128 101 22MB
German Pages 220 Year 1997
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft
Band 112
Das neue argentinische Scheckrecht Von
Alexander Schütz
Duncker & Humblot · Berlin
ALEXANDER SCHÜTZ
Das neue argentinische Scheckrecht
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft Herausgegeben im Auftrag der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster durch die Professoren Dr. Hans-Uwe Erichsen Dr. Helmut Kollhosser Dr. Jürgen Welp
Band 112
Das neue argentinische Scheckrecht
Von
Alexander Schütz
Duncker & Humblot · Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schütz, Alexander: Das neue argentinische Scheckrecht / von Alexander Schütz. Berlin : Duncker und Humblot, 1997 (Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft ; Bd. 112) Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1997 ISBN 3-428-09281-3
D6 Alle Rechte vorbehalten © 1997 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Werner Hildebrand, Berlin Printed in Germany ISSN 0935-5383 ISBN 3-428-09281-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 θ
Meinen Eltern
Vorwort Die vorliegende Arbeit ist in ihren wesentlichen Teilen während eines Studienaufenthaltes in Buenos Aires/Argentinien entstanden und wurde im Sommersemester 1997 vom Fachbereich Rechtswissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster als Dissertation angenommen. Danken möchte ich meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Wilfried Schlüter, und Herrn Professor Dr. Bernhard Großfeld für die zügige Begutachtung sowie Herrn Dr. Daniel Moeremans von der Universität San Miguel de Tucuman/Argentinien, der diese Arbeit während meines Aufenthaltes in Argentinien betreute. Bedanken möchte ich mich auch bei den Mitarbeitern der Rechtsabteilung der Deutschen Bank Argentina S.A., insbesondere Herrn Dr. Ernesto Lucchelli, für die freundliche Unterstützung während meiner Tätigkeit als Rechtsreferendar. Sehr herzlich möchte ich des weiteren meinen Eltern und Herrn Dr. jur. Martin Hüttermann für ihre vielfältige Unterstützung danken. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner lieben Frau Anneliese, deren Begleitung für mich während der ganzen Zeit von unschätzbarem Wert war.
Münster, im August 1997
Alexander Schütz
Inhaltsverzeichnis Einleitung
19
Erster Teil Der Scheck als Zahlungsmittel § 1 Entstehung der Scheckverpflichtung I.
23 23
Formgültige Scheckurkunde
23
1. Formerfordernisse
23
a) Formerfordernisse gemäß Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch aa) Bezeichnung "cheque"
24 24
bb) Ordnungsnummer
24
cc) Angabe des Ausstellungsortes
25
dd) Angabe des Ausstellungsdatums
26
ee) Name des Bezogenen
28
ff) Angabe des Zahlungsortes
29
gg) Anweisung
31
hh) Unterschrift des Ausstellers
32
b) Formerfordernisse gem. Art. 4 N.L.Ch
33
aa) Scheckvordrucke des Bezogenen
33
bb) Bestandteile der Scheckvordrucke
33
(1) Nummer des Kontokorrentkontos
34
(2) Name und Anschrift des Kontoinhabers
34
(3) Identitätsnachweis
34
2. Folgen bei Nichtbeachtung eines Formerfordernisses
35
a) Nichtigkeit
35
b) Geldstrafe und Schließung des Kontokorrentkontos
36
Π. Das Rechtsverhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer 1. Scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers a) Deutsches Recht aa) Skripturakt
38 38 39 39
Inhaltsverzeichnis
10 bb) Begebungsvertrag
(1) Kreationstheorie
39 39
(2) Vertragstheorie
41
(3) Rechtsscheintheorie
43
b) Argentinisches Recht
44
aa) Unbedingtheit der Verpflichtungserklärung
46
bb) Nichtempfangsbedürftigkeit der Verpflichtungserklärung
47
cc) Unwiderruflichkeit der Verpflichtungserklärung
47
2. Kausalverhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer
49
§ 2 Übertragung des Schecks
51
I.
Orderscheck
51
1. Begriff des Indossaments
53
2. Form des Indossaments
55
3. Wirkungen des Indossaments
57
a) Legitimationsfunktion
57
b) Garantiefunktion
59
c) Transportfunktion
60
aa) Grundsatz
60
bb) Erwerb vom Nichtberechtigten
61
(1) Formelle Legitimation
61
(2) Abhandenkommen
62
(3) Guter Glaube
63
4. Einwendungsausschluß
64
a) Deutsches Recht
65
aa) Urkundliche Einwendungen
65
bb) Nichturkundliche Gültigkeitseinwendungen
66
cc) Persönliche Einwendungen
67
b) Argentinisches Recht
68
aa) Formale Einwendungen
69
bb) Allgemeine Einwendungen
69
cc) Persönliche Einwendungen 5. Besondere Indossamente
70 72
a) Indossament ohne obligo
72
b) Indossament mit Indossierungsverbot
73
Inhaltsverzeichnis aa) Reichweite des Indossierungsverbots
74
bb) Klausel "no a la orden" (nicht an Order)
74
c) Vollmachtsindossament aa) Offenes Vollmachtsindossament
76
(1) Form
76
(2) Rechtsstellung der Beteiligten
77
(3) Einwendungen
78
(4) Erlöschen der Vollmacht
78
bb) Verdecktes Vollmachtsindossament d) Nachindossament
79 80
aa) Voraussetzungen
81
bb) Wirkungen
82
cc) Beweislast
83
e) Indossament des Bezogenen
84
f) Indossament zugunsten des Bezogenen
84
g) Rückindossament
85
6. Übertragung durch bürgerlich-rechtliche Abtretung II.
76
86
Inhaberscheck
87
1. Ausstellung
87
2. Übergabe
88
3. Erwerb vom Nichtberechtigten
89
ΠΙ. Rektascheck
89
1. Ausstellung
90
2. Abtretung
91
a) Voraussetzungen
91
b) Wirkungen
92
§ 3 Einlösung des Schecks
93
I.
Rechtsverhältnisse zwischen den beteiligten Personen
93
1. Das Rechtsverhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller
94
a) Deutsches Recht b) Argentinisches Recht aa) Verhältnis zwischen Scheckvertrag und Girovertrag
94 96 96
(1) Mindermeinung
96
(2) Herrschende Meinung
97
Inhaltsverzeichnis
12
(3) Streitentscheidung bb) Abschluß und Inhalt des Scheckvertrages cc) Beendigung des Scheckvertrages dd) Zahlungsanweisung 2. Das Rechtsverhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Scheckinhaber
98 98 99 100 101
a) Deutsches Recht
101
b) Argentinisches Recht
102
aa) Rechtsnatur des Schecks
103
(1) Theorie der Forderungsabtretung (Teoria de la cesión de crédito)
103
(2) Bevollmächtigungstheorie (Teoria del mandato)
104
(3) Doppelbevollmächtigungstheorie (Teoria del doble mandato) 104 (4) Ermächtigungstheorie (Teoria de la autorización)
105
(5) Theorie des Vertrages zugunsten Dritter (Teoria del contrato a favor de terceros) (6) Anweisungstheorie (Teoria de la delegación) bb) Rechtsstellung des Scheckinhabers
106 107 109
(1) Mindermeinung
109
(2) Herrschende Meinung
110
(3) Streitentscheidung
111
Π. Vorlegung 1. Vorlegungsfristen a) "Cheques nacionales"
112 113 113
b) "Cheques internacionales"
114
c) Fristverlängerungen
115
aa) Höhere Gewalt
115
bb) Neues Ausstellungsdatum
117
2. Vorlage nach Ablauf der Vorlegungsfrist
118
ΙΠ. Zahlung 1. Prüfungspflichten der bezogenen Bank
119 120
a) Scheckvordruck
120
b) Echtheit der Ausstellerunterschrift c) Ordnungsmäßigkeit der Indossamentenkette und Echtheit der letzten Indossantenunterschrift
121
2. Zahlung an den Berechtigten
121 124
Inhaltsverzeichnis 3. Zahlung an einen Nichtberechtigten
125
a) Deutsches Recht aa) Vorliegen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung
125 . . . . 125
bb) Fehlen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung b) Argentinisches Recht aa) Verpflichtung der Bank zur Einlösungsverweigerung
127 130 130
(1) Nichteinlösungsgründe aus dem Scheckgesetz
132
(2) Nichteinlösungsgründe aus anderen Gesetzen
134
(3) Nichteinlösungsgründe aus der Verordnung zum Scheckgesetz
134
bb) Haftung der Bank bei schon erfolgter Einlösung
135
cc) Haftung des Kontoinhabers
136
dd) Gemeinsame Haftung
138
4. Teilzahlung IV. Sonderformen des Schecks 1. Gekreuzte Schecks und Verrechnungsschecks a) Gekreuzte Schecks
138 139 140 140
b) Verrechnungsschecks
142
c) Unterschiede
144
2. Tilgungsscheck und Scheck mit dem Vermerk "no négociable"
144
a) Tilgungsscheck
145
b) Scheck mit dem Vermerk "no négociable"
147
3. Bestätigter Scheck a) Verfahren
149 149
aa) Antrag
149
bb) Form
150
cc) Frist
150
b) Wirkungen
151
4. Verantwortlichkeit der bezogenen Bank V. Widerruf
152 153
1. Deutsches Recht
153
2. Argentinisches Recht
154
a) Vorlegung vor Ablauf der Vorlegungsfrist
154
b) Vorlegung nach Ablauf der Vorlegungsfrist und vor Ablauf der Ausschlußfrist zur Einlösung
155
c) Vorlegung nach Ablauf der Ausschlußfrist zur Einlösung
156
Inhaltsverzeichnis
14 § 4 Rückgriff
157
I.
Voraussetzungen des Rückgriffs
157
1. Rechtzeitige Vorlegung und Nichteinlösung
157
2. Förmliche Feststellung der Zahlungsverweigerung
157
II.
a) Inhalt der förmlichen Feststellung
158
b) Wirkungen derförmlichen Feststellung
159
Durchführung und Inhalt des Rückgriffs
160
1. Benachrichtigungspflicht
160
2. Rückgriffsschuldner
162
3. Rückgriffsansprüche
162
a) Scheckrechtliche Ansprüche
162
aa) Acción directa
163
bb) Acción de regreso
163
cc) Acción de reembolso
164
dd) Rückgriffssumme
164
b) Außerscheckrechtliche Ansprüche
165
aa) Acción causal
166
bb) Acción de enriquecimiento
167
ΙΠ. Sanktionen
169 Zweiter
Teil
Der Scheck als Kreditmittel
171
§ 1 Einführung
171
I.
172
Entstehungsgeschichte
Π. Cheque posdatado
174
§ 2 Entstehung der Scheckverpflichtung
177
I.
Formgültige Scheckurkunde
178
1. Mit dem cheque comùn übereinstimmende Formerfordernisse
178
2. Von dem cheque comùn abweichende Formerfordernisse
178
a) Bezeichnung "cheque de pago diferido"
179
b) Angabe des Zahlungszeitpunktes
179
c) Angabe des Begünstigten
180
Π. Scheckrechtliche Verpflichtungserklärung
181
Inhaltsverzeichnis § 3 Übertragung
182
I.
Nicht registrierter cheque de pago diferido
182
II.
Registrierter cheque de pago diferido
184
1. Cheque de pago diferido mit einer Scheckbürgschaft
184
a) Scheckbürgschaft des bezogenen Finanzinstituts
184
b) Scheckbürgschaft des vorlegenden Finanzinstituts
186
2. Cheque de pago diferido ohne eine Scheckbürgschaft
186
§ 4 Einlösung
187
I.
Rechtsverhältnisse der beteiligten Personen
187
1. Rechtsverhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Aussteller
188
a) Scheckvertrag
188
b) Zahlungsanweisung
190
2. Rechtsverhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Inhaber des cheque de pago diferido
190
a) Eigene Verpflichtung
191
b) Scheckbestätigung
191
c) Scheckbürgschaft
192
aa) Form
193
bb) Entstehung der Bürgschaftsverpflichtung
196
(1) Deutsches Recht
196
(2) Argentinisches Recht
197
cc) Inhalt und Umfang der Bürgschaftsverpflichtung
198
Π. Vorlegung
198
III. Zahlung
199
§ 5 Rückgriff
200
I.
Rückgriff wegen der Verweigerung der Registrierung
200
1. Benannte Verweigerungsgründe
200
a) Formale Mängel der Urkunde
201
b) Überschreitung des Ausstellungslimits
202
c) Schließung des Ausstellerkontos 2. Sonstige Verweigerungsgründe a) Verlustmeldung
202 203 203
Inhaltsverzeichnis
16
b) Abweichung der Ausstellerunterschrift
203
c) Unzulässiger Scheckvordruck
204
d) Streichungen und Radierungen auf der Urkunde
204
Π. Rückgriff mangels Zahlung
204
IE. Sanktionen
205
§ 6 Vergleich des cheque de pago diferido mit den anderen Kreditmitteln I.
des argentinischen Wertpapierrechts
206
Wechsel
206
Π. Pagaré
207 Ergebnis
209
Literaturverzeichnis
213
Sachwortverzeichnis
217
Abkürzungsverzeichnis Cam. Fed. C.Apel.C.C. CNCom. CSJN DGI N.L.Ch. SCBA
Câmara Nacional de Apelaciones en lo Federal Câmara de Apelación Civil y Comercial Câmara Nacional Comercial Corte Suprema de Justicia de la Nación Dirección General Impositiva Nueva Ley de Cheques; Gesetz Nr. 24.452. Surprema Corte de la Provincia de Buenos Aires
Im übrigen wird verwiesen auf: Duden
Rechtschreibung der deutschen Sprache, 21. Auflage, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1996
Kirchner, Hildebert
Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 4. Auflage, Berlin, New York 1992
2 Schütz
Einleitung Das argentinische Scheckrecht wurde erstmals 1889 kodifiziert, indem ein Entwurf Villegas und Quesadas in das argentinische Handelsgesetzbuch aufgenommen wurde.1 Dieser Kodifizierung lagen jedoch keine grundsätzlichen Konzeptionen über die Rechtsnatur des Schecks zugrunde. Vielmehr wurde mit der nur fünfzehn Paragraphen umfassenden Regelung lediglich die bereits bestehende Praxis schriftlich fixiert. 2 Im Jahre 1963 wurde dann das noch zu großen Teilen heute gültige Dekretgesetz3 (decreto-ley) 4776 verabschiedet. Dieses ersetzte die Regelungen des argentinischen Handelsgesetzbuches über den Scheck mit Ausnahme der §§ 834 und 835, welche die Einrichtung von Abrechnungsstellen durch die Banken regeln.4 Das Dekretgesetz wurde später durch das Gesetz 16.478 ratifiziert. Das Dekretgesetz entsprach zu großen Teilen dem Genfer Abkommen über das Einheitliche Scheckgesetz von 1931 (Einheitliches Scheckgesetz), ohne daß Argentinien jedoch dem Genfer Abkommen beigetreten ist.5 Die Vorschriften des Einheitlichen Scheckgesetzes über die Scheckbürgschaft und über die Ausfertigungen mehrerer Stücke eines Schecks wurden allerdings nicht übernommen und die Regelungen des achten Kapitels des Einheitlichen Scheckgesetzes über die Änderungen wurden in den Abschnitt über die Vorlage und die Zahlung eingefügt. 6 Darüber hinaus wurden in das argentinische Scheckgesetz aus dem Jahre 1963 in Abweichung von dem Einheitlichen Scheckgesetz aber auch einige Sonderformen des Schecks wie der bestätigte Scheck (cheque certificado) und der Reisescheck (cheque de viajero) aufgenommen. Der bestätigte Scheck und der Reisescheck waren bereits zuvor in der Praxis weit verbreitet, ohne daß irgendeine Rege1
Bonfanti, EIDerecho 1992, Tomo 148, 921 (921); Muguillo/Lor ente, Introducción, S. 25; Villegas, Primera Parte, Capitolo III, 2.1, S. 88. 2
Villegas , Primera Parte, Capitulo III, 2.1, S. 88.
3
Als Dekretgesetze werden die Gesetze bezeichnet, die während der Militärherrschaft nicht im Wege des normalen Gesetzgebungsverfahrens zustande gekommen sind, sondern von der damaligen Regierung in Kraft gesetzt wurden. Die Wirksamkeit von Dekretgesetzen ist jedoch seit langem unbestritten und vom Obersten Gerichtshof Argentiniens ausdrücklich anerkannt (CSJN, La Ley 1947, Tomo 47, 802 (803)). 4
Muguillo /Lor ente, Introducción, S. 25; Villegas,
5
Barbieri,
Introducción b, S. 20; Villegas,
6
Villegas,
Primera Parte, Capitulo ΠΙ, 2.2.
Primera Parte, Capitulo ΠΙ, 2.2.
Primera Parte, Capitulo ΠΙ, 2.2.
Einleitung
20
lung existierte.7 Im Jahre 1964 wurde das Gesetz 16.613 verabschiedet, welches die Vorschriften über den bestätigten Scheck modifizierte. 8 Im Jahre 1988 erfuhr das argentinische Scheckrecht durch das Gesetz 23.549 einige grundlegende Veränderungen. 9 So gab es nach dieser Reform in Argentinien keine Orderschecks mehr. Schecks konnten nur noch als Überbringerscheck oder auf den Namen einer bestimmten Person lautend (Namensscheck) ausgestellt werden. Bis zu einem Höchstbetrag von 700 Australes10, das entsprach 1988 einem ungefähren Gegenwert von 150,- D M , konnten beide Scheckformen benutzt werden. Über diesen Betrag hinausgehende Schecks konnten jedoch lediglich als Namenschecks ausgestellt werden. Insbesondere in der kaufmännischen Praxis vorherrschend war somit allein der Namensscheck. Das Indossament als Mittel der Übertragung eines Schecks wurde abgeschafft. 11 Als Übertragungsformen kamen für den Überbringerscheck nur die Übergabe und für den Namensscheck die Abtretung des in dem Scheck verbrieften Rechts in Betracht.12 Vorrangiges Ziel des Gesetzgebers war es, eine bessere Kontrolle über den Zahlungsverkehr zu gewinnen, um so die in Argentinien weit verbreitete Steuerhinterziehung wirksamer bekämpfen zu können.13 Eine dementsprechende Neuregulierung des Scheckrechts erschien dem Gesetzgeber als geeignetes Mittel zur Erreichung dieses Zieles, da in Argentinien seit jeher nahezu jede größere Zahlung von Unternehmen oder Privatleuten an einen Dritten mittels eines Schecks abgewickelt wird. Andere Formen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wie die Überweisung oder das Lastschriftverfahren sind bis heute in Argentinien wenig gebräuchlich. So werden Gehalts-, Renten- und Lohnzahlungen sowie Zahlungen zwischen Firmen und Banken nach wie vor überwiegend mittels Scheck abgewickelt.14 Nach der Scheckrechtsreform des Jahres 1988 mußte jede größere Transaktion mittels eines Schecks den Schuldner als Zedenten und den Gläubiger als Zessionar bezeichnen. Diese Reform stellte den Höhepunkt einer durch die Aufhebung des Bankgeheimnisses im 7
Villegas,
8
Muguillo/Lorente,
9
Gerscovich, La Ley 1989, Tomo E, S. 793 (794); RabelsZ 1988, S. 754.
Primera Parte, Capitulo m, 2.2. Introducción, S. 25; Villegas,
Primera Parte, Capitulo ΙΠ, 2.2
10
"Austral" war der Name der argentinischen Währung vor der Einführung des "Peso" zu Beginn der esten Amtszeit des Präsidenten Menem. Bei der Währungsumstellung im Januar 1992 entsprachen infolge der hohen Inflation in Argentinien 10.000 Australes nur noch 1 Peso, d.h. 1 US-Dollar. 11
Gerscovich, La Ley 1989, Tomo E, S. 793 (793); RabelsZ 1988, Seite 755; Villegas , Tercera Parte, Art. 12, 12.1, f. 12
Gerscovich, La Ley 1989, Tomo E, S. 793 (794); RabelsZ 1988, S. 755.
13
Barbieri , Art. 12, a, S. 45; Gerscovich, La Ley 1989, Tomo E, S. 793 (795).
14
Muguillo/Lorente, S. 24.
Introducción, S. 26; Villegas,
Primera Parte, Capitulo I, 2.4,
Einleitung Jahre 1985 von der obersten Steuerbehörde geforderten und eingeleiteten Entwicklung zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung und der Schattenwirtschaft dar. 15 Ungewollte Konsequenz der von Anfang an heftig kritisierten Scheckrechtsreform des Jahres 1988 war, daß die Benutzung des Schecks in der Praxis mit den gesetzlichen Regelungen des Scheckgesetzes nicht mehr übereinstimmte.16 Denn entgegen der Absicht des Gesetzgebers gaben die Aussteller eines Schecks nun grundsätzlich keinen Begünstigten mehr an. Ohne Angabe des Begünstigten kam ein Scheck damit als Zahlungsmittel in Umlauf. Erst der letzte Nehmer eines Schecks, der diesen bei seiner Bank einreichen wollte, ergänzte dann die fehlenden Angaben über den Begünstigten. Dies führte dazu, daß der Scheck als Zahlungsmittel unsicherer wurde, da nun außer dem - darüber hinaus dem letzten Nehmer häufig unbekannten - Aussteller keine weiteren Personen aus der Scheckurkunde verpflichtet waren. Vorherigen Schecknehmern gegenüber besaß der Scheckinhaber somit keinerlei scheckrechtlichen Ansprüche.17 Um das Vertrauen des Verkehrs in den Scheck wieder herzustellen, wurde im Jahre 1995 das argentinische Scheckrecht durch das Gesetz 24.452 erneut umfassend reformiert. 18 Seit dieser Reform gibt es in Argentinien wieder die von der Praxis und der Lehre gleichermaßen geforderten Orderschecks und das Indossament als Mittel der Scheckübertragung.19 Eine der wesentlichsten Änderungen war zudem die Einführung des Schecks mit hinausgeschobener Zahlung (cheque de pago diferido) in das argentinische Scheckgesetz (Art. 54 ff. N.L.Ch.). Seit dieser Reform gibt es im argentinischen Scheckrecht zwei Arten von Schecks:20 Den mit dem deutschen Scheck vergleichbaren allgemeinen Scheck (cheque comùn) und den cheque de pago diferido. Die den cheque comùn betreffenden Vorschriften des argentinischen Scheckgesetzes gehen von einer Verwendung des Schecks als Zahlungsmittel aus, wohingegen die den cheque de pago diferido betreffenden Vorschriften eine Verwendung des Schecks als Kreditmittel zugrundelegen.21 Die Konstruktion des cheque de pago diferido soll nach dem Willen des Gesetzgebers den in Argentinien weit verbreiteten Gebrauch vordatierter allgemeiner Schecks 15
Barbieri, Art. 12, a, S. 45; Gómez Leo, Revista del derecho comercial y de las obligaciones 1994, 227 (228); Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.1, f. 16
Barbieri,
Art. 12, a, S. 45; Tonón, La Ley 1988, Tomo Β, 1093 (1094).
17
Barbieri,
Art. 12, a, S. 46; Muguillo, Art. 12, 2, S. 87.
18
Alvarez Châvez, I 1; Barbieri, Introducción, a.; Franza/Tomà, II, S. 27; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 1, 1, b.
Primera Parte, § 1
19
Muguillo, La Ley 1988, Tomo C, 847 (850); Tonón, La Ley 1988, Tomo Β, 1093 (1093). 20 21
Vgl. Art. 1 N.L.Ch.
Alvarez Châvez, I, 3; Franza/Tomâ, Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1094).
Primera Parte, § 1II a, S. 27; Gómez Leo, El
Einleitung
22
(cheque posdatado) als ein vom Gesetz nicht vorgesehenem Kreditmittel sowie die damit verbundenen Probleme und Unklarheiten beseitigen.22 Wie der cheque comùn kann auch der cheque de pago diferido nach dem neuen Scheckrecht durch Indossament übertragen werden. 23 Schließlich wurden mit der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 auch die Vorschriften des Einheitlichen Scheckgesetzes über die Scheckbürgschaft vollständig in das argentinische Scheckrecht übernommen.24 Durch das Gesetz 24.760 wurden mit Wirkung zum 13.1.1997 einige Vorschriften des Scheckgesetzes neugefaßt. Diese jüngste Gesetzesänderung zielt in erster Linie darauf ab, die Handhabung des cheque de pago diferido zu vereinfachen, um auf diesem Wege seine Akzeptanz in der Praxis zu erhöhen.25 Der erste Teil der Arbeit stellt den Scheck als Zahlungsmittel unter besonderer Berücksichtigung der Unterschiede zum deutschen Scheckrecht dar. Der zweite Teil der Arbeit behandelt den elften Abschnitt des neuen argentinischen Scheckgesetzes, der den neu eingeführten cheque de pago diferido regelt. Ferner wird ausgeführt, inwieweit das neue Kreditmittel von der Praxis bisher angenommen worden ist. Schließlich wird das Verhältnis des cheque de pago diferido zum Wechsel und dem Schuldversprechen als den weiteren in Argentinien verbreiteten Kreditmitteln untersucht.
22
Alvarez Châvez, I, 3; Franza/Tomà,
23
Alvarez Châvez , I 3; Villegas , Primera Parte, Capitulo ΠΙ, 2.4. b.
24
Villegas , Primera Parte, Capitulo m, 2.4. b.
25
Primera Parte, § 1 II f, S. 35.
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
Erster Teil
Der Scheck als Zahlungsmittel Wie im deutschen Scheckrecht sind auch im argentinischen Scheckrecht bei der Untersuchung des Schecks als Zahlungsmittel vier grundsätzliche Aspekte auseinanderzuhalten, nämlich 1) die Entstehung der Scheckverpflichtung, 2) die Übertragung des Schecks, 3) die Einlösung des Schecks sowie 4) der Rückgriff im Falle der Nichtzahlung.
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung Die Entstehung der Scheckverpflichtung setzt im deutschen1 wie im argentinischen2 Recht das Vorliegen einer formgültigen Scheckurkunde und ein noch näher zu untersuchendes Rechtsverhältnis zwischen dem Schecknehmer und dem Scheckgeber voraus.
I. Formgültige Scheckurkunde 1. Formerfordernisse Auch im argentinischen Scheckrecht gilt der Grundsatz der Scheckstrenge.3 Danach muß ein gültiger Scheck die in Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch. sowie in Art. 4 N.L.Ch. geregelten formalen Anforderungen erfüllen. Die Formerfordernisse des Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch. entsprechen im wesentlichen denen des Art. 1 des deutschen Scheckgesetzes, wohingegen Art. 4 N.L.Ch. vornehmlich Rege1
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz Rdnr. 16; Brox, Rdnr. 667 f.; Bülow, Einleitung Scheckgesetz Rdnr. 3 und 7; Hueck/ Canaris, § 20 I; MüllerChristmann/Schnauder, Rdnr. 235; Richardi, § 29 II. 2 Fontanarossa, Capitulo Π, 8, S. 40; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo introductory, 2f., S. 5; Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 27; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. 3
Barbieri,
Introducción, c, S. 20ff.; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 20.
24
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
lungen enthält, die in Deutschland Bestandteil der Bedingungen für den Scheckverkehr sind.
a) Formerfordernisse
gemäß Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch.
aa) Bezeichnung "cheque" Nach Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 N.L.Ch. muß im Text der Urkunde die Bezeichnung "cheque" (Scheck), und zwar in der Sprache, in der sie abgefaßt ist, enthalten sein. Dieses dem Art. 1 Nr. 1 des Einheitlichen Scheckgesetzes entsprechende Erfordernis ist seit dem Erlaß des Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963 Bestandteil des argentinischen Scheckrechts.4 Der Sinn und Zweck dieser Vorschrift liegt darin, dem Aussteller deutlich zu machen, daß er sich durch die Austeilung und Begebung des Schecks einer besonderen, scheckrechtlichen Haftung unterwirft. 5 Da es seit der letzten Reform des argentinischen Scheckrechts im Jahre 1995 mit dem cheque comùn und dem cheque de pago diferido zwei Arten von Schecks gibt, wird in der Lehre vereinzelt vorgeschlagen, die in Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 N.L.Ch. vorgesehene Bezeichnung "cheque" insoweit zu ergänzen, als daß die Bezeichnung "cheque comùn" lauten solle, um eine deutlichere Abgrenzung zum cheque de pago diferido zu erreichen. 6 Eine zwingende Notwendigkeit für eine solche Änderung des Gesetzeswortlauts besteht jedoch nicht, da nach Art. 54 Abs. 4 Nr. 1 N.L.Ch. die Ausstellung eines cheque de pago diferido die Bezeichnung "cheque de pago diferido" im Text der Urkunde verlangt, so daß eine Verwechselung der beiden Scheckarten bereits nach jetziger Gesetzeslage grundsätzlich nicht zu erwarten ist.
bb) Ordnungsnummer Im Gegensatz zu den Vorschriften des Einheitlichen Scheckgesetzes und des deutschen Scheckgesetzes verlangt das argentinische Scheckrecht in Art. 2 Abs. 1 Nr. 2 N.L.Ch. den Aufdruck einer Ordnungsnummer auf der Scheckurkunde. Dieses Erfordernis war bereits Bestandteil des argentinischen Scheck4
Franza/Tomä, Parte Segunda, Art. 2 1.1; Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 47; Villegas, Tercera Parte, Art. 2, 2.1. 5
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 20.
6
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 21.
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
25
rechts, als es noch im Handelsgesetzbuch geregelt war. 7 Die Ordnungsnummer soll eine bessere Kontrolle über den Verbleib der einzelnen Scheckformulare gewährleisten.8 Teilweise wird diese Vorschrift in der älteren Literatur als bloße administrative Vorsichtsmaßnahme kritisiert, die keiner gesetzlichen Regelung bedürfe. 9 Die neuere Literatur steht dieser Vorschrift jedoch überwiegend positiv gegenüber.10 So sei die Ordnungsnummer im Falle des Verlustes von Scheckformularen für den Geschädigten bzw. für die Polizei hilfreich, um die abhandengekommenen Scheckformulare zu individualisieren. Ferner würde der bezogenen Bank die Beachtung eines Widerrufs mittels der Ordnungsnummer erleichtert und so ihr Haftungsrisiko im Falle einer Auszahlung an einen Nichtberechtigten vermindert. Schließlich könne durch die Ordnungsnummer die im argentinischen Scheckrecht auf Antrag des Kontokorrentinhabers mögliche und in den Art. 48 und 49 N.L.Ch. geregelte Bestätigung einzelner Schecks durch die bezogene Bank erleichtert und damit rascher vorgenommen werden. 11 Auch ohne entsprechende gesetzliche Regelung wird in Deutschland ebenfalls auf den einzelnen Scheckformularen vor deren Aushändigung an den Kunden neben der Kontonummer noch eine fortlaufende Schecknummer codiert, um eine spätere Individualisierung einzelner, an den Kunden ausgehändigter Scheckformulare zu erleichtern.
cc) Angabe des Ausstellungsortes Art. 2 Abs. 1 Nr. 3 N.L.Ch. verlangt die Angabe des Ausstellungsortes auf der Scheckurkunde. Mangels Angabe des Ausstellungsortes gilt nach Art. 2 Abs. 2 a.E. N.L.Ch. als solcher der Wohnsitz des Ausstellers. Damit ist der Ausstellungsort die einzige Angabe, die im argentinischen Scheckrecht ersetzbar ist. Im deutschen Scheckrecht ist dagegen neben der Angabe des Ausstellungsortes auch die Angabe des Zahlungsortes ersetzbar. 12 Die Regelung des Art. 2 Abs. 2 a.E. N.L.Ch. folgt - wie das deutsche Scheckrecht auch den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes und ist seit dem Erlaß des
7
Fontanarossa, Capitulo Π, 9, S. 44; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 21.
8
Franza/Tomä, Parte Segunda, Art. 2, 1.2, S. 51; Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 47; Villegas, Tercera Parte, Art. 2, 2.2. 9
Segovia, S. 128.
10
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 2, 1.2, S. 51; Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 47; Villegas, Tercera Parte, Art 2, 2.2. 11
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 22.
12
Baumbach/Hefermehl,
Art. 2, Rdnr. 2; Bülow, Art. 2, Rdnr. 4.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
26
Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963 Bestandteil des argentinischen Scheckrechts. Im Zuge der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 wurde jedoch eine sprachliche Ungenauigkeit behoben, die sich bei der Übernahme der Regelung aufgrund einer wenig gelungenen Übersetzung des in französischer und englischer Sprache abgefaßten Originaltextes des Einheitlichen Scheckgesetzes ergeben hatte. Bis zur letzten Scheckrechtsreform wurde der Begriff "Ausstellung" mit "emisión" wiedergegeben.13 Im der Terminologie des argentinischen Wertpapierrechts wird unter "emisión" jedoch grundsätzlich die Begebung eines Wertpapiers an einen Dritten verstanden.14 Aus diesem Grunde ist der Begriff "emisión" 1995 durch den Begriff "creacion" ersetzt worden. 15
dd) Angabe des Ausstellungsdatums Wie der Ausstellungsort, so wird auch das Ausstellungsdatum in Art. 2 Abs. 1 Nr. 3 N.L.Ch. als unentbehrlicher Bestandteil einer Scheckurkunde genannt und entspricht damit den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes sowie der Regelung im deutschen Scheckrecht. Die Angabe des Ausstellungsdatums erfüllt verschiedene Funktionen. So wird anhand des Ausstellungsdatums die in Art. 25 N.L.Ch. geregelte Vorlegungsfrist ermittelt und die in Art. 61 N.L.Ch. festgesetzte Verjährungsfrist für die Klageansprüche gegen die Scheckverpflichteten beginnt mit Ablauf der Vorlegungsfrist zu laufen. Des weiteren ist das Ausstellungsdatum für die Bestimmung der Wirksamkeit der Scheckverpflichtung im Falle einer zwischenzeitlich eingetretenen Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers von Bedeutung.16 Aus diesen Funktionen des Ausstellungsdatums ergibt sich aber auch, daß die Eintragung eines Ausstellungsdatums erst nachträglich erfolgen kann. Es genügt, wenn das Ausstellungsdatum erst unmittelbar vor der Einlösung des Schecks eingetragen wird. 17 Wie im deutschen Scheckrecht18 führt ferner auch in Argentinien die weit
13
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 2, 1.3, S. 51; Rejón, S. 13; Villegas, Parte, Art. 2, 2.3, S. 126. 14
Franza/Tomà, Art. 2, 4, S. 23. 15
Giraldi,
Tercera
Parte Segunda, Art. 2, 1.3, S. 51; GómezLeo, Parte Segunda,
Art. 2, S. 10; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 23.
16
SCBA, 26.5.1971, La Ley 1972, Tomo 145,405 (405); Barbieri, Art. 2, a, S. 32; Franza/Tomà, Segunda Parte, Art. 2, 1.3, S. 51; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 24; Muguillo/Lorente, Art. 2, 1, S. 47. 17
Franza/Tomà, Art. 2, 4, S. 25. 18
Segunda Parte, Art. 2,1, 1.3, S. 52; GómezLeo, Parte Segunda,
Baumbach/Hefermehl.An.
28,Rdnr. 2-Müller-Christmann/Schnauder,
Rdnr. 240.
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
27
verbreitete Vordatierung von Schecks nicht zur formalen Unwirksamkeit einer Urkunde. 19 In der kaufmännischen Praxis Argentiniens geschieht es häufig, daß auf der Rückseite des Schecks ein weiteres Datum gesetzt und vom Aussteller auch unterschrieben wird. Diese "Erneuerung" wird insbesondere in den Fällen vorgenommen, in denen der Inhaber den Scheck nicht während der gesetzlichen Vorlegungsfrist zur Einlösung vorgelegt hat. Statt einen neuen Scheck auszustellen, wird lediglich das Ausstellungsdatum geändert und anschließend vom Aussteller unterschrieben. 20 Eine derartige, häufig auch mehrmals hintereinander vorgenommene, "Erneuerung" des Ausstellungsdatums ist durch das Scheckgesetz nicht ausdrücklich verboten.21 Von der herrschenden Lehre 22 und dem überwiegenden Teil der Rechtsprechung23 wird diese Praxis jedoch abgelehnt und nicht akzeptiert, da sie mit dem Wesen des Schecks als einem Zahlungsmittel unvereinbar sei. Durch die Erstellung eines neuen Ausstellungsdatums und des damit verbunden Neubeginns des Laufes der Vorlegungsfrist würde der Scheck entgegen seiner vom Gesetzgeber gewollten Bedeutung jeweils neu in Gang gesetzt und so in unzulässiger Weise in ein Kreditmittel umfunktioniert. Ohne sich näher mit den Argumenten der herrschenden Meinung auseinanderzusetzen, hält die Gegenansicht die zusätzlichen Ausstellungsdaten für zulässig und sieht in ihnen jeweils nur eine Ersetzung des alten Ausstellungsdatums, welche auf die Rechtsnatur und das Verhältnis des Schecks zu den anderen Wertpapieren des argentinischen Rechts keinen Einfluß habe.24 19 Richard, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 9 (19); Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (244). 20
CNCom., Sala Β, 13.4.1973, La Ley 1974, Tomo 153, 441 (441); Franza/Tomâ, Segunda Parte, Art. 2, 1.3, S. 52; Muguillo/Lorente, Art. 2, 1, S. 48. 21
Muguillo/Lorente,
22
Franza/Tomâ,
Art. 2, 1, S. 48.
Segunda Parte, Art. 2, 1.3, S. 52; Rejón, S. 106.
23
CNCom., Sala B, 26.6.1989, El Derecho Jahr, Tomo 137, 741 (742). In diesem Verfahren mußte das oberste Gericht für Handelssachen im Rahmen eines Scheckprozesses darüber befinden, ob ein Scheck, dessen ursprüngliches Ausstellungsdatum der 25.9.1986 war und auf dessen Rückseite sich die vom Aussteller unterschriebenen Daten 25.12.1986 und 25.5.1987 befanden, am 24.6.1987 noch rechtzeitig innerhalb der für Inlandsschecks gültigen Frist von 30 Tagen vorgelegt worden sei. Das Gericht hob die Entscheidung der Untergerichte auf und entschied, daß die Vorlegungsfrist abgelaufen sei und die zusätzlichen Ausstellungsdaten auf den Lauf der Vorlegungsfrist keinen Einfluß hätten, da sonst der Scheck entgegen seiner ursprünglichen Funktion als Zahlungsmittel in ein Kreditmittel umfunktioniert werden würde. 24
Vgl. die bei Muguillo/Lor ente, Art. 2,1,S. 48, Fußnote 4 abgedruckte ablehnende Stellungnahme des Richters Dr. Azpelicueta des Berufungsgerichts von Junin.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
28
ee) Name des Bezogenen Unverzichtbarer Bestandteil einer Scheckurkunde ist nach Art. 2 Abs. 1 Nr. 4 N.L.Ch. weiterhin der Name des bezogenen Finanzinstituts. Im Rahmen der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 wurde der bis dahin geltende und aus dem Jahre 1963 stammende Wortlaut des Gesetzestextes der entsprechenden Vorschrift über die Angaben des Bezogenen insoweit geändert, als daß der Bezogene nicht mehr ausschließlich eine Geschäftsbank (banco) sein muß, sondern auch ein Finanzinstitut (entidad financiera) sein kann.25 Auf wen nun konkret Schecks gezogen werden können, ergibt sich aus einem Verweis im letzten Artikel des argentinischen Scheckgesetzes. Denn nach Art. 67 N.L.Ch. bestimmt das Gesetz 21.525 aus dem Jahre 1977, auf wen ein cheque comùn gezogen werden kann. Das Gesetz 21.526 legt in seinem Art. 2 fest, daß grundsätzlich neben Geschäftsbanken auch Effektenbanken, Hypothekenbanken, Finanzhandelsgesellschaften, Bausparkassen sowie Darlehenskassen Finanzdienstleistungen anbieten dürfen. In Art. 20ff. des Gesetzes 21.526 werden dann die Finanzdientleistungen, die die jeweiligen Finanzinstitute durchführen dürfen, im einzelnen aufgezählt. Dabei ergibt sich aus Art. 21 des Gesetzes 21.526, daß letztlich doch nur auf Geschäftsbanken der mit dem deutschen Scheck vergleichbare cheque comùn gezogen werden darf. 26 Dem entspricht auch § 2 Abs. 1 der von der argentinischen Zentralbank aufgrund der Ermächtigung in Art. 66 Nr. 1 N.L.Ch. 2 7 erlassenen Verordnung A 2329, 25
Barbieri, Art. 2, a, S. 33; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 1, S. 13; Fontanarossa, Capitulo II, 13, S. 46; Rejón, S. 13; Ville gas,Itr cm Parte, Art. 2, 2.4. 26
Barbieri, Art. 67, S. 153; Villegas,
Tercera Parte, Art. 2, 2.4 und Art. 59, 59.1.
27
In Art. 66 N.L.Ch. wird die Zentralbank der Republik Argentinien als für die Anwendung des Scheckgesetzes zuständige Behörde bestimmt. Sie kann: - die Bedingungen für die Eröffnung, Führung und Schließung eines Kontos bestimmen, auf welches Schecks gezogen werden dürfen (Art. 66 Nr. 1), - die Vorlegungsfristen in Ausnahmefällen verlängern (Art. 66 Nr. 2), - die Aufmachung der Scheckvordrucke sowie alles was für die Durchführung eines reibungslosen Scheckverkehrs erforderlich ist, regeln (Art. 66 Nr. 3), - Fremdwährungskonten genehmigen, auf die Schecks gezogen werden dürfen (Art. 66 Nr. 4) und - zeitlich befristet den Höchstbetrag von Inhaberschecks festlegen und die Anzahl der Indossamente eines cheque comùn begrenzen (Art. 66 Nr. 5). Die argentinische Zentralbank hat von dieser Ermächtigung bisher durch den Erlaß der Verordnung A 2329 vom 21.4.1995 sowie durch den Erlaß der Verordnung A 2334 vom 2.5.1995 Gebrauch gemacht.
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
29
der unter Nennung des Gesetzes 21.526 noch einmal klarstellt, daß nach jetziger Rechtslage nur auf Geschäftsbanken ein cheque comùn gezogen werden kann. Lediglich der noch im zweiten Teil der Arbeit näher zu untersuchende cheque de pago diferido kann nach dem eindeutigen Wortlaut des § 2 Abs. 2 der Verordnung A 2329 auch auf die übrigen Finanzinstitute gezogen werden. 28 Die ursprünglich mit der Änderung des Gesetzeswortlautes von "banco" in "entidad financiera" bezweckte Erweiterung des Kreises möglicher Bezogener ist im Ergebnis damit nicht eingetreten, da ein cheque comùn nach wie vor nur auf eine Geschäftsbank gezogen werden kann. Eine Änderung der Rechtslage ist demnach trotz der Änderung des Gesetzeswortlauts nicht erfolgt. Aus diesem Grund wird von der Literatur die Änderung des Gesetzeswortlauts zu Recht auch als überflüssig und verfehlt kritisiert. 29 Im Unterschied zum deutschen Scheckrecht ist nach der Rechtslage in Argentinien ein Scheck ungültig, wenn er nicht auf ein Finanzinstitut im Sinne des Art. 2 Abs. 1 Nr. 4 N.L.Ch. gezogen ist. 30 Dies ergibt sich aus dem Fehlen einer dem Art. 3 des deutschen Scheckgesetzes entsprechenden Vorschrift. Danach darf zwar in Deutschland ein Scheck auch nur auf einen Bankier31 gezogen werden. Doch ergibt sich aus dem Satz 2 dieser Vorschrift, daß es sich trotz der Darf-Fassung des Satzes 1 lediglich um eine Sollvorschrift handelt.32 Denn nach Satz 2 wird die Gültigkeit der Urkunde als Scheck nicht dadurch berührt, daß der Bezogene kein Bankier ist. Das argentinische Scheckgesetz ist damit im Gegensatz zum deutschen Scheckgesetz den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes nicht gefolgt.
ff) Angabe des Zahlungsortes Die Angabe des Zahlungsortes gemäß Art. 2 Abs. 1 Nr. 4 N.L.Ch. ist seit der letzten Scheckrechtsreform im Jahre 1995 wie die Angabe des Bezogenen ein wesentlicher Bestandteil, deren Fehlen im Zeitpunkt der Vorlegung zur
28
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Primera, 2, S. 2; Villegas, Tercera Parte, Art. 59, 59.1; derselbe in: La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo I, 2, S. 12. 29
Villegas,
Tercera Parte, Art. 2, 2.4 und Art. 67, 67.1.
30
Fontanarossa, Capitulo II, 13, S. 46; Franza/Tomâ, Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 50.
Parte Segunda, Art. 2, 1.4;
31
Der Begriff des Bankiers ist in Artikel 54 des deutschen Scheckgesetzes definiert.
32
Baumbach/Hefermehl,
Art. 3, Rdnr. 1; Brox, Rdnr. 659; Bülow, Art. 3, Rdnr. 1.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
30
Unwirksamkeit der Scheckurkunde fuhrt. 33 Der bis zu dieser Scheckrechtsreform maßgebliche Gesetzeswortlaut des Art. 2 Nr. 4 i.V.m. Art. 3 Ziffer a des Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963 sah vor, daß ein Fehlen der Angabe des Zahlungsortes nicht die Unwirksamkeit der Scheckurkunde bedeutet. Danach war ein Scheck, der keine Angabe über den Zahlungsort enthielt, am Sitz der Hauptniederlassung der bezogenen Bank zahlbar. 34 Damit folgte der Gesetzeswortlaut des Dekretgesetzes den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes - im Gegensatz zum deutschen Scheckgesetz, dessen Regelungen in Art. 2 Abs. 2 und 3 mit denen des Einheitlichen Scheckgesetzes identisch sind - nur teilweise, indem es lediglich die Auffangregelung des Art. 2 Abs. 3 und nicht auch die speziellere Regelung des Art. 2 Abs. 2 des Einheitlichen Scheckgesetzes übernahm.35 Denn nach Art. 2 Abs. 2 des Einheitlichen Scheckgesetzes gilt im Falle des Fehlens einer besonderen Angabe des Zahlungsortes der bei dem Namen des Bezogenen angegebene Ort als Zahlungsort. Sind mehrere Orte bei dem Namen des Bezogenen angegeben, so ist der Scheck an dem an erster Stelle angegebenen Orte zahlbar. Nur wenn diese sowie jede weitere Angabe auf der Scheckurkunde nicht enthalten ist, gilt nach dem Einheitlichen Scheckgesetz wie dem deutschen Scheckgesetz der Ort, an dem die bezogene Bank ihre Hauptniederlassung hat, als Zahlungsort. Die zum Teil erfolgte Übernahme der Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes in das Dekretgesetz 4776 ist in der Literatur heftig kritisiert worden. 36 So wurde bemängelt, daß ein Scheck ohne Angabe des Zahlungsortes in Argentinien praktisch nicht vorkäme. Darüber hinaus könne ein Scheck, auch wenn ausnahmsweise die Angabe des Zahlungsortes fehlen würde, letztlich doch nur bei der Filiale oder Zweigstelle der bezogenen Bank eingelöst werden, bei der das Kontokorrentkonto des Ausstellers geführt würde. Die Annahme der Hauptniederlassung der bezogenen Bank als Zahlungsort sei insoweit wenig sinnvoll.37 Diese Kritik der Lehre wurde von dem argentinischen Gesetzgeber insoweit berücksichtigt, als das Art. 4 N.L.Ch. jetzt verbindlich vorschreibt, daß Schecks nur auf Formularen der bezogenen Bank ausgestellt werden dürfen, auf denen der Zahlungsort angegeben ist.
33
Franza/Tomâ , Parte Segunda, Art. 2, 1.4; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 23; Muguillo/Lor ente, Art. 2,1, S. 50. 34
Fontanarossa, Capitulo Π, 18, S. 51; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2,4, S. 23.
35
Fontanarossa, Capitulo Π, 18, S. 51.
36
Fontanarossa, Capitulo II, 18, S. 51; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, S. 23.
37
Fontanarossa, Capitulo Π, 18, S. 51.
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
31
gg) Anweisung Entsprechend Art. 1 Nr. 2 des deutschen Scheckgesetzes muß gemäß Art. 2 Nr. 5 Satz 1 N.L.Ch. auch der argentinische Scheck eine unbedingte Anweisung, eine bestimmte Geldsumme zu zahlen, enthalten. Darüber hinaus ist in Art. 2 Nr. 5 Satz 2 N.L.Ch. geregelt, daß im Falle einer Abweichung zwischen der Angabe der Schecksumme in Buchstaben von der in Ziffern die in Buchstaben angegebene Summe gilt. Dies entspricht der Regelung in Art. 9 Abs. 1 des deutschen Scheckgesetzes bzw. Art. 9 Abs. 1 des Einheitlichen Scheckgesetzes. Trotz dieser schon im Dekretgesetz 4776 aus dem Jahre 1963 enthaltenen eindeutigen Regelung geschieht es in der Praxis nach wie vor sehr häufig, daß argentinische Banken die Einlösung von Schecks mit der Begründung verweigern, die Angabe der Schecksumme in Buchstaben und Ziffern stimme nicht überein. 38 Des weiteren enthält das argentinische Scheckgesetz keine dem Art. 9 Abs. 2 des deutschen Scheckgesetzes bzw. Art. 9 Abs. 2 des EinheitlichenScheckgesetzes entsprechende Regelung, wonach bei Schecksummen, die mehrmals in Buchstaben oder mehrmals in Ziffern angegeben sind, im Falle einer Abweichung die geringere Summe gilt. Begründet wird dieses Fehlen in der argentinischen Literatur damit, daß aufgrund der in Argentinien gebräuchlichen Scheckformulare die mehrmalige Angabe der Schecksumme in Buchstaben oder in Ziffern grundsätzlich nicht vorkommen könne und daher kein Bedürfnis für die Aufnahme einer solchen Regelung in das argentinische Scheckgesetz bestanden hätte.39 Trotzdem stimmen im Ergebnis die argentinische und die deutsche Rechtslage überein. Denn gemäß Art. 65 N.L.Ch. finden die Vorschriften des argentinischen Wechselgesetzes - das Dekretgesetz 5965 aus dem Jahre 1963 - auch auf den Scheck Anwendung, wenn das Scheckgesetz keine Regelung enthält und die Vorschriften des Wechselgesetzes grundsätzlich anwendbar sind. Art. 6 Abs. 2 des Dekretgesetzes 5965 enthält nun eine dem Art. 9 Abs. 2 des deutschen Scheckgesetzes entsprechende Regelung. In der Literatur besteht schon seit langem Einigkeit darüber, daß diese Vorschrift aus dem Wechselrecht auch auf den Scheck anzuwenden ist. 40 Somit gilt auch im argentinischen Scheckrecht bei mehrmals in Buchstaben bzw. in Ziffern angegebenen und voneinander abweichenden Schecksummen jeweils die geringere Summe.
38
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4 d ΙΠ.
39
Fontanarossa, Capitulo II, 15, S. 50; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2,4, S. 27.
40
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 27.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
32
hh) Unterschrift des Ausstellers Unverzichtbares Formerfordernis ist gemäß Art. 2 Abs. 1 Nr. 6 Satz 1 N.L.Ch. schließlich auch die Unterschrift des Ausstellers. Damit ist wie im deutschen Scheckrecht41 die eigenhändige Namensunterschrift gemeint.42 Im Unterschied zum deutschen Scheckrecht ist seit der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 in Art. 2 Nr. 6 Satz 2 N.L.Ch. jedoch der argentinischen Zentralbank grundsätzlich die Möglichkeit eröffnet, mittels einer Verordnung auch auf elektronischem Wege zustande gekommene Ausstellerunterschriften zuzulassen. Diese Änderung stellt die Aufgabe eines bis dahin auch im argentinischen Zivilrecht fest verankerten Grundsatzes dar, wonach Unterschriften ausnahmslos eigenhändig zu leisten waren. 43 Wegen dieser weitreichenden Konsequenzen hat die Zentralbank bist jetzt auch noch nicht von ihrer Möglichkeit Gebrauch gemacht, derartige Unterschriften per Verordnung zuzulassen.44 Hinsichtlich der formalen Anforderungen an die Namensunterschrift wird im deutschen Scheckrecht eine deutliche Trennung zwischen der formalen Gültigkeit des Schecks und der Begründung der Ausstellerhaftung vorgenommen.45 Ist die Unterschrift eines Ausstellers gefälscht, so liegt zwar ein formal gültiger Scheck vor, da es insoweit nur darauf ankommt, ob der Schriftzug objektiv als Unterschrift zu deuten ist 46 , eine Haftung des Ausstellers wird jedoch mangels eigenen Skripturaktes des angeblichen Scheckausstellers auf der Scheckurkunde nicht begründet.47 Auch im argentinischen Scheckrecht haftet der Aussteller zwar nicht, wenn seine Unterschrift auf dem Scheck gefälscht ist. 48 Doch wird dieses Ergebnis damit begründet, daß mangels echter Ausstellerunterschrift schon keine formgültige Scheckurkunde entstanden ist. 49 41
Baumbach/Hefermehl,
Art. 1, Rdnr. 7; Bülow, Art. 1, Rdnr. 16; Richardi,
§ 29 Π
2 c. 42
Fontanarossa, Capitulo Π, 16; Franza/Tomâ, Tercera Parte, Art. 2, 2.6.
Parte Segunda, Art. 2, 1.6; Villegas,
43
Barbieri, Art. 2, a, S. 34; Fontanarossa, Capitulo Π, 16; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 2, 4, S. 29; Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 51. 44 Barbieri, Art. 2, a, S. 33; Villegas, Capitulo XIX, 3, S. 158.
La reglamentación de la ley de cheques,
45
Baumbach/Hefermehl, Art. 1 Rdnr. 7 i.V.m. Art. 1 Wechselgesetz, Rdnr. 13; Bülow, Art. 1, Rdnr. 16 i.V.m. Art. 1 Wechselgesetz, Rdnr. 39. 46
Art. 1 Wechselgesetz, Rdnr. 14,Bülow, Art. 1 Wechselge-
47
Art. 1 Wechselgesetz, Rdnr. 15\Bülow, Ari. 1 Wechselge-
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 40. Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 40. 48
Franza/Tomâ,
49
Muguillo/Lorente,
Parte Segunda, Art. 2, 1.6; Muguillo/Lor ente, Art. 2, 1, S. 52. Art. 2, 1, S. 52.
33
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
b) Formerfordernisse
gem. Art. 4 N.L. Ch.
Neben Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch. enthält auch Art. 4 Abs. 1 N.L.Ch. zwingende Formerfordernisse, ohne die eine formal gültige Scheckurkunde nicht vorliegt. 50
aa) Scheckvordrucke des Bezogenen Art. 4 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. bestimmt, daß Schecks nur auf Vordrucken der bezogenen Bank ausgestellt werden dürfen. Das deutsche Scheckgesetz erkennt hingegen auch privatschriftliche Urkunden als wirksame Schecks an, wenn sie die erforderlichen gesetzlichen Bestandteile enthalten.51 Daran ändert auch Nr. 1 der seit dem 1.1.1995 geltenden Scheckbedingungen der Banken und Sparkassen nichts, wonach nur die vom bezogenen Institut zugelassenen Scheckvordrucke zu verwenden sind. Diese Vorschrift bewirkt nämlich nur, daß eine Verpflichtung des bezogenen Instituts zur Einlösung lediglich dann besteht, wenn die Voraussetzungen des Scheckvertrages erfüllt sind, wozu eben auch die ausschließliche Verwendung von Scheckvordrucken des bezogenen Instituts durch den Aussteller gehört. 52 Privatschriftliche Schecks braucht demnach in Deutschland ein Kreditinstitut nicht einzulösen, auch wenn die sonstigen Voraussetzungen, insbesondere ausreichendes Guthaben, erfüllt sind. Auf der anderen Seite ist das Kreditinstitut aber nicht gehindert, privatschriftliche Schecks einzulösen.53
bb) Bestandteile der Scheckvordrucke Der 1995 neugefaßte Art. 4 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. sowie die durch die Vorschrift Nr. 2 der Verordnung A 2334 modifizierte Vorschrift Nr. 7 der Verordnung A 2329 ergänzen die Formvorschriften des Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch. Nach Art. 4 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. müssen Scheckvordrucke eine Schecknummer, die Nummer des bezogenen Kontokorrentkontos, den Zahlungsort, 50
Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 4, 1, S. 64; Villegas,
Tercera Parte, Art. 4,
4.1. 51
Brox, Rdnr. 659; Bülow, Nr. 1 Scheckbedingungen der Sparkassen und Banken, Rdnr. 1. 52
Bülow, Nr. 1 Scheckbedingungen der Sparkassen und Banken, Rdnr. 1.
53
Brox, Rdnr. 659; Bülow, Nr. 1 Scheckbedingungen der Sparkassen und Banken, Rdnr. 1. 3 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
34
den Namen des Kontokorrentinhabers sowie seine bei der Bank erfaßte Anschrift und einen Identitätsnachweise enthalten. Sowohl die Schecknummer als auch der Zahlungsort werden schon in Art. 2 Abs. 1 N.L.Ch. als notwendige Bestandteile genannt und werden in Art. 4 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. lediglich wiederholt. 54 Der Sinn und Zweck des Art. 4 N.L.Ch. ist es, den förmlichen Charakter des Schecks zu betonen sowie das Aufkommen formaler Fragen möglichst auszuschließen, um so eine größtmögliche Rechtssicherheit bei der Verwendung von Schecks zu gewährleisten.55
(1) Nummer des Kontokorrentkontos Die Kontonummer des bezogenen Kontokorrentkontos ist seit 1995 notwendiger Bestandteil eines Schecks. Vor der letzten Scheckreform war es zwar auch üblich, die Kontonummer auf den Scheckvordruck zu setzen, doch führte ihr Fehlen nicht zur formalen Unwirksamkeit der Scheckurkunde.56
(2) Name und Anschrift
des Kontoinhabers
Im Unterschied zum deutschen Scheckrecht und auch der üblichen Praxis muß ein Scheck in Argentinien den Namen und die Anschrift des Kontoinhabers enthalten. Dabei wird bewußt in Kauf genommen, daß Aussteller des Schecks und der Inhaber des Kontos verschiedene Personen sein können. Der Kontoinhaber hat dafür Sorge zu tragen, daß die Befugnis, auf sein Konto Schecks zu ziehen, nicht mißbraucht wird. 57
(3) Identitätsnachweis Schließlich muß jeder Scheck eine Identifikationsnummer des Kontoinhabers enthalten. Diese Nummer ist einem Ausweis zu entnehmen, der von der 54
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 4, 2, S. 37; Villegas, S. 133. 55
Tercera Parte, Art. 4, 4.2,
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 4, 1, S. 64; Giraldi, Lorente, Art. 4, 1, S. 60. 56
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 4, 2, S. 37; Villegas, S. 133. 57
Art. 4, S. 13; Muguillo/
Tercera Parte, Art. 4, 4.2,
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Primera, 7, S. 4; Muguillo/Lorente, Art. 4, 1, S. 60.
35
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
obersten Steuerbehörde ausgegeben wird und den jeder erwachsene Argentinier neben Reise- und Personalausweis besitzen muß. Es gibt drei Arten von Ausweisen, die je nach Art der Tätigkeit ausgegeben werden. Personen, die als Angestellte oder Arbeiter beschäftigt sind, erhalten einen Ausweis mit der Bezeichnung C.U.I.L. (clave ùnica de identificación laboral), Selbständige erhalten einen Ausweis mit der Bezeichnung C.U.I.T. (clave ùnica de identification tributaria) und alle anderen Personen, wie zum Beispiel Studenten oder Hausfrauen, einen Ausweis mit der Bezeichnung C.D.I. (clave de identification).58
2. Folgen bei Nichtbeachtung eines Formerfordernisses Der argentinische Gesetzgeber hat im Zuge der letzten Scheckrechtsreform die Konsequenzen, die sich aus der Ausstellung eines formungültigen Schecks ergeben können, wesentlich verschärft.
a) Nichtigkeit Zunächst führt das Fehlen eines in Art. 2 Abs. 1 und Art. 4 Abs. 1 N.L.Ch. aufgeführten Formerfordernisses weiterhin zur Nichtigkeit des Schecks.59 Vor der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 war umstritten, ob der Scheck schon im Zeitpunkt seiner Ausstellung oder erst im Zeitpunkt seiner Vorlegung zur Zahlung den erforderlichen Formerfordernissen entsprechen muß. 60 Mit der Einführung des Art. 8 N.L.Ch., der inhaltlich voll dem Art. 13 des Einheitlichen bzw. des deutschen Scheckgesetzes entspricht und die Begebung eines Blankoschecks zum Gegenstand hat, geht die argentinische Scheckrechtslehre nun einhellig davon aus, daß nur die Ausstellerunterschrift schon im Zeitpunkt der Ausstellung vorhanden sein muß. Die übrigen Formerfordernisse, insbesondere das Ausstellungsdatum sowie die in Buchstaben und Ziffern angegebene Summe Geld, muß der Scheck erst im Zeitpunkt seiner Vorlegung zur Zahlung enthalten.61 Von dem Grundsatz der Nichtigkeit macht Art. 2 Abs. 2 58
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 4, 2, S. 38; Villegas, S. 133. 59
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 2, S. 16; Villegas,
Tercera Parte, Art. 4, 4.2, Tercera Parte, Art. 2, 2.9.
60
CApel.CC Rosario, Primera sala, 21.12.1993, El Derecho 1995, Tomo 161, 67 (67); Giraldi, Ley de cheque, Art. 3, § 4, S. 71ff.; Muguillo/Lor ente, Art. 8,1, S. 74; Villegas, La Ley 1994, Tomo D, 773 (774). 61
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, S. 16; Muguillo/Lor ente, Art. 8, 1, S. 76.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
36
N.L.Ch. lediglich hinsichtlich des Ausstellungsortes eine Ausnahme. Danach gilt bei Fehlen des Ausstellungsortes der beim Namen des Ausstellers angegebene Ort als Ausstellungsort.
b) Geldstrafe
und Schließung des Kontokorrentkontos
Der neu in das argentinische Scheckgesetz eingeführte Art. 2 Abs. 3 N.L.Ch. sieht für den Aussteller eines Schecks, dessen Einlösung wegen formaler Mängel verweigert wird, eine Geldstrafe 62 in Höhe von 2% des angegebenen Scheckbetrages vor. 63 Die in einem solchen Fall zu leistende Geldstrafe wird in der Vorschrift 1.3.8.5. Absatz 2 der von der argentinischen Zentralbank zuständigkeitshalber am 2.5.1994 erlassenen Verordnung A 2334 durch die Angabe eines Mindest- und eines Höchstbetrages weiter konkretisiert. 64 Ursprünglich belief sich danach der zu zahlende Mindestbetrag auf 100 argentinische Pesos und der Höchstbetrag auf 50.000 argentinische Pesos.65 Mit Wirkung zum 13. Januar 1997 wurde durch das Gesetz 24.760 der Mindestbetrag auf 50 argentinisches Pesos und der Höchstbetrag auf 25.000 argentinische Pesos ermäßigt. 66 Die Zahlung der Geldstrafe hat innerhalb der nächsten 7 Bankarbeitstage, gerechnet ab dem Tag der Einlösungsverweigerung, zu erfolgen. 67 Die Geldstrafe ermäßigt sich gemäß Art. 2 Abs. 3 Satz 3 N.L.Ch. um die Hälfte, wenn der Aussteller gegenüber der bezogenen Bank glaubhaft macht, daß er innerhalb von sieben Bankarbeitstagen seit der Benachrichtigung über die EinlösungsVerweigerung den Scheck bezahlt hat, oder wenn bei einer zweiten Vorlage des Schecks durch denselben Scheck-
62
Die Rechtsnatur der im Scheckgesetz vorgesehenen Sanktionen war während des Gesetzgebungsverfahrens umstritten und wird auch heute noch in der Literatur nicht einheitlich beurteilt. (Antecedentes Parlamentarios, S. 242ff. und 270ff.; Barbieri , Art. 2, b; Muguillo/Lorente, Art. 2, 3, S. 55). Überwiegend wird mittlerweile aber davon ausgegangen, daß es sich hierbei um von der Finanzbehörde auszuübendes Verwaltungsstrafrecht handelt ("Normas penales administrativas dictadas en ejercicio del poder de policiafinanciera"; Arzac, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 223 (224)). 63
Villegas,
Operaciones Bancarias, Capitulo VI, S. 165.
64
Arzac, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 223 (228); Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta coniente bancaria, Parte segunda, 1.3.8., S. 67. 65
Der argentinische Peso steht zu dem US-Dollar in einem gesetzlich geregelten festen Wechselkurs von 1 zu 1. 66
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 5. 67
Villegas,
Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 73 (92).
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
37
inhaber der Bezogene den Scheck eingelöst hat. 68 Die erneute Vorlage eines zunächst wegen formaler Mängel nicht eingelösten Schecks ist zwar erst im Zuge der letzten Scheckrechtsreform ausdrücklich geregelt worden, doch wurde damit letztlich nur die bis dahin ohnehin bestehende Bankpraxis bestätigt, eine zweite Vorlage des Schecks zu gestatten, nachdem der formale Mangel behoben wurde. 69 Zahlt der Aussteller die Geldstrafe nicht, ist die Zentralbank zudem ermächtigt, das Kontokorrentkonto schließen zu lassen. Darüber hinaus kann die Zentralbank gemäß der Vorschrift 1.5.1.4. der Verordnung A 2334 ein Kontokorrentkonto für die Dauer eines Jahres auch dann schließen lassen, wenn auf dieses Kontokorrentkonto innerhalb eines Jahres acht Schecks gezogen wurden, deren Einlösung aufgrund formaler Mängel verweigert wurde. 70 Ob dabei die erstmalige Vorlage eines zunächst formungültigen Schecks, dessen Einlösung dann aber nach Behebung des Formmangels erfolgt, als erfolglose Vorlage erfaßt wird, läßt der Wortlaut des Gesetzes und der entsprechenden Verordnung offen. In der Praxis und in der Literatur tendiert man jedoch dahin, die erstmalige Vorlage eines solchen zunächst formungültigen, dann aber formwirksamen und auch eingelösten Schecks nicht als erfolglose Vorlage zu erfassen. 71 Der Gesetzgeber bezweckt mit diesen Sanktionen die Eindämmung des in Argentinien weit verbreiteten Mißbrauchs formungültiger Schecks.72 Denn sehr häufig übergeben Aussteller bewußt formungültige Schecks an ihre Gläubiger. Ist nämlich ein solcher Formfehler gegeben, liegt ein Scheck im Sinne des Gesetzes erst gar nicht vor. 73 Der Aussteller eines solchen Schecks vermeidet so insbesondere die strafrechtlichen Konsequenzen des Art. 302 Código Penal, also des argentinischen Strafgesetzbuchs, der für die Ausstellung eines Schecks ohne genügende Deckung eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und vier Jahren vorsieht. 74 Ferner kann die Ausstellung eines Schecks ohne 68
Franza/Tomâ , Parte Segunda, Art. 2, 1.6.2; Barbieri , Art. 2, b.
69
Muguillo/Lorente,
Art. 2, 3, S. 56.
70
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.5.1., S. 89; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo XIV, S. 119. 71
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 2, 3, S. 18.
72
Im Monat Mai des Jahres 1994 wurden allein in der Hauptstadt Buenos Aires 224.205 zur Zahlung vorgelegte Schecks im Werte von 521 Millionen Pesos nicht eingelöst. Die eine Hälfte wurde mangels Deckung nicht eingelöst, während die Einlösung der anderen Hälfte allein wegen formaler Mängel verweigert wurde (Antecedentes Parlamentarios, S. 241 und S. 304). 73 74
Muguillo/Lorente,
Art. 2, 3, S. 55; Villegas,
Art. 2, 2.10, b.
In der Praxis der argentinischen Banken wird die Einlösung von Schecks, auch über hohe Summen, immer wieder auch dann verweigert, wenn die Einlösung lediglich zu einer Überziehung in Höhe weniger Pesos führen würde.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
38
Deckung dazu fuhren, daß dem Aussteller von der Zentralbank untersagt wird, ein Kontokorrentkonto zu unterhalten. Da ein Kontokorrentkonto in der Regel aber zwingende Voraussetzung ist, am Wirtschaftsleben, sei es nun als Selbständiger oder aber auch als Angestellter, teilzunehmen, handelt es sich hierbei für den Betroffenen um eine einschneidende Sanktion. Lag ein formungültiger Scheck vor, brauchte der Aussteller im Falle fehlender oder nicht ausreichender Deckung Konsequenzen nicht zu fürchten. In der Praxis haben sich sehr oft sogar die bezogenen Banken, die dazu verpflichtet sind, nicht eingelöste Scheck der argentinischen Zentralbank zu melden, auf die Angabe beschränkt, den vorgelegten Scheck allein wegen seiner Formunwirksamkeit nicht eingelöst zu haben.75 Auf diesem Wege haben die Banken ihren Kunden die genannten Sanktionen erspart und so gleichzeitig verhindert, diese Kontokorrentinhaber als Kunden zu verlieren. Durch die Pönalisierung des Ausstellens formungültiger Schecks versucht der Gesetzgeber einen derartigen Mißbrauch zu bekämpfen und das Vertrauen der Bevölkerung in den Scheck als funktionsfähiges Zahlungsmittel wieder herzustellen.76 Tatsächlich ist die Zahl vorgelegter und nicht eingelöster Schecks auch schon unmittelbar nach Inkrafttreten des neuen Scheckgesetzes drastisch gesunken.77
II. Das Rechtsverhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer Im Rahmen des Rechtsverhältnisses zwischen dem Aussteller und dem Schecknehmer ist im deutschen wie im argentinischen Recht zwischen den scheckrechtlichen Beziehungen und dem schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäft zu unterscheiden.
1. Scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers Die dogmatische Herleitung und die Begründung für die Entstehung der scheckrechtlichen Verpflichtung ist im deutschen bzw. argentinischen Scheckrecht zum Teil unterschiedlich.
75 76
Villegas,
Art. 2, 2.10, b.
