178 23 90MB
German Pages 472 [489] Year 1973
Jutta Dresel • Das Funktionsfeld der temporalen Präposition
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR
Zentralinstitut für Sprachwissenschaft 5i
Bausteine zur Geschichte des Neuhochdeutschen Herausgegeben von Günter Feudel
JUTTA DRESEL
Das Funktionsfeld der temporalen Präpositionen im frühen Ostmitteldeutschen 1200 bis 1550 Zwei Entwicklungsstufen der deutschen Sprache auf ihrem Weg zur Nationalsprache
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1972
Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 Copyright 1972 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/283/72 Gesamtherstcllung: V E B Druckerei „Thomas Müntzer", 382 Bad Langensalza/DDR Bestellnummer: 20J4/51 • E D V : 751 834 1 • E S 7 D 68,-
VORWORT
Diese Arbeit ist Teil eines Forschungsprogramms zu Problemen der Entwicklung der deutschen Nationalsprache, insbesondere des Ostmitteldeutschen in frtihneuhochdeutscher Zeit, das die ehemalige Arbeitsgruppe 'Frühneuhochdeutsch und Neuere Sprachgeschichte' des Instituts für deutsche Sprache und Literatur, jetzt Zentralinstitut für Sprächwissenschaft, an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gemeinsam mit dem Institut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der UdSSR bearbeitet. Die Grundlage der vorliegenden Monographie bildet eine Untersuchung, die 1965 unter dem Titel ' Zum Funktionsfeld der temporalen Präpositionen im frühen Ostmitteldeutschen. 1200-1550. Die Angabe des 'Wann' als genauer zeitlicher Bereich eines Geschehens oder Seins' von der Philologischen Fakultät der Karl-Marx-Universität zu Leipzig als Inauguraldissertation angenommen wurde. Diese Doktorarbeit wurde zum Zweck der Veröffentlichung leicht verändert und um wesentliche Kapitel erweitert. Herrn Dr. G. Feudel habe ich für die Aufnahme dieser Studien in die Reihe "Bausteine zur Geschichte des Neuhochdeutschen" zu danken. Jutta Dresel Berlin, im März 1969
INHALTSVERZEICHNIS
0.
Einleitung
9
Die beiden Stufen der Entwicklung
23
1.
1200 - 1400
25
1.1.
Die Angabe des 'Wann'
25
1.1.1.
als genauer zeitlicher Bereich
1.1.1.1. 1.1.1.2. 1.1.1.3. 1.1.1.4.
Bestimmte Zeitangaben: das Jahr und seine zeitlichen Untergliederungen Allgemeine Zeitangaben (mäl, stunt, vrist, wile, zh) Zustands- und Geschehensbezeichnungen mit zeitlichem Aspekt Nichtsubstantivische Fiigungsglieder mit zeitlichem Aspekt
30 85 106 123
1.1.2.
als ungefährer zeitlicher Bereich
129
25
1.1.3.
vor einer zeitlichen Grenze, als Vorzeitigkeit
133
1.1.4.
nach einer zeitlichen Grenze, als Nachzeitigkeit
136
1.1.5.
zwischen zwei zeitlichen Grenzen
145
1.2.
Die Angabe des 'Wie lange'
147
1.2.1.
als der genauen zeitlichen Erstreckung bzw. Dauer
147
1.2.2.
als der genauen zeitlichen Geltungsdauer
158
1.2.3.
zwischen zwei zeitlichen Grenzen
163
1.3.
Die Angabe d e s ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann'
164
1.3.1.
als zeitlicher Ausgangsbereich
164
1.3.2.
als zeiträumliche Entfernung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart (der Schreib- bzw. Sprechsituation)
176
1.4.
Die Angabe des 'bis Wann* als genaues zeitliches Ende
177
1.5.
Zusammenfassung
188
6
2.
1500 - 1550
194
2.1.
Die Angabe des 'Wann'
194
2.1.1.
als genauer zeitlicher Bereich
194
2.1.1.1. 2.1.1.2. 2.1.1.3. 2.1.1.4.
Bestimmte Zeitangaben: das Jahr und seine zeitlichen Untergliederungen Allgemeine Zeitangaben (mal, stunt, vrist, w(e)ile, z(e)it) Zustands- und Geschehensbezeichnungen mit zeitlichem Aspekt Nichtsubstantivische Fiigungsglieder mit zeitlichem Aspekt
197 236 258 266
2.1.2.
als ungefährer zeitlicher Bereich
273
2.1.3.
vor einer zeitlichen Grenze, als Vorzeitigkeit
274
2.1.4.
nach einer zeitlichen Grenze, als Nachzeitigkeit
276
2.1.5.
zwischen zwei zeitlichen Grenzen
280
2.2.
Die Angabe des 'Wie lange'
281
2.2.1.
als der genauen zeitlichen Erstreckung bzw. Dauer
281
2.2.2.
als der genauen zeitlichen Geltungsdauer
285
2.2.3.
zwischen zwei zeitlichen Grenzen
287
2.3.
Die Angabe des 'seit Wann' bzw. 'von Wann'
288
2.3.1.
als zeitlicher Ausgangsbereich
288
2.3.2.
als zeiträumliche Entfernung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart (der Schreib- bzw. Sprechsituation)
296
2.4.
Die Angabe des 'bis Wann* als genaues zeitliches Ende
297
2.5.
Zusammenfassung
304
3.
Vergleich der beiden Querschnitte
307
3.1.
Vergleich der Größen
307
3.2.
Allgemeiner Vergleich der Präpositionen
309
3.3.
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen
311
3.3.1.
Die Angabe des'Wann'
311
3.3.1.1. 3.3.1.2. 3.3.1.3. 3.3.1.4. 3.3.1.5.
als genauer zeitlicher Bereich als ungefährer zeitlicher Bereich vor einer zeitlichen Grenze, als Vorzeitigkeit nach einer zeitlichen Grenze, als Nachzeitigkeit zwischen zwei zeitlichen Grenzen
311 327 328 329 330
7
3.3.2.
Die Allgabe des 'Wie lange'
330
3.3.2.1. 3.3.2.2. 3.3.2.3.
als der genauen zeitlichen Erstreckung bzw. Dauer als der genauen zeitlichen Geltungsdauer zwischen zwei zeitlichen Grenzen
330 332 333
3.3.3.
Die Angabe des 'seit Wann' bzw. 'von Wann'
333
3.3.3.1. 3.3.3.2.
als zeitlicher Ausgangsbereich als zeiträumliche Entfernung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart (der Schreib- bzw. Sprechsituation)
333
3.3.4.
Die Angabe des 'bis Wann' als genaues zeitliches Ende
335
3.4.
Das Verhältnis zwischen Urkunden- und Literatursprache
341
335
Literaturverzeichnis
344
Wissenschaftliches Schrifttum und Wörterbücher Quellenschriften
344 348
Anmerkungen
363
Einleitung 1200 - 1400 1500 - 1550 Vergleich der beiden Querschnitte
363 370 417 442
Register
446
Alphabetisches Verzeichnis der temporalen Präpositionen Alphabetisches Verzeichnis der postpräsositionalen Fügungsglieder
446 450
0.
EINLEITUNG
0.1.
BEGRÜNDUNG DES THEMAS
Die frühneuhochdeutsche Sprachperiode insgesamt sowie der Beitrag der einzelnen Sprachlandschaften zur deutschen Gemein- oder Nationalsprache* ist noch immer keineswegs gründlich erforscht und überschaubar, obwohl die Herausbildung und Entwicklung der nhd. 2 Schriftsprache bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Gegenstand intensiven Bemühens der germanistischen Forschung darstellt. Nachdem sich bekanntlich längere Zeit hindurch K. Möllenhoffs These von der maßgeblichen Bedeutung des Böhmischen und der Kanzlei Karls IV. für die Herausbildung der deutschen Gemeinsprache sowie deren Modifizierung durch K. Burdach u.a. in der Sprachgeschichte behauptet hatte, gelangte schließlich die moderne Dialektgeographie, auf Grund der Forschungen insbesondere von Th. Frings und seinen Schülern, zu der Erkenntnis, daß dem ostmitteldeutschen Raum für die Entwicklung der deutschen Nationalsprache3 entscheidende Bedeutung zukomme. Auch diese Auffassung blieb nicht unwidersprochen , und in der Tat wird man zu einer endgültigen Aussage erst dann kommen, wenn alle Sprachlandschaften der damaligen Zeit erschlossen und vergleichender Betrachtung zugänglich sein werden. Dennoch hat die These von dem ostmitteldeutschen Fundament unserer Nationalsprache sehr viel für sich,und der Versuch lohnt sich, die Rolle dieser Sprachlandschaft genauer zu überprüfen. E r erscheint geradezu zwingend, wenn man bedenkt,' daß die moderne Dialektgeographie zunächst nur die großen Entwicklungslinien angedeutet hat und einzig auf der Untersuchung der lebenden Mundarten basiert. Es fehlt bislang also noch immer an systematischen Studien, die auf der Grundlage eines intensiven und systematischen Quellenstudiums die in diesem Gebiet vor sich gehenden verschiedenen sprachlichen Prozesse einer eiijgehenden Analyse unterziehen und die Erkenntnisse der modernen Dialektgeographie damit unterbauen bzw. präzisieren. Die vorliegende Arbeit will dazu beitragen, diesem Mangel abzuhelfen. Und wenn auch heute noch nicht abzusehen ist, welche Bedeutung die anderen Sprachlandschaften für die neuhochdeutsche Schriftsprache haben und somit noch nicht das letzte Wort Uber die Rolle des Ostmitteldeutschen gesprochen werden kann, so mag diese
Einleitung
10
Monographie, indem sie das Ostmitteldeutsche sprachlich zu erschließen hilft, als ein Beitrag zur späteren Klärung dieses wichtigen Problems gewertet werden; abgesehen davon, daß Jede sprachliche Periode und jede Sprachlandschaft vorerst auch aus sich selbst heraus und um ihrer selbst willen dargestellt zu werden verdiente, unabhängig von daraus abzuleitenden positiven oder negativen Ergebnissen für den Entstehungsprozeß unserer Nationalsprache. Die vorliegende Arbeit will auf einem Grenzgebiet zwischen Lexik und Syntax, am Gegenstand der temporalen Präpositionen, die ostmitteldeutsche Sprachlandschaft in ihrem Schrifttum zunächst noch weit vor der Zeit Luthers umfassend untersuchen und auf ihre sprachliche Einheitlichkeit überprüfen mit dem Ziel, diesen Sprachgebrauch dem der Lutherzelt, und ganz besonders dem Luthers gegenüberzustellen. Unter dem ostmitteldeutschen Sprachgebiet ve rstehen wir neben den Keralandschaften S a c h s e n und T h ü r i n g e n auch die angrenzenden Gebiete: das O r d e n s l a n d ,
S c h l e s i e n undBöhmen.
Diese Län-
der standen damals in einer sehr engen wirtschaftlichen und politischen Beziehung miteinander 4 und bildeten, wie die Ausführungen beweisen werden, auch sprachlich eine Einheit . Die Untersuchung umfaßt die Jahre von 1 2 0 0 - 1 5 5 0 . Sie setzt damit zu einer Zeit ein, in der sich die deutsche Sprache in der schriftlichen Aufzeichnung immer stärker gegenüber dem Latein behauptet und allmählich auch in die Urkunden eindringt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hat sich - im Zuge der Ostexpansion - auch das deutsche Sprachgebiet erheblich vergrößert; der mitteldeutsche Osten ist Uberhaupt gerade erst deutsch geworden. E r beginnt dann auch sehr schnell, im deutschen Geistesleben eine entscheidende Bolle zu spielen; noch in das 13./14. Jahrhundert fällt 'das literarische Erwachen des deutschen Ostens*, wie Karg es bezeichnet . Aus dem Bemühen, Luther - der ja im ostmitteldeutschen Gebiet wirkte und von dessen Bibelübersetzung ein starker Impuls für die Entwicklung der deutschen Sprache ausgegangen ist - als sprachlich bedeutsame Persönlichkeit in dem Rahmen dieser Arbeit miteinzubeziehen, ergab sich als Endpunkt des Untersuchungszeitraums die Mitte des 16. Jahrhunderts. Damit werden 350 Jahre deutscher Schreibsprache auf ostmitteldeutschem Gebiet hinsichtlich des Gebrauchs der temporalen Präpositionen durchforscht. In diesem Zeitraum hat sich eine über den einzelnen Mundarten des ostmitteldeutschen Gebietes stehende Ubermundartliche, großräumige Geltung besitzende Sprachform herausgebildet, deren Entwicklung erforscht werden soll. Gleichzeitig kann dieser Beitrag zur Geschichte der deutschen Sprache aber auch dazu dienen, besser als bisher das Wirken Luthers, der oft nur als bedeutende Elnzelpersönllchkelt, selten aber In seiner Stellung Innerhalb einer ostmitteldeutschen Entwicklung und Tradition gesehen wurde, einzuschätzen und zu würdigen.
11
Einleitung
Die Frage nach der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache ist bisher vorwiegend mit dem Blick auf das Laut- und Formensystem behandelt worden. Das war begründet, und wenn hier auch noch keineswegs alle Probleme gelöst sind, erscheint es doch notwendig, g auch andere Bereiche der Sprache stärker in die Betrachtung einzubeziehen . Somit waren es nicht nur sprachhistorische und sprachlandschaftliche Gesichtspunkte, die die Bearbeitung des Themas nahelegten, sondern eine solche Untersuchung erschien auch im Hinblick auf ihren speziellen G e g e n s t a n d gerechtfertigt und lohnend. Den Kleinwörtern, insbe7 sondere den Präpositionen und Konjunktionen , wurde bisher nicht die philologische Aufmerksamkeit zuteil, die ihnen auf Grund ihrer Stellung im Sprachsystem eigentlich zukommt. Auch in den Wörterbüchern werden die Präpositionen - vor allem in ihrer übertragenen V e r wendung - weithin vernachlässigt. Nachdem in einer Parallelarbeit bereits gdie lokalen PräPositionen des Ostmitteldeutschen für dieselbe Zeit untersucht worden sind , sollen in dieser Monographie d i e t e m p o r a l e n
Präpositionen
analysiert werden, mit deren
Hilfe der Mensch etwas über seine Orientierung in der Zeit aussagen, d.h. ein Geschehen oder Sein - gelegentlich auch eine Größe - zeitlich einordnen kann.
0.2.
MATERIALGRUNDLAGE
Als Q u e l l e n wurde weltliches und geistliches Schrifttum jeder Art herangezogen, soweit die Verfasser im ostmitteldeutschen Gebiet beheimatet waren oder den größten Teil ihres Lebens dort verbracht hatten. Vor allem wurden die Urkunden und Wirtschaftsbücher der damaligen Zeit intensiv studiert. Da diese aber meist an bestimmte, immer wiederkehrende begriffliche Bereiche gebunden sind, würde ihre Berücksichtigung allein keine Widerspiegelung des Partikelgebrauchs in extenso vermitteln. So wurden daneben - außer Kirchenordnungen - auch noch weltliche und geistliche Dichtungen, biblische Texte, Abhandlungen, Traktate, Fachprosa, Dramen, Lieder, Fabeln sowie Briefe unterschiedlichen Inhalts durchgesehen. Damit konnte nicht nur ein außerordentlicher Reichtum an Sprachinhalten erfaßt werden, sondern auf Grund der Verschiedenartigkeit der für die Exzerption herangezogenen Quellen ließen sich auch eventuelle Unterschiede beim Partikelgebrauch zwischen den einzelnen literarischen Erscheinungsformen registrieren; dadurch konnte zugleich das Verhältnis zwischen Urkunden- und Literatursprache in damaliger Zeit etwas näher beleuchtet werden. Soweit lateinische Vorlagen vorhanden waren, wurden diese vergleichend hinzugezogen und die jeweiligen lateinischen Entsprechungen oder Varianten vermerkt. Alle angeführten Quellen sind vollständig gelesen, wenn auch - mit Ausnahme literarisch 9 bedeutsamer Werke oder kurzer Texte - nicht immer total verzettelt worden.
Einleitung
12 0.3.
ZUR TERMINOLOGIE UND FUNKTION DER TEMPORALEN PRÄPOSITIONEN
Es erübrigt sich, in diesem Zusammenhang über die Herkunft und Geschichte der Präpositionen zu sprechen. Was den T e r m i n u s betrifft, so sagt er bekanntlich nur etwas über die Stellung des Wortes aus. Verschiedentlich wurde deshalb versucht, diesen Terminus - ausgehend von der syntaktischen Aufgabe dieser Wortart - durch 'Verhältnis-' bzw. ' B e ziehungswort' zu ersetzen oder die Präpositionen gemeinsam mit den ihnen verwandten Konjunktionen unter der Benennung ' Fügewörter* zusammenzufassen. Wir haben uns entschieden, an der traditionellen Bezeichnung 'Präposition* festzuhalten und bei ihrer Nachstellung entsprechend von einer 'Postposition* zu sprechen 1 0 . Keine Einmütigkeit herrscht in der Forschung auch in der Frage, ob die Präpositionen Bedeutungswörter sind oder nicht. Ohne diese Frage generell entscheiden zu wollen, scheint uns, daß die Präpositionen zumindest in ihrer übertragenen Verwendung, wie z . B . bei der Bezeichnungtemporaler Verhältnisse, viel von der Eigenbedeutung verloren haben, die ihnen ursprünglich als Adverbien innewohnte11. Doch abgesehen davon muß man bei der Beantwortung einer solchen Frage stets berücksichtigen, daß die Präpositionen nur in Verbindung mit anderen Wörtern, meist substantivischen Größenbezeichnungen, auftreten und die Aufgabe haben, Beziehungen oder Relationen - vorwiegend zu einem verbal ausgesagten Geschehen oder Sein - herzustellen
12
. Aus diesem Grunde werden sie in der modernen Linguistik gelegentlich 13 auch bloß als Relatoren, Determinatoren oder Korrelate aufgefaßt . Das bedeutet für unsere Fragestellung, daß die Präpositionen nur in der Verbindung mit einem anderen Wort für die Kommunikation wirksam werden und auf keinen Fall selbständig Inhalte übermitteln können. Dadurch unterscheiden sich die Präpositionen von den eigentlichen Bedeutungswör14 tern und erweisen sich als Funktionswörter . Aus den vorangegangenen Ausführungen e r gibt sich, daß der Begriff ' Funktion* dabei als eine Einheit von Syntaktischem und Semantischem gesehen werden muß; wir verstehen unter der F u n k t i o n 1 5 einer Präposition demzufolge den - auf Grund der für diese Wortart charakteristischen Notwendigkeit, sich mit einem anderen Wort zu verbinden - einzig In einer solchen Verbindung wirksam und evident werdenden semantischen Beitrag der Präposition zur Gesamtaussage der präpositionalen 16 Verbindung
.
Bekanntlich sind fast alle temporalen Präpositionen gleichzeitig lokale Präpositionen, d.h. dieselben sprachlichen Mittel sind in der Lage, verschiedene, wie z . B . lokale und 17 . Die Präpositionen können in
temporale Sachverhalte und Beziehungen auszudrücken
ihren Verwendungsweisen lediglich auf Grund der verschiedenen Verbindungsglieder differenziert und voneinander unterschieden werden; dabei sind temporale Präpositionen solche Präpositionen, die sich - ganz allgemein - mit Zeitangaben verbinden und in dieser Verbin-
Einleitung
13
dung die zeitliche Einordnung eines Geschehens oder Seins auf die Fragen 'wann' 18 , 'wie 18 Lange*
, ' seit wann* und ' bis wann' angeben.
0.4.
ZUR METHODE
Wie bei jeder Arbeit, so stellt sich auch bei der Analyse der temporalen Präpositionen die Frage nach der geeigneten Methode, die weitgehend von der Zielstellung der Untersuchung bestimmt wird und dem Gegenstand angemessen sein muß. Das Hauptanliegen der vorliegenden Arbeit ist darauf gerichtet, die einzelnen Präpositionen nicht isoliert voneinander zu sehen, sondern ihr Zusammenspiel und Gegeneinander herauszuarbeiten. Es soll dargelegt werden, welche Präpositionen der damaligen Zeit zur Verfügung stehen, um eine bestimmte zeitliche Aussage zu machen. Damit ist die Arbeit also in erster Linie onomasiologisch orientiert
.
Trotz der vielen kritischen Erörterungen, die die von 20 Jost T r i e r begründete und inzwisehen vielfach modifizierte Wortfeldtheorie erfahren hat
und ohne uns mit den vor allem
in jüngeren Arbeiten vorgetragenen philosophischen Schlußfolgerungen dieser Theorie identifizieren zu können, sind wir der Meinung, daß die W o r t f e l d m e t h o d e mit ganz bestimmten Einschränkungen a l s O r d n u n g s p r i n z i p bei der Erfassung und Darstellung bestimmter sprachlicher Erscheinungen dienlich sein kann. Wir gehen also bei unserer Aufgabenstellung davon aus, daß die temporalen Präpositionen auf Grund bestimmter gemeinsamer sprachlicher Merkmale als ein relativ selbständiger, sauber abgrenzbarer Teilbereich aus dem sprachlichen Gesamtsystem und aus der Fülle der Möglichkeiten, die Zeit sprachlich zu erfassen, ausgegliedert werden können und in unserem Sinne ein Feld darstellen. Trotz vorhandener sprachlicher Gemeinsamkeiten aller Präpositionen miteinander unterscheiden sich die temporalen Präpositionen auf Grund der mit ihnen verbundenen Größen # gleichzeitig von den anderen präpositionalen Feldern, so z . B . auch von dem Feld der lokalen Präpositionen. Wir wollen damit jedoch nicht behaupten, daß diese Felder auch im B e wußtsein eines jeden Sprechers existieren und dort dieselbe Struktur aufweisen wie in unserem allein nach sprachlichen Gesichtspunkten aufgestelltem Ordnungs- oder Gliederungsschema. Da die Präpositionen von uns oben als Funktionswörter charakterisiert worden sind, erscheint auch eine begriffliche Modifizierung des Feldes notwendig; denn die Präpositionen können von sich aus kein eigentliches Wort- oder Bedeutungsfeld konstituieren, sondern sie bilden vielmehr ein F u n k t i o n s f e l d ,
in dem auch die von ihnen angeschlos-
senen Größen eine Bolle spielen. Statt 'Feld' ließe sich selbstverständlich auch ohne weiteres - wie schon vielfach andernorts vorgeschlagen - der Terminus "Bezirk" oder " B e reich" verwenden.
Einleitung
14
Während Trier davon ausgeht, daß der Sinngehalt des Einzelwortes einzig durch eine bestimmte Position im Feld bedingt ist bzw. die Wörter nur im Hinblick auf andere etwas bedeuten, haben wir in einem ersten Arbeitsgang zunächst - rein s e m a n s i o l o g i s c h
-
jede einzelne präpositionale Verbindung für sich semantisch analysiert, wobei oftmals auch der Kontext, vor allem das Verbalgeschehen (Aktionsart oder Tempus) mit berücksichtigt werden mußte. Auf diese Weise konnten nicht nur die Funktionen jeder einzelnen Präposition genau bestimmt werden, sondern ließen sich gleichzeitig Funktions- oder Bedeutungsgruppen erkennen, die das Feld der temporalen Präpositionen in sich noch einmal unterglie21 dem . Im wesentlichen handelt es sich dabei um 1.
Die Angabe des "Wann* 1. als genauer zeitlicher Bereich
22
eines beliebigen Geschehens oder Seins: im Mo.nat,
am Tag, zur Zeit 2. als ungefährer zeitlicher Bereich eines beliebigen Geschehens oder Seins: gegen Mittag, um die dritte Stunde 3. vor einer zeitlichen Grenze, als Vorzeitigkeit eines beliebigen Geschehens oder Seins: vor Mitternacht 4. nach einer zeitlichen Grenze, als Nachzeitigkeit eines beliebigen Geschehens oder Seins: nach Weihnachten 5. zwischen zwei zeitlichen Grenzen, innerhalb deren irgendwann ein punktuelles Geschehen oder Sein statthat: zwischen Ostern und Pfingsten kommen 2.
Die Angabe des 'Wie lange* 1. als der genauen zeitlichen Erstreckung eines durativen Geschehens oder Seins: über den Winter, durch das ganze Jahr bleiben (heute postpositionell) 2. als der genauen Geltungsdauer eines meist einmaligen punktuellen Geschehens: auf drei Wochen verreisen (heute tfafiir meist ' f ü r ' ) 3 . zwischen zwei zeitlichen Grenzen, wobei der abgesteckte Zeltraum entweder die zeitliche Erstreckung eines durativen Geschehens oder aber die Geltungsdauer eines bereits vorausliegenden punktuellen Geschehens bezeichnen kann: Frieden halten, sich verbunden haben zwischen hier und dem nächsten Martinstag (heute unüblich)
3.
Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann' 1. als zeitlicher Ausgangsbereich eines in der Regel durativen Geschehens oder Seins: seit meiner Kindheit, von Jugend an kenne ich ihn 2. als zeiträumliche Entfernung, die vor der Schreib(Sprech-)situation beginnt, bis an diese heranreicht und von einem durativen oder iterativen Geschehen ausge-
Einleitung
15
füllt wird: seit 10 Jahren ist e r verschollen, schreibt e r uns regelmäßig 4.
Die Angabe des ' b i s Wann* als genaues zeitliches Ende eines durativen oder iterativen Geschehens bzw. durativen Seins: bis an sein Ende, bis zum heutigen Tag, bis in die Nacnt wartete e r vergeblich
Im Gegensatz zum lokalen Bereich, wo die Angabe des ' W o ' stets mit einer dativischen und die des 'Wohin' immer mit einer akkusativischen Größe erfolgt, d . h . beiden Angaben jeweils eindeutige, klar voneinander unterschiedene grammatische Kategorien zugeordnet sind, bereitet die Unterscheidung des genauen 'Wann' von dem genauen 'Wie lange' - f ü r beide Angaben exisiert nur e i n Kasus - mitunter Schwierigkeiten, zumal auch ihre E r f r a gung mit 'wann' oder 'wie lange' nicht immer eindeutig bestimmbar ist. Die Grenzen zwi23 sehen diesen beiden Angaben können also recht fließend sein . Einen gewissen Anhaltspunkt f ü r die Differenzierung bietet zwar das Verbalgeschehen, ganz besonders die Aktionsart des Verbalgeschehens, doch dies ist kein unbedingt sicheres Kriterium, denn: 1.
Die Berücksichtigung der Aktionsart erscheint nicht in jedem Falle notwendig, da sie f ü r die semantische Bestimmung der präpositionalen Verbindung von sehr unterschied24 lichem Gewicht sein kann.
2.
Die Aktionsart ist im Deutschen nur selten formal gekennzeichnet und kann demzufolge oft verschieden aufgefaßt werden, was in solschen Fällen, wo sie f ü r die semantische Bestimmung einer präpos itionalen Verbindung von wirklichem Gewicht ist, sehr e r schwerend wirkt.
J e nach der Spezifik und Gewichtigkeit der Aktionsart ändert sich nun aber das Verhältnis des Verbalgeschehens zur Zeit und unterscheiden sich in d e r Regel auch25die präpositionalen Verbindungen in i h r e r Semantik und hinsichtlich des Partikelbestandes. Um nun trotz der aufgezeigten Unsicherheiten und Schwierigkeiten zu einer überzeugenden Funktionsanalyse und damit zu einer begründeten Differenzierung der einzelnen Funktionsgruppen (vor allem der Gruppen 1 . 1 . und 2 . 1 . ) zu gelangen, haben wir bei der semantischen Bestimmung einer präpositionalen Verbindung außer auf den Partikelgebrauch stets auch auf das Verbalgeschehen (Spezifik und Gewicht der Aktionsart, Tempus) sowie die Fragemöglichkeit geachtet. Diese 3 Kriterien müssen als Einheit aufgefaßt und stets gemeinsam herangezogen w e r den; sie ergänzen einander. 26 Das schließt jedoch nicht aus, daß gelegentlich - vor allem bei d e r Unterscheidung des genauen 'Wann' von dem genauen 'Wie lange' - auch eines dieser Anzeichen fehlen bzw. uncharakteristisch sein und damit auf die andere Funktions27 gruppe hindeuten kann. Ausschlaggebend für die Interpretation und Einordnung eines Beleges war stets das Vorhandensein von mindestens zwei sich entsprechender Kriterien.
28
16
Einleitung Im Gegensatz zur Feststellung T r i e r s , wonach alle Einzelworte eines Feldes disjunkt
und prinzipiell nicht synonym sind, hat unsere semasiologische Analyse der temporalen Präpositionen ergeben, daß in damaliger Zeit durchaus mehrere Realisierungen ein und derselben Aussage möglich waren und der Sprecher unter mehreren weitgehend gleichwertigen Ausdrucksmitteln auswählen konnte. In einem zweiten Arbeitsgang wurde deshalb versucht, genaue funktionale Entsprechungen bzw. Funktionsgleichheiten einzelner Präpositionen und die sich daraus ergebenden Konkurrenzen zwischen ihnen für jede Funktionsgruppe herauszufinden, um - rein o n o m a s io l o g i s c h - alle unterschiedlichen Be29 Zeichnungsmöglichkeiten ein und desselben Sachverhaltes zusammenstellen
und damit
dem eigentlichen Anliegen dieser Arbeit entsprechen zu können. Auf diese Weise glauben wir zugleich, dem Vorwurf der Einseitigkeit entgehen zu können und eine Synthese von semasiologischer und onomas io logischer Betrachtungsweise, die einander stets ergänzen müssen und erst zusammen ein vollständiges Ganzes ergeben, gefunden zu haben. Aus dem ständigen Bemühen um eine solche Synthese erklärt sich schließlich auch, daß in unserer Untersuchung jedesmal, wenn beim Anschluß ein und derselben Größe Funktionsgleichheiten ausgeschlossen oder eingeschränkt werden müssen, zusätzlich noch auf ermittelte Unterschiede, differentia specifica, beim Gebrauch der einzelnen Präpositionen eingegangen wird. Ohne deren Berücksichtigung wären nicht nur falsche Verallgemeinerungen unvermeidlich, sondern könnte man auch den vielfältigen sprachlichen Nuancierungsmöglichkeiten nicht gerecht werden. In diesem Zusammenhang muß auf ein Problem unserer Untersuchung hingewiesen w e r den, nämlich auf die S c hw i e r i g k e i t e n , schung h i s t o r i s c h
die sich grundsätzlich b e i d e r
zurückliegender
Sprachepochen
Erfor-
ergeben, für die uns
die Intuition des Sprachteilhabers fehlt. Man kann deshalb bei der Bestimmung von Funktionsgleichheiten bzw. Konkurrenzen oder Funktionsdifferenzierungen nicht vorsichtig genug vorgehen und muß einen wissenschaftlich exakten Beweis für die Richtigkeit einer Interpretation mitunter schuldig bleiben. Dennoch haben wir uns bemüht, alle bestehenden Möglichkeiten auszunutzen, um bei der Funktionsanalyse ein Höchstmaß an Exaktheit zu erlangen und den subjektiven Faktor weitgehend einzuschränken. Dies geschah einmal dadurch, daß wir möglichst inhaltlich verwandte Texte mft weitgehend ähnlichen oder gleichen Kontextbedingungen für die Feststellung einer Funktionsgleichheit oder Konkurrenz herangezogen haben; dabei wurde außer auf das Verb auch auf die in der präpositionalen Fügung enthaltenen oder der Größe zugeordnete Bestimmungsglieder geachtet. Soweit es möglich w a r , wurde bei der Interpretation auch ein zusätzlicher Vergleich mit lateinischen bzw. griechischen Vorla30 gen
vorgenommen oder wurden andere Lesarten, die entweder auf gleichzeitige Hand-
schriften oder Drucke aus anderen Landschaften oder auf spätere Bearbeitungen zurückgehen,
Einleitung
17
berücksichtigt. Wir haben uns auch nicht gescheut, als weiteres Hilfsmittel Gegenüberstellungen vorzunehmen oder mit Ersatz- bzw. Austauschproben zu operieren, wobei wir allerdings wieder auf unser Sprachgefühl angewiesen waren. Auf Grund der eingehenden Lektüre der zahlreichen und verschiedenartigen Quellen hoffen wir jedoch, die Sprache der damaligen Zeit so intensiv studiert und damit ein gewisses Sprachbewußtsein für die untersuchte Epoche bekommen zu haben, daß die diesen Verfahren zugrunde liegenden Entscheidungen weitgehend überzeugungskräftig ausfallen konnten und gesichert erscheinen. Trotz allem wird manches offenbleiben und mußten oftmals einfach von Erwägungen der Logik oder Wahrscheinlichkeit ausgehende Entscheidungen getroffen werden. Grundsätzlich sei in diesem Zusammenhang auch noch vermerkt, daß wir über bestehende Funktionsgleichheiten bzw. Konkurrenzen zwischen einzelnen Präpositionen einer jeden Funktionsgruppe in größerem Rahmen entscheiden und diese für die jeweils untersuchte Zeitperiode und die gesamte Sprachlandschaft akzeptieren. Unseres Erachtens kann von Funktionsgleichheit oder Konkurrenz nicht nur dann gesprochen werden, wenn diese bei ein und demselben Autor und gar nur in ein und derselben Quelle nachgewiesen wird, sondern sie kann auch vorliegen, wenn der eine Autor die eine und der andere Autor die andere Präposition verwendet und beide somit eine verschiedene Auswahl aus derMengesprachlicher Mittel vornehmen, die zur Bezeichnung des gleichen Sachverhaltes zur Verfügung stehen. Wir sind uns schließlich auch bewußt, daß in unserer Arbeit von F u n k t i o n s g l e i c h h e i t e n und darauf basierend von Konku r r e n z e n und der
Austauschbarkeit
einzelner Präpositionen die Rede ist, obwohl das Problem der Synonymie in der Linguistik keineswegs geklärt ist, vielleicht auch nur mit Vorbehalt von Synonymen und damit von funktionsgleichen Präpositionen gesprochen werden kann. Trotzdem kann als weitgehend gesichert gelten - und das beweist nicht nur die Existenz von Synonymenwörterbüchern, sondern läßt sich auch anhand unserer Untersuchung bestätigen - , daß in einer Sprache mehrere sprachliche Mittel zur Bezeichnung ein und desselben Sachverhaltes existieren, die gegeneinander substituierbar sind, so daß der Sprecher zwischen ihnen wählen und mit ihrer Hilfe auch auf ein und derselben Stilebene stilistisch variieren kann, ohne den kommunikativen Effekt, die Gesamtbedeutung innerhalb des Textes spürbar zu verändern. Allein in diesem Sinne sollen und können somit auch die den einzelnen Präpositionen zugesprochenen und für bestimmte Verbindungen einer Funktionsgruppe gültigen Prädikate 'funktionsgleich', 'konkurrent' oder'austauschbar* bzw. 'substituierbar' verstanden werden. Dabei muß offenbleiben, bis zu welchem Grade sich die semantische Information der einzelnen präpositionalen Verbindungen letztlich entspricht. Nicht mehr funktionsgleich und damit
18
Einleitung
auch nicht gegeneinander austauschbar sind selbstverständlich solche Präpositionen, die sich innerhalb einzelner Verbindungen ejner Funktionsgruppe nur z . T . funktional entsprechen, sich darüber hinaus aber gleichzeitig weitgehend in ihrer Funktion unterscheiden (man beachte dazu z . B . die Verbindungen, in denen 'mit* auftritt). Die Funktionsgleichheit oder Konkurrenz einzelner Präpositionen beschränkt sich nur auf die jeweils untersuchte Funktionsgruppe und die genannten Verbindungen, sie kann nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. In der Mehrzahl der Fälle treten die Präpositionen auch noch in anderen Funktionsgruppen auf (man vgl. dazu z . B . ' b ( e ) i ' , ' (a)uf' und ' zu') und konkurrieren dort in bestimmten Verbindungen wieder mit anderen Partikeln. Wenn also gewisse Präpositionen in dem gesteckten Rahmen als funktionsgleich erkannt und erklärt werden, bedeutet das nicht, daß die eine oder andere darüber hinaus in anderen Kontexten 31 nicht auch noch andere, zusätzliche Funktionen ausüben kann.
In diesem Zusammenhang
sei auch noch kurz auf die in einzelnen Verbindungen nur okkasionell auftretenden Konkurrenten eingegangen, die mit den jeweiligen usuellen Anschlußpartikeln einer Größe nur dann konkurrieren können, wenn sie vom Kontext entsprechend funktional unterstützt werden. Sie können in der Regel zwar stets gegen die entsprechenden usuell in der jeweiligen Verbindung auftretenden Partikeln ausgetauscht werden, sind umgekehrt ihrerseits aber nicht in der Lage, diese in jedem Fall zu vertreten.
0.5.
ÄUSSERER AUFBAU DER ARBEIT
Die Monographie ist so aufgebaut, daß z w e i Q u e r s c h n i t t e
vorgeführt und anschließend
miteinander verglichen werden, d.h. die synchronische Darstellung von zwei für die Entwicklung des Ostmitteldeutschen wichtigen Phasen wird durch die diachronische Sicht, den sprachgeschichtlichen Aspekt, ergänzt. Nur so war es möglich, einen relativ großen Zeitraum und alle in ihm gebräuchlichen temporalen Präpositionen in einer Zusammenschau zu erfassen sowie eventuelle Entwicklungen und Veränderungen im Funktionsfeld der temporalen P r ä positionen zu erkennen. Dabei muß allerdings in Kauf genommen werden, daß der Zeitpunkt einzelner Veränderungen nicht exakt bestimmt werden kann, da sich diese in der zwischen den beiden Querschnitten liegende Zeit vollzogen haben und wir lediglich das Ergebnis einer Entwicklung, meist jedoch nur eine Entwicklungstendenz registrieren können. Der erste Querschnitt umfaßt die J a h r e 1 2 0 0 - 1 4 0 0 . In der Regel erweist es sich als methodisch ratsam, jeden einzelnen Querschnitt zeitlich eng zu fassen und mehrere derartige, relativ dicht aufeinanderfolgende Schnitte zu legen und miteinander zu vergleichen. Da j e doch die Präpositionen als grammatische Kleinworte zu jenem Teil des Wortschatzes gehö-
Einleitung
19
r e n , der relativ stabil und nur in geringem Maße Veränderungen unterworfen ist, halten wir es in diesem speziellen Falle f ü r vertretbar, einen größeren Zeitraum in einem Querschnitt zu e r f a s s e n . Außerdem muß berücksichtigt werden, daß die Mehrzahl der Quellen e r s t dem 14. Jahrhundert entstammt. Um die einzelnen ostmitteldeutschen Sprachlandschaften auf ihre Einheitlichkeit ü b e r prüfen zu können, haben wir diese zunächst gesondert untersucht und miteinander verglichen. Dabei wurden einmal die "geschwisterten historischen Landschaften Thüringen und Obersach32 sen"
, zum andern Schlesien und Böhmen als sprachliche Einheit gesehen und in ihrem P a r -
tikelgebrauch jeweils als eine Landschaft dem Ordensgebiet, als drittem T e r r i t o r i u m , gegenübergestellt. Aus Gründen der Platzersparnis haben wir f ü r die vorliegende Monographie - sofern sich die Fügeweisen und Konkurrenzen beim Anschluß einer Größe in allen drei Landschaften entsprachen - eine Landschaft ausgewählt und mit sämtlichen in einer b e s t i m m ten Verbindung konkurrierenden Anschlußpartikeln belegt, wobei diese Belege dann stellvertretend den Partikelgebrauch im gesamten Untersuchungsgebiet illustrieren. Eventuelle landschaftliche Besonderheiten oder Abweichungen wurden selbstverständlich erwähnt und - wenn es sich dabei um zusätzliche Konkurrenten handelte - auch ergänzend zitiert. Oberstes Prinzip war durchgehend, jede Anschlußmöglichkeit einer Größe einmal zu belegen. Der zweite Querschnitt liegt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ist durch die J a h r e 1 5 0 0 - 1 5 5 0 begrenzt. Die Auswertung des ersten Querschnitts ergab, daß die Funktionen und zum größten Teil auch die Verbindungsmöglichkeiten der temporalen P r ä p o sitionen in den einzelnen Landschaften identisch waren und mit einer großräumigen, 33 ü b e r landschaftlichen, ostmitteldeutschen Norm für diese Zeit gerechnet werden kann. Aus diesem Grunde haben wir f ü r das 16. Jahrhundert, wo die Überlieferung wesentlich dichter 34 ist, fast ausschließlich Quellen aus dem sächsisch-thüringischen Gebiet berücksichtigt , 35 wobei dem Sprachgebrauch Luthers eine besondere Beachtung zuteil wurde. Während also f ü r den ersten Querschnitt Untersuchung und Vergleich der drei Sprachlandschaften vorausgegangen sind, haben wir f ü r den zweiten Querschnitt vorerst den Sprachgebrauch Luthers und den seiner Zeit (vor allem den der Urkunden) gesondert untersucht und einander gegenübergestellt. In der Monographie jedoch wurde bei der Darbietung des Materials wie im ersten Querschnitt verfahren und für jede Verbindungsmöglichkeit und Konkurrenz nur ein Beleg (entweder aus Lutherschriften oder aus anderen Quellen seiner Zeit) angeführt, sofern sich der Partikelgebrauch bei Luther nicht von dem seiner Zeit unterschied. Eventuelle Unterschiede und Besonderheiten wurden selbstverständlich wieder von Fall zu Fall vermerkt oder belegt. Grundsätzlich wurde versucht, sowohl jede Landschaft als auch Luther und seine Zeit-
M
Einleitung
genossen zu gleichen Teilen zu Wort kommen zu lassen, sofern die Materialgrundlage dafür 36 vorhanden w a r . In sich sind die beiden Querschnitte nach den oben erwähnten Funktionsgruppen
parallel
aufgebaut. Zu Beginn einer jeden Funktionsgruppe werden zunächst 37 die dafür zur Verfügung stehenden usuellen Partikeln mit ihren lateinischen Entsprechungen genannt und charakteris i e r t ; dem folgen als jeweiliger Hauptteil das Vorführen und die Analyse der bestehenden Konkurrenzen beim Anschluß einzelner Größen, die in einer ganz bestimmten, f ü r alle 38 Funktionsgruppen und beide Querschnitte verbindlichen Reihenfolge angeführt werden . Dabei werden - soweit es das Belegmaterial erlaubt - f ü39 r beide Querschnitte auch dieselben substantivischen Verbindungen ausgewählt und zitiert
. Die miteinander konkurrierenden
Partikeln werden hintereinander genannt, wobei die Reihenfolge von der Verbreitung d e r einzelnen Präpositionen in d e r jeweils abzuhandelnden Verbindung bestimmt wird, die v e r breitetste Partikel also stets an e r s t e r Stelle steht. Neben den usuellen Anschlußmöglich40 kelten einer Größe werden selbstverständlich auch okkasionelle Verbindungen belegt . Einer jeden Funktionsgruppe bzw. unter 1 . 1 . auch hinter jedem nach Fügungsgiledern geordneten Unterkapitel folgt abschließend eine Tabelle, die zahlenmäßig alle Belege v e r zeichnet und auf der man
sich schnell über sämtliche abgehandelten Anschlußmögllchkelten
einer Größe sowie bestehende Konkurrenzen beim Anschluß auch verschiedener Größen i n formieren kann. Obwohl sich die auf der Tabelle angegebenen Zahlen nur auf das Belegmaterial beziehen, dürften sich die aus der unterschiedlichen Verbreitung d e r einzelnen P r ä positionen ergebenden Zahlenverhältnisse auf Grund der Fülle des Belegmaterials durchaus verallgemeinern lassen. Die genannten Zahlen können außerdem zugleich beweisen, daß die bei den einzelnen Substantiven gewählte Reihenfolge, in d e r die Anschlußpräpositionen angeführt werden, sowie die Ausführung über eine eventuelle unterschiedliche Verbreitung der Partikeln in den einzelnen Landschaften oder Angaben wie z . B . ' m e i s t , vorwiegend, gelegentlich, vereinzelt' auf tatsächlicher und nachprüfbarer Auszählung beruhen. Um eine möglichst übersichtliche Gliederung der Arbeit zu gewährleisten, wurde auch der abschließende V e r g l e i c h d e r beiden Querschnitte - nach einleitenden, allgemeinen Ausführungen über die substantivischen Größenbezeichnungen und den Partikelgebrauch nach den jeweiligen Funktionsgruppen gegliedert und somit ein weitgehend einheitlicher, analoger Aufbau der drei Hauptteile e r r e i c h t . Die beiden letzten jeweils die Funktionsgruppe bezeichnenden Ziffern bei der Untergliederung der Arbeit nach dem Dezimalsystem entsprechen sich im ersten und zweiten Querschnitt sowie in der vergleichenden Auswertung (unter 3 . 3 . ) , so daß auch eine schnelle Information, eine leichte Voraus- oder Rückschau möglich ist.
Einleitung
21
Im Gegensatz zu dem ungeregelten und bunten Schriftbild, das uns in den Quellen der frühneuhochdeutschen Zeit und somit auch in den zitierten Belegen entgegentritt, wurde die Schreibung der Präpositionen und der mit ihnen verbundenen Größen innerhalb des Textes und auf den Tabellen in der vorliegenden Arbeit vereinheitlicht. Dabei haben wir uns im 1. Querschnitt weitgehend der mhd. Schreibtradition angeglichen; im 16. Jahrhundert dagegen, wo sich die Diphthonge und Dehnungszeichen im Schriftbild schon weitgehend behauptet haben, wurden diese auch in unserer Schreibung berücksichtigt, indem wir die dafür charakteristischen Grapheme jeweils in Klammern hinzugefügt haben. So stehen sich z . B . 'jar* (1. Querschnitt) und 'ja(h)r* (2. Querschnitt) oder-auf Grund von lautlichen Veränderungen - 'uf' und *(a)uf' als graphische Varianten gegenüber. Den einzelnen urkundlichen Belegen sind zur genauen zeitlichen Einordnung jeweils die Ent41 stehungszeit und - soweit es sich um keine bloßen Urkunden, sondern Stadtrechte, Schöf2 fensatzungen u.a. handelt - auch die notwendigen sachlichen Hinweise beigegeben . Für die aus weltlichen und geistlichen Dichtungen zitierten Belege kann die Jahreszahl in der Regel aus dem Quellenverzeichnis ersehen werden. Eine Ausnahme machen lediglich solche Belege, die Einzelwerken entnommen sind, die nur in umfangreicheren und einen größeren Zeitraum umfassenden Werkausgaben publiziert wurden; hier stehen Titel und Entstehungszeit wieder direkt unter dem Beleg.
DIE B E I D E N S T U F E N DER
ENTWICKLUNG
In frühneuhochdeutscher Zeit, ganz besonders im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert, existieren - wie die Ausführungen beweisen werden - grundsätzlich noch m e h r e r e sprachliche Möglichkeiten, um eine ganz bestimmte Aussage zu formulieren. Die Funktionen einzelner P r ä p o s i tionen sind noch nicht streng voneinander getrennt, sondern gehen ineinander über und überschneiden sich sogar, so daß sich innerhalb einer jeden Funktionsgruppe auf Grund von funktionalen Entsprechungen oder Funktionsgleichheiten der Präpositionen Konkurrenzen ergeben. Dem Sprecher (bzw. Schreiber) stehen jeweils eine Anzahl von Partikeln mit denselben Verbindungsmöglichkeiten bereit, unter denen e r noch auswählen, mit deren Hilfe e r stilistisch variieren kann.
1.
1200 - 1400
1.1.
DIE ANGABE DES'WANN'
1.1.1.
als genauer zeitlicher Bereich eines beliebigen Geschehens oder Seins
F ü r eine solche Angabe stehen vor allem die Präpositionen a n ,
in,
üf und zu zur V e r -
fügung, die am zahlreichsten von allen innerhalb des temporalen Feldes auftretenden P a r 2 tikeln überhaupt belegt sind. Daneben treten noch die funktional und teilweise auch etymologisch in engster Nachbarschaft zu 'in* stehenden Partikeln b i und b i n n e n innen,
inner,
i n n e r h a l b und i n w e n d i g ,
wie auch u n t e r
sowie
in dieser Funktions-
gruppe auf; abgesehen von einigen wenigen anderen Präpositionen, die rein okkasionell mit der einen oder anderen der obengenannten Hauptpartikeln in dieser oder jener Fügung konkurrieren können. Die lateinischen Entsprechungen der hier abzuhandelnden Fügungen, sind in der Hegel Angaben im 'ablativus absolutus' oder präpositionale Verbindung mit ' i n ' , nur vereinzelt liegen Verbindungen mit lat. ' p e r ' zugrunde. Die Partikeln ' i n n e r ' , 'innerhalb' und 'inwendig* entsprechen neben lat. 'In* auch lat. ' i n f r a ' ; ' u n t e r ' gibt gelegentlich lat. 'sub* wieder. 3 Mit Ausnahme der Präposition •'üf', die meist eine akkusativische Größe nach sich hat , regieren die Partikeln alle den Dativ; dabei kommt es gelegentlich vor, daß ' a n * , ' i n ' , ' üf' und ' zu' mit dem nachfolgenden bestimmten Artikel zu einer F o r m verschmelzen können.^ Auf Grund i h r e r Fügungsgewohnheiten lassen sich die genannten Präpositionen zunächst ganz allgemein in zwei Gruppen zusammenfassen: a)
' i n ' ( ' i n n e n ' , 'inner(halb)', 'inwendig'), ' b i ' , 'binnen' u n d ' u n t e r ' , die sich vorwiegend mit solchen Zeitangaben verbinden, die f ü r ihren Verlauf einen größeren Zeitraum beanspruchen ( z . B . ' j ä r ' , ' m o n a t ' , ' w o c h e ' ) .
b)
' a n ' , ' ü f ' , ' z u ' und z . T . auch ' b i ' , die vor allem die in i h r e r zeitlichen Ausdehnung kleineren, punktuell abstrahierten Zeitangaben anschließen. Dabei nimmt 'üf* eine gewisse Mittelstellung und Vermittlerrolle zwischen ' a n ' und ' z u ' ein: es steht einmal (mehr oder weniger gemeinsam mit 1 z u ' ) in enger Beziehung zu ' a n ' (man
1. Querschnitt 1200 - 1400
26
vgl. z . B . den Anschluß von ' t a g ' , kirchlichen Heiligen- oder Wochentagen), zum anderen berührt es sich - unabhängig von oder in nur sehr lockerer Beziehung zu ' a n ' sehr eng mit ' z u ' (man vgl. z . B . den Anschluß von den kirchlichen Festen ' o s t e r n ' , ' p h i n g s t e n ' , 'Weihnachten' oder die Verbindungen mit ' z i t ' ) . Trotz der beobachteten unterschiedlichen Fügungsgewohnheiten der Präpositionen sind die Übergänge zwischen diesen beiden Gruppen jedoch fließend; d . h . abgesehen von Funktionsgleichheiten und Konkurrenzen zwischen Partikeln mit ein und derselben Fügungsgewohnheit, sind in vielen Fügungen auch solche Partikeln gegeneinander austauschbar, die sich eigentlich - auf Grund i h r e r usuellen Fügungsweise oder Verbindungsmöglichkeiten - voneinander unterscheiden müßten. Vor allem sind 'an* und 'in* noch weitgehend funktionsgleich und vermitteln zwischen beiden Gruppen. Auch ' u f ' und "in* sind gelegentlich gegeneinander austauschbar; gemeinsam mit *üf' u n d ' a n ' kann auch ' zu' in einzelnen Verbindungen ' i n ' vertreten. Die Präposition ' b f
ist als einzige Partikel sogar direkt in bei-
den Gruppen vertreten, d . h . sie steht auf Grund ihrer Fügungsgewohnheiten nicht nur in einer sehr engen Beziehung zu * in' ('innen*, ' inner(halb)', 'inwendig' und'binnen*), sondern sie kann darüber hinaus in einzelnen Verbindungen auch usuell mit ' a n ' , ' ü f ' und ' z u ' konkurrieren. Abgesehen von den vielseitigen Konkurrenzen und Austauschmöglichkeiten der Präpositionen, die im folgenden noch detailliert belegt werden, sollen einleitend zunächst allgemeine Ausführungen über den Gebrauch der einzelnen Partikeln gemacht und dabei beobachtete Besonderheiten belegt werden: ' i n ' v e r f ü g t - a b g e s e h e n von seiner Substituierbarkeit gegen ' i n n e r ' , ' i n n e r h a l b ' , 'inwendig', ' b i ' , 'binnen' und ' u n t e r ' und unabhängig von seiner noch engen Beziehung zu 'an*
- über
einen spezifischen, eigenen Anwendungsbereich dadurch, daß es sich mit Größen verbinden kann, die als nähere zeiträumliche Bestimmung einer anderen, ihr zeitlich untergeordneten Zeitangabe auftreten; man vgl. dazu z . B . : Böhmen der ist gegeben ze P r a g nach Cristes geburt vber drewzehen hvndert iar dar nach in dem vierzigisten iar des svnabendes i n d e r quatemper vor weynachten (1340; Statutarrecht) Altprager Stadtrecht 60 ' i n n e r ' , 'innerhalb*, 'inwendig' u n d ' b i n n e n ' verbinden sich vorwiegend mit solchen zeiträumlich zu interpretierenden Zeitangaben, die in i h r e r Ausdehnung genau begrenzt sind; das geschieht hauptsächlich durch eine in der Fügung enthaltene Kardinalzahl, ein Genitiv-
Die Angabe des 'Wann*
27
attribut oder5durch eine im Kontext genannte Zeiteinheit, auf die sich die präpositionale Fügung bezieht ; man vgl. dazu z . B . : Schlesien-Böhmen daz diselbe vrau oder iuncvrau i n n e r vierczehen tagen mit czwain e r s a m mannen daz peweren mack (= l a t . : infra dies quatuordecim) (Übers, u. Bearbeitg. der J u r a originalia v. 1243) Stadtrechte Brünn 349 der richter schol in laden drei taidinch i n n e r h a l b (= l a t . : infra VI ebdomadas)
seches wochen
(Übers, u. Bearbeitg. der J u r a originalia von 1243) Stadtrechte Brünn 342 vnd was h e r en kalkis verkeufit noch deme, alz si em das vorgeschrebene gelt gar abegeslon ynnewenik
der vorgesprochin czyt, den sullen si em abegeldin also seibist
(1369) Breslauer Ub. 216 B y n n virtzehen nacht tziten Solt e r gewissen fride han U. v. Etzenbach, Ernst V. 1422 ' b t ' schließt - abgesehen von den gemeinsamen Fügungsgewohnheiten mit den bereits e r wähnten P^itikeln - vielfach solche Größen an, die zur näheren Bestimmung und Zuordnung ein Possessivpronomen oder einen possessiven Genitiv bei sich haben"; man vgl. z . B . : O rdensgebiet
„ A 7 Herodes hiz b I sinen jarn toten sines selbis barn Jeroschin V. 27567
Der vurbenante OniaSg Der b i Alexandri zit was wol der allerhoste bischof Hist. d. Alden E V.5062 Gelegentlich klingt bei den ' bi' -Verbindungen neben der rein temporalen Aussage gleichzeitig ein konditionales oder kausales Moment an; man vgl. z . B . :
28
1. Querschnitt 1200 - 1400
Sachsen-T hü ringen daz sol e r enden b t
sonnenschm
Zwickauer Rb. 190 ' unter' tritt - abgesehen von vereinzelten Verbindungen mit bestimmten Zeitangaben und ' zit* - vor allem als Anschlußpartikel von Zustands- und Geschehensbezeichnungen oder der demonstrativen Genitivform ' d e s ' auf; es begegnet außerdem in formelhaften, artikellosen Fügungen mit allgemeinen Zeitangaben zur Bezeichnung eines 'zuweilen, manchmal*. Die Partikel konkurriert vor allem mit 'in* und dessen Konkurrenten, einzig in d e r f o r m e l haften Verbindung ' u n d e r stunden* kann es außer gegen ' b t ' auch gegen ' z u ' ausgetauscht werden. ' a n ' kann sich mit den verschiedenartigsten Größen verbinden, wobei es stark von anderen Präpositionen - ganz besonders von * ü f ' , ' i n ' und 'zu* - unterstützt oder gar beeinträchtigt wird. Trotz s t a r k e r Konkurrenten dominiert 'an* aber bereits in Verbindungen mit ' t a g ' , Wochentagen, ' m o r g e n ' , ' a b e n d ' u n d ' e n d e ' .
