Hal sich am Pool entspannte oder am Fuß eines Vulkans durch den tropischen Regenwald fuhr. Sie konnten sogar die Farbe des Teppichs in seinem Hotelzimmer beschreiben.20 Hal stellte eine Gruppe von neun Freiwilligen zusammen, überwiegend Anfänger, die sich bisher noch nicht mit außersinnlicher Wahrnehmung beschäftigt hatten, und ließ sie insgesamt mehr als fünfzig Versuche durchführen. Auch

hier wurden die Ergebnisse wieder von einer unabhängigen Jury überprüft. In den Beschreibungen gab es gelegentlich Ungenauigkeiten, aber sie waren so detailliert und akkurat, dass die Jury ungefähr in der Hälfte der Fälle die Beschreibung direkt dem Zielort zuordnen konnte  – ein hoch signifikantes Resultat. Um die Beurteilung der Genauigkeit abzusichern, bat Hal anschließend eine Gruppe von fünf SRI-Wissenschaftlern, die nichts mit dem Projekt zu tun hatten, unveröffentlichte, nicht gekennzeichnete Abschriften von Versuchsprotokollen und Zeichnungen der Probanden mit den neun Zielorten zu vergleichen, die sie der Reihe nach besuchten. Sie stellten 24 Übereinstimmungen fest, während nach der statistischen Wahrscheinlichkeit nur fünf zu erwarten gewesen wären.21 Schritt für Schritt überwanden Puthoff und Targ ihre Skepsis. Menschliche Wesen, ob talentiert oder nicht, schienen eine latente Fähigkeit zur außersinnlichen Wahrnehmung über beliebige Entfernungen hinweg zu besitzen. Die talentiertesten Hellsichtigen konnten sich eindeutig in einen bestimmten Bewusstseinszustand versetzen, der es ihnen erlaubt, Szenen überall in der Welt zu beobachten. Die unausweichliche Schlussfolgerung ihrer Experimente lautete, dass jeder Mensch dazu fähig war, wenn er sich nur entsprechend darauf einstellte  – sogar solche Leute, die der ganzen Sache extrem skeptisch gegenüberstanden. Die wichtigste Voraussetzung schien eine entspannte, sogar spielerische Atmosphäre zu sein, die verhinderte, dass bei den Versuchspersonen eine ängstliche oder nervöse Erwartungshaltung entstand. Und das war schon alles, außer ein wenig Übung. Swann selbst hatte im Laufe der Zeit gelernt, die Signale vom Rauschen der Umgebung zu trennen  – indem er irgendwie seine Fantasien von dem trennte, was eindeutig in der Szene zu sehen war.

Puthoff und Targ hatten das Sehen aus der Ferne wissenschaftlich überprüft und dafür eine angemessene Testmethode entwickelt. Brenda Dunne und Robert Jahn verfeinerten diese Wissenschaft noch weiter. Für sie war das eine natürliche Fortentwicklung. Brenda Dunne war eine der Ersten gewesen, die sich darangemacht hatten, die Arbeiten des SRI zu reproduzieren. Damals war sie noch Studentin am Mundelein College und später Doktorandin an der University of Chicago gewesen, bevor sie nach Princeton wechselte.22 Ihre Versuche hatte auch sie mit gewöhnlichen Freiwilligen durchgeführt, nicht etwa mit medial Begabten. In acht Studien mit zwei Studenten, die keine besondere Begabung zur außersinnlichen Wahrnehmung hatten, zeigte sie, dass ihre Probanden in der Lage waren, Zielorte korrekt zu beschreiben. Als sie mit ihrer Arbeit in Princeton begann, wurde das Sehen aus der Ferne auch in das PEAR-Programm aufgenommen. Jahn und Dunne sorgten sich vor allem darüber, dass diese Art von Studien wahrscheinlich sehr anfällig waren für schludrige Versuchsanordnungen und Datenverarbeitungstechniken sowie gezielte oder unbeabsichtigte »sinnliche Hinweise« bei einzelnen Teilnehmern. Sie waren entschlossen, alle diese Schwachstellen zu vermeiden, und achteten deshalb auf einen äußerst sorgfältigen Versuchsaufbau. Was dabei herauskam, war die neueste subjektive Art der Erfolgsmessung  – eine standardisierte Checkliste. Der Proband beschrieb nicht nur die Szene und zeichnete ein Bild davon, sondern wurde außerdem gebeten, ein Formular mit dreißig Multiple-Choice-Fragen über Details der Szene auszufüllen, was einen Versuch darstellte, mehr »Fleisch« an die jeweilige Beschreibung zu bekommen. Derweil füllte die Person, die sich an dem betreffenden Ort befand, ebenfalls ein solches Formular aus, machte Fotos und fertigte Zeichnungen an. Bei vielen Gelegenheiten

wurde der Zielort von einer der REG-Maschinen ausgewählt und demjenigen, der dort hinfahren sollte, in einem versiegelten Umschlag übergeben, der erst in einiger Entfernung vom PEAR geöffnet werden durfte. Bei anderen Gelegenheiten durfte derjenige, der vor Ort sein sollte, sein Ziel erst auswählen, nachdem er oder sie sich an einem entfernten Ort befand, den niemand in Princeton kannte. Wenn der Reisende zurückkehrte, gab ein Mitarbeiter von PEAR die Daten in einen Computer ein, der die Checkliste des Reisenden mit der des aus der Ferne Sehenden und diese beiden Listen mit allen anderen aus dem Datenbestand abglich. Insgesamt führten Jahn und Dunne 336 formale Versuche mit 48 Teilnehmern durch, wobei die Entfernungen zwischen dem Zielort und dem aus der Ferne Sehenden 5 bis maximal 6000 Meilen betrugen. Um die Genauigkeit der Resultate zu bewerten, hatten sie ein höchst detailliertes mathematischanalytisches Programm ausgearbeitet. Sie hatten sogar die individuellen statistischen Wahrscheinlichkeiten für eine zufällig richtige Antwort festgelegt. Nahezu zwei Drittel der Experimente führten zu Resultaten, die genauer waren, als sie nach dem Zufallsprinzip hätten sein können. Bezogen auf die gesamten Untersuchungsdaten des PEAR, gab es eine Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Milliarde, dass die Ergebnisse rein zufällig zustande gekommen waren.23 Ein möglicher Kritikpunkt war die Tatsache, dass sich die meisten der an den Experimenten beteiligten Paare schon vorher kannten. Obwohl eine Art emotionaler oder körperlicher Bindung zwischen den Teilnehmern die Ergebnisse zu verbessern schien, gab es aber auch gute Resultate, wenn der Reisende und der aus der Ferne Sehende sich praktisch fremd waren. Anders als bei den ursprünglichen SRI-Studien gehörte niemand mit einer

besonderen telepathischen Begabung zu den Probanden. Bessere Ergebnisse wurden außerdem erzielt, wenn die reisenden Teilnehmer ihren Zielort durch Zufallsauswahl aus einem großen Pool von Möglichkeiten erhielten, statt ihn selbst spontan auszuwählen. Das machte es unwahrscheinlich, dass ein gemeinsames Wissen der Teilnehmerpaare die Ergebnisse positiv beeinflusste. Wie Puthoff war sich auch Jahn darüber klar, dass keine der herrschenden biologischen und physikalischen Theorien das Sehen aus der Ferne erklären konnte. Die Russen blieben bei ihrer Behauptung, dass Hellsichtigkeit mit extrem niederfrequenten (ELF) elektromagnetischen Wellen zu tun hatte.24 Das Problem bei dieser Interpretation bestand darin, dass die Sehenden bei vielen der Experimente die jeweilige Szene wie in einem Film wahrgenommen hatten, als wären sie selbst dort gewesen. Das aber bedeutete, dass dieses Phänomen sich jenseits konventioneller ELF-Frequenzen abspielen musste. Außerdem wurden auch sehr niederfrequente Radiowellen durch die doppelwandige Kupferabschirmung des Spezialraumes blockiert, was aber die Fähigkeit der Probanden, etwas aus der Ferne wahrzunehmen und genau zu beschreiben, in keiner Weise beeinträchtigt hatte, nicht einmal, wenn der Zielort Tausende von Meilen entfernt war. Puthoff fuhr fort, die ELF-Hypothese zu testen, indem er zwei der russischen Studien von einem TaurusUnterseeboot her ausführte, einem winzigen FünfPersonen-Fahrzeug, das von der kanadischen International Hydrodynamics Company Ltd (HYCO) hergestellt wurde. Mehrere hundert Meter Meerwasser gelten als äußerst effektive Abschirmung für alle bis auf die niedrigsten Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums. Der aus der Ferne Sehende  – gewöhnlich Hammid oder Price  – tauchte mit dem Unterseeboot in der Nähe von Catalina Island vor der Küste Südkaliforniens 170 Meter tief,

während Hal und ein Regierungsmitarbeiter, der das Projekt überwachte, aus einem Pool von möglichen Zielorten in der Nähe von San Francisco einen auswählten. Zu einer festgelegten Zeit fuhren sie dorthin und blieben 15 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt versuchten Hammid oder Price, zu beschreiben und aufzuzeichnen, was der betreffende Partner 500 Meilen entfernt sah. In beiden Fällen hatten sie den Zielort korrekt identifiziert – einen Baum oben auf einem Hügel in Portola Valley, Kalifornien, und ein Einkaufszentrum in Mountain View, Kalifornien. Das machte es höchst unwahrscheinlich, dass elektromagnetische Wellen den Kommunikationskanal bildeten, nicht einmal extrem niedrige Frequenzen. Sogar die sehr niederfrequenten Gehirnwellen von 10 Hertz wurden 170 Meter unter der Wasseroberfläche blockiert. Allein Quanteneffekte wurden in dieser Tiefe nicht abgeschirmt. Da jeder Gegenstand das Nullpunkt-Feld absorbiert und wieder zurückstrahlt, würde die Information durch die andere Seite der Wasser-»Abschirmung« wieder zurückgestrahlt. Puthoff und Targ hatten einige wenige Anhaltspunkte im Hinblick auf die seltsamen Charakteristika des Sehens aus der Ferne. Zunächst einmal schien es so, als habe jeder der SRI-Probanden seine oder ihre eigene Unterschrift. Die Orientierung schien zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen des jeweiligen Probanden zu passen; ein sensorischer aus der Ferne Sehender nahm auch persönlich die Dinge sehr stark mit seinen Sinnen wahr. Der eine war vielleicht besonders gut darin, eine Karte des betreffenden Ortes zu zeichnen und die architektonischen und topographischen Merkmale zu beschreiben; jemand anders konzentrierte sich mehr auf die sinnliche »Empfindung« des Ortes; und ein Dritter konzentrierte sich vielleicht auf das Verhalten des Experimentators vor Ort oder beschrieb, was er fühlte oder sah, als ob er irgendwie in die Haut des Experimentators schlüpfen und mit dessen Augen sehen

könnte.25 Viele Probanden agierten in »Echtzeit«, als ob sie selbst vor Ort wären und die Szene aus der Sicht des Experimentators erlebten, der sich dort befand. Als Hal in Costa Rica schwamm, sahen sie die Szene aus seiner Perspektive. Wenn er von etwas abgelenkt wurde, das nicht zentral für den jeweiligen Zielort war, wurden auch sie davon abgelenkt. Es war so, als würden sie mit den Sinnen von zwei Menschen wahrnehmen  – ihren eigenen und denen der Person, die sich vor Ort befand. Die Signale verhielten sich so, als seien sie durch einen niederfrequenten Bit-Kanal geschickt worden. Bei den Experimenten wurden die Informationen in Bits und oft unvollkommen empfangen. Obwohl die grundlegenden Informationen durchkamen, waren die Details bisweilen leicht verschwommen. Gewöhnlich wurde die Szene spiegelverkehrt wahrgenommen. Targ und Puthoff hatten sich gefragt, ob das etwas mit der normalen Aktivität unserer Sehrinde zu tun hatte, so wie sie sie verstanden. Die konventionelle Vorstellung war, dass die Hirnrinde eine Szene spiegelverkehrt aufnimmt und das Gehirn sie anschließend korrigiert. Beim Sehen aus der Ferne nimmt man zwar nicht mit den Augen wahr, aber das Gehirn korrigiert das Bild offenbar trotzdem. Doch hier enden auch schon die Ähnlichkeiten mit der üblichen Gehirnaktivität. Viele Versuchspersonen konnten beim Sehen aus der Ferne ihre Perspektive verändern, besonders wenn sie von den Experimentatoren darum gebeten wurden. Sie konnten dann Höhen und Blickwinkel willentlich verändern oder wie bei einer Videokamera auf einem Kran näher heranfahren, um einen bestimmten Ausschnitt zu vergrößern. Als Pat zum ersten Mal den geheimen Standort des Pentagons aus der Ferne gesehen hatte, hatte er die Szene zunächst als Ganzes aus einer Höhe von etwa 500 Metern betrachtet und war dann wie

mit einem Teleobjektiv herangefahren, um sich die Details genauer anzusehen. Das Schlimmste, was jemand beim Sehen aus der Ferne tun konnte, war, zu interpretieren oder zu analysieren, was er sah. Das »färbte« meist seine Eindrücke, noch während er die Information aufnahm, und es führte ihn unvermeidlich auf die falsche Fährte. Auf dieser Grundlage begann er andere Aspekte der Szene entsprechend zu interpretieren, damit sie ins Bild passten. Wenn jemand beispielsweise ein Schloss sah, dann begann er automatisch nach einem Wassergraben zu suchen. Seine Erwartung oder Vorstellungskraft ersetzte quasi den Empfangskanal.26 Es gab keinen Zweifel, dass die Information räumlich und ganzheitlich in Form von aufblitzenden Bildern übertragen wurde. Wie bei den Phänomenen, die das PEAR und Braud untersucht hatten, scheint diese Art von Wahrnehmung über das Unbewusste und den nichtanalytischen Teil des Gehirns zu laufen. Wie Dunne und Jahn bei ihren Experimenten mit den REGMaschinen festgestellt hatten, ist die linke Hirnhälfte der Feind des Nullpunkt-Feldes. Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten, waren die Probanden stets erschöpft und bei ihrer Rückkehr ins Hier und Jetzt auch immer überwältigt von der Flut ihrer Eindrücke. Es war so, als hätten sie sich in eine Art SuperBewusstsein begeben und würden nun nach ihrer Rückkehr die Welt intensiver wahrnehmen. Der Himmel war blauer, die Geräusche waren lauter, alles war auf köstliche Weise wirklicher. Es war, als hätten ihre Sinne, indem sie sich auf jene kaum wahrnehmbaren Signale einstellten, ihre maximale Kapazität erlangt. Nach der Rückkehr in die reale Welt empfanden sie die übliche Lautstärke nun als eine Bombardierung mit Bildern und Geräuschen.27

Hal begann, darüber nachzudenken, wie das Sehen aus der Ferne überhaupt möglich wurde. Aber er wollte keine Theorie aufstellen. Wie die meisten Wissenschaftler hasste er wolkige Spekulationen. Doch es gab keinen Zweifel, dass wir alle auf einer bestimmten Ebene unseres Bewusstseins Zugang zu sämtlichen Informationen über alles in der Welt hatten. Menschliche Signalgeber waren eindeutig nicht immer erforderlich. Schon ein Satz von Koordinaten konnte uns an den Zielort führen. Wenn wir einen entfernten Ort augenblicklich sehen konnten, dann sprach das stark dafür, dass es sich hier um einen nichtlokalen Quanteneffekt handelte. Mit zunehmender Praxis konnten die Leute die Empfangsmechanismen ihres Gehirns erweitern, um Zugang zu Informationen zu erlangen, die im NullpunktFeld gespeichert waren. Dieses gigantische Kryptogramm, in dem ständig alle Atome des Universums verschlüsselt wurden, enthielt sämtliche Informationen der Welt  – jedes Bild, jeden Klang und jeden Geruch. Wenn Hellsichtige eine bestimmte Szene »sahen«, befand sich ihr Geist nicht wirklich dort, wo sich die Szene abspielte. Was sie sahen, waren die Informationen, die der Partner vor Ort in den Quantenfluktuationen verschlüsselt hatte. Sie griffen die im Nullpunkt-Feld enthaltenen Informationen auf. In gewisser Weise erlaubte uns das Nullpunkt-Feld, das gesamte Universum in unser Inneres zu holen. Diejenigen, die gut aus der Ferne sehen können, sehen nichts, was für andere Menschen unsichtbar ist. Sie sind lediglich in der Lage, alle anderen ablenkenden Informationen zu dämpfen. Da jeder Quantenpartikel die Welt in Wellen aufzeichnet und dabei in jedem Augenblick Bilder der Welt enthält, wirkt auf einer sehr tiefen Quantenebene irgendetwas an der betreffenden Szene  – eine Zielperson oder die Koordinaten des Zielortes  – wahrscheinlich wie ein Signalgeber. Jemand, der aus der Ferne sieht, nimmt Signale von diesem Ziel auf, und diese Signale enthalten ein Bild, das der Hellsichtige auf der Quantenebene

wahrnimmt. Alle außer den Erfahrenen und Begabten wie Pat Price empfangen diese Information unvollkommen in spiegelverkehrten oder nicht vollständigen Bildern, so als sei etwas mit dem Überträger nicht in Ordnung. Weil die Information von unserem Unbewussten empfangen wird, kommt sie uns oft wie ein Traum, eine Erinnerung oder eine plötzliche Einsicht vor  – das Aufblitzen eines Bildes, ein Teil des Ganzen. Der Erfolg, den Price bei dem russischen Zielort hatte, und Swanns Erfolg mit Jupiter legt nahe, dass jede Art von Gedächtnisstütze wie eine Landkarte oder eine Ziffer den betreffenden Ort heraufbeschwören kann. So wie ein Rechengenie augenblicklich die unmöglichsten Rechenaufgaben lösen kann, befähigt uns das Nullpunkt-Feld vielleicht, in unserem Inneren ein Bild des materiellen Universums festzuhalten und unter bestimmten Umständen unsere Bandbreite genügend erweitern zu können, um einen Ausschnitt davon zu erblicken. Die SRI-Untersuchungen zum Sehen aus der Ferne (später im Science Applications International Corp oder SAIC untergebracht) wurden 23 Jahre fortgesetzt, hinter einer Wand der Geheimhaltung, die immer noch ungebrochen ist. Sie wurden vollständig von der Regierung finanziert, zunächst unter der Leitung von Puthoff, dann Targ und schließlich Edwin May, einem kräftigen Kernphysiker, der vorher schon andere Arbeiten für die CIA durchgeführt hatte. 1978 verfügte die Army über eine eigene Abteilung mit hellsichtigen Spionen, die den Codenamen »Grill Flame« trug und wahrscheinlich das geheimste Projekt des Pentagons war. Ihr gehörten Soldaten an, die behauptet hatten, über außersinnliche Fähigkeiten zu verfügen. Als Ed May die Leitung des Projektes hatte, gab es ein Regierungskomitee »Human Use and Procedural Oversight«, dem zwei Nobelpreisträger und zwei Abteilungsleiter von Universitäten angehörten, die alle wegen ihrer Skepsis ausgewählt worden waren.

Ihre Aufgabe bestand darin, die SRI-Forschungsarbeiten zum Sehen aus der Ferne zu begutachten, und zu diesem Zweck durften sie zum Schutz vor Betrug auch unangemeldet im SAIC auftauchen. Alle kamen zu dem Schluss, dass die Forschung einwandfrei war, und die Hälfte von ihnen vertrat die Ansicht, dass hier etwas Wichtiges demonstriert wurde.28 Gleichwohl hat die amerikanische Regierung bis heute nur die SemipalatinskStudie veröffentlicht, einen winzigen Teil aus einem Berg von SRI-Dokumenten, und auch das nur auf endloses Drängen von Russell Targ.29 Als das Programm 1995 beendet wurde, kam eine von der Regierung finanzierte Begutachtung aller SRI- und SAICDaten, durchgeführt von Jessica Utts, einer Statistikprofessorin von der University of California in Davis, und Dr. Ray Hyman, einem Wissenschaftler, der außersinnlichen Phänomenen skeptisch gegenüberstand, zu dem Schluss, dass die vorliegenden statistischen Daten für die Phänomene des Sehens aus der Ferne bei weitem über das hinausgingen, was sich durch Zufall hätte ergeben können.30 Nach Ansicht der US-Regierung verschafften die SRI-Studien Amerika möglicherweise einen Vorteil gegenüber dem russischen Geheimdienst. Aber für die Wissenschaftler selbst bedeuteten diese Resultate sehr viel mehr als nur einen Schachzug im Kalten Krieg. Sie schienen nahe zu legen, dass wir aufgrund unseres andauernden Dialogs mit dem Nullpunkt-Feld, wie de Broglies Elektron, überall gleichzeitig waren.

KAPITEL 9

Das endlose Hier und Jetzt

D

ie CIA mochte beeindruckt gewesen sein von Pat Prices Erfolg mit Semipalatinsk, aber das war nicht das Experiment, das Hal Puthoff und Russell Targ am meisten imponierte. Das hatte im Jahr zuvor stattgefunden, und es ging dabei um nichts Geheimnisvolleres als das örtliche Schwimmbad. Targ war mit Pat Price in dem Raum mit der Kupferabschirmung im zweiten Stock des SRI-Gebäudes gewesen; Hal und ein Kollege hatten per elektronischer Zufallsauswahl einen Ort gewählt; es handelte sich diesmal um das Schwimmbad im Rinconada-Park in Palo Alto, ungefähr fünf Meilen entfernt. Nach 30 Minuten, als Targ annehmen konnte, dass Puthoff sein Ziel erreicht hatte, gab er Price das Startzeichen. Price schloss die Augen und beschrieb in allen Einzelheiten und mit nahezu korrekten Abmessungen das große Schwimmbecken, das kleinere Schwimmbecken und ein Gebäude aus Beton. Seine Zeichnung war in jeder Hinsicht genau, bis auf eine Ausnahme: Er behauptete steif und fest, auf dem Gelände würde sich eine Anlage zur Wasserreinigung befinden. Er fügte sogar die Drehvorrichtungen zu seiner Darstellung der Schwimmbecken hinzu und zeichnete zusätzlich zwei Wassertanks auf dem Gelände ein. Mehrere Jahre lang hatten Hal und Russell einfach angenommen, Pat habe sich in diesem einen Punkt geirrt. Das Signal, so drückten sie es gewöhnlich aus, sei durch zu

viel Lärm überlagert worden. Es gab dort keine Anlage zur Wasserreinigung, und es gab eindeutig keine Wassertanks. Dann erhielt Russell Anfang 1975 ein Jahrbuch, das die Stadt Palo Alto zu ihrem hundertjährigen Geburtstag herausgegeben hatte und das einige Highlights aus den letzten hundert Jahren enthielt. Bei Durchblättern las er verblüfft: »Im Jahre 1913 wurde ein neues Wasserwerk an der Stelle errichtet, wo sich heute der Rinconanda-Park befindet.« Auf dem Foto daneben waren deutlich zwei Tanks zu erkennen. Russ erinnerte sich an Pats Zeichnung und holte sie hervor; die Tanks befanden sich genau an der Stelle, wo Pat sie eingezeichnet hatte. Als Pat das Gelände »sah«, hatte er es so gesehen, wie es vor fünfzig Jahren gewesen war, obwohl inzwischen jeder Hinweis auf eine Anlage zur Wasserreinigung verschwunden war.1 Einer der erstaunlichsten Aspekte der Daten, die Puthoff, Jahn und die anderen Wissenschaftler zusammengetragen hatten, ist der, dass die Entfernung nie eine Rolle spielte. Eine Versuchsperson brauchte nicht in der Nähe zu sein, um eine REG-Maschine zu beeinflussen. Bei mindestens einem Viertel von Jahns Studien hatten sich die Teilnehmer irgendwo zwischen dem Nebenzimmer und einem tausend Meilen entfernten Ort befunden. Gleichwohl waren die Resultate praktisch identisch mit denen, die aus Untersuchungen stammten, bei denen die Probanden im PEAR-Labor gewesen waren und direkt vor einer Maschine gesessen hatten. Die Entfernung, selbst wenn sie groß war, schien den Effekt, den jemand auf die Maschine hatte, nicht zu beeinträchtigen.2 Dasselbe war bei den vom PEAR und SRI durchgeführten Untersuchungen zum Sehen aus der Ferne geschehen. Die Probanden konnten über Landesgrenzen und Kontinente hinweg und sogar in den Weltraum hineinsehen.3 Aber das Experiment mit Pat Price war ein Beispiel für etwas noch Außergewöhnlicheres. Die

Forschungsergebnisse von Labors wie PEAR und SRI gaben Hinweise darauf, dass Leute auch in die Zukunft oder in die Vergangenheit »sehen« konnten. Die Vorstellung von Raum und Zeit ist aus unserem Selbstbild und unserer Weltsicht kaum »wegzudenken«. Wir betrachten das Leben als einen fortschreitenden Prozess, den wir mit Uhren, Kalendern und Meilensteinen unserer Biografie messen können. Wir werden geboren, wachsen heran, heiraten, bekommen Kinder, bauen ein Haus, sammeln Besitztümer, Katzen und Hunde, und währenddessen werden wir unvermeidlich älter und bewegen uns auf den Tod zu. Der greifbarste Beweis für das Fortschreiten der Zeit ist in der Tat unser eigenes körperliches Altern. Eine weitere gesicherte Überzeugung, die wir aus der klassischen Physik ableiten, ist die Vorstellung, dass die Welt ein geometrischer Ort ist, angefüllt mit festen Gegenständen, zwischen denen sich leerer Raum befindet. Die Größe dieser Zwischenräume ist entscheidend für den Einfluss, den ein Gegenstand auf einen anderen haben kann. Ein augenblicklicher Einfluss kann demnach nicht stattfinden, wenn die Gegenstände meilenweit voneinander entfernt sind. Die Untersuchungen mit Pat Price und die PEAR-Studien gaben jedoch erste Hinweise darauf, dass es auf einer fundamentaleren Ebene der Existenz weder Raum noch Zeit gibt, keine offensichtliche Ursache und Wirkung  – nichts, das auf etwas trifft und dadurch ein Ereignis über Zeit oder Raum verursacht. Newtons Vorstellungen von absoluter Zeit und absolutem Raum und sogar Einsteins Idee einer relativen Raumzeit werden durch ein zutreffenderes Bild ersetzt  – dass das Universum in einem weiten »Hier« existiert, das alle Punkte des Raums und der Zeit in einem einzigen Augenblick repräsentiert. Wenn subatomare Partikel über Raum und Zeit hinweg interagieren können, warum sollte das dann der Materie,

die sich aus ihnen zusammensetzt, nicht möglich sein? In der Quantenwelt des Nullpunkt-Feldes, einer subatomaren Welt reinen Potenzials, existiert das Leben als gewaltige Gegenwart. »Denk dir die Zeit weg«, sagte Robert Jahn gerne, »und das Ganze macht Sinn.« Jahn hatte seine eigene Geschichte, die bewies, dass Leute Ereignisse vorhersagen konnten. Hauptsächlich weil Brenda Dunne ähnliche Arbeiten am Mundelein College durchgeführt hatte, bauten Dunne und Jahn die meisten ihrer Untersuchungen über das Sehen aus der Ferne als »Precognitive Remote Perception« (präkognitive Wahrnehmung aus der Ferne) oder PRP-Versuche auf. Die Probanden blieben im PEAR-Labor zurück und wurden dort gebeten, die Zielorte ihrer reisenden Partner zu nennen, und zwar nicht nur, bevor diese dort ankamen, sondern auch viele Stunden oder Tage bevor sie überhaupt wussten, wohin die Reise gehen sollte. Jemand, der nichts mit dem Experiment zu tun hatte, benutzte eine REG-Maschine, um das Ziel nach dem Zufallsprinzip aus einem zuvor festgelegten Pool von Möglichkeiten zu wählen, oder der Reisende konnte sich unterwegs spontan für ein Ziel entscheiden. Anschließend folgte er dem festgelegten Ablauf für solche Experimente. Er verbrachte zu einer vorher bestimmten Zeit 10 bis 15 Minuten am Zielort, notierte seine Eindrücke, machte Fotos und füllte die Checkliste mit den Fragen des PEAR-Teams aus. Der Partner im PEAR-Labor hatte seine Eindrücke vom Zielort des Reisenden schon vorher notiert und aufgezeichnet, eine halbe Stunde bis zu fünf Tagen vor der Ankunft des Reisenden. Die meisten der 336 formalen Versuche des PEAR, bei denen es um das Sehen aus der Ferne ging, waren so angelegt, dass sie entweder vorher oder nachher – Stunden oder Tage nachdem der Reisende sein Ziel wieder verlassen hatte  – durchgeführt wurden, und sie waren genauso erfolgreich wie die »Echtzeit«-Versuche.

Viele Beschreibungen der »Sehenden« passten mit atemberaubender Genauigkeit zu den Fotos der Reisenden. In einem Fall war der Reisende zur Northwest Railroad Station in Glencoe, Illinois, gefahren und hatte ein Foto des Bahnhofs mit einem einfahrenden Zug und ein weiteres vom Inneren des Bahnhofsgebäudes, einem graubraunen kleinen Warteraum mit einer Anzeigetafel unter einem Schild, gemacht. »Ich sehe den Bahnhof«, schrieb der Sehende 35 Minuten bevor sich der Reisende überhaupt für ein Ziel entschieden hatte, »einen der Pendlerbahnhöfe an der Schnellstraße  – den weißen Zement und die silbernen Geländer. Ich sehe, wie ein Zug einfährt … ich sehe oder höre Schritte auf dem Holzboden  … An der Wand im Bahnhofsgebäude hängen Poster oder irgendwelche Reklametafeln. Ich sehe die Bänke. Dann ist da noch ein Schild …« In einem anderen Fall berichtete der Sehende über ein »seltsames, aber beständiges« Bild, bei dem der Reisende im Inneren einer »großen Schüssel« stand – und »wenn sie voller Suppe wäre, dann wäre [der Reisende] etwa so groß wie ein großer Knödel«. 45 Minuten später hatte der Reisende tatsächlich die Größe eines Knödels, verglichen mit dem massiven, kuppelartigen Radioteleskop in Kitt Peak, Arizona, unter dem er stand. Wieder ein anderer PEAR-Teilnehmer beschrieb, er sehe seinen Partner in einem »alten Gebäude« mit »Fenstern wie Bögen«, die »oben an einem Punkt zusammentreffen, der fast«, aber »nicht ganz regelmäßig« ist, dazu »große Doppeltüren« und »quadratische Säulen, auf denen sich Kugeln befinden«. Ungefähr einen Tag später erreichte der Reisende sein Ziel, die Tretjakow-Galerie in Moskau, ein reich geschmücktes, eindrucksvolles Gebäude mit besonderen Säulen an der Front und einer großen Doppeltür unter einem spitz zulaufenden Torbogen.4

In anderen Fällen nahm der Sehende Eindrücke auf, die der Reisende unterwegs hatte, nicht jedoch vom »offiziellen« Zielort. In einem Fall wollte der Reisende die Saturn-Mondrakete im NASA-Raumfahrtzentrum in Houston besichtigen. Der Sehende »erblickte« derweil eine Szene in einem Raum, wo der Reisende auf dem Boden mit einer Gruppe von Welpen spielte. Aber am selben Abend besuchte der Reisende (der keine Ahnung von den Wahrnehmungen des Sehenden hatte) das Haus eines Freundes, wo er tatsächlich mit einem Wurf neugeborener Welpen spielte; eins der Tiere nahm er mit nach Hause. Die Sehenden nahmen sogar Informationen über Ereignisse oder Szenen auf, die ihre reisenden Partner von ihren Hauptzielen abgelenkt hatten. Während ein Reisender auf einer Farm in Idaho stand und sich auf eine Rinderherde konzentrierte, wurde er von einem Bewässerungsgraben abgelenkt, der mehrere Meter entfernt vorbeiführte. Er war so fasziniert davon, dass er ihn fotografierte und in seiner Beschreibung erwähnte. Der Sehende in New Jersey, der die Szene wahrgenommen hatte, bevor sie sich ereignete, erwähnte in seiner Beschreibung zwar nicht die Rinder, sagte aber, er sehe Farmgebäude, Felder und einen Bewässerungsgraben.5 Andere wissenschaftliche Erkenntnisse sprachen ebenfalls dafür, dass Menschen fähig sind, in die Zukunft zu »sehen«. Charles Honorton vom Maimonides Center erstellte eine Übersicht über alle gut durchgeführten wissenschaftlichen Experimente, die sich mit dieser Frage beschäftigten. Gewöhnlich gehörte dazu, dass die Teilnehmer raten mussten, welche Lampen aufleuchten, welche Karten aufgedeckt, welche Zahlen gewürfelt würden oder sogar wie das Wetter sein würde.6 Aus der Zusammenfassung von insgesamt zwei Millionen Versuchen aus 309 Studien mit 50  000 Teilnehmern, wobei die Zeitspanne zwischen dem Raten und dem Ereignis von

einigen Millisekunden bis zu einem ganzen Jahr reichte, errechnete Honorton positive Resultate, die nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn Millionen Milliarden Milliarden auf reinem Zufall beruhen konnten.7   Präsident Abraham Lincoln träumte eine Woche vor seinem Tod von seiner eigenen Ermordung. Dies ist eine von vielen Geschichten über Vorahnungen und Träume, die uns die Zukunft vorhersagen. Für die meisten Wissenschaftler besteht das Problem darin, wie sie solche Geschichten im Labor überprüfen können. Wie lässt sich eine Vorahnung quantifizieren und kontrollieren? Das Maimonides-Traumlabor hatte genau das versucht  – die Träume von Leuten über ihre eigene Zukunft in einem glaubwürdigen wissenschaftlichen Experiment zu reproduzieren. Sie hatten dazu eine neue Vorgehensweise entwickelt, wobei sie das begabte englische Medium Malcolm Bessent einsetzten. Bessent hatte sein Talent ausgebildet, indem er viele Jahre am London College of Psychic Studies bei ebenso begabten wie erfahrenen Lehrern außersinnliche Wahrnehmung und Hellsichtigkeit studiert hatte. Bessent wurde eingeladen, im MaimonidesLabor zu schlafen, und gebeten, das zu träumen, was er am nächsten Tag erleben würde. Während der Nacht wurde er aufgeweckt und gebeten, seine Träume auf Tonband zu berichten. Bessent hatte bei einer Gelegenheit genau das getan. Am nächsten Morgen suchte ein Forscher, der keine Ahnung von Bessent und seinem Traum hatte, nach einer zuvor festgelegten Prozedur nach einem Zufallsverfahren unter verschiedenen Reproduktionen ein Gemälde aus. Es handelte sich um van Goghs Krankenhauskorridor von Saint-Rémy. Als weitere Vorsichtsmaßnahme gegen irgendeine Art von Beeinflussung war das Band mit der Aufzeichnung von Bessents Traumbericht schon zur

Abschrift weggeschickt worden, bevor das Bild ausgewählt wurde. Direkt nach der Auswahl des Bildes liefen die Maimonides-Mitarbeiter zu Hochform auf. Als Bessent aufwachte und sein Zimmer verließ, wurde er von Leuten in weißen Kitteln in Empfang genommen, die ihn »Mr. van Gogh« nannten und ihn ziemlich ruppig behandelten. Als er den Korridor entlangging, konnte er hysterisches Gelächter hören. Die »Ärzte« zwangen ihn, eine Tablette zu nehmen, und »desinfizierten« ihn mit einem Wattebausch. Später prüfte man die Abschrift seines Traumberichts. Es stellte sich heraus, dass Bessent einen Patienten beschrieben hatte, der zu fliehen versuchte, während viele Leute in weißen Kitteln  – Ärzte und andere Krankenhausmitarbeiter  – sich ihm gegenüber feindlich verhielten.8 Bessents Vorahnungen im Traumlabor waren äußerst präzise; bei insgesamt acht Versuchen traf er siebenmal ins Schwarze. Bei einer zweiten Serie bewies Bessent, dass er sowohl von zukünftigen Ereignissen träumen konnte als auch von Dingen, die er gerade erlebt hatte. Als das Traumlabor 1978 wegen Geldmangels geschlossen wurde, hatte man 379 Versuche durchgeführt, und die erstaunliche Erfolgsrate von Träumen über die Gegenwart und Zukunft betrug 83,5 Prozent.9 Dean Radin dachte sich einen neuen Ansatz zur Überprüfung von Vorahnungen aus. Statt sich auf verbale Genauigkeit zu verlassen, wollte er testen, wie unser Körper irgendwelche Vorahnungen registriert. Seine Idee war eine vereinfachte Variante der Traumforschung. Die Maimonides-Experimente waren teuer, denn sie erforderten den Einsatz von acht bis zehn Leuten und pro Experiment etwa einen Arbeitstag. Mit Radins Versuchsanordnung konnte man dieselben Resultate in 20 Minuten und zu einem Bruchteil der Kosten erzielen.

Radin gehörte zu einem kleinen inneren Zirkel von Bewusstseinsforschern, und er war einer der wenigen Wissenschaftler, die sich gezielt für diesen Forschungsbereich entschieden hatten und nicht durch die Hintertür dazu gekommen waren. Sein Engagement hatte damit zu tun, dass es in seinem Leben eine seltsame Ehe zwischen Wissenschaft und Science-Fiction gab. Radin war fünfzig, aber trotz seines dünnen, schwarzen Schnurrbarts und seines zurückweichenden Haaransatzes hatte er sich die Einstellung des staunenden Kindes bewahrt, das er einst gewesen war. Sein Instrument der Frühreife war die Violine gewesen, die er zwischen seinem 5. und 25. Lebensjahr gespielt hatte. Lediglich der Mangel an körperlichem Stehvermögen hatte ihn dazu veranlasst, eine vielleicht viel versprechende Karriere als Konzertgeiger aufzugeben. Wer als Musiker Weltklasse erreichen will, muss ein ausgezeichneter Athlet sein, bereit, täglich viele Stunden zu üben und zu spielen, um seine Feinmotorik zu trainieren, und Radin war zu der Erkenntnis gelangt, dass er dafür körperlich nicht robust genug war. Es war nur natürlich, dass er sich seiner nächsten großen Liebe zuwandte, den Märchen  – der Aussicht auf eine geheimnisvolle, magische Welt. Aber eben die Art von Präzision und innerer Distanz, die ihn zu einem guten Geiger gemacht hatte, machte ihn auch zu einem geschickten Forscher, einer Naturbegabung für die Suche nach forensischen Beweisen und verborgenen Anhaltspunkten. Sein Lehrer im ersten Schuljahr hatte die sachliche Direktheit und die ernsthaften Absichten des zarten Kindes früh erkannt und seine zukünftige Berufung korrekt vorhergesagt. Was Radin wirklich in sein eigenes jugendliches Labor hineinbringen wollte, war Magie. Er wollte die Magie auseinander nehmen und unter dem Mikroskop untersuchen. Im Alter von zwölf Jahren begann er, eigene Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung durchzuführen.

