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German Pages 86 Year 1941
Hamburger Rechtsstudien herausgegeben von Mitgliedern der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Hansischen Universität
Heft 40
Das
Eintrittsrecht
in b o r Cobcnöücrfichorung [§177 DDG n . f )
von
Dr. iur. Kurt v. Laun
Hamburg Friederichsen, de Gruyter & Co.
1940
D. 18.
Druck von Niemann & Moschinski, Hamburg 23, Kantstraße 18/20.
Inhaltsverzeichnis. Seite 5 7
Inhaltsverzeichnis Schrifttums- und Abkürzungsverzeichnis §
i.
Einleitung: Die Entwicklung der Fürsorge-Idee in der Lebensversicherung .
.
13
Erster Hauptteil: V o r a u s s e t z u n g e n für die A n w e n d b a r k e i t d e s § 1 7 7 V V G n. F. § 2.
§ 3.
Der Lebensversidierungsanspruch: 1. Die Vertragsparteien 2. Der Lebensversicherungsvertrag als Vertrag mit unbedingter Leistungspflicht der Versicherer 3. Die Rückkaufsfähigkeit der Police 4. Die Versicherung als Kapital Versicherung, nicht als (Leib-) Rentenversicherung 5. Die dem Lebensversichcrungsvertrag gleichgestellten Verträge . .
§
5.
19 20 21 22
Die Bezugsberechtigung: 1. Das Erfordernis einer widerruflichen oder mangelnden Bezugsberechtigung 2. Die Anfechtung der Bezugsberechtigung nach BGB 3. Die Anfechtung innerhalb und außerhalb des Konkurses . . . 4. Das Recht zur Bezeichnung eines Bezugsberechtigten: a) Die Rechtsträger b) Die Gleichwertigkeit aller Bezeichneten c) Das Recht zur Bezeichnung bei einer Mehrheit von Versicherungsnehmern 5. Die Empfangsbedürftigkeit der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten: a) Die Bezeichnung als einseitige Willenserklärung b) Die Begründung zu § 166 W G c) Ablehnung der Empfangsbedürftigkeit nach den A V B . . . d) Ablehnung der Empfangsbedürftigkeit nach dem Gesetz . .
§ 4.
19
Der 1. 2. 3. 4.
Beschlag durch Arrest, Pfändung oder Konkurs: Die Unzulänglichkeit anderer Maßnahmen . . . " Die betroffene Person Der „Versicherungsanspruch" Unpfändbare Versicherungsansprüche
Der Eintrittsberechtigte: 1. Die Bedeutung der Worte: „der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte" 2. Die Auslegung der Worte: „Ehegatte und Kinder" 3. Die Folgen des Nichteintritts des namentlich bezeichneten Bezugsberechtigten 4. Das Rechtsverhältnis unter mehreren Eintrittsberechtigten . . .
25 26 27 28 28 29 29 30 31 32 37 38 38 40
41 42 44 45
Seite Zweiter Hauptteil : Die Ausübung § 6.
§
7.
des
Eintritts.
Die 1. 2. 3. 4. j.
Zustimmung des Versicherungsnehmers: Das Erfordernis der Zustimmung Rechtscharakter und Form der Zustimmung . Die Endgültigkeit der Zustimmung Die Teilzustimmung Die Unklagbarkeit der Zustimmung
Die 1. 2. 3. 4. j.
Anzeige des Eintrittsberechtigten: Die Anzeige als Wissenserklärung Der Anzeigepflichtige Die Richtungsbedürftigkeit der Anzeige Folgen des Unterlassens der Anzeige Die Theorie von der Anzeige als Willenserklärung Rückkaufssumme: Die Zahlung bei mehreren Eintrittsberechtigten Die Möglichkeit eines Teileintritts Die Berechnung der Rückkaufssumme Die Pflicht des Versicherers zur Angabe der Höhe der Rückkaufssumme
49 61 51 52 53
.
53 55 55 56 56
§
8.
Die 1. 2. 3. 4.
§
9.
Die Eintrittsfrist: 1. Der Beginn der Frist 2. Die Wahrung der Frist als Erfordernis für die Wirksamkeit der Zustimmung des Versicherungsnehmers und der Zahlung der Rückkaufssumme 3. Die Verlängerung
57 58 59 60 60 61 63
Dritter Hauptteil : Die Folgen § 10.
§n.
§ 12.
§13.
§14. §IJ.
des
Eintritts.
Die Folgen für den Versicherungsnehmer: 1. Das Ausscheiden aus dem Versicherungsverhältnis 2. Das Innenverhältnis zum Eintrittsberechtigten
67 68
Die 1. 2. 3.
Folgen für den Eintrittsberechtigten: Zivilprozessuale Folgen Die Endgültigkeit des Eintritts Die Möglichkeit des Eintritts trotz Kündigung des Vertrages oder Zahlung der Rückkaufssumme 4. Der Eintritt bei mehreren Eintrittsberechtigten 5. Die Anfechtbarkeit des Eintritts seitens der Gläubiger des Eintrittsberechtigten 6. Der Schutz des Eintrittsberechtigten durch § 178 I I W G . . .
Die Folgen für die Gläubiger des Versicherungsnehmers: 1. Die Pflicht zur Benachrichtigung des Eintrittsberechtigten vom Konkurs 2. Die Wirkungen bei Durchführung oder Ankündigung des Eintritts. 3. Die 'Anfechtung der Zustimmung Die Folgen für den Versicherer: 1. Recht und Pflicht zur Leistungsverweigerung 2. Der Eintritt als privative Schuldübernahme 3. Das Rückversicherungsverhältnis und die Bürgschaft Die Auslösung einer Steuerpflicht durch den Eintritt Sdiluß: Die Wertung des gegenwärtigen Interessenausgleiches Familie und Gläubigern des Versicherungsnehmers
69 70 71 72 73 75
75 76 77 77 78 78 79
zwischen
83
Schrifttums- und Abkürzungsverzeichnis. AVB Begründung Böhmer Boruttau Brecher Bruck Bruck, Bruck
Kommentar in
L2
Bruck-Dörstling Bühler Bürkner
'
Dernburg-Kohler
-
Deloison
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DJ EBG Ehrenzweig Ehrenzweig Emminghaus
II 1
Eversley Friedrichs Gareis-Riezler
-
Gerhard
-
Gerkrath
-
Allgemeine Versicherungsbedingungen von 1930/31. Amtliche Begründung zur Verordnung zur Vereinheitlichung des Redits der Vertrags Versicherung, Berlin 1940. Böhmer, Invalidenversicherung, in: Versicherungslexikon, herausgegeben von Manes, Berlin 1930. Boruttau, Urkundensteuergesetz, Berlin 1938. Brecher, Die Interessenkonflikte bezüglich der Lebensversicherung, Wien 1902. Bruck, Das Privatversicherungsrecht, Mannheim-BerlinLeipzig 1930. Bruck, Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag, Berlin und Leipzig 1932. Bruck, Die Bezugsbereditigung in Konkurrenz mit anderen Gläubigerrechten, in: Leipziger Zeitschrift für Deutsches Redit, 1932. Bruck und Dörstling, Das Recht des Lebensversicherungsvertrages, Mannheim-Berlin-Leipzig 1933. Bühler, Die Familienfürsorge nach dem Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag, Zürich 1917. Bürkner, Die Verpfändung und Pfändung der Ansprüche aus dem Lebensversicherungsvertrag, Diss. Göttingen 1907. Dernburg und Kohler, Urheber-, Patent-, Zeichenrecht, Versicherungsrecht und Rechtsverfolgung, Halle a. d. S., 1910. Deloison, De la Capacitée de la Femme mariée Anglaise envisagée dans son Evolution historique, Paris 1921. Deutsche Justiz. Entscheidungen des schweizerischen Bundesgerichtes, amtliche Sammlung. Ehrenzweig, Die Rechtsordnung der Vertragsversicherung, Wien 1929. Ehrenzweig, Versicherungsvertragsrecht, Wien und Leipzig i935-_ Emminghaus, die Ansprüche der Ehefrau aus der Lebensversicherungssumme des Ehemannes im Todesfalle und im Nachlaßkonkurs, Leipziger Zeitschrift, 1907. Cairns, Eversley's Law of the Domestic Relations, London 1926, 4. Auflage. Friedrichs, Anzeige, Anzeigepflicht, in: Handwörterbuch der Rechtswissenschaft, Band I, Berlin und Leipzig, 1926. Gareis und Riezler, Wechselordnung, München 1929, 5. A u f lage. Gerhard, Bemerkungen zum Urteil des Reichsgerichtes vom 22.3.1932, in: J W 1932, S. 2 j i 9 f f . Gerkrath, Sicherstellung der Familie, in: Kritik des Gesetzentwurfes über den Versicherungsvertrag, Veröffentlichungen des Vereins für Versicherungswissenschaft, Berlin 1904.
v. Gierke
Gößmann Grimm Hagemann Hagen
in
Hagen
2
JW
HansRGZ Haymann HdR Heck Holwerda Jaeger JRPV JW Klang
Koenig Lederle Loewy LZ Manes Möller Möller, Summenund Einzelschaden '• Müller Niewiesch Oellers Ostertag-Hiestand Palandt
von Gierke, Der Lebens Versicherungsvertrag zugunsten Dritter nach deutschem und ausländischem Recht, Stuttgart 1936 (Abhandlungen aus dem gesamten Handelsrecht, Bürgerlichen Recht und Konkursrecht, Heft 7). Gößmann, Die Bezeichnung des Bezugsberechtigten bei der Lebensversicherung auf den Todesfall, in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, 1909. Grimm, Der Anspruch auf die Unfallversidierungssumme im Konkurs des Versicherungsnehmers, in: Hanseatische Rechtsund Gerichtszeitschrift, A, 1930. Hagemann, Bemerkungen zur Versicherungsvertragsnovelle vom 19. 12. 1939, in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, 1940, Heft 1. Hagen, Bemerkungen zum Urteil des Reichsgerichtes vom 12. 3. 1934, in: J W 1934. Hagen, Lebensversicherung im Lichte neuerer Gesetzgebung, eine rechtsvergleichende Betrachtung, in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, 1933. Hanseatische Rechts- und Gerichtszeitschrift. Haymann, Bemerkungen zu einem Urteil des Reichsgerichtes, in: J W 1931, S. 771 f. Handwörterbuch der Rechtswissenschaft, herausgegeben von F. Stier-Somlo und A. Elster. Hede, Bemerkungen zu einem Urteil des Reichsgerichtes, in: J W 1932, S. X 2517 f. Holwerda, Rentenversicherung, in: Versicherungslexikon, herausgegeben von Manes, Berlin 1930. Jaeger, Kommentar zur Konkursordnung, Berlin und Leipzig 1931, 6. und 7. Auflage. Juristische Rundschau für die Privatversicherung. Juristische Wochenschrift. Klang, Die Exekution auf die Rechte aus einem Lebensversicherungsvertrage vor Eintritt des Versicherungsfalles, in: österreidiische Zeitschrift für öffentliche und private Versicherung, 2. Jahrgang, Wien 1 9 1 1 . Koenig, Die Familienfürsorge im Schweizer Versicherungsvertragsgesetz, in: Festgabe Moser, Bern 1931. Lederle, Die Lebensversicherung, Heidelberg 1913. Loewy, Aussteuerversicherung, in: Versicherungslexikon, herausgegeben von Manes, Berlin 1930. Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht. Manes, in: Versicherungslexikon, herausgegeben von Manes, Berlin 1930. Möller, Versicherungsnehmer, Anspruchsberechtigter, Risikoträger, Bezugsberechtigter und Zessionar, in: Die Versicherungspraxis, 1936. Möller, Summen- und Einzelschaden, Hamburg 1937 (Hamburger Rechtsstudien, H e f t 30). Müller, Die Begünstigtenbezeichnung bei der Lebensversicherung als Verfügungsgeschäft, Offenbach a. M., 1934. Niewiesch, Die Zwangsvollstreckung in die Rechte aus einem Lebensversicherungsvertrag, Hamburg 1939 (Hamburger Rechtsstudien, Heft 32). Oellers, Bemerkungen zu einem Urteil des OLG Celle vom 25. Sept. 1934, in: J W 1935. Ostertag und Hiestand, Das Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag, Zürich und Leipzig 1928, 2. Auflage. Bürgerliches Gesetzbuch, herausgegeben von Otto Palandt, München 1939.
Patterson Petersen
Prölß (Prölßll) Prölß in DR RGBl. RGZ Ritter Roelli-Jaeger Schwarz Slg Stein-Jonas Stübler Titze Vrba
Warneyer 7.
=
Patterson, Essentials of Insurance Law, New York and London 1935. ~ Petersen, Österreichisches und Deutsches Versicherungsvertragsgesetz (Korreferat zu den Referaten, die in der Sitzung des Ausschusses für Versicherungswesen der Akademie für Deutsches Recht am 28. 10. 1938 erstattet waren). — Prölß, Versicherungsvertragsgesetz, München und Berlin 1935 (2. Auflage 1940). — Prölß, Der Eintritt Dritter in den Lebensversicherungsvertrag, in: Deutsches Recht, Heft 19/20 1940, S. 772 ff. — Reichsgesetzblatt. '-= Entscheidungen des Reichsgerichtes in Zivilsachen. = Ritter, Das Recht der Seeversicherung, Band I, Hamburg 1922. = Roelli-Jaeger, Kommentar zum schweizerischen Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag, Band I I I (von C. Jaeger), Bern 1933. — Schwarz, Lebensversicherung zugunsten Dritter, Berlin 1914. = Sammlung der tschecho-slowakischen Gesetze und Verordnungen. ~ Gaupp-Stein-Jonas, Kommentar zur ZPO., 15. Auflage, Tübingen 1934. Stübler, Die Lebensversicherung zugunsten Dritter, Diss. Tübingen 1906. = Titze, Bemerkungen zum Urteil des Reichsgerichtes vom 17. 2. 1933, in: J W 1933. '-- Vrba, Das Gesetz über den Versicherungsvertrag, in: Die neuen Gesetze auf dem Gebiete der Privatversicherung, Prager Archiv für Gesetzgebung und Rechtsprechung, Prag 1934-- Warneyer, Versicherungsvertragsgesetz, München 1932. ~ Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft.
Die Arbeit ist im April 1940 abgeschlossen worden. Der Aufsatz von Prölß: „Der Eintritt Dritter in den Lebensversicherungsvertrag" in Deutsches Recht, H e f t 19/20, 1940, S. 772 ff, konnte noch bei der Drucklegung berücksichtigt werden. H a m b u r g - We n t o r f Bose-Kaserne
Der Verfasser.
$ I.
Die Entwicklung der Fürsorgeidee in der Lebensversicherung. Die Verordnung zur Vereinheitlichung des Rechts der Vertragsversicherung vom i9. 12. 19391 dient der Rechtsangleichung. Das in den neuen Reidisgebieten geltende Recht ist in vieler Hinsicht fortschrittlicher als das bisherige deutsche Recht; vor allem trägt es den sozialen Belangen des Versicherungsnehmers mehr Rechnung. Man hat daher davon abgesehen, das im Altreich geltende Recht unverändert in den neuen Reichsgebieten einzuführen 2 . § 177 VVG n. F. stellt nur den ersten Schritt zu einer allgemeinen Regelung der Familienfürsorge in der Lebensversicherung dar 3 . Damit ist immerhin soviel gesagt, daß die künftigen endgültigen Bestimmungen in der Frage der Familienfürsorge weiter gehen sollen, den Angehörigen des Versicherungsnehmers mehr Schutz gewähren sollen, als es gegenwärtig der Fall ist. Die Verordnung zur Vereinheitlichung des Rechts der Vertragsversicherung hat in § 177 VVG n. F. § 150 des österreichischen Gesetzes über den Versicherungsvertrag vom 23. 12. 19174 fast wörtlich übernommen. Damit ist auch das tschecho-slowakische Recht und insbesondere das Recht, das im Sudetenland galt, in Geltung geblieben5; denn in der Tschecho-Slowakei als ehemaligem Bestandteil Österreichs galt das ÖVVG in der Fassung des tschecho-slowakischen Gesetzes von 19346. Die erste Anregung für einen Schutz der Familie überhaupt hat auf dem Kontinent wohl Roelli gegeben. Schon in seinem ersten Entwurf zu einem Schweizer VVG vom Jahre 1897 hat er in Artikel 75 II vorgeschlagen, daß im Falle des Konkurses des Versicherungsnehmers dessen Ehefrau und Kinder mit Zustimmung des Versicherungsnehmers gegen Erstattung der Rückkaufsprämie eintreten können sollten7, eine Frage, die nach deutschem Recht vor der Verordnung vom 21. 12. 1939 auch aufgeworfen, aber zuungunsten der 1
RGBl. I, vom 21. 1 1 . 39, S. 2443. Begründung S. 3. Begründung S. 18. 4 österreichisches RGBl. 1 9 1 7 Nr. JOI 5 § 145 des Gesetzes über den Versicherungsvertrag vom 3. 7. 1934. Slg. Nr. 145; vgl. zur Entstehungsgeschichte Vrba S. 7. 6 Siehe auch Art. 86 des Schweizer V V G , der von den Schweizer Bestimmungen dem deutschen § 177 V V G n. F. am meisten ähnelt. 7 Vgl. H. Koenig S. 363 ff. 2
3
14 Angehörigen des Versicherungsnehmers entschieden war 8 . Dies zeigt, daß auch die deutsche Rechtswissenschaft die Härte eines mangelnden Schutzes der Familie erkannt hatte. Abhilfe wurde geschaffen, indem das Recht zur Bezeichnung und zum Widerruf einer Bezugsberechtigung als höchstpersönlich hingestellt und damit allerdings über das Ziel hinausgeschossen wurde 9 . Das Schweizer Recht ist Roellis Vorschlägen gefolgt, ja sogar über sie hinausgegangen10. Dem erweiterten Schutz der Familie im Schweizer V V G liegt wohl ein Artikel von Gerkrath: „Sicherstellung der Familie" 11 zugrunde, in dem auf den Married Women's Property Act 1 2 hingewiesen und gefordert wird, daß — wie in England 13 und in den Vereinigten Staaten von Amerika 14 , so auch auf dem Kontinent — der Versicherungsnehmer berechtigt sein müßte, seine Police für Frau und Kinder gegenüber den Gläubigern sicherzustellen15, wenn auch unter Beschränkung der Höhe der Police auf das dreifache Jahreseinkommen oder auf 30 000 Reichsmark16. Während das Schweizer Recht die einmal geltenden Schutzvorschriften beibehielt, hat man im deutschen Recht den Standpunkt der Höchstpersönlichkeit des Rechtes der Bezeichnung und des Widerrufes eines Bezugsberechtigten geändert. Später hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß die Versicherungsleistung einen Vermögenswert darstelle und als solche den Gläubigern zukomme, daß diejenigen Rechte, über welche der Schuldner frei verfügen könne, auch zur Befriedigung seiner Gläubiger dienen müßten17. Es wurde auch darauf hingewiesen, daß nur eine moralische Pflicht bestehe, für den Unterhalt der Familie zu sorgen, aber eine Rechtspflicht, seine Schulden zu bezahlen18. Daß auch eine Rechtspflicht zum Unterhalt der Familie besteht19, ist dabei übersehen. Man wird nur sagen können, daß die letztere Rechtspflicht nur soweit zur Geltung kommt, als die erste Rechtspflicht noch Mittel übrig läßt20. Die letzte Entwicklung bringt mit § 1 7 7 V V G n. F. wieder die Befürwortung einer Vertiefung des Familienschutzes21. Die Gesetzesregelung will vorläufig nur unnötige Verluste der Angehörigen des * Gößmann Z 1909 S. 375 mit weiterem Zitat. 8 Dernburg-Kohler S. 515, 527; Emminghaus S. 38; Schwarz S. 21. 10 Vgl. Art. 80, 81 und 86 des Schweizer W G . 11 In: Kritik des Gesetzentwurfes über den Versicherungsvertrag, Berlin 1904. 12 In U S A z. T . geändert durch den Married Women's and Tortfeasures Act von 1935. 13 Vgl. Deloison S. 118 Sect. 10. 14 Sect. 11 Married Womens' Property Act von 1882; Eversley S. 331 ff. 15 Vgl. Art. 80/81 des Schweizer V V G . 16 Gerkrath S. 3 1 3 ; Entsprechendes schlug vor Königslow ebenda S. 314 ff. 17 Kisch in JW 1930 S. 3629; R G Z Bd. 127 S. 269; Hagen Z 1933 S. 331 und Schwarz S. 49. 18 Lederle S. 169. 19 B G B §§ 1360, 1601. 20 Beachte allerdings § 850 III ZPO. 21 Hagen Z 1933 S. 332; Hagemann Z 1940 S. 3 3 ; vgl. auch R G Z Bd. 142 S . 4 1 5 , wo auf die Pflicht des Vaters, auch mit der Lebensversicherung für seine Kinder zu sorgen, hingewiesen wird.
15
Versicherungsnehmers verhindern 22 . Uber dieses hinaus will man de lege ferenda dagegen, auch unter Hinweis darauf, daß oft oder meist die Hausfrau unter dem Sparzwang der Lebensversicherung die Groschen für die Versicherung spart 23 , die ganze Versicherung ähnlich wie beim Schweizer Recht Art. 80/81 vor dem GläubigerZugriff bewahren. Außerhalb des V V G ist ein Ansatz zur Familienfürsorge vor allem in der Handwerkerversicherung erkennbar, der durch die Pfändungsfreiheit 24 und weiter dadurch zum Ausdruck kommt, daß ganze oder halbe Versicherungsfreiheit von der Handwerker-Angestelltenversicherung nur dann möglich ist, wenn der Ehegatte und die Kinder, die beim Tode des Handwerkers das Alter von 18 Jahren nicht überschritten haben, durch den freien Lebensversicherungsvertrag begünstigt werden 25 . Die weitere Entwicklung wird sich, wenn man den amtlichen Besprechungen soweit folgen darf, mehr dem Schweizer Recht nähern 26 . Damit würde man Vorschläge ausführen, die zuerst auf dem Kontinent von einem Deutschen, Gerkrath, gemacht worden sind. Da, wie oben geschildert, § 1 7 7 V V G n. F. auf das österreichische und sogar auch auf das Schweizer V V G zurückgehen, ist es zum Verständnis und zur Auslegung des neuen § 1 7 7 V V G n. F. geboten, die österreichische Rechtsprechung zum § 155 Ö V V G zu kennen, unter Umständen sogar auf die Schweizer Judikatur zum dortigen V V G zurückzugreifen. § 1 7 7 V V G n. F. tritt mit Wirkung vom 1. 7. 1940 in K r a f t . Er ist nur für Vollstreckungsmaßnahmen anzuwenden, die sich nach dem 1. 7. 1940 abspielen. Dies ergibt sich daraus, daß „bei Anwendung des neuen Rechtes" davon auszugehen ist, „daß Tatbestände, an die sich Rechtsfolgen knüpfen, sofern sie sich unter der Herrschaft des alten Rechtes ereignet haben, audi hinsichtlich der Rechtsfolgen nach altem Recht zu beurteilen sind" 27 .
22
Begründung S. 18. Koenig S. 369 ff; vgl. auch Berliner L Z 1909 Spalte 289 mit Zitaten. V g l . § 22 der 1. D u r c h f ü h r u n g - V O zum Gesetz über die Altersversicherung f ü r das deutsche H a n d w e r k v o m 2 1 . 1 2 . 1938. § 4 der 2. Durchführungs-VO vom 28. 10. 1939. 28 V g l . Petersen, R e f e r a t S. 2 1 . 27 Begründung S. 28 — allerdings in anderem Zusammenhang; vgl. Pröiß in D R S. 774. 23
24
§ 2.
Der Lebensversicherungsanspruch: i. D i e
Vertragsparteien.
Die erste Voraussetzung für die Möglichkeit eines Eintritts nach § 1 7 7 V V G n. F. ist das Bestehen eines Lebensversicherungsvertrages. Personenvereinigungen, die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit im Sinne der §§ 15 ff. V A G sind, und Aktiengesellschaften sind die einzigen Unternehmungsformen, die das Geschäft der Lebensversicherung betreiben dürfen 28 . Der Lebensversicherung sind f ü r den Bereich des V A G gleichgestellt die Alters-, Witwen-, Waisen-, Aussteuer-, Militärdienst- und Invaliditäts-Versicherung 29 . Es wird später zu prüfen sein, ob diese Versicherungszweige auch im Sinne des § 177 V V G n. F. der Lebensversicherung gleichzustellen sind. 2. D e r L e b e n s v e r s i c h e r u n g s v e r t r a g als V e r t r a g mit u n b e d i n g t e r L e i s t u n g s p f l i c h t der Versicherer. Der Vertrag mit einem solchen Versicherer muß ein gültiger Lebensversicherungsvertrag sein, und zwar ein Vertrag mit unbedingter Leistungspflicht, d. h. ein Versicherungsvertrag für den Todesfall oder für den Todes- und Erlebensfall gemischt, eine gegenseitige Überlebensversicherung oder eine ä terme fixe-Versicherung (Lebensversicherung mit festem Auszahlungstermin) 30 . Eine Versicherung auf den Erlebensfall allein kann für die Ausübung des obigen Rechts nicht genügen. Z w a r kann auch bei ihr die Prämienreserve nach § 174 V G G berechnet werden, aber der Versicherungsnehmer kann den Rückkaufswert nie verlangen 31 . Bei ihr tritt die Fürsorge für die Familie völlig in den Hintergrund. Eine Erlebensfallversicherung wird typischerweise in jenem Fall genommen, wenn jemand gern für sich sparen möchte, aber in der Weise, daß er f ü r die Wahrscheinlichkeit, vor dem Termin zu sterben und somit um die Früchte des Sparens zu kommen, eine höhere Sparsumme erhält und damit deutlich zum Ausdruck bringt, daß er keine Vorsorge für seine Familie treffen will. 28
§ 7 Abs. 2 V A G . § 7 Abs. 3 V A G . 30 Vgl. Ehrenzweig S. 42. 31 § 176 V V G ; Ostertag-Hiestand, N 4 zu Art. 86, schließen für das Schweizer Recht allein aus der Tatsache, daß eine Versicherung nicht rückkaufsfähig werden kann, daß das Eintrittsgeld des Art. 86, das unserem etwa entspricht, auch nicht ausgelöst werden kann. 29
2'
20 3. D i e R ü c k k a u f s f ä h i g k e i t d e r P o l i c e . Es ist zu prüfen, ob die Lebensversicherung mit unbedingter Leistungspflicht in dem Zeitpunkt, in dem der Eintritt ausgeübt werden soll, schon die Rückkaufsfähigkeit erlangt haben muß. Daran, daß sie noch nicht rückkaufsfähig sein muß, könnte der Eintrittsberechtigte deshalb ein Interesse haben, weil auch bei einer noch nicht rückkaufsfähigen Police sein Eintrittsrecht gefährdet ist, da die Gläubiger des Versicherungsnehmers die Versicherung weiterführen 32 oder versteigern können; und, wenn sie beides nicht tun, weil der Eintrittsberechtigte sonst die Zustimmung des Versicherers zum Eintritt, d. h. zu dem Schuldnerwechsel, einholen müßte. Der Wortlaut des Gesetzes spricht nicht eindeutig dafür, daß die Police im Zeitpunkt des Eintritts nicht rückkaufsfähig zu sein braucht. Zwar wurde die Wortfassung des § 1 5 0 Ö V V G , die für das Erfordernis der Rückkaufsfähigkeit im Zeitpunkt des Konkurses sprach33, abgeändert; die Verpflichtung zur Zahlung steht jetzt in einem zweiten Satz; es muß jetzt der Betrag gezahlt werden, dessen Zahlung der Versicherungsnehmer verlangen kann. Zwar wird in § 173 V V G , obwohl er jetzt geändert wurde, der neue § 177 V V G nicht mit aufgeführt, woraus man e contrario schließen könnte, daß die Paragraphen, die eine Prämienzahlung von 3 Jahren voraussetzen, mit den §§ 174/176 V V G vollständig aufgezählt sind, daß also § 177 V V G n. F. auch dann gilt, wenn die Prämien noch nicht für 3 Jahre gezahlt sind. Aber über diese beiden Gesichtspunkte hinaus ergibt die Abwägung der Interessen der Beteiligten, daß § 177 V V G n. F. auch dann anzuwenden ist, wenn die Rückkaufsfähigkeit noch nicht eingetreten ist. Wenn man von § 177 V V G absieht, so ist bei jeder Lebensversicherung, auch der, die noch keinen Rückkaufswert hat, eine Vollstreckung möglich34. Die Verwertung kann gemäß § 844 Z P O u. U. auch auf andere Art als durch Uberweisung35 erfolgen, d. h. es kann eine offentliche Versteigerung nach § 1233 ff. BGB erfolgen36. In beiden Fällen, dem der Rückkaufsfähigkeit und dem, daß noch keine Rückkaufsfähigkeit eingetreten ist, besteht also die Möglichkeit der Versteigerung und damit für die Gläubiger die Möglichkeit, anders als bei einer Uberweisung mehr als den Rückkaufswert zu erlangen. Ist die Versicherung rückkaufsfähig, dann müssen sich nach dem Gesetz die Gläubiger mit der Rückkaufssumme begnügen. Der Grund, 32 Nach § 35a V V G muß der Versicherer auch dann, wenn der Schuldner gemäß § 267 II B G B widerspricht, die Leistungen vom Pfandgläubiger entgegennehmen. Vgl. Ehrenzweig S. 421 u. 438. 34 So auch Roelli-Jäger Anm. 19 zu Art. 86 Schweizer V V G ; vgl. Bruck S. 755 und Bruck Komm. S. 448. 35 Bei der allerdings, im Gegensatz zur Versteigerung, ein Nennwert vor liegen muß (§ 835 Z P O ; Bruck S. 75$). 36 Nennwert als Mindestwert: vgl. Flechtheim in Zeitschrift für Zivilprozeßrecht 1928 S. 270.
