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German Pages 71 [108] Year 1884
Das
indirecte Abgabenwesen im
Königreiche Lachsen seit der Begründung des Deutschen Zollvereins.
Denkschrift der Königlich Sächsischen Zoll- und Steuer-Direktion aus Anlaß
ihres fünfzigjährigen Bestehens
am 1. Januar 1884.
Wüt sechs Tabellen.
Leidig,
Verlag von Veit & Comp. 1884.
Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.
Vorwort. Die Einsetzung der am 1. Januar 1834 in Wirk samkeit getretenen Zoll- und Steuer-Direction ist an
ein für die wirthschaftliche Entwickelung des Königreichs
Sachsen in
hohem
Grade
wichtiges
Ereigniß geknüpft.
Sie wurde bedingt durch den Beitritt Sachsens zu dem am gleichen Datum in das Leben getretenen Deutschen Zollverein, dessen Begründung, im Zusammenhänge mit
der damit verbundenen Umgestaltung des bisherigen indirecten Abgabenwesens in Sachsen, für die gesammten
vaterländischen Interessen von den segensreichsten Folgen bis auf den heutigen Tag begleitet gewesen ist.
Die verfassungsmäßig mit der Verwaltung der in-
directen Abgaben beauftragte Landesdirectivbehörde erachtet
es deshalb als eine naheliegende Pflicht, bei dem Ablauf ihrer 50jährigen Wirksamkeit im Rückblick auf die Ent-
4
Borwort.
stehung und den Verlauf der dieses Gebiet begreifenden Gesetzgebung, sowie die wichtigeren, in der Organisation der Sächsischen Zoll- und Steuer-Verwaltung vorgekom
menen Veränderungen den nachfolgenden, auf die haupt sächlicheren
Begebenheiten
sich
beschränkenden
erstatten.
Dresden, im December 1883.
Bericht zu
T)as frühere System
der
indirekten
Abgaben
in
Sachsen, wie es aus dem vorigen Jahrhundert auf das jetzige übergegangen ist und bis zu der Territorial-Ver
änderung im Jahre 1815 — mit Ausnahme des vorüber
gehenden Einflusses des Continentalsystems
-
fast un
verändert bestanden hat, war bereits eingreifenden Reformen unterworfen gewesen,
langte.
bis es seine letzte Gestaltung er
Die einzelnen Abgaben, die hierbei in Betracht
kommen, sind folgende:
1) Die Grenzaccise von eingehenden und durch
gehenden ausländischen Waaren.
Sie trat in den Erb-
landen an Stelle der durch das Mandat vom 19. März
1670 eingeführten Landaccise von ausländischen Waaren, sowie der bisherigen besonderen einzelnen Grenzzölle, Li-
cente und Jmposten und wurde auf Grund eines Mandats vom
23. März
1822
von allen
aus
dem Auslande
(d. h. den nicht zum Königreiche Sachsen gehörigen Ge
bieten) „in das Land" kommenden Waaren — sie mochten
Das indirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen. zum Handel,
zum Verbrauch oder
zur weiteren Spe
dition bestimmt sein — oder von den „durch das Land"
gehenden Waaren nach einem verhältnißmäßig sehr niedrigen Tarife erhoben.
Einzelne Rohproducte, wie z. B. Brenn
materialien, waren von der Abgabe befreit.
Eine Ein
und Durchfuhrbeschränkung bestand nur für Salz.
der Oberlausitz wurde durch
In
ein Mandat von demselben
Datum der bis dahin nach der reformirten Zollordnung vom 10. October 1616 und mehrfachen Observanzen zur Erhebung gelangende Ein-, Aus- und Durchfuhrzoll für
diese Provinz neu geordnet, durch ein weiteres Mandat vom 15. April 1826 aber gänzlich aufgehoben und an
dessen Stelle die Grenzaccise unter geringen, durch die
provinziellen Verhältnisse veranlaßten Abweichungen in glei
chem Maaße wie in den Erblanden eingeführt, dadurch aber insoweit zwischen beiden Landestheilen Freiheit des
Verkehrs hergestellt.
In den Schönburg'schen Herrschaften, die wie die Oberlausitz den handelt
Erblanden gegenüber als Ausland
be
wurden, gelangte diese Grenzaccise erst zufolge
eines Rescripts
des Geheimen Finanz-Collegiums vom
2. April 1828 zur gleichmäßigen Erhebung.
In den alten Erblanden mit Ausschluß der Schön-
burg'schen Receßherrschaften und der Herrschaft Wildenfels
war mit ihr
2) die Tranksteuer
dischen
von eingehenden
auslän
Getränken (Wein, Bier, Branntwein und Essig)
verbunden, die bisher für sich besonders noch zu entrichten,
durch das Mandat vom 12. Juni 1824 aber mit der Grenzaccise in eine einzige Abgabe vereinigt worden war, während in der Oberlausitz,
in welcher die Tranksteuer
von ausländischen Getränken
nicht
besonders
eingeführt
war, die letzteren bei der Grenzaccise nach denselben Tarif sätzen wie für die vereinigte erbländische Tranksteucr und
Grenzaccise vernommen wurden. Mit der Grenzaccise standen
3) die Leipziger Handelsabgaben, denen die in
Leipzig
eingehenden Handelswaaren
unterworfen
waren,
insofern in engster Verbindung, als die Erlegung der einen Abgabe von der Entrichtung der anderen befreite.
Vor
der Einführung derselben wurden daselbst von Handels
waaren folgende verschiedene Abgaben erhoben, nämlich: a. an landesherrlichen Abgaben:
die Landaccise mit den verschiedenen Jmposten, die Generalconsumtionsaccise
und
die
von flüssigen Handclsgegenständen,
Tranksteuer
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen. der
landesherrliche Antheil
der
Waagepflicht
(die
Waageportion);
b. an städtischen Kämmerei -Abgaben:
der städtische Antheil der Waagepflicht,
das Wiegegeld vom Ein-, Aus- und Durchgänge der Waaren,
der Schlägelschatz, die Visirgebühren, Thorzeichenge
bühren, die Niederlagsgebühren vom Wein und Branntwein; c. an städtischen Abgaben für das Communschuldenwesen:
die für die Preußische Contributionscasse bewilligte
besondere Ein- und Ausgangsabgabe, die für die Französische Contributionscasse bewilligte besondere Ein- und Durchgangsabgabe nebst dem
für dieselbe erhobenen besonderen Wiegegelde von
ein-, aus- und durchgehenden Waaren. Mittelst des Publikandum vom
18. März 1820
wurden diese sämmtlich aufgehoben und durch eine einzige, unter vereinigter Regie stehende Abgabe ersetzt, deren Sätze
um ca. ein Drittheil niedriger als die Grenzaccistarifsätze gestellt waren und im nachmaligen revidirten Tarif vom 31. Januar 1824 noch weitere Ermäßigungen er
fuhren.
4) Die Ausgangsabgaben.
Dergleichen bestanden
noch für Garn aller Art bis zu dein ihre Aufhebung an ordnenden Patente vom 1. Juli 1816, ferner für Weber
und Wirkerstühle, Thon, Hanf, Häute, Felle, Asche und
eine größere Anzahl landwirthschaftlicher Rohproducte bis
zum Erlaß des General-Nescripts vom 27. Juni 1824, demzufolge dergleichen nur noch
für Flachs, Werg und
Schafwolle beibehalten würben.
Ihre Erhebung erfolgte
gleichmäßig in den alte»
Erblanden mit Einschluß der
Schönburgscheit Receßherrschaften und der Herrschaft Wil
denfels
— in den letzteren
seit dem Erlaß des bereits
envähnten General-Rescripts des Geheimen Finanz-Colle giums vom 2. April 1828 — und in der Oberlausitz
seit der Gleichstellung derselben mit den Erblanden.
Bei
Versendung der genannten Gegenstände über Leipzig blieben sie jedoch unerhoben gegen Entrichtung der Leipziger Han delsabgaben.
5) Die General-Accise.
Diese umfassendste und
einträglichste von allen übrigen Abgaben erstreckte sich in
ihrer letzten Gestaltung mit geringen Abweichungen die alten
Erblande
mit
auf
Ausnahme der Schönburgschen
Receßherrschaften und der Herrschaft Wildenfels und auf die Oberlausitz und theilte sich in die Accise in accisbaren
10
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
Städten und die Accise auf dem platten Lande,
indem
sie folgende verschiedenartige Abgabengattungen in sich begriff: a. eigentliche Verbrauchsabgaben:
die Backaccise,
die
Schlachtaccise, die Malzaccise, die Accise vom Brannt weinbrennen und die Eingangsaccise von Verbrauchs
gegenständen;
b. Gewerbeabgaben: die Nutzviehaceise, das Nahrungs geld, die Eingangsaccise von Gewerbsmaterialien, die
Handelsaccise von Getreide und Vieh in den Städten,
die Dorf-, Handels- und Gewerbeaccise;
6. Grundabgaben: die Accisgrundsteuer.
In den Erblanden kam sie auf Grund der Generalaccisordnung vom 12. Juni 1824, in der Oberlausitz auf Grund der Generalaccisordnung vom 15. April 1826 zur
In ihr wurden folgende, bisher gesondert be
Erhebung.
standene Abgaben vereinigt, nämlich die
Landaccise von
inländischen Waaren nach der
Landaccisordnung vom 1. November 1788;
die hauptsächlich zur Uebertragung der Grundsteuern eingeführte Generalconsumtionsaccise in den Städten nach der Accisordnung vom 31. August 1707;
die Dorfaccise nach der Ordnung vom 13. November 1705 und
der Mahlgroschen in den Städten nach dem Aus schreiben vom 10. December 1766. Sowohl in den Städten,
wie auf dem Lande war
sie nicht allein von inländischen, sondern auch von aus ländischen Waaren und hinsichtlich der letzteren neben der
Grenzaccise zu entrichten.
Ebensowenig befreite die Be
zahlung der Landaccise von der Nacherlegung der städtischen
Accise beim Einbringen in eine accisbare Stadt. Für die Stadt Leipzig wurde unter dem 24. Juli
1824 eine besondere Generalaccisordnung erlassen, welche die abweichende Accisverfassung derselben mit den Grundsätzen
der allgemeinen Generalaccisordnung in die erforderliche
Uebereinstimmung brachte.
Die
Eingangsaccise
daselbst
erstreckte sich blos auf zum Verbrauch eingehende landwirthschaftliche Producte.
Von Waaren,
die zum Handel eingebracht wurden,
wurde keine Accise,
sondern nur die besondere Handels
abgabe erhoben, mit Ausnahme von Wein, Bier, Brannt
wein und Essig, für die indessen ein geringerer Accisesatz festgesetzt war.
Mit der Generalaccise war in den Kreislanden 6) die Mahlsteuer verbunden.
Sie wurde in accis-
baren Städten vom Verbacken des Getreides und von ein-
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen,
12
gehenden Backwaaren erhoben. An ihre Stelle traten auf dem flachen Lande 7) die Mahlgroschensurrogatgelder.
Obschon
den Grundsteuern angehörend, ist ihrer doch hier bei Auf
zählung der indirekten Abgaben zu gedenken gewesen, weil
sie mit der städtischen Mahlsteuer nur eine einzige Abgabe ausmachten. 8)
Sie war zuerst im Jahre
Die Fleischsteuer.
1628 eingeführt worden, um davon die Besoldungen der
Raths-Collegien zu bestreiten.
Eine vollständige gesetzliche
Grundlage erhielt sie erst durch das Mandat vom 13. Juli
1818.
Danach bestand sie nur für die alten Erblande
mit Ausschluß der Schönburg'schen Receßherrschaften und
der Herrschaft Wildenfels und war sowohl vom geschlach teten Vieh, als von eingehenden ausländischen Fleischwaaren nach dem Gewicht zu entrichten.
Ihre Erhebung von den
einzelnen Abgabepflichtigen war größtentheils den Gemeinden, Fleischer-Innungen oder auch einzelnen Personen durch Ver
pachtung überlassen.
Abweichend von der für die übrigen
indirecten Abgaben
bestandenen Verwaltungsorganisation
war die Verwaltung der Fleischsteuer den Justizämtern
übertragen.
13
Das frühere System der indirecten Abgaben.
9) Die Tranksteuer vom
inländischen Biere
war in dem nämlichen Bereiche wie die Fleischsteuer ein geführt.
Sie
wlirde
auf Grund
landesherrlicher Aus
schreiben in den Städten theils im Wege der den Steuer-
officianten übertragenen Regie, theils durch Fixa zur Er hebung gebracht.