Während seiner zehnjährigen Universitätsausbildung  – zunächst ein Ingenieursstudium, dann eine Promotion in Psychologie  – und sogar während seines ersten Jobs bei den Bell-Laboratorien, wo er in der Abteilung »Human Factors« tätig war, hatte sein Hauptinteresse weiterhin den Funktionsweisen des Bewusstseins und den äußeren Grenzen des menschlichen Potenzials gegolten. Er hatte von Helmut Schmidts Maschinen gehört, Schmidt bald darauf besucht und war mit einer geborgten Maschine zurückgekehrt, um einige eigene Untersuchungen durchzuführen. Fast unverzüglich bekam Radin gute Resultate – genauso gute wie Schmidt. Die Sache war ihm zu wichtig, um sie nebenbei zu betreiben. Radin bemühte sich um eine Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern, die in diesem Bereich schon tätig waren, und drehte seine Runden, arbeitete eine Weile beim SRI, dann in Princeton an der Universität und baute schließlich sein eigenes Bewusstseinslabor an der Universität von Nevada in Las Vegas auf, einem entfernten akademischen Außenposten, wo er hoffte, man würde ihn in Ruhe lassen.10 Radins ursprünglicher Beitrag zu diesem Forschungszweig war der harte statistische Schliff. Ein Großteil seiner früheren Arbeiten umfasste die Reproduktion oder mathematische Verifikation von Forschungsergebnissen seiner Kollegen. So hatte er beispielsweise mit anderen zusammen die Metaanalyse der REG-Studien des PEAR durchgeführt. Radin hatte sich die Daten der Traumforschung angesehen, die über Vorahnungen existierten. Nun interessierte ihn die Frage, ob die Leute auch im Wachzustand irgendeine Art von Vorahnungen hatten. In seinem Labor in Las Vegas stellte Dean einen Computer auf, der nach dem Zufallsprinzip Fotos auswählte, welche die Versuchspersonen entweder beruhigen oder in Erregung versetzen sollten. Radins Freiwillige sollten mit

Geräten verbunden sein, die ihre elektrischen Hautwiderstände, die Herzfrequenz und den Blutdruck maßen. Der Computer holte nach dem Zufallsprinzip Farbfotos von entweder beruhigenden Szenen (Natur- und Landschaftsaufnahmen) oder schockierenden oder erregenden Szenen (Autopsien oder erotische Aufnahmen) auf den Bildschirm. Wie erwartet beruhigte sich der Körper der Teilnehmer augenblicklich, wenn sie beruhigende Szenen betrachteten, und er zeigte Erregungssymptome, sobald sie mit erotischen oder abstoßenden Bildern konfrontiert wurden. Natürlich dauerten diese Reaktionen am längsten, sobald sie die Fotos gesehen hatten. Radin entdeckte jedoch, dass seine Probanden auch ahnten, was sie gleich sehen würden, denn er registrierte physiologische Reaktionen, bevor das betreffende Foto auf den Bildschirm kam. Als ob sie versuchen würden, sich zu wappnen, waren ihre Reaktionen am stärksten, bevor sie ein abstoßendes Bild sahen. Ungefähr eine Sekunde bevor das Bild erschien, sackte das Blut in die Extremitäten. Besonders seltsam war eine Reaktion, die vielleicht widerspiegelt, dass die Amerikaner von Sex stärker beunruhigt werden als von Gewalt: Radin stellte fest, dass bei erotischen Bildern die Vorahnung stärker war als bei Bildern mit Gewaltdarstellungen. Ihm wurde klar, dass dies einer der ersten empirischen Beweise dafür war, dass unser Körper unbewusst zukünftige emotionale Zustände antizipiert und ausagiert. Das legte zugleich die Vermutung nahe, dass unser »Nervensystem auf einen zukünftigen Schock nicht einfach nur ›reagiert‹, sondern auch die emotionale Bedeutung des Ereignisses herausarbeitet«.11 Radins Untersuchungen wurden von seinem holländischen Kollegen Dick Bierman, einem Psychologen an der Universität von Amsterdam, erfolgreich wiederholt.12 Bierman benutzte dieses Modell weiter, um

festzustellen, ob Menschen gute oder schlechte Nachrichten vorhersehen können. Indem er den Hautwiderstand von Leuten prüfte, deren erlernte Reaktionen auf eine bestimmte Art von Kartenspiel in einer weiteren veröffentlichten Studie getestet wurde, fand Bierman heraus, dass sich deren elektrische Hautaktivität kurzfristig änderte, bevor sie ihre Karten erhielten. Außerdem korrespondierten die Schwankungen der Hautwiderstandswerte meist mit der Art von Karten, die sie bekamen. Wer dabei war, ein schlechtes Blatt zu erhalten, war besonders hektisch und zeigte alle Anzeichen einer erhöhten Kampf-oder-Flucht-Reaktion.13 Das schien darauf hinzuweisen, dass wir auf einer unbewussten physiologischen Ebene eine Ahnung haben, wenn uns schlechte Nachrichten bevorstehen oder uns bald etwas Unangenehmes zustoßen wird. Radin versuchte es mit einem weiteren Test, bei dem er eine Variante von Helmut Schmidts Maschine einsetzte. Dabei handelte es sich um einen Pseudo-Zufallsgenerator, immer noch unvorhersagbar, aber aufgrund eines anderen Mechanismus. In diesem Fall sorgte eine Ausgangszahl dafür, dass es in einem hoch komplexen mathematischen Vorgang zur Ausgabe weiterer Zahlen kam. Die Maschine enthielt 10  000 verschiedene Ausgangszahlen, sodass es 10  000 verschiedene mathematische Möglichkeiten gab. Der Pseudo-Zufallsgenerator war so konstruiert, dass er Sequenzen von Zufalls-Bits, also null oder eins, hervorbrachte. Die Sequenzen mit den meisten »Einsern« galten als die Besten und waren deshalb besonders wünschenswert. Das Ziel bestand darin, die Maschine in einem bestimmten Augenblick bei einer bestimmten Ausgangszahl zu stoppen, um dadurch die besten Sequenzen zu erzielen. Das war natürlich der Trick bei der Sache. Das Auswahlfenster war extrem klein; wenn die Uhr im

Computer fünfzigmal pro Sekunde tickt, leuchtet die richtige Ausgangszahl nur 20 Millisekunden auf  – zehnmal kürzer als die menschliche Reaktionszeit. Um erfolgreich zu sein, musste man also intuitiv wissen, dass eine gute Ausgangszahl kommen würde, und den Knopf genau in der richtigen Millisekunde drücken. Und so unwahrscheinlich es klingt, genau das taten Radin und sein SRI-Chef Ed May. In Hunderten von Tests schafften Radin und May es irgendwie, genau zu »wissen«, wann sie den Knopf drücken mussten, um eine günstige Sequenz zu erzielen.14   Helmut Schmidt war fasziniert von der Aussicht, die Zeit zurückdrehen zu können. Er hatte darüber nachgedacht, wie die Effekte, die er bei den Maschinen beobachtet hatte, sich allen räumlichen oder kausalen Zusammenhängen zu widersetzen schienen. Was in seinen Gedanken Form anzunehmen begann, war eine beinahe absurde Frage: ob jemand, der versuchte, eine seiner Maschinen zu beeinflussen, das auch im Nachhinein tun konnte. Wenn ein Quantenzustand so ätherisch war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, machte es dann einen Unterschied, zu welchem Zeitpunkt man versuchte, ihn festzulegen, sofern man nur der Erste war, der es versuchte – der erste Beobachter? Schmidt verdrahtete sein REG neu, um es mit einem Audiogerät zu verbinden, das nach dem Zufallsprinzip klickende Geräusche von sich gab, die von einem Rekorder aufgezeichnet wurden und über einen Kopfhörer entweder im linken oder rechten Ohr zu hören waren. Dann schaltete er seine Maschinen und den Rekorder ein, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass niemand zuhörte, auch er selbst nicht. Das Originalband wurde kopiert, wieder ohne Zuhörer, und weggeschlossen. Schmidt fertigte zwischendurch auch Kontrollbänder an, bei denen niemand je versuchen würde, Einfluss darauf zu nehmen, ob das

Klicken auf dem rechten oder linken Kanal zu hören war. Als sie abgespielt wurden, war die Verteilung auf beiden Seiten ungefähr gleich. Einen Tag später ließ Schmidt einen Freiwilligen eins der Bänder mit nach Hause nehmen. Seine Aufgabe bestand darin, es abzuhören und nach Möglichkeit so zu beeinflussen, dass mehr Klicks über den rechten Kanal liefen. Später ließ Schmidt seinen Computer die rechten und linken Klicks zählen. Das Ergebnis schien dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen. Er stellte fest, dass seine Versuchsperson den Output der Maschine verändert hatte, gerade so, als sei sie bei der ursprünglichen Aufnahme dabei gewesen. Außerdem waren die Ergebnisse genauso gut wie bei seinen gewöhnlichen REG-Tests, so als hätte jemand direkt vor der Maschine gesessen. Nachdem er eine Anzahl dieser Experimente durchgeführt hatte, war ihm klar, dass dabei etwas vor sich ging, aber er glaubte nicht, dass seine Teilnehmer die Vergangenheit verändert oder das Band gelöscht und ein neues erstellt hätten. Was dabei vorzugehen schien, war, dass seine Beeinflusser das ursprüngliche Ereignis verändert hatten. Ihr Einfluss hatte sich auf die Vergangenheit erstreckt und sich auf die Zufallsauswahl der Maschine ausgewirkt, und zwar zum Zeitpunkt der ursprünglichen Aufnahme. Sie veränderten nicht, was geschehen war, sondern beeinflussten, was hätte geschehen können. Gegenwärtige oder zukünftige Absichten wirken sich auf die ursprünglichen Möglichkeiten aus und legen fest, welche Ereignisse tatsächlich eintreten. Bei mehr als 20  000 Tests im Rahmen von fünf Untersuchungen zwischen 1971 und 1975 zeigte Schmidt, dass eine hoch signifikante Anzahl von Bändern von dem zu erwartenden statistischen Mittel abwich  – das wären ungefähr 50 Prozent der Klicks jeweils auf dem rechten

und linken Kanal gewesen. Ähnliche Resultate erhielt er beim Einsatz von Maschinen, die eine Nadel auf einer Skalenscheibe nach links oder rechts verschob. Von 832 Durchgängen verzeichneten fast 55 Prozent mehr Nadelbewegungen nach links als nach rechts.15 Von allen Untersuchungen über Zeitreisen waren Schmidts wahrscheinlich die zuverlässigsten. Da alle Ergebnisse kopiert und weggeschlossen worden waren, schied die Möglichkeit des Betrugs aus. Es wurde eindeutig nachgewiesen, dass eine Beeinflussung von Zufallssystemen wie REG-Maschinen jederzeit in der Vergangenheit oder Zukunft stattfinden kann. Schmidt stellte auch fest, dass es für den Beeinflusser wichtig war, der erste Beobachter zu sein. Wenn irgendjemand anders das Band zuerst mit konzentrierter Aufmerksamkeit abhörte, dann schien das System später weniger beeinflussbar zu sein. Jede Art von konzentrierter Aufmerksamkeit schien die Ergebnisse endgültig festzulegen und einzufrieren. Einige wenige Untersuchungen legen sogar die Vermutung nahe, dass die Beobachtung durch irgendein Lebewesen, ob Mensch oder Tier, zukünftige Versuche zeitversetzter Einflussnahme erfolgreich blockiert. Obwohl solche Experimente auf schwachen Füßen stehen, passen sie zu dem, was wir über den Beobachtereffekt in der Quantentheorie wissen. Er spricht dafür, dass die Beobachtung durch ein lebendes Wesen die Dinge in einen festgefügten Zustand bringt.16 Bob Jahn und Brenda Dunne hatten ebenfalls begonnen, bei ihren eigenen REG-Versuchen mit der Zeit herumzuspielen. In 87  000 Tests hatten sie ihre Freiwilligen gebeten, sich irgendwann im Zeitraum von drei Tagen bis zu zwei Wochen, nachdem die Maschine gelaufen war, auf deren Funktionen zu konzentrieren. Als sie die Ergebnisse prüften, fanden sie etwas Unglaubliches. Diese Daten waren in jeder Hinsicht identisch mit den

konventionelleren Daten, die sie erzielt hatten, als ihre Probanden versucht hatten, die Maschine zu dem Zeitpunkt zu beeinflussen, als sie lief  – es gab weiterhin die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, und die Abweichungen vom Bevölkerungsdurchschnitt waren dieselben. Lediglich ein wichtiger Unterschied fiel auf: Bei den zeitversetzten Experimenten erzielten die Freiwilligen stärkere Effekte als bei den Standardexperimenten, wenn sie sich darauf konzentrierten, dass die Maschine häufiger »Kopf« produzieren sollte. Wegen der relativ kleinen Zahlen mussten Jahn und Dunne diesen seltsamen Effekt jedoch als nicht signifikant einstufen.17 Eine Reihe weiterer Forscher versuchte diese Art rückwärts gerichteter Zeitreisen auf Rennmäuse in ihren Laufrädchen anzuwenden, deren Aktivitäten im Nachhinein beeinflusst werden sollten; außerdem auf die Richtung, die Leute im Dunkeln einschlugen (und dabei auf eine Fotozelle trafen), ja sogar auf Autos, die während der Hauptverkehrszeit in einem Wiener Tunnel von einer Fotozelle erfasst wurden. Die Umdrehungen der Laufrädchen und die Treffer der Fotozellen wurden in Klicks umgewandelt, auf Band aufgezeichnet, aufbewahrt und einen Tag bis eine Woche später erstmals Beobachtern vorgespielt, die versuchten, die Rennmäuse zu beeinflussen, dass sie schneller liefen, bzw. die Leute oder Autos zu beeinflussen, dass sie häufiger von der Fotozelle erfasst wurden. Bei einer anderen Untersuchung ging es um die Frage, ob ein Heiler im Nachhinein die Ausbreitung von Blutparasiten bei Ratten beeinflussen konnte. Braud hatte sogar seine eigenen Studien durchgeführt, bei denen er den Hautwiderstand von Probanden aufzeichnete und diese dann bat, ihre Reaktionen anzuhören und die elektrische Leitfähigkeit ihrer Haut nach Möglichkeit zu beeinflussen. Radin hatte eine ähnliche Studie mit Bändern von Hautwiderstandsmessungen und Heilern durchgeführt.

Schmidt hatte in eigene, zuvor beeinflussen. Alle Studien statistisch die Vermutung

anderen Experimenten versucht, seine aufgezeichnete Atemfrequenz zu berichteten, dass zehn von neunzehn signifikante Effekte zeigten – genug, um nahe zu legen, dass hier etwas Außergewöhnliches vor sich ging.18   Solche Ergebnisse waren es, die Hal Puthoff die meisten Sorgen machten. Die Art von Nullpunkt-Energie, die er am besten kannte, war elektromagnetisch: eine Welt von Ursache und Wirkung, von Ordnung, von bestimmten Gesetzen und Grenzen – und in diesem Fall ging es um die Grenze der Lichtgeschwindigkeit. Die Dinge bewegten sich auf der Zeitachse noch vorwärts und rückwärts. Für Hal ergaben sich aus diesen Experimenten drei mögliche Szenarios. Das erste war die Vorstellung eines vollkommen deterministischen Universums, in dem alles, was geschehen würde, schon geschehen war. Innerhalb dieses absolut festgelegten Universums zapften Leute mit Vorahnungen lediglich Informationen an, die auf einer bestimmten Ebene schon verfügbar waren. Die zweite Möglichkeit ließ sich im Rahmen der bekannten theoretischen Gesetze des Universums perfekt erklären. Radins Kollege Dick Bierman von der Universität Amsterdam glaubte, Vorahnungen seien auf ein wohl bekanntes Quantenphänomen zurückzuführen, die verzögerten und vorgezogenen Wellen der so genannten Wheeler-Feynman-Absorber-Theorie, die besagt, dass eine Welle aus der Zukunft zurück zu ihrer Quelle reisen kann. Was zwischen zwei Elektronen geschieht, ist Folgendes: Wenn ein Elektron leicht schwingt, schickt es ausstrahlende Wellen sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Die Zukunftswelle trifft dann auf ein Zukunftsteilchen, das nun ebenfalls schwingt und vorgezogene und verzögerte Wellen aussendet. Die beiden

Wellen, die von diesen beiden Elektronen ausgehen, löschen sich gegenseitig bis auf den Bereich zwischen beiden. Das Endergebnis einer Welle, die sich vom ersten Teilchen aus rückwärts und vom zweiten Teilchen aus vorwärts bewegt, ist eine augenblickliche Verbindung.19 Bei Vorahnungen, so spekulierte Radin, könnte es sein, dass wir auf einer Quantenebene Wellen aussenden, um unsere eigene Zukunft zu treffen.20 Die dritte Möglichkeit, die vielleicht am sinnvollsten erscheint, ist die, dass alles, was in der Zukunft geschieht, auf einer ursprünglichen Ebene im Reich der reinen Möglichkeit schon existiert und dass wir, wenn wir in die Zukunft oder die Vergangenheit blicken, diesen Möglichkeiten zu Form und Existenz verhelfen, so wie wir es in der Gegenwart auch tun, wenn wir eine Quanteneinheit beobachten. Ein Informationstransfer über subatomare Wellen existiert nicht in Raum oder Zeit, sondern verbreitet sich irgendwie und ist allgegenwärtig. Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen zu einem ausgedehnten »Hier und Jetzt«, und so nimmt unser Gehirn Signale und Bilder aus der Vergangenheit oder der Zukunft auf. Unsere Zukunft existiert bereits in einer Art nebulösem Zustand, den wir vielleicht in der Gegenwart zu aktualisieren beginnen. Das macht Sinn, wenn wir bedenken, dass alle subatomaren Partikel sich in einem Zustand umfassender Potenzialität befinden, solange sie nicht beobachtet werden  – wozu auch gehört, dass man daran denkt. Ervin Laszlo hat eine interessante physikalische Erklärung für die Zeitabweichung vorgeschlagen: Das Nullpunkt-Feld der elektromagnetischen Wellen könnte seine eigene Substruktur haben. Die sekundären Felder, verursacht durch die Bewegung subatomarer Partikel, die mit dem Nullpunkt-Feld interagieren, bezeichnet man als »Skalar«-Wellen. Sie sind nicht elektromagnetisch und

haben weder Richtung noch Spin. Diese Wellen bewegen sich weitaus schneller als mit Lichtgeschwindigkeit  – wie Puthoffs imaginierte Tachyonen. Laszlo meint, Skalarwellen könnten die Information von Raum und Zeit in eine zeitlose, raumlose Quantenkurzschrift von Interferenzmustern kodieren. In Laszlos Modell enthält diese tiefste Ebene des Nullpunkt-Feldes – die Mutter aller Felder  – die letztendliche holographische Blaupause der Welt für alle Zeiten, Vergangenheit und Zukunft. Diese Informationen zapfen wir an, wenn wir in die Vergangenheit oder Zukunft blicken.21 Um die Zeit aus der Gleichung herauszunehmen, wie Robert Jahn es vorschlägt, müssen wir das Getrenntsein herausnehmen. Reine Energie, wie sie auf der Quantenebene existiert, kennt weder Zeit noch Raum, sondern existiert als unendliches Kontinuum fluktuierender Ladungen. In gewisser Weise sind wir Zeit und Raum. Wenn wir durch den Akt der Wahrnehmung Energie ins Bewusstsein bringen, schaffen wir getrennte Objekte, die durch ein messbares Kontinuum im Raum existieren. Indem wir Zeit und Raum schaffen, erzeugen wir unser eigenes Getrenntsein. Daraus ergibt sich ein Modell, das der impliziten Ordnung des britischen Physikers David Bohm nicht unähnlich ist. Bohm hat die Theorie aufgestellt, dass alles in der Welt in diesen »impliziten« Zustand eingefaltet ist, bis es explizit gemacht wird  – nach seinen Vorstellungen eine Konfiguration von Nullpunkt-Fluktuationen.22 Bohms Modell betrachtete die Zeit als eine größere Realität, die viele Sequenzen oder Momente ins Bewusstsein projizieren konnte, und zwar nicht unbedingt in einer linearen Ordnung. Da die Relativitätstheorie sagt, dass Raum und Zeit relativ sind und folglich eine einzige Einheit (Raumzeit), und wenn die Quantentheorie davon ausgeht, dass im Raum getrennte Elemente miteinander verbunden

und Projektionen einer höheren Realität sind, dann folgt für Bohm daraus, dass getrennte Momente der Zeit ebenfalls Projektionen dieser höheren Realität sind. »Sowohl in der alltäglichen Erfahrung als auch in der Physik gilt die Zeit generell als eine primäre, unabhängige und universell anwendbare Ordnung, vielleicht als die fundamentalste, die wir überhaupt kennen. Nun sind wir zu der Überlegung gelangt, dass sie sekundär und wie der Raum, der sich aus einer höheren Dimension ableitet, eine Teilordnung sein könnte. Überdies kann man sagen, dass viele solcher aufeinander bezogenen Teilordnungen für verschiedene Muster von Zeitsequenzen abgeleitet werden können, welche materiellen Systemen entsprechen, die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen. Diese sind jedoch alle abhängig von einer multidimensionalen Realität, die sich nicht vollständig im Sinne einer Zeitordnung oder auch mehrerer solcher Ordnungen verstehen lässt.«23 Wenn das Bewusstsein auf den Frequenzen der Quantenebene arbeitet, befindet es sich natürlich ebenfalls außerhalb von Raum und Zeit, was bedeutet, dass wir theoretisch Zugang zu den Informationen von »Vergangenheit« und »Zukunft« haben. Wenn Menschen fähig sind, Quantenereignisse zu beeinflussen, dann folgt daraus, dass wir genauso fähig sind, Ereignisse oder Augenblicke außerhalb der Gegenwart zu beeinflussen. Daraus ergibt sich für William Braud ein letzter faszinierender Gedanke. Die zeitversetzte menschliche Absicht wirkt irgendwie auf die Möglichkeiten, dass ein

Ereignis zu einem bestimmten Ergebnis führt, und sie wirkt am besten auf das, was Braud gerne als »AussaatMomente« bezeichnete  – den ersten Augenblick einer Ereigniskette. Wenn man diese Grundsätze also auf die körperliche und geistige Gesundheit anwenden würde, könnte das bedeuten, dass wir das Nullpunkt-Feld einsetzen könnten, um Einflüsse zeitlich »rückwärts« zu lenken und so nachträglich zentrale Augenblicke oder Ausgangssituationen zu verändern, die sich später zu ausgewachsenen Problemen oder Krankheiten entwickeln. Wenn unser Denken ein probabilistischer Quantenprozess ist, wie Karl Pribram und seine Kollegen annehmen, dann könnten zukünftige Absichten ihren Einfluss dahin gehend geltend machen, dass nicht dieses, sondern jenes Neuron gefeuert wird, was eine andere Kette von chemischen und hormonellen Ereignissen auslöst, die zu einer Krankheit führen könnte oder auch nicht. Braud stellte beispielhaft einen Aussaat-Moment dar, in dem eine natürliche Killerzelle in einem probabilistischen Fünfzig-zu-fünfzigZustand existieren könnte, um eine bestimmte Krebszelle abzutöten oder zu ignorieren. Diese simple erste Entscheidung könnte schließlich den Unterschied zwischen Gesundheit und Krankheit oder sogar Tod ausmachen. Es könnte eine Reihe von Möglichkeiten geben, wie wir in Zukunft mithilfe unserer Absicht Wahrscheinlichkeiten verändern könnten, bevor sich daraus ernsthafte Krankheiten entwickeln. Vielleicht spielt sogar die Diagnose selbst eine Rolle für den weiteren Verlauf der Krankheit, und man sollte deshalb vorsichtig damit umgehen. Nachdem die Krankheit sich entwickelt hat, kann man sie nicht mehr rückgängig machen. Aber einige ihrer gefährlichsten Aspekte haben sich vielleicht noch nicht realisiert und sind folglich noch beeinflussbar. Wenn man krank wird, sind Entwicklungen in viele Richtungen möglich, die von guter Gesundheit bis zum Tod reichen.

Braud spekulierte, dass vielleicht einzelne Fälle von Spontanremissionen durch eine zeitversetzte Absicht zustande gekommen sein könnten, die auf die Krankheit einwirkte, bevor deren Entwicklung unumkehrbar wurde. Es könnte gut sein, dass jeder Moment unseres Lebens jeden anderen Moment beeinflusst, vorwärts und rückwärts. Wie in den Terminator-Filmen sind wir vielleicht fähig, in die Vergangenheit zurückzukehren, um unsere eigene Zukunft zu beeinflussen.24

DRITTER TEIL

Das Nullpunkt-Feld wird angezapft »Das letzte Jahrhundert war das Atom-Zeitalter,

aber dieses könnte sich gut

als das Nullpunkt-Zeitalter erweisen.«   HAL PUTHOFF

KAPITEL 10

Das heilende Feld

E

ins blieb für Puthoff, Braud und die anderen Wissenschaftler im Ungewissen: der letztendliche Nutzen der nichtlokalen Effekte, die sie beobachtet hatten. Ihre Untersuchungen legten eine Reihe eleganter metaphysischer Ideen über den Menschen und seine Beziehung zu seiner Welt nahe, aber manche praktischen Erwägungen bleiben unbeantwortet. Wie stark war die Kraft der Absicht, und wie »ansteckend« war die Kohärenz des individuellen Bewusstseins genau? Können wir das Feld tatsächlich anzapfen, um unsere eigene Gesundheit unter Kontrolle zu bringen oder sogar andere zu heilen? Lassen sich mithilfe des Nullpunkt-Feldes schwere Krankheiten wie Krebs heilen? War die Kohärenz des menschlichen Bewusstseins verantwortlich für die Psychoneuroimmunologie  – den heilenden Effekt des Geistes auf den Körper? Vor allem Brauds Untersuchungen legten die Vermutung nahe, man könne die menschliche Absicht als eine außerordentlich potente Heilkraft nutzen. Es schien so, als könnten wir die zufälligen Fluktuationen im Nullpunkt-Feld ordnen und mit ihrer Hilfe bei einem anderen Menschen einen Zustand höherer »Ordnung« herstellen. Mit dieser Art von Fähigkeit sollte eine Person als Kanal für heilende Energien wirken können, was dem Nullpunkt-Feld gestatten würde, die Strukturen einer anderen Person neu auszurichten. Das menschliche Bewusstsein könnte, wie Fritz Popp glaubte, als Erinnerung wirken, um bei einem

anderen Menschen wieder Kohärenz herzustellen. Wenn nichtlokale Effekte zu heilenden Energien geordnet werden konnten, dann müsste so etwas wie Fernheilung funktionieren. Was man eindeutig brauchte, war ein Test dieser Ideen im wirklichen Leben mit einer Untersuchung, die so sorgfältig aufgebaut war, dass sie einige dieser Fragen ein für alle Mal beantworten würde. In den frühen neunziger Jahren ergab sich diese Gelegenheit mit einer perfekten Kandidatin  – einer Wissenschaftlerin, die der Fernheilung ziemlich skeptisch gegenüberstand, und einer Gruppe von Patienten, die man als todgeweiht aufgegeben hatte. Elisabeth Targ, eine orthodoxe Psychiaterin von Anfang dreißig, war die Tochter von Russell Targ, Hal Puthoffs Partner und Nachfolger bei den SRI-Experimenten zum Sehen aus der Ferne. Elisabeth war seltsam gespalten, fühlte sich einerseits angezogen von den Möglichkeiten, die sich aus der Arbeit ihres Vaters am SRI ergaben, andererseits aber auch ihrer strengen wissenschaftlichen Ausbildung verpflichtet. Damals hatte man ihr aufgrund der Experimente zum Sehen aus der Ferne, die sie gemeinsam mit ihrem Vater durchgeführt hatte, die Position einer Direktorin am California Pacific Medical Center’s Complementary Research Institute angeboten. Eine ihrer Aufgaben bestand in der formellen Untersuchung der in der Klinik durchgeführten Behandlungen, die überwiegend in den Bereich der alternativen Medizin gehörten. Oft schien sie zwischen beiden Lagern hin und her gerissen  – wollte das Wunderbare wissenschaftlich ergründen und untersuchen und wünschte sich zugleich, die alternative Medizin möge wissenschaftlicher sein. Eine Reihe verschiedener Stränge in ihrem Leben begannen nun zusammenzulaufen. Ihre Freundin Hella Hammid rief sie an, um ihr zu sagen, dass sie Brustkrebs hatte. Elisabeth hatte Hella durch ihren Vater kennen

gelernt, der seinerzeit zufällig entdeckte, dass Hella, eine Fotografin, eine seiner talentiertesten Hellseherinnen war. Hella hatte Elisabeth angerufen, weil sie von ihr wissen wollte, ob es Hinweise darauf gab, dass irgendwelche alternativen Therapien wie Fernheilung  – etwas, das dem Sehen aus der Ferne nicht unähnlich ist  – bei der Behandlung von Brustkrebs helfen könnten. In den achtziger Jahren, auf dem Höhepunkt der Aidsepidemie  – einer Zeit, als die Diagnose HIV fast mit Sicherheit ein Todesurteil war –, hatte Elisabeth sich in San Francisco, dem Epizentrum der amerikanischen Epidemie, auf diese Krankheit spezialisiert. Als Hella nun anrief, war die Psychoneuroimmunologie das heißeste Thema in den medizinischen Kreisen in Kalifornien. Die Patienten strömten massenhaft in Veranstaltungen, für die Anhänger der Körper-Geist-Medizin wie Louise Hay riesige Hallen angemietet hatten, oder in Workshops über Visualisierung und Imagination. Elisabeth selbst spielte bei ihrer eigenen Arbeit mit der Körper-Geist-Medizin herum, weil sie ihren Patienten mit fortgeschrittenen Aidserkrankungen sonst nicht viel anzubieten hatte. Gleichwohl stand sie Hays Ansatz extrem skeptisch gegenüber. Eine ihrer eigenen frühen Untersuchungen hatte gezeigt, dass Gruppentherapie zur Behandlung der Depression von Aidspatienten genauso gut wie Prozac wirkte.1 Sie hatte auch über die Arbeit von David Spiegel an der Stanford Medical School gelesen, der zeigen konnte, dass Gruppentherapie die Lebenserwartung von Frauen mit Brustkrebs dramatisch erhöhte.2 In ihrem vernünftigen, pragmatischen Herzen vermutete Elisabeth, der Effekt sei eine Kombination aus Hoffnung und Wunschdenken und vielleicht ein wenig Selbstvertrauen, das durch die Unterstützung der Gruppe vermittelt wurde. Psychisch mochte es den Leuten besser gehen, aber ihre T-Zellen hatten sich bestimmt nicht

vermehrt. Dennoch blieb ein leiser Zweifel, wahrscheinlich ein Ergebnis der Jahre, in denen sie die Arbeit ihres Vaters am SRI beobachtet hatte. Seine Erfolge sprachen stark dafür, dass es eine Art außersinnlicher Verbindung zwischen Menschen und einem Feld gab, das alles miteinander verband. Elisabeth selbst hatte sich oft gefragt, ob man die besonderen Fähigkeiten, die beim Sehen aus der Ferne zu beobachten waren, für mehr als nur Spionage gegen die Sowjets oder die Vorhersage beim Pferderennen nutzen konnte, wie sie es selbst einmal gemacht hatte. Dann erhielt Elisabeth 1995 einen Anruf von Fred Sicher. Fred war Psychologe, Forscher und pensionierter Verwaltungsdirektor eines Krankenhauses. Er war ihrer Freundin Marilyn Schlitz empfohlen worden, Brauds alter Partnerin, die nun Direktorin am Institute of Noetic Sciences war, einer Organisation in Sausalito, die Edgar Mitchell vor vielen Jahren gegründet hatte. Fred hatte nun endlich Zeit, etwas zu erforschen, das ihn faszinierte. Als Verwaltungsdirektor eines Krankenhauses war er immer eine Art Philanthrop gewesen. Marilyn Schlitz hatte ihm vorgeschlagen, Elisabeth zu fragen, ob sie mit ihm gemeinsam an einer Untersuchung über Fernheilung arbeiten würde. Bei ihrem einzigartigen Hintergrund war Elisabeth dafür eine ganz natürliche Wahl gewesen. Mit Gebeten hatte Elisabeth nicht sonderlich viel Erfahrung. Sie hatte von ihrem Vater nicht nur den melancholischen russischen Blick und die dicken schwarzen Locken geerbt, die jetzt leicht mit Grau durchsetzt waren, sondern auch ihre Leidenschaft für das Mikroskop. Der einzige Gott im Hause Targ war die wissenschaftliche Methode gewesen. Targ hatte seiner Tochter ein Gefühl dafür vermittelt, wie spannend Wissenschaft mit ihren Möglichkeiten zur Beantwortung der großen Lebensfragen war. So wie er sich entschieden hatte, herauszufinden, wie die Welt funktioniert, wollte

seine Tochter herausfinden, wie der menschliche Geist funktioniert. Mit dreizehn Jahren hatte sie sich sogar einen Platz in Karl Pribrams Hirnforschungslabor an der Universität von Stanford organisiert, wo sie die unterschiedlichen Aktivitäten von linker und rechter Gehirnhälfte untersuchte, bevor sie sich für ein orthodoxes Studium der Psychiatrie in Stanford entschied. Ungeachtet dessen war Elisabeth stark beeindruckt von der sowjetischen Akademie der Wissenschaften gewesen, als sie diese mit ihrem Vater besucht und gesehen hatte, dass die Untersuchungen zur Parapsychologie in aller Offenheit vom wissenschaftlichen Establishment durchgeführt werden konnten. Im offiziell atheistischen Russland gab es nur zwei Kategorien des Glaubens: Etwas war wahr, oder es war nicht wahr. In Amerika existierte dagegen eine dritte Kategorie: die Religion, die manche Dinge der wissenschaftlichen Untersuchung streng entzog. Alles, was Wissenschaftler nicht erklären konnten, was mit Heilung oder Gebet oder dem Paranormalen zusammenhing – dem Gebiet, auf dem ihr Vater arbeitete –, schien in diese dritte Kategorie zu fallen. Und sobald es dort seinen Platz hatte, lag es offiziell außerhalb des wissenschaftlichen Zugriffs. Ihr Vater hatte seinen Ruf damit erworben, dass er einwandfreie Experimente durchführte, und von ihm hatte sie gelernt, wie wichtig es war, einen Versuch absolut wasserdicht und kontrolliert durchzuführen. Sie wuchs auf in dem Glauben, jeder Effekt sei quantifizierbar, solange man das Experiment so aufbaute, dass die Variablen unter Kontrolle waren. Tatsächlich hatten Puthoff und Targ ja demonstriert, dass ein gut aufgebautes Experiment sogar das Wunderbare beweisen konnte. Das Ergebnis war ein Evangelium, auch dann, wenn es alle Erwartungen der Forscher über den Haufen warf. Alle guten Experimente »funktionieren«; das Problem besteht einfach darin, dass uns die Schlussfolgerungen vielleicht nicht gefallen.

Sogar als Targ senior sein Denken veränderte, um bestimmte spirituelle Ideen einzubeziehen, blieb Elisabeth die kühle Rationalistin. Aber auch während ihrer orthodoxen Ausbildung in Psychiatrie hatte sie nie die Lektionen ihres Vaters vergessen: Erlerntes Wissen ist der Feind guter Wissenschaft. Als Studentin vertiefte sie sich in die psychiatrischen Schriften des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, als es noch keine modernen Psychopharmaka gab und die Psychiater in Sanatorien lebten, wo sie das Geschimpfe ihrer Patienten aufschrieben in der Hoffnung, dadurch mehr über deren Zustand zu erfahren. Irgendwo in den Rohdaten, so glaubte Elisabeth Targ, unbeeinflusst vom Dogma der Zeit, müsse die Wahrheit liegen. Sie stimmte der Zusammenarbeit mit Sicher zu, obwohl sie persönlich bezweifelte, dass diese Therapie jemals funktionieren würde. Sie würde die Fernheilung einem Härtetest aussetzen und sie an ihren Patienten mit fortgeschrittenem Aids ausprobieren, einer Gruppe, die so todgeweiht war, dass ihr nichts außer Hoffnung und Gebet übrig blieb. Sie würde herausfinden, ob Gebete und die Absichten entfernter Personen die letztlich hoffnungslosen Fälle heilen konnten. Sie begann, die Beweise für Heilungen zu sichten. Die Studien schienen in drei große Kategorien zu fallen: Versuche, isolierte Zellen oder Enzyme zu beeinflussen; Heilung von Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen; und schließlich Untersuchungen über Heilungsversuche bei Menschen. Dazu gehörten sämtliche Arbeiten von Braud und Schlitz, die zeigten, dass Menschen einen Einfluss auf alle Arten von Lebensprozessen haben konnten. Es gab auch interessante Hinweise darauf, dass die menschliche Absicht sich auf Pflanzen und Tiere auswirken konnte. Es hatte sogar Untersuchungen gegeben, die zeigten, dass positive oder negative Gedanken und Gefühle irgendwie auf andere Lebewesen übertragen werden konnten.

In den sechziger Jahren hatte der Biologe Dr. Bernard Grad von der McGill-Universität in Montreal, einer der frühesten Pioniere auf diesem Feld, sich für die Frage interessiert, ob Geistheiler tatsächlich Energie auf die Patienten übertragen. Statt dies an menschlichen Patienten zu testen, hatte er Pflanzen benutzt, deren Samen er in Salzwasser eingeweicht hatte, wodurch sich das Wachstum verzögert. Zuvor ließ er jedoch einen Heiler seine Hände auf einen der Behälter mit Salzwasser legen, der für die eine Hälfte der Samen verwendet werden sollte. Die andere Hälfte wurde in einem Behälter eingeweicht, den der Heiler nicht berührt hatte. Später zeigte sich, dass sich die Samen, die in dem ersten Behälter, den der Heiler berührt hatte, eingeweicht worden waren, stärker entwickelten. Grad stellte dann die Hypothese auf, dass auch das Umgekehrte geschehen könnte  – negative Gedanken könnten einen negativen Effekt auf das Wachstum von Pflanzen haben. In einer Folgestudie ließ Grad einige psychiatrische Patienten Behälter mit gewöhnlichem Wasser halten, in denen wiederum Samen eingeweicht werden sollten. Ein Patient, der wegen einer psychotischen Depression behandelt wurde, war erkennbar depressiver als die anderen. Später, als Grad das Wasser der Patienten benutzte, um aus den Samen Pflanzen zu ziehen, wirkte sich das Wasser, das dieser besonders depressive Mann gehalten hatte, negativ auf das Wachstum aus.3 Das könnte eine gute Erklärung dafür sein, warum manche Leute den »grünen Daumen« haben, während bei anderen nichts Lebendiges gedeihen will.4 Bei späteren Experimenten analysierte Grad das Wasser chemisch mittels Infrarot-Spektroskopie und entdeckte, dass das von dem Heiler behandelte Wasser kleine Veränderungen in seiner molekularen Struktur und weniger Wasserstoffbrücken zwischen den Molekülen aufwies, ähnlich den Veränderungen, die auftreten, wenn

Wasser Magneten ausgesetzt wird. Eine Reihe anderer Wissenschaftler bestätigten Grads Resultate.5 Grad machte weiter mit Mäusen, denen man im Labor Hautverletzungen zugefügt hatte. Nachdem er eine Reihe von Faktoren kontrolliert hatte, sogar den Effekt von warmen Händen, stellte er fest, dass die Haut seiner Testmäuse sehr viel schneller heilte, wenn Heiler sie behandelt hatten.6 Grad zeigte auch, dass Heiler das Tumorwachstum bei Labortieren verringern konnten. Krebskranke Tiere, die nicht von Heilern behandelt wurden, starben schneller.7 Weitere Experimente mit Tieren haben gezeigt, dass Amyloidose, Tumoren und im Labor induzierte Strumen bei Labortieren ebenfalls geheilt werden konnten.8 Andere wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen Hefen, Pilze und sogar isolierte Krebszellen beeinflussen konnten.9 Bei einem dieser Experimente stellte der Biologe Carroll Nash von der St.-Joseph’sUniversität in Philadelphia fest, dass Menschen das Wachstum von Bakterien allein durch ihren Willen beeinflussen konnten.10 Ein raffinierter Versuch von Gerald Solfvin zeigte, dass unsere Fähigkeit, »das Beste zu hoffen«, tatsächlich einen Einfluss auf die Heilung anderer Geschöpfe haben konnte. Solfvin konstruierte für seinen Test eine Reihe komplexer und ausgeklügelter Bedingungen. Er infizierte eine Gruppe von Mäusen mit bestimmten Malaria-Erregern, die sich bei Nagetieren üblicherweise sehr schnell und fatal auswirken. Dann zog Solfvin drei Labor-Mitarbeiter zur Betreuung der Mäuse hinzu. Ihnen sagte er, nur die Hälfte der Mäuse sei mit Malaria infiziert worden und ein Geistheiler werde versuchen, eine Hälfte  – aber nicht unbedingt die mit Malaria  – zu heilen, wobei die Mitarbeiter jedoch nicht

wussten, um welche Mäuse sich der Geistheiler bemühen würde. Keine dieser Aussagen stimmte. Alles, was die Mitarbeiter tun konnten, war, zu hoffen, dass sich die Mäuse in ihrer Obhut erholten und dass die Intervention des Geistheilers funktionierte. Einer der drei war jedoch erheblich optimistischer als die anderen beiden, und es stellte sich am Ende des Versuchs heraus, dass die Mäuse, um die er sich gekümmert hatte, weniger krank waren als jene, die seine beiden Kollegen betreut hatten.11 Ebenso wie Grads Experiment mit den Heilern war auch die Solfvin-Studie zu klein, um definitive Ergebnisse zu liefern. Doch gab es zuvor schon eine Untersuchung, die Rex Stanford 1974 durchgeführt hatte. Stanford zeigte, dass Menschen Ereignisse beeinflussen konnten, indem sie einfach »hofften«, alles würde gut gehen, auch wenn sie nicht vollkommen verstanden, auf was genau sie ihre Hoffnung richten sollten.12 Elisabeth stellte überrascht fest, dass es eine Vielzahl von Untersuchungen gab – mindestens 150 Tests, bei denen es um Menschen ging  –, die sich mit Heilung beschäftigt hatten. Dabei handelte es sich um Studien, bei denen ein Vermittler eine von vielen unterschiedlichen Methoden einsetzte, mit denen er versuchte, heilende Informationen zu übermitteln, durch Berührung, Gebet oder weltliche Absicht. Bei der therapeutischen Berührung soll der Patient sich entspannen und versuchen, die eigene Aufmerksamkeit nach innen zu lenken, während der Heiler mit der Absicht, den Patienten zu heilen, seine Hände auflegt. Eine typische Studie wurde mit 96 Patienten durchgeführt, die alle unter hohem Blutdruck litten und von einer Reihe von Heilern behandelt wurden. Weder die Ärzte noch die Patienten wussten, wer die heilenden Energien empfing. Eine anschließend durchgeführte statistische Analyse zeigte, dass der systolische Blutdruck (der Druck, mit dem das Blut aus dem Herzen

herausgepumpt wird) sich bei den von den Heilern behandelten Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verbessert hatte. Die Heiler waren nach genau festgelegten Regeln vorgegangen; dazu gehörten Entspannung, Kontaktaufnahme mit einer höheren Macht oder einem göttlichen Wesen, der Einsatz von Visualisierung oder Affirmation, wobei die Patienten in einem Zustand perfekter Gesundheit gesehen wurden, sowie der Dank an die Quelle der Kraft, sei dies nun Gott oder eine andere spirituelle Macht. Als Gruppe waren die Heiler insgesamt erfolgreich, und in einigen Einzelfällen erzielten sie sogar außergewöhnliche Ergebnisse. Vier von ihnen erreichten eine Verbesserung von 92,3 Prozent bei der ihnen zugeordneten Patientengruppe.13 Die vielleicht eindrucksvollste Studie mit menschlichen Teilnehmern hatte der Arzt Randolph Byrd 1988 durchgeführt. In einem randomisierten Doppelblindversuch hatte er herausfinden wollen, ob Gebete aus der Ferne einen Einfluss auf Patienten in einer Herzklinik haben würden. Über zehn Monate wurden ungefähr 400 Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei sie nicht wussten, zu welcher sie gehörten. Für eine dieser Gruppen betete ein christlicher Gebetskreis außerhalb des Krankenhauses. Alle Patienten waren vor der Behandlung untersucht worden, und statistisch bestand kein Unterschied im Hinblick auf ihren Gesundheitszustand. Aber nach der Behandlung hatten diejenigen, für die gebetet worden war, signifikant weniger schwere Symptome und weniger Fälle von Lungenentzündung, mussten weniger beatmet werden und benötigten weniger Medikamente, Antibiotika und Diuretika als jene Patienten, für die nicht gebetet worden war.14 Obwohl es eine große Zahl von Untersuchungen gab, war Elisabeth der Meinung, bei vielen lasse die Versuchsanordnung zu wünschen übrig. Die

Wissenschaftler hatten ihre Versuche nicht streng genug geplant, um eindeutig zeigen zu können, dass die positiven Resultate auf eine echte Heilung zurückzuführen waren. Alle möglichen anderen Einflüsse hätten ebenfalls dafür verantwortlich sein können. Bei der Blutdruckstudie beispielsweise hatten die Autoren nicht vermerkt oder kontrolliert, ob die Patienten Medikamente zur Senkung des Blutdrucks einnahmen. So gut die Resultate waren, man konnte nicht eindeutig sagen, ob die Heilung oder die Medikamente dazu geführt hatten. Obwohl Byrds Studie über die Wirkung der Gebete gut angelegt war, fehlten offensichtlich Daten über den psychischen Zustand der Patienten zu Beginn der Untersuchung. Da man weiß, dass das psychische Befinden bei vielen Krankheiten die Genesung beeinflussen kann, was speziell auch bei Herzoperationen eine Rolle spielt, hätte es sein können, dass eine größere Zahl von Patienten mit optimistischer Einstellung in der Gruppe gelandet war, für die gebetet wurde. Um zu demonstrieren, dass es tatsächlich die Behandlung durch Heiler war, die den Zustand der Patienten verbessert hatte, mussten unbedingt alle anderen relevanten Effekte ausgeschlossen werden. Sogar positive oder negative Erwartungen eines Menschen konnten die Resultate verfälschen. Man musste Effekte wie Hoffnung oder Faktoren wie Entspannung angemessen berücksichtigen bzw. ausschließen. Schmusen mit Tieren oder sogar das Hantieren mit dem Inhalt von Petrischalen konnten die Ergebnisse potenziell ebenso verzerren wie die Reise zu einem Heiler oder auch nur ein Paar warme Hände. Bei jedem wissenschaftlichen Experiment, mit dem man versucht, die Wirksamkeit einer bestimmten Intervention zu testen, muss man sicherstellen, dass der einzige Unterschied zwischen der behandelten Gruppe und der Kontrollgruppe darin besteht, dass die eine behandelt wird und die andere nicht. Das bedeutet, dass die beiden

Gruppen sich im Hinblick auf Gesundheit, Alter, sozioökonomischen Status und andere relevante Faktoren so ähnlich wie möglich sein müssen. Wenn die Patienten krank sind, muss man sicherstellen, dass die eine Gruppe nicht kränker ist als die andere. Aber bei den Studien, über die Elisabeth gelesen hatte, waren nur wenige Versuche unternommen worden, eine solche Vergleichbarkeit der Gruppen zu gewährleisten. Man muss auch dafür sorgen, dass die Teilnahme an einer Studie und die damit verbundene Aufmerksamkeit nicht ihrerseits zu einer gesundheitlichen Verbesserung führt, denn nur dann lassen sich die Resultate wirklich vergleichen. In einer der Studien, bei der Patienten, die an einer klinischen Depression litten, sechs Wochen lang mit Fernheilung behandelt worden waren, hatte der Test keine brauchbaren Ergebnisse erbracht – allen Patienten ging es besser, sogar den Mitgliedern der Kontrollgruppe, die gar keine Heilenergien erhalten hatten. Aber es war nicht auszuschließen, dass alle Patienten durch ihre Teilnahme an der Studie einen psychischen Auftrieb erfahren hatten, der den tatsächlichen Effekt der Heilungsbemühungen überstieg.15 All diese Erwägungen stellten für Elisabeth eine enorme Herausforderung im Hinblick auf ihre eigene Versuchsanordnung dar. Die Studie musste so »wasserdicht« sein, dass keine dieser Variablen die Resultate beeinflussen konnte. Sogar die Tatsache, dass ein Heiler zu bestimmten Zeiten anwesend war und zu anderen nicht, könnte sich eventuell auf die Ergebnisse auswirken. Obwohl Handauflegen den Heilungsprozess fördern könnte, durften die Patienten im Interesse einer wissenschaftlich strengen Kontrolle nicht wissen, ob sich ein Heiler mit ihnen beschäftigte oder nicht.