Antecedentes Parlamentarios, S. 305, Rdnr. 317; Barbieri, Lorente, Art. 2, 3, S. 55; Villegas, Art. 2, 2.10, b. 77
Art. 2, b; Muguillo/
Im Jahre 1995 ist die Zahl nicht eingelöster Schecks von April auf Mai, dem Monat des Inkrafttretens des neuen Scheckgesetzes, um mehr als das Achtfache zurückgegangen (La Nación, Seción 2, S. 2 vom 30.7.1996).
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
39
a) Deutsches Recht Die Voraussetzungen des Entstehungstatbestandes einer Scheckverpflichtung sind, wie bei der Wechselverpflichtung auch, im deutschen Recht teils unbestritten und teils bestritten. Insbesondere Erfordernis, Inhalt und Rechtsnatur des Begebungsvertrages werden unterschiedlich beurteilt. 78
aa) Skripturakt Einigkeit besteht innerhalb der verschiedenen Auffassungen jedoch insoweit, als daß ohne einen Skripturakt die Entstehung einer Scheckverpflichtung ausgeschlossen ist. Der Skripturakt ist ein einseitiger Unterzeichnungsakt, der aber erst dann eine Verpflichtung zu begründen vermag, wenn er nach außen hervorgetreten ist. 79
bb) Begebungsvertrag Hinsichtlich der erforderlichen Voraussetzungen zur Begründung der Verpflichtung eines Wertpapierschuldners ist eine Vielzahl von Theorien entwickelt worden. Die beiden Grundtheorien sind die Kreations- und die Vertragstheorie. Ihre Gegensätzlichkeiten sind im Laufe der Zeit durch vermittelnde Theorien weitgehend überwunden worden. Zwar dienen die Theorien nach wie vor einem besseren systematischen Verständnis der Wertpapierregeln, doch ist ihre praktische Bedeutung nicht sonderlich groß. Denn insbesondere in der Rechtsprechung ist nicht eine bestimmte Theorie, sondern regelmäßig das Schutzbedürfnis des Verkehrs entscheidend.80
(1) Kreationstheorie Nach der vor allem im letzten Jahrhundert herrschenden und in verschiedenen Abwandlungen bestehenden Kreationstheorie entsteht die verbriefte
78
Baumbach/Hefermehl,
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 16; Brox, Rdnr. 537ff.
79
Einleitung
80
Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 25; Bülow, Einlei-
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 16; Bülow, Scheckgesetz, Rdnr. 3; Zöllner, Erster Teil § 6 Π 1. Baumbach/Hefermehl, tung Wechselgesetz, Rdnr. 4.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
40
Verpflichtung allein durch die Schaffung (Kreation) des Papiers.81 Der Skripturakt ist demnach eine einseitige, nicht empfangsbedürftige Willenserklärung, durch die die Verpflichtung des Unterzeichnenden begründet wird. Diese Auffassung stützt sich insbesondere auf § 794 BGB, wonach der Aussteller einer Inhaberschuldverschreibung auch dann verpflichtet ist, wenn die Urkunde ohne seinen Willen in den Verkehr gelangt oder der Austeller vor Ausgabe der Urkunde gestorben oder geschäftsunfähig geworden ist. 82 Die Kreationstheorie wird aus verschiedenen Gründen kritisiert. So sei es mit den Verkehrsinteressen schwer vereinbar, daß die wertpapierrechtliche Verpflichtungserklärung eines Minderjährigen nicht gemäß § 108 BGB genehmigungsfähig, sondern gemäß § 111 BGB endgültig unwirksam sei. Entsprechendes gelte gemäß §§ 177, 180 BGB hinsichtlich der Unterzeichnung eines Wertpapiers durch einen vollmachtlosen Vertreter. 83 Ferner käme es im Falle der Nichtigkeit des Skripturaktes zu unbilligen Ergebnissen, da ein späterer Erwerber, der von dem Mangel des Skripturaktes nichts ahnt, keine Forderung erwirbt. 84 Schließlich sei auch die Annahme abwegig, daß der Aussteller dem Dieb oder Finder haften würde. 85 Um diesen Kritikpunkten zu begegnen, wird die Kreationstheorie nicht mehr in dem strengen Sinne vertreten, daß nur die Kreation die Verpflichtung begründet. Zum Ausstellungsakt soll noch etwas hinzukommen. Was hinzukommen soll, wird innerhalb der verschiedenen Abwandlungen der Kreationstheorie unterschiedlich beantwortet. Nach der Emissionstheorie soll zusätzlich zu dem Ausstellungsakt noch die Urkunde durch den Aussteller in den Verkehr gebracht werden. Die Eigentumstheorie verlangt noch zusätzlich den Eigentumserwerb des ersten Nehmers und die Redlichkeitstheorieden gutgläubigen Eigentumserwerb eines Dritten. 86 Trotz dieser Verbesserungsansätze der Kreationstheorie in Form ihrer verschiedenen Abwandlungen, ist diese Theorie im Ergebnis abzulehnen. Grundsätzlich spricht gegen die Kreationstheorie, daß sich der Aussteller regelmäßig nicht schon durch seine Unterschrift binden will. Nach der Emis81
Brox, Rdnr. 538; Ulmer, S. 33; Zöllner,
82
Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 538.
Erster Teil § 6 II 3 a.
Grundzüge des Wertpapierrechts,
Rdnr. 26; Brox,
83
Brox, Rdnr. 538; Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4; Zöllner, Erster Teil § 6 IV 2 b bb. 84
Grundzüge des Wertpapierrechts,
Rdnr. 27; Brox,
85
Grundzüge des Wertpapierrechts,
Rdnr. 26; Brox,
Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 538. Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 538. 86
Baumbach/Hefermehl, Teil § 6 IV 2 b.
Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 26; Zöllner, Erster
41
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
sionstheorie erfolgt die Begebung durch ein bewußtes Inverkehrbringen und damit durch ein einseitiges Rechtsgeschäft. Diese Konstruktion widerspricht jedoch dem aus § 305 BGB herzuleitenden Grundsatz, wonach zur Begründung einer Verpflichtung ein Vertrag erforderlich ist. Von diesem Grundsatz bei der Begründung einer Wertpapierverpflichtung abzugehen, besteht kein Anlaß. Gegen die Abwandlungen in Form der Eigentums- und Redlichkeitstheorie spricht, daß die Frage, ob der Inhaber das Eigentum an einem Wertpapier und die in ihm verbrieften Rechte erworben hat, mit der Frage, ob der Schuldner aus einem Wertpapier verpflichtet ist, nichts zu tun hat. Vielmehr müssen Erwerbs- und Verpflichtungstatbestand unterschieden werden. 87
(2) Vertragstheorie Nach der im Laufe des 20. Jahrhunderts herrschend gewordenen Vertragstheorie ist für die Entstehung einer Wertpapierverpflichtung außer dem Ausstellungsakt in Form der Skriptur eine Begebung des Papiers aufgrund eines zwischen dem Geber und Nehmer geschlossenen Vertrages (Begebungsvertrag) erforderlich. 88 Das entspricht dem Grundsatz des § 305 BGB, nach dem eine rechtsgeschäftliche Verpflichtung grundsätzlich durch Vertrag begründet wird. 89 Die Rechtsnatur des BegebungsVertrages ist im einzelnen umstritten.90 Einigkeit besteht insoweit, als dem Begebungsvertrag ein Doppelcharakter zukommen kann, wenn der Nehmer noch nicht Eigentümer des Wertpapiers ist. In diesem Fall existiert neben dem - hinsichtlich des verbrieften Anspruchs - verpflichtungsbegründenden Begebungsvertrag auch ein verfügender Begebungsvertrag, der auf die Übereignung des Wertpapiers an den Nehmer gerichtet ist.91 Im übrigen wird die Rechtsnatur des Begebungsvertrages in der Literatur kontrovers diskutiert, ohne dabei jedoch die Grundkonzeption der Vertragstheorie in Frage zu stellen.92 Die Vertragstheorie 87
Baumbach/Hefermehl, Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 538; Zöllner, Erster Teil § 6 V 3.
Rdnr. 27; Brox,
88
Baumbach/Hefermehl, Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 28; Brox, Rdnr. 539; Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4; Zöllner, Erster Teil § 6 II 3 b S. 34. 89 Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 539.
Grundzüge des Wertpapierrechts,
Rdnr. 28; Brox,
90
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 28; Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4; Zöllner, Erster Teil § 6 V 4 S. 40. 91 92
Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4; Zöllner,
Erster Teil § 6 II 3 b S. 35.
So ist Canaris der Auffassung, daß die scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers und des Scheckindossanten, da sie in Art. 12 SchG und Art. 18 SchG bereits
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
42
vermeidet bereits zu einem großen Teil die interessenwidrigen Konsequenzen der Kreationstheorie. So kann nach der Vertragstheorie die wertpapierrechtliche Verpflichtung eines Minderjährigen oder eines Vertreters ohne Vertretungsmacht gemäß §§ 108, 177 BGB genehmigt werden. Auch haftet der Unterzeichner mangels Begebungsvertrages dem Dieb oder Finder nicht.93 Jedoch hat auch die Vertragstheorie Schwächen, die die Umlauffahigkeit eines Wertpapiers und damit die schutzwürdigen Interessen des Verkehrs beeinträchtigen. Denn fehlt ein wirksamer Begebungsvertrag, kann sich der Schuldner nach der Vertragstheorie auf das Fehlen des Verpflichtungstatbestandes nicht nur gegenüber dem ersten Nehmer, sondern auch gegenüber einem gutgläubigen Zweiterwerber berufen. Es besteht daher auch unter den Befürwortern der Vertragstheorie Einigkeit darüber, daß die Vertragstheorie insoweit einer Ergänzung bedarf. Diese Ergänzung ist durch die Entwicklung der auf die Vertragstheorie aufbauenden Rechtsscheintheorie erfolgt. 94
gesetzlich normiert sei, als Nebenfolge des verfügenden Begebungsvertages einträte, ohne daß es eines zusätzlichen verpflichtungsbegründenden Begebungsvertrages bedürfe, Hueck/ Canaris, § 3 12 b. Dieser Auffassung wird vorgehalten, daß eine bloße Verfügung wesensgemäß mit einer Verpflichtungserzeugung nichts zu tun habe. Darüber hinaus liege eine weitere Schwäche dieser Auffassung darin, daß sie nich mehr alle wertpapierrechtlichen Verpflichtungstatbestände einheitlich beantworten könne. Denn während das Wechselakzept nach dieser Auffassung eine rechtsgeschäftlich erklärte Verpflichtung darstelle, sollen Aussteller- und Indossantenhaftung nicht rechtsgeschäftlich erklärte Nebenverpflichtungen sein. Nach der Ansicht Zöllners und dem sich anschließenden Bülow soll sich der rechtsgeschäftliche Wille des Gebers nur darauf erstrecken, daß der Nehmer die in der Urkunde verbrieften Rechte mit den Rechts Wirkungen erthält, welche die Skriptur selbst oder das Gesetz in Anknüpfung an die Skriptur festlegt (Zöllner, Erster Teil § 6 V 4 S. 39ff., und Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4). Demnach soll der Begebungsvertrag kein auf die Begründung einer wertpapierrechtlichen Verpflichtung gerichteter, sondern ein lediglich Rechte einräumender Vertrag sein. Dieser Ansicht wird vorgehalten, daß für eine derartige Einschränkung des rechtlichen Gehalts des Begebungsvertrages kein zwingendes Bedürfnis bestehe. Die Skriptur sei als einseitiger Unterzeichnungsakt wegen des Fehlens eines endgültigen Bindungswillens keine rechtsgeschäftliche Willenserklärung. Erst in der vertraglichen Begebung liege die bindende Willenserklärung des Gebers, die zugleich die wertpapierrechtliche Haftung begründe, vgl. Baumbach/Hefermehl, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 28. 93 94
Brox, Rdnr. 539; Bülow, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 4.
Baumbach/Hefermehl, Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 539; Zöllner, Erster Teil § 6 VI S. 41f.
Rdnr. 29; Brox,
43
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
(3) Rechtsscheintheorie In der Literatur wird diese Weiterentwicklung der Vertragstheorie überwiegend als Rechtsscheintheorie bezeichnet.95 Teilweise werden dieselben Erwägungen jedoch nicht als eigenständige Theorie, sondern lediglich als Ergänzungen der Vertragstheorie aufgeführt. 96 In der Sache aber führt dies zu keinen Unterschieden. Die Kernaussage dieser, auch durch ständige Rechtsprechung97 getragenen Weiterentwicklung ist, daß ausnahmsweise anstelle eines Begebungsvertrages auch der Rechtsschein eines Begebungsvertrages genügen kann.98 Demnach ist gegenüber dem gutgläubigen rechtsgeschäftlichen Zweiterwerber die Berufung auf das Fehlen eines gültigen Begebungsvertrages ausgeschlossen, wenn der Aussteller den Rechtsschein einer gültigen Verpflichtung in zurechenbarer Weise hervorgerufen hat. Der Rechtsgrund für die Haftung ist, sobald sich das Wertpapier im Verkehr befindet, in dem durch die Ausstellung eines umlauffähigen Wertpapiers geschaffenen Vertrauenstatbestand zu sehen. Dabei zeigt sich die auch nach dieser Auffassung bestehende selbständige rechtliche Bedeutung des Skripturaktes gegenüber dem Begebungsvertrag. Denn der Skripturakt stellt eine Vertrauensgrundlage dar, auf die sich der gutgläubige Zweiterwerber auch dann verlassen kann, wenn der Begebungsvertrag fehlt oder unwirksam ist. 99 Die Haftung des Ausstellers ist verschuldensunabhängig. Allein durch die Unterzeichnung und Begebung eines Wertpapiers begründet der Aussteller eine gesteigerte Gefahr, die es rechtfertigt, ihm im Verhältnis zu einem gutgläubigen Zweiterwerber das Risiko für Begebungsmängel aufzuerlegen, die aus seiner Sphäre stammen. Erforderlich ist aber stets, daß dem Aussteller sein Verhalten auch zugerechnet werden kann. Die Berufung auf Geschäftsunfähigkeit ist daher stets zulässig, da in diesem Fall der Verkehrsschutz wie sonst auch zurücktreten muß. Die Berufung auf mangelnde Vertretungsmacht des Zeichners, Fälschung, Verfälschung und absoluten Zwang ist ebenfalls grundsätzlich zulässig, da es in diesen Fällen an einer zurechenbaren Veranlassung des Rechtsscheins fehlt. 100 In den übrigen Fällen rechtsunwirksamer Begebung greift ein Verkehrsschutz zugunsten des gutgläubigen Erwerbers kraft des vom Unterzeichner zurechenbar veranlaßten 95
Baumbach/Hefermehl, Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 29; Brox, Rdnr. 540; Hueck/ Canaris, 1. Kapitel § III; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 46. 96
Bülow, Einleitung zum Wechselgesetz, Rdnr. 4; Zöllner,
97
BGH NJW 1974, 1512 (1512); NJW 1973, 282 (283).
Erster Teil § 6 VI.
98
BGH NJW 1974, 1512 (1512); WM 1973, 66 (67); Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 16; Brox, Rdnr. 540; Zöllner, Erster Teil § 6 VI S. 41. 99
Baumbach/Hefermehl,
100
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 29.
BGH WM 1975, 1002 (1002); Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 30.
Einleitung Wechselgesetz,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
44
Rechtsscheins ein. Ausgeschlossen ist insbesondere die Berufung auf Willensmängel und ein Abhandenkommen der Urkunde. 101 Zu berücksichtigen ist jedoch stets, daß diese Rechtsscheingrundsätze im Verhältnis zwischen dem Aussteller und dem unmittelbaren Nehmer keine Anwendung finden. In diesem Verhältnis bestimmt sich die Haftung allein nach dem Begebungsvertrag, wobei der Inhalt der Parteierklärungen unter Berücksichtigung auch aller außerhalb der Wertpapierurkunde liegenden Umstände zu ermitteln ist. 102 Zusammenfassend ist somit im Ergebnis festzuhalten, daß nach deutschem Recht, ausgehend von der Vertrags- und Rechtsscheintheorie, nach ganz herrschender Meinung, eine wertpapiermäßige und damit auch eine scheckmäßige Verpflichtung auf zweierlei Weise entstehen kann. Eine derartige Verpflichtung kann nämlich entweder durch die Skriptur und den die Haftung auslösenden Begebungsvertrag oder, wenn dieser Begebungsvertrag fehlt oder ungültig ist, durch den gutgläubigen Erwerb eines Dritten aufgrund des Rechtsscheinprinzips entstehen.103
b) Argentinisches Recht Die dogmatische Herleitung und Begründung für die Entstehung der Scheckverpflichtung des Unterzeichners einer Scheckurkunde ist im argentinischen Schriftum bei weitem nicht derart ausführlich erörtert, wie dies in der deutschen Wertpapier- und Scheckrechtsliteratur der Fall ist. Dementsprechend finden sich auch in der argentinischen Rechtsprechung allenfalls am Rande Erörterungen zu der dogmatischen Herleitung einer Scheckrechtsverpflichtung. Auffällig ist auch, daß im argentinischen Schrifttum zwar relativ häufig Bezug auf die europäische, und dabei neben der spanischen vor allem auch auf die deutsche, Wertpapier- und Scheckrechtsliteratur genommen wird, doch handelt es sich dabei bezüglich der deutschen Literatur sehr häufig um Publikationen, die ein halbes Jahrhundert alt oder noch älter sind.104
101 Baumbach/Hefermehl, Grundzüge des Wertpapierrechts, Rdnr. 540; Zöllner, Erster Teil, § 6 VI S. 41. 102 103
BGHZ 64, 11 (15); Baumbach/Hefermehl,
Baumbach/Hefermehl, Scheckgesetz, Rdnr. 3. 104
Rdnr. 29; Brox,
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 29.
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 30a; Bülow, Einleitung
Der Mitverfasser des neuen argentinischen Scheckgesetzes Gómez Leo bezieht sich in seinem Kommentar zu diesem Gesetz unter anderem auf Unger, Die rechtliche Natur der Inhaberpapiere, aus dem Jahre 1857; auf Müller-Erzbach, Deutsches Handelsrecht, aus dem Jahre 1928 (vgl. Gómez Leo, Apéndice, S. 310), auf Staub/Stranz, Kommentar zur Wechselordnung, 12. Auflage, 1934 (vgl. GómezLeo,
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
45
Der argentinischen Scheckrechtsdogmatik zufolge entsteht die scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers durch den Unterzeichnungsakt und dem Inumlaufsetzen der Scheckurkunde. Der Unterzeichner eines Schecks gibt mit seiner Unterschrift ein unbedingtes und unwiderrufliches Zahlungsversprechen in Form einer nicht empfangsbedürftigen Willenserklärung ab. 105 Zwar besteht innerhalb des argentinischen Schrifttums kein offen ausgetragener Streit hinsichtlich des Zeitpunktes der Verpflichtungsentstehung, doch lassen einige Formulierungen im Schrifttum nicht eindeutig erkennen, ob erst durch die Aushändigung der unterschriebenen Scheckurkunde oder aber bereits durch den Unterzeichnungsakt die Scheckverpflichtung endgültig entstanden ist. So umschreibt der Mitverfasser des neuen Scheckgesetzes Gómez Leo den Zeitpunkt der Verpflichtungsentstehung wie folgt: "El cheque en su materialidad nace a la vida juridica cuando el librador incorpora con su firma una declaración unilateral de voluntad en el formulario (...). 1 , 1 0 6 (Übersetzung: "Der Scheck als solcher erlangt juristische Wirksamkeit, wenn der Aussteller durch seine Unterschrift auf dem Scheckvordruck eine einseitige Willenserklärung abgibt (...)"). Eine vergleichbare Formulierung läßt sich auch bei den etwas älteren Publikationen Giraldis, einem weiteren Mitverfasser des neuen Scheckgesetzes, finden: "(...) la libranza del cheque implica también la obligación abstracta de pagar una suma de dinero (...)." 1 0 7 (Übersetzung: "(...) die Ausstellung des Schecks enthält auch die abstrakte Verpflichtung, eine bestimmte Summe Geld zu zahlen (...)"). Diese Formulierungen könnten den Schluß zulassen, daß nach der argentinischen Scheckrechtsdogmatik die Scheckverpflichtung bereits durch die bloße Unterzeichnung entsteht. Tatsächlich ist jedoch neben dem Unterzeichnungsakt noch ein bewußtes aus der Hand Parte Segunda, Art. 1, S. 9) sowie auf Hupka, Das einheitliche Wechselrecht der Genfer Verträge, aus dem Jahre 1934 (vgl. Gómez Leo, Apéndice, S. 309). Derselbe Verfasser nimmt in einem anderen seiner Werke, Teoria juridica del cheque, S. 11, Bezug auf: Langen, Zum Scheckrecht: Erörterungen über die Rechtslage des Schecks außerhalb des Scheckgesetzes, aus dem Jahre 1910. Auch Fontanarossa bezieht sich in seinem als Standardwerk der argentinischen Scheckrechtsliteratur zu bezeichnenden Lehrbuch, El nuevo régimen del cheque, S. 35, auf: Warnemeyer, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich, aus dem Jahre 1923. Darüber hinaus werden häufiger Normen des deutschen Scheckgesetzes von 1908 in der argentinischen Literatur zitiert (vgl. Fontanarossa, Capitulo I, S. 10 und 18). 105
Giraldi, Ley de cheques, Introducción, § 5, b, S. 12; derselbe in: Cuenta coniente bancaria y cheque, § 49, b, S. 149; GómezLeo, Parte Primera, 1, S. 4; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 19; Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 29; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. 106 107
Gómez Leo, Teoria del cheque, S. 16.
Giraldi, Ley de cheque, Intrducción, § 5, b, S. 12; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, § 49, b, S. 149.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
46
geben durch den Scheckaussteller erforderlich. So heißt es in dem Kurzkommentar Giraldis zu dem von ihm mitverfaßten neuen Scheckgesetz wörtlich: "(...) la emisión sea necesaria para el perfeccionamiento de la declaración cartular (...) y este es el momento que debe tenerse en cuenta para determinar la capacidad del sujeto y la iniciación de los plazos de caducidad y prescription."108 (Übersetzung: "(...) das Inumlaufsetzen ist für das Zustandekommen der wertpapierrechtlichen Verpflichtungserklärung notwendig (...) und dies ist der Zeitpunkt, den man berücksichtigen muß, um die Geschäftsfähigkeit der Person und den Beginn der Fristen für Verwirkung und Verjährung zu bestimmen"). Auch bei Villegas ist ein Inumlaufsetzen der Scheckurkunde Voraussetzung für die Entstehung der Scheckverpflichtung: "(...) la declaración de voluntad (...) tiene eficacia juridica desde el momento en que el cheque se emite (...)" 1 0 9 (Übersetzung: "(...) die Verpflichtungserklärung (...) erlangt zu dem Zeitpunkt juristische Wirksamkeit, zu dem der Scheck in Umlauf gebracht wird"). Insofern kann davon ausgegangen werden, daß trotz vereinzelt auftretender, nicht eindeutiger Formulierungen im Schrifttum und in der Rechtsprechung darüber Einigkeit besteht, daß die Scheckverpflichtung nicht schon durch den bloßen Unterzeichnungsakt, sondern erst mit dem zusätzlichen Inumlaufsetzen des Schecks durch den Aussteller entsteht.
aa) Unbedingtheit der Verpflichtungserklärung Unbedingt ist das Zahlungsversprechen des Ausstellers in dem Sinne, als daß die Einforderbarkeit dieses Zahlungsversprechens nicht irgendeiner weiteren Voraussetzung unterworfen oder von einer wirtschaftlichen Gegenleistung abhängig gemacht werden kann. 110 Das Erfordernis der Unbedingtheit war bis zur letzten Scheckrechtsreform des Jahres 1995 auch Bestandteil der Legaldefinition des Begriffs "Scheck" in Art. 1 Abs. 1 des Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963. 111 Wie das deutsche Scheckgesetz enthält nunmehr auch das argentinische Scheckgesetz keine Legaldefinition des Begriffs "Scheck" mehr. Der argentinische Gesetzgeber folgte damit dem Vorbild des Einheitlichen Scheckgesetzes und beschränkt sich jetzt auf die Festlegung der erforderlichen formalen Bestandteile, um so in Zukunft Unklarheiten zu vermeiden, die im 108
Giraldi,
Art. 2, S. 10.
109
Villegas,
110
GómezLeo, Teoria del cheque, S. 37; Villegas,
Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. Primera Parte, Capitulo I, 1.3,
S. 18. 1,1 Art. 1 Abs.l des Dekretgesetzes 4776 lautete insoweit: Έ1 cheque es una orden de pago pura y simple librada contra un banco ..." (Übersetzung: "Der Scheck ist eine unbedingte Zahlungsanweisung, gezogen auf eine Bank ... H )
47
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
Zusammenhang mit einer nicht vollständigen oder nicht eindeutigen Legaldefinition entstehen können.112
bb) Nichtempfangsbedürftigkeit der Verpflichtungserklärung Nichtempfangsbedürftig ist das Zahlungsversprechen, da seine Wirksamkeit nicht von der Zustimmung oder Kenntnisnahmme des Schecknehmers abhängig ist. 113 Dies bedeutet, daß das einseitige Zahlungsversprechen für den Aussteller in dem Moment verbindlich wird, in dem er die Scheckurkunde mit seiner Unterschrift versieht und in Umlauf setzt.114
cc) Unwiderruflichkeit der Verpflichtungserklärung Die Verpflichtungserklärung ist schließlich auch unwiderruflich, da sie als einseitige und nichtempfangsbedürftige Willenserklärung ihre volle juristische Wirksamkeit bereits zu dem Zeitpunkt des Inumlaufsetzens des Schecks durch den Aussteller erlangt und nach der Abgabe von diesem nicht mehr einseitig rückgängig gemacht werden kann. 115 Hat der Aussteller also erst einmal die von ihm unterzeichnete Scheckurkunde aus der Hand gegeben, ist es ihm nicht mehr möglich, sich der scheckrechtlichen Verpflichtung zu entziehen.116 Hinsichtlich der Widerruflichkeit der Verpflichtungserklärung des Ausstellers gegenüber dem Schecknehmer wird in der argentinischen Scheckrechtsdogmatik besonderer Wert auf eine scharfe Trennung zwischen dem Verhältnis der bezogenen Bank und dem Aussteller (derecho interno), sowie dem Aussteller 112
Giraidi, Art. 2, S. 10; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introducono, 2, S. 5; Muguillo/Lorente, Art. 1, 1, S. 40; Villegas, Tercera Parte, Art. 1, 1.3, S. 123. 113
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 37; Villegas, 1.3, S. 123.
Tercera Parte, Art. 1,
114
Gómez Leo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, e; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 37. 115
Giraidi, Ley de cheques, Introducción, § 5, b, S. 13; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, § 49, b, S. 150; Gómez Leo, Capitulo Introductorio, 2, S. 5; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 37; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. 116
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 37; derselbe in: La Ley 1983,Tomo B, 706 (708); Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. Im deutschen Scheckrecht wird aus dem Scheckbegebungsvertrag die Verpflichtung des Scheckausstellers hergeleitet, sich grundsätzlich aller die Einlösung des Schecks störender Eingriffe zu enthalten, BGHZ 3, 238 (241); 102, 68 (72).
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
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und Schecknehmer (derecho externo), gelegt.117 Denn nur im Verhältnis zwischen dem Aussteller und dem Schecknehmer liegt eine nicht widerrufliche Willenserklärung in Form einer Verpflichtungserklärung vor. 118 Dagegen ist im Verhältnis zwischen Aussteller und bezogener Bank eine empfangsbedürftige und damit widerrufliche Willenserklärung in Form der Zahlungsanweisung des Ausstellers an seine Bank gegeben.119 Diese konsequente Trennung zwischen derecho interno und derecho externo wird in der Literatur häufig auch als "caracter dual del cheque"120 bezeichnet und hat seit der letzten Scheckrechtsreform zudem ihren Niederschlag in einer Änderung des Gesetzeswortlauts des Artikels des argentinischen Scheckgesetzes gefunden, welcher den Widerruf von Schecks regelt. Denn der frühere Wortlaut dieses Art. 29 Abs. 1 N.L.Ch. stimmte mit dem des Art. 32 Abs. 1 des Einheitlichen Scheckgesetzes und des deutschen Scheckgesetzes, wonach ein Widerruf des Schecks erst nach Ablauf der Vorlegungsfrist wirksam ist, völlig überein. Nunmehr ist in dieser Vorschrift das Wort "cheque" (Scheck) durch "orden de pago" (Zahlungsanweisung) ersetzt worden, da im Falle eines Scheckwiderrufes des Ausstellers gegenüber seiner Bank der Aussteller nur seine Zahlungsanweisung, nicht aber sein Zahlungsversprechen gegenüber dem Schecknehmer widerrufen kann. 121 Begründet wird die Unwiderruflichkeit der scheckrechtlichen Verpflichtung des Ausstellers gegenüber seinem Schecknehmer damit, daß es keine Vorschrift gäbe, die dieser Verpflichtung entgegengehalten werden könne, wenn der Scheck erst einmal von dem Aussteller in Umlauf gesetzt worden sei. 122 Doch bestünde diese scheckrechtliche Verpflichtung nur bis zum Ablauf der Vorlegungsfrist. Nach Ablauf der Vorlegungsfrist vermag die Urkunde im Verhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer keine scheckrechtlichen Wirkungen mehr zu entfalten. 123 Dies ergibt sich auch aus Art. 38 Abs. 5 N.L.Ch.,
1,7
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 15; derselbe in: La Ley 1983, Tomo Β, 706 (714); Villegas , Primera Parte, Capitulo I, 1.1, b, S. 12. 118
Primera
1,9
Primera
Gómez Leo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; Villegas, Parte, Capitulo I, 1.3, S. 18. Gómez Leo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; Villegas, Parte, Capitulo I, 1.2. 120
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 49, S. 148; derselbe in: Ley de cheque, § 5, S. 11; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.1, S. 12. 121
Giraldi, S. 31; Muguillo/Lorente, Tercera Parte, Art. 29, 29.1.
Art. 29, 1, S. 149; Rejón, S. 29; Villegas,
122
GómezLeo, La Ley 1983, Tomo Β, 706 (708).
123
GómezLeo, La Ley 1983, Tomo Β, 706 (714); Villegas , Tercera Parte, Art. 29,
29.3.
49
§ 1 Entstehung der Scheckverpflichtung
wonach die verspätete Vorlage die Klage aus der Scheckurkunde ausschließt.124 Der Scheck wandelt sich in einen lediglich Beweiszwecken eingeschränkt dienenden Schuldschein des Ausstellers.125 Nur im Verhältnis zwischen Aussteller und bezogener Bank entfaltet der Scheck noch durch die in ihm ebenfalls enthaltene Zahlungsanweisung Wirkung. 126 Daß diese Zahlungsanweisung des Ausstellers noch wirksam ist, ergibt sich letztlich auch aus Art. 29 N.L.Ch., der es der Bank gestattet, solange kein Widerruf vorliegt, den Scheck auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist einzulösen. Somit ist im Ergebnis festzuhalten, daß nach argentinischem Recht die scheckrechtliche Verpflichtung allein durch den Skripturakt und dem Inumlaufsetzen des Schecks entsteht. Der Aussteller eines Schecks gibt mit seiner Unterschrift ein unbedingtes und unwiderrufliches Zahlungsversprechen in Form einer nicht empfangsbedürftigen Willenserklärung ab. Eine wirksame scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers besteht folglich dann nicht, wenn der Aussteller nicht die erforderliche Geschäftsfähigkeit im Zeitpunkt der Ausstellung besaß, der Aussteller durch einen Vertreter ohne Vertretungsmacht vertreten wurde oder die Unterschrift gefälscht wurde. Die Begründung für die Entstehung der Scheckverpflichtung entspricht somit im wesentlichen der früher auch in Deutschland herrschenden Kreationstheorie in der weiterentwikkelten Form der Emissionstheorie, wonach die Verpflichtungsentstehung neben dem Skripturakt noch ein Inverkehrbringen der Urkunde durch den Aussteller erfordert.
2. Kausal Verhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer Wie im deutschen127 Scheckrecht besteht auch im argentinischen128 Scheckrecht die Scheckverpflichtung unabhängig von der zugrunde liegenden Kausalforderung. Die Kausal Verhältnisse haben auf die Gültigkeit der Scheckverpflichtung grundsätzlich keinen Einfluß. In Deutschland wird das der Scheckbegebung zugrunde liegende Verhältnis zwischen Scheckaussteller und Scheck124 CNCom., Sala Β, 8.8.72, La Ley 1973, Tomo 148, 614 (615); CNCom, Sala Β, 3.2.71, La Ley 1971, Tomo 142, 241 (241); GómezLeo, Art. 29, 1, a, S. 132; derselbe in: La Ley 1983, Tomo Β, 706 (713); Villegas , Tercera Parte, Art. 29, 9.3. 125
GómezLeo, Art. 29, 1, S. 132; derselbe in: La Ley 1983, Tomo Β, 706 (713).
126
GómezLeo, La Ley 1983, Tomo Β, 706 (714); Villegas,
Tercera Parte, Art. 29,
29.3. 127
Brox, Rdnr. 667; Richardi,
128
§ 30 Π; Meyer-Cording,
C IV 2; Sedatis, Rdnr. 267.
Barbieri, Introducción, c, S. 22; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 1, S. 2; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 7 und 95; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.3, S. 20. 4 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
50
nehmer als Valuta- oder Zuwendungsverhältnis bezeichnet.129 In Argentinien werden überwiegend die Begriffe "causa" bzw. "relation fundamental" verwendet. 130 Für die Rechte aus dem Scheck gilt Scheckrecht, für die Grundforderung allgemeines Zivilrecht. 131 In beiden Rechtskreisen dient der Scheck gewöhnlich der Begleichung einer Kaufpreisschuld des Ausstellers an den Schecknehmer.132 In Argentinien hat der Scheck in der Praxis jedoch eine darüber noch weit hinausgehende Bedeutung. Denn nahezu jede größere Zahlung wird in Argentinien mittels eines Schecks abgewickelt, da der übrige bargeldlose Zahlungsverkehr wie das Lastschriftverfahren oder die Überweisung bisher nur eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Darüber hinaus werden, entgegen der ursprünglichen Bestimmung des Schecks als Zahlungsmittel, in der Praxis häufig vordatierte Schecks als Kreditmittel bzw. als Sicherheit für ein Darlehen ausgestellt.133 Die Hingabe eines Schecks zur Tilgung einer Schuld bedeutet in beiden Rechtskreisen grundsätzlich eine Leistung erfüllungshalber. Tilgung tritt erst ein, wenn der Gläubiger die im Scheck angegebene Summe Geld tatsächlich erhalten hat. 134 Für das argentinische Scheckrecht ergibt sich das aus Art. 61 des Dekretgesetzes 5965/63 (Wechselgesetz), welches grundsätzlich auch auf Schecks angewendet werden kann, wenn das Scheckgesetz selbst diesbezüglich keine eigene Regelung enthält.135 Schließlich ist in Argentinien 136 wie in Deutschland137 der Scheck kein gesetzliches Zahlungsmittel. Der Gläubiger braucht also einen Scheck nur dann anzunehmen, wenn Zahlung durch Scheck vereinbart ist. 138 Besteht eine solche Vereinbarung, ist der Gläubiger, der statt Barzahlung einen Scheck
129
Brox, Rdnr. 667; Richardi,
§ 30 Π; Sedatis, Rdnr. 267.
130
GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 1, b; Villegas, Capitulo I, 1.3, S. 20.
Primera Parte,
131
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 18; Gómez Leo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 1, b. 132 Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 18; Hueck! Canaris, § 20 IV 3; Sedatis, Rdnr. 267; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 2.4, S. 24. 133
Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 2.4, S. 24; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario, Tomo 9, 243 (244). 134
BGHZ 83, 96 (101); Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 19; Brox, Rdnr. 667; Fontanarossa, Capitulo V, 60, S. 137; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 3.1, S. 27. 135
Fontanarossa, Capitulo V, 60, S. 138.
136
Fontanarossa, Capitulo V, 60, S. 138; Villegas,
137
Baumbach/Hefermehl,
138
Baumbach/Hefermehl, recht, Rdnr. 762.
Primera Parte, Capitulo I, 3.2.
Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 20. Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 20; Canaris, Bankvertrags-
51
§ 2 Übertragung des Schecks
angenommen hat, verpflichtet, zunächst Befriedigung aus dem Scheck zu suchen. Die Grundforderung gilt solange als gestundet.139
§ 2 Übertragung des Schecks Für die Übertragung des Schecks ist von Bedeutung, um welche Art von Scheck es sich handelt. Im argentinischen Scheckrecht gibt es gem. Art. 6 N.L.Ch. den Inhaber-, Order- oder Rektascheck.140
I. Orderscheck Die Übertragung eines Orderschecks setzt grundsätzlich das Vorliegen eines Indossaments voraus. 141 Lediglich Fontanarossa weist in einem Nebensatz daraufhin, daß neben dem Indossament noch die Übertragung des Eigentums an der Scheckurkunde als bewegliche Sache nach den Regeln des bürgerlichen Rechts zu erfolgen hat. 142 In der neueren argentinischen Scheckrechtsliteratur hingegen wird ohne nähere Begründung einhellig davon ausgegangen, daß neben den in der Urkunde verkörperten Scheckrechten auch die Urkunde selbst durch das Indossament übertragen wird. 143 Diese Auffassung kann sich auf den Wortlaut des Art. 12 N.L.Ch. stützen, wonach der zugunsten einer bestimmten Person ausgestellte Scheck als solcher durch Indossament übertragbar ist. Auf das Vorliegen einer positiven Orderklausel kommt es dabei nicht an. Teilweise wird in diesem Zusammenhang in der argentinischen Literatur unter Bezugnahme auf das deutsche Scheckrecht auch der Begriff "titulos a la orden natos" (Geborene Orderpapiere) verwendet. 144 Die im Jahre 1963 in das damalige Scheckgesetz 4776 aufgenommene und die Übertragung des Orderschecks betreffende Regelung des Art. 12 Abs. 1 stimmte zunächst mit dem als Vorlage auch für das deutsche Scheckgesetz dienenden Art. 14 Abs. 1 des 139
Fontanarossa, Capitulo V, 60, S. 138.
140
Barbieri,
Art. 12, b, S. 46f.; Muguillo/Lorente,
141
Art. 12, 1, S. 84.
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 12, 3, S. 74; Muguillo/Lorente, S. 89; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.1, c, S. 158. 142
Art. 12, 3,
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 94.
143
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 3, S. 74 und Art. 15, 1, S. 92; Muguillo/ Lorente, Art. 15, 1; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.1, c, S. 158. 144
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 3, S. 74; derselbe in: Revista del Derecho Comercial y de las Obligaciones 1994, 227 (230).
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
52
Einheitlichen Scheckgesetzes im Wortlaut überein. Nach der Aufhebung der Regelungen über den Orderscheck und das Indossament im Jahre 1988 wurde im Zuge der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 der Art. 12 in einer leicht geänderten Fassung wieder in das argentinische Scheckgesetz aufgenommen. Der ursprünglich im Wortlaut der Vorschrift enthaltene Abschnitt "mit oder ohne den ausdrücklichen Vermerk 'an Order'" wurde als überflüssig gestrichen. Mit dieser Änderung des Wortlauts haben sich die Voraussetzungen der Übertragung eines Orderschecks aber nicht geändert, da die Orderklausel rein deklaratorischer Natur ist. 145 Die Wiedereinführung des Orderschecks in das argentinische Scheckrecht erfolgte zunächst schrittweise. So konnte gemäß Vorschrift Nummer 3 der von der Zentralbank aufgrund der Ermächtigung in Art. 66 Nr. 5 N.L.Ch. am 21.4.1995 zuständigkeitshalber erlassenen Verordnung A 2329 ein Scheck bis zum 31.12.1995 maximal zweimal mittels Indossament übetragen werden. Seit dem 1.1.1996 ist die Übertragung eines Orderschecks mittels Indossament unbegrenzt zulässig.146 In der deutschen Scheckrechtsliteratur besteht insoweit Einigkeit, als daß der bloße Indossamentsvermerk zur Übertragung eines Orderschecks nicht genügt. Hinzu kommen muß vielmehr noch ein Begebungsvertrag. 147 Die Rechtsnatur des neben dem Indossament zur Übertragung des Orderschecks erforderlichen Begebungsvertrages ist jedoch in der deutschen Scheckrechtsliteratur umstritten. Die herrschende Meinung sieht in diesem Begebungsvetrag eine auf die Scheckurkunde bezogene dingliche Einigung i.S.d. § 929 BGB zwischen Indossant und Indossatar. Der Begebungsvertrag ist in diesem Fall ein auf die Eigentumsübertragung der Scheckurkunde gerichteter Verfügungsvertrag und scharf von dem schuldrechtlichen Begebungsvertrag zu unterscheiden, durch den die scheckrechtliche Verpflichtung eines Scheckgebers gegenüber einem Schecknehmer begründet wird. 148 Abweichend von der herrschenden Meinung wird die Auffassung vertreten, daß es sich bei dem Begebungsvertrag um einen der Abtretung ähnlichen dinglichen Vertrag handele.149 Dieser Vertrag wird auch als Rechtsübertragungsvertrag eigener Art bezeichnet.150 Nach dieser
145
Giraldi,
Art. 12, S. 19; Rejón, S. 22.
146
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Primera, 3; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo I, 3, S. 12. 147
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 17 und Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Brox, Rdnr. 669; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 236; Zöllner, § 14 I 1 b. 148
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 17 und Art. 14 Scheckgesetz; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 236. 149
Bülow, Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Zöllner,
150
Bülow, Art. 11 Wechselgesetz, Rdnr. 2.
§ 14 I 1 b.
53
§ 2 Übertragung des Schecks
Auffassung geht mit dem Indossament nebst Begebungsvertrag das Eigentum an der Scheckurkunde nach dem Rechtsgedanken von § 952 Ab. 2 BGB über, so daß es keiner darauf gerichteten Einigung i.S.d. § 929 BGB bedarf. 151 Die herrschende Meinung hält dieser Ansicht zu Recht entgegen, daß die einfache Übertragung des verkörperten Rechts nur die Wirkung einer gewöhnlichen Abtretung nach bürgerlichem Recht habe. Der Schuldner könne daher seine Einwendungen, die zur Zeit der Abtretung gegenüber dem Zedenten begründet waren, nach § 404 BGB unbeschränkt gegenüber dem Zessionar geltend machen. Ein gutläubiger Erwerb sei insofern ausgeschlossen, da erst der sachenrechtliche Übertragungstatbestand den Vertrauensschutz eines gutgläubigen Erwerbers rechtfertige. 152
1. Begriff des Indossaments Der Begriff des Indossaments wird von der argentinischen Rechtsprechung153 und der Scheckrechtsliteratur 154 gewöhnlich als eine auf die Scheckurkunde gesetzte einseitige und empfangsbedürftige, vollständige, unbedingte und unwiderrufliche Willensüberklärung definiert, deren Rechtswirksamkeit von der Übergabe der Urkunde an den Begünstigten abhängt und die grundsätzlich zum Ziel hat, den Besitz und das Eigentum an der Urkunde zu übertragen sowie hinsichtlich der Zahlung des Schecks eine gesamtschuldnerische Haftung des Indosanten mit den übrigen Scheckverpflichteten zu begründen. Eine einseitige Willenserklärung ist das Indossament deshalb, weil die Übertragung des Schecks eben nicht aufgrund einer Übereinkunft zwischen Indossanten und Indossatar, sondern allein durch die Unterschrift des Indossanten bewirkt wird. Regelmäßig liegt der Indossierung aber eine vertragliche Verpflichtung des Indossanten gegenüber dem Indossatar aus dem Kausal Verhältnis zugrunde. 155 Rechtswirksam ist das Indossament erst dann, wenn es vom Indossanten in den Verkehr gebracht worden, d.h. dem Indossatar übergeben worden ist. Solange dieses Inverkehrbringen nicht erfolgt ist, entfaltet auch die schon geleistete Unterschrift des Indossanten auf der Rückseite der Scheckurkunde keine 151
Bülow, Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 4; Zöllner,
152
§ 14 I 1 b.
BGH NJW 1958, 302 (303); Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 1.
Art. 11 Wechselgesetz,
153
CNCom, Sala A, 6.9.79, El Derecho 1985, 220 (221); CNCom, Sala C, 8.8.80, La Ley 1981, Tomo A, 327 (327). 154
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 12, 1, S. 80; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 3, S. 74; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.1, a, S. 157. 155
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 84; Villegas, S. 158.
Tercera Parte, Art. 12, 12.1, a,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
54
Wirkung. 156 Das Indossament muß des weiteren gemäß Art. 13 Abs. 1 N.L.Ch. unbedingt sein. Seine Wirksamkeit darf also nicht von einer Bedingung abhängig gemacht werden. Diese Voraussetzung soll die Umlauffähigkeit des Schecks gewährleisten, indem sämtliche anderweitigen Vereinbarungen zwischen Indossant und Indossatar im Hinblick auf die Wirksamkeit der Übertragung des Schecks ohne Belang sind. 157 Ein bedingtes Indossament ist jedoch nicht unwirksam, sondern wirkt wie ein unbedingtes Indossament. Die Bedingung gilt als nicht geschrieben. Wird dagegen bei der Austeilung des Schecks die in ihm verkörperte Zahlungsanweisung an die bezogene Bank durch den Aussteller von einer Bedingung abhängig gemacht, so gilt die Urkunde schon nicht als Scheck.158 Innerhalb des von der Scheckübertragung unabhängigen Kausalverhältnisses aber bleibt die Wirksamkeit der zwischen Indossant und Indossatar vereinbarten Bedingung unberührt. Die Unbedingtheit des Indossaments soll allein die Umlauffähigkeit des Schecks sichern, nicht aber die dem bürgerlichen Recht unterliegenden Kausalverhältnisse berühren. 159 Aus den gleichen Beweggründen ist gemäß Art. 13 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. auch ein Teilindossament nichtig. Ein Indossament muß vollständig sein. Nicht vollständig ist das Indossament, wenn die Übertragung nur einen Teil der in der Scheckurkunde verkörperten Scheckrechte umfaßt. 160 Wäre eine solche Teilübertragung zulässig, würden die in der Urkunde verkörperten Rechte zwischen verschiedenen Personen aufgespalten werden. Die damit verbundene Unübersichtlichkeit würde zu einer mit dem Zweck des Schecks als Umlaufpapier nicht zu vereinbarenden Rechtsunsicherheit führen. 161 Schließlich ist das Indossament auch unwiderruflich, da nach der Übergabe der mit dem Indossantenvermerk versehenen Scheckurkunde an den Indossatar die Übertragung nicht mehr von dem Indossanten widerrufen werden kann. 162 Der deutschen Scheckrechtsliteratur zufolge ist das Indossament ein schriftlicher, in der Regel auf der Rückseite des Schecks befindlicher Vermerk des Indossanten, wonach der Indossatar die Rechte aus dem Scheck haben soll. 163 156
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 85; Villegas, S. 157. 157
Tercera Parte, Art. 12, 12.1, a,
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 85; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 13, 2,
S. 84. 158
Barbieri, Art. 13, a; Franza/Tomà, Art. 13, 2, S. 84.
Art. 13, 1; Gómez Leo, Parte Segunda,
159
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 85.
160
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 85; Villegas,
161
Barbieri,
162
Fontanarossa, Capitulo IV, 41, S. 85; Villegas,
163
Brox, Rdnr. 562; Zöllner,
Tercera Parte, Art. 12, 12.1, b.
Art. 13, b, S. 49; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 13, 2, S. 85. § 14 IV 1.
Tercera Parte, Art. 12, 12.1, b.
§ 2 Übertragung des Schecks
55
Die Rechtsnatur des Indossaments ist in der deutschen Scheckrechtsliteratur umstritten. Dieser Streit ist jedoch in der Praxis wenig relevant. Die Vertreter der Offertentheorie gehen davon aus, daß jeder Indossant gegenüber allen seinen Nachmännern ein Haftungsangebot abgibt, welches die Nachmänner stillschweigend annehmen. Nach der Bedingungstheorie erfolgt mit dem Indossament die Übertragung des Rechts unter der auflösenden Bedingung, daß der Indossant beim Rückgriff den Scheck einlöst. Der Anweisungstheorie zufolge ist das Indossament eine neue Anweisung, wonach der Bezogene nicht mehr an den Indossanten, sondern an den Indossatar zu leisten habe.164 Abgesehen von diesen unterschiedlichen Erklärungsansätzen stimmen im übrigen die Vorschriften des deutschen Scheckgetzes über das Indossament mit denen des argentinischen Scheckgesetzes im wesentlichen überein.
2. Form des Indossaments Das Indossament bedarf gemäß Art. 14 Abs. 1 N.L.Ch. der Schriftformund muß vom Indossanten unterschrieben werden. Der Indossatar braucht gemäß Art. 14 Abs. 2 N.L.Ch. nicht bezeichnet zu werden (Blankoindossament). Das Indossament muß auf die Rückseite des Scheckvordrucks oder auf ein mit dem Scheckvordruck verbundenen Blatt gesetzt werden. 165 Ein auf die Vorderseite des Scheckvordrucks gesetztes Indossament ist nach herrschender Meinung ungültig.166 Begründet wird dieses Verbot damit, daß die Unterschrift des Indossanten leicht mit der eines Scheckbürgen oder Ausstellers verwechselt werden könne.167 Eine vermittelnde Ansicht, die aber mittlerweile durch die Gesetzesänderungen während der letzten Scheckrechtsreform als überholt zu bezeichnen ist, wollte das Verbot auf Blankoindossamente beschränken, da die übrigen Indossamente aufgrund ihrer zusätzlichen Angaben hinreichend als Indossamente zu erkennen gewesen seien.168 In der deutschen Scheckrechtsliteratur ist dagegen einhellig auch die Wirksamkeit eines Indossaments auf der Vorderseite des Scheckvordrucks anerkannt, wenn es als Indossament eindeutig 164
Baumbach/Hefermehl, Art. 17 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 14 Wechselgesetz, Rdnr. 2; Brox, Rdnr. 562; Hueck/ Canaris, § 8 II, S. 84ff.; Zöllner, § 14 Π, S. 87ff. 165
Barbieri, Art. 14, a, S. 50; Franza/Tomâ, Art. 14, 1, S. 83; Muguillo/Lorente, Art. 14, 2, S. 98, Villegas, Tercera Parte, Art. 14, 14.2. 166
Bonfanti/Garrone, CapituloΙΠ, § 72, S. 132; Muguillo/Lorente, Art. 14,1,S. 97; a.A. GómezLeo, Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo ΙΠ, Capitulo IV, 5, 5.1, S. 181. 167
Bonfanti/Garone,
168
Giraldi,
Capitulo ΠΙ, § 72, S. 132.
Ley de cheque, Art. 14, § 1, S. 124.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
56
zu erkennen ist. 169 Seit der letzten Scheckrechtsreform im Jahre 1995 muß ein wirksames Indossament in Argentinien des weiteren gemäß Art. 14 Abs. 1 N.L.Ch. die von der Zentralbank festgesetzten Angaben enthalten.170 Ein nur aus der Unterschrift des Indossanten bestehendes Blankoindossament gibt es somit nicht mehr. 171 Die Vorschriften 1.3.4.1 bis 1.3.4.7. der von der Zentralbank erlassenen Verordnung A 2329 betreffen das Indossament. So muß gemäß der Vorschrift 1.3.4.2. ein Indossament neben der Unterschrift des Indossanten auch seine vollständigen Vor- und Nachnamen enthalten. Ist eine juristische Person der Indossant, muß das Indossament die Firma sowie das Verhältnis des Vertreters zur vertretenen juristischen Person angegeben.172 Die Mehrzahl der übrigen Vorschriften der Verordnung wiederholen im wesentlichen trotz teilweise leicht geänderten Wortlauts, lediglich den Regelungsgehalt einiger Paragraphen des Scheckgesetzes. In der Vorschrift 1.3.4.1. ist wie in Art. 12 Abs. 1 N.L.Ch. die Übertragbarkeit von Orderschecks mittels Indossament geregelt. Die Vorschrift 1.3.4.3. stimmt vom Regelungsgehalt mit Art. 13 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. völlig überein, da beide die Nichtigkeit eines Teilindossaments sowie eines Indossaments des Bezogenen anordnen. Schließlich wird in der Vorschrift 1.3.4.7. festgestellt, daß bezüglich der übrigen Aspekte, die im Zusammenhang mit einem Indossaments stehen, die Regelungen des Scheckgesetzes gelten. Insgesamt vermag die Konzeption der Verordnung A 2329 häufig nicht zu überzeugen, da die in ihr enthaltenen Vorschriften oft nur Regelungen des Scheckgesetzes wiederholen oder Selbstverständlichkeiten ausdrücklich normieren. 173 Aus diesem Grund wird in Teilen der Literatur auch bemängelt, daß der Exekutive, hier in Gestalt der argentinischen Zentralbank, ein zu großer Getaltungspielraum im Hinblick auf den Erlaß von Verordnungen eingeräumt wird. Durch den Erlaß von Verordnungen, die nicht in der erforderlichen Weise mit dem zugrunde liegenden Gesetz abgestimmt seien, würden lediglich Rechtsklarheit und Rechtssicherheit beeinträchtigt werden. 174 Ein Indossament, das nicht die von der Zentralbank geforderten Angaben enthält, führt weder zur Unwirksamkeit des gesamten Schecks, noch schränkt 169
Brox, Rdnr. 563; Bülow, Art. 16 Scheckgesetz, Rdnr. 3.
170
Franza/Tomà,
Art. 14, 1, S. 84; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 14, 1; Rejón,
S. 23. 171
Villegas,
Tercera Parte, Art. 14, 14.3, S. 173.
172
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.4., S. 38; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VI, 2, S. 60. 173 174
Villegas,
La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VI, 2, S. 60f.
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 14, 2, S. 89; Muguillo/Lorente, Art. 14, 2, S. 99; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VI, 2, S. 61.
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§ 2 Übertragung des Schecks
es seine weitere Übertragbarkeit ein. Lediglich das betroffene Indossament ist ungültig.175 Diese Rechtsfolge ergibt sich aus Art. 14 Abs. 3 N.L.Ch. sowie der Vorschrift 1.3.4.4. der Verordnung A 2329, die im wesentlichen die Regelung des genannten Paragraphen wiederholt. Daß die Regelung des Art. 14 Abs. 3 N.L.Ch. überhaupt in das neue Scheckgesetz aufgenommen wurde, geht auf eine Initiative des Abgeordneten Fragoso während des Gesetzgebungsverfahrens zurück. Fragoso befürchtete aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit Verordnungen, daß bei Fehlen einer solchen Regelung im Scheckgesetz die Zentralbank in einer Verordnung die Unwirksamkeit des ganzen Schecks anordnen könne, wenn sich auf dem Scheck ein Indossament ohne die von Zentralbank verlangten Angaben befände. Eine derartige Regelung hätte jedoch das Vertrauen des Verkehrs in die Sicherheit des Schecks als Zahlungsmittel in nicht gewolltem Maße einschränkt und die Umlauffahigkeit des Schecks erheblich beeinträchtigt.176
3. Wirkungen des Indossaments Das Indossament hat auch im argentinischen Scheckrecht drei Wirkungen oder Funktionen: die Legitimationsfunktion, die Transportfunktion und die Garantiefunktion. 177
a) Legitimationsfunktion Die Legitimationsfunktion des Indossaments wird von Teilen der argentinischen Scheckrechtsliteratur als die wesentliche der drei Funktionen des Indossaments bezeichnet.178 Die Legitimationsfunktion ergibt sich aus Art. 17 Abs. 1 N.L.Ch. Diese ebenfalls im Jahre 1963 erstmals in das argentinische Scheckgesetz aufgenommen Vorschrift stimmt im Wortlaut mit Art. 19 des deutschen und des Einheitlichen Scheckgesetzes überein. Demnach gilt als rechtmäßiger Inhaber des Schecks, wer ihn in Händen hat und sein Recht durch eine ununterbrochene Reihe von Indossamenten nachweist. Entscheidend für die Legitimation ist also allein der Besitz des Schecks und eine ununter175
Barbieri , Art. 14, c; Villegas, Tercera Parte, Art. 14, 14.5, S. 174; derselbe in: La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VI, 2, S. 61. 176
Antecedentes Parlamentarios, S. 262, Rdnr. 180; Villegas, Tercera Parte, Art. 14, 14.5, S. 173. 177
Barbieri,
Art. 15, S. 52; Muguillo/Lorente,
178
Barbieri,
Art. 17, S. 56; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 15, 1, S. 91.
Art. 15, 1.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
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brochene Indossamentenkette.179 Dagegen ist nicht erheblich, ob derjenige, der den Scheck in den Händen hält, auch tatsächlich Eigentümer der Scheckurkunde bzw. Inhaber des in der Scheckurkunde verkörperten Rechts ist. 180 Weder durch ein Blankoindossament noch durch ein gefälschtes Indossament in der Indossamentenkette wird die Legitimation des Scheckinhabers beeinträchtigt.181 Ausgestrichene Indossamente gelten gemäß Art. 17 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. als nicht geschrieben. Das ausgestrichene Indossament unterbricht somit, wenn das folgende Indossament sich daran anschließt. Dagegen unterbricht ein ausgestrichenes Indossament nicht, sondern verbindet, wenn sich das folgende Indossament an das dem ausgestrichenen vorangehenden anschließt.182 Der frühere Art. 17 des argentinischen Scheckgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963 ist in der letzten Scheckrechtsreform um einen zweiten Absatz ergänzt worden. 183 Nach dieser neuen Regelung wird (nur) im Falle des Fehlens einer entsprechenden Datierung angenommen, daß die Indossamente in der Reihenfolge ihrer räumlichen Anordnung auf die Scheckurkunde gesetzt wurden. Art. 17 Abs. 2 N.L.Ch. stellt damit eine widerlegbare Rechtsvermutung auf. 184 Die Frage, ob für die Bestimmung der Reihenfolge der Indossamente und damit auch für die Beurteilung der formellen Legitimation ein beim Indossament befindliches Datum oder allein die räumliche Stellung auf der Scheckurkunde entscheidend ist, wurde bereits vor Erlaß dieser neuen Regelung in der argentinischen Scheckrechtsliteratur, auch unter Berücksichtigung der Handhabung in anderen Staaten, erörtert. Diese Frage ist regelmäßig dann entscheidend, wenn ein auf der Scheckurkunde räumlich nachfolgendes Indossament mit einem im Vergleich zu dem räumlich vorstehenden Indossament - früheren Datum versehen ist. In ausdrücklicher Abgrenzung zur damaligen deutschen Scheckrechtslehre tendierte die argentinische Scheckrechtslehre jedoch grundsätzlich eher dahin, in einem derartigen Fall das Datum und nicht die räumliche Reihenfolge als entscheidend anzusehen. Begründet wurde diese Auffassung damit, daß auch andere Vermerke auf einer Scheckurkunde grundsätzlich berücksichtigt und bis zum Beweis des Gegenteils als wahr unterstellt
179
Barbieri, Art. 17, b, S. 57; Giraldi, Muguillo/Lorente, Art. 17, 1, S. 106. 180
Ley de cheque, Art. 12, § 1, S. 108;
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 15, 1, S. 91; Muguillo/Lorente, S. 106. 181
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97.
182
GómezLeo, Art. 17, 3, S. 100; Villegas,
Art. 17, 1,
Tercera Parte, Art. 17, 3, S. 100.
183
Giraldi, Art. 17, S. 23; GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo Π, 13; Muguillo/Lorente, Art. 17, 1, S. 107. 184
Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, Capitulo II, 13; Muguillo/Lorente, Art. 17, 1, S. 107; Villegas, Tercera Parte, Art. 17, 17.5.
§ 2 Übertragung des Schecks
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werden. 185 Eine endgültige Entscheidung über die Reihenfolge der Indossamentenkette sei jedoch stets nur unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des einzelnen Falles möglich.186 Der argentinische Gesetzgeber hat diese Auffassung der überwiegenden Lehre durch die Aufnahme des Absatzes 2 in Art. 17 N.L.Ch. übernommen. Denn gemäß dieser Vorschrift bestimmen grundsätzlich die bei den Indossamenten angegebenen Daten die Reihenfolge der Indossamente. Nur wenn ein Datum nicht angeben ist, kommt es für die Bestimmung der Reihenfolge auf die räumliche Anordnung der Indossamente auf dem Scheckvordruck an. Im deutschen Scheckrecht hingegen ist grundsätzlich die räumliche Reihenfolge und nicht eine Datierung des Indossaments entscheidend. Nur wenn sich aus der räumlichen Anordnung der Indossamente eine ununterbrochene Reihenfolge nicht ersehen läßt, wie es beispielsweise bei einer Indossierung auf der Vorderseite des Scheckvordrucks der Fall ist, kann die Reihenfolge ausnahmsweise auch anhand der Datierung der Indossamente bestimmt werden. Läßt sich auch so die Reihenfolge der Indossamente nicht zweifelsfrei feststellen, ist die Indossamentenkette unterbrochen. 187
b) Garantiefunktion Der Indossant haftet gemäß Art. 16 Abs. 1 N.L.Ch. mangels eines entgegenstehenden Vermerks für die Zahlung. Diese ebenfalls im Jahre 1963 erstmals in das damalige argentinische Scheckgesetz aufgenommenen Vorschrift stimmt damit im Wortlaut mit dem entsprechenden Art. 18 Abs. 1 des deutschen Scheckgesetzes überein. Beiden Gesetzen lag die gleichlautende Regelung des Art. 18 Abs. 1 des EinheitlichenScheckgesetzes zugrunde. 188 Demnach haftet der Indossant für die Zahlung zusammen mit anderen Scheckzeichnern als Gesamtschuldner, falls die bezogene Bank den Scheck nicht einlöst und die formalen Voraussetzungen des Art. 38 N.L.Ch. 1 8 9 erfüllt sind. Gläubiger des Indossanten ist der Inhaber der Scheckrechte, also in der Regel der letzte Indossatar. Mit der Einlösung wird der Indossant selbst Rückgriffsgläubiger seiner Vormänner. 190 Die Bezeichnung des Indossanten in Art. 16 Abs. 1 185
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 95. Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 96. 187 Baumbach/Hefermehl, Art. 19 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 16 Wechselgesetz, Rdnr. 3. 186
188
Muguillo/Lorente, Art. 16, 1, S. 103; Villegas, Tercera Parte, Art. 16, 16.1; Baumbach/Hefermehl, Einleitung Scheckgesetz, Rdnr. 3. 189 Art. 38 N.L.Ch. regelt die Voraussetzungen des Rückgriffs und entspricht in etwa dem Art. 40 des deutschen Scheckgesetzes. 190 Barbieri, Art. 16, a, S. 54; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 16, 1, S. 94; Muguillo/Lorente, Art. 16, 1, S. 103; Villegas, Tercera Parte, Art. 16, 16.2, S. 176
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
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N.L.Ch. als "garante de pago" (Zahlungsgarant) wird von Teilen der argentinischen Literatur als unglücklich bezeichnet, da die Haftung des Indossanten für die Zahlung abstrakt, also unabhängig von dem der Scheckbegebung zugrunde liegenden Kausal Verhältnisses sei. Eine Garantie ist im argentinischen Recht aber - im Gegensatz zum deutschen Recht - stets akzessorisch. Trotz dieser Kritik hat der Gesetzgeber den Wortlaut dieser Norm bisher nicht den argentinischen Gegebenheiten besser angepaßt.191
c) Transportfunktion Die Bedeutung der Transportfunktion ist nicht auf die Übertragung des Schecks im Normalfall beschränkt, sondern kommt insbesondere auch beim Erwerb vom Nichtberechtigten sowie beim Ausschluß von Einwendungen gegen die verbriefte Forderung zum Tragen.
aa) Grundsatz Nach Art. 15 Satz 1 N.L.Ch. überträgt das Indossament alle Rechte aus dem Scheck. Diese erstmals 1963 in das argentinische Scheckrecht aufgenommene Regelung stimmt im Wortlaut mit Art. 17 Abs. 1 des deutschen sowie des Einheitlichen Scheckgesetzes überein. Nachdem im Jahre 1988 sämtliche das Indossament betreffenden Vorschriften aufgehoben worden waren, wurden sie im Zuge der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 im wesentlichen wieder unverändert in das argentinische Scheckgesetz aufgenommen. 192 Das Indossament hat zum einen Transportfunktion, indem es den Indossatar zum Inhaber aller sich aus dem Scheck ergebender Rechte macht.193 Darüber hinaus umfaßt der argentinischen Scheckrechtsliteratur zufolge die Transportfunktion des Indossaments auch die Übertragung des Eigentums an der Scheckurkunde. 194 Letzteres wird zwar ausdrücklich so behauptet, jedoch nicht näher
191
Giraldi, S. 104. 192
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 16, § 1, S. 128; Muguillo/Lorente,
Art. 16, 2,
Art. 15, S. 22; Rejón, S. 23.
193
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 94; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 15, 1, S. 86; GómezLeo, Art. 15, 1, S. 92; Muguillo/Lorente, Art. 15, 1; Villegas, Art. 15, 15.1. 194
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 3, und Art. 15, 1, S. 92; Muguillo/Lorente, Art. 15, 1; Villegas, Tercera Parte Art. 12, 12.1, c, S. 158.
61
§ 2 Übertragung des Schecks
begründet.195 Die der Scheckzahlung zugrunde liegende Forderung aus dem Grundverhältnis zwischen Indossant und Indossatar wird von der Transportwirkung unstreitig nicht erfaßt. 196
bb) Erwerb vom Nichtberechtigten Der Erwerb eines Order- wie auch eines Inhaberschecks von einem Nichtberechtigten ist grundsätzlich möglich. Eine entsprechende Regelung findet sich in Art. 19 N.L.Ch. Dieser Vorschrift diente Art. 21 des Einheitlichen Scheckgesetzes als Vorlage. Der Wortlaut dieser Vorschrift ist daher mit dem des Art. 21 des deutschen Scheckgesetzes vergleichbar. Abgesehen von kleineren stilistischen Änderungen hat sich der Wortlaut des Art. 19 N.L.Ch. gegenüber der erstmaligen Fassung aus dem Jahre 1963 nicht geändert.197 Der Erwerb vom Nichtberechtigten setzt demnach voraus, daß der Veräußerer des abhandengekommenen Schecks ordnungsgemäß legitimiert ist und der Erwerber gutgläubig ist. 198
(1) Formelle Legitimation Der Veräußerer eines Orderschecks ist ordnungsgemäß formell legitimiert, wenn er als Schecknehmer im Scheck bezeichnet ist oder eine ununterbrochene Reihe von Indossamenten i.S.d. Art. 17 N.L.Ch. auf ihn hinführt. 199 Der Veräußerer eines Inhaberschecks ist dagegen bereits allein durch den Besitz der Scheckurkunde in ausreichender Weise formell legitimiert. 200
195
Nur Fontanarossa hat in seiner Kommentierung des im Jahre 1963 erlassenen Scheckgesetzes in einem Nebensatz darauf hingewiesen, daß die Übertragung eines Orderschecks neben dem Indossament auch die Übertragung der Scheckurkunde nach bürgerlichem Recht erfordert (vgl. Fußnote 161). 196
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 95; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 15, 1,
S. 90. 197
Giraldi, Art. 19, S. 23; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 19, 19.1.
Art. 19, 1, S. 109; Rejón, S. 25;
198
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 19, 2, S. 105; Villegas, Tercera Parte, Art. 19, 19.2 und 19.3. 199 Barbieri, Art. 19, S. 61; Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97; Villegas, Parte, Art. 19, 19.2. 200
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97; Villegas,
Tercera
Tercera Parte, Art. 19, 19.2.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
62
(2) Abhandenkommen Der Erwerb von einem Nichtberechtigten setzt weiter voraus, daß der frühere Inhaber des Schecks den Besitz daran "aus irgendeinem Grunde" (por cualquier evento) verloren hat. In der Terminologie des deutschen Scheckgesetzes wird dieses Tatbestandsmerkmal mit "irgendwie abhanden gekommen" umschrieben.201 Definiert wird dieser Begriff von der deutschen Scheckrechtslehre 202 und Rechtsprechung203 im allgemeinen so, daß der Scheck bzw. Wechsel irgendwie abhanden gekommen ist, wenn der Scheck ohne wirksamen Begebungsvertrag übergeben wurde. Demnach liegt ein Abhandenkommen nicht nur bei jedem unfreiwilligen Besitzverlust vor, sondern kann auch bei einem freiwilligen Besitzverlust des Berechtigten gegeben sein, wenn der Scheck etwa aufgrund eines Willensmangels übergeben worden ist. 204 Eine vergleichbare Definition dieses Tatbestandsmerkmals existiert im argentinischen Scheckrecht nicht. Dies erklärt sich zum einen daraus, daß die Konstruktion des Begebungsvertrages dem argentinischen Scheckrecht fremd ist. 205 Zum anderen zieht die argentinische Scheckrechtsliteratur wegen des Wortlauts des Art. 19 N.L.Ch. - Besitzverlust "aus irgendeinem Grund" - die Bildung von Fallgruppen bzw. die Nennung von Beispielen einer abstrakten Definition vor. 206 Die umfangreichste Auflistung von Fallgruppen findet sich bei Fontanarossa , wobei auch diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Danach ist das Tatbestandsmerkmal "aus irgendeinem Grund" unter anderem erfüllt bei: Raub (robo), Diebstahl (hurto), Unterschlagung (apropiación indebida) oder einem sonstigen Verlust (pérdida ο extravio). 207 Der Besitzverlust "aus irgendeinem Grund" erfaßt demnach grundsätzlich nur Fälle des unfreiwilligen Besitzverlustes, während das entsprechende Tatbestandsmerkmal "irgendwie abhanden gekommen" des deutschen Scheckgesetzes eben auch Fälle des freiwilligen Besitzverlustes erfaßt. Insgesamt spielt dieses Tatbestandsmerkmal in der argentinischen Scheckrechtsliteratur nur eine untergeordnete Rolle, da es allgemein als unproblematisch angesehen wird. 208
201
Baumbach/Hefermehl,
202
Baumbach/Hefermehl, Art. 21, Rdnr. 5. 203 m
Art. 21 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Brox, Rdnr. 568. Art. 21 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Bülow, Scheckgesetz,
RGZ 103, 87 (89); BGH WM 1991, 1946 (1948). Brox, Rdnr. 5; Bülow, Art. 21 Scheckgesetz, Rdnr. 5.