' u f ' tritt uns vor allem in Urkunden entgegen. Es verbindet sich - gemeinsam mit ' z u ' in der Regel mit punktuellen oder punktuell abstrahierten Zeitangaben, die meist als T e r mine auftreten und als solche mitunter auch zeitlich noch ausstehend, zukünftig sein können. Dies läßt sich wohl aus einem der Partikel innewohnenden und noch stark lebendigen richg tungs- oder hinweisendem Moment erklären , man beachte in diesem Zusammenhang die vorwiegend akkusativische Rektion von ' ü f ' und vgl. dazu z . B . : Schlesien-Böhmen e 10 Und mein h e r r e der Kunig sol a u f den suntag nu schierst (2. August) ledig sein (1394) Ub. Krummau 114 Sachsen-Thüringen czu dem erstin das Hans PSkelacz in syn halbeteil desselbin wyngartin uf f e den nehistin herbist fßmffczehen fudir mystis sal brengin . . . (1387) T h ü r . Gq. NF 3 , 1 , 4 2 0 Mit Ausnahme des Anschlusses von adverbiellem ' m o r g e n ' und dem Adjektiv ' k u r z ' hat ' u f ' in allen Verbindungen starke Konkurrenten neben sich. Abgesehen von seiner beson-
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Die Angabe des 'Wann' ders engen Berührung mit 'zu' steht 'üf' auch in enger Beziehung zu ' a n ' , es dominiert sogar über 'an* in Verbindungen mit kirchlichen Fest- und Heiligentagen.
' zu* berührt sich in seiner Funktion besonders stark mit ' ü f ' ; wie dieser Partikel ist auch ihm eine hinweisende Tendenz eigen, so daß es sich ebenfalls mit noch ausstehenden und zukünftigen Terminen verbinden kann; man vgl. z . B . : Schlesien-Böhmen i r wert alle ergernis an mir Iiden hin zu nacht Kreuziger V. 3229 Abgesehen von den vielen rein temporalen Verbindungen, vor allem mit allgemeinen Zeitangaben oder kirchlichen Festen, erscheint die mit 'zu' verbundene Größe vielfach abstrakt und mehr als bloße Bezugsgröße. Das zeigt sich besonders an solchen Fügungen, die als Attribut neben anderen Zeitangaben stehen und diese näher bestimmen, deren Zugehörigkeit, Zuordnung ausdrücken
11
, man vgl. z . B . :
12
Sachsen-Thüringen Dissze vorgnante rente und gulde . . . alle iar zu dem Nuwenwerke an des seibin probistes gemache zwischen den heiligen tagen zu wvnachten und unser liebin vrowen tage lichtmisse gutlichin gebin (1398) Ub. Kl. Mansfeld 648 Nach diesen einleitenden Ausführungen sollen im folgenden die vielseitigen und verschiedenartigen Berührungs- und Austauschmöglichkeiten zwischen den genannten Präpositionen, die trotz der erwähnten Besonderheiten im Gebrauch dieser oder jener Partikel zweifellos bestehen, an den einzelnen Verbindungen veranschaulicht werden. Um möglichst alle E r scheinungen erfassen zu können, empfiehlt es sich, sehr stark von den Größen auszugehen und demzufolge nach Substantiven zu gliedern. Denn die für diese Funktionsgruppe zur Auswahl stehenden Präpositionen können sich nicht mit jeder Größe verbinden bzw. sind nicht in j e der Verbindung gleich stark vertreten, und damit differieren die Berührungsmöglichkeiten und die Austauschbarkeit der verschiedenen Präpositionen in den einzelnen Fügungen ganz erstaunlich. Was die Ano r d n u n g d e r S u b s t a n t i v e
innerhalb dieser Funktionsgruppe betrifft,
so könnte man zunächst versticht sein, die Größen danach zu unterscheiden, ob sie einen
30
1. Querschnitt 1200 - 1400
Zeitpunkt oder einen Zeitraum bezeichnen. Doch eine solche Differenzierung ist aus m e h r e 13 ren Gründen fragwürdig.
Um nun die Substantive auch nicht einfach alphabetisch aneinan-
derzureihen, habe ich sie - entsprechend i h r e r zeitlichen Aussage - zunächst in folgende Komplexe zusammengefaßt, die in beiden Querschnitten auftreten werden: 1.
Bestimmte Zeitangaben: das J a h r und seine zeitlichen Untergliederungen, wobei von der größten Zeitangabe, dem J a h r , ausgegangen wird, der dann die jeweils kleinere folgt.
2.
Allgemeine Zeitangaben (mal, stunt, vrist, wile, zit u . a . m . ) , unter besonderer Berücksichtigung der Verbindungen mit ' z i t ' .
3.
14
Zustands- und Geschehensbezeichnungen mit zeitlichem Aspekt.
Diesen Substantivgruppen folgt noch eine abschließende Gruppe mit 4.
nichtsubstantivischen Fügungsgliedern.
Nur bei einer solchen Gliederung lassen sich alle in dieser Funktionsgruppe auftretenden Fügungsglieder mit ihren vielfachen und unterschiedlichen Anschlußmöglichkeiten und in i h r e r oft differenzierten Verwendungs weise (man vgl. z . B . ' j ä r ' oder ' z i t ' ) zusammen15 hängend behandeln. In einer tabellarischen Übersicht und Schlußzusammenfassung, die sich jeweils den nach den Fügungsgliedern geordneten Unterkapiteln anschließen, wird dann noch einmal auf die besonderen Funktionsgemeinschaften zwischen einzelnen Präpositionen hingewiesen sowie auf die bereits angedeuteten Spezifika Bezug genommen werden. 1.1.1.1.
Bestimmte Zeitangaben: das J a h r und seine zeitlichen Untergliederungen
jär a)
beim Datum, meist als Schlußformel in den Urkunden, wird ' j ä r ' von i n und a n , gelegentlich auch mit u n t e r
angeschlossen.
Dabei ist vorauszusetzen, daß 'in* und ' a n ' vorwiegend die durch Zehnerordnungszahlen näher bestimmten Jahresangaben anschließen, wobei das mit der Tausenderund Hunderterzahl verbundene ' j ä r ' meist ohne Präposition angeführt wird. Nur gelegentlich ist *in' - im Ordensgebiet auch 'an* - vor einer Tausenderzahl belegt. Der Gebrauch von ' u n t e r 1 in der Datumsformel ist wohl aus enger Anlehnung an das Latein zu erklären; es gibt vermutlich ein * sub anno' wieder und steht stets am Anfang der Zahlenreihe; die folgende Zehnerzahl ist dabei wieder durch ' in' angeschlossen, man vgl. dazu z . B . :
31
Die Angabe des "Wann* Sachsen-Thüringen
Dit is gesehen zv Merseburch nach gotis geburt thusent iar zwei hundert iar i_n deme zwei vnde nunziegesteme iare an deme dinstage nach senthe Bartholomeus tage (1292) CDSax. II 8,18 Gheghebn zu Jene nach gotis burd tusent iar drftiundert i a r a n dem sibinunzwlnzighesten iare (1327) T h ü r . Gq. NF 3,1,107 davon unsers cappittels segil deßin keinwertigin brif habin ggebin anzeuhengin u n d i r dem iare der geburt unsers hern tusent dryhendert i_n dem eyn unde sebinezigistem iare (1371; Übersetzung!) CDSax. II 6,38 Auch eine Fügung mit ' i n ' kann gelegentlich am Anfang vor der Zahlenreihe stehen, die Zehnerzahl ist dabei ebenfalls - wie in dem zitierten ' u n t e r ' - B e l e g - mit ' i n ' verbunden: In deme iare nach gotis geburt thusent drihundert j_n deme nuen vnde viunftzigesten iare, do . . . (1349) CDSax. II 8,33 Als weiteres Beispiel einer vorangestellten,diesmal alleinstehenden präpositionalen Fügung soll der folgende Beleg dienen: Date Bitterfeit i_n dem j a r des herrn tausent czweihundert und fierundfierzigk (1244) CDSax. II 10,138 Die Partikel 'in* kann auch doppelt gesetzt, d . h . vor die Tausender- u n d
Zehnerzahl
gestellt werden; die Größe ' j a r ' wird dabei aber nur einmal genannt: In dem tusent drihundert _i_n dem eyn vnde sechtigesten iare nach Christi geburt . . . (1361) CDSax. II 8,37 Mitunter, speziell in den thüringischen Urkunden, begegnet ' in' auch mit akkusativischer Größe:
1. Querschnitt 1200 - 1400 gegebin . . . nach gotis geburt tusent iar drihundert ixnde in d a z sibenzehende iar (1317) Thür. Gq. NF 3,1,79 Im Ordensgebiet kann die Größe ' jär* gelegentlich auch pluralisch angeschlossen werden. Solche Fügungen stehen dann allerdings stets einleitend noch vor der Zahlenreihe, man vgl. dazu z . B . : Ordensgebiet Geben tzu Grudencz i_n den i o r e n unsirs hirren tusent dreyhundert und im irsten iore am funnfften Idus Aprilis (1301) P r . üb. 1,2,472 Gegeben zcu Jorgenborg aji dem iarn unsers herren M°CCC°XLVI0 an des Helgen Lichams abunde (1393) P r . Ub. 3,2,536 Desse bref de is gheheven und screven u n d e r den iaren godes duzent iar drehundert in demme sessenneverthegesten iare (1346) P r . Ub. 4,19 Während der 1. und 3. Beleg neben der pluralischen Fügung auch noch eine singularische präpositionale Verbindung enthalten, steht im 2. Beleg die vorangestellte pluralische 'an*-Verbindung allein. Man beachte daneben aber auch noch den folgenden, die Tausender- und Hunderterzahl einleitenden, allerdings singularischen 'an*-Anschluß, neben dem sich ebenfalls eine 2. präpositionale Fügung mit der Zehnerordnungszahl findet: Am iare unsers herren, als man schreyb M° unde CCC° iar im sechsundevirzcjgesten iare, schelunge was (1350) P r . Ub. 4,495 Wir haben hier absichtlich mehrere Belege angeführt, um die Vielfalt und Verschiedenheit des Jahresanschlusses beim Datum erkennen zu lassen. Die Verwendung der Präpositionen *in* und "an* in diesen Verbindungen ist in allen untersuchten Landschaften weitgehend identisch. Die Partikeln unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Frequenz; die Belege mit *in' überwiegen gegenüber denen mit
Die Angabe des 'Wann'
33
' a n ' , doch ist auch 'an* - vor allem in Sachsen-Thüringen - in einer solchen Verbindung relativ oft belegt. Wenig belegt, und nur auf das Ordensgebiet beschränkt, ist jedoch der Jahresanschluß durch ' a n ' vor d e r Tausenderzahl, hier unterliegt ' a n ' dem häufigeren ' i n * . ' u n t e r ' nimmt schon durch seine ausschließliche Stellung am Anfang der Zahlenreihe in dieser Gruppe eine Sonderstellung ein, die Belege dafür sind auch nur vereinzelt, in Schlesien und Böhmen gar nicht vorhanden. Für das Ordensgebiet sei noch ergänzend erwähnt, daß die Jahresangabe beim Datum hier gelegentlich auch mit den Größen j & r z a l oder j ä r z i t Auch in solchen Verbindungen konkurrieren in und a n ,
eingeleitet werden kann.
w o b e i ' i n * wieder führend
ist; man vgl. dazu: Ordensgebiet Gegeben unde gescheen
der iorczal unszers herren tusent CCCXII Kalendas Junii
(1312) P r . Ub. 1,2,459 Der briff ist gegeben a n unsers herren j a r c z a l M°CCC° in dem achtundevirczigstem j a r e an unsers herren Lichenams tage (1348) P r . Ub. 4,302 In der jarczit des hern e t c . im 36ten j a r e . . . (1436) Marienb. Ämterbuch 2 Gegeben a n d e r jarczeit unsers heren tusuntdreyhundirt in dem czweyundczwenczigisten j a r e an sente Bartolomeus tag (1322) P r . Ub. 2,284 F ü r i n belegt ist auch: Gegeben czu Barthenst/ein/ i n des iares czil tusint iar drihondirt iar in dem fumfundvirczegisten i a r an sente Tomas tag des aposteln (1345) P r . Ub. 3,2,642
b)
als Zeitangabe im Singular und Plural w i r d ' j ä r ' in d e r Regel durch i n , und i n w e n d i g
bi,
binnen
angeschlossen.
Diese Partikeln können f ü r alle Landschaften belegt werden. Einschränkend muß lediglich festgestellt werden, daß 'bi* mit singularischer Größe in Schlesien-Böhmen und
1. Querschnitt 1200 - 1400 ' inwendig' mit pluralischer Größe im Ordensgebiet fehlen. In Fügungen mit singularisch ' j ä r ' erscheint in Sachsen-Thüringen und ganz besonders im Ordensgebiet neben den angeführten Partikeln auch noch a n als Anschlußpartikel, im Ordensgebiet ist 'an* dabei sogar häufiger bezeugt als die Präpositionen ' b i ' , 16 ' binnen' und ' inwendig'. Bei pluralischer Größe begegnet in Sachsen-Thüringen neben den oben erwähnten P a r t i keln zusätzlich i n n e r h a l b ,
das im Ordensgebiet völlig fehlt, in Schlesien-Böhmen
zwar bekannt ist, aber nicht in dieser Verbindung belegt werden kann. Was den Gebrauch der einzelnen Präpositionen betrifft, so muß für 'innerhalb* und 'inwendig' erwähnt werden, daß die mit ihnen verbundene Größe meist durch eine beistehende Kardinalzahl in ihrer zeiträumlichen Ausdehnung genau begrenzt wird; eine Ausnahme davon machen lediglich die singularischen ' inwendig'-Fügungen in den 17 sächsisch-thüringischen Quellen (s. Beleg).
Auch in den pluralischen ' b i n n e n ' - V e r -
bindungen findet sich in allen 3 Landschaften sehr oft eine Kardinalzahl. Selbstverständlich kann die Größe auch bei ihrem Anschluß durch ' in' und ' b i ' von einer Kardinalzahl bestimmt werden, allerdings ist das seltener der Fall als in den Gefügen mit *
' i n n e r h a l b ' , 'inwendig'
und'binnen'.
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19 Sachsen-T hü r ingen Waz uffe den weren holtzis wechsit, daz sol man i_n dem anderen j ä r abe houwen Zwickauer Rb. 56 Wir sullen ouch b j disme j a r e keinen zcol noch gleide nemen in dem lande unde gerichte zu Rideburg (1357) Ub. Halle 3 , 1 , 4 4 her . . . habe messe gesungen . . . adir singe adir leze dy b y n dem yare, als em dy von vns vnsirn erbin adir nochkomen gelegin wirt (1386) CDSax. II 2 , 2 2 5 g . . . und was nicht eigen were an gerichten und an andern guttern nach laut des kauffbriefs, i n w e n d i g diesem iare eigen zu schaffen (1375) CDSax. II 6,334 das man ie über fünf ihaer disser stuck eines verschösset, alse a m ersten ihar die kleider im anderen die kleinet, jrm dritten das bedegewandt . . . (Stadtwillkür, 14. J h . ) Thür. Gq. NF 6 , 3 0
Die Angabe des 'Wann*
35
Dieser BeLeg erscheint uns besonders interessant, da hier ' a n ' und ' i n ' funktionsgleich direkt nebeneinander stehen. Oder mit pluralischer Größe und beistehender Kardinalzahl: ab ich oder mynir brudere keynir i n e r ha l b dryn iaryn also getane were gehabe mochte (1365) T h ü r . Gq. NF 2,2,108 Abgesehen von dem letzten Beleg will es scheinen, daß alle übrigen Partikeln gegeneinander ausgetauscht werden können. Das heißt in Sachsen-Thüringen konkurrieren in Verbindungen mit s i n g u l a r i s c h ' j ä r * , die keine Kardinalzahl.enthalten, ' i n ' , ' b i ' , 'binnen', 'inwendig' und ' a n ' miteinander, im Ordensgebiet fehlt 'inwendig' in dieser Reihe und in SchlesienBöhmen konkurrieren nur ' i n ' und 'binnen' in einer solchen Fügung. In Verbindungen mit pluralisch ' j ä r ' , die meist eine Kardinalzahl enthalten, konkurrieren in allen Landschaften 'in',
' b i ' und'binnen' miteinander, für Schlesien-Böhmen kann außerdem 'inwendig',
für Sachsen-Thüringen 'inwendig* und 'innerhalb' ergänzt werden. Neben den bereits angeführten Partikeln treten in einzelnen Landschaften noch andere Anschlußpräpositionen von ' j ä r ' auf. Um der damaligen sprachlichen Vielfalt gerecht zu werden, möchten w i r sie hier anführen: 1.
unter a)
in Sachsen-Thüringen mit singularischer Größe: Gebit ein man dem andirn schult umme gelt, genir bekenn is unde spreche, he habe sin tac, den tac muz he behaldin u n d i r eime iare, weichin he w i l , mit sim eide, unde keinen lengir (Freiberger Stadtrecht um 1300) CDSax. II 14,152 Auf Grund des größeren Funktionsradius von 'under' (lat.: • inter' und' i n f r a ' ) könnte diese Verbindungnatürlich auch mit ' v o r Ablauf eines Jahres* umschrieben werden. Da eine solche Interpretation aber letztlich dasselbe besagt wie ' innerhalb eines 20
Jahres*, sollte dieser Beleg nicht unerwähnt bleiben. b)
im Ordensgebiet mit pluralischer Größe, hier unseres Erachtens konkurrent mit den - abgesehen von 'innerhalb* und 'inwendig' - in pluralischen Verbindungen sonst überlieferten Partikeln: Bi der zit, vort merket hi, Des roten Antonii Starb Augustus. U n d e r den iaren, ich sage, Zwelf iar Antonius mit im Geregnirt hatte Hist. d. Alden E V . 5872
1. Querschnitt 1200 - 1400
36 2.
über a)
in Sachsen-Thüringen mit singularischer Größe: Daz tier . . . virwandelt gar dicke syne varbe ub i r jar vnd ist dann swartz, dann bla, dann gel
b)
(O. v. Diemeringen, MandevilLes Reisebeschreibung, Hs. 15. J h . Erben, Ostmd. ehrest. 157 in Schlesien-Böhmen mit pluralischer Größe:
21
)
wie sie (die Sonne) der zwelf zeichen alle jar nimt mit umbeloufe war. . . . wie sie ü b e r aht und zweinzic j a r des himels reif durchslichet gar; wie ü b e r niunzehen j a r der man muoz den himel ouch umbegan U. v. Etzenbach, Alexander V. 8397 'über' berührt sich in diesen Verbindungen zwar sehr eng mit den entsprechenden usuellen Anschlußpartikeln von singularisch bzw. pluralisch ' j a r * , doch ist die zugrundeliegende lokale Ausgangsvorstellung in diesen Fügungen noch stark lebendig und kann man sich - vor allem im 2. Beleg - eine ganz konkrete Bewegung über den angegebenen Zeitraum hinweg vorstellen. Im Gegensatz zu den vorangegangenen 'jar'-Verbindungen hat das Verbalgeschehen auch nicht punktuell irgendwann einmal innerhalb der genannten Zeit statt, sondern es wiederholt sich die ganze Zeit hindurch mehrfach und füllt somit die genannte Zeitangabe aus.
22
Einmal bezeugt und nur am Rande zu erwähnen ist im Ordensgebiet eine pluralische 23 Fügung mit a n : Do ich alsus, daz ist war, Vollen sebenzehen jar Mit lästere und mit schänden Gelebete in den landen . . . Zu einem male ich da lief Bi dem mere uf dem sande, Do sich die zit vol ande An den sebenzen jaren Väterbuch 500,34533 Dieser Beleg steht isoliert da; hier ist unseres Erachtens in erster Linie an das Ende der 17 Jahre gedacht und nicht - wie in all den anderen Belegen - an ein mehr allgemeines ' Innerhalb'. Es liegt demzufolge keine Funktionsgleichheit des ' an' mit den anderen Partikeln in dieser Verbindung vor. Der Ersatz und die Umschreibung des ' a n ' durch ' i n ' (und seine Konkurrenten) wäre ungenau und würde den
Die Angabe des 'Wann*
37
Blickpunkt vom Ende weg auf das 'Innerhalb' verlagern, *an' ist - wenn auch unQblich - in diesem Falle präziser als ' i n ' . In der Verbindung mit ' an3 ist ebenfalls noch eine lokale Vorstellung lebendig, die genauere Frage nach der präpositionalen Fügung ist wohl besser 'wo' und gar nicht so sehr ' w a n n ' . Ebenso nur bedingt in diesem Zusammenhang zu stellen ist der folgende sehr hübsche Beleg aus Böhmen, in dem zu als Anschlußpartikel begegnet: wir geben umb iuwers herren dr& ze drizic jären niht ein stro und umb iuwer aller haz U. v. Etzenbach, Alexander V. 3230 Die Interpretation ist nicht ganz eindeutig. Der Gebrauch erscheint formelhaft, und die präpositionale Fügung soll vermutlich in erster Linie eine Verstärkung der Negation bewirken. Bei einer streng wörtlichen Übersetzung besteht einmal die Möglichkeit,
ze' durch ' in' wiederzugeben und beide also funktionsgleich zu sehen,
andererseits könnte das präpositionale Gefüge auch die Dauer ausdrücken und ein 'Wie lange' bezeichnen. c)
formelhaft in den Bechtsbüchern zur Umschreibung einer für die Teilnahme am Rechtsverkehr noch nicht erreichten Altersstufe. Hier sind b i n n e n ,
bi,
in
und u n t e r gegeneinander austauschbar und sehr absonderlich gebraucht: Sachsen-Thüringen Kein kint mac b i n n e n sinen jären sin gut nicht vorspeten noch vorwirken noch vorjären Zwickauer Rb. 150 [entspricht: Ssp. n 65,1: binnen sinen jaren] Stirbit ouch ein kint oder begibit man is b t sinen jären, swer sin varnde gut under im hat, der sol es antworten jeme, dem ist anersterben mac nach sime tode Zwickauer Rb. 124 [entspricht: Ssp. I 25,5: binnen sinen jaren] Wan danne di eldirn fry wilkor habin, und magin iren kindirn, di in iren jaren sint, ^ formundin frilichin gebin Eisenacher Rb. 122 Munchet man abir ein kint u n d e r sinen jären, daz mac wol sin, doch beheldet is lehenrecht und lantrecht Zwickauer Rb. 118 [entspricht: Ssp. I 25,2: binnen sinen jaren]
1. Querschnitt 1200 - 1400 Gemeint ist - wie vielleicht nicht immer aus dem zitierten Kontext, wohl aber aus den damaligen Rechtsverhältnissen deutlich zu ersehen ist - jedesmal die Zeit der Unmündigkeit. Mit 12 Jahren wurde das Kind nach damaligem Recht mündig, 25 es 'behalt sine j a r t a l e '
(Ssp. II 58,3), es ist dann ' t o sinen jaren komen' (Ssp.
I 23,2); man spricht auch vom ' s i c h j a r e n ' (Ssp. II 58,3), ' s i c h bejeren, sich vorjeren* (Eisenacher Rb. 166). V o r dem 12. Lebensjahr war das Kind, wie oben zitiert: ' b i n n e n ' , ' b t ' , ' i n ' oder ' u n t e r sinen j a r e n ' (man vgl. dazu: Dt. Rechtswb. Bd. 2 Sp. 342), nach dem 12. Lebensjahr kam man ' o b i r di j a r ' (Eisenacher Rb. 124), im Mühlhäuser Reichsrechtbuch (S. 177) wird die Angabe schon verdeutlicht, hier heißt es:'cumin ubir zuelph iar'. Analog verhielt es sich mit den 'tagen' des Menschen, wonach das 21. - 60. Lebensjahr gezählt wurde. Mit 21 Jahren ist man ' z u sinen tagen kumen' (Zwickauer Rb. 130 = Ssp. 142,1), v o r dem 21. Lebensjahr befand man sich ' b i ' (Zwickaue r Rb. 130) oder ' b i n n e n ' (Ssp. 142,2) ' sinen t a g e n ' . ' u n t e r ' u n d ' i n ' sind hier nicht belegt; nur ' v o r ' (Zwickauer Rb. 130) oder ' e r ' (Ssp. I 42,1) aber nicht in festen formelhaften Wendungen. Ein Kind ' b i ' oder 'binnen sinen tagen' ist zwar schon ' z u sinen j a r e n ' aber noch nicht ' z u sinen tagen' gekommen; wer Uber 60 J a h r e alt war, war ' o b i r sine tage kommen' (Eisenacher Rb. 130 = Ssp. I 4 2 , 1 ) . 2 6
Nach sächsischem Recht waren also das 12., 21. und 60. Lebensjahr entscheidend f ü r die Teilnahme am Rechtsverkehr. Die obengenannten Wendungen waren in damaliger Zeit durchaus gebräuchlich, sie wurden rein formelhaft verwandt und als solche auch verstanden. Dabei ist die eigentliche Funktion von ' b i n n e n ' , ' b i ' und ' in' vergessen worden und in diesen Formeln keineswegs lebendig, denn die P r ä positionen sind jetzt funktionsgleich mit ' u n t e r ' und bezeichnen ein temporales ' ante' oder lokales ' i n f r a ' . Wie es allerdings zu einer solchen Funktionsgleichheit gekommen ist, kann nur schwer e r k l ä r t werden. Zu der Verteilung d e r Partikeln innerhalb d e r einzelnen Quellen ist zu sagen, daß das Zwickauer Rechtsbuch ' b i ' , 'binnen' und ' u n t e r ' kennt, seine Hauptquelle ist der Sachsenspiegel, der 'binnen' belegt; das Eisenacher Rechtsbuch dagegen v e r wendet nur ' i n ' und ' u n t e r ' in dieser Funktion. 'binnen' ist über den Sachsenspiegel und das Zwickauer Rechtsbuch hinaus auch noch im Jenaer Urkundenbuch (Thür. Gq. NF 3,1,410) bezeugt, in einer Urkunde des Landgrafen v. Thüringen aus dem J a h r e 1384, sowie in einer J e n a e r Urkunde von 1389 innerhalb der CDSax. I B 1,219. Zu erwähnen ist auch ein Beleg aus dem Preußischen Urkundenbuch Bd. 4,643:
Die Angabe des 'Wann'
39
Ordensgebiet Wenn ein kind s t i r b e t , daß b i n n e n zwölf jähren ist, dem sollen nicht mehr als sechzehen personen mit zu grabe folgen (1351) 27 Hier sind die *järe' bereits wieder durch eine genaue Zahlenangabe verdeutlicht, ' u n t e r ' begegnet außer im Zwickauer und Eisenacher Rechtsbuch auch im F r e i b e r ger Stadtrecht (CDSax. n 14,15). j ä r und tat; Darunter verstand man im Rechtswesen eine F r i s t , die sich über einen Zeitraum von 1 J a h r , 6 Wochen und 3 Tagen, d . h . 4 Echtedinge oder aber 3 echte und 3 gebotene Dinge e r s t r e c k 28
te.
Außer der Umschreibung dieser Zeitspanne mit ' j ä r und t a g ' , konnte sie auch durch
' j ä r z a l ' 2 9 angegeben werden. Die Verbindungen mit ' j ä r und tag' begegnen nur in Sachsen-Thüringen und in SchlesienBöhmen, hier finden sie sich vor allem in den Rechtsbüchern. Vielleicht erklärt sich das Fehlen dieser Fügungen im Ordensgebiet aus der Quellenlage, ausgesprochene Rechtsbücher sind hier nicht überliefert.
30
Als Anschlußpartikeln treten in Sachsen-Thüringen b i ,
in,
b i n n e n und i n w e n d i g
in Schlesien nur ' i n ' und 'inwendig' auf, wobei die Partikeln (vor allem 'bi* und ' i n ' ) auch doppelt, vor jede Größe extra gesetzt werden können; man vgl. z . B . : Sachsen-T hü ringen daz vorgenante hus . . . in alle der maze . . . czu entwerrene b j ; iar unde by tage, alz recht ist (1364) T h ü r . Gq. NF 2,2,107 so daz e r nieman i_n j ä r und in tac mac ansprechen Zwickauer Rb. 176 waz eyn man dem andirn gebin wel, daz sal her b y n n e n j a r e und tage vordirn Eisenacher Rb. 60 das gut wider zcu kauffen i n n e w e n d i g
iare und tage
(1384) T h ü r . Gq. NF 3 , 1 , 4 0 8 Man beachte auch das Nebeneinander von b i n und b i in dem folgenden Beleg:
,
40
1. Querschnitt 1200 - 1400
daz sal her weairsprechin b y n j a r e und b_i tage Eisenacher Rb. 84 31
j ä r z a 1 kann nur in der Verbindung mit b i n n e n
belegt werden
:
di inwisunge müs einen man wol entreden b i n e n
d e r jarzale üf den heiligen
Zwickauer Rb. 150 Im Zwickauer und Eisenacher Rechtsbuch erscheinen ' b i ' , ' i n ' und 'binnen' als Anschlußpartikeln von *jär und t a g ' , der zitierte ' inwendig'-Beleg steht in Sachsen-Thüringen v e r einzelt da. 'inwendig' ist vor allem in Böhmen gebräuchlich, es begegnet - neben ' i n ' - im Altprager Rechtsbuch sowie in einem Urteilsspruch des P r a g e r Gerichts von 1394 (man vgl. Ub. Saaz S. 100). Alle genannten Präpositionen sind, abgesehen von i h r e r unterschiedlichen landschaftlichen Verbreitung, funktionsgleich. In Thüringen begegnet vereinzelt auch eine u n t e r - Verbindung mit * j ä r und tag' (über deren nicht ganz eindeutige Interpretation vgl. man die Ausführungen zu der ' j ä r ' Fügung S. 3$: wird der einer verweglost, der sali räumen seines herrn gut binnen 14 tagen und sali sein gut feil bitten u n t e r jähr und tag (1365) T h ü r . Gq. NF 2,2,115 quatember (lat. quatuor tempora) Die Quatember sind 4 wichtige Fastenzeiten und werden zur kirchlichen Vierteilung des J a h r e s benutzt. Es handelt sich dabei jeweils um Mittwoch bis Sonnabend nach Invokavit, 32 Pfingsten, Kreuzerhöhung (14. September) und Lucie (13. Dezember)
. Als Bußzeiten
haben sie sich teilweise auch im Luthertum erhalten. Im gesellschaftlichen Leben zählten die Quatember in f r ü h e r e r Zeit auch als Termine f ü r Abgaben, und als solche werden sie hauptsächlich in den Urkunden verwendet. Sie v e r binden sich in dieser Verwendung in allen Landschaften mit üf und daneben in SachsenThüringen und dem Ordensgebiet auch mit zu ; man vgl. z . B . : Sachsen-T hü ringen des czinses man yn y 6 u f f iczliche quatuor tempora ein schog grosschin gebin sal (1398) II 5,101 CDSax. der zins lit in der orbern müle, den sol man geben zu den vier quatertempere, zu jeder quatertempere drithalben Scheffel Zwickauer Rb. 20
Die Angabe des »Wann»
41
In Sachsen-Thüringen und Schlesien-Böhmen begegnet mitunter auch i n als Anschlußartikel von ' q u a t e m b e r ' , wobei die Größe dann aber mehr in einer zeiträumlichen Ausdehnung 33 und nicht, wie in den zitierten Belegen, zeitlich abstrahiert als T e r m i n gesehen wird . Sie dient dabei vorwiegend als nähere Bestimmung, als präpos itionales Attribut, einer an34 deren Zeitangabe, als deren übergeordnete, zeiträumliche Einordnung in den Jahresablauf Sachsen-Thüringen unde von der gulde mit namen uff deme steynweyhe sal d e r prior alle j a r uff den dinstag i n dem quatertemper allernehst vor wynachtin under synen heren teylin (1395) Ub. Halle 3,2,472 Wie eng sich 'uf* und ' i n ' gelegentlich allerdings auch noch berühren können in damaliger Zeit sollen die beiden folgenden Belege beweisen, die ein und derselben Urkunde entstamm e n . Hier handelt es sich trotz des ' üf'-Anschlusses um keinen Termin im strengen Sinne, auch ist das Geschehen ein anderes als in den oben zitierten ' ü f ' - und ' zu'-Belegen; ander e r s e i t s hat auch die ' in* -Verbindung hier nicht die Aufgabe, eine andere, ihr untergeordnete Zeitangabe genauer zu lokalisieren: so sal man ore jarcziit beghen o r e r sele unde alle o r e r vorderen sele zcu tröste unde zcu heyle i n den vier quatertempern mit unserm bedechtnisse, als sy in deme j a r e komen (1395) Ub. Halle 3,2,472 Daneben auf derselben Seite heißt es: Unde davon so sollen unde willen unsere heren unsers c l o s t e r s alle jerlich u f f dy vier quatertemper, als dy gevallen in dem j a r e , mit namen uff den mitwochen des obindes vigilien singhin Die in den Urkunden der CDSax. -Reihe belegten Größen f r o n f a s t e n und w i c h v a s t e n werden synonym mit 'quatember* verwandt. Auch hier gelten und bestätigen sich die Ausführungen über ' q u a t e m b e r ' : in der Verbindung mit uf und zu erscheinen die Größen in d e r Regel als Termine, während sie bei dem Anschluß mit in in i h r e r zeiträumlichen Ausdehnung gesehen sind und dabei wieder meist als nähere Bestimmung einer ihnen untergeordneten Zeitangabe auftreten. 1.
Termin Und wenne wir daz getun, so sal in der zcins uf die zeugende wichvaste volgen (1355) CDSax. H 6,20
:
42
1. Querschnitt 1200 - 1400 e e alzo daz sy in c z u der wigfasten sullen geben dem schulmeystere czwene grosschin (1389) n 15,43 CDSax.
2.
größerer Zeitraum darnach alle dlnstage i n den wichfasten des abendes in der seibin cappellen eyne vigilien halden 7 (1395) CDSax. II 10,148 Man beachte daneben auch noch den folgenden * i n ' - B e l e g . Hier soll - vielleicht allein wegen d e r Andersartigkeit des Geschehens - die Größe nicht als T e r m i n im eigentlichen Sinne aufgefaßt werden; sie wird deshalb mit 'in* anstelle von 'uf* oder ' z u ' verbunden und mehr zeiträumlich gesehen: . . . eyne iargetziet tzu begene i n der wichfastin vor sente Michels tage (1387) CDSax. II 9,135
Jahreszeiten: lenz, Sommer, herbst, winter. Sie werden als reine Zeitangaben in der Regel mit i n ,
nur gelegentlich - vor allem in den
Ordensquellen - mit üf verbunden; man vgl./ dazu z . B . : Ordensgebiet Ouch was
desim somir der konyng von Engilland mit macht geczogin ken Frankrich
Joh. v . Posilge 358 Item uf den herbst was der herczoge von von (sie !) Hollant geczogin uf dy Frysin Joh. v. Posilge 206 Aber auch außerhalb dieser eben zitierten Quelle können ' in* und 'üf* im Ordensgebiet funktionsgleich auftreten: Sus irhub e r sich gevache i n dem wintre so die winde s e r e s t wehen unde swinde Maccabäer V. 13679 an sente Elizabeth äbent, den wir uf den winter habent (= l a t . : in octava saneti Martini hyemali) Jeroschin V. 27512 Die Hauptpartikel f ü r den Anschluß der Jahreszeiten ist * i n ' , sie tritt uns in allen Landschaften entgegen.
Die Angabe des 'Wann'
43
• uf' , funktionsgleich mit ' i n * , kann nur f ü r das Ordensgebiet und da hauptsächlich - wenn auch nicht ausschließlich - mit Posilge belegt werden. Innerhalb der schlesisch-böhmischen Quellen fehlt *üf* in einer solchen Verbindung ganz. In Sachsen-Thüringen unterscheiden sich die *üf*-Verbindungen deutlich, von den entsprechenden 'in* - Fügungen dadurch, daß die Größe wieder zeitlich abstrakter gesehen und als Termin aufgefaßt wird (man vgl. dazu z . B . den eingangs S.28 zitierten ' u f ' - A n s c h l u ß ) . Aber auch im Ordensgebiet begegnet 'uf* nicht nur funktionsgleich mit ' i n * , sondern kann es die Jahreszeiten außerdem als Termine, die mitunter - von der Sprechsituation h e r gesehen - noch ausstehend, zukünftig sein können, anschließen, man vgl. dazu z . B . : Ordens gebiet 18 hengstvolen im 4. j a r e , die man o f f den herbist mag vorgeben (1392) G r . Ämterbuch 212 oder: 18 kobelen die u f f s v o r j a r
35 sullen czu rosse gehen
(1436) G r . Xmterbuch 36 monat E r wird hauptsächlich mit i n verbunden, das f ü r alle Landschaften belegt werden kann; daneben erscheinen b i und b i n n e n als Anschlußartikeln dieser Größe, sie sind - summarisch gesehen - beide gleich stark vertreten, nur daß 'binnen* im Ordensgebiet und 'bi* in Schlesien-Böhmen fehlt. Im sächsisch-thüringischen Gebiet begegnet neben den 3 genannten Partikeln außerdem i n w e n d i g ,
im Ordensland ist außer 'in* und ' b i ' zusätz-
lich a n belegt, auch ü b e r kann in dieser Landschaft vereinzelt, rein okkasionell, den Anschluß von 'monat* übernehmen. Während sich *bi*, 'binnen* und 'inwendig' mit singularischer und pluralischer Größe verbinden, die in Fügungen mit den beiden letztgenannten Partikeln wieder meist von einer Kardinalzahl näher bestimmt wird (man vgl. dazu auch S. 34, 46, 73 f. und A.76), schließt 'in* - mit einer einzigen Ausnahme in Sachsen-Thüringen - nur singularisch 'monat* an; auch die nur f ü r s Ordensgebiet nachweisbaren Partikeln 'an* und 'über* sind nur mit singularischer Größe verbunden, Sachsen-Thüringen Gesche des nicht so svln di zwene sich berichte vmme den bruch ob si mögen j_n deme selben mande da si inne genant werden (1293) Corpus 3,132
44
1. Querschnitt 1200 - 1400
In derselben Urkunde auf folgender Seite heißt es: so soln die zwene b l deme selben mande ein andern kise der nvtze bi vnsen teidingin Im Erfurter Urkundenbuch, Band 2 stehen in einer Urkunde des Landgrafen von Thüringen, aus dem Jahre 1337, nebeneinander: • daz scholde unse herre von Mencze b i n n e n drin manden dar nach vorlihen (S. 132 ) von dem schal her uns rechtes helfin i n n e w e n d i k kumen (S. 133 )
zwen manden dl dar nach aller nest
Die Funktionsgleichheit gerade dieser beiden Partikeln ist keineswegs nur auf bestimmte Quellen beschränkt, sondern in dieser Landschaft allgemein zu beobachten. Für das Auftreten von 'an* als Anschlußpartikel von singularisch 'monat' im Ordensgebiet vgl. man den folgenden Beleg: Ordensgebiet und is geschach in dem sibinundzwenzigistin jare an dem erstin mande und an dem erstin tage des manden . . . (= lat.: in primo) Cranc 221 (Ezechiel 29,17) Daneben heißt es in derselben Quelle: und is geschach in dem eylftin jare in dem erstin mande in dem sibendin des mandin . . . (= lat.: in primo mense) Cranc 222 (Ezechiel 30,20) Aber auch sonst begegnet *an* für 'in* gelegentlich im Ordensgebiet: dä mite der unreine, an des tuwels listen scharf, die loz an zwelf manden warf, an welchem mande, an welchem tage e r solde vrumen dise clage HesterV. 645 ' Uber* begegnet im Ordensgebiet nur ein einziges Mal in der Verbindung mit singularisch 36 * 'monat' und kann hier vor allem gegen 'in* und ' b l ' ausgetauscht werden, man vgl. dazu: Ordensgebiet das truc zwelf vruchte, o b i r iclichen mandenbrengende sine vrucht (= lat.: per menses singulos) Prosa-Apokalypse 22,2 Bei Hesler wird lat. ' p e r menses singulos' wie folgt wiedergegeben:
45
Die Angabe des 'Wann' Unde beidenthalb des flumes, Eins witgesazten r u m e s , Stuent in vliziger zucht Holz des libes, zwelf vrucht Brengende _bl den manden (=lat.: per menses singulos) Hesler, Apokalypse V. 22533 Über den landschaftlichen Gebrauch der einzelnen Präpositionen in diesen Verbindungen
läßt sich folgendes schlußfolgern und z . T . aus den Belegen ablesen: in Sachsen-Thüringen können einerseits 'in* und ' b i ' , andererseits 'binnen* und 'inwendig* gegeneinander ausgetauscht werden; im Ordensgebiet treten 'in* und 'an* funktionsgleich auf und können beide mit 'bi* konkurrieren, das vereinzelt auch von ' o b i r ' vertreten werden kann; in Schlesien-Böhmen begegnen nur *in*- und 'binnen*-Verbindungen, wobei die ' b i n n e n ' Verbindungen sich durch die in ihnen enthaltene Kardinalzahl von den entsprechenden ' i n * Verbindungen abheben. Während die Größe 'monat* von all den genannten Präpositionen angeschlossen werden kann, verbinden sich spezielle M o n a t s n a m e n
nur mit i n ,
man vgl. z . B . :
Ordens gebiet Dornoch i_n dem merczin legerte sich der koning von Polan.vor Garthin (= l a t . : in hebdomada Quasimodogeniti) Joh. v. Posilge 163 Auch als nähere, zuordnende Bestimmung einer anderen Zeitangabe kann d e r Monatsname 37 auftreten, e r wird dann allerdings mit zu verbunden: . . . unser vrowen zu mitten ougeste Ordensstatuten .43, womit genau d e r 15. August gemeint ist. u 38 woche Hier verhält es sich fast genau wie bei dem Anschluß von ' monat*. Als Hauptanschlußpartikeln erscheinen i n ,
b i und b i n n e n .
net zusätzlich wieder i n w e n d i g ,
In den sächsisch-thüringischen Quellen begeg39 im Ordensgebiet vereinzelt ü b e r ( ' a n ' i s t in einer
Fügung mit "woche* allerdings nicht belegt). F ü r Schlesien und Böhmen muß ergänzend i n n e r h a l b genannt werden, wie auch *bi*diesmal in diesen Landschaften belegt ist, während 'binnen* im Ordensgebiet fehlt. Die häufigste Anschlußpartikel ist abermals ' i n ' , danach folgen 'bi* und 'binnen* (mit oben erwähnter Einschränkung f ü r das Ordensgebiet), w ä h r e n d ' inwendig', ' ü b e r ' u n d ' innerhalb' nur selten bezeugt und landschaftlich bedingt sind.
46
1. Querschnitt 1200 - 1400 Im Belegmaterial verbinden sich - mit Ausnahme von 'in* - alle Präpositionen nur
mit pluralischer Größe, diese wird noch jeweils durch eine beistehende Kardinalzahl in ihrer Pluralität genauer begrenzt (man vgl. dazu auch S. 34, 43, 73 f. und A. 76), lediglich in den 'bi'-Gefügen des Ordensgebietes fehlt eine solche Zahlenangabe. Beim Anschluß durch 'in* kann die 'woche* voh einer Kardinalzahl bestimmt werden, braucht es aber nicht. Sachsen-Thüringen Ich vaste czwir in der wochen (= lat.: bis in sabbato) Evangelistar 115 Oder mit Kardinalzahl in der Fügung: Wirt yne aber des hovegerichts brieff nicht in den ergenanten sexs wochen, so . . . (1375) Ub. Halle 3,1,503 Daneben steht in derselben Urkunde auf derselben Seite: das unser herre von Meidburg die bürgere von Halle bryngen sal uz des richs achte und des hoffgerichtis brieve den von Halle darober sulle schaffen i n n e w e n d i g sexs wochert von dysem hutigen tage Wenne ir man gestirbit, b i sechs wochen nach dem drizigisten sol si mit dem gebuwe rumen Zwickauer Rb. 112 so sollen wir von dem tage alz daz iar eyn ende hat, b i n n e n sechs wochen, die dar nach allernehest folgen, vnsern guten boten . . . die selbe sache czu fflren (1361) CDSax. II 2,40 Für das landschaftliche Auftreten von 'über* und "innerhalb* vgl. man die folgenden Belege: Ordens gebiet . . . und sol unsers herren Gotes licham ü b e r dri wochen irnüwen (= lat.: per tres hebdomadas) Ordens Statuten 73 Schlesien-Böhmen der richter schol in laden drei taldinch i n n e r h a l b seches wochen (= lat.: infra VI ebdomadas) (Übers, u. Bearbeitg. der Jura origlnalia von 1243) Stadtrechte Brünn 342
Die Angabe des ' W a n n '
47
In den angeführten Belegen können - abgesehen von d e r landschaftlichen Gebundenheit d e r Präpositionen ' ü b e r * und 'innerhalb* - Alle P a r t i k e l n gegeneinander ausgetauscht w e r d e n . Auch als K o m p o s i t i o n s g l i e d
kann d i e ' w o c h e ' a u f t r e t e n , in Zusammensetzungen
wie: m a r t i r w o c h e (Jeroschin V. 23885), pfingstwoche (Mühlhäuser Reichsrechtsbuch 151) und vastw.oche (Marienb. T r e s s l e r b u c h 138); diese Komposita sind einzig in d e r Verbindung mit i n b e l e g t . kirchliche F e s t e 1.
ostern,
p h i n g s t e n und w e i h n a c h t e n „ 40 40
Diese werden durch uf
und z u
, gelegentlich auch von i n
angeschlossen.
Die Präpositionen 'uf* und ' z u * t r e t e n in allen Landschaften auf; ' i n ' fehlt in Schlesien und Böhmen in e i n e r solchen Verbindung.
41
Während sich 'uf* und ' z u ' m e i s t direkt, artikellos mit d e r Größe verbinden
, steht
in den Fügungen mit ' i n ' d e r bestimmte oder unbestimmte Artikel bzw. ein Demonstrativpronomen, man vgl. dazu z . B . : Sachsen-Thüringen Vnde gebe w i r ime nicht v f f e pfingstn des selbe s i l b e r s fvnf hvn X X X so sal h e r . . . (1293) Corpus 3 , 1 3 1 Ebendort heißt e s : Wir geben och vnseme v a t e r tusi'nt Marc v r i b e r g e s s i l b e r s z u pfingstin daz die Gregkin patriarchin . . . (Vom Ablaß des Erben, Ostmd.
u i deßin nest komen phingisten sullen vnde Wüllen m e t e r m e k e y s e r , zcu dem heiligen concilium zcu komen Konzils zu B a s e l 1431) e h r e s t . 118
' u f ' und ' z u ' können in Verbindungen mit diesen kirchlichen F e s t e n in jedem Falle g e geneinander ausgetauscht w e r d e n . Gelegentlich stehen beide P a r t i k e l n s o g a r in einem Satz nebeneinander, vermutlich aus stilistischen Gründen, was jedoch eine Funktionsgleichheit d e r Präpositionen v o r a u s s e t z t , man vgl. dazu z . B . : Schlesien-Böhmen Die zal h e r j m gelden nv uf weynachten (10 schok) vnd dornoch die vire
c zu
pfingsten
(1392) Stadtb. Dux 12 F ü r den Gebrauch von ' in' in diesen Verbindungen muß - abgesehen davon, daß diese s t e t s größenbezügliche F o r m w ö r t e r enthalten - einschränkend erwähnt werden, daß es niemals eines d e r genannten F e s t e als T e r m i n f ü r b e s t i m m t e Abgaben anschließen k a n n . ^ 2
48
1. Querschnitt 1200 - 1400 Da jedoch die Feste in den ' ü f ' - und ' zu*-Fügungen, wenn auch sehr häufig, so doch nicht ausschließlich als Termine für Abgaben auftreten, ergeben sich gelegentlich Berührungsmöglichkeiten zwischen ' u f ' , 'zu* und ' i n ' ; es erscheint nicht gerechtfertigt, die Feste aufgrund ihres ' in'-Anschlusses unbedingt und in jedem Falle zeiträumlich zu interpretieren und sie von den entsprechenden ' ü f ' - und 'zu*-Verbindungen zu unterscheiden. 4 3 Daneben gibt es allerdings durchaus auch 'in*-Belege, in denen die kirchlichen Feste zeiträumlich aufzufassen sind, sie dienen dann der Charakterisierung einer anderen, 44 zeitlich untergeordneten Zeitangabe , man vgl. dazu z . B . : Ordensgebiet M°CCC° in dem XXIIII jore an dem dinstage in den ostern (1324) P r . Ub. 2,322 Auch Fügungen mit ' z u ' (gelegentlich auch 'üf*
45
) können als nähere Bestimmung und
präpositionales Attribut einer anderen Zeitangabe auftreten, diese wirken aber bloß 46 zuordnend
, man vgl. z . B . :
Ordensgebiet item Straybir czum Hoendorffe im gebite czu Cristpurg dedit 2 m. ane 6 Schill, am dinstage c z u ostern (1400) Marienb. Konventsbuch 28 2.
a d v e n t und v a s t e Diese sich über einen größeren Zeitraum erstreckenden kirchlichen Feste werden be47 zeichnenderweise in der Regel mit in verbunden und sind zeiträumlich aufzufassen: Schles ien-Böhmen nach dem suntage, als man singet laetare i_n der vasten (1373) Ub. Aussig 48
3.
fest,
als allgemeine Umschreibung größerer kirchlicher Feiertage, kann einmal 48
- mit uf verbunden - belegt werden
:
Sachsen-Thüringen das sie uff iren uncosten die kirch bauen und darinn wöchentlich auf dreien tagen und auf den fümembsten festen gottesdienst zu begehen . . . verpflicht sein sollen (1284) Thür. Gq. NF 7,1,332
Die Angabe des 'Wann'
49
Tagesangaben Der Anschluß von 'tag* erfolgt in damaliger Zeit durch eine Vielzahl von Präpositionen, die zum größten Teil gegeneinander austauschbar sind. Es liegt eine Fülle von Material vor, das es sinnvoll und übersichtlich zu gliedern gilt. Dabei empfiehlt es sich, Untergliederungen zu treffen, die sich zunächst aus der Semantik bzw. den verschiedenen Verwendungsweisen der Größe ' t a g ' ergeben und denen z . T . auch unterschiedliche präpositionale Anschlußmöglichkeiten entsprechen. Wir sind uns dabei bewußt, daß nicht in jedem Falle mit Sicherheit entschieden werden kann, in welchem Sinne "tag* zu interpretieren ist, daß die Grenzen zwischen den einzelnen Verwendungsweisen fließend sind. 1.