21 weshalb das Gesetz den Gläubigern nicht die Möglichkeit einer Versteigerung läßt, ist einleuchtend; fast nie wird jemand Lust haben, einen Versicherungsvertrag auf ein ihm unbekanntes Leben zu mehr als dem Rückkaufswert zu ersteigern. Niemand wird das damit verbundene Risiko eingehen wollen; und selbst, wenn jemand bereit wäre zu bieten, so würde er nur sehr wenig mehr als den Rückkaufswert und wohl nie den Rückkaufswert vermehrt um die Versteigerungskosten zu zahlen bereit sein. Die Gläubiger selbst werden im allgemeinen die Versicherung auch nicht weiterführen wollen. Sie wollen ja Geld erhalten und keines weggeben; sie wollen eine feste Geldsumme und nicht eine Chance, sei es auf den Versicherungsanspruch, sei es darauf, daß der Schuldner sich wieder hocharbeitet. Diesen Interessen der Gläubiger an der Möglichkeit eines höheren Erlöses als des Rückkaufswertes steht das Interesse der Angehörigen gegenüber, von vornherein für den Eintritt mit einer festen Summe rechnen zu können, die nicht noch durch Versteigerungsunkosten vergrößert wird. Die Interessenlage, die Gründe sind die gleichen, ob die Versicherung schon rückkaufsfähig ist oder noch nicht. Man muß somit, wie Ostertag-Hiestand37 für das Schweizer Recht, § i 7 7 V V G n. F. zur Anwendung bringen, gleich, ob der Vertrag schon rückkaufsfähig ist oder nicht38. Es ist allerdings dabei zu beachten, daß der Versicherungsvertrag trotz des Eintritts nicht rückkaufsfähig wird, solange die Voraussetzungen des § 173 V V G nicht erfüllt sind. 4. D i e V e r s i c h e r u n g a l s K a p i t a l v e r s i c h e r u n g , nicht als (Leib-) R e n t e n v e r s i c h e r u n g . Es hat sich gezeigt, daß der Lebensversicherungsvertrag ein Vertrag für den Todesfall oder den Todes- und Erlebensfall sein muß, d. h. daß die Zahlungsverpflichtung des Versicherers unbedingt sein muß; nur der Zeitpunkt der Zahlungserfüllung darf ungewiß sein. Ob im Lebensversicherungsvertrag eine einmalige Leistung versprochen wird (Kapitalversicherung) oder eine dem Umfange nach feststehende wiederkehrende Leistung (Zeitrentenversicherung) ist gleichgültig 39 . Die Zeitrentenversicherung ist als eine Abart der Kapitalversicherung zu betrachten40, denn der Zweck ist der gleiche; ob der Versicherer oder der Bezugsberechtigte bzw. Versicherungsnehmer das Kapital anlegen muß, um davon auf lange Zeit versorgt zu sein, macht keinen Unterschied. Auch der Wortlaut des § 166 V V G , der die Voraussetzungen enthält, unter denen eine Bezugsberechtigung eingeräumt werden kann, spricht nicht dagegen; das österreichische Ge: 7
'' Anm. 4 zu Art 86. Gegen Roelli-Jäger Anm. 19 zu Art. 86, der den Angehörigen nur ein Vorrecht auf den Zuschlag einräumt; a. M. ohne Begründung: Prölß in D R S. 772. ™ Uber den Unterschied Zeit- und Leibrente vgl. auch HdR V S. 91. Die Zeitrente wird allerdings nur selten vorkommen. 40 Holwerda Spalte 1270. ,18
22 setz, das genau wie das deutsche von einer Kapitalversidierung redet, will auch nur die Leibrente, häufig einfach ,Rente' genannt, ausschließen41. Wenn auch eine Zeitrentenversicherung als Voraussetzung der Anwendung des § 1 7 7 V V G n. F. genügen kann, so doch nidit eine Leibrentenversicherung. Dort liegt das Risiko genau umgekehrt wie bei der Kapitalversidierung. Während bei der Kapitalversicherung die Leistung des Versicherungsnehmers unbestimmt und die des Versicherers bestimmt ist, ist bei der Leibrentenversicherung die des Versicherungsnehmers bestimmt und die des Versicherers unbestimmt; denn der Versicherungsnehmer muß eine feste Summe bezahlen, der Versicherer zahlt bis zu dem ungewissen Tode des Versicherungsnehmers. Nicht nur ist die Risikolage für den Versicherer bei der Leibrentenversicherung anders als bei der Zeitrentenversicherung, sondern es zeigen sich auch hinsichtlich der Gefahrspersonen Schwierigkeiten bei der ersteren. Dem Wesen der Leibrentenversicherung nach müßte nämlich durch Bezeichnung eines Bezugsberechtigten wie durch den Eintritt in den Lebensversicherungsvertrag gemäß § 1 7 7 V V G n. F. eine andere Gefahrsperson, und zwar dieser Bezugsberechtigte oder Eingetretene, den Beginn des Versicherungsschutzes bestimmen 42 . Eine Gestaltung in der Art, daß die Dauer der Rente durch das Leben des Versicherungsnehmers bezeichnet wird, der Empfänger aber eine andere Person ist, ist zwar möglich, läuft aber dem Sinn einer Rentenversicherung zuwider 43 . Schließlich ist der Zweck der Leibrentenversicherung ein anderer: im allgemeinen will man bei der Kapitalversicherung, jedenfalls im Falle der Todesfallversicherung, nur die Familie des Berechtigten schützen. Bei der Leibrentenversicherung will man eine Person für deren Lebzeiten versorgen. Bei der Kapitalversidierung hat der Berechtigte (Versicherungsnehmer usw.) ein Interesse an einem Recht, das Vermögen weitergeben zu können, da dieses Weitergeben unter Umständen das einzige Recht ist, wovon er zu Lebzeiten noch etwas hat. Bei der Leibrentenversicherung wird man dem Berechtigten dagegen kein Interesse zuerkennen, seine Rechte zu übertragen, da er selbst der Empfänger sein soll. 5. D i e d e m L e b e n s v e r s i c h e r u n g s v e r t r a g gleichgestellten Verträge. Es kommt somit für die Anwendung des § 1 7 7 V V G n. F. eine Lebensversicherung in Form einer Kapitalversidierung mit unbedingter Leistungspflicht oder eine Zeitrentenversicherung in Frage. Der Lebensversicherung sind nun, wie oben gezeigt, in § 7 Abs. 3 V A G verschiedene andere Versicherungsarten gleichgestellt; hierzu rechnet 41 42 43
Vgl. Ehrenzweig Dernburg-Kohler Dernburg-Kohler
S. 395, 36; Erläuterungen zum Ö V V G . S. 163 ff. S. 522. a.a.O.
23 man ebenfalls die Unfallzusatzversicherung. Es ist zu prüfen, ob bei diesen Versicherungszweigen eine Kapitalversicherung mit unbedingter Leistungspflicht oder eine Zeitrentenversicherung möglich ist und, wenn dies bejaht wird, ob die Grundgedanken des § 1 7 7 V V G n. F. auch für diese Versicherungsarten gelten, ob also ein Eintrittsrecht gegeben ist. Die Altersversicherung gleicht einer Erlebensfallversicherung; sie ist wie eine Leibrentenversicherung zu behandeln 44 . Die Witwen- wie die Waisenversicherung gleichen ebenfalls einer Leibrentenversicherung, bei der allerdings die Verpflichtungen erst durch einen Todesfall, nicht durch einen vom Versicherungsnehmer willkürlich bestimmten Zeitpunkt ausgelöst werden 45 . Für diese drei Arten der Versicherung ist also § 1 7 7 V V G n. F. wie f ü r die Leibrentenversicherung unanwendbar. Aus der Witwenversicherung ist hervorgegangen eine Verbindung der Kapitalversicherung, die bestimmt fällig wird, mit einer Überlebensversicherung 46 . Aus der Entstehungsgeschichte dieser Versicherung geht ihr Zweck hervor; er ist nicht, wie bei der Todesfallversicherung, an den Berechtigten eine feste Summe zu zahlen, sondern wie bei der Uberlebensversicherung, die Versorgung der durch den Versicherungsvertrag Berechtigten vermittels einer Rente u n d einer festen Summe. Es soll den Überlebenden ermöglicht werden, einen bestimmten Betrag zu einem vom Todesfall des Versicherungsnehmers unabhängigen, bei Vertragsabschluß feststehenden Zeitpunkte zu erhalten; es liegt also wie bei der Uberlebensversicherung ein typischer Fall der Versorgung vor. Die Zahlungspflicht ist hier nicht unbedingt. Wenn der Versicherungsnehmer und der Bedachte vor dem bestimmten Zeitpunkt, in dem die Summe ausgezahlt werden soll, gestorben sind, besteht für den Versicherer keine Leistungspflicht. § 1 7 7 V V G n. F. ist dementsprechend nicht anwendbar. Die Aussteuerversicherung kann als Erlebensfallversicherung oder als Versicherung mit festem Auszahlungstermin abgeschlossen werden 47 . Ist sie eine Versicherung mit festem Auszahlungstermin, besteht also das Risiko nur in dem Tode des Versicherungsnehmers und nie im Tode des Begünstigten, da stets gezahlt werden muß, so ist sie auf Anordnung des Reichsaufsichtsamtes wie eine Kapitalversicherung auf den Todesfall zu behandeln 48 . Deshalb, und weil der Berechtigte ein Interesse daran haben kann, im Falle des eigenen Todes einen Empfänger für die Versicherungssumme zu bestimmen, muß man die 44
Holwerda Spalte 1272. Die Waisenversicherung gibt es auch als temporäre Leibrentenversicherung, das heißt, die Höchstzahl der Leistungen ist bestimmt — insofern gleicht sie der Zeitrente — und die Mindestzahl hängt davon ab, ob die Kinder die Gefahrsperson überleben — wie bei der lebenslänglichen Leibrentenversicherung (vgl. Holwerda Spalte 1273). 46 Holwerda Spalte 1274. 47 Loewy Spalte 246. 48 Loewy a.a.O. 45
24 Möglichkeit einer Bezugsberechtigung und die eines Eintrittsrechtes gemäß § 1 7 7 V V G n. F. bejahen. Die Militärdienstversicherung ist eine Unterart der Aussteuerversicherung in der Form einer Erlebensfallversicherung 49 . Sie kommt für das Eintrittsrecht des § 1 7 7 V V G n. F. also nicht in Betracht. Die Invaliditätsversicherung ist eine Kombination der Versicherung gegen Krankheit, Unfall und Alter, den drei Hauptfaktoren der Invalidität 50 . Bei ihr wird von einem bestimmten Alter an die Invalidität fingiert. Hierdurch wird die Altersversicherung aber der Hauptfaktor 5 1 . Sie ist also wie die Altersversicherung als Erlebensfallversicherung mit unbestimmter Leistungspflicht anzusehen und bietet dementsprechend keine Möglichkeit zur Anwendung des § 1 7 7 V V G n. F. Bei einer Abart der Invaliditätsversicherung, bei der die Zahlungsverpflichtung auch durch T o d ausgelöst wird, besteht offensichtlich genau wie bei der gemischten Versicherung ein Interesse daran, den Begünstigten bzw. Familienangehörigen ein Eintrittsrecht zu gewähren. Der Unterschied zwischen beiden Versicherungstypen besteht ja nur darin, daß anstelle der Auslösung der Zahlungsverpflichtung durch Erreichung eines bestimmten Alters die Auslösung durch Invalidität tritt. Ein Eintrittsrecht ist also wie bei der gemischten Versicherung zu bejahen. Die Unfallzusatzversicherung ist eine Todesfallversicherung, bei der im Falle, daß der T o d durch einen U n f a l l eingetreten ist, eine höhere Summe ausbezahlt wird 5 2 . Bei ihr ist wie bei der gewöhnlichen Todesfallversicherung die Anwendung des § 1 7 7 V V G n. F. zu bejahen. Außer den obengenannten Kombinationen sind noch viele andere möglich. Um festzustellen, ob ein Eintrittsrecht nach § 1 7 7 V V G n. F. besteht, ist, wie oben, zuerst zu prüfen, ob der Versicherungsnehmer ein Risiko derart trägt, das der Versicherer nicht unbedingt zu leisten braucht. Steht die Leistungspflicht nicht fest, so kann nicht durch die mit dem Eintritt verbundenen Folgen bewirkt werden, daß die Zahlungsverpflichtung des Versicherers nicht mehr vom Leben des Eintrittsberechtigten abhängt 53 . Steht sie fest, so ist immer noch zu prüfen, ob dem Sinn und Zweck der Vertragstype nach ein Eintritt möglich ist. Ein Indiz dafür wird sein, ob die Einsetzung eines Bezugsberechtigten gestattet ist. Es besteht demnach die Möglichkeit eines Eintritts nicht nur bei der eigentlichen Lebensversicherung, soweit sie Kapitalversicherung mit unbedingter Zahlungsverpflichtung des Versicherers bzw. eine Zeitrentenversicherung ist, sondern auch bei der einer Lebensversicherung gleichgestellten Aussteuerversicherung mit festem Auszahlungs48 50 51 52 r,:!
Loewy a.a.O. Boehmer Spalte 804. Boehmer Spalte 805. Vgl. Braun in Manes Spalte 1647. Vgl. im einzelnen oben S. § 2 Z. 4 und Dernburg-Kohler
S. 522.
25 termin, bei der Invaliditätsversidierung mit unbedingter Zahlungspflicht und bei der Unfall-Zusatzversicherung. Bei keiner dieser Versicherungen ist dagegen Voraussetzung, daß schon im Zeitpunkt des Eintritts Rüdekaufsfähigkeit vorliegt. § 3-
Die Bezugsberechtigung. i. D a s E r f o r d e r n i s e i n e r w i d e r r u f l i c h e n oder mangelnden Bezugsberechtigung. § 1 7 7 V V G n. F. ist bei einem Lebensversicherungsvertrag n u r anwendbar, wenn eine widerrufliche Bezugsberechtigung vorliegt oder eine Bezugsberechtigung völlig fehlt 54 . Da im Gesetz die Voraussetzung gestellt ist, daß in den Versicherungsanspruch ein Arrest vollzogen oder eine Zwangsvollstreckung vorgenommen wird 5 5 , und da dies nur dann der Fall sein kann, wenn dem Versicherungsnehmer noch ein vermögensrechtlicher Anspruch zusteht, scheidet der Fall der unwiderruflichen Bezugsberechtigung aus: in diesem Falle stehen die vermögensrechtlichen Ansprüche nur dem unwiderruflich Bezugsberechtigten zu. Sind namentlich bezeichnete widerrufliche Bezugsberechtigte da, so schließen sie die Ehegatten und Kinder aus. Das ergibt sich aus dem Wortlaut des § 1 7 7 V V G n. F. Diese bleiben auch dann ausgeschlossen, wenn die namentlich bezeichneten Bezugsberechtigten die Eintrittsfrist versäumen, die Zustimmung nicht erhalten oder gar nicht eintreten wollen 56 . Allerdings fragt es sich, ob diese Vorschrift vielleicht dahin zu erweitern wäre, daß dem Bezugsberechtigten, auch wenn die Bezeichnung unwiderruflich ist, ein Eintrittsrecht gewährt werden solle, da er ein wirtschaftliches Interesse an dem Eintritt in den Versicherungsvertrag haben kann. Die Prämien kann er gemäß § 35 a V V G selber zahlen 57 . Direkt geschädigt werden kann er auch nicht, denn die Verfügungsmacht über die vermögensrechtlichen Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag hat er selbst. Die Gestaltungsrechte hingegen kann der Versicherungsnehmer noch ausüben58,. Im Falle einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung bleibt der Versicherungsnehmer ja noch Vertragspartei, kann also kündigen, die Versicherung umwandeln, eine Vorauszahlung oder ein Darlehen verlangen. Zwar erhält der unwiderruflich Berechtigte die Versicherungssumme bzw. 54 a. M. ohne Begründung Prölß 2. Auflage S. 414 und Prölß in D R S. 772; unklar Hagemann S. 34. 55 Vgl. entspr. Ö V V G § 15 j und TschVVG § 145: wird auf den Versicherungsanspruch Exekution gewährt oder über das Vermögen des Versicherungsnehmers Konkurs geführt. 59 So auch Prölß 2. Auflage S . 4 1 4 ; Hagemann Z 1940 S. 34 ohne Begründung. 57 Nach der alten Regelung konnte der Schuldner gemäß § 267 II B G B widersprechen. § 35a gilt nur für unwiderruflich Berechtigte, da nur sie ein Recht auf die Leistung des Versicherers erworben haben. 58 R G Z Bd. 154 S. 159.
25 termin, bei der Invaliditätsversidierung mit unbedingter Zahlungspflicht und bei der Unfall-Zusatzversicherung. Bei keiner dieser Versicherungen ist dagegen Voraussetzung, daß schon im Zeitpunkt des Eintritts Rüdekaufsfähigkeit vorliegt. § 3-
Die Bezugsberechtigung. i. D a s E r f o r d e r n i s e i n e r w i d e r r u f l i c h e n oder mangelnden Bezugsberechtigung. § 1 7 7 V V G n. F. ist bei einem Lebensversicherungsvertrag n u r anwendbar, wenn eine widerrufliche Bezugsberechtigung vorliegt oder eine Bezugsberechtigung völlig fehlt 54 . Da im Gesetz die Voraussetzung gestellt ist, daß in den Versicherungsanspruch ein Arrest vollzogen oder eine Zwangsvollstreckung vorgenommen wird 5 5 , und da dies nur dann der Fall sein kann, wenn dem Versicherungsnehmer noch ein vermögensrechtlicher Anspruch zusteht, scheidet der Fall der unwiderruflichen Bezugsberechtigung aus: in diesem Falle stehen die vermögensrechtlichen Ansprüche nur dem unwiderruflich Bezugsberechtigten zu. Sind namentlich bezeichnete widerrufliche Bezugsberechtigte da, so schließen sie die Ehegatten und Kinder aus. Das ergibt sich aus dem Wortlaut des § 1 7 7 V V G n. F. Diese bleiben auch dann ausgeschlossen, wenn die namentlich bezeichneten Bezugsberechtigten die Eintrittsfrist versäumen, die Zustimmung nicht erhalten oder gar nicht eintreten wollen 56 . Allerdings fragt es sich, ob diese Vorschrift vielleicht dahin zu erweitern wäre, daß dem Bezugsberechtigten, auch wenn die Bezeichnung unwiderruflich ist, ein Eintrittsrecht gewährt werden solle, da er ein wirtschaftliches Interesse an dem Eintritt in den Versicherungsvertrag haben kann. Die Prämien kann er gemäß § 35 a V V G selber zahlen 57 . Direkt geschädigt werden kann er auch nicht, denn die Verfügungsmacht über die vermögensrechtlichen Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag hat er selbst. Die Gestaltungsrechte hingegen kann der Versicherungsnehmer noch ausüben58,. Im Falle einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung bleibt der Versicherungsnehmer ja noch Vertragspartei, kann also kündigen, die Versicherung umwandeln, eine Vorauszahlung oder ein Darlehen verlangen. Zwar erhält der unwiderruflich Berechtigte die Versicherungssumme bzw. 54 a. M. ohne Begründung Prölß 2. Auflage S. 414 und Prölß in D R S. 772; unklar Hagemann S. 34. 55 Vgl. entspr. Ö V V G § 15 j und TschVVG § 145: wird auf den Versicherungsanspruch Exekution gewährt oder über das Vermögen des Versicherungsnehmers Konkurs geführt. 59 So auch Prölß 2. Auflage S . 4 1 4 ; Hagemann Z 1940 S. 34 ohne Begründung. 57 Nach der alten Regelung konnte der Schuldner gemäß § 267 II B G B widersprechen. § 35a gilt nur für unwiderruflich Berechtigte, da nur sie ein Recht auf die Leistung des Versicherers erworben haben. 58 R G Z Bd. 154 S. 159.
26 die Vorauszahlung oder die Rückvergütung 59 ; aber ihm liegt vielleicht viel mehr daran, die Versicherung weiterlaufen zu lassen. Diese Gestaltungsrechte könnte der Versicherungsnehmer allerdings abtreten, und die Abtretungserklärung würde f ü r den unwiderruflich Berechtigten ebenso leicht zu erreichen sein wie die Zustimmungserklärung für den widerruflich Bezeichneten. Aber weder durch die unwiderrufliche Bezeichnung noch durch die Abtretung wird der unwiderruflich Bezeichnete Vertragsgegner; der Versicherer kann immer noch wirksam gegenüber dem Versicherungsnehmer mahnen, anfechten und kündigen 60 . Soll der unwiderruflich Berechtigte auch Vertragsgegner werden, so ist die Mitwirkung des Versicherers nötig, und diese Mitwirkung ist wegen des Eintrittsrechtes bei einem nur widerruflich Bezeichneten nicht nötig. Es wäre denkbar, dieser Benachteiligung des unwiderruflich Bezeichneten dadurch abzuhelfen, daß man sagt: Nach § 1 3 3 B G B ist der wirkliche Wille, soweit er erklärt ist, zu erforschen. Als wirklichen Willen wird man im Zweifelsfalle anzusehen haben, daß dem unwiderruflich Bezugsberechtigten über die rechtliche Stellung des widerruflich Bezugsberechtigten hinaus als Erweiterung seiner Rechte die Unwiderruflichkeit verliehen wird, daß also seine Rechte vor dem Zugriff der Gläubiger des Versicherungsnehmers gesichert sind. Der wahre Wille einer Erklärung der unwiderruflichen Bezugsberechtigung ist also im allgemeinen die widerrufliche u n d die unwiderrufliche Bezugsberechtigung. Wenn aus einer unwiderruflichen Bezugsberechtigung nichts Gegenteiliges hervorgeht, wird der Versicherungsnehmer also dem Berechtigten auch das Eintrittsrecht des widerruflich Bezeichneten haben geben wollen. — Diese Möglichkeit hier näher zu prüfen, ist aber nicht Aufgabe der Arbeit. Nach geltendem Recht kann die Frage, ob auch ein unwiderruflich Bezugsberechtigter das Eintrittsrecht aus § 1 7 7 V V G n. F. ausüben kann, nie Bedeutung erlangen. Auch wenn über das Vermögen des Versicherungsnehmers der Konkurs eröffnet ist, ist dem Versicherungsnehmer nicht die Möglichkeit genommen, die Gestaltungsrechte, die ihm nach Einsetzung eines unwiderruflich Bezugsberechtigten verbleiben, auszuüben 61 ; einer Pfändung unterliegen sie überhaupt nicht62. 2. D i e A n f e c h t u n g der B e z u g s b e r e c h t i g u n g nach Wird gung nach Ehegatten rechtigten 59 60 61 62
BGB.
die unwiderrufliche oder die widerrufliche BezugsberechtiB G B angefochten, so erlischt die Bezeichnung ex tunc. Die und Kinder können also, auch wenn sie selbst die Begewesen sind, eintreten. Nur die Einsetzung ist nichtig,
Vgl. Bruck-Dörstling 2. Aufl. S. 238, Bruck Komm. S. 466. Vgl. Bruck wie oben. Prölß 1. Aufl. S. 4 3 1 ; RGZ, V A 14 Nr. 831; Bruck Komm. Anm. 5 zu § 14. Klang S. 476; Niewisch S. 33; Prölß a.a.O.
27 ihr Eintrittsrecht bleibt gemäß § i 7 7 V V G n. F. bestehen. Dies scheint berechtigt. Darin zeigt sich der Charakter der Familienfürsorge des § 1 7 7 V V G n. F. 3. D i e A n f e c h t u n g i n n e r h a l b und a u ß e r h a l b des K o n k u r s e s . Weiter ist zu prüfen, welche Folgen die Anfechtung einer widerruflichen Bezugsberechtigung innerhalb und außerhalb des Konkurses hat. Die Konkursanfechtung einer widerruflichen Bezugsberechtigung ist unzweckmäßig, weil der Konkursverwalter die Bezugsberechtigung wohl stets widerruft. Er kann sich schlüssig darüber werden, ob er nicht kündigen will. Regelmäßig wird er kündigen, um die Rückvergütung zu der Konkursmasse ziehen zu können. Für den Geltungsbereich des § 1 7 7 V V G n. F. besteht das Bedürfnis der Konkursanfechtung dann, wenn die Gläubiger den Eintritt des Begünstigten verhindern wollen. Den Eintritt des Ehegatten und der Kinder des Versicherungsnehmers können sie nur durch Anfechtung des ganzen Versicherungsvertrages verhindern. Dasselbe gilt auch f ü r den Eintritt des Begünstigten. Ein Widerruf von Seiten der Gläubiger reicht nicht aus, um das Recht des Begünstigten zunichte zu machen. Der Widerruf wäre dem Eintrittsberechtigten gegenüber unwirksam; denn es wäre wohl unzweckmäßig, wollte man dem widerruflich Bezugsberechtigten ein Recht geben, das nur auf dem Papier steht: nie wird wohl ein Fall vorkommen, in dem die Gläubiger oder der Konkursverwalter die Begünstigung nicht hätten widerrufen können, bevor der Eintrittsberechtigte alle Voraussetzungen zur Wirksamkeit seines Eintritts hätte erfüllen können. Es würde auch dem ganzen Sinn und Zweck des § 1 7 7 V V G n. F. widersprechen, wollte man den Eintritt durch den Widerruf zu umgehen versuchen. Der Eintritt des Begünstigten kann aber dadurch verhindert werden, daß nach der Konkursordnung oder dem Anfechtungsgesetz wirksam angefochten wird. Wird dies getan, so hat der Bezugsberechtigte den anfechtenden Gläubigern alles herauszugeben, was er erlangt hatte, denn nur ein schuldrechtlicher Anspruch auf Rückgewähr, keine auch nur relative Nichtigkeit der Bezeichnung, ist die Folge der Anfechtung nach der Konkursordnung 03 . Er geht also den Gläubigern gegenüber seiner ganzen Rechtsstellung verlustig. Die Rechtsstellung der Gläubiger wird demnach durch das Eintrittsrecht nicht mehr beeinträchtigt. In der Versteigerung wird der Versicherungsanspruch auf Grund hoheitlicher Übertragung ohne Belastung durch das Eintrittsrecht erworben. Da die Konkursanfechtung nur einen relativen Herausgabeanspruch bewirkt, können der Ehegatte und die Kinder nicht eintreten. Üben die Gläubiger ihre Rechte aus, so geht das Eintrittsrecht des Bezugsberechtigten unter; andernfalls behält er sein Recht auf den Eintritt. 63
Jaeger A n m . 1 zu § 29 K O .
28 4- D a s R e c h t z u r B e z e i c h n u n g eines B e z u g s b e r e c h t i g t e n . a) Die Rechtsträger. Wir haben dargelegt, daß die Anwendung des § 177 V V G n. F. einen rückkaufsfähigen oder noch nicht rückkaufsfähigen Lebensversicherungsanspruch mit unbedingter Leistungpflicht des Versicherers und das Vorhandensein einer widerruflichen oder das Fehlen jeglicher Bezugsberechtigung voraussetzt. Es taucht hierbei die Frage auf, wer berechtigt ist, wirksam einen widerruflich Bezugsberechtigten zu bestimmen. Da das Recht zur Bezeichunng eines Bezugsberechtigten nicht höchstpersönlich ist64, hat das Recht zur Bezeichnung: a) b) c) d)
der unwiderruflich Bezugsberechtigte, der Zessionar, Pfandgläubiger und Pfändungsgläubiger, der Versicherungsnehmer65 nur noch insoweit, als das Recht der unter a) bis c) Genannten ihm nicht entgegensteht06.
Die oben aufgeführten Personen haben das Recht zur Bezeichnung eines Bezugsberechtigten in dem Umfange, in dem sie selbst berechtigt sind: nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet. Daß sie es auch sind und nicht der Versicherungsnehmer, die die Zustimmung zum Eintritt abzugeben haben, wird weiter unten dargelegt werden07. b) Die Gleichwertigkeit
aller Bezeichneten.
Jedem von einer dieser Personen Bezeichneten steht das Eintrittsrecht zu, soweit die anderen Voraussetzungen erfüllt sind. Ganz allgemein spricht dagegen zwar, daß Gatte und Kinder des Versicherungsnehmers den Schutz des § 177 V V G n. F. genießen sollen, weil die Versicherung eine Fürsorge für die Familie sei, daß aber den Gläubigern nicht immer die Versicherungssumme ein Mittel zur Fürsorge für ihre Familien sein wird; und daß es doch die Frau des Versicherungsnehmers gewesen ist, die die Prämien eingespart hat und nicht die Frau des Gläubigers. Gegen das Eintrittsrecht einer Person, die vom Pfandgläubiger als berechtigt bezeichnet ist, insbesondere spricht der Umstand, daß der Pfandgläubiger doch vorher " 4 R G Z 1 2 7 S. 270; Bruck S. 460; Prölß S. 354. 05 Bruck S. 460; Prölß S. 354 u. 356. 88 In diesem Zusammenhange möchte ich hinweisen auf die Abonnentenversicherung (assecurance-abonnement), f ü r die in der Schweiz (bundesgerichtlidie Entscheidung vom 20. 9. 1 9 3 5 ; E B G 61 I I S. 274 ff) angenommen wurde, daß dem Abonnenten, und nicht dem Versicherungsnehmer, das Recht zur Bezeichnung zustehe, gleichgültig, ob man eine solche Versicherung als f ü r fremde Rechnung (pour le compte d'autrui) oder als besondere A r t des Vertrages zugunsten Dritter (stipulation pour autrui) ansieht (S. 277). 07 Vgl. § 6 Z. ..
29 eine beliebige Forderung, beispielsweise eine Forderung aus einem Kaufvertrag, gegen den Versicherungsnehmer hatte und die Familie des Pfandgläubigers bezüglich dieser Kaufpreisforderung auch keinen Schutz genossen hätte. Weiter könnte gegen ein Eintrittsrecht zugunsten des von einem Pfandgläubiger eingesetzten Bezugsberechtigten eingewandt werden, daß das Pfandrecht und damit das Eintrittsrecht durch einseitige Zahlung oder Verwertung erlösdien kann und die Familienfürsorge auf diesem Wege nicht wie sonst nur durch einen Vertrag untergeht. Diese Unterschiede sind m. E. aber doch zu geringfügig, um einem Teil der obenerwähnten Personen das Eintrittsrecht zu verwehren. Auch die Familie des Gläubigers bedarf des Schutzes. Vielleicht hätte der Gläubiger schon lange einen Lebensversicherungsvertrag abgeschlossen, wenn sein Schuldner nicht so säumig gewesen wäre. Vielleicht war es gerade die Frau des Gläubigers, die große Außenstände durch sparsames Wirtschaften wieder hereingebracht hat. Es haben also auch die Ehegatten und Kinder wie die namentlich Bezugsberechtigten eines Zessionars oder Pfandgläubigers das Recht des Eintritts nach § 177 V V G n. F. c) Das Recht zur Bezeichnung bei einer Mehrheit von Versicherungsnehmern. Für den Fall, daß mehrere Personen Versicherungsnehmer sind, ist noch zu beachten, daß sie entweder nur gemeinsam oder jeder zu seinem Anteil Bezugsberechtigte bestimmen können, je nachdem, ob eine Gesamtgläubigerschaft vorliegt (§ 428 BGB) oder nicht68. j. D i e E m p f a n g s b e d ü r f t i g k e i t der B e z e i c h n u n g eines B e z u g s b e r e c h t i g t e n . a) Die Bezeichnung als einseitige
Willenserklärung.