205
Vgl. Erster Teil § 1 II 1 b.
206
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97; Franza/Tomà , Parte Segunda, Art. 19, 1,
S. 90. 207
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97.
208
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 19, 1; Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97.
63
§ 2 Übertragung des Schecks
(3) Guter Glaube Voraussetzung eines wirksamen Erwerbs vom Nichtberechtigten ist schließlich, daß der Erwerber gutgläubig ist. Nicht gutgläubig ist der Erwerber, wenn er von der fehlenden Berechtigung des Veräußerers Kenntnis hat (mala fe) oder wenn ihm die Nichtberechtigung aufgrund grober Fahrlässigkeit (culpa grave) nicht bekannt ist. 209 Der Begriff "mala fe" wird im allgemeinenen als das Wissen des Erwerbers im Zeitpunkt der Inbesitznahme des Schecks um den unfreiwilligen Besitzverlust des eigentlichen Scheckerechtigten definiert. 210 Die Bösgläubigkeit erfordert damit ein subjektives und ein zeitliches Element. Das Wissen um die fehlende Berechtigung des Veräußerers ist das subjektive Element, während das Erfordernis dieses Wissens um die Nichtberechtigung im Moment des Erwerbs des Schecks das zeitliche Element darstellt. 211 Der Begriff "culpa grave" ist erst 1995 in das argentinische Scheckgesetz aufgenommen worden. Diese Formulierung löste den 1963 in das argentinische Scheckggesetz aufgenommenen Begriff "falta grave" ab, der einer wörtlichen Übersetzung des Originalwortlautes des Einheitlichen Scheckgesetzes entsprach. 212 Inhaltlich sind mit dieser neuen Formulierung jedoch keine Änderungen verbunden. Zweck war lediglich die Harmonisierung der Terminologie des argentinischen Scheckgesetzes mit der übrigen, die grobe Fahrlässigkeit betreffenden nationalen Gesetzesterminologie.213 Grob fahrlässig handelt der Erwerber des Schecks, wenn er die Vorsichtsmaßnahmen unterläßt, die sonst jede am Wirtschaftsleben beteiligte redliche Person (el buen hombre de negocios) bei dem Erwerb eines Schecks oder eines anderen Wertpapiers normalerweise beachtet.214 Eine mit der deutschen Scheckrechtsliteratur 215 vergleichbare systematische Darstellung, worauf sich der gute Glaube des Erwerbers beziehen muß, gibt es im argentinischen Schrifttum nicht. Die argentinische Scheckrechtslehre beschränkt sich bewußt auf eine eher allgemein 209
Barbieri, Art. 19, S. 62; Franza/Tomâ, Villegas, Tercera Parte, Art. 19, 19.3.
Parte Segunda, Art. 19, 2, S. 91f.;
210
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 97; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 19, 2, S. 91; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 19, 3, S. 105; Villegas, Tercera Parte; Art. 19, 19.3. 211
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 19, 3, S. 105f.
212
Giraldi, Art. 19, S. 24; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 19, 4, S. 106; Muguillo/ Lorente, Art. 19, 1, S. 109; Rejón, S. 25. 2,3
Giraldi,
Art. 19, S. 24; Muguillo/Lorente,
214
Art. 19, 1, S. 109.
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 98; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 19, 2, S. 92; Giraldi, Ley de cheque, Art. 20, § 3, S. 135; Muguillo/Lorente, Art. 19, 1, S. 110. 215
Brox, Rdnr. 568; Zöllner,
§ 14 VI 1 c bb.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel gehaltene Definition des guten Glaubens und verweist hinsichtlich der Detailfragen auf die ergangene Rechtsprechung.216 Demnach handelt beispielsweise der Erwerber eines Schecks grob fahrlässig, wenn er von einer ihm nicht näher bekannten Person einen Scheck zur Begleichung einer Forderung erwirbt, die in ihrer Höhe geringer ist als die auf der Urkunde angegebene Schecksumme,217 sowie derjenige, der nicht auf die Vorlage einer Vollmachtsurkunde besteht, wenn ein Vertreter den Scheck für den in der Scheckurkunde namentlich genannten Begünstigen übergibt und indossiert.218 Grundsätzlich geht die Rechtsprechung im Interessenkonflikt zwischen dem Scheckinhaber und dem Scheckverpflichteten, der sich auf das Abhandenkommen des Schecks beruft, von der Gutgläubigkeit des Scheckinhabers aus. Dies gilt nur dann nicht, wenn der Scheckverpflichtete nachweisen kann, daß der Scheckinhaber den Scheck in Kenntnis bzw. in grob fahrlässiger Unkenntnis der Nichtberechtigung des Veräußerers erworben hat. 219
4. Einwendungsausschluß Der Schutz eines redlichen Erwerbers wäre unvollkommen, wenn ihm der Scheckverpflichtete ohne weiteres Einwendungen220 entgegenhalte könnte, die ihm gegen den Aussteller oder einem früheren Scheckverpflichteten zustehen. Aus diesem Grunde führt die Transportfunktion des Indossaments auch zu einem Einwendungsausschluß. Der Einwendungsauschluß ist zum Teil in Art. 20 N.L.Ch. normiert, der inhaltlich voll dem Art. 22 des deutschen Scheckgesetzes entspricht. Daher ist auch im argentinischen Scheckrecht die Regelung im Scheckgesetz bezüglich des Einwendungsausschlusses als nicht abschließend anzusehen.221 Während sich in Deutschland zu der nicht abschließenden Regelung im Scheckgesetz eine umfangreiche, von der Wissenschaft 222
216
Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 98; Muguillo/Lorente,
Art. 19, 1, S. 111.
217
CNCom., Sala A, 25.3.1966, El Derecho 1966, Tomo 15, 485 (485).
2.8
CApel.C.C. Bahia Bianca, 7.7.82, La Ley 1973, Tomo 148, 391 (392).
2.9
Muguillo/Lorente,
Art. 19, 1, S. 111.
220
Der Begriff der "Einwendung" wird hier, wie in der deutschen Einwendungslehre im allgemeinen auch, weit verstanden. Darunter werden grundsätzlich alle Verteidigungsmittel des Beklagten, seien sie nun rechtshemmend, rechtshindernd oder rechtsvernichtend, zusammengefaßt (vgl. Brox, Rdnr. 619; Zöllner, § 21 I, S. 130). 221
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 20, 2; Muguillo/Lorente,
222
Brox, Rdnr. 619ff.; Hueck/ Canaris, § 9; Meyer-Cording,
Art. 20, 2, S. 115. A XIV; Richardi,
§ 24
§ 2 Übertragung des Schecks
65
und der Rechtsprechung223 gleichermaßen getragene Einwendungslehre herausgebildet hat, wird die den Einwendungsausschluß betreffende Regelung des argentinischen Scheckgesetzes durch Vorschriften der Zivilprozeßordnung (Código procesal civil y comercial de la nación)224 ergänzt.
a) Deutsches Recht Im deutschen Scheckrecht wird üblicherweise zwischen drei Arten von Einwendungen differenziert: urkundliche Einwendungen, nichturkundliche Gültigkeitseinwendungen und persönliche Einwendungen.225
aa) Urkundliche Einwendungen Urkundliche Einwendungen sind Einwendungen, die sich aus dem Inhalt der Urkunde ergeben. Dazu gehören etwa die Einwendungen des Formmangels des Schecks oder der fehlenden Formallegitimation des Scheckinhabers. Ein weiterer urkundlicher Einwand ergibt sich aus einem auf den Scheck gesetzten Stundungsvermerk. Schließlich ist auch die Verjährung der Scheckansprüche ein urkundlicher Einwand, da sie dem Scheck zumindest mittelbar entnommen werden kann. 226 Die Wirkung der urkundlichen Einwendungen besteht darin, daß sie jedem Inhaber entgegengesetzt werden können. Urkundliche Einwendungen wirken somit absolut. Die Wirkung erklärt sich daraus, daß diese Einwendungen für jeden Erwerber aus der Urkunde ersichtlich sind und ein besonderer Verkehrsschutz daher nicht nötig ist. 227
223
BGH NJW 1973, 282 (283); WM 75, 1002 (1003).
224
Barbieri,
Art. 20, S. 63; Giraldi,
Ley de cheque, Art. 40, § 4, S. 249.
225
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 10; Brox, Rdnr. 622; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 3ff.; Zöllner, § 21 II 2. 226
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 6; Brox, Rdnr. 623; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Zöllner, § 21 ΙΠ, S. 132f. Hinsichtlich des Einwandes der fehlenden Formallegitimation ist Bülow der Ansicht, daß es sich hierbei nicht um eine urkundliche Einwendung, sondern um eine Anspruchsvoraussetzung handele. 227
Brox, Rdnr. 623; Zöllner,
5 Schütz
§ 21 III, S. 133.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel bb) Nichturkundliche Gültigkeitseinwendungen Nichturkundliche Gültigkeitseinwendungen sind Einwendungen, die die Gültigkeit der scheckrechtlichen Verpflichtung betreffen und nicht aus der Urkunde ersichtlich sind. 228 Hinsichtlich der Wirkung nichturkundlicher Gültigkeitseinwendungen ist zu differenzieren. Der Scheckverpflichtete, in der Regel der Aussteller oder ein Indossant, kann seinem unmittelbaren Nehmer (Ersterwerber) gegenüber einen nichturkundlichen Gültigkeitseinwand immer entgegenhalten. Denn das Risiko, daß ein Rechtsgeschäft unwirksam ist, haben grundsätzlich die Beteiligten dieses Rechtsgeschäfts zu tragen. Das Schutzinteresse des Verkehrs ist immer erst dann betroffen, wenn das angeblich begründete Recht durch Rechtsgeschäft auf einen Dritten (Zweiterwerber) übertragen wird. 229 Ob die Gültigkeitseinwendungen auch gegenüber dem Zweiterwerber erheblich sind, hängt vom Einzelfall ab. Unter Abwägung zwischen dem Schutzinteresse des Scheckverpflichteten und dem Verkehrsinteresse wird im allgemeinen ein Interessenausgleich unter Anwendung der Grundsätze der Rechtsscheinhaftung vorgenommen. Danach sind Gültigkeitseinwendungendes Scheckverpflichteten gegenüber seinem Zweiterwerber dann unerheblich, wenn der Schuldner für seine Scheckverpflichtung einen zurechenbaren Rechtsschein gesetzt hat und der Zweiterwerber gutgläubig war, d.h. weder Kenntnis noch grob fahrlässige Unkenntnis von der Nichtberechtigung des Veräußeres hatte. 230 Mangels Veranlassung eines zurechenbaren Rechtsscheins können folgende nichturkundliche Gültigkeitseinwendungen neben dem Erst- grundsätzlich auch dem Zweiterwerber entgegengehalten werden: Fälschung, vollmachtlose Vertretung, unmittelbarer Zwang, Geschäftsunfähigkeit sowie mangelndes Erklärungsbewußtsein. 231 Bei den übrigen nichturkundlichen Gültigkeitseinwendungen, wie der Einwand des abhanden gekommenen Schecks, des unwirksamen Begebungsvertrages und schließlich der Erfüllung, kann dagegen grundsätzlich das Prinzip der Rechtsscheinhaftung durchgreifen. In diesen Fällen kann ein derartiger Einwand nur dem schlechtgläubigen Erwerber
228
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 7; Brox, Rdnr. 624; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Zöllner, § 21 IV, S. 133. 229
Brox, Rdnr. 622; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 5.
230
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 7; Brox, Rdnr. 622; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Zöllner, § 21 IV 2. 231
Brox, Rdnr. 627; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Zöllner, und b.
§ 21 IV 3 a
6
§ 2 Übertragung des Schecks
gegenüber erhoben werden. 232 Einzelheiten, insbesondere hinsichtlich des Einwandes des unwirksamen Begebungsvertrages, sind äußerst umstritten. 233
cc) Persönliche Einwendungen Die in Art. 22 des deutschen Scheckgesetzes geregelten persönlichen Einwendungen sind die Einwendungen des Scheckverpflichteten, die auf seiner unmittelbaren Beziehung zu einem bestimmten Scheckgläubiger beruhen. Von den urkundlichen Einwendungen und den nichturkundlichen Gültigkeitseinwendungen unterscheiden sie sich dadurch, daß sie aus dem Kausalgeschäft oder einer besonderen scheckrechtlichen Vereinbarung zwischen Schuldner und Gläubiger folgen. 234 Zur ersteren Gruppe gehört zunächst der Einwand, daß das der Scheckbegebung zugrunde liegende Kausalverhältnis fehle oder nichtig sei. Zwar ist die scheckrechtliche Verpflichtung als abstraktes Rechtsgeschäft auch ohne Kausalverhältnis wirksam, doch steht dem Scheckverpflichteten die Bereicherungseinrede gemäß §§812 Abs. 2, 821 BGB zu, da der Scheck in diesem Fall ohne Rechtsgrund begeben wurde. 235 Zur Gruppe der persönlichen Einwendungen aus dem Kausalgeschäft gehört schließlich auch die Einrede des nichterfüllten Vertrages gemäß § 320 BGB sowie des Zurückbehaltungsrechts aus dem Grundgeschäft gemäß § 273 BGB. Hier besteht zwar ein Rechtsgrund für die Scheckverpflichtung, so daß wegen der Abstraktheit der Scheckverpflichtung grundsätzlich von der Unerheblichkeit der Einreden auszugehen wäre. Dieses Ergebnis wäre jedoch interessenwidrig, da der Scheckverpflichtete dann vorleistungspflichtig würde. Die herrschende Meinung geht daher davon aus, daß die Einrede aus dem Kausalgeschäft zwar nicht unmittelbar gegenüber der Scheckforderung wirkt, die Geltendmachung dieser Forderung jedoch eine unzulässige Rechtsausübung darstellen kann. 236 Zu den persönlichen Einwendungen, die auf einer besonderen scheckrechtlichen Vereinbarung beruhen, gehört zumindest nach der herrschenden Meinung zunächst der
232
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 17; Brox, Rdnr. 628ff.; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 8; Zöllner, § 21 IV 3 c. 233
Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 8; Zöllner,
§ 21 IV 1, S. 133f.
234
Baumbach/Hefermehl, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 17 Wechselgesetz, Rdnr. 63; Brox, Rdnr. 633; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 11; Zöllner, §21 V. 235
Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 11; Zöllner,
236
BGHZ 57, 292 (300); Brox, Rdnr. 634; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 634.
§ 21 V 1 a.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel Einwand, der Scheck sei nur aus Gefälligkeit gezeichnet worden. 237 Des weiteren begründet schließlich auch die Stundung der Scheckforderung einen persönlichen Einwand.238 Hinsichtlich der Wirkung der persönlichen Einwendung ist zwischen Ersterwerber und Zweiterwerber zu differenzieren. Danach kann derjenige, der aus dem Scheck in Anspruch genommen wird, dem Scheckgläubiger alle persönlichen Einwendungen entgegensetzen, die sich auf seine unmittelbaren Beziehungen zu diesem Gläubiger gründen. In Ausnahmefällen können persönliche Einwendungen auch dem Zweiterwerber des Schecks entgegengehalten werden. Dies setzt gemäß Art. 22 des deutschen Scheckgesetzes voraus, daß der Zweiterwerber bei dem Erwerb des Schecks bewußt zum Nachteil des Scheckverpflichteten gehandelt hat. Erforderlich ist ein Benachteiligungsvorsatz, d.h. der Zweiterwerber muß den Scheckverpflichteten bewußt und willentlich durch den Einwendungsverlust schädigen wollen. Demnach reichen weder fahrlässige Unkenntnis noch bloße Kenntnis vom Bestehen der Einwendung aus. Die Beweislast trägt insoweit der Scheckverpflichtete. 239
b) Argentinisches Recht Wie im deutschen Scheckrecht kann auch im argentinischen Scheckrecht zwischen drei Arten von Einwendungen unterschieden werden. Dabei handelt es sich um die "Formalen Einwendungen" (defensas in rem ο formales), die sogenannten "Allgemeinen Einwendungen" (defensas prevista por el Código Procesai) und die "Persönlichen Einwendungen" (defensas personales).240 Die Zuordnung der Einwendungen in die einzelnen Gruppen im argentinischen und im deutschen Scheckrecht entsprechen einander nur teilweise. So werden beispielsweise Einwendungen, die im deutschen Scheckrecht ausschließlich der Gruppe der persönlichen Einwendungen zugerechnet werden, im argentinischen Scheckrecht zum Teil der Gruppe der persönlichen Einwendungen und zum Teil der Gruppe der sogenannten allgemeinen Einwendungen zugeordnet. Eine der deutschen Einwendungslehre im Umfang entsprechende und zusammenhängende Erörterung der Einwendungen gibt es in der argentinischen Scheckrechtsliteratur nicht. 241 Dies ist darauf zurückzuführen, daß der Anwendungsbereich einzelner Einwendungen in der argentinischen Zivilprozeßordnung 237
Brox, Rdnr. 635; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 13; Zöllner,
§ 21 V 2 d.
238
Brox, Rdnr. 636; Bülow, Art. 22 Scheckgesetz, Rdnr. 14; Zöllner,
§ 21 V 2 b.
239
BGH WM 1986, 449 (449); Brox, Rdnr. 638; Zöllner,
240
Barbieri,
Art. 20, S. 63; Giraldi,
241
Barbieri,
Art. 20, S. 63; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 5, S. 179ff.
§ 21 V 2, S. 137.
Ley de cheque, Art. 20, § 5, S. 137.
§ 2 Übertragung des Schecks
6
ausdrücklich geregelt ist, so daß die Notwendigkeit, eine eigenständige Einwendungslehre zu entwickeln, nicht in dem Maße wie in Deutschland besteht.242
aa) Formale Einwendungen Die formalen Einwendungen sind Einwendungen, die aus der Urkunde ersichtlich sind. Dabei handelt es sich grundsätzlich um formale Mängel der Scheckurkunde. Ein solcher Mangel liegt insbesondere dann vor, wenn die Scheckurkunde nicht die in Art. 2 N.L.Ch. genannten notwendigen Bestandteile enthält. Eine die formalen Einwendungen betreffende ausdrückliche Regelung gibt es nicht. Die Zulässigkeit dieser Einwendungen zieht die argentinische Lehre vielmehr aus einem Umkehrschluß zu Art. 22 N.L.Ch., der auschließlich die persönlichen Einwendungen regelt. 243 Der Anwendungsbereich der formalen Einwendungen deckt sich zum Teil mit dem der urkundlichen Einwendungen im deutschen Scheckrecht. Der Anwendungsbereich der urkundlichen Einwendungen im deutschen Scheckrecht geht jedoch noch über den der formalen Einwendungen im argentinischen Scheckrecht hinaus, da er nicht allein auf formale Mängel der Scheckurkunde beschränkt ist. 244
bb) Allgemeine Einwendungen Die sogenannten allgemeinen Einwendungen sind die Einwendungen, die ausdrücklich in Art. 544 Código Procesal, der argentinischen Zivilprozeßordnung, geregelt und in jedem Urkundenprozeß (juicio ejecutivo) zulässig sind.245 Die Vorschriften des Urkundenprozesses gelten gemäß Art. 523 Nr. 5 Código Procesal auch für Klagen aus einem Scheck. Der Art. 544 Código Procesal nennt insgesamt neun verschiedene Einwendungen, die in einem 242 Der deutsche Gesetzgeber hat in Kauf genommen, daß es sich bei den die Einwendungen betreffenden Vorschriften des Art. 17 Wechselgesetz bzw. Art. 22 Scheckgesetz um nicht abschließende Regelungen handelt. So wurde bewußt eine lückenhafte Regelung geschaffen, da man eine erschöpfende Regelung nicht für möglich hielt und es deshalb der Rechtsprechung und der Wissenschaft überlassen bleiben sollte, die Lücke zu schließen (vgl. Brox, Rdnr. 620). 243
Barbieri,
244
Vgl. Erster Teil § 2 I 4 a aa.
245
Art. 20, S. 63.
CNCom, Sala A, 17.2.1981, El Derecho 1981, Tomo 92, 850 (850); Barbieri, Art. 20, S. 63; Giraldi, Ley de cheque, Art. 20, § 5.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
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Urkundenprozeß erhoben werden können. Die in Art. 544 Código Procesal genannten Einwendungen stimmen zu einem Teil mit den deutschen nichturkundlichen Gültigkeitseinwendungen und zu einem anderen Teil mit den persönlichen Einwendungen des Art. 22 des deutschen Scheckgesetzes überein. Diese Einwendungen sind teilweise rein prozessualer Natur oder aber betreffen zumindest auch das materielle Recht.246 Zur Gruppe der rein prozessualen Einwendungen gehört gemäß Art. 544 Nr. 1 Código Procesal zunächst der Einwand der Unzuständigkeit (incompetencia) des angerufenen Gerichts; ferner gemäß Art. 544 Nr. 2 Código Procesal der Einwand der fehlenden Prozeßfähigkeit des Klägers oder des Beklagten bzw. eines ihrer ProzeßVertreter (Falta de personeria en el ejecutante, en el ejecutado ο en sus représentantes, por carecer de capacidad civil para estar en juicio ο de representación suficiente); des weiteren gemäß Art. 544 Nr. 3 Código Procesal der Einwand der anderweitigen Rechtshängigkeit (Litispendencia en otro juzgado ο tribunal competente) sowie schließlich gemäß Art. 544 Nr. 9 der Einwand der entgegenstehenden Rechtskraft (cosa juzgada). Zu der Gruppe der Einwendungen, die zumindest auch das materielle Recht betreffen, gehört gemäß Art. 544 Nr. 4 Código Procesal zunächst der Einwand der Fälschung bzw. der Untauglichkeit des Vollstreckungstitels (falsedad ο inhabilidad de titulocon que se pide la ejecución). Des weiteren gemäß Art. 544 Nr. 5 und Nr. 6 Código Procesal der Einwand der Verjährung (prescripción) sowie der Einwand der Zahlung (pago); ferner gemäß Art. 544 Nr. 7 Código Procesal der Einwand der Aufrechnung (compensation de crédito) sowie gemäß Art. 544 Nr. 8 Código Procesal der Einwand des Teilerlasses (quita), der Stundung (esperà), des schriftlichen Schulderlasses (remisión), der Schuldumwandlung (novación) sowie des Vergleichs (transaction) und der Schiedsabrede (conciliation ο compromiso documentado).247 Sind Verfassungsrechte beeinträchtigt, können ausnahmsweise auch solche Einwendungen vorgebracht, die üblicherweise durch die grundsätzlich abschließende Regelung des Art. 544 Código Procesal ausgeschlossen wären. 248
cc) Persönliche Einwendungen Die in Art. 20 N.L.Ch. geregelten persönlichen Einwendungen sind solche Einwendungen, die auf dem persönlichen Verhältnis zwischen dem Scheckschuldner und dem Scheckgläubiger beruhen. Das persönliche Verhältnis ist 246
Giraldi,
247
Barbieri , Art. 20, S. 63; Giraldi,
248
Ley de cheque, Art. 40, § 4, S. 249. Ley de cheque, Art. 40, § 4, S. 249.
CS, 8.3.1983, El Derecho 1983, Tomo 103, 651 (651); Colombo , S. 826; Giraldi , Ley de cheque, Art. 40, § 4, S. 249; Muguillo/Lorente, Art. 20, 2, S. 116.
§ 2 Übertragung des Schecks dabei das Verhältnis, das der Scheckbegebung zugrunde liegt. 249 Grundsätzlich können die persönlichen Einwendungen des in Anspruch genömmmenen Scheckschuldners, in der Regel der Aussteller oder ein Indossant, dem ordnungsgemäß legitimierten Scheckgläubiger, in der Regel dem im Scheck genannten Begünstigten oder einem Indossatar, nicht entgegengehalten werden. Begründet wird dies damit, daß derjenige, der einen Scheck mittels Indossament erwirbt, nicht lediglich das Recht des Veräußerers aus dem Scheck übertragen bekommt, sondern vielmehr Inhaber eines eigenständigen Rechts (derecho autonomo) wird. Zwischen diesem eigenständigen Recht und den früheren Inhabern des Schecks besteht keinerlei Verbindung. 250 Dieser Grundsatz hat jedoch zwei Ausnahmen. Zum einen gilt er nicht zwischen dem Scheckschuldner und seinem unmittelbaren Nehmer, also den Direktbeteiligten einer bestimmten Scheckbegebung. In diesem Fall kann der Scheckschuldner, wie im deutschen Recht auch, seine persönlichen Einwendungen dem Scheckgläubiger aus dem gemeinsamen Grundverhältnis entgegenhalten. Denn in diesem Verhältnis bedarf die Umlauffahigkeit des Schecks noch keines Schutzes. Die schutzwürdigen Interessen des Verkehrs sind immer erst dann betroffen, wenn ein Dritter, der mit dem Grundverhältnis seiner Vormänner nichts zu tun hat, den Scheck erwirbt. 251 Die zweite Ausnahme ist ausdrücklich in Art. 20 N.L.Ch. normiert. Danach kann der Scheckschuldner eine persönliche Einwendung gegen einen Dritten seinem Scheckgläubiger auch dann entgegenhalten, wenn der Scheckgläubiger beim Erwerb des Schecks bewußt zum Nachteil des Scheckschuldners gehandelt hat. In der argentinischen Scheckrechsliteratur ist umstritten, ob der Scheckgläubiger bei Erwerb des Schecks mit einem ausdrücklichen Benachteiligungsvorsatz gehandelt haben muß oder ob schon die bloße Kenntnis vom Bestehen der persönlichen Einwendungen ausreicht.252 Die herrschende Meinung geht davon aus, daß persönliche Einwendungen des Scheckschuldners nur dann erhoben werden können, wenn der Scheckgläubiger im Zeitpunkt des Scheckerwerbs bewußt zum Nachteil des Scheckschuldners gehandelt hat. Die bloße Kenntnis vom Bestehen der persönlichen Einwendungen genügt demnach nicht. 253 An das Vorliegen eines Benachteiligungsvorsatzes knüpft die argentinische Rechtsprechung hohe 249
1, S. 112;
250
Ley de cheque, Art. 20, § 1, S. 134; Villegas,
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 20, 1, S. 108; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 20, 20.2. Barbieri, Art. 20, S. 63; Giraldi, Tercera Parte, Art. 20, 20.2. 251
Muguillo/Lorente,
252
Barbieri,
253
Art. 20, 2, S. 114.
Art. 20, S. 64; Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 20, 1, S. 93.
Giraldi, Ley de cheque, Art. 20, § 2, S. 134; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 20, 2; Muguillo/Lorente, Art. 20, 2, S. 115; Villegas, Tercera Parte, Art. 20, 20.3, S. 183.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel Anforderung, um den Ausnahmecharakter der Erheblichkeit einer persönlichen Einwendung zu sichern. Denn nur so ist gewährleistet, daß der Scheck seine vom Gesetz gewollte und auch in Art. 20 N.L.Ch. zugrunde gelegte Umlauffahigkeit nicht verliert. 254 Der herrschenden Meinung ist zuzustimmen. Sie kann sich zum einen auf den Wortlaut des Art. 20 N.L.Ch. stützen, der beim Scheckerwerb ein "auf die Schädigung des Schuldners" (en detrimento del deudor) gerichtetes Verhalten verlangt. Darüber hinaus führt die mit der Auslegung der herrschenden Meinung verbundene Einschränkung der Einwendbarkeit von persönlichen Einwendungen auch nicht zu unbilligen Ergebnissen. Denn dem Scheckschuldner bleibt es unbenommen, in einem ordentlichen Prozeß die Ansprüche zu verfolgen, welche die persönliche Einwendung begründen.255
5. Besondere Indossamente In der argentinischen Scheckrechtslehre wird üblicherweise zwischen sogenannten "uneingeschränkten oder echten Indossamenten" (endosos puros ο propios) und "eingeschränkten oder anomalen Indossamenten" (endosos impuros ο anómalos) unterschieden. Nur erstere beinhalten in vollem Umfang die Transport-, Legitimations- und Garantiefunktion. Dieser Einteilung zufolge sind nur Blankoindossamente sowie Namens- oder Vollindossamente sogenannte "uneingeschränkte oder echte Indossamente". Alle übrigen Indossamente gehören zur Gruppe der sogenannten "eingeschränkten oder anomalen Indossamente".256
a) Indossament ohne obligo Der Indossant kann seine Haftung im Gegensatz zum Aussteller gemäß Art. 16 Abs. 1 N.L.Ch. durch einen Vermerk auf der Scheckurkunde ausschließen. Ein Vermerk, der die Haftung des Ausstellers für die Zahlung ausschließt, gilt gemäß Art. 11 N.L.Ch. als nicht geschrieben.257 Der Art. 11 N.L.Ch. entspricht insoweit dem Art. 12 des deutschen Scheckgesetzes. Der 254
CNCom, Sala A, 17.2.1981, El Derecho 1981, Tomo 92, 850 (850); CNCom, Sala A, 16.5.1980, La Ley 1980, Tomo D, 41 (42). 255
Barbieri,
Art. 20, S. 64; Muguillo/Lorente,
Art. 20, 2, S. 115.
256
Fontanarossa, Capitulo IV, 45, S. 100; Muguillo, Art. 21, 1, S. 117; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.1, d, S. 159. 257
Muguillo/Lorente,
Art. 11, 1; Villegas,
Tercera Parte, Art. 11, 11.1.
§ 2 Übertragung des Schecks Indossant hingegen kann durch Vermerke wie "sin garantia" (ohne obligo), "sin responsabilidad" (ohne Gewähr) oder einen ähnlich lautenden Vermerk seine Haftung gegenüber allen künftigen Nachmännern ausschließen.258 Im deutschen Scheckrecht wird dieser Vermerk in der Regel auch als "Angstklausel" bezeichnet.259 Die Haftung der übrigen Indossanten auf der Scheckurkunde bleibt durch einen solchen Vermerk unberührt. 260
b) Indossament mit Indossierungsverbot Der Indossant kann nicht nur durch ein Indossament ohne obligo seine Haftung einschränken, sondern auch durch die Angabe eines Indossierungsverbots auf der Scheckurkunde. Diese Möglichkeit der Haftungseinschränkung ist ausdrücklich in Art. 16 Abs. 2 N.L.Ch. normiert, der in seinem Wortlaut Art. 18 Abs. 2 des deutschen Scheckgesetzes entspricht. Hinsichtlich der Auslegung dieser Norm besteht innerhalb der argentinischen261 - im Gegensatz zur deutschen262 - Scheckrechtslehre teilweise Uneinigkeit. Einigkeit besteht jedoch noch insoweit, als daß das Indossierungsverbot durch die Beifügung von Klauseln wie "prohibido el endoso" (Verbot des Indossaments), "no endosable" (nicht indossierbar), "endoso excluido" (Indossament ausgeschlossen), "prohibido otros endosos" (weitere Indossamente verboten), "no transferible" (nicht übertragbar) oder ähnlich lautenden Zusätzen ausgedrückt werden kann. 263 Umstritten sind jedoch die Reichweite eines solchen Indossierungsverbotes sowie die Rechtsfolgen der Klausel "no a la orden" (nicht an Order). 264
258
Barbieri , Art. 16, a, S. 55; Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 101; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 16, 1, S. 87. 259
Baumbach/Hefermehl, Art. 18 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 15 Wechselgesetz, Rdnr. 7; Brox, Rdnr. 575; Bülow, Art. 18 Scheckgesetz, Rdnr. 3. 260
Barbieri,
Art. 16, a, S. 55; Fontanarossa, Capitulo IV, 44, S. 99.
261
Fontanarossa, Capitulo IV, 45, S. 101; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 16, 3, S. 95f. 262
Baumbach/Hefermehl, Art. 18 Scheckgesetz, Rdnr. 2 i.V.m. Art. 15 Wechselgesetz, Rdnr. 8; Brox, Rdnr. 574; Zöllner, § 14 VII 2 a. 263
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 16, 1, S. 87; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 16, 3, S. 94; Villegas, Tercera Parte, Art. 16, Art. 16, 16.3, S. 176. 264
Barbieri, Art. 16, b, S. 56; Fontanarossa, Capitulo IV, 45, S. 100; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 16, 3, S. 96.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel aa) Reichweite des Indossierungsverbots Der ganz überwiegende Teil der argentinischen Scheckrechtslehre265 geht wie die deutsche Scheckrechtslehre266 davon aus, daß der Indossant lediglich seinem direkten Nachmann, d.h. seinem Indossatar scheckmäßig haftet. Ist der Scheck trotz des Indossierungsverbots aber weiterindossiert worden, so haftet der Indosssant, der die Klausel auf den Scheck gesetzt hat, gegenüber allen weiteren Nachmännern nicht. Demgegenüber wird vereinzelt vertreten, daß ein Indossierungsverbot den Indossanten auch von seiner Haftung gegenüber seinem Indossatar befreit. 267 Diese Mindermeinung läßt sich jedoch kaum mit dem Wortlaut des Art. 16 Abs. 2 N.L.Ch. vereinbaren, wonach im Falle eines Indossierungsverbots der Indossant denen nicht haftet, an die der Scheck weiter (ulteriormente) indossiert wird. Die Norm bezieht sich ihrem Wortlaut nach somit ausdrücklich auf spätere Indossamente und eben nicht auf das Indossament, welches das Indossierungsverbot anordnet.
bb) Klausel "no a la orden" (nicht an Order) Ein Teil der argentinischen Lehre ist der Ansicht, daß sich die Rechtsfolgen der Klausel "no a la orden" von den übrigen oben aufgeführten Klauseln unterscheidet. Dieser Ansicht zufolge kann ein mit einer solchen Klausel versehener Scheck nur noch in Form und mit den Wirkungen einer gewöhnlichen Abtretung übertragen werden. 268 Der Scheck wird demnach durch die Klausel "no a la orden" zu einem Rektascheck, und zwar unabhängig davon, ob der Aussteller oder Indossant diese Klausel auf die Scheckurkunde gesetzt hat. Der Unterschied zwischen einer vom Aussteller und einem Indossanten auf die Scheckurkunde gesetzten Klausel liegt in der Reichweite der Rechtsfolgen, die diese Klausel auslöst. Denn hat der Aussteller die Klausel auf den Scheck gesetzt, ist der Scheck schon im Zeitpunkt seiner Entstehung ein nur im Wege einer gewöhnlichen Abtretung übertragbarer Rektascheck. Kommt ein solcher Scheck in Umlauf, gibt es folglich auch keine Indossanten und Indossatare, sondern lediglich Zedenten und Zessionare. Hat jedoch ein 265
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 16, 1, S. 87; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 16, 3, S. 95; Villegas, Tercera Parte, Art. 16, 16.3, S. 177. 266
Baumbach/Hefermehl, Art. 18 Scheckgesetz, Rdnr. 2 i.V.m. Art. 16 Wechselgesetz; Brox, Rdnr. 574; Zöllner, § 14 VII 2 a. 267
Vgl. insoweit die Literaturhinweise bei Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 16, 3,
S. 96. 268
Barbieri,
Art. 16, b, S. 56; Fontanarossa, Capitulo IV, 45, S. 101.
§ 2 Übertragung des Schecks
5
Indossant diese Klausel auf den Scheck gesetzt, treten diese Rechtswirkungen erst gegenüber späteren Nachmännern ein. Der Aussteller sowie die früheren Indossanten bleiben aus dem Scheck gegenüber allen späteren Scheckzeichnern sowie dem ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber gesamtschuldnerisch verpflichtetet. Auch seinem direkten Indossatar gegenüber haftet der Indossant, der die Klausel auf den Scheck gesetzt hat, noch unmittelbar und uneingeschränkt. Späteren Indossataren gegenüber kann der Indossant aber neben Einwendungen, die sich direkt aus der Scheckurkunde ergeben, auch sämtliche persönliche Einwendungen entgegenhalten, die ihm gegenüber seinem direkten Indossatar zustehen.269 Die Vertreter der Gegenansicht in der argentinischen Lehre 270 sind dagegen - in Übereinstimmung mit der deutschen Scheckrechtslehre 271 - der Ansicht, daß die von einem Indossanten auf die Scheckurkunde gesetzte Klausel "no a la orden" dieselben Rechtswirkungen wie die übrigen Klauseln entfaltet. Der Scheck kann demnach trotz dieser Klausel weiterindossiert werden. Der Scheck bleibt ein Orderpapier. Der Indossant haftet jedoch nur seinem unmittelbaren Nachmann, d.h. seinem Indossatar, nicht dagegen den späteren Nachmännern scheckmäßig. Der spätere Scheckinhaber kann gegen alle auf den Scheck stehenden Personen Rückgriff nehmen. Ausgeschlossen von diesem Rückgriff ist lediglich der Indossant, der die Klausel auf den Scheck gesetzt hat. Dieser Ansicht zufolge hat also die Klausel "no a la orden" nur Einfluß auf die Regreßverpflichtung des Indossanten, der die Weiterindossierung verboten hat, nicht aber auf die Rechtsnatur des Schecks.272 Dieser Ansicht ist zuzustimmen. Denn die andere Auffassung führt zu dem wenig überzeugenden Ergebnis, daß ein Scheck, der von einem Indossanten mit der Klausel "no a la orden" versehen wurde, zwei Rechtsnaturen hätte. Er wäre zunächst ein Orderpapier und später ein Rektapapier.
269 27 0
Fontanarossa, Capitulo IV, 45, S. lOlf., Fußnote 52.
Franza/Tomà, Art. 16, 3, S. 95.
Parte Segunda, Art. 16, 1, S. 87; Gómez Leo, Parte Segunda,
27 1
Baumbach/Hefermehl, Art. 18 Scheckgesetz, Rdnr. 2 i.V.m. Art. 16 Wechselgesetz, Rdnr. 8; Zöllner, § 14 VII 2 a. Zöllner ist zudem der Meinung, daß die im deutschen Scheckrecht gebräuchliche Bezeichnung "Rektaindossament" für ein Indossament mit Indossierungsverbot nicht sonderlich glücklich sei, da dieses leicht den nicht zutreffenden Eindruck erwecken könne, ein solches Indossament würde den Scheck zu einem Rektapapier machen. 27 2
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 16, 3, S. 95.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
c) Vollmachtsindossament Das Vollmachtsindossament ist in Art. 21 N.L.Ch. geregelt. Diese erstmals 1963 in das damalige argentinische Scheckgesetz aufgenommene Norm stimmt im Wortlaut mit dem entsprechenden Art. 23 des deutschen Scheckgesetzes nahezu überein. Gesetzlich geregelt ist nur das offene Vollmachtsindossament. In der Praxis kommt jedoch auch das gesetzlich nicht geregelte verdeckte Vollmachtsindossament vor. 273 Eine einheitliche Bezeichnung für die Rechtsfigur des Vollmachtsindossaments hat sich im argentinischen Scheckrecht noch nicht herausgebildet. Am häufigsten wird aber die Bezeichnung "endoso en procuration" verwendet. 274
aa) Offenes Vollmachtsindossament
(1) Form Das offene Vollmachtsindossament ist ein Indossament, in dem der Indossatar als Bevollmächtigter bezeichnet ist. Diese Bezeichnung erfolgt gemäß Art. 21 Abs. 1 N.L.Ch. durch Vermerke wie "valor al cobro" (Wert zur Einziehung), "en procuration" (in Vertretung) oder einen anderen nur eine Bevollmächtigung ausdrückenden Vermerk. Teilweise wird in der Literatur darauf hingewiesen, daß die Anwendungsbereiche in der Praxis der Vermerke "valor al cobro" einerseits und "en procuration" andererseits unterschiedlich sind. So sei der Vermerk "valor al cobro" insbesondere in den Fällen üblich, in denen Kunden ihre Bank beauftragen, für sie Schecks einzuziehen, die auf andere Banken gezogen sind.275 Der Vermerk "en procuration" würde hingegen vor allem bei der Bevollmächtigung von Rechtsanwälten verwendet, die aus einem Scheck die Vollstreckung betreiben. 276
27 3
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 102; Franza/Tomâ, S. 93; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21, 1, S. 110. 27 4
Parte Segunda, Art. 21, 1,
Fontanarossa, Capitulo IV, S. 102; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 21, 1, S. 110; Muguillo/Lorente, Art. 21, 1,S. 117. Anders Villegas, der die Rechtsfigur des Vollmachtsindossaments als "endoso valor al cobro ο en procuration" umschreibt. 27 5
Villegas,
27 6
Villegas , Tercera Parte, Art. 21, 21.3.
Tercera Parte, Art. 21, 21.2, S. 183.
§ 2 Übertragung des Schecks
(2) Rechtsstellung der Beteiligten Der Indossatar eines Vollmachtsindossaments ist berechtigt, als Vertreter des Indossanten, alle Rechte aus dem Scheck geltend zu machen, insbesondere die Forderung einzuziehen oder einzuklagen, sowie Protest zu erheben. 277 Eine scheckmäßige Haftung des Indossanten gegenüber dem Indossatar eines Vollmachtsindossaments wird jedoch nicht begründet.278 Das Vollmachtsindossament hat demnach keine Garantiefunktion. 279 Insoweit stimmen argentinisches und deutsches Scheckrecht überein, da auch der deutschen Scheckrechtsliteratur zufolge ein Vollmachtsindossament unstreitig keine Garantiefunktion hat. 280 Darüber hinaus erwirbt der Indossatar eines Vollmachtsindossaments kein Eigentum an der Scheckurkunde.281 Der überwiegende Teil der argentinischen Scheckrechtslehre zieht daraus den Schluß, daß ein Vollmachtsindossament auch keine Transportfunktion habe.282 Diese Schlußfolgerung ist konsequent, da die argentinische Scheckrechtsliteratur im allgemeinen davon ausgeht, daß durch ein Indossament grundsätzlich auch das Eigentum an der Urkunde übertragen werde. 283 Im deutschen Scheckrecht erwirbt der Indossatar eines Vollmachtsindossaments ebenfalls kein Eigentum an der Scheckurkunde.284 Dies führt aber nicht zu der Annahme, daß ein Vollmachtsindossament keine Transportfunktion habe. Auch diese Schlußfolgerung ist konsequent, da der deutschen Scheckrechtslehre zufolge das Eigentum an der Scheckurkunde nicht durch Indossament, sondern aufgrund eines separaten Begebungsvertrages übertragen wird. 285 Einigkeit zwischen argentinischem und deutschem Scheckrecht besteht wieder insoweit, als daß der Indossatar eines Vollmachtsindossaments den Scheck nur durch ein weiteres Vollmachtsindossament übertragen
277
CNCom, Sala A, 23.3.1995, El Derecho 1996, Tomo 165, 656 (656); Barbieri, Art. 21, S. 65; Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 103; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 21, 3, S. 112; Muguillo/Lorente, Art. 21, 1, S. 117. 27 8
Barbieri, Art. 21, S. 65; GómezLeo, Art. 21, 1, S. 110; Villegas, Art. 21, 21.4. 27 9
Barbieri,
280
Brox, Rdnr. 576; Zöllner,
Tercera Parte,
Art. 21, S. 65; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21, 1, S. 111. § 14 IX 1.
281
Barbieri, Art. 21, S. 65; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21,1, S. 110; Villegas, Tercera Parte, Art. 21, 21.4. 282
Barbieri,
283
Vgl. Erster Teil § 2 I 3 c.
Art. 21, S. 65; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21, 1, S. llOf.
284
Baumbach/Hefermehl, Art. 23 Scheckgesetz i.V.m. Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 2; Bülow, Art. 23 Scheckgesetz i.V.m. Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 5. 285
Vgl. Erster Teil § 2 I.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel kann. Dies ergibt sich aus dem ausdrücklichen Wortlaut des Art. 21 Abs. 1 N.L.Ch. 2 8 6 bzw. Art. 23 Abs. 1 des deutschen Scheckgesetzes.287
(3) Einwendungen Ein Schuldner aus dem Scheck kann gemäß Art. 21 Abs. 2 N.L.Ch. dem Vollmachtsindossatar nur die ihm gegen den Indossanten zustehenden Einwendungen entgegensetzen. Eine Geltendmachung der ihm gegen den Indossatar zustehenden Einwendungen ist dem Schuldner nicht möglich.288 Diese Regelung ist lediglich die Anwendung der allgemeinen Vorschriften des Bürgerlichen Rechts, wenn man berücksichtigt, daß der Vollmachtsindossatar nur als Vertreter des Vollmachtsindossanten fungiert. 289 Teile der argentinischen Scheckrechtsliteratur sind der Ansicht, daß der Wortlaut des Art. 21 Abs. 2 N.L.Ch. nicht eindeutig sei und daher im Zuge der letzten Scheckrechtsreform hätte geändert werden sollen, um jegliche Fehlinterpretationen dieser Norm ausschließen zu können.290 Gegenstand dieser Kritik ist das Wort "sino", welches im Spanischen verschiedene Bedeutungen haben kann. Diese Konjunktion kann nämlich sowohl "sondern", "vielmehr" als auch - und hier allein einschlägig - "nur" bedeuten. Eine von Teilen der Lehre verlangte Ersetzung von "sino" durch die in ihrer Bedeutung eindeutigen Konjunktionen "solamente" oder "tan solo" würde den Zweck dieser Norm deutlicher zum Ausdruck bringen. 291
(4) Erlöschen der Vollmacht Das Erlöschen der in dem Vollmachtsindossament enthaltenen Vollmacht ist in Art. 21 Abs. 3 N.L.Ch. geregelt. Danach erlischt die Vollmacht weder mit 286
Barbieri, Art. 21, S. 65; Fontanarossa, Tercera Parte, Art. 21, 21.4.
Capitulo IV, 46, S. 104; Villegas,
287
Baumbach/Hefermehl, Art. 23 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 3; Brox, Rdnr. 576. 288 GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21, 3, S. 112; Villegas, 21.5, S. 185. 289
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 105; Villegas, S. 185. 290
Tercera Parte, Art. 21,
Tercera Parte, Art. 21, 21.5,
Bonfanti, El Derecho 1992, Tomo 148, 921 (922); Muguillo/Lorente, S. 117. 291
Muguillo/Lorente,
Art. 21, 1, S. 117.
Art. 21, 1,
§ 2 Übertragung des Schecks dem Tod noch mit dem Eintritt der Handlungsunfähigkeit des Vollmachtgebers in der Person des Indossanten.292 Damit stellt § 21 Abs. 3 N.L.Ch. eine Ausnahmevorschrift zu den allgemeinen Regeln des Bürgerlichen Rechts in Argentinien dar. Denn Art. 1963 des Código Civil schreibt für den Fall des Todes oder des Eintritts der Handlungsunfähigkeit des Vollmachtgebers ausdrücklich das Erlöschen der Vollmacht vor. 293 Auch durch die Konkurseröffnung über das Vermögen des Indossanten erlischt die Vollmacht nicht. 294 Die herrschende Meinung im deutschen Scheckrecht ist hingegen der Ansicht, daß die Vollmacht durch die Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Vollmachtsindossanten erlischt. 295 Die Vollmacht erlischt scheckmäßig sowohl im argentinischen296 wie auch im deutschen297 Scheckrecht durch Streichen des Vollmachtsindossaments oder durch das Setzen eines entsprechenden Vermerkes auf der Scheckurkunde. Der Sinn und Zweck der Regelung des § 21 Abs. 3 N.L.Ch. ist es, die Umlauffahigkeit des Schecks zu gewährleisten, indem ein aufgrund seiner Scheckverpflichtung an den Vollmachtsindossatar leistender Dritter grundsätzlich auf das Fortbestehen der Vollmacht vertrauen kann, solange sich nichts Gegenteiliges aus der Scheckurkunde ergibt. 298
bb) Verdecktes Vollmachtsindossament Das verdeckte Vollmachtsindossament ist ein Indossament, das die Bevollmächtigung nicht erkennen läßt. Nach außen erscheint es als Vollindossament. Im Innenverhältnis zwischen Indossant und Indossatar ist letzterer jedoch nur zur Einziehung berechtigt. 299 Aufgrund der im Innenverhältnis getroffenen Abmachungen darf der Indossatar eines Vollmachtsindossaments den Scheck 292
Barbieri, Art. 21, S. 66; Franza/Tomà, Leo, Parte Segunda, Art. 21, 4, S. 113.
Parte Segunda, Art. 21, S. 95; Gómez
293 Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 104; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 21, 4, S. 112; Muguillo/Lorente, Art. 21, 1, S. 117. 294 295
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 103.
Baumbach/Hefermehl, gesetz, Rdnr. 7. 296
Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 6; Bülow, Art. 18 Wechsel-
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 4, S. 113.
297
Baumbach /Hefermehl, Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 6; Bülow, Art. 18 Wechselgesetz, Rdnr. 7. 298
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 21, 4, S. 113; Muguillo/Lorente, S. 117. 299
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 102.
Art. 21, 1,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
0
nicht durch ein Vollindossament übertragen. Hält sich der Indossatar aber nicht an die im Innenverhältnis getroffenen Abmachungen und überträgt den Scheck trotzdem durch ein Vollindossament, erwirbt der gutgläubige Dritte das Eigentum an dem Scheck, da aus dem Scheck nicht ersichtlich ist, daß der Vollmachtsindossatar als Indossant des Vollindossaments nur zur Einziehung berechtigt ist. Grundsätzlich können dem Vollmachtsindossatar nur Einwendungen gegen den Vollmachtsindossanten entgegengesetzt werden. Da jedoch die Bevollmächtigung aus dem Scheck nicht hervorgeht, muß der Vollmachtsindossatar im Streitfall beweisen, daß er lediglich zur Einziehung bevollmächtigt worden ist. Der Vollmachtsindossatar trägt insoweit die Beweislast für den beschränkten Charakter der Übertragung. Gelingt dem Vollmachtsindossatar dieser Beweis nicht, muß er die gegen ihn bestehenden Einwendungen sich entgegenhalten lassen.300 Während das verdeckte Vollmachtsindossament in Deutschland in der Praxis weit verbreitet ist und von der Lehre als eine eigenständige Form des Vollmachtsindossaments anerkannt ist 301 , spielt das verdeckte Inkassoindossament in der argentinischen Scheckrechtsliteratur nur eine ganz untergeordnete Rolle. 302 Ein Großteil der Scheckrechtsliteratur geht auf das verdeckte Vollmachtsindossament nicht näher ein, obwohl Fontanarossa schon zu Beginn der sechziger Jahre unter Bezugnahme auf europäisches Schrifttum erstmals die auch heute noch gültigen Grundsätze zum verdeckten Vollmachtsindossament herausgearbeitet hat. 303
d) Nachindossament Das Nachindossament (endosso posterior) ist in Art. 22 Abs. 1 N.L.Ch. geregelt. Ursprünglich war dieser Artikel im Jahre 1963 in der Fassung des Art. 24 des Einheitlichen Scheckgesetzes, welcher im Wortlaut auch mit Art. 24 des deutschen Scheckgesetzes identisch ist, in das argentinische Scheckgesetz aufgenommen worden. Im Zuge der Scheckrechtsreform des m 301
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 103.
Baumbach/Hefermehl, § 14 IX 2, S. 104. 302 303
Art. 23 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Brox, Rdnr. 577; Zöllner,
Fontanarossa, Capitulo IV, 46, S. 102.
Fontanarossa hat sich bei der Erarbeitung seiner Grundsätze zum verdeckten Vollmachtsindossament insbesondere auf die französischen Autoren Lescot und Roblot sowie auf die Kommentierung des italienischen Scheck- und Wechselgesetzes durch Bianchi D'Espinosa und De Semo bezogen.
§ 2 Übertragung des Schecks Jahres 1995 wurde der Wortlaut der Vorschrift leicht geändert, ohne aber dadurch wesentliche Neuerungen einzuführen. 304
aa) Voraussetzungen Das Nachindossament ist ein Indossament, das nach der Vorlage zur Zahlung und der Einlösungsverweigerung durch die bezogene Bank auf den Scheck gesetzt wird. 305 In der ursprünglichen Fassung des Artikels 22 aus dem Jahre 1963 war darüber hinaus normiert, daß ein Nachindossament auch ein solches Indossament sei, welches nach Ablauf der Vorlegungsfrist auf den Scheck gesetzt worden ist. Dieser Abschnitt der Vorschrift wurde nicht mehr in das neue Scheckgesetz aufgenommen, da der argentinischen Scheckrechtsdogmatik zufolge es sich hierbei um einen nicht denkbaren Sachverhalt handelt. Denn ein Scheck, der nicht innerhalb der gesetzlichen Frist zur Zahlung vorgelegt wird, verfallt als solcher. Aus diesem Grund kann ein Scheck, dessen Vorlegungsfrist abgelaufen ist, weder indossiert noch im Rahmen einer Abtretung übertragen werden. 306 Schon vor dieser Änderung des Gesetzeswortlauts war in der argentinischen Scheckrechtslehre anerkannt, daß ein Nachindossament nur dann vorliegt, wenn es nach der erfolglosen Vorlage zur Zahlung, aber noch innerhalb der gesetzlichen Vorlegungsfrist auf den Scheck gesetzt wurde. 307 Im deutschen Scheckrecht hingegen ist gemäß Art. 24 Abs. 1 Scheckgesetz ein Nachindossament ein Indossament, welches entweder nach Protesterhebung oder nach Vornahme einer gleichbedeutenden Handlung oder nach Ablauf der Vorlegungsfrist auf den Scheck gesetzt worden ist. 308 Der Anwendungsbereich eines Nachindossaments ist somit im deutschen Scheckrecht weiter, da auch solche Indossamente als Nachindossamente bezeichnet werden, die nach Ablauf der Vorlegungsfrist auf den Scheck gesetzt werden. Dies ändert aber nichts an
m
Barbieri , Art. 22, S. 66; Giraldi, Art. 22, S. 26; GómezLeo, Parte Segunda, 1, S. 113; Rejón, S. 25f.; Villegas, Tercera Parte, Art. 22, 22.1, S. 185. 305
Franza/Tomà , Parte Segunda, Art. 22, 1, S. 95f.; Muguillo/Lorente, S. 118.
Art. 22, 1,
306
Giraldi, Ley de cheque, Art. 22, § 1, S. 145; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 22, 1, S. 114; derselbe in: Manual de derecho cambiario, 13. 307
Parte Segunda, Art. 22, 1,
308
Art. 24 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Bülow, Art. 24 Scheckge-
Fontanarossa, Capitulo IV, 47, S. 106; Franza/Tomà, S. 95f. Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 1. 6 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel der Tatsache, daß genauso wie in Argentinien 309 auch in Deutschland310 Nachindossamente in der Praxis nur selten vorkommen.
bb) Wirkungen Das Nachindossament hat nicht mehr die Wirkung des gewöhnlichen Indossaments, sondern nur die einer Forderungsabtretung (cesión de créditos). 311 Es läßt demnach die Rechte auf den Nachindossatar nur in der Form übergehen, wie sie seinem Nachindossanten zustehen (derecho derivado), und nicht mehr so, wie sie sich aus dem Scheck ergeben (derecho autonomo).312 In der ursprünglichen Fassung der Norm aus dem Jahre 1963 war die Wirkung eines Nachindossaments in Übereinstimmung mit Art. 24 des Einheitlichen Scheckgesetzes noch mit der einer "gewöhnlichen Abtretung" (cesión ordinaria) umschrieben. Die Übernahme dieser Formulierung aus dem Einheitlichen Scheckgesetz wurde in der Scheckrechtsliteratur als verfehlt und unpassend kritisiert, da der Ausdruck "gewöhnliche Abtretung" dem argentinischen Zivilrecht unbekannt wäre. Vielmehr würde der Código Civil als das Bürgerliche Gesetzbuch Argentiniens nur den Begriff "cesión de créditos" kennen. Um insoweit eine Harmonisierung der einzelnen Gesetzeswortlaute herzustellen, wurde in der letzten Scheckrechtsreform der Begriff "césion ordinaria" durch den Begriff "césion de créditos" ersetzt. 313 Da die Änderung des Gesetzeswortlauts nicht zu einer Änderung der Rechtslage geführt hat, haftet der Indossant eines Nachindossaments weiterhin nicht gesamtschuldnerisch aus dem Scheck für die Zahlung.314 Ferner können alle in der Person des Indossanten begründeten Einwendungen auch dem Indossatar entgegengesetzt werden. 315 Der mit einem Nachindossament versehene Scheck wird insofern wie ein Rektapapier behandelt. Diese Behandlung 309
Barbieri,
310
Baumbach/Hefermehl,
Art. 22, S. 66; Fontanarossa, Capitulo IV, 47, S. 106. Art. 24 Scheckgesetz, Rdnr. 1.
311
Barbieri, Art. 22, S. 66; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 114; Villegas, Tercera Parte, Art. 22, 22.2. 312
CNCom., Sala Β, 28.7.78, La Ley 1979, Tomo A, 19 (19); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 114; Muguillo/Lorente, Art. 22, 2, S. 119; Villegas, Tercera Parte, Art. 22, 22.3. 313
Giraldi, Art. 22, S. 26; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 1, S. 113; Rejón, S. 26; Villegas, Tercera Parte, Art. 22, 22.1, S. 185. 3,4
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 114; Fontanarossa, Capitulo IV, 47, S. 106. 315
Barbieri,
Art. 22, S. 66; Villegas,
Tercera Parte, Art. 22, 22.2.
§ 2 Übertragung des Schecks ist auch gerechtfertigt, da der Erwerber eines solchen notleidenden Schecks schon aus dem Papier ersehen kann, daß der Scheck notleidend ist. Ein derartiger Scheck ist nicht mehr für den Umlauf bestimmt. Daher ist ein Gutglaubensschutz und Einwendungsausschluß ebensowenig erforderlich wie eine Rückgriffshaftung des Indossanten.316
cc) Beweislast Schließlich enthält § 22 Abs. 2 N.L.Ch. nach herrschender Meinung eine Beweislastregel in Form einer widerlegbaren Rechtsvermutung.317 Dieser Vorschrift zufolge wird vermutet, daß ein nicht datiertes Indossament vor der erfolglosen Zahlungsvorlage oder vor Ablauf der Vorlegungsfrist auf den Scheck gesetzt worden ist. Die ursprüngliche Fassung dieser Beweislastregel aus dem Jahre 1963 war ebenfalls eine wortgetreue Übersetzung des Art. 24 Abs. 2 des Einheitlichen Scheckgesetzes und damit auch des Art. 24 Abs. 2 des deutschen Scheckgesetzes.318 Im Zuge der letzten Scheckrechtsreform wurde der Wortlaut dieser Norm um den Abschnitt "bis zum Beweis des Gegenteils" (salvo prueba en contrario) gekürzt. Diese Kürzung des Gesetzeswortlauts wird von einer Mindermeinung so verstanden, daß die Vorschrift jetzt nicht nur eine Beweisregel in Form einer widerlegbaren Rechts Vermutung, sondern vielmehr eine unwiderlegbare Rechtsvermutung enthält. Diese Gesetzesänderung sei insofern unangebracht, da aufgrund der heutigen elektronischen Datenerfassung durch die Banken ohne weiteres ermittelt werden könne, ob ein Indossament vor oder nach der Vorlage zur Zahlung auf den Scheck gesetzt wurde. 319 Die herrschende Meinung hingegen ist der Ansicht, daß der Regelungsgehalt durch die Kürzung des Gesetzeswortlautes in keiner Weise verändert wurde. 320 Die Kürzung würde vielmehr zu einem besseren Verständnis der Norm beitragen, da der frühere Zusatz "Salvo prueba en contrario" überflüssig war und den Wortlaut der Norm nur unnötig komplizierte. 321 Der Wortlaut des Art. 22 Abs. 2 N.L.Ch. "es wird vermutet" (se 316
Fontanarossa, Capitulo IV, 47, S. 106; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 115; Muguillo/Lorente; Art. 22, 2, S. 119. 317
Barbieri,
Art. 22, S. 67; Muguillo/Lorente,
Art. 22, 1, S. 118.
3,8
Fontanarossa, Capitulo IV, 47, S. 106; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 1, S. 113. 319
Villegas,
Tercera Parte, Art. 22.3.
320
Barbieri, Art. 22, S. 67; Giraldi, Art. 22, S. 26; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 114; Muguillo/Lorente, Art. 22, 1, S. 118; Rejón, S. 25. 321
Giraldi,
Art. 22, S. 26; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 22, 2, S. 114.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel presume) als der üblichen Formulierung für eine widerlegbare Rechtsvermutung spricht für die Ansicht der herrschenden Meinung. Darüber hinaus ist auch anhand der Gesetzesmaterialien der letzten Scheckrechtsreform keine Absicht des Gesetzgebers erkennbar, den Regelungsgehalt des Art. 22 Abs. 2 N.L.Ch. durch die Kürzung des Gesetzesworlauts ändern zu wollen. Vielmehr ist in Übereinstimmung mit der herrschenden Meinung davon auszugehen, daß diese Änderung des Gesetzeswortlautes nur der besseren Verständlichkeit der Norm dienen sollte, so daß auch die Neufassung des Art. 22 Abs. 2 N.L.Ch. als widerlegbare Rechts Vermutung zu qualifizieren ist.
e) Indossament des Bezogenen Das Indossament des Bezogenen ist gemäß Art. 13 Abs. 2 Satz 2 N.L.Ch. nichtig.322 Dieselbe Rechtsfolge wird auch durch die Vorschrift 1.3.4.3. der von der Zentralbank erlassenen Verordnung A 2329 angeordnet. Da die Verordnung in diesem Punkt keinen zusätzlichen und über den Gesetzeswortlaut hinausgehenden Regelungsgehalt enthält, wird dieser Teil der Verordnung einhellig als überflüssig kritisiert. 323 Der Grund für die Nichtigkeit des Indossaments des Bezogenen ist darin zu sehen, daß der Scheck gemäß Art. 24 N.L.Ch. nicht akzeptiert werden kann. Könnte die bezogene Bank den Scheck aber indossieren, so würde über die in Art. 16 N.L.Ch. normierte Haftungsfunktion des Indossaments doch eine vom Gesetzgeber nicht gewollte Haftung begründet. Durch eine derartige Haftung der bezogenen Bank würde der Scheck seine typische Zahlungsfunktion verlieren und nicht mehr als Zahlungs-, sondern als Kreditmittel fungieren. 324 Das Indossament des Bezogenen überträgt folglich keine Rechte und begründet keine Pflichten. 325
f) Indossament zugunsten des Bezogenen Das Indossament zugunsten des Bezogenen gilt gemäß Art. 13 Abs. 2 N.L.Ch. in der Regel als Quittung. Dies gilt jedoch ausnahmsweise dann nicht, wenn der Bezogene mehrere Niederlassungen hat und das Indossament 322
Franza/Tomâ , Art. 13, 2; Muguillo/Lorente,
Art. 13, 4; Rejón, S. 22.
323
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.4., S. 38; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VI, 2, S. 61. 324
Bonfanti/Garrone, El cheque, Capitulo III, 70; S. 122; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 13, 2; Villegas, Tercera Parte, Art. 13, 13.5, S. 171. 325
Villegas,
Tercera Parte, Art. 13, 13.5, S. 171.
§ 2 Übertragung des Schecks
5
auf eine andere Niederlassung lautet als diejenige, auf die der Scheck gezogen worden ist. 326 Die im Jahre 1963 in das damalige argentinische Scheckgesetz aufgenommene Regelung entspricht damit Art. 15 Abs. 5 des Einheitlichen und des deutschen Scheckgesetzes. Im Zuge der Scheckrechtsreform wurde der Wortlaut dieser Norm lediglich unwesentlich verändert. In Übereinstimmung mit den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes lautete der ursprüngliche Gesetzes Wortlaut "El endoso al girado ..." (Das Indossament an den Bezogenen ...). Aus rein stilistischen Erwägungen wurde diese Formulierung während der letzten Scheckrechtsreform geändert. Der entsprechende Abschnitt lautet jetzt: "El endoso a favor del girado ..." (Das Indossament zugunsten des Bezogenen ...). 3 2 7 In der argentinischen Bankpraxis wird der Scheck bei seiner Einlösung durch die bezogene Bank auf der Rückseite von dem Inhaber oder dem Begünstigten unterschrieben. Diese Unterschrift wird häufig untechnisch auch als "endoso recibo" ("Empfangsindossament") bezeichnet.328 Die vom Gesetz vorgesehene Ausnahmeregelung, wonach ein Indossament zugunsten des Bezogenen auch als wirksames Indossament und nicht bloß als Quittung gilt, wird von einer Mindermeinung in der argentinischen Scheckrechtsliteratur als unzulässig kritisiert. Nach dieser Ansicht müsse auch ein Indossament, das auf eine andere Niederlassung des Bezogenen lautet als diejenige, auf die der Scheck gezogen worden ist, lediglich die Wirkung einer Quittung haben. Denn auch wenn der Bezogene mehrere Niederlassungen oder Filialen habe, so würde es sich dennoch um dieselbe juristische Person handeln. 329 Dem wird jedoch von der herrschenden Meinung zu Recht entgegengehalten, daß die verschiedenen Niederlassungen einer bezogenen Bank die einzelnen Bankgeschäfte, und damit auch die Einlösung von Schecks, unabhängig voneinander betreiben. Die einzelnen Niederlassungen einer Bank operieren am Markt wie eigenständige Institute.330
g) Rückindossament Das Rückindossament ist ein Indossament, durch das ein bereits aus dem Scheck Verpflichteter (Aussteller, früherer Indossant, Scheckbürge) zum 326
Barbieri, Art. 13, b, S. 49; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 13, 5, S. 86; Rejón , S. 22. 327
Rejón, S. 22; Villegas,
328
Villegas,
329
Balsa Antelo, S. 70; Muguillo/Lorente,
330
Parte Segunda, Art. 13, 2; GómezLeo,
Tercera Parte, Art. 13, 13.7.
Tercera Parte, Art. 13, 13.7. Art. 13, 4, Fußnote 10.
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 13, 5, S. 86; Fernandez, Tomo III, Titulo XIII, Capitulo I, S. 545.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel Indossatar, also Scheckgläubiger wird. 331 Entgegen der allgemeinen Regel332 führt die Vereinigung von Scheckanspruch und Scheckschuld nicht zur Konfusion, d.h. die Scheckschuld erlischt nicht. 333 Geregelt ist das Rückindossament in Art. 12 Abs. 2 N.L.Ch. Diese Norm ist seit dem Jahre 1963 Bestandteil des argentinischen Scheckrechts und stimmt im Wortlaut mit Art. 14 Abs. 3 des Einheitlichen und des deutschen Scheckgesetzes überein. Frühere Nachmänner werden durch ein Rückindossament zugleich Vormänner. Im Verhältnis zum Rückindossatar bleibt es aber bei der zuerst begründeten Haftungslage. Demnach hat der Rückindossatar gegen diejenigen, denen er selbst regreßpflichtig ist, keine Ansprüche. Der Rückindossatar kann also im Wege des Regresses diejenigen seiner jetzigen Vormänner nicht in Anspruch nehmen, die gegenüber seiner ersten Berechtigung Nachmänner wären. 334
6. Übertragung durch bürgerlich-rechtliche Abtretung Beim Orderscheck können die Scheckrechte zwar grundsätzlich auch durch eine bürgerlich-rechtliche Abtretung übertragen werden, doch ist dies in der argentinischen Scheckrechtspraxis nicht verbreitet. 335 Lediglich in der Zeit zwischen 1988 und 1995, als die Übertragung eines Orderschecks mittels Indossament verboten war, spielte die Übertragung von Orderschecks durch eine bürgerlich-rechtliche Abtretung auch in der Praxis eine Rolle. 336 Dementsprechend geht auch die argentinische Scheckrechtsliteratur nahezu ausschließlich auf die Übertragung des Orderschecks mittels Indossament näher ein. 337 Auch im deutschen Scheckrecht ist beim Orderscheck eine bürgerlich-rechtliche Abtretung der Scheckrechte zwar zulässig, aber nicht üblich. Dabei sind Einzelheiten umstritten, insbesondere, ob zur Wirksamkeit der Übertragung
331
Fontanarossa, Capitulo IV, 42, S. 90; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 12, 6, S. 80; Muguillo/Lorente, Art. 12, 4, S. 90. 332
Die Konfusion (confusion) ist in den Artt. 862 bis 867 des Código Civil geregelt. Danach erlöscht die Schuld grundsätzlich, wenn Anspruch und Schuld sich in derselben Person vereinen. 333
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 12, 6, S. 80; Muguillo/Lorente,
Art. 12, 4,
S. 90. 334
Fontanarossa, Capitulo IV, 42, S. 91; Giraldi, S. 114; Muguillo/Lorente, Art. 12, 4, S. 91. 335
Giraldi,
336
Vgl. Einleitung.
337
Ley de cheque, Art. 12, § 6,
Ley de cheque, Art. 12, § 1, S. 108.
Barbieri, Art. 12, b, S. 46; Fontanarossa, Art. 12, 1, S. 84.
Capitulo IV, 40; Muguillo/Lorente,
§ 2 Übertragung des Schecks eines Orderschecks durch Abtretung auch die Übergabe der Scheckurkunde erforderlich ist. 338
II. Inhaberscheck 1. Ausstellung Das argentinische Scheckgesetz sieht seit der letzten Scheckrechtsreform zwei Möglichkeiten vor, einen Scheck als Inhaberscheck auszustellen. So ist gemäß Art. 6 Nr. 3 Satz 2 N.L.Ch. Inhaberscheck der Scheck, der keine bestimmte Person als Nehmer bezeichnet sowie der Scheck, der ausdrücklich auf den Inhaber ausgestellt ist. 339 Darüber hinaus ist im deutschen Scheckrecht auch der Scheck Inhaberscheck, der auf eine bestimmte Person ausgestellt ist und den Zusatz "oder Überbringer" enthält. Der "Überbringerscheck" ist die gebräuchlichste Form des Inhaberschecks in Deutschland.340 Diese Form des Inhaberschecks sah auch das Dekretgesetz 4776 aus dem Jahre 1963 als Vorgänger des heutigen argentinischen Scheckgesetzes vor. 341 Da die mißbräuchliche Einlösung eines solchen Schecks im Falle seines Abhandenkommens durch einen unredlichen Inhaber grundsätzlich nur schwer verhindert werden kann, hat sich der argentinische Gesetzgeber dazu entschlossen, diese Form des Inhaberschecks nicht mehr mit in das neue Scheckgesetz aufzunehmen. 342 Aus gleichen Erwägungen sind in der argentinischen Praxis auch keine Schecks im Umlauf, die auf den Inhaber ausgestellt sind, obwohl das Scheckgesetz diese Möglichkeit der Ausstellung eines Inhaberschecks weiterhin vorsieht. Einzige gebräuchliche, wenn auch seltene Form des Inhaberschecks ist somit der Scheck, der keine bestimmte Person als Nehmer bezeichnet. Praktisch wird ein solcher Scheck ausgestellt, indem die Zeile, die auf den Scheckvordrucken für die Angabe des Begünstigten vorgesehen ist, freigelassen wird. 343 Die zurückhaltende Einstellung des argentinischen Gesetzgebers 338
Baumbach/Hefermehl, Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 2 i.V.m. Art. 11 Wechselgesetz, Rdnr. 5; Bülow, Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 4. 339
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 6, 1, S. 48; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 160, 701 (702); Villegas, Tercera Parte, Art. 6, 6.2, S. 141f. 340
Baumbach/Hefermehl, § 26 III 4 a.