'tag* als allgemeine, kalendarisch unbestimmte Zeitangabe Hier wird allerdings nicht noch einmal unterschieden zwischen dem 'tag' als einer 24-stündigen Zeiteinheit, die durch eine Erdumdrehung fixiert wird, und dem 'tag* im engeren Sinne, nämlich als dem Teil dieser Zeiteinheit, der durch die Anwesenheit von Sonnenlicht charakterisiert und damit von der 'nacht* abgehoben ist. Eine solche Unterscheidung ist schwierig und kann nur in den seltensten Fällen aus dem Kontext genau abgelesen werden, meist dann, wenn - wie in vielen Verbindungen m i t ' bi* und 'zu* - das Gegenwort 'nacht* mit angegeben wird. Wohl aber empfiehlt es sich, den singularischen von dem pluralischen Gebrauch der Größe ' t a g ' als allgemeiner, kalendarisch nicht fixierter Zeitangabe abzuheben, zumal da die pluralischen Verbindungen mit 'tag* doppeldeutig sind, d.h. einmal als einheitlicher Zeitraum, zum anderen aber als bloße Aneinanderreihung verschiedener, nicht aufeinanderfolgender Zeitpunkte aufgefaßt werden können, a) im Singular Als Anschlußpartikeln von singularisch 'tag* begegnen in allen Landschaften a n , « 49 uf
, i n , b i und z u . Die Verbreitung dieser Präpositionen, vor allem der
Partikeln 'uf* und ' i n ' , ist landschaftlich unterschiedlich: für Sachsen-Thüringen ist *in* an zweiter Stelle hinter 'an* zu nennen und häufiger belegt als *üf', ganz im Gegensatz zu der sprachlichen Situation im Ordensgebiet, wo *üf' nahezu gleich häufig mit ' a n ' begegnet und 'in* im Vergleich dazu nur selten bezeugt ist. Auch in Schlesien-Böhmen ist *üf' dem ' i n ' zahlenmäßig - hier allerdings nur um weniges - überlegen, 'bi* ist in allen Landschaften gleich stark, aber entschieden seltener als ' a n ' , *uf* und ' i n ' vertreten, ' z u ' begegnet in den 3 Gebieten nur selten als Anschlußpartikel für singularisch 'tag*. Generell läßt sich sagen, daß all die genannten Partikeln in Verbindung mit dies e r Größe funktionsgleich auftreten können, was durch folgende Belege bewiesen werden soll:
1. Querschnitt 1200 - 1400 Ordensgebiet 50 vorvlucht sy der tag, a n dem ich geborn bin, der tac, in_ dem mich gebar mine mutir (= l a t . : dies in qua) Cranc 109 (Jeremias 20,14) Bi Capharsalama belac ^ Nicanors Volkes u_f den tac alda bi vumftusent mannen Maccabäer V. 3670 Die in disen spititlen, zu welcher clt ez ist, i n dem tage vor vespere sterbent, die mac man zuhant begraben Ordensstatuten 33 Unde die kunige der erden Die bringet dan dem werden Ir herschaft und ir e r e Die porten suln b i dem tage Wit offen sten und unvorspart Hesler, Apokalypse V. 22330 Cecilien was ummazen we zu dem iamerlichen tage, idoch ir not und i r klage a bevalch si deme guten gote Passional 630,13 K. Was den s p e z i e l l e n
Gebrauch
der einzelnen Präpositionen in diesen Verbin52 düngen betrifft, so kann festgestellt werden, daß ' a n ' , *uf' und * in* am vielseitigsten verwendbar und auch am häufigsten gegeneinander austauschbar sind. In den Fügungen mit diesen 3 Partikeln kann die Größe den bestimmten Artikel ' d e r ' - auch verstärkt durch ' - s e l b ' - , das Demonstrativpronomen ' d i e s e r ' , den unbestimmten Artikel ' e i n e r ' wie auch ' w e l c h e r ' bei sich haben; außer dem bestimmten Artikel können zusätzlich noch verschiedene charakterisierende Beiwörter, Ordinalzahlen oder Genitivattribute bei der Größe stehen; die Größe kann in diesen Verbindungen auch durch ' ein iclich' bestimmt werden. ' a n ' und ' ü f ' begegnen nebeneinander außerdem noch in Fügungen mit ' k e i n ' und 'solch'. ' i n ' , das noch s e h r oft als stilistische Variante f ü r ' a n ' in dieser Verbindung begeg-
Die Angabe des 'Wann'
51
net, kann mitunter direkt aus der lat. Vorlage erklärt werden, ' i n dem tage' gibt ein ' i n d i e ' wieder: bei Matthias v. Beheim z . B . heißt es S. 152: In dem tage gingen zu ime di Saducei di da sprachen (= l a t . : in illo die), während der bloße lat. Ablativ ' d i e ' meist durch ' a n dem tag* übersetzt wird: und a n dem dritten tage wider üf sten (= l a t . : tertia die resurgere) S. 40 Das Nebeneinander und Konkurrieren von ' a n ' , *üf' und 'in* ist nicht nur auf einzelne Schriften beschränkt, sondern kann in fast allen Quellen und in jeder Landschaft beobachtet werden. Nur in wenigen Fällen bewirkt der Anschluß durch 'in* eine zeiträumliche Interpretation der Verbindung, eine solche wird dann stets durch das Verbalgeschehen oder ein beistehendes Adjektiv zusätzlich,gestützt; man vgl. z . B . : Sachsen-Thüringen m i r widervuor ouch, als ich sage, i n alle disem langen tage nie kein äventiure Heinr. v. F r e i b e r g , T r i s t a n 67 ' b i ' und ' z u ' sind verglichen mit ' a n ' , *uf* und ' i n ' in i h r e r Verwendungsweise entschieden eingeschränkter. *bi* konkurriert mit den 3 Partikeln ' a n ' , 'uf* und ' i n ' nur in solchen Verbindungen, in denen die Größe ' t a g ' den bestimmten Artikel ' d e r ' , das Demonstrativpronomen 'dieser* oder den unbestimmten Artikel 'ein* bei sich hat, ' z u ' nur in Verbindungen, die den bestimmten Artikel, neben dem meist auch noch ein Adjektiv steht, enthalten. Über diese Gemeinsamkeiten mit ' a n * , 'üf* und *in' hinaus scheinen 'bi* und 'zu* beim Anschluß von ' t a g ' jedoch noch über einen eigenen Anwendungsbereich zu v e r fügen. In den Verbindungen mit *bi_' können neben dem rein zeitlichen Aspekt, der Angabe des ' W a n n ' , mitunter noch andere Momente anklingen. So tritt die Größe ' t a g ' in diesen Verbindungen nioht immer nur als reine Zeitangabe auf, sondern diese kann darüber hinaus - als Gegenwort zu 'nacht* - mit den f ü r sie charakteristischen Eigenschaften (Anwesenheit von Sonnenlicht) gleichzeitig Begleitumstand sein oder gar eine Bedingung, einen Anlaß oder eine Voraussetzung f ü r ein Geschehen oder Sein angeben. In diesen Fällen verbindet sich ' t a g ' stets direkt, ohne dazwischenstehenden Artikel mit der Präposition, die präpositionale Fügung läßt sich dann
1. Querschnitt 1200 - 1400 stets mit einem Gliedsatz umschreiben, den - bei präsentischer Verbform - die Temporales und Konditionales in sich vereinigende Konjunktion 'wenn' einleitet: wenn es Tag (hell) ist; man vgl. dazu z . B . : Sachsen-Thüringen W e r do vischet yn lachin, di begrabin sint . . .
bi
tage, her mucz . d r y Schillinge
gebin Eisenacher Hb. 180 Eine solche über das rein Temporale hinausgehende Funktion klingt auch noch in anderen Belegen wie z . B . in dem folgenden an, in dem das in der Fügung enthaltene Adjektiv den Begleitumstand noch näher charakterisiert und die Interpretation der präpositionalen Verbindung als Voraussetzung für die Rechtmäßigkeit des Kaufes unterstützt: Sachsen-Thü ringen daz he daz guit gicopht habi rechti unde redilichi b_i sconimi tagi undi bi scininingir sunnin Mühlhäuser Reichsrechtsb. 117 Diese Funktion wird auch in Fügungen mit Zustands- und Geschehensbezeichnungen ganz besonders evident. 53 Wieweit die mit 'bi* verbundene Größe 'tag* reine Zeitangabe ist oder darüber hinaus auch als Begleitumstand oder gar Bedingung auftritt, ist oft schwer zu beurteilen; die Grenzen sind fließend. Man kann aber in *bi* nicht nur einen Konkurrenten der anderen Partikeln sehen, sondern muß sich auch der möglichen Nebenfunktionen bewußt sein, um der Präposition voll gerecht zu werden. Ergänzend zu den vorangegangenen Ausführungen sei außerdem noch darauf hingewiesen, daß die Größe ' t a g ' bei ihrem Anschluß durch 'bi* sehr oft deutlich von ihrem zeitlichen Gegenstück der 'nacht* heraus- und abgehoben, also als Zeiteinheit im engeren Sinne verstanden wird, und damit ' t a g ' - und 'nacht*-Fügungen 54 * vielfach nebeneinander stehen . Eine solche Verwendung der'bt'-Verbindungen hängt natürlich mit den oben geschilderten funktionalen Besonderheiten zusammen. 55 Man vgl. dazu z . B . die 3 folgenden Belege : Sachsen-Thüringen dä gienc ouch ein venster in, dar in diu sunne gab ir schin, unde dar z3 liehten brehen, daz man dar inne mohte sehen bi deme tage unde bi_der nacht Heinr. v. Krolewitz, Vater Unser V. 579
Die Angabe des 'Wann*
53
Ordensgebiet Daz man icht lobeliches da Gemachet hette noch geczalt Ry der nacht gar ungestalt Und b j dem tage al dar zu Hlob V. 1323 Schlesien-Böhmen wann mit here sie lägen, so sie üfbrechens phlägen, ez waer b i tage oder bi naht, so gaben ir businen braht U. v. Etzenbach, Alexander V. 14863 In dem letzten Beleg - wie auch sonst häufig und im Gegensatz zu den Gefügen mit ' a n * , 'üf* und 'in* - verbindet sich die Präposition wieder direkt, artikellos mit der Größe ' t a g ' (bzw. ' n a c h t ' ) , wodurch das formelhafte Nebeneinander dieser Fügungen unterstrichen wird. Neben den eben zitierten Fällen, in denen die Opponenten ' t a g ' und ' n a c h t ' j e weils durch ' b i ' angeschlossen s i n d ^ , gibt es Belege, in denen die Partikel wechselt; man vgl. dazu z . B . : Ordensgebiet Und en uz der stat, daz was scharf, In der sunnen hitze warf B I tage, aber i n der nacht In der kelde e r pinlich vacht Hist. d. Alden E V. 3861 Allerdings unterscheidet sich hier - im Gegensatz zu den vorausgegangenen Belegen das Geschehen bei Tag von dem in der Nacht. ' b i ' ist offensichtlich eine schon in damaliger Zeit sehr vielseitige und in i h r e r Funktion schillernde Partikel gewesen. Unabhängig von i h r e r engen Beziehung zu ' a n * , ' u f * , ' i n ' und ' z u ' beim Anschluß von ' t a g ' einerseits sowie dem nur in einer solchen Verbindung klingenden außertemporalen Moment andererseits und abgesehen schließlich auch von dem teilweise paarweisen Nebeneinander von ' t a g ' - und 'nacht'-Verbindungen mit ' b i ' , kann sich die Partikel funktional außerdem noch 57 sehr eng mit 'binnen' bzw. 'in* berühren und eine zeiträumliche Interpretation von 'tag* bewirken, man vgl. dazu z . B . :
1. Querschnitt 1200 - 1400 Ordens gebiet di loufin also snel das si b y eyme tage ritin iij° myle Marco Polio 27 Die zeiträumliche Auffassung der Verbindung wird zugleich durch die in der Fügung enthaltene Kardinalzahl ' e i n ' mitbestimmt^ 8 , wie auch von dem Verbalgeschehen gestützt. Das im Vergleich zu ' b i ' in seiner Funktion eindeutige b i n n e n ist - außer in der F o r m von ' b i n ' im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch (siehe A. 54) - nur noch ein einziges Mal mit singularisch 'tag* belegt 5 9 : Ist a b i r , daz si daz dinc versumen unde kumen doch b i n n e n deme tage unde setcen bürgen, daz si antwerten wollen, so haben sie den Vormunden verlorn (Freiberger Stadtrecht um 1300) CDSax. n 14, 81 Bei der Verwendung von 'zu* fällt auf, daß es - abgesehen von den bereits erwähnten, vereinzelten Funktionsgemeinschaften mit ' a n ' , ' ü f ' , 'in* und *bi* beim Anschluß , . 60 von tag - in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet fast ausschließlich mit ' j ü n g s t e r tag' verbunden ist, man vgl. dazu z . B . Sachsen-Thüringen dese rede dy ich gesprochen han, dy sal en urteilen c z u dem jungesten tage (= l a t . : in novissimo die) Evangelistar 95
61
Dieser Sachverhalt e r k l ä r t sich vermutlich aus der dem ' z u ' innewohnenden Tendenz, auf ein Ziel oder in eine Richtung hinzuweisen; es handelt sich auch hier um etwas zeitlich noch nicht E r r e i c h t e s , Zukünftiges als gedachtes Z i e l . 6 2 Wenn ' z u ' auch s e h r häufig den Anschluß von ' j ü n g s t e r tag' übernimmt, begegnen daneben jedoch 63 auch ' a n ' , ' i n ' und ' u f ' in einer solchen Verbindung. Nur auf Sachsen-Thüringen beschränkt ist das Nebeneinander der Verbindungen ' z u (dem) tag(e) und (zu der) n a c h t ' , man vgl. dazu z . B . : Sachsen-Thüringen alzo daz sy got vor unser eidern und ouch vor uns und unser erben ewiklich z c u tag und nacht piten schullen (1373) T h ü r . Gq. NF 2,2,174 Oder mit doppelt gesetzter Partikel: zu dem tage und zu der nacht getrew und gewer und mit Sicherheit zu behalden di sluzzele Zwickauer Rb. 26
Die Angabe des 'Wann*
55
In dieser Verwendung berührt sich ' z u ' sehr eng mit ' b f (man vgl. dazu die Belege S. 52 f . ) Sowohl bei dem doppelten 'bi*-Anschluß wie auch in den Verbindungen mit 64 •zu' handelt es sich jeweils um dieselben Geschehen bei Tag und in der Nacht. Ein gewisser Unterschied besteht nur darin, daß in d e r Fügung mit 'zu* beide Größen direkt nebeneinanderstehen können, ohne daß die Partikel wiederholt werden muß, wodurch die ganze Verbindung formelhafter wirkt. Bei ihrem 65 Anschluß durch *bi' wird die Präposition stets noch vor beide Größen gesetzt. Neben dem usuellen und in allen Landschaften belegten Anschluß von 'tag* durch ' a n ' , ' ü f ' , ' i n ' , ' b i ' und ' z u ' begegnen in einzelnen Gebieten Partikeln, die okkasionell eine Verbindung mit ' t a g ' eingehen können. F ü r Sachsen-Thüringen kann d u r c h belegt werden: Du r c h 6 6 den heiligen tak pflak her eynen gevangen en czu lan, welchen sy gebeten Evangelistar 58 Dieses ' durch* läßt sich wohl aus der engen Anlehnung an die lat. Vorlage e r k l ä r e n , es gibt ein lat. ' p e r diem' wieder; oder sollte die zeiträumliche Ausdehnung des 67 Tages hier deutlich betont werden und ' d u r c h ' ganz bewußt verwandt worden sein? In derselben Quelle (S. 50) wird ' p e r diem' auch mit ' a n ' ü b e r s e t z t 6 8 : Unde a n dem tage waz eyne gewonheit daz der richter eynnen gebe ledik (= l a t . : per diem) Im Ordensgebiet begegnet z w i s c h e n
69
:
Z w i s c h e n dem jungesten tage, Dar den abent und den morgen Die vordamneten zu sorgen Und Gotes irwelten hoffen, So stet der himel offen Allen den vorlornen Hesler, Apokalypse V. 11894 Diese Verbindung ist jedoch nicht eindeutig bestimmbar, drückt sie ein "an dem j . t . " 70 oder ein "während des j . t . " aus, oder gibt sie gar ein "bis zum j . t . " wieder? Im Ordensgebiet erscheint außer okkasionellem 'zwischen' auch m i t : und hattin mit grosim ylen gejaget wol dry mylen m i t dem tage Joh. v. Posilge 316 Der Verwendungsbereich dieser Partikel überschneidet sich allerdings nur teilweise mit denen der usuellen Anschlußpräpositionen von ' t a g * , denn der Aspekt ist h i e r
1. Querschnitt 1200 - 1400 kein p r i m ä r zeitlicher. Durch die Verbindung ' m i t dem tage' soll in e r s t e r Linie eine Parallelität und Gemeinsamkeit des Geschehens mit dem zeitlichen Tagesablauf ausgedrückt werden. Doch es ist auch möglich, ' m i t dem tage' über das Modale hinaus gleichzeitig temporal, als zeitliche Einordnung des Geschehens aufzufassen, und deshalb wurde diese Fügung angeführt. Man kann jedoch in ' m i t ' keineswegs einen vollwertigen Konkurrenten der schon erwähnten Partikeln sehen, seine eigent71 liehe Funktion ist eine andere, das temporale Moment klingt nur sekundär an. F ü r Schlesien-Böhmen ist ein Anschluß durch m i t s a m t
( v e r s t ä r k t e s ' m i t ' ) belegt:
anderhalp wären , die m i t s atüsent m t dem tagei rdes morgens fru alle bereit wären Kreuzfahrt V. 6139 Zur Interpretation können die obigen Ausführungen zu der ' m i t ' - F ü g u n g aus dem Ordensgebiet dienen. Außerdem ist eine Verbindung mit ü b e r
72
zu nennen:
Wi lange sal ich seezen den rot an dy sele meyn, den ruwen an des hereze min ü b e r tag T r e b . Psalmen 12,2 73 Die lat. Entsprechung dieser Verbindung lautet: ' p e r diem*
, was in d e r 1. deut-
schen Bibel, h r s g . v. Kurrelmeyer, wohl in enger Anlehnung daran, mit ' d u r c h den tag* übersetzt wird; Luther umgeht die präpositionale Fügung und übersetzt ' t e g l i c h ' , in der Bedeutung von ' a n jedem T a g ' . Ob die Partikel ' ü b e r ' in diesem Beleg ganz bewußt gebraucht wurde und dabei an den ' t a g ' in seiner zeiträumlichen Ausdehnung gedacht werden soll, kann nicht eindeutig entschieden, nur als Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Man muß in diesem Zusammenhang auch berücksichtigen, daß die Trebnitzer Psalmen unter den schlesisch-böhmischen Quellen auf Grund i h r e r sprachlichen Eigentümlichkeiten eine Sonderstellung einnehmen und ihr Sprachgebrauch nicht immer als vorbildlich und typisch hingestellt werden kann; so stehen vermutlich auch dieser Beleg und dieser Gebrauch von ' U b e r ' f ü r sich. im Plural
74
ist die Größe ' t a g ' vorwiegend zeiträumlich aufzufassen; als Hauptanschlußpartikeln
75
begegnen in allen 3 Landschaften i n , b i und b i n n e n 7 6 . N e b e n ' i n ' ist auch 76 inwendig belegt (in Sachsen-Thüringen häufiger, im Ordensgebiet und Schlesien-
Die Angabe des 'Wann'
57 76
Böhmen nur selten), in Schlesien-Böhmern außerdem i n n e r Außerdem ist a n zu nennen, das - wie schon mehrfach beobachtet werden konnte in damaliger Zeit noch in enger Beziehung zu "in* und damit auch zu der obigen P a r tikelgruppe stand; andererseits berührt sich "an* mit üf und z u ,
die ebenfalls
in der Verbindung mit pluralisch ' t a g ' belegt sind: *üf' begegnet in Sachsen-Thüringen und dem Ordensgebiet, ' zu' tritt in Schlesien-Böhmen und dem Ordensland auf. Im Vergleich zu ' i n ' , *bi' und 'binnen* ist ' a n ' seltener belegt, *üf' und 'zu* treten ebenfalls nur vereinzelt auf. Während nun pluralisch ' t a g ' in der Verbindung mit ' i n ' ( ' i n n e r h a l b ' , ' i n n e r ' , gelegentlich auch ' a n ' ) , 'bi* und 'binnen' als zeiträumliche Einheit aufzufassen ist, handelt es sich in den Fügungen mit ' a n ' (ab und zu innerhalb d e r Ordensquellen auch ' i n ' ) , 'uf* und 'zu* in der Regel mehr um die Summierung verschiedener, 77 nicht aufeinanderfolgender Tage. Es liegt also eine verschiedene Auffassung der Größe vor, je nachdem mit welcher Gruppe von Präpositionen sie sich verbindet. Selbstverständlich sind die Übergänge zwischen den beiden Interpretationsmöglichkeiten fließend, besonders in den Fügungen mit ' a n ' , die oft beide Auffassungen zulassen. 78 oc) die ' t a g e ' als zusammenhängende zeiträumliche Einheit Saehsen-Thü ringen daz he noch kein husgenoze keinen tag behalden muge wider sines wirtes willen, und sal im gebiten zu rumene _i_n drin tagen (Freiberger Stadtrecht um 1300) CDSax. II 14,21 Daz wergelt sol e r leisten b i virzehen tagen Zwickauer Rb. 208 Die sullen denne b y n n e n virczen tagen uf einen genanten tag darczu riten (1382) CDSax. II 12,99 g so solden dieselbin unsere amptlute i n n e w e n d i g viertzehen tagen . . . tzusamen ridten (1392) CDSax. 1 B 1,330 Daneben in Schlesien-Böhmen zusätzlich ' i n n e r ' : daz diselbe vrau oder iuncvrau i n n e r vierczehen tagen mit czwain e r s a m mannen daz peweren mack
1. Querschnitt 1200 - 1400 (= lat.: infra dies quatuordecim) (Übersetzung u. Bearbeitung der Jura originalia v. 1243) Stadtrechte Brünn 349 In den Verbindungen mit 'an* erscheint niemals eine Kardinalzahl, für den Gebrauch dieser Partikel vgl. man z . B . : Ordensgebiet
r Des wart ir tot an ku zen tagen Zwenzich tusent und dri geslagen
Hesler, Apokalypse V. 2927 Daneben begegnet auch: Also kartin sy das lant umme b y n n e n korczin tagen Joh. v. Posilge 301 Für die Verwendung von ' i n ' und ' b i ' als Anschlußpartikeln von pluralisch "tag", ebenfalls ohne beistehende Kardinalzahl und zu verstehen als "lebenstage", vgl. 79 man zusätzlich : . . . die seligen wissagen, Die daz heten in iren tagen Wol ime geiste vernomen Daz Got zur erden wolde komen Hesler, Apokalypse V. 9382 wie sie an irem ende starb vnde wie si lebte b i i r tage des lat ein teil zv dute uch sage Passional 367,45 H. die 'tage* als Summierung verschiedener, vorwiegend nicht aufeinanderfolgender Zeitpunkte80 Ordensgebiet An den drin tagen, an deme sunnetage unde an dem dinstage unde an deme dunrestage. ist den bruderen disses ordenes vleisch irloubet zu ezzene Ordensstatuten 40 Wydow hat 12 hüben, iczliche czinset 10 mark u f f 3 tage, Martini, lichtmesse und ostern, uff iclichen tag 40 mark Zinsbuch 34 Daneben findet sich in Schlesien-Böhmen:
81
59
Die Angabe des 'Wann' vnd ir iczlicher besonder sal geben eyn halb schok demselben Niclos Roska vnd seynen gesellen, die das angehöret, c zu czwehen tagen, iczlicher eyn vyrdunk g r . , uf sente Merteyns tag . . . vnd dornoch . . . uf vasnacht (1397) Stadtb. Dux 28
Kurz hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch noch auf den folgenden Beleg aus Sachsen-Thüringen: hast nicht gehört waz gesehen ist i_n desyn tagen? Do sprach Jhesus: an welchen tagen unde waz ist do gesehen Evangelistar 89 Merkwürdig erscheint das Nebeneinander von ' i n ' und 'an* (im Lat. steht nur einmal der Ablativus absolutus 'his diebus?', der präpositionalen Fügung mit *an* fehlt die lat. Entsprechung) in diesem Beleg. Vermutlich handelt es sich dabei um keine bloße stilistische Variation, sondern die beiden Verbindungen drücken etwas Verschiedenes aus: bei dem Anschluß mit 'in* ist vermutlich an den ganzen zusammenhängenden Zeitraum, den die Tage ausfüllen, gedacht, während mit der * an'-Verbindung nach den speziellen, einzelnen Tagen (welch!) gefragt wird. Neben den genannten usuellen Anschlußpräpositionen von pluralisch ' t a g ' ist im 82
Ordensgebiet
wieder eine okkasionelle Verbindung mit z w i s c h e n belegt, man
vgl. dazu: Der gebot den cristin wider czu gebin den mermelsteyn c z w i s c h i n x tagin Marco Polo 13 'zwischen' ist - wie schon beim Anschluß von 'jüngster tag' - wieder nur mit einer Größe verbunden; da diese hier aber pluralisch verwendet wird, hat man sich wohl den ersten und den letzten Tag als die beiden Pole vorzustellen, die den zwischen ihnen liegenden Zeitraum begrenzen. ' zwischen' erscheint somit in dem zitierten Beleg als okkasioneller Konkurrent von ' i n ' ('inwendig', 'inner'), ' b i ' und 'binnen' beim Anschluß von pluralisch 'tag' (man vgl. dazu die S.5,7 f. zitierten Belege). 2.
Der Tag als bestimmte, kalendarisch festgelegte Zeit- oder Terminangabe a) Die häufigste Tagesbezeichnung in der Zeit von 1200-1400, die immer wieder in 83 den Quellen begegnet, ist die nach F e s t und H e i l i g e n t a g e n d e s K i r 84 chenjahres uf,
an,
. Als Anschlußpartikeln dieser Fest- und Heiligentage erscheinen
zu und i n .
1. Querschnitt 1200 - 1400 Auffallend ist die unterschiedliche H ä u f i g k e i t dieser Präpositionen in den einzelnen Landschaften. In Sachsen-Thüringen ist ' z u ' sehr oft belegt, es dominiert in diesem Gebiet noch über ' a n * . Hervorzuheben ist hier auch das häufige Auftreten von ' i n * , das sich mit 'an* sogar die Waage hält. Im Ordensgebiet dagegen tritt ' z u ' nur selten auf, es rangiert im Belegmaterial an letzter Stelle. Auch ' i n ' steht in dieser Landschaft weit hinter ' a n ' zurück. In Schlesien-Böhmen fehlt ' i n ' völlig in einer solchen Verbindung, und die Präposition ' z u ' ist wieder gleich hinter 'üf* also noch vor 'an* zu nennen. Einheitlich f ü r alle Landschaften ist das Dominieren von ' ü f ' als Anschlußpartikel der F e s t - und Heiligentage. Es ergeben sich also folgende Reihenfolgen f ü r die einzelnen Sprachlandschaften 8 5 : Sachsen-Thüringen:
ü f 8 6 , z u 8 6 , an, in
Ordensgebiet:
üf
Schlesien-Böhmen:
üf
86 86
, an, in, zu , zu, an.
Auch im i h r e r V e r w e n d u n g s w e i s e
differieren ' ü f ' , ' a n * , ' z u ' u n d ' i n ' . In
der Verbindung mit Tagesbezeichnungen wie: 'lichtmeß* oder 'lichtweih*, ' h i m m e l f a r t ' , ' f a s t n a c h t ' und ' m i t f a s t e n * , bei denen die ausdrückliche Bezeichnung ' t a g ' 87 f. fehlt, begegnen in allen Quellen hauptsächlich ' z u ' und ' ü f ' , was wohl aus Analogie zu dem Anschluß kirchlicher Feste wie: ostern, pfingsten und Weihnachten (s. S. 47 f.) zu erklären ist, die ebenfalls vorwiegend durch 'üf* und 'zu* angeschlossen werden. Die F e s t - und Heiligentage sind hauptsächlich in den Urkunden der 3 Landschaften 88 belegt
, sie erscheinen hier in e r s t e r Linie als regelmäßig wiederkehrende T e r -
mine f ü r Abgaben, Zins- und Dienstleistungen und werden dann vorwiegend mit ' ü f ' und * z u ' , auch mit *an' (vor allem im Ordensgebiet, wo 'zu* nur schwach vertreten ist), aber nur selten mit ' in' verbunden. Die F e s t - und Heiligentage können auch Teil der genauen Datumsbezeichnung (meist als Schlußformel in den Urkunden) sein; In dieser Verwendung begegnen die häufigsten * in*-Verbindungen, die aber trotzdem zahlenmäßig den *an*- und ' ü f ' - G e f ü g e n unterliegen. ' zu' tritt merkwürdigerweise so gut wie g a r nicht 89 als Atischlußpar90 tikel der Tagesangabe beim Datum auf . In dem nicht urkundlichen, rein dichterischen Schrifttum erscheinen F e s t - und Heiligentage nur selten, sie werden dort 91 in d e r Regel von *an' angeschlossen, nur . Auch wo in den Urkunden die Termine nicht f ü r
vereinzelt ist auch ' i n ' zu finden
Abgaben, sondern mehr f ü r allgemeinere Geschehen (Begängnisse z . B . ) bestimmt sind, begegnen hauptsächlich *an* und 'in* und nur vereinzelt *üf*.
Die Angabe des 'Wann'
61
Abgesehen von der unterschiedlichen Frequenz innerhalb der einzelnen Landschaften und den erwähnten, z . T . eingeschränkten und spezialisierten Gebrauchsweisen, können die 4 genannten Partikeln funktionsgleich auftreten und somit gegeneinander ausgetauscht werden, wie aus den folgenden Belegen ersichtlich ist:
bi* ist in damaliger Zeit die verbreitetste Präposition für den Anschluß von Zustands-
und Geschehensbezeichnungen. Auch die Partikel ' i n ' findet sich in damaliger Zeit bereits in teilweise noch heute üblichen Fügungen. Als alleinige Präposition schließt sie folgende Größen an: ' d r a m ' , ' d u n k e l * , 'durst*, ' mo r g e n r 6 t ' , ' ne (des abendes)* , ' s c h i n 'strit*, 'vröude';
'stürm',
'tagesschicht', ' u n v r i d e '
(des apriles)',
'släf',
(aber: binnen vride!) und
man vgl. z . B . :
Sachsen-T hü ringen do ez alrest begonde tagen in der tunke 1 er mich quam an Heinr. v. Freiberg, Tristan 69 'zu' ist in damaliger Zeit - verglichen jnit dem heutigen Sprachzustand und gemessen an der Häufigkeit der Partikeln ' a n ' , ' i n ' , *bi' auch 'binnen* - in Fügungen mit Zustandsund Geschehensbezeichnungen relativ schwach vertreten. Es verbindet sich aber schon damals - außer mit 'hanecrät' und 'schiffung* - mit Größen wie: ' b e g r a f t * , ' v e s per'
und ' v i g i l i e * , die es auch heute noch anschließen kann. 'zu' hat in diesen 230
Fügungen keine konkurrierenden Präpositionen neben sich
; man vgl. dazu z . B . :
Sachsen-Thüringen eyn wip, di eyn kint treid noch eris mannes tode und sich berhafftig biwisit z c u der begrafft adir zcu dem drissigistin Eisenacher Rb. 66 Hingewiesen sei hier auch nochmals auf das zahlreiche - 'an* und ' i n ' weit übertreffende Auftreten von ' zu' in der Verbindung mit ' m e s s e '
(s. Tabelle S. 117).
Die Gefüge, in denen ' zu' eine der hier genannten Geschehens- oder Zustandsbezeichnungen anschließt, können auch wieder der näheren, zeitlich über- oder untergeordneten
Die Angabe des 'Wann'
123
Bestimmung einer anderen Zeitangabe dienen (man beachte in diesem Zusammenhang auch S. 45, 48, 62, 76, 79 und 99): e r habe ein lecze gelesen, z u der metten htnacht Mönch Felix V. 265 *uf* tritt nirgends allein, ohne die Konkurrenz anderer Partikeln, in Verbindungen mit Zustands- und Geschehensbezeichnungen auf, wie es in solchen Gefügen überhaupt nur selten belegt i s t . Hingewiesen sei hier aber noch einmal besonders auf das - wenn auch nicht alleinige Auftreten, so doch - Dominieren von *uf" beim Anschluß von ' r e i s e '
und
*vart'. 1.1.1.4.
Nichtsubstantivische Fügungsglieder mit zeitlichem Aspekt
Da auch in solchen Verbindungen die f ü r die darzulegende Funktionsgruppe c h a r a k t e r i s t i schen Präpositionen auftreten und die Ausdrücke in den meisten Fällen ebenfalls ein 231 'Wann* angeben, sollen sie d e r Vollständigkeit halber erwähnt werden . Wir ordnen sie - wie üblich - nach den die Größen vertretenden nichtsubstantivischen F ü gungsgliedern, und zwar werden unter a) und b) zunächst solche Angaben vorgeführt, bei denen wieder m e h r e r e Präpositionen auftreten und miteinander konkurrieren; auch auf eventuelle Differenzierungen beim Gebrauch der einzelnen Partikeln wird selbstverständlich wieder hingewiesen. Unter c) und d) folgen dann solche Verbindungen, in denen nur eine Partikel erscheint. Diese Reihenfolge entspricht zugleich weitgehend einer alphabetischen Anordnung d e r Fügungsglieder. Da die einzelnen Wendungen in keinerlei Beziehung zueinander stehen, erübrigt sich ausnahmsweise die in den anderen Kapiteln übliche zusammenfassende Auswertung. 232 a)
Der Genitiv des Demonstrativpronomens d e s wird meist mit b i n n e n und u n t e r verbunden, in Schlesien-Böhmen ist auch eine Fügung mit i n n e n belegt, dafür fehlt in dieser Landschaft der Anschluß durch ' u n t e r ' . 'binnen' ist die verbreitetste Anschlußpartikel von 'des* und tritt in allen 3 Gebieten auf. Die Verbindungen geben ein 'während dessen, inzwischen' an; sie beziehen sich dabei meist auf einen vorher 233 genannten Zeitraum
oder ein parallel laufendes, zeitraumfüllendes Geschehen
oder Sein. Abgesehen von der landschaftlichen Bedingtheit der Partikeln ' i n n e n ' und 'unter* sind die 3 Präpositionen in i h r e r Verwendung identisch und somit gegeneinander a u s tauschbar; 234 man vgl. dazu:
1. Querschnitt 1200 - 1400
124 Sachsen-Thüringen
Kumit b i n n i n des der zinsmeistir unde virstet sinen zins, daz ist recht (Freiberger Stadtrecht um 1300) CDSax. II 14,12 Petrus saz u n d i r des in deme huse Evangelistar 49 Schlesien-Böhmen doch i n n e n des der tac was üf, die Kriechen schriten irn ruof, Alexander doch gap den vtnden zit unz sie sich bereiten üf strlt U. v. Etzenbach, Alexander V. 19635 b)
erst,
zur Bezeichnung eines allgemeinen Anfangs oder des Beginns einer kontinuier235 236 lieh fortgesetzten Reihenfolge , wird in allen Landschaften durch zu und v o n
angeschlossen, das Ordensgebiet und Schlesien-Böhmen kennen auch die Verbindungsmöglichkeit mit a n ,
in Sachsen-Thüringen und dem Ordensland ist auch m i t
belegt.
Das Zahlwort ' e r s t * wird in diesen Fügungen dativisch mit Artikel, beim Anschluß durch ' v o n ' und gelegentlich in der Verbindung mit ' z u ' unflektiert gebraucht. Auch a 237 die Form ' z u e r s t e n ' ist überliefert In Schlesien-Böhmen begegnen vereinzelt noch Wendungen mit üf , in denen das Zahlwort ' e r s t ' mit Artikel akkusativisch angeschlossen wird. In den folgenden Belegen ist der temporale Aspekt verschieden s t a r k . E r scheint in 23 8 dem Verhältnis zurückzutreten, in dem ein lokales oder modales Moment f ü r die Aufzählung bestimmend wird; man vgl. z . B . : zu (Ordensgebiet) Gtot, der himel und erden zu dem e r s t e n liez gewerden Livländ. Reimchronik V. 2 oder unflektiert (Sachsen-Thüringen) welchen iz denne z_u e r s t dringet, d e r sol zu den zwein gen und sol sie umme hülfe bitten Zwickauer Rb. 54 von (Sachsen-Thüringen) v o n e r s t , do bat ich dinen trut siner alden kleide,
Die Angabe des 'Wann'
125
gezwidet ir mich beide, ich wil mich heizen uberrich Ebern, v. E r f u r t V. 4440 an (Schlesien-Böhmen) Sage vns, do du a m e r s t e n dein lobelich weib namest, fandestu sie f r u m oder machestu sie frum Ackermann 12 mit (Ordensgebiet) Von den engelen m i t dem ersten (= Überschrift) Passional 334 H.
239
von sente mychahele
uf (Schlesien-Böhmen) üf daz e r s t 2 4 0 , so J e s u s spricht . . . Kreuziger V. 3035 Erstaunlich die Vielzahl von Partikeln, die in diesen Verbindungen in einer engen Beziehung zueinander stehen. Das Zusammenspiel von ' z u ' , 'an* und ' u f ' beschränkt sich nicht nur auf die Verbindungen mit ' e r s t ' , diese Präpositionen können sich auch 241 mit anderen Ordinalzahlen verbinden und in diesen Fügungen ebenfalls gegeneinan242 der ausgetauscht werden ' v o n ' tritt als Anschlußpartikel von ' e r s t ' erstmalig in der Funktionsgruppe 'Wann' auf. Usuell bezeichnen die 'von'-Verbindungen einen zeitlichen Bereich, an dem ein ein duratives oder iteratives Geschehen (bzw. ein duratives Sein) seinen Anfang oder 243 Ausgang nimmt
. Diese Funktion der Partikel ' v o n ' könnte auch in den Verbindungen
mit ' e r s t * mit anklingen, so daß diese nicht nur einfach ein 'zuerst* ausdrücken, sondern darüber hinaus - durch die Verwendung von ' v o n ' - gleichzeitig den Anfang oder Ausgang einer sich sowieso aus dem Zahlwort ergebenden, anschließenden Reihenfolge oder Fortsetzung noch zusätzlich unterstreichen, ' v o n ' berührte sich dann nicht nur mit den übrigen Anschlußpartikeln von ' e r s t ' , sondern würde zugleich noch eine 244 zusätzliche Funktion ausüben . Inwieweit diese Zusatzfunktion in den zitierten * erst'-Verbindungen aber tatsächlich lebendig ist und eine solche Interpretation rechtfertigt, muß allerdings dahingestellt bleiben. Vielleicht sollte man die einzelnen ' e r s t ' - V e r b i n d u n g e n , die doch weitgehend formelhaft e r s t a r r t erscheinen, überhaupt nicht unbedingt differenzieren, sondern als gleichwertige, nur in der Frequenz unterschiedene Konkurrenten betrachten. Damit würde auch * mit*, das auf Grund seiner stark modalen Funktion (man vgl. dazu die Verbindungen S. 5 5 f . , 7 2 f . , 97, 103und 115)
126
1. Querschnitt 1200 - 1400 in der Regel nicht als Konkurrent von ' a n ' , ' ü f ' oder ' z u ' auftritt, beim Anschluß von ' e r s t ' gegen diese Partikeln substituierbar sein (man vgl. dazu auch die Verbindungen mit ' v a r t ' S. 112) und darüber hinaus auch noch mit 'von' konkurrieren.
c)
246 : * zu h a n t * (mnd. tohant, tohandes, mnl. tehants), 247 'zu l e s t * , ' z u n e s t ' , ' z u v o r a u s ' (hier werden sogar
In Verbindungen wie 'zu j u n g s t ' ,
245
2 Adverbien aneinandergereiht) und * zu v o r n ' 248 tovorent)
bzw. ' z u » o r t '
(mnd. tovoren bzw.
begegnet einzig die Präposition z u ( ' i m voraus' und ' b i v o r e ' können
nicht belegt werden). Wie schon häufig beim Anschluß von ' e r s t ' , so erscheint ' z u ' auch hier vorwiegend mit einem unflektierten Verbindungsglied, in jedem Falle ist es ohne Artikel, direkt mit dem Anschlußwort verbunden, was die Formelhaftigkeit dieser Fügungen noch unterstreicht; man vgl. z . B. Sachsen-T hü ringen e r müs abir zu hant daz gut vorsten und zu den nesten dren dingen, ab man dar uf clagit Zwickauer Rb. 150 Sachsen-T hü ringen e r däiite in zuo berihte, ez enzouwete ime ze nihte, z e jungest liez e r in bezemen, ez muoste im ubel ende nemen Ebern, v. E r f u r t V. 1647 Eine solche Fügung kann auch zeitlich nach vorn, in die Zukunft weisen, wobei 249 ' j u n g e s t ' wohl noch als substantivische Größe aufzufassen ist : Sachsen-T hü ringen so sule wir ouch des wesen vro, daz es z u jungest diutet got Heinr. v. Krolewiz, Vater Unser V. 192 C z u leste sante her dar synen sun unde sprach (= l a t . : novissime) Evangelistar 28 Schlesien-Böhmen drey virdung . . . czu gaben uf sante Merteyns tage der dornoch c z u neste noch dem (ze)lben sente Johannes tage czukvnftig wirt (1389) Stadtb. Dux 1
Die Angabe des 'Wann*
127
Schlesien-Böhmen czu weschen firtczetage c z u vorawcz, do zolden ze gerecht seyn vor seyne gnod (1459?) Texte schles. Kanzleien 313 Sachsen-Thüringen der muz nach sitiem vrevil sich berichten mit dem richter, dar nach mit der stat und zu vort mit dem sachwalden, als e r gnade an in allen vindet Zwickauer Rb. 60 Über die Häufigkeit und Verteilung dieser Formeln innerhalb der einzelnen Landschaften gibt die nachfolgende Tabelle Auskunft. d)
Im Ordensgebiet ist eine Verbindung mit k u r z ,
nämlich 'off eyn korcz* belegt,
die mit anderer Partikel und ohne beistehendes ' e i n ' 250 bis heute erhalten ist
- in d e r Form von ' i n Kürze' -
:
Ordensgebiet das her dy sachin o f f eyn korcz nicht mochte entscheidin Joh. v. Posilge 381
1. Querschnitt 1200 - 1400
128
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158
1. Querschnitt 1200 - 1400
1.2.2.
Die Angabe des 'Wie lange' als der genauen zeitlichen Geltungsdauer eines meist einmaligen, punktuellen Geschehens, das vor der angegebenen Zeit statthat, in seiner Gültigkeit aber zeitlich nach vorn, in die Zukunft weist und sich in seiner Auswirkung über die von der präpos itionalen Verbindung ausgedrückte Dauer e r s t r e c k t 3 0 1 ' (Frage: f ü r wie lange) 3 0 7 308
In einer solchen Funktionsgruppe begegnen hauptsächlich die Präpositionen zu und üf
.
Die Belege entstammen vorwiegend den Urkunden; die nur ganz vereinzelt angegebene l a t . Entsprechung lautet *ad*. Meist lassen sich ' z u ' und *üf' in diesen Verbindungen durch nhd. ' f ü r * e r s e t z e n 3 0 9 . ' z u * , das die Größe dativisch anschließt, kann sich in der hier abzuhandelnden Funktion mit bestimmten und allgemeinen Zeitangaben verbinden (man vgl. Tabelle S. 162). Diese haben meist eine Kardinalzahl zur näheren Bestimmung bei sich, gelegentlich treten auch 310 ' m a n c h ' oder 'ewig* in den Fügungen auf Am häufigsten begegnet ' z u ' als Anschlußpartikel von * l i b e ' , das entweder ein P o s s e s sivpronomen oder einen possessiven Genitiv bei sieht hat. Die lat. Entsprechung311 einer solchen Verbindung lautet ' a d vitae (+ Possessivpronomen oder Genitiv) tempora * . An Geschehen oder Sein, die f ü r die entsprechende noch bevorstehende Lebzeit gültig sind, 312 begegnen vor allem
: besitzen, bleiben, eigen sein, einigen, empfangen, geben, gebrau-
chen, haben, kaufen, langen, lassen, leihen, verkaufen und verschreiben. Gelegentlich findet sich hinter der ' libe'-Fügung noch ein temp o r a l e r Gliedsatz, der mit ' d i wile' oder ' a l s o lange als* eingeleitet wird und das zeitliche Moment unterstreicht. F ü r die Verwendung von 'zu* in einer solchen Verbindung vgl. man die folgenden Belege: Sachsen-Thüringen vn alle daz gut . . . daz habe wie inphangen z_v vnseme libe (= l a t . : ad vite nostre tempora) (1292) Corpus 2,750 also daz die egnanten vnser ohemen vnde vettern daz selbe halbe gerichte Thomas von Grymme burger zeu Lipczk zeu rechtem lene z e u syme libe die wile e r lebit . . . geligin habin (1384) CDSax. II 8,53 ' u f * . das die Größe akkusativisch anschließt, verbindet sich - wie *zu* - ebenfalls mit Sub310 stantiven, die in der Regel eine Kardinalzahl zur näheren Bestimmung bei sich haben ; 310 am häufigsten sind Verbindungen mit ' j ä r ' , das meist pluralisch auftritt, belegt , doch
159
Die Angabe des 'Wie lange' begegnen auch vereinzelt Fügungen mit bestimmten Zeitangaben (man vgl. dazu Tabelle
S. 162) oder der Größe ' s t u n d e ' . F ü r die Verwendung von ' u f ' in einer solchen Funktion vgl. man z . B . : Ordensgebiet Item worin in desim j a r e tage und frede gemachet mit etlichin landin czu Russin uf X j a r von den erbarn h e r r e n (= l a t . : ad X annos) J o h . v. Posilge 113 In Sachsen-Thüringen begegnen viele adnominale präpositionale Verbindungen, in denen 'üf dis i a r ' neben Tätigkeitsangaben steht und als Apposition oder auch relativisch eine 313 namentlich genannte Person charakterisiert . Auch diese Fügungen geben einen zeitlichen Bereich an, f ü r den etwas gültig ist, über den sich etwas - in diesem Fall die bezeichnete Tätigkeit - in seiner Gültigkeit erstreckt; man vgl. dazu z . B . : Sachsen-Thüringen Wir Albrecht von Slouwicz unde Herman vonEngirde r a t i s m e i s t e r e u f f dis iar der stad jhene (1387) T h ü r . Gq. NF 3,1,422 oder in gleichzeitiger Abhängigkeit der präpositionalen Verbindung vom Verb: Wenn wir uch Nigkel Hoykendorffe czu burgermeister vnd dise nachgeschrebin . . . czu raczlutin v f f dis iar bestetigit habin (1399) CDSax. II 5,102 In Schlesien-Böhmen finden sich mehrere Belege, in denen sich die Verwendung von *uf' aus lokaler Vorstellung erklären läßt und eng vom Verb abhängig ist, man vgl. z . B . : Schlesien-Böhmen so schullen si ein raittaoh auf schiewen a u f seches wochen (Schöffensatzungen; Anfg. 14. J h . ) Stadtrechte Brünn 403 In Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet begegnet okkasionell auch ü b e r in dieser Funktionsgruppe, es verbindet sich in beiden Landschaften mit ' j a r * , wobei jeweils eine 314 Kardinalzahl mit in d e r Fügung enthalten ist
, man vgl. dazu z . B . :
Ordensgebiet item 12 volen, die man o b i r eyn j a r mag vorgeben (1387) G r . Xmterbuch 5
160
1. Querschnitt 1200 - 1400
Oftmals stehen die 'Uber'-Verbindungen auch wieder heben 'von'-Fügungen, man vgl. dazu den unten zitierten Beleg und beachte in diesem Zusammenhang auch die unter 1 . 1 . 4 . und 1 . 2 . 1 . erwähnten 'über'-Verbindungen. In Sachsen-Thüringen begegnet auch eine vereinzelte, okkasionelle b f - Verbindung mit pluralisch ' j a r ' ; man vgl. dazu den unten zitierten Beleg. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die folgende, okkasionelle d u r c h - V e r b i n dung aus dem Ordensgebiet: Nu geburt iz üf ein zlt daz h e r Swantopolc besit in einiz slner dorfir quam d u r c h kurze wile unde nam darzu siner rittir ein teil Jeroschin V. 7865 Zu K o n k u r r e n z e n kommt es 1. beim Anschluß von j ä r in Sachsen-Thüringen zwischen u f ,
z u ^ ^ , ü b e r und b i
(im Ordensgebiet begegnen in solchen Verbindungen nur *uf' und ' ü b e r ' , in Schlesien* 316 Böhmen 'zu* und *üf'), man vgl. dazu : In disem iar haben h e r r Heinrich . . . und . . . sein elter son den closterfrowen ihre gepewe und ihren hof von aller fron und mühe gefreyet a u f 20 iahr (1354) T h ü r . Gq. NF 2 , 2 , 6 4 8 Ouk wil dy bederve man umme alle disse vorgeschreven stücke dy leen van unßern herren von Magdeburg t u drien jaren gerne emphangen (vor 1386) Ub. Halle 3,2,160 dy pharre . . . j;elazin habin dorch sundirlicher vruntschaft wille von sente Michahelis tage o b i r dry i a r 3 1 7 , dy nest czukunftig sint (1390) CDSax. H 15,266 daz sechs werlde solden wesen, di weren b i sibentusent jären
318». uf genume
Zwickauer Rb. 90 319 2.
beim Anschluß von n a c h t
vereinzelt zwischen sächsisch-thüringischem und o r -
denssprachlichem Sachsen-Thüringen zu mit schlesisch-böhmischem u f ,
man vgl. dazu:
en gebe e r des geldes nicht, so gewinnet om sin m e i s t e r tag z_cu_ firczen nacht czu dem nehsten dinge
Die Angabe des 'Wie lange'
161
(vor 1315) Ub. Halle 2, 84 Schlesien-Böhmen mit rate ein fride wart gemacht, wider geschriben uf vierzen naht Kreuzfahrt V. 7532 3.
beim Anschluß von s t u n d e ebenfalls zwischen zu und ü f ,
wobei 'zu* diesmal aber
in Schlesien-Böhmen und 'uf' im Ordensgebiet auftritt; man vgl. dazu: Schlesien-Böhmen von sand Michels tage bis zu sand Martini tage sal man sliessen die phorthe zu zween stunden der nacht (1421) Ub. Liegnitz 323 Ordensgebiet sie habin gewalt genumen als kunige uf eine stunde (= lat.: una hora) Prosa-Apokalypse 17,12 Über die Verbreitung der abgehandelten Partikeln in den einzelnen Verbindungen innerhalb der verschiedenen Landschaften sowie über die auf Grund ihres präpositionalen Anschlusses engere Zusammengehörigkeit einzelner Größen gibt wieder die folgende Tabelle Auskunft.
162
1. Querschnitt 1200 - 1400
Die Angabe des 'Wie lange' 1.2.3.