Es ist bereits dargelegt worden, daß § 177 V V G n. F. nur bei einer widerruflichen oder völlig fehlenden Bezeichnung eines Bezugsberechtigten zur Anwendung kommt. Ist der Versicherungsvertrag gültig, so greift § 177 Abs. 2 V V G n. F. stets ein, es sei, daß nach § 1 7 7 Abs. 1 V V G n. F. wirksam namentlich bezeichnete bezugsberechtigte Personen vorliegen. Es fragt sich also, wann eine solche Bezeichnung wirksam ist, ob die Bezeichnung eines Bezugsberechtigten eine empfangsbedürftige oder eine nicht empfangsberechtigte Willenserklärung darstellt. Die Frage, ob die Bezeichnung eines widerruflich oder unwiderruflich Bezugsberechtigten durch Vertrag oder einseitige Willenserklärung geschieht, ist schon lange und endgültig zugunsten der einseitigen Willenserklärung entschieden69. Wenn auch das vom Ver68
Bruck S. 460. Vgl. Gerhard-Hagen S. 660 ff.; R G Z Bd. 142 S. 412, Bd. 154 S. 102 ff.; Prölß S. 354; Kühlmorgen: Lebensversicherungsvertrag zugunsten Dritter S. 30. 69
30 sicherer unberührbare Recht auf Bezeichnung eines Bezugsberechtigten erst in dem Augenblick entsteht, in dem ein Versicherungsvertrag abgeschlossen ist, so steht eine solche Willenserklärung doch völlig unabhängig neben dem Versicherungsvertrag, selbst wenn sie schon im ursprünglichen Vertrag enthalten ist70. Dies zeigt sich darin, daß sie unabhängig von ihm angefochten werden kann 71 und daß der Versicherer auch bei Vertragsabschluß nichts gegen eine Einsetzung eines Bezugsberechtigten einwenden darf, es sei denn, der Vertrag enthält eine Klausel, in der die Anwendbarkeit des § 166 VVG ausgeschlossen ist. b) Die Begründung zu § 166 VVG. Dagegen hat sich in der Lehre eine starke Strömung bemerkbar gemacht, die das Erfordernis der Empfangsbedürftigkeit und bei Änderung der Bezugsberechtigung zum Teil sogar das Erfordernis eines Widerrufes der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten überhaupt bekämpft. Zwar ist in der Begründung zum W G zu § 16672 ausgeführt, daß es sich bei der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten oder bei dessen Widerruf „um ein einseitiges empfangsbedürftiges Rechtsgeschäft" handelt, „das dem Versicherer gegenüber vorzunehmen ist und so zu dessen Kenntnis gelangen wird". Doch eine Begründung ist kein Gesetz. Daher sind die Erfordernisse, soweit nicht im Gesetz ausdrücklich niedergelegt, selbständig nachzuprüfen 73 Gesetze und daher auch die auf Grund der Gesetze zu ihrer Durchführung ergangenen Vordnungen müssen im Reichsgesetzblatt bzw. in besonders dazu bestimmten Verordnungsblättern in der Form eines an die Volksgenossen gerichteten Befehls gehörig kundgemacht werden. Will der Gesetzgeber oder das verordnende Organ anordnen, daß seine Motive für die Auslegung bindend sein sollen, so nimmt er sie in der Form eines Vorspruches (Präambel, Prooemium) in den publizierten Gesetzes- oder Verordnungstext auf. Dann bilden sie eine authentische Interpretation der in Befehlsform abgefaßten Bestimmungen. Wenn daher der Gesetz- oder Verordnungsgeber diesen Weg nicht beschreitet, sondern seine Begründung räumlich und zeitlich getrennt an einer anderen Stelle als in den zur Vermittlung der Befehlsgebung bestimmten Gesetzes- und Verordnungsblättern veröffentlicht, so hat er dami selbst klar zum Ausdruck gebracht, daß diese Begründung keine authentische Interpretation bedeutet. Eine solche „Begründung" will zwar der Öffentlichkeit erklären, warum dies oder jenes angeordnet ist, will zwar den Anlaß, 70
R G Z Bd. 154 S. 106. R G Z Bd. 142 S. 414 ff., Bd. 154 S. 108. Abgedruckt bei Gerhard Hagen S. 657 f. 73 Vgl. R G Z Bd. 103 S. 87 fr., wo in einer Streitfrage der alten Wechselordnung eine Überschrift sogar des Gesetzes nicht als bindend angesehen wurde; „unverbindlicher Gesetzestext" nach Gareis-Riezler S. 162. 71
72
31
den „Grund" für die neue Regelung geben, will aber die ausführenden Organe und vor allem die Richter nicht binden, sondern der juristischen Auslegung — die vielleicht im Zusammenhang mit anderen Gesetzen und Verordnungen aus den verschiedensten Rechtsgebieten schwierig sein kann — freie Bahn lassen. Zwingend ist das Erfordernis der Empfangsbedürftigkeit im Gesetz nicht ausdrücklich festgelegt; man muß also prüfen, ob der Sinn und der Wortlaut des Gesetzes einen Schluß zulassen und, wenn sich hierbei kein durchschlagendes Ergebnis finden läßt, ob die Interessen der Beteiligten die Auslegung bestimmen können. c) Ablehnung der Empfangsbedürftigkeit
nach den
AVB.
Vor dem Gesetz sind als speziellere Regelung zuerst die vertraglichen Bestimmungen, hier die der A V B , zu untersuchen. Was die A V B anlangt, so findet sich eine m. E. stichhaltige Argumentation für die Nichtempfangsbedürftigkeit der Anzeige in Bruck-Dörstling Sie lautet, kurz gesagt: obgleich § 14 III AVB 7 5 eine generelle Bestimmung für alle Willenserklärungen enthält, wird in § 5 Abs. 2 Satz 1 und in § 6 Abs. 2 A V B die Empfangsbedürftigkeit ausdrücklich verlangt; die ratio dieser ausdrücklichen Wiederholung ist also Erlaß der Empfangsbedürftigkeit bei der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten. Außerdem ist für die Verpfändung der Zugang der Willenserklärung in § 15 II A V B ausdrücklich vorgesehen; man wird also zu einem e contrario-Sda\M& beinahe aufgefordert 76 . Über Brucks Argumentation hinaus ist aber noch zu prüfen, ob die Bestimmung des § 14 I I I A V B für die Bezeichnung eines Bezugsberechtigten überhaupt maßgebend ist. § 14 I I I A V B besagt, daß alle Willenserklärungen und Anzeigen, die der G e s e l l s c h a f t g e g e n ü b e r a b g e g e b e n w e r d e n , nur wirksam werden, wenn sie dem Vorstand schriftlich zugehen. Man könnte fast annehmen, daß die Worte „die der Gesellschaft gegenüber abgegeben werden" bedeuten: die d e r G e s e l l s c h a f t z u z u g e h e n h a b e n . Der Sinn des § 14 I I I A V B könnte wohl sein, den Zugang der Willenserklärung zu erschweren, da nach den bürgerlich-rechtlichen Regeln die Willenserklärungen gegenüber dem im Geschäfte befindlichen Angestellten auch mündlich abgegeben werden könnten77. § 14 I I I A V B könnte also eine Schutzvorschrift zugunsten der Gesellschaft sein, die aber nur für diejenigen Willenserklärungen und Anzeigen gilt, die ohnedies nach allgemeinen Regeln in irgendeiner Weise der Gesellschaft zuzugehen haben. 74
Bruck in Bruck-Dörstling zu § 1 5 A V B Z i f f . 7. „Alle Willenserklärungen und Anzeigen, die bei Abschluß des Vertrages oder später der Gesellschaft gegenüber abgegeben werden, brauchen von ihr 'nur dann als rechtswirksam angesehen werden, wenn sie dem Vorstand der Gesellschaft schriftlich zugegangen sind." 76 a. M . Dörstling in Bruck-Dörstling S. 229. 77 R G Z 105 S. 256; Staudingers Kommentar zum B G B , 10. A u f l . , Bd. I, S. 6 5 9 ^ 75
32 d) Ablehnung der Empfangsbedürftigkeit
nach dem Gesetz.
Ist keine vertragliche Regelung vorhanden, so ist zu prüfen, ob das Gesetz die Empfangsbedürftigkeit vorschreibt oder nicht. Hier weichen die Meinungen in vieler Hinsicht stark voneinander ab. Heck78 und ihm folgend Müller'r9 behaupten, daß in vielen Fällen kein Widerruf nötig ist. Heck teilt das Problem der Empfangsbedürftigkeit in ein Erwerbsproblem (ob der Erwerb inter vivos oder von Todes wegen vorgeht) und in ein Personenänderungsproblem. Er geht aus von einer Parallele zwischen Testament und Versicherungsvertrag. Wenn jemand im Testament seiner Frau ein Haus vermacht hat, so denke er nicht daran, daß eine Verpfändung nur dann wirksam werde, wenn das Testament entsprechend geändert sei80. Dies müsse auch bei einem Versicherungsvertrag gelten; warum, das wird nicht bewiesen; denn der Umkehrschluß aus § 331 BGB ist widerlegt 81 . Müller baut sich ein „Vollrecht" des Versicherungsnehmers auf volle Verfügungsmacht auf und begründet damit die Unnötigkeit eines Widerrufes. Er arbeitet mit einer „Einigung des Parteiwillens" 82 und legt dem Widerruf damit schon einen vertraglichen Charakter bei, der von der herrschenden Meinung mit Recht abgelehnt wird 83 . Weiter zitiert Müller als Beweis des freien Verfügungsrechtes des Versicherungsnehmers § 15 AVB 8 4 , wobei er das Hauptgewicht auf die Macht zum „Verfügen" legt, aber übersieht, daß mit demselben Recht auch das Wort „widerrufen" zum Mittelpunkt der Betrachtung gemacht werden kann. Audi Müllers Hinweis auf die abgekürzte Lebensversicherung85 überzeugt in keiner Weise, denn in diesen Fällen würde man ohnedies annehmen, daß die Bezugsberechtigung nur für den Fall des Todes vorgesehen und ausgedrückt ist. Dem von der herrschenden Lehre und der Rechtsprechung eingenommenen Standpunkt, wonach der Versicherungsnehmer durch die Bezugsberechtigung ein Recht abspalte — „die wesenlose Anwartschaft" begründe — und daher auch nicht mehr übertragen könne als seinen Anspruch um dieses Recht vermindert, ist daher beizutreten, die Problemteilung Hecks dagegen abzulehnen. Die Ansichten der in diesem Punkte im übrigen einheitlichen Lehre und Rechtsprechung teilen sich aber bei der Frage, ob die Bestimmung eines Bezugsberechtigten empfangsbedürftig sei oder nicht. Die Rechtsprechung86 vertritt den früher uneingeschränkt herrschen78
J W 1932 S . 2 5 1 7 . S. 40 ff. Ob diese Parallele angebracht ist, scheint zumindest zweifelhaft; in J W 1933 S. 7 7 1 (Gesamtrechtsnachfolge). 81 Haymann in J W 1933 S. 7 7 1 , ihm wohl folgend Müller S. 41. 82 S. 32. 83 Vgl. oben Z. ja. 79
80
Haymann
88 Ihr folgend in neuerer Zeit Kisch in J W 1930 S. 3628, Haymann in J W 1933 S. 771 und Titze in J W 1933, Bemerkungen zum Urteil des R G vom 17. 2. 1933.
33 den Standpunkt 8 7 der Empfangsbedürftigkeit. Soweit sie ihn damit begründet, daß das Recht des Bezugsberechtigten auf dem Vertrag zwischen Versicherungsnehmer und Versicherer ruht; daß es sich bei allen gedachten Bestimmungen des Versicherungsnehmers um eine Änderung des Vertrages handelt — wenn auch um eine einseitig von ihm herbeigeführte — ; und daß diese Änderung so zu erfolgen habe, daß der Vertragsgegner in die Lage versetzt würde, sie zur Kenntnis zu nehmen, d. h. sie ihm deshalb zugehen muß, ist sie als offensichtlich verfehlt abzulehnen 88 . Soweit sich das Reichsgericht darauf stützt, daß § 322 B G B nicht erweitert ausgelegt werden könne 89 , ist die Begründung unzulänglich; das gleiche gilt von dem Hinweis auf die Begründung zum V V G und von der Behauptung, daß sonst Rechtsunsicherheit drohe, die Stellung des Versicherers gefährdet sei90, denn ein Nachweis irgendwelcher Unsicherheit wird nicht erbracht 91 . In den anderen Entscheidungen unterstellt das Reichsgericht die Empfangsbedürftigkeit 9 2 und behandelt nur die Frage, ob ein Widerruf der Bezugsbezeichnung nötig bzw. erfolgt sei93. Das Reichsgericht hat also keinen überzeugenden Beweis für seine Anschauungen geliefert. Auch der Hinweis auf die Analogie zum Wahlrecht des BGB 9 4 rechtfertigt nicht die Argumentation des Reichsgerichtes; denn die Einräumung eines Wahlrechts ist — entgegen der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten — unwiderruflich, und sie bezieht sich auf die A r t der Leistung, den Gegenstand der Leistung, nicht auf den Leistungsempfänger. Gegenüber dieser Ansicht der Rechtsprechung macht sich eine immer stärkere Strömung in der Lehre bemerkbar, die, mehr oder weniger von der Interessenlage der Beteiligten ausgehend, mit verschiedensten Begründungen zum Ziel der Nichtempfangsbedürftigkeit zu gelangen strebt. Argumente für die Nichtempfangsbedürftigkeit aus dem Wortlaut des Gesetzes können nicht überzeugen; weder, daß das W o r t „bezeichnen" in § 166 V V G farblos sei95, noch, daß das W o r t „ Z u stimmung* in §§ 328 II und 332 B G B und § 166 V V G auf Nichtempfangsbedürftigkeit deute, weil es auch sonst im Verhältnis zu Personen benutzt werde, die nicht einmal als Adressat mitzuwirken brauchen 96 ; noch, daß das W o r t „auch" in § 332 B G B anzeige, daß Vgl. Gerhard-Hagen S. 662. M. v. Giercke S. 8. 89 R G Z 136 S. 152, 140 S. 33. 80 R G Z 140 S. 33; Haymann a.a.O.; Titze a.a.O. 81 Vgl. unten § 3 Z. jd (Inhaberklausel; Hinterlegung; §§ 407—409 BGB.). 82 R G Z 127 S. 271. 83 R G Z 127 a.a.O; R G Z in JW 193$ S. 771; RGZ 153 S. 225; R G Z in IRPR 1936 S. 53. 84 Haymann in J W 1933 S. 771. 85 So Silberschmidt in JPVR 1930 S. 341 Z. V I ; dagegen Müller S. 53. 8" So Silber Schmidt a.a.O.; dagegen Müller a.a.O. 87
88
3
34 diese Vorschrift eine Ausnahme von der Regel 97 bzw. ein Beispiel für die Regel sei98. Dagegen trifft m. E. das Argument aus der Parallele zwischen § 166 V V G und § 398 B G B zu 89 , das eine analoge Anwendung des § 407 B G B mit sich bringt. In § 398 B G B wird die Übertragbarkeit einer Forderung von Schuldnerwillen und Schuldnerkenntnis unabhängig gemacht; in § 166 V V G wird die Ubertragbarkeit einer bedingten „Forderung" von Schuldnerwillen und Schuldnerkenntnis unabhängig gemacht. Jene Vorschrift handelt von echten Forderungen; ein Vertrag ist zur Übertragung notwendig. § 166 V V G handelt nur von wesenlosen Anwartschaften; f ü r deren Übertragung genügt schon eine einseitige Willenserklärung. Wenn der Gesetzgeber bei der Abtretung von dem Zugang einer Mitteilung absieht, dann wird er es auch bei einer Willenserklärung tun, die dem Berechtigten ein einseitig widerrufliches Recht zuwendet. Es ist nicht anzunehmen, daß der Gesetzgeber bei Anwartschaften, d. i. doppelt bedingten Forderungen, strengere Anforderungen stellen wollte als bei echten Forderungen; wenn er dies jedenfalls nicht im Gesetzestext getan hat, dürfen wir nicht über diesen Gesetzetext hinausgehend uns selbst ein neues Erfordernis aufbauen. Wenn wir das Argument aus der Parallele von § 166 W G mit § 398 B G B anerkennen, erübrigt sich der Versuch Brucks, den Interessen der Beteiligten durch Annahme des generellen Verzichts des Versicherers gemäß § 1 5 1 Abs. 1 B G B auf Zugang der Bestimmung oder des Widerrufes eines Bezugsberechtigten gerecht zu werden 100 . Das Ergebnis der bloßen Richtungsbedürftigkeit der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten wird durch Abwägung der Interessen aller Beteiligten bestätigt. In wessen Interesse könnte die Empfangsbedürftigkeit liegen? In dem des Versicherers, der dadurch gegen die G e f a h r der Doppelleistung gesdiützt werden sollte, wohl kaum. Einmal schützt sich jeder Versicherer gegen diese Gefahr dadurch, daß er den Versicherungsschein mit einer Inhaberklausel versieht 1 0 1 ; laut § 808 B G B wird er durch Leistung an den Inhaber der mit der Inhaberklausel versehenen Police frei 1 0 2 . Es würde sogar genügen, wenn die Police den Vermerk trägt, daß § 1 3 A V B Anwendung findet, in welchem Paragraphen eine dem § 808 B G B entsprechende Regelung enthalten ist. Ist der Versicherer bezüglich der Person, die zum Empfang der Leistung berechtigt ist, unsicher, so kann er gemäß § 372 Abs. 2 B G B hinterlegen 103 . 97
Haymann in J W 1933 S. 771 und Müller S. 52. Silberschmidt S. 342 I. Müller S. 48 und Oellers in J W 193 $ S. 716. 100 Bruck in L Z 1932 S. 661, sowie in seinem Kommentar Anm. 10 vor § 166; so auch Gößmann S. 73; Kühlmorgen S. 39 und OLG Hamburg in Hans. R G Z 193 i A S. 598. 101 Heck in J W 1932 S. 2518. 102 RGZ 94 S. 26. 103 Bruck in L Z 1932 S. 662. 88
99
35 Außerdem ist der Versicherer durch die §§ 407 bis 409 B G B geschützt 104 . Diese Vorschriften finden zwar nicht unmittelbar Anwendung, mit Rücksicht auf die gleiche Interessenlage erscheint indessen eine analoge Anwendung gerechtfertigt 105 . Das Interesse des Versicherers erfordert hiernach keine Empfangsbedürftigkeit 106 . Im Interesse des Versicherungsnehmers liegt es, eine Bezeichnung möglichst sicher und eindeutig, aber auch möglichst leicht vornehmen zu können 107 . Dieses Interesse ist vom Gesetzgeber im § 166 V V G anerkannt 108 , weil vorgeschrieben ist, daß im Zweifel der Versicherungsnehmer ohne Zustimmung des Versicherers Bezugsberechtigte soll bezeichnen können, und weil für diese Bezeichnung keine Form verlangt ist. Zweck des Gesetzes ist also keine Hemmung, sondern eine Erleichterung der Bezeichnung. Ein Erfordernis, wonach die Erklärung gegenüber dem Versicherer abzugeben sei, könnte aber nur eine Hemmung darstellen insofern, als es dann nicht genügen könnte, wenn der Versicherungsnehmer seine Bezeichnungserklärung etwa im Rahmen einer Geschäftsbesprechung abgibt. Eine Erleichterung könnte die Empfangsbedürftigkeit dagegen nicht darstellen. Das zweite Interesse des Versicherungsnehmers, das an der Eindeutigkeit der Bezeichnung, kann durch die Empfangsbedürftigkeit in keiner Weise geschützt werden. Eindeutigkeit läßt sich wohl durch das Erfordernis der Sdiriftlichkeit der Erklärung oder der namentlichen Bezeichnung erreichen, kaum hingegen dadurch, daß vorgeschrieben wird, wem die Erklärung zuzugehen hat; das Zugehen liegt ja außerhalb des Bereiches des Versicherungsnehmers und würde zur Erschwerung der Bezeichnung führen. Die Interessen des Versicherungsnehmers liegen also bei der Nichtempfangsbedürftigkeit. In der Praxis wird man das schon dadurch bestätigt finden, daß der Versicherungsnehmer o f t eine Person durch eine nicht an den Versicherer gerichtete Willenserklärung zum Bezugsberechtigten hat einsetzen wollen. Es ist verwunderlich, daß die Rechtsprechung und der Teil der Lehre, der Zugang beim Versicherer verlangt, nicht auf Grund der Ähnlichkeit der Interessenlage zwischen Einsetzung eines Bezugsberechtigten und einer letztwilligen Verfügung 1 0 9 auch die Gleichartigkeit des Formerfordernisses der beiden Willenserklärungen folgern, w o sie doch aus dieser Ähnlichkeit selbst Schlüsse hinsichtlich der Nichtigkeit wegen Verstoßes gegen die guten Sitten ziehen 110 . Eine letztwillige Verfügung ist zwar form-, aber nicht empfangsbedürftig, und ein ähnliches Erfordernis, etwa das der Schriftlichkeit, würde den Interessen der Beteiligten bei der 104
R G Z 154 S. 109. In der Bergündung zum V V G wird die Anwendung der §§ 406/408 für die Abtretung erwähnt (Gerhard-Hagen S. 658 ff.); Hagen in Z 1933 S. 332, wohl ihm folgend M. v, Gierke S. 7. 106 Oellers in J W 1935 S. 716. 107 M. v. Gierke S. 7. 108 Für das Schweizer Recht entsprechend Bühler S. 21. 109 Vgl. Heck in J W 1932 S. 2517. 110 Vgl. ¡42 S. 412, 154 S. 101; Hagen in J W 1934 S. 1409. 105
3»
36 Bezeichnung eines Bezugsberechtigten wohl mehr entsprechen m . Die Begünstigten bzw. die Ehegatten und Kinder haben in bezug auf den Zugang der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten wohl jeweils widerstrebende Interessen. Gemeinsam ist ihnen nur das Interesse an einer k l a r e n Rechtslage, die aber bloß durch Schriftform und namentliche Bezeichnung erreicht werden könnte, und das Interesse an einer b e s t ä n d i g e n Rechtslage, die nur durch Einschränkung der Verfügungsfreiheit des Versicherungsnehmers geschützt werden könnte. Außerdem müssen zu ihrem Schutz, wie Heck112 treffend bemerkt, die Anzeigen an sie und nicht an den Versicherer erfolgen. Die Gläubiger des Versicherungsnehmers oder der Bezugsberechtigte könnten ein Interesse an der Offensichtlichkeit der Erklärung haben, d. h. etwa daran, daß diese ihnen zugehen oder in der Versicherungspolice vermerkt werden muß. Dagegen wird es für sie keinen Unterschied bilden, ob der Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung durch ein telephonisches Gespräch nur mit dem Versicherer oder auch mit einer anderen Person ändern oder auch begründen kann. Schließlich könnten auch die Belange der Zessionare, daß der Versicherungsanspruch unbelastet auf sie übergeht, und die nicht immer daran denken werden, daß die widerrufliche Bezugsberechtigung eine Belastung darstellt, für die Nichtempfangsbedürftigkeit dieser Erklärung sprechen 113 . Andere Personen können kein berechtigtes Interesse an diesen Formvorschriften haben. Es erscheint daher verfehlt, noch Gesichtspunkte wie den der allgemeinen Rechtssicherheit ins Feld zu führen; die „vertragliche Sicherheit 114 führt m. E. neben den Interessen aller an der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten Beteiligten kein Dasein f ü r sich und darf daher nicht mit in die Waagschale geworfen werden, wenn man sich gerade vorher mit der Interessenlage aller Beteiligten auseinandergesetzt hat. Zusammengefaßt besagen vorstehende Ausführungen, daß das Gesetz selbst den Zugang der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten beim Versicherer nicht vorschreibt, daß man aber durch die Parallele zwischen § 398 B G B und § 166 W G einen Hinweis f ü r die bloße Richtungsbedürftigkeit erlangt, und daß dieses Ergebnis durch die Abwägung der Interessenlage bekräftigt wird: von allen Beteiligten sind nur der Versicherungsnehmer und der Zessionar an dieser Frage interessiert, und beider Interessen sprechen für die bloße Richtungsbedürftigkeit. Aus diesen Gesichtspunkten kommen wir daher zum Ergebnis der Nichtempfangsbedürftigkeit der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten. 111
Haymann 112
lla 114
So auch Oellers in J W 1935 S. 7 1 7 ; den gegenteiligen Schluß zieht hieraus ohne Begründung in J W 1933 S. 771. In J W 1932 S . 2 5 1 7 . So Heck in J W 1932 S. 2518. M. v. Giertek S. 8.
37 § 4-
Der Beschlag durch Arrest, Pfändung oder Konkurs. i. D i e U n z u l ä n g l i c h k e i t a n d e r e r
Maßnahmen.
Für den Lebensversicherungsvertrag mit unbedingter Leistungspflicht des Versicherers, der eine widerrufliche oder keine Bezeichnung eines Bezugsberechtigten enthalten muß, gilt das Eintrittsrecht nach § 1 7 7 V V G n. F. nur, wenn der Konkurs über das Vermögen des Versicherungsnehmers eröffnet oder ein Arrest in den Versicherungsanspruch vollzogen oder eine Zwangsvollstreckung in ihn vorgenommen worden ist. Es fragt sich, ob es zur Auslösung dieser Rechtsnormen ausreichen würde, wenn das Vermögen des Versicherungsnehmers etwa durch eine Vorpfändung oder einstweilige Verfügung u. a. m. berührt wird. Das Gesetz will den Eintrittsberechtigten nur davor schützen, daß ein Dritter, also ein Gläubiger, den sonst dem Eintrittsberechtigten zugute kommenden Versicherungsanspruch zu seinen Gunsten verwendet, sei es, daß er den Versicherungsanspruch im Konkurs oder auf Grund einer Zwangsvollstreckung erwirbt, sei es, daß ein Arrest 1 1 5 in ihn vollzogen wird. Dagegen bezweckt, wie oben gezeigt wurde, der Gesetzgeber nicht, daß der Bezugsberechtigte selbst bei Vermögensverfall des Versicherungsnehmers seine spätere Versorgung durch den Eintritt selbst in die H a n d nehmen kann. "Wollte er das, so hätte er den Bezugsberechtigten auch bei einer unwiderruflichen Bezeichnung das Eintrittsrecht gewähren müssen. Es ist also zu prüfen, ob noch in anderen Fällen der schon bestehende Versicherungsanspruch in Gefahr ist, dem Bezugsberechtigten verloren zu gehen. Bei einer einstweiligen Verfügung ist § 1 7 7 V V G n. F. nicht anwendbar. Sie ähnelt zwar sehr dem Arrest — beides gehört zu den summarischen Verfahren der Z P O — bezweckt aber etwas ganz anderes: der Arrest 1 1 6 kann über jeden Vermögesgegenstand zur Sicherung der Zwangsvollstreckung 117 wegen Geldforderung oder Ansprüchen, die in Geldforderung übergehen können, verhängt werden, also auch über Versicherungsforderungen, während die einstweilige Verfügung Individualansprüche eines Gläubiges schützt bzw. zur einstweiligen Regelung eines streitigen Rechtsverhältnisses dient, der Gläubiger folglich nicht gegen die Versicherungsforderung vorgehen kann, dieselbe also njcht gefährdet ist. Auch die Vorpfändung (§ 845 Z P O ) genügt nicht 118 . Sie ist eine vorläufige Maßnahme, die erst dadurch den Charakter eines Arrestes erhält, daß innerhalb von drei Wochen /die Pfändung bewirkt wird 1 1 9 . 115
Vgl. oben S. 15 ff. Hier kommt nur der dingliche Arrest in Frage; der persönliche ist ohnedies nur dann möglich, wenn der dingliche nicht genügt (HdR I S. 330). 1X7 §§ 916, 828 ff. Z P O . 118 Ebenso Prölß 2. Aufl. S. 4 1 3 ohne Begründung. 119 So auch Prölß in D R S. 772. 110
38 Bei dem Vergleichsverfahren oder dem Kriegsausgleichsverfahren nach der Vergleichsordnung bzw. der Kriegsausgleichsordnung 120 hingegen findet § i 7 7 V V G n. F. Anwendung. Das Eintrittsrecht besteht nicht schon, wenn das Verfahren eröffnet wird — das würde nur der Schutzidee der Weiterführung der Police entsprechen, die aber, wie oben gezeigt, nicht genügt, um auch dem unwiderruflich Bezugsberechtigten ein Eintrittsrecht zu gewähren —, sondern erst, wenn nach § 85 Vergl.O oder nach § 2 Kriegsausgl.VO in Verbindung mit § 85 Vergl.O wegen der im Verfahren anerkannten und im Gläubigerverzeichnis aufgeführten Ansprüche die Zwangsvollstreckung erfolgt. Die Vertragshilfsverordnung 1 2 1 hingegen kann ein Eintrittsrecht nach § 1 7 7 V V G n. F. nie auslösen, da sie dem Schuldner nur die Möglichkeit gibt, Fristen verlängern und eventuell die Höhe der Zahlungsverpflichtungen herabsetzen zu lassen. 2. D i e b e t r o f f e n e
Person.
Jedes der drei im Gesetz genannten Verfahren löst immer dann ein Eintrittsrecht aus, wenn es sich gegen eine Person richtet, die einen Bezugsberechtigten eingesetzt hat oder hätte einsetzen können. Sind mehrere Personen Versicherungsnehmer, so wird durch Konkurs über das Vermögen des einen Teilgläubigers das Eintrittsrecht nur für die von diesem Teilgläubiger bezeichneten Bezugsberechtigten ausgelöst; bei Gesamtgläubigerschaft genügt aber schon der Konkurs über einen von mehreren Schuldnern, um das Eintrittsrecht f ü r alle Beteiligten auszulösen. Die Eintrittsberechtigten werden Gesamtgläubiger. Im Innenverhältnis zu den ursprünglichen Versicherungsnehmern erwerben sie nicht mehr Rechte, als der in Konkurs geratene Gesamtgläubiger besessen hatte. Die Eintrittsberechtigten erwerben mit dem Eintritt die Rechte, die jener gehabt hat. Das Recht des Eintrittsberechtigten auf Eintritt erlischt mit dem Recht desjenigen, der ihn als Bezugsberechtigten eingesetzt hat oder hätte einsetzen können. Diese Regelung ist selbstverständlich und ergibt sich aus der Anwendung des Satzes: nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet. 3. D e r
„Versicherungsanspruch".
Das Wort „Versicherungsansprudi" ist mit § 1 7 7 V V G n. F. in die Sprache des V V G neu eingeführt. Wir haben also zu untersuchen, welche Rechte des Versicherungsnehmers aus dem Versicherungsvertrag in Gefahr geraten müssen, damit § 1 7 7 V V G n. F. Anwendung finden kann. Bei einem Konkurs besteht kein Zweifel, denn das ganze Vermögen ist ja unter Beschlag. Bei einem Arrest oder einer Pfändung ist zuerst festzustellen, ob sie in die Bestandteile des Versicherungsanspruches überhaupt und einzeln möglich ist; danach, weldie Teile des Versidierungsanspruches das Eintrittsrecht auslösen. 120 m
RGBl. 1939 I S. 2338. RGBl. 1939 I S. 2329.