Auf dem platten Lande fanden durch
gängig Firationen der Tranksteuer statt, zu deren Annahme
die Brauereiinhaber gesetzlich verbunden waren. 10) In der Oberlausitz war das zum Bierbrauen zu verwendende Malz einer Abgabe unter dem Namen
der Biersteuer unterworfen. Städten
und auf dem
Sie wurde in den
Lande gleichmäßig — jedoch zu
niedrigeren Sätzen, als in den erbländischen Brauereien — zum Theil im Wege der Fixirung erhoben, wozu indessen
die Brauereiinhaber nicht gezwungen werden konnten.
11) Das Gleite oder Amtsgleite bestand aus schließlich
in
den alten
Erblanden
mit
Ausschluß der
Schönburg'schen Receßherrschaften und der Herrschaft Wilden
fels.
Es war eine Transportabgabe, die von der Ver
führung geladener Güter aller Art auf den
öffentlichen
Straßen, wenn damit die bestehenden Gleitseinnahmen be
troffen wurden, zu entrichten war.
Die
Erhebung
der Wgabe wurde durch die allge
meine Gleitsordnung vom 15. März
regelt.
1823 gesetzlich ge
Sie richtete sich nach der Verschiedenheit der Ladung
und der Transportmittel. Die Ladung wurde nach Classen unterschieden, deren es drei gab (Kausmannsgut,
land-
wirthschaftliche Erzeugnisse und Personen- und leergehendes
Die Wgabe war in jedem Gleitsbezirk bei
Fuhrwerk).
der ersten Einnahme (es gab 50 Gleitsbezirke mit eben
soviel Hauptgleits- und einer größeren Anzahl BeigleitsEinnahmen)
nach
der Zahl der vorgespannten Pferde zu
entrichten, wurde auch von geladenen Karren und Körben und
von
dem
leergehenden
Spannvieh
erhoben.
Das
Gleite vom Personenfuhrwerk wurde später durch General-
Rescript des Geheimen Finanz-Collegiums vom 12. No vember 1828, das gleichzeitig verschiedene Gleitsbefreiungen
Und Ermäßigungen bewilligte, wieder aufgehoben.
Für die Stadt Leipzig war eine besondere Gleits
ordnung vom 18. März 1820 in Geltung, auf Grund deren das landesherrliche Gleite lediglich von dem aus der
Stadt gehenden Zugvieh und dem in die Stadt gelan genden Zuchtvieh erhoben, die bisher von den Transport
mitteln noch besonders erhobenen Abgaben, das Karrengeld und der Zöllnergroschen, aber beseitigt wurden.
Neben dem Gleite wurden noch Chaussecgelder zu
ziemlich hohen Sätzen erhoben, während vom Waarentranspovt auf der Elbe die durch die Elbschisffahrts-Acte vom
23. Juni 1821
vertragsmäßig festgesetzte Schifffahrts
abgabe, bestehend im Elbezoll unb der Recognitionsgebühr, zu entrichten war.
12) Der landvoigteiliche Pferdezoll in Zittau war eine in die landesherrliche Casse fließende, dem erbländischen Gleite verwandte Localabgabe.
13) Die Salzscheffelgelder in der Oberlausitz. Sie bestanden in einer Abgabe von dem daselbst ein- und dllrchgehenden Salze.
Trotz der erivähilten mehrfachen Umgestaltungen, die
dieses vielartige Abgaben ivesen erfahren hatte, litt dasselbe gleichwohl noch an ganz erheblichen Gebrechen
und gab
deshalb auch zu vielfachen Beschwerden Veranlassung.
Als
wesentliche Mängel der Abgabeneinrichtllngen traten ins besondere die Ungleichheiten hervor, welche theils auf der Verfassung, theils auf der Erhebnngsweise beruhten, und bereu nachtheiliger Einfluß sich vornehmlich durch die Tren nung von Stadt und Land und durch die Verschiedenheit
der Abgaben zwischeir einzelnen Landestheilen,
nächstdem
aber auch durch einzelne Bevorrechtungen und Realgerecht-
16
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
samc und die in großer Ausdehnung bei den Accisabgaben
angewendeten Fixationen in bar machte.
sehr
lästiger Weise
bemerk
Waren doch z. B. die Rittergüter von der
Fleischsteuer, bedingungsweise auch vom Gleite befreit und
ebenso wie die Geistlichen, Kirchen- und Schuldiener, die auch Befreiungen von den Accisabgaben genossen, im Be
sitz besonderer Trank- und Biersteuer-Beneficien, und wur
den ferner auf den Rittergütern
niedrigere Accisabgaben
vom Branntweinbrennen als auf dem übrigen flachen Lande erhoben.
Zu dringenden
Beschwerden
hatten
ferner in
Folge der Trennung von Stadt und Land die Hemmungen
des inneren Verkehrs Veranlassung gegeben,
die für die
innere Gewerbsthätigkeit um so empfindlicher waren, als letztere vorzüglich auf dem Austausch der ländlichen Pro dukte gegen die Erzeugnisse des städtischen Gewerbefleißes
beruhte.
Innerhalb der accisbaren Städte bestand zwar
seit der neuen Accisverfassung freier Verkehr, der Waaren-
verkehr aus einer Stadt in die andere war aber insofern
immer noch beschwert, als für bereits veraccisirte Waaren die Nachschußaccise (mit */4 des Accisebetrags) noch ent
richtet werden mußte.
Vielfache Prägravationen und Jn-
convenienzen brachten auch die Accisfixationen mit sich, die
gleichwohl nicht entbehrt werden konnten, weil es der Accis-
17
Das frühere System der indirectcn Abgaben.
Verfassung an allen Mitteln zu folgerechter und unver
kürzter Erhebung der verschiedenen Abgaben gebrach
und
erfahrungsmäßig die Defraudationen viel erheblichere Nach theile herbeigeführt haben
Besonders
würden.
hemmend
auf den inneren Verkehr wirkte das Gleite, das trotz der
durch die neue
Gleitsordnung gewährten
Erleichterungen
den Absatz und die Zufuhr der landwirthschaftlichen Er zeugnisse in die Städte erschwerte und den Transithandel benachtheiligte.
Erwägt man ferner, daß viele unentbehr
liche Gegenstände des täglichen und allgemeinen Verbrauchs mit
mehrfachen Abgaben
(z. B. vom Backen:
Backaccise
und Mahlsteuer; vom Schlachten: Fleischsteuer und Schlacht-
accise; vom Bierbrauen: Malzaccise und Tranksteuer oder Bierstener) belastet waren, die mit den auf den Luxusver
brauch haftenden Abgaben in keinem
angemessenen Ver
hältnisse standen, so mußten dieselben der ärmeren Classe
angesichts der Abgabenbefreiungen, welche die Rittergüter und Geistlichen rc. genossen, um so fühlbarer werden.
Es wurde
deshalb auch eine Abhilfe in dieser Richtung dringend be gehrt.
Zu besonders lebhaften Klagen führte es, daß die
eigene Gewerbsthätigkeit der Landeseinwohner
mäßig hoch besteuert, dagegen ihr
verhältniß-
dem Auslande, insbe
sondere der englischen übermächtigen Concurrenz, gegenüber
2
derjenige Schutz versagt war, dessen sie nach dem während der Continentalsperre kaum erst erfolgten Aufblühen
der
inländischen Industrie zum Gedeihen der letzteren noth wendig bedurfte.
Denn es waren die für den Handwerks
und Fabrikbetrieb erforderlichen Materialien, sowohl die rohen,
als die Halbfabrikate, mit der Grenz- und Ein-
gangs-Accise belastet, dagegen die Abgabensätze für die
ausländischen« Fabrikate so
niedrig gestellt,
daß sie ein
wesentliches Hinderniß gegen den Verbrauch der letzteren nicht bilden konnten.
Jnlande
Dem Absatz fremder Fabrikate im
wurde überdies noch
leistet durch die zu
besonderer
Gunsten des Leipziger
Vorschub ge Meß- und
Platzhandels getroffenen Einrichtungen, wonach die Ent richtung der niedriger als die Grenzaecise normirten Han
delsabgaben bei dem Einbringen der Waaren aus Leipzig
in das übrige Inland von besonderer Entrichtung der
Grenzaecise befreite, während alle von Leipzig in andere accisbare Städte eingehende Waaren, welche mit Beschei nigung über die dort erfolgte Erlegung der Handelsabgaben versehen waren, nur mit der Generalaccise für gleichartige
inländische Waaren vernommen wurden.
daß mehrere Abgaben,
Hierzu kam noch,
ohne einen erheblichen finanziellen
Ertrag zu gewähren, eines hinreichenden rationellen Grundes
Das frühere System der indirccten Abgaben.
19
entbehrten und mit großen Belästigungen für die Contri-
buenten
verbunden waren, wie das Nahrungsgeld,
das
größtentheils Personen betraf, deren Nahrungsstand am
wenigsten sicher gestellt war,
z. B. Tagelöhner, Hand
arbeiter rc., die Nutzviehaccise, die für die landbautreiben den Bürger
war,
und die Lohnkutscher besonders beschwerend
und die Nachschußaccise, die
richtigen
auf keinem
Principe beruhte. Das Verlangen nach einer Reform dieses veralteten,
mittelalterliches Gepräge an sich tragenden Systems trat um so dringender hervor, und die Nothwendigkeit einer Beseitigung desselben
wurde um
mit dem der Nachbarstaaten in
so zwingender, einem
so
als es
auffallenden
Gegensatze stand, daß daraus für das Königreich Sachsen sehr erhebliche Nachtheile hervorgingen.
man in Sachsen,
Denn während
wie bereits früher erwähnt,
von ein
gehenden ausländischen Fabrikaten nur sehr mäßige Ab
gaben erhob, waren die Nachbarstaaten, die bei sich das
Prohibitiv-
oder ein starres Grenzschutzsystem eingeführt
hatten, wie Oesterreich, Preußen und Bayern, den Säch sischen Fabrikanten und Handwerkern zum Theil gar nicht
oder
nur gegen Erlegung
sehr hoher Zölle zugänglich.
Von der Staatsregierung war dieses Bedürfniß auch wohl
2*
erkannt und
in der
29. Mai 1831
worden,
Allerhöchsten
daher
bereits
Bekanntmachung
die Versicherung
vom
ertheilt
daß die Einführung eines neuen Abgabensystems
bei der nächsten Ständeversammlung zur Berathung ge
zogen werden solle,
was denn auch
zur Aufnahme
einer
bezüglichen Bestimmung in die Verfassungsurkunde geführt hat, woselbst der § 9 besagt:
„Es soll ein neues Abgabensystem festgestellt wer
den, wobei die Gegenstände der direkten und indirekten Besteuemng nach möglichst richtigem Verhältnisse werden zur Mitleidenschaft gezogen werden."
Vor Allem that es Noth, mit den übrigen Deutschen
Staaten, die bereits ihre Binnenzölle abgeschafft und dafür
ein Grenzzollsystem mit freiem
inneren Verkehre — an
ihrer Spitze Preußen auf Grund des Gesetzes vom 26. Mai
1818 — angenommen und Handels- und Zollverträge unter sich abgeschlossen hatten, in Wechselverkehr zu treten.
Solche Verbände bestanden bekanntlich anfänglich zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt einerseits und Bayern und
Würtemberg andrerseits.
schon
Sachsen
hatte sich
zwar auch
zu gleichem Zwecke an dem im Jahre 1828 ge
gründeten Mitteldeutschen Handelsvereine betheiligt,
Bestrebungen hauptsächlich
seine
aber auf Herbeiführung eines
Vorbereitung eines neuen indirecten Abgabensystems.
allgemeinen Deutschen Zollvereins gerichtet.