Targ und Sicher verbrachten Monate mit dem Entwurf ihrer Versuchsanordnung. Natürlich sollte es eine doppelblinde Studie sein, bei der weder die Patienten noch die Ärzte wussten, wer heilende Energien empfing. Da die Gruppe der Versuchspersonen homogen sein sollte, wählten sie aus Elisabeths Patienten mit fortgeschrittenem Aids diejenigen, deren Krankheit sich auf dem gleichen Stand befand – dieselben T-Zell-Befunde, dieselbe Zahl der mit Aids zusammenhängenden opportunistischen Infektionen und Krankheitssymptome. Außerdem war es wichtig, jedes Element des Heilverfahrens auszuschließen, das die Ergebnisse hätte verfälschen können, beispielsweise die persönliche Begegnung mit dem Heiler oder die körperliche Berührung. Deshalb beschlossen sie, dass nur eine Fernheilung infrage kam. Da sie die Heilung als solche testen wollten und nicht die Macht einer bestimmten Heilungsform wie etwa des christlichen Gebets, sollten ihre Heiler aus verschiedenen kulturellen und spirituellen Hintergründen kommen und gemeinsam den gesamten Bereich möglicher Ansätze abdecken. Sie würden jeden ausschließen, der allzu egoistisch erschien und nur aus finanziellen Erwägungen oder in betrügerischer Absicht teilnehmen wollte. Überdies sollten die Heiler ein gewisses Maß an Hingabe mitbringen, denn sie hatten weder Geld noch individuellen Ruhm zu erwarten. Jeder Patient sollte von mindestens zehn verschiedenen Heilern behandelt werden. Nach vier Monaten der Suche hatten Fred und Elisabeth ihre Heiler  – eine eklektische Sammlung von vierzig religiösen und spirituellen Heilern aus ganz Amerika, von denen einige hohes Ansehen genossen. Nur eine kleine Minderheit bezeichnete sich als konventionell religiös in dem Sinne, dass sie zu Gott beteten oder einen Rosenkranz benutzten: verschiedene christliche Heiler, eine Hand voll Evangelikaler, ein jüdischer Kabbalist und einige Buddhisten. Eine Reihe anderer waren in nichtreligiösen

Schulen ausgebildet worden, beispielsweise in der Barbara Brennan School of Healing Light, oder sie arbeiteten mit komplexen Energiefeldern und versuchten, die Farben oder Schwingungen in der Aura eines Patienten zu verändern. Einige waren auf kontemplative Heilung und Visualisierungen spezialisiert; andere arbeiteten mit Klängen und wollten singen oder Glocken für die Patienten erklingen lassen, um deren Chakras oder Energiezentren wieder in die richtige Schwingung zu versetzen. Wieder andere arbeiteten mit Kristallen. Ein Schamane vom Stamm der Lakota Sioux wollte eine Zeremonie der amerikanischen Ureinwohner abhalten. Durch Trommeln und Chanten würde er sich in Trance versetzen und für die Patienten Kontakt mit den Geistern aufnehmen. Sie hatten auch einen chinesischen Qi-Gong-Meister engagiert, der sagte, er würde den Patienten harmonisierendes Chi senden. Das einzige Kriterium, auf dem Targ und Sicher bestanden, war der Glaube der Heiler an das, was sie taten. Es gab noch eine weitere Gemeinsamkeit: Erfolg bei der Behandlung hoffnungsloser Fälle. Als Gruppe verfügten die Heiler über durchschnittlich siebzehn Jahre Erfahrung und hatten im Durchschnitt jeweils 117 Fernheilungen durchgeführt. Targ und Sicher teilten ihre Gruppe von zwanzig Patienten in zwei Hälften. Geplant war, dass beide Gruppen die übliche orthodoxe Behandlung erhalten sollten, aber nur eine Gruppe die Fernheilung. Weder die Ärzte noch die Patienten wussten, wer zu welcher Gruppe gehörte. Sämtliche Informationen über jeden Patienten wurden in versiegelten Umschlägen aufbewahrt und bei jedem Schritt der Untersuchung individuell behandelt. Einer der Forscher stellte eine nummerierte Mappe mit Namen, Foto und Gesundheitsdaten des jeweiligen Patienten zusammen. Dieser Ordner wurde dann einem zweiten Wissenschaftler übergeben, der ihn nach dem Zufallsprinzip mit einer neuen Nummer versah. Ein dritter Forscher teilte dann

ebenfalls nach dem Zufallsprinzip die Ordner in zwei Gruppen, und anschließend wurden sie in Aktenschränke eingeschlossen. Die Kopien der Unterlagen von jeweils fünf Patienten wurden in versiegelten Umschlägen an jeden Heiler geschickt. Sie enthielten Informationen über die Patienten und das Datum, an dem die Behandlung der betreffenden Person beginnen sollte. Die einzigen Teilnehmer der Studie, die wussten, wer behandelt wurde, waren die Heiler selbst. Diese hatten jedoch keinen Kontakt zu ihren Patienten  – sie würden sie nicht einmal kennen lernen. Alles, was sie als Arbeitsmaterial erhielten, war ein Foto, ein Name und der T-Zell-Befund. Jeder Heiler wurde gebeten, sich auf gute Absichten für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten zu konzentrieren, eine Stunde täglich, sechs Tage in der Woche, zehn Wochen lang, wobei sie die eine oder andere Woche frei hatten, um sich auszuruhen. Es war ein beispielloser Versuchsaufbau, bei dem jeder Patient in der Therapiegruppe im Wechsel von jedem Heiler behandelt wurde. Um individuelle Verzerrungen auszuschließen, gab es bei den Heilern eine wöchentliche Rotation, sodass jeder von ihnen jede Woche einen neuen Patienten zugeteilt bekam. Auf diese Weise wurden die Heiler auf die gesamte Gruppe der Patienten verteilt, wodurch die Fernheilung als solche und nicht eine bestimmte Heilweise untersucht werden konnte. Die Heiler mussten Aufzeichnungen über ihre jeweiligen Behandlungen machen, die Informationen über ihre Methoden und ihre Eindrücke von der Gesundheit der Patienten zum Inhalt hatten. Am Ende der Untersuchung würde jeder der Patienten aus der Therapiegruppe von zehn Heilern behandelt worden sein, und jeder Heiler würde fünf Patienten behandelt haben. Elisabeth war frei von Vorurteilen, aber ihre konservative Seite behielt die Oberhand. Sosehr sie sich auch bemühte, ihre Ausbildung und ihre eigenen Vorlieben kamen immer wieder an die Oberfläche. Sie war weiterhin ziemlich

überzeugt, dass indianische Rauchzeremonien und Chakrachanten nichts mit der Heilung einer Gruppe von Männern zu tun hatte, deren Krankheit so ernst und so fortgeschritten war, dass sie praktisch mit Sicherheit sterben würden. Und dann sah sie, wie sich der Zustand ihrer Patienten im Endstadium von Aids verbesserte. Während der sechs Monate dauernden Versuchszeit starben 40 Prozent der Patienten aus der Kontrollgruppe. Aber die zehn Patienten aus der Therapiegruppe lebten nicht nur immer noch, sondern ihr Gesundheitszustand hatte sich gebessert, gemessen an ihren eigenen Aussagen wie auch an den medizinischen Daten. Am Ende des Experiments wurden die Patienten von einem Wissenschaftlerteam untersucht, und das Ergebnis ließ nur eine Schlussfolgerung zu: Die Fernbehandlung wirkte. Elisabeth Targ konnte ihre eigenen Resultate kaum glauben. Sie und Sicher mussten gewährleisten, dass tatsächlich die Fernheilung für diesen Effekt verantwortlich war. Immer wieder überprüften sie die Versuchsanordnung. Gab es irgendwelche Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen? Hatte die eine Gruppe andere Medikamente genommen, andere Ärzte gehabt, sich anders ernährt? Ihre T-Zell-Werte waren die gleichen gewesen, und sie waren genauso lange HIV-positiv gewesen. Nachdem sie ihre Daten immer wieder überprüft hatte, entdeckte Elisabeth einen Unterschied, der bisher übersehen worden war: Die Patienten in der Kontrollgruppe waren etwas älter gewesen; ihr Durchschnittsalter betrug 45 Jahre, verglichen mit 35 Jahren in der Therapiegruppe. Das war zwar kein großer Unterschied, aber es hätte ein Grund dafür sein können, dass mehr Patienten aus der Kontrollgruppe gestorben waren. Elisabeth beobachtete die Patienten auch nach Abschluss der Studie weiter und stellte fest, dass

diejenigen, die zur Therapiegruppe gehört hatten, unabhängig von ihrem Alter, besser überlebten. Gleichwohl wussten die Forscher, dass es hier um ein kontroverses Thema und einen Effekt ging, der oberflächlich betrachtet höchst unwahrscheinlich war, sodass die Wissenschaft einem vorschreibt, ihn für nicht real zu halten, solange man sich seiner Sache nicht wirklich sicher ist. Occam’s razor!16 Wenn man mit verschiedenen Möglichkeiten konfrontiert wird, dann sollte man sich für die einfachste Hypothese entscheiden. Targ und Sicher beschlossen, das Experiment zu wiederholen, die Studie diesmal jedoch größer anzulegen und auch das Alter der Patienten sowie einige andere Faktoren, die sie vorher übersehen hatten, mit zu berücksichtigen. Die vierzig Patienten, die sie nun auswählten, passten perfekt zusammen, angefangen beim Alter über den Gesundheitszustand und viele andere Variablen bis hin zu ihren persönlichen Gewohnheiten. Ihr Zigarettenkonsum, die körperliche Betätigung, ihre religiösen Überzeugungen und sogar der Konsum von Freizeitdrogen war bei allen genau gleich. Wissenschaftlich ausgedrückt, handelte es sich hier um eine Gruppe von Menschen, die exakt der »Ceteris-paribus«-Klausel (alle Variablen außer der zu untersuchenden sind gleich) entsprachen. Inzwischen waren die Protease-Inhibitoren entdeckt worden, Wirkstoffe, in die man bei der Aids-Behandlung große Hoffnungen setzte. Allen Patienten wurde gesagt, sie sollten den Dreifachcocktail gegen Aids (ProteaseInhibitoren plus zwei andere gegen Retroviren wirkende Mittel wie AZT) einnehmen, aber ihre sonstige medizinische Behandlung unverändert fortsetzen. Da der neue Dreifachcocktail offensichtlich beträchtliche Auswirkungen auf die Überlebensraten von Aidspatienten hatte, ging Elisabeth davon aus, dass es diesmal in keiner

der Gruppen Todesfälle geben würde. Das bedeutete, dass sie einen anderen Maßstab für den Behandlungserfolg brauchte. In der neuen Studie sollte deshalb untersucht werden, ob Fernheilung das Fortschreiten von Aids zu verlangsamen imstande war. Konnte sie den Ausbruch opportunistischer Infektionen verringern, die Zahl der TZellen erhöhen, den Bedarf an medizinischer Intervention verringern, das psychische Befinden verbessern? Elisabeths Vorgehen zahlte sich am Ende aus. Nach sechs Monaten waren die Patienten der Therapiegruppe in jeder Hinsicht gesünder  – signifikant weniger Arztbesuche, weniger Krankenhausaufenthalte, kürzere Verweildauer im Krankenhaus, weniger opportunistische Infektionen, ein signifikant geringerer Schweregrad der Erkrankung. Nur zwei Patienten aus der Therapiegruppe hatten überhaupt neue opportunistische Infektionen entwickelt, verglichen mit zwölf Personen aus der Kontrollgruppe, und nur drei Patienten aus der Therapiegruppe waren im Krankenhaus gewesen, verglichen mit wiederum zwölf aus der Kontrollgruppe. Bei psychologischen Tests zeigte sich außerdem, dass die Mitglieder der Therapiegruppe sich psychisch signifikant besser fühlten. Bei sechs der elf medizinischen Tests hatten die Mitglieder der Therapiegruppe deutlich bessere Ergebnisse. Sogar die Macht des positiven Denkens war im Rahmen der Versuchsanordnung kontrolliert worden. Nach der Hälfte der Studienzeit hatte man alle Teilnehmer gefragt, ob sie der Meinung seien, sie würden behandelt. In beiden Gruppen glaubte die Hälfte der Probanden, dass sie behandelt würden, die andere Hälfte nicht. Diese Zufallsverteilung von positiven und negativen Annahmen zur Heilung bedeutete, dass positives Denken für die Resultate keine Rolle spielte. Bei der Analyse zeigte sich, dass die Überzeugungen der Teilnehmer, sie würden mit Fernheilung behandelt bzw. nicht behandelt, mit nichts

korrelierte. Erst am Ende der Studie rieten die Teilnehmer meist richtig, dass sie zur Therapiegruppe gehörten. Um ganz sicher zu gehen, führte Elisabeth fünfzig statistische Tests durch, mit denen sie herausfinden wollte, ob andere Variablen bei den Patienten zu den Resultaten beigetragen hatten. Diesmal gab es nicht die geringsten Hinweise darauf. Die Resultate waren nicht wegzudiskutieren. Egal, bei welcher Art von Fernheilung, und ungeachtet ihrer religiösen oder spirituellen Einstellung hatten die Heiler dramatisch zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden ihrer Patienten beigetragen.17 Die Resultate von Targ und Sicher wurden ein Jahr später bestätigt, als eine Studie unter dem Titel MAHI (MidAmerica Heart Institute) über den Effekt von Gebeten aus der Ferne für Herzpatienten im Krankenhaus, die über zwölf Monate durchgeführt worden war, ergab, dass Patienten, für die gebetet worden war, weniger Gesundheitsprobleme und einen kürzeren Krankenhausaufenthalt gehabt hatten. Bei dieser Untersuchung waren die »Vermittler« jedoch keine begabten Heiler gewesen; um sich als Teilnehmer zu qualifizieren, brauchten sie nur an Gott und daran zu glauben, dass er darauf reagiert, wenn man ihn bittet, einen Kranken zu heilen. In diesem Fall hatten alle Teilnehmer eine Art Standardgebet benutzt, und die meisten gehörten der protestantischen oder römischkatholischen Kirche an oder waren nicht konfessionell gebunden. Jeder hatte für einen bestimmten Patienten gebetet. Nach einem Monat hatten sich die Symptome der Patienten, für die gebetet wurde, um 10 Prozent verringert, verglichen mit den Patienten, die eine Standardbehandlung erhielten. Gemessen wurden die Effekte nach einem System, das drei erfahrene Kardiologen vom Mid-America

Heart Institute entwickelt hatten, wobei die Fortschritte der Patienten auf einer Skala von ausgezeichnet bis katastrophal eingeordnet wurden. Obwohl sich ihr Krankenhausaufenthalt dadurch nicht verkürzte, ging es den Patienten, für die gebetet wurde, in jeder anderen Hinsicht eindeutig besser.18 Die MAHI-Studie enthielt im Vergleich zu der Untersuchung von Randolph Byrd einige wichtige Verbesserungen. Während das medizinische Personal in Byrds Studie gewusst hatte, dass eine Untersuchung durchgeführt wurde, hatten die Ärzte und Pfleger bei der MAHI-Studie keine Ahnung davon. Die MAHI-Patienten wussten ebenfalls nicht, dass sie an einem Experiment teilnahmen, sodass hier auch keine psychischen Effekte entstehen konnten. Bei Byrds Studie an 450 Patienten hatte fast ein Achtel die Teilnahme verweigert. Das bedeutete, nur jene, die offen für die Idee waren, dass man für sie beten würde, oder zumindest keine Einwände dagegen hatten, stimmten einer Teilnahme zu. Und schließlich hatten bei der Untersuchung von Byrd die Betenden umfangreiche Informationen über ihre Patienten erhalten, während die Christen, die sich an der MAHIStudie beteiligten, praktisch keine Informationen über die Leute hatten, für die sie beteten. Ihnen hatte man lediglich gesagt, sie sollten 28 Tage lang beten, und das war alles. Sie bekamen auch keine Rückmeldung darüber, ob ihre Gebete gewirkt hatten. Weder die Untersuchung von Targ noch die MAHI-Studie sind ein Beweis dafür, dass Gott auf Gebete reagiert oder auch nur existiert. In der MAHI-Studie wird ausdrücklich hervorgehoben: »Wir haben lediglich beobachtet, dass, wenn Menschen außerhalb des Krankenhauses den Vornamen eines unserer Patienten im Sinne eines Gebetes aussprechen (oder denken), es diesem Patienten auf der Herzstation besser geht.«19

Bei Elisabeth Targs Studie schien es im Grunde keinen Unterschied zu machen, welche Methode eingesetzt wurde, solange die Teilnehmer sich auf die Absicht konzentrierten, einen Patienten zu heilen. Die Spinnenfrau anzurufen, eine alte imaginäre Heilerin, die in der Kultur der amerikanischen Ureinwohner weit verbreitet war, wirkte genauso gut wie ein Gebet an Jesus. Elisabeth begann zu analysieren, welche Heiler die größten Erfolge hatten. Ihre Techniken wiesen grundlegende Unterschiede auf. Eine Heilerin aus Pittsburgh, deren Praxis darin bestand, »Energieströme zu harmonisieren«, hatte nach der Arbeit mit verschiedenen Patienten das Gefühl, dass es bei allen ein gemeinsames Energiefeld gab, das sie sich schließlich als eine »Aids-Energie-Signatur« vorstellte, und ihre Arbeit bestand nun darin, mit dem gesunden Immunsystem der Patienten Kontakt aufzunehmen und die »schlechten Energien« zu ignorieren. Bei einem anderen Teilnehmer bestand das Verfahren mehr in einer Art außersinnlicher Chirurgie, dem Versuch, auf spirituellem Weg das Virus aus dem Körper der Patienten zu entfernen. Eine weitere Heilerin, eine Christin aus Santa Fe, die vor ihrem eigenen Altar mit Bildern von der Jungfrau und Heiligen und vielen brennenden Kerzen arbeitete, behauptete, sie habe die Geister von Ärzten, Engeln und spirituellen Führern versammelt. Wieder andere, wie der kabbalistische Heiler, konzentrierten sich einfach auf Energiemuster.20 Gemeinsam war ihnen allen aber anscheinend eine Fähigkeit, beiseite zu treten. Elisabeth kam es so vor, als würden die meisten behaupten, sie hätten ihre Absicht ausgeschickt und seien dann zurückgetreten und hätten sich einer Art heilender Kraft untergeordnet, so als hätten sie eine Tür geöffnet, um etwas hereinzulassen, das größer war als sie selbst. Viele der erfolgreicheren Heiler hatten um Hilfe gebeten  – bei der Geisterwelt oder einem kollektiven Bewusstsein oder sogar bei einer religiösen

Gestalt wie Jesus. Nicht sie selbst hatten geheilt, sondern sie hatten eher gebeten: »Möge diese Person bitte geheilt werden.« Ihre Vorstellungskraft hatte viel mit Entspannung zu tun, um geistige Kräfte freizusetzen oder den Geist, Licht oder Liebe in sich hineinzulassen. Wer dabei angerufen wurde, Jesus oder die Spinnenfrau, schien irrelevant. Der Erfolg der MAHI-Studie legte die Schlussfolgerung nahe, dass auch gewöhnliche Menschen fähig sind, aus der Ferne zu heilen, wenngleich die professionellen Heiler vielleicht mehr Erfahrung oder eine natürliche Begabung haben, das Nullpunkt-Feld anzuzapfen. Im so genannten Copper-Wall-(Kupfer-Wand-)Projekt in Topeka, Kansas, hat der Wissenschaftler Elmer Green gezeigt, dass erfahrene Heiler während ihrer Arbeit außergewöhnlich starke elektrische Feldmuster haben. Bei seinem Test schloss Green die Teilnehmer in einen elektrisch isolierten Raum ein, dessen Wände vollständig aus Kupfer bestanden, das die Elektrizität aus anderen Quellen blockierte. Zwar fand man wie erwartet auch bei gewöhnlichen Menschen elektrische Wellen, die mit der Atmung und dem Herzschlag zu tun hatten, aber die Heiler erzeugten während ihrer Arbeit Spannungen von über 60 Volt, wie Messungen mit Elektrometern ergaben, die an den Heilern selbst und an den vier Wänden angeschlossen waren. Videoaufnahmen der Heiler zeigten, dass diese Spannungen nichts mit körperlichen Bewegungen zu tun hatten.21 Untersuchungen über die Art der heilenden Energie, die chinesische Qi-Gong-Meister ausstrahlen, haben Beweise dafür erbracht, dass es während der Heilsitzungen zu Photonenemissionen kommt und elektromagnetische Felder vorhanden sind.22 Diese plötzlichen Energiewellen sind vielleicht der physikalische Beweis für die stärkere Kohärenz des Heilers  – seine Fähigkeit, seine eigene Quantenenergie zu ordnen und auf

einen weniger geordneten Empfängerorganismus zu übertragen.   Elisabeth Targs Studie und die Arbeit von William Braud führten zu einer Reihe tiefgründiger Implikationen über das Wesen von Krankheit und Heilung. Sie legten den Schluss nahe, dass die Absicht als solche heilend wirkt, dass aber die Heilung auch eine kollektive Kraft ist. Aus der Art und Weise, wie Targs Heiler arbeiteten, konnte man schließen, dass es eine Art kollektives Gedächtnis von Heilenergien gab, die als medizinische Kraft gebündelt werden konnten. Bei diesem Modell können Krankheiten durch eine Art kollektiver Erinnerung geheilt werden. Informationen im Nullpunkt-Feld helfen, alles Lebendige gesund zu erhalten. Es könnte sogar sein, dass die Gesundheit und Krankheit von Individuen in gewisser Weise kollektiv bestimmt werden. Bestimmte Epidemien könnten eine Gesellschaft als körperliche Manifestation einer Art energetischer Hysterie erfassen. Wenn die Absicht bei einem anderen Menschen Gesundheit hervorbringt  – das heißt die Ordnung verbessert  –, dann folgt daraus, dass Krankheit eine Störung der Quantenfluktuationen eines Individuums ist. Wie man aus den Arbeiten von Popp schließen kann, würde es dann bei der Heilung darum gehen, die individuellen Quantenfluktuationen neu zu programmieren und ihnen wieder mehr Kohärenz zu verleihen. Man könnte Heilung demnach als einen Vorgang betrachten, bei dem Information zur Verfügung gestellt wird, die das System zur Stabilität zurückführt. Jeder biologische Vorgang erfordert eine genau abgestimmte Kaskade von Prozessen, die auf jene winzigen Effekte reagieren, die bei den PEARForschungen beobachtet wurden.23 Es wäre auch denkbar, dass Krankheit ein Ausdruck von Isolation ist: ein Mangel an Verbindung zur kollektiven

Gesundheit des Nullpunkt-Feldes und der Gemeinschaft. Tatsächlich hatte in Elisabeth Targs Studie Deb Schnitta, die Heilerin aus Pittsburgh, die bei ihrer Arbeit versuchte, Energieströme zu harmonisieren, festgestellt, dass das Aidsvirus sich anscheinend von Furcht nährte  – jener Art Furcht, die man vielleicht erlebt, wenn man aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wird, wie es bei vielen Homosexuellen zu Beginn der Aidsepidemie der Fall war. Verschiedene Untersuchungen von Herzpatienten haben gezeigt, dass Isolation  – von sich selbst, der Gemeinschaft oder der eigenen Spiritualität  – für die Krankheit eine viel größere Rolle spielt als der körperliche Zustand, wie etwa erhöhte Cholesterinwerte.24 In Studien zur Lebenserwartung sind die Menschen, die am längsten leben, oft nicht nur jene, die an ein höheres spirituelles Wesen glauben, sondern auch jene, die das stärkste Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft haben.25 Das könnte bedeuten, dass die Absicht eines Heilers genauso wichtig ist, wie es die Medikamente sind, die er verordnet. Der hektische Arzt, der sich wünscht, sein Patient würde den Termin absagen, damit er in die Mittagspause gehen kann; der Assistenzarzt, der drei Nächte im Krankenhaus durchgearbeitet hat; der Arzt, der einen bestimmten Patienten nicht leiden kann  – sie alle könnten einen schädlichen Effekt haben. Es könnte auch heißen, dass die wichtigste Behandlung, die jeder Arzt seinen Patienten geben kann, darin besteht, dass er ihnen Gesundheit und Wohlbefinden wünscht. Elisabeth Targ begann, sich zu prüfen, woran sie gerade dachte, wenn sie auf dem Weg zu ihren Patienten war, um sicherzustellen, dass sie positive Absichten aussandte. Außerdem begann sie, sich ernsthaft mit Geistheilung zu beschäftigen. Wenn sie bei Christen funktionierte, die nicht mal die Patienten kannten, für die sie beteten, dann, so dachte sie, könnte es auch bei ihr funktionieren.

Der Modus Operandi ihrer Heiler legte die abwegigste Schlussfolgerung nahe: Das individuelle Bewusstsein stirbt nicht. Tatsächlich schien eines der ersten ernsthaften Laborexperimente mit einer Gruppe außersinnlich begabter Medien an der Universität von Arizona die Vorstellung zu bestätigen, dass unser Bewusstsein nach unserem Tod weiterlebt. In Studien, die sorgfältig kontrolliert wurden, um jeden Betrug auszuschließen, waren die Medien typischerweise in der Lage, zu mehr als 80 Prozent zutreffende Informationen über verstorbene Angehörige von Versuchsteilnehmern zu geben, angefangen bei Namen und persönlichen Eigenheiten bis zur genauen Art ihres Todes. Insgesamt erreichten die Medien eine Genauigkeit von 83 Prozent  – eine Person erreichte sogar 93 Prozent. Eine Kontrollgruppe von nicht außersinnlich begabten Probanden erreichte nur einen Durchschnittswert von 36 Prozent. In einem Fall konnte ein Medium sogar das Gebet aufsagen, das die verstorbene Mutter eines der Teilnehmer für diesen während seiner Kindheit immer gesprochen hatte. Professor Gary Schwarz, der die Untersuchung leitete, meinte später: »Die schlichteste Erklärung lautet, dass die Medien direkt mit den Verstorbenen kommunizieren.«26 Fritz-Albert Popp beschreibt das so, dass wir bei unserem Tod eine »Entkoppelung« unserer Frequenz von der Materie unserer Zellen erleben. Der Tod besteht vielleicht einfach darin, dass wir nach Hause gehen oder präziser, zurückbleiben  – wieder in das Nullpunkt-Feld zurückkehren.

KAPITEL 11

Telegramm von Gaia

E

s sollte der packendste Moment sein, den Dean Radin sich vorstellen konnte, und nichts, so fand er, war packender als das Ende des O.-J.-Simpson-Prozesses, der wohl der Rechtsfall des Jahrhunderts war. Von dem Moment an, wo der weiße Ford Bronco über den LAFreeway gerast war, hatten zehn Millionen Amerikaner pro Minute am Fernseher zugesehen, wie sich das Drama entfaltete. Und nun, nachdem sich die Verhandlung über fast ein Jahr erstreckt hatte, saß eine halbe Milliarde Zuschauer weltweit vor dem Fernseher und wartete auf die Live-Übertragung des Augenblicks, in dem sich das Schicksal des Bronco-Fahrers entschied, wenn die Geschworenen ihr Urteil sprachen, ob er seine Frau und deren Liebhaber brutal erschlagen hatte oder nicht. So viele Amerikaner hatten während des neuneinhalb Monate dauernden Prozesses, der 131 Tage voller Zeugenaussagen mit 126 Zeugen, 857 Beweisstücken, Auseinandersetzungen über Rassismus, DNA-Tests und blutgetränkten Handschuhen, atemberaubenden Fehlern von Polizei und forensischen Experten, dem Drama, als Richter Lance Ito zweimal die Fernsehkameras zerschlug und die beiden streitenden Juristenteams regelrecht züchtigte, gefesselt vor dem Bildschirm gesessen, dass es das amerikanische Bruttosozialprodukt schätzungsweise 40 Milliarden Dollar an Produktivitätsausfall gekostet hatte. Und nun, ein Jahr und vier Tage nach der Wahl der Geschworenen, stand dieses Drama aus dem wirklichen

Leben, das so viel zwanghaftes Fernsehen verursacht und so tief in den alltäglichen Ablauf der Leute, die ständig Seifenopern ansahen, eingegriffen hatte, dass es eigene Werbezeiten der Spitzenklasse anbieten konnte, vor seinem Ende. Sogar die letzten Augenblicke hatten ihren unerwarteten dramatischen Thrill. Die Geschworenen hatten just zu ihrem Urteil gefunden und sich im Gerichtssaal versammelt, als Armanda Cooley, ihre Vorsitzende, bemerkte, dass sie das Formular, auf dem sie ihr Urteil schriftlich festgehalten hatten, in seinem versiegelten Umschlag im Beratungsraum hatten liegen lassen. Aber selbst wenn sie es bei sich gehabt hätte – zwei Anwälte der Verteidigung, darunter Johnny Cochran, der Vorsitzende von Simpsons »Dream-Team« prominenter Anwälte, waren nicht anwesend. Richter Ito unterbrach die Verhandlung. Das Urteil sollte am nächsten Morgen um zehn Uhr verkündet werden. Die Welt musste noch einen Tag länger warten. Am 3. Oktober 1995 schalteten mehr Zuschauer als bei drei der fünf letzten Football-Superbowls oder bei der Dallas-Folge »Wer hat auf J.R. geschossen?« ihre Fernseher ein. Richter Ito bat, das Urteil der Gerichtsdienerin Deirdre Robertson auszuhändigen. Sie und O. J. Simpson erhoben sich. Die Welt hielt den Atem an. »Im Verfahren der Bürger des Staates Kalifornien gegen Orenthal James Simpson, Fall Nummer BA 097211, halten wir, die Geschworenen, den Angeklagten Orenthal James Simpson im Sinne der Anklage für nicht schuldig«, las Mrs. Robertson. O. J. Simpson, so gelassen, wie er während des größten Teils der Verhandlung gewesen war, lächelte triumphierend. Er wurde in beiden Punkten der Anklage für unschuldig befunden. Das war die letzte überraschende Wendung in dieser Geschichte. Die Fernsehzuschauer waren verblüfft

über die Entscheidung der Geschworenen, und nicht anders ging es weiteren fünf schweigenden Beobachtern  – sämtlichen REG-Computern, einem im PEAR-Labor, einem zweiten in der Universität von Amsterdam sowie drei weiteren in der Universität von Nevada. Sie waren so programmiert worden, dass sie drei Stunden vor, während und nach der Urteilsverkündung liefen. Anschließend prüfte Radin ihren Output. Drei statistisch signifikante Ausschläge nach oben waren bei allen fünf Computern zu genau den gleichen drei Zeitpunkten aufgetreten: ein kleiner Ausschlag um neun Uhr vormittags pazifischer Ortszeit, ein größerer ein Stunde später und dann ein riesiger Ausschlag sieben Minuten danach. Diese drei Marken korrespondierten mit den drei wichtigsten Momenten im Verhandlungsablauf: dem Beginn der Show mit dem ersten Fernsehkommentar  – dem Augenblick, in dem wahrscheinlich die meisten Leute ihren Fernseher eingeschaltet hatten  –, dann dem Beginn der Übertragung aus dem Gerichtssaal und schließlich dem genauen Moment der Urteilsverkündung. Wie alle Menschen überall auf der Welt hatten diese Computer ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet, zu erfahren, ob O. J. Simpson unschuldig oder schuldig war.1   Über die Möglichkeit, dass ein kollektives Bewusstsein existieren könnte, hatte Dean Radin schon lange nachgedacht, vielleicht sogar beeinflusst von seiner Mutter, die sich sehr für Yoga interessiert hatte. Natürlich war das in alten Kulturen und in den Kulturen des Ostens eine vertraute Vorstellung. Aber auch andere wie der Psychologe William James hatten die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass das Gehirn einfach diese kollektive Intelligenz widerspiegelt, so wie ein Rundfunksender Signale aufnimmt und überträgt. Als Radin und seine Kollegen beobachteten, dass das

menschliche Bewusstsein offenkundig seine Grenzen erweitern kann, ergaben sich daraus zwangsläufig Fragen, ob diese Effekte stärker werden, wenn viele Einzelpersonen gemeinsam wirken, und auch, ob ein kollektives globales Bewusstsein als Einheit wirkt. Wenn sich zwischen Individuen und ihrer Umwelt eine Kohärenz entwickeln konnte, bestand dann auch die Möglichkeit einer Gruppenkohärenz? Radins Überlegungen unterschieden sich insofern, als er herausfinden wollte, wie man diese Fragen wissenschaftlich abklären konnte. Roger Nelson hatte als Erster die Idee, man könne mithilfe einer REG-Maschine ein kollektives Bewusstsein nachweisen. Diese Idee war ihm gekommen, als er eines Tages einige Daten aus dem PEAR-Labor untersuchte. Man schrieb das Jahr 1993, und Nelson war ein 53 Jahre alter Doktor der Psychologie, der inoffiziell die Experimente des PEAR-Labors koordinierte, ein geborenes Organisationstalent, der jeden Mitarbeiter an der richtigen Stelle einsetzte und so dafür sorgte, dass die Arbeit optimal erledigt wurde. Er war 1980 ins Labor gekommen, ursprünglich für ein Sabbatjahr, das er sich als Lehrer an einem College in Vermont genommen hatte, aber dann wurden zwei Jahre daraus, und nicht lange danach informierte er seine Kollegen, dass er nicht zurückkehren würde. Die PEAR-Arbeit war berauschend für den in Nebraska geborenen Nelson mit seinem roten Bart und seinen rustikalen Zügen, ein weiterer Philosoph unter den Wissenschaftlern, den die Grenzwissenschaften schon als Kind angezogen hatten. Nelson hatte in Princeton in der Abteilung für Ingenieurwissenschaften in seinem Büro gesessen und Grafiken für die Verteilung der Ergebnisse mehrerer REGDurchläufe erstellt. Als er die Grafiken für die Durchläufe prüfte, bei denen die Leute sich auf eine bestimmte Absicht (HIs) oder deren Gegenteil (LOs) konzentriert hatten, fand er nichts Außergewöhnliches. Wie erwartet, war die Kurve

für die HIs etwas nach links und die Kurve für die LOs etwas nach rechts verschoben. Dann wertete Roger den dritten Test aus, bei dem die Leute gar keine Absicht an die Maschine richten sollten. Das Ergebnis hätte eine Grundlinie darstellen sollen, deren Form sich kaum von einem reinen Zufallsresultat unterschied, das auftrat, wenn die Maschine ohne menschliche Beeinflussung lief. Aber weit gefehlt. Alles war zusammengequetscht. Genau im Zentrum gab es eine nette und offensichtliche Ausnahme, einen kleinen Strich, der am ehesten wie eine zusammengeballte kleine Faust aussah. Da war es, sprang ihm vorwurfsvoll ins Auge. Nelson lachte so heftig, dass er vom Stuhl fiel. Wie konnte er das nur übersehen haben? Sogar der Versuch, an nichts zu denken, erzeugte vielleicht seine eigene gerichtete Energie. Das ließ sich nicht vermeiden. Wenn man versuchte, keinen Einfluss auf eine REG-Maschine auszuüben, dann war das so, als würde man versuchen, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Vielleicht konnte jede Art von Aufmerksamkeit, einfach durch den Akt der Konzentration, Ordnung erzeugen. Das Bewusstsein ließ sich nicht aufhalten – es nahm immerfort wahr und dachte ständig. Wir denken, deshalb beeinflussen wir. Hinweise darauf hatte es schon im PEAR-Labor gegeben. Nelson hatte gesehen, dass bestimmte Leute, oft Frauen, die REG-Maschinen stärker beeinflussen konnten, wenn sie sich auf etwas anderes konzentrierten.2 Er begann, diesen Zusammenhang mit einem Verfahren zu testen, das er ContREG nannte  – die Kurzform dafür, dass er eine REGMaschine permanent laufen ließ, um festzustellen, ob sie häufiger als üblich im Tagesverlauf Kopf oder Zahl registrierte, und dann herauszufinden, was zu der jeweiligen Zeit im Zimmer vorgegangen war. Daraus entstand eine weitere Idee. Die tägliche Beobachtung erfordert einen sehr niedrigen

Aufmerksamkeitsgrad. Während man seinen üblichen Beschäftigungen nachgeht, nimmt man viele Bilder, Geräusche und Gerüche wahr. Wenn man jedoch etwas tut, bei dem Geist und Emotionen wirklich gefordert sind  – Musik hören, einen ergreifenden Moment während einer Theatervorstellung beobachten, an einer politischen Demonstration oder einem Gottesdienst teilnehmen –, dann konzentriert man sich mit jeder Zelle seines Körpers darauf. Man widmet dieser Sache seine höchste Aufmerksamkeit. Nelson fragte sich, ob die Fähigkeit des Bewusstseins, Ordnung zu schaffen oder Einfluss auszuüben, davon abhängt, wie entschlossen der Beobachter ist. Und zweitens: Sofern das für Individuen zutrifft, wie würde dann der Einfluss von mehr als einer Person aussehen? Die PEAR-Daten hatten gezeigt, dass Paare, die in einer Beziehung lebten  – Menschen, die intensiv miteinander verbunden waren  –, die REG-Maschinen nachhaltiger beeinflussten als Einzelpersonen. Daraus konnte man schließen, dass zwei Menschen, die sich einig sind, mehr Ordnung in einem Zufallssystem erzeugten. Angenommen, man würde eine größere Gruppe von Menschen versammeln, die sich alle entschlossen auf dieselbe Sache konzentrieren  – würde der Effekt dann noch größer sein? Gab es eine Beziehung zwischen der Gruppengröße oder der Intensität des Interesses und der Stärke des Effektes? Immerhin, so dachte Nelson, hatte jeder Mensch Augenblicke erlebt, in denen die Energie bei einem Gruppenereignis beinahe mit den Händen zu greifen war. Eine REG-Maschine war so enorm empfindlich, dass sie genau das »spüren« würde. Nelson beschloss, seine Theorie mithilfe von bevorstehenden Konferenzen zu testen. Robert Jahn und Brenda Dunne hatten vor, am Treffen der International Consciousness Research Laboratories im April 1993 teilzunehmen. Eine Gruppe leitender Mitarbeiter dieser

Labors traf sich zweimal im Jahr, um Informationen über die Rolle des Bewusstseins auszutauschen. Später im Jahr wollte Nelson selbst am Treffen der Gruppe Direct Mental Healing Interactions (DHML) im Esalen Institut in Kalifornien teilnehmen, das voraussichtlich eine starke Konferenz von einem Dutzend Wissenschaftlern sein würde, denen es um die Frage ging, wie Forschungsarbeiten im Bereich der Heilung durchzuführen waren. In Hollywood wurde »guten Konferenzen« eine gewisse Ehrfurcht entgegengebracht. In Nelsons Fall lautete die Frage, ob die REG-Maschine die positiven Schwingungen ebenfalls registrieren würde. Jahn und Dunne hatten sich auf den Weg zu ihrer Tagung gemacht und eine Schachtel mit den REG-Programmen und einen Computer mitgenommen, der die Daten aufzeichnen sollte, und sie ließen ihn während der Konferenz laufen. Nelson tat dasselbe, als er an dem Treffen in Esalen teilnahm. Sie wollten auf diesem Weg herausfinden, ob diese ständige Abweichung vom Zufallsbetrieb Hinweise auf eine Veränderung der »informationellen« Umgebung mit einem Bezug zu dem gemeinsamen Informationsfeld und dem kollektiven Bewusstsein der Gruppe liefern würde.3 Der hauptsächliche Unterschied zwischen diesem Test und den üblichen REG-Experimenten bestand darin, dass die Gruppe in keiner Weise versuchen würde, die Maschine zu beeinflussen. Als alle wieder in Princeton waren und die Ergebnisse analysierten, entdeckten sie, dass nicht zu leugnende Effekte stattgefunden hatten. Sie beschlossen, eine ganze Serie solcher Experimente durchzuführen. Bei einem weiteren ähnlichen Ereignis  – diesmal eine Konferenz der Academy of Consciousness, gesponsert vom ICRL  – waren die Ergebnisse sogar noch deutlicher. Ein heftiger zentraler Ausschlag der Kurve korrespondierte genau mit dem Zeitpunkt, wo es während der Konferenz eine intensive,

zwanzig Minuten dauernde Diskussion über das Ritual im Alltagsleben gegeben hatte, die das Publikum gefesselt verfolgte. Nelson prüfte auch die Aufzeichnungen und Mitschnitte, welche die Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt gemacht hatten. Viele der fünfzig Anwesenden hatten die Diskussion als einen außergewöhnlichen Augenblick gekennzeichnet. Ohne das Resultat der REG-Maschine zu kennen, hatte ein Teilnehmer vermerkt, die Veränderung der Gruppenenergie sei fast mit den Händen greifbar gewesen.4 Bei seinem eigenen Esalen-Test entdeckte Nelson, dass der fesselndste Augenblick der Konferenz bei den Daten ebenfalls durch eine starke Abweichung von der Zufallswahrscheinlichkeit gekennzeichnet war. Die Resultate waren faszinierend, aber die Idee musste auf den verschiedensten Konferenzen weiter getestet werden. Zu diesem Zweck brauchte Nelson jedoch ein Gerät, das wirklich tragbar war. Bisher war die Hardware hinderlich und unhandlich gewesen und hatte einen eigenen Stromanschluss benötigt. Nelson dachte daran, einen HP-Palm-Computer einzusetzen, der nicht viel größer war als ein kleiner tragbarer Kassettenrekorder und auf dessen Oberfläche eine Mini-REG-Vorrichtung sitzen sollte, die über den seriellen Eingang verbunden war und durch ein Stück Klettband befestigt wurde. Nelson interessierte sich nicht dafür, ob Kopf oder Zahl häufiger fielen, denn niemand würde eine Absicht ausdrücken. Er wollte lediglich wissen, ob die Maschine in irgendeiner Richtung von ihren Fünfzig-zu-fünfzigZufallsergebnissen abgewichen war. Dabei konnte jede Veränderung – ob nun häufiger Kopf oder Zahl fiel oder mal dieses und mal jenes häufiger  – als Abweichung interpretiert werden. Für die Analyse der Daten brauchte man dabei freilich eine andere statistische Methode als die vom PEAR-Labor üblicherweise eingesetzte. Nelson

entschied sich für ein Verfahren, das als »Chi-Quadrat« bezeichnet wurde und darin bestand, dass man das Quadrat jedes individuellen Durchgangs aufzeichnete. Jedes ungewöhnliche Verhalten, irgendeine verlängerte oder extreme Abweichung von der erwarteten Monotonie der Zufallsergebnisse würde sich dabei leicht zeigen. Nelson bezeichnete seine Versuche als Experimente zum »Feldbewusstsein« oder kurz »FeldREG«. Der Name hatte eine nette Doppeldeutigkeit. Es ging um ein REG draußen im Feld, aber auch eine Vorrichtung, die benutzt wurde, um so etwas wie ein »Bewusstseinsfeld« nachzuweisen. Nelson beschloss, seine FeldREG-Experimente bei den verschiedensten Ereignissen durchzuführen  – geschäftlichen Treffen, akademischen Konferenzen, einer Kabarettveranstaltung, Konzerten und Theateraufführungen. Er suchte sich Ereignisse aus, die das Publikum fesseln  – Augenblicke, in denen eine große Zahl von Leuten gleichzeitig denselben intensiven Gedanken haben würde.5 Als ein Mitglied des Covenant of Unitarian Universalist Pagans (CUUPS) Interesse für die PEAR-Arbeiten zeigte, lieh Nelson ihm ein FeldREG, und er nahm das Gerät zu fünfzehn rituellen Versammlungen mit – einschließlich Sabbatfeiern und Vollmondritualen.6 Der Freund eines PEAR-Kollegen, der künstlerische Direktor einer großen Musikveranstaltung, die den Titel The Revels trägt und alljährlich im Dezember als Einstimmung auf das neue Jahr in acht amerikanischen Städten stattfindet, fragte Nelson, ob er nicht während der Show einen Test mit dem FeldREG durchführen wolle. Die Gelegenheit schien perfekt: Es gab auf dieser Veranstaltung Rituale, Musik und Publikumsbeteiligung. Roger sah sich die Produktion an und bat den künstlerischen Direktor, die fünf eindrucksvollsten Szenen auszuwählen, welche die stärkste Wirkung auf das Publikum und folglich auch auf die Maschine haben

würden. Das FeldREG war 1995 bei zehn Shows in zwei Städten dabei und 1996 bei verschiedenen Aufführungen in acht Städten. Wie auf Bestellung zeigten die REG-Daten in jedem der von Nelson vorhergesagten Augenblicke einen Ausschlag.7 Allmählich wurde ein klares Muster erkennbar. Die Maschine verließ den Rahmen der Zufallswahrscheinlichkeit zugunsten einer gewissen Ordnung stets in Augenblicken besonders starker Aufmerksamkeit: außergewöhnliche Präsentationen auf einer Tagung, humorvolle Höhepunkte auf Konferenzen, die intensivsten Augenblicke eines heidnischen Rituals. Für eine REG-Maschine mit so winzigen Bewegungen waren diese Effekte relativ groß – das Dreifache dessen, was eine Einzelperson im PEAR-Labor schaffte, wenn sie versuchte, die Maschine alleine zu beeinflussen. Bei den heidnischen Ritualen hatte das FeldREG zweimal wild ausgeschlagen, und zwar jeweils während eines Vollmondrituals, wobei sehr viel häufiger als üblich Zahl registriert wurde. Ein CUUPS-Mitglied war nicht überrascht, als Nelson ihm von den Resultaten berichtete. »Unsere Sabbatfeiern«, so bemerkte er, »sind nicht besonders persönlich oder intensiv, aber die Vollmondrituale sind das manchmal.«8 Die jeweilige Aktivität spielte eigentlich keine große Rolle. Am wichtigsten schien die Intensität innerhalb der Gruppe zu sein, die Tatsache, dass die jeweilige Aktivität das Publikum fesselte, und es war hilfreich, wenn es eine Art kollektiver Resonanz in der Gruppe gab, besonders einen Kontext, der für die Teilnehmer emotionale Bedeutung hatte. Bei der Kabarettaufführung zeigte die Maschine ihre stärkste Abweichung während einer Präsentation des Hauptdarstellers, die so witzig war, dass es vom Publikum Standing Ovations und die Forderung nach einer Wiederholung gab. Am wichtigsten war

eindeutig die konzentrierte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, die Tatsache, dass alle dasselbe dachten. Was dabei offensichtlich passierte, war, dass diese Aufmerksamkeit die Wellen des individuellen Bewusstseins der Teilnehmer auf etwas Ähnliches konzentrierte, wobei eine Art »Gruppen-Quanten-Superstrahlung« auftrat, die einen physikalischen Effekt hatte. Die REG-Maschine war gewissermaßen eine Art Thermometer, das die Dynamik und Kohärenz der Gruppe maß. Lediglich die geschäftlichen Treffen und die akademischen Konferenzen hatten keine Auswirkung auf die Maschine. Wenn eine Gruppe gelangweilt war und die Aufmerksamkeit der Teilnehmer abschweifte, dann war die Maschine in gewisser Weise ebenfalls gelangweilt. Nur die intensiven Augenblicke, in denen das Bewusstsein sozusagen gleichgerichtet war, schienen genügend Kraft auszustrahlen, um den chaotischen Zufallsaktivitäten der REG-Maschine Ordnung aufzuprägen.   Die Idee heiliger Kraftplätze faszinierte Nelson. Waren sie heilig, weil die Art, wie man sie jahrhundertelang benutzt hatte, sie mit dieser Qualität aufgeladen hatte, oder war eine solche Qualität dort immer schon vorhanden gewesen  – durch eine bestimmte Anordnung von Bäumen oder Steinen, den Geist der Örtlichkeit, die Lage als solche – und hatte diese Tatsache die Menschen veranlasst, hier ihre Rituale abzuhalten? Die alten Völker waren sensibel für die Signale der Erde gewesen und hatten bestimmte Konfigurationen wie Ley-Linien wahrnehmen können und darauf geachtet. Wenn der Platz als solcher außergewöhnlich war, hatte sich dort dann eine Art kollektives Bewusstsein wie ein energetischer Wirbel vereinigt oder hatte schon immer eine Art energetischer Resonanz bestanden? Und würde eine REG-Maschine das eine oder andere aufzeichnen können?