39 Dem Arrest oder der Pfändung unterliegen nicht die Ansprüche auf Erteilung eines Versicherungsscheines, auf Ausstellung einer Ersatzurkunde122, auf Erteilung von Abschriften von Erklärungen (gemäß § 3 V V G ) ; weiter nicht die Rechte, die dem Versicherungsnehmer nach unwiderruflicher Bezeichnung eines Bezugsberechtigten verbleiben123, da alle diese Rechte keinen eigenen Vermögenswert haben. Das Recht zur Benennung eines Bezugsberechtigten sowie das auf Umwandlung der Versicherung sind nicht geeignet, der Realisierung der Vermögenswerte zu dienen124, überdies ist der Gläubiger nicht zu anderer Verfügung als zur Einziehung berechtigt125. Auch das Recht des Versicherungsnehmers auf Zustimmung zum Eintritt des Eintrittsberechtigten unterliegt gemäß § 177 V V G n. F. weder dem Arrest noch der Pfändung. Es ist nicht geeignet, der Realisierung der Forderung der Gläubiger zu dienen; und aus dem Charkter und der Fassung des § 177 V V G n. F. ist der Schluß zu ziehen, daß es nur der Versicherungsnehmer selbst ausüben kann 126 . Die übrigen Rechte aus dem Versicherungsvertrag unterliegen dem Arrest oder der Pfändung. Ein Teil von ihnen kann allerdings nur zusammen mit den Forderungsrechten gegen den Versicherer von den Gläubigern mit Beschlag belegt werden. Es sind dies das Recht auf Darlehen 127 , da es zum Versicherungsanspruch gehört; weiter die Gestaltungsrechte, kraft derer die vermögensrechtlichen Ansprüche gegen den Versicherer geltend gemacht werden können, also insbesondere das Kündigungsrecht, die nur zusammen mit dem Recht auf die Rückkaufssumme bzw. die Versicherungssumme dem Versicherungsnehmer entzogen werden können, und auch nur dann, wenn dies ausdrücklich verlangt wird 12s . Schließlich kann auch das Recht auf Widerruf einer Bezugsberechtigung nicht getrennt von den Vermögenswerten der Versicherung gepfändet werden. Die alte Ansicht der Höchstpersönlichkeit dieses Rechtes ist überwunden129. Ob es automatisch durch die Pfändung der Versicherungsansprüche erfaßt wird oder einer besonderen Pfändung bedarf, ist bestritten130. Nur Klang131 hält dies Recht für selbständig pfändbar, weil es zusammen mit dem Recht auf Bezeichnung eines Bezugsberechtigten ein schwerfälliges Mittel zur Verfügung über den Versicherungsanspruch darstelle. 122
Klang S. 476. Klang S . 476; Siewisch S. 33. 124 Niewisch S. 40; a. M . Klang S. 477 für die Benennung eines berechtigten. 125 Niewisch S. 40; vgl. Bruck-Dörstling S. 261. 1 2 6 So Prölß 2. A u f l . S. 4 1 3 ohne Begründung. 127 Roelli-Jaeger S. 22. 128 Niewisch S. 36; Prölß 2. A u f l . S. 433. 129 Kisch in J W 1930 S. 3629; so aber noch Dernburg-Kohler Emminghaus in L Z . 1 3 0 V g l . Niewisd? S . 39; Bruck-Dörstling 1. A u f l . S. 261; Warneyer Prölß 2. A u f l . S. 4 3 3 ; Brucks K o m m . S. 448; Hagen S. 4 1 9 ; Ehrenzweig S. Kisch in J W 1930 S. 3628. 1 3 1 S. 477123
Bezugs-
S.
527;
S. 3 1 1 ; 436 und
40 Es können also dem Arrest oder der Pfändung das Recht auf die Rückkaufssumme, auf die Lebensversicherungssumme und auf die Bardividende selbständig unterliegen. Durch die Pfändung des Rechtes auf die Versicherungssumme oder auf den Rückkaufswert allein wird, das ist offensichtlich, das Recht des Eintrittsberechtigten gefährdet; denn durch Leistung einer dieser beiden Beträge wird der Versicherer von allen übrigen Leistungen frei. Dagegen genügt nicht, daß das Recht auf Bardividende allein gepfändet wird 1 3 2 . Das Recht auf Dividende wird nur dann wie ein Versicherungsanspruch behandelt, wenn es nicht ein bloßes Mitgliedschaftsrecht ist, noch vertraglich zur Ermäßigung der Prämienschuld oder zur Erhöhung der Prämien und damit zur Erhöhung der Versicherungssumme bestimmt ist 133 . Es ist also nur dann als ein Versicherungsanspruch anzusehen, wenn der Gewinn periodisch ausgezahlt oder auf ein besonderes Konto eingezahlt wird, weil er dann einen „besonderen Nebenanspruch" darstellt 134 . Als solcher führt er ein von dem Versicherungsanspruch unabhängiges Dasein und gefährdet nicht die Rechte des Bezugsberechtigten auf Eintritt. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist also, daß genau wie im früheren österreichischen Recht 135 als Versicherungsanspruch die Versicherungssumme und deren Surrogat anzusehen sind 136 . 4. U n p f ä n d b a r e
Versicherungsansprüche.
Zu beachten ist, daß Versicherungsansprüche nicht immer der Zwangsvollstreckung, und damit gemäß § 1 I K O auch nicht dem Konkursbeschlag, unterliegen. Man denke an § 850 a Z P O , wonach nicht nur Bezüge aus Witwen- und Waisenkassen unpfändbar sind — diese würden wie Versicherungen zu Gunsten von Hinterbliebenen kein Eintrittsrecht nadi § 1 7 7 V V G n. F. gewähren —, sondern auch an Studiengeldversicherungen (Studienstipendien), die als Unterart der Aussteuerversicherung ebenso wie diese z. T . die Möglichkeit eines Eintritts bieten. Oder man denke an die Sozialversicherung 137 , an die Handwerkerpflichtversicherung 138 und an § 850 g Z . 4 Z P O (Sterbekassen u. ä.).
132
So auch Ostertag-Hiestand Anm. 1 zu Art. 16 für das Schweizer Recht. Roelli-Jaeger S. 21. Vgl. Roelli-Jaeger S. 23; Niewisch S. 28. 135 Vgl. Ehrenzweig S. 432 ff. 136 Für das Schweizer Redit Roelli-Jaeger Anm. 38 zu Art. 73; vgl. Prölß in DR S. 772. 137 Beachte aber § 199 R V O in Verbindung mit § 50 A V G bzw. § 60 RKG. 138 Gesetz über die Altersversorgung für das Deutsche Handwerk vom 21. 12. 1938, RGBl. I S. 1900. 133
134
41 § J.
D e r Eintrittsberechtigte. i. D i e B e d e u t u n g d e r W o r t e : „der namentlich b e z e i c h n e t e B e z u g s b e r e c h t i g t e". Als vierte Voraussetzung zum Vorliegen eines Eintrittsrechtes ist zu prüfen, ob auch ein Eintrittsberechtigter vorhanden ist. Dazu ist zuerst zu untersuchen, wer „der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte" ist 139 . Bei engherziger, sich an den Buchstaben des Gesetzes klammernder Auslegung läge eine namentliche Bezeichnung nur vor, wenn der Bezugsberechtigte mit dem von ihm rechtmäßig geführten, d. h. ihm vom öffentlichen Recht zugewiesenen bürgerlichen Namen bezeichnet wäre. Es dürfte dann also nicht genügen, die Bezeichnung einer Person mit ihrem Pseudonym oder Künstlernamen und noch weniger eine andere unmißverständliche Bezeichnung, etwa „meine älteste Schwester". Eine so engherzige, spitzfindige Auslegung würde aber zu unbilligen Ergebnissen führen können, vor allem dann, wenn eine Person zum Bezugsberechtigten eingesetzt ist, die z. B. nur unter ihrem Künstlernamen bekannt ist. Der Gesetzgeber hat wohl, als er das Formerfordernis der N a mentlichkeit setzte, nicht vorgehabt, die Einsetzung eines Bezugsberechtigten zu erschweren, sondern nur, für ihre Eindeutigkeit zu sorgen. Dem Gesetzgeber wird wohl nichts anderes vorgeschwebt haben als der Grundsatz, der auch in der Präambel zum Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen 140 zum Ausdruck kommt, daß nämlich „die Anforderungen an die Errichtung oder Aufhebung einer Verfügung von Todes wegen" so zu gestalten sind, „daß unnötige Formstrenge vermieden, andererseits eine zuverlässige Wiedergabe des Willens des Erblassers sichergestellt wird". N u r eine Erschwerung der Einsetzung eines Bezugsberechtigten aber würde es bedeuten, wenn eine Person nicht unter ihrem allgemein bekannten Künstlernamen bezeichnet werden könnte, sondern der Versicherungsnehmer erst Nachforschungen nach ihrem bürgerlichen Namen betreiben müßte. Man wird also als namentlich im Sinne des § 1 7 7 V V G n. F. diejenige Bezeichnung ansehen dürfen, die ständig als allgemeingültiges, äußeres Kennzeichen zur Unterscheidung einer Person von anderen dient 141 , soweit sie rechtmäßig gebraucht und nicht in der Absicht, andere zu schädigen oder zu täuschen, benutzt wird. Die letztere Einschränkung liegt zwar nicht im Rahmen dessen, was der Gesetzgeber in § 1 7 7 V V G n. F. mit dem Formerfordernis der Namentlichkeit erreichen will, aber sie ist aus allgemeinen Rechts139 140 141
Vgl. hierzu auch Prölß in D R S. 772. RGBl. 1938 I S. 973. Vgl. R G Z Bd. 1 3 7 S. 2 1 5 (auch R G Z 91 S. 352).
42 grundsätzen heraus angebracht. Was das Gesetz auf der einen Seite verhindern will, darf auf der anderen nicht als dem Gesetz entsprechend angesehen werden. Da indessen der durch die Ungültigkeit einer Einsetzung eines Bezugsberechtigten entstehende Schaden nicht den Versicherungsnehmer, sondern nur den Bezugsberechtigten selbst treffen würde, der seinen Namen mißbraucht hat, entspricht diese Einschränkung auch der Billigkeit. Wenn man die Formvorschrift der namentlichen Bezeichnung in dieser Weise versteht, wird man wohl den Absichten des Gesetzgebers am ehesten gerecht, ohne am Formalismus haften zu bleiben oder andererseits ein vom Gesetz bewußt aufgestelltes Erfordernis einfach zu mißachten — nur das hieß es, wenn man jede unmißverständliche Bezeichnung für genügend erachten würde 1 4 2 — ; es ist allerdings darauf hinzuweisen, daß die Eindeutigkeit nur im beschränkten Maße durch die Namentlichkeit gewährleistet wird — man denke etwa an Namen wie „Hans Meier", — während eine unmißverständliche Bezeichnung stets den vom Gesetz erstrebten Zweck der Eindeutigkeit erfüllen wird. Außerdem wäre es zu begrüßen, wenn auf diese Weise die Rechtsprechung zu 12 B G B Anwendung finden könnte und wenn die Begriffe „ N a m e n " und „namentlich" in gleicher Weise ausgelegt werden könnten; denn nach der Rechtsprechung zu § 12 B G B gleicht der Deckname (Pseudonym) seiner rechtlichen Natur nach dem Familiennamen" 3 . 2. D i e A u s l e g u n g d e r W o r t e : „ E h e g a t t e " u n d „ K i n d e r". Ist ein namentlich bezeichneter Bezugsberechtigter nicht vorhanden, so erhebt sich die Frage, wer als Kinder und Ehegatte anzusehen sind. Bei der Auslegung der Worte „Ehegatte" und „ K i n d " ist auszugehen von der Absicht des Gesetzgebers, nicht dagegen von der Vorstellung des Versicherungsnehmers. Denn § 1 7 7 Abs. 2 V V G n. F. ist, wie wir oben sahen, geschaffen, um einen vom Gesetzgeber bezeichneten Kreis von Menschen zu schützen; die Bezeichnung mit den Worten „Ehegatte" und „ K i n d " dient zur Bezeichnung der Personen, die der Gesetzgeber schützen wollte. Selbst, wenn der Versicherungsnehmer einmal den Ehegatten und die Kinder als Bezugsberechtigte eingesetzt hat, so darf auch in diesem Falle nicht sein Wille entscheiden. Eine solche Bezeichnung von Ehegatten und Kindern steht auf derselben Stufe mit jeder anderen nicht namentlichen Bezeichnung, d. h. § 1 7 7 Abs. 1 V V G n. F. ist nicht gegeben und den Personen, die der Gesetzgeber als Frau und Kind ansieht, steht gemäß § 1 7 7 Abs. 2 V V G n . F. das Eintrittsrecht zu. Die Auslegungsregeln, die die Rechtsprechung für die Bezugsbezeichnung des Versicherungsnehmers schuf, kommen also nicht in Frage. 142 113
So, aber ohne Begründung, Hagemann R G Z Bd. 101 S. 228.
S. 34.
43 Der Gesetzgeber wollte den schützen, der von einem unvorhergesehenen Vermögensverfall des Versicherungsnehmers am meisten betroffen wird und der gleichzeitig zu dem Kreis von Personen gehört, die man als Grundlage des Volkes, als Familie bezeichnet und die daher nach unserem Empfinden eines gewissen Schutzes bedürfen. Man kann wohl annehmen, daß dem Gesetz damit derselbe Gedanke zu Grunde liegt, der es bewogen hat, gewissen Angehörigen ein Pflichterbrecht einzuräumen. Pflichtteilsberechtigt sind Ehegatten, Nachkommen und Eltern 144 . Soweit sich also die Begriffe in § 1 7 7 V V G n. F. und § 2303 B G B decken, sind sie gleich auszulegen. Es kommen für § 1 7 7 V V G n. F. dementsprechend nie die Eltern in Frage; als Ehegatten nur die einer bestehenden Ehe 1 4 5 , diese aber auch dann nicht, wenn eine berechtigte Klage auf Scheidung oder auf Aufhebung der Ehe wegen Verschuldens des Bezugsberechtigten erhoben war 1 4 6 . Dieses Ergebnis scheint auf den ersten Blick vielleicht unbillig. Wohl in manchen Fällen wird wirtschaftlich gesehen die Ehefrau aus erster Ehe für lange Zeit die Prämien gezahlt haben. Man muß sich aber dabei vor Augen halten, daß in solchen Fällen die erste Ehefrau stets die Möglichkeit gehabt hat, zu verlangen, daß sie selbst als unwiderruflich Bezugsberechtigte bezeichnet werde. Als Kinder im Sinne des § 1 7 7 V V G n. F. sind alle anzusehen, die nach dem Ehegatten, der sie als Bezugsberechtigte hätte einsetzen können, erbberechtigt sind, also: 1. alle von ihm ehelich geborenen Kinder (auf den Zeitpunkt der Zeugung kommt es gewöhnlich nicht an: § 1 5 9 1 B G B ) ; 2. durch matrimonium subsequens legitimierte Kinder (§ 1 7 1 9 B G B ) ; 3. auf Antrag des Mannes anerkannte Kinder (§ 1723 B G B ) ; dies kommt wohl nur dann in Frage, wenn die Legitimation durch Eheschließung unmöglich ist; 4. unehliche Kinder der Fra.u (gemäß § 1705 B G B ) ; dagegen nicht uneheliche Kinder des Mannes (§ 1589 Abs. 2 BGB) 1 4 7 ; 5. adoptierte Kinder, solange sie adoptiert sind (§§ 1 7 5 7 , 1768 B G B , F a m . R G 12 ff.). Dagegen gehören nicht hierzu Kriegskinder, das sind Kinder einer Frau, deren Erzeuger nach der Verlobung, aber bevor eine Vermählung möglich war, im Felde stirbt. — Es fehlt hier die Möglichkeit einer Anerkennung nach § 1723 BGB 1 4 8 . Für diese Kinder besteht keine besondere gesetzliche Regelung. Dagegen hat Rudolf Heß in einem offenen Brief 1 4 9 an die Mutter 114
§ 2303 BGB. So für die Auslegung einer Bezugsberechtigung Prölß 2. Aufl. S. 405. Vgl. Palandt S. 1704. 147 Vgl. Prölß 2. Aufl. S. 414 und Prölß in D R S. 773, der aber die Frage nicht entscheidet, ob die Kinder ehelich sein müssen. 148 Im Schweizer Redit gibt es eine Ehelichkeitserklärung auch für diese Kinder, vgl. Bühler S. 4 3 ; „Brautkinder". 149 Frankfurter Zeitung, Sonntag, 24. 12. 1939, Nr. 656 S. 2; Hamburger Fremdenblatt, Sonnabend, 23. 12. 1939, Nr. 354, Abendausgabe, S. 2. 145
14e
44
eines solchen Kindes verkündet: „wenn daher rassisch einwandfreie junge Männer, die ins Feld rücken, Kinder hinterlassen, die ihr Blut weitertragen in kommende Geschlechter, Kinder von gleichfalls erbgesunden Mädchen des entsprechenden Alters, mit denen eine Heirat aus irgendeinem Grunde nicht sofort möglich ist, wird für die Erhaltung dieses wertvollen nationalen Gutes gesorgt werden." „Sie und Ihr Kind werden versorgungsmäßig in der gleichen Weise behandelt werden, als sei die Ehe schon geschlossen gewesen." Heß hat aber in seinem Brief weitere rechtliche Fragen nicht berührt; insbesondere läßt sich wegen der Stelle: „anstelle des Namens des Vaters oder zum Namen des Vaters wird die Bezeichnung ,Kriegsvater' gesetzt werden" nicht sagen, ob nach Heß solche Kinder den ehelichen völlig gleich stehen sollen. Ich glaube aber, daß aus diesem ganzen Briefe hervorgeht, daß Heß mehr die gesellschaftliche Seite und die Versorgung von Staats wegen im Auge hat, als privatrechtliche Bestimmungen. Solche Kriegskinder würden also nicht Kinder des Vaters im Sinne des § i z / V V G n . F. sein und noch weniger die Mütter dieser Kinder Ehegatten. Daß die Kinder aus erster Ehe im Gegensatz zum Ehegatten doch erbberechtigt wie auch eintrittsberechtigt150 sind, entspricht einem Zug der neuen Zeit, nämlich der Ansicht, daß die Kinder nicht unter den Fehlern und Irrtümern ihrer Eltern leiden sollen 151 . Außerdem können die Kinder in den meisten Fällen nichts tun, um für ihre Zukunft zu sorgen; sie sind auf ihre Unterhaltsansprüche und deren Ersatz in Form der Lebensversicherung angewiesen, während die Frau meist Arbeit finden oder sich aufs neue verheiraten kann. Unter Kinder sind nicht entferntere Abkömmlinge zu verstehen; diese treten auch nicht an die Stelle von verstorbenen Kindern 152 . Dies ergibt sich aus dem "Wortlaut der Bestimmung und weiter daraus, daß bei entfernteren Abkömmlingen die enge Verbundenheit zwischen diesem und dem Versicherungsnehmer fehlt und damit die Notwendigkeit eines besonderen „Familien"schutzes entfällt. 3. D i e F o l g e n d e s N i c h t e i n t r i t t s d e s n a m e n t l i c h bezeichneten Bezugsberechtigten. Schließlich ist bei der Frage, wer eintrittsberechtigt ist, zu untersuchen, ob der Ehegatte oder die Kinder eintreten können, wenn der namentlich Bezeichnete nicht oder nicht rechtzeitig eintritt. Die Ansicht von Hagemann1™, die dies ohne Begründung bejaht, wird wohl dem Grundgedanken des Gesetzes nicht widersprechen, dagegen aber seinem Wortlaut — „ist ein Bezugsberechtigter nicht oder nicht namentlich bezeichnet" — und der Begründung, nach der die Per150 Prölß 2. Aufl. S. 4 1 4 , der die Betonung des Sinnes des § 1 7 7 V V G n. F. mehr auf den Schutz der bestehenden Familien als Institutionen als auf den Schutz des einzelnen legt. 151 V g l . Begründung zum Ehegesetz D J 1938 S. 1 1 0 5 . 152 Ebenso Prölß in D R S. 772 ohne Begründung. 153 S. 3 4 .
45 sonen, denen die Lebensversicherung nach dem ausdrücklichen oder vermutlichen Willen des Versicherungsnehmers zugute kommen sollte, geschützt werden 154 . Es ist also nur eine Alternative vorgesehen, nicht ein subsidiäres Eintrittsrecht. Über dies hinaus ist Hagemanns Ansicht abzulehnen, weil sonst die Gläubiger zu lange durch die Möglichkeit eines Eintritts hintangehalten werden würden 155 . 4. D a s R e c h t s v e r h ä l t n i s unter mehreren Eintrittsberechtigten. Wenn mehrere Personen eintrittsberechtigt sind, ist zu prüfen, in welchem Verhältnis der Eintritt erfolgt. Wenn auch der Versicherungsnehmer bei der Zustimmung die verhältnismäßigen Anteile der Berechtigten festsetzen kann, so wird er es nicht immer tun. Wenn keine solche Bestimmung vorliegt, könnte der Anteil den Eintretenden nach K o p f - oder Erbteilen zustehen. Im Falle des § 1 7 7 Abs. 1 V V G n. F., der namentlichen Bezeichnung, ergibt sich aus der Analogie zu § 167 Abs. 1 V V G n. F., der bei fehlender Bestimmung die Anteile der Bezugsberechtigten festlegt 156 , daß der Eintritt kopfweise zu gleichen Teilen erfolgt. Im Falle des § 1 7 7 Abs. 2 W G n . F., also in dem Falle, daß der Ehegatte oder die Kinder ein Eintrittsrecht haben, muß man zwischen drei Möglichkeiten unterscheiden: der Versicherungsnehmer kann die Zustimmung einzeln abgeben oder f ü r alle gemeinsam, und hierbei mit oder ohne Benutzung des Wortes Erben. Für die gemeinsame Zustimmung ohne Benutzung des Wortes „Erben" sowie für die Einzelzustimmung ist die allgemeine Auslegungsregel für die Anteile der Bezugsberechtigten des § 167 Abs. 1 V V G n. F. anzuwenden. Dies ergibt sich daraus, daß die Begünstigungsbezeichnung und die Zustimmung zwei Mittel zu demselben Ziele sind. D a man sagen kann, daß durch die Zustimmung der normale Versicherungsfall gleichsam vorweggenommen wird, und da der normale Fall durch die Bezugsbezeichnung geregelt wird, muß die Auslegungsregel f ü r die Bezugsbezeichnung auch f ü r die Anteile beim Eintritt gelten. Erteilt der Versicherungsnehmer die Zustimmung unter Benutzung des Wortes „Erben", so wird man sich an die Auslegungsregeln des zweiten Absatzes desselben Paragraphen zu halten haben; denn, was f ü r die Todesfallversicherung gilt, hat aus Gründen der Rechtseinheit auch f ü r die gemischte Todesfall-Erlebensfallversicherung sowie die drei diesen gleichgestellten Vertragstypen zu gelten. Es sind die zur Zeit des Versicherungsfalles lebenden Erben im Verhältnis ihrer gesetzlichen Erbteile berechtigt, soweit die Zustimmung nicht ausdrücklich für die testamentarischen Erbteile erteilt ist. Andernfalls gäbe es ungleichartige Ergebnisse; wenn ein Versicherungsnehmer 151
155
136
Begründung S. 18. h ; c r prölß, 2. A u f l . S. 4 1 4 , ohne Begründung. V g l . § 2091 B G B .
46 n u r e i n e n seiner beiden Söhne i m T e s t a m e n t als Erben eingesetzt hat, so würde eine Zustimmung unter Benutzung der Worte „meine Erben" bedeuten müssen: meine g e s e t z l i c h e n Erben; soll diese Bezeichnung a n d e r s auszulegen sein, wenn b e i d e Söhne t e s t a m e n t a r i s c h e Erben sind 167 ? Daß die Kinder und der Ehegatte im Zweifel nach ihren gesetzlichen Erbteilen eintreten können, entspricht wohl auch dem mutmaßlichen Willen des Versicherungsnehmers; denn bei einer Bezeichnung eines Bezugsberechtigten wie bei der Abgabe der Zustimmung wird er nicht an die Regelung des Testamentes denken und unabhängig davon seine Bestimmung treffen wollen. Diese Auslegungsregeln sind nicht zwingend, genau so, wie sie es im österreichischen Recht nicht waren 158 .
157 158
V g l . dazu Bruck-Dörstling i . A u f l . S. 2 1 9 ; Vrba S. 85; Ehrenzweig So Vrba S. 84; Ehrenzweig S . 397.
S. 440.
§ 6.
Die Zustimmung des Versicherungsnehmers. i. D a s E r f o r d e r n i s d e r
Zustimmung.
Der Bezugsberechtigte kann nach dem Wortlaut des Gesetzes nur mit Zustimmung des Versicherungsnehmers eintreten. Dieses Erfordernis scheint verständlich; wie wir oben gesehen haben, gilt § 1 7 7 V V G n. F. nur f ü r die widerrufliche Bezeichnung eines Bezugsberechtigten; der Versicherungsnehmer hatte also bis zur Pfändung oder zum Konkurs die freie Verfügung über den Versicherungsanspruch — er kann insbesondere die Bezugsberechtigung ändern oder widerrufen — und ihm soll diese freie Verfügung nicht ganz genommen werden, einerseits, weil der Versicherungsanspruch einen Teil seines Vermögens bildet und die Pfändung ihn nicht seiner ganzen Rechtsstellung beraubt, andererseits, weil er am besten zu beurteilen vermag, ob die eingesetzte Person eines fürsorglichen Schutzes bedarf. Dies gilt f ü r alle Lebensversicherungen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob die Versicherungssumme höher oder geringer ist als die Beerdigungskosten 159 . Bei einer Todesfallversicherung auf eigenes Leben oder einer gemischten Versicherung — wenn die Versicherungssumme die Beerdigungskosten übersteigt — ist die Zustimmung des Versicherungsnehmers auch aus dem Gedanken eines Schutzes vor einer Spekulation gegen sein Leben gerechtfertigt. H a t nicht der Versicherungsnehmer, sondern etwa der Zessionar oder Pfandgläubiger den Eintrittsberechtigten eingesetzt, oder hätte er ihn einsetzen können, so ist nicht die Zustimmung des Versicherungsnehmers, sondern die des Berechtigten (Zessionars usw.) nötig. Dies erscheint zweifelsfrei, wenn man bedenkt, einerseits, daß die Zustimmung nicht aus der Idee des § 159 V V G 1 6 0 , sondern aus der Idee der Verfügungsfreiheit des Versicherungsnehmers heraus vorgeschrieben ist; und andererseits, daß das Gesetz im § 1 7 7 V V G n . F. wie § 166 V V G nur an den häufigsten Fall gedacht hat — den, daß der Versicherungsnehmer Berechtigter ist — und daher auch nur den Versicherungsnehmer genannt hat. Ist der Konkurs über das Vermögen des Versicherungsnehmers eröffnet, so hat dieser die Zustimmung zum Eintritt zu geben und 169 160
person.
Hagemann S. 34 ohne Begründung. Vgl. insbesondere die unten behandelte Frage der Zustimmung der Gefahrs4
50 nicht der Konkursverwalter 161 . Dies ergibt sich daraus, daß das Recht der Zustimmung der Zwangsvollstreckung nicht unterliegt162, also auch nicht in die Konkursmasse fällt. Abgesehen hiervon könnte man der Ansicht, daß der Konkursverwalter die Zustimmung zu erstatten hat, entgegenhalten, daß die Rechte aus dem Versicherungsvertrag mit dem Eintrittsrecht des § 1 7 7 V V G n. F. ähnlich belastet sind wie z. B. ein Nießbrauch einer Witwe am Nachlaß ihres Mannes durch die auflösende Bedingung der Wiederverheiratung 163 . Die Zustimmung beruht genau so wie die Wiederverheiratung auf einem freien Willensentschluß des Gemeinschuldners. Ein Unterschied besteht nur darin, daß durch die Zustimmung die Gläubiger nicht geschädigt werden können, durch die Wiederverheiratung in unserem Beispiel aber stets. Schließlich ist zu bedenken, daß der unmittelbare Zweck der §§ 6 und 7 K O ist, „einer Verkürzung der zu gemeinschaftlicher Befriedigung der Konkursgläubiger dienenden Aktivmasse vorzubeugen" ,64 . Durch die Zustimmung kann die Konkursmasse nicht geschmälert werden, da erst durch die Zahlung der Rückkaufssumme der Eintritt vollendet wird, bis zur Zahlung der Versicherer also Schuldner bleibt. Bei einer Fremdversicherung ist zu prüfen, ob außer der Zustimmung des Versicherungsnehmers auch die der Gefahrsperson nötig ist 165 . Für das österreichische Recht gilt das Erfordernis der Zustimmung der Gefahrsperson, was Klang166 unter Hinweis auf die Entstehungsgeschichte der österreichischen Gesetzesvorschrift schlagend nachgewiesen hat 167 . Für das deutsche Recht ist das Erfordernis der Zustimmung der Gefahrspersonen abzulehnen. Nach der Begründung zu § 159 V V G diente die Zustimmung nur dazu, den Abschluß eines Versicherungsvertrages hinter dem Rücken der Gefahrsperson zu verhindern. Audi nach der Auffassung des Reichsgerichtes ist die Zustimmung der Gefahrsperson nur zum Abschluß des Vertrages nötig168. Der Vertrag ist schon gültig durch die erste Zustimmung. Wollte man die Zustimmung der Gefahrsperson beim Eintritt verlangen, so müßte man sie auch bei der Verpfändung und der Zession fordern. Das wurde aber für das deutsche Recht abgelehnt169. Eine gegenteilige Meinung ist nur vereinzelt geäußert worden, aber selbst die Vertreter einer solchen Ansicht haben zugegeben, daß es wegen der großen Vermögenswerte der Lebensver161 So auch, ohne Begründung, Prölß, 2. Aufl. Anm. 2 zu § 177 V V G , n. F. Prölß in DR S. 773. 162 § 1 K O ; vgl. oben § 4 Z. 3. 163 Jaeger Anm. 4 zu § 7 KO. 164 Jaeger Anm. 1 u. 4 zu § 7 KO. 165 Der Ausdruck Gefahrsperson (M. v. Gierke) ist wohl dem „cestui que vie" (in USA gebräuchlich, vgl. Patterson S. 137 ff.) und dem Risikoträger (geprägt von Möller S. 137) vorzuziehen. 196 S. 502 ff. 167 Vgl. auch Ehrenzweig S. 439 und Ehrenzweig II S. 851. 168 Vgl. R G Z 136 S. 398, 154 S. 1 $9. 169 Hagen in Ehrenbergs Handbuch 8 11 S. 4 1 5 ; R G Z 136 S. 398; BruckDörstling 2. Aufl. S. 102; Bruck S. 730; Prölß 1. Aufl. S. 332.