Art. 5 Scheckgesetz, Rdnr. 4; Brox, Rdnr. 668; Zöllner,
341
Giraldi,
342
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 6, 1, S. 48; Villegas,
343
Villegas,
Art. 6, S. 16; Rejón, S. 19.
d. Tercera Parte, Art. 6, 6.5.
Tercera Parte, Art. 6, 6.1,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel gegenüber der Verwendung von Inhaberschecks ergibt sich auch aus Art. 66 Nr. 5 N.L.Ch. In dieser Vorschrift wird die argentinische Zentralbank ermächtigt, vorübergehend Höchstbeträge für Inhaberschecks festzusetzen. 344 Schon in Art. 56 des früheren Scheckgesetzes 4776 in der seit 1988 geltenden Form, hatte der Gesetzgeber einen Höchstbetrag von 700 Australes für Inhaberschecks festgelegt. 345 Die Zentralbank hat jedoch von ihrer Ermächtigung, Höchstbeträge für Inhaberschecks festzusetzen, bisher noch keinen Gebrauch gemacht. Insgesamt bleibt aber festzuhalten, daß die wirtschaftliche Bedeutung des Inhaberschecks in Argentinien, insbesondere im Vergleich zu Deutschland, gering ist.
2. Übergabe Der Inhaberscheck wird gemäß Art. 12 Abs. 4 N.L.Ch. wie eine bewegliche Sache durch "einfache Übergabe" (simple entrega) übertragen. Das argentinische Scheckgesetz enthält damit im Gegensatz zum deutschen Scheckgesetz346 eine ausdrückliche Regelung für die Übertragung eines Inhaberschecks. Diese ausdrückliche Regelung ändert aber nichts daran, daß sachlich hinsichtlich der Übertragung eines Inhaberschecks keine Unterschiede zwischen dem deutschen und dem argentinischen Scheckgesetz bestehen. So muß auch im argentinischen Scheckrecht, ohne das dies im Gesetz ausdrücklich erwähnt wird, der Übergabe stets eine entsprechende Einigung des Gebers und Nehmers zugrunde liegen. 347 Setzt der Veräußerer eines Inhaberschecks zusätzlich ein Indossament auf den Scheck, so entfaltet dieses keine Transportwirkung. Auf die Übertragung der Scheckrechte auf den Erwerber hat das Indossament auf einem Inhaberscheck somit keinen Einfluß. Der Scheck bleibt weiterhin durch "einfache Übergabe" übertragbar. 348 Auch für die Legitimation hat das Indossament auf einem Inhaberscheck keine Bedeutung. Die Legitimation wird beim Inhaberscheck schon allein durch das Innehaben der Urkunde begründet. 349 Das 344
Barbieri , Art. 66, a; Franza/Tomà, Lorente, Art. 66, 1, S. 305. 345
Barbieri,
346
Müller-Christmann/Schnauder,
Art. 66, a; Giraldi,
Parte Segunda, Art. 66, 1, S. 199; Muguillo/
Art. 66, S. 65. Rdnr. 237; Richardi,
§ 30 I.
347
CNCom, Sala E, 12.11.90, El Derecho 1991, Tomo 148, S. 149 (150); Barbieri, Art. 12, b, S. 47; Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, c, S. 70; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.5. 348
Giraldi, Ley de cheque, Art. 18, § 1, S. 132; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 19, 2; Muguillo/Lorente, Art. 18, 1, S. 108; Villegas, Tercera Parte, Art. 18,
18.2. 349
Barbieri,
Art. 18, S. 60; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 19, 2.
§ 2 Übertragung des Schecks Indossament auf einem Inhaberscheck hat ausschließlich Garantiewirkung, d.h. der Indossant haftet nach den Vorschriften über den Rückgriff. 350 Die Haftung desjenigen, der ein Indossament auf einen Inhaberscheck setzt, ist in Art. 18 N.L.Ch. geregelt, der inhaltlich dem Art. 20 des deutschen Scheckgesetzes entspricht. Die Stellung dieses Indossanten wird in der argentinischen Scheckrechtsliteratur zum Teil mit der eines Scheckbürgen verglichen. Einziger Unterschied zwischen dem Scheckbürgen und dem Indossanten ist der, daß der Indossant nur seinen Nachmännern, nicht aber auch seinen Vormännern haftet. 351 In der Scheckrechtspraxis Argentiniens spielt das Indossament auf einem Inhaberscheck kaum eine Rolle. 352
3. Erwerb vom Nichtberechtigten Der gutgläubige Erwerb eines Inhaberschecks richtet sich wie beim Orderscheck nach Art. 19 N.L.Ch. 3 5 3 Diese Vorschrift stimmt im Wortlaut mit Art. 21 des deutschen Scheckgesetzes überein. Ausreichende Grundlage des gutgläubigen Erwerbs eines Inhaberschecks ist damit auch im argentinischen Scheckrecht bereits der bloße Besitz der Scheckurkunde.354 Gutgläubig ist der Erwerber eines abhanden gekommenen Inhaberschecks dann, wenn er von der Nichtberechtigung des Veräußerers weder Kenntnis hatte, noch diese ihm aufgrund grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben war. 355
I I I . Rektascheck Ein Rektascheck wird von einem Schuldner regelmäßig aus Sicherheitsgründen als Zahlungsmittel verwendet. 356 Denn durch die Verwendung eines Rektaschecks wird aufgrund der Einschränkung der Umlauffahigkeit des 350
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 18, 1, S. 90; Muguillo/Lorente, S. 108; Villegas, Tercera Parte, Art. 18, 18.3. 351
Giraldi,
352
Barbieri,
353
Vgl. Erster Teil § 2 I 3 c bb.
Art. 18, 1,
Ley de cheque, Art. 18, § 1, S. 132f. Art. 18, S. 60.
354
Barbieri, Art. 19, S. 61; Fontanarossa, Capitulo IV, S. 97; GómezLeo, Art. 19, 2, S. 104; Villegas, Tercera Parte, Art. 19, 19.2. 355 356
Barbieri,
Art. 19, S. 62; Franza/Tomâ,
Parte Segunda, Art. 19, 2, S. 91.
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 6, 1, 1.2; Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 3, S. 91; Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, b, S. 69; Rejón, S. 163; Villegas, Tercera Parte, Art. 6, 6.4, S. 142.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
0
Papiers die Gefahr eines Schadens wegen eines unfreiwilligen Verlustes im Vergleich zu einem Orderscheck und insbesondere auch einem Inhaberscheck wesentlich reduziert. 357
1. Ausstellung Der Rektascheck ist ein Scheck, der auf eine bestimmte Person zahlbar gestellt ist und den Vermerk "no a la orden" (nicht an Order) enthält.358 Bis zur letzten Scheckrechtsreform konnte statt des Vermerks "no a la orden" auch ein gleichbedeutender Vermerk auf einen Rektascheck gesetzt werden. 359 Als gleichlautende Vermerke waren beispielsweise anerkannt: "no endosable" (nicht indossierbar), "no négociable" (nicht übertragbar) oder "prohibido el endosso" (Indossierung verboten). 360 Diese in Art. 6 des Dekretgesetzes 4776 normierte Regelung aus dem Jahre 1963 entsprach damit im Wortlaut der Vorlage des Art. 5 des EinheitlichenScheckgesetzes und somit auch Art. 5 des deutschen Scheckgesetzes. Das neue argentinische Scheckgesetz sieht nun in Art. 6 Nr. 2 N.L.Ch. die Klausel "no a la orden" als den einzig möglichen Vermerk für die Ausstellung eines Rektaschecks vor. 361 Mit dieser Änderung bezweckt der argentinische Gesetzgeber eine der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit dienende Vereinfachung des Gesetzeswortlauts. Der neue Gesetzeswortlaut soll die Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten ausräumen, die insbesondere in Teilen der Scheckrechtsliteratur hinsichtlich der verschiedenen Möglichkeiten der Ausstellung eines Rektaschecks bestehen.362 Der Vermerk "no a la orden" kann nicht nur handschriftlich, sondern auch mittels Stempel oder Maschinenschrift auf den Scheck gesetzt werden. 363 357
CApel.C.C. Bahia Bianca, Sala II, 24.8.92, El Derecho 1983, Tomo 102, 672
(673). 358
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 6, 1.2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 6, 1, S. 48; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 160, 701 (702); Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, b, S. 69. 359
Fontanarossa, Capitulo IV, 32, S. 75; Giraldi,
Ley de cheque, Art. 6, § 3, S. 89.
360
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 3, S. 90; GómezLeo, Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo ΠΙ, Capitulo ΙΠ, 2, S. 144f. 361
Franza/Tomà , Parte Segunda, Art. 12, 1, 1.1, S. 80; Giraldi, Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 12, 4, S. 77. 362
Giraldi,
363
Franza/Tomà,
S. 69.
Art. 6, S. 15f.;
Art. 6, S. 16; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 4, S. 77. Parte Segunda, Art. 6, 1, 1.2; Muguillo/Lorente,
Art. 6, 1, b,
§ 2 Übertragung des Schecks
2. Abtretung Ein mit dem Vermerk "no a la orden" versehener Scheck kann gemäß Art. 12 Abs. 3 N.L.Ch. nur in der Form und mit den Wirkungen einer Forderungsabtretung (cesión de créditos) übertragen werden. Der Begriff der Forderungsabtretung ist erst im Zuge der letzten Scheckrechtsreform in den Gesetzeswortlaut aufgenommen worden. Vor dessen Aufnahme entsprach der Gesetzeswortlaut der Vorlage des Art. 14 Abs. 2 des Einheitlichen Scheckgesetzes. Danach konnte ein Scheck mit dem Vermerk "no a la orden" nur mit den Wirkungen einer "gewöhnlichen Abtretung" (cesión ordinaria) übertragen werden. Der Begriff der "césion ordinaria" des Art. 12 Abs. 3 N.L.Ch. wurde - wie auch bei dem das Nachindossament behandelnden Art. 22 Abs. 1 N.L.Ch. 3 6 4 - von der Literatur als eine nicht durchdachte, bloße Übersetzung der Vorlage des Art. 14 Abs. 2 des EinheitlichenScheckgesetzes kritisiert, da das argentinische Recht keine gewöhnliche Abtretung, sondern nur eine Forderungsabtretung kennen würde. 365
a) Voraussetzungen Ein mit dem Vermerk "no a la orden" versehener Scheck kann nur in der Form einer Forderungsabtretung übertragen werden. Die Forderungsabtretung ist in den Artt. 1434 bis 1484 des Código Civil geregelt. Der Abtretungsvertrag bedarf gemäß Art. 1454 Código Civil der Schriftform. Wird diese nicht eingehalten, ist der Abtretungsvertrag nichtig.366 Der Abtretungsvertrag kann auf einem separaten Schriftstück abgefaßt werden. 367 Er kann gemäß Art. 1456 Código Civil jedoch auch in der Form eines Indossaments auf die Rückseite des Schecks gesetzt werden. 368 Erforderlich ist aber, daß die Person des Zessionars als dem Erwerber der Scheckrechte aus dem in der Form eines
364
Vgl. Erster Teil § 2 I 5 d bb.
365
Giraldi, Ley de cheque, Art. 12, §7, S. 115; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 12, 4, S. 77; Muguillo/Lorente, Art. 12, S. 91. 366
Barbieri, Art. 12, b, S. 47; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 12, 4, S. 78; Rejón, S. 163; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.4, c, S. 165. 367
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 12, § 7, S. 115; Muguillo/Lorente,
Art. 12, 1, b,
S. 69. 368
Giraldi, Ley de cheque, Art. 12, § 7, S. 115; Gómez Leo, Art. 12, 4, S. 78; Villegas, Tercera Parte, Art. 12, 12.4, c, S. 165.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel Indossaments gefaßten Vermerks unzweideutig hervorgeht. 369 Auch im deutschen Scheckrecht kann das auf einen Rektascheck gesetzte Indossament als wirksames Angebot zum Abschluß eines Abtretungsvertrages auslegt werden. Wird dieses Angebot angenommen, gehen die Scheckrechte vom Zedenten auf den Zessionar über. 370 Im deutschen Scheckrecht ist dabei eine zusätzliche Übergabe des Schecks entbehrlich.371 Im argentinischen Scheckrecht hingegen setzt die Übertragung eines Schecks mit der Klausel "no a la orden" im Wege der Forderungsabtretung gemäß Art. 1457 Código Civil voraus, daß der Scheck dem Zessionar (cesionario) von dem Zedenten (cedente) übergeben wird. 372 Schließlich muß die Abtretung dem Drittschuldner (deudor cedido) in der Person des Ausstellers bekannt gegeben werden, damit die Abtretung auch Dritten gegenüber wirksam ist. 373
b) Wirkungen Die Übertragung eines Schecks durch eine Abtretung unterscheidet sich von der Übertragung mittels Indossament grundlegend. Während das Indossament eine einseitige Willenserklärung ist, liegt der Übertragung eines Schecks durch Abtretung stets ein Vertrag zugrunde. 374 Ein weiterer Unterschied zwischen dem Indossament und der Abtretung ist der, daß eine Teilübertragung der Scheckrechte durch Abtretung möglich ist, während ein Teilindossament gemäß der ausdrücklichen Anordnung in Art. 13 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. nichtig ist. 375 Ferner muß das Indossament gemäß Art. 13 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. unbedingt sein, während die Wirksamkeit eines Abtretungsvertrages auch von Bedingungen abhängig gemacht werden kann. 376 Der wesentliche 369
CNCom., Sala C, 13.12.91, El Derecho 1993, Tomo 153, 284 (285); Rejón, S. 163. 370
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 9. 371
Baumbach/Hefermehl,
372
Giraldi,
Art. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Bülow, Art. 14 ScheckgeArt. 14 Scheckgesetz, Rdnr. 3.
Ley de cheque, Art. 12, § 7, S. 115.
373
CApel.C.C. Bahia Bianca, Sala II, 24.8.82, El Derecho 1983, Tomo 102, 672 (673); Caffaro, La Ley 1986, Tomo C, 427 (428); Villegas. Tercera Parte, Art. 12, 12.4, e, S. 167. 374
Parte Segunda, Art. 12, 1,
375
Parte Segunda, Art. 12, 1,
Fontanarossa, Capitulo IV, 32, S. 76; Franza/Tomà, S. 81; Giraldi, Ley de cheque, Art. 12 § 4, S. 111. Fontanarossa, Capitulo IV, 32, S. 76; Franza/Tomà, S. 82; Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, b, S. 70. 376
S. 81.
Fontanarossa, Capitulo IV, 32, S. 76; Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 12, 1,
§3
3
ng des Schecks
Unterschied ergibt sich jedoch aus dem Umstand, daß der Erwerber eines Schecks im Wege einer Zession nicht wie beim Indossament ein sogenanntes selbständiges Recht (derecho autònomo), sondern lediglich ein sogenanntes abgeleitetes Recht (derecho derivado) erwirbt. 377 Der Zessionar als Erwerber der Scheckrechte nimmt genau die Rechtsposition ein, die zuvor der Veräußerer in der Person des Zedenten inne gehabt hat. Im Wege einer Zession können daher nie mehr Rechte erworben werden, als sie nicht beim Veräußerer schon vorhanden waren. 378 Dieses in Art. 3270 Código Civil normierte Prinzip des argentinischen Zivilrechts bewirkt, daß der Aussteller des Schecks dem Zessionar als dem neuen Inhaber der Scheckrechte sämtliche Einwendungen entgegenhalten kann, die ihm auch gegenüber dem Zedenten in der Person des Veräußerers zugestanden haben.379 Darüber hinaus haftet der Zedent nach Art. 1476 Código Civil im Gegensatz zum Indossanten grundsätzlich nicht für die Zahlung des Schecks. Der Zedent hat lediglich die Existenz, nicht aber die Bonität der abgetretenen Forderung zu verantworten. 380 Diese Umstände bewirken, daß die Umlauffähigkeit eines Schecks mit der Klausel "no a la orden" im Vergleich zum Order- und Inhaberscheck erheblich eingeschränkt und daher in der Scheckrechtspraxis als Zahlungsmittel wenig verbreitet ist. 381
§ 3 Einlösung des Schecks Die Einlösung des vom Aussteller gezeichneten Schecks erfolgt durch seine Vorlage bei der bezogenen Bank.
I . Rechtsverhältnisse zwischen den beteiligten Personen Während es bei der Entstehung der Scheckverpflichtung nur auf das Verhältnis zwischen dem Geber und dem Nehmer des Schecks ankommt, sind bei der 377
Barbieri , Art. 6, S. 38; Giraldi, Tercera Parte, Art. 12, 12.4, a, S. 163. 378
Giraldi, a, S. 163.
Ley de cheque, Art. 12, § 4, S. 111; Villegas,
Ley de cheque, Art. 12, S. 112; Villegas,
Tercera Parte, Art. 12, 12.4,
379
Barbieri, Art. 12, S. 47; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 12, 1, S. 81; Giraldi, Ley de cheque, Art. 12, § 4, S. 112; Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, b, S. 69. 380
Fontanarossa, Capitulo IV, 32, S. 76; Franza/Tomâ , Parte Segunda, Art. 12, 1, S. 81; Muguillo/Lorente, Art. 6, 1, b, S. 69. 381
Caffaro, La Ley 1986, Tomo C, 427 (428); Giraldi, S. 91; Muguillo/Lorente, Art. 12, 5; Rejón , S. 163.
Ley de cheque, Art. 6, § 3,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel Einlösung des Schecks die Verhältnisse zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller sowie der bezogenen Bank und dem Inhaber des Schecks zu berücksichtigen.
1. Das Rechtsverhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller a) Deutsches Recht Das Kausalverhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller wird im deutschen Scheckrecht üblicherweise Deckungsverhältnis genannt.382 Diesem Deckungsverhältnis liegt grundsätzlich ein Scheckvertrag zugrunde. Der Scheckvertrag hat daher weder mit der Begebung des Schecks, die zwischen Aussteller und Schecknehmer erfolgt, noch mit dem dieser Begebung zugrunde liegenden Valutaverhältnis zu tun. In dem Scheckvertrag verpflichtet sich die Bank gegenüber ihrem Kunden, Schecks bis zur Höhe seines Guthabens oder eines vereinbarten Kreditrahmens einzulösen. Allein die Führung eines Girokontos berechtigt einen Bankkunden also noch nicht, auch einen Scheck auf die Bank zu ziehen.383 Die noch herrschende Meinung versteht den Scheckvertrag gemäß §§ 675, 611 BGB als einen Dienstvertrag, der eine Geschäftsbesorgung zum Gegenstand hat. 384 Für diese Annahme spricht, daß der Scheckvertrag auf Dauer angelegt ist und sich grundsätzlich nicht auf die Einlösung eines Schecks beschränkt.385 Nach der Gegenansicht ist der Scheckvertrag gemäß §§ 675, 631 BGB ein Werkvertrag mit einer Geschäftsbesorgung. 386 Denn die Bank verspräche nicht nur die Zuverfügungstellung ihrer Dienste, sondern einen bestimmten Erfolg, nämlich die Einlösung des Schecks.387 Unabhängig davon, ob man den Scheckvertrag nun als einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit Dienstvertragscharakter oder aber Werkvertragscharakter versteht, ist für die Gültigkeit des Schecks der Scheckvertrag
382
Brox, Rdnr. 667; Bülow, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Meyer-Cording, a; Sedatis, Rdnr. 260; Zöllner, § 26 VI 1. 383 Baumbach/Hefermehl, Zöllner, § 26 VI 1.
C IV 1
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Meyer-Cording,
C IV 1 a; C IV 1 a.
384
Baumbach/Hefermehl,
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Meyer-Cording,
385
Baumbach/Hefermehl,
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3.
386
Bülow, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 682; Sedatis, Rdnr. 260. 387
Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 682; Sedatis, Rdnr. 260.
§
5
ng des Schecks
nicht erforderlich, obgleich das Vorliegen eines Scheckvertrages in der Praxis den Regelfall darstellt. 388 Der Scheckvertrag ist im allgemeinen mit einem Girovertrag verknüpft, ohne jedoch mit ihm identisch zu sein. Der Scheckvertrag wird häufig konkludent durch die Aushändigung der Scheckvordrucke abgeschlossen.389 Girovertrag und Scheckvertrag sind Einzel Verträge, die die Bank mit ihrem Kunden nach Maßgabe der Allgemeinen Geschäftsbedingungen und den für den Scheckverkehr bestehenden Sonderbedingungen abschließt.390 Der Girovertrag ist ein auf Geschäftsbesorgung gerichteter Dienstvertrag, nach dem die Bank ihrem Kunden ein Girokonto einrichtetet, das dem Kunden ermöglicht, über sein Guthaben durch Abhebungen sowie Überweisungen zu verfügen und die Bank zu sachgerechter Führung des Girokontos verpflichtet. Der Scheckvertrag räumt dem Kunden darüber hinaus das Recht ein, außer durch Abhebung und Überweisung auch durch Scheck über sein Guthaben zu verfügen. 391 Der Scheckvertrag endet gewöhnlich durch Kündigung, zu der Kunde und Bank grundsätzlich jederzeit berechtigt sind.392 Außerdem endet der Scheckvertrag mit Beendigung des Giro Vertrages oder der Geschäftsverbindung insgesamt. Aus wichtigem Grunde kann immer gekündigt werden, auch wenn eine Kündigungsfrist oder eine bestimmte Zeitdauer vereinbart ist. Ein wichtiger Grund kann beispielsweise in der fortlaufenden Ausstellung ungedeckter Schecks oder auch allgemein in der mangelnden Solvenz des Kunden liegen.393 Von dem das Kausalverhältnis darstellenden Scheckvertrag ist die im Scheck enthaltene Anweisung an die Bank, an den legitimierten Inhaber eine bestimmte Geldsumme zu zahlen, zu unterscheiden. Die im Scheck enthaltene Anweisung stellt eine Anweisung i.S.d. § 783 BGB dar. Zugleich liegt in der Zahlungsanweisung eine Weisung im Giroverhältnis, den Scheck zu Lasten des Kontos des Ausstellers einzulösen.394
388
Baumbach/Hefermehl,
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Hueck/ Canaris, § 20IV lb.
389
Canaris, Bank vertragsrecht, Rdnr. 684; Meyer-Cording,
390
Baumbach/Hefermehl,
391
Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 684. 392 393
Baumbach/Hefermehl,
Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 20. 394
C IV 1 a.
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Bülow, AGB II, Rdnr. 1. Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Canaris, Bankvertragsrecht, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 9. Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Bülow, Art. 3 Scheckgesetz,
BGHZ 74, 352 (357); Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 686.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
b) Argentinisches Recht Auch im argentinischen Scheckrecht ist im Verhältnis zwischen dem Aussteller des Schecks und der bezogenen Bank zunächst zwischen dem Scheckvertrag als Kausalverhältnis (relacion extracambiaria) und der im Scheck enthaltenen Zahlungsanweisung (orden de pago) zu unterscheiden.395 Vor allem der Scheckvertrag ist, insbesondere in der älteren Scheckrechtsliteratur 396 und Rechtsprechung,397 Gegenstand zahlreicher Meinungsstreitigkeiten.
aa) Verhältnis zwischen Scheckvertrag und Girovertrag Umstritten ist zunächst, ob zwischen dem Aussteller und der bezogenen Bank neben dem Girovertrag (contrato de cuenta coniente bancaria) ein selbständiger Scheckvertrag (contrato de cheque) existiert. 398
(1) Mindermeinung Ein Teil der Scheckrechtsliteratur lehnt die Annahme eines selbständigen Scheckvertrages ab. 399 Ein neben dem Giro vertrag bestehender Scheckvertrag sei nicht notwendig, da sich die Verpflichtung der Bank zur Aushändigung von Scheckvordrucken und damit auch zu deren Einlösung bei Bestehen eines Girovertrages mit dem Kunden schon aus dem Gesetz ergäbe. Diese Verpflichtung der Bank wird aus Art. 4 des Scheckgesetzes400 hergeleitet. Nach dieser Vorschrift händigt die Bank ihrem Kunden gegen eine Empfangsbescheinigung 395
GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 1, S. 1.
396
Fontanarossa, Capitulo I, 4, S. 20; Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 145; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 8; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 63ff.; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.1. 397
Cam. Fed. Bahia Bianca, 5.12.45, La Ley 1946, Tomo 44, 685 (687); CNCom, Sala B, 16.8.79, La Ley 1980, Tomo A, 164 (165). 398
Fontanarossa, Capitulo I, 4, S. 20; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 65; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.1. 399
Fontanarossa, S. 786. 400
Capitulo I, 4, S. 20; Malagarriga,
Capitulo decimoctavo, 10,
Fontanarossa bezog sich in seiner Begründung noch auf Art. 4 des Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963. Soweit es die Argumentation Fontanarossas betrifft, hat sich der Wortlaut dieses Artikels jedoch auch im neuen argentinischen Scheckgesetz nicht entscheidend geändert.
§
ng des Schecks
Scheckvordrucke aus. Der Scheck sei demnach ein vom Gesetzgeber vorgesehenes Mittel, um über ein Bankguthaben zu verfügen. Ein zusätzlicher Scheckvertrag, der den Umgang mit Scheck zwischen der Bank und dem Kunden regeln sollte, wäre daher überflüssig. 401
(2) Herrschende Meinung Die herrschende Meinung im argentinischen Scheckrecht geht vom Bestehen eines selbständigen Scheckvertrages aus.402 Überwiegend wird der Scheckvertrag als ein Geschäftsbesorgungsvertrag mit Elementen eines Auftragsvertrages, eines Dienst- sowie Verwahrungsvertrages (contrato de gestion que presenta connotaciones de mandato, locación de servicio y de custodia) verstanden.403 Umstritten ist innerhalb der herrschenden Meinung, ob der Scheckvertrag völlig unabhängig (contrato autonomo) vom Girovertrag besteht, oder mit diesem verbunden ist (contrato accesorio).404 Dieser Meinungsstreit hat jedoch keine praktischen Auswirkungen. So kann nach beiden Ansichten zwar ein Giro vertrag unabhängig von einem Scheckvertrag bestehen, doch setzt ein Scheckvertrag stets auch ein eingerichtetes Girokonto und damit auch einen Girovertrag voraus. Während diejenigen, die die völlige Unabhängigkeit des Scheckvertrages vertreten, diese Verbindung als eine rein faktische verstehen, sehen die Vertreter der Ansicht, die den Scheckvertrag mit dem Girovertrag als verbunden ansehen, in diesem Zusammenspiel zwischen den beiden Verträgen eine über das rein faktische hinausgehende rechtliche Verbindung. 405
401
Fontanarossa, Capitulo I, 4, S. 20; Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 145, Fußnote 5; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 7; Malagarriga, Capitulo decimoctavo, 10, S. 786. 402
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 145; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 8; GómezLeo, Parte Primera, 2, S. 3; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 61; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.1. 403
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 61; Villegas, II, 2, 2.1.
Primera Parte, Capitulo
404
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 145; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 8; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.1. 405
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 144; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 7; Gómez Leo, Parte Primera, 2, S. 3; Villegas, Parte Primera, Capitulo II, 2, 2.4, S. 69. 7 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
(3) Streitentscheidung Für die Mindermeinung spricht, daß der Scheckvertrag im argentinischen Scheckgesetz nicht erwähnt wird. 406 Das deutsche Scheckgesetz spricht dagegen in Art. 3 Satz 1 den Scheckvertrag direkt an. Nach dieser Vorschrift darf der Scheck nämlich nur auf einen Bankier gezogen werden, bei dem der Aussteller ein Guthaben hat, "und gemäß einer ausdrücklichen oder stillschweigenden Vereinbarung, wonach der Aussteller das Recht hat, über dieses Guthaben mittels Scheck zu verfügen". Eine dementsprechende Regelung enthält das argentinische Scheckgesetz nicht. Trotzdem ist im Ergebnis der herrschenden Meinung zu folgen, die von dem Bestehen eines seperaten Scheckvertrages neben dem Girovertrag ausgeht und insofern mit der deutschen Rechtslage übereinstimmt. Für sie spricht, daß der Kunde nicht ohne weiteres mit Abschluß des Girovertrages über sein Konto auch durch Scheck verfügen kann. Daß die Aushändigung von Scheckvordrucken an den Kunden nicht nur deklaratorischen Charakter hat und daher nicht ohne Abschluß eines Scheckvertrages erfolgt, ergibt sich schon aus dem Umstand, daß die Bank ein Interesse daran hat, unzuverlässigen Kunden die Teilnahme am Scheckverkehr zu versagen.407 Diesem berechtigten Interesse der Bank kann nur dann ausreichend Rechnung getragen werden, wenn man davon ausgeht, daß die Teilnahme des Kunden am Scheckverkehr grundsätzlich den Abschluß eines entsprechenden Scheckvertrages zwischen Kunde und Bank voraussetzt.
bb) Abschluß und Inhalt des Scheckvertrages Der Scheckvertrag kann ausdrücklich (expreso) oder konkludent (tacito) abgeschlossen werden. Der konkludente Vertragschluß erfolgt in der Praxis grundsätzlich durch die Aushändigung der Scheckvordrucke. 408 Die einzelnen Pflichten der Parteien des Scheckvertrages ergeben sich sowohl aus dem Scheckgesetz selbst sowie aus den von der Zentralbank in ihrer Verordnung A 2329 festgelegten Bedingungen. Diese Bedingungen (Circular Opasi-2) regeln sowohl die gegenseitigen Rechte und Pflichten im Scheck- wie im Giroverhält406
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 147; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 10. 407
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 146; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 9; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 62. 408
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 145; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 8; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 61; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.3.
§
ng des Schecks
nis zwischen Kunde und Bank. 409 Sie entsprechen damit in etwa den in Deutschland üblichen AGB und den Sonderbedingungen für den Scheckverkehr. Der Scheckvertrag verpflichtet den Kunden insbesondere, ausreichend Deckung auf seinem Girokonto zu haben sowie der Bank eine Bestätigung über den Empfang der Scheckvordrucke zukommen zu lassen, da ansonsten vorgelegte Schecks von der Bank nicht eingelöst werden. Ferner hat der Kunde der Bank unverzüglich jedes Abhandenkommen von Scheckvordrucken und eine Änderung seiner Anschrift mitzuteilen. Bei Beendigung des Scheckvertrages hat der Kunde nicht benutzte Scheckvordrucke der Bank zurückzugeben.410 Die Bank verpflichtet sich im Scheckvertrag vor allem, ordnungsgemäß begebene Schecks bei ausreichender Deckung auf dem Girokonto einzulösen. Die Bank hat sich ferner bei jeder Einlösung eines Schecks zu vergewissern, daß der entsprechende Vordruck diesem Kunden auch ausgehändigt worden ist. Ist der Begünstigte namentlich im Scheck genannt, hat die Bank bei der Einlösung des Schecks dessen Identität zu prüfen. Schecks, die der Bank als abhanden gekommen gemeldet worden sind, dürfen von dieser nicht eingelöst werden. Schließlich darf die Bank Schecks nicht einlösen, deren Text teilweise ausradiert wurde oder bei denen Streichungen vorgenommen wurden. 411
cc) Beendigung des Scheckvertrages Die Beendigung des Scheckvertrages zwischen Kunde und Bank ist in Argentinien wesentlich umfangreicher geregelt als in Deutschland. Zunächst können auch in Argentinien beide Seiten den Scheckvertrag grundsätzlich jederzeit kündigen. Erforderlich ist nur, daß eine Kündigungsfrist von zehn Tagen eingehalten wird. Kündigt der Kunde, muß er seinem Kündigungsschreiben zudem noch die restlichen in seinem Besitz befindlichen Scheckvordrucke sowie eine Auflistung der in den letzten 60 Tagen ausgestellten Schecks beifügen. 412 Wie im deutschen Scheckrecht endet der Scheckvertrag auch mit der Beendigung des Giro Vertrages. Denn die Unterhaltung eines Girokontos stellt in der Bankpraxis grundsätzlich eine notwendige technische Vorausset-
409
Villegas,
Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.6, S. 71.
4.0
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 146; derselbe in: Ley de cheque, § 3, S. 9; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.6, S. 72ff. 4.1
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 62; Villegas, II, 2, 2.6, S. 75ff. 4.2
Villegas , Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.8, S. 81.
Primera Parte, Capitulo
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
100
zung für die Teilnahme am Scheckverkehr dar. 413 Ein weiterer Beendigungsgrund ist die sogenannte "Annullierung der Teilnahme am Scheckverkehr" (suspension del servicio de pago de cheques). Die Bank ist zur Vornahme dieser Annullierung aufgrund der entsprechenden Verordnung der Zentralbank verpflichtet, wenn bei natürlichen Personen drei Schecks mangels Deckung nicht eingelöst wurden. Bei juristischen Personen tritt diese Folge bei fünf nicht eingelösten Schecks ein. 414 Die einen Kunden am härtesten treffende Form einer Beendigung des Scheckvertrages ist die sogenannte "Erklärung der Unfähigkeit, Inhaber eines Girokontos zu sein" (Inhabilitación del uso de la cuenta corriente bancaria). Diese Maßnahme geht in ihren Auswirkungen für den betroffenen Kunden noch weit über die sogenannte "Annullierung der Teilnahme am Scheckverkehr" hinaus, da dem Kunden nicht nur die Benutzung von Schecks untersagt wird, sondern ihm vielmehr die Möglichkeit genommen wird, bei irgendeiner in Argentinien ansässigen Bank ein Girokonto zu unterhalten. Die sogenannte "Erklärung der Unfähigkeit, Inhaber eines Girokontos zu sein" kann zur Zeit bei Vorliegen von mindestens einem der drei folgenden Tatbestände ausgesprochen werden: Bei der Ausstellung von ungedeckten Schecks, obwohl dem Aussteller die weitere Teilnahme am Scheckverkehr bereits untersagt worden ist 415 , bei der Ausstellung von mindestens acht formal mangelhaften Schecks innerhalb eines Jahres416 und schließlich bei der mißbräuchlichen Mitteilung über den Verlust von Scheckvordrukken bzw. von Schecks, die zwar schon gezeichnet, aber noch nicht in Umlauf gebracht worden sind. 417
dd) Zahlungsanweisung Von dem Scheckvertrag ist die in einem Scheck enthaltene Zahlungsanweisung des Ausstellers zu unterscheiden. Ein begebener Scheck enthält nämlich nicht nur ein vom Aussteller gegenüber dem Schecknehmer abgegebenes Zahlungsversprechen, sondern auch eine an die bezogene Bank gerichtete
413
Fontanarossa,
Capitulo I, S. 19; Villegas,
Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.8,
S. 19. 414
Villegas,
Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.8, S. 80.
415
Villegas,
Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.8, S. 81.
4,6
GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.5, S. 89; Villegas, Primera Parte, Capitulo II, 2, 2.8, S. 81. 417
Barbieri, Art. 5, S. 37; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 5, 7; Villegas, Parte, Capitulo II, 2, 2.8, S. 81.
Primera
§
ng des Schecks
Zahlungsanweisung des Ausstellers.418 Während das Zahlungsversprechen ausschließlich das Verhältnis zwischen Aussteller und Schecknehmer (derecho externo) betrifft, wird durch die im Scheck enthaltene Zahlungsanweisung nur das Verhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller (derecho interno) berührt. 419 Die Zahlungsanweisung ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Sie wird erst wirksam, wenn sie der bezogenen Bank als dem Adressaten dieser Willenserklärung zugegangen ist. 420 Durch die Zahlungsanweisung wird die bezogene Bank angewiesen, die im Scheck genannte Summe gegen Vorlage des Schecks an den ordnugsgemäß legitimierten Scheckinhaber zu zahlen und die Schecksumme dem Konto des Ausstellers zu belasten.421
2. Das Rechtsverhältnis zwischen der bezogenen Bank und dem Scheckinhaber a) Deutsches Recht Zwischen dem Scheckinhaber und der bezogenen Bank besteht im allgemeinen kein Rechtsverhältnis. Insbesondere ergibt sich ein solches nicht aus dem Scheckvertrag, da dieser nur eine Abmachung zwischen Bank und Aussteller ist. Der Scheckvertrag ist also kein Vertrag zugunsten Dritter. 422 Des weiteren enthält die Begebung eines Schecks nicht zugleich die Abtretung des Dekkungsguthabens, so daß auch insoweit keine Verpflichtung der bezogenen Bank gegenüber dem Scheckinhaber besteht.423 Ein Schecknehmer enthält somit im deutschen Scheckrecht mit dem Scheck nur eine Anweisung und damit lediglich eine Chance, Zahlung zu erhalten, aber keinen Anspruch auf Zahlung.
4.8
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 49, S. 148; derselbe in: Ley de cheque, § 5, S. 11; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; Villegas, Primera Parte, Capitulo I, 1.1, S. 12. 4.9
Vgl. Erster Teil § 1 II 1 b cc.
420
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 49, S. 148; derselbe in: Ley de cheque, § 5, S. 11; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 17; derselbe in: La Ley 1983, Tomo C, 1014 (1015). 421
GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 17; Villegas, Primera Parte, 1, 1.2. 422
BGH LM HGB § 392 Nr. 2; Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 4; Meyer-Cording, C IV 3, S. 87; Sedatis, Rdnr. 268; Zöllner, § 26 VI 1, S. 168. 423
Zöllner,
§ 26 VI 1, S. 169.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
10
Eine Scheckhaftung der bezogenen Bank gegenüber dem Scheckinhaber ist durch das in Art. 4 Scheckgesetz verankerte Akzeptverbot von vornherein ausgeschlossen. Das Akzeptverbot soll die Funktion des Schecks als Zahlungsmittel sichern und eine allein dem Wechsel zugedachte Verwendung als Kreditmittel entgegenwirken. Doch beschränkt sich dieses Akzeptverbot allein auf den Ausschluß einer Scheckhaftung und steht daher einer bürgerlichrechtlichen Einstandspflicht der bezogenen Bank nicht entgegen. Rechtsgrundlage eines zivilrechtlichen Anspruchs des Schecknehmers kann eine vertragliche Einlösungsverpflichtung der Bank oder eine Schadensersatzhaftung wegen positiver Vertragsverletzung sein.424 Als Grundlage einer vertraglichen Einlösungsverpflichtung kommt neben einem Schuldbeitritt und einer Bürgschaft der Bank vor allem ein Garantievertrag in Form einer Scheckeinlösungszusage in Betracht. Diese Scheckeinlösungszusage ist die Garantie der Bank, den Scheck auf jeden Fall einzulösen, also auch dann, wenn in der Zeit zwischen Anfrage und Vorlegung des Schecks etwas Unvorhergesehenes, wie beispielsweise die plötzlich eingetretene Zahlungsunfähigkeit des Ausstellers, geschehen sollte.425 Davon strikt zu trennen ist die in der Bankpraxis übliche reine Scheckbestätigung, bei der die Bank lediglich die unverbindliche Auskunft erteilt, daß sie den Scheck nach dem derzeitigen Kontostand bei sofortiger Vorlage einlösen würde. Soweit die bezogene Bank im Rahmen einer solchen Scheckbestätigung eine falsche Auskunft erteilt, kann sie dem Inhaber bei Verschulden aus positiver Vertragsverletzung zum Schadensersatz verpflichtet sein. 426 Im Zweifel ist davon auszugehen, daß die bezogene Bank aufgrund des für sie mit einer Scheckeinlösungszusage verbundenen Risikos nur eine Scheckbestätigung abgeben wollte. 427
b) Argentinisches Recht Die Rechtsbeziehungen zwischen der bezogenen Bank zum Scheckinhaber wurden insbesondere in der etwas älteren Scheckrechtliteratur unterschiedlich gesehen. Der Ursprung dieses Meinungsstreits liegt in der unterschiedlichen Beurteilung der Rechtsnatur des Schecks.428 424
Meyer-Cording,
C IV 3, S. 88; Sedatis, Rdnr. 270.
425
Art. 4 Scheckgesetz, Rdnr. 2; Meyer-Cording,
C IV 3,
426
Art. 4 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Meyer-Cording,
C IV 3,
Baumbach/Hefermehl, S. 88; Sedatis, Rdnr. 270. Baumbach/Hefermehl, S. 87; Sedatis, Rdnr. 270. 427 428
Meyer-Cording,
C IV 3, S. 88.
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 26ff.; Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 152ff.; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 97ff.;
§
ng des Schecks
aa) Rechtsnatur des Schecks Die Erklärung der Rechtsnatur des Schecks und seiner Begebung ist seit dem letzten Jahrhundert Gegenstand zahlreicher Theorien.
(1) Theorie der Forderungsabtretung
(Teoria
de la cesión de crédito)
Nach dieser Theorie liegt in der Begebung eines Schecks stets auch die Abtretung des Deckungsguthabens. Der Aussteller tritt also mit der Übergabe des Schecks seine Zahlungsansprüche gegen die bezogene Bank in Höhe der Schecksumme an den Schecknehmer ab. 429 Die Theorie der Forderungsabtretung ist vornehmlich Ende des letzten Jahrhunderts in Frankreich entwickelt worden. 430 Auch heute noch bewirkt im französischen Recht die Begebung eines Schecks gleichzeitig die Abtretung des der Scheckausstellung zugrunde liegenden Deckungsguthabens (provision). 431 In der argentinischen Scheckrechtsliteratur wird diese Theorie mittlerweile nicht mehr vertreten. Ihr wird zu Recht vorgehalten, daß die Konstruktion der Abtretung des der Scheckbegebung zugrunde liegenden Deckungsguthabens nicht mit dem Charakter des Schecks als Umlaufpapier zu vereinbaren sei. Denn bei einer Forderungsabtretung könne gemäß Art. 1474 Código Civil der Schuldner dem Zessionar sämtliche Einwendungen entgegenhalten, die ihm auch gegen den Zedenten zustünden.432 Darüber hinaus sei die Forderungsabtretung auch deshalb nicht mit dem Wesen des Schecks vereinbar, da der Zedent lediglich für das Bestehen der abgetretenen Forderung einzustehen habe, wohingegen der Aussteller eines Schecks auch für die Zahlung des Schecks haften würde. 433
derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo ΙΠ, Kapitel; Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 29. 429
Bonfanti/Gar rone, Capitulo I, 12, S. 33; Fontanarossa, GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 98. 430
Fontanarossa,
Capitulo I, 6, S. 27;
Capitulo I, 6, S. 26; Gómez Leo, La Ley 1984, Tomo A, 945
(954). 431
Baumbach/Hefermehl, Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 51; Giraldi, cheque, Art. 6, § 2, S. 86, Fußnote 7; Zöllner, § 26 VI 1, S. 169.
Ley de
432 Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 100; derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 27. 433
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 27; Muguillo/Lorente, Leo, La Ley 1984, Tomo A, 945 (955).
Introducción, S. 29; Gómez
10
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
(2) Bevollmächtigungstheorie
(Teoria
del mandato )
Nach dieser ebenfalls ursprünglich aus Frankreich stammenden Theorie bevollmächtigt der Aussteller mit der Ausstellung eines Schecks die bezogene Bank, an den ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber die im Scheck genannte Summe zu Lasten des Kontos des Ausstellers einzulösen.434 Dieser Theorie wird vor allem entgegengehalten, daß eine solche Bevollmächtigung einen entprechenden (Auftrags-)Vertrag zwischen dem Aussteller und der bezogenen Bank voraussetzen würde. Eine solche Voraussetzung ließe sich jedoch nicht mit der im argentinischen Scheckrecht verbreiteten Annahme vereinbaren, wonach die Ausstellung und Begebung eines Schecks ein einseitiges Rechtsgeschäft in der Form eines Zahlungsversprechens sei. 435 Darüber hinaus könne bei Abschluß eines Auftragsvertrages der Verhandlungspartner, wie bei anderen Verträgen auch, die Annahme eines Auftrages ablehnen. Die bezogene Bank hingegen ist aufgrund des mit dem Aussteller abgeschlossenen Scheckvertrages verpflichtetet, einen ordnungsgemäß ausgestellten und rechtzeitig vorgelegten Scheck einzulösen.436 Auch die sogenannte Theorie des Auftragsverhältnisses ist in Übereinstimmung mit der ganz herrschenden Meinung der argentinischen Scheckrechtsliteratur abzulehnen. Die Konstruktion einer Bevollmächtigung vermag nicht zu überzeugen, da bei einer Bevollmächtigung grundsätzlich der Bevollmächtigte die Verbindlichkeit des Vollmachtgebers gegenüber einem Drittem mit Mitteln des Vollmachtgebers erfüllt. Bei der Einlösung eines Schecks jedoch erfüllt die Bank eine eigene Verbindlichkeit aus dem Scheckvertrag gegenüber dem Aussteller mit eigenen Mitteln. Denn das Deckungsguthaben auf dem Girokonto des Ausstellers steht im Eigentum der Bank. Der Aussteller hat lediglich einen gegen die Bank gerichteten Auszahlungsanspruch in Höhe seines Kontoguthabens.437
(3) Doppelbevollmächtigungstheorie
(Teoria
del doble mandato )
Dieser Theorie zufolge liegen einer Scheckbegebung zwei Bevollmächtigungen des Ausstellers zugrunde. Zum einen bevollmächtigt der Aussteller die 434 Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 29; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 101; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (955). 435
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 30; Gómez Leo, La Ley 1984, Tomo A, 945 (956); Muguillo/Lorente , Introducción, 4, S. 29, Fußnote 19. 436
Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 102; derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 29. 437
(956).
Fontanarossa,
Capitulo I, 6, S. 30; Gómez Leo, La Ley 1984, Tomo A, 945
§
ng des Schecks
5
bezogene Bank, an den ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber die im Scheck angegebene Summe zu zahlen, und zum anderen bevollmächtigt der Aussteller den Inhaber des Schecks, die Schecksumme in Empfang zu nehmen.438 Als Begründer dieser Theorie wird in der argentinischen Scheckrechtsliteratur regelmäßig der ehemalige münsteraner Professor Jacobi genannt.439 Als wesentliches Verdienst der sogenannten Doppelbevollmächtigungstheorie wird im allgemeinen in der argentinischen Scheckrechtsliteratur hervorgehoben, daß sie erstmals die für die argentinische Scheckrechtsdogmatik so außerordentlich bedeutsame duale Rechtsnatur des Schecks (carâcter dual del cheque) erkannt hat. 440 Dennnoch wird auch diese Theorie mittlerweile zu Recht ganz überwiegend abgelehnt. Neben den ebenfalls hier einschlägigen Vorbehalten gegen die sogenannte Bevollmächtigungstheorie441 ist der sogenannten Doppelbevollmächtigungstheorie darüber hinaus entgegenzuhalten, daß der Inhaber des Schecks diesen aus eigenem - und nicht aus fremden - Interesse einlöst. Eine wirksame Bevollmächtigung im argentinischen Zivilrecht setzt jedoch gemäß Art. 1892 Código Civil voraus, daß der Bevollmächtige nicht nur in seinem Interesse tätig wird. 442
(4) Ermächtigungstheorie
(Teoria
de la autorización)
Die sogenannte Ermächtigungstheorie ist wesentlich von italienischen Autoren geprägt worden. 443 Ihr zufolge liegen der Begebung des Schecks gleichzeitig zwei von dem Scheck unabhängige Ermächtigungen des Ausstellers zugrunde. Der Aussteller ermächtigt danach die bezogene Bank, den Scheck an 438
Bonfanti/Garrone, Capitulo I, 11; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 103; derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 29. 439
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 30, Fußnote 37; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 23 und 103; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (956). Die genannten Autoren beziehen sich alle auf einen Aufsatz Jacobis, der in der Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, ZHR, Band 69, S. 583ff. erschienen ist. 440
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 104; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (957). 441
Vgl. Erster Teil § 3 I 2 b aa (2).
442
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 30; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 103; derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 30. 443 Fontanarossa bezieht sich bei der Darstellung dieser Theorie insbesondere auf die italienischen Publikationen, der Verfasser Angelo Nattini, "Il negozio autorizzativo" aus dem Jahre 1912 sowie Emilio Betti "Teoria generalle del negozio giuridico" aus dem Jahre 1943 (vgl. Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 31, Fußnote 38).
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
10
den legitimierten Scheckinhaber auszuzahlen, sowie den Scheckinhaber, den Betrag zu erheben. 444 Diese Theorie ähnelt somit in ihrer Grundkonzeption stark der sogenannten Doppelbevollmächtigungstheorie. Einziger Unterschied zwischen beiden Theorien ist lediglich, daß bei der sogenannten Doppelbevollmächtigungstheorie der Aussteller die bezogene Bank sowie den Scheckinhaber bevollmächtigt und bei der sogenannten Ermächtigungstheorie ermächtigt, den Scheck einzulösen bzw. zu erheben. Dieser Umstand ist fur weite Teile der argentinischen Scheckrechtslehre auch der wesentliche Schwachpunkt dieser Theorie. Sie betrachten die Konstruktion einer von der Scheckbegebung losgelösten Ermächtigung in zutreffender Weise als überflüssig. Denn die Ermächtigung bestimmte Handlungen vorzunehmen, sei regelmäßig notwendiger Bestandteil einer Bevollmächtigung. Schließlich könne über eine bloße Ermächtigung auch nicht die notwendige Verpflichtung der bezogenen Bank zur Einlösung des Schecks begründet werden. 445
(5) Theorie des Vertrages a favor de terceros)
zugunsten Dritter
(Teoria
del contrato
Ein Teil der älteren Lehre vergleicht die Rechtsnatur der Begebung eines Schecks, insbesondere unter Bezugnahme auf italienische Autoren, mit einem Vertrag zugunsten Dritter. 446 Dieser Vertrag wird zwischen dem Ausstellerund der bezogenen Bank geschlossen. Begünstigter dieses Vertrages ist der ordnungsgemäß legitimierte Inhaber des Schecks, der diesen zur Einlösung vorlegt. Eine Annahme seitens des Scheckinhabers ist dabei nicht erforderlich. Die zwischen dem Ausstellerund der bezogenen Bank getroffene Vereinbarung kann jedoch solange widerrufen werden, bis der Dritte in der Person des Scheckinhabers nicht seinen Willen geäußert hat, das ihm eingeräumte Recht ausnutzen zu wollen. Eine derartige Willensäußerung des Dritten liegt regelmäßig in der Vorlage des Schecks zur Einlösung.447 Dieser Theorie wird zu Recht vorgehalten, daß die bezogene Bank eben nicht gegenüber dem Scheckinhaber, sondern ausschließlich gegenüber dem Aussteller zur Einlösung des Schecks verpflichtet ist. Ferner wird bemängelt, daß der zwischen dem 444
Bonfanti/Garrone, Capitulo I, 17; Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 30; Muguillo/ Lorente, Introducción, 4, S. 29. 445
Fontanarossa, Fußnote 18.
Capitulo I, 6, S. 31; Muguillo/Lorente,
Introducción, 4, S. 29,
446
Bonfanti/Garrone, Capitulo I, 14; Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 28; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 110; Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 29. 447
GómezLeo, Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 36; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (960).
§
ng des Schecks
Aussteller und der bezogenen Bank geschlossene Vertrag bis zur Vorlage des Schecks widerrufen werden könne. Dies stünde in einem nicht zu vereinbarenden Gegensatz zu dem grundsätzlich unwiderruflichen Zahlungsversprechen, welches der Aussteller mit der Übergabe des Schecks abgibt.448
(6) Anweisungstheorie
(Teoria
de la delegación)
Die sogenannte Anweisungstheorie wird in der argentischen Scheckrechtsliteratur zum Teil auch als "Teoria de la asignación" bezeichnet. Teilweise werden die "Teoria de la delegación" und die "Teoria de la asignación" der besseren Übersichtlichkeit halber zudem getrennt als selbständige Theorien dargestellt. 449 Der Unterschied zwischen beiden Theorien ist jedoch im wesentlichen rein sprachlicher Natur. Während der Begriff "delegación" allgemein als "Anweisung" zu übersetzen ist, versteht man unter dem Begriff "asignación" eine "Zahlungsanweisung".450 Nach der sogenannten Anweisungstheorie weist der Scheckaussteller (delegante = Anweisender) seine Bank (delegado = Angewiesener) an, gegen Vorlage des Schecks die dort genannte Summe zu Lasten seines Kontos an den legitimierten Scheckinhaber (delegatario = Anweisungsempfänger) zu zahlen.451 Der im Scheck enthaltenen Anweisung liegen zwei Kausal Verhältnisse zu Grunde. Das Verhältnis zwischen dem Scheckaussteller und der bezognenen Bank wird üblicherweise als "relación de provision" (DeckungsVerhältnis) und das Verhältnis zwischen dem Scheckaussteller und dem Scheckinhaber als "relation de valor" (Valutaverhältnis) bezeichnet.452 Die Scheckanweisung enthält eine Doppelermächtigung. Zum einen ermächtigt der Scheckaussteller den Scheckinhaber, den Scheck bei der bezogenen Bank zur Einlösung vorzulegen sowie die Zahlung der Schecksumme zu erheben. Zum anderen ermächtigt der Scheckaussteller die bezogene Bank, den Scheck zu seinen Lasten einzulösen und an den Scheckinhaber
448 Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 31; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 110; Muguillo/Lorente, 4, S. 29, Fußnote 18. 449
Bonfanti/Garrone, Capitulo I, 13; GómezLeo, Teoriajuridica del cheque, S. 102; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (959). 450
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 35.
451
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 33; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 106; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (958); Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 29. 452
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 32; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, 5. 105; derselbe in: Instituciones de Derecho Cambiario, Tomo III, Capitulo I, 6, S. 34.
10
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
auszuzahlen.453 Die sogenannte Anweisungstheorie stimmt somit in ihrer Konzeption grundsätzlich mit dem Verständnis der Rechtsnatur des Schecks im deutschen Scheckrecht überein. Auch im deutschen Scheckrecht wird der Scheck als eine Unterart der Anweisung i.S.d. § 783 BGB verstanden, mit welcher der Aussteller seine Bank anweist, eine Zahlung an den Schecknehmer zu leisten.454 Die sogenannte Anweisungstheorie ist die in der argentinischen Scheckrechtsliteratur am häufigsten vertretene, die Rechtsnatur des Schecks erklärende Theorie. 455 Sie wurde maßgeblich vom deutschen Wertpapierrecht des 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts geprägt. 456 Doch wird auch dieser Theorie von Teilen der Literatur vorgehalten, daß sie die Rechtsnatur des Schecks nicht vollständig zu erfassen vermag. Der wesentliche Kritikpunkt liegt darin, daß der sogenannten Anweisungstheorie zufolge die bezogene Bank lediglich ermächtigt ist, den ihr vorgelegten Scheck einzulösen. Tatsächlich ist die bezogene Bank jedoch - wie im deutschen Recht457 auch aufgrund des mit dem Aussteller geschlossenen Scheckvertrages verpflichtet, den ordnungsgemäß ausgefüllten und rechtzeitig vorgelegten Scheck bei vorhandener Deckung einzulösen.458 Trotz dieser Kritik wird die sogenannte Anweisungstheorie im Schrifttum überwiegend als die am weitesten entwickelte Theorie bezeichnet.459
453
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 108; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (959). 454
Baumbach/Hefermehl, Grundzüge Scheckgesetz, Rdnr. 1; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 686; Zöllner, § 8 IV 4. 455 Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 42; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 104; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (957); Muguillo/Lorente, Introducción, 4, S. 29. 456
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 35, Fußnote 48; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 104, Fußnote 15 und S. 107, Fußnote 30. 457
Baumbach/Hefermehl, 5. 168.
Grundzüge Scheckgesetz, Rdnr. 1; Zöllner,
§ 26 VI 1,
458 Giraldi, Ley de cheque, Introducción, § 3, S. 9; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 47, S. 146; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 109; derselbe in: La Ley 1984, Tomo A, 945 (959). 459
Fontanarossa, Fußnote 21.
Capitulo I, 6, S. 31; Muguillo/Lorente , Introducción, 4, S. 29,
§
ng des Schecks
bb) Rechtsstellung des Scheckinhabers Obwohl die sogenannte Anweisungstheorie im argentinischen Schrifttum überwiegend als gemeinsame Basis zur Erklärung der Rechtsnatur des Schecks anerkannt wird, sind Einzelheiten im Hinblick auf die Rechtsstellung des Scheckinhabers in seinem Verhältnis zu der bezogenen Bank nicht unumstritten. Einigkeit besteht noch insoweit, als daß der ordnungsgemäß legitimierte Scheckinhaber berechtigt ist, gegen Vorlage der Scheckurkunde die Schecksumme entgegenzunehmen.460 Von der herrschenden Lehre wird die Stellung des Scheckinhabers im Verhältnis zu der bezogenen Bank mit der aus dem römischen Recht stammenden Rechtsfigur des "adiectus solutionis causa" verglichen. 461 Unter dieser Bezeichnung versteht man im allgemeinen eine vom Gläubiger benannte Person, an die der Schuldner im Verhältnis zu seinem Gläubiger mit befreiender Wirkung leisten kann. 462 Lediglich eine hauptsächlich von Fontanarossa vertretene Mindermeinung ist der Ansicht, daß die Stellung des Scheckinhabers im Verhältnis zu der bezogenen Bank nicht mit der Rechtsfigur eines "adiectus solutionis causa" zu vereinbaren sei. 463
(1) Mindermeinung Die Mindermeinung, die von der Unvereinbarkeit der Stellung des Scheckinhabers mit der Rechtsfigur eines "adiectus solutionis causa" ausgeht, stützt ihre Argumentation im wesentlichen auf drei Argumente. So würde zunächst der Scheckinhaber die Zahlung der bezogenen Bank nicht wie ein "adiectus" im Namen und im Interesse des Ausstellers, sondern in eigenem Namen und Interesse in Empfang nehmen. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Scheckinhaber im Verhältnis zu der bezogenen Bank und einem "adiectus" läge darin, daß ein Schuldner grundsätzlich die Wahl hat, ob er direkt an seinen Gläubiger oder an den von diesem benannten "adiectus" leistet. Der bezogenen Bank dagegen stünde diese Wahlmöglichkeit nicht zu. Denn sie sei aufgrund des mit dem Aussteller geschlossenen Scheckvertrages verpflichtet, den innerhalb der 460
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 86; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 153; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 114. 461
Teilweise wird dieselbe Rechtsfigur in der Literatur auch als "adiectus solutionis gratia" umschrieben (vgl. Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 87). 462
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 153; Gómez Leo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 3; derselbe in: Teoria juridica del cheque, S. 115. 463
Fontanarossa , Capitulo I, 6, S. 39; Giraldi, GómezLeo, La Ley 1983, Tomo C, 1015 (1026).
Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 87;
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
10
Vorlegungsfrist vorgelegten Scheck an den ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber auszuzahlen. Schließlich würde sich das Recht des Scheckinhabers, die Zahlung der bezogenen Bank in Empfang zu nehmen, nicht aus dem Scheckvertrag ergeben. Der Scheckinhaber würde bei der Einlösung des Schecks vielmehr ein selbständiges, aus dem Scheck selbst herzuleitendem Recht geltend machen.464
(2) Herrschende Meinung Die von der Mindermeinung vorgebrachten Argumente werden von der ganz herrschenden Lehre einhellig abgelehnt.465 Der Mindermeinung wird zunächst vorgehalten, die Rechtsfigur eines "adiectus solutionis causa" in unzutreffender Weise dargestellt zu haben. So stünde der Stellung des Scheckinhabers als "adiectus solutionis causa" insbesondere nicht entgegen, daß der Scheckinhaber die Einlösung des Schecks in eigenem Namen und in eigenem Interesse vornimmt. Der "adiectus" sei nämlich weder ein Bevollmächtigter noch ein Ermächtigter, sondern ein Rechtssubjekt, welches die Leistung des Schuldners in eigenem Namen und im eigenen Interesse in Empfang nehmen kann. 466 Der "adiectus" sei damit im Gegensatz zu einem Bevollmächtigten oder einem Ermächtigten voller Inhaber des von ihm geltendgemachten Rechts.467 Auf die Art des Grundverhältnisses zwischen dem Aussteller und dem Scheckinhaber käme es dabei nicht an. Der Scheckinhaber könne beispielsweise Bevollmächtigter oder Beschenkter des Ausstellers sein. In der Praxis sei der Scheckinhaber jedoch in der Regel ein Gläubiger des Ausstellers.468 Des weiteren spräche auch nicht gegen die Einordnung des Schecknehmers als ein "adiectus solutionis causa", daß die bezogene Bank ihre Verpflichtung aus dem Scheckvertrag nur durch eine Einlösung des Schecks gegenüber dem ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber erfüllen könne. Zwar träfe es zu, daß bei der Rechtsfigur des "adiectus solutionis causa" der Schuldner grundsätzlich die Wahlmöglichkeit habe, seine Verbindlichkeit entweder durch eine Leistung an den "adiectus" oder aber durch eine direkt an den Gläubiger gerichtete 464
Fontanarossa, Capitulo I, 6, S. 39.
465
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 87ff.; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 118ff.; derselbe in: La Ley 1983, Tomo C, 1014 (1026f.). 466
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 89.
467
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 87; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 153; GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 118; derselbe in: La Ley 1983, Tomo C, 1014 (1026). 468
Colmo, S. 398.
§
ng des Schecks
Leistung zu erfüllen. Diese Wahlmöglichkeit sei jedoch abdingbar. Von dieser Möglichkeit würden der Aussteller und die bezogene Bank im Scheckvertrag auch Gebrauch machen. Denn im Scheckvertrag würde regelmäßig die Verpflichtung der bezogenen Bank vereinbart, die ihr vorgelegten Schecks nur an den ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber auszuzahlen. Durch die Zahlung an den Scheckinhaber als dem "adiectus" wird dann die Verbindlichkeit der bezogenen Bank aus dem Scheckvertrag gegenüber dem Aussteller erfüllt. 469 Als wesentliches Argument gegen die Ansicht der Mindermeinung wird von der herrschenden Lehre jedoch vorgebracht, daß ein aus dem Scheck folgendes selbständiges Recht des Scheckinhabers auf Zahlung gegenüber der bezogenen Bank nicht bestünde. Das Recht, die Zahlung des Schecks bei der bezogenen Bank zu erheben, führe nicht dazu, daß der Scheckinhaber den Aussteller in seiner Gläubigerposition gegenüber der bezogenen Bank ablöse. Gläubiger der bezogenen Bank bleibe allein der Aussteller. Dem Scheckinhaber stünde weder ein durchsetzbarer Zahlungsanspruch gegen die bezogene Bank zu, noch sei diese gegenüber dem Scheckinhaber in irgendeiner Weise verpflichtet. 470 Das Recht, welches der legitimierte Besitz des Schecks vermittelt, würde sich auf Rückgriffsansprüche im Verhältnis des Scheckinhabers zum Aussteller sowie anderer Scheckverpflichteter, wie beispielsweise Indossanten oder Scheckbürgen, erschöpfen. 471
(3) Streitentscheidung Der herrschenden Meinung ist zuzutimmen. Die Ansicht der Mindermeinung, wonach ein sich aus dem Scheck ergebender Anspruch des Scheckinhabers gegenüber der bezogenen Bank besteht, ist mit den im Scheckgesetz enthaltenen Wertungen nicht zu vereinbaren. Denn das Scheckgesetz schreibt in Art. 24 N.L.Ch. ausdrücklich vor, daß der Scheck nicht angenommen werden kann. Dabei ist unter einer Annahme jede Erklärung zu verstehen, durch die eine scheckrechtliche Zahlungsverpflichtung des Bezogenen begründet wird. Eine scheckrechtliche Zahlungsverpflichtung des Bezogenen will der Gesetzgeber also unbedingt vermeiden. Eben diese Wertung des Scheckgesetzes übersieht die Mindermeinung, indem sie dem Scheckinhaber einen 469
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 119; derselbe in: La Ley 1983, Tomo A, 1014 (1026). 470 471
Giraldi , Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 88.
Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 154; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 120; derselbe in: La Ley 1983, Tomo A, 1014 (1027).
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
selbständigen Zahlungsanspruch gegen den Bezogenen einräumen will und so eine scheckrechtliche Zahlungsverpflichtung des Bezogenen begründet. Zusammenfassend ist somit festzustellen, daß der Schecknehmer im Verhältnis zur bezogenen Bank, zumindest nach der herrschenden Meinung, eine dem deutschen Scheckrecht im wesentlichen vergleichbare Stellung einnimmt. Zwischen dem Scheckinhaber und der bezogenen Bank bestehen keine direkten Rechtsbeziehungen, sondern ihr Verhältnis ist rein tatsächlicher Natur. 472 Dem Scheckinhaber steht gegen die bezogene Bank weder aus dem Scheckvertrag noch aus dem Scheck selbst ein Zahlungsanspruch zu. Der Scheckinhaber hat lediglich das Recht, die Zahlung der bezogenen Bank mit befreiender Wirkung in eigenem Namen und in eigenem Interesse entgegenzunehemen. Die herrschende Lehre vergleicht daher die Stellung des Scheckinhabers im Verhältnis zu der bezogenen Bank mit der aus dem römischen Recht stammenden Rechtsfigur eines "adiectus solutionis causa".473 Mit der Einlösung des Schecks erfüllt die bezogene Bank eine nur dem Aussteller gegenüber bestehende Pflicht aus dem Scheckvertrag. 474
II. Vorlegung Damit die sich aus dem Scheck ergebenden Rechte geltend gemacht werden können, ist grundsätzlich gemäß Art. 38 Abs. 5 N.L.Ch. seine Vorlegung bei der bezogenen Bank unabdingbare Voraussetzung.475 Um Rechtsnachteile auszuschließen, ist es nach dieser Vorschrift darüber hinaus aber auch erforderlich, daß der Scheck rechtzeitig, d.h. innerhalb der gesetzlichen Vorlegungsfrist vorgelegt wird. Denn wird der Scheck nicht rechtzeitig vorgelegt, ist es dem Scheckinhaber nicht mehr möglich, Rückgriffsansprüche gegen einen Scheckverpflichteten geltend zu machen.476 Die Dauer der Vorlegungsfrist ist davon abhängig, ob der Scheck innerhalb oder außerhalb Argentiniens ausgestellt wurde.
472
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 86; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 152. 473
Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 87; derselbe in: Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 51, S. 153; GómezLeo, Parte Primera, Capitulo Introductorio, 2, S. 4; derselbe in: La Ley 1983, Tomo C, 1014 (1023). 474 Giraldi, Ley de cheque, Art. 6, § 2, S. 86; Gómez Leo, Teoria juridica del cheque, S. 119; derselbe in: La Ley 1983, Tomo C, 1014 (1026). 475
Rejón, S. 127.
476
Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 28, 7, S. 126; Rejón, S. 128.
§
ng des Schecks
1. Vorlegungsfristen Die in Argentinien ausgestellten Schecks werden auch "cheques nacionales" und die im Ausland ausgestellten Schecks "cheques internationales" genannt.477
a) "Cheques nacionales" Die Vorlegungsfrist eines innerhalb Argentiniens ausgestellten und zahlbaren Schecks beträgt gemäß Art. 25 Abs. 1 N.L.Ch. 30 Tage. 478 Damit ist die Vorlegungsfrist eines Inlandsschecks in Argentinien fast viermal länger als in Deutschland. Denn gemäß Art. 29 Abs. 1 des deutschen Scheckgesetzes muß ein Scheck, der im Lande der Ausstellung zahlbar ist, binnen acht Tagen zur Zahlung vorgelegt werden. 479 Die Vorlegungsfrist von 30 Tagen ist seit 1963 mit Erlaß des Dekretgesetzes 4776 Bestandteil des argentinischen Scheckrechts. Bis dahin galt eine in Art. 813 Código de Comercio normierte Vorlegungsfrist von 15 Tagen. 480 Zu dieser Verlängerung der Vorlegungsfrist sah sich der argentinische Gesetzgeber Anfang der sechziger Jahre aufgrund der langen Postlaufzeiten und den sonstigen Verzögerungen bei der Postzustellung gezwungen.481 Die Verlängerung der Vorlegungsfrist ändert jedoch nichts an dem allgemeinen Konsens im argentinischen Schrifttum, wonach die Vorlegungsfrist verhältnismäßig kurz zu sein habe, um die ausschließliche Zahlungsfunktion des Schecks zu sichern. 482 Wie im deutschen Scheckrecht läuft die Vorlegungsfrist vom Ausstellungstag an. In dem etwas älteren Schrifttum wurde teilweise die Auffassung vertreten, die Vorlegungsfrist beginne nicht mit dem Ausstellungstag, sondern mit dem Tag der Begebung des Schecks.483 Diese Auffassung ist aufgrund eines während der letzten Scheckrechtsreform im Jahre 1995 präzisierten Gesetzeswortlauts als überholt anzusehen.484 477
Barbieri,
Art. 25, S. 74.
478
Franza/Tomâ, Art. 25, 2; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 25, 1, S. 124; Muguillo/Lorente, Art. 25, 1, S. 140. 479
Müller-Christmann/Schnauder,
Rdnr. 241; Richardi,
Viertes Kapitel, § 31, I.
480
Giraldi, Ley de cheque, Art. 25, § 1, S. 163; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 25, 1, S. 124. 481
Fontanarossa, Capitulo V, 51, S. 113.
482
Barbieri, Art. 25, S. 74; Giraldi, Leo, Art. 25, 1, S. 124. 483
Ley de cheque, Art. 25, § 1, S. 162; Gómez
Balsa Antelo, S. 83; Fontanarossa, Capitulo V, 51, S. 114.