Nelson beschloss, verschiedene Kraftplätze in Amerika auszuwählen, die den dortigen Ureinwohnern heilig gewesen waren. Nelson und seine Maschine beobachteten einen Medizinmann dabei, wie er eine rituelle Heilungszeremonie am Devil’s Tower Monument in Wyoming durchführte, einem Ort, der einigen Indianerstämmen heilig war. Später ging er mit einem PalmREG in der Tasche selbst um den Devils’s Tower herum und besuchte anschließend das Wounded Knee in Süddakota, wo ein ganzer Siouxstamm abgeschlachtet worden war. Nelson erkundete die Verwüstungen, den Friedhof und das Monument für die Toten. Er fiel in eine tiefe Stille. Später, als er sich die REG-Aufzeichnungen von beiden Orten ansah, gab es keinen Zweifel mehr: Der Output seiner Maschine war definitiv beeinflusst worden, und zwar mit einem weit stärkeren Effekt als bei gewöhnlichen PEAR-Studien, als ob sich dort die Erinnerungen an die Gedanken all der Menschen erhalten hätten, die an diesen Orten gelebt hatten und gestorben waren.9 Die perfekte Gelegenheit, einen genaueren Blick auf das Wesen der kollektiven Erinnerung und Resonanz zu werfen, ergab sich während einer Reise nach Ägypten. Nelson beschloss, mit einer Gruppe von neunzehn Kollegen zwei Wochen durch Ägypten zu fahren. Sie wollten die wichtigsten Tempel und Heiligtümer der alten Ägypter besuchen und dort eine Reihe informeller Zeremonien abhalten, beispielsweise chanten und meditieren. Auf dieser Reise würde er prüfen können, ob Menschen, die sich an solchen Orten meditativen Tätigkeiten hingeben  – gewissermaßen den Aktivitäten, für die solche Orte ursprünglich geschaffen worden waren  –, einen noch stärkeren Effekt auf die Maschinen hatten. Während sie die wichtigeren Heiligtümer besuchten – die große Sphinx, die Tempel von Karnak und Luxor, die große Pyramide von

Gizeh  –, ließ Nelson stets einen PalmREG in seiner Manteltasche laufen. Das Gerät war eingeschaltet, während die Teilnehmer meditierten oder chanteten, während sie die Tempel besichtigten und sogar auch wenn er alleine unterwegs war oder meditierte. Er zeichnete auch sorgfältig die Zeiten auf, zu denen bestimmte Aktivitäten vor sich gingen. Als er wieder zu Hause war und seine Daten zusammenstellte, trat ein interessantes Muster zutage. Die Maschine hatte die stärksten Effekte registriert, wenn die Gruppe an einem heiligen Ort ein Ritual abhielt, beispielsweise chantete. Bei den meisten der Hauptpyramiden waren die Effekte sechsmal so hoch gewesen wie bei den üblichen REG-Versuchen im PEAR und doppelt so hoch wie bei den gewöhnlichen FeldREGTests. Das waren so ziemlich die stärksten Effekte, die er je gesehen hatte  – in derselben Größenordnung wie jene von partnerschaftlich verbundenen Paaren. Als er jedoch alle Daten von den 27 heiligen Orten, die er besucht hatte und wo er einfach in respektvollem Schweigen umhergegangen war, zusammenfasste, waren die Resultate noch erstaunlicher. Die spirituelle Ausstrahlung des Ortes selbst schien Effekte auf die Maschine zu haben, die genauso stark waren wie jene der meditierenden Gruppe. Natürlich war es denkbar, dass seine eigenen Erwartungen den PalmREG beeinflusst hatten, während er ihn bei sich trug – eben das bekannte Phänomen, das man als »Experimentatoreffekt« bezeichnet. Es hätten auch die kollektiven Erwartungen und die Ehrfurcht der anderen Besucher sein können  – immerhin war er ja nie allein an einem solchen Ort gewesen. Aber einige weitere Analysen zeigten, dass die Situation etwas komplizierter war. Wenn die Gruppe bei anderen Sehenswürdigkeiten, die nicht als heilig galten, aber durchaus interessant waren, zu chanten und zu meditieren versuchte, dann zeigten sich ebenfalls signifikante, aber geringere Auswirkungen auf dem

PalmREG. Sogar wenn die Teilnehmer der Gruppe aufeinander eingestimmt schienen  – während einer Sonnenfinsternis, bei einem Vortrag über Astrologie oder einer Geburtstagsparty bei Sonnenuntergang  –, hatte das Gerät nur geringe Effekte registriert, kaum größer als bei einem Standard-REG-Test. Nelson hatte sogar eine Reihe seiner eigenen konzentrierten Rituale überwacht  – beim Gebet in einer Moschee, bei bestimmten rituellen Wanderungen oder während er Hieroglyphen betrachtete und zu »entschlüsseln« versuchte. Viele dieser Gelegenheiten waren für Nelson beeindruckend gewesen, einige tief bewegend. Gleichwohl zeigte das Gerät nur eine geringe Abweichung, kaum mehr, als hier in Princeton zustande gekommen wäre, hätte er vor einer REGMaschine gesessen. An den Kraftplätzen gab es eindeutig besondere Schwingungen, wahrscheinlich einen Energiewirbel kohärenter Erinnerungen. Sowohl die Art des Ortes als auch die Aktivität der Gruppe schien dazu beizutragen, dass eine bestimmte Art von Gruppenbewusstsein erzeugt wurde. Wenn sie an heiligen Orten nicht gechantet hatten, war die schlichte Gruppenpräsenz oder vielleicht sogar der Ort als solcher für ein hohes Maß an resonantem Gruppenbewusstsein verantwortlich. Die Maschine hatte auch einen Effekt registriert, sogar inmitten weltlicher Aktivitäten oder an weltlichen Orten, solange es eine gerichtete Aufmerksamkeit innerhalb der Gruppe gab. Und egal, wie tief Nelson sich alleine konzentriert hatte, nie konnte er damit denselben Effekt erzielen wie die Gruppe. Es gab noch ein weiteres bemerkenswertes Element in den Daten. Während er zur großen Pyramide von Khufu auf dem Gizeh-Plateau unterwegs war, hatte der PalmREG Abweichungen von der Zufallskurve registriert, zunächst mit einem positiven Trend während zweier Gruppenchants in der Grabkammer der Königin und auf der großen Galerie und dann eine starke negative Abweichung, als die Gruppe

in der Königskammer gechantet hatte. Eine ähnliche Situation hatte sich in Karnak ergeben. Nelson war erstaunt, als er die grafische Darstellung der Resultate sah: Beide bildeten eine große Pyramide. Der Gedanke drängte sich auf, dass der PalmREG auf einer gewissen Ebene Nelsons Reise parallel miterlebt hatte.10   Dean Radin war auf einer Konferenz über gerichtete mentale Heilung gewesen und hatte dort Nelsons seltsame Daten gesehen. Da Radin und Nelson zusammenarbeiteten und auch gemeinsam die Metaanalyse der PEAR-Daten erstellt hatten, war Radin ein natürlicher Kandidat dafür, Nelsons Versuche zu wiederholen. Bei seinen ersten Untersuchungen entdeckte Radin wie Nelson, dass diese Effekte stattfinden, wenn es ein FeldREG in dem betreffenden Raum oder an dem jeweiligen Ort gibt. Aber wie sah es über weitere Entfernungen aus? Das naheliegendste Werkzeug für solche Versuche war das Fernsehen. Jeder sah sich Fernsehsendungen an, vor allem beliebte Shows. Würden alle Zuschauer dasselbe denken, während sie sich eine Sendung ansahen? Um das zu testen, brauchte Radin etwas, das über eine Sitcom hinausging – ein Ereignis, das ein höchst gespanntes Publikum garantieren würde.11 Die Verhandlung gegen O. J. Simpson drängte sich zu einem späteren Zeitpunkt dafür auf. Aber bei seiner ersten Studie wählte Radin die 67. Oscar-Verleihung im März 1995, die mit einer geschätzten Zuschauerbeteiligung von einer Milliarde zu den größten Publikumsereignissen gehörte, die man sich vorstellen kann. Die Zuschauer kamen aus 120 Ländern, und so würde es sich um eine Massenaufmerksamkeit rund um den Globus handeln. Um zu demonstrieren, dass die Effekte sich augenblicklich über jede beliebige Entfernung ereigneten, benutzte Radin zwei REG-Maschinen, die er an

verschiedenen Orten aufstellte. Einer stand knapp 20 Meter von ihm entfernt, während er das Ereignis am 27. März auf dem Bildschirm verfolgte, der andere befand sich 12 Meilen weit weg in seinem Labor, lief alleine und nicht vor einem Fernsehgerät. Während der Übertragung machten sich Radin und sein Assistent peinlich genau Minute für Minute Notizen, wann das Interesse während der Show besonders hoch oder gering gewesen war. Alle Momente höchster Spannung wie etwa die Verkündung der Preisträger für den besten Film, den besten Schauspieler oder die beste Schauspielerin wurden zeitlich notiert und als Phasen »hoher Kohärenz« verzeichnet. Nachdem die Show beendet war, untersuchte er seine Daten. Während der Perioden von höchstem Interesse stieg das Ausmaß der Ordnung in den Geräten so stark an, dass diese Werte nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu tausend auf Zufall beruhen konnten. Andererseits war zu Zeiten geringen Interesses das Ausmaß der Ordnung sehr viel niedriger; hier hätten die Werte mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn auf Zufall beruhen können. Beide Computer waren außerdem noch vier Stunden nach dem Ereignis in Betrieb, und während dieser Kontrollzeit kehrten beide nach einem kurzen Ausschlag, der wahrscheinlich das Ende der Veranstaltung kennzeichnete, rasch zu ihrem üblichen Zufallsverhalten zurück. Radin wiederholte sein eigenes Experiment ein Jahr später mit ähnlichen Resultaten. Auch während der Sommerolympiade im Juli 1996 und natürlich beim O.-J.Simpson-Prozess erhielt er vergleichbare Ergebnisse. Radin testete seine Maschinen beim amerikanischen Superbowl 1996 und sogar bei normalen Fernsehsendungen zur besten Sendezeit. Getestet wurden dabei an einem Abend im Februar desselben Jahres die vier großen amerikanischen Fernsehsender. Während der wichtigsten Momente des Superbowl-Spiels registrierte die Maschine leichte Abweichungen, aber der Effekt war bei

weitem nicht so ausgeprägt wie während des O.-J.-SimpsonProzesses oder der Oscar-Verleihung. Das könnte mit einem einfachen Problem bei einem Sportereignis zu tun haben  – der Tatsache, dass die Fans der verschiedenen Mannschaften bei jedem Spiel verschieden reagieren, je nachdem, welche Mannschaft sie unterstützen. Radin überlegte auch, dass es mit der Anzahl der Werbepausen zusammenhängen könnte, die das Spiel permanent unterbrechen, zumal die Werbespots beim Superbowl genauso populär wie das Spiel selbst geworden sind. So war es bisweilen schwierig, zwischen Zeiten hohen und geringen Interesses zu unterscheiden, und die Resultate zeigten das. Bei seiner anderen Studie zur besten Sendezeit des Fernsehens war Radin davon ausgegangen, dass sowohl die Maschinen als auch die menschlichen Zuschauer in den Schlüsselmomenten jeder Show die höchste Aufmerksamkeit haben würden, während das Interesse am Ende, wenn gewöhnlich die Werbespots gezeigt werden, allmählich nachlässt. Und genauso war es auch. Obwohl es keinen besonders großen Effekt gab, erreichte die Tendenz zur Ordnung bei der Maschine just in dem Augenblick ihren Höhepunkt, als das Zuschauerinteresse an der jeweiligen Fernsehübertragung vermutlich am höchsten war.   Wagnerianer sind Fanatiker, dachte Dieter Vaitl, ein Kollege von Roger Nelson, der in der Abteilung klinische und physiologische Psychologie an der Universität Gießen arbeitete. Im Laufe der Jahre war das Festspielhaus in Bayreuth, das Wagner für sich selbst gebaut hatte, eine Art Heiligtum geworden, zu dem Wagner-Freunde alljährlich pilgerten, um dort die Festspiele zu erleben. Das waren die echten Wagner-Fanatiker, die jede Note genau kannten, jedes Ansteigen und Nachlassen der Emotion, und die mit Freuden während der Vorführung des Rings 15 Stunden auf

ihren Plätzen ausharrten. Die meisten Besucher des Festspielhauses waren Wagner-Experten. Insofern waren sie, kurz gesagt, das perfekte Publikum für einen Test mit dem FeldREG. Im Jahr 1996 nahm Vaitl, der selbst mit seiner Pompadourfrisur aus glatten weißen Haaren und seinem stolzen Benehmen ein ziemlich ausgeprägter Wagnerianer war, an den Festspielen teil. Er hatte ein FeldREG bei sich und zeichnete den ersten Zyklus verschiedener Opern auf. Im folgenden Jahr und den Jahren danach wiederholte er sein Experiment. Insgesamt lauschte die REG-Maschine über endlose Stunden der Musik von Wagner – neun Opern, von Tristan und Isolde bis zur Götterdämmerung. Insgesamt waren die Trends über drei Jahre einheitlich und zeigten einen generellen Wechsel zu mehr Ordnung in der Maschine während der emotionalsten Szenen oder der musikalisch beeindruckendsten Teile wie etwa der Chorgesänge.12 In diesem Fall konnte das PEAR-Team sich mit Vaitls Resultaten nicht messen. Sie hatten ebenfalls mit einem FeldREG in zahlreichen Opern und Shows in New York gesessen, aber die Ergebnisse zeigten keine signifikanten Abweichungen.13 Offensichtlich brauchte man eine Publikumsaufmerksamkeit, die jener der Wagnerianer entsprach, um die Maschine zu beeinflussen. Vaitl schloss daraus, dass eine Resonanz mit höherer Wahrscheinlichkeit erzeugt wird, wenn das Publikum die Musik gut kennt und sich intensiv darauf einstellt. Ein noch interessanteres Ergebnis kam von Radins anderem engen Mitarbeiter, Professor Dick Bierman in Amsterdam, der häufig versucht hatte, Radins Studien zu wiederholen. Bierman beschloss, ein FeldREG in einem Haus zu testen, von dem es hieß, es gebe dort PoltergeistEffekte – seltsame Bewegungen oder das Verrücken großer Gegenstände, die gewöhnlich auf die Aktivitäten von

»Geistern« zurückgeführt wurden. Manche Leute meinen, dass Poltergeister nichts weiter sind als intensive Energien, die von einem Individuum ausgestrahlt werden, oft von einem stürmischen Jugendlichen. In diesem Fall installierte Bierman eine REG-Maschine und verglich die Zeiten, in denen nach Angaben der Familie Poltergeist-Effekte stattgefunden hatten, mit den Aufzeichnungen der Maschine. Tatsächlich zeigten sich dabei genau zu den betreffenden Zeiten Abweichungen von der Zufallswahrscheinlichkeit.14 Denkbar wäre, dass eine Person, die diese Art von intensiver Ausstrahlung hat, den Poltergeist-Effekt durch starke Quanteneffekte im Nullpunkt-Feld auslöst. Immer wieder wird berichtet, dass über den Häuptern der Hochschulabsolventen von Princeton die Sonne scheint, zumindest am Tag ihrer Abschlussfeier. Die Einwohner der Stadt berichten, dass, sogar wenn Regen vorhergesagt war, es irgendwie so lange trocken blieb, bis die Abschlussfeier beendet war. Roger Nelson war mit seiner Frau jedes Jahr an diesem Tag dabei und hatte mehr als einmal eine Bemerkung über das gute Wetter fallen lassen. Nun begann er sich zu fragen, ob das alles nur ein Zufall war. Die FeldREG-Experimente hatten ihn darüber nachdenken lassen, wie diese Art von Feldbewusstsein sich im realen Leben auswirken könnte. Ihm kam die Idee, dass der kollektive Wunsch der gesamten Universitätsgemeinde, es möge an diesem Tag sonnig sein, vielleicht tatsächlich die Wolken vertreiben könnte. Er suchte sich alle Wetterberichte der letzten dreißig Jahre zusammen und prüfte, wie das Wetter vor, während und nach der Abschlussfeier in Princeton gewesen war. Sein Hauptinteresse galt dabei der täglichen Niederschlagsrate. Außerdem prüfte er, wie das Wetter in den sechs Nachbarorten von Princeton gewesen war, um entsprechende Kontrolldaten zu haben.

Nelsons Analyse brachte einige seltsame Effekte zutage, so als sei am Tag der Abschlussfeier ein kollektiver Regenschirm über Princeton geöffnet worden. In den dreißig Jahren waren 72 Prozent (oder fast drei Viertel) der Abschlussfeiertage in Princeton trocken gewesen, verglichen mit nur zwei Dritteln (67 Prozent) in den Nachbarorten. Das bedeutete statistisch ausgedrückt, dass es in Princeton zur Zeit der Abschlussfeier einen magischen Effekt gab, der dafür sorgte, dass es hier trockener als normal war, während es in den Nachbarorten so regnerisch war wie um diese Jahreszeit üblich. Sogar an jenem Tag, als es in Princeton heftig geschüttet hatte und fast 7 Zentimeter Regen gefallen waren, hatte der Himmel seltsamerweise seine Schleusen erst nach dem Ende der Abschlussfeier geöffnet.15 Nelsons Untersuchung des Wetters in Princeton war nur eine kleine Schätzung gewesen, ob Menschen ihre Umwelt gezielt beeinflussen können. Die Organisation für Transzendentale Meditation (TM) hatte dagegen zwanzig Jahre lang systematisch getestet, ob Gruppenmeditation die Gewalt und Disharmonie in der Welt verringern konnte. Es war die Überzeugung des Begründers der Transzendentalen Meditation, Maharishi Mahesh Yogi, dass individueller Stress zu weltweitem Stress führte und dass Gruppenentspannung zur Entspannung in der gesamten Welt beitrüge. Er hatte postuliert, dass, wenn 1 Prozent der Menschen in einem bestimmten Gebiet TM oder die Quadratwurzel von 1 Prozent der Bevölkerung TM-Sidhi, eine fortgeschrittenere und aktivere Art der Meditation, praktiziert, zahlreiche Konflikte weniger häufig aufträten: Schießereien und andere Arten von Kriminalität, Drogenmissbrauch und sogar Verkehrsunfälle. Die Idee des »Maharishi-Effekts« bestand darin, dass einen die regelmäßige TM-Praxis befähigt, mit einem fundamentalen Feld Kontakt aufzunehmen, das alle Dinge miteinander

verbindet  – eine Vorstellung, die dem Nullpunkt-Feld nicht unähnlich war. Wenn sich genug Leute beteiligten, würde die Kohärenz innerhalb der gesamten Bevölkerung ansteckend wirken. Die TM-Organisation bezeichnete diesen Effekt als »Superstrahlung«, denn so wie Superstrahlung im Gehirn oder in einem Laser Kohärenz und Einheit erzeugt, würde die Meditation denselben Effekt auf eine Gesellschaft haben. Gruppen von TM-Mitgliedern fliegen um die Welt und treffen sich, um spezielle »Intensivmeditationen« durchzuführen, die sich auf bestimmte Konfliktzonen richten. Seit 1979 versammelt sich eine USSuperstrahlungsgruppe, deren Größe von einigen hundert bis zu 8000 Mitgliedern variiert, zweimal täglich in den Räumen der Maharishi International University in Fairfield, Iowa, und versucht, mehr Harmonie in der Welt zu erzeugen. Obwohl man die TM-Organisation lächerlich gemacht hat, vor allem, weil sie in der Hauptsache den persönlichen Interessen Maharishis dient, ist das schiere Gewicht der Daten zwingend. Viele der Studien sind in anerkannten Zeitschriften veröffentlicht worden, was bedeutet, dass sie strengen Auswahlkriterien genügen mussten. Eine neuere Studie, das National Demonstration Project in Washington, D.C., das 1993 zwei Monate lang durchgeführt wurde, hat Folgendes gezeigt: Wenn eine lokale Superstrahlungsgruppe mindestens 4000 Mitglieder hatte, dann sank die Zahl der Gewaltverbrechen, die während der ersten fünf Monate des Jahres stetig angestiegen war, allmählich um 24 Prozent, und dieser Prozess setzte sich bis zum Ende des Experiments fort. Sobald die Gruppe sich auflöste, stieg die Kriminalitätsrate erneut. Die Studie hat gezeigt, dass der Effekt nicht auf solche Variablen wie das Wetter, die Polizei oder irgendwelche Kampagnen gegen Kriminalität zurückgeführt werden konnte.16

Eine weitere Untersuchung von 24 Städten in den USA zeigte, dass, wann immer in einer Stadt der Punkt erreicht wurde, an dem 1 Prozent der Bevölkerung regelmäßig TM praktizierte, die Kriminalitätsrate um 24 Prozent sank. Bei einer Nachfolgestudie in 48 Städten, von denen eine Hälfte über jeweils 1 Prozent Einwohner verfügte, die meditierten, kam es in diesen Städten zu einer Verringerung der Kriminalität um 22 Prozent, während die Verbrechensrate in den Kontrollstädten um 2 Prozent stieg. In den Städten, in denen meditiert wurde, sank der Trend zur Kriminalität um 89 Prozent, während er in den Kontrollstädten um 53 Prozent stieg.17 Die TM-Organisation hat sogar untersucht, ob Gruppenmeditation den Weltfrieden beeinflussen könnte. In einer Studie von 1983, durchgeführt von einer speziellen TM-Versammlung in Israel, die den arabisch-israelischen Konflikt zwei Monate lang Tag für Tag protokolliert hatte, zeigte sich, dass an Tagen, an denen die Zahl der Meditierenden hoch war, sich die Zahl der Kriegsgefallenen im Libanon um 76 Prozent verringerte und gleichzeitig die örtliche Kriminalitätsrate sowie die Zahl der Verkehrsunfälle und Brände ebenfalls sanken. Auch hier hatte man verwirrende Einflüsse wie das Wetter, Wochenenden oder Ferien zusätzlich kontrolliert.18 Die TM-Studien wie auch Nelsons Arbeit mit dem FeldREG boten auf ihre eigene bescheidene und vorläufige Weise Hoffnung für eine entfremdete und gottlose Generation. Am Ende könnte das Gute durchaus über das Böse siegen. Wir könnten eine bessere Gesellschaft verwirklichen. Wir haben die kollektive Kapazität, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.   Radin alberte ein wenig herum, als er seine Idee vorbrachte. Er und Nelson hatten Ende 1997 an einer Konferenz in Freiburg teilgenommen und darüber

diskutiert, ob sie einige physiologische Messungen wie das EEG in die REG-Studien integrieren sollten. »Warum sollten wir uns nicht Gaias EEG ansehen?«, witzelte Radin im Laufe des Gesprächs. Nelson stieg sofort darauf ein. So wie das EEG die Aktivität eines individuellen Gehirns maß, wenn man Elektroden am Schädel anbrachte, so könnte man auch die Bewusstseinsaktivitäten von Gaia messen, wie viele Leute die Erde nannten. James Lovelock hatte den Namen in Anlehnung an die griechische Erdgöttin geprägt, als er seine Hypothese aufstellte, unser Planet sei ein Lebewesen mit einem eigenen Bewusstsein.19 Vielleicht konnten sie ein Netzwerk von über die ganze Welt verteilten REGs errichten. Das Welt-EEG würde kontinuierlich aufgezeichnet werden und den Zustand des kollektiven Bewusstseins permanent sichtbar machen. Als sie nach einem Namen für das Projekt suchten, schlug ein anderer Kollege von Nelson »ElectroGaiaGramm« oder EGG vor. Nelson gefiel der Ausdruck »Noosphäre«, den Teilhard de Chardin für die Vorstellung geprägt hatte, dass eine Schicht von Intelligenz die Erde umgibt. Obwohl Nelson daraus das Globale Bewusstseinsprojekt entwickelte, das ebenfalls in Princeton angesiedelt, aber vom PEAR getrennt war, blieb die Bezeichnung EGG haften. Wenn es zutrifft, dass Felder, die durch individuelle Bewusstseinseinheiten erzeugt werden, sich in Momenten gleicher Ausrichtung zu einem kollektiven Bewusstsein vereinigen, dann wollte Nelson nun herausfinden, ob es stimmt, dass die kollektiven Reaktionen auf die erregendsten Ereignisse unserer Zeit eine Art gemeinsamen Effekt auf extrem empfindliche Geräte wie die REG-Maschinen haben würden. Der O.-J.-SimpsonProzess war ein erster Versuch in diese Richtung gewesen, bei dem die Maschinen an verschiedenen Orten eingesetzt und die Ergebnisse dann verglichen wurden.

Nelson begann mit einer kleinen Gruppe von Forschern, die ihre REG-Maschinen im August 1998 einschalteten. Im Laufe der Zeit baute er ein Netzwerk von vierzig Wissenschaftlern auf, deren REGs überall auf der Welt liefen. Das Projekt brachte eine Flut von Daten hervor, deren kontinuierliche Ströme über das Internet gesendet und dann mit dramatischen Augenblicken der Zeitgeschichte abgeglichen wurden  – dem Tod von John F. Kennedy jr. und der Beinahe-Absetzung von Bill Clinton; dem Absturz der Concorde in Paris und der Bombardierung des ehemaligen Jugoslawien; den Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen und den Silvesterfeiern zum Jahr 2000 sowie den Terroranschlägen des 11. September 2001. Schon bevor das EGG-Projekt offiziell begann, kam es zu einem ersten echten Test in Prototypform, als die beliebteste Prinzessin der Welt in einem Pariser Tunnel ums Leben kam. Die Daten, die vor, während und nach der Beerdigung der Prinzessin von Wales aufgezeichnet worden waren, wurden gesammelt und mit dem offiziellen Ablauf der Ereignisse verglichen. Während aller öffentlichen Zeremonien für Diana waren die Maschinen von der Zufallsverteilung abgewichen, wobei nur eine Wahrscheinlichkeit von eins zu hundert bestand, dass es sich dabei um Zufallseffekte handelte.20 Als Nelson jedoch wenig später die Daten prüfte, die bei der Beerdigung von Mutter Teresa aufgezeichnet worden waren, konnte er keine Abweichungen von der Zufallsverteilung feststellen. Mutter Teresa war krank gewesen, und man hatte mit ihrem Tod gerechnet. Sie war schon alt und hatte ein erfülltes und produktives Leben geführt. Es war völlig klar, dass die Tragödie der jungen und unglücklichen Prinzessin die Herzen der Welt ergriffen hatte, und die REG-Maschinen registrierten das.21 Die amerikanischen Wahlen und sogar der Skandal um Monica Lewinsky versetzten die Welt offenbar kaum in

Aufruhr. Aber die Feiern zur Jahrtausendwende sowie größere Katastrophen und Tragödien sandten ein Zittern durch das kollektive Nervensystem, das die Maschinen zu gegebener Zeit registrierten. Und es überrascht nicht, dass einer der massivsten Reaktionen während der Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 auftrat.22 Aus diesen ersten Resultaten ergaben sich für Nelson und Radin viele quälende Fragen: Wenn es so etwas wie ein Weltbewusstsein gab, dann könnten vielleicht kleine Blitze der Inspiration darin für viele monströse und großartige Augenblicke der Menschheitsgeschichte verantwortlich sein, oder vielleicht war negatives Bewusstsein wie eine Art Bazillus, der die Menschen infizieren und sich festsetzen konnte. In Deutschland hatte es nach dem Ersten Weltkrieg in jeder Hinsicht eine Depression gegeben. Konnte diese verzweifelte Lage die Deutschen auf einer Quantenebene beeinflusst und es Hitler, dem größten Demagogen unter den Rednern, erleichtert haben, eine Art negatives Kollektivbewusstsein zu erzeugen, das sich selbst nährte und über die schlimmsten Gräuel hinwegsah? War eine Art Kollektivbewusstsein für die spanische Inquisition verantwortlich? Für die Hexenprozesse von Salem? Erzeugte das kollektive Böse ebenfalls Kohärenz? Und was war mit den größten Leistungen der Menschheit? Konnte eine plötzliche Bö von Inspiration im Weltbewusstsein auftreten? Konnte eine Verquickung von Energie verantwortlich sein für das Aufblühen der Künste oder ein höheres Bewusstsein in einem bestimmten Zeitalter? Für die alten Griechen? Die Renaissance? War Kreativität ebenfalls ansteckend und somit verantwortlich für die explosive Kreativität in Wien Ende des 18. Jahrhunderts oder das Aufkommen der britischen Popmusik in den sechziger Jahren? Das Nullpunkt-Feld bot eine wahrscheinliche Erklärung für bestimmte bisher

unverständliche physikalische Synchronizitäten  – beispielsweise die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass sich die Menstruationszyklen von Frauen, die eng zusammenleben, angleichen.23 Könnte es auch für die emotionale und intellektuelle Synchronizität in der Welt verantwortlich sein? Es war die erste Ahnung, dass Gruppenbewusstsein, welches durch ein Medium wie das Nullpunkt-Feld wirkt, ein universelles Organisationsprinzip im Kosmos darstellen könnte. Aber mit der ihm zur Verfügung stehenden Technologie hatte Nelson vorläufig nur erste Fünkchen von Hinweisen, eine winzige Abweichung von der Zufallsaktivität. Folglich konnte er zunächst nur einen einzigen Kieselstein messen, bestenfalls eine Hand voll Sand  – den Quanteneffekt eines Individuums oder einer kleinen Gruppe auf die Welt. Eines Tages würde er vielleicht den Effekt des gesamten Strandes messen können, denn darum ging es letzten Endes. Der Strand sollte nur in seiner Gesamtheit gemessen werden. Der Sand des gesamten Strandes ist unteilbar.   Etwa 25 Jahre nachdem Edgar Mitchell das kollektive Bewusstsein innerlich erlebt hatte, begannen die Wissenschaftler nun, seine Existenz im Labor zu beweisen.24

KAPITEL 12

Das Nullpunkt-Zeitalter

A

n einem frostigen Januartag des Jahres 2001 hatte sich eine Gruppe von sechzig Wissenschaftlern aus zehn Ländern in einem graubraunen kleinen Hörsaal in einer Ecke der Universität von Sussex versammelt, um genau auszuarbeiten, wie sie 20 Trillionen Meilen in den tiefen Raum fliegen wollten. Die NASA hatte einige Workshops über die Physik von Raketenantriebssystemen in den USA abgehalten, und diese Veranstaltung war das internationale Äquivalent: einer der ersten unabhängigen Workshops über Raketenantriebssysteme. Die Veranstaltung hatte eine wirklich beeindruckende Teilnehmerschar angezogen: Physiker der britischen Regierung, einen NASA-Marschall, mehrere Astrophysiker vom französischen Laboratoire D’Astrophysics Marseille und dem Labor für Schwerkraft, Relativität und Kosmologie, Professoren von amerikanischen und europäischen Universitäten und etwa fünfzehn Repräsentanten von Industrieunternehmen. Dabei war dies lediglich ein Auftakttreffen, keine echte wissenschaftliche Konferenz, sondern nur der Versuch, den Ball ins Rollen zu bringen  – ein Vorläufer der internationalen Konferenz, die im Dezember 2001 stattfinden sollte. Gleichwohl lag ein unmissverständlicher Hauch von Erwartung im Raum, die stillschweigende Übereinstimmung, dass jeder der Anwesenden sich an der Schwelle zu wissenschaftlicher Erkenntnis befand und vielleicht sogar Zeuge eines heraufdämmernden neuen Zeitalters wurde. Graham Ennis hatte die Konferenz

organisiert und Vertreter der größten britischen Zeitungen und Wissenschaftsmagazine mit der Prognose geködert, dass man vielleicht schon in fünf Jahren eine eigene kleine Rakete mit WARP-Antrieb bauen würde, um Satelliten in ihren korrekten Positionen zu halten. So berühmt die Teilnehmer auch sein mochten, der größte Respekt galt doch Dr. Hal Puthoff, der jetzt Anfang sechzig war, das graue Haar ein wenig dünner, aber immer noch üppig, und der mittlerweile fast dreißig Jahre damit verbracht hatte, die Frage zu untersuchen, ob man die Energie des Raumes zwischen den Sternen technisch nutzen konnte. Für eine Hand voll junger Konferenzteilnehmer war Hal zu einer Art Kultfigur geworden. Richard Obousy, ein junger britischer Regierungsphysiker, war während seines Studiums über Hals Nullpunkt-Feld-Artikel gestolpert und über deren Implikationen wie vom Donner gerührt gewesen, so sehr, dass sie den Verlauf seiner eigenen Karriere beeinflusst hatten. 1 Und nun wurde ihm in Aussicht gestellt, den großen Mann persönlich kennen zu lernen und als sein direkter Vorgänger auf dem Podium ein kleines Einführungsreferat über die Manipulation des Vakuums zu halten – sozusagen zum Aufwärmen für die Hauptattraktion des Tages. Für jeden Außenstehenden war dies kaum mehr als eine frivole Übung: ein Haufen von Technokraten, beschäftigt mit der Konstruktion des ultimativen Techno-Spielzeugs. Doch jedem Wissenschaftler in diesem Raum war klar, dass unsere Vorräte an fossilen Brennstoffen nur noch für höchstens fünfzig Jahre reichen werden und dass die Menschheit einer Klimakrise entgegengeht, weil der Treibhauseffekt unsere Welt allmählich in eine Gaskammer verwandelt. Die Suche nach neuen Energiequellen war nicht nur für den Antrieb von Raumfahrzeugen erforderlich. Er war auch lebenswichtig, um die Menschen

auf der Erde mit Energie zu versorgen und der nächsten Generation eine intakte Umwelt zu hinterlassen. Seit dreißig Jahren waren insgeheim Experimente durchgeführt worden, bei denen man die ausgefallensten neuen Ideen in der Physik genutzt hatte. Gerüchte über geheime Testgelände an Orten wie Los Alamos, finanziert mit Milliarden Dollar aus schwarzen Kassen, machten die Runde, obwohl die NASA und amerikanische Militärs sie immer wieder heftig leugneten. Sogar British Aerospace hatte ein eigenes geheimes Programm begonnen  – Codename Project Greenglow  –, um die Möglichkeiten einer Aufhebung der Schwerkraft zu testen. 2 Zahllose andere Möglichkeiten, die alle auf soliden, erwiesenen physikalischen Zusammenhängen beruhten, könnten neue Methoden für Raketenantriebssysteme liefern, sagte Graham Ennis, der am ersten Tag den Vorsitz führte. Man könnte beispielsweise die Schwerkraft manipulieren, um auf diese Weise große Dinge wie Raumschiffe mit geringem Energieaufwand zu bewegen. Man könnte die eine oder andere Kernfusionstechnik einsetzen, die enormen Druck und hohe Temperaturen erfordern würden. Man könnte einen Kernreaktor einsetzen, wie es die Russen getan hatten, oder Stricke benutzen, die elektrostatische Energie anziehen. Man könnte Materie-Antimaterie-Effekte nutzen, bei denen die Reaktion von Materie, die auf ihr Gegenteil trifft, Energie erzeugt. Man könnte elektromagnetische Felder verändern oder Supraleiter rotieren lassen. Bei einem NASA-Kongress in Albuquerque hatte man über ein Raumschiff nachgedacht, das sein eigenes »Wurmloch« erzeugt, ähnlich wie Carl Sagan es sich in Contact vorgestellt hatte. 3 Einige Privatunternehmen, einschließlich Lockheed Martin, waren begeistert und hatten ihre Unterstützung zugesagt. Für solche Verfahren gäbe es auch auf der Erde jede Menge praktischer Anwendungsfelder. Man stelle sich

beispielsweise vor, es wäre möglich, die Schwerkraft auszuschalten und Patienten zu levitieren. Wund gelegene Stellen würden dann der Vergangenheit angehören. Oder man könnte etwas versuchen, das noch ausgefallener wäre: Energie aus dem Nichts des Raumes selbst gewinnen. Das Nullpunkt-Feld, darin waren sich die Wissenschaftler einig, repräsentierte eines der besten möglichen Szenarios, eine Art »kosmisches Freibier«, wie Graham Ennis es gerne nannte, eine endlose Versorgung mit Etwas aus dem Nichts. Nachdem der Physiker Robert Forward vom Hughes Research Laboratory in Malibu, Kalifornien, einen Artikel darüber geschrieben und theoretisiert hatte, wie man entsprechende Experimente durchführen könnte, 4 begannen die Physiker, daran zu glauben, dass man in dieses Feld vordringen und, wichtiger noch, daraus Energie beziehen könnte. Am nächsten Tag erklärte Hal Puthoff in seinem Vortrag, dass es, quantenmechanisch ausgedrückt, mehrere Möglichkeiten gab, wenn man versuchen wollte, Energie aus dem Nullpunkt-Feld zu gewinnen. Man musste sich von der Schwerkraft abkoppeln, die Trägheit verringern oder genügend Energie aus dem Vakuum erzeugen, um beides zu überwinden. Die US Air Force hatte zunächst empfohlen, Forward solle seine Untersuchung durchführen, um die Casimir-Kraft zu messen, die Quantenkraft zwischen zwei Metallplatten, die dadurch verursacht wurde, dass dieser Zwischenraum von den Nullpunkt-Fluktuationen im Vakuum abgeschirmt wurde und folglich die Strahlung der Nullpunkt-Energie nicht mehr im Gleichgewicht war. Forward, ein Experte der Gravitationstheorie, erhielt den Auftrag vom Propulsion Directorate des Philips Laboratory an der Edwards Air Force Base, dessen Aufgabe darin besteht, die Forschung für Raumfahrtantriebssysteme des 21. Jahrhunderts voranzubringen.