51 Sicherung bedenklich sei, eine Zwangsvollstreckung von der Zustimmung der Gefahrsperson abhängig zu machen170. Es ergibt sich, daß die Zustimmung der Gefahrsperson beim Eintritt in eine Lebensversicherung, ob sie den Betrag der Beerdigungskosten übersteigt oder nicht, nicht erforderlich ist 171 . Ebenso ist auch die Zustimmung des Versicherers nicht nötig. Es liegt hier einer der wenigen Fälle vor, in denen eine befreiende Schuldübernahme stattfindet172. 2. R e c h t s c h a r a k t e r u n d F o r m der Z u s t i m m u n g . Die Zustimmung ist eine einseitige und empfangsbedürftige Willenserklärung 173 und bedarf nicht der Schriftform 174 . § 159 V V G findet auch dann keine Anwendung, wenn der Versicherungsnehmer gleichzeitig Gefahrsperson ist. § 177 V V G n. F. ist gegenüber § i j 9 als lex specialis anzusehen175. Die Form der Zustimmung entspricht also der der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten. Das Erfordernis der Schriftform kann man insbesondere nicht darauf stützen wollen, daß die Zustimmung einem Schenkungsversprechen gleiche. Einerseits wird das Vorliegen einer Schenkung und damit das Erfordernis der Schriftform für noch nicht angefallene Rechte in § 5 1 7 BGB ausgeschlossen — und die Zustimmung entspricht diesem Unterlassen eines Vermögenserwerbs mindestens ebenso wie einem Schenkungsversprechen — andererseits entfällt hier die ratio des § 518 BGB, daß nämlich der Schenker sich nicht voreilig verpflichten und finanziellen Schaden erleiden soll. Der Versicherungsnehmer kann sich durch die Zustimmung kaum einen Schaden zufügen und selbst, wenn er dies täte, so stände auf der anderen Seite meist eine moralische Verpflichtung zur Leistung von Unterhalt gegenüber. Auch vertraglich wird sich eine Schriftform nicht vereinbaren lassen, da durch eine solche Vereinbarung gegen die Schutzvorschriften des § 178 Abs. 2. V V G n. F. verstoßen würde, die Verabredung also dem Eintrittsberechtigten gegenüber unwirksam wäre. 3. D i e E n d g ü l t i g k e i t d e r
Zustimmung.
Die Zustimmung kann ohne Grund verweigert werden. Der Versicherungsnehmer kann also unter den Eintrittsberechtigten seine Wahl treffen 176 . 170 Bürkner Z 1 9 1 1 S. 8 1 3 ; Grimm S. 264 ff.; für Grimm spricht § 10 des Gesetzes betr. das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst. 171 a. M. Hagemann S. 34; Prölß S. 4 1 3 ; beide ohne nähere Begründung. 172 z . B . : § 34 AktGes.; § 14 V A G (Bestandsübertragung, die allerdings von einer behördlichen Genehmigung abhängig ist). 173 So Roelli-Jaeger Anm. 14 zu Art. 86. 174 Vgl. Prölß 2. Aufl. S. 413. 175 Vgl. Prölß in D R S. 773. 176 Ehrenzweig S. 439. •4*
52 Eine einmal erteilte Zustimmung bleibt, soweit sie nicht nur bedingt gegeben ist, auch dann wirksam, wenn die Ehe später geschieden wird u. ä. 177 . Solange der Eintritt nicht ganz durchgeführt ist, wird durch die Einstellung des Verfahrens die Zustimmung gegenstandslos, da mit dem Verfahren auch die Grundlage wegfällt, von der das Eintrittsrecht abhängig ist. Daß im übrigen die einmal gültige Zustimmung gültig bleibt, ist deshalb notwendig, weil gerade in dem Zeitraum zwischen Zustimmung und vollendetem Eintritt die Rechtssicherheit eine bedeutende Rolle spielt. Ist der Eintritt einmal erfolgt, so wird er durch nachträgliche Änderungen der Voraussetzungen nicht beeinflußt 178 . Bei einer Mehrheit von Versicherungsnehmern ist jeder genau so weit zu einer Zustimmung berechtigt, wie ihm das Recht und die Macht zur Bezeichnung eines Bezugsberechtigten zusteht 179 . 4. D i e
Teilzustimmung.
Fraglich ist, ob der Versicherungsnehmer die Zustimmung nur zu einem Prozentsatz der Versicherungssumme erteilen kann. Dagegen könnte der Wortlaut des § 1 7 7 V V G n. F. sprechen, weil sonst das Wort „insoweit" vorkommen müßte. Weiter könnte man dagegen vorbringen, daß dem Versicherer eine Teilung des Vertrages nicht zumutbar sei. Aber da eine Teilumwandlung gestattet ist 180 , und da die Einsetzung eines Begünstigten zu einem Teil der Versicherungssumme zulässig ist 1 8 1 und, wie später ausgeführt werden wird, auch dem Eintrittsberechtigten das Recht zu einem Teil einzutreten, zustehen muß, muß man den Interessen des Versicherungsnehmers an einer Teilzustimmung den Vorrang lassen. Der Versicherungsnehmer hat insbesondere dann ein starkes Interesse an einer Teilzustimmung, wenn die Forderungen, derentwegen gepfändet ist, weit weniger als den Rückkaufswert ausmachen und er sich den Versicherungsvertrag möglichst erhalten will 1 8 2 . Dem Versicherer drohen durch diese Regelung keine Nachteile, da er sich für die Unkosten, die entstehen können, gemäß § 176 I I I V V G an der Rückvergütung schadlos halten kann 1 8 3 . Der Fall, daß der Versicherungsnehmer vom Eintrittsberechtigten Zahlung des ganzen Rückkauf swertes verlangt, seine Zustimmung aber auf einen Teil des Versicherungsanspruches beschränkt, dürfte praktisch nie vorkommen. Denn in diesem Falle hätte der Eintrittsberechtigte kaum einen Anreiz zum Eintritt. Träte er doch ein, so wird 177
Ehrenzweig a.a.O.; für das Schweizer Recht H.König S. 387; OstertagS. J4. 178 Vgl. unten § 11 Z. 2. 179 Vgl. § 3 Z. 4c. 180 Dernburg-Kohler S. $14; vgl. A V B § 6 Ziff. 1. 181 Prölß 2. Aufl. S. 428. 182 pjj r ¿ a s österreichische Recht wurde ohne Begründung die Meinung vertreten, daß der ganze Rückkaufswert, der Überschuß aber an den Versicherungsnehmer zu zahlen sei: Ehrenzweig II S. 8$2. 183 Vgl. Prölß 2. Aufl. zu §§ 174 II, III u. 176 III V V G . Hiestand
53 man ihn dagegen schützen müssen, daß der Versicherungsnehmer seine Bezugsberechtigung widerruft bzw. eine neue begründet. Eine solche Willenserklärung des Versicherungsnehmers wäre wegen Sittenwidrigkeit nichtig, ohne daß es darauf ankommt, ob der neue Berechtigte oder der Versicherer Kenntnis von der Nichtigkeit hatte 184 . 5. D i e U n k l a g b a r k e i t
der
Zustimmung.
Die Zustimmungserklärung ist nicht einklagbar, auch nicht dann, wenn dem Eintrittsberechtigten Unterhaltsansprüche gegen den Versicherungsnehmer zustehen, es sei denn, dieser habe sich vertraglich zur Zustimmung verpflichtet. Würde man die Klagbarkeit der Zustiimmung allgemein zulassen, so würde man dem Grundsatz der Verfügungsfreiheit des Versicherungsnehmers — der dem entspricht, daß er die Bezugsberechtigung jederzeit ändern und widerrufen kann — zuwiderhandeln. Weiter würde man hier auch ausnahmsweise geltend machen können, daß der Grundsatz der Sicherung des Lebens Geltung habe, da gerade in den Fällen, in denen die Zustimmung verweigert wird, eine bestimmte Spannung zwischen dem Versicherungsnehmer und dem Eintrittsberechtigten bestehen kann, die den sonst unbeachtlichen Gesichtspunkt der Gefährdung eines Lebens wieder hervorkehrt. Schließlich würde man hinsichtlich der Frage, ob die Frist von einem Monat einzuhalten sei, auf große Schwierigkeiten stoßen. § 7-
Die Anzeige des Eintrittsberechtigten. 1. D i e A n z e i g e a l s
Wissenserklärung.
Eine Voraussetzung für die Gültigkeit eines Eintritts ist weiter eine Anzeige des Eintrittsberechtigten an den Versicherer. Das Wort Anzeige hat im V V G technische Bedeutung. Soweit nicht eine besondere gesetzliche Regelung vorhanden ist, ist eine solche Anzeige keine echte Willenserklärung, sondern eine Wissenserklärung 185 . Dementsprechend ist auch die Anzeige des § 1 7 7 V V G n. F. mangels entgegenstehender Bestimmungen als eine Wissenserklärung anzusehen 186 . Solche Anzeigen sind keine echten Verbindlichkeiten, nicht durch Klage erzwingbar und an keine Form gebunden 187 . Eine Vereinbarung im Versicherungsvertrag, wonach die Anzeige des Eintrittsberechtigten z. B. schriftlich zu erfolgen hat, würde gegen den Grundsatz des 184
Vgl. Erbeinsetzung: R G Z Bd. 142 S. 412. Bruck S. 287; Manes S. 126. a. M. Prölß S. 414 und Prölß in D R S. 773; Hagemann S. 34; beide ohne Begründung; Prölß kommt wohl zu der Ansicht, weil er davon ausgeht, daß die Zahlung der Rückkaufssumme keine Voraussetzung für die Gültigkeit eines Eintrittes sei, sondern eine Folge. 187 Manes a.a.O.; bezüglich der Form ebenso Prölß 2. Aufl. S. 414 und Prölß in D R a.a.O. 186
188
53 man ihn dagegen schützen müssen, daß der Versicherungsnehmer seine Bezugsberechtigung widerruft bzw. eine neue begründet. Eine solche Willenserklärung des Versicherungsnehmers wäre wegen Sittenwidrigkeit nichtig, ohne daß es darauf ankommt, ob der neue Berechtigte oder der Versicherer Kenntnis von der Nichtigkeit hatte 184 . 5. D i e U n k l a g b a r k e i t
der
Zustimmung.
Die Zustimmungserklärung ist nicht einklagbar, auch nicht dann, wenn dem Eintrittsberechtigten Unterhaltsansprüche gegen den Versicherungsnehmer zustehen, es sei denn, dieser habe sich vertraglich zur Zustimmung verpflichtet. Würde man die Klagbarkeit der Zustiimmung allgemein zulassen, so würde man dem Grundsatz der Verfügungsfreiheit des Versicherungsnehmers — der dem entspricht, daß er die Bezugsberechtigung jederzeit ändern und widerrufen kann — zuwiderhandeln. Weiter würde man hier auch ausnahmsweise geltend machen können, daß der Grundsatz der Sicherung des Lebens Geltung habe, da gerade in den Fällen, in denen die Zustimmung verweigert wird, eine bestimmte Spannung zwischen dem Versicherungsnehmer und dem Eintrittsberechtigten bestehen kann, die den sonst unbeachtlichen Gesichtspunkt der Gefährdung eines Lebens wieder hervorkehrt. Schließlich würde man hinsichtlich der Frage, ob die Frist von einem Monat einzuhalten sei, auf große Schwierigkeiten stoßen. § 7-
Die Anzeige des Eintrittsberechtigten. 1. D i e A n z e i g e a l s
Wissenserklärung.
Eine Voraussetzung für die Gültigkeit eines Eintritts ist weiter eine Anzeige des Eintrittsberechtigten an den Versicherer. Das Wort Anzeige hat im V V G technische Bedeutung. Soweit nicht eine besondere gesetzliche Regelung vorhanden ist, ist eine solche Anzeige keine echte Willenserklärung, sondern eine Wissenserklärung 185 . Dementsprechend ist auch die Anzeige des § 1 7 7 V V G n. F. mangels entgegenstehender Bestimmungen als eine Wissenserklärung anzusehen 186 . Solche Anzeigen sind keine echten Verbindlichkeiten, nicht durch Klage erzwingbar und an keine Form gebunden 187 . Eine Vereinbarung im Versicherungsvertrag, wonach die Anzeige des Eintrittsberechtigten z. B. schriftlich zu erfolgen hat, würde gegen den Grundsatz des 184
Vgl. Erbeinsetzung: R G Z Bd. 142 S. 412. Bruck S. 287; Manes S. 126. a. M. Prölß S. 414 und Prölß in D R S. 773; Hagemann S. 34; beide ohne Begründung; Prölß kommt wohl zu der Ansicht, weil er davon ausgeht, daß die Zahlung der Rückkaufssumme keine Voraussetzung für die Gültigkeit eines Eintrittes sei, sondern eine Folge. 187 Manes a.a.O.; bezüglich der Form ebenso Prölß 2. Aufl. S. 414 und Prölß in D R a.a.O. 186
188
54 § 178 verstoßen, daß nämlich die Vorschrift des § 1 7 7 V V G n . F. zu Gunsten des Versicherungsnehmers und des Eintrittsberechtigten zwingend ist, und daher dem Eintrittsberechtigteen gegenüber unwirksam sein. Bei einer Neuregelung des Eintrittsrechts war allerdings zu prüfen, ob nicht die Schriftform der Anzeige im Interesse der Versicherer — und insbesondere bei einem Großbetrieb — vorzuschreiben sei. Die Anzeige ist eine Wissenserklärung darüber, daß der Willensentschluß, den Eintritt auszuführen, gefaßt ist und die Voraussetzungen der Zustimmung und Zahlung erfüllt sind 188 . Daß die Zustimmung schon vorliegen muß, ergibt sich aus dem Wortlaut des Gesetzes: „so kann der namentlich bezeichnete Bezugsberechtigte mit Zustimmung des Versicherungsnehmers an seiner Stelle in den Versicherungsvertrag eintreten", und „der Eintritt erfolgt durch Anzeige". Aus der Anwendung des Wortes „Zustimmung" kann nicht geschlossen werden, daß sie, dem Sprachgebraudi des B G B entsprechend (§§ 182 und 184), auch im Nachhinein gegeben werden darf. Das Wort Zustimmung bedeutet hier Einwilligung, genau so, wie im österreichischen und im Schweizer Recht das Wort Zustimmung benutzt worden ist und doch nur die vorherige Zustimmung = Einwilligung gemeint ist 189 . Die Zustimmung — wie auch die Zahlung der Rückkaufssumme — ist eine Voraussetzung zum Eintritt, die Anzeige eine Art und Weise der Ausführung des Eintritts. Daß neben der Zustimmung auch die Zahlung eine wesentliche Voraussetzung zur Wirksamkeit der Anzeige bildet, ergibt sich weiter aus dem Zweck der Anzeige, der nämlidi weniger darin zu erblicken ist, den Eintrittsberechtigten vor übereilten Entscheidungen zu bewahren, als vielmehr darin, einen festeren Zeitpunkt als den Willensentschluß für die Vollendung des Eintritts zu finden u n d darin, dem Versicherer eine wichtige Mitteilung zu machen: wenn dieser infolge der bloßen Richtungsbedürftigkeit der Anzeige aus dem Nichteingang derselben nicht darauf schließen darf, daß kein Eintritt erfolgt sei, so muß er sich doch wenigstens auf die Richtigkeit einer angekommenen Anzeige verlassen können. Entscheidend aber ist, daß die Gefahr einer Schädigung der Gläubiger des Versicherungsnehmers besteht, wollte man die Zahlung der Rüdekaufssumme nur als Folge des Eintritts ansehen: durch die Zustimmung des Versicherungsnehmers und die Anzeige würde nach dieser Ansicht der Eintritt vollendet sein; mit Vollendung des Eintritts würden aber alle Ansprüche von dem Versicherungsnehmer — wirtschaftlich gesehen also von dessen Gläubigern — auf den Eintrittsberechtigten übergehen. 188
Vgl. Prölß 2. Aufl. S. 4 1 4 ; a. M. Hagemann S. 35 ohne Begründung; er sieht die Zahlung aber doch als Voraussetzung an. Über die Zahlung als Voraussetzung der Wirksamkeit des Eintritts siehe den folgenden Abschnitt. 189 Ebrenzweig S. 440; Roelli-Jaeger S. 279.
55 Für den Fall der Verpfändung würde man vielleicht darlegen können, daß das Pfandrecht, wenn auch nur noch in Höhe des Rückkaufswertes, bestehen bliebe, da ein gutgläubiger pfandfreier Erwerb von Seiten des Eintrittsberechtigten unmöglich sei. Im Falle des Konkurses würde hingegen die den Gläubigern durch das Verfügungsverbot gegenüber dem Versicherungsnehmer gewährte Sicherheit durch den von dem Gesetz angeordneten und daher wirksamen Übergang der Versicherungsansprüche verloren gehen. Würde der Eintrittsberechtigte jetzt in Konkurs fallen, so würde der Versicherungsanspruch zu dem Konkursvermögen gehören, und die Gläubiger müßten sich mit einer Quote zufrieden geben. Da Sinn des Eintrittsrechtes nur ist, unter Vermeidung der Schädigung Dritter dem Eintrittsberechtigten ein Recht zu verschaffen, kann die Ansicht, daß die Zahlungsverpflichtung nur eine Folge des Eintritts sei, nicht zutreffen. Wir verlangen also zur Wirksamkeit der Anzeige, daß die Zustimmung des Versicherungsnehmers und die Zahlung der Rückkaufssumme erfolgt sind und schließen uns damit der Auslegung, die in Österreich 190 , der Tschecho-Slowakei 191 und der Schweiz 192 galt bzw. gilt, an. 2. D e r
Anzeigepflichtige.
Es gibt keinen allgemeingültigen Satz darüber, ob Anzeigen auch von anderen Personen als den hier Eintrittsberechtigten rechtsgültig vorgenommen werden können. Sicher ist, daß in den Fällen, in denen das Recht die Kenntnis des Empfängers der Anzeige gleichsetzt, jeder die Anzeige erstatten kann 1 9 3 . Im Falle des § 1 7 7 V V G n. F. kann die Anzeige nicht durch jeden erfolgen. Denn erstens fehlt es an einer diesbezüglichen Bestimmung des Gesetzes, was angesichts der Tatsache bemerkenswert ist, daß im V V G regelmäßig hervorgehoben wird, wenn die Anzeige auch durch einen Dritten erfolgen kann; zweitens ist aus dem Wortlaut des § 1 7 7 V V G n. F. zu entnehmen, daß die Anzeige und nicht die Kenntnis vom Eintritt erforderlich ist und daß der Gesetzgeber die Anzeige von Seiten des Eintrittsberechtigten als dringliches Formerfordernis betrachtet 194 . 3. D i e R i c h t u n g s b e d ü r f t i g k e i t
der
Anzeige.
Soweit es sich bei Anzeigen wie bei denen des § 1 7 7 V V G n. F. nur um Wissenserklärungen handelt, sind sie auch nicht empfangsbedürftig 1 9 5 . Für die Wahrung von Rechten genügt also die Abieo Ehrenzweig 191
S. 4 3 9 ff.
§ 1 4 5 T s d i W G . ; Vrba S . 9 1 . 182 Roelli-Jaeger A n m . 1 7 f. zu A r t . 86. 193 Triedridos H d R I S . 2 4 5 . 194 S o wohl auch die Begründung S. 1 9 ; auch in Österreich galt der Satz, daß Kenntnis nicht genügt: Ehrenzweig S. 4 3 9 . 196 Friedrichs a.a.O.; a. M . Bruck a.a.O., der aus dem Zweck solcher Anzeigen die Zugangsbedürftigkeit schließt.
56 sendung 196 . D a f ü r spricht auch der Wortlaut des § 1 7 7 V V G n. F., der eine Anzeige an den Versicherer und nicht ihm gegenüber verlangt. Weiter entspricht die Entscheidung der Nichtempfangsbedürftigkeit der Anzeige der Interessenlage der Beteiligten. Die Stellung des Versicherers ist auch ohne Zugang der Anzeige genau so wie bei ddr Bezeichnung eines Bezugsberechtigten geschützt. Es scheint im Interesse der Einheitlichkeit des Rechts erwünscht, daß die Nichtempfangsbedürftigkeit f ü r beide Fälle angenomen wird. Für den Versicherer wie für den Gläubiger ist es im Falle der Pfändung belanglos, ob die Frist durch Zugang oder durch Absendung gewahrt wird, denn der Beginn der Frist ist beiden ja nicht bekannt — er hängt ja nur von der kaum nachprüfbaren Kenntnis des Eintrittsberechtigten ab; und was bei der Pfändung gilt, muß auch beim Konkurs gelten. Für den Eintrittsberechtigten schließlich ist es wichtig, selbst zu wissen, ob die Frist eingehalten ist; es würde für ihn ein großes Risiko bedeuten, wenn er wegen Verlustes der Anzeige die Frist versäumen würde und damit die Zahlung der Rückkaufssumme vergeblich erfolgt wäre 1 9 7 . 4. F o l g e n d e s U n t e r l a s s e n s
der
Anzeige.
Unterbleibt die Anzeige, so lösen andere Eintrittshandlungen keine Wirkung in bezug auf den Eintritt aus. Dies gilt auch für die Zahlung der Rückkaufssumme; über den Anspruch auf Rückzahlung dieser Summe ist hier nicht zu sprechen. Auch eine nur relative Unwirksamkeit der Eintrittshandlungen gegenüber dem Versicherer kommt nicht in Frage, weil die Anzeige keine Schutzvorschrift für ihn, sondern ein absolutes Formerfordernis ist. — Im äußerst seltenen Fall, daß eine Mehrheit von Versicherern vorhanden ist, ist für die Frage, an wen die Anzeige zu richten ist, das Innenverhältnis der Versicherer maßgebend. Liegt Mehrfachversicherung vor, sind also verschiedene Verträge abgeschlossen, so hat die Anzeige an jeden Versicherer zu erfolgen. Bei einer Mitversicherung wird gewöhnlich ein Versicherer die Führung haben. Dann genügt die Anzeige an ihn 198 . Ist keine Führung seitens eines der Versicherer vorgesehen, so muß man annehmen, daß eine Anzeige an die Person genügt, welche die Geschäfte für die Mehrheit der Versicherer führt, selbst wenn diese Person ein Makler ist 199 . 5. D i e T h e o r i e v o n d e r A n z e i g e als W i l l e n s e r k l ä r u n g . Auch, wenn man sich auf den Standpunkt stellt, daß der Begriff „Anzeige" nicht technisch im Sinne des V V G gebraucht sei, daß sie also eine Willenserklärung sei, wird das Ergebnis nicht sehr geändert. 180 Vgl. Klang S. 503. 197 Über 188 Vgl. 169 Vgl.
§ 171
V V G ; für das österreichische Recht siehe § 13 V V G und
die Frist siehe § 9 Z. 1. Ritter S. 609. Bruck S. 287; Ritter a.a.O.
57 Als Willenserklärung würde sie nicht zu der Gruppe der Anzeigen gehören, welcher Pflichten entspringen, deren Verletzung eine H a f tung herbeiführt, noch zu der, die Rechte wie die Schuldübernahme begründen oder Bedingung zur Rechtswirksamkeit sind; sondern zu denen, die zur Wahrung von Rechten dienen 200 . Ihr Inhalt wäre, daß sich der Eintrittsberechtigte zum Eintritt und zur Zahlung der Rückkaufssumme verpflichtet. Das Unterlassen einer solchen Willenserklärung bedeutet keinen Verzicht, zur Wahrung der Rechte genügt bei solchen Anzeigen im Regelfalle die Absendung 201 . Die Anzeige könnte als Willenserklärung nach den Vorschriften des B G B nur von einem voll Geschäftsfähigen erstattet werden (§§ 105, 107 BGB). Z u dem Standpunkt, daß die Anzeige eine Willenserklärung ist, wird man wohl insbesondere dann kommen, wenn man die Zahlung der Rückkaufssumme nicht als Voraussetzung, sondern als Folge des Eintritts ansieht und damit in der Anzeige eine Verpflichtungserklärung zur Zahlung der Rückkaufssumme erblickt 202 . §
8.
Die Rückkaufssumme. 1. D i e Z a h l u n g bei m e h r e r e n E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n . Das dritte Erfordernis dafür, daß der Eintritt wirksam wird, ist die Zahlung der Forderungen der beitreibenden Gläubiger bis zur Höhe der Rückkaufssumme 203 . Wann diese Summe gezahlt werden muß, wird im folgenden Abschnitt zu prüfen sein. Jeder Eintrittsberechtigte hat die Rückkaufssumme in der Höhe, in der er eintritt, zu bezahlen oder, wenn die Gläubiger die Annahme verweigern, tatsächlich anzubieten. In der Verweigerung wird in der Regel kein Erlaß vertrag, sondern ein Annahmeverzug zu erblicken sein. Beanspruchen mehrere das Eintrittsrecht ganz für sich, so muß jeder von ihnen auch den ganzen Rückkaufswert bis zur Lösung des Streites zahlen 204 . Einigen sie sich und verlangen sie Überweisung an einen gemeinsamen Vertreter, so genügt es, daß sie den ganzen Betrag gemeinsam zahlen 205 . Nach Lösung der Streitfrage erhält jeder den eingezahlten Rückkaufswert soweit zurück, wie sein Eintrittsrecht nicht anerkannt worden ist. 200
Dies entspricht wohl auch dem Wortlaut der Begründung S. 19. Friedrichs in HdR S. 242. 202 So ohne Begründung Prölß 2. Aufl. S. 413. 203 So Begründung S. 19; Hagemann S. 34; a. M. ohne Begründung Prölß 2. Aufl. S. 4 1 3 ; vgl. Ehrenzweig S. 439; in der Schweiz ist interessanterweise gemäß Art. 86 Abs. 2 nach dort herrschender Meinung (Bühler S. 182; Roelli-Jaeger S. 281; Ostertag-Hiestand S. 54/55) bei Pfändung die Rückkaufssumme oder, wenn sie höher sind, die Forderungen der beitreibenden Gläubiger zu bezahlen. Nur Constam sieht diese Gesetzesvorschrift als Fehler der Gesetzesredaktion an: Schweizer Versicherungszeitschrift S. 264, Lausanne 1908. 204 Vgl. Roelli-Jaeger Anm. 13 zu Art. 86. 205 Im Schweizer Recht genügt das Deponieren; Roelli-Jaeger S. 280; vgl. Art. 19 der Bundesgerichtsverordnung vom 10. 5. 1910. 201
57 Als Willenserklärung würde sie nicht zu der Gruppe der Anzeigen gehören, welcher Pflichten entspringen, deren Verletzung eine H a f tung herbeiführt, noch zu der, die Rechte wie die Schuldübernahme begründen oder Bedingung zur Rechtswirksamkeit sind; sondern zu denen, die zur Wahrung von Rechten dienen 200 . Ihr Inhalt wäre, daß sich der Eintrittsberechtigte zum Eintritt und zur Zahlung der Rückkaufssumme verpflichtet. Das Unterlassen einer solchen Willenserklärung bedeutet keinen Verzicht, zur Wahrung der Rechte genügt bei solchen Anzeigen im Regelfalle die Absendung 201 . Die Anzeige könnte als Willenserklärung nach den Vorschriften des B G B nur von einem voll Geschäftsfähigen erstattet werden (§§ 105, 107 BGB). Z u dem Standpunkt, daß die Anzeige eine Willenserklärung ist, wird man wohl insbesondere dann kommen, wenn man die Zahlung der Rückkaufssumme nicht als Voraussetzung, sondern als Folge des Eintritts ansieht und damit in der Anzeige eine Verpflichtungserklärung zur Zahlung der Rückkaufssumme erblickt 202 . §
8.
Die Rückkaufssumme. 1. D i e Z a h l u n g bei m e h r e r e n E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n . Das dritte Erfordernis dafür, daß der Eintritt wirksam wird, ist die Zahlung der Forderungen der beitreibenden Gläubiger bis zur Höhe der Rückkaufssumme 203 . Wann diese Summe gezahlt werden muß, wird im folgenden Abschnitt zu prüfen sein. Jeder Eintrittsberechtigte hat die Rückkaufssumme in der Höhe, in der er eintritt, zu bezahlen oder, wenn die Gläubiger die Annahme verweigern, tatsächlich anzubieten. In der Verweigerung wird in der Regel kein Erlaß vertrag, sondern ein Annahmeverzug zu erblicken sein. Beanspruchen mehrere das Eintrittsrecht ganz für sich, so muß jeder von ihnen auch den ganzen Rückkaufswert bis zur Lösung des Streites zahlen 204 . Einigen sie sich und verlangen sie Überweisung an einen gemeinsamen Vertreter, so genügt es, daß sie den ganzen Betrag gemeinsam zahlen 205 . Nach Lösung der Streitfrage erhält jeder den eingezahlten Rückkaufswert soweit zurück, wie sein Eintrittsrecht nicht anerkannt worden ist. 200
Dies entspricht wohl auch dem Wortlaut der Begründung S. 19. Friedrichs in HdR S. 242. 202 So ohne Begründung Prölß 2. Aufl. S. 413. 203 So Begründung S. 19; Hagemann S. 34; a. M. ohne Begründung Prölß 2. Aufl. S. 4 1 3 ; vgl. Ehrenzweig S. 439; in der Schweiz ist interessanterweise gemäß Art. 86 Abs. 2 nach dort herrschender Meinung (Bühler S. 182; Roelli-Jaeger S. 281; Ostertag-Hiestand S. 54/55) bei Pfändung die Rückkaufssumme oder, wenn sie höher sind, die Forderungen der beitreibenden Gläubiger zu bezahlen. Nur Constam sieht diese Gesetzesvorschrift als Fehler der Gesetzesredaktion an: Schweizer Versicherungszeitschrift S. 264, Lausanne 1908. 204 Vgl. Roelli-Jaeger Anm. 13 zu Art. 86. 205 Im Schweizer Recht genügt das Deponieren; Roelli-Jaeger S. 280; vgl. Art. 19 der Bundesgerichtsverordnung vom 10. 5. 1910. 201
58 Die von Hagemann'06 vertretene Ansicht, daß jedem, der überhaupt bezugsberechtigt sei, das Eintrittsrecht voll und ganz zustehe, sofern er nur den ganzen Betrag zahle, ist nicht klar ausgeführt. Wenn z. B. drei Personen eintreten und den ganzen Betrag zahlen, glaubt dann Hagemann, daß jede dieser drei Personen dem Versicherer gegenüber voll eingetreten ist, die volle Versicherungssumme fordern kann? 2. D i e M ö g l i c h k e i t e i n e s
Teileintritts.