163
Die Angabe des 'Wie lange' zwischen zwei zeitlichen Grenzen
In den urkundlichen Quellen Sachsen-Thüringens und Schlesien-Böhmens begegnen Fügungen mit z w i s c h e n ,
in denen die Partikel mit 2 Zeitangaben, mit dem Adverb 'hie(r)* 320 (das der Präposition voran- oder nachgestellt sein kann ) und einem kirchlichen F e s t -
oder Heiligentag verbunden i s t . Diese als Grenzpole aufzufassenden Zeitangaben stecken 321 das 'Wie lange' eines Geschehens oder Seins genau ab . Da als e r s t e r Grenz- und Anfangspol stets ' h i e ( r ) ' , also die Zeit der Schreib(Sprech-)situation als ' h e u t e ' , als unmittelbare Gegenwart auftritt, ist die von den ' zwischen'-Fügungen abgegrenzte Dauer stets noch ausstehend und zukünftig, wenn sie auch zu der Zeit der Schreib(Sprech-)situation - ' h i e ( r ) ' - beginnt. Der folgende kirchliche F e s t - oder Heiligentag gibt das Ende der genau abgesteckten Dauer an. Lat. Entsprechungen dieser Fügungen lagen nicht v o r . Das Verbalgeschehen kann a)
als Durativum die von den beiden zeitlichen Grenzpolen abgesteckte Dauer oder zeitli322 che Erstreckung voll ausfüllen; man vgl. dazu
z.B.:
Sachsen-T hü ringen daz wir . . . eyn gutlich sten und eynen frede halde sollen und wollen hir c w i s s c h i n und des (!) nesten czukunftigen heilgin Cristus tage (1388) E r f u r t e r Ub. 2,694 oder b)
vor der von den beiden zeitlichen Grenzpolen abgesteckten Zeit statthaben, in seiner Gültigkeit aber über den von den 'zwischen*-Verbindungen abgegrenzten Zeitraum andaue r n , man vgl. dazu z . B . : Sachsen-Thü ringen daz wir . . . uns mit den erbern wisin luten, den burgern gemeinlichin unde den steten E r f o r t e und Mulhusin voreinet, vorsthricket und vorbunden habin c z w i h e n hir und deme nesten sente Johanstage baptisten (1383) E r f u r t e r Ub. 2,635
1. Querschnitt 1200 - 1400
164 1.2.3,:
zwischen
zwischen Größen+
a) kirchl. Fest- oder HT hie(r) b) kirchl. Fest- oder HT hie(r)
s/ Th
0
Sehl /B
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2
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2
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-
in dieser Aufstellung werden jeweils beide mit 'zwischen" verbundene Grenzpole angeführt
1.3.
DDE ANGABE DES 'SEIT WANN' BZW. 'VON WANN'
1.3.1.
als zeitlicher Ausgangsbereich eines in der Regel durativen Geschehens oder Seins 323 bzw. - bei adnominaler Verwendung - einer zeitlichen Erstreckung
Eine solche Angabe erfolgt durch präpositionale Verbindungen mit v o n und s i t s i d e r und s e d d i r ) ,
(sint,
denen lat. Fügungen m i t ' a * und'ex* entsprechen. Die verschie-
denen Anschlußgrößen treten in diesen Verbindungen vorwiegend als punktuelle Zeitangaben „324 auf . Am verbreitetsten und (in bezug auf ihre Verwendungsweise sowie die auftretenden 325 Größen) vielseitigsten sind die Verbindungen mit 'von'
. Diese Partikel verbindet sich
mit bestimmten und allgemeinen Zeitangaben (vor allem mit Tagesangaben und ' z i t ' ) , mit Zustands- und Geschehensbezeichnungen (vor allem mit 'jugent', 'kintheit', ' a l t e r ' ) , wie sie auch Personen(namen), die an Stelle ihrer Lebens- bzw. Regierungszeit genannt werden 326 , und Adverbien anschließen kann (Näheres s. Tabelle S. 175). Die Größe tritt nach 'von' in der Regel dativisch auf, allerdings begegnen auch einzelne genitivische Verbindungen: 'von alders*, 'von morgens*, 'von niuwes'. Gelegentlich finden sich auch Fügungen, in denen die Größe ohne jegliche kasuelle Kennzeichnung mit 'von' verbunden ist, man vgl. dazu vor allem: 'von anbegin', 'vonstunt', 'vonkintheit', 'vonjugent', aber auch * von Adam 1 , * von datum*, ' von gift dieses briefes', * von gotis geburt'. Der von der ' von' -Fügung bezeichnete Ausgangsbereich kann - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - vergangen, gegenwärtig und zukünftig sein. Das dazugehörige Geschehen
1. Querschnitt 1200 - 1400
164 1.2.3,:
zwischen
zwischen Größen+
a) kirchl. Fest- oder HT hie(r) b) kirchl. Fest- oder HT hie(r)
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2
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in dieser Aufstellung werden jeweils beide mit 'zwischen" verbundene Grenzpole angeführt
1.3.
DDE ANGABE DES 'SEIT WANN' BZW. 'VON WANN'
1.3.1.
als zeitlicher Ausgangsbereich eines in der Regel durativen Geschehens oder Seins 323 bzw. - bei adnominaler Verwendung - einer zeitlichen Erstreckung
Eine solche Angabe erfolgt durch präpositionale Verbindungen mit v o n und s i t s i d e r und s e d d i r ) ,
(sint,
denen lat. Fügungen m i t ' a * und'ex* entsprechen. Die verschie-
denen Anschlußgrößen treten in diesen Verbindungen vorwiegend als punktuelle Zeitangaben „324 auf . Am verbreitetsten und (in bezug auf ihre Verwendungsweise sowie die auftretenden 325 Größen) vielseitigsten sind die Verbindungen mit 'von'
. Diese Partikel verbindet sich
mit bestimmten und allgemeinen Zeitangaben (vor allem mit Tagesangaben und ' z i t ' ) , mit Zustands- und Geschehensbezeichnungen (vor allem mit 'jugent', 'kintheit', ' a l t e r ' ) , wie sie auch Personen(namen), die an Stelle ihrer Lebens- bzw. Regierungszeit genannt werden 326 , und Adverbien anschließen kann (Näheres s. Tabelle S. 175). Die Größe tritt nach 'von' in der Regel dativisch auf, allerdings begegnen auch einzelne genitivische Verbindungen: 'von alders*, 'von morgens*, 'von niuwes'. Gelegentlich finden sich auch Fügungen, in denen die Größe ohne jegliche kasuelle Kennzeichnung mit 'von' verbunden ist, man vgl. dazu vor allem: 'von anbegin', 'vonstunt', 'vonkintheit', 'vonjugent', aber auch * von Adam 1 , * von datum*, ' von gift dieses briefes', * von gotis geburt'. Der von der ' von' -Fügung bezeichnete Ausgangsbereich kann - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - vergangen, gegenwärtig und zukünftig sein. Das dazugehörige Geschehen
Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann*
165
oder Sein ist stets durativ, man vgl. dazu z . B . : Vergangenheit (Schlesien-Böhmen) das wasser sal lossen gehen durch seyn hoff, als v o n alders gegangen hat vngehindert (1366) Texte schles. Kanzleien 107 Gegenwart (Ordensgebiet) Dri tage e r noch lebin sol V o n disir hutigen zit Helwigs Märe V. 235 Zukunft
327
(Sachsen-Thüringen)
di mutir sal von der zcid, daz si erbeteilunge heischin, keyne kost mer tragin Eisenacher Rb. 80 Bezeichnet die 'von'-Verbindung einen der Schreib(Sprech-)situation zeitlich zurückliegenden, v e r g a n g e n e n Ausgangsbereich eines durativen Geschehens oder Seins, was am häufigsten vorkommt, so kann sie in ihrer Funktion noch unterstützt werden: a)
durch adverbielles ' s i t * oder ' s i n t * : diz stuont unverwandelt sit von des grozen Otten zit Ebern, v. Erfurt V. 438
b)
durch ein der ' von'-Fügung unmittelbar beigefügtes ' ü f ' oder ' h e r ' , wobei *uf' in allen Landschaften, vor allem in der Verbindung mit 'jugend', 'kinde' und 'kintheit' begegnet, während ' h e r ' nur in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet neben Fügungen mit 'kinde' und ' z i t ' erscheint; ' ü f ' und ' h e r ' können der 'von'-Verbindung voran- und nachgestellt sein; man vgl. dazu-, uf Ich han v o n jugent auf gehöret lesen vnd gelernet, wie alle dinge got gut beschaffen habe Ackermann 40 Du hast mit guter arbeit Din leben uf v o n jugende Verzert mit rechter tagende Väterbuch 463, 31907 her Wir liden arbeit alzv groz
1. Querschnitt 1200 - 1400
166
Die ubersten wir vnd vnser genoz Von kvnges assilr geziten her Esdras u. Neemyas 2060 mich hilfet niht min dienest her v o n kinde den ich ir willecliche tet Liederdichter 58
Bezeichnet die ' von' -Verbindung dagegen einen in der Schreib(Sprech-)situation liegenden, g e g e n w ä r t i g e n Ausgangsbereich, also den zeitlichen Beginn eines durativen Geschehens oder Seins, so kann ihr ' a n ' nachgestellt sein, 'von . . . an' findet sich beim Anschluß 328 von ' z i t ' und 'stunde*
nur in Sachsen-Thüringen; im Ordensgebiet tritt vereinzelt
"vort* zusätzlich zu der Verbindung 'von stunde an'; man vgl. dazu: an . . . das ist v o n dlser zit ane biss uf sancte Martins tag (Ingrossaturbuch des Erzstiftes Mainz, 1355) Erfurter Üb. 2,350 an + vort uf sinem riche wirt e r sitzen . . . v o n dirre stunde an vort ewiclichen (= lat.: amodo et usque in sempiternum) Cranc 17 (Isaias 9,7) Durch das Hinzutreten von ' ü f ' , ' h e r ' und ' a n ' (+ ' v o r t ' ) wird die bei den 'von*-Fügungen sowie stets lebendige Vorstellung einer (zeitlichen) Bewegung von dem angegebenen Ausgangsbereich weg, die mit dem durativen Geschehen oder Sein parallel verläuft, noch verstärkt. Oft wird auch - wie z.B. in dem oben zitierten 'von . . . an'-Beleg - der zeitliche Ziel- oder Endpunkt (in der Verbindung mit ' b i s ' ) dieser vorgestellten zeitlichen Bewegung und damit das Ende des durativen Geschehens oder Seins mit angegeben. Gelegentlich finden sich 'von*-Verbindungen paarweise vereint mit ' zu'-Verbindungen. 329 Beide Partikeln schließen dann jeweils die gleiche Größe (vor allem 'jar* und ' t a g ' ) an, 330 in der Regel singularisch
und direkt, d . h . ohne zwischengeschalteten Artikel. Die Ver-
bindungen stecken einen regelmäßig wiederkehrenden zeitlichen Ablauf ab, der von der jeweils angeschlossenen Größe ausgeht und bis hin zu derselben, in der zeitlichen Reihenfolge unmittelbar nachfolgenden Größe verläuft. Die 'von'-Verbindung stellt dabei wieder den Ausgangsbereich der zeitlichen Bewegung dar, während die ' zu' -Verbindung deren Richtungsund Zielpunkt angibt. Da die zwischen den beiden präpositionalen Verbindungen vorgestellte
Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann'
167
zeitliche Bewegung nicht einmalig abläuft, sondern sich regelmäßig wiederholt, also iterativ aufzufassen ist, verwandelt sich der jeweils erreichte Zielpunkt gleichzeitig zum Ausgangspunkt einer erneut eintretenden Bewegung, die wiederum bis hin zu dem gleichen, in der zeitlichen Reihenfolge nur abermals nachfolgenden Zielpunkt verläuft. Die Geschehen oder Sein, die dieser von den 'von* - und 'zu'-Verbindungen abgesteckten, sich regelmäßig 331 wiederholenden zeitlichen Bewegung zugeordnet werden, sind in der Regel
wieder
durativ und wiederholen sich in ihrer Dauer gleichfalls stets von neuem innerhalb der abgesteckten Zeitstrecke. F ü r das paarweise Nebeneinander der 'von' - und ' zu'-Verbindungen in der angegebenen Funktion, vgl. man z . B . 332 Sachsen-Thüringen ob e r sin beiten wil v o n j ä r zu
jar
Zwickauer Rb. 160 Während in den bisher angeführten Belegen die mit ' von* verbundene Größe stets als Ausgangsbereich eines durativen Geschehens oder Seins auftrat, sollen im Folgenden solche - meist in den Urkunden Sachsen-Thüringens und Schlesien-Böhmens auftretende - Fälle abgehandelt werden, in denen die'von'-Verbindungen a d n o m i n a l
neben anderen präpo-
sitionalen Verbindungen oder kasuellen Zeitangaben stehen. Dabei können sie a)
den - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - gegenwärtigen oder zukünftigen Ausgangs- bzw. Anfangspunkt einer zeitlich noch ausstehenden, mit ' i n ' , ' innen' , 'inwendig' oder'binnen* verbundenen F r i s t angeben, innerhalb derer ein punktuelles Geschehen statthat. Die 'von*-Verbindung kann der anderen Zeitangabe voran- oder nachgestellt sein; man vgl. dazu: doch alzo sal e r den eins in iaresfrist v o n disem hutigin tage zeu rechene nicht widirkoufin (1369) CDSax. n 2,97 das sie sulche ire lehen ynnen iaresfriste v o n datum diez briefs . . . empfahen sollen (1390) CDSax. I B 1,266 so sol vnd mag der wayse nach vnserm gemeinen rechte v o n dem tage, als e r zu seinen iaren kumen ist, sein gut vnd erben ansprechen inwending iar vnd tag (1330; Statutarrecht) Altprager Stadtrecht 76
1. Querschnitt 1200 - 1400 das sie dieselbin funfczig Schillinge phennige zcins bin disen nesten drey iaren, von dem nesten künftigen sant Walpurgis vorder zcu rechen, . . . losin sullen (1388) Thür. Gq. NF 3,1,424 den - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - gegenwärtigen oder zukünftigen Ausgangs- bzw. Anfangspunkt einer zeitlich noch ausstehenden, mit 'über* verbundenen oder durch den bloßen Akkusativ ausgedrückten Dauer angeben, über die sich ein duratives Geschehen oder Sein erstreckt. Die 'von'-Verbindung ist der anderen Zeitangabe meist vorangestellt, nur selten folgt sie dieser nach; man vgl. dazu: dat we von dissem neisten tokomenden wynachten vort over dre gantze iar . . . syner lant noch lüde vygent in kenerleye wis werden schullen (1396) CDSax. I B 2,34 domit ist e r der losunge ledich v o n derselben zeit jar vnd tag (1330; Statutarrecht) Altprager Stadtrecht 15 Oder mit nachgestellter 'von'-Verbindung: disse briff sal macht habin dry gancze iar v o n dem tage, alz e r gegebin ist (1379) Ub. Halle 3,1,605 den - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - gegenwärtigen oder zukünftigen Ausgangs- bzw. Anfangspunkt einer zeitlich noch ausstehenden, mit 'über* verbundenen Zeitdauer, nach deren Verlauf ein punktuelles Geschehen statthat, 'von' ist in diesen Fällen stets mit einer Terminangabe verbunden, die indirekt zugleich den zukünftigen Termin bezeichnet; man vgl. dazu: Daz Silber sal mi min herre der marcgrave halp leisten von sente Michahels tage der nu czukumftik ist über ein iar czu Misne in der stad (1312) CDSax. n 12,47 Nhd. werden diese indirekten, mit Hilfe einer * von* -Verbindung zu erschließenden Angaben eines zukünftigenTermins durch direkte genaue Terminangaben ersetzt, d.h. die mit'von' verbundenenTermine erscheinen nicht mehr als Ausgangspunkt einer vorgestellten zeitlichen Bewegung über eine genannte Zeitstrecke hinweg wieder bis zudiesenTerminhin, sondern sie werden direkt zu genauen, in der Zukunft liegenden' Wann' -Angaben, an denen ein punktuelles Geschehen statthat. Die nhd. Version des im Beleg indirekt ausgedrückten zukünftigenTermins lautet also: ^am nächsten Sankt Michaelstag' oder 'nach, Ineinem Jahr amSankt Michaelstag'.
169
Die Angabe des "seitWann' bzw. 'von Wann* d)
den - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - vergangenen Ausgangs- bzw. Anfangspunkt einer zeitlich bereits vergangenen Zeitdauer anschließen, um auf diese Art und Weise indirekt eine gegenwärtige Zeit, zu der ein punktuelles Geschehen oder Sein statthat, anzugeben. Solche Verbindungen dienen der Datumsangabe und begegnen vor allem in den Urkunden; 'von' ist dann stets mit Größen verbunden, die den Beginn 333 der modernen Zeitrechnung bezeichnen (gottis geburt, iar vnsirs herrin
).
Die zwischen dem mit ' von' verbundenen Anfangspunkt der Zeitrechnung und der unmittelbaren Gegenwart der Schreib(Sprech-)situation vergangenen J a h r e werden entweder mit 'über* verbunden, oder sie werden in ihrem Tausend und den dazugehörigen Hunderten kasuell angegeben und lediglich das von Zehner- und Einer zahlen bestimmte und auf die Gegenwart verweisende J a h r wird mit ' i n ' verbunden; vereinzelt wird auch noch lat. 'anno domini' mit bloßer Jahreszahlangabe verwandt, man vgl. dazu: In dem jare von goddes gebort over dwsent j a r unde twei hundert j a r unde ses unde sestich j a r (1266) Ub. Halle 1,294 gesehen czu Breczlaw . . . v o n Cristes geburt tusent iar driehundert iar vnd in deme drie vnd driesigesten iare (1333) Breslauer Ub. 132 Duz ist gesehen von der geburt unser-s herren anno domini M°CCC (1300) Thür. Gq. NF 7 , 1 , 5 3 5 'von' berührt sich in dieser Funktion eng mit 'nach' (man vgl. dazu den Beleg S. 137 f . ) und wird aus diesen Verbindungen in späterer Zeit auch allmählich ganz von 'nach* verdrängt. Gelegentlich finden sieh bei den 'von'-Verbindungen auch p u n k t u e l l e G e s c h e h e n , die aber - da die 'von'-Verbindungen einen zeitlichen Ausgangsbereich oder Anfang bezeichnen - offensichtlich als in sich unabgeschlossen aufgefaßt werden müssen oder in irgendeiner Form zeitlich nachwirken. Man beachte in diesem Zusammenhang 1. den bereits in der Funktionsgruppe 1 . 2 . 2 . (A. 307) angeführten Beleg, in dem die 'von'-Verbindung gemeinsam mit einer 'bis*-Verbindung die zeitliche Begrenzung einer Dauer angibt, für die ein bereits stattgehabtes Geschehen (*verbunden haben')gültig ist. 2. den folgenden Beleg aus dem Ordensgebiet, in dem wieder ' von' - und ' zu* - V e r bindungen zur Angabe eines regelmäßigen Zeitablaufes paarweise nebeneinander auftreten, diesmal jedoch mit einem punktuellen Verb ('legen* bzw. 'geschehen') verbunden sind, das als Iterativum auftritt und vermutlich als Kausativum gleich-
170
1. Querschnitt 1200 - 1400 zeitig einen 'von J a h r zu Jahr* andauernden Zustand (den des Liegens) bewirkt, man vgl. dazu: das obirloufene gelt wart gelegit in den t r e s z i l und das geschach v o n ior c z u iore (1410) Gr. Ämterbuch 691
3.
Es bestünde daneben allerdings auch die Möglichkeit, die präpositionalen Verbindungen als ' j e d e s J a h r von neuem* und das Geschehen als wirklich punktuell und iterativ aufzufassen (man beachte in diesem Zusammenhang auch zwei entsprechende f ü r das 16. Jahrhundert zitierte Belege S. 291). Die folgenden Belege, in denen Verben wie 'anheben* bzw. ' b e g i n n e n ' , 'sagen* und ' s c h w ö r e n ' neben den 'von*-Verbindungen stehen, die bifunktional auftreten und einmal den allgemeinen Zeitpunkt angeben, an dem das Geschehen statthat, gleichzeitig aber den Ausgangsbereich nennen, von dem an sich ein begonnenes Geschehen fortsetzt ( ' a n h e b e n ' , 'beginnen') bzw. von dem an etwas gültig ist ( ' s a g e n ' , 'schwören'); man vgl. dazu z . B . V o n derselbin zeit di edeln g a r wit begunden mit pirsin e r s geiades geniezin, daz dy iegir tetin vnd zeu ampte hetten Dklimil, Chronik 166 hetes du daz e r s t e m i r bekent und hetest die gelegenheit v o n anegenge m i r geseit. du suezer Riwaltnes barn Heinr. v. F r e i b e r g , T r i s t a n 207 warheit . . . , di du gesworen hast unsen veteren v o n alden tagen (= l a t . : a diebus antiquis) Cranc 342 (Micha 7,20)
4.
334
Dem nhd. Ohr sind diese Belege f r e m d , da derartige Geschehen heute stets - ausgenommen allerdings die auch nhd. noch lebendige V/endung ' e t w a s von Anfang an sagen, gesagt haben' - präpositionalen Verbindungen zugeordnet werden, die das genaue 'Wann' dieser Geschehen angeben, wobei es sich quasi von selbst versteht, daß ein Geschehen in irgendeiner F o r m zeitlich nachwirken kann. Die hier zitierten frnhd. 'von*-Verbindungen werden also im Laufe der Zeit von präpositionalen Fügungen d e r Funktionsgruppe 1 . 1 . 1 . abgelöst. Dasselbe gilt übrigens auch f ü r die bereits unter 1 . 1 . 1 . abgehandelten Verbindungen 'von e r s t * , die ebenfalls wie die hier zitierten Verbindungen bifunktional sein könnten, d . h . ein 'Wann' und ein 'von Wann* zugleich angeben. die folgenden 'von stunt (an)'-Belege, die in Sachsen-Thüringen auftreten und wohl zwiefach interpretiert werden können. Dabei erscheint m i r allerdings die e r s t e Interpretationsmöglichkeit wahrscheinlicher.
Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann*
171
a) Diese Verbindungen geben ein ' a b s o f o r t ' an, d . h . den unmittelbar in der Schreib(Sprech-)situation liegenden Zeitpunkt, von dem an ein Geschehen (nicht als Durativum statthat, sondern, da punktuell) statthaben kann. Dabei wird offengelassen, ob das punktuelle Geschehen - wie es scheint - wirklich ' s o f o r t ' statthat, oder aber, ob bis zum Statthaben des Geschehens noch Zeit verläuft. Die präpositionale Verbindung würde somit eine Zeit angeben, von der an ein Geschehen möglich ist. Oder aber b) diese Verbindungen sind wieder bifunktional und geben einmal die genaue, in der Schreib(Sprech-)situation gelegene Zeit an, zu der das punktuelle Geschehen statthat, und erklären diese Zeit darüber hinaus zugleich zum zeitlichen Ausgangsbereich, von dem an ein durch das punktuelle Geschehen bewirkter allerdings ungenannter Zustand andauert. Man vgl. dazu: Wo dez nicht gesche, so solde der andere bürge v o n stund inriten zcu E r f f u r t (1392) T h ü r . Gq. NF 4,2,295 unde wo wir dez nicht en teten . . . daz wir en e r gelt, also vorgeschrebin s t e t , nicht bezcalten, so gelobe wir . . . daz w i r den vorgenanten . . . unser sloz unde hus Wassinborg . . . zcu eynem phande v o n stund an wider ynantwerten(1378) T h ü r . Gq. NF 3 , 1 , 3 6 8 5. den folgenden Beleg, in dem die noch heute lebendige "von*-Verbindung mit ' n e u ' begegnet, wenn auch der frnhd. Genitiv durch einen nhd. Dativ e r s e t z t worden i s t . Die Fügung 'von niuwes* bzw. 'von neuem* drückt eine Wiederholung aus, und in dem folgenden Beleg scheint offensichtlich wieder an eine seit Abschluß des Geschehens bestehende zeitliche Nachwirkung desselben gedacht zu sein, was durch das tempus verbi (Perfekt) gestützt w i r d 3 3 5 ; man vgl. dazu: e e e daz dy fromen lute dg gancze geselleschaft der heuwer doselbins czu F r i b e r g von dem a l t a r , daz sy v o n nuwes in myner kirchen gebuwet unde gestiftet habin, derselbin myner kirchin . . . gemachet habin, alzo daz sy myr vyr unde czwenczig groschin . . . czinses bewist habin (1400) CDSax. II 13,61 ' s i t ' ist in damaliger Zeit erstaunlich selten belegt, es begegnet in allen Landschaften hauptsächlich - in Schlesien-Böhmen ausschließlich - in der Verbindung mit singularisch ' z i t * . In Sachsen-Thüringen kann die Partikel auch ' m ä l ' ^ 3 ® und ' s u n e ' , im Ordensgebiet zusätzlich ' t a g ' , ' a n b e g r i f t ' , ' v a r t ' sowie das Adverb 'gestern* anschließen. Die Größe wird von ' s i t ' dativisch regiert, das Adverb ' g e s t e r n ' folgt der Präposition direkt. Der von der ' s i t ' - F ü g u n g bezeichnete Ausgangsbereich liegt in der Regel - im Gegensatz 337 zu den Verbindungen mit ' v o n ' - zeitlich nur vor d e r Schreib(Sprech-)situation ; man vgl. z . B .
172
1. Querschnitt 1200 - 1400
Sachsen-Thüringen aller der bruche, die zuyschen ame unde uns gewest sint s i t der ersten sune (1314) Ub. Mühlhausen 307 Wie bei den Verbindungen mit 'von* sind die Geschehen, die von diesem von der ' s î t ' - F ü gung bezeichneten und vor der Schreib(Sprech-)situation angesiedelten Zeitpunkt ihren Ausgang nehmen, in der Hegel durativ und dauern zur Zeit der Schreib(Sprech-)situation an; sind sie punktuell, treten sie als Iterative auf und wiederholen sich in dieser Zeitspanne mehrmals, oder aber sie wirken als bereits abgeschlossene Geschehen bis zu d e r Zeit d e r Schreib(Sprech-)situation irgendwie nach, was durch das tempus verbi (Perfekt) gestützt wird, man vgl. z . B . : durativ:
S i n t der êrstin anbegrift, daz der convent wart gestift ûf dem hûse Kungisberc, so hân an tugintlîche werc gevlizzin sich dî brûdre da (= lat. : a tempore fundacionis sui) Jeroschin V. 18812
iterativ*
der czu der czyt voyt was, muntlich uiid uns s e d d i r und geboten hot (1389) CUSax. n 7,238
der czyt
338
dicke bevoln
nachwirkend: ggç Und eyne halbe hübe haben dy brudere s i n t dem male gekouft czu i r r e mule czu Aldinkirsburg (1312) P r . UB 2,37 Den präpos itionalen Verbindungen mit ' zît' und ' m i l ' kann - zur Umschreibung von konjunktio340 nellem vorzeitigem 'seitdem* - ' a l z ' oder ' d a z ' nachfolgen, als tempus verbi begegnet im Gliedsatz stets das Perfekt. Man vgl. z . B . : s e i n t der czeit, das wir in diesen walt kumen sein, so hab wir nimanden anders newer S e i n t der czeit, das wir in diesen walt kumen sein, so hab wir nimanden anders newer uormals drei und yczunt euch andern gesehen (= lat. : postquam (!) nemus intrauerunt) (Hieronymus Cyrillusbrief; nach Hs. P . aus der Zeit um 1400) Joh. v. Neumarkt, Schriften 2,376 Der kunic vûrt den ersten (herschilde); di bischof und di epte und eptissen den andern; di leygen vursten den dritten s i n t dem mâle, daz si worden sîh der bischofe man Zwickauer Rb. 90
Die Angabe des ' s e i t Wann* bzw. 'von Wann' Zu K o n k u r r e n z e n
173
zwischen von und s l t kommt es bei den noch sehr beschränkten
Verbindungsmöglichkeiten von ' s l t ' nur gelegentlich, und zwar 1.
vereinzelt beim Anschluß von t a g im Ordensgebiet (in den anderen Landschaften wird diese Größe nur mit 'von* verbunden), man vgl. dazu: wi ich v a n dem ersten tage, als ich in Asyra quam, mit uch bin gewesit (= l a t . : a primo die qua) Apostelgesch. 20,18 daz sie bi al iren kunnen grozer leide nie gewunnen, s i d i r dem tage und daz sie propheten nu enparen hie (= l a t . : ex die) Maccabäer V. 4187 341
2.
beim Anschluß von z i t mit nachfolgendem'daz' oder "alz* in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet, man vgl. dazu z . B . : Ordensgebiet 342 S i t der zit daz man sach Mich in diz einote kumen Ob ich ie han genumen Untz daher an minen tot Zu ezzen kein vremdez brot Ane die arbeit miner hant, Daz ist mir gar umbekant Väterbuch 168,11628 mit wärheit urkunde git waz pebste unde keisre slt sin gewesin von der zit. daz der ordin mit begrift des dutschin husis wart gestift Jeroschin V. 1200 Abgesehen von diesen konjunktioneilen Umschreibungen kann 'zit* auch ohne nachfolgendes 'daz* oder ' a l z ' mit beiden Partikeln verbunden werden. Dabei ist jedoch zu beachten, daß ' zit' beim Anschluß von * s l t ' stets nur den bestimmten Artikel (mitunter verstärkt durch -selb) bei sich hat und sich dabei stets - wie die Verbindungen mit ' m a l ' - auf einen vorher genannten Termin bezieht; man vgl. z . B . : Sachsen-Thüringen Waz aber s i n t der zeit ufgeloufen ist, des gelde yderman die schuld, die e r gemacht hat (1359) Thür. Gq. NF 2 , 2 , 4 4
174
1. Querschnitt 1200 - 1400
In den ' von' -Verbindungen dagegen kann die Größe auch durch das Demonstrativum oder Adjektive wie:'alt', 'früh', 'jung', 'lang'bestimmt werden, sie wird stets als allgemeine, zeitlich unbestimmte Zeitangabe gebraucht; man vgl. z . B . : Sachsen-Thüringen so sulle wie ame beholfen si zu
eyme lantfrede, also v o n aldere zeyth gewest ist
(1314) Ub. Mühlhausen 307 Bei solch unterschiedlicher Semantik von ' zit* kann man wohl kaum noch von einer Konkurrenz zwischen 'von* und * s i t ' sprechen, diese beschränkt sich also nur auf die oben zitierten Belege mit 'daz/alz* zur Umschreibung von konjunktionellem 'seitdem' .
Die Angabe des ' seit Wann' bzw. ' von Wann' 1.3.1.:
175
zeitlicher Ausgangsbereich
s/
Größen
Th jär (im Sg. u. P l . + ) kirchl. Feste: östern Weihnachten Tagesangaben: a) 'tag* als kalend.unbest. Zeitangabe (im Sg. u. Pl. + ) b) Terminangaben: kirchl. Fest- u. Heiligentage bzw. Wochentage c) heute d) gestern e) datum, data morgen(s) mittag anfang, aaegenc (an-)begin anbegrift ende zll mal stunde morgenstunde+ zit (im Sg. u. PI. ) alder éwe ganc (des jares) geburt gift jugent jugentheit kinde kintheit 0 sune vart Personen(namen) itzund niuwe
6 -
1
i
l 19 3 -
Sehl O 2 2 1
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i i i
-
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-
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4 1
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1
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si(n)t
von
-
-
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— —
1
-
—
-
—
Pluralisch meist mit Genitiv (von kindes jären, von den tagin des Johannis) oder den Adjektiven 'jung* und 'alt* (von meinen jungen tagen < a iuventute bzw. von jungen ziten < ab annis adolescencie) zur Bezeichnung einer Zeiteinheit oder eines zeitlichen Zustandes, der als Ausgangsbereich aufzufassen ist.
176 1.3.2.
1. Querschnitt 1200 - 1400 Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann' als zeiträumliche Entfernung, die vor der Schreib(Sprech-)situation, also in der Vergangenheit beginnt, bis an die Zeit der Schreib(Sprech-)situation heranreicht und von einem durativen oder iterativen Geschehen oder bzw. durativen Sein ausgefüllt wird (= nhd. seit)
Eine solche Angabe wird im 13. und 14. J h . ausschließlich durch präpositionale Verbindungen mit v o n ausgedrückt, denen der ablativus absolutus oder lat. Fügungen mit ' e x ' entsprechen. Die Präposition ist dabei ausschließlich mit solchen Größen verbunden, die für ihren Verlauf einen größeren Zeitraum beanspruchen und auch zeiträumlich, d . h . nicht 343 Eine solche Auffassung der Größe wird punktuell abstrahiert aufgefaßt werden müssen. unterstützt durch ihren ausschließlich pluralischen Gebrauch in diesen Verbindungen. Für die Verwendung solcher
präpositionalen Verbindungen, die noch relativ selten begegnen, 344
vgl. man die folgenden Belege
:
Sachsen-Thüringen Sich iz sint dri j ä r v o n den ich kume und suche vruht an disme figboume und vinde nicht (= l a t . : anni t r e s sunt ex quo venio) Matth, v. B e h . , Evgb. 150 (Luk. 13,7) Ordensgebiet Von Ramasse merke hi Unz zu dem berge Sinai In einer wite si lagen Wol v a n sebenundvirzeg tagen Hist. d. Alden E V. 1308 Schlesien-Böhmen das du in bruderleicher gesellschaft mit im gewesen bist g a r v o n langen czeiten (= l a t . : multo tempore) (Hieronymus, Augustinusbrief; nach Hs. P . aus der Zeit um 1400) Joh. v. Neumarkt, Schriften 2,253
Die Angabe des ' b i s Wann*
1.3.2.:
177
zeiträumliche Entfernung (Vergangenheit Gegenwart): seit
von Größen
1.4.
s/ Th
O
jär
3
1
tag
-
1
-
zit
-
-
2
Sehl /B
DIE ANGABE DES 'BIS WANN' als genaues zeitliches Ende eines durativen oder iterativen Geschehens b z w . durativen Seins^45
Eine solche Angabe erfolgt in der Regel durch Verbindungen mit b i s bzw. u n z , zwei 346 nur nach dem A l t e r unterschiedene Synonyma . Außer jüngerem ' b i s ' und älterem 'unz' begegnet in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet auch die nd. Form w e n t e : in Sachsen-Thüringen meist in der Form
1
wan(ne) 1 , seltener ' w e n t ' ; im Ordensgebiet verhoch-
deutscht zu ' w e n z ' 347 . Die lat. Entsprechung lautet ' u s q u e ' . 348 'bis/unz/wente' treten nur selten allein auf , sie fungieren in der Regel in Gemeinschaft mit anderen Präpositionen 349 . Im Belegmaterial erscheinen vor allem b i s (unz/wente) an,
bis
(unz/wente) u f ,
bis
(unz/wente) zu und b i s
(unz/wente) i n ;
im Ordensge-
A350
biet begegnet vor ' t a g ' auch u n z b i
. Gelegentlich findet sich zur funktionalen Unter351
Stützung zwischen den beiden Präpositionen noch ein adverbielles ' h e r ' oder ' h i n ' So wie 'bis/unz/wente' gelegentlich allein auftreten, können auch a n ,
uf und i n
hin und wieder ohne funktionale Unterstützung durch 352 'bis/unz/wente' selbständig eine Größe als genauen zeitlichen Endbereich anschließen Die angeschlossene Größe erscheint nach ' b i s (unz/wente) zu' im Dativ, in allen übrigen Verbindungen im Akkusativ. Wie bereits in der Fünktionsgruppe 1.1.1. erwähnt wurde, stehen die
Präpositionen
' a n ' , ' i n ' , ' u f ' und* zu' in einer engen funktionalen Beziehung zueinander und können v i e l fach gegeneinander ausgetauscht werden. Dieser Sachverhalt bestätigt sich im wesentlichen auch an den hier abzuhandelnden Funktionsgemeinschaften, wo neben 'bis/unz/wente' zum großen T e i l dieselben Partikeln als Konkurrenten auftreten, die schon unter 1.1.1. in den einzelnen Größenverbindungen funktionsgleich waren. Allerdings begegnet dabei die Partikel
Die Angabe des ' b i s Wann*
1.3.2.:
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zeiträumliche Entfernung (Vergangenheit Gegenwart): seit
von Größen
1.4.
s/ Th
O
jär
3
1
tag
-
1
-
zit
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-
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Sehl /B
DIE ANGABE DES 'BIS WANN' als genaues zeitliches Ende eines durativen oder iterativen Geschehens b z w . durativen Seins^45
Eine solche Angabe erfolgt in der Regel durch Verbindungen mit b i s bzw. u n z , zwei 346 nur nach dem A l t e r unterschiedene Synonyma . Außer jüngerem ' b i s ' und älterem 'unz' begegnet in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet auch die nd. Form w e n t e : in Sachsen-Thüringen meist in der Form
1
wan(ne) 1 , seltener ' w e n t ' ; im Ordensgebiet verhoch-
deutscht zu ' w e n z ' 347 . Die lat. Entsprechung lautet ' u s q u e ' . 348 'bis/unz/wente' treten nur selten allein auf , sie fungieren in der Regel in Gemeinschaft mit anderen Präpositionen 349 . Im Belegmaterial erscheinen vor allem b i s (unz/wente) an,
bis
(unz/wente) u f ,
bis
(unz/wente) zu und b i s
(unz/wente) i n ;
im Ordensge-
A350
biet begegnet vor ' t a g ' auch u n z b i
. Gelegentlich findet sich zur funktionalen Unter351
Stützung zwischen den beiden Präpositionen noch ein adverbielles ' h e r ' oder ' h i n ' So wie 'bis/unz/wente' gelegentlich allein auftreten, können auch a n ,
uf und i n
hin und wieder ohne funktionale Unterstützung durch 352 'bis/unz/wente' selbständig eine Größe als genauen zeitlichen Endbereich anschließen Die angeschlossene Größe erscheint nach ' b i s (unz/wente) zu' im Dativ, in allen übrigen Verbindungen im Akkusativ. Wie bereits in der Fünktionsgruppe 1.1.1. erwähnt wurde, stehen die
Präpositionen
' a n ' , ' i n ' , ' u f ' und* zu' in einer engen funktionalen Beziehung zueinander und können v i e l fach gegeneinander ausgetauscht werden. Dieser Sachverhalt bestätigt sich im wesentlichen auch an den hier abzuhandelnden Funktionsgemeinschaften, wo neben 'bis/unz/wente' zum großen T e i l dieselben Partikeln als Konkurrenten auftreten, die schon unter 1.1.1. in den einzelnen Größenverbindungen funktionsgleich waren. Allerdings begegnet dabei die Partikel
178
1. Querschnitt 1200 - 1400
'in* verbunden mit 'bis/unz/wente' entschieden seltener als in der Funktionsgruppe 1 . 1 . 1 . ; 353 selbständig erscheint ' i n ' sogar nur ein einziges Mal im Ordensgebiet Abgesehen von den noch zu erwähnenden Funktionsgleichheiten läßt sich zunächst ganz allge354 mein an der Häufigkeit der Belege ablesen, daß sich ' (bis) an* und ' (bis) uf' hauptsächlich mit ' t a g ' und ' z i t ' verbinden; '(bis) an* begegnet daneben noch als Hauptanschlußpartikei in Fügungen mit 'abend', ' m o r g e n ' , ' e n d e ' , ' s t u n t ' , ' v r i s t ' , ' t ö t ' und Personennamen), wie •(bis) a ? seinerseits noch als Hauptanschlußpartikel von Terminangaben und 'nacht' erscheint und - gemeinsam mit ' b i s zu' - oft vor den kirchlichen Festen: ' o s t e r n ' und ' phingsten' verwendet wird, 'bis zu' begegnet - außer vor den genannten kirchlichen Festen - auch als Hauptanschlußpartikel von ' mitternacht' und kann sich im Rahmen seiner Verbreitung relativ oft mit 'tag*, Terminangaben, ' s t u n t ' , ' z i t ' , "töt* und Personennamen) verbinden, es ist aber in diesen Verbindungen keineswegs die dominierende Anschlußpartikel. '(bis) in* erscheint am häufigsten vor * j ä r ' , daneben auch noch relativ oft in Verbindungen mit 'tag* und 'tot*, wobei es allerdings keineswegs die Hauptanschlußpartikel dieser beiden Größen darstellt. In den Verbindungen mit 'jär* und ' a l t e r ' dagegen ist 'bis in' Hauptanschlußpartikel und seinen Konkurrenten überlegen, beim Anschluß von 'monat* und 'ewigkeit* tritt es ohne Konkurrenten auf. Wir verzichten in dieser Funktionsgruppe darauf, eine sämtliche Größen berücksichtigende detaillierte Aufzählung der Konkurrenzmöglichkeiten zu geben, da es sich weitgehend nur um eine Wiederholung der bereits unter 1.1.1. vorgeführten Konkurrenzen beim Anschluß einer Größe handeln würde. Wir werden statt dessen einen überblicksartigen Vergleich der in der Funktionsgruppe 1.1.1. allein und hier meist in der Gemeinschaft mit 'bis/unz/wente* funktionsgleich auftretenden Partikeln innerhalb der einzelnen Verbindungen geben, und die Übereinstimmungen bzw. Unterschiede an je einem Beispiel demonstrieren. Doch zuvor sollen noch diejenigen Verbindungen vorgeführt werden, für die die meisten und - entsprechend der oben erwähnten Anschlußmöglichkeiten einer Größe durch eine oder zwei gemeinsam fungierende Partikeln - vielfältigsten Konkurrenzen überhaupt belegt werden können: 1, Die meisten Konkurrenten begegnen a)
beim Anschluß von j ä r im Ordensgebiet, für den außer dem zahlenmäßig am stärk355 sten vertretenem b i s in noch b i s z u , in und a n zur Verfügung stehen ; die Größe wird in all diesen Fügungen - mit Ausnahme der ' an' -Verbindung - j e weils von einer Ordinalzahl näher bestimmt; man vgl. dazu: do legete der koning von Polan die strosze nedir, das nymant von Pruszin durch sin lant mochte czin; und stunt alzo b i s in das X. jar Joh. v. Posilge 168
Die Angabe des ' b i s Wann*
179
Sust wart von des konges geböte Der tempel der do solde gote, Verlazen vngebuwet g a r Gentzlich v n t z a n daz andre iar des konges p e r s a r u m darij E s d r a s u. Neemyas 2577 das wening lute lebin b i s c zu deme fumffczigesten j a r e Joh. v. Posilge 161 Ouch hat das cisma gewert i_n das XXXI j a r Joh. v. Posilge 299 In so ungetruwer list Stunt die sule im benant, Als ich von d e r schrift bekant Habe, gantz vumf tusent j a r , Zwei hundert j a r ouch dar n a r A n ein j a r Daniel V. 999 In Schlesien-Böhmen begegnet auch ein Anschluß dieser Größe durch *unz auf*: Der selb jung . . . bleib u n c z a u f das czweinczigst iar seines alders in tugentleichem leben (= l a t . : vsque ad vicesimum annum) [Hs. Bu: uncz i n ] (Hieronymus, Cyrillusbrief; nach Hs. P aus der Zeit um 1400) Joh. v. Neumarkt, Schriften 2.443 Wenn es auch zunächst den Anschein hat, als ob sich die Verbindungen mit * (bis) in' wegen der ihnen zugrunde liegenden und hier noch stark lebendigen lokalen Funktion (man vgl. dazu die Ausführungen A. 353) semantisch von den anderen abheben, so glauben wir doch, daß die angeführten Anschlußpartikeln letztlich alle funktionsgleich auftreten. Diese Meinung stützt sich nicht nur auf den zuletzt zitierten Beleg aus Schlesien-Böhmen, wo f ü r 'uncz auf' in einer anderen Hs. 'uncz in' steht und beide somit als adäquate Entsprechungen von lat. "usque ad , . . annum' angesehen werden, sondern wir halten es auch f ü r sehr unwahrscheinlich, daß in all den Belegen, in denen nicht * (bis) in* auftritt, nur an den als genauen Endpunkt zu interpretierenden A n f a n g des jeweiligen J a h r e s gedacht wird und dadurch eine bewußt vorgenommene Unterscheidung von den entsprechenden '(bis) in*-Verbindungen erfolgt (man vgl. in diesem Zusammenhang auch die S. 184 zitierten Verbindungen mit ' n a c h t ' ) .
1. Querschnitt 1200 - 1400 beim Anschluß von singularisch t a g als allgemeine kalendarisch unbestimmte Zeitangabe, wo im Ordensgebiet b i s an,
bis uf,
bis in,
an und üf miteinander kon-
kurrieren 3 5 6 , man vgl. dazu: Diz dutet Jhesum Cristen Der in der erden kisten Lac tot b i z an den dritten tac Hesler, Apokalypse V. 8403 daz sie irre wer genuzzen wol
bis
uf
den Vierden tac
Livländ. Reimchronik 8707 das ich was vf deme wege b i s in den dritten tag vnd quam czu der messe (Littauische Wegeberichte, 1384) Script. Rer. Pruss. 11,683 das sy nicht lenger worin beslossin, wen an den virdin tag Joh. v. Posilge 373 der vater wolde lazen abe ir houbet do verhowen und hiez die iuncvrowen behalden u_f den andern tac Passional 344,11 K. Außerdem kann diese Größe im Ordensgebiet auch noch durch 'bis zu' und 'unz in' angeschlossen werden; diese Verbindungen unterscheiden sich allerdings von den vorangegangenen Fügungen, man vgl. dazu: selig ist der, der do beit und kumt b i s zu tusunt drihundirt und vumfe und driseg tage (= lat.: usque ad dies mille trecentos-trecentos triginta quinque) Cranc (Daniel 12,12) Do des der bischof gepflac Vil gar die naht untz bt den tac, Ein vil wenic er entlac Väterbuch 431, 29694 Die Verbindung mit 'bis zu* muß wohl aus enger Anlehnung an die lat. Vorlage e r klärt werden, wobei auch der pluralische Gebrauch der Größe nicht übersehen werden darf. Doch im Ordensgebiet begegnen auch singularische Fügungen mit ' bis z u ' , allerdings dann ohne Zahlenangabe vor der Größe 3 5 7 . Der zitierte *unz BP -Anschluß steht nicht nur einzig da, sondern er fällt auch dadurch aus dem Rahmen, daß die Größe hier nur den bestimmten Artikel bei sich hat und wieder (man vgl. dazu die Ausführungen S. 51 f f . ) - im Gegensatz zu allen anderen Belegen - nur als Gegensatz zu 'nacht' auftritt.
Die Angabe des 'bis Wann*
Was den s p e z i e l l e n
181
G e b r a u c h der einzelnen Anschlußpartikeln in dieser Fügung
betrifft, so bestätigen sich in allen Landschaften die zum größten Teil bereits unter 1 . 1 . 1 . getroffenen Feststellungen: In den Verbindungen mit 'bis an* und 'bis u f ' . die am zahlreichsten auftreten, kann die Größe 'tag' außer dem bestimmten Artikel oder Demonstrativpronomen 'dieser' auch die verschiedensten charakterisierenden Adjektive ('bis uf* z . B . : heutig, jüngst, lest, selig, saeldenbernde; 'bis an": gezalt, heutig, hochgelobt, jüngst, lest, recht) oder eine Ordinalzahl bei sich haben; 'bis uf/an den tag' können auch Nebensätze mit konjunktionalen 'da, do daz* oder 'wan' folgen. Nach 'bis an den tag' erscheint gelegentlich auch eine genitivische Bestimmung. Einschränkend muß erwähnt werden, daß in Sachsen-Thüringen neben den verschiedenartigsten 'bis an*-Fügungen nur die Verbindung 'bis uf disen hutigen tag* begegnet. 35g , 'bis i n ' . das funktionsgleich mit den übrigen Anschlußpartikeln von 'tag' auftritt findet sich in Sachsen-Thüringen nur bei Matthias von Beheim; die Verwendung von ' i n ' könnte also wieder aus der lat. Vorlage erklärt werden (man vgl. dazu auch die Ausführungen S. 50 f . ) . Die Größe hat in diesen Fügungen entweder den bestimmten Artikel oder das Demonstrativpronomen ' d i e s e r ' , an Adjektiven nur 'heutig' bei sich; im Ordensgebiet begegnen neben den genannten Fügungen auch solche, in denen die Größe von einer Ordinalzahl bestimmt wird. Konjunktional eingeleitete Nebensätze nach 'bis in den tag' sind im Belegmaterial nicht vorhanden, dafür aber solche mit relativischem Anschluß (bis in den tag, an dem/in dem). In den Verbindungen mit 'bis zu* kann die Größe den bestimmten Artikel - wobei der Fügung dann stets ein Nebensatz mit konjunktionalen 'daz' oder ' s o ' folgt - an Adjektiven nur 'jüngst' (man vgl. dazu die Ausführungen S. 54, einmal auch eine Kardinalzahl (man vgl. Beleg S. 180) oder eine genitivische Bestimmung bei sich haben. Bei ihrem Anschluß durch alleinstehendes 'uff hat die Größe entweder nur den bestimmten Artikel oder das Demonstrativpronomen 'derselbe', gelegentlich auch eine Ordinalzahl bei sich. In Sachsen-Thüringen begegnet wieder hauptsächlich die Verbindung: uf disen hutigen tag. 'an* tritt nur im Ordensgebiet allein vor 'tag* auf, der durch ' d i e s e r ' , eine Ordinalzahl oder 'der geordnete' näher bestimmt wird. c)
beim Anschluß der k i r c h l i c h e n F e s t -
oder Heiligentage,
Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet b i s ü f , b i s a n , A 359 ; man vgl. dazu:
bis zu,
und uf miteinander konkurrieren Sachsen-T hü ringen
derselbe fride . . . weren sal b i s uf den nehisten czukumftigen sante Margareten tag (1388) CDSax. I B 1,209
wo in bis
182
1. Querschnitt 1200 - 1400 wanne erbeit eyn h e r r e adir ymant von eyns kindis hälbin garten adir wingarten, und bekostigit di b i c z a n sente' Urbanstag, so nemmit der h e r r e di frucht darabe Eisenacher Rb. 166 daz wie die einunge . . . noch w a n c zu senthe Michelis tage, der nest komet, gentzliche halde sullen (1320) E r f u r t e r Üb. 1,446 e darumb wir in von sundern unsern kuniglichen genaden als nu ist b i z sant Walpurg tag . . . von allen gewonlichen stuirn . . . freiheit geben haben (1348) Ub. Mühlhausen 501 Oder als zeitliches Gegenstück einer 'von 1 -Verbindung 3 6 0 : daz wir . . . eyn gutlich stehen ufgenomen habin und nemen ouch daz uff . . . von disem nehistin suntage . . . ford u f f sente Jacofs tag, der nehist czukurafftig ist (1395) CDSax. I B 1,467 Im Ordensgebiet findet sich auch eine alleinstehende 'üf'-Verbindung mit einem kirchlichen Festtag, dem die genaue Angabe ' t a g ' fehlt; hier heißt e s : In dem j a r e des herrin XIIII 0 im XVII j a r e was eyn h a r t i r winthir und hub sich beczitin an und werte o f f mettefastin Joh. v. Posilge 368 Was die Verwendungsweise d e r angeführten Partikeln bzw.- Partikelverbindungen bet r i f f t , so sind sie - auch bei Berücksichtigung der Belege aus den anderen Landschaften - in allen Fällen gegeneinander austauschbar; über die Verbreitung vgl. man die sich anschließende T a b e l l e . 3 6 1
d)
beim Anschluß von e n d e , an, bis uf,
an,
wo sich in Sachsen-Thüringen und im Ordensgebiet b i s 362 b i s i n und b i s z u nebeneinander finden ; man vgl. dazu
z.B. Ordensgebiet Und wer do gesiget und beheldet mine wort b i z a n sin ende, dem . . . (= l a t . : Usque in finem) Prosa-Apokalypse 2,26
Die Angabe des "bis Wann'
183
Daz e r jo stete tribe Di reine werk und blibe Dor an b i z uf sin ende Tilo v. Kulm, 7 Ingesigel V. 4937 In der uzsetzekeit war Bleib e r genzlieh a n sin ende An allez widerwende Hist. d. Alden E V. 3455 vnde zo hulden der uil herin megede sinir muter will ich dest vngeruoter „_„ wesen u n z i n minem ende wie ich den sin bewende ynde der werlt so uzgeschenke daz sie min bi gedenke vnde minen namen irkenne Hesler, Erlösung S. 112 Alsus si vil genende von ende u n z zu ende vil crefticlichin rurin (= l a t . : a fine . . . usque ad finem) Jeroschin V. 878 Mit Ausnahme des letzten Beleges findet sich in allen Verbindungen ein Possessivpronomen (meist * s i n ' ) vor der Größe. Daneben kann die Größe auch nur den bestimmten Artikel oder - außer dem Artikel - auch noch ein Genitivattribut bei sich haben. Bei all diesen Verwendungsweisen der Größe konkurrieren in den beiden Landschaften mindestens 4 der genannten 5 Anschlußpartikeln (bzw. Partikelverbindungen) miteinander (beim Anschluß durch ' b i s zu' findet sich kein Possessivpronomen in der Fügung; in den Verbindungen mit "bis uf* fehlt das Genitivattribut bei d e r Größe); beim Anschluß der bloß mit dem bestimmten Artikel verbundenen Größe finden sich sogar - faßt man Sachsen-Thüringen und das Ordensgebiet als Einheit auf - alle 5 Präpositionen bzw. Partikelverbindungen funktionsgleich nebeneinander. 3 ®^ e)
beim Anschluß von singularisch z i t , wo in Schlesien-Böhmen z . B . b i s a n , a 365 u f , a n und b i s nebeneinander begegnen ; man vgl. dazu:
bis zu,
Des hertze ie nach prise warb, b i s a n die tzeit, das e r starb U. v . Etzenbach, Ernst V. 60 die vor umbetwungen was manic j a r , als ich l a s , von e r s t u n z uf die selbe zit, daz sie zefuorte der Kriechen strlt U. v . Etzenbach, Alexander V. 9597
bis
uf,
1. Querschnitt 1200 - 1400
184 Die selben j ä r . . . bediutend von anegenge siben zit die der tuvel erliden Sit: die e r s t e n zit von Adam u n z z u o der zit daz Noe kam U. v. Etzenbach, Alexander V. 1126 mine h e r r e n . . . i r wirdekeit an m i r begiengen und hant i r triuwe wol iemer slt an mir behalden uf dise ztt daz m i r diu saelde geschehen U. v. Etzenbach, Wilhelm V. 7902 rechent hiute den alden nit den von alder her a_n dise zit gegen uns die P e r s ä n tragen U. v. Etzenbach, Alexander V. 7578 So hett ich doch ein a r m e s leben Vnd were seiden gefreit B i s myner tage letzste tzeit U. v. Etzenbach, Ernst V. 2764
Wenn die zitierten Belege auch alle von demselben Verfasser stammen, so ist das Mit- und Nebeneinander der vielseitigen Anschlußmöglichkeiten dieser Größe keineswegs auf einen Autor beschränkt. Während in den ersten 4 Belegen die Anschlußpartikeln beliebig gegeneinander ausgetauscht werden können, also funktionsgleich auftreten, scheint e s , daß die Fügungen mit 'an* und 'bis* - auf Grund des Fehlens eines konjunktionalen Anschlusses mit ' d a z ' und durch die genitivische Bestimmung vor 'zit* im letzten Beleg - nur speziell verwendet werden. Zieht man jedoch auch die Belege aus den anderen Landschaften zum Vergleich heran, so ersieht man, daß allen Anschlußmöglichkeiten dieser Größe (ausgenommen lediglich die Verbindungen mit ' a n ' ) z . B . konjunktionales 'daz* nachgestellt sein kann 3 6 und daß andererseits in allen Verbindungen auch nachgestelltes 'daz* fehlen und (ausgenommen die Verbindung mit 'bis* in Schlesien-Böhmen, in der ein Genitivattribut vor der Größe steht) lediglich der bestimmte Artikel oder ein Demonstrativum vor der Größe stehen kann. Daraus ergibt sich, daß über die zitierten Belege hinaus, überlandschaftlich gesehen, zumindest immer 5 der 6 angeführten Anschlußmöglichkeiten in den * zit' -Verbindungen miteinander konkurrieren können. Im Gegensatz zu den unter b), c) und e) zitierten Anschlußmöglichkeiten, wo - verglichen mit 1 . 1 . 1 . - dieselben oder eher weniger d e r miteinander konkurrierenden Partikel auftraten, konnten beim Anschluß von *jär* und ' e n d e ' im Vergleich zu 1 . 1 . 1 . noch zusätzliche Konkurrenten, nämlich ' b i s zu* und ' b i s uf' (beim Anschluß von ' j ä r ' ) bzw. '(bis) ü f ' (beim Anschluß von ' e n d e ' (festgestellt werden.