Es gab Beweise dafür, dass die Vakuum-Fluktuationen durch den Einsatz moderner Technologien verändert werden konnten. Aber die Casimir-Kräfte sind unvorstellbar klein  – nur ein hundertmillionstel Atmosphärenüberdruck auf Platten, die ein tausendstel Millimeter auseinander gehalten werden. 5 Bernie Haisch und Daniel Cole veröffentlichten einen Artikel, in dem sie die Theorie vorstellten, dass, wenn man einen Vakuummotor mit einer riesigen Zahl solcher kollidierender Platten baute, jede von ihnen Hitze erzeugen und Energie abgeben würde, wenn sie schließlich aufeinander treffen. Das Problem besteht darin, dass jede Platte maximal ein halbes Mikrowatt Energie erzeugt  – und das ist »nicht der Rede wert«, wie Puthoff sagte. 6 Man würde winzige Systeme benötigen, die mit einer sehr hohen Frequenz laufen, wenn die Sache überhaupt funktionieren soll. Forward hielt es für möglich, ein Experiment zur Veränderung der Trägheit durchzuführen, indem er das Vakuum manipulierte. Er empfahl vier solcher Tests, um seine Vorstellungen zu prüfen. 7 Wissenschaftler, die im Bereich der Quanten-Elektrodynamik arbeiteten, hatten bereits gezeigt, dass diese Vakuum-Fluktuationen kontrolliert werden konnten, sobald man die spontane Emissionsrate von Atomen manipulierte. Puthoff war der Meinung, Elektronen würden ihre Energie zum Umkreisen des Atomkerns, ohne dabei langsamer zu werden, aus den Quantenfluktuationen des leeren Raumes beziehen. Wenn wir das Nullpunkt-Feld manipulieren könnten, sagte er, dann könnten wir Atome destabilisieren und daraus Energie gewinnen. 8 Theoretisch war es möglich, Energie aus dem NullpunktFeld abzuziehen; sogar in der Natur, so vermuteten Wissenschaftler, passierte genau das, wenn kosmische Strahlen »leistungsstärker« werden oder Supernovae oder

Gammastrahler Energie abgeben. Es gab noch andere Ideen, beispielsweise die spektakuläre Konversion von Schallwellen in Lichtwellen oder die Sonoluminiszenz, bei der Wasser, bombardiert mit intensiven Schallwellen, Luftblasen wirft, die sich rasch zusammenziehen und in einem Lichtblitz kollabieren. Einige Wissenschaftler vertraten die Theorie, dass dieses Phänomen durch die Nullpunkt-Energie im Inneren der Blasen erzeugt wurde, die sich, sobald die Blasen schrumpften, in Licht verwandelte. Aber Puthoff hatte alle diese Vorstellungen schon getestet und hielt sie nicht für viel versprechend. Die US Air Force hatte ebenfalls geprüft, ob es möglich war, dass kosmische Strahlen von Nullpunkt-Energie angetrieben wurden, wobei Protonen in einer tiefgekühlten, kollisionsfreien Vakuumfalle beschleunigt werden könnten  – einer Kammer, die so stark gekühlt wurde, dass die Temperatur möglichst nahe an den absoluten Nullpunkt heranreichte. Auf diese Weise würde man einen Raum schaffen, der so leer wie möglich war, um dann zu versuchen, ob man Energie aus den VakuumFluktuationen von Protonen gewinnen konnte, sobald sie begannen, sich schneller zu bewegen. Eine andere Idee war, die energiereicheren Hochfrequenzschwingungen der Nullpunkt-Energie durch Antennen, die man nur zu diesem Zweck konstruiert hatte, zu verlangsamen. In seinem eigenen Labor hatte Puthoff mit einer Methode herumgespielt, zu der es gehörte, den Grundzustand von Atomen oder Molekülen in Unruhe zu versetzen. Nach seinen theoretischen Vorstellungen waren dies schlichte Gleichgewichtszustände, die auf einem dynamischen Energieaustausch mit dem Nullpunkt-Feld beruhten. Wenn man also eine Art von Casimir-Hohlraum einsetzte, könnten die Atome oder Moleküle energetische Verschiebungen erfahren, die den Erregungszustand einschließlich des Grundzustands verändern würden. Er hatte bereits mit

Experimenten an einem Teilchenbeschleuniger begonnen, die bisher jedoch noch nicht erfolgreich gewesen waren. 9 Dann überlegte Hal, das ganze Projekt von innen nach außen zu kehren, indem er einem Ansatz folgte, der ursprünglich von Miguel Alcubierre stammte, einem Theoretiker von der Universität Wales, der sich mit der allgemeinen Relativitätstheorie und Geschwindigkeiten schneller als Licht beschäftigte. Alcubierre hatte versucht herauszufinden, ob es einen WARP-Antrieb, wie er in Star Trek beschrieben wurde, tatsächlich geben konnte. 10 Angenommen, man würde die Quantentheorie ignorieren und die ganze Sache als ein Problem der allgemeinen Relativität betrachten. Statt Niels Bohr würde man Albert Einstein beschwören. Was wäre, wenn man versuchte, das Raum-Zeit-Maß zu verändern? Wenn man Einsteins gekrümmte Raum-Zeit benutzt, behandelt man das Vakuum wie ein Medium, das polarisiert werden könnte. Man betreibt ein wenig »Vacuum Engineering«, wie der Nobelpreisträger Tsung-Dao Lee es genannt hat. 11 So gesehen wäre die Beugung eines Lichtstrahls, etwa in der Nähe eines massiven Objekts, dadurch verursacht, dass sich der Refraktionsindex des Vakuums in der Nähe dieser Masse verändert. Die Ausbreitung des Lichts definiert das Raum-Zeit-Maß. Was man dann vielleicht erreichen könnte, wäre eine Verringerung des Refraktionsindex des Nullpunkt-Feldes, die ihrerseits die Lichtgeschwindigkeit erhöhen würde. Wenn man die Raum-Zeit extrem modifiziert, wird die Lichtgeschwindigkeit enorm erhöht. Die Masse nimmt dann ab, und die Stärke der Energiebindung wächst  – was theoretisch interstellare Reisen ermöglichen würde. Man verzerrt und erweitert also die Raum-Zeit hinter dem Raumschiff, zieht die Raumzeit davor zusammen und bewegt sich dann schneller als mit Lichtgeschwindigkeit daran entlang. Anders gesagt, man restrukturiert die

allgemeine Relativität, so wie ein Ingenieur es tun würde. Wenn das möglich wäre, könnte ein Raumschiff die zehnfache Lichtgeschwindigkeit erreichen, was die Leute auf der Erde, nicht aber die Astronauten im Inneren merken würden. Damit hätte man am Ende einen WARPAntrieb wie bei Star Trek. Was man mit einem solchen »Metric Engineering«, wie Hal es nannte, bewerkstelligen würde, wäre Folgendes: Man bringt die Raum-Zeit dazu, einen von der Erde weg und zum Ziel hin zu drücken. Das ist möglich, wenn man Casimir-ähnliche Kräfte in großem Umfang erzeugt. Eine andere Möglichkeit, für die ebenfalls Casimir-Kräfte erforderlich sind, besteht darin, dass man durch die schon erwähnten Wurmlöcher fliegt  – »kosmische Untergrundbahnen«, 12 wie Hal sie nannte, die uns mit fernen Teilen des Universums verbinden, wie es in Contact beschrieben wird. »Aber wie nah sind wir daran, irgendeine dieser Möglichkeiten umzusetzen?«, fragten die Teilnehmer. Hal räusperte sich auf seine charakteristische Weise. Es könne noch zwanzig Jahre dauern, antwortete er lakonisch. Oder man könne genauso lange brauchen, nur um zu der Erkenntnis zu kommen, dass es nicht möglich war. Er würde diese Art der Raumfahrt wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber er hoffe immerhin, dass es noch zu seinen Lebzeiten gelingen werde, die Nullpunkt-Energie für irdische Anwendungen zu nutzen. Der erste internationale Workshop über Antriebssysteme war zweifellos ein Erfolg, ein guter Treffpunkt für Physiker, die bisher allein an Energieproblemen und Fragen des Raketenantriebs gearbeitet hatten, deren Lösung gut und gern noch ein halbes Jahrhundert entfernt liegen mochte. Es war für jeden klar ersichtlich, dass sie am Beginn einer Forschungsarbeit standen, die eines Tages, wie Arthur C. Clarke es ausgedrückt hatte, die heutigen Bemühungen,

sich über die Grenzen unserer Atmosphäre hinauszuwagen, so aussehen lassen würden wie die Versuche des 19. Jahrhunderts, sich den Herausforderungen des Fliegens mit einem Heißluftballon zu stellen. 13 Aber in verschiedenen Teilen der Welt arbeiteten viele von Puthoffs alten Kollegen, die nun ebenfalls schon in ihren Sechzigern waren, ohne großes Aufsehen an mehr erdbezogenen Projekten, die um nichts weniger revolutionär waren, denn alle basierten auf der Vorstellung, dass sämtliche Kommunikation im Universum über pulsierende Frequenzen stattfindet und das Nullpunkt-Feld die Basis dafür bildet, dass alles mit allem Informationen austauschen kann. In Paris hatte das DigiBio-Team, immer noch in seinem Bürocontainer, inzwischen die Kunst perfektioniert, die elektromagnetischen Signale von Zellen aufzufangen, zu kopieren und zu übertragen. Seit 1997 haben Benveniste und seine Kollegen von DigiBio für verschiedene Anwendungen drei Patentanträge gestellt. Für den Biologen Benveniste ging es dabei natürlich um medizinische Anwendungen. Er glaubte, seine Entdeckung könne den Weg für eine vollständig neue digitale Biologie und Medizin öffnen, welche die gegenwärtige Schrotschussmethode bei der Verordnung von Medikamenten ersetzen könnte. Wenn man nicht das Molekül selbst, sondern nur sein Signal brauchte, so hatte er überlegt, dann wäre es auch überflüssig, Arzneien einzunehmen, Biopsien oder biochemische Untersuchungen auf toxische Substanzen oder Pathogene wie Parasiten und Bakterien durchzuführen. In einer Studie hatte er schon gezeigt, dass man die Frequenzsignale einsetzen konnte, um das Bakterium E. coli zu identifizieren. 14 Man weiß, dass Latexpartikel, die man für einen bestimmten Antikörper sensibel gemacht hat, in Gegenwart von E. coli K1-Cluster

bilden. Indem er das Signal für E. coli, ein weiteres Bakterium sowie Kontrollsubstanzen aufzeichnete und dann auf Latexpartikel übertrug, fand Benveniste heraus, dass E. coli unter diesen Frequenzen die größten Cluster bildete. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sein Team das Signal von E. coli praktisch in jedem Fall identifizieren konnte. Unter Verwendung digitaler Aufzeichnungen könnten wir auch Krankheitserreger wie Prionen dingfest machen, die sich bisher noch nicht zuverlässig identifizieren lassen, und wir würden nicht mehr kostbare Laborkapazitäten dafür verschwenden, dass wir untersuchen, ob Antigene im Körper vorhanden sind und ob die Zahl der betreffenden Antikörper erhöht ist. Bei Krankheiten müssten wir vielleicht auch keine Arzneimittel einnehmen. Unerwünschte Parasiten oder Bakterien könnten wir durch den Einsatz entsprechender Frequenzen loswerden. Wir könnten gefährliche Mikroorganismen in der Landwirtschaft durch den Einsatz elektromagnetischer Mittel identifizieren oder diese benutzen, um festzustellen, ob bestimmte Nahrungsmittel gentechnisch verändert wurden. Wenn wir über die passenden Frequenzen verfügten, müssten wir keine gefährlichen Pestizide einsetzen, sondern könnten Schädlinge mit elektromagnetischen Signalen abtöten. Man müsste diese Untersuchungen nicht einmal persönlich durchführen. Praktisch alle Testmuster könnten per E-Mail verschickt und an einem anderen Ort untersucht werden. In Amerika arbeitet die AND Corporation, die Büros in New York, Toronto und Kopenhagen unterhält, an Projekten zur künstlichen Intelligenz, die auf Ideen von Karl Pribram und Walter Schempp über die Funktionsweise des Gehirns basieren. Ihr eigenes System, als Holographic Neural Technology (Hnet) bezeichnet, für das die Firma mittlerweile ein weltweites Patent besitzt, benutzte Prinzipien der Holographie und Wellencodierung für

Computer, um Zehntausende von Reiz-Reaktions-Mustern in weniger als einer Minute zu erkennen und darauf in weniger als einer Sekunde zu antworten. Nach Ansicht von AND ist dieses System eine künstliche Nachahmung der Funktionsweise des Gehirns. Einzelne Neuronen mit nur wenigen Synapsen waren fähig, Gedankenmuster sofort zu erkennen. Millionen solcher Muster konnten sich überlagern. Das Modell zeigte, wie diese Zellen sich an Abstraktionen erinnern können  – eine Idee oder beispielsweise ein menschliches Gesicht. Die Firma hatte vor, strategische Unternehmenseinheiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufzubauen, die, wenn sie entsprechend entwickelt würden, die Informationsverarbeitung in praktisch jedem Industriezweig verändern könnten. Fritz-Albert Popp und sein Team von IIB-Wissenschaftlern begannen zu testen, ob man mithilfe von BiophotonenEmissionen feststellen konnte, ob Nahrungsmittel frisch waren. Seine Experimente und der dahinter stehende theoretische Ansatz gewinnen zunehmend an Akzeptanz innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Dean Radin hat einige seiner Studien ins Internet gestellt, damit Besucher sich daran beteiligen können, und er hat mit gigantischen Computerexperimenten begonnen. Braud und Targ haben weitere Studien über den Zusammenhang von menschlicher Absicht und Heilung durchgeführt. Brenda Dunne und Bob Jahn erhöhen weiterhin ihre Datenberge. Roger Nelson arbeitet an seinem globalen Projekt und misst winzige Zitterbewegungen auf dem kollektiven kosmischen Seismografen. Edgar Mitchell hielt das Hauptreferat bei CASYS 1999, der jährlichen Konferenz von Mathematikern in Liège, Belgien, gesponsert von der Society for the Study of Anticipatory Systems, und er sprach dabei über seine Synthese von Theorien der Quantenholographie und des

menschlichen Bewusstseins. Die Entdeckung, dass es in Lebewesen eine Quantenresonanz gibt und das NullpunktFeld Informationen enthält und eine sofortige Kommunikation ermöglicht, repräsentiere nicht weniger als den Rosettenstein des menschlichen Bewusstseins, sagte er. 15 All die verschiedenen Stränge, die er seit dreißig Jahren erforschte, liefen nun am Ende allmählich zusammen. Auf derselben Konferenz wurden er und Pribram für ihre Arbeit bei der Erforschung des äußeren und inneren Raums geehrt  – Pribram für seine wissenschaftliche Forschung über das holographische Gehirn und Mitchell für seine herausragende Arbeit über noetische Wissenschaften. Im selben Jahr erhielt Pribram den Dagmar-und-Václav-Havel-Preis für die Verknüpfung von Natur- und Geisteswissenschaften. Hal Puthoff war Mitglied des inoffiziellen Unterkomitees für das NASA-Antriebsprogramm, einer Gruppe, die sich um neue Antriebssysteme für die Raumfahrt kümmerte  – Menschen, so sagte er, die an der »äußersten Grenze« arbeiteten. 16 In seiner Funktion als Direktor des Institute for Advanced Studies wirkte Hal als Clearingstelle für Erfinder oder Unternehmen, die meinten, sie hätten irgendein Instrument entwickelt, mit dem sich das Nullpunkt-Feld anzapfen lässt. Hal setzte jedes dieser Geräte dem entscheidenden Test aus  – es musste mehr Energie aus der Anlage herauskommen, als hineingesteckt wurde. Bisher haben alle dreißig von ihm getesteten Geräte versagt. Aber er ist immer noch optimistisch, wie es nur ein Wissenschaftler an vorderster Front sein kann. 17   Soweit es um die konkrete praktische Nutzung ihrer Entdeckungen ging, war noch nicht viel geschehen. Alle  – Robert Jahn und Hal Puthoff, Fritz-Albert Popp und Karl

Pribram  – waren ebenso sehr Philosophen wie Wissenschaftler, und wenn sie nicht gerade mit ihren Experimenten beschäftigt waren, war ihnen gelegentlich die Idee gekommen, dass sie tief gegraben und grundlegende Erkenntnisse zutage gefördert hatten  – vielleicht sogar eine neue Wissenschaft. Sie hatten die Ansätze einer Antwort auf viele Fragen, welche die Quantenphysik offen gelassen hatte. Peter Milonni, der auf dem NASA-Gelände in Los Alamos arbeitete, hatte spekuliert, wenn die Väter der Quantentheorie die klassische Physik mit dem Nullpunkt-Feld in Verbindung gebracht hätten, dann wären die Ergebnisse für die wissenschaftliche Gemeinschaft sehr viel befriedigender gewesen, als es angesichts der vielen nicht zu beantwortenden Fragen der Quantenphysik tatsächlich der Fall war. 18 Manche Physiker glauben, dass die Quantentheorie eines Tages durch eine modifizierte klassische Theorie, die das Nullpunkt-Feld berücksichtigt, ersetzt werden könnte. Die Arbeit dieser Wissenschaftler könnte dazu führen, dass man das Wort »Quanten« aus der Quantenphysik streicht und stattdessen eine einheitliche Phyisk entwickelt, die für die Welt im Großen wie im Kleinen gilt.   Jeder Wissenschaftler hatte seine eigene unglaubliche Entdeckungsreise unternommen. In jungen Jahren, ausgestattet mit viel versprechenden Empfehlungen, hatte jeder von ihnen seine Karriere damit begonnen, dass er bestimmte Grundsätze heilig hielt  – die Ideen und Weisheiten, die er von Kollegen übernommen hatte: Das menschliche Wesen ist eine Überlebensmaschine, die im Wesentlichen durch chemische Prozesse und den genetischen Code angetrieben wird.

Das Gehirn ist ein Körperorgan, in dem das Bewusstsein angesiedelt ist und das ebenfalls weitgehend von chemischen Prozessen angetrieben wird  – der Zellkommunikation und dem DNA-Code. Der Mensch ist im Grunde genommen von seiner Welt getrennt, und sein Geist ist vom Körper getrennt. Zeit und Raum sind endliche Größen im Universum. Nichts bewegt sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit. Jeder von ihnen hatte eine Anomalie in diesem Denken aufgegriffen und den Mut und die Unabhängigkeit gehabt, hier mit seinen Untersuchungen anzusetzen. Und jeder von ihnen war, Schritt für Schritt durch genaueste Experimente, Versuch und Irrtum schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass jeder einzelne dieser heiligen Grundsätze  – die Fundamente der Physik und Biologie  – wahrscheinlich falsch war: Die Kommunikation der Welt vollzieht sich nicht im sichtbaren Reich von Newton, sondern in der subatomaren Welt des Werner Heisenberg. Zellen und DNA kommunizieren über Frequenzen miteinander. Das Gehirn registriert und speichert seine Bilder von der Welt in Form pulsierender Wellen. Das Universum wird von einer Substruktur untermauert, die im Grunde genommen ein Speichermedium für alles ist und die Voraussetzungen dafür schafft, dass alles mit allem kommunizieren kann.

Die Menschen sind nicht von ihrer Umgebung zu trennen. Das lebendige Bewusstsein ist keine isolierte Einheit. Es erhöht die Ordnung im Rest der Welt. Das Bewusstsein menschlicher Wesen hat unglaubliche Kräfte zum Inhalt, die uns befähigen, uns selbst und die Welt zu heilen  – die Dinge gewissermaßen so zu gestalten, wie wir sie haben wollen. Jeden Tag hatten diese Wissenschaftler in ihren Labors einen winzigen Funken der Möglichkeiten eingefangen, die sich aus ihren Entdeckungen ergaben. Sie hatten herausgefunden, dass wir sehr viel mehr sind als evolutionäre Zufälle oder genetische Überlebensmaschinen. Ihre Arbeit legte den Schluss nahe, dass es eine dezentralisierte, aber einheitliche Intelligenz gibt, die sehr viel größer und außergewöhnlicher ist, als Darwin und Newton es sich vorgestellt hatten, ein Prozess, der nicht zufällig und nicht chaotisch ist, sondern intelligent und zielgerichtet. Sie hatten entdeckt, dass die Ordnung im dynamischen Strom des Lebens triumphiert. Dies sind Entdeckungen, die das Leben zukünftiger Generationen auf mancherlei praktische Weise verändern könnten, von Antriebssystemen, die kein Benzin mehr brauchen, bis hin zu augenblicklicher Levitation. Aber wenn es darum geht, die letztendlichen Möglichkeiten des menschlichen Potenzials auszuloten, dann sind die Resultate dieser Arbeit noch sehr viel grundlegender. Früher zeigten manche Leute zufällig bestimmte Fähigkeiten  – eine Vorahnung, die Erinnerung an ein »früheres Leben«, Hellsichtigkeit, heilende Kräfte  –, die man dann rasch als Laune der Natur oder Täuschung abtat. Die Arbeit dieser Wissenschaftler legt die Schlussfolgerung nahe, dass solche Fähigkeiten weder ungewöhnlich noch selten sind, sondern dass jeder Mensch darüber verfügt.

Ihre Arbeit gibt Hinweise auf menschliche Fähigkeiten, von denen wir nie zu träumen gewagt hätten. Wir sind sehr viel mehr, als wir angenommen haben. Wenn wir dieses Potenzial wissenschaftlich ergründen könnten, dann könnten wir auch lernen, es systematisch zu nutzen. Das würde jeden Bereich unseres Lebens erheblich verbessern, von Kommunikation und Selbsterkenntnis bis zum Umgang mit der materiellen Welt. Die Wissenschaft würde uns nicht mehr auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduzieren. Sie würde uns helfen, den letzten evolutionären Schritt in unserer eigenen Geschichte zu tun, indem wir endlich unser gesamtes Potenzial in unser Selbstverständnis integrieren. Diese Experimente hatten geholfen, die alternative Medizin zu bestätigen, deren Wirkungsweise stets empirisch belegt, aber nie verstanden wurde. Wenn wir nun endlich eine wissenschaftliche Medizin entwickeln könnten, die mit ihren Therapien auf der energetischen Ebene ansetzt und das genaue Wesen der »Energie« kennt, die sie behandelt, dann wären die Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesundheit unvorstellbar. Dies waren auch Entdeckungen, die alte Weisheiten und die Folklore traditioneller Kulturen bestätigten. Ihre Theorien boten einen wissenschaftlichen Beleg für die Mythen und Religionen, an die Menschen seit jeher geglaubt haben, ohne sie beweisen zu können. Nun gab es einen wissenschaftlichen Bezugsrahmen für das, was die Weisesten unter uns schon immer gewusst hatten. Die australischen Aborigines glauben, wie auch viele andere »primitive« Kulturen, dass Felsen, Steine und Berge lebendig sind und dass wir die Welt ins Dasein »singen«  – dass wir die Dinge erschaffen, indem wir sie beim Namen nennen. Die Entdeckungen von Braud und Jahn haben gezeigt, dass dies nicht nur Aberglaube ist. Es ist genau so, wie die Achuar und die Huaorani-Indianer glauben. Auf unserer tiefsten Ebene teilen wir unsere Träume.

Die kommende wissenschaftliche Revolution kündigt das Ende jeder Art von Dualismus an. Weit davon entfernt, Gott zu zerstören, liefert die Wissenschaft erstmals einen Beweis für seine Existenz – indem sie demonstriert, dass es dort draußen ein höheres kollektives Bewusstsein gibt. Wir brauchen jetzt keine zwei Wahrheiten mehr, die Wahrheit der Wissenschaft und die Wahrheit der Religion. Eine einheitliche Vision der Welt reicht aus. Diese Revolution im wissenschaftlichen Denken bedeutet auch das Versprechen, uns eine Art von Optimismus zurückzugeben, etwas, das die trockene philosophische Vision des 20. Jahrhunderts, die vor allem aus dem wissenschaftlichen Weltbild hervorgegangen ist, unserem Selbstgefühl geraubt hatte. Nun sind wir keine isolierten Einzelwesen mehr, die ihr verzweifeltes Leben auf einem einsamen Planeten in einem gleichgültigen Universum verbringen. Wir waren nie alleine sondern stets Teil eines größeren Ganzen. Wir haben uns immer im Zentrum der Dinge befunden. Die Welt ist nicht in Stücke zerfallen. Das Zentrum hat alles zusammengehalten, und wir waren diejenigen, die das vollbracht haben. Wir haben sehr viel mehr Macht, als wir selber glauben, uns selbst, unsere Mitmenschen und unsere Gemeinschaften zu heilen. Jeder von uns verfügt über die Fähigkeit  – und wenn wir gemeinsam handeln, ergibt das eine große kollektive Kraft  – unser Lebenslos zu verbessern. Unser Leben liegt in jeder Hinsicht in unseren Händen. Das sind kühne Einsichten und Entdeckungen, aber nur wenige haben sie bisher vernommen. Dreißig Jahre lang haben diese Pioniere ihre Forschungsresultate auf kleinen mathematischen Konferenzen oder den Jahrestagungen winziger wissenschaftlicher Gesellschaften präsentiert, die gegründet worden waren, um den Dialog im Bereich der Grenzwissenschaften zu fördern. Sie kannten und bewunderten gegenseitig ihre Arbeit und fanden

Anerkennung bei diesen Treffen im kleinen Kreis von Kollegen. Die meisten dieser Wissenschaftler waren junge Menschen, als sie ihre Entdeckungen machten; und bevor sie die Richtung einschlugen, die sich als eine lebenslange Folge von Umwegen erwies, waren sie hoch geachtet und sogar verehrt worden. Nun näherten sie sich dem Rentenalter, und im größeren Rahmen der wissenschaftlichen Gemeinschaft hatte ihre Arbeit immer noch nicht das Licht des Tages erblickt. Sie waren alle Entdecker wie Christoph Kolumbus, und niemand glaubte ihnen, was sie bei ihrer Rückkehr erzählten. Der größte Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft ignorierte sie und hielt weiterhin an der Vorstellung fest, die Erde sei eine Scheibe. Die Aktivitäten im Bereich der Antriebssysteme für die Raumfahrt waren der einzig akzeptable Anwendungsbereich für das Nullpunkt-Feld gewesen. Trotz aller exakten wissenschaftlichen Aufzeichnungen hatte niemand in der orthodoxen wissenschaftlichen Gemeinschaft ihre anderweitigen Entdeckungen ernst genommen. Einige, wie Benveniste, waren lediglich an den Rand gedrängt worden. Viele Jahre lang hatte Edgar Mitchell, jetzt über siebzig, Referate über seine Heldentaten im Weltraum gehalten, um damit seine Bewusstseinsforschung zu finanzieren. Immer wieder hatte Robert Jahn Artikel mit einwandfreien statistischen Beweisen bei einer Zeitschrift für Ingenieurswissenschaften eingereicht, und immer wieder waren sie abgelehnt worden. Nicht aus wissenschaftlichen Gründen, sondern weil ihre Implikationen das herrschende wissenschaftliche Weltbild erschütterten. Gleichwohl wussten Jahn, Puthoff und die anderen Wissenschaftler alle, was sie erreicht hatten. Jeder von ihnen machte weiter mit der sturen Zuversicht des echten Erfinders. Das alte Weltbild war einfach nichts weiter als heiße Luft. Widerstände gegen Neues hatte es in der

Wissenschaft immer gegeben. Neue Ideen hatten stets als häretisch gegolten. Aber ihre Beweise könnten die Welt für immer verändern. Es gab viele Bereiche, die noch genauer untersucht werden mussten, andere Wege, die noch zu prüfen waren. Viele könnten sich als Umwege oder sogar Sackgassen erweisen, aber die ersten vorläufigen Untersuchungen waren durchgeführt worden. Es war ein Anfang, ein erster Schritt, und das ist die Art und Weise, wie jede echte Forschung beginnt.   Wenn Das Nullpunkt-Feld Ihr Interesse geweckt hat und Sie mehr über die neuesten Entdeckungen erfahren möchten oder darüber, wie man »im Nullpunkt-Feld« lebt, besuchen Sie die englischsprachige Internet-Website www.thefieldonline.com

DANK

D

ieses Buch wurde vor acht Jahren begonnen, als ich im Zuge meiner Arbeit dauernd auf Wunder stieß. Keine Wunder im üblichen Sinne des Wortes, bei denen sich das Meer teilt oder sich Brotlaibe exponenziell vermehren, aber doch Wunder insofern, als die Ereignisse unserer traditionellen Weltsicht vollkommen widersprechen. Die Wunder, die mir begegneten, hatten mit harten wissenschaftlichen Beweisen für Heilverfahren zu tun, die allem widersprechen, was wir über unsere eigene Biologie wissen. So entdeckte ich beispielsweise einige gute Untersuchungen über Homöopathie. Randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien  – der Goldstandard der modernen wissenschaftlichen Medizin  – zeigten, dass man eine Substanz nehmen konnte, sie so weit verdünnen, dass nicht ein einziges Molekül der Substanz übrig blieb, und wenn man diese Lösung  – die jetzt nur noch aus Wasser bestand  – einem Kranken gab, dann ging es diesem Patienten besser. Ich entdeckte ähnliche Untersuchungen über die Akupunktur; in guten, soliden Studien wurde nachgewiesen, dass manche Krankheiten sich erfolgreich behandeln lassen, indem man feine Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers entlang so genannter Energiemeridiane sticht. Obwohl manche Untersuchungen über die spirituelle Heilung von schlechter Qualität waren, gab es doch einige, die gut genug waren, um Hinweise darauf zu liefern, dass hier etwas Interessantes vorging, und dass bei der

Fernheilung vielleicht mehr im Spiel sein könnte als nur ein Placeboeffekt und ein gutes Gefühl. Diese Entdeckungen erstaunten aber beunruhigten mich auch nachhaltig. All diese Praktiken basierten auf einem Paradigma des menschlichen Körpers, das sich grundlegend von dem der modernen Wissenschaft unterschied. Hier ging es um medizinische Systeme, die vorgaben, auf »energetischen Ebenen« zu arbeiten, aber ich fragte mich ständig, welche Energie das nun genau war, von der hier gesprochen wurde. In der alternativen Szene werden Ausdrücke wie »feinstoffliche Energie« häufig benutzt, aber die Skeptikerin in mir war damit nicht zufrieden. Woher stammte diese Energie? Wo war sie angesiedelt? Was war das Feinstoffliche daran? Gab es so etwas wie menschliche Energiefelder? Und waren sie maßgeblich, nicht nur für diese alternativen Heilverfahren, sondern auch für viele Geheimnisse des Lebens, die nicht erklärt werden konnten? Gab es vielleicht eine Energiequelle, die wir nicht wirklich verstanden? Wenn etwas wie die Homöopathie funktionierte, stellte das alles auf den Kopf, was wir im Hinblick auf unsere materielle und biologische Wirklichkeit für wahr hielten. Eins von beiden – die Homöopathie oder die konventionelle medizinische Wissenschaft  – musste falsch sein. Nichts Geringeres als eine neue Biologie, eine neue Physik schienen notwendig, um das zu erfassen, was in der so genannten Energiemedizin als wahr erschien. Ich begab mich auf eine persönliche Suche, um herauszufinden, ob es Wissenschaftler gab, die sich mit den Zusammenhängen beschäftigten, die eine alternative Weltsicht nahe legten. Ich reiste um die Welt, um mich mit Physikern und anderen führenden Grenzwissenschaftlern in Russland, Deutschland, Frankreich, England, Südamerika, Zentralamerika und den USA zu treffen. Ich korrespondierte und telefonierte mit vielen anderen

Wissenschaftlern in anderen Ländern. Ich nahm an Konferenzen teil, auf denen radikal neue Forschungsergebnisse vorgestellt wurden. Ich beschloss, mich im Wesentlichen an Wissenschaftler zu halten, die einen guten Ruf als solide Forscher entsprechend den strengen Regeln der wissenschaftlichen Gemeinschaft genossen. In der alternativen Szene wurde schon genug über Energie und Heilung spekuliert, und ich wollte, dass alle neuen Theorien mathematisch oder experimentell beweisbar waren – präzise Gleichungen, eine reale Physik, mit der man sich herumschlagen und die man verstehen konnte. So wie ich mich in der Wissenschaft umgesehen hatte, um Verfahren der konventionellen oder alternativen Medizin zu beweisen, so wünschte ich mir nun von der wissenschaftlichen Gemeinschaft, dass sie mir – in gewisser Weise – eine neue Wissenschaft präsentierte. Nachdem ich einmal angefangen hatte zu graben, entdeckte ich eine kleine, aber fest verschworene Gemeinschaft von hochrangigen Wissenschaftlern mit eindrucksvollen Referenzen, die alle einen kleinen Aspekt derselben Sache bearbeiteten. Was sie herausgefunden hatten, war unglaublich. Woran sie arbeiteten, schien die geltenden Gesetze der Biochemie und Physik über den Haufen zu werfen. Ihre Forschungsergebnisse erklärten nicht nur, warum Homöopathie und spirituelle Heilung wirken können. Ihre Theorien und Experimente fügten sich auch zu einer neuen Wissenschaft, einem neuen Weltbild. Das Nullpunkt-Feld ist überwiegend eine zusammenfassende Darstellung der Interviews, die ich mit den wichtigsten in diesem Buch erwähnten Wissenschaftlern geführt habe, ergänzt um eine Zusammenfassung ihrer hauptsächlichen Veröffentlichungen. Zu diesen Wissenschaftlern gehören vor allem: Jacques Benveniste, William Braud, Brenda Dunne, Bernhard Haisch, Basil Hiley, Robert Jahn, Ed May, Peter Marcer, Edgar Mitchell, Roger Nelson, Fritz-Albert

Popp, Karl Pribram, Hal Puthoff, Dean Radin, Alfonso Rueda, Walter Schempp, Marilyn Schlitz, Helmut Schmidt, Elisabeth Targ, Russell Targ, Charles Tart und Mae WanHo. Jeder Einzelne von ihnen hat mir in persönlichen Gesprächen, am Telefon oder auf dem Postweg enorme Hilfe und Unterstützung zukommen lassen. Mit den meisten von ihnen habe ich mehrere Interviews geführt  – bei vielen waren es zehn oder mehr Gespräche. Ich schulde ihnen Dank dafür, dass sie mir so oft zur Verfügung gestanden und mir gestattet haben, die Fakten eingehend zu überprüfen. Dankbar für Gespräche oder schriftliche Informationen bin ich außerdem Andrei Apostol, Hanz Betz, Dick Biermann, Marco Bischof, Christen Blom-Dahl, Richard Broughton, Toni Bunnell, William Corliss, Deborah Delanoy, Suitbert Ertel, George Farr, Peter Fenwick, Peter Gariaev, Valerie Hunt, Ezio Insinna, David Lorimer, Hugh MacPherson, Robert Morris, Richard Obousy, Marcel Odier, Beverly Rubik, Rupert Sheldrake, Dennis Stillings, William Tiller, Marvel Truzzi, Dieter Vaitl, Harald Wallach, Hans Wendt und Tom Williamson. Obwohl viele Bücher und Artikel auf die eine oder andere Weise zu meinen Gedanken und Schlussfolgerungen beigetragen haben, möchte ich vor allem die folgenden hervorheben: Dean Radin: The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (New York: HarperEdge, 1997), und Richard Broughton, Parapsychology: The Controversial Science (New York: Ballantine, 1991) wegen ihrer Sammlung von Beweisen für übersinnliche Phänomene; Larry Dossey, dessen verschiedene Bücher sehr nützliche Hinweise auf spirituelle Heilungen enthalten; und Ervin Laszlo wegen seiner faszinierenden Theorien über das Vakuum in The Interconnected Universe: Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapur; World Scientific, 1995).

Einmal mehr gilt mein besonderer Dank allen, die zur Veröffentlichung dieses Buches beigetragen haben. Ausdrücklich erwähnen muss ich meine beiden Töchter, Caitlin und Anya, durch die ich täglich das Nullpunkt-Feld aus erster Hand erlebe. Und wie immer gilt mein größter Dank meinem Mann Bryan Hubbard, der mir geholfen hat, die wahre Bedeutung dieses Buches und zugleich die wahre Bedeutung gegenseitiger Verbundenheit zu verstehen.

ANMERKUNGEN

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen über die Wissenschaftler und die Einzelheiten ihrer Entdeckungen aus zahlreichen telefonischen Interviews.

Vorwort: Die kommende Revolution 1 M. Capek, The Philosophical Impact of Contemporary Physics (Princeton, New Jersey: Van Nostrand, 1961): 319, zitiert nach F. Capra, The Tao of Physics (London: Flamingo, 1992). 2 D. Zohar, The Quantum Self (London: Flamingo, 1991): 2; Danah Zohar bietet eine ausgezeichnete Zusammenfassung der philosophischen Wissenschaftsgeschichte vor und nach Newton und Descartes. 3 Ich danke Brenda Dunne, Managerin des PEAR Laboratoriums in Princeton, die mich als Erste über die philosophischen Interessen der Quantentheoretiker aufgeklärt hat. Vgl. Auch W. Heisenberg, Physics and Philosophy (Harmondsworth: Penguin, 2000), sowie N. Bohr, Atomic Physics and Human Knowledge (New York: John Wiley & Sons, 1958), und R. Jahn and B. Dunne, Margins of Reality: The Role of Consciousness in the

Physical World (New York: Harvest/Harcourt Brace Jovanovich, 1987): 58–9. 4 Interview mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000. 5 Die Entscheidung, welche verdienstvollen Wissenschaftler ich mit ihren Arbeiten in dieses Buch aufnehmen sollte, musste ich zum Teil willkürlich treffen. So habe ich den amerikanischen Anästhesisten Stuart Hameroff und seine Arbeit über das menschliche Bewusstsein gewählt, hätte aber genauso gut Roger Penrose nehmen können, der eine Professur in Oxford hat. Lediglich aus Platzgründen habe ich auf die Pioniere der elektromagnetischen Zellkommunikation wie Cyril Smith verzichtet. 6 Nach Cartesius, dem latinisierten Namen von Descartes.

Kapitel 1: Licht in der Dunkelheit 1 Der Bericht über Dr. Mitchells Reise zum Mond beruht auf: E. Mitchell, The Way of the Explorer: An Apollo Astronaut’s Journey Through the Material and Mystical Worlds (G. P. Putnam, 1996): 41–56; M. Light, Full Moon (London: Jonathan Cape, 1999); dem Besuch einer Ausstellung über Mondfotografie (London: Tate Gallery, November 1999); persönlichen Interviews mit Dr. Mitchell (Sommer und Herbst 1999); T. Wolfe, The Right Stuff (London: Jonathan Cape, 1980); und A. Chaikin, A Man on the Moon (Harmondsworth: Penguin, 1994): 355– 79. 2

Mitchell, Way of the Explorer: 61. Dr. Mitchells Resultate wurden veröffentlicht im Journal of Parapsychology, Juni 1971. 3 Francis Crick verglich das Gehirn mit einem Fernsehgerät. Vgl. D. Loye, An Arrow Through Chaos (Rochester, Vt: Park Street Press, 2000): 91 4 Nichtlokalität galt als bewiesen durch die Experimente, die Alan Aspect und seine Kollegen 1982 in Paris durchgeführt haben. 5 Noetik ist die Lehre vom Denken bzw. vom Erkennen geistiger Gegenstände. 6 M. Schiff, The Memory of Water: Homeopathy and the Battle of Ideas in the New Science (Thorsons, 1995).

Kapitel 2: Ein Meer von Licht 1 H. Puthoff, »Everything for nothing«, New Scientist, 28. Juli 1990: 52–5. 2 J. D. Barrow, The Book of Nothing (London, Jonathan Cape, 2000): 216. 3 Eine einfache Gleichung, welche die Energie für harmonische Oszillatoren darstellt, wäre ∑iħΩi (ni + ½). Das ½ repräsentiert die Nullpunkt-Energie. Bei der Renormalisierung würde man das ½ einfach fallen lassen. Gespräch mit Hal Puthoff, 7. Dezember 2000. 4

Das Nullpunkt-Feld ist in die stochastische Elektrodynamik einbezogen. Aber in der gewöhnlichen klassischen Physik wird es in der Regel weg »renormalisiert«. 5 T. Boyer, »Deviation of the black-body radiation spectrum without quantum physics«, Physical Review, 1969; 182: 1374–83. 6 Interviews mit Richard Obousy, Januar 2001. 7 R. Sheldrake, Seven Experiments that Could Change the World (London: Fourth Estate, 1994): 75–6. 8 R. O. Becker und G. Selden, The Body Electric (Quill, 1985): 81. 9 A. Michelson und E. Morley, American Journal of Science, 1887, series 3; 34: 333–45, erwähnt in Barrow, Book of Nothing: 143–4. 10 Zitiert in F. Capra, The Tao of Physics (London: Flamingo, 1976). 11 E. Laszlo, The Interconnected Universe: Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapur: World Scientific, 1995). 12 A. C. Clarke, »When will the real space age begin?«, Ad Astra, Mai/Juni 1996: 13–5. 13 B. Haisch, »Brilliant disguise: light, matter and the Zero Point Field«, Science and Spirit, 1999; 10: 30–1. An anderer Stelle hat Dr. Haisch zahlreiche interessante Spekulationen über die Verbindung zwischen der Schöpfung und dem Nullpunkt-Feld angestellt und

beschreibt es als ein »Meer von Licht«. Für den Agnostiker besagt die Theorie, dass die zufälligen Hintergrundfluktuationen des Vakuums eine nach dem Urknall übrig gebliebene Restenergie sind. Vgl. H. Puthoff, New Scientist, 28 Juli 1990: 52. Teilchenphysiker gehen von der Theorie aus, dass das Universum als ein falsches Vakuum erschaffen wurde, das mehr Energie enthielt, als es hätte enthalten sollen. Als die Energie zerfiel, ging daraus ein gewöhnliches Quantenvakuum hervor, das zum Urknall führte und die für Masse notwendige Energie im Universum hervorbrachte. Vgl. H. E. Puthoff, »The energetic vacuum: implications for energy research«, Speculations in Science and Technology, 1990; 13: 247–57. 14 H. Puthoff, »Ground state of hydrogen as a zero-pointfluctuation-determined state«, Physical Review D; 1987, 35: 3266–70. 15 Interview mit Bernhard Haisch, Kalifornien, 29. Oktober 1999. 16 J. Gribbin, Q is for Quantum: Particle Physics from A to Z (Phoenix, 1999): 66; H. Puthoff, »Everything for nothing«: 52. 17 Puthoff, »Ground state of hydrogen«. Außerdem Gespräche mit Hal Puthoff, 20. Juli und 4. August 2000 sowie mit Bernhard Haisch, 26. Oktober 1999. 18 H. E. Puthoff, »Source of vacuum electromagnetic zeropoint energy«, Physical Review A, 1989: 40: 485742; auch: »Reply to comment«, 1991; 44:33854. 19 H. Puthoff, »Where does the zero-point energy come from?«, New Scientist, 2. Dezember 1989: 36.

20 H. Puthoff, »The energetic vacuum: implications for energy research«, Speditations in Science and Technology, 1990; 13: 247–57. 21 Ibid. 22 Im Nullpunkt-Feld fand Puthoff auch eine Erklärung für den kosmologischen Zufall, den der britische Physiker Paul Dirac als Erster entdeckt hatte. Er hatte festgestellt, dass die durchschnittliche Dichte der Materie  – die durchschnittliche Anziehungskraft zwischen einem Elektron und einem Proton  – einen engen Bezug zur Größe des Universums hat  – gemessen am Verhältnis zwischen der Größe des Universums und der Größe eines Elektrons. Puthoff fand, dass dies genau in Relation zur Dichte der Nullpunkt-Energie stand. Vgl. New Scientist, 2. Dezember 1989. 23 Verschiedene Gespräche mit Hal Puthoff, 2000 und 2001; außerdem H. Puthoff, »On the relationship of quantum energy research to the role of metaphysical processes in the physical world«, www.metalist.org . 24 Puthoff, »Everything for nothing«. 25 S. Adler (in einer Auswahl kurzer Artikel, die der Arbeit von Andrej Sacharow gewidmet sind), »A key to understanding gravity«, New Scientist, 30 April 1981: 277–8. 26 B. Haisch, A. Rueda und H. E. Puthoff, »Beyond E=mc 2 : A first glimpse of a universe without mass«, The Sciences, November/Dezember 1994: 26–31. 27

Puthoff, »Everything for nothing«. 28 H. E. Puthoff, »Gravity as a zero-point-fluctuation force«, Physical Review A, 1989; 39(5): 2333–42; außerdem »Comment«, Physical Review A, 1993; 47(4): 3454–5. 29 Ibid. 30 Interview mit Hal Puthoff, 8. April 2000. 31 Energy Conversion using High Charge Density, US-Patent Nr. 5 018 180. 32 Interview mit Bernhard Haisch, Kalifornien, 26. Oktober 1999. 33 Robert Matthews, »Inertia: does empty space put up the resistance?«, Science, 1994; 263:613. Diese Eigenschaft des Vakuums wurde auch vom Stanford Linear Accelerator Center getestet. 34 B. Haisch, A. Rueda und H. E. Puthoff, »Inertia as a zeropoint-field Lorentz force«, Physical Review A, 1994; 49(2): 678–94. 35 B. Haisch, A. Rueda und H. E. Puthoff, paper presented at AIAA 98–3143, Advances ASME/SAE/ASEE Joint Propulsion Conference & Exhibit, 13. – 15. Juli 1998, Cleveland, Ohio; auch in B. Haisch, »Brillant disguise«. 36 Haisch et al., »Beyond E = mc 2 «. 37 A. C. Clarke, 3001: The Final Odyssey (HarperCollins, 1997): 258. 38

Ibid. 39 Ibid.: 258–9. 40 Clarke, »When will the real space age begin?«: 15. 41 A. Rueda, B. Haisch und D. C. Cole, »Vacuum zero-point field pressure instability in astrophysical plasmas and the formation of cosmic voids«, Astrophysical Journal,1995; 445: 7-10. 42 R. Matthews, »Inertia«. 43 D. C. Cole und H. E. Puthoff, »Extracting energy and heat from the vacuum«, Physical Review E, 1993; 48(2): 1562– 5. 44 Interview mit Bernhard Haisch, Kalifornien, 29. Oktober 1999. 45 Interviews mit Hal Puthoff, Juli und August 2000; außerdem H. Puthoff, »On the relationship of quantum energy«. Ich habe absichtlich einige von Puthoffs Formulierungen aus diesem unveröffentlichten Artikel übernommen, um sein derzeitiges Denken zu veranschaulichen. 46 Clarke, »When will the real space age begin?«.