484
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 25, 1; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 25, 1, S. 124; Villegas, Tercera Parte, Art. 25, 25.1. 8 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
Entscheidend ist nicht der wirkliche Ausstellungstag, sondern der im Scheck als solcher angegebene Tag, also bei einem nachdatiertem Scheck der zu früh angegebene Tag, beim vordatierten der zu spät angegebene.485 Bei der Fristberechnung wird der Ausstellungstag nicht mitgerechnet. Während diese Regelung im deutschen Scheckrecht ausdrücklich in Art. 56 Scheckgesetz normiert ist, enthält das argentinische Scheckgesetz eine dem entsprechende Regelung nicht. Im argentinischen Recht ergibt sich dies vielmehr aus den allgemeinen Regeln des Bürgerlichen Rechts über die Berechnung von Fristen. 486 So wird gemäß Art. 24 Código Civil bei der Berechnung einer Frist der Tag, an dem sie zu laufen beginnt, nicht mitgerechnet.487 Fällt der letzte Tag der Vorlegungsfrist auf einen Tag, an dem Banken nicht geöffnet sind, verlängert sich gemäß Art. 25 Abs. 2 N.L.Ch. die Vorlegungsfrist bis zum nächsten Bankarbeitstag.488
b) "Cheques internacionales " Die Vorlegungsfrist eines im Ausland ausgestellten und in Argentinien zahlbaren Schecks beträgt gemäß Art. 25 Abs. 1 N.L.Ch 60 Tage. 489 Im deutschen Scheckrecht hingegen sind in der Bundesrepublik zahlbare Schecks innerhalb von 20 Tagen vorzulegen, wenn sie in einem anderen europäischen oder einem ans Mittelmeer angrenzenden Land ausgestellt wurden, oder innerhalb von 70 Tagen, wenn der Ausstellungsort in einem anderen Erdteil liegt. 490 Die Vorlegungsfrist der "cheques internacionales" von 60 Tagen wird von Teilen der Literatur insbesondere im Verhältnis zu der Vorlegungsfrist der "cheques nacionales" von 30 Tagen als zu kurz bemängelt.491 Vorzugswürdiger seien die Regelungen der Nachbarländer Chile und Brasilien, die für im Ausland ausgestellte Schecks maximale Vorlegungsfristen von 90 Tagen bzw. 120 Tagen vorsehen.492 485
GómezLeo, Art. 25, 1, S. 125; Muguillo/Lorente.
Art. 25, 1, S. 140.
486
Auch Art. 56 Scheckgesetz gibt letztlich nur § 187 Abs. 1 BGB inhaltlich wieder (vgl. Baumbach/Hefermehl, Art. 56, Rdnr. 1). 487
Franza/Tomà,
Art. 25, 2; Giraldi,
488
Franza/Tomà,
Art. 25, 2; Villegas,
Art. 25, § 1, S. 163.
489
Tercera Parte, Art. 25, 25.4.
Barbieri, Art. 25, S. 74; GómezLeo, Art. 25, 1, S. 125; Villegas, Art. 25, 25.3. 490
Baumbach/Hefermehl,
491
Muguillo/Lorente,
492
Tercera Parte,
Art. 29, Rdnr. 2; Bülow, Art. 29, Rdnr. 3.
Art. 25, 1, S. 140.
Fontanarossa, Capitulo V, 51, S. 113, Fußnote 4; Muguillo/Lorente, S. 140.
Art. 25, 1,
§
5
ng des Schecks
c) Fristverlängerungen Die Vorlegungsfrist kann in Ausnahmefällen verlängert werden. Dabei ist zwischen solchen Ausnahmefällen zu unterscheiden, die das argentinische Scheckgesetz ausdrücklich vorsieht und solchen, die nicht gesetzlich geregelt, in der Praxis aber trotzdem verbreitet sind.
aa) Höhere Gewalt Die Vorlegungsfrist verlängert sich gemäß Art. 26 Abs. 1 N.L.Ch., wenn der rechtzeitigen Vorlegung des Schecks ein unüberwindliches Hindernis entgegensteht. Als unüberwindliches Hindernis werden alle Fälle höherer Gewalt (fuerza mayor) verstanden. Das Gesetz nennt als ein Beispiel für höhere Gewalt die gesetzliche Vorschrift eines Landes.493 Nach allgemeiner Ansicht stellt ein Ereignis einen Fall höherer Gewalt dar, wenn es nicht abgewendet werden kann und nicht allein in die persönliche Sphäre des Scheckinhabers fällt. 494 Als Beispiele für Fälle höherer Gewalt werden im argentinischen Schrifttum regelmäßig Flugzeugabstürze, Schiffsuntergänge sowie Streiks im Transportwesen oder bei den Banken genannt.495 Ist die Vorlegung des Schecks wegen eines Falles höherer Gewalt nicht möglich, verlängert sich die Vorlegungsfrist automatisch bis zum Wegfall des die höhere Gewalt ausmachenden Ereignisses.496 Fällt die höhere Gewalt weg, muß der Inhaber den Scheck unverzüglich zur Einlösung vorlegen. 497 Dauert die höhere Gewalt länger als 30 Tage seit Ablauf der Vorlegungsfrist kann seit der letzten Scheckrechtsreform gemäß Art. 27 N.L.Ch. Rückgriff genommen werden, ohne daß es der Vorlegung des Schecks bedarf. 498 Diese Norm war im Gesetzgebungsverfahren nicht unumstritten.499 So wurde kritisiert, daß die 493
Barbieri, Art. 26, S. 75; Franza/Tomâ, Muguillo/Lorente, Art. 26, 1, S. 146.
Parte Segunda, Art. 26, 1, S. 103;
494
Barbieri, Art. 26, S. 75; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 26, 1, S. 127; Villegas, Tercera Parte, Art. 26, 26.2, S. 204. 495
Barbieri, guillo/Lorente, 496
Art. 26, S. 75; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 26, 1, S. 127; MuArt. 26, 1, S. 146.
Muguillo/Lorente,
Art. 26, 1, S. 147; Villegas,
497
Tercera Parte, Art. 26, 26.4.
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 26, 1, S. 127; Muguillo/Lorente, S. 146; Villegas, Tercera Parte, Art. 26, 26.5. 498 Franza/Tomâ, Capitulo ΠΙ, 16. 499
Art. 26, 1,
Art. 27, 1, S. 105; GómezLeo, Manual de derecho cambiario,
Antecedentes Parlamentarios, S. 248, Rdnr. 105.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
Möglichkeit, Rückgriff ohne Vorlage des Schecks nehmen zu können, die berechtigten Interessen des Ausstellers und anderer möglicher Scheckverpflichteter nicht hinreichend berücksichtigen würde. Der Regelung des Art. 27 N.L.Ch. zufolge wäre auch ein redlicher Aussteller, der zur Einlösung des Schecks bereit ist und dessen Konto die nötige Deckung aufweist, den Rückgriffsforderungen in gleicher Weise ausgesetzt wie ein unredlicher Aussteller, der Schecks ohne entsprechende Deckung ausgestellt hat. 500 Der Oppositionsabgeordnete Garay regte daher im Gesetzgebungsverfahren an, auf die Vorlage des Schecks als unabdingbare Voraussetzung für eine Inanspruchnahme aus dem Scheck in allen Fällen festzuhalten. Der die Vorlegungsfristen regelnde Art. 25 N.L.Ch. solle deshalb dahingehend ergänzt werden, daß der Scheck noch bis zu drei Tagen nach Wegfall des die höhere Gewalt ausmachenden Hindernisses vorgelegt werden könne.501 Die Anregung des Abgeordneten Garay wurde bei der Verabschiedung des Scheckgesetzes nicht berücksichtigt. 502 Die Mehrheit der argentinischen Abgeordneten war der Ansicht, daß die Interessen des Scheckinhabers an einer raschen Durchsetzung seiner Zahlungsansprüche auch in den Fällen, in denen nach Ablauf einer Frist von 30 Tagen seit dem Ende der Vorlegungsfrist die Vorlage des Schecks wegen höherer Gewalt immer noch nicht möglich ist, höher einzustufen sind als die Interessen des Ausstellers, seine Scheckverpflichtung nur gegen Vorlage des Schecks erfüllen zu müssen.503 Die jetzige Regelung stimmt in ihren Grundzügen mit den Wertungen des deutschen Scheckgesetzes überein. Denn auch Art. 48 Abs. 4 Scheckgesetz gestattet den Rückgriff ohne Vorlage des Schecks, wenn die höhere Gewalt bereits länger als 15 Tage seit der Benachrichtigung des Vormannes von dem Falle der höheren Gewalt andauert.504 Die nun gültige Fassung des Art. 27 N.L.Ch. verdient letztlich gegenüber den Änderungsvorschlägen der Opposition den Vorzug, da die Interessen des Ausstellers auch bei einer Rückgriffsmöglichkeit ohne Vorlage des Schecks nicht in unzulässiger Weise beeinträchtigt werden. Denn der Aussteller weiß seit dem Zeitpunkt der Ausstellung des Schecks, daß er aus dem Scheck verpflichtetet ist und kann sich bei seiner finanziellen Disposition entsprechend darauf einstellen. Schließlich dient es der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit, wenn auch in Ausnahmesituationen Ansprüche aus Schecks zügig durchgesetzt und realisiert werden können.
500
Antecedentes Parlamentarios, S. 266, Rdnr. 195.
501
Antecedentes Parlamentarios, S. 266, Rdnr. 194.
502
Antecedentes Parlamentarios, S. 267, Rdnr. 200.
503
Antecedentes Parlamentarios, S. 266, Rdnr. 199.
504
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 4.
Art. 48 Scheckgesetz, Rdnr. 4 i.V.m. Art. 54 Wechselge-
§
ng des Schecks
Ebenfalls eine Neuheit im argentinischen Scheckgesetz ist die in Art. 26 Abs. 2 N.L.Ch. normierte Benachrichtigungspflicht des Scheckinhabers und der Indossanten. Nach dieser Vorschrift sind diese verpflichtet, ihre Vormänner bzw. den Aussteller von dem Fall der höheren Gewalt unverzüglich zu benachrichtigen. Die Benachrichtigung ist auf dem Scheck unter Nennung des Tages und des Ortes zu vermerken und zu unterschreiben. 505 Die Benachrichtigungspflicht erlangt insbesondere in den Fällen des Art. 27 N.L.Ch. eine besondere Bedeutung, also immer dann, wenn ein Scheckverpflichteter auch ohne Vorlage des Schecks in Anspruch genommen werden kann. Denn durch die Benachrichtigung wird der Aussteller in die Lage versetzt, selber die Einlösung des Schecks zu veranlassen, um so eine Inanspruchnahme im Wege des Rückgriffs zu vermeiden. 506 Als Vorlage des neuen Art. 26 Abs. 2 N.L.CH. diente der Art. 152 Abs. 2 des spanischen Scheckgesetzes.507 Die Fristverlängerung wegen höherer Gewalt ist im deutschen Scheckrecht in Art. 48 Scheckgesetz geregelt. Doch betrifft diese Vorschrift nicht nur die Fälle, in denen der Scheck nicht rechtzeitig vorgelegt werden kann, sondern auch jene Fälle, in denen aufgrund der höheren Gewalt die Erhebung des Protestes oder die Vornahme einer gleichbedeutenden Feststellung nicht rechtzeitig durchgeführt werden konnte.508 Versäumt der Benachrichtigungspflichtige die Vornahme der Benachrichtigung, so führt dies nicht zu einem Verlust seiner Rückgriffsrechte. Er haftet jedoch bis zur Höhe der Schecksumme für die Schäden, die durch das Unterlassen der Benachrichtigung entstanden sind. 509
bb) Neues Ausstellungsdatum Eine weitere Möglichkeit, die Vorlegungsfrist faktisch zu verlängern, besteht in der Erstellung eines neuen Ausstellungsdatums.510 In diesen, insbesondere in der kaufmännischen Praxis Argentiniens weit verbreiteten Fällen, wird von dem Aussteller in Absprache mit dem Scheckinhaber ein neues Ausstellungs505
Barbieri, Art. 26, S. 76; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 26, 2; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo III, 16. 506
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 26, 2; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo ΠΙ, 16; Villegas, Tercera Parte, Art. 26, 26.6. 507
Villegas,
508
Tercera Parte, Art. 26, 26.6.
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 1.
Art. 48 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 54 Wechselge-
509
Villegas,
510
Vgl. Erster Teil § 1 I 1 a dd.
Tercera Parte, Art. 27, 27.3.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
datum auf die Rückseite des Schecks gesetzt und auch unterschrieben. 511 Diese Praxis wird durch das argentinische Scheckgesetz nicht ausdrücklich verboten. Teilweise wird daher auch vertreten, daß eine derartige Verlängerung der Vorlegungsfrist zulässig sei. 512 Überwiegend wird diese kaufmännische Praxis von der Rechtsprechung513 und der herrschenden Lehre 514 jedoch abgelehnt. Dieser Auffassung ist auch zuzustimmen, da sonst dem Scheck seine vom Gesetz gewollte Zahlungsfunktion genommen würde. Könnte die Vorlegungsfrist beliebig oft durch den Aussteller in Absprache mit dem Scheckinhaber verlängert werden, käme der Scheck entgegen der Intention des Gesetzes einem Kreditmittel gleich.
2. Vorlage nach Ablauf der Vorlegungsfrist Wird der Scheck innerhalb der Vorlegungsfrist der bezogenen Bank zur Einlösung vorgelegt, ist diese aufgrund des mit dem Aussteller des Schecks geschlossenen Scheckvertrages verpflichtet, den Scheck bei vorhandener Deckung einzulösen.515 Nach Ablauf der Vorlegungsfrist ist die Bank zwar nicht mehr verpflichtet, aber noch berechtigt, einen vorgelegten Scheck einzulösen.516 Die argentinische Scheckrechtslehre begründet diese fehlende Verpflichtung der bezogenen Bank zur Scheckeinlösung damit, daß der Scheck nach Ablauf der Vorlegungsfrist aufgehört hat, ein Scheck als solcher zu sein, jedoch seine Eigenschaft als Zahlungsanweisung im Verhältnis zwischen Aussteller und bezogener Bank behalten hat. 517 Die Berechtigung der bezogenen Bank, den Scheck auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist einzulösen, ist jedoch gemäß Art. 29 Abs. 2 N.L.Ch. von zwei Voraussetzungen abhängig.518 Zum einen darf der Scheck nicht widerrufen worden sein. Insoweit stimmt die Regelung des Art. 29 Abs. 2 N.L.Ch. mit Art. 32 Abs. 2 Scheckgesetz als der
511
Franza/Tomà , Parte Segunda, Art. 2, 1.3, S. 52; Muguillo/Lorente, Art. 25, 1, S. 140. 512 Muguillo/Lorente, Art. 25, 1, S. 140. 5,3 CNCom., Sala Β, 26.6.1989, El Derecho 1989, Tomo 137, 741 (742). 514 Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 2, 1.3, S. 52; Rejón, S. 106. 515 GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 62; Villegas, Primera Parte, Capitulo Π, 2, 2.6, S. 75ff. 516 CNCom., Sala C, 16.2.1971, La Ley 1971, Tomo 143, 365 (365); Barbieri, Art. 29, b; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 29, 2. 5,7
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 29, 2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 29, 1, S. 132; Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.3. 518 GómezLeo, Parte Segunda, Art. 29, 1, S. 133; Muguillo/Lorente, Art. 29, 2; Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.4, S. 211.
§
ng des Schecks
entsprechenden Regelung im deutschen Scheckrecht überein. 519 Darüber hinaus darf im argentinischen Scheckrecht bis zur Vorlage des Schecks nicht ein der Vorlegungsfrist entsprechender Zeitraum erneut verstrichen sein. 520 Dies bedeutet beispielsweise, daß die Berechtigung der bezogenen Bank zur Einlösung eines "cheque nacional" mit einer Vorlegungsfrist von 30 Tagen, nur für einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen nach Ablauf der Vorlegungfrist besteht. Danach ist die bezogene Bank verpflichtetet, die Einlösung des Schecks zu verweigern. 521 Begründet wird diese Verpflichtung der bezogenen Bank damit, daß nach Ablauf der zweiten Frist, der Scheck aufgehört hat als solcher zu existieren, ohne daß es eines Widerrufes durch den Aussteller bedürfe. 522 Der bezogenen Bank ist es nach Ablauf dieser zweiten Frist zudem - entgegen einer weit verbreiteten Ansicht in der Bankpraxis - verwehrt, die Einlösung des Schecks aufgrund irgendeines anderen Grundes, wie beispielsweise mangelnde Deckung, zu verweigern. Die bezogene Bank darf das Papier vielmehr nur noch wegen Fristablaufs zurückweisen.523 Im deutschen Scheckrecht hingegen ist die Berechtigung der bezogenen Bank bei Fehlen eines Widerrufes, den Scheck auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist einzulösen, grundsätzlich unbefristet.
III. Zahlung Bei der Zahlung des Schecks durch die bezogene Bank ist zwischen einer Zahlung an den Berechtigten und einer Zahlung an den Nichtberechtigten zu unterscheiden. Um eine Zahlung an den Berechtigten zu gewährleisten, obliegen der bezogenen Bank gewisse Prüfungspflichten. Die Zahlung durch die bezogene Bank kann auch in einer Teilzahlung bestehen.524 Schließlich ist bei der Einlösung zu unterscheiden, ob der Scheck bar eingelöst werden kann
519
OLG Düsseldorf WM 1976, 882 (886); Baumbach/Hefermehl, Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 10. Nach einer Mindermeinung im Schrifttum ist die bezogene Bank nach Ablauf der Vorlegungsfrist aufgrund des Scheckvertrages zur Einlösung nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet {Bülow, Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 8; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 692). 520
Barbieri, Art. 29, b; Franza/Tomâ, Parte, Art. 29, 29. 4, S. 211. 521
Parte Segunda, Art. 29, 2; Villegas,
Tercera
Fontanarossa, Capitulo V, 54, S. 122; Muguillo/Lorente, Art. 29, 1, S. 150. Barbieri, Art. 29, b; Fontanarossa, Capitulo V, 54, S. 122; Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.5, S. 211. 523 Barbieri, Art. 29, b; Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.5, S. 211. 524 Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 31,2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 31,1, S. 137; Muguillo/Lorente, Art. 31, 1, S. 153. 522
10
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
oder ob es sich um einen Gekreuzten Scheck bzw. einen Verrechnungsscheck handelt.
1. Prüfungspflichten der bezogenen Bank Die allgemeinen Pflichten der bezogenen Bank im Giro- und Scheckverkehr sind in den Vorschriften 1.2.2.1. bis 1.2.2.14. der Verordnung A 2329 normiert. Die Vorschriften dieser Verordnung werden regelmäßig Bestandteil des Scheckvertrages.
a) Scheckvordruck Zunächst ist die bezogene Bank zu der Überprüfung verpflichtet, ob der vorliegende Scheck zuvor als Scheckvordruck an den Aussteller ausgegeben wurde. Diese Verpflichtung wird teilweise direkt aus dem Scheckgesetz hergeleitetet.525 Denn gemäß Art. 35 Nr. 3 N.L.Ch. haftet die Bank für die Folgen der Zahlung eines Schecks, der dem Kunden nicht zuvor als Scheckvordruck ausgehändigt worden ist. 526 Darüber hinaus ist diese Verpflichtung ausdrücklich in der Vorschrift 1.2.2.6. der Verordnung A 2329 normiert. Die bezogene Bank ist schließlich auch aus dem Scheckvertrag verpflichtet, nur solche Schecks einzulösen, die dem Kunden zuvor als Scheckvordrucke zur Teilnahme am Scheckverkehr ausgehändigt worden waren. 527 Sind die Scheckvordrucke von dem Kontoinhaber nicht persönlich abgeholt worden, erfolgt gemäß Art. 4 Abs. 2 N.L.Ch. eine Einlösung vorgelegter Schecks nur, wenn der bezogenen Bank eine Empfangsbestätigung über die ausgegebenen Scheckvordrucke vorliegt. Auch die Vorschrift 1.1.4. Abs. 2 der Verordnung A 2329 stellt klar, daß eine Einlösung ohne Vorliegen der Empfangsbestätigung nicht erfolgt. 528 Dieser Teil der Verordnung wird von einem Teil der Literatur zu Recht als entbehrlich bezeichnet, da die dort getroffene Regelung bereits durch das Gesetz in Art. 4 Abs. 2 N.L.Ch. normiert ist. 529
525
Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 123. Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 35, 1, 3, S. 117; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 135. 526
527 528
Villegas,
Tercera Parte, Art. 35, 35.4.
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.1.4., S. 22; Villegas, Revista de derecho privado y comunitario, Tomo 9, 73 (83). 529 Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.1.4., S. 22.
§
ng des Schecks
b) Echtheit der Ausstellerunterschrift Ebenfalls aus Scheckgesetz und Scheckvertrag bzw. der Vorschrift 1.2.2.9 der Verordnung A 2329 ergibt sich die Verpflichtung der bezogenen Bank, die Unterschrift des Ausstellers auf ihre Echtheit zu überprüfen. 530 Aus dem Gesetz wird diese Verpflichtung aus Art. 35 Nr. 1 N.L.Ch. hergeleitet. Nach dieser Vorschrift haftet die bezogene Bank für die Schäden, die aus der Einlösung eines Schecks entstehen, obwohl die Ausstellerunterschrift offensichtlich gefälscht gewesen ist. 531
c) Ordnungsmäßigkeit der Indossamentenkette der letzten Indossantenunterschrift
und Echtheit
Die bezogene Bank ist in Argentinien 532 wie in Deutschland533 bei der Einlösung eines Orderschecks verpflichtet, die Ordnungsmäßigkeit der Reihe der Indossamente und damit die formelle Berechtigung des Scheckinhabers zu prüfen. Darüber hinaus muß die bezogene Bank in Argentinien im Gegensatz zum deutschen Scheckrecht neben der Echtheit der Ausstellerunterschrift gemäß Art. 32 Abs. 1 N.L.Ch. auch die Echtheit der Unterschrift des letzten Indossanten überprüfen. 534 Diese zusätzliche Prüfungspflicht soll das Risiko vermindern, daß der umlaufende Scheck zu Steuerhinterziehungen und Betrügereien mißbraucht wird. 535 Im Schrifttum wird diese Vorschrift seit langem als unklar und verfehlt heftig kritisiert. 536 Der ursprüngliche Gesetzesentwurf zum neuen Scheckgesetz berücksichtigte diese Kritik und sah eine ersatzlose Streichung dieser Verpflichtung zur Überprüfung der Unterschrift des letzten Indossanten vor. 537 Während des Gesetzgebungsverfahrens wurde jedoch der nicht näher begründete Vorschlag des Abgeordneten Fragoso, diese Prüfungspflicht der bezogenen Bank beizubehalten, ohne jeglichen Widerspruch an530
Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 124.
531
Barbieri, Art. 35, S. 90; Franza/Tomâ, Muguillo/Lorente, Art. 35, S. 166. 532
Barbieri,
Art. 32, S. 84; Franza/Tomâ,
533
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 1.
Parte Segunda, Art. 35, 1.1, S. 116; Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 111.
Art. 35 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Bülow, Art. 35 Scheckge-
534
Muguillo/Lorente,
535
Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 124.
Art. 32, S. 156; Rejón, S. 124.
536
Barbieri, Art. 32, S. 84; Giraldi, Art. 32, S. 32; derselbe in: Ley de cheque, Art. 32, § 2, S. 184; Villegas, Tercera Parte, Art. 32, 32.2, S. 216. 537
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 138; Muguillo/Lorente, S. 155; Villegas, Tercera Parte, Art. 32, 32.2, S. 216.
Art. 32, 1,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
genommen.538 Die Wiederaufnahme dieser so heftig kritiserten Verpflichtung der bezogenen Bank läßt sich wohl nur durch die seit Jahren bestehende Skepsis und Voreingenommenheit des argentinischen Gesetzgebers gegenüber dem Indossament erklären. 539 Die Kritik des Schrifttums hat somit an Aktualität nichts verloren. Kritisiert wird vor allem, daß der Anwendungsbereich der Norm unklar ist. Weder aus dem Gesetzes Wortlaut noch aus dem Sinn und Zweck der Norm ist zweifelsfrei zu bestimmen, wer "letzter Indossant" i.S.d. Art. 32 Abs. 1 N.L.Ch. sein soll. 540 Ein Teil der Lehre geht davon aus, daß derjenige "letzter Indossant" sei, welcher das Eigentum an dem Scheck als letzter mittels Indossament übertragen hat. 541 Dieser Auslegung wird jedoch in gut nachvollziehbarer Weise entgegengehalten, daß der Anwendungsbereich der Norm in der Praxis dann sehr gering sei, da die bezogene Bank regelmäßig kaum die Möglichkeit haben dürfte, die Echtheit dieser Unterschrift zu überprüfen. Denn nur wenn der Indossant eine Konto Verbindung bei der bezogenen Bank unterhalten würde, bestünde für diese die Möglichkeit einer Unterschriftsprüfung. 542 Aus dem gleichen Grund erscheint es auch wenig sinnvoll, denjenigen Scheckinhaber als "letzten Indossanten" anzusehen, der seine Bank mit dem Einzug des Schecks beauftragt und dazu ein (Vollmachts-) Indossament mit dem Vermerk "al cobro" (zum Inkasso) auf den Scheck setzt. Denn auch in diesem Fall kann nur die mit dem Einzug beauftragte Bank, die mit dem Scheckeinreicher in der Regel eine Konto Verbindung unterhält, und nicht die bezogene Bank, die den Scheck einzulösen hat, die Unterschrift überprüfen. 543 Die Möglichkeit einer Unterschriftsprüfung bestünde nur in den seltenen Fällen, in denen die Bank des Scheckeinreichers gleichzeitig die bezogene Bank ist. 544 Die herrschende Meinung geht davon aus, daß es sich bei dem in Art. 32 Abs. 1 N.L.Ch. angesprochenen Indossament um ein Indossament an die Bank handelt. Danach ist die Bank verpflichtet, die Identität des Scheckeinreichers, der den Scheck an die Bank indossiert, anhand eines Ausweispapieres mit der 538
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 202f.; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 139. 539
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 32, S. 32.
540
Barbieri, Art. 32, S. 84; Giraldi, Leo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 138. 541
Giraldi,
542
Ley de cheque, Art. 32, § 2, S. 184.
Fontanarossa, S. 216. 543 544
Villegas,
Ley de cheque, Art. 32, § 2, S. 185; Gómez
Capitulo V, 55, S. 125; Villegas,
Tercera Parte, Art. 32, 32.2,
Tercera Parte, Art. 32, 32.2, S. 216.
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 139; Villegas, 32.2, S. 217.
Tercera Parte, Art. 32,
§
ng des Schecks
für einen Kaufmann üblichen Sorgfalt zu überprüfen; 545 Reicht eine Bank den Scheck bei einer Abrechnungsstelle ein, haftet sie der Rechtsprechung zufolge für die Echtheit der Unterschrift des letzten Indossanten.546 Dies bedeutet, daß bei einem Scheck, der nicht direkt der bezognen Bank zur Einlösung vorgelegt wird, entgegen dem Gesetzeswortlaut nicht die bezogene Bank, sondern die Bank des Scheckeinreichers die Echtheit der letzten Indossantenunterschrift zu überprüfen hat. 547 Diese früher teilweise bestrittene Verpflichtung der Einreicherbank ist seit der letzten Scheckrechtsreform auch in der Vorschrift 1.2.2.9. der Verordnung A 2329 normiert. 548 Zwar ist auch der herrschenden Meinung bewußt, daß ein Indossament an den Bezogenen gemäß Art. 13 Abs. Abs. 2 Satz 4 N.L.Ch. grundsätzlich nur als Quittung und nicht als Indossament gilt. Solange der Gesetzgeber sich aber nicht zur Abschaffung dieser von der ganz herrschenden Meinung als verfehlt eingeschätzten Norm entschließen kann, erscheint den Vertretern der herrschenden Meinung diese Auslegung noch am ehesten als vertretbar. 549 Der herrschenden Meinung ist sowohl in ihrer Kritik als auch in ihrer Auslegung der Norm zuzustimmen. Die Kritik ist berechtigt, da dem Wortlaut des Art. 32 Abs. 1 N.L.Ch. nicht zweifelsfrei entnommen werden kann, wer unter der Bezeichnung "letzter Indossant" zu verstehen ist. Obwohl gemäß der ausdrücklichen Regelung des Art. 13 Abs. 2 Satz 4 N.L.Ch. ein Indossament an den Bezogenen grundsätzlich nur als Quittung und nicht als Indossament gilt, vermag die Auslegung der herrschenden Meinung noch am meisten zu überzeugen. Denn nur bei dieser Auslegung weist die Vorschrift überhaupt eine praktische Relevanz auf. Darüber hinaus wird nur bei einer solchen Auslegung des Art. 32 Abs. 1 N.L.Ch. die vom Gesetzgeber bezweckte bessere Kontrolle des Umlaufs und der Einlösung der in Argentinien so weit verbreiteten Orderschecks erreicht.
545
Barbieri , Art. 32, S. 85; Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 125; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 139; Rejón, S. 124. 546
CNCom., Sala Β, 29.11.1963, La Ley 1964, Tomo 116, 60 (62); CApel.C.C., Rosario, Sala ΠΙ, 24.3.1981, La Ley 1982, Tomo B, 206 (207); Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 112. 547
Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 124.
548
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.2.2, S. 32; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IV, 2, S. 50. 549
Fontanarossa, Capitulo V, 55, S. 125; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 32, 1, S. 139.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
1
2. Zahlung an den Berechtigten Zahlt die bezogene Bank an den berechtigten Scheckinhaber, ist der Scheck eingelöst. Die bezogene Bank kann bei vollständiger Einlösung gemäß Art. 31 Abs. 1 N.L.Ch. vom Inhaber die Aushändigung des quittierten Schecks verlangen. 550 Die bezogene Bank wird durch die Einlösung des Schecks von ihrer gegenüber dem Scheckaussteller bestehenden Verpflichtung aus dem Scheckvertrag frei, ordnungsgemäß ausgestellte Schecks bei ausreichender Deckung einzulösen.551 Im deutschen Scheckrecht ist streitig, ob sich bei weisungsgemäßer Einlösung des Schecks durch die Bank das Guthaben des Ausstellers entsprechend § 787 Abs. 1 BGB unmittelbar mindert oder ob nur eine Einwilligung zur Geschäftsführung vorliegt, die gemäß §§ 675, 670 BGB zum Aufwendungsersatz verpflichtet. 552 Die herrschende Meinung geht davon aus, daß durch die Einlösung des Schecks die bezogene Bank einen Aufwendungsersatzanspruch nach §§ 675, 670 BGB erwirbt. 553 Eine entsprechend ausfuhrliche Erörterung, nach welchen Vorschriften sich die Belastung des Ausstellerkontos bei weisungsgemäßer Einlösung des Schecks richtet, fehlt im argentinischen Schrifttum. Da jedoch nach der ganz herrschenden Meinung der Scheck eine Sonderform der Anweisung ist, kann davon ausgegangen werden, daß auch hinsichtlich der Belastung des Ausstellerkontos die allgemeinen Regeln des Código Civil über die Anweisung Anwendung finden. 554 Demnach mindert sich das Guthaben des Ausstellers im argentinischen Scheckrecht in Übereinstimmung mit einem Teil der deutschen Scheckrechtslehre bei der weisungsgemäßen Einlösung eines Schecks unmittelbar. Für diese Auslegung spricht auch, daß im argentinischen Scheckrecht die Leistung der bezogenen Bank an den Scheckinhaber so angesehen wird, als ob sie an den Aussteller erfolgt wäre, so daß die Schuld der bezogenen Bank gegenüber dem Aussteller unmittelbar getilgt ist. Die Belastung des Ausstellerkontos in Höhe der Schecksumme bringt diese Wirkung zum Ausdruck. 555
550
Barbieri,
Art. 31, S. 82; Muguillo/Lorente,
Art. 31, 1, S. 154.
551
Giraldi, Ley de cheque, Art. 34, § 1, S. 192; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 2, S. 147; Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.2. 552
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 696; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 240. 553 554
Brox, Rdnr. 672; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 696.
GómezLeo, Teoria juridica del cheque, S. 104ff.; Muguillo/Lorente, ción, S. 29, Fußnote 21. 555
Introduc-
Giraldi, Ley de cheque, Art. 34, § 1, S. 192; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 2, S. 147; Villegas, Art. 34, 34.2.
§
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5
3. Zahlung an einen Nichtberechtigten Die Zahlung an einen Nichtberechtigten ist im argentinischen Scheckrecht im Unterschied zum deutschen Scheckrecht ausfuhrlich gesetzlich geregelt.
a) Deutsches Recht Über die Folgen der Einlösung eines Schecks durch einen Nichtberechtigten sagt das deutsche Scheckgesetz nichts aus.556 Derartige Regelungen finden sich vielmehr in den Bedingungen für den Scheckverkehr (Scheckbedingungen). Die Scheckbedingungen wurden zum 1. Januar 1995 neu gefaßt, zum Teil gekürzt und im Hinblick auf das AGB-Gesetz abgesichert. Seit dieser Neufassung sind zwar die Wortlaute der Scheckbedingungen bei Sparkassen einerseits und Banken andererseits nicht mehr identisch, doch ist ihr Regelungsgehalt nach wie vor vergleichbar. 557 Im deutschen Scheckrecht wird im Rahmen der Leistung der bezogenen Bank an einen Nichtberechtigten differenziert. Zum einen gibt es Scheckeinlösungen, die trotz Vorliegen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung eine Leistung an einen Nichtberechtigten durch die bezogene Bank darstellen.558 Davon zu unterscheiden sind die Scheckeinlösungen, die von der bezogenen Bank ohne Vorliegen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung vorgenommen werden. 559
aa) Vorliegen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung Eine Leistung an den Nichtberechtigten trotz Vorliegen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung durch den Aussteller ist immer dann gegeben, wenn der Inhaber den Gewahrsam am Scheck ohne wirksamen Begebungsvertrag erlangt hat. 560 Dies ist beispielweise bei der Gewahrsamserlangung aufgrund eines gefälschten Indossaments oder beim Diebstahl der ausgefüllten Scheckurkunde der Fall. 561 Erfolgt die Einlösung des Schecks aufgrund einer 556
Zöllner,
557
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 2.
§ 26 III 7, S. 164.
558
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 19; Bülow, AGB Π, Rdnr. 7; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 243; Zöllner, § 26 ΠΙ 7, S. 164f. 559
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 19; Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 8; Zöllner, § 26 VI 2, S. 169. 560
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 7.
561
Baumbach/Hefermehl,
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 30; Brox, Rdnr. 539.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel wirksamen scheckrechtlichen Anweisung, sind an sich die Voraussetzungen fur eine Belastung des Ausstellerkontos durch die Bank in Höhe der Schecksumme gegeben.562 Aufgrund des Scheckvertrages ist die bezogene Bank jedoch gegenüber dem Aussteller zur Prüfung der Berechtigung des Einreichers verpflichtet. Die bezogene Bank muß also insbesondere Verdachtsmomenten nachgehen, die trotz der formellen Legitimation des Einreichers Zweifel an seiner materiellen Legitimation, d.h. seiner wahren Rechtsinhaberschaft an den im Scheck verbrieften Rechten begründen.563 Löst die bezogene Bank trotz solcher Verdachtsmomente den Scheck ein, darf sie das Ausstellerkonto nicht belasten.564 Eine entsprechende Regelung findet sich in Art. 3 Abs. 2 Scheckbedingungen, wonach die bezogene Bank das Ausstellerkonto nur belasten darf, wenn der Scheck nach der Ausstellung abhanden gekommen ist und sie nicht grob fahrlässig bei der Legitimationsprüfung gehandelt hat. 565 Die bezogene Bank haftet somit auch nach der Neufassung der Scheckbedingungen für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit, nicht aber für einfache Fahrlässigkeit. Bei der Bestimmung des Maßes der Sorgfaltsanforderungen an die Legitimationsprüfung durch die bezogene Bank muß stets die Eigenart des Schecks als Umlaufpapier berücksichtigt werden, so daß aufgrund der bei den Banken täglich massenhaft anfallenden Schecks die Prüfungspflicht der bezogenen Bank nur begrenzt sein kann. 566 Der Scheck würde in seiner Funktion als Zahlungsmittel stark eingeschränkt, wenn seine Einlösung von einer umfassenden Prüfung der sachlichen Berechtigung des Inhabers abhinge.567 Ferner ist der Umfang der Prüfungspflicht davon abhängig, ob es sich um einen Inhaberscheck, Orderscheck oder Rektascheck handelt. Bei einem Inhaberscheck begründet bereits der Besitz die formelle Legitimation. Wird ein ein Orderscheck zur Einlösung vorgelegt, hat die Bank die Ordnungsmäßigkeit der Reihe der Indossamente zu überprüfen. Da aus einem Rektascheck keine formelle Legitimation erwächst, muß die bezogene Bank in diesem Fall die volle Legitimation überprüfen. 568 Ob die bezogene Bank bei der Einlösung des Schecks grob fahrlässig gehandelt hat, hängt somit jeweils von den Umständen des Einzelfalles ab. Dementsprechend hat sich zu diesem Thema eine um562
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Brox, Rdnr. 672; Canaris , Bankvertragsrecht, Rdnr. 696; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 240. 563
Baumbach/Hefermehl, rung, Rdnr. 7. 564
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 7.
565
Baumbach/Hefermehl, rung, Rdnr. 7. 566
Art. 35 Scheckgesetz, Rdnr. 2; Bülow, AGB II, Einfüh-
Art. 35 Scheckgesetz, Rdnr. 2; Bülow, AGB II, Einfüh-
Baumbach/Hefermehl,
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 25.
567
Baumbach/Hefermehl,
Art. 35 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
568
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 15.
§ 3 Einlösung des Schecks
127
fangreiche Rechtsprechung entwickelt. So handelt die Bank beispielsweise grob fahrlässig, wenn sie ohne Überprüfung der materiellen Legitimation des Einreichers einen Scheck einlöst, bei dem das Nehmerfeld überklebt ist. 569 Dagegen handelt die Bank grundsätzlich noch nicht grob fahrlässig, wenn sie ohne Überprüfung der materiellen Legitimation des als Vertreter auftretenden Einreichers einen Scheck einlöst, bei dem die Kontonummer in der Kodierzeile des Scheckvordrucks geändert worden ist. 570
bb) Fehlen einer wirksamen scheckrechtlichen Anweisung Eine Leistung an einen Nichtberechtigten stellt auch die Einlösung eines Schecks dar, der dem Berechtigten abhanden gekommen ist, ohne daß zuvor eine wirksame scheckrechtliche Anweisung erteilt worden war. 571 Ein derartiger Fall ist insbesondere bei der Fälschung der Ausstellerunterschrift, aber auch bei der Ausstellung eines Schecks durch einen vollmachtlosen Vertreter oder durch nur einen von mehreren Gesamtvertretern gegeben.572 Mangels wirksamer Anweisung sind in diesen Fällen die Voraussetzungen der Belastung des Ausstellerkontos in Höhe der Schecksumme grundsätzlich nicht gegeben. Es ist jedoch allgemein anerkannt, daß die bezogene Bank das Ausstellerkonto dennoch belasten darf, wenn dieser den Rechtsschein einer wirksamen Anweisung gesetzt hatte und die bezogene Bank darauf vertrauen durfte. Das Vertrauen der bezogenen Bank ist grundsätzlich nur schutzwürdig, wenn sie bei der Scheckeinlösung ihrer aus dem Scheckvertrag fließenden Prüfungspflicht zur Ordnungsmäßigkeit des Schecks nachgekommen war. 573 Verletzt die bezogene Bank in einem solchen Fall in auch nur leicht fahrlässiger Weise ihre Prüfungspflicht und löst den Scheck ein, darf sie das Konto des vermeintlichen Ausstellers nicht belasten.574 Denn die Bank haftet auf die Erfüllung ihrer Verpflichtung aus dem Scheckvertrag ohne eine Beschränkung auf grobes Verschulden.575 Diese an sich bereits selbstverständliche Regelung ist bei der Neufassung der Scheckbedingungen ausdrücklich in Nr. 3 Scheckbedingungen 569
BGHZ 102, 316 (319).
570
BGH WM 1994, 1204 (1206).
57 1
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 8; Müller-Christmann/Schnauder,
57 2
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 8.
57 3
Baumbach/Hefermehl, Schnauder, Rdnr. 243. 57 4 57 5
Rdnr. 243.
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 18; Müller-Christmann/
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 6.
Baumbach/Hefermehl, rung, Rdnr. 8.
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 19; Bülow, AGB II, Einfüh-
128
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
aufgenommen worden. 576 Im Falle der Scheckfälschung handelt die einlösende Bank nach allgemeiner Auffassung demnach nur dann ohne Verschulden, wenn sie sich vor der Einlösung davon überzeugt hat, daß der Scheck nach seinem äußeren Gesamtbild den Eindruck der Echtheit macht.577 Dabei ist neben der durch den täglich anfallenden Massenverkehr gebotenen schnellen Abwicklung auch zu berücksichtigen, daß der einen Scheck überprüfende Bankangestellte kein berufsmäßiger Schriftsachverständiger ist. 578 Wann bei der Einlösung eines Schecks mit gefälschter Ausstellerunterschrift eine Verletzung der Prüfungspflicht durch die Bank vorliegt, ist Gegenstand zahlreicher Gerichtsentscheidungen. Eine Verletzung der Prüfungspflicht wurde beispielsweise bei einer Einlösung bejaht, wenn der Vorname der Unterschrift entgegen der hinterlegten Probe nicht ausgeschrieben war. 579 Dagegen wurde eine Verletzung der Prüfungspflicht bei der Einlösung eines Schecks verneint, bei dem Abweichungen zwischen der Unterschrift auf dem Scheck und der hinterlegten Unterschriftsprobe vorlagen. 580 Haben sowohl die Bank als auch der Kunde die Einlösung eines gefälschten Schecks durch Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten verschuldet, richtet sich die Höhe, in der die Bank das Konto des vermeintlichen Ausstellers belasten darf, gemäß Nr. 3 Scheckbedingungen Abs. 1 Satz 2 nach den Grundsätzen des Mitverschuldens.581 Ob das Recht zur Belastung des Ausstellerkontos besteht, ist immer dann besonders problematisch, wenn weder die einlösende Bank ihre Prüfungspflicht verletzt hat noch dem Aussteller ein Verschulden vorzuwerfen ist. 582 Die Rechtslage hat sich in diesem Fall durch die Neuformulierung der Scheckbedingungen entscheidend zu Gunsten des vermeintlichen Ausstellers des gefälschten Schecks geändert. Vor der Neufassung der Scheckbedingungen trug der Kontoinhaber als der vermeintliche Aussteller gemäß Nr. 11 Satz 1 Scheckbedingungen a.F. alle Nachteile des Abhandenkommens, der Fälschung und Verfälschung von Schecks, Scheckvordrucken und des Vordrucks der Empfangsbescheinigung. 583 Dieser Bestimmung lag die sogenannte Sphären57 6
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 1.
577
BGH NJW 1986, 988 (988); Baumbach/Hefermehl,
Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr.
25. 578
BGH WM 1971, 474 (474).
579
LG Karlsruhe, WM 1986, 1347 (1347).
580
OLG Frankfurt, WM 1972, 861 (862).
581
BGHZ 91, 229 (233); Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 18.
582
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 9; Müller-Christmann/Schnauder, Sedatis, Rdnr. 264; Zöllner, § 26 VI 2, S. 169. 583
Müller-Christmann/Schnauder, 2 d, S. 170.
Rdnr. 242;
Rdnr. 243; Sedatis, Rdnr. 264; Zöllner,
§ 26 V
§ 3 Einlösung des Schecks
129
theorie zugrunde, nach welcher diejenige Partei des Scheckvertrages die Nachteile aus der nicht ordnungsgemäßen Behandlung von Schecks trägt, aus deren Sphäre sie herrühren. Die Anwendung dieser Theorie setzte jedoch stets voraus, daß keine Partei den Schaden schuldhaft verursacht hat. 584 Im Ergebnis ging Nr. 11 Satz 1 der Scheckbedingungen a.F. jedoch noch weit über die Sphärentheorie hinaus. Denn nach der Sphärentheorie trägt der vermeintliche Aussteller das Risiko der Einlösung eines gefälschten Schecks nur dann, wenn das Risiko auch aus seiner Sphäre stammt. Nach Nr. 11 Satz 1 Scheckbedingungen a.F. mußte der Kunde alle Nachteile tragen. Dies bedeutete, daß dem Kunden auch die Risiken aufgebürdet wurden, die nicht aus seiner Sphäre stammten. Nach dieser Regelung mußte der Kunde sogar noch die Risiken tragen, die ausschließlich aus der Sphäre der Bank herrührten. Solange die Bank kein Verschulden traf, wälzte Nr. 11 Scheckbedingungen a.F. das gesamte Fälschungsrisiko auf den Kunden ab. 585 Die Zulässigkeit dieser auf der Sphärentheorie fußenden Norm war daher im Hinblick auf das AGB-Gesetz auch sehr umstritten. 586 Denn Grundlage der Sphärentheorie ist stets die Beherrschbarkeit des Risikos. Gerade diese Beherrschbarkeit ist aber beim Kunden oft nicht gegeben. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn dem Kunden Scheckvordrucke trotz aller zumutbaren Vorsichtsmaßnahmen gestohlen wurden. In einem solchen Fall erscheint die Fiktion schwer nachvollziehbar, der Kunde erteile der Bank den Auftrag, den gefälschten Scheck einzulösen und das Konto in Höhe der Schecksumme zu belasten.587 Läßt man die Sphärentheorie unberücksichtigt, hat die Bank mangels Auftrags und mangels Verschuldens keinen Anspruch auf Belastung des Kontos des vermeintlichen Ausstellers, so daß sie das Risiko einer unverschuldeten Einlösung eines gefälschten Schecks trägt. 588 Die neuen Scheckbedingungen entsprechen dieser Rechtslage. Die Sphärentheorie ist gem. Nr. 3 Abs. 1 Satz 1 Scheckbedingungen grundsätzlich nicht mehr anwendbar, so daß die Bank mangels Verschuldens des Ausstellers dessen Konto trotz Leistung auf den Scheck nicht mehr belasten darf. 589 Lediglich gegenüber den kaufmännischen und bestimmten öffentlich-rechtlichen Kunden bleibt die Sphärentheorie gemäß Nr. 3 Abs. 3 584
BGH NJW 1982, 1513 (1514); Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 13; Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 243; Ulmer, S. 315. 585
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 20; Müller-Christmann/ Schnauder, Rdnr. 243; Sedatis, Rdnr. 264. 586
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 22; Bülow, WM 1991, 443 (443); Köndgen, NJW 1992, 2263 (2270); Zöllner, § 26 VI 2 d, S. 170. 587
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 9; Reifner,
588
NJW 1987, 630 (632).
Baumbach/Hefermehl, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 20; Bülow, WM 1991, 443 (443); Müller-Christmann/Schnauder, Rdnr. 243; Sedatis, Rdnr. 264. 589
Bülow, AGB II, Einführung, Rdnr. 9.
9 Schütz
130
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
Scheckbedingungen aufgrund des geringeren Schutzbedürfnisses dieses Personenkreises anwendbar. 590 Dies bedeutet jedoch auch für diesen Kundenkreis eine Besserstellung gegenüber der Rechtslage vor der Neufassung der Scheckbedingungen, da diese Kunden jetzt nicht mehr sämtliche, sondern nur die aus ihrer Sphäre stammenden Risiken zu tragen haben.591
b) Argentinisches Recht Im Gegensatz zum deutschen Scheckgesetz enthält das argentinische Scheckgesetz ausdrückliche Regelungen über die Folgen einer Zahlung an einen Nichtberechtigten. So ist in den Artt. 35 und 36 N.L.Ch. ausdrücklich normiert, wann eine Haftung der einlösenden Bank und wann eine Haftung des Kontoinhabers besteht.592 Ergänzt werden diese Regelungen durch Art. 34 N.L.Ch., der durch eine Verweisung auf andere Vorschriften des Scheckgesetzes sowie auf die zum Scheckgesetz erlassene Verordnung die Fälle nennt, in denen die Bank verpflichtet ist, die Einlösung des Schecks zu verweigern. 593 Das argentinische Scheckgesetz enthält damit sowohl Vorschriften präventiven Charakters, die ausdrücklich einzelne Fälle nennen, in denen der bezogenen Bank eine Einlösung ausdrücklich untersagt ist, als auch Vorschriften, die die Folgen einer bereits durchgeführten Zahlung an einen Nichtberechtigten zum Gegenstand haben.594
aa) Verpflichtung der Bank zur Einlösungsverweigerung Der im Rahmen der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 neuformulierte Art. 34 Satz 1 N.L.Ch. stellt klar, daß die den Scheck einlösende Bank von ihrer Verpflichtung gegenüber dem Scheckaussteller aus dem Scheckvertrag frei wird, wenn sie den Scheck an den formell legitimierten Inhaber auszahlt. 595 Die Einlösung hat nur dann keine befreiende Wirkung, wenn der Bank 590
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 9.
591
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 10.
592
Giraldi, Ley de cheque, Art. 35, § 1, S. 214; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 154; Muguillo/Lorente, Art. 35, 1, S. 165. 593
Parte Segunda, Art. 34, 1, S. 113;
594
Ley de cheque,
Barbieri, Art. 34, S. 88; Franza/Tomâ, Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.4.
Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 126 und 57, S. 134; Giraldi, Art. 35, § 1, S. 214. 595
Barbieri, Art. 34, S. 89; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34,2, S. 147; Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.2.
131
§ 3 Einlösung des Schecks
die fehlende materielle Berechtigung des Scheckinhabers bekannt oder aber grob fahrlässig unbekannt gewesen ist. 596 Vor der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 enthielt der Artikel 35 des Dekretgesetzes 4776 aus dem Jahre 1963 eine Auflistung von acht Fällen, in denen der Bank die Einlösung des vorgelegten Schecks untersagt wurde. 597 Der argentinische Gesetzgeber wich damit von den Vorgaben des im übrigen weitgehend übernommenen Einheitlichen Scheckgesetzes ab und behielt in diesem Punkt die Systematik bei, die das argentinische Scheckgesetz bereits aufwies, als es noch im Código de Comercio geregelt war. 598 Die in das Dekretgesetz 4776 aufgenommene Norm wurde von Teilen der Lehre als unvollständig und damit nutzlos kritisiert. Begründet wurde diese Kritik damit, daß sowohl in anderen Vorschriften des Scheckgesetzes, als auch in der Verordnung zum Scheckgesetz weitere Fälle enthalten gewesen seien, in denen die Bank einen vorgelegten Scheck nicht hätte einlösen dürfen. 599 Der Gesetzesentwurf zur Scheckrechtsreform des Jahres 1995 sah wegen dieser Kritik für den Art. 35 eine ersatzlose Streichung der dort aufgezählten Nichteinlösungsfälle vor. 600 Im Gesetzgebungsverfahren wurde dem Entwurf zu Art. 35 jedoch noch ein Satz 2 hinzugefügt. Danach wird die Einlösung eines Schecks "nur aus den im Gesetz oder der Verordnung aufgeführten Fällen verweigert". 601 Ein Teil der Abgeordneten forderte im Gesetzgebungsverfahren darüber hinaus aus Gründen der Rechtssicherheit eine der Vorgängerregelung des Art. 35 N.L.Ch. entsprechende Aufzählung der Fälle, in denen die Einlösung eines Schecks untersagt ist. 602 Dieser Vorschlag fand jedoch keine parlamentarische Mehrheit, so daß die Vorschrift letztlich nur um ihren heutigen Satz 2 ergänzt wurde. Dieser eine bloße Selbstverständlichkeit wiederholende Zusatz wird von Teilen der Lehre zu Recht als überflüssig kritisiert. 603 Denn daß ein Scheck, dessen Einlösung Vorschriften des Scheckgesetzes bzw. der entsprechenden Verordnung untersagen, bei seiner Vorlage nicht bezahlt werden darf, hätte nicht noch einmal ausdrücklich normiert werden müssen. Aufgrund des im GesetzgebungsVerfahrens aufgenommenen Zusatzes werden jedoch auch in der neueren argentinischen Scheck596
Art. 34, 2,
597
Ley de cheque, Art. 34, § 2,
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 2, S. 148; Muguillo/Lorente, S. 162; Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.3, S. 219. Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 126ff.; Giraldi, S. 198ff. 598
Barbieri,
Art. 34, S. 88; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34, 1, S. 145.
599
Giraldi, Ley de cheque, Art. 34, § 2, S. 198; Muguillo/Lorente, S. 160; Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.1. 600
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34, 1, S. 146.
601
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 168.
602
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 319.
603
Giraldi,
Art. 34, S. 35.
Art. 34, 1,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
132
rechtliteratur in der Kommentierung des Art. 35 N.L.Ch. weiterhin sämtliche Gründe für die Nichteinlösung eines Schecks erörtert. Diese ergeben sich zum einen entsprechend dem Gesetzeswortlaut des Art. 35 Satz 2 N.L.Ch. direkt aus einigen Vorschriften des Scheckgesetzes sowie aus der zu diesem Gesetz erlassenen Verordnung. 604 Darüber hinaus ergeben sich noch weitere Nichteinlösungsgründe aus dem zwischen Scheckaussteller und Bank geschlossenen Scheckvertrag. 605
(1) Nichteinlösungsgründe
aus dem Scheckgesetz
Das argentinische Scheckgesetz enthält eine Vielzahl von Vorschriften, die die Einlösung eines Schecks untersagen.606 Die dort aufgeführten Nichteinlösungsgründe finden sich im deutschen Scheckrecht in ihrer überwiegenden Anzahl entweder gleichfalls im Scheckgesetz oder aber in den Scheckbedingungen wieder. So ist die bezogene Bank in Argentinien verpflichtet, nur solche Schecks einzulösen, welche die in Art. 2 N.L.Ch. genannten notwendigen Bestandteile aufweisen bzw. auf Scheckvordrucken ausgestellt sind, die dem Aussteller entsprechend Art. 4 Abs. 1 N.L.Ch. übergeben wurden. 607 Wenn die Scheckvordrucke nicht von demjenigen, der sie beantragt hat, persönlich abgeholt werden, darf die Bank den vorgelegten Scheck nur einlösen, wenn sie im Besitz einer Empfangsbescheinigung des Bestellers der Scheckvordrucke ist. 608 Ferner darf die Bank vorgelegte Schecks dann nicht einlösen, wenn ihr eine entsprechende Verlustmeldung i.S.d. Art. 5 N.L.Ch. vorliegt. 609 Ein weiterer wichtiger Nichteinlösungsgrund ist in der nicht ordnungsgemäßen Übertragung des Schecks zu sehen. Dieser Nichteinlösungsgrund kann sich insbesondere aus einer nicht vollständigen Indossamentenkette i.S.d. Art. 32 N.L.Ch. ergeben. 610 In der Praxis kommt es aber auch vor, daß ein Scheck 604 Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 149ff.; Villegas, Art. 34, 34.5, S. 221ff. 605
Villegas,
Tercera Parte,
Tercera Parte, Art. 34, 34.6, S. 223ff.
606
Barbieri, Art. 34, S. 88; Giraldi, Muguillo/Lorente, Art. 34, 1, S. 161.
Ley de cheque, Art. 34, § 3, S. 200ff.;
607
Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 128; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 150; Villegas, Tercera Parte, Art. 34, 34.5, S. 221. 608
Villegas,
Tercera Parte, Art. 34, 34.5, S. 221f.
609
Barbieri, Art. 34, S. 88; Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 129; Giraldi, cheque, Art. 34, § 6, S. 204; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 150. 610
Muguillo/Lorente, S. 223.
Art. 34, 1, S. 161; Villegas,
Ley de
Tercera Parte, Art. 34, 34.5,
133
§ 3 Einlösung des Schecks
mit der Klausel "no a la orden" durch Indossament und damit nicht wirksam übertragen wurde. 611 Des weiteren ist die Bank gemäß Art. 29 Abs. 1 N.L.Ch. nach Ablauf der Vorlegungsfrist verpflichtet, einen Scheckwiderruf zu beachten. 612 Ist der Bank bekannt, daß der Aussteller im Zeitpunkt der Scheckausstellung geschäftsunfähig war, darf die Bank den Scheck bei Vorlage nicht einlösen.613 Diese Verpflichtung wird im allgemeinen aus dem inhaltlich mit Art. 33 des deutschen Scheckgesetzes im wesentlichen übereinstimmenden Art. 30 N.L.Ch. hergeleitet, wonach auf die Wirksamkeit des Schecks eine nach der Begebung des Schecks eintretende Geschäftsunfähigkeit keinen Einfluß hat. Entsprechend Art. 33 N.L.Ch. muß die Bank auch die Einlösung solcher Schecks verweigern, die in einer anderen Währung ausgestellt sind als das bezogene Konto. 614 Eine dem Art. 33 N.L.Ch. entsprechende Vorschrift enthält das deutsche Scheckgesetz nicht. Nach Art. 31 Abs. 1 N.L.Ch. kann die bezogene Bank vom Inhaber gegen Zahlung die Aushändigung des quittierten Schecks verlangen. Aus dieser Vorschrift ergibt sich die Verpflichtung der Bank zur Legitimationsprüfung des Scheckeinreichers. Kann sich dieser nicht in der erforderlichen Weise legitimieren, darf eine Einlösung des Schecks nicht erfolgen. 615 Verrechnungsschecks darf die Bank grundsätzlich nicht bar einlösen.616 Schließlich darf die Bank nach Art. 29 Abs. 2 N.L.Ch. einen Scheck dann nicht mehr einlösen, wenn neben der Vorlegungsfrist ein weiterer, an Dauer der Vorlegungsfrist entsprechender Zeitraum abgelaufen ist. 617 Im deutschen Scheckrecht hingegen ist nach Ablauf der Vorlegungsfrist eine Einlösung des Schecks nicht von einer weiteren Frist abhängig.618
6,1
Fontanarossa, S. 222. 612
Capitulo V, 56, S. 131; Villegas,
Muguillo/Lorente, S. 222.
Tercera Parte, Art. 34, 34.5,
Art. 34, 1, S. 161; Villegas,
Tercera Parte, Art. 34, 34.5,
613
Giraldi, Ley de cheque, Art. 34, § 10, S. 211; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 152. 6.4
Villegas,
Tercera Parte, Art. 34, 34.5, S. 223.
6.5
Barbieri, Art. 34, S. 88; Giraldi, Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 150f. 6.6
Ley de cheque, Art. 34, § 7, S. 209; Gómez
Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 134; Giraldi, S. 212; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 153. 6.7 Franza/Tomà, S. 222. 6.8
Ley de cheque, Art. 34, § 11,
Parte Segunda, Art. 29, 2; Villegas,
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 8.
Tercera Parte, Art. 34, 34.5,
Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 11 \ Bülow, Art. 32 Scheckge-
134
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
(2) Nichteinlösungsgründe
aus anderen Gesetzen
Ein weiterer für die Banken in der Praxis äußerst relevanter Nichteinlösungsgrund ergibt sich aus Artt. 107 und 118 der argentinischen Konkursordnung (Ley 24.522, Régimen de Concursos y Quiebras). 619 Ist der bezogenen Bank bekannt, daß der Aussteller des Schecks in Konkurs gefallen ist, darf sie den Scheck nicht mehr einlösen.620 Auch im deutschen Recht kann die bezogene Bank im Konkurs des Ausstellers den Scheck nur dann mit befreiender Wirkung gegenüber Konkursmasse einlösen, wenn sie gemäß § 8 Abs. 2 und 3 KO bzw. § 93 Insolvenzordnung keine Kenntnis vom Konkurs hatte.621 Darüber hinaus darf die bezogene Bank in Argentinien einen Scheck auch dann nicht einlösen, wenn ihr bei der Vorlegung des Schecks der Konkurs des Scheckinhabers bekannt ist. 622
(3) Nichteinlösungsgründe
aus der Verordnung
zum Scheckgesetz
Die Nichteinlösungsgründe der Verordnung A 2329 sind gleichzeitig auch scheckvertragliche Nichteinlösungsgründe, da der Inhalt der Verordnung regelmäßig Bestandteil des Scheckvertrages wird. In der Praxis geschieht dies durch die Unterzeichnung einer Ausfertigung der Verordnung A 2329 durch den Kunden bei erstmaliger Inempfangnahme der Scheckvordrucke und damit im Zeitpunkt des Abschlusses des Scheckvertrages. Die Nichteinlösungsgründe der Verordnung A 2329 wiederholen teilweise lediglich die schon im Scheckgesetz enthaltenen Nichteinlösungsgründe. So ist in der Vorschrift 1.3.8.1.9. der Verordnung A 2329 beispielsweise die Verpflichtung der bezogenen Bank normiert, die Einlösung des Schecks zu verweigern, wenn die Reihe der Indossamente nicht ordnungsgemäß ist. 623 Diese Verpflichtung der bezogenen Bank ergibt sich aber schon unmittelbar aus Art. 32 N.L.Ch., so daß die Aufnahme dieser Regelung in die Verordnung nicht erforderlich gewesen wäre. 624 Die Verordnung enthält zudem aber auch zusätzliche, im Scheckgesetz 619
Muguillo/Lorente,
Art. 34, 1, S. 161.
620
Giraldi, Ley de cheque, Art. 34, § 8, S. 210; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 151. 621 622
Bülow, Art. 3 Scheckgesetz, Rdnr. 20 und Art. 12 Scheckgesetz, Rdnr. 6.
Fontanarossa, Capitulo V, 56, S. 133; Giraldi, Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 152.
Ley de cheques, Art. 34, § 9;
623
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.8., S. 59; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo X, S. 82. 624
GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente, Parte Segunda, 1.3.8., S. 60; Muguillo/Lorente, Art. 32, 1, S. 155.
§ 3 Einlösung des Schecks
135
nicht enthaltene Nichteinlösungsgründe. So ist die Einlösung eines Schecks nach der Vorschrift 1.3.8.1.4. der Verordnung A 2329 auch dann zu verweigern, wenn das Kontokorrentkonto des Ausstellers geschlossen ist oder der Kontoinhaber durch die Zentralbank von der weiteren Teilnahme am Scheckverkehr ausgeschlossen wurde. 625 Der häufigste und in der Vorschrift 1.3.8.1.1. normierte Nichteinlösungsgrund in der Praxis ist die fehlende Deckung auf dem Konto des Ausstellers.626
bb) Haftung der Bank bei schon erfolgter Einlösung Das argentinische Scheckgesetz nennt in Art. 35 N.L.Ch. drei Fälle in denen die Bank für Einlösung eines Schecks haftet. Nach dieser Vorschrift haftet die Bank für die Folgen der Zahlung eines Schecks, wenn die Unterschrift des Ausstellers offensichtlich gefälscht gewesen ist, die Urkunde nicht die in Art. 2 N.L.Ch. normierten notwendigen Bestandteile eines Schecks enthält oder der vorgelegte Scheck nicht auf einem dem Aussteller nach Maßgabe des Art. 4 N.L.Ch. übergebenen Vordruck ausgestellt worden ist. 627 Wann die Fälschung einer Unterschrift als "offensichtlich" anzusehen ist, ergibt sich aus einer Legaldefinition des Art. 36 Abs. 2 N.L.Ch. Danach gilt eine Fälschung als offensichtlich, wenn sie mit der durch den normalen Geschäftsverkehr gebotenen Eile und Umsicht mit einem Blick durch Vergleich der Unterschrift mit der bei der Bank hinterlegten im Augenblick der Zahlung festgestellt werden kann. Wann diese Voraussetzungen im einzelnen vorliegen, hängt stets von den Umständen des Einzelfalles ab, so daß dazu auch eine umfangreiche Rechtsprechung ergangen ist. 628 So wie die Einlösung eines Schecks mit offensichtlich gefälschter Unterschrift ein Fall besoderer Fahrlässigkeit ist, sind auch die beiden weiteren in Art. 35 N.L.Ch. genannten Fälle durch ein besonders fahrlässiges Verhalten der Bank gekennzeichnet. Denn von den zur Einlösung eines Schecks befugten Bankangestellten kann zumindest erwartet werden, daß sie das Fehlen eines gesetzlich notwendigen Bestandteils in der vorgelegten Urkunde erkennen oder ihnen auffällt, daß der zur Einlösung
625
Barbieri, Art. 34, S. 88; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 34, 4, S. 154; derselbe in: Reglamentación de la cuenta corriente, Parte Segunda, 1.3.8., S. 55; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo X, S. 81. 626
GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente, Parte Segunda, 1.3.8., S. 53; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo X, S. 80. 627 Franza/Tomà, Art. 35, 35.2, S. 227. 628
Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 115; Villegas,
Tercera Parte,
CNCom., Sala A, 28.5.1984, El Derecho 1984, Tomo 109, 444 (444); La Ley 1984, Tomo D, 245 (245); 6.7.1982, El Derecho 1982, Tomo 101, 796 (798).
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
136
vorgelegte Scheck auf einem Vordruck ausgestellt ist, der nie an den Inhaber des bezogenen Kontos ausgegeben wurde. 629 Ein Teil des Schrifttums sieht die Aufzählung des Art. 35 N.L.Ch. als abschließend an, da das Scheckgesetz mit dieser Vorschrift eine ausdrückliche Regelung enthalte, die für eine darüber hinausgehende Haftung der Bank keinen Raum ließe. 630 Die herrschende Lehre 631 und die Rechtsprechung632 hingegen sehen in Art. 35 N.L.Ch. keine die Haftung der Bank abschließend regelnde Vorschrift. Der herrschenden Lehre und der Rechtsprechung ist zuzustimmen. Das die Haftung der Bank in Art. 35 N.L.Ch. nicht abschließend geregelt sein kann, ergibt sich schon aus den in Art. 34 N.L.Ch. normierten Prüfungspflichten, die der bezogenen Bank bei Vorliegen bestimmter Umstände die Einlösung eines Schecks untersagen. Löst die Bank unter Verletzung ihrer Prüfungspflicht einen Scheck trotzdem ein, entspricht es den allgemeinen Grundsätzen des argentinischen Zivilrechts, daß die Bank für die aufgrund ihrer Pflichtverletzung entstandenen Schäden haften muß. 633 Darüber hinaus läßt sich die Vielzahl der Fälle, in denen durch Pflichtverletzungen der bezogenen Bank bei der Einlösung eines Schecks Schäden entstehen, nicht im voraus absehen. Die Haftung der bezogenen Bank für die fehlerhafte Einlösung eines Schecks entzieht sich damit auch aus diesem Grund einer abschließenden Regelung.634
cc) Haftung des Kontoinhabers Art. 36 N.L.Ch. nennt zwei Fälle, in denen der Kontoinhaber für die durch die Zahlung des Schecks an einen Nichtberechtigten entstandenen Schäden haftet. Danach haftet der Kontoinhaber, wenn seine Unterschrift auf einem an ihn ordnungsgemäß ausgehändigten Scheckvordruck in nicht offensichtlicher Weise gefälscht wurde. 635 Ein Großteil des Fälschungsrisikos bürdet das 629
Fontanarossa, Capitulo V, 57, S. 135; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 157f.; Muguillo/Lorente, Art. 35, 1, S. 166f. 630
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 34, § 2, S. 217.
631
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 155; Muguillo/Lorente, S. 165. 632
Art. 35, 1,
CNCom, Sala Β, 18.5.1978, El Derecho 1978, Tomo 78, 411 (412).
633
Brebbia, La Ley 1995, Tomo D, 1246 (1247); Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 35, 1, S. 155; Muguillo/Lorente, Art. 35, 1, S. 165. 634 635
Muguillo/Lorente,
Art. 35, 1, S. 165.
CNCom., Sala A, 28.5.1984, El Derecho 1984, Tomo 109, 444 (444); Barbieri, Art. 36, S. 92; Fontanarossa, Capitulo V, 57, S. 136; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 36, 1, S. 115.
§ 3 Einlösung des Schecks
137
argentinische Scheckgesetz damit dem Bankkunden auf. Daneben haftet der Kontoinhaber gemäß Art. 36 N.L.Ch. auch dann, wenn er seiner in Art. 5 N.L.Ch. geregelten Meldepflicht im Falle des Abhandenkommens von Scheckvordrucken nicht nachgekommen ist. 636 Es ist allgemein anerkannt, daß Art. 36 N.L.Ch. die Haftung des Kontoinhabers nicht abschließend regelt. 637 Die Rechtsprechung greift jedoch auch bei gesetzlich nicht geregelten Fälle auf die Wertentscheidungen der Artt. 35 und 36 N.L.Ch. zurück. 638 So wird beispielsweise im argentinischen Scheckrecht zwischen einer Fälschung (falsificación) und Verfälschung (alteration) unterschieden. Bei der Fälschung geht es um die Nachahmung der Unterschrift des Ausstellers. Unter einer Verfälschung wird hingegen die nachträgliche Veränderung des Schecktextes, z.B. durch Vergrößerung der Schecksumme verstanden.639 Inhaltlich wird dieselbe Differenzierung zwischen Verfälschung und Fälschung auch im deutschen Scheckrecht vorgenommen.640 Während das deutsche Gesetz weder die Fälschung noch die Verfälschung eines Schecks ausdrücklich regelt, enthält das argentinischen Scheckgesetz in Art. 35 Nr. 1 N.L.Ch. und Art. 36 Nr. 1 N.L.Ch. zumindest Regelungen hinsichtlich einer Fälschung. Die Verfälschung eines Schecks ist dagegen nicht gesetzlich geregelt. In Anlehnung an die zur Fälschung eines Schecks erlassenen Regelungen in den Artt. 35 Nr. 1 N.L.Ch. und 36 Nr. 1 N.L.Ch. haftet nach der argentinischen Rechtsprechung die bezogene Bank bei der Einlösung eines verfälschten Schecks, wenn die Verfälschung offensichtlich war. Der Inhaber des bezogenen Kontos haftet hingegen in den Fällen, in denen die Verfälschung nicht offensichtlich gewesen ist. Wie bei der Fälschung ist auch bei der Verfälschung eines Schecks die Offensichtlichkeit stets nach den besonderen Umständen des jeweiligen Einzelfalles zu beurteilen. 641
636
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 36, 2, S. 160; Muguillo/Lorente, S. 170; Villegas, Tercera Parte, Art. 36, 36.2, S. 229. 637
Muguillo/Lorente,
638
CNCom., Sala A, 6.5.1983, El Derecho 1983, Tomo 120, 640 (640).