21
Als
daher zwischen dem Norddeutschen und dem Süddeutschen
Zollverbande der Handelsvertrag vom 27. Mai 1829 zu
Stande gekommen war und sich damit die Aussicht auf die Herstellung eines Deutschen Zollverbandes eröffnete, sah
sich die Sächsische Regierung veranlaßt, mit der Preußischen
Regierung wegen Bildung eines gemeinschaftlichen Zoll systems in nähere Verhandlung zu treten, zumal der Mittel
deutsche Verein, aus
dem inzwischen Weimar und Kur
hessen ausgeschieden waren, um sich Preußen anzuschließen,
in seinen Erfolgen sich nicht bewährt hatte und überhaupt zu keiner praktischen Geltung gelangt war. Diesem Schritte
waren umfassende und sorgfältige Erörterungen über die wirthschaftliche Lage des Landes vorausgegangen, über deren
Resultat von dem damaligen Präsidenten der Landesdirection von Wietersheim eine höchst werthvolle Denkschrift über geben wurde, welche den Anschluß an das Preußische Zoll system warm befürwortete. Da sich jedoch die Verhandlungen, welche wegen der
Sicherstellung der inländischen Handels- und Gewerbs
interessen,
insbesondere bezüglich des wichtigen Leipziger
Meß- und Platzhandels, mit mannichfachen Schwierigkeiten
verbunden waren, unerwünschterweise in die Länge zogen,
22
Das indirecle Abgaben wesen im Königreiche Sachsen.
hatte die Staatsregierung es für angemessen erachtet, un erwartet des Ausganges derselben sofort zur Ausarbeitung
eines neuen Systems der indirecten Abgaben zu verschreiten,
das darauf berechnet war, den Anschluß an ein gemein schaftliches System mit den Nachbarstaaten zu befördern
und zu erleichtern.
Die indirecten Abgaben, deren Ein
führung an Stelle der bisherigen in Aussicht genommen
war, sollten bestehen in einem Grenzzolle, einer Brannt weinsteuer, einer Biermalzsteuer, einer Schlachtsteuer und
einer Patentsteuer vom Verkehr der ausländischen Reisenden.
Die Entwürfe der hierauf bezüglichen Gesetze, welche die Her
stellung verfassungsmäßiger Gleichheit der Abgabepflichtigen vor dem Gesetze, die Sicherstellung der Staatseinkünfte
mit möglichster Schonung der Steuerkräfte und die Be
achtung der nothwendigen staatswirthschaftlichen Rücksichten auf die Interessen des inländischen Handels und Gewerbe
fleißes als Grundtendenz verfolgten, wurden nebst den Aus
führungsverordnungen den Ständen mittelst Dekrets vom 2. Februar 1833 vorgelegt.
Schon hatten die Berathungen darüber in einer der ständigen Deputationen der II. Kammer begonnen, als die
Zollverhandlungen mit Preußen und den beiden Hessen,
Bayern und Würtemberg in dem darüber zu Berlin unter
Begründung des Deutschen Zollvereins.
23
dem 30. März 1833 unterzeichneten denkwürdigen Ver
trage ihren Abschluß fanden, durch welchen Sachsen dem zwischen den genannten Staaten wegen der Verschmelzung
des Nord- und Süddeutschen Zollvereines in einen Gesammtzollverein kurz vorher (am 22. März) abgeschlossenen Ver trage beitrat.
Hiermit wurde der Deutsche Zollverein
geschaffen, an dessen Zustandekommen dem Sächsischer Seits
mit der Theilnahme an den Verhandlungen beauftragten Staats- und Finanz-Minister von Zeschau ein Haupt
verdienst gebührt.
Zwar hatte dieser Vertrag nach den
getroffenen Verabredungen zunächst nur den Zweck der Herstellung eines gemeinschaftlichen Zollsystems unter An
nahme einer übereinstimmenden, das Preußische Gesetz vom 26. Mai 1818 zur Grundlage nehmenden Zollgesetzgebung
mit gleichem Tarif für die Ein-, Aus- und Durchgangs abgaben
und Gemeinschaftlichkeit der nach der Kopfzahl
der Bevölkerung git vertheilenden Zolleinnahmen gegen Ge
währung vollständiger Freiheit des Handels und Verkehrs zwischen den contrahirenden Staaten mit alleinigem Aus schluß der zu den Staatsregalien gehörigen Gegenstände
(Salz und Spielkarten); gleichzeitig war in demselben aber auch Vereinbarung getroffen worden nicht nur behufs der
Verfolgung gleichmäßiger, den nationalen Interessen ent-
sprechender staatswirthschaftlicher Tendenzen zur Beförderung des Gewerbfleißes, sowie zur Erleichterung des Handels und
Verkehrs, sondern auch zur Herbeiführung gleicher Grund
sätze über die Veranlagung der inneren Steuern.
Ins
besondere waren bindende Bestimmungen getroffen worden wegen Regulirung der Chausseegelder und der Elbezölle,
wegen Herstellung eines gleichen Münz-, Maaß- und Ge wichtssystems und wegen des Patentwesens.
Die inneren
Abgaben sollten nach dem Vorgänge in Preußen auf den Verbrauch von Branntwein, Bier, Wein und Taback ge legt werden, indem zugleich zu Ausgleichung der verschieden artigen Besteuerung derselben im Verkehr der Vertrags
staaten Ausgleichungsabgaben eingeführt und bindende Be stimmungen über die Zulassung anderer innerer Verbrauchs abgaben getroffen wurden.
Um hiernächst
auch die mit
der Erhebung von Ausgleichsabgaben zwischen Sachsen und Preußen
verbundenen Hemmungen
seitigen,
wurde unter
gleichem
des Verkehrs
Datum
zwischen
Staaten ein Separat-Vertrag abgeschlossen,
zu be beiden
wonach sich
Sachsen verpflichtete, mit Eintritt des für die Zolleinigung
auf den
1.
Januar
1834. festgesetzten
Anfangstermins
dieselbe Besteuerung der Branntweinfabrikation, des Brau
malzes, des Tabacks und des Weinbaues bei sich einzu-
Begründung des Deutschen Zollvereins.
25
führen, welche in Preußen gesetzlich bestand und außerdem
auf Grundlage der in Preußen bestehenden Gesetzgebung
zwischen beiden Staaten die Gemeinschaftlichkeit der Ein nahme aus der Branntweinsteuer und die Vertheilung der
selben nach der Kopfzahl der Bevölkerung vereinbart. Die Staatsregierung nahm infolge dessen Veranlassung, die vorher gedachten, auf die Reform des indirecten Ab
gabenwesens Bezug
habenden
Gesetze
sämmtlich
mittelst
Decrcts vom 9. April 1833 wieder zurückzunehmen und
dagegen mit Decret vom 25. April den Ständen das Er gebniß der Sächsischer Seits mit Preußen und den übrigen genannten Staaten gepflogenen Verhandlungen zugleich mit
dem Entwürfe eines Gesetzes über die einzuführenden neuen
indirecten Abgaben zur Erklärung vorzulegen.
Die durch
Preußen zu einem Thüringen'schen Zoll- und Handels verein verbundene» Thüring'schen Staaten hatten sich in
zwischen sowohl dem Zollvereine,
als auch dem zwischen
Sachsen und Preußen wegen gleicher Besteuerung der inne
ren Erzeugnisse abgeschlossenen Vertrage angeschlossen. Die Ansichten über die Zweckmäßigkeit des Anschlusses
Sachsens an das Preußische Zollsystem waren zu jener Zeit noch sehr getheilt, vornehmlich auf Seiten des Handelsstandes,
von dem die den merkantilen Interessen dadurch gebotenen
Das indirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
26
Vortheile noch nicht recht begriffen wurden.
In der Presse
war darüber ein lebhafter Kampf entbrannt.
In einer zu Dresden im Jahre 1832 erschienenen Schrift:
„Schattenseiten
der
beabsichtigten
Anschließung
des Königreichs Sachsen an den Preußischen Zollverband"
und in einer von Leipziger Großhändlern an Se. Majestät den König gerichteten Petition wurde sogar der Ruin der Leipziger Messen und des Leipziger Handels, ja selbst der
wirthschaftliche Untergang Sachsens in den grellsten Far ben als unvermeidliche Folge des Zollanschlusses prophe
zeit.
Auch bei den Kammeroerhandlungen wurden einzelne
Stimmen
in
diesem
laut.
Sinne
Indessen brach
sich
schließlich doch die Anschauung Bahn, daß die Eröffnung
eines
freien,
die Preußischen
Ostseehäfen
einschließenden
Marktes innerhalb eines 7719 Q.-Meilen mit einer Be
völkerung von ca. 23 Millionen Einwohnern umfassenden, den
inländischen
Gewerben
gegen das
Ausland
Schutz
bietenden Zollgebietes für Sachsens Handel und weit vor geschrittene, den anderen Staaten überlegene Industrie von Vortheil sein müsse, und so gaben denn auch die Stände nach sorgfältiger Berathung der Vorlagen in der ständi schen Schrift vom 28. November 1833 die von der Re
gierung
begehrte
beifällige
Erklärung
behufs
definitiver
Die neuen indirekten Abgaben.
Abschließung und Ratificirung der offenen und geschlosse
nen Verträge in der Hoffnung ab, „daß der Zollvereinigungsvertrag den Verein der Deut
schen Bundesstaaten zu einem gemeinsamen Zollverband
beschleunigen und so die Zeit näher bringen werde, wo ein gegenseitiger freier Austausch Deutscher Erzeugnisse
die Gewerbsthätigkeit jedes Einzelnen erhöhen, die Wohl fahrt Aller fördern und solchergestalt ein Wunsch ver wirklicht werde, der bereits in den Deutschen Bundes
staaten tief gefühlt und laut als Nationalwunsch aus gesprochen worden sei", indem sie gleichzeitig
vertrauensvoll den Erlaß der zur
Ausführung der in den Verträgen bestimmten Abgaben erforderlichen Gesetze nach Maßgabe des vorgelegten Ent
wurfs in die Hände der Regierung legten.
nahm
denn
auch
Veröffentlichung
keinen
der
Anstand,
abgeschlossenen
ohne
Die letztere Verzug
zur
und
des
Verträge
zwischen den contrahirenden Staaten vereinbarten Zoll kartells mittelst Allerhöchster Verordnung vom 4. Decem
ber 1833 zu verschreiten.
Unter demselben Tage erschien auch das Gesetz, die indirecten Abgaben betreffend, durch welches vom 1. Ja
nuar 1834 ab als neue Abgaben
1. der Zoll von ein-, aus- und durchgehenden Waa ren in Gemäßheit des erwähnten Zollvertrags, 2. die Branntweinsteuer vom inländischen Branntwein, 3. die Biersteuer vom inländischen Bier, 4. die
Weinsteuer
vom inländischen
Wein,
sowie
endlich
5. die Tabacksteuer von inländischen Tabacksblättern,
und
zwar die
mit Preußen
mäßiger
letzteren
vier
abgeschlossenen
Steuern in Gemäßheit des
Separatvertrags
allgemeiner Entrichtung
eingeführt,
zu gleich
dagegen die
int Eingänge unserer Schrift unter 1 bis 12 aufgeführ
ten Abgaben mit Ausnahme der Fleischsteuer aufgehoben und die auf dieselben bezüglichen Gesetze, Verordnungen,
Mandate, Rescripte, Tarife, Jmposten und Gewohnheits rechte außer Kraft gesetzt wurden. Durch Gesetz vom 23. December 1833 wurden ferner
noch die im Eingänge unter No. 12 und 13 aufgeführten
Salzscheffelgelder
und
der
landvoigteiliche Pferdezoll
in
Zittau aufgehoben, während wegen Ermäßigung des Chaussee geldes nach Maßgabe der in Artikel 13 des Zollvertrags
getroffenenen Vereinbarung bereits unter dem 9. November 1833 das Gesetz, betreffend die Erhebung des Chausseegeldes,
erlassen worden war.
Die neuen indirekten Abgaben.
29
Weiter folgten ebenfalls unter dem 4. December 1833 das Zollgesetz, in dem die allgemeinen Grundsätze über
den Verkehr und die Abgaben vom Handel mit dem Aus
lande, die Zollerhebung und die zu Durchführung der Einhebung und Beaufsichtigung der Zölle getroffenen Be stimmungen sich niedergelegt finden, nebst dem die Ab
gabensätze behandelnden Zolltarife, den betreffenden Aus führungs-Verordnungen, worunter die Zollordnung, welche die näheren Bestimmungen zur Ausführung und Hand
habung des Zollgesetzes enthielt, die Verordnung über die mit den Staatsposten ein-, aus- und durchgehenden
Waaren, die Verordnung über die dem Großhandel mit ausländischem Wein zu bewilligenden Erleichterungen und
die Verordnung überden Handel mit Mcßgütern in Leipzig
heroorzuheben sind, und sodann das Gesetz, betreffend die
Branntwein-, Bier-, Wein- und Tabacksteuer nebst der Branntweinsteuer- und der Biersteuer-Verordnung. Hieran schlossen sich unter
dem
21. December 1833 das all
gemeine Strafgesetz, betreffend die Vergehen gegen die
Gesetze und die Verordnungen
über indirecte Staats
abgaben, und unter dem 27. December 1833 das Gesetz, betreffend das Untersuchungsverfahren gegen Uebertreter
der gesetzlichen Vorschriften in Sachen der indirecten Abgaben.