Kapitel 3: Geschöpfe aus Licht 1 F.-A. Popp, »MO-Rechnungen an 3,4-Benzpyren und 1,2Benzpyren legen ein Modell zur Deutung der chemischen Karzinogenese nahe«, Zeitschrift für Naturforschung,

1972; 27b: 731; F.-A. Popp, »Einige Möglichkeiten für Biosignale zur Steuerung des Zellwachstums«, Archiv für Geschwulstforschung, 1974; 44: 295–306. 2 Mit dem Gerät konnte man Licht von 10–17 Watt messen; das entspricht der Leuchtkraft eines 10 Kilometer entfernten Glühwürmchens. Vgl. dazu Marco Bischof: Biophotonen. Das Licht in unseren Zellen, Zweitausendeins, Frankfurt 1995. Das Buch gibt einen ausführlichen, allgemein verständlichen und sehr sachkundigen Überblick über die gesamte Biophotonenforschung (A. d. Ü.). 3 B. Ruth und F. A. Popp, »Experimentelle Untersuchungen zur ultraschwachen Photonenemission biologischer Systeme«, Zeitschrift für Naturforschung, 1976; 31c: 741–5. 4 M. Rattemeyer, F.-A. Popp und W. Nagl, Naturwissenschaften, 1981; 11: 572–3. 5 R. Dawkins, The Selfish Gene, 2nd edn (Oxford: Oxford University Press, 1989): 22. 6 Ibid.: preface, 2; siehe auch R. Sheldrake, The Presence of the Past (London: Collins, 1988): 83–5. 7 Dawkins, Selfish Gene: 23. 8 Ibid.: 23; »This, at the present time in molecular biology, is the learned soundscreen of language behind which is hidden the ignorance, for want of a better explanation.« (Dies ist gegenwärtig die Sprache der Molekularbiologie, hinter der sich die Ignoranz und der Wunsch nach einer besseren Erklärung verbirgt.)

9 Telefongespräch mit Fritz-Albert Popp, 29. Januar 200l. 10 R. Sheldrake, A New Science of Life (London: Paladin, 1987): 23–5. 11 R. Sheldrake, A New Science of Life: The Hypothesis of Formative Causation (London: Blond and Briggs, 1981); Sheldrake, Presence of the Past. 12 Sheldrake ist der Meinung, dass die Nichtlokalität in der Quantenphysik letztlich einige seiner Theorien erklären könnte. Vgl. Sheldrakes Website: www.sheldrake.org . 13 Vgl. H. Reiter und D. Gabor, Zellheilung und Strahlung. Sonderheft der Wissenschaftlichen Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern (Berlin: Springer, 1928). 14 R. Gerber, Vibrational Medicine (Santa Fe: Bear and Company, 1988): 62. 15 H. Burr, The Fields of Life (New York: Ballantine, 1972). 16 R. O. Becker und G. Selden, The Body Electric: Electromagnetism and the Foundation of Life (Quill, 1985): 83. 17 Experimente von Lund, Marsh and Beams werden dargestellt in Becker und Selden, The Body Electric: 82– 5. 18 Becker und Selden, Body Electric: 73–4. 19 H. Fröhlich, »Long-range coherence and energy storage in biological systems«, International Journal of Quantum Chemistry, 1968; 2: 641–9.

20 H. Fröhlich, »Evidence for Bose condensation-like excitation of coherent modes in biological systems«, Physics Letters, 1975, 51A: 21; siehe auch D. Zohar, The Quantum Self (London: Flamingo, 1991: 65. 21 R. Nobili, »Schrödinger wave holography in brain cortex«, Physical Review A, 1985; 32: 3618–26; R. Nobili, »Ionic waves in animal tissues«, Physical Review A, 1987; 35: 1901–22. 22 Becker und Selden, The Body Electric: 92–3; auch B. Gerber, Vibrational Medicine: 98; M. Schiff, The Memory of Water: 12. In neuerer Zeit hat ein anderer Italiener, Ezio Insinna, die Theorie vorgestellt, dass Zentriolen, die kleinen, einem Wagenrad ähnlichen Zellorgane, die bei der Kernteilung den Pol der neu entstehenden Zelle bilden, praktisch »unsterbliche« Oszillatoren oder Wellengeneratoren sind. In einem Embryo werden diese Wellen durch die Gene des Vaters in Bewegung gesetzt, wenn diese sich bei der Befruchtung mit den Genen der Mutter vereinigen, und anschließend pulsieren sie ein Leben lang durch den Organismus. Im ersten Stadium der embryonalen Entwicklung könnten sie mit einer bestimmten Frequenz beginnen, um die Zellform festzulegen und den Stoffwechsel zu steuern. Mit zunehmender Reife des Organismus könnten sie später ihre Frequenz ändern. Korrespondenz mit E. Insinna, 5. November 1998. Vgl. E. Insinna, »Synchronicity and coherent excitations in microtubules«, Nanobiology, 1992; l: 191–208; »Ciliated cell electrodynamics: from cilia and flagella to ciliated sensory systems«, in A. Malhotra (Hg.), Advances in Structural Biology, Stanford, Connecticut: JAI Press, 1999:5. T. Y. Tsong hat ebenfalls über die elektromagnetische Sprache der Zellen

geschrieben: T. Y. Tsong, »Deciphering the language of cells«, Trends in Biochemical Sciences, 1989; 14: 89–92. 23 F.-A. Popp, Qiao Gu und Ke-Hsueh Li, »Biophoton emission: experimental back-ground and theoretical approaches«, Modern Physics Letters B, 1994; 8(21/22): 1269- 96; auch: F.-A. Popp, »Biophotonics: a powerful tool for investigating and understanding life«, in H. P. Dürr, F.A. Popp und W. Schommers (Hg.), What is Life? (Singapur: World Scientific), 2001. 24 S. Cohen und F.-A. Popp, »Biophoton emission of the human body«, Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology, 1997; 40: 187–9. 25 Interviews mit Fritz-Albert Popp, Coventry, und telefonisch, März 2001. 26 F.-A. Popp und Jiin-Ju Chang, »Mechanism of interaction between electromagnetic fields and living systems«, Science in China (Series C), 2000; 43:507–18. 27 Der Biologe Rupert Sheldrake hat kürzlich eine Untersuchung über die besonderen Fähigkeiten von Tieren durchgeführt. Seine eigenen Experimente haben gezeigt, dass Termiten Säulen bauen und in einer bestimmten Höhe einen Bogen ansetzen, der auf das ebenfalls gebogene Ende der Nachbarsäule trifft. Dabei scheinen sie sich nach einem unsichtbaren Plan zu richten, der nichts mit gewöhnlicher Kommunikation zu tun hat. Eines der besten Experimente zur Prüfung dieser Fähigkeit hat der südafrikanische Naturforscher Eugène Marais durchgeführt, der eine Stahlplatte in einen Termitenhügel trieb. Obwohl der Bau dadurch in zwei Teile geteilt wurde, errichteten die Termiten beiderseits der Platte Bögen und Türme, die sich so ähnlich waren,

dass sie nach Entfernung der Platte die Lücke perfekt schlossen. Marais (und später Sheldrake) schlossen daraus, dass die Termiten nach einem organisierenden Energiefeld vorgehen, das weit fortgeschrittener ist als jede sinnliche Kommunikation, zumal viele Arten von Feldern die Stahlplatte nicht durchdringen könnten. Sheldrake hat 2700 Fallgeschichten von Haustieren gesammelt, die ein offensichtlich telepathisches Verhalten zeigten, und dabei eine Reihe von Untersuchungen mit den Eigentümern der Tiere durchgeführt. In mehr als 200 Untersuchungen ging es um die telepathischen Eigenschaften von JayTee, einem Terriermischling aus Nordengland, der zum Fenster läuft und dort auf seine Eigentümerin Pamela Smart wartet, deren baldige Ankunft er telepathisch vorausahnt, auch wenn sie zu ungewöhnlichen Zeiten oder in fremden Fahrzeugen unterwegs ist. Vgl. R. Sheldrake, Seven Experiments That Could Change the World: A Do-ItYourself Guide to Revolutionary Science (Fourth Estate, 1994): 68–86, und Dogs That Know When Their Owners Are Coming Home and Other Unexplained Powers of Animals (Hutchinson, 1999). 28 Interview mit Fritz-Albert Popp, Coventry, 21. März 2001. 29 J. Hyvarien und M. Karlssohn, »Low-resistance skin points that may coincide with acupuncture loci«, Medical Biology, 1977; 55: 88–94, zitiert im New England Journal of Medicine, 1995; 333(4): 263. 30 B. Pomeranz und G. Stu, Scientific Basis of Acupuncture (New York: Springer-Verlag, 1989). 31 A. Colston Wentz, »Infertility« (Book review), New England Journal of Medicine, 1995; 333(4): 263. 32

Becker und Selden, The Body Electric: 235.

Kapitel 4: Die Sprache der Zelle 1 J. Benveniste, B. Arnoux und L. Hadji, »Highly dilute antigen increases coronary flow of isolated heart from immunized guinea-pigs«, FASEB Journal, 1992; 6: A1610. Auch abgedruckt in »Experimental Biology – 98 (FASEB)«, San Francisco, 20. April 1998. 2 M. Schiff, The Memory of Water: Homeopathy and the Battle of New Ideas in the New Science (HarperCollins, 1994): 22. 3 Ibid.: 26. 4 E. Davenas et al., »Human basophil degranulation triggered by very dilute antiserum against IgE«, Nature, 1988; 333(6176): 816–8. 5 J. Maddox, »Editorial«, Nature, 1988; 333: 818; vgl. auch M. Schiff, The Memory of Water: 86. 6 J. Benvenistes Antwort an Nature, 1988; 334: 291. Ein vollständiger Bericht über den Nature-Besuch findet sich bei J. Maddox, et al., »High-dilution experiments a delusion«, Nature, 1988; 334: 287–90; J. Benvenistes Antwort an Nature; auch Schiff, Memory of Water, Kapitel 6, pp. 85–95. 7 Schiff, Memory of Water: 57. 8 Ibid.: 103. 9

J. Benveniste, »Understanding digital biology«, unveröffentlichtes Positionspapier, 14. Juni 1998; außerdem Interviews mit J. Benveniste, Oktober 1999. 10 J. Benveniste et al., »Digital recording/transmission of the cholinergic signal«, FASEB Journal, 1996, 10: A1479; Y. Thomas et al., »Direct transmission to cells of a molecular signal (phorbol myristate acetate, PMA) via an electronic device«, FASEB Journal, 1995; 9: A227; J. Aïssa et al., »Molecular signalling at high dilution or by means of electronic circuitry«, Journal of Immunology, 1993; 150: 146A; J. Aïssa, »Electronic transmission of the cholinergic signal«, FASEB Journal, 1995; 9: A683; Y. Thomas, »Modulation of human neutrophil activation by ‘electronic’ phorbol myristate acetate (PMA)«, FASEB Journal, 1996; 10: A1479 (eine vollständige Auflistung der Artikel findet sich bei www.Digibio.com ). 11 J. Benveniste, P. Jurgens et al., »Transatlantic transfer of digitized antigen signal by telephone link«, Journal of Allergy and Clinical Immunology, 1997; 99: S175. 12 Schiff, Memory of Water: 14–15. 13 D. Loye, An Arrow Through Chaos: How We See into the Future (Rochester, Vt: Park Street Press, 1983): 146. 14 J. Benveniste et al., »A simple and fast method for in vivo demonstration of electromagnetic molecular signaling (EMS) via high dilution or computer recording«, FASEB Journal, 1999; 13:A163. 15 J. Benveniste et al., »The molecular signal is not functioning in the absence of ‘informed’ water«, FASEB Journal, 1999; 13:A163. 16

M. Jibu, S. Hagan, S. Hameroff et al., »Quantum optical coherence in cytoskeletal microtubules: implications for brain function«, BioSystems, 1994; 32: 95–209. 17 A. H. Frey, »Electromagnetic field interactions with biological systems«, FASEB Journal, 1993; 7: 272. 18 M. Bastide et al., »Activity and chronopharmacology of very low doses of physiological immune inducers«, Immunology Today, 1985; 6: 234–5; L. Demangeat et al., »Modifications des temps de relaxation RMN à 4 MHz des protons du solvant dans les très hautes dilutions salines de silice/lactose«, Journal of Medical Nuclear Biophysics, 1992; 16: 135–45; B. J. Youbicier-Simo et al., »Effects of embryonic bursectomy and in ovo administration of highly diluted hursin on an adrenocorticotropic and immune response to chickens«, International Journal of Immunotherapy, 1993; IX: 169– 80; P. C. Endler et al., »The effect of highly diluted agitated thyroxine on the climbing activity of frogs«, Veterinary and Human Toxicology, 1994; 36:56–9. 19 P. C. Endler et al., »Transmission of hormone information by non-molecular means«, FASEB Journal, 1994; 8: A400; F. Senekowitsch et al., »Hormone effects by CD record/replay«, FASEB Journal, 1995; 9: A392. 20 The Guardian, 15. März 2001; vgl. auch J. Sainte-Laudy und P. Belon, »Analysis of immunosuppressive activity of serial dilutions of histamines on human basophil activation by fiow symmetry«, Inflammation Research, 1996; Suppl I: S33–4. 21 D. Reilly, »Is evidence for homeopathy reproducible?«, The Lancet, 1994; 344: 1601–6. 22

J. Jacobs, »Homoeopathic treatment of acute childhood diarrhoea«, British Homoeopathic Journal, 1993; 82: 83– 6. 23 E. S. M. deLange deKlerk und J. Bloomer, »Effect of homoeopathic medicine on daily burdens of symptoms in children with recurrent upper respiratory tract infections«, British Medical Journal, 1994; 309: 1329–32. 24 E J. Master, »A study of homoeopathic drugs in essential hypertension«, British Homoeopathic Journal, 1987; 76: 120-1. 25 D. Reilly, »Is evidence for homoeopathy reproducible?«, The Lancet, 1994; 344: 1601–6. 26 Ibid.: 1585. 27 J. Benveniste, Brief, The Lancet, 1998; 351: 367. 28 Die Darstellung dieser Resultate beruht auf einem Telefongespräch mit Jacques Benveniste, 10. November 2000.

Kapitel 5: In Resonanz mit der Welt 1 Penroses und Lashleys Experimente beschrieb mir Karl Pribram in einem Telefongespräch am 14. Juni 2000; vgl. Auch m. Talbot, The Holographic Universe (New York: HarperCollins, 1991): 11–13. 2 K. Pribram, »Autobiography in anecdote: the founding of experimental neuropsychology«, in Robert Bilder (Hg.),

The History of Neuroscience in Autobiography (San Diego, CA: Academic Press, 1998): 306–49. 3 Lashleys Versuchsanordnungen beschrieb mir Karl Pribram in einem Telefongespräch am 14. Juni 2000. 4 K. S. Lashley, Brain Mechanisms and Intelligence (Chicago: University of Chicago Press, 1929). 5 K. S. Lashley, »In search of the engram«, in Society for Experimental Biology, Physiological Mechanisms in Animal Behavior (New York: Academic Press, 1950): 501, wie zitiert in K. Pribram, Languages of the Brain: Experimental Paradoxes and Principles in Neurobiology (New York: Brandon House, 1971): 26. 6 Pribram, »Autobiography«. 7 Wie zitiert in K. Pribram, Brain and Perception: Holonomy and Structure in FiguralProcessing (Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum, 1991): 9. 8 Talbot, Holographic Univers 18–19. 9 D. Loye, An Arrow Through Chaos (Rochester, Vt: Park Street Press, 2000): 16–17. 10 Karl Pribram, Telefongespräch vom 14. Juni 2000. 11 Verschiedene Interviews mit Pribram im Juni 2000; vgl. auch Talbot, Holographic Universe: 19. 12 Die vollständige Beschreibung seiner Entdeckung gab mir Karl Pribram bei einem Interview in London am 9. September 1999. 13

Pribram, »Autobiography«. 14 Pribram, Brain and Perception: 27. 15 Pribram, Brain and Perception: Acknowledgements, XX; außerdem: Interview mit Karl Pribram in London am 9. September 1999. 16 Karl Pribram, Telefongespräche am 14. Juni und 7. Juli 2000; außerdem Treffen in Liège, Belgien, 12. August 1999. 17 Loye, Arrow Through Chaos: 150. 18 Talbot, Holographic Universe: 21. 19 Korrespondenz mit K. Pribram, 5. Juli 2001. 20 Talbot, Holographic Universe: 26. 21 R. DeValois und K. DeValois, Spatial Vision (Oxford: Oxford University Press, 1988). Pribram, Brain and Perception: 76; auch Rezensionen von DeValois und DeValois, »Spatial vision«, Annual Review of Psychology, 1980: 309–41. 22 Pribram, Brain and Perception, Kap. 9. 23 Pribram, Brain and Perception: 79. 24 Pribram, Brain and Perception: 76–7. 25 Pribram, Brain and Perception: 75. 26 Pribram, Brain and Perception: 137; siehe auch Talbot, Holographic Universe: 28–30.

27 Ibid. 28 Telefongespräch mit Karl Pribram, Mai 2000. 29 Pribram, Brain and Perception: 141. 30 W. J. Schempp, Magnetic Resonance Imaging: Mathematical Foundations and Applications (London: Wiley-Liss, 1998). 31 R. Penrose, Shadows of the Mind: A Search for the Missing Science of Consciousness (New York: Vintage, 1994): 367. 32 S. R. Hameroff, Ultimate Computing: Biomolecular Consciousness and Nanotechnology (Amsterdam: North Holland, 1987). 33 Ibid; E. Laszlo, The Interconnected Universe: Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapur: World Scientific, 1995): 41. 34 Pribram, Brain and Perception: 283. 35 M. Jibu und K. Yasue, »A physical picture of Umezawa’s quantum brain dynamics«, in R. Trappl (Hg.), Cybernetics and Systems Research, ’92 (Singapore: World Scientific, 1992); »The basics of quantum brain dynamics«, in K. H. Pribram (Hg.), Proceedings of the First Appalachian Conference on Behavioral Neurodynamics (Radford: Center for Brain Research and Informational Sciences, Radford University, 17–20 September 1992); »Intracellular quantum signal transfer in Umezawa’s quantum brain dynamics«, Cybernetics Systems International, 1993; 1(24): 1–7; »Introduction to quantum

brain dynamics«, in E. Carvallo (Hg.), Nature, Cognition and System III (London: Kluwer Academic, 1993). 36 C. D. Laughlin, »Archetypes, neurognosis and the quantum sea«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10: 375–400. 37 E. Insinna, Korrespondenz und Material vom Autor, 5. November 1998; auch E. Insinna, »Ciliated cell electrodynamics: from cilia and flagella to ciliated sensory systems«, in A. Malhotra (Hg.), Advances in Structural Biology (Stamford, Conn: JAI Press, 1999): 5. 38 M. Jibu, S. Hagan, S. Hameroff et al., »Quantum optical coherence in cytoskeletal microtubules: implications for brain function«, BioSystems, 1994; 32: 95–209· 39 Ibid. 40 D. Zohar, The Quantum Self (London: Flamingo, 1991): 70. 41 Laszlo, The Interconnected Universe: 41. 42 Hameroff, Ultimate computing; Jibu et al., »Quantum optical coherence«. 43 E. Del Giudice et al., »Electromagnetic field and spontaneous symmetry breaking in biological matter«, Nuclear Physics, 1983; B275(FS17): 185–99. 44 D. Bohm, Wholeness and the Implicate Order (London: Routledge, 1983). 45 Pribram hat auch postuliert, dass Menschen zudem über »Vorwärtskoppelungen« von Bildern und Informationen

verfügen, die sie befähigen, aktiv nach speziellen Informationen oder Stimuli zu suchen  – ein typisches Beispiel ist die Suche nach einem Partner mit bestimmten Eigenschaften (Korrespondenz mit Karl Pribram, 5. Juli 2001). Eine vollständige Darstellung findet sich auch bei Dave Loye, Arrow Through Chaos: 22–3. 46 Laszlo, Interconnected Universe. 47 M. Jibu und K. Yasue, »The basis of quantum brain dynamics«, in K. H. Pribram (Hg.), Rethinking Neural Networks: Quantum Fields and Biological Data (Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum, 1993): 121–45 48 Laszlo, Interconnected Universe: 100–1. 49 Laughlin, »Archetypes, neurognosis and the quantum sea«.

Kapitel 6: Der kreative Beobachter 1 Vollständige Biographie von Helmut Schmidt, schriftlich mitgeteilt am 13. März 1999; außerdem Telefongespräche mit Schmidt, 14. Mai 2001 und 16. Mai 2001. Vgl. Auch R. S. Broughton, Parapsychology: The Controversial Science (New York: Ballantine, 1991). 2 Rhine veröffentlichte seine Resultate schließlich in einem Buch unter dem Titel Extra-sensory Perception (Boston: Bruce Humphries, 1964). 3 Telefongespräch mit Helmut Schmidt, 16. Mai 2001. 4

Interview mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000; auch R. G. Jahn und B. G. Dunne, Margins of Reality: The Role of Consciousness in the Physical World (New York: Harcourt, Brace, Jovanovich, 1987): 58–62. 5 E. Lazlo, The Interconnected Universe: Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapore: World Scientific, 1995): 56. 6 H. Schmidt, »Quantum processes predicted?«, New Scientist, 16. Oktober 1969: 114–15. 7 Mehr dazu bei D. Radin und R. Nelson, »Evidence for consciousness-related anomalies in random physical systems«, Foundations of Physics, 1989; 19(12): 1499– 514; sowie D. Zohar, The Quantum Self (London: Flamingo, 1991): 33–4. 8 E. J. Squires, »Many views of one world  – an interpretation of quantum theory«, European Journal of Physics, 1987; 8: 173. 9 H. Schmidt, »Mental influence on random events«, New Scientist, 24 June 1971; 757–8. 10 Broughton, Parapsychology: 177. 11 Beschreibung von Helmut Schmidts Maschine: Korrespondenz vom 20. März 1999; vgl. auch: Broughton, Parapsychology: 125–7; und D. Radin, The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (New York: HarperEdge, 1997): 138–40. 12 Schmidt, »Quantum processes«. 13

Schmidt, »Mental influence«. 14 Ibid. 15 Telefongespräch mit Helmut Schmidt, 14. Mai 2001. 16 Die Geschichte des PEAR-Programms ist beschrieben aufgrund von Gesprächen mit Brenda Dunne, Princeton, 23. Juni 1998, sowie mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000. 17 Dunne und Jahn, Margins of Reality: 96–8. 18 R. G. Jahn et al., »Correlations of random binary sequences with prestated operator intention: a review of a 12-year program«, Journal of Scientific Exploration, 1997; 11: 345–67. 19 Interview mit Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000. 20 Jahn, »Correlations«: 350. 21 Ibid. 22 Radin und Nelson, »Evidence for consciousness-related anomalies«; vgl. auch R. D. Nelson und D. I. Radin, »When immovable objections meet irresistible evidence«, Behavioral and Brain Sciences, 1987; 10: 600–1; »Statistically robust anomalous effects: replication in random event generator experiments«, in L. Henchle und R. E. Berger (Hg), RIP 1988 (Metuchen, NJ: Scarecrow Press, 1988): 23–6. 23 D. Radin und D. C. Ferrari, »Effect of consciousness on the fall of dice: a meta-analysis«, Journal of Scientific

Exploration, 1991; 5: 61–84. 24 Broughton, Parapsychology: 177. 25 Radin, Conscious Universe: 140. 26 Radin und Nelson, »Evidence for consciousness-related anomalies«. 27 D. Radin und R. Nelson, »Meta-analysis of mind-matter interaction experiments, 1959–2000«, unveröffentlicht, www.boundaryinstitute.org . 28 Radin und Nelson, »Evidence for consciousness-related anomalies«. 29 R. D. Nelson, »Effect size per hour: a natural unit for interpreting anomalous experiments«, PEAR Technical Note 94003, September 1994. 30 W. Braud, »Wellness implications of retroactive intentional influence: exploring an outrageous hypothesis«, Alternative Therapies, 2000; 6(i): 37–48. 31 Zur Erklärung und Analogie des Wirkungsgrades vgl. Radin, Conscious Universe: 154–5; auch W. Braud, »Wellness implications«. 32 René Peoc’h, »Psychokinetic action of young chicks on the path of an ‘illuminated source’«, Journal of Scientific Exploration, 1995; 9(2): 223. 33 R. Jahn und B. Dunne, Margins of Reality: 242–59. 34 B. J. Dunne, »Co-operator experiments with an REG device«, PEAR Technical Note 91005, Dezember 1991.

35 Interview mit Brenda Dunne, Princeton, 23. Juni 1998. 36 Jahn und Dunne, Margins: 257. 37 Jahn et al., Correlations: 356; auch Interview mit Brenda Dunne, Princeton, 13. Juni 1998. 38 B. J. Dunne, »Gender differences in human/machine anomalies«, Journal of Scientific Exploration, 1998; 12(1): 3–55. 39 Interview mit Brenda Dunne, Princeton, 23. Juni 1998. 40 Interview mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000. 41 R. G. Jahn und B. J. Dunne, »ArtREG: a random event experiment utilizing picturepreference feedback«, Journal of Scientific Exploration, 2000: 14(3): 383–409. 42 Interview mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000. 43 R. Jahn, »A modular model of mind/matter manifestations«, PEAR Technical Note 2001.01, Mai 2001. 44 Die Ideen in diesem Abschnitt: Diskussion mit Robert Jahn und Brenda Dunne, Amsterdam, 19. Oktober 2000; vgl. auch R. Jahn, »Modular Model«. 45 Jahn und Dunne, »Science of the subjective«.

Kapitel 7: Geteilte Träume

1 Die Beschreibung der Amazonasindianer stammt aus einer Studie, die vom Institute of Noetic Sciences durchgeführt wurde, veröffentlicht in M. Schlitz, »On consciousness, causation and evolution«, Alternative Therapies, Juli 1998; 4(4): 82–90. 2 R. S. Broughton, Parapsychology: The Controversial Science (New York: Ballantine, 1991): 91–2. 3 Interview mit William Braud, Kalifornien, 25. Oktober 1999. 4 Interview mit William Braud, Kalifornien, 25. Oktober 1999. 5 D. Radin, The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (HarperEdge: New York, 1997); auch D. J. Bierman (Hg.), Proceedings of Presented Papers, 37th Annual Parapsychological Association Convention, Amsterdam (Fairhaven, Mass.: Parapsychological Association, 1994): 71. 6 Broughton, Parapsychology: 98. 7 C. Tart, »Physiological correlates of psi cognition«, International Journal of Parapsychology, 1963: 5; 375–86; auch Interview mit Charles Tart, Kalifornien, 29. Oktober 1999. 8 D. Delanoy, jetzt an der Universität von Edinburgh, hat ähnliche Untersuchungen durchgeführt, vgl. D. Delanoy und S. Sah, »Cognitive and psychological psi responses in remote positive and neutral emotional states«, in D. J. Bierman (Hg.), Proceedings of Presented Papers. 9

C. Tart, »Psychedelic experiences associated with a novel hypnotic procedure: mutual hypnosis«, in C. Tart (Hg.), Altered States of Consciousness (New York: John Wiley, 1969): 291–308. 10 W. Braud und M. J. Schlitz, »Consciousness interactions with remote biological systems: anomalous intentionality effects«, Subtle Energies, 1991; 2(1): 1–46. 11 M. Schlitz und S. LaBerge »Autonomic detection of remote observation: two conceptual replications«, in D. J. Bierman (Hg.), Proceedings of Presented Papers: 465–78. 12 W. Braud et al., »Further studies of autonomic detection of remote staring: replication, new control procedures and personality correlates«, Journal of Parapsychology,1993; 57:391–409; Schlitz und LaBerge, »Autonomic detection«. 13 W. Braud und M. Schlitz, »Psychokinetic influence on electrodermal activity«, Journal of Parapsychology, 1983; 47(2): 95–119. 14 W. Braud et al., »Attention focusing facilitated through remote mental interaction«, Journal of the American Society for Psychical Research, 1995; 89(2): 103–15. 15 M. Schlitz und W. Braud, »Distant intentionality and healing: assessing the evidence«, Alternative Therapies, 1997: 3(6): 62–73. 16 W. Braud und M. Schlitz, Psychokinetic influence on electrodermal activity«, Journal of Parapsychology, 1983; 47: 95–119. Brauds Experimente wurden außerdem unabhängig repliziert an der University of Edinburgh und der University of Nevada. D. Delanoy, »Cognitive and

physiological psi responses to remote positive and neutral emotional states«, in Bierman (Hg.), Proceedings of Presented Papers: 1298–38; auch R. Wezelman et al., »An experimental test of magic: healing rituals«, in E. C. May (Hg.), Proceedings of Presented Papers, 39th Annual Parapsychological Association Convention, San Diego, Kalif. (Fairhaven, Mass.: Parapsychological Association, 1996): 1–12. 17 W. Braud und M. Schlitz, »A methodology for the objective study of transpersonal imagery«, Journal of Scientific Exploration, 1989; 3(1): 43–63. 18 W. G. Braud, »Psi-conducive states«, Journal of Communication, 1975; 25(1): 142–52. 19 Broughton, Parapsychology: 103. 20 Proceedings of the International Symposium on the Physiological and Biochemical Basis of Brain Activity, St. Petersburg, 22. bis 24. Juni 1992; vgl. auch Second Russian-Swedish Symposium on New Research in Neurobiology, Moskau, 19. bis 21. Mai 1992. 21 R. Rosenthal, »Combining results of independent studies«, Psychological Bulletin, 1978; 85: /185–93. 22 Radin, Conscious Universe: 79. 23 W. G. Braud, »Honoring our natural experiences«, The Journal of the American Society for Psychical Research, 1994; 88(3): 293–308. 24 Jahre später wurde genau diese Überlegung in einem Buch thematisiert. L. Dosseys Be Careful What you Pray For … You Just Might Get It (HarperSanFrancisco, 1997)

enthält ausführliche Beispiele, wie die Macht negativer Gedanken Schaden anrichten und wie man sich davor schützen kann. 25 W. G. Braud, »Blocking/shielding psychic functioning through psychological and psychic techniques: a report of three preliminary studies«, in R. White und I. Solfvin (Hg.), Research in Parapsychology, 1984 (Metuchen, NY. Scarecrow Press, 1985): 42–4. 26 W. G. Braud, »Implications and applications of laboratory psi findings«, European Journal of Parapsychology, 1990– 91; 8:57–65. 27 W. Braud et al., »Further studies of the bio-PK effect: feedback, blocking, generality/specificity«, in White and Solfvin (Hg.), Research in Parapsychology: 45–8. 28 D. Bohm, Wholeness and the Implicate Order (London: Routledge, 1980). 29 E. Laszlo, The Interconnected Universe: Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapur: World Scientific, 1995): 101. 30 J. Grinberg-Zylberbaum und J. Ramos, »Patterns of interhemisphere correlations during human communication«, International Journal of Neuroscience, 1987; 36: 41–53; J. Grinberg-Zylberbaum et al., »Human communication and the electrophysio-logical activity of the brain«, Subtle Energies, 1992; 3(3): 25–43. 31 Ausführliche Untersuchungen dazu findet man bei Ian Stevenson; vgl. I. Stevenson, Children Who Remember Previous Lives (Charlottesville, Va.: University Press of Virginia, 1987).

32 Laszlo, Interconnected Universe: 102–3. 33 Braud, Honoring Our Natural Experiences. 34 Tatsächlich haben Marilyn Schlitz und Charles Honorton ein Experiment durchgeführt, bei dem sich zeigte, dass künstlerisch begabte Menschen bei der außersinnlichen Wahrnehmung bessere Ergebnisse erzielen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Vgl. M. J. Schlitz und C. Honorton, »Ganzfeld psi performance within an artistically gifted population«, The Journal of the American Society for Psychical Research, 1992; 86(2): 83–98. 35 L. E. Berkman und S. L. Syme, »Social networks, host resistance and mortality: a nine-year follow-up study of Alameda County residents«, American Journa[of Epidemiology, 1979; 109(2): 186–204. 36 L. Galland, The Four Pillars of Healing (New York: Random House, 1997): 103–5.

Kapitel 8: Das erweiterte Auge 1 In den USA hat jeder Staat noch einen zusätzlichen Namen, beispielsweise Garden State, Sunshine State etc., der etwas über die Besonderheit der Gegend oder ihrer Bewohner aussagt (A. d. Ü.). 2 C. Backster, »Evidence of a primary perception in plant life«, International Journal of Parapsychology, 1967; X: 141. Hals Artikel »Toward a quantum theory of life process«, geschrieben 1972, wurde nie veröffentlicht.

»Im Rückblick nach dreißig Jahren und wenn man bedenkt, dass weder der Backster-Effekt noch die Existenz von Tachyonen  – die beiden Eckpfeiler, auf denen dieser Vorschlag beruhte – je zweifelsfrei bewiesen wurden, kommt er mir heute etwas naiv vor. Aber er brachte mich auf den Weg«, schrieb Hal mir am 15. März 2000. Er bemerkt außerdem: »Ich habe das dort vorgeschlagene Experiment übrigens nie ausgeführt.« 3 H. Puthoff, »Toward a quantum theory of life process«. 4 G. R. Schmeidler, »PK effects upon continuously recorded temperatures«, Journal of the American Society of Psychical Research, 1997; 67(4), zitiert in H. Puthoff und R. Targ, »A perceptual channel for information transfer over kilometer distances: historical perspective and recent research«, Proceedings of the IEEE, 1976; 64(3): 329–54. 5 S. Ostrander und L. Schroeder, Psychic Discoveries Behind the Iron Curtain (jetzt gekürzt in Psychic Discoveries, New York: Marlowe & Company, 1997), veröffentlicht 1971, löste viele Sorgen über den so genannten »psychic warfare« aus. 6 J. Schnabel, Remote Viewers: The Secret History of America’s Psychic Spies (New York: Dell, 1997): 94–5. 7 Hank Turner ist ein Pseudonym des CIA-Mitarbeiters, der in Schnabels Buch »Bill O’Donnell« genannt wird. 8 Für die gesamte Beschreibung der Militäranlage in West Virginia vgl. Schnabel, Remote Viewers: 104–13. 9 H. Puthoff und R. Targ, »Final report, covering the period January 1974 till February 1975 Part II  – Research

Report«, 1. Dezember 1975, Perceptual Augmentation Techniques, SRI Project 3183; auch H. E. Puthoff, »CIAinitiated remote viewing program at Stanford Research Institute, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10(1): 63–75. 10 R. Targ, Miracles of Mind: Exploring Nonlocal Consciousness and Spiritual Healing (Novato, Kalif.: New World Library, 1999): 46–7; D. Radin, The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (New York: HarperEdge, 1997): 256. 11 C. A. Robinson jr., »Soviets push for beam weapon«, Aviation Week, 2. Mai 1977. 12 Interview mit Edwin May, Kalifornien, 25. Oktober 1999. 13 H. Puthoff, »CIA-initiated remote viewing program at Stanford Research Institute«. 14 Interview mit Hal Puthoff, 20. Januar 2000; auch Schnabel, Remote Viewers. 15 H. Puthoff, »Experimental psi research: implication for physics«, in R. Jahn (Hg.), The Role of Consciousness in the Physical World, AAA Selected Symposia Series (Boulder Colorado: Westview Press, 1981): 41. 16 R. Targ und H. Puthoff, Mind-Reach: Scientists Look at Psychic Ability (New York: Delacorte Press, 1977): 50. 17 Schnabel, Remote Viewers: 142. 18 Puthoff und Targ, »Perceptual channel«: 342. 19 Ibid.: 338.

20 Ibid.: 330–1. 21 Ibid.: 336. 22 B. Dunne und J. Bisaha, »Precognitive remote viewing in the Chicago area: a replication of the Stanford experiment«, Journal of Parapsychology), 1979; 43:17–30. 23 Radin, Conscious Universe: 105. 24 L. M. Kogan, »Is telepathy possible?«, Radio Engineering, 1966; 21 (Jan.): 75, zitiert in Puthoff und Targ, »Perceptual channel«: 329–53. 25 H. Puthoff und R. Targ, »Final report, covering the period January 1974 till February 1975 Part II  – Research Report«, 1. Dezember 1975, Perceptual Augmentation Techniques, SRI Project 3183: 58. 26 Telefongespräch mit Hal Puthoff, 20. Januar 2000; vgl. auch Targ und Puthoff, Mind-Reach. 27 Schnabel, Remote Viewers: 74–5. 28 Interview mit Edwin May und Dean Radin, Kalifornien, 25. Oktober 1999. 29 Verschiedene Telefonate mit Hal Puthoff, August 2000. 30 J. Utts, »An assessment of the evidence for psychic functioning«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10: 3–30.

Kapitel 9: Das endlose Hier und Jetzt

1 R. Targ und J. Katra, Miracles of Mind: Exploring Nonlocal Consciousness and Spiritual Healing (Novato, Kalif.: New World Library, 1999): 42–4. 2 B. J. Dunne und R. G. Jahn, »Experiments in remote human/ machine interaction«, Journal of Scientific Exploration, 1992; 6(4): 311–32. 3 Bei allen SRI-Experimenten wurde nie eine Grenze für die Entfernung festgestellt, über welche die Übertragung funktioniert. Viele Jahre später sollte Russell Targ in einer ironischen Umkehrung der SRI-Studien Versuche mit einer russischen außersinnlich Begabten in Moskau durchführen, die hellsichtig ein unbekanntes Zielgelände in San Francisco identifizierte. Djuna Davitashvili, eine bekannte russische Geistheilerin, die noch nie an Experimenten mit dem Sehen aus der Ferne teilgenommen hatte, wurde gebeten, zu beschreiben, wo sich ein Kollege von ihr gegenwärtig in San Francisco aufhielt. Den Ort kannte nicht einmal Targ. Nachdem man ihr das Foto der gesuchten Person gezeigt hatte, beschrieb sie korrekt einen Platz mit einem Karussell (Targ erfuhr schließlich, dass der Mann vor einem Platz auf San Francisco’s Pier 39 stand). Das Bild, das Djuna von diesem Platz und den Pferden des Karussells zeichnete, sah dem betreffenden Ort erstaunlich ähnlich. Einen vollständigen Bericht darüber findet man bei R. Targ und J. Katra, Miracles of Mind: 29–36. 4 Für die Experimente, die in Chicago, Arizona and Moskau durchgeführt wurden, vgl. R. G. Jahn und B. J. Dunne, Margins of Reality (New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1987): 162–7. 5

Für die Beispiele, die NASA-Experimente und den Bewässerungskanal betreffen, vgl. Jahn und Dunne, Margins: 188. 6 D. Radin, The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (New York: HarperEdge, 1997): 113– 4; R. Broughton, Parapsychology: The Controversial Science (New York: Ballantine, 1991): 292. 7 Eine ausgezeichnete Zusammenfassung dieser und anderer Studien, bei denen es um das Vorhersehen von Ereignissen geht, findet man bei Radin, The Conscious Universe: 111–25. 8 R. S. Broughton, Parapsychology: 95–7. 9 Ibid.: 98. Maimonides war nicht die erste Studie, bei der Träume wissenschaftlich dokumentiert wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte J. W. Dunne Experimente mit menschlichen Träumen durchgeführt, die wissenschaftlich belegten, dass sich diese Träume weitgehend bewahrheiteten. J. W. Dunne, An Experiment in Time (London: Faber, 1926). 10 Es zeigte sich, dass Radins Hoffnung, er habe einen sicheren Hafen für die Durchführung seiner Forschungsarbeiten gefunden, sich nicht erfüllte. Sobald er ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht und ein gewisses Maß an öffentlichem Interesse geweckt hatte, weigerte sich die Universität, seinen Vertrag zu verlängern. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach privat finanzierten Forschungsprojekten zu suchen. Gegenwärtig arbeitet er am Institute of Noetic Sciences. 11 Eine vollständige Beschreibung des Experiments findet sich bei Radin, Conscious Universe: 119–24.

12 D. J. Bierman und D. I. Radin, »Anomalous anticipatory response on randomized future conditions«, Perceptual and Motor Skills, 1997; 84: 689–90. 13 D. J. Bierman, »Anomalous aspects of intuition«, paper presented at the Fourth Biennial European meeting of the Society for Scientific Exploration, Valencia, 9. – 11. Oktober 1998; außerdem Interview mit Professor Bierman, Valencia, 9. Oktober 1998. 14 D. I. Radin und E. C. May, »Testing the intuitive data sorting model with pseudorandom number generators: a proposed method«, in D. H. Weiner and R. G. Nelson (Hg.), Research in Parapsychology 1986 (Metuchen, NJ: Scarecrow, 1987): 109–11. Eine Beschreibung des Tests findet sich bei Broughton, Parapsychology: 137–9. 15 Broughton, Parapsychology: 175–6; außerdem Telefongespräche mit Helmut Schmidt, Mai 200l. 16 H. Schmidt, »Additional affect for PK on pre-recorded targets«, Journal of Parapsychology, 1985; 49: 229–44; »PK tests with and without preobservation by animals«, in L. S. Henkel und J. Palmer (Hg.), Research in Parapsychology 1989 (Metuchen, NJ: Scarecrow Press, 1990): 15–9, in W. Braud, »Wellness implications of retroactive intentional influence: exploring an outrageous hypothesis«, Alternative Therapies, 2000, 6(1): 37–48. 17 R. G. Jahn et al., »Correlations of random binary sequences with pre-stated operator intention: a review of a 12-year program«, Journal of Scientific Exploration, 1997; 11(3): 345–67. 18 Braud, »Wellness implications«.

19 J. Gribbin, Q is for Quantum: Particle Physics from A to Z (Phoenix, 1999): 531–4. 20 Radin, verschiedene Telefongespräche 200l. 21 E. Laszlo, The Interconnected Universe, Conceptual Foundations of Transdisciplinary Unified Theory (Singapur: World Scientific, 1995): 31. 22 D. Bohm, Wholeness and the Implicate Order (London: Routledge, 1980): 211. 23 Ibid. 24 Braud, »Wellness implications«.