639
Giraldi, S. 171.
Art. 36, 1,
Art. 36, 1, S. 171.
Ley de cheque, Art. 34, § 5, S. 202; Muguillo/Lorente,
Art. 36, 1,
640
Bülow, AGB II, Nr. 3 Scheckbedingungen, Rdnr. 8; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 710. 641
CNCom., Sala A, 6.5.1983, El Derecho 1983, Tomo 120, 640 (640); Muguillo/ Lorente, Art. 36, 1, S. 171.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
138
dd) Gemeinsame Haftung Mit Art. 37 N.L.Ch. enthält das argentinische Scheckgesetz noch eine Generalklausel, die eine Verteilung der Haftung nach dem jeweiligen Mitverschulden ermöglicht. Nach dieser Vorschrift können die Gerichte bei Nichtvorliegen der in den Artt. 35 und 36 genannten Tatbestände die Haftung zwischen der bezogenen Bank, dem Kontoinhaber und dem Scheckinhaber nach den Umständen und dem Grad des Verschuldens eines jeden aufteilen. 642 Ein Mitverschulden des Scheckinhabers spielt in der Praxis jedoch keine Rolle, so daß es letztlich bei einer Haftung der Bank und des Inhabers des bezogenen Kontos bleibt. 643 Ein Mitverschulden des Kontoinhabers wird von der Rechtsprechung insbesondere in den Fällen angenommen, in denen ein Scheck nicht sorgfältig aufbewahrt oder mit einfachen Brief versendet wurde. 644 Ein Mitverschulden der einlösenden Bank wird von der Rechtsprechung insbesondere dann angenommen, wenn sie nicht in der gebotenen Weise bei der Eröffnung des Kontos Informationen über die Person des Kontoinhabers eingeholt hat. 645 Die Anforderungen an die Verpflichtung der Bank, sich über die Person des Kontoinhabers ein Bild zu machen, dürfen jedoch nicht überspannt werden. So ist die Bank lediglich zur Einholung solcher Informationen verpflichtet, die im Rahmen ihres normalen Geschäftsganges erhoben werden können.646
4. Teilzahlung Die Möglichkeit der Teilzahlung von Schecks ist in Art. 31 N.L.Ch. geregelt. Die im Jahre 1963 in das argentinische Scheckrecht aufgenommene Vorschrift entspricht inhaltlich Art. 34 Abs. 2 und Abs. 3 des deutschen Scheckgesetzes. So kann auch in Argentinien der Inhaber eines Schecks gemäß Art. 31 Abs. 2 N.L.Ch. eine Teilzahlung nicht zurückweisen.647 Diese Regelung ist eine Ausnahme des in Art. 742 Código Civil normierten Grund-
642
Barbieri, Art. 37, S. 93; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 37,1, S. 120; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 37, 1, S. 137; Villegas, Tercera Parte, Art. 37, 37.2. 643
Giraldi,
644
CNCom., Sala Β, 21.10.1976, El Derecho 1976, Tomo 74, 424 (426).
Ley de cheque, Art. 37, § 1, S. 224.
645
CNCom., Sala C, 8.3.1984, La Ley 1984, Tomo C, 204 (205); Sala Β, 31.10.1983, La Ley 1984, Tomo A, 400 (401). 646
CNCom., Sala B, 8.5.1978, La Ley 1978, Tomo C, 7 (7).
647
Franza/Tomâ,
Parte Segunda, Art. 31,2; Villegas,
Tercera Parte, Art. 31, 31.3.
§ 3 Einlösung des Schecks
139
satzes, wonach der Schuldner zu Teilleistungen nicht berechtigt ist. 648 Art. 742 Código Civil entspricht somit inhaltlich dem § 266 BGB. Im Falle der Teilzahlung sieht das argentinische wie das deutsche Schecksgesetz vor, daß auf Verlangen der bezogenen Bank die Teilzahlung auf dem Scheck vermerkt und der Bank eine Quittung erteilt wird. 649 Denn bei einer Teilzahlung kann die bezogene Bank nicht wie bei der Vollzahlung eines Schecks die Aushändigung der Urkunde verlangen, da der Inhaber diese zum Rückgriff benötigt. Die Zulässigkeit einer Teilzahlung wird im argentinischen Schrifttum teilweise bestritten. Nach dieser vereinzelt gebliebenen Auffassung sei es ein konzeptioneller Widerspruch des Scheckgesetzes, wenn zwar die Teilzahlung, nicht aber das Teilindossament zulässig sei. 650 Dieser Kritikansatz vermag nicht zu überzeugen, da die Übertragung eines Schecks losgelöst von seiner Einlösung zu beurteilen ist. Darüber hinaus spielt die vom Scheckgesetz vorgesehene Teilzahlung in der Praxis keine Rolle. Denn gleichzeitig mit der Aufnahme des Art. 31 N.L.Ch. in das argentinische Scheckgesetz im Jahre 1963 haben die argentinischen Banken vereinbart, Teilzahlungen nicht durchzuführen. 651 Somit wird in der täglichen Bankpraxis die Einlösung eines Schecks mangels Dekkung in vollem Umfang verweigert, auch wenn das bezogene Konto zumindest teilweise Deckung aufweist. Um in diesen Fällen trotzdem eine Einlösung des Schecks zu ermöglichen, regen einige Banken die Inhaber der Schecks an, den Differenzbetrag zwischen Schecksumme und vorhandener Deckung einzuzahlen, damit eine Vollzahlung des Schecks erfolgen kann. Diese Praxis wird vom Schrifttum als unzulässig abgelehnt, da durch sie die Vollzahlung eines Schecks fingiert wird, obwohl tatsächlich nur eine Teilzahlung erfolgt ist. 652
IV. Sonderformen des Schecks Das argentinische Scheckgesetz kennt im Vergleich zum deutschen Scheckgesetz eine Vielzahl von Sonderformen des Schecks. Diese Vielzahl der Sonderformen erklärt sich daraus, daß das argentinische Schecksgesetz zwar zu großen Teilen den Vorgaben des Einheitlichen Scheckgesetzes folgt. Darüber 648
Giraldi, Ley de cheque, Art. 31, § 2, S. 180; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 31, 1, S. 137; Villegas, Tercera Parte, Art. 31, 31.3. 649
Barbieri,
650
Balsa Antelo, S. 86f.
Art. 31, S. 83; Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 31, 2.
651
Giraldi, Ley de cheque, Art. 31, §2, S. 181; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 31, 1, S. 137; derselbe in: Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.8, S. 53. 652
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 31, 1, S. 137.
140
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
hinaus haben aber auch nationale Besonderheiten sowie das Scheckrecht der Vereinigten Staaten das argentinische Scheckgesetz mitgeprägt. 653
1. Gekreuzte Schecks und Verrechnungsschecks Gekreuzte Schecks und Verrechnungschecks stellen besondere Zahlungsmodalitäten dar, die darauf abzielen, aufgrund von Sicherungsmaßnahmen das Diebstahls- und Entzugsrisiko von Schecks zu verringern. 654
a) Gekreuzte Schecks Der argentinische Gesetzgeber hat im Jahre 1963 mit den Artt. 44 und 45 N.L.Ch. im wesentlichen die Vorschriften der Artt. 37 und 38 des Einheitlichen Scheckgesetzes über den gekreuzten Scheck (cheque cruzado) übernommen. 655 In Deutschland sind die Bestimmungen über den aus England stammenden gekreuzten Scheck gemäß Art. 1 Abs. 1 Satz 2 Einführungsgesetz zum Scheckgesetz bisher noch nicht in Kraft getreten. 656 Praktische Bedeutung hat der gekreuzte Scheck in Deutschland aber trotzdem, da gekreuzte Auslandsschecks gemäß Art. 3 Einführungsgesetz zum Scheckgesetz als Verrechnungsschecks behandelt werden. 657 In Übereinstimmung mit dem Einheitlichen Scheckgesetz gibt es auch in Argentinien mit dem allgemein und dem besonders gekreuzten Scheck zwei Arten von gekreuzten Schecks. Die Kreuzung erfolgt gemäß Art. 44 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. durch zwei gleichlaufende Striche auf der Vorderseite des Schecks.658 Die Kreuzung ist gemäß Art. 44 Abs. 3 Satz 1 N.L.Ch. eine besondere, wenn zwischen den beiden Strichen der Name einer Bank angegeben ist. In allen anderen Fällen ist die Kreuzung
653
Fontanarossa, Capitulo VIII, 79, S. 172; Giraldi, S. 287.
Ley de cheque, Art. 48, § 3,
654
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (165); Malagarriga, Capitulo decimoctavo, 18, S. 811; Muguillo/Lorente, Art. 44, 1, S. 200. 655
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (183); Villegas, Tercera Parte, Art. 44, 44.2. 656
Baumbach/Hefermehl, Rdnr. 272. 657 658
Baumbach/Hefermehl,
Übersicht Art. 37 und 38 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Sedatis, Übersicht Art. 37 und 38 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
Barbieri, Art. 44, S. 108; Franza/Tomâ, Muguillo/Lorente, Art. 44, 2, S. 201.
Parte Segunda, Art. 44, 2, S. 136f.;
141
§ 3 Einlösung des Schecks
allgemein.659 Der während der letzten Scheckrechtsreform neuformulierte Art. 44 N.L.Ch. ist jetzt wesentlich kürzer und hat auch im Vergleich zum Gesetzeswortlaut des Art. 37 Einheitliches Scheckgesetz an Deutlichkeit gewonnen.660 Die Wirkungen einer Kreuzung sind in Art. 45 N.L.Ch. normiert. Danach darf ein besonders gekreuzter Scheck nur an die zwischen den Strichen genannte Bank bezahlt werden. In der Praxis sind besonders gekreuzte Schecks kaum verbreitet. 661 Ein allgemein gekreuzter Scheck darf von der bezogenen Bank nur an einen ihrer Kunden oder an eine andere Bank bezahlt werden. Das neue argentinische Scheckgesetz stimmt insoweit mit dem als Vorlage dienenden EinheitlichenScheckgesetz überein. Das Dekretgesetz 4776 aus dem Jahre 1963 als Vorgänger des heutigen Scheckgesetzes sah hingegen noch vor, daß ein allgemein gekreuzter Scheck nur an eine Bank - und nicht auch direkt an einen Kunden der bezogenen Bank - bezahlt werden könne.662 Diese Regelung des Dekretgesetzes führte dazu, daß die bezogene Bank, auch wenn der Scheckinhaber ihr eigener Kunde war, einen allgemein gekreuzten Scheck nie bar bezahlte, sondern lediglich dem Konto des Scheckinhabers gutschrieb. Während der Geltungsdauer des Dekretgesetzes verbreitete sich in einigen Teilen des argentinischen Schrifttums die irrige Ansicht, daß die Kreuzung eines Schecks dessen Barzahlung verbiete. 663 Tatsächlich zeichnet sich der gekreuzte Scheck in Abgrenzung zum Verrechnungsscheck gerade dadurch aus, daß der Scheckinhaber, der auch Kunde der bezogenen Bank ist, zur Einlösung eines gekreuzten Schecks nicht eines Kontos bedarf. 664 Wann jedoch der Inhaber eines gekreuzten Schecks als "Kunde" der bezogenen Bank angesehen werden kann, ist seit langem nicht nur im argentinischen Schrifttum, sondern auch in anderen Ländern wie Frankreich, England oder Italien, in denen die Vorschriften des Einheitlichen Scheckgesetzes über den gekreuzten Scheck gelten, umstritten. 665 Nach der herrschenden Lehre in Argentinien ist nicht nur derjenige als Kunde anzusehen, der bei der bezogenen Bank ein 659 GómezLeo, Parte Segunda, Art. 45, 3; Villegas, S. 257f. 660
Giraldi,
661
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 45, 3.
Art. 44, S. 44; Villegas,
662
Tercera Parte, Art. 44, 44.5, S. 258.
Fontanarossa, Capitulo VII, 73, S. 162; Giraldi, S. 267. 663
Franza/Tomà, Art. 45, 45.2, S. 262.
Tercera Parte, Art. 44, 44.5,
Ley de cheque, Art. 45, § 1,
Parte Segunda, Art. 44, 2, S. 136; Villegas,
Tercera Parte,
664
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (187); Villegas, Tercera Parte, Art. 45, 45.2, S. 261. 665
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 45, 1; Muguillo/Lorente, Art. 45, 1, S. 203; Villegas, Tercera Parte, Art. 45, 45.3, S. 262ff.
142
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
Girokonto unterhält. Ausreichend ist vielmehr irgendeine Art von Geschäftsverbindung, wobei die Dauer dieser Verbindung nicht entscheidend ist. Allerdings reichen rein tatsächliche Kontakte zur Bank, wie beispielsweise die häufige Einlösung von Barschecks, nicht aus. Eine Geschäftsverbindung ist aber regelmäßig dann anzunehmen, wenn entgeltliche Serviceleistungen der Bank in Anspruch genommen werden. Das Bestehen einer Geschäftsverbindung ist darüber hinaus grundsätzlich dadurch gekennzeichnet, daß die Bank im Besitze der persönlichen Daten sowie einer Unterschriftsprobe ihres Kunden ist. 666 Die zum neuen Scheckgesetz von der Zentralbank erlassene Verordnung A 2329 bestimmt in der Vorschrift 1.2.2.6 Abs. 2, daß als Kunde i.S.d. Art 45 N.L.Ch. derjenige anzusehen ist, der bei der bezogenen Bank ein Girokonto oder ein Sparkonto unterhält. 667 Im Gegensatz zu den Definitionen des Schrifttums kann anhand der Definition der Verordnung eine klare und zweifelsfreie Trennung zwischen Kunde und Nichtkunde gemacht werden. Die zuvor in der Praxis bestehenden Unsicherheiten können somit als ausgeräumt betrachtet werden. In Übereinstimmung mit der entsprechenden Regelung des Einheitlichen Scheckgesetzes haftet gemäß Art. 45 Abs. 5 N.L.Ch. der Bezogene, der den Vorschriften über den gekreuzten Scheck zuwider handelt, für entstandene Schäden, aber nur bis zur Höhe der Schecksumme.668 Um die Einlösung eines besonders gekreuzten Schecks zu vereinfachen, wurde im Zuge der letzten Scheckrechtsreform der Art. 45 Abs. 3 N.L.Ch. neu eingeführt. Danach kann die bezeichnete Bank eine andere Bank angeben, damit diese den Scheckgegenwert erhält. 669
b) Verrechnungsschecks Der aus Deutschland stammende Verrechnungsscheck (cheque para acreditar en cuenta) ist in Art. 46 N.L.Ch. geregelt. 670 Der Wortlaut dieser Vorschrift stimmt im wesentlichen mit Art. 39 des deutschen Scheckgesetzes überein. 666
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (191); Villegas, Recera Parte, Art, 45, 45.3, S. 264. 667
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.2.2., S. 30; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IV, S. 48. 668
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (192); Muguillo/Lorente, Art. 35, 2. 669 67 0
Muguillo/Lorente,
Art. 45, 1, S. 203.
Barbieri, Art. 46, S. I l i ; Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (193).
§ 3 Einlösung des Schecks
143
Demnach kann der Aussteller sowie jeder Inhaber durch den auf die Vorderseite der Urkunde gesetzten Vermerk "para acreditar en cuenta" untersagen, daß der Scheck bar bezahlt wird. Bis zur Scheckrechtsreform im Jahre 1995 war es in Übereinstimmung mit dem deutschen Scheckgesetz auch möglich, die Barzahlung durch einen gleichlautenden Vermerk zu untersagen.671 Das Dekretgesetz 4776 nannte als Beispiel für einen solch gleichlautenden Vermerk ausdrücklich den Vermerk "para ser depositado en la cuenta de" (zur Gutschrift auf Konto von). 672 Nach einem Teil der argentinischen Lehre führt der letztgenannte Vermerk nicht nur zu einem Barauszahlungsverbot, sondern auch zu einer Einschränkung der Übertragbarkeit des Verrechnungsschecks.673 Die Einschränkung der Übertragbarkeit ergäbe sich aus dem Umstand, daß die bezogene Bank verpflichtet sei, den Scheck nur durch eine Gutschrift zugunsten des in dem Vermerk benannten Begünstigten einzulösen.674 Diese Art von Vermerk, wonach die Verrechnung nur mit einem bestimmten Begünstigten zu erfolgen hat, ist auch im deutschen Scheckrecht bekannt.675 Die rechtliche Einordnung eines solchen Vermerks wird zumindest auf einem Verrechnungsscheck mit Überbringerklausel unterschiedlich beurteilt. Nach einem Teil der deutschen Lehre ist ein solcher Verrechnungsscheck wegen widersprüchlicher Bezeichnung des Zahlungsempfängers ungültig, weil die bezogene Bank im Verhältnis zum Aussteller mit jedem Inhaber verrechnen müsse.676 Nach der anderen Ansicht, ist der Vermerk, der die Verrechnung mit dem Konto einer bestimmten Person vorsieht, bedeutungslos. Die bezogene Bank darf danach mit jedem Inhaber verrechnen. 677 Obwohl der Vermerk, der die Verrechnung mit dem Konto einer bestimmten Person vorsieht, nicht mehr in Art. 46 N.L.Ch. genannt wird, ist seine Verwendung und damit auch die Einschränkung seiner Übertragbarkeit nach einem Teil der argentinischen Lehre weiterhin möglich.678 Der herrschende Teil der Lehre ist jedoch der Ansicht, daß Verrechnungsvermerke unabhängig von ihrem konkreten Wortlaut nicht
67 1 GómezLeo, Parte Segunda, Art. 46, 1, S. 209; Muguillo/Lorente, S. 207; Villegas, Tercera Parte, Art. 46, 46.1. 67 2
Art. 46, 2,
Fontanarossa, Capitulo VII, 77, S. 169.
67 3
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (197); Muguillo/Lorente, Art. 46, 3, S. 246; Villegas, Tercera Parte, Art. 46, 46.4, S. 272. 67 4
Villegas,
Tercera Parte, Art. 46, 46.4, S. 272 und 46.11.
67 5
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 2.
Art. 39 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Bülow, Art. 39 Scheckge-
67 6
Baumbach/Hefermehl,
67 7
Bülow, Art. 39 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
67 8
Art. 39 Scheckgesetz, Rdnr. 1.
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (197); Villegas, Art. 46, 46.4, S. 272.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
144
geeignet sind, die Übertragbarkeit eines Schecks einzuschränken.679 Begründet wird diese Auffassung zu Recht damit, daß sich die Form der Übertragung eines Schecks ausschließlich danach richtet, ob es sich um einen Inhaberscheck, einen Orderscheck oder einen Rektascheck handelt.680
c) Unterschiede Unabhängig davon, daß sowohl gekreuzte Schecks als auch Verrechnungsschecks ausgestellt werden, um das Risiko einer Scheckeinlösung durch einen Nichtberechtigten zu verringern, weisen beiden Schecktypen über die bloße äußere Form weitere Unterschiede auf. So ist der gekreuzte Scheck im Gegensatz zum Verrechnungsscheck ein Barscheck, bei dem lediglich der Kreis der Empfabgsberechtigten beschränkt ist. Erforderlich ist daher nur, daß der Aussteller des gekreuzten Schecks über ein Konto verfügt. Der Verrechnungsscheck ist dagegen ein bargeldloses Zahlungsmittel, da er nicht bar eingelöst werden darf. Die Einlösung eines Verrechnungsschecks setzt vielmehr voraus, daß Aussteller und Scheckinhaber Konten besitzen.681 Des weiteren unterscheiden sich gekreuzte Schecks und Verrechnungsschecks hinsichtlich des Zeitpunktes des Eintritts der Zahlungswirkung. Ein gekreuzter Scheck gilt in dem Zeitpunkt als eingelöst, in dem der Scheckinhaber den Scheckbetrag erhält. Dagegen gilt ein Verrechnungsscheck nicht schon dann als eingelöst, wenn der Scheckinhaber eine Gutschrift auf seinem Konto erhält, sondern erst dann, wenn die bezogene Bank den Scheck effektiv dem Ausstellerkonto belastet hat. 682
2. Tilgungsscheck und Scheck mit dem Vermerk "no négociable11 Sowohl der sogenannte Tilgungsscheck (cheque imputado) als auch der Scheck mit dem Vermerk "no négociable" (nicht begebungsfähig) sollen wie die gekreuzten Schecks und die Verrechnungsschecks das Risiko eines Abhandenkommens sowie der Einlösung durch einen Nichtberechtigten verrin-
67 9
Barbieri,
680
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 46, 4.
Art. 46, 112; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 46, 4.
681
Gerscovich, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163 (177); Villegas, Tercera Parte, Art. 45, 45.2, S. 261. 682
Gerscovich, (172f.).
Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 163
§ 3 Einlösung des Schecks
145
gern. 683 Dem sogenannten Tilgungsscheck und dem Scheck mit dem Vermerk "no négociable" lag jedoch das Einheitliche Scheckgesetz als Vorlage nicht zugrunde. Vielmehr handelt es sich bei dem sogenannten Tilgungsscheck um eine in dieser Form nur dem argentinischen Scheckrecht bekannten Scheck, während hinsichtlich des Schecks mit dem Vermerk "no negocciable" vergleichbare Scheckformen auch in einigen angelsächsischen Ländern gebräuchlich sind. 684
a) Tilgungsscheck Der Tilgungsscheck ist in Art. 47 N.L.Ch. geregelt. Bei dieser Art von Scheck können der Aussteller sowie jeder Inhaber durch einen unterschriebenen Vermerk auf der Rückseite der Urkunde oder auf einer separaten Allonge bestimmen, welche Verbindlichkeit durch die Scheckzahlung erlöschen soll. 685 Damit wird eine dem deutschen Scheckrecht völlig fremde Verbindung zwischen der Scheckbegebung und dem zugrundeliegenden Kausalgeschäft geschaffen. Der in der Praxis ausschließlich als Orderscheck vorkommende Tilgungsscheck stellt somit eine Durchbrechung des sonst auch im argentinischen Scheckrecht grundsätzlich herrschenden Abstraktionsgrundsatzes dar. 686 Zwar wurde die Regelung über den Tilgungsscheck erst 1940 kodifiziert, doch war er in der kaufmännischen Praxis Argentiniens auch schon zuvor lange verbreitet. So war und ist es bis heute üblich, einen weiter entfernt wohnenden Gläubiger mittels eines per Post versandten Tilgungsschecks zu bezahlen.687 Diese Form der Zahlung läßt sich aus dem Umstand erklären, daß die in Deutschland so weit verbreitete Überweisung in Argentinien noch nicht von den Banken als Zahlungsform angeboten wird. Das neue argentinische Scheckgesetz hat des weiteren durch eine Änderung des Gesetzeswortlauts den Anwendungsbereich des Art. 47 N.L.Ch. wesentlich erweitert. Konnte nach dem früheren Gesetzeswortlaut durch den Vermerk nur das Erlöschen einer bestimmten Schuld angeordnet werden, ist es jetzt auch möglich, die Scheck-
683
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 47, 3, S. 215 und Art. 50, 2, S. 230; Villegas, Tercera Parte, Art. 47, 47.3, S. 278. 684
Barbieri, Art. 47, S. 113; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 47, 2, S. 214; derselbe in: La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1344); Muguillo/Lorente, Art. 47, 47.2. 685
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 47, 1, S. 142; Muguillo/Lorente, S. 213; Villegas, Tercera Parte, Art. 47, 47.4 und 47.5. 686
Giraldi,
687
Art. 47, 1,
Ley de cheque, Art. 47 § 1, S. 276.
Barbieri, Art. 47, S. 113; Fontanarossa, Capitulo VII, 78; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 47, 2; Muguillo/Lorente, Art. 47, 1, S. 212. 10 Schütz
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
146
Zahlung als Schenkung oder Gewährung eines Darlehens zu bestimmen. In der Praxis wird der Tilgungsscheck jedoch weiterhin grundsätzlich zur Begleichung einer Verbindlichkeit verwendet. 688 Die Anrechnungsbestimmung entfaltet gemäß Art. 47 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. ausschließlich zwischen demjenigen, der den Vermerk auf den Scheck gesetzt hat und seinem unmittelbaren Nehmer Wirkung. 689 Verpflichtungen der bezogenen Bank werden durch diesen Vermerk nicht begründet. 690 Der Gläubiger kann die Anrechnungsbestimmung nicht zurückweisen.691 Die Verbindlichkeit aus dem Grundverhältnis erlischt jedoch nicht schon mit der Begebung des Tilgungsschecks, sondern erst dann, wenn der Tilgungsscheck endgültig eingelöst worden ist. 692 Der begebene Tilgungsscheck gilt jedoch regelmäßig bereits als Indiz einer Zahlung für eine genau bestimmte Schuld.693 Durch die Anrechnungsbestimmung wird darüber hinaus auch die Umlauffahigkeit des Schecks erheblich eingeschränkt. Denn gemäß Art. 47 Abs. 2 Satz 2 N.L.Ch. darf nur der Begünstigte der Anrechnungsbestimmung den Scheck weiterübertragen. 694 Nach einer Weiterübertragung durch den Begünstigten der Anrechnungsbestimmung erlangt der Scheck gemäß Art. 47 Abs. 2 Satz 2 a.E. N.L.Ch. jedoch wieder seine volle Umlauffähigkeit. 695 In der Praxis hingegen kommt es grundsätzlich nicht zu einer Weiterübertragung, da der Tilgungsscheck regelmäßig von dem Begünstigten der Anrechnungsbestimmung direkt bei der bezogenen Bank eingelöst wird. 696
688
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 47, 1, S. 213; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo VII, 28; Muguillo/Lorente, Art. 47, 1, S. 213; Villegas, Tercera Parte, Art. 47, 47.1, S. 277. 689
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 47, 3, S. 215; Villegas,
Tercera Parte, Art. 47,
47.4. 690
Giraldi, S. 280.
Ley de cheque, Art. 47, § 3; Villegas,
691
Giraldi,
692
Muguillo/Lorente,
Tercera Parte, Art. 47, 47.6,
Ley de cheque, Art. 47, § 2, S. 277. Art. 47, 2, S. 213.
693
Barbieri, Art. 47, S. 113; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 47, 2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 47, 3, S. 215; Villegas, Tercera Parte, Art. 47, 47.3, S. 279. 694
Barbieri,
695
Fontanarossa, Capitulo VII, 78; Muguillo/Lorente,
696
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 47, 3, S. 215.
Art. 47, S. 114; Muguillo/Lorente,
Art. 47, 2, S. 213. Art. 47, 2, S. 214.
147
§ 3 Einlösung des Schecks
b) Scheck mit dem Vermerk
"no négociable"
Der Scheck mit dem Vermerk "no négociable" ist in Art. 50 N.L.Ch. geregelt. 697 Nach dieser Vorschrift können der Aussteller sowie der Inhaber eines Schecks auf dessen Vorderseite den Vermerk "no négociable" setzen. Dieser Vermerk bedeutet, daß derjenige, der einen Scheck erwirbt, nicht mehr Rechte aus dem Scheck hat und auch nicht mehr Rechte aus diesem übertragen kann als jener, der ihm den Scheck übergeben hat. 698 Der Scheck mit dem Vermerk "no négociable" ist schon seit Ende des letzten Jahrhundert Bestandteil des kodifizierten argentinischen Scheckrechts. Seit dieser Zeit sind sämtliche gesetzliche Regelungen über den Vermerk "no négociable" heftig umstritten gewesen. Die erste kodifizierte Regelung fand sich im Art. 820 des Código Comercio aus dem Jahre 1889. Danach war der Vermerk "no négociable" zwingend zur allgemeinen Kreuzung eines Schecks erforderlich. 699 Das Dekretgesetz 4776 aus dem Jahre 1963 führte dann in seinem Art. 44 Abs. 3 den Vermerk "no négociable" nur noch als einen neben anderen möglichen Vermerken auf, um einen Scheck allgemein zu kreuzen. 700 Erst seit der Scheckrechtsreform des Jahres 1995 findet sich der Vermerk "no négociable" nicht mehr in so irreführender Weise bei den Vorschriften über die gekreuzten Schecks. Der Scheck mit dem Vermerk "no négociable" wird jetzt vom Scheckgesetz als selbständige Scheckform anerkannt und durch Art. 50 N.L.Ch. zum Gegenstand einer eigenen Regelung gemacht.701 Der Vermerk "no négociable" ist scharf von dem einen Rektascheck kennzeichnenden Vermerk "no a la orden" zu unterscheiden.702 Gemeinsam ist beiden Vermerken zwar, daß derjenige, der einen Scheck mit einem solchen Vermerk übertragen bekommt, kein eigenes Recht (derecho autònomo), sondern lediglich ein abgeleitetes Recht (derecho derivado) erwirbt. Dies bedeutet, daß ein Scheckverpflichteter sämtliche Einwendungen, die ihm
697
Bonfanti, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 147 (153); Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 50, 1; Muguillo/Lorente, Art. 50, 1, S. 221. 698
Barbieri,
Art. 50, S. 119; GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1345f.).
699
Bonfanti, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 147 (150); GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1344); Muguillo/Lorente, Art. 50, 1, Fußnote 1. 70 0
Bonfanti, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 147 (152f.); GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1345). 70 1
Bonfanti, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 147 (153); GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1345). 70 2
Fontanarossa, Capitulo VII, 73, S. 165; Franza/Tomâ, 2; GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1347).
Parte Segunda, Art. 50,
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
148
gegenüber dem Veräußerer zustehen, auch gegenüber dem Erwerber des Schecks geltend machen kann. 703 Der entscheidene Unterschied zwischen beiden Vermerken liegt aber darin, daß durch den Vermerk "no négociable" die Umlauffähigkeit eines Schecks nicht betroffen wird. Der Scheck kann also, wenn es sich um einen Orderscheck bzw. einen Inhaberscheck handelt, weiter durch Indossament oder einfache Übergabe übertragen werden. Dagegen ist ein Scheck mit dem Vermerk "no a la orden" nur im Wege einer Abtretung übertragbar. 704 Ziel und Zweck des Gesetzgebers ist durch den Vermerk "no négociable" den Aussteller eines solchen Schecks vor den Folgen eines unfreiwilligen Verlustes der Urkunde zu schützen, indem der Aussteller sämtliche Einwendungen auch einem gutgläubigen Dritten entgegensetzen kann. 705 Doch ist auch die neue Regelung des Art. 50 N.L.Ch. im argentinischen Schrifttum weiter umstritten. 706 So ist ein beachtlicher Teil der Lehre der Ansicht, daß der Vermerk "no négociable" von der Praxis nicht in dem vom Gesetzgeber gewollten Sinne aufgenommen wird. Denn insbesondere unter den Kaufleuten habe sich die Gewohnheit entwickelt, mit dem Vermerk "no négociable" die Nichtindossierbarkeit eines Schecks zu verbinden. 707 Aus diesem Grund wurde von einem Teil der Parlamentsabgeordneten im Gesetzgebungsverfahren auch die Aufhebung des Art. 50 N.L.Ch. gefordert. 708 Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit der Parlamentsabgeordneten mit der Begründung abgelehnt, daß die Regelung über den Scheck mit dem Vermerk "no négociable" im neuen Scheckgesetz eine auch systematisch nicht mehr zu beanstandende Rechtsgrundlage gefunden habe. Darüber hinaus seien Schecks mit einem derartigen Vermerk schon seit langem in anderen, insbesondere angelsächsischen Ländern Bestandteil des jeweiligen Scheckrechts, ohne daß es in der Praxis dieser Länder deshalb zu Mißverständnissen hinsichtlich der Bedeutung dieses Vermerks gekommen sei. 709
70 3
Barbieri,
Art. 50, S. 119; Villegas,
Tercera Parte, Art. 50, 50.2.
70 4
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 50, 2; GómezLeo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1346); Muguillo/Lorente, Art. 50, 1, S. 222. 70 5
Gómez Leo, La Ley 1994, Tomo E, 1343 (1346f.); Villegas, Art. 50, 50.6. 70 6
Barbieri, Art. 50, S. 119; Bonfanti, 1996, Tomo 9, 147 (154f.). 70 7
Tercera Parte,
Revista de derecho privado y comunitario
Bonfanti, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 147 (161); Muguillo/Lorente, Art. 50, 1, S. 223. 708
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 214f.
709
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 216.
149
§ 3 Einlösung des Schecks
3. Bestätigter Scheck Der bestätigte Scheck (cheque certificado) dient nicht in erster Linie der Verringerung des Risikos eines Abhandenkommens oder der Einlösung durch einen Nichtberechtigten, sondern die Bestätigung soll eine einwandfreie Bonität des Schecks gewährleisten.710 Die Bestätigung ist eine formelle Erklärung der bezogenen Bank, wonach das bezogene Konto über eine zur Einlösung dieses Schecks ausreichende Deckung verfügt und der Scheck daher auf jeden Fall von der bezogenen Bank eingelöst wird, wenn die Vorlage innerhalb einer in der Urkunde genannten Frist erfolgt. 711 Der bestätigte Scheck hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten. In Argentinien wurde der bestätigte Scheck erstmals 1963 gesetzlich geregelt. Schon vor dieser gesetzlichen Regelung war der bestätigte Scheck jedoch in der argentinischen Bankpraxis bekannt und verbreitet. 712 Im deutschen Scheckrecht hingegen ist eine gesetzliche Regelung der Scheckbestätigung nicht enthalten, weil sie als Umgehung des Annahmeverbotes gesehen würde. Eine Ausnahme gilt nur für die Bundesbank und die Landeszentralbanken, die das Recht zur Abgabe einer Scheckbestätigung haben.713
a) Verfahren Die Voraussetzungen und die Durchführung einer Scheckbestätigung sind in den Artt. 48 und 49 N.L.Ch. sowie in den Vorschriften 1.3.5.1. bis 1.3.5.8. der Verordnung A 2329 geregelt.
aa) Antrag Die Bestätigung eines Schecks durch die bezogene Bank setzt gemäß Art. 48 Abs. 1 N.L.Ch. einen entsprechenden Antrag des Ausstellers oder irgendeines Inhabers des Scheckes voraus. In der Praxis beantragt regelmäßig der Aussteller eine Bestätigung seines als Zahlungsmittel dienenden Schecks.714 710
Barbieri,
Art. 48, S. 116; Giraldi,
Ley de cheque, Art. 48, § 1, S. 282.
711
Fontanarossa, Capitulo VIII, 80, S. 175; Franza/Tomâ, 1; Muguillo/Lorente, Art. 48, 1, S. 217.
Parte Segunda, Art. 48,
7.2
Barbieri , Art. 48, S. 115; Fontanarossa, Capitulo VIII, 79, S. 172; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 48, 2, S. 219; Muguillo/Lorente, Art. 48, 1, S. 216. 7.3 714
Baumbach/Hefermehl,
Art. 4 Scheckgesetz, Rdnr. 8; Zöllner,
Barbieri, Art. 48, S. 116; Muguillo/Lorente, Parte, Art. 48, 48.4, S. 284.
§ 26 III 1 a.
Art. 48,2, S. 218; Villegas, Tercera
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
150
bb) Form Die Bestätigung wird von der bezogenen Bank gemäß Art. 48 Abs. 3 Satz 2 N.L.Ch. durch die Anbringung eines gestempelten und unterschriebenen Vermerks wie "visto" (gesehen) oder "bueno" (gut) oder eines gleichlautenden Vermerks auf der Urkunde durchgeführt. Bis zur Scheckrechtsreform des Jahres 1995 nannte das Gesetz als weiteren möglichen Vermerk noch "acepto" (ich nehme an). Diesen Vermerk nennt das neue Scheckgesetz nicht mehr, um den Eindruck einer Gleichsetzung zwischen der gesetzlich ausdrücklich für unzulässig erklärten Annahme und der Bestätigung eines Schecks durch den Bezogenen zu vermeiden. 715 Bestätigt werden dürfen lediglich Orderschecks und Rektaschecks. Die Bestätigung eines Inhaberschecks ist dagegen gemäß Art. 48 Abs. 3 Satz 1 N.L.Ch. unzulässig.716Das Verbot der Bestätigungeines Inhaberschecks soll aus währungspolitischen Gründen verhindern, daß durch die Scheckbestätigung ein weiteres, in seiner Umlauffähigkeit einer Banknote entsprechendes Zahlungsmittel geschaffen wird. 717 Ebenfalls unzulässig ist die Bestätigung nur eines Teils der Schecksumme.718 Der Grund für das Verbot einer Teilbestätigung ist in dem Sinn und Zweck einer Scheckbestätigung zu sehen, die uneingeschränkte Einlösung eines Schecks zu gewährleisten. Ließe man nun eine Teilbestätigung zu, würde dieses mit der Scheckbestätigung verfolgte gesetzgeberische Ziel unterlaufen werden. 719
cc) Frist Die Bestätigung des Schecks kann gemäß Art. 49 Abs. 1 N.L.Ch. für die Dauer einer vereinbarten Frist erfolgen, die fünf Bankarbeitstage nicht überschreiten darf. 720 Bei der Berechnung der Frist wird der Tag, an dem die Scheckbestätigung durchgeführt wird, entgegen einem in der Praxis bisweilen
715
Barbieri, Art. 48, S. 116; Giraldi, Art. 48, S. 48f.; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 1; Muguillo/Lorente, Art. 48, 2, S. 218. 716
Barbieri, Art. 48, S. 116; Fontanarossa, Capitulo VIII, 82, S. 177; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 4, S. 221; Villegas, Tercera Parte, Art. 48, 48.4, S. 284. 717
Fontanarossa, Capitulo VIII, 82, S. 177; Giraldi, S. 284; Muguillo/Lorente, Art. 48, 1, S. 217. 7.8
Barbieri, Art. 48, S. 116; Fontanarossa, Tercera Parte, Art. 48, 48.6. 7.9 72 0
Giraldi,
Ley de cheque, Art. 48,
Capitulo VIII, 82, S. 176; Villegas,
Ley de cheque, Art. 48, § 2, S. 284.
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 49, 1; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 4, S. 221; Villegas, Tercera Parte, Art. 49, 49.2, S. 288.
151
§ 3 Einlösung des Schecks
anzutreffenden Irrglauben nicht mitgezählt.721 Nach Ablauf der Frist kann der Scheck erneut bestätigt werden. 722
b) Wirkungen Ist ein Scheck bestätigt worden, belastet die bezogene Bank das Konto des Antragstellers, in der Praxis also regelmäßig das Konto des Ausstellers, in Höhe der Schecksumme und bucht diesen Betrag auf ein Sonderkonto, dessen Inhaber die bezogene Bank selbst ist. Für die Dauer der zwischen Antragsteller und Bank vereinbarten Frist verbleibt das Guthaben auf dem Sonderkonto.723 Legt der formell berechtigte Scheckinhaber den Scheck innerhalb der Frist zur Einlösung vor, wird der Scheck auf jeden Fall eingelöst. Die Einlösung erfolgt gemäß Art. 48 Abs. 2 N.L.Ch. insbesondere auch dann, wenn der Antragsteller nach der Bestätigung gestorben, geschäftsunfähig oder zahlungsunfähig geworden ist. Auch eine nach der Bestätigung vorgenommene gerichtliche Beschlagnahme hindert die Einlösung des Schecks nicht. 724 Ist der Scheck während der Dauer der Bestätigung nicht eingelöst worden, schließt die bezogene Bank das Sonderkonto und bucht den Scheckgegenwert gemäß Art. 49 Abs. 1 N.L.Ch. wieder auf das Konto des Antragstellers. 725 Der verfallene bestätigte Scheck ist nicht unwirksam, sondern wird lediglich wieder zu einem gewöhnlichen Scheck, der nach Art. 49 Abs. 2 N.L.Ch. unter den gleichen Voraussetzungen vorgelegt und eingelöst werden kann, wie ein Scheck, der niemals bestätigt worden ist. 726
72 1
Villegas,
Tercera Parte, Art. 49, 49.2, S. 288.
72 2
Giraldi, Ley de cheques, Art. 49, § 1, S. 289; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 49, 49.3. 72 3
Fontanarossa, Capitulo VIII, 85, S. 180; Villegas, S. 284. 72 4
Art. 49, 1;
Tercera Parte, Art. 48, 48.3,
Fontanarossa, Capitulo VIII, 85, S. 180; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 48, 48.5.
Art. 48, 1, S. 217;
72 5
Giraldi, Ley de cheque, Art. 49, § 2; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 49, 4, S. 222; Muguillo/Lorente, Art. 49, 1; Villegas, Tercera Parte, Art. 49, 49.5, S. 291 72 6
Barbieri, Art. 49, S. 117; Fontanarossa, Capitulo VIII, 86, S. 181; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 4, S. 222.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
152
4. Verantwortlichkeit der bezogenen Bank Die rechtliche Stellung der bestätigenden Bank wird im argentinischen Schrifttum nicht einheitlich beurteilt. 727 Teilweise wird die Ansicht vertreten, daß die Bestätigung im Verhältnis zwischen dem Scheckinhaber und der bezogenen Bank einer Annahme gleichgesetzt werden könne.728 Nach dieser Ansicht geht die bezogene Bank durch die Bestätigung eine scheckrechtliche Verpflichtung zur Einlösung des Schecks ein. 729 Die herrschende Meinung ist dagegen der Ansicht, daß die Bestätigung scharf von einer Annahme zu trennen ist. 730 Im Gegensatz zur Annahme wird durch die Bestätigung des Schecks keine scheckrechtliche Verpflichtung der bezogenen Bank begründet. Die bezogene Bank ist demnach auch nach der Bestätigung dem Scheckinhaber nicht direkt aus dem Scheck zur Zahlung verpflichtet. 731 Die den Antrag einer Scheckbestätigung annehmende Bank verpflichtet sich nach der Ansicht der herrschenden Meinung lediglich, das Konto des Antragstellers in Höhe der Schecksumme zu belasten, diesen Betrag einem Sonderkonto gutzuschreiben und ihn für die vereinbarte Dauer zur Einlösung des Schecks bereit zu halten.732 Dieser eingeschränkte Charakter der von der bestätigenden Bank eingegangenen Verpflichtung unterscheidet die Bestätigung auch von einem Aval, bei dem die avalierende Bank eine eigene Zahlungsverpflichtung für den Fall der Nichteinlösung des Schecks eingeht.733 Nach der herrschenden Meinung besteht eine Verpflichtung der bestätigenden Bank im Verhältnis zum Scheckinhaber nur im Rahmen der allgemeinen Regeln des Bürgerlichen Rechts. Sollte die Bank beispielsweise in unzulässiger Weise die Einlösung des Schecks verweigern, kann sie sich durch dieses Verhalten gegenüber dem Scheckinhaber ersatzpflichtig machen.734 Der herrschenden Meinung ist zuzustimmen. Die Bestätigung kann für die bestätigende Bank nicht dieselben Rechtswirkungen entfalten, die eine Annahme des Schecks nach sich ziehen 72 7
Barbieri, Art. 49, S. 118; Giraldi, Leo, Parte Segunda, Art. 49, 5, S. 223. 72 8
Giraldi,
72 9
Ley de cheque, Art. 49, § 3, S. 285; Gómez
Ley de cheque, Art. 48, § 3, S. 286.
Bonfanti/Garrone, Art. 48, § 3, S. 286.
El cheque, Capitulo XIII, 198, S. 343; Giraldi,
Ley de cheque,
730
Fontanarossa, Capitulo VIII, 80, S. 175; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 5, S. 222; Villegas, Tercera Parte, Art. 48, 48.2, S. 282. 731
Barbieri, Art. 49, S. 118; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 49, 5, S. 223; Muguillo/Lorente, Art. 48, 2, S. 219; Villegas, Art. 48, 48.2, S. 283. 732
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, S. 221; Villegas, 48.3; S. 284. 733
Fontanarossa, Capitulo VIII, 80, S. 175.
734
Barbieri,
Tercera Parte, Art. 48,
Art. 49, S. 118; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 3, S. 220.
153
§ 3 Einlösung des Schecks
würde. Denn ansonsten würde auf diesem Wege das auch im argentinischen Scheckrecht geltende und in Art. 24 N.L.Ch. normierte Annahmeverbot umgangen. Die Verpflichtung der bestätigenden Bank, die Schecksumme auf einem Sonderkonto für eine bestimmte Dauer zur Einlösung bereitzuhalten, besteht nur gegenüber demjenigen, der die Scheckbestätigung beantragt hat, nicht aber gegenüber dem Scheckinhaber.735
V. Widerruf Die Regelungen des argentinischen Scheckrechts über den Scheckwiderruf unterscheiden sich von denen des deutschen Scheckrechts zum Teil erheblich.
1. Deutsches Recht Regelungen über den Scheckwiderruf finden sich sowohl in Art. 32 Scheckgesetz als auch in Nr. 5 der neuen Scheckbedingungen. Die gesetzliche Regelung sieht vor, daß ein Widerruf des Schecks erst nach Ablauf der Vorlegungsfrist wirksam ist. 736 Diese gesetzliche Grundregel wird im deutschen Scheckrecht aber regelmäßig abbedungen. Denn der Scheckvertrag zwischen der bezogenen Bank und dem Aussteller ist nach § 157 BGB, § 346 HGB dahin auszulegen, daß die Verpflichtung der bezogenen Bank zur Beachtung einer Schecksperre im Zweifel konkludent als Nebenpflicht des Scheckvertrages vereinbart worden ist. 737 Dem Scheckinhaber gegenüber ist die bezogene Bank zur Beachtung des Widerrufes berechtigt, da dem Scheckinhaber auch vor Ablauf der Vorlegungsfrist ein Zahlungsanspruch aus dem Scheck gegen die bezogene Bank nicht zusteht.738 Mißachtet die bezogene Bank den 735
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 49, 3, S. 220; Villegas,
736
Baumbach/Hefermehl, § 26 VI 3.
Art. 48, 48.2, S. 283.
Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Brox, Rdnr. 674; Zöllner,
737
BGHZ 104, 374 (381); Baumbach/Hefermehl, Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Canaris, Bankvertragsrecht, Rdnr. 703. Eine Mindermeinung im Schrifttum zufolge ist eine Verpflichtung der bezogenen Bank aus dem Scheckvertrag zur Beachtung eines Scheckwiderrufes vor Ablauf der Vorlegungsfrist unbeachtlich. Art. 32 Scheckgesetz sei insoweit zwingend. Dies ergäbe sich aus dem Sinn und Zweck dieser Vorschrift, den Wert des Schecks als Zahlungsmittel zu sichern, indem man den Schecknehmer davor schützt, daß der Scheckaussteller durch Widerruf des Schecks seine Zahlungsaussicht schmälert {Zöllner, § 26 VI 3). 738
Baumbach/Hefermehl,
Art. 32, Rdnr. 1; Brox, Rdnr. 674.
154
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
Scheckwiderruf und löst den Scheck trotzdem ein, darf sie das Ausstellerkonto nicht mit dem Gegenwert der Schecksumme belasten.739 Der Bezogene braucht nach Nr. 5 Scheckbedingungen der Sparkassen einen Widerruf jedoch nur dann zu beachten, wenn er der kontoführenden Stelle spätestens am Bankarbeitstag vor der Vorlage des Schecks zugeht.740 Nach Art. 32 Abs. 2 Scheckgesetz darf die bezogene Bank einen Scheck auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist einlösen. Ist der Scheck jedoch vom Aussteller widerrufen worden, muß die bezogene Bank den Widerruf nach Ablauf der Vorlegungsfrist beachten.741
2. Argentinisches Recht Geregelt ist der Scheckwiderruf in Art. 29 N.L.Ch. Dieser Vorschrift diente Art. 32 des Einheitlichen Scheckgesetzes als Vorlage. Doch hat der argentinische Gesetzgeber den Regelungsbereich dieser Vorschrift noch erweitert, um den besonderen nationalen Gegebenheiten gerecht zu werden. 742 Von entscheidender Bedeutung ist im argentinischen Scheckrecht, zu welchem Zeitpunkt der widerrufene Scheck zur Einlösung vorgelegt wird.
a) Vorlegung vor Ablauf der Vorlegungsfrist Ob die bezogene Bank einen Widerruf vor Ablauf der Vorlegungsfrist zu beachten hat, wird im argentinischen Schrifttum nicht ganz einheitlich beantwortet. 743 Vereinzelt wird die Auffassung vertreten, daß die Bank die Einlösung des Schecks von den jeweiligen Umständen des Einzelfalles abhängig machen kann. Nach dieser Ansicht ist die bezogene Bank demnach berechtigt, die Einlösung des Schecks auch vor Ablauf der Vorlegungsfrist zu verweigern. 744 Der herrschenden Meinung sowie der allgemeinen Bankpraxis zufolge
739
Bülow, AGB II, Nr. 5 Scheckbedingungen, Rdnr. 1.
740
Eine zwar weniger ausführliche, inhaltlich aber vergleichbare Regelung enthält auch Nr. 5 Scheckbedingungen der Banken. 741
Baumbach/Hefermehl, recht, Rdnr. 701.
Art. 32 Scheckgesetz, Rdnr. 10; Canaris, Bankvertrags-
742
Fontanarossa, Capitulo V, 54, S. 121; Muguillo/Lorente,
743
Fontanarossa, Capitulo V, S. 122f.
744
Fontanarossa, Capitulo V, S. 123.
Art. 29, S. 150f.
§ 3 Einlösung des Schecks
155
ist die bezogene Bank im Gegensatz zum deutschen Scheckrecht grundsätzlich trotz Widerrufs verpflichtet, einen innerhalb der Vorlegungsfrist vorgelegten Scheck einzulösen. Im Falle der Nichteinlösung haftet die bezogene Bank nach dieser Ansicht für alle dadurch beim Scheckinhaber eintretenden Nachteile und Schäden.745 Lediglich bei Schecks, die der bezogenen Bank als abhanden gekommen gemeldet sind, besteht nach herrschender Meinung die Verpflichtung zur Beachtung eines Scheckwiderrufs. 746 Die Verpflichtung der bezogenen Bank zur Einlösung des Schecks trotz des Widerrufs leitet der ältere Teil des Schrifttums aus dem Wortlaut des Art. 34 des Dekretgesetzes 4776 her, wonach die Bank, solange kein in dieser Vorschrift ausdrücklich benannter Ausnahmefall vorlag, den Scheck sofort bei Vorlage einzulösen hatte.747 Aus dem neuen Scheckgesetz läßt sich eine entsprechende Verpflichtung des Bezogenen aus Art. 38 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. herleiten. Danach muß die bezogene Bank einen Scheck, der innerhalb der Fristen des Art. 25 N.L.Ch. vorgelegt wird, immer annehmen.748
b) Vorlegung nach Ablauf der Vorlegungsfrist und vor Ablauf der Ausschlußfrist zur Einlösung Auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist kann die Bank gemäß Art. 29 Abs. 2 N.L.Ch. einen vorgelegten und nicht widerrufenen Scheck einlösen. Doch ist sie zu der Einlösung nicht mehr wie während der Vorlegungsfrist verpflichtet. Begründet wird der Wegfall dieser Verpflichtung von der argentinischen Rechtsprechung749 und Lehre 750 damit, daß der Scheck nach Ablauf der Vorlegungsfrist nicht mehr ein Scheck im eigentlichen Sinne, sondern eine lediglich Beweiszwecken dienende Urkunde sei. Die dem Schutz des jeweiligen Scheckinhabers dienende Einlösungsverpflichtung der bezogenen Bank entfällt nach Ablauf der Vorlegungsfrist. Wirksam bleibt jedoch auch nach Ablauf der 745
Barbieri , Art. 29, S. 79; Giraldi, Ley de cheque, Art. 29, § 2, S. 173; Franza/ Torrn, Parte Segunda, Art. 29, 1, S. 108. 746
Barbieri,
747
Fontanarossa, Capitulo V, S. 123.
748
Art. 29, S. 79; Fontanarossa, Capitulo V, S. 123.
Barbieri, Art. 38, S. 96; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 38, 1, S. 164.
Parte Segunda, Art. 38, 1; GómezLeo,
749
CNCom., Sala C, 16.2.1972, El Derecho 1971, Tomo 42, 828 (828); Sala A, 13.3.1970, El Derecho 1970, Tomo 31, 449 (449); Sala C, 8.9.1966, El Derecho 1967, Tomo 17, 51 (51). 75 0
Giraldi, Ley de cheque, Art. 29, § 1, S. 172; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 29, 1, S. 132.
156
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
Vorlegungsfrist noch die im Scheck enthaltene Zahlungsanweisung des Ausstellers, die die bezogene Bank durch die Einlösung weiter erfüllen kann. 751 Ist der Scheck widerrufen, ist die bezogene Bank dagegen verpflichtet, die Einlösung zu verweigern. 752 Insoweit stimmen die Regelungen des argentinischen und des deutschen Scheckrechts im Ergebnis überein. Darüber hinaus setzt aber in Argentinien die Einlösung eines Schecks nach Ablauf der Vorlegungsfrist gemäß Art. 29 Abs. 2 a.E. N.L.Ch. voraus, daß nicht eine weitere der Vorlegungsfrist entsprechende Frist abgelaufen ist. Dies bedeutet, daß ein in Argentinien ausgestellter Scheck mit einer Vorlegungsfrist von 30 Tagen von der bezogenen Bank nur innerhalb eines Zeitraumes von 60 Tagen ab Ausstellungsdatum eingelöst werden darf. Ein im Ausland ausgestellter Scheck mit einer Vorlegungsfrist von 60 Tagen kann dementsprechend von der bezogenen Bank nur innerhalb eines Zeitraumes von 120 Tagen eingelöst werden. 753 Die zweite in Art. 29 Abs. 2 N.L.Ch. genannte Frist entspricht damit in ihrer Wirkung im Hinblick auf die Einlösung des Schecks einer Ausschlußfrist.
c) Vorlegung nach Ablauf der Ausschlußfrist
zur Einlösung
Nach Ablauf der Vorlegungsfrist und einer weiteren dieser entsprechenden Frist ist die bezogene Bank verpflichtet, den vorgelegten Scheck nicht mehr einzulösen.754 Indem man dem Scheckinhaber nach Ablauf dieser zweiten Frist jede Aussicht auf Zahlung des Schecks nimmt, wird die Funktion des Schecks als Zahlungsmittel in Abgrenzung zu einem Kreditmittel unterstrichen. Eine dem Art. 29 Abs. 2 a.E. N.L.Ch. entsprechende Regelung enthält das deutsche Scheckgesetz nicht.
75 1
Giraldi, Ley de cheque, § 3, S. 173; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 29, 1, S. 133; Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.3. 75 2
Giraldi, Ley de cheque, Art. 29, § 3, S. 173; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 29, 29.4, S. 211.
Art. 29, 2;
75 3
Barbieri, Art. 29, S. 79; Fontanarossa, Capitulo V, 54, S. 122; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 29, 2. 75 4
Muguillo/Lorente,
Art. 29, 2; Villegas,
Tercera Parte, Art. 29, 29.4, S. 211.
157
§ 4 Rückgriff
§ 4 Rückgriff Da ein Scheck nicht angenommen werden kann, gibt es im Scheckrecht nur einen Rückgriff mangels Zahlung. Im Falle der Nichtzahlung eines Schecks sieht das argentinische Scheckgesetz neben dem Rückgriff auch Sanktionen gegen den Aussteller eines solchen Schecks sowie unter Umständen auch gegen die bezogene Bank vor.
I . Voraussetzungen des Rückgriffs Die Voraussetzungen des Rückgriffsanspruchs sind im einzelnen in Art. 38 N.L.Ch. normiert. Dabei kann zwischen materiellen und formellen Voraussetzungen unterschieden werden.
1. Rechtzeitige Vorlegung und Nichteinlösung Materiell setzt der Rückgriffsanspruch nach Art. 38 Abs. 5 N.L.Ch. die Vorlegung des Schecks innerhalb der Vorlegungsfrist des Art. 25 N.L.Ch. sowie nach Art. 38 Abs. 1 N.L.Ch. die Nichteinlösung durch die bezogene Bank voraus. 755 Damit stimmen in materieller Hinsicht die Rückgriffsvoraussetzungen mit denen des deutschen Scheckrechts überein. 756
2. Förmliche Feststellung der Zahlungsverweigerung In formeller Hinsicht setzt der Rückgriffsanspruch im deutschen und im argentinischen Scheckrecht die förmliche Feststellung der Zahlungsverweigerung voraus. Die förmliche Festststellung ist im argentinischen Scheckrecht zwingend erforderlich. Im deutschen Scheckrecht hingegen können nach Art. 43 Scheckgesetz der Aussteller sowie jeder Indossant oder Scheckbürge durch Vermerke wie "ohne Kosten", "ohne Protest" oder einen gleichbedeutenden Vermerk den Inhaber von der Verpflichtung befreien, zum Zwecke des Rückgriffs die Zahlungsverweigerung der bezogenen Bank förmlich feststellen
75 5 Barbieri, guillo/Lorente, 75 6
Art. 38, S. 97; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 38, 3, S. 166; MuArt. 38, 1, S. 177.
Brox, Rdnr. 679; Müller-Christmann/Schnauder,
Rdnr. 247; Richardi,
§ 31 III 1
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
158
zu lassen. Große praktische Bedeutung hat Art. 43 Scheckgesetz jedoch nicht. 757 Die förmliche Feststellung der Zahlungsverweigerung kann im deutschen Scheckrecht durch Protesterhebung nach Art. 40 Nr. 1, 41, 55 Scheckgesetz oder durch eine schriftliche, datierte Erklärung der bezogenen Bank nach Art. 40 Nr. 2 Scheckgesetz bzw. einer Abrechnungsstelle nach Art. 40 Nr. 3 Scheckgesetz erfolgen. 758 Das argentinische Scheckgesetz sieht dagegen nach Art. 38 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. nur die Feststellung der Zahlungsverweigerung durch eine entsprechende Erklärung der bezogenen Bank oder nach Art. 38 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. durch eine Abrechnungsstelle vor. Die in der Regel teurere und zeitaufwendigere Festeilung der Zahlungsverweigerung durch einen Protest ist im argentinischen Scheckgesetz nicht enthalten. 759 Der Verzicht auf den Protest wird von der argentinischen Lehre als Fortschritt gewürdigt, da der Gesetzgeber mit dieser Regelung im Vergleich zu den Rechtsordnungen, bei denen die Durchführung eines Protestes zwingend ist, zu einer weiteren Beschleunigung des Rückgriffs beigetragen hat. 760
a) Inhalt der förmlichen
Feststellung
Der Inhalt der förmlichen Feststellung der Zahlungsverweigerung durch die bezogene Bank oder eine Abrechnungsstelle ist in Art. 38 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. sowie in den Vorschriften 1.3.8.2 und 1.3.8.3 der Verordnung A 2329 geregelt. Danach muß die Zahlungsverweigerung in der Scheckurkunde selbst vermerkt werden. Dieser Vermerk erfolgt in der Regel durch einen Stempelaufdruck auf der Rückseite der Scheckurkunde.761 Der Vermerk muß von einer autorisierten Person der Bank oder Abrechnungsstelle unterschrieben werden. 762 Aus dem Vermerk muß sich der Tag und die Uhrzeit der Vorlegung sowie die beim Bezogenen registrierte Anschrift des Ausstellers ergeben. 763 Schließlich muß der Vermerk auch die genauen Gründe enthalten, 75 7
Bülow, Art. 43 Scheckgesetz, Rdnr. 1.
75 8
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 5. 75 9
Barbieri,
76 0
Giraldi, 38.13, S. 243.
Art. 40 Scheckgesetz, Rdnr. 4; Bülow, Art. 40 Scheckge-
Art. 38, S. 96; Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 38, 2.
Ley de cheque, Art. 38, § 1, S. 238; Villegas,
Tercera Parte, Art. 38,
76 1
Barbieri, Art. 38, S. 96; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 38, 2; Villegas, Operaciones Bancarias, Tomo I, Capitulo VI, 10, 10.2, S. 165. 76 2 76 3
Barbieri,
Art. 38, S. 97; Franza/Tomà,
Parte Segunda, Art. 38, 4.
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 38, 3, S. 124f.; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 38, 2, S. 165; Muguillo/Lorente, Art. 38, 1, S. 177.
159
§ 4 Rückgriff
deretwegen die Einlösung des Schecks verweigert wurde. Wird der Scheck mangels Deckung nicht eingelöst, muß der Vermerk nach der Vorschrift 1.3.8.3 der Verordnung A 2329 als Begründung den Zusatz enthalten "Sin fondos suficientes disponibles en cuenta" (Ohne genügende Deckung auf dem Konto). 764 Weitere Nichteinlösungsgründe können durch Zusätze wie "difiere firma del librador" (Abweichung der Ausstellerunterschrift), "falta primer endoso" (Erstes Indossament fehlt) oder "falta conformidad cuaderno de cheques" (Keine Übereinstimmung zwischen vorgelegten Scheck und ausgehändigten Scheckvordrucken) ausgedrückt werden. 765 Die Angabe des genauen Nichteinlösungsgrundes ist insofern von Bedeutung, als Art. 62 N.L.Ch. eine Geldstrafe für die Nichteinlösung von Schecks wegen formaler Mängel oder fehlender Deckung vorsieht. Die dort getroffenen Regelungen werden von der argentinischen Zentralbank in den Vorschriften 1.3.8.5 und 1.3.8.6 der Verordnung A 2329 noch einmal wiederholt. 766 Darüber hinaus können bestimmte Nichteinlösungsgründe zur Schließung des Girokontos führen. So sind die Banken in Argentinien verpflichtet, über Nichteinlösungen wegen fehlender Deckung und formaler Mängel sowie über die Nichteinlösungen aufgrund der Mitteilung des Kontoinhabers, daß ihm Scheckvordrucke abhanden gekommen seien, Buch zu führen. 767 Werden innerhalb eines Jahres drei Schecks aus diesen genannnten Gründen nicht eingelöst, ist die kontoführende Bank aufgrund der Vorschrift 1.2.5.3. der von der Zentralbank erlassenen Verordnung A 1199 verpflichtet, das bezogene Konto zu schließen. Ist der Kontoinhaber eine juristische Person, besteht die Verpflichtung zur Schließung des Kontos, wenn innerhalb eines Jahres fünf Schecks aus diesen Gründen nicht eingelöst worden sind. 768
b) Wirkungen
der förmlichen
Feststellung
Die förmliche Feststellung der Zahlungsverweigerung durch eine Bank bzw. Zahlstelle hat gemäß Art. 38 Abs. 3 Satz 1 N.L.Ch. die Wirkungen eines Protestes. Damit verweist das neue Scheckgesetz auf Art. 48 des argentini76 4
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.8, S. 63; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo X, S. 84. 76 5
Franza/Tomâ , Parte Segunda, Art. 38, 2.
76 6
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.8, S. 64ff.; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo X, S. 85ff. 76 7
Villegas, Tercera Parte, Art. 38, 38.8, S. 238f.; derselbe in: Operaciones Bancarias, Tomo I, Capitulo VI, 10, 10.3. 76 8
Villegas, Tercera Parte, Art. 38, 38.9, S. 239; derselbe in: Operaciones Bancarias, Tomo I, Capitulo VI, 12, 12.2, S. 172ff.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
160
sehen Wechselgesetzes aus dem Jahre 1963 (Dekretgesetz 5965). 769 Der Inhaber des Schecks kann demnach aus der Urkunde die Scheckverpflichteten im Wege des Rückgriffs in Anspruch nehmen.770 Dies setzt aber stets die Vollständigkeit der förmlichen Feststellung der Nichtzahlung voraus. Denn beinhaltet die Feststellung nicht alle erforderlichen Angaben, kann der Inhaber aus dem Scheck keine Rückgriffsansprüche geltend machen.771
II. Durchführung und Inhalt des Rückgriffs Die Regelungen über die Durchführung und den Inhalt des scheckrechtlichen Rückgriffs sind in den Artt. 39 bis 43 N.L.Ch. geregelt. Sie stimmen im wesentlichen mit den entsprechenden Vorschriften des deutschen Scheckgesetzes überein.
1. Benachrichtigungspflicht Der Inhaber des Schecks muß nach Art. 42 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. seinen Indossanten und den Aussteller innerhalb von zwei Bankarbeitstagen nach der Benachrichtigung über die Feststellung der Einlösungsverweigerung von dem Unterbleiben der Zahlung in Kenntnis setzten.772 Die Benachrichtigungsfrist ist damit im Vergleich zum deutschen Scheckrecht nur halb so lang. Denn sie beträgt in Deutschland nach Art. 42 Abs. 1 Satz 1 Scheckgesetz vier Werktage. Der argentinische Gesetzgeber ist bewußt von der viertägigen Frist des Art. 42 des Einheitlichen Scheckgesetzes abgewichen. Denn bis zur Übernahme des größten Teils der Vorschriften des Einheitlichen Scheckgesetzes im Jahre 1963 sah das bis dahin gültige argentinische Scheckgesetz im damaligen Art. 806 Código Comercio vor, daß der Inhaber seiner Benachrichtigungspflicht am Tage der Einlösungsverweigerung nachzukommen habe. Die seit Erlaß des Dekretgesetzes 4776 gültige Benachrichtigungsfrist von zwei Tagen erschien dem argentinischen Gesetzgeber daher als angemessener Kompromiß zwischen der Regelung des Einheitlichen Scheckgesetzes und der bis dahin 76 9
Barbieri,
Art. 38, S. 97.
77 0
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 38, 5, S. 125; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 38, 38.13, S. 242.
Art. 38, 2;
771
CApel. San Isidro, 2.9.1969, El Derecho 1970, Tomo 34, 426, Nr. 99; Franza/ Tomâ, Parte Segunda, Art. 38, 2. 77 2
Barbieri, Art. 39, S. 98; Franza/Tomà, Lorente, Art. 39, 2.
Parte Segunda, Art. 39, S. 128 \Muguillo/
§ 4 Rückgriff
161
geltenden nationalen Regelung.773 Die Regelung über die Benachrichtigungspflicht des Indossanten nach Art. 39 Abs. 2 N.L.Ch. stimmt mit der entsprechenden deutschen Regelung des Art. 42 Abs. 1 Satz 2 Scheckgesetz überein. Danach muß jeder Indossant innerhalb zweier Bankarbeitstage nach Empfang der Nachricht, die er erhalten hat, seinem unmittelbaren Vormann Kenntnis geben und ihm die Namen und Adressen derjenigen mitteilen, die vorher Nachricht gegeben haben, und so weiter in der Reihenfolge bis zum Aussteller. 774 Die Nachricht ist gemäß Art. 39 Abs. 5 N.L.Ch. nicht an eine bestimmte Form gebunden und kann daher auch mündlich erfolgen. 775 Der Sinn und Zweck der Benachrichtigungspflicht besteht zunächst darin, die Rückgriffspflichtigen, die bei der Vorlegung des Schecks regelmäßig nicht anwesend sind, von der Einlösungsverweigerung der bezogenen Bank in Kenntnis zu setzen. Darüber hinaus soll auf diese Weise eine freiwillige Zahlung der Rückgriffspflichtigen erleichtert und eine zwangsweise Durchsetzung der Ansprüche vermieden werden. 776 Die Erfüllung der Benachrichtigungspflicht ist keine Voraussetzung für den Rückgriff. Die unterlassene Benachrichtigung führt daher nicht zum Verlust des Rückgriffanspruches. Jedoch haftet derjenige, der die rechtzeitige Benachrichtigung versäumt, für den durch seine Nachlässigkeit entstandenen Schaden. Der Umfang der Haftung ist dabei aber auf die Höhe der Schecksumme begrenzt. 777 Vor Erlaß des Dekretgesetzes 4776 hatte die Nichterfüllung der Benachrichtigungspflicht wesentlich schwerwiegendere Folgen. Denn das frühere argentinische Scheckgesetz sah in den Artt. 663f. Código de Comercio den Verlust sämtlicher Rückgriffsansprüche für denjenigen vor, der die rechtzeitige Benachrichtung versäumt hatte.778
77 3
Fontanarossa, Capitulo VI, 64, S. 145f.; Muguillo/Lorente,
Art. 39, 2, Fußnote
3. 77 4
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 39, 2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 39, 2, S. 169; Muguillo/Lorente, Art. 39, 2. 77 5
Fontanarossa, Capitulo VI, 64, S. 146; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 39, 2, S. 170; Villegas, Tercera Parte, Art. 39, 39.4. 77 6
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 39, 1, S. 128; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 39, 2, S. 169; Villegas, Tercera Parte, Art. 39, 39.6, S. 245f. 77 7 Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 39, 6; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 39, 2, S. 170; Villegas, Tercera Parte, Art. 39, 39.8. 77 8
Muguillo/Lorente,
11 Schütz
Art. 39, 3, S. 184.
162
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
2. Rückgriffsschuldner Rückgriffsschuldner sind der Aussteller, die Indossanten und die Scheckbürgen. 779 Die Rückgriffsschuldner haften nach Art. 40 Abs. 1 N.L.Ch. als Gesamtschuldner. Der Berechtigte kann daher alle, mehrere oder jeden einzelnen von ihnen auf die ganze Rückgriffssume in Anspruch nehmen und ist dabei nach Art. 40 Abs. 2 N.L.Ch. an keine Reihenfolge gebunden.780 Die Regeln über die Gesamtschuld aus dem Bürgerlichen Recht sind jedoch nicht uneingeschränkt auf das Scheckrecht übertragbar. Denn die Rückgriffsschuldner stehen untereinander nicht auf gleicher Stufe, sondern in einem Rangverhältnis, da jeder Rückgriffsschuldner nur seinen Vormännern und nicht seinen Nachmännern haftet. 781
3. Rückgriffsansprüche Im Rahmen der Rückgriffsansprüche des berechtigten Scheckinhabers gegen die Rückgriffsschuldner unterscheidet die argentinische Lehre zwischen scheckrechtlichen Ansprüchen, die im Wege eines Urkundenprozesses geltend gemacht werden können (acciones cambiarias) und außerscheckrechtlichen Ansprüchen, für die der ordentliche Rechtsweg gegeben ist (acciones extracambiarias). 782
a) Scheckrechtliche Ansprüche Scheckrechtliche Ansprüche sind solche, die sich aus der Scheckurkunde ergeben. 783 Unter Berücksichtigung der Person des Anspruchstellers und des Anspruchsgegners wird in Argentinien üblicherweise zwischen drei scheck-
77 9
Barbieri, Art. 40, S. 100; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 39, 1, S. 171; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.2, S. 248. 78 0
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 40, 1, S. 132; Giraldi, Art. 40, § 3, S. 243; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.3.