30
Das inbircctc Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
Durch eine Verordnung vom 9. December wurde
noch die Aufhebung aller bestehenden Privatbinnenzölle
bekannt gemacht und endlich mittelst Verordnung vom
10. December desselben Jahres Bestimmung über die
nothwendig gewordene Reorganisirung der für die Ver waltung der indirecten Abgaben erforderlichen Behörden
getroffen. Demnach wurden die Gleits-und Accis-Commissariate
und Accisinspectionen, ingleichen die denselben untergeord
neten Gleits-, General- und Grenz-Accis- und Tranksteuer-Haupt- und Unter-Einnahmen am 1. Januar 1834 aufgehoben und traten nunmehr in Gemäßheit der in Art. 27 und 28 des Zollvereinsvertrags getroffenen Be
stimmungen an deren Stelle vom gleichen Datum ab
in unterer Instanz: die Hauptzoll- und Haupt steuerämter, in mittlerer Instanz: die Zcll- und Steuer-Direction
in Wirksamkeit. Den genannten Behörden wurde die Handhabung
aller in Bezug auf
1) den Zoll von fremden ein-, aus- und durch
gehenden Waaren,
2) die Branntweinsteuer vom inländischen Brannt
wein, 3) die Bi er st euer vom inländischen Bier, 4) die Weinsteuer vom inländischen Wein, 5) die Tabacksteuer von inländischen
Tabacks
blättern,
6) den Elbezoll und 7) die Chaussee-, Wege-, Brücken-, Fähren-
und Pflastergelder bereits erlassener und künftig er
gehender Gesetze und Verordnungen, die Dienst- und Dis ciplinargewalt über die ihnen unterstellten Beamten und die
administrative Gerichtsbarkeit sowohl in Strafsachen, als
auch in streitigen, im Verwaltungswege zu schlichtenden Abgabenangelegenheiten unter der Oberaufsicht und Leitung des Königlichen Finanz-Ministeriums übertragen. Demzu
folge wurde die Zoll- und Steuer-Direction als Mittel behörde unmittelbar dem Königlichen Finanz-Ministerium,
die Hauptämter dagegen wurden der Zoll- und SteuerDirection unterstellt.
Nach Maßgabe der bestehenden Grenz- und Ver kehrsverhältnisse wurden Hauptzollämter in Zittau, Schan
dau, Marienberg, Annaberg und Eibenstock, Hauptsteuer ämter in Pirna, Bautzen, Dresden, Meißen, Freiberg,
Chemnitz, Plauen, Zwickau, Grimma und Leipzig theils
mit, theils ohne Niederlage errichtet, denselben entsprechende Bezirke mit den die Abgabenerhebung besorgenden unteren
Stellen und den erforderlichen Controlestellen (Neben zollämtern I. Und II. Classe, Untersteuerämtern, Legiti
mationsschein-Ausfertigungsstellen)
zugewiesen
und
zur
Ueberwachung des abgabenpflichtigen Verkehrs ein be
waffnetes, militärisch organifirtes, von Ober-Controleuren geleitetes Grenz-
und Steueraufsichtspersonal
für die
einzelnen Controledistricte beigegeben, welches den Befehlen
der Oberinspectoren (der Hauptamtsvorstände) unterstellt
wurde.
Nicht ohne Anstrengung gelang es mit Hilfe der
von dem Finanz-Minister von Zeschau getroffenen vor sorglichen Maßnahmen, von dem angegebenen Termine
an die sämmtlichen Behörden und Officianten in Funktion
und die neue Abgabengesetzgebung in volle Wirksamkeit treten zu lassen. So bildete denn nun der 1. Januar 1834 in der
wirtschaftlichen Entwickelung Sachsens einen wichtigen
Abschnitt. Was die Gestaltung der neuen Abgaben betrifft,
so war dem neuen Vereinszolltarif — wie bereits oben
Die einzelnen Arten der neuen Abgaben.
33
merkt — der Preußische Tarif vom Jahre 1818 zu Grunde gelegt worden, dessen Zollsätze zwar nachmals noch mehrere
und
Erhöhungen, dagegen hinsichtlich der baumwollenen
wollenen Waaren, sowie einiger anderer Artikel auf Sachsens Andrängen auch eine Ermäßigung erfahren hatten. Im Wesentlichen war der Tarif aus Schutzzöllen
für die Jndustriegegenstände und Finanzzöllen auf Ver brauchsgegenstände zusammengesetzt, während er für die
meisten Naturproducte und rohen Fabrikmaterialien mit Ausnahme von Getreide, Bau- und Nutzholz, Vieh, Fleisch, Flachs rc. die vollständige Zollfreiheit gewährte.
Für die nicht besonders tarifirten Gegenstände wurde eine sehr mäßige allgemeine Eingangsabgabe festgesetzt.
Die Durchgangszölle waren nach Verhältniß der Strecken zu verschiedenen mäßigen Sätzen normirt.
Ausgangszöllen
wurden hauptsächlich
einige
ländischen Industrie unentbehrliche Rohstoffe
Mit
der in
und Fabrik
materialien belegt. Als allgemeiner Verzollungsmaßstab wurde das Ge
wicht, und zwar der preußische Centner, angenommen.
Die Branntweinsteuer gestaltete sich
theils als
Raumsteuer bei der Verarbeitung von mehligen Stoffen, theils 3
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
34
als Materialsteuer bei der Verarbeitung von Obst rc. und anderen nicht mehligen Bestandtheilen.
Der allgemeine Steuersatz war dabei für einen Dres
dener Eimer Branntwein zu 50°/o Dralles auf 3 Thlr. P/g gGr. normirt. Zur Erleichterung der Landwirthschaft
landwirthschaftliche Brennereien
ein
wurde für
entsprechender Erlaß
der Steuer unter gewissen Voraussetzungen gewährt. Die Biersteuer wurde ebenfalls als Materialsteuer
eingeführt, und zwar mit 20 gGr.
vom Centner Malz
schrot.
Dasselbe geschah auch mit der Weinsteuer unter Be steuerung des gewonnenen Mostes nach drei Qualitäts
classen, während die Tabacksteuer nach der Bodenfläche der Pflanzung und der Güte des Tabacks unter Annahme von vier Steuerclassen aufgelegt wurde.
Die Ausgleichungsabgaben normirten sich nach
dem Betrage der Differenz der Steuersätze auf die vorgenannten Verbrauchsartikel zwischen Sachsen und den an der gleichen Besteuerung derselben nicht betheiligten Süddeutschen Staaten. Zur Vollendung der Reform bedurfte es noch der
Umgestaltung der unter Nr. 8 im Eingänge erwähnten
Fleischsteuer, weil die Erhebung der letzteren nach dem
35
Die einzelnen Arien der neuen Abgaben.
Gewichte des Fleischwerkes mit mannichsachen Schwierig
keiten verknüpft war, die regieliche Controle mit dem zu befolgenden Principe der Freiheit des Verkehrs im Innern
des Landes im Widersprüche stand und die Verwaltung der Steuer unter den veränderten Verhältnissen den Justiz
ämtern nicht wohl verbleiben konnte. An ihre Stelle wurde mittelst Gesetzes vom 18. Oc tober 1834
die Schlachtsteuer vom 1. Januar 1835 ab eingeführt, der alles im Lande
zum Schlachten gelangende Vieh unterworfen wurde. Ein fester Tarif regelte die Steuer nach Stück- und
zum Theil auch Gewichtssätzen, die für das Schlachten zur Bank höher als für das Schlachten zum Hausver
brauch gestellt waren.
Dagegen wurde zufolge der Ver
ordnung vom 29. October 1834 das aus anderen Zoll vereinsstaaten in das Königreich Sachsen kommende Fleisch
werk, in Anwendung des im Artikel 12 des Zollvertrags angenommenen Grundsatzes, zum Ausgleich der inneren
Schlachtsteuer
mit
einer
derselben
entsprechenden Ver
brauchsabgabe belegt.
Für die Erhebung der Steuern wurden besondere
3*
36
Das indirekte Abgabenwcsen im Königreiche Sachsen.
Ortseinnahmen errichtet und die Verwaltung der Abgabe
den Zoll- und Steuerbehörden mit übertragen. Hiernächst gelangten noch
durch Verordnung
vom
25. Januar 1834 die zur Erleichterung des Elbschiff-
fahrtsverkehrs in Artikel 15 des Zollvereinigungsvertrags zwischen der Preußischen und Sächsischen Regierung ver
einbarten Grundsätze zur Veröffentlichung, nach welchen in Zukunft der Elbezoll zur Erhebung zu gelangen hatte. Die Sächsische Binnenschifffahrt auf der Elbe wurde
danach vom Elbezoll vollständig befreit und außerdem für
den Transit auf der Elbe durch Sachsen und Preußen eine Ermäßigung des tarifmäßigen Elbezolls gewährt.
Die weitere Ausbildung der Sächsischen Zoll- und Steuerversassung hatte nun in der Hauptsache auf ver
tragsmäßiger Grundlage zu erfolgen und war wesentlich
abhängig von der Wirksamkeit der zur Ausführung der
Zollvertragsbestimmungen von den Vertragsstaaten durch Bevollmächtigte beschickten General-Conferenzen. Die nächste Thätigkeit derselben erstreckte sich auf die
Herstellung der Uebereinstimmung der Zollgesetzgebung in den einzelnen Vertragsstaaten. Aus dieser Thätigkeit gingen für Sachsen das Zollgesetz nebst Zollordnung vom 3. April 1838 und das Zollstrafgesetz von demselben Tage hervor,
die nach erlangter ständischer Genehmigung nunmehr an die Stelle der bisher nur provisorisch angenommenen Ge setze vom 4. und bez. 21. December 1833 traten.
In
der Hauptsache wurde dem neuen Zollgesetze das alte zu
Grunde gelegt und letzteres nur einer
neuen Redaction
unterworfen.
Das neue Zollstrafgesetz zeigte indessen insofern Ab
weichungen vom älteren, als man im ersteren milderen Grundsätzen und Ansichten gefolgt war, als die preußisch hessische Gesetzgebung und
das
aus
Strafgesetz vom 21. December 1833
gegründete
dieselbe
aufgestellt hatten.
Infolge der Aufhebung des letzteren machte sich auch für
die übrigen indirekten Abgaben
die Ausarbeitung
eines
neuen Strafgesetzes nothtvendig, das als „Steuerstrafgesetz" unter dem folgenden Tage, dem 4. April 1838, erschien. Nach achtjähriger Wirksamkeit, bei Erneuerung der
mit Ende des Jahres 1841 abgelaufenen Verträge, konnten
die heilsamen Wirkungen und fruchtbringenden Erfolge des
Zollvereins, dem inzwischen auch Frankfurt a. M., Baden, Nassau
und Braunschweig
beigetreten waren,
und der
darauf gegründeten Reform des Sächsischen indirekten Ab
gabenwesens schon deutlich erkannt werden. in
volkswirthschaftlicher,
auch
Nicht allein
in finanzieller Beziehung
38
Das indirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
zeigten sich die günstigsten Resultate der neuen Institution. Verstummt waren die Stimmen der Gegner, seitdem das
Gegentheil der bei Sachsens Eintritt in den Zollverein gehegten Befürchtungen eingetreten war.
Denn der in
ländische Handel, besonders der Leipziger Meßhandel, und
die inländische Industrie nahmen einen ungeahnten Auf schwung.
Immer mehr wurde man sich des großen Fort
schrittes, den die Vereinigung der wirthschaftlichen Inter essen der den größten Theil Deutschlands bildenden Ver
einsstaaten im Gefolge hatte, sowie der Vortheile bewußt,
welche die Erweiterung des freien Verkehrs im Innern und der Beziehungen mit den Nachbarstaaten und dem Aus lande mit sich brachten.
Dabei waren die finanziellen
Erfolge hinter den Erwartungen nicht zurückgeblieben, es
wurden vielmehr die letzteren von den Einnahme-Ergeb
nissen noch übertroffen.