Kapitel 10: Das heilende Feld 1 Interview mit Elisabeth Targ, Kalifornien, 28. Oktober 1999. 2 Ibid. 3 Beide Experimente: B. Grad, »Some biological effects of ‘laying-on of hands’: a review of experiments with animals and plants«, Journal of the American Society for Psychical Research,1965; 59: 95–127. 4 L. Dossey, Be Careful What You Pray For  … You Just Might Get It (HarperSanFrancisco, 1997): 179. 5 B. Grad, »Dimensions in ‘Some biological effects of the laying on of hands’ and their implications,« in H. A. Otto

und J. W. Knight (Hg.), Dimensions in Wholistic Healing: New Frontiers in the Treatment of the Whole Person (Chicago: Nelson-Hall, 1979): 199–212. 6 B. Grad, R. J. Cadoret und G. K. Paul, »The influence of an unorthodox method of treatment on wound healing in mice«, International Journal of Parapsychology, 1963; 3: 5–24. 7 B. Grad, »Healing by the laying on of hands; review of experiments and implications«, Pastoral Psychology, 197; 21: 19–26. 8 F. W. J. Snel und P. R. Hol, »Psychokinesis experiments in casein induced amyloidosis of the hamster«, Journal of Parapsychology, 1983; 5(1): 51–76; B. Grad, »Some biological effects of laying on of hands«; F. W. J. Snel und F. C. Van der Sijde, »The effect of paranormal healing on tumor growth«, Journal of Scientific Exploration, 1995; 9(2): 209–21; vgl. Auch E. Targ, »Evaluating distant healing: a research review«, Alternative Therapies, 1997; 3: 748. 9 J. Barry, »General and comparative study of the psychokinetic effect on a fungus culture«, Journal of Parapsychology, 1968; 32: 237–43; E. Haraldsson und T. Thorsteinsson, »Psychokinetic effects on yeast: an exploratory experiment«, in W. G. Roll, R. L. Morris und J. D. Morris (Hg.), Research in Parapsychology (Metuchen, NJ: Scarecrow Press, 1972): 20–1; F. W. J. Snel, »Influence on malignant cell growth research«, Letters of the University of Utrecht, 1981; 10: 19–27. 10 C. B. Nash, »Psychokinetic control of bacterial growth«, Journal of the American Society for Psychical Research, 1982; 51: 217–2l.

11 G. F. Solfvin, »Psi expectancy effects in psychic healing studies with malarial mice«, European Journal of Parapsychology, 1982; 4(2): 160–97. 12 B. Stanford, »‘Associative activation of the unconscious’ and ‘visualization’ as methods for influencing the PK target«, Journal of the American Society for Psychical Research, 1969; 63: 338–51. 13 R. N. Miller, »Study on the effectiveness of remote mental healing«, Medical Hypotheses, 1982; 8: 481–90. 14 B. C. Byrd, »Positive therapeutic effects of intercessory prayer in a coronary care unit population«, Southern Medical Journal, 1988; 81(7): 826–9. 15 B. Greyson, »Distance healing of patients with major depression«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10(4): 447–65. 16 Occam’s razor ist ein Prinzip, das dem englischen Philosophen William of Occam (ca. 1285–1349) zugeschrieben wird und besagt, dass man bei der Erklärung einer Sache von nicht mehr Annahmen ausgehen sollte als unbedingt nötig (A. d. Ü.). 17 E. Sicher, E. Targ et al., »A randomized double-blind study of the effect of distant healing in a population with advanced AIDS: report of a small scale study«, Western Journal of Medicine, 1998; 168(6): 356–63. 18 W. Harris et al., »A randomized, controlled trial of the effects of remote, intercessory prayer on outcomes in patients admitted to the coronary care unit«, Archives of Internal Medicine, 1999; 159 (19): 2273–8.

19 Harris et al., »A randomized, controlled trial of the effects of remote, intercessory prayer«. 20 J. Barrett, »Going the distance«, Intuition, 1999; Juni/Juli: 30–1. 21 E. E. Green, »Copper Wall research psychology and psychophysics: subtle energies and energy medicine: emerging theory and practice«, Proceedings, First Annual Conference, International Society for the Study of Subtle Energies and Energy Medicine (ISSSEEM), Boulder, Colorado, 21. bis 25. Juni 1991. 22 Zusammenfassungen der Studien über heilende Qi-GongEnergien und Informationen über die Qi-GongDatenbasis, eine Computer-Datenbank veröffentlichter Forschungsarbeiten über Qi-Gong-Heilungen, in L. Dossey, Be Careful What You Pray For: 175–7. 23 R. D. Nelson, »The physical basis of intentional healing systems«, PEAR Technical Note, 99001, Januar 1999. 24 G. A. Kaplan et al., »Social connections and morality from all causes and from cardiovascular disease: perspective evidence from Eastern Finland«, American Journal of Epidemiology, 1988; 1:28: 370–80. 25 D. Reed et al., »Social networks and coronary heart disease among Japanese men in Hawaii«, American Journal of Epidemiology, 1983; 117:384–96; M. A. Pascucci und G. L. Loving, »Ingredients of an old and healthy life: centenarian perspective«, Journal of Holistic Nursing, 1997; 15: 199–213. 26

G. Schwarz et al., »Accuracy and replicability of anomalous afterdeath communication across highly skilled mediums«, Journal of the Society for Psychical Research, 2001; 65: 1–25.

Kapitel 11: Telegramm von Gaia 1 Das gesamte Material über den O.-J.-Simpson-Prozess stammt aus: London Sunday Times Archives. Abschriften vom Tag der Urteilsverkündung: the Associated Press’s statistics of the O. J. Simpson trial. 2 Interview mit Brenda Dunne in Princeton, 28. Juni 1998. 3 R. D. Nelson et al., »FieldREG anomalies in group situations«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10(1): 111–41. 4 Ibid. 5 Ibid. 6 Ibid,; außerdem Korrespondenz mit R. Nelson, 26. Juli 2001. 7 R. D. Nelson und E. L. Mayer, »A FieldREG application at the San Francisco Bay Revels, 1996«, as reported in D. Radin, The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena (New York: HarperEdge, 1997): 171. 8 Nelson, »FieldREG anomalies«: 136. 9 R. D. Nelson et al., »FieldREGII: consciousness field effects: replications and explorations«, Journal of

Scientific Exploration, 1998; 12(3): 425–54. 10 Für die vollständige Ägyptenstudie vgl.: R. Nelson, »FieldREG measurements in Egypt: resonant consciousness at sacred sites«, Princeton Engineering Anomalies Research, School of Engineering-Applied Science, PEAR Technical Note 97002, Juli 1997; Telefongespräch mit Roger Nelson, 2. Februar 2001; auch Nelson et al., »FieldREGII«. 11 Sämtliche Beschreibungen von Dean Radins Experimenten in diesem Kapitel stammen von ihm selbst; vgl. The Conscious Universe: 157–74. Vgl. Auch D. I. Radin, J. M. Rebman und M. P. Cross, »Anomalous organization of random events by group consciousness: two exploratory experiments«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10: 143–68. 12 D. Vaitl, »Anomalous effects during Richard Wagner’s operas«, Fourth Biennal European Meeting of the Society for Scientific Exploration, Valencia, Spanien, 9. bis 11. Oktober 1998. 13 Ibid. 14 D. Bierman, »Exploring correlations between local emotional and global emotional events and the behaviour of a random number generator«, Journal of Scientific Exploration, 1996; 10: 363–74. 15 R. Nelson, »Wishing for good weather: a natural experiment in group consciousness«, Journal of Scientific Exploration, 1997; H(1): 47–58. 16 J. S. Hagel et al., »Effects of group practice of the Transcendental Meditation Program on preventing

violent crime in Washington D.C.: results of the National Demonstration Project, June/July, 1993«, Social Indicators Research, 1994; 47: 153–201. 17 M. C. Dillbeck et al., »The Transcendental Meditation program and crime rate change in a sample of 48 cities«, Journal of Crime and Justice, 1981; 4: 2–5–45. 18 D. W. Orme-Johnson et al., »International peace project in the Middle East: the effects of the Maharishi technology of the unified field«, Journal of Conflict Resolution, 1988; 32: 776–812. 19 J. Lovelock, Gaia: a New Look at Life on Earth (Oxford: Oxford University Press, 1979). 20 R. Nelson et al., »Global resonance of consciousness: Princess Diana and Mother Teresa«, Electronic Journal of Parapsychology, 1998. 21 Telefongespräch mit R. Nelson, 2. Februar 200l. 22 »Terrorist Desaster, September 11, 2001«, Website des Global Consciousness project: http://noosphere.princeton.edu 23 N. A. Klebanoff und P. K. Keyser, »Menstrual synchronization: a qualitative study«, Journal of Holistic Nursing, 1996; 14(2): 98–114. 24 In einer Rede, gehalten 1999 in Liège, Belgien, zitierte Mitchell einen wenig bekannten Bericht über die Erfahrungen russischer Kosmonauten, die sechs Monate an Bord der Mir-Raumstation verbracht hatten. Wie Mitchell hatten auch sie außergewöhnliche Wahrnehmungen einschließlich bestimmter Vorahnungen

im Wach- und Traumzustand erlebt. Es könnte gut sein, dass ein längerfristiger Raumaufenthalt außergewöhnliche Möglichkeiten eröffnet, das NullpunktFeld anzuzapfen. S. V. Krichevskii, »Extraordinary fantastic states/dreams of the astronauts in near-earth orbit: a new cosmic phenomenon«, Sozn Fiz Real, 1996; 1(4): 60–9.

Kapitel 12: Das Nullpunkt-Zeitalter 1 Interview mit Richard Obousy, Brighton, 20. Januar 2001. 2 Bestätigt von Graham Ennis beim Propulsion Workshop, Brighton, 20. Januar 200l. 3 C. Sagan, Contact (London: Orbit, 1997). 4 R. Forward, »Extracting electrical energy from the vacuum by cohesion of charged foliated conductors«, Physical Review B, 1984: 30: 1700. 5 H. Puthoff, »Space propulsion: can empty space itself provide a solution?«, Ad Astra,1997; 9(1): 42–6. 6 B. Matthews, »Nothing like a vacuum«, New Scientist, 25. Februar 1995: 33. 7 Ibid. 8 H. Puthoff, zitiert in The Observer, 7. Januar 2001: 13. 9 Telefonische und persönliche Gespräche mit Hal Puthoff, Januar 2001. 10

Hal Puthoff, »SETI: the velocity of light limitation and the Alcubierre warp drive: an integrating overview«, Physics Essays, 1996; 9(1): 156–8. 11 H. Puthoff, »Everything for nothing«, New Scientist, 28. Juli 1990: 52–5. 12 H. Puthoff, Interview, Brighton, 20. Januar 2001. 13 Zitiert bei der Propulsion-/Workshop-Website: www.workshop.cwc.net . 14 J. Benveniste, »Specific remote detection for bacteria using an electromagnetic/digital procedure«, FASEB Journal, 1999; 13: A852. 15 E. Mitchell, »Nature’s mind«, keynote address, CASYS 1999, Liège, Belgien, 8. August 2000. 16 H. Puthoff, »Far out ideas grounded in real physics«, Jane’s Defence Weekly, 26. Juli 2000; 34(4): 42–6. 17 Ibid. 18 P. W. Milonni, »Semi-classical and quantum electrodynamical approaches in nonrelativistic radiation theory«, Physics Reports, 1976; 25: 1–8.

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deutsch: Am Rande des Chaos, Midas, Zürich 2000.

PERSONEN- UND SACHREGISTER

A Aborigines Achuar-Indianer Affirmation »Aids-Energie-Signatur” Aktionspotenziale Akupunktur – Effizienz Alcubierre, Miguel Allergien Alpha-Modus, Gehirnwellen Amazonasindianer Anti-Schwerkraft-»Raumfahrtantriebe« Antriebssysteme, Raumfahrt Apollo(-Mission) Aristoteles ArtREG siehe auch REG Arzneien, homöopathische Astralprojektion Auge –, erweitertes – Wahrnehmungsfunktionen Axone

B

Backster, Cleve Backster-Effekt Beam, H. W. Becker, Robert O. Benveniste, Jacques Beobachter – Bewusstsein – s, Rolle des Beobachtereffekt Bernstein, Nikolai Bessent, Malcolm Beta-Zustand, Gehirnwellen Bewusstsein – Beobachter –, kollektives – s, Natur des Bewusstseinsmolekül Bewusstseinszustand, höherer Bierman, Dick Biofeedback Biologie – Fragen/Antworten, fundamentale – Quantenprozesse Biophotonen-Emissionen Bohm, David Bohr, Niels – Gesetz Bose-Einstein-Kondensation Botenstoffe, chemische Boyer, Timothy Braud, William Brennan, Barbara Broglie, Louis de Burr, Harold S. Byrd (Admiral) Byrd, Randolph

C Campbell, Fergus Carter, Jimmy Casimir, Hendrik Casimir-Effekt Casimir-Kräfte »Ceteris-paribus«-Klausel Chakrachanten Chaos Chardin, Teilhard de Chauvin, Remy Chi (Lebenskraft) Church, Bill Clarke, Arthur C. Clinton, Bill Cochran, Johnny Cole, Daniel Computertomografie Condensed-charge-Technologie Cooley, Armanda Copper-Wall-Projekt (Kupfer-Wand-Projekt)

D Dagmar-und-Václav-Havel-Preis Darwin, Charles Darwinisten Daumen«, »grüner Davenas, Elisabeth Davies, Paul Dawkins, Richard Degranulation, basophile Del Giudice, Emilio

DeMille, Cecil B. Dendriten Denken, positives Descartes, René DeValois, Karen und Russell Diana, Prinzessin von Wales DNA siehe auch RNA DNA-Code Dunne, Brenda

E E=mc2 Eccles, John EGG (ElectroGaiaGramm) Einstein, Albert Elektromagnetismus ELF-Frequenzen 11. September 2001, Terroranschläge Emissionsphotometer Empathie Energiefluktuationen siehe auch Fluktuationen Engramm Ennis, Graham Ennis, Madelene Entropie, negative Entropiegesetz Entspannung(sübungen) Erwin, Dr. William Evolution – Theorie, alternative

F

F=ma Faraday, Michael Feld, elektromagnetisches siehe auch Elektromagnetismus Feldbewusstsein, Experimente (FeldREG) siehe auch REG Fernheilung Fernwirkung Feynman, Richard Fieldstein, Sol Fluktuationen siehe auch Energiefluktuation – Nullpunkt-Feld Forward, Robert Fourier, Jean – Reihen Frequenzzerhacker Fröhlich, Herbert

G Gabor, Dennis Gaia Ganzfeld-Experimente Gebet Gedächtnis, kumulatives Gedankenübertragung Gehirn – Funktionen, kognitive – Funktionsweise Geiger-Müller-Zählrohr Geistheiler Genthon, Jean-Pierre Gestaltbildung Gesundheit, geistig/körperliche Goddard, Robert

Grad, Dr. Bernard Gravitation siehe auch Schwerkraft Green, Christopher Green, Elmer Greenglow, Projekt Gruppen-Quanten-Superstrahlung GuillonnetDidier GurwitschAlexander Gyroskope

H Hagan, Scott Haisch, Bernie Haisch-Rueda-Puthoff-Papier Halluzination Hameroff, Stuart Hammid, Hella Hämolyse Hautwiderstand Hay, Louise Hebard, Arthur Heilen/Heilungen Heiler –, spirituelle Heilkraft Heisenberg, Werner Hellsehen Hellseher/-innen/-sichtige Hellsichtigkeit Hilgard, Jack Hitler Hochtemperaturplasma Hologramm

Holographie siehe auch Laser-Hologramm Homöopathie Honorton, Charles Huaorani-Indianer Hulse, Russell Hyman, Dr. Ray Hypnose

I Imagination Immunreaktionen, überschießende siehe Allergien Immunsystem Informationsgeschwindigkeit, Gehirn Infrarot-Spektroskopie Insinna, Ezio Intelligenz Interferenz Intuition Ito, Lance

J Jahn, Robert (Bob) James, William Jibu, Mari

K Kabbalah Kampf-oder-Flucht-Reaktion

Kant Karzinogene Kennedy jr, John F. Kepler, Johannes Kernenergie Kernspaltung Klimakrise Kohärenz siehe auch Quantenkohärenz Kohärenz Kollektivbewusstsein, negatives Kolumbus, Christoph Komplementarität Kondensation – Ladungen, elektrische Kopenhagen-Interpretation Kreativität Krebs Krebspatienten Krebstherapie Kriminalitätsrate, Gewaltverbrechen Krippner, Stanley Krishnamurti

L Lamb, Willis Laser-Hologramm siehe auch Holographie Lashley, Karl Laszlo, Ervin Lebenskraft siehe auch Chi Lee, Tsung-Dao Leith, Emmet Levitation Lewinsky, Monica

Ley-Linien Lichtgeschwindigkeit Lincoln, Abraham Lorentz-Kraft Lovelock, James Lügendetektor Luminiszenz, verzögerte Lund, Elmer

M Maddox, John Magnetismus Magnetresonanztomographie (MRT) Maharishi Mahesh Yogi Maharishi-Effekt MAHI-Studie (Mid-America Heart Institute) Maimonides-Experimente/-Studien Maimonides-Traumlabor Marcer, Peter Marsh, G. Materie Materie-Antimaterie-Effekte Maxwell, James Clerk May, Edwin McCarthy Meditation –, Transzendentale (TM) »Metric Engineering« Michelson, Albert Mikrotubili Milonni, Peter Mistelpräparat Mitchell, Edgar (Ed)

Morley, Edward MRT siehe Magnetresonanztomographie MS siehe multiple Sklerose Multiple Sklerose (MS) Mutter Teresa Mythen – Beleg, wissenschaftlicher

N Nagl, Walter Napoleon Nash, Carroll Negentropie Nelson, Roger Neo-Darwinisten Nervensystem, Schock Nervenzellen Newton, Isaac Nichtlokalität Nixon Nobili, Renato Nullpunkt-(Energie)feld (Vakuum) –, Energie aus – Erinnerungen – Gesundheit, geistig/körperliche – Hirnphysiologie – Informationssammlung – Sprache Nullpunkt-Fluktuationen siehe auch Fluktuationen

O

O.-J.-Simpson(-Prozess) Obousy, Richard Occam’s razor »Over-unity«-Ergebnisse

P Parapsychologie Parker, Adrian Pauli, Wolfgang Pawlow, Iwan PEAR (Princeton Engineering Anomalies Research) Penfield, Wilder Pentagon Peoc’h, René Phantomschmerzen Philosophie, hinduistische Photonen-Emissionen »Photoreparatur« Photosynthese Photovoltaik (Solarzellen) Physik, Dualismus der Pietsch, Paul Planck, Max Poltergeist-Effekte Popp, Fritz-Albert Precognitive Remote Perception (PRP) Preparata, Giuliano Pribram, Karl Price, Pat PRP-Versuche siehe Precognitive Remote Perception Psychokinese Psychoneuroimmunologie Pulsare-Sterne

Puthoff, Dr. Hal

Q Qi-Gong Quantenelektronik Quanten(feld)theorie – Gedankenexperiment Quantenfluktuationen Quantenholographie siehe auch Hologramm Quantenkohärenz siehe auch Kohärenz Quantenmechanik – Gesetze Quantenpartikel Quantenphysik – Axiome – Gesetz, fundamentales Quantenrechnungen Quantenresonanz siehe auch Resonanz Quanten-Vakuum-Reaktion

R Radar Radin, Dean Randi, James Rauchzeremonien Raum/Zeit Raumfahrt, Antriebssysteme Reagan(-Administration) Refraktionsindex, Vakuum REG (Random Event Generator) Regenerationsfähigkeit, Körper

Reilly, Dr. David Relativitätstheorie(, allgemeine) Renaissance Renormalisierung Resonanz(, morphische) siehe auch Quantenresonanz Rhine, Dr. Joseph B. RNA siehe auch DNA RNG (random number generator; Zufallsgenerator) Roberfroid, M. Robertson, Deirdre Romero, Carlos Orozca Röntgengerät Röntgen, Wilhelm Rooney, Mickey Roosa, Stu Rueda, Alfonso Ruth, Bernhard

S Sacharow, Andrej Sagan, Carl »Schaf/Ziege«-Effekt Schempp, Walter Schlitz, Marilyn Schlüssel-Schloss-Prinzip Schmeidler, Gertrude Schmidt, Helmut Schnitta, Deb Schock, Nervensystem Schrödinger, Erwin »Schutzstrategien«, psychologische Schwarz, Gary Schwerkraft siehe auch Gravitation

Semipalatinsk-Studie SHARP-Antriebskraft Sheldrake, Rupert Shepard, Alan Shoulders, Ken Sicher, Fred Sioux-Indianer Skalarwellen Skinner Smith, Cyril Solarzellen siehe Photovoltaik Solfvin, Gerald Sonoluminiszenz Spiegel, David Spionageprogramm, CIA Spiritualität Sputnik SQUID (Supraconducting Quantum Interference Device) SRI Stanford, Rex Star-Wars-Programm Stewart, Walter Stockholm-Syndrom Strahlentheorie der DNA Strahlung –, elektromagnetische –, mitogenetische Struktur-Aktivitäts-Beziehung, quantitative (QSAR) Super-Bewusstsein Superstrahlung Swann, Ingo Synchronisierung System, binäres Szent-Györgyi, Albert

T Tao Targ, Elisabeth Targ, Russell Tart, Charles Taylor, Joseph Telepathie Theorie, platonische TM siehe Meditation, Transzendentale Tod Trägheit Träume Tumorwachstum, Tiere Tumorzellen siehe auch Krebs Turner, Hank

U Ullman, Montague Universum, Gedächtnis Unruh, William Unschärfeprinzip/-relation Ursache/Wirkung Utts, Jessica

V Vaitl, Dieter Vakuum siehe auch Nullpunkt- (Energie)feld – Refraktionsindex Vakuum-Fluktuationen siehe auch Fluktuationen

Van-der-Waals-Effekt Veden Visualisierungen Voodoo-Effekte Vorahnungen

W Waals, Johannes Diderik van der Wagner, Richard Wahrnehmung –, außersinnliche – Experimente WARP-Antrieb Wasser – Gedächtnis Wasserbattarien Wellen –, elektromagnetische (ELF) – »in Phase« Wellenfunktion Welleninterferenzen Wellen-Interferenzmuster Wellentransformator Welle-Teilchen-Dualismus Wheeler-Feynman-Absorber-Theorie Wille, freier Wirkung/Ursache »Wurmloch«

X Xeroderma pigmentosum

Y Yasue, Kunio Yeager, Chuck

Z Zapata, Emiliano Zeit/Raum Zelldifferenzierung Zener-Symbole (Rhine) »Zitterbewegung« Zohar, Danah Zufallsgenerator siehe RNG

Haben Sie Lust gleich weiterzulesen? Dann lassen Sie sich von unseren Lesetipps inspirieren. Lynne McTaggart

The Bond Die Wissenschaft der Verbundenheit

Kostenlos reinlesen Was in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts mit der Quantenphysik begann, setzt

sich seit geraumer Zeit in der Biologie, den Neurowissenschaften, der Psychologie und in den Sozialwissenschaften fort: Neue Forschungsergebnisse stellen die Grundlagen unseres konventionellen Weltbildes nachhaltig in Frage.

Genetiker finden immer mehr Beweise dafür, dass unser Erbgut nicht unveränderlich ist, sondern Umwelteinflüsse unsere Gene ein- und ausschalten können. Neurowissenschaftler zeigen uns, wie Spiegelneuronen die Grenzen zwischen Beobachter und Beobachtetem auflösen, und Sozialwissenschaftler versichern uns, dass unser Bedürfnis nach Kooperation angeboren und nicht anerzogen ist. Lynne McTaggart trägt die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammen, die das Weltbild der Quantenphysik auf allen Ebenen bestätigen. Die Theorie ergänzt sie durch eindrucksvolle Fallgeschichten. Ihre revolutionäre Schlussfolgerung lautet: Wir existieren in einem feinstofflichen Energiefeld, das alles miteinander verbindet: The Bond. Die Wahrnehmung der Getrenntheit ist letztendlich eine Illusion. Anmeldung zum Random House Newsletter Leseprobe im E-Book öffnen Datenschutzhinweis

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Arkana, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

© 2011 der Originalausgabe by Lynne McTaggart

Covergestaltung: UNO Werbeagentur

Covermotiv: Getty Images / Silvia Otte

Lektorat: Ralf Lay

Satz: Buch-Werkstatt, Bad Aibling ISBN 978-3-641-17465-1

V004 www.arkana-verlag.de

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Bryan

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles ging zugrunde … Aber es schien, als entstünde

etwas Neues. Eine Art von – Verantwortung. Einer für den

anderen … Dieses Gefühl müsste ausgestellt und auf die Erde

zurückgeholt werden wie ein Denkmal,

und jeder würde spüren, wie es da steht, hinter ihm,

und es würde ihn verändern.  

ARTHUR MILLER

Inhaltsverzeichnis Widmung

Prolog

Einleitung

Teil I - Der Superorganismus

Kapitel 1 - Die Jagd nach dem Ding

Kapitel 2 - Der Chefprogrammierer

Kapitel 3 - Der Zeitgeber

Kapitel 4 - Gemeinsame Schaltkreise

Teil II - Zur Ganzheit hingezogen

Kapitel 5 - Zur Gemeinschaft geboren

Kapitel 6 - Zur Übereinstimmung geboren

Kapitel 7 - Zum Geben geboren

Kapitel 8 - Gegenseitiges Geben und Nehmen

Teil III - Zurück zur Verbundenheit

Kapitel 9 - Der Blick auf das Ganze

Kapitel 10 - Sich der Ganzheit ergeben

Kapitel 11 - Die neue Nachbarschaft

Kapitel 12 - Ein »Schneeballsystem des Glücks«

Dank

Anmerkungen

Literatur

Register

Copyright

Prolog  

Es war ein kühler Samstagmorgen. Ich stand in einem zugigen Auditorium und schaute einer meiner Töchter bei der Kostümprobe für die jährliche Aufführung ihres Schauspielkurses zu. Als talentierte Darstellerin war sie ursprünglich für die Hauptrolle ausgewählt worden, aber einige Wochen vor der Kostümprobe hatte man sie mit einer kleineren Rolle abgespeist. Es war mir nicht gelungen, den Grund dafür herauszufinden  – und meine Tochter weigerte sich, darüber zu reden  –, bis eine ihrer Freundinnen ausplauderte, es sei geschehen, als ein neuer Regisseur die Produktion übernahm. Eine andere Dreizehnjährige habe diesem damals etwas über ihre Schauspielerfahrung vorgegaukelt, um die Rolle, die eigentlich meine Tochter spielen sollte, selbst zu ergattern  – und dieses andere Mädchen war ihre beste Freundin!1 Die Mutter der neuen Hauptdarstellerin war an diesem Tag ebenfalls unter den Zuschauern, und als ich sie taktvoll auf das Thema anzusprechen versuchte, fiel sie mir schulterzuckend ins Wort und meinte völlig ungerührt: »Na ja, so ist das Leben nun mal, oder nicht?« Ich war sprachlos, musste jedoch einräumen, dass sie nicht völlig unrecht hatte. Ganz sicher ist dies das Leben, das wir Erwachsenen für uns selbst geschaffen haben. Konkurrenz bildet Kette und Schuss im sozialen Gewebe der meisten modernen Industrienationen. Sie ist der Motor unserer Gesellschaft und gilt als die Basis der Mehrzahl

unserer Beziehungen  – im Geschäftsleben, in der Nachbarschaft, sogar unter engen Freunden. Um jeden Preis der Erste sein zu wollen ist auf irgendeine Weise zur Selbstverständlichkeit geworden: »Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt«, »Der Stärkste überlebt«, »Der Sieger nimmt alles«  … Da überrascht es kaum, dass sich extrem konkurrenzorientierte Taktiken auch in die sozialen Beziehungen unserer Kinder eingeschlichen haben und zu großen und kleinen Verstößen führen. Ich begann über den sozialen Austausch in meiner eigenen Nachbarschaft nachzudenken und darüber, wie sehr das, was Psychologen als »Relativitätsbewusstsein« bezeichnen, in diesem Umfeld überhaupt eine Rolle spielt. »Wie viele Kinder hast du?«, »Welches Auto fährst du?«, »Wie viele Urlaubsreisen kannst du dir dieses Jahr leisten?«, »Welches College besucht dein Kind?«, »Welchen Notendurchschnitt hat es?«  … Oder anders gesagt: »Wo stehst du auf der sozialen Leiter?« Sogar die Besten unter uns erleben manchmal innere Momente wie WallstreetYuppie und Investmentbanker Patrick Bateman in dem Roman American Psycho, der sich überwiegend an Äußerlichkeiten orientiert und bei einem Blick auf die edle neue Visitenkarte seines Kollegen denkt: »O mein Gott, sie hat sogar ein Wasserzeichen!« Aus einer wissenschaftlichen Perspektive erschien mir der Gedanke, dass Konkurrenz ein fundamentales menschliches Bedürfnis ist, jedoch nicht schlüssig. Ich schreibe über Pionierleistungen der Forschung, und die neuesten Erkenntnisse aus vielen Disziplinen  – von den Neurowissenschaften und der Biologie bis zur Quantenphysik  – sprechen dafür, dass die grundlegendste Triebkraft der Natur nicht der Wettbewerb ist, wie es die

klassische Evolutionstheorie behauptet, sondern das Streben nach Ganzheit. Ich hatte viele neue Forschungsergebnisse gesichtet, aus denen hervorging, dass alle Lebewesen einschließlich der Menschen so veranlagt sind, dass die Suche nach Verbundenheit für sie in Wirklichkeit wichtiger ist als jeder andere Impuls  – sogar wenn sie persönlich einen Preis dafür zahlen müssen. Gleichwohl beharrt das derzeitige Paradigma der traditionellen Wissenschaft darauf, dass unser Universum ein Ort des Mangels ist, bevölkert von getrennten Subjekten und Objekten, die in Kontraposition zueinander stehen müssen, um zu überleben. Wir alle scheinen einfach davon auszugehen, dass »das Leben nun mal so ist«. Aber selbst wenn das unser Weltbild wäre, entspräche es beispielsweise ganz gewiss nicht der Sicht des Tieres, das uns am nächsten steht: unser Hund Ollie. In Ollies Umfeld gilt keineswegs die Devise »Hund frisst Hund«. Obwohl er für Menschen nicht viel Zeit erübrigt, ist er doch freundlich zu jedem Artgenossen, den er auf seinen Spaziergängen trifft. Und regelmäßig schiebt er für T-Bone, die Affenpinscherdame unseres Nachbarn, Knochen unter dem Zaun durch und hebt für diese seine Hundefreundin sogar die größten Exemplare auf. Ollies Beziehung zu T-Bone widerspricht jeder gängigen biologischen Beschreibung des Gebotes, egoistisch zu handeln. Da T-Bone sterilisiert ist, zieht Ollie aus seinem Verhalten keinerlei persönlichen Vorteil, denn sie bietet ihm noch nicht mal die Möglichkeit, seine Gene weiterzugeben. Aber wenn seine Freundin ihn besucht, angelt Ollie für sie Hühnchenreste aus der Mülltonne und überlässt ihr anschließend großmütig seinen eigenen Fressnapf, seine Schweineohren und sein Spielzeug. Obwohl T-Bone kleiner ist als Ollie, lässt er sie

beim gemeinsamen Spiel oft »gewinnen«, nur damit sie bleibt. Ich begann mir eine grundlegende Frage zu stellen: Muss es so sein, dass wir ständig miteinander konkurrieren? Ist es uns tatsächlich bestimmt, so miteinander umzugehen, wie wir es tun? Wie ist es dazu gekommen? Und wenn es nicht unser Schicksal ist, was ist uns stattdessen bestimmt? Seit jener Kostümprobe denke ich, dass wir irgendwann den »Gesellschaftsvertrag« zerrissen und vergessen haben, wie man zueinanderfindet. Irgendwann und irgendwo haben wir die Erinnerung daran verloren, wie wir sein sollen.  

Aber so muss es nicht bleiben. Als ich für dieses Buch zu recherchieren begann und mir die neuesten Entdeckungen aus vielen Fachgebieten ansah  – allgemeine Biologie, Physik, Zoologie, Psychologie, Botanik, Anthropologie, Astronomie, Chronobiologie und Kulturgeschichte  –, erkannte ich immer klarer, dass die Lebensweise, für die wir uns entschieden haben, nicht zu dem passt, was wir eigentlich sind. Ich habe entdeckt, dass viele andere Gesellschaften zum Teil völlig unterschiedlich zu uns leben und dass ihre Weltsicht eher mit den neueren Erkenntnissen der aktuellen Wissenschaft in Einklang steht. Diese Kulturen nehmen das Universum als unteilbares Ganzes wahr, und ihre Kernüberzeugung hat eine völlig andere Weltsicht und einen anderen Umgang mit der Welt zur Konsequenz als unsere. Sie glauben, dass sie zu allem, was lebt, in Beziehung stehen  – sogar zur Erde selbst. Wir sehen das Objekt, das einzelne Teilchen; sie sehen den Klebstoff zwischen den Teilchen  – das, was sie zusammenhält. Für diese Gesellschaften ist nicht das Individuum wesentlich,

sondern die Beziehung zwischen Individuen, in der sie ein »Ding« ganz eigener Art sehen. Sie haben verstanden, dass die grundlegende Natur der Menschheit eine Zusammenkunft ist  – eine Kommunion  –, und das hat in der Regel ein glücklicheres Leben, niedrigere Scheidungsraten, weniger gestörte Kinder, weniger Kriminalität und Gewalt und eine stärkere Gemeinschaft zur Folge. Sie haben sich für eine bessere Lebensweise entschieden, eine authentischere Seinsweise – und zwar eine solche, von der ich meine, dass sie ursprünglich auch Ihnen und mir zugedacht war. Und sie leben auf diese Weise, weil sie sich an einer anderen Geschichte orientieren, an einem anderen Bild davon, wer wir sind und warum wir hier sind, einem Bild, das sich grundlegend von dem unterscheidet, das unsere Kultur und vor allem unsere konventionelle Wissenschaft vertreten.  

Ich habe dieses Buch geschrieben, um zu beweisen, dass wir nach überholten Regeln leben. Ich will zeigen, dass die wissenschaftliche Geschichte darüber, wer wir sind, sich drastisch verändert hat und dass wir uns mit ihr verändern müssen, wenn wir überleben wollen. Der Wettbewerbsimpuls, der jetzt noch ein wesentlicher Teil unseres Selbstbildes ist und die Unterströmung unseres gesamten Lebens bildet, ist genau die Denkweise, welche jede einzelne der großen globalen Krisen hervorgebracht hat, die uns jetzt zu zerstören drohen. Wenn wir wieder zur Ganzheit in unseren Beziehungen zurückfinden, dann werden wir meiner Meinung nach beginnen, unsere Welt zu heilen.

Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre dieses Buches zu einer besseren Nachbarschaft verhelfen wird  – zu sozialen Beziehungen, in denen der konkurrenzorientierte Vergleich und das Übervorteilen wie das »Stehlen« von Rollen nicht mehr zu den Spielregeln gehören. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass dieses Buch keine Apologetik des Kommunismus oder des Sozialismus ist und auch kein neues ökonomisches oder politisches Modell propagiert. Ich genieße die Freiheiten der Demokratie genauso, wie Sie es wahrscheinlich tun, wenn auch nicht die jüngsten Exzesse des ökonomischen Modells, das sie hervorgebracht hat; und in den vielen Jahren, die ich nun in Großbritannien lebe, habe ich die Mängel der früheren, mehr sozialistisch ausgerichteten Politik am eigenen Leib erfahren. Die in diesem Buch vorgestellten Ideen sollen weder die Wissenschaft als Profession noch die Entdeckungen der großen Genies wie Isaac Newton oder Charles Darwin herabwürdigen. Ich gehöre ausdrücklich nicht zu den Kreationisten. Gleichwohl ist die Wissenschaft eine endlose Abfolge von Entdeckungen. Kein einzelner ihrer Protagonisten schreibt die für alle Zeiten endgültige Welterklärung. Während neue Forschungsergebnisse ans Licht kommen, verändern oder ersetzen neue Kapitel frühere Fassungen der Geschichte. Seit geraumer Zeit erleben wir eine radikale Revision unseres Selbstbildes und unseres Weltbildes. Viele Theorien, die uns heilig waren, darunter auch die ursprüngliche Evolutionstheorie, werden in dem Maße verfeinert, wie mehr Informationen über unsere Welt zugänglich werden. Ich hoffe, dass ich Ihnen eine erste Orientierung für das Leben nach dieser neuen wissenschaftlichen Geschichte anbieten kann. Ich möchte Ihnen einen frischen Blick auf die

Welt aus einer umfassenderen Perspektive eröffnen, neue Möglichkeiten der Beziehung mit anderen Menschen zeigen, ein neues Gefühl von Gemeinschaft, einen neuen, authentischen Lebenssinn vermitteln – etwas, was besser ist als der Neid auf die Visitenkarte mit Wasserzeichen, die Ihr Nachbar vielleicht sein Eigen nennt. Ich möchte Ihnen zeigen, wie einfach es ist, ein ganzheitliches Leben zu führen, und dass winzige Veränderungen ausreichen, um unser Dasein und das der Menschen in unserem Umfeld zu revolutionieren. Das Leben muss nicht so bleiben, wie es ist. Keinen einzigen Tag länger.  

Lynne McTaggart

im Dezember 2010

Einleitung  

Immer mehr Menschen spüren, dass wir am Ende einer Ära angekommen sind. Seit einiger Zeit diskutieren Blogger und Zeitungskolumnisten eifrig darüber, was die scheinbar unablässigen Krisen unserer modernen Zeit für uns alle bedeuten: Bankenkrise, Terrorismuskrise, Staatsschuldenkrise, Klimakrise, Umweltkrise  – verursacht durch menschliches Handeln oder auf andere Weise. »Die Welt, wie wir sie kennen, geht den Bach runter«, sagte ein Wallstreet-Broker Reportern im September 2008, als Morgan Stanley nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers unverzüglich dasselbe Schicksal drohte. »Das ist das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen«, erklärte Filmemacher Michael Moore, als der amerikanische Autogigant General Motors Insolvenz angemeldet hatte. »Das ist das Ende des Euro«, warnten europäische Kolumnisten, nachdem mehrere südeuropäische Staaten im Mai 2010 unter der Schuldenlast ihrer öffentlichen Haushalte kurz vor dem Zusammenbruch standen. »Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erstickt unseren Planeten«, verkündete Präsident Barack Obama, nachdem die Ölplattform Deepwater Horizon explodiert war, und er bezeichnete die »grüne Wende« als nationale Mission. Sogar das Ende der Welt im Jahr 2012 wurde im sogenannten Maya-Kalender suggeriert. Aber die Krisen, mit denen wir es an vielen Fronten zu tun haben, sind Symptome eines tiefer gehenden Problems mit

sehr viel größeren potenziellen Auswirkungen als irgendeine einzelne Katastrophe. Sie sind lediglich ein Maß für die Diskrepanz zwischen unserer Definition von uns selbst und unserem wahren innersten Wesen. Über Jahrhunderte hinweg haben wir gegen die Natur gehandelt, indem wir unsere innere Verbundenheit ignoriert und uns selbst als getrennt von der Welt definiert haben. Jetzt haben wir den Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr nach diesem unrealistischen Selbstbild leben können. Was endet, ist die Geschichte, die wir uns selbst bis heute darüber erzählt haben, wer wir sind und wie wir leben sollten  – und aus jenem Ende ergibt sich der einzige Weg in eine bessere Zukunft. Mit diesem Buch begebe ich mich auf eine gewagte Mission: Ich will Ihre Lebensweise revolutionieren. Das Buch wird die wissenschaftliche Geschichte umschreiben, die man Ihnen darüber erzählt hat, wer Sie sind, denn die derzeitige Version hat uns auf unseren kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert. In ebendiesem Augenblick leben Sie wahrscheinlich das genaue Gegenteil Ihrer wahrhaftigen innersten Natur. Ich hoffe, dass ich Ihnen dabei helfen kann, sich Ihr Geburtsrecht zurückzuerobern, das nicht nur durch die moderne Gesellschaft, sondern sehr viel grundlegender durch die moderne Wissenschaft sabotiert worden ist. Ich möchte Sie zu dem Menschen erwecken, der Sie wirklich sind, nichts Geringeres tun, als Sie zu Ihrem authentischen Selbst zurückzuführen.  

Das Leitmotiv der Geschichte, die bis heute unser Leben bestimmt, ist der Held, der allein gegen alle steht. Wir halten es für selbstverständlich, dass unser Lebensweg als Kampf vorgezeichnet ist. Folglich sind wir ständig auf der Hut,

bereit, mit sämtlichen Ungeheuern zu ringen – zu Hause, bei der Arbeit, unter Bekannten und Freunden  –, die unseren Weg kreuzen. So angenehm unser Leben auch sein mag, die überwiegende Mehrheit von uns bleibt immer in Habtachtstellung und sieht in jeder Begegnung eine Art Kampf, der ausgetragen werden muss: gegen Kollegen, die sich unseren Job unter den Nagel reißen oder an unserer statt befördert werden wollen, gegen Studenten, die die Messlatte höherlegen, nach der wir beurteilt werden, gegen Leute, die uns den Sitzplatz in der U-Bahn wegnehmen, gegen Verkäufer, die uns übers Ohr hauen wollen, gegen die Nachbarn, die einen Mercedes haben, während wir uns mit einem VW begnügen müssen, oder sogar gegen den Partner oder die Partnerin, der oder die so dreist ist, auf einer Meinung zu beharren, die sich von unserer unterscheidet. Diese Vorstellung, »Wir gegen die Welt«, hat ihren Ursprung in unserem Grundverständnis, dass unser ureigenes Selbst  – das, was wir unser »Ich« nennen  – als getrennte Einheit existiert, eine einzigartige Schöpfung des genetischen Codes, die von allem anderen »dort draußen« abgesondert lebt. Die nachhaltigste Aussage, die wir über unsere menschliche Verfassung treffen, die zentrale Tatsache unserer Existenz, ist unsere Einsamkeit, unser Gefühl, von der Welt getrennt zu sein. Wir halten es für selbstverständlich, dass wir als unabhängige, isolierte Einheit existieren und unser individuelles Drama ausleben, während alles andere  – andere Atome, andere Zellen, andere Lebewesen, die Landmassen, die Planeten, sogar die Luft, die wir atmen  – sich von uns unterscheidet und völlig getrennt von uns lebt.

Obwohl schon unser Leben damit beginnt, dass sich zwei Geschöpfe vereinigen, sagt uns die Wissenschaft, dass wir auf unserem weiteren Weg ganz und gar auf uns selbst angewiesen sind. Die Welt ist das unbestreitbar andere, das teilnahmslos weitermacht, mit oder ohne uns. Unser Herz, so glauben wir, schlägt letztendlich auf schmerzhafte Weise allein. Dieses Paradigma des wettbewerbsorientierten Individualismus bietet uns ein metaphorisches Bild des Lebens als eines heldenhaften Kampfes um die Herrschaft über feindliche Elemente und einen Anteil an streng begrenzten Ressourcen. Es gibt »dort draußen« nicht genug für alle, und andere sind vielleicht fitter als wir, sodass wir alles daransetzen müssen, die Objekte unserer Begierde als Erste in die Hand zu bekommen.  