Ley de cheque,
78 1
Fontanarossa, Capitulo VI, 66, S. 150; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 2, S. 174; Muguillo/Lorente, Art. 40, 1, S. 186. 78 2
Barbieri, Art. 40, S. lOlff.; Giraldi, Leo, Parte Segunda, Art. 40, 5, S. 179. 78 3
Ley de cheque, Art. 40, § 2, S. 239; Gómez
Fontanarossa, Capitulo VI, 67, S. 151; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 6, S. 180.
163
§ 4 Rückgriff
rechtlichen Ansprüchen differenziert. 784 Die deutsche Lehre unterscheidet im allgemeinen nur zwischen dem Erstrückgriff und dem sogenannten Einlösungsrückgriff, der auch Remboursregreß genannt wird. Der Erstrückgriff ist danach die erste Inanspruchnahme eines Scheckverpflichteten durch den berechtigten Scheckinhaber. Der Einlösungsrückgriff ist dagegen der Rückgriff desjenigen, der den Scheck selbst als Rückgriffsschuldner eingelöst hat. 785
aa) Acción directa Unter dem Begriff "acción directa" versteht man in Argentinien den Rückgriffsanspruch des legitimierten Scheckinhabers gegen den Aussteller oder seinen Scheckbürgen.786 Die Rückgriffsansprüche verjähren nach Art. 61 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. grundsätzlich innerhalb eines Jahres nach Ablauf der Vorlegungsfrist, wenn nicht der Lauf der Frist nach Artt. ff. 3966 Código Civil gehemmt oder unterbrochen wird. 787 Dagegen verjährt der Rückgriffsanspruch des Scheckinhabers in Deutschland gemäß Art. 52 Abs. 1 Scheckgesetz schon nach sechs Monaten. Verjährungsbeginn ist auch im deutschen Scheckrecht der Ablauf der Vorlegungsfrist. 788
bb) Acción de regreso Der Begriff "acción de regreso" erfaßt die Rückgriffsansprüche des legitimierten Scheckinhabers gegen die Indossanten der Urkunde sowie ihre Scheckbürgen. 789 Teilweise wird in der argentinischen Lehre nicht zwischen dem Rückgriffsanspruch des legitimierten Scheckinhabers gegen den Aussteller bzw. seinen Scheckbürgen einerseits und dem Rückgriffsanspruch gegen die Indossanten bzw. ihre Scheckbürgen andererseits differenziert. Dieser Teil der Lehre faßt beide Rückgriffsansprüche unter dem Begriff "acción de regreso" zusammen.790 Auch die Rückgriffsansprüche des Scheckinhabers gegen die 78 4
Barbieri,
78 5
Bülow, Art. 45 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Zöllner,
78 6
Barbieri,
Art. 40, S. lOlf. § 16 III 2, S. 112f.
Art. 40, S. 101.
78 7
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 61, 1, S. 180; Muguillo/Lorente, S. 287; Villegas, Tercera Parte, Art. 61, 61.2. 78 8
Art. 61, 1,
Brox, Rdnr. 681; Bülow, Art. 52 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Müller-Christmann/ Schnauder, Rdnr. 247. 78 9
Barbieri,
790
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 5, S. 179.
Art. 40, S. 102.
164
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
Indossanten und deren Scheckbürgen verjähren gemäß Art. 61 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. innerhalb eines Jahres vom Ablauf der Vorlegungsfrist. 791
cc) Acción de reembolso Unter dem Begriff "acción de reembolso" versteht man den Rückgriffsanspruch desjenigen, der den Scheck selbst als Rückgriffsschuldner eingelöst hat, gegenüber den übrigen Scheckverpflichteten. 792 Teilweise wird fiir diesen Rückgriffsanspruch in der Literatur auch die Bezeichnung "ulterior regreso" (späterer Rückgriff) gebraucht.793 Auch der Scheckbürge, der den Scheck einlöst, kann denjenigen, für den er gebürgt hat, sowie alle, die diesem scheckmäßig haften, im Wege des Rückgriffs in Anspruch nehmen.794 Die Verjährungsfrist für diesen Rückgriffsanspruch beträgt gemäß Art. 61 Abs. 2 N.L.Ch. ebenfalls ein Jahr von dem Tage, an dem der Rückgriffsschuldner den Scheckbetrag gezahlt hat, oder dieser ihm gegenüber gerichtlich geltend gemacht worden ist. 795 Die Verjährungsfrist für den Einlösungsrückgriffsanspruch als dem entsprechenden Rückgriffsanspruch des deutschen Scheckrechts beträgt nach Art. 52 Abs. 2 Scheckgesetz sechs Monate. 796
dd) Rückgriffssumme In Übereinstimmung mit dem deutschen Scheckrecht differenziert das argentinische Scheckgesetz zwischen dem Rückgriff des Inhabers und desjenigen, der den Scheck selbst als Rückgriffsschuldner eingelöst hat. Nach Art. 41 N.L.Ch. kann der Inhaber im Wege des Rückgriffs die Schecksumme des nicht eingelösten Schecks, Zinsen zum am Zahlungsorte geltenden Banksatz seit dem Tage der Vorlegung zum Einzug sowie die Kosten der Benachrichtigungen und sonstige durch die Einziehung des Schecks veranlaßte Kosten 791
Franza/Tomà, Art. 61, 2; Villegas,
Parte Segunda, Art. 61, 1, S. 180; Gómez Leo, Parte Segunda, Tercera Parte, Art. 61, 61.2.
792
Barbieri, Art. 40, S. 102; Giraldi, Leo, Parte Segunda, Art. 40, 5, S. 179. 793
Bonfanti/Garrone, S. 196. 794
Barbieri,
Ley de cheque, Art. 40, § 5, S. 251; Gómez
El cheque, Capitulo V, S. 287; Muguillo/Lorente,
Art. 42, 1,
Art. 40, S. 102.
795
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 61, 2; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 61, 3, S. 278; Villegas, Tercera Parte, Art. 61, 61.3. 796
Baumbach/Hefermehl, Art. 52 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
Art. 52 Scheckgesetz, Rdnr. 3; Brox, Rdnr. 681; Bülow,
165
§ 4 Rückgriff
ersetzt verlangen. 797 Dem Inhaber steht im deutschen Scheckrecht gemäß Art. 45 Nr. 4 Scheckgesetz im Unterschied zum Art. 41 N.L.Ch. noch ein Anspruch auf eine Provision für die Mühewaltung des Rückgriffs zu, die ein Drittel der Schecksumme beträgt. Aufgrund besonderer Vereinbarung zwischen Inhaber und Rückgriffsschuldner kann jedoch auch ein niedriger Satz bestimmt werden. 798 Nach Art. 42 N.L.Ch. kann derjenige, der den Scheck im Wege des Rückgriffs eingelöst hat, von seinen Vormännern den vollen bezahlten Betrag, Zinsen auf diesen Betrag zum am Zahlungsort geltenden Banksatz seit dem Tage der Einlösung sowie die entstandenen Auslagen verlangen. 799 Wie bei dem Rückgriffsanspruch des Inhabers, kann auch hier der Anspruchsberechtigte im deutschen Scheckrecht nach Art. 46 Nr. 4 Scheckgesetz eine Provision für die Mühewaltung des von ihm durchgeführten Rückgriffs verlangen. 800
b) Außerscheckrechtliche
Ansprüche
Nach Art. 40 Abs. 5 N.L.Ch. kann der Rückgriffsgläubiger neben seinen scheckrechtlichen Rückgriffsansprüchen auch die in den Artt. 61 und 62 des argentinischen Wechselgesetzes geregelten Ansprüche geltend machen. Durch diesen im Zuge der letzen Scheckrechtsreform aufgenommenen Verweis stellt das Scheckgesetz ausdrücklich klar, daß dem Rückgriffsgläubiger grundsätzlich neben scheckrechtlichen Rückgriffsansprüchen auch die Ansprüche aus dem Kausalverhältnis (acción causal) sowie Bereicherungsansprüche (acción de enriquecimiento) zustehen.801 Deren Zulässigkeit wurde vor Aufnahme des Verweises von Teilen der Literatur in Zweifel gezogen.802 Die außerscheckrechtlichen Ansprüche sind dadurch gekennzeichnet, daß sie sich nicht aus der Urkunde selbst ergeben. Vielmehr ist die Urkunde bei diesen Ansprüchen lediglich ein mögliches Beweismittel.803
797
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 41, 1, S. 133; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 2, S. 195; Muguillo/Lorente, Art. 41, 2, S. 192. 798 Brox, Rdnr. 681; Bülow, Art. 45 Scheckgesetz, Rdnr. 5; Müller-Christmann/ Schnauder, Rdnr. 247. 799
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 42, 1, S. 134; Giraldi, Art. 42, § 1; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 1, S. 142. 800
Ley de cheque,
Brox, Rdnr. 681; Bülow, Art. 46 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
801
Barbieri, Art. 40, S. 102f.; Franza/Tomâ, Giraldi, Art. 40, S. 41.
Parte Segunda, Art. 40, 1, S. 132;
802
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 40, 7; Villegas,
803
Barbieri,
Tercera Parte, Art. 40, 40.6.
Art. 40, S. 102; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 8, S. 189.
166
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel aa) Acción causal
Die Geltendmachung des Anspruches aus dem der Scheckbegebung zugrundeliegenden Kausal Verhältnis ist in Argentinien durch den Verweis in Art. 40 Abs. 5 N.L.Ch. auf Art. 61 Dekretgesetz 5965 aus dem Jahre 1963 ausdrücklich gesetzlich geregelt. Eine entsprechende gesetzliche Regelung gibt es im deutschen Scheck- und Wechselrecht nicht. 804 Die Geltendmachung des Anspruches aus dem Kausalverhältnis setzt nach Art. 40 Abs. 5 N.L.Ch. i.V.m. Art. 61 Dekretgesetz 5965 voraus, daß der Gläubiger den Scheck rechtzeitig, aber erfolglos zur Zahlung bei der bezogenen Bank vorgelegt hat. Hat der Gläubiger demnach den Scheck präjudizieren lassen, ist er auch nicht mehr zur Geltendmachung des Anspruches aus dem Kausal Verhältnis befugt. 805 Will der Gläubiger auf den Anspruch aus dem Kausalverhältnis zurückgreifen, muß er dem Schuldner im Gegenzug den Scheck herausgeben, um die Gefahr auszuschließen, daß der Schuldner ein weiteres Mal, dann nämlich aus dem Scheck, in Anspruch genommen wird. 806 Erforderlich ist schließlich auch, daß das Kausalverhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner im Zeitpunkt der Geltendmachung des Anspruches noch wirksam ist. 807 Im deutschen Recht ist die Erfüllung scheckmäßiger Sorgfaltspflichten, wie beispielsweise die rechtzeitige Vorlegung zur Zahlung, nach herrschender Meinung keine rechtliche Voraussetzung fiir die Geltendmachung des Anspruches aus dem Kausal Verhältnis. Nur wenn der Gläubiger den Eintritt der Erfüllungswirkung wider Treu und Glauben verhindert, erlischt nach der herrschenden Meinung die Grundforderung automatisch.808 Nach anderer Ansicht ist dagegen die Geltendmachung des Anspruches aus dem Kausalverhältnis in Übereinstimmung mit dem argentinischen Recht von der Rückgabe eines intakten Wechsels bzw. Schecks abhängig.809 Den Anspruch aus dem Kausalverhältnis kann auch der Indossatar eines Indossaments mit dem Vermerk "sin garantia" (ohne obligo) oder eines ähnlich 804
Baumbach/Hefermehl,
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 45; Zöllner, § 20 III 2 c.
805
Barbieri, Art. 40, S. 103; Fontanarossa, Capitulo VI, 69, S. 157; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 8, S. 189; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.7, S. 249. 806
Ferrer, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 199 (213); Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 40, 8, S. 188f.; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.7, S. 249f. 807
Fontanarossa, Capitulo VI, 69, S. 157; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 8, S. 189; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.7, S. 249. 808 809
Baumbach/Hefermehl,
Einleitung Wechselgesetz, Rdnr. 45; Zöllner, § 19 III 2 c.
ROHG 17, 269 (270); 19, 170 (174); Baumbach/Hefermehl, gesetz, Rdnr. 45.
Einleitung Wechsel-
§ 4 Rückgriff
167
lautenden Vermerks 810 geltend machen, da durch einen derartigen Vermerk nur die scheckrechtliche Haftung und nicht auch die Haftung aus dem Kausalverhältnis ausgeschlossen werden kann. Nicht aus dem Kausalverhältnis anspruchsberechtigt ist dagegen der Indossatar eines Vollmachtsindossaments, also eines Indossaments mit dem Vermerk "en procuration" (in Vertretung) oder einem gleichlautenden Vermerk. 811 Denn der Indossatar eines solchen Indossaments ist nicht ein Gläubiger, sondern lediglich ein Vertreter des Indossanten und dazu bevollmächtigt, die Rechte des Indossanten aus dem Scheck geltend zu machen.812
bb) Acción de enriquecimiento Wie die Geltendmachung des Anspruches aus dem Kausalverhältnis ist in Argentinien auch die Geltendmachung des Scheckbereicherungsanspruches nicht im Scheckgesetz selbst, sondern im Wechselgesetz geregelt. Das Scheckgesetz enthält in Art. 40 Abs. 5 N.L.Ch. lediglich einen Verweis auf Art. 62 Dekretgesetz 5965. 813 Dagegen enthält das deutsche Scheckgesetz mit seinem Art. 58 eine eigene Regelung zum Scheckbereicherungsanspruch. 814 Der Scheckbereicherungsanspruch soll im argentinischen815 wie im deutschen816 Scheckrecht unbillige Vermögensverschiebungen, die durch Präjudizierung oder Verjährung entstehen, ausgleichen. Die Rechtsnatur des Scheckbereicherungsanspruchs ist im argentinischen Scheckrecht umstritten. Ein Teil der Lehre sieht in ihm einen scheckrechtlichen Anspruch. 817 Die herrschende Meinung ist dagegen der Ansicht, daß es sich um einen außerscheckrechtlichen Anspruch handelt.818 Gläubiger des Scheckbereicherungsanspruchs ist der
810
Vgl. Erster Teil § 2 I 5 a.
811
Vgl. Erster Teil § 2 I 5 c.
812
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 8, S. 188.
813
Ferrer, Revista de derecho y comunitario 1996, Tomo 9, 199 (214); Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 40, 1, S. 132; Giraldi, Art. 40, S. 41. 814
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 1.
Art. 58 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Bülow, Art. 58 Scheckge-
815
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 190; Villegas, 40.8, S. 250. 816
Bülow, Art. 58 Scheckgesetz, Rdnr. 1.
8,7
Zavala Rodriguez,
818
Tercera Parte, Art. 40,
S. 694.
Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 159; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 40, S. 191; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.8, S. 250.
168
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
legitimierte Scheckinhaber.819 Im Gegensatz zum deutschen Scheckrecht, welches den Scheckbereicherungsanspruch nur gegen den Aussteller zuläßt820, gewährt das argentinische Scheckrecht darüber hinaus auch einen Scheckbereicherungsanspruch gegen den Indossanten.821 Umstritten ist im argentinischen Scheckrecht, ob auch der Scheckbürge Schuldner des Scheckbereicherungsanspruchs ist. 822 Dem Teil der Lehre, der auch den Scheckbürgen zum Kreise der Schuldner des Scheckbereicherungsanspruches zählt, ist zuzutimmen. Zwar wird der Scheckbürge nicht ausdrücklich in Art. 62 Dekretgesetz 5965 genannt. Doch ist dieser Umstand dadurch zu erklären, daß zum Zeitpunkt des Erlasses des Dekretgestzes 5965 im Jahre 1963 die Scheckbürgschaft dem argentinischen Scheckrecht unbekannt war. Die Vorschriften über die Scheckbürgschaft wurden erst im Jahre 1995 Bestandteil des argentinischen Scheckgesetzes.823 Da das Dekretgesetz 5965 alle Verpflichteten des Papiers zu Schuldnern des Bereicherungsanspruches machen wollte, ist es sachgerecht, auch in dem Scheckbürgen einen Schuldner des Scheckbereicherungsanspruches neben Ausstellerund Indossant zu sehen.824 Der Scheckbereicherungsanspruch setzt einen Schaden des Scheckinhabers voraus, der darin liegt, daß er den ihm zustehenden Scheckanspruch nicht realisieren kann. Der Scheckbereicherungsanspruch ist demnach ausgeschlossen, wenn der Scheckinhaber noch einen scheckrechtlichen Rückgriffsanspruch gegen einen Rückgriffsschuldner oder den Anspruch aus dem Kausalverhältnis geltend machen kann. 825 Der Schaden des Scheckinhabers muß einer ungerechtfertigten Bereicherung des Scheckverpflichteten entsprechen.826 Die Anspruchshöhe entspricht damit nicht zwingend der Schecksumme, sondern richtet sich nach der Höhe der ungerechtfertigten Bereicherung. 827 819 Barbieri, Art. 40, S. 103; Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 159; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 191. 820
Baumbach/Hefermehl,
Art. 58 Scheckgesetz, Rdnr. 1.
821
Barbieri, Art. 40, S. 103; Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 159; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 191. 822
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 191.
823
Giraldi, Art. 51, S. 51; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 1, S. 234; Muguillo/ Lorente, Art. 51, 1, S. 233. 824
Barbieri, Art. 40, S. 103; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 191; Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.8, S. 250. 825
Ferrer, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 199 (214); Villegas, Tercera Parte, Art. 40, 40.8, S. 250. 826
Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 158; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 192. 827
Barbieri, Art. 40, S. 103; Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 159; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 40, 9, S. 192.
§ 4 Rückgriff
169
Der Scheckbereicherungsanspruch verjährt nach Art. 96 Abs. 5 Dekretgesetz 5965 innerhalb eines Jahres nach Verlust der scheckrechtlichen Rückgriffsansprüche.828 Im deutschen Scheckrecht beträgt die Verjährungsfrist zwar auch ein Jahr, doch beginnt der Lauf der Frist nicht erst mit der Präjudizierung des Schecks, sondern nach Art. 58 Abs. 2 i.V.m. Art. 56 Scheckgesetz schon an dem der Ausstellung folgenden Tag. 829
III. Sanktionen Um die Stellung des Schecks in der Praxis als vertrauenswürdiges Zahlungsmittel zu gewährleisten, sieht das argentinische Scheckgesetz eine Reihe einschneidender Sanktionen für den Fall seiner Nichtzahlung vor. 830 Verweigert die bezogene Bank die Einlösung eines Schecks wegen mangelnder Deckung, hat sie davon gemäß Art. 62 Abs. 1 N.L.Ch. die argentinische Zentralbank in Kenntnis zu setzen. Der Aussteller und der Scheckeinreicher sind von dem Bezogenen ebenfalls über die Einlösungsverweigerung zu informieren. 831 Kommt die bezogene Bank ihren Benachrichtigungspflichten nicht nach, haftet sie nach Art. 62 Abs. 2 N.L.Ch. bis zu einem Höchstbetrag von 5.000 Pesos gesamtschuldnerisch mit dem Aussteller für die Zahlung des Schecks.832 Für den Aussteller bewirkt die Nichtzahlung des Schecks zudem wie die Einlösungsverweigerung aufgrund formeller Mängel eine Geldstrafe. 833 Die Höhe der Geldstrafe beträgt nach Art. 62 Abs. 3 N.L.Ch. vier Prozent der Schecksumme, bei einem Mindestbetrag von 100 Pesos und einem Höchstbetrag von 50.000 Pesos. Mit dem Ziel, Rechsstreitigkeiten soweit wie möglich zu vermeiden, sieht Art. 62 Abs. 4 N.L.Ch. eine Ermäßigung der Geldstrafe um 50 % vor, wenn der Aussteller den Scheck innerhalb einer Frist von 30 Tagen nach der Benachrichtigung von der Nichteinlösung widerruft. 834 Die Ermäßigung der Geldstrafe setzt jedoch voraus, daß der Aussteller nachweist, daß er 828 Barbieri , Art. 40, S. 103; Ferrer, Revista de derecho privado y comuntario 1996, Tomo 9, 199 (215); Fontanarossa, Capitulo VI, 70, S. 159. 829
Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 5.
Art. 58 Scheckgesetz, Rdnr. 1; Bülow, Art. 58 Scheckge-
830
Muguillo/Lorente, Art. 62, 1, S. 291; Villegas, Tercera Parte, Art. 62, 62.6, S. 365; derselbe in: Operaciones Bancarias, Capitulo VI, S. 165. 831
Franza/Tomâ, Art. 62, 2; Villegas,
Parte Segunda, Art. 62, 3, S. 184; Gómez Leo, Parte Segunda, Tercera Parte, Art. 62, 62.2.
832
Barbieri, Art. 62, S. 148; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 62, 3; Villegas, Tercera Parte, Art. 62, 62.5. 833
Vgl. Erster Teil § 1 2 b.
834
Barbieri,
Art. 62, S. 148; Villegas,
Tercera Parte, Art. 62, 62.9.
Erster Teil: Der Scheck als Zahlungsmittel
170
die der Scheckbegebung zu Grunde liegende Forderung erfüllt hat. 835 Zahlt der Aussteller seine Geldstrafe nicht innerhalb einer Frist von 30 Tagen, wird sein Konto geschlossen und ihm untersagt, für eine bestimmte Zeit ein neues Konto zu eröffnen. 836 In der Praxis werden jedoch die betreffenden Konten von den Banken entgegen den Anordnungen der Zentralbank häufig nicht geschlossen. Denn jede Kontoschließung bedeutet für die Bank regelmäßig den Verlust eines Kunden. Um diesem mißbräuchlichen Verhalten der Banken entgegenzuwirken, ist der Art. 62 N.L.Ch. durch das Gesetz 24.760 mit Wirkung zum 13.1.1997 um einen Absatz erweitert worden. Danach haben die Banken, die der Anordnung der Kontenschließung nicht Folge leisten, eine Geldstrafe zu zahlen, deren Tagessatz mindestens 500 argentinische Pesos und höchstens 15.000 argentinische Pesos beträgt. Zudem haften sie als Gesamtschuldner bis zu einem Höchstbetrag von 30.000 Pesos, wenn auf ein solches Konto gezogene Schecks nicht eingelöst werden. 837 Neben der bei jeder Einlösungsverweigerung falligen Geldstrafe muß schließlich das bezogene Konto darüber hinaus nach der Vorschrift 1.4.2.1 der Verordnung A 2329 auch geschlossen werden, wenn innerhalb eines Jahres fünf Schecks nicht eingelöst werden. 838 Wird ein Scheck wegen formaler Mängel und mangels Deckung nicht eingelöst, finden nach Art. 1.3.8.7 der Verordnung A 2329 nur die in ihrer Strafandrohung weitergehenden Vorschriften über die Nichteinlösung mangels Deckung Anwendung.839
835 836
Villegas,
Tercera Parte, Art. 62, 62.9.
Barbieri, Art. 62, S. 148; Franza/Tomâ, Muguillo/Lorente, Art. 62, 1, S. 291.
Parte Segunda, Art. 62, 3, S. 184;
837
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; GómezLeo, Manual de derecho canbiario, Ley 24.760, S. 22. 838
GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.4, S. 81; Villegas , La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VE, S. 108. 839
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.8., S. 71 ; Muguillo/Lorente, Art. 62, 1, S. 291; Villegas , La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo Χ, 2, S. 87.
Zweiter Teil
Der Scheck als Kreditmittel Seit der Reform des Scheckgesetzes im Jahre 1995 ist auch die Verwendung des Schecks als Kreditmittel mit der Schaffung des cheque de pago diferido erstmals gesetzlich geregelt.1 Diese gesetzliche Regelung wurde von großen Teilen der Lehre schon seit längerem gefordert, da die Verwendung des Schecks als Kreditmittel in Form vordatierter Schecks in Argentinien in der Praxis schon immer weit verbreitet war. 2
§ 1 Einführung Der zuletzt im Januar 1997 durch das Gesetz 24.760 neuformulierte Art. 54 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. definiert den cheque de pago diferido als eine Zahlungsanweisung, die auf ein bestimmtes, der Austeilung nachfolgendes Datum terminiert und auf ein Finanzinstitut3 gezogen ist, bei welchem der Aussteller bei Fristablauf über ein ausreichendes Guthaben oder eine entsprechende Überziehungserlaubnis verfügen muß.4 Die Aufnahme dieser Legaldefinition des cheque de pago diferido in das Scheckgesetz wird von einem Teil der Lehre kritisiert und ist dem von Giraldi, Gómez Leo und Richard ausgearbeite1
Bollico /Figueroa, Novedades Económicas, August 1994, Nummer 164, 5 (5); Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 54, 7; Giraldi/Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1105); GómezLeo, El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1094). 2
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (260); Alvarez Châvez, I 3; Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1105); Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (249). 3
Der Kreis der möglichen Bezogenen ist nach Art. 2 Abs. 2 der von der Zentralbank erlassenen Verordnung A 2329 beim cheque de pago diferido wesentlich weiter als beim cheque comùn. Der cheque de pago diferido kann nämlich nicht nur wie der cheque comùn auf Geschäftsbanken gezogen werden, sondern auch auf Effektenbanken, Hypothekenbanken, Finanzhandelsgesellschaften, Bausparkassen und Darlehenskassen (Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, 40, S. 21 und Villegas, Tercera Parte, Art. 67, 67.2 sowie Primera Parte, § 1 I 1 a ee). 4
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
172
er Teil: Der Scheck als
ittel
ten Gesetzesentwurf auch erst während des Gesetzgebungsverfahrens hinzugefügt worden.5 Begründet wird diese Kritik damit, daß der Gesetzgeber grundsätzlich nicht zur Formulierung von Definitionen berufen sei. Es sei vielmehr Aufgabe der Gerichte und der Lehre, Definitionen zu einzelnen Rechtsbegriffen herauszuarbeiten.6 Darüber hinaus sei die in das Scheckgesetz aufgenommene Definition unvollständig, da sie den cheque de pago diferido lediglich als Zahlungsanweisung definiere und damit nur das Verhältnis zwischen Aussteller und Bezogenem, nicht aber zwischen Aussteller und Schecknehmer erfasse. 7 Schließlich sei es auch wenig konsequent, wenn der Gesetzgeber den cheque de pago diferido definiere und gleichzeitig die bis zur Reform des Scheckrechts im Jahre 1995 im Gesetz enthaltene Definition des cheque comùn ersatzlos aufhebe. Wenn der Gesetzgeber schon die eine Scheckart definieren wolle, so müsse er das aus Gründen einer einheitlichen Gesetzessystematik auch mit der anderen Scheckart tun.8
I. Entstehungsgeschichte Gesetzliche Regelungen hinsichtlich der Verwendung des Schecks als Kreditmittel waren schon im letzten Jahrhundert in mehreren Ländern verbreitet. So gab es entsprechende Regelungen im italienischen Handelsgesetzbuch aus dem Jahre 1882 (Art. 340) und im Handelsgesetzbuch Portugals aus dem Jahre 1880 (Art. 361 Abs. 2). In Südamerika enthielt das Handelsgesetzbuch Venezuelas eine entsprechende Regelung (Art. 495). Von diesen Regelungen ist allerdings heute keine mehr in Kraft. 9 Das Scheckgesetz des Nachbarlandes Uruguay enthält hingegen seit 1975 einen bis heute noch gültigen Abschnitt über die dortige Version eines cheque de pago diferido. 10
5
Giraldi, Art. 54, S. 53; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 1, S. 252; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 33, S. 17. 6
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 1, S. 252f.; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 33, S. 17. 7
Giraldi, Art. 54, S. 53; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, S. 253; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 33, S. 17. 8
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 1, S. 253; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 33, S. 17. 9
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (256); Muguillo/Lorente, Art. 23, 2, S. 123, Fußnote 6; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.1, S. 310. 10
Barbado, Capitulo II, S. 113; GómezLeo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez 1996, Capitulo II, 5 c; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1093).
§ 1 Einführung
173
Die gesetzlichen Regelungen Uruguays und insbesondere auch die dort gemachten praktischen Erfahrungen haben die Vorschriften über den cheque de pago diferido im argentinischen Scheckgesetz maßgeblich beeinflußt. 11 Dieser starke Einfluß hat sich nicht zuletzt auch in den Debatten während des Gesetzgebungsverfahrens im Jahre 1995 gezeigt.12 Da der cheque de pago diferido jedoch von der Praxis nicht angenommen wurde 13, sah sich der argentinische Gesetzgeber schon knapp zwei Jahre nach Erlaß des neuen argentinischen Scheckgestzes dazu veranlaßt, die Vorschriften über den cheque de pago diferido zu überarbeiten, um eine einfachere Handhabung des neuen Kreditmittels in der Praxis zu gewährleisten.14 Um die Annahme des cheque de pago diferido durch die Praxis zu erleichtern, wurden darüber hinaus auch die den vordatierten Scheck (cheque posdatado) betreffenden Vorschriften des Scheckgesetzes nochmals geändert.15 Ohnehin läßt sich die Figur des cheque de pago diferido nur vor dem Hintergrund der in Argentinien in der Praxis und in der Gesetzgebung gemachten Erfahrungen mit dem cheque posdatado verstehen. Beide Scheckformen sind eng miteinander verknüpft, da es das erklärte Ziel des Gesetzgebers ist, mit Hilfe der Vorschriften über den cheque de pago diferido, der vom Gesetz nicht gewollten massenhaften Verbreitung des cheque posdatado entgegenzuwirken.16
11
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (259); GómezLeo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1104); Villegas , Tercera Parte, Art. 54, 54.1, S. 312. 12
Antecedentes Parlamentarios, Rn. 6Iff.
13
Am 27. Juni 1995 trafen sich Vertreter der Banca Nazionale del Lavoro, Bank of Boston, Banco Frances, Credit Lyonais, Banco de la Ciudad de Buenos Aires, Crédito Argentino, Deutsche Bank, Citibank und der Banco de la Provincia de Buenos Aires um sich über den mit der Einführung des cheque de pago diferido verbundnen Verwaltungsaufwandes auszutauschen. Im Ergebnis waren sich die Vertreter dieser führenden Geschäftsbanken Argentiniens einig, daß die Aufnahme des cheque de pago diferido in die Produktpalette der Banken mit einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand verbunden wäre. Demzufolge bietet auch nach knapp zwei Jahren des Bestehens einer gesetzlichen Regelung keine Bank in Buenos Aires ihren Kunden den cheque de pago diferido als Kreditmittel an. 14
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10.
15
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Republica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3. 16
Barbieri, Art. 23, S. 71 ; Giraldi/Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1105); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 23, 3, S. 121; Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (249).
er Teil: Der Scheck als
174
ittel
II. Cheque posdatado Der cheque posdatado ist ein Scheck, dessen tatsächliche Ausstellung und Begebung zeitlich vor dem auf der Urkunde selbst angegebenen Ausstellungsdatum liegen.17 Ein solcher Scheck wird im allgemeinen dann ausgestellt, wenn der Aussteller als Schuldner einer Forderung im Zeitpunkt der Scheckbegebung nicht in der Lage ist, die Verbindlichkeit zu erfüllen, aber davon ausgeht, zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich zu dem auf der Urkunde als Ausstellungsdatum angegebenen, über die entsprechenden Mittel zu verfügen. Die Verwendung eines cheque posdatado entspricht somit im wesentlichen der eines Wechsels. Der vom Gesetz als Zahlungsmittel vorgesehene Scheck wird so zu einem Kreditmittel umfunktioniert. 18 Tatsächlich ist der cheque posdatado das am meisten genutzte Kreditmittel in der kaufmännischen Praxis Argentiniens. Insbesondere Einzelkaufleute sowie kleinere und mittlere Unternehmen nutzen diese Form der Kreditbeschaffung. 19 Dabei stellt Art. 28 Abs. 2 N.L.Ch. ausdrücklich klar, daß auch ein Scheck, der vor Eintritt des auf ihm angegebenen Ausstellungstages zur Zahlung vorgelegt wird, am Tage der Vorlegung zahlbar und somit gleichfalls ein Zahlungsmittel und nicht ein Kreditmittel ist. 20 Bei insoweit vergleichbarer Rechtslage gibt es in der deutschen Scheckrechtspraxis eine derartige massenhafte Verbreitung vordatierter Schecks wie in Argentinien nicht.21 Die der Begebung eines cheque posdatado zugrundeliegende Vereinbarung zwischen Aussteller und Schecknehmer, den Scheck nicht vor Erreichung des angegebenen Ausstellungsdatums zur Einlösung vorzulegen, wird im argentinischen Scheckrecht allgemein als "pactum de non petendo" bezeichnet.22 Eine derartige Vereinbarung ist möglich, da das argentinische Scheckrecht die Ausstellung eines vordatierten Schecks nicht ausdrücklich untersagt. So besteht 17
Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.1, S. 187; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (243). 18
Barbado, Primera Parte, Capitulo Primero, 7, S. 77; Fontanarossa , Capitulo V, 53, S. 118; Muguillo/Lorente, Art. 23,2, S. 125; Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (243f.). 19
Bollico /Figueroa, Novedades Económicas, August 1994, Nummer 164, 5 (5); Giraldi/Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1104). 20 21
Franza/Tomâ,
Art. 23, 1, S. 98; Villegas,
Baumbach/Hefermehl, (710).
Tercera Parte, Art. 23, 23.3.
Art. 28 Scheckgesetz, Rdnr. 2; Schütz, WM 1967, 710
22 Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 51; Barbado, Primera Parte, Capitulo Primero, 7, S. 77; Fontanarossa, Capitulo V, 53, S. 119; Giraldi, Ley de cheque, Art. 23, § 6, S. 156; Mosso, El Derecho 1996, Tomo 167, 884 (885); El Rejón, S. 193.
§ 1 Einfhrung
175
zwischen Lehre 23 und Rechtsprechung24 Einigkeit, daß ein cheque posdatado zwar eine vom Scheckgesetz nicht vorgesehene, aber gleichwohl mögliche Form der Ausstellung eines Schecks ist. Daß ein vordatierter Scheck grundsätzlich wirksam ist, ergibt sich zudem aus Art. 23 Abs. 3 N.L.Ch. Nach dieser im Jahre 1995 in das argentinische Scheckgesetz aufgenommenen Vorschrift ist ein vordatierter Scheck im Falle des Konkurses oder im Erbfall des Ausstellers nicht einwendbar, d.h. aus dem vordatierten Scheck kann der Inhaber in diesen Fällen keine Rechte für sich herleiten.25 Im Falle der später, also nach der Begebung eingetretenen Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers ist der vordatierte Scheck sogar im ganzen unwirksam. 26 Die Wirksamkeit des Schecks ist demnach die Regel. Die Einschränkung der Rechte des Inhabers eines vordatierten Schecks oder die Unwirksamkeit des gesamten Schecks werden dagegen als Ausnahmen ausdrücklich angeordnet. Die Anordnung der Unwirksamkeit eines Schecks aufgrund der nach der Begebung eingetretenen Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers stellt eine Durchbrechung des in Art. 30 N.L.Ch. normierten und auch im deutschen Scheckrecht geltenden Grundsatzes dar, wonach es für die Wirksamkeit des Schecks unerheblich ist, wenn der Aussteller nach dessen Begebung stirbt oder geschäftsunfähig wird. 27 Die Folgen für den Scheckinhaber sind somit im Falle der nach der Begebung eingetretenen Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers noch wesentlich einschneidender als beim Konkurs oder Erbfall des Ausstellers. Denn in den letzten beiden Fällen verliert der Scheckinhaber zwar seine Ansprüche gegen den Aussteller bzw. dessen Rechtsnachfolger, nicht aber gegen die anderen Scheckverpflichteten wie Indossanten und Scheckbürgen.28 Im Falle der Unwirksamkeit des Schecks kann der Scheckinhaber hingegen seine scheckrechtlichen Ansprüche weder gegen den Aussteller bzw. dessen Rechtsnachfolger noch gegen die übrigen Scheckverpflichteten geltend machen.29 23
Giraldi, Ley de cheque, Art. 23, § 6, S. 157; Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, Capitulo ΠΙ, 14; Mosso, El Derecho 1996, Tomo 167, 884 (886). 24
CNCom., Sala Β, 20.5.1986, La Ley 1986, Tomo E, 40 (41).
25
Barbieri , Art. 23, S. 71; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 23, 2, S. 121; Mosso, El Derecho 1996, Tomo 167, 884 (885); Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (252). 26
Barbieri, Art. 23, S. 72; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 23, 1, S. 99; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 23, 2, S. 122; Muguillo/Lorente, Art. 23, 3, S. 135; Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.10, S. 200. 27
Fontanarossa, Capitulo V, 52; Franza/Tomà , Art. 30, 1; Giraldi, Art. 30, § 1, S. 174; Muguillo/Lorente, Art. 30, 1, S. 152.
Ley de cheque,
28
Barbieri, Art. 23, S. 72; Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.6; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (252). 29
Barbieri, Art. 23, S. 72; Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.11; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (255).
176
er Teil: Der Scheck als
ittel
Mit der durch die Neufassung des Art. 23 N.L.Ch. bewirkten Einschränkung der Rechte des Scheckinhabers im Konkurs, Erbfall oder der nach der Scheckbegebung eingetretenen Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers versuchte der argentinische Gesetzgeber die Stellung des einen cheque de posdatado als Bezahlung akzeptierenden Gläubigers zu schwächen.30 In der Praxis nutzen nämlich Gläubiger, die im Besitz eines vordatierten Schecks sind, ihre Position gegenüber dem Aussteller häufig in unbilliger Weise aus. So werden Aussteller vordatierter Schecks von ihren Gläubigern oft in erpresserischer Weise zu vorzeitiger Zahlung gezwungen, also zu einer Zahlung, die zeitlich vor dem im Rahmen des der Scheckbegebung zugrunde liegenden "pactum de non petendo" vereinbarten Zahlungszeitpunktes liegt. Dem redlichen Aussteller eines vordatierten Schecks bleibt im allgemeinen nichts anderes übrig als diesen einseitigen Bruch der im "pactum de non petendo" liegenden Stundungsvereinbarung durch den Gläubiger zu akzeptieren und die Forderung zu erfüllen. Denn würde der Aussteller die Vorlage des zwar vordatierten, aber trotzdem bei Sicht zahlbaren Schecks sowie die Ablehnung der Einlösung mangels Deckung in Kauf nehmen, würde er die Einleitung eines Strafverfahrens gegen sich riskieren, da Art. 302 des Código Penal (Strafgesetzbuch) für die Ausstellung eines Schecks ohne entsprechende Deckung eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vorsieht.31 Da in Argentinien auch ein Scheckwiderruf während der Vorlegungsfrist unbeachtlich ist32, bleibt dem redlichen, auf die Stundungsvereinbarung vertrauenden Aussteller nichts anders übrig, als dem Verlangen des Gläubigers nachzugeben und dessen Forderung zu erfüllen. 33 Da die jetzige Fassung des Art. 23 N.L.Ch. trotz der teilweisen Einschränkung der Rechte des Inhabers eines vordatierten Schecks nicht völlig auszuschließen vermag, daß dieser seine Stellung in erpresserische Weise gegenüber dem Aussteller ausnutzt, wurde schon während des Gesetzgebungsverfahrens im Jahre 1995 von der Opposition der letztlich nicht angenommene Vorschlag gemacht, dem Art. 23 Abs. 2 N.L.Ch. einen Satz hinzuzufügen, der die Strafbarkeit eines Ausstellers eines vordatierten Schecks nach Art. 302 Código Penal ausschließt, wenn der vor seinem angegebenen Ausstellungstag vorgelegte Scheck mangels Deckung nicht eingelöst wird. 34 Ein Teil der Lehre ist der Ansicht, daß den in Verbindung mit dem cheque de posdatado auf30
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 197.
31
Muguillo/Lorente, Art. 23, 2, S. 125; Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.1, S. 192; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (248). 32
Vgl. Erster Teil § 3 V 2 a.
33
Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.1, S. 192; derselbe in: Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (248). 34
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 193.
§ 2 Entstehung der Scheckverpflichtung
177
tretenden Mißbräuchen nur dann in aussichtsreicher Weise Einhalt geboten werden kann, wenn das Scheckgesetz die Möglichkeit der Einlösung eines vordatierten Schecks vor Eintritt des angegebenen Ausstellungstages ausdrücklich untersagt. Die jetzige Gesetzeslage kann nach dieser Ansicht die weitere Verwendung des cheque posdatado in seiner bisherigen Form in der Praxis nicht verhindern. 35 Der argentinische Gesetzgeber hat mittlerweile auf diese Kritik reagiert und durch den Erlaß des Gesetzes 24.760 neben anderen Vorschriften des Scheckgesetzes auch die Absätze 2 und 3 des Art. 23 N.L.Ch. neugefaßt und ihren Anwendungsbereich erweitert. Die den Art. 23 N.L.Ch. betreffenden Änderungen des Gesetzes 24.760 treten jedoch erst am 13.1.1998 in Kraft. Nach der Neufassung dieser Vorschrift können nun auch im Konkurs- oder Erbfall eines Indossanten oder Scheckbürgen Ansprüche aus dem Scheck gegenüber diesen Scheckverpflichteten nicht geltend gemacht werden. 36 Die wesentliche Änderung ist jedoch darin zusehen, daß nach der Neufassung des Art. 23 N.L.Ch. zur Zahlung oder Gutschrift vorgelegte Urkunden nicht als Schecks betrachtet werden, wenn der Tag der Vorlage zeitlich vor dem angegebenen Ausstellungstag liegt. 37 Diese Formulierung soll wohl bedeuten, daß ein vordatierter Scheck nicht mehr bei Sicht, unabhängig vom Tag der Vorlage zahlbar ist, sondern frühestens dann, wenn das auf dem Scheckvordruck angegebene Ausstellungsdatum erreicht ist. Dies würde eine radikale Durchbrechung des im deutschen und bis jetzt auch noch im argentinischen Scheckgesetz herrschenden Grundsatzes bedeuten, daß der Scheck als Zahlungsmittel stets bei Sicht zahlbar ist. Der gewöhnliche Scheck wäre dann in Argentinien auch nach dem Gesetz nicht nur ein Zahlungsmittel, sondern auch ein Kreditmittel.
§ 2 Entstehung der Scheckverpflichtung Die Entstehung der Scheckverpflichtung setzt auch beim cheque de pago diferido das Vorliegen einer formgültigen Scheckurkunde sowie eine Verpflichtungserklärung des Scheckgebers gegenüber dem Schecknehmer voraus. 35
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 127; Barbieri , Art. 23, S. 72; Villegas, Tercera Parte, Art. 23, 23.1, S. 192; Villegas, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 243 (251). 36
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica de Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; GómezLeo, La Ley vom 3.3.1997, 1
(1). 37
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica de Argentina Nr. 28.562, Primera sección, S. 3. 12 Schütz
er Teil: Der Scheck als
178
ittel
I . Formgültige Scheckurkunde Die einzelnen Formerfordernisse des cheque de pago diferido werden in Art. 54 Abs. 4 N.L.Ch. aufgeführt. Die Formerfordernisse des cheque de pago diferido stimmen mit denen eines cheque comùn nur teilweise überein. 38
1. Mit dem cheque comùn übereinstimmende Formerfordernisse Notwendige Bestandteile der Scheckurkunde sind auch beim cheque de pago diferido der Aufdruck einer Ordnungsnummer, die Angabe des Ausstellungsortes und des Ausstellungsdatums, der Name des Bezogenen und der Zahlungsort, die Zahlungsanweisung hinsichtlich einer in Zahlen und Buchstaben angegebenen Summe Geld sowie die Unterschrift des Ausstellers.39 Enthält die Urkunde keine Angabe zum Ausstellungsort, gilt als solcher der Wohnsitz des Ausstellers. Dies wird zwar in Art. 54 N.L.Ch. nicht ausdrücklich angeordnet, doch gelten nach Art. 58 Abs. 2 N.L.Ch. grundsätzlich die allgemeinen Vorschriften über den cheque comùn auch für den cheque de pago diferido, soweit nicht die Vorschriften über den cheque de pago diferido dem ausdrücklich entgegenstehen. Damit gilt die Regelung des Art. 2 Abs. 2 N.L.Ch, nach der bei fehlender Angabe des Ausstellungsortes der Wohnungsort des Ausstellers als Ausstellungsort angesehen wird, auch für den cheque de pago diferido. 40 Darüber hinaus gelten auch die Formvorschriften des Art. 4 N.L.Ch. für den cheque de pago diferido, so daß auch dieser nur auf Scheckvordrucken des Bezogenen ausgestellt werden darf, die den Namen, die Anschrift sowie einen Identitätsnachweis des Kontoinhabers und die Kontonummer des bezogenen Kontokorrentkontos enthalten.41
2. Von dem cheque comùn abweichende Formerfordernisse In Art. 54 Abs. 4 N.L.Ch. werden auch notwendige Bestandteile des cheque de pago diferido genannt, die diesen von dem cheque comùn unterscheiden. 38
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 4.
39
Barbieri, Art. 54, S. 130; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 162; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 257ff.; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.6, S. 33Iff. 40 41
Barbieri,
Art. 54, S. 130; Villegas,
Tercera Parte, Art. 54, 54.6, S. 331.
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 260; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 48, S. 30.
179
§ 2 Entstehung der Scheckverpflichtung
a) Bezeichnung "cheque de pago diferido
"
Nach Art. 54 Abs. 4 Nr. 1 N.L.Ch. muß im Text der Urkunde die Bezeichnung "cheque de pago diferido" enthalten sein. Ohne dies im Gesetz ausdrücklich zu erwähnen, muß diese Bezeichnung in der Sprache erfolgen, in der die gesamte Urkunde abgefaßt ist. 42 Die Bezeichnung "cheque de pago diferido" soll eine deutliche Unterscheidbarkeit vom cheque comùn gewährleisten, um so Verwechslungen zwischen den beiden Scheckarten in der Praxis auszuschließen.43
b) Angabe des Zahlungszeitpunktes Art. 54 Abs. 4 Nr. 4 N.L.Ch. zufolge darf das zur Zahlung des Schecks angegebene Datum eine Frist von 360 Tagen, gerechnet ab dem Tag der Ausstellung, nicht überschreiten. 44 Damit ist die maximale Laufzeit eines cheque de pago diferido in Argentinien doppelt so lang wie die eines cheque de pago diferido in Uruguay, welche lediglich 180 Tage beträgt.45 Der argentinische Gesetzgeber ist bewußt von den Vorgaben des uruguayischen Scheckgesetzes abgewichen, um die Einsatzmöglichkeiten des cheque de pago diferido in der Praxis möglichst weit zu gestalten.46 Die Festlegung der Fälligkeit ist durch die letzte Gesetzesänderung wesentlich vereinfacht worden. Denn vor seiner Änderung durch das Gesetz 24.760 im Januar 1997 ordnete Art. 54 Abs. 4 Nr. 4 N.L.Ch. neben einer maximalen Laufzeit von 360 Tagen auch eine Mindestlaufzeit von 30 Tagen an. Die Frist begann nach der alten Gesetzeslage jedoch nur zu laufen, wenn der cheque de pago diferido einem Finanzinstitut zur Registrierung (registro), vorgelegt wurde. Danach enthielt der cheque de pago diferido a.F. bei seiner Ausstellung im Gegensatz zur heutigen Regelung noch keine Angabe über den genauen Zahlungszeitpunkt. Nach der alten Gesetzeslage sollte der Aussteller lediglich eine zwischen 30 und 360 Tagen liegende Frist einsetzen, deren Beginn von der Vorlage des
42
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 257f.; derselbe in: Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo III, 26, S. 15. 43
Barbieri , Art. 54, S. 130; Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 162; Raymundo L. Fernandez, Capitulo III, 26, S. 16. 44
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
45
Villegas,
46
Tercera Parte, Art. 54, 54.7, S. 332.
Barbieri, Art. 54, S. 130; Franza/Tomà, Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.7, S. 332.
Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 163;
180
er Teil: Der Scheck als
ittel
cheque de pago diferido zur Registrierung abhing.47 Nach der heutigen Gesetzeslage hingegen wird direkt bei der Ausstellung des Schecks ein bestimmter Tag angegeben, an dem der cheque de pago diferido einzulösen ist. Zwar kann der Inhaber eines cheque de pago diferido diesen auch nach der aktuellen Gesetzeslage noch zur Registrierung vorlegen, doch ist die Registrierung gemäß Art. 55 Abs. 2 N.L.Ch. nicht mehr zwingend, sondern fakultativ. 48 Der Vorteil der Registrierung besteht für den Inhaber des cheque de pago diferido gemäß Art. 55 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. darin, daß durch die Registrierung die formelle Ordnungsmäßigkeit der Urkunde bestätigt wird. Der Inhaber kann sich auf diese Weise schon vor der Fälligkeit vergewissern, daß die Einlösung nicht aus formellen Gründen abgelehnt werden wird. Doch ist die Registrierung auch für das bezogene Finanzinstitut von Nutzen, da es auf diesem Wege schon frühzeitig von bevorstehenden Kontobewegungen erfährt und so in die Lage versetzt wird, seine eigenen Dispositionen danach auszurichten. Wie Art. 55 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. jedoch ausdrücklich in Übereinstimmung mit der Gesetzeslage vor der jüngsten Änderung des Scheckgesetzes im Januar 1997 klarstellt, wird durch die Registrierung keine Verpflichtung des bezogenen Finanzinstituts begründet, den cheque de pago diferido auch dann bei Fälligkeit einzulösen, wenn das bezogene Konto keine entsprechende Deckung aufweist. 49
c) Angabe des Begünstigten Nach Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. muß die Urkunde des cheque de pago diferido entweder die Person des Begünstigten benennen, oder aber auf den Inhaber ausgestellt sein. Ist der Name eines Begünstigten nicht angegeben, gilt der cheque de pago diferido als Inhaberscheck.50 Vereinzelt wird in der Lehre vertreten, daß der Wortlaut des Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. die Austeilung eines cheque de pago diferido mit dem Vermerk "no a la orden" verbiete. Denn im Gegensatz zu Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. wird in Art. 6 Nr. 2 N.L.Ch. als der entsprechenden Vorschrift für den cheque comùn ausdrücklich 47
Barbieri, Art. 54, S. 131; Franza/Tomâ, Muguillo/Lorente, Art. 54, 5, S. 257.
Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 163;
48
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3. 49
Boletin oficial, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; Barbieri, Art. 54, S. 129; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 54, 6, S. 161; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 2, S. 253f.; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.4, S. 329. 50
Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 47, S. 27; derselbe in: Homenaje a Ray mundo L. Fernandez, Capitulo III, 24, S. 15.
§ 2 Entstehung der Scheckverpflichtung
181
auch die Möglichkeit der Ausstellung zugunsten einer bestimmten Person mit dem Vermerk "no a la orden" genannt.51 Die ganz herrschende Meinung ist hingegen der Ansicht, daß auch ein cheque de pago diferido mit dem Vermerk "no a la orden" ausgestellt werden kann.52 Begründet wird die Ansicht der herrschenden Meinung damit, daß die Vorschriften über den cheque comùn gemäß Art. 58 Abs. 2 N.L.Ch. auch auf den cheque de pago diferido anwendbar sind, wenn sie nicht zu dessen speziellen Vorschriften im Widerspruch stehen. Ein derartiger Widerspruch ist jedoch zu Art. 6 Nr. 2 N.L.Ch. nicht gegeben, so daß der Vermerk "no a la orden" auch beim cheque de pago diferido anwendbar ist. 53
II. Scheckrechtliche Verpflichtungserklärung Die scheckrechtliche Verpflichtungserklärung beim cheque de pago diferido entspricht im wesentlichen der des cheque comùn.54 Auch beim cheque de pago diferido ist mit der Begebung des Schecks die Abgabe einer unbedingten, nichtempfangsbedürftigen sowie unwiderruflichen Erklärung des Ausstellers verbunden, den Scheck bei Vorlage zu bezahlen. Unbedingt ist das Zahlungsversprechen, da seine Erfüllung nicht von einer Voraussetzung oder einer wirtschaftlichen Gegenleistung abhängig gemacht werden kann. Nichtempfangsbedürftig ist das Zahlungsversprechen, weil es für den Aussteller in dem Moment verbindlich wird, in dem er den ausgefüllten Scheckvordruck unterschreibt und in Umlauf setzt. Die Unwiderruflichkeit des Zahlungsversprechens ergibt sich schließlich daraus, daß es nach seiner Abgabe nicht mehr einseitig durch den Aussteller rückgängig gemacht werden kann.55 Im Gegensatz zum cheque comùn ist beim cheque de pago diferido jedoch der Zahlungszeitpunkt genau bestimmt. Denn der Aussteller eines cheque de pago diferido verpflichtet sich zur Zahlung an einem im voraus genau be51
Muguillo/Lorente,
Art. 54, 5, S. 258.
52
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (272); Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 163; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 259; derselbe in: Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo III, 31; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.6, S. 333. 53
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (272); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 259; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.6, S. 333. 54 55
Vgl. Erster Teil § 1 II 1 b.
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 38, S. 20; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1095).
er Teil: Der Scheck als
182
ittel
stimmten Tag. Beim cheque comùn hingegen ist das Zahlungsversprechen nicht auf einen bestimmten Tag terminiert, da der cheque comùn bei Sicht zahlbar ist und nicht die Vorlage beim Bezogenen an einem bestimmten Tag voraussetzt.56 Die scheckrechtliche Verpflichtung besteht unabhängig von dem der Scheckbegebung zugrunde liegenden Kausal Verhältnis. Das Kausalververhältnis hat also auch beim cheque de pago diferido auf die Wirksamkeit der Verpflichtung aus dem Scheck keinen Einfluß. 57
§ 3 Übertragung Der cheque de pago diferido ist gemäß Art. 56 N.L.Ch. durch Indossament frei übertragbar. Aufgrund dieser knappen Regelung des Gesetzes besteht im Schrifttum zu den Einzelheiten der Übertragung eines cheque de pago diferido zahlreiche Meinungsverschiedenheiten.
I. Nicht registrierter cheque de pago diferido Einigkeit besteht im Schrifttum noch insoweit, daß der nicht registrierte cheque de pago diferido wie der cheque comùn übertragen wird, wenn es sich um einen Inhaberscheck oder um einen Orderscheck handelt. Demnach wird der Inhaberscheck durch Einigung und Übergabe übertragen, während die Übertragung eines als Orderscheck ausgestellten cheque de pago diferido durch Indossament erfolgt. 58 Erfolgt die Übertragung durch Indossament, genügt nach dem ausdrücklichen Wortlaut des Art. 56 N.L.Ch. die bloße Unterschrift des Indossanten. Damit sind die das Indossament betreffenden Formvorschriften beim cheque de pago diferido wesentlich weniger streng als beim cheque comùn.59 Denn die von der Zentralbank in den Vorschriften 1.3.4.1. bis 1.3.4.7. der Verordnung A 2329 für ein Indossament vorgeschriebenen Angaben, wie beispielsweise der vollständige Vor- und Nachname des Indos56
Muguillo/Lorente,
Art. 23, 1, S. 122; Villegas,
Tercera Parte, Art. 23, 23.3.
57
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 36, S. 18; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1094). 58 Barbieri, Art. 56, S. 134; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 56, 1, S. 265; Muguillo/Lorente, Art. 56, 1, S. 266; Villegas, Tercera Parte, Art. 56, 56.1. 59
Vgl. Erster Teil § 2 I 2.
183
§ 3 Übertragung
santen, gelten nur für das Indossament auf einem cheque comùn, nicht aber für ein Indossament auf einem cheque de pago diferido. 60 Umstritten ist, ob der cheque de pago diferido auch durch eine Abtretung übertragen werden kann.61 Nach einer Ansicht ist die Übertragung des cheque de pago diferido durch Abtretung nicht möglich. Begründet wird diese Ansicht damit, daß Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. nur die Möglichkeiten vorsieht, den cheque de pago diferido zugunsten des Inhabers oder aber einer bestimmten Person auszustellen. Die Möglichkeit einer Ausstellung mit dem Vermerk "no a la orden" wird in dieser Vorschrift nicht erwähnt. Gerade ein mit dem Vermerk "no a la orden" ausgestellter Scheck sei jedoch dadurch gekennzeichnet, daß er nur durch eine Abtretung übertragen werden kann. Darüber hinaus sei für ein Finanzinstitut, welches einen durch eine Abtretung übertragenen cheque de pago diferido zur Registrierung annimmt, der Prüfungsaufwand hinsichtlich der Berechtigung des Einreichers unverhältnismäßig hoch.62 Nach der anderen Ansicht kann hingegen der cheque de pago diferido auch durch Abtretung übertragen werden. 63 Dieser Ansicht ist zuzustimmen. Denn nur sie wird dem Willen des Gesetzgebers in angemessener Weise gerecht, die Übertragbarkeit des cheque de pago diferido so einfach und großzügig wie möglich zu gestalten, um auf diesem Wege eine bessere Akzeptanz des neuen Kreditmittels in der Praxis zu erreichen. 64 Diesem gesetzgeberischen Ziel würde die Ablehnung der Übertragbarkeit des cheque de pago diferido auch durch eine Abtretung zuwiderlaufen. Darüber hinaus vermögen auch die Argumente der Ansicht, die eine Übertragbarkeit durch Abtretung ablehnt, nicht zu überzeugen. Zum einen kann nicht aus der fehlenden Nennung des "no a la orden" Vermerks in Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. der Schluß gezogen werden, der cheque de pago diferido könne nicht durch eine Abtretung übertragen werden. Denn diese Vorschrift regelt nur die notwendigen Angaben über den Begünstigten eines cheque de pago diferido. Über die verschiedenen Möglichkeiten der Übertragung eines solchen Schecks sagt Art. 54 Abs. 4 Nr. 6 N.L.Ch. nichts aus. Schließlich kann auch der erhöhte Prüfungsaufwand für ein Finanzinstitut, welches einen durch Abtretung übertragenen Scheck zur Registrierung hereinnimmt, kein Grund dafür sein, die Übertragungsmöglichkeiten eines cheque de pago diferido einzuschränken. 60
Franza/Tomà, Parte Segunda, Art. 3, S. 85; Villegas, de cheques, Capitulo VI, S. 60.
La reglamentación de la ley
61
Barbieri,
Art. 56, S. 134f.; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 56, 1, S. 265.
62
Barbieri,
Art. 56, S. 135; Muguillo/Lorente,
63
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 56, 1, S. 265; Villegas,
56.1. 64
Villegas,
Tercera Parte, Art. 56, 56.1.
Art. 56, 1, S. 267. Tercera Parte, Art. 56,
184
er Teil: Der Scheck als
ittel
Denn der Priifungsaufwand eines durch Abtretung übetragenen cheque de pago diferido ist auch nicht höher als der Prüfungsaufand bei einem auf gleiche Weise übertragenen cheque comùn. Daher kann ein cheque de pago diferido auch durch Abtretung übertragen werden. 65
I I . Registrierter cheque de pago diferido Wurde der cheque de pago diferido von seinem Inhaber dem Bezogenen zur Registrierung vorgelegt, ist die Form der Übertragung der Scheckrechte davon abhängig, ob ein Finanzinstitut von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, sich als Scheckbürge (avalista) zu verpflichten.
1. Cheque de pago diferido mit einer Scheckbürgschaft Beim cheque de pago diferido kann sich sowohl das bezogene Finanzinstitut als auch das Finanzinstitut, welches den cheque de pago diferido zum Einzug hereingenommen hat, als Scheckbürge verpflichten. 66
a) Scheckbürgschaft
des bezogenen Finanzinstituts
Daß der Bezogene bei einem cheque de pago diferido Scheckbürge sein kann, ist ausdrücklich in Art. 54 Abs. 3 N.L.Ch. geregelt. Mit dieser Regelung versucht der Gesetzgeber die Akzeptanz des neuen Kreditmittels in der Praxis zu fördern, da durch eine Scheckbürgschaft des bezogenen Finanzinstituts die Sicherheit der ordnungsgemäßen Zahlung für den Gläubiger und Inhaber des cheque de pago diferido noch weiter erhöht werden kann.67 Nach einer Mindermeinung soll sich auch beim cheque comùn der Bezogene im Rahmen einer Scheckbürgschaft verpflichten können.68 Die Mindermeinung stützt sich vor allem darauf, daß das argentinische Scheckgesetz im Unter-
65
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 56, 1, S. 265; Villegas,
Tercera Parte, Art. 56,
56.1. 66
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9; GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 48. 67 68
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 3, S. 256.
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (137); Muguillo/Lorente, Art. 51, 4, S. 239.
185
§ 3 Übertragung
schied zum Einheitlichen Scheckgesetz und auch zum deutschen Scheckgesetz69 die Scheckbürgschaft durch den Bezogenen nicht ausdrücklich untersagt.70 Nach herrschender Meinung ist hingegen bei einem cheque comùn eine Scheckbürgschaft durch den Bezogenen nicht zulässig.71 Der herrschenden Meinung ist zu folgen, da eine Scheckbürgschaft des Bezogenen im Ergebnis eine Umgehung des in Art. 24 N.L.Ch. normierten Annahmeverbotes darstellen würde. 72 Hat der Bezogene den cheque de pago diferido registriert und sich als Scheckbürge verpflichtet, wird die Urkunde nicht mehr an den Einreicher zurückgegeben, sondern verbleibt gemäß Art. 58 N.L.Ch. bis zum angegebenen Einlösungstag beim Bezogenen. Der Einreicher erhält stattdessen ein übertragbares Zertifikat. 73 Diese Zertifikate sind reine Legitimationspapiere, die den dort formell Legitimierten als berechtigten Inhaber der Ansprüche aus dem Scheck ausweisen.74 Eine Vollstreckung aus einem solchen Zertifikat im Falle der Nichteinlösung des Schecks ist demnach nicht möglich. Vollstrekkungsfähiger Titel bleibt allein die Scheckurkunde.75 Die Zertifikate werden gemäß der Vorschrift 1.3.7.7. der Verordnung A 2329 auf gleiche Art und Weise wie die beim Bezogenen verbliebenen Schecks übertragen. Ist der registrierte und mit einer Scheckbürgschaft versehene cheque de pago diferido also auf den Inhaber ausgestellt, kann auch das entsprechende Zertifikat durch bloße Einigung und Übergabe übertragen werden. Das Zertifikateines mit dem Vermerk "no a la orden" versehenen cheque de pago diferido kann dagegen nur im Wege einer Abtretung übertragen werden. Handelt es sich um einen Orderscheck, kann das Zertifikat schließlich auch durch Indossament übertragen werden. 76 69
Das der Bezogene nicht Scheckbürge sein kann, wird ausdrücklich in Art. 25 Abs. 2 des deutschen bzw. Einheitlichen Scheckgesetzes angeordnet. 70
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (135); Muguillo/Lorente, Art. 51, 4, S. 238. 71
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 56, 5, S. 241; Villegas, 51.6, S. 304. 72
Tercera Parte, Art. 51,
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 3, S. 256.
73
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 48; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 75. 74
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 58, 1, S. 270; Muguillo/Lorente, S. 278. 75 76
Giraldi,
Art. 58, S. 58; Muguillo/Lorente,
Art. 58, 3,
Art. 58, 3, S. 278.
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (278f.); Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 49; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 75.
186
er Teil: Der Scheck als
b) Scheckbürgschaft
ittel
des vorlegenden Finanzinstituts
Wird der cheque de pago diferido von dem bezogenen Finanzinstitut ohne Abgabe einer Bürgschaftserklärung lediglich registriert, kann sich das Finanzinstitut, welches von dem Scheckinhaber dazu beauftragt wurde, den cheque de pago diferido zur Registrierung vorzulegen, gemäß der Vorschrift 1.3.7.6. der Verordnung A 2329 selbst als Scheckbürge auf der Urkunde verpflichten. 77 Auch in diesem Fall erhält der Scheckeinreicher nach erfolgter Registrierung und Bürgschaftserklärung nicht die Scheckurkunde zurück, sondern ein Zertifikat. Die Scheckurkunde selbst verbleibt bei dem bürgenden Finanzinstitut, welches auch das Zertifikat ausgibt.78 Die Art und Weise der Übertragung des Zertifikats richtet sich wieder danach, ob der cheque de pago diferido als Inhaberscheck, Orderscheck oder Rektascheck ausgestellt wurde. 79 Nach Fristablauf wird das Zertifikat von dem legitimierten Zertifikatsinhaber bei dem bürgenden Finanzinstitut eingelöst. Das bürgende Finanzinstitut legt seinerseits den in seinem Besitz befindlichen cheque de pago diferido dem bezogenen Finanzinstitut zur Einlösung vor. 80
2. Cheque de pago diferido ohne eine Scheckbürgschaft Der von keinem Finanzinstitut verbürgte cheque de pago diferido wird dem Scheckeinreicher nach erfolgter Registrierung wieder zurückgegeben. Der Inhaber des cheque de pago diferido kann dann die Urkunde an einen Dritten weiterübertragen oder aber bis zur Fälligkeit behalten und selbst zur Einlösung vorlegen. 81 Der registrierte, aber nicht verbürgte cheque de pago diferido wird 77
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (276); GómezLeo, El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1096); derselbe in: Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 48; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 75. 78 Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (276); GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 41, S. 22; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1096). 79
Alegria, Revista de derecho privado y cambiario 1996, Tomo 9, 255 (278f.); GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 49; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 75. 80
GómezLeo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo V, Segunda Parte, 48, S. 36; derselbe in: Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 49; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1096); Muguillo/ Lorente, Art. 58, 3, S. 277. 81
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 41, S. 22; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1096); Muguillo/Lorente, Art. 58, 3, S. 277.
§
Einung
187
wie ein cheque comùn bzw. ein nicht registrierter cheque de pago diferido übertragen. Für die Form der Übertragung ist also auch hier entscheidend, ob es sich um einen Inhaberscheck, Orderscheck oder aber einen Rektascheck handelt.82 Bis zur letzten Änderung des Scheckgesetzes war wegen eines widersprüchlichen Gesetzeswortlautes der Art. 57 Abs. 1 Satz N.L.Ch. a.F. und Art. 58 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. a.F. unklar, ob der cheque de pago diferido nach seiner Registrierung bei dem registrierenden Finanzinstitut verbleibt oder aber dem Scheckeinreicher zurückgegeben wird. 83 Mit der Neufassung des Art. 58 N.L.Ch. hat der Gesetzgeber jetzt klargestellt, daß ein cheque de pago diferido nur dann nicht an den Einreicher zurückgegeben wird, wenn sich ein Finanzinstitut als Scheckbürge verpflichtet hat. Damit bleibt die Rückgabe des registrierten cheque de pago diferido an den Einreicher der Regelfall. Auch auf diesem Wege versucht der Gesetzgeber die Akzeptanz des neuen Kreditmittels zu erhöhen. Denn die Praxis in Argentinien kennt den Scheck als Kreditmittel nur in der Form des umlaufenden cheque posdatado. Auf den Umlauf der Urkunde verzichtet der Gesetzgeber daher eben nur in den Fällen, in denen sich ein Finanzinstitut als Scheckbürge verpflichet hat. Denn der Gesetzgeber geht davon aus, daß die scheckrechtliche Verpflichtung eines Finanzinstituts das Vertrauen der Praxis in die ordnungsgemäße Einlösung des cheque de pago diferido schon so weit erhöht, daß es nicht noch zusätzlich erforderlich ist, daß die Scheckurkunde nach der Registrierung und Bürgschaftserklärung wieder in den Umlauf gegeben wird. 84
§ 4 Einlösung Die Einlösung des cheque de pago diferido erfolgt durch seine vom bezogenen Finanzinstitut vorgenommene Bezahlung zu dem in der Urkunde angegebenen Termin.
I. Rechtsverhältnisse der beteiligten Personen Bei der Einlösung des cheque de pago diferido sind wie beim cheque comùn das Verhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Aussteller 82
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (278f.); GómezLeo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 49; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 75. 83
Villegas,
Tercera Parte, Art. 57, 57.1, S. 344.
84
Villegas,
La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 74.
er Teil: Der Scheck als
188
ittel
sowie das Verhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Inhaber des cheque de pago diferido betroffen. 85
1. Rechtsverhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Aussteller Im Rahmen des Rechtsverhältnisses zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Aussteller ist zwischen dem Scheckvertrag und der im cheque de pago diferido enthaltenen Zahlungsanweisung zu unterscheiden.86
a) Scheckvertrag Der dem cheque de pago diferido zu Grunde liegende Scheckvertrag ist zumindest teilweise in Art. 59 N.L.Ch. geregelt.87 Nach dieser Vorschrift sind die Finanzinstitute verpflichtet, Kunden Vordrucke des cheque de pago diferido auszuhändigen. Die Finanzinstitute sind damit verpflichtet, den Antrag eines Kunden zum Abschluß eines den cheque de pago diferido betreffenden Scheckvertrages anzunehmen. Durch diese Verpflichtung der Finanzinstitute will der Gesetzgeber vermeiden, daß die Ingebrauchnahme des cheque de pago diferido durch die Praxis an der Weigerung der Finanzinstitute scheitert, diese Dienstleistung ihren Kunden anzubieten.88 Der Wortlaut des Art. 59 N.L.Ch. wurde zuletzt im Januar 1997 neugefaßt. Bis zu diesem Zeitpunkt setzte die Teilnahme eines Kunden an dem Verkehr mit dem cheque de pago diferido die Eröffnung eines besonders dafür eingerichteten Kontos voraus. Es war also nicht möglich, einen cheque comùn und einen cheque de pago diferido auf dasselbe Konto zu ziehen.89 Die Finanzinstitute waren verpflichtet, dem Kunden bei der Eröffnung eines Kontos, auf welches cheques de pago diferido gezogen werden konnten, ein Limit einzuräumen, bis zu dem dieser cheques de pago diferido ausstellen durfte. Bei der Ermittlung der Höhe dieses Limits hatte jedes Finanzinstitut seine bei der allgemeinen Kreditvergabe gebräuchli-
85
Erster Teil § 3 I.
86
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 38, S. 19f.; derselbe in: El Derecho 1995, 1093 (1095). 87
Villegas,
88
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10.
89
Primera Parte, Capitulo II, S. 84.
Franza/Tomà, Parte Primera, § 1 II h, S. 37; Muguillo/Lorente, S. 281; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.2, S. 324.