185
Die Angabe des ' b i s Wann' 2.
Vergleich der anter 1 . 1 . 1 . belegten Konkurrenzen beim Anschluß einer Größe mit den in dieser Funktionsgruppe meist in der Gemeinschaft mit ' b i s / u n z / w e n t e ' funktions367 :
gleich auftretenden Partikeln innerhalb der einzelnen Verbindungen a)
Die Anschlußpartikeln und Konkurrenzen - unabhängig davon, ob sie wie in 1 . 1 . 1 . allein oder wie hier meist gemeinsam mit ' b i s ' auftreten - entsprechen sich nicht nur in den Verbindungen mit Tagesangaben^"*', sondern auch beim Anschluß von'nacht und'abend^ wenn dabei gelegentlich auch die Häufigkeit, mit der die einzelnen funktionsgleichen Präpositionen verwandt werden, unterschiedlich sein, oder in einer Landschaft auch einmal der eine oder andere Konkurrent fehlen kann. Man vergleiche z . B . mit den unter 1 . 1 . 1 . S.
73 ff.
zitierten n a c h t
- Verbin-
dungen, in denen in der Reihenfolge i h r e r Verbreitung - ' i n * , ' a n ' , ' ü f ' und ' z u ' begegnen, die folgenden - ebenfalls in der Reihenfolge i h r e r Frequenz zitierten 369 Fugungen : Schlesien-Böhmen
370
An den rat wart wol gedacht Vor dem keyser b i s u f f die nacht Ernstes des h e r r e n , Vnd Wetzeins wol nach e r e n U. v. Etzenbach, Ernst V. 5338 Von der morgenstunde hüte b i z a n di nacht hofte daz volc an vnsen h e r r e n T r e b . Psalmen 129,6 do wart strit da getan der mit craft wart zuo bräht und werte vaste u n z i n die naht U. v. Etzenbach, Alexander V. 14298 vbir daz vnde b i s c zu der nacht straften mich di niren meyn T r e b . Psalmen 15,7 starke sie sich werten den tac uf die naht, von morgen f r u so mohten haben deheine ru die uzern noch daz inner her Kreuzfahrt V. 7037 b)
Das Zusammenspiel und Konkurrieren der Anschlußpräpositionen (als alleinstehende selbständige wie in 1 . 1 . 1 . oder ' b i s ' in seiner Funktion unterstützende Partikeln wie hier) entsprechen sich weitgehend nicht nur in den bereits zitierten Verbindun-
1. Querschnitt 1200 - 1400
186
., ,.„ ,371 . _ . . 372 , , ,373 , , .i(374 . . . gen mit j a r , den Terminangaben , ende und zit , sondern auch beim Anschluß der kirchlichen Feste ' ôstern', 'phingsten', "Weihnachten" sowie in Verbindungen mit 'stunt', ' a l t e r ' , ' t ô t ' und ' v a r t * . In diesen Fügungen treten in beiden Funktionsgruppen dieselbe Hauptanschlußpartikel und ein T e i l der Konkurrenten auf (so fehlt z . B . ' b i s in* vor Terminangaben, während alleinstehendes ' i n ' durchaus unter 1 . 1 . 1 . in einer solchen Verbindung begegnete), zu denen sich jetzt allerdings auch noch zusätzliche gesellen können. Als Beispiel dafür sei der Anschluß von 'tôt* zitiert. Unter 1 . 1 . 1 . begegneten als Anschlußpartikeln dieser Größe: ' a n ' , ' i n ' und 'bî* (man vgl. S. 108) in Gemeinschaft mit ' b i s ' treten dagegen ' a n ' und 'in* sowie ' z u ' (Sachsen-Thüringen, Ordensgebiet) und ' û f ' (Ordensgebiet vor allem im Passional K) auf; man vgl. dazu: Ordensgebiet Und daz sie alle ire zit vertribe Mit kuscheit u n t z an den tot Väterbuch 519,35849 wände e r gehorsam was sîme vater b i z in den tôt Ordens Statuten 29 si muste michel swere liden gar u n z u f f e n tot Passional 177,39 K. So daz e r in dem cleide gie, Daz sichz an im verwandelte nie; B i z zu dem tode e r ez truc Väterbuch 467,32227 375 Wir fassen all die zitierten Verbindungen als gegeneinander austauschbar auf , obwohl es zunächst wieder scheinen könnte, daß die Fügung mit ' bis in' funktional abweicht 3 76. Doch abgesehen davon, daß es keinen Sinn ergäbe, noch im Tode gehorsam zu sein, spräche auch die lat. Vorlage gegen eine solche Interpretation. In diesem Zusammenhang sei außerdem darauf hingewiesen, daß sich neben ' b i s in den tot* ebenfalls in den Ordensstatuten auf derselben Seite 'unz an den tot' für l a t . : 'usque ad mortem* finden läßt. c)
^Sin und dieselbe Hauptanschlußpartikel unabhängig von vorhandenen oder fehlenden unterschiedlichen Konkurrenten begegnet in 1 . 1 . 1 . und in Gemeinschaft mit ' b i s ' beim Anschluß von'monat' (in, bis in), 'mittemacht' (zu, bis zu), 'morgen' (an, bis an), 'ding' (zu, bis zu), 'geburt' (an, bis an) und ' m e s s e ' (zu, bis zu).
Die Angabe des ' bis Wann'
187
Während aber z . B . 'zu* in den Verbindungen mit ' m i t t e r n a c h t ' in 1 . 1 . 1 . als Konkurrenten "in' neben sich hat, begegnen jetzt im Ordensgebiet ' b i s zu' und ' b i s an* nebeneinander, fiir Sachsen-Thüringen kann als einzige Anschlußmöglich377 keit urkundensprachlich ' b i s üf' belegt werden . Beim Anschluß durch ' b i s zu' 378 a hat die Größe keinen Artikel bei sich , dagegen steht nach ' b i s an' und ' b i s üf' der bestimmte Artikel; man vgl. dazu: Ordensgebiet do zouch e r dy rede u n t z zu mittirnacht (= lat.: usque in mediam noctem) Apostelgesch. 20, 7 Sus bleib e r in der stete Sitzende u n t z a n die mitternaht Väterbuch 262,17965 Sachsen-Thüringen mit eyme yczlichim p r i s t e r zcu ghene von der svnnen vndergange b i z vf die mitternach vor gotes lychnam mit gesange (1380) CDSax. II 5, 68 d)
Abweichungen beim Vergleich der Anschlußmöglichkeiten oder Konkurrenzen - je nachdem ob die Präpositionen allein oder in Gemeinschaft mit ' b i s ' auftreten ergeben sich - überlandschaftlich gesehen - : 0e) beim Anschluß von 'woche' und ' a d v e n t ' sowie ' z t l ' und ' v r i s t ' , f ü r die die in 1 . 1 . 1 . auftretende Hauptanschlußpartikel ' i n ' nicht in die Verbindung mit ' b i s ' übernommen worden i s t . Während ' w o c h e ' und ' a d v e n t ' nur mit ' b i s an* verbunden werden, konkurrieren in den Fügungen mit 'zil* und ' v r i s t * , ' b i s an' und ' b i s ü f ' ; ' z i l ' kann daneben außerdem mit alleinstehenden *üf* verbunden werden; man vgl. dazu die genaueren Angaben auf der Tabelle (3) beim Anschluß der Jahreszeiten, f ü r die die Hauptanschlußpartikel * in' ebenfalls nicht in den 'bis'-Fügungen begegnet. Als Anschlußpartikel tritt nur ' b i s ü f ' auf, wobei ' ü f ' in 1 . 1 . 1 . bereits als Konkurrent von ' i n ' begegnete f ) beim Anschluß von ' m i t t a g ' ; hier verschwindet in den 'bis'-Verbindungen nicht nur ' i n ' als Konkurrent, sondern gleichzeitig hat sich die Frequenz der übrigen Anschlußpartikeln verändert (zu, in, üf, an: bis üf, bis zü,bis an). 6) beim Anschluß von 'hanecrät* als ein zu einer ganz bestimmten Zeit statthabendem Geschehen. Während dieses als 'Wann'-Angabe in einer Verbindung mit ' z u ' begegnet (in Schlesien-Böhmen), wird es als genauer zeitlicher Endpunkt (im Ordensgebiet) mit ' b i s an' verbunden. Diese - gemessen an den zahlreichen Gemeinsamkeiten - nur geringen unterschiedlichen Anschlußmöglichkeiten einer Größe dürfen - auch im Hinblick auf ihre nur spärliche Verbreitung im Belegmaterial - keinesfalls bemüht werden, um daraus irgendwelche generelle, im System der Sprache begründete Unterschiede beim Anschluß einer Größe als 'Wann* - oder (in der Verbindung mit ' b i s ' ) ' b i s Wann'-
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Angabe ablesen zu wollen. Die erwähnten Abweichungen beweisen sicher nur einmal mehr, wie relativ ungefestigt die Fügungsgewohnheiten der einzelnen Partikeln in damaliger Zeit noch waren und daß sich demzufolge die Verwendungsweisen der Präpositionen noch vielfach entsprachen. Auf der folgenden Übersicht werden die bisherigen Ausführungen nicht nur wieder tabellarisch zusammengefaßt und hinsichtlich der landschaftlichen Verbreitung der einzelnen Verbindungen noch präzisiert, sondern darüber hinaus läßt sich auch eine engere Zusammengehörigkeit bestimmter Größen ablesen, die sich auf Grund ihres weitgehend identischen präpositionalen Anschlusses ergibt und die in der vorangegangenen, nach anderen Gesichtspunkten gegliederten Darstellung zunächst unberücksichtigt bleiben mußte.
1.5.
Z USAMME NFASSUNG
Nachdem die einzelnen das Funktionsfeld der temporalen Präpositionen konstituierenden Funktionsgruppen für die 5 ostmitteldeutschen Landschaften vorgeführt worden sind und innerhalb dieser Funktionsgruppen auf beobachtete Funktionsgleichheiten oder - differenzierungen zwischen den Präpositionen in den einzelnen Größenverbindungen jeweils hingewiesen worden ist, kann abschließend festgestellt werden, daß die 5 untersuchten ostmitteldeutschen Gebiete: Sachsen-Thüringen, Ordens land, Schlesien und Böhmen, was den Bestand. die Funktion und zum größten Teil auch die Verbindungsmöglichkeiten der Partikeln betrifft, im 13. und 14. Jahrhundert ganz offensichtlich eng zusammengehören und weit379 gehend eine sprachliche Einheit darstellen . Aus den jeweiligen tabellarischen Aufstellungen für die einzelnen Funktionsgruppen läßt sich auch ablesen, daß 3 80 keine Landschaft eine der Hauptanschlußpartikeln besonders bevorzugt oder meidet. Von den insgesamt 23 Präpositionen gibt es bis auf 'after' (die nur in Sachsen-Thüringen begegnet), 'inner 1 und 'innen* (die nur in Böhmen belegt sind), 'innerhalb' (die im Ordensgebiet fehlt) und 'wente' (die als Nebenform zu ' b i s ' und 'unz' nicht in Schlesien-Böhmen auftritt) keine, die nur auf eine bestimmte Landschaft beschränkt ist. Daraus kann zumindest für diesen Sprachbereich auf das Vorhandensein einer überlandschaftlichen, auf jeden Fall ostmittel3 81 deutschen einheitlichen Norm , die für die gesamte Sprachgemeinschaft dieses Gebietes 3 82 Gültigkeit besitzt, bereits in damaliger Zeit geschlossen werden. Die nur geringfügigen sprachlichen Unterschiede, die gelegentlich zwischen den 5 ostmitteldeutschen Landschaften festgestellt wurden, gefährden die (in bezug auf den Bestand, Gebrauch und die Funktion der temporalen Präpositionen) bestehende Norm keineswegs, sie beeinträchtigen damit auch
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Angabe ablesen zu wollen. Die erwähnten Abweichungen beweisen sicher nur einmal mehr, wie relativ ungefestigt die Fügungsgewohnheiten der einzelnen Partikeln in damaliger Zeit noch waren und daß sich demzufolge die Verwendungsweisen der Präpositionen noch vielfach entsprachen. Auf der folgenden Übersicht werden die bisherigen Ausführungen nicht nur wieder tabellarisch zusammengefaßt und hinsichtlich der landschaftlichen Verbreitung der einzelnen Verbindungen noch präzisiert, sondern darüber hinaus läßt sich auch eine engere Zusammengehörigkeit bestimmter Größen ablesen, die sich auf Grund ihres weitgehend identischen präpositionalen Anschlusses ergibt und die in der vorangegangenen, nach anderen Gesichtspunkten gegliederten Darstellung zunächst unberücksichtigt bleiben mußte.
1.5.
Z USAMME NFASSUNG
Nachdem die einzelnen das Funktionsfeld der temporalen Präpositionen konstituierenden Funktionsgruppen für die 5 ostmitteldeutschen Landschaften vorgeführt worden sind und innerhalb dieser Funktionsgruppen auf beobachtete Funktionsgleichheiten oder - differenzierungen zwischen den Präpositionen in den einzelnen Größenverbindungen jeweils hingewiesen worden ist, kann abschließend festgestellt werden, daß die 5 untersuchten ostmitteldeutschen Gebiete: Sachsen-Thüringen, Ordens land, Schlesien und Böhmen, was den Bestand. die Funktion und zum größten Teil auch die Verbindungsmöglichkeiten der Partikeln betrifft, im 13. und 14. Jahrhundert ganz offensichtlich eng zusammengehören und weit379 gehend eine sprachliche Einheit darstellen . Aus den jeweiligen tabellarischen Aufstellungen für die einzelnen Funktionsgruppen läßt sich auch ablesen, daß 3 80 keine Landschaft eine der Hauptanschlußpartikeln besonders bevorzugt oder meidet. Von den insgesamt 23 Präpositionen gibt es bis auf 'after' (die nur in Sachsen-Thüringen begegnet), 'inner 1 und 'innen* (die nur in Böhmen belegt sind), 'innerhalb' (die im Ordensgebiet fehlt) und 'wente' (die als Nebenform zu ' b i s ' und 'unz' nicht in Schlesien-Böhmen auftritt) keine, die nur auf eine bestimmte Landschaft beschränkt ist. Daraus kann zumindest für diesen Sprachbereich auf das Vorhandensein einer überlandschaftlichen, auf jeden Fall ostmittel3 81 deutschen einheitlichen Norm , die für die gesamte Sprachgemeinschaft dieses Gebietes 3 82 Gültigkeit besitzt, bereits in damaliger Zeit geschlossen werden. Die nur geringfügigen sprachlichen Unterschiede, die gelegentlich zwischen den 5 ostmitteldeutschen Landschaften festgestellt wurden, gefährden die (in bezug auf den Bestand, Gebrauch und die Funktion der temporalen Präpositionen) bestehende Norm keineswegs, sie beeinträchtigen damit auch
1.4.
genaues zeitliches Ende
bis (ünzx jvan) Größen
s/ Th
O
|
bis (unz, wan) an |
Schi
s/ Th
/B
alter
0
-
-
blutvergiessen ding erne ewigkeit, ewige geburt hanekrat henevart lnbizzit kumft messe taufe tôt vart vorscheldunge we rinde widerrufen
bis (unz. wan) in
8/
bis (u nz. wanl ûf
Schi O
Th
—
—
/B
WM
s/ Th
1
bis (unz.
Sciii O
8/ Th
/B1
-
o
-
—
-
«
-
mm -
¡Rä'Mii
n
— -
— -
-
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«
-
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M -
-
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»
-
w -
-
Personen(namen) gesippe gesiecht Adverbien: aldar alhieher anher doher do hin her (bisher) hieher fru nu
Schi /B
S a -
»
-
-
-
E r S BJWS
-
-
—
-
-
-
s
-
-
-
Wf mû-:-; mm -
-
—
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an Sehl /B
s/ Th
O
Sehl ,/B
uf
s/ Th
O
zu Sehl /B
s/ Th
O
Sehl /B
1.4.
genaues zeitliches Ende
bis (unz. wanj Größen
jar
S/ /Th
/Ii
Schi
Sehl
S/ Th
S/ Th
/B
a) im Sg. b) im P I .
Sehl /B
bis (unz, wan> u( 3/ Th
bis (unz.
Sehl
S/ Th
/B
B
ran:
Jahreszeiten monat
bis (unz, wan) in
b i s (unz, wan) an
a ) im S g . b ) Monatsname
woche
u
kirchl.Feste a)ostern, pfingsten, Weihnachten b)advent Tagesangaben 1) ' t a g * als a l l g e m . j k a l e n d . unbest. Zeitangabe i m Sg. 2) k a l e n d . b e s t . T e r m i n a) kirchl.HT oder WT b ) datum c ) dri'zigstei d ) heute e ) morgen nacht mitte macht morgen mittag abend
K
warn M
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M
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V?
189
Zusammenfassung nicht das für das ganze ostmitteldeutsche Gebiet gültige, einheitliche Funktionsfeld der
temporalen Präpositionen, das sich aus'den einzelnen sprachlichen Gesamtsystemen dieser Landschaften jeweils in beinahe ein und derselben Struktur ausgliedern ließ. Die landschaftlichen Besonderheiten beschränken sich vorwiegend nur auf die unterschiedliche Frequenz einer Partikel in einer bestimmten Verbindung oder auf das Fehlen einzelner, auch in den anderen Landschaften nur sehr spärlich belegter okkasioneller Konkurrenten innerhalb einer Funktionsgruppe. Auf beides wurde dort, wo die einzelne Größe bei der Vorführung des Materials und somit für die Gliederung eine besondere Rolle spielte (besonders in 1.1., z . T . auch in 4), jeweils genau hingewiesen, in allen übrigen Fällen kann es aus den Tabellen abgelesen werden. Auch einzelne präpositionale Größen Verbindungen konnten für eine bestimmte Landschaft gelegentlich einmal gar nicht nachgewiesen werden, was ebenfalls aus den Tabellen ersichtlich ist. Aber was bedeutet es schon, wenn z . B . auf der T a belle S. 80/81 , die die präpositionalen Verbindungen mit bestimmten Zeitangaben für die Funktionsgruppe 1.1. registriert, die Partikel ' z u ' als Konkurrent von 'uf* in SchlesienBöhmen nicht in der Verbindung mit 'quatember' auftritt, "zu* aber andererseits in den auf Grund ihrer Allschlußmöglichkeiten den Fügungen mit 'quatember' sehr nahestehenden Verbindungen mit kirchlichen Festen ("ostern", 'pfingsten', 'Weihnachten') durchaus als Konkurrent neben ' u f ' auch in diesen Landschaften erscheint? Auch in weiteren Fügungen kann 'zu* in Schlesien-Böhmen mit *uf' funktionsgleich sein. Es läßt sich also nichts Grundsätzliches für die Funktion von ' z u ' schlußfolgern, wenn es in Schlesien-Böhmen als Anschlußpartikel von 'quatember' und damit als Konkurrent von ' u f ' in einer solchen Verbindung fehlt. Man erkennt daraus lediglich - sofern der Befund im Belegmaterial überhaupt absolut verallgemeinert werden darf - , daß der Anwendungsbereich von ' z u ' in SchlesienBöhmen kleiner ist und eine Verbindungsmöglichkeit mit 'quatember' ausschließt. Zur Bestätigung der vorangegangenen Feststellung, daß die 5 ostmitteldeutschen Landschaften in bezug auf den Bestand, Gebrauch und die Funktion der temporalen Präpositionen generell eine Einheit darstellen und sich lediglich durch das Fehlen einzelner okkasioneller Konkurrenten unterscheiden, und gleichsam als zusammenfassender Überblick sollen im folgenden die in den einzelnen Funktionsgruppen auftretenden P r ä p o s i t i o n e n
noch ein-
mal angeführtsowie auf lindschaftlicheBesonderheiten beim Gebrauch okkasioneller Konkurrenten hingewiesen werden: 1.1. Als Hauptanschlußpartikel begegnen a n ,
in,
uf,
zu sowie die m i t ' i n ' funktional
und z . T . auch etymologisch eng verwandten Präpositionen: b i , inner,
innerhalb,
binnen,
innen,
i n w e n d i g und u n t e r .
Mit Ausnahme von 'inner' und 'innen', die nur in Böhmen belegt sind, sowie
190
1. Querschnitt 1200 - 1400 ' i n n e r h a l b ' , das im Ordensland völlig fehlt, treten sämtliche usuell in dieser Gruppe fungierenden Partikeln in allen 5 Sprachlandschaften auf; sie werden auch funktional einheitlich gebraucht und sind in keiner Weise voneinander unterschieden. Es hat allerdings den Anschein, daß 'inwendig* und 'binnen' im Ordensland - verglichen mit dem Anwendungsbereich dieser Präpositionen in den anderen Gebieten - seltener gebraucht werden, da sie in mehreren Verbindungen hier Uberhaupt nicht belegt sind (s. Tabellen S. 80/81 und 102/103). Daraus ergibt sich, daß im Ordensgebiet als Anschlußpartikeln zeiträumlich zu interpretierender Größen vorwiegend ' in' und 3 83 'bt*
auftreten; auch okkasionell belegtes ' ü b e r ' tritt am häufigsten in dieser Land-
schaft auf, während 'zwischen' wiederum seltener als in den anderen Gebieten belegt ist. Neben denbereits erwähnten Präpositionen ü b e r und z w i s c h e n treten als weitere okkasionelle Konkurrenten in einzelnen Verbindungen u m (beim Anschlußvon ' zit') und v o n (beim Anschluß von ' e r s t ' ) auf; in Sachsen-Thüringen erscheint daneben noch vereinzelt durch
(als Anschlußpartikel von ' t a g ' ) . Mit Ausnahme von' durch' treten die okkasionel-
len Konkurrenten inallen Landschaften auf, wobei ' u m ' am seltensten in Sachsen-Thüringen, und ' v o n ' am spärlichsten im Ordensgebiet begegnet. 1.2. Als Hauptanschlußpartikeln begegnen in allen „ 384Landschaften einheitlich u m und g e g e n . Einzig im Ordensgebiet erscheint auch b i
(in Verbindungen mit Terminen und
' s t u n d e ' ) in einer solchen Funktion und als okkasioneller Konkurrent von ' u m * . 1 . 3 . Als Hauptanschlußpartikel begegnet in allen Landschaften v o r , er,
daneben außerdem
das im Ordensgebiet und Schlesien-Böhmen ausschließlich, in Sachsen-Thürin-
gen (neben Fügungen mit Tages- und Terminangaben) hauptsächlich in der Verbindung mit ' z l t ' auftritt. Als okkasionelle Konkurrenten erscheinen in dieser Funktion b i und z u ,
wobei 'Wf allerdings nicht in Sachsen-Thüringen und wieder am häufigsten
im Ordensgebiet 3 8 5 auftritt und ' z u ' nur auf sächsisch-thüringische Quellen beschränkt bleibt. 1 . 4 . Als Hauptanschlußpartikeln begegnen in allen Landschaften n a c h und (dar nach) über.
Als okkasionelle Konkurrenten erscheinen daneben a f t e r in Sachsen-Thürin-
gen (mehrfach in der Verbindung mit "tag*, verstanden als Gerichtsverhandlung) und im Ordensgebiet (vereinzelt verbunden mit genitivisch ' m a l ' , wobei diese Fügung zusammen mit nachfolgendem ' s o ' der nhd. Konjunktion 'nachdem' entspricht); außerdem d a r n a c h i n vor allem im Ordensgebiet (in mehreren Verbindungen) und vereinzelt in Schlesien-Böhmen (in der Verbindung mit ' f r i s t ' ) ; f e r n e r begegnet okkasionelles b i in Schlesien-Böhmen (beim Anschluß von ' t a g ' und ' v r i s t ' ) und
191
Zusammenfassung
v e r e i n z e l t in S a c h s e n - T h ü r i n g e n ( b e i m A n s c h l u ß von ' w i l e * ) in d i e s e r F u n k t i o n . In S a c h s e n - T h ü r i n g e n k a n n a u ß e r d e m die F ü g u n g z e
jar
(e)
in d e r G e g e n ü b e r s t e l l u n g
zu ' h u i r e ' o k k a s i o n e l l e i n e N a c h z e i t i g k e i t a u s d r ü c k e n . 1.5.
A l s e i n z i g e P a r t i k e l b e g e g n e t in a l l e n L a n d s c h a f t e n - a l l e r d i n g s v o r w i e g e n d in d e n Urkunden d e r damaligen Zeit -
2.1.
zwischen.
A l s H a u p t a n s c h l u ß p a r t i k e l n b e g e g n e n in a l l e n L a n d s c h a f t e n ü b e r p o s i t i o n , in S a c h s e n - T h ü r i n g e n und d e m O r d e n s g e b i e t a b e r a u c h und d u r c h ;
daneben erscheinen z u ,
üf
und b i
(meist als P r ä postpositionell)
( v o r w i e g e n d in V e r b i n d u n g e n m i t
' j a r ' , g e l e g e n t l i c h - v o r a l l e m ' z u * und * ü f ' im O r d e n s g e b i e t - a b e r a u c h in a n d e r e n Verbindungen); im Ordensgebiet ist auch vereinzelt a n
( a l s A n s c h l u ß p a r t i k e l von
' m o n a t ' ) in d i e s e r F u n k t i o n b e l e g t . 2.2.
A l s H a u p t a n s c h l u ß p a r t i k e l n b e g e g n e n in a l l e n L a n d s c h a f t e n z u und ü f . sionelle Konkurrenten erscheinen ü b e r
Als okka-
- b e s o n d e r s in S a c h s e n - T h ü r i n g e n ,
aber
a u c h i m O r d e n s g e b i e t ( v o r a l l e m in d e r V e r b i n d u n g m i t ' j a r ' ) - , f e r n e r v e r e i n z e l t bi
( e b e n f a l l s in d e r V e r b i n d u n g m i t ' j ä r ' ) in s ä c h s i s c h - t h ü r i n g i s c h e n Q u e l l e n s o w i e
vereinzelt d u r c h
( b e i m A n s c h l u ß von ' w i l e ' ) i m O r d e n s g e b i e t .
2.3.
Als einzige Partikel begegnet z w i s c h e n , 3 86 im O r d e n s g e b i e t belegt w e r d e n kann
d a s a l l e r d i n g s in d i e s e r F u n k t i o n n i c h t
3.1.
A l s H a u p t a n s c h l u ß p a r t i k e l b e g e g n e t in a l l e n L a n d s c h a f t e n v o n ,
daneben erscheint
- a l l e r d i n g s r e l a t i v s e l t e n und h a u p t s ä c h l i c h in d e r V e r b i n d u n g m i t * z i t ' - d i e P a r tikel
Sit.
3.2.
A l s e i n z i g e P a r t i k e l b e g e g n e t in a l l e n L a n d s c h a f t e n v o n .
4.
A l s H a u p t a n s c h l u ß p a r t i k e l b e g e g n e t in S a c h s e n - T h ü r i n g e n und S c h l e s i e n - B ö h m e n bis,
im O r d e n s g e b i e t a l l e r d i n g s noch die jUngere F o r m u n z .
Neben d i e s e n
b e i d e n i h r e m A l t e r n a c h u n t e r s c h i e d e n e n F o r m e n e i n und d e r s e l b e n P a r t i k e l e r s c h e i n t v o r a l l e m in S a c h s e n - T h ü r i n g e n , g e l e g e n t l i c h a u c h i m O r d e n s g e b i e t a u ß e r d e m nd. w e n t e
(in S a c h s e n - T hü r i n g e n a l s ' w a n ( n e ) ' o d e r ' w e n t ' ; i m O r d e n s g e b i e t
v e r h o c h d e u t s c h t zu * w e n z ' ) . ' b i s , u n z , w e n t e ' k ö n n e n e n t w e d e r a l l e i n g e b r a u c h t w e r d e n und selbständig f u n g i e r e n , o d e r s i e v e r b i n d e n sich mit a n d e r e n P r ä p o s i t i o n e n , m i t ' u f ' , ' a n ' , ' z u * u n d *in* zu e i n e r F u n k t i o n s g e m e i n s c h a f t ; i m O r d e n s g e b i e t e r s c h e i n t a u ß e r d e m ' u n z b i ' (in d e r V e r b i n d u n g m i t ' t a g ' ) . A l s o k k a s i o n e l l e K o n k u r r e n t e n von ' b i s , u n z , w e n t e ' ( a l l e i n s t e h e n d o d e r v e r b u n d e n m i t d e n a n d e r e n , a n g e g e b e n e n P r ä p o s i t i o n e n ) e r s c h e i n e n in a l l e n L a n d s c h a f t e n ü f auch vereinzelt i n
und
zu.
3 8 7
und a n ;
im Ordensgebiet
192
1 . Querschnitt 1200 - 1400
Auch die s u b s t a n t i v i s c h e n
Größenbe Zeichnungen,
soweit sie in präpositionalen
Verbindungen auftreten, sind im allgemeinen einheitlich in allen 5 ostmitteldeutschen Landschaften ü b e r l i e f e r t . E r w ä h n e n s w e r t e r s c h e i n t , daß die formelhafte Verbindung j ä r u n d t a g
in spezifi-
s c h e r Funktion (s. z . B . S. 39 f . , aber auch unter 1 . 3 . , 4; 2 . 1 . ) vor allem in Sachsen und Thüringen, nur gelegentlich auch in Böhmen bezeugt ist; Fügungen mit j ä r ,
formel-
haft gebraucht zur Umschreibung e i n e r für die Teilnahme am Rechtsverkehr notwendigen Altersstufe (und entsprechend auch die ' t a g * - G e f ü g e in e i n e r solchen spezifischen Verwendung, s . S . 37 f f . ) , begegnen mit Ausnahme eines einzigen Ordensbeleges nur in s ä c h s i schen und thüringischen Quellen. Aber auch h i e r sind Verbindungen mit den genannten Größen nur auf bestimmte Denkmäler, auf Rechtsquellen beschränkt, so daß ihr Auftreten wohl rein sachlich bedingt, von dem Vorhandensein e c h t e r Rechtsbücher abhängig i s t . Xhnlich verhält es sich mit h ö r e
(in der Verbindung mit "zu" zur Angabe der Uhrzeit),
die in der 1 . Hälfte des 15. Jahrhunderts e r s t - und einmalig in Schlesien überliefert ist ( s . S . 80); nur in d i e s e r Landschaft (neben Böhmen) war die sogenannte 'ganze Uhr* schon relativ früh (seit die Luxemburger in diesen Gebieten die Herrschaft übernommen 388 hatten
) bekannt, und zählte man nach ihr die Stunden (in unserem Beleg heißt e s : ' z u
sechsczehen h ö r e n ' ) . D a s zeitige und auf eine d i e s e r Landschaften beschränkte Auftreten einer solchen Fügung kann also wieder rein sachlich, in diesem F a l l aus den g e s e l l s c h a f t l i chen Gegebenheiten e r k l ä r t werden. Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß präpositionale Gefüge mit den Größen j ä r z a 1 und j ä r z i t (auch: j a r e s zil), zur Einleitung der Jahresangabe beim Datum ( s . S . 33), v o r j ä r ( s . S . 43) als Frühjahrsangabe sowie h o c h z t t , feiertag und f e s t , d i e a l s Festbezeichnungeneinen jährlichen Heiligentag umschreiben (s. S . 63), nur im Ordensgebiet und auch h i e r - mit Ausnahme von ' v o r j ä r ' , das aus dem Großen Ämterbuch bekannt ist - nur in den Preußischen Urkundenbüchem belegt sind. Auch die r ö m i s c h e Tagesbezeichnung mit i d u s ( s . S. 69) ist auf dieses Gebiet und diese Quelle beschränkt. Die Angaben des Vortages eines F e s t e s mit n a c h t und v i g i l i e ( s . S . 67) begegnen niemals in Sachsen und Thüringen, ' n a c h t ' ist sogar wieder nur in einer Ordensquelle nachweisbar. Präpositionale Verbindungen mit dem Adverb m o r g e n als 1 Wann*-Angabe (s. S . 70) erscheinen in einer einzigen böhmischen Quelle, Fügungen mit d a t u m ( s . S . 71 sowie die Tabellen zu 1 . 3 . 1 . und 1 . 4 . S. 175 bzw. 188/189 treten nur in sächsischen Urkundenbüchem auf. Auch von den Synonymen für 'Anfang' und ' Ende* sind einige nur auf einzelne Landschaften beschränkt, so treten z . B . a n h e b e n und u z g a n g nur in Sachsen-Thüringen ( s . T a b e l l e S . 102/103), a n e g e n c nur in Schlesien-Böhmen und a n b e g r i f t einzig im Ordensgebiet ( s . S . 175) in präpositionalen Verbindungen auf. Formelhaftes z e j ä r e , in der Gegenüberstellung zu ' h i u r e ' - okkasionell zur Angabe einer ganz bestimmten Nachzeitigkeit verwandt -,kann nur für Sachsen-Thüringen belegt werden (s. S . 140); zu j ä r e n , zur Angabe einer unbestimmten Geltungsdauer, b e gegnet außer in Sachsen-Thüringen auch in Schlesien-Böhmen, erscheint also nicht im Ordensgebiet ( s . A . 315); zu s t u n d e n , in der Verwendung von ' m a n c h m a l , zuweilen',
Zusammenfassung
193
fehlt in Sachsen-Thüringen, im Ordensgebiet begegnet - außer den anderen allgemein v e r breiteten Formeln f ü r ' m a n c h m a l , zuweilen* - zusätzlich u n t e r z î t (s. S. 101 f . ) i n z ' i t e ( n ) , zur Angabe eines 'rechtzeitig, beizeiten* kann nicht f ü r Schlesien-Böhmen belegt werden (s. S. 101). Als Umschreibungen von Konjunktionen begegnet nur in Sachsen-Thüringen 'nâch der zît, dô, als* f ü r nhd. 'nachdem*, im Ordensgebiet heißt es dafür ' a f t e r des mâles, so* oder ' n a c h dem mâle, als*. Nur f ü r Sachsen-Thüringen belegbar ist auch ' s i n t dem mâle, daz' f ü r nhd. * seitdem*. Ebenso sind manche Zustands- und Geschehensbezeichnungen sowie nichtsubstantivische Fügungsglieder mit zeitlichem Aspekt, die hier nicht im einzelnen angetührt werden sollen (man vgl. dazu die Tabellen), nur f ü r eine oder einzelne Landschaften nachweisbar. Auch diese Beobachtungen beeinträchtigen kaum die sprachliche Einheitlichkeit und Geschlossenheit der ostmitteldeutschen Gebiete, denn diese im Belegmaterial nur landschaftlich bedingten Größen sind so dünn belegt und treten nur so vereinzelt, manchmal nur in einer einzigen Quelle auf, daß man ihren Gebrauch oder ihr Fehlen nicht überbewerten, höchstens registrieren sollte. Dabei ist außerdem zu bedenken, daß die angegebenen Größen lediglich in i h r e r präpositionalen Verbindung untersucht und festgehalten wurden, so daß nicht unbedingt geschlossen werden darf, daß sie in den Landschaften, f ü r die keine p r ä positionalen Fügungen mit diesen Substantiven belegt werden können, absolut unbekannt und ungebräuchlich sind. Die aufgezählten Ausnahmen befinden sich - gegenüber den f ü r alle Gebiete gemeinsam nachweisbaren Fügungen, in denen gleichzeitig die hauptsächlichsten und zentralen Zeitangaben des temporalen Feldes begegnen - entschieden in der Minderheit. Sie stellen in jedem Falle nur eine Randerscheinung d a r .
194
2. Querschnitt 1500 - 1550
2.
1500 - 1550
2.1.
DIE ANGABE DES'WANN*
2.1.1.
als genauer zeitlicher Bereich eines beliebigen Geschehens oder Seins 1
Für eine solche Angabe stehen vor allem die Präpositionen a n , 2
in,
(a)uf,
zu und
b ( e ) i zur Verfügung . Daneben begegnet in dieser Funktionsgruppe gelegentlich auch u m oder treten hin und wieder die funktional und teilweise auch etymologisch mit ' i n ' v e r wandten Partikeln u n t e r ,
binnen,
i n w e n d i g und i n n e r h a l b
auf; abgesehen von
einigen wenigen anderen Präpositionen, die rein okkasionell mit der einen oder anderen genannten Hauptpartikel in dieser oder jener Fügung konkurrieren können. Mit Ausnahme von ' (a)uf' und ' u m ' , die meist eine akkusativische Größe nach sich haben, regieren die Partikeln alle den Dativ; dabei verschmelzen ' a n ' , ' i n3 ' , ' ( a ) u f ' und 'zu* sehr oft mit dem nachfolgenden bestimmten Artikel zu einer Einheit. Auf Grund i h r e r Fügungsgewohnheiten lassen sich die genannten Präpositionen zunächst ganz allgemein in 2 Gruppen zusammenfassen: a)
' i n ' , ' u n t e r ' , ' b i n n e n ' , ' i n w e n d i g ' , 'innerhalb' und z . T . auch *b(e)i*, die sich vorwiegend mit solchen Zeitangaben verbinden, die für ihren Verlauf einen größeren Zeitraum beanspruchen.
b)
' a n * , ' ( a ) u f ' , "zu 1 und ' b ( e ) i ' , die vor allem die in i h r e r zeitlichen Ausdehnung kleineren, punktuell abstrahierten Zeitangaben anschließen. Dabei stehen sich 'an* und *(a)uf' funktional besonders nahe.
Trotz der beobachteten unterschiedlichen Fügungsgewohnheiten der Präpositionen sind die Übergänge zwischen diesen beiden Gruppen fließend. So sind z . B . ' a n ' und 'in* - unabhängig von ihrer engen Beziehung zu verschiedenen Partikeln - in manchen Verbindungen gegeneinander austauschbar und vermitteln somit zwischen diesen beiden Gruppen. Auch ' z u 1 und ' i n ' oder ' (a)uf* und ' i n ' können trotz i h r e r Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen gelegentlich gegeneinander ausgetauscht werden. Die Präposition 'bfe)! 1 ist als einzige Partikel sogar direkt in beiden Gruppen vertreten, d . h . sie steht auf Grund ihrer usuellen Fügungsgewohnheiten nicht nur in einer engen Beziehung zu 'an* und ' z u ' , sondern sie kann sich darüber hinaus auch mit ' I n ' berühren. Einleitend folgen zunächst allgemeine Ausführungen über den Gebrauch der einzelnen P a r t i keln, wobei beobachtete Spezifika der einen oder anderen Präposition auch schon belegt werden sollen:
Die Angabe des 'Wann'
195
'tn' verfügt - abgesehen von seiner Substituierbarkeit vor allem gegen 'binnen', 'inwendig' und 'innerhalb' oder auch 'unter' und ' b ( e ) i ' und unabhängig von seiner noch vorhandenen Beziehung zu ' a n ' (gelegentlich auch '(a)uf' und ' z u ' ) - Uber einen spezifischen, eigenen Anwendungsbereich dadurch, daß es sich mit Größen verbinden kann, die als nähere zeiträumliche Bestimmung einer anderen, ihr zeitlich untergeordneten Zeitangabe auftreten; man vgl. dazu z . B . : Lutherzeit Gegeben montag in
Pfingstheyligtagenn, anno etc. X V I °
(1516) Thür. Gq. NF 3,2,455 'unter' tritt - abgesehen von vereinzelten Verbindungen mit bestimmten Zeitangaben und 'z(e)it* - vor allem als Anschlußpartikel von Zustands- und Geschehensbezeichnungen oder demonstrativem genitivischen ' d e s ' auf und begegnet außerdem in formelhaften, artikellosen Fügungen mit allgemeinen Zeitangaben zur Bezeichnung eines ' zuweilen, manchmal'. Die Partikel konkurriert vor allem mit ' i n ' und dessen Konkurrenten; in der formelhaften Verbindung *unterweilen* kann es allerdings außer gegen * b ( e ) i ' auch gegen ' z u ' ausgetauscht werden, ebenso ist 'unter z(e)iten' einzig durch ' z u z(e)iten' e r s e t z bar. 'binnen',
1 inwendig'
und 'innerhalb' verbinden sich ausschließlich mit solchen zeiträum-
lich zu interpretierenden, oft pluralischen Zeitangaben,
die in ihrer Ausdehnung genau
begrenzt sind; das geschieht hauptsächlich durch eine in der Fügung enthaltene Kardinalzahl, ein Genitivattribut oder durch eine im Kontext genannte Zeiteinheit, auf die sich die 4 präpositionale Fügung bezieht ; man vgl. dazu z . B . : Lutherzeit Auch sollen nun fortan alle die inwoner der stat Camencz, so lehengueter auf dem lannd haben, i n n e r h a l b dreyen monatn von dato aufs new ire lehen von unnß zu lehen empfahen (1547) CDSax. H 7,211 Do aber einer nach solchem unchristlichem weglaufen sich erkente und b i n n e n genade und vorsuhnunge seines ehegemals bete, . . . den solle . . .
jaresfrist
(1545) Kirchenordnungen 1,1,297 das ist in dreissig jaren jare und tage nicht gereicht noch gegebenn, ouch deßhalben i n w e n d i g sulcher zceit rechtlich ny angefochtenn noch betedinget wehrn
196
2. Querschnitt 1500 - 1550
(1510) CDSax. H 7,298 'b(eH' schließt - abgesehen von den bereits erwähnten gemeinsamen Fügungsgewohnheiten mit ' i n ' einerseits und ' a n ' und 'zu* andererseits - vielfach solche Größen an, die zur näheren Bestimmung und Zuordnung ein Possessivpronomen oder einen possessiven Genitiv bei sich haben; man vgl. z . B . : Lutherzeit wy ich das benumen sal, das ich b e y meynen lebetagen gebraucht habe und nicht bescheyden habe (1513) CDSax. n 12,468 Luther Zum vierten hat mich wohl längst bewegt, daß b e i Papst Julius Zeiten neun Cardinäl mit allen ihrem Anhang nicht haben durchdringen mügen (1519) WA Br. 1,307,21 Gelegentlich klingt in den *b(e)i'-Verbindungen neben der rein temporalen Aussage gleichzeitig ein konditionales oder kausales Moment an. 'an* verbindet sich vor allem mit singularisch ' t a g ' und kalendarisch bestimmten Tagen, außerdem mit ' m o r g e n ' , 'abend' und ' e n d e ' . Mit Ausnahme des Anschlusses von ' e n d e ' , den 'an* allein Ubernimmt, hat es in allen übrigen Verbindungen vor allem ' (a)uf' als starken und sogar überlegenen Konkurrenten neben sich; nur in den Lutherquellen sind - mit Ausnahme des Anschlusses von singularisch ' t a g ' - die Proportionen schon vielfach zugunsten von ' a n ' verschoben und erscheint es z . T . auch in diesen Verbindungen als einzige Anschlußpartikel. ' (a)uf' begegnet uns hauptsächlich in Urkunden. Es verbindet sich in der Regel mit punktuellen oder punktuell abstrahierten Zeitangaben, die meist als Termine auftreten und als solche mitunter auch zeitlich noch ausstehend, zukünftig sein können. Der Partikel wohnt ein sehr stark richtungs- oder hinweisendes Moment inne, was mit der vorwiegend akkusativischen Rektion der Größe im Zusammenhang steht; man vgl. dazu z . B . : Lutherzeit so ist an euch unnser ernnstlicher bevelh. auf montag nach Bartholomei gewislich alhie vor unnser zu gesteen (1534) CDSax. n 7,313
197
Die Angabe des ' W a n n '
Manche ' (a)uf' -Verbindungen s t e h e n attributiv neben a n d e r e n Zeitangaben und b e s t i m m e n diese zeitlich n ä h e r 5 ; m a n vgl. z . B . : 6 Luther Vnnd yhm z c u g e s c h r i e b e n n den Sontag a u f f
S. Dionysii vbir acht t a g
(1519) WA B r . 1 , 5 1 2 , 1 2 Als alleinige Anschlußpartikel begegnet '(a)uf* in Verbindungen m i t ' d a t u m ' sowie a d v e r biellen ' h e u t e ' und ' m o r g e n ' . E r s t a u n l i c h e r s c h e i n t nicht n u r die - verglichen mit ' z u 1 g r ö ß e r e V e r b r e i t u n g von ' ( a ) u f ' in Verbindungen mit k i r c h l i c h e n F e s t e n , s o n d e r n auch sein D o m i n i e r e n Uber ' a n ' und d e s s e n Konkurrenten b e i m Anschluß von s i n g u l a r i s c h ' t a g ' (auch bei L u t h e r ! ) und den k a l e n d a r i s c h b e s t i m m t e n T a g e n sowie in Verbindungen m i t ' m o r g e n ' und ' a b e n d ' ; L u t h e r gebraucht a l l e r d i n g s n u r ' a n ' f ü r den Anschluß d e r beiden letzten genannten Größen und bevorzugt diese P a r t i k e l auch in Verbindungen mit K a l e n d e r tagen. ' z u ' d o m i n i e r t in Verbindungen mit ' m i t t e r n a c h t ' (über ' i n ' ) , ' m i t t a g ' und den a l l g e m e i n e n Zeitangaben (über ' (a)uf' und ' a n ' ) gegenüber möglichen K o n k u r r e n t e n . In allen ü b r i g e n Fügungen e r s c h e i n t e s dagegen s e i n e r s e i t s n u r a l s s c h w a c h e r Konkurrent b e s o n d e r s von ' ( a ) u f ' (und ' a n ' o d e r ' i n ' ) o d e r ' u m * . Wie b e i m Anschluß d u r c h ' ( a ) u f ' , so kann die Größe auch in den * z u ' - V e r b i n d u n g e n gelegentlich als T e r m i n o d e r zeitlich noch a u s s t e h e n de Zeitangabe sowie als n ä h e r e B e s t i m m u n g e i n e r a n d e r e n Zeitangabe a u f t r e t e n . Hingewiesen s e i a u ß e r d e m auf die urkunden- und a m t s s p r a c h l i c h e Verwendung von ' z u ' s t a t t ' i n ' a l s Anschlußpartikel von p l u r a l i s c h ' j a ( h ) r ' , ' t a g ' und s i n g u l a r i s c h ' w o c h e ' . Nach diesen einleitenden Ausführungen sollen im folgenden die vielseitigen und v e r s c h i e denartigen B e r ü h r u n g s m ö g l i c h k e i t e n zwischen den genannten P r ä p o s i t i o n e n w i e d e r an den einzelnen Verbindungen v e r a n s c h a u l i c h t w e r d e n . Im Aufbau und d e r Gliederung d i e s e r Funktionsgruppe folgen w i r dem vorangegangenen synchronen Q u e r s c h n i t t und u n t e r s c h e i d e n :
2.1.1.1.