Im Zusammenhang mit der Zahlung der Rückkaufssumme taucht die Frage auf, ob auch ein willkürlicher Teileintritt von Seiten des Eintrittsberechtigten gestattet ist. Meines Erachtens bestehen hiergegen keine Bedenken207. Einerseits müssen die Eintrittsberechtigten die Möglichkeit haben, unabhängig voneinander in ihrer ursprünglichen Quote einzutreten, ohne solange warten zu müssen, bis sich auch die anderen entschlossen haben und si£ dann gemeinsam eintreten können. Andererseits soll § 177 V V G n. F. vor allem der Familie Schutz gewähren. Der Schutz wäre aber dann stark gefährdet, wenn die Familie gezwungen wäre, die Rückkaufssumme innerhalb der Frist von einem Monat208, und zwar in voller Höhe der Eintrittsberechtigung zu zahlen. Daß der Betrag der Rückkaufssumme innerhalb des einen Monats zu zahlen ist, geht — wie wir weiter unten noch untersuchen werden, aber schon jetzt feststellen möchten — aus der Entstehungsgeschichte des § 177 V V G n. F. eindeutig hervor. Da man Zahlung innerhalb der Frist verlangt, würde es der Familie — und besonders einer solchen, der ein Eintritt nottut — selten gelingen, die Mittel zur Zahlung der ganzen Summe aufzubringen. Dann würde ihr Recht ganz verfallen. Wenn man weiter bedenkt, daß man den einzigen Grund, den man für das Erfordernis des Volleintritts anführen könnte — das ist der Schutz des Versicherers gegen Unkosten —, auch bei der Umwandlung durch Zulassung einer Teilumwandlung 209 und bei der Bezugsbezeichnung durch Zulassung einer Teilbezeichnung210 mit Recht unberücksichtigt gelassen hat 2 1 1 ; und wenn man schließlich in Betracht zieht, daß der Eintritt auch durch Beschlag wegen Forderungen, die weit geringer sind als der Rückkaufswert, ermöglicht wird und zuslässig sein muß, weil das Gesetz selber sich mit einer geringeren Zahlung begnügt; dann wird man, wie dem Versicherungsnehmer das Recht auf Teilzustimmung, so dem Eintrittsberechtigten das Recht auf willkürlichen Teileintritt einräumen müssen212. 206 207 208 206 210 211 212
S. 34a. M. ohne Begründung Prölß in D R 1940 S. 773. So auch Hagemann a.a.O.; Begründung S. 19. Dernburg-Kobler S. 514. Prölß 2. Aufl. S. 428. Vgl. oben S. 52. a. M. ohne Begründung Prölß S. 414.
59
3- D i e B e r e c h n u n g d e r R ü c k k a u f s s u m m e . Der Rückkaufswert wird berechnet aus der Prämienreserve abzüglich eines angemessenen Betrages 213 . Schwierig ist die Frage nach der Höhe der Rückkaufssumme, wenn Prämienzahlungen des Versicherungsnehmers im Konkurs angefochten sind. Durch die Konkursanfechtung erhalten die Gläubiger einen obligatorischen Anspruch auf Rückzahlung der Prämien. Dieser Anspruch besteht nur zu Gunsten der anfechtenden Gläubiger. Anderen gegenüber bleibt die Prämienzahlung nach wie vor wirksam. Die Zahlungsverpflichtung des Eintrittsberechtigten in alter Höhe würde durch Rückzahlung der Prämien nicht berührt. "Wird dieser Anspruch der Gläubiger gegen den Versicherer aus Konkursanfechtung befriedigt, so ist die Rechtslage den Gläubigern gegenüber so, als ob die Prämien nie gezahlt worden wären, d. h. als ob der Versicherer ihnen gegenüber nur zur Zahlung der verminderten Rückkaufssumme verpflichtet wäre. Wie jeder andere, so kann auch der Versicherer den Gläubigern entgegenhalten, daß sie nur Anspruch auf die verminderte Rückkaufssumme haben. Infolge der nur relativen Wirkung der Konkursanfechtung kann der Versicherer diesen Einwand aber dem Anspruch des Eintrittsberechtigten ohne weiteres nicht entgegenhalten. Der Anspruch des Eintrittsberechtigten ist nur soweit und nur deshalb gegeben, als und weil die Gläubiger des Versicherungsnehmers in Höhe des Rückkaufswertes befriedigt sind. Nun erwerben die Gläubiger ihren Anspruch gegen den Eintrittsberechtigten auf Zahlung der Rückkaufssumme erst nach der Zahlung derselben durch die Anzeige, es sei denn, ein besonderer früher liegender Verpflichtungsgrund ist gegeben. Der Anspruch auf Zahlung der Rückkaufssumme wird sozusagen im Augenblick seines Entstehens befriedigt. Den Gläubigern kann der Eintrittsberechtigte entgegenhalten, daß ihm gegenüber die Zahlung der angefochtenen Prämien als nicht erfolgt gelte, da diese Prämien auf Grund der Konkursanfeditung den Gläubigern zurückgezahlt worden sind; er kann ihnen weiter entgegenhalten, daß ihm folglich nur der Anspruch aus der verminderten Rückkaufssumme zusteht, daher die Zahlung des über die verminderte Rückkaufssumme hinausgehenden Betrages in Höhe der ganzen Rüdekaufssumme ohne Rechtsgrund erfolgt und dem Rückforderungsrecht nach den Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung unterliegt. Da der Anspruch der Gläubiger erst nach 2 1 3 §§ T 74 Abs. 2 u. 3, 176 Abs. 4 V V G ; Begründung S. 19; insbesondere Niewisch S. 24; Bruck-Dörstling 2. A u f l . S. 127. O b man den Betrag für den Zeitpunkt beredinen soll, in dem der Eintritt wirksam wird (Absenden der Anzeige), erscheint zumindest zweifelhaft, da die Berechnung schwierig wäre. Es wäre wohl praktisch, den Betrag für das Ende der Versicherungsperiode, in der der Eintritt wirksam wird, zu beredinen (vgl. § 176 V V G ) und wenn der Versicherer allgemein eine andere A r t der Berechnung angenommen hat, dann diese (vgl. § 178 II V V G ; Bruck-Dörstling 2. A u f l . S. 127).
60 erfolgter Zahlung entstand, könnte dem ersten Anschein nach der Eintrittsberechtigte erst in diesem Augenblick den Bereicherungsanspruch geltend machen. Jede Rechtsordnung sucht jedoch einen unnötigen Austausch von Leistungen zu vermeiden. Dies ist insbesondere in dem von der deutschen Rechtsordnung übernommenen Satz: dolo petit qui petit quod statim redditurus est zum Ausdruck gebracht. Ein entgegenstehendes Verlangen der Gläubiger würde Treu und Glauben widersprechen. Der Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung braucht nach ständiger Rechtsprechung nicht als selbständige Forderung geltend gemacht zu werden, sondern kann auch einredeweise vorgebracht werden. Deshalb muß der Eintrittsberechtigte sich bei Zahlung an die Gläubiger darauf berufen können, daß den Gläubigern nur ein Anspruch in Höhe der verminderten Rückkaufssumme zusteht. Durch Zahlung dieser Summe entsteht der Anspruch der Gläubiger und wird zugleich in voller Höhe befriedigt. Weiter oben war festgestellt worden, daß der Anspruch des Eintrittsberechtigten gegen den Versicherer nur soweit gegeben ist, als er die Gläubiger des Versicherungsnehmers befriedigt hat; weil er die Gläubiger nur in Höhe der verminderten Rückkaufssumme befriedigt hat, kann er auch nur einen Anspruch in Höhe derselben bzw. in Höhe einer verminderten Versicherungssumme haben. 4. D i e P f l i c h t d e s V e r s i c h e r e r s zur A n g a b e der Höhe der R ü c k k a u f s s u m m e . Der Versicherer ist verpflichtet, den Rückkaufswert unverzüglich anzugeben214. Er macht sich bei Verletzung dieser Pflicht aus positiver Vertragsverletzung ( § 1 7 6 BGB) seinem jeweiligen Vertragspartner gegenüber schadenersatzpflichtig. Vertragspartner ist bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Eintritt durch Absenden der Anzeige erfolgt ist, der Versicherungsnehmer, danach der Eintrittsberechtigte. Aber auch, bevor der Eintrittsberechtigte Vertragspartner ist, besteht für den Versicherer die Rechtspflicht zur Auskunft 215 . Verletzt er diese Rechtspflicht, so macht er sich aus culpa in contrahendo schadensersatzpflichtig. § 9-
D i e Eintrittsfrist. 1. D e r B e g i n n d e r F r i s t . Die Frist von einem Monat, die § 1 7 7 W G 1 1 . F. für die Anzeige vorschreibt, läuft dem Wortlaut jener Bestimmung entsprechend für jeden Eintrittsberechtigten von dessen Kenntnis von der Pfän214 215
Bruck-Dörstling 2. Aufl. S. 1 2 7 . So Ehrenzweig II S. 851.
60 erfolgter Zahlung entstand, könnte dem ersten Anschein nach der Eintrittsberechtigte erst in diesem Augenblick den Bereicherungsanspruch geltend machen. Jede Rechtsordnung sucht jedoch einen unnötigen Austausch von Leistungen zu vermeiden. Dies ist insbesondere in dem von der deutschen Rechtsordnung übernommenen Satz: dolo petit qui petit quod statim redditurus est zum Ausdruck gebracht. Ein entgegenstehendes Verlangen der Gläubiger würde Treu und Glauben widersprechen. Der Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung braucht nach ständiger Rechtsprechung nicht als selbständige Forderung geltend gemacht zu werden, sondern kann auch einredeweise vorgebracht werden. Deshalb muß der Eintrittsberechtigte sich bei Zahlung an die Gläubiger darauf berufen können, daß den Gläubigern nur ein Anspruch in Höhe der verminderten Rückkaufssumme zusteht. Durch Zahlung dieser Summe entsteht der Anspruch der Gläubiger und wird zugleich in voller Höhe befriedigt. Weiter oben war festgestellt worden, daß der Anspruch des Eintrittsberechtigten gegen den Versicherer nur soweit gegeben ist, als er die Gläubiger des Versicherungsnehmers befriedigt hat; weil er die Gläubiger nur in Höhe der verminderten Rückkaufssumme befriedigt hat, kann er auch nur einen Anspruch in Höhe derselben bzw. in Höhe einer verminderten Versicherungssumme haben. 4. D i e P f l i c h t d e s V e r s i c h e r e r s zur A n g a b e der Höhe der R ü c k k a u f s s u m m e . Der Versicherer ist verpflichtet, den Rückkaufswert unverzüglich anzugeben214. Er macht sich bei Verletzung dieser Pflicht aus positiver Vertragsverletzung ( § 1 7 6 BGB) seinem jeweiligen Vertragspartner gegenüber schadenersatzpflichtig. Vertragspartner ist bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Eintritt durch Absenden der Anzeige erfolgt ist, der Versicherungsnehmer, danach der Eintrittsberechtigte. Aber auch, bevor der Eintrittsberechtigte Vertragspartner ist, besteht für den Versicherer die Rechtspflicht zur Auskunft 215 . Verletzt er diese Rechtspflicht, so macht er sich aus culpa in contrahendo schadensersatzpflichtig. § 9-
D i e Eintrittsfrist. 1. D e r B e g i n n d e r F r i s t . Die Frist von einem Monat, die § 1 7 7 W G 1 1 . F. für die Anzeige vorschreibt, läuft dem Wortlaut jener Bestimmung entsprechend für jeden Eintrittsberechtigten von dessen Kenntnis von der Pfän214 215
Bruck-Dörstling 2. Aufl. S. 1 2 7 . So Ehrenzweig II S. 851.
61 dung, für alle gemeinsam von der Eröffnung des Konkurses an 216 . Auf Kenntnis vom Konkurs kommt es also nicht an. Ein Arrest wird wie eine Zwangsvollstreckung wegen Geldforderung vollzogen (§ 928 ZPO). Der Eintrittsberechtigte muß also Kenntnis von dem Pfändungsbeschluß und der Zustellung an den Drittschuldner haben (§ 928 Satz 3 ZPO). Für den Zeitpunkt der Eröffnung des Konkurses kommen zwei Zeitpunkte in Frage; derjenige, an dem der Konkursbeschlag beginnt und derjenige, der die Wirksamkeit nach außen und die Unabänderlichkeit für das Konkursgericht oder die Rechtskraft des Eröffnungsbeschlusses mit sich bringt. In den vielen Fällen, in denen das Gesetz von der Eröffnung des Verfahrens spricht, ist stets schon die Eröffnung selbst und nicht die Zustellung oder die Bekanntmachung oder die Rechtskraft des Beschlusses gemeint217. Diese wahre Stunde der Eröffnung liegt in dem Augenblick der Verkündung vor, soweit eine mündliche Verhandlung stattgefunden hat; sonst wird der Konkurs durch Unterfertigung des Beschlusses durch den Richter eröffnet 218 . Zwar erlangt der Beschluß Wirsamkeit nach außen und Unabänderlichkeit für das Konkursgericht erst mit der Zustellung oder der sie nach § 76 Abs. 3 K O ersetzenden Bekanntmachung. Wenn der Beschluß nach außen in Erscheinung tritt, setzen aber die konkursmäßigen Rechtsfolgen der Eröffnung des Verfahrens bereits mit der Stunde ein, die im Beschluß zu bestimmen und auf den Augenblick der Unterfertigung abzustellen ist. Diese rückwirkende K r a f t hat man aus Gründen der Zweckmäßigkeit eingeführt 219 . Von dem Zeitpunkt der Verkündung oder Unterfertigung des Beschlusses an läuft also die einmonatige Frist220. 2. D i e W a h r u n g d e r F r i s t a l s E r f o r d e r n i s f ü r die W i r k s a m k e i t der Z u s t i m m u n g des Versicherungnehmers und der Z a h l u n g der R ü c k k a u f s s u m m e . Die in § 177 Abs. 3 V V G n. F. für die Anzeige bestimmte Monatsfrist gilt auch für die Zustimmung und Zahlung. Diese Frage wurde schon221 gestreift, als wir prüften, ob beide Erfordernisse schon bei Absendung der Anzeige erfüllt sein müssen. Das Erfordernis ist für die Zustimmung wohl genügend geklärt. Daß auch die Zahlung der Rückkaufssumme eine Voraussetzung für die Wirksamkeit der Eintritts222 sowie für die der Anzeige ist, und dementsprechend auch für diese beiden Erfordernisse die Frist 216
So auch Ehrenzweig II S. 852. Jaeger II S. 381. Vgl. Jaeger a.a.O. und Motive zur KO. 219 Jaeger a.a.O. 220 Vgl. für das österreichische Recht § 2 Abs. 1 K O . 221 Vgl. Abschnitt „Eintrittsanzeige", 222 So für das Schweizer Recht, das übrigens hier keine Anzeige verlangt: Koelli-Jaeger S. 280 f. 217
218
62 des einen Monats gilt, ergibt sich aus der Entstehungsgeschichte des V V G . Der gegenwärtige Wortlaut des § 1 7 7 könnte auf den ersten Blick zu folgender Auslegung führen: „. . . s o kann der . . . Bezugsberechtigte mit Zustimmung . . . eintreten" könnte so gedeudet werden, daß die Zustimmung eine Voraussetzung des Eintritts ist; „der Eintritt erfolgt durch Anzeige . . ." könnte bedeuten: die Anzeige bestimmt den Augenblick der Eintritts; „ T r i t t der Bezugsberechtigte ein, so hat er . . . zu befriedigen" könnte dahin interpretiert werden, daß er als Folge des Eintritts den Rückkaufswert zu zahlen hat 223 . Diese Auslegung würde jedoch einerseits die Stellung der drei Forderungen in dem § 1 7 7 V V G n. F. mißachten, wonach die Anzeige als letztes der drei Erfordernisse zu erfolgen hat; andererseits aber würde sie die Entstehungsgeschichte des Gesetzes übergehen. Das Schweizer Recht verlangt in Artikel 86 Zahlung des Rückkaufspreises oder, wenn die Pfandsumme höher ist, die Zahlung dieser. Ein solches Erfordernis wurde in Österreich, wie auch zum Teil in der Schweizer Lehre, abgelehnt. Man begnügte sich mit dem Erfordernis der Zahlung der Rückkaufssumme. Man hat aber nicht zum Ausdruck gebracht, daß die Begleichung der Forderung der Gläubiger, wenn diese geringer ist, auch genügen würde. Die Fassung des österreichischen Gesetzes kann man wohl als in dieser Hinsicht unglücklich bezeichnen. Man hat daher in der deutschen Novelle die Streitfragen darüber zu vermeiden gewußt, indem man ausdrücklich vorschrieb: gegen Befriedigung der Forderung der Gläubiger bis zur Höhe der Rückkaufssumme. Die deutsche Fassung beseitigt den Zweifel hinsichtlich der Höhe der zu zahlenden Summe, ist aber länger als die österreichische. Man hat wohl deshalb die Teilung der Voraussetzung in zwei Sätze vorgenommen, es aber offenbar übersehen, daß durch die veränderte Wortfassung auch eine veränderte Bedeutung herbeigeführt werden könnte. Daß man mit der Änderung des § 1 7 7 V V G n. F. gegenüber dem Wortlaut des Ö V V G keine sachliche Änderung hat vornehmen wollen, geht aus der Begründung zur Novelle hervor: „die Änderungen sind nur sprachlicher N a t u r " 224. Daß der Gesetzgeber sich der Möglichkeit, daß eine Änderung durch den Wortlaut erfolgt sein könnte, nicht bewußt war, ist ebenfalls aus der Begründung zu entnehmen: „Voraussetzung ist, daß er . . . den Gläubigern . . . den Betrag zur Verfügung stellt, der dem Rückkaufswert, entspricht" 225 . Für die hier vertretene Ansicht spricht noch, daß die Zahlungsfrist klar ist. Wollte man die gegenteilige Ansicht vertreten 226 , so würde man nicht ohne weiteres entscheiden können, ob 223 224 225 226
So Prölß in Begründung Begründung So Prölß 2.
D R 1940 S. 773. S. 18. S. 19. Aufl. S. 413.
63 die Gläubiger nach erfolgter Zustimmung und Anzeige, wenn diese vor Beendigung des einen Monats liegen, das Recht haben, ihre Beitreibung fortzusetzen, oder erst, wenn auch dieser eine Monat verstrichen ist. Im übrigen spricht die Interessenlage f ü r die hier vertretene Ansicht. Der Eintretende muß nach beiden Anschauungen, wegen der Eintrittsfrist oder wegen der ihr nach dem Eintritt drohenden Pfändung durch die Gläubiger, bald zahlen. Den Gläubigern dagegen würde ein Risiko aufgezwungen werden, wenn der Eintritt schon vor der Zahlung vollendet wäre. Ihre Sicherung, die durch den Konkurs* oder Pfandlbeschlag entstanden war, würde untergehen 227 . Meines Erachtens muß man daher bei der Auffassung bleiben, die auch in Österreich 228 , der Tschecho-Slowakei 229 und der Schweiz 230 gegolten hat bzw. gilt, daß nämlich auch die Zahlung des Rückkaufswertes Voraussetzung für die Wirksamkeit des Eintritts und die Wirksamkeit der Anzeige sei 231 . 3. D i e
Verlängerung.
Zur Fristverlängerung ist erforderlich und genügend das Einverständnis des betreibenden Gläubigers bzw. des Konkursverwalters. Der Versicherungsnehmer braucht nicht seine Zustimmung zur Verlängerung zu geben; seine Interessen werden nicht berührt; aus dem Charakter der Endgültigkeit der Zustimmung ist zu schließen, daß eine neue Zustimmung zur Verlängerung der Eintrittsfrist nicht nötig ist, obwohl sich vielleicht auch Fälle denken lassen, wo die Interessen des Versicherungsnehmers durch Hinauszögern der Wartefrist unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen werden, besonders dann, wenn der betreibende Gläubiger eine Zwangsvollstreckung in andere Gegenstände beabsichtigt 232 . Eine Bestimmung im Versicherungsvertrage, wonach die Frist kürzer als ein Monat ist oder mit einem früheren Zeitpunkte als z. B. mit dem der Kenntnis von der Pfändung beginnt, würde zum Nachteil des Eintrittsberechtigten von der Vorschrift des § 1 7 7 V V G n . F. abweichen und daher diesem gegenüber gemäß § 178 I I W G unwirksam sein.
227
Siehe oben § 7 Z. 1. 228 Y g j 5 j j 0 Ö V V G ; Ehrenzweig S. 440. Vgl. § 14$ T s d i V V G ; Vrba S. 91. 230 Art. 86; Roelli-Jaeger Anm. 17 u. 18 zu Art. 86. 231 Vgl .Hagemann S. 3 5 ; a. M. Prölß 2. Aufl. a.a.O.; beide ohne Begründung. 232 Audi die Zustimmung des Versicherungsnehmers verlangt Ehrenzweig S. 440, ebenso Ehrenzweig II S. 852. 229
§ 10.
Die Folgen für den Versicherungsnehmer. i. D a s A u s s c h e i d e n aus dem V e r s i c h e r u n g s v e r h ä l t n i s . Der Versicherungsnehmer wird mit dem Zeitpunkt, in dem Eintrittsberechtigte in den Versicherungsvertrag eintreten, von allen sich aus dem Versicherungsvertrag ergebenden Rechtsverbindlichkeiten und Obliegenheiten befreit 233 — und verliert demnach auch alle Rechte —, denn er darf nicht schlechter gestellt werden, als wenn das Versicherungsverhältnis durch Kündigung und Zahlung seitens des Versicherers an die Gläubiger beendet wäre. Rückständige Prämienzahlungen werden von der Rückkaufssumme in Abzug gebracht (§ 174 Abs. I I I V V G ) . Darlehnszinsen sind, da das Darlehen nicht selbständig ist, sondern eine vorausgezahlte Versicherungsleistung darstellt 234 , wie die Prämien zu behandeln und ebenfalls von der Rückkaufssumme abzuziehen. Es besteht also keine Verpflichtung des Versicherungsnehmers, diese nachzuzahlen. In beiden Fällen wird man dem Eintrittsberechtigten allerdings das Recht einräumen, die rüdeständigen Beträge an den Versicherer zu zahlen, um für sich den Versicherungsansprudi in voller Höhe zu erhalten. Etwaige, zur Zeit des Eintritts noch ausstehende Gewinndividenden stehen, soweit sie nicht als unselbständige Ansprüche mit der Prämienzahlung verrechnet sind, noch den Gläubigern zu, und wenn diese schon befriedigt sind, dem Versicherungsnehmer. Ist der Versicherer ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, so erlangt der Eintrittsberechtigte die Mitgliedschaftsrechte, muß aber auch die Mitgliedschaftspflichten erfüllen, wie etwa die Nachschußpflicht 235 . Die Rechtslage des Versicherungsnehmers ändert sich erst, wenn der Eintritt ganz ausgeführt, d. h. vollendet ist, nicht schon durch eine Ankündigung des Eintrittsberechtigten — etwa durch das Absenden einer Anzeige allein. Denn bis zum Augenblick des erfolgten Eintritts war der Versicherungsnehmer Vertragsgegner. 233 v g i 234 Y g j 236
Vrha unten
§ 9I; Ehrenzweig I I S. 8y 3 . Schluß; weiter insbesondere Prölß 2. Aufl. S. 421.
§ 24 V A G .
5*
68 2. D a s I n n e n V e r h ä l t n i s zum E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n . Außer diesen "Wirkungen kann der Eintritt für den Versicherungsnehmer nur noch Rechte und Pflichten im Verhältnis gegenüber dem Eintrittsberechtigten auslösen, insbesondere diejenigen Verpflichtungen, die der Eintrittsberechtigte eingehen muß, um die Zustimmung des Versicherungsnehmers zu erhalten. Solche Rechte und Pflichten werden nicht durch § 178 I I V V G ausgeschaltet. Das Gesetz spricht nur davon, daß der V e r s i c h e r e r sich nicht auf Einschränkungen, die dem Eintrittberechtigten oder dem Versicherungsnehmer ungünstige sind, berufen kann. Der Eintrittsberechtigte und der Versicherungsnehmer sind gleichgestellt. Gegenüber dem Wortlaut des § 178 I I V V G muß eine Erweiterung dahin, daß sich der Versicherungsnehmer dem Eintrittsberechtigten gegenüber nicht auf dessen Bindungen berufen kann, abgelehnt werden. Diese Entscheidung entspricht wohl auch der Interessenlage. Der Versicherungsnehmer wird oftmals Unterhaltsansprüche gegen den Eintrittsberechtigten haben; warum soll ihm die Möglichkeit genommen werden, sie gelegentlich der Zustimmung zu regeln? Das Innenverhältnis regelt sich nach den allgemeinen Vorschriften des B G B . Es ist also hier nicht weiter darauf einzugehen. Es sei an dieser Stelle nur auf zwei Punkte hingewiesen, erstens, daß die Zustimmung des Versicherungsnehmers trotz einer Veränderung der Sachlage, z. B. Ehescheidung, gültig bleibt 236 ; und zweitens, daß dem Zweck des Gesetzes wie der Beteiligten entsprechend die Zustimmungserklärung nicht nach § 1 3 9 B G B nichtig wird, wenn die Verpflichtungen, die dem Eintrittsberechtigten als Gegenleistung für die Zustimmung auferlegt wurden, wegen Sittenwidrigkeit nichtig sind; denn die Zustimmung erfüllt ja weiterhin den vom Gesetz erstrebten Zweck der Fürsorge; die Sittenwidrigkeit berührt weder die Belange des Versicherers noch die der Gläubiger des Versicherungsnehmers. Die Forderungen, die dem Versicherungsnehmer später auf Grund seiner Unterhaltsansprüche bzw. auf Grund des Vertrages mit dem Eintrittsberechtigten zustehen und die nicht wegen Sittenwidrigkeit nichtig sind, können wie alle künftigen bedingten Forderungen schon im Konkurs gepfändet werden, es sei denn, sie unterliegen nicht der Pfändung. Schließlich ist darauf hinzuweisen, daß dem Versicherungsnehmer aus Treu und Glauben die Pflicht erwächst, den Eintrittsberechtigten vom Konkurs oder von der Pfändung zu benachrichtigen. Diese Pflicht ist eine Rechtspflicht. Ihre Verletzung macht den Versicherungsnehmer dem Eintrittsberechtigten gegenüber schadensersatzpflichtig. Daß diese Pflicht gerade den Versicherungsnehmer trifft, ist verständlich, wenn man bedenkt, daß er allein stets den Eintritts236 Vgl. § 6 Ziff. 4; die Lehre vom Fortfall der Geschäftsgrundlage mann H d R II S. 803) findet also keine Anwendung.
(Oert-
69 berechtigten kennt und ein Interesse daran hat, daß diesem die Vermögenswerte aus dem Versicherungsvertrag zugute kommen. Die Pflicht erscheint nötig nicht nur im Interesse des Eintrittsberechtigten, sondern auch im Interesse der Rechtssicherheit; denn, wie oben gezeigt ist, kann der Eintrittsberechtigte auch noch Monate oder Jahre nach der Pfändung des Versicherungsanspruches in den Versicherungsvertrag eintreten. §
ii.
Die Folgen für den Eintrittsberechtigten. i. Z i v i l p r o z e s s u a l e
Folgen.
Schon bevor der Eintrittsberechtigte sein Eintrittsrecht vollzogen hat, erhält er zivilprozessuale Rechte. Er kann sich an einem Rechtsstreit zwischen Gläubiger und Versicherungsnehmer beteiligen, und zwar als Nebenintervenient 237 . Die Voraussetzungen hierzu sind gegeben, wenn sein rechtliches Interesse an dem Bestehen des Eintrittsrechtes durch Inhalt oder Vollzug des Urteils berührt wird 238 . Es genügt hierzu, daß das Urteil einen Teil des Tatbestandes bildet, durch den das Recht des Eintrittsberechtigten begründet wird 239 . Ein rechtliches Interesse liegt vor und kein rein wirtschaftliches, wenn sein Rechtsverhältnis zu dem Prozeßgegenstand durch die Entscheidung mitbetroffen würde 240 . "Weiter wird man dem Eintrittsberechtigten das Recht einräumen können, Erinnerung gegen die Zwangsvollstreckung gemäß § 766 Z P O zu erheben 241 , soweit er als Dritter die Verletzung seiner berechtigten Interessen durch eine gesetz- oder dienstordnungswidrige Zwangsvollstreckung nachweisen kann 242 . 2. D i e E n d g ü l t i g k e i t
des
Eintritts.
Der Eintrittsberechtigte, der das Eintrittsrecht ausgeübt hat, tritt ganz, mit allen sich aus dem Vertrag ergebenden Rechten, Rechtsverbindlichkeiten und Lasten (Obliegenheiten) des Versicherungsnehmers in den Versicherungsvertrag ein, d. h. er übernimmt diesen in der bestehenden Rechtslage. Die Einreden des Versicherungsnehmers wie die des Versicherers bleiben erhalten 243 . Dies ergibt sich 237
§ 66 ZPO. Stein-Jonas Anm. I I I 3 zu § 66 Z P O ; Sydow-Busch, Berlin u. Leipzig 1935, S. 100. 239 Stein-Jonas Anm. I V 3 zu § 66 ZPO. 240 Sydow-Busch a.a.O. 2,1 Prölß, in D R 1940 S. 773, weist nur auf die Frage hin, ohne sie zu beantworten. 242 R G Z 34 S. 380; Stein-Jonas Anm. II 3 zu § 766; H d R V I S. 1 1 2 4 . 253 Prölß 2. Aufl. S. 414 ff., in D R . 773; dies galt auch für das österreichische Recht: vgl. Ehrenzweig S. 438, Ehrenzweig II S. 853; für das tschechische Recht vgl. Vrba S. 9 1 ; für das Schweizer Recht: ebenso H. König S. 381, E B G 30/II S. 448 ff.; vgl. Roelli-Jaeger S. 285. 238
69 berechtigten kennt und ein Interesse daran hat, daß diesem die Vermögenswerte aus dem Versicherungsvertrag zugute kommen. Die Pflicht erscheint nötig nicht nur im Interesse des Eintrittsberechtigten, sondern auch im Interesse der Rechtssicherheit; denn, wie oben gezeigt ist, kann der Eintrittsberechtigte auch noch Monate oder Jahre nach der Pfändung des Versicherungsanspruches in den Versicherungsvertrag eintreten. §
ii.
Die Folgen für den Eintrittsberechtigten. i. Z i v i l p r o z e s s u a l e
Folgen.