Art. 59, 1,
§
189
Einung
chen Kriterien anzulegen.90 Die fehlende Möglichkeit, einen cheque de pago diferido und einen cheque comùn auf dasselbe Konto ziehen zu können, war ein weiterer wesentlicher Unterschied zum System des cheque de pago diferido in Uruguay. 91 Der argentinische Gesetzgeber sowie im Anschluß daran auch ein Teil des Schrifttums begründeten die Notwendigkeit der Eröffnung eines besonderen Kontos damit, daß nur so wirksam zwischen dem Saldo des normalen Kontos einerseits und den durch die Ausstellung von cheques de pago diferido begründeten Kreditverpflichtungen andererseits unterschieden werden könne.92 Der Notwendigkeit der Eröffnung eines besonderen Kontos wurde entgegengehalten, daß diese Regelung zu einem beträchtlichen Verwaltungsaufwand bei den Finanzinstituten führen würde. Dieser erhebliche Verwaltungsaufwand wäre mit einer erheblichen Verteuerung der Kreditaufnahme mittels eines cheque de pago diferido verbunden und würde letztlich dazu führen, daß sich das neue Kreditmittel am Markt nicht würde durchsetzen können.93 Der Gesetzgeber hat auf diese berechtigte Kritik mittlerweile reagiert, so daß seit dem 13.1.1997 die Teilnahme am Verkehr des cheque de pago diferido nicht mehr die Eröffnung eines besonderen Kontos voraussetzt.94 Der Abschluß des den cheque de pago diferido betreffenden Scheckvertrages erfolgt wie beim cheque comùn in der Praxis im allgemeinen konkludent durch die Aushändigung der Scheckvordrucke.95 Um Verwechslungen auszuschließen, müssen sich diese Scheckvordrucke gemäß Art. 59 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. deutlich von den Vordrucken des cheque comùn unterscheiden.96 Der Inhalt des Scheckvertrages stimmt im wesentlichen mit dem des cheque comùn überein. Der Kunde, der einen cheque de pago diferido ausstellt, verpflichtet sich, zum Einlösungstag über ausreichende Deckung auf seinem Konto zu verfügen. Das bezogene Finanzinstitut ist verpflichtet, ordnungsgemäß begebene Schecks bei ausreichender Deckung zum Einlösungstag einzulösen. Die einzelnen Bedingungen und Regelungen für die Teilnahme an dem Verkehr mit 90 Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7., S. 45; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, S. 72. 91
Antecedentes Parlamentarios, S. 173; Villegas, S. 311. 92
Tercera Parte, Art. 54, 54.1,
Antecedentes Parlamentarios, S. 174; Muguillo/Lorente,
93
Art. 59, 1, S. 281.
Giraldi/Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1103 (1106); Villegas, Art. 54, 54.2, S. 323.
Tercera Parte,
94
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3. 95 96
Vgl. Erster Teil § 3 I 1 b bb.
Giraldi, Art. 59, S. 58; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 59, 1, S. 272; Villegas, Tercera Parte, Art. 59, 59.2, S. 357.
190
er Teil: Der Scheck als
ittel
dem cheque de pago diferido sind in den Vorschriften 1.3.7.1. bis 1.3.7.10. der Verordnung A 2329 geregelt, die regelmäßig Bestandteil des Scheckvertrages werden. 97
b) Zahlungsanweisung Der cheque de pago diferido enthält wie der cheque comùn eine Zahlungsanweisung des Ausstellers. Durch die Zahlungsanweisung wird das bezogene Finanzinstitut angewiesen, die im cheque de pago diferido genannte Summe gegen Vorlage der Urkunde am angegebenen Tag an den ordnungsgemäß legitimierten Scheckinhaber zu zahlen und mit dem Gegenwert das Konto des Ausstellers zu belasten.98 Die in einem cheque de pago diferido enthaltene Zahlungsanweisung ist wie die in einem cheque comùn enthaltene Zahlungsanweisung eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Die Zahlungsanweisung wird damit erst wirksam, wenn sie dem bezogenen Finanzinstitut als dem Adressaten dieser Willenserklärung zugegangen ist. Bis zu ihrem Zugang kann die Zahlungsanweisung widerrufen werden. 99 Im Unterschied zu der in einem cheque comùn enthaltenen Zahlungsanweisung unterliegt die Zahlungsanweisung eines cheque de pago diferido jedoch einer Zeitbestimmung, da letzterer nicht bei Sicht, sondern an einem bestimmten Tag einzulösen ist. 100
2. Rechtsverhältnis zwischen dem bezogenen Finanzinstitut und dem Inhaber des cheque de pago diferido Die Qualität des cheque de pago diferido als Kreditmittel ist entscheidend davon abhängig, inwieweit für den Scheckinhaber als Kreditgeber in diesem System der Scheckbegebung die ordnungsgemäße Einlösung des Papiers bei Fälligkeit gewährleistet ist. Die Einlösung des cheque de pago diferido wird im allgemeinen immer dann gewährleistet sein, wenn neben den übrigen Scheckverpflichteten wie Indossanten und Aussteller auch das bezogene Finanzinstitut zur Einlösung des cheque de pago diferido verpflichtet ist. 97
Gómez Leo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo I, 2; Muguillo/ Lorente, Art. 59, 1, S. 281; Villegas, Tercera Parte, Art. 59, 59.3, S. 357. 98 Gómez Leo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo II, 6; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.3, S. 329. 99
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 38, S. 19f.; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1095). 100
GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Capitulo XI, 38, S. 20; derselbe in: El Derecho 1995, Tomo 164, 1093 (1095).
§
Einung
191
a) Eigene Verpflichtung Eine eigene scheckrechtliche Verpflichtung des bezogenen Finanzinstituts im Verhältnis zum Inhaber des cheque de pago diferido zur Zahlung bei Fälligkeit besteht nicht. Dies gilt auch dann, wenn der cheque de pago diferido von dem bezogenen Finanzinstitut registriert worden ist. 101 Die Registrierung kommt lediglich einer Bestätigung des bezogenen Finanzinstituts gleich, daß der zur Registrierung vorgelegte cheque de pago diferido in formeller Hinsicht ordnungsgemäß ist, die Unterschrift des Ausstellers nicht von der beim Bezogenen hinterlegten Unterschriftsprobe abweicht und der Aussteller das ihm gesetzte Limit zur Ausstellung von cheques de pago diferido nicht überschritten hat. 102 Diese Regelung war ursprünglich in Art. 54 Abs. 2 N.L.Ch. normiert. Darüber hinaus stellte Art. 54 Abs. 2 Satz 1 N.L.Ch. klar, daß eine aus dem Bürgerlichen Recht herrührende Haftung des bezogenen Finanzinstituts durch die Anordnung der fehlenden scheckrechtlichen Verpflichtung nicht berührt wird. Dieser Zusatz wurde von Teilen des Schrifttums als überflüssig kritisiert, da die Verantwortlichkeit der bezogenen Bank aus dem Bürgerlichen Recht auch ohne ausdrückliche Anordnung besteht.103 Eine derartige Haftung des bezogenen Finanzinstituts ist beispielsweise in den Fällen der unzulässigen Verweigerung der Registrierung oder Zahlung bei Fälligkeit möglich.104 Der Gesetzgeber hat auf die Kritik des Schrifttums reagiert und den Verweis auf die mögliche Haftung des bezogenen Finanzinstituts nach Bürgerlichem Recht aufgehoben. Der seit dem 13.1.1997 gültige und neuformulierte Art. 55 Abs. 1 Satz N.L.Ch. stellt jetzt nur noch klar, daß die Registrierung des cheque de pago diferido keine Zahlungsverpflichtung des bezogenen Finanzinstituts begründet.105
b) Scheckbestätigung Die Einlösung eines Schecks ist grundsätzlich immer dann gewährleistet, wenn das bezogene Finanzinstitut den Scheck bestätigt hat. 106 Ob nach jetziger 101
Barbieri , Art. 54, S. 29; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 2, S. 254; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.4, S. 329. 102
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (275); GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 20; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.4, S. 329. 103
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 2, S. 253f.
104
Barbieri,
105
Boletin Oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
106
Vgl. Erster Teil § 3 IV 3.
Art. 54, S. 130; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 2, S. 255.
192
er Teil: Der Scheck als
ittel
Rechtslage neben einem cheque comùn auch ein cheque de pago diferido gemäß der Artt. 48 und 49 N.L.Ch. bestätigt werden kann, wird im argentinischen Schriftum nicht einheitlich beantwortet. Nach einer Mindermeinung soll ein cheque de pago diferido in gleicher Weise bestätigt werden können wie ein cheque comùn.107 Die herrschende Meinung will hingegen die Regeln über die Scheckbestätigung auf den cheque de pago diferido nicht anwenden.108 Der herrschenden Meinung ist zuzustimmen. Der Zweck einer Scheckbestätigung im Sinne der Artt. 48 und 49 N.L.Ch. ist darin zu sehen, für eine kurze Zeit von maximal fünf Tagen den Scheck als Zahlungsmittel im Hinblick auf seine Bonität einem gesetzlichen Zahlungsmittel gleichzustellen.109 Der cheque de pago diferido ist dagegen nicht als Zahlungsmittel, sondern als Kreditmittel konzipiert. Darüber hinaus gelten aufgrund ihres ausdrücklichen Wortlauts die Vorschriften 1.3.5.Iff. der Verordnung A 2329, die die Einzelheiten einer Scheckbestätigung regeln, nur für cheques comunes.110
c) Scheckbürgschaft Eine eigene scheckrechtliche Verpflichtung des bezogenen Finanzinstituts kann jedoch durch eine von diesem Finanzinstitut eingeräumte Scheckbürgschaft (Aval) begründet werden. Die argentinische Scheckbürgschaft ist die Erklärung auf dem Scheck oder einem seperaten Schriftstück zur scheckmäßigen Mithaftung neben einem anderen Scheckverpflichteten. 111 Die Zulässigkeit einer Scheckbürgschaft des Bezogenen ist ausdrücklich in Art. 54 Abs. 3 N.L.Ch. normiert. 112 Neben dem Bezogenen kann die Bürgschaftserklärung wie beim cheque comùn nach Art. 51 Abs. 2 N.L.Ch. auch von jedem Dritten bzw. einem Unterzeichner des Schecks abgegeben werden. 113 Der cheque de 107
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (280).
108
Barbieri, Art. 48, S. 117; Muguillo/Lorente, Art. 48,1, S. 218; Villegas, Tercera Parte, Art. 58, 58.5, S. 352; derselbe in: La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo Vn, S. 63. 109
Fontanarossa, Capitulo VIII, 85, S. 180.
110
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.5., S. 41; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VII, S. 63. 1,1
Barbieri, An. 51, S. 121; Muguillo/Lorente, Parte, Art. 51, 51.3, S. 303.
Art. 51,2, S. 236; Villegas, Tercera
112
Tercera Parte, Art. 54,
113
Tercera Parte, Art. 51,
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 3, S. 256; Villegas, 54.5, S. 330. GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 5, S. 240; Villegas, 51.6, S. 304.
§
193
Einung
pago diferido unterscheidet sich damit sowohl von dem deutschen Scheck als auch - zumindest nach herrschender Meinung - von dem cheque comùn in Argentinien, bei denen die Scheckbürgschaft des Bezogenen als eine Umgehung des Annahmeverbotes angesehen würde. 114 Die allgemeinen gesetzlichen Regelungen zur Scheckbürgschaft finden jedoch auch auf die Bezogenenscheckbürgschaft des cheque de pago diferido in gleicher Weise Anwendung wie bei jeder anderen Scheckbürgschaft auch. Die Möglichkeit einer Bezogenenscheckbürgschaft soll nach dem Willen des Gesetzgebers die Verbreitung des neuen Kreditmittels in der Praxis fördern, da durch ein solche Bürgschaft die Bonität eines cheque de pago diferido deutlich gesteigert werden kann. 115 Die Scheckbürgschaft selbst ist in den Artt. 51 bis 53 N.L.Ch. geregelt und erst seit 1995 Bestandteil des argentinischen Scheckgesetzes.116 Zuvor wurde die Zulässigkeit einer Scheckbürgschaft jedoch von der herrschenden Lehre 117 sowie des überwiegenden Teiles der Rechtsprechung118 auch ohne ausdrückliche Regelung im Gesetz anerkannt. Inhaltlich stimmen die Vorschriften des argentinischen Scheckgesetzes weitgehend mit den entsprechenden Regelungen des Einheitlichen Scheckgesetzes und damit auch mit denen des deutschen Scheckgesetzes überein. 119
aa) Form Die Verpflichtungserklärung des bürgenden Finanzinstitutes muß gemäß Art. 52 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. auf den Scheck oder auf einen zum Scheck gehörigen Anhang gesetzt werden. 120 Darüber hinaus kann im Unterschied zum deutschen Recht eine Bürgschaftserklärung auch auf ein separates Schriftstück gesetzt werden. Die Möglichkeit, die Bürgschaftserklärung auch auf ein 114
Zweiter Teil § 3 II 1 a.
115
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 3, S. 256.
116
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (123); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 1, S. 233; derselbe in: La Ley 1995, Tomo C, 1050 (1050); Muguillo/Lorente, Art. 51, 1, S. 233. 117
Alegria, El aval, Capitulo V, § 21, S. 414; Giraldi, Ley de cheque, Art. 11, § 2, S. 103; Muguillo/Lorente, Art. 51, 1, S. 234; Kabas de Martore ll/Martore II, Derecho 1989, Tomo 131, 312 (313); Martorell, La Ley 1989, Tomo E, 977 (984); Oyuela, La Ley 1974, Tomo 152, 52 (53). 118
CNCom., Sala A, 22.11.88, El Derecho 1989, Tomo 131, 313 (314).
119
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (129); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 52, 1, S. 242. 120
Barbieri,
13 Schütz
Art. 52, S. 124; Muguillo/Lorente,
Art. 52, 1, S. 240.
El
er Teil: Der Scheck als
194
ittel
separates Schriftstück setzen zu können, ist bereits seit dem letzten Jahrhundert im argentinischen Scheckrecht anerkannt.121 Auf diesem Wege kann die Bürgschaftserklärung schon vor der Ausstellung und Begebung des Schecks abgegeben werden. Die Bürgschaftserklärung ist in diesem Fall aufschiebend bedingt und erst dann wirksam, wenn ein gültiger Scheck begeben worden ist. 122 Von Teilen der Lehre wird diese Möglichtkeit der Einräumung einer Scheckbürgschaft als mit den Grundsätzen des Scheckrechts für unvereinbar erklärt. Denn das Scheckrecht soll in erster Linie die Umlauffahigkeit des Schecks gewährleisten. Diese Umlauffähigkeit wird jedoch beeinträchtigt, wenn sich nicht alle Scheckrechte aus der Urkunde selbst oder aber zumindest einem Anhang der Urkunde ergeben. 123 Die Verpflichtungserklärung ist ferner als Bürgschaftserklärung zu kennzeichnen. Dies erfolgt durch den Zusatz "por aval" (als Scheckbürgschaft) oder einen gleichlautenden Vermerk. 124 Als gleichlautende Vermerke sind im Schrifttum "en garantia" (als Sicherheit) oder "avalista" (Bürge) anerkannt.125 Der Vermerk muß vom Scheckbürgen gemäß Art. 52 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. unterschrieben werden. 126 Darüber hinaus ist bei der Bürgschaftserklärung gemäß Art. 52 Abs. 1 Satz 3 N.L.Ch. sowie der Vorschrift 1.3.6. der Zentralbankverordnung A 2329 die Angabe des Namens, des Wohn- oder Geschäftssitzes sowie eines Identifikationsnachweises des Scheckbürgen erforderlich. 127 Das Erfordernis dieser zusätzlichen Angaben über die Person des Scheckbürgen sind dem deutschen Scheckrecht und auch dem Einheitlichen Scheckgesetz fremd. Der argentinische Gesetzgeber bezweckt mit diesen Angaben eine bessere Kontrolle über den Ablauf des Zahlungsverkehrs, um so Steuerhinterziehungen zu erschweren. 128 Sollte eine Scheckbürgschaft die genannten Angaben über den Scheckbürgen nicht enthalten, so sind nach einer Mindermeinung die Scheckbürgschaft sowie die nach m
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (140); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 52, 3, S. 244. 122
Muguillo/Lorente,
123
Barbieri,
Art. 52, 1, S. 243.
Art. 52, S. 124.
124
Barbieri, Art. 52, S. 125; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 52, 2, S. 243; Villegas, Tercera Parte, Art. 52, 52.2, S. 305. 125
Muguillo/Lorente, Art. 52, 1, S. 241; Villegas, Tercera Parte, Art. 52, 52.2, S. 305; derselbe in: La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo Vili, S. 68. 126
Barbieri, Art. 52, S. 125; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 52, 2, S. 243; Villegas, Tercera Parte, Art. 52, 52.2, S. 305. 127
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (129); Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 52, 1. 128
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (129); Barbieri, Art. 52, S. 125; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 52, 1, S. 243.
§
Einung
195
der Bürgschaftserklärung vorgenommenen Scheckbegebungen ungültig.129 Nach der herrschenden Meinung ist hingegen in einem solchen Fall sowohl der Scheck als auch die Scheckbürgschaft in vollem Umfang gültig. Begründet wird diese Ansicht zum einen damit, daß auch ein Indossament, welches die von der Zentralbank geforderten Angaben nicht enthält, auf die Wirksamkeit des Schecks keinen Einfluß hat. 130 Zum anderen spricht gegen eine Unwirksamkeit der Scheckbürgschaft auch die Regelung des Art. 40 N.L.Ch., wonach jeder, der einen Scheck mit seiner Unterschrift versehen hat, als Gesamtschuldner für die Einlösung des Schecks haftet. 131 Der herrschenden Meinung ist zuzustimmen. Denn mit der vom Gesetz gewollten Eigenschaft des Schecks als Umlaufpapier wäre es unvereinbar, wenn lediglich das Fehlen der von der Zentralbank aus steuerlichen Gründen verlangten Angaben über den Scheckbürgen zu einer Unwirksamkeit des Schecks führen würde. Dem Schutzinteresse des Verkehrs an einer uneingeschränkten Umlauffähigkeit des Schecks gebührt insoweit der Vorrang. Mit dieser Auslegung werden auch nicht die Interessen des Scheckbürgen in unzulässiger Weise beeinträchtigt. Denn dieser muß wissen, daß allein schon seine Unterschrift auf dem Papier genügt, um eine scheckrechtliche Haftung zu begründen. Die Formvorschriften werden teilweise durch unwiderlegliche Vermutungen ergänzt. So ist in der Verpflichtungserklärung grundsätzlich anzugeben, für wen die Bürgschaft geleistet wird. Fehlt jedoch eine solche Angabe, wie es in der Praxis häufig der Fall ist, gilt die Scheckbürgschaft nach Art. 52 Abs. 2 N.L.Ch. für den Aussteller. 132 Die unwiderlegliche Vermutung, nach der die bloße Unterschrift auf der Vorderseite des Schecks als Bürgschaftserklärung gilt, soweit es sich nicht um die Unterschrift des Ausstellers handelt, ist im deutschen Scheckrecht in Art. 26 Abs. 3 Scheckgesetz normiert. Das argentinische Scheckgesetz hat diesen Teil des Einheitlichen Scheckgesetzes nicht übernommen. Trotzdem besteht im Schrifttum weitgehend Einigkeit darüber, daß diese Vermutung auch im argentinischen Scheckrecht gilt. Im allgemeinen wird die Anwendbarkeit dieser Vermutung durch einen Verweis auf Art. 33 Abs. 3 des argentinischen Wechselgesetzes erreicht, der dieselbe Vermutung für eine bloße Unterschrift auf der Vorderseite eines Wechsels aufstellt. Die Vorschriften des Wechselgesetzes sind nach Art. 65 N.L.Ch. auch auf den
129
Muguillo/Lorente,
Art. 52, 1, S. 241.
130
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (140); Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VIII, S. 69. 131 132
Villegas,
La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo VIII, S. 69.
Barbieri, Art. 52, S. 125; Franza/Tomâ, Tercera Parte, Art. 52, Art. 52.4.
Parte Segunda, Art. 52, 1; Villegas,
er Teil: Der Scheck als
196
ittel
Scheck anwendbar, wenn das Scheckgesetz keine eigenen Regelungen enthält. 133
bb) Entstehung der Bürgschaftsverpflichtung Die Entstehung der Bürgschaftsverpflichtung wird dogmatisch in gleicher Weise wie die Entstehung der allgemeinen Scheckverpflichtung hergeleitet und begründet. 134 Dementsprechend wird auch die Entstehung der Bürgschaftsverpflichtung im argentinischen Scheckrecht anders begründet als im deutschen Scheckrecht.
(1) Deutsches Recht Wie die Haftung des Scheckbürgen aus seiner scheckrechtlichen Erklärung entsteht, wird im einzelnen von den Wertpapierrechtstheorien ebenso unterschiedlich beurteilt wie die Entstehung der allgemeinen Scheckverpflichtung. 135 Nach der heute ganz herrschenden Meinung setzt demnach eine wirksame Scheckbürgschaft neben der Skriptur auf dem Scheck noch einen Begebungsvertrag zwischen dem Bürgen und dem Bürgschaftsnehmer voraus. 136 Nach umstrittener Ansicht ist im deutschen Scheckrecht auch die unter Bedingung gestellte Bürgschaftserklärung wirksam. Die Umlauffähigkeit sei nämlich durch die Bedingung nicht beeinträchtigt, weil die formelle Legitimation durch die bedingte Bürgschaftserklärung nicht berührt würde. 137 Die Scheckbürgschaft ist ferner gemäß Art. 27 Abs. 2 Scheckgesetz auch formell akzessorisch. Die Scheckbürgschaft ist demnach in Deutschland nur gültig, wenn eine formell wirksame Scheckurkunde sowie eine formell verpflichtende Hauptunterschrift vorliegt. 138 Eine formell verpflichtende Erklärung des Hauptschuldners ist beispielsweise dann nicht gegeben, wenn eine Namensunterschrift i.S.d. § 126 133
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 117 (129); Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 52, 1, S. 242; derselbe in: Manual de derecho cambiario, Capitulo X, S. 16. 134
Erster Teil § 1 Π 1.
135
Zöllner,
§ 18 I 5.
136
Baumbach/Hefermehl, Art. 25 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. Art. 30 Wechselgesetz, Rdnr. 2 b; Bülow, Art. 26 Scheckgesetz, Rdnr. 1. 137 138
Bülow, Art. 26 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 31 Wechselgesetz, Rdnr. 4.
Baumbach/Hefermehl, Art. 27 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 32 Wechselgesetz, Rdnr. 2; Bülow, Art. 27 Scheckgesetz, Rdnr. 2.
§
Einung
197
BGB fehlt. Die Erklärung des Hauptschuldners braucht dagegen nicht auch materiell wirksam zu sein. Die Scheckbürgschaft ist daher auch dann wirksam, wenn der Hauptschuldner geschäftsunfähig, seine Unterschrift gefälscht oder aus einem sonstigen Grunde materiell unwirksam ist. 139
(2) Argentinisches Recht Im argentinischen Scheckrecht ist die Scheckbürgschaft im allgemeinen und damit auch die Bezogenenscheckbürgschaft des cheque de pago diferido eine einseitige und nicht empfangsbedürftige Willenserklärung, die nicht widerrufen werden kann. 140 Die Scheckbürgschaft erlangt ihre volle Wirksamkeit also bereits dann, wenn der Scheckbürge seine Bürgschaftserklärung auf die Urkunde gesetzt und diese anschließend in den Verkehr gebracht hat. 141 Die Wirksamkeit der Scheckbürgschaft kann des weiteren nicht von dem Eintritt einer Bedingung abhängig gemacht werden. Die Scheckbürgschaft kann also nur unbedingt eingeräumt werden. 142 In Übereinstimmung mit dem deutschen Scheckrecht ist auch in Argentinien die Scheckbürgschaft nach Art. 53 Abs. 1 Satz 2 N.L.Ch. formell akzessorisch (formalmente accesoria).143 Die argentinische Scheckbürgschaft setzt somit gleichfalls voraus, daß die scheckrechtliche Verpflichtung des Hauptschuldners lediglich in formeller Hinsicht wirksam ist. 144 Die materielle Wirksamkeit der Verpflichtung des Hauptschuldners ist dagegen nicht erforderlich. 145 So ist die die Scheckbürgschaft beispielsweise auch im argentinischen Recht dann wirksam entstanden, wenn die Unterschrift des Hauptschuldners gefälscht worden ist. 146
139 Baumbach/Hefermehl, setz, Rdnr. 2.
Art. 27 Scheckgesetz, Rdnr. 1 i.V.m. Art. 32 Wechselge-
140
Alegria, El aval, Capitulo II, § 7, S. 81; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 234; Muguillo/Lorente, Art. 51, S. 236; Villegas, Tercera Parte, Art. 51, 51.4, S. 303. 141
Barbieri,
142
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 238.
Art. 51, S. 121; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 234.
143
Alegria, El aval, Capitulo II, § 7, S. 81; Barbieri, Art. 51, S. 121; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 234; Muguillo/Lorente, 2, Art. 51, S. 237. 144
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 236.
145
Muguillo/Lorente,
146
CNCom., Sala A, 24.2.82, La Ley 1984, Tomo C, 131 (132).
Art. 53, 3, S. 247.
er Teil: Der Scheck als
198
ittel
cc) Inhalt und Umfang der Bürgschaftsverpflichtung Der Scheckbürge haftet grundsätzlich nach Art. 53 Abs. 1 Satz 1 N.L.Ch. in der gleichen Weise wie derjenige, für den er sich verbürgt hat. Nach Art. 51 Abs. 1 a.E. N.L.Ch. besteht für den Scheckbürgen jedoch die Möglichkeit, seine Haftung auf einen Teil der Schecksumme zu beschränken. 147 Die Inanspruchnahme eines Scheckbürgen ist nur bei Vorliegen der Rückgriffsvoraussetzungen möglich.148 Die Scheckbürgschaft ist eine selbständige und vom Bestehen der Hauptschuld unabhängige Verpflichtungserklärung auf dem Scheck.149 Einwendungen aus der Person des Hauptschuldners kann der Scheckbürge, abgesehen von dem Einwand des Formfehlers 150, nicht mit Erfolg geltend machen.151 Da der Scheckbürge nach Art. 40 Abs. 1 N.L.Ch. mit den übrigen Scheckverpflichteten als Gesamtschuldner haftet, steht ihm auch nicht die Einrede der Vorausklage zu. 152 Wenn der Scheckbürge den Scheck bezahlt, erwirbt er nach Art. 53 Abs. 2 N.L.Ch. die Rechte aus dem Scheck, und zwar einmal gegen denjenigen, für den er sich verbürgt hat, zum anderen gegen alle diejenigen, die dem Hauptschuldner scheckmäßig haften. 153
II. Vorlegung Der cheque de pago diferido ist an dem auf der Urkunde angegebenen Tag zur Einlösung vorzulegen. Nach Art. 54 Abs. 4 N.L.Ch. kann ein cheque de pago diferido auch dann zur Einlösung vorgelegt werden, wenn der Aussteller nach der Scheckbegebung in Konkurs gefallen, geschäftsunfähig geworden oder gestorben ist. Die Vorlage des cheque de pago diferido zur Einlösung setzt auch in diesen Fällen nicht voraus, daß der cheque de pago diferido
147
Barbieri, Art. 51, S. 123; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 51, 3; Villegas, Tercera Parte, Art. 51, 51.5. 148 Barbieri, Art. 53, S. 126; Franza/Tomà, Art. 53, 1, S. 245.
Parte Segunda, 1; Muguillo/Lorente,
149
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 237; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 51, 51.4, S. 304. 150
Vgl. Zweiter Teil § 4 I 2 c bb.
151
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 238.
152
Barbieri,
153
Art. 53, 2;
Art. 53, S. 126; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 51, 2, S. 238.
Barbieri, Art. 53, S. 126; Franza/Tomà, Tercera Parte, Art. 53, 53.2.
Parte Segunda, Art. 53, 1; Villegas,
§
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199
zuvor registriert worden ist. 154 Diese Vorschrift ist erst seit dem 13. Januar 1997 Bestandteil des argentinischen Scheckgesetzes.155 Sie wird ergänzt durch den ebenfalls neugefaßten Art. 23 N.L.Ch., der die Vorlage eines cheque posdatado in den oben genannten Fällen ausdrücklich untersagt. Die Aufnahme dieser neuen Vorschriften in das Scheckgesetz stellt einmal mehr den Versuch des argentinischen Gesetzgebers dar, die Akzeptanz des cheque de pago diferido in der Praxis zu fördern und gleichzeitig die Stellung des Inhabers eines in der Praxis unverändert weit verbreiteten cheque posdatado zu schwächen. Daß auch der argentinische Gesetzgeber nicht umhin kommt, die ungebrochen starke Verbreitung des cheque posdatado in der Praxis zu berücksichtigen, ist daran zu erkennen, daß die den cheque posdatado betreffende Vorschrift des Art. 23 N.L.Ch. in ihrer, die Stellung des Inhabers eines solchen Schecks weiter einschränkenden Neufassung erst am 13. Januar 1998 in Kraft treten wird. Auf diese Art und Weise soll der Praxis genügend Zeit gegeben werden, sich auf die neue Rechtslage einstellen zu können.156
III. Zahlung Die Zahlung des cheque de pago diferido setzt eine zur Einlösung ausreichende Deckung auf dem Konto des Ausstellers voraus. 157 Auch ein zuvor von dem bezogenen Finanzinstitut registrierter cheque de pago diferido wird bei seiner Fälligkeit nur eingelöst, wenn das Konto des Ausstellers über eine ausreichende Deckung verfügt. Denn die vorherige Registrierung des cheque de diferido begründet noch keine Einlösungverpflichtung des bezogenen Finanzinstituts.158Die Zahlung eines cheque de pago diferido unterscheidet sich demnach nicht weiter von der Zahlung eines cheque comùn.159
154 Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 17. 155
Boletin Oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
156
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin Oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3. 157
Antecedentes Parlamentarios, S. 179; Franza/Tomâ, S. 38; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.2, S. 325. 158
Vgl. Zweiter Teil § 4 I 2 a.
159
Vgl. Erster Teil § 3 ΠΙ.
Parte Primera, § 1 II e,
er Teil: Der Scheck als
200
ittel
§ 5 Rückgriff Während beim cheque comùn nur ein Rückgriff mangels Zahlung in Betracht kommt, gibt es beim cheque de pago diferido darüber hinaus noch den Rückgriff wegen der Verweigerung der Registrierung durch das bezogene Finanzinstitut.160
I. Rückgriff wegen der Verweigerung der Registrierung Die Möglichkeit des Inhabers eines cheque de pago diferido, wegen der Verweigerung der Registrierung die Scheckverpflichteten im Wege des Rückgriffs in Anspruch nehmen zu können, ist in Art. 57 Abs. 2 N.L.Ch. geregelt. Nach dieser Vorschrift hat die Verweigerung der Registrierung die Wirkung eines Protestes. Die den Rückgriff mangels Zahlung regelnden Artt. 38ff. N.L.Ch. finden entsprechende Anwendung.161 So ist der Inhaber des cheque de pago diferido auch zur Vornahme der in Art. 39 N.L.Ch. näher geregelten Benachrichtigung seines unmittelbaren Vormannes und Ausstellers verpflichtet. 162 Die zur Verweigerung der Registrierung führenden Gründe sind nur zum Teil ausdrücklich als solche im Gesetz benannt. Die übrigen Verweigerungsgründe werden von dem Schrifttum aus dem dem Sinn und Zweck der Registrierung hergeleitet. 163
1. Benannte Verweigerungsgründe Das Scheckgesetz nennt in seinen Vorschriften über den cheque de pago diferido drei Gründe, die zur Verweigerung der Registrierung dieses Schecks führen.
160
Barbieri, Art. 57, S. 137; Franza/Tomà , Parte Segunda, Art. 57, 3, S. 169; Giraldi/ Gómez Leo, El Derecho 1995, Tomo 164, 917 (918); Muguillo/Lorente, Art. 57, 1, S. 271; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.4. 161
Barbieri,
Art. 57, S. 139; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 57, 3, S. 269.
162
Barbieri, Art. 53, S. 137; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 57, 3, S. 269; Muguillo/Lorente, Art. 57, 1, S. 271; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.4 und 57.5. 163
Villegas,
Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 344f.
§
Rückgriff
201
a) Formale Mängel der Urkunde Ein von dem Scheckgesetz in Art. 55 N.L.Ch. ausdrücklich benannter Grund zur Verweigerung der Registrierung sind formale Mängel (defectos formales) der Urkunde. 164 Eine Definition des Begriffs "defectos formales" enthält das Scheckgesetz jedoch nicht. 165 Im allgemeinen wird unter diesem Begriff das Fehlen eines in Art. 54 Abs. 3 N.L.Ch. genannten notwendigen Bestandteils eines cheque de pago diferido verstanden.166 Damit nicht sofort jeglicher formaler Mangel der Scheckurkunde unweigerlich zu einer endgültigen Registrierungsverweigerung führt, ermächtigt das Scheckgesetz in Art. 55 N.L.Ch. die Zentralbank, die Voraussetzungen in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht zu schaffen, die es dem bezogenen Finanzinstitut ermöglichen, vor der Registrierungsverweigerung mit dem Aussteller Kontakt aufzunehmen und ihm die Möglichkeit einzuräumen, den formalen Mangel zu beheben.167 Eine entsprechende Verordnung zu diesem sogenannten System der "präventiven Einbehaltung" (retención preventiva) ist von der argentinischen Zentralbank bis jetzt noch nicht erlassen worden. 168 Der die "präventive Einbehaltung" regelnde Teil des Art. 55 N.L.Ch. wird im Schrifttum aus verschiedenen Gründen kritisiert. Zum einen wird bemängelt, daß die Regelungen über die "präventive Einbehaltung" eines einen Formmangel aufweisenden cheque de pago diferido nicht unmittelbar durch das Scheckgesetz selbst verbindlich angeordnet werden, sondern erst der Erlaß einer entsprechenden Verordnung durch die Zentralbank erforderlich ist. 169 Von anderen wird die Einrichtung einer "präventiven Einbehaltung" an sich in Frage gestellt. Eine derartige Einrichtung würde zu einem unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand führen. Vorzugswürdiger sei nach dieser Ansicht, die Registrierung eines formal mangelhaften cheque de pago diferido von vornherein endgültig zu verweigern. 170 Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß die Behebung eines formalen Mangels durch den Aussteller in der Regel weniger Aufwand bedeutet als die 164
Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 57, 2, S. 268; Muguillo/Lorente, S. 271; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 345.
Art. 57, 1,
165
Gómez Leo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo V, 45, S. 30; Villegas, Tercera Parte, Art. 55, 55.1. 166
Villegas,
Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 345.
167
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 55, 1, S. 165; Muguillo/Lorente, S. 264; Villegas, Tercera Parte, Art. 55, 55.2, S. 338. 168
Barbieri, Art. 55, S. 133; Giraldi, Art. 55, 2, S. 263.
Art. 55, 1,
Art. 55, S. 55; GómezLeo, Parte Segunda,
169
Villegas,
Tercera Parte, Art 55, 55.2, S. 339.
170
Barbieri,
Art. 55, S. 133f.
202
er Teil: Der Scheck als
ittel
endgültige Verweigerung der Registrierung sowie die damit im Zuge des Rückgriffs verbundenen Konsequenzen.
b) Überschreitung
des Ausstellungslimits
Aus Art. 59 Abs. 2 N.L.Ch., zuletzt in seinem Wortlaut durch das Gesetz 24.760 geändert, ergibt sich nach der überwiegenden Ansicht im Schrifttum, daß die Registrierung eines cheque de pago diferido dann zu verweigern ist, wenn der Aussteller ein mit dem bezogenen Finanzinstitut vereinbartes Limit zur Ausstellung dieser Schecks überschritten hat. 171 Denn der cheque de pago diferido soll nach den Vorgaben der Zentralbank nur im Rahmen der jeweiligen Kreditfähigkeit eines Kunden als Kreditmittel genutzt werden dürfen, um auf diesem Wege mißbräuchlichen Kreditinanspruchnahmen, die das Vertrauen des Marktes in das neue Kreditmittel erschüttern könnten, vorzubeugen.172
c) Schließung des Ausstellerkontos Nach Art. 60 Abs. 1 N.L.Ch. hindert auch die Schließung des Kontos des Ausstellers die Registrierung eines cheque de pago diferido. 173 Ursprünglich konnten nach dem neuen Scheckgesetz ein cheque de pago diferido und ein cheque comùn nicht auf dasselbe Konto gezogen werden. Wollte ein Kunde also beide Scheckformen nutzen, benötigte er dazu zwei verschiedene Konten.174 Der damit verbundene Verwaltungsaufwand war für die meisten Banken ein Grund, den cheque de pago diferido nicht ihren Kunden anzubieten. Seit der Änderung des Scheckgesetzes durch das Gesetz 24.760 können ein cheque de pago diferido und ein cheque de comùn - wie auch in Uruguay 175 - auf dasselbe Konto gezogen werden. 176 171
Gómez Leo, Parte Segunda, 2, S. 269; Muguillo/Lorente, Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.2, S. 345.
Art. 57, 1, S. 272;
172
Gómez Leo, Reglamentación de la cuenta corriente bancaria, Parte Segunda, 1.3.7, S. 45; Villegas, La reglamentación de la ley de cheques, Capitulo IX, 2, S. 72. 173
Barbieri, Art. 60, S. 143; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 57, 2, S. 269; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 345. 174
Franza/Tomà, Parte Primera, § 1 Π e, S. 37; GómezLeo, Homenaje a Raymundo L. Fernandez, Capitulo I, 3, S. 3; Villegas, Tercera Parte, Art. 60, 60.1, S. 358. 175 Antecedentes Parlamentarios, S. 173f.; Villegas, S. 311. 176
Tercera Parte, Art. 54, 54.1,
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3.
§
203
Rückgriff
Die Zahlung eines schon registrierten, aber noch nicht eingelösten cheque de pago diferido wird jedoch durch die Schließung des Ausstellerkontos nicht berührt. Der Aussteller eines bereits registrierten cheque de pago diferido ist auch nach der Schließung seines Kontos verpflichtet, bei Fälligkeit ein zur Einlösung ausreichendes Guthaben zur Verfügung zu stellen.177
2. Sonstige Verweigerungsgründe Die sonstigen Verweigerungsgründe werden nicht als solche vom Scheckgesetz benannt. Sie werden von der Lehre vielmehr aus den nach Art. 58 Abs. 2 N.L.Ch. auch für den cheque de pago diferdo geltenden Vorschriften über den cheque comùn hergeleitet. 178 So ist die Registrierung regelmäßig in den Fällen zu verweigern, in denen der Bezogene einen cheque comùn nicht hätte einlösen dürfen 179 oder aber für die Folgen einer trotzdem vorgenommenen Einlösung haftet. 180 Einer abschließenden Aufzählung entziehen sich die sonstigen Verweigerungsgründe jedoch, so daß es entscheidend auf die jeweiligen Umstände des Einzelfalles ankommt.
a) Verlustmeldung Wird dem bezogenen Finanzinstitut von dem Kontoinhaber nach Art. 5 N.L.Ch. das Abhandenkommen eines Scheckvordrucks oder eines schon begebenen cheque de pago diferido mitgeteilt, darf die Registrierung nicht vorgenommen werden. 181
b) Abweichung der Ausstellerunterschrift Das bezogene Finanzinstitut hat die Registrierung eines vorgelegten cheque de pago diferido des weiteren dann zu verweigern, wenn die Unterschrift des 177
Barbieri, Art. 60, S. 143; GómezLeo, Art. 60, 1, S. 274; Villegas, Parte, Art. 60, 60.3. 178
Muguillo/Lorente, S. 345.
Art. 57, 1, S. 270; Villegas,
179
Vgl. Erster Teil § 3 III b aa.
180
Vgl. Erster Teil § 3 III 3 b bb.
181
Tercera
Tercera Parte, Art. 57, 57.3,
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (275); Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 345.
er Teil: Der Scheck als
204
ittel
Ausstellers auf der Urkunde von der bei dem Bezogenen hinterlegten Unterschriftsprobe mehr als nur unwesentlich i.S.d. Art. 36 Abs. 2 N.L.Ch. abweicht.182
c) Unzulässiger Scheckvordruck Ferner ist die Registrierung dann zu verweigern, wenn der vorgelegte cheque de pago diferido nicht nach Art. 4 N.L.Ch. auf einem Scheckvordruck des bezogenen Finanzinstituts ausgestellt ist. 183 Dies gilt auch, wenn es sich zwar um einen Scheckvordruck des Bezogenen handelt, dieser aber nicht an den Inhaber des bezogenen Kontos bzw. dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden ist. 184
d) Streichungen und Radierungen auf der Urkunde Schließlich darf eine Registrierung dann nicht vorgenommen werden, wenn deutlich sichtbare Anhaltspunkte dafür bestehen, daß der ursprüngliche Text der Scheckurkunde nach seiner Begebung verfälscht worden ist. Solche Anhaltspunkte liegen insbesondere immer dann vor, wenn auf der Urkunde Streichungen oder Radierungen zu erkennen sind.185
I I . Rückgriff mangels Zahlung Der Rückgriff mangels Zahlung des cheque de pago diferido entspricht dem Rückgriff beim cheque comün.186 Nach § 58 Abs. 2 N.L.Ch. finden die allgemeinen Vorschriften der Artt. 38 bis 43 N.L.Ch. über den Rückgriff mangels Zahlung auch auf den cheque de pago diferido Anwendung.187 182 Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (275); GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 20; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 345. 183
Villegas,
184
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (275).
185
Villegas,
186
Erster Teil § 4.
187
Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 346. Tercera Parte, Art. 57, 57.3, S. 346.
Franza/Tomâ, Art. 62, 4.
Parte Segunda, Art. 58, 2, S. 171; GómezLeo, Parte Segunda,
§
Rückgriff
205
III. Sanktionen In erster Linie bewirkt die Registrierungsverweigerung wie die Einlösungsverweigerung eines cheque de pago diferido, daß der Scheckinhaber die Scheckverpflichteten im Wege des Rückgriffs in Anspruch nehmen kann. Um eine ordnungsgemäße Handhabung des cheque de pago diferido in der Praxis zu gewährleisten, hat jedoch die Registrierungsverweigerung wie die Einlösungsverweigerung darüber hinaus sowohl für den Aussteller als auch für das bezogene Finanzinstitut dieselben Folgen wie die Verweigerung der Einlösung eines cheque comùn mangels Deckung.188 Den Aussteller eines trotz entsprechender Vorlage nicht registrierten 189 oder eingelösten190 cheque de pago diferido trifft somit eine Geldstrafe in Höhe von vier Prozent der Schecksumme, bei einem Mindestbetrag von 100 Pesos und einem Höchstbetrag von 50.000 Pesos, wobei die Strafe um 50 % ermäßigt wird, wenn der Aussteller den cheque de pago diferido innerhalb einer Frist von 30 Tagen seit der Benachrichtigung durch den Bezogenen von der Nichtregistrierung bzw. Nichteinlösung widerruft. Zahlt der Aussteller die Geldstrafe nicht innerhalb von 30 Tagen, ist auch hier das bezogene Finanzinstitut zur Schließung des bezogenen Kontos verpflichtet. 191 Das bezogene Finanzinstitut hat seinerseits, neben dem Inhaber des bezogenen Kontos und den Scheckeinreicher auch die argentinische Zentralbank über die Registrierungsverweigerungbzw. Nichteinlösung zu informieren. 192 Sollte das bezogene Finanzinstitut der Anordnung der Kontenschließung durch die Zentralbank nicht nachkommen, kann gegen das Finanzinstitut schließlich eine Geldstrafe verhängt werden, deren Tagessatz mindestens 500 Pesos und höchstens 15.000 Pesos betragen kann. Zudem haftet das bezogene Finanzinstitut als Gesamtschuldner bis zu einem Höchstbetrag von 30.000 Pesos für die Zahlung jedes weiteren cheque de pago diferido, welcher auf das entgegen der Anordnung der Zentralbank nocht nicht geschlossenen Kontos gezogen ist. 193
188
Vgl. Erster Teil § 4 ΠΙ.
189
Barbieri, Art. 57, S. 137; Gómez Leo, Parte Segunda, Art. 57, 3, S. 269; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.7. 190 Franza/Tomâ, Art. 62, 4. 191
Villegas,
Parte Segunda, Art. 62, 3, S. 183; GómezLeo, Parte Segunda,
Tercera Parte, Art. 57, 57.7.
192
Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 62, 3, S. 184; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 57, 3, S. 269; Villegas, Tercera Parte, Art. 57, 57.6. 193
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; GómezLeo, Parte Segunda, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 22. 14 Schütz
er Teil: Der Scheck als
206
ittel
§ 6 Vergleich des cheque de pago diferido mit den anderen Kreditmitteln des argentinischen Wertpapierrechts Neben dem cheque de pago diferido gibt es im argentinischen Wertpapierrecht mit dem Wechsel (letra de cambio) und dem in der kaufmännischen Praxis Argentiniens weit verbreiteten pagaré (eigener Wechsel) noch weitere Kreditmittel.
I. Wechsel Dem argentinische Wechselgesetz - Dekretgesetz 5965 - aus dem Jahre 1963 diente - ähnlich wie bei dem argentinischen Scheckgesetz aus demselben Jahr - das Genfer Abkommen über das Einheitliche Wechselgesetz als Vorlage. 194 Dementsprechend stimmen die gesetzlichen Regelungen des deutschen und des argentinischen Wechselgesetzes zu großen Teilen überein. Im Unterschied zu Deutschland195 spielt jedoch der Wechsel in der kaufmännischen Praxis Argentiniens196 eine völlig unbedeutende Rolle. Lediglich im Außenhandel wird der Wechsel in geringem Umfang verwendet. In der argentinischen Provinz hingegen ist der Wechsel völlig unbekannt. Gemeinsam ist dem cheque de pago diferido und dem Wechsel zunächst, daß alle Unterzeichner des Papiers gesamtschuldnerisch für dessen Zahlung haften. 197 Des weiteren besteht die Verpflichtung aus dem Wechsel und dem cheque de pago diferido jeweils unabhängig von der Wirksamkeit des der Begebung des Papiers zu Grunde liegenden Kausalgeschäfts. 198 Der wesentliche Unterschied zwischen Wechsel und cheque de pago diferido ist darin zu sehen, daß nur der Wechsel angenommen werden kann. Der Bezogene eines Wechsels wird durch sein Akzept selbst aus dem Papier verpflichtet. 199 Der Bezogene des cheque de pago diferido hat grundsätzlich nur die Funktion einer Zahlstelle, die von dem Aussteller angewiesen wird, den rechtzeitig vorgelegten Scheck an den formell legitimierten Inhaber auszuzahlen.200 Eine eigene scheckrechtliche Verpflichtung des Bezogenen wird beim cheque de pago 194
Legón, Capitulo Π, 12, S. 30.
195
Baumbach/Hefermehl,
196
Giraldi,
Einleitung Art. 75 Wechselgesetz, Rdnr. 3; Zöllner, § 11 I.
Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 53, S. 160.
197
Fontanarossa, Capitulo I, 5, S. 21; Legón, Capitulo II, 26, S. 62.
198
Fontanarossa, Capitulo I, 5, S. 21; Legón, Capitulo Π, 10, S. 29.
199
Fontanarossa, Capitulo I, 5, S. 21; Legón, Capitulo IV, 45, S. 107; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.9, S. 335. 200
Villegas,
Tercera Parte, Art. 54, 54.9, S. 335.
§ 6 Vergleich des cheque de pago diferido mit anderen Kreditmitteln
207
diferido nur dann begründet, wenn der Bezogene sich auf dem Papier nach Art. 54 Abs. 2 N.L.Ch. als Scheckbürge verpflichtet. 201 Zudem kann beim cheque de pago diferido Bezogener immer nur ein Finanzinstitut sein, wohingegen ein Wechsel grundsätzlich auf jede beliebige Person gezogen werden kann. 202 Im Unterschied zum cheque de pago diferido kann der Wechsel nach Art. 1 Nr. 6 Dekretgesetz 5965 aus dem Jahre 1963 nicht auf den Inhaber ausgestellt werden. 203 Die Ausstellung als Inhaberpapier wird beim cheque de pago diferido dagegen nach Art. 54 Abs. 3 Nr. 6 N.L.Ch. ausdrücklich zugelassen.204 Schließlich sieht das neue Scheckgesetz seit seiner letzten Änderung im Januar 1997 für den cheque de pago diferido nach Art. 54 Abs. 3 Nr. 4 N.L.Ch. eine schon im Zeitpunkt der Ausstellung bestimmte Laufzeit vor. Danach kann die Verfallzeit entweder mit einem bestimmten Tag (a un dia fijo) angegeben werden oder aber die Urkunde lautet auf eine bestimmte Zeit nach der Ausstellung (a un determinado tiempo de la fecha). 205 Dagegen kann der Wechsel darüber hinaus noch gemäß Art. 35 Dekretgesetz 5965/63 als Sichtwechsel (a la vista) und als Nachsichtwechsel (a un determinado tiempo vista) ausgestellt werden. 206
II. Pagaré Der pagaré (zu deutsch "ich werde zahlen") ist ein eigener Wechsel, dessen Aussteller für die Zahlung der Wechselsumme haftet. Mangels Angabe eines Bezogenen kann der pagaré nicht wie der Wechsel angenommen werden. 207 Der pagaré wird in der Terminologie des argentinischen Wertpapierrechts auch "vale" genannt, obgleich in der Praxis allein die Bezeichnung "pagaré" gebräuchlich ist. 208 Geregelt ist der pagaré in den Artt. 101 bis 104 des argentinischen Wechselgesetzes, also dem Dekretgesetz 5965 aus dem Jahre
201
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, S. 255 (276); GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 3, S. 256. 202
Fontanarossa, Capitulo I, 5, S. 22; Muguillo/Lorente,
203
Legón, Capitulo II, 21, S. 51; Muguillo/Lorente,
Art. 54, 6.
Art. 54, 6.
204
Barbieri, Art. 54, S. 131; Franza/Tomâ, Parte Segunda, Art. 54, 8, S. 163; GómezLeo, Parte Segunda, Art. 54, 5, S. 259; Villegas , Tercera Parte, Art. 54, 54.1, S. 315. 205
Boletin oficial de la Repùblica Argentina, Nr. 28.562, Primera sección, S. 3; Gómez Leo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 16. 206
Fontanarossa, Capitulo I, 5, S. 23; Legón, Capitulo II, 19, S. 46.
207
Legón, Capitulo XV, 149, S. 339.
208
Legón, Capitulo XV, 144, S. 330.
er Teil: Der Scheck als
208
ittel
1963. 209 Während der eigene Wechsel in Deutschland210 nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist der pagaré in der argentinischen Praxis 211 weit verbreitet. Der pagaré wird im argentinischen Schrifttum einhellig als das Kreditmittel bezeichnet, welches seiner Struktur nach dem neuen cheque de pago diferido am nächsten kommt. 212 Teilweise wird im Schrifttum sogar die Ansicht vertreten, daß die Einordnung des cheque de pago diferido als Scheck dem Wesen dieses neuen Kreditmittels nicht gerecht werde. Seiner konstruktiven Ausgestaltung nach wäre vielmehr die Bezeichnung "pagaré bancario" (Bankpagaré) für den cheque de pago diferido angebrachter. 213 Tatsächlich bestehen jedoch trotz aller Gemeinsamkeiten auch wichtige Unterschiede zwischen pagaré und cheque de pago diferido. So kann der cheque de pago diferido im Unterschied zum pagaré auch auf den Inhaber ausgestellt werden. 214 Der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Kreditmitteln ist jedoch darin zu sehen, daß sich bei dem cheque de pago diferido der Aussteller nicht zu einer unmittelbaren und persönlichen Einlösung am Verfalltag verpflichtet, sondern sich dazu vielmehr eines Finanzinstitutes bedient.215 Auch in steuerlicher Hinsicht werden pagaré und cheque de pago diferido unterschiedlich behandelt. Denn während die Ausstellung eines pagaré in den meisten Teilen Argentiniens steuerpflichtig ist, unterliegt die Ausstellung eines cheque de pago diferido in ganz Argentinien keiner Steuerpflicht. Schließlich gibt es beim pagaré auch kein Verfahren, welches mit der Registrierung eines cheque de pago diferido verglichen werden könne. Vielmehr kann sich nach der jetzigen Gesetzeslage allein der Inhaber eines cheque de pago diferido auf diesem Wege bereits vor Fälligkeit die formelle Ordnungsmäßigkeit des Kreditmittels bestätigen lassen.216 209
Legón, Capitulo XV, 144, S. 331.
210
Baumbach/Hefermehl, § 24 II.
Einleitung Art. 75 Wechselgesetz, Rdnr. 3; Zöllner,
211
Antecedentes Parlamentarios, Rdnr. 121; Giraldi, Cuenta corriente bancaria y cheque, Capitulo VI, § 53, S. 160; Legón, Capitulo XV, 144, S. 329; Muguillo/ Lor ente, Art. 54, 7, S. 260. 212 Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (261); Giraldi, Art. 54, S. 53; Muguillo/Lorente, Art. 54,6; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.9, S. 335. 213
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (261); Muguillo/Lorente, Art. 54, 6. 214
Muguillo/Lorente,
215
Villegas,
216
Art. 54, 6.
Tercera Parte, Art. 54, 54.9, S. 335.
Barbieri, Art. 54, S. 131; Gomez Leo, La Ley vom 8.4.1997, 1 (3); derselbe in: Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 20; Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.9, S. 335.
Ergebnis Die Unterschiede zwischen dem argentinischen Scheckrecht und dem deutschen Scheckrecht ergeben sich aus abweichenden gesetzlichen Regelungen und insbesondere auch aus der teilweise grundverschiedenen Nutzung des Schecks in der Praxis der beiden Länder. So ist in dem argentinischen wie in dem deutschen Scheckgesetz neben Rektascheck und Orderscheck auch der Inhaberscheck geregelt. Doch ist der Inhaberscheck in Argentinien im Gegensatz zu der deutschen Scheckrechtspraxis kaum verbreitet. Ferner sind die Formerfordernisse im argentinischen Scheckrecht deutlich umfangreicher geregelt als im deutschen Scheckrecht. Dabei finden sich die Formerfordernisse nicht nur im argentinischen Scheckgesetz, sondern zu einem großen Teil auch in den Verordnungen der argentinischen Zentralbank. Die Entstehung der Scheckverpflichtung wird in beiden Rechtskreisen unterschiedlich begründet. Nach der mittlerweile im deutschen Scheckrecht ganz herrschenden Meinung entsteht die scheckrechtliche Verpflichtung aufgrund der Skriptur auf der Urkunde sowie eines Begebungsvertrages zwischen Scheckgeber und Schecknehmer. Auch im argentinischen Scheckrecht setzt die Entstehung der Scheckverpflichtung einen Skripturakt sowie das Inumlaufsetzen des Schecks voraus. Doch ist die Konstruktion eines BegebungsVertrages dem argentinischen Scheckrecht fremd. Der argentinischen Scheckrechtsdogmatik zufolge liegt der Scheckverpflichtung vielmehr ein unbedingtes und unwiderrufliches Zahlungsversprechen des Scheckgebers in Form einer nicht empfangsbedürftigen Willenserklärung zu Grunde. In Übereinstimung mit dem deutschen Scheckrecht besteht nach der herrschenden Meinung im argentinischen Scheckrecht grundsätzlich keine Einlösungsverpflichtung der bezogenen Bank gegenüber dem Scheckinhaber. Die Vorlegungsfristen sind mit 30 Tagen für innerhalb Argentiniens sowie mit 60 Tagen für außerhalb des Landes ausgestellte Schecks im allgemeinen wesentlich länger als in Deutschland.1 Ferner ist im argentinischen Scheckrecht die Zahlung an einen Nichtberechtigten ausdrücklich in den Artt. 34 bis 37 1
GómezLeo, Parte Segunda, Art. 25, 1, S. 124f.; Muguillo/Lorente, Art. 25, 1, S. 140; Villegas, Tercera Parte, Art. 25, 25.3. Das deutsche Scheckrecht sieht nur dann eine längere Vorlegungsfrist als das argentinische Scheckrecht vor, wenn sich Ausstellungsort und Zahlungsort in unterschiedlichenErdteilen befinden. In diesem Fall beträgt die Vorlegungsfrist nach Art. 29 Abs. 2 Scheckgesetz 70 Tage.
210
Ergebnis
N.L.Ch. geregelt. Das deutsche Scheckgesetz hingegen enthält hinsichtlich der Einlösung des Schecks durch einen Nichtberechtigten keine Regelungen. Die Folgen der Einlösung eines Schecks durch einen Nichtberechtigten sind vielmehr in den Bedingungen für den Scheckverkehr geregelt. Das argentinische Scheckgesetz kennt des weiteren eine Vielzahl scheckrechtlicher Sonderformen, die es im deutschen Scheckrecht nicht gibt. Neben den auch im Einheitlichen Scheckgesetz geregelten Gekreuzten Schecks gibt es im argentinischen Scheckrecht noch den sogenanten Tilgungscheck, den Scheck mit der Klausel "no négociable" sowie den bestätigten Scheck. Auch der Scheckwiderruf ist in beiden Rechtskreisen unterschiedlich geregelt. Denn im argentinischen Scheckrecht ist ein Scheckwiderruf innerhalb der Vorlegungsfrist grundsätzlich unbeachtlich. Beachtlich ist der Scheckwiderruf nur innerhalb einer zweiten Frist, die in ihrer Dauer der Vorlegungsfrist entspricht und die sich unmittelbar an diese anschließt. Nach Ablauf dieser zweiten Frist ist die bezogene Bank verpflichtet, einen vorgelegten Scheck nicht mehr einzulösen. Im deutschen Scheckrecht ist die bezogene Bank regelmäßig aus dem Scheckvertrag verpflichtet, schon während der Vorlegungsfrist einen Scheckwiderruf zu beachten. Eine Ausschlußfrist, nach deren Ablauf der bezogenen Bank die Einlösung vorgelegter Schecks untersagt ist, kennt das deutsche Scheckrecht nicht. Schließlich enthält das deutsche Scheckrecht im Unterschied zum argentinischen Scheckrecht keine Sanktionen in Form von Geldstrafen oder Kontenschließungen für den Fall der Nichteinlösung eines Schecks aufgrund eines formalen Mangels oder fehlender Deckung. Das argentinische Scheckgesetz ist im Gegensatz zum deutschen Scheckgesetz durch die Übernahme verschiedener gesetzlicher Regelungen anderer Länder gekennzeichnet. Die meisten eigenen, ursprünglich im Código de Comercio geregelten gesetzlichen Vorschriften wurden durch die Übernahme fremder Regelungen verdrängt. Dies gilt insbesondere für das Einheitliche Scheckgesetz, welches im Jahre 1963 von dem argentinischen Gesetzgeber zu großen Teilen übernommen wurde.2 Darüber hinaus haben jedoch auch das Scheckrecht der Vereinigten Staaten3 und des Nachbarlandes Uruguay4 die Entwicklung des argentinischen Scheckrechts bis in die jüngste Zeit hinein nachhaltig beeinflußt. Diese in großem Maße durchgeführte Übernahme fremder gesetzlicher Regelungssysteme hat in Argentinien dazu geführt, daß 2
Barbieri, Introdución b, S. 20; Fontanarossa, Primera Parte, Capitulo III, 2.2. 3
Fontanarossa, S. 282. 4
Capitulo VIII, 79, S. 172; Giraldi,
Capitulo I, 2, S. 15; Villegas, Ley de cheque, Art. 48, § 1,
Alegria, Revista de derecho privado y comunitario 1996, Tomo 9, 255 (259); GómezLeo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1104); Villegas, Tercera Parte, Art. 54, 54.1, S. 312.
Ergebnis die Scheckrechtspraxis zum Teil den Regelungen des Scheckgesetzes nicht entspricht. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die in der argentinischen Scheckrechtspraxis schon immer verbreitete, von dem Scheckgesetz aber nicht näher geregelte Verwendung des Schecks als Kreditmittel in der Form des cheque posdatado zu nennen.5 Der im Jahre 1995 durch den Erlaß eines neuen Scheckgesetzes unternommene Versuch des argentinischen Gesetzgebers, mit der Schaffung des cheque de pago diferido, der Verwendung des Schecks als Kreditmittel eine rechtliche Grundlage zu geben, ist gescheitert. Der cheque de pago diferido in seiner ursprünglichen Ausgestaltung aus dem Jahre 1995 ist von der Praxis nicht angenommen worden. Vielmehr wurde der cheque posdatado auch nach Erlaß des neuen Scheckgesetzes in gleichem Maße als Kreditmittel weiter verwendet.6 Ob daran die durch das Gesetz 24.760 mit Wirkung zum 13. Januar 1997 in Kraft getretenen Änderungen etwas ändern werden können, bleibt aufgrund der ablehnenden Einstellung der Praxis gegenüber dem cheque de pago diferido zumindest sehr zweifelhaft. So deuten auch die jüngsten Änderungen des Scheckgesetzes im Hinblick auf den cheque posdatado eher darauf hin, daß selbst der argentinische Gesetzgeber von einem Durchbruch des cheque de pago diferido nicht mehr vollkommen überzeugt zu sein scheint. Statt allein auf die Schaffung eines der Praxis völlig fremden Kunstproduktes in der Gestalt des cheque de pago diferido zu vertrauen, nimmt der argentinische Gesetzgeber nun vielmehr den cheque posdatado als gegeben hin und versucht seine Verwendung in der Praxis durch die Neufassung des zum 13.1.1998 in Kraft tretenden Art. 23 N.L.Ch. zu regeln. So kann nach der Neufassung des Art. 23 N.L.Ch. ein vordatierter Scheck vor der Erreichung des angegebenen Ausstellungsdatums nicht mehr zur Einlösung vorgelegt werden.7 Diese neue Regelung stellt eine Durchbrechung des bis jetzt auch noch im argentinischen Scheckrecht geltenden Grundsatzes dar, wonach der gewöhnliche Scheck grundsätzlich bei Sicht zahlbar ist. Letztlich zeigt diese Regelung, daß der argentinische Gesetzgeber nicht mehr davon ausgeht, durch die Einführung des cheque de pago diferido die Verwendung vordatierter Schecks in der Praxis beseitigen zu können. Ein vergleichbarer Widerspruch zwischen Praxis und Gesetz besteht im deutschen Scheckrecht nicht. Die Verwendung vordatierter Schecks als Kreditmittel hat in der deutschen Scheckrechtspraxis keine besondere Bedeutung. Letztlich besteht für die Verwendung des Schecks als Kreditmittel in 5
Bolzico/Figueroa, Novedades Economicas, August 1994, Nummer 164, 5 (5); Giraldi/Gómez Leo, La Ley 1995, Tomo C, 1102 (1104). 6
Ambito Financiero vom 16.1.1997, S. 10; GómezLeo, Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 13. 7
GómezLeo, La Ley vom 8.4.1997, 1 (1); derselbe in: Manual de derecho cambiario, Ley 24.760, S. 11.
212
Ergebnis
Deutschland auch keine echte Notwendigkeit, da diese Funktion eines umlauffähigen Kreditpapiers von dem Wechsel voll ausgefüllt wird. 8
8
Zöllner,
§ 26 III 1 S. 160f.
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Sachwortregister Abhandenkommen 44, 62, 64, 99, 203 Abstraktheit 67 Acción de enriquecimiento 165, 167 Akzeptverbot 102 Allgemeine Geschäftsbedingungen 95 Angstklausel 73 Anweisung 31, 55, 95, 101, 107 f., 124-127 Aussteller 21, 24, 27, 32-34, 36-38, 40, 43-49, 54, 64, 66, 71 f., 74 f., 85, 93 f., 96, 98, 100 f., 103-112, 116-120, 124-126, 128 f., 132-135, 143-145, 147-149, 153 f., 157, 160-163, 168-172, 174-176, 179, 181, 187 f., 190 f., 195, 198, 201-203, 205-208 Ausstellungsort 25 f., 36, 114, 178 Ausstellungstag 113 f., 176 f. Aval 152, 192, 194 Begebungsvertrag 39, 41-44, 52 f., 62, 66 f., 77, 125, 196, 209 Benachrichtigungspflicht 117, 160 f. Berechtigung — formelle 121 — materielle 131 Bereicherungsanspruch 167 Bezogener 28 f., 48, 49, 118, 207 Blankoindossament 55 f., 58 Blankoscheck 35 Bürgschaft 102, 168, 193-195 Cheque de pago diferido 21 f., 24, 29, 171-173, 177-193, 197-208, 211 — Einlösung 187-199 — Entstehung der Scheckverpflichtung 177-182 — Rückgriff 200-205
— Übertragung 182-187 Cheque posdatado 22, 174-177, 187, 199, 211 Cheques 100, 113 f., 159, 188 f., 191 f. — internacionales 113 f. — nacionales 113 f. Deckungsverhältnis 94-100, 107 — Argentinisches Recht 96-100 — Deutsches Recht 94 f. Einlösung 93-156 — cheque de pago diferido 187-199 Einrede 67, 198 Einwendungen 53, 60, 64-72, 75, 78, 80, 82, 93, 103, 147 f., 198 Einwendungsausschluß 65-72 — Argentinisches Recht 68-72 — Deutsches Recht 65-68 Entstehung der Scheckverpflichtung 23, 46, 49, 93, 177, 209 — Argentinisches Recht 44-49 — Deutsches Recht 39-44 Erfüllungshalber 50 Erwerb vom Nichtberechtigten 60 f., 89 Fälschung 43, 66, 70, 127 f., 135, 137 Formerfordernisse 23 f., 33, 35, 178, 209 — Folgen bei Nichtbeachtung eines Formerfordernisses 35 Garantiefunktion 57, 59 f., 72, 77 Gesamtschuldner 59, 162, 170, 195, 198, 205 Giro 94, 100, 120 Gutgläubiger Erwerb (s. Erwerb vom Nichtberechtigten)
Sachwortregister
218 Haftung - des Ausstellers 32, 43, 72 - der Bank 135 f., 138 - des Indossanten 60, 77
Indossament 20-22, 51-58, 60, 71-74, 76 f., 79, 81, 83-86, 88 f., 92 f., 122 f., 133, 148, 159, 182 f., 185, 195 - Begriff 53-55 - Blanko- 55 f., 58 - Form 55-57 - Garantiefunktion 59 f. - Legitimationsfunktion 57-59 - Nach- 80-84, 91 - ohne Obligo 72 f., 166 - Rück- 85 f. - Teil- 54, 92, 139 - Transportfunktion 60 - Vollmachts- 76-80 Indossamentenkette 58 f., 121, 132 Indossant 52, 54-56, 59, 61, 66, 71-75, 79, 80, 82, 85, 89, 122 f., 157,
161, 168 Indossatar 52-55, 59-61, 71, 74-79, 82, 86, 166 f. Indossierungsverbot 73 f. Inhaberscheck 87-90, 93, 126, 144, 148, 180, 182, 186 f., 209 - Übertragung 88 f. Kausalverhältnis 49, 53 f., 60, 67, 94-100, 107, 165-168, 182 Klausel "no a la orden" 73-75, 90, 92 f., 133 Kreationstheorie 39 f., 42, 49 Legitimation 57 f., 61, 88, 126 f., 196 - formelle 61, 126, 196 Legitimationsfunktion 57-59 Letra de cambio (s. Wechsel) Orderklausel 51 f. - negative (s. Klausel "no a la orden") Orderscheck 51-53, 86, 89 f., 126,
144 f., 148, 182, 185-187, 209 — Übertragung 51-53 Pagaré 206-208 Protest 77, 157 f. Rechtsscheintheorie 42-44 Rektascheck 51, 74, 89 f., 92, 126, 144, 147, 186 f., 209 — Übertragung 91-93 Rückgriff 23, 55, 75, 89, 115 f., 139, 157-165, 200, 204 — Durchführung und Inhalt 160-165 — Voraussetzungen 157-160 Rückgriffsansprüche 111 f., 160-163, 169 — Acción directa 163 — Acción de regreso 163 — Acción de reembolso 164 Rückgriffsschuldner 162-165, 168 Rückgriffssumme 164 Scheck 19-25, 27-38, 44-46, 48-52, 54 f., 57-62, 64 f., 67-72, 74-85, 87-92, 94-102, 104-157, 159 f., 162-177, 181-183, 185, 187 f., 190-196, 198, 206, 208, 210 f. — bestätigter 149 — gekreuzter 141, 144 — Kreditmittel (s. Cheque de pago diferido) — mit dem Vermerk "no négociable" 144, 145, 147, 148 — Rechtsnatur — Argentinisches Recht 100-108 — Deutsches Recht 95, 101 f. — vordatierter (s. Cheque posdatado) Scheckbereicherungsanspruch (s. Acción de enriquecimiento) Scheckbürgschaft 19, 22, 168, 184-186, 192-198 — Entstehung der Bürgschaftsverpflichtung 196-198 — Argentinisches Recht 197 f. — Deutsches Recht 196 f. — Form 193-196
Sachwortregister Scheckvertrag 94-101, 104, 110-112, 120, 121, 124, 127, 130, 132, 153,
188, 210 Scheckvordruck 34, 45, 55, 59, 120, 136, 177, 181, 204 Skripturakt 39 f., 43, 49, 209 Solawechsel (s. Pagaré) Teilzahlung 119, 138 f. Tilgungsscheck 144-146 Transportfunktion 57, 60, 64, 77 Überbringerklausel 143 Urkundenprozeß 69 f. Valutaverhältnis 49-51 Verfälschung 43, 128, 137 Verrechnungsscheck 120, 141-144 Vertragstheorie 39, 41-43
Vollindossament 79 f. Vorlegungsfrist 26 f., 48 f., 81, 83, 110, 112-119, 133, 153-157, 163 f., 176, 210 Wechsel 22, 62, 102, 206-208, 212 — eigener (s. Pagaré) Widerruf 48 f., 153 f. — Argentinisches Recht 154-156 — Deutsches Recht 153 f. Zahlung — an den Berechtigten 124 — an einen Nichtberechtigten — Argentinisches Recht 130-138 — Deutsches Recht 125-130 Zahlungsort 30, 33 f., 165, 178 Zinsen 164 f.