B e s t i m m t e Zeitangaben: das J a h r und s e i n e zeitlichen Untergliederungen
ja(h)r a)
beim Datum, m e i s t als Schlußformel in B r i e f e n o d e r Urkunden, w i r d * j a ( h ) r ' von i n a n g e s c h l o s s e n , im J e n a u e r Urkundenbuch e r s c h e i n t daneben noch v e r e i n z e l t a n
als
Konkurrent. Die P r ä p o s i t i o n kann d i r e k t vor d e r vollen J a h r e s z a h l s t e h e n , d e r die Größe ' j a ( h ) r ' e r s t folgt:
198
2. Querschnitt 1500 - 1550 Luther Zu Wittenberg, ym Augustiner Closter, am abent S. Johannis baptistae. I m Tausent funffhundert und zwentzigsten J a r (An den christl. Adel, 1520) WA 6,405,8 7 Die Größe ' j a ( h ) r ' kann dabei auch pluralisch
gebraucht werden:
Luther zeit Gegeben - freitagk nach Francisci i m funffczehen hundert und achczendenn ja renn (1518) CDSax. H 12,617 Es ist auch möglich, daß eine präpositionale Verbindung mit ' j a ( h ) r ' vorangeht, der die bloße Jahreszahl folgt: Lutherzeit Datum zcu Schmidefelt mitwoche nach Mathaei i m iare nach Cristi geburt tausent funffhundert vnd virtzigisten (1540) CDSax. II 5,324 Oder mit der Anschlußpartikel "an* : Auß E r f f u r t gegeben mitwoch nach crucis exaltacionis, a m iare der geburt des herren etc. 1522 (1522) T h ü r . Gq. NF 3,2,475 Bei Luther findet sich statt der präpositionalen Verbindung mit ' j a ( h ) r ' lat. ' a n n o ' bzw. 'anno domini' mit Angabe der J a h r e s z a h l in Ziffern: Luther Zu Wittemberg, Dienstag Lucia, Anno 1528 (1528) WA B r . 4,625,32 Geben zu Wittemberg am zehenten Tag des Märzen Dienstag nach Reminiscere Anno domini 1528 (1528) WA B r . 4,410,20 Sehr oft steht ' in' auch in dieser Zeitperiode vor der durch eine Einer- oder Zehnerordnungszahl näher bestimmten Jahresangabe, wobei die Tausender- und Hunderterzahl präpositionslos direkt vorangestellt ist, oder - bei Luther - auch fehlen kann (8. auch S. 200):
Die Angabe des 'Wann*
199
Luther Geben zu Wittemberg am Freitag nach Jubilate i m 22. J a h r (1522) WA B r . 2,531,16 Lutherzeit (gegeben) funfzcenhundertund darnach i m ersten i a r , uf sonnabendt nach Michaelis des heiligen ertzengels tage (1510) T h ü r . Gq. NF 3 , 3 , 1 7 1 g Auch in einem solchen Gefüge kann die Größe ' j a ( h ) r ' im Plural
stehen:
Lutherzeit der gegeben ist zcu Leiptzk dornstag nach circumcisionis domini, nach desselbigen geburt tausent funff hundert und i m sechzcehenden iaren (1516) CDSax. H 11,422 Einmal ist auch eine pluralische Fügung mit einer bestimmenden Kardinalzahl belegt: Lutherzeit Gebenn zu Dresdem am dornnstag nach vnnser lieben frawen tag Visitationis noch Cristi geburt funffzehenhundert vnnd i m funffzehen iaren (1515) CDSax. H 5,483 Die Größe 'ia(h)r* kann in einer Fügung mit einer E i n e r - oder Zehnerordnungszahl auch e r s p a r t bleiben; das trifft zu in Fällen, wo entweder lat. 'anno domini* der g e s a m ten Jahreszahl vorangestellt ist: Lutherzeit geben zu Zeitz am dornstage Wenceslai anno domini funczehen hundirt undt i m funfundtzcwanczichsten (1525) Ub. Kl. Pforte 2,2,460 oder, wo statt des lat. 'anno domini' die entsprechende deutsche präpositionale V e r bindung vorangeht und die Präposition ' in' dann doppelt gesetzt wird: Luther zeit Sontags judica im j a r nach Christi unsers lieben h e r r n und heilands geburt tausent fünfhundert und i m 34. hat man . . . (1534) Kirchenordnungen 1,1,680
2. Querschnitt 1500 - 1550
200
Bei Luther fehlt wieder die Angabe der Tausender- und Hunderterzahl (s. auch S. 199), es heißt dort: Luther Datum Wittenbergk, Donnerstag nach Elizabet Anno zc Im xxviij'^ (1528; Luther u.a.) WA Br. 4,617,20 Sehr oft erfolgt die Jahresangabe beim Datum in den Urkunden der damaligen Zeit noch vollständig in lat. Form: Lutherzeit datum Weymar dornstag nach sand Andreas tag des heyligen zwelffboten a.d. XV° septimo (1507) Thür. Gq. NF 5,1,64 Um die Vielfalt und Verschiedenartigkeit des Jahresanschlusses beim Datum auch in diesem Zeitabschnitt erkennen zu lassen, wurde ganz bewußt auf sämtliche belegte Möglichkeiten aufmerksam gemacht. 9 b)
als Zeitangabe im Singular und Plural wird *ja(h)r' hauptsächlich mit in verbunden. Luther kennt daneben noch i n w e n d i g gebraucht auch vereinzelt a n .
(allerdings nur mit pluralischer Größe) und
Für die nichtlutherischen Quellen ist neben ' i n ' vor
allem b i n n e n 1 " zu nennen; in den Urkunden tritt auch zu mit pluralischer Größe auf. Die Belege beweisen eine engere Beziehung oc) zwischen ' i n ' und lutherischem 'an 1 , ß) zwischen ' i n ' und urkundlichem ' z u ' sowie y ) zwischen ' i n * , lutherischem 'inwendig* und urkundlichem 'binnen'. In Fügungen mit den beiden zuletzt genannten Präpositionen hat die Größe jeweils eine Kardinalzahl zur genauen Begrenzung bei sich, wodurch diese Gefüge eine gewisse Sonderstellung einnehmen (man vgl. dazu auch S. 204, 205, 213 und beachte auch S. 247 f . ) . 'in' begegnet allerdings nur gelegentlich in einer solchen Verbindung. Man vgl. dazu z . B . : K)
Luther Aber meynen bund will ich auffrichten mit Ysaac, den dyr Sara geperen soll vmb dise zeyt y m andern iarU (= lat.: tempore isto in anno altero) (1523-45) WA Bi. 8,78/79 (1. Mose 17,21) Aber das wir richtig darinn handeln, sol man anfahen mit diesen siebenzig wochen am andern iar des koniges Darij, der Langhand hies
Die Angabe des ' Wann'
201
(1530-45) WA Bi. 11,2,18/19 (Vorrede Daniel) ß) Luther zeit Und die neu 10 gute schok, so der rat zu Remberg schuldig, i_n dreien jaren . . . entricht werden sollen (1528) Kirchenordnungen 1,1,586 Luther Wenn aber ein gros ding geschieht y n n w e n d i g drey iaren, mus mans doch zu samen fassen, als ein iar oder einerley zeit (1530) WA Bi. 11,2,22 (Vorrede Daniel) Lutherzeit vorkaufft vnd vorschrieben . . . doch b y n n e n zweyen iharen widder abezuloßenn (1514) CDSax. II 9,370 2f) Lutherzeit solchen vorrath i_n wolfeilen jaren getreide kaufen (1523) Kirchenordnungen 1,1,603 Item das closter hat eyne wieße vor der Stadt gelegenn, darauff wechst zu gemeynen jaren in 3 biß in 4 fuder haw (1542) CDSax. H 12,517 ' zu' in einer solchen Verbindung mutet seltsam an, die Fügung wirkt amtssprachlich, beinahe formelhaft; 'zu* taucht in damaliger Zeit allerdings relativ oft in zeiträumlich zu interpretierenden Fügungen und damit als Konkurrent von ' in1 auf (man vgl. dazu auch S. 205 und 214). Neben ' zu gemeynen jaren' begegnet 'zu dürren iharen' (1540; Ub. Kl. Pforte 2,2,612) und 'zu myßwachsenden iaren' (1529; Thür. Gq. NF 3,3,315). In diesen Gefügen klingt neben der temporalen Aussage noch ein konditionales oder kausales Moment an, das aber vermutlich nicht von der Partikel * zu' abhängt, sondern in den die Größe charakterisierenden Adjektiven enthalten ist. Die Präposition ' zu' erscheint uns deshalb in den genannten Verbindungen durchaus substituierbar gegen ' in'; zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch das zitierte Gefüge * in wolfeilen j a r e n ' . ' i n ' ist nicht nur die am zahlreichsten belegte Anschlußpartikel von singularisch
202
2. Querschnitt 1500 - 1550 und pluralisch ' j a ( h ) r ' , sondern auch in seiner Verwendung am vielseitigsten und weniger spezialisiert als die andern Präpositionen in diesen Verbindungen. Okkasionell begegnet außerhalb der Lutherschriften auch die Verbindung
'über
ja(h)r* t wobei - im Gegensatz zu den oben zitierten Belegen - das Verbalgeschehen aber nicht punktuell irgendwann innerhalb der genannten Zeit statthat, sondern sich das ganze Jahr hindurch mehrfach wiederholt und somit die Zeitangabe ausfüllt. Da es sich - im Unterschied zu den unter 2.2. zitierten ' ü b e r ' - V e r b i n dungen - auch hier um eine 'Wann'-Angabe handelt, sollen diese Belege nicht unerwähnt bleiben, man vgl. z . B . : Lutherzeit W a s ü b e r ihar zu margt in die Stadt gefurt und abgeladen wirdt, das dach nicht geleizgutter seindt
(1510) Thür. Gq. NF 6,390 quatember"*"^ Diese Größe wird von i n angeschlossen und ist dabei zeiträumlich zu interpretieren, man vgl. z . B . : Lutherzeit Es sal der Ordinarius alle vierteil iars i n n den dreyen quattember ader weichfastentagen eynn consistorium bestellen das die scholares exercitium gehaben mögen (zw. 1506 und 1537) CDSax. H 11,321 'wiehfasten*, als Synonym von 'quatember', ist in Fügungen mit (a) uf belegt; die Größe scheint dabei - im Gegensatz zu ihrem 13 als Termin aufgefaßt zu sein
1 in'-Anschluß
- jedoch zeitlich abstrakter und mehr
, man vgl. z . B . :
Lutherzeit do man denne alle tage über das gantcze jare gar eyne lobliche schone mesße singet . . . vor dy vorstorben des jares, a u f f alle vier weyhefasten ouch vier begencknyß und do ouch vleissig zcw bitten vor seyne arme sele mit allen cristglewbigen seien (1503) CDSax. H 12,607 Diese Belege entstammen ausschließlich urkundlichen Quellen; bei Luther konnten solche präpositionalen Verbindungen nicht gefunden werden. quartal Während die 'quatember' der kirchlichen Vierteilung des Jahres dient, wird 'quartal'
Die Angabe des 'Wann'
203
ganz allgemein zur Bezeichnung eines Vierteljahres verwandt. Diese Größe tritt in diesem Zeitabschnitt erstmalig - nur urkundlich - auf und wird von der Partikel z u
angeschlossen.
' quartal* wird in einer solchen Verbindung nicht in seiner zeiträumlichen Ausdehnung g e s e hen, sondern abstrakter, als Termin empfunden (man vgl. dazu auch den oben zitierten 'quatember'-Anschluß durch ' ( a ) u f ' ) : Lutherzeit so soll hinfurder alles das jenige, das zuvorn von einer jeden handwergszunft oder innunge in die kirchen verordnet und gegeben worden, . . . in den gemeinen casten gewendet und z u e einem jedem quartal den obersten zweien kastenherrn uberantwortet werden (1537/38) Kirchenordnungen 1,2,67 Jahreszeiten: frueling, s o m m e r , herbst, winter 14 Sie werden als reine Zeitangaben mit i n ,
gelegentlich auch mit ( a ) u f
verbunden
,
wobei ' i n ' meist mit dem nachfolgenden bestimmten Artikel zu ' i m ' verschmilzt; man vgl. z . B . : Luther das, wo ein kirchwey odder jarmarckt ist, sich die selben bettler samlen, wie die flyen ym sommer ((Gr.) Sermon von dem Wucher, 1520) WA 6,44, 26 Denn ich vermag itzt a u f f den winter vnd ynn solcher ferlicher zeit keinen aufzubringen (1528) WA B r . 4,583,6 Während die beiden Partikeln in den zitierten Belegen - abgesehen von i h r e r unterschiedlichen Rektion -
gegeneinander austauschbar sind, gibt es auch Fälle, in denen ' (a)uf' in einer
spezialisierten und von ' i n ' abweichenden Verwendung auftritt, man vgl. z . B . : Luther zeit Die Thunen bekent Heintzen Topffer 12 ny groschen, die wil sie ym bezcalenn u_f den herbst der weinerden nestkunfftig ane notrecht der gericht (1507) T h ü r . Gq. NF 3,2,415 15 Hier wird die Jahreszeit vermutlich wieder
zeitlich abstrakter gesehen und als Termin
aufgefaßt; außerdem klingt in dieser Verbindung ein hinweisendes Moment auf noch Ausstehendes, Zukünftiges durch. Okkasionell erscheint d u r c h beim Anschluß von ' s o m m e r ' . Da diese Fügung
204
2. Querschnitt 1500 - 1550
keine Dauer oder zeitliche Erstreckung angibt, sondern ein 'Wann' bezeichnet, könnte ' d u r c h ' in d e r folgenden Verbindung durchaus von ' i n ' ( ' a u f ' ) ersetzt werden; man vgl. dazu: Lutherzeit mutwillens und f r e v e l s , so d u r c h diesen Sommer von den handtwergsleutten kegen den unßern zum mehrmal furgenommen und begangen (1539) CDSax. H 11,523 monat Diese Größe tritt singularisch und pluralisch auf. Präpositionale Fügungen mit speziellen Monatsnamen können nicht belegt werden. Als Anschlußpartikel begegnet hauptsächlich i n , das allerdings nur mit singularischer Größe verbunden ist; diese wird meist von einer Ordinalzahl genauer c h a r a k t e r i s i e r t , oder sie hat ein Demonstrativum oder den bestimmten Artikel (der meist mit d e r Präposition verschmilzt) bei sich. In den nichtlutherischen Quellen dieser Zeit begegnen neben ' i n ' noch b i n n e n singularischen und pluralischen Fügungen) und i n n e r h a l b
(in
(hur in pluralischen Fügungen),
wobei die Größe wieder jeweils durch eine Kardinalzahl genau begrenzt wird (man vgl. dazu auch S. 200 f . , 205, 213 sowie 247 f . ) : Luther ein priester yhe ein mal y m Monat sein gepet zusprechen schuldig ist (An den c h r i s t l . Adel, 1520) WA 6,433,1 Lutherzeit Sein gantzes volck auch sterben mus, So weit regirt Ahasverus, Ym zwelfften Monden sal es sein Adder heist e r , wie ich auch mein (Esther, 1537) Voith, Dramen 181 Oder pluralisch mit 'binnen' und ' i n n e r h a l b ' : dass e r einen andern von der zeit an, wann ihme der schulmeister solches anzeigen wird, b i n n e n zweien monaten benenne (1543) Kirchenordnungen 1,1,288
205
Die Angabe des 'Wann*
Auch sollen nun fortan alle die inwoner der stat Camencz, so lehengueter auf dem lannd haben, i n n e r h a l b dreyen monatn von dato aufs new ire lehen von unnß zu lehen empfahen (1547) CDSax. II 7,211 woche Sie wird von in angeschlossen, das bei Luther nur in singularischen Fügungen erscheint. In den nichtlutherischen Quellen begegnen auch Verbindungen mit zu und b i n n e n , 'binnen* 16 verbindet sich nur mit pluralischer Größe, die wieder von einer Kardinalzahl genauer ge17 grenzt wird. Wie die Belege beweisen werden, ergeben sich wiederum Beziehungen zwischen "in* und ' z u ' einerseits sowie 'in* und "binnen*
besonders enge andererseits;
man vgl. dazu: Lutherzeit In der wochen sol man predigen am mitwoch und freitag (1528) Kirchenordnungen 1 , 1 , 1 6 8 Z u r wochen soll der stat diacon uf montag, dinstag, der pfarrer donerstags und freitags frue . . . in der Stadt predigen (1529) Kirchenordnungen 1 , 1 , 5 6 0 alsdann sali ein yeder auff des andern gerechtigkeyt b y n n e n vier wochen nechst darnach volgennde sein einrede von dem tage, so ym solichs beheridigt, thun (1504) CDSax. II 6 , 4 0 6 Man beachte aber daneben auch: Wurden aber wir von steten der grawßamen pflag halben vorhindert, in vier wochen zusammene zu kommen . . s o . . . (1507) CDSax. II 7,161 Okkasionell begegnet bei Luther auch ü b e r in der Verbindung mit ' w o c h e ' , das sich 18 gegen ' i n ' austauschen ließe
; man vgl. dazu:
Luther Zum dritten, ü b e r
die Wochen mocht man Messe halten, welche Tag es not wäre
(1528) WA B r . 4,535,23 Als K o m p o s i t i o n s g l i e d
e r s c h e i n t ' w o c h e ' in Kompositionen wie: carwoche (1528;
Kirchenordnungen 1 , 1 , 1 6 9 ) , marterwoche (zw. 1506 u. 1537; CDSax. II 11,320), osterwoche
2. Querschnitt 1500 - 1550
206
(1523; CDSax. II 5,484 u. anderswo) und pfingstwoche (1503; Ub. K l . P f o r t e 2,2,383 u. anderswo); diese Komposita werden nur von i n
angeschlossen.
kirchliche Feste 1.
ostern,
pfingsten,
Weihnachten 19
Diese Feste werden von ( a ) u f
, z u und i n angeschlossen (bei Luther fehlt * zu*),
die in ganz bestimmten Verbindungen gegeneinander ausgetauscht werden können. Besonders ' (a)uf' und ' z u * stehen in einer sehr engen Beziehung zueinander und können einander stets v e r t r e t e n . A l l e 3 Präpositionen verbinden sich - mit Ausnahme einer 20
einzigen ' i n ' - F ü g u n g bei Luther
- direkt ohne zwischenstehenden A r t i k e l mit der
Größenbezeichnung; man v g l . dazu: Luther zeit A u f weinachten bis auf purificationis soll man den sequenz grates nunc omnes, den ersten v e r s drei mal und den letzten einmal singen (1533) Kirchenordnungen 1,1,704 Die opfergroschen und pfennige, wie die geordent, wollen auf zwu tag zeit gereicht werden als nemlich z_u weihennachten und pfingsten (1533) Kirchenordnungen 1,1,187 A m suntage und andern grosen feiertagen zur vesper sai ein ubunge auch gehalten w e r den mit singen, wie zum t e i l j_n weinachten für genommen (1532) Kirchenordnungen 1,2,541 Einschränkend f ü r den Gebrauch von ' i n * - als Konkurrent von *(a)uf' und ' z u ' - muß erwähnt werden, daß es niemals eines der genannten F e s t e als T e r m i n f ü r Abgaben oder Zinsen anschließt, dies bleibt einzig den Partikeln * (a)uf' und ' z u * vorbehalten. In der Verbindung mit ' i n * - und darin unterscheidet sich diese P a r t i k e l in i h r e r G e brauchsweise weiterhin von ' ( a ) u f ' und ' z u ' - können die Feste auch in einer zeiträumlichen Ausdehnung gesehen werden und als nähere zeitliche Bestimmung einer anderen, 21 ihnen zeitlich untergeordneten Zeitangabe dienen
; man v g l . dazu z . B . :
Luther geben zcu Wittenbergk am Donnerstag y n n (1519) W A B r . 1,373,21
osternn 1519
Die Angabe des 'Wann' 2.
207
a d v e n t und f a s t e n Die sich Uber einen größeren Zeitraum erstreckenden kirchlichen Feste werden in der Regel mit in verbunden und sind meist zeiträumlich zu interpretieren. Fügungen mit diesen beiden Festen sind nur in den nichtlutherischen Quellen bezeugt: Lutherzeit in der fastenn und im advent, auch an den hohin festenn, so die noth das furdert, bichte sitzen und hören unnd auch sprengen • (Klosterordnung von 1511) Thür. Gq. NF 3,2,438 Die Verbindungen mit 'in* können auch wieder eine andere, untergeordnete Zeitbestimmung in eine bestimmte Zeit des Kirchenjahres einordnen, z . B . die Tagesangabe beim Datum: Lutherzeit . . . der gegebenn ist uff Bernburg nach Cristi unnsers hern geburt funffzehinhundert iare, uff sontag invocavit i_n der heiligenn vastenn (1500) CDSax. n 11,260 Gelegentlich übernimmt auch ( a ) u f den Anschluß von 'advent' und ' f a s t e n ' , die dann ausschließlich als Terminangaben auftreten, an denen bestimmte Dienstleistungen - meist Abgaben - fällig sind; 'advent* und 'fasten* werden dabei in ihrer zeitlichen 22
Aussage abstrahiert und mehr punktuell gesehen
:
Lutherzeit Einkommen ann korn vnd ann hering sc. II thone Schonisch heringk, eine v f s Advent . . . die ander auf die Fasten vnd ist erkauft vmb 1 0 XXXII fl. vonn eim rathe zu Pirna vnablosselich (1542) CDSax. n 5,489 Auch *in' begegnet okkasionell in einer solchen Verwendung und kann somit vereinzelt mit *(a)uf* konkurrieren; man vgl. z . B . : XX pfd. gesaltzen lachs u f f s advent und in der faste (1538) Ub. Kl. Pforte 2,2,580 23 3.
fest
als allgemeine Umschreibung größerer kirchlicher Feiertage wird mit ( a ) u f ,
z u , an und in verbunden, die unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Größenrektion - gegeneinander ausgetauscht werden können 2 ^; man vgl. dazu z . B . :
2 Querschnitt 1500 - 1550
208
Luther zeit Auf alle festa und sontage. Soll in beiden kirchen die communion gehalten werden . . . so oft communicanten vorhanden (1539) Kirchenordnungen 1,1,593 Am sunntag und z_u allen festen soll im stetlein Seida f r u e ein sermon vom heiligen evangelio . . . durch den p f a r r e r gethan werden (1528) Kirchenordnungen 1,1,670 so werden diese angezeigte deutsche gesenge und psalmen nicht mehr dann an den sontagen und a_n den festen und feirtagen . . . gesungen (1527) Kirchenordnungen 1,2,60 In festen aber als Ostern, Pfingsten, Weinachten singe man die eigene introit deutsch oder lateinisch (1544) Kirchenordnungen 4,64 Als K o m p o s i t i o n s g l i e d b e g e g n e t ' f e s t * in dem Kompositum ' o s t e r f e s t ' , das einheitlich mit ( a ) u f verbunden wird; man vgl. dazu: Luther E r pflegt aber yhnen a u f f das osterfest eynen gefangen los zu geben, wilchen sie begereten (= l a t . : per diem autem festum) (1522-46) WA Bi. 6,200/01 (Mark. 15,6) Lutherzeit Auf das oster fest zur metten hebt der p r i e s t e r also an . . . (Kirchenamt; o . J . ) Kirchenordnungen 1,1,487 Tagesangaben Auch in dieser Zeitperiode stehen f ü r den Anschluß der Größe ' t a g ' m e h r e r e Präpositionen zur Verfügung, die allerdings nicht alle gegeneinander austauschbar sind, sondern z . T . in spezifischer Verwendung begegnen. Die 'tag*-Verbindungen sind sehr zahlreich belegt. Wir gliedern das Material nach den bereits f ü r den e r s t e n zeitlichen Querschnitt bestimmenden Gesichtspunkten und unterscheiden:
Die Angabe des 'Wann'
1.
209
' t a g ' als allgemeine, kalendarisch unbestimmte Zeitangabe a)
im
Singular
' t a g ' in singularischer Verwendung wird in damaliger Zeit sowohl bei Luther als 25 25 auch in den nichtlutheTischen Quellen von den Partikeln ( a ) u f , an , b(e)i,
zu und i n angeschlossen.
' (a)uf' und 'an* sind nicht nur die verbreitetsten Anschlußpartikeln f ü r singularisch ' t a g * , in diesen Fügungen sind auch die meisten Bestimmungsglieder der Größe denkbar: außer dem Artikel, der beim Anschluß durch * an' gelegentlich mit 26 der Partikel verschmilzt
, kann noch ein Adjektiv oder eine Ordinalzahl die
Größe näher bestimmen (auff den andern tag); die Größe kann mit einem Demonstrativum (an dem selbigen tage) oder Interrogativum (auf welchen tag) verbunden 27 sein wie auch einen Genitiv zur näheren Charakterisierung bei sich haben . *b(e)i* und ' z u ' sind in ihrem Gebrauch wesentlich eingeschränkter und spezialis i e r t e r , sie werden aus diesem Grunde gesondert angeführt ( s . S. 210 f f . ) , ' i n ' ist nur selten belegt und steht in enger Beziehung zu den Partikeln 'an* und '(a)uf'. Zunächst sei das Zusammenspiel zwischen ' ( a ) u f ' , ' a n ' und ' i n ' vorgeführt. Es handelt sich dabei um Fügungen, in denen - auf Grund i h r e r eingeschränkten V e r wendungsweise - 'b(e)i* und ' z u ' nicht begegnen und auch nicht f ü r ein ' ( a ) u f ' , ' an' oder ' in' eingesetzt werden können: Luther betrübt nicht den heyligen geyst Gottis, damit yhr versigelt seyt a u f f den tag der erlosung (= l a t . : in diem redemptionis) (1522-46) WA Bi. 7,202/203 (Eph. 4,30) der Got . . . wolle seine herlickeit auch an uns allen bißs ans ende mehren und behalten, aüff das wir seyner gnaden neüwes werck on straff und taddel erfunden werden a n jhenem tage (1523) WA B r . 3,139,14 auff das yhr stundet widder den streit y m tage des HERRN (Vom Kriege wider die Türken, 1529) WA 3 0 , 2 , 1 2 0 , 5
2. Querschnitt 1500 - 1550
210
Für den Gebrauch von ' (a)uf* muß ergänzend erwähnt werden, daß es sich in damaliger Zeit sehr oft mit der durch die Kardinalzahl 'ein* bestimmten Größe 'tag' verbindet
28
;
in einer solchen Fügung können merkwürdigerweise *an' und 'in* nicht belegt 29 werden
.
Luther Aber sihe, ich wil jn aushawen, spricht der HERR Zebaoth, vnd wil die sunde desselbigen landes weg nemen auf f einen tag (= lat.: in die una) (1532-45) WA Bi. 11,2,336/37 (Sach.3,9) Luther zeit denn man kan die leute die ganze schrift nicht auf einen tag leren (1528) Kirchenordnungen 1,1,169 *b(e)i' verbindet sich fast ausschließlich mit artikelloser Größe ' t a g ' , die als Gegensatz zur 'nacht* gesehen und meist auch deutlich von ihr abgehoben wird (die Größe 'nacht* kann dabei ebenfalls mit 'b(e)i*, aber auch mit einer anderen Partikel verbunden sein oder genitivisch angeführt werden). In einer solchen Verwendungsweise berührt sich *b(e)i* sehr eng mit ' a n ' ; man vgl. dazu: Lutherzeit Wann es In meiner macht stundt, sie b e y tag aussetzig vnd bey der nacht zu Vnser beder eelichen gemainschaft Widerum sauber vnd wolgestalt zumachen (Concionum epitomae, 1517) Staupitz, Werke 45 Man beachte daneben: weder sommers noch winters bei nacht metten oder ander ceremonien halten, sonder allein am tag (1533) Kirchenordnungen 1,1,653 'tag* und 'nacht* werden in den zitierten Belegen als rein zeitliche Antipoden gesehen, so daß sie sowohl von 'b(e)i' als auch von 'an' angeschlossen werden können. Die in den Gefügen mit 'b(e)i' gelegentlich anklingenden modalen und kausalen Nebenfunktionen können beim Anschluß von 'tag* nur schwerlich nachgewiesen werden, sie werden besonders in Fügungen mit einzelnen Zustands- und Geschehensbezeichnungen deutlich Dort erscheint die Größe - eben durch ihre Verbindung mit *b(e)i* - nicht mehr nur
30 .
211
Die Angabe des 'Wann* temporal, sondern sie kann gleichzeitig Begleitumstand sein und darüber hinaus meist mit den für sie charakteristischen Eigenschaften - sogar als Bedingung, Anlaß oder Voraussetzung für ein Geschehen oder Sein aufgefaßt werden. Die Gefüge mit
*b(e)i* lassen sich daher sehr oft mit einem Gliedsatz umschreiben, den die Temporales und Konditionales in sich vereinende Konjunktion "wenn* einleitet. Kurz hingewiesen sei in diesem Zusammenhang jedoch noch besonders auf folgenden Beleg, in dem 'b(e)i* und 'an' mit ein und derselben Größe verbunden sind und nebeneinander gebraucht werden: Lutherzeit Und sollen bei nechtlicher weile nimand begraben, sondern allein be i und aji dem tage (1528) Kirchenordnungen 3,400 Hier ergibt sich die Frage nach der Redundanz bzw. nach der Funktionsgleichheit beider Partikeln, die in einer sonst sehr knapp und sachlich gehaltenen Ratsordnung verwunderlich erscheinen würde. Andererseits ist schwer nachweisbar, ob 'b(e)i* (auf den 'tag' als Begleitumstand und mit seinen charakteristischen Eigenschaften zugleich als Bedingung oder Voraussetzung hinweisend) und 'an* (auf den 'tag 1 als reine Zeitangabe bezogen) ganz bewußt verwandt und unterschieden werden, hier also keine Tautologie und Redundanz vorliegt, sondern eine funktionale Differenzierung anklingt. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß in damaliger Zeit sehr oft "öffentlich* (bzw. 'heimlich') neben einer präpositionalen ' t a g ' - (bzw. 'nacht*-)Fügung begegnet; man vgl. dazu: Lutherzeit Und so ein mensch vorstirbt, soll der leichnam nicht heimlich noch zu nachts . . . sundern öffentlich und am tag . . . begraben werden (1528-1533) Kirchenordnungen 1,1,648 Hier drückt das Adjektiv bzw. Adverb deutlich aus, was vielleicht in der oben zitierten Fügung durch 'b(e)i' (Begleitumstand: tag = hell
öffentlich) bezeichnet werden
sollte. Da das unmittelbare Nebeneinander von ' b(e)i' und 'an' nur vereinzelt belegt ist, darf ein solcher Erklärungsversuch allerdings nur mit aller Vorsicht ausgesprochen werden"*'''. Während in den bisher angeführten Belegen das Geschehen oder Sein der Tagesangabe sich von dem der Nacht unterschied, können sich beide Geschehen (Sein) auch entsprechen
212
2. Querschnitt 1500 - 1550 und identisch sein. Die Größen 'tag' und 'nacht' stehen dann in einer Fügung vereint nebeneinander, werden also von ein und derselben Partikel angeschlossen. In der Verwendung, sich mit 'tag und nacht* gleichzeitig zu verbinden, berührt sich 'b(e)i* mit der Partikel 'zu*; beide Präpositionen sind in solchen Verbindungen gegeneinander 32 austauschbar
; man vgl. dazu z . B . die beiden folgenden Belege aus ein und derselben
Urkunde: Lutherzeit so ist solche forbergk nichts anders dan eyn lauther feuer geniste, welchs mit haw vnd stroe gefullet, darynne b e y tage vnd nacht 3 2 a des closters gesinde . . . geferlicher weyse licht vnnd feuer tragen (1519) CDSax. II 9,380 das wyr alle semptlich yre arme vnnd willige Capellen seynn zw tage vnd nacht, wen sy vnß bedurffen (1519) CDSax. H 9,383 'b(e)i* und 'zu' stehen in dieser Verwendung natürlich auch in einer sehr engen Beziehung zu ' a n * , gegen das sie ausgetauscht werden könnten. Allerdings ginge bei einem solchen Ersatz die Formelhaftigkeit der Fügung verloren, da außer der Partikel 'an' - die im Unterschied zu *b(e)i' und 'zu' nicht Anschlußpartikel für beide Größen zugleich sein kann - für den Anschluß von 'nacht' noch zusätzlich die Präposition ' i n ' gesetzt werden müßte. Neben dem erwähnten Anschluß von 'tag und nacht' durch 'zu' kann sich diese Prä33 Position auch mit 'jüngster tag* verbinden, was vermutlich aus dem auch der P a r t i k e l ' z u ' innewohnenden, auf zeitlich Ausstehendes, Zukünftiges hinweisenden Moment zu erklären ist. In einer solchen Fügung steht ' z u ' in enger Beziehung zu ' a n ' ; man vgl. dazu: Lutherzeit die engel mit langen spiessen die sollen absundern die guten von den bösen zum jüngsten tag (Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens, 1524) Müntzer, Pol. Sehr. 63 Luther Wer weys, wie lange sie leben, vnd villeicht vnter yhn eyner mocht sein, der am jüngsten tage vnser aller richter wurde sein
Die Angabe des 'Wann'
213
(1526) WA B r . 4,35,14 Inwiefern bei dem ' zu*-Anschluß von ' j ü n g s t e r t a g ' eine alte Gebrauchsweise fortlebt (man vgl. S. 54) und eine echte Konkurrenz mit ' a n ' vorliegt, oder aber ob außer der rein temporalen Aussage - über die Funktion von ' an* hinausreichend - durch die 34 Verbindung mit * zu* noch ein kausales, den Anlaß bezeichnendes Moment anklingt, ist nicht nachweisbar. Die häufigste Anschlußpartikel f ü r ' j ü n g s t e r tag' ist ' a n ' , ' z u ' ist nur vereinzelt belegt, wie es überhaupt in den Fügungen mit ' t a g ' nur auf die beiden erwähnten Verbindungsmöglichkeiten beschränkt i s t . b)
im
Plural
' t a g ' in pluralischer Verwendung wird von i n ,
inwendig,
zu und a n
angeschlos-
sen, f ü r die nichtlutherischen Quellen müssen zusätzlich ( a ) u f und b i n n e n werden.
35
Während die ' t a g e ' in der Verbindung mit ' i n ' , 'inwendig'
erwähnt
35 und ' b i n n e n '
in e r s t e r
Linie als zeiträumliche Einheit aufzufassen sind, erscheinen sie beim Anschluß durch ' z u ' , ' a n ' und ' ( a ) u f ' vorwiegend punktuell als eine Summierung einzelner Tage. Die Fügungen mit ' (a)uf' beziehen sich dabei meist auf ganz bestimmte, kalendarisch 36 festgelegte Tage
, auch bei den Verbindungen mit ' z u ' und ' a n ' ist ein solcher Bezug
möglich, allerdings nicht ausschließlich gegeben. Die Übergänge zwischen beiden Verwendungsweisen von pluralisch ' t a g ' sind natürlich fließend, zumal - mit Ausnahme der Fügungen mit 'inwendig' und 'binnen' - alle präpositionalen Verbindungen noch beide Interpretationen zulassen; man vgl. dazu: a)
die ' t a g e ' als zusammenhängende zeiträumliche Einheit Lutherzeit zu iren handen zu schigken i-nn acht oder zehen tagen ungferlich (1502) II 11,262 CDSax. Es sal auch der h e r abt i n n e n w e n d i g k acht tagen den negsten alle des closters privilegien und briefe . . . in das ampt Weissenfeis aufs ampts r e v e r s a l eynsetzen und deponirn (1535) Ub. Kl. Pforte 2,2,528 der denn bei seiner pflicht das also b i n n e n vierzehen tagen dem landsfursten angeben und vormelden sol (1502) CDSax. H 11,267
214
2. Querschnitt 1500 - 1550 auch ungeverlich z u vierzehen tagen ein mal in der dorfer einem dasselb vleissig und also treiben, das jung und alt der gebot gottes, glaubens und gebets einen vorstand fassen mugen (1529) Kirchenordnungen 1,1,668 F ü r den Gebrauch von ' (a)uf' beachte man folgenden Beleg: Ach, das ichs Got von hymel klag, Das ich e r s t a u f f mein alte tag Meins lieben sohns entperen sol. Ach liber man, ihr thut nicht wol, Ich wolt, das gelt wer nie gewest, Denn das mich nu mein Son verlest (Tobias, 1539) Ackermann, Dramen 37 Daneben findet sich natürlich auch: das ich ader die meynen in vnsern alten tagen ane vorschulden so elendigklicb außgeweist vnd . . . vnser broth hinfurdt in iamer vnd trüpsall essen Sölten (1541) CDSax. H 9,432 Luther verwendet hauptsächlich * in", gelegentlich auch ' inwendig*. In seinen frühen Schriften begegnen vereinzelt allerdings auch noch Verbindungen mit 'zu* u n d ' a n ' ; man vgl. z . B . : Luther zu den selben tagen werden die menschen den tod suchen vnd nicht finden (1522) wird v e r b e s s e r t in: i n den selbigen tagen werden die menschen den Tod suchen . . . (1524-46) (= l a t . : in diebus illis) WA Bi. 7,442/43 (Off. 9,6) Vnnd wisset das auffs e r s t , das a n letzten tagen komen werden verspotter, die nach yhren eygen lusten wandeln (1522-1527) wird v e r b e s s e r t in: e VNd wisset das auffs e r s t , Das i n den letzten tagen komen werden Spotter, die . . . (1530-46)
Die Angabe des 'Wann*
215
(= lat.: in novissimis diebus) WA Bi. 7,322/23 (2. Petri 3,3) Wie die Belege beweisen, berührt sich ' in' - als die verbreitetste und vielseitigste Partikel in einer solchen Verbindung - einerseits sehr eng mit 'inwendig' und 'binnen' in ihrer spezialisierten Verwendung, andererseits steht es auch in einer engen Beziehung zu ' a n ' , '(a)uf' und ' z u ' , die allerdings nur selten in einer solchen Fügung begegnen, ' a n ' und ' z u ' werden im Laufe der Zeit schließlich völlig von ' in' verdrängt, was bereits aus den Lutherbelegen e r sichtlich ist. 37 Zu der Fügung mit *zu*
aus den Kirchenordnungen sei noch ergänzend e r -
wähnt, daß sie in ihrer zeitlichen Aussage - verglichen mit den Gefügen, in denen ' i n ' , 'inwendig' und 'binnen' auftreten - abstrakter und mehr bloß zuordnend wirkt, wobei gleichzeitig ein iteratives Moment (alle 14 Tage) 3anklingt, 8 was allerdings bei dem Anschluß durch ' in* ebenfalls der Fall sein kann
.
' (a)uf' tritt in damaliger Zeit nur in der zitierten Verbindung vereinzelt auf und hat sich in dieser Verwendung bis heute neben ' i n ' erhalten. ß) die 'tage' als Summierung verschiedener vorwiegend nicht aufeinanderfolgender Zeitpunkte Lutherzeit Sihe vom Herode zu welchs tagen Christus vnd Johannes empfangen vnd gesporn sind (Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens, 1524) Müntzer, Pol. Sehr. 33 . . . sondern halte an Sonntagen und andern feiertagen, und an andern tagen, so jemand der communio begehret ein christliche ehrliche mess (1545) Kirchenordnungen 1,1,214 Auf die tage in der wochen so man predigt, sollen in steten die knaben in die kirchen gehen, und für der predigt etwas singen (1545) Kirchenordnungen 1,1,302 ' i n ' kann als Konkurrent von *zu', ' a n ' und '(a)uf',
die in diesen Belegen
unseres Erachtens gegeneinander austauschbar sind, außerhalb der Lutherquellen nicht belegt werden. Luther verwendet - abgesehen von gelegentlichem ' i n ' - hauptsächlich ' a n ' ; man vgl. dazu:
216
2. Querschnitt 1500 - 1550 Luther Ich achte nicht not sein, alle Werkeltage eine Lection zu haben, man wolle es denn gerne tun, sondern sei genug an dreien Tagen in der Wochen (1524) WA B r . 3,413,42 Es sind sechs tage darynnen man erbeytten soll, ynn den selbigen kompt vnd last euch heylen, vnd nicht am sabbath (= lat.: in his ergo venite) (1522-46) WA Bi. 6,276/77 (Luk. 13,14) 39 ' in' erscheint uns in diesem Beleg ais Konkurrent von ' an*,
2.
Der Tag als bestimmte, kalendarisch festgelegte Zeit- oder Terminangabe 40 a) Tagesbezeichnungen nach F e s t und H e i l i g e n t a g e n d e s K i r c h e n j a h 41 r e s verbinden sich mit (a) uf und a n . Für Luther kann - mit einer einzigen zu erwähnenden Ausnahme - nur der Anschluß 42 durch ' an* belegt werden
, was vermutlich rein sachliche Gründe hat, denn
die von * (a)uf' angeschlossenen Fest- und Heiligentage begegnen nur in den Urkunden, sie erscheinen dort als - meist regelmäßige - Termine für Abgaben, besonders für Zinsleistungen. Als Ausnahme finden sich seltene Fälle, in denen Gefüge , 43 , mit (a)uf eine andere, ihnen gleichgeordnete Tagesangabe näher bestimmen ; in dieser speziellen Verwendung erscheint auch die einzige bei Luther bezeugte ' (a)uf' -Verbindung. Die Fest- und Heiligentage können aber auch Teil einer genauen Datumsbezeichnung 44 sein, sie werden dann ausschließlich mit ' a n ' verbunden
; man vgl. dazu z . B . :
Lutherzeit oc)
Termin für Abgaben Auf f Johannis baptiste gybt mhan ierlichen eyne spende von wegen des stifftes dißes closters (1541) CDSax. II 6,466
0)
beim Datum der do gegeben ist noch Christi geburth tußent ffumftzinhundert unde drye jare, a_n dem tage sancti Iohannis ewangeliste (1503) Thür. Gq. NF 4,2,451
Die Angabe des 'Wann' •y)
217
als nähere Charakterisierung einer anderen, gleichgeordneten Zeitangabe Gegebenn - im funffzehenhundert und funffzcehenden ihar, dinstags a u f f sanct Gallen tagk (1515) T h ü r . Gq. NF 3,2,453
Der kirchliche F e s t - oder Heiligentag kann vereinzelt auch einfacl*mit f e s t umschrieben werden, das von a n angeschlossen wird. Die Größe ' f e s t ' ist dabei - wie überhaupt - doppeldeutig, da sie sich nicht nur auf einen Festtag bezieht, sondern zugleich auch ein größeres kirchliches Fest wie: Ostern, Pfingsten und Weihnachten allgemein umschreiben kann (man vgl. auch S. 207 f . ) : Lutherzeit An hohen festen, als christag, ostern, auffart, pfingsten, oder der gleichen, were gut, das zur messe etliche gesenge . . . gebrauchet würden (1528) Kirchenordnungen 1,1,165 b)
Neben den F e s t - und Heiligentagen des Kirchenjahres erscheinen auch die noch heute üblichen W o c h e n t a g e
als kalendarisch festgelegte Zeit- oder T e r m i n a n -
gaben. Sie werden sehr oft - zwecks genauerer Fixierung im Kalendersystem noch zusätzlich zu einem F e s t - oder Heiligentag in Beziehung gesetzt und sind wesentlich zahlreicher belegt als diese (man vgl. dazu die Tabelle S. 232/33). Als Anschlußpartikeln f ü r die Wochentage begegnen ( a ) u f und a n (das regelmäßig 45 mit nachfolgendem bestimmten Artikel verschmilzt ). Beide Präpositionen stehen in Konkurrenz miteinander: sie können beide die T a g e s 46 angabe in d e r Datumsformel anschließen , wie sich auch mit dem Wochentag als einem vergangenen, gegenwärtigen oder regelmäßig wiederkehrenden T e r m i n beliebiger Geschehen oder Sein verbinden. In den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts begegnet gelegentlich auch i n als Anschlußpartikel eines Wochentages; auch diese Präposition kann sich mit nachfolgendem bestimmten Artikel zu einer Einheit verbinden. Oi)
allgemeiner Termin Luthe r ich f r a g e euch, was zympt sich zu thun a u f f den Sabbat ? (= l a t . : sabbatis) (1522-46) WA Bi. 6,234/35 (Luk. 6,9)
218
2. Querschnitt 1500 - 1550 Sihe, deyne iungere thun, das sich nit zimpt am sabbath zu thun (= lat.: sabbatis) (1522-46) WA Bi. 6,54/55 (Matth. 12,2) Für die Lutherzeit beachte man außerdem: Wenn man nach gewonheit zu vesper geleutet, singe man, wie im sonabent verzeichnet'*'' (1539) Kirchenordnungen 1,1,272 Daneben findet sich in derselben Quelle auf ebenderselben Seite: W o man die knaben hat, mag man auf die Werktage . . . f ü r der predigt sie
singen lassen, ehe denn man in schulen anfehet zu lesen, wie am sontag zur metten verzeichnet47 Auch mit pluralischer Größe können ' ( a ) u f ' , 'an* und 'in* belegt werden: Lutherzeit das auf die sontage niemandt sol zu holze ader fhelde fharen (vor 1541) Thür. Gq. NF 6,395 so werden diese angezeigte deutsche gesenge und psalmen nicht mehr dann an den sontagen und an den festen und feirtagen . . . gesungen (1540) Kirchenordnungen 1,2,60 welche sich so gar kalt und seumlich . . . erzeugen, das sie in vier oder fünf oder mehr sontage nicht zur kirche gehen, das evangeliuni nicht hören (1542) Kirchenordnungen 1,1, 203 (3)
beim Datum Lutherzeit Gebenn nach der geburt Cristi unsers hern im fünfzenhundert und sechzenden jare, auf freitag nach Remigii (1516) Thür. Gq. NF 4,2,467 gegeben - nach - Ihesu Cristi geburt tusent feumffhundert unnd ym feunfften iar, am sontage vor der heyligenn drey konnygenn tage (1505) Thür. Gq. NF 3,2,398
Die Angabe des 'Wann*
219
Für die Präposition ' (a)uf' muß ergänzt werden, daß sie auch - von der Schreib(Sprech-)situation gesehen - noch ausstehende, zukünftige Wochentage anschließen kann, ohne daß diese unbedingt durch ein entsprechendes Adjektiv (nächst, künftig, folgend u . a . m . ) als solche gekennzeichnet sind: man vgl. dazu z . B . : Lutherzeit so ist an euch unnser eranstlicher bevelh auf montag nach Bartholomei gewislich alhie vor unnser zu gesteen (1534) CDSax. II 7,313 Bei Luther ist eine Fügung belegt, in der nicht eine der genannten üblichen Anschlußpartikeln der Wochentage ('(a)uf*, ' a n ' oder ' i n ' ) erscheint, sondern in der eigenartigerweise die Präposition z w i s c h e n auftritt48 ; m a n vgl. dazu: Da aber die Juden aus der schule giengen, baten die heyden, das sie z w i s c h e n dem Sabbath yhn die wort sageten (1522-1527) WA Bi. 6,472 (Apg. 13,42) Die lat. Entsprechung dieses präpositionalen Gefüges lautet: 'sequenti sabbato', das korrekt ein griech. eigto MCtOC^V dtXßßccTo/l wiedergibt; die 1. deutsche Bibel (Kurrelmeyer 2,340) übersetzt mit dem adverbialen Akkusativ: einen andern sambstag. Die Verbindung von ' zwischen' mit nur einer Größe ist nicht neu und konnte bereits für das 13. und 14. Jahrhundert nachgewiesen w e r d e n 4 9 t allerdings begegnet die Partikel dann niemals in der hier zitierten Verwendung, die nur sehr schwer, wohl aus einer unkorrekten Auffassung von tuezcxzu erklären ist. In den nachfolgenden Ausgaben (1530-46) ersetzt Luther die dativische Größe nach ' zwischen' durch eine genitivische Form , die Fügung lautet dann: zwischen
Sabbaths
W A B i . 6,473 (Apg. 13,42) Es handelt sich dabei wohl um einen adverbialen Genitiv; vermutlich erklärt sich die Verdrängung des Dativs durch eine genitivische Form aus der großen Verbreitung der adverbialen Genitive in damaliger Zeit. Fraglich bleibt dabei allerdings, weshalb diese adverbialen Genitive bzw. Adverbien nur bei einieen wenigen Präpositionen den Dativ verdrängen und auch auf bestimmte Größen beschränkt bleiben. Da die erwähnte ' zwischen' -Fügung letztlich - in welcher Form auch immer ein 'Wann* angibt und Luther auch noch andere präpositionale Verbindungen mit 'zwischen* kennt, sollte sie hier nicht unerwähnt bleiben. Über den merkwürdigen lutherischen Gebrauch von 'zwischen' siehe auch A . 68. 51 c)
Tagesangaben mit a b e n d dienen der Bezeichnung des Tages vor einem Fest Als Anschlußpartikel begegnet hauptsächlich a n ,
in den Kirchenordnungen und
.
2. Querschnitt 1500 - 1550
220
Urkunden erscheint außerdem ( a ) u f ,
in dessen Verbindung die Größe wieder
vorwiegend als - meist regelmäßiger - Termin für Abgaben oder sonstige Verpflichtungen aufzufassen ist. Die ' an*-Verbindungen treten hauptsächlich bei der genauen Angabe des Datums auf (man vgl. auch S. 216): Luther zeit -am
(S. 32 f . , 34, 64, 66, 71, 125 bzw. 198, 200, 209 f f . . 217 f . . 220, 221, 226 f f . , 253, 254, 260, 263, 265, 267 f . , 270).
Vergleich d e r einzelnen Funktionsgruppen — i m
321 (S. 32, 34, 69, 64 bzw. 198 f . , 200, 203, 204, 207, 209, 218, 221, 228 f . , 253, 260, 263).
in
+ dem
zu
+ dem —»- zum
(S. 113 bzw. 212, 267).
(a)uf
+ den — • (a)uff(i)n
(S. 186 bzw. 229).
(a)uf
+ das —— (a)uffs
(S. 43 bzw. 207, 221, 260, 267, 269 f . , 271).
Nur zur Lutherzeit begegnet außerdem: zu
+ der
— z u r
(S. 205, 239 f . , 250, 262).
3.3.1.1.2.
Vergleicht man das Zusammenspiel d e r Präpositionen in den einzelnen Verbindungen dieser Funktionsgruppe, so läßt sich folgendes sagen:
3.3.1.1.2.1.
Eine Reduzierung der ehemaligen Vielzahl von Konkurrenten konnte in folgenden Verbindungen festgestellt werden:
a)
beim Anschluß der Größen j a ( h ) r ,
monat,
w o c h e und pluralisch t a g
(als
zeiträumliche Einheit)"^ verschwindet - neben den okkasionellen Anschlußpartikeln 35 ' ü b e r * , ' u n t e r ' , 'zwischen* und 'an* - vor allem die im 13. und 14. Jahrhundert 36 sehr gebräuchliche Präposition *bi*, dafür begegnet im 16. Jahrhundert *zu' erstaunlich oft in Fügungen mit pluralisch ' j a ( h ) r ' und ' t a g ' sowie beim Anschluß von 'woche*. ' i n n e r h a l b ' , 'inwendig* und 'binnen' treten in beiden zeitlichen Querschnitten als Anschlußpartikeln dieser Größen auf, sie erscheinen im 16. Jahrhundert jedoch a u s schließlich in Fügungen, in denen die Größe durch eine beistehende Kardinalzahl in i h r e r zeiträumlichen Ausdehnung bestimmt wird (s. S. 232 ); solche Verbindungen waren schon in der 1. Zeitperiode sehr oft - allerdings noch nicht regelmäßig - nachweisbar (s. S.
81 ). Durch den Wegfall der angeführten Konkurrenten und infolge
der spezialisierten Verwendung von ' i n n e r h a l b ' , 'inwendig* und 'binnen*, konnte im 16. Jahrhundert auch das i n d e r D a t u m s f o r m e l a u f t r e t e n d e j a ( h ) r
- das
in der Zeit von 1200-1400 auf Grund seiner begrenzten und spezifischen Anschlußmöglichkeiten durch ' i n ' , ' a n ' und ' u n t e r ' gesondert aufgeführt werden mußte (s. S.
81 ),
sich zur Lutherzeit aber in der Hegel nur mit ' i n ' verbindet (s. S. 232 ) - zusammen mit den anderen Größen dieser Gruppe behandelt werden, so daß sich Verschiebungen bei der Aufgliederung ergaben. Ähnliches war der Fall bei b)
quatember.
Durch das Verschwinden der Anschlußpartikel * zu' fällt die Größe
aus der Gemeinschaft der kirchlichen Feste ' o s t e r n * , ' p f i n g s t e n ' , 'Weihnachten* heraus und fügt sich nun infolge ihrer Verbindungsmöglichkeiten in die Gruppe: J a h r e s zeiten, 'advent* und ' f a s t e ' ein. Allerdings halten sich beim Anschluß von ' q u a t e m b e r '
322
Vergleich der beiden Querschnitte "in* und ' ( a ) u f ' mit entsprechender Funktionsunterscheidung (s. S. 232 ) zahlenmäßig die Waage, d.h. 'in* dominiert nicht, wie es in den anderen Fügungen dieser Gruppe der Fall ist.
c)
bei dem Anschluß der T a g e s a n g a b e n
ergaben sich folgende Veränderungen und
Vereinfachungen: 37 aa)
' tag' als allgemeine, kalendarisch unbestimmte Zeitangabe im Singular
:
Die okkasionellen Anschlußpartikeln ' d u r c h ' , 'zwischen* und ' ü b e r ' ebenso die Präposition ' m i t ' können zur Lutherzeit in einer solchen Verbindung nicht mehr belegt werden. Während in der 1. Zeitperiode ' a n ' am häufigsten in diesen Verbindungen auftritt, dominiert im 16. Jahrhundert - auch bei Luther! ' (a)uf'; Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch die nur für ' ( a ) u f ' nachweisbare Verbindung mit der durch die Kardinalzahl ' e i n ' bestimmten Größe 'tag'
(S.
S. 81 f . bzw. 232 f . ) .
In der Zeit von 1200-1400 konnten alle usuell in dieser Fügung auftretenden P r ä positionen, nämlich ' a n ' , ' ü f ' , ' i n ' , ' b i ' und ' z u ' gegeneinander ausgetauscht werden, in der Lutherzeit dagegen ergeben sich nur noch Konkurrenzen zwischen 38 * (a)uf' und ' an*
, nur vereinzelt konkurriert auch noch * in' mit diesen beiden
Partikeln. Der Gebrauch von * b ( e ) i ' und 'zu* ist eingeschränkt worden, die beiden Präpositionen erscheinen jetzt ausschließlich in spezifischen Verbindungen (s. S. 49 f . , 51 f f . , 54 f . bzw. 210 f f . ,212 f . ) . bb)
'tag* als bestimmte, kalendarisch festgelegte Zeit- oder Terminangabe: a) F e s t - und H e i l i g e n t a g e d e s K i r c h e n j a h r e s 39, W o c h e n t a g e 39 , 40 Tagesbezeichnungen Während
in d e r
Verbindung
mit
'abend'
:
zur Lutherzeit 'zu* als Anschlußpartikel all dieser Größen v e r -
schwindet, bleibt ' in' wenigstens in gelegentlichen urkundensprachlichen Verbindungen mit Wochentagen erhalten. Die für beide Zeitperioden nachweisbaren usuellen Präpositionen ' ( a ) u f ' und ' a n ' werden im 16. Jahrhundert meist in ihrer Gebrauchsweise unterschieden 41 (s. S. 216 ff.), sie sind also nicht mehr in allen Fällen
gegeneinander aus-
tauschbar, wie das innerhalb des £1. Querschnittes der Fall war (s. S. 5 9 f f . ) . ß)
beim Anschluß der m i t
einer
Ordinalzahl
verbundenen
Tage
verschwindet *üf' als Anschlußpartikel und begegnen schließlich nur noch ' an' und ' in* . •¡f)
in den Fügungen mit d a t u m
kann ' i n ' für die Lutherzeit nicht mehr nach-
gewiesen werden, so daß nur noch ' (a)uf* de,n Anschluß Ubernimmt.