Das auf Finanz- und mäßige
Schutzzölle gebaute Zollsystem hatte sich sonach bewährt. Dasselbe gilt auch von der Branntweinsteuer, durch deren
Einführung die Branntweinfabrikation in Sachsen in Folge der Erhebungsmodalität der ersteren vom Raumgehalte der
Maischgefäße oder vom Materiale sich zu einem großen
landwirthschaftlichen Fabrikgewerbe aufgeschwungen hat, das ebensowohl für die Landwirthschaft, als für die übrigen
Gewerbe von höchster Bedeutung geworden ist. auch
die Brennereien
der
Zahl
nach
erheblich
Waren zurück
gegangen, so war doch die Gesammtproduction wesentlich
gestiegen und in dem Verschwinden einer größeren Anzahl kleinerer Brennereien,
die nur der Förderung des un
mäßigen Branntweingenusses dienten und überdies ein schlech
teres Fabrikat lieferten, vielmehr- ein Vortheil, der auch bei Einführung der Steuer angestrebt wurde, als ein Nach
theil zu erblicken. Dieselbe Erscheinung — jedoch in geringerem Maße
— trat auch bei dem Brauereigewerbe zu Tage, dessen Hebung ebenfalls den« angenommenen Besteuerungsmodus zuzuschreiben ist.
Die auf den Wein und Taback gelegte Abgabe war
nur eine mäßige und konnte deshalb eine nachtheilige Wirkung auf die inländische Taback- und Weinproduction nicht äußern.
Bei solchen Ergebnissen fand denn auch die Erneuerung der Verträge keinen Widerstand.
Mit derselben trat eine
Aenderung und bezw. Neuerung in der Gesetzgebung inso
fern ein, als die Ausgleichungsabgaben in Uebergangsabgaben verwandelt und über die Besteuerung des in
ländischen vereins
Rübenzuckers für Rechnung des Gesammt-
bindende
Bestimmungen
vereinbart wurden.
40
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
Das zu Ausgleichung der verschiedenartigen Besteue
rung des Branntweins, Bieres, Weines und Tabacks in bett einzelnen Staaten bisher angenommene System hatte sich nicht recht bewährt, weshalb in Artikel 3 des Zoll
vereinsvertrags vom 8. Mai 1841 anderweite Bestimmung dahin getroffen wurde,
daß diejenigen
Staaten,
welche
innere Steuern auf die Hervorbringung und Zubereitung
eines Consumtionsgegenstandes gelegt hatten, den gesetzlichen Betrag derselben bei der Einfuhr des Gegenstandes aus anderen Vereinsstaatcn voll erheben und bei der Ausfuhr nach diesen Staaten theilweise bis zum vollen Betrag zu
rückerstatten lassen konnten. Für Sachsen machte sich deshalb der Erlaß neuerer
Bestimmungen nothwendig, die in der Verordnung vom 27. December 1841 bekannt gemacht wurden.
Was die Besteuerung des Rübenzuckers anlangt,
so wurde dieselbe durch den Ausfall an der Zucker-Zoll einnahme veranlaßt, den die Fortschritte der Rübenzucker industrie in Preußen herbeigeführt hatten.
Die deshalb
unter den Zollvereinsstaaten getroffene Vereinbarung wurde in den neuen Zollvertrag mit ausgenommen und darüber
das Gesetz vom 12. Juli 1841 erlassen.
Weitere Ausbildung des indirekten Abgabensystems.
41
Zu den der Zoll- und Steuerverwaltung zugewiesenen Abgaben trat nunmehr als weiterer neuer Abgabenzweig
die Rübenzuckersteuer,
die von nun an bei der bedeutenden Entwickelung, die diese Industrie im Zollverein genommen hat, berufen war, einen wichtigen Bestandtheil der gemeinschaftlichen Einnahmen zu
bilden.
Auch sie wurde als Materialsteuer veranlagt —
nach dem Gewicht der zu verwendenden Rüben —, die in dieser Form zur Hebung der Industrie wesentlich beigetragen
hat.
Bei den gewaltigen technischen Fortschritten der letz
teren wurde daher auch wiederholt die Erhöhung des Steuer
satzes erforderlich, dessen Regulirung fortan mit den Zucker zöllen in Verbindung zu bringen war.
Maßgebend für
die Besteuerung des Rübenzuckers wurde in der Folge eine auf der Karlsruher (7.) Generalconferenz des Jahres 1845 durch besonderes Protokoll vom 23. October 1845 ver einbarte Verordnung nebst Vollzugsinstruction, die in Sachsen
in das Gesetz vom 3. August 1846 übergegangen ist. Eine wesentliche Beeinflussung erlitt die Zolltarif gesetzgebung in der neuen Vertragsperiode durch die sich widerstreitenden Interessen der Nord- und Süddeutschen Ver
tragsstaaten, von denen die ersteren eine freiere Handels
richtung, die letzteren dagegen erhöhte Schutzzölle begehrten.
Das indirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
42
Während die Einführung des Roheisenzolls keinen Wider stand fand, führte die Süddeutscher Seits beantragte Er
höhung der Zölle auf baumwollene, leinene und wollene Garne zu heftigen Kämpfen, in denen die Sächsische Re
gierung im Interesse der inländischen Weberei,
die der
Spinnerei weit vorauseilte, den mit dem bisher befolgten Tarifsystem in Widerspruch stehenden prohibitiven Tendenzen
mit Billigung war.
der Stände
entgegen zu treten genöthigt
Das Ergebniß der mehrjährigen Differenzen bestand
in einer mäßigen Erhöhung der Zölle auf Baumwollgarne,
gleichzeitig aber auch in einer wesentlichen Erhöhung des
Zolles auf leinenes Maschinengarn und leinene Waaren. Auch trat später eine Erhöhung des Zolles auf Cigarren
und Schnupftaback -ein,
welcher die sächsische Cigarren
industrie ihren Aufschwung verdankt. Hervorragende Bedeutung erlangten in der Folge der Anschluß des Gebietes der bisher einen besonderen Steuer
verein bildenden Staaten von Hannover und Oldenburg an den Zollverein und der unter dem 19. Februar 1853
zwischen
dem
Zollvereine
und Oesterreich
abgeschlossene
Handels- und Zollvertrag, womit die weitere Fortsetzung des Deutschen Zollvereins inaugurirt wurde.
Denn der
Anschluß des Steuervereins bedingte eine nicht unbeträcht-
liche Herabsetzung einer Anzahl von Finanzzöllen, wie z. B.
auf Wein, Tabacksblätter, Kaffee, Thee und andere Colo-
nialwaaren.
Die finanziellen Interessen erfuhren damit
zwar eine Beeinträchtigung, der Gewinn,
weiterung des Zollgebiets bis
den die Er
an die Nordsee und die
Eröffnung eines freien, gegen Mitbewerbung geschützten Marktes in den' vormaligen Steuervereinslanden für die
vaterländische Fabrikation
mit sich brachte, mußte jedoch
als ein wohlbefriedigender Ausgleich betrachtet werden, zu
mal die Fabrikindustrie in Hannover von geringem Be lang war und dessen sehr consumtionsfähige Bevölkerung somit
einen
reichen
Absatz
inländischer Erzeugnisse
ge
stattete. Wichtiger wurde noch, insbesondere auch in kommer zieller Beziehung, das Bertragsverhältniß zu Oesterreich, in dessen Folge der freie Austausch der beiderseitigen Rohproducte
und
die gegenseitige Zollermäßigung auf eine
größere Anzahl Fabrikate dem inländischen Verkehre mit
den Ländern der österreichischen Zollgruppe einen wesent lichen Aufschwung verlieh, auf den die vereinbarten Er leichterungen int Grenz-, Veredelungs- und Transitverkehr, sowie im Zollabfertigungsverfahren durch Zusammenlegung
vieler Zollstellen rc. von wesentlichem Einfluß waren. Von der weittragendsten Bedeutung wtirde aber der
44
Das indirecte Abgabenwesm im Königreiche Sachsen.
von Preußen am
9. August 1862 mit Frankreich ab
geschlossene und nachträglich von den übrigen Zollvereins
staaten genehmigte Handels-
und Zollvertrag, weil sich
mit diesem bei der ferneren Erneuerung des Zollvereines in Gemäßheit des Vertrags vom
16. Mai
1865
eine
vollständige Reform des bisherigen Zolltarifsystems insofern
vollzog, als der auf Grund des ersteren festgestellte Tarif vom
Jahre
1865
allgemeingiltig
nicht
nur Zoll
befreiung fast sämmtlicher Rohprodukte (Getreide-, Bauund Nutzholz, Mehl rc.), sowie einer großen Anzahl von Chemikalien und Fabrikmaterialien gewährte, sondern auch die Eingangszölle auf Jndustrieproducte und viele Ver
zehrungsgegenstände wesentlich ermäßigte.
Nachdem bereits
zufolge Gesetzes vom 20. Februar 1861 die Durchgangs zölle vollständig beseitigt worden waren, fiel nun auch die
bisher festgehaltene allgemeine Eingangsabgabe hinweg und wurden
die Ausgangszölle
altes Tauwerk beibehalten.
nur noch für Lumpen und Sächsischer Seits bestand mit
dieser Reform das Einverständniß in der Erkenntniß, daß der Vereinszolltarif mit den rapiden Fortschritten nicht
allenthalben Schritt gehalten habe, welche die inländische Industrie, unterstützt durch die in Folge der Eisenbahnen,
Dampfschifffahrt rc. herbeigeführten Verkehrserleichterungen
Weitere Ausbildung des indirekten Abgabensystems.
45
und durch das Aufschließen vieler innerer Hilfsquellen in den einzelnen Zollvereinsstaaten von Jahr zu Jahr ge
macht hatte, und daß die Umgestaltung des Verkehrs durch die Eisenbahnen, die Massenproduction mit Benutzung der Maschinen,
die weitere Entwickelung des Handels und
die innigere internationale Verbindung der kommerziellen und industriellen Beziehungen der einzelnen Staaten auf
die möglichste
Beseitigung
der Hindernisse des Verkehrs
nothwendig hindränge.
Ziemlich allgemein bestand die Ueberzeugung, daß
die Sächsische Industrie — namentlich was die Weberei und Wirkerei anlangt —, welche bereits auf neutralen Märkten erfolgreiche
mit den
vorgeschrittensten
Concurrenz
zu
treten
Industrieländern in vermocht hatte, hin
reichend erstarkt und im Stande sei, für die Erlangung
und Erweiterung des Französischen Marktes ansehnliche
Opfer zu bringen.
Eine Folge dieser Reform war die Beseitigung des Zwischenzolltarifs mit Oesterreich, da die demselben auch in der Folge und bei Erneuerung des Vertragsverhält nisses
gewährten Tariferleichterungen in den allgemeinen
Tarif übernommen
wurden, sowie die mit Beginn der
neuen Vertragsperiode vom 4. Juli desselben Jahres ab
46
Das inbirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
in Gemäßheit der Verordnungen vom 3. und 31. Mai 1865
eingetretene Beseitigung der Weinsteuer und der
Uebergangsabgabe von Wein und Traubenmost.
Eine tiefe und durchgreifende Veränderung in der
Zollvereinsverfassung
brachte
dann
die
Gründung
des
Norddeutschen Bundes mit sich, dem Sachsen auf Grund
des Friedensvertrags mit Preußen vom 21. October 1866
beigetreten war. Nach Maßgabe der Norddeutschen Bundesverfassung vom 11. April 1867 wurde der Zollverein zwischen den
gesummten norddeutschen Staaten unter Hinzutritt von Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Lauenburg und den Hanse
städten zu einer bleibenden,
auf der Verfassung selbst
beruhenden Institution erklärt, und fiel nun dem Bunde
unter Mitwirkung einer Volksvertretung im Reichstag neben
dem Bundesrath die ausschließliche Gesetzgebung über das gesammte Zollwesen und die Besteuerung vom einheimischen
Branntwein, Zucker, Salz, Bier und Taback zu.
Der
Ertrag der Zölle und Verbrauchssteuern aber hatte von nun an in die Bundescasse zu fließen. Der Norddeutsche Bund bildete hiernach ein einheit liches Zoll- und Wirthschaftsgebiet für sich, während mit
den Süddeutschen Staaten das Vertragsverhältniß auf der
Grundlage der Norddeutscheil Bundesverfassung durch den Zollvereinsvertrag vom 8. Juli 1867 erneuert und auf die
sem Wege auch für die Zollvereinsgesetzgebung unter Weg
fall der an stimmeneinheitliche Beschlüsse gebundenen Generalzollconferenzen die Staatenvertretung durch den Zoll-Bundes-
rath und eine parlamentarische Volksvertretung eingeführt wurde.