Schon bevor der Eintrittsberechtigte sein Eintrittsrecht vollzogen hat, erhält er zivilprozessuale Rechte. Er kann sich an einem Rechtsstreit zwischen Gläubiger und Versicherungsnehmer beteiligen, und zwar als Nebenintervenient 237 . Die Voraussetzungen hierzu sind gegeben, wenn sein rechtliches Interesse an dem Bestehen des Eintrittsrechtes durch Inhalt oder Vollzug des Urteils berührt wird 238 . Es genügt hierzu, daß das Urteil einen Teil des Tatbestandes bildet, durch den das Recht des Eintrittsberechtigten begründet wird 239 . Ein rechtliches Interesse liegt vor und kein rein wirtschaftliches, wenn sein Rechtsverhältnis zu dem Prozeßgegenstand durch die Entscheidung mitbetroffen würde 240 . "Weiter wird man dem Eintrittsberechtigten das Recht einräumen können, Erinnerung gegen die Zwangsvollstreckung gemäß § 766 Z P O zu erheben 241 , soweit er als Dritter die Verletzung seiner berechtigten Interessen durch eine gesetz- oder dienstordnungswidrige Zwangsvollstreckung nachweisen kann 242 . 2. D i e E n d g ü l t i g k e i t
des
Eintritts.
Der Eintrittsberechtigte, der das Eintrittsrecht ausgeübt hat, tritt ganz, mit allen sich aus dem Vertrag ergebenden Rechten, Rechtsverbindlichkeiten und Lasten (Obliegenheiten) des Versicherungsnehmers in den Versicherungsvertrag ein, d. h. er übernimmt diesen in der bestehenden Rechtslage. Die Einreden des Versicherungsnehmers wie die des Versicherers bleiben erhalten 243 . Dies ergibt sich 237
§ 66 ZPO. Stein-Jonas Anm. I I I 3 zu § 66 Z P O ; Sydow-Busch, Berlin u. Leipzig 1935, S. 100. 239 Stein-Jonas Anm. I V 3 zu § 66 ZPO. 240 Sydow-Busch a.a.O. 2,1 Prölß, in D R 1940 S. 773, weist nur auf die Frage hin, ohne sie zu beantworten. 242 R G Z 34 S. 380; Stein-Jonas Anm. II 3 zu § 766; H d R V I S. 1 1 2 4 . 253 Prölß 2. Aufl. S. 414 ff., in D R . 773; dies galt auch für das österreichische Recht: vgl. Ehrenzweig S. 438, Ehrenzweig II S. 853; für das tschechische Recht vgl. Vrba S. 9 1 ; für das Schweizer Recht: ebenso H. König S. 381, E B G 30/II S. 448 ff.; vgl. Roelli-Jaeger S. 285. 238
70 daraus, daß die Rechts- und Interessenlage der der Singularzukzession gleichkommt. Wenn der Versicherungsnehmer die Rechtsverbindlichkeiten und Lasten erfüllt, so erfüllt er sie zugunsten des Eintrittsberechtigten; verpflichtet dazu ist er nicht 244 . Ist er vom Eintrittsberechtigten dazu beaufragt, so handelt er auch zu dessen Lasten. Der Eintretende kann nach dem Eintritt als Versicherungsnehmer Begünstigungen aussprechen oder widerrufen 2 4 5 . O b den übrigen Bezugsberechtigten der Anteil des Eintretenden zuwächst 246 , ist eine wohl bedeutungslose Frage, da der Eingetretene jedes Interesse hat, andere Bezugsberechtigungen sofort zu widerrufen. Die Rechtsstellung des Eintrittsberechtigten nach dem Eintritt ist viel günstiger als die eines unwiderruflich Begünstigten oder eines Zessionars. Jener kann über die Vermögensreche verfügen, aber nicht über die Gestaltungsrechte 247 . Der Zessionar kann auch die Gestaltungsrechte ausüben, ist aber nicht Vertragsgegner; der Versicherer kann immer noch die Erklärungen gegenüber dem Versicherungsnehmer abgeben, der Versicherungsnehmer ist immer noch Prämienschuldner 248 . Die volle Stellung des Versicherungsnehmers hat nur der Eintrittsberechtigte nach Ausübung seines Eintritts. Ist der Eintritt wirksam vollzogen, so kann eine Ehescheidung, eine Aufhebung des Konkursverfahrens, des Arrestes oder der Zwangsvollstreckung auch wegen erfolgter Zahlung die ursprüngliche Rechtslage weder ex tunc noch ex nunc aufleben lassen249. Der Grund ist klar. Wenn der Versicherungsfall inzwischen eingetreten ist, liegt dies auf der H a n d . H a t der Eintrittsberechtigte den Rückkaufswert erhalten, so würde es f ü r den Versicherer umständlich, kostspielig und im Hinblick auf die Anlage des Prämienkapitals unzumutbar sein, gegen Erstellung des Betrages, den der Eintrittsberechtigte erhalten hat, die Versicherung wieder aufleben zu lassen. In diesen beiden Fällen könnte der ursprüngliche Versicherungsnehmer also höchstens Ansprüche gegen den Eintrittsberechtigten geltend machen. In anderen Fällen, auch wenn ein Dritter Rechte an dem Versicherungsanspruch erworben hat, wäre es zwar möglich, den früheren Zustand wiederherzustellen, man würde jedoch Interessen Dritter denen des Versicherungsnehmers nachstellen müssen, und das wäre kein befriedigendes Ergebnis. Da das Wiederauflebenlassen zum Teil unmöglich und zum großen Teil bedenklich ist, und da besondere Gründe für eine recht244
Bruck S. 575. So Prölß 2. Aufl. S. 415. 246 So Prölß in D R 1940 S. 773. 247 Prölß 2. Aufl. S. 431. 248 Prölß 2. Aufl. S. 433. 219 So auch Prölß S. 4 1 $ , ebenso Prölß in D R 1940 S. 774; für das Schweizer Recht vgl. König S. 385. 245
71 lieh unterschiedliche Behandlung der einzelnen Fälle nicht vorhanden sind, ist der einmal erfolgte Eintritt als endgültig anzusehen 260 . 3. D i e M ö g l i c h k e i t d e s E i n t r i t t s t r o t z K ü n d i g u n g des V e r t r a g e s o d e r Z a h l u n g der R ü c k k a u f s s u m m e . Dem Sinn und Zweck des § 1 7 7 V V G n. F. entsprechend kann das Eintrittsrecht nicht durch Kündigung von Seiten der Gläubiger gemäß dem Überweisungsbeschluß 251 oder von Seiten des Versicherers im Falle des Konkurses gemäß § 14 Abs. 1 V V G 2 5 2 verhindert werden. § 1 7 7 V V G n. F. bezweckt, zu verhindern, daß der Vertrag vorzeitig zum Erlöschen gebracht wird 2 5 3 , will die Eintrittsberechtigten vor Verlusten bewahren. Ließe man eine Kündigung zu, so würde der Zweck des § 1 7 7 V V G n. F. umgangen; denn noch bevor der Eintrittsberechtigte alle zum Eintritt nötigen Maßnahmen durchführen kann, wird der Gläubiger ausreichend Gelegenheit zur Kündigung haben. D a die Kündigung gegen kein Gesetzesverbot verstößt, würde sie nicht nichtig sein. Sie wäre nur unwirksam bis zu dem Zeitpunkt, in dem die einmonatige Sperrfrist abgelaufen ist. Auch eine Zahlung der Rückkaufssumme, die vor Ablauf dieser Frist erfolgte, ist dem Eintrittsberechtigten gegenüber unwirksam. Denn auch die Zahlung kann dem Sinn des § 1 7 7 V V G n. F. entsprechend sein Eintrittsrecht genau so wenig zunichte machen wie die Kündigung 254 . Bei der Pfändung taucht aber eine Frage auf. Wie, wenn der Eintrittsberechtigte nichts von der Pfändung erfährt und lange, nachdem der Gläuber die Rückkaufssumme erhalten hat, noch das Eintrittsrecht ausüben will? Der Gesetzgeber hat diese Frage übersehen. Eine Rechtsunsicherheit dürfte m. E. in diesem Maße nicht zugelassen werden 255 . Man müßte hier die Möglichkeit eines A u f gebotsverfahrens haben, oder es müßte von vornherein eine gesetzliche Ausschlußfrist bestehen. Nach geltendem Recht ist allerdings beides nicht vorgesehen. 260 Ebenso für das im Wortlaut gleiche Ö V V G : Ehrenzweig S. 438, Ehrenzweig II S. 853; für das Schweizer Recht im Falk der Ehescheidung wie hier: RoelliJaeger S. 286, H. König S. 387; für die anderen Fälle trotz Anerkennung der Schwierigkeiten anders H.König S. 384 ff.; vgl. Roelli-Jaeger S. 214 u. 285. 251 Ebenso Vrba S. 30, Ehrenzweig S. 440, a. M. Prölß 2. Aufl. S. 413, Prölß in DR S. 772, Hagemann S. 35; alle ohne Begründung. 252 Der dem österreichischen § 21 Abs. 2 entspricht; wie hier Vrba S. 30; Ehrenzweig S. 82; a. M. Hagetnan a.a.O. 253 Begründung S. 18. 254 Prölß, 2. Aufl. S. 4 1 3 , scheint geneigt, den Zeitpunkt der Zahlung an Stelle des Zeitpunktes der Kündigung als maßgebend für das Erlöschen des Eintrittsrechtes anzusehen. 256 y g i Benadiriditigungspflicht des Versicherungsnehmers, § 12 Z. 1.
72 4- D e r E i n t r i t t bei m e h r e r e n E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n . Treten mehrere Eintrittsberechtigte ein, so können sie nur Gesamtschuldner und Gesamtgläubiger sein, also nur gemeinsam über das Versicherungsverhältnis verfügen (§ 432 BGB). Dies ergibt sich daraus, daß es dem Versicherer unzumutbar wäre, den Vertrag geteilt aufrechtzuerhalten256. Treten einer oder mehrere Eintrittsberechtigte an Stelle eines Gesamtschuldners ein, dann werden sie Gesamtschuldner, treten sie an Stelle eines Teilschuldners ein, so werden sie untereinander Gesamtschuldner, gegenüber dem Versicherer nehmen sie die rechtliche Stellung dieses Teilschuldners ein. Tritt nur einer von mehreren Eintrittsberechtigten ein und ist die einmonatige Frist abgelaufen, so bleiben die anderen Bezugsberechtigungen bestehen, da er den Vertrag, wie er zur Zeit des Eintritts war, übernahm257. Als neuer Versicherungsnehmer kann der Eintrittsberechtigte die übrigen Bezugsberechtigungen allerdings sofort widerrufen. Ist der Eintrittsberechtigte vor Ablauf der Einmonatsfrist eingereten, so steht den anderen hingegen noch das Eintrittsrecht zu. Zu beachten ist hierbei, daß die Fristen im Falle der Pfändung und des Arrestes für jeden Eintrittsberechtigten verschieden laufen. Wir haben bisher nur den Fall geprüft, daß eine einheitliche Versicherung auf den Todesfall vorlag oder daß bei einer gemischten Versicherung die Bezugsberechtigung für beide Fälle galt. Es fragt sich, ob die oben gefundenen Ergebnisse dieselben bleiben, wenn für den Erlebensfall eine Person, für den Todesfall eine andere eintrittsberechtigt bzw. bezugsberechtigt ist. Daß eine solche Versicherung mit verschiedenen Bezugsberechtigungen möglich ist, steht in der Rechtswissenchaft und Praxis fest25"'8. Nur vereinzelt hat man sich dagegen gewandt259. Schon abgesehen von dem Eintrittsrecht haben sich Probleme ergeben, die noch nicht einheitlich gelöst sind. Kann der Versicherungsnehmer Darlehen aufnehmen oder die Rückkaufssumme fordern, wenn für den Todesfall ein unwiderruflich Bezugsberechtigter besteht? Bürkner bejaht es, Bruck-Doerstling verneinen es260. Man wird sich wohl Bruck-Doerstling anschließen müssen, weil der Versicherungsnehmer nichts tun darf, was die Rechte des unwiderruflich Bezugsberechtigten schmälern könnte. Sind verschiedene Personen für den Erlebens- und Todesfall eingesetzt, so fragt sich, ob das Eintrittsrecht nur einem von beiden, beiden zusammen oder keinem zustehen soll. Man würde der Schutz256
So auch Prölß II S. 4 1 5 ; Hagemann S. 35. Prölß II Anm. 4 zu § 1 7 7 . HagenS. 428; Bruck-Dörstling Anm. 6 zu § 1 5 ; Bürkner S. 483; zweig II S. 795. 259 Vgl. John S. 67. 280 Vgl. Anm. 258. 257
258
Ehren-
73 idee des ^ 1 7 7 V V G n. F. nicht gerecht werden, wollte man beide ihrer Rechte berauben, also sagen, daß in diesem Falle kein Eintrittsrecht besteht, nur weil zwischen dem Rang der Rechte ein Konflikt entstehen könnte. Dieser Konflikt kann, wie wir oben sahen, durch die Zustimmung des Versicherungsnehmers beseitigt werden. Wird der Konflikt nicht geklärt, so wird man annehmen dürfen, daß beiden das Recht zum Eintritt voll zusteht; wenn beide eintreten wollen, so allerdings beiden nur zu je j o %. Ihre Rechte sind nach Eintritt eines von ihnen oder beider dieselben, wie die im ursprünglichen Vertrage. Dies ergibt sich daraus, daß sie ja den ursprünglichen Vertrag, wie er zum Zeitpunkt des Eintritts vorlag, übernehmen; und weiter daraus, daß beide ein Interesse am Eintritt haben und beide durch ihn gleiche Rechte erlangen müssen. Bei dem Eintritt kann keiner wissen, wer von ihnen schließlich die Versicherungssumme bekommt — wann der Versicherungsnehmer stirbt, weiß keiner. Tritt nur einer ein, so besteht weiter kein Problem: er kann ja jedes Bezugsrecht widerrufen. Ihm dies Recht zu rauben, würde bedeuten, ihn in einen Vertrag mit unwiderruflicher Bezeichnung eintreten zu lassen, also den Grundsatz von dem Eintritt in denselben Vertrag zu brechen. Treten beide ein, so wird einer von ihnen 50 % der Prämien und des Rückkaufswertes bezahlen, aber nichts bekommen. Dies Ergebnis scheint unbillig. Abzuhelfen ist dem, aber nicht dadurch, daß man sagt: durch den Eintritt sind beide für beide Fälle je zur H ä l f t e berechtigt. Denn dann würden sie nicht mehr in den ursprünglichen Vertrag eintreten, sondern in einen anderen. Abzuhelfen wäre nur auf die Weise, daß man dem, der leer ausgeht, nicht nur einen Bereicherungsanspruch gibt — er wäre zu schwach, würde im Falle eines Konkurses des anderen nichts nützen —, sondern ein dingliches Recht: beide können die Versicherung bis zur Höhe des halben Rückkaufswertes und der halben Prämien wie jede andere künftig bedingte Forderung pfänden 261 . Im übrigen können sich die beiden Eintrittsberechtigten ja dahin einigen, daß sie die Bezugsberechtigung gemeinschaftlich ändern, so daß jeder von ihnen für den Erlebensfall und den Todesfall zu 50 % berechtigt wird. 5. D i e A n f e c h t b a r k e i t des E i n t r i t t s s e i t e n s der G l ä u b i g e r des E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n . Schließlich ist noch die Rechtslage zu prüfen, die entsteht, wenn die Gläubiger des Eintrittsberechtigten seine Zahlung der Rückkaufssumme mit der Gläubigeranfechtung anfechten. — Diese Anfechtung 201
Dazu Jaeger
II S. 624, Niewiesch
S. 17 f.
74 wird wohl nur dann vorkommen, wenn die Zahlungsfähigkeit des Versicherers zweifelhaft erscheint. Wenn die Gläubiger des Eintrittsberechtigten die Zahlung der Rückkaufssumme anfechten, so müssen die Gläubiger des Versicherungsnehmers als Bereicherte den Rückkaufswert herausgeben. Dadurch wird die Grundlage des Eintritts des Eintrittsberechtigten wegfallen. Denn für die Gläubiger des Versicherungsnehmers ist Voraussetzung für einen gültigen Eintritt nicht eine formelle Zahlung, die trotz der relativen Unwirksamkeit dem Eintrittsberechtigten wie dem Versicherer gegenüber wirksam bleibt, sondern dem Grundgedanken des § i 7 7 V V G . n. F. nach ist nötig eine tatsächliche Zahlung — § 1 7 7 V V G n. F. will die Gläubiger ja gegenüber ihrer Lage bei Zahlung des Rückkaufswertes vom Versicherer nicht schlechter stellen oder gefährden. Diesen Anspruch auf eine tatsächliche Zahlung könnten die Gläubiger des Versicherungsnehmers nur durch die Kenntnis der Absichten des Eintrittsberechtigten verlieren und nicht dadurch, daß sie gezwungen sind, das Geld anzunehmen 262 . Diese rechtliche Betrachtung spricht gegen die Möglichkeit einer Konkursanfechtung des einmal vollzogenen Eintritts. Weiterhin sprechen auch die Interessen der Gläubiger dagegen. Den Gläubigern des Versicherungsnehmers haftet wohl der Eintrittsberechtigte, aber dieser ist ja in Konkurs, seine Zahlungsunfähigkeit war es, die seine Gläubiger veranlaßt hat, seine Zahlungen anzufechten. Den Gläubigern des Versicherungsnehmers haftet aber n u r dieser Eintrittsberechtigte; der Versicherer haftet nicht; für ihn wie für Personen, die der Eintrittsberechtigte seinerseits wieder begünstigt haben mag, bleibt der Eintritt des Eintrittsberechtigten in den Versicherungsvertrag ja wirksam, da die Gläubigeranfechtung nur einen Herausgabeanspruch zur Folge hat und keine Nichtigkeit 263 . Die Gläubiger des Eintrittsberechtigten haben mehr Sicherheit. Ihnen haftet neben dem Eintrittsberechtigten noch der Versicherer für die Rückkaufssumme. Für diese Gläubiger zu entscheiden, würde nicht nur heißen, rechtlichen und interessengemäßen Erwägungen zuwider eine Entscheidung zu treffen, sondern auch, zwischen zwei Gruppen von Gläubigern, die im allgemeinen gleichberechtigt sind oder sein sollen, zugunsten derer zu entscheiden, die ihre Rechte später geltend gemacht haben. Schließlich würde die Zulassung der Anfechtung der Zahlung, die der Eintrittsberechtigte an die Gläubiger des Versicherungsnehmers geleistet hat, einen Verstoß gegen den Grundsatz der Endgültigkeit des Eintritts 264 darstellen. L 62
'
203 261
Kollusion; R G Z 6 S. 17. Jaeger Anm. 1 zu § 29 K O . Vgl. oben § 1 1 Z. 2.
75 6. D e r S c h u t z d e s E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n d u r c h § 178 I I V V G . Die Stellung des Eintrittsberechtigten wird durch das Gesetz besonders geschützt. § 1 7 7 V V G n. F. ist zugunsten des Versicherungsnehmers oder des Eintrittsberechtigten zwingend (§ 178 Abs. 2). Bezüglich des Eintrittsrechtes kann allerdings zu Ungunsten des Versicherungsnehmers kaum abgewichen werden. — Der Versicherer kann sich also auf Vereinbarungen mit dem Versicherungsnehmer nicht berufen, die das Eintrittsrecht ausschließen, es zu ungünstigeren Bedingungen gestatten, ein Formerfordernis für die Anzeige oder die Zustimmung fordern oder eine Frist für die Klärung bei der Pfändung trotz der Unkenntnis des Eintrittsberechtigten setzen265. § 12. D i e Folgen für die Gläubiger des Versicherungsnehmers. 1. D i e P f l i c h t z u r B e n a c h r i c h t i g u n g d e s Eintrittsberechtigten vom Konkurs. Man könnte daran denken, dem Gläubiger aus Treu und Glauben die Pflicht aufzuerlegen, sich beim Versicherungsnehmer nach Eintrittsberechtigten zu erkundigen und dann diesen Mitteilung von der Eintrittsmöglichkeit zu machen266. Diese Pflicht würde ihren Sinn darin finden, die Rechtsunsicherheit, die durch einen erst nach Monaten oder Jahren nach der Pfändung erfolgten Eintritt des Berechtigten ausgelöst wird, möglichst zu beschränken. Der Versicherungsnehmer ist dem Gläubiger gemäß § 836 Abs. 3 Z P O auskunftspflichtig. Daß gerade den Gläubiger die Pflicht träfe, könnte man damit zu begründen versuchen, daß er es ja ist, der das Verfahren ins Rollen bringt; daß er als erster von der Pfändung Kenntnis hat; und daß der Eintrittsberechtigte ohnedies auf irgendeine Weise seinen Namen erfahren muß, da er die Rückkaufssumme ja an den Gläubiger zu leisten hat. Diesen Erwägungen wird man aber nicht folgen dürfen 267 . Abgesehen davon, daß schon dem Versicherungsnehmer diese Mitteilungspflicht obliegt, muß man berücksichtigen, daß der Gläubiger o f t ein Privatmann ist, der sich in rechtlichen Dingen nicht recht auskennt und der diese Pflicht kaum wird kennen können; weiter muß man bedenken, daß § 177 W G n . F. keinen Beteiligten schädigen will, eine solche Mitteilungspflicht aber für den Gläubiger eine erhebliche Belastung bedeuten würde, während sie dem Versicherungsnehmer gewöhnlich keine Mühe bereiten wird. 205
Vgl. auch Hagen S. 36. Vgl. oben § 10 Z.3. Eine Mitteilungspflicht lehnt auch ab Prölß Begründung. ' 268
207
in D R S. 773, ohne nähere
75 6. D e r S c h u t z d e s E i n t r i t t s b e r e c h t i g t e n d u r c h § 178 I I V V G . Die Stellung des Eintrittsberechtigten wird durch das Gesetz besonders geschützt. § 1 7 7 V V G n. F. ist zugunsten des Versicherungsnehmers oder des Eintrittsberechtigten zwingend (§ 178 Abs. 2). Bezüglich des Eintrittsrechtes kann allerdings zu Ungunsten des Versicherungsnehmers kaum abgewichen werden. — Der Versicherer kann sich also auf Vereinbarungen mit dem Versicherungsnehmer nicht berufen, die das Eintrittsrecht ausschließen, es zu ungünstigeren Bedingungen gestatten, ein Formerfordernis für die Anzeige oder die Zustimmung fordern oder eine Frist für die Klärung bei der Pfändung trotz der Unkenntnis des Eintrittsberechtigten setzen265. § 12. D i e Folgen für die Gläubiger des Versicherungsnehmers. 1. D i e P f l i c h t z u r B e n a c h r i c h t i g u n g d e s Eintrittsberechtigten vom Konkurs. Man könnte daran denken, dem Gläubiger aus Treu und Glauben die Pflicht aufzuerlegen, sich beim Versicherungsnehmer nach Eintrittsberechtigten zu erkundigen und dann diesen Mitteilung von der Eintrittsmöglichkeit zu machen266. Diese Pflicht würde ihren Sinn darin finden, die Rechtsunsicherheit, die durch einen erst nach Monaten oder Jahren nach der Pfändung erfolgten Eintritt des Berechtigten ausgelöst wird, möglichst zu beschränken. Der Versicherungsnehmer ist dem Gläubiger gemäß § 836 Abs. 3 Z P O auskunftspflichtig. Daß gerade den Gläubiger die Pflicht träfe, könnte man damit zu begründen versuchen, daß er es ja ist, der das Verfahren ins Rollen bringt; daß er als erster von der Pfändung Kenntnis hat; und daß der Eintrittsberechtigte ohnedies auf irgendeine Weise seinen Namen erfahren muß, da er die Rückkaufssumme ja an den Gläubiger zu leisten hat. Diesen Erwägungen wird man aber nicht folgen dürfen 267 . Abgesehen davon, daß schon dem Versicherungsnehmer diese Mitteilungspflicht obliegt, muß man berücksichtigen, daß der Gläubiger o f t ein Privatmann ist, der sich in rechtlichen Dingen nicht recht auskennt und der diese Pflicht kaum wird kennen können; weiter muß man bedenken, daß § 177 W G n . F. keinen Beteiligten schädigen will, eine solche Mitteilungspflicht aber für den Gläubiger eine erhebliche Belastung bedeuten würde, während sie dem Versicherungsnehmer gewöhnlich keine Mühe bereiten wird. 205
Vgl. auch Hagen S. 36. Vgl. oben § 10 Z.3. Eine Mitteilungspflicht lehnt auch ab Prölß Begründung. ' 268
207
in D R S. 773, ohne nähere
76 Wenn auch der Gläubiger keine Mitteilungspflicht hat, so würde er sich sittenwidrig verhalten und zugleich schadenersatzpflichtig machen268, wenn er zwar wüßte, daß ein Eintrittsberechtigter Kenntnis von seinem Recht hat, er aber dennoch vor Ablauf der Einmonatsfrist die Rückkaufssumme vom Versicherer annähme 269 . Über dies hinaus könnte er auch nach § 7 1 7 Abs. 2 Z P O schadensersatzpflichtig werden können 270 und wird daher von sich aus daran interessiert sein, mit der Durchführung der Vollstreckung zu warten und sogar den Eintrittsberechtigten Mitteilung von den Vollstreckungsmaßnahmen zu machen. 2. D i e W i r k u n g e n b e i D u r c h f ü h r u n g o d e r A n k ü n d i g u n g des E i n t r i t t s . Durch Vollzug des Eintrittsrechts erlischt das Pfandrecht oder der Konkursbeschlag der Gläubiger, und zwar auch dann in ganzer Höhe, wenn die Rückkaufssumme geringer ist als die Forderungen der Gläubiger 2 7 1 . Eine Befriedigung der Gläubiger vor Vollzug des Eintritts bringt das Eintrittsrecht zum Erlöschen. Leistet der Eintrittsberechtigte doch, so ist er auf einen Rückgabeanspruch angewiesen. Eine Zahlung des Versicherers an die Gläubiger nach Vollzug des Eintritts ändert nichts an der Rechtslage und gewährt ebenfalls nur einen Rückgabeanspruch. Den Gläubigern stehen keine Ansprüche gegen den Eintrittsberechtigten zu, da vor Vollendung des Eintritts noch keine rechtsgeschäftlichen Beziehungen zwischen Eintrittsberechtigtem und Gläubigern bestanden haben und da erst mit dem Eintritt der Eintrittsberechtigte die Stellung des Versicherungsnehmers übernimmt, der Eintritt aber erst nach Zahlung der Rückkaufssumme möglich ist. Für den Fall, daß die Zahlung der Rückkaufssumme erfolgt und die Anzeige angekündigt ist, aber unterbleibt, könnte man den Eintrittsberechtigten nach dem Estoppel-Prinzip f ü r etwaige Schäden haften lassen. Es kommen hier Schäden in Frage, die zwischen dem Ende der Einmonatsfrist und der Kenntnis des Gläubigers vom Ausbleiben des Eintritts liegen, z. B. Schäden, die durch den Konkurs des Versicherers hervorgerufen werden können. Ich möchte diese Haftung insbesondere im Hinblick darauf bejahen, daß die Rechtsstellung des Eintrittsberechtigten in jeder Hinsicht sehr erleichtert ist; man denke daran, daß die Absendung der Eintrittsanzeige genügt oder daran, daß sein Eintrittsrecht erst einen Monat nach Kenntnis der Pfändung erlischt. 268 589 270 271
§ 826 B G B . Vgl. Hagemann S. 3 5 ff. Prölß a.a.O. So auch Hagemann S. j j , anders Prölß in D R 1940 S. 774.
77 3. D i e A n f e c h t u n g d e r Z u s t i m m u n g . Eine Möglichkeit der Anfechtung der Zustimmung — nur diese kommt als anfechtbare Rechtshandlung des Versicherungsnehmers in Betracht — von seiten der Gläubiger nach §§ 3 1 , 32 K O und 3 Nr. 1 B, 4 Anf. G. besteht nicht. Dies wird dadurch erwiesen, daß der Einfluß der Rechtshandlung, die angefochten werden soll, o b j e k t i v n a c h t e i l i g für die Konkursgläubiger sein muß272, und das wird — wie weiter oben ausgeführt worden ist — nie der Fall sein. "Weiterhin ergibt sich daraus, daß § 177 W G n . F. eine Sonderbestimmung ist, die als solche die Anwendung der Vorschriften über die Gläubigerbenachteiligung ausschließt273. § 13.
Die Folgen für den Versicherer. zur
1. R e c h t u n d P f l i c h t Leistungsverweigerung.
Auch die Rechtslage des Versicherers könnte sich schon vor Vollendung des Eintritts ändern. Man könnte daran denken, dem Versicherer im Falle des Konkurses des Versicherungsnehmers für die Dauer von einem Monat nach Eröffnung des Konkurses des Versicherungsnehmers ein Leistungsverweigerungsrecht einzuräumen217, da er doch damit rechnen muß, wegen des Eintritts von der Zahlung befreit zu sein, und auch die Gläubiger mit einer Zahlung von seiten des Eintrittsberechtigten rechnen müssen. Man muß wohl über Hagemann hinaus, dem österreichischen Recht folgend 275 , einen Rechtssatz der Art annehmen, daß der Versicherer vor Fristablauf dem Eintrittsberechtigten gegenüber nicht mit befreiender Wirkung leisten k a n n . Wir haben oben gesehen, daß die Unklarheit des Gesetzestextes es mit sich birngt, daß das Eintrittsrecht trotz Kündigung und trotz Zahlung nicht zum Erlöschen gebracht werden kann, soweit die Frist von einem Monat nicht abgelaufen ist. Steht man auf diesem Standpunkt, so muß man versuchen, die durch dieses Eintrittsrecht hervorgerufene Rechtsunsicherheit auf ein Minimum herabzumindern. Man wird nicht allein ein Recht zur Nichtzahlung, sondern darüber hinaus eine Pflicht zur Nichtzahlung annehmen müssen. Denn der Zweck eines Rechts zur Leistungsverweigerung kann doch nur sein, den Eintrittsberechtigten zu schützen und einen unnötigen Güteraustausch zu vermeiden. Beides wird durch ein Recht nur unvollkommen, durch eine Pflicht schon besser gewährleistet. 272 273 271 275
Vgl. Jaeger Anm. 44 u. 4 J zu § 29 K O ; R G in L Z 1909, 391. So auch Prölß in D R 1940 S. 774. Hagemann S. 36, ohne Begründung. Ehrenzweig S. 440.
77 3. D i e A n f e c h t u n g d e r Z u s t i m m u n g . Eine Möglichkeit der Anfechtung der Zustimmung — nur diese kommt als anfechtbare Rechtshandlung des Versicherungsnehmers in Betracht — von seiten der Gläubiger nach §§ 3 1 , 32 K O und 3 Nr. 1 B, 4 Anf. G. besteht nicht. Dies wird dadurch erwiesen, daß der Einfluß der Rechtshandlung, die angefochten werden soll, o b j e k t i v n a c h t e i l i g für die Konkursgläubiger sein muß272, und das wird — wie weiter oben ausgeführt worden ist — nie der Fall sein. "Weiterhin ergibt sich daraus, daß § 177 W G n . F. eine Sonderbestimmung ist, die als solche die Anwendung der Vorschriften über die Gläubigerbenachteiligung ausschließt273. § 13.