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen cc)
323
'tag' als Kompositionsglied: In diesen Fügungen vergrößern im 16. Jahrhundert 'an* und *(a)uf' ihren Anwendungsbereich auf Kosten der nicht mehr belegbaren Partikel 'zu* und durch Schwinden von okkasionellem ' m i t ' , 'in' und 'b(e)i' erscheinen zur Lutherzeit ausschließlich - in der Zeit von 1200-1400 nur gelegentlich (s. S. 71 ff.) - in spezifischer Funktion (s. S. 223 f . ) , so daß wieder nur noch 42 'an' und ' (a)uf'
d)
, die bei Luther als einzige Anschlußpartikeln der ' t a g ' -
Komposita verwendet werden, funktionsgleich auftreten. n a c h t kann sich zur Lutherzeit nur noch mit *b(e)i', ' i n ' , 'zu* und vereinzelt '(a)uf', 43 also nicht mehr mit ' a n ' und 'binnen' verbinden; bei Luther verschwindet außerdem '(a)uf' in diesen Fügungen. In der Verbindung mit ' z u ' kann die Größe im 16. J a h r hundert auch genitivisch als Adverb auftreten.
e)
m i t t a g erscheint im 16. Jahrhundert nicht mehr in Fügungen mit ' i n ' , die schon in der 1. Zeitperiode nur für das Ordensgebiet nachweisbar waren. Seltsam erscheint, daß bei Luther nur * (a)uf' als Anschlußpartikel dieser Größe auftritt, während in beiden Zeitperioden sonst ' zu* (vor ' (a)uf' und * an') am häufigsten in dieser Verbindung begegnet. 44
f)
für den Anschluß der allgemeinen Zeitangabe s t u n t
sind zur Lutherzeit nur noch
'zu* und *(a)uf* nachweisbar, die Partikeln ' a n ' , 'in* und *bi* verschwinden. g)
in den Fügungen mit v r i s t fehlen im 16. Jahrhundert 'an* und * b i ' , hier können also ebenfalls nur noch ' z u ' und *(a)uf' belegt werden; daneben treten 'inwendig*, 'binnen' und ' i n ' als Anschlußpartikel der 'vrist*-Komposita auf (man vgl. dazu auch die Ausführungen über die Gefüge mit *z(e)it*) • 45
h)
in den Verbindungen mit singularisch w ( e ) i le
, die von den pluralischen, formel-
haften, präpositionalen Wendungen zu unterscheiden sind^, fehlen im 16. Jahrhundert ' z u ' und ' a n * , begegnen also nur noch 'in* und *b(e)i* • j)
für den Anschluß von z ( e ) it ist zur Lutherzeit okkasionelles 'über* nicht mehr belegbar; auch 'in* und 'b(e)i' sind auf Grund funktionaler Spezialisierung zur Lutherzeit - von spezifischen Ausnahmen abgesehen (s. S. 257) - nicht mehr als Konkurrenten der weiterhin gegeneinander austauschbaren Anschlußpartikeln 'zu* '(a)uf', 'an''auch'um* (das im 16. Jahrhundert übrigens nur bei Luther begegnet) nachweisbar. In beiden Zeitperioden kann *z(e)it* auch von 'inwendig' und 'binnen' angeschlossen werden, jedoch unterscheiden sich diese Fügungen stets von den übrigen 'z(e)lt*-Gefügen;
324
Vergleich der beiden Querschnitte lediglich ' i n ' und - okkasionell - 'zwischen' können funktionsgleich mit 'binnen' auftreten (s. S. 90f. und 95f. bzw. S. 247f., man beachte in diesem Zusammenhang auch die Ausführungen über ' v r i s t ' ) ; für das 13. und 14. Jahrhundert kann außerdem 'unter' als Konkurrent dieser Partikeln angeführt werden; zur Lutherzeit tritt 'unter' nur funktionsgleich mit ' i n ' auf. Luther kennt für den Anschluß von 'z(e)it' nur ' z u ' , '(a)uf' und ' u m ' sowie ' i n ' und 'b(e)i'; Fügungen mit ' a n ' , »binnen', 'inwendig', ' u n t e r ' , 'zwischen' und ' m i t ' können bei ihm nicht belegt werden. Die * z ( e ) i t ' - K o m p o s i t a sind im 16. Jahrhundert nicht mehr mit 'b(e)i* verbunden, dafür begegnet 'um* bei ganz bestimmten Größen (s. S.251Q. Alle übrigen Anschlußpartikeln sind in beiden Zeitperioden dieselben, nur haben sich wieder Differenzierungen in ihrer Funktion herausgebildet, so daß sie nicht mehr alle gegeneinander ausgetauscht werden können (s. S. 98ff.und dagegen S. 250ff.). Beachtenswert ist das Dominieren von '(a)uf' als Anschlußpartikel der ' z(e)it*-Komposita in der 2. Zeitperiode (Luther belegt nur Fügungen mit dieser Partikel), 'z(e)it' als Simplex dagegen wird in beiden Querschnitten vorwiegend mit ' zu' verbunden .
k)
e n d e verbindet sich im 16. Jahrhundert nur noch mit ' a n ' , das seinen Anwendungsbereich in diesen Fügungen auf Kosten von ' z u ' und ' i n ' erweitert hat.
1)
auch bei den miteinander vergleichbaren, d.h. in beiden Zeitperioden überlieferten Zustands- und Geschehensbezeichnungen vermindert sich die Zahl der Anschlußpartikeln und Konkurrenten: aa)
alter,
j u g e n d , k i n d h e i t , w a c h e werden zur Lutherzeit nur noch von
' i n ' angeschlossen, d.h. die Konkurrenten ' a n ' und *bi' verschwinden. Für den Anschluß von t o d , der im 13. und 14. Jahrhundert ebenfalls mit ' a n ' , ' i n ' und 'bt* verbunden werden kann, ist zur Lutherzeit eigenartigerweise nur noch *b(e)i' nachweisbar, bb)
in den Fügungen mit v a r t (als Synonym von 'z(e)it*) verschwinden ' a n ' , 'in* und ' m i t ' als Anschlußpartikeln, es begegnen im 16. Jahrhundert weiterhin - jetzt nur noch - ' zu' und ' (a)uf'.
cc)
in den j a ( h ) r m a r k t - Gefügen stehen sich zur Lutherzeit nur noch * in' und '(a)uf' - mit entsprechender Funktionsunterscheidung - gegenüber (s. S. 262), d . h . ' z u ' als früherer Konkurrent von *(a)uf* tritt in dieser Fügung nicht mehr auf.
Vergleich d e r einzelnen Funktionsgruppen
325
m) bei den Verbindungen"mit nichtsubstantivischen Fügungsgliedern verschwinden 'binnen' und 'innen* als Konkurrenten von ' u n t e r ' in den Fügungen mit d e s . 3.3.1.1.2.2. a)
Fügungsmöglichkeiten des 13. und 14. Jahrhunderts bleiben bis zur Lutherzeit bewahrt beim Anschluß:
der J a h r e s z e i t e n ;
mit entsprechender Funktionsunterscheidung stehen s i c h ' i n *
und ' ( a ) u f ' gegenüber (s. S.42 f . und 203 f.); f ü r die Lutherzeit muß noch okkasionelles ' d u r c h ' in der Verbindung mit ' s o m m e r ' erwähnt w e r d e n . b)
von m i t t e r n a c h t ,
die in der Regel mit ' z u ' , nur gelegentlich auch mit ' i n ' verbun-
den wird (s. S. 76 f . und 226 ). c)
des Adverbs m o r g e n durch die Partikel '(a)uf' (s. S. 70
d)
von a b e n d e z z e n
47 und 221 f.) .
(auch:'abendma(h)l' oder 'abendsp(e)ise') und l e b e n ,
der durch
die Präpositionen ' b ( e ) i ' , ' i n ' und 'an* erfolgt (s. S . 1 0 8 f . u n d 2 5 9 f . ) . Wie bereits erwähnt, handelt es sich in dieser Gruppe - mit Ausnahme d e r under d) genannten Fügungen - um Verbindungen, in denen der Anschluß schon in d e r Zeit von 1200-1400 relativ vereinheitlicht w a r , meist nur von einer Partikel übernommen wurde. 3.3.1.1.2.3.
Der Partikelbestand des 13. und 14. Jahrhunderts ist erhalten geblieben. die Häufigkeit, mit der die einzelnen Partikeln verwandt werden, hat sich jedoch verändert:
a)
beim Anschluß der kirchlichen Feste o s t e r n ,
pfingsten,
Weihnachten.
Diese Feste werden in beiden Zeitperioden mit ' (a)uf', ' zu' und * in' verbunden (s. S. 4 7 f . und 206 ), doch unterliegt die Partikel ' z u ' , die im 13. und 14. Jahrhundert gleich stark mit *üf' vertreten ist, im 16. Jahrhundert dem häufigeren ' ( a ) u f ' , 'zu* kann bei Luther sogar gar nicht belegt werden. Dieser Befund mutet seltsam an, wenn man bedenkt, daß sich ' zu* im Laufe der späteren Entwicklung als die hochsprachlich übliche Anschlußpartikel dieser Festangaben behauptet und durchgesetzt hat. b)
pluralisch t a g als Summierung einzelner, vorwiegend nicht aufeinanderfolgender T a g e ^ wird im 13. und 14. Jahrhundert von ' a n ' , ' z u ' , 'üf* und ' i n ' angeschlossen (s. S . 5 8 f . ). Auch zur Lutherzeit begegnen diese 4 Präpositionen, nur mit veränderter Reihenfolge, und unterschiedlicher Verteilung auf die lutherischen und nichtlutherischen Quellen: Luther belegt nur ' a n ' und ' i n * , während ' z u ' , '(a)uf* und ' a n ' in den übrigen Denkmälern seiner Zeit auftreten (man vgl. dazu S. 215 f ) .
326
Vergleich der beiden Querschnitte
3 . 3 . 1 . 1 . 2 . 4 . Andere. zumTeil zusätzliche Konkurrenten können zur Lutherzeit in folgenden Verbindungen beobachtet werden: a)
während sich beim Anschluß der kirchlichen Feste a d v e n t und f a s t e n im 13, und 14. Jahrhundert 'in* und ' z u ' funktional gegenüberstehen (s. S. auch A. 47
48 , man beachte
), sind für das 16. Jahrhundert - mit entsprechender funktionaler Unter-
scheidung - Verbindungen mit 'in* und * (a)uf' belegt (s. S. 207). b)
f e s t , als allgemeine Umschreibung größerer kirchlicher Feiertage, kann in der Zeit von 1200-1400 vereinzelt in der Verbindung mit ' ü f ' belegt werden (s. S.
48 ), bei
Luther begegnet neben '(a)uf' noch 'in* als Anschlußpartikel dieser Größe; in den nichtlutherischen Quellen sind außer *(a)uf' auch 'an* und ' z u ' nachweisbar (s. S. 207 f . ) . c)
der Anschluß pluralischer W o c h e n t a g e ist zur Lutherzeit nicht nur - wie in der ersten Zeitperiode (s. S. 65f.) - durch ' a n ' und ' i n ' möglich, e r kann daneben auch von '(a)uf' übernommen werden (s. S. 218 ).
d)
während der m o r g e n - außer mit ' a n ' und '(a)uf' - in der ersten Zeitperiode im Ordensgebiet auch mit ' i n ' verbunden werden kann (s. S.
77 ), ist im 16. Jahrhun-
dert an die Stelle des ' i n ' die Partikel 'zu* (die sich gelegentlich auch mit der Adverbialform der Größe verbindet) getreten; Luther verwendet allerdings nur ' a n ' flir den Anschluß dieser Größe (s. S. 227 ) . e)
in den GefUgen mit a b e n d begegnet nebenden schon im 13. und 14. Jahrhundert gebräuchlichen Partikeln ' ( a ) u f ' , ' a n ' und 'zu* (die im 16. Jahrhundert wieder gelegentlich mit der Adverbialform verbunden ist) zur Lutherzeit noch zusätzlich ' i n ' . Flir Luther können nur ' an' und * zu' belegt werden; man beachte allerdings auch den nur bei ihm nachweisbaren 'zwischen*-Anschluß von 'abend' (s. S. 78f. und 228t). 49
f)
h ö r e - bei Uhrzeltangaben - , die in der 1. Zeitperiode nur vereinzelt
in der Ver-
bindung mit • zu' erscheint, wird im 16. Jahrhundert hauptsächlich (bei Luther ausschließlich) von ' u m ' angeschlossen (s. S. 80 bzw. 231). g)
die Präposition ' z u ' , die in der ersten Zeltperiode als einzige Anschlußpartikel der Größe m a l auftritt (s. S.
86 ), wird im 16. Jahrhundert durch die Partikel ' (a)uf*
in ihrem Anwendungsbereich beeinträchtigt; Luther belegt neben '(a)uf' und 'zu* zusätzlich 'an* (s. S. 237 ). h)
flir den in der 1. Zeltperiode und bei Luther gebräuchlichen Anschluß der Größe anf a n g durch in' und 'an* (s. S. 102f. und 253f. ) erscheint in den Urkunden des 16. Jahrhunderts zusätzlich 'b(e)i*.
Vergleich d e r einzelnen Funktionsgruppen j)
327
an den Verbindungen mit Zustands- und Geschehensbezeichnungen fällt auf: aa)
vesper,
das in der 1. Zeitperiode nur in der Verbindung mit ' z u ' auftritt,
kann im 16. Jahrhundert auch von ' u n t e r ' und 'in* angeschlossen werden, was allerdings mit einer veränderten Interpretation der Größe verbunden ist (s. S. 262 ); man beachte in diesem Zusammenhang die Fügungen mit ' m e s s e * , in denen die genannten 3 Präpositionen bereits in d e r 1. Zeitperiode - funktional unterschieden - als Anschlußpartikeln begegneten bb)
der substantivierte I n f i n i t i v ,
(s. S. 114 f . ) .
d e r im 13. und 14. Jahrhundert von 'an* und
*bi* angeschlossen wird (s. S. 108 ), erscheint zur Lutherzeit in Fügungen mit • a n ' und *(a)uf' bzw. ' u n t e r ' u n d ' i n ' (s. S. 262Q . k)
bei den Verbindungen mit nichtsubstantivischen Fügungsgliedern ergeben sich folgende Veränderungen und zusätzliche Konkurrenzen: aa)
e r s t wird in beiden Zeitperioden mit einer Vielzahl von Partikeln verbunden: ' v o n ' , das im 13. und 14. Jahrhundert am häufigsten in einer solchen Fügung belegt ist, tritt im 16. Jahrhundert nur noch selten, bei Luther g a r nicht mehr auf; zur Lutherzeit ist erstmalig die Fügungsmöglichkeit mit ' v o r / f ü r * belegt. Bei den f ü r beide Zeitperioden überlieferten Anschlußpartikeln ' z u ' , ' m i t * , 'an* und *(a)uf' läßt sich ein E r s t a r k e n d e r letzten beiden und damit ein Zurückweichen von 'zu* und ' m i t ' beobachten (man vgl. zu diesen Ausführungen S. 124 ff. und 267 f . ) .
bb)
jungst
ist in der 1. Zeitperiode unflektiert in der Verbindung mit ' z u ' , im
cc)
neben dem schon fUr das 13. und 14. Jahrhundert belegten * zu*-Anschluß von
16. Jahrhundert dativisch mit ' a n ' verbunden belegt (man vgl. S. 126 und 270 ) . letzt
(s. S.126
) sind zur Lutherzeit außerdem '(a)uf'-Verbindungen nachweis-
b a r (s. S. 270f.), die sich jedoch von den ' z u ' - F ü g u n g e n zu unterscheiden scheinen.
3.3.1.2.
Die Angabe des 'Wann' als ungefährer zeitlicher Bereich eines Geschehens oder Seins
FUr eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit u m und g e g e n zur Verfügung; in der Zeit von 1200-1400 begegnet im Ordensgebiet außerdem noch b i in Verbindungen mit Terminangaben und ' s t u n d e ' . Sieht man ab von d e r Austauschbarkeit in Verbindungen mit ' mit(ten)tag* und ' v e s p e r z i t ' , so unterscheiden sich 'um* und 'gegen* im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert weitgehend in ihren Fügungsgewohnheiten. 'um* kann beim Anschluß von Terminangaben und'stunde* im 1. Quer-
328
Vergleich der beiden Querschnitte
schnitt auch mit *b!' konkurrieren, 'gegen*, das in der 1. Zeitperiode noch relativ stark vertreten ist und sich mit vielen Größen verbinden kann, ist zur Lutherzeit in seinem Verwendungsbereich sehr eingeengt worden; es tritt im Belegmaterial nur noch in Verbindungen mit 'abend* und 'morgen* auf, wo es bereits im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert am häufigsten e r scheint. *um* dagegen konnte infolge des Wegfalls von 'bi* als Konkurrent seinen Anwendungsbereich erweitern. Erstmalig kann ' u m ' bei Luther auch mit 'abend' verbunden werden. Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so ergibt sich f ü r das 16. Jahrhundert a)
ein Wegfall der Konkurrenten'bi* bzw. ' g e g e n ' in Verbindungen mit T e r m i n a n g a ben,
m i t ( t e n ) t a g und s t u n d e ;
sie werden im 16. Jahrhundert nur noch mit
*um* verbunden b)
eine Bewahrung des alten, konkurrenzlosen Anschlusses von m o r g e n
c)
eine neue Konkurrenzmöglichkeit
mitternacht
und w a c h e
(um)
•gegen' als Anschlußpartikel von 3.3.1.3.
(gegen),
durch das erstmalige Auftreten von 'um* neben abend.
Die Angabe des 'Wann* vor einer zeitlichen Grenze, als Vorzeitigkeit
F ü r eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden vor allem Verbindungen mit v o r zur Verfügung. Erstmalig zur Lutherzeit kann die Präposition - außer mit dativischen 50 oder unflektierten Größen - auch mit genitivischen Angaben verbunden werden . Im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert erscheinen in dieser Funktionsgruppe außerdem häufiger (vorwiegend in Sachsen-Thüringen) Fügungen mit e r ,
und es kommt zu Konkurrenzen zwischen
' v o r ' und ' 6 r ' beim Anschluß von ' z i t ' und bestimmten Terminangaben. Im 16. Jahrhundert begegnet ' e r * nur noch ein einziges Mal bei Luther in der Verbindung mit ' g e s t e r n * . In beiden Querschnitten tritt b ( e )i• als okkasioneller Konkurrent v o n ' v o r ' in Verbindungen mit pluralisch ' j a ( h ) r ' auf; im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert konkurrieren ' v o r * und *bi* außerdem vereinzelt beim Anschluß von ' z i t * . Im 1. Querschnitt erscheint in Sachsen-Thüringen auch z u in dieser Funktionsgruppe, es konkurriert in dieser Landschaft m i t ' v o r ' und ' e r ' in Fügungen mit ' z i t ' sowie mit 'vor* und ordenssprachlichem und schlesisch-böhmischen ' b i ' beim Anschluß von pluralisch 'jär'. Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so ergibt sich f ü r das 16. Jahrhundert a)
eine Reduzierung der Konkurrenten beim Anschluß von pluralisch j a ( h ) r (Wegfall von
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen
329
okkasionellem 'zu*, nur noch Auftreten von 'vor* und ' b ( e ) i ' in einer solchen Verbindung) und ganz besonders in Verbindungen mit z ( e ) i t ,
aus denen ' e r ' , ' b i ' und 'zu*
verdrängt werden und wo im 16. Jahrhundert nur noch ' v o r ' auftritt b)
eine Bewahrung des alten, einfachen Anschlusses von t a g ,
mittag,
ende,
vor(ge)-
z ( e ) i t e n und a l t e r durch * v o r ' .
3.3.1.4.
Die Angabe des 'Wann* nach einer zeitlichen Grenze, als Nachzeitigkeit
Für eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit nach und ü b e r zur Verfügung. Im 13./14. Jahrhundert erscheint außerdem a f t e r
(als Konkurrent von 'nach') in Sachsen-
Thüringen (beim Anschluß von ' t a g ' ) und im Ordensgebiet (beim Anschluß von ' m a l ' ) . Auch b i kann In dieser Zeit in Sachsen-Thüringen (als Anschlußpartikel von ' w i l e ' ) und SchlesienBöhmen (in Verbindungen mit pluralisch 'tag* und ' v r i s t ' ) okkasionell eine Nachzeitigkeit angeben; außerdem begegnet ' z e jar(e)' in der Gegenüberstellung zu 'huire' in SachsenThüringen zur Bezeichnung einer ganz bestimmten Nachzeitigkeit. In beiden Zeitperioden erscheint in dieser Funktionsgruppe neben 'nach' und 'über' auch in als Anschlußpartikel von pluralisch ' t a g ' ; im 13./14. Jahrhundert verbindet sich ' i n ' außerdem mit 'stunde', ' v r i s t ' , 'zit* und ' w i l e ' ; zur Lutherzeit schließt es auch pluralisch *ja(h)r* an. Während diese ' in'-Verbindungen im 1. Querschnitt aber noch regelmäßig durch adverbielles ' dar nach' (das nicht nur voranstehen, sondern auch nachgestellt sein kann) funktional gestützt werden und dabei eine beliebige Nachzeitigkeit anzugeben in der Lage sind, können sie im 16. Jahrhundert zwar selbständig eine Nachzeitigkeit ausdrücken, doch diese kann nicht mehr beliebig sein, sondern folgt der Zeit der Schreib(Sprech-)situation stets nach. 'nach' und 'über* sind in ihren Verbindungsmöglichkeiten im allgemeinen unterschieden, sie berühren sich nur gelegentlich, so im 13./14. Jahrhundert beim Anschluß von * j ä r * , pluralisch 'tag' und ' z i t * , und zur Lutherzeit in Verbindungen mit 'monat' und pluralisch 'tag*. Im 13./14. Jahrhundert werden auch die 'über' -Verbindungen noch sehr häufig von adverbiellem 'dar nach' in ihrer Funktion gestützt, was zur Lutherzeit nur noch vereinzelt begegnet. Außer mit 'nach' kann 'über' in beiden Querschnitten gelegentlich auch mit ' i n ' 51 A konkurrieren: im 13./14. Jahrhundert in Verbindungen mit ' v r i s t '
und ' z i t ' ; zur Luther-
zeit in Verbindungen mit pluralisch 'ja(h)r* und ' t a g ' . Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so zeigt sich. a)
eine Reduzierung der Anschlußpartikeln In den Verbindungen mit w ( e ) i l e
(im 13./14.
330
Vergleich d e r beiden Querschnitte J h . : ' i n ' , ' b i ' ; im 16. J h . : ' ü b e r ' ) und z ( e ) i t
(im 1 3 . / 1 4 . J h . : ' n a c h ' , ' ü b e r ' ,
' i n ' ; im 16. J h . : ' ü b e r ' ) b)
eine Bewahrung der alten konkurrenzlosen Fügungsweisen in den Verbindungen mit woche,
k u r z und l a n g
angaben, c)
mittag,
( j e w e i l s ' ü b e r ' ) , sowie in den Fügungen mit T e r m i n -
geburt,
t o d und p e r s o n e n ( n a m e n )
(jeweils'nach')
das Auftreten anderer und zum Teil zusätzlicher Konkurrenten in den Verbindungen mit j a ( h ) r
(im 1 3 . / 1 4 . J h . : ' n a c h ' , ' ü b e r ' ; im 16. J h . : ' ü b e r ' , ' i n ' ) ,
monat
(im 1 3 . / 1 4 . J h . : ' ü b e r * ; im 16. J h . : ' ü b e r ' , ' n a c h ' ) und t a g (im 1 3 . / 1 4 . J h . : ' n a c h ' , ' ü b e r ' , ' b i ' ; im 16. J h . : ' n a c h ' und ' ü b e r ' bzw. ' ü b e r ' und ' i n ' ) .
3.3.1.5.
Die Angabe des 'Wann* zwischen zwei zeitlichen Grenzen, innerhalb deren irgendwann ein Geschehen oder Sein statthat
F ü r eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit z w i s c h e n
zur
Verfügung, wobei die Partikel stets zwei Zeitangaben, meist Terminangaben, bei sich hat. Als ein zeitlicher Grenzpol erscheint sehr häufig adverbielles ' h i e ( r ) ' , das die Zeit der Schreib(Sprech-)situation bezeichnet; ' h i e ( r ) ' kann als einzige Zeitangabe im 1 3 . / 1 4 . J a h r hundert der Präposition ' zwischen* auch voranstehen, während alle übrigen Größen d e r Partikel stets nachfolgen. Die Verbindungen mit 'zwischen' treten im 1. Querschnitt vorwiegend, zur Lutherzeit ausschließlich in Urkunden auf. Vergleicht man die in dieser Funktionsgruppe auftretenden Größen, so zeigt sich, daß zur Lutherzeit erstmalig auch Uhrzeitangaben mit 'zwischen' verbunden sein können; daß dafür ' t a g ' und ' n a c h t ' oder Zustands- und Geschehensbezeichnungen als Grenzpole fehlen, mag durch das weniger umfangreiche Belegmaterial bedingt sein.
3.3.2.
Die Angabe des 'Wie lange*
3.3.2.1.
als der genauen zeitlichen Erstreckung bzw. Dauer eines Geschehens oder Seins
Für eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit ü b e r und d u r c h zur Verfügung. Im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert erscheinen daneben noch häufiger z u ,
uf und b f ,
vor allem in
Fügungen mit ' j ä r ' , so daß e s bei dessen Anschluß zu vielseitigen Konkurrenzen kommt; ' z u ' , ' ü f ' und ' b i ' können sich daneben aber aucn noch mit anderen bestimmten und allgemeinen Zeitangaben verbinden
('zu* mit ' t a g ' , ' s t u n d e ' und ' v r i s t ' ; 'üf* mit ' m o n a t '
und ' z i t ' ; ' b i ' mit ' j ä r ' und t a g ' , ' w o c h e ' , ' t a g
sowie ' z i t ' ) und hier mit den Hauptan-
331
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen
Schlußpartikeln ' ü b e r ' und ' d u r c h ' - oder zumindest einer von ihnen - konkurrieren. Im Ordensgebiet kann auch an in der Verbindung mit ' m o n a t ' okkasionell eine Dauer bezeichnen. Zur Lutherzeit erscheint neben ' ü b e r ' und 'durch* nur noch ( a ) u f
von den früheren
Konkurrenten, es verbindet sich - wie im 1. Querschnitt - hauptsächlich mit *ja(h)r', daneben kann es auch ' s t u n d e ' anschließen. Erstmalig und neu kann im 16. Jahrhundert außerhalb der Lutherschriften i n ,
ebenfalls verbunden mit ' j a ( h ) r ' , f ü r die okkasionelle Angabe
einer Dauer belegt werden. Den Verbindungen mit ' ü b e r ' , ' d u r c h ' , ' ( a ) u f ' und ' i n ' ist sehr oft zur Verdeutlichung und funktionalen Unterstützung noch das Adverb ' lang' nachgestellt, hinter den 'durch'-Verbindungen findet sich gelegentlich auch adverbielles *(a)us*. Während ' ü b e r ' in der Zeit von 120Q-1400 hauptsächlich als Präposition auftritt (wobei die Verbindungen oft neben einer den Beginn der Dauer kennzeichnenden ' v o n ' - F ü g u n g stehen) und seltener als Postposition begegnet, wird es zur Luther zeit in d e r Regel postpositional verwandt. Luther kennt nur noch die präpositonale Verbindung ' ü b e r n a c h t ' ; in den Urkunden seiner Zeit erscheint präpositionales 'über* vereinzelt als Anschlußpartikel von ' j a ( h ) r * . 'durch',
das im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert nur als Präposition verwendet wird, erscheint im
16. Jahrhundert auch als Postposition. In beiden Zeitperioden verbinden sich 'über* und 'durch* hauptsächlich mit bestimmten Zeitangaben, wobei 'durch* zur Lutherzeit nicht mehr als Anschlußpartikel von ' t a g ' begegnet, hier nur noch "über* erscheint. Bei ihrem Anschluß durch ' ü b e r ' werden die bestimmten Zeitangaben meist von einer Kardinalzahl bestimmt, was in den 'durch'-Verbindungen nur selten zu beobachten i s t . Bei ihrem Anschluß mit 'durch* hat die Größe in der Regel den bestimmten Artikel bei sich, der im 52 16. Jahrhundert auch mit der Präposition verschmelzen kann (durch + das
durchs)
Anstelle des bestimmten Artikels findet sich bei Luther auch ' s o viel' oder ' s o l a n g ' . Zu dem bestimmten Artikel tritt oft noch ein charakterisierendes Beiwort, meist ' g a n z ' ; zur Lutherzeit begegnet 'ganz*allerdings auch häufig vor Zeitangaben, denen postpositionales 'über* folgt. Während ' d u r c h ' und 'über* im 1., Querschnitt noch mit * zu*, *üf' und *bi* konkurrieren, wobei ' ü b e r ' jedoch die größeren Gemeinsamkeiten mit diesen drei Partikeln aufweist, können sie zur Lutherzeit nur noch gegeneinander ausgetauscht werden. Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so zeigt sich a)
eine Reduzierung der Anschlußpartikeln in der Verbindung mit w o c h e ,
die in der
1. Zeitperiode von ' ü b e r ' , ' d u r c h ' und r b i ' und im 16. Jahrhundert nur noch von ' d u r c h ' angeschlossen wird; t a g ,
der im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert mit ' d u r c h ' , ' ü b e r ' ,
'zu* und 'bi* verbunden werden kann, begegnet zur Lutherzeit nur noch in der Verbindung mit ' ü b e r * ; z ( e ) i t kann im 1. Querschnitt mit ' ü b e r ' , ' d u r c h ' , 'üf* und *bi'
Vergleich der beiden Querschnitte
332
verbunden werden, wobei sich besonders 'über* und 'üf* bzw. 'durch* und ' b i ' in ihren Fügungsweisen nahestehen; zur Lutherzeit finden sich beim Anschluß dieser Größe nur noch 'über* und 'durch* nebeneinander b)
eine Reduzierung der Anschlußpartikeln, die gleichzeitig verbunden ist mit einer (teilweisen) Veränderung der Anschlußmöglichkeit, in den Verbindungen mit j a ( h ) r , sofern es von einer Kardinalzahl näher bestimmt wird. Hier stehen sich die Verbindungsmöglichkeiten mit ' ü b e r * , ' z u * , ' ü f ' und ' b i ' des 1. Querschnitts und der Anschluß mit ' ü b e r * , *(a)uf* und 'in* zur Lutherzeit gegenüber; beim Anschluß von s t u n d e können im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert ' ü b e r ' und 'zu* gegeneinander ausgetauscht werden, im 16. Jahrhundert dagegen erfolgt der Anschluß dieser Größe durch ' (a)uf'
c)
eine Bewahrung des alten, konkurrenzlosen Anschlusses von n a c h t ,
die
jeweils nur mit ' ü b e r ' verbunden wird, bzw. eine Bewahrung der alten Konkurrenzen zwischen 'durch' und ' ü b e r ' in den Fügungen mit j a ( h ) r ,
die außer dem bestimmten
Artikel noch das charakterisierende Beiwort ' g a n z ' enthalten. 3.3.2.2.
Die Angabe des 'Wie lange' als der genauen zeitlichen Geltungsdauer eines meist einmaligen punktuellen Geschehens
Für eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit zu und ( a ) u f zur Verfügung, die hauptsächlich in den Urkunden zu finden sind. Die Frequenz und Verbindungsmöglichkeiten von *zu' und *(a)uf* sind in beiden Querschnitten sehr verschieden; während in der Zeit von 1200-1400 *zu* häufiger als * u l ' 53 auftritt
und die vielseitigeren Verbindungsmöglichkeiten aufweist, verhält es sich zur
Lutherzeit genau umgekehrt, ' z u ' begegnet jetzt nur noch selten und einzig in der Verbindung mit ' l e b t a g e ' , '(a)uf' dagegen hat seinen Anwendungsbereich - auf Kosten von 'zu* wesentlich vergrößert. Selbst als Anschlußpartikel von ' l i b e ' / ' l e b e n ' , wo ' z u ' im 1. Querschnitt am verbreitetsten war und konkurrenzlos auftrat, wurde es zur Lutherzeit völlig von '(a)uf' verdrängt. 54 Neben diesen Hauptanschlußpartikeln erscheinen im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert noch ü b e r und b i in dieser Funktionsgruppe, sie konkurrieren - vor allem in Sachsen-Thüringen A A 55 beim Anschluß von pluralisch 1 jär* mit 'zu* und *uf' Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so zeigt sich. a)
ein Wegfall der Konkurrenten beim Anschluß von j a ( h ) r und n a c h t .
Beide Größen
werden zur Lutherzeit nur noch mit '(a)uf' verbunden; im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert dagegen konnte ' j ä r * von ' z u * , * ü f ' , ' ü b e r ' und ' b i * angeschlossen und 'nacht* mit ' z u ' und ' ü f ' verbunden werden
333
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen b)
eine Vertauschung der Anschlußpartikeln, die in beiden Zeitperioden konkurrenzlos auftreten, in den Verbindungen mit t a g , z ( e ) i t ,
l i b e / l e b t a g e . An die Stelle von
f r ü h e r e m ' z u ' ist im 16. Jahrhundert ' (a)uf' getreten. 3.3.2.3.
Die Angabe des 'Wie lange' zwischen zwei zeitlichen Grenzen
F ü r eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit z w i s c h e n
zur
Verfügung, wobei die Partikel stets mit zwei Zeitangaben, mit adverbiellem ' h i e ( r ) ' (das die Zeit der Schreib(Sprech-)situation bezeichnet und innerhalb des 1. Querschnitts der Partikel auch vorangestellt sein kann) und einem kirchlichen F e s t - oder Heiligentag, verbunden i s t . Da als e r s t e r Grenz- und Anfangspol stets ' h i e ( r ) ' , also die Zeit d e r Schreib(Sprech-)situation als ' h e u t e ' auftritt, ist die von der * zwischen'-Fügung abgegrenzte Dauer von diesem Standpunkt betrachtet stets noch ausstehend und zukünftig. Während im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert mit solchen Verbindungen sowohl die Grenzpole einer Dauer wie die einer Geltungsdauer abgesteckt werden können, geben die ' z w i s c h e n ' - V e r bindungen des 16. Jahrhunderts nur die Grenzen einer Dauer an. Dieser unterschiedliche Sachverhalt sollte jedoch nur registriert und nicht überbewertet werden, e r e r k l ä r t sich vermutlich aus der unterschiedlichen Menge der Belegzettel.
3.3.3.
Die Angabe des ' s e i t Wann' bzw. 'von Wann'
3.3.3.1.
als zeitlicher Ausgangsbereich eines in der Regel durativen Geschehens oder Seins bzw. - bei adnominaler Verwendung - einer zeitlichen Erstreckung
F ü r eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden vor allem Verbindungen mit v o n , seltener mit s ( e ) i t
zur Verfügung.
Während der von den 'von'-Verbindungen bezeichnete Ausgangsbereich vor, zu oder nach der Zeit der Schreib(Sprech-)situation angesiedelt sein kann, geben die wenigen ' s ( e ) i t ' Verbindungen stets nur einen vor der Zeit der Schreib(Sprech-)situation gelegenen Ausgangsbereich an. Häufig stehen die 'von'-Verbindungen - und das unterscheidet sie ebenfalls von den ' s ( e ) i t ' - G e f ü g e n - auch adnominal neben anderen Zeitangaben und können den Ausgangsbereich einer F r i s t oder Dauer bezeichnen. Solche adnominalen ' von'-Verbindungen finden sich im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert noch häufiger als zur Lutherzeit, ' v o n ' kann - im Gegensatz zu ' s ( e ) i t ' - in seiner Funktion auch durch Adverbien gestützt werden, und zwar begegnen in der 1. Zeitperiode ' s i t ' , ' ü f ' und ' h e r ' (wobei ' s i t ' stets vorangestellt ist, während die anderen zwei Adverbien der präpositionalen Verbindung auch folgen können) neben ' von'-Verbindungen, die einen d e r Schreib(Sprech-)situation zurück-
334
Vergleich der beiden Querschnitte
liegenden, vergangenen Ausgangsbereich bezeichnen, was im Belegmaterial am häufigsten zu beobachten ist. Bezeichnen die 'von'-Verbindungen einen zeitlich in der Schreib(Sprech-)situation angesiedelten Ausgangsbereich oder Beginn, so können ihnen ' a n ' , gelegentlich auch 'an vort' nachgestellt sein. Zur Lutherzeit begegnen von diesen Adverbien nur noch ' (a)uf', 'her' und ' a n ' , die jetzt aber stets nachgestellt werden. Die ' von . . . an* -Verbindungen sind - im Gegensatz zum 13./14. Jahrhundert - im 2. Querschnitt sogar verbreiteter als die bloßen 'von*-Verbindungen. Gelegentlich treten in beiden Zeitperioden die ' von*-Verbindungen paarweise vereint mit 'zu'-Verbindungen auf 5 6 , zur Lutherzeit finden sich in gleicher Funktion daneben noch . •» 57 von . . . in*-Fugungen . Die ' von'-Verbindungen sind - wie eben erwähnt- nicht nur vielseitiger verwendbar als die 's(e)it'-Gefüge, sondern beide Partikeln untershheiden sich auch in ihren Verbindungsmöglichkeiten; 'von* ist auch diesbezüglich dem 's(e)it' überlegen. 'von' kann sich mit bestimmten und allgemeinen Zeitangagaben verbinden, sehr oft schließt es auch Zustands- und Geschehensbezeichnungen an, außerdem tritt es in Verbindungen mit Personen(namen) und Adverbien auf. Die Größe erscheint in der Regel dativisch oder unflektiert, daneben begegnen auch -»häufiger im 13./14. Jahrhundert als zur Lutherzeit genitivische Angaben5^. Im 16. Jahrhundert verschmilzt 'von* vielfach mit nachfolgendem dem •—»• vom ,s(e)it'.
das in frühnhd. Zeit noch erstaunlich selten belegt ist, verbindet sich im 13./14.
Jahrhundert hauptsächlich und zur Lutherzeit ausschließlich mit dativisch 'z(e)it'; im 1. Querschnitt finden sich daneben außerdem vereinzelte Fügungen mit ' t a g ' , 'anbegrift*, ' m a l ' , 'stunde', ' s u n e ' , ' v a r t ' und dem Adverb ' g e s t e r n ' . Den *zit'- und 'mal'-Verbindungen können im 13./14. Jahrhundert - zur Umschreibung von konjunktionellem 'seitdem* ' a l z ' oder *daz* nachfolgen; im 2. Querschnitt kann die präpositionale Verbindung auch allein als Konjunktion (und Adverb) 'seitdem' fungieren. Häufig finden sich in dieser Funktionsgruppe neben den 'von'- (vor allem im 1. Querschnitt) und 's(e)it'-Verbindungen (vor allem im 2. Querschnitt) zugleich 'bis'-Verbindungen, so daß außer dem zeitlichen Ausgangsbereich zugleich das Ende einer von dem durativen Geschehen oder Sein ausgefüllten Dauer angegeben wird. Auch punktuelle Geschehen ließen sich - vor allem im 13./14. Jahrhundert - in dieser Funktionsgruppe gelegentlich feststel60
len, sie fanden sich besonders neben 'von'-Verbindungen.
Konkurrenzen zwischen 'von*
und *sit* traten nur im 1. Querschnitt beim Anschluß von *zit* und 'tag' auf. Vergleicht man abschließend wieder den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so ergibt sich
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen a)
335
ein Wegfall der Konkurrenz zwischen 'von* und ' s i t ' in Verbindungen mit t a g ,
der
Im 16. Jahrhundert nur noch mit 'von* verbunden wird b)
eine Bewahrung der Konkurrenz zwischen 'von* und 's(e)it' beim Anschluß von
c)
eine Veränderung des Anschlusses von g e s t e r n ;
z ( e ) it das Adverb begegnet im 13./14. Jahr-
hundert in einer Verbindung mit * s i t ' t im 16. Jahrhundert dagegen in einer Fügung mit •von' d)
eine Bewahrung der alten konkorrenzlosen Fügungsweise der Partikel 'von' bei allentibrigen Größen: bei J a ( h ) r ,
ostern,
Terminangaben,
alter,
jugent,
kinde
und P e r s o n e n ( n a m e n ) . 3.3.3.2.
Die Angabe des 'seit Wann' bzw. 'von Wann1 als zeiträumliche Entfernung. die vor der Schreib(Sprech-)situation beginnt und bis an diese heranreicht
Für eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit von zur Verfügung, die zur Lutherzeit stets durch nachgestelltes adverbielles ' h e r ' gestützt werden. Während sich 'von' im 16. Jahrhundert nur noch mit pluralisch *ja(h)r' verbindet, begegnet es im 1. Querschnitt außerdem in Verbindungen mit ' t a g ' und pluralisch ' z i t ' . Okkasionell kann im 2. Querschnitt auch b ( e ) i ,
verbunden mit 'z(e)it* und 'gedenken',
in dieser Funktionsgruppe auftreten. Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so ergibt sich a)
eine Bewahrung des konkurrenzlosen Anschlusses von j a (h) r durch ' von'
b)
eine Veränderung des Anschlusses von z ( e ) i t
(im 13./14. Jahrhundert durch 'von';
zur Lutherzeit durch 'b(e)i').
3.3.4.
Die Angabe des 'bis Wann' als genaues zeitliches Ende eines durativen oder iterativen Geschehens bzw. durativen Seins
Für eine solche Angabe stehen in beiden Zeitperioden Verbindungen mit b i s zur Verfügung. Die Partikel tritt selten allein, sondern meist in Funktionsgemeinschaft mit anderen Präpositionen auf. Es begegnen vor allem b i s a n , b i s ( a ) u f , Aber auch ( a ) u f ,
an,
b i s zu und b i s
in.
in können gelegentlich selbständig eine Größe als zeitliches
Ende anschließen. Neben den in beiden Querschnitten auftretenden Präpositionen bzw. Partikelverbindungen erscheinen im 13./14. Jahrhundert im Ordensgebiet außerdem noch unz b i (in Verbindung mit ' t a g ' ) und zu (in Verbindung mit ' z i t ' ) und im 16. Jahrhundert b i s um (in Verb in-
336
Vergleich der beiden Querschnitte
düngen mit ' s t u n d e ' und ' m i t t e r n a c h t ' ) . ' b i s ' , das im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert noch häufig die älteren Formen u n z und nd. w e n t e neben sich hat und sich e r s t im 16. Jahrhundert (abgesehen von vereinzeltem ' u n z ' neben ' a n ' beim Anschluß von ' t a g ' und ' e n d e ' außerhalb der Lutherschriften) voll durchsetzen konnte, ist - wenn es allein den Anschluß einer Größe übernimmt - in beiden Zeitperioden vor allem mit Terminen und Adverbien verbunden (im 1. Querschnitt darüber hinaus auch mit den Größen 'morgen* und ' z i t ' ) .
3.3.4.1.
Die Frequenz und d e r Anwendungsbereich der in beiden Querschnitten auftretenden Präpositionen bzw. Partikelverbindungen ist - mit Ausnahme von alleinstehendem ' b i s ' - jeweils verschieden 6 1
3.3.4.1.1.
Während im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert ' b i s (unz, wente) an' am verbreitetsten
i s t , dem ' b i s (unz, wente) ü f ' , ' b i s (unz, wente) zu' und - mit Abstand - ' b i s (unz, wente) in' folgen, treten zur Lutherzeit ' b i s (a)uf' und ' b i s in' am häufigsten auf; ' b i s an' und ' b i s zu' sind - meist zugunsten von ' b i s (a)uf' (man vgl. dazu die Verbindungen mit kirchlichen Festen, * z(e)it' und Personen(namen)) - zurückgedrängt oder als Konkurrenten beseitigt worden. b i s a l l 6 2 verbindet sich im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert - gemeinsam mit ' b i s üf 1 - vor allem mit ' t a g ' und ' z i t ' ; außer in den Verbindungen mit ' z i t ' begegnet es auch in Fügungen mit ' a b e n d ' , ' m o r g e n ' , ' e n d e ' , ' s t u n t ' , ' v r i s t ' , ' t o t ' und Personen(namen) als Hauptanschlußpartikel . Auch mit ' j ä r ' , kirchlichen Festen, Terminen, ' n a c h t ' , ' z t l ' und ' w i d e r r u f e n ' kann sich ' b i s an' gelegentlich verbinden; vereinzelt übernimmt es auch den Anschluß von ' m o n a t ' , 'woche', 'mitternacht', ' a l t e r ' , 'geburt', 'hanekrat', 'henevart', 'kumft', 'taufe', ' g e s i p p e ' und ' g e s i e c h t ' . Zur Lutherzeit erscheint ' b i s an' - neben ' b i s (a)uf' - ebenfalls vor allem in Verbindungen mit 'tag* und als Hauptanschlußpartikel von ' e n d e ' . Außerdem begegnst es weiterhin noch in Verbindungen mit ' j a ( h ) r ' , ' a b e n d ' , ' m o r g e n ' , ' s t u n t ' , *tod' und zusätzlich in Fügungen mit ' s t u n d e ' ; sieht man ab von den Gefügen mit ' a b e n d ' , so unterliegt ' b i s an* beim Anschluß dieser Größen den jeweiligen Hauptanschlußpartikeln ' b i s (a)uf' (beim Anschluß von ' m o r g e n ' und 'stunt'.), ' b i s in' (beim Anschluß von ' j a ( h ) r ' und ' t o d ' ) und ' b i s zu* (beim Anschluß von ' s t u n d e ' ) . Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß ' b i s an' zur Lutherzeit viel von seinem früherem Anwendungsbereich verloren hat, das geschah vor allem zugunsten von ' b i s (a)uf' und ' b i s i n ' ; in vielen Verbindungen ist es nur noch sehr schwach, in manchen sogar gar nicht mehr vertreten. Selbst dort, wo es im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert noch als Hauptanschlußpartikel auftrat, wurde es sehr stark eingeschränkt (man vgl. die Verbindungen mit ' a b e n d ' , • m o r g e n ' , ' s t u n t ' , ' t o d ' ) oder völlig verdrängt (man vgl. den Anschluß von 'z(e)it* und Personen(namen)).
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen
337
63 b i a (a)uf
verbindet sich im 13./14. Jahrhundert - gemeinsam mit ' b i s an' - vor
allem mit ' t a g ' und ' z i t ' ; außer in den Verbindungen mit ' t a g ' begegnet es als Hauptanschlußpartikel auch in Fügungen mit Terminangaben und ' n a c h t ' . Außerdem kann s i c h ' b i s üf' mit kirchlichen Festen, ' a b e n d ' , ' m i t t a g ' , ' s t u n t ' , ' t o t ' und 'widerrufen' verbinden; vereinzelt übernimmt es auch den Anschluß von ' j ä r ' , Jahreszeiten, 'mitternacht*, ' z i l ' , ' a l t e r ' , 'blutvergießen', 'henevart* und Personennamen). Zur Lutherzeit erscheint ' b i s (a)uf' - wie im 1. Querschnitt - weiterhin als Hauptanschlußpartikel von ' t a g ' (in diesen Verbindungen bleibt 'bis an* ein starker Konkurrent) und Terminangaben und tritt außerdem erstmalig als solche in Verbindungen mit kirchlichen Festen, ' m o r g e n ' , Uhrzeitangaben, 'stunt* sowie in Fügungen mit 'z(e)it* und Personentnamen) auf, wo ehemals ' b i s an* als Hauptanschlußpartikel begegnete. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß ' b i s (a)uf' seinen Anwendungsbereich im 16. J a h r hundert sehr erweitert hat, was ganz besonders auf Kosten von ' b i s an* (man vgl. dazu nicht nur die Verbindungen mit *z(e)it* und Personen(namen), aus denen ' b i s an* völlig verdrängt wurde, sondern auch den Anschluß v o n ' a b e n d ' , 'morgen' u n d ' s t u n t ' ) und teilweise unter Zurückdrängung von ' b i s zu' (man vgl. dazu den Anschluß der kirchlichen Feste) vor sich gegangen ist; nur aus den Verbindungen mit ' n a c h t ' , 'tod' und ' a l t e r ' ist es von 'bis in* verdrängt worden. 64 b i s in
a verbindet sich im 13./14. Jahrhundert als Hauptanschlußpartikel mit ' j a r ' und
' a l t e r ' , außerdem begegnet es in Verbindungen mit 'tag*, ' n a c h t ' , ' e n d e ' , ' t o t ' und als alleinige Anschlußpartikel von 'monat' und 'ewigkeit'; ganz vereinzelt kann ' b i s in* auch 'stunt*, *zit', ' v a r t ' und 'werlnde' anschließen. Zur Lutherzeit erscheint ' b i s in' weiterhin als Hauptanschlußpartikel von *ja(h)r* und 'alter* und erstmalig außerdem als solche in Verbindungen mit 'nacht und tod*; abgesehen von "ewigkeit*, das schon im 13./14. Jahrhundert nur von 'bis in' angeschlossen wurde, begegnet 'bis in' jetzt auch als alleinige Anschlußparttkel, ohne Konkurrenten in Fügungen mit ' a l t e r ' und 'nacht*. 'bis in* kann sich außerdem weiterhin mit 'ende* und - allerdings nur noch vereinzelt mit 'tag' verbinden und daneben erstmalig vereinzelt auch das Adverb ' h e r ' sowie die in dieser Funktionsgruppe nur zur Lutherzeit auftretenden Größen ' f a s t e n ' , 'leben' und 'glied' anschließen. Verglichen mit dem 1. Querschnitt konnte 'bis in' also seinen Anwendungsbereich erweitern und sich in manchen Verbindungen als Haupt- oder alleinige Anschlußpartikel durchsetzen. 65 b i s zu
verbindet sich im 13./14. Jahrhundert als Hauptanschlußpartike 1 mit kirchlichen
Festen und 'mitternacht'.
338
Vergleich der beiden Querschnitte
Außerdem begegnet es noch relativ oft in Verbindungen mit 'tag*, Terminangaben, *stunt', ' z i t ' , 'tot* und Personennamen) sowie beim Anschluß von ' j ä r ' , 'nacht', 'morgen*, 'mittag', 'abend', 'ende', 'ding* und ' m e s s e ' ; vereinzelt kann 'bis zu' auch ' a l t e r ' , ' e r n e ' , ' vorscheidunge' und'widerrufen' anschließen. Zur Lutherzeit erscheint 'bis zu' am häufigsten in Verbindungen mit 'abend' und erstmalig beim Anschluß von 'stunde'. Die kirchlichen Feste und 'mitternacht* schließt 'bis zu* nur noch vereinzelt an, wie es auch nur vereinzelt in Fügungen mit 'ja(h)r', 'morgen', ' s t u n t ' , 'bezahlung', 'niedergang', 'taufe' und "weinernte* auftritt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß 'bis zu' zur Lutherzeit - vor allem zugunsten von 'bis (a)uf' und 'bis in' - sehr viel von seinem früheren Anwendungsbereich verloren hat. Aus den Verbindungen mit 'tag*, Terminangaben, 'nacht', ' a l t e r ' , ' t o t ' , 'widerrufen' und Personen(namen) ist es völlig verdrängt, in allen übrigen sehr stark zurückgedrängt worden. 3.3.4.1.2.