Eine wesentliche Aenderung
insofern,
als
in demselben
der
enthielt dieser
Vertrag
Durchgangsabgaben und
der Aufrechterhaltung des Salzmonopols, sowie des Ver
bots der
Einfuhr
von Spielkarten nicht weiter gedacht,
dagegen 'gemeinschaftliche Gesetzgebung außer für die Ein
und Ausgangsabgaben und den einheimischen Zucker nun mehr auch für das Salz und den Taback und die Ge meinschaftlichkeit des Ertrages auch dieser Abgaben
nach
Verhältniß der Kopfzahl der Bevölkerung der betheiligten Gebiete vereinbart wurde.
Die Aufhebung des Salzmonopols gegen Einführung
einer Abgabe vom Salz, die von Sachsen bereits bei der Erneuerung des Zollvertrags im Jahre 1865 beantragt
worden war, erfolgte nach einer darüber unter dem 8. Mai
1867 unter den Zollvereinsstaaten getroffenen Uebereinkunft durch Bundesgesetz vom 12. October 1867 für die
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
48
Staaten des Norddeutschen Bundes, auf Grund dessen
durch Bekanntmachung vom 12. November 1867 alle über das landesherrliche Salzverkaufsrecht in Sachsen bestehenden
zeitherigen gesetzlichen Bestimmungen aufgehoben wurden. Die Maßregel fand ihre Begründung in dem immer stärker
hervortretenden Bedürfniß thunlichster Verkehrsfreiheit und wurde
allseitig
als
ein
volkswirthschaftlicher
Fortschritt
begrüßt.
Vom 1. Januar 1868 ab trat zu den übrigen indirecten Abgaben somit
die Salzsteuer
(mit 6 Mark vom Centner) als neuer Abgabenzweig hinzu, mit dessen Verwaltung die Zoll- und Steuerbehörden weiter
beauftragt wurden. Das für die Spielkarten bestehende Einfuhrverbot stand ebenfalls mit den neuen Verkehrsverhältnissen im Wider
spruch, und wurde deshalb zur Beseitigung desselben eine Vereinbarung getroffen, in deren Folge durch Verordnung vom 16. December 1867 die Bekanntmachung, betreffend
das Verbot der Einfuhr von fremden Spielkarten vom 31. Mai 1834, aufgehoben und die Verkehrsfreiheit für Spielkarten hergestellt wurde.
Durch weitere Verordnung
vom 23. December desselben Jahres wurde sodann die
bisher den Behörden der Verwaltung der direkten Steuern
überlassen
gewesene
Erhebung des Spielkartenstempels
der Zoll- und Steuerverwaltung überwiesen.
Der Er
trag der Abgabe fiel wie bisher in die Landescasse. Zur
Herstellung einer
einheitlichen
Gesetzgebung
über die Besteuerung des Tabacks im Zollverein wurde
unter Aufhebung der bisherigen bezüglichen Bestimmungen,
jedoch unter Beibehaltung der Flächensteuer, das Gesetz vom 26. Mai 1868 erlassen, in dessen Folge durch Ver
ordnung vom 12. Mai 1869 die Uebergangsabgabe vom
Taback in Wegfall kam.
Dabei wurden zugleich Be
stimmungen über die Rückvergütung der Steuer bei der
Ausfuhr von Taback und Tabackfabrikaten getroffen. Um auch dem Brauereigewerbe bei der Ausfuhr von Bier eine gleiche Vergünstigung zu gewähren, wie sie be reits in Preußen eingeführt worden, erging die Verord
nung vom 23. Juli 1867.
Nächstdem wär auch das Bedürfniß nach einer Reform
der Zuckerbesteuerung hervorgetreten, die in dem Gesetz vom 26. Juni 1869 zum Abschluß kam.
Inzwischen hatten die allgemeinen Verkehrs- und Handelsverhältnisse eine so veränderte Gestalt angenommen, daß die aus dem Jahre 1838 stammende Zollgesetzgebung 4
damit nicht weiter in Einklang gebracht werden konnte und eine vollständige Umgestaltung derselben sich noth
wendig machte.
Die Frucht dieser Erkenntniß war das
Vereinszollgesetz vom I.Juli 1869, durch welches nicht nur die Grundsätze über die Zollerhebung, das Abfertigungs verfahren und die Beaufsichtigung des Zollverkehrs, son
dern auch die bezüglichen Strafbestimmungen eine neue,
durchgreifende, den Bedürfnissen entsprechende, einheitliche
Regelung erfuhren.
Das bisherige Zollgesetz, die Zoll
ordnung und das Zollstrafgesetz traten in Folge dessen
außer Kraft.
Auf der Grundlage des neuen Zollvereins
gesetzes wurden sodann auch die zur Ausführung desselben dienenden Regulative neu redigirt.
Um endlich auch dem von der Concurrenz der Eisen bahnen in Nachtheil gerathenen Elbeverkehr Erleichterung
zu verschaffen, einigten sich die Elbuferstaaten über die
Einstellung der Erhebung des Elbezolles, der zwar be reits durch die Additionalakte vom 13. April 1844 zur
Elbschifffahrtsakte vom 13. Juni 1821 neu normirt, in folge der Uebereinkunft- vom 4. April 1863 auch einer
wesentlichen Reducirung unterzogen worden und in Ge mäßheit der letzteren nur noch bei Passirung des Witten
berger Zollgebietsbezirks zu erheben war, immerhin aber
Weitere Ausbildung des indirekten Abgabensystems.
noch in
seiner Eigenschaft als
51
Transitabgabe als eine
Belastung der Schifffahrt empfunden wurde und mit dem
Artikel 54 der Norddeutschen Bundesverfassung in Wider spruch stand.
Die Aufhebung des ElbezoÜs erfolgte am
1. Juli 1870 auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni
desselben Jahres.
Den Interessen der sächsischen Elb-
Handelsstädte, welche wiederholt in dieser Richtung petitionirt hatten, wurde dadurch in wi'mschenswerther Weise
Genüge geleistet.
Ihren definitiven Abschluß fand die Zollvereinsver fassung mit der Gründung des Deutschen Reichs, in dessen am 1. Januar 1871 in Kraft getretene Verfassung die
Bestimmungen des Zollvereinigungsvertrags vom 8. Juli
1867 im Wesentlichen übernommen und somit auch für
die Süddeutschen Staaten zu einer festen Reichsinstitution wurden.
Die
ursprünglichen
wirthschaftlichen Endziele
des Zollvereins sind inzwischen bereits durch Herstellung der Münz-, Maß- und Gewichtseinheit, gleichmäßiger
Ordnung des Gewerbewesens, des Patentwesens rc. voll
ständig erreicht worden.
Nach Maßgabe dieser Verfassung bildet das Reich, dem auch die inzwischen durch den glorreichen Krieg im
Jahre 1870 von Frankreich zurückeroberten ehemaligen 4*
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
52
Reichslande Elsaß-Lothringen hinzugetreten sind, mit Aus
nahme der von der Zollgrenze ausgeschlossenen Gebiets theile ein einheitliches Zoll- und Handelsgebiet mit Gemein schaftlichkeit der Zoll- und Handelsgesetzgebung, sowie der
Gesetzgebung über die für die Zwecke des Reichs
neben den Zöllen
zu verwendenden Verbrauchssteuern,
von denen die Salz-, Zucker-, Tabackssteuer insgesammt, die Branntweinsteuer aber mit Ausschluß von Bayern,
Württemberg und Baden und
die Biersteuer mit Aus
nahme derselben Staaten und von Elsaß-Lothringen nach
Abzug der gesetzlichen Vergütungen und Ermäßigungen, der Rückerstattungen für unrichtige Erhebungen und der
Erhebungs- und
Verwaltungskosten
in die Reichscasse
fließen. So besteht nun im ganzen Reichsgebiete bis auf die
von der Zollgrenze zur Zeit noch ausgeschlossenen Hanse
städte Hamburg und Bremen, deren zukünftiger Anschluß an das Zollgebiet bereits vorbereitet ist, vollständig freier Verkehr mit Ausnahme von Bier und Branntwein im Verkehr zwischen den Nord- und Süddeutschen Staaten.
Hinsichtlich des dermaligen Standes der Gesetzgebung der in Sachsen zur Erhebung gelangenden Reichsabgaben
ist noch Folgendes zu bemerken.
Von Zöllen bestehen nur noch Eingangsabgaben,
nachdem auch der Ausgangszoll auf Lumpen durch Reichs gesetz vom 7. Juli 1873 beseitigt worden ist.
Maß
gebend für die Zollerhebung ist gegenwärtig der mit dem
Tarifgesetz vom 15. Juli 1879 publicirte Tarif, mit dem
die Reform der Reichsfinanzen begonnen und die seit
dem Jahre 1865 verfolgte freihändlerische Tarifpolitik, die mit der inzwischen zu Einführung erhöhter Schutz zölle gelangten Handelspolitik der anderen Staaten in Widerspruch gerathen ivar, verlassen wurde, um einer ver
änderten, auf die Hebung der Finanzen und der wich tigeren inländischen Productionszweige gerichteten Wirth schaftspolitik Platz zu machen. In dieser Tendenz sind die infolge der Tarife aus
den Jahren 1865, 1868, 1870 und 1873 weggefallenen Zölle auf Bau- und Nutzholz, auf Getreide, Mehl und Mühlenfabricate, auf Roheisen, Maschinen, grobe Holz-,
Zinn- und Zinkwaaren, auf Thiere, Fleisch rc. wieder her gestellt, die Finanzzölle auf Colonialwaaren und Ver
brauchsgegenstände, sowie die Zölle auf baumwollene und leinene Garne und leinene Waaren, unter Annahme von
Staffelzöllen, auf sonstige Textilwaaren, Eisenwaaren, sowie
andere wichtige Producte der Industrie wesentlich erhöht
54
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
worden, um der inländischen Landwirtschaft und Industrie so den heimischen Markt zu sichern und sie auf diese
Weise vor den Nachtheilen der Ueberproduction der an deren Staaten sicher zu stellen.
Neu eingeführt wurde hierbei auch der Zoll auf
Petroleum.
JmZusammmhange damit ist ferner die Besteuerung des Tabacks einer nothwendigen Reform unterworfen
worden, in deren Folge das Gesetz vom 16. Juli 1879 erlassen worden ist, auf Grund dessen es ermöglicht wurde,
sowohl vom inländischen Taback unter Einführung einer Ge wichtssteuer, als auch vom ausländischen Taback unter Er höhung der Zölle einen beträchtlich höheren finanziellen
Ertrag dem Reiche zuzuführen.
Ein gleiches Bedürfniß ist auch für die Zuckersteuer hervorgetreten, seitdem die Ausbeute an Rübenzucker die
bisherigen gesetzlichen Voraussetzungen weit übertroffen und sich daher eine andere Regulirung der Exportvergütungs
sätze nothwendig gemacht hat, wozu vorläufig das Gesetz vom 7. Juli 1883 erlassen worden ist. In Sachsen selbst ist die Rübenzuckerindustrie bisher nur in den Jahren 1842 bis 1869 durch drei Fabriken vertreten gewesen und hat erst im laufenden Jahre wieder Fuß zu fassen begonnen.
Die Biersteuer ist durch Reichsgesetz vom 31. Mai
1872 für die gesammten Staaten der Biersteuergemein
schaft neu geregelt worden.
Eine Erhöhung der Steuer
wurde für Sachsen damit nicht involvirt und eine wesent liche Neuerung nur insoweit herbeigeführt, als außer
dem Braumalz
auch andere Stoffe zur Bierbereitung
zugelassen worden sind.
Die Branntweinsteuergesetzgcbung hat sich bis
auf eine veränderte Regulirung der Hebe- und Ausfuhr vergütungssätze
und
die
im Wege
des Gesetzes
vom
19. Juli 1879 in größerem Umfange als bisher ge
stattete Steuerbefreiung
des Spiritus
Zwecken ziemlich unverändert erhalten.
zu gewerblichen
Außer der Blei-
zucker- und Bleiweiß-Fabrikation erlangten darnach auch
die Essigfabrikation, Lackfabrikation, chemische Industrien
und andere vom Bundesrathe zugelassene Gewerbe die gesetzliche Vergünstigung, denaturirten Branntwein gegen
Rückvergütung der Steuer zu verarbeiten.
Es ist zwar
die Einführung einer Fabrikatbesteuerung im fiscalischen und gewerblichen Interesse wiederholt in Anregung ge
bracht, und sind darüber auch umfängliche Erhebungen angestellt worden, bisher hat es jedoch noch nicht gelingen
wollen, zu einem entscheidenden Resultate in der Frage zu
gelangen. Bezüglich der Salzsteuer sind keine gesetzlichen Ver-
änderungen eingetreten. Uebergangsabgaben werden nur noch von Bier
und Branntwein aus den nicht zur Steuergemeinschaft ge hörigen Staaten für Rechnung des Reichs erhoben.