Die Folgen für den Versicherer. zur
1. R e c h t u n d P f l i c h t Leistungsverweigerung.
Auch die Rechtslage des Versicherers könnte sich schon vor Vollendung des Eintritts ändern. Man könnte daran denken, dem Versicherer im Falle des Konkurses des Versicherungsnehmers für die Dauer von einem Monat nach Eröffnung des Konkurses des Versicherungsnehmers ein Leistungsverweigerungsrecht einzuräumen217, da er doch damit rechnen muß, wegen des Eintritts von der Zahlung befreit zu sein, und auch die Gläubiger mit einer Zahlung von seiten des Eintrittsberechtigten rechnen müssen. Man muß wohl über Hagemann hinaus, dem österreichischen Recht folgend 275 , einen Rechtssatz der Art annehmen, daß der Versicherer vor Fristablauf dem Eintrittsberechtigten gegenüber nicht mit befreiender Wirkung leisten k a n n . Wir haben oben gesehen, daß die Unklarheit des Gesetzestextes es mit sich birngt, daß das Eintrittsrecht trotz Kündigung und trotz Zahlung nicht zum Erlöschen gebracht werden kann, soweit die Frist von einem Monat nicht abgelaufen ist. Steht man auf diesem Standpunkt, so muß man versuchen, die durch dieses Eintrittsrecht hervorgerufene Rechtsunsicherheit auf ein Minimum herabzumindern. Man wird nicht allein ein Recht zur Nichtzahlung, sondern darüber hinaus eine Pflicht zur Nichtzahlung annehmen müssen. Denn der Zweck eines Rechts zur Leistungsverweigerung kann doch nur sein, den Eintrittsberechtigten zu schützen und einen unnötigen Güteraustausch zu vermeiden. Beides wird durch ein Recht nur unvollkommen, durch eine Pflicht schon besser gewährleistet. 272 273 271 275
Vgl. Jaeger Anm. 44 u. 4 J zu § 29 K O ; R G in L Z 1909, 391. So auch Prölß in D R 1940 S. 774. Hagemann S. 36, ohne Begründung. Ehrenzweig S. 440.
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Die Pflicht des Versicherers zur Nichtzahlung innerhalb der Einmonatsfrist ergibt sich aus Treu und Glauben. Für den Fall der Pfändung ist der Beginn der Zahlungssperre nicht mit der Kenntnis des Eintrittsberechtigten hiervon zu identifizieren, denn diesen Zeitpunkt kann der Versicherer kaum kennen. Dem Sinn des Gesetzes entsprechend wird man sagen dürfen, daß er erst nach Ablauf eines Monats von dem Zeitpunkt leisten darf, in dem er erfährt, daß ein Bezugsberechtigter vorhanden ist. Nur in dem Falle, daß er einen Monat lang nichts über ein Vorhandensein einer eintrittsberechtigten Person erfährt, wird man sagen müssen, daß der Ablauf dieses Monats zur Befreiung von seiner Wartepflicht genügt. Diese Regelung wird den Versicherer nicht schädigen, ihm wird ja eine vorzeitige Leistung erspart, und im Falle der Unsicherheit kann er das Geld gemäß § 3 7 2 BGB hinterlegen. Schließlich ist er ja in Gefahr, nach Leistung an die Gläubiger noch ein zweites Mal an den Eintrittsberechtigten leisten zu müssen und würde daher in vielen Fällen schon von sich aus nicht vorzeitig leisten. Die Ansicht von Prölß276 und Hagemann1", daß das Eintrittsrecht durch die Zahlung der Rückkaufssumme und sogar schon durch die Kündigung erlischt, geht an diesen Schwierigkeiten vorüber, entspricht aber nicht dem Sinn des Gesetzes, sondern läuft ihm vielmehr entgegengesetzt.. 2. D e r E i n t r i t t als p r i v a t i v e S c h u l d ü b e r n a h m e . Der Versicherer erhält trotz des Eintritts des Eintrittsberechtigten nur einen Schuldner; dies folgt aus den bereits erörterten Begleiterscheinungen des Eintritts, daß der Versicherungsnehmer ganz ausscheidet, der Eintrittsberechtigte als neuer Versicherungsnehmer in den Versicherungsvertrag eintritt. Es liegt hier, wie sdion früher betont wurde, ein Fall der seltenen, von der Zustimmung des Gläubigers ( = Versicherers) unabhängigen privativen Schuldübernahme 3. D a s
Rückversicherungsverhältnis und die B ü r g s c h a f t .
Eine Rückversicherung für den Versicherungsvertrag, in den ein Eintrittsrecht ausgeübt worden ist, läuft weiter, mag es sich um eine laufende Rückversicherung oder ausnahmsweise um eine Einzelrückversicherung handeln; denn der Eintritt vollzieht sich kraft Gesetzes und muß auch für den Rückversicherer verbindlich sein. Dies entspricht auch den Interessen der Beteiligten, denn der Rückversicherer hat vor allem das Interesse an der Fortführung seines Geschäftes, 278
5.35. Vgl. Anm. 172.
79 der Versicherer ein Interesse daran, daß die ihm durch den Rückversicherungsvertag gebotene Sicherheit nicht unterbrochen wird — das Risiko wird ja weiterhin durch dieselbe Gefahrsperson bestimmt. Es steht dem Versicherer und dem Rückversicherer frei, andere Vereinbarungen zu treffen, die in ihrer Wirkung nicht durch § 178 Abs. 2 V V G beeinträchtigt werden würden. Schließlich ist noch feszutstellen, daß Bürgen, die dem Versicherer gegenüber für den alten Versicherungsnehmer haften, durch den Eintritt von ihrer Haftung befreit werden 279 . § 14-
Die Auslösung einer Steuerpflicht durch den Eintritt. Das letzte Problem, das durch das Eintrittsrecht des § 1 7 7 V V G n. F. ausgelöst wird, ist, ob durdi den Eintritt eine Verpflichtung zur Steuerzahlung ausgelöst wird. Falls das Versicherungssteuergesetz 280 ausschließlich Anwendung finden sollte, so ist eine Steuerpflicht ausgeschlossen. Gemäß § 1 des Gesetzes können weder die Zustimmung noch die Anzeige steuerpflichtig sein, da nur Zahlungen des Versicherungsentgeltes in Frage stehen. Audi die Zahlung der Rückkaufssumme kann keine Steuerpfiicht auslösen, da sie kein Versicherungsentgelt ist, keine Leistung ist, „die für die Begründung und zur Durchführung des Versicherungsverhältnisses a n d e n V e r s i c h e r e r zu bewirken ist" (§ 3 Abs. 1 Versicherungssteuergesetz). Schwieriger ist die Frage nach dem Urkundensteuergesetz 281 zu beantworten. Vorweg sei bemerkt, daß nach dem Urkundensteuergesetz nur dann eine Steuerpflicht entsteht, wenn eine Urkunde über den Rechtsvorgang abgefaßt ist, und entweder die Urkunde im Inland errichtet ist, der Erfüllungsort im Inlande liegt, oder der Schuldner seinen Sitz (Wohnsitz) im Inlande hat 282 . Die Zahlung der Rückkaufssumme kommt hier also nicht in Betracht. § 20 I V Z 2 Urk.St.G. besagt, daß „ein Vertrag über eine Versicherung, die unter das Versicherungssteuergesetz fällt", von der Besteuerung ausgeschlossen ist. Dies ist so auszulegen, daß Versicherungsverträge „mit den aus ihnen entstehenden Rechten und Pflichten der Versicherer, Versicherungsnehmer und Versicherten" 283 nicht der Bes.teuerung nach dem Urk.,St.-G. unterliegen. Dagegen bezieht sich die Ausnahme nicht auf Rechtsgeschäfte, die mit dem Versicherungsvertrage nur wirtschaftlich zusammenhängen, insbesondere nicht auf Abtretungen der Versicherungsansprüche 284 . 279 280 281 285 283
284
§ 418 BGB. RGBl. 1937 I S.793. RGBl. 1936 I S.407. UrkStG. §§ 1 u. 3 I. Boruttau S. 198.
Boruttau a.a.O.
79 der Versicherer ein Interesse daran, daß die ihm durch den Rückversicherungsvertag gebotene Sicherheit nicht unterbrochen wird — das Risiko wird ja weiterhin durch dieselbe Gefahrsperson bestimmt. Es steht dem Versicherer und dem Rückversicherer frei, andere Vereinbarungen zu treffen, die in ihrer Wirkung nicht durch § 178 Abs. 2 V V G beeinträchtigt werden würden. Schließlich ist noch feszutstellen, daß Bürgen, die dem Versicherer gegenüber für den alten Versicherungsnehmer haften, durch den Eintritt von ihrer Haftung befreit werden 279 . § 14-
Die Auslösung einer Steuerpflicht durch den Eintritt. Das letzte Problem, das durch das Eintrittsrecht des § 1 7 7 V V G n. F. ausgelöst wird, ist, ob durdi den Eintritt eine Verpflichtung zur Steuerzahlung ausgelöst wird. Falls das Versicherungssteuergesetz 280 ausschließlich Anwendung finden sollte, so ist eine Steuerpflicht ausgeschlossen. Gemäß § 1 des Gesetzes können weder die Zustimmung noch die Anzeige steuerpflichtig sein, da nur Zahlungen des Versicherungsentgeltes in Frage stehen. Audi die Zahlung der Rückkaufssumme kann keine Steuerpfiicht auslösen, da sie kein Versicherungsentgelt ist, keine Leistung ist, „die für die Begründung und zur Durchführung des Versicherungsverhältnisses a n d e n V e r s i c h e r e r zu bewirken ist" (§ 3 Abs. 1 Versicherungssteuergesetz). Schwieriger ist die Frage nach dem Urkundensteuergesetz 281 zu beantworten. Vorweg sei bemerkt, daß nach dem Urkundensteuergesetz nur dann eine Steuerpflicht entsteht, wenn eine Urkunde über den Rechtsvorgang abgefaßt ist, und entweder die Urkunde im Inland errichtet ist, der Erfüllungsort im Inlande liegt, oder der Schuldner seinen Sitz (Wohnsitz) im Inlande hat 282 . Die Zahlung der Rückkaufssumme kommt hier also nicht in Betracht. § 20 I V Z 2 Urk.St.G. besagt, daß „ein Vertrag über eine Versicherung, die unter das Versicherungssteuergesetz fällt", von der Besteuerung ausgeschlossen ist. Dies ist so auszulegen, daß Versicherungsverträge „mit den aus ihnen entstehenden Rechten und Pflichten der Versicherer, Versicherungsnehmer und Versicherten" 283 nicht der Bes.teuerung nach dem Urk.,St.-G. unterliegen. Dagegen bezieht sich die Ausnahme nicht auf Rechtsgeschäfte, die mit dem Versicherungsvertrage nur wirtschaftlich zusammenhängen, insbesondere nicht auf Abtretungen der Versicherungsansprüche 284 . 279 280 281 285 283
284
§ 418 BGB. RGBl. 1937 I S.793. RGBl. 1936 I S.407. UrkStG. §§ 1 u. 3 I. Boruttau S. 198.
Boruttau a.a.O.
80 Man könnte geneigt sein, die Zustimmung des Versicherungsnehmers einer Abtretung entsprechend zu behandeln. D a n n würde man aber übersehen, d a ß bei der Zustimmung der Versicherungsnehmer kein Recht von sich auf einen anderen überträgt, denn ein Eintritt ist ja nur möglich, wenn die vermögensrechtlichen Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag nicht mehr dem Versicherungsnehmer, sondern den Pfandgläubigern oder dem Konkursverwalter zustehen. D a ß der Gesetzgeber in § 21 U k r . S t . G . nur die Abtretung selbst hat treffen wollen, ergibt sich aus der Begründung zum Urk.St.G. 2 8 5 , in der nur von § § 3 9 8 und 413 B G B die Rede ist286. Schließlich könnte man versuchen, eine Steuerpflicht darauf zu gründen, daß die Anzeige des Eintrittsberechtigten an den Versicherer der Anzeige in § 21 Abs. 1 S. 2 U r k . S t . G . gleichstehe. A b e r auch diese Ansicht ist abzulehnen. A u s der Begründung zu § 21 U r k . S t . G . Z 9 geht eindeutig hervor, daß der Gesetzgeber unter Anzeige nur die Anzeige'des abtretenden Gläubigers verstand 287 . Diese Anzeige soll deshalb steuerpflichtig sein, weil sie an die Stelle einer dem neuen Gläubiger ausgehändigten Abtretungserklärung tritt 288 . Auch diese Anzeige setzt somit voraus, daß der Vermögenswert sich vorher, soweit er von der Anzeige betroffen wird, im Vermögen des Anzeigenden befand. A u d i nach dem U r k . S t . G . löst also wieder die Zustimmung noch die Anzeige eine Steuerpflicht aus. Beide Rechtshandlungen fallen vielmehr unter die aus dem Versicherungsvertrag entspringenden Rechte und Pflichten 280 und unterliegen als solche nicht einer Steuer nach dem Urkundensteuergesetz. Dieses Ergebnis entspricht nicht nur den v o m Gesetzgeber geschützten Interessen — der Eintrittsberechtigte bedarf des Schutzes, ihm eine Steuerzahlung aufzubürden, scheint dem Sinn des § 177 V V G n. F. zu widersprechen — sondern auch dem allgemeinen Rechtsgrundsatz, daß Unklarheiten bei rechtlichen Bestimmungen im Z w e i f e l zu Ungunsten desjenigen auszulegen sind, der sie abgefaßt hat, also zu Ungunsten des Staates, der nach Überwindung der alten Fiskustheorie zugleich der Gesetzgeber und zugleich Träger der Rechte aus den Steuergesetzen ist.
285 Abgedruckt in Eiffler, Urkundensteuergesetz, Berlin und Leipzig 1936, S. 121 ff. äse Y g ] E i f f l e r a . a . O . und auch Boruttau S. 36, der darlegt, daß der Gesetzgeber im UrkSt.G. als einseitige Erklärungen Bestandteile von Verträgen im bürgerrechtlichen Sinn angesehen hat. 287 Begründung a.a.O. 288 V g l . auch Keßler, Urkundensteuergesetz, K ö l n 1939, S. 206 b u. c. 289 V g l . oben A n m . 283.
§ 15-
Die Wertung des gegenwärtigen Interessenausgleiches zwischen Familie und Gläubigern des Versicherungsnehmers. Die Wertung des gegenwärtigen Interessenausgleiches zwischen Familie und Gläubigern des Versicherungsnehmers. Wir haben die Voraussetzungen und Wirkungen des Eintrittsrechts kennengelernt. Es fragt sich nun, ob die neue Gesetzesvorschrift wirtschaftlich einen großen Vorteil f ü r den Unterhalt der Familie bedeutet. Man muß wohl feststellen, daß nur in seltenen Fällen die Familie besser gestellt ist als früher. Heute kann zwar z. B. die Ehefrau des Versicherungsnehmers gegen Erstattung des Rückkaufwertes in den Versicherungsvertrag eintreten. Aber gerade dadurch, daß sie den Rückkaufswert ersetzen muß, wird die Ausübung des Eintrittsrechts in der Praxis gerade dann oft nicht möglich sein, wenn der Frau ein Schutz besonders nottut, weil sie sich in einer wirtschaftlichen Notlage befindet, ihr das Kapital zur Bezahlung auch nur eines Teiles der Rückkaufssumme fehlen wird. Die Ehefrau kann allerdings in diesem Fall auf die Versicherungsumme bis zur Höhe der Rückkaufssumme 200 ein Darlehen nehmen, das nicht zurückgezahlt zu werden braucht, da es vorweggenommene Leistung ist291, sondern nur von der Versicherungssumme bei der Auszahlung abgezogen wird; sie muß aber doch die Zinsen für dieses Darlehen zahlen — und der Zinssatz ist regelmäßig i % über dem Reichsbankdiskontsatz, also verhältnismäßig hoch292. Da zu diesen Zinsen noch die regelmäßige Prämienzahlung hinzukommt, wird sie als unvermögende Frau von dem Eintrittsrecht trotz der Möglichkeit eines Darlehens kaum Gebrauch machen können. O b man für den obigen Fall annimmt, daß die Versicherungsdauer erst kurz ist, die Rückkaufsumme also relativ gering, oder daß die Versicherung schon lange läuft, dieser Betrag also sehr hoch ist, bleibt für die Frau im Enderfolg gleich. Denn entweder muß sie die Prämien noch lange zahlen, erwirbt durch den Eintritt also einen relativ unbedeutenden Vermögenswert und zahlt der Versicherungsgesellschaft also beinahe den ganzen Gegenwert für die später fällig werdende Versicherungssumme in Gestalt der Prämien, oder die Rückkaufssumme ist wegen der langen Dauer der Versicherung schon sehr hoch und die Zinsen für dieses hohe Darlehen nebst den jeweils 280 281 282
Vgl. A V B § jb. Prölß S. 349; auch Prölß Vgl. A V B § 7c. 6*
2. A u f l . S . 4 2 1 ; a. M. R G Z Neum. 23 S. 207.
84 fälligen Prämienzahlungen übersteigen die Leistungsfähigkeit der Frau. Auch in diesem Falle würde sie insgesamt annähernd ebensoviel leisten, wie die Versicherungssumme beträgt. Der Unterschied zwischen dem alten Rechtszustand und dem nach dem i. Juli 1940 ist, wirtschaftlich gesehen, nicht sehr groß: die wenigsten Konkursverwalter hätten etwas dagegen gehabt, daß an Stelle der Versicherungsgesellschaft die Frau des Gemeinschuldners den Rückkaufswert in die Konkursmasse einzahlt und ihr dafür alle Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag abgetreten werden. Auch der Versicherer wird selten etwas gegen den Wechsel in der Person der Vertragspartei einzuwenden gehabt haben, da er ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Vertrages hat und auch spätere Nichtleistungen der Frau für ihn keinen Vermögensschaden bedeuten. Während der Schutz, den das neue deutsche Gesetz der Familie gewährt, gegenüber dem früheren Rechtszustand nicht viel größer sein dürfte, sind die Forderungen, die man im neuen Deutschland an eine Lebensversicherung stellen zu müssen glaubt, viel weitergehend als früher 293 . Sie gehen etwa dahin, daß die Ansprüche des Ehegatten und der Kinder als Begünstigte durch die Zwangsvollstreckung nicht beeinträchtigt werden, und daß sie auch ohne Zahlung des Rückkaufswertes den Vertrag übernehmen können, soweit sie dies nicht ausdrücklich ablehnen. Der Zweck der letzteren Vorschrift wäre, daß der Versicherungsnehmer, nachdem er den Versicherungsanspruch für sich gerettet hat, ihn nicht etwa durch Umbenennung eines Begünstigten f ü r sich verwerten soll 294 . Dieser erweiterte Schutz zugunsten der Familie könnte nur auf Kosten der Gläubiger geschehen. Man geht mit größerer oder geringerer Selbstverständlichkeit davon aus, daß die Gläubiger das Geld nicht so dringend brauchen wie die Familienangehörigen des Versicherungsnehmers, daß der Erwerbsmodus der Forderungen der Gläubiger moralisch sehr wohl zweifelhaft sein kann 295 , und daß überdies den Gläubigern in Wirklichkeit nichts verloren geht, was sie ohne die zu schützende Person ohnedies nicht gehabt hätten; denn in sehr vielen Fällen soll es gerade die Hausfrau sein und nur sie allein, die den Betrag für die Prämien einspart, anstatt ihn für vermeintlich „notwendige" Dinge auszugeben 296 . Gleichwohl können wir uns des Eindruckes nicht erwehren, daß man die Dinge zu einseitig sieht. Es ist nicht nur deutsch und gut, für die Familie zu sorgen, sondern auch seine Schulden zu bezahlen und damit den Gläubigern den Unterhalt ihrer Familie zu erleichtern. -B3 Vgl. Hagemann S. 33; Hagen Z S. 331 ff. Für das Schweizer Redit Roelli-Jaeger S. 182 u. 204; vgl. Schweizer V V G Art. 80 u. 81. 285 Hagen Z S. 332. 296 Vgl. H. König S. 370. 201
85 D a ß der Staat die Bezahlung von Schulden seiner Bürger in gewöhnlichen Zeiten übernehmen soll, kann man aus offensichtlichen Gründen weder erwarten noch fordern. Dagegen könnte man der Ansicht sein, daß es eine Aufgabe des Staates sei, in einem gewissen Mindestmaße die Versorgung jeder Familie zu übernehmen. Nach diesem Gesichtspunkt muß es daher Aufgabe des Staates sein, bei der Interessenaibwägung zwischen der Familie des Versicherungsnehmers und dessen Gläubigern im Gesetz die Gläubiger zu schützen, den Schutz der Familie aber selbst zu übernehmen 2 " 7 . So richtig m. E. dieser Gesichtspunkt ist — solange der Staat diese Aufgabe noch nicht übernommen hat, muß man die Interessen nach der gegenwärtigen Rechtsordnung gleichermaßen abwägen. Bei Prüfung der drei oben erwähnten im Schrifttum zum Teil als selbstverständlich vertretenen Gesichtspunkte wird man vor allem zweierlei berücksichtigen müssen, nämlich einerseits, daß es kein erstrebenswerter Zustand sein sollte, wenn es darauf hinauskäme, daß die Gläubiger des Versicherungsnehmers die Prämien für die Familie desselben bezahlt haben 2118 ; andererseits, daß im Durchschnitt die Familie des Gläubigers g e n a u s o schutzbedürftig und schützenswert ist wie die Familie des Versicherungsnehmers 299 . Es hat sich häufig in der Praxis gezeigt, daß der Versicherungsanspruch oft der einzige nennenswerte greifbare Vermögenswert des Schuldners war, der für die kleinen Gläubiger — die unerfahren sind und nicht richtig wissen, wie und wann sie ihre Forderung sichern können — übrig blieb, oder gar der einzige Vermögenswert, der je bestand 300 . W a r u m will man den Gläubigern des Versicherungsnehmers die Möglichkeit nehmen, für den Betrag, den dieser schuldet, selbst eine Lebensversicherung aufzunehmen? W a s das Argument der Sparsamkeit der Frau des Versicherungsnehmers anbetrifft, so ist zu sagen: es pflegt immer so zu sein, daß die Gläubiger einer sparsamen Schuldners mit einer sparsamen Familie besser dastehen als die eines Verschwenders. Im sonstigen Recht pflegt man zu versuchen, die Lage mehr an die beim sparsamen Schuldner anzugleichen — man denke an die Konkursordnung — ; es dürfte sonst "billig und vernünftig erschienen sein, die Gläubigerinteressen vorangehen zu lassen; die Gläubiger werden die Eigenschaften des Schuldners bei der H ö h e ihres Kredits und bei ihren Bedingungen berücksichtigen. W a r u m soll die Regelung im Versicherungsrecht anderen Maßstäben folgen als im übrigen Recht? Es ist m. E. auch nicht richtig, zu sagen, der Versicherungsnehmer müsse in seinem Bestreben, seine Familie zu schützen, m e h r geschützt werden als er es bis jetzt (d. i. vor dem Inkrafttreten der Novelle) war. Die Möglichkeit, seine Frau zu schützen, hat er nach dem bisherigen Recht ja auch — allerdings mit einem kleinen Nach287 298 296 300
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Stübler S. 51 ff. Sdiwarz S. 42. Niewiesch S. 22. Niewiesch a.a.O.
86 teil: die unwiderrufliche Bezugsbezeichnung entzieht ihm die V e r fügungsmacht über die Versicherung. U n d diesen Nachteil muß er auch in K a u f nehmen, wenn er es ernst mit der Versorgung seiner Familie meint 3 0 1 . Dieser Nachteil bildet gerade den Prüfstein, ob er die Familienfürsorge nicht als V o r w a n d benutzt 3 0 2 . Der Rechtsverkehr könnte dadurch, daß dasselbe Rechtsgut zwar frei verfügbar, aber unpfändbar ist, stark beeinträchtigt werden 3 0 3 . Übrigens ist die V e r fügungsfreiheit des Versicherungsnehmers ja nur soweit eingeschränkt, als der Ehegatte und die Kinder nicht zustimmen 304 . Demgegenüber können auch die Argumente nicht durchschlagen, daß es dem Versicherungsnehmer nicht zuzumuten sei, seine Verfügungsmacht über einen doch recht beträchtlichen Vermögensteil aufzugeben 305 , oder daß die Praxis beweise, daß man von dieser Möglichkeit, seine Familie zu schützen, noch nicht oft Gebrauch gemacht habe 3 0 6 . W e n n jemand sonst einem anderen etwas schenken oder jemanden versorgen will, so kann er dies auch nicht damit verbinden, daß er selbst dennoch die Verfügungsmacht über den betreffenden Vermögenswert behält. E r muß den betreffenden Gegenstand endgültig aus seinem Vermögen geben und behält nicht die Anwartschaft, daß, wenn der widerruflich Begünstigte vor ihm stirbt, das Geld an ihn zurückfällt. Meines Erachtens hat das österreichische Recht dasjenige gewählt, was man sonst den „goldenen Mittelweg" zu nennen pflegt. Damit, daß wir im deutschen Recht das österreichische Eintrittsrecht übernommen haben, haben wir der Familie ein, wenn auch nicht sehr wirkungsvolles Recht verschafft, ohne die Interessen der Gläubiger merklich zu schädigen. Es wäre m. E. das Richtige, hierbei zu bleiben. Mag man dem deutschen Recht vorwerfen, bei einer Halbheit stehen geblieben zu sein, wenn man ihm nur nicht vorwerfen kann, gegen die Gläubiger des Versicherungsnehmers ungerecht zu sein. W i l l man der Familie dennoch einen weitergehenden Schutz gewähren, so müßte man wenigstens den Schutz, der durch die P f ä n dungsfreiheit gewährt werden soll, summenmäßig beschränken 307 , wie es schon in der Handwerkerversicherung geschehen ist 308 . 301
Ebenso Müller S. 35; vgl. dazu Oellers in Z 38 S. 84 ff. Vgl. Brecher S. 54/55. ° ' So Lederle S. 170. 301 Ähnlich ist z . B . in § 22 der i . D u r c h f V O . zum Gesetz über die Altersversorgung des deutschen Handwerks ' (SDH) dem Handwerker die Verfügungsfreiheit über die der Pflichtversicherung unterliegenden Versicherungsansprüche fast völlig genommen. 303 Berliner L Z 1909, Nr. 4, Spalte 291. 306 Gerkrath S. 3 1 2 ; Berliner a.a.O. mit Nachweisen. 207 Vgl. Gerkrath S. 3 1 2 , Königslow S. 313/314, ebendort Schwarz S. 49/50, auch Lederle S. 169, der in der Höhe der Unpfändbarkeit eine Verfügung des Versicherungsnehmers von der Zustimmung der Familie abhängig machen will. 308 j-j er g e n ü t z t e Betrag ist auf höchstens RM. i o o o ö . — festgesetzt (§ 22 der 1. DurchfVO. der SDH). 302 0
Von den „Hamburger Rechtsstudien" sind noch erhältlich: Heft
4: Die Gewinnversicherung. V o n Dr. Helmut Winkler. Groß-Oktav. 31 Seiten. 1930.
M
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5: Der Konnossement-Teilschein. Oktav. 79 Seiten. 1930.
TM
4.50
Heft
6: Die Order-Police. V o n Dr. Alexander N . Tsirintanis. Groß-Oktav. 9 j Seiten. 1930.
5.40
Heft
9: Die guten Sitten in der arbeitsrechtlichen Rechtsprechung nach dem Kriege. V o n Dr. Fritz Oettinger. Groß-Oktav. 84 Seiten. 1 9 3 1 .
4-so
Von Dr. Heinz Behlert.
Groß-
H e f t 1 0 : Wandlung und Minderung bei einer Mehrheit von Käufern oder Verkäufern. V o n Dr. Hans Wogatzky. Groß-Oktav. 1 1 j Seiten. 1931.
M
6.—
H e f t I J : Die Speditionsversidierung in den Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen. V o n Dr. Willi Sdhiering. Groß-Oktav. 74 Seiten. 1932.
QU
4.—
H e f t 1 6 : Quellenkritisdie Studien zur Bessergebotsklausel (in diem addictio) im römischen Kaufrecht. Von Dr. jur. Harald Sieg. Groß-Oktav. 43 Seiten. 1933.
WH
3.—
H e f t 1 7 : Kostfrachtgeschäft und laufende Versicherung. Von Dr. jur. Detlev Himer. Groß-Oktav. 42 Seiten. 1933.
3.—
Heft 18: Acatholicus. Eine Untersuchung über die Stellung der Ungetauften und der Apostaten, Häretiker und Schismatiker sowie der sonstigen exkommunizierten Christen im geltenden kanonischen Recht. Von Dr. Walter Böhm. Groß-Oktav. 59 Seiten. 1933.
M
Heft 1 9 : Beiträge zur Lehre von den subjektiven Unrechtselementen im Strafrecht. V o n Dr. Rudolf Sieverts. Groß-Oktav. 240 Seiten. 1934.
3M 10.—
H e f t 20: Die vorvertragliche Anzeigepflidht des Versicherungsnehmers. V o n Dr. Klaus Koops. Groß-Oktav. j 2 Seiten. 1934.
3.—
3.—
H e f t 2 1 : Das Zustandekommen des Versicherungsvertrages, eine rechtsvergleichende Darstellung. V o n Dr. Heinz Hagemann. Groß-Oktav. 68 Seiten. 1934.
3SA
4.—
H e f t 22: Grundsätze der versicherungsrechtlichen Vorteilsausgleichung. V o n Dr. Günther Schultz. Groß-Oktav. 69 Seiten. 1934.
M
4.—
H e f t 23: Die Abtretung von Forderungen aus gegenseitigen Verträgen. V o n Dr. Walter Brügmann. Groß-Oktav. X V I und 1 1 0 Seiten. 1934.
M
5.—
H e f t 24: Die Stellung des geschädigten Dritten in der Haftpflichtversicherung V o n Dr. Rolf Senger. Groß-Oktav. 68 Seiten.
M
4.—
Heft 25: Neuwertversicherung. 90 Seiten. 1 9 3 j .
JtH
4.5c
Von
Dr.
Heinz
Wahren.
Groß-Oktav.
H e f t 26: Der Grundsatz des wohlerworbenen Rechts im internationalen Privatrecht, Geschichte und Kritik. Von Dr. Horst Müller. GroßOktav. 348 Seiten. 1935.
M
12.—
Heft 27: Die Risikobeschränkungen. Von Dr. Harald Lötsch. Groß-Oktav. 68 Seiten. 1935.
M
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H e f t 28: Ernst Ferdinand Klein's Auffassung von der Strafe und den sichernden Maßnahmen. V o n Dr. Helmut Mumme. Groß-Oktav. 56 Seiten. 1936.
M
3.—