Zahllose Einflüsse  – religiöse, politische, ökonomische, wissenschaftliche und philosophische  – prägen die Geschichte, an der wir unser Leben ausrichten. Doch die meisten großen Ideen über das Universum und was es heißt, ein Mensch zu sein, leiten sich aus drei Revolutionen ab: der wissenschaftlichen Revolution, die sich im sogenannten Zeitalter der Aufklärung vollzog, und den beiden industriellen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts, welche die kulturellen und sozioökonomischen Bedingungen des Westens zu dem gemacht haben, was wir heute als unsere moderne Welt kennen. Diese Bewegungen haben weitgehend unsere aktuellen Vorstellungen von Individualität geprägt, indem sie unser Bild vom Universum als ein harmonisches, wohlwollendes und miteinander verbundenes Ganzes in eine Ansammlung von beziehungslosen

Einzelteilen, die miteinander ums Überleben konkurrieren, verwandelt haben. Die wissenschaftliche Revolution hat einen endlosen Marsch zur Atomisierung in Gang gesetzt, denn die Wissenschaftler glaubten, sie könnten das Universum als Ganzes verstehen, indem sie seine Einzelteile untersuchten. Mit der Veröffentlichung seiner Philosophiae Naturalis Principia Mathematica beschrieb Isaac Newton, der Vater der modernen Physik, 1687 ein Universum, in dem alle Materie sich nach bestimmten festen Gesetzen innerhalb einer dreidimensionalen Zeit und eines geometrischen Raums bewegte. Newtons Gesetze der Bewegung und Schwerkraft stellen das Universum im Kern als Maschine dar, ein riesiges Uhrwerk aus Einzelteilen, auf deren vorhersagbares Verhalten man sich immer verlassen kann. Nachdem die Newton’schen Gesetze gezeigt hatten, dass man die Flugbahn praktisch aller Objekte auf eine mathematische Gleichung reduzieren konnte, von den Planetenbewegungen bis zu jedem Gegenstand auf der Erde, gelangten die Menschen zu einem mechanistischen Weltbild. Newtons Gesetze zeigten außerdem, dass die Dinge unabhängig voneinander existierten, völlig eigenständig nach ihren jeweils eigenen unberührten Grenzen. Die Haare auf unserer Haut markierten die Grenze unseres Körpers, und genau an dieser Stelle begann der Rest des Universums. An diesem Gefühl einer grundsätzlichen Trennung des Menschen vom Universum orientierten sich auch die Theorien des französischen Philosophen René Descartes, der jede Art aktiver und holistischer Intelligenz aus der Natur verbannte und durch eine Philosophie ersetzte, die das Universum als unbeweglich und korpuskular beschrieb. Sogar unser Körper befindet sich außerhalb unseres

bewussten Selbst als das nicht reduzierbare andere: eine weitere gut geölte und überaus zuverlässige Maschine. Bestärkt wurde das Newton’sche mechanische Paradigma durch die Erfindung der einflussreichsten aller Maschinen, der Dampfmaschine. Dampfkraft und die Entwicklung von Maschinen, die damit betrieben werden konnten, veränderten nicht nur die Erzeugung von Nahrung, Brennstoffen, Heizung, Produktionsverfahren und Transportwesen. Sie wirkten sich auch nachhaltig auf den Menschen aus, indem sie ihn von der natürlichen Welt und ihren organischen Kreisläufen trennten. Das Leben wurde in jeder Hinsicht auf regelmäßige Abläufe heruntergebrochen. Die Arbeitskräfte waren nur noch ein weiteres Rädchen im Getriebe. Zeit wurde im Minutentakt gemessen. Sie folgte nicht mehr den alljährlichen Abläufen von Aussaat und Ernte, sondern richtete sich nach dem Schlag der Uhr. Die große Mehrheit der Menschen, die in Fabriken arbeiteten, orientierte sich nicht mehr an den Rhythmen der Natur, sondern am Rhythmus einer Maschine. Die zweite industrielle Revolution, die zur Entwicklung der modernen Stahl- und Ölindustrie und zum Aufstieg der Mittelklasse führte, bahnte den Weg für den modernen Kapitalismus und die Förderung des Individuums und seiner persönlichen Interessen. Diese Ideen finden sich in den Schriften des schottischen Philosophen Adam Smith. Sein 1776 veröffentlichtes Buch An Inquiry into the Nature and Cause of the Wealth of Nations (Der Wohlstand der Nationen) gilt als eine der Grundlagen der modernen Wirtschaftstheorie des Laisser-faire. Smith argumentiert darin, dass die »unsichtbare Hand« des Marktes, erzeugt durch Angebot und Nachfrage und die Konkurrenz zwischen Individuen, die ihren persönlichen Profit maximieren wollen,

auf natürliche Weise der Gesellschaft am besten dient. Smith glaubte fest daran, dass wir das Beste für andere tun, wenn wir unserer fundamental eigennützigen Natur ihren Lauf lassen und danach streben, der Erste zu sein: »Indem er seine eigenen Interessen verfolgt, fördert [der Einzelne] oft diejenigen der Gesellschaft auf wirksamere Weise, als wenn er tatsächlich beabsichtigt, sie zu fördern.« 1 Charles Darwins Theorien der natürlichen Auslese haben zweifellos den größten Einfluss auf unser aktuelles Weltbild. Bei seiner Ideensammlung für sein Werk, das schließlich unter dem Titel Die Entstehung der Arten veröffentlicht wurde, war der junge Darwin nachhaltig von den Überlegungen beeinflusst, die Reverend Thomas Robert Malthus über die Bevölkerungsexplosion und die begrenzten natürlichen Ressourcen 2 geäußert hatte, und so kam er zu dem Schluss, weil das Vorhandene nicht für alle reichte, müsse sich die Evolution des Lebens durch den von ihm so bezeichneten »Kampf um die Existenz« vollziehen. Darwin schrieb: »Da daher mehr Individuen erzeugt werden, als möglicherweise fortbestehen können, so muss in jedem Falle ein Kampf um die Existenz eintreten, entweder zwischen den Individuen einer Art oder zwischen denen verschiedener Arten, oder zwischen ihnen und den äußeren Lebensbedingungen.« 3 Darwin legte großen Wert auf den Hinweis, dass sein Schlagwort vom »Kampf um die Existenz« nicht nur wörtlich, sondern in umfassender Weise zu verstehen sei  – von Pflanzen, deren Wurzeln nach Wasser suchen, bis zu den Tieren, die sich im Rudel aufeinander verlassen. Es war der britische Philosoph Herbert Spencer, der zuerst den Ausdruck »Überleben des Stärksten« prägte, nachdem er

begeistert Darwins Entstehung der Arten gelesen hatte. Darwin ließ sich schließlich überreden, den Begriff zu übernehmen, 4 ergänzte ihn aber später noch durch den Untertitel Or The Preservation of the Favoured Races in the Struggle for Life (Oder Die Erhaltung der bevorzugten Rassen im Kampf um die Existenz). Malthus hatte Darwin eine zentrale Metapher gegeben, mit deren Hilfe er die Mechanismen hinter dem natürlichen Trieb, sich fortzupflanzen und zu gedeihen, erklären konnte, und als unabwendbare Konsequenz ließ Darwin seinerseits eine Metapher auf die Welt los, die zum Ausdruck menschlicher Erfahrung werden sollte: das Leben als Krieg. Ein Individuum oder eine Gruppe kann nur auf Kosten anderer gedeihen. Obwohl Darwin den Begriff sehr großzügig auslegte und differenzierte, blieb doch fast augenblicklich die engere Bedeutung hängen und bildete den wissenschaftlichen Rahmen für die verschiedenen sozialen und ökonomischen Bewegungen, die damals aufkeimten. Die meisten späteren Interpretationen von Darwins Werk, sogar noch zu seinen Lebzeiten, förderten eine Vorstellung aller Aspekte des Lebens als Kampf um knappe Ressourcen, bei dem nur die Stärksten und Entschlossensten überleben konnten. Der englische Biologe Thomas Huxley, der Richard Dawkins seiner Zeit, der als lautstarkes Sprachrohr Darwins den Spitznamen »Darwins Bullenbeißer« bekam, übertrug die Sicht des gnadenlosen Konkurrenzkampfes auch auf die Evolution der Kultur, der Ideen  – und sogar des menschlichen Geistes. Huxley war überzeugt, dass es in der Natur des Menschen liegt, die jeweils eigenen Interessen über die aller anderen zu stellen. 5  

Dank der kurz zuvor erfundenen Telegrafie und der Fortschritte beim Buchdruck verbreiteten sich Darwins Ansichten rasch in aller Welt: Das »Überleben des Stärksten« passte perfekt zum aufgeklärten Konkurrenzverhalten der Marktteilnehmer, wie es der Theorie von Adam Smith entsprach. Aber Darwins Theorien dienten nicht nur dazu, den westlichen Kapitalismus zu rechtfertigen, sondern auch die chinesische Revolution und die Unterwerfung der uransässigen lateinamerikanischen Kultur durch Menschen und Ansichten europäischer Herkunft. 6 Autoren wie die in Russland geborene Ayn Rand veröffentlichten Romane, die nur eine oberflächlich getarnte Polemik sind, um einem Prozess Beifall zu spenden, bei dem jeder von uns versucht, sich das größte Stück vom Kuchen einzuverleiben. Die Metapher vom Leben als einem Wettlauf zur Ziellinie ist als intellektuelle Rechtfertigung für viele Aspekte der modernen Industriegesellschaft benutzt worden, die Wettbewerb als perfekten Aussonderungsmechanismus betrachtet, um die ökonomisch, politisch und sozial Schwachen von den Starken zu trennen. Die Sieger haben dabei das Recht, sich alles zu nehmen, weil die menschliche Rasse insgesamt angeblich davon profitiert.  

Die letzte wichtige Prägung erhielt unser modernes wissenschaftliches Selbstbild 1953, als die Molekularbiologen James Watson und Francis Crick das »Geheimnis des Lebens« lüfteten, indem sie die Desoxyribonukleinsäure (DNS) entschlüsselten, den genetischen Code im Kern einer jeden Zelle. Danach gelangten Wissenschaftler zu der Überzeugung, dass in der

gewundenen Doppelhelix die lebenslange Blaupause eines jeden Individuums gespeichert ist. Jede unserer Zellen, ausgestattet mit einem vollständigen Satz von Genen, würde ihre programmierte Zukunft ausleben, während wir als Geiseln gehalten würden und nichts anderes tun könnten, als die Entfaltung des Dramas zu beobachten. Wie jede andere Materie hatte man damit auch den Menschen in seine Einzelteile zerlegt  – und ihn gewissermaßen auf eine mathematische Gleichung reduziert. Die heutigen Interpreten Darwins, die sogenannten Neodarwinisten, haben den Wettbewerb und den Kampf ums Dasein in die neuesten Theorien unserer biologischen Ausstattung eingebaut, indem sie die These vertreten, dass jeder Teil von uns egoistisch handelt, um zu überleben. Unsere Gene  – sogar unsere Ideen  – konkurrieren mit anderen Genpools und Gedanken um Vorherrschaft und Langlebigkeit. 7 Es gibt tatsächlich Wissenschaftler, die den Genen die Macht zuschreiben, jeden Aspekt unseres Lebens zu kontrollieren, wobei sie den Körper lediglich für das zufällige Nebenprodukt einer größeren evolutionären Bestrebung halten. 8 Die moderne Evolutionstheorie hat der Natur auch den letzten Rest von Moral und Güte geraubt: Die Natur hat kein Interesse an Kooperation und Partnerschaft, sondern nur an Siegern jeder Art. Die Vorstellung eines sinnvollen und harmonischen Ganzen wurde ersetzt durch eine blinde evolutionäre Kraft, bei der menschliche Absichten keine Rolle mehr spielen. Viele Psychologen haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um ihre These zu erhärten, dass Konkurrenzverhalten angeboren ist, ein natürlicher

biologischer Drang, mit dem wir genauso auf die Welt kommen wie mit unserem Überlebenswillen. Wenn wir nicht mehr um Nahrung, Wasser und Sexualpartner kämpfen, dann stehen wir im Wettbewerb um kurzlebigere Preise: Reichtum, Grund und Boden, Status und neuerdings auch Ruhm. Folglich wurde unser Weltbild seit mehr als dreihundert Jahren durch eine Geschichte geprägt, die beschreibt, wie isolierte Wesen auf einem einsamen Planeten in einem gleichgültigen Universum ums Überleben konkurrieren. Die moderne Wissenschaft definiert das Leben im Kern als rücksichtslos, egoistisch und einsam. Diese Metaphern  – die mechanistische Sicht des Universums und unser Selbstbild als »blutrünstige« Raubtiere  – durchdringen unser Bewusstsein und jeden unserer Tage. Unser heutiges Paradigma fürs Leben basiert auf der Grundannahme, dass Wettbewerb die wesentliche Visitenkarte der Existenz ist. Jedes moderne Lebensrezept leitet sich aus unserer Vorstellung ab, dass wir einen individuellen und einsamen Kampf führen, bei dem der Wettbewerb aller gegen alle unauflöslich zum Dasein gehört. Unser gesamtes Modell der westlichen Ökonomie gründet sich auf die Vorstellung, dass Konkurrenz in einer freien Marktwirtschaft die entscheidende Voraussetzung für herausragende Leistungen und Wohlstand ist. In unseren Beziehungen erheben wir unser angeborenes Recht auf individuelles Glück und Selbstverwirklichung über alles. Wir ermutigen unsere Kinder, mit ihren Altersgenossen zu konkurrieren und sie zu übertrumpfen. In den meisten modernen Wohngebieten mit zwei Autos in jeder Garage geht es vor allem um Vergleiche und die Kunst, anderen um eine Nasenlänge voraus zu sein. Die Welt ist, wie Woody

Allen es einmal ausgedrückt hat, »eine einzige große Cafeteria«. Dieser individualistische Zeitgeist, der dem Sieger das Recht auf alles gibt, trägt die Schuld an vielen Krisen in unserer heutigen Gesellschaft, allen voran die Exzesse auf den Finanzmärkten, wo man meint, dass die Profite alljährlich um jeden Preis wachsen müssten. Bevor er für seine Beteiligung an den betrügerischen Machenschaften des Energiekonzerns Enron ins Gefängnis geschickt wurde, prahlte CEO Jeffrey Skilling damit, sein Lieblingsbuch sei Das egoistische Gen des Neodarwinisten Richard Dawkins, und er habe in regelmäßigen Abständen alle Mitarbeiter gefeuert, die zu den untersten zehn Prozent mit den schlechtesten Ergebnissen gehörten, um auf diese Weise die »Fitness« seiner gesamten Belegschaft zu erhöhen. 9 Diese Einstellung ist verantwortlich für die Flut von Täuschungen, die jetzt alle Bereiche der Gesellschaft überschwemmt, von den nachweislich 50 Prozent der Studenten, die bei ihren Prüfungen pfuschen, über Doktorarbeitsplagiate bis hin zum Betrug in Konzernen, sogar in Bereichen, in denen es ausdrücklich um öffentliche Interessen geht. Inzwischen geht man davon aus, dass bis zu drei Viertel aller in der medizinischen Literatur veröffentlichten Studien über Medikamente von PR-Firmen im Dienst der Pharmaindustrie geschrieben wurden, wobei ernste und potenziell tödliche Nebenwirkungen routinemäßig verharmlost werden oder unter den Tisch fallen. 10 Die unserem derzeitigen Weltbild innewohnende Gefahr zeigt sich in seinen extremen Auswüchsen und in der Art und Weise, wie es als Rechtfertigung für soziopathisches Verhalten benutzt wird, vom Massenmord im Dritten Reich

und der Eugenik im 20. Jahrhundert bis zu modernen ethnischen Säuberungen und Serienmorden. So trug beispielsweise Eric Harris ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Natürliche Auslese«, als er gemeinsam mit Dylan Klebold am 20. April in die Columbine High School schlenderte und das Feuer eröffnete  – bewaffnet mit zwei jeweils zehn Kilo schweren Propangasbomben, einer Sammlung von Molotowcocktails, einer abgesägte Pumpgun, zwei halbautomatischen Pistolen, einer Tec-9 und einer doppelläufigen abgesägten Schrotflinte. 11 Obwohl unsere Newton’sche Weltsicht uns die technologische Meisterschaft über unser Leben beschert hat, zeigen etwa die Finanzkrise des Jahres 2008 mit dem Zusammenbruch unseres globalen Wirtschaftsmodells wie auch die gegenwärtige ökologische Krise, die drohende Verknappung von Wasser und Nahrung und das Austrocknen der Ölquellen, dass unserer Weltsicht enge Grenzen gesetzt sind, die jetzt vielleicht unseren Planeten mit der Auslöschung bedrohen und viele von uns auf der persönlichen Ebene mit einem Gefühl der Leere zurücklassen, als hätten wir etwas Grundlegendes  – eben genau unsere Menschlichkeit  – in unserer Konkurrenzbesessenheit draußen vor der Tür gelassen. Wir brauchen dringend eine neue Geschichte, an der wir unser Leben orientieren können.  

Seit ich vor etwa fünfzehn Jahren begonnen habe, über die Bedeutung vieler topaktueller Entdeckungen in der Physik und anderen Zweigen der Naturwissenschaft nachzudenken, 12 überrascht es mich immer wieder, wie viele der vorherrschenden wissenschaftlichen Theorien  – und mit

ihnen unser Modell davon, wie die Welt funktioniert – derzeit in Rauch aufgehen. Mit jeder neuen wissenschaftlichen Erkenntnis wird ein weiteres Stück unseres geschätzten Selbstbildes über den Haufen geworfen. In vielen Disziplinen taucht eine völlig neue wissenschaftliche Geschichte auf, die unsere grundlegenden Annahmen des Newton’schen und darwinistischen Weltbildes und vor allem die wichtigste Grundvoraussetzung unserer Geisteshaltung ins Wanken bringt: die Vorstellung, dass alle Dinge als getrennte Einheiten ums Überleben konkurrieren. Die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik sprechen für die außergewöhnliche Möglichkeit, dass alles Leben in einer dynamischen Beziehung der Kooperation existiert. Den Quantenphysikern ist jetzt klar, dass das Universum keine Sammlung getrennter Einzelteile ist, die im leeren Raum herumwirbeln. Vielmehr existiert alle Materie in einem ausgedehnten Quantennetz der gegenseitigen Verbundenheit, und jedes Lebewesen ist im Kern ein Energiesystem, das einen ständigen Informationstransfer mit seiner Umgebung vollzieht. Statt einer Ansammlung individueller und unabhängiger Atome und Moleküle versteht man das Leben jetzt zutreffender als einen dynamischen und vielgestaltigen Prozess, in dem die Teile eines Objektes und die Teile eines anderen permanent die Plätze tauschen. Diese Revolution beschränkt sich nicht auf die Physik. Außerordentliche neue Entdeckungen in der Biologie und den Sozialwissenschaften haben unsere Sicht von Beziehungen zwischen Lebewesen und ihrer Umgebung grundlegend geändert. Progressive Biologen, Psychologen und Soziologen haben durch ihre Arbeit belegt, dass einzelne Objekte weit weniger individuell bzw. autark sind, als wir bisher angenommen haben. Zwischen den winzigsten

Partikeln unseres Daseins, zwischen unserem Körper und seiner Umgebung, zwischen uns selbst und allen Menschen, mit denen wir in Kontakt stehen, zwischen allen Mitgliedern jeder gesellschaftlichen Gruppe gibt es eine Verbindung, die so wesentlich und grundlegend ist, dass man vielfach keine klare Grenzlinie mehr ziehen kann, wo das eine aufhört und das andere beginnt. Im Kern funktioniert die Welt nicht durch die Aktivitäten einzelner Objekte, sondern durch die Konnexionen zwischen ihnen  – gewissermaßen innerhalb des Raums zwischen den einzelnen Objekten. Der wichtigste Aspekt des Lebens ist nicht das isolierte Detail, sei es nun ein subatomares Teilchen oder ein voll entwickeltes Lebewesen. Es ist die Beziehung per se: eine untrennbare, nicht reduzierbare Verbindung. Diese Verbindung – der Raum zwischen den Objekten – enthält die Schlüssel zum Leben eines jeden Organismus, vom subatomaren Teilchen bis zu großen Gesellschaften, und das ist gleichzeitig der Schlüssel zu unserer überlebensfähigen Zukunft. Diese Entdeckungen lassen den Schluss zu, dass die Idee des Individuums als eines individuellen Objektes, das sich von anderen Objekten unterscheidet, letztlich ein Irrtum ist. Nichts  – von unseren subatomaren Molekülen bis zu unserem gesamten Sein  – lässt sich mit irgendeiner Gewissheit im Sinne eines vollständig getrennten Körpers definieren, der isoliert und eingezäunt werden kann. Das »Individuum« ist lediglich die Summe einer unbegrenzten Zahl ungenau definierter Teile, und diese Teile, so weit wir sie gegenwärtig verstehen, verschieben und verwandeln sich ständig. Individuelle Objekte verbringen ihr Leben in jeder Hinsicht unauslöschlich mitein»ander« verbunden. Der grundlegendste Impuls der Natur richtet sich nicht auf den

Kampf um die Vorherrschaft, sondern ist ein steter und nicht zu unterdrückender Trieb nach Ganzheit. Was uns die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse offenbaren, ist eine Umkehrung des Prozesses der Atomisierung, der mit dem Zeitalter der Aufklärung begann. Die neue Geschichte, an der rund um den Globus geschrieben wird, bildet in ihrer Summe nichts weniger als die Anfänge einer Wiederbelebung unseres holistischen Selbstbildes, das uns in einer unauslöschlichen Verbindung mit allem zeigt, was uns umgibt. Diese Entdeckungen implizieren nicht nur weitreichende Folgen für die Entscheidung, wie wir uns selbst definieren wollen, sondern auch für die Überlegungen, wie wir unser Leben gestalten sollten. Sie legen den Schluss nahe, dass alle unsere gesellschaftlichen Einrichtungen, die so wettbewerbsorientiert und von der Vorherrschaft des Individuums geprägt sind, dem Kern unseres Wesens völlig zuwiderlaufen  – dass ein Drang nach Kooperation und Partnerschaft, nicht nach Dominanz, die Grundlage der Physik des Lebens und der Biologie aller Lebewesen bildet. Das hat zur Folge, dass die meisten Menschen in der entwickelten Welt nicht im Einklang mit ihrer wahren Natur leben. Die Tatsache, dass wir ständig von aller Materie beeinflusst werden und sie unsererseits beeinflussen, weil alles dauerhaft mit allem verbunden ist, fordert eine drastische Veränderung der Art und Weise, wie wir mit uns selbst und allen anderen Lebewesen umgehen. Wir brauchen neue Lebensregeln und eine andere Art zu »sein«.  

Dieses Buch bietet Ihnen eine völlig andere Metapher zur Lebensorientierung. Es weist das zentrale Dogma der

orthodoxen Wissenschaft zurück, dass Materie, sogar subatomare Materie, isoliert und vollständig für sich existiert. Stattdessen vertrete ich hier die These, dass der Tanz des Lebens kein Solo, sondern ein Pas de deux ist  – und dass jeder Teil von Ihnen durch eine unentbehrliche und unauflösliche Beziehung mit der Welt verbunden ist. Meiner These nach ist jeder von uns so eng mit der Welt vernetzt, dass wir nur dann auf ein authentisches Leben hoffen können, wenn wir unser Verhalten an einem völlig anderen Bild orientieren. Wir brauchen eine ganz neue Definition dessen, was Menschsein bedeutet. Wir müssen unser Universum mit neuen Augen betrachten. Der Versuch, diese neuen Entdeckungen auf jeden Aspekt unseres Lebens anzuwenden, erfordert nichts Geringeres als eine Selbsterneuerung. Dieses Buch postuliert letztlich eine alternative Zukunft, ein neues Paradigma für das Leben, das die Metapher vom Kampf durch eine von Partnerschaft und Verbundenheit ersetzen soll. Ich hoffe, dass ich Ihnen ein Verständnis davon vermitteln kann, wer Sie sind und was Ihr Platz in dieser Welt ist, nicht als deren Meister oder Rivale, sondern als kooperativer Partner. Diese neue Vision beginnt mit dem Verständnis  – schockierend angesichts der umfassenden Implikationen  –, dass nichts in der Welt voneinander getrennt ist. In Wirklichkeit, im elementarsten Sinn, gibt es kein »Ding«, das ein »Ding« wäre.

Teil I Der Superorganismus  

Die Krankheit unserer Zeit ist für mich einfach diese

verdammte Sache, dass alles kleiner und kleiner

und immer weniger wichtig wird …

Wir werden alle so armselig und klein und belanglos,

und wir alle sind von der Auslöschung bedroht.  

NORMAN MAILER

Kapitel 1

Die Jagd nach dem Ding Auf einer Bank, so groß wie zwei Geländewagen, haben Graham Fleming und seine Kollegen vom Fachbereich Biologie an der University of California in Berkeley das wissenschaftliche Äquivalent eines Flippergeräts aufgestellt. Zahlreiche Präzisionslaser, die in Millionsteln einer milliardstel Sekunde pulsierendes Licht aussenden können, sind an verschiedenen strategischen Punkten aufgestellt, ausgerichtet auf einen Hinderniskurs von Spiegeln und Glaslinsen, die sie zu einer einzelnen kleinen schwarzen Box lenken. Sobald die Laser eingeschaltet sind, werden die ultraschnellen Lichtstrahlen von allen Spiegeln und Linsen abprallen, bevor sie ins Innere der Box gelangen und deren Inhalt beleuchten: eine winzige Probe einer grünen Schwefelbakterie. Das Laserlicht soll die Sonne imitieren, denn diese Bakterienart verhält sich wie eine Pflanze und verfügt über die außergewöhnliche Fähigkeit, in ihren Zellen Energie aus Sonnenlicht zu erzeugen. Indem er beobachtet, wie ein rudimentäres Lebewesen die Kraft der Sonne in eigene Lebensenergie umwandelt und dabei Sauerstoff als Nebenprodukt abgibt, hofft der sechzigjährige Brite Fleming, ein zentrales Geheimnis von Pflanzen zu lüften – ihre unglaubliche Effizienz. Das Wunder ist nicht nur die Tatsache, dass die Pflanze überhaupt zur Photosynthese fähig ist, sondern dass sie dabei auch noch das letzte Photon nutzt, dessen sie habhaft werden kann.

Nicht einmal die raffinierteste Maschine dieser Welt kann mit der Energieumwandlung einer Pflanze mithalten. Jede auch nur halbwegs vergleichbare menschliche Entwicklung wie beispielsweise die Erzeugung von elektrischem Strom verliert beim Umwandlungsprozess mehr als 20 Prozent der ursprünglichen Energie. Wenn Menschen lernen könnten, die Sonnenenergie auch nur annähernd auf die gleiche Weise zu nutzen wie Pflanzen, wäre die Energieversorgung der Menschheit für immer gesichert. Der andere Aspekt des Rätsels ist elementarer: Wie kann ein schlichtes Lebewesen wie eine Pflanze Sauerstoff und Kohlenhydrate durch eine Reaktion erzeugen, deren elektrische Antriebskraft sie im Wesentlichen aus Licht gewinnt? Um diesen außerordentlichen Prozess näher zu untersuchen, muss man den Weg der Elektronen im Inneren des Proteingerüstes der Zelle verfolgen, wo die sogenannten Chlorosomen, die äußeren Solarzellen des Bakteriums, die das Sonnenlicht einfangen, mit den Reaktionszentren im Herzen der Zelle verbunden sind – dem winzigen Schmelztiegel, in dem das Wunder der Umwandlung stattfindet. Flemings Experiment dauert nur den Bruchteil eines Augenzwinkerns. Sobald das gepulste Laserlicht auf das Protein trifft, setzt es Elektronen in Bewegung, die nun an ihrem winzigen Proteingerüst entlang den direktesten Weg zu den Reaktionszentren finden müssen. Das ist eine komplexe und potenziell zeitaufwändige Aufgabe, denn es gibt viele mögliche Wege und Endpunkte, die das Elektron nach den Vorstellungen der konventionellen Physik der Reihe nach suchen und eliminieren müsste.

Was Fleming entdeckt hat, ist nicht weniger als ein gewaltiger Riss im Denkgebäude der heute akzeptierten Biologie. Denn die Elektronen erreichen ihr Ziel nicht auf einem einzigen Weg, sondern indem sie simultan verschiedene Routen ausprobieren. Erst wenn die endgültige Verbindung hergestellt und das Ende des Weges erreicht ist, entscheidet sich das Elektron rückwirkend für die effizienteste Alternative, und die Energie folgt diesem einzelnen Pfad. Es sieht so aus, als würde die optimale Route im rückwärts gerichteten Zeitablauf gewählt – nachdem alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind. Man könnte es mit einer Person vergleichen, die sich in einem Labyrinth verirrt hat, alle möglichen Wege gleichzeitig auszuprobieren versucht und, nachdem sie endlich den richtigen Weg zum Ausgang gefunden hat, sämtliche Spuren ihrer Fehlversuche auslöscht. Fleming hat die völlig unerwartete Antwort auf seine Fragen entdeckt: Die Pflanze ist so effizient, weil die Energie, die ihre Messenger-Elektronen erzeugen, mehr als einen Ort gleichzeitig besetzen kann. Fleming unternimmt einige der ersten zaghaften Vorstöße in einen Bereich, den man »Quantenbiologie« nennt – er liefert die ersten Beweise, dass irdisches Leben von der Quantenphysik angetrieben wird –, und seine Experimente sind zwangsläufig noch nicht besonders ausgereift. Laserlicht ist sein Ersatz für echtes Sonnenlicht, und seine Versuche laufen bei Temperaturen von 70 Kelvin (oder minus 203 Grad Celsius), also in einer Umgebung, die für das Überleben der meisten Pflanzen viel zu kalt ist. Dennoch weiß Fleming mit seinem Hintergrund in der Physik und in der Chemie natürlich, wie wichtig seine Beobachtungen sind. Wie die Begründer der Quantentheorie

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten, sind subatomare Partikel wie Elektronen oder Photonen als solche noch kein wirkliches Etwas. Der dänische Physiker Niels Bohr und sein brillanter Protegé, der deutsche Physiker Werner Heisenberg, haben gezeigt, dass Atome keine kleinen Sonnensysteme aus Billardkugeln sind, sondern eine ziemlich chaotische kleine Wolke aus Wahrscheinlichkeiten. Sie existieren an vielen Orten gleichzeitig als reines Potenzial – oder »Superposition«, wie es in der physikalischen Fachsprache heißt –, die Summe aller Wahrscheinlichkeiten. Ein subatomares Teilchen wie jene in Flemings Bakterien existiert simultan an verschiedenen Orten und experimentiert gleichzeitig mit diesem und jenem Weg, bevor es sich für den optimalen Weg zum Ort der Reaktion entscheidet. Eine der Schlussfolgerungen aus der Kopenhagener Deutung, so benannt nach dem Ort, wo Bohr und Heisenberg erstmals die unausweichlichen Schlüsse aus ihren mathematischen Entdeckungen ausgearbeitet haben, ist die Vorstellung der Unbestimmtheit – die Tatsache, dass man nie wirklich alles über ein subatomares Teilchen wissen kann. Wenn man beispielsweise misst, wo es sich befindet, kann man nicht gleichzeitig feststellen, wohin oder mit welcher Geschwindigkeit es sich bewegt. Bohr und Heisenberg erkannten auch, dass ein Quantenteilchen sowohl als Teilchen existieren konnte (erstarrt und einer Kugel gleichend) wie auch als »Wellenfunktion« (eine große, verschmierte Region aus Raum und Zeit, in der das Teilchen eine beliebige Ecke einnehmen kann). In einem Quantenzustand existiert ein Teilchen als Ansammlung aller Möglichkeiten seines zukünftigen Selbst zur gleichen Zeit, so wie eine endlose Kette von

Anziehpuppen. Dass ein Elektron »wahrscheinlich« existiert, können Wissenschaftler nur behaupten, wenn sie es festgenagelt und gemessen haben, denn in diesem Moment fallen die zahlreichen Möglichkeiten seines Selbst zusammen, und das Elektron lässt sich in einem einzigen Seinszustand nieder. Wenn sich die Untersuchungsergebnisse von Fleming als richtig erweisen – und andere Forscher haben das Experiment jetzt erfolgreich an echten Pflanzen bei Raumtemperatur durchgeführt –, dann müssen wir daraus schließen, dass der für das Leben auf der Erde verantwortliche fundamentalste Prozess im Universum durch einen Mechanismus angetrieben wird, der eigentlich gar nichts ist, zumindest gemessen an unserer üblichen Definition von Dingen. Das Elektron, das den gesamten Mechanismus der Photosynthese antreibt, ist ein Irrlicht, das man unmöglich festnageln oder genau lokalisieren kann.1 Flemings Experiment offenbart außerdem eine sehr viel weitreichendere Möglichkeit: dass alles Leben durch etwas so Flüchtiges geschaffen und erhalten wird, dass wir nicht einmal identifizieren können, was es wirklich ist, und noch viel weniger in der Lage sind, es präzise zu lokalisieren.  

In ihren Konsequenzen zwar atemberaubend, ist Graham Flemings Entdeckung für einen Quantenphysiker doch nicht besonders aufschlussreich. Viele Vertreter dieser Disziplin haben erfolglos versucht, »das Ding« zu finden – das kleinste Teilchen, das alle anderen Objekte in der Welt erzeugt. Viele unserer heutigen Annahmen über unser materielles Universum beruhen auf der Überzeugung, dass Leben sich aus Dingen zusammensetzt, die ihrerseits wieder

aus kleineren Dingen bestehen, und dass wir die großen verstehen können, indem wir die kleinen suchen und ihnen einen Namen geben. Seit ein muslimischer Physiker namens Ibn al-Haytham vor über tausend Jahren die wissenschaftliche Methode entwickelt hat, haben Wissenschaftler versucht, das Universum auseinanderzunehmen, als sei es ein riesiges Radiogerät, und die Einzelteile zu untersuchen. Während der letzten etwa hundert Jahre waren sie mit der Jagd nach dem kleinsten Baustein beschäftigt. 1909 entwickelte der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete neuseeländische Chemiker Ernest Rutherford gemeinsam mit seinen Kollegen an der University of Manchester das Rutherford-Modell des Atoms, ein winziges Sonnensystem ordentlich kreisender Elektronen. Zuvor hatten sie entdeckt, was man anfangs für die Sonne dieses Systems und den kleinsten Baustein der Welt hielt: den Kern. Rutherfords Modell bekam einen kleinen Dämpfer, als ein anderer Kollege aus Cambridge, der britische Physiker James Chadwick, das Neutron entdeckte, ein noch kleineres Teilchen im Inneren des Atomkerns. Chadwick behauptete, die Bestandteile eines Atoms, die Protonen, Elektronen und Neutronen, seien die grundlegendsten Einheiten unserer Welt – bis man schließlich entdeckte, dass sich im Inneren dieser Teilchen, wie bei einer russischen Puppe, noch kleinere Teilchen befanden. Als 1969 das Quark entdeckt wurde, gratulierten sich die Naturwissenschaften kurz zur Isolierung dessen, was sie für den wichtigsten Baustein unseres Universums hielten – bis in den folgenden Jahrzehnten eine Buchstabensuppe weiterer Partikel gefunden wurde: Myonen und Tauonen, Positronen und Gravitonen, Teilchen mit und ohne Energie, Upsilon-

Teilchen, Tau-Neutrinos und schließlich die neuesten Entdeckungen: Skyrmionen und Goldstinos, Dyonen, Pomeronen und Luxonen sowie stark interagierende »zusammengesetzte Teilchen« wie Hadronen und sogar hypothetische Teilchen, hervorgegangen aus Supersymmetrie-Theorien. Um all das in eine sinnvolle Ordnung zu bringen, entwickelten die Physiker das Standardmodell, den Rosettenstein der modernen Teilchenphysik, der Hunderte verschiedener Partikel und unvorstellbar komplizierte Interaktionen zu drei Familien mit ihren grundlegenden Eigenschaften und Interaktionen zusammenfasste: Sechs Arten von Quarks, sechs Leptonen und eine Vielzahl von Bosonen oder Kraftteilchen, zu denen auch die winzigste Einheit von Licht – das Photon – gehört, außerdem Gluonen, sogenannte Eichbosonen, Gravitonen und das Higgs-Boson, wobei man die Existenz der beiden Letztgenannten vermutet, sie aber noch nie gesehen wurden. So elegant das Standardmodell als Theorie auch sein mag – immerhin können die Physiker damit Dutzende von Elementarteilchen in mathematische Gleichungen fassen –, lautet das Fazit doch, dass es nicht möglich ist, eine einzige Struktur zu isolieren und mit Sicherheit zu behaupten, dass sie die kleinste Münze des Universums ist, die letzte individuelle Einheit, aus der sich unsere Welt zusammensetzt. Die meisten der nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckten Partikel gelten heute nicht mehr als Elementarteilchen, sondern als zusammengesetzte Partikel, aber niemand weiß, ob es je gelingen wird, eins dieser Teilchen in seine Bestandteile aufzuspalten. Die Physiker nehmen an, dass bestimmte Partikel elementarer sind als andere – dass Quarks beispielsweise

elementarer sind als Nukleonen oder Pionen. Gleichwohl hat der amerikanische Nobelpreisträger und Teilchenphysiker Stephen Weinberg einmal geklagt: »Wir können zu keiner endgültigen Aussage darüber kommen, wie elementar die Quarks oder Gluonen selbst sind.«2 Auf der Grundlage des Standardmodells haben sich die Wissenschaftler mit einer nicht genau festgelegten Hierarchie des Seins zufriedengegeben – einem verschwommenen Näherungswert, der mit der letztendlichen Wahrheit des Lebens vielleicht so viel zu tun hat wie ein Roboter mit einem Menschen. Das Standardmodell wird sich wahrscheinlich nur als vage Angleichung an eine sehr viel grundlegendere Theorie erweisen, zu der man erst dann finden kann, wenn es eines Tages bessere Teilchenbeschleuniger gibt – dann wird man vielleicht entdecken, dass das winzigste dieser Elementarteilchen doch nicht die kleinste russische Puppe ist, sondern noch weitere Puppen in seinem Inneren birgt.  

Ein Grund für die anhaltenden Schwierigkeiten, das kleinste Teilchen des Universums zu lokalisieren, könnte ganz einfach die Tatsache sein, dass letzten Endes nichts isoliert und unabhängig existiert. Zwar halten wir Materie für isolierbar und definierbar, aber in Wirklichkeit lässt sie sich nicht in irgendetwas Eindeutiges zerlegen. Und so mag es sich als unmöglich erweisen, eine einzelne Einheit wie ein Elementarteilchen von seinen Nachbarn zu trennen, mit einem Zaun zu umgeben und definitiv zu sagen, wo es beginnt und wo es endet. Für alles, was kleiner ist als ein Atom, also für irgendein subatomares Teilchen, können wir

nicht feststellen, ob es sich aus weiteren Elementen zusammensetzt oder nicht. Je genauer die Wissenschaftler hinsehen, desto mehr entdecken sie, wie untrennbar alles mit allem zusammenhängt. Werner Heisenberg hat diese Tatsache als »die wichtigste experimentelle Entdeckung der letzten fünfzig Jahre« bezeichnet. Heisenberg hat auch festgestellt, dass sogar die Frage, woraus Elementarteilchen »bestehen, keine rationale Bedeutung mehr hat«: »Ein Proton könnte beispielsweise aus einem Neutron und einem Pion bestehen oder auch aus einem Lambda-Hyperon und einem Kaon oder aus zwei Nukleonen und einem Anti-Nukleon. Am einfachsten wäre es zu sagen, dass ein Proton aus zusammenhängender Materie besteht, und alle diese Aussagen wären gleichermaßen richtig oder gleichermaßen falsch. Der Unterschied zwischen Elementarteilchen und zusammengesetzten Teilchen ist somit im Grunde verschwunden.«3 Eigentlich ist sogar der Ausdruck »Teilchen« falsch gewählt, denn er suggeriert eine getrennte und materielle Realität. Wenn Teilchenphysiker sich der innersten Schicht der Materie zuwenden, befindet sich dort in Wirklichkeit gar nichts. Obwohl das Rutherford-Modell im Physikunterricht der Schulen immer noch gelehrt wird und man dabei nach wie vor so tut, als seien Atome eine Gruppe winziger Billardbälle, die in geordneter Formation um einen Kern kreisen, gleichen subatomare Partikel mehr einer winzigen Energiewolke – ein verwischtes, vibrierendes Nichts. Vlatko Vedral, Professor für Quantenphysik an der Oxford University, hat einmal angemerkt, es sei richtiger, ein Partikel als Stimulierung einer Welle oder Anregung von Energie zu

bezeichnen – ein kleiner Knoten von Energie in einem sehr viel größeren Energiefeld, ähnlich wie Knoten in einem Seil. Und Stephen Weinberg ergänzt: »Wir werden die Frage, welche Teilchen elementar sind, erst dann endgültig beantworten können, wenn wir eine endgültige Theorie über Energie und Materie haben. Dann werden wir vielleicht feststellen, dass die elementaren Strukturen der Physik gar keine Teilchen sind.«4 Obwohl wir alles im Universum als getrennt und individuell klassifizieren, existiert auf der rudimentärsten Ebene keine Individualität.  

Die Welt muss dankbar dafür sein, dass Werner Heisenberg ein geschädigtes Immunsystem hatte, das zu extrem hohen Histaminausschüttungen neigte. Während einer heftigen Heuschnupfenattacke im Mai 1925 zog er sich auf Helgoland zurück, die Insel vor der deutschen Nordwestküste, deren Name »Heiliges Land« nicht nur mit ihrem ungewöhnlich milden Klima zu tun hat – eine seltsame meteorologische Laune in der Nordsee –, sondern auch damit, dass es auf dem unwirtlichen Gelände praktisch keine Pollen gibt. Sobald er wieder besser Luft bekam, konnte Heisenberg auch ungestört über die schwierigen Fragen nachdenken, die sich aus den neuen Entdeckungen über die Quantenstruktur der Materie ergaben. Er und sein Mentor Niels Bohr hatten auf ihren Wanderungen durch die Berge in der Nähe von Bohrs Haus in Kopenhagen oft und lange über die Unvereinbarkeit dieser neuen Ideen mit der konventionellen physikalischen Theorie diskutiert, und Heisenberg hatte viele Stunden mit dem Versuch zugebracht, beide zusammenzuführen. Auf der

baumlosen Insel ohne jede Ablenkung arbeitete er nun endlich die wunderbar eleganten Gleichungen der Quantenmechanik aus, die es für alle Zeiten überflüssig machten, die neuen Entdeckungen über Quantenphysik in die klassische Mechanik zu zwängen. Heisenbergs Ideen reduzierten sich auf eine simple Binsenweisheit: Jede Theorie über das physikalische Universum sollte sich nur mit dem beschäftigen, was tatsächlich in Experimenten beobachtet werden kann. Er hatte auf alle Annahmen über subatomare Teilchen verzichtet – beispielsweise die Vorstellung, dass sie wie Planeten um die Sonne kreisen. Statt mit einzelnen Ziffern spielte er mit einer Ansammlung von Zahlen herum, welche das Spektrum von Zuständen repräsentierten, die offen für eine subatomare Einheit waren, und auf diesem Weg fand er schließlich die mathematischen Mittel, das merkwürdige Doppelwesen von Quantenpartikeln darzustellen. Aufs Festland zurückgekehrt, zeigte Heisenberg seine Arbeiten Bohr und seinem anderen Mentor, dem Physiker Max Born, die ihm halfen, daraus die erste konsistente Theorie der Quantenphysik zu formulieren. Bei Heisenbergs Gleichungen, die ansonsten so erfolgreich waren, blieb eins merkwürdig: Sie ließen sich nicht vertauschen. Anders als in der normalen Algebra war x + y nicht gleich y + x. Ein Jahr später formulierte Heisenberg seine Unschärferelation, die schließlich zu der ungeheuerlichen These führte, dass Materie letztlich unbestimmbar ist. Indem er sich auf die Reinheit der Mathematik beschränkte, hatte er eine Möglichkeit entdeckt, das zu demonstrieren, was ihm und Bohr allmählich dämmerte. Sie hatten etwas über die materielle Welt entdeckt, das so bizarr war und jeder Intuition widersprach,

dass viele moderne Physiker, durchdrungen von der Newton’schen Physik, weiterhin ihre Schwierigkeiten haben, es zu akzeptieren: So etwas wie ein Ding gibt es nicht; es existiert keine allem zugrunde liegende solide Realität, sondern nur der Raum dazwischen – die untrennbaren Beziehungen zwischen Dingen. ...



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