Zu den vorgenannten
Verbrauchssteuern
sind
in
zwischen als neue Reichsabgaben im Ressort der Zollund Steuerverwaltung noch hinzugetreten: der Spielkartenstempel auf Grund des Gesetzes vom 3. Juni 1878, sowie die
Reichsstempel-Abgaben
auf
Werthpapiere,
Schlußnoten, Rechnungen und Lotterie-Loose zufolge des
Gesetzes vom 1. Juli 1881, gegen Wegfall der betreffenden landesherrlichen Stempelabgaben, und
die statistische Gebühr nach Maßgabe des Gesetzes vom 20. Juni 1879, betreffend die Statistik des Waaren-
verkehrs des Deutschen Zollgebiets mit dem Auslande. Als landesherrliche indirecte Abgaben bestehen nnnmehr nur noch die Chaussee-Abgabe, deren Beseitigung von den
Landständen wiederholt in Anregung gebracht worden und
von der Regierung, besage einer neuerlichen Vorlage an die
Stände, für Ende 1884 in Aussicht genommen ist, und
die Schlachtsteuer mit der Uebergangsabgabe
vom vereinsländischen Fleischwerke, die durch ein Ge setz vom 26. Mai 1852 neu geregelt und nach dem Wegfall der Steuer auf das kleine Vieh und der im Jahre 1867
eingetretenen Beseitigung der unterschiedlichen Sätze vom Bank- und Hausschlachten wesentlich vereinfacht worden ist.
Von den in die Reichscasse, nach Wzug der gesetz lichen Vergütungen und Rückerstattungen, fließenden Ab
gabenerträgnissen werben zur Zeit bezüglich der Zölle nur die Kosten des Grenzschutzes iinb der Grenzzollverwaltung
nach besonderen, vom Bundesrathe festgestellten Bestim mungen
gegen Aufstellung
von
Liquidationen
vergütet.
Für die Branntweinsteuer, Bierstener und die Uebergangs-
Abgaben beträgt zur Zeit die Vergütung des Erhebungs
und Berwaltungsaufwandes je 15, für den Spielkarten stempel 5, für die Reichsstempelabgaben 2 und für die Rübenzuckersteuer 4°/0 der Einnahme.
Für die Tabacksteuer werden a.
für die Anbau-Controle 20 H. pro Ar,
b. für Erhebung 2°/(l der Einnahme gewährt, während
58
Das inbirectc Abgaben wesen im Königreiche Sachsen,
für die mühevolle Statistik des Waarenverkehrs mit dem
Auslande eine definitive Vergütung noch nicht festgesetzt ist. der
Bezüglich
Salzsteuer
werden
nur die Kosten,
welche zur Besoldung der mit der Erhebung und Controlirung der Abgabe auf den Salzwerken beauftragten Be amten aufgewendet werden, vom Reiche erstattet.
An den Reichseinnahmen participirt übrigens Sachsen noch hinsichtlich der Zölle und der Tabacksteuer in Gemäß
heit § 8
des Zolltarifgesetzes vom
12. Juli 1879
be
züglich der den jährlichen Ertrag von 130 Millionen Mark übersteigenden Summe und hinsichtlich der Reichsstempel abgabe von Werthpapieren am Netto-Ertrage der letzteren
nach
Verhältniß
seiner zu den Matricularbeiträgen
gezogenen Bevölkerung, wodurch das erfreuliche
bei
Resultat
erzielt worden ist, daß die Reichscasse an die Cassen der betheiligten Einzelstaaten erhebliche, die Matricularbeiträge
zur Zeit übersteigende Ueberschüsse abführt. Was die auf dem Gebiete der Organisation der Zoll- und Steuer-Behörden in Sachsen seit 50 Jahren
vorgekommenen Veränderungen anlangt, so muß zunächst
hervorgehoben
werden, daß das
in der
Verfassung be
gründete System der Organisation in seinen ursprünglichen
Grundsätzen bis jetzt vollständig erhalten geblieben ist —
ein genügender Beleg für die Zweckmäßigkeit der getroffenen Einrichtungen.
Die Reichsverfaffung hat darin bezüglich
der Erhebung und Verwaltung der Zölle und gemein schaftlichen Verbrauchssteuern keine Aenderung
getroffen,
die Selbstständigkeit der Bundesstaaten auf diesem Gebiete
ist vielmehr von ihr ausdrücklich aufrecht erhalten worden.
Dagegen ist das den Zollvereinsregiernngen in Artikel 31 und 32 des Zollvereinigungsvertrags vom 30. März 1833 zugestandene Recht der gegenseitigen Ueberwachung der Ein
haltung des geschlichen Verfahrens durch Abordnung be sonderer Beamten an die Directivbehörden und die Haupt ämter der Vertragsstaaten mit Eintritt der Norddeutschen
Bundesverfassung auf das Bundespräsidinm übergegangen. Nach der Reichsverfassung wird dieses Recht nunmehr vom
Kaiser durch besondere Neichsbeamte ausgeübt.
In der inneren versassungsmäßigen Einrichtung ist als eine wichtige Veränderung der Wegfall der sowohl der Zoll- und Steuer-Direction als auch den Hauptämtern
bei ihrer Errichtung übertragenen administrativen Gerichts barkeit in Strafsachen und streitigen Verwaltungssachen zu
verzeichnen.
Den Elbzollämtern war die letztere auf Grund
der Elbschifffahrtsakte
vom
23.
Juni
1821
und
der
späteren Additionalakte vom 13. April 1844 für gewisse
civilrechtliche Streitigkeiten im Schifffahrtsverkehr bis zum Erlaß der Ministerial-Verordnung vom
11. September
1863 verblieben, der zufolge sie den ersteren abgenommen
und zugleich mit der Strafgerichtsbarkeit in Elbstrom- und Elbschifffahrtspolizeisachen den Justizbehörden als Elbstrom geeichten übertragen wurde.
barkeit
das
in
Gesetz
Die administrative Gerichts
Abgabenstrafsachen
vom
21.
April
ist
anläßlich
1873
der
eingetretenen
durch ver
änderten Organisation der inneren Verwaltungsbehörden
aufgehoben worden und an die ordentlichen Gerichte über gegangen. Doch ist den Hauptämtern als Verwaltungsbehörden
unterer Instanz noch die Befugniß verblieben, wegen der
in ihrem Geschäftskreis verübten Zuwiderhandlungen vor läufige Strafbescheide zu erlassen.
Das dabei einzuhaltende
Verfahren ist durch Gesetz vom 22. April 1873 geregelt
worden, an dessen Stelle mit Eintritt der Reichsjustiz gesetzgebung das Gesetz vom 8. März 1879 getreten ist.
Hierbei wurde der Zoll- und Steuer-Direction innerhalb
der ihr
bereits
früher
zugestandenen Befugniß die Er
mächtigung ertheilt, über Gesuche um Erlaß, Minderung oder Verwandlung der von den Hauptämtern durch Straf
bescheide festgesetzten Strafen, soweit dieselben im Einzelnen
den Betrag von 30 Mark nicht überschreiten, in eigener
Competenz Entschließung zu fassen. Für das Disciplinarverfahren ist das Gesetz, die
Civilstaatsdiener betreffend, vom 3. Juni 1876 maßgebend geworden und auf Grund desselben für das untere Auf sichtspersonal an Stelle des früheren ein neues DisciplinarNegulativ vom 16. August 1877 vom Königlichen Finanz-
Ministerium erlassen worben. Da übrigens mit der Einführung der neuen Ver
waltungsorganisation eine veränderte Eiutheiluug der Ver-
tvaltnngs - und Gerichtsbezirke verbunden war, erwies sich auch eine Umgestaltung der Hauptamtsbezirke als
wünschcuswerth, um sie mit den ersteren, den veränderten
Berkehrsverhältnissen entsprechend, in bessere Uebereinstim mung zu bringen.
Es wurde daher eine solche bei der
inzwischen ausführbar gewordenen Einziehung der Haupt ämter Marienberg und Pirna, sowie der Hauptämter Löbau
und Glauchau angebahnt, mit deren am 1. Januar 1881 durchgeführter Aufhebung die betreffenden Bezirke den an
grenzenden Hauptämtern Zittau, Schandau, Annaberg,
Freiberg, Bautzen und Zwickau zugetheilt wurden.
Das indirekte Abgaben wesen im K önigreiche Sachsen.
62
Was
ciell
die Zoll-
betrifft,
so
und
erfolgte
Steuer-Direktion
ihre
vom
spe
Finanz-Minister
von Zefchau persönlich vollzogene Jnställirung bereits am 30. December 1833.
collegialische
Sie erhielt eine noch jetzt bestehende
Einrichtung
nach
einem
vom
Königlichen
Finanz-Ministerium verfaßten besonderen Statut, in dem ihr der Wirkungs- und Geschäftskreis näher vorgezeichnet worden ist. Gleichzeitig
wurde ihr für die Wahrnehmung der
Vereinscontrole auf Grund des Zollvertrags ein von der Königlich Preußischen Regierung ernannter Vereinsbeooll-
mächtigter attachirt, welchem auch mehrere Stations-Con-
troleure
unterstellt wurden,
die Hauptämter
abgeordnet
die für denselben Zweck an waren.
Gegenwärtig wird
diese Controlthätigkeit von den von der Reichsverwaltung
hierzu
berufenen
Beamten
(Reichsbevollmächtigten
Stationscontroleuren) ausgeübt. Als Dependenzen wurden ihr
ein Wirthschafts-Depot, eine Rechnungs-Expedition und eine Vortrags-Canzlei
beigegeben.
und
Das
Collegium,
welches
ursprünglich
aus
einem
dirigirenden und zwei beisitzenden Räthen bestand, wurde bei seiner definitiven Organisation vom Jahre 1838 ab
infolge der
Zunahme der Geschäfte aus einem Director
und drei Räthen zusammengesetzt, denen im Jahre 1857
noch
ein vierter Rath hinzutrat.
Außer diesen wurden
noch vorübergehend zu Mitgliedern des Collegiums er nannt ein
in
mit der Function als Vereinsbevollnrächtigter
Magdeburg
betrauter
Rath
und
der Dirigent
der
iildirecten Abgaben-Verwaltuug zu Leipzig. Nach Maßgabe des Bedürfnisses wurden ihm noch
In dieser Zu
ein oder mehrere Hilfsarbeiter beigegeben.
sammensetzung besteht das Collegium noch heute.
Räthen
Den
wurde anfänglich der Functionstitel „Zollrath"
beigelegt, während dein ersten stellvertretenden Rath das Prädicat „Ober-Zollrath" verliehen wurde.
ten die sämmtlichen Räthe den Titel
Später erhiel
„Ober-Zollrath"
und seit dem Jahre 1877 den Functionstitel als „Finanz rath", wogegen dem ersten stellvertretenden Rathe seit dem Jahre 1850 wiederholt das Dienstprädicat
„Bice-Zoll-
und Steuer-Director" verliehen worden ist. Außerdem
waren
seit
1851
in einer Reihe von
Jahren die als Stempelfiscale fungirenden Beamten für
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen,
64
diese Function der Zoll- und Steuer-Direction als außer
ordentliche Mitglieder zugetheilt. Dem Wirthschasts-Depot ist auf Grund eines
Regulativs
vom
12. Mai
Bekleidungs-, Ausrüstungs-
1842
die Beschaffung der
und Armatur-Gegenstände,
der Munition, sowie die Besorgung der Drucksachen und
sonstigen Expeditionsbedürfnisse für die Hauptämter und
bez. das Beamtenpersonal, die Verwaltung des für diese Zwecke gebildeten Equipirungs- und Bekleidungsfonds zu gewiesen, sowie vom Jahre 1838 ab die Verwaltung des
Zoll-
und Steuer-Strafgelderfonds übertragen
worden,
welcher nach dem Wegfall der Strafantheile der Aufsichts beamten in Gemäßheit des Gesetzes vom
14. December
1837, die definitive Gültigkeit rc. betreffend,
aus den
wegen der Zoll- und Steuervergehen verwirkten und von den Verurtheilten eingebrachten Vermögensstrafen einschl. der
Confiscaterlöse
gebildet
thätige,
und sich wohlverhaltende Aufsichtsbeamte
treue
gratificiren
und
sie
wurde,
um
daraus
besonders
sowohl wie ihre Hinterlassenen in
Erkrankungs- und Nothfällen unterstützen zu können.