Von den alleinfungierenden Präpositionen ist in beiden Querschnitten ' (a)uf' am
verbreitetsten, ihm folgt im 13./14. Jahrundert 'an' und nur vereinzelt begegnet ' i n ' ; zur Lutherzeit ist neben '(a)uf' die Partikel 'in' relativ häufig vertreten, und 'an' tritt dagegen nur vereinzelt auf. Mit der Frequenz unterscheidet sich auch der Anwendungsbereich dieser 66
Partikeln in beiden Zeitperioden
:
an verbindet sich im 13./14. Jahrhundert mit 'ende*, ' z i t ' , 'tag' und vereinzelt mit ' j ä r * , im 16. Jahrhundert dagegen begegnet es nur noch in der Verbindung mit 'morgen*. Die Präposition hat also viele ihrer früheren Fügungsmöglichkeiten verloren. (a)uf verbindet sich im 13./14. Jahrhundert mit 'tag*, ' z i t ' , *zil', Terminangaben und vereinzelt mit 'nacht'; zur Lutherzeit schließt diese Partikel weiterhin vor allem 'tag' an, begegnet daneben aber auch noch vereinzelt in Verbindungen mit *ja(h)r*, 'frühling', Terminangaben und 'ewigkeit*. Verglichen mit der ersten Zeitperiode hat ' (a)uf' nichts von seiner Frequenz eingebüßt, doch differiert es in seinem Anwendungsbereich. in verbindet sich im 13./14. Jahrhundert vereinzelt nur mit ' j ä r * , zur Lutherzeit dagegen hat es seinen Anwendungsbereich vergrößert und erscheint - außer in Verbindungen mit *ja(h)r' - auch noch beim Anschluß von'z(e)it*, "ewigkeit* und'leben*. 3.3.4.2.
Vergleicht man den Anschluß der in beiden Querschnitten gemeinsam auftretenden Größen, so ergibt sich
3.3.4.2.1.
eine Reduzierung der Anachlußpartikeln als deutlichstes und häufigstes Unterscheidungskriterium
Vergleich der einzelnen Funktionsgruppen 3.3.4.3.1.1. a)
339
Eine solche Reduzierung kann eine bloße Verminderung der ehemaligen Anschlußmöglichkeiten darstellen; das ist der Fall in Verbindungen mit:
kirchlichen Festen wie o s t e r n ,
p f i n g s t e n und w e i h n a c h t e n .
Diese sind im
13./14. Jahrhundert mit ' b i s zu*, ' b i s ü f ' , ' b i s an' und ' b i s ' verbunden und werden zur Lutherzeit von ' b i s (a)uf', ' b i s zu* und ' b i s ' angeschlossen b)
tag.
Dieser begegnet im 13./14. Jahrhundert in Fügungen mit ' b i s ü f ' , ' b i s a n ' ,
' b i s z u ' , ' b i s i n ' , ' ü f ' , ' a n ' u n d ' u n z b i ' ; zur Lutherzeit dagegen wird e r nur noch mit ' b i s (a)uf', ' b i s an' und '(a)uf' verbunden c)
ende,
wo im 13./14. Jahrhundert ' b i s a n ' , ' b i s ü f ' , ' a n ' , ' b i s in' und ' b i s zu*
erscheinen und zur Lutherzeit ' b i s a n ' , ' b i s z u ' , ' b i s i n ' , "bis (a)uf' begegnen und einfaches ' an' als Anschlußpartikel verschwunden ist d)
tod.
Dieser kann im 13./14. Jahrhundert mit ' b i s an*, ' b i s i n ' , ' b i s üf' und ' b i s zu'
verbunden werden und wird zur Lutherzeit nur noch von ' b i s in' und ' b i s an' angeschlossen. 3.3.4.2.1.1.
Die Reduzierung kann mit einer Veränderung der Anschlußmöglichkeiten verbunden sein; das ist der Fall in Verbindungen mit:
a)
Diese Größe tritt im 13./14. Jahrhundert in Verbindungen mit ' b i s i n ' ,
ja(h)r.
' b i s a n ' , ' b i s z u ' , ' b i s üf*, ' i n ' und ' a n ' auf und kann zur Lutherzeit außer - in v e r änderter Frequenz - mit ' b i s i n ' , ' b i s (a)uf', ' i n ' und ' b i s an' auch mit '(a)uf' verbunden werden b)
Terminangaben.
Diese werden im 13./14. Jahrhundert von ' b i s ü f ' , ' b i s an'
und ' b i s zu' angeschlossen und treten zur Lutherzeit nur noch in Fügungen mit ' b i s (a)uf', ' b i s ' und * (a)uf' auf c)
mitternacht.
Diese wird im 13./14. Jahrhundert von ' b i s z u ' , ' b i s an' und
•bis üf* angeschlossen und tritt zur Lutherzeit - außer in Verbindungen mit ' b i s zu' erstmals auch in Fügungen mit "bis um' auf d)
z(e)it.
Sie ist im 13./14. Jahrhundert mit ' b i s a n ' , ' b i s ü f ' , ' b i s z u ' , ' ü f ' , ' a n ' ,
' b i s ' und ' b i s in* verbunden und kann zur Lutherzeit - außer von ' b i s (a)uf' und ' b i s zu' - auch von 'in* angeschlossen werden.
340
Vergleich der beiden Querschnitte
3.3.4.2.1.3.
a)
nacht.
Die Reduzierung kann soweit vorangeschritten sein, daß im 16. Jahrhundert nur noch e i n e Anschlußpartikel auftritt; das ist d e r Fall in Verbindungen mit: Diese begegnet im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert in Fügungen mit ' b i s üf*, ' b i s a n ' ,
' b i s in',*bis zu* und * ü f ' , während sie zur Lutherzeit nur in Verbindungen mit ' b i s in' erscheint b)
alter,
wo im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert ' b i s i n ' , ' b i s a n ' , ' b i s ü f ' und ' b i s zu' auftreten
und zur Lutherzeit nur ' b i s in' begegnet c)
widerrufen,
wo im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert ' b i s a n ' , ' b i s üf' und ' b i s zu' funktions-
gleich nebeneinander stehen und f ü r die Lutherzeit nur noch der Anschluß mit ' b i s (a)uf' belegt werden kann d)
Personen(namen).
Diese können im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert mit ' b i s a n ' , ' b i s zu'
und ' b i s ü f ' verbunden werden, zur Lutherzeit dagegen begegnen sie nur in Fügungen mit ' b i s (a)uf*. 3.3.4.2.2. a)
eine Veränderung der jeweils konkurrenzlosen Anschlußmöglichkeit in Verbindungen mit:
Jahreszeiten,
wo sich ' b i s üf' des 1 3 . / 1 4 . Jahrhunderts und '(a)uf* der
Lutherzeit gegenüberstehen b)
geburt,
wo im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert ' b i s an' und zur Lutherzeit ' b i s in' auftritt.
3.3.4.2.3.
eine Vermehrung der Anschlußmöglichkeiten
3.3.4.2.3.1.
Dabei können die alten Anschlußmöglichkeiten ganz oder teilweise abgelöst werden, das ist der Fall in Verbindungen mit:
a)
advent.
Diese Größe wird im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert nur mit ' b i s an' verbunden,
zur Lutherzeit dagegen begegnet sie in Verbindungen mit ' b i s (a)uf' und ' b i s in' b)
morgen.
Dieser kann im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert von ' b i s a n ' , ' b i s ' und ' b i s zu'
angeschlossen werden, zur Lutherzeit dagegen wird e r mit ' b i s (a)uf', ' b i s a n ' , ' b i s zu' und ' a n ' verbunden c)
taufe,
wo im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert nur ' b i s an' begegnet, zur Lutherzeit dagegen
' b i s (a)uf* und ' b i s zu' erscheinen.
Das Verhältnis zwischen Urkunden- und Literatursprache
3.3.4.2.3.2. a)
341
Die alte einfache Anschlußmöglichkeit bleibt erhalten, sie erhält aber einen oder mehrere Konkurrenten, das ist der Fall in Verbindungen mit:
ewigkeit.
Neben 'bis in', das in beiden Zeitperioden begegnet, können zur Luther-
zeit auch noch ' i n ' und ' (a)uf' den Anschluß dieser Größe übernehmen b)
her.
Dieses auf die Zeit übertragene Adverb wird in beiden Zeitperioden mit ' b i s ' ,
zur Lutherzeit außerdem noch mit 'bis in' verbunden.
3.3.4.2.4.
eine Bewahrung d e r alten konkurrenzlosen o d e r m e h r f a c h e n Anschlußmöglichkeiten; sie konnte festgestellt werden in Verbindungen mit:
a)
monat,
wo in beiden Zeitperioden 'bis in' auftritt
b)
abend,
wo in beiden Zeitperioden 'bis an', 'bis (a)uf' und 'bis zu* begegnen
c)
stunt,
wo in beiden Zeitperioden - allerdings mit unterschiedlicher Frequenz -
'bis an*, 'bis (a)uf' und 'bis zu' auftreten (im 13./14. Jahrhundert in der Reihenfolge 'bis an', 'bis zu', 'bis ü f ' , zur Lutherzeit in der Reihenfolge 'bis (a)uf', 'bis an', 'bis zu') d)
ernte.
Diese Größe wird im 13./14. Jahrhundert als Simplex und zur Lutherzeit
als Kompositum ('weinernte') mit 'bis zu' verbunden e)
anhe r .
Dieses auf die Zeit übertragene Adverb wird in beiden Zeitperioden von
'bis' angeschlossen.
3.4.
DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN URKUNDEN- UND LITERATURSPRACHE IN FRÜHNEUHOCHDEUTSCHER ZEIT
Darüber läßt sich von den präpositionalen Verbindungen her gesehen natürlich nur sehr vorsichtig etwas aussagen. Prinzipielle Unterschiede konnten - was den Bestand, die Funktion und zum größten Teil auch die Verbindungsmöglichkeiten der Partikeln betrifft nicht festgestellt werden .^Sofern präpositionale Fügungen ausschließlich oder vorwiegend in den Urkunden nachweisbar waren, wurde das an entsprechender Stelle jeweils erwähnt. Sieht man ab von den nur rechtssprachlichen Verbindungen mit •'jär' und 'tag* (s. S. 37 f f . ) und den Fügungen mit der für das Rechtswesen bedeutsamen Frist ' j ä r und tag' im 13./14. Jahrhundert und läßt man außerdem die ' zu'-Gefüge mit pluralisch 'ja(h)r* und 'tag' sowie singularisch und pluralisch 'woche' im 16. Jahrhundert unberücksichtigt, so waren es vor allem Verbindungen mit Termin- und Fristangaben, die in beiden Zeit-
Das Verhältnis zwischen Urkunden- und Literatursprache
3.3.4.2.3.2. a)
341
Die alte einfache Anschlußmöglichkeit bleibt erhalten, sie erhält aber einen oder mehrere Konkurrenten, das ist der Fall in Verbindungen mit:
ewigkeit.
Neben 'bis in', das in beiden Zeitperioden begegnet, können zur Luther-
zeit auch noch ' i n ' und ' (a)uf' den Anschluß dieser Größe übernehmen b)
her.
Dieses auf die Zeit übertragene Adverb wird in beiden Zeitperioden mit ' b i s ' ,
zur Lutherzeit außerdem noch mit 'bis in' verbunden.
3.3.4.2.4.
eine Bewahrung d e r alten konkurrenzlosen o d e r m e h r f a c h e n Anschlußmöglichkeiten; sie konnte festgestellt werden in Verbindungen mit:
a)
monat,
wo in beiden Zeitperioden 'bis in' auftritt
b)
abend,
wo in beiden Zeitperioden 'bis an', 'bis (a)uf' und 'bis zu* begegnen
c)
stunt,
wo in beiden Zeitperioden - allerdings mit unterschiedlicher Frequenz -
'bis an*, 'bis (a)uf' und 'bis zu' auftreten (im 13./14. Jahrhundert in der Reihenfolge 'bis an', 'bis zu', 'bis ü f ' , zur Lutherzeit in der Reihenfolge 'bis (a)uf', 'bis an', 'bis zu') d)
ernte.
Diese Größe wird im 13./14. Jahrhundert als Simplex und zur Lutherzeit
als Kompositum ('weinernte') mit 'bis zu' verbunden e)
anhe r .
Dieses auf die Zeit übertragene Adverb wird in beiden Zeitperioden von
'bis' angeschlossen.
3.4.
DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN URKUNDEN- UND LITERATURSPRACHE IN FRÜHNEUHOCHDEUTSCHER ZEIT
Darüber läßt sich von den präpositionalen Verbindungen her gesehen natürlich nur sehr vorsichtig etwas aussagen. Prinzipielle Unterschiede konnten - was den Bestand, die Funktion und zum größten Teil auch die Verbindungsmöglichkeiten der Partikeln betrifft nicht festgestellt werden .^Sofern präpositionale Fügungen ausschließlich oder vorwiegend in den Urkunden nachweisbar waren, wurde das an entsprechender Stelle jeweils erwähnt. Sieht man ab von den nur rechtssprachlichen Verbindungen mit •'jär' und 'tag* (s. S. 37 f f . ) und den Fügungen mit der für das Rechtswesen bedeutsamen Frist ' j ä r und tag' im 13./14. Jahrhundert und läßt man außerdem die ' zu'-Gefüge mit pluralisch 'ja(h)r* und 'tag' sowie singularisch und pluralisch 'woche' im 16. Jahrhundert unberücksichtigt, so waren es vor allem Verbindungen mit Termin- und Fristangaben, die in beiden Zeit-
342
Vergleich d e r beiden Querschnitte
Perioden in den Urkunden besonders dominierten. Das versteht sich beinahe von s e l b s t und läßt sich r e i n sachlich aus d e r spezifischen Thematik d e r Urkunden e r k l ä r e n . Als Anschlußpartikeln d i e s e r T e r m i n - und Fristangaben begegneten vor allem ' (bis) ( a ) u f ' , ' (bis) z u ' und ' zwischen*, von denen sich ' (a)uf* - ganz besonders im 16. Jahrhundert - als urkundensprachlich überhaupt bevorzugt e r w i e s . Erwähnenswert und - angesichts d e r s t a r r e n und stereotypen Ausdrucksweise d e r Urkundenund Kanzleisprache in neuhochdeutscher Zeit - geradezu verwunderlich e r s c h e i n t , daß in den Urkunden d e r damaligen Zeit die jeweiligen Konkurrenten beim Anschluß e i n e r Größe k o n z e n t r i e r t a u f t r a t e n . Dabei geschah es auch e i n m a l , daß - t r o t z d e r f e s t g e s t e l l t e n w e i t gehenden Übereinstimmungen in bezug auf den Bestand, die Funktion und die hauptsächlichsten Verbindungsmöglichkeiten d e r Präpositionen - eine P a r t i k e l , nämlich ' b ( e ) i ' , in V e r bindungen mit Zeitangaben z u r Angabe e i n e r Vorzeitigkeit in beiden Zeitperioden n u r in den Urkunden als Konkurrent von ' vor' nachweisbar w a r . Doch abgesehen von d i e s e r Ausnahme kann f ü r das 1 3 . / 1 4 . J a h r h u n d e r t festgestellt w e r d e n , daß die in d a m a l i g e r Zeit ü b e r a l l funktionsgleichen P a r t i k e l n in den Urkunden lediglich in e i n e r weit g r ö ß e r e n Vielzahl nebeneinander standen als das in den dichterischen und biblischen Quellen beobachtet w e r d e n konnt e . Etwas anders w a r das Bild im 16. J a h r h u n d e r t , wo sich d e r Partikelgebrauch in den Dichtungen, und ganz b e s o n d e r s bei Luther, von dem d e r Urkunden abhob. Das Feld d e r t e m p o r a len Präpositionen zeigte sich in den Urkunden und Kirchenordnungen d e r Lutherzeit weit vielschichtiger und noch dem des 1 3 . / 1 4 . J a h r h u n d e r t s e n t s p r e c h e n d e r . Damit muß die U r kundensprache im Vergleich z u r Sprache d e r Dichtungen, v o r allem im Vergleich z u r L u t h e r s p r a c h e , als k o n s e r v a t i v e r bezeichnet w e r d e n . Luther w a r - b e s o n d e r s in den letzten F a s sungen s e i n e r Bibel - direkt darauf bedacht, unüblich gewordene, nicht m e h r lebendige Fügungen a u s z u m e r z e n (man vgl. z . B . die K o r r e k t u r von "auf zwey i a r l a n g " — " z w e y j a r lang" in WA Bi 6 , 3 9 2 / 3 , Apg. 19,10) undnicht allgemein gebräuchliche P r ä p o s i t i o n e n , vor allem das urkundensprachliche * (a)uf* weitgehend zu v e r m e i d e n . Das zahlreiche Nebeneinander von Konkurrenten in den Urkunden kann wohl schwerlich auf ein absichtliches Vermeiden von Wiederholungen und damit auf ein bewußtes s p r a c h l i c h s t i l i s t i s c h e s V a r i i e r e n zurückgeführt w e r d e n . E s könnte im 1 3 . / 1 4 . Jahrhundert v i e l m e h r durch die in d a m a l i g e r Zeit noch mangelnde Festigkeit d e r präpositionalen Fügungsweisen bedingt s e i n , die bei d e r ständigen Wiederkehr g l e i c h e r Angaben n u r b e s o n d e r s evident w i r d . Im 16. J a h r h u n d e r t dagegen e r k l ä r t sich diese Erscheinung vermutlich aus d e r Traditionsgebundenheit oder mangelnden Dynamik und Lebensnähe d e r Urkundensprache. Betrachtet man die sprachliche Entwicklung in dem untersuchten Z e i t r a u m , so müßte man - unter Berücksichtigimg d e r vorausgegangenen Ausführungen - k o r r e k t e r w e i s e f ü r
Das Verhältnis zwischen Urkunden- und Literatursprache
343
das 16. Jahrhundert 2 und damit f ü r die gesamte Untersuchungsperiode 3 Stufen d e r s p r a c h lichen Entwicklung ansetzen, die sich durch eine verschiedene Annäherung an die nhd. Norm unterscheiden: 1.
Die Urkunden- und Literatursprache von 1200-1400
2.
Die Urkundensprache von 1500-1550
3.
Die Dichtersprache von 1500-1550, besonders die Luthersprache
344
Literaturverzeichnis
LITERATURVERZEICHNIS
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348
Literaturverzeichnis
QUELLENSCHRIFTEN''' Die Rechts-, Städte und Urkundenbücher werden alphabetisch nach Städten oder Reihen geordnet. Die alphabetische Reihenfolge aller übrigen Quellen richtet sich entweder nach dem Verf a s s e r oder dem ersten unabhängigen Substantiv bzw. nach dem - der Zitierweise d e r Belege entsprechenden - eigentlichen Titelwort. In Zweifelsfällen helfen Verweise w e i t e r . Das Ordnungswort ist jeweils in Großbuchstaben gesetzt. Zur genauen zeitlichen Einordnung derjenigen Belege, die in der Arbeit keine Jahreszahl enthalten (man vgl. dazu die Ausführungen S. . 21 ), wurde den einzelnen Werken die Abfassungszeiten beigegeben.
1.
FÜR DEN Z E I T R A U M VON
1.1.
SACHSEN - THÜRINGEN
1.1.1.
Rechts- und Urkundenbücher
1200-1400
ALTENBURGER Urkundenbuch. 976-1350. Bearb. v. H. Patze. Jena 1955. Urkundenbuch von Stadt und Kloster BÜRGEL. Teil I: 1133-1454. Bearb. v. P . Mitzschke. Gotha 1895. CODICES Diplomatici Saxoniae Regiae I B 1/2:
Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen. Hg. v. H. E r m i s c h . Bd. 1: 1381-1395. Leipzig 1899. Bd. 2: 1396-1406. Leipzig 1902.
n 1-3:
Urkundenbuch des Hochstifts Meissen. Hg. v. E . G . Gersdorf. Bd. 1: Leipzig 1864. Bd. 2: Leipzig 1865. Bd. 3: Leipzig 1867.
n 4:
Urkundenbuch der Stadt Meissen und i h r e r Klöster. Hg. v. E . G . Gersdorf. Leipzig 1873.
1
Da sich die auf den Tabellen angegebenen Belegzahlen auf das gesamte Quellenmaterial beziehen, werden nicht nur die in d e r Arbeit zitierten, sondern sämtliche exzerpierten Quellen angeführt.
Literaturverzeichnis II 5:
349
Urkundenbuch der Städte Dresden und Pirna. Hg. v. K . F r . v . Posern-Klett. Leipzig 1875.
II 6:
Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster. Hg. v. H. Ermisch. Leipzig 1879.
II 7:
Urkundenbuch der Städte Kamenz und Löbau. Hg. v. H. Knothe. Leipzig 1883.
II 8-10:
Urkundenbuch der Stadt Leipzig. Bd. 1: hg. V. K . F r . v. Posern-Klett. Leipzig 1868. Bd. 2: hg. v. K. F r . v. Posern-Klett. Leipzig 1870. Bd. 3: hg. v . J. Förstermann. Leipzig 1894.
II 12-14:
Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen. Hg. v. H. Ermisch. Bd. 1: Leipzig 1883. Bd. 2: Leipzig 1886. Bd. 3: Leipzig 1891.
II 15:
Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen. Hg. v . L . Schmidt. Leipzig 1895.
CORPUS der altdeutschen Originalurkunden. Bis zum Jahr 1300. Bd. 1
1200-1282. Hg. v . F . Wilhelm. Lahr 1932.
Bd. 2
1283-1292. B e g r . v. F . Wilhelm, fortgef. v. R . Newald. Lahr 1943.
Bd. 3
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EISENACHER Rechtsbuch. Bearb. v. P . Rondi. Weimar 1950. (Abfassungszeit: zwischen 1374 und 1397) Urkundenbuch der Stadt ERFURT. Bearb. v. C. B e y e r . T e i l I:
Halle 1889.
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Halle 1897.
Thüringische GESCHICHTSQUELLEN. Neue F o l g e . Bd. 1:
Urkundenbuch der Stadt Arnstadt. 704-1495. Hg. v. C . A . H . Burkhardt. Jena 1883.
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Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen, sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z . h. Kreuz bei Saalburg. Bd. 2: 1357-1427. Hg. v . B. Schmidt. Jena 1892.
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Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. Bd. 1: 1182-1405. Hg. v . J . E . A . Martin. Jena 1888.
350
Literaturverzeichnis Bd. 4,2:
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Bd. 6:
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Das LEHNBUCH F r i e d r i c h s des Strengen, Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen. 1349/50. Hg. v. W. Lippert u. H. Beschorner. Leipzig 1903. Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft MANSFELD. B e a r b . v. M. Krühne. Halle 1888. Das MÜHLHÄUSER Reichsrechtsbuch aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Hg. v. H. Meyer. 2. verb. Ausgabe. Weimar 1934. Urkundenbuch der ehemals freien Reichsstadt MÜHLHAUSEN in Thüringen. Bearb. v. K. Herquet. Halle 1874. ZWICKAUER Rechtsbuch. Unter Mitarb. v. H. Planitz b e a r b . v. G. Ulrich. Weimar 1941. (Abfassungszeit: 1348)
1.1.2.
Weltliches und geistliches Schrifttum
Ostmitteldeutsche CHRESTOMATHIE. Proben der frühen Schreib- und Druckersprache des mitteldeutschen Ostens. Hg. v. J . Erben. Berlin 1961. = Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts f ü r deutsche Sprache und Literatur 24. CHRISTUS und Pilatus. In: Deutsche Gedichte des zwölften Jahrhunderts. Hg. v. C. K r a u s . Halle 1894, S. 62-64. (Abfassungszeit: Ende des 12. J h s . ) EBERNAND von E r f u r t , Heinrich und Kunegunde. Hg. v. R . Bechstein. Quedlinburg u. Leipzig 1860. = Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von d e r ältesten bis auf die neuere Zeit 39. (Abfassungszeit: Anfang des 13. J h s . )
Literaturverzeichnis
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Das EVANGELISTAB der Berliner Handschrift MS. GERM. 4° 533. Hg. v. G. Feudel. Teil I: Berlin 1961. = Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 23/1. (Hs. stammt aus der Mitte des 14. Jhs.) FELIX, siehe unter: MÖNCH Felix. Heinrichs von Meissen des FRAUENLOBes Leiche, Sprüche, Streitgedichte und Lieder. E r l . u. hg. v. L. Ettmüller. Quedlinburg u. Leipzig 1843. = Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 16. (Abfassungszeit: Mitte des 13. Jhs.) HEINRICH von Freiberg. Hg. v. A. Bernt. Halle 1906. (Abfassungszeit seiner Dichtungen: Ende des 13. und Anfang des 14. Jhs.) HEINRICH* s von Krolewiz üz MizenVater Unser. Hg. v. G. Chr. F. Lisch. Quedlinburg u. Leipzig 1839. = Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 19. (Abfassungszeit: 1252-1255) HEINRICH von Meissen, siehe unter: FRAUENLOB. Die kleineren Dichtungen HEINRICHS von Mügeln. 1. Abt.: Die Spruchsammlung des Göttinger Cod. Philos. 21. Hg. v. K. Stackmann. 2 Teilbände: Berlin 1959. = Deutsche Texte des Mittelalters 5/51. (Abfassungszeit: 2. Hälfte des 14. Jhs.) Daz Brechen LEIT. In: Mitteldeutsche Gedichte. Hg. v. K. Bartsch. Stuttgart 1860. = Bibliothek des Literarischen Vereins 53, S. 73- 83 (nach einer Hs. des 14. Jhs.) Deutsche LIEDERDICHTER des 13. Jahrhunderts. Hg. v. C. v. Kraus. Bd. 1: Tübingen 1952. Alten Weibes LIST, In: Mitteldeutsche Gedichte. Hg. v. K. Bartsch. Stuttgart 1860,. = Bibliothek des Literarischen Vereins 53, S. 84-97. (nach einer Hs. des 14. Jhs.) Buchelm der heiligen MARGARETA. Beitrag zur Geschichte der geistlichen Literatur des XIV. Jahrhunderts. Hg. v. K. Stejskal. Wien 1880. (Abfassungszeit: 1. Hälfte des 14. Jhs.) Des MATTHIAS von Beheim Evangelienbuch in mitteldeutscher Sprache. 1343. Hg. v. R. Bechstein. Leipzig 1867.
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1.2.
ORDENSGEBIET
1.2.1.
Wirtschafts- und Urkundenbücher (inklusive Annalen. Inschriften und Statuten)
Das große ÄMTERBUCH des Deutschen Ordens. Hg. v. W. Z i e s e m e r . Danzig 1921. Das Marienburger Ämterbuch. Hg. v. W. Z i e s e m e r . Danzig 19'16. ANNALES Pelplinenses. Hg. v. M. Toppen. In: Scriptores Rerum P r u s s i c a r u m . Bd. 1: Leipzig 1861. S. 270-271. (Hs.: 14. J h . ) Deutsche INSCHRIFTEN in der Marienburg. Hg. v. W. Z i e s e m e r . In: ZfdA 47 (1904) S. 280-283. (Abfassungszeit: 14. J h . )
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Das ZINSBUCH des Hauses Marienburg. Hg. v. W. Ziesemer. Marienburg 1910.
1.2.2,
Weltliches und geistliches Schrifttum
Eine ostdeutsche APOSTELGESCHICHTE des 14. Jahrhunderts. Aus dem Königsberger Staatsarchiv, Handschrift A 191. Hg. v. W. Ziesemer. Halle 1927. = Altdeutsche Textbibliothek 24. (Abfassungszeit: um 1350) Littauische BERICHTE. Beilage II zur Chronik Wigands von Marburg. Hg. v. Th. Hirsch. In: Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. 2: Leipzig 1863. S. 711-715. (Abfassungszeit: 1388 und 1390) Die Prophetenübersetzung des Claus CRANC. Hg. v. W. Ziesemer. Halle 1930. (Abfassungszeit: ca. 1350/60) Die poetische Bearbeitung des Buches DANIEL aus der Stuttgartei Handschrift. Hg. v. A . Hübner. Berlin 1911. = Deutsche Texte des Mittelalters 19, Dichtungen des Deutschen Ordens 3. (Abfassungszeit: 1331-1335)
354
Lite raturver ze ichnis
ESDRAS und Neemyas. Eine Deutschordensdichtung aus dem 14. Jahrhundert. Aus der Stuttgarter Handschrift zum 1. Male hg. v. S.D. Stirk. Breslau 1938. (Abfassungszeit: zwischen 1331 und 1340) GEOMETRIA Culmensis. Ein agronomischer Tractat aus der Zeit des Hochmeisters Conrad von Jungingen. (1393-14Ö7). Hg. v. H. Mendthai. Leipzig 1886. HEINRICH von Hesler Die Apokalypse Heinrichs von Hesler aus der Danziger Handschrift. Hg. v. K. Helm. Berlin 1907. = Deutsche Texte des Mittelalters 8, Dichtungen des Deutschen Ordens 1. (Abfassungszeit: vor 1312; vermutlich zwischen 1285 und 1295) Erlösung. Bruchstücke hg. v. O. v. Heinemann und E. Steinmeyer. In: ZfdA 32 (1888) S. 111-117; 446-449. (Abfassungszeit: zwischen 1292 und 1294) Das Evangelium Nicodemi von Heinrich von Hesler. Hg. v. K. Helm. Tübingen 1902. = Bibliothek des Literarischen Vereins 224. (Abfassungszeit: um 1300) Fragmente, siehe unter: Erlösung. HELWIGs Märe vom heiligen Kreuz nach der einzigen Handschrift zum 1. Male hg. v. P . Heymann. Berlin 1908. (Abfassungszeit: zwischen 1300 und 1353) HESTER. Hg. nach der Berliner Handschrift MS GERM. Octav 56 v. K. Schröder. In: Germanistische Studien 1 (1872) S. 247-315. (Abfassungszeit: 1. Jahrzehnt des 14. Jhs.) Die mitteldeutsche poetische Paraphrase des Buches HIOB. Aus der Handschrift des Königlichen Staatsarchivs zu Königsberg. Hg. v. T . E . Karsten. Berlin 1910. = Deutsche Texte des Mittelalters 21, Dichtungen des Deutschen Ordens 4. (Abfassungszeit: 1338 vollendet) HISTORIEN der alden e. Hg. v. W. Gerhard. Leipzig 1927. = Bibliothek des Literarischen Vereins 271. (Abfassungszeit: zwischen 1338 und 1345) JEROSCHIN, siehe unter: NICO LAUS von Jeroschin. JOHANNS von Posilge Officials von Pomesanien. Chronik des Landes Preussen (von 1360 an, fortgesetzt bis 1419). Hg. v. E. Strehlke. In: Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. 3: Leipzig 1866. S. 79-388. (Abfassungszeit: zwischen 1402 und 1420) JUDITH. Ein mitteldeutsches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert. Aus der Stuttgarter Handschrift zum 1. Male hg. v. R. Palgen. Halle 1924. = Altdeutsche Textbibliothek 18. (Abfassungszeit: 1254)
Literaturverzeichnis
355
Das Spiel von den zehn Jungfrauen und das KATHABINENSPIEL. Unters, u. hg. v. O. Beckers. Breslau 1905. In: Germanistische Abhandlungen 24, S. 125 f f . (Hs. stammt aus dem 3. Viertel des 14. Jhs.) Das Buch der MACCABÄER in mitteldeutscher Bearbeitung. Hg. v. K. Helm. Tübingen 1904. = Bibliothek des Literarischen Vereins 233. (Abfassungszeit: zwischen 1331 und 1335 vollendet) MARIENLEGENDEN. Dichtungen des 13. Jahrhunderts. Hg. v. F . Pfeiffer. Neue Ausgabe. Wien 1863. NICO LAUS von Jeroschin Die Kronike von Pruzinlant. Hg. v. E. Strehlke. In: Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. 1: Leipzig 1861. S. 303-624. (Abfassungszeit: zwischen 1331 und 1350) Leben des heiligen Adalbert. Fragment. Hg. v. E. Strehlke. In: Scriptores Rerum Prussicarum, Bd. 2: Leipzig 1863. S. 423-428. (Abfassungszeit: zwischen 1327 und 1329) Das PASSIONAL. Eine Legenden-Sammlung des 13. Jahrhunderts. Zum 1. Male hg. v. F r . K . Köpke. Quedlinburg und Leipzig 1852. = Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 32. (Abfassungszeit: zwischen 1280 und 1300) Das alte PASSIONAL. Hg. v. K . A . Hahn. Neue Ausgabe. Frankfurt a. M. 1857. (Abfassungszeit: zwischen 1280 und 1300) Über die im Besitz v. d. Hagens befindliche Handschrift des PASSIONALS. C. Kläden. In: Germania 7 (1846) S. 249-272. (Hs. gehört dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jhs. an) PFARRER zu dem Hechte. Schachbuch. Hg. v. E. Sievers. In: ZfdA 17 (1874) Sp. 161-389. (Abfassungszeit: 1355) Der Mitteldeutsche Marco POLO. Nach der Admonter Handschrift. Hg. v. E.H. v. Tscharner. Berlin 1935. = Deutsche Texte des Mittelalters 40. (Abfassungszeit: Anfang oder Mitte des 14. Jhs.) POSILGE, siehe unter: JOHANN von Posilge. Die PROSA-APOKALYPSE der Königsberger Handschrift No. 891 und die Apokalypse Heinrichs von Hesler. Hg. v. F . E . A . Campbell. Berlin 1913. (Hs. stammt aus dem 14. Jh.)
356
Literaturverzeichnis
Livländische REIMCHRONIK. Hg. v. L. Meyer. Paderborn 1876. (Abfassungszeit: zwischen 1291 und 1298) Zwei Fragmente einer kurzen REIMCHRONIK von P r e u s s e n . Hg. v. E. Strehlke. In: Scriptores Rerum P r u s s i c a r u m , Bd. 2: Leipzig 1863. S. 1 - 8 . (Abfassungszeit: um 1337) SCHACHBUCH, siehe unter: PFARRER zu dem Hechte. TILOS von Kulm Gedicht von siben Ingesigeln. Aus der Königsberger Handschrift. Hg. v. K. Kochendörffer. Berlin 1907. = Deutsche Texte des Mittelalters 9, Dichtungen des Deutschen Ordens 2. (Abfassungszeit: 1331) Das VÄTERBUCH. Aus der Leipziger, Hildesheimer und Straßburger Handschrift. Hg. v. K. Reissenberger. Berlin 1914. = Deutsche Texte des Mittelalters 22. (Abfassungszeit: Ende des 13. J h s . ) Die littauischen WEGEBERICHTE. Beilage I zur Chronik Wigands von Marburg. Hg. v. Th. Hirsch. In: Scriptores Rerum P r u s s i c a r u m , Bd. 2: Leipzig 1863. S. 662-711. (Abfassungszeit: zwischen 1384 und 1402) Der Sünden WIDERSTREIT. Eine geistliche Dichtung des 13. Jahrhunderts. Hg. v. V. Zeidler. Graz 1892. (Abfassungszeit: 2. Hälfte des 13. J h s . ) Die Chronik WIGANDS von Marburg. Orginalfragmente, lateinische Übersetzung und sonstige Ü b e r r e s t e . Hg, v. Th. Hirsch. In: Scriptores Rerum P r u s s i c a r u m , Bd. 2: Leipzig 1863. S. 429-662. (Abfassungszeit: zwischen 1391 und 1394)
1.3.
SCHLESIEN-BÖHMEN
1.3.1.
Rechts-, Städte- und Urkundenbücher
Das ALT PRAGER Stadtrecht aus dem XIV. Jahrhundert. Nach den vorhandenen Handschriften zum 1. Mal hg. v. E . F . R ö s s l e r . Prag 1845. = Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren 1. Urkundenbuch der Stadt AUSSIG bis zum J a h r e 1526. Begr. v. W. Hieke, voll. v. A. Horcicka. P r a g 1896. = Städte- und Urkundenbücher aus Böhmen 3.
Literaturverzeichnis
357
BRESLAUER Urkundenbuch. Bearb. v. G. Korn. Teil I: Breslau 1870. Die Stadtrechte von BRÜNN aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert. Nach bisher ungedruckten Handschriften hg. v. E . F . Rössler. Prag 1852. = Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren 2. Urkundenbuch der Stadt BUDWEIS iri Böhmen. Bearb. v. K. Köpl. Bd. 1, 1. Hälfte: 1251-1391. Prag 1901. = Städte-und Urkundenbücher aus Böhmen 4. Das Stadtbuch von DUX. 1389. Bearb. v. K. Kochmann. Prag 1941. = Stadt- und Urkundenbücher aus Böhmen 8. Urkundenbuch der Stadt KRUMMAU in Böhmen. Bearb. v. U. Schmidt u. A. Picha. Bd. 1: 1253-1419. Prag 1908. = Städte-und Urkundenbücher aus Böhmen 5. Urkundenbuch der Stadt LIEGNTTZ und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455. Hg. v. F r . W . Schirrmacher. Liegnitz 1866. Urkundenbuch d. k. Stadt PILSEN. Hg. v. J . Strnad. Bd. 1: Prag 1891. Urkundenbuch der Stadt SAAZ bis zum Jahre 1526. Bearb. v. L.
Schlesinger.
Prag 1892. = Städte- und Urkundenbücher aus Böhmen 2. Quellen- und Urkundenbuch des Bezirkes TEPLITZ-Schönau bis zum Jahre 1500. Bearb. v. A. Müller. Prag 1929. = Stadt- und Urkundenbücher aus Böhmen 7.
1.3.2.
Weitliches und geistliches Schrifttum 2
Der ACKERMANN aus Böhmen. Hg. v. A. Hübner. Leipzig 1954. = Altdeutsche Quellen 1. (Abfassungszeit: kurz nach 1400) Neue Berliner Bruchstücke des ostmitteldeutschen CATO. Hg. v. L. Zatocil. In: ZfdA 72 (1935) S. 81-91. (Abfassungszeit: nicht genau bestimmbar) Di Tutsch Kronik von Behemlant. Rymovanä Kronika Ceska tak receneho DALIMILA. Hg. v. J . Jlrecek. In: Fontes Rerum Bohemicarum Bd. 3: Prag 1882. (Abfassungszeit: zwischen 1343 und 1346) Der FREUDENLEERE. Der Wiener Mervart. In: Erzählungen und Schwänke.Hg. v. H. Lambel. Leipzig 1872. = Deutsche Classiker des Mittelalters 12, S. 211-236. (Abfassungszeit: zwischen 1254 und 1291)
358
Literaturverzeichnis
HEINRICH der Klausner, siehe unter: Marienlegende. JOHANNES von Frankenstein. Der Kreuziger. Hg. v. F . Khull. Tübingen 1882. = Bibliothek des Literarischen Vereins 160. (Abfassungszeit: 1300 vollendet) Briefe JOHANNS von Neumarkt. Hg. v. P. Piur. Berlin 1937. = Vom Mittelalter zur Reformation 8. Schriften JOHANNS von Neumarkt. Hg. v. J . Klapper. Teil I: Berlin 1930. Teil II: Berlin 1932. = Vom Mittelalter zur Reformation 6. Die KREUZFAHRT des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen. Hg. v. H. Naumann. Berlin 1923. (Abfassungszeit: 1301 vollendet) KREUZIGER, siehe unter: JOHANNES von Frankenstein. Deutsche LIEDERDICHTER des i 3 . Jahrhunderts. Hg. v. C. v. Kraus. Bd. 1: Tübingen 1952. MARIENLEGENDE. In: Mitteldeutsche Gedichte. Hg. v. K. Bartsch. Stuttgart 1860. = Bibliothek des Literarischen Vereins 53, S. 1-39. (Abfassungszeit: zwischen 1278 und 1305) MERVART, Der Wiener - siehe unter: Der FREUDENLEERE. Der Wiener OSWALD. Hg. v. G. Fuchs. Breslau 1920. = Gerrdanistische Abhandlungen 52. (Abfassungszeit: 1. Hälfte des 14. Jhs.) Trebnitzer PSALMEN. Hg. v. P . Pietsch. Breslau 1881. = Schlesische Denkmäler des deutschen Schrifttums im Mittelalter 1. (Abfassungszeit: 14. Jh.) Deutsche TEXTE aus schlesischen Kanzleien dés 14. und 15. Jahrhunderts. Hg. v. H. Bindewald. Berlin 1935-36. = Vom Mittelalter zur Reformation 9. Im Kampf um die deutsche Bibel. Zwei TRAKTATE des 14. Jahrhunderts. Hg. v. J . Klapper. Breslau 1922. ULRICH von Etzenbach Alexander. Hg. v. W. Toischer. Tübingen 1888. = Bibliothek des Literarischen Vereins 183. (Abfassungszeit: 1271-1286; Anhang, 11. Buch, nach 1305) Herzog Ernst (D). Hg. v. F r . H. v.d. Hagen. In: Deutsche Gedichte des Mittelalters. Bd. 1: Berlin 1808. (Abfassungszeit: 1287/88) Wilhelm von Wenden. Hg. v. H . - F r . Rosenfeld. Berlin 1957. = Deutsche Texte des Mittelalters 49. (Abfassungszeit: zwischen 1287 und 1297; vermutlich 1289/90)
L ite ratu rve r ze ichnis
359
2.
FÜR
D E N Z E I T R A ' U M VON 1 5 0 0 -
2.1.
Kirchenordnungen und Urkundenbücher
1550
CODICES Diplomatici Saxoniae Regiae H 5:
Urkundenbuch d e r Städte Dresden und Pirna. Hg. v. K. F r . v. Posern-KIett. Leipzig 1875.
II 6:
Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und i h r e r Klöster. Hg. v. H. E r m i s c h . Leipzig 1879.
II 7:
Urkundenbuch der Städte Kamenz und Löbau. Hg. v. H. Knothe. Leipzig 1883.
II 9-10:
Urkundenbuch der Stadt Leipzig. Bd. 2: hg. v. K. F r . v. Posern-Klett. .Leipzig 1870. Bd. 3: hg. v. J . Förstemann. Leipzig 1894.
II 11:
Urkundenbuch der Universität Leipzig von 1409-1555. Hg. v. B . Stübel. Leipzig 1879.
n 12:
Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen. Bd. 1: hg. v. H. Ermisch. Leipzig 1883.
Thüringische GESCHICHTSQUELLEN. Neue Folge. Bd. 3, 2/3: Urkundenbuch der Stadt Jena und i h r e r geistlichen Anstalten. Hg. v. E . Devrient. Bd. 2: 1406-1525. Jena 1903. Bd. 3: 1526-1580. Jena 1936. Bd. 4 , 2 :
Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle. Heft 2: 1314-1534. Hg. v. E. Anemiiller. Jena 1905.
Bd. 5,1:
Ernestinische Landtagsakten. Bd. 1: Die Landtage 1487-1532. Bearb. v. C . A . H . Burkhardt. Jena 1902.
Bd. 6:
Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen. Hg. v. K . F r . v. Strenge u. E. Devrient. Jena 1909.
Die evangelischen KIRCHENORDNUNGEN des XVI. Jahrhunderts. Hg. v. E . Sehling. 1. Abteilung: Sachsen und Thüringen nebst angrenzenden Gebieten. 1. Hälfte: Leipzig 1902. 2. Hälfte: Leipzig 1904.
360
Literaturverzeichnis Bd. 3:
Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Oberlausitz und Niederlausitz, Schlesien. Leipzig 1909.
Bd. 4:
Das Herzogthum Preußen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preußen, das Herzogthum Pommern. Leipzig 1911.
Urkundenbuch des Klosters PFORTE. Teil n . 2. Halbband: 1501-1543. Bearb. v. P . Boehme. Halle 1915. Zwickauer SCHULORDNUNG, siehe unter: Leonhard NATT(H)ER.
2.2.
Weltliches und geistliches Schrifttum
Hans ACKERMANN. Dramen. In: Dramen von Ackermann und Voith. Hg. v. H. Holstein. Tübingen 1884. = Bibliothek des Literarischen Vereins 170, S. 1-139. Das älteste Zwickauer GESANGBUCH von 1525. Faksimile-Neudruck nach dem einzigen Originaldruckexemplar der Zwickauer Ratsschulbibliothek. Berlin 1960. Martin Luther Werke. WA 6:
An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung. Großer Sermon von dem Wucher. In: Bd. 6: Weimar 1888, S. 381-496; S. 33-60.
WA 7:
Von der Freiheit eines Christenmenschen. In: Bd. 7: Weimar 1897. S. 12-38.
WA 15:
Von Kaufshandlung und Wucher. An die Ratherren aller Städte deutsches Lands. In: Bd. 15: Weimar 1899. S. 279-322; S. 9-53.
WA 26:
Eine neue Fabel Äsopi. In: Bd. 26: Weimar 1909. S. 547-550.
WA 30, 2: Vom Kriege wider die Türken. In: Bd. 30, 2. Abteilung: Weimar 1909. S. 81-148. WA 50:
Etliche Fabeln aus Äsop. In: Bd. 50: Weimar 1914. S. 432-460.
WA 51:
Wider Hans Worst. In: Bd. 51: Weimar 1914. S. 461-572.
Literaturverzeichnis
361
Die erste deutsche Bibel. Wa Bi. 6:
Bd. 6: Das neue Testament. 1. Hälfte. Evangelien und Apostelgeschichte. Weimar 1929.
WA Bi. 7:
Bd. 7: Das neue Testament. 2. Hälfte. Episteln und Offenbarung. Weimar 1931.
WA Bi. 8:
Bd. 8: Die Übersetzung des 1. Teils des Alten Testaments. 5 Bücher Mose. Weimar 1954.
WA Bi. 11,1:
Bd. 11,1. Hälfte: Die Übersetzung des Prophetenteils des Alten Testaments. Jesaja - Hesekiel. Weimar 1960.
WA Bi. 11,2:
Bd. 11,2. Hälfte: Die Übersetzung des Prophetenteils des Alten Testaments. Daniel - Maleachi. Weimar 1960.
Briefwechsel. WA B r . 1:
Bd. 1: 1501-1520. Weimar 1930.
WA B r , 2:
Bd. 2: 1520-1522. Weimar 1931.
WA B r . 3:
Bd. 3: 1523-1525. Weimar 1933.
WA B r . 4:
Bd. 4: 1526-1528. Weimar 1933.
WA B r . 5:
Bd. 5: 1529-1530. Weimar 1934.
Thomas MÜNTZER. Politische Schriften. Hg. v. C. Hinrichs. Halle 1950. Leonhard NATT (H)ER. Die älteste Zwickauer Schulordnung 1523. Hg. v. O. Clemen. Zwickau o. J. Paul REBHUN. Dramen. Hg. v . H. Palm. Stuttgart 1859. = Bibliothek des Literarischen Vereins 49. Johann von STAUPITZ. Sämtliche Werke. Bd. 1: Deutsche Schriften. Hg. v. J . K . F . Knaake. Potsdam 1867. Valten VOrTH. Dramen. In: Dramen von Ackermann und Voith. Hg. v . H. Holstein. Tübingen 1884. = Bibliothek des Literarischen Vereins 170, S. 143-316.
362
3. a)
Lite r atu rve r z e ichnis VERGLEICHSWEISE
EINGESEHEN
WURDEN
f ü r die biblischen Belege: Die e r s t e deutsche BIBEL. Hg. v. W. K u r r e l m e y e r . Bd. 1-10: Tübingen 1904-1915. = Bibliothek des Literarischen Vereins. Zürcher BIBEL. Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments. Berlin 1956. Die Heilige SCHRIFT des Alten T e s t a m e n t s . Übers, u. hg. v. E . Kautzsch. 3 Bd. 1: Tübingen 1909.
b)
f ü r besondere rechtssprachliche Wendungen: SACHSENSPIEGEL. Landrecht. Hg. v. K . A . Eckhardt. Göttingen-Berlin-Frankfurt 1955.
ANMERKUNGEN
E inleitung
1
'Nationalsprache' wird hier nicht im Sinne M.M. Guchmanns (man vgl. dazu z . B . : Über die Begriffe ' L i t e r a t u r s p r a c h e ' , 'Sprache der Volkschaft', 'Nationalsprache'; in: PBB (Halle) 82 (1961) S. 326 und: Der Weg zur deutschen Nationalsprache Bd. 1 S. 4 und 10) verstanden als die Sprache eines Volkes in ihrer Gesamtheit, d . h . mit allen sprachlichen Erscheinungsformen und gleichzeitig bezogen auf die historische Epoche der Nation, sondern mit L . Benkö (man vgl. dazu: Einige allgemeine Probleme der Geschichte d e r Literatursprache; in: Acta Linguistica Academiae Scientiarum Hungaricae, T o m . XII» Budapest 1962 S. 285) als Bezeichnung der die Einheitlichkeit repräsentierenden sprachlichen Erscheinungsform, der Trägerin der nationalen Norm.
2
Auch die Begriffe Einheits-, Hoch- und Literatursprache begegnen in der Fachliteratur neben Gemein-, National- und Schriftsprache als Bezeichnungen f ü r die 'Erscheinungsform der Sprache, die den T r ä g e r der nationalen Norm darstellt*. D. Nerius entscheidet sich nach kritischer Analyse der einzelnen genannten Termini schließlich f ü r den Terminus 'nationale Literatursprache' (man vgl. dazu: Untersuchungen zur Herausbildung einer nationalen Norm der deutschen Literatursprache im 18. Jahrhundert. Halle 1967 S. 15)
3
Man vgl. dazu z . B . P . Thornton in: ZfdPh 81 (1962) 55 ff. sowie R . Schützeichel, Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache S. 125 ff.
4
Die Zips oder das Siebenbürgisch-Sächsische, die ebenfalls weitgehend ostmitteldeutsch schreiben, werden nicht berücksichtigt. Das geschieht nicht nur aus dem Zwang heraus, den Umfang des Untersuchungsmaterials einzuschränken, sondern erscheint auch sachlich gerechtfertigt, da diese Gebiete - und sei es auch nur auf Grund i h r e r geographischen Lage - keine allzu große Bedeutung f ü r die Entwicklung der deutschen Nationalsprache zu haben scheinen; jedenfalls kommt ihnen bei weitem nicht die Bedeutung zu wie sie bei den anderen untersuchten ostmitteldeutschen T e r r i t o r i e n v o r ausgesetzt werden kann.
364 5
Anmerkungen Abgesehen von dem Nachwirken ritterlicher Dichtungen ( z . B . bei den Dichtern Ulrich von Etzenbach, Heinrich von Freiberg, Frauenlob oder Heinrich von Breslau) und der Legendensammlungen (Passional, Väterbuch, Marienlegenden) erobert sich die deutsche Sprache im Ostmitteldeutschen ständig neue Bereiche: es begegnen uns deutsche Chroniken (z.B. die Livländische Reimchronik, Jeroschins 'Kronike von Pruzinlant' oder Dalimüs 'Tutsch Kronik von Behemlant') und - was besonders charakteristisch für das Ordensgebiet ist - zahlreiche Bibelübertragungen und -paraphrasen ( z . B . die Apostelgeschichte; Claus Crancs Prophetenübersetzung; Hiob, Daniel, Maccabäer u . a . ) ; auch deutsche Spiele (Zehnjungfrauenspiel, Katharinenspiel) und Fachbücher (z.B. die Geometria Culmensis) entstehen im Ostmitteldeutschen dieser Zeit; abgesehen von den zahlreichen Rechts-, Städte-, Urkunden- und Wirtschaftsbüchern, die uns hier begegnen.
6
Unlängst hat W. Besch e r s t wieder "die starke Beschränkung der bisherigen Forschung auf den Buchstaben und auf den Laut "kritisiert; man vgl. dazu: Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, S. 17.
7
Auch f ü r die Bearbeitung der temporalen Konjunktionen des Ostmitteldeutschen von 1200-1550 ist das Material zusammengetragen worden, das wir noch auszuwerten beabsichtigen.
8
J . Schildt, Die Ausbildung einer ostmitteldeutschen Norm im Gebrauch lokaler P r ä positionen (1200-1550). Berlin 1970 = Bausteine zur Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen.
9
In der Regel wurde so verfahren, daß die einzelnen Quellen auf den ersten 50 - 100 Seiten total verzettelt wurden und danach jede e i n z e l n e
präpositionale Verbindung
nur noch in Abständen berücksichtigt wurde; in den Urkundenbüchern wurden - nach anfänglicher Totalexzerption auf ebenfalls 50 - 100 Seiten - jeweils noch ein oder zwei Urkunden aus jedem J a h r (bzw. Jahrzehnt) vollständig verzettelt. 10
Hin und wieder wird einfach auch nur der allgemeine und in der Linguistik keinesfalls bloß auf die Präpositionen bezogene Terminus 'Partikel* verwandt.
11
Man vgl. dazu z . B . die lokalen Verbindungen ' a m B a c h ' , ' i m H a u s e ' , ' ü b e r der Erde' und ' u n t e r m Tisch* gegenüber den temporalen Fügungen ' a m T a g ' , * in der Nacht', ' ü b e r Winter' (bzw. ' d e n Winter über*) und ' u n t e r M i t t a g ' .
12
Gelegentlich können die präpositionalen Verbindungen auch - adnominal - Relationen zu Größen ausdrücken.
13
Glinz sieht in den Präpositionen sogar nur bloße * Fallfügteile* (man vgl. dazu: Die innere Form des Deutschen S. 172 oder 248 f.); wir sprechen in der vorliegenden Arbeit mehrfach nur von 'Anschlußpartikeln*.
Anmerkungen 14
365
In gewissem Sinne entspricht diese Gegenüberstellung (Bedeutungswörter