Im Laufe der Jahre sind aus diesem Fonds an Zoll- und
Steuerbeamte und Hinterlassene verstorbener
Zoll- und Steuerbeamten
Entwickelung der Behördenorganisation.
65
544 768 c# als Gratificationen,
433 600
„
„
364170
„
zu
Unterstützungen und
Gehaltsvorschüssen
an die ersteren verabreicht worden. Mit der Leitung des Wirthschafts-Depots und der
Rechnungsführung über das Kassenwesen wurde anfäng
lich ein besonderer Wirthschafts-Chef beauftragt und dem Collegium in dieser Eigenschaft als Mitglied mit Sitz und
(Stimme für seinen Wirkungskreis beigegeben. Diese Ein
richtung hat bis zum Jahre 1860 bestanden, von wo ab
die Kassenverwaltung und Rechnungsführung,
sowie die
Verwaltung der Vorräthe einem Jnspeetor unter Beiordmmg eines Controleurs übertragen wurde,
während die
Oberleitung des Wirthschafts-Depots an eines der Mit
glieder des Collegiums
überging.
Bei der Bekleidung
der Beamten und der Bewaffnung des Aufsichtspersonals ist den Einrichtungen gemäß
die
in der Armee gefolgt und dem
Grenzaufsicht
seit
1879
mit
Hinterlader-
Cavallerie-Carabinern M. 71 ausgestattet worden.
Die für die Prüfung des Rechnungswerts der Haupt ämter und der unteren Stellen eingerichtete Rechnungs Expedition besteht zur Zeit aus zwei Rechnungs-Secre-
tären, zehu Calculatoren und sechs Büreau-Assistenten.
5
Die Vortrags-Canzlei war ursprünglich mit zwei Vortrags-Secretären
und zwei Registratoren nebst einer
Zufolge neuerer Anordnung
Anzahl Canzlisten besetzt.
sind die besonderen Sccretärstellen weggefallen Secretariatsgeschäfte
und
die
von den der Direktion zugetheilten Die Zahl der Registra
Hilfsarbeitern mit zu besorgen.
toren ist dagegen auf drei gestiegen. Zur gleichmäßigen Mittheilung der von der Zoll-
und Steuer-Direktion erlassenen Verordnungen und Ver fügungen,
sowie der
Organisations-
eingetretenen
Personal-Veränderungen
an
die
Hauptämter,
und
unteren
Stellen und Aufsichtsposten dient ein seit deni Jahre 1848 erscheinendes Verordnungs-Blatt. Zur Erlangung tüchtiger Kräfte für den Zoll- und
Steuerdienst ist im Jahre 1835 zufolge Verordnung des Königlichen Finanz-Ministeriums vom 12. September das
Institut des Accesses bei den Hauptämtern
gegründet
worden, um jungen gebildeten Leuten Gelegenheit zu ihrer theoretischen
geben.
und
praktischen
ihrer
zu
Das Institut hat sich nach den gemachten Er
fahrungen wohl bewährt.
ten
dienstlichen Vorbildung
Anforderungen
ist
wissenschaftlichen
Nach den gegenwärtig gestell
von
den Bewerbern
Vorbildung
zum
hinsichtlich
Mindesten
der
Nachweis der Qualifikation für den Einjährig-Freiwilligen-
Dienst beizubringen.
Doch wird denjenigen der Vorzug
gegeben, die einen höheren Bildungsgrad nachweisen. Die Organisation der Hauptämter hat sich mit
Ausnahme der indirekten Abgabenverwaltung in Leipzig bis ans die durch bcn Wegsall der Administrativgerichts barkeit bedingten Berändenmgen ziemlich unverändert erhalteil.
übrigen Hauptämter aus drei Mit
Während die
gliedern und zlvar einem einem Rendanten
Oberinspector als Dirigenten,
für die Kassen- und Aintsvenvaltung
und einem Controleur für die Kassen-Controle und sonstigen
Geschäfte zusammengesetzt wurden,
erhielt das Haupt
steueramt Leipzig mit Rücksicht aus die Eigenthümlich keit des dortigeil Handels- und Bießplatzes, sonne wegen
des umfänglichen dortigen Contirnngswesens zunächst inso fern eine abweichende Verfassung, als es in drei von be sonderen Vorständen geleitete Abtheilungen für die Zollund Meßzoll-Regie, die übrigen indirccten Abgaben und die Verwaltung der Jnstizpslegc und das Kostenwcsen zer
fiel, deren Oberleitung bis
zum
I. Juli 1850
einem
besonderen Königlichen Commissar in der Stellring eines
von der Zoll- und übertragen wurde.
Strner-Direction delegirten Rathes
Vom 1. Februar 1857 ab wurden 5*
68
Das indirekte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
aus den drei Abtheilungen ein selbständiges Hauptzollamt
unter der Leitung eines Oberzollinspektors und ein selbst ständiges Hauptsteueramt unter der Leitung eines Obersteuerinspectors mit Zutheilung der etatmäßigen Kassenbeamten
formirt, die sodann seit dem Jahre 1875 zur Herbeiführung
einer Vereinfachung des Geschäftsverkehrs in ein einziges
Hauptzollamt vereinigt wurden. Für die Dauer der Messen
trat
außerdem noch,
analog den in Preußen für die Messen in Frankfurt a. O. und Naumburg getroffenen Einrichtungeil, eine vom König
lichen Finanz-Ministerium aus Vertretern der Regierungs
behörde, der Zoll- und Steuer-Direction und der Stadt Leipzig erwählte „Meßverwaltungs-Deputation" zur collegialischen Berathung und Erledigung gewisser auf den Meß- und Platzhandel der Stadt Leipzig Bezug habender,
für
den
gewöhnlichen
Geschäftsgang
weniger
geeigneter
Angelegenheiten zusammen, deren Obliegenheiten durch eine vom Königlichen Finanz-Ministerium festgestellte Instruction
geregelt wurden.
Nachdem
15. October 15. Juli
mit
1861
Eintritt
und
des
des
Gewerbegesetzes
vom
Vereinszollgesetzes
vom
1869 der größte Theil der dieser Behörde
zugewiesenen Befugnisse auf die Handelskammer und das
69
Entwickelung der Behördenorganisation.
Hauptzollamt Leipzig übergegangen und ihre Thätigkeit deshalb immer weniger in Anspruch genommen worden
war, wurde im Jahre 1879 vom Königlichen FinanzMinisterium die Aufhebung der Meßverwaltungs-Depu-
putation verfügt. Zu den besonderen Einrichtungen in Leipzig gehörte
auch die Erhebung der durch das Königliche Finanz-
Ministerium durch Verordnung vom 24. December 1836
festgesetzten Meßgebühren von den in Leipzig zur Messe eingehenden Handelswaaren.
Durch Verordnung
vom
10. Juli 1878 wurde die Einstellung der ferneren Er hebung dieser nicht mehr für zeitgemäß befundenen Ge
bühren angeordnet. Wesentliche Veränderungen und umfängliche Neue
rungen in Zollverwaltungseknrichtungen wurden bedingt durch die Entwickelung des Sächsischen Eisenbahn netzes
und
Oesterreich. den
die
erleichterten
Verkehrsbeziehungen
mit
Hierhin gehören die Umwandlung der für
allgemeinen Verkehr
ganz
entbehrlich
gewordenen
Hauptämter Pirna und Marienberg in Untersteuerämter; die Errichtung der Hauptämter Riesa, Glauchau und
Löbau. und deren spätere Wiederumwandlung in Unter steuerämter, die Errichtung eines Uebergangssteueramtes
70
Das indirecte Abgabenwesen im Königreiche Sachsen.
in Hof, von Bahnhofszollexpeditionen in Dresden, Leipzig,
Chemnitz, Plauen, Annaberg, Meerane, Reichenbach, der zum größeren Theil mit ansehnlichem Personal besetzten
Nebenzollämter
I.
Bodenbach,
Tetschen,
Reichenberg,
Warnsdorf, Weipert, Voitersreuth, Rumburg auf öster reichischem, sowie der Nebenzollämter I. Reitzenhain und
Ebersbach auf
Sächsischem Gebiete,
die Combinirung
Österreichischer
Amtsstellen
den
Hauptzollämtern
mit
Zittau und Schandau und den Nebenzollämtern I. Ebers bach und Reitzenhain, sowie die Zusammenlegung mehre
rer Nebenzollämter II. Classe mit Österreichischen gleich artigen Amtsstellen, sowohl auf Sächsischem als auch auf
Österreichischem Gebiete.
Nicht geringen Einsiuß auf die Amts- und Per sonalverhältnisse
übte
auch
der
neue
Zolltarif
vom
15. Juli 1879 insofern aus, als sich bei den wichtige
ren
Abfertigungsstellen
wegen der
eingetretenen
Ver
mehrung der zollpflichtigen Artikel (Getreide, Mehl, Holz,
Eisen) und der controlepflichtigen Privatläger eine Ver stärkung des Personals, sowie eine Erweiterung der Amts befugnisse in vielfacher Hinsicht nothwendig machte.
Von den im Sächsischen Staatsdienst angestellten Zollbeamten befinden sich überdies zur Zeit noch bei
Entwickelung der Behördcnvrganisation.
dem Vereinsländischen Hauptzollamte in Hamburg
71 24
und bei dem Hauptzollamte Lübeck zwei Beamte in com< missarischer Verwendung.
Außer diesen fungiren ferner
noch zwei Beamte in der Eigenschaft als Reichsbevollmäch
tigte bei den Provinzial-Steuer-Directionen in Breslau und Stettin und vier Beamte als Stations-Controleure
in Berlin, Hamburg, Magdeburg und Schweidnitz. Um schließlich auch
einen Nachweis über die in
Sachsen seit dem Jahre 1834 zur Erhebung gelangten indirecten Abgaben und die von der Einnahme an Reichs abgaben zur Sächsischen Staatskasse geflossenen Summen
zu liefern,
sind die unter I., II., III. und IV. bei
folgenden Uebersichten aufgestellt worden, während zur
Vergleichung des Beamten-Etats zum Beginn und zu
Ende der 50jährigen Periode die Uebersicht unter V.
und unter VI. ein Verzeichniß der Directoren und der Mitglieder des Collegiums beigegeben worden ist.
I.
Uebersicht der
in der Zeit
vom 1. Januar 1 8 3 4 an im
Königreich Sachsen aufgekommenen
indirecten Abgaben. Die Einnahme-Beträge verstehen sich inclusive der Ersatzgelder und
exclusive der Restitutionen und Bonificationen.
Für
g e m e i nschc
Kopfzahl
der
Erhebungs
Bevölkerung in
Periode
Zollgefalle
Sachsen Jb
UeberMithin Uebergc Mithin Mithin gangs- pro Kopf pro Kopf Branntwein pro Kopf abgc der abgabe der der von T Bevölke von Bevölke steuer ' Bevölke und 9 rung Branntwein rung rung i
jH>
Jb
Jb
Jb
Jb
Jb
1 595 668
1834
3 247 581
2,03
798 189
0,50
165
—
38
1 595 668
4 054 971
2,54
950 403
0,59
330
—
49 1
1 595 668
1835 1836
4 553 574
2,85
924 183
0,57
208
—
39
1 595 668
1837
4 536 501
2,84
885 012
0,55
212
—
34
1 652 114
1838
5 699 634
3,45
888 378
0,53
259
—
34
1 652 114
1839
5 659 320
3,30
921 309
0,55
247
—
36
1 652 114
6 195 447
3,75
919 062
0,55
258
—
42
5 634 528
3,30
1 025 346
0,60
560
—
41 '
1 706 276
1840 1841 1842
5 994 102
3,51
909 072
0,52
747
—
40
1 706 276
1843
5 919 003
3,47
660 417
0,38
850
—
40 i
1 757 800
1844 1845 1846
5 983 134
3,40
873 576
0,49
548
—
31
6 807 222
3,87
986 991
0,56
621
—
29'
6 258 855
3,55
809 013
0,45
515
—
28 i
1847 1848
5 736 225
3,12
734 997
0,40
429
—
37:
5 257 359
2,80
982 344
0,48
417
—
25
5 692 374
3,09
1 121 982
0,60
470
—
28!
5 957 169
3,14
1 042 701
0,55
747
—
391
6 644 073
3,51
795 441
0,41
1 111
—
43!
6 462 027
3,41
763 473
0,40
2 796
—
65